Sie sind auf Seite 1von 51

Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Starohrvatska prosvjeta UDK: 904:726.8(497.581.1Orlić)“653“


III. serija - svezak 42/2015. 398.32(497.581.1Orlić)“653“
Izvorni znanstveni rad

81

Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber


Muzej hrvatskih arheoloških spomenika aus Orlić Angesichts Bisheriger
Stjepana Gunjače b. b.
HR - 21000 SPLIT Erkenntnisse über den Horizont
mit Heidnischen
maja.petrinec@mhas-split.hr

Bestattungsmerkmalen
Ranosrednjovjekovni grobovi iz Orlića u
svjetlu dosadašnjih spoznaja o horizontu s
poganskim karakteristikama pokapanja

Diese Arbeit bringt die vorläufigen Ergebnisse der archäologischen


Untersuchungen, die in Orlić von 2010 bis 2012 durchgeführt wurden.
Dabei werden die Orlić-Funde innerhalb der weitumfassenderen Proble-
matik der Gräberfelder aus dem Horizont mit heidnischen Bestattung-
smerkmalen betrachtet. Ferner werden slawische Bestattungsbräuche,
Gegenstände zeitgenössischer byzantinischer Anfertigung im Rahmen
frühmittelalterlicher Gräberfelder sowie die Kontinuität aus der spätan-
tiken Periode behandelt.

Schlüsselwörter: Kosovo polje, Orlić, Gräberfelder, heidnischer Ho-


rizont, Bestattungsbräuche, Slawen, Byzanz, Spätantike
82

Abb. 1. Die heutigen Siedlungen in Kosovo Polje (Google Earth).

Die Lage des Fundortes südlich gelegenere Petrovo polje ist durch den tief-
liegenden Kalkstein-Gebirgssattel bei Tepljuh von
Das Dorf Orlić befindet sich in Kosovo polje
Kosovo polje getrennt. Das gesamte Kosovo polje
(Feld von Kosovo, Anm. d. Übers.), das zu den
liegt im Verwaltungsbereich der heutigen Gemein-
größten und fruchtbarsten Karstfeldern in Dalma-
de Biskupija, die aus 8 Siedlungen besteht (Bisku-
tien gehört. Es liegt etwa 7 Kilometer südöstlich von
pija, Orlić, Markovac, Riđane, Zvjerinac, Uzdolje,
Knin und erstreckt sich von Norden nach Süden,
Ramljane und Vrbnik) 2. (Abb. 1)
bzw. von der Einmündung des Flusses Kosovčica
Dieses Gebiet gehörte im frühen Mittelalter zur
in den Krka-Fluss bis hin zu den Promina- Bergaus-
Kniner Gespannschaft Tnena (ή Τνήνα), die Kon-
läufen. Die Größe des Feldes umfasst 33 km2, mit
stantin VII. Porphyrogennetos in seiner Auflistung
einer Länge von etwa 13,5 km und einer Breite von
kroatischer Gespannschaften im 10. Jahrhundert
circa 5 km. Geographisch gesehen liegt es zwischen
erwähnt3.
Kninsko polje und Petrovo polje, mit denen es ver-
bunden ist. Im Norden wird der Schnittpunkt zwi- 2
Die Mehrheit der genannten Siedlungen wird in his-
schen Kosovo polje und Kninsko polje durch den
torischen Quellen aus dem späteren Mittelalter er-
Berg Konj und den Graben Burum verengt. Das wähnt, aus der Zeit vor der türkischen Eroberung der
Gegend um Knin. Die älteste Erwähnung von Uzdolje
(Ozdolya) geht in das Jahr 1368 zurück. Vrbnik (villa
Archäologische Ausgrabungen in Orlić werden seit
1
Varbonich) und Zvjerinac (villa Suirinica) werden
2010 mit finanziellen Mitteln des Ministeriums für erstmals 1458 genannt, Ramljani (Ramliani) 1494
Kultur der Republik Kroatien durchgeführt und dau- (Vergleich F. SMILJANIĆ, Građa za povijesnu topo-
ern noch an. Leiterin der Ausgrabungen ist Maja Petri- grafiju kninsko-drniškog kraja u srednjem vijeku, in:
nec, der stellvertretende Leiter ist Ante Jurčević, beide Arheološka istraživanja u Kninu i Kninskoj krajini
kommen aus dem Museum der kroatischen archäo- (Izd. HAD-a 15), (ed. B. Čečuk), Zagreb, 1992, s. 57-
logischen Denkmäler in Split. Gelegentlich nehmen 58). Die gleichen Siedlungen werden auch in der Au-
Goran Bilogrivić von der Philosophischen Fakultät flistung des Sandschak von Klis aus dem Jahre 1550
in Zagreb und Marko Sinobad von der Abteilung für im Rahmen der Nahiya Kosovo genannt; Uzdolje (Iz-
Denkmalschutz in Šibenik an den Ausgrabungen teil. dol) und Biskupija als Mezra/Weiler (Opširni popis
Ich möchte bei dieser Gelegenheit allen herzlichst für Kliškog sandžaka iz 1550. godine (bearbeitet von: F.
ihre Zusammenarbeit danken. Mein Dank für ihr Ent- Dž. Spaho, Ahmed S. Aličić, vorbereitet von B. Zla-
gegenkommen und die Unterstützung geht auch an die tar), Sarajevo, 2007, s. 101), und Ramljani, Vrbnik
Herrn Damjan Berić und Herrn Ognjen Vukmirović, und Zvjerinac als Dörfer (Opširni popis, s. 89, 396,
den ehemaligen und jetzigen Vorsitzenden der Ge- 426). Für Orlić siehe weiter im Text.
meinde Biskupija. Besonderer Dank gilt Frau Jovanka 3
F. SMILJANIĆ, Teritorij i granice kninske županije u
Ilić, der Direktorin des kommunalen Unternehmens in srednjem vijeku, Radovi Filozofskog fakulteta u Zadru
Biskupija. 27 (14), Zadar, 1988, s. 135-149.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Dass sich hier eines der wichtigsten Zentren des Svetoslav vom Ende des 10. Jahrhunderts. Das Ka-
frühmittelalterlichen kroatischen Staates befand, pitul oder Biskupija soll zudem der Sitz des kroa-
bezeugen zahlreiche und in der Literatur längst tischen (Kniner) Bischofs gewesen sein, der etwa
bekannte archäologische Fundorte. In erster Linie Mitte des 11. Jahrhunderts im Geleit von kroati-
handelt es sich dabei um vorromanische Sakralbau- schen Herrschern in Erscheinung tritt7.
ten, die an den Hängen zu beiden Seiten des Koso- Den bereits angeführten Fundorten mit Überres-
vo polje liegen. Im heutigen Biskupija befand sich ten sakraler Bauten ist sicherlich auch die geraume
das historische Dorf, das den Namen Kosovo (villa Anzahl an vollständig oder teilweise erforschten
Cossovo, Kosoua) vom 11. bis zum 16. Jahrhun- oder aber nur örtlich zugeordneten frühmittelalter-
dert trug und königliches Gut war (villa regalis)4. lichen Gräberfeldern zuzuzählen. Zudem ist allge-
Archäologische Ausgrabungen brachten Überreste mein bekannt und nicht besonders hervorzuheben,
von fünf mittelalterlichen Kirchen zu Tage, die man dass die ersten archäologischen Ausgrabungen im
mit den Angaben verbindet, die im Werk Hrvatskoj Rahmen der nationalen Archäologie im Gebiet des
redakciji Ljetopisa popa Dukljanina (v petih crik- Kosovo polje Ende des 19. Jahrhunderts durchge-
vah v Kosovi) über die Versammlung kroatischer führt wurden. Die dortigen Fundorte sowie die von
Adeliger und die Ermordung König Zvonimirs ge- dort stammenden Funde sind nach wie vor Gegen- 83
nannt sind. Am Nordhang bzw. am Fuße des Berges stand des Interesses vieler Experten auf dem Gebiet
Promina und auf der Südseite des Feldes im Gebiet der Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte.
des Dorfes Uzdolje (auf dem slawisch-orthodoxen Die fachliche und wissenschaftliche Literatur, die
Friedhof im Weiler Čenići) befindet sich der ar- sich mit den besagten Fundorten und der damit
chäologische Fundort mit Überresten der spätmit- verbundenen Problematik beschäftigt, ist so um-
telalterlichen Johannes-Kirche, in der Fragmente fangreich, dass ihre vollständige Auflistung an die-
des Gebälks einer Altarschranke mit dem Namen ser Stelle fast unmöglich ist. Auf den ersten Blick
des kroatischen Fürsten Muncimir sowie das einge- erhält man deshalb den Eindruck, es handele sich
meißelte Jahr 895 entdeckt wurden5. In unmittelba- um ein archäologisch sehr gut erforschtes und ana-
rer Nähe zu Kosovo polje, an der Einmündung des lysiertes Areal. Bedauerlicherweise ist der wahre
Flusses Kosovčica in den Krka-Fluss, bzw. im be- Zustand völlig anders. Man kann in der Tat sagen,
nachbarten Kninsko polje befinden sich die Überre- dass es nach zahlreichen amateurhaften Ausgra-
ste des königlichen Benediktinerklosters zum Hei- bungen von Pater Lujo Marun gegen Ende des 19.
ligen Bartholomäus. Seine Äbte, die in königlichen und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die nicht durch
Dokumenten von Petar Krešimir IV und Zvonimir eine entsprechende Ausgrabungsdokumentation be-
genannt werden, spielen eine herausragende Rolle gleitet waren, sowie den Revisionsgrabungen von
im politischen Leben des kroatischen Königreiches Stjepan Gunjača in den 50-er Jahren des vorheri-
in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts6. Von gen Jahrhunderts, im gesamten Kosovo polje keine
diesem Fundort stammen auch die Plutei mit den ernsthaften archäologischen Interventionen an den
kroatischen Herrschernamen Stjepan Držislav und frühmittelalterlichen Fundorten gab.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit beschränkt sich
4
Früher dachte man, dass der Name Biskupija erstmals lediglich auf einen Fundort, an dem ich archäolo-
in der posttürkischen Periode im Jahre 1711 erscheint, gische Revisionsausgrabungen in den vergangenen
nach der Besiedelung der neuen Bevölkerung (Ver- Jahren geleitet habe. Es handelt sich dabei um die
gleich DELONGA, The latin epigraphic monuments Siedlung Orlić und die weniger bekannte Fundstät-
of early medieval Croatia, Split, 1996, s. 59). Die Be-
zeichnung Biskupija wurde jedoch bereits 1550 in der te, die unweit des Gemeindeamtes von Biskupija
Auflistung des Sandschak von Klis registriert, wo es und in unmittelbarer Nähe zum Gebäude der ein-
als Weiler im Besitz von Murad-beg, miri live Klisa stigen landwirtschaftlichen Genossenschaft liegt.
(dem Militär- und Verwaltungsleiter des Sandschak) Zum besseren Verständnis der Ergebnisse der neue-
ist. Vergleich Opširni popis, s. 101.
5
LJ. GUDELJ, Ruševine crkve svetog Ivana u Uzdolju
kod Knina, Starohrvatska prosvjeta, ser. 3, 32, Split, 7
S. GUNJAČA, O položaju kninske katedrale, Starohr-
2005, s. 53-75. vatska prosvjeta, ser. 3, 1, Zagreb, 1949, s. 38-86. – N.
6
T. BURIĆ, Ranosrednjovjekovna skulptura s Kapitula JAKŠIĆ, O katedralama hrvatske i kninske biskupije,
kod Knina, Starohrvatska prosvjeta, ser. 3, 18 (1088), Radovi Filozofskog fakulteta u Zadru, Zadar, 1988, s.
Split, 1990, s. 91-117. 115-133.
sten Untersuchungen möchte ich an dieser Stelle hrvatskog arkeologičkog družtva noch in der Star-
nur kurz die bereits bekannten Angaben erwähnen ohrvatska prosvjeta keinerlei weitere Referenzen
sowie die Erkenntnisse, die anhand der Reambula- zur Lage der Kirche und möglichen Funden.
tion des Geländes im Jahre 2010 erlangt wurden. Im Text anlässlich des 100-jährigen Geburtstags
von Pater Lujo Marun schreibt S. Gunjača:
Kirchenarchitektur und Einrichtung Im Jahre 1888 setzt Marun seine Arbeit auf dem
Kapitul fort. Ferner unternimmt er Testausgrabun-
Das Dorf Orlić wird erstmals 1373 in einem
gen auf dem Berg Spas neben der Festung von Knin
Dokument über den Verkauf von Gütern von Go-
sowie im Dorf Orlić und an vier weiteren Stellen in
jislav Velikobratić aus dem Dorf Orlić erwähnt8.
Biskupija: an der Lokalität Na Stupovima, dem Ac-
S. Gunjača führt zudem auch das Dokument aus
ker von Bulat, Lopuška glavica und setzt schließlich
dem Jahre 1480 an, in dem steht, dass ein gewisser
die Ausgrabungen auf Crkvina fort13. Danach stellt
Marko Radoslavić aus Knin einen Weinberg im Ge-
er die Ergebnisse aller genannten Ausgrabungen,
biet des Kniner Bistums in einem Ort namens Orlić
mit Ausnahme jener in Orlić, zusammengefasst vor.
hatte (in loco uocato Horli)9. Er kommt anhand die-
Da auch der Text von Zlatović aus dem Jahre 1888
ser Angabe zu dem Schluss, dass sich die Länder-
84 stammt, nehme ich an, dass es sich dabei um die
eien des Kniner Bischofs in Kosovo polje auf die
gleiche nicht näher bestimmte Fundstätte handelt.
zwei heutigen Dörfer erstreckten– Biskupija und
Interessanterweise erwähnt Pater Lujo Marun
Orlić. Orlić behielt seinen alten Namen auch in der
auch nicht die Kirche in Orlić in den Tagebüchern
Zeit nach der türkischen Eroberung und wird in der
Starinarski dnevnici. Auch wenn Marun sein Tage-
Auflistung des Sandschak Klis aus dem Jahre 1550
buch erst ab 1891 gewissenhafter führte, ist unge-
(Nahiya Kosovo) als Dorf mit 23 Häusern im Rah-
wöhnlich, dass er bei seinen häufigen Besuchen in
men des Timars (militärisch-feudales Lehnsgut)
Orlić nicht jene Stelle aufsuchte, die er zuvor er-
von Mehmed, Sohn des Musin und Ismail, Sohn des
kundete oder aber -zumindest bei seinen Notizauf-
Ali genannt10.
zeichnungen- nicht diese Untersuchungen erwä-
Während der ersten archäologischen Unter-
hnte. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass er
suchungen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahr-
in den ersten Jahren seiner Arbeit gerade vorroma-
hunderts wird Orlić relativ selten erwähnt; das erste
nischen Kirchen am meisten Aufmerksamkeit wid-
Mal von S. Zlatović 1888 in den Anmerkungen zur
mete14. Bevor ich näher auf Marun’s Notizen über
Arbeit unter der Leitung der Kniner Gesellschaft
weitere mittelalterliche Fundorte in Orlić eingehe,
zur Altertumsforschung in dem laufenden Jahr: Der
möchte ich auf einige, aus älterer archäologischer
eifrige Vorsitzende (L. Marun, meine Anmerkung)
Literatur stammende Angaben bezüglich der Kir-
besuchte letzten Sommer das gesamte Umland von
chenarchitektur in Orlić hinweisen.
Knin und studierte die Orte, wo sich alte Altertü-
Mit der Publikation der Ergebnisse der Revisi-
mer befanden. Seine Reise war von Glück beglei-
onsausgrabungen auf Crkvina in Biskupija, weist S.
tet, da er fand:…c) im Dorf Orlić die Ruinen ei-
Gunjača darauf hin, dass die Steine von der Fund-
ner alten Kirche mit Ornamenten aus der Zeit der
stelle für den Bau von Häusern, Gräbern und Stein-
Volksdynastie11. Diese Aufzeichnung von Zlatović
mauern im 18. und im 19. Jahrhundert abgetragen
wird später bei verschiedenen Gelegenheiten von F.
wurden: …wovon architektonische Funde zeugen,
Radić in der ersten Reihe der Publikation Starohr-
die man während der Forschungsarbeit als Spolien
vatska prosvjeta zitiert12. Es gibt weder im Vjesnik
in den umliegenden Häusern der Familien Katić
und Vidović fand, in der Steinmauer des Friedhofs
8
S. GUNJAČA, Hrvatsko historijsko Kosovo, in: Is-
pravci i dopune starijoj hrvatskoj historiji, Zagreb,
1975, s. 135, 138. – F. SMILJANIĆ, Građa za povijes- jeta, ser. 1, 4 (band 2), Knin - Zagreb, 1898, s. 94.
nu topografiju, s. 58. – F. RADIĆ, Izvješće o radu Hrvatskog starinarskog
9
S. GUNJAČA, Hrvatsko historijsko Kosovo, s. 145. družtva u Kninu, Starohrvatska prosvjeta, ser. 1, 8
10
Opširni popis, s. 428. (band 1-2), Knin - Zagreb, 1904, s. 41.
11
S. ZLATOVIĆ, Hrvatske starine u Kninu (II), Viestnik
13
GUNJAČA, Rad osnivača Muzeja hrvatskih
hrvatskog arkeologičkog družtva 10/1, Zagreb, 1888, arheoloških spomenika i utemeljitelja Starohrvatske
s. 104. prosvjete (Povodom stogodišnjice rođenja fra Luje
12
Vergleich F. RADIĆ, Izvješće o radu Hrvatskoga Maruna 1857. - 1957.), Starohrvatska prosvjeta, ser. 3,
starinarskog družtva u Kninu, Starohrvatska prosv- 6, Zagreb, 1958, s. 12.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

und der umliegenden Grundstücke, in der Ummaue-


rung des Brunnens von Familie Prijić sowie im ent-
fernt liegenden Dorf Orlić. Hierbei spielt Gunjača
im Grunde genommen auf Marun’s Untersuchun-
gen an. Da er aber keine Quelle anführt, denke ich,
dass er die Angabe aus dem Glasnik starinarskog
družtva u Kninu aus dem Jahre 1891 berücksichtig-
te, die von zwei Fragmenten (eines aus Crkvina, das
andere vom Fundort Kekića kuće in Orlić) handelt,
die sich untereinander zu einer Einheit verbanden15.
Aus dem Jahre 1963 stammt die Information
über den Erwerb von drei Fragmenten mit Flechtor-
namentik, die Andrija, Sava und Janja Urukalo dem
Museum der kroatischen archäologischen Denk-
mäler verkauften16.
F. Smiljanić, der sich mit der historischen Topo- 85
graphie der Knin-Drniš Region beschäftigt, betont
hingegen, dass das Toponym „Crkvina“ in Orlić
auf die Existenz einer mittelalterlichen Kirche im Abb. 2. Das Fragment mit Korbornamenten im
Rahmen der genannten Siedlung hindeutet. Jedoch Trockenwandzaun in der Nähe des Hauses von P.
nennt er nicht die Quelle aus der er diese Angabe Urukalo (Foto: A. Jurčević).
stammt17.
sich um eine umfassendere Notiz, die überwiegend
Schließlich weist auch M. Budimir 1992 darauf
von römischer Architektur im Garten der Kekić-
hin, dass die genauere Position der Kirche in Orlić
Häuser handelt19.
unbekannt bleibt18.
Bei der Rekogniszierung des Kosovo polje und
Die einzige Anmerkung aus Marun’s Tage-
der Reambulation des Geländes in Orlić 2010,
büchern Starinarski dnevnici, die sich auf die mit-
erkundete ich gemeinsam mit A. Jurčević die
telalterliche Kirche beziehen könnte, stammt aus
Fundstätte Crkvina. Bedauerlicherweise sind kei-
dem Jahre 1925: …Glavica oberhalb der Häuser
nerlei Überreste mehr erkennbar, auch nicht die von
(der Familie Kekić, meine Anmerkung) nennt man
Marun beschriebenen Gräber. Die Dorfbewohner in
„Crkvina“. Es existieren aber keinerlei Spuren von
Orlić nennen diese Stelle auch heute noch Crkvina,
Ruinen, lediglich hier und da ein einfaches Grab im
zudem ist ihnen bekannt, dass sich dort einst Gräber
Schieferboden aus dem Trias… Hierbei handelt es
befanden. Ferner erfuhren wir von einer weiteren
Lokalität namens Crkvina im Weiler Trifunović im
nahe gelegenen Ort Riđane, die wir ebenfalls er-
14
Dies muss andererseits nichts bedeuten, da Marun
seine Anmerkungen in Notizbüchern führte und später kundeten. Dort lassen sich Überreste einer Archi-
diese, falls er dazu kam, in die Tagebücher übertrug. tektur unter der Erdoberfläche erahnen, jedoch ist
15
S. GUNJAČA, Revizija iskopina u Biskupiji kod Kni- ohne Testausgrabungen nichts Genaueres bestim-
na, Ljetopis JAZU 57, Zagreb, 1953, s. 0-49. mbar.
16
D. VRSALOVIĆ, Četverogodišnji rad Instituta za na-
cionalnu arheologiju i Muzeja hrvatskih arheoloških
spomenika u Splitu (1958., 1959., 1960. i 1961. godi- 19
Es handelt sich um den Standort Dolina im Weiler
ne), Starohrvatska prosvjeta, ser. 3, 8-9, Zagreb, 1963, Gojci in Orlić, wo in den 80-er Jahren eine römische
s. 278. Diese Gegenstände sind weder bildlich veröf- Villa Rustica entdeckt und teilweise erforscht wurde
fentlicht noch waren sie in den alten Inventarbüchern (Vergleich M. BUDIMIR - LJ. RADIĆ, Orlić kod
aufgelistet, so dass sie heute in der Sammlung der mit- Knina – villa rustica, Arheološki pregled (1985), Ljub-
telalterlichen Steindenkmäler im Museum nicht iden- ljana, 1986, s. 107-109. – M. BUDIMIR - LJ. RADIĆ,
tifiziert werden können. Istraživanje antičkog lokaliteta u Orliću kod Knina,
17
F. SMILJANIĆ, Građa za povijesnu topografiju u: Arheološka istraživanja u Kninu i Kninskoj krajini
kninsko-drniškog kraja, s. 55-63. (Izd. HAD-a 15), (ed. B. Čečuk), Zagreb, 1992, s. 41-
18
M. BUDIMIR, Arheološka topografija kninske općine, 50. – M. ZANINOVIĆ, Ranokršćanski mozaični nat-
in: Arheološka istraživanja u Kninu i Kninskoj krajini pis iz Orlića kraj Knina, Starohrvatska prosvjeta, ser.
(Izd. HAD-a 15), (ed. B. Čečuk), Zagreb, 1992, s. 29. 3, 30, Split, 2003, s. 25-32).
Die wichtigste Angabe, die mit dem möglichen gaben, wie beispielsweise eine Schnalle, Schelle,
mittelalterlichen sakralen Bauwerk in Verbindung Ring, Ohrring sowie einfache Gefäße aus Ton mit
gebracht werden kann, ist über die Entdeckung drei- und ohne Ornamentik. Leider haben die Arbeiter
er Fragmente mit Flechtornamentik, die von den in sowohl durch die flache Grabung als auch durch
Orlić lebenden Urukalo-Familienangehörigen dem ihre Unachtsamkeit im Hinblick auf die Wichtigkeit
Museum zwischen 1958 und 1962 verkauft wurden. dieses Fundortes, aber auch um ihre Arbeit nicht
Unsere wiederholten Versuche etwas über die Her- zu verlangsamen achtlos alles zur Seite gerollt und
kunft dieser Fragmente in Erfahrung zu bringen, dabei die Gefäße zerstört. In einem größeren Ge-
wurden schließlich im Sommer 2012 belohnt, als fäß mit Ornamenten, das in dieser Größe bei unse-
uns der Dorfbewohner Petar Urukalo ein weiteres ren altkroatischen Gefäßen bisher nicht festgestellt
Fragment mit Flechtornamentik im alten Trocken- wurde, entdeckte man verbrannte Knochen…
mauerwerk an seinem Haus zeigte. Das Fragment Bedauerlicherweise kann heute keiner der von
wurde der Mauer entnommen und für das Museum Marun genannten Funde unter den Gegenständen
erworben. Das vierte ornamentierte Fragment aus des Museums der kroatischen archäologischen
dem Weiler Urukalo zeugt davon, dass sich dort Denkmäler identifiziert werden. Dem Ort Orlić
86 eine vorromanische Kirche einst befinden musste. schreibt man, neben Schwertern, auf die später
(Abb. 2) näher eingegangen wird, lediglich zwei weitere
Gegenstände dem Museumsinventar zu. Es han-
Gräberfelder und Grabfunde delt sich dabei um Ohrringe mit drei aufgesetzten
beerenförmigen Halbkugeln21 sowie eine spätawa-
Bei der Rekogniszierung der Gegend um Orlić
rische Riemenzunge aus Bronzeguss22.
entdeckte Pater Lujo Marun etwa zehn Gräber20.
Der andere Fundort wird in einigen Anmerkun-
An dieser Stelle möchte ich mich lediglich auf zwei
gen erwähnt. In der Notiz vom 18.06.1924 spricht
ins frühe Mittelalter datierte Fundstätten beschrän-
Marun von dem Jovičić-Weinberg, wo ein gewisser
ken. Die erste konnten wir leider nicht lokalisieren,
Ile ein Schwert aus dem 8.-9. Jahrhundert fand und
da die heutigen Bewohner von Orlić die besagten
es dem Museum schenkte23.
Grundstücke der Besitzer nicht kennen, die Ma-
Ein anderes Mal, bzw. am 30. 04. 1927, führt
run in seinen Notizen erwähnt. Die Notiz ist hier
er den Fund eines anderen Schwertes an, den Glišo
in ihrer Gesamtheit wiedergegeben, da sie einen
Dujaković am oberen Ende seines Ackers ent-
Beitrag zum Verständnis der Ergebnisse der neue-
deckte: ...Dies ist ein völlig ähnliches Schwert zu
sten Ausgrabungen in Orlić leistet:
Am 16. 02. 1914 war ich in Orlić um den ein- 21
Der Ohrring aus der Liste von 1963 führt D. Jelovina
stigen Acker von Bulat und den jetzigen von Mile an (Vergleich D. JELOVINA, Statistički tipološko-
Monti auf der Grundstücksparzelle Nr… zu erkun- topografski pregled starohrvatskih naušnica na
den, der heute für einen amerikanischen Weinberg području SR Hrvatske, Starohrvatska prosvjeta, s.
umgepflügt wird, da man mir bewies, dass Arbei- 3, 8-9, Zagreb, 1963, s. 109). In den alten Inventar-
büchern ist lediglich der Fundort Orlić registriert,
ter auf altertümliche Gräber stießen. Auf diesem
ohne nähere Angaben zum Umstand, wie der Fund ins
Grund, dass nördlich der kleinen Schlucht von Lake Museum kam. Er wurde zum ersten Mal publiziert in
Milić liegt und in den Feldweg einschneidet, am M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja-
Ende bei der kleinen Brücke oberhalb einer Mau- hurhundert im Gebiet des frühmittelalterlichen kroati-
schen Staates, Split, 2009, s. 103, T. 287, 6).
er, fanden Arbeiter bei Grabungen in 60 cm Tiefe, 22
Die Riemenzunge war in den alten Inventarbüchern
wie vereinbart für einen Lohn von 12 Geldern pro falsch zugeordnet, nämlich Crkvina in Biskupija. Als
Meter, altertümliche Gräber. Die Toten waren teil- solche war sie zum ersten Mal im Katalog Hrvati i
weise in einfacher sandiger Erde beigesetzt, andere Karolinzi im Jahre 2000 publiziert (Vergleich Hrvati
i Karolinzi. Katalog izložbe. (Ed. A. Milošević), Split,
eingeäschert. Sowohl neben den einen als auch
2000, s. 235). Nachträglich zeigte mir M. Zekan eine
den anderen fand man vereinzelte Schmiedebei- Zeichnung der Riemenzunge mit dem Kennzeichen
des Fundortes (Orlić), die höchstwahrscheinlich aus
20
Es handelt sich überwiegend um Gräberfelder aus der dem Archiv des Museums der kroatischen archäolo-
frühen Neuzeit (17. und 18. Jahrhundert), die heute gischen Denkmäler stammt. Ich habe aber keine An-
sichtbar sind. Vergleich L. MARUN, Starinarski dne- gaben zum Umstand, wie dieser Gegenstand ins Mu-
vnici. (Abgeschrieben und für den Druck vorbereitet seum kam.
von M. Petrinec), Split, 1998, s. 250-251, 264, 287. 23
L. MARUN, Starinarski dnevnici, s. 250.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

unseren Schwertern aus Biskupija oder jenem, das


Ile Jovičić 1921 in der Nähe fand, als er den Wein-
berg bei seinem Werkzeugschuppen im selben Dorf
pflügte. Der Weinberg von Jovičić sowie der Acker
des besagten Dujaković werden vom Feldweg ge-
schnitten, doch waren sie einst eine Einheit. Nach
Aussage der Dorfbewohner müsste sich über diese
gesamte Lokalität ein altes Gräberfeld erstrec-
ken...24 Und schließlich, am 6. Juni im gleichen Jahr
kauft Marun das besagte Schwert ab25.
Bedauerlicherweise blieben beide Schwerter der
breiten Öffentlichkeit lange Zeit unbekannt. Beide
erschienen in der Literatur zum ersten Mal 1977 im
Text von Z. Vinski über jüngste Karolingerfunde
in Jugoslawien, wobei beide den falschen Fundor-
ten zugeschrieben wurden- ein Schwert nach Crk- 87
vina in Biskupija und das andere nach Vrpolje bei
Knin26. Vinski verweist in seinen Notizen auf das
Schwert, das irrtümlicherweise Crkvina zugeordnet
wird: In der älteren Evidenz des Museums der kro-
atischen archäologischen Denkmäler (einst in Knin
und heute in Split) fanden wir eine Angabe, nach Abb. 3. Das Schwert aus Abb. 4. Das Schwert
der Position am alten gefunden am Dujaković-
der das Schwert hier aus Tab. XIII, 1 angeblich im
Haus von Ile Jovičić Šimić-Ackerland
Dorf Orlić gefunden wurde. Anhand einer Revision (aus: G. Bilogrivić). (Foto: A. Z. Alajbeg).
der Bestände stellten wir jedoch fest, dass das Sch-
wert dennoch aus der Nekropole Biskupija-Crkvina von P. Reinecke markiert war30. Über die beiden an-
stammt; Angabe Dr. D. Jelovina, Split27. deren Schwerter (von denen eines fälschlicherweise
Diese unklare Situation wurde zusätzlich da- Vrpolje und das andere Orlić zugeschrieben ist) ist
durch verstärkt, dass das aus Kninsko polje stam- lediglich vermerkt, dass sie vermutlich aus ver-
mende Schwert bereits 1965 fälschlicherweise wüsteten Gräbern stammen31. Dabei ist völlig of-
Orlić zugeordnet wurde28. Auf diese Art gehen alle fensichtlich, dass der Autor die ihm zur Verfügung
drei falsch zugeordneten Schwerter in die kroa- stehenden Notizen aus Marun’s Tagebüchern nicht
tische und ausländische archäologische Literatur berücksichtigte. Bei einem Einblick in die Tage-
ein29. Die gleichen Fehler wiederholen sich auch in bücher hätte man aber trotz der fälschlichen Zuord-
dem 1986 erschienenen Katalog von D. Jelovina, nung die Angaben über die Entdeckungsumstände
mit dem Zusatz, dass eines der Schwerter (jenes das sowie die Fundorte, von denen sie abstammen, er-
Crkvina in Biskupija zugeordnet wird) als Grabfund halten. M. Zekan ordnete die genannten Schwerter
nach den Darstellungen aus der Hinterlassenschaft schließlich 1992 anhand von Fotographien, die in
24
L. MARUN, Starinarski dnevnici, s. 286. den Archiven des Museums der kroatischen archäo-
25
L. MARUN, Starinarski dnevnici, s. 286. logischen Denkmäler und des Archäologischen Mu-
26
Z. VINSKI, Novi ranokarolinški nalazi u Jugoslaviji,
Vjesnik Arheološkog muzeja u Zagrebu, ser. 3, 10-11, seums in Split entdeckt wurden, aber auch durch die
Zagreb, 1979, s. 170, T. XIII,1-2. Verknüpfung mit den Informationen aus Marun’s
27
Z. VINSKI, Novi ranokarolinški nalazi u Jugoslaviji, Tagebüchern richtig zu32. (Abb. 3 und 4)
s. 170, Anm. 166.
28
Z. VINSKI, Oružje na području starohrvatske države 30
D. JELOVINA, Mačevi i ostruge karolinškog obilježja
do godine 1000 [Zu den Waffenfunden im Bereich u Muzeju hrvatskih arheoloških spomenika / Schwer-
des altkroatischen Staates bis zum Jahre 1000], in: I. ter und Sporen karolingischer Formgebung in Mu-
międzynarodowy kongres archeologii słowiaňskiej, seum kroatischer archäologischer Denkmäler, Split,
Warszawa, 1965, Warszawa, s. 151. 1986, s. 22.
29
Z. VINSKI, O nalazima karolinških mačeva u Jugosla- 31
D. JELOVINA, Schwerter und Sporen, s. 36-37.
viji, Starohrvatska prosvjeta, ser. 3, 11, Split, 1981, s. 32
M. ZEKAN, K novoj atribuciji nalazišta mačeva
9-54. ranokarolinškoga obilježja iz Muzeja hrvatskih
88

Abb. 5. Orlić - Entdeckungspositionen von Schwertern und die Position der aktuellen Ausgrabung
(Google Earth).

