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org/wiki/Enigma_(Maschine)
Enigma (Maschine)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Prinzip
3 Aufbau
4 Funktion
5 Bedienung
6 Funkspruch
7 Kryptographische Stärken
8 Schlüsselraum
9 Kryptographische Schwächen
10 Entzifferung
11 Geschichtliche Konsequenzen
12 Verbesserungspotenzial
13 Authentische Funksprüche
14 Chronologie
15 Modelle Die deutsche
16 Anomalie Schlüsselmaschine ENIGMA
17 Glossar
18 Filmische Rezeption
19 Siehe auch
20 Literatur
21 Weblinks
22 Einzelnachweise
Geschichte
Nach dem Ersten Weltkrieg suchten die deutschen
Militärs nach einem Ersatz für die inzwischen
veralteten, umständlichen und unsicheren manuellen
Verschlüsselungsverfahren (beispielsweise ADFGX
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oder Codebücher), die bis dahin verwendet wurden. 28.04.2011 13:21
Hierfür kamen maschinelle Verfahren in Betracht,
weil sie eine einfachere Handhabung und eine
verbesserte kryptographische Sicherheit
Geschichte
Enigma (Maschine) – Wikipedia
Nach dem Ersten Weltkrieg suchten die deutschen http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
Militärs nach einem Ersatz für die inzwischen
veralteten, umständlichen und unsicheren manuellen
Verschlüsselungsverfahren (beispielsweise ADFGX
oder Codebücher), die bis dahin verwendet wurden.
Hierfür kamen maschinelle Verfahren in Betracht,
weil sie eine einfachere Handhabung und eine
verbesserte kryptographische Sicherheit
versprachen. Basierend auf zu Beginn des Zeichnung aus dem Patent
20. Jahrhunderts neu aufgekommenen Techniken, wie US1657411
der elektrischen Schreibmaschine und dem
Fernschreiber, kamen unabhängig voneinander und
nahezu zeitgleich vier Erfinder auf die Idee des Rotor-
Prinzips zur Verschlüsselung von Texten. Dabei : Ciphering
handelt es sich um den Amerikaner Edward Hugh Machine. Angemeldet am
Hebern im Jahr 1917 (Patentanmeldung 1921), den 6. Februar 1923, Erfinder:
Deutschen Arthur Scherbius im Jahr 1918 sowie den Arthur Scherbius.
Niederländer Hugo Koch und den Schweden Arvid
Gerhard Damm im Jahr 1919, die alle ihre Ideen zu
[1][2]
Rotor-Chiffriermaschinen zum Patent anmeldeten.
Als Erfinder der ENIGMA gilt der promovierte deutsche Elektroingenieur Arthur
Scherbius (1878–1929) (Foto von Scherbius siehe unter Weblinks), dessen erstes
[3]
Patent hierzu vom 23. Februar 1918 stammt. Zur Fertigung der Maschine wurde
[4]
am 9. Juli 1923 die Chiffriermaschinen-Aktiengesellschaft in Berlin (W 35,
Steglitzer Str. 2) gegründet. Die ENIGMA war zunächst als ziviles Chiffriersystem
konzipiert und wurde kommerziell auf Messen – wie 1923 auf dem internationalen
[4]
Postkongress des Weltpostvereins in Bern – zum Kauf angeboten. Gegen Ende der
1920er Jahre zeigten militärische Stellen verstärkt Interesse, so dass die Maschine
bald darauf vom zivilen Markt verschwand. Gerade im Aufschwung des bis dahin
[5]
eher schleppend verlaufenden Vertriebs verunglückte Scherbius tödlich. Im Jahr
1934 erwarben Rudolf Heimsoeth und Elsbeth Rinke das ehemalige Unternehmen
Scherbius, das unter der neuen Firma „Heimsoeth & Rinke“ die Fertigung der
ENIGMA in Berlin fortsetzte. Die nationalsozialistische Herrschaft hatte bereits
begonnen. Da im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht ein zuverlässiges
Verschlüsselungssystem benötigt wurde, stand dem Erfolg der ENIGMA nun nichts
mehr im Wege.
Das Nationale Kryptologische Museum der USA illustriert die Modellvielfalt der ENIGMA und
zeigt (ganz links) eine kommerzielle Maschine, rechts daneben eine ENIGMA T und eine
ENIGMA G, in der rechten Hälfte eine ENIGMA I der Luftwaffe, einen Walzen-Kasten, eine
ENIGMA I des Heeres, daneben ein Zusatzgerät zur ENIGMA, genannt die „Uhr“, sowie ganz
rechts unter der weißen Mütze eines U-Boot-Kommandanten das nur von den deutschen
U-Booten verwendete Modell M4.
Man schätzt, dass während des Zweiten Weltkriegs mehr als 30.000 Maschinen
[6]
produziert wurden, einige Schätzungen reichen bis 200.000 Stück. Im Laufe der
Zeit – bis zum Kriegsende 1945 und noch darüber hinaus – kamen viele
verschiedene Modelle und Varianten der ENIGMA zum Einsatz (siehe auch:
ENIGMA-Modelle). Die meistgebrauchte war die ENIGMA I (sprich: „Enigma Eins“),
die ab 1930 von der Reichswehr und später von der Wehrmacht eingesetzt wurde
und das während des Zweiten Weltkriegs wohl am häufigsten benutzte
Verschlüsselungsverfahren verkörpert.
Prinzip
Die ENIGMA I
inklusive Holzgehäuse
wiegt rund 12 kg und
die äußeren
Abmessungen (L×B×H)
betragen etwa 340 mm
[7]
× 280 mm × 150 mm
(Daten ohne Gehäuse:
10,35 kg und 310 mm
Die wichtigsten × 255 mm × 130 mm).
Funktionsgruppen der Sie sieht auf den ersten
Blick wie eine Der Walzensatz aus drei
ENIGMA
Schreibmaschine aus rotierenden Walzen und der
und besteht im Umkehrwalze B (links)
Wesentlichen aus der Tastatur, einem Walzensatz von
drei austauschbaren Walzen (Rotoren mit einem
[8]
Durchmesser von etwa 100 mm) und einem Lampenfeld zur Anzeige.[9] Der
Walzensatz ist das Herzstück zur Verschlüsselung. Die drei Walzen sind drehbar
angeordnet und weisen auf beiden Seiten für die 26 Großbuchstaben des
lateinischen Alphabets 26 elektrische Kontakte auf, die durch 26 isolierte Drähte im
Inneren der Walze paarweise und unregelmäßig miteinander verbunden sind,
beispielsweise (Walze III) Kontakt A mit B, B mit D, und so weiter. Drückt man eine
Buchstabentaste, so fließt elektrischer Strom von einer in der ENIGMA befindlichen
4,5-Volt-Batterie über die gedrückte Taste durch den Walzensatz und lässt eine
3 von 40 [10] 28.04.2011 13:21
Anzeigelampe aufleuchten. Der aufleuchtende Buchstabe entspricht der
Verschlüsselung des gedrückten Buchstabens. Da sich bei jedem Tastendruck die
Walzen ähnlich wie bei einem mechanischen Kilometerzähler weiterdrehen, ändert
angeordnet und weisen auf beiden Seiten für die 26 Großbuchstaben des
lateinischen Alphabets 26 elektrische Kontakte auf, die durch 26 isolierte Drähte im
Enigma (Maschine) – Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
Inneren der Walze paarweise und unregelmäßig miteinander verbunden sind,
beispielsweise (Walze III) Kontakt A mit B, B mit D, und so weiter. Drückt man eine
Buchstabentaste, so fließt elektrischer Strom von einer in der ENIGMA befindlichen
4,5-Volt-Batterie über die gedrückte Taste durch den Walzensatz und lässt eine
[10]
Anzeigelampe aufleuchten. Der aufleuchtende Buchstabe entspricht der
Verschlüsselung des gedrückten Buchstabens. Da sich bei jedem Tastendruck die
Walzen ähnlich wie bei einem mechanischen Kilometerzähler weiterdrehen, ändert
sich das geheime Schlüsselalphabet nach jedem Buchstaben.
