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Herausgegeben
im Auftrag der Schweizerischen Vereinigung für Altertumswissenschaft
von Margarethe Billerbeck
Band 35
Simonides lyricus
Testimonia und Fragmente
www.schwabe.ch
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AP 9, 571, 1-2
Inhalt
Vorwort................................................ XI
Einleitung ............................................. .
1. Zum Forschungsstand ................................ .
2. Die Neuausgabe der lyrischen Fragmente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
3. Historischer Kontext des simonideischen Werkes . . . . . . . . . . . . . . 6
4. Der >historische< Simonides . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
5. Simonides und sein dichterisches Werk 9
5.1. Dialekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
5.2. Stil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
6. Die Verbreitung des simonideischen Werkes . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
6 .1. Erste Zeugnisse: Voralexandrinische Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . 11
6.2. Die Simonidesausgabe der alexandrinischen Grammatiker . . . . 11
6.3. Simonides in römischer Zeit, in der Spätantike und bis
hinauf zu den Byzantinern .......................... 14
7. Die handschriftliche Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
7.1. Die Simonidespapyri mit lyrischen Gedichtresten . . . . . . . . . . 16
7.2. Der Kommentar mit Lemmata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
8. Anonyme Fragmente zweifelhafter Zuschreibung . . . . . . . . . . . . . . 19
9. Zeichen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
9.1. Autoren 22
9.2. Kritischer Apparat der Fragmente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
9.3. Metrisch-musikalisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Conspectus metrorum 24
A. Testimonia. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1. Artis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.1. Apud novem lyricos Simonidem inserunt antiqui . . . . . . . . . . . 29
1.2. De poematum generibus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.3. De musica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
1.4. De dialecto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1.5. Demetro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.6. De opemm usu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
VIII
In jüngster Zeit hat sich das Interesse der Forschung wieder verstärkt Simonides
zugewandt, wurden doch 1992 grössere Bruchstücke von Elegien veröffentlicht
(bequem zu lesen bei West, lEG II, 114-137). Die melischen Fragmente blieben
davon jedoch weitgehend unbe1ührt. Dennoch ist deren Aufarbeitung seit langem
ein Desiderat, zumal die Bruchstücke von Simonides seit Schneidewins Aus-
gabe aus dem Jahre 1835 nur mehr in Anthologien Aufnahme fanden (Bergk,
Smyth, Hiller-Crusius, Diehl). Dazu kommt, dass seit der bemerkenswerten
Ausgabe der frühgriechischen Melikerfragmente von Page aus dem Jahre 1962
und des folgenden Supplementbandes von 1974 in der Simonidesforschung
verschiedentlich wichtige Fortschritte zu verzeichnen waren. So zeigte zumal die
Monographie zur Sprache von Simonides (Verf., Le Iangage de Simonide, Bern,
1997) auf, dass zwischen dem Bild, das sich aus der Überlieferung ergibt, und
der sprachlichen Realität eine Kluft besteht; dies ist insofern problematisch, als
ersteres direkte Auswirkungen auf die Genuszuordnung verschiedener Frag-
mente hatte. Doch auch im Bereich der Textkritik gibt es in genannter Studie wie
auch in jüngeren Aufsätzen neue Erkenntnisse, die zu verbesserten Lesungen
fUhren. Dies alles ist in die vorliegende Arbeit eingeflossen. Doch ist es das
erklärte Ziel des Verfassers, über eine momentane Standortbestimmung hinaus-
zugehen. So sind denn auch in einem ersten Teil die Testimonia möglichst
komplett verzeichnet; darauf folgen die - soweit erkennbar nach Genera
geordneten - Fragmente mit einem umfassenden kritischen Dreifachapparat
(Quellen, Similien, Textkritik) sowie eine Übersetzung der Verse in Prosa;
schliesslich bringt der dritte Teil einen umfassenden Kommentar, wo neben
inhaltlichen, grammatikalischen und syntaktischen Aspekten auch weitergehende
Ausftihrungen zur Überlieferungslage sowie metrische Analysen zu finden sind.
Im wesentlichen entspricht die vorliegende kritische Ausgabe der melischen
Fragmente von Simonides der Habilitationsschrift, wie sie im Dezember 2001
von der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg i.Ue. angenommen
wurde. Die nötige Bearbeitung vor der Drucklegung hat sich danach aber wegen
umfangreicher Lehrtätigkeit verzögert. So wurde das Manuskript erst im Oktober
2007 abgeschlossen; nach diesem Datum erschienene Literatur konnte nicht
mehr berücksichtigt werden. Die lange Überarbeitungsphase hatte jedoch auch
ihre guten Seiten: Da Simonides im Hinterkopf des Verfassers immer präsent
blieb, ergaben sich da und dort zusätzliche neue Einsichten, die ein tieferes
Verständnis der meist trümmerhaften und aus ihrem ursprünglichen Kontext
herausgerissenen Verse förderten. Dass hiermit dennoch kaum das letzte Wort zu
Simonides dem Lyriker gesprochen ist, weiss der Verfasser sehr wohl. Doch die
XII
Hoffnung auf einen ebenso spektakulären Papyrusfund wie für Bakchylides ist
wohl endgültig zu begraben. Zu neuen Einsichten dürften deshalb am ehesten die
fachübergreifende Forschung sowie das sich stetig verbessernde Verständnis der
Rezeptionsgeschichte führen. Im Detail könnte es vielleicht auch weiterhelfen,
wenn einst die nötigen Erkenntnisse vorliegen, um die Bedeutung aller metrisch-
musikalischen Akzentnierungen in den Papyri präzise zu erfassen; immer noch
entzieht sich nämlich unserem Wissen die profunde Kenntnis der vorherrschen-
den Gesetzmässigkeiten.
Ein Unterfangen wie die hier vorgelegte kritische Ausgabe eines antiken Au-
tors ist ohne Unterstützung kaum zu bewältigen. Es ist mir denn auch eine grosse
Freude, all denen meinen herzlichen Dank auszusprechen, die mir während
dieser langen Jahre mit Rat und Tat zur Seite gestanden und das Voranschreiten
der Arbeit gefördert haben, allen voran Margarethe Billerbeck, die neben der
Betreuung der Arbeit auch deren Aufnahme in die Reihe der Schweizerischen
Beiträge zur Altertumswissenschaft ermöglichte. Ebenfalls danken möchte ich
den beiden Mitherausgebern, Bruce Karl Braswell, dessen grosse Erfahrung im
Umgang mit der Chorlyrik mir verschiedentlich zugute kam, sowie Pascale
Hummel, die trotz ihrer mannigfachen Tätigkeit als F01·scherin und Übersetzerin
die nötige Zeit fand, diese Arbeit mitzubetreuen. Auch den beiden Gutachtern
meiner Habilitationsschrift, Bernhard Zimmermann und Jacques Schamp, bin ich
zu Dank verpflichtet, haben sie mich doch mit ihrem sicheren Treffsinn auf man-
che Verbesserungsmöglichkeit insbesondere in der Gestaltung und der Leser-
freundlichkeit aufmerksam gemacht. Als engagierte Korrekturleserin-wer diese
Aufgabe selbst einmal wahrgenommen hat, weiss, wie undankbar sie ist - hat
Frau Dr. Beatrice Wyss dazu beigetragen, das Manuskript auf den jetzigen Stand
zu bringen. Für Fehler, welche noch bestehen geblieben sind, trage ich die allei-
nige Veranwortung.
Das vorliegende Buch hätte nicht zu einem einigermassen erschwinglichen
Preis erscheinen können ohne den substantiellen Drucldcostenbeitrag des
Schweizerischen Nationalfonds und die Grosszügigkeit des Fonds für Alter-
tumswissenschaft »W alter Burkert« mit seinem Präsidenten, Prof. Christoph
Riedweg. Und dass es sich schliesslich in solch fertiger Form präsentiert, ist der
guten Zusammenarbeit mit dem Verlag Schwabe (Basel) und insbesondere der
umsichtigen Betreuung von dessen Lektor, Dr. Reto Zingg, zu verdanken.
Gewidmet sei das Buch meiner Familie, die sich über lange Jahre damit ab-
finden musste, dass Simonides oftmals meine ganze Aufmerksamkeit für sich in
Anspruch nahm.
An Berühmtheit steht der Chorlyriker 1 Simonides von Keos seinem Rivalen Pin-
dar und seinem Neffen Bakchylides in keiner Weise nach. Im Gegensatz zu die-
sen gründet sich sein Ruhm paradoxerweise nicht auf die Dichtkunst, sondern
auf seine schillernde Persönlichkeit, die ein Mittelding zwischen den Sieben
Weisen und den Sokratikern darstellt. 2 Zweifelsohne hinterliess auch Simonides
ein umfangreiches Gesamtwerk. Dieses ist ftir uns jedoch weitgehend verloren
und lebt nur noch in Zitaten und stark fragmentierten Papyri weiter. Es soll hier
dennoch ein neuer Versuch unternommen werden, die lyrischen Fragmente des
Keers zu erfassen, sie kritisch zu sichten und mit einem Kommentar zu versehen.
1. Zum Forschungsstand
Diese Bezeichnung ist eigentlich falsch, da es zwar Chorlyrik und monodische Lyrik
gibt, die verschiedenen Dichter aber, insbesondere die sogenannten Chorlyriker, beide
Arten pflegten (s. Davies, CQ 38, 1988, 52-64). Da sich die Bezeichnungjedoch all-
gemein eingebürgert hat und sich als Alternative nur der allumfassende Begriff >Lyri-
ker< anbietet, wird hier dennoch daran festgehalten. Abgekürzte Literaturangaben sind
in der Bibliographie ausgeschrieben.
WehrIi, MH 30 (1973) 202-4.
Stephanus, Lyr. carmina (s. dazu Schmitz, Pindar in der franz. Renaissance, 281).
Ursinus, Carmina. AufS. 176 fmdet man 6 Fragmente, die bei West, IEG 2 als Semon.
fr. 28. 21. 16. 11. 24. 32 aufgeführt sind. Dazu kommen aufS. 179 zwei weitere Ein-
träge, jedoch ohne entsprechende Verse(= Semon.fr. 5 und 20).
2 Einleitung
der Simonidesfragmente (Oxford, 1816) mit den beiden grossen Iamben ab. 5 Es
ist das Jahr 183 5, das schliesslich die grosse Wende bringt: Friedrich W elcker
legt erstmals eine gesonderte Ausgabe der Fragmente von Semonides vor, 6 wäh-
rend Friedrich Schneidewin jene von Simonides besorgt. 7 Letztere stellt bis heute
die einzige kommentierte Einzelausgabe der simonideischen Gedichte dar. Seit
Theodor Bergks monumentaler Sammlung der Poetae lyrici Graeci, die erstmals
1843 erscheint und bis 18 82 drei weitere, z. T. grundlegend überarbeitete Neu-
auflagen erlebt, 8 gehört Simonides zum festen Bestandteil aller Anthologien
frühgriechischer Dichtung. Dennoch erfahren einzig die zahlreichen Epigramme,
die unter Simonides' Namen laufen, eine monographische Aufarbeitung, und
zwar bereits um die vorletzte Jahrhundertwende. 9 Die Echtheitsfrage der einzel-
nen Epigramme bleibt zwar, zumal im Detail, umstritten, doch ist man sich weit-
gehend einig darüber, dass der Grossteil nicht von Simonides selbst stammt. In
Ermangelung eines Besseren führen Edmonds (London/Cambridge, Mass. 1923)
und Diehl (Leipzig, 1925) diese Sammlung weiterhin unter Simonides' Namen:
die Tradition der Simonidesausgaben aus dem 19. Jahrhundert bleibt auch im 20.
Jahrhundert erhalten. 10 Dass die jüngste Ausgabe, jene von Campbell (Cam-
bridge, Mass./London, 1991 ), 11 daran anknüpft, liegt in der Anlage der Loeb-
Edition begründet. Wenn sich dagegen Denys Page in seiner epochemachenden
und nunmehr seit rund vierzig Jahren massgeblichen Ausgabe der Poetae melici
Graeci (Oxford, 1962) auf die lyrischen Fragmente beschränkt, so entspricht dies
nicht blass der im Titel versprochenen pragmatischen Auswahl, sondern wider-
spiegelt gleichzeitig die Fortschritte, welche von der Forschung bei den früh-
griechischen Melikern, worunter Simonides nur einer von vielen ist, erzielt
worden sind: Dank der Papyrusfunde, aber auch der philologischen Kleinarbeit
gab es nicht nur beträchtlichen Zuwachs an Texten, sondern auch im Bereich der
Zuschreibung und der Textgestaltung waren entscheidende Verbesserungen zu
verzeichnen.
Poetae minores Graeci, Oxford 1816 (Zweitausgabe mit Addenda: Leipzig, 1823 ).
RhM 3 (1835) 352-438. Weiteres zur Überliefemngsgeschichte der semonideischen
Fragmente vor Welcker, siehe E. Pellizer/G. Tedeschi, Semonide. Testimonia etfrag-
menta, Rom, 1990,praef L-LVII.
Schneidewin, ed. mai.
Bergk 1-4 •
A. Hauvette, De l'authenticite des epigrammes de Simonide, Paris, 1896; M. Boas, De
epigrammatis Simonideis. Pars prior: Commentatio critica de epigrammatum tradi-
tione, Groningen, 1905 (der zweite Teil ist nie erschienen).
10 J. M. Edmonds, Lyra Graeca II, London!New York, 1923 (überarbeitete Zweitaufla-
ge: 1931); E. Diehl, Anthologia lyrica Graeca I-li, Leipzig, 1922/25 (überarbeitete
Zweitauflage: 1936/42, fiir die Faszikel 1-3 von R. Beutler betreute Drittauflage:
1949/52).
11 GreekLyric III, Cambridge, Mass./London, 1991, S. 330-591.
Einleitung 3
Seit dem Erscheinen von Pages Poetae melici Graeci im Jahre 1962 sind für Si-
monides im lyrischen Bereich keine ebenso sensationellen Neuentdeckungen zu
verzeichnen gewesen, wie sie z.B. der grosse Bakchylidespapyrus Ende des 19.
Jahrhunderts darstellte. Hingegen fiihrte die Publikation eines Papyrus mit um-
fangreichen elegischen Fragmenten durch Parsons 12 und deren gleichzeitige kriti-
sche Ausgabe durch West (Oxford, 1992) 13 zu einem bis heute andauernden
Forschungsaufschwung des Elegikers Simonides. 14 Während also die Bearbei-
tung der Elegien auf dem modernsten Stand ist, bleibt im Bereich der melischen
Gedichte die kritische Aufarbeitu_ng der philologischen Forschung seit Page in
Textgestaltung sowie Kommentierung ein dringendes Desiderat. Zwar wurden zu
Beginn der neunziger Jahre die lyrischen Fragmente von Campbell neu ediert, 15
doch beschränkte er sich gegenüber der führenden Ausgabe von Page haupt-
sächlich auf die Eingliederung der Papyrusfragmente, welche dieser 1974 im
Supptementum lyricis Graecis unter den adespota veröffentlicht hatte. 16 Ver-
schiedene Neuerungen aus der Forschung blieben unberücksichtigt. So war es
z.B. Barrett gelungen, zwei Papyrusfragmente zu einem Stück zu vereinen und
gleichzeitig als Teil eines Epinikions zu erweisen (F 54). 17 Ebenso wies Ruther-
ford den Weg zur Einführung eines Buches mit Paianen, 18 das bei Page in der
19 Camp bell, GL III, S. 410-17 fügt hier auch noch den POxy. 2624 ein.
20 Dazu Poltera, MH 55 (1998) 129-30.
21 Dies in bewusster Anlehnung an Voigts Ausgabe von Sappho und Alkaios (wo die
Testimonia den Fragmenten freilich nachgestellt sind).
Einleitung 5
kennen wir jedoch nicht. 22 Nun sind in den alexandrinischen Pindar- und
Bakchylidesausgaben die Siege bei Pferderennen, insbesondere die prestige-
trächtigen Siege mit den Gespannen den anderen Disziplinen vorangestellt. 23
Deshalb wird hier dieselbe Einteilung auch für Simonides übernommen. Die
weiteren Sportarten sind dann in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Da
schliesslich im P. Oxy. 2623 sichere Reste von Epinikien identifiziert werden
konnten und kein Grund zur Annahme besteht, dass der Papyrus eine Samm-
lung verschiedener Genera enthält, ist er gesamthaft den Epinikien zugeschla-
gen worden. 24
II. Paiane (F 100-117)
III. Papyrusfragmente von Epinikien und Paianen (F 118-241)
Die hier versammelten Papyrusfragmente enthalten die Stücke von Epinikien
und Paianen des P. Oxy. 2430,_ die zu fragmentarisch sind, um eine Zuwei-
sung an das jeweilige Genus zu erlauben. 25
IV. Hymnen (F 242-243)
V. Threnoi (F 244-248)
VI. Seeschlachtgedicht(e) (F 249-252)
VII. Dithyramben (F 253-254)
VIII. Hyporchemata (F 255)
IX. Incertae sedis (F 256-327)
Diese Rubrik besteht fast ausschliesslich aus Fragmenten, die von zweiter
Hand stammen. Eine Aufteilung nach inhaltlichen Kriterien schien sinnvoll.
So sind die Texte, deren Inhalt sich unter dem Begriff >ethisch-moralische
Betrachtungen< fassen lässt, an den Beginn gestellt (F 256-262). Eine zweite
Gruppe bilden die Stücke mit mythischem Inhalt (F 263-288). Die restlichen
werden nach ihrer Hauptquelle (in alphabetischer Ordnung) aufgeführt (F
289-317). Den Schluss bilden jene Fragmente, die mit grosser Wahrschein-
lichkeit aus Elegien oder literarischen Epigrammen stammen dürften, die
jedoch den Weg in Wests Ausgabe der elegischen Fragmente lEG II (noch)
nicht gefunden haben (F 318-327).
X. Glossemata (F 328-340)
XL Zweifelhaftes und Unechtes (F 341-357)
Zunächst sind die Fragmente aufgeführt, deren Autorschaft zwischen dem
Meliker Simonides und dem Iambographen Semonides streitig bleibt (°F
341-347). Eine zweite Gruppe umfasst schliesslich jene Fragmente, die Si-
monides abzusprechen sind (0 °F 348-357).
C. KOMMENTAR
Im ausfUhrliehen Kommentarteil wird in einer ersten Einheit auf die allgemeine
Überlieferungslage, den Inhalt und die Metrik des jeweiligen Fragments einge-
gangen, bevor dann der eigentliche Zeilenkommentar folgt. Eine Auswahl der
wichtigsten Sekundärliteratur ist zur praktischen Orientierung vorangestellt.
Mit der steigenden Nachfrage nach chorlyrischen Festgesängen, sei es aus An-
lass eines Sieges an panhellenischen Spielen, sei es zur Teilnahme an Dithyram-
benagonen oder ftir eine kultische Handlung zu Ehren Apolls (Paiane), bildet
sich an der Schwelle zur Klassik eine neue Generation von Chorlyrikern heraus,
die Berufsdichter. Drei grosse Namen sind damit verbunden: Simonides, Pindar
und Bakchylides. In der Gewissheit ihrer gesellschaftlichen Rolle- ihre Lieder
allein garantieren den Ruhm der Besungenen 26 - lassen sie sich ihre Kunst nun-
mehr bezahlen. Dabei wird die materielle Abhängigkeit von ihren Auftraggebern
oft manieriert als Freigebigkeit des gefeierten Mannes oder als dessen Gast-
freundschaft überspielt. 27 Dichter und Auftraggeber leben also, wie die Sozial-
geschichte der Antike erkennen lässt, in einer Art Spannungsverhältnis. Mit dem
Untergang der oligarchischen Gesellschaft verschwindet gleichsam die Existenz-
grundlage ftir den Wauderdichter der Art, wie ihn Simonides verkörpert. Zwar
setzt sich dieser mit den neuen ideellen Werten aktiv auseinander28 und trägt
entscheidend zur Säkularisierung der Dichtung bei; 29 doch bleibt er vordringlich
der Dichter des privaten Mäzenatentums, sehen wir von seinem Auftritt als
panhellenischer Sänger des griechischen Sieges über die Perser während der
zweiten Dekade des 5. Jh. v. Chr. ab. 30 • Mit dem Aufkommen der Demokratie
26 Die Zeichen dieses Selbstbewusstseins lassen sich bereits bei Ibykos (PMGF
8151,47) erkennen, der Polykrates ewigen Ruhm durch seinen Gesang verspricht. Es
ist die erste Bezeugung der später gleichsam zur Formel erstarrten Wendung xA.f:o<;
acp8t ·rov, vgl. Simon. F 261,9 &E:va6v 't'e xA.f.:o<;, ferner auch die Variationen bei Pi.
a
P. 3,114-5 ö' cXQe't'a xA.etvat<; aotöat<; XQOVta "t"eA.f.:Sst und B. 3,90-2 cXQe-ra<; ys
flEV ou fltVUS8t ßQO"t"IDV Üfla GOOJ.lU't't cpsyyo<;, aA.A.a Moumi VtV 't'QScpet).
27 Fränkel, DuPh 491-92; Maehler, Bakchylides 1a, 4. Warum und wie sich dies fiir
Simonides zum allgemein bekannten, seine Legende bestimmenden Zug des Habgie-
rigen herauskristallisieren konnte, ist fiir uns nur umrisshart erkennbar (s. dazu Christ,
Simonidesstudien 61-67).
28 Sein Menschenbild unterscheidet sich beträchtlich von demjenigen Pindars und trägt
gegenüber der oligarchischen Nostalgie seines Rivalen geradezu demokratische Züge.
29 Dazu Detienne, REG 77 (1964) 405-19.
30 Der glückliche Papyrusfund (POxy. 3965, ed. P. Parsons, London 1992) ermöglicht
jetzt eine viel feinere Beurteilung seiner elegischen Verse, mit denen er Aischylos
ausgestochen haben soll (vgl. T 32. T 57).
Einleitung 7
bot das Mutterland wenig fmchtbaren Boden ftir die Chorlyrik: Die Zukunft
gehört der Tragödie. Es ist das griechische Kolonialgebiet, welches während
einiger Zeit noch vorteilhafte Voraussetzungen für enkomiastische Chorlyrik
bietet. So findet man Simonides am Hof des sizilischen Tyrannen Hieron. Es
scheint kein Zufall zu sein, dass das traditionelle Todesjahr von Simonides
gerade mit dem Ableben seines vielleicht letzten wichtigen Gönners zusammen-
fallt.
Die Zeugnisse über das Leben von Simonides sind zwar zahlreich, doch von sehr
unterschiedlichem historischen Wert. Dies erstaunt nicht bei einem Dichter, der
in der biographischen Tradition einen Platz zwischen den Sieben Weisen und
den Sokratikern einnimmt. 31 Simonides wurde in Julis aufKeos in die gens 'YA.t-
xtöiöv geboren. Sein Vater hiess Leoprepes; 32 und Bakchylides, der in seine
Fussstapfen treten sollte, war ein Neffe schwesterlicherseits. 33 Die Lebenszeit
von Simonides wird herkömmlicherweise auf 556-468/7 festgelegt, 34 wobei sich
jedoch beide Daten als Synchronismen erklären lassen. Seine Geburt wird mit
dem Tod von Stesichoros verknüpft, 35 und sein Todesjahr mit dem Ableben des
Tyrannen Hieron von Syrakus, seines letzten grossen Gönners, gleichgesetzt. 36
Wenig überzeugend wirken die Nachrichten über ein mögliches Verweilen von
Simonides am Hof der Peisistratiden, wo er mit Anakreon in Kontakt gekommen
sein soll. 37 Ebenso gibt sein Sieg mit dem Dithyrambenchor vom Jahre 476
v. Chr., den er mit einer selbstherrlichen Inschrift über sein hohes Alter (80 Jah-
re) und seine geistige Vitalität gepriesen haben soll, zu Zweifeln Anlass; 38 das
Epigramm jedenfalls stellt eine Fälschung dar. 39 Dazu kommt, dass just in dem-
selben Jahr und unter demselben Archonten, d.h. Adeimantos, Themistokles als
Chorege erfolgreich war. 40 Auf die chronologischen Eckpfeiler ist also kein
Verlass. Es empfiehlt sich daher, auf eine präzise Datierung zu verzichten und es
bei einer relativen Chronologie bewenden zu belassen: Etwas älter als Pindar, ist
Simonides in der ersten Dekade des 5. Jh. v. Chr. für thessalische Fürsten tätig, 41
bevor er sich zum Künder des panhellenischen Erfolges über die Persermacht
aufzuschwingen vennag. 42 Danach führen die Spuren nach Sizilien an den Hof
von Hieron von Syrakus, mit dem er vielleicht schon vor der traditionell auf 476
v. Chr. festgelegten Abreise in engerem Kontakt gestanden hat. 43 Laut Kallima-
chos soll er in Akragas begraben sein. 44 Auch diese Nachricht könnte sehr wohl
aus der überlieferten Vermittlung des Simonides im Streit zwischen Hieron und
Theron, dem Tyrannen von Akragas, 45 erschlossen und zur Legende ausgebaut
worden sein.
In der Werkübersicht nennt die Suda neben den Seeschlachtgedichten, was als
simonideisches Eigengut gelten darf, 46 Threnoi, Enkomia, Paiane und Dithy-
ramben.47 Dazu kommen in direkter Überlieferung Reste von Epinikienbüchern
(POxy. 2430. 2623), während durch Zitate bei anderen Autoren die Gattungen
des Hymnos (F 242) und des Tanzlieds (F 255) bezeugt sind. 48 Damit dürfte das
lyrische Werk von Simonides zu alexandrinischer Zeit etwa dieselbe Anzahl von
Büchern umfasst haben wie jenes von Bakchylides. 49
5 .1. Dialekt
Simonides schrieb seine Gedichte in der chorlyrischen Kunstsprache, die keinem
gesprochenen Dialekt entspricht. 50 Sie ist dorisch gefärbt, enthält aber auch epi-
sche Formen und Formeln sowie >Äolismen<. Der Sprachgebrauch des Simo-
nides widerspiegelt diesen Sachverhalt denn auch recht getreu, wenngleich in
den Fragmenten aus indirekter Überlieferung das >dmische< Alpha nicht kon-
sequent durchgeführt ist. Keine klare Regelung ist bei Doppelformen wie Mo\3-
cra/Mo'tcra oder l.ttv/vtv zu erkennen. Da diese auch im Bakchylidespapyrus
nicht einheitlich überliefert sind, ist die jeweilige Schreibweise beizubehalten. 51
Ebenfalls unnötig ist z.B. die >Dorisierung< von ~YJACO"t'O<; (die meisten Heraus-
geber vor Page schreiben ~aA.- ), folgt doch auch bei Bakchylides nach ~ immer
46 Während wir ein lyrisches Zitat aus einem Gedicht auf die Seeschlacht bei Artemision
besitzen (vgl. F 249), gibt es für eine elegische Komposition auf die Seeschlacht bei
Artemision oder aufjene bei Salamis überhaupt keine konkreten Anhaltspunkte. Siehe
die umfassende Diskussion im Kommentar zu den Fragmenten, S. 415-16.
47 Das Fehlen der Epinikien ist nur begriffsmässig zu verstehen, denn in der führenden
antiken Kunsttheorie sind diese in der Rubrik Enkomia enthalten, s. Färber, Lyrik in
der Kunsttheorie 36. 57.
48 Zu den xa-nmxai, s. den Kommentar zu F 301.
49 Für Bakchylides sind neun Bücher bezeugt: sechs Eie; 8eouc; (Hymnen, Paiane, Dithy-
ramben, Prosodien, Parthenien und Hyporchemata) und drei dc; av8QcOTCOI.l<; (Enko-
mien, Epinikien und Liebesdichtung, s. Snell/Maehler, praef XXXVIII). Zum Be-
griff >Lyrik< allgemein, s. die Präzisierungen von H. Görgemanns, »Zum Ursprung
des Begriffs >Lyrik<« in: M. Albrecht/W. Schubert (Hrsg.), Musik und Dichtung,
Frankfurt, 1990, 51-61.
50 A, Thumb/E. Kieckers, Handbuch der griechischen Dialekte, I, Heidelberg, 1932, 219
§ 171.
51 Langage de Simonide S. 503-38.
10 Einleitung
11. 52 Im allgemeinen wird daher in den Fragmenten die Schreibweise der jewei-
ligen Quelle beibehalten.
5.2. Stil
Es mag vermessen erscheinen, angesichts der trümmerhaften Überlieferung
Stilelemente von Simonides ausmachen zu wollen. Doch lassen sich zumindest
einige Beobachtungen anführen, die Licht auf die Dichtkunst des Keers werfen
können. Zunächst sei auf die hohe Anzahl von Neologismen verwiesen, die seine
Sprache als dynamisch und >modern<, d.h. seiner Zeit gemäss, zu erkennen ge-
ben. 53 Gleichzeitig ist der Anteil an epischen Formen und Fonnein vergleichs-
weise höher als bei Pindar und sogar, wenngleich in etwas geringerem Mass, bei
Bakchylides. 54 Des weiteren macht Simonides häufigen Gebrauch von der imita-
tio, die gewissermassen ein Markenzeichen seiner Dichtkunst darstellt. Sie dient
der Anknüpfung an die Dichtertradition (z.B. F 10), der Stimmungsmalerei (z.B.
