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November 2012
Der Bücherherbst
Nachruf
Herbert Rosendorfer
(1934-2012)
Der südtiroler Schriftsteller
Herbert Rosendorfer ist am 20.
September 2012 im Alter von 78
Jahren in seinem Geburtsort Bo-
zen in Italien gestorben.
Von 1939 bis 1943 lebte er in München.
Er wurde 1943 wegen des Krieges nach
Kitzbühel evakuiert und kam 1948 nach
München zurück. Dort studierte er nach
dem Abitur ein Jahr an der Akademie der
Bildenden Künste, wechselte dann aber
1954 auf Rechtswissenschaften an der Uni-
versität München. 1963 legte er das Zweite
Staatsexamen ab und arbeitete ab 1965 als
Gerichtsassessor und Staatsanwalt in Bay-
Vorwort reuth. 1967 wurde er Amtsrichter in Mün-
chen. Ab 1993 war er Richter am Oberlan-
Vom 10. bis 14. Oktober 2012 fand in desgericht Naumburg. 1990 wurde er von
Frankfurt wieder einmal die größte der Ludwig-Maximilians-Universität Mün-
Buchmesse der Welt statt. Insgesamt chen zum Honorarprofessor für Bayerische
281.753 Besucher besuchten über Literaturgeschichte ernannt. Seit seiner
7.300 Aussteller aus rund 100 Ländern Pensionierung 1997 lebte er in Eppan in
und informierten sich dort über Neuer- Südtirol.
scheinungen und Verlagsprogramme. Rosendorfer schrieb Romanen und Er-
Fünf Tage lang war Frankfurt die zählungen, aber auch Theaterstücke und
Hauptstadt der Literatur. Drehbücher fürs Fernsehen. Als Autor
Berichten wir aber in dieser Ausga- schaffte er 1969 mit dem furiosen Roman
be von der Buchmesse in Frankfurt? »Der Ruinenbaumeister« den Durchbruch.
Haben wir launische Berichte über »Briefe in die chinesische Vergangenheit«,
qualmende Socken wegen der vielen 1983 erschienen, war einer seiner bekann-
Kilometer Fußmarsch durch die staub- testen Romane, dem 1997 mit »Die große
trockenen Messehallen, über lustige Umwendung« eine Fortsetzung folgte.
Gespräche an Verlagsständen, empör- In insgesamt 37 Briefen berichtet in die-
te Zeilen über Buchblogger, die nur sem Roman ein chinesischer Mandarin na-
Rezensionsexemplare abstauben wol- mens Kao-tai (der aus dem 10. Jahrhundert
len, und über Sektparties auf Verlags- stammt) aus dem fernen Land Ba Yan (Bay-
einladung in diesem Heft? Nein. Diese ern) der Gegenwart, in dem er durch eine
Berichte hatten wir zuletzt immer wie- Zeitreise gelandet ist. Kao-Tai kommt zum
der über die Buchmessen in Leipzig Glück bei dem Geschichtsprofessors Dji-Gu
und Frankfurt und diesmal ersparen in München unter und schreibt in die chine-
wir sie Euch. sische Vergangenheit seine Erfahrungen im
Wir gehen zurück zur Literatur be- Land der Großnasen – und verschafft so
gehen den Bücherherbst auf die Art dem Leser einen amüsanten und völlig
und Weise, die wir für die reizvollste neuen Blick auf die moderne Gesellschaft.
halten: Wir haben Bücher gelesen und 1993 gewann sein Roman »Die Goldenen
wollen Euch an diesem Spaß teilhaben Heiligen oder Columbus entdeckt Europa«
lassen. Darum ist diese Ausgabe zur den SFCD-Literaturpreis, 2000 wurde Ro-
Hälfte mit Buchempfehlungen gefüllt. sendorfer mit dem Deutschen Fantasy Preis Konsum und Plastikkultur sprengt. Als end-
Da ist für jeden was dabei! geehrt. lich die ersten Boten kommen, das erste
Und das Beste: Ihr könnt die be- In der Laudatio zum SFCD-Literaturpreis UFO landet, ist der Jubel und ist die Verwir-
sprochenen Bücher auch selbst in aller wurde der Roman »Die Goldenen Heiligen« rung groß. Eine neue Religion entsteht um
Ruhe an nebligen Herbsttagen zur als »skurriles Lesevergnügen« bezeichnet. die Wesen aus dem All, und obgleich sie
Hand nehmen und Euch ein eigenes Andreas Kuschke schrieb weiter: »Wir erfah- keinen Ton sprechen gibt jede Menge Über-
Urteil bilden. ren die Geschichte der Menschheit von setzer ihrer Botschaften. Ein Volk, das
1992 bis 2081, aufgezeichnet vom letzten durchs All fliegen kann, kann kein schlech-
Viel Spaß beim Lesen wünscht Überlebenden unserer Art. (…) Im Zeitalter tes Volk sein, und so werden dann die ers-
Florian Breitsameter des Wassermanns, das, lange schon ange- ten Opfer der Landung eher als unglückli-
brochen, immer noch der großen Verände- cher Zufall denn als Ausdruck von Aggressi-
Inhalt rungen harrt, die da kommen und die Erde on gewertet. Inmitten der ökologischen
erlösen sollen, treiben die esoterischen Katastrophen auf der Erde fällt es den Au-
02 Vorwort | Rosendorfer
Blumen die wildesten Blüten. Wurmfarnpa- ßerirdischen nicht schwer, die Herrschaft zu
03 SF am Bahnhof | dpp 2012
ckungen und Bambusrollen, die Nachfolger übernehmen und die verbleibende Mensch-
05 Bücherherbst-Spezial
des Nostradamus in Birkenstockschuhen, heit in Abhängigkeit zu halten und ins finste-
10 Interview Krappweis
Versandhäuser für Horoskope und okkulte re Mittelalter zurückzuwerfen.«
14 Neue Comics aus Zeit und Raum
Orden bestimmen das Weltbild der Jünger
16 Kino & TV
- das Warten auf bessere Zeiten, auf etwas, Quelle: u.a. Wikipedia, SFCD-Litera-
22 Impressum
das die Langeweile des Daseins zwischen turpreis 1993
dürften ihn die meisten Leser assoziieren. Kurz darauf erschienen mehrere Romane in
Er ist die zentrale Figur des voluminösen der Phantastik-Reihe des Argument Verlags,
Romans aus dessen Sicht ein Großteil der die ebenfalls nach einigen Jahren eingestellt
Handlung geschildert wird. Als eines der wurde. Seitdem ist es recht ruhig um ihn
Habitate komplett zerstört und alle Bewoh- geworden, wenngleich er weiterhin, vor
ner dabei getötet werden, wird ihm die Un- allem in der kurzen Form, phantastische
tersuchung der Vorkommisse aufgetragen. Geschichten verfasste.
