Inhalt
1. Allgemein........................................................................................ 3
1.1 Produktionsformen........................................................................................... 3
1.2 Schaf- und Ziegenmilchproduktion und Verarbeitung................................... 4
1.3 Milchschafrassen.............................................................................................. 5
1.4 Milchziegenrassen............................................................................................ 6
1.5 Zusammenfassung............................................................................................ 7
2. Allgemeine Fütterungsgrundsätze............................................... 8
2.1 Was bedeutet Wiederkäuergerecht?............................................................... 8
2.2 Ruminale Stickstoffbilanz................................................................................. 9
2.3 Qualität der Futtermittel................................................................................... 9
2.4 Allgemeine Regeln zur Fütterung.................................................................. 12
2.5 Bedarfswerte................................................................................................... 12
3. Leistungsgerechte Fütterung..................................................... 13
3.1 Deckzeit und niedertragend........................................................................... 13
3.2 Hochtragend (Transitphase)........................................................................... 14
3.3 Frischlaktierend............................................................................................... 14
Impressum:
Herausgeber: Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen, Dresdnerstrasse 89/19, 1200 Wien
Autoren: Johann Hörth, Dr. Ferdinand Ringdorfer, DI Franz Tiefenthaller, Ing. Franz Hofer, DI Christine Braunreiter
Fotonachweis: Fotoarchiv des BMLFUW, Dr. Ferdinand Ringdorfer, LFZ Raumberg-Gumpenstein,
DI Christine Braunreiter, Johann Hörth bzw. die angegebene Quelle
Gestaltung: G&L Werbe und Verlags GmbH, 1030 Wien
Druck: queiser, Scheibbs
Copyright: Die Unterlagen wurden nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet. Hersteller, Herausgeber und Autoren können jedoch für
eventuell fehlerhafte Angaben und deren Folgen keine Haftung übernehmen. Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt.
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Unterlage darf in irgendeiner Form ohne Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter
Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
November 2013
1. Allgemein
Kasermandl 2009
3
1. Allgemein
7.000 12.000
6.000
10.000
5.000
8.000
4.000
6.000
3.000
4.000
2.000
2.000
1.000
- 0
1 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 99 über 100
12.000
10.000
8.000
6.000
4.000
2.000
0
über 100 1 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 99 über 100
1.2 Schaf- und Ziegenmilchproduktion erzeugt, davon werden 7.382 t zum menschlichen
und Verarbeitung Ernährung verwendet. Die Differenz wird verfüttert
bzw. ist als Schwund in der Statistik angeführt.
In Österreich wurden 2012 10.635 t Schafmilch Wesentlich höher ist die Ziegenmilchproduktion
4
1. Allgemein
6000
Achsentitel
4000
2000
0
Burgenland Kärnten NÖ OÖ Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg
mit 20.309 t, wovon wiederum 16.881 t für die kennzeichnet der lange, dünne und unbewollte
menschliche Ernährung verwendet werden. Die Schwanz. Das Zuchtziel liegt in der Milchproduk-
Differenz wird hier ebenfalls verfüttert bzw. dem tion und dieses ist derzeit in der 2.Laktation mit
Schwund zugerechnet. mindestens 600 kg Milch und mind. 60 kg Milchin-
Wie in Abbildung 3 ersichtlich, liegt der Schwer- haltsstoffen (Fett/Eiweiß) angesetzt.
punkt der Schaf- und Ziegenmilchproduktion in
Ober- und Niederösterreich. Eine größere Produk- Das Lacauneschaf ist erst seit etwas über 20 Jah-
tion bei der Schafmilch findet noch in der Steier- ren in Österreich vertreten, stammt aus Frankreich,
mark statt und bei der Ziegenmilch in Tirol.
1.3 Milchschafrassen
5
1. Allgemein
1.4 Milchziegenrassen
6
1. Allgemein
Milchleistung liegt teilweise auf dem Niveau der als Kreuzungspartner zur Verbesserung der Mich-
Saanenziege, das Zuchtziel liegt schwerpunkt- leistung bzw. der Milchinhaltsstoffe eingesetzt. Die
mäßig auf der Verbesserung der Widerstandsfä- Milchleistung liegt bei ca. 700 kg und teilweise da-
higkeit und Beibehaltung der hohen Milchleistung. rüber, bei 5 % Fettgehalt. Die Ziege ist in der Regel
hornlos und hat tief angesetzte Hängeohren.
Die Toggenburger Ziege kommt aus der Schweiz Das Zuchtziel wurde mit der Verbesserung der
und wurde dort bereits 1802 erwähnt, ist etwas Milchleistung und der Fitness formuliert.
kleinrahmiger als obengenannte Ziegenrassen. Sie
ist sowohl hornlos wie behornt und manche Tiere 1.5 Zusammenfassung
tragen einen langen „Mantel“. Die Milchleistung
liegt bei 700 bis 800 Kilogramm. Das Zuchtziel In Österreich kann durchaus erfolgreich eine Schaf-
liegt auf der Verbesserung der Milchleistung bei bzw. Ziegenmilcherzeugung durchgeführt werden,
Beibehaltung der Widerstandsfähigkeit. vorausgesetzt, man hat einen Abnehmer für die
Milch bzw. kann Milch zur Veredelungsprodukten
Die Gämsfarbige Gebirgsziege gehört zu den verarbeiten und diese absetzen.
seltenen Haustierrassen und ist hauptsächlich in
Westösterreich beheimatet. Sie geht auf lokale Bei der Auswahl der Zuchttiere ist auf den Ge-
Schläge in der Schweiz zurück. Typisch für sie sind sundheitsstatus des Herkunftsbetriebes (Maedi
der schwarze Aalstrich und der schwarze Bauch. Visna/CAE unverdächtig zertifiziert) zu achten. Die
Das Zuchtziel ist die Erhaltung der genetischen Auswahl der Rasse liegt oft am „Schönheitsideal“
Variabilität bei entsprechender Milchleistung. des Tierhalters.
