zum Modul 3F
Angefertigt im BA Bildungswissenschaften
von
Janna Kostov
Waldstraße 14
82223 Eichenau
Matr.-Nr.: 9526072
Email: janna@netztoys.de
Tel.: 0152/36972395
2 Forschungsstand.......................................................................................................................3
2.2 QuaKi, NUBBEK und eine Videostudie zur Fremdbetreuung von Kindern....................4
3 Forschungsdesiderate.............................................................................................................14
5 Fazit........................................................................................................................................17
Literaturverzeichnis...................................................................................................................18
Anhang 1...................................................................................................................................20
Eigenständigkeitserklärung.......................................................................................................21
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Kinder in Fremdbetreuung unter 3 Jahren (Statistisches Bundesamt, 2017).......1
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Tabellarische Übersicht der zentralen Studien.........................................................13
Aus Gründen der Lesbarkeit wird in dieser Arbeit auf die Nennung beider Geschlechter ver-
zichtet. Soweit nicht anders hervorgehoben, sind dennoch stets beide Formen gemeint.
-I-
„Der Lehrer muß die Individualität des jungen Menschen genau kennen
lernen und die künftige Erziehungsweise danach bestimmen.“ (Sir Bacon)
1 Einleitung
Sei es aus finanziellen oder auch aus persönlichen Gründen, wie die eigene berufliche Ent-
wicklung – immer mehr Eltern geben ihre Kinder immer früher in Fremdbetreuung. Dabei
sind besonders die unter 3 Jährigen betroffen (siehe hierzu Abbildung 1). Seit 2007 haben
sich die Zahlen in dieser Altersstufe nahezu verdoppelt. Ein weiterer deutlicher Anstieg bei
der Fremdbetreuung unter 3 Jahren ist 2013 zu erkennen, welcher vermutlich mit der Novel-
lierung des Kinderförderungsgesetzes einhergeht. Ab 1. August des Jahres gilt der Rechtsan-
spruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab
einem Jahr (Kinderförderungsgesetz –
KiföG, 2008, S. 1).
Wie nehmen Kinder unter 6 Jahren Fremdbetreuung wahr und welche Kriterien
sind für sie von Bedeutung?
Vorliegende Arbeit zielt nicht darauf ab, eine Checkliste für Eltern zu erstellen, wie die opti-
male Einrichtung aus Sicht der Kinder auszuwählen ist, sondern soll sich objektiv mit den Be-
dürfnissen der jungen Menschen auseinander setzen.
Für ein eindeutiges Verständnis der Arbeit müssen vorweg einige Begrifflichkeiten geklärt
und in theoretischen Rahmen gesetzt werden. Dazu gehören die Fremdbetreuung und deren
-1-
Ausformungen, sowie das Qualitätsmerkmal und zugehörige Kriterien, an welchen sich die
Studien entlang arbeiten. Die Bedeutung des Erziehers sowie der Begriff Interaktion müssen
außerdem geklärt werden.
Mit der genannten Thematik setzen sich zahlreiche Institutionen wissenschaftlich auseinander.
Jedoch wird hier fast ausschließlich die Sicht von Pädagogen, Psychologen und den Eltern er-
arbeitet. Das DJI beispielsweise stellt in ausführlichen Befragungen der Eltern eine hohe Zu-
friedenheit fest, wobei Betreuungszeiten, Kosten und die Qualität des Essens wichtige Kriteri-
en darstellen (Alt u. a., 2017, S. 57). Aus Sicht der Kinder besteht bislang ein sehr großer For-
schungsbedarf, es ist nur wenig Literatur zu finden. Ob sich die Vorstellungen demnach de-
cken, bleibt es weiterhin zu untersuchen.
Als passendes Material, um die Beantwortung der Forschungsfrage in einem ersten Ansatz zu
ermöglichen, werden drei Studien vorgestellt. Einführend fasst die NUBBEK-Studie sowohl
kindliche als auch elterliche Sichtweise zusammen und stellt die aktuelle Betreuungssituation
in Deutschland dar. Pädagogische Qualität ist dabei Schlüsselbegriff der multizentrischen Un-
tersuchung, welche durch die Integrierte Qualitäts-Skala (IQS) erhoben wird (Tietze u. a.,
2012, S. 3). Es ergibt sich die Schlussfolgerung, dass bis auf im Bereich Problembehandlung,
gemeint ist damit die Konfliktfähigkeit, Kindern in Fremdbetreuung weder Entwicklungs-
noch Bildungsrückstände gegenüber Kindern, welche zu Hause betreut werden, nachzuweisen
sind (Tietze u. a., 2012, S. 12). Die Studie des DESI-Instituts setzt sich darauf folgend mit Er-
gebnissen zu konkreten Qualitätsmerkmalen für Kinder auseinander. Individualität, Zugehö-
rigkeit und Kompetenzerleben, sowie Autonomie und Partizipation sind die darin zentralen
Größen. Abschließend wird ergänzend das Verhältnis zwischen Kindern und pädagogischen
Fachkräften beschrieben und welche Bedeutung dieses für das Betreuungsverhältnis hat. Eine
Videostudie von Anke König lieferte 2009 die notwendigen Ergebnisse.
Das Kapitel wird ein vergleichender Einblick über den theoretischen und methodischen Zu-
gang abrunden. Eignung und Grenzen der ausgewählten Untersuchungen für die Forschungs-
frage bilden einen weiteren abschließenden Aspekt.
