WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT I
Inhalt
1. Einführung in das Privatrecht................................................................................................................................................2
1.1 Begriffe und Abgrenzung.................................................................................................................................................2
1.2 Privatrechtssubjekte.......................................................................................................................................................3
1.3 Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit.........................................................................................................................4
2. Grundsätze des Vertragsrechts..............................................................................................................................................8
2.1 Grundsätze des Vertragsrechts.......................................................................................................................................8
2.2 Rechtsgeschäftslehre....................................................................................................................................................10
2.3 Allgemeine Geschäftsbedingungen...............................................................................................................................16
2.4 Inhaltliche Mängel des Vertrages..................................................................................................................................18
2.5 Verbraucherschutz........................................................................................................................................................19
3. Grundlagen des Schuldrechts..............................................................................................................................................22
3.1 Leistungsstörungen.......................................................................................................................................................22
3.2 Verzug........................................................................................................................................................................... 23
3.3 Gewährleistung............................................................................................................................................................. 27
3.4 Insolvenz....................................................................................................................................................................... 32
3.5 Verjährung eines Schuldverhältnisses...........................................................................................................................33
4. Vertragliche Schuldverhältnisse...........................................................................................................................................36
4.1 Veräußerungsverträge..................................................................................................................................................36
4.2 Gebrauchsüberlassungen..............................................................................................................................................38
4.3 Dienstleistungsverträge................................................................................................................................................42
5. Schadenersatzrecht............................................................................................................................................................. 45
5.1 Grundlagen................................................................................................................................................................... 45
5.2 Verschuldenshaftung....................................................................................................................................................46
5.3 Gefährdungshaftung.....................................................................................................................................................47
5.4 Eisenbahnen- und Kraftfahrzeugshaftpflichtgesetz EKHG.............................................................................................50
6. Sachenrecht......................................................................................................................................................................... 52
6.1 Eigentum....................................................................................................................................................................... 52
6.2 Eigentumserwerb.......................................................................................................................................................... 54
6.3 Eigentumsvorbehalt......................................................................................................................................................60
6.4 Pfandrecht.................................................................................................................................................................... 61
6.5 Hypothek....................................................................................................................................................................... 66
7. Mehrpersonalität................................................................................................................................................................. 69
7.1 Abtretung, Zession, Gläubigerwechsel..........................................................................................................................69
7.2 Bürgschaft..................................................................................................................................................................... 72
7.3 Garantie........................................................................................................................................................................ 74
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
ordentliche Gerichte
Bund hat Gesetzgebungskompetenz
Staat privatrechtlich tätig: allgemeines Schadensersatzrecht
Staat in Vollziehung der Gesetze tätig: Amtshaftungsgesetz
Einteilung des Privatrechts
allgemeines Privatrecht
Zivilrecht, bürgerliches Recht, Rechtverhältnisse, die für jedermann bedeutsam
werden können.
Sonderprivatrecht
besondere Vorschriften für bestimmte Personenkreise oder spezielle Sachgebiete,
z.B. Arbeitsrecht, Unternehmensrecht, Gesellschaftsrecht,
Versicherungsvertragsrecht
Einteilung des Bürgerlichen Rechts (=Pandektensystem)
1.2 Privatrechtssubjekte
Rechtsfähigkeit: Fähigkeit, Träger von Rechten und Pflichten zu sein, alle natürlichen und
juristischen Personen
Handlungsfähigkeit: Fähigkeit Rechte und Pflichten durch eigenes Handeln begründen zu
können; nur wer rechtsfähig ist, kann auch handlungsfähig sein
Natürliche Personen
beginnt mit Geburt, endet mit Tod
Juristische Personen
=Gebilde aus mehreren Menschen, die dauerhaft gleich gelagerte Interessen wirtschaftlich
selbständiger Tätigkeiten verfolgen und sich organisieren. (Personenvereinigungen oder
Vermögensmassen)
Gesetz erkennt Rechtsfähigkeit von Gebilden, die von Menschen verschieden sind an;
können Rechte und Pflichten erwerben
keine Ultra-Vires-Lehre: juristische Personen können NICHT nur Rechtsgeschäfte
abschließen, die zur Erreichung ihres Vereinszwecks notwendig sind
Trennungsprinzip: haften nur mit eigenem Vermögen, nicht mit dem der Mitglieder,
Vermögen juristischer Personen ist von dem ihrer Mitglieder zu trennen
Entstehung: ist vom Willen der Gründer abhängig
Normativsystem: Behörde legt Voraussetzungen für die Entstehung juristischer
Personen des Privatrechts fest
Anmeldesystem: Einhaltung gesetzlicher Voraussetzungen, Anmeldung bei Behörde
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
1. Geschäftsfähigkeit Minderjähriger
Grundsätzlich sind Minderjährige geschäftsunfähig
Minderjährig <7 völlig geschäftsunfähig, können sich weder berechtigen noch
e bepflichtigen, nichtige Rechtsgeschäfte
2 Ausnahmen:
Schenkungen
Taschengeldparagraf:
altersübliche Geschäfte, geringfügige Angelegenheiten, das
tägliche Leben betreffend
unmündige 7-13 über diese 2 Ausnahmen hinausgehende Geschäfte sind nicht mehr
Minderjährig nichtig, sondern schwebend unwirksam:
e Bis zur Entscheidung des gesetzlichen Vertreters ist der Geschäftspartner
gebunden
Kind wird Vertragspartei, kann klagen/geklagt werden
mündige 14-18 können über Einkommen und Sachen, die ihnen zur Verfügung stehen
Minderjährig verfügen, sodass sie der Befriedigung ihrer Lebendbedürfnisse dienen.
e können sich vertraglich zu Dienstleistungen verpflichten
außerordentliches Kündigungsrecht der Eltern
m. M. können sich nicht selbstständig zu Lehr- und Ausbildungsverträgen
verpflichten
Geschäftsunfähigen Schutz: Geschäftsunfähigkeit geht vor
Vertrauensschutz, Geschäftsunfähigkeit muss dem Vertragspartner nicht
erkennbar sein
Vorgetäuschte Geschäftsfähigkeit: nur Anspruch auf Vertrauensschaden
2. Geschäftsfähigkeit Volljähriger
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Privatautonomie
Möglichkeit jedes Rechtssubjekts, seine rechtlichen Beziehungen nach freiem Willen zu
gestalten
allgemeine Grenzen
besondere Grenzen zum Schutz Schwächerer
Allgemeine Grenzen
Allgemeininteresse: Manche Vorschriften sind nicht dispositiv, sondern zwingen, wegen
übergeordnetem Interesse der Allgemeinheit (z.B. Normen über die Eingehung einer Ehe)
Inhaltskontrolle (§ 879) : inhaltlich nicht erwünschte Vereinbarungen, Rechtsgeschäfte die
der Rechtsordnung selbst oder ihren Grundwerten widersprechen, solche Vereinbarungen
sind nicht wirksam (z.B. private Belohnung für Gesichtslifting)
Rechtssphäre Dritter: Verbot eines Vertrages zur Lasten Dritter (z.B. 2 Personen können
keine Schuld einer dritten vereinbaren)
Schutz des Schwächeren
greift, wenn Selbstbestimmung stark eingeschränkt oder überhaupt nicht vorhanden ist
Privatautonomie schützt den schlampigen Teilnehmer nicht, jeder muss seine Konsequenzen
tragen
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Allgemeiner Schutz:
Geschäftsunfähigkeit: Personen, die ihre Interessen überhaupt nicht wahren können
Kontrahierungszwang: Abschlussfreiheit wird eingeschränkt. Bei bestimmten
Vorsorgeleistungen (Eisenbahn, Post, Energie) auf die jeder angewiesen ist, keine freie Wahl
einen Vertrag zu schließen, Verpflichtung mit üblichen Bedingungen zu kontrahieren.
Abschlusszwang: Monopolunternehmen dürfen Erbringung öffentlich angebotener
Leistungen nur aus sachlichen Gründen verweigern.
Gleichbehandlungsgesetz(GlBG): Verbietet Diskriminierung aufgrund des Geschlechts/Rasse,
keine Verwaltungsstrafen oder Schadensersatzansprüche, nur Kontrahierungszwang
Arbeitsrecht: erweiterter Diskriminierungsschutz, umfasst ebenfalls Religion,
Weltanschauung, Sexualität, Alter, Privatautonomie verliert durch Diskriminierungsverbote
immer mehr an Bedeutung
Sektoraler Schutz: Privatrechtliche Bestimmungen, die den Schutz Schwächerer
übernehmen, z.B. Verbraucherschutzrecht, Arbeitsrecht, Mietrecht, einseitig zwingendes
Recht, soll einen Mindeststandard zugunsten eines Beteiligten garantieren
Verbraucherschutzrecht
Soll Ungleichgewichte zwischen Unternehmer und Verbraucher ausgleichen
KSchG: Konsumentenschutzgesetz, Regeln zu Verbrauchergeschäften, Verträge zwischen
Unternehmen und Verbrauchern
Querschnittsmaterie: kein sachlicher Zusammenhang zwischen den einzelnen Bestimmungen
einseitig zwingend, es können nur Bestimmungen aufgenommen werden, die die Rechtslage
der Konsumenten verbessern
Vorbereitungsgeschäft: Geschäfte, die vor Aufnahme des Betriebes als Vorbereitung getätigt
werden, Unternehmer gilt als Verbraucher. Bei Abschluss danach: kein KSchG. Bei Zweifel ist
anzunehmen, dass ein bestimmtes Geschäft zum Betrieb des Unternehmens gehört, nicht
zwischen Unternehmen anwendbar.
Dual Use: wenn jemand ein Rechtsgeschäft abschließt, das zugleich privaten und
unternehmerischen Zwecken dient (§ 344 UGB), Verbraucher, wenn der gewerbliche Zweck
des Geschäfts nicht überwiegt
Verbandsklage: bestimmten Einrichtungen wird die Chance gegeben, die Interessen der
Gemeinschaft der Verbraucher wirksam durchzusetzen.
