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Vorlesung
Bachelorstudiengang
International Business Administration
WS 2020 / 2021
1 15.04.2020 Einführung
2 22.04.2020 entfällt
3 29.04.2020 Kapitel 1 und 2
4 06.05.2020 Kapitel 3
5 13.05.2020 Kapitel 4
6 20.05.2020 Kapitel 5
7 27.05.2020 Kapitel 6
8 03.06.2020 Kapitel 7
9 10.06.2020 Kapitel 8
10 17.06.2020 Kapitel 9
11 24.06.2020 Kapitel 10
12 01.07.2020 Kapitel 11
13 08.07.2020 Wiederholung
Kapitel 1
Finanzwirtschaftliche Grundbegriffe und Ziele
Gliederung
1.1 Finanzwirtschaftliche Grundbegriffe
1.2 Organisation und Ziele des Finanzbereichs
Was sollten Sie zusätzlich lesen
• Perridon/Steiner/Rathgeber, Finanzwirtschaft der Unternehmung, 15. Auflage 2009, A.I – A.III
• Wöhe/Bilstein/Ernst/Häcker, Grundzüge der Unternehmensfinanzierung, 10. Auflage 2009,
Erster Abschnitt
Was sollten Sie in diesem Kapitel gelernt haben
• Welche Zusammenhänge bestehen zwischen dem Leistungs- und dem Finanzbereich eines
Unternehmens?
• Welche Informationen enthalten Bilanz und GuV eines Unternehmens?
• Welche Vermögensbegriffe lassen sich unterschieden?
• Wie unterschieden sich die Begriffe Liquidität und Solvenz?
• Welche Bedeutung hat Liquidität und wie lässt sich die Liquidität eines Unternehmens
bestimmen?
• Wie unterscheiden sich Eigen- und Fremdkapital eines Unternehmens?
• Wie ist der Finanzbereich organisiert?
• Welche Aufgaben hat der Finanzbereich?
Staat
Transformationsprozess / Produktion
Leistungsstrom
Absatzmarkt Finanzstrom
Investment Finanzierungs-
Auszahl-
einzahlung
ung
Leistungs-
Finanzbereich Finanzmärkte
bereich
(Finanz Assets)
Einzahl- (Real Assets) Cashflow
ung aus Assets
Reinvestition
Finanzierungs-
auszahlung
Investitionsentscheidungen:
Beispiele: Kauf eines anderen Unternehmens, Neues Werk, Marketingaktion,...
hat oft zutun mit dem Erwerb Realer Assets
führt zu Zahlungsströmen durch Verwendung finanzieller Mittel
beginnt in der Regel mit einer Auszahlung
langfristig angelegt
Finanzierungsentscheidungen:
Beispiele: Kreditaufnahme, Ausgabe neuer Aktien, Zahlung einer Dividende, ...
hat oft zutun mit dem Verkauf finanzieller Assets
führt zu Zahlungsströmen durch Beschaffung finanzieller Mittel
beginnt in der Regel mit einer Einzahlung
kurzfristig (Liquiditätsbeschaffung) oder langfristig (Kapitalbeschaffung)
Zur finanzwirtschaftlichen Bewertung von Investitions- und
Finanzierungsentscheidungen werden die daraus resultierenden
Zahlungsströme analysiert.
KAPITEL 1: Finanzwirtschaftliche Grundbegriffe und Ziele 1.1: Finanzwirtschaftliche Grundbegriffe
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 8
Vermögen und Kapital
Eigenkapital
Vermögen
Verbindlichkeiten
Cash Asset
Die Bluelight GmbH weist per 31. Dezember 2015 folgende stark vereinfachte Bilanz (in Mio. €) aus:
Aktiva Passiva
Kasse 10 Eigenkapital 25
Forderungen 15 Verbindlichkeiten 75
Anlagevermögen 75
Wie hoch sind Zahlungsmittelbestand, Geld-, Sach- und Reinvermögen der Bluelight GmbH zum
Ende des Geschäftsjahres?
Wie verändern sich diese Werte durch die folgenden Geschäftsvorfälle? Und was sind die
Auswirkungen auf die GuV?
1) Die Bluelight AG kauft am 10. März 2016 eine neue Maschine zum Preis von 2 Mio. € auf
Rechnung.
2) Die Bluelight AG bezahlt die Rechnung am 31. März 2016 per Überweisung.
3) Die Bluelight schreibt am 31. Dezember 2016 planmäßig 500.000 € auf die Maschine ab.
Treasurer Controller
Finanz- Managment
Investitionen Finanzplanung
buchhaltung information
Rentabilität
Maximierung der Erträge und Minimierung der Kosten für investiertes Kapital (bei
gegebenem Risiko)
Je nach Zielen der Eigentümer (Vermögens- oder Entnahmemaximierung)
Sicherheit
Steuerung (u.a. Begrenzung) der übernommenen Risiken
Angemessene Vergütung für die übernommenen Risiken
Liquidität
Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit zu jedem Zeitpunkt
Strenge Nebenbedingung zur Existenzsicherung
Unabhängigkeit
Begrenzung des Einflusses von Gläubigern durch z.B. Sicherheitsleistungen,
Mitsprache- oder Kontrollrechte
KAPITEL 1: Finanzwirtschaftliche Grundbegriffe und Ziele 1.2: Organisation und Ziele des Finanzbereichs
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 19
Interessensgruppen im Unternehmen
(Stakeholders)
Interessensgruppe Anspruch
Eigenkapitalgeber / Eigentümer Erhöhung des Reinvermögens (Eigenkapital) oder
(Shareholder) Gewinnbeteiligung über Ausschüttungen
Fremdkapitalgeber Verzinsung und Rückzahlung des überlassenen Kapitals
Zielkonflikte
Die Wahrung der Interessen aller anderen Stakeholder ist aber als
Nebenbedingung zu berücksichtigen.
Gesetzliche Rahmenbedingungen sichern die Wahrung der Interessen
der Stakeholder (z.B. Arbeitsrecht, Wettbewerbsrecht, Umweltrecht).