Gibt man „OTTO“ ein, so leuchten nacheinander beispielsweise die Lampen „PQWS“
auf. Wichtig und kryptographisch stark ist, dass aufgrund der Rotation der Walzen
jeder Buchstabe auf eine andere Weise verschlüsselt wird. Der Kryptograph spricht
von vielen unterschiedlichen (Geheim-) „Alphabeten“, die zur Verschlüsselung
benutzt werden und bezeichnet dies als polyalphabetische Substitution. Im
Gegensatz dazu verwendet eine monoalphabetische Substitution nur ein einziges
Geheimalphabet und ein Klartextbuchstabe wird stets in denselben
Geheimtextbuchstaben verwandelt („OTTO“ beispielsweise in „GLLG“). Würden sich
die Walzen der ENIGMA nicht drehen, so bekäme man auch bei ihr nur eine
einfache monoalphabetische Verschlüsselung.
Aufbau
Rechts der drei
drehbaren Walzen (5)
des Walzensatzes (siehe
gelb hinterlegte Zahlen
in der Prinzipskizze
links) befindet sich die
Eintrittswalze (4)
(Stator), die sich nicht
dreht und deren
Kontakte über 26
Drähte (hier sind nur
vier davon gezeichnet)
mit den
Buchstabentasten (2)
verbunden sind. Links
Innerer Aufbau einer Walze:
des Walzensatzes
1 Ring mit Übertragskerbe
befindet sich die
2 Markierpunkt des
Skizze: Prinzipieller Aufbau Umkehrwalze (6)
„A“-Kontakts
der ENIGMA aus (UKW), die ebenfalls
feststeht. Bei ihr 3 Alphabetring
Batterie (1),
handelt es sich um eine 4 Kontaktplatten
Tastatur (2),
Erfindung (patentiert 5 Verbindungsdrähte
Steckerbrett (3, 7) mit
am 21. März 1926) von 6 gefederte Kontaktstifte
Steckkabel (8),
Willi Korn, einem 7 gefederte Sperrklinke für
Walzensatz (5) mit
Mitarbeiter von Alphabetring
Eintrittswalze (4) und
[11] 8 Nabe
Umkehrwalze (6) sowie Scherbius. Sie weist
nur auf ihrer rechten 9 Handrändel
dem Lampenfeld (9)
Seite 26 Kontakte auf 10 Vortriebszahnrad
(in der Skizze sind
wieder nur vier davon eingezeichnet), die paarweise miteinander verbunden 28.04.2011
4 von 40 sind. 13:21
Die Umkehrwalze bewirkt, dass der Strom, der den Walzensatz zunächst von rechts
nach links durchläuft, umgelenkt wird und ihn noch einmal durchfließt, nun von
links nach rechts. Der Strom verlässt den Walzensatz, wie er gekommen ist, wieder
Walzensatz (5) mit Willi Korn, einem
Mitarbeiter von Alphabetring
Eintrittswalze (4) und
Enigma (Maschine) – Wikipedia [11] 8 Nabe
http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
Umkehrwalze (6) sowie Scherbius. Sie weist
nur auf ihrer rechten 9 Handrändel
dem Lampenfeld (9)
Seite 26 Kontakte auf 10 Vortriebszahnrad
(in der Skizze sind
wieder nur vier davon eingezeichnet), die paarweise miteinander verbunden sind.
Die Umkehrwalze bewirkt, dass der Strom, der den Walzensatz zunächst von rechts
nach links durchläuft, umgelenkt wird und ihn noch einmal durchfließt, nun von
links nach rechts. Der Strom verlässt den Walzensatz, wie er gekommen ist, wieder
über die Eintrittswalze.
[12]
Die Tabelle zeigt das damals unter der Bezeichnung „Geheime
[13]
Kommandosache“ firmierende streng geheime Verdrahtungsschema der bei der
ENIGMA I verfügbaren fünf drehbaren Walzen I bis V und der Umkehrwalzen A (bis
[14] [15]
1937 gebraucht), B (ab 1937 im Einsatz) und C (1940 und 1941 sporadisch
[14]
verwendet) :
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
I E K M F L G D Q V Z N T O W Y H X U S P A I B R C J
II A J D K S I R U X B L H W T M C Q G Z N P Y F V O E
III B D F H J L C P R T X V Z N Y E I W G A K M U S Q O
IV E S O V P Z J A Y Q U I R H X L N F T G K D C M W B
V V Z B R G I T Y U P S D N H L X A W M J Q O F E C K
UKW A AE BJ CM DZ FL GY HX IV KW NR OQ PU ST
UKW B AY BR CU DH EQ FS GL IP JX KN MO TZ VW
UKW C AF BV CP DJ EI GO HY KR LZ MX NW QT SU
An der Gerätefront ist ein Steckerbrett mit doppelpoligen Steckbuchsen für jeden
der 26 Buchstaben angebracht. Der Strom von der Buchstabentaste (2) wird, bevor
er die Eintrittswalze (4) erreicht, über dieses Steckerbrett (3) geführt. Nach
Durchlaufen des Walzensatzes fließt er ein zweites Mal über das Steckerbrett (7, 8)
und bringt schließlich eine der 26 Buchstabenlampen (9) zum Aufleuchten. Die
Buchstabenlampen sowie die Tastatur und die Steckbuchsen sind ähnlich wie bei
einer deutschen Schreibmaschinentastatur angeordnet:
Q W E R T Z U I O
A S D F G H J K
P Y X C V B N M L
Funktion
Bei einer gedrückten Buchstabentaste, beispielsweise
A, wird die Verbindung zum Steckerbrett statt auf die
Anzeigelampe auf die Batterie umgeschaltet. Der von
der Batterie gelieferte Strom fließt so über die
gedrückte Taste zum Steckerbrett. Ist dort die Buchse
A mit einer anderen Buchse durch ein von außen
angebrachtes Kabel verbunden („gesteckert“), so
wird A mit einem anderen Buchstaben, beispielsweise
5 von 40 28.04.2011 13:21
J, vertauscht. Ist kein Kabel gesteckt
(„ungesteckert“), dann gelangt der Strom direkt zum
Steckerbrett
Kontakt A der Eintrittswalze.
(im Bild ist A mit J und S mit O
Anzeigelampe auf die Batterie umgeschaltet. Der von
Enigmader Batterie
(Maschine) gelieferte Strom fließt so über die
– Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
gedrückte Taste zum Steckerbrett. Ist dort die Buchse
A mit einer anderen Buchse durch ein von außen
angebrachtes Kabel verbunden („gesteckert“), so
wird A mit einem anderen Buchstaben, beispielsweise
J, vertauscht. Ist kein Kabel gesteckt
(„ungesteckert“), dann gelangt der Strom direkt zum
Steckerbrett
Kontakt A der Eintrittswalze.
(im Bild ist A mit J und S mit O
Bei der weiteren Beschreibung der Funktion wird auf gesteckert)
das Bild „Stromfluss“ (zunächst nur obere Hälfte)
Bezug genommen. Es dient nur zur Illustration und ist eine vereinfachte Darstellung
des rotierenden Walzensatzes (mit linkem, mittlerem und rechtem Rotor) und der
statischen Umkehrwalze (engl.: Reflector). Aus Übersichtlichkeitsgründen wurde in
der Skizze die Anzahl der Buchstaben von 26 auf 8 (nur A bis H) verringert.
Angenommen der Buchstabe A sei ungesteckert, dann wird der Strom über die
Eintrittswalze (sie ist in der Skizze nicht eingezeichnet) zum Eingangskontakt A der
rechten Walze geleitet. Deren Verdrahtung bewirkt eine Vertauschung
(Permutation) des Buchstabens. Der Strom, der am Eingangskontakt A von rechts
eintritt, verlässt die Walze auf deren linken Seite beispielsweise am Ausgangskontakt
B. So wird durch die rechte Walze A in B umgewandelt.
Wie man an der Skizze erkennen kann, hat sich der Pfad für den erneut am Kontakt
A der rechten Walze eintretenden Strom radikal geändert. Er nimmt jetzt auch bei
der mittleren und linken Walze sowie der Umkehrwalze einen völlig anderen Weg als
zuvor, obwohl sich diese Walzen nicht gedreht haben. Das Ergebnis ist eine andere
Verschlüsselung des Buchstabens A, der nun in C umgewandelt wird.
