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GRIECHISCHE
MAUERBAUINSCHRIFTEN
Erster Teil
TEXTE UND KOMMENTARE
CN350 M217
v.1
Alle Rechte vorbehalten • © 1959 Quelle & Meyer, Heidelberg • Printed in Germany
Satz und Druck: Buchdruckerei Georg Appl, Wemding • Einband: Aloys Gräf, Heidelberg
Meinem verehrten Lehrer
JOSEPH VoGT
La sensibilite de l'homme aux petites
choses et l'insensibilite pour les grandes
choses, marque d'un etrange renversement.
ßLAISE p ASCAL
Vorwort
7
sammlung gilt die Regierung des Augustus. Festungsbauinschriften grie-
chischer Sprache begegnen zwar bis ins 14. Jahrhundert hinein im Byzan-
tinischen Reich. Aber wie mit dem Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. der
Hellenismus als politische Epoche zu Ende geht und die letzten Reste
echter Autonomie in der griechischen Polis absterben, so zeigt sich auch
bei den Mauerbauinschriften ein bezeichnender Wandel. Für zwei Jahr-
hunderte macht der Kaiserfrieden Wehrbauten der Städte weitgehend
überflüssig; als später Bauinschriften für Befestigungen wieder in größerer
Zahl erscheinen, haben sie in ihrem einförmigen Typus wenig mehr ge-
mein mit der Vielfalt der Urkunden, die die Bauten der freien Polis
dokumentieren. Sachlich und formal bilden die kaiserzeitlichen Inschriften
eine völlig selbständige Gruppe; sie sind in erster Linie Zeugnisse für die
Verteidigung der Reichsgrenzen im Osten.
Der vorliegende Band soll einen zuverlässigen Text der griechischen
Mauerbauinschriften wiedergeben und die Bedeutung jedes Textes für
die Geschichte der einzelnen Stadt und ihrer Mauern erläutern. Ein
zweiter Teil wird zusammenfassend den Ertrag dieser Inschriften für
eine Geschichte des griechischen Festungsbaus in epigraphischer, archäolo-
gischer, verfassungs- und wirtschaftsgeschichtlicher Hinsicht erörtern. Die
Inschriften sind in landschaftlicher Abfolge angeordnet; eine Gliederung
nach Inschriftenklassen hätte zum gleichen Bauvorgang gehörige und teil-
weise auf dem selben Stein verzeichnete Texte auseinandergerissen. Die
Inschrifttexte wurden soweit als möglich im Original oder wenigstens an
Hand von Abklatschen oder Fotografien überprüft; lediglich bei einem
knappen Drittel, meist verschollenen oder unzugänglichen Steinen, konnte
allein nach älteren Editionen geurteilt werden. Der Steinbefund ist nach
dem Leidener Klammersystem bezeichnet; Lesarten sind lediglich bei
Textstellen gegeben, an denen ältere Lesungen nicht zweifelsfrei durch
den Steinbefund korrigiert sind. Ebenso sind abweichende Ergänzungen
nur verzeichnet, wenn sie tatsächlich mögliche Alternativen zum gegebenen
Text darstellen. Grundsätzlich wurden ältere Ergänzungen stark zer-
störter Texte zwar übernommen, doch muß auch hier auf den immer wie-
der (vgl. unsere Nr. 11) durch Neufunde bestätigten hypothetischen Cha-
rakter selbst angeblich gesicherter Ergänzungen hingewiesen werden. Bei
den Kommentaren war schon aus Raumgründen eine erschöpfende mono-
graphische Behandlung der einzelnen Inschrift ausgeschlossen. Neben der
Datierung und einer kurzen Kennzeichnung von Art und Aufbau des
Textes konnten im Wesentlichen nur die eigentlich mit dem Mauerbau
zusammenhängenden Fragen erörtert werden: geschichtliche Situation,
Organisation und Finanzierung des Baus, technische Vorschriften, Ver-
hältnis der Inschrift zu erhaltenen Mauerresten. Einen Anhalt zur Weiter-
verfolgung anderer Fragen geben die Literaturhinweise (bei denen aller-
8
dings Handbücher und Standardwerke der griechischen Geschichte grund-
sätzlich nicht berücksichtigt sind). Den Inschriften jeder Stadt ist überall
dort, wo eine heutigen Ansprüchen genügende zusammenfassende Publika-
tion fehlt, eine soweit als möglich durch eigene Beobachtungen ergänzte
Beschreibung der erhaltenen Festungswerke vorangestellt.
Eine möglichst vollständige Erfassung aller MauerbauinschFiften wurde
angestrebt; es ist bei der Ausdehnung und Zerstreutheit des Materials frei-
lich nicht auszuschließen, daß dem Bearbeiter der eine oder andere Text
entgangen ist. In Hinsicht auf Vollständigkeit schon im Moment des Er-
scheinens wieder überholt zu sein, ist nun einmal das kaum vermeidliche
Schicksal einer jeden solchen Sammlung (so konnten auch zwei von ihren
Bearbeitern noch nicht publizierte einschlägige Texte aus Epirus bzw.
Akköy nicht aufgenommen werden).
Die Bearbeitung der Mauerbauinschriften wurde im Auftrag der Kom-
mission für Alte Geschichte und Epigraphik durchgeführt, deren Forschungs-
stipendium auch die notwendigen Reisen nach Griechenland in den Jahren
1953-55 ermöglicht hat. Ihr und ihrem stets verständnisvollen damaligen
Vorsitzenden, dem Grafen A. Schenk von Stauffenberg, gilt mein besonderer
Dank. Mein verehrter Lehrer J. Vogt hat auch die Arbeit an den Mauer-
bauinschriften, deren vorliegender Band ihm in Dankbarkeit gewidmet ist,
von Beginn an immer wieder mit seinem Rat gefördert; der unermüdlichen
Hilfsbereitschaft von G. Klaffenbach verdanke ich in reichem Maß Unter-
stützung und Belehrung. Dem derzeitigen Vorsitzenden der Kommission
H. Schaefer bin ich für seine Bemühungen um die Drucklegung dieses
Bandes zu Dank verpflichtet. Die Arbeit in Griechenland wurde viel-
fältig erleichtert und gefördert durch das Entgegenkommen von N. Kon-
toleon, N. Kontis, H. Kunze, M. Mitsos und J. Papadimitriou. Für die
vielen anderen Kollegen und Freunde, die mich mit Hinweisen, Aus-
künften und Fotos unterstützt haben, mögen hier die Namen von K. Kühler,
T. B. Mitford und W. Wrede stehen; nicht zuletzt ist auch die Gastfreund-
schaft, die mir B. Schweitzer während der vergangenen Jahre im Tübinger
Archäologischen Institut gewährte, dieser Arbeit in vielfältiger Weise zu-
gute gekommen. Meine Frau war während der Reisen in Griechenland wie
bei der Fertigstellung des Manuskripts eine unermüdliche Mitarbeiterin.
F. G. Maier
Inhalt
Vorwort . . . . . . 7
Abkürzungsverzeichnis 11
I. Attika 15
II. Mittel- und Nordgriechenland 121
III. Peloponnes 139
IV. Inseln 157
V. Kleinasien 209
VI. Schwarzmeerküste 257
Tafelteil . . . . . . . . 303
Abkürzungsverzeichnis
11
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WREDE W. Wrede, Attische Mauern, 19.3.3.
TEXTE UND KOMMENTARE
I. Attika
ATHEN
(Pläne: JunEICH Plan I u. III)
15
Bei allen übrigen noch sichtbaren oder zureichend beschriebenen Mauer-
resten des Stadtrings fehlen sichere Anhaltspunkte für das Datum; doch
scheiden sie sich deutlich in zwei Gruppen. I. Schalenmauern aus Kalk-
polygonen, nach ihrer Technik mit großer Wahrscheinlichkeit als themisto-
kleisch oder kanonisch anzusprechen: Westabhang Athanasioshügel (PHI-
LIOS, AE 1903, 43f.), Piräisches Tor und anschließendes Mauerstück
(NoACK 500ff.; VANDERPOOL, AJA 58, 1954, 231; hier zwei Polygon-
perioden kenntlich), 'OMi; Bdxou (THREPSIADES, Prakt. 1950, 64ff.), Po-
lizeipräsidium (L. Ross, Archäologische Aufsätze II, 1861, 580), 'OMi;
~gayawav[ou (LüDERS, Hermes 7, 1873, 258f.), Pforte beim alten Thea-
ter (JuDEICH 130). II. Mauerteile aus massiv durchgeschichteter Brec-
cia, teilweise von bedeutender Stärke: Oberteil des Piräischen Tores
und der anschließenden Mauer mit Rundturm, 'OMi; Bdxou (Repa-
raturen), Torreste unter der Phalerischen Straße (KERAMOPOULLOS, AE
1911, 257), Rechteckturm an der Leophoros Syngrou (mit älterem, halb-
rundem Porosfundament, PERVANOGLU, Philol. 25, 1867, 339; JuDEICH
133 A. 1), Turm an der Josephstraße (E. CuRnus, Attische Studien I,
1862, 68; NoACK 509), Mauertrakt an der Ecke Sophokles-Aristeides-
Straße (bis zu 5.00 stark, DöRPFELD, AM 17, 1892, 449f.; AA 1940, 165f.;
BCH 81, 1957, 507), vielleicht auch der Turm an der Ecke Menander-
Sappho-Straße (THREPSIADES-TRA VLOS, Prakt. 1950, 73). Diese Breccia-
mauern, die der Landfront des Piräus gleichen, sind nach dem Baubefund
des Rundturms beim Piräischen Tor auf jeden Fall jünger als die kano-
nische Mauer; Gefäßscherben der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts aus dem
Aushub eines Grabens vor der fylauer (in der Sophoklesstraße; anschei-
nend kurz nach dem Bau der Mauer angelegt) ergeben jedoch keinen si-
cheren t. a. q. Die entscheidende Frage, ob diese Brecciabauten zum lykur-
gischen Programm oder zu einer der folgenden hellenistischen Repara-
turen gehören, ist daher wie beim Dipylon vorläufig archäologisch nicht zu
beantworten. Zudem müssen keineswegs alle Brecciamauern einer Bau-
phase angehören; die Bastion auf der Pnyx zeigt Breccia-Technik noch
im späten 3. Jahrhundert.
Lange Mauern. Ein sicheres Urteil über die Langen Mauern ist heute
fast unmöglich; ihre Reste sind bis auf zwei kurze, unbedeutende Stücke
verschwunden und wurden niemals richtig aufgenommen. An gesicherten
technischen Angaben ist aus der älteren Literatur (zusammengestellt bei
JuDEICH 157f.) noch zu entnehmen: 1. Nordmauer. 3.66 Stärke, teilweise
anscheinend durchgeschichtete Massivmauer; Rechtecktürme. 2. Südmauer.
Teilweise Schalenmauer aus orthostatenartigen Polygonen, teilweise mas-
sive Porosquadermauer (deren letzter Rest, durch modernen Sockel unter-
fangen, heute noch neben dem Kreuzungspunkt mit der Piräusbahn sicht-
bar: Abb. l); Rechtecktürme in verhältnismäßig großer Zahl. Reste eines
16
Oberbaus in Lehmziegeln. 3. Phalerische Mauer. Nur Fundamentspuren
und vereinzelte Poros- und Brecciablöcke (vgl. auch ScRANTON, AJA 42,
1938, 525ff.). Etwa 500 m westlich des Kephissosbettes wurden außerdem
in nordsüdlicher Richtung die Nord- und Mittelmauer durchschneidende
Mauerreste aus Piräuskalk aufgedeckt (STArs, AE 1909, 239f.; PAPA-
DIMITRIOU, Geras Keramopoullou 1953, 294ff.). Alle archäologischen An-
haltspunkte für das Datum dieser Reste fehlen. Es liegt nahe, in der poly-
gonalen Schalenmauer den älteren, vermutlich kononischen Ba:u zu sehen,
in der Massivmauer, die der anschließenden Landfront des Piräus ent-
spricht und in diese einbindet, einen späteren Umbau. Als Daten eines
solchen Umbaus kämen 337 /6 oder 307 /4 in Frage; eine sichere Entschei-
dung darüber läßt sich wohl nie mehr treffen.
Piräus. Die Hafenbefestigung besteht aus drei auch ihrer Funktion nach
selbständigen Abschnitten: Der Seemauer auf der Akte, der Landfront
im Nordosten und dem Eetioneiafort jenseits des Kantharoshafens. Die
Nahtstellen dieser drei Abschnitte sind zerstört und wurden niemals genau
beobachtet, wie überhaupt eine heutigen Maßstäben genügende Aufnahme
der Mauern mit Ausnahme des Munichia-Kastells und des Eetioneia-Tores
noch aussteht (einzige Gesamtbeschreibung durch v. ALTEN 1876/77 für
Blatt II der Karten von Attika, außer dem grundlegenden Generalplan =
JuDEICH Plan III, unzureichend; vermessene Pläne der wichtigen Tore
an der Landfront fehlen. Die ältere Literatur bei JuDEICH 144ff., zur Mu-
nichia jetzt THREPSIADES, Prakt. 1935, 159ff.; zur Datierung auch ScRAN-
TON, AJA 43, 1939, 30lf.; Walls 114ff. Die noch sichtbaren Reste der
Stadtfront bei MELETOPOULOS, Polemon 3, 194 7, 73 Abb. 4 verzeichnet).
Die Aktebefestigung verläuft in 20.00-45.00 Abstand von der Küste,
lediglich an der Ostseite tritt sie näher an den steil abfallenden Felsrand
heran; hier stehen auch die Türme in größeren Abständen. Die Bauart der
Mauer ist einheitlich: als Sockel dient eine 2.80-3.60 starke Schalenmauer
aus zwei oder drei etwa 0.45 hohen Schichten in Bosse belassener, rund
1.30 langer Quadern harten Piräuskalks, die an Ort und Stelle gebrochen
und meist in Felslehren versetzt sind (WREDE Abb. 69. 70). Der Mauer-
kern besteht aus Erde und Bruchsteinen; stellenweise ist er kammerartig
durch zwischen die Schalen gesetzte, meist nicht einbindende Quadern auf-
geteilt (Abb. 2). Bei den 4.00-6.30 ausspringenden, 6.00 breiten Rechteck-
türmen (Abb. 3; WREDE Abb. 70) kann sich die Zahl der Sockelschichten
bis auf sechs erhöhen; die Ecken haben Lotkanten. Auf der Innenseite der
Kurtinen sind verschiedene 1.30-1.40 breite, sauber gearbeitete Treppen-
fundamente von 8.50-10.00 Länge erhalten (Abb. 4). über diesem bos-
sierten Steinsockel liegen bis zu drei Schichten ebenfalls etwa 0.45 hoher
Quadern aus gelblichem, weicherem Piräuskalk. Ihre Außenflächen sind
entweder bei leicht abgefaßten Kanten völlig geglättet (WREDE Abb. 70;
2 Mauerbauinschriften 17
SRANTON 115 Abb. 24) oder besitzen 0.03-0.045 breiten Saumschlag und
geglätteten Spiegel (Abb. 5; WREDE Abb. 69; ScRANTON 115 Abb. 23).
Die relative Zeitfolge beider Quaderstile ist bei der weitgehenden Ver-
witterung großer Teile dieses Oberbaus nicht mehr mit Sicherheit festzu-
stellen. Eine abweichende Technik zeigt nur der genau östlich der Kirche
Ag. Basileios beginnende und an der Westseite der folgenden Bucht en-
dende Mauerabschnitt: eine 2.20 starke Schalenmauer aus ursprünglich gut
gefügten, orthostatenartigen Polygonen, den bossierten Teilen der the-
mistokleischen und kononischen Mauern im Kerameikos verwandt, ist über
einer Fundamentschicht flacherer Quadern aufgeführt (Abb. 6. 8). Fun-
damentreste der gleichen Mauer sind streckenweise 8.00-15.00 vor der
Quadermauern der Akte im südlichsten Teil erhalten (Abb. 7).
Die Polygonmauer erweist sich durch ihren technischen Charakter wie
durch eindeutigen Baubefund (der Quaderturm östlich Ag. Basileios
überbaut die Polygonmauer, Abb. 9) als Vorgänger der Quadermauer. Da
diese durch die Inschrift 2 auf 395/1 datiert wird, ist die Polygonmauer
ein Teil des themistokleischen Piräusringes, der an dieser durch die Steil-
küste von Natur stark geschützten Stelle beim kononischen Bau bei-
behalten wurde (die These von einer themistokleischen Mauer quer über
die Höhe der Akte ist damit gegenstandslos). Dagegen fehlt jeder ver-
läßliche Anhalt, um den die Lehmziegel der kononischen Zeit ersetzenden
Quaderoberbau einer bestimmten Bauperiode zuzuweisen, zumal keines-
wegs gesichert ist, ob die Aktebefestigung schon 337 /6 reine Steinmauern
erhielt (vgl. unten S. 41).
Ein Zwischenglied zwischen Al,üe und Landfront bildet das Munichia-
fort. Die rund 3.00 starke Außenmauer entspricht in ihrer Technik der
kononischen Aktemauer (vgl. Prakt. 1935, 167f. Fig. 5. 6); auch die Spitz-
eisenrillen-Verzierung der Bosse ist auf der Akte an einzelnen Stellen zu
beobachten (vgl. WREDE Abb. 70). Abweichend ist aber der massive Mauer-
kern aus roh bearbeiteten Steinen im Läufer-Binder-Verband, der wenig-
stens für die oberen Schichten gesichert ist. Möglicherweise wurde dieser
Massivkern im Zusammenhang mit den Arbeiten von 337 /6 eingebaut,
doch fehlt ein archäologisches Datum. Sicher umgebaut wurde damals der
die Westseite des Forts deckende starke Rundturm (Durchmesser 18.50)
aus isodomen, fein geglätteten Quadern in strengem Läufer-Binderwechsel
(Prakt. 1935, 166 Abb. 4; vgl. unten S. 45). Die ursprüngliche Bauzeit des
Turmes liegt also wohl im früheren 4. Jahrhundert (kononisch?), wurde
aber durch die Grabung nicht genauer bestimmt; auch der strukturelle Zu-
sammenhang mit der Außenmauer des Forts ist ungeklärt.
Die Stadtfront besteht in allen erhaltenen Teilen aus massivem Breccia-
mauerwerk (teilweise auch weichem Muschelkalk) im Läufer-Binder-System
(Abb. 10). Auffallend ist die stellenweise 6.00 und 8.00 erreichende Stärke
18
der Mauer und die Verwendung von Rundtürmen im Gegensatz zur Akte.
Beide Tore sind im Plan identische, axiale Anlagen mit rechteckigem
Innenhof und flankierenden Rundtürmen; die Torgassen sind 6. 75 bzw.
6.15 breit. Beim Astytor wurden später die Türme in feinem Spiegel-
quader-Mauerwerk rechteckig umgestaltet (WREDE Abb. 54). Anhalts-
punkte für eine sichere Datierung fehlen. Beim einheitlichen, Charakter
der gesamten Strecke ist der ausgebildeten Torform wegen (vgl. U IIIC)
eine Bauzeit vor dem mittleren 4. Jahrhundert nicht anzunehmen; die
.Ähnlichkeit von Gesamtanlage und Spiegelquaderstil verpflichtet jedoch
keineswegs zu einer Gleichsetzung von Astytor II und Dipylon II (wie
bei NoAcK, AM 33, 1908, 34; WREDE 22).
Der älteste sicher datierte Abschnitt der Eetioneia ist die Mauerstrecke
südwestlich des Tores; sie entspricht in ihrer Technik der Aktemauer und
wurde nach den im Mauersockel gefundenen Inschriften I und 2 in den
Jahren 395/93 erbaut. Die Rundtürme des einfachen, doppeltürigen Tores
stehen nicht im Verband mit der (teilweise reparierten) Mauer und sind
eindeutig jünger (im Krieg fast völlig zerstört, alter Zustand bei WREDE
Abb. 60). Stratigraphische Evidenz für die Bauzeit fehlt; die Datierung
des streng pseudoisodomen Mauerwerks in hellenistische Zeit ist wahr-
scheinlich (vgl. WREDE 26; ScRANTON 120), ergibt aber keine sichere Zu-
weisung an eine bestimmte Bauperiode. Vor der Front des Tores war ein
kurzes, ost-westlich verlaufendes, 10.00 breites Grabenstück zu beobachten.
Nahe der Krommydaru-Bucht ist heute noch ein weiteres Stück der Eetio-
neia-Mauer in massiven, durchgeschichteten Porosquadern erhalten; wahr-
scheinlich ein zeitlich der Stadtfront entsprechender Umbau der alten ko-
nonischen Mauer.
Bei der massiven Stadtfront des Piräus und beim Steinoberbau der Akte
bleibt wie bei den Brecciaabschnitten des Asty vorerst die Frage unlösbar,
ob sie zu den Bauten von 337 /6, 307 /4 oder erst zu Arbeiten des 3. Jahr-
hunderts gehören. Für die Chronologie von Stadtring und Piräusmauern
im Hellenismus gilt so im wesentlichen dasselbe: seit der Mitte des 4. Jahr-
hunderts lassen sich bestimmte Bauperioden wohl noch unterscheiden, aber
archäologisch nicht mehr eindeutig datieren.
Andrerseits aber ist in Athen die Geschichte der Stadtbefestigung an
Hand literarischer und epigraphischer Zeugnisse vom frühen 5. bis zum
ausgehenden 3. Jahrhundert weit genauer zu verfolgen als in jeder an-
deren griechischen Stadt (dazu WACHSMUTH, St. A. I 515ff.; II 13ff. 197ff.;
JuDEICH 69ff. 120ff.). Ob Athen schon in vorthemistokleischer Zeit eine
Stadtmauer besaß, ist bis heute umstritten. Erhaltene Reste einer solchen
Mauer fehlen; die literarische Evidenz gestattet keinen zwingenden Schluß
auf die Existenz einer vorpersischen Befestigung (richtig H. DRE'RUP, Gymn.
62, 1955, 152 gegen 0. WALTER, Anz. Ak. Wien 1949, 518). Weitere Rück-
2* 19
schlüsse sind aus den Daten der innerhalb des Stadtgebiets aufgedeckten
Gräber möglich. Ein Bestattungsverbot innerhalb der Mauern wird für
Athen erst durch Cicero, ad fam. 4, 12 bezeugt, war aber wie in andern
Städten sicher schon in früher Zeit in Kraft (vgl. JuDEICH 63. 100. 125;
wenig überzeugend dagegen ScRANTON, AJA 42, 1938, 533). Dazu stimmt
die Tatsache, daß innerhalb des themistokleischen Mauerrings mit Aus-
nahme von einzelnen Kindergräbern nach 500 keine Bestattungen mehr
nachzuweisen sind; die Grabungen am Areopag (YouNG, Hesp. 20, 1951,
67ff.) haben diese Situation bestätigt. Anscheinend zwang also erst im
frühen 5. Jahrhundert der Bau einer Stadtmauer zur Aufgabe der bis-
herigen Friedhöfe im Stadtgebiet. Wenn damit auch eine vorpersische
Stadtmauer noch nicht unbedingt ausgeschlossen ist, so ist doch ihre Exi-
stenz beim heutigen Stand unserer Kenntnisse unwahrscheinlich und nicht
zu erweisen (vgl. auch A. v. GERKAN, Griechische Städteanlagen, 1924,
23ff.; PHILIPPSON-KIRSTEN 912 A. 3). Lediglich eine Befestigung der
Munichia wurde von Hippias 511 begonnen, aber nicht weitergeführt
(Arist., Ath. Pol. 19, 2). Den ersten Stadtring läßt 479/78 nach
!Abzug der Perser Themistokles errichten (Thuk. 1, 89, 3. 93, lf.) und
kurz darauf wenigstens teilweise in soliderer Bauart erneuern (KüBLER,
AA 1943, 345ff.). Die Trasse dieser ersten Mauer, eines Lehmziegelbaues
auf Steinfundament, wurde bei allen folgenden Reparaturen bis zum spä-
ten Hellenismus im wesentlichen beibehalten (sie ist allerdings in ihrem
Ostteil heute nicht mehr sicher festzustellen). Den schon 493/92 begonne-
nen, durch die Perserkriege unterbrochenen Bau des Piräusrings führte
Themistokles in den siebziger Ja):uen zu Ende (Thuk. l, 93, 3ff.; vgl. Ju-
DEICH 72); mit den Stadt und Hafen verbindenden Langen Mauern voll-
endete Perikles das klassische Festungssystem Athens. Zwischen 461 und
457 wurde die nördliche und die Phalerische, ergänzend dazu um 445 die
mittlere oder südliche Mauer erbaut (Thuk. 1, 107, 1. 108, 3; weiter Ju-
DEICH 76 A. 1. 155 A. 1 und 5). Damit ist die große Doppelfestung ent-
standen, die fast uneinnehmbar bleibt, solange Athens Flotte die See be-
herrscht.
In den Inschriften haben diese drei großen Bauunternehmen kaum eine
Spur hinterlassen. Ein einziges Mal erscheint in den Parthenonrechnungen
443/2 unter den Einnahmen ein Posten JC]aoa -i:at;doJCOLÖv] (IG I2 343, 90),
möglicherweise ein dem Parthenonbau zugeführter Restbetrag der Bau-
gelder für die Südmauer (so Eo. MEYER, Forschungen zur Alten Ge-
schichte II, 1899, 100; DINSMOOR, AJA 17, 1923, 78; 25, 1921, 243).
Doch bleibt der Bezug auf die Südmauer wie die Ergänzung der
Stelle überhaupt zweifelhaft (JuDEICH 76 A. 1). Umgekehrt wird 434/3
in IG I2 91 (= ATL 2, 46 D 1 = SEG X 45; vgl. SEG XII 8. DrNSMOOR,
AJA 61, 1943, 127ff. datiert 438/7, doch vgl. Too, HI l, 107f.), Z. 31 be-
20
stimmt, ein nach Leistung der staatlichen Zahlungen an die Heiligtümer
entstehender Überschuß sei E\; -ro VEOQLOV xat -ra. -rd;,:s zu verwenden. Ob
ein solcher Überschuß überhaupt entstand und wozu er verwandt wurde,
ist jedoch völlig offen. Aus beiden Texten ist nur zu erkennen, daß an-
scheinend im 5. Jahrhundert kein eigener Fonds für Mauerbauten bestand:
die Gelder wurden bei Bedarf aus verschiedenen staatlichen Kassen ange-
wiesen, etwaige Restbeträge wieder andern Zwecken zugeleite.t. Ob schon
eine Kommission der Teichopoioi bestand und ob um 434. sonst nirgends
bezeugte Bauarbeiten an den Mauern (in Voraussicht des Peloponnesischen
Krieges?) stattfanden, bleibt dagegen fraglich.
Der Peloponnesische Krieg brachte mit der ersten Belastungsprobe auch
das Ende des perikleischen Festungssystems. Die Phalerische Mauer wurde
schon gegen Ende des Krieges aufgegeben (vgl. JuDEICH 81 A. 5); nach
Athens Kapitulation wurden im Herbst 404 auf spartanischen Druck die
Langen Mauern und der Piräusring geschleift (Xen., Hell. 2, 2, 20; 2, 3, 11;
Lysias 12, 70; Plut., Lys. 14, 4. 15, 4). Doch in weniger als zehn Jahren
veränderte sich die politische Situation in Hellas von Grund auf; 395/4
konnte Athen an die mit seiner Rückkehr zur Großmachtstellung untrenn-
bar verbundene Wiederbefestigung seiner Häfen gehen.
1.-9. Baurechnungen vom Wiederaufbau des Piräus und der Langen Mauern
395/4-392/1
Lit.: CuRTrns, Stadtg. CXIII; WAcHSMUTH, St. A. II 13 A. 1, 25; FRAZER, Pau-
sanias II 8; FoucART, Journ. Sav. 1902, 182; JuDEICH 83; ToD, HI 2, S. 24;
ScRANTON 117 f.
22
otoono [~] a~tl)L atQocra-
ywyiiL tc'öv ,,tftwv.
~
Z. 1 Ende: NTO.
Erg.: Z. 8 Fou. (Tod, Michel). Bouhno[; cruv] tfjL Ditt., Ki., Fri., oder
tfjL Wachsm., Cu., Koe., ist unmöglich; der Stein hat OIQTIO.
[e:rcl]
f. tTHI.
Datum: Archon Euboulides 394/3.
23
Atyci:öo; ,EXO [n:oLOL - - - - - - - ot]
en:' EußoÄ(Öo ULQ [c-!tEY'tc; E'tE;(LCJ'av? µ]-
c'tUJt1JQ'{LOV • ava [xa-!t<XQOcOO; ,Ö]
Ät-!toÄoy~µa,o; [Preis µta(-!too,iJ;) 'Av]-
5 'tLXQ<X'tl'];: XECp: n:1.[(v{}oov UQL-!tµo;]
MMXXX pi H. (a)vcßaA[t,OV'tO at XLALm]
111- 1-1-. µta(-!too,iJ;) K6voov [Demotikon: 't01J't]-
r
oov H H H 1-111 v ET - - - - - - -
µta(-!too,iJ;) Euyd,oov ~ - - - - - -
24
fehlt freilich: &vaata<JL\; tELXOOV steht bei Demosth. 20, 72), 2. kann &vaxa-
itagat\; hier (wie z. B. 20, 19) Reinigen und Herrichten schon vorhandener
Baukörper, d. h. eines vom themistokleischen Bau übernommenen Stein-
sockels bedeuten, 3. kann der Steinbau bei nachlässiger Anordnung der
Posten im verlorenen Teil der Rechnung gestanden haben.
4. Platte weißen, leicht kristallinen Marmors; links und unten gebrochen, rechts
und oben Kanten mit geglätteten Flächen. b. 0.085, h. 0.20, d. m. 0.03:
Buchstaben: ziemlich sorgfältig, verwandt mit 3 und 8. h. 0.011, 00Q und ein-
zelne Zahlen 0.007 - 0.009. Spuren von Rot in Zahlen.
Fundort: Munichia (vgl. LECHAT 355). Jetzt Ecole Fran~aise Athen nr. 208.
Abb. 14.
O.F.A.
Ed.: LECHAT, BCH 12, 1888, 355 [WAcHSMUTH, St. A. II, V nr. 4] KoEHLER,
IG II 5, 830e; FRICKENHAUS 6, d; KIRCHNER, IG II/III2 1659.
Lit.: NACHMANSON, AM 30, 1905, 392f. 398; WILHELM, Abh. Bln. 1941 nr. 4, 9.
5 [--------]L Lovv(tEV\;). vv
[&gd}µo\; ii:Älvitoo]:1 Fr' XX r1 H H H H ·
[a.VeßaÄÄovto at] XLÄLm : /'J. 1-- 1-- .
[µtaitoo( tY]\;) Namen] LOUV(Lell\;). vv
[xiqia,,mov &gyug(o] tOUtOOV
10 [1'1 HP /'J./'J./'J./'J.1-- l--1--1-- 11 IIJ xat ltEQ-
[tyivoµevoov >itµo\;] r' H /'J. r. vv
[av1,ßaAAOVtO UL ;,::](ALaL !'J. r•
[%e(jlUAaLOV UQYUQLO] tOUtOOV
[P!'J.!'J.r1--111J.
25
Aufbau der Inschrift entspricht 3. Bauabschnitt hier neben einer Kurtine
eine Wehrgangtreppe (das jonische Lehnwort &.vaßaaµoi; ist in Attika
neben xÄi:µas der t. t. dafür, vgl. 9, 14. 11, 106, weiter U III B; gegen die
falsche Deutung von FRICKENHAUS 11 vgl. schon NACHMANSON 393f.) und
vermutlich ein Turm. Die W ehrgangstreppen liegen im Piräus in den Kur-
tinen.
Erhalten ist von der Rechnung nur ein Posten, der hohen Zahl in Z. 6
wegen sicher Lehmziegelversatz: zunächst 57 900 Ziegel zu 12 dr. je Tau-
send, also 694 4/s dr. Gesamtpreis. Weiter 5115 zusätzliche Ziegel (dazu
noch unten zu 9), je Tausend 15 dr.: 76 1/2 dr. Gesamtsumme also 771 dr.
1 ob. Auch hier wie in 3 die Ziegelzahlen (und wohl auch die Gesamt-
preise) erst später eingetragen.
Unklar ist, wessen Name Z. 5 genannt war, da Z. 8 wie auch in 3. 6. 7.
9 der Unternehmer stets erst nach Ziegelzahl und Tausendpreis folgt (Fri.
erg. einen Architekten, wofür in den andern Texten jeder Anhalt fehlt);
hat der Schreiber den Unternehmernamen an den Anfang gesetzt und ihn
an seiner üblichen Stelle wiederholt?
5. Platte weißen pentelischen Marmors, rechts und unten gebrochen, links und
oben Kante mit mäßig geglätteter Fläche. Rückseite gepickt. b. 0.115, h. 0.07,
d. 0.04.
Buchstaben: sorgfältig, etwas zierlicher als 3. 4. 8. 9, ähnlich 6. h. 0.009 - 0.01;
ß00X 0.006-0.0075.
Fundort: unbekannt (doch vgl. unten zu 6). Jetzt EM 7985. Abb. 12.
O.F.A.
Ed.: KoEHLER, AM 3, 1878, 51; IG II 833 [WAcHSMUTH, St. A. II, V nr. 3;
LECHAT, BCH 12, 1888, 349] FRICKENHAus 7, e; KIRCHNER, IG II/III2 1660.
Lit.: CuRTIUS, Stadtg. LXXVIII 77; FoucART, BCH 11, 1887, 138; NACH-
MANSON, AM 30, 1905, 392. 398; KoLBE, Phil. Wo. 27, 1907, 329f.; JunEICH 86
A.4.
26
Angabe des Bauabschnitts fehlt; auch die Art der Arbeiten ist nicht si-
cher zu bestimmen. Daß das sonst nirgends bezeugte :rcagax{d}aQCTLS' der
&vaxci{}agaLS' von 3, 3 entspricht, ist unmöglich; eine sichere Deutung fehlt
(FRICKENHAUS 13 interpretiert es wenig überzeugend als Seitenreinigung
des Fundaments; vgl. U III B).
6. Platte weißen pentelischen Marmors, rechts und unten gebrochen, links (zum
Teil) und oben Kante mit geglätteter Fläche. Rückseite gepickt. h. ·0.145, b. 0.17,
d. 0.055. Schriftfläche teilweise stark verwittert. ·
Buchstaben: ziemlich sorgfältig, aber Größe unregelmäßig. h. 0.007-0.009,
00Q 0.004-0.007.
Fundort: Südabhang Akropolis. Jetzt EM 7984. Abb. 15.
O.F.A.
Ed.: KoEHLER, IG II 8.32 [WACHSMUTH, St. A. II, IV nr . .3] FRICKENHAUS 7, f;
KIRCHNER, IG II/III2 1661.
Lit.: NACHMANSON, AM .30, 1905, .392 . .397f.; KoLBE, Phil. Wo. 27, 1907, .3.30;
jUDEICH 8.3. 149.
Z. 2 TPATO eindeutig auf dem Stein (Koe. O.TO, aber vgl. Nachm. und
Fri.) Z . .3 Stein EN .. :S,....INHI:
Erg.: Koe. Z. 1 Ende Washburn bei Fri. Z. 2, .3 Fri. Z. 5 Ki. Z. 7 Fri. Z. 8
Ki. (Z. 8 [,b:,]aQcrL Koe., [r.u-fr]aQcrL[v] Fri. ist unmöglich, da an dieser
Stelle der Unternehmernamen erscheinen muß.)
Datum: Der einzig mögliche Archontenname (da Kallistratos ausscheidet, vgl.
oben zu 5) ist Demostratos, .39.3/2.
Wie 3-5 das Kopfstück einer Rechnung, zeigt dieser Text die best-
erhaltene Überschrift; doch ist im Gegensatz zu 3. 4 die Angabe des Bau-
abschnitts in die Rechnung selbst hineingezogen. (So möglicherweise auch
bei 5, das zudem im Schriftcharakter ähnlich ist und daher vielleicht auch
von der Akropolis stammt). Weiterhin ist auffällig, daß Z. 7 im Gegen-
satz zu den übrigen Rechnungen der Ziegelversatz substantivisch bezeich-
net wird.
27
Bauabschnitt wie in 3 eine Kurtine. Die verrechneten Arbeiten betrafen
Ziegelversatz, doch ist weder Gesamtzahl (mindestens 32 000) noch Tau-
sendpreis (FRICKENHAUS ergänzt 13?) erhalten. Der Unternehmername
Tharsias auch PA 6592.
F' XX [- - UL XLALUL - -]
µta{}co(-c;iJ~)-----.
'füd 4>LAO%A [fou~ ciQ;r:ov-i;o~]
,i:7,.[v{}oL &.vc [ßaAAOV'tO -Zahl-]
5 ai xl"-Lm v 11 r.
µta{}co-c;( iJ~) vv Aa - - - -
Erg.: Fri. Z. 3 Lech. (impaÄ. -c;ou,;rov Z. 1 und 5 Ende Fri. ist sehr unsicher,
da der Ausdruck z. B. in 9 nur ganz am Schluß steht; die Lücke in Z. 5
muß nicht unbedingt ausgefüllt werden, vgl. 4).
Datum: Archon Philokles 392/ 1; Anfang der Rechnung daher von 393/2.
28
Buchstaben: sorgfältig; Stoichedon ist angestrebt, aber nicht überall durch-
geführt. h. 0.01-0.012, 0'.=:OQ und Zahlen 0.006-0.008.
Fundort: Akropolis. Jetzt EM 7983. Abb. 13.
O.F.A.
Ed.: RANGABE II 772 (vgl. 876 b); PrTTAKIS, AE Per. 1, 37 (1854), 1150 nr. 2216;
KOEHLER, AM 3, 1878, 53; IG II 831 [WACHSMUTH, St. A. II, IV nr:2] FRICKEN-
HAUS 8, h; KIRCHNER, IG II/III2 1663.
Lit.: FoucART, BCH 11, 1887, 135; LECHAT, BCH 12, 1888, 350; NACHMANSON,
AM 30, 1905, 392. 394. 397; FRICKENHAUS 4lff.; F. NoACK, Eleusis, 1927, 70 A. 2.
Wie 7 (vgl. dort) über mindestens zwei Jahre laufende Rechnung. Bau-
abschnitt fehlt; der Unternehmer Nikodoros erscheint wieder in 9. Ver-
rechnet nicht mehr Ziegelversatz, sondern zusätzliche Arbeiten: 1. Ver-
mutlich Verziegelung der Mauerzinnen zum Schutz gegen Regen (LECHAT
350; FRICKENHAUS 43), da xaAaµo;, Schilfrohr oder Rohrmatten, zur Dach-
deckung verwandt in 11, 68 (vgl. a. 0. und U III B). Ob die bei der
Eetioneia gefundenen Deckziegel von diesen Arbeiten stammen, ist un-
gewiß. 2. Lehmverputz, aAoLµµ6;, der Ziegelmauer, ebenfalls zum Schutz
gegen die Witterung (zu Ausdruck und Sache vgl. näher U III A. B;
falsch bei LECHAT 350 als Lehmbettung der Dachziegel = OOQeoCJL; in 11,
68 erklärt. Die von FRICKENHAUS aus &n:oQyatew, 11, 84 für Anmachen
des Verputzes, abgeleitete Ergänzung Z. 2/3 &n:6 [QyacrL;] ist nach dem
Steinbefund unmöglich). Was weiter zu dem ähnlich niedrigen Preis von
2 dr. 4 ob. verrechnet wurde, ist ebenso unbestimmbar wie die Art der
Arbeiten im Jahr 392/1.
29
9. Platte aus weißem kristallinem Marmor, oben gebrochen, links, rechts und
unten Kante; ,,beide Seiten am Rand glatte Stoßfläche, das übrige aber abge-
arbeitet" (NACHM. 372). b. 0.23, h. 0.24, d. 0.05.
Buchstaben: ziemlich regelmäßig, ähnlich 3. 4. h. 0.01-0.011; 00Q 0.006-0.008.
Fundort: Piräus. Jetzt Museum Brüssel Inv. A 68. Foto Abklatsch: AM 30,
1905, Taf. XIV; Stein: CuMONT 142.
(F.)
Ed.: NACHMANSON, AM 30, 1905, 391 [MICHEL 1512] F. CuMONT, Catalogue
des sculptures et inscriptions antiques des Musees Royaux du Cinquantenaire,
2 • 1913, 141 nr. 123; KIRCHNER, IG II/III 2 1664.
Lit.: NACHMANSON, AM 31, 1906, 372; MICHEL, Rev. phil. N. S. 30, 1906, 108;
F. NoAcK, Eleusis, 1927, 70 A. 2; WILHELM, Abh. Bln. 1941 nr. 4, 10.
r 1- 1- 1- µ[u:r(ttoniJ;;) - - - - - - - - - -]
JtALv[ttcov UQLftµo;; f' f' H b.. b.. b..]·
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10 b..b..b.. µLcr( ftcotiJ;;) <:Pasvvo;; 'AxaQvc(u;;)·
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f' M H H H H P b.. b.. b...
30
nung, vgl. zu 7. Der Bauabschnitt fehlt mit der Überschrift; NACHMANSON
393 vermutet eine Kurtine wie in 3. 4. 6, wozu aber Mehrzahl von Wehr-
gangstreppen Z. 11 nicht paßt (oder steht avaßaoµot hier ausnahmsweise
für eine Treppe?).
Arbeiten des Jahres 394/3: hauptsächlich Ziegelversatz. Zunächst 55130
Ziegel zum Tausendpreis 12 dr., weiter zusätzlich (emµw-ltoi:w vgl. auch
GDI 5315, 31; AE 1902, 97 Z. 31) durch andern Unternehmer_5350 Ziegel
zum höheren Tausendpreis von 13 dr. (in 4, wo Zusatzlieferung vom glei-
chen Unternehmer, sogar 12 und 15 dr.). Als Grund für diesen erhöhten
Arbeitspreis sind Spezialarbeiten an Türmen o. ä. denkbar. Außerdem
war eine Zusatzarbeit unbekannter Art zum Preis von 8 dr. und weitere
in der Gesamtrechnung verbleibende 32 dr. verrechnet. Im folgenden Jahr
393/2 wird neben geringfügigen Treppenreparaturen (15 dr. eher für Her-
richtung während der Bauarbeiten beschädigter als für Reparatur alter Trep-
pen; im letzteren Fall läge der Bauabschnitt in einem wiederverwendeten
themistokleischen Mauerteil) nur noch die xm:aAL<plJ des fertigen Ziegel-
baus verrechnet (auch 11, 105f. fällt anscheinend der Verputz in das dem
Bau folgende Jahr; noch heute bleiben Lehmziegelbauten häufig erst ein-
mal einen Winter unverputzt). 'AAL<P'YJ und seine Komposita bezeichnen
entweder nur einfachen Lehmbewurf von Mauern oder (wie auch a1>.0Lµµo~
8, 3) den aus Bewurf und darauf aufgetragener Tünche bestehenden voll-
ständigen Verputz (vgl. näher U III A. B). 392/1 erscheint nochmals
xa,a1>.up~, aber nur noch zum halben Preis; vermutlich Nachverputz über
den Winter schadhaft gewordener Stellen. Schließlich werden noch 2 dr.
für Aufstellung (vgl. NACHMANSON 394 mit richtigem Verweis auf de-
lischen Aufstellungspreis von 2 ½ dr.) der Rechnungsstele bezahlt.
Die Gesamtsumme von 825 dr. und 60480 Ziegeln (Z. 16-18) ermög-
licht Rekonstruktion der Gesamtrechnung:
55130 Ziegel zu 12 dr./1000 661 dr. 4 ob.
5350 Ziegel zu 13 dr./1000 69 dr. 3 ob.
Anstrich I und II 45 dr.
Treppenreparatur 6 dr. 5 ob.
Stele 2 dr.
z. 1 ? 8 dr.
793 dr.
Übrig für verlorenen Teil 32 dr.
825 dr.
Auch hier sind nur die Tausendpreise ursprünglich, die Summen (Z. 6.
16. 18) und die seitlich ausgesetzten kleinen Posten später eingefügt.
Ihrem Datum nach sind diese neun Inschriften Urkunden des sog.
Kanonischen Mauerbaus; sie ergänzen die literarische Überlieferung in
31
mancher Hinsicht. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts verschob sich die poli-
tische Situation in Griechenland, nicht zuletzt dank der persischen Politik,
wieder zugunsten von Athen, das 396/5 mit Theben, Korinth und Argos
die Spitze einer antispartanischen Koalition bildete (vgl. BELOCH III2 l,
6lff.; CAH VII 27ff.; BENGTSON 246f.). Der 395/4 ausbrechende Korinthi-
sche Krieg brachte den offenen Aufstand Mittelgriechenlands gegen Sparta;
doch die eigentliche Entscheidung fiel zur See: der Sieg der von Konon
geführten persischen Flotte bei Knidos im August 394 zerschlug die spar-
tanische Herrschaft über die Ägäis (vgl. auch SwoBODA, RE XI 1322ff.).
Während Konon anschließend mit einem persischen Geschwader von
Athen aus weiter operierte, begann er gleichzeitig mit ausdrücklicher Er-
laubnis des Satrapen Pharnabazos, mit persischen Geldern (mindestens 50
Talente nach Corn. Nepos, Con. 4, 5) und Flottenmannschaften den Wie-
deraufbau des Piräus und der Langen Mauern; auch befreundete Städte
v. a. Boiotiens stellten Arbeitskräfte (Xen., Hell. 4, 8, 10; Diod. 14, 85;
Plut., Ages. 23; vgl. CAH VI 49; LENSCHAU, RE XIX 74; JunEICH 83).
Einen Teil der Bauten finanzierte Konon selbst in der klaren Einsicht, daß
eine intakte Seefestung Vorbedingung zum Wiedergewinn der auf See-
herrschaft beruhenden Freiheit und Macht Athens sei. Der Bau dauerte
mindestens drei volle Jahre; die letzten Rechnungen stammen von 392/1,
doch schließt der fragmentarische Zustand der Texte eine längere Bauzeit
nicht aus (9 verzeichnet zwar 392/1 nur noch Abschlußarbeiten, doch 6
im selben Jahr noch Ziegelversatz für die schon 395/4 begonnene Eetio-
neia; falsch CAH VI 49: Hauptarbeiten waren schon 393 abgeschlossen).
Fraglich bleibt, ob Konons Rolle,bei diesen Mauerbauten wirklich domi-
nierend war; denn offensichtlich hat man in Athen schon zu Beginn des
Korinthischen Krieges selbständig mit der Neubefestigung der Häfen zur
Sicherung der eigenen Unabhängigkeit begonnen. Zumindest zwei Monate
vor Knidos sind Bauarbeiten inschriftlich sicher bezeugt (vgl. 1; genauer
Baubeginn unsicher, doch ist Sommer 395 der Piräus noch unbefestigt:
Xen., Hell. 3, 5, 16; anscheinend hat man die ersten Erfolge gegen Sparta
abgewartet); Konons Eintreffen mag dann den Arbeiten vor allem auch
finanziell neuen Auftrieb gegeben haben. Einen Teil der Bauten hat der
athenische Staat auf jeden Fall selbst unter Einschaltung der Phylen
durchgeführt. Aus ihnen wurden wie 338/7 als eine auf Zeit bestallte
spezielle Mauerbaukommission (vgl. U II A) die Teichopoioi gewählt; ihre
Zahl ist nicht zu bestimmen. Teichopoioi sind bei den perikleischen Bauten
nicht sicher nachzuweisen; sie sind ebenfalls tätig 338/7 (vgl. 10), aber
nicht mehr 307/4 (vgl. 11). Auffällig und nicht erklärt ist, daß sie erst ab
3, d. h. seit 394/3 und nur bei Ziegelbau auftreten; ist auf den Mauer-
quadern aus praktischen Gründen das Formular gekürzt? Die Aufgaben
der Baukommission im einzelnen (neben Auszahlung der Gelder wohl
32
wie in 10 allgemeine Bauaufsicht, kaum technische Bauleitung; vgl. U II
A), die Verteilung der Bauten zwischen Staat und Konons Hilfskräften
(nach Diod. 14, 85 hätte Konon den Großteil übernommen) und die La-
stenverteilung bei der Finanzierung (eine Liturgie - KoEHLER 51 - war die
Teichopoiie sicher nicht; wenn die Phylen selbst Arbeitskräfte stellten,
KOLBE 329, wäre Bezahlung von Unternehmern überflüssig) _sind nicht
mehr feststellbar (vgl. zur Finanzierung noch U II C).
Ausgeführt werden die Bauarbeiten im Werkvertrag durch Privat-
unternehmer; ein Boioter unter ihnen bestätigt Xenophons Angaben (doch
erweist ein megarischer Unternehmer noch keine Teilnahme Megaras an
der Koalition vor 395, wie NACHMANSON 395f. und aus andern Gründen
BELOCH III2 1, 70 vermuten). Vergeben werden wie üblich in dieser Zeit
nur sehr kleine Lose; als Bauabschnitt erscheint normalerweise eine Kur-
tine: 3. 4. 6. (in 4 mit Turm; dagegen ist in 2 der Bauabschnitt lokal be-
zeichnet. Da 3 nicht mit Sicherheit auch Fundamentbau berechnet, bleibt
ungeklärt, ob Stein- und Ziegelbau in Streckeneinteilung und Rechnungs-
legung grundsätzlich getrennt wurden; denn auch 7 gehört nicht sicher zu
der in 2 verrechneten Fundamentstrecke). Auch innerhalb dieser kleinen
Abschnitte wird jede Arbeit gesondert vergeben, in 3. 9 sogar der Ziegel-
versatz unter zwei Unternehmer aufgeteilt. Gleichzeitige Übernahme von
zwei Arbeiten durch einen Unternehmer kommt nicht vor, dagegen Re-
petition in verschiedenen Jahren (vgl. auch U II B). Die Unternehmer sind
auf bestimmte Arbeiten spezialisiert, in 9 übernimmt z. B. Phaennos nur
Verputz. Bezahlt wird stets allein die Arbeit; das Material wurde demnach
vom Staat gesondert beschafft (vgl. z. B. 20), der Stein sicher an Ort und
Stelle gebrochen. Die Kosten sind nur in wenigen Fällen rekonstruierbar.
Fundamentbau unbekannter Länge: 790 dr. in 2. Ziegelversatz für eine
Kurtine: 771 dr. in 4, 731 dr. in 9. Der Versatzpreis pro Tausend schwankt
zwischen 12 dr. in 4. 9 und 13 dr. in 3; für zusätzlich verlegte Ziegel zwi-
schen 13 dr. in 9 und 15 dr. in 4, ohne daß wir diese Schwankungen er-
klären können (in Eleusis ist 329 der Normalversatzpreis 17 dr. pro Tau-
send: 20, 59f. Vgl. zu Baukosten auch U II C). Arbeitszeiten im einzelnen
lassen sich nicht berechnen (FRICKENHAUS 13: 174 Tage für 4 beruht auf
dem Trugschluß, daß nur ein Maurer pro Kurtine beschäftigt war). Das
Formular dieser Baurechnungen, die wie bei andern öffentlichen Bauten
von der für die Bezahlung zuständigen Kommission als Rechenschafts-
bericht erstellt und publiziert werden, besteht aus Praeskript und Auf-
zeichnung der bezahlten Posten nach Art, Preis und Unternehmer; es ist
mit geringen Abweichungen bei allen Texten identisch (vgl. näher U I A).
Lediglich 1. 2 nennen im Praeskript keine Teichopoioi, doch fehlt eine
eindeutige Erklärung dafür (vgl. oben; leicht abweichend auch 5. 6, wo der
Bauabschnitt nicht in der Überschrift, sondern in der Rechnung selbst er-
3 Mauerbauinschriften 33
scheint). Häufig reichen die Rechnungen mit dazwischengeschalteten Ar-
chontendaten (7. 8. 9) über mehrere Jahre, wobei dann am Ende die Ge-
samtsummen angegeben werden (9). Zumindest alle den Ziegelbau be-
treffenden Arbeiten werden für die gesamte Bauzeit eines Abschnitts auf
einer gemeinsamen Rechnung verzeichnet (einziges Beispiel für unab-
hängig vom Abschnitt verrechnete Arbeiten sind Transportmittel und
Werkzeuge in l); ob der Fundamentbau grundsätzlich getrennt berechnet
war, ist ungewiß. Für alle Arbeiten wird der Preis en bloc gegeben, nur
beim Ziegelversatz Tausendpreis, Ziegelzahl und Gesamtpreis spezifiziert;
die beiden letzten Werte werden erst nachträglich nach Abschluß der Ar-
beiten eingesetzt. Die Zahlen waren durch rote Farbe hervorgehoben.
Während 1. 2 direkt auf Mauerquadern standen, waren 3. 4. 7. 9 ihrem
Fundort nach entweder am Fuß der Mauer aufgestellt oder (bei diesen
leichten Platten auch ohne Verdübelung, deren Spuren fehlen, denkbar)
in die Ziegelmauer selbst eingelassen. 6 und 8 (auch 5?) sind in der Nähe
der Akropolis gefunden, und stammen vermutlich von Strecken der Lan-
gen Mauern oder des reparierten Stadtringes (5. 6 sind auch in Schrift und
Formular ähnlich; FRICKENHAUS 9 hält sie für auf der Akropolis aufge-
stellte Duplikate, was wenig wahrscheinlich).
Technisch ist aus den verzeichneten Arbeiten (Ausheben der Baugrube;
Bau eines Steinsockels; Lehmziegelversatz; Verputz; Treppenreparatur;
Zinnenabdeckung?) für den Kanonischen Bau eine reguläre Lehmziegel-
mauer auf Steinfundament mit Türmen zu erschließen; auch die Wehr-
gangstreppen waren kein Holzwerk, sondern massiver Stein-Ziegelbau.