Die Fundstätte ordnete ich 2009 in meinen Ka- und in einem Gefäß, das sie zerstört hatten, auf 15
talog über Gräberfelder als Fundort ‘Acker von G. schlecht erhaltene römische Kupfermünzen. Die
Dujaković‘ und ‘Weinberg von I. Jovičić‘ ein, wobei Münzen waren...35
ich die Gräber mit den Schwertfunden als Gräber A Schließlich bezieht sich auch die letzte Notiz in
und B kennzeichnete33. G. Bilogrivić befasste sich Marun’s Tagebüchern aus dem Jahre 1928 auf die
erst kürzlich detailliert mit beiden Schwertern und gleiche Fundstätte:Ich ließ Testausgrabungen auf
bestimmte sie typologisch im Rahmen des Schemas dem Dujaković-Acker in Orlić durchführen, wo der
von Geibig34. Bilogrivić schlussfolgert, dass gerade Besitzer vor einigen Monaten ein Schwert aus dem
diese beiden Schwerter und ein verwandtes Exem- VIII. Jahrhundert entdeckte und unserem Museum
plar aus Morpolača die frühesten Kontakte zwi- verkaufte. Man fand dabei einige römische Ruinen
schen dem Königreich der Franken und der lokalen und ein römisches architektonisches Fragment. Es
Elite in jenem Gebiet widerspiegeln, in dem sich wurden 10 Tagelöhner investiert. Die Arbeiten wur-
einige Jahrzehnte später das kroatische Fürstentum
den unterbrochen, bis ich die Ruinen untersucht
entwickeln wird.
habe36.
Ferner verweise ich auf eine weitere Notiz von
Während der 2010 durchgeführten Reambula-
Marun, die sich auf die gleiche Fundstätte bezie-
tion des Geländes wurden die Fundstätten der früh-
hen könnte und aus dem Jahre 1898 stammt, d.h.
karolingischen Schwerter, bzw. die Grundstücke
weitaus früher als die Entdeckungszeit der Sch-
von Dujaković und Jovičić, ohne größere Schwie-
werter: Am gleichen Tag stießen die Dorfbewohner
aus Orlić im Weinberg von Glišo Jovičić in einem rigkeiten örtlich zugeordnet. Die Fundorte befinden
Grab auf eine Halskette aus geflochtenem Draht sich in der Nähe des heutigen Gemeindeamtes von
sowie fünf verzierte Glasperlen einer Perlenkette Biskupija sowie dem Gebäude der einstigen land-
wirtschaftlichen Genossenschaft des Dorfes. (Abb.
arheoloških spomenika u Splitu, in: Arheološka 5) Auch heute noch existiert der „Werkzeugschup-
istraživanja u Kninu i Kninskoj krajini (Izd. HAD-a pen von Ile Jovičić“, den Marun in Verbindung mit
15), (ed. B. Čečuk), Zagreb, 1992, s. 131-132. der Entdeckung eines der Schwerter erwähnt. In
33
Der Text wurde vor der Reambulation des Geländes
geschrieben, damals wusste ich nicht, wo sich der L. MARUN, Starinarski dnevnici, s. 92.
35

Fundort befindet. (Vergleich M. PETRINEC, Gräber- Die Notiz ist kein Bestandteil des Tagebuches, son-
36

felder aus dem 8. bis 11. Jahurhundert, s. 31). dern war auf einem Blatt Papier geschrieben, das sich
34
G. BILOGRIVIĆ, O mačevima posebnog tipa 1 u Hr- im Tagebuch aus dem Jahre 1927 befand (vidi: M. PE-
vatskoj, Starohrvatska prosvjeta, s. 3, 38, Split, 2011, TRINEC, Starinarski dnevnici Luje Maruna, in: Sta-
s. 83-110. rinarski dnevnici, s. 25).
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

unmittelbarer Nähe ist auch der Garten von Glišo


Simić Dujaković, dessen Nachfahren wissen, dass
er ein Schwert gefunden und verkauft hatte. Daher
wurde beschlossen hinter dem Gebäude der Genos-
senschaft auf dem zwischen den beiden genannten
Fundorten liegenden Gemeindegrund eine Probes-
onden-Untersuchung durchzuführen. Die Unter-
suchungen wurden 2011 und 2012 fortgesetzt. Die
bisherigen Ergebnisse gebe ich an dieser Stelle zus-
ammengefasst wieder. Da jedoch ein Teil der ausge-
grabenen Oberfläche noch immer nicht bis zum Un-
terboden untersucht ist, die Funde noch gesäubert Abb. 6. Blick auf den Überresten eines römischen
Gebäudes (Foto: A. Jurčević).

89

Abb. 7. Sondengrundriss in Orlić mit angegebenen Positionen von Gräbern und Gruben
(Grundriss: M. Marković, N. Šimundić Bendić).

und konserviert werden und die Analyse des osteo- blich beschädigt. In zwei Räumen gelangt man aber
logischen Materials noch nicht abgeschlossen ist, hinab bis zu einer intakten Schicht mit Brandresten,
ist dies hier als vorläufiger Bericht zu verstehen37. die darauf hindeutet, dass das Gebäude in einem
Feuer zerstört wurde. Da sich das Objekt in Richt-
Die Ergebnisse der archäologischen ung Süden erstreckt, genauer gesagt in den Garten
Untersuchungen von 2010 bis 2012 von Simić Dujaković, nimmt man an, dass es sich
um die gleiche Architektur handelt, die Marun 1928
Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass die
im besagten Garten entdeckte.
älteste Schicht am Fundort Fundamentreste eines
Neben baulichen Überresten fand man auch drei
größeren römischen (herrschaftlichen) Objekts
frühmittelalterliche Gräber, die Marun‘s bereits
zeigt, das anhand numismatischer Funde ins 4. Jah-
geäußerte Annahme bestätigen, dass sich ein Grä-
rhundert zugeordnet werden kann. (Abb. 6) Der
berfeld über den gesamten Fundort erstreckt. Neben
untersuchte Teil des Objekts ist im mittleren Teil
den Gräbern und um die architektonischen Überre-
durch jüngste landwirtschaftliche Arbeiten erhe-
ste entdeckte man auch einige Gruben mit interes-
santen Funden. (Abb. 7)
37
Das osteologische Material wurde Ivana Anterić vom
klinischen Institut für Pathologie, Gerichtsmedizin
und Zytologie des Krankenhauses Split zur Analyse
überreicht.
Übersicht der Funde
Grab 1
Entdeckungsumstände: Das Grab war mit einem
Hügel aus Steinen, römischen Tegulae, Keramik
und Tierknochen mit Spuren von Kohle und Asche
bedeckt. Es lag in einer einfachen Erdgrube über
der sich eine Umrandung aus kleineren unebenen
Steinen befand. Im Grab befand sich ein Toter. Die
Steinkappe auf dem Hügel sowie die Knochenüber-
reste wurden teilweise durch die jüngsten landwirt-
schaftlichen Arbeiten beschädigt.
Ausrichtung: Nordwest-Südost
Der Verstorbene: Der Tote war mit ausgest-
recktem Körper und anliegenden Armen ins Grab
gebettet. Der Brustkorb, die Hände und Teile des
90 Beckens sind nicht erhalten geblieben. Der Schädel
Abb. 8a Grab 1 (Foto: A. Jurčević).
ist beschädigt.

Funde: Neben dem Haupt des Verstorbenen


entdeckte man Bruchstücke eines zerbrochenen
Keramikgefäßes, das vollständig rekonstruiert wer-
den konnte. Neben dem linken Bein, innerhalb der
Grabgrube fand man zwei größere Fragmente an
Keramik. Neben dem linken Arm befand sich ein
Eisenmesser und Pfriem. (Abb. 8a, Abb. 8b)

Grab 2
Entdeckungsumstände: Das Grab war mit einem
Hügel aus Steinen, römischen Tegulae, Keramik
und Tierknochen mit Spuren von Kohle und Asche
bedeckt. In der Mitte des Hügels entdeckte man ein
breiteres Loch mit Holzresten. (Abb. 9)
Das Grab lag in einer einfachen Erdgrube, ober-
halb seines Randes befanden sich zwei Reihen klei-
nerer unebener Steine. In der gleichen Tiefe wie der
genannte Rand entdeckte man drei weitere Gruben,
die alle mit der Grabgrube verbunden waren. Zwei
Gruben verengten sich nach unten hin, diese ver-
engten Teile waren mit geraden Reihen an Steinen
besetzt. Die Wände der Grube waren gebrannt, bzw.
Brandspuren sind daran erkennbar. Das Innere war
mit kleinen Fragmenten von Keramikgefäßen, As-
che und Tierknochen ausgefüllt. Im Grab befand
sich ein Toter.
Ausrichtung: Nordwest-Südost
Der Verstorbene: Der Tote war mit ausgest-
recktem Körper und anliegenden Armen ins Grab
gebettet. Auf der rechten Hand des Skeletts stellte
man eine 10 cm dicke Schicht an weißem Ton und
Abb. 8b Grab 1 (Zeichnung: M. Marković). gebrannter Erde fest.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

91

Abb. 10a Grab 2 (Zeichnung: M. Marković)

Abb. 10b Grab 2 und damit verbundene Gruben


(Foto: A. Jurčević).

Grab 3
Entdeckungsumstände: Das Grab war mit einem
kleinen Steinhaufen bedeckt. Die Grube des Grabes
war durch kleine unebene Steine und eine römische
Tegula eingegrenzt.
Abb. 9. Hügel über dem Grab 2 Ausrichtung: West-Ost
(Foto: A. Jurčević, Zeichnung: M. Marković). Der Verstorbene: Im Grab war ein etwa einjä-
hriges Kind bestattet.
Funde: Neben der rechten Schulter des Ver- Funde: Im Grab gab es keine Funde. (Abb. 11a,
storbenen entdeckte man eine eiserne Pfeilspitze, Abb 11b)
unterhalb des Unterellenbogenknochens der rech-
ten Hand ein Eisenmesser, in der Faust der rechten Grube I
Hand zwei Nieten aus Eisen und auf den Unter- In der nordwestlichen Ecke der Sonde und in
schenkelknochen des linken Beins ein vollständig unmittelbarer Nähe der Gräber 1 und 2 entdeckte
erhaltenes Keramikgefäß. Neben dem Gefäß fand man eine große Grube, die mit Steinen, römischen
man eine kleine Anhäufung an Kohle und kleine Ziegeln und Keramik bedeckt war. Als man die Ab-
Tierknochen. (Abb. 10a, Abb. 10b) deckung entfernte, stellte man fest, dass die Grube
in zwei Teile durch kleinere unebene Steine ab- Grube I/1
getrennt war. Weitere Säuberungsarbeiten zeigten, Die Wände und der Boden der ersten Grube
dass sich innerhalb dieser großen Grube vier sepa- zeigten ausgesprochen viele Spuren an stark ge-
rate Einheiten, bzw. vier kleinere Gruben befanden. brannten Überresten an Kohle und Asche sowie
Brandspuren, die auch an den Steinen erkennbar
waren. Innerhalb der Grube fand man ein mit As-
che, Kohle und anderen kleineren Tierknochen ge-
fülltes Gefäß. Ferner wurden noch Tierknochen,
Keramikfragmente, ein Feuerstahl aus Eisen, ein
Eisenmesser, einige Eisennägel, ein Mühlstein und
vier Wetzsteine in der Grube entdeckt. (Abb. 12)

92

Abb. 12. Grube I / 1 (Foto: A. Jurčević).


Abb. 11a Grab 3 (Zeichnung: M. Marković)
Grube I/2
Die Grube war mit einem kleineren unebenen
Stein bedeckt. Im mit Kohle und Asche gefüllten
Inneren fand man Bruchstücke eines zerbrochenen
Keramikgefäßes, das gesamte Skelet eines kleine-
ren Tieres (Geflügel?) und einige Knochen größerer
Tiere. Nachdem man die Knochen entfernte, ent-
deckte man ein fast vollständig erhaltenes Gefäß
auf einer Steinunterlage, das durch einen Stein mit
eindeutigen Brandspuren umgeben war. (Abb. 13)

Abb. 11b Grab 3 (Foto: A. Jurčević). Abb. 13. Grube I / 2 (Foto: A. Jurčević).
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Grube I/3 Grube 2


Innerhalb der Grube entdeckte man ein umge- Die flache Grube war mit einem Steinhaufen
kehrtes Fragment eines römischen Steingefäßes bedeckt. Unter Asche und Kohle fand man im In-
unter dem sich Eierschalen befanden. Auch diese neren zahlreiche Keramikbruchstücke, eine Tegula
Grube war mit Asche und Kohle gefüllt. (Abb. 14) und Tierknochen. Auf beiden Seiten der Grube ent-
deckte man Löcher von Holzpfählen. (Abb. 16)

93

Abb. 14. Grube I / 3. (Foto: A. Jurčević).

Grube I/4
Die Grube war mit kleineren unebenen Steinen
bedeckt und durch einige größere Kiesel umran-
det. Im mit Asche und Kohle gefüllten Inneren der
Grube fand man folgende Gegenstände säuberlich
platziert und auf gleicher Höhe gelegt: einen bei-
nernen Kamm mit Metallnieten, zwei Spinnwirbel
aus Keramik, Stoßzähne eines größeren Tieres und Abb. 16. Grube II.
eine römische Tegula. (Abb. 15)
Grube 3
Südöstlich von Grab 2 lag eine kleinere Grube,
die mit Asche, Keramikfragmenten und Tierkno-
chen gefüllt war.

Versuch der Interpretation der Funde

Im Hinblick auf die Gräber weisen die bereits


zusammengefassten Angaben über die Entdec-
kungsumstände auf einen Bestattungsbrauch hin,
der in dieser Art innerhalb von systematisch erfor-
schten frühmittelalterlichen Gräberfeldern in Kro-
Abb. 15. Grube I / 4 (Foto: A. Jurčević). atien bisher nicht registriert wurde. Die Erdhügel
Während der Ausgrabungen kamen mir die be-
reits bekannten Angaben aus dem Tagebuch von
Pater Lujo Marun in den Sinn, das im Archiv des
Museums der kroatischen archäologischen Denk-
mäler verwahrt ist. Es handelt sich dabei um eini-
ge Fundorte, an denen frühmittelalterliche Gräber
entdeckt wurden und die ca. 200 bis 500 m östlich
und südöstlich von Crkvina in Biskupija liegen, in
den Gärten unterhalb der alten Häuser der Familien
Bračić und Tatomir und in der Nähe zum Bračić-
See. Diese Stätten sind vom Fundort in Orlić nur
etwa 1,5 km entfernt. Auch wenn ich sie 2009 in
meinen Katalog aufnahm40, scheint mir eine genau-
ere Betrachtung von Marun’s Notizen angesichts
der jüngsten Funde in Orlić wichtig. Die Fundorte
94 auf den Gütern der Familien Bračić und Tatomir
werden in den Starinarski dnevnici und in der ersten
Abb. 17. A - Pfeilspitze aus dem Grab 2; B - Messer
Reihe der Starohrvatska prosvjeta relativ selten ge-
aus dem Grab 2; C - keramische Wirbel und
Tierzähnen aus der Grube I / 4; D - Kamm aus der nannt, während sich umfassendere Beschreibungen
Grube I / 4; E - 1 Behälter aus dem Grab der Funde in den unveröffentlichten Notizbüchern
(Foto: M. Rogošić). befinden41. Zusammengefasst kann man sagen, dass
die ersten Gräber im Frühjahr 1897 entdeckt wur-
und Steinhaufen auf den Gräbern, aber auch die
den, was Marun veranlasste eine eintägige Ausgra-
Gruben mit Keramik und Tierknochen, die mit der
bung an dieser Stelle durchzuführen, während der
Grube von Grab 2, aber auch den Gruben in unmit-
vier Gräber entdeckt und erforscht wurden. Im Sep-
telbarer Nähe zu den Gräbern 1 und 2 verbunden
tember des gleichen Jahres untersuchte man einige
sind, haben keine Analogien im näheren Umkreis.
Gräber auf den naheliegenden Feldern von Familie
Das Feuermachen und Zerstören von Geschirr
Brkljačin unterhalb der Bračić-Häuser. Ende 1897
wurde allerdings an einigen frühmittelalterlichen
und Anfang 1898 führte man umfangreichere Aus-
Fundorten beobachtet, jedoch im Rahmen typischer
grabungen auf den Feldern von Brkljačin und Bračić
Reihengräberfelder und in der Regel innerhalb von
durch, in den Weinbergen um den Bračić-See so-
Grabgruben.
wie den Gärten unterhalb der alten Tatomir-Häuser.
Die Grabfunde hingegen (Pfriem, Messer, Pfei-
Dabei entdeckte und untersuchte man mindestens
le, Kermikgeschirr) sind vollkommen charakteris-
fünfzig Gräber. Einige neue Gräber erforschte man
tisch für den Horizont der Gräberfelder mit heid-
auch 1902. Danach werden nur vereinzelte Funde
nischen Bestattungsmerkmalen im Territorium, in
von den angeführten Fundorten erwähnt. Die von
dem später das kroatische Fürstentum entstehen
Marun beschriebenen Grab- und andere Funde (Ei-
wird. Gleiches gilt auch für die Funde aus Grube I
senlanze, Pfeile, Messer und Pfrieme, Feuersteine
(beinerner Kamm, Spinnwirbel aus Keramik, Mühl-
und Feuerstähle, Wetzsteine, Mühlsteine, beinerner
stein, Feuerstein, Wetzsteine)38. (Abb. 17) Auch die
Kamm, Keramikgeschirr) entsprechen den Funden
bereits genannten Schwerter aus den in unmittelba-
aus Orlić. Darüber hinaus fand man auch einige
rer Nähe entdeckten Gräbern passen in dieses Bild.
Schmuckstücke, die heute im Bestand des Muse-
Diese Schwerter werden in der neuesten Literatur
ums der kroatischen archäologischen Denkmäler
ziemlich zuverlässig ins letzte Drittel des 8. Jahr-
als zwei Halsketten, ein Silberring und eine Rie-
hunderts datiert und, was besonders wichtig ist, ge-
menzunge identifiziert werden können und in der
hören zu den ältesten Exemplaren im kroatischen
Territorium39.
40
M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja-
38
Siehe: M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis hurhundert, s. 45-46.
11. Jahurhundert, s. 205, 209, 212-214. 41
L. MARUN, Notizbüchern (Archiv des Museums der
39
G. BILOGRIVIĆ, O mačevima posebnog tipa 1 u Hr- kroatischen archäologischen Denkmäler), Jahre, 1897
vatskoj, s. 83-110. und 1898.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Literatur irrtümlicherweise dem Fundort Katića ba- Auf der anderen Seite der Schlucht begann man
jam in Biskupija zugeschrieben wurden42. mit dem Öffnen der Grube, die der im Garten von
Aufgrund des Umfangs der Notizen möchte ich Bračić gleicht. Als ich zugegen war fand man ein
hier die bedeutendsten wiedergeben, die auf die verziertes Fragment eines Tontellers sowie erneut
vollständige Verwandtschaft mit den Funden aus ein Bruchstück eines ornamentiertes Gefäßes47.
Orlić deuten: Ich war in Biskupija die Arbeiten im Man arbeitete im Garten der Brüder Tatomir
Garten von Bračić zu sehen. Ich bemerkte wie ein in Biskupija. 8 Gräber waren geöffnet worden. In
Gefäß im Sarg oberhalb des Schädels des Toten ge- einem befanden sich lediglich 2 einfache Ohrringe
funden wurde und ein Messer in der rechten Hand. und 2 Ranken, ebenso Bruchstücke von Scherben.
Auf dem Sarg, in dem das Gefäß gefunden wurde, Man bemerkte, dass einige Gräber entweder zufäl-
fand man viel Kohle. Die Särge sind gut erhalten. lig oder absichtlich in der Vergangenheit bedeckt
Im Sarg neben dem Toten fand man zwei bis drei worden sind48.
Handvoll Lehm- den man bei der Bestattung aus Ich war in Biskupija. Heute wurden drei Gräber
Pietät auf den Toten warf. Der Lehm war offen- geöffnet. Im ersten fand man nichts, im zweiten ein
sichtlich von einem anderen Ort gebracht und zu Gefäß neben den Beinen, aber das dritte zerstörte
Klumpen geformt worden43. Grab enthielt einen Holzsarg. 95
Im oberen Teil des Gartens, 2 m von der Mau- Es war mit einfachen seitlichen Steinplatten
er entfernt, fand man zwei Gruben von 80 cm ohne Deckel ummauert. Der Sarg war mit Lehm
Durchmesser. Eine war von der Oberfläche bis zum beklebt. An der linken Hand lag ein kleines beschä-
Boden 3,5 m tief, jene nach Norden, die andere, jene digtes Messer Nr. … Der Tote war nicht waagrecht
nach Süden, 2,5 m tief. In dieser fand man die Über- gebettet, der Kopf lag höher und die Beine viel tie-
reste zweier Toten, die in einem Sarg bestattet wa- fer. So auch der andere, den man vor diesem fand.
ren, jedoch bleibt zweifelhaft wie diese Toten dort Bei den Beinen entdeckte man etwas Tierknochen.
Platz fanden. Dies konnte man nicht feststellen, da Neben dem kleinen Messer fand man eine gebro-
die Toten nicht ausgestreckt lagen, sondern irgend- chene Eisennadel. Wieder fand man in einem einen
wie sitzend. Auf den Toten waren kleinere Steine, vollständigen Mühlstein49.
Scherben sowie Kohle... In der zweiten größeren Unter diesen Gräbern fand man drei runde tiefe
Grube fand man keine Überreste der Toten. Es sah Gruben und in ihnen Scherben von Gefäßen, Ton-
eher alles irgendwie wie eine Lagerkiste aus, wahr- formen für Gefäße, Feuerspuren und eine Lanze.
lich künstlich, und man konnte nicht feststellen wel- Die Gräber liegen weiter entfernt im Berg sowie um
chem Zweck sie diente44. die Bračić-Häuser50.
Ich war dort die Arbeiten zu sehen. In einer der Die Gräber auf den Feldern von Bračić und Ta-
genannten Gruben, der kleineren auf der Südseite, tomir in Biskupija wurden untersucht, es ergaben
wo man neben ihr im Grab diese zwei Gefäße fand, sich zahlreiche Totenbeigaben aus dem vorchrist-
entdeckte man einige hingeworfene Bruchstücke ei- lichen kroatischen Zeitalter, bestehend aus Ohr-
niger Tonformen für Erdarbeiten. Gestern fand man ringen, Ringen, Waffen und Geschirr. Bei diesen
eine Grube und in ihr deutliche Spuren von Feuer, Ausgrabungen erfuhr man, dass es bei unseren Vor-
Kohle sowie einige Tierreste von Rehen und Rin- vätern teilweise Einäscherungen der Toten und To-
dern und ...45 tenofer gab. Es ist bekannt, dass die Slawen teilwei-
Und wieder in der Mitte des Bračić-Gartens se ihre Toten verbrannten, aber dies war bisher für
fand man ein Loch mit 1,20 m Durchmesser und die Kroaten durch Ausgrabungen nicht bewiesen.
3,00 m Tiefe. In ihm entdeckte man menschliche Unsere Ausgrabungen in ihrer letzten Phase bewei-
Überreste. Ich sah die offene und noch nicht voll- sen diesen Umstand auch für unsere Urgroßväter.
ständig gesäuberte Grube46. Diese Ausgrabungen und Gräber stehen in enger
Verbindung mit jenen, die unsere Gesellschaft hier
42
M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja-
hurhundert, s. 409, T. 85,13; s. 410, T. 86, 9-10; s. 413, 46
L. MARUN, Notizbüchern, 8. 01. 1898.
T. 89, 5. 47
L. MARUN, Notizbüchern, 18. 01. 1898.
43
L. MARUN, Notizbüchern, 31. 12. 1897. 48
L. MARUN, Notizbüchern, 3. 02. 1898.
44
L. MARUN, Notizbüchern, 5. 01. 1898. 49
L. MARUN, Notizbüchern, 15. 02. 1898.
45
L. MARUN, Notizbüchern, 6. 01.1898. 50
L. MARUN, Starinarski dnevnici, s. 119.
und dort in Đevrske am Fundort Ležajića Glavica, Wenn man die sehr interessanten Angaben von
im Ardalić-Garten in Đevrske und in Smrdelje in Pater Lujo Marun aus seinen Tagebüchern Sta-
der Gemeinde Skradin ausgrub51. rinarski dnevnici mal außer Acht lässt- da sie bis
Die angeführten Notizen bestärken sicherlich vor kurzem einem weiteren Kreis von Fachleuten
die oben besagte These, dass wir in Orlić zum er- nicht zugänglich waren- kann man behaupten, dass
sten Mal ein in unserem Gebiet bisher nicht regis- sich Lj. Karaman als erster mit dieser Problema-
triertes Bestattungsritual antreffen. Dies bezieht tik beschäftigte, und zwar in Verbindung mit dem
sich in erster Linie auf die Abdeckung der Gräber Brandfund aus Smrdelje53. Obgleich zu Anfang erst
mit Hügeln, die schon Marun in den Bračić-Gärten skeptisch gegenüber dieser Angabe ändert Karaman
bemerkte (…Man bemerkte, dass einige Gräber seine Meinung nach Einblick in Marun’s Notizen
entweder zufällig oder absichtlich in der Vergan- und kommt zu der Ansicht, dass es an der Richtig-
genheit bedeckt worden sind...). keit der Angaben keinen Grund zum Zweifeln gibt.
Der zweite, bisher unbekannte Brauch sind Gru- Mit Hinblick auf die entdeckten Teile der spätawa-
ben, die mit Grab 2 in Zusammenhang stehen. Sie rischen Riemengarnitur folgert er, dass der Fund
treten in der gleichen Schicht wie die Grabgrube aus Smrdelje als Brandfall aus dem 8. Jahrhun-
96 auf und sind mit ihr mit einer Art von Nischen ver- dert betrachtet werden sollte. Karaman, der auf die
bunden. Zwei der Gruben verengen sich dem Bo- Oberflächenmarkierung der Gräber verweist, nim-
den zu, während jede Verengung durch eine neue mt an, dass auch im dalmatinischen Raum die Grä-
Reihe an Steinen und Kiessteinen umrandet ist. Die ber mit aufgeschütteten Erdhügeln gekennzeichnet
Wände sind gebrannt, das Innere mit Asche, Tier- waren, wie dies der Brauch bei anderen slawischen
knochen und Keramikfragmenten gefüllt. Am Bo- Völkern war54. Er schließt diese Art von Fund
den verengen sie sich vollständig und sind tiefer als nicht aus, deutet aber ihr Nicht-Vorhandensein auf
die Grabgrube selbst. ungünstige klimatische Bedingungen, das Fehlen
Im kroatischen Raum wurden bisher keine Gru- von Wäldern und die Verwitterung im Laufe der
ben registriert, die vergleichbar sind mit jenen Gru- Zeit sowie schließlich auf die frühe Bekehrung zum
ben nahe den Gräbern 1 und 2, die zweifellos zur Christentum. Karaman verweist zudem auf Grab-
gleichen Schicht und in die gleiche Zeitperiode wie beigaben von Geschirr mit der Schlussfolgerung,
die Gräber gehören. Mit den Gruben werden ebenso dass vollständiges Geschirr dem Toten für Speisen
die Löcher mit Überresten von Holzpfählen in Ver- und Getränke diente, während Geschirrscherben die
bindung gebracht. Überreste eines Leichenschmauses darstellen, nach
Bestattungsbräuche im Horizont mit heidni- dem das Geschirr zerschlagen und in die Grabgrube
schen Bestattungsmerkmalen geworfen wurde55.
Bevor ich den Versuch einer Erklärung biete, In der ersten Synthese, die sich mit mittelalter-
möchte ich kurz auf die bisher bekannten Be- lichen Gräberfeldern im kroatischen Territorium
stattungsbräuche eingehen, die mit frühmittelalter- beschäftigt, verwirft D. Jelovina vollständig die
lichen Gräbern in unserem Raum verbunden sind. Möglichkeit der Existenz von Gräbern mit eingeä-
Meist wurde dieses Thema in der Literatur in Ver- scherten Toten, obgleich zuvor schon die Funde
bindung mit Brandgräbern behandelt. Eine umfas- von der Lokalität Weinberg des S. Drča in Kašić
sende Übersicht bisheriger Funde von Brandgräber- bekannt und veröffentlicht waren56. Dieser Autor,
feldern im Gebiet des heutigen Kroatiens, aber auch
der weiteren Region und Mitteleuropa veröffent- 52
T. SEKELJ IVANČAN - T. TKALČEC, Slavensko pal-
lichten T. Sekelj-Ivančan und T. Tkalčec im Jahre
jevinsko groblje na položaju Duga ulica 99 u Vinkov-
200752. Ich werde mich an dieser Stelle mehr auf cima / Slawisches Brandgräberfeld am Standort Duga
die Bestattungsbräuche fokussieren, unabhängig ulica 99 in Vinkovci, Prilozi Instituta za ahreologiju
davon, ob es sich dabei um Brand- oder Knochen- 23 (2006), Zagreb, 2007, s. 141-212.
53
LJ. KARAMAN, Iskopine društva „Bihaća“ u Mra-
gräber handelt.
vincima i starohrvatska groblja, Rad JAZU (knj. 268),
Zagreb, 1940, s. 23-24.
54
LJ. KARAMAN, Iskopine društva „Bihaća“, s. 26.
51
Izvješće XI. glavne skupštine Hrvatskog starinarskog
55
LJ. KARAMAN, Iskopine društva „Bihaća“, s. 26-27.
družtva u Kninu, Starohrvatska prosvjeta, ser. 1, 4
56
D. JELOVINA, Starohrvatske nekropole na području
(band 3-4), Zagreb - Knin, 1898, s. 184. između rijeka Zrmanje i Cetine. Split, 1976, s. 67-68.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