Wichtig ist, dass den Tieren die optimale Umwelt
Die Anglo Nubier Ziege wurde Ende des 19. geboten werden kann und es gibt leider keine
Jahrhunderts vom nahen bis zum fernen Osten Formel, die für jeden Betrieb 100 % erfolgreich
gezüchtet und ab 1910 wurde in England das anzuwenden ist. Das Kapital der Tiere liegt für
Herdebuch für diese Rasse eröffnet. Sie wird oft den Tierhalter in der Milchleistung und es ist nur
7
2. Allgemeine Fütterungsgrundsätze
8
2. Allgemeine Fütterungsgrundsätze
Abbildung 4: Harnstoff- und Eiweißgehalt in der Milch als Maßstab für die Nährstoffversorgung bei Milchziegen (links) und Milchschafen (rechts) (nach BELLOF,
Abbildung….:
1996; GASTEINER, Harnstoff-
Abbildung….: und
Harnstoff-
2008). undEiweißgehalt
Eiweißgehalt inin
derder
Milch alsals
Milch Maßstab
Maßstabfürfür
diedie
Nährstoffversorgung
Nährstoffversorgung beibei
Milchziegen (links)
Milchziegen und
(links) und Milchschafen
Milchschafen (rechts)
(rechts)
(nach BELLOF,
(nach 1996;
BELLOF, 1996;
2.2 Ruminale
GASTEINER,
GASTEINER,2008). Stickstoffbilanz
2008). Milch und der Nährstoffversorgung der Schafe und
Ziegen. (siehe auch Kapitel 4.1 Seite 16)
Die ruminale Stickstoffbilanz
2.32.3
Qualität
Qualität derder Futtermittel (RNB) ist ein Maß
Futtermittel
für die Versorgung der Tiere mit nutzbarem Roh- 2.3 Qualität der Futtermittel
Milchschafe
Milchschafe sowie
sowie Milchziegen
Milchziegen sind
sindFeinschmecker
Feinschmecker und brauchen
und brauchenFuttermittel
Futtermittelininbester
bester
protein (nXP) und ausreichende Versorgung der
Qualität.
Qualität.Dies
Diesbedeutet
bedeutet einerseits, dass
einerseits, diedie
dass Futtermittel einen
Futtermittel hohen
einen hohenGehalt
GehaltananNähr- und
Nähr- und
Pansenmikroben mit Stickstoff. Die RNB ist die Milchschafe sowie Milchziegen sind Feinschme-
Mineralstoffen
Mineralstoffen haben
habenundunddass siesie
dass eine gute
eine guteVerdaulichkeit
Verdaulichkeit aufweisen. Eine
aufweisen. Eine hohe
hohe
Differenz zwischen dem aufgenommenen Futter- cker und brauchen Futtermittel in bester Qualität.
Verdaulichkeit
Verdaulichkeit istist
verbunden
verbunden mit
miteiner hohen
einer hohenFutteraufnahme
Futteraufnahme und damit
und damitistist
auch
aucheine gute
eine gute
rohprotein und dem nutzbaren Rohproteinrotein Dies bedeutet einerseits, dass die Futtermittel einen
Versorgung für hohe Milchleistungen gewährleistet. Andererseits muss auch
Versorgung für hohe Milchleistungen gewährleistet. Andererseits muss auch die äußere die äußere
dividiert durch 6,25. Da die RNB der Futtermittel hohen Gehalt an Nähr- und Mineralstoffen haben
Qualität
Qualitätstimmen,
stimmen, d. d.
h. h.
diedie
Futtermittel
Futtermitteldürfen
dürfennicht verschmutzt,
nicht verdorben,
verschmutzt, verdorben, gefroren
gefroren
verschieden ist, muss bei der Rationsgestaltung und dass sie eine gute Verdaulichkeit aufweisen.
oder
oder
verschimmelt
verschimmelt sein.
sein.
darauf geachtet werden, dass die Gesamtration Eine hohe Verdaulichkeit ist verbunden mit einer
eine möglichst ausgeglichene RNB aufweist. Eine hohen Futteraufnahme und damit ist auch eine gute
2.3.1 Optimaler
2.3.1 positive Erntezeitpunkt
Optimaler
stark Erntezeitpunkt
RNB weist auf einen Eiweißüber- Versorgung für hohe Milchleistungen gewährleistet.
Für die
Fürschuss hin, der erstensFutterkonserven
Erzeugung
die Erzeugung vonvon Futterkonserven
den (Heu,
(Heu,
Organismus belastet Grassilage)
Grassilage)
Andererseits inmuss
inhoher
hoher
auchQualität
Qualität
die kommt
äußere kommt dem
Qualität dem
stim-
Erntezeitpunkt
Erntezeitpunkt eine
und andererseits eineentscheidende
muss das zu Viel Rolle
entscheidende anRolle zu.zu.
N ausge- Mit zunehmendem
Mit zunehmendem
men, Vegetationsstadium,
Vegetationsstadium,
d. h. die Futtermittel d. d.
h. h.
dürfen nicht verschmutzt,
wenn
wenn das Gras
das
schieden Gras älter
werden. wird,
älter
Diewird,nehmen
Milch nehmen
weist derder
hohe Energie-
Energie-
Harnstoff- und
und Proteingehalt
Proteingehalt
verdorben, sowie
gefroren oder sowiediedie
Verdaulichkeit
Verdaulichkeit
verschimmelt sein.
des Futters
des Futters
gehalte abab
auf. undundderder
Abbildung Rohfaseranteil
Rohfaseranteil
4 zeigt steigt.
steigt.
den Zusammenhang Für diedie
Für Silageerzeugung
Silageerzeugung sollte derder
sollte
Schnittzeitpunkt
zwischen dem auf
Schnittzeitpunkt aufdas beginnende
das
Harnstoff- beginnende
und Ähren-
Ähren-
Eiweißgehalt und
in der undRispenschieben
Rispenschieben
2.3.1 gelegt
gelegt
Optimaler Erntezeitpunkt werden.