Zusammen mit seinen beiden Mitarbeitern Mit „Nachtflug“ liegt nun ein Sammelband
begibt er sich auf die Spurensuche. Wer von 13 Erzählungen vor, von denen 5 hier
könnte ein Motiv für die Vernichtung eines erstmals erscheinen. Die restlichen acht
eher kleinen und unbedeutenden Habitats erschienen verstreut in den unterschied-
haben? Wem sind die Bewohner im Wege lichsten Publikationen. Im Folgenden möch-
gewesen, dass sie in jedem Falle allesamt te ich auf die fünf Neuerscheinungen näher
bei dem Angriff sterben sollten? eingehen.
Es entspinnt sich eine Kriminalhandlung, In „Der Ethiker“ versetzt uns Hammersch-
die vor einem überaus faszinierenden Hin- mitt in eine Zukunft, in der der Globale Ter-
tergrund spielt. Die Welt von Tom Dreyfus rorismus vor keinem Land mehr halt macht.
ist riesig und vielfältig in ihren Ausprägun- Lediglich Deutschland hat einen Weg gefun-
gen. Die Bühne für einen wahrlich guten den, der es nicht ständig Ziel von terroristi-
SF-Krimi wird auf den ersten Seiten sehr gut schen Anschlägen werden lässt. Dieser
vorbereitet und die Erwartungshaltung der sieht so aus, dass wir den Terroristen dieser
Leser ist entsprechend. Leider gelingt es Welt die Möglichkeiten bieten sich und ihre
Reynolds nicht auf den folgenden gut 650 Ziele medienwirksam in Szene zu setzen.
Seiten dieser Erwartung gerecht zu werden. Unter strengster Geheimhaltung und mit
Im Stile eines guten Ermittlers recher- ausdrücklicher Billigung der Regierung wer-
chiert Dreyfus mit Hilfe seiner beiden Assis- Während in den ersten Kapiteln seine den in Deutschland Terroristen in der medi-
tenten zu Beginn in alle Richtungen. Die beiden Assistenten noch prominente Rollen enwirksamen Darstellung ihrer Botschaften
Spurensuche gestaltet sich als schwierig, einnehmen und die jeweiligen Geschehnisse trainiert. Sie erhalten z.B. Kommunikations-
da von dem Habitat selbst kaum noch et- aus ihrer Sicht geschildert werden, konzent- training im Umgang mit Medien oder wie
was übrig ist und nur ganz wenige Personen riert sich Reynolds später allein auf seinen man sich kleidet und bewegt, wenn man
als Geistesaufzeichnungen überlebt haben. Haupthandlungsträger. So kann er der medial gut dastehen will. Als Kontrollinstanz
Sie bringen ihn aber auf eine Spur, die er Komplexität seines Handlungsortes nicht fungiert eine Ethikkommission, die ihrerseits
mit seiner ihm angeborenen Hartnäckigkeit mehr gerecht werden. mittels Ethikkommissare die Einhaltung der
verfolgt. Er schildert das Leben in den unter- Spielregeln überwacht. Schließlich bewegt
Parallel hierzu begibt sich seine Mitarbei- schiedlichen Habitaten teilweise ausführlich, man sich auf einen schmalen Grat und rein
terin Sparver persönlich zu vier Habitaten, ohne dass dies für den Handlungsverlauf gar nichts darf schief gehen.
um dort eine gerade erst entdeckte Lücke in notwendig gewesen wäre. Für sich allein Die Geschichte beginnt, als Hahn – einer
der Überwachungssoftware der Abstim- gesehen ist es durchaus faszinierend wie der Ethikkommissare – im größten Schul-
mungsmodalitäten zu schließen. Nicht ah- sich menschliche Lebensgemeinschaften und Medienzentrum eintrifft, um vor Ort die
nend, dass sie dadurch einer im Hintergrund weiterentwickeln und zu welchen Extremen Verfahrensabläufe zu prüfen. Natürlich be-
agierenden Macht den Zugriff auf diese vier sie neigen können. Wobei der Eindruck gegnet man ihm mit Argwohn und der Leiter
Habitate ermöglicht. Diese übernimmt die entsteht, dass die meisten Habitate zu Ext- versucht ihn mittels Bestechung und weite-
Computersysteme der vier Habitate, die remen neigen und z.B. die gute alte Demo- ren Mitteln zu behindern bzw. unglaubwür-
sich zielstrebig gegen ihre Bewohner wen- kratie wie wir sie kennen eher die Ausnahme dig zu machen. Was als Routineauftrag
den und nutzt deren industrielles Produkti- darstellt. gedacht war, entwickelt sich schnell zu
onspotential, um Kleinstroboter zu erschaf- Die Konzentration auf eine einzige Figur einem Desaster, denn das Schulungsgelän-
fen mit deren Hilfe ein Angriff auf weitere fokussiert die Handlung zu sehr. Der faszi- de wird von einer ausländischen Elitetruppe
Habitate erfolgen soll. nierende Hintergrund verblasst im Verlaufe angegriffen und Hahn findet sich mitten im
Dreyfus erkennt frühzeitig, dass alle Er- des Romans doch deutlich. Wo andere Kreuzfeuer wieder.