im Gegensatz zu Karaman, verwirft auch die Glau- vor registrierten Funde im heutigen Serbien sowie
bwürdigkeit der Angaben über Brandgräber in Smr- Bosnien und Herzegowina in Frage, sogar jene, die
delje vollständig, lässt aber die Möglichkeit zu, dass das Ergebnis systematisch durchgeführter archäolo-
es sich dabei um eine Art kultischen Bestattungs- gischer Ausgrabungen sind. Er argumentiert seinen
brauch handelt, den er nicht näher erklärt. Jelovina Standpunkt mit der Behauptung, dass es sich bei
betont zudem die Tatsache, dass die Bestattung in allen angeführten Fällen um unbestätigte Angaben
Hügeln nicht mit slawischen Bestattungsbräuchen handelt, oder aber er bietet für Einzelfälle andere
verbunden werden darf, sondern mit der Übernah- Erklärungen60.
me des älteren Kultortes. Ferner beharrt er auf der Im Bezug auf Knochenbestattungen in Erdhü-
These der Kontinuität und analogen Verbundenheit geln verweist Belošević auf einzelne Fundorte in
altkroatischer Nekropolen und Nekropolen mit vor- der Gegend von Nin, Ravni kotari und auf der Insel
slawischen Merkmalen im dalmatinischen Gebiet57. Pag (Hügel Pekinica in Nin, Hügel Straža in Ninski
Auch im Bezug auf Beigaben von Geschirr bleibt Stanovi, Hügel zwischen den Dörfern Ljubač und
er bei der allgemeinen Aussage, dass man darin Sp- Krneza, Hügel Gomilica im Feld von Povljana auf
eisen oder Getränke für die Wegzehrung nach der Pag). Dabei lässt er die Frage offen, ob es sich in
Tradition der heidnischen Bräuche legte. den genannten Fällen um die Errichtung von Hü- 97
In den frühen 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts geln für Verstorbene handelt, wie es Brauch bei
entdeckte man erstmalig an dem bereits genannten vielen slawischen Völkern im frühen Mittelalter
Fundort in Kašić archäologische Spuren von Grä- war, oder es sich lediglich um die Kontinuität einer
bern mit Brandbestattungen. Darüber berichtete Kultstätte bzw. die Verwendung älterer vorzeitli-
J. Belošević immer wieder58. Obgleich die Gräber cher Grabhügel handelt61.
durch tiefe landwirtschaftliche Arbeiten mit dem Die Bestattungsbräuche, auf die Belošević ver-
Traktor vernichtet wurden, entdeckte man unter weist, hängen mit Knochenreihengräberfeldern im
den Bruchstücken von Keramikgeschirr (von de- Horizont mit heidnischen Bestattungsmerkmalen
nen einige rekonstruiert wurden) zweifellos auch zusammen. Die häufigsten Beigaben sind Geschirr
Fragmente von verbrannten menschlichen Kno- mit Speisen und Getränken als Wegzehrung für das
chen gemischt mit Asche und Kohle. Es wurde Leben nach dem Tode sowie das rituelle Zerschla-
zudem zuverlässig determiniert, dass das Geschirr gen von Geschirr während des Leichenschmauses.
in der Erde nicht tiefer als 50 cm vergraben war. Das Feuermachen auf den Gräbern, das an einigen
Belošević ist der Ansicht, dass solche relativ flach Fundorten registriert wurde (Nin-Materiza, Bil-
gebetteten Gräber durch Erdhügel bedeckt sein jane Donje-Trljuge und Stankovci-Klarić-Häuser)
mussten, die wiederum aufgrund von Verwitterung und das teilweise verbrannte Skelett aus Grab 77
im Laufe der Zeit vollständig verschwanden. Den auf Ždrijac werden als Ritualakte zur Befreiung
Fund aus Kašić schreibt er dem 7. Jahrhundert zu der Verstorbenen von bösen Geistern gedeutet62.
und folgert, dass bereits in diesem Jahrhundert der Asche- und Kohlereste auf Skeletten, die nicht auf
Brauch der Brandbestattung durch den Einfluss das Feuermachen zurückzuführen sind sondern erst
der spätantiken Bewohner Dalmatiens aufgegeben nachträglich über dem Toten verstreut wurden, so-
wurde59. Belošević stellt jedoch alle ähnlichen, zu-
überraschender ist Belošević’s Deutung des Smrdelje-
57
D. JELOVINA, Starohrvatske nekropole, s. 77. Fundes als awarisches Grab (!!!), über dem ein Kult-
58
J. BELOŠEVIĆ, Die ersten slawischen Urnengräber feuer brannte, vor allem wenn man die Meinung des
auf dem Gebiete Jugoslawiens aus dem Dorfe Kašić bei Autors an anderer Stelle aber im gleichen Werk berück-
Zadar, Balcanoslavica 1, Beograd, 1972, s. 73-86. – J. sichtigt, wonach Teile der awarischen Riemengarnitur,
BELOŠEVIĆ, Materijalna kultura Hrvata od VII. do die in frühmittelalterlichen Gräbern entdeckt wurden,
IX. stoljeća, Zagreb, 1980, s. 46-48. – J. BELOŠEVIĆ, auf Handelsbeziehungen zurückzuführen sind, und wo
Razvoj i osnovne značajke starohrvatskih grobalja ho- er folgert, dass die Anwesenheit der Awaren in Dal-
rizonta 7. - 9. stoljeća na povijesnim prostorima Hr- matien im 8. Jahrhundert nicht mehr historisch erklärt
vata, Radovi Filozofskog fakulteta u Zadru 39 (26) werden kann (Vergleich J. BELOŠEVIĆ, Materijalna
(2001), Zadar, 2002, s. 74-80. kultura Hrvata, s. 67, 97).
59
Überraschenderweise verwirft Belošević vollständig 60
J. BELOŠEVIĆ, Razvoj i osnovne značajke, s. 79-80.
die Wahrscheinlichkeit von Marun’s Entdeckung in 61
J. BELOŠEVIĆ, Materijalna kultura Hrvata, s. 70.
Smrdelje und betont darüber hinaus, dass Karaman’s 62
J. BELOŠEVIĆ, Starohrvatsko groblje na Ždrijacu u
Interpretation dieses Fundes inakzeptabel ist. Noch Ninu, Zadar, 2007, s. 31.
wie das Betten von Steinplatten direkt auf den Kör- nicht um ein Grab handelt, weisen die Brandspuren
per deutet er als rituelle Handlung ohne zusätzliche sicherlich auf Bestattungsbräuche hin, die an bei-
Erklärung63. Die in Stankovci entdeckte kreisför- den genannten Fundorten in Glavice mit der älteren
mige Feuerstelle interpretiert er als Ritual, das mit Schicht der Knochengräber in Verbindung stehen69.
der Bestattung zusammenhängt, während der ein Meines Erachtens sollte auch auf die Funde von
Kultfeuer brannte64. dem noch nicht publizierten Gräberfeld Velištak
Im Rahmen systematisch erforschter Gräberfel- in Velim bei Stankovci verwiesen werden, an dem
der sei noch einmal auf zwei Standorte in Glavice insgesamt 27 Brandgräber und 139 Knochengrä-
bei Sinj hinzuweisen. Am Fundort Jojine kuće, ent- ber bis 2006 entdeckt wurden, die der Reihe nach
lang des südlichen Randes der Aushebung, entdeck- in den Horizont mit heidnischen Bestattungsmerk-
te man eine flache Grube mit Ascherückständen malen gehören70. Dort fand man zum ersten Mal
sowie eine größere Grube oberhalb der Erdgrube in unserem Raum, in Gefäßen innerhalb von Kno-
von Grab 33 (das zur älteren Bestattungsschicht an chengräbern, die Überreste von Tierknochen. Zu
diesem Fundort gehört) mit Keramikfragmenten, berücksichtigen sind lediglich noch eine der oben
römischen Tegulae und Flusskieselsteinen65. Am angeführten Notizen von Marun über Reste von
98 nahegelegenen Fundort Gluvine kuće und in unmit- Tierknochen im Grab im Bračić-Garten und wah-
telbarer Nähe zu den Gräbern aus der älteren Schicht rscheinlich, wenn auch nicht vollkommen gewiss,
registrierte man kleinere amorphe Häuflein von ver- zwei Gräber aus Mramorje in Grborezi bei Livno
branntem Holz und Asche. Entlang dem nördlichen mit Überresten von Knochen von heimischen Hüh-
Profil der Sonde fand man eine runde flache Grube nern71.
von 60 cm Durchmesser, die mit Flusskieselsteinen
umrandet und mit größeren Stücken verbrannten Studien zu Gräberfelder des 6. bis 9. Jahrhunderts
Holzes und Asche gefüllt war66. Diese Grube ent- an der unteren Donau (Teil 2), Bonn, 1992, Taf. 58,
deckte man neben einem Grab (?), bzw. neben einer 14-15; Taf. 67, 13; Taf. 68, 1-2, 14-16; Taf. 74, 14;
Taf. 75, 10. Diese Gräber sind charakteristisch für bi-
viereckigen Kammer, die aus vier senkrecht gesetz- rituelle Nekropolen vom 8. - 10. Jahrhundert. Siehe
ten, unbehandelten Platten (ca. 50 x 50 cm) bestand. auch LJ. DONCHEVA PETKOVA - M. CHRISTOVA,
Diese Kammer wurde während der Bestattung in ei- La transition du paganisme au christianisme reflétée
nes der Gräber aus der jüngeren Schicht beschädigt, dans les nécropoles du IXeme - Xeme siècle an Bul-
garie, in: Rome, Constantinople and Newly-Converted
in ihrem Inneren fand man keine Funde67. Diese Europe (Archeological and Historical Evidence), (ed.
Fundorte erörterte ich bereits mehrfach in meinen M. Salamon, M. Woloszyn, A. Musin, P. Špehar), vol.
Arbeiten. Die Frage ihrer Interpretation bleibt je- 1, Kraków - Leipzig - Rzeszów - Warszawa, 2012, s.
doch offen, vor allem im Bezug auf die Kammer, 450-451.
69
Der Inhalt der Grube und Proben für 14C, die man wä-
die nicht einer Knochenbestattung dienen konnte, hrend Ausgrabungen entnahm, wurden niemals zur
aber gravierend an die in Rumänien und Bulgarien Analyse eingereicht. Ich nehme an, sie befinden sich
registrierten Brandgräber erinnert, insbesondere noch immer im Museum der Cetina krajina in Sinj.
aufgrund der Tatsache, dass sie sich dicht neben
70
R. JURIĆ, Velim-Velištak, Hrvatski arheološki
godišnjak 1 (2004), Zagreb, 2005, s. 201-2013. – R.
der Grube mit Brandresten befand68. Falls es sich JURIĆ, Velim-Velištak, Hrvatski arheološki godišnjak
2 (2005), Zagreb, 2006, s. 318-319. – R. JURIĆ, Ra-
63
J. BELOŠEVIĆ, Starohrvatsko groblje na Maklinovu nosrednjovjekovno groblje u Velimu kod Benkovca,
brdu u selu Kašiću kod Zadra / Altkroatisches Grä- Diadora 22, Zadar, 2007, s. 217-234.
berfeld auf Maklinovo brdo im Dorf Kašić bei Zadar, 71
Die ältere Grabschicht in Grborezi, die zweifellos exis-
Split, 2010, s. 69-70. tiert und durch spätere Bestattungen aus dem 14.-16.
64
J. BELOŠEVIĆ, Materijalna kultura Hrvata, s. 55. Jahrhundert überlagert ist, wurde in der Publikation
65
M. PETRINEC, Dosadašnji rezultati istraživanja ra- des Gräberfeldes nicht deutlich hervorgehoben. Die
nosrednjovjekovnog groblja u Glavicama kraj Sinja Autoren ordneten der älteren Gruppe nur jene Gräber
kao prilog razrješavanju problema kronologije star- zu, die von der üblichen Ausrichtung abweichen. Ein
ohrvatskih grobalja, Opuscula Archaeologica 26, Za- kurzer Blick auf die in ihnen entdeckten Gegenstän-
greb, 2002, s. 206. de zeigt aber, dass es sich um unterschiedliche Zeit-
66
M. PETRINEC, Dosadašnji rezultati istraživanja, s. perioden handelt. Dieser Gruppe wurden die Gräber
206. 74 und 81 mit Überresten von Hühnerknochen nicht
67
M. PETRINEC, Dosadašnji rezultati istraživanja, s. zugeschrieben. Allerdings beinhalteten beide Gräber
207. Keramikgeschirr, gleichermaßen wie zwei Gräber, die
68
Für Rümanien und Bulgarien siehe U. FIEDLER, zweifellos dem älteren Bestattungshorizont zugehö-
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Ferner verweise ich auf einige weitere, unzurei- Fällen handelt es sich um vorzeitliche Grabhügel,
chend bestätigte archäologische Fundorte, an denen die auch später im Mittelalter genutzt wurden, einer
Spuren von Bestattungsritualen bemerkt wurden. von ihnen (Matakova glavica) sogar in der spätan-
An der Lokalität Vlačine in Kašić wurden mehrere tiken Periode. Alle drei Fundstätten sind anhand
frühmittelalterliche Gräber bei der Aushebung von frühmittelalterlicher Gräber aus dem Horizont mit
Gräben für Militärübungen zerstört, die sich ein- heidnischen Bestattungsmerkmalen miteinander
deutig im sandigen Gelände abzeichneten. Um die verbunden. Am Fundort Jokina glavica wurden zu-
Gräber bemerkte man Brandspuren, Asche- und dem auch spätere Bestattungen aus dem 9. oder 10.
Rußreste sowie zerschlagenes Keramikgeschirr72. Jahrhundert registriert.
Im Weiler Totići in Cetina wurden 1955 beim An- Funde von Keramikgeschirr außerhalb der Grä-
bau von Reben etwa zehn Knochengräber zerstört, ber und auf der gesamten Hügeloberfläche von
die teilweise Bruchstücke von Töpfen, aber auch Jokina glavica sind sicherlich Bestattungsritualen
Asche beinhalteten. In der Nähe der Gräber wur- zuzuschreiben und stehen in Verbindung mit der äl-
den Überreste von verbranntem Holz, Kohl, Ke- teren Schicht frühmittelalterlicher Gräber. Die glei-
ramikscherben und eine mit Ton gefüllte Grube che Situation ist auch an den Fundorten Duševića
entdeckt73. Östlich der Bešlić-Häuser in Potravlje und Matakova glavica zu beobachten. An der Lo- 99
wurden bei Vorbereitungsarbeiten zum Anlegen kalität Jokina glavica registrierte man auch einen
eines Weinberges 1953 und 1954 zwei Gräber mit Fall, in dem Steine direkt auf den Körper des Toten
Steinarchitektur freigelegt. In einem Grab fand man gelegt waren. Dies verbindet K. Gusar mit Vampi-
ein Tongefäß als Grabbeigabe, ein weiteres mit As- rismus, bzw. dem Versuch, die bestattete Person zu
che gefülltes Tongefäß wurde nahe dem zweiten vereiteln erneut aus dem Grab zu steigen78. Die in-
Grab entdeckt74. Am bekannten Fundort Šupljaja in teressantesten Funde im Zusammenhang mit dem
Ivoševci, im Areal eines frühmittelalterlichen Knoc- Bestattungsbrauch beobachtete man auf Matakova
hengräberfeldes, entdeckte man 1907 ein mit Asche glavica in der stark beschädigten Schicht frühmit-
gefülltes Gefäß, das mit einem steinernen Deckel telalterlicher Gräber, wo unterhalb der größeren
aus „früher genutztem Baumaterial“ bedeckt war, Steine ein Keramikgefäß freigelegt wurde sowie
sowie unmittelbar daneben einen Holzkübel mit eine runde Feuerstelle von 50 cm Durchmesser79.
drei Eisenreifen und einem Henkel75. In Topolje bei Aus der gleichen Schicht stammt auch ein Wet-
Knin, innerhalb eines frühmittelalterlichen Knoc- zstein80.
hengräberfeldes, entdeckte man eine runde Grube, Hinsichtlich der Gräber aus dem Horizont mit
ähnlich jenen in Bračića bašćam in Biskupija, die heidnischen Bestattungsmerkmalen, die in Erdhü-
Brandrückstände beinhaltete. Jedoch wurde diese geln in unserem Raum begraben sind, kann ich nur
nicht genauer erforscht76. noch zwei weitere Fälle anführen. Der erste stammt
Im Kontext der Betrachtung von Bestattungs- aus Glavčurak in Kašić, doch leider wurde dieses
bräuchen bieten neueste archäologische Ausgra- Gräberfeld bereits vor den archäologischen Aus-
bungen in der Gegend von Krneza und Podvršje grabungen größtenteils zerstört. Drei Bestattungs-
(Jokina glavica, Matakova glavica, Duševića gla- schichten wurden hier registriert; Gräber aus der
vica) interessante Informationen77. In allen drei Spätantike und der Großen Völkerwanderung, Grä-
ber aus dem Horizont mit heidnischen Bestattungs-
ren (Gräber 112 und 141). Siehe: Š. BEŠLAGIĆ - Đ.
BASLER, Grborezi, srednjovjekovna nekropola. Sara- Tumuli Krneze i Podvršja kod Zadra / Tumuli from
jevo, 1964, s. 24-25, 30, 36. Krneza and Podvršje near Zadar, Zadar, 2012, s. 49-
72
J. BELOŠEVIĆ, Materijalna kultura Hrvata, s. 60-61. 83. – K. GUSAR - D. VUJEVIĆ, Duševića glavica,
73
S. GUNJAČA, Rad Muzeja hrvatskih starina u godini in: Tumuli Krneze i Podvršja kod Zadra / Tumuli from
1952., Starohrvatska prosvjeta, s. 3, 4, Zagreb, 1955, Krneza and Podvršje near Zadar, Zadar, 2012, s. 103-
s. 231. – A. MILOŠEVIĆ, Arheološka topografija Ce- 105. – K. GUSAR - D. VUJEVIĆ, Matakova glavica,
tine. Split, 1998, s. 8. in: Tumuli Krneze i Podvršja kod Zadra / Tumuli from
74
A. MILOŠEVIĆ, Arheološka topografija Cetine, s. Krneza and Podvršje near Zadar, Zadar, 2012, s. 151-
133-134. 173.
75
L. MARUN, Starinarski dnevnici, s. 155. 78
K. GUSAR, Jokina glavica, s. 51.
76
L. MARUN, Starinarski dnevnici, s. 204. 79
K. GUSAR - D. VUJEVIĆ, Matakova glavica, s. 160-
77
K. GUSAR, Jokina glavica - ranosrednjovjekovni 161.
grobovi / Jokina glavica - early medieval graves, in: 80
K. GUSAR - D. VUJEVIĆ, Matakova glavica, s. 163.
merkmalen und jene Gräber mit christlichen Be- licher dem slawischen Zeitabschnitt zugeordnet
stattungsmerkmalen81. Das zweite Gräberfeld steht werden können84. Dies geht zudem auch aus seiner
in Zusammenhang mit dem Hügel Materiza in Beschreibung der Urnen hervor, bei denen es sich
Nin82. Dort entdeckte Gräber waren nicht im Hügel meist um unverzierte, manuell nachgearbeitete und
selbst begraben sondern um ihn herum. Die Toten schlecht gebrannte Gefäße handelt.
waren jedoch so gebettet, dass ihr Haupt zum Hügel Schließlich sei noch anzumerken, dass der
ausgerichtet war. Dies zeigt deutlich, dass er für sie Brauch der Bestattung in vorzeitlichen Hügeln und
richtungsweisend und sicherlich eine Rolle im Be- Tumuli nicht nur für den Horizont mit heidnischen
stattungsritual spielte. Bestattungsmerkmalen kennzeichnend ist, sondern
Im Bezug auf Bestattungen, die mit Erdhügeln in dass die sekundäre Bestattung in bestehenden Hü-
Verbindung stehen, verweise ich zudem auf den in geln bis in das späte Mittelalter beibehalten wurde.
der Literatur häufig erwähnten, aber archäologisch Demzufolge lassen sich all diese Fälle nicht eindeu-
nie untersuchten Fundort neben dem Dorf Hodbina tig interpretieren85.
auf der linken Uferseite des Flusses Buna in Bos- In Orlić handelt es sich allerdings nicht um eine
nien und Herzegowina, auf den bereits 1894 W. Ra- sekundäre Bestattung in einem bereits bestehenden
100 dimský aufmerksam machte83. Er erkannte als erster
zwei Erdhügel (Tumuli), von denen einer teilweise 84
Vergleich W. RADIMSKÝ, Das Bišćepolje bei Mostar,
erforscht wurde. In der Nordhälfte des Hügels, ca. s. 12. Dies betone ich, weil J. Belošević eine andere
30 cm unterhalb der Oberfläche, entdeckte er eine Information angibt. Er führt an, dass der genannte Au-
uneben geformte 20 cm dicke Schicht aus kleineren tor davon ausgeht, dass es sich um ein römisches Grä-
Kalksteinplatten und auf der Südseite eine kreisf- berfeld handelt, er aber die Möglichkeit offen lässt, es
handele sich um slawische Gräber (J. BELOŠEVIĆ,
örmige Schicht an Fragmenten von verbranntem
Razvoj i osnovne značajke, s. 80).
Holz und Asche mit einem Durchmesser von 1 m 85
Ausführlicher über die sekundäre Bestattung in Hü-
und einer Dicke von 2 cm, die sich auf der erwähn- geln siehe: M. PETRINEC, Ranosrednjovjekovno
ten Steinunterlage aus Kalksteinplatten befand. In groblje na položaju Livade u Konjskom polju, Star-
ohrvatska prosvjeta, s. 3, 32, Split, 2005, s. 25-26. –
der Mitte der Steinschicht fand man eine elliptische
P. HEJHAL, Stav poznání raně středověkých mohyl
Konstruktion aus größeren Steinen, unter der sich v severovýchodních Čechách, in: Archeologie doby
ein menschliches Skelett befand, ohne Beigaben hradištní v Čechách. Sborník příspěvků z praco-
und mit dem Haupt gen Osten gerichtet. Obwohl vního setkání badatelů zaměřených na výzkum doby
hradištní v Čechách, (ed. M. Metlička), Plzeň, 2005,
Radimský den Fund nicht chronologisch einordnet,
s. 88-92. – P. HEJHAL, Několik poznámek k raně
kann man annehmen, dass es sich um ein vorzeit- středověkým birituálním mohylníkům východočeské
liches Grab handelt. Hierbei ist jedoch interessant, mohylové oblasti, in: Vita archeologica. Sborník Víta
dass man in unmittelbarer Nähe zum Tumulus- Vokolka. Sedláček, Hradec Králové-Pardubice, s. 95-
106. – P. HEJHAL - M. LUTOVSKÝ, In agris sive
an der Fundstätte mit dem symbolischen Namen
in silvis... Secondary medieval burials in ancient bar-
Žarovište (Feuerstelle, Anm. d. Übers.) - die Exis- rows in Bohemia, in: Rome, Constantinople and Ne-
tenz eines größeren Brandgräberfeldes mit Urnen wly-Converted Europe (Archeological and Historical
feststellte, die mit Asche, verbranntem Holz und Evidence), (ed. M. Salamon, M. Woloszyn, A. Musin,
menschlichen Knochen gefüllt waren. Radimský ist P. Špehar), vol. 1, Kraków - Leipzig - Rzeszów - Wars-
zawa, 2012, s. 517-524. – P. SIKORA, Das Phänomen
der Ansicht, dass die genannten Urnen schwerlich „Grabhügel“ im Prozess der Christianisierung der
der römischen Kulturperiode sondern wahrschein- Ostslawen. Bemerkungen zu einigen Befunden mit
sepulkralem Character - aus archäologischer Perspek-
tive [Symbols and reality – problems of the Christiani-
81
J. BELOŠEVIĆ, Starohrvatska nekroola u selu Kašiću sation of the Polish-Kievan Russian border area from
kraj Zadra, Diadora 4, Zadar, 1968, s. 221-246. an archaeological perspective], in: Christianisierung
82
J. BELOŠEVIĆ, Starohrvatska nekropola uz humak Europas: Entstehung, Entwicklung und Konsolidie-
„Materiza“ kod Nina, Diadora 6, Zadar, 1973, s. 221- rung im archäologischen Befund / Christianisation
244. of Europe: Archaeological evidence for it’s creation,
83
W. RADIMSKÝ, Bišće polje kod Mostara, Glasnik development and consolidation, (ed. O. Heinrich-
Zemaljskog muzeja III, Sarajevo, 1891, s. 164-166. – Tamáska .N. Krohn, S. Ristow), Regensburg, 2012, s.
W. RADIMSKÝ, Das Bišćepolje bei Mostar, Berichte 469-482. – M. ВЕСЕЛИЧИЋ, Сахрањивање током
und Abhandlungen, Wissenschaftlichen Mittheilungen средњег и новијег дова у праисторијским хумкама
aus Bosnien und der Hercegovina II, Wien, 1894, s. у чачанском крају, Зборник радова Народног музеја
3-34. XXXVIII, Чачак, 2008, s. 83-120.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Hügel, sondern um einen kleineren über dem Grab Am häufigsten werden sie als Bräuche der Be-
liegenden Tumulus aus Steinen, Erde und Material, stattungsfeier gedeutet (strava und trizna), die ei-
das einem nahegelegenen römischen Objekt ent- nige historische Quellen nennen. Zudem werden
nommen wurde. In den Erdschichten des Tumulus sie aber auch mit den Slawen in Zusammenhang
erscheinen Brandspuren, Asche und Tierknochen gebracht. Die älteste Angabe über diese Bräuche
und ich wage die Annahme, dass es sich hier erst- bringt Theophylaktos Simokates im 7. Jahrhundert.
malig um einen Fall von mit Hügeln bedeckten Er berichtet, dass der slawische Prinz Mužok eine
Gräbern handelt, die im Territorium liegen, in dem Bestattungsfeier für seinen Bruder veranstaltete,
später das kroatische Fürstentum gebildet wird. bei der sich alle betranken.88 Bedeutende Informa-
Abgesehen von Marun’s Notizen über die Bračić- tionen beziehen sich auf das 10. Jahrhundert und
Gärten, verweise ich auf einen weiteren interessan- stammen aus dem Werk Povijest vremenih let (be-
ten Fundort, der eine gewisse Verwandtschaft mit kannter als die Nestorchronik). Die russische Für-
Orlić aufzeigt. Es handelt sich dabei um den Ort stin Olga (945-969), Witwe des ermordeten Fürsten
Sultići bei Konjic in Bosnien und Herzegowina. Igor von Kiew, ordnete einen Leichenschmaus am
Bedauerlicherweise wurde dort 1957 nur eine sehr Grabe ihres Mannes an und teilte dabei den Drewl-
kleine (220 x 120 cm) und zuvor teilweise zerstörte janen mit: „Hier, ich komme zu euch, bereitet aus- 101
Fläche untersucht86. Dabei wurde ein Teil eines Hü- reichend Met vor neben der Stadt, dort wo ihr mei-
gels in ovaler Form (85 x 190 x 400 cm) entdeckt, nen Mann tötetet, ich möchte meinem Mann einen
der mit einem plattenförmigen Kalkstein bedeckt Leichenschmaus geben“. Ferner wird in der Nestor-
war. Unter dem Stein befand sich eine 15-20 cm chronik auch die Errichtung eines Hügels erwähnt:
dicke Erdschicht mit viel Ruß, Asche, angebrannten „Und Olga befahl ihren Leuten einen großen Hügel
Knochen und Keramik und darunter eine Schicht an zu bauen“89. Bekannt ist auch die Beschreibung des
gesäuberter, gesiebter und gestampfter Erde. Unter russischen Bestattungsrituals, das Ibn Fadlan, der
den Funden fand man zwei kleine Eisenmesser und arabische Reiseschriftsteller aus dem 10. Jahrhun-
einen Nagel, Eierschalen und Knochen von Rin- dert, notierte. Es handelt sich dabei um den Brauch,
dern, Ziegen und Schweinen in der Rußschicht. der der Einäscherung eines reichen slawischen To-
Obgleich keine Menschenknochen registriert wur- ten vorhergeht. Zuerst wird er in der Erde mit ver-
den, geht P. Anđelić davon aus, dass es sich hier- schiedenen Speisen und Getränken begraben. Sein
bei um ein slawisches Brandgrab mit Resten eines Vermögen wird in drei Teile geteilt; ein Teil an die
Leichenschmauses handelt. Diesen Fund erwähnt J. Erben, der zweite für die Zeremonie und der dritte
Belošević mehrfach, dabei betont er, dass es nicht für Getränke am Tage der Einäscherung. Danach
genug Beweise für ein Brandgrab gibt und er des- bereitet man ein Bett mit Überdachung auf einem
halb eher von einer Kultstätte ausgeht87. Man darf Holzschiff vor, der Tote wird aus der Erde genom-
jedoch nicht vergessen, dass man ähnliche Gruben men und auf das Bett mit vielen wertvollen Ge-
in Orlić registrierte, die mit einem Stein bedeckt genständen, seinen persönlichen Waffen und unter-
waren (Grube I und II), sie lagen allerdings nicht schiedlichen Speisen und Getränken gelegt. Danach
über den Gräbern sondern in ihrer unmittelbarer tötet man Pferde, Hund, Hähne und Hühner, die in
Nähe. das Schiff geworfen werden. Es folgt das freiwil-
lige Opfern einer Sklavin, die von einer alten Frau
Slawische Bestattungsbräuche namens „Engel der Todes“ getötet wird. Danach
wird der Tote zusammen mit seinen Beigaben und
Aus den genannten Angaben geht hervor, dass
Opfern verbrannt. Der zweite arabische Reise-
auf zahlreichen Gräberfeldern aus dem Horizont
schriftsteller Al-Mas’ūdī beschreibt einen im west-
mit heidnischen Bestattungsmerkmalen Erschei-
slawischen Gebiet lebenden slawischen Stamm und
nungen registriert wurden, die mit Bestattungsbräu-
berichtet, dass der Stammführer im Falle des Todes
chen verbunden werden können, doch mangelt es
des Oberhaupts sich und die Pferde des Oberhaupts
an Versuchen diese näher zu erklären.
86
P. ANĐELIĆ, Dva srednjevjekovna nalaza iz Sultića 88
V. ĆOROVIĆ, Istorija srpskog naroda, Beograd,
kod Konjica, Glasnik Zemaljskog muzeja 14, Saraje- 2001, http://www.rastko.rs/rastko-bl/istorija/corovic/
vo, 1959, s. 203-215. istorija/index_l.html [ 8. 06. 2013.].
87
J. BELOŠEVIĆ, Materijalna kultura Hrvata, s. 68. 89
V. ĆOROVIĆ, Istorija srpskog naroda.
verbrennen lässt. Die jüngste archäologische Ent- wurde ins Grab gelegt oder aber auf der Erde, mit
deckung in Chodlik bei Lublin in Ostpolen bestätigt der das Grab zugeschüttet wurde, zurückgelassen.
möglicherweise diesen Bericht. Im frühmittelal- Mit der Zeremonie der Bestattungsfeier werden so-
terlichen Hügel (8. oder 9. Jahrhundert) entdeckte wohl das Feuer als auch das Zerschlagen von Ge-
man ein vollständiges, verbranntes Pferd mit Frag- schirr in Verbindung gebracht94.
menten eines Pferdegeschirrs, aber auch einige ver- Eine Reihe von Fundorten in allen slawischen
brannte menschliche Knochen. Die stratigraphische Gegenden bietet sehr klare Beweise für diese Be-
Analyse des Hügels ergab, dass die verbrannten stattungsbräuche. Dies bezieht sich gleichermaßen
Überreste zuerst auf der Spitze des Tumulus gebet- auf die Erhebung von Hügeln oder Tumuli über
tet waren. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde diese Gräbern, auf Spuren vom Feuermachen, Überreste
Spitze geebnet und bei dieser Gelegenheit wurden von ganzen oder zerschlagenen Gefäßen aus Kera-
dann dort Feuer geschürt90. Dass der besagte Brauch mik und auf Beigaben von Speisen.
nicht nur für reiche Mitglieder der slawischen Ge- Hügel werden über Brand- und Knochengräbern
meinschaft charakteristisch ist, bezeugt Ibn Wahshi, errichtet. Am zahlreichsten sind sie in Russland,
der schreibt, dass die gleichen Rituale bei der Be- wo dieser Brauch bei einigen slawischen Stämmen
102 stattung von Fürsten aber auch einfachen Leuten bis zum 12. Jahrhundert beibehalten wird95. Ferner
praktiziert werden91. findet man sie auch in Polen sowie in uns näheren
Der Brauch der Bestattungsfeier wurde bei ver- Regionen im Raum Österreich, Tschechien, Mäh-
einzelten slawischen Völkern auch lange nach ihrer ren und der Slowakei96. Im Rahmen von Hügeln mit
Bekehrung zum Christentum beibehalten. Die Sta-
tute von Gnienzno von Břetislav I. (1039) sowie die 94
So stellte man beispielsweise noch im 19. Jhdt. in der
Edikte von Břetislav II. aus dem Jahre 109292 verbo- Umgebung von Pinsk in Weißrussland ein Gefäß mit
ten und verurteilten solche Bestattungsfeierlichkei- Wodka über das Feuer und warf Salz über glühende
ten. Es existiert eine sehr umfassende Literatur über Kohlen. Zu Beginn des Abendessens vergoss man die
die altslawischen heidnischen Bestattungsbräuche, ersten drei Löffel aus dem Teller für den Toten. Bei ei-
nigen Südslawen beobachtete Ralston den Brauch, bei
die auch bis in die sehr viel spätere Zeit überlebten.
dem die Teilnehmer einer Beerdigung bei der Rück-
Besonders interessante Angaben zu diesem Thema kehr von der Bestattung eine alte Frau treffen, die ein
bringt W. R. S. Ralston 1872 in seinem Buch Songs Gefäß mit brennenden Kohlen trägt, auf die die Teil-
of the Russian people93. Das Buch entstand im vor- nehmer Wasser gießen oder, in anderen Fällen, heiße
Kohle von der Feuerstelle genommen und über den
industriellen Zeitalter als die hier genannten Bräu-
Kopf geworfen wird. In einigen Gegenden der Uk-
che nicht nur bei den Russen sondern auch bei vie- raine gab es die Tradition, den Ofen bewegungslos zu
len anderen slawischen Völkern noch stark anwe- beobachten oder aber die Hand auf ihn zu legen. Es
send waren. Dies bezieht sich insbesondere auf das wurde auch registriert, dass die Witwe, nachdem der
Körper des Ehemannes aus dem Haus getragen wur-
Trizna, das als Anteil des Toten in der gemeinsa-
de, ein Gefäß nahm und es in Stücke auf dem Boden
men Bestattungsfeier betrachtet wurde. Dabei gab zerschlug, danach nahm sie Hafer und verstreute ihn
man einen Teil dem Toten mit ins Grab, der zweite entlang des Weges, den die Trauergemeinde beschritt
wurde von den Beteiligten konsumiert und der Rest (Vergleich W. R. S. RALSTON, Songs of the Russian
People, s. 321-325).
95
B. B. СЕДОВ, Восточные славяне в VI-XIII вв.,
90
History and Culture (Chodlik near Lublin) http://nau- Москва, 1982, passim.
kawpolsce.pap.pl/en/news/news,388648,new-archae- 96
H. ZOLL ADAMÍKOVA, Typy konstrukcji drewni-
ological-findings-on-the-slavic-funeral-rites.html [9. anych w słowiańskich kurhanach ciałopalnych, Acta
03. 2012.]. Archeologia Car­pathica 17, Kraków, 1977, s. 3-119.
91
P. SIKORA, Holzkonstruktionen in friühmittelalter- – P. SIKORA, Das Phänomen „Grabhügel“, s. 462-
lichen Hügelgräbern der Ostlaven, in: Der Wandel 482. – W. BREIBERT, Frühmittelalterliche Hügelgrä-
um 1000. Beiträge der Sektion zur slawischen Früh- ber im Waldviertel, Das Waldviertel 59, Wien, 2010/1,
geschichte der 18. Jahrestagung des Mittel- und s. 54-65. – W. BREIBERT, Frühmittelalterliche Hü-
Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in gelgräber auf der Schanze von Thunau - Ein Vorbe-
Greifswald, (ed. F: Biermann, Th. Kersting, A. Klam- richt, in: Beiträge zum Tag der Niederösterreichischen
mt), Langenweißbach, 2011, s. 463-470. Landesarchäologie 2012. Katalog des Niederösterrei-
92
P. HEJHAL - M. LUTOVSKÝ, In agris sive in silvis..., chischen Landesmuseums N. F. 507 ed. Ernst Lauer-
s. 517. mann/Peter Trebsche. Asparn - Zaya, 2012, s. 66-71. –
93
W. R. S. RALSTON, Songs of the Russian People, P. HEJHAL M. LUTOVSKÝ, In agris sive in silvis...,
London, 1872. s. 517-524.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Knochenbestattungen gibt es zwei grundlegende