Als oberer Abschluß des Wehrgangs ist etwas anderes als offene Zinnen
zu dieser Zeit (vgl. U III A. C) kaum anzunehmen. Bei durchschnittlicher
Kurtinenlänge von 50-60 m und Mauerbreite 3.00-3.60 auf der Akte er-
geben z. B. die in 4 verrechneten 57 900 Ziegel etwa eine Mauerhöhe von
7 m (bei Annahme des eleusinischen Ziegelmaßes von 0.45X0.45X0.10,
vgl. U III A, und etwa 1 m hohem Steinsockel). Durch die Aufzeichnung
von 1. 2 auf Fundamentquadern ist der kanonische Bau im Piräus ein-
deutig als die auf der Akte noch weitgehend erhaltene Mauer aus iso-
domen, bossierten Kalksteinquadern bestimmt (vgl. ScRANTON, AJA 43,
1939, 30lf. und Walls 117f.; oben S. 17) und damit für die stratigraphisch
und baugeschichtlich nicht sicher datierten Piräusmauern ein entscheiden-
der Fixpunkt gewonnen. Die heute über diesem Steinsockel aufgehende
Mauer aus feinen Spiegelquadern ersetzt die ursprüngliche Ziegelmauer
und stammt frühestens von 337/6, während der auf der Ostseite der Akte
teilweise erhaltene Mauersockel aus polygonen Orthostaten vom themisto-
kleischen Bau übernommen ist. Wie die Ziegelzahlen zeigt auch der
archäologische Befund, daß 395/1 im Piräus ein durchgreifender, alte Bau-
teile nur in geringem Maß übernehmender Neubau stattfand; im einzel-
34
nen läßt sich leider außer der stark zerstörten Eetioneiastrecke keiner der
inschriftlich bezeugten Bauabschnitte genau bestimmen (Beispiele für Stein-
sockel, Türme und Treppen des Baus von 395 vgl. Abb. 2-4). Ein Urteil
über die Langen Mauern ist unmöglich (vgl. oben S. 16f.); zu der umstrit-
tenen Frage nach Umbauten auch am Stadtring in diesen Jahren (seit
NoAcK, AM 32, 1907, 492f. 499 wird zumindest beim Dipylon e_ine „kono-
nische" Bauperiode der Stadtmauer angesetzt, vgl. JuDEICH 134) tragen
die Inschriften nichts bei, da die in Athen gefundenen Stück;e auch von
stadtnahen Strecken der Langen Mauern stammen können.
3* 35
mission von zehn Teichopoioi, je einer aus jeder Phyle gewählt, aus (vgl.
Aisch. 3, 17. 27; Liban. ad Dem. 30,221; Plut., vita X or. 845 F. 851); die
Finanzierung erfolgte ex. ,:rj~ ÖLOLX.~<JECD~, also über die normalen Staats-
einnahmen (Aisch. 3, 31; Liban. a. 0.), daneben durch private Schenkungen
(z. B. 100 Minen oder 3 Talente von Demosthenes, vgl. A. SCHÄFER,
Demosthenes und seine Zeit, IIl2 1887, 80f.; FRICKENHAUS 27). Umfang
und Art der Bauten wird in der Literatur nur sehr allgemein angegeben
(-i:ELXL<Jµci~ Dem. 18, 299; bi:wx.rniJ ,:rj~ noAECD~ Plut., vita X or. 845 F;
Liban. a. 0. spricht von weitgehendem Verfall. Immerhin bezahlt allein
der Teichopoios Demosthenes rund 10 Tal. aus: Aisch. 3, 31); hier tritt nun
in manchem ergänzend die folgende Inschrift ein (ungeklärt bleibt, ob die
Anlage von Gräben vor den Mauern, Aisch. 3, 30; Dem. 18, 299, nur zu
den Notarbeiten von 338 oder auch ins Programm von 337 gehört, wiewohl
ersteres wahrscheinlich, vgl. FRICKENHAUS 26f.).
36
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39
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13
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21
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24
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26
••• 1 OL'l'jµEVU XUtCI. tCI. ')'E')'Qaµµe(va . . . . ]
5
TH . K. .. QIK .. P . .. K. . NITQI 1 • •
40
von denen die für Munichia erhalten sind (Z. 47-113). Die gemeinsame
Publikation von Beschluß und Anweisungen ist ungewöhnlich und nur
noch bei 11 nachzuweisen.
Der Baubeschluß, üblicherweise ein Volksbeschluß, ist hier ein Beschluß
der Nomotheten (Ausschuß des Geschworenengerichtes, der im 4. Jahr-
hundert über Abänderung von Gesetzen - die im Gegensatz zu einfachen
Volksbeschlüssen nur unter besonderen Bedingungen möglich ist - ent-
scheidet, vgl. BusoLT-SwoBODA 1010ff.; WoTKE, RE Suppl. ·vn 578ff.;
KAHRSTEDT, Mag. 283f.), da zur Finanzierung des Baus gesetzlich fest-
gelegte Haushaltsvorschriften modifiziert werden (vgl. Z. 13 unten; ähn-
licher Fall IG II/III2 222). Das Formular ist jedoch das eines regulären
Volksbeschlusses der Zeit, bestehend aus 1) W eiheformel 2) Praeskript
(stark verkürzt: nur Antragsteller genannt) 3) kurzer Motivbericht 4) über-
gangsformel 5) ausführlicher Dekrettext mit Postskript (zum Vergleich mit
andern Baubeschlüssen U I A). Sachlich bestimmt der Motivbericht (Z. 2-5)
grundsätzlich Umfang und Art der Arbeiten; im Dekrettext behandelt§ 1
(Z. 6-10) Planung und Entwurf, § 2 (Z. 11-28) Baufinanzierung, § 3 (Z.
28-31) Bauaufsicht, § 4 (Z. 31-38) Straf- und Gerichtsbestimmungen, § 5
(Z. 38-40) Aufstellung eines Weihgeschenks nach Ende des Werks, § 6 (Z.
40-44) schließlich den Bau von Hafenmolen (anscheinend ein Zusatzantrag;
die Bauorganisation entspricht dem Mauerbau, Finanzierung erfolgt aus
derselben Kasse). Das sind im wesentlichen die auch in anderen Baube-
schlüssen behandelten Fragen (lediglich § 5 ist singulär; für die Finanzie-
rung ergeht manchmal auch ein gesonderter Beschluß, vgl. U I A).
Umfang und Art der Arbeiten sind aus dem zerstörten Text nur an-
nähernd zu bestimmen. Der Motivbericht nennt die Eetioneia und den
"übrigen Piräus", doch erscheint die Munichia in den Bauanweisungen,
die Langen Mauern Z. 34 als Aufgabengebiet der Baukommission: gebaut
wurde also an den Langen Mauern und am Piräusring, wobei Munichia
und Eetioneia als Einzelforts speziell genannt sind (die Erg. von Munichia
und Langen Mauern in Z. 1-5 also sinngemäß richtig, wenn auch letztere
eher in Z. 2 als in Z. 5 standen). Die Reparaturen (Genaueres wird nicht
angegeben, da ja die Bauanweisungen folgten) erstreckten sich, wie Z. 4
ausdrücklich betont, teilweise auf (noch unfertige?) Mauern in reinem
Steinbau (unklar, ob nur Mauern mit Steinschalen oder sogar massiver
Steinbau). Reiner Steinbau ist an Hand der Bauanweisungen nur für die
Munichia sicher; der Charakter der Reparaturen an allen übrigen Mauer-
teilen ist - da die betreffenden Bauanweisungen fehlen - unbekannt, die
These von einem großzügigen Umbau der athenischen Mauern in Stein
zu dieser Zeit (FRICKENHAUS 26. 46; KoLBE 331; JuDEICH 86. 148; LE'NSCHAU,
RE XIX 75. 78) daher fragwürdig, wenn nicht falsch. Die Bauzeit betrug
verschiedene Jahre (Z. 13. 30), ist aber nicht genau zu bestimmen.
41
Noch weniger ist die Regelung der Baufinanzierung im einzelnen zu
erkennen(§ 2). Grundsätzlich wurde ein Teil der Bausumme aus staatlichen
KaJsen aufgebracht (Z. 12-19), der Rest durch eine Eisphora gedeckt (Z.
20-28). Zuvor war vielleicht Z. 11/12 die Gesamtsumme festgesetzt, in
ungeklärtem Zusammenhang mit Geldern für die sonst nirgends genannte
Festung Phyle (FRICKENHAUS 46 denkt an Modernisierung, WREDE 223 an
den regelmäßigen Jahresetat der Festung). Der Baufonds betrug 10 Ta-
lente, die offenbar aus Beiträgen verschiedener staatlicher Kassen zusam-
menkamen. Von diesen Zuschüssen (µcgltELV, vgl. FRICKENHAUS 17 A. 6)
sind nur noch jährliche Erträge eines früheren Finanzgesetzes, Z. 13, ge-
nauer kenntlich; für die im folgenden genannten Fakten - der den Kophos
Limen durchsetzende Mauerdamm (bLa µfoou xooµa, vgl. JuDEICH 445);
eine nicht zum Mauerbau bestimmte Summe; Pentekontarchen; Schiffs-
besatzungen von Samos; schließlich eine Anleihe e-x, toov tELXO,i:ou-x,oov - läßt
sich ein sinnvoller Zusammenhang nicht mehr zweifelsfrei herstellen (denk-
bar ist eine zeitweilige Anleihe aus Mauerbaugeldern für die Flotte, die
jetzt zurückerstattet wird). Klar ist jedoch, daß dieser Fonds nicht mit der
346/22 erhobenen Eisphora di;- -ca l\e-x,a tat..av-ca (vgl. zu 13) gleichgesetzt
werden kann (so noch Sm. CRorx 32 A. 5 nach FoucART 192f., die Z. 20ff.
als Bestimmungen über deren Zahlungsmodus ansehen); denn die 10 Ta-
lente werden hier gerade nicht durch Eisphora gedeckt. Z. 19 werden die
Zuschüsse staatlicher Kassen ausdrücklich „für den Rest der 10 Talente"
angewiesen, und erst die übrigen XQYJµata tELXOrtou-x,a soll eine solche
außerordentliche Vermögenssteuer für Kriegs- und Rüstungszwecke (zur
Eisphora vgl. H. FRANCOTTE, Le,s finances des cites grecques, 1905, 23ff.;
ANDREADES 348ff.; BoERNER, RE V 2149ff.) aufbringen, wie sie Lykurg
gerne als langfristige Finanzierung für Militärbauten benutzte (vgl. 13).
Die erhaltenen Ausführungsbestimmungen betreffen nur die (grundsätz-
lich zur Eisphora verpflichteten, IG II/III2 554, 8ff.; vgl. KAHRSTEDT,
Staatsg. 292f.) Metöken. Die Beteiligung der Bürger und der Gesamtertrag
der Steuer bleiben unsicher, der Hebesatz der Metöken, -eo 1fatov µegoi;
(ebenso bei Demosth. 22, 61), ist nicht eindeutig festzustellen (interpretiert
als 1/o des Vermögens von KAHRSTEDT, Staatsg. 293; als Steueransatz nach
1
/o des Vermögens von A. BoECKH, Die Staatshaushaltung der Athener, 3 •
1886, I 625f.; als 1/o der Gesamtsteuersumme von FRANCOTTE 273; BusoLT
296 A. 2; ANDREADES 298f. 350f.; als zusätzliches Sechstel zum normalen
Hebesatz von Sm. CRorx 32 A. 5). Der Steuereinzug erfolgt in drei Raten
mit festen Terminen, Z. 2lf. Bei der Festsetzung der Steuer sind die
Mauerepimeleten und der Antigrapheus, Z. 23, weiter als Funktionäre der
Metökensymmorien (Symmorien werden als Steuerverbände der Bürger
gleichen Vermögens 378/7 eingeführt, vgl. PoLAND, RE IV A 116lff.; Sm.
CRorx 56ff.; unser Text ist neben Pollux 8, 144 entscheidender Beleg für
42
eigene Metökensymmorien) deren Epimeleten und Tamiai beteiligt, Z. 26;
doch liegt die endgültige Entscheidung beim Rat als oberster Finanz-
behörde, Z. 27 /28 (mehr ist mit einiger Sicherheit aus dem zerstörten Text
nicht zu erschließen).
Zur praktischen Durchführung der Bauarbeiten wird zunächst unter
staatlich angestellten und freien Architekten (die Erg. ist nach Z. 41 sicher)
ein Wettbewerb für crvyyr;>acpa[, d. h. detaillierte technische ~auentwürfe
ausgeschrieben (§ 1), allerdings nicht für den ganzen Bau, sondern ab-
schnittsweise. Die Entwürfe sind beim Ratsschreiber einzureichen (vgl.
auch WILHELM, Beitr. 232), die Boule hat sie zu begutachten und über ihre
Annahme zu entscheiden. Eine solche Bauanweisung ist für den Abschnitt
Munichia erhalten; das Wettbewerbsverfahren ist bei Festungsbauten im
Gegensatz zur Sakralarchitektur ungewöhnlich (vgl. U I A).
Die staatlicherseits den Bau überwachende Baukommission (§ 3; dazu
U II A) besteht aus Teichopoioi (sicher der aus den Phylen gewählten Zeh-
nerkommission, s. o.), Tamiai und zwei im Gegensatz zu den Teichopoioi
aus allen Bürgern gewählten avOQE~, o'lnvE~ emµE,,~cronm -r:wv l!r;>ywv (Z. 29;
'Y)LQY]µEvOL en:t -r:a 'tELXYJ Z. 32; vgl. 23. 33. 38. 43. Die Erg. emcr-r:cha~ Z. 28
Wi. ist hypothetisch). Diese Epimeleten üben die eigentliche Bauaufsicht
aus, Z. 29/30. 34. 43 (beim Molenbau), beteiligen sich an der Festsetzung
der Eisphora, Z. 23, haben Gerichtsvorsitz, Z. 32, und Referat bei der
Boule in Baufragen, Z. 38 (Gerichtsvorsitz steht nach Aisch. 3, 14 allen
Bauepistaten zu), während die Teichopoioi neben dem Referat bei der
Boule, Z. 38, nur allgemeine Aufsicht führen, Z. 34 (ihr Gerichtsvorsitz
ist fraglich; Aisch. 3, 14 spricht ihn allerdings auch den Teichopoioi zu).
Die Aufgabe der Tamiai ist nicht näher genannt, ergibt sich aber aus
ihrem Amt (allerdings Z. 34 nur -r:aµlm, Z. 38 -r:aµlm -r:rj~ {h:o, jedesmal in
der Baukommission; sind auch die ersteren -r:. -r:. {}., oder sind es die nach
Aisch. 3, 27 mit den Teichopoioi gewählten Tamiai?). Die Epimeleten sind
demnach der eigentliche, die technisch-organisatorische Überwachung des
Baues durchführende Arbeitsausschuß der Kommission (und daher wie
die entsprechenden Mitglieder anderer Baukommissionen regelrechte
l!r;>ywv emcr-r:cnm, vgl. U II A, FouCART 238f. und KOLBE 330 gegen FRIK-
KE'NHAUS 17, der sie als „ Vertreter der bauleitenden Architekten" inter-
pretiert), während die Teichopoioi mehr einen ehrenvollen Vorsitz und all-
gemeine Aufsicht ausüben. Dieser Aufbau entspricht anderen Kommissio-
nen (vgl. U II A), nur daß dort den Vorsitz meist reguläre Magistrate
führen; für die eigentlich technische Leitung war sicher wie in andern
Fällen ein Architekt beigeordnet (vermutlich einer der Z. 6/7. 40/41 ge-
nannten besoldeten Staatsarchitekten), weiter ein Bauschreiber, &v-r:tyQa-
<pEu~, Z. 23 (ähnlich 20, 12. 34; IG II/1Il2 839, 42. 52; nicht der hohe Fi-
nanzbeamte gleichen Namens, wie FRICKENHAUS vermutet, vgl. FoucART
43
236). Die Auszahlung von Diäten (denn 1/t dr. liegt wesentlich unter Ar-
beiter- und Architektenlöhnen, vgl. 20) an die Epimeleten ist bei keiner
anderen Baukommission zu belegen.
Gebaut wird wiederum im Werkvertrag durch Unternehmer, wie Z. 30.
35 und 47ff. zeigen; Bürgen (vgl. U II B) sind zu stellen, Z. 35. Vergeben
werden die einzelnen Arbeiten durch die Baukommission gesondert inner-
halb größerer Bauabschnitte wie Munichia (47ff.; daß zehn Bauabschnitte
nach Phylen eingeteilt und vom betreffenden Teichopoios geleitet wur-
den, WACHSMUTH, St. A. I 596; CuRTIUS, Stadtg. 214; JunEICH 86, ist
offensichtlich falsch; vgl. auch FRICKENHAUS 18. 46). Ausdrücklich regelt
§ 4 die Einhaltung der Bauvorschriften und Baufristen durch die Unter-
nehmer. Verstöße oder Streitfälle sind von der Baukommission vor Ge-
richt zu bringen, wo die Epimeleten (und eventuell die Teichopoioi) selbst
den Vorsitz in der Verhandlung führen und die angedrohten Strafen aus-
sprechen können - Maßnahmen, wie sie häufig bei Bauten vorgesehen wa-
ren (vgl. U II B). Zusätzlich wird hier noch je Prytanie eine Sondersitzung
der Boule für Fragen des Mauerbaus eingerichtet, wozu die gesamte Bau-
kommission beigezogen wird, vermutlich zur Berichterstattung (über die
Aufsicht öffentlicher Bauten durch den Rat Arist., Ath. Pol. 46, 2).
Die Aufstellung eines Weihgeschenks im Wert von 500 dr. durch die
Boule, eines weiteren vermutlich durch die Baukommission (Fou. erg. Epi-
meleten, Fri. wenig glaubhaft Teichopoioi und Architekten) wird § 5, Z.
38-40 verfügt - der einzige Fall, daß eine solche Anordnung erhalten ist,
während wir verschiedene solcher Weihungen von Baukommissionen ken-
nen (61. 73. 81; vgl. U I A). Völlig unklar ist das auf die Hafenarbeiten
§ 6 folgende Postskript Z. 45/46; ob die erhaltenen Namen tatsächlich die
Epimeleten und Architekten waren (Fri.), ist nicht zu bestimmen.
Der Mauerbau von 337 /6 ist also ein mehrjähriges, zentral durch eine
staatliche Baukommission geplantes und geleitetes Unternehmen; die
Werkverträge erstrecken sich zwar auf größere Abschnitte, sind aber im-
mer noch nach der Art der Arbeiten gesondert abgeschlossen. Aufschluß-
reich ist die im Vergleich damit einseitige, wenn nicht bewußt verzerrende
Darstellung in der literarischen Überlieferung, wo die Eisphora als Fi-
nanzierungsmittel übergangen, vor allem aber der mehr dekorative Cha-
rakter der Teichopoioi zu Ungunsten der gar nicht genannten Epimeleten
vertuscht wird (sicher nicht zuletzt, weil Demosthenes selbst als Teicho-
poios fungierte). Gegenüber dem Beschluß von 307 /6 sind der starke
Einfluß der Boule und die ausführlichen Rechtsbestimmungen auf-
fällig.
Eine der von der Boule geprüften und angenommenen Bauanweisungen
(zu Charakter und Form dieser cruyy()mpal, vgl. U I A) behandelt für den
Bauabschnitt Munichia in ihrem erhaltenen Teil die Rohbearbeitung der
44
Steine (Z. 46-75), den Ausbau eines Rundturmes (Z. 81-98), schließlich
allgemeine Vorschriften für den Steinbau (Z. 98-112).
1) Zusammen mit dem Bruch, i:oµri (vgl. hierzu wie zu allen im folgen-
den nicht näher erläuterten t. t. U III B), wird die grobe Zurichtung, :rtE-
AEX'l)CTLs;, und der Transport der Steine ausgeführt, teilweise nach den W ei-
sungen der Steinmetzen (ot -criv EQyaa[av µw{}coaa~LEVOL, Z. 55,{56. 58/59.
61/62), die am eigentlichen Hochbau arbeiten. Im einzelnen wird verlangt:
am zugewiesenen Ort gleichmäßige (öµaA~s;, vgl. Xen., Anab. 4, 6, 12; IG
II/III2 1668, 63; Syll. 3 996, 32) und gesunde Steine zu brechen, sie lot-
recht und winkelrecht (i::uywvws;, von Steinarbeit IG II/III2 1666 A 64. 71;
167 5, 21) zu behauen entsprechend den bei Vergabe der Arbeit angegebe-
nen Maßen und den Aufrissen, &.vayQacpi::i:s; (vgl. IG II/III2 1666 passim
und LATTERMANN 40f.), der Steinmetzen. Offensichtlich werden rechteckige
Quadern unter Belassung des Werkzolls zugehauen, ähnlich wie bei den
im Ausdrudc sehr verwandten Vorschriften für die philonische Telesterion-
halle IG II/III2 1666 (dazu LATTERMANN 39ff.; auch hier ÖQ{}oi,s; :n:av-caxi::i:,
Beachtung der &.vayQacpci:s;, dazu Stehenlassen des Werkzolls, a:n:i::Qyov,
verlangt). Z. 56-63 folgt Transport der Steine in der von den Steinmetzen
angegebenen Reihenfolge, Abladen an der von ihnen bestimmten Stelle
(vgl. wieder IG II/III2 1666 A 38. 68; B 7lff. mit ähnlichen Vorschriften);
dann eine Ergänzungsbestimmung, die Steinfehler, xQo[a (dazu FRICKEN-
HAUS 23 A. 1; jetzt auch AE 1923, 39 Z. 69), von weniger als 1/2 Fuß mit
Ausnahme der Schauseite zuläßt. Schließlich wird, wie bei allen Syngra-
phai, die Einhaltung der Fristen für die Anlieferung der Steine einge-
sd1ärft (Z. 66-75; ähnliche 10-Tage-Frist IG VII 3073, 12ff.). Von den
folgenden Vorschriften für den Steinbau der :n:UQ')'OL, µi::-ca:n:vQyLa und xt.l-
µaxes; (vgl. Z. 103-105) aus weichem Piräuskalk (Z. 77; µa1,axri :rthQa vom
Akte-Stein häufig IG II/III2 1666) ist nur erhalten Z. 80/81: lotrechte und
glatte (t.cla von Steinarbeit IG I2 372, 134. 165; II/III2 1665, 22; von Me-
tall z.B. IG XI 2, 161 B 27) Abarbeitung der Seitenflächen (µe-cco:n:a) an den
\freppenstufen (xALµax-cfJQi::s;) der W ehrgangstreppen. D:emnach waren
sonst die Steine in Bosse gelassen, während hier der Werkzoll vollständig
abzunehmen ist.
2) Der a-cQoyyu1,os; :rtVQyos; (da nicht näher bezeichnet, wohl einziger
Rundturm der Strecke) erhält statt der üblichen Stein-Erde-Füllung,
1,a-cu:n:11, einen massiven Kern aus mindestens zwei Fuß großen Steinen
(vgl. IG II/III2 1671, 37f.; AM 66, 1941, 238 Z. 7f.) von gleicher Höhe mit
den Außenschichten und gutem Fugenschluß untereinander (aQµ6ni::w; fast
gleiche Formel IG II/III2 1666 B 57f. 63); die Fugen sollen &.n6wus;, "was-
serdicht", sein (FRICKENHAUS 25 A. 1, danach LrnDELL-ScoTT s. v., wiewohl
die Deutung unbefriedigend; in Eleusis werden ungebrochene Fugen,
Ü{}Qavcr-cous;, verlangt: IG II/III2 1666 B 12. 63f. 87). Als Material der
45
Turmfüllung dient der Ausschuß der Steine vom Schiffshausbau unten am
Munichia-Hafen (vgl. JuDEICH 434); ergänzend wird glatte Bearbeitung
der oberen Lagerflächen der Füllsteine (vgl. AE 1923, 45 Z. 14) entspre-
chend der Schichthöhe (hier nun lfrpoöo~, vgl. U III B) der Turmaußen-
schale (i:oi:xo~ bei Befestigung in strukturellem Sinn auch 11, 63) verlangt.
3) Schließlich werden die grundsätzlichen Vorschriften für den Steinbau
nochmals zusammengefaßt: lotrechte, fugendichte und bei gerundeten
Steinen zirkelrechte Bearbeitung (vgl. IG II/III2 1675, 24/25: agµ6novi:a~
%UL ög{}ov~ %UL EV1:0QV01J~ navi:axi'Jt, ca. 337 /6; auch Philo, Mech. V 1, 64
über Steinarbeit bei Rundtürmen), um sauberen und lotrechten Bau der
Kurtinen, Türme und Treppen zu erreichen (unerklärt nur Z. 102 ngoaa-
ywya~; FRrCKENHAUS 25 A. 4: Angriffseiten; LmDELL-ScoTT s. v.: Lager-
flächen; IG 2 verweist auf ngoaaywyei:ov, Steinmetzwinkel in IG VII 3073).
Die Baurisse für die },t{}oi:6µ0L und alle andern notwendigen Hilfsmittel
hat der Steinbauunternehmer selbst zu stellen; der Transport der Füll-
steine für den Turm geht zu seinen Lasten (vgl. ähnlich 2, 8-9; IG VII
4255, 30), im Gegensatz zu den übrigen Bausteinen. Abschließend ist noch-
mals betont, daß alle Arbeiten. xai:a i:a yeygaµµfva, Z. 112, d. h. entspre-
chend der Syngraphe auszuführen sind.
Die Arbeiten sind also in zwei gesondert vergebene Gruppen aufge-
teilt: Bruch, Rohbearbeitung, Transport (Bruch und Transport auch in
Eleusis häufig durch denselben Unternehmer, vgl. 20), und Versatz mit
Feinbearbeitung. Die eingehenden Vorschriften bemühen sich besonders
um Abgrenzung der Zuständigkeit zwischen beiden Gruppen. Das Ma-
terial wird vom Staat gestellt, bz>V. an Ort und Stelle gebrochen. Die Vor-
schriften für die Steinbearbeitung entsprechen, auch terminologisch, durch-
aus andern (oft sogar noch detaillierteren) Bauanweisungen der Zeit wie
IG II/III2 1666. 1672. 1675. Ob 337/6 beim Munichiakastell statt Lehm-
ziegeloberbau Steinschalen mit Stein-Erde-Füllung erbaut oder (wenn hier
schon 1,,h'hva i:ELXYJ bestanden) repariert wurden, oder ob sie wie der Rund-
turm auch einen massiven Steinkern erhielten, läßt sich nicht entscheiden,
wie überhaupt nirgends im Piräus eine Bauperiode sicher dieser Zeit zu-
geschrieben werden kann. Weder die Außenmauer des Munichiaforts mit
ihrem Massivkern aus Breccia, noch die aus massiver Breccia erbaute Stadt-
front oder der Oberbau der kanonischen Aktenmauer aus feinen Spiegel-
quadern (den ScRANTON 119 mit der Inschrift verbindet) sind archäologisch
sicher datiert und daher genau so wenig mit Recht als lykurgisch zu be-
zeichnen wie das in seinem Breccia-Massivbau mit Spiegelquaderverklei-
dung zweifellos verwandte Dipylon II. Die erhaltene Wehrgangstreppe
der Munichia (vgl. ScRANTON 15 Fig. 1) entspricht zwar den Vorschriften,
kann aber genau so gut in anderer Zeit gearbeitet sein. Lediglich der aus
feingeglätteten isodomen Quadern im Läufer-Binder-System erbaute
46
Rundturm der Munichia (vgl. oben S. 18), sieben Schichten hoch mit dem
JtA~Qwµa aus rohbearbeiteten Piräuskalksteinen (freilich ist unter Um-
gehung der Vorschriften z. T. auch Stein-Erde-Füllung mitverwandt) er-
halten, stammt nach der Inschrift vom Umbau 337 /6; er bildet vorläufig
den einzig sicheren Zeugen des lykurgischen Bauprogramms in Athen und
sollte vielleicht als Artillerieplattform an der Landfront des. wichtigen
Forts dienen.
Das wirkliche Ausmaß und die Dauerhaftigkeit der Bauten von 337 /f;
können wir nicht beurteilen; für dreißig Jahre fehlt jede direkte Nachricht
über die athenischen Mauern (lediglich Diod. 17, 4 erwähnt 335 beim Ein-
marsch Alexanders in Boiotien eine nicht näher zu bestimmende -reLX,WV
i\mµeJ,ELa). Die wirtschaftliche und kulturelle Nachblüte bis zu Alexanders
Tod, das schnelle Ende des endgültig Athens Seemacht vernichtenden La-
mischen Krieges 322, schließlich die Zeit des makedonischen Protektorats
unter Demetrios von Phaleron 317-307 mögen wenig Anlaß zu Festungs-
bauten geboten haben, zumal Athen von den Kriegsereignissen kaum be-
rührt wurde. Ob die makedonische Besatzung der Munichia seit 322 (Plut.,
Phok. 28; vorübergehend 318 der ganze Piräus und die Langen Mauern,
Pausan. 1, 25, 5; vgl. BaocH IV2 1, lO0ff. FERGUSON 30ff.; LAUNEY 635f.)
dort Bauten durchführte, ist unbekannt. Die folgenden Ereignisse spre-
chen zumindest für einen teilweisen Verfall der (weitgehend noch aus
Lehmziegeln erbauten) Befestigungen von Stadt und Hafen während der
langen Friedensjahre.
Im Sommer 307 befreite Demetrios Poliorketes Athen und zerstörte die
Munichia (Plut., Demetr. 9f.; Diod. 20, 45); doch die erneute politische Hand-
lungsfreiheit und Autonomie mußte sofort wieder gegen Kassander ge-
wahrt werden. In dem von Demochares durchgeführten Rüstungsprogramm
(Plut., vita X or. 851 D; vgl. IG II/III2 1492, 126f.) spielte neben Kriegs-
schiffen (Diod. 20, 50, 3), modernen Waffen (IG II/III2 1487. 1488. 1492)
und Geschützen (IG II/III2 554, 15f. 1487. 1488) wiederum wie 338 eine
Reparatur der Mauern die entscheidende Rolle. Es war der letzte von der
Bürgerschaft gemeinsam durchgeführte Neubau - diesmal nicht nur eine
mit dem Wiedergewinn der Autonomie oder mit dem Einsetzen kraftvoller
staatlicher Erneuerung stets verbundene Instandsetzung der Mauern, son-
dern gleichzeitig ein weitgehender Umbau: der Versuch wenigstens, die
athenischen Befestigungen an die seit Philipp und Alexander sich ent-
wickelnde frühhellenistische Festungsbaukunst anzupassen, deren große
Werke zur selben Zeit in Kleinasien entstanden. Kein anderer Mauerbau
ist inschriftlich so gut dokumentiert: Beschluß, Bauanweisungen und Kon-
trakte des großen Unternehmens sind in 11 erhalten. Auf die dort nicht
geregelte Finanzierung, die teilweise - wie ein großer Teil des Rüstungs-
47
programmes überhaupt (IG II/III2 470. 479. 489. 553-555. 557, vgl. auch
KuENZI 44ff.; von FERGUSON 113 falsch auf den Mauerbau selbst bezogen)
- durch großzügige private Schenkungen erfolgte, gibt 13 einen Hinweis;
ob eine offizielle Epidosis zum Mauerbau stattfand, ist fraglich (vgl. 14).
Die in 11 auf vier Jahre, von 307-304 angesetzte Bauzeit, wird durch den
Verlauf des 'tEl{>aE't'Y}~ :rcM,zµo~, den Athen damals als Bundesgenosse der
Antigoniden gegen Kassander führte, bestätigt: erst 304 wird nach Er-
oberung der attischen Forts Athen selbst angegriffen und erfolglos be-
lagert (Ehrendekret für die cpuAaxri 'tELx,wv: IG II/III2 500) - zu einer Zeit
also, wo planmäßig die Mauerbauten im wesentlichen abgeschlossen sind
(auch die andern Inschriften des Rüstungsprogramms sind mit Ausnahme
von IG II/III2 489, 303/2, früher als 304).
48
182. 189f.; HAussouLLIER, ßt. 175; NACHMANSON, AM 30, 1905, 396; J. SuNDWALL,
De institutis Athenarum, 1906, 14 A. 8; KoLBE, Phil. Wo. 27, 1907, 33If.; NoACK,
AM 32, 1907, 493. 502; Eleusis 209. 287. 304; LATTERMANN 4If.; BCH 32, 1908,
296ff. 301; WILHELM, Beitr. 232f.; A. U. III 25; WSt. 58, 1940, 75ff.; Abh. Bln.
1941 nr. 4; CASKEY, AJA 14, 1910, 298ff.; J. DuRM, Die Baukunst der Griechen,
3
• 1910, 192f.; EBERT 2If. 30. 32f. 38f. 43f. 53. 56; RE VI A 74If.; FERGUSON 113f.;
AJPhil 59, 1938, 230f.; WREDE, AM 49, 1924, 172. 175 A. 3. 178; STUDNICZKA,
Antike 4, 1928, 214; v. DuHN bei MAuCERI, Il Castello Eurialo, 1928, 52 A. 2;
DINSMOOR, Archons 64. 378. 380; AL 15. 27; JuDEICH 90. 134. 155. 160ff.; A. W.
PARSONS, Corinth III 2, 103. 123; KAHRSTEDT, Mag. 13f.; AusTIN, Stoich. 109;
W. DARSOW, Sizilische Dachterrakotten, 1938, 83; PRITCHETT-MERITT XV; PEEK,
AM 66, 1941, 238f.; ScRANTON 118; Hesp. 12, 1943, 334ff.; SüssEROTH, Olympische
Forschungen I, 1944, 128; Ton, HI 2, S. 24; PAPADIMITRIOU, BCH 73, 1949, 525;
Geras A. Keramopoullou, 1953, 296ff.; J. u. L. ROBERT, REG 64, 1951, 154; SEG
XIII 42.
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20 so T. 5 INQN .. III .. A . . . 0 • • N. ~TH ... .
4 Mauerbauinschriften 49
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crcL crcp'l']criv e1.atvoL-
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i-u öc6-
[µi,va :n:Qo; 't'YJV &crcpa1.dav i-füv &d :n:] UQL6vi-oov. 'E~v öe n :n:i-ooµa,;[crcL µe;(QL
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[o; . . . . .26. . . . . ] :11:UQEScL xal, ESOLXOÖoµ~crcL. 'Eav öe :11:AcOVO)V :11:QOOÖEL'l']-
[,;m :n:uQyoov? ,;o n::i:;,::o;, oixoöoµ~crcL, i-fü]v [µ]ci-a:n:uQy[[oov] xa{}i,1.wv i-iJv
:n:aQoÖov ~L at UV't'l']QLÖE-
50 [; 'Y]QcL:n:LO)µEVUL cLOLV xal, S'UALVO'Uk evöfoµou[; e]v[ß]aA(OV. ['Ea]v ö[e]
i-[L]vo; [:n:]-(,Qyou YJ ÖQocpiJ Öc'l']it-
[i'jL . • • . 10 txavo; foi-]m ~ {}Qävo; ~ y[i,]L[cr]~:n:ou; ~ yi,i:crov
]..[[]füvov ~ XcQaµc0iiv ~
[sUALVOV . . .]oµ'l'] [. . . G • • • Ö:n:ou ä.v eU]cl:n:cL emcrx[c]uacr(c)L. Ka'tM'tc-
"(UOcL Öe xa[l,] 't'YJV :11:UQOÖOV
[i-oii XUXA]O'U 'tOU :11:EQL [i-o ÜO't'U ÜVc'U w]u ÖLa'tcL;,::[[crµ]a[,;]o; xal, 'tOU ÖL:11:UAO'U
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55 [c:n:OV'l']]x6,;a :11:AEOV lls öax[,;]u]..wv, :11:ALVtloßo]..~crcL, Ö[L]a[A]d:n:oov it'UQLÖa~
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- - - - \. . I . McJ.avcb,roll ex KolJ.ris;
130 - - - - - - Oll lfoLUVLE'U\;
(Co!. II)
Der IG II/III 2 463 gegebene Text ist auf dem Stein nicht mehr überall
lesbar (vgl. schon MERITT, Hesp. 9, 69), teilweise völlig verwittert, rechts
oben jetzt auch durch Prellschüsse beschädigt; doch ist der Text der IG zu-
verlässig, soweit nachprüfbar. Im folgenden sind nur für wirklich zweifel-
hafte Stellen Lesarten gegeben.
55
Z. 21 Anf. Stein: A~A.A (Ross AN-A, Koe. ALAM.A). Z. 38 Stein:
EITI~K.YQ~IN. Z. 46 I~OLiET Koe. Z.52 Stein: YA::t:AI. Z. 56 M: Ouet-
öo,;: LiE über der Zeile. Z. 61 sl,; i:o sfoco: ~TOEI über der Zeile. Z. 61
Ende Stein: ~TErA~HI. Z. 62 Stein: TPfäHI. Z. 74 Mitte rPEI ..
OMENA Rang., rPEIA.O. ENA Uss. Z. 93 PPO Ross, OPO Rang. (der
&.[O]e6o[v] vorschlägt). Z. 94 Anf. Stein: OY~. Z. 94 Ende OI \.APAKO.
ITI..AM .. O Ross; OI .\.AK..ITI Rang.
Erg.: Ross-Müller. Z. 1 Archon, z. 2 bis ,:a Fri. z. 3 %0.AALO„ta %UL sxuew-
,:ai;a Wi., Mitte Fri., xe6vov Franz. Z. 4 11µtseya Fri., o.v ~L Kirchhoff.
Z. 4/5 Latt. (ol%0Öoµ11{}si: Koe.). Z. 5 Ende U. (nach Mü.). Z. 6 bis µiw
Fri. Z. 7 vsi:µm ,iiJv Wi. (,wv ,ELx,iiJv Koe.). Z. 7/8 Wi. (nach Latt.). Z. 8
Mitte Latt., Ende Koe. Z. 9 Anf. Fri. Z. 21 außer U.QX,Li:E%,ova,; Fri. Z. 24
,wv Fri., ev Koe. Z. 25 U. Z. 26 öcra ö' o.v Fri., Mitte Franz. Z. 27 Mitte
Latt. Z. 28 Mitte Pitt. Z. 28/29 Wi. Z. 29 &.vayea.1J1m Fri., ,6 n övoµa Wi.
(nach Fri.). Z.30 bis ELÖEVUL Wi., Ende u. Z.32 JC(?O<J-frev,:a Fri., ,a,; cruyyea-
cpa,; Fabricius, Ende Fri. Z. 33 ,fjL U.%QOJCoÄEL Fri., sl,; - &.vayeacp~v Koe. Z.
35 cruyyeacpat Fri., ,:iiJv ,sLx,iiJv M., LiLovu - Wi. Z. 36 Anf. Fri., Z. 37 Ende
Latt. Z. 38 Anf. Latt., huew,a,:a Wi., Mitte Fri., Ende Koe. Z. 39 Anf.
Peek. Z. 39/40 ö[rcouv Fri. (ÖLrcqö.a[a,; Mü.). Z. 40 Ende U. Z. 42 Fri. Z. 43
rco.x,o,; JCOLÖJv Fri. Z. 45 Anf. M. Z. 46 Anf. U. Z. 47 neo,; - &.st Wi. Z. 49
Anf., Z. 50 Anf., Z. 51 Anf. Latt. Z. 52 ~uÄLvov Latt., Örcou o.v Fri., EÄÄELJCEL
Koe. Z. 54 %UL, srcavEÄcov · Fri. Z. 55 Anf. Latt. Z. 58 Anf. Franz. Z. 61
Anf. Pitt. z. 68 ÖO()W<JEL, z. 73 E%ÖO()W<J€L Rang., rcÄo.,o,; Fri., sMu,esxe,;
Bücheler (bei Fri.) Z. 74 Mitte K. F. W. Schmidt (bei Fri.), &.vanÄ'l'](?W<JEL
Fri. Z. 76 Ende Latt. Z. 77178 Schmidt. Z. 78 ,a,; cravlöa,; M. Z. 79 Ende
Latt. (%E(laµtöa,; Fri.). Z. 80 ÖLrcoö.a[a,; Koe. Z. 81 Ende M. Z. 82 %UL s~u-
rcayayrov Fri. Z. 83 ÖL1'],:,:1']µEv1'],; Franz, Ende Fri. Z. 86 Ende Fri. Z. 87
Anf. Franz. Z. 90 Fri. Z. 92 Anf. Franz. Z. 93 arcocpO(?l]<JEL Fri. ({mocpo(ll]-
<JEL Mü.). Z. 94 Latt., Z. 95 Anf. Pitt., äµa öe Fri., Ende Koe. Z.
97 Anf. Koe., JCU()U<J,1j<JOU,<JL %UL ,:ov Fri., rcaea Latt. Z. 98 JCO.VTU,
Z. 98/99 Fri. Z. 101 Ende, Z. 102 Me., eyyu1Ji:a,; Fri. Z. 103, Z. 104
Mitte Me. Z. 105 i:oii äcri:sco,; Latt., ,a,; Me. Z. 106 Anf. Latt., ,:~v rca.eoöov
M., Ende Me. Z. 107 %ovtacr,v, ,s,6.ei:coL Wi., öe{}a bis Ende Me. Z. 108
Anf. Koe., Mitte Latt., ßou1.covi:m bis Ende Me. Z. 109 Me. Z. 110 Anf.
Latt., Mitte und Ende Me. Z. 111 foui:oi:,; Latt., JCÄ~v bis Ende Me. Z. 112
Ende, 113, 114 je zweite Hälfte Me. Z. 115 Anf. Me., an' aÄÄfJÄcov Fri.
Z. 116, 117 außer <X(?X,Li:fa,ovs,; Me. Col. I Z. 122 Anf. Judeich, (Top. 1
150 A. 5). Z. 124 Anf. Koe. Col. II Z. 121 /;µ IlsLQULEL Koe. (i:oii IlcL(?ULBco,;
Mü.). Z. 124 µEX,()L ,:oii Hiller. Col. III, IV Z. 120-130 Me. (Weitere, aber
sehr unsichere Ergänzungen - vgl. IG II/III 2 a. 0. - sind weggelassen; wie
der Fund von b gezeigt hat, waren z. B. alle für Z. 106-117 angenomme-
nen Ergänzungen mit einer Ausnahme falsch).
Datum: Die durch ihren großen, weiträumigen Duktus auffallende Schrift ist
eng verwandt mit 12. 54, Imag. 70. 74, Hesp. 10, 1941, 55 nr. 19; von dieser Stil-
gruppe ist jedoch nur Imag. 70 = IG II/III 2 494 sicher datiert: 303/2. Habron,
der Sohn Lykurgs, als ö srct ,:si: ÖLOL%YJ<JEL z. 36, ist 306/ 5 ,:a~tla,; ,iiJv cr,eancon-
%ÖJV (IG II/III 2 1492, 123f.); die Inschrift muß also 307/6 oder 305/4 und später
fallen. Da das Rüstungsprogramm sicher 307 begann, 30615 nach 13, 30ff. bereits
gebaut wurde und bei der Belagerung 304 die auf vier Jahre berechneten Bauten
weitgehend abgeschlossen waren, ist 307 / 6 (und damit Demochares als Antrag-
56
steiler) das wahrscheinlichere Datum (seit KOEHLER 276. 283 allgemein angenom-
men, vgl. DINSMOOR, AL; WILHELM, Abh. 1941, 3. Nur KAHRSTEDT, Mag. 13f.
verschiebt den Baubeginn auf 304/3, doch vgl. dagegen FERGUSON, AJPhil und
WILHELM, WSt).
Die Inschrift besteht aus einem stark zerstörten Baubeschluß (Z. 1-34),
eingehenden Bauanweisungen mit eigener Überschrift (Z. 3q-118) und
einem Teil der Kontrakte für die einzelnen Bauabschnitte (Z. 120-130, in
vier Kolumnen); die Aufzeichnung der drei verschiedenen Urkunden auf
einem Stein ist singulär.
Der Baubeschluß entspricht mit 1) Praeskript (verkürzt; nur Archon,
Sanktionsformel, Antragsteller), 2) kurzer Motivformel, 3) Übergangs-
formel und 4) Dekrettext wie üblich einem regulären Volksbeschluß der
Zeit (näher U I A). Sachlich ist wie bei 10 A in der Motivformel grund-
sätzlich Art und Umfang der Bauarbeiten (mit Hinweis auf bestimmte
wichtige Einzelaufgaben, Z. 4-5) bestimmt; im Dekrettext sind Bestim-
mungen über Bauplanung, Verpflichtungen und Strafen für Unternehmer,
Aufzeichnung von Kontrakten, Beschluß und Syngraphai erhalten, doch
war nach Analogie anderer Baubeschlüsse vermutlich auch die Bauaufsicht
behandelt (vgl. U I A); nur die Finanzierung war anderweitig geregelt
(vgl. 13). Im einzelnen ist von den Bestimmungen wenig mehr kenntlich.
Umgebaut wurden (Z. 1-5) Asty, Piräus und Lange Mauern, also die
ganze Doppelfestung; welche Reparaturen jeweils in Frage kamen, be-
stimmen unten die Bauanweisungen. Lediglich der Einbau eines nicht
mehr deutbaren Bauteiles im Abstand von drei Kurtinen ist Z. 5 genannt
(die Erg. &vaßaaµot Latterm., Wi. ist völlig unbeweisbar). Vorschriften
für einen vom Volk gewählten Architekten folgen Z. 6-21; er hat jeden
der drei Festungsteile in 10 Bauabschnitte (die Zahl ein Relikt der Phylen-
beteiligung am Mauerbau?) einzuteilen, weiter wurde vielleicht wie in
10 A die Abfassung der Syngraphai geregelt (Reste von Maß- und Zeit-
angaben Z. 13. 14; vgl. Z. 32). Die Unternehmer (Z. 22-27) haben vor der
Boule die Ausführung der Arbeiten xm:a i:ov v6µov (d. h. nach der gelten-
den formal-juristischen Bauordnung, vgl. U I A; NoAcK, Eleusis 302) und
entsprechend den Vorschriften des Beschlusses zu beschwören; Z. 25 folgt
eine Strafbestimmung für Zuwiderhandelnde, Z. 26/27 vermutlich (wie
die Kontrakte zeigen) die Auflage, sämtliche im übernommenen Abschnitt
anfallende Arbeiten durchzuführen. Name und Entlohnung jedes Unter-
nehmers, also die Kontrakte, sollen auch im Metroon aufgezeichnet werden
(Z. 28-31; zur Doppelaufzeichnung wichtiger Urkunden vgl. WILHELM,
Beitr. 235ff.; 23lf. zur Rolle des als Archivar fungierenden öriµ6aws;),
damit sie von jedem Bürger eingesehen werden können; ob daneben Z. 28
eine Aufzeichnung an der Mauer selbst wie in Kyzikos (59; vgl. U I B)
vorgeschrieben war, ist nicht sicher. Schließlich folgt Z. 31-34 die übliche
57
Aufzeichnungsbestimmung (zum Formular WILHELM, Beitr. 232 A. 3;
LARFELD II 721. 724; die Stele wie in 13 noch vom ,;aµ[a; 611µou bezahlt,
was nur bis 302/1 bezeugt, vgl. ScHWAHN, RE IV A 2108) für Beschluß
und Syngraphai (vgl. 35). Die Kontrakte sind dabei nicht genannt; es
bleibt unsicher, ob ihre Aufzeichnung auf demselben Stein vorher erwähnt
war oder ob sie hier als Teil der Syngraphai betrachtet werden.
Trotz des zerstörten Beschlußtextes ist die Organisation der Arbeiten
unter Heranziehung von Syngraphai und Kontrakten gut zu rekonstruie-
ren. Die Baukommission (dazu näher U II A) besteht aus dem obersten
Finanzbeamten Athens, Habron (zur Person PA 15; STÄHELIN, RE Suppl.
III 865f.; zum Amt des E:ItL ,ijL füoLX.YJO'EL ScHWAHN, RE IV A 2106f.; AN-
DREADES 398ff.), den zehn Poleten (zu ihrer Tätigkeit Arist., Ath. Pol. 47,
2f.; LENSCHAU, RE XXI 1359ff.) und zwei Architekten, .. .lcles und Auto-
lykos (Z. 35; keine Epistaten, richtig FRICKENHAUS 37f. Daß Z. 6. 9 ein
Architekt, Z. 21. 32. 83. 117 mehrere genannt, wird oft falsch gedeutet,
z. B. FRICKENHAUS 39: ein Bauplaµer und mehrere ausführende Archi-
tekten; tatsächlich liegt nur nachlässiger Kasusgebrauch vor, da die Z. 6
einem Architekten aufgetragene Streckenverteilung Z. 11 7 von mehreren
ausgeführt ist, logischerweise von den zwei Z. 35 genannten). Habron
hatte wohl den Vorsitz und ist daneben bei Materialprüfung, Z. 84 (die
Erg. des E:ItL fümx.11aeL auch Z. 22. 117 Fri. und Z. 10 Latterm. ist inzwischen
für Z. 11 7 als falsch erwiesen und daher auch an den andern Stellen un-
wahrscheinlich), und Verdingung der Arbeiten, Z. 36, beteiligt; auf letzte-
res beschränkt sich gemäß ihrem Amt die Tätigkeit der Poleten, Z. 36. Die
eigentliche Leitung und Aufsicht ,des Baus, der Entwurf des Bauplans mit
Streckenaufteilung, Z. 6ff. 119, und der gesamten Bauanweisungen mit
Ausführungsbestimmungen, Z. 37ff., sowie die Materialprüfung, Z. 83,
liegt in Händen der Architekten, die nicht mehr der Baukommission bei-
geordnet sind, sondern als deren reguläre Mitglieder die Epimeleten er-
setzen (daher sind sie auch vom Demos gewählt). Statt der Teichopoioi
und Epimeleten von 395/391 und 337 /336 fungiert hier eine ausgespro-
chene Kommission von Fachleuten, bezeichnenderweise unter Vorsitz des
Finanzministers - eine rationale Durchgliederung der Baukommission, die
singulär ist (vgl. U II A).
Auch die Durchführung der Bauten ist nun stärker rationalisiert; es wer-
den nicht mehr viele Einzelwerkverträge abgeschlossen, sondern jeder der
30 großen Bauabschnitte wird von einem oder ausnahmsweise zwei Unter-
nehmern en bloc übernommen (Z. 120ff.). Das Baumaterial beschafft nicht
mehr wie bisher der Staat, sondern der Unternehmer selbst (Z. 110-112,
mit einzelnen Ausnahmen, vgl. unten) - an Stelle des selbständigen Hand-
werks tritt hier der Großunternehmer (vgl. U II B). Vergabe und wohl
auch Bezahlung der Arbeiten geschieht durch den ö foi ,Et füoLX.YJCTEL und
58
die Poleten, Z. 36 (falsch daher LE'NSCHAU, RE XXI 1361: Poleten im 4.
Jahrh. nicht mehr mit Verdingung öffentlicher Arbeiten befaßt). Für alle
Unternehmer gültige Vertragsbedingungen sind 1. der allgemeine Bau-
nomos, Z. 23 (ein Schwur auf seine Beachtung kommt sonst nirgends vor),
2. die Rahmenbestimmungen des Beschlusses, Z. 22-27, 3. die technischen
und organisatorischen Vorschriften der Bauanweisungen, Z, 97ff. (da-
runter ein Zeitplan, Verpflichtung zur Bürgenstellung u. a., ygl. unten);
der Bauabschnitt und die Vertragssumme des Einzelunternehmers sind
dann im Kontrakt als der eigentlichen Beurkundung des V ertragsab-
schl usses mit dem Staat festgelegt (Z. 120ff.).
Die Bauanweisungen (11 B), die hier unter der Überschrift noch eine
Verdingformel zeigen (Z. 36; zum Formular U I A), bestehen neben er-
gänzenden Ausführungsbestimmungen, Z. 98-118, hauptsächlich aus tech-
nischen Einzelvorschriften. Offensichtlich nach Sachgruppen gegliedert,
gelten sie für die Gesamtbefestigung, Z. 37, nur die Wehrgangsarbeiten
sind auf Stadtring und Lange Mauern - mit Ausnahme des Pnyxdiateichis-
mas - beschränkt, Z. 53/54 (unnötige Verwirrung in dieser Hinsicht bei
FRICKENHAUS 3lff.; dagegen schon KoLBE 331f.; weiter JuDEICH 161f. Z. 53
ist zweifellos das Pnyxdiateichisma genannt, an dem als etwa gleichzei-
tigem Neubau, vgl. ScRANTON, Hesp. 12, 334f., Reparaturen überflüssig
sind). Für im folgenden nicht näher belegte t. t. ist grundsätzlich U III B
zu vergleichen. 1. Arbeiten am Steinsockel (1.L{}oMy'Y]µa), Z. 38-46. Wo
notwendig, soll er nach Reinigung der Baugrube (&vaxa{}a[Qw) vom Fun-
dament aus (ex ,:füv fü:µEt,lwv, vgl. IPE II 48 Z. 4; 50 Z. 3; IV 342 Z. 4; SEG
II 480; Philo, Mech. V 1, 1. 62; 2, 11. 12. 19; 3, 7; weiter BLüMNER III
132 A. 4) in mindestens 0.66 Höhe neu errichtet werden. Die Steingröße
soll nicht geringer als 1 1/2 Fuß, die Außenfläche (so hier &Qµou~, vgl.
U III B) mit Meißel bzw. Zahneisen (sot~, IG XI 2, 199 A 87; SEG IV
447, 40; vgl. BLüMNER III 93) bossiert (aQyoµci:dm:ou~), die obere Lager-
fläche geglättet sein (vgl. ähnlich 10, 96); ein Verputz aus häckselgemisch-
tem Lehm ähnlich dem an Ziegelmauern (U III A) ist außen anzubringen,
was Verwendung von Breccia nahelegt (ein solcher Verputz an einem
Brecciaturm nahe dem Piräustor beobachtet von NoACK, AM 32, 1907,
501 ). Unerklärt ist, was Z. 43 „nicht geringer als eine Ziegelbreite, not-
falls eineinhalb ... " sein soll, zumal sich diese Bestimmung der Holz-
dübel in Z. 44 wegen vermutlich noch auf den Steinsockel bezieht (Holz-
dübel auch 20, 8 beim Fundamentbau). Ergänzend wird Z. 45/46 bestimmt,
den eigentlichen Teichobat (cri:Qfüµa) aus aµasLULOL, wagenladungsgroßen
Steinen, zu erbauen, die aufgehende Mauer(?) aus AllloL 1,cr6µci:QOL (die
Stelle mit der Erg. [i:u fü: s:n:]a[vw ,:]füv 1.L{}o1.. bisher stets auf den Oberbau
bezogen, bei FRICKENHAUS 35 als Beweis für Steinbau; doch liegt Verwen-
dung von aµa;LaioL im Fundament wie AE 1923, 45 Z. 6 auch aus tech-
59
nischen Gründen näher. Außer Zweifel ist freilich auch unsere Deutung
nicht).