werden. ZuZuspät
spät
geschnittenes
geschnittenes Gras
Gras istist
grob
grobund lässt
und lässtsich
sichschwer
schwerverdichten,
Für verdichten,
die Erzeugung wodurch
wodurch eses
zuzuschlechten
von Futterkonservenschlechten
(Heu, Gras-
Silagen
Silagenkommen
kommen kann.
kann. Besonders
Besonders beim
beim ersten Aufwuchs
ersten Aufwuchs istist
auf einen
auf einenrechtzeitigen
rechtzeitigen
silage) in hoher Qualität kommt dem
Schnittzeitpunkt
Schnittzeitpunkt zuzu achten,
achten,dadahier derder
hier Qualitätsabfall
Qualitätsabfall mitmitzunehmendem
zunehmendem
Erntezeitpunkt Vegetationsstadium
Vegetationsstadium
eine entscheidende
besonders
besonders stark
starkistist
(siehe
(sieheAbbildung…).
Abbildung…). Rolle zu. Mit zunehmendem Vege-
tationsstadium, d. h. wenn das Gras
älter wird, nehmen der Energie- und
Proteingehalt sowie die Verdaulich-
keit des Futters ab und der Rohfa-
seranteil steigt. Für die Silageerzeu-
gung sollte der Schnittzeitpunkt auf
das beginnende Ähren- und Rispen-
schieben gelegt werden. Zu spät ge-
schnittenes Gras ist grob und lässt
sich schwer verdichten, wodurch es
Abbildung 5: Einfluss des Schnittzeitpunktes auf den Energiegehalt des Futters (Burchgraber 1994)
9
2. Allgemeine Fütterungsgrundsätze
200.000
15 nosen und Kräutern. Dabei
30
150.000
sollte der Gräseranteil rund
Pilzbelastung
Rohfaser 50–60 %, der Legumino-
Rohprotein 100.000 senanteil 10–30 % und der
10
25 Kräuteranteil 10–30 % be-
9 50.000 tragen. Stellt man im Früh-
jahr bei der Wiesen- und
Rispenschieben Beginn Mitte bis Ende Samenreife Weidepflege fest, dass der
Blüte Blüte überständig
Bestand lückrig ist, soll eine
Abbildung 6: Einfluss des Vegetationsstadiums auf die Futterkonservierung (Buchgruber 2009)
10
2. Allgemeine Fütterungsgrundsätze
Nachsaat erfolgen, um wieder einen dichten Be- Gesundheitsstörungen und andererseits eine
stand zu bekommen und um zu verhindern, dass schlechte Nährstoffverwertung und folglich eine
sich Unkräuter (z. B. Ampfer, Brennessel) ausbrei- Verminderung der Milchleistung bedeutet. Be-
ten. Der Bestand ist auch auf unerwünschte Pflan- sonders hervorzuheben ist dabei die langsame
zen (z. B. scharfer Hahnenfuß, Herbstzeitlose, wei- Umstellung auf Weidefütterung. Schafe und Zie-
ßer Germer, Wiesenschaumkraut) zu überprüfen, gen sollen im Frühjahr bei beginnender Vegetation
da diese durchaus zu gesundheitlichen Schäden möglichst bald ausgetrieben werden. Anfangs eig-
der Tiere führen können. net sich das großflächige Überweiden bei gleich-
zeitiger Silage- oder Heuzufütterung im Stall.
2.3.4 Nähr- und Mineralstoffgehalt der
Futtermittel 2.4.4 Grundfuttervorlage
Für eine bedarfsgerechte Berechnung der Ration Laktierende Schafe und Ziegen brauchen aus-
muss man wissen, wie viel die Schafe oder Zie- reichend und auch frisches Grundfutter in bester
gen fressen, wie viel sie für die zu erbringenden Qualität, wenn sie hohe Leistungen erbringen
Leistungen brauchen und wie viel in den vorhan- sollen. Daher mindestens zwei mal täglich frisch
denen Futtermitteln drin ist. Zugekaufte Fertigfut- einfüttern. Die Futterreste können an Tiere mit
termittel enthalten die Angaben über die Inhalts- geringem Bedarf verfüttert werden. Die tägliche
stoffe im Beipackzettel. Die genauen Inhaltsstoffe Futteraufnahme bewegt sich in einem Bereich von
der selbst erzeugten Futtermittel, Heu oder Gras- 2 bis 3 kg Trockenmasse, je nach Körpergröße
silage, können nur durch Analyse einer Probe in und Qualität des Futters. Bezogen auf das meta-
einem Labor festgestellt werden. Annäherungs- bolische Körpergewicht fressen Ziegen mehr als
weise kann man sich auch einer Futterwerttabelle Schafe (109 g/LG0,75 bzw. 92 g/LG0,75).
bedienen (siehe Tabelle 1).
2.4.5 Wasserversorgung
2.4 Allgemeine Regeln zur Fütterung Auf ein ausreichendes Angebot an frischem und sau-
berem Trinkwasser ist besonders zu achten. Gerade
2.4.1 Leistungsgerecht Füttern bei Fütterung von Heu und Kraftfutter und hohen
Das vorhandene genetische Potential der Schafe Milchleistungen ist der Wasserbedarf sehr hoch.
und Ziegen zur Milcherzeugung muss durch eine Mangelnde Wasserversorgung reduziert die Futter-
bedarfsgerechte Fütterung ausgeschöpft werden. aufnahme und bedingt somit niedrigere Leistungen.
