Sie sind auf Seite 1von 80

Gottfried A u gu st Bürger

Illustrationen
von Agnese Baruzzi

Lektüren
ELI-Lektüren: Texte für Leser
jeden Alters. Von spannenden
und aktuellen G eschichten bis hin
zur zeitlosen Größe der Klassiker.
Eine anspruchsvolle redaktionelle
Bearbeitung, ein klares didaktisches
Konzept und ansprechende
Illustrationen begleiten den Leser
durch die Geschichten, und Deutsch
lernt man wie von selbst!
Gottfried A u gu st Bürger

von Agnese Baruzzi

STÄDTBiSLIOTHEK
X f l Steglitz-Zehlendorf
j f t i Zentrale Kindsr-
uncj Jugendbibliothek
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
von Gottfried August Bürger
nacherzähit von Kerstin Salvador
Übungen: Kerstin Salvador
Redaktion: Iris Faigle
Illustrationen von Agnese Baruzzi

ELI-Lektüren Konzeption:
Paola Accattoli, Grazia Ancillani, Daniele Garbuglia (Art Director)

Grafische Gestaltung
Sergio Elisei

Layout
Emilia Coari

Produktionsleitung
Francesco Capitano

Fotos
ELI

© 2013 ELI s.r.1


B.P. 6 - 62019 Recanati - Italien
Tel.+39 071750701
Fax+39 071977851
info@elionline.com
www.elionline.com

Verwendeter Schriftsatz: Monotype Dante 13/18

Druck in Italien: Tecnostampa Recanati


ERT112.01
ISBN 978-88-536-1581-7

Erste Auflage: Februar 2013

www.eiireaders.com
Inhalt

6 Episoden
8 Vor dem Lesen
10 Kapitel 1 Das Pferd auf dem Kirchdach
18 Aufgaben
20 Kapitel 2 Erlebnisse bei der Entenjagd
und andere Jagdgeschichten
28 Aufgaben
30 Kapitel l Das geteilte Pferd
38 Aufgaben
40 Kapitel 4 Mein Ritt auf der Kanonenkugel
und andere Abenteuer
48 Aufgaben
50 Kapitel 5 Das eingefrorene Posthorn
und andere Reisegeschichten
58 Aufgaben
60 Kapitel 6 Die Wette
70 Aufgaben
72 Zum Weiterlesen Gottfried August Bürger
Werke von Gottfried
August Bürger
74 Zum Weiterlesen Wer war eigentlich dieser
Baron von Münchhausen?
Lügengeschichten
76 Zum Weiterlesen Literarische Epoche:
Aufklärung, Sturm und Drang
Freimaurerei
78 Teste dich selbst
79 Syllabus

Zeichen für die Hörtexte auf der CD


Anfang ► Ende ■ 5
Vor dem Lesen

Wortschatz
1 Wortgruppen. Welche Wörter kennst du? Ordne sie zu.
das Auto - der Regen - das Pferd - die Sonne -
der Zug - das Schwein - das Fahrrad - der Hund -
der Vogel - der Bus- der Schnee - die Kutsche -
der Nebel - die Katze - der Sturm

Tiere W etter Fahrzeuge

das P fe rd

2 Berufe. Bilde zu den Berufsbezeichnungen die weibliche


Form und den Plural.
der Lehrer d i e L e h r e r m Lehrer/die Lehrerinnen
1 der Busfahrer_______________ ________________________
2 der Bäcker _______________ ________________________
3 der Arzt _______________ ________________________
4 der Koch _______________ ________________________
5 der Schüler _______________ ________________________
6 der Student _______________ ________________________
7 der Arbeiter ■
' .__________ ________________________
8 der Ingenieur_______________ ________________________
9 der Biologe _______________ ________________________

8
3 Trenne die zusammengesetzten Wörter
Apfelbaum Apfel Baum
Pferdekutsche
Haustür
Kirchturm
Reisezeit
Entenjagd
Kanonenkugel
Lesebuch
Fantasiegeschichte
Lügenbaron
Schneelandschaft

4 Wortigel. Was fällt dir zum Thema Reise ein? Ergänze


deine Ideen und Assoziationen.
Ferien Sommer

5 Komposita. Bilde aus einem Wort aus dem linken Kasten


und einem Wort aus dem rechten Kasten ein neues Wort.
Mittag Sprache Buch Gummi
Stunden Haus Brille Schreiber
lesen radieren Programm Test
Sonne Kugel Garten Ferien
Computer Abschluss Eis Essen
Kinder Sommer Schule Plan
Schokolade Aufgaben

Sonne + B rille = S onnenbrille

9
Kapitel 1

Das Pferd auf


dem Kirchdach

► 2 Es w ar ein eisig kalter W inter, als ich m ich zu


m einer ersten Reise nach Russland aufm achte.
Ich hatte m ir den W in ter als Reisezeit ausgesucht,
w eil dann die Straßen gefroren w aren und nicht
so m atschig1 oder staubig2 w ie sonst in dieser
Region. Und natürlich reiste ich au f m einem
guten alten Pferd, w eil das viel praktischer ist, als
zu Fuß so w eit zu laufen.
Leider w ar m ein M antel vie l zu dünn und so
fror3 ich von Tag zu Tag mehr. W enn ihr einm al
im W in ter nach Russland reist, kann ich euch
nur em pfehlen4, euch w arm anzuziehen. Das
ganze Land w ar unter einer dicken Schneedecke
begraben und man konnte keinen W eg, keinen
Baum , keine Schilder erkennen. Alles w ar nur
w eiß vom vielen Schnee.
So ritt ich nun den ganzen Tag frierend durch
die Schneelandschaft. Als es Abend w urde, stieg
ich von m einem Pferd und band es an einem

1matschig voll Schlamm


2staubig schmutzig, mit Staub bedeckt
5frieren, fror, gefroren kalt sein
4empfehlen einen Ratschlag geben

10
Baron von Münchhausen

e und seine wundersamen Geschichten

Ast fest, der aus dem Schnee herausschaute.


Dann legte ich m ich daneben und schlief die
ganze N acht so tie f und fest w ie ein Stein.
Als ich wach wurde, schien die Sonne. Ich rieb
m ir die Augen und schaute m ich um , w o ich war.
Stellt euch vor: Ich lag m itten auf einem Fried hof
und der Schnee w ar über N acht weggetaut2. Dabei
fühlte ich m ich vie l zu lebendig, um auf dem
Friedhof zu liegen! Aber w o w ar m ein Pferd? Ich
blinzelte in die Sonne und entdeckte es w iehernd
und zappelnd an der Kirchturm spitze3!
Aber w ie kom m t ein Pferd auf eine
Kirchturm spitze? Jetzt wurde m ir klar, dass der
Ast, an den ich es am Abend gebunden hatte, in
W irk lich k eit der W etterhahn4auf dem Kirchturm
war. Als in der N acht der Schnee wegschm olz,
blieb das Pferd dort oben kopfüber hängen. Ich
nahm m eine Pistole und schoss auf das H alfter5
des Pferdes. Als m ein Pferd w ieder auf den Boden
gepurzelt war, setzten w ir unsere abenteuerliche
Reise fort.

1r Friedhof, "e Ort, wo Tote begraben liegen


2wegtauen Schnee, der schmilzt
! Kirchturmspitze, n das spitze Dach einer Kirche
4Wetterhahn, "e Hahnfigur auf der Spitze eines Kirchendachs
5s Halfter, - Zaumzeug am Pferd
li
W e il es im W in ter in Russland so kalt ist, sollte
m an dort nicht auf einem Pferd reisen. Da oben
friert man näm lich viel zu sehr. Deshalb besorgte
ich m ir einen Pferdeschlitten1 und spannte m ein
gutes altes Pferd davor. Und so trabten w ir fröhlich
in Richtung Sankt Petersburg. Als w ir durch einen
tiefen W ald fuhren, wurde m ein Pferd plötzlich
unruhig. Als ich m ich um schaute, entdeckte ich
einen riesigen W olf, der sehr hungrig aussah!
D er W o lf w ar sehr schnell und es w ar
unm öglich, ihm zu entkom m en2. E r kam im m er
näher und näher... Plötzlich sprang er m it einem
m ächtigen Satz über den Schlitten. M it seinen
Zähnen verbiss3sich im H in terteil m eines Pferdes!
Verm utlich schmeckten ihm Pferde besser als
Menschen - w elch ein G lück für m ich! M ein
armes Pferd lie f vor lauter Schreck und Schm erz
noch schneller als vorher.
D er W o lf verschlang4 das H in terteil w ie ein
Stück Schinken und fraß sich im m er tiefer in m ein
Pferd. Ich nahm die Peitsche5 und schlug kräftig

1r Pferdeschlitten, - Schneefahrzeug, das von Pferden gezogen wird


2entkommen, entkam, entkommen fliehen
5verbeißen, verbiss, verbissen, sich an etwas festbeißen
4verschlingen, verschlang, verschlungen, auffressen
5e Peitsche, n Gerte, um Pferde anzutreiben

12
Kapitel
1
3
O

au f den W o lf ein. So versuchte ich, m einem Pferd


zu helfen. D er aber fraß in aller Ruhe weiter. Ich
peitschte und peitschte aber der W o lf ließ sich
nicht stören.
Nach einer W eile w ar von m einem Pferd nicht
m ehr viel übrig. Anstelle des Pferdes steckte nun
der W o lf im Pferdegeschirr1und zog den Schlitten.
Und ich trieb ihn w eiter m it der Peitsche an. So
fuhren w ir durch die Landschaft und erreichten
schließlich Sankt Petersburg. D ie Leute in den
Straßen blieben stehen und starrten m it offenem
M und auf das seltsame Gespann2: Einen W olf,
der einen Pferdeschlitten zog, hatten sie noch nie
gesehen.
G leich nach m einer Ankunft in Sankt
Petersburg habe ich m ich als O ffizier bei der
Arm ee beworben, musste aber viele M onate
auf einen Bescheid3 w arten. So hatte ich jede
Menge Z eit, diese prächtige Stadt und ihre Leute
besser kennenzulernen. Und ich muss sagen, die
Menschen hier sind außerordentlich fröhlich und
gastfreundlich.