KAPITEL 1: Finanzwirtschaftliche Grundbegriffe und Ziele 1.2: Organisation und Ziele des Finanzbereichs
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 21
Unternehmensfinanzierung als
Prinzipal-Agenten-Problem
KAPITEL 1: Finanzwirtschaftliche Grundbegriffe und Ziele 1.2: Organisation und Ziele des Finanzbereichs
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 22
Corporate Governance
Aufsichtssysteme
(Kontrolle) (Leitung)
Vorstand
(Leitung)
KAPITEL 1: Finanzwirtschaftliche Grundbegriffe und Ziele 1.2: Organisation und Ziele des Finanzbereichs
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 23
KAPITEL 2
Rechtsformwahl und Unternehmensbesteuerung
Gliederung
2.1 Überblick über Rechtsformen
2.2 Steuerliche Grundbegriffe und Steuerarten
2.3 Gewerbesteuer
2.4 Körperschaftsteuer
2.5 Einkommensteuer
Gewinn-/Verlustbeteiligung:
Verteilungsschlüssel für Erfolge Steuerbelastung:
Höhe der Einkommen- und
Wahl der Ertragsteuern
Rechtsform
Mitbestimmung:
Einschränkungen der Leitungs- und
Kontrollrechte im Rahmen der
Finanzierungsmöglichkeiten: Arbeitnehmermitbestimmung
Zugang zu Eigen- und Fremdkapital
(z.B. Kapitalmarkt)
Publizitäts- und Prüfungspflichten: Verpflichtung
zur Veröffentlichung und Prüfung von Jahres- und
Zwischenabschlüssen
Quelle: Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.), Monatsbericht des BMF Juni 2011
Berechnung:
sg 0,035 G H
Gewinn Gewerbeertrag
Gliederung
3.1 Gliederung der Finanzierungsformen
3.2 Eigenfinanzierung
3.3 Fremdfinanzierung
KAPITEL 3: Außenfinanzierung
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 39
Grundbegriffe und Gliederungskriterien von
Finanzierungsformen
Position 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Finanzierung
Innenfinanzierung 152,5 186,1 196,3 192,9 242,1 233,1 256,6 281,2 279,2 233,7
nicht entnommene Gewinne 5) - 20,5 7,4 13,6 9,8 56,4 42,9 62,5 80,0 73,1 30,2
Abschreibungen 173,1 178,7 182,7 183,1 185,8 190,1 194,1 201,2 206,2 203,5
Nachrichtlich:
6)
Innenfinanzierungsquote 27,6 51,6 84,2 77,8 107,5 74,5 64,3 66,3 68,3 93,0
Außenfinanzierung 407,7 170,8 56,3 48,1 - 26,8 50,1 127,0 114,9 104,2 - 0,3
bei Banken 46,8 33,6 - 21,1 - 40,9 - 29,5 - 1,3 27,0 48,9 50,2 - 52,3
bei sonstigen Kreditgebern 4) 152,3 55,1 35,4 20,1 - 39,0 32,3 40,7 15,9 23,1 42,6
7)
am Wertpapiermarkt 9,6 9,8 5,7 27,2 2,1 3,1 13,8 7,2 9,6 - 7,1
3)
in Form von Beteiligungen 190,8 64,1 27,5 33,8 32,9 10,5 37,3 41,6 18,4 13,6
im Inland 81,0 51,7 0,1 - 9,9 1,4 - 2,1 12,8 8,9 8,8 11,0
im Ausland 109,9 12,4 27,4 43,8 31,4 12,7 24,5 32,7 9,7 2,6
Bildung von Pensionsrückstellungen 8,2 8,2 8,7 7,9 6,6 5,5 8,2 1,3 2,9 2,9
Insgesamt 560,2 357,0 252,7 240,9 215,3 283,2 383,6 396,2 383,4 233,4
3 Aktien und sonstige Beteiligungen. - 4 Einschl. sonstige Forderungen bzw. sonstige Verbindlichkeiten. - 5 Einschl. empfangene Vermögensübertragungen (netto). - 6 Innenfinanzierung in % der gesamten
Vermögensbildung. - 7 Durch Absatz von Geldmarktpapieren und Rentenwerten.
Kapitalrücklage = + + ü
Gewinnrücklage
Beispiel
Eine Aktiengesellschaft gründet sich 2017 mit einem Grundkapital von 50.000 € aufgeteilt auf 1.000
Stückaktien. Kapitalrücklage und Gewinnrücklage betragen jeweils 0 €.
Was ist der rechnerische Nennwert einer Aktien? Antwort: 50 €
Ein Jahr später (2018) beträgt der Wert des Unternehmens (d.h. Marktwert des Eigenkapitals)
500.000 €. Kapitalrücklage und Gewinnrücklage haben sich nicht verändert.
Was ist jetzt der Wert einer Aktie? Antwort: 500 €
Die AG möchte über eine ordentliche Kapitalerhöhung zusätzliche Mittel in Höhe von 50.000 €
aufnehmen.
Wieviele junge Aktien muss sie dafür neu ausgeben (zum aktuellen Marktpreis)? Antwort: 100 Stück
ü
Welchen Anteil am Unternehmen verbriefen die jungen Aktien? Antwort: ≈ 9,1%
ü ü
€·
Welchem Grundkapital entsprechen die jungen Aktien? Antwort: 9,1% =
€ €
Beispiel
Die TelControl AG weist folgende stark vereinfachte Bilanz (in Tsd. €) aus. Das Grundkapital von
500.000 € ist aufgeteilt in 500.000 nennwertlose Stückaktien.
Aktiva Passiva
Vermögen 10.000 Grundkapital 500
Kapitalrücklage 1.250
Gewinnrücklagen 1.250
Verbindlichkeiten 7.000
Der aktuelle Marktkurs der Aktien in 3€. Das Unternehmen möchte 600.000 € durch Ausgabe neuer
Aktien aufnehmen.
Wieviele Aktien werden neu an den Markt gebracht und zu welchem Preis? Wie ändert sich die
Bilanz? Wie verändern sich die Anteile der Altaktionäre?
Wie hoch ist der Marktkurs nach der Kapitalerhöhung?
Betrachten Sie zunächst den Fall a. Ausgabepreis = 3 €
und anschließend Fall b. Ausgabepreis = 2,40 €
Beispiel (Fortsetzung)
Im Fall b: Wie sieht die Bilanz nach der Kapitalerhöhung aus?
Aktiva Passiva
Vermögen ? Grundkapital
Kapitalrücklage
?
Gewinnrücklagen
Verbindlichkeiten
Wie hoch ist der Wert des Bezugsrechts (BR), das ein Altaktionär pro Alt-Aktie erhält?
Ein Aktionär hält 50.000 Aktien des Unternehmens und erhält 50.000 Bezugsrechte. Zudem hat der
Aktionär 60.000 EUR auf einem Bankkonto.