Mit Grundfutter allein wird der Bedarf bei hohen
Leistungen nicht gedeckt werden können, weil 2.5 Bedarfswerte
dazu die Futteraufnahme zu gering ist. Es wird also
notwendig sein, Kraftfutter (in welcher Form auch Der Energie- und Proteinbedarf wird vom Körperge-
immer) zum Grundfutter zu verabreichen. wicht und den Leistungen bestimmt (siehe Tabelle 2
und 3). Beim Schaf wird in der Hochträchtigkeit auch
2.4.2 Fütterungsreihenfolge noch das zu erwartende Geburtsgewicht berück-
Besonders bei der Verabreichung von größeren sichtigt. In der Laktation hängt der Bedarf von der
Mengen an Kraftfutter ist es wichtig, dass vorher Milchmenge und den Milchinhaltsstoffen ab. Ziegen
Raufutter gegeben wird. Dadurch wird verhindert, haben deutlich geringere Bedarfswerte als Schafe.
dass der pH-Wert im Pansen rasch abfällt. Dies ist vor allem durch die niedrigeren Inhaltsstoffe
der Ziegenmilch zu erklären. Der Energiebedarf für
2.4.3 Futterwechsel 1 Liter Milch errechnet sich nach folgender Formel:
Abrupter Futterwechsel führt zu herabgesetzter (0,38 x Fett% + 0,21 x Protein% + 0,95)/0,60. 0,60
Pansentätigkeit, was einerseits Verdauungs- und ist der Teilwirkungsgrad für die Milchbildung.
11
2. Allgemeine Fütterungsgrundsätze
Tabelle 1: Auszug aus der Futterwerttabelle für einige in der Schaf- und Ziegenfütterung ver-
wendete Futtermittel
Trocken- Roh- Umsetz- Nettoener-
Ca, P,
Futtermittel masse, protein, bare En- gie Lakta-
in g in g
in g in g ergie, MJ tion, NEL
Heu, Grünland, 2–3 Nutzungen, klee- und kräuterreich
1. Aufwuchs
1) volles Ähren-/
860 123 9,41 5,54 9,1 2,8
Rispenschieben
2) Beginn der Blüte 860 103 9,08 5,31 7,2 2,7
3) Mitte bis Ende Blüte 860 101 8,59 4,96 6,1 2,4
2. und folgende Aufwüchse
4) unter 4 Wochen 860 171 9,61 5,67 11,4 3,1
5) 4–6 Wochen 860 147 9,06 5,28 9,5 3,1
6) 7–9 Wochen 860 146 8,17 4,66 11,5 3,0
Silage, Grünland, 2–3 Nutzungen, klee- und kräuterreich
1. Aufwuchs
7) Beginn Ähren-/
350 171 10,75 6,51 6,7 3,3
Rispenschieben
8) Beginn der Blüte 350 149 9,84 5,84 7,4 3,2
9) Mitte bis Ende Blüte 350 141 9,59 5,66 7,7 3,0
2. und folgende Aufwüchse
10) unter 4 Wochen 350 183 10,43 6,28 7,5 3,5
11) 4–6 Wochen 350 163 9,80 5,82 11,8 3,3
12) 7–9 Wochen 350 146 9,13 5,34 12,1 3,1
Gerstenstroh 860 39 6,80 3,76 2,9 0,8
Trockenschnitzel 900 99 11,93 7,43 9,7 1,1
Sojaextr. Schrot aus unge-
880 510 13,75 8,63 3,1 7,0
schälter Saat, dampferhitzt
Hafer, Körner 880 121 11,48 6,97 1,2 3,5
Gerste (Winter),
880 124 12,84 8,08 0,7 4,1
Körner
Mais, Körner 880 106 13,29 8,39 0,4 3,2
Ackerbohne, Samen 880 298 13,62 8,61 1,6 4,8
Quelle: ÖAG Futterwerttabelle 2006
12
3. Leistungsgerechte Fütterung
13
3. Leistungsgerechte Fütterung
• Abmagerung - Verfettung
2,5 • Ketose zur Ablammung 2,4 Aminosäuren für die Milch-
Energiedefizit
bildung. Waren die Tiere
Ene vor der Geburt aber schon
2,0 rgie
übe 2,1
rsch
uss
zu fett, kann die Leber die-
• Mobilisation von Körperreserven se Stoffwechselleistung nur
1,5 • überschießend bei Verfettung 1,8
• Ketose begrenzt vollbringen. Meist
• Störungen der Fruchtbarkeit auch deshalb, weil die Le-
1,5 ber selbst als Speicherorgan
40 80 120 160 200 dient und dort Fett einge-
Laktationstage lagert wird (Fettleber). Die
Überlastung der Leber, bei
Abbildung 7: Ketose, Milchleistung, Trockenmasseaufnahme (Quelle: Dr. Johann Gasteiner, LFZ Raumberg
Gumpenstein)
14
3. Leistungsgerechte Fütterung
der Ketonkörper in Blut und Milch zu finden sind, gelten als problematisch und werden als subkli-
wird als Ketose bezeichnet. nische Azidose bezeichnet. Dies bedeutet, dass
Ketose wirkt sich nachteilig auf die Fruchtbarkeit den Tieren rein äußerlich nichts anzumerken ist.
aus. Sie kann zum Versagen der Leber und bis zum Ein Abfall im Milchfettgehalt weist aber auf die-
Tod der Tiere führen. Durch die Verfettung der Tiere sen kritischen Zustand hin. In der Folge kann es
sind auch die Geburtswege verengt. Dies führt zu zu Appetitverlust, Pansenstillstand, Blähungen,
lebensschwachen Lämmern bzw. Kitzen, Schwer- Herzrasen, Lähmungen, Durchfall und auch zum
geburten oder auch Totgeburten. Die Tiere magern Tod kommen. Als Gegenmaßnahme ist die Kraft-
in den ersten Laktationswochen überaus schnell futtermenge zu beschränken und die Aufnahme
ab. Die Futteraufnahme ist durch den Fettabbau von qualitativ einwandfreiem Grundfutter zu stei-
sehr gering. Die Tiere sind auch allgemein anfäl- gern. Besonders strukturreiches Grundfutter (Heu
liger gegenüber Krankheiten. Sichtbar wird Ketose und Grassilage) wirken sich positiv auf die Pan-
durch überhöhte Milchfettgehalte, die Milchmenge sengesundheit aus. Hohe Mengen an Maissilage
ist unterdurchschnittlich. Messbar sind auch die und Kraftfutter senken den pH-Wert im Pansen.