1s Pferdegeschirr, e damit wird das Pferd vor den Schütten gebunden


2s Gespann, e Verbindung aus Pferd und Wagen
1r Bescheid, e Benachrichtigung, Information

14
Kapitel
1
o 3

In Sankt Petersburg ist es Brauch1, die Gäste


m it einem Becher Schnaps zu begrüßen. Ü berall
in der Stadt gab es Feste, auf denen es sehr
vergnüglich zuging und nicht gerade w enig2
getrunken wurde. Dies liegt w ohl daran, dass die
W interm onate in Russland sehr lange dauern und
Alkohol bekanntlich gegen die K älte hilft.
M anche Leute tranken so viel, dass man
schon vom Zuschauen3 betrunken wurde.
Am m eisten aber vertrug ein alter G eneral
m it grauem Spitzbart. E r hatte ein leuchtend
rotes G esicht vom vielen Trinken. D er General
hatte die Angewohnheit4, bei Tisch seinen H u t
aufzubehalten. So etwas ist sehr unhöflich. E r
entschuldigte sich dafür und sagte, dass ihm im
Krieg gegen die Türken bei einem Säbelkam pf die
Schädeldecke5abgeschlagen wurde. Deshalb kann
er den H u t nicht absetzen. Beim Essen leerte er
drei Flaschen W odka und m achte sich dann über
den W einbrand her.
Ich fragte m ich, w ie ein M ensch so viel Alkohol
trinken konnte, ohne dass er betrunken wurde.
' r Brauch, "e Sitte, Tradition 4e Angewohnheit, en wunderliche
2nicht gerade wenig viel Gewohnheit, Tick
5s Zuschschauen, - hier nur vom 5e Schädeidecke, n Knochen auf
Hinschauen dem Kopf

16
Baron von Münchhausen

e und seine wundersamen Geschichten

D och dann kam ich hinter sein Geheim nis: Ich


entdeckte, dass er beim Trinkgelage1 hin und
w ieder seinen H u t etwas anhob. N eugierig,
w ie ich war, konnte ich darunter eine silberne
Platte2 erkennen. D ie w ar ihm als Ersatz3 für
seine Schädeldecke eingesetzt worden. Jedes M al,
wenn der den H u t hob, stieg von dieser Platte der
Alkoholdunst w ie eine W olke aus seinem Kopf.
D er Alkohol verdunstete4 und der G eneral w ar
w ieder nüchtern.
Ich erzählte m einen Freunden davon, die m ir nicht
glauben w ollten. Beim der nächsten Gelegenheit,
als w ieder einm al viel getrunken wurde, w ollte
ich es ihnen beweisen. Als der General seinen H ut
hob, nahm ich ein Streichholz und hielt es an die
W olke. Sofort entzündete sich eine Flam m e und
Funken sprühten. Es sah aus, als ob ein Feuerwerk
aus seinem K opf schoss. D ie Feuersäule um rahm te
sein Gesicht w ie ein Heiligenschein. W elch ein
Spektakel! Auch der General w ar entzückt von
diesem Experim ent. E r bat m ich sogar darum , ihn
noch einm al anzuzünden. ■
1s Trinkgelage, - bei Tisch viel Essen und Trinken
2e Platte, n hierStück Metall
5r Ersatz etwas anstelle von... verwenden
4verdunsten Flüssigkeit, die sich in Luft auflöst

17
Lesen & Lernen
1 Richtig oder Falsch?
R F
1 Münchhausen reist im Sommer nach
Russland. □ □
2 Münchhausen fährt mit dem Zug nach
Sankt Petersburg. □ □
3 Das Pferd hängt zappelnd auf dem
Kirchturm. □ □
4 Der W olf frisst das Pferd auf. □ □
5 Die Menschen in Sankt Petersburg feiern
viel. □ □
6 Der General lässt seinen Hut bei Tisch auf. □ □
7 Aus dem Kopf des Generals kommt eine
Wolke. □ □
8 Münchhausen zündet die Wolke an. □ □

Worte & Wörter


2 Eindringling
Ein W ort passt nicht in die Gruppe. Welches?
das Pferd - der W olf - das Schaf - das K irchdoch - der
Vogel
1 Eis - Schnee - Sommer - Frost - Kälte
2 Russland - Italien - Deutschland - Sankt Petersburg -
Frankreich
3 tanzen - lachen - feiern - Pferd - essen
4 groß - alt - schwer - hoch - reisen
5 zwei - hundert - blau - sieben - fünfundzwanzig

18
Strukturen & Satzbau
3 Bilde die Negation zu den Sätzen.
Nein, es sch ne it nicht.
Schneit es?
1 Ist das Pferd im Stall? Nein, es
2 Schläft Münchhausen
im Hotel? Nein, er .
3 Ist seine Jacke warm? Nein, sie
4 Kannst du reiten? Nein, ich
5 Verreist du gerne? Nein, ich
6 Warst du schon in
Sankt Petersburg? Nein, ich
7 Läuft der W olf langsam? Nein, e r .
8 Nimmt der General
seinen Hut ab? Nein, e r .

Fit in Deutsch 1 - Sprechen


4 Formuliere für jedes Wort zum Thema „Sprache lernen“ eine
Frage.
Übung ^ a
°*' e

1 Buch ...................................................................
2 Lehrerin ...................................................................
3 Grammatik ...................................................................
4 Unterricht ...................................................................
5 Vokabeln ...................................................................

19
Kapitel 2

Erlebnisse bei
der Entenjagd und andere
Jagdgeschichten
► 3 Ich gehe leidenschaftlich1 gerne zur Jagd und
eines schönen Morgens entdeckte ich auf dem
See eine ganze Schar2 W ildenten, die friedlich
um herschwom m . Sofort w ollte ich nach ihnen
schießen, aber wenn ich auf eine Ente geschossen
hätte, w ären die anderen alle davongeflogen. Das
w ollte ich natürlich nicht, denn ich w ollte alle
erlegen3.
Da kam m ir eine Idee: Ich zw irbelte4 ein Seil
auf und knotete die Teile zusammen. So erhielt
ich eine sehr lange Schnur. An das eine Ende band
ich ein Stückchen Schinkenspeck, das ich m ir vom
Frühstück aufgehoben hatte.
N un versteckte ich m ich im Sch ilf und w arf
die Schnur m it dem Köder5 aus. G leich kam die
erste Ente herbeigeschwom m en und schnappte
sich den Speck. W eil Speck ziem lich glatt und
schlüpfrig6 ist, kam er schon bald m it der Schnur
hinten aus der Ente w ieder heraus. W elch ein

1leidenschaftlich sehr gerne 5r Köder, - z. B. Wurm, mit dem


2e Schar, en Gruppe man Fische fängt
5erlegen abschießen 6schlüpfrig glitschig, glatt
4zwirbeln hierein Seil aufdrehen in
einzelne dünnere Fäden

20
Baron von Münchhausen
und seine wundersamen Geschichten

Glück! Denn schon entdeckte die zw eite Ente den


Speck und verschlang ihn gierig. Und auch sie
schied1den Speck m it der Schnur nach kurzer Z e it
w ieder aus. Und so w anderte der Leckerbissen
an der Schnur durch alle Enten durch, bis sie alle
nebeneinander an der Schnur hingen.
So brauchte ich nur die Leine nehm en und m it
der Beute2 nach Hause ziehen. Ich band m ir die
Schnur um den Körper, w eil die Enten ganz schön
schwer waren. Ich zog und zog, plötzlich schlugen
die Enten m it den Flügeln und flatterten los - m it
m ir am anderen Ende der Leine! So flog ich m it
ihnen durch die Lüfte. W elch eine Reise!
D ie Enten w ollten w ieder zurück zum See,
aber ich benutzte m einen M antel als Ruder und
steuerte3 genau au f m ein Haus zu. Aber w ie
brachte ich die Enten dazu, genau hier zu landen?
Ganz einfach, ich drehte einer nach der anderen
den Hals um , bis w ir im m er tiefer sanken4 und
schließlich durch den Schornstein hindurch genau
auf den H erd landeten. Zum G lück brannte noch
kein Feuer, sonst w äre ich selbst noch zum Braten5

' ausscheiden, schied aus, 5steuern lenken


ausgeschieden nach dem Verdauen 4sinken, sank, gesunken zu Boden
von sich geben fallen
2e Beute, n das, was man gejagt hat 5r Braten, - gebratenes fleisch

21
geworden. M ein Koch staunte ganz schön und
m achte sich sogleich an die Zubereitung1.
Aus solchen Erlebnissen kann man viel lernen.
Und schon bald konnte ich m eine Erfahrung
m it den Enten bei einer anderen Gelegenheit
anwenden2. Einm al spazierte ich durch Feld
und W ald und w ollte m eine neue Flinte3
ausprobieren. D afür hatte ich m ir nur wenige
Kugeln m itgenom m en zum Testen und zielte hier
und da auf Z iele, die ich m ir aussuchte. Als m eine
M unition verbraucht war, sah ich ein paar H ühner
vor m einen Füßen herum flattern. Schon musste
ich an einen leckeren Hühnerbraten denken.
Dabei floss m ir das W asser im M unde zusammen.
Und w eil ich gerne alle H ühner auf einm al haben
w ollte, dachte ich an m einen T rick m it den Enten.
Ich lud4 m ein Gewehr, aber nicht m it Kugeln,
sondern m it dem Ladestock5des Gewehres, den
ich vorher angespitzt6hatte.
N un zielte ich auf die Hühner. Bei dem Schuss
flogen sie erschrocken in die Luft. D er Ladestock

’ e Zubereitung, en Wer etwas zu essen kochen


2anwenden erproben
! e Flinte, n Gewehr
4laden, lud, geladen Kugeln in das Gewehr legen
5r Ladestock, "e Stab zum Laden der Munition in das Gewehr
6anspitzen spitz machen
flog w ie ein Pfeil durch die Lu ft und tra f das erste
Huhn. D er Pfeil durchbohrte1es. Dann tra f er das
zweite H uhn, und so w eiter. W ie schon bei den
Enten gelang es m ir, alle H ühner nacheinander -
sieben Stück - au f einem Spieß2 zu erlegen. Oh,
was freute ich m ich auf m ein Abendessen!
Ich könnte euch stundenlang von m einen
Jagderlebnissen berichten! W ie ih r nun wisst,
m acht es m ir vie l Spaß, m ir m it viel Fantasie
neue M ethoden für die Jagd auszudenken. Als ich
einm al w ieder auf der Jagd war, hatte ich anstatt
des Ladestocks einen langen Nagel dabei. Ich
w ollte näm lich ein neues Kleidungsstück3 haben.
Und zw ar aus dem Fell des Fuchses. Das gefiel
m ir so gut. D er Fuchs spazierte direkt vor m einen
Augen durch den W ald. Ich lockte ihn näher
heran und schnappte ihn m ir. Dann nagelte ich
ihn m it seinem schönen Fuchsschwanz an einen
Baum . Ich prügelte4 so lange au f das T ie r ein, bis
es aus seinem eigenen M aul herauskroch. Ganz
nackt flüchtete es in den W ald. Sein kostbares Fell
blieb unverletzt an dem Baum hängen. W enn ihr

1durchbohren hindurch gehen


2Spieß, e hierStab, an dem die Hühner aufgespießt werden
5Kleidungsstück, e etwas zum Anziehen
4r Bursche, n Kerl

24
e Baron von Münchhansen
und seine wundersamen Geschichten
O

im W ald also m al auf einen nackten Fuchs seht,


dann w isst ihr, w ie es dazu kam.
E in anderes M al hatte ich nicht so viel Glück.
Ich w ollte eine W ildschw einm utter erlegen, die
m it ihren Frischlingen1 unterwegs war. Aber
m ein Schuss ging daneben und die kleinen
Ferkelchen2 liefen in alle Richtungen davon. D ie
W ildschw einm utter aber blieb stehen und bewegte
sich nicht. Ich ging sehr vorsichtig an sie heran,
denn m an w eiß ja, w ie w ild sie werden können.
Ich w underte m ich, dass sie sich nicht bewegte. D a
m erkte ich, dass sie blind war. N ur m ithilfe ihrer
Ferkelchen konnte sie sich bewegen, indem sie
sich m it dem Rüssel an dem Ringelschwänzchen3
von einem Frischling festhielt. Von dem
Ringelschwänzchen hatte sie sogar noch ein Stück
im M aul, w eil das Ferkelchen sich von dem Schuss
so erschreckt hatte und davonlief. So brauchte ich
sie nur an dem Ringelschwänzchen nach Hause
führen und sie m einem Koch übergeben.
Auch die W ildschw eineber4können ganz schön
gefährlich sein. Einm al, als ich gar nicht dam it

1r Frischling, e (= Ferkelchen) Kind vom Schwein


! s Ferkelchen, - (= Frischling) Kind vom Schwein
5s Ringelschwänzchen, - gedrehter Schwanz vom Schwein
4r Wildschweineber, - männliches Wildschwein