eignisse irgendwie zusammenhängen und Autoren ihre Handlung auf ein gleich hohes Die Handlung verläuft gerade im zweiten
ihr Entstehen in der Vergangenheit liegen. Niveau halten können, ist Reynolds in die- Teil sehr actiongeladen und ist u.a. deshalb
Wo andere noch zögerlich agieren und sem Roman nicht dazu in der Lage. sehr kurzweilig zu lesen. Damit lässt es der
durch einen Verräter in den eigenen Füh- So bleibt am Ende festzustellen, dass ihm Autor aber nicht bewenden. Vielmehr zeigt
rungsreihen zusätzlich behindert werden, mit „AURORA“ der ganz große Weltenent- er auf, welche Wege eine Regierung bereit
versucht er das Heft in die Hand zu wurf nicht gelungen ist. Aus meiner Sicht ist zu beschreiten, um nicht Ziel des welt-
nehmen. handelt es sich im Vergleich mit seinen an- weiten Terrorismus zu werden. Mag man die
Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. deren Werken um einen durchschnittlichen erbrachten Dienstleistungen auch noch so
Dem Glitzerband bleiben nur wenige Tage Roman. sehr versuchen mit einem professionellen
bis es als Ganzes verloren betrachtet wer- Andreas Nordiek Abstand zu betrachten, so ist Deutschland
den muss und Millionen von Menschen ihr klar zu einem Teil des Globalen Terrorismus
Ende gefunden haben. geworden. Kein ganz abwegiger Gedanken-
Die ersten Kapitel habe ich noch regel- Marcus Hammerschmitt gang (aber umso zynischer), wenn man
recht verschlungen, da Reynolds das Glitz- schaut, wie stark unsere heimische Wirt-
erband als exotische Gesamtwelt schildert
und die Handlung mit ordentlich Drive vor-
Nachtflug schaft auf den Export angewiesen ist.
Dass der Aufbau der Frauenkirche für
anbringt. Dann verliert er nach und nach einige Menschen nicht gerade ein Grund zur
den roten Faden, verzettelt sich in Neben- Marcus Hammerschmitt zählt Freude gewesen sein mag, kann man sich
handlungen und verflacht zusehends in der sicher zu den sprachlich versier- als Deutscher nur schwerlich vorstellen.
Darstellung seiner Hauptfiguren. testen SF-Autoren hierzulande. Schließlich galt die Ruine als Mahnmal der
Veröffentlichungen in der renommierten großflächigen Bombardements, die von den
Phantastik-Reihe des Suhrkamp Verlags Nazis begonnen, und von den Alliierten
Alastair Reynolds: Aurora
Heyne; Taschenbuch; Originaltitel: The unterstreichen diese Einschätzung. Mit der konsequent weitergeführt wurden. Jeden-
Perfect; GB: 2007; BRD: August 2011; Einstellung dieser Phantastik-Reihe, die falls ist dies der Standpunkt eines britischen
Übersetzung: Irene Holicki; 733 Seiten schon etliche Jahre zurückliegt, verlor er Bomberpiloten, der eines Tages die Mög-
seine wichtigste Publikationsmöglichkeit. lichkeit erhält, diesen - aus seiner Sicht
Thursday Next-Büchern anheuern konnte, Sean O´Connell zu den schon bestehenden Verstrickungen
wird sie mit der Untersuchung des Abstur- hinzufügt.
zes ein Buches betraut (es kommt in der
BuchWelt öfters vor, dass Romane ihren Túatha Dé Ich habe im Übrigen ein Lieblingszitat aus
diesem Band. Ich bin mir nicht sicher, ob es
Standort verändern, aus verschiedenen
Gründen). Ihr wird deutlich gemacht, dass Danann - darauf angelegt ist, meine Gedanken her-
vorzurufen, aber ich finde den Halbsatz
sie die Untersuchung so schnell wie möglich
und mit einem vorgegebenen Ergebnis zu SternenheiM einfach nur großartig. Mein Dank an den
Autor für ein schallendes Lachen und be-
Ende bringt soll, doch sie deckt Unstimmig- sorgte Fragen meiner Familie, ob ich nun
keiten auf (so fehlt dem abgestürzten Buch völlig den Verstand verloren hab. Und um
die ISBN …). Gleichzeitig wird ihr das Juris- Cornelis von der Bruderschaft alle an meiner Freude teilhaben zu lassen,
fiktion-Abzeichen der realen Thursday Next der Archivare sinnt auf Rache. Er möchte ich diesen Halbsatz hier nun zum
zugespielt. folgt Nyail, dem Gesandten des Besten geben: »Ereschkigal trug den typi-
Die geschriebene Thursday Next beginnt Abgründigen Gottes, der seine schen, schwarzen Hosenanzug der
damit, diese Spuren auf eigene Faust zu Mutter Bernadette getötet hat. Kanzlerin...«
verfolgen. Der Verdacht, dass die reale Dabei verschlägt es ihn und seine Alles in allem wieder einmal ein großarti-
Thursday Next verschwunden ist, verdichtet Begleiter in die riesige Metropole ger Roman, der den Leser wie jedes Mal
sich zur Gewissheit. Thursday Next – die Sternenheim, wo er die Bestie Er- voller Vorfreude auf den nächsten Band
geschriebene, versteht sich – unternimmt eschkigal besiegen muss, um
einen Ausflug in die RealWelt, in der sie auf den Gral zu erringen.