Ketonkörper in Milch, Blut und Harn. Teilweise Strukturreiches Grundfutter führt zu vermehrtem
sind sie in der Atemluft zu riechen (obstartiger, Wiederkauen. Dies wiederum bewirkt eine stär-
stechender Geruch). Als Gegenmaßnahme muss kere Speichelbildung, die den pH-Wert im Pansen
versucht werden, die Tiere gegen Ende der Lak- hebt. Da Schafe und Ziegen im Vergleich zu Rin
tation nicht zu überfüttern. Vor der Geburt muss dern weniger wiederkauen, ist die Fütterung hoher
mit richtiger Fütterung auf die Leistungsphase hin Kraftfuttermengen mit besonderer Vorsicht vorzu-
vorbereitet werden. Der Pansen ist an die neu- nehmen. Besonders wichtig ist auch die Aufteilung
en Futterkomponenten zu gewöhnen. Kurzfristig hoher Kraftfuttermengen auf mehrere Gaben pro
kann mit dem Einsatz von glukoplastischen Sub- Tag. Kraftfutter 2 mal täglich in relativ hohen Men-
stanzen (Propylenglykol, NaPropionat) versucht gen verabreicht fördert die Entstehung von Azido-
werden, eine zusätzliche Energieversorgung ohne se. Optimal wäre eine gleichzeitige Aufnahme von
Pansenbelastung bereit zu stellen. Es sollten ca. Grund- und Kraftfutter. Dies ist bei der Fütterung
50g zweimal täglich verabreicht werden. Zielfüh- von Mischrationen möglich. Im Futtermischwa-
rend ist aber langfristig nur, eine Verfettung gegen gen werden alle Futterkomponenten gleichmäßig
Ende der Laktation und in der Trockenstehzeit zu durchmischt. Mit jedem Bissen Grundfutter wer-
verhindern. den gleichzeitig kleine Kraftfuttermengen gefres-
sen. Sinnvoll wäre hier, die Tiere in Leistungsgrup-
3.3.2 Azidose pen zu unterteilen. Eine trockene TMR (HeuTMR)
Da die Tiere zu wenig Grundfutter fressen, wird für Milchschafe oder Milchziegen könnte etwa
durch hohe Kraftfuttergaben manchmal versucht, folgende Zusammensetzung aufweisen: 49 %
die Milchleistung der Tiere zu steigern bzw. einen Getreide, 25 % Sojaextraktionsschrot, 20 % Heu,
Gewichtsverlust auszugleichen. Dabei ist aber 4 % Melasse, 2 % Mineralfutter. Das Heu ist dabei
besonders auf die Pansengesundheit zu achten, kurz zu häckseln, da sonst eine Mischung mit den
da durch zu viel Kraftfutter der pH-Wert im Pan- Kraftfutterkomponenten nicht möglich ist. Die Me-
sen rasch sinkt. Dies führt zur Pansenübersäu- lasse ist notwendig, um eine Verbindung zwischen
erung (Pansenazidose). In der Folge sterben die Raufutter und Kraftfutter zu ermöglichen. Bei TMR
Rohfaser aufschließenden Mikroben im Pansen ist auf eine gute Wasserversorgung zu achten. Es
vermehrt ab. Das Verhältnis von Essigsäure zu sollten mehrere offene Wasserbecken mit aus-
Propionsäure im Pansen wird weiter zugunsten reichend Zufluss angeboten werden, damit auch
der Propionsäure verschoben. PH-Werte unter 6,0 rangniedrige Tiere stets Zutritt zu Wasser haben.
15
4. Rationsgestaltung nach Leistungsstadien
Eine andere Möglichkeit der gezielten Vorlage von Futterrestmengen sind ein Zeichen dafür, dass die
Kraftfutter nach Leistungshöhe wäre eine Kraftfut- vorgelegten Futtermengen zu knapp bemessen
terstation. Hier wird über eine Einzeltiererkennung waren. Mehrmals täglich sollte das Futter nach-
jedem Tier die ihm zustehende Kraftfuttermen- geschoben werden, damit die Tiere das restliche
ge auf mehrere Tagesportionen verteilt gefüttert. Futter erreichen können. Generell ist auf Hygiene
Grundlage für diese Fütterungsmethode ist jedoch und Sauberkeit am Futtertisch und im Melkstand
die Teilnahme an der Milchleistungskontrolle. Erst zu achten.
durch sie kann auf die tierindividuellen Bedürf-
nisse eingegangen werden. Veränderungen in den Bei Silagefütterung ist auf einen frühen Schnitt-
Milchinhaltsstoffen können erkannt und sofort die zeitpunkt zu achten. Nur von jungem Futter kann
richtigen Maßnahmen ergriffen werden. viel gefressen werden, Kraftfutter kann gespart
werden. Ob Heu oder Grassilage zur Konservie-
rung bereitet wird, ist zweitrangig. Wichtiger ist
4. Rationsgestaltung nach der richtige Schnittzeitpunkt, möglichst sauberes
Erntegut und eine verlustfreie Konservierung. Um
Leistungsstadien Gewissheit über die Futterqualität und die Nähr-
stoffgehalte der eingesetzten Grundfutter zu erhal-
Im Folgenden sollen Rationsvorschläge für Milch- ten, sind regelmäßig Futteranalysen vorzunehmen.
schafe und Milchziegen gemacht werden. Auf Die Fütterungsberater der Landwirtschaftskam-
eine ausgewogene Fütterung wurde besonderer mern unterstützen bei der Probenziehung und der
Wert gelegt. Der Leistungshöhe und den Milchin- Interpretation der Ergebnisse.
