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102 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

4. Die Besteuerung von Kapitalvermögen

4.1 Ausgangssituation

Eine natürliche Person, die in Großbritannien ihren Wohnsitz hat, unterfällt der Besteue-
rung durch den britischen Fiskus. Besteuert wird dabei nach dem Welteinkommensprin-
zip, das heißt, dass alle Einkünfte, die die Person weltweit erlangt hat, der Besteuerung in
Großbritannien unterliegen.
Sonderfälle bestehen für Personen, die zwar ihren Wohnsitz im Vereinigten Königreich
haben, jedoch hier nicht domiciled sind. In diesem Fall kann von den Steuerpflichtigen
für die sogenannte Remittance Basis optiert werden.1 Eine Besteuerung findet dann nur
bezüglich des nach Großbritannien verbrachten Geldes statt. Auch für internationale Stu-
denten bestehen insoweit Sonderregelungen. Auf diese Problematiken soll aber im weite-
ren Verlauf hier nicht eingegangen werden.
Sollte nicht für die Remittance Basis optiert werden, dann erfolgt auch die Besteuerung
von ausländischen Einkünften anhand der arising basis. Das bedeutet, dass

y der Steuerpflichtige seinen persönlichen Freibetrag bei der Einkommenssteuer behält


y der Steuerpflichtig den Freibetrag bei der Vermögenszuwachssteuer behält
y der Steuerpflichtige auf all seine ausländischen Einkünfte und Vermögenszuwächse
Steuern zahlen muss
y er Doppelbesteuerungsnachlass (double tax relief)beantragen kann, wenn bereits in ei-
nem anderen Land Steuern gezahlt worden sind
y jährlich eine Steuererklärung zu fertigen ist
y Einkommen besteuert wird, unabhängig davon, ob dieses nach Großbritannien ver-
bracht wird oder nicht.

4.2 Einkünfte aus Kapitalvermögen

Hinsichtlich der Besteuerung von Kapitalanlagen ist zwischen der Income Tax und der
Capital Gains Tax zu unterscheiden. Der Income Tax unterliegen die laufenden Einkünften
wie Zinsen und Dividenden. Gewinne aus z. B. Veräußerungen von Kapitalanlagen unter-
liegen der Capital Gains Tax.
Die Geltendmachung von Verlustabzügen ist vereinzelt erlaubt und wird bei den jewei-
ligen Ertragsarten näher erläutert.
Werbungskosten, beispielsweise Depotkosten, wie diese dem deutschen Steuerrecht
immanent sind, existieren in Großbritannien nicht.
Im Rahmen der Besteuerung von Kapitaleinkünften gibt es bestimmte Steuerbefreiun-
gen. So sind sogenannte ISA-Konten (Individual Safer Account) bis zu einem Betrag von

1
Siehe dazu Teil 3 des Buches.

B. Kania, Steuerstandort Großbritannien, DOI 10.1007/978-3-8349-3703-2_4,


© Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 103

momentan £5.6402 pro Steuerjahr steuerfrei. Auch Junior-ISA Konten sind bis zu einer
Höhe der Einzahlung von £3.600 pro Steuerjahr steuerfrei. Sowohl Geldeinlagen als auch
Anlagen in Aktien und Anteilen führen auf solche Konten innerhalb der Freibeträge zu
steuerfreien Kapitalerträgen. Auch die Vermögenszuwächse bleiben innerhalb der Freibe-
träge steuerfrei.
Von Zinsen und Stückzinsen wird Kapitalertragsteuer in Höhe von 20 % durch Ban-
ken (und Bausparkassen – building society) als Kapitalertragsteuer einbehalten. Basic rate-
Steuerpflichtige haben damit keine weitere Steuer zu zahlen. Steuerzahler, die mit ihren
Zinsen dem erhöhten Steuersatz unterliegen, haben über die Steuererklärung die zusätzli-
che Steuer abzuführen. Die 20% werden direkt von den Banken abgeführt.
Personen, deren Einkommen so niedrig ist, dass sie tatsächlich keine Steuern zahlen
müssen, können durch Ausfüllung der Form R85 beantragen, dass sie die Zinsen brutto,
ohne Abzug von Kapitalertragsteuer, ausgezahlt bekommen. Sollte die Steuer bereits ge-
zahlt sein, muss ein Antrag auf Rückzahlung beim HMRC gestellt werden. Der Anleger
reicht dann eine entsprechende Bescheinigung vom Finanzamt bei seiner Bank ein.
Kein Steuerabzug erfolgt von Konten von der National Savings Bank (NSB).
Da auch Zahlungen aus verbrieften Zinsforderungen als Zinszahlungen gelten, muss
auch hier ein Steuerabzug an der Quelle erfolgen. Dies geschieht dadurch, dass diejenige
Person, die die Bonds ausgibt, eine gewisse Anzahl an Bonds zurückhält, die dem Betrag
an zu zahlender Einkommensteuer entspricht. Diese zurückbehaltenen Bonds werden an
das HMRC abführt.
Verfügungen über Disagioanleihen stellen keine Zinszahlungen (interests) für den Ka-
pitalertragsteuerabzug dar. Demzufolge muss die Bank keinen Steuerabzug an der Quelle
durchführen.
Bei Ausschüttung von Dividenden muss keine Kapitalertragsteuer einbehalten werden.
Dies gilt auch für Gewinne, die der Capital Gains Tax unterliegen.

4.2.1 Spareinkünfte (Saving income)


Unter Saving income versteht man Einkünfte aus Sparvermögen. Dazu zählt man die fol-
genden Einnahmen:
1. Zinszahlungen (Interests)3
2. Zahlungen von Bausparkassen (Interest from building societies)4
3. Stückzinsen (Accrued Income Scheme)5
4. Einkünfte aus Wirtschaftsgenossenschaften (Industrial and provident society payments)
5. Verbriefte Zinsforderungen (Funding Bonds)6

2
Gilt für das Steuerjahr 2012/13.
3
Income Tax (Trading and Other Income) 2005 (ITTOIA 2005) Sections 365, 369 ff.
4
ITTOIA 2005 Sections 365, 369 (2), 372.
5
Income Tax Act 2007 (ITA 2007) Sections 617 ff.
6
ITTOIA 2005 Section 380.
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6. Abgezinste Anleihen (Discounts und Deeply Discounted Securities)7


7. Investmentfonds8
8. Depotüberträge (Transaction in Deposits)
9. Verfügungen über Termingeschäfte und Optionen mit garantierten Erträgen (disposals
of futures and options with guaranteed returns)9

4.2.1.1 Zinszahlungen (Interests)


Die Steuergesetzgebung besteht in Großbritannien aus den sogenannten Acts. Eine Defini-
tion des Begriffs interests ist darin jedoch nicht normiert. Eine solche ergibt sich vielmehr
aus Fall- und Vertragsrecht.
Die Definition des Begriffs interest war bereits mehrfach Inhalt von Gerichtsentschei-
dung. Im Fall Westminster Bank Ltd v. Riches (28TC159) wird dazu gesagt:
„…die Essenz von Zinszahlungen ist, dass es eine Zahlung ist, die fällig wird, weil der
Gläubiger über sein Geld im Zeitpunkt des Fälligkeitsdatums nicht verfügen kann. Es kann
einerseits als Profit betrachtet werden, den er gemacht hätte, wenn er von seinem Geld
Gebrauch hätte machen können oder andererseits umgekehrt, der Verlust, den er erlitten
hat, weil er von seinem Geld gerade keinen Gebrauch machen konnte. Die allgemeine Idee
ist, dass er zur Kompensation für den Entzug berechtigt ist.“
Der entscheidende Fall, der nun den Begriff definiert ist Euro Ltd Hotel (Belgravia) Ltd
(51TC293).
Halsbury’s Laws of England definiert den Begriff zudem folgendermaßen:
Eine Zinszahlung ist der Ertrag oder die Entschädigung für den Gebrauch oder die
Bewahrung einer bestimmten Geldsumme, die einem anderen gehört oder über die dieser
wirtschaftlich verfügen kann, durch eine davon verschiedene Person. Zinsen entstehen
von Tag zu Tag, auch wenn sie nur in bestimmten Intervallen zu zahlen sind und sind
damit in zeitlichem Bezug auf Personen, die hinsichtlich der zeitlichen Abfolge der Kapi-
talsumme, berechtigt sind, aufteilbar.
Damit kann als Übersetzung der Begriff der deutschen Zinszahlung herangezogen wer-
den.
Unter Zinsen sind damit alle Einnahmen aus Forderungen jeder Art zu verstehen, auch
wenn die Forderungen beispielsweise durch Pfandrechte an Grundstücken gesichert oder
mit einer Beteiligung am Gewinn des Schuldners ausgestattet sind.
Speziell kann man dazu nach englischem Recht die folgenden Zahlungen zählen10:

y Zinszahlungen von Banken und anderen Sparkonten


y Zahlungen auf Anleihen und andere Sicherheiten, die von der Regierung oder Gesell-
schaften ausgegeben werden
7
ITTOIA 2005 Sections 365, 381, 427 ff.
8
ITTOIA 2005 Part 4.
9
ITTOIA 2005 Section 779.
10
Income Tax (Trading and Other Income) Act 2005, ITTOIA 2005, Sections 369, 422, 547.
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 105

y Zinszahlungen für Darlehen die privat an Personen oder Gesellschaften gegeben wer-
den
y Zahlungen für verspätete Zahlungen und Rückerstattungen
y Zahlungen aus Bankkonten und Wertpapieren/Sicherheiten die vom Ausland an Perso-
nen mit Wohnsitz in Großbritannien geleitet werden

