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Baudokumentation

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Ersatzneubau Rautihalde 15, 19 in Zürich-Altstetten

Wie viel Platz (ver-) brauchen wir, um gemütlich zu wohnen? Lange galt die Devise: Je mehr, desto bes-
ser. Inzwischen hat der Wind gedreht. Im Zuge geringer Landreserven und eines schmaleren ökologischen
Fussabdruckes werden wieder kleinere Wohnungen gebaut. Die Stiftung PWG verfolgt diesen Weg bereits
seit etwa 2010 und verlangte von den Architektinnen und Architekten immer kompaktere Grundrisse. Der
Ersatzneubau Rautihalde zeigt dies beispielhaft. Gefragt waren etwa 4.5-Zimmer-Wohnungen mit lediglich
85 Quadratmetern. Fiederling Habersang Architekten liessen sich davon nicht einschnüren und schufen auf
knappster Fläche eine erstaunliche räumliche Vielfalt.
Unterschiedliche Verputze gliedern die Fassade. Die horizontale Die ebenerdig wohnenden Miet-
Dreiteilung rührt von der klassischen Architektur der griechischen parteien haben einen Sitzplatz.
und römischen Antike, die Säulen in Basis, Schaft und Kapitell bezie- Der Garten steht der Hausgemein-
hungsweise Gebäude in Sockel, Mitte und Dach unterteilte. schaft zur Verfügung. Der mächtige
Kastanienbaum konnte erhalten
werden. Neu gepflanzt wurden zwei
Obstbäume und ein Bergahorn.

Projektentwicklung Nach den Neubauten Sihlweidstrasse, Witikonerst-


rasse, Waldmeisterweg und Freihofstrasse gingen wir an
Wir alle beanspruchen viel mehr Platz als unsere der Rautihalde erneut so vor. Die Architekten mussten im
Grosseltern. Das dokumentiert eine Statistik der Stadt Wettbewerb beispielsweise 4.5-Zimmer-Wohnungen mit
Zürich, die bis ins Jahr 1895 zurückgeht. Der Wohn- 85 Quadratmetern und 5.5-Zimmer-Wohnungen mit 105
flächenkonsum in der Schweiz hat sich seit 1970 fast Quadratmetern entwerfen. Die Zeit der Riesengrundris-
verdoppelt. Die bauliche Verdichtung ist also nicht einzig se war zwar bereits passé, aber diese Flächenvorgaben
eine Folge des Bevölkerungswachstums (oder der Zuwan- lagen weit unter dem Durchschnitt der gängigen Neubau-
derung, wie auch behauptet wird). Sondern weil Herr und ten, auch unter den Richtgrössen der kantonalen Wohn-
Frau Schweizer sich immer breiter gemacht haben. bauförderung. Gefragt waren ausserdem mindestens 30
Und der Platzbedarf pro Person steigt weiterhin, allen Wohnungen (gebaut wurden schliesslich 33 und 4 Einzel-
Aufrufen zum Zusammenrücken zum Trotz. zimmer). Für einen Ersatzneubau hatten wir uns entschie-
den, weil das Baugesetz 38 Prozent mehr Wohnfläche
Der steigende Flächenkonsum ist ein Wohlstand- erlaubte. Zudem war das bestehende Wohnhaus aus dem
sphänomen. Je grösser das Budget, desto mehr Wohn- Jahr 1959 eine Energieschleuder, der Unterhalt aufwendig
fläche leisten wir uns in der Regel. Wo früher eine ganze und kostspielig.
Familie daheim war, haust heute oftmals noch ein Paar.
Dies ist bei der Stiftung PWG schon aufgrund der Be-
legungsvorschrift, die eine Mindestanzahl Personen
Von oben fällt Licht
pro Zimmer vorschreibt, nicht möglich. Darüber hinaus in das Treppenhaus.
erstellen wir seit Jahren nur noch Neubauten mit immer Es erschliesst pro
Geschoss vier Woh-
kompakteren Wohnungen. So besetzen die Bewohne-
nungen.
rinnen und Bewohner nicht nur weniger Quadratmeter.
Im Gegenzug bezahlen sie auch weniger Miete, weil die
Gebäude- und Unterhaltskosten auf mehr Mietparteien
verteilt werden können.