haltsstoffen entsprechend sollen alle Nährstoffe,
Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine be- 4.1 Energie- und Eiweißversorgung
darfsdeckend vorgelegt werden. Dabei ist beson-
ders zu beachten, dass Bedingungen für eine wie- Neben der Energieversorgung spielt die leistungs-
derkäuergerechte Ration eingehalten werden. Im gerechte Versorgung mit Eiweiß (Rohprotein) eine
Einzelnen ist auf folgende Bedingungen Rücksicht entscheidende Rolle. Das Futterprotein wird im
zu nehmen: Pansen von den Mikroben mit Energieaufwand
zu Ammoniak abgebaut und zu Mikrobeneiweiß
• Rohfasergehalt der Ration: >= 180 g/kg TM umgewandelt. Dieses wird anschließend im Dünn-
• Anteil an Stärke und Zucker: < 250 g/kg TM darm nach vorheriger Aufspaltung im Labmagen
• RNB: 0–5 g für den Aufbau von körpereigenem Eiweiß und
• Ca : P = 2–3 : 1 für das Milcheiweiß verwendet. Überschüssiges
• Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Kupfer bei Protein muss ausgeschieden werden. Es findet
Schafen sich in Kot, Harn und Milch in Form von Harnstoff
wieder. Der Milchharnstoffgehalt ist daher ein sehr
Fütterungstechnisch ist den Tieren ständig der aussagekräftiger Parameter, um die Versorgung
Zutritt zum Futter zu ermöglichen. Das Tier- des Tieres mit Rohprotein einzuschätzen. Dabei
Fressplatz-Verhältnis sollte nicht unter 1:1 sein. sollten bei Milchziegen Werte zwischen 20 und
Das heißt, alle Tiere können gleichzeitig fressen. 40 mg/100 ml Milch erreicht werden, bei Milch-
Es ist mindestens 2 mal täglich Futter frisch vorzu- schafen zwischen 40 und 50 mg/100 ml.
legen. Futterreste müssen einberechnet werden.
Zirka 5 % Futterreste sind normal und müssen Gemeinsam mit dem Milcheiweißgehalt stellt der
vor jeder Futtervorlage entfernt werden. Kleinere Milchharnstoffgehalt eine gute Möglichkeit dar,
16
4. Rationsgestaltung nach Leistungsstadien
Auf einer guten Weide reicht die Versorgung der Schafe für ca. zwei Liter Milch
die Energieund Eiweißversorgung zu kontrollieren. einem Lebendgewicht von 60 kg für 3,5 Liter Milch
In den 9-Felder-Diagrammen (Abb. 4 Seite 9) ist mit durchschnittlichen Milchinhaltsstoffen berech
der Zusammenhang zwischen Eiweißgehalt und net. Für Milchschafe können ähnliche Rationen
Harnstoffgehalt der Milch ersichtlich. Es sind im- angesetzt werden, wobei jedoch durch das höhere
mer beide Inhaltsstoffe gemeinsam zu beurteilen. Lebendgewicht und die höheren Milchinhaltsstoffe
In der Rationsberechnung ergibt sich ein RNB eine um einen Kilo höhere Trockenmasseaufnahme
Wert von 0 bis 5 g. Das bedeutet, dass das ge- unterstellt werden darf. Die eingesetzte Kraftfut-
samte Futterprotein verwertet werden kann und termischung energiebetont enthält 11,5 % Roh-
nur geringe Mengen an Stickstoff in Form von protein bei 7,0 MJ NEL. Die Kraftfuttermischung
Harnstoff ausgeschieden werden müssen. Der ausgeglichen enthält 18 % Rohprotein bei 7,1 MJ
Pansen arbeitet optimal, teures Eiweißfutter wird NEL. Das Mineralfutter enthält 18 % Ca, 8 % P,
bedarfsgerecht gegeben, übermäßige Leberbela- 4 % Mg, 6 % Na, 1.000 mg Cu, 7.000 mg Zn, 1.900
stung vermieden und unnötige N-Ausscheidungen mg Mn, 30 mg Se, 62 mg Co, 140 mg J, 750.000
vermieden. I.E. Vitamin A, 75.000 I.E. Vitamin D3 und 1.000 mg
Vitamin E. Für Schaffutter wäre ein Mineralfutter
4.2 Rationsbeispiele ohne Kupfer zu verwenden.
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4. Rationsgestaltung nach Leistungsstadien
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4. Rationsgestaltung nach Leistungsstadien
gefressen. Zur Staubbindung sollte ein Prozent eingesetzt werden. Sie müssen möglichst frisch
Futteröl eingesetzt werden. Um die Belastung des und trocken sein. Eine Oxidation des Öles könnte
Pansens bei hohen Kraftfuttermengen möglichst zu Verdauungsproblemen führen. Überdies wirkt
gering zu halten, sollten bei Hofmischungen fol- der hohe Fettgehalt azidotisch und verstärkt ei-
gende Grundsätze eingehalten werden: ne eventuelle Azidose. Der Gesamtfettgehalt der
Werden Presskuchen in der Fütterung verwendet, Ration sollte daher 4–5 % je kg Trockenmasse
kann auf die Beigabe von Futteröl verzichtet wer- nicht übersteigen. Rationsberechnungen sind zu
den. Generell sollten Kuchen (Rapskuchen, Son- empfehlen.
nenblumenkuchen, Sojakuchen, etc.) mit Vorsicht
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4. Rationsgestaltung nach Leistungsstadien
Die Mischung in der rechten Spalte ist auch für biologisch wirtschaftende Betriebe umsetzbar.