2. Reparatur der W ehrgangstreppen, Z. 46-48. Die Einzelvorschriften,
mit besonderen Angaben für bis zum Steinsockel reparaturbedürftige
Treppen (eine wiederum gegen Steinoberbau der Mauern sprechende An-
gabe) sind zerstört. Ob anschließend Z. 48-50 der Bau weiterer Treppen
oder Türme vorgeschrieben war, ist nicht zu entscheiden; ein teilweiser
Abbau des Wehrgangs ist in beiden Fällen notwendig. 'AVTr]QLÖE~ sind
Stützbalken; ob iivöi::crµot Holzanker zur Verstärkung beschädigter Ziegel-
mauerteile sind (so CHorsy 51; in anderem Zusammenhang 20, 19 eher
Steinverband, vgl. zur umstrittenen Wortbedeutung unten S.100; U III B),
ist wie der Sinn des gesamten Passus nicht mit Sicherheit zu klären.
3. Schäden an Turmdächern, Z. 50-52. Nach Bedarf sind {}Qiivot, als
Auflager der Sparren dienende Horizontalbalken, Sparrenköpfe und
Stein-, Ton- oder Holzgeisa (Stein- und Tongeisa nebeneinander auch
Z. 113ff.) zu reparieren. Die Türme trugen also Giebel- oder Zeltdächer
(vgl. dazu KRISCHEN, Herakleia 24).
4. Bau bzw. Fertigstellung eines überdachten Wehrgangs, nur für Stadt-
ring und Lange Mauern (mit Ausnahme des Pnyxdiateichismas, das ein
W ehrgangsdach entweder schon beim Bau oder als zweite Linie gar nicht
erhielt), Z. 52-7 4. Die Erklärung der sehr detaillierten Vorschriften ist
umstritten: üblicherweise als geschlossene Mauerbrüstung mit darauf auf-
liegendem Pultdach (MüLLER 50ff. mit Taf. II; besser CASKEY 298ff. mit
pl. VI, vgl. EBERT 37ff.; das zu sehr modernisierte Satteldach bei CHorsY
69.ff. schon be~ DuRM 3 192f.; FABRICIUS, Phil. Wo. 1119ff. mit Recht kriti-
siert), dagegen neuerdings als ziegelgedeckte Brüstungsmauer mit offenem
Wehrgang (HOLLAND, zustimmend ROBERT; schon v.DuHN hatte ein Wehr-
gangsdach abgelehnt).
Archäologische Evidenz fehlt, doch widerspricht dieser neuen Deutung
klar Z. 89: [-.riv] ÖQO<p['Y]v -.]&v nvQywv xat ,;ij~ JtaQOÖ[ou] (auch sonst gibt
sie keine befriedigende Texterklärung; daß Steingeisa bei Ziegelbau aus-
geschlossen, oder daß cri;i::yal;i::tv sich nie auf ein "normales Dach" bezöge,
zwei Hauptargumente HOLLANDS, ist einfach falsch: vgl. Corinth III 2,
lllff. solche Geisa, bzw. IG II/IIP 1046, 16; OGI 483, 126). Nun die
Einzelvorschriften. Vorbereitend sind zunnächst die Geisa der Brüstungs-
mauer (ni::QLÖQoµo~; Deutung als offener Wehrgang der Langen Mauern
bei CHOISY, FABRrcrus, W ACHSMUTH, St. A. II 191; als Gesamtbefestigung
bei HOLLAND durch den Zusammenhang von Z. 86 unwahrscheinlich; vgl.
U III B) des alten offenen Wehrgangs abzunehmen, Z. 54 (zur Wieder-
verwendung?). Zinnen (so hier snaÄ~L~, das auch Brüstungsmauer be-
deuten kann) mit über sechsfingerbreiten Schäden sind zu erneuern; doch
sind dabei zwei Ziegel breite und zehn Schichten hohe (nach eleusinischen
60
n~Ao, fixupwµevo,
xdAaµo,
lµd,
Aoßö,
<mßA~TE,
1etaov boKic;:
dKpoye{01ov boxö,
örrt:pTOvaiov
•--aTOxo<;
imU.Etov
Mauerkörper
{Lehmziegel)
61
kenschicht oder isolierte Fensterstürze bildeten (8 Fuß ist eine athenische
Norm für Bauhölzer, vgl. HOLLAND 348 A. 52); dagegen ist die Höhe der
Wehrgangsbrüstung auf ca. 2.60 zu schätzen (17 Ziegelschichten + 3 Fuß,
bei ca. 0.10 Ziegeldicke wie in Eleusis; für die von CASKEY und HoLLAND
348 angenommene Ziegeldicke 1/4 Fuß = 0.082 gibt es keinerlei Beleg).
Auf der Rückseite des Wehrgangs sind nach Bedarf Pfeiler (ot6x.m) im
Abstand von 7 Fuß zu errichten, in die zwei verbindende Querhölzer
(<JtQWt'Y]Q; als Pfette im Dachgerüst Z. 62, vgl. U III B) eingelassen wer-
den; eher zur Stabilisierung denn als Schutzgeländer (das bei allen er-
haltenen Wehrgängen völlig fehlt), Z. 58-61. Nicht befriedigend erklärt
ist die Höhenangabe für die Pfeiler: wots &vog-0-o[v;] dvm d; to sfoco
(sicher nicht "gleich hoch mit Brüstungsmauer" wie MüLLER, CHOISY; sach-
lich richtig sicher CASKEY: der Dachschräge wegen höher als die Brüstungs-
mauer. LIDDELL-ScoTT erklärt das sonst nirgends belegte &vogM;: "per-
haps sloping" ). Als rückwärtiges Auflager für das Dachgerüst laufen Längs-
balken (l\oxot, strukturell den -0-giivoL Z. 51 entsprechend) über die Pfeiler,
Z. 61 (abweichende Erklärung des Abschnitts bei HOLLAND 350f.: <Jt0XOL
gleich den 'ixgLa bei Philo, Mech. V 1, 15 Pfeiler an der Mauerinnenseite zur
Verbreiterung des Wehrgangs, wie sie etwa in Demetrias, vgl. F. STÄH-
LIN - E. MEYER - A. HEIDNER, Pagasai und Demetrias, 1934, 58f., erhalten
sind. Jegliche Reste solcher Pfeiler fehlen aber in Athen mit Ausnahme
des späteren Pnyxdiateichismas, ScRANTON, Hesp. 12, 34lf.; die Erklärung
der <JtQCOtYJQE; in diesem Fall ist unbefriedigend. HOLLANDS Hauptargu-
ment einer zu starken Verengung des Wehrgangs auf 1.15 - zutreffend nur
für den schmalsten Mauerteil Athens; anderswo ergeben sich Wehrgangs-
breiten von 1.70 bis 4.00 - wird durch Wehrgänge wie Pednelissos mit
0.98 Breite, ASAtene 3, 1916/20, 87, oder Varipobi mit 1.25 Breite trotz
Ikria, F. STÄHLIN, Das hellenische Thessalien, 1924, 224 widerlegt).
Das eigentliche Dachgebälk besteht aus Sparren (l\oxtl\s;) und in 3/4 Fuß
Abstand darüber verlegten dünneren Querlatten, Pfetten (emß1crjts; oder
<JtQCOtYJQc;; letztere sind zwischen den Sparren oder auf deren Oberseite
verzapft, nEQLE)'XEVtQttsw, vgl. U III B), Z. 61-63; Z. 61, vgl. 59, zeigt,
daß ein Teil des Wehrgangs bereits überdacht war. Die höchstens 1 1/2
Fuß über die Mauer überstehenden, das )'EL<JY]n61\Loµa bildenden Sparren-
köpfe (-ysL<J~nov; Z. 51 der einzelne Sparrenkopf) sind senkrecht abzu-
schneiden; darüber wird als ein durchlaufender Balken das &xgo-ystowv
genagelt, das "oben (wegen der Geisa?) gerade", ,,auf der Außenseite
(µetconov) entsprechend der Dachneigung" (ngo; t'Y]V xatacpogav, vgl. 19,
41; IG II/III2 1668, 51; VII 4255, 16) abzuarbeiten ist und an der Hinter-
kante zur Aufnahme der Decklatten einen Falz von der Dicke eines iµa;
erhält, Z. 63-66. Dieses Traufgesims hat vor allem auch ein Abgleiten
der weiterhin verlangten Dachdeckung zu verhindern: über das Dach-
62
1
gebälk wird Rohr oder Bohnenstroh, vielleicht in Matten, gelegt und mit
dünnen Latten (tµavi;E~; 20, 64 wie bei der Skeuothek - wo die dünnen
Decklatten xa1.vµµcna heißen - Pfetten, IG II/III2 1668, 55ff.; doch ist
die Terminologie der Bauhölzer gerade bei Dacharbeiten fließend, vgl.
U III B) in 3/4 Fuß Abstand festgenagelt, darüber eine neue wegen Bruch-
gefahr angefeuchtete Rohrlage angebracht und mit einer drei Finger dicken
Schicht von Häcksellehm (öoQOOCiEL JtY]t,wL 'YJXVQW [µe] Vü>L) bedeckt, Z. 66-69.
Das umständliche Verfahren (anderswo manchmal nur einfache Rohr-
matten über Bretterverschalung) ist notwendig, weil die Ziegel wie meist
in der Antike nicht an den Querlatten aufgehängt, sondern in eine Lehm-
schicht gebettet werden, Z. 69-71. Verwandt werden für den Stadtring
lakonische, einfache gebogene Ziegel, die gleichzeitig als Hohl- und Deck-
ziegel dienen (die in Athen häufigere Art, vgl. auch IG II/III2 1672,
188; PRITCHETT, Hesp. 19, 1950, l 74ff.; korinthische Ziegel werden 20,
71 verwandt, vgl. unten S. 102. Die bei der Eetioneia gefundenen Ziegel
sind lakonischen Typs); hier dringt der Lehm wegen mangelndem Fugen-
schluß zwischen den Unterziegeln durch, was die Sonderbestimmung für
die Deckziegel (xa1.umrjQE~) Z. 71 erklärt (vgl. EBERT 43). Die Langen
Mauern waren anscheinend schon weitgehend eingedeckt, da dort nur
Traufziegel ('Y]yeµ6ve~) nach Bedarf zu verlegen sind. Als letzte Dach-
arbeit ist ein durchlaufendes korinthisches Geison auf Sparrenköpfe und
Akrogeision, die zu gutem Fugenschluß nachgearbeitet werden, mit sau-
beren oberen und seitlichen Fluchtkanten aufzusetzen, Z. 71-73; entweder
zwei rechtwinklig zueinander stehende Tonplatten (so ergänzt CASKE'Y
Taf. 6) oder zweischenklige, sich der Form des altdorischen Kranzgesimses
(Selinus, Tempel C; Olympia II, Taf. 99: Geloerschatzhaus, vgl. EBERT 33;
STuDNICZKA 214) annähernde Terrakottageisa (SüssEROTH 128 nimmt nur
"einfache Tonplatten" als Geisa an; doch gibt die inschriftliche Aufzäh-
lung der Arbeiten nicht zwingend die sachliche Abfolge wieder und außer-
dem weist Z. 72/73 offenbar auf die horizontale und vertikale Bear-
beitung des "fELCiY]JtOÖwµa Z. 63-65 zurück). Der Aufbau des Z. 52-73
beschriebenen bedachten Wehrgangs ist also im Wesentlichen klar; das
Sparrendach mit lehmgebetteten Ziegeln auf Rohrunterlage und einfachem
Terrakottagesims entspricht grundsätzlich gleichzeitigen Bauten wie etwa
der Skeuothek, wenn es auch im einzelnen etwas komplizierter ist (vgl. zu
Dachkonstruktionen EBERT 37ff.; U III A). Ob das nicht erklärbare, vier
Schichten hohe xavit~ALOV mitHäcksellehmverstrich noch zum Wehrgang ge-
hört, bleibt fraglich, Z. 73-74 (normale Bedeutung Packsattel u. ä.; "Holz-
gerüst" MüLLER, CASKEY ist sprachlich kaum tragbar; ebenso HOLLAND 355
"Lehmverkleidung am inneren Fuß der Brüstungsmauer" oder LIDDELL-
ScoTT „rafter").
5. Reparaturen am Mauerkörper, Z. 74-75. Schadhafte Stellen der
63
Außenseite sind mit Halb- oder Vollziegeln auszubessern, Risse im Mauer-
kern durch Holzanker ('ltQiivo;, vgl. Pollux 10, 47f.; Grundbedeutung Bal-
ken, daher die Erg. OLÖYJQOi:; Fri. unverständlich; auch offensichtlich nicht
Holzwerk im Mauerkern selbst, wie PARSONS 103 vermutet) zu sichern.
Daß diese Arbeiten nicht vor dem Wehrgang kommen, ist seltsam; siebe-
weisen die Existenz zumindest größerer Strecken in Lehmziegeltechnik.
6. Verschluß der Scharten, nur für den Stadtring, Z. 76-81. Sämtliche
Fensterseharten erhalten 'ltuQlöa; xm:aQaxi:ou;, Falläden ('ltuQl; hier wie IG
II/III2 1668, 37: Laden; zu 'lt. xai:aQaxi:o; vgl. Plut., Ant. 76. Arat. 26;
Dion. Hal. 8, 67; FABRICIUS, Hermes 17, 572f.). Die Lager der Drehzapfen
(oi:Qocpcv;) sind an der Vorderseite der Epalxis (in Verbindung mit den
xußoL?) anzubringen; damit hängen möglicherweise die Bohr- und Dübel-
arbeiten (u1to'tQ1Jnam sonst nirgends belegt; das folgende aµcpLÖEm bedeutet
19, 22 Ringe, durch die Ketten oder Bolzen des Torverschlusses laufen)
Z. 77 zusammen. Die einzelnen Ladenbretter werden durch zwei Quer-
hölzer (avi:[~uya; vgl. auch unten S. 88) verbunden und auf diese auf-
genagelt. Beispiele für solche Falläden an Steinbauten bietet Herakleia
(vgl. KRISCHEN 25). Völlig unerklärt ist, was Z. 80-81 "kreuzweise 1 Fuß
hoch und 2 Fuß breit an die Epalxis" angebracht wird (nur CHOISY denkt,
wenig wahrscheinlich, an Auftritt unter den Scharten).
7. Pflasterung des Wehrgangs, Z. 81-84. Turm- und Wehrgangsboden,
eventuell auch Treppen, erhalten einen Estrich (zur Bedeutung von
nEQLUAEtcpELV U III B) aus Häcksellehm mit Scherben unter Verwendung
von Faschinen (Qaxo;: Zweige, Dornhecke; als Verb nur hier bezeugt, vgl.
MüLLER 68f. ), der aus feingesiebter Erde herzustellen ist (bei Vitruv 7, l,
1-3 ein Estrich aus zerstoßenen Scherben und Lehm, bei Philo, Mech. V 2,
6f. aus n~Ao; ÖLELQyaoµevo; xal 'YJXVQmµevo; mit Zusatz von 1 Teil Sand
auf 2 Teile Spreu; HOLLAND 353 vermutet eine Mischung von gemahlenem
Holz, Scherben und Lehm). Die allein hier vermerkte Materialprüfung
durch die Baukommission ist notwendig, weil der nach hinten offene Wehr-
gang eines besonders haltbaren Bodenbelags bedarf.
8. Mauerverputz. Z. 84-85. Nachdem schadhafte Stellen des Lehmver-
putzes (aAOLµµo;) abgeschlagen sind, ist der vorbereitete (anOQ"{U~ELV, an-
machen) neue Verputz (aALcpYJ; zur Unterscheidung von aAOLµµo; und
aALcpYJ U III A. B) anzubringen.
Der Rest der technischen Vorschriften gibt keinen zusammenhängenden
Sinn mehr; vielleicht waren auch die Z. 86 genannten Bauteile ('ltmQaXELOV
kann nach seiner Stellung wie nach IGR IV 293 Col. II 65. 1465. 1474; P.
Cair. Zen. 445 für ena1cl;wv stehen; kaum Schutzschilde aus Geflecht, wie
JuDEICH 160 erklärt) zu verputzen. Z. 88/89 wird vermutlich Abschluß
der Arbeiten an Wehrgang und Türmen vermerkt; Mennige und Pech,
Z. 90, wird meist zur Imprägnierung von Holz- und Eisenteilen verwandt
64
(vgl. z. B. 20). Abschließend wird Z. 93f. über Abtransport des Bauschutts
gehandelt (in unklarem Zusammenhang ist Z. 94. 97 xaQa!;, Schanzpfahl
oder Palisade, vgl. Philo, Mech. V l, 37. 38. 68. 75 bzw. V l, 81; 3, 33;
4, 10. 89. 99, genannt; falsch erschließen daraus FRICKENHAUS 37; HrRSCH-
FELD 1874, 114 die Existenz von Gräben, die außer den temporären Ar-
beiten von 338 erst in der Kaiserzeit erwähnt werden, IG II/III: 1035, 56,
und auch archäologisch nicht sicher nachzuweisen sind, vgl. geg~n JuDE1CH
147 A. 7 DöRPFELD, AM 16 1891, 140; 17, 1892, 450; 21, 1896, 464).
Mit Z. 98 beginnen offensichtlich die organisatorischen Ausführungs-
bestimmungen, die aber bis Z. 104 fast vollständig zerstört sind; nur Z.
102 ist eine Bürgenvorschrift (vgl. U II B) kenntlich, Z. 99 vielleicht eine
Materialbestimmung betr. Dachziegel. Z. 104-108 wird ein Zeitplan vor-
geschrieben: im 1. Jahr Fundamentarbeiten, u. a. an Türmen; im 2. Jahr
weitere Fundamentarbeiten (im:01.oy~ wie 20, 8), und Treppen (et;EQQWy6ta
Z. 105 Wi. ist nach dem Stein unmöglich; Meritts Lesung richtig); im 3.
Jahr der Wehrgang, weiter Verputz (&1.up~) und Tünche (xov[aOLS-, vgl.
U III A. B) der Mauern; im 4. Jahr müssen sämtliche Arbeiten entspre-
chend der Syngraphe abgeschlossen sein (tEtaQ]t[wL] eine Stelle zu lang,
aber mit Rücksicht auf Z. 119 und die Reihenfolge sicher einzusetzen).
Schnellere Ausführung ist erlaubt mit Ausnahme der Verputzarbeiten,
Z. 108-109; vermutlich sollen über den Winter auftretende kleinere Schä-
den zuvor ausgebessert werden. Die Auszahlung der Gelder erfolgt nach
Fortgang der Arbeiten, Z. 110; Materialbeschaffung obliegt den Unter-
nehmern, mit Ausnahme bis zum Fundament zerstörter (Sonderbehand-
lung des Fundaments in anderer Weise auch 2. 20, 9; vgl. oben S. 23, unten
S. 98 1md U II B) oder bei Kampfhandlungen erneut beschädigter Partien
(in Rücksicht auf mögliche Folgen des Vierjährigen Kriegs werden dem
Unternehmer Doppelleistungen erspart), Z. 110-112. Bürgen sind xata
tov v6µov (vgl. oben Z. 23) zu stellen und haben die Kaution jahrweise zu
hinterlegen, Z. 112-113. Schließlich wird den Unternehmern, wieder in
Rücksicht auf die Situation, Befreiung vom Wehrdienst während der Bau-
zeit zugestanden, Z. 116. Dazwischen steht eine Zusatzbauanweisung für
besonders enge Wehrgänge mit Stein-Geisepodismata, Z. 113-115 (ver-
mutlich im laufenden Text vergessen und hier eingeschoben); sie werden
mit 2 1/2 Fuß breiten Ziegelpfeilern auf Steinfundament im Abstand von
10 Fuß unterfangen, sicher zur Verbreiterung des Wehrgangs als Ikria
(Z. 115 Ende &vax1.? sprachlich wie sachlich unbefriedigend von HOLLAND
zu &vax1.[wµous-} ergänzt). Unklar bleibt die Erwähnung des Steingesim-
ses; auf Steinoberbau ist daraus nicht sicher zu schließen, nachdem Stein-
geisa von Ziegelmauern bekannt sind (Corinth III 2, l llff., fig. 84. 85),
ebensowenig ist die betreffende Strecke der Mauer zu bestimmen (HOL-
LAND 355f.: Pnyxdiateichisma, wo aber überall sonst Reste der Pfeiler-
5 Mauerbauinschriften 65
fundamente fehlen). Eine Beschreibung der einzelnen Bauabschnitte, Z. 117
begonnen, bricht sofort ab, da die Strecken in den Kontrakten sowieso be-
zeichnet werden mußten. Trotz mancher offener Fragen (zum Teil auch
dadurch bedingt, daß sicher manche für Staat und Unternehmer selbst-
verständliche Dinge kaum erwähnt sind) sind die technischen Vorschriften
und die Art der Reparaturen im wesentlichen gut zu erkennen; die folgen-
den Ausführungsbestimmungen sind ungewöhnlich vielseitig und beson-
ders durch den wenigstens teilweise erhaltenen Zeitplan wie die Rücksicht
auf die militärisch-politische Situation aufschlußreich für die Tätigkeit
der Baukommission.
Die Kontrakte (llC) folgen nach Überschrift Z. 119 als gemeinsamer
Vergabeformel in vier Kolumnen. Jeder Einzelkontrakt nennt stereotyp
Nummer und Grenzen des Bauabschnitts, Vertragsumme, Unternehmer
und Bürgen; der Kontrakt zu Anfang der Kolumne außerdem den Ober-
abschnitt, z. B. das Asty. Mehr als zwei Unternehmer erscheinen nicht für
einen Abschnitt, dagegen ist Kumulation mehrerer Abschnitte möglich,
Col. II (vgl. auch U II B); die Zahl der Bürgen (4 in Col. IV, 123ff.) steht
nicht fest. Bürgen wie Unternehmer sind mit Ausnahme der Isotelen, pri-
vilegierter Metöken, in Col. III 123. 124 attische Bürger (zur Prosopogra-
phie vgl. MERITT 72). Preise sind nur für Strecke 1 Asty: 2 Tal. 1000 dr.,
und Strecke 6 Asty: 5 Tal., erhalten (vgl. U II C). Die Strecken der Langen
Mauern waren in Col. I und II, die des Asty in Col. III und IV verzeichnet
(wobei die Abschnitte der Langen Mauern in der Reihenfolge: Nord-
mauer Asty bis Piräus 1-4, Südmauer Piräus bis Asty 5-10, gezählt wur-
den, vgl. KoLBE 332); die Piräusstrecken müssen gesondert darunter ge-
standen haben. Im einzelnen sind noch zu erkennen: Nordmauer 1 vom
alten Diateichisma zwischen den Langen Mauern (vgl. Col. III 121; die
Inschrift kennt also drei verschiedene Diateichismata) bis zum 1. Tor und
den MoöoL (das erste Tor nicht mehr sicher zu bestimmen; ö[oöoL: Durch-
gänge unter Türmen, MüLLER 74; Mauerdurchlässe, WACHSMUTH, St. A.
2, 191; JuDEICH 160 A. 2; Abschnittsmauern, vgl. oben S.17, PAPADIMI-
TRIOU - möglich sind alle Deutungen). Südmauer 5 von der Piräusland-
front bis zum Kephissos, einziger im Gelände genau bestimmbarer Ab-
schnitt, auf dem heute der letzte Rest der Langen Mauern steht. Asty 1
vom alten Diateichisma bis zum !tonischen Tor, dessen Lage nicht gesichert
(vermutlich westlich vom Olympieion, JuDEICH 140ff.), also über den Mu-
seionhügel in die Gegend des Ilissos.
307 /04 wurde ein letztes Mal die perikleische Doppelfestung in vollem
Umfang erneuert (lediglich ohne die Phalerische Mauer, JunEICH 155);
bei den nächsten größeren Mauerbauten 229/8 sind die Langen Mauern
bereits aufgegeben. Der Umfang der Reparaturen und Umhauten im ein-
zelnen ist schwer zu bestimmen: Steinsockel, Lehmziegelaufbauten, Ver-
66
putz, W ehrgangstreppen und Turmdächer werden in allen Bauabschnitten
erneuert, ebenso der Bodenbelag der Wehrgänge und Turmplattformen.
Stellenweise mußte die Mauer vom Fundament auf erneuert werden, doch
ist unsicher, in welchem Ausmaß solch durchgreifende Arbeiten erforder-
lich waren. Für einen Umbau einzelner Mauerteile in Stein gibt es keinen
Beleg, vielmehr ist aus der Art der W ehrgangskonstruktion für Stadtring
und Lange Mauern weiterhin Lehmziegeloberbau zu erschlie~en; die 337
umgebaute Munichia bleibt der einzig sichere Mauerabschnitt des 4. Jahr-
hunderts in Vollsteinbau (Steingeisa bei Türmen und Wehrgang erweisen
keinen Steinbau, vgl. oben; erhalten sind aufgehende Steinmauern nur
auf der Akte, aber nicht sicher datiert, vgl. oben S. 18f. Für einen weiteren
Umbau in Stein, den FRICKENHAUS 40; KOLBE 332 behaupten, fehlt daher
die Evidenz). Durchgehend erhalten Asty und Lange Mauern einen be-
dachten Wehrgang mit durch Falläden verschließbaren Fensterseharten:
ohne Zweifel eine Modernisierung zum Schutz der Verteidiger gegen die
neuentwickelten Belagerungsmaschinen. Stellenweise bestand ein solcher
verbesserter Wehrgang bereits, anscheinend vor allem auf den Langen
Mauern (vgl. Z. 59. 61. 70); seine Bauzeit ist nicht zu bestimmen, geht
aber beim offensichtlich halbfertigen Zustand einzelner Abschnitte kaum
bis auf das Bauprogramm von 337 /6 zurück (zumal sehr fraglich bleibt,
ob wirklich in Eleusis schon 329/8 eine ähnliche Konstruktion vorliegt,
vgl. unten S. 102). Die Anpassung an die neue Belagerungs- und Festungs-
bautechnik bleibt also im wesentlichen auf die Mauerkrone beschränkt, im
übrigen werden die bisherige Lehmziegeltechnik und die alte Trasse bei-
behalten - ein völliger Umbau des Festungssystems war zweifellos schon
rein technisch und finanziell unmöglich. Auch hier kann Athen nicht mehr
mit den aufsteigenden Großstädten des hellenistischen Ostens konkurrieren.
Welche erhaltenen Mauerteile dieser Bauperiode angehören, ist wieder-
um nicht zu sichern. In Frage kommen die Brecciaabschnitte an Stadtring
und Piräus, das Dipylon und der Steinoberbau der Aktemauern. Da über-
all eine archäologische Datierung fehlt und für alle diese Mauerteile das 3.
Jahrhundert als Bauzeit nicht grundsätzlich ausgeschlossen ist, lassen sich die
Bauperioden von 337 /6 und 307 /6 wie alle athenischen Bauperioden nach
Konon nicht mehr zweifelsfrei an den Monumenten nachweisen. Sicher
gehört nur das zur gleichen Zeit vorausschauend als zweite Verteidigungs-
linie und mögliche Verkürzung des Stadtrings erbaute Pnyx-Museion-
Diateichisma in diese Jahre (vgl. ScRANTON, Resp. 12, 1943, 334ff.), für
das aber die Vorschriften der Inschrift nicht gelten; ein gleichzeitiger oder
etwas früherer Beschluß muß über diese Ergänzung des alten Verteidi-
gungssystems bestimmt haben.
5* 67
12. Beschluß über die Aufstellung von Geschützen auf der Stadtmauer(?).
Um 306
Platte weißen leicht kristallinen Marmors; ringsum und auf der Rückseite ge-
brochen. Rechte und linke Seitenfläche modern geglättet. Schriftfläche stellenweise
stark zerstört.
Buchstaben: STOICH, ziemlich regelmäßig; teilweise leicht verdickte Hasten-
enden. h. 0.008-0.01, 00Q 0.006-0.007.
Fundort: Akropolis. Jetzt EM 7264. Abb. 18.
O.F.A.
Ed.: KOEHLER, IG II 250; KIRCHNER, IG II/III2 468.
Lit.: FERGUSON 114; JuDEICH 90 A.5; DrNSMOOR,AL 27; PRITCHETT-MERITT XV.
Datum: Die Schrift ist sehr eng mit der bei 11 genannten Stilgruppe verwandt,
der Text daher einigermaßen sicher zu den auch Geschütze umfassenden (oben
S. 4 7) Rüstungen der Jahre 307 /4 gehörig (KOEHLER, FERGUSON; auch BELOCH2
IV 1, 158 A. 2). Ob das genaue Datum 306/5 war (DrNSMOOR, PRITCHETT-MERITT
ohne Begründung), bleibt unsicher.
68
Der Text erlaubt keine zusammenhängende Wiederherstellung. Z. 1-6
ist von Katapulten, Z. 7-10 von dazugehöriger Munition die Rede. IlE-tQO-
ß6lot sind Steilfeuergeschütze für Steingeschosse, o!;uß6lot flachfeuernde
Pfeilgeschütze (vgl. LAMMERT, RE X 2482ff. mit weiterer Lit.); beide Ge-
schützarten auch unter der 307 /6 auf der Akropolis angelegten Waffen-
reserve (IG II/III2 1487, 84ff., wo zusätzlich das Kaliber angeg,eben). Ne-
ben Geschützpfeilen, Z. 8, gehören anscheinend wie in IG II!pI2 1488, 6
µolußölöi,~ zur Munition, Z. 10, vermutlich Blei- statt Steinkugeln für die
:n:c:,Qoß6lot. Ob die 50 Tal. in Z. 11 zur Beschaffung der Geschütze dienen,
ist unklar. Dagegen war Z. 13-16, wo :rt:1JQYOL, ,6:n:ot und Bauarbeiten ge-
nannt, möglicherweise die Aufstellung von Geschützen an günstigen Stel-
len der Befestigung und der Ausbau von Geschützständen angeordnet; ge-
sichert ist diese Deutung allerdings nicht. Geschützstände sind in Athen
selbst (mit Ausnahme des Munichiaturmes vielleicht, oben S. 4 7) nicht
mehr nachzuweisen, aber bei Befestigungen dieser Zeit nichts Außerge-
wöhnliches (vgl. v. a. KRISCHEN, Herakleia 30ff.).
13. Ehreninschrift für die Metöken Nikander und Polyzelos (Beiträge zum
Mauerbau). 302/1
Zwei Teile einer Stele aus weißem pentelischem Marmor; einfach profilierter
Giebel mit leerem Giebelfeld, die Akrotere abgeschlagen. Die Teile passen nicht
an, doch fehlt nur ein kleines Zwischenstück. Links und rechts feingeglättete Flä-
chen, Kanten bestoßen; unten gebrochen, doch Text vollständig, darunter Reste
von zwei Kränzen. Schriftfläche besonders unten stark verwittert. Frag. a) b. m.
0.375, h. m. 0.395, d. 0.09; Frag. b) b. 0.38, h. 0.51, d. 0.09 (Unterteil).
Buchstaben: STOICH, sorgfältig; + = <Jl. h. 0.006-0.007, 0OQ 0.004-0.005.
Fundort: a) Akropolis, 1840; b) Agora, 1889. Jetzt EM 7368. Abb. 19.
O.F.A.
Ed.: a) E. CuRTIUS, De portubus Athenarum commentatio, 1842, 46; RANGABE
II 441 [E. L. HICKS, A manual of Greek historical inscriptions, 1882, nr. 134]
KoEHLER, IG II 270. b) KOEHLER, IG II 5, 270. a) + b) LoLLING, Delt. 1889, 90
nr. 8 [MICHEL 122] KIRCHNER, IG II/III 2 505 mit add., p. 661 [Syll. 3 346].
Lit.: W. HARTEL, Studien über attisches Staatsrecht und Urkundenwesen, 1878,
132; WACHSMUTH, St. A. I 595; FoucART, BCH 6, 1882, 552; Journ. Sav. 1902,
192; F. DuRRBACH, L'orateur Lycurge, 1890, 67; CLERC, Metl:ques 27ff. 206;
FRICKENHAUS 49; H. FRANCOTTE, Melanges de droit public grec, 1910, 216f.; FER-
GUSON 113; AJPhil 59, 1938, 230f.; WILHELM, OJh 17, 1914, 60; A. u. III 9; WSt
58, 1940, 76f. 80f.; A. U. V 183f.; Anz. Wien 79, 1942, 67ff.; LIPSIUS, Sb Leipzig
1919 nr. 9, 11; LEONARDOS, AE 1922, 109; KuENZI 42f. 46f. 51. 53; HERZOG, Abh.
Bln. 1928 nr. 6, 36; JUDEICH 86 A. 6. 90 A. 5; DINSMOOR, Archons 28. 64. 214.
386. 507; AL 28; ANDREADES 349 A. 5. 405 A. 7; KAHRSTEDT, Staatsg. 282. 285f.
290f. 293f.; Mag. 13f.; AusTIN, Stoich. 109f.; PRITCHETT-MERITT XVI; MERITT,
Hesp. 10, 1941, 56; ScRANTON, Hesp. 12, 1943, 337; DE STE. CRorx, Class. et Med.
14, 1953, 32 A. 5; G. KLAFFENBACH in: Der Hellenismus in der deutschen For-
schung, 1956, 17 nr. 10.
69
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18
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70
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[oJt6ÄeL, et]; [öe] t'Y]v &vayQaqiriv trj; at~Ä'I']; oovvm
[tov ta] µlav tov o~µou [: .6.] .6..6..6. [:] ooaxµu; e% tiöv Et; -.u
65 [MtU '\jJ'l'](jlL<Jµa]ta &vaÄL<J%oµevwv tCDL o~µWL.
Z. 22-23: Unterstrichenes fehlt heute, doch sicher bei Rang., Loll. (nur A
einzig in IG). Z. 31 Stein: EIII' (so auch Premerstein; falsch Loll. EIII ·\).
Z. 36 Stein: EIIIEA, am Ende TOU:111§. QI, Stoichedonordnung- leicht ge-
stört (je einmal drei Zeichen auf zwei Stellen) Z. 58-61, 63; Z~ 57, 60, 62
letzte Stelle freigelassen.
71
Erg.: Z. 1 Hicks. Z. 2-19 Rang. Z. 20 Ditt. (lh6.ßaow Loll.). Z. 21, 22 Vel-
sen. Z. 24-65 Loll. außer: Z. 28 HHH Klaff. Z. 28/29 Ditt. Z. 30 EJtEÖOJxav,
Z. 31 Kogotßou Koe. ('Ag:x;litito Loll. nach dem Stein unmöglich; Koroibos
auch dadurch gesichert, daß Hegesias tatsächlich 306/ 5 als Stratege für
Rüstungen verantwortlich: IG II/III 2 1487, 92ff.). Z.47/48 Wi. Z.50/51
'Aito1,J.ocp6.vou\; (vgl. Z. 10) Mi.
Datum: Archon Nikokles 302/1; genauer Juli 301 (21. Skirophorion).
72
steht keine Dienstpflicht, vgl. KAHRSTEDT, Staatsg. 290f.), auch ein Beitrag
zum Mauerbau der Jahre 307 /4, Z. 32-37: auf Aufforderung des Strategen
Hegesias übernehmen sie im Jahr 306/5 den Wiederaufbau (auvrnoLxo-
öoµEiv, vgl. U III B) des ihnen zugewiesenen Teils (zu EmßaUov µeQo;
vgl. auch WILHELM, NBtr. I 39) der Türme der südlichen Langen Mauer.
Entsprechend dem Bauprogramm von 11 (das durch diesen Text ebenfalls
auf 307 /6 verwiesen wird) kann es sich nur um Bezahlung eines Bauab-
schnitts handeln (kein "Wiederaufbau beschädigter Türme ii°u Angesicht
des Feindes", FRICKENHAUS 49; HoMMEL, RE XV 1447, da 306 Athen gar
nicht direkt angegriffen wurde). Die in 11 A nicht erwähnte Finanzierung
der Bauten erfolgte also teilweise durch Schenkungen reicher Privatleute
(trotz offiziellem Aufruf keine Epidosis, vgl. U II C; auch aus 14 ist keine
Mauerbauepidosis in diesen Jahren zu erweisen). In welchem Umfang die
Bausumme dadurch gedeckt wurde und· ob Schenkungen nur für die Lan-
gen Mauern erfolgten, bleibt offen; der Vorsitz des Finanzministers in der
Baukommission spricht für einen bedeutenden Zuschuß aus ordentlichen
Staatseinnahmen. Türme sind immer ein beliebtes Objekt solcher privater
Baubeiträge; sich inschriftlid1 als Stifter an "seinem" Turm verewigt zu
sehen (17. 55. 83) bot mehr Anreiz als die zu einem gewissen Grad ano-
nyme einfache Geldspende. Zumindest in Olbia (82-84) läßt sich auch die
planmäßige Finanzierung eines großen Bauprogramms in dieser Art nach-
weisen (vgl. U II C; unsicher in Megalopolis, 35). Besondere Bedeutung
ist dem Mauerbaubeitrag gegenüber den übrigen Verdiensten hier nicht
beigelegt.
73
- - - - - - - - - - - - - - - - - JCOAeµoti; cm-
5 [- - - - - - - - - - - - - UA] Aü)L XQOVWL · lt-
74
In der Epoche der Festigung der großen Monarchien bleibt Athens Schick-
sal an die Antigoniden - die es 307 als fü:ot crcoi:f]QE~ empfangen hatte -
gebunden, gegen deren Hegemonie es sich zweimal vergeblich auflehnt.
Noch 304 befreite Demetrios Attika wieder; Athen erhielt die Grenz-
forts mit Salamis zurück und war zum letzten Mal zehn Jahre frei von
fremder Besatzung. Der Schein einer Autonomie nach lpsos 301, eine statt
durch energische Selbstschutzmaßnahmen durch Abrüstung und .Anlehnung
an Kassander gesicherte Neutralitätspolitik, wurde 294 teuer bezahlt: nach
längerer Belagerung besetzte Demetrios den Piräus, Salamis, Eleusis und
Rhamnous (nach Plut., Demetr. 33 erobert); Athen selbst beherrschte eine
makedonische Garnison in dem jetzt hinter dem Diateichisma von 307 er-
bauten Museionfort (FERGUSON 132ff.; BELOCH2 IV 1, 2llff.; CAH VII
76ff.). 288/7 gewann Athen während der Kämpfe zwischen Demetrios und
Pyrrhos durch Verrat das Museion (vgl. IG II/III2 666. 667) und Eleusis
zurück; im Gegenzug besetzte Demetrios 287 Phyle und Panakton, doch
vor einem Angriff auf Athen kam es zu einer Verständigung mit Pyrrhos,
die Piräus, Salamis, Phyle und Panakton in makedonischer Hand beließ
(FE'RGUSON 145ff.; BELOCH2 IV 1, 23lf.; CAH VII 86f.). Diese Festungen
bildeten mit Korinth und Euböa nach Demetrios Tod 283 den Nukleus
von Antigonos Gonatas' griechischer Herrschaft; lediglich der Piräus wurde
zwischen 283 (vgl. Hesp. 7, 1938, 100 nr. 18, 30f.; dazu DrnsMOOR ib., 103)
und 266 von Athen zurückgewonnen (Paus. 1, 26, 3; das Datum ist um-
stritten: die verschiedenen Ansätze bei LAUNEY 638. Keine Rückeroberung
nehmen DE SANCTIS, Riv. Fil. 64, 1936, 144ff.; FERGUSON 152 A. 4. 162 an,
doch vgl. schon KoLBE, GGA 1916, 445. Weitere Literatur bei BENGTSON,
Strat. 2, 372 A. 2). Nach Konsolidierung seiner Macht in Makedonien seit
276 schlug Gonatas, freilich ohne Verzicht auf die für die Sicherung Grie-
chenlands notwendigen Stützpunkte (für Rückgabe von Phyle, Panakton
und Salamis 288/7 oder 277 /6 gibt es trotz FERGUSON 155. 162 A. 3 keine
Beweise) eine entgegenkommende Politik gegenüber Athen ein; dennoch
trat die Stadt im Chremonideischen Krieg 267 /61 auf Seiten von Ägyp-
ten und Sparta, mußte aber 263/2 (zum Datum zuletzt WILHELM, Sb Bln.
1939 nr. 22, 25f.) nach zweijähriger Belagerung kapitulieren, da Areus
den Isthmos nicht zu forcieren vermochte und die von Keos aus operierende
ägyptische Flotte erfolglos blieb. Jetzt griff Gonatas rücksichtslos durch:
Athen erhielt einen Militärgouverneur, Museion, Piräus und Eleusis wie-
der makedonische Garnisonen (Panakton, Phyle, Salamis, Sunion waren
vermutlich den Krieg über makedonisch geblieben, TARN, Ant. Gon. 307
A. 96; FERGUSON 183 A. l; LAUNEY 639; ebenso Rhamnous, vgl. PourL-
LOux, Rhamnonte 85f. 118). Zwar wurde, vermutlich im Zusammenhang
mit Makedoniens Ausscheiden aus dem 2. Syrischen Krieg 255 (BENGT-
SON 383), die Einschränkung der inneren Autonomie (z. B. Ernennung von
75
athenischen Strategen durch den König, SEG III 123; BENGTSON, Strat. 2,
372ff.) aufgehoben, ein Teil der Besatzungen zurückgezogen (sicher Mu-
seion; Eleusis, Phyle und Panakton sind spätestens um 240 wieder attisch,
vgl. 22; TARN, Ant. Gon. 327f.; CAH VII 221; vielleicht auch Rhamnous,
vgl. unten S. 107), doch steht nun Athen im Krieg gegen den abgefallenen
Vizekönig Alexander von Korinth 253/49 (vgl. 24; FERGUSON 193f.) wie
in den Kämpfen gegen den Aitolischen und Achaiischen Bund unter De-
metrios II. seit 239/8 fest auf makedonischer Seite (FERGUSON 200ff.;
FEYEL, Polybe 83ff.; CAH VII 744ff.). Es kommt damals nicht zum An-
griff auf die Stadt selbst, doch stehen athenische Garnisonen in Eleusis,
Phyle und Panakton zusammen mit den makedonischen Stützpunkten in
ständigem Kampf gegen achaiische Plünderungszüge in Attika (vgl. 22;
Plut., Arat. 33. 34; F. W. WALBANK, Aratos of Sicyon, 1933, 57ff.), die
sich auch nach Aratos' Niederlage bei Phylakia 233 von dem günstigen
Stützpunkt Megara aus (erobert schon 243, vgl. BELOCH2 IV 1, 621) fort-
setzen. Die Wirren nach Demetrios II. Tod 229 änderten die Situation
von Grund auf; mit allen andern makedonischen Protektoraten machte
auch Athen sich frei. Der führende Staatsmann Eurykleides, bisher ein
Vertreter loyaler Zusammenarbeit mit Makedonien, veranlaßte den make-
donischen Strategen Diogenes, gegen eine Abfindungssumme von 150 Ta-
lenten für seine Söldner noch im Jahr 229 den Piräus, Salamis und Sunion
zu räumen.
Athens Mauern waren also 294 wie 267 in gutem Verteidigungszustand;
ob Reparaturen dazwischen liegen, bleibt offen. Dagegen müssen nach
263/2 der Stadtring wie der 11).akedonische Piräus teilweise in Verfall
geraten sein, denn Eurykleides - in seiner Neutralitätspolitik realistischer
als Philippides und Lachares zu Beginn des Jahrhunderts - veranlaßt
sofort nach der Befreiung Athens eine Reparatur der Befestigungen von
Asty und Piräus. Ein letztes Mal verbinden sich staatliche Erneuerung
und Mauerbau; aber daß man jetzt weder fähig noch willens war, auch
die Langen Mauern wieder aufzubauen, bezeichnet Athens veränderte
Situation.
15. Ehrenbeschluß für Eurykleides (Wiederaufbau der Mauern von Asty und
Piräus). Kurz nach 229/8
Teil einer Stele aus weißgrauem hymettischem Marmor; oben, rechts und unten
gebrochen, links Kante mit fein gepickter Fläche. Rückseite mit Spitzeisen rauh
geebnet, Mitte rechts außen modernes Dübelloch. b. m. 0.39, h. 0.325, d. 0.13.
Buchstaben: mäßig sorgfältig, AllA (Schriftbeschreibung lmag. 25 nr. 93). h.
0.005-0.006, 00Q 0.004-0.005.
Fundort: Piräus, am Kantharoshafen. Jetzt Piräus-Museum nr. 92. Abb. 20
(Teilfoto Imagines T. 37 nr. 93).
76
O.F.A.
Ed.: KuMANUDES, 'AM1vmov 1, 1873, 8; KoEHLER, IG II 379 [E. L. HicKs, A
manual of Greek historical inscriptions, 1882, nr. 181; MICHEL 1492] KIRCHNER,
IG 11/1112 834 [E. NACHMANSON, Historische attische Inschriften, 2 • 1931, nr. 56;
Syll. 3 497].
Lit.: KoEHLER, Hermes 7, 1873, 3f.; WACHSMUTH, St. A. I 628f. 6,22; HIRSCH-
FELD, Sb Leipz. 1878, 14; BLASS, RhM 36, 1881, 617; FoucART, BCH 11, 1887,
138; KIRCHNER, Hermes 28, 1893, 140; GGA 1900, 443f.; Harv. Stud. Cl. Phil.,
Suppl. 1, 1940, 505; SHEBELEW, Festschr. Pomialowskii, 1897, 112; WILHELM, AEM
20, 1897, 90; GGA 1903, 790f.; Beitr. 78. 82; A. U. II 15; III 16. 22; C. HoR-
NER, Quaestiones Salaminiae, 1901, 13; V. CosTANZI, Saggi di storia antica e di
archeologica, 1910, 74f.; FERGUSON 205f. 208. 211. 245; AJPhil 55, 1934, 335f.;
A. C. JOHNSON, AJPhil 34, 1913, 398; LEONARDOS, Delt. 1916, Par. 71; M. HoL-
LEAUX, Rome, la Grece et les monarchies hellenistiques au 111° siede avant J.-C.,
1921, 116 A. 6; KuENZI 50; RoussEL, BCH 54, 1930, 273; E. MEYER, RE IV A 266f.;
JuDEICH 92f.; DINSMOOR, Archons 83. 96. 109f.; AL 65. 153; KoLBE, GGA 1933,
500; F. W. WALBANK, Aratos of Sicyon, 1933, 67 A. 1. 70; ScRANTON 118; Hesp.
12, 1943, 360; RosTowzEw, SEH III 1360.
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77
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6
• • • • • • T . .4 • • ·\.Ar - - - - - - - - , - - - -
Z. 13 H~A~A~IN Steinmetzfehler.
Erg.: Kum. Z. 1 Ditt. Z. 2, Z. 3 cri;gaTLCO,Lx&v Koe., ,aµu:[av Hiller. Z. 7-14
Koe. Z. 14 cpgougw Wilamowitz (:x:cogta Koe.). z. 16, 17 Koe. Z. 18 ;i:agu
,ou,cov Blass. Z. 22-24 Wi. Z. 25 Wi., H.cultcgcbcrcco,; Wilamowitz. Z. 26,
27, 28 cpL1'.onµ[a,; Wi. Die Erg. Z. 23ff. sind unsicher.
Datum: Die Schrift ist in Duktus und Einzelform nah mit Imag. 91 (235/4),
92 (229/8), 94 (221/0) verwandt. Sicherer t. p. q. ist der Z. llff. genannte Abzug
der makedonischen Piräusbesatzung, 229/8; die folgenden Verdienste dürften zu
den sofort einsetzenden Reformen, der Beschluß also nicht lange nach 229/8 ge-
hören.
78
sind anscheinend Ereignisse nach 233 erst Z. 8ff. erwähnt); die Tamieia
seines auch 17, 4 genannten Sohnes Mikion, Z. 3-5, umging vermutlich
das formelle Iterationsverbot (vgl. FERGUSON, AJPhil 335). Ähnlich ist
wohl die Agonothesie von Vater und Sohn, Z. 5-8, zu beurteilen (Datum
unsicher; 231/29 ohne Belege FERGUSON 206); die Aufwendungen für diese
teure Liturgie (auch IG II/III2 749, 5. 798, 18 mehrere Tal.) zeigen den
Reichtum der Familie. Hilfsmaßnahmen für die Landwirtsch9-ft, Z. 8-11,
machte wie schon um 236 (vgl. 22) auch in der Endphase des Demetrischen
Krieges der mit Seeräuberangriffen gekoppelte (IG II/III2 844) achaiische
Plünderungskrieg (BELOCH 2 IV 1, 633f.; WALBANK 57ff.; grundsätzlich
RosTOWZEW, SEH I 192ff.) notwendig. Der Abzug der makedonischen
Besatzungen 229, Z. 11-15, erscheint hier vor allem als Werk der beiden
Brüder (übertrieben ist die Rolle Aratos' bei Plut., Arat. 34; Pausan. 2, 8,
6), die auch an der Beschaffung der 150 Tal. (z. T. durch auswärtige An-
leihen: 20 Tal. von Aratos; Gelder von Thespiai, IG VII 1737. 1738, und
Theben, IG VII 2405. 2406; vgl. M. FEYEL, Contributions a l'epigraphie
beotienne, 1942, 19) entscheidend mitwirken. Eine solche Abfindung von
Söldnergarnisonen ist im Hellenismus nicht ungewöhnlich (vgl. z. B. 60),
auch der Preis scheint mäßig (100 Tal. zahlt Demetrios 303 den Garniso-
nen von Argos, Sikyon und Korinth: Plut., Demetr. 25; vgl. auch WrL-
HELM, A. u. III 17).
Nach der Befreiung ist neben Abschluß von Neutralitätsverträgen mit
Großmächten und Nachbarn (FERGUSON 208f. 24lff.), Z. 17 /18, die Ö;<UQCO-
aL~ der Häfen und die bnaxeu11 der Mauern von Asty und Piräus eine der
ersten Maßnahmen einer selbstbewußten und realistischen Politik. Or-
ganisation und Finanzierung der Bauten sind unbekannt; daß Eurykleides
und Mikion sie im wesentlichen selbst leiteten und bezahlten (JuDEICH 92;
LE'NSCHAU, RE XIX 76) ist möglich, aber völlig unerwiesen (zumindest
für die Häfen wurde auch eine Epidosis erhoben, 16). Die spätestens seit
263 verfallenen (JuDEICH 93 A. l; TARN, Ant. Gonat. 125; Schleifung nach
dem Chremonideischen Krieg nimmt W ACHSMUTH, St. A. I 629 an. Mög-
licherweise kam beides zusammen; da 263-229 Asty und Piräus getrennte
Festungen, bestand kein Interesse an ihrer Erhaltung) Langen Mauern
gehören nicht mehr zum Bauprogramm (,,semiruti muri" bei Philipps V.
Angriff, Liv. 31, 26, 8; der Neubau des Pnyxdiateichisma bindet nicht
mehr in sie ein, ScRANTON, Hesp. 12, 1943, 357); ihre endgültige Auf-
gabe ist nicht nur finanziell bedingt, sondern berücksichtigt illusionslos
Athens Situation, das seine Seemacht verloren hat und sich überhaupt
jetzt stärker nach der Mesogaia orientiert (vgl. FERGUSON 204. 23lf.). Da-
her auch die Neubefestigung der Häfen: Athen ist nicht mehr durch eine
eigene Flotte gegen fremde Angriffe von See geschützt. Wiederum lassen
sich unter den erhaltenen Mauerteilen keine sicher eurykleidischen Bauten
79
nachweisen; naturgemäß stellten sie im wesentlichen Reparaturen des heute
ohnehin verschwundenen Oberbaus dar. Lediglich das erneuerte Pnyxdia-
teichisma ist sehr wahrscheinlich ein Teil des Programms von 229; mit
Aufgabe der Langen Mauern wurde dieser Abschnitt endgültig ein Teil
der Außenfront des Asty und tatsächlich wird auch gleichzeitig das dortige
extramurane Wohnquartier aufgegeben (ScRANTON, Hesp. 12, 1943, 340ff.;
der stratigraphische Befund zwingt nicht dazu, mit ScRANTON 360 das
Datum erst gegen 200 anzusetzen). Auch hier ist der Mauerbau im Ver-
dienstkatalog nicht besonders hervorgehoben, der sich Z. 18ff. hauptsäch-
lich mit Geld- und Baustiftungen fortsetzt (vgl. dazu WILHELM, Beitr. 78ff.).
80
[x.rnatoo]v fou,ov dasv~voxsv öaov[Jtc(.) ö örj]-
[µos; ~v H1JJricptaµevos; x.al, vJte(.) fou,oü x.[al, vJte(.)]
15 [,&v v]&[ v] 0U(.)(.)1JVOV'tOs; x.al, 'Ayaµ~~ou· [Ö,coos; Cl.V]
[ouv] ö örjµos; wi:s; E'UE(.)YE'tELV fou,o[v ßouAo]-
[µevots;] 'tU öuvma cpaLVY)'tUL 'tWV äsl[oov a,co]-
[ÖLö]9~s;?, aya{}rjL 't1J;(Y)L ösö6;,c{}m ,rjL ßou[ArjL wu]-
[s; Aa]x6vrns; Jt(.)OEÖ(.)ous; Els; 't'YJV Emoü<![av Ex]-
20 [x.AY)O'] lav X(.)Y)µa,[am JtE(.)L ,ou-roov, yvcb [µriv öe]
[suµßa] Hsa{}m ,rjs; ßouArjs; Els; 'tOV örj [µov Ö'tL ö]-
[ox.si:] ,si: ßouAsi:, EJtmvfom 'A,c6Hav_ 0a(.) [Quvov-c:os;]
[~tx.u] cbvwv? x.al, a,scpav&am {}aHoü [a-rscpavoot]
[cptAo,] tµlas; evsx.a x.al, s'Övo[as; ,rjs; st[s; ,lJV ßoUAlJV]
25 [xal, ,]ov örjµov· sivm ö' U'U'tOV 1C(.)Ossvov [a'Ö,ov x.al, EX]-
[y6v] ous;· v1CU(.)XELV ö' au-r:&t x.al, eyx. hriatv otx.[as; EV ]-
[-ros; 'tUAa]v-c:ou, yrjs; öe öusi:v 'tUAUV't[oov. 'Avay(.)U'4'UL]
[öe ,6ö]s 'tO 'll'~cpwµa ,oy y(.)aµµa,fo [,ov x.a,a Jt(.)U't]-
[avsla]v EV a-r[~A]YJL AL{}[vrit x.a[l,] a-c:ija[m EV ax.(_)oJt6]-
30 [AEL, -ro] ö' avaA[ooµa ,]o ysv6µ[sv]ov [Els; 't'Y]V avay(.)a]-
[cpl]V -rrjs; ah~ [],ris; µ]s(.)lam -rov ,[aµlav ,&v a,(.)a]-
['tLOO'tLX.WV]. vacat.