25
rechnete, kam so ein w ild er W ildschw eineber
auf m ich zu. Ich w ar so erschrocken, dass ich gar
nichts tun konnte. E r rannte so schnell, dass m ir
nur die Flucht übrig blieb. Im letzten M om ent habe
ich m ich hinter einem Baum versteckt. D er Eber
knallte m it großer W u ch t1 gegen einen Baum .
Dabei blieb er m it seinen m ächtigen Stoßzähnen2
im Baum stam m stecken. E r tobte und zerrte, aber
er konnte sich nicht befreien. Ich lie f ins D o rf und
brauchte nur ein Seil und eine Schubkarre3 zu
holen, um m eine Beute nach Hause zu bringen.
Aber jetzt muss ich euch von m einer Hirschjagd
berichten! Das ist w irk lich eine unglaubliche
Geschichte, die ich dabei erlebt habe. Ich hatte
schon alle m eine Kugeln verschossen. Da
tra f ich auf einen stattlichen4 H irsch m it dem
prächtigsten5 G ew eih6, das ich je gesehen hatte.
Aber w ie sollte ich ihn ohne M unition erlegen?
Ich hatte noch ein paar Kirschen dabei. D ie aß
ich schnell au f und stopfte die Kerne in m ein

1e Wucht (nur Sg.) mit Kraft und Stärke


2r Stoßzahn, "e spitzer Zahn zum Angriff und Stoßen
1e Schubkarre, n Behälter mit einem Rad, mit dem man etwas transportieren
kann
Stattlich mächtig, groß
5prächtig wunderbar, schön
6s Geweih, e Hörner, die Hirsche auf dem Kopf haben

26
Baron von Münchhausen

e und seine wundersamen Geschichten

Gewehr. Dann tat ich noch etwas Schießpulver1


hinzu, setzte an und zielte m itten auf die Stirn
des Hirsches. D er aber taum elte nur kurz und
lie f weg. Pech gehabt! Als ich ein oder zw ei Jahre
später w ieder einm al in der Gegend war, sah ich
einen H irsch, der zwischen seinem G ew eih einen
Kirschbaum trug, der voller Kirschen war. Dieses
M al entkam er m ir aber nicht! Ich erlegte ihn und
verspeiste ihn als Sonntagsbraten2: H irschrücken
m it Kirschkom pott zum Nachtisch! ■

1s Schießpulver, - Schwarzpulver, Munition


2r Sonntagsbraten, - Festtagsessen am Sonntag

27
Worte & Wörter
1 Unterstreiche die getrennten Verben und bilde den
Infinitiv.
Beispiel: Die Enten fliegen davon.............
1 Er bindet den Speck an der
Schnur fest. ............................
2 Das Wildschwein bleibt stehen..................................
3 Münchhausen denkt sich neue
Tricks aus. ............................
4 Die Ferkelchen laufen davon. ............................

Strukturen & Satzbau


2 Wer ist am schnellsten? Bilde den Superlativ.
Beispiel: d a s .?£hnel/ste Pferd (schnell)
1 d e r ........................ Sonntagsbraten (gut)
2.... d ie ...................... Stadt (groß)
3....d a s ....................... Haus (alt)
4 d e r .......................W eg (weit)
5 d ie ...................... Musik (laut)

Lesen & Lernen


3 Kennst du die Antwort?
1 Wohin geht Münchhausen leidenschaftlich gern?
A D zur Jag d
B □ ins Bett
C □ zur Arbeit

2 Was bindet er an die Schnur?


A □ einen Wurm
B □ Speck
C □ Schokolade

28
3 Was machen die Enten?
A □ Sie schwimmen auf dem See.
B □ Sie sitzen im Gras.
C □ Sie fliegen davon.

4 Von welchem Tier will Münchhausen das Fell haben?


A O vom Schwein
B □ vom Fuchs
C □ vom Pferd

5 Was machen die Ferkelchen?


A O Sie laufen davon.
B □ Sie wühlen in der Erde.
C O Sie quieken.

Fit in Deutsch 1 - Lesen


4 Lies die Information auf dem Aushang und kreuze an:
Richtig (R ) oder falsch (F)?
-
Malwettbewerb!
Das Jagd- und Fischereimuseum veranstaltet einen
Malwettbewerb für Kinder zum Thema „Wald - Wild
- Wasser". Gemalt werden sollen Tiere, die in unseren
Wäldern, Seen und Flüssen leben.
Die schönsten Bilder werden in einem Kalender
veröffentlicht. Die Gewinner erhalten einen Preis, eine
Urkunde und freien Eintritt ins Museum.
Bitte schickt eure Bilder bis zum 25. Juni 2013 an das Jagd-
und Fischereimuseum.
\ /
R F
1 Es sollen Bilder zum Thema „Die Wüste lebt"
gemalt werden. □ □
2 Die Gewinner bekommen keinen Preis. □ □
3 Veranstalter ist das Jagd- und Fischereimuseum. □ □

29
Kapitel 3

Das geteilte Pferd

► 4 Außer der Jagd habe ich m ich im m er sehr für


die Reitkunst und edle Pferde interessiert. Eines
schönen Nachm ittags w ar ich zum Tee bei
dem Grafen Przobofsky auf seinem Landsitz
eingeladen. E r w ar ein wohlhabender1 G ra f aus
einer adeligen polnischen Fam ilie, der neben
seinen Ländereien2 auch ein Pferdegestüt3 m it
kostbaren Pferden besaß. D ie Pferde dieser edlen
Rasse4 werden auch Litauer genannt. Bei der
Teestunde saß ich m it den Dam en im Salon und
unterhielt sie m it m einen Geschichten. D er G ra f
ging m it ein paar H erren über den H of, um sein
neues Pferd anzuschauen, das eben auf dem H o f
eingetroffen war.
Plötzlich w aren entsetzte Schreie zu hören. W ir
liefen ans Fenster und sahen, w ie das junge Pferd
sich aufbäum te und w ild tobte. Dabei schnaubte
es vor Z o rn m it aufgeblähten N üstern5. U nter den
erschrockenen M ännern w aren viele exzellente

1wohlhabend reich 4e Rasse, n Gattung, Art


2Ländereien (PI.) Landhäuser 5e Nüster, n Nasenloch vom Pferd
5s Pferdegestüt, e Pferdehof

30
Baron von Münchhausen
und seine wundersamen Geschichten
e O

Reiter, doch keiner traute sich, sich dem Pferd in


den W eg zu stellen. Das Pferd schlug wütend m it
den Hufen um sich und ließ niem anden an sich
herankom m en.
Jetzt w ar ich in m einem Elem ent1! A lle w arteten
nur auf m ich. N un konnte ich ihnen zeigen, w ie
hervorragend ich m it Pferden um gehen konnte.
Ich entschuldigte m ich kurz bei den Dam en und
rannte hinaus auf den H of. M it einem gekonnten
Sprung saß ich sicher auf dem Rücken des Pferdes.
Schnell konnte ich durch geschickten D ruck m it
den Beinen und Führen der Zügel das wütende
Pferd beruhigen. Sanft w ie ein Läm m chen folgte
es m einen Anweisungen. Jetzt bekam ich Lust, den
Dam en und H erren, die sich im H o f versam m elt
hatten, einm al m eine Reitkünste zu zeigen. Schon
pirschte2 ich los und setzte m it einem eleganten
Sprung durch das geöffnete Fenster in den Salon.
Ich hatte das W underpferd so gut in m einer
G ew alt3, dass ich ganz m ühelos auf ihm m al
rechts und m al links herum um den Tisch trabte4.

's Element, e Wer Leidenschaft


1lospirschen lostraben, loslaufen
5etw. in seiner Gewalt haben etw. beherrschen
4traben eine Gangart des Pferdes

31
Kapitel
3
3
o

Dann setzte ich zum Galopp an und ließ es w ieder


im Schritt gehen. Das Pferd w ar sehr elegant in
seinen Bewegungen. Niem and erschreckte sich
und auch nichts ging zu Bruch1. D ie Gesellschaft
verfolgte das Geschehen m it Vergnügen. So etwas
hatten sie noch nicht gesehen. Aber es kam noch
besser. Zum Höhepunkt m einer Vorführung ließ
ich den Litauer auf einen kleinen Tisch steigen an
dem Tee getrunken wurde. H ier zeigte noch ein
paar Kunststücke der hohen Reitkunst, ohne dass
auch nur ein Teller entzweiging.
D er G ra f w ar sehr beeindruckt2 von m einer
Reitkunst, und bat m ich höflich, das edle Pferd als
Geschenk anzunehm en. E r w ollte sogar, dass ich
m it ihm zusammen bei dem Feldzug3 gegen die
Türken m itm achte, den der Z a r gerade begonnen
hatte. Ich w ar sehr glücklich darüber. Jetzt konnte
ich endlich in den Krieg ziehen, denn das w ar ja der
G rund für m eine w eite Reise nach Russland. N un
hatte ich Gelegenheit, m ich im Kam pf verdient4
zu m achen und zu Kriegsruhm 5 zu gelangen.

1zu Bruch gehen kaputt gehen 4sich verdient machen zu Lob und
1beeindrucken faszinieren Anerkennung kommen
! r Feldzug, "e Angriff im Krieg s r Kriegsruhm (nur Sg.) Ansehen,
Ehre im Krieg

32
Baron von Münchhansen
I und seine wundersamen Geschichten

Es w ar m ir eine Ehre, unter dem Kom m ando


des Generalfeldm arschalls M ünnich gegen die
Türken zu käm pfen. Aber m it dem Geschenk des
Grafen w ar das natürlich noch viel verlockender1.
A u f solch einem eleganten Pferd in den Kam pf zu
ziehen, m achte schon etwas her. So konnte man
sich sehen lassen.
Ich wurde also bei den Husaren eingeteilt.
Das ist die Reitergruppe, die der Haupttruppe
w eit vorausreitet und dort für vie l W irb el sorgt.
Bei der Schlacht um Orzakow, w ar ich w ieder
einm al m it m einem Pferd ganz vorne an erster
Stelle. D a sah ich den Feind heranrücken, gehüllt
in eine dichte Staubwolke. Es w ar unm öglich zu
sehen, w ie viele sie waren. M eine Aufgabe w ar
es, die Zah l der Feindestruppe2 gut zu schätzen
und sie dem G eneral m itzuteilen. Ich preschte an
sie heran und w irbelte dabei selbst so vie l Staub
auf, dass w ir uns gegenseitig nicht sehen konnten.
D ie anderen Husaren folgten mir. Gem einsam
schlugen w ir die Türken m it unseren Säbeln3 in
die Flucht. D ie feindliche Truppe w ollte in ihre

1verlockend reizvoll, attraktiv


2e Feindestruppe, n gegnerische Truppe
1r Säbel, - Waffe zum Fechten

33
sichere Festung1 fliehen. Ich blieb ihnen auf den
Fersen. Ihnen blieb keine Z eit, die Tore hinter
sich zu schließen. In Panik flohen sie am anderen
Ausgang w ieder aus ihrer Festung. So haben w ir -
vielm ehr ich alleine - ihre Festung in W indeseile2
besetzt. Denn als ich m ich umsah nach m einer
Truppe, w ar niem and m ehr da. Ich w ar den
anderen w eit voraus.
M ein tapferes Pferd führte ich erst einm al an
den Brunnen auf dem M arktplatz und ließ es
trinken. Es soff3 gierig den halben Brunnen leer
und konnte seinen D urst gar nicht löschen. Im m er
m ehr soff es, das wurde schon unheim lich. Als
ich m einem W underpferd einen Klaps auf sein
H in terteil geben w ollte, schlug ich ins Leere. Ich
drehte m ich um und sah - nichts! Das gesamte
H in terteil des Tieres w ar fort, sauber in der M itte
durchgeschnitten. Und das ganze Wasser, das
m ein Pferd soff, floss in der M itte einfach w ieder
heraus! W ie konnte so etwas geschehen? Da
kam ein Reitknecht4 aus m einer Truppe von der
anderen Seite herangejagt und berichtete, was