Betrachten Sie zwei Fälle 1. der Aktionär übt seine Bezugsrechte aus und 2. er verkauft seine
Bezugsrechte am Markt. Wie groß ist jeweils sein Vermögen sowie der Anteil am Unternehmen vor
und nach der Kapitalerhöhung?
Einzelunternehmer (EU):
Haftung ist unbeschränkt
Keine gesetzlichen Vorgaben zum EK. EK kann jederzeit durch Einlagen und
Gewinne erhöht werden.
Nur der Einzelunternehmer selbst kommt als EK-Geber in Frage
EK-Finanzierung ist limitiert durch Vermögen des Einzelunternehmers
FK-Finanzierung ist ebenfalls limitiert aufgrund a) unbeschränkte Haftung b)
Vermögen des Einzelunternehmers dient als Sicherheit
Offene Handelsgesellschaft (OHG):
Haftung ist unbeschränkt und gesamtschuldnerisch
EK kann jederzeit durch Einlagen und Gewinne erhöht werden.
Gesellschafter haben Leitungsbefugnis
Neueintritte schwierig aufgrund a) Leitungsbefugnis b) Haftung
EK-Finanzierung ist limitiert durch Vermögen der Gesellschafter
FK-Finanzierung ist ebenfalls limitiert, aber etwas verbessert ggü. EU, da es
mehrere Gesellschafter gibt.
KAPITEL 3: Außenfinanzierung 3.2 Eigenfinanzierung
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 51
Eigenkapitalfinanzierung von
Personengesellschaften (II)
Kommanditgesellschaft (KG):
Zwei Arten von Gesellschaftern:
• Komplementäre (unbeschränkte Haftung, Leitung)
• Kommanditisten (beschränkte Haftung, keine Leitungsrechte)
Die Möglichkeit EK von Kommanditisten aufzunehmen, verbessert die EK-
Finanzierungsmöglichkeiten ggü. der OHG.
Aber auch hier ist die Übertragbarkeit der Anteile schwierig
Das Kapital wird befristet überlassen, die Rückzahlung ist vertraglich festgelegt.
Für die Kapitalüberlassung werden periodisch oder einmalig Zinsen gezahlt.
Die Entgelte sind vertraglich festgelegt und i.A. nicht erfolgsabhängig.
Vertragliche Gegenleistung liegt in der Zukunft und ist damit unsicher. Daher
werden dem Fremdkapitalgeber teilweise Sicherheiten gewährt.
Fremdkapitalgeber sind Gläubiger des Unternehmens. Im Insolvenzfall
sind Gläubigeransprüche höherrangig als die EK-Ansprüche
KAPITEL 3: Außenfinanzierung 3.3 Fremdfinanzierung
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 53
Formen der Kreditfinanzierung
Die vielfältigen Formen der Kreditfinanzierung lassen sich z.B. bzgl. der
folgenden Kriterien unterscheiden:
Fristigkeit: kurz-, mittel-, langfristig
Kreditgeber / Gläubiger: Kreditinstitut, Investoren (Kapitalmarkt), Lieferant
Verzinsung: fest, variabel, unverzinslich
Tilgung: periodisch, endfällig
Übertragbarkeit: verbrieft, unverbrieft
Besicherung: unbesichert, Personalsicherheiten, Sachsicherheiten
Rang: vorrangig, gleichrangig, nachrangig
Optionsrechte: Kündigungs- oder Wandlungsrechte des Gläubigers
Zur Kreditfinanzierung zählen auch die (zumeist kurzfristigen)
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, z.B.
Lieferantenkredite.
Spezielle Finanzierungsformen wie z.B. Factoring oder Leasing werden
als Kreditsubstitute oder Kreditsurrogate bezeichnet.
Kreditfinanzierung
Gliederung
4.1 Funktion und Formen der Innenfinanzierung
4.2 Selbstfinanzierung
4.3 Finanzierung aus Abschreibungen
4.4 Finanzierung aus Rückstellungen
4.5 Finanzierung durch Vermögensumschichtung
Was Sie zusätzlich lesen sollten
• Perridon/Steiner/Rathgeber, Finanzwirtschaft der Unternehmung, 15. Auflage 2009, D.III
• Wöhe/Bilstein/Ernst/Häcker, Grundzüge der Unternehmensfinanzierung, 10. Auflage 2009,
Dritter Abschnitt
Was Sie in diesem Kapitel gelernt haben sollten
• Wie funktioniert Innenfinanzierung?
• Welche Formen der Innenfinanzierung lassen sich unterscheiden?
• Wie können Personen- und Kapitalgesellschaften Selbstfinanzierung betreiben?
• Was ist der Unterschied zwischen offener und stiller Selbstfinanzierung?
• Welche Finanzierungswirkungen entstehen durch Abschreibungen und Rückstellungen?
• Wie können durch Vermögensumschichtungen Finanzierungseffekte entstehen?
KAPITEL 4: Innenfinanzierung
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 57
Funktionsweise der Innenfinanzierung
zahlungswirksam
Abschreibungen Selbstfinanzierung
Planmäßige Finanzierung aus
Nicht
Abschreibungen Abschreibungen
Bildung von Finanzierung aus
Cash Flow aus Rückstellungen Rückstellungen
Umsatzerlösen
Aufwandsgleiche
(pagatorische) Kosten
(z.B. Personalkosten, Keine
Materialkosten, Finanzierungswirkung
Raumkosten)
Innenfinanzierung
Kaufpreis
Verkauftes Objekt
Gliederung
5.1 Grundbegriffe
5.2 Primärmärkte
5.3 Sekundärmärkte
5.4 Finanzintermediäre und Finanzaufsicht
Literatur
• Fabozzi, Capital Markets, 5. Aufl. 2015 I.1 und III.8
• Perridon/Steiner/Rathgeber, Finanzwirtschaft der Unternehmung, 15. Auflage 2009, C.I
• Wöhe/Bilstein/Ernst/Häcker, Grundzüge der Unternehmensfinanzierung, 10. Auflage 2009,
Zweiter Abschnitt
Was Sie in diesem Kapitel gelernt haben sollten
• Welche Bedeutung haben Finanzmärkte und Finanzintermediäre?
• Welche Verfahren stehen für die Emission von Wertpapieren zur Verfügung?
• Wie sind Kassa- und Terminbörsen organisiert?