6 Mauerbauinschriften 81
Der Motivbericht zählt nur Geldspenden auf: Z. 1-5 Teilnahme mit
Höchstsatz (vgl. U II C; KuENZI 13f.) an einer Epidosis d~ .-r1v ow.-rwlcw
(fraglich, ob die IG II/Ill2 791 von Eurykleides veranstaltete, wie KuENZI
50. 55 meint). Z. 5-9 freiwilliger Beitrag (oi:oxatoµm, vgl. Polyb. 3, 57, 9;
Syll.3 601, 13) von 2000 dr. zu einer Anleihe (JtQOÖUVELOµo~, CIG 2717 b;
Milet I 3, 138, 31; vgl. IG VII 4254, 38; OGI 46, 9) d~ 't'YJV Ücul'tcQlav -
wahrscheinlich zur Aufbringung der 150 Talente von 229 (vgl. 15 und
oben S. 76); ob Einzelanleihe bei reichen Privatleuten oder Anleihe in
Epidosisform (U II C) als Ergänzung zu den auswärtigen Anleihen, ist
unsicher (völlig falsch von CLERC, D. S. VI 1876 bis zu KAHRSTEDT, Staatsg.
293 als Beispiel metökischer Proeisphora zitiert). Z. 9-15 Leistung des
festgesetzten Beitrages zu einer Epidosis (dies Z.11/12 wegen Rückverweis
auf die frühere Epidosis, vgl. ähnlich IG II/III2 1329, Z. 9f., und Erwäh-
nung einer festen Beitragsumme sicher zu ergänzen) d~ •'YJV öx;uQWOLV wii
ev Zem t..Lµevo~, sehr wahrscheinlich für die 15, 15 erwähnten Arbeiten von
229 (so FERGUSON 211; KuE'NZI 50f. 55; dagegen ist IG II/III2 786 kaum
ein weiterer Beleg für eine sold1e Epidosis: das zweite Aristokreondekret,
IG II/III2 785, ist jetzt 196/5 datiert, PRITCHETT-MERITT XXVI, und
x;oooL~ t..Lµevwv bezeichnet keine Befestigungsarbeiten). Sofern diese Deu-
tung richtig ist, wurden zumindest Teile des Bauprogramms von 229 durch
außerordentliche Finanzmaßnahmen des Staats gedeckt, wenn auch deren
Ausmaß wie der Anteil von Eurykleides und Mikion nicht zu bestim-
men ist.
Die Bauten von 229 sind die letzte durchgehende Reparatur der atheni-
schen Mauern, die wir (vor der späteren Kaiserzeit) kennen. Die atheni-
sche Vertrags- und Neutralitätspolitik mit Anlehnung an Ägypten blieb
bis zum Ausbruch des 2. makedonischen Kriegs erfolgreich (BELOCH 2 IV l,
640f.; CAH VII 749); 200 kommt es zu erfolglosen Angriffen Philipp V.
am Dipylon und in der Kynosarges-Gegend (Diod. 28, 7; F. W. WAL-
BANK, Philipp V. of Macedon, 1940, 139f.). Dann verstummen bis zur sul-
lanischen Belagerung 87 /6 (Plut., Sulla 14; Appian, Mithr. 37f.) alle Nach-
richten über die Mauern, mit Ausnahme eines vereinzelten Turmbaus.
17. Schenkung eines Stadtmauerturmes durch eine Gruppe von Bürgern. 172/1
Teil einer Stele aus grauem Marmor mit helleren senkrechten Streifen; rechts
und unten gebrochen; oben Kante mit ebener, kräftig gerauhter Fläche, links
Kante, Fläche mit feinem Zahneisen geglättet. Die fein geglättete Schriftfläche
war von einem erhöhten, an den Ecken kräftig profilierten Rahmen umgeben,
dessen Schauseite abgeschlagen ist (vgl. Abb. 24). Rückseite mit Spitzeisen rauh
geebnet, Zementspuren. b. m. 0.695, h. m. 0.545, d. m. 0.21; Schriftfläche b. m.
0.57, h. m. 0.35; Rahmen h. m. 0.05.
82
r
Buchstaben: sehr zierlich und sorgfältig, Z. 1-2 teilweise feine Apices oder
verdickte Hastenenden. h. Z. 1-2 0.013-0.016, sonst 0.009-0.012.
Fundort: unter der heutigen Phalerischen Straße, neben Resten der Stadt-
mauer. Jetzt EM 8095. Abb. 23. 24.
O.F.A.
Ed.: KuMANUDES, IlaALYYEVcofo 16. 1. 1867; PERVANOGLU, Philo[ 25, 1867,
338 [DuMONT, RA 21, 1870, 319] KoEHLER, IG II 982; KIRCHNER, IG II/III2 2331.
Lit.: KuMANUDEs, 'A{}iivawv 1, 1872, 10; WAcHSMUTH, St. A. I 628; II 198
A. 3. 215f.; HIRSCHFELD, Sb Leipz. 1878, 24; A. MILCHHÖFER, Athen, 1884, 5; LE
BAs-FoucART 183; CuRTrus, Stadtg. LXXIX. 238; KIRCHNER, Hermes 28, 1893,
143; GGA 1900, 456; FERGUSON 237. 289; KuENZI 51; JuDEICH 90. 95. 141 A. 2;
DINSMOOR, Archons 256; AL 153. 189; WREDE 26; PRITCHETT-MERITT XXVIII;
SCRANTON 118.
Erg.: Kum. Z. 7 Ki. (Z. 1 Koe.: ot[l\c ,; ......... xat], doch muß Z. 1 die
Namensliste rechts nicht unbedingt gleichweit überragen, zudem waren
vielleicht die Demotika abgekürzt).
Datum: Archon Sosigenes 172/1 (DrnsMOOR, AL 189; PRITCHETT-MERITT
XXVIII).
6* 83
des Eurykleides (PA 10186; RE VI 1329; BELOCH2 IV 2, 81); Echedemos,
191/0 als Gesandter in Rom (PA 6168; RE V 1907f.; FERGUSON 285f.)
zusammen mit Diokles (PA 4026). Ob die Schenkung Teil eines auf die-
sem Weg finanzierten Bauprogramms wie in 13 (so KuENZI 51) oder Ein-
zelunternehmen einer Gruppe prominenter Bürger ist, läßt sich nicht ent-
scheiden (vgl. U II C). Türme wurden als repräsentative Objekte in bei-
den Fällen gern gewählt (vgl. 55. 83 und zu 13); unsre Inschrift zeigt, wie
man daran öffentlich seine patriotische Gesinnung demonstrieren konnte.
Ein Anlaß für diesen Bau ist nicht faßbar, sofern es sich nicht um sehr
verspätete Reparaturen nach Philipp' V. Angriff (so JuDEICH 95; FER-
GUSON 289) bzw. um eine daraufhin erfolgte Verstärkung dieser bisher
nie angegriffenen Front der Stadtmauer handelt. Die Inschrift bezieht sich
wahrscheinlich auf den Turm an der heutigen Leophoros Syngrou (ScRAN-
TON 118 denkt unverständlicherweise an den Piräus). Er zeigt einen recht-
eckigen Umbau in Breccia über rundem Porosfundament (vgl. oben S. 16),
der aber nicht sicher mit der Inschrift zu verbinden ist, wie überhaupt
avE{hptav über die Art des Baus (möglicherweise Umbau des Oberteils
in Stein?) nichts aussagt.
ELEUSIS
Die Baugeschichte des Peribolos ist vom späten 7. bis ins ausgehende
4. Jahrhundert von NoACK eingehend beschrieben (Eleusis 30ff. 70ff. 90ff.
183ff. 202ff.; ergänzend und berichtigend in manchem KuRUNIOTIS, Delt.
1931/32, Par. 18ff.; 1933/35, 54ff. Par. lff.). Fortifikatorisch nur der süd-
östliche Abschnitt des Stadtrings - das schwache Diateichisma A-W-X hat
wesentlich sakralen Charakter -, ist es als -csi:x,o~ -cou LEQOU (IG II/III2
1682, 2) häufigeren Umhauten mit den Veränderungen des Heiligtums
unterworfen und wird auch mit den Sakralbauten verwaltet und bezahlt
(18. 20).
Die Stadt selbst nahm Plateau und Hänge des nordwestlich anschlie-
ßenden, die eleusinische Ebene hier vom Meer trennenden schmalen Hügel-
zuges ein; das westliche Drittel ist heute mit dem außerhalb liegenden
hellenistischen Fort (PHILIOS, Prakt. 1892, 32f.) durch Steinbrüche be-
seitigt (noch sichtbar Hesp. 18, pl. 10 fig. 2). Ummauert war ein einiger-
maßen regelmäßiges, ungefähr 200 m breites und 450 m langes Rechteck.
Von N-P ist der Mauerverlauf (dazu KuRUNIOTIS, Eleus. 1, 202ff.; Delt.
1930/31, 30; TRAVLOS, Hesp. 18, 1949, 143f.) nur durch einzelne Breccia-
blöcke, von P-R durch Felsbettungen bestimmt; zwischen A-T ist weit-
gehend ein Sockel stark bossierter Polygone mit großen Zwickelsteinen
aus blaugrauem Eleusiskalk erhalten (Abb. 25), stellenweise mit orthosta-
84
PREHUTORIC
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ANCIENT
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ELEUS~S
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85
tenartigen Brecciaquadern (Hesp. 18, pl. 12 Fig. 2) überbaut. Ein Stein-
sockel aus gleichen Polygonen, teilweise über Breccia- oder Porosfunda-
mentierung, steht ebenfalls von K-N (WREDE Abb. 79); die Türme Nl
und M zeigen Polygon mit geglätteten, gespitzten Außenflächen (WREDE
Abb. 13). über diesem Sockel liegt ein im Charakter ähnlicher Umbau in
polygonen oder trapezoidalen Quadern, deren Bosse aber mit Spitzeisenril-
len verziert ist (WREDE Abb. 79). Darüber als Ersatz ursprünglicher Lehm-
ziegel vereinzelt Oberbau aus Spolien und opus incertum. Archäologische
Evidenz zur Datierung fehlt, doch weist die Ähnlichkeit des Polygonsockels
mit dem pisistratischen Mauersockel (WREDE Abb. 12) auf gleichzeitigen
Bau der ersten Stadtmauer, die auch bei A und K genau die Linie des
Diateichismas aufnimmt. Ein Umbau in gerillten Quadern wie zwischen
K-N ist auch zwischen K-O zu beobachten (NoACK Taf. 31 d; WREDE
Abb. 78), aber stratigraphisch und bei dem in Eleusis über Jahrhunderte
heimischen Polygonstil (vgl. die Akropolismauer, nach KuRUNIOTIS, Delt.
1933/35, Par. 2lff. 4. Jh.?) auch stilkritisch nicht sicher datierbar (Anfang
4. Jh.: KuRuNIOTIS, Eleus. 1, 208; WREDE 31 nach NoACK 72); die Stein-
bearbeitung ähnelt dem gerillten Schrägschnittstil mittelgriechischer Mau-
ern (U III C). Noch weniger ist eine Zeit für die Brecciareparaturen an-
zugeben.
An Toren sind neben der Pylis L gesichert: 1. N mit flankierendem
Rechteckturm und quadratischem Torhof, der sich parallel zur Mauer öff-
net. Der Unterbau ist pisistratisch (WREDE Abb. 13); Reste des Verschlus-
ses wie genauere Beschreibung fehlen (bei KuRUNIOTIS, Eleus. 1, 203f.;
vgl. Plan Delt. 1933/35, Par. naesh S. 48). 2. Q, nur durch Lücke der Fels-
bettungen und Wagengeleise kenntlich (TRAVLOS 144). 3. U, mit flankie-
rendem Rechteckturm; heute unter dem Kustodenhaus (alle Angaben feh-
len bei KuRUNIOTIS, Eleus. l, 208; TRAVLOS 143).
86
l:TOIX. [- - - - - - - - - - - - - h]oi:; ff.auxo-
[v - tygaµµa-tcuc - -] MMMM P" 111 H
0.04 (etwa zwei Zeilen) frei
- - - - - - - - - - - - - - 'tOV "JCUQYOV
5 - - - - - - - - - - - - - oav xai nag-
[o,[öa;? - - - - - - - - -]va ,o ö; -eo ß-
[6QcLOV - - - - - - - - - - -]xovta xat
- - - - - - - - - - - - - - - - zgyatca-
[itm - - - - - - - - - - - - - - ] v µcoav
10 [- - - - - - - - - - - - - - xahoLxoö
- - - - - - - - - - - - - - - - - aµcva
[______ - - - - - - - - - - , Ja; nu-
[Aa; - - - - - - - - - - - - - aQy]ugo
----------------~A
87
Die Inschrift kann zeitlich zu diesen Bauten gehören, doch läßt sich eine
nähere Beziehung nicht herstellen (wenig wahrscheinlich die Verbindung
des Textes mit Akropolisreparaturen der Dreißig Tyrannen bei P ALAIOS
175).
~TOIX. - - - - - - - - - - - - - - - JtOL~<Jl,L 20
10
[- - - - - - - - - avvfü,]aw, ,:~v ö' ÜÄÄ'YJV EQya[a[av . . . . .]
88
68
90
Weiter ist ein dem früheren entsprechendes sµµ6x1>.wv, Auflager für den
Sperrbalken an den Türpfosten oder Ausarbeitung dafür an der Innen-
seite der Türflügel (KuRUNIOTIS 196), und ein einpassender eschener
(µe1>.tvoi;, vgl. IG 11/1112 1672, 155) Sperrbalken (µoxMi;) mit Durchboh-
rungen für die Sperrbolzen und zweiseitigen (füxci: = füxfjt) Handgriffen
(1>.aßai;) herzustellen. § 2, Z. 9-23: Megarisches Tor. Zunächst Z. 10 Maße
für die Türflügel, 10-12 Fuß Höhe (im philonischen Arsenal )5 Fuß, IG
11/1112 1668, 30ff.; beim städtischen Eleusinion 10 Fuß, IG 11/1112 1672,
131), 4 Fuß (es folgten eventuell noch Bruchteile) Breite; Z. 11 verlorene
Stärkeangaben. Zwei Türpfosten (rca(_)acn:aÖEi;) mit sauber geglätteten
(&rcosEiv) Stoßflächen (aQµot) sind mit halbfüßigen Dübeln (y6µcpot) aus
Esche oder Ulme (m:EMi:voi; auch IG 12 313, 27. 133; IDel 504 A 15) am
Torgewände zu befestigen; dazu gehören vermutlich noch die Leim- oder
Zementarbeiten (xoU~aEL x6AAEL, statt x6AA1']L) Z. 14. Für die Türen selbst
ist Z. 15 Stärke der Querrahmen (tvya) und der &nitvya (nicht einhellig
erklärt, wohl rückseitige zusätzliche Querrahmen oder Diagonalbretter wie
beim Stadttor der Frarn;ois-Vase; vgl. näher U III B) angegeben, die ge-
rade und fest -wi:i; 'ÖrcaQxovatv .. (dem alten Rahmen?) aufzunageln sind,
bei Verwendung neuer (xcü ~Aoti; scp'l']AWGEL -ra tvya M]xa xmvoi:i; erg. Kur.)
bzw. Ersatz alter beschädigter Nägel; starke Nägel zum Schmuck wie zur
Verstärkung sind bei Toren üblich (vgl. dazu U III A). Z. 18-20 schreibt
wiederum Herstellung eines A'l']voi; und eines eschenen Sperrbalkens vor,
in den Löcher für den Sperrbolzen (ßa1>.avoi;) zu bohren sind (TETQiivm, vgl.
IG 11/1112 1665, l 7ff. 1672, 176. 1678, 5). Z. 21-22 folgen ergänzungs-
bedürftige Einzelteile: Seile zur Bedienung des Sperrbalkens (a-r(_)ocpEi:a),
Metallringe (&µcptÖEm, als Führung für die Seile - so KuRUNIOTIS 198 -
oder für Verschluß bolzen, Türriegel? Vgl. U III B) und Nägel, wie Z. 17.
§ 3, Z. 23-25: Seepforte(?). Erhalten nur Anfertigung eines eschenen,
eine Handbreit starken (rca1>.aa-r~, IG 12 372, 35; II/lll2 1665, 10; XI 2,
287 A 95) Sperrbalkens von sechs Fuß Länge (exrcovi; = esarcovi;, vgl. IG
12 313, 93). § 4, Z. 25-29: Stadiontor. Beide Türflügel erhalten - vermut-
lich überlappende - Beschläge aus gehärtetem Eisen (arnµw~ww; ähnlicher
Türbeschlag in Epidauros, IG IV2 l, 102 Z. 61) an den Rändern; anschei-
nend wird auch der Türrahmen (xavovti;) ausgewechselt, Z. 26. Der Angel-
zapfen erhält eine Holzverstärkung (war er ausgebrochen?) und wiederum
wird ein A'l']voi; angefertigt.§ 5, Z. 29-35: Südtor (das Seetor des Peribolos,
B, heißt v6noi; rcvArov: IG 11/1112 1672, 306). Wie § 4 anscheinend Türbe-
schlag und Ersatzrahmen, dessen Maßangaben verloren, Z. 29-30. Es folgt
wieder Herstellung eines A1']v6i;, der Sperrbalkenauflager und vermutlich
auch des Sperrbalkens selbst. § 5, Z. 25-27: Pylis V. Wie in §' 3 Anferti-
gung eines passenden Sperrbalkens.
Während also die Pforten nur neue Sperrbalken erhalten, werden an
91
den großen Toren die Lager- _und Verschlußvorrichtungen, teilweise aber
auch die Türflügel selbst erneuert; ob es sich um bloße Reparaturen oder
Einbau verbesserter Verschlüsse handelt, ist nicht zu entscheiden. Bei kei-
nem der Tore sind irgendwelche Reste der genannten Vorrichtungen er-
halten, wie überhaupt naturgemäß Einzelheiten der Verschlüsse gerade
bei Festungstoren selten noch erhalten sind (Zusammenstellung und Dis-
kussion des Materials vgl. U III A; neuere Literatur zu Türverschlüssen
auch bei PRITCHETT, Hesp. 25, 1956, 234f. Inschriftlich am besten ver-
gleichbar die Türarbeiten IG II/IIl2 1672, 150ff., ausgewertet von EBERT
52ff.). Jedoch zeigt das Seetor des lykurgischen Peribolos (NoACK 205ff.,
Abb. 80. 81; ergänzend KuRUNIOTrs 194f., Abb. 2. 3) unter späteren Um-
hauten noch die zwei alten Pfostenbasen mit flachen rechteckigen Bettun-
gen für die naQaO"'taOE~, im westlichen Torgewände darüber zwei der
Dübellöcher. Der rückwärtige Teil der Pfostenbasen hat quadratische
Lehren für die Angelzapfen; in die eine ist noch eine runde Pfanne aus
kräftigem Bronzeblech, 0.09 im Durchmesser, mit Blei eingegossen: der
A'l'JVO~ (KuRuNrOTrs 195 Abb. 3; ähnliche A'l'JVOL mit flachem Boden in
Olynth, vgl. Olynthus VIII 253f. X 295f., in Delos die entwickeltere Form
mit muldenförmig vertieftem Boden, Delos VIII 2, 284ff.; weiter U III A.
Damit findet auch Ausarbeitung, Bleiverguß und Bronzeverkleidung der
i;6QµoL des Plutoniums, IG II/IIl2 1672, l 75f., ihre Erklärung). Dagegen
fehlen alle Spuren von Auflagern für Sperrbalken (in Aitolien können
sie häufig in die Mauer selbst zurückgeschoben werden).
92
tanie); Syll.2 587] K. HARZBECKER, Die eleusinische Rechnungsurkunde von 329/8,
1920 (Verbesserungen durch neuen Abklatsch); KIRCHNER, IG II/III2 1672 mit
add., p. 812.
Lit.: TsuNTAS, AE 1883, 253ff.; FoucART, BCH 7, 1883, 387ff.; Les mysteres
d'Eleusis, 1914, 404; CHOISY, Et. 217ff.; NEBE, Diss. Philol. Halenses, 8, 1887, 88ff.;
SwoBODA, WSt 10, 1888, 279ff.; F. DuRRBACH, L'orateur Lycurge, 1890, 96ff.;
RuBENSOHN, Mysterienheiligtümer in Eleusis, 1892, 92ff.; JdI 70, 1955;2. 5ff. 16ff.;
KöRTE, AM 21, 1896, 324; Gnomon 1928, 240; G. HucH, Die Organisation der
öffentlichen Arbeiten im griechischen Altertum, 1903, 11; FRICKENHAUS 10. 17. 35.
37. 42; DöRPFELD, AM 31, 1906, 149; KOLBE, Phil. Wo. 27, 1907, 330; LATTERMANN
42. 47; BCH 32, 1908, 299f.; CASKEY, AJA 14, 1910, 303. 305 A. 2. 308; EBERT
38f. 42f. 53ff.; A. ELTER, Ein athenisches Gesetz über die eleusinische Aparche,
1914, 40; KuNsT, Phil. Wo.39, 1919, 493ff.; BANNIER, Phil. Wo.40, 1920, 43; SALAC,
Sbornik F. Grohovi, 1923, 130; H. KLENK, Die antike Tür, 1924, 27f. 36f. 37. 4lf.;
CHANDLER, JHS 46, 1926, 8; F. NoAcK, Eleusis, 1927, 70 A. 2. 91. 116. 187. 205.
208ff. 287. 304f.; SEG III 139; DAVIS, AJA 34, 1930, 15; DINSMOOR, Archons 159.
210ff. 370f.; KuRUNIOTIS, 'E1.wcrtvwxa 1, 1932, 189. 192ff. 197ff.; Delt. 1934/35,
82ff. Par. 7ff. 4lff.; AM 66, 1941, 240; KAHRSTEDT, AM 57, 1932, 17; Staatsg.
347f. 349ff. 357; A. W. PARSONS, Corinth III 2, 292; WILHELM, Abh. Berlin 1941
nr. 4, 4. 6; TRAVLOS, Hesp. 18, 1949, 140ff.; PRITCHETT, Hesp. 25, 1956, 236. 283f.
286. 302ff.
Im folgenden ist nur die Abrechnung der 1. und 2. Prytanie = IG II/III 2
1672 Co!. I, Z. 1-78, wiedergegeben; der übrige Text behandelt keine militäri-
schen Bauten mehr.
94
LV ML Jt't]AOIIElJCJ''tO'UCJ'LV xat "CU i;vt-a uvaxoµ[aaCJ'LV xat 'tOV XEQUµov, avl\QUCJ'LV
EI;, "COOL avl\QL OLXOCJ'L't(J)L V
30 1-!!! : fJµcQOOV : .6..6.r : XEcpa : HH.6..6.r : Y)AW[v a,:]attµov JtEQL "CO 'tct;<oc; :
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F' r 1-1-1- rn :JtUQU <Plt-wv-
oc; iix 1:oii 811acl : iiml;fo1:EL xat im:aywyEt 1:otc; iiQyaaaµ§voLc; iiJtt iooL JtlJAOOVL
ML "COOL JtVQYWL "COOL JtUQU 'tO-
v JtlJAOOVa, ,:ijc; fJµeQac; l\uotv OLXOCJ'L'tOL [V 1-] 1-!!! : 'r]µEQOOV : .6. r !! : Xccpa :
.6..6..6..6.1-1-lH : µwttw·w"ic; 1:otc; iiQyaaaµev-
mc; EV "COOL LEQOOL, uvl\QUCJ'LV Mxa, UJtO ,:ijc; tE'tQUl\oc; la,:aµevou 'tO'U 'Exa,:ov-
ßmoovo : "COOL uvl\QL otxoa['t(J)L : 1-!!!
fJµcQOOV : .6..6..6..6. : Xccpa : fil H : Ü;<QL ,:ijc; 'tQL't't]c; EJtL OEM 'tOU Mc'tUYEL'tO :
XE(flUAULOV uvaM,µa,:oc; : Tfil HF' .6..6. r 1- 1-!! C : JtE-
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40 ElJCJ'tVL JtUQU ,:aµlou [a],:Qanwnxoov xat JtaQ' u;rcol\1,x,:oov xat JtUQa 1:oii 'tQUJtE-
l;[,:ou : TTXfilHHF'.6..6.l!!HCT · vv
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CJ''tU't't]L, 1:ric; fiµEQac; EXUCJ''t(J)L = iu de; ..-r1
JtQU'ta : xEcpat-m : HHH.6..6.1-1-1-1- : iima1:a't't]L ö11µoalwv µwttoc; : [.6.] ·
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[Q~a] aa[L] de; 1:0 {}fo1:Qov xat ßw1-oxon:~-
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95
96
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7 Mauerbauinschriften 97
Der Rechenschaftsbericht stellt keine normale Übergabeurkunde der eleu-
sinischen Verwaltung dar, sondern vereinigt einen Jahresbericht über
Bauausgaben für 329/8, eine Abrechnung über Landpachten für die
Amtsperiode 332/1-329/8, über Getreidezehnten für 329/8, Opferstock-
gelder und schließlich ein Inventarverzeichnis von Baumaterialien (zu
Aufbau und Formular näher U I A). Der Jahresbericht 329/8 ist prytanien-
weise gegliedert und nennt jeweils Kassenstand (getrennt für Tamiai und
Epistaten), die einzelnen Ausgabetitel (Materialkauf, Transport- und Ar-
beitslöhne, Aufwendungen für Staatssklaven und Kultzwecke) und die Ge-
samtausgaben. Befestigungsbauten waren in Prytanie I. II, weiter vermut-
lich in III. IV (erhalten nur der Rest von Pryt. IV, IG II/IIl2 1672, 78ff.,
wo Z. 110 noch ,:bnow;; für Arbeiten am :rcaQoÖo; .ou i:clxou; aufgeführt)
verrechnet; verstreute Restposten für Türme außerdem in Pryt. VI (IG
II/III2 1672, 203f.: vier :rcAtvih,ia, Fensterrahmen- oder Verschalungen)
und X (IG II/IIl2 1672, 236 ... d; wu; :rcv(.lyou;), einzelne Material-
lieferungen für Tore, Türme und Mauern im abschließenden Inventar-
verzeichnis (IG II/III2 1672, 305f. 308. 310; vgl. dazu KUNST 500f.;
EBERT 50).
Die Tempelbehörde, sieben e:rcuna,:m 'EAsucrw6\'tsv, zwei ,:aµ(m i:oiv -&wiv
und ein Schreiber (mit vierjähriger Amtszeit, vgl. ScHWAHN, RE IV A
2114; das Kollegium dieser Periode namentlich aus IG II/III2 1544 be-
kannt), fungiert gleichzeitig als Baukommission, ähnlich wie in Delos;
allerdings gehören ihr in Eleusis keine besonderen Bauepimeleten an (vgl.
U II A). Einen technischen Leiter erforderte der Bau sicher, doch selt-
samerweise wird ein Architekt, ,wie er üblicherweise den Kommissionen
beigeordnet ist, nur in Prytanie I, Z. 11, entlohnt (falsch der emcri:ai:11;
611µocr(mv, Z. 5. 42, bei NoACK 305 A. 1 als Bauaufseher).
Die Arbeiten werden im Werkvertrag in kleinen Losen vergeben, die
verschiedentlich noch unter mehrere Unternehmer aufgeteilt sind; anderer-
seits ist gleichzeitige Übernahme mehrerer Arbeiten durch einen Unter-
nehmer möglich (U II B). Ein Teil der Ziegel-, Verputz- und Dacharbei-
ten ist durch Handwerker und Hilfsarbeiter im Tagelohn ausgeführt (Z.
26ff. 44ff. 60ff.) - ein noch sehr altertümliches Verfahren; nicht am Bau
beteiligt sind offensichtlich die 17 Staatssklaven (vgl. Z. 4f. 42. 70). Das
Material wird stets vom Staat gesondert beschafft, lediglich beim Fun-
damentbau Z. 9 vom Unternehmer gestellt (genau umgekehrt in 11, vgl.
oben S. 65 und U II B). Zuständig ist für Bauarbeiten die Kasse der Epi-
staten (der Kassenbestand der Tamiai bleibt stets gleich), die ihr Geld
üblicherweise durch die Apodekten aus den ordentlichen Staatseinkünften
erhalten (Pryt. V. VI, wohl auch I); in Pryt. II werden 13 770 dr. 5 3/4 ob.,
Z. 39, durch Apodekten, Kriegskasse und einen Privatbankier vorgeschos-
sen - eine außerordentliche Zusatzbausumme oder ein Vorschuß auf die
98
laufenden Zuwendungen wegen größerer Arbeiten. Da von diesen durch
Ratsbeschluß für Festungsbauten festgelegten Geldern, Z. 44, nur noch
5414 dr. 1 1/2 ob. Ausgaben erhalten sind, wurden in Pryt. II oder III
und IV weitere größere Befestigungsarbeiten durchgeführt, deren Auf-
zeichnung bis auf die oben erwähnten Reste verloren ist. Berechnet wird
Ziegelarbeit nach Tausendpreis, Steinarbeit im Stückpreis (jeweils Trans-
port und Versatz; nur einmal Z. 54 Steinversatz im Längenmaß), Zusatz-
arbeiten pauschal (zu den Preisen U II C). Im folgenden si~d nur die
reinen Befestigungsbauten berücksichtigt (für alles übrige die zitierte Lit.,
v. a. HARZBECKER mit durchlaufender Einzelinterpretation und Liste von
Unternehmern, Löhnen und Preisen).
Die Arbeiten betreffen folgende Teile des Peribolos: a. ,:o &va1.riµµa ,:o
3taQa i:ov JtUQYOV ,:ov cri:Qovyu1.ov, Z. 20, die das NO-Ende des perikleischen
Peribolos mit dem pisistratischen Diateichisma verbindende Mauer E-F
(überzeugend nachgewiesen von KuRUNIOTIS, Delt. 1933/35, 82ff.). b. ,:o
ÖLai:d;,:tcrµa .... xat ot rtuQyot xat o rtut.oov xat ,:o <ÖLai:d;,:tcrµa oder n,i:xo~)
rtaQa i:ov KriQuxwv oixov ÜXQL ,:fj~ rtu1.t60~ ,:fj~ &rtavtQoxu wu ßo1.(;,:ou,
Z. 24-25. Lehmziegelarbeiten wie die Bezeichnung Diateichisma sind nur
für den als innere Schutzmauer des Heiligtums in Gebrauch gebliebenen
Teil F-K der pisistratischen Lehmziegelmauer denkbar (NoACK 208ff. für
F-H; die später aufgedeckte Strecke H-K richtig von KuRuNIOTIS, Delt.
1933/35, Par. l lff. mit einbezogen). Ilu1.oov sind dann die Kleinen Pro-
pylaeen, die Pylis beim Heros Dolichos lag vermutlich bei K. Daß zwei
Diateichismata aufgezählt werden, ist bei der Teilung des Abschnitts durch
ein Tor leicht erklärlich (keinesfalls ist das zweite mit TRAVLOS 140ff. als
Strecke Y-Z-L anzusetzen; diese höchstens 0.80 starke Mauer aus un-
regelmäßigen Blöcken, Feldsteinen und Lehmmörtel mit Ziegelscherben,
Abb. 26, ähnelt der Nordmauer des Heroldsbezirkes, Delt. 1933/35 Abb.
10-11, und kommt als Befestigung nicht in Frage; vgl. jetzt auch BCH 81,
1957, 509f.). Auch in Pryt. II wird an diesem Diateichisma (Z. 39) F-K ge-
arbeitet, denn der zerfallene Turm Z. 44-45 ist eindeutig als F bestimmt
(DöRPFELD 149; NoACK 21 If.). Hier wird also lediglich die innere Hof-
mauer erneuert; für die etwa gleichzeitige Erweiterung des Peribolos nach
Süden A-C-D in massivem Steinbau (NoACK 202ff.; gegen Datierung um
370 durch KuRUNIOTis-TRAVLOS vgl. ScRANTON 123ff.) und das sog. lykur-
gische Diateichisma A-W-X muß eine eigene Bauurkunde existiert ha-
ben, zumal die hier verbleibenden Gelder für diesen Neubau keinesfalls
ausreichen. Nun die Arbeiten im einzelnen.
Fundamentbau, Z. 8-11, (vrtoAOY'YJ Teichobat, vgl. U III B) von rund
12 1/2 Klaftern = 24.50 m (Arbeiten nach ÖQyua( auch in Delos berechnet,
IG XI 2, 161 A 58f. 287 A 104f.; BCH 32, 1908, 83 Z. 6; vgl. auch Stifter-
liste BCH 44, 1920, 307ff.), zu dem Holzpflöcke oder -keile (acpfjvm) ge-
7• 99
kauft, gesägt und geteert werden (Z. 14f.; vgl. ebenso Teeranstrich zur Im-
prägnierung von Holzwerk Z. 69; IG II/III2 1672, 170. 179.; 11, 90). An-
scheinend sind wie in 11, 44 Holzklammern oder Dübel im Fundament ver-
wandt. Ob auch die Mennige, Z. 12/13, zu Mauerarbeiten wie Z. 69 dient,
ist nicht ersichtlich. Die Lage dieses Mauerstücks ist nicht zu bestimmen,
doch ist es seiner Länge wie der eben genannten Gründe wegen kaum ein
Teil der Peribolosneubauten. Mauer E-F, Z. 19-23. Nach Säuberung der
evöwµm, vermutlich der Anschlußstelle an den Rundturm E (die Deutung
hier wie 11, 50 nicht einhellig, vgl. NoACK 287; U III B. Während es sich
11, 50 wie bei den evöctµoL i:oü i:clxou~, für die nach dem Materialver-
zeichnis IG II/III2 1672, 308 Hölzer verwandt wurden, eher um Holz-
anker im Lehmziegelmauerwerk zu handeln scheint, muß es sich hier wie
IG II/III 2 1671, 22f. um Verbandstellen im Steinbau handeln), wird Ver-
satz von 370 Vierfußquadern aus Piräus- und Aiginakalk, Bruch, Trans-
port und Versatz von 155 ;\,WoL ugougaioL uvnn,Oeµi,voL sowie Antransport
von 26 000 Ziegeln (dhvELv für Ziegelherstellung wie Z. 55f.) berech-
net. Harter Poros von der Akte (IG II/III2 1665, 24. 1668, 16) und
aus Aigina (IG I2 373, 13; II/III2 1666 A 25) wird in Athen häufig ver-
baut; ugougai:o~ ist Breccia (DöRPFELD 149). A[{}oL uv.m{}eµcVOL sind Futter-
steine für Hinterfüllung oder Mauerkern (uv.L{}eµai:a auch die schmuck-
losen Steine auf der Innenseite des Triglyphs, vgl. EBERT 31). Erhalten
sind von der 2.00 starken Mauer E-F drei Fundamentschichten in Poros
und Breccia und eine Euthynterieschicht aus Eleusiskalk; darüber liegt
entweder direkt Breccia im Läufer-Binder-System, oder zunächst feine
Porosspiegelquadern (wie im perjkleischen Peribolos verwandt) und dann
Breccia. Die Mauer bindet in die in gleicher Technik reparierte Rückseite
des Turmes E ein; ihre Innenseite ist ungleichmäßig, teilweise durch eine
unfundamentierte Lehmziegelmauer verstärkt (vgl. NoACK I85f.; Taf. 12.
22 b. 41 c; KuRUNIOTis, Delt. 1933/35 Abb. 17-19. 41. 44). Teile der ur-
sprünglich perikleischen Mauer E-F waren also eingestürzt und werden
329/8 mit vorhandenen Porosquadern des perikleischen Baus (daher kein
Bruch und Transport verrechnet) oder mit Breccia repariert; denn für
einen Neubau reicht das Material nicht aus. Daß die Innenwand keine
Ansichtsseite erhält, spricht für die auch aus andern Gründen angenom-
mene Zuschüttung der Siroi beim Bau der philonischen Stoa. Die Lehm-
ziegel wurden als innere Verstärkung oder für den über dem Niveau der
Hofterrasse aufgehenden Oberbau verwandt (zur Situation NoACK 191
Abb. 77).
Kleine Propylaeen und Turm HI, Z. 24-32. Nur das Forträumen des
Schutts der beschädigten Lehmziegelmauer, craii:ga, Z. 24-25, erfolgt auf
der Gesamtstrecke F-K; dann werden für ii:u;\,oov und ii:vgyo~ (sicher Hund
HI, vgl. Z. 31) 5000 Ziegel, drei Maurer zum Ziegelversatz (itt..Lv,Ooßot..ci:v),
100
sechs Hilfsarbeiter zum Ziegeltragen, Mörtelanmachen (:n:ri1i.ol\rncri-Ei:v, U
III B) und Gerätetransport (Gerüsthölzer, Wasserkrüge), ein Quantum
Nägel, und schließlich ein eml;foi-ri;, Spezialarbeiter für Glättung der
Mauerfläche oder Abarbeiten des Werkzolls (vgl. DrTTENBERGER not. 31),
und ein u:n:aywyeu; (U III B), Gipser für den Verputz, bezahlt. Der Lohn
ist grundsätzlich für ot-x6crnoL, sich selbst verpflegende Arbeiter, .berechnet.
Turm und Tor erforderten demnach nur geringfügige Reparaturen am -
nicht erhaltenen - Lehmziegeloberbau. Umfangreicher sind die Arbeiten
am "alten, eingefallenen Turm" F, Z. 44-60: Wegschaffen von Schutt
(x;ou;) und alten Ziegeln, Zerschlagen der Ziegel (zur Wiederverwendung,
vgl. Z. 55). Reinigung der Baugrube für den Steinsockel bis zum gewach-
senen Boden (cri-EQL<pov, vgl. Z. 76/77; zur Bedeutung von ava-xcd}alQw,
vgl. auch Z. 19. U III B; hier wurde tatsächlich das gesamte alte Funda-
ment entfernt). Bruch, Transport, Versatz und Abarbeitung des Werk-
zolls (el;aywy~, Z. 51/52, vgl. U III B; falsch als „Abtransport" bei HARZ-
BECKE'R; KuRUNIOTIS 4 7) von 304 Brecciaquadern für das cri-Qfüµa, den
eigentlichen Teichobat, und für e-x i-ou ev.o; avi-tcri-Qwcrm, eine massive
Steinfüllung des Turmes bis zur Hofhöhe (ähnlich dem :n:Ä~Qwµa 10, 83/
84). Versatz von 34 über der Breccia zu verwendenden aiginetischen Po-
rosquadern; Bruch, Transport und (nach Klaftern berechneter, vgl. oben
Z. 9) Versatz von 21.25 meine Elle = 0.492 starken eleusinischen Poros-
quadern. Kauf, Transport und Versatz (diesmal durch Unternehmer im
Tausendpreis, wie 1-9) von 24 500 Ziegeln, wovon 14 000 aus zerschlage-
nen alten Ziegeln, 9000 aus neuem Lehm, 1500 aus dem Vorjahresbestand
(yeoovwv, sonst nirgends belegt, bezeichnet den reinen Materialpreis der
Ziegelerde, vgl. U III B. Zu den Ziegelpreisen mit Vergleichszahlen PRIT-
CHETT 286f. und U II C; der Versatzpreis im Piräus 395/1 ist 12-15 dr.,
vgl. oben S. 33); das Ziegelmaß ist 1 ½ Fuß = 0.45X 0.45 (anders NoACK
70 A 2: 0.492, doch vgl. U III A). Turm F war wohl durch den Schub der
in der Mitte des 5. Jahrhunderts hinter der verstärkten Mauer E-F (Ku-
RUNIOTIS, Delt. 1931/32, 18ff.) und der Quermauer F-Fl aufgeschütteten
Hofterrasse eingestürzt; auch das erneuerte Fundament zeigt heute noch
diese Schubwirkung. Ein Teil des Neubaus von 329/8 ist erhalten (NoAcK
2llff.; Taf. 12. 41 d; berichtigend nach neuer Grabung KuRUNIOTIS, Delt.
1931/32, Par. 4lff., Abb. 43. 45. 46. 47); der Befund bestätigt die In-
schrift. Der pisistratische Polygonsockel ist auf der ganzen Außenfront
des Turmes durch ein Fundament aus Breccia ersetzt: das cri-Qfüµa. Dar-
über geht eine Schale aus bossierten oder geglätteten Porosquadern auf,
hinter der bis zu fünf Schichten Brecciafüllung - sorgfältig im Läufer-
Binder-System, innen aber mit Lückenfüllungen aus Bruchstein - mit un-
regelmäßiger Rückseite erhalten sind: die aiginetischen Steine und die
Brecciafüllsteine von Z. 48. Die Breccia reicht aus, den Turm massiv zum
101
Niveau der philonischen Hofterrasse hochzuführen, dagegen genügen die
34 Porosquadern nicht für die Schale (obwohl sie nur auf der Vorderseite
notwendig ist, da seitlich und von hinten Lehmziegelmauern anschließen);
im Oberteil muß verputzte Breccia die Schale gebildet haben. Der Eleusis-
stein ergibt gerade die Sockelschicht einer Turmkammer mit 1.28 breiter
(1.34 in Turm BI) Tür (vgl. NoACK 213 mit Fig. 84), während die Ziegel
neben dem Turmoberbau auch für die anschließenden eingestürzten Mauer-
teile verwandt wurden (selbst eine doppelstockige Turmkammer benötigt
nur rund 6500 Ziegel). Abschließend werden Z. 60-61 Arbeiter zum Zer-
schlagen und Sieben (ÖLattiiv, U III B) des Lehms für Lehmverputz (ii:n:-
aywysu;) und Tünche (:n:EQtat..Lcp~, vgl. U III A. B) von Mauer und Türmen,
wohl von F-Hl, bezahlt; Z. 73 wird Häcksel als Beimischung zu Verputz
und Lehmmörtel gekauft (vgl. den :n:'Y]M; fixvowµevo; 11, 42. 68. 73).
Unsicher bleibt dagegen, ob die Z. 62-65. 71-73 verrechneten Dach-
hölzer (l\oxo(, Unterzüge; atQWtfjQs;, Sparren; tµavts;, Pfetten, Quer-
latten; xat..aµ(l\s;, Rohrbündel als Ziegelunterlage; iimßt..fjts;, vgl. IG II/
III2 1672, 194, Decklatten zu deren Befestigung; zur Dachkonstruktion 11,
6lff.; oben S. 60ff. und U III B) und korinthischen Ziegel (solche auch IG
II/III2 1668, 58; BCH 26, 1902, 42 Z. 35: im Gegensatz zum lakonischen
Typ, oben S. 63, Flachtafeln und giebelförmige Kalypteres, vgl. DöRPFELD,
AM 8, 1883, 162; LATTERMANN 1908, 299f.; Olynthus VIII 234; PRITCHETT
284. Im Hellenismus sind diese Ziegel billiger, vgl. PRITCHETT 283; da-
gegen Stückpreis in Delphi 342 ebenfalls 1 dr., vgl. FD III 5, 26 IA, 34/35)
zu einem W ehrgangsdach ähnlich dem athenischen von 307 / 4 gehörten
(wie CHOISY 218; NoACK 209 annehmen). Der Text gibt keinen bestimmten
Anhalt dafür; tEXtO()"LV tQL()"LV toi; tY]V :n:aool\ov toü t8LX01J; (l:n:OXEQaµooaaaLV
in Prytanie IV (IG II/III2 1672, 110) kann sich auch auf Verziegelung
offener Zinnen beziehen, die Dachhölzer - wenn sie zu Befestigungen ver-
wendet wurden - können ihrer geringen Stückzahl wegen (NoACK ver-
mutet darum Reparatur eines schon bestehenden W ehrgangsdaches) auch
zu Turmdächern gebraucht worden sein. Die Existenz eines bedachten
Wehrgangs in Eleusis 329/8 oder früher ist daher aus der Inschrift nicht
zu erschließen.
329/8 wird also in Eleusis neben Fundamentarbeiten an einem unbe-
kannten Mauerstück und Reparatur der Mauer E-F in Pryt. I die Wieder-
herstellung des Diateichismas F-K mit anscheinend geringfügigen Repa-
raturen am Oberbau der Kleinen Propylaeen und von Turm HI begonnen;
in Pryt. II werden Turm F und angrenzende Mauerteile erneuert, die
Strecke F-Hl verputzt. Da jedoch noch Gelder verbleiben und die Schutt-
beseitigung für das Gesamtdiateichisma durchgeführt wird, war auch der
Abschnitt H-K reparaturbedürftig. Die Arbeiten stehen ohne Zweifel in
Zusammenhang mit der Periboloserweiterung an der Südfront wie mit
102
den philonischen Umhauten; das Diateichisma als innere Linie behält
seine ursprüngliche Lehmziegelkonstruktion, lediglich Turm F erhält aus
statischen Gründen einen massiven Steinkern. Als Festungsbauten sind sie
Teil der athenischen Aufrüstung nach der Schlacht von Chaironea (oben
S. 35). Bei keiner Mauerinschrift sind die Angaben so genau überprüfbar
wie bei dieser Urkunde.
----------- [MouvL:,::Lcovoi;]
----------- , • 'l']µEV--
----0------ 25 OJtOVÖO: wi:i; -c[ai; OJtOVÖ]
---M------- µ1JO't'l'] : fuay [YEAA01JOL].
- 8
• µLOft 1111_ &va1>.ooµa JtEQL -c[o 'tEL:X:]
[ 'tQL't'l']L] Hohaµsvou V -eo JtEQL -eo LEQ6(-v)·
10 7 - 8
oixol\oµ y 0aQy'1']1>.Lcovoi; EV [ U't'l']L]
10 - 11
Ex.et 1111 30 'tEX'tOLV : OLXO EJtL 't [ a -coii]
l Zeile frei -ce[x l!Qya µwft III·
•
6
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0
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7
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11 12
[Ey] A1J01J()'L "CU EV EX -c[cov] •• .-. ••• füaA.uo ~XLQO<pOQLCOVOi; vouµ
[ E] V'tO µLoft exai; 1111 .13. - .14. . µwtt : ex : 111 'tEX't 111 o [t]xo ful, -c -
--0--M----- • 8 • - •0 • • oixoo[ v v 1--1- 'tEX't - - - - -
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- - - - - - füa1>.uou P
----YO------ .XQ .... 0 ..... AIO-
103
Z. 28 Stein: IEPOE. Schrift schwer lesbar, teilweise völlig geschwunden.
Erg.: Skias. Z. 5 Klaffenbach. Z. 6 Anf. Ki. Z. 6 Ende, 7 Preuner. Z. 9, 12
KI. Z. 13 Ki. Z. 20 KI. Z. 23, 25, 26 Pr. Z. 38 Ki. Abkürzungen: x;aheii(crt)
Z.5, 32; ÖtaA.uou(crt), eyMou(crt) Z.17, 21, 33; -cex-c(6v)otv Z.30, vgl. 38;
UJtl}Qe(-cm~) Z. 35; ÖLax6(vot~) Z. 36; olxo(crt-cot~) Z. 5, 19, 32, 35, 36.
Datum: Soweit aus der schlechten Schrift, Art des Textes und Fundort zu
schließen, Bruchstück einer ähnlichen und etwa gleichzeitigen Bauabrechnung
wie 20.
Die Abrechnung erfolgte im Gegensatz zu 20 monatlich, Col. III (vgl.
U I A). Zu erkennen sind Z. 31 ·mx[ci)V] eQya, sofern Z. 27 richtig ergänzt,
am Peribolos. Beschäftigt sind Maurer (i:exi:ovES', vgl. 20, 26; IG I2 373,
245), Schmiede (xahi,i:s-), Hilfsarbeiter ('uJt'l']QETm) und Handlanger (füa-
xovoL); vielleicht ist daraus auf Tor- oder W ehrgangsbauten zu schließen,
doch läßt sich im Grunde Ort, Zeit und Art der Arbeiten nicht bestimmen.
22. Ehrenbeschluß für den Strategen Aristophanes (Reparatur der Forts Eleusis,
Panakton und Phyle). Kurz nach 236/5
Stele aus weißem leicht kristallinem Marmor, etwas unter der Mitte anpas-
sender Bruch; oben gebrochen, ebenso rechts zum großen Teil. Links, rechts oben
Kante, Fläche mit Zahneisen geglättet; unten Kante, Fläche mit Spitzeisen geebnet
(alter Stelenfuß). b. 0.515, h. 1.37, d. 0.88.
Buchstaben: STOICH, sorgfältig; Hastenenden teilweise mit Knöpfchen. P =
P. h. 0.005-0.006; 00Q 0.004-0.005.
Fundort: Eleusis. Jetzt Museum Eleusis nr. 22. Foto: Dow-EnsoN, Abb. 2 nach
s. 146.
O.F.A.
Ed.: PHILIOS, AE 1884, 137 B; KOEHLER, IG II 5, 614 b [MICHEL 606] KIRCH-
NER, IG II/III2 1299 mit add., p. 672 [Syll. 3 485].
Lit.: PANTAZIDIS, AE 1884, 213ff.; U. v. WILAMOWITZ, Lectiones epigraphicae,
1885, 6f.; DE SANCTIS, Studi di storia antica 2, 1893, 47ff.; BELOCH, Klio 1, 1901,
402; 3, 1903, 321f.; G. G. 2 IV 2, 87f. 527ff.; KoLBE, Festschr. Hirschfeld, 1903, 312ff.;
AM 30, 1905, 76; Abh. Göttingen N. F. 10 nr. 4, 1908, 62; KIRCHNER, Phil. Wo. 26,
1906, 988; W. S. FERGUSON, The priests of Asklepios, 1906, 140; Hell. Athens
199 A. 3. 200. 202f.; AJPhil 55, 1934, 336; WILHELM, Beitr. 55; A. U. III 7. 35.
37 (= SEG III 124); V. CosTANZI, Saggi di storia antica e di archeologia, 1910,
61ff.; JOHNSON, AJPhil 34, 1913, 388. 395. 405. 407f.; K. GROTE, Das griechische
Söldnerwesen der hellenistischen Zeit, 1913, 60; WREDE, AM 49, 1924, 223;
TARN, CIQ 18, 1924, 17ff.; Athenian Studies Ferguson, 1940, 483ff.; CHANDLER,
JHS 46, 1926, 8; RousSEL, BCH 54, 1930, 271 A. 4. 274. 276; DINSMOOR, Archons
15. 18. 97. IO0ff. 171. 180f. 188. 507; AL 31. 82. 154ff.; F. W. WALBANK, Aratos
of Sicyon, 1933, 185f.; KAHRSTEDT, Staatsg. 352 A. 4; FINE, CIQ 28, 1934, IO0ff.;
G. F. GRIFFITH, The mercenaries of the Hellenistic world, 1935, 84f.; Dow-
EnsoN, Harv. Stud. Cl. Phil. 48, 1937, 144ff.; HEuss, St. u. H. 251f.; PRITCHETT-
MERITT XXII f.; KENT, Hesp. 10, 1941, 342ff.; FEYEL, Polybe 98f.; LAUNEY 70f.
462. 640. 645. 895f. 1041f.; PourLLOUX, Rhamn. 86. 133. 136f.; RuBENSOHN, J dl
70, 1955, 3.
104
Der Stein verzeichnet einen Ehrenbeschluß der Garnisonen von Eleusis, Phyle
und Panakton, einen Beschluß des Demos von Eleusis und eine Liste der zur Auf-
stellung einer Ehrenstatue gewählten Kommission; hier ist nur der zweite Be-
schluß = IG II/III2 1299, Z. 51-80, wiedergegeben.
~TOIX. 0e6öotoc; Ll'Y]µOX(.)UtOlJ 'EJ..evcrtvwc; dnev· v EJtELÖr] 'Agwtocpav11c; [e". tE t())L Jt(.)6]-
crttev X(.)OVWL n:01,).ac;xal,µeyaAac;xQElac; JtU(.lECTX'Y]tUL t(J)L ö~µWL t[COL 'Att11vatwv],
yvµvacrtagx6c; tE XEL(.)OtOV'Y]itELc; ÖtE to Jt(.lCOtOV ö ö-ijµoc; CflJVEteA[scre - - -]
a ng6scrt11 ts wu yvµ vacrlov xaAcoc; xal, eucrx11µ6vwc; navta ngattw [v &x6Aovtta to ]-
5 [i:]c; tE v6µoLc; xal, toi:c; tou ö~~wv '4''Y]<plcrµacrLv, v <p1JAUQX6c; tE XEL(.l[otov11ttdc; ev]
tU'UtEL t'ljL emµEAELUL &neöd!;ato tr]V EUlJtOU <pLAonµtav, [xal, µeta tauta E]-
n;l, Avcrtov agxovtoc; EV (i)L EVLavtcoL ö n6t,eµoc; evfot'Y] ÖLc:teAe[crev ev t'ljL tcov -]
Mwv emµEAELUL OUtE tr]V tOU fovtou crcoµatoc; &crcpaAELUV out' [UAAO oufü:v Jt(_)Ocr ]-
ttev nfüµevoc; tau t'ljL nat(_)LÖL crvµcpegovtoc; v, xatacrtatl-d~ [tE crt(_)Ut'Y])'oc; en' 'EA]-
10 ~vcri:voc; de; tov enl, füµwvoc; EVLavtov eneµeA~it'Y] t-ijc; te tcov [cpgovgtwv cpvAax-ijc;]
xal, tcov aUwv cTiv autcoL ngocretattov o\'. tE v6µoL xal, ta 'ljJ'Y]cptcr[µata tou ö~µov, xal,]
EJtL JtUCTL tO'UtOLc; EJtELVEXE xal, EcrtE<pUVWXEV autov ö ö-ijµoc; [ouiliv EAAELJtOVta]
crnovö-ijc; Jt(.)Oc; tr]V JtOALV, V EJt~LVEXE öe xal, ö ö-ijµoc; ö 'EAElJCTLV [twv xal, Ecrtecpavwxc] •
XEL(.)OtOV'Y]itctc; tE to ÖE'UtE(.lOV crt(_)Ut'Y])'Oc; en;' 'EAEvcri:voc; e[ic; tOV EJtL 'ExcpavtOlJ E]-
15 VLavtov v eneµeA~tl-11 t'ljc; tE tcov tELXCOV emcrxEv-ijc; xal, t'ljc; [cpvAax-ijc; tcov <p(.)Oll(.)LWV]
'EAevcri:voc; xal, IIavaxtOlJ xal, <l>vA-ijc;· v EJtEµEA~tl-11 öe xal, önw [c; EX t'ljc; xwgac; ot cri:]-
tOL µet' &crcpaAdac; dcrevexilcocrLv· v ÖLatEAEi: 5E xa1 tötm [toi:c; evtvyxavovcrLv]
xgdac; JtU(.lEX6µevoc; sie; äc; ö.v autov JtU(.lUXUA'l]L, v noUoi:c; [tE tCOV 'EAElJCTLVLO)V]
i\v tCOL noMµwL yeyovev al'.twc; t'ljc; crwt'Y](.)Lac; · önwc; ö.v oiiv n[avtec; ot atgefüvtec;]
20 en' 'EAevcri:voc; crt(_)Ut'Y])'OL <pLAOtLµcovtm navta ta crvµ<pE(.)Ovt[a Jt(_)UttOVtec; &noöet]-
[x]vvcrttm t11v fovtcov crnovöiJv xal, vuv xal, de; to AoLnov dö[6tec; ön ou µ6vov uno]
[t]ou ö~µov tou'Att11vaiwv nµ11tt~crovtm &Ua xal, Jta(.)U tOU ö[~µov tou'EAElJCTLVLWV]
[x]oµwuvtm XU(.)Ltac; cTiv Jt(.)OCT~XEL tlJVXUVELV touc; &yatto[uc; JtO/,Ltac;, &yait-ijL t'U]-
[x]'Y]L, öeMxttm 'EAEvcrLvtoLc;, e:n:mvfom 'AgLcrtocpav11[v] 'AgL[crwµevov Aevxovofo]
25 xal, crtccpavcocrm autov X(.lllCTCOL crtecpavwL xata tOV v6µov e[uvotac; EVEXU xal, <pLAO ]-
[nµ]tac; t-ijc; de; tov ö-ijµov tov 'Att11vatwv xal, tov ö-ijµov t[ov 'EÄEvcrw[wv · xal, &veL]-
[:n:ei:]v tOV crtecpavov tOUtOV ['AACOLWV tCOL na]t(.)LWL &yco[vL. 'Avay(.)U'4'UL ÖE tO
,i,~cpwµa]
[toöe] ev crt~AEL ALttlveL x [al, crt-ijcrm ev tei: a]uAe[i: t] o [u tegou · i:-ijc; öe &vayo-
gevcrewc;]
[tau crte]cpavov xal, i:-ijc; [:n:oL~crewc; xal,] crtacrcwc; i:-ijc; cr.~[A'Y]c; emµEA'Y]it-ijvm i:ov ö~µ]-
105
Erg.: Phil. Z. 2, 4 Koe. Z. 6 Ditt. Z. 7, 8, 10, 12, 13 Koe. Z. 14 Archon Ferg.