Verbraucherrechtliche Sondergesetze
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Fernfinanzdienstleistungsgesetz (FernFinG)
Schützt Vertrieb unter ausschließlicher Verwendung von Fernkommunikationsmitteln,
Aufklärungspflichten und Rücktrittsrecht
Pauschalreisengesetz (PRG)
kein reines Verbrauchergesetz, bezieht auch Geschäftsreisende mit ein, Vertragliche
Informationspflichten, leistungsstörungsrechtliche Besonderheiten
2.2 Rechtsgeschäftslehre
Willenserklärung
Rechtsgeschäfte: Willenserklärungen, die Rechtsfolgen herbeiführen
Vertrag:
übereinstimmende Willenserklärung, stellt ein Rechtsgeschäft dar, Vertragspartner schaffen
verbindliches Recht (individuelle Rechtsquelle) können nicht mehr einseitig rückgängig
gemacht werden
Rechtsgeschäft: Überbegriff für privatrechtliche Institute, die eine oder mehrere
Willenserklärungen enthalten
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Willenserklärung
Rechtsfolgewillen: rechtserhebliche Willenserklärung liegt dann vor, wenn die Parteien den
Willen haben müssen rechtliche Wirkung auszulösen
strenge Rechtsfolgentheorie: die Parteien müssen sich nicht jeder Rechtsfolge
bewusst sein
gemäßigte Rechtsfolgentheorie: das Bewusstsein, dass Rechte bergründet, geändert
oder aufgehoben werden sollen darf aber auch nicht erkennbar fehlen
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Willenserklärungen, die sich an eine bestimmte Person richten, sind dann wirksam, wenn sie
zur Kenntnis genommen wurden, tatsächliche Kenntnis ist nicht erforderlich
Zugang: Willenserklärungen werden rechtlich ab dem Zeitpunkt wirksam, indem sie in den
Machtbereich des Empfängers gelangen (sobald der Empfänger die Möglichkeit hat sie zur
Kenntnis zu nehmen)
Widerruf:
Zugegangene, aber nicht zur Kenntnis genommene Willenserklärungen könne
widerrufen werden (hat sich noch kein Vertrauen gebildet, muss dies nicht geschützt
werden)
Risiko:
Da Erklärung erst mit Zugang wirksam wird, reist sie auf Risiko des Erklärenden,
Verlust oder Entstellung der Erklärung gehen zu Lasten des Erklärenden
Regeln, über die Wirksamkeit von Willenserklärungen sind dispositiv
Ausnahme von Zugangserfordernis: nicht-empfangsbedürftige-Willenserklärungen,
Aussagen, die nur die Rechtssphäre des Erklärenden berühren, nicht in fremde
Rechtssphären eingreifen (z.B. Testament).
Andere Formen privatrechtlichen Handelns
Willensbetätigung
bewusste Vornahme einer Handlung mit Rechtsfolgewillen, Kein Kundgabezweck,
kein Vertrauensschutz
z.B. Dereliktion (Abgabe von Eigentum), Okkupation, stille Annahme
Willensmitteilung
Wille wird erklärt, aber für das Eintreten der Rechtsfolge bedarf es keines
Rechtsfolgewillens, es reicht aus, dass der Wille auf rein tatsächliches gerichtet ist
z.B. Mahnung
Wissenserklärung
schlichte Information, die ebenfalls rechtliche Bedeutung haben kann, enthält
keine Willensäußerung sondern nur eine Nachricht über eine Tatsache
z.B. Mahnrüge
Realakt
erlaubtes, aber bloß tatsächliches Verhalten, das Rechtsfolgen auslöst (Malen eines
Bildes, Ansichnahme einer gefundenen Sache)
z.B. Fund
Vertragsabschluss
Vertrag: kommt durch übereinstimmende Willenserklärung zustande
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Liegt ein bindendes (bestimmtes und bindungswilliges) Angebot vor, kommt ein vertrag
durch rechtzeitige Annahme zustande, Annahme muss ohne Zusätze erklärt werden,
Deckungsgleichheit zwischen Angebot und Annahme. Annahme muss ohne Zusätze oder
Abweichungen erklärt werden, sonst ist Dissens anzunehmen.
Rechtzeitiger Zugang: Annahme ist rechtzeitig, wenn sie innerhalb der Bindungswirkung des
Angebots stattfindet
Unter Anwesenden: Angebot muss sofort angenommen werden, sonst erlischt es
Trotz verspäteter Annahmeerklärung kommt ein Vertrag zu Stande, wenn
Natürlicher Konsens
Wenn beide Personen tatsächlich dasselbe wollen
Offener Dissens
Erklärungen decken sich nicht, Annahme entspricht nicht dem Angebot (600 vs 10%
Rabatt)
Vertrauenstheorie (§ 914, 915)
Gibt es weder natürlichen Konsens noch offenen Dissens, fragt man sich, wie diese
Erklärung unter Berücksichtigung aller Umstände objektiv verstanden worden wäre.
Ohne natürlichem Konsens muss die Frage, ob eine Willenserklärung vorliegt mit der
Vertrauenstheorie beantwortet werden:
2. Dispositives Recht
Wurde über den eingetretenen Konfliktfall nicht gesprochen kommt dispositives
Recht zur Anwendung (z.B. Gewährleistungs- und Schadensersatzrecht)
Nachrangigkeit des dispositiven Rechts
3. Ergänzende Auslegung
wurde über das aufgetretene Problem nicht gesprochen, so ist eine ergänzende
Auslegung der Vereinbarung möglich
richtet sich nach hypothetischen Parteiwillen („Was hätten vernünftige Parteien
vereinbart, wenn sie vom Problemfall gewusst hätten?“)
4. Unklarheitsregeln (§ 915)
bei unentgeltlichen Rechtsgeschäften ist im Zweifel anzunehmen, dass sich der
Verpflichtende eher die geringe als die schwere Last auferlegen wollte.
5. Dissens
lassen sich trotz dieser Auslegungsregeln kein eindeutiger Erklärungssinn ermitteln,
ist das Geschäft wegen Unbestimmtheit nichtig
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Formfreiheit
Form: Art, wie das Rechtsgeschäft zu einem Abschluss gelangt
Grundsatz der Formfreiheit: Gesetz überlässt den Parteien, in welcher Form sie ein
Rechtsgeschäft schließen wollen
Formzwang:
Formmangel
Geschäft ist grundsätzlich unwirksam
sind nicht absolut nichtig, bilden eine Naturalobligation, Geschäft wird nachträglich
gültig, Formmangel heilt, wenn die formungültig versprochene Leistung tatsächlich
erbracht wurde
Heilung ist dort ausgeschlossen, wo der Formzweck ihr entgegensteht
gewillkürte Form: Parteien vereinbaren eine bestimmte Form, ohne dass das Gesetz diese
besondere Form verlangt, Parteien können ihr wieder einvernehmlich abgehen
Scheingeschäft
=Parteien schließen einen Vertrag nur zum Schein ab, obwohl er in Wirklichkeit gar
nicht gewollt ist
absolutes Scheingeschäft: Parteien wollen gar nicht kontrahieren (Arbeitsvertrag zur
Beruhigung der Mutter)
relatives Scheingeschäft: Parteien wollen ein anderes, wirklich gewolltes Geschäft
verbergen (Kokain, Mehl)
Rechtsfolgen: Geschäft wirkt nicht,
Dritter: Für einen Dritten, der im Vertrauen auf das Scheingeschäft Rechte erworben
hat, ist diese jedoch wirksam. (§ 916 Abs 2)
1. Gutglaubenserwerb ermöglicht Forderungen
2. Entgeltlichkeit wird nicht vorausgesetzt
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Scheingeschäfte verlangt, dass beide Parteien zum Schein ihre Erklärung abgeben. Gibt nur
eine Partei eine Erklärung zum Schein ab, liegt eine Mentalreservation vor. Vertraut
Geschäftspartner auf die zum Schein abgegebene Erklärung, kommt die Vereinbarung in
seinem Sinne zustande.
Digitaler Vertragsabschluss
Technikneutrale ABGB
ABGB differenziert nicht nach Art und Weise des Vertragsabschlusses, gleiche Regeln
für digital und analog
AGB müssen so zur Verfügung gestellt werden, dass sie gespeichert und
wiedergegeben werden können, Zuwiderhandeln ist nur verwaltungsrechtlich
strafbar, macht AGBs nicht ungeschehen
Smart Contract: Vertrag wird nicht von (selbstbestellenden) Kühlschränken, sondern
von dahinterstehenden Personen geschlossen
Transparenz
Kunde muss wissen mit wem er was worüber vereinbart hat, Informationspflichten über den
Vertragspartner und die angebotene Leistung
Zahlungspflicht: Verbraucher muss ausdrücklich bestätigen, dass er eine Zahlungspflicht
eingeht, sonst ist der Verbraucher nicht an den Vertrag gebunden
Vertragspartner
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Verbraucherschutz:
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
pacta sunt servanda: einigen sich die Parteien auf bestimmte Inhalte müssen sich beide
daranhalten, haben eine bindende Rechtsquelle geschaffen (lex contractus)
Durchsetzbarkeit: Einhaltung von Verträgen kann gerichtlich verlangt werden
Unwirksamkeit: Vereinbarungen, die schon gar nicht wirksam werden, z.B. Dissens,
Vertragsabschluss durch einen völlig Geschäftsunfähigen, inhaltlich verpönte Gesetze
(z.B. Werkvertrag über Mord)
Berufung auf Unwirksamkeit durch eine Partei: relativ nichtig, Ungültigkeit zum
Schutz eines Vertragspartners
Gestaltungsrecht: Vertrag ist zunächst wirksam, Rechtsordnung gewährt einer Partei
allerdings das Recht sich von der Vereinbarung zu lösen
Anfechtung wegen Willensmängeln: § 870 ff
Anfechtung wegen laesio enormis: § 934
Anfechtungsrecht verjähren relativ schnell, 3 Jahre (§ 1487)
2.5 Verbraucherschutz
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
beide Parteien sind grundsätzlich an den Vertrag gebunden, können sich aber auf die im
ABGB geregelten Rechtsbehelfe wegen inhaltlicher Mängel des Vertrages berufen.