Bedienung
Bei der ENIGMA I
standen zunächst
drei, ab 1939 fünf
unterschiedliche
Walzen zur
Verfügung, die mit
römischen Zahlen
(I, II, III, IV und V)
durchnummeriert
waren. Der
Benutzer wählte
nach Vorgabe einer
geheimen
Schlüsseltabelle, die Linke Seite einer Walze. Links Rechte Seite einer Walze. Die
für jeden Tag am Rand ist die römische Zahl „V“
wechselnde
7 von 40 Übertragskerbe zu erkennen. kennzeichnet diese Walze.
28.04.2011 13:21
Einstellungen
vorsah, drei der fünf
Walzen aus und setzte diese nach der im Tagesschlüssel unter der Überschrift
waren. Der
Benutzer wählte
Enigmanach Vorgabe
(Maschine) einer
– Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
geheimen
Schlüsseltabelle, die Linke Seite einer Walze. Links Rechte Seite einer Walze. Die
für jeden Tag am Rand ist die römische Zahl „V“
wechselnde Übertragskerbe zu erkennen. kennzeichnet diese Walze.
Einstellungen
vorsah, drei der fünf
Walzen aus und setzte diese nach der im Tagesschlüssel unter der Überschrift
„Walzenlage“ vorgeschriebenen Anordnung ein.
[16]
Die „Schlüsseltafel“ stellte tabellarisch für einen kompletten Monat die jeweils
gültigen Tagesschlüssel dar, die um Mitternacht gewechselt wurden. Unten sind
beispielhaft nur drei Monatstage dargestellt, wobei, wie damals üblich, die Tage
absteigend sortiert sind. Dies erlaubt es dem Verschlüssler, die verbrauchten Codes
[17]
der vergangenen Tage abzuschneiden und zu vernichten.
Beispiel für den 31. des Monats: UKW B, Walzenlage I IV III bedeutet, dass als
Umkehrwalze die Walze B zu wählen ist und Walze I links (als langsamer Rotor),
Walze IV in der Mitte und Walze III rechts (als schneller Rotor) einzusetzen ist. Die
Ringe, die außen am Walzenkörper angebracht sind und den Versatz zwischen der
internen Verdrahtung der Walzen und dem Buchstaben bestimmen, zu dem der
Übertrag auf die nächste Walze erfolgt, sind auf den 16., 26. beziehungsweise 8.
Buchstaben des Alphabets einzustellen, also auf P, Z und H.
Die Ringstellung wurde oft (wie hier) numerisch und nicht alphabetisch verzeichnet,
wohl um Verwechslungen mit den anderen Teilschlüsseln vorzubeugen. Als Hilfe für
den Bediener „zum Umsetzen der Zahlen in Buchstaben oder umgekehrt“ ist innen
im Gehäusedeckel der ENIGMA als Teil der Hinweisplakette „Zur Beachtung!“ eine
Umrechnungstabelle angebracht.
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
All diese Vorschriften bewirkten das Gegenteil, nämlich eine Schwächung der
[21]
Verschlüsselung. Sie führten zu einer Arbeitserleichterung für die Codeknacker,
die aufgrund der genannten Regeln insbesondere mit Fortschreiten eines Monats
[22]
immer mehr Schlüsselkombinationen ausschließen konnten.
Funkspruch
Um sicherzustellen, dass nicht alle Funksprüche eines
Schlüsselnetzes mit identischen Schlüsseln
verschlüsselt werden, was die Texte angreifbar
machen würde, war vorgeschrieben, für jeden Spruch
eine individuelle Anfangsstellung der drei Walzen
einzustellen, „Spruchschlüssel“ genannt. Die
Prozeduren hierzu änderten sich von Zeit zu Zeit und
waren auch nicht bei allen Wehrmachtteilen
gleichartig. Bei Heer und Luftwaffe galt ab dem 15.
[24]
Mai 1940 (fünf Tage nach Beginn des
Westfeldzugs) das folgende in der „Schlüsselanleitung
[25]
zur Schlüsselmaschine Enigma“ beschriebene
Schema, wenn beispielsweise der folgende Klartext
übermittelt werden soll:
DASOB ERKOM MANDO DERWE HRMAQ TGIBT BEKAN NTXAA CHENX AACHE
NXIST GERET TETXD URQGE BUEND ELTEN EINSA TZDER HILFS KRAEF
TEKON NTEDI EBEDR OHUNG ABGEW ENDET UNDDI ERETT UNGDE RSTAD
TGEGE NXEIN SXAQT XNULL XNULL XUHRS IQERG ESTEL LTWER DENX
Der Verschlüssler hat seine ENIGMA I wie weiter oben beschrieben nach dem
Tagesschlüssel beispielsweise für den 31. des Monats (Walzenlage B I IV III,
Ringstellung 16 26 08 und Steckerverbindungen AD CN ET FL GI JV KZ PU QY WX)
eingestellt. Er denkt sich nun eine zufällige Grundstellung aus, beispielsweise
„QWE“ und stellt die drei Walzen so ein, dass genau diese drei Buchstaben in den
Anzeigefenstern sichtbar werden. Nun denkt er sich einen zufälligen
Spruchschlüssel, ebenfalls aus drei Buchstaben, aus, beispielsweise „RTZ“. Diesen
verschlüsselt er mit seiner ENIGMA und beobachtet, wie nacheinander die Lampen
„EWG“ aufleuchten. Den so verschlüsselten Spruchschlüssel teilt er dem Empfänger
zusammen mit der zufällig gewählten Grundstellung als Indikator sowie der Uhrzeit
und der Anzahl der Buchstaben des Textes als Spruchkopf offen mit.
XYOWN LJPQH SVDWC LYXZQ FXHIU VWDJO BJNZX RCWEO TVNJC IONTF
QNSXW ISXKH JDAGD JVAKU KVMJA JHSZQ QJHZO IAVZO WMSCK ASRDN
XKKSR FHCXC MPJGX YIJCC KISYY SHETX VVOVD QLZYT NJXNU WKZRX
UJFXM BDIBR VMJKR HTCUJ QPTEE IYNYN JBEAQ JCLMU ODFWM ARQCF
OBWN
Er dreht nun die Walzen auf die Anfangsstellung „RTZ“ und beginnt, den
Geheimtext, angefangen mit der zweiten Fünfergruppe „LJPQH“, in seine ENIGMA
einzugeben. Nun leuchten nacheinander die Lampen auf, und der folgende Text
erscheint:
dasoberkommandoderwehrmaqtgibtbekanntxaachenxaache
nxistgerettetxdurqgebuendelteneinsatzderhilfskraef
tekonntediebedrohungabgewendetunddierettungderstad
tgegenxeinsxaqtxnullxnullxuhrsiqergestelltwerdenx
Kryptographische Stärken
Als die ENIGMA im Jahre 1918 durch Scherbius zum Patent angemeldet wurde, also
noch während der Zeit des Ersten Weltkriegs, war sie eine kryptographisch äußerst
[32]
starke Maschine und durfte zu Recht als „unknackbar“ bezeichnet werden.
Innovativ war, im Gegensatz zu den damals noch gebräuchlichen manuellen
Verschlüsselungsverfahren (beispielsweise ADFGVX), die Einführung einer
maschinellen Verschlüsselung. Sie war durch die damals allein üblichen manuellen,
hauptsächlich linguistisch gestützten, Entzifferungsmethoden unangreifbar und
blieb es auch noch bis in die 1930er Jahre, also mehr als zehn Jahre lang.
Mit Hilfe der „Doppelsteckerschnüre“[35], die von vorne in das Steckerbrett gesteckt
werden können, lassen sich Buchstaben vor und nach Durchlaufen des Walzensatzes
paarweise involutorisch vertauschen. Diese Maßnahme diente zur weiteren Stärkung
der kryptographischen Sicherheit der ENIGMA. Tatsächlich wird hierdurch der
Schlüsselraum (siehe unten) beträchtlich erweitert.
Die Ringe (Ringstellung) bestimmen den Versatz zwischen der inneren Verdrahtung
der Walzen und dem Buchstaben, zu dem der Übertrag auf die nächste Walze
erfolgt. Außerdem dienten sie zum Schutz vor Spionage. So wurde verhindert, dass
durch Ablesen der von außen sichtbaren Walzenstellung auf die interne Position der
Walzen geschlossen werden konnte.