Z. 15 Pantaz. Z. 16, 17, 19, 20 Koe. (wenig wahrscheinlich Z. 10 i:EL:;<CÖV
bncrxi,ufjc; Pantaz.).
Wie die andern meist Ehrenbeschlüsse der Besatzung oder des lokalen
Demos für Strategen oder Fortkommandanten darstellenden attischen
Garnisonsinschriften des 3. Jahrhunderts (ihre Bearbeitung in Zusammen-
hang mit der Geschichte der attischen Grenzforts ist notwendig; vgl. vor-
erst WILHELM, Beitr. 54ff.; GRIFFITH 82ff.; KENT 345ff.; für Rhamnous jetzt
PomLLOux 8lff. 106ff.) zeigt die Inschrift das Formular regulärer Ehren-
dekrete mit verkürztem Praeskript (nur Antragsteller wie IG II/III2 1193.
1272. 1279. 1285. 1308. 1309. 1313. Dazu Archontenangabe: IG II/III2
1270. 1280. 1287. 1310. Erweitert durch Sanktionsformel in späteren
Texten: IG II/III2 1286. 1303-1307. 1312; Rhamnous nr. 7. 15. 17).
Ausdruck und Sprachformeln entsprechen weitgehend andern Garnisons-
inschriften (besonders IG II/III2 1304; vgl. allgemein KENT 342ff.; PomL-
LOux 135f.); Vereinigung von Garnisons- und Demenbeschluß auf einem
Stein ist singulär (lediglich IG II/III2 1191, Eleusis, ein gemeinsames
Dekret von Demos und Besatzung). Der gemeinsame Beschluß der Besat-
zungen von Eleusis, Phyle und Panakton, IG II/III 2 1299 Z. 1-50 (ebenso
IG II/IIJ2 1303. 1304), ehrtAristophanes mit Goldkranz und Statue (solche
Basen aus Eleusis: IG II/III2 296,9. 2973; 2971 von den drei Forts), da-
gegen begnügt sich der Demos Eleusis mit einfachem Goldkranz, Z. 25
(will aber nicht hinter Athen selbst zurückstehen, vgl. die für viele dieser
Dokumente aufschlußreiche Übergangsformel Z. 19-23, dazu Z. 12-13; vgl.
weiter LAUNEY 1042f.).
Vom Motivbericht des Garnisonsbeschlusses (Z. 1-15) ist neben Ge-
treidebeschaffung für die Soldaten (nach Erg. Wi., vgl. zu 25) nur noch
Opferleitung bei den Haloen kenntlich, bezeichnenderweise mit Opfern für
Demetrios II (vgl. DrnsMOOR, AL 155f.; TARN l 7f.; Mitwirkung der Stra-
tegen am Lokalkult ist häufig, IG II/III2 1283. 1285. 1304. 1309; Rhamnous
nr. 15-17; vgl. PoUILLOUX 82. 133; LAuNEY 895f.). Das Demendekret gibt,
ähnlich 23 oder IG II/III2 1304, Aristophanes gesamte Laufbahn wieder,
Z. 1-19 (mit z. T. schon früher geehrten Verdiensten, Z. 12f.); sie beginnt
mit Gymnasiarchie (in Strategenlaufbahn auch IG II/III 2 1303. 1309),
Phylarchie (LATTE, RE XX 1009; als Laufbahnbeginn IG II/III2 1307)
und einem Amt wohl militärischer Natur (nicht mehr bestimmbar; [sqio]-
öloov Pantaz. sehr zweifelhaft), Z. 1-9. Im 239/8, Z. 7, ausbrechenden De-
metrischen Krieg, der Attika hauptsächlich durch Plünderungszüge von
106
Megara aus trifft (oben S. 76. 79), ist er als CfTQUT'Y]y6; en:' 'fü.eucrivo;, Kom-
mandeur des nordattischen Militärbezirks mit Eleusis, Panakton und
Phyle, von 237-235 für Stärke und Nachschub wie für die Operationen der
Festungstruppen verantwortlich, Z. 9-19 (die Strategie enl, T't]V <pUAUX.'t]V
-rrj; JCOOQa; vermutlich zwischen 266 und 25 7 geteilt in die südattische Pa-
raliastrategie mit Sunion und Rhamnous und die eleusinische, voller Titel
cr-r. en:l, T'tJV xooQav T'tJV en' 'E. IG II/III2 1304, 13; vgl. ScHWAHN,. RE Suppl.
VI 1087ff.). D. h. er ist Kommandeur der wichtigsten Front (allerdings
wurde vermutlich auch in Ostattika gekämpft, vgl. RoussEL 276f. zu
Rhamnous nr. 15; in diesem sehr ähnlichen Beschluß erscheint Z. 12ff.
Apollonios als ein Amtsvorgänger Aristophanes') und der bei dieser Art
von Kriegsführung wichtigsten Kampfmittel. Mit Eleusis als Hauptwaffen-
platz, Panakton, Oinoe und Phyle als Schlüsselpunkten und einer verbin-
denden Linie von Turmforts und Wach türmen ist die attische Nordwest-
grenze ein durchgebildetes Verteidigungssystem (vgl. vorerst CHANDLER
lff.; KAHRSTEDT, AM 57, 1932, 8ff.; zur militärischen Organisation LAu-
NEY 1038ff.); Salamis deckt die Seefront. Allerdings sind in dieser Zeit
von den attischen Forts zwar Eleusis, Phyle, Panakton mit gewählten Stra-
tegen und Besatzung aus Bürgern und Söldnern (deren genauer Anteil
unsicher; vgl. GRIFFITH 85f.; HoMMEL, RE XIX 856) wieder athenisch
(nach Rhamnous nr. 15 ~chon einige Jahre früher; genauer Rückgabetermin
der seit 287 makedonischenForts unsicher, oben S. 75f.), Salamis undSunion
mit dem Piräus dagegen zweifelsfrei makedonisch (Plut., Arat. 34; vgl.
24. 25); es bestand daher eine koordinierte Verteidigung, wohl unter ma-
kedonischem Oberbefehl (für Doppelbesatzungen in den Forts, KENT 348;
PourLLOUX 86 nach RoussEL 282, fehlt jeder Beleg. Auch für Rhamnous
sind nach 255 nur attische Paraliastrategen gesichert, vgl. z. B. Rhamnous
nr. 9. 16; der von Antigonos ernannte Kommandant, nr. 15, Z. 6f., ist nicht
nachweisbar später als 255).
Die allgemeinen Formeln für gute Amtsführung lassen weder Kriegs-
geschehen noch Maßnahmen des Strategen im einzelnen erkennen, ab-
gesehen von der zur Art dieses Krieges passenden Sicherung von Land-
bevölkerung und Erntearbeiten, Z. 16-19 (vgl. 15, 8-10; als Strategen-
verdienst neben <pUAUX.'t] und 6;,cuQWCft; <pQOUQ(wv allerdings auch noch um
215: 25bis, 5-7) und der TELJCWV emcrx.eu~, Z. 15 (wie in 23-25). Art und Um-
fang der Bauten ist aus diesem Ausdruck nicht zu entnehmen; es sind grö-
ßere Umhauten wie einfache Instandsetzungsarbeiten denkbar (vgl. U III
B). Ob sie durch Kriegsereignisse notwendig wurden oder Routinearbeiten
darstellten, ist ebenso unsicher. In diese Zeit gehörende Umhauten sind
weder in Eleusis (der Umbau K-O mit gerillten Quadern, oben S. 86, ist
undatiert) noch in Phyle (304 beschädigt und kurz danach wieder aufge-
baut: WREDE, AM 49, 1924, 164ff.) nachzuweisen; auch Brecciareparaturen
107
an der Südmauer von Panakton (WREDE' 32f.) lassen sich nur vermutungs-
weise mit Aristophanes' Tätigkeit verbinden (ähnliche Reparaturen in
Oinoe, vgl. WREDE 25f.).
SALAMIS
(Karte: Karten v. Attika, Blatt XXI-XXIII)
Die attische Stadt Salamis (Ansatz der früheren Stadt beim Kokki-Berg,
A. MrLCHHÖFER, Karten von Attika, Text VII-VIII, 36f.; vgl. PALLAS, AE
1948/49, 113 A. 5) lag auf der flachkuppigen, zwischen Kamatero- und
Ambelaki-Bucht in den Sund vorspringenden Halbinsel Punta (Abb. 31).
Von den nie genau aufgenommenen Mauern (von KoEPP, AA 1890, 139
erwähnte Planskizzen ScHAUBERTS, in die KvA. übernommen, zeigen eine
N- und O-Front mit Rechtecktürmen) ist lediglich noch die nördliche am
oberen Rand der Hügelböschung als Erdwelle mit einzelnen trapezförmi-
gen bossierten Kalkquadern zu verfolgen. Technik, Plan und Datum sind
nicht mehr zu bestimmen (ob die als südlicher Hafenschutz bei MrLCH-
HÖFER 28 erwähnte Mauer auf der Kynosura noch existiert, ist augenblick-
lich nicht feststellbar).
Das Fort Budoron (Thuk. 2, 93, 4. 94, 3; vgl. ÜBERHUMMER, RE III 992;
LAIRD, Cl. Phil. 29, 1934, 99f.), am äußersten Westende der Phaneromeni-
Halbinsel zur Deckung des hier nur 340-400 m breiten Sundes gegen An-
griffe aus der Megaris erbaut, ist noch in Grundmauerresten erhalten
(Abb. 29; E. DoDWELL, A classical and topographical tour through Greece
I, 1819, 579; BuRSIAN, Geogr. I 365 erwähnen noch umfangreiche Reste
von Mauer und Türmen). Die Anlage bildete ein einfaches unregelmäßiges
Rechteck mit Ecktürmen am leicht ansteigenden Strandhang; von der
1.90-2.00 starken Ostmauer ist nur noch das Fundament, zwei Schalen aus
kaum bearbeiteten unregelmäßigen Kalksteinen mit Bruchsteinfüllung,
erhalten, das beim Eckturm aus größeren rohpolygonen Blöcken bestand.
Das aufgehende Mauerwerk der Südmauer (Abb. 30) bilden trapezoidale,
bis 0.90 X 0.80 große, und flachere rechteckige Quadern aus lokalem Kalk;
die Außenfläche ist in Bosse belassen, Stoß- und Lagerflächen teilweise
gepickt. Anhaltspunkte für die Datierung fehlen; die erhaltenen Reste
können zum Bau des 5. Jahrhunderts wie zu einem späteren gehören. Als
vorgeschobener Beobachtungsposten des Forts mit Sicht über Sund, Tru-
pikabucht und das Festland von Megara bis Eleusis lag auf der Höhe des
Hügelzuges ein Rundturm aus Polygonquadern, von 8.40 Durchmesser
(Turm 2; v. VELSEN, AA 1855, 116 zeichnete noch Reste der Mauer; heute
bis zum Fundament beseitigt. In etwa 10 m Entfernung eine kleine Fels-
zisterne).
108
/
0 5 10 15 20 25
.____,__...,___._-L-_, m
Die andern Türme sind bei der gegliederten buchtenreichen Form der
Insel, deren Anbauzonen durch hohe Bergzüge getrennt sind (zur Boden-
gestalt allgemein PHILIPPSON 866ff.), meist Feldschutz- und Signaltürme
zugleich, zum Teil auf Sichtverbindung angelegt. Das gesamte System ist
nicht erhalten, die nachweisbaren Reste spärlich. Turm 1: Schutz der Vro-
mopulli-Ebene; Sicht zu 2. Reste fehlen. 1 A und B sind im Gelände des
Naustathmos nicht nachzuprüfen (1 ist nach MrLCHHÖFER 35 im Gegensatz
zur Karte der einzige Befestigungsrest an der Eleusisküste). Turm 3: mit
versteckter Lage am Rand eines die Hügel zwischen Kuluri und Palukia,
das Hauptfruchtland der Insel, durchschneidenden Tales wohl Feldschutz-
turm. Rundturm von ca. 13.00 Durchmesser aus rohen, kaum bearbeiteten
polygonen Kalkblöcken. Turm 4: Sicht zugleich über Salamis-Sund und
Bucht von Kuluri, wichtige Signalverbindung zur Stadt. Rundturm ähn-
lich 3. Turm 5: in gedeckter Lage in kleinem Sattel, beherrschende Sicht
bis Piräus und Aegina, rückwärts zur Kuluribucht, Verbindung zu 6. Recht-
eckturm aus Schrägschnittquadern lokalen Kalks, jedoch nur Eckstein noch
109
in situ. Im Schutthügel hellenistische Keramik. Turm 6. 7: am Rand des
Mavrovouni bzw. des Kambogli, Sichtverbindung gegenseitig und zu 5.
Schutztürme für Dorfflur Mulki, vielleicht ehemals über die Kuluri-Bucht
Anschluß an Signallinie. Reste fehlen (noch beobachtet von MrLCHHÖFER
36; PALLAS 113). Turm 8. 9: Schutztürme für die Dorfflur Perani, gleich-
zeitig vielleicht Teile einer Sicherungslinie der Südküste. Turm 10: haupt-
sächlich Wachturm für die buchtenreiche Südwestküste. Rundturm, wegen
naher Küstenbatterien heute nicht zugänglich (möglicherweise der Prakt.
1920, 157 ohne nähere Angabe abgebildete Rundturm aus regelmäßigen
Quadern mit monolithem Türsturz).
Teil einer Stele aus weißem hymettischem Marmor; links, oben, unten ge-
brochen, rechts Kante mit geglätteter Fläche. Rückseite rauh geebnet. Teile der
Schriftfläche abgesprungen. b. m. 0.20, h. 0.30, d. 0.08.
Buchstaben: STOICH, ziemlich regelmäßig. += <l>. h. 0.005, 00Q 0.0035-
0.004.
Fundort: ausgegraben im Tempelbezirk Sunion 1897. Jetzt EM 8106. Foto:
WILHELM, Beitr. 58 Abb. 26.
O.F.A.
Ed.: STAIS, AE 1900, 145 nr. 5 [MICHEL 1518] WILHELM, Beitr. 57 nr. 46 (ver-
besserte Lesungen); KIRCHNER, IG II/III 2 1260.
Lit.: FERGUSON 116 A. 5; KAHRSTEDT, Staatsg. 357 A. 2. 362 A. 3; DrnsMOOR,
Archons 176; AL 149; KENT, Hesp. ,10, 1941, 342. 349; WILHELM, A. U. V 176;
LAUNEY 834 A. 1. 1045; PourLLoux, Rhamn. 135f.
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110
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6
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111
(HoMMEL 855: Sunion, ohne Beleg). Von den zwei Strategien muß die erste,
Z. 14-20, für die er vom Demos Salamis geehrt wurde, eine mit besonde-
rem Schutzauftrag für die Insel gewesen sein (ähnlich Aischetades i. J.
304, Paus. l, 35, 2; feste Strategen für Salamis nachweisbar erst nach
120/19, IG II/III2 1008. 1228; ScttWAHN, RE Suppl. VI 1092), die zweite,
Z. 21-27, mit besonderen Verdiensten um Sunion und die Paralia, eine
Strategie bd -i:i]v XCOQUV (zu der Aufsicht der Festungen gehört, vgl. IG
II/III2 204, 19f.; eine spezielle Paraliastrategie wird erst nach 266 ge-
bildet, oben S. 107; BENGTSON, Strat. 2, 37 5).
Während der ersten Strategie sind Gelder, eine emcr-xaviJ und Sorge für
die Mauern (vgl. 24, 11) genannt, Z. 15-17. Ein befriedigender Zusam-
menhang ist nicht sicher herzustellen, doch eine Mithilfe bei Finanzierung
(Anleihe?) von Mauerbauten in Salamis die wahrscheinliche Erklärung;
sicher sind auf jeden Fall Mauerarbeiten unter Aufsicht des Strategen in
dieser Zeit. Denkbar ist eine Verbindung mit dem Bauprogramm von
307 /6 (so FERGUSON 116) wie eine Reparatur nach dem zweimaligen Be-
sitzwechsel 304; doch konnte der Schutz der Insel selbst wie ihre Rolle als
Flankenschutz der attischen Nordwestgrenze (oben S. 107) auch zu anderer
Zeit Reparaturen erfordern. Die Art der Arbeiten im einzelnen ist so
wenig zu bestimmen wie die betroffenen Festungen, da auch archäologisch
kein Mauerrest der Insel datierbar ist.
112
XmQEÖY)µos; 'EmxaQtvou KoÄoovfJ-&sv sI:rrnv · btELÖrJ 'HQa-
xÄEL tos; 'AcrxÄY}maöou 'A-&µovd,s; :n:QotEQOV tE :n:aQa t&L ßa-
O'LAEL 'A VtL Y< 6)vooL tEtayµevos; ÖLEtEAEL ÄEyoov %(.(L :rt(/Utt-
oov u:n:eQ wü ö~µou toii ~aÄaµLvtoov öcra u:n:sMµßavsv cruµ-
5 cpEQELV xat to1:s; tötm ~aÄaµLv(oov &.cpLxvouµevOLs; :n:Qos; tov
ßacrLAEa cruµcpLÄonµovµsvo { L} s; sts; to µY]-&evos; -c&v öuva-c&- ..
[V] U.:rtQU%'tOUs; ysvoµevous; &.mevm, %(.(L vvv xa-&eO''tY)%COs; u:n:o 't-
[o] ii ßacrLÄEoos; O,Qa,Y}yos; i'mt -cov ITs<L)Qmeoos; xat -c&v aÄÄoov -c&v
'tat-COµevoov µEta "COV IlELQULEOOs; ÖLa'tEAEL :rtOAArJV :rt(/OVOLC(V
10 :n:owvµavos; Ö:n:oos; uv µY]-&EV &.ötx'Y}µa ytv'Y},m xa-ca t'Y]V XCOQ-
[a]v, xat -c&v tELXWV t&v EV 'tYJL v~crooL :n:c:n:toox6-coov cruvc:n:EµE-
[Ä]~-&Y} Ö:n:oos; U.VOL%0ÖOµY]-frEJ, %(.(L :n:oÄEµou yavoµevou "COV JCEQL 'A-
AE~C(VÖQOV xat JCELQanx&v E%:n:Äa6vtoov E% -cov 'EmÄLµv(ou
t'YjV :n:iicrav JCQOVOLC(V E:rtOELtO "COV µY}-&ev ßÄaßEQOV y(vw-&m JC-
15 EQL -ciJv xcoQav, &.xoÄov-&oos; -ciJv -covtoov EmµEÄELav nowvµav-
os; tY]L "COV ßacrLÄEoos; :rtQos; 'tOV öfJµov C(LQEO'EL • EtL ÖE %(.(L crcoµat-
os; aQ:n:[a]<!-&evtos; Ex -cfJs; v~crou xat E~a;,:-&evtos; ats; wus; um:vav-c-
[(ouk &.veg[ooL] O'EV %(.(L wus; &.füx~cravtas; E%0AMEV cpaVEQ [o]v JCOLWV
[ön ou]x EJCL'tQEtVEL -co1:s; &.füxovaw -ca EV tY]L :n:oÄEL %(.(L ta EV tY]L xco-
20 [Qm, :n:] aQEXE,m öe ML %OLVYJL xat tölm XQE(av -c&L ßouÄoµevooL ~aÄ-
[aµL] v [(oov x]at -c&.ÄÄa JCQattoov füatEÄEi: -ca cruµcpEQOVta ~aÄaµw(-
[OLs; xat töta]L ML xoLvci: · &.ya-&a1: 't1JXEL, öaM;,:-&m -c&L ö~µooL ,WL ~a[Ä]-
[aµLv(oov E:n:mvfo]a[L] 'HQa[xÄEL)-cov 'Acrx[ÄY}]n[La]öou 'A-&[µ]ovHa -]
8 Mauerbauinschriften 113
war schon früh ein Parteigänger Makedoniens (vgl. IG II/III2 677; von
FERGUSON, AJPhil 55, 1934, 319; DrNSMOOR, AL 149 jetzt um 251/0 da-
tiert); der Motivbericht behandelt nur seine Verdienste um Salamis, wo
er als Kommandant der Insel (1:e1:ayµevo~ 'Öno ,;oµ ßaotMa als Titel ptole-
mäischer Stabsoffiziere in ähnlicher Position: IG XII 5, 1061, 2. 1066,
2; Zeitansatz 261-55 bei TARN 327 A. 40 ist willkürlich) unter anderem
eine Gesandschaft an den König unterstützt, Z. 2-7. Später erhält er nach
dem Abfall des Vizekönigs von Korinth als erster makedonischer Piräus-
kommandant (zu deren Liste BELOCH2 IV 2, 454ff.) Strategenrang und
gleichzeitig das Kommando über die verbliebenen Stützpunkte im Saroni-
schen Golf, darunter Salamis, Z. 7-9 (vgl. bes. BENGTSON, Strat. 2, 349f.
379ff.; TARN 327f. nimmt schon 255 eine unabhängige Piräusstrategie an).
In dem 253/52 ausbrechenden, in seinem Verlauf wenig bekannten Krieg
von Makedonien, Argos und Attika gegen den abtrünnigen Alexander
von Korinth (FERGUSON 193f.; BELOCH2 IV 1, 6llff.; BENGTSON, Strat. 2,
34 7ff. Die Chronologie ist kontrovers, vgl. die Lit. bei BENGTSON, GG 387
A. 5) schützt Herakleitos Salamis vor Piratenangriffen (zur Verwendung
von Piraten in den Kriegen des 3. Jahrhunderts RosTowzEw, SEH I 195ff.)
und befreit einen dabei entführten Salaminier, Z. 12-19; Z. 18/19 scheint
eine antimakedonische, mit den Piraten zusammenarbeitende Partei auf
Salamis vorauszusetzen. Der Piratenstützpunkt Epilimnion lag vermut-
lich nahe dem Isthmischen Poseidonion (vgl. MoNCEAUX 534), in Sicht und
nur zwei Segelstunden entfernt von Salamis.
Da Salamis mit Alexanders Abfall der äußerste Vorposten gegen Ko-
rinth und Megara wurde, wichtig.für See- wie Landkrieg (vgl. oben S.107,)
sorgte Herakleitos für Instandsetzung der zerfallenenen Befestigungen auf
der Insel, Z. 11-12 (vgl. BCH 32, 1908, 83 Z. 5: wu~ wlxov~ wu~ nrn1:w-
-x61:a~)- TELX'YJ ev 1:rjL V11<J'WL, Z. 11, sind neben der Stadt das jetzt strategisch
bedeutsame Budoron (oben S. 108), vielleicht aber auch die im Piraten-
krieg wichtigen Turmforts der Süd- und Westküste. Wie bei 23 läßt sich
aber weder aus dem Text (zu avot-xoboµei:v U III B) noch aus den Mauer-
resten der Insel Umfang und Art dieser Reparaturen oder ihr Verhält-
nis zu den Bauten der Jahrhundertwende feststellen; Zerstörungen an
Festungswerken bei der Eroberung von 294 sind denkbar. ~UVEJtEµEA'Y)-fr'Y]
Z. 11/12 scheint auf ein Zusammenwirken zwischen Demos und dem
Strategen, der als Besatzungskommandant zweifellos über das Festungs-
recht verfügte (vgl. U I A), hinzuweisen. Schutz gegen Piratenangriffe lag
auch im Interesse der Salaminier selbst, und es ist nicht unmöglich, daß sie
unter diesem Vorwand zur Finanzierung der in erster Linie zur Sicherung
der makedonischen Positionen in Attika notwendigen Bauten herangezo-
gen wurden.
114
SUNION
(Plan: AE 1917, Taf. 4)
Das für die Deckung der athenischen Getreidetransporte wichtige Fort
(Thuk. 7, 28. 8, 4) liegt auf einem nach drei Seiten steil zum Meer abfallen-
den Kalkschieferfelsen, der nur im N über einen steilen Hang mit dem
Festland verbunden ist (Grabungen: ST AIS, AE 1917, 168ff.; To ~ovvwv,
1920; ergänzend WREDE l0f. 37f.; KENNY, BSA 42, 1947, 196ff. Plan AE
1917 Taf. 4 ist durch KENNY pl. 31 zu ergänzen). Die Führung der knapp
3.00 starken Mauer mit einbindenden Türmen in 14.00-40.00 Abstand ist
lediglich in der NW-Ecke bei den Schiffshäusern (zu diesen KENNY l 94ff.)
nicht mehr kenntlich (Reste eines Turmes: KENNY pl. 31). Schalen aus in
Bosse belassenen unregelmäßigen Blöcken mit Zwischenfüllungen aus ge-
schichteten Steinplatten (WREDE Abb. 26. 27), Kern aus Steinbrocken; an
den Turmecken Lotkanten. Lediglich in den Kurtinen der Ostfront, bei
Kurtine 6-7 und Turm 7 Außenschalen aus nahezu isodomen, wenig sorg-
fältig bearbeiteten und abgefaßten Quadern lokalen Konglomeratsand-
steins, die in Kurtine 6-7 auch mit Querriegeln durch die Mauer durch-
binden (Periode I A; WREDE Abb. 45-4 7). Ob die isodomen Partien gleich-
zeitig mit der übrigen Mauer (WREDE 10) oder später (STAIS; E. MEYER,
RE IV A 912) erbaut sind, ist nicht zu entscheiden. Später wurde durch
einen unterhalb der alten Mauer bis Turm 10 vorgezogenen Mauerschenkel
mit drei Türmen der Zugang zur Festung zwingerartig gesichert. Quader-
schalen mit teilweise schrägen Stoßfugen, einzelnen durchgreifenden Bin-
dern und Stein-Erde-Füllung; Marmorquadern mit dreizeiligen, auf Lücke
stehenden Spitzeisenrillen oder Sandsteinquadern mit unregelmäßigen Spitz-
eisenrillen, Binderflächen jedoch stets ohne Bearbeitung (Periode II; WREDE
Abb. 106. 107). In gleicher Technik ist die 1.50 starke Mauer des bastions-
artigen Vorbaus !'!,. zwischen Turm 2 und 3 erbaut, dessen Boden bis auf
den gewachsenen Fels 5.00 unter Niveau der Mauer vertieft ist (Abb. 32).
Die Funde in diesem durch eine in Kurtine 2-3 eingebrochene Pforte zu-
gänglichen Bau bestanden aus Steinkugeln mit Gewichtsangaben, Bronze-
und Eisenwaffen; ringsum läuft eine niedere polygonale Stützmauer (STAIS,
AE 1900, 135f.; 1917, l 70ff.; WREDE Abb. 104. 105). Teilweise ist über
der Schalenmauer noch eine Reparatur in reinem Konglomeratsandstein
erhalten (Periode II A).
Stratigraphische Datierung der Bauperioden fehlt, doch gibt der bau-
geschichtliche Zusammenhang mit dem Heiligtum wie Thuk. 8, 4 als t. p. q.
für die erste Mauer das Jahr 418/2 (Datierung ins 6. Jh. aus stilistischen
Gründen: ST AIS 172; SCHWEITZER, AA 1922, 260, doch sind Mauern mit
Schichtsteinfüllungen noch im 4. Jh. nachweisbar, vgl. U III C); die ge-
naue Bauzeit wie das Datum von Periode I A sind aber nicht näher zu
bestimmen. Zum Datum von II vgl. die folgende Inschrift.
8* 115
25. Ehreninschrift für einen Strategen (Mauerreparatur in Sunion). Vor 263
Teil einer Stele aus weißem Marmor mit einfachem Giebel; links, rechts Kante,
unten gebrochen. b. 0.33, h. 0.28, d. 0.09.
Buchstaben: wenig sorgfältig. All, E) = B. h. 0.005,.
Fundort: ausgegraben in Sunion. Jetzt EM 8345.
O.F.A.
Ed.: STAIS, AE 1900, 135 nr. 2 [MICHEL 1520] KIRCHNER, IG II/IIl 2 1281.
Lit.: WILHELM, Beitr. 57; A. u. III 37; STAIS, AE 1917, 171; To ~OlJVLOV, 1920,
39; F. NoACK, Eleusis, 1927, 215 A. 1; WREDE 37f.; G. F. GRIFFITH, The
mercenaries of the Hellenistic world, 1935, 85; PrcARD, RA 16, 1940, 9; KENNY,
BSA 42, 1947, 198; LAuNEY 737. 1045f.; PoUILLOUX, Rhamn. 133. 136.
Erg.: Stais. Z. 5 Anf. Wi. (Stais 1.WcoL emxcoglcoL, bei Pausanias zwar eine
häufige Angabe, doch interessiert in diesem Zusammenhang das Baumaterial
sicher nicht).
Datum: Die Schrift weist in die erste Hälfte des 3. Jh., ist aber nicht näher
einzugrenzen. Da Sunion zumindest von 263-229 makedonisch ist (oben S. 75;
Besetzung schon während des Chremonideischen Krieges zu vermuten, FERGUSON
182; TARN, Antig. Gonat. 307 A. 96, aber nicht zu erweisen) und attisch-make-
donische Doppelbesatzungen nicht existieren (oben S. 107), ist 263 auf jeden Fall
t. a. q.
116
Ehrenbeschluß einer Bürgerbesatzung (vgl. GRIFFITH 85 zur Bürger-
Söldner-Frage) aus Sunion; verkürztes Praeskript (wie 22. 24), Motiv-
bericht, Hortativformel und Anfang des Antrages entsprechen den Gar-
nisonsinschriften (oben S. 106), von denen nächst Eleusis Sunion die mei-
sten Beispiele liefert. Im Gegensatz zu den Laufbahnkatalogen in 22. 23.
IG II/III2 1285. 1309; Rhamnous nr. 15 handeln ähnlich wie-in 24 die
Motive nur von den Verdiensten des Unbekannten um Suni(!n. In zwei
Amtsperioden als Hoplitenstratege (Getreideversorgung gehört zu dessen
Aufgaben, ScHWAHN, RE Suppl. VI 1086f.; Munitionsbeschaffung und
Bauaufsicht dagegen normalerweise zur Strategie bd -i:iJv xwgav) führt er
die Bevorratung (naga-lh,cn~, vgl. Polyb. 3, 17, 11; IG XII 7, 515, 77) des
Forts mit Munition und Brotgetreide durch (um die Truppe zu den bei
Festsetzung der Löhnung geltenden Preisen verpflegen zu können; häu-
figes Strategenverdienst, vgl. IG II/II2 1299. 1304; GRIFFITH 264ff.; LAu-
NEY 732ff.) und veranlaßt im ersten Jahr eine Reparatur der Getreide-
magazine des Forts, Z. 4-5 (ev -i:füL XWQLWL hier nicht „im Dorf", was tak-
tisch undenkbar, sondern soviel wie „an Ort und Stelle"; für den Einbau
von ouoßo).s[a in Befestigungen vgl. z. B. IG XII sup. 644, 22ff.), im
zweiten Jahr eine emaxsuiJ -i:ou cpgouglou, Z. 7-8. Alles Routinemaßnahmen
eines verantwortlichen Offiziers, hier freilich etwas konkreter bezeichnet
als üblich und wegen der Ballung der Maßnahmen vielleicht mit Kriegs-
rüstungen zu verbinden (vgl. auch Z. 9: ngo~ -i:iJv awn1g[av).
Da weder das Datum der Bauperioden II und IIA archäologisch ge-
sichert noch die Deutung des Vorbaus als anoßokiov (so STAIS; SCHWEIT-
ZER 260; WREDE 37. Deutung als „großer Turm", NoACK 215, ist so
wenig wahrscheinlich wie als „Heroon des Phrontis", PrcARD 5ff.) zwei-
felsfrei ist, bleibt jede Verbindung der Inschrift mit dem Baubefund Hy-
pothese. Es datieren: WREDE 37f.: II vor 263, IIA mit der Inschrift; KENNY
198: II nach 263, IIA und Inschrift (!) nach 229; ScRANTON 173. 180: II
um 229, IIA um 100; SCHWEITZER 261: II 4. Jh. Nach Stil und Technik ist
II von Mitte des 4. Jahrhunderts bis in den späten Hellenismus möglich;
eine begründete Entscheidung zwischen den verschiedenen Thesen ist da-
her nicht zu fällen.
RHAMNOUS
(Plan: PourLLoux Plan 1)
117
25 bis. Ehrenbeschluß für den Strategen Theotimos (öx,uQcocrt; der Paralia-Forts).
215/4
Stele aus weißem Marmor; unten gebrochen, sonst mit Ausnahme bestoßener
Kanten vollständig. Einfach profilierter Giebel mit Firstpalmetten; im Giebelfeld
ein Rundschild in Hochrelief. Rechts und links geglättete Flächen, Rückseite ge-
pickt. Die bestoßene Schriftfläche vertieft, Randleiste 0.02 breit; unten 0.14
unbeschrieben. Darunter Reste zweier Kränze in Hochrelief. b. oben 0.38, unten
0.45, h. 1.07, d. 0.12.
Buchstaben: gedrängt und wenig sorgfältig; verschiedentlich + für <I>. h. 0.01.
Fundort: Rhamnous. Jetzt EM 13100. Foto: AE 1953, 125 Abb. 2.
O.A. (F).
Ed.: KouGEAS, AE 1953/54, 126 nr. 2; PourLLOUX, Rhamn. 209 nr. 19 (vgl. S. 65.
87. 89. 135).
Lit.: J. u. L. ROBERT, REG 69, 1956, 126.
118
; evaxa x(a)l, (ö)txmoavv'l'}; tf\; at; foutov; · fam-
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C1t()Ut01J Kaguvav;.
119
(Rhamnous nr. 18, vgl. PoUILLOUX 134f.; eigentlicher Titel vielleicht Epi-
melet, vgl. PEECK, AM 59, 1934, 41). Die Verdienste des Theotimos sind
fast alle typisch für solche lokalen Militärbefehlshaber: (JJUAUX'YJ i:iJc; :xoogac;
mit Sicherung der Landarbeit wie in 22 (vgl. oben S. 107), Z. 5-7; (JJUAUX'YJ
xat Ö:XU()W!JLc; (Jl()OU(ltwv, ersteres stereotyp in solchen Beschlüssen (22. 23;
IG II/III2 1285, 12. 1288, 5/6.1304, 23; Rhamnous nr. 15, 7. 16), Z. 7-11;
allgemeine Fürsorge für Einwohner und Besatzung (so hier oixouvi:ec; zu
verstehen, vgl. PomLLOUX 121), Z. 14-16. Ungewöhnlich, aber aufschluß-
reich sind lediglich Z. 11-14: Th. sichert, daß die Paroikoi in gleichem
Maß wie die Bürger (Z. 8/9) zum Dienst (1.eti:ougyELV in miltärischem Sinne
vgl. Polyb. 6, 33, 6) herangezogen werden.
Athen, seit 229 wieder unabhängig und im Besitz aller seiner Festun-
gen (vgl. oben S. 76), befindet sich zwar 215/4 nicht im Krieg; doch ist
beim großzügigen Einsatz von Piraten im Bundesgenossenkrieg und im
1. Makedonischen Krieg durch Makedonien wie durch die Aitoler (vgl.
ÜRMEROD, Piracy 14lff. l 74ff.; RosToWZEW, SEH I 198f.) eine Bedrohung
des neutralen Attika gerade von Euboia her durchaus denkbar. Tatsächlich
hielt Athen seit Ausbruch des Bundesgenossenkrieges seine Grenzgarni-
sonen ständig unter Waffen (vgl. IG II/III2 1304; FERGUSON 249ff.; PomL-
LOUX 88ff.); Schutz des offenen Landes, wie ihn Theotimos hier durchführt,
war unter den damaligen Kriegsbedingungen mit ein Zweck des attischen
Fortsystems.
über die Art der von Theotimos veranlaßten ö:xugwcnc; ergibt die In-
schrift so wenig wie 22; wahrscheinlich ist, daß Th. bei Amtsantritt oder
als Vorsichtsmaßnahme bei Nachricht vom Ausbruch des 1. Makedonischen
Krieges eine Instandsetzung der Forts veranlaßte. Diese Arbeiten können
sich durchaus auf Pforten, Wehrgänge u. ä. beschränkt haben; in jedem
Fall fehlen bis jetzt in Sunion (oben S. 115. 117) wie in Rhamnous Bau-
teile, die sich mit einer solchen Reparatur des späten 3. Jh. verbinden
ließen (PomLLOUX 43ff. 65f. 103 setzt die innere Zitadelle Mitte 5. Jh./
412 an, das äußere Fort 346/270, doch beruhen diese Ansätze nicht auf
stratigraphischen Daten; sicher scheint aus historischen Gründen, daß der
äußere Ring im frühen 3. Jh. schon bestand. Umhauten oder Reparaturen
daran sind vorläufig nicht nachgewiesen).
II. Mittel- und Nordgriechenland
OROPOS
(vgl. Karte v. Attika 1 : 100 000, Blatt 8)
26. Beschluß und Namensverzeichnis für eine öffentliche Anleihe der Stadt
Oropos. Nach 224
Schmucklose Stele aus weißem Marmor mit hellgrauen Tönen, vollständig bis
auf rechte obere Ecke; Seitenflächen mit feinem Zahneisen geglättet, unten der
roh bearbeitete antike Fuß. Rückseite mit Spitzeisen geebnet. Schriftfläche teil-
weise verwittert und bräunlich verfärbt. b. oben 0.42, unten 0.46; h. 1.17; d. oben
0.095, unten 0.12.
Buchstaben: sehr fein und sorgfältig, mit leicht verbreiterten Hastenenden.
h. Z. 1:0.018-0.02, sonst 0.009-0.01, OOQ 0.0075-0.009.
Fundort: Amphiareion an der Außenwand des Tempels. Jetzt Amphiareion
nr. 83. Abb. 34.
O.F.A.
Ed.: LEONARDOS, AE 1891, 77; DITTENBERGER, IG VII 4263 [MICHEL 587;
Syll. 3 544].
Lit.: A. MILCHHÖFER, Karten von Attika, Text IX, 24; FREDRICH, AM 25, 1900,
104; FRICKENHAus 31; GRAINDOR, MB 25, 1921, 109; F. NoAcK, Eleusis, 1927, 301;
LARSEN in: Economic survey of ancient Rome IV, 1938, 372; WILHELM, Anatol.
Stud. Buckler 355; Abh. Berlin 1941 nr. 4, 9; FEYEL, Polybe 249f.
121
A E) E 0 L
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N[xwv XaQµLöo;.
Z. 22 Stein 0EN~TH.
Erg.: Leon.
Datum: Schrift (vgl. Imag. 81, 271/0) wie Zugehörigkeit zum Böotischen Bund,
Z. 5, verweisen den Text ins 3. Jh. Ein Amphiarospriester Oropodoros sehr
122
wahrscheinlich zwischen 224 und 210 (vgl. FEYEL 33. 44. 249; auch IG VII 308,
2. 429, 2); ein Lysander Meilichos' IG VII 280, 1. 4260, 2 ebenfalls am Ende
des Jahrhunderts (HoLLEAUX, Et. I 94; FEYEL 64 A. 2). Ein Ansatz im letzten
Viertel des 3. Jh. ist daher einigermaßen sicher.
123
festigung für die eigene Stadt wie für den Boiotischen Bund erinnert, der
daran wegen Oropos' Nähe zur attischen Grenze besonders interessiert
war.
MEGARA
(Plan nur der Häfen: BSA 19, 71 fig. 1)
---------------H~wll-------------
- - - - - - - - - - - - PO [- - - x] a-raÖLXOL EV - - - - - - - - - -
- - - - - - - - IATO, µ'l'}[ÖE Ö'l'JA]wcrm µ'l'}öe 'YQ<l'll'[aattm - - - -]
124
[- - enotxo15oµs]Lv -roi:~ fü~[ouow?] ox,ugcoµata K - - - - - - - - -
5 [- cL~ tOV EVLUlJtOV t]?V EJCL 'Egµay[6ga ano]µwi'h:ucravn.ov - - - - - -
[- - - - - - - - - e]ygc:nvav 'Acrt . . . . . tOOVO~ afüxoo[~ - - - - - -]
- - - - - - - - - 9v~ ai'n:o~ A . . . . . . avnnrnol[11tm - - - - -]
- - - - - - - - - tOU td X,cO~ [ tii~ (JX Jane15ou . . 1 - - - •- - - - -
[- - - - - - ngocr~]xdt] loy[cr[acr{}m] tav tÖJy xmg[fuv __ ._ - - - -]
10 [- - - - - - - - - xa]tc<JXclJW{}[11 ta tdx,s] a tfü JCO/ccL 1 - - - - -
- - - - - - - - - - E0 . . . . 01 - - - - - - m tc tfü n6lct - - -
[- - - - - - - - ,o[]x,ou ö xa av[otxo15oµ]~crm w~ 'ifü[ov - - - - -]
[- - - eni - - - -] agsu~ d~ ta k - - - -] IA . st~ eM{}11 - - - - - - - -
- - - - - - - - - JCU<JUL~ - - - - - - - - - - ctO~ VLXU - - - - -
15 - - - - - - - - füxav crulij - - - - - - - - ta ys JCOAL~ - - - - - - -
- - - - - - - - KaU[Baµ[o~ Kal]ltit(lat[Ba E - - - - - - - - - -
[- - - - - - - -xa]ta tov v6[µov xo]la<J'Y]L ev11 - - - - - - - - - - -
- - - - - - - - - ovts~ tfu[t] - - - - -ev äcrt[st - - - - - - - - - --]
- - - - - - - - - - tiiv crx[ane15]oov Baµocr[a[t - - - - - - - - - -]
20 [- - - - - - - - EV]cxsv oxu[gwµa]to~ xai JC(lO - - - - - - - - - -
[- - - - - - - - t]ou x,agay[µato~ t]ct)'.EOOV xai - - - - - - - - -
[- - - - JCc(lL to]u eyxl~µato~ ~[QLV[l)<Jt] Baµo<JLOL xai - - - - - - - -
- - IIE- - tOV - - [cpt] AO [,]tµc[i:v? - -]cL tOU oxu [gwµato~ - - - -]
[-to]u tdx,so~ tii~ crxanMou - - - - - - ~a~ xai xoog[oov - - - - - - -
25 - elMvtoov BE ~µfuv eni tou~ [t6nou~] xai naga[B]dsaµevoov ta sgya?]
Der Charakter des Textes bleibt bei der trümmerhaften Erhaltung wie
die meisten Ergänzungen zweifelhaft; um Festungsbauten handelt es sich
jedoch sicher: ,dxca (Z. 8. 10. 21. 24), öxugwµata (Z. 4. 20. 23), dazu crxa-
ns15o~ (Z. 8. 19. 24; vgl. U III B), unsicher ob Baugrube oder Wehrgraben.
Neben der Vergabe von Arbeiten (ano]µtcr{}ouv Z. 5, eM{}11 Z. 13) waren
rechtliche Bestimmungen erwähnt (xatafüxot Z. 2; 611lfucrm, anzeigen Z. 3,
dann ygucpstv Z. 6; eyxl11µa Z. 22). Reste eines Baubeschlusses mit Rechts-
bestimmungen, vielleicht aber auch besonders ausführlicher Ausführungs-
vorschriften einer Syngraphe (vgl. U I A) sind daher am ehesten denkbar
(kaum Prozeßurkunde eines Rechtsstreits im Zusammenhang mit Mauer-
bauten, wie FoucART vermutet).
125
THISBE
(Plan: AM 73, 1958)
Beschreibung der Stadtmauern bei F. G. MAIER, AM 73, 1958.
28. Senatsbeschluß für Thisbe mit Erlaubnis zur Befestigung der Akropolis. 170
Stele aus weißem, gelblich getöntem Marmor; oben kräftig profilierte Rand-
leiste, Fläche geraubt; rechts und links Kante, Fläche mit feinem Zahneisen ge-
glättet, unten alter Stelenfuß (?). Rückseite eben, leicht geraubt. b. m. 0.545,
h. 1.18, d. m. 0.19.
Buchstaben: gleichmäßig, deutliche Apices. h. 0.008-0.0115, 0 0.005-0.006.
Fundort: Weinberg beim Dorf Kakosi. Jetzt EM 10053. Abb. 35.
O.F.A.
Ed.: FoucART, Archives Missions Scient. II 6, 1872, 321 [MoMMSEN, Eph.
epigr. 1, 1872, 278] MoMMSEN-LUEDERS, Eph. epigr. 2, 1875, 102 (verbesserte
Lesungen) [MADVIG, Nordisk Tidskrift Filologi 1, 1874, 2] SCHMIDT, AM 4, 1879,
235; Z. Sav. St., R. A. 2, 1881, 116 (verbesserter Text) [E. L. HrcKs, A manual
of Greek historical inscriptions, 1882, nr. 195; P. VIERECK, Sermo Graecus, 1888,
12 nr. 11; DnTENBERGER, IG VII 2225; MrcHEL 69; P. FoucART, Senatus-consulte
de Thisbe, 1905; BRuNs-GRADENWITZ, Fontes iuris Romani antiqui, I 7 ·1909, 166
nr. 37; Syll. 3 646; S. RrccOBONO, Fontes iuris Romani anteiustiniani, I 2 • 1941, 242
nr. 31].
Lit.: DESSAU bei MoMMSEN, Ges. Sehr. VIII 275; AuBERT, Christiania Videns-
kabs selskabet, Forhandlinger 1875, 279ff.; VIERECK, Hermes 25, 1890, 628; WIL-
HELM, GGA 1903, 795; NBtr. III 19; G. CoLIN, Rome et 1a Grece de 200 a 146
av. J.-C., 1905, 425; SEGRE, CIRh 9, 1938, 205 A. 5; ROBERT, Et. epigr. 289; La
Carie II, 1954, 102 A. 2; S. AccAME, ·11 dominio Romano in Grecia dalla guerra
Acaica ad Augusto, 1946, 47. 62; Riv. Fil. 77, 1949, 222.
Im Folgenden ist nur das Praeskript und der die Befestigungen betreffende
Paragraph des Beschlusses wiedergegeben = IG VII 2225, Z. 1-5. 27-31.
126
Erg.: Fou.
Datum: Nach Praeskript 9. Oktober 170.
127
sichere Zwingburg über der Stadt; aber selbst wenn sie von makedonischen
Kräften besetzt wird, liegt doch das Wohngebiet dem römischen Zugriff
offen. Die gleiche Kombination von entfestigter Stadt und befestigter
Akropolis wurde anscheinend gleichzeitig in Koroneia, 29, und etwas frü-
her in Elateia, 30, bei eroberten Poleis mit starken antirömischen Elemen-
ten angewandt. Die teilweise aus dem Material der alten Mauer erbaute
Nordwestfront dieser Akropolisbefestigung ist unter mittelalterlicher über-
bauung noch erhalten (vgl. MAIER, AM 73, 1958); aber auch die hellenisti-
sche Stadtmauer steht an manchen Stellen noch bis 2.00 aufrecht. Sie wurde
also 171 nicht vollständig geschleift, sondern nur im Oberbau zerstört und
für die Verteidigung wertlos gemacht.
KORONEIA
128
\
Koroneia (Lageskizze)
Datum der Ringmauer ist unbestimmbar; selbst nach der (nicht gesicher-
ten) Chronologie der boiotischen Polygonalstile bei G. GmLLON (BEF AR
153, 1943, 198ff.) ist ein archaisches wie ein späthellenistisches Datum
möglich (vgl. auch U III C).
9 Mauerbauinschriften 129
29. Fragment eines Senatsbeschlusses für Koroneia mit Erlaubnis zur Befestigung
der Akropolis. 170
Fragment einer Stele aus weißem Marmor; links Kante mit geglätteter Fläche,
rechts, oben, unten gebrochen. Rückseite später geglättet und mit Palmetten ver-
ziert. Schriftfläche teilweise bräunlich verfärbt, teilweise gegen die Ränder zu
abgesprungen. b. 0.13, h. 0. 305.
Buchstaben: ziemlich sorgfältig, Apices. h. 0.008-0.009, OQ 0.005.
Fundort: ? Jetzt Museum Theben. Foto: RoBERT pl. X Stein, pl. XI Abkl.
0.A.
Ed.: ROBERT, Et. epigr. 287.
Erg.: Robert.
Datum: Da die Verwandtschaft des Textes mit 28 eindeutig ist und dort Z. 57ff.
Gesandte aus Thisbe und Koroneia Geleitbriefe für die Rückkehr erhalten, ist
das SC 170, etwa gleichzeitig mit dem für Thisbe, anzusetzen (Livius 43, 4, 11
gibt irrtümlich 171 an, vgl. schon ScHMIDT, Hermes 16, 1881, 155ff. und zuletzt
ROBERT 292).
130
Situation müssen den Verhältnissen in Thisbe entsprochen haben; Schlei-
fung der Mauern und Regime der Römerfreunde ergeben sich aus dem
Text, Versklavung eines Teils der Einwohner aus Liv. 43, 4, 11.
Erkennbar sind von den Paragraphen des SC noch Regelung des Privat-
grundbesitzes (entsprechend 28, 25-27), wesentlich wohl zugunsten der
ehemals exilierten Römerpartei, und Bestimmungen über die Befestigung,
Z. 8-12. Sie entsprachen vermutlich sinngemäß 28, 27-31 (vgl. qhen S. 127)
und erlaubten nur eine Wiederbefestigung der Akropolis. Ob die dort er-
haltene Polygonmauer zum Sockel der ursprünglichen (wohl schon seit
dem 5. Jh. bestehenden, vgl. PHILIPPSON-KIRSTEN 691f. 725 A. 50) Burg-
mauer oder zum Neubau von 170 gehört, läßt sich nicht entscheiden, da
das Mauerwerk archäologisch nicht datierbar ist.
ELATEIA
131
Elateia. Akropolis
132
Ablauf rechts und links unten. Schriftfläche teilweise stark zerkratzt. b. m. 0.43,
h. 0.44, d. m. 0.105.
Buchstaben: wenig sorgfältig und sehr flach; Neigung zu kursiven Formen.
h. 0.0045-0.007, 0 0.0035-0.0045.
Fundort: Kionia beim See von Stymphalos. Jetzt EM 13 053. Foto: MrTsos pl. I.
O.F.A.
Ed.: Mmos, REG 59/60, 1946/47, 150; AccAME, Riv. Fil. 77, 1949, 217 [SEG
XI 1107].
Lit.: PAsSERINI, Athenaeum 36, 1948, 83ff.; J. u. L. ROBERT, REG 62, 1949,
118; 64, 1951, 162f.; La Carie II, 1954, 305 A. 2; LARSEN, ClPhil 51, 1956, 154;
CHARNEUX, BCH 81, 1957, 189.
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133
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xa1>.ou; xal &ya-
[{}ou; - - - - -]ou, Evgfiµova, Elcag[l\av, 'I[cr]ay6Qa, o'lnvc; na[g]ayev[6]-
µc-yoL [EL; 'E],.) <ii:Ewv ·~a.v
[XQLOLV JtEQL .ou ,;ou?] füa.ELXLOµa,;o; ,;6nou [ertoL]ficrav.o ög{}fü[;] xat fü-
xa[co [;] · önco; oiiv cpalvrii:m
[xat (/. JtOAL; 'Y]µwv µvriµ] OVEUOUOa ,;wv Jtaga. ~.uµcpaALCOV !pLAav{}gmrtcov xal,
&v.[ano]fül\oucra x[a.]-
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[evEXEV xat !pLAav{}gcon[a; .a; Jto,;' av,;a.v - - - - - - - -] N~NE~ - - - -
134
Z. 5 Stein: 01@11Y~IAN Z. 12 Stein: TQIIP Z. 13 Stein: öEH oder ßEr
(öEö Mitsos). Z. 19 Stein: IIOP 1IO. Z. 21 Anf. Stein: OY (falsch ON
Mitsos).
Erg.: Mitsos. Z. 15 Mitte Pass. (die weiteren, meist in SEG übernommenen
Erg. von Passerini und Accame sind teils nach Steinbefund unmöglich,
teils sprachlich unhaltbar; vgl. auch ROBERT 1951, 163). Ein fortlaufender
Text ist nicht überall möglich; Nachlässigkeiten des Schreibers (vgl. Z. 6.
8. 12. 16. 18), Mischung phokischer und achaiischer Dialektelerriente (näher
MrTsos 159f.) und größere Lücken lassen sprachlich wie sachlich manches
dunkel.
Datum: Der Konsul M'. Acilius Glabrio, Z. 10, operiert in Griechenland 191/0
(Livius 36, 20. 35). Die Wiederbesiedlung der Stadt verzögerte sich möglicher-
weise bis zur allgemeinen Friedensregelung von 189, vgl. Z. 7; Z. 20ff. ist außer-
dem noch eine stymphalitische Gesandtschaft nach der Rückkehr erwähnt, so daß
der Beschluß wohl erst einige Zeit nach 190/89 gefaßt ist.