2 Gruppen von Schutzmechanismen im Verbraucherrecht, die großteils auf europäische
Verbraucherschutz-RL beruhen
Verwaltungsstrafe § 19 FAGG
Unternehmer muss über Lieferkosten informieren, sonst hat er sie selbst zu tragen
culpa in contrahendo und Irrtumsanfechtung kommen in Betracht
Ausnahmen von FAGG
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
14 Tage Rücktrittsfrist
Verletzt Unternehmer Pflicht zur Information über das Rücktrittsrecht: Rücktrittsfrist
verlängert sich um max. 12 Monate (§ 12 FAGG)
§ 13 FAGG: Rücktritt ist formlos möglich, Rücktrittsfrist ist gewahrt, wenn die Erklärung
innerhalb der Frist abgesendet wurde
Folgen des Rücktritts
Rücktritt lässt alle vertraglichen Verpflichtungen erlöschen
Warenlieferung:
Verbraucher muss Ware zurücksenden (§ 15 Abs 1 FAGG) Kosten trägt Verbraucher,
Unternehmer muss dem Verbraucher Zahlung erstatten
Dienstleistungen:
vertragliche Verpflichtungen erlöschen, Zahlungen sind zu erstatten
Besonderheiten beim Rücktritt von Dienstleistungen, die bereits begonnen wurden
§ 10 FAGG: Rücktritt ist schon vor Ablauf der 14-tägigen Frist ausgeschlossen, wenn
der Verbraucher ausdrücklich ein auf vorzeitige Erfüllung gerichtetes Verlangen
erklärt.
Hat Unternehmer diesen Vorgaben entsprochen, mit der Leistungserbringung
begonnen, aber noch nicht vollendet, hat er einen anteiligen Entgeltanspruch.
Hat Unternehmer diesen Vorgaben nicht entsprochen, kann der Verbraucher
zurücktreten und ist keinem Bereicherungsanspruch ausgesetzt.
Kein Rücktritt(lt. § 18 FAGG):
Bei bestimmten Geschäften, bei denen der Verbraucher das mit einem Vertrag
verbundene typische Risiko nicht einfach auf den Unternehmer überwälzen soll, z.B.
Aktienkauf
Verbraucher soll nicht gratis Leistungen beziehen dürfen
Verbraucher soll nicht von Verträgen über Waren zurücktreten, von denen der
Unternehmer nach Rücksendung keine Verwendung mehr hat (z.B. Maßanzug)
Haustürgeschäft (§ 3 KSchG): Rücktrittsrecht des Verbrauchers für Fälle, die vom
Anwendungsbereich des FAGG ausgenommen, aber ähnlich sind.
Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn der Verbraucher selbst die geschäftliche Verbindung
angebahnt hat.
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Typenrücktrittsrechte
Situativ: nicht Vertragstyp, sondern Situation des Vertragsabschlusses machen Schutz
notwendig
typenbezogen: Vertragsbezogene Rücktrittsrechte bei Finanzprodukten,
Kreditverträge: § 12 VKrG gibt Möglichkeit, sich innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von
Gründen aus einem Kreditvertrag zurückzuziehen, Verbraucher hat Kreditgeber den
ausbezahlten Betrag samt angefallener Zinsen zurückzuzahlen (§ 12 Abs 3 VKrG)
Hypothekar- und Immobilienkredite: § 13 HIKrG: 2 Tage Rücktrittsrecht
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
3.1 Leistungsstörungen
Leistungszeit
Zeitpunkt, indem die Leistung fällig wird
richtet sich nach Fälligkeit der Parteienvereinbarung oder nach Zweck der Leistung,
Mahnung (§ 904): notfalls kann die Leistung sogleich, ohne unnötigen Aufschub gefordert
werden, Gläubiger kann Leistung durch Mahnung fällig stellen, § 7 KSchG: maximale
Zeitspanne von 30 Tagen
Stundung: Fälligkeit wird nachträglich nach hinten verschoben
Leistungsort
Ort, an dem der Schuldner die Leistung anbietet und der Gläubiger sie abnehmen soll
Holschuld: Gläubiger muss die Leistung beim Schuldner abholen, Schuldner muss
Leistung bereithalten
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Bringschuld: Schuldner muss die Leistung am Sitz des Gläubigers erbringen, ist dafür
verantwortlich, dass die Leistung ankommt
Schickschuld: Gläubiger muss die Sache nicht abholen, Schuldner trifft die
Verpflichtung es abzuschicken
Zweifel: Hol- vor Schick- vor Bringschuld
Erfolgsverbindlichkeit – Sorgfaltsverbindlichkeit
Schuldet der Schuldner Erfolg oder sorgfältiges Bemühen?
Wahlrecht des Schuldners, eventuell vereinbartes Wahlrecht des Gläubigers (lt. § 906
Abs 2),
Mit Ausübung des Wahlrechts wird die Wahlschuld zur Speziesschuld, bei
Unmöglichkeit kann nicht auf die andere Sache umgestellt werden
Spezifikationskauf (§ 1063 b): Käufer kann die näheren Bestimmungen über Form, Masse
usw. vornehmen, Käufer ist zur vornahmen der Spezifikation verpflichtet, kommt er dieser
Pflicht nicht nach, kann der Verkäufer die Wahl selbst vornehmen, oder vom Vertrag
zurücktreten und Schadenersatz verlangen
3.2 Verzug
Schuldnerverzug: der Schuldner kann seine Verbindlichkeit entweder nicht zur gehörigen
Zeit, am gehörigen Ort oder auf die bedungene Weise erfüllen
Gläubigerverzug: der Gläubiger nimmt die vom Schuldner vereinbarungsgemäß angebotene
Leistung nicht an
Objektiver Schuldnerverzug
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Dem Schuldner ist der Verzug nicht vorwerfbar, unverschuldeter objektiver Verzug (§ 918)
Gläubiger kann:
am Verzug Festhalten
unter Setzung einer Nachfrist vom Vertrag zurücktreten
Nachfristsetzung: soll dem Schuldner eine zweite Chance gewähren, Vertrag soll nicht sofort
aufgelöst werden
Nachfrist läuft ab Rücktrittserklärung, Nachfrist soll angemessen sein
Verstreicht die Nachfrist ungenützt: Vertrag wird durch Rücktritt beseitigt
Risiko eines zufälligen Sachuntergangs liegt beim Schuldner,
Subjektiver Schuldnerverzug
Dem Schuldner ist der Verzug vorwerfbar
Auch hier kann Gläubiger auf Erfüllung bestehen oder unter Setzung einer Nachfrist
zurücktreten, in beiden Fällen hat Gläubiger Schadensersatzanspruch (§ 918, 921 )
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
wesentliche, selbstständige Pflichten, die Inhalt des Austauschverhältnisses sind, auf die ein
Teil des Entgeltes fällt
Verzug berechtigt Gläubiger zum Teilrücktritt, ggf. Gesamtrücktritt, wenn
Hauptleistung ohne Nebenleistung nicht verwendet werden kann.
Abgrenzung Hauptleistungspficht: Einvernehmen der Parteien über die Bedeutung einer
Pflicht
Unselbstständige Nebenleistungspflichten: Nebenleistungspflichten ohne eigenen Wert,
Schadensersatzansprüche können entstehen
ist Nebenpflicht so wichtig, dass Vertragszweck vereitelt, kommt es zum
Gesamtrücktritt
Geldschulden
Bringschuld (§ 907 a, Abs 1), Schuldner trägt Risiko von Verzögerung und Verlust
Geldschuldner hat Wahlrecht zwischen Überweisung oder Barzahlung
Verbrauchergeschäft:
2 Sonderbestimmungen gem. § 6 a KSchG, wenn ein Verbraucher einem Unternehmer Geld
schuldet
Verzugsfolgen:
Gläubigerverzug (§ 1419)
Nimmt der Gläubiger die Leistung nicht an, so ist er im Verzug
Gläubiger kann nur in Verzug geraten, wenn der Schuldner nicht in Verzug ist
Gläubiger ist nicht verpflichtet, die angebotene Sache anzunehmen, kein
rechtswidriges Handeln, Obliegenheitsverzug (= keine Schadensersatzpflichten)
Folgen fallen auf denjenigen, der gezögert hat die Leistung anzunehmen
Gefahrenübergang
Geht die Sache im Gläubigerverzug unter (Diebstahl durch einen 3.), ist der Gläubiger
verpflichtet, die Sache zu bezahlen, obwohl er nichts dafür bekommt, Risiko geht auf
den Gläubiger über
Haftungsminderung
Gläubigerverzug reduziert den Sorgfaltsmaßstab des Schuldners
Schuldner haftet nur mehr für grobes Verschulden, nicht mehr für leichte
Fahrlässigkeit
Hinterlegung
Falls Schuldner nicht ewig erfüllungsbereit sein will/kann: gerichtliche Hinterlegung
(§ 1425) Befreit den Schuldner von seiner Verbindlichkeit
Aufwandsersatz
Ersatz für anfällige Aufwendungen kann über die Geschäftsführung ohne Auftrag
zugesprochen werden (§ 1035)
Selbsthilfeverkauf:
Verkäufer kann die vom Käufer nicht abgenommene Ware öffentlich Versteigern oder
freihändig verkaufen, muss vorher angedroht werden (geht nur, wenn Kauf zumindest ein
einseitiges Unternehmensgeschäft ist, B2B, B2B, nicht C2C
3.3 Gewährleistung
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
= eine verschuldungsunabhängige Haftung des Schuldners für Mängel, die seine Leistung
nach Erbringung aufweist
Zweck: Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Leistung und Gegenleistung
subjektive Äquivalenz: für beide Seiten wird ein tragbarer Kompromiss gefunden
objektive Äquivalenz: tatsächliches Übereinstimmen der Wertverhältnisse, spielt nur
bei Wucher eine Rolle
Wiederherstellung der subjektiven Äquivalenz: Aufgabe des Gewährleistungsrechts,
Mangel muss beseitigt oder Gegenleistung (z.B. Preisminderung) angepasst werden
Keine Gewährleistung bei unentgeltlichen Geschäften
Mangel
= Abweichung des vertraglich Geschuldeten.