Bis zu einem Betrag von £2.710 werden Zinszahlungen, die als Spareinkommen gelten,
mit 10 % besteuert. Jeglicher Betrag, der diese Grenze überschreitet, wird mit den üblichen
Raten von 20 % Eingangssteuersatz und 40 % erhöhtem Steuersatz besteuert. Sollte bereits
das andere Einkommen, das nicht aus Einkünften aus Sparvermögen (oder Dividenden)
erzielt wurde, diese Freigrenze überschreiten, werden die 10 % nicht angewendet. Eine
Besteuerung erfolgt dann entsprechend dem Steuerband als Basisrate oder höhere Rate.
Weiterhin sind sogenannte ISA (Individual Safer Account)-Konten bis zu einem Betrag
von momentan £5.640 pro Steuerjahr steuerfrei. Auch Junior-ISA Konten sind bis zu einer
Höhe der Einzahlung von £3.600 pro Steuerjahr steuerfrei. Das heißt, solche Konten kön-
nen genutzt werden, um Geld zu sparen, aber auch um in Aktien und Anteilen anzulegen.
Steuerfrei sind Holocaust victims‘ bank accounts compensations.
Zinsen werden auch auf sogenannte Certificates of tax deposit gezahlt. Diese Anlagen
können beim HMRC beantragt werden, um Geld für zukünftige Steuerschulden zu sparen
und um verspätete Steuerzahlungen zu vermeiden. Die auf das angesparte Geld gezahlten
Zinsen werden versteuert und die Zinsen brutto auf das Konto geleistet. Zinsen werden
für das Konto in den ersten sechs Jahren gezahlt, danach erfolgt keine weitere Zahlung.
Die Zinsen müssen in der Steuererklärung angegeben werden und erst dann findet eine
Besteuerung statt.

4.2.1.2 Zahlungen von Bausparkassen (Interests from building societies)


Building societies sind den deutschen Bausparkassen vergleichbar.
Investoren, die bestimmte Bausparkassenkonten, sogenannte Anteilskonten, halten,
sind Mitglieder dieser Gesellschaft und erhalten eigentlich Dividenden. Diese werden je-
doch als Zinsen (interests) besteuert11 und auch der Einbehalt der Steuern wird genauso
wie bei Zinsen durchgeführt.

4.2.1.3 Stückzinsen (Accrued income scheme)


Wenn ein Kapitalanleger verzinsliche Anleihen verkauft, kann er dies mit oder ohne An-
spruch auf die nächste Zinszahlung tun.
Im ersten Fall (cum dividend), erhält der Käufer die nächste Zinszahlung am nächsten
Zinszahlungszeitpunkt. In diesem Fall spiegelt der Verkaufspreis dies wider und der Ver-
äußerungspreis wird ansteigen.
Im zweiten Fall verkauft der Verkäufer die Anleihe ohne die Berechtigung auf die
nächste Zinszahlung (ex dividend). Am nächsten Zinszahlungszeitpunkt erhält der Ver-
käufer die Zinszahlung auch, wenn die Anleihe bereits verkauft ist. In diesem Fall wird der

11
ITTOIA 2005 Sections 365, 369 (2), 372.
106 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

Veräußerungspreis niedriger sein, da auch hier die nächste Zinszahlung, die ja nun der
Verkäufer erhält, mit eingerechnet wird.

4.2.1.3.1 „Cum-dividend“ Verkäufe


Der Käufer hat das Recht auf die nächste Zinszahlung. Der Käufer unterliegt mit der ihm
zufließenden Zinszahlung im Zahlungszeitpunkt der Zinsen der Besteuerung. Der Käufer
kann die an den Verkäufer gezahlten Zinsen des Verkäufers steuermindernd abziehen. Im
Gegenzug muss der Verkäufer den Anteil der erhaltenen Zinsen der Besteuerung unter-
werfen.
Die angesammelten Zinsbeträge werden auf die Parteien somit aufgeteilt. Sollten Anlei-
hen durch eine Bank oder einen Wertpapiermakler ge- oder verkauft werden, erhält man
immer eine „Schlussnote“ (contract note), die die aufgelaufenen Zinsen ausweist (clean
price basis).
Erfolgt im Vertrag eine solche Aufteilung nicht, werden die aufgelaufenen Zinsen zeit-
anteilig auf die Parteien aufgeteilt. Dies erfolgt anhand der Formel12:

I × A/B
I ist dabei die Zinszahlung, die zum ersten Zinszahlungstag nach dem Tag der Ver-
tragserfüllung erfolgt.
A ist die Anzahl der Tage in dieser Zinsperiode bis zum Tag der Vertragserfüllung
und einschließlich diesem
B ist die Anzahl der Tage in der Zinsperiode bis zum Zinszahlungstag.

Beispiel:

H verkauft am 15.03.2012 an K festverzinsliche Anleihen. Zinszahlungszeitpunkte sind


jeweils am 31.03., 30.06., 30.09. und 31.12. K erlangt mit dem Kauf auch das Recht auf
die nächste fällige Zinszahlung am 30.03.2012 Es handelt sich demnach um einen cum-
dividend Kauf. Die Zinsen am 30.03.2012 für K betragen £200.
Wenn H zustimmt, die Anleihen für einen Reinpreis von £10,000 plus zusätzlich £165
für die aufgelaufenen Zinsen zu verkaufen, muss H die anteiligen erhaltenen Zinsen in
Höhe von £165 im Steuerjahr 20012/2012 versteuern. K kann die gezahlten Stückzinsen
in Höhe von £165 steuermindernd geltend machen, allerdings nur von der erhaltenen
Zinszahlung aus diesem Wertpapier.
Sollte im Vertrag zwischen K und H keine Regelung getroffen werden und nur ein Gesamt-
preis von £10,165 genannt werden, muss die oben genannte Formel angewandt werden.
Die relevante Zinsperiode ist dann vom 01.01.2012 bis 31.03.2012 (B = 90 Tage).
Die Anzahl der Tage bis zum 15.03. (plus 1 Tag), sind 76 = A.
Der aufgelaufenen Zins beträgt damit £200 x 76/90 = £168,89. H muss diese erhalte-
nen Stückzinsen versteuern. K kann die gezahlten Stückzinsen steuermindernd geltend
machen.

12
ITA 2007 Section 628.
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 107

Zudem können sich in der Anleihe zusätzlich noch zur Zahlung ausstehende Zinsen
(aus einer vorherigen Zinsperiode) befinden. Der Verkäufer wird so behandelt, als wären
auch diese ausgezahlt und es erfolgt eine Besteuerung der noch nicht ausgezahlten und der
aufgelaufenen Zinsen. Der Erwerber unterliegt mit den fälligen, aber in der Vergangenheit
nicht gezahlten Zinsen nicht der Besteuerung. Er ist von der Besteuerung somit explizit
ausgenommen13.

4.2.1.3.2 „ex-dividend“ Verkäufe


Das Schema soll stets sicherstellen, dass die Zinsen zwischen den Parteien aufgeteilt wer-
den. Das heißt, dass eine Besteuerung des Verkäufers immer bis zu dem Tag des Transfers
der Anleihen stattfindet. Der Käufer wird mit dem Tag des Transfers/der Vertragserfüllung
besteuert.
Wird ohne das Recht auf die nächste Zinszahlung verkauft, steht dem Verkäufer das
Recht auf die nächste fällige Zinszahlung zu. Es wird dann in Höhe der aufgelaufenen Zin-
sen, die ab dem Zeitpunkt der Vertragserfüllung bis Zinszahlungszeitpunkt entstehen, ein
Abzug beim Kaufpreis gemacht.
Der Käufer erlangt damit in Höhe des Abzuges eine steuerbare Zahlung, eine Art geld-
werten Vorteil, der bei ihm aufgrund des Schemas und der Aufteilung zu besteuern ist.
Diesen Betrag kann der Verkäufer, der ja die gesamte nächste Zinszahlung erlangt, von
dieser wiederum abziehen. Die zeitanteilige Berechnung erfolgt wieder anhand der obigen
Formel.
Eine Besonderheit ist bei Verfügungen von Anleihen mit variablen Zinssätzen zu be-
achten. Sie unterliegen dem accrued income scheme, in der Regel werden aber keine Stück-
zinsen explizit berechnet. Der Verkäufer wird so behandelt, als hätte er eine vernünftige
und angemessene Zahlung erhalten. Der Teil des Veräußerungspreises, der Stückzinsen
darstellt, wird als angemessen und vernünftig angenommen. Der Erwerber hat keine er-
haltenen Stückzinsen zu versteuern.

4.2.1.3.3 Anwendbarkeit
Anwendbar ist die Besteuerung der Stückzinsen bei einer Verfügung über verzinsliche An-
liehen nur bei14

y Staatsanleihen (British Government Securities – gilts)


y Anleihen einer Kommunalbehörde (local authority bonds); darunter kann man Anlei-
hen verstehen, die von den Kommunen ausgegeben werden
y festverzinsliche Anteile an einer Wohnungsbaugesellschaft/-genossenschaft (perma-
nent interest-bearing shares in a building society (PIBS)); oder
y Unternehmensanleihen (company loan stock).