Stymphalitische Kopie (vgl. Z. 28) eines Ehrenbeschlusses der Elateer
für Stymphalos; erhalten Teil des Motivberichts, Z. 1-22, kurze Hortativ-
formel, Z. 22-24, und ein größeres Stück des Antrags mit den verliehenen
Ehren, Z. 24-34 (zum a,Jcpavoi; als &gLa-cs"i:ov, Z. 33, vgl. HoLLEAUX, Et.
II 146). Elateia stand im Bundesgenossen- und im 1. Makedonischen Krieg
auf Seite Philipp' V. und nahm auch zu Beginn des 2. Makedonischen Krie-
ges eine makedonische Besatzung auf. Während Flaminius im Herbst
198 die übrigen phokischen Städte rasch unterwarf, leistete allein Elateia
hartnäckigen Widerstand; nach Einnahme der Unterstadt wurde die Akro-
polis weiterverteidigt, bis Bürger und Besatzung gegen Zusicherung von
Leben und Freiheit Ende 198 kapitulierten (Liv. 32. 21, 4. 32, 24; Pausan.
10, 34, 4; CAH VIII l 70f.; zum Datum A. AYMARD, Les premiers rapports
de Rome et de la Confederation Achaienne, 1938, 80 A. 49). Daß trotzdem
die Elateer für nahezu zehn Jahre aus ihrer Stadt vertrieben wurden, wis-
sen wir erst durch diese Inschrift; genauere Nachrichten über die Exilierung
fehlen leider mit dem Anfang der Motive (Vertreibung durch die Aito-
ler im Jahr 196, nicht durch die Römer, die PASSERINI 86ff. annimmt, findet
in den Quellen keine Stütze und ist historisch wenig wahrscheinlich, vgl.
AccAME 224ff.; RoBERT 1951, 163).
Die Vertriebenen werden in Stymphalos großzügig aufgenommen, auf
Staatskosten ernährt und zu den Stadtkulten zugelassen, Z. 1-6, erhalten
Gemeindeland zur Bestellung und Abgabenfreiheit auf zehn Jahre, Z. 6-8
(Atelie als Hilfsmaßnahme für Flüchtlinge: HoLLEAux, Et. II 109ff.; Land-
verteilung an Flüchtlinge zur Selbstversorgung auch Syll. 3 940 = ICret II,
X nr. 1, vgl. E. BALOGH, Political refugees in ancient Greece, 1943, 52).
Aufnahme und Unterstützung von Vertriebenen durch befreundete Städte
ist nicht selten (vgl. die Beispiele bei Mnsos 167); der politische Hinter-
grund liegt hier bei der Feindschaft zwischen Achaia und Aitolien auf der
Hand (traditionelle, aus dem legendären arkadischen Ursprung Elateias
135
abgeleitete Freundschaft zwischen beiden Städten erwähnt zudem Pausan.
7, 15, 5. 8, 4, 4f.). Als 191 im Syrischen Krieg Glabrio das seit 196 an
Aitolien ausgelieferte Phokis erobert und Elateia zum Winterquartier
wählt, Z. 9-10 (vgl. Liv. 37, 4, 10), erreicht eine achaiische Gesandschaft
die Rückgabe von Stadt, Stadtgebiet und Sklaven an die Vertriebenen,
Z. 10-14; die Stymphaliten vermitteln den Flüchtlingen eine Sondergeneh-
migung zur Mitnahme des selbstgezogenen Getreides, da wegen Lebens-
mittelknappheit Ausfuhren aus dem Territorium des Achaiischen Bundes
verboten sind, Z. 14-18.
Nach der Rückkehr entscheidet eine Schiedskommission aus Stymphalos
über beim auvotx.wµ6c;, der Wiederbesiedlung des teilweise zerstörten
Stadtgebiets, entstehende Streitfragen, unter anderem über die Anlage
des ÖLa-rs[;,::taµa, Z. 19-22: ein Verfahren, das wesentlich der Beiziehung
auswärtiger Richter entspricht, aber nur hier auch für Fragen der Stadt-
planung angewandt wird (möglicherweise Grundstüdcstreitigkeiten, wenn
die Trasse des neuen Diateichisma über Privatbesitz führte).
Die Sonderbefestigung der Akropolis, das durch einen massiven Turm
gedeckte kleine Fort, stellt zweifellos dieses Diateichisma dar, zumal es
später als 200 erbaut wurde, andererseits als ungemörtelter Bau kaum
kaiserzeitlich oder erst mittelalterlich ist (ÖLa-rd;,::wµa falsch als Sperre des
Sattels im NW der Akropolis bei MrTsos 171 erklärt; zur Wortbedeutung
U III B). Offensichtlich wurde wie in Thisbe und Koroneia (28. 29) bei
Wiederbesiedlung der Stadt nur eine Teilbefestigung erlaubt; ob sie hier
sogar nur für einen Abschnitt der Akropolis gestattet wurde oder ob die
Elateer sich aus taktischen oder finanziellen Gründen auf eine so kleine
Anlage beschränkten, bleibt ungewiß. In technischer Hinsicht bietet das
alle Merkmale eines Notbaus tragende Fort nichts Interessantes.
MELITAIA
(Plan: STÄHLIN 162 Abb. 17)
Die Stadt lag auf einem östlich und westlich durch steile Bachschluchten
isolierten, sich terrassenförmig zur Hochebene abdachenden Vorhügel des
Nordabhangs der Othrys beim Dorf Avaritsa; die kleine kuppenförmige
Akropolis ist durch einen eingeschnittenen Sattel mit dem Gebirge ver-
bunden (Abb. 42; Beschreibung von Lage und Resten F. STÄHLIN, Das hel-
lenische Thessalien, 1924, 162f.; vgl. PHILIPPSON 196. 273). Von der Akro-
polisringmauer führen zwei Schenkelmauern am Rand der Ravinen in die
Ebene und umschließen dort halbkreisförmig die Unterstadt; auf Höhe
der Hauptterrasse durchschneidet eine Zwischenmauer das Wohngebiet.
Rechteckige Türme sind zumindest an der Nordfront und der Zwischen-
136
mauer gesichert; ob im äußersten Osten ein Tor lag (MoNCEAUX 42; be-
zweifelt von STÄHLIN 163 A. 2) ist nicht mehr festzustellen. Schalenmauer
aus Quadern lokalen Kalks bis 0.95 X 0.60, teilweise mit schrägen Stoß-
fugen; Stoßflächen gepickt, die Sichtflächen in Bosse belassen oder mit ver-
tikalen Spitzeisenrillen verziert (Abb. 43; die meisten Mauerteile heute nur
noch durch Raubgräben feststellbar oder zur Unkenntlichkeit- überwach-
sen). In unregelmäßigen Abständen teilen binderartige Qµadern den
Mauerkern kammerartig auf (vgl. ähnlich Thisbe und Athen, Pnyxdia-
teichisma); Zwischenfüllung Bruchsteine und Erde, Mauerstärke 2.70 (3.80
in der Südfront).
Melitaia besaß spätestens 217 eine Mauer von bedeutender Höhe (An-
griff Philipp V., Polyb. 5, 97, 5); weitere Anhaltspunkte für die Datierung
fehlen (Schrägschnittquadern mit Spitzeisenrillen sind ein für Mittel-
griechenland seit dem 4. Jh. typischer Stil, dessen untere Grenze aber nicht
festliegt, U III C). Sehr wahrscheinlich gehört entweder die Zwischen-
mauer oder die erweiterte Mauer der Unterstadt einer zweiten Bauperiode
an, doch ist das baugeschichtliche Verhältnis beider Mauern nicht mehr
zu bestimmen (weder die verschiedene Mauerstärke noch die z. T. abwei-
chende Steinbehandlung weist die untere Stadtmauer sicher einer ver-
schiedenen Bauperiode zu).
31. Schenkung des Königs Amynandros zum Bau der Mauern von Melitaia.
Ende 3. / Anfang 2. Jh.
Rohbearbeitete Mauerquader aus lokalem Kalkstein, b. 1.50. Auf Vorderseite
mäßig geglättete lnschriftfläche b. 0.65, h. 0.48.
Buchstaben: gleichmäßig, aber grob. h. 0.055-0.06, OQ 0.04.
Fundort: in den Trümmern der Ostmauer von Melitaia. Heute zerstört. Abb. 44
(Abklatsch).
A.
Ed.: MoNcEAUX, BCH 7, 1883, 41 nr. 1 [CAuER 388; GDI 1453; MrcHEL 1349]
KERN, IG IX 2, 208 [SCHWYZER 552].
Lit.: R. DARESTE - B. HAussouLLIER - TH. REINACH, Recueil des inscriptions ju-
ridiques grecques II, 1898, 144; F. STÄHLIN, Das hellenische Thessalien, 1924, 163;
ÜOST, ClPhil 52, 1957, 13.
'Aµuva.vl\Qo~
Ma.xain(o)~ t~
JtOAL lföcox.a t-
v tav JC'UACI.V x.-
5 a.t tv .&. i:dx-
'll UQYUQLOU t-
UACI.Vta. Mx.a..
137
Z. 2 Stein: EI0~.
Datum: Die Inschrift wird durch den zwischen 209 und 189 bezeugten Athama-
nenkönig Amynandros, Z. 1, datiert (der Königstitel fehlt auch auf Münzen, vgl.
NrnsE II 418 A. 4. 589 A . .3; ein Privatmann gleichen Namens kommt bei Höhe
der Summe kaum in Betracht); doch läßt sich der Zeitpunkt der Schenkung nicht
genauer festlegen (die paläographische Datierung der Inschrift durch KERN in IG
auf Anf. .3. Jh. ist bei einem so roh ausgeführten Text in keiner Weise zwingend;
auch bei 30 z. B. würde der Schriftcharakter allein scheinbar ins .3. Jh. weisen!).
TROIZEN
(Plan: WELTER, Troizen Taf. 2)
139
32. Epidosisbeschluß und Beitragsliste zum Bau eines Diateichisma in Troizen.
146(?)
Vorderseite
141
Rückseite
142
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[Xi'.?]oi; KaQO['U. "Eöo]se i:oi'.i; -&uaxi:mi; ,:oi'.i; JCE()L Afow[v]a ö6µev ,:a. [ta]Qa.
.. . ,:a. XOLV [ei'.a ei; ,:a.v (10)1:Yj()LUV .ai;]
[n6]1>.wi;· [ä]v~[VLXE] Afowv ['A]AcpLOÖOO()O'U. "Eöose ,:oi'.i; JCU'l:()LOO[i:]mi; i:oi'.i;
. . JCE()L rv[x[wva ö6µev ....... ,:fö]
[no]A[E]L [ei; ,:a.v (10)1:Yj()LUV. äv~]VLXE rvlxwv NLxoxMo(i;). "EöosE ,:wv
[;A] µcpLvtwv ,:o [i'.i; ........]
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143
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16
[o; . . . -. • • • • ] 2'. ... EIAI';T ~r. A. ~V~VL'XUV OÖEÄov[6]µoL KÄEmvrna~
KAEL<Jitevao;, KÄE-
vacat
Der offen im Hof des EM stehende Stein hat so sehr gelitten, daß der
Text nur noch auf der Vorderseite vollständig zu überprüfen ist; doch ist
demzufolge PRoTTs Abschrift als Grundlage des IG-Textes zuverlässig.
Vs. Z. 3 Stein: ~IIEYTE. Rs. Z. 6 Stein: NrO-OITOI~. Z. 9 Stein:
8.IATEXI~. Z. 29 Mitte Stein: KAEOY. Z. 35 Stein: 4>OYEP. Z. 36 Ende
Stein: KAAI. Z. 42 Stein: EIAI\ A_, I'A.
Erg.: My!. Vs. Z. 1, 2 Anf., 3 Mitte, 5 x.otvuv, 9 Mitte, 11, 12, 13 eöosc toi:c;,
14 x.at - x.m:a, 15 außer X.OLVELU, 16, 17, 18 außer lföosc, 19 X.Uta ,0 'ljlu-
cpwµa ,ac; Jt0ALO<;, 20, 22 av~VLX.c, 23-27, 31, 32 außer ,ac; Jt0ALO<; Fr. z. 33
UV~VLX.c Fr., söosc B. z. 34 Fr. z. 35 Fr., ,ac; Jt0ALO<; B. z. 36, 37 ,ac; Jt0ALO<;
Fr. Z. 38 ö6µcv B. Z. 39, 40 ö6µcv, 41, 42 mhoi:c; itfümv, 43-45 Fr. Rs. Z. 1, 2
Anf., 2/3 sc; ,av aro,rietav, 4 Ende, 5 {;c; ,av aro,'Y)QLO.V, Aua[ou Fr. z. 7
Anf. B. Z. 8 Anf., 13 Anf. Fr. Z. 14 Anf. Pr., itot Fr. Z. 15/16 At;,:;µuvoga,
uHgrov Fr. Z. 18/19 NLx.o,EA'Y)<; Pr. Z. 19 ituvi:a, 20 Ende, 22 Ende, 24
NcLAOÖCOQOU, 26 Anf., 26/27 Fr. z. 27 Ende B. z. 29 Fr. z. 30 Anf. B.,
Tgti:vnoc; Fr. Z. 32 x.at, 34 Jt0ALoc;, 36 Mcv6a,gai:oc;, Ko.AALa,gui:ou, 38 ö6-
µi,v B. Z. 40 aro,rietav B., 'Ovuµax.Moc; Fr. Z. 41 Anf. Fr. Z. 41/42 B. (Die
Erg. der Vs. sind zwar sachlich, aber nicht immer sprachlich sicher; für Z. 33
,ÖJL x.otvÖJL ,iöv 'A;,:;miöv Fr. gibt es keinen Anhalt).
Datum: Die Schrift weist ins 2. Jh.; wegen Zugehörigkeit zum Achaiischen
Bund, Z. 14, ist ein Datum zwischen 243 (Plut., Arat. 24, 3) und 146 sicher, ein
Zusammenhang mit der Weisung des Bundes i. J. 146, Epidoseis für Rüstungen
zu veranstalten (Polyb. 39, 8), sehr wahrscheinlich (dagegen verbinden MYLONAS
und GDI den Text mit Kleomenes' Angriff 225, Plut., Cleom. 19).
Der stark zerstörte Beschluß (32A), Vs. Z. 1-10, läßt weder Formular
(Z. 10 typische Schlußformel später troizenischer Dekrete mit Probuleuma
des Rates statt einzelnem Antragsteller, vgl. E. MEYER, RE VIIA 64 7)
noch Inhalt genauer erkennen; doch zeigt die Beitragsliste, daß er zu einer
Epidosis e; tav (JO)t'Yj(?LUV 'XUL tOV füatELXL<Jµov tii; JCOÄLO; (Rs. z. 13. 36. 41;
auch Vs. Z. 34; nur amt17Q[av Rs. Z. 26. 31; nur füatEL;,::wµo; Rs. Z. 11. 15.
16. 20. 21. 23. 25. 30. 38; Vs. Z. 19) aufrief. Ei; t~v amt17Q[av ist eine all-
gemeine Formel für Epidoseis in Kriegszeiten (IG II/III 2 391. 479. 480.
144
791; GDI 3624), der ÖLcrcELXLC1µ6i;, Bau der Zwischenmauer zur leichteren
Verteidigung des Stadtgebiets, offensichtlich der eigentliche Zweck (dafür
steht Vs. Z. 42, Rs. Z. 33 ÖLotxoMµricni;; ÖLotxoöoµEi:v versperren: Thuk. 8,
90; Diod. 13, 18; durch Bauen trennen: Plato, Tim. 69e; Diod. 14, 7). Die
Sachbestimmungen des Beschlusses (vielleicht Z. 3-4 Annahmestelle, Z. 5
Zweck, anschließend Ehren genannt; war auf den Bundesbesc:p.luß für
Epidoseis verwiesen?) zur Durchführung der Epidosis sind im einzelnen
nicht mehr kenntlich. Im Unterschied zur üblichen Praxis werden keine
Geldbeträge, sondern zum großen Teil aus Grundbesitz bestehende Ver-
mögen von 41 Körperschaften der Stadt geschenkt (vgl. auch U II C); doch
bleibt unklar, ob durch den Verkauf dieser Vermögen oder nur durch ihre
Nutzung die notwendige Bausumme aufgebracht wurde (oder handelte es
sich z. T. um Grundstücke, auf denen das Diateichisma erbaut wurde?).
Die folgende lange Beitragsliste (32B), ohne Überschrift (zum Formular
U I A), besteht aus lauter schematisch gleichen Kurzfassungen der Schen-
kungsbeschlüsse der beteiligten Körperschaften: eöol;E, Geber, Zweckformel,
Gabe, Name des Überbringers mit av~vtxE (dazu sprachlich MnoNAS 143f).
Als Geber treten neben xwµm und Kultgenossenschaften verschiedener
Art auch private Vereine von :rcaTQLWTat auf (zur Einzelerklärung der
verschiedenen Verbände vgl. v. a. MnoNAs). Das übertragene Vermögen
ist manchmal näher bezeichnet, doch fehlen Wertangaben; der Ertrag
der Sammlung ist also nicht abzuschätzen. Die Gebefreudigkeit mag hier
wie anderswo, wo die Epidosis nur noch eine schlecht verhüllte, durch die
katastrophale Finanzlage vieler Städte in dieser Zeit bedingte Sonder-
steuer war, nicht sehr groß gewesen sein. Doch ist das Geld für das Dia-
teichisma offensichtlich aufgebracht und der Bau durchgeführt worden (vgl.
oben), um die Stadt für den erwarteten Krieg in Verteidigungszustand zu
setzen; freilich ließ das schnelle Ende des Feldzugs von 146 diese An-
strengung hinterher als ziemlich überflüssig erscheinen.
ARGOS
(Plan: BCH 31, pi. VI = v. GERKAN, Städteanlagen, Abb. 3)
Mit dem hohen, steil über die argivische Ebene herausragenden Fels-
kegel der Larissa und der flachen Rundkuppe der Aspis bildet Argos das
typische Beispiel einer Zweiakropolenstadt (vgl. VoLLGRAFF, BCH 31, 1907,
144ff.; A. v. GERKAN, Griechische Städteanlagen, 1924, 13; ScRANTON 34.
63; auch W. M. LEAKE, Travels in the Morea II, 1830, 395f. 400; L. Ross,
Erinnerungen und Mittheilungen aus Griechenland, 1863, 207). Von der
beide Burgfestungen durch einen tiefen Sattel verbindenden und die Un-
terstadt in der Ebene umschließenden Stadtmauer sind nur am Südhang
10 Mauerbauinschriften 145
und am Nordostfuß der Larissa sowie an den Anschlüssen zum Aspisring
geringfügige, meist durch mittelalterliche Mörtelmauern überdeckte Reste
einer Schalenmauer aus großen, grob bossierten polygonalen Kalkblöcken
erhalten (LEAKE' 396; Ross 207 und neuerdings SALVIAT, BCH 80, 1956,
366 mit Fig. 8. 9. Datierung ins 6. oder 5. Jh. bei SALVIAT und VoLLGRAFF
158f. unbegründet; der Baubefund an der Südseite der Aspis scheint eher
für ein späteres Datum zu sprechen). Auf der Larissa, wo jede Planauf-
nahme fehlt, sind unter den mittelalterlichen Mauern nur wenige antike
Reste erhalten. A, Westseite: stark bossiertes, gut gefugtes Polygon
(ScRANTON 46 fig. 7; fast Semipolygon, U III C). B, Nordmauer: große
trapezoidale bis polygone bossierte Kalkblöcke. C, Ostmauer: feineres
trapezoidales Mauerwerk mit geglätteten Sichtflächen. Auf der Aspis (Plan:
V OLLGRAFF pl. V) ist ein Teil der praehistorischen Ringbefestigung in
semipolygonen, stark bossierten Quadern erneuert (VoLLGRAFF 152 fig. 3);
später werden zwei Rechtecktürme, ein Sechseckturm und im Osten eine
ausgedehnte Bastion mit drei Türmen aus nahezu isodomen Kalkquadern
in Bosse mit schrägen Stoßfugen (Abb. 48) angefügt. Bei den unzusammen-
hängenden Mauerstücken der Larissa ist vorerst weder die relative Ab-
folge noch das absolute Datum festzulegen (A ist auf jeden Fall dem Se-
mipolygon der Aspis eng verwandt, B mit den Resten der Stadtmauer;
unhaltbar sind die stilistischen Datierungen von ScRANTON 63ff., vgl. U
III C). Auch für das Semipolygon der Aspis fehlt eine sichere Datierung
(Verbindung mit dem Bau der Langen Mauern 417, Thuk. 5, 82, 5, bleibt
eine Hypothese); die zweifellos späteren Umhauten in Schrägschnittqua-
dern sind der fortgeschrittenen Anlage der Bastion wegen kaum vorhelle-
nistisch und könnten am ehesten ins 3. Jh. gehören. Doch kann eine sichere
Datierung nur durch neue Grabung erreicht werden.
33. Ehrenbeschluß der Stadt Argos für Rhodos (Anleihe zum Mauerbau).
1. Hälfte 3. Jh.
Stele aus weißem Kalkstein mit einfachem Giebel, vollständig erhalten; nur
durch die Mitte anpassender Bruch. Kanten bestoßen. b. oben 0.585, unten 0.64,
h. 1.47, d. 0.095.
Buchstaben: sorgfältig, Z. 1 Reste roter Farbe. h. Z. 1 0.02, sonst 0.011.
Fundort: verbaut in byzantinische Mauer beim Marktplatz von Argos. Jetzt
Museum Nauplia.
Ed.: VoLLGRAFF, Mnemosyne N. S. 44, 1916, 219 nr. IV.
Lit.: RosTowzEw, CAH VIII 623; SEH I 173; III 1354. 1485; ScRANTON 165;
CHARNEUX, BCH 82, 1958, 7.
PO.11 IQN.
'AÄw[m eöol;E tEAELUL, &µßoÄ[µooL E'X. tOU 'Aym-
11ou, KaQVELOU fivatm 1tQ<ltaL • UQ'J1'tEUE ßouJ.ci.W KaÄÄL<1tQa-
146
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ydcov xa.t -cov; ÜAAov; UEAAa.va; • MQUl;aL öe "COV cr-cecpa.vov 'Exa.-cov-
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ßYJUV "CE"COQa.; ÜVÖQa.; ES cmav-ccov, OL xa. EAitov-cE; ev; 'P6öov &.v-
0.V"{YJACOV"CL "COOL MµcoL "COOV 'Poölcov "CO '\jJU<pLO'µa. xa.t -cav E'UVOLO.V (äv)
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QUXitr\L ocr-cecpa.vo; EV 'P6öcoL ßLOV'UO'LOL; EV "COOL &.yoovL "COOV X'UXALCOV
[x] OQOOV -cfö 1tQU-Cm &.µeQm · UYYQU'ljlm öe "CO ö6x11µa. EV cr-caAm; ALit[-
vm; xa.t &.vftrjµEv ev -COOL LEQOOL -cou 'An:6AAcovo; -cou Auxdou xa.t [-cfö]
UHQm xa.t EV NEµem, emµEt,Y]ftr\µEv öe -co{ncov "COV -ca.µ[a.v xa.~ [-cov]-
30 ; öyö011xov-ca., xa.M EÖOl;E "COOL MµcoL "COOV 'AQydcov· &.yy(>a.'ljl[av-ccov]
öe xa.t EV 'P6öcoL "CO 'ljla<pLcrµa., I xa. &.n:oÖELl;EL &. ßcoAa xa.t oöiiµo; -c [oov]
'Poölcov· EAEl;E 0[cov IIOLµcovt; Mcveöa.µo; 'Acr[va.. vacat
10* 147
LOCH 2 IV 1, 6S8f.). Enge freundschaftliche Beziehungen zwischen Argos (zur Ge-
schichte neben VoLLGRAFF 22Sff. jetzt M. MrTsos, IIoAL't:LX'T) tai:ogta i:oü "Agyou~,
404-146, 1945) und Rhodos (vgl. HrLLER, RE Suppl. V 778ff.) sind im S. Jahr-
hundert nur während des Pyrrhoskrieges 278-272 oder im 2. Syrischen Krieg
260-253 möglich (falsch VoLLGRAF 227: auch 249-244; im Alexanderkrieg steht
Argos auf makedonischer Seite, IG II/III 2 774; BELoCH2 IV 2, 519ff.). Für eine
sichere Entscheidung zwischen beiden Perioden fehlen (trotz VoLLGRAFF 227:
278/72, übernommen von CAH, ScRANTON, RosTOWZEw) Anhaltspunkte.
Vollständiger Ehrenbeschluß in argivischem Dialekt (mit vereinzelten
Formen der Koine, vgl. zur Sprache VoLLGRAFF 233ff.); typisches argivi-
sches Praeskript des 3. Jh. (dazu VoLLGRAFF 46ff.; fast identisch in Mykene,
IG IV 497, Anf. 2.Jh.), lediglich Nennung des Antragstellers am Schluß
des gesamten Textes ist ungewöhnlich. Als Überschrift wie häufig in Ehren-
dekreten der Name des Empfängers, wodurch die Weiheformel ans Ende
des Praeskripts rückt. Die sehr eingehenden Ausführungsbestimmungen
für Verkündigung und Aufstellung des Beschlusses, Z. 19-32, zeigen das
in Anbetracht der Situation sehr verständliche Bestreben, die Rhodier be-
sonders zu ehren; der Goldkranz ist die zwischen Städten übliche Aus-
zeichnung, vgl. z. B. 30, 33.
Eine argivische Gesandtschaft hat von Rhodos eine sehr günstige, zins-
freie Anleihe von 100 Talenten ev; 't'E -r,av -rwv T,ELXErov en:wxcuav und zur
Verstärkung der Reiterei erhalten, Z. 8-11, deren Rückzahlung (waren
wie bei der milesischen Anleihe bei Knidos, Milet I 3 nr. 138, feste Ter-
mine vereinbart?) sich durch die schwierige Situation der Stadt verzögert
hat, Z. 11-12. Eine rhodische Gesandtschaft, Z. 12-16, sollte sicher nicht
nur Argos der alten Freundschaft versichern, doch konnte anscheinend (da
Rüdczahlung nicht erwähnt) nochmals eine Verlängerung der Anleihe er-
reicht werden. Anleihen wie Schenkungen (vgl. 34) zwischen Städten spie-
len bei der Baufinanzierung eine geringere Rolle als die Finanzhilfe der
hellenistischen Herrscher (näher U II C); sie setzen jeweils eine bestimmte
politische Konstellation voraus, die wir jedoch hier nicht rekonstruieren
können (278/72 wäre bei der engen Bindung von Rhodos an Ägypten eine
Stärkung von Athens Bundesgenossen Argos als Motiv denkbar). In jedem
Fall bildet Rhodos im 3. Jh. das politische Bankzentrum von Hellas und
gibt in diesen Jahren eine Reihe ähnlicher Anleihen an freie Städte (vgl.
RosTOWZEW l 72f. 677). Die Art der Bauten ist nicht angegeben, auch nicht
die Aufteilung der recht bedeutenden Summe; es sind auf jeden Fall grö-
ßere Rüstungen, die einen teilweisen Umbau (dafür kann emaxEU'YJ stehen,
vgl. U III B) der Stadtmauer und so eine Verbindung mit der zweiten
Bauperiode der Aspis möglich erscheinen lassen, wenn auch ein Beweis
dafür vorerst nicht zu führen ist (was ScRANTON 165 außer acht läßt). Eine
durchgreifende Reparatur des Oberbaus muß immer noch als andere Mög-
lichkeit in Betracht gezogen werden.
148
MEGALOPOLIS
(Plan: Excav. at Megalopolis, pl. I)
Der Text war zusammen mit IMagn. 16-84 an der Rückwand der westlichen
Agorahalle in Magnesia verzeichnet.
Buchstaben: mäßig sorgfältig, mit ausgeprägten Apices oder Querlinien an den
Hastenenden. h. 0.013-0.015.
Jetzt Museum Berlin. Abb. 49.
F.
Ed.: KERN, IMagn. 38 [FrcK, Bezzenb. Beiträge zur Kunde der indogermani-
srhen Sprachen 26, 1901, 284; HrLLER v. GAERTRINGEN, IG V 2, S. XXV 43; Syll. 3
559].
Lit.: NmsE, Hermes 34, 1899, 549ff.; WrLAMOWITZ, GGA 1900, 569; KERN,
Hermes 36, 1901, 50lff.; WILHELM, OJh. 4, 1901, Bbl. 25; TH. REINACH, BCH 28,
1904, 13; R. LAQUEUR, Epigraphische Untersuchungen zu den griechischen Volks-
beschlüssen, 1927, 33.
IIQcaßi::u·tci.v xal, -ltc~ [Qeov n] ~ [Q] q.yi::yo [ v6,rov] n [aQ<i ,äc; noÄLOc;]
,eoµ Mayv~1'(J)V ,eov EJtL Mmav5Q01J, q>LÄLax.[roL ,eoL Ilu1ta]-
y6QWL, K6vrovoc; ,eoL ßLOvua(roL, Aaµne,roL ,eo[L Ilu1tay6]-
QUL, x.al, &.noMnrov 1'0 'lj!acpwµa, LV oI %U1'EXEX,[C.OQL0"1'0]
5 ö '.X,Ql']O"µoc; ö yi::yovmc; fmo 1'0L 'An6UrovL 1'0L LV ßc[cpoi:c;],
"AC.OLOV tµi::v %UL aµELVOV ,oi:c; ai::ßoµevoLc; "AQ,EµLV
Ai::uxocpQUl']VUV x.al, ,av noÄLV xal, ,av x,c.oQav LEQUV x.al,
aauÄov voµ(toaLv", x.al, nEQL ,eov ÄoLneov navaLv füa-
Äi::x,{}foaL, x.a{}a i::Ixov ,ac; LV1'0Äac; JtUQU ,fü L5Lm JC0-
10 ÄL (x.)al, &.Qµot6v,(ro)c; ,oi:c; LV ,oi,{ c;} 'lj!acp(aµa,L YEYQaµ-
µevoLc; • LVLcpavLtov 58 %UL 1'UV ,äc; -ltcäc; EmcpaVELUV
xal, 1'UV yi::yoveoaav 'UJtO wi:c; JtQOYOVOLc; L:' ,oLc; "EUa-
vac; E1JXQ1']0"1'La(v) xal, JtUQU%UAEV1'W(v) wc; &.n:0Mx11-
1'UL &. JtOALc; 1'UV navayUQLV xal, EXEX,ELQLUV xal, 1'0V &.yeo-
15 va a,i::cpavl,av Laom'.,fü[o]v ,6v ,E µou[aLx]ov xal, yuµvL-
xov x.al, lnmx6v, ,ov n-!tci: ,fü 'AQ,EµLfü ,fü Ai::uxocpQUl']ViiL
ö Mµoc; ,eoµ Mayv~1'(J)V, x.al, 1'UV JtOALV xal, ,av X,C.OQUV
aü,eov LEQUV xal, aauÄov dvm • ,fü 5e Jl:OAL ,fü &.µc,EQUL
JtU1'QLOV E0"1'LV µaÄLO",a µev ,ac; ,äv 1tEUV ,Lµac; auv [alu-
20 l;ELV, EJ1:EL1'a 58 xal, wuc; auyyi::veac; x.al, cp[Äoc; UV1'E1JEQ-
yi::,rjv LV ,o &.n:Qocpaa(noc; cpa(vw{}m dvm cp(Äoc; 11:Qoc;
150
1q1
152
eine vereinzelte, durch nicht mehr faßbare Beziehungen zwischen beiden
Städten bedingte Maßnahme oder Teil eines größeren Programms (Zu-
schüsse befreundeter Städte zu Rüstungen oder Bauten in größerem Rah-
men kommen vereinzelt vor, vgl. U II C) war, bleibt daher offen.
---------N----I------I------
[- - - - - - - - - fo-c] eo xat wu-co ds; Emoxcua.v -cwv [-cEL]-
[xecov - - - - - - - av] ayQacpa.v 'tOU 'tc ÖtayQaµµaws; xat '! [ou]
[ö6yµa-cos;?-- o xa-c]acr-ca-0-ds; föwöoxc[v]s; ex -cwv nccr6[v]-
5 [-ccov - - - - - - ÖL] aqi6Qcov. V V
15 [- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ÖLa]qioQOV ELs;
--------------------------A.E
15.3
Auf der Rückseite des Steines steht der nicht hierhergehörige Ehrenbeschluß
IG V 2,435.
Datum: Weder Schrift (nach H1RSCHFELD 216 zweite Hälfte 2. oder 1. Jh., was
nicht nachprüfbar und kaum verläßlich) noch Text gestatten ein sicheres Urteil
über das Alter. Für Mauerreparaturen kommen mindestens drei Daten, 318, 222,
175 in Frage (vgl. oben S. 149; Datierung auf 175 durch RICHARDS ist nicht zu
erweisen).
154
Lit.: 0. HOFFMANN, Die griechischen Dialekte I, 1891, 20; TH. REINACH, BCH
28, 1904, 12f.; Too, BSA 18, 1911/12, 106; 28, 1926/27, 142f.; KuENZI 59. 69. 79;
HrLLER V. GAERTRINGEN, IG IV2 1, s.
XXVIII 71ff.; DrNSMOOR, Archons 236;
S. AccAME, II dominio Romano in Grecia dalla guerra Acaica ad Augusto, 1946,
II. 138; MARTIN, BCH 71/72, 1947/48, 146; DuNANT-THOMOPOULOS, BCH 78,
1954, 325; SEG XI 1149.
A (Vorderseite)
B (Rückseite)
A Z. 9 Stein: THN.
Erg.: Fou. A Z. 1 wi:~ cruvel\QOL~ Hi. Z. 3 M. (xai:acrxrnav xat bncrxsuav
Fou. mit Hi., was aber für B, Z. 4 zu lang, während hier der Zeilenanfang
155
möglicherweise eingerückt war). Z. 9, 10, 16 Hi. B Z. 4 M. Z. 8 Hi. (A, B
Z. 2 xcü Ösx6:rou Hi. fraglich).
Datum: Über die Schrift ist kein Urteil möglich; im Datum der Überschrift
fehlen die Zehnerstellen, die verwendete Aera ist unsicher. Bei der von HILLER
und DINSMOOR angenommenen korinthischen Aera (Beginn jetzt für 145/44 ge-
sichert, vgl. DrnsMOOR 234ff.) und Erg. 16 ergibt sich 130/29; doch ist eine Neu-
befestigung der Stadt unter römischer Herrschaft wenig wahrscheinlich, vgl.
Thisbe und Koroneia, 28. 29 (selbst wenn Megalopolis immunis et libera blieb,
wofür AccAME 143 keinen Beleg gibt). Setzt man Megalopolis' Eintritt in den
Achaiischen Bund 234/3 (Polyb. 2, 44) als Aera (wie REINACH 13), ergibt sich das
zu der Zerstörung durch Kleomenes 222 gut passende Datum 219/8 (das MARTIN
146 A. 1 annimmt); nur ist diese Aera sonst nirgends bezeugt. Als sicher ist daher
keines der beiden Daten zu erweisen (der 34, 54 genannte Nikeratos muß mit
dem Schreiber Z. 1 nicht identisch sein; auf jeden Fall falsch Ansatz einer Aera
175 durch FoucART).
KEOS
(Karte: AA 1954, 89 Abb. 24)
Beschreibung der Stadtmauern von Koressia, Poiessa und Karthaia
bei F. G. MAIER, AM 73, 1958.
37. Athenischer Volksbeschluß über die Städte von Keos (Erlaubnis zur
Befestigung von Koressia, Poiessa und Karthaia). Zwischen 362 und 350
Zwei Fragmente einer Stele aus weißem, leicht kristallinem Marmor, nicht
anpassend. a) allseitig gebrochen, Schriftfläche z. T. bräunlich verfärbt. b. m.
0.235, h. 0.22, d. 0.105. b) allseitig gebrochen. b. m. 0.135, h. 0.105, d. 0.10.
Buchstaben: STOICH, mäßig sorgfältig. h. 0.004-0.005.
Fundort: Athen(?). Jetzt EM 7090. Abb. 50.
O.F.A.
Ed.: KuMANUDES, 'Afr1Jvmov 5, 1876, 519 nr. 3 (nur a) [A. PRIDIK, De Cei in-
sulae rebus, 1892, 175 nr.129 (Z.11-15)] KOEHLER, IG II 5, 135f.; KIRCHNER, IG
II/III2 404.
Lit.: PRIDIK 35ff.; HILLER V. GAERTRINGEN, IG XII 5, s.
XV 1278; GRAINDOR,
MB 14, 1910, 240f.; 25, 1921, 87f. 118. 123; R. LAQUEUR, Epigraphische Unter-
suchungen zu den griechischen Volksbeschlüssen, 1927, 37f.; ScHWEIGERT, Hesp.
8, 1939, 14 A. l; DuNANT-THOMOPOULOS, BCH 78, 1954, 326 A.3; WELTER, AA
1954, 56.
157
10 . . . . .8 • • Jt6Aw; xm UVe)'QUcp'Y] [t&v JtoA]ewv EXUOt'Y]i; tu O[v6µata e]-
[v tY]L Ot~]A'Y]L 'X,UL auvtal;LV auvi:[etayµs]vm da[v · Öc66x{}[m tCüL ö]-
[~µWL xu]Q[oui; µE". dvm wui; öox[oui; x]al tui; avv{}~xai; tcil[L ö~µwL]
[,;&L 'Alt'Y]v] a[wv, a.i; auvs{}s,;o XaßQL[ai; a] tQUt'Y]yüi; wv JtQOi; tu[; JtOAeL]-
[i; tui; EV Ks]wL 'X,UL JtO/,LteUeO{}m K[dou]i; XatU JtOAeti; xat[u wui; ÖQ]-
15 [xoui; xal tuk auv{}~xai; xal ta 'ljJY]cp[[aµa]ta toii ö~µou toii 'A[{}'Y]va[wv]
[xal tai; JtOAehi; tui; EJtL {}aMtt'Y]L E[ma]xe'UUSeLV tu tel[xYJ. d OE tL]
[eyxaAOUOLV auto1:i; t]rji; JteVt11xoatrji; trji; [ÖcpeLA]oµEv'Y]i; EVeX[a 'A{}'Y]VULOL],
[Jtsol toutwv öl]xai; dvm KsloLi; E[v tYJL e]xxA~tWL 'A{}~[VYJOLV xal e]-
[v to1:i; auµµaxoL?]i; xatu toui; ÖQXO~[i; XUL tui;] auv{}~xa[i; ML tu 'ljJY]cpt.]-
20 [aµata toii ö~µou t]oii 'A-O'Y]va[wv xal .. .12.•• N - - - - - - - - - -
15
• , • , , , • • • , , , , , • trjL JtOAeL JtQoi; - - - - - - - - - - - - -
Trotz des stark zerstörten Textes ist ein regulärer attischer Volks-
beschluß kenntlich (sehr frühes Beispiel eines ausgebildeten Praeskripts);
laut Referat- und Motivformel, Z. 5-11, veranlaßt durch nicht mehr näher
bestimmbare Anträge einer keischen Gesandschaft beim auveÖQLOV, der
Bundesversammlung (vgl. AccAME 107ff.). ,,Um die Bundestreue von Keos
zu erhalten" (Z. 7) wird beschlossen: 1. fortdauernde Gültigkeit der durch
Chabrias 363/2 abgeschlossenen Verträge Keos-Athen, Z. 11-14 (erhalten
für Ioulis in IG II/III2 111; vgl. auch Ed. MEYER, Geschichte des Alter-
tums V2 , 1913, 46lf.; BENGTSON 265 A. 1). 2. Auflösung der Sympolitie
der keischen Städte, Z. 14-15 (vermutlich ein durch den Abfall von Athen
158
364 bedingter kurzfristiger politischer Zusammenschluß, vgl. IG XII 5,
594; falsch als Synoikismos bei KAHRSTEDT, RE IVA 1440; zur Sympolitie
des 5. Jh. PRIDIK 69ff., zu der erneuerten des 3. Jh. RosTOWZEW, SEH I
223f. 3. Erlaubnis zum Wiederaufbau der Befestigungen für die am Meer
gelegenen Städte, Z. 16. 4. Zuständigkeit der athenischen Gerichte für
Streitfragen über den Hafenzoll im Piräus, Z. 17-20 (n:cVtl]XO!JTYJ wie in
dem um 360/50 das Ausfuhrmonopol keischen Rötels für Athen sichernden
Dekret IG II/III2 1128, 23); ähnliche Rechtsbeschränkungen· waren für
Keos IG II/III2 111, 73f. 1128, 20 verfügt und auch sonst im 2. Seebund
üblich (vgl. H. LIPSrus, Sb Leipz. 1898, 154ff.; AccAME 138ff.). Der Be-
schluß gehört zu den seit 364 einsetzenden, die Hoheitsrechte der kleineren
Bundesmitglieder beschneidenden Maßnahmen (z.B. IG II/III2 123; XII
5, 714: Andros; XII 7, 3: Amorgos, oder der ebenfalls Rechtsbeschränkun-
gen und ein tdxwµa in unklarem Zusammenhang erwähnende Vertrag
mit N axos, IG II/III2 179) einer zunehmend autokratischen PolitikAthens,
gegen die der Bundesgenossenkrieg eine Teilreaktion darstellt (vgl. Ac-
CAME 140. 166); er ist aber wesentlich schärfer als das ebenfalls nach einem
Aufstand gegen Athen erlassene Dekret über Naxos von 373/2 (AJA 40,
1936, 461 = AccAME 230). Alle Einzelbestimmungen in diesem Beschluß
und in IG II/Ill2 111. 1128 wie die grundsätzliche Auflage zur Befolgung
athenischer Beschlüsse, Z. 15 (vielleicht formal durch einen vorausgehen-
den Ermächtigungsbeschluß des Synhedrions gedeckt, AccAME 123f.), zei-
gen die einschneidenden Beschränkungen der Autonomie für Keos.
Eine Verfügung über das Befestigungsrecht autonomer Städte durch
eine fremde Polis ist hier zum einzigen Mal in vorhellenistischer Zeit in-
schriftlich nachweisbar (vgl. näher U I A). Tatsächlich sind in den drei
Seestädten Koressia, Karthaia und Poiessa Befestigungsmauern sehr ver-
wandter Technik und auffallend einheitlicher, geringer Stärke erhalten,
die zumindest in Koressia und Karthaia ältere Mauern ersetzen (vgl.
MAIER, AM 73, 1958): mit großer Wahrscheinlichkeit die durch den Be-
schluß erlaubten Bauten (für die vielleicht eine Höchststärke festgesetzt
war, WELTER 56). Daß Chabrias die älteren Stadtbefestigungen bei der
Niederwerfung der Revolte von 364 zerstörte, Athen dann später zum
Schutz gegen Seeräuber (um 362 z. B. Operationen Alexanders von Phe-
rai, CAH VI 105f.) den Wiederaufbau schwacher, einer planmäßigen Be-
lagerung nicht gewachsener Mauern zuließ, bleibt die naheliegende Ver-
mutung (denkbar sind auch Sicherungsmaßnahmen im Bundesgenossen-
krieg, wo z. B. das benachbarte Andros eine athenische Besatzung erhält,
IG II/Ill2 123).
IOULIS
(Plan: AA 1954, 74 Abb. 17)
Beschreibung der Stadtmauer von Ioulis bei WELTER, AA 1954, 71
und F. G. MAIER, AM 73, 1958.
A - - - - - - - E. N - 0 [ ..... -rcilv]
[n:o]~L-rcilv x.al, -rcilv n:OAL-r[[ömv x.al,]
['tcilv äUmv -rcil]v ev -rsi: n:6AEL x.a[-rm]-
[x.ouv-rmv] EU.V 'te ßo'UA(J)V'tUL . . . .
5 . . . .- .7 • • äUo n -rcilv :XQYJCitµmv [-rcilv]
[de; -riJ]v [oix.] 9öoµ(av -rcilv 'tEL:XWV ..
[En:] avy~~[A] ?µsvoL x.aw.~aAsi:[a'fr] a[L]
[. . . . ev] !OlL Mmµax.'tY]QL[OlVL µY]vl,J
7 7
• - • • • • Y. ac; Mo ev wi: . .
- 16
10 .. . fA~K.
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6 7
• .- • • • ov tmöouvm de; -riJv [-rcilv]
160
. . wv xat i:cov cpv1.cov xat ,:cov [cU]-
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Von dem sehr verstümmelten Epidosisbeschluß, Z. 1-21, ist nur ein Teil
des Dekrettextes mit den die Durchführung der Epidosis regelnden Sach-
bestimmungen erhalten. Es wird zunächst Teilnehmerkreis (außer Bürgern
und sonstigen Einwohnern Bürgerinnen speziell genannt auch GDI 3624,
9-10), Art der Spenden (neben Geld kann ano n i:cov XQYJO[µwv gegeben wer-
den, wie z. B. IG XII 5, 1082, 4 Arbeitskräfte; zu Sachspenden bei Epidosis
11 Mauerbauinschriften 161
vgl. U II C) und Zweck, obwl\oµ[a -rwv 'tELXWV, festgesetzt, Z. 1-6; dann Z. 8
eine Melde- oder Einzahlungsfrist, vielleicht noch Z. 9 ein Minimalbei-
trag. Abschließend folgen Anordnungen über Aufzeichnung von Beitrags-
listen und Beschluß (über das Lykeion DuNANT-THOMOPOULOS 324f.),
Z. 15-21; unerklärt bleibt das Auftreten von cpv1>.a[ und xoLvei:a in diesem
Zusammenhang, da sie weder oben unter den Teilnehmern noch anschlie-
ßend in der Liste (wie die verschiedenen Verbände in 32 B; vgl. auch IG
XII 3, 330; TCamir. 159a) genannt sind. Da der Beschluß offenbar im
Wesentlichen dem Aufbau und Formular anderer Epidosisdekrete folgt
(dazu näher U I A), waren in der zerstörten Partie des Textes, Z. 10-14,
sehr wahrscheinlich die den Gebern in Aussicht gestellten Ehren aufge-
zählt.
Da die folgende Beitragsliste mit dem Beschluß zusammen veröffentlicht
ist, wird sie nur mit der einfachen Formel orl\e e:n:el\wxav eingeleitet (Bei-
spiele anderer Formeln U I A). Verzeichnet sind 15 Donatoren (einzelne
Namen sind in Ioulis nachweisbar, vgl. DuNANT-THOMOPOULOS 325, aber
für das Datum ohne Bedeutung) mit Beiträgen von 5-50 Drachmen (ange-
geben sind nur Zahlen; Minen werden jedoch stets mit beigefügtem M
bezeichnet, vgl. 36B; IG IX 1, 446, und ergäben außerordentlich hohe
Summen; Statere sind möglich, aber ebenfalls meist ausdrücklich bezeich-
net, vgl. zu 36A; GDI 5616). Das Ergebnis von 335 dr. ist so gering, daß
keine nennenswerten Arbeiten damit auszuführen sind (vgl. U II C); ent-
weder ist die niedere Zahl von Donatoren (die Beiträge selbst sind nor-
mal: 15-100 dr. GDI 3590, um 205; 30 dr. IG XII 5, 1082 in Ioulis, 2. Jh.;
2-55 Statere CIG 3140, 3. Jh.; vgl. auch KuENZI 27f.) wie die Auflage
einer Epidosis selbst durch die schlechte Finanzsituation der keischen
Städte im 3. Jh. bedingt (vgl. GRAINDOR, MB 11, 1907, 101; 25, 1921, 109.
12lf.), oder gibt diese Liste nur einen Teil der Beiträge wieder.
Daß die heute noch erhaltene Stadtmauer von Ioulis teilweise mit die-
sem Geld erbaut wurde, ist nicht ausgeschlossen, andererseits aber beim
Fehlen einer archäologischen Datierung auch nicht nachzuweisen. ÜLxol\oµ[a
kann nicht nur einen Neubau, sondern auch ReBaraturen bezeichnen (vgl.
U III B); allerdings zeigt die Mauer keine Spuren von Umhauten oder
Erneuerungen. Einen frühen Mauerbau in Ioulis durch den Heros Eupulos
erwähnt Kallimachos (PFEIFFER2, Frag. 75), doch ist daraus für die Datie-
rung von Akropolis und Stadtmauer nichts zu gewinnen; die Baugeschichte
und die Beziehung der Inschrift zu ihr ist vorerst nicht sicher zu rekon-
struieren.
TENOS
(Karte: IG XII 5, XXXIII)
39. 40. Bauinschriften des Turmes von Smovolon auf Tenos. 3./2. Jh.
39. Mauerquader aus grau-weiß gestreiftem tenischem Marmor; nur die rechte
obere Ecke ausgebrochen. b. 0.60, h. 0.36.
Buchstaben: ziemlich flüchtig, mit leichten Apices; Pointille-Technik wie 38.
h. 0.05-0.06, 00 0.04-0.035.
164
Fundort: Im mittelalterlichen Oberbau des Turmes ohne Zusammenhang mit
dem antiken Mauerwerk verwandt (vgl. Abb. 53), doch eindeutig zugehörig.
Abb. 55.
0. F. Abschr.
Ed.: K. MAVROMARAS, IlEQL06la ,ij<; Trivou, 1865, 6 [WEIL, AM 2, 1877, 62 A. 6;
GEORGANTOPOULOS, T1']VLa%U, 1889, 41] DEMOULIN, BCH 27, 1903, 259; MB 8,
1904, 94 nr. 30; HrLLER v. GAERTRINGEN, IG XII 5, 955 [DRAGATsrs,:Prakt. 1920,
160].
Lit.: GRAINDOR, MB 10, 1906, 338f.; 25, 1921, 118; TH. SAucruc, Andros, 1914,
33; F. P. JoHNSON, AJA 29, 1925, 411f.; BoN, BCH 54, 1930, 181; ScRANTON 174;
YouNG, Hesp. 25, 1956, 146.
Aua[{h:[oi;]
,AQLO'tOAOXOU
'XC(t!,O''XEUU( O'!W).
Erg.: Demoulin.
Erg.: Dem. Z. 2 M.
Datum: Nach der Schrift allgemein ins spätere 3. Jh. gesetzt (vergleichbar z. B.
IG XII 5, 868 B. 798; MB 15, 1911, 253ff.). Historisch ist der Bau bei der im
3. wie im 2. Jh. in der Aegaeis herrschenden Seeräuberplage (RosTOWZEW, SEH
I 195ff.) während Tenos' Zugehörigkeit zum Nesiotenbund des 3. Jh. (vgl. FIEHN,
RE VA 514ff.) wie während seiner Rolle als Hauptflottenstützpunkt des von
Rhodos im frühen 2. Jh. erneuerten Koinon (vgl. CAH VIII 627f. und jetzt FRA-
SER-BEAN 154ff.) möglich (unhaltbar die Bestimmung der Schriftform als sicher
Mitte 3. Jh. durch GRAINDOR 1921, 118; falsch die Identifizierung mit dem Lysi-
theos der Weihinschriften IG XII 5, 922. 923 aus dem 1. Jh., GRAINDOR 1906,
339).
Zwei der relativ seltenen, bis zum Ende des Hellenismus fast nur an
Türmen nachweisbaren Beispiele echter Bauinschriften; einfachstes For-
mular, das nur Bauherrn oder Bauleiter nennt (zu Charakter und Formular
165
der Bauinschriften näher U I A). Während in Olba (77. 78) der Herrscher
und der technische Bauleiter, in Thasos (56) ein städtischer Beamter ge-
nannt ist, ist hier die Funktion des Lysitheos wie die rechtliche Stellung
und die Besitzverhältnisse aller Inseltürme unsicher. Der Lage nach han-
delt es sich eher um einen Feldschutzturm nahe einer für Piraten besonders
günstigen Bucht als um einen Wachturm (zum umstrittenen Zweck der
Inseltürme zuletzt YouNG 13lff.; weiter U III C); vermutlich war daher
Lysitheos der private Erbauer und Eigentümer des Turmes.
Daß Bauinschriften von andern Inseltürmen fehlen, ist wohl durch die
schlechte Erhaltung der meisten Monumente bedingt, denn die Verbrei-
tung der Sitte scheint recht naheliegend. Für den Zeitansatz der noch nie-
mals zusammenfassend bearbeiteten und sehr verschieden datierten Insel-
türme (DEMOULIN 1903, 259: hellenistisch; DRAGATSIS 1920: mykenisch bis
römisch; BoN 1930, 185: meist 4. und 3. Jh.; Y ouNG 142: 6.-3. Jh.) ist die
selbst nicht genau fixierte Inschrift nur mit Vorsicht heranzuziehen; auch
bei der näher verwandten Gruppe von Türmen (oben S.164) ist nicht sicher,
ob der Smovolon-Turm am Anfang oder am Ende der Reihe steht.
DELOS
(Plan: R. VALLOIS, Les constructions antiques de Delos, 1953, pl. I;
das Wesentliche gibt auch RosTOWZEW, SEH II 779 fig. 8 wieder)
Delos erhält nach den Piratenangriffen des 1. Jh. im Jahr 69 zum ersten
Mal eine Befestigung, die aber nur den Bezirk von Agora und Heiligtum
am Hafen und das südlich angrenzende Wohnviertel mit der Theaterhöhe
als beherrschendem Punkt einschließt (vgl. PrcARD, CRAI 1911, 872ff.;
AvEzou-PrcARD, Melanges Holleaux, 1913, 12ff.; P.RoussEL, Delos colonie
athenienne, 1916, 332f.; DELORME, BCH 73, 1949, 562ff.; 74, 1950, 364ff.).
Die teilweise durch Türme geschützte, teilweise sehr überlegt in Um-
brüchen und Rücksprüngen geführte Mauer nützt weitgehend bestehende
Bauten, deren Räume verschiedentlich mit Schutt aufgefüllt wurden, für
Fundamente und Bastionen aus (gutes Beispiel die Turmbastion bei der
Agora der Italiker: sie bildete ursprünglich die Cella eines beim See-
räuberangriff zerstörten kleinen dorischen Antentempels, deren im O ge-
legene Tür dann vermauert wurde, vgl. BCH 49, 1925, 466f.; auf einer
der beim Bau verwandten Spolien stand die Inschrift 42). Das Theater
und die Granitpalaestra bilden mit ihren starken Außenmauern die zita-
dellenartigen Eckbastionen der ganzen Anlage, letztere wohl auch eine
temporäre Kaserne (41 war dort aufgestellt). Wo die Mauer keine andern
Bauten benutzt, sind die zwei verhältnismäßig sorgfältig gefügten Schalen
aus unregelmäßigen Gneisblöcken und wiederverwandten Werkstücken
166
(Abb. 57) direkt auf den Boden aufgesetzt, mit einem soliden Kern von
Trümmerschutt und Bruchstein; die Stärke beträgt meist 2.40-2.80, doch
erreicht sie auf der Südfront teilweise 3.60. Erhaltene Höhe streckenweise
1.85-2.00; daß sich in 1.85 Höhe ein Wehrgang befand, ist nicht sicher
nachgewiesen (AvEzou-PrcARD 13 postulieren wegen dieser angeblich ge-
ringen Mauerhöhe einen noch nirgends entdeckten Graben vor d~r Mauer).