Bestattungsarten: Bei der Bestattung liegt der Kör-
per des Toten auf dem Boden des Hügels oder unter
dem Hügel befindet sich eine ausgehobene Grube
wie im Fall in Orlić. Bei beiden Bestattungsmetho-
den gibt es eine Reihe von Variationen bezüglich
der Umrandung des Körpers oder des Umrisses
der Grabgrube und ihrer Konstruktion. Der Tote
ist überwiegend auf den Rücken gebettet, dennoch
registrierte man auch Fälle in denen der Körper
halbsitzend ist. Marun’s Beschreibungen über die
Gräber aus den Bračić-Gärten verweisen darauf (...
jedoch bleibt zweifelhaft wie diese Toten dort Platz
fanden. Dies konnte man nicht feststellen, da die
Toten nicht ausgestreckt lagen, sondern irgendwie
sitzend... oder ... der Tote war nicht waagrecht ge- 103
bettet, der Kopf lag höher und die Beine viel tiefer.).
In Orlić lagen alle drei Tote in ausgestreckter Hal-
tung auf dem Rücken.
Der Körper des Toten wurde in der Regel auf
vorbereitete Erde gebettet, auf eine Schicht aus
weißem Sand, gelb-rötlichem Lehm oder Asche. Abb. 18. Grab 2 - Loch mit Holzresten
Oberhalb des rechten Arms des Toten in Grab 2 in (Foto: A. Jurčević).
Orlić entdeckte man eine Schicht weißen, mit Asche
gemischten Lehms und teilweise auch Brandspu- samten Oberfläche gründlich aufgetragenen Lehm-
ren. Bezüglich der Bračić-Gärten schreibt Marun schicht bedeckt. Z. Gunjača war der Ansicht, dass
mehrmals, dass die Holzsärge (?) mit weißem Lehm man damit das Grab hermetisch schließen wollte98.
bestrichen waren oder sich Klumpen von weißem In der Mitte des Tumulus über Grab 2 in Orlić
Lehm neben dem Toten befanden (…Im Sarg neben befand sich ein weites Loch mit Holzresten. (Abb.
dem Toten fand man zwei bis drei Handvoll Lehm- 18) Neben Grube I wurden auf beiden Seiten
den man bei der Bestattung aus Pietät auf den Toten jeweils zwei Löcher mit Resten von Holzpfählen
warf. Der Lehm war offensichtlich von einem an- entdeckt. Bei Grab 2 führt das Loch nicht durch
deren Ort gebracht und zu Klumpen geformt wor- die Grube, zudem handelt es sich dabei nicht um
den…). Zwei weitere registrierte Fälle in unserem eine Holzkonstruktion innerhalb der Grube selbst,
Raum stehen im Zusammenhang mit dem Bestrei- wie sie an einigen Standorten in anderen slawischen
chen der Gräber mit Lehm. In Glavice bei Sinj fand Gebieten beobachtet wurde. In der älteren Literatur
man wiederholt in Gräbern, die in einfachen Erd- wurde häufig hervorgehoben, dass auf den Hügeln
gruben lagen, große Anhäufungen von gelblichem mit Knochengräbern unterschiedliche Strukturen
Lehm; diese wurden auch an den Verbindungen wie beispielsweise Holzzäune oder Überdachungen
der Platten einzelner Gräber mit Steinarchitektur errichtet waren99. Manchmal findet man innerhalb
beobachtet97. Die gleichen Umstände registrierte
man auch in Dubravice bei Skradin, wo die Verb- 98
Z. GUNJAČA, Groblje u Dubravicama kod Skradina
indungen zwischen den Abdeckplatten des Grabes, i druga groblja 8. - 9. stoljeća u Dalmaciji, in: Etno-
aber auch die Verbindung der Auskleidungsteine geneza Hrvata, (ed. N. Budak), Zagreb, 1995, s. 160-
der Grube gründlich mit gut komprimiertem gel- 161.
99
J. KOROŠEC, Uvod u materijalnu kulturu Slovanov
bem Lehm gestopft waren. In einigen Fällen waren
zgodnjega srednjega veka, Ljubljana, 1952, s. 77-
die Abdeckplatten mit einer dicken und über der ge- 78. Über Holzkonstruktionen innerhalb von Gräbern
siehe auch H. ZOLL ADAMÍKOVA, Typy konstrukcji
drewnianych, s. 73-119. – P. SIKORA, Holzkonstruk-
97
M. PETRINEC, Dosadašnji rezultati istraživanja, s. tionen in friühmittelalterlichen Hügelgräbern, s. 141-
209. 212.
des Hügels Holzkonstruktionen um den Körper in Gornji Koljani und in Morpolača zu vermuten108.
des Toten oder aber ein auf Holzbalken errichtetes Auch die bekannten Gräber südlich der Marien-
Dach. In Orlić handelt es sich nicht um eine Holz- Basilika auf Crkvina in Biskupija waren mit Holz
konstruktion innerhalb der Grabgrube sondern um verkleidet, so dass man ebenso in diesem Fall von
Überreste eines Holzbalkens im Hügel, während die Holzkonstruktionen in den Grabgruben ausgehen
Löcher von den Pfählen mit den Gruben ohne men- kann.
schliche Knochenreste in Verbindung stehen. Holz- Schließlich sei noch auf die Beigabe von Sp-
konstruktionen können aber in den Gräbern in den eisen zu verweisen, aber auch allgemein auf die
Bračić-Gärten vermutet werden, da Marun deutlich zahlreichen Reste von Tierknochen innerhalb der
sagt: Die Särge waren auch hier ohne Nagel und Grabhügel, den Gruben I und II sowie in Grab 2
mit weißem Lehm geklebt100. Da wir in Orlić zum er- in Orlić. Trotz der vielen Funde von Keramikge-
sten Mal Gräber unter Hügeln antreffen, können wir schirr im Horizont der Gräberfelder mit heidni-
derzeit die Funktion der entdeckten Holzpfeiler und schen Bestattungsmerkmalen, die zweifellos von
Pfähle nicht erklären. Das Auskleiden der Grabgru- der Beigabe von Speisen zeugen, sind Funde von
ben mit Holz oder die Beisetzung in Holzsärge ist Tierknochen bisher ausgesprochen selten. Da dies
104 jedoch in unserem Raum im Rahmen von Reihen- bereits erläutert wurde, möchte ich an dieser Stelle
gräberfeldern zugegen und dies ausschließlich im nur drei Fundorte hervorheben: Velištak in Velim109,
Horizont mit heidnischen Bestattungsmerkmalen. Grborezi bei Livno110 und die Bračić-Gärten in Bis-
Meiner Meinung nach sollte deshalb im Kontext der kupija111. In einem Grab in Dubravice bei Skradin
betrachteten Funde auch diese Erscheinung Beacht- fand man Eierschalen112. Vor kurzem entdeckte man
ung finden. Einen besonders interessanten Fall re- zwei Tierknochen in Grab 4 in Doljani bei Čapljina
gistrierte man in einem Grab in Dubravice bei Skar- unter den Knochen der linken Faust des Toten113.
din, in dem Holzbalken die Achse der Konstruktion In Orlić treten die Knochen in der Aufschüttung
ausmachten, die in den Ecken und in der Mitte der der Hügel über Gräbern und Gruben auf, gemein-
Grabgrube verteilt waren101. Diese aus dicken, ge- sam mit Keramikfragmenten, Kohle und Asche.
hauenen Brettern gemachten Eckpfeiler dienten Ähnliche Zustände trifft man auch in Sultići bei
zum Festmachen der Längs- und Querelemente der Konjic an, wo man feststellte, dass es sich um Kno-
Verschalung. Holzverschalungen entdeckte man chen von Schweinen, Rindern und Ziegen handelt.
außerdem in einigen Fällen auf dem Gräberfeld Auch Eierschalen wurden dort entdeckt114. Zumeist
Gorica in Stranče in Vinodol und in zwei Fällen in handelt es sich um eine Schicht, die auf dem Hü-
Glavice bei Sinj102 sowie in einem Fall am Fundort
Jokina glavica bei Krneza103. Holzsärge hingegen, 108
M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja-
die mit Eisennägeln zusammengehalten wurden, re- hurhundert, s. 123.
gistrierte man auf Ždrijac in Nin104, auf Greblje in
109
M. JURIĆ, Velim-Velištak 2005, s. 201-203. – M.
JURIĆ, Velim-Velištak 2006, s. 318-319. – M. JURIĆ,
Ostrovica105, Brzica in Civljane106 und in Grab 88 Ranosrednjovjekovno groblje u Velimu, s. 217-234.
auf Crkvina in Biskupija bei Knin107. Die Verwen- 110
Š. BEŠLAGIĆ - Đ. BASLER, Grborezi, s. 24-25, 30,
dung von Holz ist aufgrund von Marun’s Angaben 36.
auch bei den Gräbern am Fundort Vukovića most
111
Siehe Notizen aus Marun’s Notizbüchern vom Anfang
des Textes.
112
Z. GUNJAČA, Groblje u Dubravicama, s. 162. Eier
treten in einigen Fällen auch in Gräbern aus dem
100
L. MARUN, Notizbüchern, 12.02. 1898. Horizont mit christlichen Bestattungsmerkmalen
101
Z. GUNJAČA, Groblje u Dubravicama, s. 161. auf; Mravinci-Glavičine, Kaštel Sućurac-Gajine und
102
M. PETRINEC, Dosadašnji rezultati istraživanja, s. Bijaći-Stombrate (Vergleich LJ. KARAMAN, Isko-
209. pine društva „Bihaća“, s. 18-19. – I. KAMENJARIN,
103
K. GUSAR, Jokina glavica, s. 50. Bijaći-Stombrate, rezultati istraživanja starohrvatskog
104
J. BELOŠEVIĆ, Starohrvatsko groblje na Ždrijacu, s. groblja, Starohrvatska prosvjeta, s. 3, 36, Split, 2009,
26-27. s. 88, 93).
105
M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja- 113
S. VASILJ, Ranosrednjovjekovni ukopi na lokalitetu
hurhundert, s. 123. Doljani-Dubine u općini Čapljina u Bosni i Hercego-
106
M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja- vini, Starohrvatska prosvjeta, s. 3, 39, Split, 2012, s.
hurhundert, s. 19. 22.
107
M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja- 114
P. ANĐELIĆ, Dva srednjevjekovna nalaza iz Sultića
hurhundert, s. 123. kod Konjica, s. 206-207.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

gel aufgeschüttet war, die wiederum unter einer den erkennbar. Die häufigsten Beigaben sind Hühner
Hügel abdeckenden Steinschicht lag. In Russland, und Eier, es gibt aber auch Knochen von anderen
Tschechien, Mähren und der Slowakei waren in den Haustieren, meist von Gänsen, Ziegen, Schafen,
Hügeln über den Gräbern manchmal auch mehrere Schweinen und Rindern und eher selten Fisch- und
Schichten aus Asche, Kohle und Tierknochen ver- Pferdeknochen. Als besonders interessante Paralle-
mischt. Diese Schichten werden als Spuren der le zu den Orlić- Funden möchte ich zwei slawische
Aufschüttung gedeutet, die sich nach der Bestattung Hügel aus dem 9. Jahrhundert anführen, die am
abspielte und später an bestimmten Zeitpunkten in Fundort Bojná (Nahe Topol‘čany in der Westslowa-
Verbindung mit Feierlichkeiten zu Ehren der Toten kei) entdeckt wurden. Unter der Aufschüttung von
wiederholte. Man registrierte sie gleichermaßen bei Hügel Nummer II fand man ein in einer tiefen Gru-
Brand- und Knochengräbern unter Hügeln. be begrabenes Grab117. Im Grab lag ein weibliches
Interessante Angaben bieten einzelne Fundorte Skelett in einer Holzkiste. Zu den Grabfunden zä-
in Osttschechien, wo man birituelle Gräberfelder hlen eine Halskette aus Glasperlen, ein Bronzering,
unter Hügeln vorfindet, die dem 9. Jahrhundert zu- Messer, Kübel und ein mit Vogelknochen gefülltes
geordnet werden115. Auf einzelnen dieser Gräberfel- Keramikgefäß. Im benachbarten Hügel I fand man
der kann man den Wechsel des Rituals verfolgen, keine menschlichen Überreste, in der Hügelauf- 105
bzw. den Übergang von Brand- zu Knochenbe- schüttung registrierte man zahlreiche Fragmente
stattungen, der sich in diesem Raum während des handgefertigter Keramik, einzelne Eisengegenstän-
9. Jahrhunderts ereignete. Bei osttschechischen Hü- de wie beispielsweise Angelhaken, Messer und Be-
geln besteht das stufenweise Aufhäufen in Phasen, schläge eines Eimers. In der Südhälfte des Hügels
das sich in dem nachträglichen Beigeben von Ge- entdeckte man eine Lanzenspitze und in der Hügel-
genständen (am häufigsten absichtlich zerschlage- mitte viele Überreste verkohlten Holzes. Das Holz
nes Keramikgeschirr, aber auch Steine, Eisennägel, war nicht in situ verbrannt worden, sondern war
Tierzähne und verbrannte und unverbrannte Tier- von einer anderen Stelle gebracht und in den Hügel
knochen) sowie dem nachträglichen Verbrennen geschüttet worden. Unter den verkohlten Holzres-
von Holzkonstruktionen im Hügel widerspiegelt. ten gab es eine Vielzahl an Tierknochen (Schwein,
In Grube I/1 in Orlić fand man ein mit Asche Rind, Schaf und Ziege) und Keramikbruchstücke.
und den Knochen eines kleineren Tieres (Geflügel?) Da keine Menschenknochen entdeckt wurden, wird
gefülltes Keramikgefäß, in Grube I/2 das gesamte das Grab als Kenotaph interpretiert.
Skelett eines kleineren Tieres (Geflügel, Vogel?), Im Kontext der betrachteten Funde ist auch der
aber auch mehrere Knochen eines größeren Tieres Verweis auf drei zweifellos slawische Funde aus
oder mehrerer Tiere, in Grube I/3 entdeckte man Ei- Nordkroatien interessant. Als man einen Pfeiler
erschalen und in Grube I/4 den Zahn eines größeren der Holzkirche in Lobor aus der Grube entfernte,
Tieres. In der Grube von Grab 2 lagen neben dem entdeckte man Überreste eines umgekehrt gelegten
Gefäß kleine Knochen eines kleineren Tieres (Ge- Keramikgefäßes mit Resten von Asche, Ruß und
flügel, Vogel?). Knochen118. Das Gefäß fand man nicht in situ, es
Abgesehen von awarischen und awaro-slawi- war entweder in die Pfahlgrube geworfen worden
schen Gräberfeldern im Karpatischen Becken, wo oder fiel in sie hinein. Die Analyse ihres Inhalts
solche Funde üblich sind, sind Speisebeigaben im zeigte, dass sich Überreste von sowohl Menschen-
Rahmen von Gräberfeldern, die als slawisch be- als auch Tierknochen (Hausrind, Schwein, Schaf
trachtet werden, eine häufige Erscheinung im Raum oder Ziege, Reh) im Inneren befanden. Die men-
von Ober- und Niederösterreich, Tschechien und schlichen Überreste eines Erwachsenen, so folgert
Mähren116. Jedoch handelt es sich hier in den meis- K. Filipec, deuten zweifellos auf die Tatsache, dass
ten Fällen um Beigaben innerhalb der Grabgrube. das Gefäß als Urne diente und die Reste tierischen
Der Brauch ist gleichermaßen innerhalb von Rei- Ursprungs nach dem Leichenschmaus zu Ehren
hengräberfeldern als auch auf Hügelgräberfeldern
117
K. PIETA - Z. ROBAK, Early Medieval Barrows in
115
P. HEJHAL, Několik poznámek, s. 95-106. Bojná, http://www.mocenskecentra.sav.sk/publikacie.
116
V. TOVORNIK, Die frühmittelalterlichen Gräberfel- php [8. 06. 2013].
der von Gusen und Auhof bei Perg, Archeologia Aus- 118
K. FILIPEC, Slavenski paljevinski grob iz Lobora, Ar-
triaca 70, Wien, 1986, s. 429-431. chaeologica Adriatica 3, Zadar, 2010, s. 348-349.
des Toten zusammengesammelt und in das gleiche den waren123. Funde zweier Mühlsteine registrierte
Gefäß gelegt wurden. Filipec hebt hervor, dass die man auch in der Aufschüttung von Hügel 10/11 des
unterschiedlichen Tiere, die die Teilnehmer bei der österreichischen Hügelgräberfeldes Schanze bei
Bestattung verzehrten, auf einen gut situierten An- Thunau124. In der Schicht mit der Feuerstelle auf
gehörigen der slawischen Gemeinschaft weisen119. Matakova glavica wurde ein Wetzstein entdeckt125.
Am Fundort Belišće-Zagajci II entdeckte man 2008 Funde von Wetzsteinen sind im Allgemeinen sel-
ein slawisches Brandgräberfeld mit 32 Gräbern. ten und treten lediglich in einigen Gräbern aus-
In den Grabgruben fand man, neben Ruß- und As- schließlich aus dem Horizont mit heidnischen Be-
cheresten, auch Stücke von Menschen- und Tier- stattungsmerkmalen auf (Nin-Matriza, Nin-Ždrijac,
knochen in den Urnen120. In der Urne in Grab 6 am Kašić-Maklinovo brdo, Kašić-Razbojine, Velim-
slawischen Brandgräberfeld an der Lokalität Duga Velištak)126.
ulica 99 in Vinkovci wurde ein unverbrannter Eck-
zahn eines Keilers unter den Überresten verbrannter Der Versuch der chronologischen Bewertung
menschlicher Knochen entdeckt121. Weitere Funde der Funde aus Orlić
von Tierknochen (Hausrind, Schwein, Pferd, Ziege
Die Datierung der Gräberfelder aus dem Hori-
106 oder Schaf, Fischotter, Reh) an diesem Fundort ha- zont mit heidnischen Bestattungsmerkmalen in der
ben keinen klar dokumentierten Kontext, da es sich kroatischen archäologischen Literatur
um wiederholt durchgeführte Sondengrabungen der Die zeitliche Zuordnung der Funde aus Orlić
Grabgruben in einem privaten Garten handelt, und lasse ich derzeit offen. Zweifelsfrei ist die Tatsache,
der Raum dazwischen archäologisch nicht unter- dass die Orlić-Gräber jenem Horizont zugeordnet
sucht wurde. Da außerhalb der Grabgruben auch ein werden müssen, der in der nationalen archäologi-
Teil eines menschlichen Schädels entdeckt wurde, schen Literatur zumeist Horizont mit heidnischen
lassen die Autorinnen die Möglichkeit der Existenz Bestattungsmerkmalen genannt wird. Zur präzise-
eines Knochengräberfeldes oder aber vielleicht ei- ren Bestimmung der Funde aus Orlić muss ich mich
nes birituellen Gräberfeldes offen. Mit Rücksicht mit der Problematik bezüglich des besagten Gräber-
auf die Funde aus Belišće und Lobor kann es sich horizonts eingehender beschäftigen, über den in der
hierbei auch um Überreste von Bestattungsfeier- Literatur sehr unterschiedliche Meinungen und des-
lichkeiten handeln. halb auch unterschiedliche zeitliche Zuordnungen
Funde von Wetz- und Mühlsteinen stehen si- existieren. G. Bilogrivić schrieb vor kurzem darü-
cherlich auch im Zusammenhang mit Bestattungs- ber umfassender, so dass ich für einen detaillierten
bräuchen. In Orlić entdeckte man in den Hügelauf- Einblick auf seine Arbeit verweise127. Der Horizont
schüttungen über den Gräbern und Gruben sowie mit heidnischen Bestattungsmerkmalen steht ohne
in Grube I etwa 15 Wetzsteine. In Grube I/1 fand Zweifel auch mit Brandgräbern in Zusammen-
man ein Fragment eines Mühlsteins. Auch Marun hang, bzw. mit der Frage des Übergangs von der
führt insgesamt 5 Mühlsteine als Grabfunde aus Einäscherung zur Inhumation. Die für alle Gräber
den Bračić-Gärten und Tatomir’s Garten an122. Eine vorgeschlagene Datierung, sowohl für die Brand-
weitere interessante Angabe ist die Entdeckung von als auch die Knochengräber, reicht von Anfang des
Mühlsteinen am Fundort Jokina glavica in Krneza 7. bis Mitte des 9. Jahrhunderts. Wie G. Bilogrivić
als Spolien in der Ummauerung zweier Gräber aus zu Recht hervorhebt, spalten sich- grob gesagt- die
der jüngeren Schicht. Diese Mühlsteine konnten Meinungen über den genannten Zeitraum in zwei
aus dem Hügel selbst entnommen worden sein, Gruppen.
wo sie mit Gräbern aus der älteren Schicht verbun- 123
K. GUSAR, Jokina glavica, s. 50-51.
124
W. BREIBERT, Frühmittelalterliche Hügelgräber auf
119
K. FILIPEC, Slavenski paljevinski grob iz Lobora, s. der Schanze von Thunau, s. 68.
351-353. 125
K. GUSAR - D. VUJEVIĆ, Matakova glavica, s. 163,
120
K. FILIPEC - D. ROKSANDIĆ, Belišće-Zagajci II, Taf. II, 6.
Hrvatski arheološki godišnjak 5 (2008), Zagreb, 2009, 126
M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja-
s. 19-20. hurhundert, s. 209.
121
T. SEKELJ IVANČAN - T. TKALČEC, Slavensko 127
G. BILOGRIVIĆ, Čiji kontinuitet? Konstantin Porfiro-
paljevinsko groblje, s. 150. genet i hrvatska arheologija o razdoblju 7. - 9. stoljeća,
122
L. MARUN, Notizbüchern, 12. 02. und 15. 02. 1898. Radovi Zavoda za hrvatsku povijest 42, Zagreb, 2010,
– L. MARUN, Starinarski dnevnici, s. 92. s. 37-48.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Die erste Gruppe vertritt die Meinung, dass Die zweite Gruppe hingegen betrachtet die
slawische Brandbestattungen die älteste Schicht bisherigen Funde aus Gräbern mit eingeäscherten
bei Gräbern darstellen, dass der Brauch der Einä- Toten als Teile biritueller Gräberfelder, es existiert
scherung ziemlich bald unter dem Einfluss der an- allerdings keinerlei Einigkeit bezüglich der Datie-
getroffenen spätantiken Bevölkerung Dalmatiens rungsfrage; einzelne Autoren ordnen sie in die erste
aufgegeben wird und dass danach der Horizont mit oder zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts, andere ins 8.
Knochenreihengräberfeldern mit heidnischen Be- oder in den Übergang vom 8. ins 9. Jahrhundert130.
stattungsmerkmalen in Erscheinung tritt128. Brand- Die geringe Anzahl der entdeckten Brandgräber er-
gräber werden ins 7. Jahrhundert datiert, und dies klärt man mit der Unbedeutsamkeit der zugewan-
ausschließlich aufgrund der Angaben aus dem Werk derten Slawen in Dalmatien sowie der zahlenmäßig
De administrando imperio (DAI) von Konstantin großen einheimischen spätantiken Bevölkerung,
VII. Porphyrogennetos, das über die Zuwanderung unter deren Einfluss die Einäscherung bald aufge-
der Slawen und kurz darauf der Kroaten zur Herr- geben wurde. Im Hinblick auf die Knochengräber-
schaftszeit von Kaiser Herakleios (610-641) berich- felder besteht diese Gruppe hauptsächlich auf der
tet. Knochengräberfelder des heidnischen Horizonts These der Kontinuität der materiellen Kultur und
werden überwiegend von Ende des 8. bis Mitte des auch der deutlichen Überzahl der spätantiken Be- 107
9. Jahrhunderts datiert, hauptsächlich aufgrund völkerung im Verhältnis zu den slawischen Zuwan-
der Tatsache, dass im Rahmen dieser Gräberfelder derern. Ein Teil der Autoren dieser Gruppe ordnet
nur Funde westlicher Provenienz präziser zeitlich die genannten Knochengräberfelder bereits in den
bestimmt werden können. Man kann in der Tat be- Zeitraum ab der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts
haupten, dass bis vor kurzem kein einziges Grab zu.
mit archäologischen Funden entdeckt wurde, das Der Haupteinwand gegen die These der Autoren
zuverlässig vor das Ende des 8. Jahrhunderts datiert der ersten Gruppe ist die Tatsache, dass die Zahl der
werden konnte. Ein Grund dafür ist, dass Ende des bisher eindeutig archäologisch bestätigten Gräber
8. Jahrhunderts innerhalb vieler Gräberfelder Funde mit eingeäscherten Toten einfach unzureichend ist
von Karolingerwaffen und Pferdeausrüstung, aber um diese Frage endgültig abzuschließen, bzw. um
auch vereinzelte numismatische Funde erscheinen. sie als Gräber aus dem 7. Jahrhundert zu bestim-
Diese Schicht kann zudem noch im ersten Drit- men, die dann auch das älteste Zeugnis der Zuw-
tel, vereinzelt auch die gesamte erste Hälfte des 9. anderung und der ersten Zeit des Aufenthalts der
Jahrhunderts verfolgt werden. J. Belošević schlug Slawen (oder Kroaten) in Dalmatien darstellen131.
vor kurzem vor, dass dieser kulturelle Horizont als
„Übergangshorizont mit ausgesprochen karolin- 130
Zu dieser Gruppe gehören A. Milošević, Ž. Rapanić
gischem Einfluss“ gekennzeichnet wird129. Im Be- und teilweise auch D. Jelovina und Z. Vinski (sie-
he: A. MILOŠEVIĆ, Komanski elementi i pitanje
zug auf die materielle Kultur sind die Autoren der kasnoantičkog kontinuiteta u materijalnoj kulturi ra-
ersten Gruppe der Ansicht, dass sie der neu zuge- nosrednjovjekovne Dalmacije, Diadora 11, Zadar,
wanderten slawischen Bevölkerung zugeschrieben 1989, s. 347-359. – A. MILOŠEVIĆ, Karolinški ut-
werden sollte. Diese formte die Kultur dann unter jecaji u kneževini Hrvatskoj, in: Hrvati i Karolinzi.
Rasprave i vrela. (Ed. A. Milošević), Split, 2000, s.
bestimmten Einflüssen der angetroffenen spätanti-
311-341. – Ž. RAPANIĆ, Prilog proučavanju konti-
ken Bevölkerung. nuiteta naseljenosti u salonitanskom ageru, Vjesnik za
128
Zu dieser Gruppe gehören J. Belošević, Z. Gunjača, arheologiju i historiju dalmatinsku 74, Split, 1980, s.
A. Piteša, M. Jarak (Vergleich J. BELOŠEVIĆ, Mate- 189-217. – D. JELOVINA, Starohrvatske nekropole,
rijalna kultura Hrvata, s. 133-140. – A. PITEŠA, Sla- s. 147-164. – Z. VINSKI, Glose uz dvije novije knjige
veni i rana hrvatska država, Vjesnik za arheologiju i o prošlosti Slavena, Starohrvatska prosvjeta, s. 3, 16
historiju dalmatinsku 95, Split, 2002, s. 471-518. – M. (1986), Split, 1987, s. 195-235). In jüngster Zeit hat
JARAK, Zapažanja o grobljima 8. i 9. stoljeća u Dal- auch F. Curta (F. CURTA, Etnicitet u ranosrednjov-
maciji, Opuscula Archaeologica 26, Zagreb, 2002, s. jekovnij arheologiji: Primjer ranoslavenskih nalaza u
247-255. – M. JARAK, Smjernice u razvoju srednjov- jadranskoj regiji, Starohrvatska prosvjeta, s. 3, 37, s.
jekovne arheologije u Hrvatskoj, Opuscula Archaeo- 17-50.) eine ähnliche Meinung.
logica 30, Zagreb, 2006, s. 183-224.), ich selbst vertrat
131
Auf solch eine Interpretation besteht besonders
auch solch eine Ansicht in meinen frühesten Arbeiten J. Belošević (Vergleich J. BELOŠEVIĆ, Starohr-
(M. PETRINEC, Dosadašnji rezultati istraživanja, s. vatsko groblje na Ždrijacu, s. 18). Z. Gunjača ist in
205-246). dieser Hinsicht weitaus vorsichtiger (Vergleich Z.
129
J. BELOŠEVIĆ, Razvoj i osnovne značajke, s. 84. GUNJAČA, Groblje u Dubravicama, s. 168). Auf die
Der zweite ernsthafte Nachteil bei der ersten Grup- Auch in diesem Fall möchte ich die Möglichkeit der
pe ist ihre Annahme, dass sich der Übergang von Existenz von birituellen Gräberfeldern in besagtem
der Einäscherung zur Inhumation auf einmal und Gebiet nicht verwerfen, doch halte ich es für völ-
zeitgleich im gesamten Territorium ereignet, das die lig unangebracht zwei Gräberfelder als birituell zu
Slawen im 7. Jahrhundert bewohnen. Slawen, die kennzeichnen, für die das Gegenteil zuverlässig
die Karstfelder in Dalmatien, Lika und Südwest- festgestellt wurde133. Bei Knochengräberfeldern be-
bosnien besiedeln (das Gebiet, in dem das kroati- steht man auf der Datierung einzelner Fundorte be-
sche Fürstentum im 9. Jahrhundert gegründet wird), reits ins 7. Jahrhundert und dies aufgrund von selte-
leben in Stammes - und Familiengemeinschaften nen und räumlich dicht verstreuten Funden. Weder
und sind nicht in einer festen staatlichen Organi- versucht man ihr Auftreten zu erklären noch sie im
sation eingegliedert. Untereinander sind sie nicht Kontext von Gräberfeldern in denen sie gefunden
verbunden, wahrscheinlich spielt sich auch das wurden zu datieren. Man ist eher bemüht räumlich
Zusammenleben mit der angetroffenen spätantiken entferntere Analogien aus kulturell völlig anderen
Bevölkerung nicht im gesamten Raum identisch ab. Umfeldern zu suchen mit der Überzeugung, dass
Die Überzeugung, dass die Periode der Einäsche- die Funde auch einen ethnischen Ausdruck haben134.
108 rung von kurzer Dauer „sein musste“ und dass die Unter Berücksichtigung der Autorenmeinungen
Gräber mit eingeäscherten Toten zwangsläufig älter beider besagter Gruppen und besonders im Hin-
als die Knochengräber „sein mussten“, hat tatsäch- blick auf die neuesten Funde aus Orlić, aber auch
lich eher zur Verschleierung als zur Aufklärung jene aus Krneza und Podvršje, bin ich der Ansicht,
des Gesamtbildes beigetragen. Damit möchte ich dass die Problematik frühmittelalterlicher Gräber-
jedoch nicht behaupten, dass die Möglichkeit der felder im Territorium, in dem im 9. Jahrhundert das
Existenz von Brandgräberfeldern vor dem 7. Jahr- kroatische Fürstentum entstehen wird, völlig anders
hundert nicht besteht. anzugehen ist.
Der zweiten Autorengruppe kann man ihre nicht Zuerst ist die Annahme zu verwerfen, dass ein
durchdachte und oft nicht argumentierte Reinterpre- einheitlicher Horizont mit Brandgräberfeldern exis-
tation fremder archäologischer Ausgrabungen übel- tiert, der den Knochengräberfeldern vorhergeht und
nehmen, an denen sie selbst nicht teilgenommen der zeitgleich irgendwann im 7. Jahrhundert mit der
haben, aber auch die selektive Verwendung einzel- vollständigen Übernahme der Inhumation schwin-
ner archäologischer Funde oder die ausschließliche det.
Verknüpfung jener Deutungen und solcher Funde, Mit der Einäscherung der Toten sollte sicherlich
die ihre eigenen Thesen untermauern. So wurden bis in das 8. Jahrhundert noch gerechnet werden.
beispielsweise die Gräberfelder auf Maklinovo Brandgräber und Gräberfelder, so auch mögliche
brdo in Kašić und jenes in Dubravice wiederholt zu birituelle Gräberfelder, gehören dem gleichen Ho-
birituellen Gräberfeldern erklärt, obwohl ihre Er- rizont an wie die Knochengräberfelder mit heid-
forscher, beide Archäologen mit großer Erfahrung nischen Bestattungsmerkmalen. Im Bezug auf
im Feld, ausdrücklich das Gegenteil behaupten132. die Knochengräberfelder kann man nicht aussch-
Möglichkeit einer späteren Datierung vereinzelter ließlich von Reihengräberfeldern sprechen, son-
Fundorte mit Brandgräbern verwies ich 2009. (Ver- dern auch die Existenz von Gräberfeldern unter
gleich M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis Hügeln und Gräberfeldern, die nachträglich in be-
11. Jahurhundert, s. 178-183; 311-312).
reits bestehende Hügel angelegt werden, zur Kennt-
132
F. Curta behauptet zum Beispiel wörtlich: „Während
der Ausgrabungsleiter Janko Belošević zu Beginn die
Idee zweier getrennter Gräber vorbrachte, mit Einä-
133
Für den Fundort Velim-Velištak bleibt die Möglichkeit
scherungen, die vor die Inhumation datieren würden, offen, dass es sich um ein birituelles Gräberfeld han-
erklärte Zdenko Vinski später, dass es sich um ein bi- delt (Siehe: T. SEKELJ IVANČAN - T. TKALČEC,
rituelles Gräberfeld handelt, das man ins VIII. und IX. Slavensko paljevinsko groblje, s. 174).
Jahrhundert datieren müsste. Ante Milošević, der die
134
Hier denke ich in erster Linie an die sogenannten Ko-
Idee von Vinski übernahm, deutete darauf, dass zu- mani-Anhänger sowie vereinzelte Funde von Frauen-
mindest eines der Knochengräber in Kašić in die erste schmuck. Darüber mehr siehe im Text. Da es sich um
Hälfte oder Mitte des VII. Jahrhunderts datiert werden eine Problematik handelt, die eine umfassendere als
kann, da unter den Funden in diesem Grab ein silber- die im Rahmen dieses Textes mögliche Betrachtung
ner, halbmondförmiger perforierter Riemenanhänger verlangt, möchte ich mitteilen, dass ich mich damit
entdeckt wurde“ (Vergleich F. CURTA, Etnicitet u ra- bald bei anderer Gelegenheit ausführlicher beschäfti-
nosrednjovjekovnij arheologiji, s. 30). gen werde.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