F 271), aber auch der kritischen Auseinandersetzung mit (überholtem) Gedan-
kengut (z.B. F 257) sowie der Persiflage (z.B. F 262). Die Alten schätzten auch
Simonides' sorgfältige Wortwahl und seine unübertroffene Fähigkeit, Mitgefühl
zu erzeugen (vgl. T 30-32). Dies scheint mit dazu beigetragen zu haben, dass in
der modernen Forschung die Meinung vorherrscht, von Simonides seien in spä-
terer Zeit vorwiegend Threnoi gelesen worden. 55 Doch die Papyrusfunde erlau-
ben es nicht, auch nur ein sicheres Threnosfragment zu identifizieren.
Obwohl nur ausnahmsweise strophische Gebilde vorliegen, sind dennoch
einige metrisch-musikalische Beobachtungen möglich. So wird z.B. die gedank-
liche Entwicklung im >Skopasgedicht< (F 260) mittels reimartiger Schlussverse
der Strophen hervorgehoben (z.B. str. 2,8 -rouc; x.s 9sot cptA8rocnv I str. 3,8 ouOf:
eeot j.UlXOV't'at). Ebenfalls stehen in diesem Gedicht gedankliche Antithesen an
demselben metrischen Ort (z.B. str. 1,2 xaA.en6v I str. 3,2 (ou) ouva-r6v). Im
>Danaegedicht< wird dasselbe mittels identischer Kola erreicht (F 271 str. 8
7tQ6crronov x.aA.6v I str. 13 CXf.lE't'QOV x.ax.6v). Kreuz- und Binnenreime bringen
fröhliche Geschwätzigkeit zum Ausdruck (z.B. F 294), während mit monoton
hämmernden Silbenfolgen die Zerstörerische Kraft der Natur (F 262,5 eaA.acr-
aatat<n öl.vat~) oder die schicksalshafte Verstrickung (F 245,3 änovov ouo'
äcpeovov ouo' ax.l.vouvov ßl.ov) lautmalerisch gekonnt umgesetzt wird. 56
Wie stark Metrik, Semantik und sogar Syntax ineinander greifen können, lässt
sich schliesslich am Beispiel der einzigen erhaltenen Epode (F 258) schön beob-
achten. 57 Auf den lyrischen Hexameter von tief epischer Koloratur (sowohl
metrisch als auch inhaltlich) folgt ein daktylischer Dimeter, in dem Simonides
einen recht eigenwilligen Gebrauch des Zeugmas macht: ai llE'YUA.at ,· OQE't'at
xat onA.ofho~. 58
551) bleibt höchst unsicher; zwei weitere Fälle von hiatvermeidendem Digamma (S.
552) sind ävoea iorov (F 244,2) und otcp el:xet (F 4,12).
57 Zur Identifikation des Fragmt:nts als Epudendichtung, siehe den Kommentarad loc.
58 V gl. auch F 259 oi5-w; ... ou 7toAv; ou ßeo-r6<;.
59 Offenbar gehörten solche Verse zum Repertoire der Symposiasten.
60 Dies dürfte sich in der Folge auf das Simonidesbild ausgewirkt haben.
61 Vielleicht gehört auch F 290 dieser Kategorie an, s. den Kommentar zur Stelle.
62 Zu Kallimachos und seiner Arbeit an den Lyrikern, s. Fuhrer, Auseinandersetzung mit
den Chorlyrikern.
12 Einleitung
Pinakes). 63 Dass Kallimachos mit der Dichtung von Simonides vertraut war,
zeigt auch das Kompositum 't'B't'Qaycovos, das er in einem seiner Fragmente
verwendet (fr. 203,49); er dürfte es nämlich dem >Protagorasgedicht< (F 260)
entlehnt haben. 64 Zudem scheint er sich mit der Biographie des Simonides näher
befasst zu haben. Infr. 64 (dem sogenannten Sepulcrum Simonidis) lässt er Si-
monides selbst aus dem Grab in Akragas sprechen und dessen Zerstörung durch
einen karthagischen General schildern. Darauf folgt das Lob der (schon sprich-
wörtlichen?) Gedächtniskunst und schliesslich die berühmte Episode seiner wun-
derbaren Errettung durch die Dioskuren aus dem Palast von Skopas, bevor dieser
zusammenstürzte und den Hausherrn mit allen anderen Gästen unter sich be-
grub.65 Theokrit, ein Zeitgenosse des Kallimachos, zeigt ebenfalls Vertrautheit
mit den Liedern des Simonides. Er bezieht sich insbesondere auf des Dichters
Tätigkeit in Thessalien am Hof der Aleuaden und der Sieopaden (vgl. Theoc.
16,34-48). Im Prooimion desselben Gedichts erwähnt Theokrit unverhüllt die
Bezahlung seiner Dienste und erinnert dabei an die berühmte Kästchengeschich-
te des Simonides. 66 Auf editoriale Tätigkeit des Grammatikers Aristophanes wei-
sen so dann die Papyrusfragmente, auf welchen Teile von Simonidesgedichten in
kolametrischer Darstellung zu erkennen sind (F 7a. 256). Die dort zu beob-
achtenden Kurzkola entsprechen ganz den metrischen Prinzipien des alexan-
drinischen Gelehrten. Dazu gehören auch die diakritischen Zeichen, mit denen
triadische Strukturen unterteilt werden (e.g. F 34). 67 Zudem scheint Aristophanes
für die alphabetische Ordnung der Dithyramben verantwortlich zu sein, welche
er nach ihrem mythischen Inhalt betitelte. Ebenso machte er kritische Anmer-
kungen zum Sprachgebrauch des Simonides (vgl. F 253). Es ist also davon aus-
zugehen, dass für die nachalexandrinische Überlieferung von Simonides die von
Aristophanes verfasste Ausgabe massgebend ist.
Wie viele Bücher umfasste nun diese alexandrinische Ausgabe? Diese Frage
ist nicht einfach zu beantworten. Vielleicht hilft uns hier ein Papyrusbruchstück
weiter, auf dem mit xf:A.Y]n -ro1s Aia·d.ou natcrl.v der Titel eines Epinikions
überliefert ist (F 7). Interessanterweise bestätigt diese Überschrift genau das, was
63 Siehe Pfeiffer, Gesch. /dass. Philol. 1, 164, Wilamowitz, SuS 154 mit Anm. 1 glaubt,
in der Form ÖQOJ.lEcrt einen Hinweis darauf zu finden, dass Kallimachos eine bereits
bestehende Simonidesausgabe übernommen habe.
64 Fuhrer, Auseinandersetzung mit den Chorlyrikern 51, Zu anderen möglichen Entleh-
nungen, s. ibid, 45 und 256,
65 In den späteren Versionen von Cicero und Quintilian (vgl. T 80) erscheint die Mne-
motechnik als Ausgangspunkt ftir diese Erzählung, was bei Kallimachos noch nicht
der Fall ist.
66 Christ, Simonidesstudien 63-64; Bell, QUCC 28 (1978) 68-70. Aristarchs Erklä-
rungen zum Wort xtßro't'6~ könnten ebenfalls mit dieser Legende zusammenhängen,
vgl. T 75(a).
67 Pfeiffer, Gesch. klass. Philol. 1, 229-31.
Einleitung 13
Wettkampforten unterteilt gewesen. Dies basiert jedoch erneut auf dem Postulat,
dass von Simonides eine Vielzahl von Epinikienbüchern im Umlauf waren, was
sich soeben als höchst unwahrscheinlich erwiesen hat. Das Problem der
alexandrinischen Editorentätigkeit hinsichtlich der Epinikien des Simonides harrt
also noch immer seiner endgültigen Klärung.
6.3. Simonides in römischer Zeit, in der Spätantike und bis hinauf zu den
Byzantinern
Im Rom der spätrepublikanischen Zeit und der frühen Kaiserzeit standen die
Gedichte von Simonides insbesondere bei den lateinischen Autoren in hohem
Ansehen. Dies belegen Zeugnisse von Cicero, Catull und Horaz (vgl. T 27. 28.
93). 73 Den längsten Gedichtauszug verdanken wir jedoch einem Griechen, Dio-
nysios von Halikarnassos. Ob er seine Kenntnis des >Danae-Gedichtes< (F 271)
direkter Benutzung einer Simonidesausgabe verdankt, ist zweifelhaft. Denn die
vokalische Zerdehnung der Stammsilbe in xvorocrm:tc;, welche wohl kaum aus li-
terarischer Überlieferung stammt, könnte darauf hinweisen, dass er über einen
Text verfügte, der nach (bühnen)musikalischen Kriterien verfasst war.74 Doch
ohne die zahlreichen Zitate bei den Autoren der >Zweiten Sophistik< 75 fiele un-
sere Kenntnis von der Dichtung des Simonides ungleich magerer aus; dabei
zitieren Plutarch, Athenaios, Aristeides und Himerios die Verse wahrscheinlich
nicht aus eigener Lektüre, sondern schöpfen aus Anthologien; 76 und dies, obwohl
zu jener Zeit noch eine Simonidesausgabe in Umlauf gewesen sein muss, wie die
Papyrusfragmente P. Oxy. 2430 und 2623 einwandfrei belegen. Ebenfalls aus
Anthologien stammen die Simonideszitate, die sich in Werken christlicher
Schriftsteller finden, allen voran jene bei Klemens und bei Theophilos. 77 Wann
genau die direkte Überlieferung der Bücher mit Gedichten von Simonides abge-
brochen ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Bezeugung bei Kaiser
Julian (F 117) hilft hier nicht weiter, stammt sie doch aus einem unechten Brief
Die Hoffnung, dass sich ~uch für Simonides ein ähnliches Wunder einstellen
könnte wie für Bakchylides, von dem das Epinikienbuch und ein Teil des Dithy-
rambenbuches auf Papyrus entdeckt wurden, 81 hat sich bis heute trotz verschie-
dener Papyrusfunde mit lyrischen Fragmenten, die Simonides zugesprochen
werden können, nicht erfüllt. Deutlich verbessert hat sich hingegen die Kenntnis
der Elegien dank dem spektakulären Papyrusfund, der Anfang der neunziger
Jahre des 20. Jahrhunderts veröffentlicht wurde. 82 Doch auch für die Lyrik gibt
es kleinere Fortschritte zu verzeichnen. So wurde durch ein Papyrusfragment
direkt bestätigt, dass Simonides' Epinikien in der alexandrinischen Ausgabe
nach der Wettkampfart eingeteilt waren (F 7; s. dazu oben, 6.2). Wie weiter
mehrere Überlappungen zwischen zwei voneinander unabhängigen Papyrusrol-
len mit sicheren Resten von simonideischen Epinikien (P. Oxy. 2430 und 2623)
vermuten lassen, wird kaum jemals mehr als ein Buch mit solchen Gedichten im
Umlauf gewesen sein.
78 Bakchylides jedenfalls scheint von ihm noch gelesen worden zu sein, s. Maehler,
Bakchylides 1a, 34.
79 Dasselbe gilt für Simonides' Neffen Bakchylides, s. Maehler, Bakchylides la, 34.
Vielleicht verbindet die beiden Dichter also nicht nur eine verwandtschaftliche Bezie-
hung, sondern auch ein paralleles Schicksal in Bezug auf die Lektüre ihrer Dichtun-
gen.
80 W. 0. Schmitt, >Tzetzes<, KlPauly 5 (1975) 1032,44-46.
81 S. dazu Maehler, Bakchylides Ia, 35.
82 Siehe West, lEG II2, S. 114-35.
16 Einleitung
der Akut einserseits als Wortakzent gesetzt, andererseits aber auch dann, wenn es
darum geht, eine Präposition als Präverb zu erkennen zu geben (z.B. F 103,9
otaD1tOf!evo; F 100,10 miQE1it; 94 F 232,3 ctQETaaanoA-). Hingegen scheint dem
Gravis hauptsächlich sprachmusikalische Funktion zuzukommen, wie sie von
Dionysios von Halikarnassos im elften Kapitel seiner Abhandlung über die Sti-
listik (1t8Qt auveeaero<; OVOf!OTOlV 11' 15) beschrieben wird (z.B. F 4,12 90QBV;
F 109,8 oA-ßu:o-ra-ro; manchmal auch bei Silben, die nicht demselben Wort ange-
hören: z.B. F 100,14 f!BY<ltBf!BVOt). Wird der Gravis bei einer Präposition
gesetzt, soll offenbm· vermieden werden, dass sie als Präverb oder als Vor-
derglied eines Kompositums ausgelegt wird (z.B. F 29[a],4 m'>Qtnav-r); anderer-
seits könnte die doppelte Akzentuierung in F 153,3 awpl. vielleicht gerade das
Gegenteil zum Ziel haben. Interessmlt ist weiterhin die Häufung von Akzenten in
F 8a, 1 haxtaeno[. ]vova[: zweifellos ist in diesem Fall xat<; eno- abzutrennen
(s. den Kommentar zur Stelle).
(b) POxy. 2431 (F 7): Der Epinikientitel XEA11Tt -rot<; Aia-rtou natat v allein
reicht schon aus, um die Autorschaft von Simonides zu sichern. Wie in POxy.
2432 (s.u.), befolgt der Schreiber auch hier die kalometrische Darstellung nach
den Kriterien von Aristophanes von Byzanz (Kurzverse).
(c) POxy. 2432 (F 256): Die Argumente zugunsten einer Zuschreibung an
Simonides wiegen bedeutend stärker als jene dagegen. 95 Das Fragment zeigt
kolametrische Darstellung, wobei die eine oder andere Versabteilung willkürlich
angesetzt zu sein scheint. 96 ·
(d) POxy. 2623: Die Autorschaft von Simonides 97 stützt sich auf drei Haupt-
argumente. Erstens liegen Überlappungen mit einem bei Plutarch bewahrten und
von ihm als simonideisch ausgewiesenen Stück (F 21) sowie mit wahrscheinlich
mehreren Fragmenten von POxy. 2430 vor. 98 Zweitens erkennt man Reste eines
Epinikions auf Autolykos (F 54), aus dessen Familie auch Xenophon stammt,
der von Pindar besungen wird (0. 13). Aus sprachlichen Gründen kommt aber
Pindar als Autor dieser Verse nicht in Frage - der Papyrus hat mit der Endung
-TQOV des Nomens axa1tTQOV (F 34,11-12; vielleicht das Hinterglied eines
Kompositums?) ein Suffix bewahrt, das der Thebaner nicht verwendet. 99 Drittens
sind Komposita mit dem Vorderglied öoA,o- (vgl. F 49,4) bei Bakchylides unge-
bräuchlich, während für Simonides gleich mehrere bezeugt sind. 100 Als zusätz-
94 Wortakzent und sekundäre Funktion fallen hier zusammen; die zweite wird aber
durch die Korrektur hervorgehoben.
95 Sie werden im Kommentar zum Fragment ausfiihrlich diskutiert.
96 Siehe den metrischen Kommentar zum Fragment.
97 Lobe!, POxy. XXXII, 66.
98 Siehe dazu Lobel, Papyri Greek & Egyptian 21-22. Doch siehe jetzt Ucciardello,
Distichon nicht anschliessen kann, 105 wird die Notiz schon von Schneidewin
dahingehend gedeutet, dass sich Valerius auf ein lyrisches Gedicht bezieht; er
identifiziert es denn auch mit einem konkreten Fragment, nämlich jenem, das als
anonymes Zitat bei Plutarch überliefert ist. Diese Ansicht wird von Bergk geteilt.
Wilamowitz hält es zwar ebenfalls für möglich, dass das fragliche Fragment von
einem Dichter des chorlyrischen Dreigestirns Simonides, Pindar oder Bakchyli-
des stammt, möchte sich aber nicht festlegen. Dieser umsichtigen Haltung kann
man nur beipflichten.
(f) Lyr. adesp. PMG 1018 (=Stob. Ecl. 1,5,12)
pro: Wilamowitz, Isyllos 16 2 (s. auch Nauck, TGF2 , praef XX); Bowra, GLP
App. II (S. 404-15).
contra: Page, P MG 1018.
Nicht nur die Überlieferungslage ist ziemlich verworren, sondern auch die Ko-
lometrie gibt zu den unterschiedlichsten Interpretationen Anlass; darauf ist nichts
zu bauen. Ein gewichtiger, ja entscheidender Einwand gegen die Zuschreibung
an Simonides (oder allenfalls an Bakchylides) ist, wie Page richtig hervorhebt,
die Präsenz des manieristischen Kompositums (lo86xol.:nov . 106
(g) PSI X (1932), Nr. 1181, S. 169-79 (= B. fr. 60-61 [Sn./]M.)
pro: Davison, CR 48 (1934) 205-7 (= From Archilochus to Pindar 277-80; ähn-
lich Bowra, CR 47, 1933, 240),prob. Snell, »Strassburger Papyri«, Hermes Ein-
zelschr. V, 98 2 und neuerdings Rutherford, Pindar's Paeans 71 8 .
contra: Vogliano und die vielen, die den Papyrus Bakchylides zuweisen (doch
siehe dazu Maehler, Bakchylides 2, 359).
Solange wir über keine neuen Anhaltspunkte für die Zuschreibung an Simonides
verfügen, gibt es keinen Gmnd, die beiden Fragmente nicht weiterhin als Dubia
im Bakchylidescorpus zu führen, wo sie traditionell ihren Sitz haben.
(h) P. Oxy. 2624 (= SLG S 387-442)
Obwohl Pindar als Kandidat auszuscheiden scheint (s.o., Anm. 16), muss es sich
beim Autor nicht notwendigerweise um Simonides oder Bakchylides handeln.
Der Papyrus könnte sehr wohl auch Reste von Lyrik aus der klassischen Epoche
(vielleicht sogar aus Theaterstücken) enthalten.
(i) P. Oxy. 2637 fr. 1a, 32-42 (= Ibyc. PMGF S 221)
pro: M. Treu, Kokalos 14/15 (1968) 434-38.
contra: D.L. Page, PCPS 16 (1970) 93-95.
Die linguistischen Argumente von Page scheinen hier zu stechen.
G) Pi.fr. 77 M.
pro: L.A. Stella, RIFC 24 (1946) 21 1; Molyneux, Simonides 26.
Der epigrammhafte Ton und die Gelegenheit, zu der das Fragment passt - falls
es sich nicht einfach um eine Auskoppelung handelt, die ursprünglich überhaupt
nicht mit der Seeschlacht verknüpft war -, machten eigentlich die Autorschaft
von Simonides wahrscheinlicher als jene von Pindar. Doch Plutarch nennt aus-
drücklich Pindar als Autor. Selbst wenn sich Plutarch in seinen Zuschreibungen
zuweilen irrt, gibt es hier keinen objektiven Grund, ihm den Glauben zu ver-
wehren. Eine proathenische Haltung, wie sie aus den hier zitierten Worten
spricht, ist nämlich auch Pindar nicht völlig fremd (vgl. P. 1,75-80), zumal er
sich davon weitere Aufträge versprechen durfte. Nicht als eigenständiges Zeug-
nis zu verwerten ist hingegen Aristeides' Zitat, da er offensichtlich aus Plutarch
schöpft.
(k) Pi.fr. 78 M.
pro: L.A. Stella, RIFC 24 ( 1946) 211.
Die Grammatikertradition, die in den Scholien von Aischylos oder bei Herodian
weiterlebt (Stellen bei Maehler), spricht gegen die Vermutung Stellas.
(1) Pi.fr. 333 M.
pro: Wilamowitz, Textgesch. 48.
contra: Wilamowitz, Pindaros 153.
Seit Blass (RhM 32, 1877, 450-58), der es Pindar zuwies, wollte einzig Wilamo-
witz das Fragment Simonides zuschreiben, bevor auch er zwei Dekaden später
seine Meinung revidierte. Beim jetzigen Überlieferungsstand kann man eigent-
lich nur Bergk (Lyr. adesp.fr. 85) und Page (PMG 652 [i]) beipflichten, die sich
zur unpopulären, aber sicher richtigen Entscheidung durchrangen, das Fragment
den adespota zuzuordnen.
(m) Claud. ep. 41,9 (= Bergk4 fr. 227)
Die Identifizierung eines möglichen Bezugs auf einen Simonidesvers beruht auf
der Variante Cei sententia vatis in den Handschriften, die heute allgemein zu-
gunsten von prisci sententia vatis zurückgewiesen wird (s. dazu den App. bei
Hall, Claud. carm. min. p. 396).
22 Einleitung
9 .1. Autoren
• Die griechischen Autoren sind nach LSJ abgekürzt. Die wenigen Ausnahmen
davon dienen der besseren Verständlichkeit.
• Die Fragmente der antiken Autoren werden zitiert nach:
Sappho und Alkaios = E.-M. Voigt, Sappho et Alcaeus. Fragmenta edidit E.-
M. Vogt, Amsterdam, 1971.
Meliker = PMGF (für Alkman, Stesichoros, lbykos), PMG, SLG.
Iambiker und Elegiker= West, IEG 2 (= W. 2 ).
Pindar = Pindari carmina cum jragmentis. Pars 1: Epinicia, post B. Snell ed.
H. Maehler, Leipzig, 7 1984. Pars II: Fragmenta, Indices, ed. H. Maehler,
Leipzig, 1989.
Bakchylides = M. Maehler, Die Lieder des Bakchylides. Erster Teil: Die Sie-
geslieder. I. Edition des Textes mit Einleitung und Übersetzung. 11. Kommentar
v. H.M, Leiden/New York/Köln, 2 1997 (= 1982). Zweiter Teil: Die Dithyram-
ben und Fragmente. Text, Übersetzung und Kommentar v. H.M., Leiden/New
York/Köln, 1997.
• Die übrigen Autoren werden nach denjeweils führenden Ausgaben zitiert.
9.3. Metrisch-musikalisches
• Kola: • Musikalisch-rhythmisches:
ad adonius ® Gedichtanfangl-ende
asclep asclepiadeus paragraphus
ba baccheus f coronis
eh choriambus asteriscus
er creticus *
Cr creticus longus I Versende
(=-u-u-) II Periodenende
da dactylus III Strophenende
dod dodrans
(=-uu-u-)
gl glyconeus
hem hemiepes
tr trochaeus
(tr)A katalektisch
A(tr) akephal
hemiascl hemiasclepiadeus
(=-u-uu-)
hex Hexameter
hipp hipponacteum
ia iambus
ibyc ibyceus
ion ionicus
ith ithyphallicus
lec lecythium
(=-u-l,!-u-)
Lee lecythium >creticum<
(=-u-u-u-)
mol molossus
ph pherecrateus
tl telesilleus
24 Conspectus metrorum
Für die Gesamtheit der Dokumente mit den Auflistungen der neun Lyriker, siehe
Davies,PMGFI, S.l-3.
Folgende Ordnung wurde gewählt: Alkaios, Sappho, Stesichoros, lbykos, Anakreon,
Pindar, Simonides, Bakchylides, Alkman.
Simonides verfasste für die führenden Familien Thessaliens Epinikien (vgl. F 7),
Lobgedichte (z.B. auf Skopas, vgl. F 260) und Threnoi (z.B. beim Tod von Antio-
chos und von Skopas, vgl. F 246. 247). Die Ausbeute an sicheren Fragmenten dieser
intensiven Schaffensperiode bleibt jedoch höchst gering.
30 Testimonia
(b) VIT. PIND. AMBROS. (1, 2, 23-3, 3 Drachmann) xat yaQ :EtjlroVtOYJ~ -riJv f:.v
:Ealvcq.U:vt vauflax1av yeyQacps xal. rrtvoaQo<; (fr. 272 M.) f.LeflvYJ-rat -rij<; Kao-
flOU ßaatlvsta<;.
(a) <Simonides> hat im dorischen (Kunst-)Dialekt (= Chorlieder) geschrieben
t ... i"4 <ein Gedicht auf> die Seeschlacht bei Artemision im elegischen, <auf> jene
bei Salamis im lyrischen Versmass. 5 <Weiten Klageliedet} Lobgedichte, 7 Epi-
gramme, 8 Paiane9 und Tragödien 10 und anderes mehr.
(b) Denn Simonides hat <ein Gedicht auf> die Seeschlacht bei Salamis verfasst,
und Pindar hat die Königsherrschaft von Kadmos erwähnt. 11
T4
[PLU.] Mus. 17 (6, 3, 14, 15-19 Z./P.) oox ljyv6st o' Ön nolvlva LlcOQta IlaQ9E:-
vsta {(1Ua} 'Aivxf.L<lvt xat IltvoaQCJl xat :Etf.Lrovt01J xat Baxxu!vt01J nsnotYJ-
-rat, alvlva flTJV xat ön nQocr6ow xal. nm<ivs<;, xat f.Lev-rot ön xat -rQaytxot
o'tx-rot no-rs F.nt -rou ilroQtou -rQ6nou EflSACJl0~9YJcrav xat nva f:.Qmnxa.
<Platom war sich bewusst, dass viele dorische Mädchenchöre von Alkman, Pin-
dar, Simonides und Bakchylides verfasst wurden, dazu auch Prozessionslieder
und Paiane, und dass schliesslich die Wehklagen in der Tragödie ebenfalls nach
dorischer Art gesungen wurden, wie auch einige Liebeslieder.'2
1.3. De musica
T 5 (PMG 649 [f])
HEPH. Poem. 4,3-4 (p. 66, 24-67, 11 Consbruch) E11(J)Otxa 08 F.crnv, F.v ot<;
crucr't~jlacrtv OjlOtOt~ OVOflOtOV 'tt €mcp8QS'tat. [... ] 'tOU oe E11(J)Ot%0U yevou<;
-ra jlev EO'ttV Ojl(J)VUfl(J)<; ao-rti) xatvOUflSVa E11(Jl0t%a, -raoe 11QO(Jl0t%a, -raoe
flSOCJlOtxa, -ra oe 118Qt(Jlotxa, -ra oe natvtV(Jlotxa. E11(J)Otxa f.Lev oov F.crnv, F.v
o1<; ojlotot<; av6f.Lot6v n €mcp8Qs-rat, ffi~ -ra ys nlvs'tcr-ra IItvMQoU xat :Etf.Lro-
vtoou nsnot11-rat.
Epodische Dichtung liegt vor, wenn in der Verbindung mehrerer Verse zu einem
T 6 (28 Campb)
[PLU.] Mus. 20 (6, 3, 16, 21-25 Z./P.) chmtXE"L'O yaQ xat OO"L'o<; (sei!. IIay-
XQihl']<;) c:bc; f:nt n) noA.o "L'OO"L'OU (sei!. 't'o\3 XQCOf!anxo\3 yevouc;), BXQ~mno ö'
BV nmv. ou öt' ayvotav ouv Öl']AOVO"L't, aA.A.a Öta "L'llV 1tQOatQ80W U1tetX8"L'O'
f:~~A.ou youv, roc; amoc; 8cp1'], "L'OV IIwö&QetOV "L'8 xat Ltf!COVtÖ8tOV "L'Q01tOV xat
xa86A.ou "L'O &.Qxmov xaA.oof!evov uno "L'OOV vuv.
Denn auch Pankrates 14 verzichtete weitmöglichst auf den Gebrauch der chro-
matischen Gattung, wenngleich er sie in einzelnen Werken anwandte. Offenbar
enthielt er sich ihrer nicht aus Unkenntnis, sondern aus freiem Entschluss. Tat-
sächlich versuchte er, wie er selber sagte, die pindarische und simonideische Art
nachzuahmen, ja überhaupt, wie man heute zu sagen pflegt, den alten Stil. 15
T 7 (29 Campb)
ATH. 14,625e (3, 380,8-11 Kaibel) öd öf: "L'"V UQf!OVtav döoc; BXEtV ~Saue;~
mx8ou<;, xae&m>Q ~ AOXQtO""L't. "L'atm;t YUQ BVtot "L'OOV yeVOf!EVCOV Xa"L'a Ltf!CO-
VtÖ'I']V xat IItvÖaQOV BXQ~O"aV"L'O 1tO"L'8, xat mxA.tv xa"L'ecpQOV~Sl'].
Die Harmonie muss die Beschaffenheit eines Charakters oder eines Gefühls
haben, wie es für die lokrische zutrifft. 16 Von dieser machten einst einige Dichter
Gebrauch, die zur Zeit von Simonides und Pindar lebten; doch wurde sie später
wieder verschmäht.
13 Was Hephaistion hier anspricht, sind triadische Lieder, d.h. solche mit Strophe und
Antistrophe(= Gleiches) gefolgt von der Epode(= Ungleiches), siehe West, GM 43.
47. Die moderne Metrik gebraucht den Begriff >Epoden< hauptsächlich für Kurzge-
dichte von Archilochos, die aus zwei rhythmisch unterschiedlichen Versen bestehen,
vgl. 168-204 w.2
14 Ein nicht weiter bekannter Musiker (Dichter?), siehe West, AGM 369.
15 Vgl. Philodem. Mus. 4,26,32-5.29,27-39; siehe West, AGM 162-64.
16 Zu dieser Hannonie, siehe West, AGM 184.
32 Testimonia
T8
SUID. a 439 (4, 361, 7-9 Adler) 1tQOae1;e\'5Qe (scil. :Et!lOOVtÖfJ~) öf: xat [... ] 't'i)
MQrt- 't'OV 't'Qt't'OV cp96yyov.