Das Forschungsdesiderat lässt sich als Überblick über den gewonnen Forschungsstand be-
schreiben und es kann eine wichtige Forschungslücke ausgemacht werden. So weit möglich
beantwortet das Kapitel 4 die Forschungsfrage und setzt sich kritisch mit dem Vorgehen aus-
einander. Beispielhaft schließt eine Beschreibung von Erhebungs- und Auswertungsmethoden
für dieses Vorhaben die Arbeit ab.
-2-
2 Forschungsstand
Die Qualität entsprechender Einrichtungen stellt ein großes Diskussionspotential unter allen
Experten und Laien dar. Mitunter haben sich verschiedene Skalen entwickelt, anhand derer
sich unterschiedliche Qualitätsmerkmale messen lassen. Hierzu gehören beispielsweise die
IQS, Integrierte Qualitäts-Skala, oder die KRIPS-R, die Krippen-Skala. Um den Rahmen die-
ser Arbeit nicht zu sprengen muss auf eine detaillierte Beschreibung aller Instrumente ver-
zichtet werden. Wohl aber sind drei wesentliche Dimensionen der verwendeten QuaKi-Studie
zu beschreiben: „Sich einer Gemeinschaft zugehörig und in der eigenen Individualität wertge-
schätzt fühlen“ wird zusammengefasst unter Individualität und Zugehörigkeit, „Sich selbst als
kompetent erleben und als kompetent anerkannt zu werden“ stellt das Kompetenzerleben dar
-3-
und „Möglichkeiten der Selbst- und Mitbestimmung erleben“ nennt Autonomie und Partizi-
pation (Nentwig-Gesemann, Walther, & Thedinga, 2017, S. 2). Es handelt sich zusammenfas-
send um Merkmale, die Anerkennung in der eigenen Person und gegenseitigen Respekt
einschließen.
Auf dieser Basis werden im folgenden die zentralen Studien beschrieben und diskutiert. Wie
bereits erwähnt ist bislang zur angegeben Forschungsfrage aus Sicht der Kinder selbst nicht
viel Material zu finden. Zu deren Allgemeinbefinden in Deutschland liegen Ergebnisse vor,
wie beispielsweise das Kinderbarometer der LBS (2016), oder einige Betreuungsstudien aus
der Perspektive von Außenstehenden oder Befragungen der Eltern, so der Bericht des Deut-
schen Jugendinstituts (2017). Schwerpunkt der Kinder- und Jugendforschung soll sein, dieses
Defizit aufzuarbeiten.
-4-
2017 veröffentlichte das DESI-Insitut, das Institut für Demographische Entwicklung und So-
ziale Integration, den Abschlussbericht ihrer „explorativen Studie“ Kita-Qualität aus Kin-
dersicht (Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 6). Den erlebenden Charakter macht das qualita-
tive Vorgehen deutlich, wobei sich den Reaktionen der Kinder angepasst, Forschungspläne
immer wieder überarbeitet und Fachwissen korrigiert wurde. Es ging demnach weniger darum
festgelegte Hypothesen zu evaluieren, viel mehr um das Generieren von relevanten Kriterien
und Theorien (Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 13). In jeweils zweitägigen Aufenthalten in
sechs ausgewählten Tagesstätten konnten die Pädagogen zahlreiche Eindrücke und Erfahrun-
gen sammeln. Ein großes Anliegen war es dabei die 79 jungen Teilhabenden, welche im Alter
zwischen 4 und 6 Jahren waren, freiwillig teilhaben zu lassen und vorweg ausreichend zu in-
formieren – so weit möglich – über Vorhaben und Vorgehen. Teilweise als Teilnehmer, aber
auch in moderater oder peripherer Beteiligung (Reinders, Ditton, & Gräsel, 2011, S. 102), ka-
men die Forscher mittels Beobachtungsprotokollen, Videos von Gruppendiskussionen, aufge-
zeichneten Mal-Interviews, Kinderzeichnungen sowie per Bild und Ton dokumentierte Kita-
Führungen der Kinder zu ihren notwendigen Daten (Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 15).
Diese wurden anschließend mit der Dokumentarischen Methode formulierend und reflektie-
rend interpretiert, also aus den Botschaften der Kinder zu lesen und diese sprachlich passend
auszudrücken. Es wurden komparative Analysen angestellt und damit wiederkehrende Muster
differenziert, sowie mittels soziogenetischer Interpretationshaltung der bisherige Erfahrungs-
raum hinterfragt (Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 22).
Wie auch die Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit suchte die QuaKi-Studie nach wichti-
gen Kriterien für eine gute Kita aus Sicht der Kinder. Es ergaben sich als relevant:
1. Kinder wollen als individuelle Persönlichkeiten in der Kita sichtbar sein. Sei dies in
Form von persönlicher Verbindung zu ausgestellten Werken, als Geburtstagswand oder
Anwesenheitstafeln (Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 33).
2. Sie legen großen Wert auf Rückzugsorte, welche frei von pädagogischem Einfluss
sind. Die dort entfaltbare Fantasie steckt einen sozialen Lernort für sie ab (Nentwig-
Gesemann u. a., 2017, S. 41).
3. Vereinzelt sind Rituale und bekannte Abläufe wichtig für das Wohlbefinden(Nentwig-
Gesemann u. a., 2017, S. 45).
