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Kasuistiken

Internist 2016 · 57:188–193 T. Kruis1 · L. Kredel1 · M. Nassir1 · M. Godbersen2 · T. Schneider1


DOI 10.1007/s00108-015-0003-9 1
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Charité –
Online publiziert: 15. Januar 2016 Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 2
Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
Redaktion
H. Haller, Hannover (Schriftleitung)
B. Salzberger, Regensburg
C. Sieber, Nürnberg Benigne rekurrierende
aseptische Meningitis
Worauf muss man achten?

Anamnese eine kranielle MRT (cMRT, inkl. Visce- Befunde


rocranium) lieferten keine Hinweise auf
Nach 8 Wochen mit wiederholtem Fie- eine Infektion per continuitatem, wie Status
ber, Schüttelfrost, Übelkeit, Kopf- und es bei Z. n. 3 Zahnimplantationen im
Nackenschmerzen wurde die 70-jährige Vorjahr hätte vermutet werden können. Meningismus und neue Dysarthrie.
Patientin erstmals in unserem Kranken- Auch Röntgen-Thorax, Abdomensono-
haus aufgenommen. An Vordiagnosen graphie, Echokardiographie und Urin- Labor
bestanden: arterielle Hypertonie, Peni- untersuchung waren unauffällig. Nach
cillinallergie, Z. n. Hysterektomie, Z. n. 10-tägiger Antibiotikatherapie wurde die CRP: 66,7 mg/l; Leukozyten: 14,04/nl
Sigmaresektion bei rezidivierenden Sig- Patientin beschwerdefrei entlassen. (. Abb. 1). Leberwerte, Retentionspa-
madivertikulitiden und Z. n. 3 Zahnim- Bereits wenige Tage nach Entlassung rameter und Gerinnung: unauffällig.
plantationen im Vorjahr. Reise- und Um- traten erneut Kopf- und Nackenschmer- HIV-, Borrelien-, T.-pallidum-Serolo-
feldanamnese waren unauffällig. zen auf, sodass die Pat. mit dem Verdacht gie und HSV-1/2 IgM: negativ; HSV-
Die o. g. Beschwerden dauerten je- einer rekurrierenden Meningitis erneut 1/2 IgG: 22.000 U/ml. M.-tuberculosis-
weils 1–5 Tage, dazwischen lagen be- aufgenommen wurde. Interferon-γ-Induktionstest: schwach
schwerdefreie Intervalle von 3–15 Tagen. positiv. Rheumafaktoren, ANA und AN-
Hierfür hatte die Pat. bisher bedarfswei- CA: negativ. Blutkulturen: steril.
se Ibuprofen eingenommen. Aufgrund
erhöhter Entzündungswerte hatte ihr
Hausarzt Ciprofloxacin (vermutlich 2 ×
500 mg/d) über 6 Tage verschrieben. 40 80
Dies blieb ohne Effekt auf den Krank-
heitsverlauf. 70
Bei Aufnahme fielen eine erhöhte 39
Körpertemperatur (38,1 °C) und ein 60

Meningismus auf. CRP (46,7 mg/l) und


50
Leukozyten (15,36/nl) waren moderat
CRP (mg/l)

38
erhöht (. Abb. 1). Eine Liquoranalyse
40
ergab eine neutrophile Pleozytose von
2251/μl, eine moderate Proteinerhöhung 37
30
und eine normale Glucosekonzentration
(. Tab. 1). Bei V. a. bakterielle Menin- 20
gitis begannen wir bei Penicillinallergie 36
eine i. v.-Antibiose mit Ceftriaxon 4 g/d 10
und Vancomycin 2 g/d. Ein Erreger-
nachweis aus Blut oder Liquor gelang 35 0
1 8 15 22 29 36 43 50 57 64 71 78 85 92
nicht. Eine kieferchirurgische Untersu-
chung, ein Orthopantomogramm und Tage

T. Kruis und L. Kredel teilen sich die Erstautoren- Abb. 1 8 Zeitlicher Krankheitsverlauf soweit dokumentiert. Kopfschmerzepisoden (Pfeile), Tempera-
schaft. turkurve (durchgezogene Linie), CRP-Werte (Dreiecke)