<Simonides} erfand weiter[ ... ] die Terz für die Lyra. 17
T9 (PMG647)
ATH. 2,40a (1, 92, 22-23 Kaibel) (accesserunt ex marg. C) Ön :Et!lrovtört~ T~v
au~v UQX~V 't't9fjcnv OtVOU xat !lOU<Jt%'fj~.
Simonides setzt ftir Wein und Musik den selben Ursprung an. 18
1.4. De dialecto
T 10 (44 Campb)
SCHOL. PIND. De IX lyricis (1, 11, 15-16 Drachmann)
~of: :Et!lrovtöero Ketou LlOOQt<JTt A.aA.ouv't'o~
't'OV na't's(;( aiv~aa~ '{a9t At:007tQS7tt:a.
Wenn du den Vater des Simonides aus Keos, der dorisch sprach, 19 nennst, so
wisse, dass es Leoprepes war.
T 11 (1 Campb)
SUID. a 439 (4, 361, 10-11 Adler) xat ysyQa7t't'at au't'q3 (scil. :Et!lrovt81J)
AroQtöt owA.sxnp.
<Simonides> hat in dorischem (Kunst-)Dialekt geschrieben. 20
1.5. De metro
T 12 (PMG 533)
PRISCIAN. (RVA) De metr. Ter. 24 (Gramm. Lat. 3, 428,4-16 Keil) Simonides
et Aleman in iambieo teste Heliodara non solum in jine ponunt spondeum sed
etiam in aliis locis. Simonides in en Ä(}Tl':J.UatqJ vavJ.Laxiff in dimetro catalee-
tieo [F 249a] in seeundo loeo spondeum posuit. &vnar(]Üpst os avrfjj· [F 249b].
Aleman autem in prima eatalectieum trimetrum feeit habentern in quarto loeo
modo iambum modo spondeum sie [PMGF 14b]. similiter <Simonides> (supplevi)
[F 250] quarto loeo spondeum posuit (nam cpu producitur) teste Heliodoro, qui
ait Sirnoniden (immo -dem ) 21 hoe frequenter faeere.
Simonides und Alkman setzen im Iambus, wie Heliodoros bezeugt, den Spon-
deus nicht nur am Ende, sondern auch an anderen Stellen. Simonides hat im
Seeschlachtgedicht von Artemision in einem katalektischen Dimeter [F 249a]
einen Spondeus an zweiter Stelle gesetzt. Er steht in Responsion mit: [F 249b].
Als erster jedoch hat Alkman einen katalektischen Trimeter geschaffen, der an
vierter Stelle bald einen Iambus, bald einen Spondeus zeigt [PMGF 14b]. Ähn-
lich hat <Simonides> [F 250]2 2 an vierter Stelle einen Spondeus gesetzt (die Silbe
cpu ist nämlich lang), wie Heliodoros bezeugt; er sagt <auch>, dass Simonides
dies öfter macht. 23
zeigen, dass Ibykos, Pindar und Simonides diesen Vers lange vorher gebrauchen.
Dem archebuleum ist eigen, dass er aus einem loniker a maiore besteht, auf den
zwei Daktylen und zwei Trochäen folgen. Er gestattet den Anapäst am Schluss
sowie den Spondeus anstelle des Trochäus, jedoch auch den Baccheus mit kur-
zer Anfangssilbe. 26
(a) Das daktylische Metrum beginnt mit dem Dimeter und erweitert sich durch
die Zunahme von Silben bis zum Hexameter. Es wird folglich einen katalekti-
schen Dimeter geben, der genau genommen aus zwei Füssen besteht: - uu- -;
er fallt ebenfalls mit dem hyperkatalektischen choriambischen Monometrum
zusammen, das Adoneus genannt wird. Der Trimeter ist jedoch akatalektisch,
bestehend aus drei <Füssem:- --uu--uu. Dieser wird Hemiepes genannt, und
Simonides hat ihn oft gebraucht. Der Tetrameter, bestehend aus vier <Füssem:
-uu- - - - -uu, der, falls er mit einem Daktylus endet, ein alcmanicum formt,
falls aber mit einem Spondeus, ein archilocheum. Der akatalektische Penta-
26 Der Langvers wird von Aphthonios mechanisch in seine Einzelteile zerlegt: vom
Ioniker a maiore (--uu) über zwei Daktylen (-uu-uu) zum abschliessenden tro-
chäischen Metrum (-u-x). Simonides bietet verschiedene Beispiele für diesen Vers
(F 273,3. 301. 311; vgl. auch F 10,1). Zweimal ist dabei die erste Silbe als Kürze und
nicht als Länge realisiert.
27 Zur Zuschreibung dieser Abhandlung an Aphthonios, siehe oben Anm. 24.
T 13 -T 16 35
meter, der aus fünf <Füssen besteht>:-- -uu-uu-uu-uu. Dieser wird simo-
nideum genannt.
(b) Zum simonideum. Das simonideum besteht aus einem akatalektischen Tri-
meter: -uu-uu-uu. [ ... ] Zum simonideum. Das simonideum besteht aus einem
akatalektischen Pentameter: -uu-uu-uu -uu-uu. [ ... ] Zum simonideum. Das
simonideum besteht aus einem hyperkatalektischen Trimeter: uu-uu-uu -uu-1
uu-uu--. 28
T 15
CENS. fr. 9 (p. 71, 8-72, I Sallmann) prior est musica inventione metrica. cum
sint enim antiquissimi poetarum Homerus Hesiodus Pisander, hos secuti elegia-
rii Callinus Mimnermus Euenus, mox Archilochus et Simonides trimetrum iam-
bicum, chorium catalecticum tetrametron conposuerint, Archilochus etiam et
seq.
Die Metrik ist älter als die Erfindung der Musik. Weil nämlich die ältesten
Dichter Homer, Resiod und Peisandros sind, denen die Elegiker Kallinos, Mim-
nermos und Evenos folgten, und kurz darauf Archilochos und Simonides den
iambischen Trimeter sowie den katalektischen choriambischen Tetrameter schu-
fen, Archilochos sogar (usf.).
T 16 (PMG 633)
SCHOL. PIND. 0/. 1,28a (1, 27, 4-5 Drachmann) '"C'O ntcra~ 88 cru<nahf:ov
OUl '"C'O aV"rtO''"C'QOcpov· o\hro oe Ot 7tEQt lltVOUQOV xat LlJ.HOVtOllV.
Der Genitiv nl.oa~ ist kurz auszusprechen wegen der Gegenstrophe. So machen
es die Dichter um Pindar und Simonides. 29
28 Die ersten beiden Beispiele von Servius entsprechen dem zweiten und vierten >Ko-
lon< von Aphthonios. Diese >Trimeter< und >Pentameter< sind aus mechanischer Un-
terteilung der Verse entstanden, wie die Doppelkürzen am >Kolonende< aufzeigen.
Nur im Tetrameter ist daktylischer Versschluss möglich (Beispiel 3 bei Aphthonios)
und auch dort meist nur dann, wenn ein rhythmisch gleichartiger Vers folgt, vgl. Si-
mon. F 271 ep. x+6 I x+7. Das letzte Beispiel bei Servius beginnt steigend, also ana-
pästisch. So ist es denn offensichtlich auch zu deuten: ein anapästischer Dimeler (vgl.
die Mittelzäsur), gefolgt von einem hyperkatalektischen anapästischen Monometrum.
Dazu lässt sich Simon. F 274,2-3 vergleichen.
29 Dies gilt nicht nur für den Genitiv, sondern ftir alle Bezeugungen von Iltcra bei den
drei grossen Chorlyrikern des 5. Jh. v. Chr. Zu Pindar, siehe Slater, Lexicon 430 s.v.;
von Bakchylides und Simonides gibt es nur je eine Bezeugung: B. 5,182 und Simon.
F 23(b),6.
36 Testimonia
T 17
POXY. 220, saec. II p. C. ineunte, ed. Grenfell/Hunt (vol. Il, London 1899) p.
44-45 = HEPH. Poem. (p. 404, 3-8 Consbruch) [cjlo]!J.TJV yag rro-re rrgöho<; I
[f:]l;eUQTJ'XEVat -r6öe 'LO I [!J.]E't"QOV f:yaugl.rov e· ro<; I [e]UQE'L~<; rov xatvou· n-1
'vo<; f!E-rgou· f!e-ra -rau-ra 1 [öf: sTJ-rölv -r6v -re] A'icrxu-1 [A.ov eogov -rou-r]CJl 1
['XEXQTJ~VOV 'Xat en 1tQO't"EQO ]y 'LOU'LOU 'LOV •AA.'Xf!UVa xal. ['LOV Lt!J.OO]VtÖT]
x-rA.. (post Grenfell-Hunt ll. 6-8 suppl. Wilamowitz; verba rrg6-regov - :Et!J.ro-
vHlTJ in initio col. scripta, nota et verbum xa-rro huc re1ata)
Einst glaubte ich, dieses Metrum 30 als erster entdeckt zu haben, und ich war stolz
darauf, der Entdecker eines neuen Metrums zu sein. Später in meinen Nach-
forschungen entdeckte ich, dass Aischylos dieses Metrum benützte und schon
vor ihm Alkman und Simonides.
singe, wie der Bock geschoren wurde. Er antwortete sogleich, dass es veraltet
sei, beim Gelage zur Kithara zu singen wie eine Frau, die sich mit gerösteter
Gerste ernährt. [ ... ]Dann verlangte ich, er soll den Myrtenzweig nehmen und
mir Verse aus Aischylos vortragen. Wiederum sagte dieser sofort: »Halte ich
etwa Aischylos für den ersten unter den Dichtern, er, der voll leeren Geschwät-
zes und unausgeglichen sich in schwülstigen Ausdrücken ergeht?« Was glaubt
ihr, wie mir danach zumute war? Gleichwohl verlmiff ich mich und sagte:
»Dann trage also etwas von diesen neueren Dingen vor, was jetzt in Mode ist.«
Sogleich begann er, eine Tirade aus Euripides zu singen.Jl
(b) Es ist überholt, Lieder von Stesichoros, Alkman oder Simonides zu singen.
Dem Gnesippos ist Gehör zu schenken. Jener erfand nächtliche Lieder für die
Ehebrecher, damit diese die Frauen, ausgerüstet mit Iambyke und Trigonos, 32
aus dem Haus rufen können.
Palaiphatos aus Ägypten oder Athen, 33 Grammatiker. <Er schrieb ... > Einführun-
gen zu Simonides.
T 20 (32 Campb)
SUID. '! 1115 (4, 601, 22-26 Adler) TQucpoov, 'AJ.tJ.tO>vl.ou, 'AA,e~aVÖQm)~, YQaJ.t-
J.tanxo~ xal. rwtll'!~~. yeyovro~ xa-ra -rou~ Auyoucnou XQ6vou~ xal. nQ6-re-
QOV. [... ] rr:EQt -rrov naQ' '0~-tfJQq> ötaA.sx-roov xal. LtJ!O>VLÖlJ xat llwÖ<lQq> xal.
'AA-x~-tiivt xat 't"Ot~ aA,A.ot~ AUQtXOt~.
31 Siehe dazu Reitzenstein, Epigramm und Skolion 31-32 und Wilamowitz, Textgesch.
13-14.
32 Zu diesen beiden Typen von Harfen, siehe West, AGM 72-73 (TQtyrovo~). 75-77
(iallßUXT]).
33 Vielleicht ein Zeitgenosse des Aristoteles, siehe S. Fornaro, >Palaiphatos<, DNP 9
(2000) 163-64.
38 Testimonia
T 21 (30 Campb)
CHAMAEL. fr. 35 (IX, 59,31-34 Wehrli) dx6Troc; oüv rroA.A.at Trov rr6A.crov xat
f..UlAtO'Ta " AaxEÖatJ.LOVtrov, roc; XaJ.LatA.srov qJTJO'tV SV Tij) ITEQt LtJ.!.ffiVtÖou, ou
ITQOO'tEVTat OllTE <qJtAOO'OqJtaV OllTE> QTJTOQt%~V %TA.
Begreiflicherweise duldeten viele Städte und insbesondere Sparta, wie Chamai-
leon in seinem Buch über Simonides 34 sagt, weder Philosophie noch Rhetorik
(usf.).
T22
POXY. 2433, saec. II p. C., ed. Lobe! (vol. XXV, London, 1959) p. 95 LtJ.Lrovt-
ödrov \m(OJ.I.VTJJ.La).
Kommentar zu Simonideischem. 35
34 Zweifellos eine legendenhafte Biographie, vgl. T 107 und 108, die aus demselben
Buch zu stammen scheinen.
35 Siehe E. G. Turner, Greek Manuscripts ofthe Ancient World, London, 2 1987, 34 Nr.
7. Diese Inhaltsbezeichnung der Papyrusrolle könnte sich auf einen Kommentar zu
Aussprüchen des Simonides beziehen, siehe Pfeiffer, Gesch. klass. Philol. 1, 272 76 .
Vgl. auch T 20.
T21-T 24 39
441 Pf.). Denn jener schrieb so einen Titel, obwohl er OQOJl80crt hätte schreiben
sollen; OQOJlBU<; lautet nämlich der Nominativ des Singulars (bemerkenswert ist
zudem die Form OQOJlecn bei Kallimachos [fr. 441 Pf.]. Denn - der
Nominativ).
(b) Bemerkenswert ist auch die Form uiE:crt bei den Attikern und OQOJlecrt bei
Kallimachos (fr. 441 Pf.).
(c) Es soll untersucht werden, wamm Simonides entgegen der Regel, dass die
Wörter auf -eu- den Diphthong im Dativ beibehalten (z.B. 6 UQtcr-reu<; -rot<;
&Qtcr-reocrt, 6 inrmu<; -rot<; inneomv) <Lieder> mit f:nivtxot OQOJlecn betitelte,
wo er -rot<; OQOJlBOcrtv hätte schreiben müssen: Wie <nämlich der Dativ> OQtcr-
-rd3cn und inneumv lautet, so auch OQOJle\3cnv. 36
36 Nicht Simonides überschrieb seine Lieder mit t'mivtxot OQO!J.Bcrtv, wie in (b) falsch-
lieherweise behauptet wird, sondern es handelt sich um die Einteilung der simoni-
deischen Gesänge durch Kallimachos: I:tJ.l.OlVtOll~· lml.vtxot ÖQOI-U~crtv (siehe Fuhrer,
Auseinandersetzung mit den Chorlyrikern, 35-36).
37 Diese höchst triviale Erklärung des Scholiasten scheint am Sinn vorbeizutreffen.
Denn man liest bei Aristophanes kurz darauf (vv. 936-7): 't'OÖe ~v oux M:xoucra
cpl.;l.a Moi3cra 't'O 15ii5Qov Mxe-rat. Damit dürfte er auf die bereits sprichwörtliche Ge-
winnsucht des Simonides anspielen, siehe N. Dunbar, Aristophanes Birds, Oxford,
1995, 531 und Bravi, SemRom 2 (1999) 237 (vgl. T 74-77. 96).
38 Natürlich liegt hier eine Verschreibung vor, doch nichts beweist, dass sie nicht schon
in der von der Suda benutzten Quelle vorlag. Da solche Fehler Auswirkungen auf das
Simonidesbild gehabt haben können, wäre es verfehlt, hier stillschweigend zu korri-
gieren.
40 Testimonia
T 25 (34 Campb)
PL. Prt. 316d 8yro 88 T~v crocptcrnx~v TBXVYJV cprw.l. J.t8v stvat rcaA.at<xv, Tou~
88 J.lBTaXBtQt~oJ.tsvou~ m':JT~v TOOV rcaA.atoov avoQOOV, cpoßouJ.tBvou~ TO f:rcax-
88~ auTfl~. TtQOOXllJ.la rcotdcr8at xal. 1tQOXaA.6rcn:cr8at, TOU~ J.t8v TtOLY]OtV,
otov "OJ.tYJQOV TB xal. 'Hcrtooov xal. :EtJ.tcovtoYJV, Tou~ 88 aü TBABTa~ TB xal.
XQllOJ.l(jlOta~. TOU~ aJ.tcpt TE 'OQCpsa xal. Moucratov.
Ich 39 behaupte, dass zwar die sophistische Kunst alt ist, dass aber diejenigen der
Alten, die sie anwandten, aus Furcht, sie wirke unangenehm, einen Vorwand
gebrauchten und sie versteckten, die einen hinter der Dichtung (z.B. Homer,
Hesiod, Simonides), die anderen- Orpheus mit seinen Anhängern und Musaios
-hinter Mysterien und Weissagungen.
T 26 (42/43 Campb)
(a)AP9,184,5
~ TB :EtJ.tCOVtoBco yA.uxBQ~ crBA.t~ XTA..
(b)AP 9,571,1-2
8rcvBB TBQrcv&
r,ouJ.tBA.tcp86yyou Moucra :EtJ.lCOVtoBco.
(a) [ ... ]und das süsse Blatt aus dem Buch von Simonides.
(b) Sie haucht Erquickendes aus, die Muse von Simonides, dem Sänger honig-
süsser40 Gedichte.
T 27 (37 Campb)
CATULL. 38,7-8
paulum quid lubet allocutionis
maestius lacrimis Simonideis.
Ein einziges Freundeswort nur: Dies rührt tiefer als die tränenreichen Lieder von
Simonides. 41
T 28 (38 Campb)
HOR. Carm. 2,1,37-40
sed ne relictis, Musa procax, iocis
Ceae retractes munera neniae:
mecum Dionaeo sub antro
quaere modos leviore plectro.
PORPH. In Hor. carm. 2,37-38 (55, 30-56, 2 Holder) nenia lugubre carmen est,
quod in mortuos canitur. Simonides autem ex <C>ea insula lyricus poeta 8Q{]vous
optime scripsit. Inde Ceam neniam appellavit.
Doch verlasse nicht, dreiste Muse, die spielerische Art, um wieder zur rituellen
Gabe des keischen Klagegedichtes zurückzukehren: Suche zusammen mit mir in
Diones (d.h. Venus') Grotte nach Gesängen mit beschwingterer Melodie.
Die >Nenia< ist ein Klagelied, das auf die Toten gesungen wird. Simonides, der
Lyriker von der Insel Keos, glänzte im Verfassen von Threnoi. Deshalb nennt
<Horaz> das Klagelied keisch.
T 29 (39 Campb)
D.H. Comp. 23 (VI, 114, 1-5 Us./Rad.) enonotrov J.!EV oov eJ.!otye xaA.A.ta'm
'rOU't'OVt OO'Xet 't"OV xaQa'XTfjQa el;eQyaaaa8at 'Hatoöos, J.!8A07tOtOOV ö8
I:ampro xat J.!E-r' au-r~v 'AvaxQBffiV -re xat I:tJ.!ffiVtÖT]S, 'rQQ)'qlÖonotrov oe
J.!OVOS E6QtntÖTJS·
Es scheint mir nun, dass von den Epikern Resiod diesen Stil (d.h. den glänzen-
den) am besten herausgebildet hat, von den Melikern aber Sappho und nach ihr
Anakreon und Simonides, von den Tragikern einzig Euripides.
T 30 (40 Campb)
D.H. !mit. 2,420 (VI, 205 Us./Rad.) I:tJ.!rovl.öou öe naQa'rYJQEt -r~v E:xA.oy~v
-rrov 6voJ.La-rrov, -rfjs auv8f:aeros -r~v axQtßewv· nQOS -rou-rou;, xa8' ö ße/..-rtrov
8UQtCJ'X8'rat xat IltVOUQOU, 't"O Ot'X'rt~ea8at J.!~ J.!E)'Qlv01tQ81tOOS aA.A.a na8Tj-
nxros.
Richte das Augenmerk bei Simonides auf die Wahl der Wörter (Stil) und die
Sorgfalt der Komposition (Syntax). Beobachte dazu - und darin übertrifft er
sogar Pindar -, wie er Mitleid erzeugt, nicht mit prachtvollen Worten, sondern
mit solchen, die das Gemüt bewegen. 42
42 Dies soll Simonides den Sieg über Aischylos eingebracht haben, vgl. T 32 und 57;
vgl. auch T 93(a), wo Cicero von Simonides als einem poeta suavis spricht. Siehe
Christ, Simonidesstudien 51.
42 Testimonia
T 31 (41 Campb)
QUINT. Inst. 10,1,64 Simonides, tenuis alioqui, sermone proprio et iucunditate
quadam commendari pofest, praecipua tarnen eius in commovenda miseratione
virtus, ut quidam in hac eum parte omnibus eiusdem operis auctoribus praefe-
rant.
Simonides, eigentlich recht schlicht im Ausdmck, kann empfohlen werden für
seinen schnörkellosen Wortgebrauch 43 und eine gewisse Annehmlichkeit, jedoch
liegt seine besondere Stärke darin, Mitleid zu erzeugen, wofür ihn manche allen
anderen Künstlern dieser Gattung vorziehen. 44
T 32 (15 Campb)
VITA AESCHYLI 8 (TrGF 3, 33-34) xa't'a of: 6vtou~ i;v 't'ij) ei~ 't'OU~ 6v MaQa-
8rovt 't'c:8vrpt6't'a~ 6A.eydqJ T]crcrlJed~ I:q.uovto1J· 't'O yaQ i;A,c:yciov noM 't'fl~
TCEQt 't'O O"Uf..tna9f:~ AETC't'O't'l]'t'O<; l.lE't'ExEt V9f:A.c:t, 0 't'OU AicrxuA.ou, 00<; ecpal.lEV,
EO't'tV cXAAO't'QtoV.
(Aischylos) soll im Elegienwettstreit auf diejenigen, die in der Schlacht bei
Marathon gefallen waren, von Simonides besiegt worden sein. Denn die Elegie
verlangt den delikaten Hauch von Mitgefühl, was, wie wir schon erwähnten,
dem Aischylos fremd ist. 45
T 33 (46 Campb)
JOH. SIC. in Hermog. ld. 2,4 (Rhet. Gr. VI, 399, 4-8 Walz) notll't'tXTJ j!UQ Tj
'Ia~ xat T]ocia ro<; 't'OOV aA.A.rov OUOEI.lta, oto xat 't'Ct 'Irovtxa not lJI.la't'a
6/;atQOUcrt 't'at<; T]oovdt~, rocrnEQ 't'a I:t~.trovl.oou xat Mc:vc:A.aou xal. nva 't'rov
'OI.llJQOU, L't'l]O"tJGOQOU 't'E xat aA.A.rov TCOAAOOV.
Der ionische Dialekt ist dichterisch und lieblich wie kein anderer. Deshalb
schwingen sich die ionischen Gedichte durch ihren Liebreiz auch in die Höhe,
43 Im Fachausdruck auch XUQta A.el;t~ genannt, vgl. Arist. Rh. 3,2,1404b (mit dem
Kommentar von G. A. Kennedy, Aristotle an Rhetoric, New York/Oxford, 1991,
221 15).
44 Vgl. auch F 277. Basileios der Grosse stellt beim Erzeugen von Mitleid Aischylos
über Simonides (epist. 74, PG 32, 445C-D Migne): 11 Ö-n l:tJ.HovUlou ov-rro~, i] 't"tVo~
-rotou-rou ).lEAorcotoü f:oe6J.Le8a, f:vaQyiö~ ei06-ro~ f:mcr't"evai;etv -ro1~ ml8ecrt.
xahot 't't A,eyro l:tJ.lOlVtOYJV; 8eov AicrxuA-ov eircdv, il ei 8~ 't't~ e't'EQO~, 7tllQil7tAYJ-
criro~ f:xel.vq> O"UJ.lqJOQfi~ J.1Eye8o~ f:vaQyiö~ ota8eJ.LEVO~, JleyaA,ocprovroc; ÜlBUQil't'O.
45 Vgl. T 57.
T31-T35 43
wie diejenigen von Simonides und Menelaos 46 und gewisse von Homer, Stesi-
choros und von vielen anderen. 47
T34
(a) AUS. 11,13,5-6 (p. 51 Green)
carminibus, quae prima tuis sunt condita in annis,
concedit Cei Musa Simonideis.
(b) HIER. Epist. 53,8,17 (Hilberg, CSEL 54, 461, 6-8) David, Simonides noster,
Pindarus, Alcaeus, Flaccus quoque, Catullus et Serenus, Christum Iyra personat
et in decachordo psalterio ab inferis excitat resurgentem.
(a) Sogar die Muse des Keers Simonides 48 tritt hinter die Gedichte zurück, die
du in deinen jungen Jahren verfasst hast.
(b) David, unser Simonides, Pindar, Alkaios, aber auch Horaz, Catull und Sere-
nus, besingt Christus mit der zehnsaitigen Lyra49 und lässt ihn im Psalm von den
Toten erwecken und auferstehen.
1.9. Miscellanea
T35
PVARSOV. 7, saec. li, ed. Manteuffel (Papyri Varsovienses, Warschau 1935) p.
14 (m. 1) LEQ]a~ (supplevi) iEQO'X.O\;[ / 2 ]~~~1Jcpa 'X.at ota[ p l. oro x6crcra. [ j4
(m. 2) ]ouiyQat~o[ v / 5 (m. 1) :Eq.t]rovtol']<; K[do<; (i) I spatium duarum linearum
Der Falke, des Falken [ ... ] habe ich verstanden (?) [ ... ] beschrieb (strich?) ich
[ ... ] Simonides aus Keos (?) 50
46 Vielleicht mit dem Epiker Menelaos von Aigai, der auch von Longinos erwähnt wird,
gleichzusetzen. Seine Datierung ist unsicher (siehe S. Fornaro, >Menelaos 9<, DNP 7,
1999' 1236).
47 Die Notiz zielt wohl auf die elegische Kunst des Simonides, vgl. T 32.
48 Wenn Hor. Carm. 4,9,5-8 sagt: non si priores Maeonius tenet I sedes Homerus, Pin-
daricae latent I Ceaeque et Alcaei minaces I Stesichorive graves Camenae, so meint
er mit Ceae minaces sowohl Simonides als auch Bakchylides (siehe Ed. Fraenkel,
Horace, Oxford, 1957, 424).
49 Wie ein Dichter greift Hieronymus hier zur Enallage: Das zum Musikinstrument
gehörige Epitheton (decachordus) wird mit der Gedichtart verbunden.
50 Wie Manteuffel anmerkt, zeigt die Hand Nr. 1 wenig Schreiberfahrung; sie könnte
deshalb einem Schüler angehören. In Zeile 4 dürfte hingegen eine Notiz des Lehrers
vorliegen. Was von Simonides kommentiert wird, lässt sich nicht erraten. Zum Ge-
brauch von lyrischen Texten in der Schule, vgl. E. G. Turner, Greek Manuscripts of
the Ancient World, London, 2 1987,32 Nr. 5.
44 Testimonia
T 36 (36 Campb)
AP 4,1,8 (= Meleager, Epigr. 1,8 P.)
?<at vf:.ov Ot vav91']<; ?<Afjlla Ltf.LO>VtÖEO>.
[... ]und der junge Schoss der Rebe eines Simonides. 51
T 37 (PMG 574)
HIM. Or. 47,1 (p. 189-90 Colonna) !.LEA.oc; yaQ n A.aßrov sx -rfj<; AUQa<; et<; -r~v
O'~V SntÖ'l']!.Lt<XV 1tQOO'Ot<JO!.Lat, ijöf:.oo<; !.Lf;V av 1tst<Ja<; ?<at au-rou<; 't'OU<; AOYOU<;
A.uQav !.LOt yev€cr9at xal. rroi'l']crtv, '{va n xa-ra <Jou veavteucroo!.Lat, 6rro'tov
1:t!.LO>VtÖ1']c; 11 IIivöaQo<; xa-ra ilwvucrou xal. 'Arr6A.A.oovo<;.
Ein Lied auf deinen Aufenthalt werde ich vortragen, wie es die Lyra hervor-
bringt. Es dürfte mir ein leichtes sein, die Worte selbst dafür zu gewinnen, mir
Musik und Dichtung zu sein, um in jugendlichem Übermut etwas über dich zu
singen, wie Simonides oder Pindar über Dionysos und Apollon. 52
T38
[PLU.] Nob. 2 (5, 920 Wyttenbach) rrocraxt<; rraQa Lt!.LO>VtÖ\1 IlwoaQrp 'AA.xairp
'Ißuxrp L't'1'JO'lXOQql ij e6y€veta SV A.Oyou xat -rt!.Lfj<; !.LEQ8l scr-ri;
Wie oft ist bei Simonides, Pindar, Alkaios, lbykos und Stesichoros die vornehme
Abstammung Anlass zu Lob und Preis!
2. Vitae
T 39 (1 Campb)
(a) POXY. 1800 col. II, 36-48, fm. saec. II I init. III p. C., edd. Grenfell/Hunt
(vol. xv, London, 1922) p. 138-39 rtEQt Lt!.LO>VtÖou· 1:t!.LO>VtÖ1']<; -ro ll8v yf:.vo<;
~v Kdo<; rr6A.eoo<; ö8 'IouA.töo<;, rra-rQÜ<; 88 AeorrQerro\3<;, yf:.yovev ö8 cptA.aQ-
yuQo<;· nv8<; ö' a6-rij5 -r~v -rrov !.LV1'J!.LOVtxrov eÜQEcrtV rrQo<Jn9€amv· xat a6-ro<;
öl:. 1tOU -rotho cpaivet Öta -rrov sm YQ<X!.L!.Lcl't'O>V' 1tQ00'8UQ8tV öl:. cpacrtv a6-r6v
n ve<; xal. ö. L .. /~e[ .. ]Qcr-rov -rrov Kil' a'T):[., h. L.] .. ~;:u. [.]'l']Q'~Q'[. ]?v[.