13
ITA 2007 Section 681.
14
ITA 2007 Section 619 (1).
108 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

Dabei muss es sich stets um Anleihen und nicht etwa um Gesellschaftsanteile handeln.
Sollten, wie bei Zerobonds, keine Zinszahlungen erfolgen, erfolgt natürlich auch keine
Zahlung von Stückzinsen.
Von der Stückzinsbesteuerung sind bestimmte Anleihen ausgeschlossen15. Darunter
fallen16:

y Deeply Discounted Securities (DDS), auch verzinste DDS


y Unverzinsliche Anliehen
y Nationale oder Kriegssparzertifikate
y Einlagenzertifikate

4.2.1.3.4 Verfügung als Voraussetzung des accrued income scheme


Zudem muss eine Verfügung über eine solche verzinsliche Anleihe vorliegen. Nach ITA
2007 Section 620 (1) (a) zählt zu einer solchen Verfügung generell

y der Verkauf
y Tausch von Anleihen (z.B. Unternehmensanleihen gegen eine andere Unternehmens-
anleihe, Erhalt von Aktien bei Wandelanleihen, Hochzinsanleihen)
y Schenkungen
y jeglicher Transfer, der nicht unter die ersten drei Spiegelstriche fällt
y ein Wechseln in der wirtschaftlichen Berechtigung, wenn eine Person, die das Recht auf
die Sicherheit hat nun diesbezüglich ein Trustee (Treunehmer) wird

Zudem wird die Stückzinsbesteuerung auch dann angewendet, wenn der Verfügende
oder der Erwerber ausgenommene Personen sind. Dies sind folgende Personen:

y Händler, wenn es Profite aus Handelsgeschäften betrifft


y Personen ohne Residenz in Großbritannien
y Personen, die nach der Remittance Basis besteuert werden
y Wohlfahrtsorganisationen (charity)
y Pensionsfondstreuhänder

In diesem Fall findet die Stückzinsbesteuerung nur auf die Person, die nicht ausgenom-
men ist, Anwendung.

15
Es werden auch keine “Stückzinsen” bei Verkauf/Kauf von Investmentfondanteilen ermittelt/ver-
steuert.
16
ITA 2007 Section 619 (3).
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 109

4.2.1.3.5 Small holdings exemption


Die Stückzinsbesteuerung wird bei Verfügungen durch natürliche Personen nicht ange-
wendet, wenn der gehaltene Gesamtbesitz des verfügenden, wirtschaftlich an den Anlei-
hen Berechtigten den Wert von £5.000 im aktuellen oder vorangegangen Veranlagungsjahr
nicht überschreitet (small holdings exemption).
Unter dem Halten zu einer bestimmten Zeit versteht man dabei, wenn die Person be-
züglich der Anleihen der wirtschaftlich Berechtigte in diesem Zeitpunkt/an diesem Tag ist.
Für die Anwendung dieser small holdings exemption ist der Nominalwert der Anleihen
maßgebend. Ein evtueller Ausgabeabschlag wird nicht berücksichtigt.

Beispiel:

S zeichnet Gesellschaftsanleihen mit einem Nennwert von £5.500.


Die Anleihen werden als abgezinste Anleihen mit einem Discount von 10 % ausgege-
ben, das heißt, dass S dafür nur £4.950 bezahlen muss. Der Nennwert beträgt £5.500,
sodass B bei einer späteren Verfügung nicht unter die genannte Ausnahme fällt.

4.2.1.3.6 Tod des Anleiheninhabers


Im Falle des Todes des Inhabers von Anleihen gehen diese automatisch über. Dies wird
nicht als Transfer angesehen. Auch wenn die Nachlassverwalter dann die Anleihen an ei-
nen Vermächtnisnehmer innerhalb der Zinsperiode, in der der Inhaber starb, übertragen,
wird die Stückzinsenbesteuer nicht angewendet. Diese findet erst dann wieder Anwen-
dung, wenn der Transfer in einer nachfolgenden Zinsperiode und nicht mehr in der, in der
der Inhaber starb, stattfindet.

4.2.1.3.7 Verlustverrechnung bei Verkauf von Anleihen mit Zinszahlungen


Bei einem Verkauf kann zudem ein Verlust entstehen. Dieser wird berechnet, indem die
geleisteten Zahlungen der Person auf die Anleihen den empfangenen gegenüber gestellt
werden. Sollte sich daraus ein Verlust ergeben kann dieser gegen die aus Anleihen dersel-
ben Art erlangten Zinsen gerechnet werden. Ein Verlust kann nicht zurückgetragen wer-
den oder gegen Anleihen gerechnet werden, die andere Zinszeiträume haben.
Der Verkäufer muss die erhaltenen Stückzinsen versteuern (accrued income profit)17,
der Erwerber kann die gezahlten Stückzinsen steuerlich mindernd geltend machen (ac-
crued income losses)18.
Dabei erfolgt die Erfassung der accrued income profits und losses erst in dem Steuerjahr,
in dem die entsprechenden Zinszahlungen fällig sind.

Beispiel:

Eine Anleihe hat zwei Zinszahlungszeitpunkte, den 31. März und den 30. September.
Wird die Anleihe am 2. Oktober verkauft, fällt die nächste Zinszahlung noch in das
Steuerjahr, in das auch der Verkauf (und damit die erhaltenen Stückzinsen) fallen. Wird

17
ITA 2007 Section 628.
18
ITA 2007 Section 628.
110 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

die Anleihe dagegen am 3. April verkauft, fällt die nächste Zinszahlung in das nächste
Steuerjahr – die erhaltenen Stückzinsen sind somit erst im nächsten Steuerjahr zu ver-
steuern.

Die Verrechnung von gezahlten Stückzinsen mit erhaltenen Stückzinsen kann nur bei
der gleichen Anleihe, bezogen auf die gleiche Zinszahlung erfolgen. Nur in diesen Fällen
ist eine Zusammenfassung von Transaktionen möglich.
Ein accrued income loss kann nicht in einen vorangegangenen Veranlagungszeitraum
zurückgetragen werden oder gegen Anleihen gerechnet werden, die andere Zinszeiträume
haben.
Sollten die Zinszahlungszeiträume das Steuerjahr überspannen, werden keine Verluste
angerechnet bzw. verrechnet, bis nicht die Zinsen auf die Anleihen im nächsten Steuerjahr
besteuert werden.

Beispiel:

A hat eine festverzinsliche Anleihe mit 7,75 % in 2012. Die Zinsen werden jeweils am 8.
März und am 8. September gezahlt.
A nimmt folgende Käufe und Verkäufe vor:
Transaktion Gewinn Verlust
19.03.2012 Verkauf £100.000 £2.107
21.03.2012 Verkauf £50.000 £1.361
12.05.2012 Verkauf £50.000 £ 131
Gesamtgewinn £ 615
Das Steuerjahr 20011/2012 endet am 05.04.2012. Das würde bedeuten, dass die ersten
zwei Transaktionen eigentlich in 2011/2012 zu versteuern wären. Da die Zinsperiode
aber erst im Steuerjahr 2012/2013 endet, darf auch erst hier eine Verlustverrechnung
erfolgen.
Der Gewinn von insgesamt £615 ist damit im Steuerjahr 2012/2013 zu versteuern.

4.2.1.4 Zahlungen von Wirtschaftsgenossenschaften (Industrial and provident


society payments)
Bei diesen Wirtschaftsgenossenschaften handelt es sich um Gesellschaften die unter dem
Industrial and Provident Societies Act registriert sind. Eine Dividende, Bonus oder andere
Summe, die an einen Anteilseigner einer solchen Society gezahlt wird, wird als Zinsein-
kommen behandelt, wenn sie in Bezug auf seine Anteilseignerschaft gezahlt wurde.

4.2.1.5 Verbriefte Zinsforderungen (Funding bonds)


Eine Gesellschaft, öffentliche Einrichtung, Regierung oder ähnliche Körperschaft hat mög-
licherweise eine Verpflichtung Zinsen aufgrund von abgesicherten Forderungen zu zah-
len, verfügt aber nicht über genug Mittel, um dieser Verpflichtung nachzukommen. Diese
Zinsforderungen können verbriefte Zinsforderungen werden, sogenannte funding bonds.
Diese können weitere Anteile sein, Schuldscheine oder Anleihen, die anstelle der Zinsen
ausgegeben werden.
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 111

Nach britischem Steuerrecht stellt die Ausgabe solcher verbrieften Zinsforderungen


steuerbares Zinseinkommen dar.1920 Der Wert der Zinszahlung ergibt sich aus dem Markt-
preis der verbrieften Forderung im Zeitpunkt ihrer Ausgabe. Jede nachfolgende Rück-
nahme/Rückkauf der funding bonds stellt keinen steuerbaren Vorgang mehr dar21. Der
Wertzuwachs, unabhängig von der Haltedauer und der Wertentwicklung der verbrieften
Forderung, ist somit steuerfrei, ein Wertverlust damit irrelevant.