Mauerreste entlang des Hafens fehlen; die Anlage ist in erster Linie als
Schutz gegen einen an der Ostküste gelandeten Feind gedacht, da eine
Forcierung des engen Rheneia-Sundes wenig wahrscheinlich war.
ralcot OuaAEQL-
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167
42. Kleiner dorischer Architrav aus weißem kristallinem Marmor, oben zwei
Regulae mit Guttae; links, rechts und oben feingeglättete Flächen, Rückseite mit
Spitzeisen geebnet. Zwei anpassende Brüche, von denen der rechte antik verdübelt
war. b. 1.48, h. 0.33, d. oben 0.11, unten 0.088.
Buchstaben: sorgfältig, mit gespaltenen Apices, Formen wie 41. h. 0.02.
Fundort: ursprünglich zu einem kleinen dorischen Antentempel gehörig, der
69 geplündert und dann zu einer Mauerbastion umgebaut wurde, in der der Ar-
chitrav mit den links und rechts noch sichtbaren Dübellöchern als Inschriftträger
befestigt wurde. Nach Beseitigung der Bastion bei der Grabung von 1925 am Ort
belassen; ohne Inv. Abb. 56.
0. F. Abschr.
Ed.: IDel 1857.
Lit.: AvEzou-PrcARD, Melanges Holleaux, 1913, 15; BCH 49, 1925, 466f.;
RoussEL, Syria 15, 1934, 44; RoBERT, Rev. phil. 18, 1944, 12 A. 1; RosTOWZEW,
SEH III 1564.
43. Teil einer Basis aus weißem Marmor, in zwei anpassende Stücke gebrochen;
links, rechts, unten Kante, geglättete Flächen; oben und hinten gebrochen. Schrift-
fläche stark verwittert. b. 0.75, h. m. 0.62, d. 0.155.
Buchstaben: plump, mit starken Apices. Z. 1-8 h. 0.026, Z. 9-10 h. 0.02.
Fundort: Nördlich der Agora des Theophrast; dort belassen. Inv. E 23.
0. F. Abschr.
Ed.: RouSSEL, BCH 32, 1908, 418 nr. io bis; IDel 1621.
Lit.: RoussEL-HATZFELD, BCH 33, 1909, 522; AvEzou-PrcARD, Melanges Hol-
leaux, 1913, 15; P. RoussEL, Delos colonie athenienne, 1916, 115. 331; F. DuRR-
BACH, Choix d'inscriptions de Delos, 1921, 249; W. A. LAIDLAW, A history of
Delos, 1933, 267; RosTowzEw, SEH III 1564.
168
Z. 5 mit Absicht getilgt. Z. 9-10 auf Rasur.
Erg.: Roussel. Z. 4 't~V vi'jaov M.
Datum: Alle drei Texte fallen wegen des darin erwähnten Mauerbaus durch
Triarius in das Jahr 69.
169
ClRh 8, 1936, 233. 239), und des ersten Offiziers P. Junius, 41 (E:rct:rc1.ou(;
ist der häufig an Stelle der Trierarchen das Schiff führende erste See-
offizier, vgl. SEGRE 1936, 232f.; KAHRSTEDT, Staatsg. 292; C. BLINKENBERG,
Triemolia, 1938, 18; Junius selbst, worauf das verräterische Weglassen des
Cognomen weist, vermutlich ein griechischer Freigelassener; vgl. auch
RoussEL, Syria 15, 1934, 44f.), einen Teil der Mauer und die Turmbastion
bei der Italiker-Agora (oben S. 166) erbauten. Die "Athena" ist offensicht-
lich wie die Fregatte „Parthenope" (vgl. die fast gleichlautende Ehrenbasis
IDel 1855, nahe der Mauer gefunden, aber die Befestigung nicht erwäh-
nend) eines der von Smyrna bzw. Milet gestellten Schiffe; auffällig ist die
Bemannung mit Kontingenten zweier Städte, die auch getrennt unter ver-
schiedenem Kommando arbeiten. Triarius hat also als Urheber des Bauplans
auch im Wesentlichen die Ausführung durch Landungsabteilungen der
Schiffe übernommen, die unter Aufsicht ihrer Offiziere bestimmte Mauer-
abschnitte erbauten und diese Tätigkeit an Ort und Stelle oder in der
Nähe inschriftlich aufzeichneten (Heranziehung von Flottenmannschaften
zu öffentlichen Arbeiten neben Athen 395/4, oben S. 32, auch im Ptole-
mäerreich: Pap. Petr. III 43, 21; vgl. F. DRTEL, Die Liturgie, 1917, 18f.).
Das Formular von 41 und 42 entspricht einem ursprünglich in Weihun-
gen rhodischer Flottenmannschaften des 2. Jh. ausgebildeten, von andern
Seestädten übernommenen und auch sonst bei Schiffen in römischem Dienst
nachweisbaren (vgl. Texte der Flotte des A. Terentius Varro i. J. 82: ClRh
8, 1936, 229. 240; LW 504) Typus; lediglich die Voranstellung des Weihe-
vermerks zeigt den römischen Einfluß (vgl. näher U I A). Sachlich dienen
beide Texte als Bauinschriften mit Weihevermerk wie etwa 78 (über die
nahe Verwandtschaft von Bau- und Weihinschrift U I A), freilich in einer
profanierten Form: das Bauwerk wird nicht mehr einem Gott als Schutz-
herrn empfohlen, sondern von den Arbeitern dem Bauherrn gewidmet -
eine Aushöhlung ehemals religiöser Formen, die dem Anruf des Triarius
als crrotYJQ entspricht.
PAROS
(Plan: AM 26, Taf. X)
170
44. Ehrenbasis aus Paros (Reparatur der Mauern). 1. Jh.?
Nur handschriftlich überliefert; alle Angaben fehlen.
Ed.: LAMPRos, Neo,; 'Et..t.:11voµv11µrov 2, 1905, 37 nr. 5 nach Cod. Bodleianus
Mise. 163 [HrLLER v. GAERTRINGEN, IG XII 5, 1030].
Lit.: RuBENSOHN, RE XVIII 1827.
171
KALYMNOS
45. Fragment eines Beschlusses des Demos Panormos (?) auf Kalymnos.
2./1.Jh.
Fragment einer Platte weißgrauen Marmors; links Kante, sonst gebrochen.
Weitere Angaben fehlen. b. 0.125, h. 0.175, d. 0.035.
Buchstaben: nachlässig, gedrängt, mit starken Apices. h. 0.007.
Fundort: Apollotempel Kalymnos. Jetzt BM nr. 296. Abb.: TCal Taf. 45.
(F).
Ed.: NEWTON, BMI 296 [GDI 3608 (nur Teil)] SEGRE, TCal 68.
IIavOQ!;'-?[v - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -]
'tELXLsm 'CO'; [-c6JtOV xata tetV tOU cruµJtavto~ Mµou]
M!;av äv 11x[ovtL cpEQOVtc~ tot JtQwßsutal, Ömo~]
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5 äUm xw [Qm tat EV tfö VUO'(J)L ©O'LV' t(l)V µev tEXVL]-
'tOOV aut [ot emµs1.11ftsvtoo tOt öaµ6tm, tav öe ät.]-
Aav ÖUJt[avav f,~ tCtV xatacrxrnav JtOLcLO"ftm 'tOV cruµ]-
Jtavta [öaµov - - - - - - - - - - - - - - - - öa]-
µ6t [m? - - - - - - - - - - - - - - ·- - - - - -]
10 tLµO - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
172
Erg.: Segre (doch sind, wie Segre selbst zugibt, die z. T. an 76 angelehnten
Ergänzungen völlig unsicher; einer Interpretation können sie daher nicht
zugrunde gelegt werden).
Datum: Die Schrift ist (richtig schon SEGRE) paläographisch nicht genauer als
»2- oder 1. Jh." einzugrenzen; sonstige Anhaltspunkte fehlen.
Ob es sich um einen Beschluß zum Schutz des Landes oder um_ein Ehren-
dekret für Verdienste in Notzeiten, Z. 4-5, handelte, ist nicht zu entschei-
den; ebensowenig, ob der Beschluß durch den Demos Pano~mos gefaßt
wurde oder ob der Festungsbau nur in dessen Gebiet stattfand, Z. 1-3.
An Stelle von SEGRES Ergänzung wäre auch ein Text ähnlich wie 46 oder
50 denkbar. Sämtliche Versuche einer Verknüpfung mit Ereignissen aus
der Geschichte von Kalymnos in diesen zwei Jahrhunderten (vgl. SEGRE',
TCal S. 25ff.) bleiben beim Zustand der Inschrift bloße Vermutung; wie
sich auch Charakter und Ort der genannten Befestigung nicht bestimmen
lassen (eine Schutzfestung für den Demos wie die Peripolia von Halasarna,
46, oder Potidaia, 50?).
HALASARNA
173
Halasarna. Lageplan. A Akropolis. B Akropolis nach Ansatz von Herzog.
46. Ehrenbeschluß des Demos Halasarna für Theukles (Bau eines Peripolion).
Um201
Stele aus weißem Marmor; anscheinend vollständig. Weitere Angaben fehlen.
b. 0.41, h. 0.76, d. 0.21.
Buchstaben: "wie um 200 auf Kos üblich" (HERZOG). h. 0.005.
Fundort: Apollotempel Halasarna; heute verschollen und vermutlich wie die
meisten Inschriften aus Halasarna zerstört.
Ed.: HERZOG, Klio 2, 1902, 321 (nach Abschr. und Abkl. von J. Zarraphtis);
Syll. 3 569 (mit verbesserten Lesungen HERZOGS).
Lit.: CARDINALI, Riv. Fil. 35, 1907, 8; B. LAUM, Stiftungen in der griechischen
und römischen Antike, 1914, I 37. 105. 133; II 56; ÜRMEROD, Liv. Ann. 11, 1924,
34ff.; Piracy 46f.; R. LAQUEUR, Epigraphische Untersuchungen zu den griechischen
174
Volksbeschlüssen, 1927, 172ff.; BoN, BCH 54, 1930, 188. 191; NEPPr-MoDONA,
Mem. F. E. R. T. 1, 1933, 44f.; SEGRE, Riv. Fil. 61, 1933, 375. 377f. 386f.; F. W.
WALBANK, Philipp V of Macedon, 1940, 118 A. 6. 120 A. 3; RosTowzEw, SEH
II 607; III 1459; MAGIE, R. R. II 746. 914; LAUNEY 731; HoLLEAux, Et. IV 164ff.
273ff.
175
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ÄoL; i:oi:; lhai:clvo1JOLV JCO'l:L i:a.v cpuÄaxa.v 'XUL aocpaAeLUV ÖLU'l:e/,eL JCavi:a i:a. lluva-
i:a. 'XUL JCQUO( (1 )cov 'XUL YQUcpcov· Önco; O'ÖV 'XUL [ö] oaµo; ö 'AÄUOUQVLi:UV, xaMn JCU'l:QL-
40 6v fon aUtOJL, cpaLV'Y]'l:UL wu; aya{}ou; i:oov UVÖQOJV nµoov xataslco; tOJV
ywoµevcov eL; aui:ov eUeQ'{et'Y]µatcov, 0e1J'X/crj; te 1:lJ'.X,(J)V i:oov nµ[[]-
cov noÄv JCQo{}uµ6i:eQOV avtov JCUQE'.X,'Y]tm et; i:a. wü Mµou XQ~OLµ[a],
öello:x.{}m EJCmvfom 0e1J'XA'YJ 'AyÄaou UQei:u; EVe'XU 'XUL euvo[a; .a; lf; [i:e]
JCOÄ[i:a; JCUVta; 'XUL e; tOV llaµov i:ov 'A},aoaQVLtUV, Otecpavooom OE au-
45 [i:ov] oi:ecpavcoL '.X,QlJOECOL UJtO '.X,QlJOOJV 'AÄesaVöQELCOV N, tOL ÖE van:6m
[ey] Mvtco avay(/atj!m i:o tj!acpwµa i:61le eLOtaÄav ALfüvav 'XUL ava{}evtco
[ev] 1:0JL LeQOJL i:oü 'AnoÄÄcovo; toü EV 'Ai..aoaQVUL et; i:ov emcpave-
[o] i:atov i:6n:ov.
Der seit 205/4 zunächst zwischen Rhodos und den kretischen Städten
ausgetragene, aber von Philipp V. angezettelte 1. Kretische Krieg (vgl.
CAH VIII 143ff.; NEPPr-MonoNA 43ff.; HoLLEAUX, Et. IV 163ff. und die
Lit. bei BENGTSON 339 A. 2; zum Datum HoLLEAux, Et. IV 124ff.) ist ein
Stück des stetigen Kampfes der Handelsstadt Rhodos gegen die Piraterie
in der Aegaeis (für das 3. Jh. vgl. RosTOWZE'W, SEH II 607f.; ÜRMEROD,
Piracy 132ff. 146ff.), gleichzeitig aber der erste Schritt Philipp' V. nach
dem Frieden von Phoinike zur Ausdehnung der makedonischen Herr-
schaftssphäre nach Osten. Während sich die Friedensverhandlungen mit
den kretischen Seeräubern vermutlich bis 201 hinzogen (Syll. 3 586; HoL-
LEAux, Et. IV 187ff.; auch SEGRE 375f.), geriet Philipp durch seine Er-
oberungen an den Meerengen im Spätsommer 202 selbst in Krieg mit
Rhodos und den verbündeten Seestädten, denen sich bald Attalos 1. an-
schloß. Trotzdem nahm er 201 noch Teos und Samos, belagerte vergeb-
lich Chios und operierte mit seiner Flotte gegen Kos und Kalymnos, bis
176
er im Herbst in Bargylia blockiert wurde und im folgenden Jahr nach
dem Kriegseintritt Roms hastig die Aegaeis räumte (CAH VIII 15lff.;
W ALBANK l 14ff.; BENGTSON 448). Kos war in diesen Kämpfen ein stän-
diger Bundesgenosse von Rhodos (HrLLER, RE Suppl. V 787f.).
Der Ehrenbeschluß des Demos Halasarna (der Ehrenantrag entspricht
völlig Syll. 3 568; vgl. auch U I A. Ncmoi:m, sonst auf der In~el fehlend,
sind offensichtlich die Vorsteher des Apollonheiligtums und gleichzeitig
leitende Beamte des Demos, vgl. GDI 3705. 3707; W. R. PATON-E. L.
HrcKs, The inscriptions of Cos, 1891, nr. 373, 6; weiter HERZOG, Sb Berlin
1928 nr. 6, 49; BusoLT 502) gehört eng mit anderen den Seekrieg in den
Gewässern um Kos beleuchtenden Inschriften zusammen (Syll. 3 567: See-
gefecht gegen Kreter am Kap Laketer bei Halasarna; Syll. 3 568: Diokles
wehrt eine Landung bei Halasarna ab; Riv. Fil. 61, 1933, 365: Bau von
Kriegsschiffen; PATON-HrcKs 11, GDI 3590. 3624: Kriegsanleihe aus Kos,
wobei Diokles GDI 3624 als Antragsteller, Theukles als Subskribent er-
scheint). Der Motivbericht behandelt zunächst Theukles' Verdienste im
Kretischen Krieg, Z. 6-12, dann im Krieg mit Philipp V., Z. 12-38 (cruv-
ccr-caxw~ JCOAEµo~; evscr-caxw~ JCOAcµo~ - vgl. evw-cax6-ca JCOAEµov, E. KA-
LINKA, Antike Denkmäler aus Bulgarien, 1906, 94 Z. 12 - im weiteren
Fragment von Syll. 3 568, ed. HERZOG, Riv. Fil. 70, 1942, 16; vgl. HoLLEAUX,
Et. IV 165. 274f.; SEGRE 375ff.): eine durch Waffenbeschaffung, Einrich-
tung eines Wach- und Vorpostendienstes und ähnliche Maßnahmen (dazu
im einzelnen HERZOG 323ff.; verfehlt die Interpretation von LAQUEUR
a. 0.) den Schutz des beim Piratenkrieg besonders gefährdeten offenen
Landes sichernde, leitende militärische Tätigkeit. Theukles war daher
möglicherweise als einer der drei koischen cr-cga-cayot (zu diesen HERZOG
1928, 46; NEPPr-MoDONA 68, doch ist wie bei Diokles, Syll. 3 568, sein Amt
nirgends genannt. Zur Familie des Theukles HoLLEAUX, Et. IV 167ff.) mit
der Organisation der Küstenverteidigung beauftragt.
Halasarna, auf Grund seiner Lage gerade Angriffen von Kreta her
besonders ausgesetzt (vgl. die eben genannten Texte Syll.3 567. 568), war
einer der wichtigen -c6JCOL &.vcoxuQoL, Z. 7, der Insel; Theukles beschafft
daher im Kretischen Krieg Gelder zu einer schnellen aJCOXVQWOL~ wü JCcQL-
JCOALOlJ, Z. 8-10, und stellt auch im Krieg gegen Philipp vorsorglich aus-
reichende Summen zur emµeAELa xat xa-cacrxsua TW'V TELXEW'V bereit, z.
14-15. IlEQLJCOALO'V ist hier wie in 49. 50 (vgl. eingehend U III B) ein be-
festigter Demenvorort; über die Art der Befestigung ist nichts mehr fest-
zustellen (auch in Kamiros und Potidaion, 49. 50, sind die entsprechenden
Anlagen nicht erhalten; doch scheidet Deutung als einfacher Turm mit
Hofmauer, wie bei ÜRMEROD 35, aus; vgl. U III B). Da jedoch hier wie
in Potidaion das Peripolion zu Kriegsbeginn erst wieder instandgesetzt
werden muß (aJCOXllQO'Üv,aber auch xa-cacrxsua, vgl. Z. 35; U III B, weisen
12 Mauerbauinschriften 177
auf Reparaturen, auch wird im 3. Jh. in Halasarna schon eine &xQ6rtoÄL(;
erwähnt, PATON-HICKS 369 Z. 13; dagegen ist die Deutung des ri:67,.urµa
in BMI 336 Z. 10 als Fort wie die Datierung der Inschrift ins mittlere
3. Jh. zweifelhaft), ist am ehesten an eine möglicherweise in Lehmziegel-
technik erbaute, einfache fortartige Anlage zu denken. Bezeichnender-
weise wird Theukles' Verdienst um die Finanzierung des Baus besonders
hervorgehoben. Offenbar stammen die Gelder in beiden Fällen aus einem
durch Beschluß des cru~trta(; öiiµo(; von Kos für die Befestigung aller Peri-
polia gebildeten Fonds (Z. 8. 14. 16ff.; wurde eine Epidosis für Festungs-
bauten veranstaltet? Auch die Mauern der Stadt Kos selbst werden in
dieser Zeit repariert: MoRRICONE, BdA 35, 1950, 329), wie ja ähnlich die
attischen Forts nicht von den betreffenden Demen finanziert werden (vgl.
10. 20). Die Verwendung dieses Fonds zur zukünftigen Instandhaltung
der Peripolia entsprechend den ursprünglichen Beschlüssen (die Bau-
summen waren also nicht völlig ausgenutzt; es ist ja auch nicht klar, ob
die xm;aaxirnu Z. 15 wirklich notwendig wurde) wird von Theukles durch
wirksame Maßregeln sichergestellt (Z. 15-18; der Ausdruck urco{}~x'YJ be-
zeichnet hier nur das zweckgebundene, hypothekarisch festgelegte Kapital,
nicht aber eine nur in ihren Zinsen nutzbare Stiftung, wie HERZOG 324
A. l; LAUM I 37. 105 annehmen; vgl. U II C), eine vorausschauende und
nach den Erfahrungen dieser Jahre sehr verständliche Politik.
NISYROS
Von den Befestigungen der Akropolis, eines nach zwei Seiten steil zum
Meer abfallenden Lavazuges über dem modernen Hafen Mandraki (DAw-
KINS-WAcE, BSA 12, 1905/6, 165ff. mit der älteren Lit. Planaufnahme
nach Mitteilung von Ephoros Kontis in Vorbereitung), sind die Südfront
und Teile der Ostfront erhalten; die Schenkelmauern zum Hafen und des-
sen Ummauerung sind bis auf geringe Reste in den Unterbauten des Jo-
hanniterkastells zerstört (vgl. GEROLA, ASAtene 2, 1916, 25). Die 3.00-
4.00 (an der besonders gefährdeten Südfront) starke Akropolismauer mit
einbindenden Rechtecktürmen (Foto bei F. H1LLER v. GAERTRINGEN, Die In-
sel Thera, 1899, 374 Abb. 40; Turmabstand in Tornähe nur 22-25m) zeigt
bis zu 12.00 Höhe erhaltene Schalen aus Trachytquadern mit starker pol-
sterartiger Bosse und geraden oder schrägen Stoßfugen; an Tor und Tür-
men regelmäßige Schichten (Thera 374 Abb.40. 41; DAWKINS-WAcE 166
fig. 11), sonst weniger sorgfältig mit Einklinkungen, Zwickelsteinen und
unregelmäßiger Schichthöhe (Thera 374 Abb. 42. 43; diese Partie falsch
als zweite Bauperiode bei DAWKINS-WAcE 168). Auffällig hohe Zahl von
Wehrgangstreppen (vier allein in Tornähe; Thera Abb. 42. 43). An der
178
Südostecke in einem hakenförmigen Rücksprung der Mauer, durch zwei
starke Türme gedeckt, ein Tor mit einfachem geradem Sturz (Thera 374
Abb.41; Plan DAWKINS-WAcE 167 fig.12) und "falscher Flankierung"
(vgl. U III C). Ein sicheres archäologisches Datum für den Bau fehlt (bis-
herige unverbindliche Ansätze 5.-3. Jh.); der schräge Fugenschnitt und
der Gesamtcharakter der Anlage führt kaum vor das 4. Jh .. zurück und
legt den Vergleich mit Bauten wie Priene nahe. Ein frühh!'!llenistisches
Datum würde zu der weitgehenden Unabhängigkeit der Insel im 4. Jh.
(vgl. zur Geschichte jetzt FRASER-BEAN 147ff.) wie zu der folgenden In-
schrift, die allerdings nur einen t. a. q. gibt, passen.
~ von n6ös~ anscheinend von Ross noch gesehen, zu Hillers Zeit aber schon
verschwunden.
Datum: Die Schrift wird allgemein ins 4. Jh. gesetzt; ein späterer Ansatz scheint
kaum möglich (vergleichbar etwa 3; TCal l, 4. Jh.; BMI 973, 4./3. Jh.). Auch o
für ou weist auf ein nicht allzu junges Datum.
TELOS
Ein schwer zugänglicher Felsklotz, den isolierten Bergrücken mit steil
abfallenden Flanken auf der Ostseite des Dorfes Megalochorio nahe der
Nordküste von Telos bekrönend, bildete die Akropolis der antiken Stadt
Telos (GEROLA, ASAtene 2, 1916, 13 fig. 12; einzige nähere Beschreibung
der Insel bei DAWKINS-WACE, BSA 12, 1905/6, 159ff.; dort 150f. die äl-
tere Lit.). Von den griechischen Mauern der dreieckigen Akropolis sind
im Unterbau des mittelalterlichen Kastells in der Nähe des Tores Stücke
bossierten Polygonmauerwerks mit Zwickelsteinen, Einklinkungen und
teilweise gerundeten Anschlußflächen erhalten (vgl. GE'.R.OLA 16 fig. 14),
im Norden innerhalb der mittelalterlichen Burg ein kurzer Mauerzug aus
bossierten trapezoidalen oder polygonen Quadern mit einer gerade über-
deckten Pforte (Lotkanten); vom Tor sind lediglich die in den Fels gehau-
enen Stufen und Pfostenlöcher geblieben (DAWKINs-W ACE 161 fig. 7).
Von der Stadtmauer selbst sind nur noch Teile der über den steilen
Hang führenden, 1.30 starken SO-Schenkelmauer aus stark bossierten poly-
gonen und trapezoidalen Quadern mit massivem Steinkern (DAWKINS-
WAcE 162 fig. 8) und ein größeres Stück der halbkreisförmig die Enden
der Schenkelmauern in der Ebene verbindenden Mauer aus nahezu iso-
domen, kurzen Quadern mit starker polsterartiger Bosse und abgefaßten
Kanten (DAwKINS-WAcE 163 fig. 9) sichtbar. Jede Verbindung zwischen
den beschriebenen Mauerteilen fehlt, ebenso stratigraphische Daten. Kon-
struktiv und stilistisch können Akropolis und Schenkelmauern einer ge-
meinsamen Bauperiode angehören, für die als t. p. q. mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit das frühe 4. Jahrhundert anzunehmen ist (vgl. zum
Datum des Trapezoidalquaderwerks U III C); die untere Stadtmauer ist
im Stil mit kleinasiatischen hellenistischen Bauten wie Teos (unten S. 216)
vergleichbar, läßt sich aber dadurch nicht näher datieren. Ohne eingehende
Untersuchung und Planaufnahme der Mauern sind relative und absolute
Chronologie nicht zu klären; sicher ist nur, daß entsprechend der folgen-
den Inschrift eine Befestigung spätestens im 3. Jh. bestand.
180
Fundort: Als Treppenstufe im Klostergehöft von Ag. Panteleimon bei Telos
verbaut, später entfernt. Verschollen.
Ed.: L. Ross, Inscriptiones Graecae ineditae II, 1842, nr. 169 (nach fehler-
hafter Abschrift von Brock); Hellenika I 1, 1846, 62 nr. 2 (verbesserter Text nach
Autopsie, doch waren teilweise von Brock noch gelesene Stellen schon zerstört)
[MrcHEL 429; GDI 3486] HrLLER v. GAERTRINGEN, IG XII 3, 30 (nach erneuter
Autopsie; doch schon fast die Hälfte von Ross' Text zerstört) [v. GELDER, Mne-
mosyne 24, 1896, 253 nr. 35].
Lit.: SwoBODA, Volksbeschl. 119. 302; WELLES, RC 369; L. RoBERT, Le sanctuaire
de Sinuri pres de Mylasa I, 1945, 38f.; FRASER-BEAN 146.
181
Kleinasien in geschichtlicher Zeit, 1891, 9f. 11) sind noch andere Daten möglich.
Das Formular des Beschlusses zeigt Telos bereits als rhodischen Damos, womit
ein allerdings nicht völlig sicherer t. p. q. um 200 gegeben (vgl. unten) und eine
Verbindung mit dem Beben von 198 zumindest nicht unmöglich erscheint.
182
KAMIROS
(Plan: CIRh 6/7, tav. VIII)
49. Ehreninschrift der Stadt Kamiros für Philokrates (Bauaufsicht beim Wieder-
aufbau des Peripolion). Um 225 oder 180
Vollständige, aber in zwei Teile gebrochene Stele aus hellgrauem Marmor.
Oben teilweise abgeschlagene Randleiste, Seitenflächen mit feinem Zahneisen
geglättet, unten ebenfalls profilierte Leiste, darunter der etwas schmälere, mit
grobem Spitzeisen bearbeitete Stelenfuß. Rückseite mit Spitzeisen geebnet. Schrift-
fläche teilweise stark versintert. a) Oberteil: b. oben 0.315, unten 0.32, mit Rand-
leiste 0.34; h. 0.795; d. oben 0.078, unten 0.10. b) b. 0.325, mit Profil 0.34; h. 0.30,
d. 0.10.
Buchstaben: regelmäßig, leichte Apices. h. 0.006, 00 0.005.
Fundort: Kamiros. a) jetzt Museum Rhodos, b) Kamiros. Foto: TCamir S. 240
fig. 84.
O.F.A.
Ed.: SEGRE, TCamir 110 und Suppl. p. 27 [JAcOPI, Messagero di Rodi 18 nr.
44, 3 in italienischer Übersetzung].
Lit.: J. u. L. RonERT, REG 67, 1954, 154f.; CAZZANIGA, Paideia 9, 1954, 106ff.
183
10 -wi:c; :rtQOXELQOLt; Ötacpwvouvtwv es e'tEWV Eßöo-
µfpwvta ML E:rt'ta e:n:eµe1.fi-&ri ö:n:wc;, AlJ-&ELCTiiV i:iiv
XLßwi:&v, :n:anec; OL &:n:6(1.)oyoL &vayQacp&vn, es ot'i auv-
~V'taCTE KaµLQE'ÜCTL -wuc; 'tE ULQOUµevouc; e:n:t i:ac; XO [ L]-
vac; :rtQ<XSELc; i,:n:' afn&v EUXEQll :rtOLELa-&m 'tUV e:n:t-
15 CTXE'\jJLV :rtEQL ci)V xa XQfil;wvn, eµ µri-&evt xa-&'UCT'tE-
QO'Üv.ac;, xaL :n:1.dova XOOQav &µcpLaßai:ri-Oclaav
v:n:6 'tLVWV &vaxi:fiaaa-&m, E1JQE-&enwv 'tffiV :rtEQL
aui:iic; XQY)µai:wµ&v, xat ÖtacpOQOV txavov :rtE'tELV
:rtQa-&enwv 'tffiV XUQ:rtffiV XUL i:iic; XWQac;· :n:emwx6-
20 'tü)V 'tE 'tffiV 'tELXEWV Öta 'tOV yev6µevov CTELCTµov
fa' LEQEWc; E>eucpaveuc;, xat UVWXUQO'U övi:oc; 'tO'Ü :rtE-
QL:rtOALO'U, :rtQOEVOLYJCTE i:iic; 'tELXO:rtotac; Ö:n:wc; e:n:t :n:e-
Qac; CTlJV~EAW-&'iiL, xat :n:aQUL'tLOt; eyEVE'tO 'tO'Ü eµ cpu-
AaxiiL xat &acpa1.clm yevfo-&m i:o :rtEQL:n:61.wv, xai:avofi-
25 aac; 'tE KaµLQELc; txava XQfiµai:a öa:n:avo'Üvtac; xa-&' exaa-
'tOV evwui:ov de; i:av i:&v :n:uQywv xat i:&v 'tELXEWV
emaxeuav daayfiaai:o ö:n:wc; :n:001.rii:a i:a EQya ytv[ri]-
'taL i:iic; emµet.clac; aui:mv, ot'i YEVO~LEV01J auveßa
Ka~LLQELt; 'tE µeyaAWV &:n:01.u-&fiµew &va1.wµai:wv
30 xat wuc; :rtUQYOUc; xat 'tU 'tELXYJ ev emµEAELaL YLVE-
a-&m, 't<X 'tE CTlJV'tEAEUµEva EQya Öta 'tUV :rtOAUXcLQLUV
-&EWQWV fat :rtAELOV eh6µeva Öta 'tO µiJ :n:onyQacpE-
a-&m XQ6vov -wi:c; EQyoLc; ev ©L aune1.eao-üvn, :rtQO-
evo[ricre ö:n:wc; i:oi:c; atQouµevoLc; e:n:t i:iic; :n:01.uxeLQl-
35 ac; XQ6voc; :rtO'tLYQ<X<pYJ'taL xat xai:a XaLQOV exaa.a CT'UV-
'tEAll'taL 'tffiV EQYWV" yevoµevwv 'tE UÖLXYJ~l(X'tü)V :rtEQL
i:a ÖQLa i:a xowa KaµtQEWV xat Awölwv, :n:Qofoi:a ö:n:wc;
OL i:aiha CT'UV'tEAECTa~tEVOl de; XQLCTLV xa.aai:a-&&vn
xat Ötaµevrit & xoLva XWQa KaµLQE'ÜCTL xat AwöloLc; xa-&' Ö
40 xal, es UQXiic; v:rtiiQXE" XELQO'tO'VYJ-&Elc; 'tE öaµLOuQy6c;,
't<X 'tE xa.a 'tUV öaµLOUQy[av xat.&c; xat <pLAOÖOswc; ÖL-
Esayaye, xat CT'tEcpavw-&etc; XQ'UCTEWL CT'tE<p<XVWL v:n:o
i:&v LEQO:rtOLmv xat i:o'Ü UQXLEQLai:ii, :n:Qiii:oc; ev 'tWL µa-
CT'tQELWL 'tU'V &va-&ECTLV 'tO'Ü CT'tEcpavou e:rtOLYjCTU'tO,
184
45 XQL'VCO'V eµ :n:avtt XaLQCÖL cm6ÖeLl;L'V :n:OLei:a{}m -cii;
st; tu XOL'VU <pLAOÖo);(a;, E'V te toi:; UAAOLS mfoL EXte-
vij xat :ITQ6{}-uµov U'UtO'V ltUQeLX,etO, d; :n:avta ta X.Q~-
OLµa xat auµcpeQO'Vta KaµLQeUOL autO'V emÖLÖou;·
Ö:n:co; oiiv xat KaµLQei:; cpalvcovtm tCÖ'V &ya{}cöv &v-
50 ÖQCÖ'V xat µstaUal;avtCO'V µvaµO'VE1JO'VteS xat tL-
µouvtES Exaatou; &);[eo; tCÖ'V E1JEQYEt'Y]µUt(O'V,
ÖEMx,{}m toi:; µaatQoi:; xat KaµLQEUOL" e:n:mvfom <lh-
AOXQUt'r}( 'V> <l?LAOOtE<pU'VO'U IHaQLO'V xat OtE<pavcöam
[{}]aUou atE<pavcoL· o 6E &ycov01'hha; o aLQE{}d; Et; tov
55 [em6v ]ta e[ v] LU'UtO'V &vayOQE'UOUt(O E'V tCÖL &ycövL tCÖ'V
b [Ila]va{}riva[cov t[o]I XUQUyµa tOÖE· to XOL'VOV tO KaµLQECO'V
[e:n:] <:LVEL xat OtEcpay[o] li: <l?LAOXQUt'YjV <l?LAOOtE<pU'VO'U {}a1-
[1ou] atEcpav(coL) UQe:~k !l] lvExa xat Evvola; &v Ex,cov ÖL-
[Et]~~EL ELS to :n:1,.ij{}-0; to Ka[µ]ILQECO'V" Ö:n:co; öe xat &vayQa-
60 [<pijL] to 'ljJU<pLOµa tOÖE d; ata [Aa'V] 1 ~({}ou AaQtLO'U, tot em-
[ at] ~tm tot ev UQX.fü MvtE; :n:QoßaU6vltcov avÖQa, o öe a~-
[QE] {}d; ltQLaa{}co OtUAU'V xat &vayQa'ljJ[atco Eltk mit~[v to]
'ljJacpwµa tOÖE" tot Öe LEQOtaµlm tEAEOU'Vt(O [ tCÖL ULQE]-
[{} ]Evn &vöQt Et; tauta µri :n:1Ei:ov ÖQax,µciv tQLaxov:[a],
65 t6:n:ov 6E ev ©L ata{}riaEi: c'i ata1a &:n:oöi,L);avtco tot e-
matatm, tO'V öe &:n:oÖELX,-frevta :n:onyQa'ljJU'Vt(O :n:ott t6-
[Ö] E to 'ljJacpwµa· xat atQrnri e:n:t tav &vav tfü; [aha,,a;
xat tU'V &vayQacpav <l?LAOXQUt'Yj; MEVEXQUtE'US :qiaQLOS, t6-
:n:o; a:n:EöElx,{}ri E'V ©L am{}riasi: a ataAa ö; EOtL'V E'V UQLOtE-
70 QUL tci; OtUAa; d; Ö.'V &vayQacpovtm tOL UQX,LEQLOtaL
185
gleichnamigen Damiourgen von 158, TCamir 3 Ec 40, maßgebend; der Ansatz
der nach der Inschrift später als das Erdbeben liegenden Damiourgie von Philo-
krates I um 230 bereitet keine Schwierigkeit, da für die Daten der Damiourgen-
liste eine Fehlerspanne von mindestens fünf Jahren eingeräumt ist, vgl. TCamir
S. 157). Freilich ist das Datum wie in Telos nicht mit Sicherheit zu erweisen.
186
stellung der Bauten garantiert, Z. 31-36. Die Einführung von Verding-
verfahren und Baufristen, die hier als bedeutsame Neuerung gefeiert wird,
erscheint im Vergleich etwa mit attischen Bauten des 4. Jh. (10. 11; vgl.
U II B) als eine recht verspätete Rationalisierungsmaßnahme; offensicht-
lich war die Organisation öffentlicher Bauten in Kamiros damals noch sehr
rückständig.
Technisch ist wiederum über die Reparaturen (bnaxs1Hx, z ..27) und ihr
Ausmaß nichts gesagt; Größe und Anlage des Peripolion wie in Telos und
Potidaion vorerst unbekannt (Türme weisen auf ein größeres Fort oder eine
regelrechte Ringmauer; ob nur das obere Akropolisplateau oder auch die
Unterstadt in der Hangmulde bis zur Agora einbezogen war, läßt sich
heute noch nicht feststellen). Eine erste Befestigung erhielt Kamiros nicht
vor 412 (damals &:tdxwi:o~ nach Thuk. 8, 44); sie kann freilich bis zum
Erdbeben der Inschrift mehrfach umgebaut oder erweitert worden sein.
Wie in Telos, 48, ist der sofort einsetzende (hier allerdings einige Jahre
dauernde, Z. 25/26) Wiederaufbau bei den unsicheren Verhältnissen in
der Aegaeis im späten 3. und frühen 2. Jh. eine selbstverständliche und
notwendige Maßnahme, zumal bei der Schlüsselstellung von Rhodos im
Kampf gegen die Piraterie (oben S. 176; CAH VIII 622ff.).
POTIDAION
187
Rohpolygonblöcken. Keine dieser Mauern gehörte zur Akropolisbefesti-
gung, da die früher beobachteten Reste der Burgmauer aus regelmäßigen
Quadern bestanden (Ross, DAWKINS; einzelne Blöcke noch in moderne
Bruchsteinmauer der Ostseite verbaut); Anlage und Art dieser Befestigung
ist heute nicht mehr zu bestimmen. Ein Geisonblock und andere Architek-
turfragmente (lokaler Kalk) auf dem höchsten Punkt der Akropolis stam-
men vermutlich vom Athena-Lindia-Tempel des Ortes (vgl. 50, 45-46).
Südlich von Potidaion stand auf einem schwer zugänglichen Felsklotz
am Abhang des Boudia-Vorgebirges ein rechteckiger Turm; ein Teil der
Turmmauer aus groben Polygonblöcken mit Zwischenfüllungen waagrecht
geschichteter Steinplatten ist im Fundament der Kapelle Ag. Kyriaki er-
halten (Abb. 62; vgl. auch GEROLA, ASAtene 2, 1916, 80). Seiner Lage
nach war der Turm ausgezeichnet zur Beobachtung der See nach Kasos und
Kreta hin geeignet, die von Potidaion selbst aus nicht einzusehen ist.
188
5 [rc]Qaoo°:lv -ra o1![µqie]Qov:[a -rfü x-rolvm -r&v Ilon]-
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rcEQL [rco] ]..[ov JCQOEVOEL rc [ aQzx;6µEvos rcaoav Ex-re]-
:'ELav xal, xaxorcafüav, [ev 'tc 'taLS YEYEV'l'}µevms]
10 ~QLOEOL xal, 'tOLS äno[LS XaLQOLS rcaOL (jlLAOÖO]-
[s] cos UVEO'tQU(jl'l'J, EVf! [ 'tUV'tOS ÖE rcoMµov rco.l,]
~{Q'l'}'taLELS 't(J)L ovµrc<; [ V'tL MµcoL, EJCLJCAE'UOUV't(OV]
EJCL 'tUV vaooov 't(J)V [Evav.[cov, (jl'UAaxas i.xavas]
ÖLE-&'l'}XE ds wus EV [xa[QO'US -r6rcovs, xal, EJCE'ta]-
15 ~~ Erc' au-r&v wus N - - - - - - - - - - - -,
't(l 'tc ÖrcAa ä. ELXE E[rceöcoxz· au-ros fü: µE-ra 't(J)V]
µaALO'ta övvaµe:' [cov 't(J)V JCOAL'taV xal, 'tWV se]-
vcov urc' auwu 01: [ncx-&Ev.cov, JCO'tL 'tO'US EVUV'tLO'US]
<!'UO?" [,;aa] aµzv [ os µaxav LOX'UQUV xa,;a - - - - -]
20 ou µ6vov [z]urc[Qcrcfüs aycov[oa.o au-ros, &na]
b xal, .o~[s] urc' j [au,;ov] 'tc-rayµevovs zu-&a[QOELS]
[x]a-rrn'.'ci[foo]c, oi'i yEv'l'}-&ev-ros ovv[ercrnz]
[-ro]us f:L[[ev E]vav[-r][ovs &rcoo-rav.as -ras E[mßo]..as]
[a]zt[QjUX'tO)vS a[rc)c[]._]{}ELV, aµe ÖE %LVÖ'UVE1JOV['taS]
25 [µE-ra ,;]Exvcov xal, yvvmx&v 't'UXELV oco't'l'}Ql[as],
[ .6 'tE] JCEQLJCOALOV ÖLE't~Q'l'JOE 'tWL MµcoL· ev 'tE
[-rai:s AOLrcai:s UQX] ai:s rcaoms (jlLAOÖOscos UVE-
[o ]'t(_)arc [-rm] xa,;a MvaµLV 'tUV auwu, 'tOLS 'tE EV-
[,;vy ]xa [V] O'UOL U'U't(J)L 't(J)V JCOAL'taV xal, 't(J)V JCUQOL-
30 [xco]v ds rcav,;a 'tU XUAWS exov.a U'U'tOV EJCLÖL-
[öo]vs ÖLa'tEAEL" Örccos oi'iv xal, a x,;o[va a Ilon-
[öm] ecov cpalv'l'}-rm EUXUQLO'tDS oi'ioa xat nµ.ou-
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VO'US XQElas EV &vayxa[ms xmQoi:s, ÖEÖ0-
35 x;-&m ,;fü x-ro[vm Ercmvfom xal, 01:Ecpa[v]&-
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IIaµcpLt,U5av 'lEQcovos KaQrcafüorco]..[,;av
UQE'tas evExa xal, cuvo[as ä.v sxcov ÖLa[.E]-
AEL ELS -rav x,;o[vav ,;av IIonÖmEcov, xaAE [am]
189
40 öe afrr:ov xal, EJtL ~{ma EL~ to LEQO{hm:i:o [v] ·
ö<n)oo~ öe xal. atät,m ay<o)[Q]aa{}&vn Mo [IJ{}ou]
AaQtLOU, EL~ a~ V V V avay()a<p'l']O'EL tOÖE t [o]
'lj!acpwµa, xal. avatE{}&vn, µ[a µev eµ II[oQ]-
{}µ&L ev t&L LEQWL wu IIoaELöiivo~, µTa [öe]
45 ev IIotLÖa[ooL ev t&<L) LEQWL tii~ 'AMva~
[t]ii~ A[L]völa~, Mtoo ö taµla~ to yev6µEvov
[t}e;\E[a]µa e'l~ tE tOV O'tecpavov xal. ta~
[a]tu;\a~· Hfo{}m öe xal. ävöQa, ö öe aLQE{}d~
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50 [x] al. avu{}rnLV tiiv ata,,iiv EV t&L auµnavtL
[ö] aµOlL · atQrn'l']L 0Eµtat6t..a~ Tet..EO'UVÖQOU
[Ka] Qnafüono;\[ta~.
190
inkorporierten Stadt Karpathos (vgl. jetzt FRASER-BEAN 14lff.; daher auch
Z. 48-52 Ratifizierung des Beschlusses durch den Gesamtdemos in Rhodos,
ähnlich IG XII 1, 1032 Z. 30ff.) eine selbständige Teilgemeinde bildete
(vgl. IG XII l, 978; AM 21, 1896, 456. Ktoina als territoriale Unterglie-
derung der rhodischen Damoi: TCamir 109; FRASER-BEAN nr. 26; vgl. auch
BusoLT 150; MoMIGLIANO, Riv.Fil. 64, 1936, 57ff.; PuGLIESE-GARRATELLI,
Stud. Class. e Orient. 1, 1951, 84ff.).
Der Motivbericht, Z. 2-31, behandelt die Verdienste des Pamphilidas
(Verwandtschaft mit dem gleichnamigen rhodischen Flottenführer von
190, Polyb. 21, 7, 5. 10, 5, und dem karpathischen Strategen Nikagoras,
Syll.3 586, ist möglich, bei der Häufigkeit des Namens aber nicht zu er-
weisen) vor und während des 2. Kretischen Krieges: Befestigung des Pe-
ripolion, Einteilung von Küstenwachen an geeigneten Plätzen (vgl. zum
Ausdruck 46, 7; Syll. 3 731, 9), Bereitstellung von Waffen und Mannschaf-
ten, schließlich erfolgreiche Verteidigung des Peripolion bei einem feind-
lichen Angriff (wohl durch eine gelandete kretische Flottenabteilung). Wie
in Halasarna, 46, bietet sich das typische Bild des hellenistischen Klein-
kriegs auf einem von See her gefährdeten Nebenschauplatz. Die rhodische
Vorherrschaft in der Aegaeis brach in diesem Krieg gegen die geeinten
kretischen Seeräuberstädte zusammen (vgl. NrnsE III 324ff.; CAH VIII
29lf.; RosTowzEw II 77lf.; auch FRASER-BEAN 148ff. zu Syll.3 673); Rhodos
konnte die Plünderung verbündeter Inseln wie Siphnos nicht verhindern
und offensichtlich mußte sich auch das auf dem Anmarschweg der kreti-
schen Schiffe liegende Karpathos aus eigener Kraft ohne die Hilfe der
rhodischen Flotte verteidigen.
Als Fort von Potidaion, dessen Anlage wie in Halasarna und Kamiros
nicht mehr im einzelnen rekonstruierbar ist, diente sehr wahrscheinlich
die heute verschwundene Akropolisbefestigung (zur Bedeutung von JtEQL-
JtoALOV U III B; sicher nicht der Turm von Ag. Kyriaki, wie SEGRE 385 A. 1
meint; vgl. auch Z. 25f.); ob sie jetzt erst neu erbaut oder eher wie in Ha-
lasarna (oben S. 177) bei Kriegsgefahr wieder in Verteidigungszustand
gesetzt wurde (öxvococn~ steht für Neubau wie für Reparatur, vgl. U III B),
ist daher nicht mehr festzustellen. Der doppelte Zweck der Peripolia:
Fluchtburg für die Demenbevölkerung und Stützpunkt für kleinere mili-
tärische Operationen, ist auch hier deutlich zu erkennen. Dagegen bleibt
offen, ob die Instandhaltung des Peripolion wie in Kamiros dem Demos
selbst oblag, oder ob Pamphilidas ähnlich wie Theukles in Halasarna als
Beauftragter des Gesamtstaates und mit dessen Geld die Bauarbeiten
durchführte (Pamphilidas' Amt ist nirgends angegeben; seinen Funktionen
nach könnte er Epistat des Gesamtdemos, vgl. oben S. 186, gewesen sein,
doch ist die Frage nicht sicher zu entscheiden; vgl. SEGRE 384; BLINKENBERG,
Lindos II 1, 29).
191
CHIOS
(Planskizze: BSA 1954, 125 Fig. 1)
51. Verzeichnis über die Anlage einer Schenkung des Königs Attalos I. zur Wieder-
herstellung der Mauern von Chios. Um 201(?)
Stele aus grauem Chios-Marmor; rechts, links, oben Kante, Seitenfläche links
fein geglättet, oben und rechts mit grobem Zahneisen bearbeitet; unten ge-
brochen. Rückseite fein geglättet. Beim Zustand der Bearbeitung zweifelhaft, ob
rechte und obere Kante antik, wenn auch vom Text kaum etwas zu fehlen scheint.
Linke untere Ecke abgebrochen, mit anpassendem Sprung. Auf Mitte der Ober-
seite längsliegendes Dübelloch, 0.08X0.04, 0.035 tief; über die Mitte der Rück-
seite grobe, ca. 0.025 breite Furche, in die in 0.03 Abstand runde Dübellöcher
(Durchmesser ca. 0.008) mit Resten von Zement und Eisendübeln eingearbeitet
sind. Schriftfläche stark zerkratzt. b. 0.745, h. 0.80, d. 0.22.
Buchstaben: mäßig sorgfältig, breit; starke Apices. h. Z. 1-5: 0.014-0.016, 00Q
0.012-0.014. z. 6-45: 0.01-0.012, 00Q 0.006-0.009.
Fundort: verbaut in Privathaus in Chios. Jetzt Museum Chios nr. 1. Abb. 63.
O.F.A.
Ed.: ZoLOTAS, 'Aföjva 20, 1908, 163 nr. 3 [B. LAUM, Stiftungen in der griechi-
schen und römischen Antike II, 1914, 71 nr. 62].
Lit.: STUDNICZKA, AM 13, 1888, 182f.; BüRCHNER, Phil. Wo. 20, 1900, 1628ff.;
BECHTEL, GD! III 2 S. 710; HAussOULLIER, Rev.phil. 33, 1909, 13ff.; Journ. Sav.
1909, 77; 0. HOFFMANN, GD! IV 4 S. 895f.; PrcARD-PLASSART, BCH 37, 1913,
209. 21 lf.; LAUM, Stiftungen I 37. 105; E. ZIEBARTH, Aus dem griechischen Schul-
wesen, 2 • 1914, 76f.; G. ZoLOTAS, 'fo·toela ,rj<; Xlou I 1, 1923, 388ff.; I 2, 163;
192
RosTOWZEW, Anat. Stud. Ramsay 390; SEH III 1375. 1463f. 1474. 1520; HEuss,
St. u. H. 95 A. I; VANSEVEREN, Rev.phil. II, 1937, 323f.; ROBERT, Et. anat. 85
A. 1; WILHELM, Anat. Stud. Buckler 357; W. F. WALBANK, Philip V of Mace-
don, 1940, 121 A. 2; E. V. HANSEN, The Attalids of Pergamon, 1947, 268f.; MA-
GIE, R. R. I 78; II 891; BoARDMAN, BSA 49, 1954, 126.
Der Stein ist in zwei Kolumnen beschrieben; links der im folgenden wieder-
gegebene Text, rechts eine ähnliche Liste mit fast identischer Überschrift: Schen-
kung Attalos I. eli; -i:i]v -i:ou :rcueoi; xauow im städtischen Gymnasion.
- - - - - - - - M~ - [1:fjL]
[n6AeL öacr] µov &döacr [µov]
[1:WV X] Q'Y]µCt1:COV ©V EÖCO~€V
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'.!'eAALÖos; ,:ov ütvon[öou xal IIu- [ÖL] ELAE.0 Jt(.)Os; 1:0V UÖcAcpov P·
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[,:a] EV "AQYEL xal rvacpoLs; :E:. 35 <1>LAü.l1:01J ,:01) 'AnoUcov[öou xa,:a ,:o EJtL-
[' Ano] 1.1.cov[ou ,:ov Mev'Y]1:os; ayQos; xal. ßaUov UU't:WL µEQOS: ay(.)os; 6 EV
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[A] focovos; 1:ou 'AQ1:EµLÖOOQ01J ayQol. vos;, öv et.aßi::v ÖLmQovµi::vos;
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[ e] cavous; ,:fjs; ßaµalJLlJ1:QU.01J 1:'f]L EJtL- 40 EutfJ1.ou wu Eu.vxou, 1:QOcpfjL ÖE
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[x]al, U(.)yol, ,:a EV ßco,:[coL JtAY]V ,:01)
[M]'Y]1:QLÖOs; ,:fjs; ß'Y]µ'Y]1:(.)L01J Jta(.)OL%01J
[&y ]Qos; 6 EV O'lwL 1:WL 'EQµa[,:'Y]L xal, [x] COQL01J ,:OU yi::voµevou BL't:1:LVL'\jl ..
PN·
[sv O'l] COL 1:WL I'QUAAUÖ'Y]L M· 45 [ßwv]ucroÖOOQ01J .ou [ßto]":'u[cro]ÖOOQou
25 [IIuito]x1.i::us; .ov 'Ayaittvou &yQos; [6]
[sn)l, IleQULaL PIE·
[Eu] µY]A01J ,:ov MeVLl'tJt01J ay(_)os; 6 EV, A [ö ]-
µ'Y],:löms; Arnxcovlots;, öv
13 Mauerbauinschriften 193
Z. 20: Steinmetzfehler.
Erg.: Zol. Z. 1/2 Vansev. Z. 2 Bürchner (Zol. &el]llacrµov &dllacrµov). Z. 41
Kontol. (mündlich). Die genaue Länge der Überschriften ist nicht festzu-
stellen, da die obere und rechte Kante nicht sicher antik sind.
Datum: Nach der Schrift ist nicht eindeutig zu entscheiden, ob Z. 4 Attalos I.
(241-197) oder II. (159-138) nennt; wie bei den beiden folgenden Texten (die
einen etwas älteren Eindruck machen, was aber bloße Verschiedenheit der Hand
sein kann) ist die Schrift um 200 (vgl. TCal 85, Ende 3. Jh.; IMagn. 18, um 200;
IPerg. 64, um 190) wie noch um die Mitte des 2. Jh. möglich (vgl. TCal 117;
IPriene 41, 136; IPerg. 169, vor 160; IMagn. 88a, Mitte 2. Jh.). Zudem fehlt eine
gesicherte Reihe von Schriftbeispielen aus Chios selbst. Die historische Situation
weist eher auf Attalos I.: Chios gehört während der Kämpfe zwischen Rom und
Philipp V. wie Byzanz zu der neutralen Gruppe von ostgriechischen Seestädten
unter Rhodos' Führung (vgl. NIESE II 458. 485. 494; CAH VII 767f.), die erst
im Spätjahr 202 bzw. 201 zusammen mit Attalos I. in den Krieg gegen Make-
donien eintreten, als Philipp Thasos und Kios genommen hat (vgl. oben S. 176;
auch NIESE II 580ff.; G. DE SANCTIS, Storia dei Romani IV 1, 1923, 8f.). 201 wird
Philipp nach der Eroberung von Teos und Samos durch die rhodisch-pergame-
nische Flotte gezwungen, die Belagerung von Chios aufzuheben (zum Datum
näher HoLLEAUX, Et. IV 218ff.). Finanzielle Unterstützung der Stadt Chios durch
Attalos I. zu Kriegsbeginn oder eher noch nach der Belagerung und so ein Da-
tum um 201 ist daher sehr gut denkbar (für dieses Datum nach BüRCHNER 1630
VANSEVEREN 323f., RoBERT 85 A. 1, RosTowzEw 1464, HANSEN 269), doch ist die
Zeit Attalos' II. nicht mit Sicherheit auszuschließen.