nis nehmen. Letztere können nicht ausschließlich bei Krneza und Podvršje- Jokina und Duševića gla-
als Übernahme oder Verwendung einer älteren vica in Betracht gezogen werden, an denen verein-
Kultstätte gedeutet werden (obgleich auch dies in zelte Funde entdeckt wurden, die in der kroatischen
Einzelfällen möglich ist). Es ist eher denkbar, dass archäologischen Literatur gespaltene Meinungen
zumindest ein Teil davon bewusst gewählt wurde hervorrufen. Es handelt sich dabei vor allem um die
aufgrund der Tatsache, dass diese Bestattungsart sogenannten Komani-Anhänger. Bis vor kurzem
den Bestattungsbräuchen jener Menschen ähnelte, war innerhalb des Horizonts mit heidnischen Be-
die sie als ihre letzte Ruhestätte aussuchten. Jede stattungsmerkmalen nur ein Gegenstand dieser Art
Brandspur, Feuerstelle, Grube oder Gefäß mit As- bekannt und zwar jener aus Grab 54 von Maklinovo
che muss nicht unbedingt auf ein Brandgrab hin- brdo in Kašić135. Forschungsleiter J. Belošević da-
deuten, sondern kann auch auf bestimmte und hier tierte diesen Fund an den Beginn des 8. Jahrhun-
bereits genannte Rituale hindeuten, die bei der Be- derts, dies tat er wiederum auch bei der jüngsten
stattung abgehalten wurden. Wie ich bereits betonte Veröffentlichung des Gräberfeldes136. Über diesen
sind diese Erscheinungen eng mit dem Horizont mit Fund, aber auch andere Funde aus dem Gebiet Dal-
heidnischen Bestattungsmerkmalen verbunden. matiens, Nordalbaniens und Mazedoniens berichte-
Alle Gräberfelder dieses Horizonts kennzeich- te mehrfach A. Milošević, der sie der ersten Hälfte 109
nen sich auch durch das sehr ähnliche und in der des 7. Jahrhunderts zuschreibt137. Einen stärkeren
Regel sehr einfache Grabinventar aus; Keramikge- chronologischen Anhaltspunkt findet er im Fund
schirr, kleine Eisenmesser, Lanzen, Feuersteine und aus Ston, wo ein Anhänger (?) dieses Typs gemein-
Feuerstähle, Spinnwirbel aus Keramik, in kleinerer sam mit einer frühbyzantinischen Riemenschnalle
Menge Eisenpfeile, Sicheln und Frauenschmuck, des Typs Balgota/Pergamon entdeckt wurde. Inte-
und nur selten Eisenbeile, beinerne Kämme und ressanterweise betrachtet Milošević gerade dieses
Nadelbehälter. Auch die Funde aus Orlić passen Exemplar aus Ston als etwas jünger (wenn auch
vollständig in dieses Bild. nicht wesentlich) als die anderen Exemplare, die er
Die angeführten Umstände erlauben die erörtert138. Da Ston in das erste Viertel des 7. Jahr-
Schlussfolgerung, dass, unabhängig davon ob es hunderts datiert, müssten die anderen Anhänger äl-
sich um Einäscherung oder Inhumation oder aber ter sein, bzw. dem frühen 7. Jahrhundert zugehören.
um Reihengräberfelder oder Gräberfelder unter Etwa zehn Jahre später ordnet Milošević das Grab
Hügeln handelt, es hierbei um einen einheitlichen in Ston in die Mitte des 7. Jahrhunderts ein, unter
kulturellen Horizont geht, der der Periode der Ent- der Annahme, dass die Schnalle des Typs Balgota/
stehung des kroatischen Fürstentums vorhergeht, Pergamon hier in sekundärer Verwendung ist139.
bzw. der an vereinzelten Fundorten noch während Dabei untermauert er seinen Standpunkt des se-
des ersten Drittels, in einigen Gegenden auch in der kundären Gebrauchs der Schnalle überhaupt nicht.
ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts zu verfolgen ist. Falls diese Annahme allerdings richtig ist, so ver-
Während jedoch die obere Grenze archäologisch liert die Schnalle die datierende Bedeutung für den
gut erkennbar ist, bleibt die Frage bezüglich der im gleichen Grab entdeckten Anhänger. Anhand der
unteren Grenze der Erscheinung von Gräberfeldern neu erstellten Datierung des Grabs in Ston schreibt
dieses Horizonts noch offen. Auch heute kann man Milošević das Gräberfeld auf Maklinovo brdo (oder
sagen, dass ihre Entstehung im Rahmen zweier zumindest einen Teil des Gräberfeldes) der zweiten
sogenannter finsterer Jahrhunderte zu suchen ist. Hälfte des 7. Jahrhunderts zu und folgert, dass die

Zeitgenössische Funde byzantinischer Provenienz 135


J. BELOŠEVIĆ, Materijalna kultura Hrvata, s. 92-93.
- 7. oder 8. Jahrhundert (?) 136
J. BELOŠEVIĆ, Altkroatisches Gräberfeld auf Ma-
klinovo brdo, s. 86-91.
Eine genauere Datierung vereinzelter Fundorte 137
A. MILOŠEVIĆ, Komanski elementi, s. 347-359.
innerhalb des 7. oder 8. Jahrhunderts war anhand – A. MILOŠEVIĆ, Karolinški utjecaji, s. 311-341.
archäologischer Funde bisher nicht möglich, beson- – A. MILOŠEVIĆ, Ponovo o nalazima „komans-
ders nicht in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts, kog“ obilježja u Dalmaciji, Godišnjak Centra za
balkanološka ispitivanja ANUBiH 36, Sarajevo, 2009,
womit ich mich später eingehender befassen werde.
s. 97-119.
Dabei sollten sicherlich auch die neuesten Ergeb- 138
A. MILOŠEVIĆ, Komanski elementi, s. 351-354.
nisse der Radiokarbonanalyse von zwei Fundstätten 139
A. MILOŠEVIĆ, Karolinški utjecaji, s. 107.
Anhänger- neben einigen anderen Funden im norda- „Die Datierung ins frühe VII. Jahrhundert wurde
driatischen Raum- von der ausgesprochen spätanti- durch den Hortfund aus Grab 32 in Lezha bestä-
ken Kontinuität der materiellen Kultur zeugen, tigt, wo man einen solchen Anhänger zusammen
dass diese Kontinuität eine starke Anwesenheit der mit dem Fragment einer slawischen Bogenfibel des
spätantiken Bevölkerung beweist, dass die Funde in Typs I C nach Werner entdeckte“143. Ferner verweist
den Gräbern sogar die Toten in direkter Weise eth- er auf seine Arbeit, in der er sich mit der Chronolo-
nisch bestimmen. F. Curta, der Milošević’s Ansich- gie der Fibel des genannten Werner Typs beschäf-
ten grundlegend teilt, stiftet zusätzliche Verwirrung tigt144. Doch gerade da kommt es zu einem Problem.
bezüglich der Datierung des sogenannten Komani- Curta schlägt nämlich für Grab 32 aus Lezha eine
Anhängers aus Grab 54140. Er behauptet folgendes: wesentlich spätere Datierung vor. Zuerst bringt er
„...Ante Milošević bewies, dass mindestens eines es indirekt, über die aus Ston stammende Schnalle
der Knochengräber in Kašić in die erste Hälfte oder des Typs Balgota/Pergamon in Verbindung mit dem
in die Mitte des VII. Jahrhunderts datiert werden frühawarischen Kriegergrab 67 aus Győd in Ungarn
kann, da man unter den Funden aus diesem Grab und danach aufgrund einzelner Funde aus diesem
einen silbernen, halbmondförmigen perforierten awarischen Grab mit den bajuwarischen Grabein-
110 Riemenanhänger fand. Ähnliche Riemenanhänger heiten aus dem letzten Drittel des 7. Jahrhunderts145.
sind auch von anderen Fundorten entlang der adri- Ferner bringt er das Fragment einer Fibel des Typs
atischen Küste bekannt, ferner im Hinterland von I C nach Werner aus Grab 32 aufgrund von Mille
Albanien und in Mazedonien sowie an Stätten, die fiori Perlen146 in Beziehung mit Grab 4 am Fundort
mit der sogenannten Komani-Kultur verbunden Koman und dem spätawarischen Riemenbeschlag
sind. In Ston auf der Halbinsel Pelješac steht ein (Typ 244 nach Zábojniík)147 und eröffnet somit die
halbmondförmiger Riemenanhänger in Zusammen- Möglichkeit einer späteren Datierung, bzw. in die
hang mit dem Riemenanhänger des Typs Pergamon, erste Hälfte des 8. Jahrhunderts.
der in die erste Hälfte des VII. Jahrhunderts datiert Im Jahre 2004 entdeckte man auf Velištak in
wurde. Wenn man somit diese Analogien berück- Velim einen weiteren bronzenen halbmondförmi-
sichtigt, kann Grab 54 aus Kašić in die erste Hälfte gen Anhänger in einem Kindergrab148. Außer dem
des VII. Jahrhunderts datiert werden“141. Auch Anhänger fand man auch einen Silberohrring im
wenn Curta alle bisher veröffentlichten Arbeiten Grab. Die Erforschung dieses Gräberfeldes ist noch
von Milošević zitiert, die sich mit den Komani-An- nicht abgeschlossen und die bisherigen Ergebnisse
hängern beschäftigen, verschweigt er aber vollstän- sind- mit Ausnahme von kurzen Berichten- un-
dig die Tatsache, dass dieser Autor im Jahre 2000 veröffentlicht. Bereits 2007 äußerte ich mich zu
seine Meinung änderte indem er folgerte, dass die diesem Fund, aber auch zu jenem aus Kašič, insbes-
byzantinische Schnalle des Typs Balgota/Pergamon
in Ston in sekundärer Verwendung war und darauf- 143
F. CURTA, Etnicitet u ranosrednjovjekovnij arheo-
hin den Fund aus Ston in die Mitte und Grab 54 aus logiji, s. 31, Anm. 85.
Kašić in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts da- 144
F. CURTA, Some remarks on bow fibulae of Werner’s
tiert. Curta beruft sich bei der zeitlichen Zuordnung class I C, Slavia Antiqua XLIX, Poznań, 2008, s. 45-
98.
von Ston in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts auf 145
F. CURTA , Some remarks on bow fibulae, s. 55, 57.
J. Kovačević, der den Anhänger aus Ston mit der 146
An dieser Stelle möchte ich die Tatsache außer Acht
sogenannten Komani-Kultur zwar verbindet, ihn lassen, dass diese Perlen für die Datierung nicht rele-
aber ins späte 5. Jahrhundert datiert142. Zur zusätzli- vant sind, und Curta zeigt sie auch nicht auf der Zeich-
nung, auf der das Inventar aus Grab 32 dargestellt ist.
chen Untermauerung der Datierung des Anhängers
Die Arbeit von F. Prendi, auf dessen Grundlage Curta
aus Kašić in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts seine Zeichnung des Fundes aus Grab 32 bringt, steht
stellt Curta in Anmerkung 85 folgende Behauptung: mir leider nicht zur Verfügung.
147
J. ZABOJNİK, Seriation von Gürtelbeschlaggarni-
140
F. CURTA, Etnicitet u ranosrednjovjekovnij arheo- turen aus dem Gebiet der Slowakei und Österreichs
logiji, s. 30-32. (Beitrag zur Cronologije der Zeit des Awarischen Ka-
141
F. CURTA, Etnicitet u ranosrednjovjekovnij arheo- ganats), in: K problematike osídlenia stredodunajskej
logiji, s. 30-31. oblasti vo včasnom stredoveku, Nitra, 1991, s. 317,
142
J. KOVAČEVIĆ, Arheologija i istorija varvarske ko- Taf. 38.
lonizacije južnoslovenskih oblasti od IV. do početka 148
R. JURIĆ, Ranosrednjovjekovno groblje u Velimu, s.
VII. veka, Novi Sad, 1960, s. 25. 228.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

ondere im Zusammenhang mit halbmondförmigen sieht ein, dass innerhalb der Komani-Kultur auch
Anhängern149. Ich setzte sie in Verbindung mit der unterschiedliche andere vereinzelte Kultureinflüsse
Darstellung des Mädchens auf der Freske, die in die erkennbar sind. Er verweist auf Funde germani-
zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts datiert und sich in scher Zugehörigkeit, die in sekundärem Gebrauch
der Kirche Santa Maria Antiqua in Rom befindet, während des 6. und 7. Jahrhunderts sind, auf awa-
bzw. ich verwies auf die Möglichkeit einer ande- rische Funde aus dem 7. und 8. Jahrhundert sowie
ren Provenienz, aber auch einer späteren Datierung slawische Funde aus dem 8. und teilweise 9. Jah-
des halbmondförmigen Anhängers. Dabei erwähnte rhundert151. Wichtig ist zugleich die Anmerkung,
ich auch die Darstellung von einem Ohrring, den dass die Komani-Kultur ungefähr in den Zeitraum
das Mädchen trug. Ferner nahm ich Bezug auf die vom 6. bis zum Anfang des 9. Jahrhunderts datiert.
Schlussfolgerungen von F. Daim hinsichtlich der Meines Wissens kann die Mehrheit der Typen, die
auf der gleichen Freske abgebildeten Riemengarni- in ihrem Repertoire vertreten ist, nicht präziser da-
tur. tiert werden, wobei die Bestimmung ihrer Verwen-
A. Milošević reagierte besonders heftig auf mei- dungsdauer noch weniger möglich ist152.
nen Text, worauf ich hier kurz eingehen möchte. Er Um noch einmal auf die umstrittene byzantini-
ging bereits 1989 von der Annahme aus, dass die sche Freske zurückzukommen, deren Datierung in 111
hier genannten Anhänger eine Besonderheit der die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts von Milošević
materiellen Kultur der Komani sind (in der Lite- nicht in Frage gestellt wird. Er geht allerdings
ratur wird sie noch als Komani-Kruje Kultur oder davon aus, dass die Gestalten auf der Freske auf
Horizont Kalaja Dalmaces bezeichnet), bzw. dass der Grundlage von älteren Vorlagen entstanden und
sie kennzeichnend und einzigartig gerade in dieser demnach folgert er, dass der darauf dargestellte
kulturellen Gruppe sind, die ansonsten in Nordalba- Schmuck charakteristisch für das 6. und 7., aber
nien, Westmazedonien und im Hinterland von Mon- nicht 8. Jahrhundert ist153. Als einziges Argument
tenegro verbreitet ist150. Aufgrund einer solchen für diesen Rückschluss führt er seine eigene frühere
Annahme ging er sogar einen Schritt weiter und These an, dass das Beil und die Spangenhelme auf
folgerte, dass dalmatinische Funde dieser Anhänger zwei mazedonischen Fresken aus dem 14. Jahrhun-
von einem weiten Ausbreitungsgebiet der Komani- dert anhand älterer künstlerischer Vorlagen entstan-
Kultur- einschließlich entlang eines größeren Teils
der heutigen kroatischen Adriaküste im 7. Jahrhun-
151
A. MILOŠEVIĆ, Ranosrednjovjekovna bojna sjekira
iz Vedrina kod Trilja i drugi nalazi sjekira tog vremena
dert- zeugen. Meine Vermutung lag anders, bzw. ich na području Hrvatske, Vjesnik Arheološkog muzeja u
ging von byzantinischen Anhängern aus, die nicht Zagrebu, ser. 3, 20, Zagreb, 1987, s. 116, Anm. 60.
nur für die genannte Komani-Kulturgruppe charak- Über die Problematik der sog. Komani-Kultur schrieb
teristisch waren sondern auch weiter. Zweifellos auch K. Gusar vor kurzem ausführlich (Vergleich K.
GUSAR - D. VUJEVIĆ, Duševića glavica, s. 112-
hatte die Komani-Gruppe in der isolierten Berg- 117).
gegend eine spezifische materielle Kultur, die in 152
I. RAJTERIČ SIVEC, Oris arheološkega stanja i
der Regel von der spätantiken Tradition beeinflusst povojna raziskovanja zgodnjesrednjeveške arheo-
war. Jedoch ist die Komani-Kultur nicht eine voll- logije v Albaniji, Arheološki vestnik XXV, Ljubljana,
1974, s. 552-574. – E. МАНЕВА, Средновековен
ständig verschlossene Erscheinung. Es wurden Ge- накит од Македонија. Скопје, 1992, s. 13-14. – E.
genstände an albanischen Fundorten entdeckt, ins- NALLBANI, Resurgence de l‘antiquité tardive dans
besondere frühe byzantinische Schnallen, die mit les Balkans occidentaux; Etudé de sépultures du nord
der damaligen byzantinischen Produktion in Verb- de l‘Albanie, Hortus Artium Medievalum 10, Zagreb,
2004, s. 25-42. – E. NALLBANI, Urban and rural fu-
indung gebracht werden können und die im gesam- nerary practices in Early Medieval Illyricum. Some
ten östlichen Mittelmeerraum und weiter verstreut General Considerations, The Material and the Ideal
sind. Unter diesen Schnallen gibt es eine Reihe von 70, Leiden - Boston, 2007, s. 47-61. – Ђ. ЈАНКОВНЋ
Abarten dieses einen Typs, die man als spätere lo- - E. ЗЕЧЕВИЋ, Архєолошки слојеви, in: Српско
поморје од 7. до 10. столећа/Serbian maritime from
kale Imitationen betrachten kann. Selbst Milošević 7th to 10th century, Београд, 2007, s. 19-55. – F.
CURTA, Seventh-century fibulae with bent stem in
149
M. PETRINEC, „Komanski privjesci“ i pojasni jezičac the Balkans, Archaeologia Bulgarica 17, Sofia, 2013,
s Bribirske glavice, Starohrvatska prosvjeta, ser. 3, 34, s. 49-70.
Split, 2007, s. 79-87. 153
A. MILOŠEVIĆ, Ponovo o nalazima „komanskog“
150
A. MILOŠEVIĆ, Komanski elementi, s. 351. obilježja u Dalmaciji, s. 107.
den154. Der zweite Einwand von Milošević ist der, Ich berichtete schon mehrfach über Ohrringe des
dass F. Daim’s Ansichten mich zu meinen Schluss- genannten Typs vor allem aufgrund der Tatsache,
folgerungen verleiteten. Daim bestimmte nämlich dass sie bis vor kurzem in der Literatur als Importe
Teile der Riemengarnitur auf der Freske als Typ aus dem Gebiet der Kärnten-Köttlach-Kultur be-
Hohenberg. In der zugehörigen Anmerkung erklärt trachtet wurden. Aus diesen Texten ist erkennbar,
Milošević sowohl Daim als auch mir, dass es sich dass ich dieser Gruppe unterschiedliche verwandte
tatsächlich aber um eine spätantike oder frühbyzan- Abarten einordnete (mit Schleifen, mit Schleifen
tinische U-förmige Riemenzunge handelt155. und durchgezogenen Kettchen, mit Schleifen und
Auch im Falle des Anhängers und Ohrrings gegossener Traube)159. Unter den dort genannten
verfährt er ähnlich. Den Anhänger beschreibt er als Ohrringen gibt es, im Unterschied zu den Exem-
dreiarmigen und nicht als halbkreisfömigen Typ. plaren mit wahrlich durchgezogenen Ringlein und
Dabei handelt es sich eigentlich um den gleichen, Ringen (Đevrske-Ležajića Glavica, Ostrovica-
weit verbreiteten Typ des lunularen (oder halb- Greblje, Danilo-Šematorij), auch Exemplare, die
mondförmigen) Anhängers, der in unterschiedli- Anhänger aus gewundenem Draht haben (Šibensko
chen Abarten in einem weiten Gebiet anzutreffen Donje Polje, Biskupija-Crkvina, Nin-Ždrijac, Bilja-
112 ist. Schließlich sieht auch Milošević selbst dies ein ne Donje-Trljuge/Pržine, Biljane Donje Begovača).
und führt einzelne Exemplare Frauenschmucks aus Dies betrachtete ich nicht- und betrachte es noch
dem 8. und 9. Jahrhundert aus dem Gebiet West- immer nicht- als besonders bedeutend in chronolo-
pannoniens und des zentralen Donaugebiets an156. gischem Sinne. Alle genannten Abarten von Ohr-
Ferner nimmt er an, dass die luxuriösen halbmondf- ringen behandelte ich als einheitliche Gruppe und
örmigen Anhänger im Vergleich zu jenen aus Kašić versuchte sie zeitlich nach den bis dahin bekannten
und Velim eine andere Funktion hatten. Doch ist Funden einzuordnen. Ich stellte fest, dass sie etwa
gerade die Position des halbmondförmigen Anhän- in die Mitte oder an den Anfang der zweiten Hälfte
gers- zwischen den Oberschenkelknochen des Mäd- des 9. Jahrhunderts datiert werden können. Mit der
chens- bei der Entdeckung in Velim hinweisend auf Entdeckung in Velim ist meiner Meinung auch ein
die Trageweise, wie sie auf der Freske dargestellt früheres Auftreten im letzten Drittel des 8. oder in
ist, bzw. man trug ihn hängend um den Riemen157. der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts möglich160.
Deshalb hat er die völlig gleiche Zierfunktion wie Hätte ich demzufolge gewusst, dass es sich beim
auch die frühbyzantinischen luxuriösen Anhänger Fall aus Velim um gewundenen Draht handelt und
auf die Milošević verweist, zumindest im Falle des nicht um ein durchgezogenes Kettchen, hätte dies
besagten Grabes. Der Ohrring aus Velim wurde überhaupt nicht meine Schlussfolgerungen be-
neben dem Schädel des Mädchens entdeckt und züglich der Darstellung auf der Freske beeinflusst.
war aus gewundenem Silberdraht angefertigt. Da Interessanterweise schlussfolgert Milošević, dass
Milošević der Ansicht ist, dass ich den Typ Ohrring der Typ Ohrring mit Anhänger aus gewundenem
mit Anhänger aus gewundenem Draht absichtlich Draht und der Typ Ohrring mit hängenden Ket-
in Typ Ohrring mit hängenden Kettchen änderte tchen zwei unterschiedliche Typen sind, die sich
um ihn in Verbindung mit der Darstellung auf der auch chronologisch nicht vollständig decken. Dies
Freske zu setzen, sei auf folgendes zu verweisen158. ist aber widersprüchlich zu den Schlussfolgerun-
gen in einem seiner anderen Texte. Dort publiziert
154
A. MILOŠEVIĆ, Ranosrednjovjekovna bojna sjekira, er (gemeinsam mit V. Gunjača-Gašparac) Ohrringe
s. 118, Anm. 64. aus Krugljačica in Otok bei Sinj, die Anhänger aus
155
Vergleich F. DAIM, “Bizantinische” Gürtelgarnituren gewundenem Draht haben, und erörtert ausführlich
des 8. Jahrhunderts, in: Die Awaren am Rand der by-
zantinischen Welt. Studien zu Diplomatie, Handel und
Technologietransfer im Frühmittelalter, Monograp- 159
M. PETRINEC, Dosadašnji rezultati istraživanja, s.
hien aus Frühgeshchichte und Mittelalterarchäologie 217. - M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11.
7, Innsbruck, 2000, s. 136-159. Jahurhundert, s. 232-234.
156
A. MILOŠEVIĆ, Ponovo o nalazima „komanskog“ 160
M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja-
obilježja u Dalmaciji, s. 110, Anm. 49. hurhundert, s. 234. Dies geht zudem auch aus meinem
157
R. JURIĆ, Ranosrednjovjekovno groblje u Velimu kod Text über die Darstellung der Freske hervor (Ver-
Benkovca, s. 228. gleich M. PETRINEC, „Komanski privjesci“ i pojasni
158
A. MILOŠEVIĆ, Ponovo o nalazima „komanskog“ jezičac s Bribirske glavice, s. 79-87.) obwohl ich mich
obilježja u Dalmaciji, s. 104. dort nicht näher mit den Ohrringen beschäftige.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

diesen von dalmatinischen Gräberfeldern stammen- Schließlich sei im Bezug auf die Freske auch auf
den Typ Schmuck161. Dabei sind die genannten Ohr- F. Daim’s Annahme hinzuweisen, dass der Junge
ringe weder typologisch noch chronologisch nach auf der Freske eine luxuriöse Riemengarnitur - ähn-
der Form des Anhängers auf dem Ringlein einge- lich der in Hohenberg entdeckten- trug. Seiner Mei-
ordnet. Die vorgeschlagene Datierung ist zeitlich nung nach stammt diese Garnitur und vereinzelte
etwas, aber nicht wesentlich früher als meine eige- ihr verwandte Funde wie die Riemenzunge aus Bol-
ne. Zusätzlich wird eine meiner Arbeiten mehrfach zano und von Bribirska glavica aus byzantinischen
und ohne polemischen Ton zitiert. Desweiteren ver- Werkstätten und stellt sie in Verbindung mit der by-
wundert auch die Tatsache, dass die Ohrringe mit zantinischen repräsentativen Kultur. Dabei betont
Anhänger aus gewundenem Draht aus Krugljačica er, dass sie nicht mit der awarischen Kultur verbun-
ans Ende des 8. Jahrhunderts datiert sind, was völ- den werden können, wie dies häufig in der Literatur
lig der Datierung entspricht, die ich für Velim vor- der Fall ist164. Seine Schlussfolgerungen habe ich
schlug. gewissenhaft in meinen Text übertragen. Im Hin-
Milošević’s nächster Einwand bezieht sich auf blick auf die byzantinische Zugehörigkeit der Ob-
meine Deutung des Charakters des Gräberfeldes auf jekte auf der Freske gibt es keine Uneinigkeit zwi-
Maklinovo brdo in Kašić. Er wirft mir vor, dass ich schen Daim und Milošević. Der Unterschied liegt 113
leichtfertig zu dem Schluss kam, dass es sich hier- darin, dass Daim die Abbildungen als zeitgleich zur
bei um ein einschichtiges Reihengräberfeld handelt. Periode ansieht, in der die Freske entstand, d.h. in
Zu dieser Schlussfolgerung kam ich aufgrund von der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, während
bis dahin veröffentlichten Angaben. Falls überhaupt Milošević die Meinung vertritt, dass sie anhand von
Zweifel daran bestanden, sei zu beachten, dass Vorlagen aus dem 6. und 7. Jahrhundert entstanden.
selbst der leitende Forscher J. Belošević vor kur- In meinen Rückschlüssen über halbmondförmi-
zem bei der Veröffentlichung des Gräberfeldes zu ge Anhänger stellte ich nichts anderes fest als das
dem genau gleichen Schluss kam162. Ferner versch- sie, entsprechend der anderen Funde von Frauen-
weigt Milošević meinen Hinweis, dass Grab 54, in schmuck im Horizont der Gräber mit heidnischen
dem sich der halbmondförmige Anhänger befand, Bestattungsmerkmalen (Ohrringe, Halsketten, Tor-
in unmittelbarer Nähe zu Gräbern mit archäolo- ques, Ringe), als Elemente der spätantiken (früh-
gischen Funden entdeckt wurde, die sich zeitlich byzantinischen) Frauentracht des ostmediterranen
recht genau, aber nicht früher als die zweite Hälfte Raums gedeutet werden müssen, durch welche sie
des 8. Jahrhunderts einordnen lassen. Es handelt bei verschiedenen Völkern Europas eine umfassen-
sich dabei um Grab 52 mit einem Paar frühkaro- de Verwendung finden165. Mit der Verknüpfung der
lingischer Sporen mit vogelartigen Riemenzungen, Schmuckfunde aus Maklinovo brdo und aus Velim
Grab 53 mit Torques und traubenförmigen Ohrrin- mit den Abbildungen auf der Freske in der Kirche
gen und Grab 55 mit einem Fund einer spätawari- Santa Maria Antiqua möchte ich verdeutlichen,
schen Riemenzunge163. Demzufolge ist nicht sehr dass solche Schmuckformen in der byzantinischen
wahrscheinlich, dass die Bestattung in Grab 54 Frauentracht noch im 8. Jahrhundert anwesend sind
150 Jahre früher als die drei umliegenden Gräber (und nicht ausschließlich im 6. und 7. Jahrhundert,
stattfand. Damit wird auch Milošević’s Behauptung wie es Milošević behauptet), so dass die Freske
widersprochen, dass ich mich wegen mangelnden in diesem Sinne auch für Schmuckformen, die in
archäologischen Angaben zur Datierung des Grä- „Gräbern, auf unseren Seiten entdeckt wurden“,
berfeldes auf Maklinovo brdo ausschließlich auf relevant ist. Meine Ansicht, dass die halbmondf-
die Darstellung der umstrittenen Freske beziehe, örmigen Anhänger byzantinischen Ursprungs sind,
was einfach nicht der Wahrheit entspricht. widerspricht Milošević’s Meinung, der sie als cha-
rakteristisch ausschließlich für die sogenannte Ko-
161
V. GUNJAČA GAŠPARAC - A. MILOŠEVIĆ, Dva mani-Kultur betrachtet, als ihre Besonderheit. Ihr
nova zanimljiva srednjovjekovna grobna nalaza
Auftreten in Dalmatien, so Milošević, zeugt von der
iz okolice Sinja, Prilozi Institua za arheologiju 24
(2007), Zagreb, 2008, s. 443-452.
162
J. BELOŠEVIĆ, Altkroatisches Gräberfeld auf Ma- 164
Vergleich F. DAIM, “Bizantinische” Gürtelgarnituren,
klinovo brdo, s. 135. s. 77-79.
163
Vergleich M. PETRINEC, „Komanski privjesci“ i po- 165
M. PETRINEC, „Komanski privjesci“ i pojasni jezičac
jasni jezičac s Bribirske glavice, s. 82. s Bribirske glavice, s. 82.
Ausbreitung dieser einzigartigen Komani-Kultur entrachten. Zudem ist der Riemen im Allgemeinen
entlang unserer Küste während des 7. Jahrhunderts. kein Element, das im Gebiet der Komani-Kultur in
Weder in Daim’s noch in meinem Text ist der by- massenhafter Verwendung ist168.
zantinische Ursprung der Freske und des Schmucks, Auf Jokina glavica wurde in Grab 13 neben ei-
den die abgebildeten Gestalten tragen, fraglich. Am nem Paar einfacher Ringlein und einer Halskette
Ende meines Textes, bzw. bei der Schlussfolgerung auch ein unvollständiges Paar Ohrringe mit Anhän-
über die byzantinische Provenienz der abgebildeten, gern aus gewundenem Draht entdeckt169. Grab 13
aber auch existierenden Gegenstände (Riemengar- zählt zur ältesten Schicht mittelalterlicher Gräber,
nituren und halbmondförmige Anhänger), warne bzw. zum Horizont mit heidnischen Bestattungs-
ich aber auch, dass ein ausschließendes Zuordnen merkmalen.
der archäologischen Funde einzelnen Kulturen (in Über die Funde schrieb auch K. Gusar aus-
diesem Falle „awarisch“ oder „Komani“) falsch sei, führlich, die in Bezug auf die Riemengarnitur aus
insbesondere wenn man auf deren Grundlage auch Duševića glavica auch alle bereits oben angeführten
die ethnische Zugehörigkeit des Toten bestimmt. Thesen über halbmondförmige Anhänger anführt
Weshalb und wie Milošević zu dem Schluss kommt, und auf verwandte Exemplare von Riemenbeschlä-
114 dass ich halbmondförmige Anhänger den Kroaten gen mit trapezförmigen Ösen hinweist, die nicht nur
zuschreibe, ist mir unklar, da dies aus keinem ein- in Albanien, sondern auch in Ungarn und Slowakei
zigen meiner Sätze im angeführten Text hervorgeht. entdeckt wurden170. Bezüglich der Ohrringe mit An-
Zudem habe ich meine Meinung zu einer eindeuti- hänger aus gewundenem Draht von Jokina glavica
gen ethnischen Bestimmung der Toten sehr klar und sagt sie, dass beide Horizonte frühmittelalterlicher
wiederholt erklärt166. Gräberfelder in Dalmatien in Erscheinung treten171.
Im Kontext der betrachteten Problematik haben Da es sich sowohl bei Duševića glavica als auch
jüngste archäologische Ausgrabungen im Gebiet bei Jokina glavica um den gleichen Horizont von
von Podvršje und Krneza sehr interessante Funde zu Gräbern handelt sind die Ergebnisse der 14C-Ana-
Tage gebracht. Auf Duševića glavica in Grab 6 ent- lyse besonders interessant. Es handelt sich dabei
deckte man zwei Applikationen aus Bronze (wahr- um zwei kleine sehr verwandte Gräberfelder, die
scheinlich Teile einer Riemengarnitur), die mit den aufgrund der Anwesenheit von Keramikgefäßen
genannten halbmondförmigen Anhängern verwandt übereinstimmen, aber auch wegen der üblichen
sind167. Beide Applikationen haben zoomorphe Ver- Eisenfunden, die gerade für den Horizont der hier
zierungen in Form von Vogelköpfen wie das be- besagten Gräberfelder kennzeichnend sind. Des-
reits genannte Exemplar aus Ston. Sie wurden in halb geht man davon aus, dass sie sich zumindest
einem beschädigten Grab neben einem Eisenring, teilweise überlappen. Das Ergebnis für Duševića
Messer und einem handgefertigten Keramikge- glavicu war 640-777, und für Jokina glavica 777-
fäß gefunden. Da das Skelet nicht erhalten blieb, 900. Diese zwei Ergebnisse treffen gerade in der
ist das Geschlecht des Toten unbekannt. Zudem zweiten Hälfte, bzw. im letzten Drittel des 8. Jah-
ist mir aus der zur Verfügung stehenden Literatur rhunderts überein. Von zusätzlichem Interesse im
nicht bekannt, ob halbmondförmige Anhänger (Ap- Bezug auf die Datierung der Ohrringe mit Anhän-
plikationen) und Applikationen mit Tierprotomen gern aus gewundenem Draht ist auch die bei Grab
noch anderswo gemeinsam in Erscheinung treten, 13 angewandte Radiokarbonanalyse, die wiederum
in Kombination und in einem ähnlichen Kontext ihre Zugehörigkeit ans Ende des 8. Jahrhunderts
wie auf Duševića glavica. E. Nallbani behauptet, bestätigt. Bei der Bestimmung der Zeitspanne des
dass Riemenbeschläge und Applikationen gleicher- Bestehens des Gräberfeldes, stützt sich K. Gusar
maßen charakteristisch sind für Männer- und Frau- aber eher auf archäologische Funde und ihre Ent-
sprechungen auf verwandten Gräberfeldern als
166
M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja- auf die erhaltenen Daten. Als frühestes Datum für
hurhundert, s. 5.
167
K. Gusar lässt die Frage offen, ob es sich um Applikat- 168
E. NALLBANI, Resurgence de l’antiquité tardive, s.
ionen oder Anhänger handelt. Ich glaube, es handelt 37.
sich in beiden Fällen um Applikationen, da die Vo- 169
K. GUSAR, Jokina glavica, s. 76, T. VII, 1-2.
gelköpfe keine Öse zum Aufhängen formen. Vergleich 170
K. GUSAR - D. VUJEVIĆ, Duševića glavica, s. 112-
K. GUSAR - D. VUJEVIĆ, Duševića glavica, s. 132, 117.
T. VI, 1-4. 171
K. GUSAR, Jokina glavica, s. 57.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