Beispiel:

S hat an eine Gesellschaft einen Kredit in Höhe von £25.000 gegeben. Dafür soll er ei-
nen jährlichen Zins von 10 % (= £2.500) erhalten. Da die Gesellschaft Zahlungsschwie-
rigkeiten hat, kann sie S am 31.12.2011 nicht den fälligen Jahreszins zahlen. Dafür gibt
sie im Februar 2012 neue Anteile aus, die die Zinsansprüche von S voll ausgleichen
Die Gesellschaft gibt 250 Anteile zu einem Wert von £1 (= £250) aus. Jeder Anteil da-
von wird dabei so behandelt, als sei er mit einem Aufschlag von £9 ausgegeben worden
(Marktwert = £10 *250 = £2.500).
80 % der Anteile (= 200 Anteile) werden an S ausgegeben, 20 % (= 50 Anteile) werden
an das HMRC geschickt, um der Verpflichtung der Steuerzahlung nachzukommen.
Obwohl S zugestimmt hat, dass die 200 Anteile zur Befriedigung seiner Zinsansprüche
(nach Abzug der Steuern) ausreichen (£10 * 200 = £2.000), wurde mit dem HMRC
abgestimmt, dass der Marktpreis der Anteile weder £2.500 noch £1.000 ist, sondern zur
Zeit der Ausgabe £1.100 betrug.
Wenn S nun die Einkommenssteuererklärung abgibt, muss er nur netto £1.100 angeben
(entspricht brutto £1.375, von denen £275 abgezogen wurden (= 20 % Kapitalertrags-
steuer)).
Sollte S seine Anteile 2012 für £12.000 verkaufen können, führt dies zu keinem steu-
erbaren Vorgang, der der Einkommenssteuer unterliegt. Der Gewinn, den er aus dem
Verkauf erlangt, unterliegt der Vermögenszuwachssteuer. Er wird dabei so behandelt,
als hätte er die Anteile für £1.375 erhalten.

4.2.1.6 Abgezinste Anleihen (Discounts)


4.2.1.6.1 Anleihen mit Disagio
Im Normalfall stellt der Discount bei Ausgabe einer Anleihe die Feineinstellung des No-
minalzinses dar bzw. ist Vergütungsbestandteil für die Zurverfügungstellung des Geldes
durch den Anleger.
Eine abgezinste Anleihe kann dabei verzinslich oder unverzinslich sein.
Ein weiterer Weg, den Investor zu entlohnen, stellt der Rückkauf der Anleihe über
dem Nennwert dar (aufgezinste Anleihe). Auch diese Anleihe stellt dann, bezogen auf den
Rückzahlungswert, eine abgezinste Anleihe dar.

19
Die ausgebende Gesellschaft muss die Steuer auf diese Zinszahlungen abführen. Dies geschieht
i.d.R. über die Weiterleitung von 20% der ausgegebenen Zinsverbriefungen.
20
ITTOIA 2005 Section 380.
21
ITTOIA 2005 Section 754.
112 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

Liegt eine Disagio-Anleihe vor, ist zu prüfen, ob das Disagio zu einer steuerpflichtigen
Zinseinnahme bei Verfügungen führt. Ein steuerbarer Vorgang liegt immer im Zeitpunkt
der Verfügung über bzw. des Rückkaufs der abgezinsten Anleihe vor.
Wenn die Anleihe einen angemessenen marktüblichen Zins trägt und sie mit einem
Discount oder einem Aufschlag bei Rückkauf ausgegeben wird und nicht unter die Deeply
Discounted Securities (siehe folgender Abschnitt) fällt, dann liegt hier bei Verfügung in
Höhe des Abschlags/Aufschlags kein Zinsertrag vor. In diesem Fall zeigen das Disagio/
Agio der Anleihen andere Faktoren als die entgeltliche Abgeltung der Nutzungsdauer des
Geldes. Es überwiegt die Zuordnung zum Marktrisiko und zur Marktentwicklung, so dass
die Anleihe mit Wertsteigerung und Disagio/Agio in dem Bereich der Capital Gains Tax
fällt.
Sollte kein Zins vereinbart sein oder dieser unter dem marktüblichen Zins liegen, dann
fällt sowohl der Discount als auch der Aufschlag unter die Definition des Zinsertrags und
wird als Zinszahlung besteuert.22
Staatsanleihen (gilt-edged securities, kurz: gilts) sind auch hinsichtlich eines Disagios
sowohl von der Einkommensteuer als auch von der Vermögenszuwachssteuer ausgenom-
men.

Beispiel:

Eine 5-Jahresanleihe mit einem Nominalwert von £1.000 wird für £800 ausgegeben.
Wenn der Investor die Anleihe bei Fälligkeit zurückgibt, wird er £1.000 erhalten, somit
einen Profit von £200.
Dies stellt den Originalausgabediscount dar und zeigt die Vergütung für die Zurverfü-
gungstellung des Geldes.

Auch Zerobonds werden regelmäßig als abgezinste Anleihen ausgegeben. Beim Ver-
kauf bzw. Rückkauf dieser Zerobonds wird der Gewinn ohne Steuerabzug geleistet. Der
Gewinn ist mit dem Tag der Verfügung/des Rückkaufs steuerbar und stellt den Betrag
zwischen Ausgabewert und Rückkaufswert dar. Zerobonds sind dabei jedes Jahr steuerbar,
sogar wenn darüber keine neue Verfügung getroffen wird. Der Betrag stellt die Differenz
des Marktpreises am 05.04 am Ende des Steuerjahres und dem Beginn am 06.04 dar.

4.2.1.6.2 Deeply Discounted Securities


Die meisten abgezinsten Anleihen stellen in Großbritannienstellen die sogenannten Deeply
Discounted Securities (DDS) dar.
Deeply Discounted Securities unterfallen nur der Einkommenssteuer. Auch wenn bei
Verfügungen über diese Anleihen ein Gewinn entsteht, unterfällt dieser nicht der Capital
Gains Tax. Auch findet die Stückzinsbesteuerung (accrued income scheme) keine Anwen-
dung.
Kapitalertragssteuer wird nicht einbehalten.

22
ITTOIA 2005 Section 369 (1) und 381; Lomax v Peter Dixon & Son Ltd (25TC353).
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 113

4.2.1.6.2.1 Definition der Deeply Discounted Securities


Deeply Discounted Securities (DDS) liegen unter den Voraussetzungen vor23:
– Der zahlbare Betrag bei Fälligkeit oder jeder anderen Möglichkeit die Anleihe zurück-
zugeben, muss den Ausgabepreis um 0,5 % für jedes Jahr der Laufzeit der Anleihe über-
steigen (bis maximal 30 Jahre); oder
– wenn der Betrag, der im Zeitpunkt der Fälligkeit/Rückgabe gezahlt wird den Ausgabe-
preis um insgesamt total 15 % übersteigt.
Haben die DDS eine kürzere Laufzeit als ein Jahr, werden die 0,5 % entsprechend pro
rata temporis gekürzt. Zerobonds können auch als DDS ausgegeben werden. Auch stellen
zahlreiche strukturierte Anleihen DDS dar. Erfolgt z. B. die Indexierung der Rückzah-
lungshöhe einer fünfjährigen Anleihe und besteht somit die Möglichkeit, dass der Rück-
zahlungsbetrag das 2,5fache des Ausgabebetrages (5 Jahre * 0,5%) somit übersteigt, han-
delt es sich um eine DDS.
Ausgenommen von der Besteuerung als DDS sind24:

y Gesellschaftsanteile25
y Staatsanleihen, die nicht „gestripped“ wurden26

4.2.1.6.2.2 Definition der Verfügung


Einen steuerbaren Vorgang stellt erst die Verfügung über die DDS dar. Der ganze Gewinn
aus der Verfügung wird besteuert, als würde es sich um eine Zinszahlung handeln.
Eine Verfügung liegt vor in den Fällen:

y Verkauf
y unentgeltliche Übertragung
y Schenkung
y Übergang im Falle des Todes

4.2.1.6.2.3 Ermittlung des Gewinns


Besteuert wird immer der Gewinn, der aus der Verfügung erwächst. Dieser wird berechnet
nach

Gewinn = Veräußerungspreis/Rücknahmepreis – Anschaffungskosten


Erwerbs-oder Verkaufsnebenkosten werden dabei nicht berücksichtigt.

23
ITTOIA 2005 Section 430.
24
ITTOIA 2005 Section 430 (6), 432.
25
ITTOIA 2005 Section 452A (1).
26
ITTOIA 2005 Section 443.
114 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen kein Veräußerungspreis gezahlt wird. Fehlt ein sol-
cher, wird der Marktpreis als maßgebender Veräußerungsbetrag herangezogen. In folgen-
den Fällen kann ein Veräußerungspreis fehlen:

y es handelt sich nicht um eine marktübliche Transaktion


y zwischen nahestehenden Personen
y für Gegenleistungen, die nicht oder nicht ganz in Geld oder Geldeswert erfolgten
y im Falle des Todes
y bei einem Transfer von einem Erbschaftsverwalter an einen Vermächtnisnehmer

Im Falle des Todes des Inhabers von DDS wird eine Verfügung zum Todeszeitpunkt
angenommen. Die Erbschaftsverwalter werden so behandelt, als hätten sie die DDS zum
Marktpreis erworben. Wenn der Erbschaftsverwalter diese DDS dann an einen Vermächt-
nisnehmer überträgt, wird er so behandelt, als hätte er dafür im Zeitpunkt der Übertra-
gung an den Vermächtnisnehmer den Marktpreis erhalten. Diese Vorgehensweise wird
angewandt, um den Gewinn oder Verlust zu ermitteln, der dem Erbschaftsverwalter ent-
standen ist.