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Tab. 1 Liquorbefunde Tab. 2 Klinische Diagnosekriterien der
1. Abnahme 2. Abnahme benignen rekurrierenden aseptischen Me-
ningitis; modifiziert nach [2]
Zellzahl/μl 2251 717
Rekurrierende Krankheitsepisoden mit
Polymorphkernige in % s. Kommentara 77 Kopfschmerzen, Meningismus und Fieber
Mononukleäre in % s. Kommentara 23 Krankheitsepisoden unterbrochen von
Glucose mg/dl 50 67 beschwerdefreien Perioden von Wochen bis
Monaten (Jahren)
Laktat mg/dl 30,4 24,6
Spontane Remission
Eiweiß mg/l 1616 929
a Liquorpleozytose mit charakteristischen
Aufgrund der hohen Zelldichte war eine quantitative Zelldifferenzierung nicht möglich
monozytären Zellen, neutrophilen Granulo-
zyten und Lymphozyten
Tab. 3 Differenzialdiagnose der rekurrierenden aseptischen Meningitis
Kategorie Beispiele
Virusinfektionen Herpesviridae
Chronische Infektionserkrankungen Tuberkulose, Syphilis, Borreliose, Brucellose, Pilzinfek-
tionen und Toxoplasmose (zusätzlich C. neoformans und
C. immitis bei Immunsuppression)
(Auto-)Immunphänomene SLE, Sarkoidose, Sjögren-Syndrom, Morbus Behçet
Medikamentenassoziiert NSAR, Rofecoxib, Metronidazol, Amoxicillin, Sulfonami-
de, Immunglobuline
ZNS-Tumore (primär oder sekundär) Kraniopharyngeome, zystische Fehlbildungen (Epider-
moid-, Neuroepidermoidtumore)
Immunrekonstitutionssyndrom bei Unter antiretroviraler Therapie
AIDS

Liquor aseptischen Meningitis (BRAM) Meningitis beim immunkompetenten


gestellt (vgl. . Tab. 2). Patienten und das Krankheitsbild der
Im Vergleich zur Voruntersuchung regre- BRAM näher beleuchten.
diente Pleozytose von 717/μl (. Tab. 1). Verlauf Ätiologisch werden Meningitiden in
Im Ausstrich fielen einzelne große mono- bakteriell oder aseptisch unterteilt. Unter
zytenähnliche Zellen mit bilobären, ein- Bei initialem V. a. HSV-Meningoen- aseptisch versteht man das ausbleibende
geschnürten Zellkernen auf (. Abb. 2). zephalitis (fokalneurologisches Defizit Erregerwachstum in der Routinebakteri-
Gram-Färbung und Liquorkultur waren und auffälliger MRT-Befund) wurde zu- enkultur, sodass sich hierunter infektiöse
steril, mittels Polymerasekettenreaktion nächst eine Therapie mit i. v.-Aciclovir und nichtinfektiöse Ursachen subsumie-
(PCR) war weder eubakterielle noch (3 × 10 mg/kg/d) begonnen, worunter ren lassen (. Tab. 3; [8]).
HSV-1/2-, CMV-, EBV-, VZV-DNS es zu einer zügigen Symptombesserung Rekurrierende bakterielle Menin-
nachweisbar. und Rückbildung der Dysarthrie kam. gitiden zeigen häufiger schwere Verläufe.
Eine erneute Antibiotikagabe erfolgte Über 50 % der Fälle treten posttrauma-
Bildgebung nicht. Da der BRAM in ca. 80 % der Fäl- tisch auf; weitere Risikofaktoren sind
le eine HSV-2-Infektion zugrunde liegt, kraniofaziale Defekte mit Liquorlecka-
In der cMRT fanden sich neue T2- wurde trotz negativer Liquor-PCR die ge und angeborene oder erworbene
Signalsteigerungen rechts frontal und i. v.-Aciclovirtherapie für 14 Tage fortge- Immundefizienz. Das Erregerspektrum
links temporal begleitet von subkortika- setzt. Wir entschieden uns zu einer oralen unterscheidet sich beim Immunkom-
len Schrankenstörungen und geringem Aciclovirprophylaxe (2 × 800 mg/d für petenten nicht von der einzeitigen Me-
meningealen Enhancement (. Abb. 3). 2 Monate, dann 2 × 400 mg/d für 4 Mo- ningitis: Die häufigsten Erreger sind
nate). Hierunter zeigte sich ein Abfall der kapseltragende Bakterien wie S. pneu-
Diagnose HSV-1/2-IgG auf 9500 U/ml. Während moniae (57 %), N. meningitidis (25 %)
der 9-monatigen Nachbeobachtungszeit und H. influenzae (7 %). Bei penetrie-
4 Aufgrund des rekurrierenden blieb die Pat. beschwerdefrei. renden Prozessen wird oft S. aureus
Krankheitsverlaufs und des gefunden [11]. Therapeutisch stehen
Liquorzellbildes wurde bei Diskussion eine gezielte Antibiotikatherapie und
sonst negativen Befunden ggf. die chirurgische Herdsanierung im
die Ausschlussdiagose einer Anhand des Falles möchten wir die Dif- Vordergrund.
benignen rekurrierenden ferenzialdiagnosen der rekurrierenden