den Beginn der Bestattungen auf Duševića glavica ber Keramik. Es gibt viele byzantinische lunulare
schlägt sie das Ende des 7. Jahrhunderts vor. Die und etwas weniger sternenförmige Ohrringe, die
Dauer des Gräberfeldes übersteigt nicht den Rah- überwiegend schlechte lokale Anfertigungen sind,
men des 8. Jahrhunderts, wohingegen jenes auf Jo- sowie Ringlein mit Schleifen und Schleifen und
kina glavica Mitte des 8. Jahrhunderts beginnt. Da Kettchen, Ringe mit christlichen Symbolen und
man auf Jokina glavica auch eine jüngere Schicht schließlich unterschiedliche Variationen von An-
frühmittelalterlicher Gräber registrierte, wurde hier hängern und Applikationen mit Tierprotomen, dem
bis ans Ende des 9. oder vielleicht Anfang des 10. Kreuzmotiv, vierbeinigen Tieren und in einem Fall
Jahrhunderts kontinuierlich bestattet172. mit einer anthropomorphen Darstellung. Eine äh-
Die Riemengarnitur aus Grab 6 von Duševića nliche materielle Kultur ist auch an verschiedenen
glavica datiert K. Gusar ins 8. Jahrhundert und Fundorten in Westmazedonien und Montenegro
folgert, dass die sogenannten Komani-Anhänger vertreten. Es handelt sich dabei um jene Zone, die
tatsächlich die einzigen Funde dieser Kultur in Grä- man in Betracht ziehen muss, wenn man von der
bern aus dem Horizont mit heidnischen Bestattungs- Komani-Kultur als einheitlicher und territorial be-
merkmalen sind und dass andere Gegenstände, die grenzter Erscheinung spricht175. Das Problem der
in dieser Kultur zugegen sind, nicht auftreten. Die engeren zeitlichen Bestimmung vereinzelter Typen 115
Frage bleibt weiterhin unbeantwortet, bis das Pro- innerhalb des 7. und 8. Jahrhunderts liegt in der
blem der Träger der Komani-Kultur und ihre Wech- Tatsache, dass die Grabeinheiten für einen Teil der
bedeutendsten Fundstätten nicht bekannt sind und
selbeziehung mit Trägern der Kultur in unserem
dass es viele sekundäre Bestattungen im gleichen
Gebiet gelöst ist173.
Grab gibt. Demnach sind nicht alle Funde aus sol-
Die eigentliche, sich hier stellende Frage ist je-
chen Einheiten zeitgleich und in Publikationen nicht
doch: was ist die Komani-Kultur tatsächlich, wie
getrennt aufgeführt. Das Hauptproblem ist jedoch,
und wann entstand sie und sind ihre einzigartigen
dass einzelne Typen als Imitationen in sehr langer
Formen in der Tat existent? Das Ursprungsgebiet
Verwendung sind. Einzelne Typen, die an Fundor-
der Komani-Kultur ist die Gebirgsgegend Nordal-
ten der Komani-Kultur vorkommen, können sogar
baniens, die als Refugialgebiet im 6. Jahrhundert
bis nach Korfu176, aber auch entlang unserer Küste
dem Befestigungs - und Kommunikationssystem
verfolgt werden (Ston, Drvenik)177. Die Version des
von Justinian beitritt und deshalb einer starken kreisförmigen Anhängers mit Kreuz in der Mitte
„Byzantinisierung“ ausgesetzt ist. Die ununter- erscheint auch im Süden Italiens in Kalabrien, wo
brochene Kontinuität von Leben in Siedlungen die materielle Kultur, insbesondere Ringe und Ohr-
der Komani-Kultur kann bis an den Anfang des ringe, ebenso einen starken Verwandtschaftsgrad
9. Jahrhunderts verfolgt werden. In der materiel- mit jener aus Nordalbanien aufweist178. Die Konti-
len Kultur während dem 7. Jahrhundert kann man
bestimmte Ereignisse erkennen, die von einer bes-
552-574. – E. МАНЕВА, Средновековен накит од
timmten Isoliertheit zeugen, so dass aufgrund man- Македонија, s. 25-27. – E. NALLBANI, Resurgen-
gelnden äußeren Einflusses die Inspiration aus dem ce de l’antiquité tardive, s. 25-42. – E. NALLBANI,
spätantiken Erbe geschöpft und imitiert wird; so Urban and rural funerary practices, s. 47-61. – Ђ.
sind beispielsweise Fibeln mit gewundenem Bein ЈАНКОВНЋ - E. ЗЕЧЕВИЋ, Архєолошки слојеви,
s. 19-55. – F. CURTA, Seventh-century fibulae, s. 49-
das gesamte 7. Jahrhundert hindurch vertreten als 70.
diese bereits unmodern sind, es treten Variationen 175
Vergleich E. МАНЕВА, Средновековен накит од
frühbyzantinischer Schnallen auf, die häufig nicht Македонија, s. 25-27, T. I – VIII.
176
F. CURTA, Still waiting for the barbarians? The ma-
zeitgleich sind mit dem Auftreten einzelner Typen,
king of the Slavs in „Dark-Age“ Greece, in. Neglec-
es überwiegt lokale Keramik, die an spätantike ted Barbarians (Studies in the Early Middle Ages,
Tradition anlehnt174. In geringerem Maße erscheint 32), (ed. F. Curta), Turnhout, 2011, s. 442-443. – Ђ.
auch byzantinische Importware von glasierter gel- ЈАНКОВНЋ, Градови и утврђена места, in: Српско
поморје од 7. до 10. столећа/Serbian maritime from
7th to 10th century, Београд, 2007, s. 172.
172
K. GUSAR - D. VUJEVIĆ, Duševića glavica, s. 123. 177
A. MILOŠEVIĆ, Komanski elementi, s. 349, T. I und
– K. GUSAR, Jokina glavica, s. 64. II.
173
K. GUSAR - D. VUJEVIĆ, Duševića glavica, s. 117. 178
M. CORRADO, Cimiteri della Calabria altomedie-
174
I. RAJTERIČ-SIVEC, Oris arheološkega stanja, s. vale, Histria Antiqua 8, Pula, 2002, s. 367.
nuität aus der Spätantike erkennt man auch im Rah- chenland handelt es sich nicht um refugiale oder
men zeitgleicher, sowohl rein romanischer als auch teilweise isolierte Gebiete, sondern um urbane Zen-
romano-slawischer Gräberfelder in Istrien, wo ver- tren, die in dieser Periode eine starke Degradierung
größerte Fibeln mit gleichen Armen auftreten, aber erleben, die wiederum in den Bestattungsbräuchen
auch spezifische Stylos-Nadeln mit geschmiedetem sichtbar ist. Diese Zentren bewohnt weiterhin eine
Kopf und Öffnung, spezifische gegossene Ohrringe überwiegend griechisch-romanische Bevölkerung.
mit drei Schleifen, große grob angefertigte lunulare Vom Friedhof neben der Kirche St. Dionysius
Ohrringe aus Kupfer, deren Vorlage byzantinische Areopagita, der sich am Nordhang der Akropolis in
Goldohrringe sind, aber wiederum auch zahlrei- Athen befindet, stammt eine Reihe von gut datier-
che Ableitungen byzantinischer Schnallen179. Min- baren byzantinischen Schnallenfunden; Schnallen
derwertig angefertigte sternförmige Ohrringe, die des Typs Syrakus aus dem späten 6. und 7. Jahr-
völlig verwandt sind mit albanischen Exemplaren, hundert, Schnallen des Typs Bologna, die ins 7. und
wurden in einem ans Ende des 8. Jahrhunderts da- frühe 8. Jahrhundert datieren sowie Schnallen mit
tierten Grab in Veli Mlun registriert180. Ähnlich ist kreuzförmigem Beschlag und Schnallen des Typs
es auch im Gebiet der Keszthely-Kultur um den Balgota/Pergamon aus dem 7. und der ersten Hälfte
116 Balaton-See, wo es während dem 7. Jahrhundert des 8. Jahrhunderts183. Gleichaussehende und iden-
zu einer Vergrößerung der korbförmigen Ohrringe tisch datierte Schnallentypen erscheinen als einzige
und Stylos-Nadeln kommt181. Die stark vergrößer- Grabfunde neben Keramik in Korinth; auf dem
ten korbförmigen Ohrringe können aufgrund der Forum und den Gräberfeldern auf dem Akroko-
Erscheinung von Melonenkern-Perlen sogar ins 8. rinth und den umliegenden Hängen184. Die im epis-
Jahrhundert datiert werden. Auch hier gibt es Ab- kopalen Komplex von Samos begrabenen Gräber,
leitungen frühbyzantinischer Schnallen, die län- in denen die lokale Elite dieser Zeit bestattet war,
gere Zeit in Verwendung sind. Eine Besonderheit beinhalten die gleichen Typen an Riemenschnallen,
der Keszthely-Kultur sind auch die plattenförmigen Keramik und Lämpchen, die ins spätere 7. und 8.
Brakteat-Fibeln mit christlicher Symbolik, die im 7. Jahrhundert zugeordnet werden185.
Jahrhundert nach Vorlagen entstehen, die von Grä- Ferner sei auf Erkenntnisse zu verweisen, die
berfeldern aus dem 6. Jahrhundert bekannt sind. griechische Archäologen in jüngster Zeit bezüglich
Die interessantesten Angaben stammen jedoch der Gräberfelder aus den finsteren Jahrhunderten
von Gräberfeldern aus dem 7. und 8. Jahrhundert, erlangten. Zunächst werden die genannten byzanti-
die im Territorium des byzantinischen Griechen- nischen Schnallen zeitlich später angesiedelt, bzw.
lands liegen182. Diese Jahrhunderte werden auch sie sind länger in Verwendung186. Man nimmt an,
dort als „finstere Jahrhunderte“ bezeichnet. In Grie- dass die neueste Typologie und Chronologie von
M. Schulze-Dörrlam Datierungen bietet, die etwas
früher sind als jene, die man anhand der Situation
179
B. MARUŠIĆ, Nekropole VII. i VIII. stoljeća u Istri,
Arheološki vestnik XVIII, Ljubljana, 1967, s. 33-341. auf griechischen Gräberfeldern vermutet187. Mün-
– B. MARUŠIĆ, Prilog poznavanju ranosrednjov- zen, die am häufigsten in den Gräbern vorkommen
jekovne nekropole na Mejici kod Buzeta, Jadranski und auf deren Grundlage eine verfrühte Datierung
zbornik 11 (1979-1981), Rijeka, 1983, s. 173-196. – B.
vorgeschlagen wird gehören zu Phokas (602-610),
MARUŠIĆ, Istra i sjevernojadranski prostor u ranom
srednjem vijeku. Pula, 1995, passim. Herakleios (610-640) und Konstans II (668-685).
180
B. MARUŠIĆ, Istra i sjevernojadranski prostor u
ranom srednjem vijeku, s. 48. 183
N. POULOU PAPADIMITRIOU - E. TZAVELLA - J.
181
Vergleich R. MÜLLER, Gräberfelder vor der Süd- OTT, Burial practices in byzantine Greece, s. 389-390.
mauer der Befestigung von Keszthely-Fenékpuszta, 184
N. POULOU PAPADIMITRIOU - E. TZAVELLA - J.
Budapest - Leipzig – Keszthely - Rahden, 2010, s. OTT, Burial practices in byzantine Greece, s. 390-391.
243-245. 185
N. POULOU PAPADIMITRIOU - E. TZAVELLA - J.
182
N. POULOU PAPADIMITRIOU - E. TZAVELLA - J. OTT, Burial practices in byzantine Greece, s. 391-392.
OTT, Burial practices in byzantine Greece: Archeo- 186
N. POULOU PAPADIMITRIOU, Les plaqus-boucles
logical evidence and methodological problems for its byzantines de l’Île de Crète (fin VIe-IXe siècle), Tra-
interpretation, in: Rome, Constantinople and Newly- vaux et mémoires 15 (Mélanges Jean-Pierre Sodini),
Converted Europe (Archeological and Historical Evi- Paris, 2005, s. 687-704.
dence), (ed. M. Salamon, M. Woloszyn, A. Musin, P. 187
M. SCHULZE DÖRRLAM, Byzantinische Gürtel-
Špehar), vol. 1, Kraków - Leipzig - Rzeszów - Wars- schnallen und Gürtelbeschläge im Römisch-Germani-
zawa, 2012, s. 377-428. schen Zentralmuseum, Teil II, Mainz, 2009, s. 19-26.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Diese Münzen sind allerdings noch eine lange Zeit ken hin191. Es handelt sich dabei um Anhänger mit
nach ihrer Prägung im Umlauf, da sie in byzantini- trapezförmiger Öse (Typ 203 nach Zábojniík)192, die
sche Provinzen in weitaus größeren Mengen verteilt im awarischen Umfeld auftreten. Die Verwandt-
wurden als Münzen späterer byzantinischer Kaiser schaft aller angeführten Funde zueinander kann
des 8. Jahrhunderts. Deshalb kann ihr Auftreten in aber nicht geleugnet werden. Im Kontext der be-
Gräbern nur als terminus post quem betrachtet wer- trachteten Problematik ist besonders der Fund aus
den188. So ist beispielsweise zuverlässig bewiesen, Grab 53 vom spätawarischen Gräberfeld in Berno-
dass byzantinische Schnallen des Typs Korinth an lakovo in der Slowakei interessant, da dieses Grab
ägäischen Fundorten vom späten 7. bis zum An- ziemlich präzise datiert werden kann193. Es handelt
fang des 9. Jahrhunderts in Verwendung waren, sich dabei um eine Bestattung mit Pferd. Das Gra-
auch wenn sie sowohl in der älteren als auch in der binventar ist sehr interessant, da es einen gegosse-
jüngsten europäischen Literatur weitaus früher da- nen Beschlag mit trapezförmiger Öse und Verzie-
tieren189. rung in Form von Vögeln auf Reif hat. Der Anhän-
Dies alles deutet darauf hin, dass die zeitliche ger wurde neben einem Eisenmesser und einer
Zuordnung der sogenannten Komani-Anhänger ins Schnalle neben der rechten Hand des Toten gefun-
7. Jahrhundert aufgrund des gemeinsamen Erschei- den. Außerdem entdeckte man in Grab 53 eine Saxe 117
nens mit byzantinischen Schnallen (hier denke ich westlichen Ursprungs und eine Riemengarnitur, die
zunächst an den Fund aus Ston) sehr fraglich ist. aus Beschlägen aus gestanztem Blech und gegos-
Der Fund von Duševića glavica hingegen bietet un- senen Elementen (zwei Riemenzungen und rechtec-
ter Umständen die Möglichkeit der zeitlichen Zu- kiger Beschlag) kombiniert ist. Im Pferdegeschirr
ordnung von Applikationen mit Tierprotomen (Vo- sieht man sogenannte große Phalere aus weißem
gelköpfen), und damit auch indirekt der halbmond- Metall mit zentralem Knopf aus Bronze. Die Rie-
förmigen Anhänger. In Nordalbanien fand man Ap- mengarnitur enthält auch rechteckige Blechbe-
plikationen mit Vogelköpfen auf den Gräberfeldern schläge mit Nieten (Typ 187, 188 nach Záboj-
Bukel, Koman, Lezha und Sarda sowie in Gräbern niík)194. Verwandte Beschläge wurden an einigen
in Afiona auf der Insel Korfu190. In vereinzelten Fäl- der Komani-Kultur in Albanien zugeordneten
len wurden auch hier Applikationen mit jenen Ty- Fundorten (Bukel, Lezha, Koman, Kruje) ent-
pen byzantinischen Schnallen entdeckt, die längere deckt195. In Grab 1 am Fundort Koman und Grab 12
Zeit in Verwendung waren (Balgota, Korint). K. in Bukel fand man solche Beschläge gemeinsam
Gusar wies auf die Verwandtschaft der kreisförmi- mit Applikationen mit Vogelköpfen. Besondere
gen Applikationen mit Vogelköpfen aus Duševića Beachtung gilt auch dem Hortfund aus Vrap, wo
glavica zu einzelnen Funden aus dem Karpatenbec- luxuriös angefertigte Beschläge aus Goldblech mit
Nieten und hängenden Ringlein (Typ 226, 224 nach
Zábojniík)196 wiederum in Kombination mit gegos-
188
N. POULOU PAPADIMITRIOU - E. TZAVELLA - J. senen Goldbeschlägen zeitgleich auftreten. Der
OTT, Burial practices in byzantine Greece, s. 391-392. Grund für meine Auflistung hier ist ein intriganter
189
N. POULOU PAPADIMITRIO, Les plaqus-boucles Fund aus Maklinovo brdo in Kašić. In Grab 5 fand
byzantines, s. 698-699. Aus der älteren Literatur
siehe: D. CSALLANY, Le monuments de l’industrie
byzantine des métaux I, Acta Ant. Academiae Scien-
tiarum Hungaricae 2, Budapest, 1954, 311-348. – J.
191
K. GUSAR - D. VUJEVIĆ, Duševića glavica, s. 113.
WERNER, Byzantinische Gürtelschnallen des 6. und
192
J. ZABOJNİK, Seriation von Gürtelbeschlaggarnitu-
7. Jahrhundert aus der Sammlung Diergardt, Kölner ren, s. 315, Taf. 36, 16-17.
Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 1, Köln, 1955,
193
L. KRASKOVSKÁ, Pohrebisko v Bernolákove, Slo-
s. 36-48. – Z. VINSKI, Kasnoantički starosjedioci u venská archeológia X-2, Bratislava, 1962, s. 436-437,
salonitanskoj regiji prema arheološkoj ostavštini pred- 473, T. XII.
slavenskog supstrata, Vjesnik za arheologiju i historiju
194
J. ZABOJNİK, Seriation von Gürtelbeschlaggarnitu-
dalmatinsku 69, Split, 1967, s. 5-98. ren, s. 314, Taf. 35, 17-22.
190
I. RAJTERIČ SIVEC, Oris arheološkega stanja, s.
195
I. RAJTERIČ SIVEC, Oris arheološkega stanja,
571, T. II, 6-7; s. 572, T. III, 3, 6, 8 – Ђ. ЈАНКОВНЋ s. 573, T. IV, 5. – Ђ. ЈАНКОВНЋ - E. ЗЕЧЕВИЋ,
- E. ЗЕЧЕВИЋ, Архєолошки слојеви, s. 20, Abb. 1, Архєолошки слојеви, s. 20, Abb. 1, A; s. 21 сл. 2, A
B, s. 21, Abb. 2, A, s. 173, Abb. 16-18. – F. CURTA, und Г. – F. CURTA, Seventh-century fibulae, s. 57-58.
Still waiting for the barbarians, s. 443, Abb. 12,1. – F.
196
J. ZABOJNİK, Seriation von Gürtelbeschlaggarnitu-
CURTA, Seventh-century fibulae, s. 57-58. ren, s. 317, Taf. 38, 4-5, 14-15.
man nämlich, am Riemen des Toten, zwei Beschlä- Greifen und Ranken. Gerade diese Gruppe gegos-
ge mit hängenden Ringlein197. Die Gegenstände sener Gegenstände ist in Bernolakovo vertreten
sind leider nicht erhalten. J. Belošević berichtet, (Riemenzunge mit dem Motiv herzförmiger Ran-
dass es sich um Eisenbeschläge handelte, durch die ken, Riemenzunge mit dem Motiv der stilisierten
Bronzeringlein gehängt waren. Mit Vorsicht verbin- Weinrebe und rechteckiger Beschlag mit Greif).
det er sie mit ähnlichen Funden von awaro-slawi- Auch Grab 53 aus Bernolakovo und Grab 4 aus
schen Gräberfeldern im Karpatenbecken aus dem 8. Otok können nach 710 datiert werden, in die ersten
Jahrhundert. Ferner darf man nicht vergessen, dass Jahrzehnte des 8. Jahrhunderts und spätestens in die
eine spätawarische Riemenzunge mit Verzierungen Mitte des 8. Jahrhunderts. Gegossene Gegenstände
in Form einer stilisierten Weinranke aus Grab 55 (die sogenannte Gruppe von Ranken und Greifen)
auf Maklinovo brdo stammt. Angeblich wurde auch sind die Vertreter des neuen Stils im awarischen Mi-
in Grab 4 am gleichen Fundort eine verwandte, aber lieu, die im Volksmund auch als „byzantinischer
vor langer Zeit verlorene Riemenzunge gefunden198. Stil“ gekennzeichnet sind. Es handelt sich dabei um
In Anbetracht von Grab 53 aus Bernolakovo (mit Verzierungen des ostmediterranen Kreises, die im
dem Fund von einem „Komani“- Anhänger oder ei- 8. Jahrhundert bis zum Karpatenbecken mittels der
118 ner Applikation) sollten auch die Funde von Be- byzantinischen Kultur eindringen. Gerade die glei-
schlägen mit Nieten (Typ 187, 188 nach Zábojniík) che Kombination von Blech- und Gusselementen
und hängenden Ringlein (Typ 226, 224 nach Záboj- der Riemengarnitur ist auch in den Funden aus Vrap
niík) betrachtet werden sowie die Gräber aus denen erkennbar201. J. Werner versuchte sowohl den Fund
sie stammen. Grab 53 als Einheit hat die meisten aus Vrap (neben jenem aus Ersekë) als auch die
Analogien in verwandten spätawarischen Gräber- Frage seines Ursprungs und des Ortes der Anferti-
feldern im Südwesten der Slowakei (Žitavska Ton gung (da neben den Riemengarnituren auch zeit-
und Devínska Nova Ves), aber auch in vereinzelten genössisches und älteres byzantinisches Geschirr
Gräberfeldern in Ungarn (Tiszafüred). All diese entdeckt wurde), aber auch sein Auftreten im Terri-
verwandten Gräber datieren ins 8. Jahrhundert. torium der sogenannten Komani-Kultur zu erklären
Sehr interessant sind auch die uns am nächsten ge- indem er ihn mit dem Text aus Mirakula Sv. Deme-
legenen Funde vom spätawarischen Gräberfeld in trija (Wunder des Heiligen Demetrios) verbindet.
Otok bei Vinkovci199. Dies bezieht sich insbeson- Dieser Text behandelt die Geschichte von Kuwer,
dere auf Reitergrab 4, wo eine Riemengarnitur mit dem Sohn des Khan Kubrat, der mit seinem Volk
Blechelementen, unter denen sich rechteckige Be- aus Pelagonien vertrieben wurde202. Werner ist der
schläge mit Nieten und hängende Ringlein befan- Ansicht, dass es sich um einen geraubten kagani-
den, und eine gegossene Riemenzunge entdeckt schen Schatz handelt, der in der zweiten Hälfte des
wurden200. Die Garnitur aus Grab 4 ist eigentlich ein 7. Jahrhunderts irgendwo im zentralen Donaugebiet
typischer Vertreter der ersten gegossenen Garnitu- angefertigt wurde. Das Dorf Vrap, das 25 km süd-
ren. Rechteckige Beschläge aus Bronzeblech mit lich von Tirana liegt, befindet sich an der römischen
hängenden Ringlein treten mit der jüngsten Blech- Straße Via Egnatia, die aus Konstantinopel durch
garnitur auf, aber auch mit gegossenen Gegenstän- das heutige griechische, mazedonische und albani-
den aus Bronze aus der sogenannten Gruppe von sche Territorium nach Durrës führte und in den
späteren Perioden eine Schlüsselroute des Byzanti-
nischen Kaiserreiches war. Die Träger der
197
J. BELOŠEVIĆ, Gräberfeld auf Maklinovo brdo, s. sogenannten Komani-Kultur kamen nachträglich,
35, 93, 196, T. I; 212, T. XXIV, 1. bzw. als letzte in den Besitz des Schatzes von Vrap.
198
J. BELOŠEVIĆ, Materijalna kultura Hrvata, s. 46. In
der neuesten Publikation über das Gräberfeld auf Ma- Obgleich Werner’s Interpretation in der Literatur
klinovo brdo wird dieser Fund nicht aufgeführt. überwiegend anerkannt wurde, kann man diese Fra-
199
Das Gräberfeld ist nicht publiziert. Siehe: P. ge aufgrund der ungeklärten Entdeckungsumstände
ŠMALCELJ, Ranosrednjovjekovno groblje Otok kod nicht als endgültig beantwortet betrachten. Dabei
Vinkovaca unveröffentlichte Diplomarbeit, die zuge-
hörige Prüfung fand am 24. 09. 2012 in der Archäo-
logischen Abteilung der Philosophischen Fakultät in 201
J. WERNER, Der Schatzfund von Vrap in Albanien,
Zagreb statt, Mentor: Dr. Sc. Krešimir Filipec. Studien zur Archäologie der Awaren 2, Wien, 1986, T.
200
P. ŠMALCELJ, Ranosrednjovjekovno groblje Otok 24-26.
kod Vinkovaca, s. 52-54, T. IV-V. 202
J. WERNER, Der Schatzfund von Vrap, s. 66-69.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