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4. Das eigene Können wird mit Begeisterung gezeigt und erweitert. So können sie eigene
Grenzen und Risiko kennen lernen. Die Anerkennung dessen ist wichtig für sie (Nent-
wig-Gesemann u. a., 2017, S. 53).
5. Die Kinder haben ein großes Bewegungsbedürfnis und gehen eigenen Impulsen ent-
sprechend der individuellen Fähigkeiten gerne nach. Ein entsprechendes freies Ange-
bot stellt ein wichtiges Kriterium dar (Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 62).
6. Existenzielle Fragen beschäftigen auch schon die Kleinen und diese wollen sie mit Er-
wachsenen diskutieren und hinterfragen. Auch hierzu sollten die Betreuungspersonen
offen bleiben (Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 69).
7. Räumliche Sicherheit und Freiheit gibt den Kindern ein gutes Gefühl in ihrem Alltag
in der Tagesstätte. Es ist wichtig für sie, einen persönlichen Bezug herstellen zu kön-
nen (Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 75).
8. Im Umgang mit Kindern und Erwachsenen ist es allen wichtig, ernst genommen und
respektiert zu werden. Dies betrifft besonders auch die Grundbedürfnisse, wie
Schlafen und Essen (Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 82).
9. Nicht nur Mitspracherecht sondern auch die mit verbundene Verantwortung wollen die
Kinder zugestanden bekommen. Sie wollen gefragt werden und ihre Rechte vertreten
(Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 89).
10. In ihren Wünschen und Bedürfnissen fühlen sich Kinder außerdem bestärkt, wenn die
Erwachsenen Regeln manchmal hintenan stellen und Ausnahmen gewähren. Diese in-
tensiven Momente behalten sie in besonders guter Erinnerung (Nentwig-Gesemann
u. a., 2017, S. 97).
Zeitlich etwas früher beschäftigte sich auch die NUBBEK-Studie, die Nationale Untersu-
chung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit, mit dem Thema der
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Qualitätssteuerung in der Kinderbetreuung vor Schuleintritt. Sie versteht sich selbst als multi-
zentrischer Ansatz, welcher sowohl den qualitativen als auch den quantitativen Umbruch un-
tersucht (Tietze u. a., 2012, S. 3). Auch 2012 wird schon ein erheblicher Mangel an Materiali-
en zu diesem Forschungsthema bemerkt, besonders in Zusammenhang mit dem rechtlichen
Anspruch auf einen Tagesbetreuungsplatz ab dem 2. Lebensjahr, der einen entsprechenden
Anstieg an Kindern in Fremdbetreuung zur Folge hatte. Der systemische Ansatz der Studie
wird in der Wahl der Erhebungspersonen deutlich. Nicht nur die Kinder, sondern die ganze
Familie wird als Gesamtes befragt und untersucht. Es werden vier wichtige Faktoren genannt,
die sich schließlich auf die kindliche Entwicklung und Bildung sowie die Familien insgesamt
auswirken. Hierzu gehören Orientierungsqualität, damit ist das jeweilige Verständnis von Bil-
dung und Entwicklung gemeint, Strukturqualität, also die Betreuungssituation in Form von
Erziehungsausbildung und Gruppenkonstellationen, die Prozessqualität, welche die Erzie-
hung, Bildung und Betreuung direkt anspricht, sowie die Qualität des Familienbezugs, wobei
erstere beiden einen hohen Einfluss ausüben auf zweitere (Tietze u. a., 2012, S. 4). Besondere
Beachtung wird dem Migrationshintergrund geschenkt. Erhoben wurden die Daten in den Fa-
milien in Form von Interviews und Fragebögen mit den Eltern und eigenen Tests mit den Kin-
dern, sowie ähnlichen Untersuchungsmethoden zuzüglich der Beobachtung in den Betreu-
ungseinrichtungen. In möglichst breit angelegter Zufallsauswahl wurden fast 2000 Menschen
beurteilt. Lediglich russischer und türkischer Hintergrund wurde zahlenmäßig besonders be-
rücksichtigt (Tietze u. a., 2012, S. 5).
Zur Auswertung der gewonnenen Daten zur pädagogischen Prozessqualität wurden verschie-
dene Skalen angewandt, wie die IQS, KES-RZ und andere. Ausgehend davon wurden
Schlussfolgerungen auf Zusammenhänge zu den Bildungs- und Entwicklungssituationen der
Kinder erlaubt (Tietze u. a., 2012, S. 11). Die Qualität der außer-familiären Betreuung wirkt
sich bei jüngeren Kindern weniger deutlich auf ihren Entwicklungs- und Bildungsstand aus,
als bei den Älteren. Laut den Müttern und Erziehern lassen sich bei früherem Eintritt höhere
Entwicklungsstände feststellen. Zwischen alten und neuen Bundesländern ist kein Unter-
schied bei den Kindern zu beobachten (Tietze u. a., 2012, S. 12). Wenn auch der Fokus der
Untersuchung nicht wie bei vorangegangener Studie direkt auf der Sicht der Kinder liegt, lässt
sich auf Grund des Wechselspiels zwischen kindlicher Entwicklung und entsprechenden Anre-
gungen und einem Wohlbefinden (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2014) die
Behauptung aufstellen, dass sich erhebliche Qualitätsmängel auch im Gefühl der 2-6-Jährigen
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widerspiegeln. Die NUBBEK-Erhebung appelliert deutlich an die Kindertagesbetreuung den
Verbesserungsbedarf aufzuholen.