Prüfung der Mangelhaftigkeit ist abhängig von
Kommt der Mangel jedoch innerhalb der ersten 6 Monate nach der Übergabe vor,
muss der Übergeber beweisen, dass der Mangel nicht schon zum Zeitpunkt der
Übergabe vorhanden war (§ 924 Abs 2)
Rechtsfolgen
Wenn Mangel vorliegt, der schon bei Übergabe vorlag: Gewährleistung
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Unmöglichkeit
Unverhältnismäßigkeit für den Übergeber
Verzug mit der Nacherfüllung/Verweigerung der Nacherfüllung durch den Übergeber
erhebliche Unannehmlichkeiten für den Übernehmer
Unzumutbarkeit für den Übernehmer wegen triftiger Gründe
Verbesserung Austausch
Übergeber stellt den vertragskonformen der fehlende Leistungsgegenstand wird
Zustand wieder her, Mangel beheben/ durch einen anderen (mangelfreien)
Fehlendes nachgetragen ersetzt, nur bei Gattungsschuld möglich
Übernehmer hat das Wahlrecht zwischen Verbesserung und Austausch, sofern eine
Alternative nicht unmöglich oder mit unverhältnismäßigem Aufwand verbunden sind
Sind auf Kosten des Übergebers durchzuführen
Verbesserung und Austausch sind am Erfüllungsort der ursprünglichen Leistung
durchzuführen
2. Sekundäre Behelfe: Preisminderung und Wandlung (§ 932 Abs 4)
Umstieg auf sekundäre Behelfe:
Übernehmer ist nicht an primäre Behelfe gebunden, bei triftigen Gründen, die die Person
der Übergebers betreffen und die Nacherfüllung unzumutbar machen.
Preisminderung Wandlung
Herabsetzung des Entgeltes, nach relativen Aufhebung des Vertrages
Berechnungsmethoden zu ermitteln: Keine Rechtsgrundlage mehr für weitere
P : p=W :w Leistungen
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Selbstverbesserung:
Übernehmer führt Verbesserung selbst durch, oder beauftragt einen Dritten und verlangt
vom Übergeber eine Kostenrückerstattung, werden nicht voll rückerstattet, das Konzept der
zweiten Chance würde ausgehöhlt werden
§ 1042: Übernehmer hat Anspruch auf den Aufwand, den der Übergeber nach dem
Gesetz hätte machen müssen.
§ 1168: Unmöglichkeit der Leistung beim Werkvertrag, Unternehmer erhält sein
Entgelt, muss sich seine Ersparnis aber abziehen lassen
Fristen
Gewährleistungsfrist ab Übergabe
§ 933: 2 Jahre bei beweglichen Sachen, 3 Jahre bei unbeweglichen Sachen (inkl.
Arbeiten an unbeweglichen Sachen)
stillschweigende Verlängerung bei eigens zugesagten Eigenschaften, deren Fehlen
während der normalen Frist nicht vorkommen würde
Fristbeginn: mit Besitzverschaffung, stillschweigende Verlängerung („10 Jahre rostfrei“)
nur gerichtliche Geltendmachung ist fristenwahrend, außergerichtliche Anzeige hat keine
Auswirkung auf die Frist
Außergerichtliche anzeige hat aber Bedeutung, wenn der Übernehmer die Gegenleistung
noch nicht erbracht hat.
Neubeginn der Frist: Wenn Übergeber den Mangel ausgebessert hat, beginnt die Frist erneut
zu laufen. Wird nur ein Teil ausgebessert, beginnt die Frist nur für den verbesserten Teil neu
zu laufen.
Rügeobliegenheit
strengere Regeln, wenn der Kauf für beide Teile ein unternehmensbezogenes Geschäft ist (§
377 UBG)
Käufer hat Mängel binnen angemessener Frist (kürzer) anzuzeigen
Unterlässt er die Anzeige, können Ansprüche über Gewährleistung, auf
Schadensersatz, sowie Irrtum über Mangelfreiheit nicht geltend gemacht werden
Ersatz für Folgeschäden anderer Güter kann als Mangelfolgeschäden verlangt werden
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Händlerregress
Jeder Absatzvorgang in Absatzketten (Großhändler – Zwischenhändler – Kleinhändler –
Nahversorger – Kunde) ist ein Kaufvertrag
Besonderer Rückgriff in der Vertragskette: Muss ein Unternehmer einem Verbraucher
Gewähr leisten, kann er von seinem Vormann auch nach Ablauf der einjährigen
Gewährleistungsfrist Gewährleistung fordern.
Dafür muss sich der Unternehmer allerdings spätestens 2 Monate ab Erbringung der eigenen
Gewährleistung an den Vordermann wenden, absolute Frist 5 Jahre
Ausschluss
Schaden
Übergeber hat vertragswidrig gehandelt, Übernehmer hat dadurch einen
Vermögensnachteil erlitten
Kausalität
Schaden wurde zweifellos vom Übergeber verursacht
Rechtswidrigkeit
Schlechterfüllung ist vertragswidrig
Verschulden
Schlechterfüllung kann dem Übergeber vorgeworfen werden
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Verjährungsfristen
Schadensersatzrechtliche Preisminderung,
Schadensersatzrechtliche Wandlung
konkrete Kosten der Verbesserung
Ersatz für Mangelfolgeschäden
Allgemeines Schadensersatzrecht,
Haftung ex contractu: Übergeber haftete dem Übernehmer aus Vertrag heraus,
Mangelfolgeschäden sind ebenfalls auf 10 Jahre begrenzt,
Begleitschaden: Unsorgfältiges Verhalten während der Erfüllung verursacht den Schaden,
werden nach dem allgemeinen Schadensersatzrecht ersetzt (Monteur zerstört etwas
anderes)
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
3.4 Insolvenz
Insolvenz: Situation der Knappheit, Schuldner hat nicht genug Geld, um Gläubiger zu
befriedigen
Insolvenzordnung (IO) regelt Konflikte, Gesamtvollstreckung unter gerichtlicher Aufsicht um
Schuldnervermögen gerecht zu verteilen
er in den Vertrag eintritt und ihn erfüllt: Vertragspartner enthält Masseforderung auf
die volle Leistung, § 46 Z 4 IO
Insolvenzverwalter tritt vom Vertrag zurück: es entsteht ein Schadensersatzanspruch
des Vertragspartners § 21 IO
Beschränkung von Rücktrittsrechten des Vertragspartners
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Rücktrittsrechte werden eingeschränkt, dass für die Masse wichtige Verträge aufgelöst
werden und die Fortführung der Sanierung gefährdet wird.
Vertragsauflösungssperre (§ 25 a IO):
in den ersten 6 Monaten ab Insolvenzeröffnung dürfen Verträge, die die Fortführung
des Unternehmens gefährden würden, nicht aufgelöst werden.
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Unverjährbare Rechte
Hoheitsrechte des Staates: Staat verliert trotz längerer Untätigkeit nicht das Recht
Steuern auszuschreiben (§ 1456), Einzelne aus diesem Recht entspringende
Ansprüche verjähren allerdings, z.B. Steuerforderungen
lange Verjährung
Regelfall, grundsätzlich 30 Jahre, juristische Personen: 40 Jahre (Juristischen
Personen fällt aufgrund ihrer komplexeren Struktur die Wahrung ihrer Rechte
schwerer)
kurze Verjährung
Sonderfall, gilt für Recht, bei denen Beweisschwierigkeiten sehr hoch sind
Ablaufshemmung
Verhindert den Ablauf der Verjährung bis zum Wegfall des Hemmungsgrundes
z. B. Vergleichsverhandlungen
Brechen beide Parteien die Vergleichsverhandlungen ab, nachdem die Frist
rechnerisch schon abgelaufen ist, muss der Gläubiger seinen Anspruch unverzüglich
geltend machen
Präklusion
Verjährung: Leistungsverweigerungsrecht des Schuldners, von der Forderung bleibt eine
Naturalobligation übrig
Präklusion: begrenzt die Lebensdauer eines Rechts von vorhinein, wird von Amts wegen
wahrgenommen
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
4. Vertragliche Schuldverhältnisse
4.1 Veräußerungsverträge
Mehrfachverkauf
=Sachen werden mehrfach verkauft
Problem: es werden mehr Sachen verkauft als geliefert werden können trotzdem gültiger
Kaufvertrag, dem Verkäufer drohen Nichterfüllungsansprüche durch die Erwerber
prior tempore prior iure: Eigentum erwirbt jener, dem die Sache zuerst übergeben wird,
anderer Erwerber hat vertragliche Nichterfüllungsansprüche (§ 920) gegenüber dem
Verkäufer
Verleitung zum Vertragsbruch: verleitet der spätere Käufer zum Vertragsbruch wird die
Ungültigkeit des späteren Angebots angenommen (§ 879)
Liegenschaften: durch Besitz verstärkte Forderung ist schadensersatzpflichtig, Zweiter
Erwerber muss die Sache herausgaben, Nichterfüllungsansprüche gegen Verkäufer
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Eigentumsvorbehalt
Eigentum geht mit Übergabe auf den Käufer über, unabhängig davon, ob Kaufpreis bereits
bezahlt wurde, Verkäufer verliert (absolutes) Eigentumsrecht, hat nur mehr (relativen)
schuldrechtlichen Kaufpreisanspruch.