darf man auch den anderen, verwandten Fund aus der Fund aus Vrap einen byzantinischen Ursprung
der Stadt Ersekë (Distrikt Kolonjë) nicht vergessen, hat und schlägt eine spätere Datierung als Werner
die ca. hundert Kilometer von Vrap entfernt liegt vor, bzw. in das erste Drittel des 8. Jahrhunderts208.
(ebenso an der Via Egnatia)203. Meiner Meinung Hinsichtlich Vrap sei auch auf den Fund von der
nach bleibt die Frage des Anfertigungsortes sowie Elaphiten-Insel Šipan zu verweisen, wo als einziger
der Bewegungsrichtung sowohl des einen als auch Gegenstand in einer gemauerten Gruft ein Beschlag
anderen Schatzes offen. Beide waren wahrschein- mit Greif entdeckt wurde209. Der Fund aus Vrap
lich für das Gebiet des zentralen Donaugebiets vor- beinhaltet ebenso einen rechteckigen Beschlag mit
gesehen, wo man in der zweiten Hälfte des 8. Jahr- Greif210. Der Bronzebeschlag von Šipan ist ver-
hunderts eine Reihe von Analogien von Gräbern wandt mit jenen, die an einer Reihe von Fundorten
findet, die mit Blech-Guss kombinierten Rie- im Karpatenbecken entdeckt wurden, eben solch
mengarnituren aus dem frühen Zweiten Kaganat ein Exemplar gibt es auch in der kombinierten Rie-
ausgestattet sind204. Eine völlige Verwandtschaft zu mengarnitur aus Grab 53 in Bernolakovo, wo man
Teilen der Riemengarnitur aus Vrap zeigt eine inte- einen sogenannten Komani-Anhänger im Grab aus
ressante Gruppe einzelner Elemente oder ganzer der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts fand211. Da wir
Riemengarnituren aus Bulgarien (in der Literatur nun feststellten, dass die Anhänger mit trapezförmi- 119
als Vrap-Velino Gruppe gekennzeichnet) mit der gen Ösen und den Vogelprotomen im awarischen
bisher höchsten Konzentration an Funden um die Umfeld des frühen 8. Jahrhunderts auftreten und
Stadt Pliska205. Besonders wichtig ist der Fund aus dies im Horizont mit der sogenannten Gruppe mit
Diviadov (heutiger Teil von Schumen) mit Silber- Ranken und Greifen, die durch starke byzantinische
riemen des Typs Vrap-Velino, der mit Münzen von Einflüsse gekennzeichnet ist, kehren wir zurück zu
Anastasios II. (713-715) datiert wurde206. Man nim- unserer ursprünglichen Frage der Herkunft und Da-
mt an, dass solche Riemen in byzantinischen tierung sowohl der halbmondförmigen Anhänger
Werkstätten für die bulgarische Elite angefertigt als auch der Anhänger und Applikationen mit
wurden und dass sie in einem relativ kurzen zoomorphen Verzierung, bzw. dem Problem ihrer
Zeitraum um 700 entstanden207. F. Daim meint, dass Bestimmung als eigentümliche Formen der
sogenannten Komani-Kultur. Abgesehen vom be-
reits erwähnten awarischen Milieu, treten ähnliche
203
J. WERNER, Der Schatzfund von Vrap, T. 27-29
Gegenstände auch auf der ionischen Insel Korfu in
204
Beide albanischen Funde sind aufgrund der luxuriösen
Goldgegenstände mit dem byzantinisch durchwobe- Erscheinung, die keineswegs zum isolierten gebir-
nen Inventar der Fürstengräber aus dem Ersten Awari- gigen Stammgebiet der Komani-Kultur gehört212.
schen Kaganat im Karpatenbecken vergleichbar. Inte-
ressanterweise sind die Gegenstände von albanischen
Fundorten die jüngsten in dieser Gruppe, bzw. datie- TOTEV - O. PELEVINA, The Vrap hoard and the
ren an den Beginn des 8. Jahrhunderts. Das jüngste elite culture of Danubian Bulgarians (abstract), 2011,
Fürstengrab in Pannonien (Ozora-Totipuszta) ist mit http://naim.bg/en/content/editions/500/1/issue/63/,[ 8.
Münzen von Konstantin IV. datiert, die zwischen 669 06. 2013].)
und 674 geprägt wurden. Danach kommt es zu einer 208
Vergleich F. DAIM , “Bizantinische” Gürtelgarnituren
Unterbrechung des byzantinischen Imports und auch des 8. Jahrhunderts, s. 183-184. – F. DAIM, Avars and
in den Gräbern findet man keine byzantinischen Mün- Avar archaeology, in: Regna and Gentes. Th e Rela-
zen mehr. Diese Unterbrechung ist auf die historische tionships Between Late Antique and Early Medieval
Tatsache zurückzuführen, dass 679 das Bulgarische Peoples and Kingdoms in the Transformation of the
Reich gegründet wurde, das ein Hindernis für den Roman World, (ed. H.-W. Goetz, J. Jarnut, and W.
direkten byzantinischen Import ins zentrale von den Pohl), Leiden - Boston, 2003, s. 510.
Awaren verwaltete Donaugebiet darstellt. 209
Z. VINSKI, O kasnim bizantskim kopčama i pitanju
205
U. FIEDLER, Bulgars in the Lower Danube region. A njihova odnosa s avarskim ukrasnim tvorevinama,
survey of the archeological evidence and of the state of Vjesnik Arheološkog muzeja u Zagrebu, ser. 3, 8
current research, in: The Other Europe in the Middle (1974), Zagreb, 1975, s. 68, T. III, 7.
Ages, Avars, Bulgars, Khazars and Cumans, Leiden –
210
J. WERNER, Der Schatzfund von Vrap, Taf. 25,13.
Boston, 2008, s. 219-220.
211
L. KRASKOWSKÁ, Pohrebisko v Bernolákove, s.
206
U. FIEDLER, Bulgars in the Lower Danube, s. 219. 473, Tab. XII, 14.
207
U. FIEDLER, Bulgars in the Lower Danube, s. 220. 212
Obgleich das Gräberfeld auf Korfu eine Verwandt-
Es existieren auch andere Meinungen, nach denen schaft zu jenen aus der sogenannten Komani-Kultur
die Herstellungszentren der Riemen Vrap-Velino ins aufweist, kann das Gebiet dieser Insel nicht als Teil
bulgarische Donaugebiet gelegt werden (Siehe: B. ihres Stammgebiets betrachtet werden. Die sogenann-
Das Gräberfeld in Afiona auf Korfu kann nicht wiederhole ich noch einmal meine bereits darge-
früher als das 8. Jahrhundert datiert werden, verein- legte Feststellung- es handelt sich um byzantinische
zelte Gräber anhand von Analogien zum Karpaten- Produkte, die nicht ausschließlich für die Komani-
becken sogar in die zweite Hälfte dieses Jahrhund- Gruppe spezifisch sind. Sie erleben innerhalb dieser
erts213. Das Gräberfeld im nahegelegenen Paleo- Gruppe das gleiche wie die anderen Gegenstände,
kastritsa datiert ebenso überwiegend in die zweite was sich besonders auf die halbmondförmigen An-
Hälfte des 8. Jahrhunderts214. E. Nallbani betont, hänger bezieht und worüber bereits berichtet wur-
dass diese Kultur trotz der Anwesenheit von verein- de. Sie imitieren byzantinische Vorlagen und treten
zelten verwandten Gegenständen in Epirus, Südita- somit in verschiedenen Variationen auf, die ledi-
lien und auf den dalmatinischen Inseln aussch- glich durch die ursprüngliche Gestalt, aber nicht in
ließlich als regionale Erscheinung betrachtet wer- der Verzierung einander ähneln. Zudem sind auch
den muss, auch wenn die Funde von den Gräberfel- ungleichmäßige und grob angefertigte Exemplare
dern der Komani-Kultur von einer organisierten re- anzutreffen217. Dies ist auch an den schlechten ma-
gionalen Wirtschaft und Handel zeugen215. lerischen Darstellungen und Zeichnungen klar er-
Ich wage deshalb anzunehmen, dass die halb- kennbar, die mir zur Verfügung standen.
120 mondförmigen Anhänger und Applikationen mit Bezüglich der Funde von unseren drei Fundor-
Vogelprotomen byzantinische Produkte sind, wahr- ten, sei auf die richtige Feststellung von K. Gusar zu
scheinlich aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts, verweisen. Die Funde müssen nämlich im Kontext
die in Werkstätten der byzantinischen Küstenstädte der Gräberfelder betrachtet werden, an denen sie
entlang der Ostadria entstanden, bzw. in jenen Städ- gefunden wurden. Zunächst gehe ich von Zadar als
ten, die Anfang des 9. Jahrhunderts in das Durrës- ihrem Herstellungsort aus, da die hier behandelten
Thema und dalmatinische Thema eingegliedert wa- Gegenstände von den in den Ravni kotari liegen-
ren. den Gräberfeldern stammen. Sie sind zugleich auch
Die Existenz zahlreicher verwandter Beschläge der erste direkte Beweis und das älteste Zeugnis für
mit trapezförmiger Öse in Gräbern aus dem 8. Jah- den Kontakt zwischen der Bevölkerung, die wä-
rhundert im Gebiet des Karpatenbeckens bestätigt, hrend der finsteren Jahrhunderte im Hinterland der
dass es sich um eine weit verbreitete byzantinische Küstenstädte bestattet wurde, und jenem Volk, das
Mode dieser Zeit handelt216. in diesen Städten lebte.
Das gemeinsame Auftreten vom Anhänger (Ap-
plikationen) mit Tierprotomen und dem halbmond- Die Frage der Kontinuität aus der Spätantike
förmigen Anhänger (oder Applikation) im Grab auf
In ihrem gesamten Charakter unterscheiden sich
Duševića glavica sowie das Auftreten von beiden
die Gräberfelder in Ravni kotari stark von jenen im
Typen auf den gleichen albanischen Fundorten be-
Umfeld der sogenannten Komani-Kultur. Zunächst
stätigt ihre Verwendung in der gleichen Zeit, wah-
sei darauf hinzuweisen, dass im Rahmen dieser
rscheinlich während dem 8. Jahrhundert. Deshalb
drei Gräberfelder in Ravni kotari, aber auch an den
te Komani-Kultur ist zudem nicht im gesamten Terri- übrigen ihnen verwandten Gräberfeldern aus dem
torium des heutigen Albaniens verbreitet. E. Nallbani Horizont mit heidnischen Bestattungsmerkmalen
deutet auf die besondere Gruppe frühmittelalterlicher zu keiner Zeit und an keinem Ort byzantinische
Gräberfelder in Südostalbanien hin, zwischen dem Schnallen registriert wurden, die sonst einer der
See von Ohrid und den Küstengebirgen von Epirus,
wo Gräberfelder in bronzezeitlichen Tumuli aber auch häufigsten Grabfunde in Gebieten mit einer ausge-
Reihengräberfelder registriert wurden, die alle zwi- prägten Kontinuität aus der Spätantike sind und so
schen das 8. und 11. Jahrhundert datieren (Vergleich auch im Gebiet der Komani-Kultur. Diese Schnal-
E. NALLBANI, Urban and rural funerary practices, s. len sind zudem die häufigsten Grabfunde aus dem
59-61).
213
F. CURTA, Still waiting for the barbarians, s. 442.
7. und 8. Jahrhundert im Territorium mit einer
214
F. CURTA, Still waiting for the barbarians, s. 443. zweifellosen ethnischen Kontinuität, wie im Falle
215
E. NALLBANI, Urban and rural funerary practices, s.
57-58.
216
Ähnlich konzipierte kreisförmige Exemplare mit tra- Zum Beispiel halbmondförmige Anhänger vom
217

pezförmiger Öse im awarischen Milieu (Vergleich A. Fundort Heiliger Erasmus in Ohrid (Vergleich E.
KISS, Avar cemeteries in county Baranya, Budapest, МАНЕВА, Средновековен накит од Македонија, T.
1977, T. X; T. XVII, 125; T. XL, 45). 5, 55/24-25).
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

der Gräberfelder aus den finsteren Jahrhunderten in der Funde aus Griechenland kann man auch mit
byzantinischen Städten Griechenlands und vermut- Vorbehalt auf Salona hinweisen. Dies bezieht sich
lich in den Küstenstädten Albaniens (Durrës, Lez- insbesondere auf zwei Hortfunde mit Münzen von
ha, Butrint)218. Im Rahmen unserer „heidnischen“ Herakleios221 sowie vereinzelte Funde von Schnal-
Gräberfelder gibt es ebenso keine einzige Form, die len des Typs Syrakus, Bologna und Korinth222. Der
eine direkte Kontinuität aus dem 6. ins 7. Jahrhun- Hort aus der Šuplja crkva mit Münzen von Mau-
dert bestätigen würde und die anderswo klar erken- ricius Tiberius, Phokas und Herakleios passen ins
nbar ist; zum Beispiel Fibeln mit gewundenem Bein Bild der griechischen Fundorten, bzw. es gibt eine
im Komani-Gebiet oder überdimensionierte Fibeln geraume Anzahl an Hortfunden aus der Regierungs-
und Stylos-Nadeln aus Istrien, oder aber große zeit von Phokas, aber besonders aus den frühen
korbförmige Ohrringe und Stylos-Nadeln, platten- Herrscherjahren von Herakleios. Eine beträchtliche
förmige Brakteat-Fibeln in der Keszthely-Kultur. Anzahl von Hortfunden aus dieser Periode verbin-
Frühbyzantinische Beile mit beidseitig geschmie- det M. Metcalf mit den Invasionen von Slawen und
deter halbmondförmiger Schneide aus Dalmatien Awaren nach Griechenland, wohingegen F. Curta
und Albanien, die A. Milošević häufig mit der Ko- davon ausgeht, dass sie nur Zeugnisse für die An-
mani-Kultur in Verbindung setzt, wurden in keinem wesenheit der byzantinischen Armee darstellen223. 121
einzigen Grab im Rahmen der hier behandelten Im Unterschied zur Situation im frühen 7. Jahr-
Gräberfelder entdeckt219. Zudem ist die Datierung hundert, gibt es nur wenig Münzen aus dem letz-
vereinzelter Exemplare ins 7. Jahrhundert (Beil aus ten Abschnitt von Herakleios‘ Herrscherzeit, wie
Vedrine) nicht zuverlässig, so dass auch Milošević, beispielsweise jene, die in einem salonitanischen
im Gegensatz zu seinen früheren Behauptungen, spätantiken Kanal entdeckt wurden. Abgesehen von
hervorhebt, dass man solche Exemplare zeitlich nur einigen wenigen Ausnahmen kann man behaupten,
in die weitumfassendere Zeitspanne vom 6. bis 8. dass es an keinem griechischen Fundort Münzen
Jahrhundert datieren kann. Ringe mit christlicher von Herakleios nach dem Abzug der Militärtrup-
Symbolik sind in breiter Verwendung bis zur Mitte pen vom Balkan gibt224. Die nächsten Münzen, die
des 9. Jahrhundert und können nicht als Beweis der massenweise auftreten sind Münzen von Konstans
direkten Kontinuität aus dem 6. Jahrhundert be- II. Hier ist auf den leider nicht erhaltenen Hortfund
trachtet werden, noch kann man sie allgemein ins 7. aus Nerežišća auf der Insel Brač hinzuweisen, der
Jahrhundert zuordnen. zwischen 613 und 668 geprägte Münzen von He-
Eine bestimmte kulturelle aber auch ethische rakleios, Konstans II. und Konstantin IV. beinhal-
Kontinuität kann man im Gebiet des heutigen Kro- tete225. Im Bezug auf Salona sind sicherlich auch die
atiens, mit Ausnahme in Istrien, entlang des ge- Funde byzantinischer Riemenschnallen interessant.
samten und archäologisch nur gering erforschten Die Schnallen des Typs Syrakus waren im gesam-
ostadriatischen Archipels erwarten, worauf bereits ten 7. Jahrhundert in Verwendung, sie wurden auf
vor langer Zeit hingewiesen wurde. Samos und im Korinth gemeinsam mit Münzen von
Aufgrund vereinzelter Funde lässt sich diese
Kontinuität auf den Inseln Cres, Brač, Majsan, Ml-
jet und Šipan erahnen220. Unter Berücksichtigung Braču i srebrni prsten iz Vrlike, Starohrvatska prosv-
jeta, ser. 3, 20 (1990), Split, 1991, s. 251-264.
221
I. MAROVIĆ, Reflections about the year of the
218
N. POULOU PAPADIMITRIOU - E. TZAVELLA - J. Destruction of Salona, Vjesnik za arheologiju i his-
OTT, Burial practices in byzantine Greece, s. 377-422. toriju dalmatinsku 77, Split, 1984, s. 293-314. – I.
– E. NALLBANI, Urban and rural funerary practices, MAROVIĆ, O godini razorenja Salone, Vjesnik za
s. 47-61. arheologiju i historiju dalmatinsku 99, Split, 2006,
219
Vergleich A. MILOŠEVIĆ, Ranosrednjovjekovna boj- s. 253-273. – H. GJURAŠIN, Šuplja crkva u Solinu,
na sjekira, s. 107-128. – A. MILOŠEVIĆ, Još jedan tip Arheološka istraživanja 1998. i 2001. godine, Starohr-
kasnoantičke bojne sjekire u Dalmaciji, Starohrvatska vatska prosvjeta, ser. 3, 27, Split, 2000, s. 86.
prosvjeta, ser. 3, 18 (1988), Split, 1990, s. 195-201. 222
Z. VINSKI, Kasnoantički starosjedioci, s. 24-29.
220
Z. VINSKI, Rani srednji vijek u Jugoslaviji od 400. do 223
M. METCALF, Some coins and coin hoards from the
800. godine, Vjesnik Arheološkog muzeja u Zagrebu, reign of Heraclius, Annual of the British School at
ser. 3, 5 (1971), Zagreb, 1972, s. 59. – C. FISKOVIĆ, Athens 57, Cambridge, 1962, s. 14-23. – F. CURTA,
Antička naseobina na Majsanu, Prilozi povijesti Still waiting for the barbarians, s. 452-454.
umjernosti u Dalmaciji 24, Split, 1984, s. 5-27. – H. 224
F. CURTA, Still waiting for the barbarians, s. 455.
GJURAŠIN, Kasnoantički nalazi iz Škripa na otoku 225
I. MAROVIĆ, O godini razorenja Salone, s. 259.
Konstans II. entdeckt (659-655) 226. Schnallen des dern werden Bestattungen nach dem ersten Drittel
Typs Bologna fand man in Athen und auf Samos des 7. Jahrhunderts nicht kontinuierlich fortgesetzt,
mit einem 652/653 geprägten Follis von Konstans was unter anderem das Fehlen der byzantinischen
II., aber auch auf der Halbinsel Krim in Gräbern aus Schnallen des 7. und 8. Jahrhunderts deutlich be-
der zweiten Hälfte des 7. und der ersten Hälfte des zeugt. Der letzte Typ an einzelnen dieser Fundorte
8. Jahrhunderts227. Der interessanteste Schnallen- ist die Schnalle des Typs Sucidava (oder Schnalle
fund ist jedoch der des Typs Korinth. Diese Schnal- mit Masken), die in die zweite Hälfte des 6. und bis
len treten überhaupt nicht vor der zweiten Hälfte spätestens Mitte des 7. Jahrhunderts datiert wird.
bzw. dem letzten Drittel des 7. Jahrhunderts auf. Alle angeführten Fundorte können jedoch nicht
In Griechenland wurden sie zuverlässig ins 8. Jahr- mit dem in Verbindung gebracht werden, was wir
hundert und später datiert, auf Pseira und in Gortina als Horizont von Gräberfeldern mit heidnischen
auf Kreta entstammen sie Schichten, die anhand Bestattungsmerkmalen bestimmt haben und dies
von Keramik ziemlich genau ins 8. und frühe 9. nicht nur im Territorium, in dem im 9. Jahrhundert
Jahrhundert datiert werden228. das kroatische Fürstentum entstehen wird, sondern
Gegenstände byzantinischer Provenienz tre- auch in Pagania und Zahumlje. Bestattungsbräuche,
122 ten während des 7. und 8. Jahrhunderts in einem die zweifellos als slawisch betrachtet werden müs-
großen ostmediterranen Gebiet auf und erreichen sen, wurden hier bereits behandelt. An dieser Stelle
den westlichen Mittelmeerraum, das Karpatenbec- möchte ich nun kurz auf Elemente hinweisen, von
ken und sogar bajuwarisches Territorium, sie sind denen man ausgeht, dass sie aus der spätantiken
bei unterschiedlichen Völkern in Verwendung. Sie Tradition übernommen wurden. Die häufigste Rede
zeugen nicht von der ethnischen Zugehörigkeit des davon ist in Verbindung mit Keramikgeschirr. J.
Toten. Eine engere ethnische Bestimmung anhand Belošević, der sich am ausführlichsten mit dieser
der einzelnen Gegenstände in den Gräbern, dabei Art von Funden beschäftigte, bestimmt die Kera-
aber den umfassenderen Kontext ignorierend, kann mik aus Gräbern des Horizonts mit heidnischen
zu falschen Ergebnissen führen. An dieser Stelle Bestattungsmerkmalen als slawisch, aber deutet
möchte ich lediglich ein Beispiel anführen, auf das ebenso auf die Gruppe Geschirr mit eigentümli-
bereits Z. Vinski hinwies. In der gemauerten Gruft cher Gestalt hin (Krüge mit Ausguss und Gefäße
auf Šipan war- mit dem Fund des bereits genannten mit Henkeln), die unter dem Einfluss einer besser
awarischen Beschlages mit Greifen- ein Einheimi- entwickelten Keramikherstellung der angetroffenen
scher und kein Aware bestattet229. Dieser Beschlag Einheimischen entstand231. Er hebt hervor, dass die-
dient somit sicherlich nicht der ethnischen Bestim- ser Einfluss eine entscheidende Bedeutung bei der
mung des Toten. Entwicklung der Keramik auf dalmatinischem Bo-
Ferner ist unsere Aufmerksamkeit auch den Grä- den im Allgemeinen hat. Die Gefäße aus den Kno-
berfelder zu widmen, auf denen ohne Zweifel die chengräbern ordnet man zeitlich an den Übergang
alteingesessene Bevölkerung (Knin-Greblje, Korita vom 7. ins 8. Jahrhundert und bis zum Ende des Ho-
bei Duvno, Rakovčani bei Prijedor, Mihaljevići bei rizonts mit heidnischen Bestattungsmerkmalen. Zu
Sarajevo) bestattet wurde230. Auf diesen Gräberfel- Recht verweist Belošević auf die Tatsache, dass eine
weitere Betrachtungsweise der Keramikanfertigung
226
N. POULOU PAPADIMITRIOU, Les plaqus-boucles vorerst begrenzt ist, weil es sich hierbei um Kult-
byzantines, s. 693-694. gefäße handelt und wir die Siedlungskeramik über-
227
N. POULOU PAPADIMITRIOU, Les plaqus-boucles haupt nicht kennen. In diesem Kontext sind deshalb
byzantines, s. 700. die Ergebnisse der von V. Delonga durchgeführten
228
N. POULOU PAPADIMITRIOU, Les plaqus-boucles
byzantines, s. 668-669. Analyse der Siedlungskeramik von Bribirska gla-
229
Z. VINSKI, O kasnim bizantskim kopčama, s. 68. vica sehr interessant232. Sie kommt zu dem Schluss,
230
N. MILETIĆ, Nekropola u selu Mihaljevićima kod dass innerhalb des Kastrums von Bribir die für das
Rajlovca, Glasnik Zemaljskog muzeja 11, Sarajevo, Ende des 6. Jahrhunderts im weiten ostadriatischen
1956, s. 10-37. – N. MILETIĆ, Ranosrednjovekovna
nekropola u Rakovčanima kod Prijedora, Glasnik Ze-
maljskog muzeja 25, Sarajevo, 1970, s. 119-158. – N. 231
J. BELOŠEVIĆ, Materijalna kultura Hrvata, s. 109-
MILETIĆ, Ranosrednjovjekovna nekropola u Kori- 115.
tima kod Duvna, Glasnik Zemaljskog muzeja 33, Sara- 232
V. DELONGA, Keramika, in: Bribir u srednjem vij-
jevo, 1979, s. 141-204. eku, Split, 1987, s. 69-70.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Küstenraum charakteristische Keramik mit grober den. Schließlich stellt er aber auch selbst fest, dass
Faktur und typologischen Merkmalen über einen eine genauere Datierung dieser Funde innerhalb
längeren Zeitraum beibehalten wurde, bzw. bis zum des 7. und 8. Jahrhunderts ohne andere zuverlässige
Beginn der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Erst Elemente nur schwierig ist.
nach Mitte des 7. Jahrhunderts erscheinen die für Trotz der Übernahme von Elementen der
die autochthone Töpferherstellung atypische For- spätantiken (frühbyzantinischen) Töpfertradi-
men auf den Überresten der spätantiken Häuser am tion innerhalb von Gräberfeldern im Horizont mit
Fundort Tjeme. A. Milošević bot eine Erklärung für heidnischen Bestattungsmerkmalen ist auch eine
die auf vereinzelten Gefäßen eingeritzten Zeichen, geraume Anzahl an mangelhaft angefertigten und
die auf Gräberfeldern aus dem Horizont mit heid- manuell nachgearbeiteten Gefäßen anwesend. Hier
nischen Bestattungsmerkmalen entdeckt wurden233. drängt sich erneut der Vergleich mit interessanten
Solche Zeichen haben keinerlei Analogien zu ande- Gräberfeldern des 7. und 8. Jahrhunderts in Grie-
ren slawischen Gebieten, so dass ihr Auftreten auf chenland auf, wo innerhalb der Gräber der lokalen
frühmittelalterlicher Keramik in Dalmatien als an- Bevölkerung auch zeitgenössische byzantinische
tikes und spätantikes Erbe gedeutet werden muss, Keramik gefunden wurde. Diese Keramik wurde
die Vorlagen sind vielleicht in den eingeprägten ausschließlich auf einer Töpferscheibe hergestellt. 123
Stempeln der Werkstätten auf Amphoren und Pithoi Auf dem Gräberfeld in Agia Triada auf dem west-
zu sehen. Man kann aber auch auf die sogenannten lichen Peloponnes wurde auf den deckenden Plat-
frühbyzantinischen Keramikampullen mit Mono- ten dreier Gräber handgefertigtes Keramikgeschirr
grammen in Form von Kreuzen mit gespaltenen entdeckt und in vereinzelten Gräbern auch Eisen-
Armenden und Amphoren für Wein mit Stempeln messer als Beigaben236. Auf den bisher erforschten
in Form von einem Zweig oder Anker verweisen, griechischen Gräberfeldern wurde handgefertig-
die im frühen 7. Jahrhundert im Ostmittelmeerraum tes Geschirr nur noch in Ioannina registriert. Man
verbreitet waren234. glaubt, dass solche, für die alteingesessene Bevö-
Die Analyse vereinzelter spätantiker Funde aus lkerung untypischen Bestattungsbräuche anderen
dem 6. Jahrhundert aus dem dalmatinischen Hinter- ethnischen Gruppen zugeschrieben werden müssen.
land und Bosnien brachte Milošević zu dem Schluss, Die Funde aus Agia Triada (silberne Filigranohrrin-
dass die in Gräbern liegenden Gefäße bereits vor ge mit drei Schleifen und zwei goldenen Knöpfen)
der Ankunft der Slawen verwendet wurden, dass deuten auf eine Datierung dieses Gräberfeldes nicht
ihre Beigabe in späteren Perioden ein Beweis der vor das 8. Jahrhundert237. Interessanterweise ist ei-
unmittelbaren Kontinuität aus der Spätantike ins nes der handgefertigten Gefäße vergleichbar mit
frühe Mittelalter ist und dass sie der Beweis einer den Urnen vom bisher einzigen entdeckten Brand-
möglichen intensiveren Symbiose slawischer Zuw- gräberfeld im griechischen Raum, jenem in Olym-
anderer mit der autochthonen Bevölkerung sind235. pia, das in das 8. Jahrhundert datiert238.
Im Einklang mit dem oben angeführten können, Im Rahmen unserer Gräberfelder mit heidni-
seiner Meinung nach, die Gräber mit Keramikge- schen Bestattungsmerkmalen sollte unter den sel-
schirr in Dalmatien aus dem ältesten Horizont be- tenen Funden aus dem Alltag, die aus dem spätanti-
reits an den Anfang des 7. Jahrhunderts datiert wer- ken Repertoire übernommen wurden, sicherlich auf
die sogenannten Eisenpfrieme verwiesen werden239.
Diese Gegenstände sind charakteristische Funde der
233
A. MILOŠEVIĆ, Ranosrednjovjekovni grob iz einheimischen Bevölkerung auf Gräberfeldern des
Bitelića, Starohrvatska prosvjeta, ser. 3, 15 (1985),
Split, 1986, s. 230-231.
5.-6. Jahrhunderts (Kašić-Glavčurak, Rakovčani
234
M. GRÜNBART - S. LOCHNER METAXAS,
Stempel(n) in Byzanz, in: Wiener Byzantinistik und
Neogräzistik. Beiträge zum Symposium 40 Jahre In-
stitut für Byzantinistik und Neogräzistik der Univer- 236
N. POULOU PAPADIMITRIOU - E. TZAVELLA - J.
sität Wien im Gedenken an Herbert Hunger, (ed. W. OTT, Burial practices in byzantine Greece, s. 395.
Hörandner, J. Koder, M. Stassinopolou), Wien, 2004, 237
F. CURTA, Still waiting for the barbarians, s. 445,
s. 182-186. 447.
235
A. MILOŠEVIĆ, Porijeklo i datiranje keramičkih po- 238
F. CURTA, Still waiting for the barbarians, s. 447.
suda u grobovima ranoga srednjeg vijeka u Dalmaciji, 239
M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. bis 11. Ja-
Diadora 12, Zadar, 1990, s. 327-369. hurhundert, s. 209-211.
bei Prijedor)240, sie treten aber auch bei verschie- ren Kontinuität aus der Spätantike dar. Selbst jene
denen germanischen Völkern in Verwendung, die Autoren, die meine Meinung nicht teilen, haben in
die ehemaligen römischen Provinzen besiedeln241. jüngster Zeit die Datierung der genannten Gruppe
Innerhalb der Gräber aus dem heidnischen Horizont auf die Zeit nach 700, bzw. ins frühe 8. Jahrhun-
(Nin-Ždrijac, Kašić-Maklinovo brdo, Stankovci- dert verschoben244. An dieser Stelle sei auch auf die
Klarića kuće, Glavice-Gluvine kuće II, Jasensko, von F. Curta vorgebrachte extrem frühe Datierung
Velim-Velištak) erscheinen sie in Gräbern männli- der Gräber in Golubić und Nin (Heiliger Anselm)
cher Erwachsener, immer in ähnlichem Kontext mit hinzuweisen. Er ordnete beide Gräber in das letzte
ein oder zwei Eisenmessern, Feuerstein und Feuer- Viertel des 6. Jahrhunderts, bzw. bis spätestens um
stahl, mit einem oder zwei Gefäßen, in einigen Fäl- das Jahr 600. Seinen Ansatzpunkt findet er in den
len mit Riemenschnallen, in zwei Fällen mit Pfeilen Ohrringen aus der sogenannten sternenförmigen
und in einem Fall (Grab 20 auf Maklinovo brdo) Gruppe, die in beiden Grabfunden vertreten ist. Für
neben Beil und Sichel. In Orlić wurde der Pfriem ihn stellen sie den korbförmigen Typ dar, obgleich
neben einem Eisenmesser und einem Keramikgefäß sie ihm überhaupt nicht angehören. Dies ist er-
entdeckt. Diese Gegenstände treten nicht als Grab- sichtlich aus den Texten der begleitenden Katalo-
124 funde in anderen slawischen Gebieten auf, sind aber geinheiten und den Fotos, auf die er sich bezieht245.
im Rahmen von romano-slawischen Gräberfeldern Desweiteren setzt er sie ohne Grundlage, außer
in Istrien sowie an einzelnen Fundorten der Koma- aufgrund der Tatsache, dass es sich hierbei um üp-
ni-Kultur anzutreffen242. Doch auch in diesem Fall pige Goldbeigaben handelt, mit dem sogenannten
handelt es sich um Funde aus Gräbern, die zeitlich Urbica-Hortfund aus Narona in Verbindung246, der
nicht genau zuzuordnen sind. jedoch keinerlei Ohrringe beinhaltete und nicht mit
Ich berichtete bereits mehrfach über Schmuck- den zwei besagten Gräbern vergleichbar ist. Der
funde in Frauengräbern (Ringlein, Ohrringe, Ringe,
Halsketten, Torques) und kam zum Schluss, dass es 244
A. MILOŠEVIĆ, Križevi na obložnicama ranosred-
sich um Gegenstände zeitgenössischer byzantini- njovjekovnih grobova u okolici Sinja, Dubrovnik
- Split, 2008, s. 34-37. – N. JAKŠIĆ, Il ruolo delle
scher Anfertigung aus der zweiten Hälfte des 8. und antiche chiese rurali nella formazione del ducato Cro-
der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts handelt, die in ato medievale, Hortus Artium Medievalum 14, Zagreb
der gleichen Schicht wie Objekte westlicher fränki- - Motovun, 2008, s. 105-197,
scher Provenienz vorkommen243. Diese Funde kön-
245
Curta nennt die Katalogeinheiten aus dem Katalog Bi-
zantini, Croati, Carolingi Alba e tramonto di regni e
nen nicht der spätantiken Bevölkerung Dalmatiens imperi, (ed. C. Bertelli et alii), Milano, 2001, s. 270,
im 7. Jahrhundert zugeschrieben werden, wie dies 273, 283, 284-285. Der Wahrheit wegen muss man
bis vor kurzem noch für einzelne Fälle getan wurde. sagen, dass in diesem Katalog fälschlicherweise ein
Sie stellen auch keinen Beweis einer unmittelba- wahrlich korbförmiger Ohrring dem Ensemble aus
Golubić zugeordnet wurde (Typ Allach), der dort nicht
hingehört und von einem anderen Fundort im gleichen
240
J. BELOŠEVIĆ, Starohrvatska nekropola u selu Dorf stammt. Das Ensemble aus Golubić wurde aber
Kašiću kraj Zadra, s. 229, T. VII, 4-5. – N. MILETIĆ, bereits unzählige Male in der kroatischen archäologi-
Ranosrednjovekovna nekropola u Rakovčanima, s. schen Literatur veröffentlicht, die Curta zur Verfügung
149-150, T. V; T. XV, 14. steht, und immer ohne den umstrittenen Ohrring, so
241
N. MILETIĆ, Ranosrednjovekovna nekropola u dass dieser Fehler all jenen leicht erkennbar ist, die
Rakovčanima, s. 150. sich ernsthaft mit ihm beschäftigen. Um die Gräber
242
B. MARUŠIĆ, Kratak prilog poznavanju barbarizi- aus Golubić und Nin zu verbinden, ist Curta aber nicht
ranih ranosrednjovjekovnih nekropola Istre, Situla nur der Ohrring des Typs Allach wichtig, sondern auch
20/21, Ljubljana, 1980, s. 467. – Ђ. ЈАНКОВНЋ - E. sternförmige Ohrringe, die er als korbförmig bestim-
ЗЕЧЕВИЋ, Архєолошки слојеви, s. 21, Abb. 2, Б; mt. Man muss auch hervorheben, dass im genannten
Abb. 4, A, Abb. 14, a. Katalog Golubić und Nin unterschiedlich datiert sind,
243
M. PETRINEC, Dosadašnji rezultati istraživanja, s. der erste Ort an die Jahrhundertwende 6./7. Jhdt., der
205-246. – M. PETRINEC, Gräberfelder aus dem 8. zweite an die Jahrhundertwende 4./5. Jhdt, was Curta
bis 11. Jahurhundert, s. 134-144. – M. PETRINEC, aber verschweigt.
Metal objects of byzantine origine in medieval graves
246
Bezüglich des sogenannten Urbica- Hortfundes siehe
from Croatia, in: Towards rewriting? New approaches A. PITEŠA, Katalog nalaza iz vremena seobe naro-
to byzantine archaeology. Proceedings of the Sympo- da, srednjeg i novog vijeka u Arheološkom muzeju u
sium on byzantine art and archaeology, (ed. Piotr Ł. Splitu / Catalogue of finds from the Migration Period,
Grotowski and Sławomir Skrzyniarz), Series Byzan- Middle Ages and Early Modern Period in Split, Split,
tina, vol. VIII, Warsaw, 2010, s. 201-208. 2009, s. 46-49.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Zweck dieser Behauptung ist die Festigung seiner Zu diesem Zeitpunkt muss man sich die Frage
Datierung ins 6. Jahrhundert, im Hinblick darauf stellen, wer eigentlich auf den Gräberfeldern aus
schreibt er beide Funde zweifellos der einheimi- dem „heidnischen“ Horizont bestattet war? Kann
schen Bevölkerung zu247. Solch eine Manipulation man anhand der materiellen Kultur und der Be-
mit archäologischen Funden ist einfach unzulässig. stattungsbräuche überhaupt von einer Ethnie spre-
Ich habe bereits im Bezug auf die halbmondför- chen? Wie ich bereits hervorhob ordnete die ältere
migen Anhänger und Fibeln des Typs Werner I C kroatische archäologische Literatur diese Gräber-
darauf verwiesen. felder ausschließlich der slawischen bzw. kroati-
schen Ethnie zu. Ende des 20. Jahrhunderts meldete
Slawen (?) sich dann eine bestimmte Anzahl von Autoren mit
der Ansicht, dass die Funde von diesen Gräberfel-
Schließlich muss man feststellen, dass die Dau-
dern eine bedeutendere ethnische Kontinuität aus
er der Gräberfelder, die zuverlässig der spätanti-
der Spätantike widerspiegeln. In jüngster Zeit gibt
ken Bevölkerung Dalmatiens zuzuschreiben sind,
es vereinzelte Autoren, die selbst die Existenz der
nicht länger als bis Ende des ersten Drittels des 7.
Slawen in Frage stellen, bzw. ihre gemeinsame
Jahrhunderts dauern konnte, als man die Bestattun-
Identität und Migration aus der gemeinsamen Hei- 125
gen dort nicht länger fortführte. Im Rahmen des
mat. Die Slawen sind, nach diesen Interpretationen,
Horizonts mit heidnischen Bestattungsmerkmalen
nur ein pseudoethnisches Konstrukt, das anhand
kann trotzdem weder ein Gräberfeld hervorgeho-
der Wahrnehmung der Bevölkerung auf der an-
ben werden, dass eine direkte Kontinuität aus der
deren Donauseite seitens byzantinischer Autoren
Spätantike zeigen würde, noch kann man Gräber
entstand. Das Wort Sclavenes diente während des
mit Gegenständen, von denen man ausgehen kann,
längsten Teils des 6. Jahrhunderts als Überbegriff
dass sie aus dem spätantiken Repertoire übernom-
für die Beschreibung unterschiedlicher Gruppen,
men wurden, genauer vor die zweite Hälfte des 8.
die nördlich des byzantinischen Limes lebten. In
Jahrhunderts datieren. Die Garnitur aus Duševića
diesem Kontext stellt sich auch die Frage der An-
glavica sowie die Riemenbeschläge mit hängenden
kunft der Slawen in Dalmatien, bzw. wie viele
Ringlein aus Grab 6 von Maklinovo brdo in Kašić,
Slawen überhaupt zuwanderten und ist der Name
die wir als zeitgenössische byzantinische Anferti-
Slawe überhaupt gerechtfertigt. Unter den Autoren,
gungen betrachten, eröffnen die Möglichkeit einer
die diese Meinung vertreten, steht insbesondere F.
etwas früheren Datierung im Rahmen des 8. Jah-
Curta im Vordergrund. Er versucht die These der
rhunderts. Eine klarere Betrachtung der Situation
Nicht-Existenz der Slawen (nicht nur in Dalmatien
behindert auch die Tatsache, dass bisher kein ein-
sondern auch im weiteren Raum, der als Siedlungs-
ziges Gräberfeld aus dem 7. oder 8. Jahrhundert in-
gebiet von ihnen betrachtet wird) hauptsächlich mit
nerhalb der Küstenstädte (Zadar, Split, Trogir) ent-
der Analyse archäologischer Funde und der Infra-
deckt wurde. Einzelne Fundst­ücke aus dieser Zeit
gestellung der Angaben aus historischen Quellen zu
sind ebenso ausgesprochen selten.
untermauern248. Auch die Betrachtungsweise von D.