Käseschmuggler, auf den Goliath-Konzern Der magische Kelch ist nicht nur eine
und auf ihre Fam …, pardon, auf die Familie von drei verbliebenen Waffen der Túa-
ihres Alter Egos trifft, und wird anstelle der tha Dé Danann, sondern auch das
realen Thursday Next zu den Friedensver- Instrument, mit dem Cornelis die Welt
handlungen entsandt, die einen Krieg zwi- retten muss. Doch er hat nicht die
schen den Scharfen Romanen und der geringste Ahnung, wie diese Aufgabe
FemLit verhindern sollen. Dort deckt sie zu bewältigen ist.
eine Verschwörung gegen die BuchWelt auf. Während die Entropie Nord- und
WO IST THURSDAY NEXT? ist mit einer Südland nach und nach zerstört und
Leichtigkeit und Nonchalance geschrieben, sich gewaltige Karawanen mit Flücht-
die oft genug ihresgleichen sucht. Viele lingen am Ende der Welt in der Nekro-
Autorinnen und Autoren sind zu einer sol- polis zusammenrotten, muss sich
chen Leistung auch nach einem halben Cornelis seinem größten Gegner stel-
Dutzend Romanen noch nicht fähig. Der len: dem neu erstandenen, furchtein-
Plot von WO IST THURSDAY NEXT ist flößenden Gott Cú Chulainn und sei-
stimmig und der Handlungsablauf reibungs- nen in den Schatten verborgenen Hor-
los, originelle und unverbrauchte Ideen, den der Túatha Dé Danann…
literarische Anspielungen, auch in die Sci- Nun ist er also da, der erste Band
ence Fiction, und Situationskomik wechseln des zweiten Doppelschlags der Erzäh-
einander ab. Zwar arbeitet der Autor ist dem lung um Cornelis. Erneut begeben wir
Roman nicht zum ernster Mal mit einer Intri- uns an der Seite des Titelhelden auf
ge, die die BuchWelt bedroht, und lässt die Reise, die immer spannender wird,
erneut den einen oder den anderen Hand- je mehr sich die Ereignisse entfalten
lungsstrang unabgeschlossen zurück (so und je mehr vom Hintergrund uns
entkommt beispielsweise der Kopf der Ver- enthüllt wird. Ist es Fantasy? Science
schwörung). Das ändert aber nichts daran, Fiction? Ein Märchen? Eine Liebesge-
dass er mit WO IST THURSDAY NEXT? schichte? Ich bin mir nicht ganz si-
seinem doppelten Paralleluniversum einen cher, ehrlich gesagt ist es in meinen
gänzlich neuen, bemerkenswerten Baustein Augen aber auch nicht so wichtig,
hinzugefügt hat, in dem zum ersten Mal die dass die Zuordnung nicht wirklich eindeutig zurücklässt. Meine übliche Empfehlung
Handlung ausschließlich aus der Perspekti- ist. Die Mischung aus Mythen, Legenden, kann ich nur wiederholen, zugreifen, es
ve literarischer Figuren geschildert wird. Technik und klassischen Fantasy-Elementen lohnt sich. Und nun bin ich wieder am War-
Wegen seiner Variationen ist der Roman funktioniert sehr gut und entführt den Leser ten auf den nächsten Band, »Túatha Dé
für Leser, die die ersten fünf Romane (noch) in eine sehr faszinierende Welt, was die Danann – Nekropolis«, der erscheint laut
nicht kennen, als Einstieg in die Thursday Hauptsache sein sollte. Aussage des Autors im Oktober oder No-
Next-Reihe geeignet. Die Handlung erstreckt sich über mehrere vember 2012. Bis dahin kann man sich ge-
Armin Möhle Stränge, die letztlich zusammengeführt nüsslich mit dem vorliegenden Band be-
werden, und ergeben wie bei einem guten schäftigen, denke ich. Und ein tief empfun-
Teppich ein stimmiges Bild. Wir haben Cor- denes Dankeschön an den Autor, der mir
nelis, der Rache für den Tod seiner Mutter viele vergnügliche Stunden mit seinem Werk
will, wir haben einen Polizisten, der seinen beschert hat. Bitte weiter so.
Instinkten vertraut und gegen die Wider- Bernd Meyer
stände der Politik seiner Spur folgt. Wir
treffen erneut auf Raggah, die ihre Entführer
verfolgt, bis sich zum Schluss alle Gefähr-
ten, die überlebt haben, erneut treffen. Wir Túatha Dé Danann Teil 1 - Sternenheim
treffen auf zwei Kinder, deren Seelen jeweils Sean O´Connell
im Körper des anderen stecken und für 235 S., Paperback
Jasper Fforde – »One Of Our Thursdays Verwirrung und Unmut sorgen. 13,90 EURO
Is Missing«, 2011, deutsche Erstausgabe, ISBN: 978-3862821808
Sie alle treffen sich in Sternenheim, wo
aus dem Englischen von Joachim Stern,
sie die Bestie Ereschkigal bezwingen müs- Verlagshomepage: http://www.acabus-
dtv Paperback 24915 (www.dtv.de), ISBN
979-3-423-24915-7, 2012, 397 Seiten, sen, auch wenn sie sich nicht immer dessen verlag.de/belletristik_9/fantasy_4/urban-
14,90 bewusst sind. Gleichzeitig wird versucht, die fantasy_18/t-atha-d-danann-sternen-
Coverzeichnung: Markus Roost. heim_9783862821808.htm
Rückkehr des Gottes Cú Chulainn in die
Wege zu leiten, was einen weiteren Strang
Ring*Con 2012
Katrin Hemmling
im Gespräch mit
Tommy Krappweis
Im Jahre 2011 bei unserem ersten Etwas später stößt auch Tommy nach Ja, aber es geht ja jeder nochmal einzeln
Interview war Tommy Krappweis seinem Signaturmarathon zu uns und wir nach vorne und da war es spürbar.