Sicherheit für Verkäufer: In der Praxis geht Eigentum meist erst nach Kaufpreiszahlung über
Gerät Käufer mit Ratenzahlung in Rückstand, kann Verkäufer vom Vertrag zurücktreten und
sein Eigentum herausverlangen (§ 918)
Rückverkaufsrecht (§ 1071)
gibt dem Käufer das Recht, die erworbene Sache dem Verkäufer zurückzuverkaufen,
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Umtauschvorbehalt
Kauf mit Umtauschvorbehalt= unbedingter Kauf, bei dem der Käufer das Recht hat,
die Sache gegen eine andere umzutauschen
gewährleistungsrechtlicher Austausch = nur bei Mangel
Umtausch = auch bei Nichtgefallen
Besserer Käufer
Kauf mit Vorbehalt des bessern Käufers: Verkäufer hat das Recht, bei Kauf mit
Vorbehalt den Kaufvertrag aufzulösen, wenn sich innerhalb einer bestimmten Frist
ein besserer Käufer findet
Tausch
Sache gegen Sache
Kauf lt. ABGB ein Spezialfall des Tausches, selbe Regeln wie beim Verkauf
Sache gegen Sache und Geld:
handelt es sich um zwei Vereinbarungen mit teilweiser Verrechnung des Kaufpreises?
(=Doppelkauf) oder
handelt es sich um eine einheitliche Vereinbarung
Absorptionstheorie (§ 1075 ABGB): Überwiegt Wert der Sachleistung auf Seite dessen, der
Sache und Geld gibt: Tausch; Gleicher Wert: Kauf
4.2 Gebrauchsüberlassungen
Kreditverträge
Kreditvertrag: Vorleistung eines Vertragspartners, trägt das Insolvenzrisiko des
Kreditnehmers
Darlehen und Kredit
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Rücktrittsrecht
Beendigung
Verbraucher hat das Recht zur vorzeitigen Rückzahlung des gesamten Kredites/eines
Teilbetrages unter entsprechender Minderung der Gesamtbelastung
Leasing
Grundlagen
Leasingnehmer kann den Gegenstand nutzen, wird aber nicht Eigentümer, muss das Entgelt
nicht auf einmal Zahlen, bietet steuerliche Vorteile.
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Operatingleasing
dem Leasingnehmer wird nur der vorrübergehende, kurzfristige Gebrauch
eingeräumt, Leasinggeber bleibt nach Vertragsablauf Eigentümer
Finanzierungsleasing
Leasingnehmer wird nicht Eigentümer, hat nur ein Gebrauchsrecht, Leasingnehmer
trägt wirtschaftliches Risiko
o Vollamorisation
vereinbarte Vertragsdauer kommt der wirtschaftlichen Lebensdauer nahe ( bis
zu 90%), Leasingentgelt deckt Anschaffungs- und Finanzierungskosten
o Teilamorisation
kürzere Laufzeit, Risiko wird auf Leasingnehmer übergewälzt, oft mit
Kaufoption am Ende.
Anwendung MRG
Operatingleasing an unbeweglichen Sachen: MRG ist anzuwenden, Kündigungsschutz
lt. MRG
Anwendung VKrG
Leasingverträge zwischen Unternehmen und Verbrauchern unterliegen dem VKrG,
wenn Verbraucher zum Erwerb der Sache verpflichtet ist,
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
4.3 Dienstleistungsverträge
Werkvertrag
Werkunternehmer verpflichtet sich gegenüber dem Werkbesteller zur Herstellung eines
Erfolges. (§ 1151 Abs 1)
tatsächlicher Erfolg wird geschuldet, kein bloßes Bemühen (sonst Dienstvertrag)
Beendigung:
Werkvertrag ist Zielschuldverhältnis, Tod des Werkbestellers hat keinen Einfluss auf noch
nicht erfüllte Werkverträge . Tod des Werkunternehmers beendet den Vertrag nicht,
abgesehen von höchstpersönlichen Leistungen
Recht und Pflichten
Werkunternehmer ist verpflichtet das Werk persönlich auszuführen oder unter seiner
persönlichen Verantwortung ausführen zu lassen, steht für Verschulden von Gehilfen ein
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Bestellersphäre
Werk scheitert auf Seiten des Bestellers, muss bezahlen, obwohl nichts ankommt
Unternehmen muss sich Ersparnisse durch das Ausbleiben der Werksausführung
anrechnen lassen. (§ 1168 Abs 1)
Unternehmersphäre
Werk scheitert auf Seiten des Unternehmers, Entgeltanspruch entfällt
Neutrale Sphäre
Werk scheitert aus Gründen, die weder Besteller- noch Unternehmersphäre
zugerechnet werden können. Werkunternehmer trägt das Risiko des Ausbleibens
Stoff/hergestelltes Werk
Gefahr für den zufälligen Verlust des Stoffes: trägt bereitstellender Teil;
Preisgefahr für ein bereits hergestelltes Werk wird wie beim Kauf verteilt,
Bis zur Übergabe trägt der Werkunternehmer die Preisgefahr, danach der
Werkbesteller
Warnpflichten des Werkunternehmers
§ 1168 a: modifiziert die Sphärentheorie: Ist der vom Besteller bestellte Stoff untauglich,
trifft den Werkunternehmer die Pflicht den Besteller zu warnen, sonst kein Entgeltanspruch.
Wurde das Werk bereits geliefert, so hat der Werkbesteller Gewährleistungsrechte,
Werkunternehmer ist schadenersatzpflichtig
Wird keine Warnpflicht verletzt: Sphärentheorie bleibt aufrecht
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Sowiesokosten
Stoff oder Anweisung des Werkbestellers sind Umstände, die aus seiner Sphäre kommen.
Tragen diese zum Scheitern bei, so trägt er das Risiko, außer der Werkunternehmer hätte die
Untauglichkeit erkennen müssen und hat dadurch seine Warnpflicht verletzt.
Widersprüchlicher Werkvertrag: wenn Spezialeigenschaft (z.B. Flachdach) nicht mit
vorausgesetzter Eigenschaft (z.B. Schnee tragen) vereinbar sind. Innerhalb des Vertrages
kann es somit keine Verbesserungen geben.
Werkunternehmer würde Vertrag nur gegen entsprechende Vergütung abändern. Es bedarf
keiner neuen Parteinenvereinbarung, da der widersprüchliche Vertrag irrtumsrechtlich
angepasst werden kann.
§ 872:
Rechtsfolgen des Irrtums: hängen davon ab, was die Parteien vereinbart haben, i.d.R.
Vertragsanpassung
Sowiesokosten: Erhöhung der Leistung des Werkunternehmers gehen mit einer Erhöhung
der Leistung des Werkbestellers einher.
Werkbesteller kann sich auch darauf berufen, dass die Verbesserung unmöglich ist und auf
sekundäre Gewehrleistungsbehelfe umsteigen.
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
5. Schadenersatzrecht
5.1 Grundlagen
Gefährdung
keine Überwälzung schuldhaften Handelns
Ersatz wird gewährt, da die Rechtsordnung jemanden erlaubt eine vorhersehbare,
gefährliche Tätigkeit auszuüben
PGH und EKHG
Eingriffshaftung
ermöglicht Ersatz bei Schadenszufügung durch eine konkret erlaubte Handlung
konkreter Eingriff, der zur Schädigung führt kann erlaubt sein
Gesetzliches Schuldverhältnis
Schadensersatzanspruch ist in Schuldverhältnis begründet. Diese ist unabhängig von einer
darauf gerichteten Parteienvereinbarung.
Ausgleichsfunktion
der Geschädigte soll durch die Ersatzleistung des Schädigers einen Ausgleich für den
erlittenen Schaden erhalten
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Präventionsfunktion
fördert sorgfältige Verhalten, schafft Anreiz nicht zu schädigen
spielt nur in der Verschuldenshaftung eine Rolle
Sanktionsfunktion
auf Rechtswidrige und schuldhafte Schadenszufügungen wird mit einer Ersatzpflicht
reagiert
kein Strafschadensersatz: über den tatsächlichen Schaden hinausgehender Ersatz
5.2 Verschuldenshaftung
Schaden
Verursachung
Rechtswidrigkeit
Verschulden
Inhalt des Anspruchs
Naturalrestitution (§ 1323): Grundsatz der Wiederherstellung des vorherigen Zustandes,
Integritätsinteresse wurde betätigt, indem der reale Schaden beseitigt wird
Geldersatz: gebührt nur, wenn Naturalrestitution unmöglich/untunlich ist. möglich, wenn
der Geschädigte Naturalrestitution nicht wünscht
untunlich: Wiederherstellung würde unverhältnismäßig mehr Kosten, als das
geschädigte Gut wert ist (Totalschadenseinwand)
Schädiger muss meist Kosten der Naturalrestitution ersetzen
Sonderregeln:
Tiere
kein Totalschaden,
§ 1332a: tatsächlich aufgewendeten Kosten der versuchten Heilung gebühren, auch
wenn diese den Wert überstiegen
Fiktive Reparaturkosten
soll keine Reparatur durchgeführt werden, ersetzt Rechtsprechung fiktive
Reparaturkosten,
Ersatz wird nur bis, zur Höhe der objektiven Wertminderung zugesprochen, obwohl
Reparaturkosten darüber hinausgehen könnten.
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Unterlassungsanspruch
ist dem Schadensersatzanspruch chronisch vorgelagert
greift vor Entstehung des Schadens, wenn ein Schaden droht, oder bereits
eingetreten ist und Wiederholungsgefahr besteht
Unterlassungspflicht belastet weniger als den Schadenersatzpflicht
Beseitigungsanspruch
Rückgängigmachen der rechtswidrigen Inanspruchnahme einer fremden
Vermögensphäre
ist vom Verschulden des Störers unabhängig
richtet sich nur an Rückgängigmachen eines Zustandes, nicht
Nachteilsausgleich
Bereicherungsanspruch: Ersatzverpflichtung ohne Schädigung (z.B. fremde Marken)
5.3 Gefährdungshaftung
Grundtatbestand
Produkthaftung: zwingende, verschuldensunabhängige Haftung des Herstellers gegenüber
jemanden für die Gefährlichkeit seiner Produkte.