4.2.1.6.2.4 Besteuerung von DDS , wenn es sich um Strips handelt


Eine Ausnahme von der Besteuerung des Ertrages nur bei einer vorgenommenen Verfü-
gung besteht bei sog. gilt strips (Strips von Staatsanleihen) und corporate strips (Strips von
Unternehmensanleihen). Nach dem Gesetz stellen diese Strips DDS dar.27
Liegt keine Verfügung vor, erfolgt eine jährliche Besteuerung nach dem Wertzuwachs,
gemessen am Marktwert.
Die Strips28 entstehen dadurch, dass ein Käufer eine Anleihe erwirbt, anschließend den
Bogen vom Mantel trennt, die Zinsforderungen einzeln verbrieft und dann als eigenstän-
dige Wertpapiere verkauft. Beispielsweise entstehen aus einer zehnjährigen Kuponanleihe
mit jährlicher Zinszahlung so elf verschiedene Null-Kupon-Anleihen.
Der Anleger, der die Trennung vornehmen lässt, wird so behandelt, als hätte er einen
Anschaffungspreis gezahlt, der proportional zu dem Marktwert der Anleihe ist, aus denen
der Strip erstellt wurde. Die Berechnung richtet sich nach folgender Formel29:

A × B/C
A ist der Marktwert der zugrundeliegenden Sicherheit vor Trennung
B ist der Marktwert des Strips zum Zeitpunkt der Trennung
C ist der Gesamtbetrag aller Marktwerte der Strips, die durch die Trennung erlangt
wurden

27
ITTOIA 2005 Section 443, wobei Strips von Unternehmensanleihen erst unter die Regelungen für
DDS fallen, wenn sie nach dem 02. Dezember 2004 erworben wurden.
28
ITTOIA 2005 Section 444.
29
ITTOIA 2005 Section 445 (1).
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 115

Im Falle eines Strips wird nicht erst eine Besteuerung vorgenommen, wenn eine Ver-
fügung erfolgt ist. Der Halter eines Strips wird so behandelt, als würde er am Ende eines
Steuerjahres (05. April) über alle nicht zurückgegebenen Strips zum Marktpreis verfügen
und sie umgehend zum selben Preis wieder anschaffen. Der steuerpflichtige Betrag ist da-
bei die Differenz zwischen dem Marktwert am 05. April des laufenden Jahres und dem
Marktwert, den der Strip am 05.April des vorherigen Jahres hatte oder dem Marktwert, der
innerhalb des letzten Steuerjahres erst durch Trennung errechnet wird (siehe oben) oder
den tatsächlichen Anschaffungskosten bei Erwerb (siehe dazu weiter unten). Der Gewinn,
der hier als Zinseinnahmen der Einkommensteuer unterliegt, wird ohne Abzug von Ne-
benkosten errechnet.
Damit entstehen zudem am 05. April jeden Jahres fiktive Anschaffungskosten in der
Höhe, in der die fiktive Verfügung fingiert wird.
Das heißt, der Inhaber von Strips wird besteuert mit dem Zinsertrag, der sich ergibt
aufgrund:

y des fiktiv ermittelten Gewinns am Ende eines jeden Steuerjahres am 05. April; und
y des Gewinns, der aus tatsächlichen Verfügungen und Rückkäufen erfolgt ist

Dem Erwerber von Strips entstehen Ausgaben in Höhe der Erwerbskosten. Anstelle
des proportional errechneten Marktwertes bei Trennung werden hier, für die Ermittlung
des Zinsbetrages, die tatsächlichen Erwerbskosten/Anschaffungskosten bzw. die fiktiven
Anschaffungskosten zum 05.04. angesetzt.30
Es erfolgt eine Höchstbetragsrechnung für die Ermittlung des Gewinns unter Bezug-
nahme auf die ursprünglichen Anschaffungskosten31:
Wenn die Einlösung / Veräußerung des Strips nach dem 14. Januar 2004 stattfindet,
muss die Berechnung eines fiktiven Gewinns zum Zeitpunkt der Veräußerung durchge-
führt werden. Ermittelt wird der Gewinn, der erzielt würde, wenn der ursprünglich für
den Strip bezahlte Betrag angesetzt wird (anstatt des Wertes des vorangehenden 5. April).32
Anfallende Nebenkosten sind nicht mit zu berücksichtigen. Der steuerbare Gewinn ist auf
diesen Betrag, der Null sein kann, beschränkt.
Werden die Strips wieder zu einer Anleihe zusammengelegt, wird der Inhaber so be-
handelt, als würde er im Zeitpunkt der Zusammenlegung den Marktpreis für den Strip
erhalten. Die Zusammenlegung führt folglich zu einer fiktiven Verfügung.

4.2.1.6.2.5 Verlustabzug bei DDS-Anleihen


Ein Verlustabzug ist grundsätzlich nicht möglich. Dieser wurde mit Wirkung zum
27.03.2003 abgeschafft.

30
ITTOIA 2005 Section 439.
31
ITTOIA 2005 Section 447.
32
Diese Höchstbetragsrechnung entfällt bei Veräußerungen/Einlösungen vor dem 14.01.2004.
116 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

Wurde die DDS bereits vor dem 27.03.2003 erworben und durchgehend von demselben
Anleger gehalten und ist sie börsennotiert, dann wird der Verlust doch gewährt und darf
vom steuerpflichtigen Einkommen abgezogen werden.33 Der Verlust wird errechnet aus:

Verlust = Anschaffungskosten – Veräußerungspreis

Bei diesem ersten Schritt, werden bei den Anschaffungskosten keine Anschaffungsne-
benkosten mit eingerechnet und auch keine Nebenkosten der Veräußerung. Ist danach
ein Verlust entstanden, dürfen in der genauen Ermittlung des Verlustes die Nebenkosten
dann, in einem zweiten Schritt, mit eingerechnet werden. Dadurch soll verhindert werden,
dass allein durch Einrechnung der Nebenkosten von Anfang an nur durch diese ein Verlust
auftritt.
Ein Verlust tritt daher auf, wenn die abzugsfähigen Kosten den Betrag des Veräuße-
rungspreises übersteigen. Abzugsfähig sind die Anschaffungskosten und die Nebenkosten
der Anschaffung und die Kosten, die im Zusammenhang mit Anschaffung und Veräuße-
rung entstanden sind.
Eine weitere Ausnahme gilt weiterhin für den Verlustabzug bei Strips von Staatsan-
leihen und Unternehmensanleihen (siehe dazu 4.2.1.6.2.4). Verluste dürfen hier grund-
sätzlich abgezogen werden. Verluste werden dabei ebenso wie Gewinne ermittelt. Dabei
ist zu beachten, dass Erwerbs- oder Veräußerungsnebenkosten nicht abziehbar sind. Im
Regelfall werden keine Verluste entstehen, da eine kontinuierliche Wertsteigerung dieser
Zerobonds vorliegt.
Sollte ein Verlust aufgetreten sein, kann dieser als Steuerermäßigung von der Bemes-
sungsgrundlage der Einkommenssteuer (Arbeitseinkommen, Zinsen, Dividenden, etc.)
abgezogen werden.
Es erfolgt aber auch hier wiederum eine Höchstbetragsrechnung bei der Verlustermitt-
lung, unter Bezugnahme auf die ursprünglichen Anschaffungskosten. Wenn der ursprüng-
liche Erwerb des Strips nach dem 14. Januar 2004 stattfand, muss die Berechnung des
tatsächlichen Verlusts zum Zeitpunkt der Veräußerung durchgeführt werden.34 Ermittelt
wird der Verlust, der erzielt würde, wenn der ursprünglich für den Strip bezahlte Betrag
angesetzt wird (anstatt des Wertes des vorangehenden 5. April). Anfallende Nebenkosten
sind nicht mit zu berücksichtigen. Ist dieser tatsächliche Verlust niedriger, darf nur dieser
angesetzt werden. Entsteht ein Gewinn, darf kein Verlust angesetzt werden. Ist dieser tat-
sächliche Verlust höher, darf nur der fiktive Verlust angesetzt werden.

4.2.1.6.2.6 Excluded indexed securities


Indexed securities sind Anleihen, bei denen der Rückzahlungsbetrag von der prozentualen
Änderung des Betrages der steuerbaren Vermögenswerte einer bestimmten Art über die

33
Zunächst ist der Verlust ohne Nebenkosten bei Kauf und Verkauf zu ermitteln. Ist danach ein
Verlust entstanden, darf dieser dann nochmals unter Berücksichtigung der Nebenkosten ermittelt
werden. Dieser im zweiten Schritt ermittelte Verlust ist dann geltend zu machen.
34
Diese Höchstbetragsrechnung entfällt bei Veräußerungen/Einlösungen vor dem 14.01.2004.
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 117

Laufzeit abhängt. Diese, von einem Index oder der Entwicklung eines Basiswertes oder
eines baskets von Basiswerten, abhängige Anleihe kann zu einem Totalverlust führen.
Erhält der Anleger bei indexed securities eine Kapitalgarantie, liegt keine DDS vor, wenn
diese weniger als 10% vom Ausgabepreis beträgt (excluded indexed securities). Vielmehr
unterliegen Gewinne bei Verfügung der Vermögenszuwachssteuer.
Wenn die Kapitalgarantie dagegen bei Fälligkeit mehr als 10 % des Ausgabepreises be-
trägt, handelt es sich nicht um eine excluded indexed security. Damit greifen wieder die
Steuerfolgen wie vorstehend für DDS dargestellt.