• Welche Formen von OTC-Märkten gibt es?
• Wie sind Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen rechtlich definiert?
• Welche Aufgaben hat die Finanzaufsicht in Deutschland und wie ist sie organisiert?
Finanzierung,
Bewertung
Realwirtschaft Finanzwirtschaft
Rückflüsse, Bewert-
ungsänderung
Realkapital Finanzkapital
Resourcen und Güter Vertragliche Rechte
bzgl. zukünftiger
Zahlungsströme
Finanzkapital wird an
Finanzmärkten gehandelt
stellt liquide
Mittel bereit
Finanzmarkt
• Größentransformation
• Fristentransformation
Kapitalgeber Kapitalnehmer
• Risikotransformation
• Informationstransformation
• Räumliche Transformation
Anlass:
Primärmarkt (Emissionsmarkt): Ausgabe neuer Finanzinstrumente
Sekundärmarkt (Umlaufmarkt): Handel von schon emittierten Finanzinstrumenten
Kapitalart:
Fremdkapital: Anleihen
Eigenkapital: Aktien
Laufzeit:
Geldmarkt: Laufzeiten bis ca. ein Jahre
Kapitalmarkt: Laufzeiten größer als ein Jahr
Organisationsgrad:
Börse: Institutionalisierung, Standardisierung, Aufsicht, Transparenz, Sicherheit
OTC-Markt: Individuelle Vereinbarungen zwischen den handelnden Parteien
Gattung:
Kassamarkt: Handel von Kassainstrumenten
Terminmarkt: Handel von Termingeschäften (Derivaten)
KAPITEL 5: Finanzmärkte und Finanzintermediäre 5.1 Grundbegriffe
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 74
Rolle der Finanzintermediäre
Finanzintermediäre
Quelle: Hartmann-Wendels/Pfingsten/Weber, Bankbetriebslehre, 4. Auflage, Berlin Heidelberg 2007
Beispiel Bei einem IPO sollen 30 Mio. Aktien in einer Dutch Auction verkauft werden. Wie hoch ist
der Emissionspreis?
Meistausführungsprinzip: Der Kurs wird so bestimmt, dass der größte Umsatz zustande kommt.
Gegeben ist das folgende Orderbuch. Welcher Kurs maximiert den Umsatz?
Commercial Banking
Einnehmen von Einlagen und Vergabe von Krediten
Teilweise Refinanzierung von Krediten über Kapitalaufnahme am
Kapitalmarkt (Emission von Anleihen)
Zinsdifferenz zwischen Zinseinnahmen und –ausgaben wird verdient
Investment Banking
Unterstützung von Emittenten bei der Kapitalaufnahme (Fremd- oder
Eigenkapital)
Handel mit Wertpapieren (Market Making)
Merger and Aquisition Beratung
Eigenkapitalanforderungen:
Die Regulierungsbehörden stellen Minimum-Anforderung an das
Eigenkapital das eine Bank vorhalten muss.
Einlagensicherung:
Viele Länder (u.a. Deutschland) haben vorgeschriebene
Einlagensicherungs-systeme oder sogar staatliche Garantien für Einlagen,
um das Vertrauen in das Bankensystem zu stärken.
Gliederung
6.1 Grundbegriffe
6.2 Eigenkapitalinstrumente
6.3 Fremdkapitalinstrumente
KAPITEL 6: Finanzinstrumente
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 89
Aufgaben von Finanzinstrumenten
Stammaktien
gewähren dem Inhaber sämtliche Aktionärsrechte gem. AktG
insbesondere das Stimm- und Auskunftsrecht in der Hauptversammlung sowie
einen Anspruch auf den anteiligen Bilanzgewinn.
Vorzugsaktien
gewähren bestimmte Vorrechte gegenüber Stammaktien, z.B. bei der
Gewinnverteilung (höhere Dividende)
oder im Fall der Liquidation: Vorrang vor Stammaktien.
Im Gegenzug gilt bei Vorzugsaktien i.d.R. ein Ausschluss des Stimmrechts.
Kapitalüberlassung befristet
Keine Gewinn- und Verlustbeteiligung (Ausnahme Insolvenz/Liquidation)
Keine Leitungs- bzw. Mitspracherechte (Ausnahme Insolvenz/Liquidation)
Vertragliches Recht auf vereinbarte Zahlungsströme
Zahlungsströme einer
Standardanleihe …
= Ausgabepreis
= Kupon
= Kupon + Rückzahlung Nennwert
Quelle: EZB
Gliederung
7.1 Barwertberechnung
7.2 Bewertung von Anleihen
KAPITEL 7: Anleihebewertung
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 100
Der Renditebegriff
( )
nennt man diskrete Rendite in der Periode .
Die Wertänderung wird in Beziehung gesetzt zum
eingesetzten Kapital .
Umgestellt gilt:
Rendite wird annualisiert (auf den Zeithorizont 1 Jahr umgerechnet) durch
⁄
Zeitpunkt 0 1 2 T
Cashflow +
+
= = + +…+ +
(1 + ) (1 + ) (1 + ) (1 + ) (1 + )
Non-Investment Grade / B B2
B- B3
Speculative Grade
CCC+ Caa1
CCC Caa2
CCC- Caa3
CC Ca
C
Ausfall von Zahlungen D C
Beispiel 7-2
Gegeben sei eine Anleihe mit vier Jahren Laufzeit, einem Kupon von 10% und einem Nennwert
(Nominale) von 100 EUR.
1) Berechnen Sie den Preis (Barwert) der Anleihe unter Verwendung der Diskontierungszinsen
(Renditen) 9%, 10% und 11%
2) Ziehen Sie daraus Schlussfolgerungen für den Preis einer Anleihe in den folgenden drei Fällen:
a) Kupon > Rendite
b) Kupon = Rendite
c) Kupon < Rendite
3) Angenommen die Anleihe wird zu 100 emitiert und einen Moment später steigt die Rendite auf
11%. Wie hoch ist der neue Preis?
Anleihe
Rendite
Monat 12 24
100 3 9
Beispiel 7-3
Gegeben ist eine Anleihe mit einem Kupon von 4,5% p.a., jährlicher Zinszahlung.
Wie hoch sind die Stückzinsen (in Prozent), wenn seit der letzten Kuponzahlung drei Monate
vergangen sind?
Welcher Dirty Price ergibt sich für die Anleihe bei einer Restlaufzeit von 4,75 Jahren, wenn der
Diskontierungszinssatz 5% beträgt?