1e Festung, en Burg 4r Reitknecht, e Bursche, der sich


1e Windeseile (nur Sg) sehr schnell um die Pferde kümmert
3saufen, soff, gesoffen gierig trinken

34
Kapitel
3
3
O

sich ereignet hatte. Als ich hinter den Türken in


die Festung ritt, wurde das Fallto r1herabgelassen,
genau in dem M om ent, als ich m ich m it m einem
Litauer darunter befand. Das Tor schnitt m ein
Pferd in der M itte entzwei. Das H in terteil des
Pferdes lie f kopflos hinter den Türken her. D ie
erschraken2sich so sehr, als sie das H in terteil ohne
K op f sahen, dass sie noch schneller flohen.
Ich w ollte wissen, w o denn das H in terteil
m eines Pferdes abgeblieben sei und der Reitknecht
sagte, dass es auf eine W eide3 getrabt sei, wo
andere Pferde grasten4. Sogleich galoppierte ich
auf dem Vorderteil des Pferdes zu der W eide und
entdeckte dort tatsächlich die zw eite H älfte. Da
beide H älften w o h lau f waren, ließ ich sogleich
den Hufschm ied6 des Regim ents komm en. D er
sah sich den seltsam en Fall an, überlegte kurz,
was zu tun war. Schon bald hatte er eine Idee,
w ie er den Litauer w ieder zusam m enflicken7

1s Falltor, e Tor, das von oben herunter fällt


2erschrecken, erschrak, erschrocken Angst bekommen
3e Weide, n Wiese, auf der Pferde weiden
4grasen Gras fressen
5wohlauf sein gesund sein
6r Hufschmied, e er schmiedet den Pferden Hufeisen
7zusammenflicken Teile aneinander nähen

36
Baron von Münchhausen

e und seine wundersamen Geschichten

konnte. E r nahm ein paar junge Lorbeerzw eige1,


die er in der Nähe fand. D am it heftete er beide
H älften zusammen. Nach ein paar Tagen waren
die W unden verheilt. Diese M ethode hatte noch
einen anderen Effekt, der m ir sehr gut gefiel: D ie
Zw eige trieben aus und schlugen W urzeln im
Leib des Pferdes. Außen rankte2 frisches G rün
um seinen Rücken zu einer Lorbeerlaube. Den
Lorbeerkranz hatte sich m ein W underpferd
w ahrlich verdient. Von nun an konnten w ir im m er
im kühlen Schatten der grünen Blätter reiten und
wurden überall von den Leuten bestaunt. ■

1r Lorbeerzweig, e Zweig von einem Lorbeerbaum


2ranken empor wachsen

37
Lesen & Lernen
Was ist passiert? Kreuze die richtige Lösung an.

1 W o zeigt Münchhausen seine Reitkünste?


A □ auf einem Schiff
B □ auf einem Tisch
C □ auf einer Wiese

2 Gegen wen käm pft er mit seinem Feldzug?


A □ gegen die Russen
B □ gegen die Ungarn
C D gegen die Türken

3 W o ist das Hinterteil des Pferdes geblieben?


A □ es wurde von einem Falltor abgetrennt
B □ ein Zauberer hat es weggezaubert
C □ ein türkischer General hat es mit einer
Säge abgesägt

4 W om it hat der Hufschmied das Hinterteil


zusammengeflickt?
A □ mit Nadel und Faden
B □ mit Heftklammern
C □ mit Lorbeerzweigen

5 Was wächst aus dem Rücken des Pferdes?


A O ein Lorbeerkranz mit frischen Blättern
B □ ein Horn
C □ ein Bein

38
Worte & Wörter
2 Finde zu jedem Adjektiv das Gegenteil und verbinde sie.
schnell nah
1 schön ■
—► langsam
2 klein schlecht
3 gut hässlich
4 fröhlich kalt
5 warm groß
6 weit alt
7 jung traurig

Strukturen & Satzbau


3 Bilde Sätze.
1 springt / durch das Fenster / in den Salon / mit seinem
Pferd / Münchhausen
2 und trinkt / steht / Das Vorderteil / am Brunnen / des
Pferdes
3 auf / Das Hinterteil / ist / der W eide / des Pferdes
4 mit Lorbeerzweigen / die beiden Teile / Der
Hufschmied / zusammen / flickt
5 tanzt / auf dem Tisch / Das Pferd / vorsichtig

Sprechen
4 Wörter erklären. Schreibe die Wörter aus dem Kapitel
auf Wortkarten (jedes Wort auf eine Karte) und lege sie
verdeckt auf den Tisch. Ziehe eine Karte und erkläre das
Wort deinem Partner/deiner Partnerin. Er/Sie muss das
Wort erraten. Dann wird gewechselt.
Reitkunst Brunnen Marktplatz
Hinterteil Pferd Nachmittag

39
Kapitel 4

Mein R itt auf der


Kanonenkugel
und andere Abenteuer
► 5 Im Feldzug gegen die Türken belagerten1w ir eine
Stadt. Ich w eiß gar nicht mehr, w ie sie hieß. D er
G eneralm arschall M ünnich w ollte wissen, w ie es
in der Stadt aussah. Aber es w ar unm öglich, durch
die ganzen Vorposten2 und W achen dorthin zu
gelangen. So bekam ich den Befehl3, die Lage4
zu erkunden, w eil keiner in der Truppe, außer
m ir, solch einen Auftrag ausführen konnte. Als
neben m ir eine Kanone5 geladen w urde, hatte
ich eine geniale Idee. Genau in dem M om ent, in
der die Kanone gezündet wurde und die Kugel
hinausschoss, sprang ich auf die Kugel und ritt
m it ihr durch die Lüfte.
Aber unterwegs bekam ich Z w eifel6, was w ohl
m it m ir passieren w ürde, w enn ich im feindlichen
Lager ankam . Sicherlich w ürden sie m ich als
Spion gefangen nehm en. Und so überlegte ich

' belagern besetzen


2r Vorposten, - Truppe, die weiter vorne Wache hält
3r Befehl, e Auftrag, etwas zu tun
4e Lage, n Wer die Situation prüfen
5e Kanone, n Schusswaffe mit großen Kugeln
6r Zweifel, - Bedenken haben, nicht sicher sein

40
Baron von Münchhausen
f und seine wundersamen Geschichten

nicht lange und sprang in dem Augenblick, wo


eine feindliche Kugel in die G egenrichtung flog,
au f die andere Kugel und flog m it ih r zurück.
W ie ihr schon wisst, w ar ich ein exzellenter
Reiter und verstand m ich bestens darin, m eine
Pferde gut zu dressieren1. Sie gehorchten m ir stets
aufs W o rt und sprangen über Zäune, M auern und
Büsche, ganz so, w ie ich es w ollte. Einm al waren
w ir auf Hasenjagd und ich ritt auf einem sehr
schnellen G aul2. Als w ir einen Hasen sichteten und
ihm in hohem Tem po3folgten, kam eine Kutsche4
den W eg entlang, in der zw ei Dam en angeregt
plauderten. Zum Brem sen5w ar es zu spät und so
sprang ich m it m einem Pferd kurzerhand durch
das geöffnete Fenster in der Kutsche und auf der
anderen Seite w ieder hinaus. W e il alles so schnell
ging, vergaß ich doch glatt, m einen H u t zu heben
und die Dam en freundlich zu grüßen. Ich hoffe,
sie haben es m ir verziehen.
E in anderes M al geriet ich bei einem Ausflug
m it m einem Litauer in sumpfiges Gebiet. W ir

1dressieren ein Tier zähmen und ihm Kunststücke beibringen


2r Gaul, “e Pferd
Js Tempo, s Geschwindigkeit
4e Kutsche, n Wagen, der von Pferden gezogen wird
5s Bremsen (nur Sg.) anhalten

41
konnten leider nicht ausweichen, uns blieb nichts
anderes übrig, als den Sum pf zu durchqueren1.
D a es unm öglich war, hindurchzulaufen, nahm
ich A nlauf und w ollte darüber hinweg springen.
Leider hatte ich den ersten Sprung zu kurz
berechnet und so drehten w ir lieber m itten im
Flug um und landeten sicher w ieder auf den
Trockenen. Beim zw eiten Versuch gelang es
uns ebenfalls nicht, über das Gebiet zu springen
und konnten dieses M al leider nicht wenden.
M it einem lauten Platsch2 landeten w ir m itten
im Sum pf. M ein Pferd und ich w ären beinahe
rettungslos versunken3, wenn es m ir nicht
gelungen wäre, m ich am eigenen Schop f aus dem
Sum pf zu ziehen! Und natürlich rettete ich auch
m ein Pferd! M anchm al ist es doch nützlich, wenn
man so einen gut trainierten Körper hat.
Trotz m einer Tapferkeit und Klugheit und
obwohl m ein Litauer so überaus schnell und
gut dressiert war, geriet ich einm al in die
Gefangenschaft der Türken. Das w ar kein Spaß,
denn m an wurde als Sklave verkauft.
1durchqueren hindurch gelangen
2r Platsch, e Geräusch, wenn man ins Wasser springt
3versinken, versank, versunken untergehen, ertrinken
4r Schopf, “e Haare auf dem Kopf

42
Im Dienste des Sultans musste ich jeden M orgen
seine Tiere auf die W eide bringen. W enn es nur
Ziegen oder Schafe gewesen wären, wäre das ja
erträglich gewesen. Es handelte sich aber um seine
Bienen, die ich den ganzen Tag beaufsichtigen
und abends w ieder zurück in die Bienenstöcke1
bringen musste. Keine leichte Aufgabe. Einen
Sack Flöhe zu hüten, wäre einfacher.
Eines Abends aber sah ich, dass eine Biene
fehlte und bem erkte gleich zw ei große Bären,
die sie wegen ihres Honigs angefallen2 hatten.
D a ich keine andere W affe bei m ir hatte als die
silberne Axt des Sultans, das Erkennungszeichen3
der G ärtner und Landarbeiter, w arf ich die Axt
m it viel Schwung4 nach den Bären, um sie zu
vertreiben. D ie Biene schaffte es, den M om ent
zu nutzen und vor den Bären zu fliehen. D ie Axt
aber verfehlte die Bären und flog an ihnen vorbei,
im m er höher und höher. Und wisst ihr, wo sie
landete? A u f dem M ond! H ui, so hoch!
Aber w ie sollte ich sie w ieder herunter
bekom men? D er Sultan verstand da keinen
1r Bienenstock, “e hierhin bringen die Bienen ihren Honig
2anfallen jmd. angreifen
5s Erkennungszeichen, - Symbol
4r Schwung, “e aus der Bewegung schneller werden