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Zusammenfassung · Abstract

Der häufig milde Verlauf der asep- Halluzinationen oder Krampfanfälle auf. Internist 2016 · 57:188–193
tischen Meningitis birgt die Gefahr, Die zerebrale Bildgebung ist regelmä- DOI 10.1007/s00108-015-0003-9
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die Erkrankung als solche erst spät zu ßig unauffällig. Zwischen den Krank-
erkennen. Neben der BRAM müssen heitsepisoden liegen beschwerdefreie
T. Kruis · L. Kredel · M. Nassir ·
Medikamentennebenwirkungen (Sul- Intervalle unterschiedlicher Dauer.
M. Godbersen · T. Schneider
fonamide, NSAR), schwer nachweisbare Als pathognomonisch im Liquor gel-
Infektionserreger (z. B. Viren, Spirochä- ten große Monozyten mit bilobären, z. T. Benigne rekurrierende
ten, Mykobakterien, Pilze, Parasiten), tief eingeschnürten Kernen und stump- aseptische Meningitis .
Tumore (Epidermoidzysten, Kraniopha- fen Pseudopodien, die jedoch nur selten Worauf muss man achten?
ryngeome) und Autoimmunerkrankun- nachweisbar sind. Mollaret taufte sie auf-
Zusammenfassung
gen (systemischer Lupus erythematodes, grund ihrer erhöhten Fragilität „fanto-
Sjögren-Syndrom, Sarkoidose, Vogt- mes cellulaires“ (Geisterzellen), nach ih- Die benigne rekurrierende aseptische
Meningitis (BRAM) oder Mollaret-
Koyanagi-Harada-Syndrom, M. Behcet) rer Zellkernform werden sie auch „foot-
Meningitis ist ein seltenes Krankheitsbild
bedacht werden (. Tab. 3; [8]). print cells“ genannt [3]. Am ehesten sind charakterisiert durch wiederholte Episoden
Nachdem es in unserem Fall trotz sie in den ersten 24 h der Erkrankung einer aseptischen Meningitis gefolgt von
adäquater Antibiotikatherapie und Aus- sichtbar. beschwerdefreien Intervallen. Die Krankheit
schluss einer Infektion per continuitatem Begleitend findet man eine Liquor- kann einen mehrjährigen Verlauf nehmen.
Die Erkrankung wird häufig durch HSV-2
zum erneuten Rezidiv kam, gingen wir pleozytose mit Monozyten, Lymphozy-
verursacht, seltener durch andere Viren oder
von einer rekurrierenden aseptischen ten oder Granulozyten. Der Proteinge- Autoimmunerkrankungen. In bis zu 10 %
Meningitis aus. Negative Serologien und halt des Liquors ist leicht bis moderat bleibt die Genese unklar. Wir schildern den
Fehlen eubakterieller DNS im Liquor erhöht, der Glucosegehalt normal. Fall einer Patientin mit idiopathischer BRAM
machten eine Genese durch schwer Lange galt die BRAM als idiopathisch. und diskutieren anhand der Symptomatik,
Diagnosestellung sowie anhand möglicher
nachweisbare Erreger wie Spirochäten Erstmals 1991 konnte HSV als Krank-
Therapien dieses seltene Krankheitsbild.
oder Mykobakterien unwahrscheinlich. heitsauslöser beschrieben werden. Heu-
Das von Granulozyten dominierte Zell- te gelingt der Nachweis von HSV-2-DNS Schlüsselwörter
bild mit nur moderater Proteinerhö- im Liquor in bis zu 80 % aller Fälle, wo- Mollaret-Meningitis · Rekurrierende