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5. Aufzucht von Jungtieren
Zunächst sollte die Atmung überprüft und falls Ein besonderes Augenmerk ist auf die Zeit nach
erforderlich die Nüstern von Schleim und Häuten dem Absetzen von der Mutter, besonders im Zeit-
befreit werden. Je nach Erfordernis sollte der Na- raum 2–3 und 10–15 Tage nach der Geburt zu rich-
bel in einem nächsten Schritt desinfiziert werden ten. In dieser Zeit leiden einzelne Lämmer oftmals
(Jod). Das Lamm sollte zum Kopf der Mutter gelegt trotz ausreichender Biestmilchversorgung an einer
werden, damit es von ihr gereinigt wird, was den allgemeinen Schwäche. Sie trinken wenig oder gar
Kreislauf anregt. Die Nachgeburt löst sich bei der nicht, sind lahm und schläfrig. Vermutet wird beim
Mutter normalerweise innerhalb der ersten Stunde Auftreten bei ganz jungen Lämmern eine Erschöp-
nach der Geburt ab. fung der Energiereserven, wenn die Lämmer nach
Beim Muttertier ist der Nachgeburtsabgang und der Geburt nicht richtig getrocknet wurden. Häufig
das Euter zu kontrollieren, ob keine Entzündungen liegt bei den älteren Lämmern eine Infektion mit
oder Verschlüsse der Zitzen vorliegen. Mykoplasmen vor.
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5. Aufzucht von Jungtieren
Je nach Möglichkeiten (Richtlinien bei Bio beach- Auf diese Weise wird zu gieriges oder Trinken zu
ten!) und Bezugsquellen des Betriebes können die großer Mengen vermieden. Die Lämmer wach-
Lämmer in Folge mit Milchaustauscher, Kuhmilch sen in der Regel recht schnell, trinken aber auch
oder Vollmilchpulver aufgezogen werden. Nachfol- mehr, als wenn sie rationiert gefüttert werden. Aus
gend werden die verschieden Aufzuchtmethoden diesem Grund gibt es auch sensorgestützte Trän-
genau beschrieben. Grundsätzlich ist es günstig, keautomaten, bei denen mittels eines Transpon-
wo möglich, die männlichen und weiblichen Läm- ders (Halsband), die Lämmer eine für die definierte
mer in (mindestens) zwei Gruppen zu halten, um Menge Milch am Tag in definierten Maximalporti-
entsprechend der Aufzuchtmethode der eigenen onen abholen können.
Nachzucht Aufzuchtfutter vorlegen zu können. Eine weitere Möglichkeit der Tränke ist die so-
genannte „Rinnentränke“. Bei diesem Tränkever-
5.1.2 Süße Warmtränke fahren wird die Milch ebenfalls auf 38°C gewärmt
Die Tagesration sollte bei der Warmtränke in der und 2–3 mal täglich in einer Rinne (Kunststoff,
ersten Lebenswoche auf mindestens 3 bis 4 Ga- Edelstahl) vorgelegt. Hierbei muss sichergestellt
ben aufgeteilt werden. Die Tränketemperatur soll sein, dass alle Lämmer zugleich aus der Rinne
38°C betragen (anwärmen auf 40°C) und muss trinken können.
genau eingehalten werden, da es sonst zu Ver-
brennungen oder Blähungen bzw. Durchfällen Weiter muss darauf geachtet werden, dass die
kommen kann. Täglich sollten 1,6–2,2 l Milch je Lämmer nicht beginnen in kleinen Schlucken „zu
Lamm verabreicht werden. In der Praxis haben essen“. Ohne den Saugreflex schließt sich die
sich Tränkeautomaten und die Rinnentränke bzw. Schlundrinne nicht und die Milch gelangt in den
der Tränkeeimer bei geringer Lämmerzahl aus ar- Pansen, wo sie vergoren wird (Magen-Darm Ent-
beitswirtschaftlichen Gründen durchgesetzt. zündungen mit Blähungen und Durchfall sind die
Vorteil der sogenannten „ad libitum Tränkeauto- Folge).
maten“ ist, dass er den physiologischen Bedin-
gungen am Besten entspricht, da die Tiere über In kleineren Gruppen bietet sich die Tränke mittels
den gesamten Tag verteilt selbst zum Nuckel ge- „Tränkeeimer“ an. Die Milch kann hierbei warm
hen (Saugen löst Schlundrinnenreflex aus) und oder sauer wie nachfolgend beschrieben ange-
entsprechend warme Milch abholen können. boten werden.
Lämmerbars bzw. ad lib. Tränkeautomaten sind eine arbeitsextensivere, aber Rinnentränke ist eine kostengünstigere Alternative
kostenintensive Lösung
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5. Aufzucht von Jungtieren
5.1.3 Kalte Sauertränke Ziegenlämmer werden nach der Milch meist mit
Milchaustauscher wie auch andere Ersatzmilch einem Gewicht von 12–18 kg LM geschlachtet und
wie Kuhmilch kann kalt verabreicht werden. Die ergeben so Schlachtkörper mit ca. 6–9 kg. Beifutter
Milch wird dabei mit Ameisensäure angesäuert. wird fast immer nach dem 10. Tag angeboten, außer
Die Verdauungsvorgänge werden dadurch geför- der Konsument wünscht reine Milchlämmer und
dert und Durchfällen so vorgebeugt. In sehr kal- Milchkitze mit einem Lebendgewicht von 12 kg.
ten Ställen und Ablammungen im Winter muss
unbedingt darauf geachtet werden, dass die Nachfolgendes Kapitel behandelt die Aufzucht der
Tränketemperatur nicht unter 15°C absinkt, da weiblichen Lämmer nach der Absetzphase für die
die Aufnahme sofort zurück geht und der Ener- Remontierung bzw. Verkauf von Jungschafen oder
gieaufwand zur Verstoffwechselung der Milch im Jungziegen.
kleinen Organismus überproportional ansteigt.