Auch die Hauseingänge sind


mit Liebe fürs Detail gestaltet.
Unterhalb der Briefkästen gibt es
eine Abstellfläche zum Beispiel für
schwere Einkaufstaschen.
Ein Zentralraum ist das Herz der Wohnungen.
Meist dient er dem Essen, kann aber auch als
Wohnzimmer genutzt werden, wenn ein zusätzli-
ches Schlafzimmer gefragt ist.

Der Terrazzoboden zieht sich durch Eingang,


Zentralraum, Badezimmer und Küche. In den
Zimmern ist Parkett verlegt.

Ersatzneubau Genau diese Merkmale weisen Wohnungen aus der


Gründerzeit (ca. 1870 bis 1914) auf. Mit ihren gleichwerti-
Eine häufige Methode, um Fläche zu sparen, ist die gen und nutzungsneutralen Zimmern sind sie heute noch
offene Küche. Dabei werden Küche, Wohn- und Essbe- sehr beliebt – obwohl sie häufig klein geschnitten sind.
reich zu einem Raum zusammengefasst. Das frisst nicht Diese Beobachtung führte in unseren Wettbewerbspro-
nur weniger Quadratmeter, sondern erlaubt auch gemein- grammen zur Anregung für die Architekturbüros, auf die
sames Kochen und Sichunterhalten. Ganz anders das bewährten Wohnungslayouts der Gründerzeit zurückzu-
frühere Ideal der abgeschlossenen Küchen: Die Frau sollte greifen. Das heisst: Dielen, Raumfolgen, Zimmer ohne
auf minimalem Raum möglichst effizient kochen können zugewiesene Funktionen. Überall kann gewohnt, geschla-
(«Frankfurter Küche»). Auch wenn sich die Zeiten geändert fen oder gearbeitet werden. Die Räume sind deshalb über
haben, schwören wir wie viele noch heute auf separate Generationen immer wieder anders nutzbar. Zusammen
Räume. In der Küche herrscht schon mal ein Chaos, wel- mit den strengen Flächenvorgaben führte das zu einer
ches der Besuch nicht sehen soll. Und wenn das Wohn- kniffligen Wettbewerbsaufgabe. Um eine Teilnahme
zimmer auch zum Schlafen dient, eignet sich die Wohnung bewarben sich 110 Büros, zugelassen wurden nach der
besser für Wohngemeinschaften, da sie eine Person mehr Präqualifikation deren 7 (selektives Verfahren).
beherbergen kann.
Den überzeugendsten Entwurf reichten gemäss
der intern und extern besetzten Jury unter Leitung von
Andreas Hofer die Architekten Fiederling Habersang ein.
Die kompakten
Küchen liegen in einer Das Nachwuchsteam adaptierte den typischen Flur der
Ausstülpung der zen- Gründerzeitwohnung zu einem Zentralraum, der alle Zim-
tralen Halle. Allenfalls
mer erschliesst und je nach Haushaltform als Ess- oder
fehlender Stauraum
macht ein daneben zugleich als Wohnzimmer dient. An der Decke fasst ein
liegendes Reduit wett. Fries den Raum. Anders als beim Gründerzeitvorbild ist es
kein verzierter Stuck, sondern gegossener Beton, der die
Haustechnik kaschiert. Und am Boden bringen verschie-
dene Terrazzoplatten eine zurückhaltende Ornamentik
in den Raum. «Die Anmutung einer Gründerzeitwohnung
schwingt mit, Bodenheizung und Doppelverglasung inklu-
sive. Die Patina ergibt sich dann mit den Jahren.» (NZZ)
Dabei zählt diese Halle gar nicht zur Zimmerzahl, wie
auch das von der Stiftung PWG vorgegebene Reduit bei
der Küche. Diese kam in einer kleinen Ausstülpung des
Zentralraums unter und ist somit eine Zwischenform von
Labor- und Wohnküche.