In einem anderen Text werden die Ohrringe vom


247
F. CURTA, The Making of the Slavs, History and Ar-
248

Fundort Mani (Tegani) auf dem Südpeloponnes in cheology of the Lower Danube Region, c. 500-700,
Verbindung mit dem Fund aus dem frühawarischen Cambridge, 2001. – F. CURTA, Etnicitet u ranosred-
Frauengrab in Gásc gebracht (Vergleich É. GARAM, njovjekovnij arheologiji, s. 17-50. – F. CURTA, Still
Katalog der awarenzeitlichen Goldgegenstände und waiting for the barbarians, s. 403-478. Siehe auch
der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungari- Reaktionen auf Making of the Slavs (F. BIERMANN,
schen Nationalmuseum, Catalogi Musei Nationalis Kommentar zum Aufsatz von Florin Curta: Utváření
Hungarici 1, Budapest, 1993, s. 65, Taf. 30.) und dann Slovanů (se zvlaštním zřetelem k Čecham a Moravě),
erneut mit Golubić, all dies um die Datierung um 600 Archeologické rozhledy 61, Praha, 2009, s. 337–349. –
zu untermauern (Siehe: F. CURTA, Still waiting for A. PLETERSKI, The inventing of the Slavs or inven-
the barbarians, s. 440). Gerade aber für die Funde der tive Slavs? O ideovém světě a způsobu bydlení starých
Ohrringe in Mani (Tegani) deuten Poulou-Papadimi- Slovanů, Archeologické rozhledy 61, Praha, 2009, s.
triou, Tzavella und Ott auf Analogien im Territorium 331-336. – N. PROFANTOVÁ, Kultura s keramikou
von Griechenland im jüngeren Kontext (Vergleich N. pražského typu a problém šíření slavinity do střední
POULOU PAPADOMITRIOU - E. TZAVELLA - J. Evropy. K článku Florina Curty (Archeologické roz-
OTT, Burial practices in byzantine Greece, s. 393). hledy 61, Praha, 2009, s. 303–330) sowie die Antwort
Dzino folgt der von Curta249. An dieser Stelle möch- genständen als Grabbeigaben und der Bestattungs-
te ich kurz auf ihre Rückschlüsse eingehen, die mit ritus bestätigen nicht die Ethnizität der Menschen,
dem dalmatinischen Gebiet und den Gräberfeldern die sie verwendet haben. Der Mangel an christlicher
aus dem Horizont mit heidnischen Bestattungs- Ikonographie in archäologischen Schriften beweist
merkmalen verbunden sind. Bei Autoren verkünden nicht, dass die Bevölkerung im poströmischen Dal-
nämlich einen neuen Ansatz bei der Betrachtung der matien heidnisch wird. Demzufolge stellen Gräber
Problematik der südslawischen und auch der kroa- mit Grabbeigaben weder Slawen noch Kroaten
tischen Ethnogenese. Dieser „neue“ Ansatz bezieht noch „Heiden“ dar. Folglich kann man die archäo-
sich bezüglich Dalmatien meist auf das Anzweifeln logische Kultur vom 7. bis 9. Jahrhundert nicht als
der Glaubwürdigkeit einer Handvoll historischer „altkroatisch“ kennzeichnen.
Quellen, die die Slawen (und Kroaten) anführen. Die einheimische Bevölkerung aus dem dalma-
Zudem betrachten sie jene archäologischen Funde, tinischen Hinterland transformierte ihre Identität
die hier behandelt worden sind. Dabei möchte ich und wurde zu „Slawen“ als Folge der Umkehrung
feststellen, dass ich hier nichts Neues bemerke, der Bevölkerung zu „Romanen“ in Küstenstädten
bzw. nichts was in der kroatischen archäologischen unter byzantinischer Verwaltung.
126 und historischen Wissenschaft nicht mindestens die Falls wir diese Ansichtsweise akzeptieren so
letzten dreißig Jahre anwesend ist. muss man beiden Autoren einige Fragen stellen.
D. Dzino betont, dass die historische Überliefe- Wie ist es überhaupt möglich anhand einer un-
rung des Untergangs von Salona fragwürdig ist. Die bestimmbaren materiellen Kultur und neutraler Ge-
Archäologie zeigt, so Dzino, das der Grund für die genstände zu folgern, dass man unter der Bezeich-
Aufgabe von Salona nicht in der militärischen Be- nung „Wanderung der Slawen“ ins poströmische
setzung und Verwüstung liegen kann. Mit der Ver- Dalmatien einen Übergangsprozess der Identität
werfung des narrativen Diskurses über den Fall von und Akkulturation unter der einheimischen Bevö-
Salona geht er davon aus, dass die Anwesenheit der lkerung und den kleinen Gruppen von Immigran-
Slawen in Dalmatien im 7. Jahrhundert nur auf kon- ten, die im 7. Jahrhundert einwandern, verstehen
sequentialistischen Beweisen basiert. Die Slawen, soll? Welche archäologischen Funde bestätigen
die Benevent im Jahre 642 über das Meer angrei- die Transformation der Einheimischen in Slawen?
fen, sind unbestimmt. Papst Johannes IV. sendet Die neutralen? Wenn die Grabbeigaben und das
Abt Martin um Gefangene unter den Heiden und Fehlen christlicher Ikonographie nicht das Hei-
nicht unter den Slawen freizukaufen. Curta ist der dentum beweisen, welche Gruppe bezeichnet dann
Ansicht, dass die Übergriffe nach Istrien und Ita- Papst Johannes IV. (der ursprünglich aus Dalmatien
lien zur Wende ins 7. Jahrhundert nicht als Beweis stammt) als heidnisch? Wenn diese Immigranten
slawischer Besiedlung anzusehen sind, sondern als (wer auch immer das war) so gering in ihrer Anzahl
von Awaren koordinierte Raubzüge. Bezüglich der waren, wie gelang es ihnen so viele Leute gefan-
Archäologie betonen Dzino und Curta die Inakzep- gen zu nehmen, so dass die Intervention des Papstes
tanz der Verbindung von materieller Kultur und aus Rom notwendig wurde, und Abt Martin entlang
ethnischer Zugehörigkeit. Gegenstände mit einem Dalmatien und Istrien reiste? Wenn es sich um die
ethnischen Namen sind Gegenstände, die an sich heidnische Bevölkerung handelt, ist es möglich,
neutral sind, und nur im verwendeten Kontext et- dass diese bereits in den ersten Jahrzehnten des 7.
was über Identitäten aussagen, die diese vielleicht Jahrhunderts ihre Identität verwandelte und zu Sla-
projizieren konnten. Die Verwendung von Ge- wen wurde?
Dabei möchte ich vermerken, dass die archäolo-
von F. Curta (F. CURTA, Slavs in Bohemia and Mora- gische Argumentation von F. Curta (in erster Linie
via: a response to my critics, Archeologické rozhledy
61, Praha, 2009, s. 1-30). bezieht sich das auf die chronologische Bewertung
249
D. DZINO, „Becoming Slav“, „Becaming Croat“: der Funde) sehr selektiv und inkonsequent ist. Ich
New approaches in the research of identities in post- verwies bereits auf das Beispiel des Vergleichs zwi-
Roman Illyricum, Hortus Artium Medievalum 14, Za- schen dem Fund aus Ston mit Grab 32 aus Lezha,
greb - Motovum, 2008, s. 195-206. – D. DZINO, Novi
pristup izučavanju ranog hrvatskog identiteta, Radovi aufgrund dessen die Datierung dieses Fundes und
Zavoda za hrvatsku povijest 41, Zagreb, 2009, s. 33- des Grabs aus Kašić in die erste Hälfte des 7. Jah-
54. rhunderts bestimmt werden konnte. Grab 32 aus
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Lezha ist jedoch an anderer Stelle mit dem früha- tion widersprüchlich sind, versuchte M. Kazanski
warischen Grab 67 aus Győd verbunden und an- das archäologische Material mit Militärcharakter,
hand vereinzelter Funde aus diesem Grab (Schnalle das aus unterschiedlichen Regionen der slawischen
Oberpibing und Untereching sind kennzeichnend Welt zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert stammt,
für den bajuwarischen Raum) in das letzte Drittel zu analysieren254. Es handelt sich dabei um Gebiete
des 7. Jahrhunderts datiert250. Des Weiteren sei auf der Prager, Penkovka und Koločin-Kultur, als de-
folgendes hinzuweisen. Grab 67 aus Győd beinhal- ren Träger man die frühen Slawen betrachtet. Ka-
tet neben der Schnalle Balgota/Pergamon auch eine zanski hebt hervor, dass in der slawischen Kultur
frühbyzantinische Schnalle mit zwei Paar gegenü- des frühen Mittelalters die sogenannten beliebten
ber liegenden Tierprotomen251. Anhand der Schnal- Waffen dominieren (Bogen und Pfeile, Lanzen und
lenfunde gerade dieses Typs datiert Curta das Grä- Beile), angesehene Waffen (Schwerter, Sporen)
berfeld am Fundort Asklepieion (Messine) auf dem sind hingegen ausgesprochen selten255. Er findet
Peloponnes zwischen 600 und 650. Als Analogien zahlreiche Analogien zu all diesen Gegenständen
nennt er Funde aus zwei frühawarischen Gräbern in unter den Funden in ganz Europa und Vorderasien.
Ungarn, zwei Gräber aus Bukel in Albanien, aber Besondere Aufmerksamkeit widmet er Teilen der
nicht auch die Schnalle aus dem Grab in Győd, da Riemengarnitur, die an slawischen Fundorten ent- 127
er dann für Asklepieion eine spätere Datierung vor- deckt wurden. Er folgert, dass die Anwesenheit
schlagen müsste252. Vereinfacht gesagt, die gleichen dieser Funde auf die Existenz eines Militärgewands
archäologischen Funde werden verwendet oder ver- deutet, das im Einklang mit der damaligen inter-
schwiegen oder aber, je nach Bedarf und abhängig nationalen Kriegermode und im euroasiatischen
vom Thema, das der Autor gegenwärtig behandelt, Raum weit verbreitet ist256. Aus diesem Grund sind
unterschiedlich datiert und der bereits zuvor bes- Slawen außerhalb des Territoriums der angeführten
timmten Schlussfolgerung angepasst. frühslawischen Kulturen noch schwerer zu unter-
„Entstanden die Slawen wirklich im Schatten scheiden.
von Justinian’s Befestigungen“ wie Curta annim- Auch E. Szameit warnte bereits vor der „Un-
mt oder sind sie nur schwer erkennbar? Existieren sichtbarkeit“ der Slawen im Alpen- und Donauge-
vielleicht doch archäologische Argumente, die ihre biet257. Er hebt hervor, dass trotz historischer Be-
Gruppenidentität bezeugen? legungen die Anwesenheit der Slawen im 7. Jahr-
Die Frage der Genesis der Slawen ist komplex, hundert keinerlei archäologische Spuren hinterließ.
so dass eine umfangreiche Literatur besteht, die Die Slawen werden auf einmal und erst in der ersten
sich dieser Problematik unter verschiedenen Aspek- Hälfte und gegen Mitte des 8. Jahrhunderts archäo-
ten widmet. Historische Quellen beschreiben die logisch sichtbar, und zwar durch reiche Gräber her-
Slawen als primitiv und einfach, mit bescheidenen vorstechender Einzelner, die mit Schmuck, Waffen
Behausungen und Kleidung, als Menschen, die Vie- und Werkzeug ausgestattet sind, zunächst in der
hzucht und Getreideanbau betreiben253. Auch ihre spätmerowingischen und ab Mitte des 8. Jahrhund-
Bestattungsbräuche sind einfach, sie verbrennen erts in der frühkarolingischen Tradition, d.h. erst als
die Toten und betten sie in einfache Erde, in Ur- sie in den Interessenbereich des fränkischen Staates
nen und Hügel zumeist ohne Beigaben. Aufgrund kommen. Szameit betont, dass die den Slawen zu-
dessen sind sie anhand archäologischen Materi- geordneten Gräberfelder von den spätbajuwari-
als nur schwer bestimmbar. Mit Hinblick auf die schen durch Beigaben von Speisen und Keramikge-
Tatsache, dass sie in Quellen des 6. Jahrhunderts schirr klar zu unterscheiden sind.
mit den Kriegen im Donaugebiet erwähnt werden
und dass die Angaben byzantinischer Schriftsteller 254
M. KAZANSKI, L’armament slave du haut moyen-
über den Charakter der slawischen Militärorganisa- age (V-VII siecles) a propos des chefs militaires et
guerriers professionneles chez les anciens Slaves,
Přehled výzkumů 39 (1995-1996), Brno, 1999, s. 197-
250
F. CURTA, Still waiting for the barbarians, s. 432. 236.
251
Für das Grab aus Győd, siehe A. KISS, Avar cemete- 255
M. KAZANSKI, L’armament slave, s. 209.
ries in county Baranya, s. 41, Pl. IX, 67. 256
M. KAZANSKI, L’armament slave, s. 207
252
F. CURTA, Still waiting for the barbarians, s. 427. 257
E. SZAMEIT, Die Karantanen und Donauslawen im
253
Ausführlicher siehe U. FIEDLER, Studien zu Gräber- 8. Jahrhundert, in: Hunen + Awaren, Reitervölker aus
felder des 6. bis 9. Jahrhunderts, Teil I, s. 3-18. dem Osten. Eisenstadt, 1996, s. 320-325.
Brandgräber und Gräberfelder sind dort ausge- heit der Bevölkerung dem heidnischen Glauben
sprochen selten. Frühslawische Funde vom Ende angehört. Der slawische heidnische Glaube ist mit
des 6. und Anfang des 7. Jahrhunderts sind in Nie- schriftlichen Quellen und archäologischen Unter-
derösterreich nur nördlich der Donau anzutreffen. suchungen belegt. Man kann annehmen, dass ein
Jüngere Brandgräber, wahrscheinlich aus dem 8. Teil der Slawen, der sich traditionell einäscherte,
Jahrhundert, registrierte man an zwei Fundorten die Knochenbestattung und ein Teil der Christen die
südlich der Donau258. Einzelne Brandgräber vom heidnischen Bräuche übernahm.
Übergang aus dem 8. ins 9. Jahrhundert gibt es an Im Gebiet des heutigen Nordkroatiens war bis
den Fundorten Pitten und Purgstall an der Erlauf. vor kurzem kein einziges Brandgräberfeld bekannt,
An der Grenze von Ober- und Niederösterreich, im heute verfügen wir über drei solche Fundorte. Bes-
Gebiet des antiken Lauriacum, entdeckte man einen onders faszinierend ist die Tatsache, dass zwei,
kleineren Teil eines slawischen Brandgräberfeldes, zweifellos den Slawen zugeschriebene Brand-
außerdem ein frühslawisches Brandgrab in Gusen. gräberfelder (Vinkovci-Duga ulica und Belišće-
Die Komplexität der Situation verdeutlichen auch Zagajci) im äußersten Osten liegen, im Territorium,
die Knochengräberfelder unter Hügeln, die der das Bestandteil des Awarischen Kaganats war, wo
128 sogenannten südtschechischen-österreichischen Knochenbestattungen praktiziert wurden.
Gruppe in jenem Gebiet angehören, welches vom Noch schwieriger ist die Bestimmung der Sla-
7. bis zum 9 Jahrhundert unterschiedlichen kultu- wen vor dem 8. Jahrhundert in jenen Gebieten, die
rellen Einflüssen aus West und Ost ausgesetzt ist. sich innerhalb der Grenzen des byzantinischen Kai-
Die Funde lassen keine Bestimmung der ethnischen serreiches befinden. Dies bezieht sich vor allem auf
Zugehörigkeit zu. Man kann lediglich von dem die Slawen auf dem Balkan. Man geht in der Regel
kulturell-geschichtlichen Hintergrund des Volkes davon aus, dass sie in diesen Gegenden ziemlich
sprechen, das auf diesen Gräberfeldern unter dem bald die Bestattungsbräuche der angetroffenen hel-
Begriff „slawisch“ vorausgesetzt wird259. Die Kno- lenisierten und romanisierten Völker übernahmen.
chengräberfelder aus dem Horizont mit gemischten M. Kazanski führt an, dass die slawische Zuwan-
bayrischen-fränkischen und awarischen Einflüssen derung auf den Balkan, bzw. ins heutige Rumänien
kann trotz allem höchstwahrscheinlich mit den Sla- zweifellos von Elementen bezeugt ist, deren Ur-
wen in Verbindung gebracht werden260. sprung im finnischen und baltischen (bzw. balto-
Die Lage in Kärnten ist etwas klarer, wo gegen slawischen) Randgebiet von Zentralrußland liegt262.
700 das Herzogtum Kärnten entsteht. S. Eichert be- Brandgräberfelder aus dem 6./7. Jahrhundert in
hauptet, dass die Ethnogenese Kärntens als Prozess Rumänien und Bulgarien sind ausgesprochen sel-
der Verschmelzung der einheimischen romanischen ten. Es gibt aber eine geraume Anzahl an birituellen
Bevölkerung mit zugewanderten Slawen verstan- Gräberfeldern, die zeitlich in das 8. und 9. Jahrhun-
den werden muss, dabei ist das slawische Element derte datieren263. Diese Gräberfelder bieten interes-
hinsichtlich des Glaubens, Kultur und Linguistik sante Zeugnisse über slawische Bestattungsbräu-
weitaus stärker261. Tatsache ist auch, dass die Mehr- che. Im Rahmen der Brandgräberfelder ist die Bei-
gabe von Speisen kennzeichnend. Dies bestätigen
258
W. BREIBERT, Frühmittelalterliche Hügelgräber im Funde unverbrannter Tierknochen (Lamm, Schaf,
Waldviertel, s. 62-64. Schwein, Reh, Rind, Vogel)264. Diese Tierknochen
259
W. BREIBERT, Frühmittelalterliche Hügelgräber im sind in der Regel mit verbrannten Menschenkno-
Waldviertel, s. 62. chen vermischt oder um sie verteilt. Bei vielen
260
W. BREIBERT, Frühmittelalterliche Hügelgräber im
Waldviertel, s. 64. Gräbern beobachtete man auch den Brauch des
261
S. EICHERT, Zu Christentum und Heidentum im sla- Zerschlagens von Keramikgeschirr und das Feu-
wischen Karantanien, in: Rome, Constantinople and
Newly-Converted Europe (Archeological and Histori- 262
M. KAZANSKI, L’armament slave, s. 211-212.
cal Evidence), (ed. M. Salamon, M. Woloszyn, A. Mu- 263
Ж. Н. ВЪЖАРОВА, Славяни и Прабългари (по
sin, P. Špehar), vol. 1, Kraków - Leipzig - Rzeszów - данни на некрополите от VI-XI в. на територията
Warszawa, 2012, s. 489-502. Siehe auch S. EICHERT, на България). София, 1976. – U. FIEDLER, Studien
Die frühmittelalterliche Grabfunde Kärntens. Die ma- zu Gräberfelder des 6. bis 9. Jahrhunderts, Teil I, s.
terielle Kultur Karantaniens anhand der Grabfunde 408-517; Teil II, s. 282-307.
vom ende der Spätantike bis ins 11. Jahrhundert, Kla- 264
Ж. Н. ВЪЖАРОВА, Славяни и Прабългари, s. 409-
genfurt am Wörthersee, 2010, s. 156-164. 410.
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

ermachen. Birituelle Gräberfelder sind in diesem, gistriert wurden, widersetzt sich klar der These der
aber auch dem weiten Balkangebiet (Territorium „Nicht-Existenz“ bzw. der „Schaffung der Slawen“.
des Erzbistums Ohrid) noch während des 10. und Dies bestätigen auch die Gräberfelder im Gebiet, in
11. Jahrhunderts anwesend. Heidnische Bräuche dem später das kroatische Fürstentum entsteht, aber
aus der gleichen Periode sind auch bei vereinzelten auch Gräberfelder im Küstenland der benachbarten
Knochenbestattungen erkennbar265. Sklavinien. Eine besondere Bedeutung in diesem
Über Gräberfelder aus den „finsteren Jahrhun- Kontext hat der Fundort in Orlić, da wir hier zum
derten“ Griechenlands wurde bereits berichtet. Die ersten Mal Gräber unter Hügeln antreffen, die in
slawische Anwesenheit auf dem Peloponnes wä- solchem Maße mit verwandten Gräbern in slawi-
hrend dem 8. und 9. Jahrhundert bezeugen auch schen Gegenden übereinstimmen, wo diese Art von
historische Quellen, so dass man das in Olimpia Bestattung praktiziert wurde, dass man sie nicht an-
entdeckte Brandgräberfeld aus dem 8. Jahrhundert ders als slawische Grabhügel deuten kann. Auf eine
zweifellos mit den Slawen verbinden muss266. Die wahrscheinlich größere Anzahl ähnlicher Fundorte,
Anwesenheit fremder ethnischer Zuwanderergrup- zumindest im Gebiet um Knin, deuten vereinzelte
pen (vielleicht slawischer) lässt sich auch auf eini- Notizen von Pater Lujo Marun. Die Tatsache, dass
gen weiteren Gräberfeldern in Epirus und auf dem Gräberfelder im Horizont mit heidnischen Be- 129
Peloponnes erahnen (Ioannina, Agia Triada, Tigani). stattungsmerkmalen eine deutliche slawische Kom-
Unter Berücksichtigung aller hier genannten ponente zeigen, schließt die ethnische Anwesenheit
Argumente, muss man meiner Meinung nach mit der einheimischen Bevölkerung nicht aus. Man
der slawischen Anwesenheit auch im dalmatini- erahnt sie in der Übernahme von Elementen aus
schen Raum wahrscheinlich bereits ab Mitte des 7. der spätantiken Tradition, die in vereinzelten Grab-
Jahrhunderts rechnen, obgleich hierfür direkte Be- funden erkennbar ist. Diese Funde klassifizieren je-
weise noch fehlen. Diese Anwesenheit ist während doch nicht unmittelbar den Toten als Slawen oder
des 8. Jahrhunderts auf den Gräberfeldern aus dem als Angehörigen der einheimischen Bevölkerung.
Horizont mit heidnischen Bestattungsmerkmalen Wie groß diese Bevölkerung war, die die Slawen
klar erkennbar, wovon in weitaus größerem Maße erwartete, und wie groß das zahlenmäßige Verhält-
die Bestattungsbräuche als die Grabfunde zeugen. nis in den Gebieten vieler Karstfelder, in Vinodol
Identische Bestattungsbräuche, die im gesamten oder Ravni kotari war und in welchem Tempo der
durch Slawen besiedelten Raum anwesend sind, Anpassungsprozess ablief ist aus dem archäologi-
bestätigen ihre Gruppenidentität weitaus mehr als schen Erbe der hier behandelten Gräberfelder nicht
die materielle Kultur, die häufig unter dem Einfluss erkennbar. Sie zeigen während des 8. Jahrhunderts
anderer Völker geformt wurde, mit denen sie in eine einheitliche materielle Kultur und man kann
Kontakt kamen. Nicht nur der Brauch der Einäsche- annehmen, dass sich die ursprüngliche Identität der
rung sondern auch eine Reihe der hier genannter zugewanderten Slawen auf die angetroffene einhei-
Rituale, wie beispielsweise das Feuermachen, das mische Bevölkerung übertrug. Auch die Beziehun-
absichtliche Zerschlagen von Geschirr, die Bei- gen mit den byzantinischen Städten in der Küsten-
gabe von Speisen, die Erhebung von Hügeln und region während des 8. Jahrhunderts, und besonders
nachträgliche Interventionen auf ihnen sowie die während des 7. Jahrhunderts, sind vorerst nicht
archäologisch vollkommen identischen Umstände, deutlich genug. Der derzeitige Forschungsstand
die an vielen zueinander entfernten und in keinerlei lässt noch viele Fragen unbeantwortet.
Verbindung stehenden Gebieten und Fundorten re- Im Bezug auf Orlić möchte auf folgende wich-
tige und häufig vernachlässigte Tatsache hinweisen.
265
P. ŠPEHAR - O. ZOROVA, Christianity on the ter- In unmittelbarer Nähe zu den Gräbern unter den
ritory of the archbishopric of Ohrid, 11th to the 13th
Hügeln befanden sich in Orlić auch zwei Gräber mit
century: Archeological evidence from burial sites, in:
Rome, Constantinople and Newly-Converted Europe frühkarolingischen Schwertern, die ans Ende des 8.
(Archeological and Historical Evidence), (ed. M. Sa- Jahrhunderts datieren. Obgleich über ihre Entdec-
lamon, M. Woloszyn, A. Musin, P. Špehar), vol. 1, kungsumstände nichts bekannt ist, so auch nicht die
Kraków - Leipzig - Rzeszów - Warszawa, 2012, s.
433.
Form ihrer Grabarchitektur, sind sie zweifellos Teil
266
N. POULOU PAPADIMITRIOU - E. TZAVELLA - J. des gleichen Gräberfeldes, das sich auf den Über-
OTT, Burial practices in byzantine Greece, s. 394-395. resten eines römischen Landguts und um ihn he-
rum entwickelte. Da es sich hierbei um die bisher dem 8. Jahrhundert stammen, treten einige Gräber
ältesten registrierten Schwerter in unserem Raum oder auch Gruppen von Gräbern mit Funden karo-
handelt, kann man mit großer Wahrscheinlichkeit lingischer Waffen und Reiterausrüstung vom Über-
auch die neuentdeckten Gräber unter Hügeln zeit- gang aus dem 8. ins 9. Jahrhundert auf. Auf vielen
lich innerhalb des 8. Jahrhunderts ansiedeln, auch von ihnen werden Bestattungen auch während des
wenn man mit einer endgültigen Schlussfolgerung gesamten 9. und in vereinzelten Fällen auch im
noch warten sollte. Wie bereits gesagt deutet das 10., sogar 11. Jahrhundert fortgesetzt, als das kro-
Auftreten von Waffen und Reiterausrüstung west- atische Fürstentum längst eine historische Tatsache
lichen Ursprungs auf eine neue Situation hin, bzw. ist. Diese Kontinuität erlaubt uns sie altkroatische
auf die Expansion des fränkischen Staates in Richt- Gräberfelder zu nennen. Dies bedeutet jedoch nicht,
ung Osten. An fast allen größeren oder vollständig dass man aufgrund ihrer Bezeichnung die ethnische
erforschten Gräberfeldern des „heidnischen“ Hori- Zugehörigkeit jener eingrenzt, die dort bestattet wr-
zonts, von denen man zuverlässig weiß, dass sie aus den.

130
Maja PETRINEC Frühmittelalterliche Gräber aus Orlić Angesichts Bisheriger Erkenntnisse über den Horizont mit Heidnischen ...

Maja PETRINEC

Ranosrednjovjekovni grobovi iz Orlića u svjetlu dosadašnjih


spoznaja o horizontu s poganskim karakteristikama pokapanja

U radu se iznose preliminarni rezultati arheoloških istraživanja provedenih u selu Orlić u razdoblju
od 2010. do 2012. godine. Orlić se nalazi u Kosovom polju smještenom 7 km jugoistočno od Knina, te 131
pripada Općini Biskupija. Prvi put se spominje 1373. godine u dokumentu o prodaji nekretnina Gojislava
Velikobratića iz sela Orle, a potom i 1480. godine (in loco uocato Horli). Svoje staro ime zadržao je i u
razdoblju nakon turskih osvajanja, te se u popisu Kliškog sandžaka iz 1550. (nahija Kosovo) navodi kao
selo s 23 kuće.
Najprije se u razmatranje uzimaju podatci o dosad ubiciranim srednjovjekovnim arheološkim lokaliteti-
ma i provedenim arheološkim iskopavanjima na području Orlića u razdoblju od kraja 19. stoljeća do danas.
Potom se donose rezultati najnovijih istraživanja provedenih na položaju iza negdašnje seoske poljopri-
vredne zadruge u neposrednoj blizini zgrade Općine Biskupija s opširnim osvrtom na ranosrednjovjekovne
grobove i nalaze. Riječ je o prvim arheološki dokazanim grobovima pod humcima u Hrvatskoj. Ovi se
nalazi potom sagledavaju u okviru složene problematike grobalja tzv. horizonta s poganskim karakteristi-
kama pokapanja na području Hrvatske. U vezi s ritualom ukapanja ukazuje se i na slične pogrebne običaje
na širem europskom prostoru naseljenom slavenskim narodima.
Posebna poglavlja posvećena su problematici kontinuiteta iz kasnoantičkog razdoblja, a nastoji se uka-
zati i na dosad slabo zapaženu prisutnost pojedinih predmeta suvremene bizantske produkcije.
Pokušavaju se ponuditi i odgovori na pitanja tko se zapravo pokapa na grobljima poganskog horizonta
te može li se uopće na osnovi materijalne kulture i pogrebnih običaja govoriti o etničkoj pripadnosti po-
kojnika.
U zaključnim poglavljima ustvrđuje se da se sa slavenskom prisutnošću u Dalmaciji mora računati vje-
rojatno već od sredine 7. stoljeća, premda za to zasad još nema izravnih dokaza. Ta prisutnost, međutim,
jasno je vidljiva tijekom 8. stoljeća na grobljima u horizontu s poganskim karakteristikama pokapanja,
o čemu u mnogo većoj mjeri svjedoče pogrebni običaji nego li grobni nalazi. Istovjetni pogrebni običaji
prisutni na širokom prostoru Europe, naseljenom Slavenima, potvrđuju njihov skupni identitet znatno više
nego materijalna kultura koja se često oblikuje pod utjecajima drugih naroda s kojima dolaze u kontakt.
Činjenica da groblja u horizontu s poganskim karakteristikama pokapanja pokazuju jasnu slavensku kom-
ponentu ne isključuje etničku prisutnost indigenog stanovništva, koja se naslućuje u preuzimanju eleme-
nata kasnoaničke tradicije vidljivih kroz pojedine grobne nalaze. Ti nalazi, međutim, ne određuju izravno
pokojnike, bilo kao Slavene, bilo kao pripadnike indigenog stanovništva. Koliko je tog stanovništva doče-
kalo Slavene i kakav je međusobni omjer bio na područjima brojnih kraških polja, na širokom prostoru od
Vinodola, Like i Ravnih kotara do jugozapadne Bosne, pa i dalje na jug, te kojim se tempom prilagodbeni
proces odvijao, nije vidljivo iz arheološke ostavštine grobalja o kojima je riječ. Ona tijekom 8. stoljeća po-
kazuju jednoobraznu materijalnu kulturu te se može pretpostaviti da se iskonski identitet pridošlih Slavena
prenio na zatečeno indigeno stanovništvo. Zasad nije dovoljno jasan niti odnos s bizantskim gradovima u
priobalju tijekom 8., a napose tijekom 7. stoljeća. Trenutno stanje istraženosti ostavlja još mnoga pitanja
otvorenima.

Das könnte Ihnen auch gefallen