Aus der quantitativen Herangehensweise lassen sich die Kriterien Bildungsverständnis, Be-
treuungssituation, die Erziehung selbst und der Familienbezug mit in die Ergebnisliste auf-
nehmen.
Auf die letzte sehr allgemein gehaltene Forschungsarbeit hin geht Anke König mit einer Vi-
deostudie genauer ins Detail und entdeckt den Erzieher als wichtige Schlüsselvariable in der
Fremdbetreuung. Es wird verwiesen „auf den großen Einfluss der prozessualen Faktoren in
Bezug auf die Effektivität der Einrichtungen (Sylva et al. 2003; Tietze et al. 1998) bzw. auf die
Lern- und Entwicklungsprozesse der Kinder“ (König, 2009, S. 16). Auch bei der Videostudie
wird nicht direkt die Meinung der Heranwachsenden befragt, sondern wie bei NUBBEK indi-
rekte Schlüsse gezogen. Hierfür wird ein eindeutiger Zusammenhang vorausgesetzt. Mit dem
Interaktionsprinzip werden Lernprozesse und Gedankengänge angestoßen und weitergeführt.
Es kann so bewusst Einfluss genommen werden und bei dem Forschungsvorhaben ein Fokus
gesetzt werden. Das Vorgehen schlüsselt sich auf in vier Handlungsschritte, welche jeweils
orientiert sind an eigenen Leitfragen: es wird die „Caregiver Interaction Scale“ [CIS] verwen-
det, um die sozial-emotionalen Vorgänge in Form von 60 minütigen Videoaufnahmen zu pro-
tokollieren (König, 2009, S. 17). Die volle Aufnahmezeit wird mittels Time-/Eventsampling
in kleine Sequenzen geteilt. Die auf den Beobachtungen beruhenden Daten werden anhand
verschiedener Kriterien nach einer eigens entwickelten Methode ausgewertet, der Mikroana-
lyse. Schließlich wird durch Inhaltsanalyse ein Ergebnis gefolgert. Des weiteren wird die In-
teraktion in den Kontext von Handlungsform, Sozialform und speziellen Bildungsbereichen
gesehen (König, 2009, S. 19). Als zentrale Fragestellung wurde festgelegt: „Lässt sich die In-
teraktion zwischen ErzieherIn und Kind im Kindergarten als Teil einer interaktionistisch-kon-
struktivistischen Lernumwelt verstehen?“ (König, 2009, S. 157).
Mit Entwicklungsdefiziten von bis zu einem Jahr und einem Qualitätsverständnis, welches die
Wechselwirkung zwischen den jungen Menschen und ihren Erziehern sowie der Peerinterakti-
on als Schlüsselvariable ansieht (König, 2009, S. 100), lässt sich die Relevanz der gewonne-
nen Ergebnisse für die gegenwärtige Forschungsfrage belegen. Speziell bei den Kindern un-
tereinander wird ein besonderer Fokus auf die soziale Konfliktfähigkeit gelegt (König, 2009,
S. 107). Die pädagogische Interaktion wird dabei als „förderliche soziale Lernumwelt“ wahr-
genommen und kann so gezielt Einfluss nehmen (König, 2009, S. 110). Aus Baden-Württem-
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berg wurden 27 und 34 Pädagoginnen aus Nordrhein-Westfahlen aus insgesamt 43 Ganztags-
und 18 Halbtagsgruppen gefilmt (König, 2009, S. 192). Die einzelnen Analysephasen lassen
folgende Annahmen zur Fremdbetreuung zu:
• Wertschätzendes Eingehen auf das Kind scheint Ziel der Erziehung für eine gute At-
mosphäre des Kindergartenalltags zu sein (König, 2009, S. 206).
• Für die kognitive Entwicklung des Kindes ist eine eher „lang andauernde Interaktion“
von großer Bedeutung. Ständige Unterbrechungen sind an dieser Stelle nur wenig för-
derlich für die Beziehung zwischen den Beteiligten (König, 2009, S. 210).
• Das Handeln der Kinder lässt sich gut durch „Konstruktive Hinweise“ beeinflussen.
Damit wird ein gemeinsamer Bezugspunkt gesucht und daran angeschlossen (König,
2009, S. 246). „Komplexe Erklärungen“ bieten Informationen an, die Einflüsse und
Zusammenhänge verdeutlichen sollen (König, 2009, S. 249). „Umdeutungen“ würden
Lernprozesse bei den Kindern anregen und stellt damit eine weitere sinvolle
Kommunikationsweise dar (König, 2009, S. 250). Damit wird eine adaptive Qualität
an die sprachlichen Fähigkeiten des Kleinkindes deutlich (König, 2009, S. 242).
Wieder wird also deutlich, dass ein wertschätzender Umgang mit den Kindern von großer Be-
deutung ist für eine gute Atmosphäre. Lernprozesse werden besonders gut angeregt, indem an
das vorhandene Wissen angeschlossen wird und darauf aufgebaut wird, ohne dabei einen an-
weisenden Charakter zu verfolgen.