Sauertränke muss zur freien Aufnahme (ad libi- 5.2 Jungtieraufzucht nach dem
tum) angeboten werden. Die Tränke kann je nach Absetzen von der Milch
Größe des Vorratsbehälters für bis zu drei Tage
vorbereitet werden. Die Lämmer können wiederum 5.2.1 Grundsätze
entweder über Nuckel oder über Rinnen versorgt Wie beschrieben, sollte den Aufzuchtlämmern be-
werden. Die Dosierung der Ameisensäure hängt reits ab der zweiten Woche Heu, Kraftfutter- und
von der Dauer der Bevorratung ab. In jedem Fall eine Mineralstoffmischung angeboten werden.
muss mehrmals täglich umgerührt werden und im Das Getreide in der Kraftfuttermischung sollte ge-
Sommer der Behälter vor Fliegen geschützt sein. quetscht oder gebrochen sein, aber nicht zu fein
Bei einer Bevorratung von einem Tag genügt ein geschrotet. Pellets mit einem Durchmesser von
Zusatz von 0,1 % 85%iger Ameisensäure. Bei län- 2–5 mm werden gerne gefressen (Entmischungen
gerer Bevorratung muss der Ameisensäureanteil und Verluste werden verhindert).
auf 0,3 % erhöht werden. Trinkwasser muss den Lämmern lauwarm oder kalt
Vorteil der Kalttränke ist ein geringerer Arbeits- angeboten werden. Jede zusätzliche Futterauf-
und Energieaufwand. nahme bedingt zusätzlichen Wasserbedarf. Kann
Bei allen Aufzuchtverfahren muss einzelbetrieblich der Bedarf nicht gedeckt werden, bleibt auch die
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5. Aufzucht von Jungtieren
5.2.2 Ziegenlämmer
Für Ziegenlämmer bis zu 6 Monate sollte eine
Pelletiertes Futter wird von Lämmern gerne gefressen und Entmischungen
werden verhindert
KF-Mischung mit 22–23 % XP und 10,9–12,9
MJ ME/kg TS angestrebt werden, deren Rohfa-
Futteraufnahme begrenzt. Das Wasser soll jedoch sergehalt 10 % nicht übersteigt. Bewährt haben
nicht so warm wie die Milch angeboten werden, sich Mischungen mit 50 % Hafer, 18 % Gerste,
da die Lämmer dann nicht zwischen Tränke und 10 % Leinsamen,10 % Leinkuchen, 10 % Mais und
Wasser unterscheiden können und so die Gefahr 2 % Hefe. Eine andere Möglichkeit ist Kälber-
besteht, dass sie sich mit Wasser ansaufen. starter oder spezielle Lämmerstarter, die es meist
Das Absetzen von weiblichen Aufzuchttieren von in pelletierter Form zu kaufen gibt. Vorteil dieser
der Milch erfolgt meist mit 3 Monaten (Gewicht Mischungen ist, dass sie bereits vitaminisiertes
18–20 kg LM bei Ziegenlämmern und ca. 30 kg Mineralfutter enthalten, bei eigenen Mischungen
bei Schaflämmern) wenn die Lämmer ausreichend muss dieses extra vorgelegt werden. Der Eiweiß-
Kraftfutter (ca. 400 g Kraftfutter/d) und Heu auf- gehalt des Kraftfutters kann nach dem Absetzen
nehmen. Heu sollte ad libitum angeboten werden. auf 100–120 g/kg reduziert werden.
Wenn die Grundfutterqualität entsprechend gut ist
und die Tiere genug Grundfutter aufnehmen, kann In nachstehender Tabelle 10 sind die Richtzahlen
die Kraftfuttergabe auf 100–200 g/Tag begrenzt für die Nährstoff- und Mineralstoffversorgung
werden. wachsender Ziegenlämmer in Abhängigkeit von
Übermäßiges Füttern im Alter von 5–7 Monaten der Lebendmasse (kg), Trockensubstanz (TS)-
wirkt sich eher negativ auf die weitere Entwicklung Aufnahme und Lebendmassezunahme in Gramm
der Tiere aus (Fortpflanzung, Euterentwicklung, pro Tag dargestellt.
Tabelle 10: Täglicher Bedarf an Energie, Protein, Calcium und Phosphor von Ziegenlämmern
(verändert; nach Gall, 2001)
TS- LM
LM (kg) MJ ME XP (g/d) Ca (g/d) P (g/d)
Aufnahme Zunahme (g)
16,3 0,90 155 5,8 89 3,7 3,2
20,7 1,04 140 6,6 97 3,4 3,2
24,5 1,10 115 7,2 97 2,9 3,0
27,6 1,15 90 7,7 95 2,4 2,8
30 1,19 70 8,0 93 2,0 2,6
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5. Aufzucht von Jungtieren
5.2.3 Schaflämmer
In nachstehender Tabelle 11 sind die Richtzahlen
für die Nährstoff- und Mineralstoffversorgung
wachsender Schafe in Abhängigkeit von der Le-
bendmasse (kg), Trockensubstanz (TS)-Aufnahme
und Lebendmassezunahme in Gramm pro Tag
dargestellt.
Tabelle 11: Richtzahlen für die Nähr- und Mineralstoffversorgung wachsender Schafe
(Rohprotein in g/d) nach DLG 1994 und Strittmatter, 2003)
TS- LM
MJ XP
LM (kg) Auf- Zunah- Ca (g) P (g) Mg (g) Na
ME g/d)
nahme me (g)
20 0,6–1,0 150 7,0 100 7,0 3,0 0,6 0,6
20 0,6–1,0 250 8,8 140 7,0 3,0 0,6 0,6
20 0,6–1,0 400 11,3 200 7,0 3,0 0,6 0,6
30 0,58–1,3 150 9,4 120 9,0 3,5 0,8 0,8
30 0,8–1,3 250 11,6 160 9,0 3,5 0,8 0,8
30 0,8–1,3 400 14,4 220 9,0 3,5 0,8 0,8
40 1,0–1,5 150 11,7 125 11,0 4,0 1,0 1,0
40 1,0–1,5 250 12,8 175 11,0 4,0 1,0 1,0
40 1,0–1,5 400 17,5 250 11,0 4,0 1,0 1,0
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Kontaktadressen
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Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen I Dresdnerstrasse 89/19 I 1200 Wien
Tel: 01/334 17 21-40 I Fax: 01/334 17 13 I office@oebsz.at I www.oebsz.at