Wie hoch ist der Clean Price zu diesem Zeitpunkt?
Ein Zerobond ist eine Anleihe mit fester Laufzeit und fester Rückzahlung
ohne laufende Zinszahlung (Kupon). Zerobonds werden mit
Ausgabekurs < 100 emittiert und zum Nennwert 100 zurückbezahlt. Die
Verzinsung entsteht aus der Differenz zwischen Kaufkurs und
Rückzahlungskurs.
P 100
Zeitpunkt 0 t
Gliederung
8.1 Überblick
8.2 Fundamentalanalyse
8.3 Technische Analyse
KAPITEL 8: Aktienbewertung
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 113
Aktien weisen hohe Volatilität auf, aber auch
hohe Renditechancen
+30,8%
6,7% p.a.
-29,2%
Quelle: Onvista
(1) Aktienanalyse
Markt
Primärmarkt Sekundärmarkt
(3) Preisbildung
Kurs
Idee: Der Marktpreis einer Aktie ist nicht mit dem wahren (inneren) Wert
identisch., aber er schwankt um den inneren Wert.
Problem: Der wahre Wert ist nicht beobachtbar, im Gegensatz zum
Marktpreis.
Ziel: Finde den inneren / fairen Wert einer Aktie aus Finanzkennzahlen,
Unternehmensdaten sowie gesamtwirtschaftlichen Daten.
Quelle: Steiner/Bruns
wobei K der Aktienkurs und G der Gewinn pro Aktie ist. Aktien mit hohem
KGV sind nach dieser Methode teuer, solche mit niedrigem KGV günstig.
Den Kehrwert des KGV nennt man Gewinnrendite y:
1 G
y
KGV K
Sie gibt an, mit welchem Prozentsatz das Kapital verzinst würde, unter der
Annahme, dass der aktuelle Gewinn pro Aktie ewig konstant bliebe.
Schwierigkeiten:
Unternehmen ohne Gewinn
Vergleichbarkeit?
Fragen:
1. Welche Rolle spielen die Gewinne des Unternehmens? Wieviel wird
ausgeschüttet?
2. Wie lassen sich die künftigen Gewinne / Dividenden angemessen
prognostizieren?
3. Welches ist der angemessene Diskontierungszins?
Beispiel 8-1
Die folgenden Daten eines Unternehmens sind gegeben:
Aktienkurs: 16 €
Gewinn pro Aktie: 1€
Dividende: 0,50 €
Erwartete Rendite: 8%
Wachstumsrate: 5%
(Gewinn und Dividende sind Schätzungen für das Jahresende).
Welches KGV ergibt sich aus diesen Daten?
Welche inneren Werte des Eigenkapitals ergeben sich bei Anwendung des Dividendenmodells ohne
Wachstum bzw. mit konstanter Wachstumsrate?
Ist die Aktie fair bewertet?
Das Ergebnis hängt maßgeblich von der Wahl der „richtigen“ Rendite y ab,
die nicht mit dem Kapitalmarktzinssatz i verwechselt werden sollte.
Aufgrund der Unsicherheit der Zahlungen werden risikoaverse Investoren
eine Risikoprämie verlangen, so dass gilt: y > i
Gegeben sind die folgenden Kennzahlen für die Aktien der BASF SE und der Bayer AG (Quelle:
Thomson Reuters EIKON, Geschäftsberichte):
BASF SE Bayer AG
Aktien im Umlauf 918.478.694 826.947.808
Kurs 31.12.2016 88,31 € 99,13 €
Ergebnis pro Aktie 4,42 € 5,44 €
Dividende pro Aktie (aktuell) 3,00 € 2,70 €
Buchwert je Aktie 34,63 € 36,68 €
Dividendenwachstum (jährlich) 3,71 % 10,35 %
Kalkulationszinssatz 8,7 % 9,2 %
Idee: Kursverläufe weisen Muster auf, die sich wiederholen (liegt in der
Psychologie der Investoren begründet)
Ziel: Muster anhand des historischen Kursverlaufs erkennen und
Prognosen über die zukünftige Kursentwicklung zu treffen.
Die technische Aktienanalyse betrachtet ausschließlich
Kurse (und Handelsvolumina) und
ignoriert Fundamentaldaten, wie z.B. Unternehmens-, Branchen- sowie
makroökonomische Daten.
Technische Aktienanalysten arbeiten mit Kursgrafiken (Charts) und
versuchen, bestimmte Muster in den Kursverläufen zu entdecken
Gebräuchliche Verfahren der technischen Aktienanalyse sind die
Trendanalyse und die Analyse von Formationen.
Aufgabe 8-1
Die MainStar AG zahlt aktuell eine jährliche Dividende von 1 € pro Aktie. Die nächste Dividende wird
in einem Jahr gezahlt. Es wird ein Dividendenwachstum von 4 % p.a. unterstellt.
a) Berechnen Sie die erwarteten Dividendenzahlungen für die nächsten drei Jahre.
b) Wie hoch ist der „faire“ Wert der Aktie bei einer erwarteten Rendite von 12 % p.a.? Wie hoch
wäre das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis, wenn die Aktie fair bewertet wäre und der Gewinn in
voller Höhe ausgeschüttet würde?
c) Wie hoch ist der erwartete Aktienkurs in drei Jahren?
d) Wenn Sie planen, die Aktie drei Jahre lang zu halten, welche Zahlungen können Sie erwarten?
Wie hoch ist der Barwert der Zahlungsreihe unter Verwendung der erwarteten Rendite aus b)?
Aufgabe 8-2
Gegeben sind die Kennzahlen dreier vergleichbarer Firmen:
A B C
Gewinn pro Aktie 2,00 € 2,00 € 2,00 €
Dividende pro Aktie 2,00 € 1,00 € 0,60 €
Wachstumsrate (g) 0% 10 % 14%
Der Kalkulationszinssatz (mit jährlicher Verzinsung) beträgt für alle Unternehmen 15%.
a) Wie hoch ist jeweils der Anteil des Gewinns, der als Dividende ausgeschüttet wird
(Ausschüttungsquote)?
b) Wie hoch ist der faire Preis der Aktien bei den gegebenen Wachstumsraten?
c) Wie hoch ist das KGV der drei Aktien?