Weitere Infos: pwg.ch


Pläne & Projektdaten
Grundrisse

Sitzplatz gemeinschaftlich

Haus 19 Haus 15

Eingang Veloraum
19.9 m² 47.8 m²
H 2.52 H 2.37

Sitzplatz Sitzplatz
22.7 m² 19.4 m²
Zimmer 2 Zimmer 1 Velo, Kinderwagen Eingang Zimmer 1 Zimmer 2 Zimmer 3
15.8 m² 14.7 m² 17.1 m² 12.5 m² 14.7 m² 10.4 m² 14.7 m²
H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52

Zimmer 1 Zimmer 2 Zimmer 3 Zimmer 2 Zimmer 1 Kinderwagen


12.2 m² 12.1 m² 12.9 m² 12.9 m² 12.1 m² 7.1 m²
H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52
Lift Lift Vorraum 2
3.4 m²
H 2.52

Zimmer 3 Vorraum Treppenhaus Vorraum Vorraum Treppenhaus Vorraum 1


11.7 m² 4.8 m² 29.9 m² 4.8 m² 4.8 m² 32.7 m² 4.8 m²
H 2.52 H 2.37 H 2.47 H 2.37 H 2.37 H 2.47 H 2.37 Zimmer 4
12.9 m²
H 2.52

Halle, Essen WC Bad, WC Bad, WC WC Halle, Essen Zimmer 4 Zimmer 3 Halle, Essen WC Bad, WC Bad, WC WC Halle, Essen
19.9 m² 3.3 m² 4.0 m² 4.0 m² 3.3 m² 16.8 m² 14.5 m² 14.5 m² 16.8 m² 3.3 m² 4.0 m² 4.0 m² 3.3 m² 17.5 m²
H 2.52 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.52

Zimmer 4 Küche Reduit Reduit Bad, WC Vorraum Reduit Küche Küche Reduit Reduit Bad, WC Vorraum Reduit Küche Zimmer 5
14.2 m² Loggia 5.6 m² 6.9 m² 3.0 m² 3.8 m² 2.9 m² 5.6 m² 5.6 m² 5.6 m² 6.8 m² 3.0 m² 3.8 m² 3.0 m² 7.1 m² 5.6 m² 14.3 m²
H 2.52 9.6 m² H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.52
Loggia Loggia Loggia
8.6 m² 8.6 m² 10.8 m²

Küche Halle, Essen Zimmer 3 Halle, Essen Küche


7.8 m² 14.4 m² 12.6 m² 17.8 m² 6.3 m²
H 2.37 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.37

Zimmer 2 Zimmer 1
Erdgeschoss
11.2 m² Loggia 15.9 m²
H 2.52 8.4 m² H 2.52

Zimmer 2 Zimmer 1
15.1 m² Loggia 13.7 m²
H 2.52 7.4 m² H 2.52

Haus 19 Haus 15

10 m

Haus 19 Haus 15
Loggia
8.6 m²

Zimmer 2 Zimmer 1
10.4 m² 15.1 m²
H 2.52 H 2.52

Küche Halle, Essen


6.3 m² 13.2 m²
H 2.37 H 2.52 Zimmer 1 Zimmer 2 Zimmer 3
Zimmer 3 Zimmer 2 Zimmer 1 Zimmer 1
14.7 m² 10.4 m² 14.7 m²
15.8 m² 14.7 m² 14.7 m² 14.2 m²
H 2.52 H 2.52 H 2.52
H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52