(b) SUID. cr 439 (4, 361, 5-9 Adler) 1:t!.LO>VtÖ1']<;, AeoorrQErro\3<;, 'louA.t~-r'l']<; -rfjc;
SV Kf:.rp -r1J V~O'ql rr6A.eooc;, AUQl%0<;, !.LE't'Ct L't''l']O'tXOQOV -rot<; XQOVOl<;' o<; S1t8-
xft.:f]9rj MEAlXEQ'tfJc; OUl 'tO ~M. xal. 'tfJV f..LVfJf..LOVl.XfJV OB 'tEXVfJV EÖQEV oo-roc;·
rtQOGE~EUQE oB xat -ra f..LaXQa -roov cr-rotxsirov xal. omA.a xal. TlJ ADQ~ -rov
'tQt -rov cp86yyov (sequ. T 46 et 3[a])
(a) Über Simonides: Simonides stammt von Keos 53, aus der Stadt Julis; sein
Vater war Leoprepes; 54 er war geldgierig. Einige schreiben ihm die Erfindung
der Gedächtniskunst zu; 55 er selbst zeigt dies durch ein Epigramm. 56 Dazu soll er
auch <die letzten vien (?)der 24 <Buchstaben>(?) (weiteres unlesbar).
(b) Simonides, Sohn des Leoprepes, aus Julis, der Stadt auf der Insel Keos; ein
Lyriker, zeitlich später als Stesichoros. Man nannte ihn Melikertes wegen seiner
lieblichen Dichtung. 57 Er erfand die Gedächtniskunst; dazu erfand er auch die
langen Vokale und die Doppelkonsonanten 58 und die Terz für die Lyra 59 (es
folgen T 46 und T 3[a]).
T 40 (2 Campb)
STR. 10,5,6, p. 486,19-24 C. (3, 276 Radt) Kf:roc; oB 'tE'tQclrtoA.tc; f..LBV tmflQ~E,
A.sinov-rm oB Mo, ~ 'tE 'IouA.l.c; xal. ~ KaQ8aia, Eie; &c; cruvsnoA.i.cr811crav at
A.omai, 1i f..LBV Ilot~Ecrcm Eie; -ri]v KaQ8aiav, ~ 08 KOQfJGta sie; -ri]v 'IouA.ioa.
ex OB -rflc; 'IouA.iooc; ö 'tE Ltf..LOlVtOTJc; fjv 6 f..LEA07Cütoc; xal. BaxxuA.tofJc; UOEA-
<ptoooc; exd vou xal. f..LE'ta -rau-ra 'EQacricHQa-roc; 6 ia-rQoc; xal. -roov E:x -rou
IIEQt na-rou <ptA.ocr6cprov 'AQtcr-rrov 6 -rou BoQucr8svi -rou Birovoc; ~fJAW-r~c;.
Keos hatte einst vier Städte; von diesen sind zwei übriggeblieben, nämlich Julis
und Karthaia. 60 Die beiden anderen wurden auf diese zwei aufgeteilt, Poieessa
auf Karthaia, Koresia auf Julis. Aus Julis stammt Simonides, der Lyriker, und
sein Neffe Bakchylides, und danach Erasistratos, der Arzt, und von den Philoso-
phen des Peripatos Ariston, ein Schüler des Borystheniten Bion. 61
T 41 (PMG 621)
HIM. Or. 27,26-33 (p. 126-27 Colonna) xocrf..Lcl f..LBV yaQ 'AvaxQf:rov 'tfJV
TfJ'irov 1tOAlV -ro1c; f..LEAEGt xaxm8Ev ayEt 'tO\Jc; "EQro-rac;· XOGf..Lel OB xat
'AA.xa'loc; -ri]v Af:crßov xal. nanaxoo -roov f..LEA.oov rtQocrayst MunA.~VfJV (Co-
lonna: Mt-ruft... Ne)· xal. I:tf..LroviolJ xal. BaxxuAiolJ ~ 'Iouüc; (Wernsdorf: ~ n6-
A.tc; R, n6A.stc; Ne), E:crnouoacr-rm· -ri]v 08 'lf..LEQav (Colonna [''lf..LEQav Schenk!]:
XtJ..LatQav Ne, Xt/... R) -riJv ~txef.vtxiJv oux sf.vsu88Qav note1 J..L6vov -rrov -ru-
Qavvrov, &A.A.a xal. A.6you; xooJ..Let ~-rfJCJtXOQO~.
Denn es schmückte Anakreon mit seinen Liedern die Stadt Teos und führte die
Eroten dorthin. Es schmückte Alkaios Lesbos und erwähnte überall in den Lie-
dern Mytilene. Von Simonides und Bakchylides wurde Iulis mit grossem Re-
spekt genannt. Stesichorus befreite nicht nur das sizilische Himera von seinen
Tyrannen, sondern schmückte es auch mit Worten. 62
T42
HDT. 7,228,4 -ro öS (sei!. sniyQUJ..LJ..La) -rou J..Lavno~ Msyto-risro ~tJ..Lrov\.811~ ö
Ae001tQB1teO~ SCJ-rt xa-ra Set vi11V ö sm 'YQU\jJa~.
Die (Inschrift) für den Seher Megistias hat Simonides, der Sohn des Leoprepes, 63
aus Freundschaft verfasst.
T 43 (3 Campb)
CALL. fr. 222 (1, 214 Pfeiffer)
ou yaQ SQ)'a-rtv -rQ8cpro
-rfJv Mouoav, W\; ö Ke1o~ ·nt.xou v8nou\;.
Ich ziehe die Muse nicht als Dirne auf, wie es der Keer, ein Nachkomme des
Hylichos, 64 machte.
T 44 (4 Campb)
(a) MARM. PAR. A 49 (489/88) (FGrHist 239 A 49) acp' oÜ ~tJ..LroVtÖll~ Ö ~tJ..Lro
vi.öou nanno~ -rou 7t0t1l'rOU, 1t0t1l'rlJ\; rov xat au-r6~, SVtXfJCJeV 'A8~V11CJt, [... ]
ih'[ll HH]t1t1Ill, ÜQXOV-ro~ 'A~VfJCJt 'AQtCJ-retöou.
(b) SUID. CJ 442 (4, 362, 18-20 Adler) ~tJ..LOOVtÖll~. Keto~, 8uya-rQtÖou~ xa-ra
nva~ -rou 7tQo-r8Qou, Ö\; snsxA.~8TJ MeA.tx8Q-r11~· y8yove 88 7tQO -rrov flsA.o-
novv11owxrov· xal. yf:yQacpe rsvsaA.oyi.av sv ßtßA.tot~ y', EuQ~J..La-ra sv ßt-
ßA.tOt\; y'.
(a) (Jahr 489/88) Vom Zeitpunkt an, als Simonides tder Grassvater des Dichters
Simonides, selbst ein Dichter,t 65 in Athen siegte, [ ... ] 226 Jahre; Aristeides war
<damals> Archon von Athen.
(b) Simonides aus Keos, den einen zufolge der Sohn der Tochter des früher
lebenden, 66 den man Melikertes nannte. Er wurde vor dem Peloponnesischen
Krieg geboren. Er schrieb eine Genealogie in drei Büchern, Erfindungen in
ebenfalls drei Büchern. 67
65 Dass der Grossvater den gleichen Namen trägt wie sein Enkel ist gängige Praxis in
Athen. Damit wäre die hier erwähnte Verwandtschaft nicht aussergewöhnlich. Nun
kennen wir keinen Simonides, Grassvater unseres Dichters, hingegen aber einen jün-
geren Gerrealogen Simonides, dessen Grossvater der Lyriker sein könnte (siehe [b]).
Richard Bentley (Dissertation 39-45) schlägt folgende Korrektur vor: :EtJlCOVtOT)c; o
LlJlCOVtOOU mirmoc; 't"OU 1totTJTOU, 1t0t T)TIJc; rov %at <atYroc; Tf.:Af.:U't"f.i 'AS~VTJO"t V>
0
66 Vgl. Quintilians Aussage (T 80[d]), dass beim Palasteinsturz zusammen mit Skopas
auch der Sohn von dessen Schwester umgekommen sei.
67 Ähnlich wie (a) will auch die Suda von einem Grossvater und einem Enkel Simoni-
des wissen. Nur gilt diesmal die Notiz dem Genealogen, während der Lyriker mit
dem Übernamen Melikertes versehen wird (vgl. T 39[b]).
68 Diese Angabe stimmt erst zum nächsten Eintrag des Marmor Parium (A 50, 486/5).
Da die beiden Grosskönige auch zur chronologischen Bestimmung des Keers gedient
haben dürften (vgl. T 46), lässt sich der Fehler leicht als Lapsus erklären.
48 Testimonia
(b) (Jahr 477/6) Vom Zeitpunkt an, als Simonides aus Keos, Sohn des Leopre-
pes, Erfinder der Gedächtniskunst, mit einem athenischen Chor siegte, und die
Statuengruppe von Harmodios und Aristogeiton mem errichtet wurde, 213 Jah-
re;69 Adeimantos war <damals> Archon von Athen.7°
(c) »Es herrschte Adeimantos über die Athener, als die Phyle Antiochis den
kunstvollen Dreifuss gewann. Aristeides, ein Sohn von Xeinophilos, war Cho-
rege eines Chors von 50 Männern, der gut gelernt hat. Für die Einstudierung fiel
grossesLob auf Simonides, den achtzigjährigen Sohn von Leoprepes.« 71
T46
SUID. a 439 (4, 361, 5-6. 9-12 Adler) I:tf.lOJVtÖT]~ [ ... ] f.l8Ta LTT]OtXOQOV 't"Ot~
XQOVOt~· [ ... ] yeyoVE; ö' ent Ti'j~ 7t8VTT]XO(JTfl~ SXTT]~ 0AUf.l7ttUÖO~, Ot ÖE SB'
ysyQacpaat. xat naQeTetvs f.lBXQt 'L"fj~ OH', ßtou~ ETTJ rre·. xat yeyQan-rat
au't"(j) Ö.OJQtÖt ÖtaASXT(j) lli Ka!lßuaou xat Ö.aQstOU ßaatA.sta xat 3eQ1;out
xat 1i en' 'AQT8f.ltcrtcp VUUf.laxia XTA. (cf T 3[a]).
Simonides [ ... ]folgt zeitlich auf Stesichoros [ ... ]Er wurde in der 56. Olympiade
geboren (556/5), nach anderen in der 62. (532/29). 72 Sein Leben erstreckte sich
bis zur 78. <Olympiade> (468/7),7 3 was 89 Lebensjahre ergibt. Er hat im dori-
schen (Kunst-)Dialekt geschrieben t ... t 74 <ein Gedicht auf> die Seeschlacht bei
Artemision.
T 47 (6 Campb)
(a) BUS. Chron. 01. 29/1 (p. 94b, 15-16 Helm) Archilochus et Simonides et
Aristoxenus musicus inlustres habentur.
(b) BUS. Chron. 01. 55/1,2 (p. 102b, 21-22 Helm) Stesichorus moritur. Simoni-
des clarus habetur.
(c) BUS. Chron. 01. 60/1 (p. 103b, 23-26 Helm) Simonides lyricus et Pho-
cyl{l}ides clari habentur et Xenophanes scriptor tragoediarum.
(d) BUS. Chron. 01. 73/3 (p. 108, 19-20 Helm) Pindarus et Simonides lyrici
poetae insignes habentur.
(a) (anno 664) Archilochus, Simonides und Aristoxenos gelten für berühmt. 75
(b) (anno 560) Stesichorus stirbt. (anno 559) Simonides gelten für berühmt. 76
(c) (anno 540/39) Der Lyriker Simonides und Phokylides gelten für berühmt,
und Xenophanes der Tragödiendichter. 77
( d) (486) Die lyrischen Dichter Pindar und Simonides gelten für berühmt.
T 48 (7 Campb)
(a) POXY. 2438, fin. saec. II I init. saec. III p. C., ed. Lobel (vol. XXVI, London,
1961) p. 3, 1-6 rrtvöaQoc; 6 A.uQtxoc; rrotllT~c; To J.LMv yevoc; I ~v E>TJßatoc; [ ... ]
yeyo-/VEV of: XCITel '"Ca IlEQCJt.XU, VEcO't'EQOc; rr[QEcrßu-/TEQ(jl LtJ.LffiVtO\] emßaA.-
A.rov.
(pace West, lEG II, 114, der es so in den Satz einzubinden versucht: yf:ygacpE oE:
~rogiot owMx-rqJ, xa-ra -r~v Kallßucroo xat ~aQEtoo ßacrtA.siav, xal. xa-ra -r~v
erc'
Ef:g~oo -rac; VCIO!lOJ(,tac; 't"~V 1"8 'AQ't"B!lt!Jt(jl X't"A..; darauf aufbauend Kowerski,
Simonides on the Persian Wars 12-14, der es schliesslich als Einteilungskriterium
der Grammatiker für die simonideischen Gedichte auffasst). Dass tatsächlich die
Lebenszeit unseres Dichters gemeint ist, legt der Vergleich mit einer Grammatiker-
notiz zu Xenophanes nahe, wo die persischen Grosskönige Kyros (~559-530) und
Dareios (522-486) die (Eck-?)Pfeiler des chronologischen Gerüsts bilden (siehe dazu
Jacoby, Apollodors Chronik 206). Nun umfasst die vorliegende Dreierliste die
Zeitspanne von 530 (Kambyses besteigt den Thron) bis 465 (Ennordung des Xerxes),
also gerade die zweitgenannte, >tiefere< Variante der simonideischen Chronologie
(532/29-468/7). Da dürfte wohl mehr als nur Synchronismus mit Anakreons Blüte-
sie wird auf 531 angesetzt- im Spiel gewesen sein.
75 Vgl. Cyril. Contr. Jul. 1,14 (p. 132 Burgnit~re/Evieux) dxocr-ri;]8vva-r1J 'OA.o11maot
'Ircmovax-ra xat LtllCOVtOl]V cpacrt yvrogit.;scr8at, xal. -rov !lOOcrtxov 'Agtcr-r6~svov.
Diese Jahreszahllässt sich mitnichten rechtfertigen; sie wird wohl korrupt sein.
76 Typischer Synchronismus, wie ihn die Alten lieben (wohl aufgnmd von F 273, wo
Simonides den Stesichoros namentlich e1wähnt), siehe Jacoby, Apollodors Chronik
197. Zur Verwechslung von yf:yovsv und ax11~, siehe ibid. 201 6 . Die Heraufdickung
um eine Olympiade (55. statt 56.) dürfte ein Fehler von Eusebios selbst sein, siehe
Mosshammer, 'Chronicle' of Eusebius 241.
77 In diese Zeit fallt eigentlich nur die Akme von Xenophanes, siehe Jacoby, Apollodors
Chronik 207.
50 Testimonia
(b) VIT. PIND. AMBROS. (1, 2, 21-3, 3 Drachmann) ensßaAA.e OE -.o1<; XQOVOt<;
:EtJ..LOOVtOt;J iJ vsrhsQo<; nQEaßo-.f:Qrp· -.iöv youv mhrov J..LBJ..LVllV't'm awp6-.sQot
nQU~EOOV. xat YrlQ LtJ..LOOVtOll<; 'T~V ev LCXACXJ..lLVt VCXUJ..Laxiav YBYQCX<pE xat rrtv-
OCXQO<; (fr. 272 M.) J..LBJ..lVll"at -.fj<; KaoJ..Lou ßamA.eia<;. aA.A.a xat awpo'TEQOt
naQa 'IsQOOVt -.q> LUQCXXOOtOOV 'TUQUVVql YEYEVllVTat.
(c) VIT. PIND. THOM. (1, 5, 4-5. 7, 11-13 Drachmann) VEcO't'EQO<; OE ~V (sei!.
rrtvoaQo<;) :EtJ..Lrovioou, nQsaß6-.EQO<; oE BaxxuA.ioou. [... ] -.eev11xE OE 6 rrtv-
OaQo<; e~ xat E~~xona hrov yeyovro<; ent 'Aßtrovo<; ÖQXOVTO<; XCX'Trl 't'~V
EX't'llV xat oyOOllXOO't'~V 'OA.wnl.aoa. llXOUOE OE LtJ..LOOVtOOU.
(a) Der Lyriker Pindar stammt aus Theben[ ... ] Er stand in reifem Mannesalter78
zur Zeit der Perserkriege; als jüngerer überschneidet sich sein Leben mit Simo-
nides, seinem älteren <Zeitgenossen>.
(b) Zeitlich überschneidet sich <Pindars> Leben mitjenem von Simonides in der
Art, wie das Leben eines Jüngeren mit dem eines Älteren. Zum Beispiel er-
wähnen beide dieselben Ereignisse; denn Simonides hat <ein Gedicht auf> die
Seeschlacht bei Salamis verfasst, während Pindar die Herrschaft von König
Kadmos 79 erwähnt. Beide begaben sich aber auch an den Hof Hierons, des Ty-
rannen von Syrakus.
(c) <Pindan war jünger als Simonides und älter als Bakchylides. [ ... ] Pindar
starb mit 66 Jahren unter dem Archon Abion um die 86. Olympiade (436/32). 80
Er war Zuhörer des Simonides.
T 49 (8 Campb)
MARM. PAR. A 57 (468/67) (FGrHist 239 A 57) acp' oÜ [... ] :EtJ..LOOVtOll<; 6
notll-.~<; hsA.s6-.llasv ßwo<; 6-.11 JDL1L1L1L1, 6-.11 HJHI, äQxov-.o<; •Ae{]vllot
esayevtöou.
(468/7) Vom Zeitpunkt an, als [ ... ] der Dichter Simonides mit 90 Jahren starb,
205 Jahre; 81 Theagenides war <damals> Archon von Athen.
T 50 (9 Campb)
(a) [LUC]. Macr. 26 (1, 81, 16-18 Macleod) 'Avmq2erov öe 6 -riöv f.l8Arov not-
11-nl~ E~11aev E'rll nev-re xat 6yoo~xov-ra xat 1.:-rllatXOQO~ ö8 6 f.l.EAonoto~
-rau-ra, 1.:tf.1.rovtoll~ ö8 6 Kdo~ un8Q -ra f:vev~xov-ra (sei/. ih11).
(b) CIC. de senect. 7,23 (p. 12 Simbeck) num igitur hunc, num Hornerum Hesio-
dum Simonidem Stesichorum, num quos ante dixi, Jsocratem (cf. Powell, p. 152-
53) Gorgian { ... ] coegit in suis studiis obmutescere senectus? an in omnibus his
studiorum agitatio vitae aequalisfuit?
(a) Der Meliker Anakreon lebte 85 Jahre; dasselbe gilt für den Meliker Stesicho-
ros, während Simonides aus Keos mehr als als neunzig Jahre alt wurde.
(b) Liess das Alter ihn, oder vielleicht Homer, Hesiod, Simonides, Stesichoros,
oder diejenigen, die ich vorher erwähnte, Isokrates, Gorgias [ ... ] in ihrer Tätig-
keit aufhören? Oder war bei all diesen die Beschäftigung mit der Literatur dem
Leben ebenbürtig?
Nicht einmal (das Trockenlegen des Sees von) Kamarina zöge ein so grosses
Unheil nach sich wie die Zerstörung eines heiligen Mannes Grab. Denn einst riss
ein ruchloser Mann meinen Grabhügel nieder, den mir die Einwohner von Akra-
gas in Verehrung von Zeus, dem Gott der Gastfreundschaft, ausserhalb der Stadt
aufgeschüttet hatten; vielleicht hast Du <bereits> von ihm gehört, dem Phönizier,
52 Testimonia
2.4. Miscellanea
2.4.1. Loci, homines 84
Pisa
T 52 (PMG 589)
HIM. Or. 39,1 (p. 159, 2-4 Colonna) 'HA.dot TW't'E Tflc; Lq.troviöou A.oQac; A.a-
ßof.LEVOt, Ö't'E S1tt -rl)v lltcrav ecmEUÖEV Üf!Vq> XOO'flfjO'at 't'OV Ata, Ö1'JflOO't<;t
cprovlj n)v Atoc; rr6A.t v nQÜ Au)c; ~8Et v exEA.tuov.
Als Simonides sich einst nach Pisa (d.h. Olympia) begab, um Zeus in einem
Hymnos zu ehren, rissen die Eleer seine Lyra an sich und verlangten durch
Staatsbeschluss, dass er die Stadt des Zeus anstelle von Zeus besinge. 85
Aleuaden, Skopaden
T 53 (13 Campb)
(a) THEOC. 16,34-47
1t0AA0t SV 'Avn6xoto 86f.Lotc; xat avax't'oc; 'AA.Eoa
35 UQflalvtl)v Bflfl'tlVOV Sf.LE't'Q~crano nt:vEcr't'at ·
noUot öf; LX07t<lÖatcrtV 8/vauvof.LEVOt 1tO't't craxouc;
flOO'XOt crov XEQaljcrt v SJ.lUX~crav't'o ß6scrcrt ·
flUQta 8' CX!l1tEÖtOV KQavvffivtov evöuiacrxov
rrot~vsc; BXXQt't'a flfj/va cptA.ol;dvotcrt KQt:ffivömc;·
40 aA,A,' OU crcptv 't'roV ~Öoc;, S7tEt y/vuxov SSEXEVCOO'aV
9Uf.LOV f;c; Et:>Qdav crxsöiav O''t'UYVOtO YEQOV't'oc;·
Uf!VaO''t'Ot öf; 't'U nolvlva xat olvßta "rfjva At1t0V't'Ec;
82 Dieser phönizische General ist vielleicht mit dem katthager Hannibal zu identifizie-
ren, der Ende des 5. Jahrhundetts Akragas belagerte und dabei die Nekropole vor den
Stadtmauern verwüstete. Er fiel später der Pest zum Opfer, was als göttlicher Rache-
akt angesehen wurde. Vgl. zum Ganzen Livrea, ZPE 156 (2006) 53-57.
83 Vgl. die Paraphrase bei Ael. fr. 66,1-20 Domingo-Foraste (= Suid. cr 441). Tzetzes
(Chi!. 1,637) sagt lakonisch: ou-.o~ 6 :Etj.trovti>T]~ j.lBV ev :EtxEA-t<t 8v~crxEt.
84 Begegnungen mit berühmten Zeitgenossen werden oft mit Apophthegmata kombi-
niert, vgl. T 93. 104-105.
85 Himerios spielt offenbar auf ein Epinikion an; vgl. Simon. F 23(b ).
T 51-T 54 53
86 Vgl. F 246.
54 Testimonia
Hieran
T55(17Campb)
PL. Ep. 2,311 a otov xat rr:EQt 'IEQrovoc; ÖTav otaA.eyrovTat av9Qrorr:ot xat
Ilaucravtou -ro\3 AaXEOat~-tOVtOU, xatQOUO't T~V Lt~-tCOVtOOU O'UVOUO'tav rr:aQa-
cpEQOVTEc;, Ö TE 8rr:Qa~EV xat ct7tEV 1tQOc; au-rouc;.
Wenn die Leute zum Beispiel von Hieron oder dem Spartaner Pausanias han-
deln, gefällt es ihnen anzuführen, dass Simonides mit ihnen verkehrte, und was
er tat und zu ihnen sagte. 89
T 56 (18 Campb)
PAUS. 1,2,3 (1, 4 Rocha-Pereira) cruvfjcrav of: &Qa xat TOTE -rote; ßacrtÄEUO't
notTJ't'at xal. 7tQOTEQOV sn xat lloA.uxQchEt Ia~-tou 't'UQavvo\3vn 'A vaxQErov
naQfjv xat Be; LuQaxm)crac; 7tQoc; 'Ii>Qrova Aicrx6A.oc; xat It~-trovtöTJc; 8crTa-
ÄTJcrav.
Zu jener Zeit noch hielten sich nämlich Dichter an Königshöfen auf, und früher
schon lebte Anakreon bei Polykrates, dem Tyrannen von Samos, und Aischylos
sowie Simonides reisten nach Syrakus zu Hieron.
T 57 (15 Campb)
VITA AESCHYLI 8 (TrGF 3, 33-34) (mfjQEV oe roc; 'IEQrova, xa't'a nvac; ~-tf:v uno
'A9TJVatrov XaTa0'7tOUOacredc; xat TJO'O'TJ9etc; VECJl ovn LocpoxA.E't, xa't'a of:
87 Die Übersetzung >oft< (siehe Molyneux, Simonides 45-46) würde voraussetzen, dass
Herodot mehrere Siegeslieder kennt, doch siehe die nächste Anmerkung.
88 Beziehungen zu Euböa und insbesondere zu Eretria sind für Simonides in der Gat-
tung der Threnoi bezeugt (F 248). Es gibt also keinen Gtund, hinter dem Namen
Eualkidas anstelle des eubüischen Feldherrn den eleischen Faustkämpfer (Paus.
6,16,6) zu erkennen, der in Olympia bei den Knaben gewann (siehe Molyneux, Si-
monides 45). Mit dem Tod von Eualkidas während des ionischen Aufstands im Jahre
498 v. Chr. liegt der terminus ante quem fiir ein Siegeslied vor. Herodot könnte sich
aber genau so gut auf eine Grabinschrift beziehen, was sich besser mit seiner sehr
vage gehaltenen Bezeugung zu vertragen scheint.
89 Vgl. auch T 105-106.
T 54-T60 55
f:viou<; f:v -r(j) Ei<; -rou<; f:v MaQa9iilvt n:9vrrx6-ra<; E:A.eydcp itcro"J19st<; :Eq.tro-
vtÖ1J.
Er verliess Athen und ging zu I-Iieron, den einen zufolge, weil er von den Athe-
nern nach einer Niederlage gegen den jungen Sophokles verspottet wurde, nach
anderen, weil er mit seiner Elegie auf die Gefallenen in der Schlacht bei Mara-
thon Simonides unterlag.
T58
AEL. VH 4,15 (p. 69, 2-5 Dilts) QO>cr9et<; o?iv 'IeQO>V cruvfjv :Eq.trovtÖ1J -r(j) Kstcp
xat ITtvMQcp -r(j) 81'Jßal.cp xat BaxxuA.tÖ1J -r(j) 'IouA.t{j-r1J. o öf: reA.rov äv9QOJ7ta<;
ÖflOUO"O<;.
In seiner Blütezeit umgab sich Hieron mit dem Keer Simonides, dem Thebaner
Pindar und Bakchylides aus Iulis. Gelon hingegen war ein ungebildeter Mensch.
T 59 (PMG 580)
HIM. Or. 31 cod. Ne (p. 135, 5-7 Colonna, cf. H. Schenkt, Hermes 46 [1911]
423-24, fr. 51-52 et Wilamowitz, SuS 153 2) E:nd xal. LtflO>VtÖ1'j<; o K<e>to<;
(Schenk!) 'leQO>V<O<;> 7tBfl7tOV<'rü<;> (scripsi: 'leQO>V 7tBfl7tO>V cod.; 'IEQO>V<a> Wi-
lamowitz, prob. Colonna) E:x :EtxeA.ta<; anaA.A.ayd<; (Schenkt: an' äA.A.ll<; yfj<;
cod.; E:n' äA.A.1'j<; yfj<; Wilamowitz, prob. Colonna) ~n-re-ro flEV MQa<;, ~n-re't"o
öf: MxQUO fl<B>tl;a<; (Wilamowitz) -rot<; XQOUflOcrtv·
(Abschiedsgedicht für Ampelios) Denn auch Simonides aus Keos griff zur Lyra,
als er, von Hieron in die Heimat zurückgesandt, 90 sich von Sizilien entfernte,
griff <nach ihn und mengte der Melodie Tränen bei-9 1
T60
o
(a) AEL. VH 12,25 (p. 137, 23-24 Dilts) xat 'IeQO>V öf: ~E:tVOflEVOU<; LtflO>Vt-
öou 't"OU Kdou aneA.oucre.
(b) SYN. Ep. 51 (p. 69-70 Garzya/Roques) nA.dro xaA.a -rfj<; :Etflrovl.öou cruv-
oucrl.o<; 'leQOlV aneA.aucrev ll LtflO>VtÖ1'j<; 'leQO>Vü<;. [... ] aA.M -rou-ro flEV cru
90 Vgl. e.g. Hom. Od. 7,226-7 oi. o' CXQa 7t0V"t"C:<; en~vc:ov f]o' exeA.c:uov I 1tC:!-11tE1!BVUt
"t"ov ~c:tvov.
91 Wilamowitz, SuS 153 2 meint, Verse erkennen zu können: en' äA.A.T}<; [yTj<;] t]n"L"c:"t"o
1-!EV A.uQa<;, tjn"L"c:"t"o öf: MxQua !!<C:>t~a<; "t"Ot<; XQOU!!acrtv (Simon. [61] D.) Doch
dürfte erstens die Begebenheit von Himerios erfunden sein (siehe Christ, Simonides-
studien 56) und zweitens Wilamowitz' Heilungsversuch der korrupten Stelle in eine
falsche Richtung zielen (Simonides als Subjekt zu 7tE!l-1tOOV: Er soll Hieran anlässlich
einer Reise begleitet und dabei Tränen vergossen haben?). Spekulationen über einen
möglichen 1tQ01tC:!-11t't'LXOV Ü!!VOV (Molyneux, Simonides 231) führen ebenfalls zu
keinen probaten Resultaten.
