net/publication/263861145
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Clinical network medicine in multimorbidity: psychosomatic medicine, naturopathy and internal medicine in an outpatient setting View project
All content following this page was uploaded by Jörg Melzer on 07 November 2017.
Die moderne Phytotherapie ist im Rahmen ihrer materi- rücksichtigt. In der Versorgungsforschung, die nicht
ellen Möglichkeiten ein durchaus forschungsaffiner durch fixe Studienvorgaben eingeschränkt ist, stehen
Therapiebereich. Neben einem mehrdimensionalen An- Daten aus der flexiblen und variablen Praxis im Vorder-
satz, anhand einer Heilpflanze beispielhaft ein potentiel- grund. Dieser Ansatz kann es, bei allen Einschränkun-
les phytotherapeutisches Therapiespektrum auszuloten gen, ermöglichen, neue und therapierelevante Gesichts-
geht es vor allem um eine reflektierte wissenschaftliche punkte zu entdecken, z.B. im Hinblick auf Dosierungen.
Auseinandersetzung mit Methodologie, Aussagekraft Der authentische Charakter von Phytotherapeutika als
und notwendigen Modifizierungen von Metaanalysen Vielstoffgemische in stofflicher und funktioneller Hin-
sowie mit Ansätzen aus der Versorgungsforschung. Bei- sicht mit genuinen pleiotropen Eigenschaften wird bis-
de Vorgehensweisen bilden derzeit auch in der Phyto- lang in der Forschung, vor allem der pharmakologi-
therapie einen viel beachteten Fokus der klinischen und schen Forschung, nur selten adäquat aufgegriffen.
klinisch-epidemiologischen Forschung. Die Metaanaly- Vergleichbar werden pflanzliche Arzneimittel noch im-
sen beschäftigen sich naturgemäß mit bereits vorhan- mer präferentiell unter dem eher realitätsfernen Grund-
denen Studiendaten und treffen dabei jeweils eine be- satz gesehen: «one drug, one indication». Die Betrach-
gründete wenngleich selektive und forscherbezogen tung und Beforschung von Phytotherapeutika als
durchaus subjektive Auswahl. Spezifische phytothera- Netzwerkarzneimittel mit pleiotropen Signaturen weist
peutische Gesichtspunkte wie z.B. Besonderheiten von auf zukunfsträchtige Vorgehensweisen hin.
Extrakten oder Vergleichbarkeit von Phytotherapeutika
werden bislang kaum wissenschaftlich angemessen be- Reinhard Saller 217.110.254.126 - 2/17/2017 3:10:56 PM
PhytoVIS
Versorgungsforschung
Ein Beispiel für ein solches Projekt ist die Datenbank
Der Begriff «Versorgungsforschung» wird z.B. in Deutsch- PhytoVIS der deutschen Kooperation Phytopharmaka [9].
land sehr häufig im Zusammenhang mit Untersuchungen zur Hierbei wurde eine Plattform erarbeitet, mit deren Hilfe ei-
Nutzenbewertung bei der Preisfestsetzung im öffentlichen nerseits eine grundlegende wissenschaftliche Langzeiterfas-
Gesundheitssystem gebraucht. Dies ist allerdings nur eine, sung von Phytopharmaka-Nutzungsdaten hinsichtlich erlebter
wenn auch wichtige, Fragestellung für Forschungsmethoden, Wirkung und erlebter relevanter Nebenwirkungen möglich ist
die sich mit der realen Versorgungswirklichkeit befassen. Dass (Studienleitung: Prof. Mösges, Universität Köln, Publikation
der Begriff sehr viel breiter zu verstehen ist, zeigt beispielswei- zur Pilotphase in Vorbereitung) und andererseits speziellere
se eine von der Deutschen Bundesärztekammer veröffentlich- Versorgungsforschungsprojekte insbesondere aus akademi-
te Monographie [5]: «Versorgungsforschung ist die wissen- schen Forschung erleichtert werden.
217.110.254.126 - 2/17/2017 3:10:56 PM
Abb. 1. Bryophyl-
lum pinnatum.
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* In Vertretung der Bryophyllum Study Group: Betschart C, Brennei-
sen R, Fürer K, Hamburger M, Mennet-von Eiff M, Potterat O, Schnelle
M, Simões-Wüst AP, von Mandach U.
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