44
Baron von Münchhausen
und seine wundersamen Geschichten

Spaß! W oher bekam ich nur so lange Leitern,


dass sie bis zum M ond reichten? D a fielen m ir
türkische Bohnen ein, die sehr schnell zu einer
erstaunlichen H öhe em porwuchsen1. Ich pflanzte
eine solche Bohne in die Erde ein und sie wuchs
tatsächlich bis zum M ond und rankte2 sich um
den Rand der M ondsichel3. Im K lettern w ar ich
ausgesprochen geschickt und auch schw indelfrei4.
Deshalb gelang es m ir, an der Bohne entlang auf
den M ond zu klettern und dort auch glücklich
anzukom m en. Aber es w ar gar nicht so einfach,
m eine silberne Axt hier oben wiederzufinden,
w eil hier alle Dinge silbern glänzten. Schließlich
fand ich sie aber, und als ich m ich auf den W eg
zurück zur Erde m achen w ollte, sah ich, dass
m eine Bohnenpflanze inzwischen ganz verdorrt5
an der M ondsichel hing. Ich nahm die dörren
Reste und flocht m ir daraus einen Strick, der
im m er länger wurde.
Ich befestigte das Seilende an der Spitze der
M ondsichel und ließ m ich dann an dem Seil

1emporwachsen, -wuchs, -gewachsen nach oben sprießen


1ranken herumschlängeln
5e Mondsichel, n Form des halben Mondes
4schwindelfrei wenn einem nicht schwindelig wird
5verdorrt vertrocknet

45
herab. N atürlich reichte es nicht bis zur Erde.
Deshalb trennte ich das überflüssig1 gewordene
Stück Seil über m ir ab und knotete2 es an dem
unteren Ende w ieder an. M it dieser M ethode kam
ich der Erde im m er näher. Allerdings wurde das
Seil durch das Abtrennen und Anknüpfen3im m er
brüchiger, bis es irgendwann riss und ich auf die
Erde fiel. Ich stürzte m it einer solchen W ucht4
auf die Erde, dass ich gut zehn M eter tie f in den
Boden einschlug und ohnm ächtig5 wurde. Als
ich w ieder zu Bewusstsein kam, taten m ir alle
Knochen von dem A ufprall weh. Aber w ie kam
ich jetzt aus dem Loch w ieder heraus? W ie gut,
dass ich in den zehn Jahren Gefangenschaft m ir
nicht m ehr die Fingernägel geschnitten habe.
D ie w aren inzwischen so lang geworden, dass ich
dam it prim a in die Erde eine A rt Treppe graben
und darauf bequem nach oben steigen konnte.
So kehrte ich m it der silbernen Axt des Sultans
w ieder zurück zu m einen Bienen.

1überflüssig nicht mehr nötig


2knoten zwei Enden zusammenbinden
J s Anknüpfen (nur Sg.) Zusammenfügen von zwei Enden
4e Wucht, (nur Sg.) mit viel Schwung
5ohnmächtig ohne Bewusstsein

46
Baron von Münchhausen
f und seine wundersamen Geschichten

N un wusste ich, w ie gefräßig1 und gefährlich


hungrige Bären waren. Ich musste m ir einen
anderen Trick2 ausdenken, um sie zu vertreiben,
dam it sie nicht den H onig m einer Bienen
auffraßen. Ich bestrich die D eichsel3 eines
Erntewagens m it H onig und legte m ich auf die
Lauer. Kurze Z e it später kam auch schon ein Bär
und schleckte4 an der Spitze der Stange, die m it
H onig bestrichen war. D er Bär w ar so gierig, dass
er m it dem Schlecken gar nicht m ehr aufhören
konnte. E r leckte im m er w eiter an der Stange, bis
er sich die Stange durch den Schlund5, den M agen
und den Bauch leckte, und sie hinten w ieder aus
ihm heraus kam. N un steckte er am Spieß fest.
Ich ging zu ihm hin und pflockte einen Stock
durch das Ende der Stange, so dass er sich nicht
m ehr rückw ärts befreien konnte. So ließ ich den
Honigdieb bis zum nächsten M orgen zappeln.
D er Sultan, der auf seinem Spaziergang zufällig
vorbei kam , lachte sich halb tot. ■

1gefräßig gierig, verfressen


2r Trick, s Methode
J e Deichsel, n Stange am Wagen zum Ziehen und Lenken
4schlecken lecken
5Schlund, “e Rachen

47
Lesen S Lernen
1 Richtig (R) oder Falsch (F)?
R F
1 Münchhausen fliegt auf einem Pfeil durch
die Luft. □ □
2 Er springt mit seinem Pferd durch eine Kutsche. □ □
3 Er zieht sich an den Füßen aus dem Sumpf. □ □
4 Er soll einen Schwarm Bienen hüten. □ □
5 Das Pferd schleckt Honig. □ □

Worte & Wörter


2 Ergänze die Sätze und finde das Lösungswort.
1 Münchhausen zieht sich am eigenen Schopf aus dem
..........................heraus.
2 E r ........................ auf einer Kanonenkugel durch die
Luft.
3 Er muss einen S ch w a rm ..........................hüten.
4 D e r ........................ schleckt Honig.
5 Er wirft die silberne Axt auf d e n ..........................

1
2
3
4

48
Strukturen & Satzbau
3 Setze die richtigen Präpositionen ein.
bis - im - durch - auf - aus

1 Münchhausen re ite t..........................einer


Kanonenkugel.
2 Er springt mit seinem P fe rd ..........................die Kutsche.
3 Er landet m itten ..........................Sumpf.
4 Er zieht sich am S c h o p f dem Sumpf.
5 Die Bohne w ä c h s t zum Mond.

Fit in Deutsch I - Schreiben


4 Schreibe eine E-Mail an deinen Freund Michael und
berichte von einem ungewöhnlichen Abenteuer, das dir
passiert ist. Du kannst auch etwas Verrücktes erfinden, so
wie Münchhausen.
Von: [__________________________
An:
Betreff:

Hallo Michael,

weißt du, was mir neulich passiert ist?

49
Kapitel 5

Daseingefrorene
Posthorn und andere
Reisegeschichten
► 6 Kurze Z e it später schlossen die Russen m it
den Türken Frieden und ich w urde aus m einer
Gefangenschaft entlassen1 und nach Petersburg
zurückgeschickt. Und von dort aus trat ich
m einen H eim w eg nach D eutschland an. Es
herrschte ein so strenger W in ter, dass selbst die
Sonne Frostbeulen2 bekam . Ich fro r noch vie l
m ehr als au f der H inreise. Bedauerlicherw eise3
w urde m ir nach der Gefangenschaft m ein
Litau er nicht zurückgegeben. E r w urde von
den Türken beschlagnahm t4. So musste ich m it
dem Postschlitten reisen. A u f der Fahrt kam en
w ir durch eine enge Schlucht, in der nur Platz
für einen W agen ist. Ich w ies den Po stillio n 5 an,
au f seinem H o rn ein kräftiges Signal zu geben,
um dam it ein entgegenkom m endes Fahrzeug
rechtzeitig zu w arnen. D er Po stillio n setzte
sein H o rn an und blies kräftig hinein. A ber kein

1entlassen, entließ, entlassen wieder freigelassen werden


2e Frostbeule, n Erfrierung, Verletzung durch Frost
3bedauerlicherweise unglücklicherweise, leider
4beschlagnahmen jmdm. etwas wegnehmen
5r Postillon, s Bote mit einer Postkutsche

50
Baron von Münchhausen
f und seine wundersamen Geschichten

Ton w ar zu hören, so sehr er sich auch bem ühte1.


Das Versagen2 des Posthorns brachte uns
w enig später in eine unangenehme Situation.
Es uns kam tatsächlich eine andere Kutsche
entgegen und w ir konnten nicht aneinander
vorbeifahren. W ir steckten fest. W as also tun? Ich
stieg aus dem Postschlitten aus und spannte3 die
beiden Pferde ab. Dann nahm ich den Schlitten
samt4 Gepäck auf m eine Schultern und sprang
in einem Satz über den anderen W agen hinweg.
Das w ar gar nicht so leicht, denn der Schlitten w ar
vollgepackt m it schweren Postpaketen. Ich setzte
den Postschlitten sicher im Schnee ab und sprang
sogleich w ieder zurück um die Pferde zu holen.
Diese packte ich m ir rechts und links unter den
A rm und w ollte erneut über den W agen springen.
Aber eines der Pferde schlug m it den Hufen heftig
um sich und m achte U nfug5. D a nahm ich seine
H ufe und steckte sie in m eine Jackentasche.
Jetzt konnte ich zum Sprung ansetzen und sie
sicher hinüberbringen. D er Postillion versuchte

1sich bemühen sich Mühe geben


2s Versagen (nur Sg.) das nicht Funktionieren
3abspannen die Pferde von der Kutsche (dem Schlitten) losbinden
4samt zusammen mit
5r Unfug (nur Sg.) Unsinn. Quatsch machen

51
Kapitel
5
o 3
sich indessen an der Seite der anderen Kutsche
vorbeizuquetschen1, was ihm nur schwer gelang.
Rasch spannten w ir die Pferde w ieder an und
fuhren zur nächsten Poststation.
Im G asthof m achten w ir Rast2 und erholten
uns von unserem Abenteuer. W ir hängten unsere
Jacken und das Posthorn3 an den Nagel über den
Kam in, nahm en an dem Tisch Platz und ließen es
uns schmecken. Doch plötzlich tönte es „Tereng!
Trara! Tereng! Trara!“ W ir staunten nicht schlecht
und schauten, w oher diese Klänge4 kam en. Über
dem Kam in hing das Posthorn, das nun langsam
auftaute. Deshalb also konnte der Postillion auf
dem Posthorn in der Schlucht kein W arnsignal5
geben. N un kam en die ganzen Töne heraus, die
vorher festgefroren in dem H o rn steckten. Sie
kam en in der Reihenfolge6 heraus, in der der
Postillion hineingeblasen hatte. Ganze M elodien
und Märsche ertönten und w ir erfreuten uns an
dem Konzert beim Essen.

1sich vorbeiquetschen sich an etwas 4r Klang, “e Ton


vorbeidrängen s s Warnsignal, e einen Ton spielen
2e Rast, en Pause zum Warnen
5s Posthorn, “er 6e Reihenfolge, n eins nach dem
Blasmusikinstrument, in das der anderen
Postbote bläst

52
Kapitel

M it dieser Geschichte endet auch meine russische


Reisegeschichte. Aber dam it enden die Abenteuer,
die ich erlebt habe, noch lange nicht. Und falls
jem and glauben sollte, dass ich an der einen oder
anderen Stelle etwas geflunkert1hätte, so kann ich
versichern, dass alle Geschichten w ahr sind.
Einige Jahre später kam ich w ieder einm al
in die Türkei. Dieses M al allerdings nicht
in Gefangenschaft, sondern lebte dort als
ehrenhafter2 M ann m it hohem Ansehen3. Einm al
w ar ich zu Gast beim Sultan4, der m ich bat, in K airo
einen geheim en Auftrag für ihn zu erledigen. Ich
nahm den Auftrag gerne an und m achte m ich
m it m einem Gefolge5 auf die Reise. Kurz hinter
Istanbul begegneten w ir einem sehr dünnen
M ann, der unglaublich schnell durch die Gegend
rannte. Als er näher kam , sah ich, dass er an jedem
Fuß eine dicke Kugel als G ew icht6 hatte. Das
m achte m ich neugierig und ich fragte ihn: „W o h in
läufst du so schnell und was sollen die G ew ichte
an deinen Füßen?” „A ch ", antw ortete er, „ich bin