56 Testimonia
T 61 (19 Campb)
(a) SCHOL. PIND. 01. 2,29c (1, 68, 1-12 Drachmann) 6 E>~QOOV 8uya-r8Qa f:au-
-rou s~eoooxe 1tQO<; )'UJ.l.OV lloA.u~~Aql 't"ql aoeA.cp(j) 'IeQOOVO<;, Öc; 1t8J.Lcp9etc; U1t0
'18Qoovoc; rtoA.eJ.Lfjcrat -rote; 1t8Qtot'XOt<; :EtxeA.tcÜ't"at<; ßaQßUQOt<;, ertaucre -rov
1tOA8J.l.OV XO>Qt<; -rfjc; 't"OU 'leQOOVO<; )'VcOJ..LT]<;, xat ota 't"OU't"O SV ucpOQU<J8t ~V.
E>Qacruoal.ou OS 't"OU E>~QOOVO<; uiou 1tetcrav-roc; 't"OV DoM~ T]AOV sm98cr9at 't"ql
'leQO>Vt, U1ttOXVOUJ.l.BVOU athou 't"ot<; 1tQU)'J.Lacrt cruvav-rtA.~t!Jecr9at, )'VOU<; 6
'18Qoov B'XQtvev atQ~cretv -r~v 'AxQayav-ra xat E>~Qrova xat E>Qacruodtov.
J.l.8AAOV't"OOV OS 't"COV cpl.A.rov [... ] B1t8J.LtV8 LtJ.!O>VtOT]<; 6 AUQt'XO<; 1tQO<; au-rov OUJ..t-
ßouA.euoov, S'X't"aQa~at J.LaA.A.ov ßoUAOJ.l.8VO<; 't"ql J.l.T]VU8tV 't"~V J.LeA.A.oucrav au-rrov
1tQOOocriav ecrecr9at xat -rouc; 1tQOOtoov-rac;.
(b) SCHOL. PIND. Ol. 2,29d (1, 68, 23-69, 20 Drachmann) 6 os ~touJ..toc; -ro
&xQtßecr-reQOV -rfjc; icr-roQtac; h-rt9e-rat, J.LUQ't"UQa TtJ.Latov (FGrHist 566 F
93b) -rov cruv-ra~av-ra -ra rteQt -rfjc; :EtxeA.l.ac; rtQocpeQ6J.Levoc;. 11 os imoQia
o\5-rooc; exet · [... ] xat o\5-roo -rov E>~QO>Va, urteQayavax~crav-ra 9uya-rQoc; ÜJ.La
xat yaJ.LßQOU, <JUQQfj~at 1tQO<; 'IeQO>Va rt6A.eJ.LOV rtaQa r8A.cr 't"ql :EtxeA.tOO't"t'Xql
1tO't"aJ.Lcp, [... ] J.l.~ )'8 J.!~V eic; ßA.clßTJV, J.!T]OS eic; -reA.oc; 1tQOXOOQfjcrat -rov rt6A.e-
J.!OV' cpacrt )'UQ -r6-re :EtJ.!O>VtOT]V -rov A.UQt'XOV 1t8Qt-rux6v-ra otaA.ucrat -rote;
ßacrtA8Ucrt 't"~V BX9QaV.
(a) Theron verheiratete seine Tochter mit Polyzelos, dem Bruder Hierons, der
von diesem ausgeschickt worden war, um gegen die fremden Periöken Siziliens
Krieg zu führen, den Krieg aber gegen den Willen Hierons einstellte, was V er-
dacht auf ihn lenkte. Als Thrasydaios, Therons Sohn, den Polyzelos überzeugte,
Hieron anzugreifen, indem er ihm versprach, in dieser Angelegenheit behilflich
zu sein, erfuhr dies Hieron und beschloss, Akragas ein- und Theron sowie Thra-
sydeios gefangenzunehmen. Auf Betreiben der Freunde [ ... ] schickte Simonides
der Lyriker ihm eine Nachricht mit Ratschlägen, worauf er es vorzog, jene zu
T60-T63 57
verwirren, indem er ihren geplanten Verrat kundtat und die Verräter namentlich
nannte.
(b) Didymos führt eine gerrauere Version des Vorfalls an, mit Berufung auf
Timaios, der die Geschichte Siziliens verfasste. Sie lautet folgendermassen: [ ... ]
Und so nahm Theron, stark verärgert über seine Tochter und seinen Schwieger-
sohn, den Kampf gegen Hieran beim sizilischen Fluss Gela auf. [ ... ] Doch es
führte zu keinem Schaden, der Krieg entwickelte sich nicht wie vorgesehen. Der
Lyriker Simonides soll nämlich damals dazugestessen sein und die Feindschaft
der Könige beigelegt haben.
Megistias
T62
HDT. 7,228,4 lmtyQalll.taat j.lSV v_uv xat a-n1A.1Jat, el;ro ~ -ro -ro\3 11avno~ bü-
yQaj.lj.la, 'Awpnm)ov8~ dat acpsa~ oi emxoaj.lljaav-rs~· -ro os -ro\3 ~tavno~
Msyta-rtsro Ltj.lOlVtOTj~ 6 AcOl1tQS7t60~ EO"'rt xa-ra SctVtYJV 6 emyQalj.>a~.
Mit Inschriften und Grabstelen, mit Ausnahme der Inschrift für den Seher, haben
die Amphiktyonen <die Gefallenen in den Thermopylem geehrt. Jene für den
Seher Megistias hat Simonides, der Sohn des Leoprepes, aus Freundschaft ver-
fasst.
Peisistratiden
T 63 (10 Campb)
ARIST. Ath. pol. 18,1-2 (p. 15-16 Chambers) ~aav os x6Qtot j.lf.:v -rrov rtQay-
ll<hrov ota -ra asuoj.la-ra xat ota -ra~ T]A.txta~ ''lnnaQxo~ xat 'Inn1a~, rtQea-
ß6-rc:Qo~ os rov 6 'Innta~ xat Ti;i <puast noA.t nxo~ xat Ell<pQrov enea-ra-rat
Tll~ ÜQXf\~. 6 08 "lnnaQxo~ natouooYJ~ xat EQronxo~ xal. <ptAOj.louao~ ~v (xat
-rou~ rtt>Qt 'Ava'XQBOV'ra xat Ltj.lOlVtOYJV xat -rou~ äA.A.ou~ rtOtYJ-ra~ oi'i-ro~ ~v 6
j.lE'ra7tEj.l7t0j.lCVO~). e8naA.o~ OS vcro't"EQO~ 7t0AU xat -rcp ßtcp 9QaO"U~ xat
UßQtO"'rlJ~, a<p' oö xat O"UVSßTJ 'r~V UQX~V au-rot~ ysv8a9at nav-rrov -rrov xa-
'XOOV.
Es regierten aufgrund ihres Ranges und ihres Alters Hipparchos und Hippias; da
Hippias nicht nur der ältere war, sondern die politische Begabung in seinem We-
sen lag, übernahm er die Vorherrschaft über das Reich. Hipparchos liebte das
Spiel und war der Liebe und der Dichtung nicht abgeneigt (er war dafür be-
sorgt, dass Anakreon, Simonides und die anderen Dichter an den Hof kamen), 92
92 Vgl. T 77.
58 Testimonia
Thessalos war viel jünger, furchtlos im Leben und überheblich; von ihm gingen
schliesslich all die Übel aus, die sie trafen.
Themistokles
Cf. F 325; T 80(b), T 104; vgl. auch T 69(b).
Lasos
T65
AR. V. 1410-1411
ci>I. Ai'icr6<; no-r' av-rsötöaaxs x.at LtJ.lCOVtÖfJ<;'
8nst9' 6 Ai'icro<; clnsv· '6A.iyov J.lot J.I.EÄst.'
SCHOL. AR. Vesp. 1411a (II, 1, 222 Koster) 6 Ai y o v J.l o t J.l 8 Äst' av-rt
TOU 'ouöEv J.lOl J.lEÄSt -rou LlJ.I.COVtÖOU'.
(Ar.) Lasos und Simonides übten einst gegnerische Chöre ein. Darauf sagte
Lasos: »Es liegt mir wenig daran.«
(Schol.) Es liegt mir wenig daran: Anstatt >Ich kümmere mich nicht um
Simonides<. 95
Pindar96
T 66 (20 Campb)
PI. 0. 2,86-88
.... crocpo<; 6 noA.A.a eiom<; cpuf7.
~ae6v-re<; öE: A.aßQot
nayyA.rocrcrl.~ x6QaXe<; Öl<; axQav-ra yaQue-rov
Lho<; nQÜ<; ÖQvtx,a eet:ov·
(a) SCHOL. PIND. Ol. 2,157a (1, 99, 7-10 Drachmann) x 6 Qa x e <;' [ ... ] aivl.-r-
-re-rm BaxxuA.tÖl]V xat Lt~rovtÖl]V, eau-rov A.eyrov ae-rov, XOQUXa<; öf: -rou<;
avn -rexvou<;.
(b) SCHOL. PIND. 0!. 2,158b (1, 99, 16-18 Drachmann) -ro [öe] yaQue-rov
xaxro<;· o68E: yaQ f:nt ouixou ßouA.e-rat Tj M~t<;, o68E: tmf:Q ouo xoQaxrov, aA.A.'
tmf:Q noA.A.rov.
(c) SCHOL. PIND. Ol. 2,158d (1, 99, 21-23 Drachmann) ei oe nro<; Ei<; Baxxu-
ALOYJV xo:t Lt~rovtöl]v aivl.ne-rm, xaA.ro<; aQa f:~etA.l]n-rm -ro yaQue-rov
öutxro<;.
(Pi.) Weise ist, wer vieles von Natur aus weiss; die Unverständigen mögen in
ihrer wilden Geschwätzigkeit wie Krähen(paare) Unwahres krächzen gegen den
göttlichen Vogel des Zeus.
(a) Krähen: [ ... ] Er spielt auf Bakchylides und Simonides an, sich selbst als
Adler bezeichnend, seine Widersacher aber als Krähen.
(b) Die Form yaQue-rov ist falsch. Es wird nämlich kein Dual verlangt, da nicht
von zwei Krähen, sondern von vielen gesprochen wird.
(c) Sollte hier auf Bakchylides und Simonides angespielt werden, so ist die
Dualform yaQUE-rov gut gewählt. 97
T 67 (45 Campb)
PI. N. 4,33-38
..-a J.LCX'XQa o· s~evenet v f:Q6xet J.LE ..-d)J.Loc;
cllQat ...-· ErtEtYOJ.LEVat·
[... ] äv...-1 't"Et v' f:mßouA-tmc;· CH:poÖQa ÖÜ~OJ.LEV
oairov tmEQ"rEQOt f:v cpaet xa..-aßatvetv·
SCHOL. PIND. Nem. 4,60b (3, 75, 2-3 Drachmann)
öoxd öe ..-a\ha ..-dvetv Eie; LtJ.Lrovtöllv, f:nd f:xdvoc; 7taQexßacrecrt XQf\cr8at
e'troee.
(Pi.) Weiter auszuholen verwehrt mir die Regel, die Zeit drängt. [ ... ] Widersetze
dich den hinterlistigen Anschlägen. Entschieden werden wir uns als den Feinden
überlegen zeigen und in vollem Lichte hinschreiten.
(Schol.) Es scheint dies auf Simonides abzuzielen, weil jener gewöhnlich zu Di-
gressionen schreitet. 98
T68
(a) PI. I. 2,6
a Motcra yaQ ou cptAO'XEQÖ~<; nro ..-6-r' Tjv ouö' EQyanc;·
SCHOL. PIND. Is. 2,9b (3, 214, 16-17 Drachmann) A-8yot 8' av 1tQO<; Lt).LrovtÖllV
..-alha, mc; cptAUQYUQOV OtaO'OQOOV 't"OV QVOQCX.
(b) PI. I. 2,9-10
vüv o' f:cpi11n <..-o> noQyeiou cpuA-a~m 1Qf\J.L' x..-A-.
SCHOL. PIND. Is. 2,15a (3, 215,7-8 Drachmann) ..-dvet öf: xat -ra\5..-a dc; ..-ov
Lt).LOOVt011V.
(a) (Pi.) Denn damals war die Muse weder aufGewinn aus noch eine Dirne.
(Schol.) <Pindan sagt dies wohl gegen Simonides, den er als habgierigen Mann
verhöhnt. 99
(b) (Pi.) Nun verlangt sie, des Argivers Spruch zu beachten.
(Schol.) Auch dies zielt auf Simonides ab.
E>c:6rro~-trroc; (FGrHist 115 F 267) am Anfang dieser ganzen Diskussion. Bei Pindar
selbst scheint poetologischer Gebrauch des Bildes vorzuliegen, siehe Nünlist, Bil-
dersprache 57-58. Ebenfalls keine Kritik an Rivalen ist im Fall von Pi. Pae. 4,21-24
(fr. 52d) zu verzeichnen, siehe A. C. Cassio, ASNP 2 (1972) 469-71. Zur Problema-
tik der 'historisierenden' Interpretation solcher Stellen, siehe zuletzt Schmitz, Pindar
in der franz. Revolution 47-49.
98 Siehe Lefkowitz, Lives 55; id., First-Person Fictions 97-98.
99 Vgl. T 74(b).
T67 -T70 61
Timokreon
T 69 (16 Campb)
(a) ARIST. fr. 75 3Rose (= D.L. 2,46) xae& cpl']atv 'AQta't'O't"BAl'J~ sv 't"Qt't'q:J
1t8Qt 1t0tl']'t"t'Xfj~. ecptA.ovsixst ... LtJ.HOVt01J TtJ.LO'XQSCOV.
(b) SUID. T 625 (4, 558, 5-9 Adler) TtJ.LOXQBCOV, 'P6oto~, xroJ.Lt'Xo~ xat au-ro~
-rfj~ aQxaia~ xroJ.Lcpoia~. otscpf:Qs-ro os rtQÜ~ :EtJ.Lrovtol']v -rov -riOv J.LE/o..rov
1t0tl']'t"~V xat 88J.LtG'rüXA.8a 't"OV 'Mll']VatOV, d~ öv 8~6cpavs ~>6yov ot' BJ.LJ.LE-
A.ou~ -rtvo~ not~J.La-ro~. 8yQa\)>s os xroJ.Lcpoiav st~ -rs -rov mhov 8sJ.Lta't'ox/o..8a
xat d~ LtJ..lCOVtOl']V 't"OV J..l8A01tot6v, xat a/o../o..a,
(a) Aristoteles sagt im dritten Buch seiner Poetik, dass sich Timokreon mit
Simonides zankte.
(b) Timokreon von Rhodos, auch er ein Dichter der Alten Komödie. Er stritt sich
mit Simonides, dem Lyriker, und mit dem Athener Themistokles, gegen den er
ein Schimpfgedicht verfasste. Er schrieb auch eine Komödie gegen denselben
Themistokles und gegen den Lyriker Simonides, und andere Werke mehr. 100
2.43. Fades
T 70 (27 Campb)
PLU. Them. 5,7 (1, 1, 163, 13-16 Z.) (praecedit T 104) miA.tv 08 rtO't'E 't'OV
:EtJ..LOlVtOTJV smaxron't'rov 8/o..Eys vouv oux 8xstv, KoQtV8toD~ J..lSV A.otÖOQOUV't'a
J.LEyaA.YJV oixouV't'a~ n6A.tv, at'nou ös noto6J.Lsvov dx6va~ oihro~ ov-ro~ aia-
XQOU ~V ot!Jw.
Ein andermal machte <Themistokles> sich über Simonides lustig und sagte, es
ergebe keinen Sinn, die Korinther, die in einer grossen Stadt wohnten, zu
schmähen, von sich selbst aber Abbilder fertigen zu lassen, wo er doch ein so
hässliches Gesicht habe. 10 1
100 Molyneux, Simonides l 08-10 versucht, diese Angaben für die Chronologie von
Simonides zu nutzen.
101 Im Zeuxippos-Gymnasium von Konstantinopel soll sich ein Bildnis des Simonides
befunden haben, vgl. AP 2,44-49. Bisher konnte jedoch weder eine Büste noch ein
Standbild von ihm gefunden werden, siehe G. Richter, Portraits of the Greeks I,
London, 1965, 73.
62 Testimonia
2.4.4. Sapientia
T 71 (PMG 645)
ARIST. Ph. 4,13,222b16-19 sv oE -r(j) XQOVql m1v-ra yi:yv8Tat xat cp8dQ8Tat·
oto xat oi J..lEV crocpcl>Ta-rov eM:yov, 6 OE nueayOQ8to<; llaQCOV UJ..la8scrTaTOV,
ÖTt xat f:mA.ave&vovTat f:v TOUTcp, A.eyrov ÜQ80T8QOV.
Ad haec (a) SIMP. in Ph. 222b, (Heiberg, CAG 9,741, 1-3. 754, 7-17) 6 oE kt-
J..lCOVtoY]c; TO crocpcOTaTOV T(j) XQOVql 1t8Qtfj$8' TOUTql YelQ EcpY] nav-rac; m)-
QtcrX8tV xat J..tav8av8tV. <llUQCOV OE 6 nueayOQ8to<; UJ..la8scrTaTOV, Ön
f:mA.av8avov-rat ono XQÜvou.> El:JY]voc; (9a W. 2) oE f;~ af.Lcpo1v 7t87tOtl'JX8 To
'crocpcl>TaT6v Tot xaf.La8ecrTa-rov XQÜvov' [... ] ktf.Lrovtol']c; J..lEV YelQ crocpcÜTaTov,
Ön ytvovTat E1ttO"TTJf.LOV8<; 07t0 XQOVOU' llaQCOV oE 6 I1u8ay6Q8to<; aJ..ta-
SecrTaTOV, Ön f:mA.ave&vov-rat ono XQÜvou. oÖToc; oE eotX8V dvat, ot'.> xat
EÜOY]f.LO<; aVCOVUJ..lCO<; Ef.LVTJcr8Y], A.Byrov SV '0A.Uf.L7tt~ ktf.LCOVLOOU TOV XQOVOV
E7tatvoi3VTO<; roc; crocpchaTOV, dn8Q EV au-r(j) ai f.Lae{]cr8t<; yivov-rat xat ai
avaf.LVTJ0"8t<;, 7taQOVTa TtVel TOOV crocpiOv dndv· Tt OB, il) ktJ..lCOVtOl'], oux E1tt-
A.av8avÜf.L88a jlBVTot f:v T(j) XQ6vcp; xat f.LTJ7tOT8 xat naQel 'AQtcHOTSA.8t f:v -r(j)
'6 OE nueayOQ8to<; nAPQN' TO nAPQN ol:Jx dvat OVOf.La XUQLOV aA.A.el f.l8T-
ox{Jv· naQ6vTa yaQ -rov nueay6Q8tov T(j) ktf.LrovtolJ A.Byovn, ön crocproTa-roc;
6 XQÜvoc;, dndv <pl']crtv, Ön af.La8scrTa-rov. ooxd oov oÖTo<; A.Sy8tV ÜQ86-
T8QOV.
(b) THEM. in Ph. 222b (Schenkel, CAG 5, 2, 158, 25-159, 2) S7t8to~ OE f:v -r(j)
XQOVcp m1vTa xat Tel ytVOJ..l8Va ytv8Tat xat Tel cp88tQOJ..l8Va cp8dQ8Tat,
dx6-rcoc; oi f.LEV crocproTa-rov, oi oE af.La8ecrTaTov A.eyoucrtv dvat Tov xQ6vov·
kLJ..lCOVtOl']<; f.LEV YelQ cro<proTaTOV, Ön ytVOVTat E1ttGTTJf.LOV8<; 07t0 XQOVOU, na-
QCOV oE af.La8ecr-raTov, Ön xat f:mA.ave&vovTat ono XQ6vou, noA.u A.eyrov
oÖTo<; ÜQ80T8QOV.
(c) PHLP. in Ph. 222b (Vitelli, CAG 17,767,5-12) Ö1t8Q ~oll dn8V f:v -rote;
Bf.l1tQOG88V, TOUTO vi3v f.LaA.A.ov Ot1']Q9QCOJ..lSVCO<; My8t, nooc; m1v-ra A.ey8Tat 07t0
Toi3 xQ6vou cp9dQ8cr9at. xat icrTOQ8t Ön TiOv naA.atiOv oi f.LEV cro<proTaTov
f:xaA.ouv TOV XQOVOV, llaQCOV oe, QJY]O"tV, 6 nueayOQ8to<; 6Q90T8QOV 7t8Qt
mhoi3 ano<patVOf.L8VO<; Uf.La9scrTaTOV BAf:Y8V dvat TOV XQOVOV, ot6n A.{JSY]c;
Y8VV1']TLXO<; 6 XQOVO<;.
In der Zeit entsteht und vergeht alles. Deshalb nannten sie die einen sehr weise,
der Pythagoreer Paron 102 aber höchst unwissend, weil man in ihr auch vergisst;
dies ist treffender gesagt.
(a) Simonides bezeichnete die Zeit als das Weiseste, weil·man in ihr alles finde
102 Dieser Paron ist ansonsten unbekannt. Es könnte sich deshalb trotz der Vehemenz,
mit der sich Simplicius im zweiten Teil des Zitats dagegen stellt, ursprünglich um die
Wendung 7taQWV oB rrueay6QELO~ »ein Pythagoreer, der zugegen war« handeln.
T71-T72 63
und lerne. Der Pythagoreer Paron hingegen <bezeichnet sie als> völlig unwis-
send, weil man infolge der Zeit vergesse. Euenos wiederum vereint beide
Aspekte in einem Vers: »die klügste und unwissendste Zeit.« [ ... ] Simonides
nennt die Zeit die weiseste, weil man durch sie Kenntnisse erlange, der Pytha-
goreer Paron hingegen die unwissendste, weil man durch die Zeit vergesse.
Dieser scheint es auch zu sein, von dem Eudemos folgendes erzählt: Als
Simonides in Olympia die Zeit als höchst weise pries, weil man in ihr die
Erkenntnisse gewinne und die Erinnerungen, habe ein anwesender Dichter (?)
gefragt: »Wie denn, Simonides, vergisst man nicht auch in der Zeit?« Niemals
aber soll man behaupten, dass auch bei Aristoteles in den Worten 88 o
TiuElay6Qstoc; TiaQrov das Wort TiaQrov kein Substantiv sei, sondern ein Partizip.
Denn der Pythagoreer war zugegen, als Simonides sagte, die Zeit sei die
weiseste, und erwiderte, sie sei etw~s völlig Unwissendes. Lezterer scheint daher
etwas Treffenderes zu sagen.
(b) Weil ja in der Zeit alles Entstehende entsteht und alles Vergehende vergeht,
behaupten zurecht die einen, die Zeit sei die klügste, die anderen, sie sei die
unwissendste. Simonides nennt sie die weiseste, weil man durch die Zeit
Kenntnisse erlange, Paron hingegen die unwissendste, weil man durch die Zeit
vergesse, womit letzterer etwas Treffenderes sagt.
(c) Was Aristoteles schon vorher sagte, dies wiederholt er nun viel gegliederter.
Er erzählt, wie alles durch die Zeit vergeht. Und er erzählt, dass von den Alten
die einen die Zeit höchst weise genannt hätten, der Pythagoreer Paron aber tref-
fender in Bezug auf sie dargelegt habe, die Zeit sei höchst unwissend, weil die
Zeit das Vergessen bewirke. 103
T 72 (PMG 646)
THEON Prog. 33 (Patillon, p. 29 = 2, 105, 6-11 Spengel) EX 88 -rou t)>su8ouc;,
o
Ön ll~ ail:rtOroc; Birov eA.eys· 't"~V cptA.aQYUQtav llll't"QOTtOA.tv EtVat <Ttclcr1']c;>
(ex Armen. add. Patillon) 't'fjc; xaxiac;, !liiA.A.ov YUQ acpQO<JUV1'] Ecr't"tV' EX 88
-rou acru11cp6Qou, ön ßA.aßsQroc; naQat v81 I:twovt81']c; nat,Et v Ev -rqi ßtcp xal.
1t8Qt ll1']88v anA.roc; crnouM,st V'
Von der Lüge: Bions Ausspruch, die Habgier sei der Hauptgrund aller Schlech-
tigkeit, trifft nicht die Wahrheit, denn es handelt sich eher um Torheit. Vom
Unpassenden: Es gereicht zum Schaden, wenn Simonides dazu ermuntert, sich
im Leben zu vergnügen und einfach nichts ernst zu nehmen. 104
103 Sprüche ähnlichen Inhalts werden Thales, Periandros und Euryphon (vgl. Stob.
1,8,14 und 1,8,40a) zugewiesen: Es ist hier also höchstwahrscheinlich von Simonides
dem Weisen auszugehen (siehe Christ, Simonidesstudien 58-59). Zum Begriff der
Zeit bei Simonides, siehe Pontani, C&M 52 (2001) 11-14.
104 Es handelt sich um Sentenzen, womit zweifellos Simonides der Weise gemeint ist.
Vielleicht reflektiert der Aussptuch einen Vers aus einem Gedicht von Simonides,
64 Testimonia
T 73 (PMG 641)
MYTHOGRAPH. VAT. 3,6,27 (190, 21-31 Bode) praeterea a Stoicis animam
aeque cum corpore durare asserentibus alii dissenserunt dicentes animas cum
corporibus non perire, sed corporibus quidem delectari et cum ipsis, quamdiu
inde superest aliquid, immorari; ideoque cadavera aromatibus condiri, quatenus
multo tempore durantia animae suam non subtrahunt delectationem. neque enim
verum est animam deserere corpus, quum potius corpus animam deserat. hinc et
Simonides poeta et Statius itidem in octavo Thebaidos (739-40) 'odi artus
fragilemque hunc corporis usum, I desertorem animi' ( cf. schol. Stat. Theb.
8,736 odi enim corpus, quod spiritum virorum fortium pugnantium deserit).
Ausserdem widersprachen andere den Stoikern, die versicherten, die Seele lebe
nur so lange wie der Körper, und sagten, die Seele ende nicht mit dem Tod der
Körper, sondern finde Gefallen an ihnen und verweile so lange darin, wie etwas
davon übrig sei. Deshalb würden die Leichname mit aromatischen Pflanzen
einbalsamiert, damit sie lange Zeit überdauerten und der Seele ihren Genuss
nicht entzögen. Denn es ist nicht richtig, dass die Seele den Körper verlässt,
vielmehr verlässt der Körper die Seele. Daher sagten auch der Dichter Simo-
nides und Statius geradeso im achten Buch seiner Thebais: »Ich verschmähe die
Gelenke und die Nutzung dieses vergänglichen Körpers, der die Seele ver-
lässt.«1os
ohne dass es uns aber möglich wäre, zu dessen Wortlaut vorzudringen (siehe Christ,
Simonidesstudien 60).
105 Der Verfasser des dritten Traktats war aller Wahrscheinlichkeit nach ein gewisser
Albericus von London, der im 12. Jh. lebte, falls es sich nicht einfach um ein Pseu-
donym von Alexander Neckam handelt (siehe N. Zorzetti, Le premier mythographe
du Vatican, Paris 1995, pp. X-XI). Er verzichtet nicht nur auf die Anführung der Si-
monidesstelle, sondern er scheint sich auch zu irren. Wie der Vergleich mit F 19,2
~mxav anonveoov (sei/. Archemoros) nämlich zeigt, vertritt Simonides im Gegenteil
die konventionelle Auffassung: Beim Tod wird die Seele ausgehaucht. Diese ist es,
die den Körper verlässt (siehe dazu Darcus, Glotta 57, 1979, 34-39).
106 Vgl. F 2. 254; vgl. auch T 94-99; Arist. EN 4,27,ll21a5-7.
T73 -T 74 65
107 ou
Die Worle sind ungenau zitiert; bei Pindar lauten sie: Tj Motcra )'UQ cptA.oxeQÖll<;
nw ro-r' i)v oM' BQY<hL<;'
108 Die Worte scheinen Semonides und nicht Simonides entlehnt zu sein, vgl. schol. (d);
siehe dazu Pellizer, QUCC 38 (1981) 47-51. Zum unerwarteten Vergleich und seiner
Bedeutung in Aristophanes' Komödie, s. Fileni, QUCC 85 (2007) 81-87.
109 Vgl. Tzetz. Chi!. 8,807-8.10,779-82
110 Zum Wortspiel und der ausfUhrliehen Fassung der Anekdote, vgl. T 75.
66 Testimonia
(c) Simonides wurde der Geldsucht bezichtigt. Sophokles soll also aufgrundder
Geldsucht Simonides ähnlich sein. Es wird auch gesagt, er soll sich mittels des
Strategenamtes auf Samos bereichert haben.
(d) Vom Iambiker sagt auch < ... >, dass er knauserig war. Deshalb nennt ihn
Xenophanes einen Geizhals.
(e) Er verhöhnte Sophokles und Simonides als Geizhälse.
T 75 (PMG 623)
(a) SCHOL. (T) HOM. Jl. 24,228 (5, 560, 32-34 Erbse) 'AQtCJ"WQXOc; öf: cp'l']ot
T~V xtßroTOV A.s~tv VEOOTSQOOV dvat• ayvoet BE: Ön xat 1:q..trovtö1']c; xat 'Exa-
nnoc; (FGrHist 1 F 368) f.LSf.LVT]'tat atYd'jc;.