Das folgende Kapitel fasst bezugnehmend zur Forschungsfrage die Ergebnisse noch einmal
zusammen und stellt die Studien jeweils nach ihren theoretischen und methodischen Ansätzen
gegenüber. Es wird über die Eignung und Grenzen der drei Beispiele für die vorliegende Ar-
beit reflektiert.
-9-
2.3 Diskussion der zentralen Studien
Es bietet sich an, an dieser Stelle sich die eingehende Forschungsfrage zurück ins Gedächtnis
zu rufen. Sie lautet:
Wie nehmen Kinder unter 6 Jahren Fremdbetreuung wahr und welche Kriterien
sind für sie von Bedeutung?
Bei der Recherche geeigneten Materials wurde immer deutlicher, wie wenige Forschungsan-
sätze zu diesem Thema aus Sicht der Kinder bislang vorliegen. Jede der zentralen Studien er-
wähnte dazu, dass auf diesem Gebiet eindeutig Bedarf bestehe. Auf die vorschulische Pädago-
gik gerät besonders seit internationalen Vergleichsstudien wie PISA zunehmend in besonderes
Augenmerk (König, 2009, S. 253).
Alle drei Forschungsarbeiten setzten sich in umfassendem Maß mit dem Thema auseinander,
wo bei der Fremdbetreuung angesetzt werden müsse, um an Qualität zu gewinnen. Lediglich
das DESI-Institut verfolgte die Absicht, rein die Perspektive der Betroffenen, der Kinder
selbst, zu beleuchten. Hierzu wurde ein breites Spektrum an Erhebungsmethoden kindgerecht
eingesetzt und qualitativ, das heißt ohne vorweg genommene Hypothesen, geforscht. So konn-
ten einige wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Die Studie Kita-Qualität aus Kindersicht
bezeichnet sich selbst als explorativen Ansatz. Es sollte also ein entdeckender Charakter be-
stehen bleiben. Weniger ergebnisoffen nimmt NUBBEK die Informationen aller Beteiligten
auf: Eltern, Erzieher und Kinder werden auf zahlreiche Arten befragt und getestet, wie die Be-
treuungssituation aussieht und welches Bildungsverständnis vorherrscht. Tendenziell geht es
hier eher um eine Sammlung subjektiver Fakten. Wie verlässlich die daraus gezogenen
Schlüsse für die Sichtweise der Kinder ist, bleibt unbeantwortet. Meist wird durch ein vertrau-
tes Sprachrohr wie beispielsweise die Mutter Einsichten gewonnen. Letzteres Vorgehen beob-
achtet ähnlich dem ersten die Kinder in ihrem Alltag. Es soll wenig teilgenommen werden am
Geschehen, Einflüsse wie beispielsweise Elterngespräche und Telefonate jedoch auf ein Mini-
mum reduziert. Ähnlich der QuaKi-Studie ist der tatsächliche Einfluss auf die Kinder, wenn
Fremde Menschen mit Kameras die Einrichtung besuchen, nicht zu unterschätzen. Wie darin
selbst festgestellt sind Regelmäßigkeiten wichtig für die Entwicklung und umgekehrt lässt
sich in der Regel ein verändertes Verhalten bei jeden Menschen beobachten, wenn ihm etwas
fremd ist. In diesem Sinne ist der Einfluss der Forscher auf das Ergebnis definitiv zu berück-
sichtigen und zu hinterfragen.
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Die theoretische Basis wurde jeweils unterschiedlich umfassend gestaltet. In erster Linie be-
ginnt die Untersuchung mit aktuellen Entwicklungen, wie der politischen Diskussion um die
aktuelle Bildungsarbeit in KITAs (König, 2009, S. 5) oder von der modernen Kindheitsfor-
schung, mit welcher eine große Forschungslücke aus Sicht der Kinder entstand (Nentwig-
Gesemann u. a., 2017, S. 8). Allein QuaKi baut auf den Aussagen auf, dass Forschung der
„Ort der Ausgestaltung von Beziehungen zu Kindern, als Ort der Ausgestaltung der generatio-
nalen Ordnung“ anzusehen sei (Nentwig-Gesemann u. a., 2017, S. 13). Damit wurde die prak-
tische Einhaltung der kindlichen Rechte in Augenschein genommen. Dem gegenüber setzt
sich Anke König ausführlich mit der Bildungsdiskussion in historischen Sinne auseinander
und schließt mit einem Einblick in den Qualitätsbegriff selbst, sowie verschiedenen Interakti-
onstheorien ab (König, 2009, S. 11). NUBBEK hingegen setzt als theoretischer Rahmen auch
bei der aktuellen Diskussion an und entwickelt eine Systematische Betrachtung, wie die ein-
zelnen Prozesse miteinander verknüpft sind (siehe hierzu auch Abbildung 2). Hierbei werden
Qualitäten der Auffassung, Struktur, der Prozesse und des Familienbezugs als Einflussfak-
toren für kindliche Entwicklung und Bildung, sowie das eigene Familienverständnis angese-
hen.