1flunkern schwindeln, nicht die 4r Sultan, e Herrscher im Orient


Wahrheit sagen 5s Gefolge, - Begleitung, Diener
2ehrenhaft angesehen 6s Gewicht, e ein schwerer
3s Ansehen (nur Sg.) Anerkennung, Gegenstand
Ehre

54
Baron von Münchhausen

e und seine wundersamen Geschichten

erst vor einer halben Stunde in W ien losgelaufen


und w ill m ir in Istanbul eine neue A rbeit suchen.
D ie G ew ichte habe ich nur angehängt, dam it ich
nicht zu schnell laufe. Ich habe ja keine E ile .“
Das hat m ich ganz schön beeindruckt1, daher
fragte ich ihn, ob er nicht m it m ir reisen wolle. E r
w illigte2 ein und wurde mein Reisebegleiter. M ein
Geheim auftrag in Ägypten w ar rasch erfüllt und
ich benötigte meine Bediensteten nicht mehr. M ein
neuer Freund blieb aber bei m ir und w ir reisten
gemeinsam durch viele Städte und Länder. Unterwegs
traf ich einige sehr außergewöhnliche3 Leute, m it
denen ich Freundschaft schloss, und ich lud sie ein,
m it m ir zu reisen. H ört selbst, wie ich sie traf.
Einm al kam ich au f m einer Reise an einer
W iese vorbei, auf der ein M ann kniete und sein
O hr auf den Boden presste. Ich fragte ihn, ob er
die M aulw ürfe4belauschen w olle. E r antw ortete:
„Ic h höre das Gras w achsen.“ Ich w ar verblüfft und
sagte: „So was kannst du?" E r erw iderte: „A b er ja,
das ist ganz leicht für m ich.“ Ich engagierte5 ihn

' beeindrucken faszinieren, gefallen


1einwilligen ja sagen, einverstanden sein
3außergewöhnlich ungewöhnlich, anders als andere
4r Maulwurf, “e Tier, das unter der Erde lebt und Gänge gräbt
5engagieren Arbeit geben, beschäftigen

55
Kapitel
S
C >
3
sofort. Leute, die so gut lauschen können, kann
man im m er gebrauchen.
W enig später traf ich einen Jäger, der m it seinem
Gewehr Löcher in die Luft schoss. „W as soll das?“ ,
fragte ich ihn. „A u f was schießt du denn?“ E r lachte
und sagte: „Ich probiere1 nur m ein neues Gewehr
aus. A uf der Spitze des Straßburger Münsters2 saß
eben noch ein kleiner Spatz3. Den habe ich m it einem
Schuss vertrieben4." Den Jäger hab ich natürlich auch
gleich in m ein Gefolge aufgenommen.
Ein paar Tage später kam en w ir an einem
W ald vorbei, wo ein stämmiger, dicker M ann an
einem Strick herum zerrte5, den er um den ganzen
W ald gelegt hatte. „H e , was machst du denn da?“ ,
fragte ich. „Ich soll H olz holen und hab m eine
Axt vergessen“ , erw iderte er. Und schwupps
riss er den ganzen W ald m it bloßen Händen aus
der Erde. So einen starken K erl brauchte ich in
m einer Truppe und nahm ihn auch gleich m it auf.
E r verlangte allerdings einen sehr hohen Lohn für
seine Tätigkeit, was m ich ärgerte. Aber was soll’s.

' ausprobieren testen 4vertreiben, vertrieb, vertrieben


2das Straßburger Münster bekannte verscheuchen, wegjagen
Kathedrale in Straßburg (Frankreich) 5herumzerren an etwas kräftig
3r Spatz, en kleiner Vogel ziehen

56
Baron von Münchhausen
und seine wundersamen Geschichten

W ir liefen w eiter, als ein heftiger Sturm


auf kam 1, der unsere Pferde samt W agen um w arf
und durch die Lu ft w irbelte2. Am H im m el w ar
aber gar kein U nw etter zu sehen. In der Nähe
standen sieben W indm ühlen3, deren Flügel sich
rasend schnell drehten. Ein großer, kräftiger K erl
stand daneben, hielt sich das rechte Nasenloch zu
und schnaubte durch das linke Nasenloch. Als er
uns sah, hörte er auf zu schnauben und grüßte
höflich. Sofort regte sich kein Lüftchen m ehr
und die W indm ühlen standen still. „A b er was soll
denn das?“ , fragte ich verärgert. „O h , verzeihen
Sie“ , sagt er, „ich m ache den W indm ühlen nur
ein bisschen W ind . H ätte ich m ir nicht das rechte
Nasenloch zugehalten, stünden dort jetzt keine
W indm ühlen m ehr.“ Es versteht sich, dass ich
auch den W indm acher in m ein Gefolge aufriahm .
So gehörten nun zu m einem Gefolge der
Schnellläufer4, der H orcher5, der Jäger, der starke
Bursche und der W indm acher6. ■

1aufkommen, kam auf, aufgekommen 4r Schnellläufer, - Sportler, der sehr


ein Sturm kommt näher schnell läuft
2wirbeln schleudern 5r Horcher, - jmd„ der gut hören
3e Windmühle, n Bauwerk mit kann
Flügeln, das sich im Wind dreht und 6r Windmacher, - jmd., der Wind
mit dem Mehl gemahlen wird macht

57
Lesen & Lernen
1 Kennst du die Antwort?

1 Der Postillion bläst ein Signal in das Horn,


A D um andere Fahrzeuge zu warnen.
B □ weil er musikalisch ist.
C □ aus Spaß.

2 Aus dem Horn kommt kein Ton heraus, weil


A □ das Horn kaputt ist.
B □ der Postillion nicht darauf spielen kann.
C □ das Horn gefroren ist.

3 Der Schnellläufer hat eine Kugel am Fuß,


A □ weil er ein geflohener Gefangener ist.
B □ damit er nicht zu schnell läuft.
C □ für sein Training.

4 Der Horcher legt sein Ohr auf den Boden,


A □ damit er das Gras wachsen hört.
B □ um die Maulwürfe zu belauschen.
C CD um zu schlafen.

5 Der Windmacher schnaubt durch sein Nasenloch,


A □ um sich die Nase zu putzen.
B □ um die Windmühlen anzutreiben.
C □ weil er erkältet ist.

Worte & Wörter


2 Welches Verb passt?
1 Das Po sthorn........................ an der Wand.
A D hängt BCD liegt C D steht
2 Münchhausen....................... sehr ungewöhnliche Leute
A D tritt b D trinkt C D trifft

58
3 Der dünne M an n........................ unglaublich schnell.
A D redet ßD geht C D läuft
4 Die Flügel der W indm ühlen..........................sich.
ä D drücken B Ü drehen C D schlagen
5 G em einsam ..........................sie durch viele Städte und
Länder.
A D regnen ß D reden C D re ise n

Strukturen & Satzbau


3 W elche Eigenschaften haben die neuen Freunde von
Münchhausen? Beschreibe sie m it einem Satz.

der Windmacher ..............................................................


der Schnellläufer ..............................................................
der Horcher ..............................................................
der Jäger ..............................................................
der starke Bursche ..............................................................

Fit in Deutsch 1 - Lesen


4 Lies den Aushang am Schwarzen Brett und beantw orte
die Fragen.

Hallo,
bald fangen die neuen Kurse an und wir wollen eine richtig
coole Stadtralley für die neuen Sprachschüler organisieren.
Dazu wollen wir Fragen zur Stadt und zum Allgemeinwissen
sammeln, aber auch Geschicklichkeitsübungen. Wer hat gute
Ideen und Lust, bei der Vorbereitung zu helfen?
Bitte meldet euch bei Susanne
susanne.klein@lingua.de

R F
1 Susanne will ein Picknick veranstalten. D D
2 Die Stadtralley soll für die neuen Lehrer
organisiert werden. D D

59
Kapitel 6

Die Wette

► 7 Alsbald1 m achte ich m ich m it m einem neuen


Gefolge - dem Schnellläufer, dem Horcher,
dem Jäger, dem starken Burschen und dem
W indm acher - auf den W eg zum Sultan nach
Kairo. Gem einsam w aren w ir w irk lich eine tolle
Truppe2, w ie sich bald heraussteilen3 sollte. D ie
Fü n f verhalfen4m ir zu viel Ruhm 5und Ehre. W ir
reisten m it dem Schiff auf dem N il und genossen
die Reise bei wunderbarem W etter. Nach sechs
Tagen erreichten w ir den Sultanspalast und
w urden vom Sultan fürstlich empfangen. E r
w ar sehr zufrieden m it m ir und w ie ich seinen
Geheim auftrag erfüllt hatte. Z u r Belohnung lud
er m ich jeden M ittag und jeden Abend zum Essen
ein und verw öhnte m ich m it den köstlichsten
Speisen, die ich je gegessen hatte.
So aßen w ir regelm äßig gemeinsam in seinem
Palast, aber leider gab es keinen W ein zum Essen,

1alsbald bald
2e Truppe, n hierGruppe (beim Militär)
3sich heraussteilen sich zeigen, deutlich werden
4verhelfen, verhalt, verholten jmdm. zu etwas helfen
5r Ruhm (nur Sg.) Ansehen

6o
?v > "
denn die M oham m edaner dürfen keinen Alkohol
trinken. Das w ar w irk lich schade, und auch der
Sultan selbst schien das zu bedauern1. Eines
Tages zeigte m ir der Sultan in seinem K eller eine
Flasche W ein, die er dort heim lich2 lagerte. Es
w ar die allerletzte Flasche eines sehr kostbaren3
ungarischen W eines, einem Tokaier. E r holte sie
herauf, öffnete sie und schenkte uns beiden ein.
„Ic h w eiß, w erter4 Münchhausen, dass Sie etwas
von gutem W ein verstehen5“ , sagte er. „W as
halten Sie von diesem Tropfen?“
„N u n ja “ , entgegnete ich, „n ich t schlecht, ein
gutes W einchen, aber in W ien bei Kaiser K arl
dem Sechsten habe ich einen noch viel besseren
W ein getrunken. Den sollten Sie m al probieren!“
D er Sultan schüttelte den K op f und sagte: „D as
kann nicht sein. D ieser W ein ist ein Geschenk von
einem ungarischen Grafen, der m ir versicherte,
dass er der allerbeste W ein sei.“
Da kam ich au f eine Idee. „W etten, dass ich
Ihnen in nur einer Stunde eine Flasche dieses

1bedauern hier vermissen


2heimlich nicht öffentlich, im Geheimen
3kostbar wertvoll
4werter veraltetverehrter
5etwas von... verstehen Ahnung haben von

62
Baron von Münchhausen
und seine wundersamen Geschichten

edlen W eines aus dem kaiserlichen W einkeller


aus W ien bringen lassen w erde?“
„A ber M ünchhausen“ , lachte er, „das ist doch
unm öglich. In einer Stunde kann man nicht von
W ien nach K airo kom m en.“ D er Sultan w arnte
m ich und sagte: „M achen Sie keine Scherze m it
dem Sultan! Es ist jetzt kurz von drei. Sollte der
W ein bis vier U h r nicht hier auf dem Tisch stehen,
lasse ich Ihnen den K op f abschlagen1. W enn Sie
es aber schaffen, dann dürfen Sie sich aus m einer
Schatzkam m er so vie l Gold, Silber, Perlen und
Edelsteine nehmen, w ie es der stärkste M ann
tragen kann.“ N a das ist ein W o rt, dachte ich m ir
und w illig te in die W ette ein.
Ich ließ m ir darauf Tinte, Feder und Papier
bringen und schrieb an die Kaiserin von Ö sterreich
und Königin von Ungarn, M aria Theresia, einen
Brief: „Ih re M ajestät2 haben als Universalerbin3
Ihres hochverehrten4 Vaters gewiss auch dessen
W einkeller geerbt. D ürfte ich w ohl freundlichst
darum bitten, m einem Boten, der Ihnen diesen