Schlüsselraum
Die Größe des Schlüsselraums der ENIGMA lässt sich
aus den vier einzelnen Teilschlüsseln sowie der
Anzahl der jeweils möglichen unterschiedlichen
Schlüsseleinstellungen berechnen. Der gesamte
Schlüsselraum der ENIGMA I (für M4 siehe
Enigma-M4) ergibt sich aus den folgenden vier
Faktoren:
a) Die Walzenlage
Sprachlich zu unterscheiden
Drei von fünf Walzen (I bis V) und eine von zwei ist zwischen dem im Text
13 von 40 Umkehrwalzen (B oder C) werden ausgewählt. 28.04.2011 13:21
erläuterten Schlüsselraum als
Dies ergibt 2·(5·4·3) = 120 mögliche Menge aller möglichen
Walzenlagen (entspricht einer „Schlüssellänge“ Schlüssel und einem
Enigma-M4) ergibt sich aus den folgenden vier
EnigmaFaktoren:
(Maschine) – Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
a) Die Walzenlage
Sprachlich zu unterscheiden
Drei von fünf Walzen (I bis V) und eine von zwei ist zwischen dem im Text
Umkehrwalzen (B oder C) werden ausgewählt. erläuterten Schlüsselraum als
Dies ergibt 2·(5·4·3) = 120 mögliche Menge aller möglichen
Walzenlagen (entspricht einer „Schlüssellänge“ Schlüssel und einem
von etwa 7 bit). Schlüsselraum wie im Bild, das
Soldaten des Geheimen
b) Die Ringstellung Funkmeldedienstes des OKW
beim Ver- oder Entschlüsseln
Es gibt jeweils 26 verschiedene Ringstellungen
von Nachrichten zeigt
(01 bis 26) für die mittlere und die rechte Walze.
Der Ring der linken Walze ist kryptographisch
bedeutungslos, da ihre Übertragskerbe kein Fortschalten einer noch weiter
links befindlichen Walze bewirkt. Insgesamt sind 26² = 676 Ringstellungen
(entspricht etwa 9 bit) relevant.
c) Die Walzenstellung
Es gibt für jede der drei (rotierenden) Walzen 26 Möglichkeiten sie einzustellen
(A bis Z). Die Umkehrwalze kann nicht verstellt werden. Insgesamt sind somit
26³ = 17.576 Walzenstellungen verfügbar. Setzt man die Ringstellung als
bekannt voraus, so sind davon aufgrund einer unwichtigen Anomalie des
Fortschaltmechanismus (siehe auch: Anomalie) 26² = 676 Anfangsstellungen
als kryptographisch redundant zu eliminieren. Als relevant übrig bleiben dann
26·25·26 = 16.900 Walzenstellungen (entspricht etwa 14 bit).
d) Die Steckerverbindungen
Nachdem in den ersten Jahren nur sechs und später zwischen fünf und acht
Verbindungskabel gesteckt wurden, galt ab 1939 die feste Regel, stets genau
zehn Steckerverbindungen durchzuführen. Für diese ergeben sich nach der
obigen Tabelle 150.738.274.937.250 (mehr als 150 Billionen)
Steckmöglichkeiten (entspricht etwa 47 bit).
Der gesamte Schlüsselraum einer ENIGMA I mit drei aus einem Vorrat von fünf
ausgewählten Walzen und einer von zwei Umkehrwalzen sowie bei Verwendung von
zehn Steckern lässt sich aus dem Produkt der in den obigen Abschnitten a) bis d)
ermittelten 120 Walzenlagen, 676 Ringstellungen, 16.900 Walzenstellungen und
150.738.274.937.250 Steckermöglichkeiten berechnen. Er beträgt:
15 von 40 28.04.2011 13:21
Das sind etwa 2·10²³ Möglichkeiten und entspricht einer Schlüssellänge von
ungefähr 77 bit. (Die gelegentlich zu hörenden „150 Millionen Millionen
[36]
Millionen“ Möglichkeiten, beispielsweise im Spielfilm Enigma – Das Geheimnis,
basieren auf der Benutzung von nur einer Umkehrwalze und dem Weglassen der
[37]
Ringstellungen.)
Der Schlüsselraum ist riesig groß und hält auch einem Vergleich mit modernen
Verschlüsselungsverfahren stand. Beispielsweise verfügt das über mehrere
Jahrzehnte gegen Ende des 20. Jahrhunderts zum Standard erhobene
Verschlüsselungsverfahren DES (Data Encryption Standard) über eine
Schlüssellänge von genau 56 bit, also deutlich weniger als die ENIGMA. Auch der
Nachfolger für DES, das AES-Verfahren (Advanced Encryption Standard), von und
nach seinen Entwicklern „Rijndael“ genannt, benutzt zumeist nur 128 bit und gilt
nach wie vor als unknackbar.
Die Größe des Schlüsselraums ist jedoch nur eine notwendige, aber keine
hinreichende Bedingung für die Sicherheit eines kryptographischen Verfahrens.
Selbst eine so simple Methode wie die einfache monoalphabetische Substitution
verfügt über 26! (Fakultät) mögliche Schlüssel. Das sind grob 4000·10²³ Schlüssel
und entspricht ungefähr 88 bit und ist folglich sogar noch um etwa den Faktor 2000
größer als bei der ENIGMA I. Dennoch wird niemand behaupten, eine
monoalphabetische Substitution sei sicher.
Als kryptographisch wirksam übrig bleiben nur die 120 Walzenlagen und die (bei
unbekannter Ringstellung) 17.576 zu berücksichtigenden Walzenstellungen. So
schrumpft der vorher noch so gigantisch erscheinende Schlüsselraum auf
vergleichsweise winzige 120·17.576 = 2.109.120 (gut zwei Millionen) Möglichkeiten
(etwa 21 bit), eine Zahl, die auch bereits zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs mit Hilfe
der damaligen elektromechanischen Technik exhaustiv (vollständig) abgearbeitet
werden konnte.
Kryptographische Schwächen
Korn erreichte durch die Umkehrwalze, dass das
Schlüsselverfahren involutorisch wird, das heißt, wenn bei
einer bestimmten Stellung der Walzen ein U in ein X
verschlüsselt wird, dann wird bei dieser Stellung auch ein X
in ein U verschlüsselt. So vereinfachte er Bedienung und
Konstruktion der Maschine, denn man muss nicht mehr
zwischen Verschlüsselung und Entschlüsselung
unterscheiden. Darüber hinaus erhoffte er sich auch eine
Steigerung der Sicherheit, denn der Strom durchfließt die
Walzen ja nun zweimal. „Durch diesen Rückgang des Stromes
durch den Chiffrierwalzensatz findet eine weitere Die Umkehrwalze hat
Verwürfelung statt. Infolge dieser Anordnung ist es möglich, nur Kontakte auf
mit verhältnismäßig wenig Chiffrierwalzen auszukommen und einer Seite und
trotzdem eine große Chiffriersicherheit aufrechtzuerhalten.“, verursacht die
erläutert Korn die Vorteile seiner Umkehrwalze in der kryptographische
[38] Hauptschwäche der
Patentschrift (DRP Nr. 452 194). Dies war jedoch ein
ENIGMA
Trugschluss mit weitreichenden Konsequenzen.
Zum einen bewirkt die Umkehrwalze, dass nun kein Buchstabe mehr in sich selbst
verschlüsselt werden kann, denn der Strom kann ja in keinem Fall genau den Weg
durch den Walzensatz wieder zurücknehmen, den er gekommen ist. Er wird stets auf
einem anderen Weg zurückgeleitet als er zur Umkehrwalze hingeflossen ist.
Mathematisch spricht man hier von fixpunktfreien Permutationen. Diese
Einschränkung mag als unwesentliche Kleinigkeit erscheinen, denn es bleiben ja
noch 25 weitere Buchstaben des Alphabets zur Verschlüsselung, tatsächlich
bedeutet dies jedoch eine drastische Reduzierung der zur Verschlüsselung
verfügbaren Alphabete und darüber hinaus eine neue Angreifbarkeit des
Geheimtextes. Zum anderen verursacht die Umkehrwalze dadurch, dass die
Permutation und damit die Verschlüsselung involutorisch wird, eine weitere
Verringerung der Alphabetanzahl.