4.2.1.7 Transactions in Deposits/Certificates of Deposit


Erträge und Gewinne aus Verfügungen über Deposit-Rechte unterliegen der Einkommen-
steuer.35 Das steuerpflichtige Einkommen ist dabei der gesamte Betrag, der im Steuerjahr
aufgrund der Verfügungen über Deposit-Rechte erlangt wurde. Der Erhalt des Kapitaler-
trages wird als Verfügung diese über Rechte angesehen. Die Zinszahlung jedoch nicht.
Diese wird als ganz normale Zinszahlung besteuert.

4.2.1.8 Termingeschäfte und Optionen mit garantierten Erträgen


Gewinne, die aus Transaktionen über Termingeschäfte und Optionen erlangt werden,
unterfallen grundsätzlich nicht der Einkommenssteuer, sondern nur der Vermögenszu-
wachssteuer.
Eine Ausnahme besteht bei Transaktionen über Termingeschäfte und Optionen, die
Erträge garantieren (with guaranteed returns).36
Verträge über Termingeschäfte oder Optionen können von den Parteien genutzt wer-
den, um einen garantierten Ertrag zu erzeugen. In wirtschaftlicher Hinsicht sind diese Er-
träge Zinszahlungen gleichzustellen, die aber als Vermögenszuwächse empfangen werden.
Ein garantierter Ertrag aus einer Transaktion über ein Termingeschäft oder eine Option
ist ein solcher, bei dem das Risiko von Wertveränderungen bezüglich des zu Grunde lie-
genden Vertragsgegenstandes aufgehoben oder reduziert ist, sodass der Ertrag nicht mehr
von dem einer Wertveränderung abhängt, sondern von der Substanz her mit Zinszahlun-
gen zu vergleichen ist.
Dies gilt auch für ausländische Erträge aus solchen Transaktionen.

35
ITTOIA 2005 Section 551.
36
Damit entfällt zeitgleich die Besteuerung dieser Gewinne/ Verlust mit der Capital Gains Tax.
118 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

4.2.1.8.1 Voraussetzungen für Transaktionen mit garantierten Erträgen


Eine Transaktion mit garantiertem Ertrag liegt vor, wenn drei Voraussetzungen erfüllt sind:

y Die Transaktion muss eine von zwei oder mehreren, in Zusammenhang stehenden,
Transaktionen sein. Transaktionen stehen im Zusammenhang, wenn alle von ihnen
in Anwendung desselben Schemas eingegangen wurden. Das betrifft Fälle, in denen es
unter Berücksichtigung der Effekte der Transaktionen und der Umstände angemessen
ist anzunehmen, dass keine Transaktion einzeln eingegangen worden wäre.
y Die Transaktionen müssen so gestaltet sein, dass sie einen garantierten Ertrag her-
vorbringen. Dies ist anzunehmen, wenn unter Betrachtung aller Transaktionen und
der Umstände, unter denen sie eingegangen worden sind, anzunehmen ist, dass der
Hauptzweck oder einer der Hauptzwecke darin liegt, einen garantierten Ertrag bei den
Transaktionen zu erlangen.
y Der garantierte Ertrag setzt sich zusammen aus dem Gesamtertrag einer oder mehrerer
Transaktionen.

4.2.1.8.2 Zeitliche Erfassung der garantierten Erträge


Die maßgebenden Verfügungen erfolgen durch Glattstellung/Verkauf, Barausgleich und
Verfall. Die Ausübung einer Option durch Lieferung der Basiswerte stellt hier dagegen
keine Verfügung über die Option dar.
Eine Transaktion kann aber bei der Gewährung einer Option erst zu einem späteren
Zeitpunkt angenommen werden, wenn drei Voraussetzungen erfüllt sind:
1. Es muss sich um eine Anzahl im Zusammenhang stehender Transaktionen handeln,
die erstellt wurden, um einen garantierten Ertrag zu erhalten und eine davon muss die
Bereitstellung der Option sein.
2. Mindestens eine der anderen Transaktionen muss nach der Bereitstellung abgeschlos-
sen werden.
3. Es sollte eine Verfügung geben, die nicht die Bereitstellung einer Option ist.
Somit wird der Verlust, der bei der Bereitstellung einer Option entstehen kann, gegen
einen später eintretenden Gewinn verrechnet.
Eine fiktive Transaktion wird aber auch unter bestimmten Voraussetzungen angenom-
men, wenn Termingeschäfte bzw. Optionen ausgeübt werden.
Verluste aus solchen Transaktionen können von Erträgen aus solchen Transaktionen
abgezogen werden und auch von anderem „verschiedenen Einkommen“ (miscellaneous
income).37

37
ITA 2007 Section 152 und Section 1016 und ITTOIA 2005 Part 4 Chapter 12, z. B. offshore income
gain bei Veräußerung von Anteilen an non-reporting offshore funds.
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 119

Beispiel:

T möchte sich £10.000 von M leihen. M möchte aus dem Darlehen jedoch keine Zinsen
erlangen. Die beiden vereinbaren Folgendes:
T gründet eine Gesellschaft in der Art, dass die Anteile einen garantierten Wert von
£10,600 haben. Dann bietet er M eine Option an, die Anteile innerhalb eines Jahres
für £100 zu kaufen. M zahlt T für die Bereitstellung der Option dann eine Prämie von
£10.000.
Am Ende des Jahres übt M ihre Option aus und erwirbt die Anteile für £100. Ein paar
Tage später verkauft sie diese an T für £10.600 zurück. T konnte so die £10.000 für 12
Monate verwenden und M hat einen Profit von £500 gemacht (£10.600 - £10.000 -
£100).
Diese Vereinbarung gibt M einen garantierten Ertrag. Das Risiko der Fluktuation im
Betrag der Anteile, die den zugrundeliegenden Vertragsgegenstand bilden, wurde aus-
geschlossen. M hat einen garantieren Profit von £500 erzielt, entsprechend einer Inves-
tition von £10.000 mit Zinszahlung für ein Jahr.
Weiterhin werden die obigen Voraussetzungen erfüllt. Es handelt sich um zwei im
Zusammenhang stehenden Transaktionen: die Bereitstellung der Option und die Aus-
übung der Option. Die letztere wird dabei nicht als Verfügung behandelt.
M wird daher so behandelt, als hätte sie unmittelbar vor der Ausübung der Option über
sie verfügt. Da die Option ein Wirtschaftsgut darstellt (sie gibt ihr das Recht etwas für
£100 zu kaufen, was tatsächlich £10,600 wert ist), wird die Verfügung als zum Markt-
preis erfolgt, angenommen.
M hat damit einen Gewinn in Höhe von £500 gemacht. Aufgrund dieses Gewinns un-
terliegt sie der Einkommenssteuer in dem Veranlagungszeitraum, in dem sie die Opti-
on ausübt.
Weiterhin muss M aber auch eine Vermögenszuwachsermittlung (für Zwecke der Capi-
tal Gains Tax) aufgrund ihrer Verfügung über Gesellschaftsanteile erstellen. Auch hier
ist ein Gewinn von £500 zu verzeichnen. ITTOIA 2005 Section 567 verhindert aber
eine mögliche Doppelbesteuerung und es erfolgt hier nur eine Besteuerung als saving
and investment income. Die bereits als Einkommen versteuerten £500 werden zu M’s
Gegenleistung für den Erwerb der Anteile gerechnet. Daher wird ihr Vermögenszu-
wachs: £10.600 – (£10.000 + £100 + £500) = 0.
T müsste £10.500 zahlen, um über die Option verfügen zu können. Bei der angenom-
menen Verfügung, wenn M die Option ausübt, wird er so behandelt, als hätte er einen
Erlös von Null und entstandene Kosten von £10.500. Er hat £10.000 dafür erhalten, dass
er die Option bereitgestellt hat. Damit hat er einen Verlust von £500 erwirtschaftet. Dies
wird als Verlust aus verschiedenem Einkommen abgezogen.