Bei der Multizentrischen Studie kann geschlussfolgert werden, dass die eingangs beschriebe-
nen Settings Einfluss ausüben auf die Qualität der Betreuung in Form von unterschiedlichen
Entwicklungsgraden der Kinder. Der Zusammenhang wurde bereits in vorangegangenem Ka-
pitel belegt. Bei der direkten Beobachtung und Arbeit mit den Unter-6-Jährigen kristallisierte
sich heraus, was auch den Jüngsten schon wichtig ist und im späteren Leben nicht minder von
Bedeutung für einen wohlwollenden Umgang: lang-anhaltende Interaktion, Wertschätzung,
Regelmäßigkeit und Bedürfnisse äußern können und darin ernst genommen zu werden. Dass
- 11 -
sich die Ergebnisse so deutlich decken und auch zu NUBBEK Bezug finden, da auch hier bei-
spielsweise eine Strukturqualität in Form von bestimmten Gruppengrößen als relevant emp-
funden wird, spricht für eine angemessene Arbeitsweisen aller drei Untersuchungen. Trotz un-
terschiedlicher Vorgehensweisen, unter welchen die Schlussfolgerungen zu Stande kamen,
bestätigen sie sich gegenseitig. Der tabellarischen Übersicht Tabelle 1 detailliert zu entneh-
men ist, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede bestehen.
Es sei in diesem Zusammenhang noch einmal zu erwähnen, dass die Studien einer Beantwor-
tung der Forschungsfrage nach Kriterien und Empfinden der Kinder in Fremdbetreuung nur
teilweise gerecht werden. Wenn auch teilweise die Sichtweise ein wenig ausschweift und eher
die Eltern und beteiligten Pädagogen befragt werden und so die spezielle Absicht der Kind-
heitsforschung ein wenig in Hintergrund gerät, bearbeiten alle zentralen Untersuchungen die
Kriterien im Sinne der Qualitätsoptimierung. Es wurden einige wichtige Punkte festgestellt
und selektiert. Wie Kinder die Betreuung außerhalb der Familie gegenüber der häuslichen
empfinden bleibt eher unbeantwortet. Die sich daraus entwickelte Forschungslücke wird im
Folgenden genauer beschrieben.
Es sollten abschließend noch einige Detailpunkte beispielhaft erwähnt werden, unter denen
die Untersuchungen außerdem zu hinterfragen sind.
- 12 -
• Die Untersuchungsmenge der NUBBEK-Untersuchung schließt von teilweise sehr we-
nig Stichproben auf Ergebnisse (Tietze u. a., 2012, S. 5), deren Repräsentativität zu
hinterfragen bleibt.
Die Liste wäre noch weiter zu führen und ergibt interessante Forschungslücken, die das fol-
gende Kapitel ausführen wird.
Untersu- 79 Kinder aus 6 Kitas Fast 2000 Kinder und 61 Teilnehmer aus BW
chungsum- zwischen 4 und 6 Jahren Familien und NRW
fang
- 13 -
3 Forschungsdesiderate
Wie bereits festgestellt lässt sich die Forschungsfrage nicht ganz mit dem vorliegenden Mate-
rial beantworten. Mit Blick auf die internationale Forschung konnten bei der Recherche Studi-
en gefunden werden, an deren Kriterien man anschließen könne, um die Qualität der Tages-
einrichtung zu verbessern. Diese Studien umfassten theoretische Ansichten von Experten. Die
Eltern und Erziehungsberechtigten wurden befragt und durch gezielte Beobachtungen konnten
relevante Faktoren aus Sicht der Kinder festgestellt werden.
Wie in vielen Forschungsgebieten verhält es sich auch auf dem Gebiet der frühkindlichen For-
schung so, dass die Meinungen auseinander gehen. So konnten in einer Untersuchung aus den
USA einige widersprüchliche Zusammenhänge festgestellt werden. Beispielsweise verhielt
sich die sprachliche Entwicklung umgekehrt zur Qualität der Einrichtung. Das hieß, es wur-
den bessere Ergebnisse erzielt, wenn die Betreuungsstelle weniger gut war.
Weiterhin unterschied sich 1991 in dieser Untersuchung kaum ein Kind in seiner Entwick-
lung, welches fremd betreut wurde gegenüber einem, das im häuslichen Umfeld betreut wurde
(Textor, 2007). Wenn auch etwas veraltet und nicht im Sinne des deutschen Bildungssystems,
besteht damit ein Ansatz zur Frage nach dem Empfinden der Kinder in Fremdbetreuung. Auch
hier wurden nur Eltern und Pädagogen befragt, Kinder lediglich getestet. Somit konnte daraus
ebenso nicht erschlossen werden, wie die Fremdbetreuung von den Betroffenen selbst emp-
funden und wahrgenommen wird.
Auch der Faden nach den Kriterien lässt sich bislang eher nur für Kinder im Alter von vier bis
sechs verfolgen, wobei besonders mit dem Trend auch die Kleineren in Betreuung zu geben
genau an dieser Stelle die Qualität kontrolliert und das Empfinden hinterfragt werden sollte.
Als besonders sensibel und formbar gelten diese kleinen Wesen und es bedarf an dieser Stelle
Forschungsarbeit zu betreiben.
Wie im letzten Abschnitt betont bleibt es auch offen, ob sich Unterschiede zwischen Betreu-
ungseinrichtungen in Ost- und Westdeutschland feststellen lassen, oder möglicherweise diese
von den Kindern auf andere Weise wahrgenommen werden, da andere Erziehungs- und Werte-
systeme herrschen.