Beschränkt man sich hier, statt auf alle 24 möglichen, nur auf die fixpunktfreien
Permutationen, so fallen alle Alphabete weg, bei denen ein Buchstabe in sich selbst
verschlüsselt wird, also auf seinem natürlichen alphabetischen Platz steht. Aus der
obigen Liste sind damit die folgenden fünfzehn Alphabete zu streichen, da sie einen
oder mehrere Fixpunkte aufweisen (unten durch Fettdruck hervorgehoben).
Berücksichtigt man jetzt noch, dass die Umkehrwalze nicht nur alle Permutationen
mit Fixpunkten eliminiert, sondern auch alle nichtinvolutorischen Permutationen, so
müssen aus der obigen Tabelle noch weitere sechs Fälle gestrichen werden, nämlich
die, bei denen die zweifache Anwendung der Permutation nicht wieder zum
ursprünglichen Buchstaben führt. Übrig bleiben von allen möglichen 24
Permutationen eines Alphabets aus vier Buchstaben lediglich die drei fixpunktfreien
und involutorischen Fälle. Sie werden als „echt involutorische Permutationen“
bezeichnet.
Bei der ENIGMA mit ihren 26 Buchstaben bewirkt diese Beschränkung, dass statt
26
der 26! (Fakultät), also ungefähr 4·10 insgesamt möglichen permutierten
Alphabete lediglich die 25·23·21·19···7·5·3·1 = 25!! (Doppelfakultät), also etwa
12
8·10 echt involutorisch permutierten Alphabete genutzt werden können. Durch
13
die Umkehrwalze verschenkt man so den Faktor von etwa 5·10 an Möglichkeiten –
eine gigantische Schwächung der kombinatorischen Komplexität der Maschine.
Übrig bleibt weniger als die Quadratwurzel der ursprünglich möglichen
Permutationen.
BHNCXSEQKOBIIODWFBTZGCYEHQQJEWOYNBDXHQBALHTSSDPWGW
1 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
2 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
3 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
4 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
5 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
6 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
7 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
8 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
9 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
10 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
11 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
12 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
13 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
14 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
15 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
16 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
17 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
18 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
19 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
20 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
21 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
22 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
23 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
24 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
25 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
26 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
27 OBERKOMMANDODERWEHRMACHT
BHNCXSEQKOBIIODWFBTZGCYEHQQJEWOYNBDXHQBALHTSSDPWGW
Die Anzahl der durch Kollisionen auszuschließenden Lagen lässt sich übrigens nach
folgender Überlegung abschätzen: Bei einem Wahrscheinlichen Wort der Länge 1
(also nur ein einzelner wahrscheinlicher Buchstabe) ist die Wahrscheinlichkeit für
eine Kollision 1/26. Folglich ist die Wahrscheinlichkeit für keine Kollision 1-1/26. Bei
einem Wahrscheinlichen Wort wie oben mit der Länge 24 ist dann die
24
Wahrscheinlichkeit für keine Kollision (1-1/26) , das sind etwa 39 %. Das heißt, bei
24
27 untersuchten Lagen erwartet man im Mittel für 27·(1-1/26) der Fälle keine
Kollisionen. Der Ausdruck ergibt etwa den Wert 10,5 und stimmt recht gut mit den
im Beispiel beobachteten (und grün gekennzeichneten) acht kollisionsfreien
Crib-Lagen überein.
Entzifferung
Die Betreiber der Schlüsselmaschine ENIGMA waren der Meinung, dass die durch
sie maschinell verschlüsselten Texte (im Gegensatz zu fast allem, was bis 1918
gebräuchlich war) mit manuellen Methoden nicht zu knacken sind. Was übersehen
wurde, ist, dass einer maschinellen Verschlüsselung durch maschinelle Entzifferung
begegnet werden kann.
20 von 40 28.04.2011 13:21
Die Geschichte der Entzifferung der ENIGMA beginnt im Jahr 1932, als der für
Frankreich unter dem Decknamen HE (Asché) spionierende Deutsche Hans-Thilo
Schmidt (Foto von Schmidt siehe unter Weblinks) geheime Schlüsseltafeln für die
Die Betreiber der Schlüsselmaschine ENIGMA waren der Meinung, dass die durch
Enigmasie
(Maschine) – Wikipedia
maschinell verschlüsselten Texte (im Gegensatzhttp://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
zu fast allem, was bis 1918
gebräuchlich war) mit manuellen Methoden nicht zu knacken sind. Was übersehen
wurde, ist, dass einer maschinellen Verschlüsselung durch maschinelle Entzifferung
begegnet werden kann.
Die Geschichte der Entzifferung der ENIGMA beginnt im Jahr 1932, als der für
Frankreich unter dem Decknamen HE (Asché) spionierende Deutsche Hans-Thilo
Schmidt (Foto von Schmidt siehe unter Weblinks) geheime Schlüsseltafeln für die
[40]
Monate September und Oktober 1932 sowie die Gebrauchsanleitung
[41]
(H.Dv.g.13) und die Schlüsselanleitung (H.Dv.g.14) [42] an den französischen
[43]
Kryptographen und späteren General Gustave Bertrand verriet. Zu dieser Zeit
waren erst drei Walzen (I bis III) im Einsatz und die Walzenlage wurde noch nicht
täglich (dies geschah erst ab Oktober 1936), sondern nur vierteljährlich gewechselt.
Der französische Geheimdienst leitete die Unterlagen an britische und polnische
Stellen weiter.
Nachdem es weder
Franzosen noch Briten
gelang, diese Informationen
zu nutzen, und sie die
ENIGMA nach wie vor als
unknackbar einstuften, Das Sächsische Palais (poln.
glückte dem 27-jährigen Pałac Saski) in Warschau
polnischen Mathematiker beherbergte in den 1930er-
Marian Rejewski bei seiner Jahren die polnische
Arbeit in der polnischen Dechiffrierstelle Biuro
Dechiffrierstelle, dem Biuro Szyfrów
Szyfrów (deutsch: „Chiffrier-
Büro“), bereits im Jahre 1932
Der polnische [44]
der erste Einbruch in die ENIGMA. Dabei nutzte er eine
Codeknacker Marian [45]
legal gekaufte kommerzielle Maschine (Modell D), bei
Rejewski (1932) der – anders als bei der ihm noch unbekannten
militärischen ENIGMA I – die Tastatur mit der
Eintrittswalze in der üblichen QWERTZU-Reihenfolge (Buchstabenreihenfolge einer
deutschen Tastatur, beginnend oben links) verbunden war. Rejewski erriet die von
[46]
den Deutschen für die militärische Variante gewählte Verdrahtungsreihenfolge,
die den britischen Codeknacker Dillwyn „Dilly“ Knox selbst noch 1939 fast zur
Verzweiflung brachte. Anschließend schaffte es Marian Rejewski mit Hilfe seiner
exzellenten Kenntnisse der Permutationstheorie (siehe auch: ENIGMA-Gleichung),
die Verdrahtung der drei Walzen (I bis III) sowie der Umkehrwalze (A) (siehe auch:
[47]
ENIGMA-Walzen) zu erschließen – eine kryptanalytische Meisterleistung, die ihn
mit den Worten des amerikanischen Historikers David Kahn „in das Pantheon der
größten Kryptoanalytiker aller Zeiten erhebt“ (im Original: „elevates him to the
pantheon of the greatest cryptanalysts of all time“). Der englische Codeknacker
Irving J. Good bezeichnete Rejewskis Leistung als „The theorem that won World
[48]
War II“ (deutsch: „Das Theorem, das den Zweiten Weltkrieg gewann“).