(b) STOB. 3,10,38 (1, 418, 1-5 Hense) Ltf.LOOVtÖ'I']V 1taQaxaA.oi3vToc; nvoc;
eyxrof.LtoV 7Wtfjoat xal. xaQtV e~stv MyovToc;, OQYUQtoV öf: f.L~ ötö6noc;,
'ouo' dnsv oÜToc; '€xro xtßroTo6c;, T~v f.LBV xaQtTrov, T~v öf: OQYllQtou· xat
1tQOc; Tac; XQEtac; T~V f.LBV TWV xaQt TOOV XEV~V et:JQtCJ%00, chav avot~ro, T~V öf:
XQ'I']<Jtf.L'I']V f.LOV'I']V.'
(c) e Stob. hausit GNOM VAT. 513 (p. 189 Sternbach) 6 auToc; (seit. Ltf.LOO-
VtÖ1'Jc;)111 vsavl.oxou nvoc; aUTOV 1taQaxaA.oi3noc; YQOtl>at EYXOOf.LtoV aUTOO,
xaQtV yaQ aUTql B~EtV, 'ö6o f.LOt', dnsv, 'al ßsA't"tCJTE, xtßO:ma U1ttlQX8t" xat
8\.c; f.LBV n) EV Tac; xaQt Tac; anoTtEl8f.Lat, 8\.c; öf: TO BTEQOV OQYUQtOtoV. ÖTav
ouv avoi~ro auTa ßouA.Ow:voc; XQflo8at, TO J.!Bv TOU OQYUQlOU 1tAfjQec; 8UQtCJ-
xro, TO öf: TOOV xaQt TOOV XE%8V00f.LSVOV.'
(d) PLU. Curios. 10 (3, 323, 16-18 P./S.) av yaQ, COCJ1tEQ 6 Ltf.LOOVtÖ'I']c; €A.Eyc;
Tac; xtßroTouc; avol. yrov Öta XQOVOU T~V f.LBV TOOV f.Ltcr8rov aet f.LECJ~V T~V öf:
TWV xaQtTOOV 8UQlCJX8tv XEV~V, oihroc; XTA. ld., de ser. num. vind. 11 (3, 414,
9-11 P./S.) rooneQ yaQ 6 Ltf.Lrovtö'l']c; €A.sys nai~rov T~V To\3 OQYUQtou xtßro-
Tov eUQtCJ%8t U8t 1tA~Q1'], T~V OB TWV XaQtTOOV XEV~V, oÜTroc; ot 1tOVY]QOt XTA.
(e) SCHOL. THEOC. 16, argum. (325, 8-326, 3 Wendel) TOUTO TO 8\.ouA.A.tov
8\.c; 'I8Qrova Tov 'IEQoxA.8ouc; Tov €oxaTov 1:txsA.iac; TUQavvov. [... ] f.LY]öf:v ouv
dA.11 cproc; naQa To\3 'I8Qrovoc; 6 es6xQt Toc; ota To\3To To etö6A.A.wv nsnoi11xs
xat XaQtTac; aUTO un8yQat!Jev, EV iJl xat Ta TOU Ltf.LOOVtOOU Ef.LcpatV8t Xtßro-
na. Asyoum yaQ f:xdvov ßxstv ö6o xtßcima, To f.LBV Trov xaQtTrov, To öf:
TOOV ÖtOOVTOOV. ÖT8 oüv nc; 1tQOc; at'nov 1taQ8YSV8TO xaQtV ahOUf.LEVOc;, 8x8-
A8U8 cpBQ8tV Ta xtßrona xat OEtXVUEtV atha avc;lfl~avTa. EUQlCJXETO oüv TO
f.LBV Trov xaQhrov xc;v6v, TO öf: Trov ötöÜVTrov nA.fjQc;c;· xat oÜTroc; 6 T~v ÖOOQE-
av ai TOUf.LEVoc; OVE%01tTETO.
(a) Aristarch sagt, dass >Kästchen< ein Wort der Jüngeren sei. Er vergisst dabei,
dass auch Simonides und Hekataios (FGrHist I F 368) es erwähnen. 112
(b) Als jemand Simonides aufforderte, ein Preislied zu dichten und ihm dafür
Lohn versprach, das Geld aber nicht bezahlte, da sagte dieser: »Ich besitze zwei
Kästchen, das eine für <die Gedichte, die zu> Dankeslohn <verpflichten>, (Wort-
spiel mit xaQt -res), 113 das andere für Geld. Nun finde ich in Zeiten der Not jenes
mit den Dichtungen leer vor, wenn ich es öffne; das andere allein ist von Nut-
zen.«
(c) Als ihn ein junger Mann bat, ein Preislied für ihn zu schreiben, wofür er ihm
Dank wüsste, antwortete Simonides: »Mein Bester, ich besitze zwei Kästchen.
Ins eine lege ich <die Gedichte, die zu> Dankeslohn <verpflichten>, ins andere das
bis sehen Geld. Wenn ich sie dann öffne und <den Inhalt> benutzen will, finde ich
jenes mit dem Geld voll vor, jenes mit den Gedichten aber leer.«
(d) Sollte nämlich <die Erinnerung an das vorher Bekannte> in gleicher Weise,
wie Simonides erzählte, dass er, ~enn er seine Kästchen nach einer gewissen
Zeit öffne, das eine mit dem verdienten Geld stets voll, das andere mit den
Gedichten, <die zu Dank verpflichten> hingegen leer vorfinde,[ ... ].
Wie nämlich Simonides scherzhaft sagte, er finde das Kästchen mit dem Geld
stets voll vor, jenes mit <den Gedichten, die zu> Dank <verpflichtem hingegen
leer, so[ ... ].
(e) Dieses Eidyllion ist für Hieron, den Sohn von Hierokles und letzten Tyran-
nen von Syrakus verfasst. [ ... ] Da nun Theokrit von Hieron nichts dafür erhielt,
schrieb er dieses Gedicht und betitelte es mit 'Chariten'; er kommt darin auch
auf die Kästchen des Simonides zu sprechen. Jener soll nämlich zwei Kästchen
T 76 (3 Campb)
(a) CALL. fr. 222 (1, 214 Pfeiffer) ou yaQ EQyanv 't'QEcpro / -r~v Moi3crav, ro<; 6
Kc:to<; 'YA.ixoo venoo<;.
(b) SCHOL. PIND. Is. 2,9 (3, 214, 10-17 Drachmann) vi3v, q>Ttcrt, j.ltcr8oi3
crov-ranoocrt 't'OU<; f:mvbwo<;, 1tQCO't'oo ~lj.lCOVtÖoo 1tQO?W't'aQ/;aj.lEVOO. [... ]
AE)'Ol ö' av 1tQO<; ~lj.lCOVtÖTtV -ra\3-ra, m<; cptA.UQ)'OQOV ÖtaO'IJQCOV 't'OV aVÖQa.
(a) Ich ziehe die Muse nicht als eine Dirne auf, wie es der Keer, ein Nachkomme
des Hylichos, machte. 11 4
(b) <Pindan sagt, nunmehr verfassen <die Dichten die Epinikien für Lohn,
nachdem Simonides als erster damit angefangen hat. [ ... ] Dies ist wohl gegen
Simonides gerichtet, den er als habgierigen Mann verhöhnt. 115
T77
(a) [PL.] Hipparch. 228b-c ("lnnaQXO<;) o<; ... f:n' 'AvaxQEov-ra -rov T~tov
7t8V't'll'X.OV't'OQOV cr-rdA.a<; E?<Oj.lt0'8V d<; -r~v n6A.tv, ~tj.lrovtÖTtV öf: -rov Kdov
ad 7t8Qt mhov etX8V, j.leyaA.ot<; j.ltcr8ot<; xat ÖcOQOl<; nd8rov.
(b) AEL. VH 8,2 (93, 11-15 Dilts) ~lj.lCOVtÖTtV öf: -rov Kc:tov Öta crnooöfl<; ayrov
ad 7t8Qt athov sixe (sei!. ''ln7taQXO<;) j.leyaA.ot<; ÖcOQOt<; ro<; -ro dxo<; nd8rov
xal. j.ltcr8ot<;' 'X.at )'ftQ m<; ~V q>lAOXQ~j.la't'o<; 6 ~tj.lCOVtÖTt<; OUÖet<; avncp~0'8t.
(a) Hipparchos schickte nach Anak:reon aus Teos, dem fünfzigjährigen, und liess
ihn in die Stadt bringen; auch Simonides aus Keos hatte er immer um sich dank
guter Bezahlung und Geschenken.
(b) <Hipparchos> setzte alles daran, Simonides den Keer immer am Hof zu haben
und gewann ihn dafür erwartungsgernäss mit reichen Geschenken und Entlöh-
nung. Niemand wird nämlich abstreiten, dass Simonides habsüchtig war.
114 Kallimachos baut offensichtlich auf Pi. I. 2,6 auf (vgl. T 68[a]), worin er eine Attacke
gegen Simonides erkennen will (siehe dazu Fuhrer, Auseinandersetzung mit den
Chorlyrikern, 213-14). Den Ausschlag zu dieser Interpretation könnte F 254 gegeben
haben (siehe dort). Diese Sicht schlug sich in der Folge in den Kommentaren zur
Pindarstelle nieder.
115 Vgl. auch Syn. Ep. 51 (T 60[b]); Tzetz. Chi!. 8,821-29.
T75 -T78 69
116 Vgl. ebenfalls T 8. Gehört gesamthaft der späteren Legende an, siehe Slater, Phoenix
26 (1972) 232-40, Goldmann, Poetica 21 (1989) 43-66 (siehe auch Christ, Sima-
nidesstudien 7 5-78).
117 Hyg. Fab. 277,1 schreibt Simonides die Einführung der Buchstaben QEZ<I> zu, dem
Syrakusaner Epicharm hingegen jene von IT'I'.
118 Vgl. Schal. Dion. Thr. (1, 3, 35. 185 Hilgard). Eine gewisse Skepsis legt Luc. Jud
Voc. 5 an den Tag: xat ö ye rrgiih'o<; i]~1v -rau<; v6JlaU<; -ro6-rou<; 1\ta-rumocra<;, d -re
KaoJlO<; 6 VY]crtcOTr]<; e't -re IlaA.aJllJOl']<; 6 NaurrA.tou, - xat LtJlOlVl01J oe evtot
rrgom1rr-roum -r~v rrgo~{]Setav -ra6-rl']V- ou -rfj -ra~et J,J.6vov x-rA.. Vgl. auch Tzetz.
Chi!. 5,806-30.12,42-51.
70 Testimonia
oder bei den Syrern; sie stimmen darin überein, dass Kadmos sie aus Phönizien
nach Griechenland gebracht habe, sechzehn an der Zahl, denen zur Zeit des
Trojanischen Krieges Palamedes vier (Z, 1, <I>, X) dazuftigte, und danach der
Meliker Simonides noch einmal soviele (\f, 8, Q, 8), die allesamt in unserem
Alphabet weiterwirken.
T79
EPHOR. FGrHist 70 F 2 ~l]ACO't"~~ OS Otll TOOV BUTQartelvrov Myrov TOU'r(J)V sye-
VBTO 0 LTQUTOVL'XO~ I:q.Lrovtöou TOU 'TtOtl]TOU, ro~ cpl]crtv "EcpOQOc; SV 08UTeQq>
llBQt EUQlJf.HlT(J)V.
Mit diesen witzigen Sprüchen eiferte Stratonikos 119 dem Dichter Simonides
nach, wie Ephoros im zweiten Buch Über Erfindungen sagt.
Memoria
T 80 (PMG 510/21 et 25 Campb)
(a) CALL. fr. 64,9-14 (1, 67-68 Pfeiffer) 120
xdcrElaJ~ Kr)iov avöQa -rov ieQ6v, öc; -ra rtBQtcrmx
... xat] J.:lV~J.LTJV rtQOO't"O~ Ö~ scpQacrcl).LTJV,
ouo' U).LJeac;, noMöeuxe~. U7tETQ80"8V, o'i ).l8 ).l8AUL9JQOU
).letvtvONTO~ 'TtL'TtT8t V SXTOc; Eeecr9e XOT8
ÖatTU).lJOV(J)V ano f..LOUVOV, Ö-re KQavvrovwc; LaLa1
roJ~tcrLElJ?LV f..LEYJUAOLU~J otxoc; S'Ttt LLJ]XLOJ'TtUOLaJc;,
(b) CIC. Fin. 2,104 (p. 79 Schiche) primum in nostrane potestate est, quid me-
minerimus? Themistocles quidem, cum ei Simonides an quis alius artem memo-
riae polliceretur, 'oblivionis, ' inquit, 'mallem. nam memini etiam quae nolo,
ob Zivisei non possum quae volo. '
(c) CIC. De orat. 2,86 (p. 253-54 Kumaniecki) 'non sum tanto ego' inquit 'in-
genio quanto Themistocles fuit, ut oblivionis artem quam memoriae malim;
gratiamque habeo Simonidi illi Ceo, quem primum ferunt artem memoriae pro-
tulisse. dicunt enim, cum cenaret Grannone in Thessalia Simonides apud Sco-
pam fortunaturn hominem et nobilem cecinissetque id carmen quod in eum
scripsisset, in quo multa ornandi causa poetarum more in Castorem scripta et
Pollucem fuissent, nimis illum sordide Simonidi dixisse se dimidium eius ei,
quod pactus esset, pro illo carmine daturum; reliquum a suis Tyndaridis quos
aeque Iaudasset peteret si ei videretur. paulo post esse ferunt nuntiatum Sima-
119 Athener Kitharist und Humorist aus der ersten Hälfte des 4. Jh. v. Chr. Siehe dazu P.
Maas, >Stratonikos 2<, RE IV Al (1931) 326,58-327, 51, I.E. Stefanis, Llwvvawxot
rszvhat. ~UttßoA,sc; arl)v rreoaoJ7royeacp[a rofJ '/Jsareov xat rfjc; /lOVatxfjc; rwv
aexafwv 'EA,A,ryvwv, Heraklion, 1988, Nr. 2310,407-09.
120 Vgl. T 51, wo das Epigramm ausgeschrieben ist. Paraphrase bei Ael. fr. 66,1-24
Domingo-Foraste (= Suid. 4, 362, 1-7 Adler).
T78 -T 80 71
nidi ut prodiret, iuvenes stare ad ianuam duo quosdam, qui eum magno apere
evocarent; surrexisse illum, prodisse, vidisse neminem. hoc interim spatio con-
clave i/lud ubi epularetur Scopas concidisse; ea ruina ipsum cum cognatis
oppressum suis interisse: quos cum humare vellent sui neque possent obtritos
internoscere ullo modo, Simonides dicitur ex eo, quod meminisset qua eorum
loco quisque cubuisset, demonstrator unius cuiusque sepeliendi fuisse,· hac tum
re admonitus invenisse fertur ordinem esse maxime qui memoriae Iumen adfer-
ret.'
(d) QUINT. Inst. 11,2,11 artem autem memoriae primus ostendisse dicitur Simo-
nides. cuius vulgata fabula est: cum pugili coronato carmen quale componi vic-
toribus solet mercede pacta scripsisset, abnegatam ei pecuniae partem, quod
more poetis frequentissimo degressus in Iaudes Castoris ac Poilucis exierat.
quapropter partem ab his petere quarum facta celebrasset iubebatur. et persol-
verunt, ut traditum est. nam cum ·esset grande convivium in honorem eiusdem
victoriae atque adhibitus ei cenae Simonides, nuntio est exitus, quod eum duo
iuvenes equis advecti desiderare maiorem in modum dicebantur. et illos quidem
non invenit, fuisse tamen gratos erga se deos exitu comperit. nam vix eo ultra
timen egresso, triclinium illud supra convivas corruit atque ita confudit ut non
ora modo oppressorum sed membra etiam omnia requirentes ad sepulturam
propinqui nulla nota possent discernere. tum Simonides dicitur memor ordinis
qua quisque discubuerat corpora suis reddidisse. est autem magna inter aucto-
res dissensio, Glaucone Carystio an Leocrati an Agatharcho an Scopae scripturn
sit id carmen, et Pharsali fuerit haec domus, ut ipse quodam loco signi.ficare
Simonides videtur atque Apollodorns (FGrHist 244 F 67) et Eratosthenes
(FGrHist 241 F 34) et Euphorion (fr. 61 de Cuenca = fr. 179 van Groningen) et
Larissaeus Eurypylus tradiderunt, an Crannone ut Apolias (FGrHist 266 F 6)
Callimachius (Schneider: Calimachus codd. GH, Callimachusque cod. P, <et>
Call. Bentley), quem secutus Cicero hanc famam latius fudit. Scopam nobilem
Thessalum perisse in eo convivio constat; adicitur sororis eius filius; putant et
ortos plerosque ab alio Scopa, qui maior aetate fuerit. quamquam mihi tuum de
Tyndaridis fabulosum videtur, neque omnino huius rei meminit usquam poeta
ipse, profecto non taciturus de tanta sua gloria.
(a) »[ ... ],dass der heilige Mann aus Keos hier liege, der Aussergewöhnliches
<vollbrachte> und die Gedächtniskunst erfand. Auch vor euch beiden, d(astor
und> Polydeukes, schreckte <Phoinix> nicht zurück, die ihr mich einst als einzi-
gen der Tischgenossen aus dem Haus rieft, das einstürzen sollte, als, o Weh! der
Palast in Krannon über den mächtigen Sieopaden zusammenkrachte.«
(b) Erstens: Steht es in unserer Macht, über die Erinnerung zu bestimmen? Als
nämlich Simonides - oder war es etwa jemand anders? - dem Themistokles die
Gedächtniskunst versprach, antwortete dieser: »Mir wäre das Vergessen lieber,
72 Testimonia
denn ich erinnere mich bereits dessen, was ich nicht will, bin aber nicht imstande
zu vergessen, was ich vergessen möchte.«
(c) »Ich bin kein so geistreicher Mensch wie es Themistokles war«, sagte er,
»dass ich die Kunst des Vergessens der Kunst des Erinnerns vorziehe; vielmehr
bin ich dem berühmten Simonides aus Keos dankbar, der als erster die Gedächt-
niskunst entdeckt haben soll. Es wird nämlich erzählt, dass er im thessalischen
Krannon bei Skopas, einem reichen Mann aus dem Adel, zum Mahl geladen war
und ihm das Lied, das er für ihn gedichtet hatte, vorh·ug; darin war der Aus-
schmückung wegen, wie sie bei den Dichtern üblich ist, viel von Kastor und
Pollux die Rede. Darauf sagte Skopas mit ziemlich grosser Habgier zu Simo-
nides, er werde ihm nur die Hälfte des vereinbarten Preises für jenes Lied be-
zahlen; den Rest solle er gefälligst von seinen Tyndariden fordern, die er in
gleichem Mass gelobt habe. Kurz darauf, so wird erzählt, habe Simonides die
Nachricht erhalten, er solle aus dem Haus kommen, zwei Jugendliche ständen
vor der Tür und bäten ihn dringend heraus. Er stand auf und ging hinaus, sah
aber niemanden. Währenddessen stürzte der Raum, in dem Skopas beim Fest-
mahl sass, zusammen. Dieser Einsturz tötete ihn unter der Last, zusammen mit
seinen Verwandten. 121 Als die Angehörigen sie begraben wollten, waren sie
nicht in der Lage, die zermalmten Körper in irgendeiner Weise zu unterscheiden.
Da soll Simonides aus der Erinnerung einen jeden nach dem Platz, an dem er
gespeist hatte, identifiziert und ihm so zum persönlichen Begräbnis verholfen
haben. Dadurch soll er darauf gebracht geworden sein, dass es hauptsächlich die
Ordnung ist, die Licht ins Gedächtnis bringt.«
(d) Der erste, der die Gedächtniskunst vor Augen geftihrt hat, soll Simonides
gewesen sein. Hier die bekannte Erzählung davon: Als er für einen erfolgreichen
Faustkämpfer, wie es nach einem Sieg üblich war, ein Lied auf Bestellung ge-
dichtet hatte, 122 wurde ihm ein Teil des Honorars verweigert, weil er in einem
121 Die Erzählung von der wunderbaren Errettung des Simonides durch die Dioskuren ist
volkstümliches Gut, siehe Lehrs, Populäre Aufsätze 393-94. Das Motiv wird auch
von Ov. Jb. 511-12/apsuramque domum subeas ut sanguis Aleuae I stella Leoprepi-
dae cum fuit aequa viro (siehe dazu G. Perrotta, Studi di poesia ellenistica, Roma,
1978, 295-96) und Alciphr. 3,68 Hereher (3, 32, 2 Schepers) 1.-\.<; aQa !J.Ot liat!J.OVOlV
E'ltt'XOUQO<; 8yeve·ro; JllJ 'ltO't'B oi CJOl't'fjQB<; avaxe.;, Ül<; LtJ1.0lVlli11V 't'OV ABOl'ltQB'ItOU<;
-ro\3 KQavrovl.ou crU!J.'Itocriou, xa!J.S -riilv -ro\3 'ltUQO<; XQouviilv 8~{]Qnacrav aufgegrif-
fen.
122 Page, PMG 510 nimmt diesen Hinweis fiir bare Münze und scheint dabei von Phaedr.
4,25,5 cum pugili coronato carmen [. .. ] scripsisset gestützt zu werden. Ein Blick auf
Pindar lässt das Ganze jedoch in einem völlig anderen Licht erscheinen: Der Theba-
ner behandelt zwar den Mythos der beiden göttlichen Zwillinge ausfiihrlich in einer
Ode auf einen Sieger im Ringkampf (N. l 0,49-90), erwähnt sie aber auch in Sieges-
liedern anderer Disziplinen (Wettlauf: P. 11,61-4: Gedichtschluss; Allkampf: /.
5,33), ja vielleicht sogar in einem Threnos (fr. 128f,5). Da Quintilian in der Folge als
möglichen Auftraggeber Glaukos aus Karystos nennt und wohl auch das bei Lukian
T 80 73
Exkurs, wie er bei den Dichtern allgemein üblich war, zum Lob von Kastor und
Pollux geschritten war. 123 Hierfür, so wurde ihm nahegelegt, solle er den Teil des
Honorars bei denen einziehen, deren Taten er gepriesen hätte. Und wie erzählt
wird, entschädigten sie ihn vollauf dafür. Als nämlich zu Ehren ehendieses Sie-
ges ein grosses Festmahl stattfand, zu dem auch Simonides geladen war, wurde
er durch einen Boten herausgerufen, weil ihn, so erzählt man, zwei Jünglinge,
die zu Pferd gekommen waren, dringend zu sprechen wünschten. Er fand sie
zwar nicht, dass es aber die Götter waren, die sich ihm erkenntlich zeigten,
erfuhr er sogleich aus dem Ausgang, den die Geschichte nahm. Denn kaum war
er über die Türschwelle getreten, da stürzte jener Festsaal über den Gästen zu-
sammen und warf sie so durcheinander, dass die Angehörigen, die gekommen
waren, um die Ihren zu bestatten, nicht nur ausserstande waren, die Gesichter der
Erschlagenen, sondern auch die einzelnen Glieder an irgendeinem Zeichen wie-
derzuerkennen. Da soll Simonides, der sich der Reihenfolge erinnerte, in der
jeder seinen Platz innegehabt hatte, es ermöglicht haben, dass den Angehörigen
die Leichname zurückgegeben werden konnten. 124 Unter den einzelnen Schrift-
stellern gehen die Meinungen jedoch weit auseinander, ob das Lied für Glaukos
aus Karystos, 125 für Leokrates, 126 für Agatharchos 127 oder für Skopas verfasst
worden sei, und ob der Palast in Pharsalos gestanden habe, wie Simmlides selbst
an einer Stelle anzudeuten scheint, und wie es Apollodar (FGrHist 244 F 67),
Eratosthenes (FGrHist 241 F 34), Euphorion (fr. 61 de Cuenca = fr. 179 van
Groningen) und Eurypylus aus Larissa 128 überliefert haben, oder in Krannon, wie
der Kallimacheer Apolias (FGrHist 266 F 6) behauptet. Letzterem folgte Cicero
und stellte so die weitere Verbreitung dieser Geschichte sicher. Eines steht fest:
Bei jenem Festmahl wurde Skopas, ein vornehmer Thessalier, getötet, und mit
ihm sein Neffe schwesterlicherseits. 129 Man vermutet, dass noch sehr viele
weitere Skopaden von einem anderen, älteren Skopas abstammen. Gleichwohl
scheint mir diese ganze Geschichte mit den beiden Tyndariden eine Erfindung
T 81 (24 Campb)
PLIN. Nat. 7,89 ars postremo eius rei facta et inventa est a Simonide melico,
consummata a Metrodara Scepsio, ut nihil non isdem verbis redderetur auditum.
Schliesslich ist die Kunst <der Mnemotechnik> vom Lyriker Simonides erfunden
und entwickelt und von Metrodoros aus Skepsis (im inneren Mysien) perfek-
tioniert worden, damit alles, was einmal gehört wurde, mit denselben Worten
wiedergegeben werden kann.
T82
ARISTID. Or. 28,59-60 (2, 160, 20-21. 161,2-13 Keil) rlA'J.J:t -r~v ye -roo LtM-Ol-
viSou O'OlqJQOO'OVYjV otcrea. [... ] o\5-ro<; TOLVUV av~Q cpavehai O'Ot 'X.at au-ro<;
M-EtQa'X.tf:UO~VO<; 'X.at TO Af:YOM-EVOV 0~ TOOTO E7tt Y~QaO<; ouoij) YEUOM-EVO<;
-rfj<; &A-at;ovda<;· f:-r6A-M-l]O'E yoov eindv·
M-V~M-l']V o' oön va C(ll']M-t LtM-OlVl0\1 icrocpaQtl;Et y·1 31
-rau-rt YCxQ oux E'r8QO<; S~nou 7t8Qt TOO LtM-OlVLOOU Myet, &A.A,' au-ro<; Ei<;
f:au-rov 7t87t0l1']'X.8V' '{va of: M-~ OOS\1 veo<; rov sn 'X.at OOQa'i~OM-EVO<; MyetV
-rao-ra, nQocr-ri8T]crt v·
6yoroxov-ra8-ret natöt AEmnQ8neo<;,
OScrnEQ f:voet'X.VoM-Evo<; xal. Myrov ön -rao-ra f:yffi 7tEQt EM-aUToo cpQovffi xal.
&va'X.l']QOTTOl 6yoOT]'X.OVTOOTT]<; rov, IDO''r8 ou M-EtQa'X.tellOM-at &Ua TUAT]Elf:<;
EtQl']'X.a.
Aber du kennst ja die Bescheidenheit von Simonides [... ] Auch dieser Mann, so
wird es dir scheinen, benimmt sich kindlich und versucht sich, um es mit einem
bekannten Wort zu sagen, >auf der Schwelle zum Alter< 132 in Prahlerei. Er wagte
nämlich zu sagen:
»Was das Gedächtnis betrifft, kann sich niemand, so behaupte ich, mit
Simonides messen.«
So urteilt nicht irgendjemand über Simonides, nein, er selbst sagt es von sich in
einem Vers. Damit es aber nicht scheint, er sage dies in der Kraft der blühenden
130 Der Versuch von Molyneux, in Quintilians Notiz Reflexe verschiedener Siegesoden
zu erkennen, darf als gescheitert betrachtet werden, siehe Slater, Phoenix 26 (1972)
233 4 .
131 Hintergründig schwingt da Horn. 11. 6,488 !lOtQaV o' ou nva cp'l']llt m:cpuw8vov
EllllEVat &voQiilV mit. Gleichzeitig evoziert die Formulierung das Grabepigramm
(!lV'Jlll11V"' llVll!la; das Sprechen in der Ich-Form), siehe Goldhill, Poet's Voice 120-
21.
132 Vgl. Horn. Jl. 22,60.
T 80-T 85 75
T 83 (26 Campb)
LONGIN. Rh. (1, 2, 201-2 Hammer) ~011 of: xat LtJlroVtOll~ xat nA.dou~ Jlc't''
S'XctVOV JlV~Jlll~ {'}'VcOJlll~} 0000~ 1tQ06ötoa/;av, ctoroA.rov 1t<lQUflEcrt V Xat
-r6nrov BLO'll'YOUJlEVOt 7tQO~ -ro JlVllJlOVEUEtV EXEtv ovoJla-rrov -rE xat Qlllllhrov·
't'O M SO''t'tV ouof:v lhEQOV ~ -rrov OJlOtrov 1tQO~ 't'O OO'XOUV xatvov 1taQa8Ero-
Q1lO't~ xal. cru~uyl.a nQo~ aA.A.o.
Simonides und viele nach ihm lehrten Wege zur Erinnerung, indem sie den Ver-
gleich von Bildern und Orten heranzogen, um die Erinnerung an Namen und
Worte zu wecken. Es handelt sich dabei um nichts anderes als um eine verglei-
chende Untersuchung von Ähnlichem mit scheinbar Neuem und deren Verbin-
dung mit etwas anderem.