Produkte: Haftung besteht nur für bewegliche körperliche Sachen einschließlich Energie
unbewegliche Sachen: keine Produkte
mit unbeweglichen Sachen verbundene Produkte bleiben lt. § 4 PHG ein Produkt
Fehler im PHG
Fehlerhaft, wenn ein Produkt nicht die Sicherheit bietet, die zu erwarten wäre
Konstruktionsfehler
Fehler in der Planung und Entwicklung, führt zu Fehlerhaftigkeit jedes einzelnen
Stückes, das nach diesem Konzept hergestellt wurde
Produktionsfehler
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
ein konkretes Stück ist nicht sicher, da die Produktion mangelhaft war,
Ausführungsfehler
Instruktionsfehler
notwendige Hinweise auf gefährliche Eigenschaften wurden unterlassen
Wirkungslosigkeit
Ersatzfähige Schäden
§ 1 PGH: Gehaftet wird für Personen- und Sachschäden,
Sachschäden werden ersetzt, soweit sie an vom Produkt verschiedenen körperlichen
Sachen eintreten, keine Weiterfressschäden
PHG schützt Verbraucher, nicht Unternehmer, die eine beschädigte Sache betrieblich nutzen
Sachschäden werden mit Substanzwert ersetzt, Sachfolgeschäden gar nicht
Selbstbehalt: Sachschäden mit Selbstbeteiligung des Geschädigten 500€
Personenschäden: Umfang richtet sich nach allgemeinen Regeln, Verdienstentgang,
Heilungskosten, Schmerzensgeld lt. § 1325, kein Selbstbehalt, gilt nicht nur für Verbraucher
§ 11 PHG: Trifft den Geschädigten der Vorwurf der Sorglosigkeit, ist der Ersatz
entsprechend zu mildern
Haftpflichtige
Schadensersatz nach dem PHG hat zu leisten (bei mehreren Haftungspflichtigen haften alle
solidarisch):
Inverkehrbringen
Haftung nach dem PHG setzt das Inverkehrbringen (= einem anderen überlassen) einer
Sache voraus
Werktorprinzip: Hersteller verliert Verfügung über das Produkt, sobald es die Fabrik verlässt
Verjährung: Haftungsansprüche nach dem PHG verjähren, wie normale
Schadensersatzansprüche in 3 Jahren ab Kenntnis von Schaden und Schädiger, Haftung nach
dem PHG endet jedenfalls nach 10 Jahren
deliktische Produktbeobachtungspflicht: ab Inverkehrbringen muss der Hersteller bei
Anlässen an der Sicherheit zu zweifeln aktiv werden, z. B. Rückrufe
Regelzweck: da die mit dem Verkehr verbundenen Risiken so hoch sind, gibt es ein
schärferes Haftungsregime als die Verschuldenshaftung.
Grundtatbestände des EKHG: Unfälle beim Betrieb eines Kfzs oder einer Eisenbahn
Unfall: plötzliches, von außen wirkendes Ereignis
Kfz: Fahrzeug, dass zur Verwendung auf Straßen bestimmtes, durch technisch
freigemacht Energie mehr als 10 km/h fährt
Betrieb: Fortbewegung aus eigener Motorkraft, bzw. am Verkehr beteiligt
Ersatzfähige Schäden
Haftung für Personen- und Sachschäden
Personenschäden: Haftungssauschluss gegenüber Personen, die ohne Willen des Halters
befördert wurden oder beim Betrieb tätige Personen (Lenker)
Geschützt werden beförderte Passagiere, die nicht beim Betrieb beteiligt sind
Sachschäden: Ersatz richtet sich nach den allgemeinen Regeln des ABGB, entgangener
Gewinn ist nicht zu ersetzten, nur bei grobem Verschulden, Kein Anspruch über das EKHG für
die transportierenden Sachen
Haftpflichtiger
Haftpflichtig: Halter eines KFZs, Halter ist, wer die Verfügungsmacht über ein KFZ verfügt und
es auf seine Rechnung betreibt, mehrere Halter haften solidarisch
mehrere Unfallbeteiligte: Solidarhaftung gegenüber dem Geschädigten,
Schwarzfahrer: Halter haftete nicht, wenn jemand das KFZ ohne Wissen und Willen des
Halters in Betrieb nimmt, haftet allerdings solidarisch, wenn er die Schwarzfahrt schuldhaft
ermöglicht hat
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
6. Sachenrecht
6.1 Eigentum
Begriff: Eigentum ist das Recht mit einer Sache nach Willkür zu schalten und jeden anderen
davon auszuschließen
Schranken des Eigentums
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Aussonderung: Eigentümer kann seine Sache auch in der Insolvenz des Inhabers
herausverlangen, absolut wirksames Aussonderungsrecht § 44 IO
Konkurrenzansprüche von § 366
Besitzstörung
Wurde dem besitzenden Eigentümer die Sache entzogen, liegt eine Verletzung des
Eigentumsrechts und eine Besitzstörung vor.
Geltendmachung der Besitzstörung ist einfacher, Eigentümer erspart sich
Eigentumsbeweis, muss nur ruhigen Besitzstand beweisen
Bereicherungsansprüche
Vermögensverschiebungen sollen rückgängig gemacht werden, Rückgabe in natura
gefordert oder Vermögensverschiebung muss auf andere Weise rückgängig gemacht
werden (Wertersatz)
Können auch dann geltend gemacht werden, wenn die Sache untergegangen ist
Schadensersatz
Wer sich schuldhaft einer fremden Sache bemächtigt muss Ersatz leisten,
Causa-mixtus-Haftung (§ 355): trifft unredlichen Besitzer, muss alle durch seinen
Besitz auch zufällig entstandene Schäden ersetzen, durch Naturalrestitution oder
notfalls Wertersatz
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Entzug von Licht und Luft, Emission muss zu unzumutbarer Einschränkung der
Nutzung führen
Genehmigte Anlagen (§ 364 a): Sonderregel, Emissionen aus genehmigten Anlagen (z.B.
Flugplätze, Industrieanlagen) sind für Anrainer auch dann zu dulden, wenn sie das
ortsübliche Maß übersteigt und die Nutzung der Liegenschaft beeinträchtigt. Nur die
Grenzen der (gewerberechtlichen) (Betriebsanlagen)-Genehmigung müssen eingehalten
werden.
Ausgleichsanspruch gegenüber dem Anlagenbetreiber
6.2 Eigentumserwerb
2. originärer Erwerb
Recht entsteht beim neuen Eigentümer, wird von niemandem abgeleitet
originärer Erwerb ist entweder
o gutgläubiger Erwerb
o sonstiger originärer Erwerb
Derivativer Erwerb
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
§ 380: Prinzip der kausalen Tradition: ohne Titel und rechtliche Erwerbungsart, kann kein
Eigentum erlangt werden.
Voraussetzungen des derivativen Eigentumserwerb:
Titel
Modus
Berechtigung des Vormanns
1. Titel
=Jedes Rechtsgeschäft, dass auf Eigentumsverschaffung gerichtet ist, z.B. Verträge
(Schenkung, Kauf…) Titel muss gültig sein
Anfechtung eines Vertrags mit sachenrechtlicher Ex-tunct Wirkung: es wird davon
ausgegangen, dass ein solcher Vertrag nie existiert hat, Eigentum ist nie übergegangen
Willensmängel (Irrtum)
relative Nichtigkeitsründe (Wucher)
Wird Vertrag ohne sachenrechtliche Wirkung beseitigt, bleibt Übereignung wirksam, muss
durch Rückübertragung rückgängig gemacht werden
Wandlung
Rücktritt wegen Verzugs
Rücktritt wegen nachträglicher Unmöglichkeit
2. Modus
= äußerlicher Vorgang, der den Titel durchführen soll, besteht bei beweglichen Sachen durch
körperliche Übergabe (§ 426), bei Liegenschaften durch Eintragung im Grundbuch (§ 431)
Besitzverschaffung kann auch Übergabesurrogate erfolgen:
Übergabe durch Zeichen (§ 427): nur möglich, falls eine körperliche Übergabe
untunlich oder unmöglich ist
Übergabe durch Erklärung (§ 428): sollen ein unnützes Hin- und Herschieben der
Sache verhindern
o Übergabe kurzer Hand: Sache ist schon dort wo sie hin soll, beim Erwerber.
War bislang nicht Eigentümer, sondern nur z.B. Mieter
o Besitzkonstitut: Sache soll bleiben, wo sie herkommt: Früherer Eigentümer will
sein Eigentum aufgeben, aber die Sache weiter innehaben
o Besitzanweisung: Dritter hat die Sache für den Eigentümer inne
Versendung (§ 429)
Der Erwerber erwirbt Eigentum bereits bei der Übergabe an den Transporteur.
Verbraucherrecht: Eigentumserwerb erst bei Ablieferung.
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
War die Eintragungen, auf die der Erwerber vertraute, ursprünglich richtig:
Der gutgläubige Dritte erwirbt sofort mit Eintragung
War die Eintragungen, auf die der Erwerber vertraute, ursprünglich nicht richtig:
Eintragung kommt in Betracht
möglich, dass der wirklich Berechtigte besonders schützenswert ist
Rekursfristen:
Voreigentümer wurde von der Eintragung seines Nachmannes verständigt:
Voreigentümer muss im Verfahren über die Eintragung seines Nachmannes während
laufender Rekursfrist (30/60/90 Tage) eine Streitanmerkung einwirken.