[56]
Walzenverdrahtungen, konnten die britischen
Alan-Turing-Skulptur in
Kryptoanalytiker mit Ausbruch des Krieges im etwa
Bletchley Park
70 km nordwestlich von London gelegenen Bletchley
Park (BP) einen erneuten Angriff auf die ENIGMA
starten. Das wichtigste Hilfsmittel dabei war – neben ihrer intellektuellen
[57]
Leistungsfähigkeit und dem hohen Personaleinsatz von später zehn- bis
[58]
vierzehntausend Frauen und Männern – vor allem eine spezielle
elektromechanische Maschine, genannt die Turing-Bombe, die auf der polnischen
Bomba aufbaute und vom englischen Mathematiker Alan Turing (Foto von Turing
siehe unter Weblinks) ersonnen wurde. Turings Idee zur Schlüsselsuche bestand
darin, durch ringförmige Verkettung von mehreren (meist zwölf) ENIGMA-
[59]
Walzensätzen die Wirkung des Steckerbretts komplett abzustreifen. Dadurch
gelang es ihm, die praktisch unüberschaubare Anzahl von (mehr als 200 Trilliarden)
Verschlüsselungsmöglichkeiten, auf die die deutschen Kryptographen ihre
Hoffnungen setzten, drastisch zu reduzieren.
Entscheidend wichtig für die Funktion der Bombe sind Wahrscheinliche Wörter
[63]
(Cribs ), deren Auftreten man im Text erwarten kann. Fehlen diese, dann
scheitert die Entzifferung. Beispielsweise gelang den Briten der Einbruch in zwei
[64]
Schlüsselkreise der Deutschen Reichsbahn nicht, die in Bletchley Park nach der
frühen Dampflokomotive The Rocket als „Rocket II“ und „Rocket III“ bezeichnet
[65]
wurden. Grund war, wie sie nach dem Krieg zu ihrer Überraschung feststellten,
nicht eine besonders sichere ENIGMA-Variante, sondern die ungewohnte
„Eisenbahnersprache“ und die Art der Transportmeldungen, die ihnen das Erraten
von Wahrscheinlichen Wörtern nicht erlaubten. Militärische Meldungen hingegen
waren häufig stereotyp abgefasst und enthielten viele leicht zu erratende Cribs wie
OBERKOMMANDODERWEHRMACHT, die die britischen Codeknacker zur
Entzifferung nutzen konnten.
Darüber hinaus profitierten sie von der deutschen Gründlichkeit bei der Abfassung
von Routinemeldungen, wie Wetterberichte, die jeden Morgen pünktlich zur selben
Zeit und vom selben Ort gesendet wurden. Zwar verbot die deutsche
Dienstvorschrift „Allgemeine Schlüsselregeln für die Wehrmacht“ (H.Dv.g.7)
ausdrücklich „Regelmäßigkeiten im Aufbau, gleichlautende Redewendungen und
[66]
Wiederholungen im Text“ und warnte eindringlich „Es muß auf jeden Fall
vermieden werden, daß durch flüchtig ausgebildetes Personal Schlüsselfehler
gemacht werden, die [...] der feindlichen Nachrichtenaufklärung die Entzifferung
[67]
ermöglichen“, dennoch passierten genau diese Fehler, die die Codeknacker
wahrnehmen und ausnutzen konnten. Aus britischer Sicht war eine täglich frisch
verschlüsselte ENIGMA-Meldung, die stets mit den Worten
„WETTERVORHERSAGEBEREICHSIEBEN“ begann, ähnlich wertvoll wie es eine
direkte öffentliche Bekanntgabe des jeweils gültigen Tagesschlüssels gewesen wäre.
So wurde beispielsweise der ENIGMA-Schlüssel vom „D-Day“, also dem Tag der
Landung der Alliierten in der Normandie (Operation Overlord), durch den Crib
„WETTERVORHERSAGEBISKAYA“, den die britischen Kryptoanalytiker leicht
erraten konnten und korrekt vermuteten, in weniger als zwei Stunden nach
[68]
Mitternacht gebrochen.
Nicht selten provozierten die Briten sogar bewusst Vorfälle, nur um die darauf
prompt zu erwartenden deutschen Funksprüche mit bekanntem Inhalt (und mit
aktuellem Tagesschlüssel verschlüsselt) zu erhalten und nannten diese Technik
[69]
„gardening“ (deutsch: „Gartenpflege“). Der britische Codeknacker Rolf Noskwith
aus Baracke 8 beschrieb sie folgendermaßen: „Die RAF warf an bestimmten Stellen
in der Nordsee Minen ab, so daß die Minenwarnung der Deutschen uns als Crib
24 von 40 28.04.2011 13:21
diente. Die Stellen waren sorgfältig ausgewählt, um bestimmte Ziffern, wie
insbesondere 0 und 5, [als Koordinaten] zu vermeiden, für die die Deutschen
[70]
unterschiedliche Buchstaben benutzten.“ Die Briten konnten sich so, unter
Nicht selten provozierten die Briten sogar bewusst Vorfälle, nur um die darauf
prompt zu –erwartenden
Enigma (Maschine) Wikipedia deutschen Funksprüche mithttp://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
bekanntem Inhalt (und mit
aktuellem Tagesschlüssel verschlüsselt) zu erhalten und nannten diese Technik
[69]
„gardening“ (deutsch: „Gartenpflege“). Der britische Codeknacker Rolf Noskwith
aus Baracke 8 beschrieb sie folgendermaßen: „Die RAF warf an bestimmten Stellen
in der Nordsee Minen ab, so daß die Minenwarnung der Deutschen uns als Crib
diente. Die Stellen waren sorgfältig ausgewählt, um bestimmte Ziffern, wie
insbesondere 0 und 5, [als Koordinaten] zu vermeiden, für die die Deutschen
[70]
unterschiedliche Buchstaben benutzten.“ Die Briten konnten sich so, unter
Vermeidung der Fallunterscheidungen für „NULL“ und „NUL“ sowie „FUENF“ und
„FUNF“, die Arbeit etwas erleichtern. Außer im Fall „ZWEI“ und „ZWO“ gab es für
die übrigen Ziffern nur eine Schreibweise.
Einer der führenden ehemaligen Codeknacker aus Bletchley Park, der britische
Schachmeister Stuart Milner-Barry, schrieb: „Mit Ausnahme vielleicht der Antike
wurde meines Wissens nie ein Krieg geführt, bei dem die eine Seite ständig die
[84]
wichtigen Geheimmeldungen von Heer und Flotte des Gegners gelesen hat.“ Ein
ähnliches Fazit zieht ein nach dem Krieg verfasster amerikanischer
Untersuchungsbericht: „Ultra schuf in der Militärführung und an der politischen
Spitze ein Bewusstsein, das die Art und Weise der Entscheidungsfindung
veränderte. Das Gefühl, den Feind zu kennen, ist höchst beruhigend. Es verstärkt
sich unmerklich im Laufe der Zeit, wenn man regelmäßig und aufs genaueste28.04.2011
26 von 40 seine 13:21
Gedanken und Gewohnheiten und Handlungsweisen beobachten kann. Wissen dieser
Art befreit das eigene Planen von allzu großer Vorsicht und Angst, man wird
[85]
wurde meines Wissens nie ein Krieg geführt, bei dem die eine Seite ständig die
[84]
wichtigen Geheimmeldungen von Heer und Flotte des Gegners gelesen hat.“ Ein
Enigmaähnliches
(Maschine) Fazit
– Wikipedia
zieht ein nach dem Krieg verfassterhttp://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
amerikanischer
Untersuchungsbericht: „Ultra schuf in der Militärführung und an der politischen
Spitze ein Bewusstsein, das die Art und Weise der Entscheidungsfindung
veränderte. Das Gefühl, den Feind zu kennen, ist höchst beruhigend. Es verstärkt
sich unmerklich im Laufe der Zeit, wenn man regelmäßig und aufs genaueste seine
Gedanken und Gewohnheiten und Handlungsweisen beobachten kann. Wissen dieser
Art befreit das eigene Planen von allzu großer Vorsicht und Angst, man wird
[85]
sicherer, kühner und energischer.“
David Kahn bemerkte: „In Europa ließ die Fähigkeit der Alliierten, die deutschen
Verschlüsselungssysteme zu knacken und alle Botschaften mitzulesen (Codename
ULTRA), die Alliierten von Sieg zu Sieg eilen. In der »Schlacht im Atlantik«, der
fundamentalsten Auseinandersetzung des ganzen Zweiten Weltkriegs, konnten die
Alliierten ihre Konvois an den deutschen U-Booten vorbeisteuern, weil sie wussten,
wo diese wie Wolfsrudel lauerten. So ließen sich lähmende Verluste weitgehend
vermeiden und Menschen wie Güter konnten sicher nach Großbritannien gebracht
werden. Später, bei ihrer großen Invasion in Europa, die zum Sieg über Hitlers
Reich führte, half die Decodierung deutscher Botschaften den Alliierten dabei,
Gegenangriffe vorherzusehen und abzuwehren. Auf diese Weise konnten sie
deutsche Schwachstellen besser erkennen und ins Ruhrgebiet und nach Berlin
vorstoßen. Auch sowjetische Codebrecher konnten die geheimen Informationen der
[86]
Deutschen entziffern, was zu ihrem Sieg an der Ostfront beitrug.“
Was aber wäre gewesen, wenn die ENIGMA von Anfang an unknackbar geblieben
wäre? Im Jahre 1940 beispielsweise setzte die Royal Air Force ihre letzten Reserven
28 von 40 [94] 28.04.2011 13:21
ein, um schließlich die Luftschlacht um England („Battle of Britain“) zu
gewinnen. Auch hierbei waren entzifferte Funksprüche, insbesondere über die
[95][96]
Angriffspläne der deutschen Luftwaffe, eine große Hilfe. Ohne diese Hilfe
wären die deutschen U-Boote nicht mehr so leicht zu finden
Enigma (Maschine) – Wikipedia gewesen, deren Positionenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
und Pläne die Alliierten aus
[93]
entzifferten Funksprüchen genau verfolgen konnten.