1den Kopf abschlagen, schlug... ab,... abgeschlagen köpfen


2e Majestät, en Anrede für einen König/eine Königin
3r Universalerbe, n Person, die den gesamten Nachlass bekommt
4hochverehrt verdltet; Anrede für Herrscher verehrt

63
Kapitel

B rie f bringt, eine Flasche von dem ungarischen


Tokaier m itzugeben, den ich m it Ihrem Vater so
oft gemeinsam trank? Aber bitte nur von dem
allerbesten! Denn es geht um eine W ette, bei der
ich sonst den K op f verliere. Im Gegenzug1 stehe
ich Ihnen zu Diensten, wann im m er Sie m eine
H ilfe benötigen. M it herzlichem D ank im Voraus,
Ih r sehr ergebener2Baron von M ünchhausen.“
Es w ar fü n f M inuten nach drei und ich übergab
den B rie f m einem Schnellläufer, der sich dieses
M al die G ew ichte von den Füßen abschnallte3
und in W indeseile nach W ien lief. D er Sultan
und ich tranken indes4 den Rest des W eines aus.
Im m er w ieder blickten w ir dabei zur W anduhr.
Sie schlug viertel vier. Dann schlug sie halb vier.
Als sie drei viertel vier schlug, wurde ich nervös.
W o blieb denn nur m ein Schnellläufer? W enn er
nicht rechtzeitig auftaucht5, schickt der Sultan
nach seinem H enker6. Ich bat darum , in den
G arten gehen zu dürfen und wurde dabei streng
von seinen D ienern bewacht. So rie f ich nach

1im Gegenzug dafür 4 indes vera/fef inzwischen


2sehr ergeben veraltet; Anrede 5auftauchen erscheinen
ft/rWerrscher untertänigst, 6 r Henker, - jmd. der hinrichtet und
hingebungsvoll Köpfe abschlägt
3abschnaiien losbinden

64
dem H orcher und dem Jäger. D er H orcher legte
sein O hr auf die W iese und sagte, dass er den
Schnellläufer schnarchen1 hörte, aber sehr w eit
entfernt. D a lie f der Jäger zu seinem Hochstand2
und hielt Ausschau3: „A h , da liegt der Faulenzer4
ja, unter einer Eich e5bei Belgrad und schläft. D ie
Flasche W ein liegt neben ihm im Gras. N a w arte!"
E r schoss in die Luft und die Kugel traf in hohem
Bogen die Eiche, unter der der Schnellläufer
schnarchte. D araufhin fielen Blätter, Zw eige und
Eicheln von dem Baum auf ihn herab und weckten
ihn. E r sprang auf, nahm die Flasche und lie f weiter.
Eine M inute vor vier erreichte er den Sultanspalast
und stellte die Flasche Tokaier auf den Tisch. Das
w ar gerade noch m al gut gegangen.
D er Sultan w ar sprachlos. Nach einer W eile
m einte er: „Ic h habe w ohl die W ette verloren.“
E r gab seinem Schatzm eister die Anweisung,
dass ich m ir so viel aus der Schatzkam m er6nehmen
dürfe, w ie der stärkste M ann tragen kann. Den

1schnarchen Geräusche beim 4r Faulenzer, - jmd. der faul ist und


Schlafen machen schläft
1r Hochstand, “e Gerüst für Jäger 5e Eiche, n eine Baumart
3Ausschau halten,... hielt,... 6e Schatzkammer, n Ort, wo ein
gehalten schauen nach Schatz aufbewahrt wird

66
e Baron von Münchhausen
und seine wundersamen Geschichten

kostbaren W ein w ollte er aber lieber in seinem


K eller verwahren1. Ich bedankte m ich bei dem
Sultan und verabschiedete m ich sogleich von ihm.
D er Sultan konnte ja nicht wissen, w ie stark
m ein starker Bursche war. M it langen Stricken
schnürte m ein Bursche die Kostbarkeiten2 zu
einem riesigen Bündel3 zusammen. Ein paar
wenige Sachen ließ er liegen. Dann hob er das
Bündel au f seine Schultern und brachte es auf
unser Schiff. N un m achten w ir schnell die Leinen
los, hoben den Anker und m achten uns davon.
Das w ar auch gut so. Als der Sultan von seinem
Schatzm eister erfuhr, dass von seinen kostbaren
Schätzen fast nichts m ehr übrig war, kochte er vor
W ut. E r ließ seinen G roßadm iral rufen und befahl,
der Kriegsflotte4, den Schatz zurückzuerobern.
Kurze Z e it später sahen w ir schon die gesamte
türkische Kriegsflotte m it vollen Segeln auf
uns zukom m en. M ir wurde plötzlich ziem lich
m ulm ig5zumute. Aber da kam m ein W indm acher

1verwahren aufbewahren
2e Kostbarkeit, en etwas Kostbares, ein Schatz
! s Bündel, - etwas Zusammengebundenes
4e Kriegsflotte, n Kriegsschiffe
5mulmig unangenehm

67
Kapitel

C=S=2 6
3
auf m ich zu und sagte: „K eine Bange1, das haben
w ir gleich!“ E r trat ans H interdeck2 des Schiffes,
hielt sich ein Nasenloch zu, holte Lu ft und blies.
M it dem einen Nasenloch blies er in Richtung der
türkischen Flotte, die dadurch in Seenot geriet
und m it zerbrochenen M asten und zerfetzten
Segeln gerettet werden musste. M it dem anderen
Nasenloch blies er etwas vorsichtiger W in d
in unser Segel, sodass w ir ordentlich an Fahrt
gewannen3. In knapp drei Stunden w aren w ir in
Italien.
Leider blieb m ir von unserem Schatz nicht
viel übrig, denn kaum in Italien angekommen,
überfielen uns scharenweise4 Bettler, fast so viele
w ie Schwärm e von Stechm ücken. N un gut, sie
haben den ganzen Goldkram verm utlich nötiger
als der Sultan. W enn es für einen guten Zw eck ist,
so soll es m ir recht sein.
W as ich sonst noch so alles erlebt habe, erzähle
ich Ihnen ein anderes M al. ■

1e Bange (nur Sg.) Angst


2s Hinterdeck, s hinterer Teil des Schiffes
5an Fahrt gewinnen schneller werden
4scharenweise in Scharen

68
Lesen & Lernen
1 Kennst du die Antwort?

1 Wohin reisen Münchhausen und seine Freunde?


A □ Zum Sultan nach Kairo.
B □ Zum Kaiser nach China.
C O Zur Königin nach Ungarn.

2 Sie fahren m it dem Schiff auf dem ...


A G Amazonas
B □ Rhein
C □ Nil

3 Der Sultan und Münchhausen wetten um eine Flasche ...


A □ Bier
B □ Schnaps
C □ Wein

4 W o bleibt der Schnellläufer?


A G Er ist eingeschlafen.
B Q Er hat sich verlaufen.
C G Er hat sich verletzt.

5 Was bringen sie auf das Schiff?


A G Wein
B G Schätze
C G Touristen

Worte & Wörter


2 In der Wortschlange sind 10 W örter. Welche?
ß F LA S

h~ O
er
O LU
z ü

70
Strukturen & Satzbau
3 W elche Sätze passen zusammen?

1 O W ir wurden vom Sultan a Der Horcher hört ihn


fürstlich empfangen schnarchen.
2 □ Der Sultan mag guten Wein b Die türkische Flotte
3 □ Der Schnellläufer läuft gerät in Seenot.
mit dem Brief los. c Jeden Mittag
4 □ Sie dürfen sich etwas und jeden Abend
aus der Schatzkammer verwöhnte er mich
mitnehmen. mit den köstlichsten
5 □ Der Windmacher hält sich Speisen.
ein Nasenloch zu. d Im Keller hat der
einen kostbaren Wein.
Der starke Mann packt
alle Kostbarkeiten
zusammen.

Fit in Deutsch 1 - Schreiben


4 Schreibe ein Telegramm an die Königin und bitte sie um
eine Flasche von ihrem besten Wein. Erkläre ihr, dass es
sich um eine W ette handelt und dass du geköpft wirst,
wenn du die Flasche Wein nicht bekommst.

Eure Majestät,

1
—I

71
Zum W eiterlesen

Gottfried August
Bürger (1747- 1794) s

Jugendzeit und Studium *


Gottfried August Bürger kommt aus
einem Dorf in der Nähe von Quedlinburg ■L-vÄfc::

im Harz. Sein Vater war der Pfarrer des


Dorfes. Er war nicht besonders an der
Ausbildung seines Sohnes interessiert.
Sein Großvater kümmerte sich darum,
dass Bürger in Halle Theologie studieren
konnte. Später wechselte er an die
Universität Göttingen und studierte
Jura. Nach dem Studium arbeitete er als
Amtmann in der Nähe von Göttingen.
Dort hatte er viel zu tun, bekam aber nur
wenig Geld und litt unter Geldsorgen. Er
versuchte es mit Lotto spielen, gründete
einen Verlag, versuchte eine andere
Stelle zu bekommen - aber leider
j Gottfried August Bürger
vergeblich.

P r i v a t l e b e n u n d L e h r e a n d e r U n i v e r s i t ä t

1774 heiratete er die Tochter eines Justizamtmanns. Aber die Ehe war nicht glücklich. Er war
nämlich in Auguste, die jüngere Schwester seiner Frau, verliebt. Für sie schrieb er Gedichte.
Seine Frau starb nach zehn Ehejahren. Ein Jahr später heiratete er Auguste, die aber kurze
Zeit später bei der Geburt des Kindes ebenfalls starb. 1784 wurde er Privatdozent an der
Universität Göttingen. Bis zu seinem Tod gab er dort Vorlesungen über Ästhetik, Stilistik,
deutsche Sprache und Philosophie. Er erhielt 1787 die Ehrendoktorwürde und wurde 1789 zum
Professor ernannt. Dennoch bekam er keine feste Stelle an der Universität und somit auch
kein Gehalt. Er heiratete ein drittes Mal, ließ sich aber 1792 scheiden. Er starb schließlich 1794
an Schwindsucht.

72
Werke von Gottfried August Bürger
E i n v i e l f ä l t i g e s S c h a f f e n

Gottfried August Bürger schrieb viele Gedichte und veröffentlichte sie in der Zeitschrift
„Göttinger Musenalmanach“ . Darunter auch viele Balladen mit tragisch-dramatischem
Inhalt. Aber auch Gedichte und Balladen mit politischem, satirischem, komischem und
^ Inhalt. Er schrieb
seine Gedichte für das Volk.
Die Sprache sollte leicht verständlich
sein. Durch seine Tätigkeit als
Privatdozent regte er sich über
Fehler in der Rechtschreibung
besonders auf. Deshalb arbeitete er
einen Rechtschreibungskompromiss
aus, mit dem er „dem Gräuel unserer
allgemeinen Schreibverwüstung“
Abhilfe schaffen wollte. Er hatte
mit seinen Vorschlägen aber
keinen Erfolg.