der Verfilmung von »Mara und ziehen uns in eine stille Ecke für das Inter-
der Feuerbringer« schon 50% nä- view zurück. Ja, es war wirklich großartig.
her gekommen. Mittlerweile ist
er ein paar Schritte weiter und Wie man sieht, bist du ziemlich abge-
kann auf der Ring*Con 2012 wäh- kämpft von deinen Lesungen, Panels,
rend seines Auftritts am Sams- was auch immer das gerade war.
tagnachmittag in einem Video prä- Hast du einen Ansatz, warum das so ist?
sentieren, wie groSS die Fort- Ich habe keine Ahnung, sag du
schritte sind. Jubel brandet auf, es mir. Ich kann nur hoffen, dass es
als sich herausstellt, dass an den Sachen liegt, die ich
Christoph Maria Herbst die Rolle mache.
des Loki übernimmt. Neue Kamera-
techniken werden vorgestellt, Nein, ich habe auch keine Ahnung. Es ist
erste Schauplätze enthüllt. Spä- von allem etwas. Bist du überrannt von Von denen du weißt, dass sie im letzten
ter holt sich Tommy Krappweis den Reaktionen in diesem Jahr? Jahr schon gut gelaufen sind?
noch Verstärkung in Form von
Bernhard Hoecker auf die Bühne Damit habe ich nicht gerech- Ja, die Leute, die es [Mara und
und bietet sich mit ihm einen rhe- net. Ich rechne ja gerne mit der Feuerbringer] im letzten
torischen Schlagabtausch par allem, aber das war wirklich Jahr gelesen haben, freuen
exellance über Dreharbeiten zu überwältigend. Auch gestern sich und haben Spaß daran.
einer Werbekampagne für und in schon [er bezieht sich auf die Woran so was jetzt genau
Neuseeland. Opening Ceremony] der Applaus, der da liegt... mei, wir haben viel daran gearbeitet,
aufbrandete, als ich neben lauter verdien- dass sich möglichst viele Leute, die Sachen,
Nach seinem Programmpunkt auf der ten, großartigen Kollegen auf die Bühne die ich mache anschauen und lesen, das
Hauptbühne nimmt er sich die Zeit, gedul- kam... das war sehr schmeichelhaft. muss man auch mal so sagen. Es muss also
dig die vielen Mara-Bände zu signieren, die irgendwann mal auch was funktioniert ha-
ihm unter die Nase gehalten werden. Unser Das ist aber jetzt schon ein bisschen ben. Jetzt ist zum ersten Mal dieser Punkt,
Interview soll eine Stunde nach seinem untertrieben. Ich muss zugeben, ich war an dem ich denke, dass es jetzt ‚klick‘ ge-
Auftritt stattfinden. Ich bin etwas früher da auch etwas überrascht, als du reinkamst macht hat und wenn das nun so bleibt oder
und treffe auf Sophia, seine Agentin, die den und Markus Heitz im Applaus abgehängt sogar noch mehr wird, dann ist es das, was
Termin für uns arrangiert hat, sowie auf hast. Also jetzt komplett aus der Zu- ich mir immer für die Bücher gewünscht
Chris, den Leiter der Postproduktion der schauerperspektive gesehen. habe.
bummfilm GmbH, deren Geschäftsführer
Tommy ist. Chris ist mit der Kamera bewaff- Naja, wir wurden ja beide in Also ist es das, was dir jetzt am meisten
net und hält die besten Con-Momente für einem Satz vorgestellt. am Herzen liegt? Weil du es ja auch so
Tommys Facebookprofil und natürlich das ähnlich mit »Das Vorzelt zur Hölle« ge-
»Making Of« vom Mara-Film fest. macht hast, indem du gesagt hast, dass
Uschi Zietsch, Markus Heitz und im Buch denkt, in Dialog übersetzen. Das
Tommy Krappweis auf der Bühne heißt, dass die Gefahr bestand, dass Mara
beim Ring*Con 2012 zu plapperig wird. Das musste ich in Fas-
sung zwei dann wieder reduzieren, weil ich
gemerkt habe, dass sie die ganze Zeit
quatscht, obwohl sie doch eigentlich
schüchtern sein sollte. Dann gibt es noch
ein ganz pragmatisches Problem: Das, was
ich in dem Roman geschrieben habe, hätte
40 Millionen gekostet und wir haben wahr-
scheinlich ein Budget von irgendwas unter
10 Millionen. Ich muss also wirklich auswäh-
len, was ich die 90 Minuten packe, was der
Zuschauer sehen möchte und was jetzt
nicht so tragisch ist, wenn es nicht rein-
kommt. Die dritte Problematik war, dass in
Mara Band eins bis drei ihr Kenntnisstand
sehr langsam kulminiert. Sie weiß am Ende
vom Band eins kaum etwas. Erst in Band
zwei rafft sie so langsam, was Sache ist und
erst ganz am Ende in Band drei fügt sich
wirklich alles zusammen. Das ist für das
Buch etwas, wofür ich immer gestritten
habe, weil ich es schön und realistisch fand.
Auch wenn es nach Band eins bei manchen
Leuten dieses »Und jetzt?«- Gefühl gab, die
gerne mehr Antworten auf ihre Fragen ge-
habt hätten. Damit meine ich keine Cliffhan-
ger, denn sowas mag ich gar nicht. Ich fand
es einfach schön. Im Film muss ich den
Leuten aber mehr Hilfe geben. Sonst geht
man aus dem Kino raus und fühlt sich
unbefriedigt.