hung sprach gegen eine tuberkulöse bei ca. 23–65 % der Betroffenen auch an Meningitis · Aseptische Meningitis ·
Humanes Herpesvirus 2 · Seltene
Meningitis. Opportunistische Erreger Herpes genitalis leiden. HSV-1 findetsich
Krankheiten
waren bei normalem Differenzialblut- in ca. 6 % der Fälle. Andere Herpesviren
bild, negativer HIV-Serologie und ohne wie VZV, EBV, CMV, HHV-6 oder eine
Immunsuppression unwahrscheinlich. Assoziation zum SLE wurden in Einzel- Benign recurring aseptic
Gegen eine autoimmune Genese spra- fällen beschrieben. In ca. 4–11 % der Fälle meningitis. What requires our
chen die unauffällige Familienanamnese bleibt die Genese unklar [4–7, 10, 12]. attention?
und Autoimmundiagnostik. Weder MR- Trotz hoher Sensitivität der HSV-
morphologisch noch in systemischen PCR gelingt auch bei bekannter HSV- Abstract
Befunden fanden sich Hinweise auf 2-bedingter BRAM nur in 25–38 % der Benign recurrent aseptic meningitis (BRAM)
Neurosarkoidose. Gegen eine NSAR-in- Krankheitsepisoden ein Virusnachweis. or Mollaret’s meningitis is a rare disease
duzierte Meningitis sprach, dass die Pat. Die höchste Trefferquote besteht 2–5 Ta- characterized by recurrent episodes of
Ibuprofen erst nach Beschwerdebeginn ge nach Erkrankungsbeginn [6, 7]. aseptic meningitis followed by spontaneous
recovery. Disease courses over several years
und nur unregelmäßig eingenommen Im vorliegenden Fall entschlossen
have been reported. In most cases, BRAM is
hatte. Somit kamen wir bei typischem wir uns trotz negativer HSV-PCR zur caused by HSV-2, less frequently by other
klinischen Verlauf und pathognomoni- Fortführung der i. v.-Aciclovirtherapie viruses or autoimmune diseases. In up to
schem Liquorzellbild zur Diagnose einer für insgesamt 14 Tage sowie im An- 10 %, the aetiology remains unclear. We
BRAM (vgl. . Tab. 2). schluss zu einer Rezidivprophylaxe, da present a case of idiopathic BRAM and
discuss clinical findings, diagnosis and
Die BRAM, nach ihrem Erstbeschrei- in über 80 % von einer HSV-Infektion
therapeutic options of this rare illness.
berauchMollaret-Meningitis genannt, ist ausgegangen werden kann. Das negative
ein seltenes Krankheitsbild. Die größten Ergebnis der Liquor-PCR könnte dem Keywords
Fallserien umfassen 9–37 Patienten [3, Entnahmezeitpunkt wenige Stunden Mollaret’s Meningitis · Recurrent meningitis ·
5–7, 10, 12]. Überwiegend sind jüngere nach Wiedereinsetzen der Beschwerden Aseptic meningitis · Herpesvirus 2, human ·
Rare diseases
Frauen betroffen. geschuldet gewesen sein. Letztlich bleibt
Im Vordergrund stehen über eini- unklar, ob unsere antivirale Therapie
ge Tage persistierende Beschwerden wie indiziert und wirksam war.
Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Foto- Der Nutzen einer antiviralen Pro-
phobie und Fieber. Vorübergehend treten phylaxe mit Aciclovir, Valaciclovir oder
in bis zu 50 % der Fälle neurologische Famciclovir wird durch einzelne Fallbe-
Symptome wie Hirnnervenlähmungen, schreibungen nahegelegt. In der bisher