Was aber wäre gewesen, wenn die ENIGMA von Anfang an unknackbar geblieben
wäre? Im Jahre 1940 beispielsweise setzte die Royal Air Force ihre letzten Reserven
[94]
ein, um schließlich die Luftschlacht um England („Battle of Britain“) zu
gewinnen. Auch hierbei waren entzifferte Funksprüche, insbesondere über die
[95][96]
Angriffspläne der deutschen Luftwaffe, eine große Hilfe. Ohne diese Hilfe
wäre die Luftschlacht eventuell verloren worden und das Unternehmen Seelöwe,
[94]
also die deutsche Invasion Englands, hätte stattgefunden. Wie es ausgegangen
wäre, darüber lässt sich nur spekulieren: Denkbar wäre, dass nach einer deutschen
Besetzung der britischen Inseln noch im Jahr 1940 der Krieg beendet gewesen
[97]
wäre, denn zu diesem Zeitpunkt befanden sich weder die Sowjetunion noch die
Vereinigten Staaten im Krieg. Wie sich die Geschichte in einem solchen Fall
tatsächlich weiterentwickelt hätte, kann niemand sagen. In einem Essay, das David
Kahn als Kontrafaktische Geschichte unter der Annahme verfasste, den Alliierten sei
es nicht gelungen, die ENIGMA zu knacken, führt es zu einem weiteren Siegeszug
[98]
der Wehrmacht, der schließlich durch eine Atombombe abrupt beendet wird. Das
alles sind Spekulationen – deutlich wird allerdings die enorme Bedeutung der
Kryptographie und der Kryptanalyse der Schlüsselmaschine ENIGMA für den
Verlauf der Geschichte.
Dabei wäre es für die Deutschen durchaus nicht schwierig gewesen, zu prüfen, ob
verfasster Bericht der amerikanischen Army Security Agency erwähnt, dass der
deutsche Befehlshaber der U-Boote (BdU) Admiral Karl Dönitz den wahren Grund
Enigmafür
(Maschine)
den noch– Wikipedia
vor Juli 1942 zum Greifen nahen Sieg http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
und der nur wenige Monate
darauf verlorenen Schlacht im Atlantik niemals verstanden hat: „It was never
realized that cryptanalysis, rather than radar and direction finding, disclosed the
[105]
positions and intentions of the German submarines.“ (deutsch: „Es wurde zu
keinem Zeitpunkt erkannt, dass die Kryptanalyse und nicht die Radartechnik oder
die Funkortung die Positionen und Absichten der deutschen U-Boote aufdeckte.“)
Dabei wäre es für die Deutschen durchaus nicht schwierig gewesen, zu prüfen, ob
die ENIGMA kompromittiert war. So schlägt der britische Historiker Hugh Sebag-
Montefiore als Test vor, eine mit der ENIGMA wie üblich verschlüsselte Nachricht
zu versenden, in der als Täuschungsmanöver beispielsweise ein Treffen deutscher
U-Boot-Tanker an einem entlegenen Ort auf See vereinbart wird, der normalerweise
nicht von alliierten Schiffen aufgesucht wird. Falls nun zu dem im Funkspruch
angegebenen Zeitpunkt plötzlich alliierte Kriegsschiffe am vereinbarten Treffpunkt
erscheinen sollten, hätte es den Deutschen ziemlich schnell klar werden können,
[106]
dass ihre Maschine tatsächlich kompromittiert war.
Nach dem Krieg wurden die von den Siegermächten in großer Stückzahl erbeuteten
und auch nachgebaute ENIGMA-Maschinen, die weithin noch immer im Ruf
höchster Sicherheit standen, vor allem von England und den USA in den Nahen
[107]
Osten und nach Afrika verkauft und dort teilweise noch bis 1975 benutzt. So
gelang es den Westmächten, den Nachrichtenverkehr der dortigen Staaten
[108]
mitzulesen. Die wenigen heute noch existierenden intakten Exemplare werden
zu Liebhaberpreisen im fünfstelligen Euro-Bereich gehandelt. Beispielsweise
[109]
wechselte im April 2006 eine Maschine für 55.050 € ihren Besitzer.
Verbesserungspotenzial
Schon 1883 formulierte der niederländische Kryptologe Auguste Kerckhoffs unter
der später (1946) explizit von Shannon angegebenen Annahme „the enemy knows
[110]
the system being used“ (deutsch: „Der Feind kennt das benutzte System“) seine
[111]
für seriöse Kryptographie bindende Maxime.
Kerckhoffs’ Prinzip:
Die Sicherheit eines Kryptosystems darf nicht von der Geheimhaltung des
Algorithmus abhängen. Die Sicherheit gründet sich nur auf die Geheimhaltung
des Schlüssels.
Die UKW D war somit kryptographisch deutlich wirkungsvoller als die starr
verdrahteten UKW A, B und C, freilich ohne die prinzipielle Schwäche aller UKW,
nämlich die Involutorik, zu vermeiden. Dennoch hätte sie aufgrund der deutlichen
Vergrößerung der kombinatorischen Komplexität der ENIGMA-Maschine auf
britischer Seite durchaus für einiges Kopfzerbrechen sorgen können, wenn sie
schlagartig und flächendeckend eingeführt worden wäre. Tatsächlich wurde sie
(vermutlich aufgrund kriegsbedingter Produktionsengpässe und wohl auch wegen
ihrer beschwerlichen und fehlerträchtigen Handhabung) nur gelegentlich und in
wenigen Schlüsselkreisen, beispielsweise von der Luftwaffe in Norwegen eingesetzt,
während zumeist weiterhin die altbekannte UKW B gebraucht wurde – ein fataler
kryptographischer Fehler. Auch erlangten die Codeknacker noch vor dem ersten
Einsatz der UKW D bereits Kenntnis von deren geplanter Einführung zum 1. Januar
1944, denn fünf Tage vor dem Jahreswechsel fingen sie einen Funkspruch ab, in dem
ein deutscher Funker seinen Kollegen unverschlüsselt fragte, ob er schon die neue
Umkehrwalze Dora habe. Ein weiterer Fehler unterlief den Deutschen, als am ersten