KAPITEL 8: Aktienbewertung
Prof. Dr. Christian Thier | IBA | Finanzierung | WS 2019 | Folie 125
KAPITEL 9
Kapitalstruktur und Verschuldungspolitik
Gliederung
9.1 Kapitalstruktur
9.2 Kapitalkosten und Leverage
9.3 Verschuldungspolitik
Aktiva Passiva
Eigenkapital
Fremdkapital
In der Bilanz stehen i.d.R. lediglich die Buchwerte des Eigen- und des
Fremdkapitals ableiten.
Problem: Die Buchwerte sind
häufig veraltet
teilweise durch Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechte verzerrt
in einigen Rechnungslegungsstandards eher vergangenheitsorientiert.
Ein Investor ist jedoch zukunftsorientiert und wird daher Marktwerte
verwenden, in denen Erwartungen über die zukünftige Entwicklung
abgebildet sind.
Marktwert des Eigenkapitals = Anzahl der Aktien * Börsenkurs (falls
börsengehandelt)
Marktwerts des Fremdkapitals ist schwieriger zu bestimmen, da höchstens ein Teil
des Fremdkapitals an der Börse gehandelt wird. Daher wird oft approximativ der
Buchwert des Fremdkapitals angesetzt.
Kurs-Buchwert-Verhältnis
(KBV): eine häufig von
Aktienanalysten verwendete
Kennzahl
Marktwert einer Aktie
KBV
Buchwert einer Aktie
Gegeben ist die folgende Bilanz eines Unternehmens (in Mio. €):
Aktiva Passiva
Vermögen 20 Eigenkapital 5
Fremdkapital 15
Das Unternehmen hat 500.000 Aktien im Umlauf, die zum Bilanzstichtag zum Kurs von 15 €
gehandelt werden. Da das Fremdkapital nicht an der Börse notiert ist, wird sein Marktwert durch den
Buchwert approximiert.
Wie ist das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital anhand der Buchwerte bzw. Marktwerte?
Welches KBV
Marktwert einer Aktie
KBV
Buchwert einer Aktie
ergibt sich in diesem Beispiel bezogen auf das Eigenkapital des Unternehmens?
Kapitalkosten sind aus Sicht des Unternehmens die mit der Aufnahme
finanzieller Mittel verbundenen Kosten.
Fremdkapital-Kosten = Zinsaufwendungen
Eigenkapital-Kosten = grundsätzlich Periodengewinn (nicht die
Ausschüttungen).
Für eine zukunftsorientierte Betrachtung (ex ante) sind die erwarteten
Renditen der Eigenkapitalgeber als Eigenkapitalkosten anzusetzen.
Die Kosten für die verschiedenen Typen von Eigenkapital (Stammaktien,
Vorzugsaktien) und Fremdkapital (z.B. kurzfristig, langfristig) werden
zusammengefasst zu den aggregierten Eigenkapitalkosten (rEK) und
Fremdkapitalkosten (rFK).
Wie sehen die Bilanzen nach einem Gewinn/Verlust von 10 Mio. € aus und
welche Eigenkapitalrendite ergibt sich daraus?
A: Aktiva Passiva B: Aktiva Passiva
Vermögen 110 Eigenkapital 60 Vermögen 110 Eigenkapital 40
Fremdkapital 50 Fremdkapital 70
EK-Rendite = 20% EK-Rendite = 33,3%
FK
WACC-Formel aufgelöst nach den Eigenkapitalkosten: rEK rGK rGK rFKT
EK
Bei als fix angenommenem Fremd- und Gesamt-Kapitalkostensatz hängt
die Eigenkapitalverzinsung linear vom Verschuldungsgrad ( ) ab.
Dieser Leverage-Effekt bewirkt, dass die Eigenkapitalverzinsung propor-
tional zum Verschuldungsgrad steigt (für ) bzw. fällt (für ).
Eigenkapitalverzinsung und Verschuldungsgrad
Beispiel 9-2
Gegeben sind die Daten des Beispiels 9-1. D.h. Eigenkapitel (MW) = 7,5 Mio., Fremdkapital (BW) =
15 Mio.
Das Grundkapital ist in 6 Mio. Stückaktien zerlegt, die an der Börse gehandelt werden. Der Kurs einer
Aktie beträgt 5 €. Der Marktwert des Fremdkapitals entspricht dem Buchwert. Für eine Expansion in
neue Märkte benötigt die KultBier AG 15 Mio. €, das durch eine ordentliche Kapitalerhöhung
zugeführt werden soll.
Wie hoch sind der Verschuldungsgrad und die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten des
Unternehmens vor der Kapitalerhöhung, wenn der Eigenkapitalkostensatz 10% und der
Fremdkapitalkostensatz 4% beträgt?
Wie hoch sind der Verschuldungsgrad und der Eigenkapitalkostensatz nach der Kapitalerhöhung,
wenn die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten und der Fremdkapitalkostensatz unverändert
bleiben?
Zentrale Fragestellungen:
Hat die Kapitalstruktur Einfluss auf den Unternehmenswert?
Falls ja, wie sieht eine optimale Kapitalstruktur aus und von welchen Faktoren
hängt sie ab?
Lassen sich daraus konkrete Maßnahmen für die Finanzierungspolitik ableiten?
Beispiel 9-3
Die dem Irrelevanztheorem zugrunde liegende Argumentation soll nachfolgend verdeutlicht werden:
Am Markt gibt es zwei Unternehmen mit exakt identischem Investitionsprogramm, aber
unterschiedlicher Kapitalstruktur. Unternehmen E ist mit 100% Eigenkapital, Unternehmen V mit
einem Mix aus 25% Eigenkapital und 75% Fremdkapital finanziert.
Der Fremdkapitalkostensatz liegt bei 4%, der Periodengewinn vor Zinsen bei 100.000 €. Der
Marktwert des Fremdkapitals von V ist 750.000 €, der des Eigenkapitals 250.000 €.
Aus dem Gewinn sind zunächst Zinsen in Höhe von 30.000 € (= 750.000 × 0,04) an die
bevorrechtigten Gläubiger zu zahlen. Für die Eigenkapitalgeber verbleibt eine Zahlung in Höhe von
70.000 €. Wie hoch ist die Eigenkapitalrentabilität von V?
Nun sei angenommen, der Marktwert des Eigenkapitals von E läge im Widerspruch zum
Irrelevanztheorem bei 950.000 €. Ein Investor könnte folgende Strategie umsetzen:
Verwendung von 200.000 € Eigenkapital
Aufnahme von 750.000 € zu 4% am Kapitalmarkt
Kauf von E
Wie sähe der Zahlungsstrom in der Periode aus? Wie hoch wäre die Eigenkapitalrentabilität?