Zimmer 1 Zimmer 2 Zimmer 3 Zimmer 3 Zimmer 2 Zimmer 1 Vorraum Bad Reduit


12.2 m² 12.1 m² 12.9 m² 12.9 m² 12.1 m² 13.1 m² 3.9 m² 4.4 m² 6.0 m²
Vorraum WC H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.37 H 2.37 H 2.37
2.0 m² 2.1 m² Lift Lift Vorraum 2
H 2.37 H 2.37
3.4 m²
H 2.52

Zimmer 4 Vorraum Treppenhaus Vorraum Vorraum Treppenhaus Vorraum 1


11.7 m² 4.8 m² 25.1 m² 4.8 m² 4.8 m² 25.1 m² 4.8 m²
H 2.52 H 2.37 H 2.47 H 2.37 H 2.37 H 2.47 H 2.37 Zimmer 4
12.9 m²
H 2.52

Halle, Essen WC Bad, WC Bad, WC WC Halle, Essen Halle, Essen WC Bad, WC Bad, WC WC Halle, Essen
19.9 m² 3.3 m² 4.0 m² 4.0 m² 3.3 m² 16.8 m² 16.8 m² 3.3 m² 4.0 m² 4.0 m² 3.3 m² 17.5 m²
H 2.52 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.52 H 2.52 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.52

Zimmer 5 Küche Reduit Reduit Bad, WC Vorraum Reduit Küche Zimmer 4 Zimmer 4 Küche Reduit Reduit Bad, WC Vorraum Reduit Küche Zimmer 5
14.2 m² Loggia 5.6 m² 6.9 m² 3.0 m² 3.8 m² 2.9 m² 5.6 m² 5.6 m² 14.5 m² 14.5 m² 5.6 m² 6.8 m² 3.0 m² 3.8 m² 3.0 m² 7.1 m² 5.6 m² 14.3 m²
H 2.52 8.0 m² H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.52 H 2.52 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.37 H 2.52
Loggia Loggia Loggia
7.3 m² 7.3 m² 8.8 m²

Küche Halle, Essen Zimmer 3 Halle, Essen Küche


7.8 m² 14.4 m² 12.6 m² 17.8 m² 6.3 m²
H 2.37 H 2.52 H 2.52 H 2.52 H 2.37

Zimmer 2 Zimmer 1
11.2 m² Loggia 15.9 m²
H 2.52 7.1 m² H 2.52

Zimmer 2 Zimmer 1
15.1 m² Loggia 13.7 m²

Haus 19 Haus 15
H 2.52 6.3 m² H 2.52

1. / 2. / 3. Obergeschoss

Erwerb 2002 Mietzinse Wohnen 189 Fr./m²a


Wettbewerb 2014
Baubeginn 2018 Architektur: Fiederling Habersang Architekten, Zürich
Fertigstellung 2020 Bauleitung: Vollenweider Baurealisation GmbH, Schlieren
Bauingenieur: HTB Ingenieure AG, Stäfa
Baukosten BKP 1–9 13, 13,120 Mio. Fr. Haustechnikplanung:
BKP 1–9 4648 Fr./m² VMF Hediger + Partner Haustechnik AG, Zürich
BKP 2 4046 Fr./m² VMF Bauphysik und Energie: Raumanzug GmbH, Zürich
Elektroplanung: ELECON Ingenieure AG, Zürich
Wohnungen 33 Projektleitung PWG: Thomas Güntensperger
Einzelzimmer 4
Gewerberäume / -fläche 0 / 0 m²
Nebenräume 0
Parkplätze 17

Stiftung PWG
Werdstrasse 36
Postfach
8036 Zürich
043 322 14 14 Impressum | Fotografie: Ralph Hut, Zürich | Pläne: Architekten / Stiftung PWG | Grafik: Raphael Schenker, Zürich | Korrektorat:
info@pwg.ch Torat, Zürich | Text: Stiftung PWG, KR | 22.9.2021
pwg.ch

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