GoMCrir«! Augnft

Lenore, Ballade de Gottfried August Bürger

Heute erinnert man sich bei seinem Namen I '


hauptsächlich an Feldzüge und Abenteuer des
Freiherrnvon Münchhausen (1786/1789). Die
Geschichten von dem Baron von Münchhausen
wurden mündlich erzählt, von einem anonymen Autor aufgeschrieben und ins Englische
übersetzt. Bürger hat die Geschichten wieder ins Deutsche übersetzt und frei bearbeitet. Es
gibt einige Fassungen der Geschichten von unterschiedlichen Autoren, aber die von Gottfried
August Bürger ist am bekanntesten. Sie wurden auch in zahlreiche Sprachen übersetzt und von
verschiedenen Künstlern illustriert.
Zum W eiterlesen

Wer war
eigentlich
dieser
Baron von
Münchhausen?
Es ist tatsächlich so, dass es wirklich einmal
einen Mann gab, der seinen Freunden
solche fantastischen Geschichten erzählte. 0 \
Baron vof#1uncht*fuse! J o
Er hieß Hieronymus Carl Friedrich von
Münchhausen (1720-1797) und kam aus Sankt Petersburg und ging zum Militär.
ßraunschweig. Er war ein deutscher Für seine Tapferkeit im russisch-türkischen
Adeliger. Er wurde Page' von Prinz Anton Krieg bekam Münchhausen drei edle Pferde
Ulrich von ßraunschweig, dem zukünftigen geschenkt. Er kannte sich also gut aus in
Ehemann der Zarin. Mit ihm reiste er nach Russland, mit Pferden und beim Militär.
r Page fürstlicher Dienst, den junge Adlige absolvierten

rreuae
Mit seinem Freund, einem baltischen Landadeligen, ging er oft zur Jagd und war Gast
auf seinem Landgut. Bei seinen deutsch-baltischen adeligen Freunden war er beliebt als
Geschichtenerzähler. Das war in Riga, wo er längere Zeit lebte. Sie saßen oft beisammen,
tranken Wein und erzählten sich fantasievolle Geschichten, wobei Münchhausen gerne
übertrieb und noch Einiges hinzu erfand. In Riga lernte er auch Jacobine von Dunten
kennen, die er heiratete. 46 Jahre lang lebte er glücklich mit ihr zusammen. Mit ihr kehrte
er nach Deutschland zurück. Auch in Deutschland wurde er bekannt als Geschichtenerzähler.
Unter seinen Freunden waren auch Rudolf Erich Raspe, der seine Geschichten in England
veröffentlichte und Gottfried August Bürger, der später die Geschichten aus dem Englischen ins
Deutsche übersetzte.

74
Eine Zeichnung von Baron von M ünchhausen

Lügengeschichten
E i n e l a n g e T r a d i t i o n

Lügengeschichten sind in der Literatur


ein eigenes Erzählmittel. Man darf sie W i e l ü g t m a n a m

nicht mit boshaften Lügen aus Eigennutz b e s t e n ?


verwechseln. In der Literatur werden Lügen
als ein künstlerisches Mittel eingesetzt. Auch Lügengeschichten werden aus der
Die Geschichten sind so übertrieben, Ich-Perspektive erzählt. Die Abenteuer
dass der Zuhörer bzw. der Leser sofort werden in kurze Episoden eingeteilt. Die
merkt, dass das, was erzählt wird, nicht einzelnen Geschichten sind meist sehr
wirklich passiert sein kann. Sie ähneln kurz. Oft berichten sie von einer Reise.
also eher Märchen als realen Erzählungen. Der Erzähler berichtet, was er auf seiner
Die Tradition der Lügengeschichten reicht Reise alles erlebt hat. Sie haben einen
bis in das klassische Altertum zurück. mündlichen Charakter, das heißt, der
Man findet darin aber auch Elemente aus Erzähler spricht die Zuhörer direkt an, als
dem talmudischen Judentum und frühen ob sie neben ihm sitzen würden, während
orientalischen Erzählungen. Und sie sind er die Geschichten erzählt. Das erhöht den
auch verwandt mit Schelmengeschichten. Spannungsbogen. Die einzelnen Episoden
Hier erzählt der Held selbst aus seiner können ohne Übergang aneinandergereiht
Perspektive von seinen Abenteuern. werden.

75
Zum W eiterlesen

Das große Gehege (1832), Caspar David Friedrich

Literarische Epochen
A u f k l ä r u n g S t u r m u n d D r a n g

Der Dichter Gottfried August Bürger wird der Epoche Die Dichter des Sturm und Drang
der Aufklärung und des Sturm und Drang zugeordnet. gehörten der jungen Generation
Unter Sturm und Drang versteht man eine Strömung im späten 18. Jahrhundert an. Sie
in der deutschen Literatur (sie wird auch Geniezeit wendeten sich gegen Autorität
genannt) innerhalb des Zeitalters der Aufklärung. In der und Tradition. Sie gingen in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist in Deutschland Literatur weg von den alten
die Philosophie und Literatur weitestgehend von der Regeln in der Dichtkunst und
Aufklärung bestimmt. Der Leser soll seinen Verstand probierten neue, individuelle
benutzen. Die Literatur sollte den Leser moralisch bilden Formen aus. Der Sturm und Drang
und seine Vernunft wecken. In dem Wort Aufklärung war außerdem geprägt von
steckt das Verb aufklaren = heller werden. Das bezieht Historismus und Irrationalismus.
sich auf den Verstand, der heller werden soll. Der Die Dichter nahmen kein Blatt
Philosoph Kant definiert Aufklärung als den „Ausgang des vor den Mund und drückten sich
Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. aus, wie das Volk sprach.

76
Freimaurerei
W e r s i n d d i e F r e i m a u r e r ?

Gottfried August Bürger war Mitglied


•W fter aus form ßeöen iViitJrljfr D idjter.
der Freimaurer. Die Freimaurer sind Str. 3. JDtr ^«inhwnt.

eine Gesellschaft für Männer, die im 18.


Jahrhundert gegründet wurde. Frauen
sind aus diesem Kreis ausgeschlossen.
Sie treten für die Ideale der
Aufklärung ein: für Humanität,
Toleranz und Brüderlichkeit. Zu ihren
Mitgliedern gehören Schriftsteller,
Komponisten, Künstler und
einflussreiche Persönlichkeiten
wie z. B. Goethe, Mozart, Winston
Churchill, Henry Ford, Friedrich der
Große und George Washington.
Ihr Ziel ist eine individuelle, geistige
Vervollkommnung. Sie streben
freigeistiges Denken unabhängig von
religiösen, ethnischen oder politischen
Vorgaben an. Dabei berufen sie sich
auf mittelalterliche Traditionen der
Maurerzünfte. Als Erkennungszeichen
haben sie eine Maurerkelle, einen
Zirkel und ein Winkelmaß.

W a s t u n d i e F r e i m a u r e r ?

Sie sind ähnlich wie ein Verein organisiert und treffen sich regelmäßig zu geheimen Sitzungen.
Daran dürfen nur Mitglieder der Freimaurer teilnehmen. Dort diskutieren sie über philosophische,
gesellschaftliche und historische Themen. Themen zu Politik und Religion sind Tabu. Themen,
über die sie bei den Sitzungen sprechen, sind geheim und dringen nicht nach draußen. Wegen
ihrer Verschwiegenheit werden sie oft verdächtigt, Weltverschwörer zu sein. Die Freimaurer
sagen aber selber, dass es ihnen nur darum geht, den Gedanken der Toleranz und Humanität auf
brüderliche Weise an den Einzelnen weiterzugeben.

77
Teste dich selbst!
Kreuze die richtigen Lösungen an.
1 Das Pferd hängt zappelnd ...
A □ am Baum
B □ am Brunnen
C □ an der Kirchturmspitze

2 Die E n te n ........................davon
A □ laufen
B D fliegen
C EU fahren

3 Münchhausen reitet auf einer Kanonenkugel durch ...


A O der Luft
B □ die Luft
C □ das Luft

4 W er gehört nicht zu dem Gefolge von Münchhausen?


A □ Der Horcher
B □ der Schnellläufer
C □ der Sultan

5 Münchhausen und seine Freunde reisen mit dem Schiff


........................dem Nil
A □ auf
B □ über
C □ mit

6 Der W indm acher macht W ind, indem


A □ er pfeift.
B □ er durch ein Nasenloch bläst.
C G er kräftig pustet.

7 Münchhausen w ette t m it dem Sultan, dass der Wein bis


u m ........................auf dem Tisch steht.
A □ drei Uhr
B □ vier Uhr
C □ fünf Uhr

78
Syllabus

T hem en
Lügengeschichten
Fantasie
Reiseberichte: Russland, O rient
Abenteuergeschichten
Übertreibungen
Tiere, Jag d
Gastfreundschaft und Feste feiern
Geschichten erzählen
M ilitär
Pferde und Reitkunst
Sultan
Irreales
Literatur: Aufklärung, Sturm & Drang

S p rach h an d lu n g en
W ortgruppen zuordnen
Berufsbezeichnungen nennen
Fragen zum Textverständnis
Fragen stellen, Antworten geben
Inform ationen zusammenfassen
Sätze bauen, ergänzen, zuordnen
W örter erklären
kurze Texte schreiben (E-M ail)
Eigenschaften nennen

G ram m atik
•trennbare Verben
•zusammengesetzte W örter
•Verneinung
•In fin itiv
•Superlativ
•Gebrauch von Adjektiven
•lokale und tem porale Präpositionen

79
N iveau 1
Die Brüder Grimm, FrauHolle
G. A. Bürger, Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten

N iveau 2
Maureen Simpson, Tim und Claudia suchen ihren Freund
B. So nah, so fern
Anonym, Till Eulenspiegel
Mary Flagan, Das altägyptische Souvenir
Mary Flagan, Hannas Tagebuch
Friedrich Schiller, Wilhelm Teil
E.T.A. Hoffman, Nußknacker

N iveau 3
E.T.A. Hoffman, Der Sandmann
Maureen Simpson, Ziel:Karminia
-------

Junge Lektüren

EL I-Lektüren: T exte fü r L eser je d e n A lters. Von sp a n n e n d e n u n d


a k tu e lle n G e sc h ic h ten bis h in z u r zeitlo se n G rö ß e d e r K lassiker.

Gottfried August Bürger


Baron von Münchhausen
und seine wundersamen Geschichten
Den Baron von Münchhausen, der auch Lügenharon Münchhausen
genannt wurde, hat es wirklich einmal gegeben. Er reiste viel, vor allem
durch Russland und liebte es, Geschichten zu erzählen. Dabei hielt er
sich jedoch nicht immer ganz an die Wahrheit. Lest von den Geschichten,
wie er einmal a u f einer Kanonenkugel ritt, wie er selbst bei der Jagd
von den Enten durch die Lüfte getragen wurde oder wie plötzlich nur die
vordere Hälfte seines Pferdes am Brunnen stand und trank.
Die fantasievollen Geschichten werden gut verständlich nacherzählt
für junge Deutschlerner.
- Vereinfachter und gekürzter Text mit Erklärung schwieriger Wörter
als Fußnoten
- Übungen zu Leseverständnis, Wortschatz und Grammatik
- Übungen zur Prüfungsvorbereitung
- Abschlusstest
%
T hem en
Lügengeschichten, Geschichtenerzähler ; Reisegeschichten, Fantasie
N iv e a u 1 Al (Fit in Deutsch l)
N iv e a u 2 Ä2 (Fit in Deutsch 2)
Q N iv e a u 3 Bl (Zertifikat Deutsch für Jugendliche - ZD J)

Zentrale Kinder- u. Jugendbibliothek


N11<01055351800

l l l l l l l l i l l l l l l i l l l l l l l

Steglitz-Zehlendorf

Das könnte Ihnen auch gefallen