Welche Auswirkungen hätte die Verletzung des Irrelevanztheorems auf Angebot und Nachfrage?
Allgemeine Regeln:
Unternehmen mit hohem tax shield und
geringen Insolvenzkosten sollten hohen
Verschuldungsgrad wählen.
Unternehmen mit niedrigem tax shield
und hohen Insolvenzkosten sollten
geringeren Verschuldungsgrad wählen.
Aufgabe 9-1
Die MainMetall AG, die bislang vollständig durch Eigenkapital finanziert ist, erwägt im Zuge ihrer
Expansion auch Bankkredite einzusetzen. Das Unternehmen erzielte bislang eine
Gesamtkapitalrendite von 10 %. Es ist davon auszugehen, dass dies auch zukünftig möglich ist.
Aktiva Passiva
Vermögen 1.000.000 Eigenkapital 1.000.000
Dem Unternehmen liegt ein Angebot für ein Kreditvolumen im Umfang von maximal 1.000.000 € zu
Zinsen von 7 % vor. Der Vorstand erwägt 500.000 € Kredit für eine Expansion nach Österreich
aufzunehmen. Alternativ kommt auch eine Expansion nach Österreich und in die Schweiz in Frage,
für die insgesamt 1.000.000 € Kredit benötigt werden.
a) Berechnen Sie die Eigenkapitalrendite für die beiden Alternativen, wenn weiterhin von einer
Gesamtkapitalrendite von 10 % auszugehen ist.
b) Welche Eigenkapitalrendite wird für die beiden Alternativen erzielt, wenn statt der
Kreditfinanzierung eine Kapitalerhöhung durchgeführt wird? Wie wirkt sich eine
kreditfinanzierte Expansion auf die Risikoposition der Eigenkapitalgeber aus?
c) Bearbeiten Sie Teilaufgabe a) erneut unter der zusätzlichen Annahme, dass ein Steuersatz
von 30% gilt und die Fremdkapitalkosten in voller Höhe steuerlich abzugsfähig sind.
Aufgabe 9-2
Die börsennotierte DotNix AG weist die folgenden Geschäftszahlen aus (in Mio. €). Das Grundkapital
ist in 20 Mio. Aktien zerlegt, die an der Börse zu einem Kurs von 5 € notiert werden. Das
Unternehmen benötigt neues Kapital in Höhe von 20 Mio. €.
Aktiva Passiva
Vermögen 180 Eigenkapital 60
Fremdkapital 120
a) Die Gesamtkapitalrentabilität des Unternehmens vor der Kapitalerhöhung beträgt 10%. Die
Fremdkapitalkosten betragen 8%. Berechnen Sie die Eigenkapitalrentabilität des
Unternehmens vor der Kapitalerhöhung bezogen auf die Marktwerte unter Vernachlässigung
von Steuern und Insolvenzkosten.
b) Das Unternehmen geht davon aus, dass die Gesamtkapitalrentabilität nach der
Kapitalerhöhung auf 14% steigt. Aufgrund des erhöhten Risikos ist aber auch nicht
ausgeschlossen, dass die Gesamtkapitalrentabilität auf 6% fällt. Berechnen Sie für diese
beiden Szenarien die Eigenkapitalrentabilität bezogen auf die rechnerischen Marktwerte nach
der Kapitalerhöhung, wenn die Fremdkapitalkosten in beiden Fällen 8% betragen.
Gliederung
10.1 Ausschüttungsformen
10.2 Ausschüttungspolitik
Ein Unternehmen verfügt über ein Grundkapital von 800.000 €, aufgeteilt in 800.000 nennwertlose
Stückaktien. Pro Aktie wird eine Dividende von 0,50 € ausgeschüttet.
Der Schlusskurs der Aktie am Tag vor Zahlung der Dividende liegt bei 8 €. Am Ex-Tag notiert die
Aktie mit einem Schlusskurs von 7,80 € (ex D).
Wie hoch wäre der Kursgewinn bzw. -verlust der Aktie, wenn man diesen wie üblich durch einen
Vergleich der jeweiligen Schlusskurse berechnen würde? Warum wäre dieses Vorgehen in diesem
Fall nicht sachgerecht?
Welcher Kursgewinn bzw. -verlust ergibt sich unter Berücksichtigung des Kurseffekts aufgrund des
Dividendenabschlags?
Aktiva Passiva
Vermögen 600 Grundkapital 50
Rücklagen 150
Fremdkapital 400
Das Unternehmen hat 10.000.000 Aktien im Umlauf, die zum Bilanzstichtag zum Kurs von 40 €
gehandelt werden.
Das Unternehmen kauft 4% der Aktien von seinen Aktionären zurück und zieht diese Aktien
anschließend ein.
Um welchen Betrag reduziert sich das Grundkapital? Wie wird der Differenzbetrag verbucht?
Wie sieht die Bilanz des Unternehmens nach der Kapitalherabsetzung aus?
Welcher rechnerische Aktienkurs ergibt sich nach der Kapitalherabsetzung?
Zentrale Fragen:
Hat die Ausschüttungspolitik einen Einfluss auf den Unternehmenswert?
Falls ja, wie sieht eine optimale Ausschüttungspolitik aus und von welchen
Faktoren ist sie abhängig?
Welche Rolle spielt die Form der Ausschüttung?
In einem einfachen Modellrahmen mit vollkommenem Kapitalmarkt lässt
sich mit den vom Irrelevanztheorem bekannten Argumenten auch die
Irrelevanz der Ausschüttungspolitik beweisen.
Die Berücksichtigung von Steuern führt auch bei der Ausschüttungspolitik
zu abweichenden Ergebnissen, wobei in vielen Ländern Bardividenden
gegenüber anderen Ausschüttungsformen steuerlich benachteiligt sind.
Beispiel 10-3
E schüttet den Periodengewinn in Höhe von 100.000 € aus und führt die ausgeschütteten Mittel
anschließend über eine Kapitalerhöhung wieder zu. V thesauriert.
Der Marktwert des Eigenkapitals von V ist 1.000.000 €. Der Marktwert von E ist ebenfalls 1.000.000
€, wobei 900.000 € auf die Altaktionäre und 100.000 € auf die Neuaktionäre entfallen.
Nun sei angenommen, der Marktwert des Eigenkapitals von E läge im Widerspruch zum
Irrelevanztheorem bei 990.000 €.