T84
AMM. MARC. 16,5,8 (1, 74, 17-20 Seyfahrt) si itaque verum est, quod Scripto-
res varii memorant, Cyrum regem et Simonidem lyricum et Hippian Eleum so-
phistarum acerrimum ideo valuisse memoria, quod epotis quibusdam remediis id
impetrarunt, credendum est hunc et seq.
Sind nun die Berichte verschiedener Schriftsteller wahr, dass König Kyros, der
Lyriker Simonides und Hippias von Elis, der geistreichste der Sophisten, da-
durch ein so gutes Gedächtnis erreichten, 133 dass sie gewisse Medikamente ein-
nahmen, so ist es wohl zu glauben, dass Julian usf.
T 85 (1 Campb)
SUID. cr 439 (4, 361, 14 Adler) oi5-ro~ 6 LtJlffiVtOll~ JlV1lJlOVtx6~ n~ ~v, ct7tEQ
n~ aA.A.o~.
133 Ael. NA 6,10 (142, 31-143,2 Hercher) f.lEj.(.Vl"]'t'at OE iiiv 1t(lCJX8t Ta qöa, xat oet:·ra{
ye 't"exva~ Tfj~ 8~ 1'lJV !LV~!L'IlV ou Ltj.(.rovl.8ou, oux 'hml.ou, ou E>eo8exTou, oux
aA.A.ou 1'tVO~ TiiiV 8~ 1'088 1'0 8rtayyeA.j.La xat 't'~V081'lJV CJO(ptav %8'XllQUYj.(.f:vrov.
134 Es folgt ein Vergleich mit Apollonius aus Tyana (vgl. Philostr. Apoll. Tyan. 1,14),
dem Lehrmeister neopythagoreischer Prägung aus dem l. Jh. v. Chr. (vgl. auch T
39[a]).
76 Testimonia
3. Apophthegmata
und Feinden Böses, sagt er, sei Gerechtigkeit?« -»So dünkt mich.« [ ... ] 335e
(Sokr.) »Wenn also jemand behauptet, jedem das Schuldige abzugeben sei
gerecht, und dabei denkt, den Feinden sei der Gerechte Schaden schuldig und
den Freunden Nutzen, so war der nicht weise, der dieses sagte, denn er hat
Unwahres gesagt. Wir haben nämlich bereits festgestellt, dass es auf keine
Weise gerecht sein könne, irgend jemand Schaden zuzufügen.«- »Das gebe ich
zu«, sagte Polemarchos. - »Bestreiten also wollen wir es gemeinschaftlich«,
sprach ich, »ich und du, wenn jemand behauptet, Simonides habe dieses gesagt
oder Bias oder Pittakos, oder irgendein anderer von den weisen und gepriesenen
Männern.«
CHOR. ouxA,s~u; nr. 15: Folgendes scheint für Platon von Athen und Simonides
von Keos das Gerechte zu sein. Gernäss dem Athener soll der Keer, als ihn je-
mand gefragt habe, was denn nl!n das Gerechte sei, geantwortet haben: Das
Schuldige zu leisten. 135
(b) Simonides definierte dies als Gerechtigkeit, den Freunden Gutes tun, den
Feinden aber Böses. Besser scheint jedoch das Wort von Pythagoras, der sagte,
man müsse die Verfehlungen der Freunde soweit wie möglich ertragen.
T 87 (PMG 653)
ARIST. Met. 13,3,109la5-9 (p. 303 Jaeger) rrav-ra ö~ -ra\3.-a aA.oya, xat f.lUXE-
-rm xat au.-a f:au-rotc; xat 't'otc; f:UAÜyotc;, xat EOt'Xf:V EV au-rote; d vm 6
Ltf.lOlVtÖOU f.l<X'XQOc; A6yoc;· yi. yvc-rat YOQ ö f.l<X'XQOc; A.6yoc; roartf:Q ö 't'ii5V ÖOUA(J)V
<hav f.lTJSev uytec; Myromv.
Ad haec ALEX. APHRODIS. CAG 1, 818, 3-9 aacpec; 8a-rm 1tQOEtrtoi3at -rtc;
f:anv ö Ltf.lOlVtÖOU A6yoc;. ö LlflOlVtÖT]c; f:v -rote; A6yotc; ouc; 'A't'ax-rouc; f:m-
YQUcpct f.ltf.lchat xat Af:yct ouc; dx6c; f:an A6youc; A.syctv öouA.ouc; f:rr-rm-
x6.-ac; TtQOc; öcarr6.-ac; ESE't'U~OV't'ac; au.-ouc; .-1. voc; SVE'Xa -ra\3-ra f:n.-aixaat.
xat rrotCt au.-ouc; U1tOAOYOUf.lSVOUc; Myct V navu f.l<XXQO xat TtOAAU, oUöev M
135 Anders als im Protagaras verweist Platon hier nicht explizit auf ein Gedicht von
Simonides; es ist denn auch kein wörtliches Zitat auszumachen. Da Simonides in ei-
nem Atemzug mit Bias und Pittakos, also zwei der Sieben Weisen genannt wird,
möchte man am ehesten auf einen sentenzenhaften Ausspruch schliessen (zu Platon
als möglichem Verfasser des Kanons der Sieben Weisen, siehe D. Fehling, Die Sie-
ben Weisen und die frühgriechische Chronologie, Sonn/Frankfurt a.M./New York,
1985, 9-18). Zum Gedanken, vgl. Archil. 126 W. 2 EV 8' enicnaj.lat j.lSya, I 't"OV
1wxiö<; <!l'> ~Q80v't"a 8Et vo't<; anaj.Ldßw8at xaxo't<; (vielleicht liegt PI. Cri. 49d, wo
er sich erneut gegen die Rache stellt, diese Archilochosstelle zu Grunde, vgl. das ver-
bale Syntagma UJ.I.UVEcrSat av't"t8QWV't"a xaxiii<;) und Simon. Epigr. 84 P. oi J.I.EV e~Le
X't"Et VC:XV't"E(,; O~Loirov UV't"t 't"UXOtEV, I ZEU ~8vt', oi. 8' uno yav SSV't"E(,; ovat V't"O ßiou.
Schliesslich gilt es zu erwähnen, dass Simonides das Verb Uj.lUVEcr8at in der spe-
ziellen Bedeutung xaQt't"a<; ano8t86vat >Gutes mit Gutem vergelten< verwendete (F
329).
78 Testimonia
T89
(a) GNOM. VAT. 510 (p. 188 Sternbach) LtJ.lrovt811~ EQOOT119et~ t'm6 nvo~ nm6~
f:anv acrcpaA.ea-ra-ro~ ßto~ ecp11· 'Ö-rav n~ oü-rro~ ~~crlJ, rocr-rt: 11~-rt: f:A.t:e1cr9at
J.l~Tt: ßacrxat vt:cr9at."
(b) IBID. LlJ.l.OlVtÖ'll~ E<pll axtv8uv6-ra-rov <UV> 7WQeA.9dv TOV ßtov TOV J.l.YJTE
CtQET~V J.l.YJ'te xaxiav aaxoüv-ra· '-rij) J.l.EV yaQ J.iiao~ S7t8Tat, -rij) ()f: cp96vo~.'
136 Wilamowitz (SuS 149 4 ) denkt an eine Sammlung von Apophthegmen; Page (PMG
653) pflichtet dieser Sicht bei. Doch klingt der Buchtitel '' Arax-rot Myot stark nach
alexandrinischer Gelehrtenarbeit, vgl. die ~ A-rax-rot yl.iilcrcrat von Philitas (siehe
dazu Pfeiffer, Gesch. klass. Philol. I, 118). Eine Erfindung von Alexander von
Aphrodisias dürfte er jedenfalls nicht sein (siehe Wilamowit~, a.a.O.). Andererseits
ist die Wendung ~ax~ol. t.6yot für Semonides bezeugt (fr. 10 W. 2 ; siehe Schmid/
Stählin, GGL I, 1, 397 ), und auch inhaltlich passt die beschriebene Szene gut in die
iambische Dichtung. Ist der Autor des Ausspmches, der sich in einer Sammlung
simonideischer Weisheiten wiederfand, also Semonides und gar nicht Simonides?
137 Vgl. ebenfalls Syrian. GAG 6, 1, 180, 27-32; Bühler, Zenob. Ath. prov. I, 167-68.
138 Vgl. oop 357.
T 87 -T 92 79
(a) Als Simonides von jemand gefragt wurde, welches die sicherste Art zu leben
sei, antwortete er: »Wenn einer so lebt, dass er weder bemitleidet noch beneidet
wird.«
(b) Simonides sagte, das gefahrenloseste Leben führe derjenige, der sich weder
in Tugend noch in Schlechtigkeit übt. »Letzterem ist nämlich Hass, ersterem
Neid sicher.«
T 90 (47i Campb)
STOB. 3,2,41 (1, 188, 8-11 Hense) ~tJ.lCOVtÖoo· ~tJ.lCOVtÖT]<; 6 J.lEA.onoto<; Ei-
n6v-ro<; -nv6<;, Ö'!t noA.A.ot m'nov naQ' au'!0 xaxro<; Myooow· 'ou na6o1;1' 8cpTJ
'7tO'!E oo '!Ot<; root J.lE ßA.aocpT]J.lroV;'
Als jemand zum Meliker Simon~des sagte, dass ihn viele in seinem Beisein
schmähten, erwiderte er: »Hörst du denn niemals auf, mich mit deinen Ohren zu
lästern?«
T 91 (47j/k Campb)
(a) GNOM. VAT. 514 (p. 189 Sternbach) 6 aU't"O<; (scil. ~tJ.lCOVtÖT]<;) 139 EQCOTT]8Et<;
7tO'!EQO<; XQELOocov, "OJ.lT]QO<; ~ 'Hotoöo<;, dn~::v· 'Hotoöov J.lEV ai Mouoat,
"OJ.lT]QOV ÖE ai XaQtTE<; ETBXVCOO<XV.
(b) GNOM. VAT. GR. 1144 (FGrHist 8 F 6) 140 LtJ.lCOVtÖT]<; -rov 'Hotoöov
XTJ7tOOQOV 8A.~::y~::, -rov öi: ''OJ.lT]QOV o-r~::cpaVT]7tAOxov, -rov J.lEV CÜ<; cpo-r~::uoav-ra
Ta<; 1tEQL 8~::rov xal ftQcOCOV J.l08oA.oyta<;, TOV ÖE CÜ<; E~ au-rrov OOJ.l1tAB~aVTa TOV
'IA.taöo<; xal 'Oöooo~::ta<; o-recpavov.
(a) Als <Simonides> gefragt wurde, welcher der beiden der bessere <Dichter sei>,
Homer oder Hesiod, gab er zur Antwort: »Den Resiod brachten die Musen her-
vor, den Homer die Chariten.«
(b) Simonides nannte Resiod einen Gärtner und Homer einen Kranzflechter:
Den einen, weil er die Geschichten über die Götter und Helden schuf, den ande-
ren, weil er aus ihnen den (Lieder)Kranz der Ilias und der Odyssee flocht. 141
T 92 (14 Campb)
PLU. Aud. poet. 1 (1, 29, 36-30, 1 P./W.) ou YUQ Ü7tTETat TO U1t<XTT]AOV au-rfl<;
aßEA.'!EQCOV XOJ.ltÖfj xat avo~'!COV. Öto xat LtJ.lCOVtÖT]<; J.lEV U1tE%QLVaTO 1tQO<;
T 93 (47c Campb)
(a) CIC. Nat. deor. 1,60 (p. 23, 29-24, 9 Ax) roges me quid aut quale sit deus:
auctore utar Simonide, de qua cum quaesivisset hoc idem tyrannus Hiero, deli-
berandi sibi unum diem postulavit; cum idem ex eo postridie quaereret, biduum
petivit; cum saepius duplicaret numerum dierum admiransque Hiero requireret
cur ita faceret, 'quia quanto diutius considero ', inquit, 'tanto mihi spes videtur
obscurior. ' sed Simonidem 143 arbitror (non enim poeta solum suavis, verum et-
iam ceteroqui doctus sapiensque traditur), quia multa venirent in mentem acuta
atque subtilia, dubitantem quid eorum esset verissimum desperasse omnem veri-
tatem.
(b) e Cic. hausit MIN. FEL. 13,4 (10, 33-11, 6 Kytzler) Simonidis melici nonne
admiranda omnibus et sectanda cunctatio? qui Simonides, cum de eo, quid et
quales arbitraretur deos, ab Hierone tyranno quaereretur, prima deliberationi
diem petiit, postridie biduum prorogavit, mox alterum tantum admonitus adiun-
xit; postremo, cum causas tantae morae tyrannus inquireret, respondit ille: quod
sibi, quanto inquisitio tardior pergeret, tanto veritas fieret obscurior.
(a) Du fragst mich, was oder wie beschaffen ein Gott sei: Ich werde mich auf
Simonides stützen, der, als ihm der Tyrann Hieron genau dieselbe Frage stellte,
um einen Tag Bedenkzeit bat. Als er ihm am nächsten Tag wiederum dieselbe
Frage stellte, bat er um zwei Tage. In der Folge verdoppelte er die Anzahl Tage,
bis ihn Hieron verwundert fragte, warum er dies mache. Da gab er zur Antwort:
»Je länger ich über die Sache nachdenke, desto weiter weg scheint mir die Aus-
142 Vgl. E. Med. 298-9 O"%Utotcrt JlBV yae xawa 1tQOO"cpSQCOV aocpa I oo~eu; axee'i:o<;
(siehe ebenfalls Ar. Th. 1130-1). Van Groningen, Mnemosyne 1 (1948) 1-7 möchte
hier einen Hinweis darauf sehen, dass Simonides in seinen Oden für die thessalischen
Auftraggeber keine Mythen einbaute. Doch Wilamowitz, SuS 142 3 dürfte richtiger
liegen, wenn er das Fragment den 8txai.a anaTil des Gorgias zuweist, die unmittel-
bar darauf folgen. Dieser wird ja auch mit den Thessaliern und insbesondere den
Aleuaden in Verbindung gebracht, vgl. Gorg. 82 A 35 DK, PI. Men. 70b. Es scheint
sich um einen Topos zu handeln, wie aus Herodot hervorgeht (1,60,3): Die Griechen
unterschieden sich seit jeher von den Nichtgriechen dadurch, dass sie törichten Ein-
fallen weniger zugänglich wären.
143 Zur Herstellung der Endung -em, siehe J. G. F. Powell, Cicero. Cato Maior: de Se-
nectute, Cambridge, 1988, 152-53.
T92-T95 81
sieht auf eine Lösung.« Doch weil Simonides, so scheint mir - er war nämlich
nicht nur ein reizvoller Dichter, sondern er soll auch gelehrt und weise gewesen
sein -, viel Scharfsinniges und Grundsätzliches in den Sinn kam, war er un-
schlüssig darüber, was davon der Wahrheit am nächsten kam und verzweifelte
daran, die ganze Wahrheit finden zu können.
(b) Gebührt nicht der Bedachtsamkeit des Lyrikers Simonides allgemeine Be-
wunderung und Nachahnmung? Als dieser Simonides vom Tyrannen Hieron
gefragt wurde, wie er sich das Wesen und die Art der Götter denke, da erbat er
sich zur Überlegung zunächst einen Tag, verlangte am folgenden Tag zwei wei-
tere Tage, und als man ihn mahnte, fügte er noch einmal soviel hinzu. Als der
Tyrann sich schliesslich nach den Gründen für diesen langen Aufschub erkun-
digte, antwortete jener: Je bedächtiger die Untersuchung vorangehe, desto
dunkler werde die Wahrheit.
T 94 (47d Campb)
(a) ARIST. Rh. 2,16,139la8-12 (p. 105-6 Ross) Ö8c:v xat 't"O l:q.uovioou c;'{Qll-
't"at 1tEQt -rrov crocprov xat nA.oucrirov 1tQO<; -r~v yuvat:xa -r~v '18Qrovo<; EQOJ.lB-
VllV 1tO't"EQOV yc:vecr8at XQSt't"'t"OV 1tAOUO"toV ~ crocpov· 1tAOUO"toV et1tEtV' 't"OO<;
crocpoo<; yaQ 8cp11 ÜQiiv f:n1 -rat<; -rrov nA.oucrirov 86Qat<; oto:-rQtßov-ra<;.
(b) STOB. 4,31,32 (3, 744, 4-8 Hense) l:tJ.!OOVtÖou· LtJ.!OOVtÖll<; EQOO't"118ct<; 1tO't"E-
QOV atQE't"ID't"EQOV nA.oi:l't"o<; ~ crocpia, 'oux oioa' 8cp11 'ÜQro ~v-rot yc: -rou<; cro-
cpou<; f:n1 -ra<; -rrov nA.oucrirov 86Qa<; cpot-rrov-ra<;.'
(a) Daher auch die Antwort von Simonides über die Weisen und Reichen, als ihn
Hierons Frau fragte, was besser sei, reich zu sein oder weise: »Reich«, sagte er.
Denn er sehe die Weisen ihr Leben an der Türschwelle der Reichen verbrin-
gen.I44
(b) Als Simonides gefragt wurde, ob er Reichtum oder Weisheit vorzöge, ant-
wortete er: »Ich weiss es nicht, doch sehe ich die Weisen zur Türschwelle der
Reichen kommen.«
T 95 (47fCampb)
(a) PHIB. 1,17,1-17 (p. 64-65 Grenfell/Hunt) ÜVl:J~C(IIJ.U't"OOV' LtJ.lrovioou· c:uoo-
XtJ.!St o' UU't"OD 1tQO<; aA-~88[t]av XO:t 't"O 1tQO<; 't"~V 'IBQOOVO<; yuvatxa A-c:x88v·
f:Qro't"l18c:[t<;] yaQ d nav-ra YllQacrxc:t 'vai' 8cp11 'nA-~y yc: x8Qöou<;· -raxtcr[-ra]
of: ai c:uc:Qyc:criat.' xa1 nQ[Ü]<; -rov nuv8av6J.!c:vov ota -ri 8't11 cpc:toroA.oc; 8cp11
144 Vgl. PI. R. 6,489b 00 yae ~xst cpucrt V xußeQV~'t"llV vau-rrov Sstcr8at aexscr8at ucp'
au-rou ooSe 't"OU~ crocpou~ B1tt -ra~ -riiiv nA.oucrirov SUea~ tf:vat, aA.A.' 0 't"OU't"O XOJl-
l)lsumlJlSVO~ 8~>sucra-ro, x-rA..
82 Testimonia
OUl 't"OU'r' d vat cpstoroA,o~ Ö[ 't"]t f.tliA-A-ov ax9ot 't"O 145 't"Ot~ UVfJA<Of..lEVOt~ Tl 't"Ot~
nEQtoUcrt V.
(b) GNOM. VAT. 512 (p. 188 Sternbach) 6 au-ro~ (sei!. I:tf..l<OVtOfJ~) 146 l:Q<O't"fJ9st~
d miv-ra YfJQUO'XEt, EcpfJ 'mav-ra> nlv~v 'XEQOOU~ an!v~O''t"OU.'
(a) Betreffend der Aufwendungen, von Simonides. Ebenfalls berühmt für ihren
Wahrheitsgehalt ist seine Antwort auf die Frage von Hierons Frau, ob alle Dinge
altern: »Ja, mit Ausnahme des Gewinns. Am schnellsten die Dankesbezeu-
gungen.« Gegenüber dem, der wissen wollte, warum er knauserig sei, <gab er zur
Antwort>: »Ich bin knauserig, weil mich die Ausgaben stärker belasten als die
Ersparnisse.«
(b) Als <Simonides> gefragt wurde, ob alle Dinge altern und verfallen, antwor-
tete er: »Alle ausser dem unermesslichen Gewinn.«
T 96 (23 Campb)
CHAMAEL. fr. 33 (IX, 58, 24-28 Wehrli) ov-rro~ o' ~v ro~ alvf)9m~ 'Xtf..lßt~ 6
Ltf..l<OVtOf)~ xat aiO'XQO'XSQOT]~. ro~ Xaf..latAE<OV cpfJO'lV. ev LUQa'XOUO'at~ youv
't"OU 'IEQ<OVO~ anOO'TEAAOVTO~ au-rfii Ta xa9' iJf..lEQaV Aaf..lnQOO~ nro!vrov Tel
nA-siro 6 Ltf..lrov\.8fJ~ Tmv naQ' l:xdvou nsf..lno~vrov 8au-rfii f..lt'XQOV f..lEQO~ ans-
Tt9sTo. BQOf..lEvou 88 nvo~ -r~v ahl.av· 'Önro~', shsv, ·~TE '18Qrovo~ f..lEyaA,o-
nQ8nsta xaTacpav~~ ~ xat i] Bf..l~ 'XOO'f..ltO't"fJ~·'
Simonides war tatsächlich ein Geizhals 147 und geldgierig, wie Chamaileon sagt.
In Syrakus jedenfalls verkaufte er öffentlich den Grossteil dessen, was ihm Hie-
ron zum täglichen Leben zustellen liess, und behielt nur einen kleinen Teil für
sich. Auf die Frage nach dem Grund dafür, antwortete er: »Damit jedermann
Hierons Pracht sieht und meine Mässigung.« 148
T97
STOB. 3,10,61 (1, 423, 11-15 Hense) Ltf..l<OVtoou· Ltf..l<OVtOf)~ BQ<OTf)9st~ ota Tt
EO'XaTOY~Q<O~ rov cptAUQYUQO<; Elf), 'Ön' shs 'ßou!vOtf..lf)V av ano9avrov TOt<;
l:x9QOt<; f..lUAAOV ano!vmst:v Tl ~oov os1cr9at TOOV cpt!vrov'' xa-rsyvroxm~ Tfl<; TOOV
noA,A,iOv cpt!vl.a~ TO aßeßatov.
Als Simonides gefragt wurde, warum er geldgierig sei, obwohl er in weit fort-
geschrittenem Alter stehe, gab er zur Antwort: »Ich möchte lieber bei meinem
Tod meinen Feinden etwas zurücklassen, als zu Lebzeiten meinen Freunden
145 Richards (CQ 1, 1907, 41) möchte neben äx8ot-ro ein zweites Verb (e.g. ~öono)
ansetzen.
!46 Vgl. Gnom. Vat. 510 (= T 89).
147 Xt!J.ßt~ soll ihn ja auch Xenophanes gescholten haben, vgl. T 74(d).
148 Vgl.jedoch T 97-98.
T95-Tl00 83
etwas schulden.« Offenbar war er sich im klaren darüber, wie unbeständig die
Freundschaft der meisten ist.
T 98 (47g Campb)
ARIST. fr. 92 3Rose (Stob. 4,29,25 [3, 711, 5-7 Hense]) Lq.HovtÖ11Y öf: cpaat
ötEQOYt'olf.lEVov -rivec; eÖyevdc; -rouc; 8x miA.m rrA.ouairov cpavat.
Als Simonides gefragt wurde, wer die Vornehmen seien, soll er zur Antwort
gegeben haben: »Jene, die seit alters Reichtum besitzen.«
T 99 (47e Campb)
PLU. An seni 5 (5, 1, 28, 17-21 H./P./D.) 8v öf: -rfj t!mxfj rraQaaxeuaa-rf:ov
i]öovac; OO'X ayevvdc; ot'lö' clV8AeU8EQOU<;, roc; Lq. trovtÖ'Il<; eA.eye 1tQO<; 't'OD<;
8yxaA.o\3v-rac; au-rip cptA.ctQYUQtav, Ön 't'IDV aA.A.rov Öta 't'O Y'i'iQac; U7t80''t'8QY]-
!1EYO<; i]öovrov U7t0 JltU<; E't't Y11Qoßoaxs'hat -rfjc; arro 't'OU 'X8QÖatV8tV.
In der Seele gilt es, sich Genüsse zu verschaffen, die weder unedel noch unfrei
sind. So sagte Simonides zu denen, die ihn der Habsucht bezichtigten, dass ihm,
wenn er wegen des Alters einmal der übrigen Genüsse beraubt sei, wenigstens
dieses eine als Alterskost bleibe: das Gewinnmachen. 149
149 Vgl. die kritische Erwiderung bei Th. 2,44,4, wo der Ausspmch aber als anonym
dargestellt ist.
Tzetzes (Chi!. 8,824-29 = p. 335 Leone) spinnt in seine Verse über Simonides' Geld-
sucht ein weiteres >Frage-Antwortspiel< ein, das er einem Pindarscholion (schol.
Pind.Js. 2,la. = 3, 213,25-27 Dindorf) zu entlehnen und falschlieherweise aufSimo-
nides zu übertragen scheint: ou8' Ü~!YOUS EYQctcpe 9eol:c;; au-roc;; Ltl!ffiYtSTJc;; I f:x-
xA.ivrov 't'O UVUQYUQOV. EYQU(jlE 8' atvouc;; rrat8rov, I äcp' rov SAUilßave 7tOAU xal.
StaQxf:c;; xQucriov. I f:Qro-rTJSeic;; Se 7tQ6c;; -rtvrov· '-ri 7tQoc;; 9eouc;; ou yQacpetc;;, I 7tQOc;;
7tat8ac;; atvouc;; YQacpetc;; SE;' 6 Lti!OlVtÖTJS ehev, I <Sn· 'oi rrai:Sec;; I-LOt 9eoi, rbc;; es
au·dilv A.aJ.lßavrov.' (Auch Hymnen fiir Götter schrieb Simonides nicht, I denn was
nicht bezahlt wurde, wies er zurück. Hingegen verfasste er Lobeslieder auf Knaben,
fiir die er ausreichend viel Geld bekam. I Als er von einigen gefragt wurde: »Weshalb
schreibst du keine Hymnen auf Götter, I auf Knaben aber schon?« Da antwortete
Simonides: I »Die Knaben sind für mich Götter, denn von ihnen bekomme ich
<Geld>«).
ISO Vgl. Gnom. Vat. 510 (= T 89).
84 Testimonia
151 Vgl. Mantiss. Proverb. 2,92 (CPG II, 772). Dem Ganzen scheint Äsops Fabel223 (1,
2, 45-46 Hausrath) zugrundezuliegen.
152 Vgl. Plu. Quaest. conv. 9,15,2, wo das Bild auf die Tanzkunst übertragen wird.
153 Vgl. Hor. Ars p. 361 ut pictura poesis. Bei PI. Phdr. 275d wird die Schrift mit der
Malerei verglichen und als ihr ähnlich erkannt: Sie täuscht Leben vor, schweigt aber
stolz, wenn man ihr fragen stellt. Vielleicht ist also der mspriingliche Gehalt des
Vergleichs von Simonides gar nicht so positiv zu beurteilen, wie das heute scheint.
T 100-T 104 85
(c) PLU. Garrul. 23 (3, 311, 2-5 P./S.) bd. rd'icrt öf: xal. rtaQa -rau-ra miv-ra
öe1 rtQOXStQOV 8xsw xal. ~Vl]J.tove6etv -ro Lt~covi.öetov, Ön A.aA.~crm; ~f:v
noA.A.axt~ ~e-revor]cre mrort~cra~ ö' ouöBno-re.
(d) [PLU.] Lib. educ. 14 (1, 20, 16-22 P./W./P.) crocpov yaQ euxatQO~ crtyiJ xal.
rtaV't'O~ A-6you XQSt't'TOV. [... ] xal. YUQ ao crtrort~cra~ ~f:v oMel.~ ~S't'SVOl]O"S,
A.aA.~crav-re~ öf: na~rtA.r]8e1~. xal. -ro ~f:v myr]8ev 8~eme1v Q~Ötov, -ro ö8
Q1188v avaA.aße1v aMva-rov.
(e) ANON. ad Herennium 4,39 (149, 14-15 Marx) si stultus es, ea re tace<a>s;
non tarnen si tace<a>s, <ea re> stultus es.
(a) Als der Dichter Simonides, mein lieber Sossios Senekion, einen Fremden bei
einem Gelage liegen sah, der schwieg und sich mit niemandem unterhielt, sagte
er: »Ü Mensch, bist du einfältig, ~ann machst du etwas Weises, bist du aber
weise, dann etwas Einfältiges.« 154
(b) [ ... ]eingedenk des Simonidesausspruchs, er habe nie bereut, geschwiegen zu
haben, gesprochen zu haben aber oft.
(c) In allen Dingen und ausalldiesen Gründen gilt es, bereit zu sein und sich des
Simonideswortes zu erinnern, dass er einmal gesprochene Worte oft bedauerte,
das Schweigen hingegen nie.
(d) Weise ist nämlich das Schweigen zur rechten Zeit und jeder Rede überlegen.
[ ... ] Denn niemand bedauert es, geschwiegen zu haben, gesprochen zu haben
jedoch die meisten. Zudem lässt sich das Verschwiegene leicht sagen, das Ge-
sagte aber unmöglich zurücknehmen.
(e) Wenn du dumm bist, sollst du deswegen schweigen; solltest du aber schwei-
gen, heisst das nicht, dass du deswegen dumm bist.
154 Ein direkter Bezug zwischen F 291, wo Simonides das Schweigen lobt (vgl. unsere
Maxime »Reden ist Silber und Schweigen ist Gold«), und den verschiedenen Zeug-
nissen Plutarchs, wo Simonides als Weiser erscheint, lässt sich zwar nicht herstellen,
doch dürfte jener Vers für die hier vorliegende legendenhafte Ausgestaltung eine
nicht unwesentliche Rolle gespielt haben (siehe dazu Christ, Simonidesstudien 57-
58).