Verluste aus den Transaktionen können von Gewinnen aus solchen Transaktionen ab-
gezogen werden und auch von anderem „verschiedenen Einkommen“ (miscellaneous in-
come). Dies wird in ITA 2007 Section 152 und dem Verweis auf Section 1016 und ITTOIA
2005 Part 4 Chapter 12 klargestellt.
Die Steuer wird dabei auf den vollen Betrag des Gewinns erhoben.
120 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

4.3 Einkünfte aus Dividenden

Einkünfte aus
Dividenden

Dividenden und Dividenden und Stockdividenden Krediterlass von


Ausschüttungen Ausschüttungen einer
von UK-ansässigen von nicht UK- geschlossenen
Gesellschaften ansässigen Gesellschaft
Gesellschaften gegenüber den
Gesellschaftern

Bildrechte: [Urheberrecht beim Autor]


Abb. 4.1 Einkünfte aus Dividenden

Eine Ausschüttung einer Gesellschaft ist alles, was eine Gesellschaft an einen seiner An-
teilseigner gibt und für die der Anteilseigner keine (vollständige) Gegenleistung erbringt.
Der gebräuchlichste Typ der Ausschüttung ist dabei die Dividende, die eine Geldausschüt-
tung des Gewinnes der Gesellschaft darstellt. Dividenden und andere Ausschüttungen un-
terliegen der Besteuerung der Einkommenssteuer nach Part 4 ITTOIA 2005. Der Besteue-
rung nach Part 4 ITTOIA 2005 unterfallen danach:
1. Dividenden und andere Ausschüttungen von in Großbritannien ansässigen Gesell-
schaften38
2. Dividenden von nicht in Großbritannien ansässigen Gesellschaften39
3. Stockdividenden40
4. Beträge die von einem Kredit einer geschlossenen Gesellschaft (closed company)
gegenüber den Mitgliedern erlassen werden.41 Der Begriff „Ausschüttung“ ist hier weit
zu verstehen.
Dividenden werden mit dem normalen Dividendensteuersatz (10%), dem erhöhten
Steuersatz (32,5%) oder dem Spitzensteuersatz (42,5%) besteuert.
Steuern sind auf Dividenden in dem Steuerjahr zu zahlen, in dem sie fällig und auszahl-
bar sind. Für die Besteuerung ist es irrelevant, wann die Dividenden letztendlich gezahlt
werden oder für welchen Zeitraum die Zahlung erfolgt.

38
ITTOIA 2005 Section 382.
39
ITTOIA 2005 Section 402.
40
ITTOIA 2005 Section 409.
41
ITTOIA 2005 Section 415.
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 121

4.3.1 Dividenden
Der Begriff der Ausschüttung ist weit auszulegen und umfasst die folgenden Sachverhalte42:

y Gewinnausschüttungen
y Bonuswertpapieremissionen oder rückkaufbare Anteile
y Transfer von Wirtschaftsgütern und Verbindlichkeiten zwischen einer Gesellschaft und
ihren Mitgliedern
y Zinszahlungen oder andere Verteilungen mit einem Umfang, der eine/n marktübliche/n
Rate/Zinssatz überschreitet
y Zinszahlungen oder andere Verteilungen auf bestimmte Anleihen (z.Bsp. Genussscheine)
y Bonusemissionen bei oder nach einer erfolgten Rückzahlung von Gesellschaftskapital
y Jede andere Verteilung von den Wirtschaftsgütern einer Gesellschaft in Bezug auf An-
teile an dieser Gesellschaft

Die Gesetzgebung zu Ausschüttungen in Großbritannien soll sicherzustellen, dass im-


mer dann, wenn eine Gesellschaft irgendetwas an ihre Anteilseigner gibt, ein steuerpflich-
tiger Vorgang angenommen wird. Davon ausgenommen sind Rückzahlungen von Grund-
kapital, die keine steuerpflichtige Ausschüttung darstellen.43
Eine Ausschüttung liegt nicht vor, wenn eine Gesellschaft Anteile zum Nennwert aus-
gibt, diese tatsächlich aber mehr wert sind.
Unterschieden werden muss bei Ausschüttungen, ob es sich um eine qualifizierte (qua-
lifying distribution) oder nicht qualifizierte Ausschüttung handelt (non-qualifying distribu-
tion).

4.3.1.1 Qualifying Distribution


Für die qualifizierte Ausschüttung erhält der Anleger eine Steuergutschrift.44
Diese entspricht einem Neuntel des Betrages oder des Wertes der Dividende:

Bruttodividende = (10/9)*Nettodividende

Der Dividendenbetrag oder Ausschüttungsbetrag wird also so behandelt, es wäre er


um die Steuergutschrift erhöht und der Empfänger erhielte nur die Nettodividende. Eine
Person, dessen steuerbares Bruttoeinkommen sich innerhalb des Eingangssteuersatzes für
Dividenden bewegt, muss daher keine weiteren Steuern bezahlen (=normaler Steuersatz
auf Dividenden in Höhe von 10%).
Steuerpflichtige, die dem erhöhten Steuersatz unterliegen, dürfen die Steuergutschrift
auf ihre Steuerschuld anrechnen. Bei einem erhöhten Steuersatz von 32,5 % verbleibt eine
42
Corporation Tax Act 2010 (CTA 2010) Section 1000 (1); ITA 2007 Section 19.
43
In diesen Fällen sind aber die Anschaffungskosten der Anteile um die Kapitalrückzahlung für
Zwecke der Capital Gains Tax zu vermindern.
44
ITTOIA 2005 Sections 397 bis 401.
122 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

Steuerzahlung des Anlegers von 22,5 %, bei dem Spitzensteuersatz von 42,5% verbleibt
eine Steuerzahlung von 32,5 %.

Beispiel:

Steuerzahler S hat ein Einkommen im Steuerjahr 2011/2012 von:


Lohn £5.225
Dividende netto £39.980
Steuerjahr Fiskaljahr 2011/2012
Das Gesamtbruttoeinkommen beträgt £49.647.

Bruttodividende £39.980*10/9 £44.422


Lohn £5.225
Gesamt £49.647
S unterliegt zum Teil dem erhöhten Steuersatz, da der Eingangssteuersatz bis £35.000
(2011/2012) angewendet wird. Unter Berücksichtigung des Grundfreibetrages
(2011/2012 beträgt der Steuerfreibetrag £7.475) ergibt sich ein steuerpflichtiges Ein-
kommen von £42.172.

Anderes Einkommen (Lohn) 0 20% 0,00


abzgl. Freibetrag (£5.225)
Dividende abzgl. Freibetrag £42.172
(£44.422 – £2.250)
Davon £35.000 10 % £3.500,00
Davon £7.172 32,5 % £2.330,90
Einkommensteuer £5.830,90
Anrechnung Steuerguthaben
£4.442,00
Restschuld £1.388,90
Von den £5.380,90 gesamt zu zahlenden Steuerbetrag gelten jedoch durch die in den
Dividenden enthaltene Steuergutschrift von einem Neuntel bereits £4.442,00 als abge-
golten.
Damit ist die Steuer in nur noch Höhe von £1.388,90 fällig.

Bei Dividendenzahlungen von Gesellschaften, die im Vereinigten Königreich ansässig


sind, wird ein voucher ausgestellt, der sowohl die (Netto-) Dividende als auch die Steuer-
gutschrift beinhaltet.

4.3.1.2 Non-qualifying Distributions


Nicht qualifizierte Ausschüttungen sind z.B. Gratisaktien (Ausgabe von rückkaufbarem
Grundkapital) -soweit dies nicht unter die Besteuerung von Stockdividenden fällt- oder
die Ausgabe von Sicherheiten mit Bezug auf Anteile oder Wertpapiere der Gesellschaft, die
nicht anstelle der ganzen Ausschüttung ausgegeben werden.
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 123

Diese Bonus- oder auch Scripausgaben erfolgen beispielsweise so, dass der Anteilseig-
ner „1 für 4“ erhält. Der Anteilsinhaber erhält für vier gehaltene Aktien eine Gratisaktie.
Die Steuergutschrift wird nicht auf nicht qualifizierte Ausschüttungen gewährt.

4.3.2 Dividenden, die von nicht in Großbritannien ansässigen Gesell-


schaften gezahlt werden
Die Besteuerung erfolgt ebenso, wie bei Dividenden und anderen Ausschüttungen von
Gesellschaften, die in Großbritannien ansässig sind. Eine Besteuerung von anderen Aus-
schüttungen erfolgt jedoch nur, wenn es sich dabei um eine relevante Ausschüttung (rele-
vant foreign distribution) handelt.45 Dazu zählen Ausschüttungen, die von nicht ansässigen
Gesellschaften gemacht werden, die nicht unter die Dividendenbesteuerung von ITTOIA
Chapter 4 Part 4 fallen, aber als Ausschüttung einer inländischenGesellschaft angesehen
werden würde, wenn die Gesellschaft sich nicht im Ausland befinden würde.
Die Steuergutschrift wird den Steuerpflichtigen auf Dividenden in Höhe von 1/9 des
ausgeschütteten Betrages gewährt.46 Bei relevanten Ausschüttungen jedoch nur, wenn zu-
sätzlich eine der folgenden Voraussetzungen erfüllt ist:

y Die Gesellschaft ist kein Offshore-Fonds und der Beteiligungsbesitz des Anlegers be-
trägt weniger als 10 % des ausgegebenen Stammkapitals
y Die Gesellschaft ist kein Offshore-Fonds, ist in einem qualifizierten Territorium ansäs-
sig (Länder, mit denen ein DBA abgeschlossen wurde) und es ist keine ausgeschlossene
Gesellschaft (excluded company )
y Die Gesellschaft ist ein Offshore-Aktienfonds (wenn der ausländische Fonds mehr als
40 % seines Vermögens in Aktien investiert)

Ausländische Dividenden, soweit sie keine relevante Ausschüttung darstellen, werden


anhand des vollen Betrages, wie sie im Veranlagungsjahr entstanden sind, besteuert.

4.3.3 Stockdividenden
Anstelle einer Dividende können in Großbritannien ansässige Gesellschaften auch neue
Anteile an die Anteilseigner ausgeben, sogenannte Stockdividenden. Stockdividenden stel-
len steuerbares Einkommen aus Kapitalanlagen dar.
Ein Anteilsinhaber, der Stockdividenden, anstelle von Bardividenden akzeptiert, wird
grundsätzlich so behandelt, als hätte er eine Dividende ausbezahlt bekommen, die dem
Geldwert entspricht, die er ansonsten bekommen hätte.47
Der Betrag, der steuerpflichtig ist, ist damit der Geldwert, der wiederum auf die Brut-
todividende hochgerechnet wird.