Mit welcher Strategie könnte ein Investor, der bisher 1% der Aktien von V hält, dieses
Preisungleichgewicht ausnutzen und einen risikolosen Gewinn erzielen?
Ein Investor kauft am 1.9.2010 100 Aktien der TrendBoost AG zum Kurs von jeweils 6 €. Am
31.3.2011 steht der Kurs der Aktie vor Ausschüttung bei 8 €. Zu diesem Datum weist die TrendBoost
AG die folgende Bilanz (in Mio. €) auf:
Aktiva Passiva
Vermögen 80 Grundkapital 10
Rücklagen 35
Fremdkapital 35
Welche Auswirkungen ergäben sich auf Bilanz und Kurs, wenn das Unternehmen am 1.4.2011 eine
Bardividende in Höhe von 0,20 € pro Aktie auszahlen würde?
Welche Auswirkungen ergäben sich auf Bilanz und Kurs, wenn das Unternehmen alternativ Aktien im
Volumen von 2 Mio. € am Markt zurückkaufen und einziehen würde?
Am 1.9.2011 verkauft der Investor seine Aktien vollständig. Der Marktwert des gesamten
Eigenkapitals der TrendBoost AG beträgt zu diesem Zeitpunkt 100 Mio. €. Welcher Kurs ergibt sich
daraus abhängig von der zuvor getroffenen Ausschüttungsentscheidung?
Wie hoch ist der Gesamtgewinn des Investors für die beiden Ausschüttungsvarianten? Es wird
angenommen, dass der Investor im Fall der Bardividende den nach Steuern verbleibenden Betrag
wieder vollständig in die Aktie investiert.
Eine wichtige Kennzahl für die Beurteilung der Ausschüttungspolitik ist die
Dividendenrendite.
Die Dividendenrendite (rDIV) ist definiert als das Verhältnis der Dividende
pro Aktie (D) zum (aktuellen) Aktienkurs (P):
D
rDIV
P
Die Dividendenrendite gibt an, wie hoch die (erwartete) Dividende bezogen
auf das (aktuell) investierte Kapital ist.
Die Dividendenrendite sollte nicht mit den Renditen festverzinslicher
Wertpapiere verglichen werden, da die Dividendenrendite sich mit dem
(schwankungsanfälligen) Aktienkurs verändert und außerdem die Höhe der
Dividende nicht längerfristig prognostizierbar ist.
Andere Ausschüttungsformen, z.B. Aktienrückkäufe, werden bei der
Berechnung der Dividendenrendite nicht berücksichtigt.
Die KäschKau AG weist zum 30.06.2011 folgende Bilanz (in Mio. €) aus:
Aktiva Passiva
Vermögen 60 Grundkapital 6
Rücklagen 24
Fremdkapital 30
Das Grundkapital von 6 Mio. € ist aufgeteilt in 6 Mio. nennwertlose Stückaktien. Der Kurs der Aktie
beträgt 8 €.
Wie hoch müsste die Dividende pro Aktie sein, wenn das Unternehmen eine Dividendenrendite von
5% anstrebt? Wie hoch wäre der Ausschüttungsbetrag insgesamt? Wie hoch wäre der rechnerische
Kurs der Aktie am Ex-Tag?
Wie viele Aktien müsste das Unternehmen am Markt zurückkaufen und einziehen, um ein gleiches
Ausschüttungsvolumen wie bei der Bardividende zu erreichen? Welchen Einfluss hätte das auf den
Kurs?
Aufgabe 10-1
Die Knete AG hat 100.000 Aktien ausgegeben, deren aktueller Kurs 20 € beträgt. Das Unternehmen
möchte 100.000 € an seine Aktionäre ausschütten.
a) Wie hoch ist die Dividendenrendite bezogen auf den aktuellen Kurs?
b) Welcher rechnerische Kurs ergibt sich am Ex-Tag?
c) Welcher rechnerische Aktienkurs ergäbe sich, wenn das Unternehmen alternativ Aktien im
Wert von 100.000 € zurückkaufen würde?
d) Wie verändert sich die Vermögenssituation eines Aktionärs, der 5% der Anteile hält, wenn das
Unternehmen eine Aktiendividende in Höhe von 25% (entspricht einem Aktiensplit im
Verhältnis 4:1) durchführt? Welchen Einfluss hat eine Aktiendividende auf das
Unternehmensvermögen?
Aufgabe 10-2
Die DotBoom AG weist die folgenden Geschäftszahlen (in Mio. €) aus:
Aktiva Passiva
Vermögen 80 Grundkapital 8
Rücklagen 24
Jahresüberschuss 8
Verbindlichkeiten 40
Das Grundkapital ist in 8 Mio. Stückaktien zerlegt, die an der Börse gehandelt werden. Der Kurs einer
Aktie beträgt 5 €. Der Marktwert des Fremdkapitals entspricht dem Buchwert. Die durchschnittlichen
gewichteten Kapitalkosten betragen 14% p.a., die Fremdkapitalkosten 8% p.a..
a) Das Unternehmen bot den Aktionären bislang eine Dividendenrendite in Höhe von 10% bezogen auf den
Marktwert. Wie hoch müsste die Dividende pro Aktie sein, um diese Rendite beizubehalten? Welchen Anteil
des Jahresüberschusses würde das Unternehmen ausschütten? Wie sähe die Bilanz nach Ausschüttung aus,
wenn der nicht ausgeschüttete Teil des Jahresüberschusses in die Rücklagen eingestellt würde? Wie hoch
wäre der rechnerische Aktienkurs nach der Ausschüttung?
b) Das Unternehmen überlegt alternativ, den Jahresüberschuss in voller Höhe den Rücklagen zuzuführen und ein
Aktienrückkaufprogramm anzubieten. Wie viele Aktien könnte das Unternehmen zum aktuellen Marktwert
zurückkaufen, wenn das Programm ein Volumen von 4 Mio. € hätte und das Kapital im entsprechenden
Umfang herabgesetzt würde? Wie sähe die Bilanz nach dieser Maßnahme aus? Wie joch wäre der
rechnerische Aktienkurs nach dieser Maßnahme?
c) Berechnen Sie jeweils den Verschuldungsgrad sowie die Eigenkapitalkosten für das Unternehmen vor
Ausschüttung sowie nach den in den Teilaufgaben a) und b) beschriebenen Ausschüttungsmaßnahmen.