Genau!
Nee.
Auszug aus:
Das Vignetten-Foto von Tommy Krappweis: de.wikipedia.org/Tommy_Krappweis
© Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia
Commons) – http://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Tommy_Krappweis_2012-03-13.JPG
Comics
Bewegte Bilder
Kino und TV
Liebe Film- und Serienfreunde, Kaskade von schrecklichen Ereignissen in
Gang.
»Resident Evil: Retribution«,
»Looper« und »Abraham Lincoln • Sowohl als Buch (Dmitry Glukhovsky) als
– Vampirjäger« waren die phan- auch als Videospiel war »Metro 2033« ein
tastischen Kino-Highlights im großer Erfolg. Jetzt kommt fast zwangsläu-
Frühherbst. Ob die Streifen et- fig der Kinofilm. MGM hat sich die entspre-
was taugen, verrate ich euch in chenden Rechte gesichert und F. Scott
diesem FO. Daneben habe ich mir Frazier beauftragt, das Drehbuch zu schrei-
wieder einige Blu-rays angesehen ben. Die Handlung dreht sich um ein vom
und natürlich jede Menge News Atomkrieg verwüstetes Moskau, in dem die
zusammengetragen. Los geht‘s … Menschen gezwungen sind, unter der Erde
in den Tunneln der ehemaligen Metro zu
leben. Einen fixen Termin gibt es noch nicht.
News in Kürze
• Paul W. S. Anderson, der drei Filme der
• Regisseur Uwe Boll gehört zweifellos zu »Resident Evil«-Reihe betreute, plant mit
den umstrittensten Filmemachern unserer »Monster Hunter« eine weitere filmische
Zeit. Seine ungezählten Trash-Movies wer- Umsetzung eines Videospiels. Wie der Re-
den von Kritikern regelmäßig in der Luft gisseur aus dem eher handlungsarmen
zerrissen. »Die Schwerter des Königs«, eine Game einen spannenden Film machen will,
Verfilmung auf Basis des Fantasy-Video- bleibt vorerst sein Geheimnis.
spiels »Dungeon Siege«, brachte es 2006
bei 60 Mio. US-Dollar Budget an den Kino- • Adaptionen, Reboots, Remakes, Sequels,
kassen nur auf magere 13 Mio. US-Dollar. Prequels – Hollywood ist nicht gerade als
Dennoch gab es einen zweiten Teil, der Ideenschmiede bekannt, sondern bedient
allerdings lediglich als Direct-to-DVD-Pro- sich immer wieder altbekannter und oft doch als die Linie der Hirten endet, drohen
duktion veröffentlicht wurde. Jetzt will Boll erprobter Konzepte. Das ist jetzt auch sta- die Kreaturen die Oberhand zu gewinnen.
einen dritten Film machen. Das nötige Geld tistisch belegt: Im Jahr 2011 waren acht der
dafür sollen seine Fans spenden. Auf www. zehn erfolgreichsten Filme Fortsetzungen, • Für das geplante Reboot des 1999 er-
boll-filmfunding.de können sich potentielle die beiden anderen waren Comic-Adaptio- schienenen Films »Die Mumie« (zwei Fort-
Finanziers informieren. nen. Das ist aber auch die Schuld der Kino- setzungen 2001 und 2008) hat Universal
gänger. Solange das Publikum weiterhin Pictures nun wohl einen Regisseur gefun-
• Fans von Quentin Tarantino aufgepasst: brav in die künstlich gehypten Blockbuster den. Len Wiseman (»Underworld«-Reihe,
Am 20 November erscheint eine Blu-ray- strömt, wird sich nichts ändern. »Total Recall«-Remake) soll den Job über-
Kollektion mit acht Filmen des Meisters nehmen. In die Kinos wird der Film wohl erst
(Reservoir Dogs, True Romance, Pulp Fic- • Im Februar 2013 startet Warner Bros. den 2014 kommen.
tion, Jackie Brown, Kill Bill Vol. 1, Kill Bill nächsten Versuch, das »Harry Potter«-Fran-
Vol. 2, Death Proof, Inglourious Basterds). chise gleichwertig zu ersetzen. »Beautiful • Pünktlich vor dem DVD- und Blu-ray-Ver-
Neben den üblichen Extras auf den jeweili- Creatures« heißt der auf der gleichnamigen kaufsstart von Ridley Scotts Film »Promet-
gen Film-BDs liegen noch zwei zusätzliche fünfteiligen Buchreihe von Kami Garcia und heus – Dunkle Zeichen« meldet sich der
Scheiben mit weiterem Bonusmaterial bei. Margaret Stohl basierende Film, der die Vatikan mit medienwirksamer Kritik zu Wort.
Geschichte des Highschool-Studenten
Ethan erzählt, der sich in eine Hexe verliebt.
Mit von der Partie sind Jeremy Irons, Viola
Davis, Emmy Rossum und Emma
Thompson.
rie fünf bis sechs Folgen, um mich einzufan- The Darkest Hour (2012)
gen, doch hier konnte ich die Geduld beim
besten Willen nicht aufbringen. Das Gefühl,
wertvolle Zeit zu verschwenden, war einfach
zu überwältigend. Und so war das Abenteu-
er »Revolution« für mich dann auch nach
nur zwei Episoden schon wieder beendet.
Die nahezu völlig spannungsfreie Handlung,
die müden Action-Einlagen und die platten
Null-acht-fünfzehn-Charaktere zerstören
schnell jede Lust, diese Serie weiter zu ver-
folgen. Es gibt einfach zu viel Besseres, das
derzeit über die Bildschirme flimmert.