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Abb. 3 8 cMRT mit T2-Signalsteigerung im subkortikalen frontalen Markla-
ger. Teils bandförmige und teils fleckige, streng subkortikale Schrankenstö-
rungen um die Läsion. Diskrete Veränderungen links temporal

Abb. 2 8 Liquorausstrich: große, polymorphkernige, monozytäre Zellen


mit bohnenförmigen, z. T. eingeschnürten Zellkernen. a „footprint“-Zelle
(Pfeil). b Geisterzelle (Stern)

einzigen randomisierten, kontrollierten konnte. Soweit systematisch untersucht, auch an Herpes genitalis. Andere
Studie zum Nutzen einer Langzeitthe- finden sich bei der (rekurrierenden) Viren, Autoimmunerkrankungen und
rapie mit Valaciclovir (0,5 g, 2x/d über HSV-2-Meningitis in der Regel keine Medikamente kommen als seltene
1 Jahr) nach durchlebter HSV-2-Menin- oder unspezifische zerebrale bildmor- Ursachen in Betracht. In bis zu 10 %
gitis konnte das Risiko einer Rekurrenz phologische Befunde [9]. Dies passt zum bleibt die Genese unklar.
nicht gesenkt werden. Vielmehr wur- meist blanden klinischen Verlauf. Fo- 4 Eine frühe Diagnose könnte unnötige
de in der Valaciclovirgruppe ein Jahr kalneurologische Symptome als Zeichen Antibiotikagaben vermeiden.
nach Absetzen der Therapie eine er- einer Enzephalitis werden bei Patien-
höhte Inzidenz von Meningitisepisoden ten mit einer BRAM aber regelmäßig
Korrespondenzadresse
beobachtet [1]. Somit kann sicher keine berichtet. Dass sich diese in Abhängig-
generelle Empfehlung zur antiviralen keit ihrer Schwere auch in Bildbefunden Dr. T. Kruis
Prophylaxe gegeben werden. Im Einzel- widerspiegeln können, halten wir für Medizinische Klinik
fall erscheint uns aber bei sehr häufi- plausibel. mit Schwerpunkt
gen Rezidiven aufgrund des günstigen Gastroenterologie,
Nebenwirkungsprofils o. g. Substanzen Infektiologie und
Fazit für die Praxis Rheumatologie, Charité –
ein zeitlich begrenzter Therapieversuch
Universitätsmedizin Berlin,
vertretbar. Wichtig ist zudem die zeit- 4 Leitsymptome der BRAM sind rekur- Campus Benjamin Franklin
nahe Diagnosestellung einer BRAM, rierend Kopfschmerzen, Nackenstei- Hindenburgdamm 30,
um unnötige Antibiotikatherapien zu figkeit und Fieber über mehrere Tage 12200 Berlin, Deutschland
vermeiden. hinweg gefolgt von beschwerdefrei- tassilo.kruis@charite.de
Eher ungewöhnlich für eine BRAM en Intervallen.
ist der deutliche MR-morphologische 4 In 80 % der Patienten lässt sich
Befund, der während des zweiten Kran- HSV-2 als Auslöser identifizieren.
kenhausaufenthaltes erhoben werden Ca. 50 % der Betroffenen leiden

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Fachnachrichten

Einhaltung ethischer Richtlinien Deutschland zählt zu Spitzen- gelmäßiges Inselautoantikörper-Scree-