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Schreijahre
Voreigentümer wurde nicht über die Eintragung seines Nachmannes verständigt:
Dritte Person kann Löschung binnen drei Jahren ab Einlangen des Antrags beantragen
Gutgläubiger Erwerb bei ursprünglich unrichtiger Grundbucheintragung
Ist gegen den Dritten keine Löschungsklage mehr möglich, ist seine Stellung unanfechtbar
Voreigentümer erwirkt nicht innerhalb einer Rekursfrist eine Streinanmerkung und
anschließend nicht rechtzeitig die Löschungsklage erhebt
Seitdem Einlagen des Grundbuchgesuchs des Nachmannes sind 3 Jahre vergangen,
Ersitzung
= Rechtserwerb durch qualifizierten Besitz während einer gesetzlich bestimmten Zeit
Eigentliche Ersitzung: fordert einen rechtmäßigen, redlichen und echten Besitz und
einen Titel
Uneigentliche Ersitzung: fordert keinen Titel, damit keinen rechtmäßigen nur
redlichen Besitz
Ersitzungsfristen
Gegen juristische Personen: kurze Frist 6 Jahre, lange Frist 40 Jahre (§ 1472)
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Fund: verlorene oder vergessene Sachen: Fundrecht: muss Fund anzeigen und die
Sache abgeben, nach einem Jahr: Eigentum. (§ 388 ff)
o Finderlohn: verloren: 10 %, vergessen 5%, ab 2000€, nur 5% und 2,5 %
Enteignung: Art. 5 StGG: sieht nicht zwingend eine Entschädigung vor, in den meisten
einzelnen Gesetzen allerding schon.
6.3 Eigentumsvorbehalt
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
6.4 Pfandrecht
Akzessorietät
Entstehen und Bestand des Pfandrechts ist von der Existenz des zu sichernden Rechts
abhängig
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
kein Pfandrecht ohne Forderung, es reicht aber aus, wenn bestimmte Forderungen
gesichert werden sollen
Spezialität
kein Generalpfandrecht am gesamten Vermögen, Pfandrecht kann nur an einzelnen
Gegenständen des Gesamtvermögens einer Person begründet sein
Ungeteilte Pfandhaftung
kein anteiliges Freigeben des Pfandes
Pfandobjekt
jene Sachen, die im Verkehr sind, verwertbar sind und durch Nutzung oder Veräußerung
befriedigungstauglich sind (§ 448)
beweglich, unbeweglich, körperlich, unkörperlich
Verpfändung künftiger Forderungen (z.B. Arbeitseinkommen): zulässig, sofern die
Forderungen durch Gläubiger und Rechtsgrund ausreichend individualisiert sind.
Geldpfand:
regelmäßiger Geldpfand (pignus regulare): Gläubiger hat kein Recht, den Pfand zu
gebrauchen
unregelmäßiger Pfand (pignus irregulare): Geld geht in das Eigentum des Gläubigers
über, der es verwenden darf, muss trotzdem nach Rechtserlöschen zurückzahlen
Zurückbehaltung: Wenn die Sache keinen (legalen) Vermögenswert hat, die der
Druckausübung, z.B. Reisepässe, Typenscheine
Pfandrechtswandlung:
wenn sich das Pfandrechtsobjekt ändert, bleibt das Pfandrecht aufrecht
Brennt Haus ab, Pfandrechtsforderung gegen den Versicherer
Vorzeitige Pfandverwertung: Pfandrechtswandlung,
Afterpfand: Verpfändetes Pfandrecht eines Pfandgläubigers an einen Dritten (§ 454 f)
Afterpfandgläubiger muss bei Zahlung des Schuldners an den Pfandgläubiger zustimmen
Pfanderwerb: Pfandbestellung
Titel für den Pfandrechtserwerb ist der Pfandbestellungsvertrag (§ 449)
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Vertragsinhalt
Publizität
Faustpfandprinzip: Modus des Erwerbes des Pfandrechts, Gläubiger muss bewegliche,
verpfändete Sache in Verwahrung nehmen. Es soll kein falscher Eindruck der Vermögenslage
des Pfandschuldners entstehen.
gilt bei beweglichen Sachen, Liegenschaften, Forderungen oder sonstigen Rechten
bewegliche Sachen (§ 1451) sind dem Pfandgläubiger körperlich zu übergeben, Pfandrecht
erlischt, wenn der Pfand dem Schuldner zurückgegeben wurde
ist Pfand nicht mobil (§ 452): Markierung mittel Zeichen, Pfandschuldnern wird Zugang zu
Warenlager entzogen
Entfernt Pfandschuldner die Zeichen, erlischt das Pfandrecht, Pfandgläubiger hat
Anspruch auf Wiederherstellung der Publizität. Wird der Pfandbesteller vorher
insolvent, oder erwerben Dritte Recht, hat der Gläubiger das Nachsehen.
Publizität bei Forderungen:
keine expliziten gesetzlichen Regelungen
Setzung eines Zeichens nach § 452: Dritter kann entweder nur Gläubiger oder
Schuldner nach Bestehen der Verpfändung fragen, daher….
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Kreditvergabe funktioniert auch ohne Publizität, dort entsteht ebenfalls ein falscher
Eindruck der Vermögenslage des Schuldners
Problematisches Faustpfandprinzip, das wirtschaftliche Einheiten zerstört und so die
finanzielle Lage des Schuldners verschlimmert
Gutgläubiger Pfandrechtserwerb
Ist Verpfänder nicht Eigentümer: kein derivativer Pfandrechtserwerb (§ 442)
Voraussetzungen: gültiger Pfandbestellungsvertrag über eine bewegliche körperliche Sache,
die bereits übergeben wurde, Gutgläubigkeit des Erwerbers
Gesetzliche Pfandrechte
Gesetz gewährt bestimmten Personen ein Pfandrecht:
Vor Fälligkeit: Pfandgläubiger hat Pfandsache sorgfältig zu verwahren, keine Früchte daraus
ziehen, nicht ohne Erlaubnis nutzen
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Pfandklage: Pfandsache kann von einem Dritten herausverlangt werden, der kein
Recht zum Besitz hat
Devastationsklage: bewirkt die Unterlassung faktischer und rechtlicher Einwirkungen
auf das Pfand.
Pfandverschlechternde Vermietung: Vermietung zu unüblichen Konditionen kann zu
Unterlassungs- und Beseitigungsansprüchen führen
Nach Fälligkeit: Pfandgläubiger kann Pfand verwerten lassen, unzulässig vor Fälligkeit, außer
der Pfand würde verderben oder an Wert verlieren
Gerichtliche und außergerichtliche Pfandverwertung
Gerichtliche Pfandverwertung
Pfandgläubiger muss ein Urteil einwirken
Gläubiger klagt auf Zahlung, kann mit Urteil in das Gesamte Vermögen, auch in Pfandsache
vollstrecken,
Ist Pfandbesteller Drittpfadbesteller: kein Vermögenszugriff
Gerichtliche Pfandverwertung erfolgt durch Exekution in der Pfandsache durch die
Zwangsversteigerung, bei Sachen mit Markt oder Börsenpreis der Freihandverkauf.
Bei Liegenschaften kann es auch zur Zwangsverwaltung kommen, Schuld wird durch Erträge
aus der Liegenschaft getilgt.
Außergerichtliche Pfandverwertung
§ 466 a ff: verpfändete, bewegliche körperliche Sachen können auch ohne Gericht durch
einen befugten Unternehmer versteigert werden. Bei Börsen- oder Marktwert greift man
zum Freihandverkauf (höhere Erlöse als Versteigerung)
Pfandrecht inkludiert eine Verfügungsermächtigung, wodurch das Eigentum auf den
Pfandgläubiger übertragen werden kann.
Parteien können auf Vereinbarungen über die Pfandverwertung treffen. Sie sind nur durch §
1371 ABGB eingeschränkt, der den Pfandbestelle vor Willkür schützt.
Ein Pfandgläubiger:
Erlös dient der Befriedigung des Pfandgläubigers, was übrig bleibt (superfluum,
hyperocha) gehört dem Pfandbesteller.
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
Mehrere Pfandgläubiger:
Wert des Pfandgutes < Summe der Forderungen: Begleichung nach Pfandrang, richtet
sich nach dem Zeitpunkt der Begründung des Pfandrechts. Je weiter hinten im
Pfandrang desto wahrscheinlicher wird die Personalhaftung
6.5 Hypothek
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
akzessorisches Pfandrecht: Entstehen und Bestehen des Pfandrechts hängt von besicherten
Forderungen ab. Gilt grundsätzlich auch für Hypotheken
Hypothek besteht nach Tilgung der Forderung materiell nicht mehr, muss allerdings noch aus
Grundbuch gelöscht werden (=Löschung muss der Hypothek einverleibt werden)
Löschquittungsausstellung durch Gläubiger
forderungsentkleidete Eigentümerhypothek: besteht bis zur Einverleibung der Löschung,
Gefahr für den Liegenschaftseigentümer falls der immer noch eingetragene
Hypothekargläubiger über eine nicht mehr existierende Hypothekarforderung verfügt und
sie an einen Dritten abtritt. Dritter kann auf Bestand der Hypothek vertrauen,
Verfügungsrecht:
Verfügungsrecht des Eigentümers resultiert aus § 469, wenn er sich dieses Verfügungsrecht
vorbehalten und im Grundbuch vermerkt hat. Eigentümer kann über die freiwerdende
Hypothekarstelle frei verfügen, kann im selben Rang und bis zur selben Höhe eine neue
Hypothek vergeben
Rangvorbehalt:
wenn Eigentümer nicht sofort eine neue Hypothek einverleiben lassen will. Kann durch
Rangvorbehalt anmerken lassen, dass die alte Forderung gelöscht wurde, und in dieser Stelle
binnen 3 Jahren eine neue Forderung eingetragen wird (§ 58 GBG)
bedingte Pflichteintragung:
Eintragung der neuen Hypothek kann auch vor Löschung der alten erfolgen (§
59 GBG)
Forderungsbekleidende Eigentümerhypothek:
Wenn der Drittpfandbesteller Gläubiger des Personalschuldners wird. Rechtsposition von
Pfandgläubiger und Pfandbesteller werden vereint
Abtretung
A stellt für die Verbindlichkeiten des B gegenüber C sein Grundstücke als Hypothek
zur Verfügung. Wenn B nicht zahlen kann, begleicht A die Forderung um sein
Grundstück zu behalten. A ist ab jetzt Gläubiger gegenüber B.