45
ITA 2007 Section 19.
46
ITTOIA 2007 Sections 397A bis 397C.
47
ITTOIA 2007 Section 410.
124 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

Beispiel:

Angenommen, die ausgelieferten Anteile haben einen Marktwert von £1.900. Die Bar-
dividende beträgt dagegen laut Dividendenabrechnung £2.700.
Der Anleger unterliegt mit dem Wert in Höhe von £2.700 der Besteuerung (Nettodivi-
dende). Die Bruttodividende beträgt damit nach Hinzurechnung der Steuergutschrift
£3.000.
Die Steuergutschrift beträgt in dem Falle £2.700 x 1/9 = £300.
Sollte K Einkommenssteuer nur innerhalb des Eingangssteuersatzes entrichten müs-
sen, muss er keine weitere Steuer zahlen, da die fiktiv gezahlte Steuer dem zu zahlenden
Steuerbetrag entspricht.48
Sollte K den erhöhten Steuersatz zahlen müssen, wird die Steuer in folgender Höhe
fällig:
£3.000 x 32,5 % = £975,00
Davon abzuziehende fiktiv gezahlte Steuer £300,00
Fällige zu zahlende Steuer £675,00

Eine andere Behandlung erfolgt dann, wenn der Marktwert der Stockdividenden den
der Gelddividenden um 15 % oder mehr übersteigt. In diesem Fall wird der Anteilsinhaber
so behandelt, als hätte er eine Dividende erhalten, die dem Anteilswert im Zeitpunkt der
Ausgabe entspricht.

Beispiel:

E ist ein Steuerzahler, der aufgrund der Summe seines steuerbaren Bruttoeinkommens
den erhöhten Steuersatz zahlen muss.
E hätte eine Dividende von £2.100 erhalten können, wählte aber anstelle der Dividende,
die Stockdividende aus. Die ausgegebenen neuen Anteile sind £2.600 wert. Damit über-
steigt der tatsächliche Wert der Anteile den Wert der Bardividende um mehr als 15 %.
E wird dann so behandelt, als hätte er eine Nettodividende in Höhe von £2.600 erhalten.
Die Bruttodividende, anhand derer dann besteuert wird, beträgt in diesem Fall dann
£2.889 (£2.600 * 10/9 = £2.889,00).
Die ausgegebenen Anteile werden als neue Anteile an der Gesellschaft angesehen und
gelten damit als Wirtschaftsgüter für Zwecke der Vermögenszuwachssteuer. Verfügun-
gen über diese Anteile unterfallen daher der Vermögenszuwachssteuer.

Die Regeln zu Stockdividenden von UK Gesellschaften finden keine Anwendung wenn


solche Stockdividenden von ausländischen Gesellschaften ausgegeben werden. Es führt
damit nicht zu einem steuerbaren Vorgang in der UK.

48
ITTOIA 2005 Section 414.
Die Besteuerung von Kapitalvermögen 125

4.3.4 Beträge die von einem Kredit einer geschlossenen Gesellschaft


(closed company) gegenüber den Mitgliedern erlassen werden .
Eine geschlossene Gesellschaft (closed company) ist allgemein eine Gesellschaft, die

y Unter der Kontrolle von fünf oder weniger Gesellschafter steht oder jegliche Anzahl
von Gesellschaftern, wenn alle dieser Gesellschafter Geschäftsführer sind; oder
y Im Falle der Abwicklung in der Insolvenz mehr als die Hälfte der Wirtschaftsgüter an
fünf oder weniger Gesellschafter oder an Gesellschafter, die Geschäftsführer sind, ver-
teilt.

Unter Mitgliedern werden dabei Gesellschafter oder Verwandte und Partner der Ge-
sellschafter verstanden.
Sollte ein Darlehen von der Gesellschaft erlassen werden, ist dies als Einkommen steu-
erbar.49 Das Einkommen, das besteuert wird, ist das Bruttoeinkommen. Dieses wird an-
hand des Eingangssteuersatzes der Dividenden errechnet. Der Steuerpflichtige, wird dabei
so behandelt, als hätte er auf das zu besteuernde Einkommen die Steuer des Eingangssteu-
ersatzes von Dividenden bereits bezahlt.

4.3.5 Verkauf von ausländischen Dividendencoupons


Die Veräußerung von ausländischen Dividendenscheinen ist dann in voller Höhe einkom-
mensteuerpflichtig, wenn diese über eine britische Bank oder einen britischen Coupon-
händler verkauft werden und es sich um bestimmte foreign holdings handelt.50

4.4 Behandlung einbehaltener EU-Quellensteuer aufgrund der EU-


Zinsrichtlinie

Sollte eine Einbehaltung von EU-Quellensteuer aufgrund der Umsetzung des Art. 11 der
EU-Zinsbesteuerungsrichtlinie im jeweiligen anderen Staat (beispielsweise Schweiz) ein-
behalten worden sein, dann erhält der Steuerpflichtige eine Steuergutschrift in voller Höhe
der EU-Quellensteuer.

4.5 Ausländische Kapitalerträge und ausländische Quellensteuer

Ein Steuernachlass kann bei einbehaltener ausländischer Quellensteuer bei Zinsen und
Dividenden beantragt werden. Dieser Nachlass wird von der auf den Kapitalertrag fälli-
gen, britischen Steuer abgezogen und damit angerechnet. Dabei unterliegt der ausländi-
sche Kapitalertrag vor Abzug der ausländischen Quellensteuern (also der Bruttobetrag)
der Besteuerung in Großbritannien.

49
ITTOIA 2005 Section 415.
50
ITTOIA 2005 Section 570, foreign holdings umfasst dabei Wertpapiere, die von einer ausländi-
schen Regierung oder anderen ausländischen Körperschaft des öffentlichen Rechts oder von einem
anderen Rechtskörper ausgegeben werden.
126 Die Besteuerung von Kapitalvermögen

Wenn die ausländische Steuer nicht den vollen, in Großbritannien zu zahlenden Betrag
erreicht, ist nur der geringere ausländische Quellensteuerbetrag abziehbar. Ist die auslän-
dische Quellensteuer höher als die britische Steuer auf den Kapitalertrag, darf eine An-
rechnung nur bis zur Höhe der britischen Steuer erfolgen. Die Höhe der anrechenbaren
ausländischen Quellensteuer wird gegebenenfalls durch ein Doppelbesteuerungsabkom-
men begrenzt.
Die Steuergutschrift, zu der der Steuerpflichtige nach den Gesetzen im Vereinigten
Königreich berechtigt ist, hat keinen Einfluss auf die Berechtigung zum Abzug von im
Ausland erhobenen Quellensteuern. Steuerpflichtige, die den erhöhten Steuersatz zahlen
müssen, können sowohl von der Steuergutschrift als auch der Steuerermäßigung aufgrund
im Ausland gezahlter Quellensteuer profitieren.

Beispiel:

DBA mit der Schweiz


Nach dem Doppelbesteuerungsabkommen gilt Art. 22 Abs. 1 a). In der Schweiz einbe-
haltene Steuer wird in Großbritannien angerechnet. Dabei gilt die Anrechnungsmetho-
de, die bereits in den Rechtsvorschriften des Vereinigten Königreichs verankert ist. Die
nach dem Schweizer Recht unmittelbar oder im Abzugswege zu entrichtende Steuer auf
Gewinne, Einkünfte oder steuerpflichtige Veräußerungsgewinne aus Quellen innerhalb
der Schweiz, wird auf die Steuer des Vereinigten Königreichs angerechnet. So sind z.
Bsp. 15% Schweizer Verrechnungsteuer auf Dividenden anrechenbar. Einbehalten wer-
den jedoch 35%. Hier ist gegebenenfalls die Erstattung in der Schweiz zu beantragen.

Die Anrechnungshöhe ist weiterhin begrenzt auf den Teil der Einkommensteuer in
Großbritannien, der auf die jeweiligen ausländischen Einkünfte entfällt.
Großbritannien stellt damit immer sicher, dass keine Doppelbesteuerung eintritt. Zu-
sammengefasst wird ausländisch gezahlte Quellensteuer nach dem Schema abgezogen:

1. Jegliche Steuer, die im Ausland einbehalten wird (bspw. deutsche Abgeltungs-


steuer), wird als erstes gegen die Steuerverbindlichkeit im Vereinigten König-
reich gerechnet. Voraussetzung ist, dass dies nach dem geltenden Landesrecht
zulässig oder in einem DBA geregelt ist. Sollte diese Steuer den Betrag der briti-
schen Steuerverbindlichkeit übersteigen, dann wird diese nicht in Großbritanni-
en zurückgezahlt
2. Die spezielle EU-Quellensteuer wird dann gegen die restliche Steuerverbindlich-
keit im Vereinigten Königreich (soweit noch eine bestehen sollte) gerechnet.
3. Sollte nach dieser Gegenrechnung der Einkommens- und Vermögenssteuer-
verbindlichkeit noch ein Betrag der einbehaltenen EU-Quellensteuer übrig
bleiben, dann wird diese vom HMRC an den Investor ausgezahlt.

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