Interessenkonflikt. T. Kruis, L. Kredel, M. Nassir,


reitern bei Typ-1-Diabetes im ning im Frühstadium des Diabetes Typ 1,
M. Godbersen und T. Schneider geben an, dass kein Kindesalter das heißt vor dem Auftreten von Sympto-
Interessenkonflikt besteht. men, stellt einen effektiven Nutzen dar“, so
Bei Kindern und Jugendlichen ist Typ-1- Prof. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen
oder Tieren.
Diabetes mittlerweile die häufigste chro- Instituts für Diabetesforschung. „Studien
nische Autoimmun- und Stoffwechseler- haben nachgewiesen, dass dies das Auf-
krankung. Dabei zerstört das körpereigene treten von Ketoazidosen verhindern und
Literatur Immunsystem die Insulin produzierenden den Krankenhausaufenthalt bei Ausbruch
Betazellen der Bauchspeicheldrüse, was der Erkrankung verkürzen kann. Außerdem
1. Aurelius E et al (2012) Long-term valacyclovir zu einem Insulinmangel führt. Insulinman- lässt sich der Diabetes besser behandeln,
suppressive treatment after herpes simplex virus
type 2 meningitis: a double-blind, randomized gel ruft eine Hyperglykämie hervor, die – wenn er frühzeitig diagnostiziert wird“.
controlled trial. Clin Infect Dis 54(9):1304–1313 nicht erkannt oder unbehandelt – in eine Auf lange Sicht sollen eine frühzeitige Dia-
2. Bruyn GW, Straathof LJ, Raymakers GM (1962) Ketoazidose mündet. Ketoazidosen kön- gnose und eine rechtzeitig eingeleitete In-
Mollaret’s meningitis. Differential diagnosis and
diagnostic pitfalls. Neurology 12:745–753 nen eine langfristige Beeinträchtigung der sulintherapie das Risiko für Folgeerkran-
3. Chan TY et al (2003) Mollaret’s meningitis: Hirnfunktion und Denkleistung bedingen, kungen verringern. Weil Typ-1-Diabetes
cytopathologic analysis of fourteen cases. Diagn die es unbedingt zu vermeiden gilt. zunehmend bei Kleinkindern auftritt, steigt
Cytopathol 28(5):227–231
4. Dylewski JS, Bekhor S (2004) Mollaret’s meningitis Bayernweite Risikountersuchung bei Klein- mit längerer Diabetesdauer nämlich das Ri-
caused by herpes simplex virus type 2: case report kindern siko für Folgeerkrankungen, zum Beispiel
and literature review. Eur J Clin Microbiol Infect Dis Das Risiko einer lebensgefährlichen Ke- Schädigungen der Nerven oder Augen.
23(7):560–562
5. Jensenius M et al (1998) Herpes simplex virus type toazidose ist besonders groß, wenn der Prävention für Risikopersonen
2 DNA detected in cerebrospinal fluid of 9 patients Typ-1-Diabetes noch nicht diagnostiziert Noch gibt es keine Heilung für Typ-1-
with Mollaret’s meningitis. Acta Neurol Scand wurde. Unter Schirmherrschaft der Bayeri- Diabetes. Wer um sein Erkrankungsrisiko
98(3):209–212
6. Kallio-Laine K et al (2009) Recurrent lymphocytic schen Staatsministerin für Gesundheit und weiß, hat jedoch gegebenenfalls die Mög-
meningitis positive for herpes simplex virus type 2. Pflege, Melanie Huml, haben Wissenschaft- lichkeit, an einer Präventionsstudie teilzu-
Emerg Infect Dis 15(7):1119–1122 ler des Instituts für Diabetesforschung, nehmen. Die Münchner Forscher bieten in
7. Kupila L et al (2004) Recurrent lymphocytic
meningitis: the role of herpesviruses. Arch Neurol Helmholtz Zentrum München, daher in die- Kooperation mit internationalen Partnern
61(10):1553–1557 sem Jahr das Pilotprojekt Fr1da gestartet: mehrere Präventionsstudien für verschie-
8. Lee BE, Davies HD (2005) Aseptic meningitis. Curr Bayernweit bieten Pädiater für Kinder im dene Stadien des Diabetes an.
Opin Infect Dis 20(3):272–277
9. Miller S et al (2013) Herpes simplex virus Alter zwischen zwei und fünf Jahren einen
2 meningitis: a retrospective cohort study. J einmaligen Bluttest an, mit dem das Erkran- Informationen zu Diabetesrisiko-Tests und
Neurovirol 19(2):166–171 kungsrisiko für Typ-1-Diabetes ermittelt zu Präventionsstudien:
10. Tang YW et al (2000) Analysis of candidate-host
wird. Kooperationspartner sind die Tech- Forschergruppe Diabetes
immunogenetic determinants in herpes simplex
virus-associated Mollaret’s meningitis. Clin Infect nische Universität München, der Berufs- Klinikum rechts der Isar
Dis 30(1):176–178 verband der Kinder- und Jugendärzte e. V., Technische Universität München
11. Tebruegge M, Curtis N (2008) Epidemiology,
der Landesverband Bayern und PaedNetz Lehrstuhl für Diabetes und Gestationsdia-
etiology, pathogenesis, and diagnosis of recur-
rent bacterial meningitis. Clin Microbiol Rev Bayern sowie das Bayerische Landesamt betes
21(3):519–537 für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Technischen Universität München
12. Tedder DG et al (1994) Herpes simplex virus infec-
und das Bayerische Staatsministerium für Frau Univ.-Prof. Dr. med. Anette-Gabriele
tion as a cause of benign recurrent lymphocytic
meningitis. Ann Intern Med 121(5):334–338 Gesundheit und Pflege. Unterstützer sind Ziegler
die Deutsche Diabetes-Stiftung, die US- Kölner Platz 1, 80804 München
amerikanische Förderorganisation zur Dia- Tel. 0800 - 828 48 68 (kostenfrei)
betesforschung (JDRF), der Landesverband E-Mail: pre-
Bayern der Betriebskrankenkassen und der vent.diabetes@lrz.uni-muenchen.de
Bayerische Apothekerverband. www.diabetes-studien.de
Diabetestest auch für Risikopersonen aus und
dem gesamten Bundesgebiet http://www.helmholtz-muenchen.de/idf/
Kinder und Erwachsene, die Verwandte mit studienuebersicht/index.html
Typ-1-Diabetes und daher ein erhöhtes Er-
krankungsrisiko haben, können ebenfalls Quelle: HelmholtzZentrum München
von einem kostenlosen Risikotest des In-
stituts für Diabetesforschung profitieren.
Dabei werden nicht nur Diabetesgene ana-
lysiert, sondern auch diabetesspezifische
Autoantikörper im Blut gemessen: „Ein re-

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