155 Woraufmit-ra ou !!B-rQta angespielt wird, bleibt ungewiss.
86 Testimonia
guter Dichter geworden, hättest du gegen Vers und Musik verstossen, und ich
selbst kein guter städtischer Beamter, würde ich dich entgegen den Gesetzen
begünstigen.« 156
T 105
[PLU.) Cons. Apoll. 6 (1, 215, 5-9 P./W./P./G.) ~tllrovtö'll<; ö' oTmv w:A.rov not-
TJT~<;, naucravl.ou Tou ßacrtA.f:ro<; Tmv AaxaÖat!lovl.rov !!ByaA.auxou118vou crov-
sxm<; ent Tat<; aUTOU 7CQUS8crt xat %8A8UO'aVTO<; anayye1A.at 't't auTij) crocpov
f..Le't'a xA.auacrf..LOU, crovet<; au't'OU 't'llV U7t8QT]cpavl.av cruvaßoUA.aucre f..L8f..LVfjcr8at
ön äv8Qron6<; ecrn. 157
Als der Spartanerkönig Pausanias, der fortwährend seine eigenen Taten gross-
mäulig lobte, befahl, man solle ihm in spassigen Worten etwas Weises sagen,
riet ihm der Lyriker Simonides, der sein Übergrosses Selbstwertgefühl durch-
schaut hatte: »Bedenke, dass du ein Mensch bist.«
T 106
X. Hiero 1,1 ~l!!OOVLÖT]<; 0 1tOlT]Tll<; acpt'Xe't'O 1tO't'8 1tQO<; 'IEQOOVa TOV TUQavvov.
crxo/vfj<; öf; yeVOf..Lf:VT]<; af..LcpOtV etneV 0 ~tf..LOOVlÖT]<;' 'XTA.
Simonides kam einst zum Tyrannen Hieron. Als sie beide Zeit und Ruhe hatten,
sagte Simonides: (usf.).1ss
4. I1a1:yvta
T 107
CHAMAEL. fr. 33 (IX, 58, 19-23 Wehrli = ATH. 14,656c-d) 7t8Qt öf; A.ayrov
Xaf..LatAEOOV cp'llcrtv BV Tij) 1t8Qt ~lf..LOOVLOOU ro<; Oet7tviöv 1taQU Tij) 'IEQOOVt 0
~l!!OOVLOTJ<;, ou 1taQaTe8EVTO<; auTij) B1tt TllV TQU1te~av xa8a1t8Q 'Xat TOt<;
äAA.ot<; A.ayroou, &A.A.' Ücr't'eQOV f..LB't'aotOOVTO<; TOU 'I8erovo<;, anscrxeotacrav
(Eleg. 26 W. 2)·
ouof> yaQ <ouo'> 8UQU<; 1t8Q erov BSL'X8TO 08UQO.
156 Bowra (CR 48, 1934, 3) versucht, diese Aussage fiir eine Rekonstruktion der Trian-
gulation Euenos - Simonides - Themistokles zu nutzen. Später verwirft er diese An-
sicht jedoch wieder. Siehe dazu Molyneux, Simonides 106-7.
157 Dasselbe bei Ael. VH 9,41.
158 Es folgt ein fingierter Dialog zwischen Simonides und Hieran.
T 104- T 108 87
T 108
CHAMAEL. fr. 34 (IX, 58, 29-59, 30 Wehrli = ATH. 10,456c-457a) 'YQtcpro8l] 8'
EO''t't xat Lq.trovt81J 't'atha 1tE1tOtl]f.LEVa, ro~ cpT]at Xaf.LatAECOV 6 'HQUXAeOO't'T]~
f:v 't'(j) 7tEQt Ltf.LCOVt8ou (fr. 172 B./ 69 D.)·
f.Lt~ov6f.Lou 't'E na't'~Q f:Qtcpou xat axe,.A,w~ txeu~
1tAT]O'tOV ~QEtO'UV't'O XUQ~a't'a' 1tat8a 88 Vu:>m)~
8s~af.Levot ßlcscpaQotat ~tmvuqoto ävax't'o~
ßoucp6vov oox f:8elcoum n9T]ve1a8at 8sQanona.
cpaat 8' oi fl8V E1tt 't'lVO~ 't'OOV UQXUtCOV ava8T]f.LU't'OlV f:v Xalcxt8t 't'o(h' smye-
yQacp8at, 1tE1tOtfjcr8at 8' f:v au't'(j} 't'Qayov xat 8elccp1va, 1teQt 6iv ctvat 't'OV
!c6yov 't'oihov. oi 88 et~ f:m 't'OVtov tjJah~QtoV 88Acp1va xat 't'Qayov eiQyacr-
f.LEVOV eiQfjcr8at, xat eivat 't'OV ßoucp6vov xat 't'OU ~tovuaou 8eQU1tOV't'a 't'OV
8t8UQUf.Lßov. Ot M cpacrtv SV 'loulci8t 't'OV 't'(j) ~toVUO'Cp 8UOf.LEVOV ßouv un6
nvo~ 't'OOV vsavtaxrov naiscr8at 7teAEXEt. 1tAT]Cl'tov 88 't'fj~ SOQ't'fj~ oucrl]~ ei~
xalcxetov 8oefjvat 't'OV 1tEAe'XUV' 't'OV oliv Ltf.LCOVt8T]V ht VEOV OV't'a ßa8tcrat
1tQO~ 't'OV xalcxea XOf.LtoUf.LEVOV a\nov. iöÜv't'a 88 xat 't'OV 't'eXVhT]V XOtf.LOOf.LE-
vov xat 't'OV acrxov xat 't'OV XCXQXtVOV eixiJ Xetf.LeVOV xat f:naAA~ACO~ ~XOV't'a
't'a ~fl1tQOcr8sv, o\hmt; f:!c86v't'a einetv 1tQO~ 't'OU~ auv~8et~ 't'O 1tQOEtQT]f.LEVOV
1tQOßATJf.LU. 't'OV fl8V YclQ 't'OU EQtcpou 1tU't'EQa 't'OV acrxov dvat, Cl'XE't'AtoV 88
ix8uv 't'OV xaQxivov, vux't'o~ 88 na18a 't'OV ünvov, ßoucp6vov 88 xat ~tovucrou
8EQU1tOV't'a 't'OV nelcsxuv. nsnoil]XE 88 xa t lheQOV f:ni 'YQUflf.LU 6 Ltf.LCOVt8T]~,
0 1tUQEXet 't'Ot~ am:tQOt~ 't'fj~ tO''t'OQta~ U1t0Qtav (fr. 173 B./ 70 D.)·
cpT]f.Lt 't'OV oux f:eelcona cpEQEtv 't'Entyo~ äs8A,ov
't'(j) TiavonT]tU81J Mast v f.LE'Ya 8s1nvov 'Enet(j}.
AE'YE't'at 88 8v 't'lJ KaQ8atQ 8ta't'Qtßona aO't'OV 8tMcrxstv 't'OU~ XOQOU~. dvat
88 ,.c, XOQTJYetov ävco 1tQO~ 'An61c!ccovo~ tEQ(j) f.LUXQav 't'fj~ 8aMcrcrTJ~. t'>öQEU-
sa8at oliv xat 't'OU~ äUou~ xat 't'm)~ 1tEQt 't'OV Ltf.LCOVt8T]v xa't'co8sv, ~v8a ~v 1)
XQ~Vl]. avaXOf.Lt~OV't'O~ 8' CXU't'Ot~ 't'O ÜÖCOQ ovou, ov SXUAOUV 'EnetOV öta 't'O
f.LU8olcoye1cr8at 't'OU't'O 8QUV f:xdvov xat avayeyQacp8at f:v 't'(j) 't'OU ,An6A,-
ACOVO~ ieQ(j} 't'OV TQmtxov f.LU8ov, sv iji 6 'Ensto~ ÜÖQOcpOQet 't'Ot~ 'A't'Qet8at~,
ro~ xat L-rT]Cl'tXOQ6c; cpT]crtv (PMGF 200)·
159 Die Improvisation wurde vom Gorgias-Schüler Alkidamas für die Redekunst gefor-
dert (siehe Pfeiffer, Gesch. klass. Philol. 1, 72-74). Es liegt darin also etwas eminent
Sophistisches.
160 Siehe dazu Wehrli, S. 83.
88 Testimonia
161 Vgl. Hdt. 1,67-8, wo ebenfalls von einem Orakel die Rede ist, das sich auf eine
Schmiede bezieht (die Spartaner suchen die Gebeine des Orestes).
162 Zum Apollontempel in Karthaia, siehe P. Graindor, BCH29 (1905) 339 ff.
T 108- T 110 89
stetig Wasser bringen musste.« (PMGF 200) Aufgnmd dessen soll Simonides
angeordnet haben, dass derjenige der Sänger, der nicht zur festgelegten Zeit
anwesend war, dem Esel einen Scheffel Gersten geben müsse. Dies wird nun
auch im Gedicht ausgedrückt, denn derjenige, der der Grille Anstrengung nicht
auf sich nehmen will, ist der Sänger, der nicht singen will, der Nachkmmne des
Panopeus ist der Esel und das üppige Mahl entspricht einem Scheffel Gerste. 163
T 109
AP 13,30 =Simon. Eleg. 92 w.Z ~q.trovioou. s~a~E't'QOc;, xat OO't'oc; 't'QOXa'ixoc;
TETQa~BTQoc; xaTa ~sTa9ecrtv Tfjc; M~sroc;
Mo\3cra ~ot •AA.x~~vl]c; xaA.A.tcrcpuQou u\.ov &stos·
u\.ov •AA.x~~vl]c; &stos Mo\3cra ~ot xaA.A.tcrcpuQou.
Von Simonides. Ein Hexameter, und der folgende trochäische Tetrameter mittels
Wortumstellung: »Muse, besinge mir der schlankfüssigen Alkmene Sohn! Den
Sohn Alkmenes besinge mir, Muse, der schlankfiissigen.« 164
TllO
ATH. 3,125a-d (1, 285, 18-21. 26-286, 1, 3-14 Kaibel) 'f:yro OE rov cptA.oTaQt-
xoc;, 6) hatQOt, xt6voc; mdv ßouA.o~at xaTa ~t~(OVtOl]V.' xat 6 OuA.mav6c;,
'xet: Tat ~Ev 6 cptA.oTaQtxoc;', EcplJ, 'rraQ· ·Avncpavst f:v ·o~cpaA.lJ (F 176 [PCG
2, p. 410]). [... ] TO OE xaTa ~t~COVtOl]V Tt SO''t'tV OU% oToa.' 'ou YUQ ~BASt
crot', EcplJ 6 MuQTtA.oc; '\.cr-roQl.ac;, 65 yacrTQrov.' [... ] KaA.A.tcrTQUToc; f:v Z'
~u~~ix-rrov (FGrHist 348 F 3) cpT]crtv ffic; f:crnro~voc; naQa ncrt ~t~rovtöT]c; 6
7tOtT]T~c; XQUTato\3 xau~aToc; OOQf!-, xat TOOV otvox6rov Tote; &Uotc; ~tcryoVTCOV
etc; To noTov Xt6voc;, auTip aE ou, änscrxsol.acrs Tooe To f:nt YQa~~a (Simon.
Eleg. 25 W. 2)·
Ti)v Qa rro-r' ouA.U~rrow rrsQt rrA.suQac; f:xaA.mj>ev
ffixuc; ärro 8QDXTJc; 6Qv6~svoc; BoQBTJc;,
aVOQIDV o' axA.atvrov Eöaxev cpQBvac;, aUTUQ f:xa~cp9l]
~ro~ lltBQtT]V yfjv f:mscrcra~VT],
EV nc; f:~ot xat Tfjc; xsl. Tro ~BQoc;· ou yaQ Eotxsv
98Q~~V ßacrTa~EtV aVOQt cp\.A.cp 1tQ07tOO'tV.
belegt in Antiphanes' Omphale (F 176 [PCG 2, p. 410]) [ ... ]Was aber >Simoni-
des folgend< bedeuten soll, weiss ich nicht.« »Dir bedeutet Geschichte nichts,
Feinschmecker«, sagte Myrtilos [ ... ] Im sechsten Buch seiner Miscellanea sagt
Kallistratos (FGrHist 348 F 3}, dass der Dichter Simonides, als er bei Leuten
zum Mahl geladen war- es war Hochsommer- und die Mundschenke den ande-
ren den Wein mit Schnee mischten, ihm aber nicht, dieses Epigramm improvi-
sierte: »Es legte ihn einst um die Flanken des Olymps Boreas, der schnelle, aus
Thrakien daherstürmend. Mantellosen Männern nagte er am Herzen, doch wurde
er überwältigt und lebendigen Leibes in Pierias Erde begraben. 165 Von ihm soll
auch mir ein Teil in den Becher geftillt werden. Es ziemt sich nämlich nicht, mit
warmem Trank schnell 166 auf das Wohl eines lieben Menschen anzustossen.« 167
165 Wortspiele mit den Bedeutungen ßl.ov XOf.l7t't'Ol (>sein Leben beenden, sterben<, vgl.
S. OC 91) und yi'jv emecracr8at (>begraben werden<, vgl. X. Cyr. 6,4,6). Effektvoll
auch das Oxymoron exawpSTJ -i;m~ durch die Versstelle, die den beiden Begriffen
zukommt: Die Rache der Menschen, die der Kälte ausgesetzt in Todesgefahr schweb-
ten, ist geglückt.
166 Es scheint sich hier um ein Wortspiel zu handeln, das von der Doppelbedeutung des
Adjektivs 8EQf.l~V (>warm< und >schnell<) ausgeht (siehe dazu Atkins, Poetic Crafl
162-66, mit weiteren interessanten stilistischen und inhaltlichen Beobachtungen zu
diesem Rätsel).
167 Wie im Fall von T 108 ist das Rätselgedicht zweifellos älter als seine anekdotische
Einkleidung. Da es sich dabei grundsätzlich um anonym überlieferte Stücke handelt,
darf der vindizierten Verfasserschaft von Simonides jegliche Beweiskraft abgespro-
chen werden.
Fragmente
I. 'EITINIKOI
F 1 (PMG 512)
metmm: -u-uu-u- gl
FONT (I) AR. Eq. 405-8 ~aat1.n yaQ -r6-r' fi.v J.Lovov 1tt v B 1t t v s1t 1. a u Jl cp o-
Qat<;. -rov 'louA.wv (Edmonds,fr. 40 -[LG II, 304]: 'louA.i.ou codd.) -r' fi.v oto}lat y8Qov-ra
7tUQ01tt7tYJV i]a88v-r' LYJ7tatroviam xal. ßaxxeßaxxov ~crat. Ad haec ScHOL. VET. Ar.
Eq. 405a (102, 10-13 Mervyn Jones/Wilson) -r6n: yaQ, cpYJatv, sm~aaq.ti aot -ro
~t}lrovillou }leA.o<;· 1tt v B 1tt v' s1t 1. (corr. ex Suid. a 1408: sv-rat<; codd.) a u ll-
<p o Q at<;· sx -riilv ~tllwvillou Se -rou-ro Tt:0Qt7t7twv· -ro Se "auJ.L<poQat<;" s1t' saSA.ot<;'
-riöv llBcrrov yaQ i] auJ.LcpOQa. II (II) Sum. a 1408 (4, 462, 3-5 Adler) -riöv llBarov sa-ri.
Sto A.eyt:t ~LilOlVtllY)<;' 1tt VB' 1tt V. S1t t (J u ll cp 0 Q~· oi öe A.eyouat, 1ttVB, 1ttv'
s1t' saSA.ot<;. llYJA.ot Se i] auJ.LcpoQa xal. -ro xaA.ov xal. -ro xax6v· Sto A.E:yt:t, s1tl.
<JU}lCf>OQatmv aya8di<; (cf. Ar. Eq. 655). xal. TOUTO Bimov oux Btacrt:v B1tt TO xaxou
voda8at. wcpoxA.i'j<; BE: cpYJcrtV' EV TB <JU}lCf>OQat<; ßl.ou 1tQiöTOV XQlVOVTB<;. av-rl. TOU SV
-rat<; ßtronxat<; cruv-ruxiat<;.
SIM Ale. 332 V. vuv XQi1 !lBSUaSYJv xai nva 1tQO<; ßl.av I 7t<OVYJV I E. Ale. 788-9
c\ScpQatvB crau-r6v, 1ttVB, TOV xa8' fJilBQaV I ßiov A.oyi~ou a6v, -ra I)' aA.A.a -ri'j<; TUXYJ<; I
Lyr. adesp. PMG 926e,1 ßiht: ßiht: xd8t:v I Ar. V. 456 1tatt: 1tat', ili 8av8ia, -rou<;
acpi'jxa<; cl1t0 Ti'j<; oixia<; I Pratin. PMG 708,16 <äxou'> UXOUB -rav SllOV .MlQtOV xo-
QcLav I Carm. pop. PMG 848,1.18 ~A.S' TjA.St: XBA.tSOOv ... ävoty' ävotyt: -rav SuQav
XBA.tll6vt I Carm. pop. PMG 854,1 ucrov uaov, ili cpiA.t: Zt:i3 I s. EI. 1230-1 %U1tt
crUJlCf>OQatcri llOt I yt:YYJSÜ<; BQ1tBt MxQuov I E. Ale. 1155 XOQOU<; s1t' saSA.at<; aU!l-
cpoQatcrtv ia-ravat I Ar. Eq. 654-6 t\llYJ }lOt lloxd S1tt <JU!lCf>OQat<; ayaSatcrtV da-
YJYYBA!lBVat<; t:uayyt:A.ta Suct Vexa-rov ßoi3<; -rfj St:ijl
F 2 (PMG 515)
metrum: -uu-uu-u-u--1 Due- (= encomiologicum)
FONT (I) ARIST. Rh. 3,2,1405b,24-28 (p. 152 Kassel) xat oLtflOOVLOTJc;, Ö-re flEV sotoou
fltcr8ov 6A.iyov au-rq5 0 VtX~crac; -rote; OQ8UcrtV, OU% ~88A8 7tOtetV roc; oucrx8QOLVOOV dc;
~flLOVOUc; 7tOtetV, S7tet o' i.xavov B000%8V, S7tOLTJ0"8 X a i Q 8 't"' - '{ 7t 7t 00 V' xahot
xat -riilv Övoov 8uya-r8Qec; ~crav (cf. ANON. in Arist. Rh. 3,1405b [GAG 21,2 p. 174,4-13
Rabe]). II (II) HERACLID. LEMB. Pol. 55 (32, 9-11 Dilts) xd vtx~crac; (scil. 'Aval;iA.ac;
Mecrcr~vtoc;) 'OA.tlfl7tta ~fltovotc; dcr-rtacre -rouc; ''EA.A.lJvac;. xai nc; au-rov snscrxoot!Jev
dm.ov· oihoc; 't"L av S7t0t8t Vt%~crac; '(nnotc;; S7t0Ll10"8 of: xat smvixtov LtflOlVlOTJc;·
X a i Q e-r' - '{ 7t 7t oo v. Cf. Poll. Onom. 5,75 (1, 282 Bethe) ( Aval;iA.ac; 6 'PlJytvoc;)
OflOU 08 xat 'OA.Uflnta vtx~crac; an~VJ;J. II (III)! ATH. 1,3e (1, 11-16 Kaibel II !! ea-
dem breviter SU!D. a 731 [1, 69, 21-23 Adler]) 'AA.xtßt<XÖTJc; of: 'OA.Uflma Vtx~crac; CXQ-
flU't"t ... 't"lJV 7tUV~YUQLV nficrav 8tO"'t"tU0"8. 't"O au-ro S7tOLTJ0"8 xat AeoocpQOlV (Casaubon:
Ae6cpQOOV Ath. et Suid.) '0A.Ufl7ttamv, smvixwv YQctt!Janoc; -rou Kdou Ltf.toovioou.
SIM h. Horn. 17,5. 33,18 xatQE't"8 TuvoaQtoat, -rax8oov smß~-roQec; 'tnnoov I Pi. N.
1,6 at vov äeA.A.on6ooov flByav '{ mcoov
F3 (PMG 514)
metrum: -u---u- E vel3ia finis
m.&A.urwv ot~TJMBVOS
FONT (I) ATH. 7,318e--f(2, 201, 19-21 Kaibel) LiooQtdc; o' au-rov (scil. noA.{mouv) oux
't"OU (ij xaA.oucrt 7tOOAU7tOV, roc; 'EnixaQf.lOc; (jr. 61 Kaibel). xat LtflOOVLOTJ<; o' E(jJTJ"
7t CO A. u 7t 0 V 0 t ~ {] fl8 V0 c;. 'A-rnxot of: nouA.(mouv. II (II) ANON. PAROEM. cod. Pa-
ris. suppl. gr. 676 (CPG Suppl. p. 79 n° 72) o KaQtoc; atvoc;· flEflVTJ't"at -rau-rr]c; LtflOOVt-
ÖY]c; snatviilv nva ~vioxov vtx{]crav-ra sv ITeA.A.~v-n xat A.aßov-ra smvixwv xA.af.tuÖa,
cp XQY]Otlfl8Vüc; U7tlJAAUYTJ -rou Qt youc;· (interpunxit Campbell, GL III, 382) XE:tfliilvoc;
<1-2 verb. illeg.> SV ITeA.A.~v-n S7t8't"8A8ho. (jJUO"t of: Ö-rt aA.tE:uc; iorov SV XE:tfliilVt 7tOAU-
7tOOa dnev· d fllJ xoA.uflß~crco, 7t8t~croo. -rou-rov o?iv etvat -rov KaQtOV atvov. II (111)
[DIOGENIAN.] praef paroem. (CPG I, 179, 18-21) XEXQTJ't"Ut of: 't"ql Myq:~ 't"Oll't"CJ) (scil.
F2-F4 95
KaQt%i!J atvq>) xal Tq.toXQBOlV f:.v ~tf:A.ecn (PMG 734), xal ~t~rovllh]<; o' au-ro\3 ~Vf]~O
veuet f:.v -ri!J Ei<; ~ÜQtA.A.av 8mvt%tq>.
SIM Hes. Op. 524 ~~an XEl~QLq>, ö-r' av6cr-reo<; ov n6oa '!BVOEl I Theog. 402-3
7tOAAa%t o' ei<; UQE'!~V I (J7tEUOEl aV~Q %BQOO<; Ol~~~evo<; I Simon. F 260,21-2 '!0 ~~
yev8cr9at I ouva-rov ot~~~evo<;
... ) UU H -Ux
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96 Epinikien
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FONT (I) POXY. 2430 fr. 79 (a)-(d), saec. I fin./II init., ed. Lobe! (vol. xxv, London,
1959), p. 68-69 II (II) [12] ETYM. cod. Lips. gr. 2 (ed. Reitzenstein, Gesch. Etym. 309) et
CYR. Lex. cod. Bodl. auct., t. II,l1,220v,26-221r,1 (= AN.PAR. 4,186,32-187,3) 'ArtoA.-
o
Affivwc; 8f: 6 "rOU 'AQXtßiou cpt]at v E:vl. dxst, "rOU"reanv E:vt tlTtOXOlQet ( AQXtßiou 6
evetXel, "rOI)"rE<JHV ev ~ UTtOXOlQBt cod. Bodl.). yp:yove öe xa"r' acpatQSO"lV "rOU B (i.e.
E:vl. s'Lxst > vtstxet) xal. auyxoni;j Ti'jc; BI ötcp96yyou. 6 youv :EtJ.Lrovtöl]c; rtaQ-
e"rUJ.LoA.oyd atmS, {pt]at yaQ· E: v 1.- ö 1. cp Qo v II (III).!! [12] EPIM. HoM. X 30 (2, 743,
16-17 Dyck) XetQ6c;· Xa"ra acpatQBO"l V "rOU B yeyovs TtUQa "rO ~Xel V' eile; TtUQa "rO E:vt
etxsw xa"ra :EtJ.LOlVtÖl]V VtXl] II !! eandem explicationem verbi vtXl] sine poetae nomine
producunt: Epim. Horn. V 14 (2, 519, 32-35 Dyck) Vtx~c;· [... ] ex"rOU E:vl. xat "rOU s'lxro,
"ro unoxroQiö· [... ] yeyovsv E:vttXl] xal. XQaast Tiilv Mo n eic; 1 J.LUXQOV yl.vs"rat vixl]
artoßoA.i;j "rOÜ B (cf. etiam HDN. 2,556,5-10 [= EM s.v. VtXl], 605, 56-606, 6 Gaisford]
TtaQa "r~V E:vl. öonx~v xal. dxro "rO UTtOXOlQiö ytVS"rat E:vtetXl] xal. xa"ra anoßoA.~v
"riilv öuo BE xal. XQU<Jel "riilV Mo [[ yivs"rat VtXl] oiovd i] evl. UTtOXOlQOU<Ja, eile; xal. 6
TtOll]~c; Öl]AOt AE"/OlV "f:"reQUAXEa VtXl]V" "r~V f:"reQOXAtVfj. nvf:c; Öe <JXl]l.ta"rt~OUcrtV
oihroc;· rtaQa "rO NH cr"rBQl]nxov xal. "rO s'Lxro "rO unoxroQiö oiovel. 6 J.Ll]Ösvl. unoxroQiöv.
xaxiöc; öe A.eyoucrtv. av"rixst 'rat yaQ at'nijl i] yQacplj; CHOBROB. Orthographia, cod.
Matritensis 4615 f. 24v,14-5 VtXT) "rO NI J.LUXQOV ex XQU<Jeroc;, E:vl. etXel "/UQ [teste
Schneider, Traites orthographiques grecques 840 211 ]; EusT. //. 662,37-40 "r~V öE ye
VtXT)V S"reQaA.xea xaA.et eile; heQOXAtVfj xal. "rijl E:"rEQ(Jl J.LEQel "r~V aA.x~v Uel
rtQoaveJ.Louaav. cpt]al. yaQ "J.LUXTJc; E:"reQaA.xea vixt]v". xal. oux ~a"rt ysveaem vixl]v
avnrtaA.rov, ö eanv icrortaA.iöv OV"rOlV "rmv J.LUXOJ.LEVOlV, ei ll~ e<i"reQOV J.LEQOc; aA.xtj.lcO-
"reQOV YEVl]"rUl. Öto xal. i] VtXl] TtUQa "rO E:vl. etXelV ytVB"rat, 0 ö~ E"reQaA.xeiac; ea"rtV).
SIM 9-12 Pi. 0. 6,74-6 j.lroJ.Loc; e~ äA.A.rov XQEJ.LU"rat cpflovsoV"rOlV I 'rOte;, otc; TtO"re
TtQcO"rOtc; TteQL öroöexa"rOV ÖQOJ.LOV I eA.auv6v..eacrt V aiöoia TtOH<J"rU~\] XaQtc; suxA.Ea
J.LOQcpav I 9 Horn. 11. 18,109-10 (x6A.oc;) öc; "re noA.u yA.uxirov J.LEAt"roc; xa"raA.stßoJ.Le-
vow I UVÖQmV ev <J"rljflscratv UE~e"rat lJU"re xanv6c; I Pi. /. 3/4,90-90b auv 'OQ<JE~ öE
VtV I XOlJ.LUSOJ.Lat "reQTtVaV E:maT~OlV XUQlV I B. 13,228-9 KA.stro ... eJ.Latc; evea"ra~sv
{pQaaiv I A. Supp. 578-9 (lyr.) öaxQurov anoa"ra~st rtevfltJ.LOV aiöro I S. Ant. 959-60
(lyr.) oihro ..ac; j.Laviac; ÖetVOV U7W<J"rU~et avfll]QOV Te j.lEVoc; I E. Hipp. 525-6 (1yr.)
"EQroc;, "EQroc;, 6 xa"r' OJ.LJ.LU"rOlV <J"ra~rov rt69ov I E. Supp. 1119 (anap.) x<naA.etßoJ.LEV'Tlc;
äA.yscrt rtoA.A.o'tc; II 12 Horn. Od. 5,332 UAAO"re ö' ao ..· EÜQoc; ZecpUQ(Jl eL~aaxs ötro-
XetV I Horn. /1. 5,160 eiv E:vl. ötcpQ(Jl Mv..ac; I Horn. 11. 17,464 ou y&Q nroc; fjv otov
Mve· LeQijl evl. ÖtcpQ(Jl I Horn. 11. 8,320 ex ÖtcpQOU xaJ.LaL flOQe I [Hes.] Sc. 321 ertl. ö'
trtrtsiou flÜQe ötcpQOU I Sirnon. Epigr. 27,4 P. (= AP 6,213,4) suö6~ou Nl.xac; ayA.aov
äQJ.L'eneß'Tlc;
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CRIT supplementa non laudata: Lobe! 3 Öcr}n<; Page 4 ]vt T' EI!!!- veri sim. I
BI!I!OQBV Pap., de EI!I!OQ' 8v cogitavit Lobel, vix recte 6 fort. A[ 7 Tro,xa~-tllt Pap.;
accentum (xa~uh) verbum compositum indicare recte monuit Lobe! 8 ]0 vel ]ro pars
dext. I no/..f: Pap. 9 avSQ]Omrov tempt. Lobe! I EUXOV't'' ayav (=invidiam) tempt. Lo-
be! 10 rov· aQf: Pap. 11 l~-ta,[ Pap. I Nixa<; 8<; ve