Tag des neuen Jahres eine Seite noch die UKW B gebrauchte, während die
Gegenstelle in Norwegen bereits die UKW D eingesetzt hatte. Da beide Funker
entsprechend dem gültigen Tagesschlüssel ansonsten identische Walzenlagen,
31 von 40 28.04.2011 13:21
Ringstellungen und Steckerverbindungen benutzten, hatten die Briten bereits am
2. Januar die aktuell vorliegende Verdrahtung von Uncle Dick herausgefunden.
Auch in den folgenden Wochen und Monaten blieben die Briten den Deutschen auf
Einsatz der UKW D bereits Kenntnis von deren geplanter Einführung zum 1. Januar
1944, denn fünf Tage vor dem Jahreswechsel fingen sie einen Funkspruch ab, in dem
Enigma (Maschine) – Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
ein deutscher Funker seinen Kollegen unverschlüsselt fragte, ob er schon die neue
Umkehrwalze Dora habe. Ein weiterer Fehler unterlief den Deutschen, als am ersten
Tag des neuen Jahres eine Seite noch die UKW B gebrauchte, während die
Gegenstelle in Norwegen bereits die UKW D eingesetzt hatte. Da beide Funker
entsprechend dem gültigen Tagesschlüssel ansonsten identische Walzenlagen,
Ringstellungen und Steckerverbindungen benutzten, hatten die Briten bereits am
2. Januar die aktuell vorliegende Verdrahtung von Uncle Dick herausgefunden.
Auch in den folgenden Wochen und Monaten blieben die Briten den Deutschen auf
der Spur und verfolgten die Verdrahtungsänderungen der UKW D, die drei bis vier
[118]
Mal pro Monat im Abstand von etwa sieben bis zwölf Tagen erfolgten. Besonders
hilfreich war eine im Juli 1944 in der Normandie erbeutete Schlüsseltafel der
Luftwaffe mit Steckangaben zur UKW D (siehe auch: Luftwaffen-Schlüsseltafel unter
Weblinks), wodurch die Briten ihre bisherigen Vermutungen zu Funktion und
[119]
Gebrauch dieser UKW bestätigt sahen.
Scherbius hatte in seinem grundlegenden Patent vom 23. Februar 1918 sogar schon
zehn Walzen und die (bereits ohne Austauschen) daraus resultierenden rund28.04.2011
32 von 40 100 13:21
[121]
Billionen Schlüssel angegeben, außerdem keine Umkehrwalze, sondern einen
Umschalter zur Einstellung von Ver- und Entschlüsselung, sowie eine über Getriebe
kommunizieren, denn sonst könnte man sich auch mit nur einer Walze (oder gar
überhaupt keiner Walze) begnügen. Entscheidend ist stets die Sicherheit der
Enigma (Maschine) – Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
Verschlüsselung gegen unbefugte Entzifferung, und zwar nach Möglichkeit auch
unter Beachtung von in der Praxis unvermeidlichen Bedienfehlern.
Scherbius hatte in seinem grundlegenden Patent vom 23. Februar 1918 sogar schon
zehn Walzen und die (bereits ohne Austauschen) daraus resultierenden rund 100
[121]
Billionen Schlüssel angegeben, außerdem keine Umkehrwalze, sondern einen
Umschalter zur Einstellung von Ver- und Entschlüsselung, sowie eine über Getriebe
einstellbare unregelmäßige Weiterbewegung der Walzen vorgeschlagen – sämtlich
gute Ideen und kryptographisch starke Konstruktionsmerkmale, die jedoch im Laufe
der Zeit in Vergessenheit gerieten. Der Gründungspräsident des Bundesamts für
Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), der promovierte Mathematiker und
Kryptologe Otto Leiberich meint, mit vier Walzen „und mit einem ungleichförmigen
[122]
Antrieb wäre die Enigma nie entziffert worden.“
Authentische Funksprüche
Siehe auch (unter Weblinks): Breaking German Wehrmacht Ciphers von Frode
Weierud
- 83 - ADJ JNA -
LMHNX WEKLM UERDS EVHLC JSQQK VLDES ANEVT YEDGI ZQDOD RMDKG
SXGSQ SHDQP VIEAP IENLI CLZCL LAGWC BJZD
Chronologie
Im Folgenden sind einige wichtige Zeitpunkte zur Geschichte der ENIGMA
aufgelistet
(spezielle Zeitpunkte zur Marine-Version siehe M4):
Modelle
Eine grobe Übersicht der verwirrenden Modellvielfalt der ENIGMA zeigt die
folgende (unvollständige) Tabelle, die alphanumerisch sortiert ist. Neben dem
Modellnamen ist das Jahr der Indienststellung, die Walzenanzahl sowie die daraus
resultierende Anzahl der möglichen Walzenlagen angegeben. Ferner ist die Anzahl
und die Art der Umkehrwalze (UKW) notiert, wobei zwischen fest eingebauten UKW
sowie manuell einstellbaren, also „setzbaren“ UKW und rotierenden UKW
unterschieden werden muss, also UKW, die während des Verschlüsselungsvorgangs
weiterrotieren. Ein Beispiel dafür ist die (weiter oben) beschriebene ENIGMA G der
Abwehr. Einige frühe Maschinen, wie die ENIGMA A, verfügten über keine UKW.
Ferner ist die Anzahl der Übertragskerben angegeben sowie eine Literaturstelle als
Referenz und für weitere Informationen (siehe auch: Kruh S. 14, Pröse S. 50f. und
Ulbricht S. 1ff.).
Die ENIGMA M10 enthielt zusätzlich zur M5 einen Drucker für Klar- und
Geheimtext. Die Einführung der Maschinen war für alle Wehrmachtteile ab Sommer
[145]
1945 geplant.
Ein Kuriosum stellt die ENIGMA Z dar, die dem spanischen Außenministerium im
Jahr 1931 zum Kauf angeboten wurde. Bei ihr handelt es sich um eine Variante
ähnlich der ENIGMA D, die jedoch keinerlei Buchstabentasten sondern allein zehn
Zifferntasten („1“ bis „0“) und entsprechend (kleinere) Walzen mit nur zehn
Kontakten und zehn Glühlampen für „1“ bis „0“ aufweist. Sie war also nicht zur
Verschlüsselung von Texten sondern nur von Zahlen gedacht, wie zur
Überschlüsselung von diplomatischen Codes. So konnte beispielsweise die
Ziffernfolge „25183 91467“ als „38760 15924“ verschlüsselt werden. Die Spanier
verzichteten damals auf den Erwerb der ENIGMA Z und entschieden sich
[146]
stattdessen für die (noch unsichere) Kryha.
Anomalie
Der Fortschaltmechanismus der Walzen weist eine konstruktive Besonderheit28.04.2011 13:21
39 von 40
[130][147]
auf, die zur Folge hat, dass sich die Walzen der ENIGMA nicht immer so
weiterdrehen, wie es bei einem mechanischen Kilometerzähler der Fall wäre. Diese
Besonderheit äußert sich so, dass, wenn die linke (langsame) Walze rotiert, sie die
verzichteten damals auf den Erwerb der ENIGMA Z und entschieden sich
[146]
stattdessen für die (noch unsichere) Kryha.
Enigma (Maschine) – Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)
Anomalie
Der Fortschaltmechanismus der Walzen weist eine konstruktive Besonderheit
[130][147]
auf, die zur Folge hat, dass sich die Walzen der ENIGMA nicht immer so
weiterdrehen, wie es bei einem mechanischen Kilometerzähler der Fall wäre. Diese
Besonderheit äußert sich so, dass, wenn die linke (langsame) Walze rotiert, sie die
mittlere Walze „mitnimmt“. Dies lässt sich an einem Beispiel illustrieren.
Nun jedoch hat die mittlere Walze (hier: Walze II) den Buchstaben erreicht, nämlich
E, der nach der Merkregel unmittelbar vor ihrem Umschaltbuchstaben F liegt.
Damit ist jetzt der Moment gekommen, zu dem die mittlere Walze ihrerseits einen
Übertrag auf die linke Walze bewirkt. Mit dem nächsten Tastendruck wird sich also
die linke Walze von A auf B weiterdrehen. Aufgrund der erwähnten konstruktiven
Besonderheit führt dieses Weiterdrehen jedoch dazu, dass sie die mittlere Walze
mitnimmt und sich diese noch einmal weiterdreht, also von E auf F. Folglich werden
mit dem nächsten Tastendruck alle drei Walzen gleichzeitig weitergeschaltet und
nach der vorherigen Walzenstellung AEW sind nun unmittelbar die Buchstaben BFX
in den Anzeigefenstern der ENIGMA zu sehen. Nach diesem etwas fremdartig
erscheinenden Ereignis kehrt die Maschine wieder in den regulären
Fortschaltmodus zurück, bis dann nach 650 Tastendrücken erneut die mittlere
Walze den Buchstaben E erreicht.
Anfangsstellung ADU
1. Tastendruck ADV
2. Tastendruck AEW
3. Tastendruck BFX ← Anomalie
4. Tastendruck BFY
Glossar
40 von 40 28.04.2011 13:21