Erbgang
A bestellt für die Verbindlichkeiten des B gegenüber C eine Hypothek auf seiner
Liegenschaft, A beerbt C
Simultanhypothek
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
= für eine Forderung werden mehrere Liegenschaften verpfändet, erhöhte Sicherheit für die
Gläubiger, kann auf jede Liegenschaft greifen und aus ihr die gesamte Forderung befriedigen
nachrangige Berechtigte: nachrangig bücherlich Berechtigte, oder Liegenschaft gehört
verschiedenen Personen, Simultanhypothek mit verschiedenen Gläubigern
Ausgleichsansprüche: Fall die Liegenschaft verschiedenen Eigentümern gehört, gibt es
Regress. Bei nachrangigen Berechtigungen gibt es einen Ausgleichsanspruch zwischen den
Hypothekargläubigern, haben Anspruch auf Ersatzhypotheken, wenn sich andere
Pfandgläubiger übermäßig aus einer Liegenschaft befriedigen.
Höchstbetragshypothek
Hypotheken können grundsätzlich nur für bestimmte Forderungen bestellt werden.
Bei der Höchstbetragshypothek wird für Forderungen aus bestimmten Grundverhältnissen
ein Pfandrecht für einen Höchstbetrag eingeräumt.
Gläubiger kann mittels Höchstbetragshypothek eine Wertsicherung des Hypothekargutes
festmachen
Höchstbetragshypothek kann begründet werden, wenn Gläubiger und Rechtsgrund
feststehen, aber die Höhe der Forderung noch nicht angegeben werden kann
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WIRTSCHAFTSPRIVATRECHT 1 WPR I März 2021
7. Mehrpersonalität
Grundlagen: Abtretung (=Zession) ist die Übertragung einer Forderung durch den Gläubiger
auf einen neuen Gläubiger (§ 1392 ff)
Altgläubiger (Zedent)
Neugläubiger (Zessionar)
Schuldner (Zessus)
Gegenstand der Zession
Geldforderungen oder schuldrechtliche Ansprüche
keine Sachenrechte
zukünftige Forderungen können auch zediert werden, Forderung muss bestimmt oder
bestimmbar sein
Zessionsverbote: unbetretbare Forderungen durch Parteienvereinbarungen
§ 1396 a: Zessionsverbote zwischen Unternehmen sind nur verbindlich, wenn sie
Verständigung des Schuldners von zentraler Bedeutung, da der Zessus von der
Abtretung wissen muss, um seinen neuen Gläubiger zu kennen. Es besteht die
Gefahr, dass er in Unkenntnis des Gläubigerwechsel an den Zedenten leistet.
Vertrauensschutz:§ 1395: Eine solche Leistung an den Zedenten vor Verständigung ist
schuldbefreiend.
Zessus wird im Vertrauen auf die noch bestehende Gläubigerstellung seines Altgläubigers
geschützt. Sobald der Zessus wirksam verständigt wurde, kann er nur mehr an den
Neugläubiger leisten.
Falsche Verständigung: Wird Zessus fälschlicherweise von einer Zession verständigt, die nicht
stattgefunden hat (Putativzession) greift der Gutglaubensschutz
Rechtsstellung des Neugläubigers
Rechtsstellung des Zessionars gegenüber dem Zessus wird durch das
Verschlechterungsverbot geprägt.
Ausnahme vom Grundsatz: Zessus erkennt anlässlich der Abtretung die (so) nicht
bestandene Forderung als Richtig, haftet schadensersatzrechtlich für die falsche Auskunft
Gewährleistung: Wurde die Forderung entgeltliche abgetreten, steht dem Neugläubiger
Gewährleistung zu. Der Altgläubiger haftet für
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Verwendungsanspruch: Wird Forderung von einem Dritten einbezogen, der nicht berechtigt
ist, hat der wirkliche Gläubiger gegen ihn einen Verwendungsanspruch nach § 1041, weil
eine Sache rechtsgrundlos verwendet wurde.
Sonderformen der Zession
Inkassozession
Abtretung der Forderung an einen Neugläubiger, der nur die Eintreibung der
Forderung übernehmen soll. Zedent bleibt Gläubiger,
Factoring
Gewerblicher Ankauf von Forderungen aus Dienstleistungen oder Warenlieferungen
Echtes Factoring: Neugläubiger übernimmt Risiko der Uneinbringlichkeit, keine
Gewährleistung für Uneinbringlichkeit
Stille Zession
Zessus wird bewusst nicht verständigt, um Rufschädigungen wegen der
Forderungsabtretung zu vermeiden
Schuldner kann nach wie vor Schuldbefreiend an Altgläubiger leisten
Sicherungszession
Eine Forderung wird einem Neugläubiger als Kreditsicherung übertragen
Drittschuldnerverständigung: bewirkt gültiges Zustandekommen der Zession und
nimmt dem Drittschuldner die Möglichkeit noch an den Altgläubiger zu leisten.
Notwendige Zession. § 1422 Einlösung: Bezahlt jemand eine fremde Schuld, für die er
nicht persönlich haftet, kann er bei der Bezahlung die Abtretung verlangen, also die
Forderung einlösen
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7.2 Bürgschaft
klassisches Mittel der Kreditsicherung, Bürge verpflichtet sich zur Befriedigung des
Gläubigers, falls der Hauptschuldner nicht zahlt, Bürge geht Personalhaftung ein, haftet mit
seinem gesamten Vermögen
Schriftform: Vertrag zwischen Gläubiger und Bürge
Akzessorietät
Bürgschaft ist akzessorische, d.h. Bürgschaft ist vom Entstehen und weiten Bestehen der
Hauptforderung abhängig, Bürge haftet niemals strenger als Hauptschuldner
Schuldbeitritt: nur beim Beitritt akzessorisch, Verpflichtung von Hauptschuldner und
Beigetretenem können sich verschieden entwickeln.
Einwendung: Bürge kann sich nicht zu mehr verpflichten als der Hauptschuldner schuldet,
Bürge kann nach Verjährung nicht mehr in Anspruch genommen werden, verjährt nach 30
Jahren
Bürgschaft für Geschäftsunfähige: Bürge haftet unabhängig davon, ob ihm die
Geschäftsunfähigkeit bekannt war.
Subsidiarität
Gemeiner Bürge: Bürge haftet nur subsidiär, er kann erst dann bezahlt werden, wenn
der Hauptschuldner trotz Mahnung nicht bezahlt hat
Ausfallsbürge: kann nur in Anspruch genommen werden, wenn der Hauptschuldner
ausgefallen ist, Inanspruchnahme des Hauptschuldners muss durch Exekution
gescheitert sein
Gläubiger kann jedoch bei Gemeinem und Ausfallsbürgen sofort auf Bürgen greifen,
wenn Hauptschuldner insolvent oder unbekannten Aufenthalts ist
Nachbürge
Bürgt für den Bürgen, kann erst dann herangezogen werden, wenn der Bürge nicht
mehr leistet
Entschädigungsbürgen: kein Vertrag mit Gläubiger, verpflichtet sich gegenüber dem
Bürgen ihn schadlos zu halten, ersetzt all jene Nachteile, die ihm durch die Bürgschaft
entstehen
Interzedentenschutz
besondere Schutzmechanismen des Bürgen, Erstrecken sich über alle Fälle der Übernahme
persönlicher Haftung (Interzession).
1. Aufklärung
Gesetzgeber verpflichtet den Gläubiger zur Aufklärung, um dem Bürgen die
Tragweite und Gefahr vor Augen zu führen
§ 25a KSchG: Ehe gatten stehen gemeinsam ein (auch nach Scheidung)
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3. Mäßigung
steht Verbindlichkeit des Interzedenten in einem unbilligen Missverhältnis zu seiner
Leistungsfähigkeit, kann der Richter sie mäßigen oder erlassen.
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7.3 Garantie
Garant verspricht dem Begünstigten für einen bestimmten Erfolg einzustehen. Tritt der
Erfolg nicht ein, muss der Garant leisten. Er haftet auf volle Genugtuung.
Zweipersonale Garantie: Garant gibt Garantie, allein aufgrund seines Verhältnisses zum
Begünstigten (z.B. Herstellergarantie)
Dreipersonale Garantie
z.B. Bankkredit
schließt einen Garantievertrag ab, der den Begünstigten absichert. Haftungsgegenstand
ergibt sich aus dem Valutaverhältnis zwischen Garantiegeber (Schuldner) und Begünstigtem,
Bezug auf ein fremdes Rechtsverhältnis
Geschuldeter Erfolg kann verschieden sein, Garant haftet nur auf Geld
Grund für den Abschluss der Garantie: Vertrag zwischen Garanten und Garantiegeber
(Deckungsverhältnis)
Abstraktheit
Garantie soll dem Begünstigten höchstmögliche Sicherheit verschaffen
fehlende Akzessorietät der Garantie: Dreipersonale Garantien sind meist abstrakt: Bei einem
gültigen Garantievertrag muss der Garant auch dass leisten, wenn Deckungsverhältnis
und/oder Valutaverhältnis mangelhaft sind.
Garant muss auch dann leisten, wenn der Kaufvertrag z.B. vollmachtlos abgeschlossen
wurde und somit ungültig ist.
Funktionen der Garantie: Sicherungsfunktion ist ohne Abstraktheit gewahrt, Bürge kann sich
weigern zu zahlen, wenn der Kaufvertrag ungültig ist.
Bargeldfunktion der Garantie: Begünstigter soll so gestellt werden, als verfüge er über
Bargeld
Trotz Abstraktheit kann der Garant folgende Einwendungen geltend machen
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