Schließlich kann noch eine Differenzierung entlang der verschiedenen Konzeptionen vorge-
nommen werden, welche in Betreuungseinrichtungen umgesetzt werden. Es erwarten sich die
Eltern und Erzieher anderes Alltagsgeschehen in beispielsweise Montessori-Tagesstätten als
in Integrationskindergärten. Außerdem ist zu unterscheiden in welcher Trägerschaft sie sich
- 14 -
befinden. Ist eine katholische Erziehung zu erwarten, sollen auch die Umgangsweisen sich
unterscheiden. All diese Fragestellungen wurden bislang nicht ausreichend aus der Warte der
Kinder beleuchtet und untersucht. Besonderer Fokus sollte dabei auf den Unter-3-Jährigen lie-
gen. Wie dieser Forschungslücke nachgegangen werden kann, soll abschließend theoretisch
veranschaulicht werden. Es wird sich dabei exemplarisch an der eingehenden Frage angenä-
hert und diese dahin gehend konkretisiert.
A) Welche Kriterien sind für Kinder unter 3 Jahren in Fremdbetreuung von Bedeu-
tung?
Es sollen mit der Frage wichtige Faktoren herausgefunden werden, die für einen alters-
gerechten und die individuellen Bedürfnisse achtenden Alltag zu berücksichtigen sind. Es soll
eine Basis gewonnen werden, auf der ein entsprechendes pädagogisches Konzept entworfen
werden kann. Auch der Qualitätsoptimierung dient diese Studie. Um besonders dem angespro-
chenen Alter gerecht zu arbeiten, ist eine Längsschnittstudie nach qualitativem Vorbild anzu-
gehen. Nur so können die Entwicklungsschritte genau verglichen und hierauf Bezug genom-
men werden. Außerdem ist auf diese Weise eine Herangehensweise fernab von bisher ange-
nommenen Strukturen zu gewährleisten. Nebenfragen werden sich daraus entwickeln.
Sich der Forschungslücke anzunehmen bedeutet mit Subjekten zu explorieren, die sich selbst
noch nicht auf gewohnte Weise entsprechend ausdrücken können. Zur Kollektivierung von
Daten bietet sich bestenfalls die Beobachtung an. Ergänzend dazu können Interviews mit den
Eltern über Feedbackgespräche mit ihren Zöglingen durchgeführt werden. Damit sind alltägli-
ches Nachfragen über deren Tag in der Einrichtung gemeint und auch Eindrücke über den Zu-
stand am Nachmittag können per Fragebogen abgeholt werden. 1 Je näher die Forschungssitua-
tionen an gewohnten Vorgängen und je vertrauter die Situationen sind, umso weniger ver-
1 Ein erster Entwurf für einen Fragebogen, ist in Anhang 1 einzusehen. Da viele Eindrücke eher indirekt zu interpretieren
sind, macht es möglicherweise Sinn, zusätzlich eine Fachkraft auf diesem Gebiet um Unterstützung zu bitten.
- 15 -
fälscht wird das Ergebnis sein. Das bedeutet auch je weniger die Forscher als Teilnehmer
agieren, umso geringer ist die Reaktivität des Vorhabens (Reinders u. a., 2011, S. 102), also
der subjektive Einfluss des Erwachsenen auf das Verhalten in Fremdbetreuung. Diese Rege-
lung muss besonders für die Arbeit mit den Kindern berücksichtigt werden. Mit der Qualitati-
ven Inhaltsanalyse lassen sich die gewonnenen Ergebnisse gut auswerten, welche mittels Vi-
deo- und Fotoaufnahmen festgehalten werden, beziehungsweise durch die Antworten der Er-
ziehungsberechtigten hinzukommen. Es ergibt sich eine typisierende Strukturierung, auf deren
Grundlage Theorien nachvollziehbar entwickelt werden können. Die Stichprobe sollte dabei
einen möglichst großen Umfang haben, es sei an mindestens 100 Kinder mit deren Erzie-
hungsberechtigten zu denken. Diese sollten unterschiedliche Betreuungsformen besuchen,
welche gesondert abgefragt und berücksichtigt werden müssen. Gewonnene Kriterien können
schließlich kategorisiert werden und in Zusammenhang mit den Erziehungskonzepten ge-
bracht werden. Es wäre möglich, weitere Einflussfaktoren aufzunehmen, wie beispielsweise
zu Hause erlernte Wertesysteme auch durch Religion, und diese in Korrelation zu setzen. Eine
einwandfreie Studie zu entwerfen ist jedoch für diese Fragestellung nicht möglich und würde
außerdem keine klaren Schlussfolgerungen mehr zulassen.