Kürzlich
gesehen
Unter dieser Überschrift verrate
ich euch zum Abschluss, welche
Filme und Serien (auch ältere und
genrefremde) ich mir in den ver- Erde überrannt, doch die Menschen kennen beiten zum ersten »Resident Evil«-Film 2002
gangenen vier Wochen ange- eine Methode, um die Invasoren zu töten. kennenlernte und 2009 heiratete.
schaut habe, und was ich von ih- Vermutlich haben die Verantwortlichen auf Mit den Videospielen, auf denen die Film-
nen halte … eine Fortsetzung gehofft, was angesichts reihe zu Beginn basierte, hat die Handlung
des mäßigen kommerziellen Erfolgs aber inzwischen nicht mehr so furchtbar viel zu
eher unwahrscheinlich sein dürfte. »Darkest tun. Wir befinden uns in einer nicht allzu
»Darkest Hour« Hour« ist kein schlechter, aber eben auch
kein wirklich guter Film. Fans von Invasions-
fernen Zukunft. Ein bösartiges Virus, das
einst aus einer Forschungseinrichtung der
(2011, SF, Blu-ray, 89 epen riskieren einen Blick. Der Rest greift allmächtigen Umbrella Corporation entkom-
min., FSK 12) nur zu, wenn er die guten Streifen schon alle men ist, hat den Großteil der Menschheit in
gesehen hat. blutgierige Mutanten verwandelt. Alice ist
Der Film lief im Dezember 2011 in den deut- gegen das Virus immun, weshalb man bei
schen Kinos; die Blu-ray erschien bereits im Umbrella hinter ihr her ist wie der Teufel
April 2012. Dennoch hat es lange gedauert,
bis ich den Streifen aus meinem Must-du-
»Resident Evil: hinter den armen Seelen.
»Resident Evil: Retribution« (retribution =
dir-noch-anschauen-Stapel zog. Im Kino Retribution« (2012, engl. für Vergeltung, auch Strafe) fängt da
war der 30 Millionen US-Dollar teure »Dar- Horror, SF, Kino, 96 an, wo »Resident Evil: Afterlife«, der vierte
kest Hour« eine herbe Enttäuschung und Teil der Serie aus dem Jahr 2010 aufhört.
spielte gerade einmal gut das Doppelte min., FSK 16) Der Zuschauer steigt sogar in die exakt
seiner Produktionskosten ein. Auch die gleiche Szene ein. Wie schon im Vorgänger
Kritiker gingen nicht gerade freundlich mit Zum mittlerweile fünften Mal steht die 1975 dominieren die Actionsequenzen, die häufig
dem knapp eineinhalbstündigen Invasions- in Kiew geborene US-Amerikanerin Milla in Zeitlupe zeigen, wie Frau Jovovich Dut-
drama um. Jovovich als Alice vor der Kamera, um sich zende von Gegnern ebenso akrobatisch wie
Die Geschichte, die der eher unbekannte auf möglichst spektakuläre Weise durch vergleichsweise unblutig (FSK 16) erledigt.
Regisseur Chris Gorak erzählt, dreht sich diverse Zombiehorden zu metzeln. Verant- Das ist zwar optisch und tricktechnisch
um eine Gruppe junger Leute, die sich aus wortlich ist wieder einmal Paul W. S. Ander- wirklich hübsch anzuschauen, ermüdet
unterschiedlichen Gründen in einem Mos- son, den die Schauspielerin bei den Drehar- jedoch auf Dauer, weil solcherlei Einlagen
kauer Nachtclub vergnügen. Als plötzlich
der Strom ausfällt und seltsame nebelartige
Paul W.S. Anderson gibt Milla Jovovich letzte Regieanweisungen für eine Szene
Leuchterscheinungen vom Himmel zu Bo- aus: »Resident Evil: Retribution« (2012)
den schweben, müssen die Mädels und
Jungs schnell erkennen, dass mal wieder
Aliens nach der Erde greifen. Danach entwi-
ckelt sich eine eher mittelmäßige, weil viel
zu vorhersagbare und sich an altbekannten
Klischees orientierende Story, die bis zu
ihrem offenen Ende nie über den Durch-
schnitt hinauskommt.
»Darkest Hour« ist kein Meisterwerk, kann
aber immerhin mit ein paar hübschen Bil-
dern aufwarten. Die Flucht durch das men-
schenleere Moskau sieht zumindest gut aus,
auch wenn sie nie wirkliche Beklemmung
vermitteln kann. Die Spezialeffekte sind
akzeptabel, aber alles andere als spektaku-
lär. Die Aliens verwandeln ihre Opfer in Se-
kundenschnelle in Aschewolken – gemäß
der Altersfreigabe natürlich ohne Blut oder
Splatter.
Am Ende haben die Außerirdischen, von
denen man sonst nichts weiter erfährt, die
nur selten durch Dialoge oder gar eine Joseph Gordon-Levitt in »Looper« (2012)
nachvollziehbare Handlung unterbrochen
werden.
Überhaupt bestehen zwei Drittel des
Streifens aus überbordenden Ballerorgien,
die so perfekt durchchoreografiert sind,
dass das MDR-Fernsehballett dagegen wie
eine unorganisierte Schaustellertruppe aus-
sieht. Man hat das Gefühl, dass Anderson
jede einzelne Szene nach rein ästhetischen
Gesichtspunkten gestaltet hat. Dadurch
entsteht zwar eine beeindruckende Bildge-
walt, allerdings wirkt das Ganze auch so
steril und keimfrei wie eine Intensivstation.
Wenn man den Aussagen der Beteiligten
glauben darf, soll noch ein weiterer – und
abschließender – Film mit Jovovich und
Anderson folgen. Natürlich werde ich mir
auch den noch ansehen. Danach ist mein
Bedarf an Hochglanz-Zombieaction aber
definitiv gedeckt.