Auf ähnliche Weise kann auch persönlichen Wahrnehmung der Kinder nachgegangen werden,
wenn diese in fremde Betreuung abgegeben werden und einen Teil des Tages fernab der ver-
trauten Situationen verbringt. Es stellt sich die Frage:
Es geht hierbei weniger um Qualitätskontrolle, viel mehr soll dabei ein Bild gewonnen wer-
den darüber, wie es sich für die Betroffenen selbst nach gelungener Eingewöhnung anfühlt
und wie die Entwicklungspsychologie sich verändert. Auch Kindern, welche sich schwerer
tun kann möglicherweise damit Abhilfe geschaffen werden. Innerhalb der Untersuchung
macht wieder eine Unterscheidung der Altersgruppen Sinn. Da besonders in den ersten zwölf
Monaten die Entwicklung der Bindung eine wichtige Rolle spielt für das künftige Leben, gilt
es dieses Alter gesondert zu betrachten (Kirschke & Hörmann, 2014, S. 12). Durch das noch
unvertraute Verhältnis ist eine Zusammenarbeit mit der Hauptbezugsperson von größter Be-
deutung. Auch das weitere Krippendasein, also zwei bis drei Jahre, lässt sich durch beispiels-
weise fehlende sprachliche Fähigkeiten und noch eine immense Entwicklungsaufgabe nicht
gleich behandeln wie die nächste Altersgruppe bis zu Einschulung. Das Verhalten ändert sich
in diesen Lebensjahr erneut, da Gefühle anderer eine für sie begreifbare Bedeutung bekom-
men (Kirschke & Hörmann, 2014, S. 12). Durch die gewonnene Nachvollziehbarkeit ändert
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sich wieder das Betreuungsverhältnis und es ergibt sich ein neues Bild. Die Methoden bleiben
im Grunde die gleichen, wie bei vorangegangener Forschungsfrage. Es muss jedoch inhaltlich
entsprechend angepasst werden.
Insgesamt ist immer zu berücksichtigen, dass sowohl die Persönlichkeit mit allen Vorlieben
und Antipathien als auch der Bindungstyp eine wichtige Rolle spielen, und die Ergebnisse
manipulieren. Es kann trotzdem eine wissenschaftlich fundierte Studie abbilden, die eine
wichtige Forschungslücke angeht.
5 Fazit
Mit der vorliegenden Arbeit konnte ein Überblick gewonnen werden, über einen wichtigen
Forschungsauftrag im Bereich Fremdbetreuung. Bislang wurde nur bedingt die Sichtweise der
Betroffenen selbst, der Kinder, in Augenschein genommen, darüber wie und nach welchen
Kriterien eine gute Alltagsgestaltung fernab der bisher vertrauten Lebenssituation aussehen
kann. Der Trend in Deutschland geht immer weiter dahin, als Erziehungsberechtigter früher
arbeiten zu wollen beziehungsweise zu müssen und oft eine Krippe oder ähnliches aufsucht.
Für die Jungen und Mädchen ab ungefähr drei Jahren konnten ein wertschätzendes Miteinan-
der, Rituale aber auch Ausnahmen und eine anregende Ausgestaltung der Zeit als wichtige
Ansatzpunkte festgestellt werden. Auch das Bildungsverständnis selbst spielt eine wichtige
Rolle neben zahlreichen weiteren Kriterien. Doch das Alter vorher und das Empfinden in der
Einrichtung fand bislang kein Gehör. Nehmen die Kinder die Situation positiv auf und gehen
freudig auf die Entwicklungsanregungen unter pädagogischer Aufsicht zu? Machen Sie unter
Umständen weniger Unterscheidung als angenommen und dem Thema Fremdbetreuung wird
von Erwachsenen zu viel Aufmerksamkeit geschenkt? Oder ist das Verhalten eher von Resi-
gnation geprägt und ein tägliches Aufwachsen mit den Hauptbezugspersonen wäre der bevor-
zugte Weg bis zu Einschulung? Wissenschaftliche Meinungen von Fachkräften dominieren
bislang die Recherche. Um an dieser Forschungslücke anzusetzen, bieten sich Möglichkeiten
ähnlich der QuaKi-Studie an. Mit der Umsetzung würde man damit dem Trend innovativ ent-
gegen sehen und unter Berücksichtigung der tatsächlichen Bedürfnisse des eigenen Nach-
wuchses reagieren können. Möglicherweise würde aber beispielsweise auch ein Appell zur
Überarbeitung des Sozialsystems in Erziehungssituation entstehen und es würden passende
Angebote geschaffen werden.
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Literaturverzeichnis
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Anhang 1
Ansatz für einen Fragebogen über den Zustand der Kinder nach einem Tag in der Einrichtung.
- Es will so schnell wie möglich weg. - Es freut sich die Bezugsperson zu sehen und
verabschiedet sich freudig von den anderen. - Es zeigt sich verstört. - ...
- Nein, überhaupt nicht. - Es zeigt sich unbeeindruckt. - Es freut sich auf die anderen
Kinder. - Es freut sich auf die Betreuungsperson. - ...
- Ja, es erzählt ein wenig. - Nein, das Kind erzählt nichts. - Das Kind erzählt generell
eher kaum von Erlebnissen. - …
4. Wenn etwas nicht dem Plan/ den Gewohnheiten entsprach, wie reagierte es darauf?
Verhielt sich das Kind anders bei Abholung?
- Es war alles wie gewohnt. - Das Kind zeigte sich verunsichert. - Das Kind musste
die Veränderung verarbeiten, konnte aber gut damit umgehen. - …
- Ja, und zwar ______________. - Nein, es ist alles aufregend. - Es wirkt eher mit al-
lem ein wenig überfordert. - …
6. …
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Eigenständigkeitserklärung
Matrikel-Nr. 9526072
Fach: Bildungswissenschaft BA
Modul: Modul 3F
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Hausarbeit mit dem Thema
ohne fremde Hilfe erstellt habe. Alle verwendeten Quellen wurden angegeben. Ich versichere,
dass ich keine Haus- oder Prüfungsarbeit mit gleichem oder ähnlichem Thema an der FernU-
niversität oder einer anderen Hochschule eingereicht habe.
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