Das ist insofern »notwendig«, als dass man der dortigen Vampire basierte, sich eine
»Looper« (2012, SF, in der hochtechnisierten Welt des Jahres
2044 praktisch keinen Mord mehr begehen
leicht verfügbare und andauernde Nah-
rungsquelle zu schaffen, sind zweifellos
Kino, 118 min., FSK kann, ohne erwischt zu werden. originell. Die Übersetzung in einen abendfül-
16) Die spannende Geschichte (über die ich lenden Film ist dagegen bestenfalls mittel-
gar nicht viel verraten möchte), dreht sich mäßig gelungen.
um den Looper Joe Simmons (Joseph Gor- Die Geschichte beginnt im Jahr 1818. Der
don-Levitt), der eines Tages vor dem Dilem- neunjährige Abe Lincoln lebt mit seinen
ma steht, sein 30 Jahre älteres Ich (Bruce Eltern auf einer Plantage und wird dort
Willis) erschießen zu müssen. Das bringt er schon früh mit dem menschenverachtenden
jedoch nicht über sich, und so nimmt eine System der Sklaverei konfrontiert. Als die
hübsche Zeitreise-Story mit einigen ge- Mutter nach einem Angriff des Plantagenbe-
schickten Wendungen und einem tollen sitzers Jack Barts stirbt, sinnt der junge
Finale ihren Lauf. Natürlich gibt es die bei Mann auf Rache, muss jedoch feststellen,
dieser Art von Filmen unvermeidbaren dass Barts kein Mensch, sondern ein Vam-
Ecken und Kanten im Logikgefüge, doch die pir ist. Er lernt Henry Sturgess kennen, der
sind durch das hervorragende Drehbuch ihm eröffnet, dass die Vampire schon länger
weitgehend glatt geschliffen und stören die Geschicke der noch jungen amerikani-
deshalb nicht wirklich. schen Nation lenken und bildet ihn schließ-
»Looper« ist ein Actionfilm zum Mitden- lich zum Vampirjäger aus. Gleichzeitig star-
ken. Dabei wird die Geschichte aber nie so tet Lincoln seine politische Karriere.
kompliziert, dass man in Gefahr gerät, den Der Film spielt fraglos geschickt mit den
Faden zu verlieren. Im Mittelpunkt stehen historischen Fakten und lässt eine Reihe
nicht die (dennoch sehr passable) Action, bekannter Persönlichkeiten der damaligen
sondern die Charaktere, ihre Motive und Zeit auftreten. Er hat jedoch auch zwei maß-
Ziele. Wer SF der gehobenen Art mag, wird gebliche Schwächen, an denen er letztlich
hier auf seine Kosten kommen. Ein paar scheitert. Zum einen nimmt er sich schlicht
hübsche Spezialeffekte, einen wie so oft und ergreifend zu ernst, konterkariert diese
beeindruckenden Bruce Willis und eine Ernsthaftigkeit jedoch mit stark übertriebe-
technisch einwandfreie, wenn vielleicht auch nen Actionszenen, die eher comichaft wir-
eine Spur zu sachliche Inszenierung, gibt's ken. Zum anderen ist Benjamin Walker als
noch obendrauf. Abraham Lincoln eine krasse Fehlbeset-
Falls Fan den Kinogang verpasst hat, zung, weil er es zu keinem Zeitpunkt schafft,
Nach dem schon etwas länger zurücklie- kann er sich die DVD/Blu-ray ab dem 21. der Figur auch nur einen Ansatz von Tiefe
genden »In Time« endlich mal wieder ein Februar 2013 holen. Am besten jetzt schon und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Dabei
Science Fiction-Streifen, der nicht nur durch vormerken, denn dieser Streifen gehört hilft ganz sicher auch nicht die vor allem
krachende Action und große Namen glän- definitiv auf die Must-see-Liste jedes gegen Ende des Streifens erdrückende
zen kann, sondern hinter dem auch eine Phantastik-Interessierten. patriotische Rührseligkeit, um die offenbar
originelle und weitgehend nachvollziehbare derzeit nur wenige US-Filme herumkom-
Story steckt. Insofern gibt der noch weitge- men. Es scheint fast so, als müsse man sich
hend unbekannte Rian Johnson, der nicht
nur das Drehbuch schrieb, sondern auch
»Abraham Lincoln – permanent selbst versichern, wie groß und
schön und wichtig die eigene Nation ist,
Regie führte, eine höchst beeindruckende Vampirjäger« (2012, damit man die spröde und wenig erbauliche
Arbeitsprobe ab, die mich zwei Stunden SF, Horror, 105 min., Realität überhaupt noch ertragen kann.
lang bestens unterhalten konnte. Wer diese offensichtlichen Mängel aus-
Wir befinden uns im Jahr 2044. Zeitreisen FSK 16) blendet, den dürfte »Abraham Lincoln –
sind möglich, aber verboten. Das stört die Vampirjäger« immerhin leidlich unterhalten.
diversen Gangsterkreise der Zukunft natür- Ich fange mal mit dem Positiven an. Die Für einen wirklich überdurchschnittlichen
lich wenig, und so schicken sie all jene, die Idee, den Lebensweg des 16. US-amerika- Film, fehlt es der Produktion jedoch an Fri-
sie gerne für immer loswerden wollen, per nischen Präsidenten auf eher ungewöhnli- sche, Humor und Konsequenz. Sehr scha-
Zeitmaschine und maskiert in die Vergan- che Art und Weise nachzuzeichnen, und die de, denn aus der Idee hätte man deutlich
genheit und lassen sie dort von speziellen damit verbundene Aussage, dass die Skla- mehr machen können.
Auftragskillern (den Loopern) erschießen. verei in Amerika letztlich auf dem Bestreben Rüdiger Schäfer
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