Nach der Überschrift, Z. 1-5 (zum Formular auch U I A), verzeichnet
das Dokument die laufende Abgabe, öaaµo~ &döaaµo~ (zur Worterklärung
und Etymologie im Zusammenhang mit GDI 5661 v. a. BüRCHNER 1628f.;
HOFFMANN 894ff.; vgl. BCH 37, 1913, 203 nr. 25), von Geldern, die König
Attalos der Stadt Chios für Mauerbauten schenkte (lföwxe im gleichen
Sinn 31, 3; für eine Anleihe bei Attalos, RosTOWZEW zuletzt SEH III
137 5. 1520, oder einen Tributerlaß, HAussouLLIER 13f., gibt der Text
keinerlei Anhalt; auch eine echte Stiftung, die LAUM und ROBERT 85 A. 1
annehmen, liegt nicht vor, vgl. U II C). Die Schenkungssumme hat die
Stadt hypothekarisch auf privatem Grundbesitz angelegt (in gleicher Weise
hypothekarisch angelegt eine Stiftung der Attaliden in Aphrodosias, vgl.
REG 19, 1906, 246); die Liste Z. 6-45 verzeichnet die betreffenden Grund-
stücke genau mit Lage und Besitzverhältnissen (für (j)UO'EL steht stets yovrjL,
für viofüa[a 1:(>0<p~; zu den prosopographischen und topographischen Fra-
gen neben BüRCHNER 1628ff.; HAussouLLIER 14ff. v. a. ZoLOTAS, 'Aft.
l 70ff.; 'fo-r. 388ff.) und gibt die laufende Belastung an (in dr., vgl. Col.
II Z. 38f.). Da die beiden folgenden Beitragslisten, 52-53, wahrscheinlich
aus der gleichen Zeit stammen, tritt hier der freiwillige Beitrag eines
Souveräns neben die Epidosis der Bürgerschaft, eine sonst für Mauer-
bauten nicht nachweisbare Kombination von Finanzierungsmitteln (vgl.
U II C). Wenn das pergamenische Geld nicht sofort verbaut, sondern
194
unter im einzelnen nicht mehr kenntlichen Bedingungen angelegt wurde,
so waren entweder die im Augenblick notwendigen Arbeiten nicht um-
fangreich oder waren auf anderem Weg genügend Gelder zusammen-
gekommen. Ähnlich wie in Halasarna, 46, wird daher ein Fonds für spä-
tere Reparaturen oder für die laufende Instandhaltung der Festungswerke
gebildet. Die verzeichneten Zinsen betragen 1480 dr.; die Höhe <ler Schen-
kung ist nicht sicher zu bestimmen (9% = 16 400 dr.). Ohwöoµ[a bezeich-
net Bauarbeiten jeder Art, in diesem Fall sicher Reparaturen.
Grundsätzlich ist der vielseitige Einsatz beträchtlicher Geldsummen
eines der entscheidenden Mittel attalidischer Politik, wo es darum geht,
die Freundschaft wichtiger freier Städte zu gewinnen (vgl. RosTOWZEW,
SEH II 641; III 1474; RoBERT, Et. anat. 84f. mit vollständiger Liste solcher
Geschenke und Stiftungen; zu den auswärtigen Bauten der Attaliden jetzt
auch HANSE'N 262ff.). Beihilfen zur Befestigung erfüllten zudem den dop-
pelten Zweck, den potentiellen Bundesgenossen zu verpflichten und seine
militärische Leistungsfähigkeit zu erhöhen (vgl. z.B. Oinoanda: E. PETER-
SEN-F. v. LusCHAN, Reisen im südwestlichen Kleinasien II, 1898, l 77f.; da-
neben selbst aitolische Städte mit Hilfe Attalos I. befestigt: Polyb. 4, 65,
6). Da Chios stets in der natürlichen Interessensphäre von Pergamon lag
und Attalos II. die Schenkungspolitik in großem Ausmaß weiterführte
(vgl. RosTowzEw, SEH II 803f.), bleibt auch ein anderer zeitlicher An-
satz der attalidischen Finanzhilfe für Chios als um 201 zur Ausbesserung
von Belagerungsschäden(?) durchaus möglich (etwa im 2. Prusias-Krieg).
196
... cov Ll'l']µ'l'j1:glou II[o] adöwt:n:[o;] ~LO"{EVOU
40 .... a.v'l']; 'A:n:oAAollcogou 'fafow; ,AA[e] sa.VÖQOU
.... 6nµo; 'AmJJ.[xcono; Ktl]OL[x]Ä[ij;] . . . ~. 7 • • • ou
[xat u:n:E] Q ,;ov utou "E~µL~ [:n:o; - - - - - - - - - - - -]
.... qtgato; 'AmJ). - - xat u:n:EQ to[il - - - ~ - - - - - - -]
....... 'AQLOtELÖOU 'A:n:[e]ÄAij; 'Agw - """' - - - - - - - -
45 [xat 'U:11:EQ t] O'U :n:atgo; E 'Hgcov 'Hgcovo; xat u [:n:EQ toil]
M~.A4Y~----------
---------------Y p ... vcov - - - - - - - - - - - - - - -
------------------- ~~----------------
Z. 4 Stein: ß.QPI- AN.
Erg.: Vans. Z. 4 Anf. Kont. (6wa[n]v Vans.) Z. 41 M.
53. Bruchstück einer Stele aus grauem lokalem Marmor; links stark bestoßene
Kante, fein geglättete Fläche, oben, rechts, unten und Rückseite gebrochen. b. 0.185,
h. 0.18, d. 0.18.
Buchstaben: sorgfältig, Apices. Mit 52 eng verwandt, aber etwas feiner. h.
z. 1-7: 0.012, z. 8-10: 0.009.
Fundort: unbekannt. Jetzt Museum Chios nr. 622 a. Abb. 65.
0. F. Abschr.
Ed.: VANSEVEREN, Rev.phil. 11, 1937, 323 nr. 5.
Lit.: KoNTOLEON, Hellenika 11, 1939, 329; WILHELM, Anat. Stud. Buckler
357; RosTowzEw, SEH III 1463f.; MAGIE, R. R. II 891.
Erg.: Vans. Z.4 Anf. Kontol., Ende M. ([söoo]xav :xe{iµa[w ex tcöv t6toov
sti; tl]V ö:xu]- Vans.). Z. 6-7 Ende M. (da sicher das gleiche Psephisma wie
in 52 genannt).
197
Datum: Die Verbindung der Listen mit 51 liegt sehr nahe (so V ANSEVEREN,
RosTowzEw), ist aber nicht zu beweisen. Auch hier ist nach der Schrift eine Datie-
rung ins ausgehende 3. Jh. (so ROBERT 509; vgl. etwa TCal 85; TCamir 42) wie
ins 2. Jh. möglich (vgl. IG XII 3, 327: 160/ 59; TCal 92: 2. Jh.). Auf die Ereig-
nisse von 201 dürfen die Texte daher nur mit Vorsicht bezogen werden.
Die Überschriften der hier wie bei 36 getrennt vom eigentlichen Be-
schluß (ist das Fragment Rev.phil. 11, 1937, 332 nr. 7 ein Rest davon?)
publizierten Listen zeigen ein besonders ausführliches Formular (dazu
auch U I A), das den Charakter der Epidosis teilweise näher erkennen
läßt. Vorauf ging ein probuleumatischer Volksbeschluß (Polemarchen und
Exetasten mit jeweils monatlich wechselnden Vorsitzenden sind die wich-
tigsten, häufig probuleumatisch auftretenden Beamtenkollegien von Chios;
dazu ROBERT, BCH 57, 1933, 517f. 534ff.), Z. 5-7, aus dessen Motiv-
formel wohl die einleitende ehrenvolle Würdigung des patriotischen
Opfersinns der Geber übernommen ist, Z. 1-3. Der Akt des Verspre-
chens, vrcurxvci:o{}m, und der Abgabe des Beitrags, lhll6vm, wird hier
ausdrücklich unterschieden, während meist sonst ein Ausdruck im erwei-
terten Sinn von Versprechen und Leistung zugleich steht (vgl. U I A;
vmoxvEi:o1'tm im erweiterten Sinn: CIG 3144, 2. Jh. n. Chr.; vielleicht auch
IG V 2, 435). Gezeichnet werden Geldbeträge (llülQEav betont dabei den
Unterschied zur Anleihe in Epidosisform, U II C), Z. 4, die Teilnahme
steht Bürgern wie Paroikoi (Metöken) offen, vgl. 52, 26. Die verzeichneten
Beträge schwanken zwischen 20 und 200 dr., nur einmal erscheinen 1000
dr., 52, 19; möglicherweise war also der Minimalbetrag 20 dr.
Die erhaltene Gesamtsumme beträgt in 52: 5050 dr., ein geringer, kaum
zum Bau eines Turmes ausreichender Ertrag (vgl. U II C). Doch läßt sich
weder die volle Länge dieser Liste noch Anzahl und Beitragshöhen der,
wie 53 zeigt, zweifellos vorhandenen weiteren Listen abschätzen ('A{}rjva
20, 1908, 200 nr. 7 + 212 nr. 11 = BCH 37, 1913, 212; Delt. 1916, 214
= BCH 57, 1933, 505; Delt. 1927/28, Par. 29 sind drei offensichtlich aus
derselben Zeit stammende ähnliche Beitragslisten, deren Zugehörigkeit
zum Mauerbau aber nicht zu erweisen ist; vgl. auch RoBERT, BCH 57, 1933,
505ff.). Der Anlaß der Epidosis wie die mit dem Ertrag ausgeführten Ar-
beiten (aus 0;('UQülOL~ ist ebensowenig wie aus otxol\oµ(a in 51 etwas Ge-
naueres zu entnehmen) sind nicht sicher zu bestimmen, zumal die Bau-
geschichte der Stadtmauer von Chios auch archäologisch völlig ungeklärt
ist. Sie als Teil eines größeren, mit Attalos' Schenkung (51) in Beziehung
stehenden Finanzierungsprogrammes für die Instandsetzung der Befesti-
gung nach der Belagerung von 201 zu betrachten, bleibt vorerst eine ver-
lockende Hypothese.
LEMNOS
(Planskizze: AM 31, 244 Abb. 1)
Myrina, einer der zwei antiken Hauptorte der Insel, besitzt ähnlich wie
Lindos eine allseitig durch schroffe Felswände geschützte und durch einen
flachen Isthmos mit der Westküste der Insel verbundene AkrQpolis (vgl.
FRE'DRICH AM 31, 1906, 243ff.; SEALEY, BSA 23, 1918/19, 159f.). Auf
ihrer Ostseite sind unterhalb der mittelalterlichen Festung Reste einer
Polygonmauer aus unregelmäßig großen Steinen mit Einklinkungen
(SEALEY 160 fig. 1) erhalten; eine ebenfalls nur noch an wenigen Stellen
sichtbare starke Mauer aus Trachyt, bei der 0.51 hohe, ziemlich regel-
mäßige Quadern mit 0.28 hohen plattenartigen Schichten wechseln (FRED-
RICH Abb. 2), schloß den Isthmos nach der Landseite hin ab. Für die rela-
tive und absolute Chronologie fehlen vorerst alle Anhaltspunkte (Datie-
rung der zweiten Mauer auf um 450, FRE'DRICH 245, ist willkürlich).
54. Fragment eines athenischen Beschlusses (?) über Lemnos (Erwähnung von
Mauerbauten in Myrina?). 307 /6
Bruchstück einer Stele aus weißem pentelischem Marmor, links Kante, Fläche
mit feinem Zahneisen geglättet; rechts, oben, unten gebrochen. Rückseite mit
Spitzeisen rauh geebnet. Schriftfläche teilweise bräunlich verfärbt. b. m. 0.22,
h. m. 0.24, d. 0.13.
Buchstaben: ziemlich sorgfältig, STOICH. h. 0.006-0.007, OQ 0.004-0.005.
Fundort: Akropolis Athen. Jetzt EM 7245. Abb. 67.
O.F.A.
Lit.: KOEHLER, IG II 5, 234 b; KIRCHNER, IG II/III2 550.
Lit.: FREDRICH, IG XII 8, s. 3.
l:TOIX. . . . . . . H. AI~T
[.. rc]aQavyclAEL - - - - - - - - - - - - - - - - - -
.. N x&xclvoL~ rco[ - - - - - - - - - - - - - - &rca]-
[y](w)yiJv? trj~ <pQOUQuk - - - - - - - - - - - - -]
5 6~µou xat tOL~ a<p[txvouµevOL~? - - - - - - - - - -]
31:gfoßcOLV d~ Mu~[wav - - - - - - - - - - - - - - -]
tiJv t&v tctx&v oixo [6oµlav - - - - - - - - - - - -]
[a]utOU 'UJCEt[{}EL XClL - - - - - - - - - - - - - - - -
.. vta~ xat t&v tµ Mu[Qlv11t - - - - - - - - - - - -]
10 . ~v 'lcgoµv~µovo~ <I> - - - - - - - - - - - - - - -
. Y 'A'Amfo xat 'AQ"fßV - - - - - - - - - - - - - - -
?V xat tO'U~ UA/i.O'll~ t[ou~ - - - - - - - - - - - - -]
199
,a; ev 'tEL JCOAEL TrjL - - - - - - - - - - - - - - - - -
ovo; ,ou JCaQ' 'Avny6[vov - - - - - - - -- - - - - -]
15 ,o xal ÖLECJOOLCJ'EV xa - - - - - - - - - - - - - - - - -
~l; MvQLVUV xal cpL[ - - - - - - - - - - - - - - Xo]-
~UQYEU ev Bvl;av,[[ooL - - - - - - - - - - - - - - -]
~JCayoµEVOV EV 'tO [i:; - - - - - - - - - - - - - - - - -]
5
[ • • • • • JC]i;vw;? K - - - - - - - - - - - - - - -
20 . . . . .9 • • • • A - - - - - - - - - - - - - - - -
THASOS
(Plan: Et. Thas. 3, Plan 1)
200
lis führt, sind noch vier sicher feststellbar. I: Ausgezeichnet gefügtes
schweres Kurvenpolygon mit gespitzten Sichtflächen (Abb. 68), erbaut vor
494 (vgl. Herod. 6, 28). II: Mauer aus noch unregelmäßigen großen Qua-
dern mit Einklinkungen und Ausgleichsteinen, Sichtflächen fein bossiert
oder einfach abgespalten (Abb. 69; vgl. auch U III C); zwischen 494 und
492 (Herod. 6, 46; oder 479/66, Herod. 6, 48?). III: Regelmäßige isodome
Quadermauer aus weißem Marmor (nur vereinzelt Einklinkuqgen), Sicht-
flächen in Bosse; dazwischen durchlaufende Schichten aus dunklen Schie-
ferplatten (Abb. 70). Solche Streifenschichten, die das in flache Platten
brechende Material nahelegt, sind auch bei II und später bei IV eine Eigen-
tümlichkeit thasischer Mauertechnik; sie sind aber nur hier bewußt auch als
Schmuck und Gestaltung der Mauerfläche verwandt (vgl. ähnlich Erythrai,
unten S. 212). Erbaut zwischen 411 und 407 (vgl. Thuk. 8, 64; Xen., Hell.
1, 4, 9). Während Mauer III offensichtlich auf die SW-Front in der Ebene
beschränkt ist, wurde die NO-Front bis zum Theater auf weite Strecken
mit Quadern von stark wechselnder Höhe, abgespaltener oder geglätteter
Sichtfläche und deutlich abgefaßten Kanten repariert, wobei ebenfalls
durchlaufende Schichten dünner Platten verwandt sind (Abb. 71). Ein
sicheres Datum für diesen Umbau IV fehlt, doch gehört er ziemlich sicher
in die Zeit nach 400 (gegen die Datierung von ScRANTON 109f. um 470,
vgl. U III C). W eitere Reparaturphasen der Mauer mit Ausnahme kaiser-
zeitlicher Gußwerkausbesserungen an der SW-Front sind bisher nicht si-
cher nachgewiesen.
55. Herakleodoros schenkt der Stadt Thasos einen Turm und eine Exedra.
Ende 4. oder 3. Jh.
Quader grob kristallinen, hellgrauen thasischen Marmors mit leicht gewölbter
Außenseite. Vollständig, nur Kanten stark beschädigt. Links oben Rest einer
einfachen Randleiste, rechts Lotkante. Lager- und Anschlußflächen mit Spitzeisen
geglättet. Schriftfläche stark verwittert. b. 1.98 (2.01 über Rundung), h. 0.56,
d. außen 0.25, Mitte 0.40.
Buchstaben: gleichmäßig, mit leicht verdickten Hastenenden. h. 0.055-0.06,
0 0.045.
Fundort: verbaut im genuesischen Turm Thasos. Jetzt Museum Thasos nr. 587.
Abb. 72.
0. F. Abschr.
Ed.: PomLLOUX, BCH 71/72, 1947/48, 262 nr. 1.
Lit.: PomLLoux, Et. Thas. 3, 1954, 317. 435.
201
Erg.: Poui.
Datum: Der Schriftcharakter mit den verdickten Hastenenden weist ins späte
4. oder frühe 3. Jh. (vgl. z. B. IG XII 8, 274-276, um 340. 364, um 320; Et. Thas.
3 nr. 73, 320/260), doch ist nähere Eingrenzung als ungefähr 340-270 unmöglich
(so auch PoUILLOUX 263). Ein bestimmter Anlaß für Festungsbauten fehlt in die-
sem kaum bekannten Abschnitt der Geschichte von Thasos (es ist vorerst nicht
einmal sicher zu entscheiden, ob die Insel damals autonom oder unter make-
donischer Herrschaft war, vgl. PoUILLOUX, Et. 433ff.); ein Zusammenhang mit der
Erbauung der zahlreichen Inseltürme in Thasos (PourLLOUX, Et. 435) ist keines-
wegs sicher (zudem ist die Datierung der Türme in diese Zeit durch BoN, BCH 54,
1930, 185 eine reine Hypothese).
Einfache Schenkungsinschrift, deren Formular abgesehen von dem bei-
gefügten Kostenvermerk einer Weihinschrift entspricht (dazu U I A). He-
rakleodoros, nach der Zerstörung von Olynth 348 vertrieben, fand als
Proxenos von Thasos dort ein Exil (zu den Wirtschaftsbeziehungen bei-
der Städte vgl. Olynthus III 110; IX 339; XIII 429); zum Dank für die
Sicherstellung und Bewahrung eines größeren Gelddepots (Vermutungen
darüber bei PouILLOUX 265f.) durch Archedemos (Mitglied einer Theoren-
familie des 3. Jh.?, vgl. die Belege bei PourLLOUX 264 A. 7) errichtet er
in seiner neuen Heimat von einem Teil dieses Geldes einen Turm und
eine Exedra mit Statue (in Thasos eine häufige Monumentgruppe: BCH
68/69, 1944/45, 442f.; 77, 1953, 274f.; vgl. BEQUIGNON-DEVAMBEZ, BCH
56, 1932, 245; MARTIN, BCH 73, 1949, 145. Ort und Person des Darge-
stellten sind zweifelhaft; dazu PourLLOUX 267ff.). Die Weihung der Mo-
numente an die -Osot rcavi:ci; stellt in dieser Zeit kaum mehr als eine kon-
ventionelle Formel dar (vgl. U I A).
Die Übernahme der Baukosten für einen Teil der Stadtbefestigung
durch einen reichen Privatmann scheint hier nicht wie in 13 und 82-84 Teil
eines größeren, vom Staat auf diese Weise finanzierten Unternehmens,
sondern eher wie in 17 eine Einzelaktion zu sein. Der Text selbst weist
auf einen besonderen, persönlich bedingten Anlaß hin; größere Festungs-
bauten in Thasos in dieser Zeit (an die PouILLOUX, Et. 435 denkt) sind
nicht nachzuweisen und aus dieser Inschrift auch nicht zu erschließen. Das
Objekt ist bezeichnenderweise wie fast bei allen solchen Schenkungen ein
Turm (vgl. oben S. 73. 84; auch U II C), dessen Inschrift auch in diesem
Fall die großzügige Stiftung weithin sichtbar verewigt (nach der Lot-
kante zu urteilen, befand sie sich neben der Tür oder einem Fenster). Da
der schwere Stein kaum weit verschleppt wurde und Rundtürme an den
Landfronten fehlen, stand der Herakleodoros-Turm wohl in der Nähe des
Hafens. Daß es sich um einen der zwei noch in Fundamenten unter der
Wasserlinie erhaltenen runden Molentürme (vgl. PourLLoux 268 fig. 2;
erwähnt in dem Hafenreglement BCH 57, 1933, 395 Z. 1) handelte, ist
sehr wohl möglich, doch kann die in dieser Gegend nur bruchstückweise
202
bekannte Mauer auch noch andere Rundtürme besessen haben, etwa bei
einem der Tore. Für die Baugeschichte der thasischen Mauer ergibt sich
damit nur, daß zwischen 340 und 270 ein Rundturm der Seefront erbaut
(oder erneuert) wurde.
56. Reparaturinschrift eines Turmes der Stadtmauer von Thasos. 1. Hälfte 1. Jh.(?)
Quader aus gelblichem Marmor mit bestoßenen oder abgebrochenen Kanten;
Stoß- und Lagerflächen mit feinem Zahneisen geglättet, Rückseite mit Spitzeisen
geebnet. Schriftfläche leicht vertieft, mit umlaufender grober Leiste (ähnlich die
beschriebenen Blöcke des Herakleion, vgl. LAUNEY, BCH 61, 380). b. 0.91, h. 0.43,
d. m. 0.14.
Buchstaben: sorgfältig, mit kräftigen, manchmal geteilten Apices. h. 0.05-0.06.
Fundort: in den Ruinen des 1. Turms der SW-Mauer, sicher zu diesem ge-
hörend.Jetzt Museum Thasos nr. 306. Abb. 73.
0. F. Abschr.
Ed.: FREDRICH, AM 33, 1908, 219; IG XII 8, 391 mit add., p. IX; MACRIDY,
AJb 27, 1912, 19.
Lit.: ToD-BAKER-PENOYRE, JHS 29, 1909, 101 nr. 23. 223; PrcARD-AvEzou,
CRAI 1914, 282; PrcARD, BCH 45, 1921, 91; ScRANTON 135; PourLLOux, BCH
71/72, 1947 /48, 266; Et. Thas. 3, 1954, 404. 5, 1958, 89.
203
aufsieht durch einen ordentlichen Einzelmagistrat an Stelle von Kommis-
sionen oder Epimeleten (sonst nur noch in Telos, 48; vgl. U II A). Vor
allem aber haben wir hier den einzigen Fall, daß ein Magistrat einer
freien griechischen Stadt seine Tätigkeit als Bauleiter am Ort öffentlich
aufzeichnet. Bauinschriften dieser Art stammen nach Sache und Form aus
der Welt der hellenistischen Monarchie (vgl. U I A) und finden weite
Verbreitung erst in der Kaiserzeit; die Sotas-Inschrift stellt in dieser Hin-
sicht eine ungewöhnliche Sonderform aus der Spätzeit der Polis dar.
Der Sotas-Turm war der einzige Rundturm der gesamten SW-Front;
seinen Umbau in dieser Form bezeichnet möglicherweise die Bauinschrift,
zumal die Bausumme ziemlich durchgreifende Arbeiten voraussetzt (U II
C). Nachzuprüfen ist das nicht mehr; der Turm ist heute vollständig zer-
stört, die Angaben früherer Beobachter sind unzulänglich.
KORKYRA MELAINA
Die von Issa aus gegründete griechische Kolonie auf Korkyra Melaina
lag dem Fundort der folgenden Inschrift nach an der Küste der Insel
Korcula (Curzola) in der Nähe des Dorfes Lumbarda, möglicherweise an
der Bucht N vom Dorf oder auf der anschließenden Halbinsel des Klosters
S. Giovanni; doch ist der Ort bisher durch Funde oder Grabungen nicht
näher bestimmt (vgl. BRUNSMID 3f.; BEAUMONT 174; LrsrcAR 30).
57. Beschluß der Stadt Issa über eine Koloniegründung. Anfang 4. Jh.
Acht Bruchstücke einer Stele aus rotbraunem lokalem Kalkstein. a)-f) passen
an und bildeten das Oberteil; oben profilierte Randleiste von 0.12 Höhe, links
und rechts teilweise Kante, unten gebrochen. h. 1.08, b. 0.69, d. 0.1.3. g) allseitig
gebrochen, h. 0.22, b. 0.16. h) allseitig gebrochen, h. 0.20, b. 0.15.
Buchstaben: sorgfältig. Bei den Namenslisten sind teilweise Linien vorgerissen.
Höhenangabe fehlt.
Fundort: in der Ruine der Klosterkirche S. Giovanni bei Lumbarda auf Korcula.
Jetzt Museum Agram. Foto: BRUNSMID 6 (Oberteil auch bei WILHELM Taf. 1).
(F).
Ed.: VuKAsovrc, Viestnik Kroat. Archäol. Ges. 5, 188.3, 97 (b, c, d, g, h; unzu-
verlässig); RADIC, Viestnik Kr. Arch. G. 1.3, 1891, 42 (e, f); BRuNsMID, Abh. Arch.
Epigr. Sem. Wien 1.3, 1898, 4 (alle Fragmente nach Autopsie); WILHELM, NBtr.
III nr.15 [Syll. 3 141; P. LrsrcAR, Crna Korkira, 1951, 94].
Lit.: BAUER, AEM 18, 1895, 128. 1.30; ED. MEYER, Geschichte des Altertums
V2, 191.3, 162f.; BuRY, CAH VI 129; ßEAUMONT, JHS 56, 19.36, l 74f. 188; J. u. L.
ROBERT, REG 66, 195.3, 147; 67, 1954, 14.3; K. F. STROHEKER, Dionysios I., 1958,
225; G. KLAFFENBACH, Studia in honorem Acad. D. Decev, 1958, 219f.
Im folgenden ist nur der Beschluß ohne die daran anschließende, nach den drei
Phylen gegliederte Namensliste der Kolonisten wiedergegeben.
204
'AycdHiL -cvxm· E(j)' LcQOµv&µovoc:; lIQctsLMµou, Ma[xavfoc:;, aw&~xa OLXLCT]-
'tUV 'Iaaa[wv xat IIvUov %C(L 'tOÜ 'UOÜ L\.&tov. Tabe au [veyQmjmv OL OLXLCT'tat]
xat EOOsc 'tü)L MµWL" t.aßcLV esaLQc'tOV -covc:; JtQOO't01Jc:; [xma1.aß6v.ac:; 'tUV xoo]-
QaV xat 'tcLXLsav.ac:; 'tUV JtOALV .ac:; JtOALoc:; otx6n:[cOOV EV exaaiov .ac:;]
5 'tc'tcLXLCTµevac:; esaLQc'tOV avv 'tWL ~LEQcL, -ciic:; OE Hsw äUo µeQoc:; 1.aßcLV av]-
-covc:; xat .ac:; XOOQac:; ESULQc'tOV 'tOV JtQWTOV XAiiQOV [-ciic:; µEv a~LJtcAL'tLOoc:;]
n:ek&Qa 'tQLa, .ac:; OE äUac:; 'tU µeQl']" &vayQa(j)rjµcv OE [xat 'tOV Y.AUQOV xat 'tU µeQl'] ö]-
[n:]ci: exaa-coc:; EAUXc" xa-r&µovov OE clµcv C('U'tOLS' xat -c[oi:c:; eyy6vOLc:; Jtet.c]-
[-&Qo]v xat 11µLCT1J EX((CT't(J)L" t.aßcLV fit: -covc:; E(j)EQJtOV'tac:; .a[s- JtOALOc:; OLXOJtcOOV ev]
10 [xat -ciik aÖLmQE't01J JtEAc-&Qa 'teCTUQa xat 11µLCT1J" -ca[c:; OE OQXUS' oµvvvm ~Ll']O]-
[tn:o-ch -cav n:61.Lv µl']OE -cav xooQav avom-cov n:o~ [aw-&m µ11öaµwc:;. et öe -c[]
[xa CJ.QXW] '\' JtQO-&YJL ~ s.ac:; awayOQ~CTl']L JtUQ' 't [a etjJU(j)LCTµeva, au-roc:; Ü.nµoc:; xaL]
[-ca 'lJJtaQ]xov.a oaµ6a[La fo-c]w, &-&ww~ [ÖE () (XJt0%'tcLVac:; all'tOV - - - - - -]
- - - - - - - - - - - - - - - - 't01J - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
15 - - - - - - - - - - - - - - - IIATI - - - - - - - - - - - - - - - - - -
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[O]\?[c] Xct'tEt.aßov 'tUV XOOQ[av %C(L E'tcLXLs]av 'tU.V JtOALV.
[L\.uµii] vcc:; ['YHzic:;] II&µ(j)1JAOL.
205
dem Stein nur die für die Kolonisten selbst wesentlichen, die Besitzver-
hältnisse in der neuen Stadt regelnden Teile des Beschlusses publiziert
sind.
Die mindestens 190 auf der angefügten Liste verzeichneten Erstkolo-
nisten erhalten ausgewählte Bau- und Landlose (zu otx6rccöov jetzt PRIT-
CHETT, Resp. 25, 1925, 266), Z. 3-10, die nicht veräußert werden dürfen,
sondern in der Familie des Erstkolonisten bleiben müssen, Z. 10-14. Als
besondere und für ihre bevorzugte Stellung wesentliche Leistung dieser
Siedler wird die Ummauerung der neuen Stadt hervorgehoben, Z. 4-5. 17.
Der Bau einer Wehrmauer ist gerade in nichtgriechischem Gebiet naturge-
mäß eine der ersten Maßnahmen bei der Stadtgründung (vgl. auch TscHERI-
KOWER, Phil. Suppl. 29 H. 1, 1927, 114f.); hier aber erscheint der Mauerbau
über seinen bloßen Wert für den Schutz der Stadt hinaus als entscheidende
Gründungstat, die nach der Landnahme die Polis erst eigentlich konsti-
tuiert. Geblieben ist freilich von dieser Mauer der issäischen Siedler nicht
die geringste Spur.
PAPHOS
(Plan: Historia 3, 1954, 122)
Teile der Stadtmauern von Paphos sind erst bei den jüngsten englischen
Grabungen (ILIFFE-MITFORD, Liverpool Mus. Bull. 2, 1952, 29ff.; F. G.
MAIER, Historia 3, 1954, 12lff.) auf der im Nordosten das eigentliche
Stadtgebiet überhöhenden Hügelschwelle zutage gekommen, wo auf dem
Marcello-Hügel auch eine ausgedehnte Toranlage angeschnitten wurde;
doch läßt sich der Verlauf der Befestigungen im Gesamten noch nicht sicher
bestimmen. Der weitgespannte Mauerring geht in seiner frühesten Form,
einer Lehmziegelmauer auf Bruchsteinfundament, in das 8. oder 7. Jh.
zurück und wurde kurz vor der persischen Belagerung während des joni-
schen Aufstandes 499 durch Bruchsteinschalen auf beiden Seiten auf nahe-
zu 6.00 Stärke gebracht. Nach der Belagerung wurden Teile der Mauer
weiter verstärkt, die Torgasse verengt und mit einem Bodenbelag aus
Steinplatten versehen. Später wurde im Lauf des 4. Jh. die Bruchstein-
schale der Mauer in Tornähe durch stark bossierte Quadern mit breitem
Saumschlag ersetzt; gegen Ende des Jahrhunderts entstanden in der Tor-
gasse Einbauten für die Wache (Abb. 74). Wie lange die Befestigungen
im Hellenismus unterhalten wurden, konnte bisher noch nicht mit Sicher-
heit festgestellt werden; die Besiedlungsspuren in der Nähe der Toranlage
reichen bis in die Spätantike.
206
58. Bauinschrift des Königs Nikokles von Paphos. Zwischen 320 und 306
Quadratische, das Oberteil eines Altars bildende Marmorplatte mit recht-
eckiger Vertiefung 0.43 X 0.152 in der Oberseite; in vier Teile gebrochen. b. 0.875,
h. 0.14, d. 0.875.
Buchstaben: ziemlich sorgfältig, leicht verdickte Hastenenden; STOICH. h.
0.011-0.02.
Fundort: Aphroditetempel Paphos. Jetzt BM, doch ist ein Bruchstück der Platte
(A auf der Skizze JHS 9, 239) verloren.
Abschr. (durch T. B. Mitford).
Ed.: GARDNER-HOGARTH-JAMES, JHS 9, 1888, 239 nr. 46 [R. MEISTER, Die
griechischen Dialekte II, 1889, S. VIII; A. A. SAKELLARIOS, Tu KUJtQLaxu I, 1890,
91 nr. 22; E. HOFFMANN, Sylloge epigrammatum Graecorum, 1893, 186 nr. 359]
G. F. HILL, BMC Cyprus S. LXIV.
Lit.: MITFORD, Anatol. Stud. Buckler 199; G. F. H1LL, A history of Cyprus I,
1949, 76. 164; lLIFFE-MITFORD, Liverpool Mus. Bull. 2, 1952, 54; F. G. MAIER,
Historia 3, 1954, 124 A. 2.
207
sehen Königs kann daher kaum auf die verlorenen, aber zweifellos einmal
vorhandenen Texte anderer Herrscher geschlossen werden.
Nikokles, der letzte König des Priesterfürstentums Paphos an der Süd-
westküste Cyperns (vgl. STÄHELIN, RE XVII 35lf.; BELocH2 IV 2, 331;
Hru, Bist. 156. 164f.; MrTFORD 197ff. Zu Unrecht häufig mit Nikokreon
v. Salamis verwechselt, vgl. die Kontroverse bei HrLL 161 A. 1), erscheint
in den Diadochenkämpfen, als die Kleinkönigreiche der Insel häufig ihren
Besitzer wechseln (vgl. HrLL 158ff.), seit 321 als ständiger Bundesgenosse
des Ptolemaios und überdauert auch den Sturz des Inselstrategen Niko-
kreon (zur frühen ptolemäischen Verwaltung BENGTSON, Strat. 3, 138f.).
Erst die Eroberung der Insel durch Demetrios 306 setzte anscheinend sei-
ner Herrschaft ein Ende. Ein bestimmter Anlaß für die in dieser Zeit
sicher notwendige Befestigung von Paphos fehlt; eine Serie von Nikokles-
Münzen, auf der Aphrodite eine Mauerkrone mit Türmen trägt (T. E.
MroNNET, Description des medailles antiques grecques et romaines, Suppl.
VII, 1835, 310), steht vielleicht in Verbindung mit den Bauten des Königs
(allerdings zeigen auch schon Münzen Euagoras' II. die Stadtgottheit in
gleicher Form, etwa BMC Cyprus XXIV, pl. XII lff.; HrLL, Bist. 164f.;
vgl. auch gleichzeitige salaminische Münzen des Menelaos, BMC Cyprus
CXIIIf.: Aphrodite wearing turreted crown).
Die poetischen, teilweise an Homer anklingenden Formeln des Gedichts
(die Türme von Rhodos als Kranz bezeichnet auch bei Aristeides 43, 5-7)
erwecken den Eindruck großartiger Mauerbauten; E'U(.)UXO(.)O~ :n:61>.t~ hat zwar
nach dem jetzt allmählich erkennbaren Umfang der antiken Stadt seine
Berechtigung, doch kann Nikokles nach dem archäologischen Befund an
den Befestigungen im Wesentlichen nur Reparaturen durchgeführt haben.
Sicher gehört dazu der letzte Umbau des Tores, außerdem vielleicht die
anschließende (innerhalb des 4. Jh. noch nicht näher datierbare) Quader-
mauer und Ausbesserungen an dem stets aus Lehmziegeln bestehenden
Oberbau der Mauer.
V. Kleinasien
KYZIKOS
(Plan: JHS 24, pl. VI)
Als einer der günstigsten Häfen der Propontis lag Kyzikos in einer
Schwemmlandebene am Nordende des flachen, rund 1750 m breiten Isth-
mos, der die bergige Halbinsel Arktonesos mit dem Festland verbindet
(vgl. DE RusTAFJAEL, JHS 22, 1902, l 74ff.; HASLUCK-HENDERSON, JHS 24,
1904, 135ff.; zur Topographie auch PHILIPPSON, Peterm. Mitt., Erg. H.
167, 1911, 49f.). Von der Höhe der nach S, 0 und W ziemlich steil ab-
stürzenden Akropolis laufen zwei Schenkelmauern in die Ebene hinab und
biegen jeweils vor Erreichen der Küste nach innen ein, die versandeten
Areale des Ost- und Westhafens aussparend; die beide Mauern verbin-
dende Südfront springt wegen des heute vermarschten, früher durch Ka-
näle zugänglichen Innenhafens ebenfalls ein. Im Wesentlichen geht diese
Mauerführung wohl schon auf die griechische Stadtbefestigung zurück,
doch sind die erhaltenen Mauerreste sämtlich römisch, byzantinisch oder
mittelalterlich (mit Ausnahme eines nicht näher beschriebenen Abschnitts
"hellenistischer" Quadermauer in der Ostfront, vgl. HASLUCK-HENDERSON
137, Style III b; was G. PERROT-E. GurLLAUME, Exploration archeologique
de la Galatie et de la Bithynie I, 1862, 72f. als Mauerwerk des 4. Jh. in der
Ostfront bezeichnen, ist nach HASLUCK-HENDERSON Style I und damit rö-
misch oder später). Die griechischen Mauern sind offenbar der ständigen
Besiedlung und der späteren, bis ins 14. Jh. immer wieder erneuerten Be-
festigung der Stadt zum Opfer gefallen.
59. Baukontrakt für einen Turm der Stadtmauer von Kyzikos. 4./3. Jh.
Marmorplatte, links und unten gebrochen. Auf der Rückseite in der oberen
rechten Ecke rechteckiges Dübelloch mit Resten eines eisernen Dübels. b. 0.29, h.
0.31, d. 0.17.
Buchstaben: mäßig sorgfältig, von wechselnder Größe; Apices. Zeilenhöhe
nicht sauber eingehalten. Z. 2. 4. 6. 8. 10. 12 Spuren von roter Farbe.
Fundort: verbaut in die Fundamentschichten eines römischen oder byzantini-
schen Turmes (Stil I nach HASLUCK-HENDERSON 137) der Südostmauer von Kyzikos.
Jetzt BM nr. 1005. Foto: BMI IV 2, S. 151.
14 Mauerbauinschriften 209
(F).
Ed.: PERROT, RA 30, 1875, 93 (nach Abklatsch) [F. BEcHTEL, Inschriften des
ionischen Dialekts, 1887, nr. 111; 0. HOFFMANN, Die griechischen Dialekte III,
1898, 62 nr. 136; MrcHEL 596; GDI 5524] HrLLER v. GAERTRINGEN, AM 33, 1908,
162 nr. 4 (nach Abschr. Mordtmann); MARSHALL, BMI 1005 (verbesserter Text).
Lit.: MoRDTMANN, AM 10, 1885, 202; HAussouLLIER, Et. 175f.; HAsLUCK, JHS
24, 1904, 39. 135. 137; Cyzicus, 1910, 6 A. 6. 257. 265. 293; REHM, Abh. München
NF. 22, 1944, 39 A. 2.
Z. 10 Anf. Stein: 1BA. Z. 13 Ende Marshall: ~r~' ''"'; auf Foto nur }:'T',\.
zu erkennen. Z. 9 ist zu Anfang und Ende eingerückt. Der Text außer
wenigen Buchstaben links und einer Zeile unten vollständig.
Erg.: Perrot. Z. 6 Marshall. Z. 7 Hi. Z. 13 Bechtel. (Da Z. 9/10 -eoµ rr:urnov
[-xatj-c:oµ] ßaaµov nach dem Stein unmöglich, muß die sprachliche Härte
[-xat] ßaaµov in Kauf genommen werden).
Datum: Der Schriftansatz ins mittlere 4. Jh. durch PERROT und MARSHALL ist
sehr früh, wenn auch nicht völlig ausgeschlossen; doch weisen Duktus, Apices und
Form des ~ eher auf das 3. Jh. (vgl. TCal 23. 80; KERN nr. 34; IPE IV 460). Da
sonstige Anhaltspunkte fehlen und sich der Bau nicht sicher mit einem bestimmten
Ereignis der Stadtgeschichte verknüpfen läßt (Kyzikos, 411 u-c:dx;La-c:o~ nach Thuk.
8, 107; Diod. 13, 40, war spätestens bei der persischen Belagerung von 364, Diod.
15, 81, befestigt; kurze Zeit im 2. Seebund, den es im Bundesgenossenkrieg wieder
verläßt; dann 334 von Memnon, 319 von dem phrygischen Satrapen Arrhidaios
vergeblich belagert; im 3. Jh. bewahrt es im Wesentlichen seine Unabhängigkeit
gegenüber den großen Monarchien. Vgl. HASLUCK, Cyz. 168ff.; RosTOWZEW, SEH
I 587f.), ist eine genauere Datierung als 4. oder 3. Jh. unmöglich.
Einfacher Baukontrakt, der den Abschluß eines Werkvertrages (mit
Angabe von Baukosten und Bürgen) über den Bau eines Turmes zwischen
der staatlichen Baukommission und einem privaten Bauunternehmer be-
210
urkundet (näher zu den Baukontrakten U I A) und ein anscheinend in
Kyzikos gebräuchliches Formular repräsentiert (fast identisch JHS 24,
1904, 39 nr. 63 für Bau eines i:[oi:]xo;. Zum Hipparchen als Eponym in
Kyzikos MoRDTMANN 202f.; Anfang des 4. Jh. ist es noch der Archon, vgl.
BCH 14, 1890, 535 nr.1). Eine gesonderte Publikation der Kontrakte, ver-
mutlich am betreffenden Bauabschnitt (was Fundort und Text nahelegen),
ist bei den Mauerbauurkunden sonst nicht sicher nachzuweiseµ (vgl. oben
S. 57; U I B. üblich ist Veröffentlichung am Schluß der Syngraphe). Die
Baukommission besteht hier aus den zwei führenden ordentlichen Beam-
tenkollegien der Stadt, Strategen und Phylarchen (sie treten auch sonst
häufig gemeinsam auf, vgl. RuGE, RE XII 232; HASLUCK, Cyz. 250ff.) und
einem besonderen Teichopoios als Bauepimeleten (dazu auch U II A);
über Funktion und Aufgabenverteilung im einzelnen ist kein Urteil mög-
lich. Die Stellung eines oder mehrerer Bürgen ist bei Werkverträgen
grundsätzlich üblich (vgl. U II B; in dem oben zitierten Kontrakt zwei
Bürgen).
Ob der Umbau oder der Neubau eines Mauerturmes vergeben wurde,
läßt sich aus ohwboµzi:v nicht bestimmen (vgl. U III B), wie überhaupt alle
archäologischen Anhaltspunkte fehlen; es bleibt daher auch offen, ob es
sich um einen Einzelbau oder einen Ausschnitt aus einem größeren Bau-
programm handelte. Baaµo; ist nicht das Fundament oder der Sockel des
Turmes (HAussouLLIER 17 5; MARSHALL, IBM IV S. 152, übernommen bei
LrnDELL-ScoTT; für das Fundament werden stets andere Termini ge-
braucht, vgl. U III B), sondern sicher entsprechend o.vaßaaµo; die häufig
mit dem Turm verbundene Wehrgangstreppe (vgl. auch die Baurechnun-
gen 4 und 9; ßaaµot als Sitzstufen des Theaters: OJh 3, 1900, 54 Z. 13. 15,
aus Skepsis). Die Baukosten von 440 Stateren betragen, da Kyzikos neben
seinen Blaßgoldstateren (nur bis um 330 emittiert, dann durch Feingold-
statere Alexanders und Lysimachos' ersetzt; Kurs 22 ½ att. dr.) auch noch
bis um 280 einen Silberstater prägte (vgl. REGLING, RE XII 224ff.; Ro-
STOWZEW, SEH I 587), entweder 1760 oder 9200 dr. Die aus Teos und
Thasos bekannten Kosten sprechen eher für die höhere Summe, doch stam-
men diese Vergleichszahlen aus späterer Zeit (vgl. auch U II C).
ERYTHRAI
(Plan: AM 26, Taf. VII)
14* 211
sehender steiler Burghügel überragt (vgl. Nordion. Steine, Abb. 1; zu den
Befestigungen neben HAMILTON, Researches II 7f. vor allem WEBER, AM
26, 1901, 103ff.). Reste einer ursprünglichen Akropolisbefestigung fehlen
anscheinend völlig; eine Befestigungsmauer auf halber Höhe des Nord-
westhangs entspricht in ihrer Technik der Stadtmauer. Diese selbst bezieht
(ähnlich wie in Kolophon) die mit Ausnahme des 300 m breiten Aleontales
im NO auf allen Seiten die Stadt umschließenden Hügelkuppen und Ge-
birgsausläufer in einen weiten Verteidigungsring ein. Auffälligerweise
werden an der Nordfront Flankierungsmöglichkeiten nur durch zahlreiche
Mauerknicks und Einsprünge geschaffen, während im Süden und Osten die
Kurtinen gerade geführt sind und Rechtecktürme (von durchschnittlich 5.00
Sprung; Lotkanten) besitzen. Die Nordostfront in der Talsohle des Aleon
war durch besonders zahlreiche Türme verstärkt (nach HAMILTON 7; von
WEBER nicht mehr beobachtet). über die zahlreichen Toranlagen (,,some
of unusual construction", HAMILTON 7) fehlt jede nähere Angabe. Die
Technik der zwischen 3.50 und 4.80 starken Mauer ist einheitlich: zwei
Schalen aus nahezu isodomen, im Durchschnitt 0.50 hohen bossierten Qua-
dern lokalen Kalks oder Trachyts mit Stein-Erde-Füllung, in die in un-
regelmäßigen Abständen Binder etwa 1.00 tief eingreifen. Streckenweise
wechseln drei helle Kalksteinschichten mit einer Schicht rötlichen Trachyts,
offenbar ein bewußt angestrebter Schmuckeffekt. Archäologische Daten für
die Bauzeit der Stadtmauer fehlen bisher vollständig (Neuaufnahme der
Ruinen dringend erforrl.erlich); doch sind Technik und Anlage offenkundig
hellenistisch.
60. Ehrenbeschluß der Stadt Erythrai für Phanes (Schleifung der Akropolis).
Um 334
Stele aus weißem Marmor; rechts, links, unten, vermutlich auch oben Kante.
Schriftfläche teilweise stark verwittert oder abgesprungen. b. 0.45, h. 0.60, d. 0.16.
Buchstaben: sorgfältig, mit leichten Apices; STOICH. h. 0.011-0.013, 00Q
0.008-0.01. Unter dem Text in 0.06 Abstand ein Lorbeerkranz.
Fundort: Erythrai. Dann Museum der Evang. Schule, Smyrna.? Abb. 75.
A.
Ed.: LATRES, Moucr. "· ßtßi... Euayy. ~xoi..ij~ Smyrna II 2/3, 1876/78, 58 nr. 139
[MICHEL 505; Syll. 3 285].
Lit.: H. GÄBLER, Erythrae, 1892, 106. 116f.; SwoBODA, Volksbeschl. 88. 129;
WEBER, AM 26, 1901, 110; ]ACOBSTHAL, Nordioni~che Steine, Abh. Berlin 1909
nr. 2, 24; WrLAMOWITZ, Nordion. Steine 25. 27; Aus:''N, Stoich. 95; BENGTSON,
Strat. 2,234.247; MAGIE, R. R. II 897.
212
v y[vw]µrr en:ELÖl] <I>a.vi'j; Mvricnitfou
[&Jvri [e J &ya.ito; &v xa.t cüvou; füa.tE-
5 []..] EL d; tov öi'jµov tov 'Eeuitea.lwv
[:rc] iioa.v :rceo{hJµ[a.v E'VÖEL%V1JµEVO-
[;], X(>~µa.ta tE ECJ~VEYXE'V Ut0%0. %0.-
[t] d; tlj'V E%TCEµ'ljJL'V [t] rov CJt(>O.tLO)t-
[rov] xa.t ti'j; axgo:rc6]..cw; tiiv xa.ta.[o]-
10 [xa.]<p~v, Öcöoxitm ti'jL ß[o]uAi'jL, otc[<p]-
[a.]vrocrm <I>a.vi'jv MvricrLitfou xeucrroL
[cr ]tE<pavwL crta.t~gwv <l>LAL:rc:rcElwv
[:rc] E'Vt~%0'Vta., %0.L ava.yyELAa.L tOL-
[;] L'uovucr[oL;· Ö:rcw; öe ava.yyEAit~-
15 CJEtm, emµs]..ri{li'jvm Zrivoöotov
tO'V aywvoitetriv. ßEÖOcritm öe a.ut-
WL %0.L eµ TC(>UtO.'VELOJL cr[ tricrw· av-
a.y(>a'ljlm öe tO 'ljJ~qJLcrµa. tOÖE EL; cr-
t~Aa.; öuo, xa.t itci:vm µ[a.µ µev d-
20 ; to 'Ait~vmov, µla.v öe d; to 'Heax-
Acov, tva. ä:rca.vtE; dörocrw Ön e:rc-
[crta.tm ö öi'jµo; XUQLta.; a:rcoÖL~-
6vm Mt' U~LO.'V trov d; a.utov EU [c]-
(>YEt'YlµatOJ'V.
213
hellenistischen Texten aus Erythrai entsprechend; das Praeskript (iden-
tisch mit Syll. 3 412. 413; Nordion. Steine 9; ebenso, ohne Probuleuma,
Syll. 3 442) zeigt das früheste Beispiel einer erweiterten, aus allen höheren
Magistraten (zur Verfassung vgl. GÄBLER 113ff.; LAMPRECHT, De rebus
Erythraeorum publicis, 1871, 50ff.) statt aus Ratsmitgliedern gebildeten
probuleumatischen Kommission (vgl. SwoBODA 129f.; die Prytanen daher
in E. vermutlich ein beamteter Ratsvorstand, SwoBODA 88). Nach dem
knappen Motivbericht wird der Privatmann Phanes (anderweitig nicht be-
zeugt; der Name in Erythrai um 200, Nordion. Steine 13) allein für die
Gewährung einer zinslosen Anleihe an die Stadt geehrt, Z. 7-9 (Erlaß der
Zinsen oder niedriger Zinsfuß, vgl. IG XII 2, 645, Nasos um 318, ist ein
häufig erwähntes patriotisches Verdienst in ähnlichen Fällen, vgl. U II C);
die Höhe der Anleihe und die Zahl der Gläubiger kennen wir nicht, doch
muß Phanes nach dem besonders wertvollen Ehrenkranz (entsprechend
dem für Maussollos, Syll.3 168, 17) einen beträchtlichen Anteil, wenn nicht
die gesamte Summe vorgeschossen haben.
Die Stadt benötigte das Geld für die EXrtEµ'ljn~ von Soldaten und die
xm:acrxmp~ der Akropolis: der Zusammenhang beider Maßnahmen weist
wie das vermutliche Datum des Beschlusses auf eine persische, wahrschein-
lich aus griechischen Söldnern bestehende Garnison (wie die des Rhodiers
Memnon in Halikarnass), die nach 334 ihre Lage als unhaltbar empfand
und sich gegen eine Abfindungssumme zum Abzug bereit fand. Ähnlich
war die Situation in Athen 229 (oben S. 76); auch dort mußte der plötz-
liche Geldbedarf durch eine Anleihe gedeckt werden. Die gleichzeitige
gründliche Zerstörung der (sicher der Besatzung als Zitadelle dienenden)
Akropolisbefestigung war zunächst eine spontane symbolische Handlung
(ähnlich 411 in Milet, vgl. Thuk. 8, 84, 4), die zugleich den Rückhalt für
eine neue Besatzung beseitigte. Doch konnte die Stadt in diesen Jahren
nicht lange ohne jeden Schutz bleiben; möglicherweise wurde daher die
alte Burgmauer schon im Hinblick auf den nicht viel später erfolgten Bau
(vgl. 61) eines umfassenden modernen Mauerrings geschleift.
61. Weihinschrift (?) der Mauerepistaten von Erythrai. Zwischen 334 und 315(?)
Basis (?) aus Marmor; oben, links, rechts Kante, unten gebrochen. Weitere
Angaben fehlen. b. 0.43, h. 0.20, d. 0.50.
Buchstaben: h. 0.023.
Fundort: Erythrai. Dann Museum Evang. Schule Smyrna(?).
'Ed.: LATRES, Moucr. %. ßtßA. Euayy. ~)GOA. Smyrna II 2/3, 1876/78, 63 nr. 148
[H. GÄBLER, Erythrae, 1892, 93].
Lit.: WEBER, AM 26, 1901, llO; JACOBSTHAL, Nordionische Steine, Abh. Berlin
1909 nr. 2, 24; MAGIE, R. R. II 897.
214
'Ecp' iegorcowu ßa-
µat.ou ·mx.oov e-
mcn:a,:m ,:rji:; &.v-
1:LJCAal>'Y]<; 1:0'U
5 1:ELX,OU<;.
[- __ Namen _ _ -]
[- __ Namen _ _ -]
[1:ÖJL B~µon].
215
dieser Bauarbeiten schwer erklärbar, da Erythrai Stein-, nicht Lehmziegel-
mauern besaß (Befestigung des Mauerfundaments in der sumpfigen Aleon-
Niederung?).
Der Charakter des erythräischen Mauerrings stimmt zu dem sich aus
historischen Gründen und aus dieser Inschrift ergebenden ungefähren Da-
tum zwischen 330 und 315; die Befestigung gehört damit in die Reihe der
großen Mauerbauten kleinasiatischer Städte im beginnenden Hellenismus,
zu deren Durchführung die Freiheit von persischer Oberhoheit, zuneh-
mende wirtschaftliche Blüte und Anregung durch einzelne Monarchen ent-
scheidend beitragen. Tatsächlich besitzt die Anlage große Verwandtschaft
mit der sicher in diesen Jahren erbauten Stadtbefestigung von Kolophon
(unten 69. 70; dagegen ist eine Epidosis für den Bau in Erythrai nicht
nachweisbar, da die Beitragslisten Nordion. Steine 5 A + B, von WrLA-
M0WITZ-J AC0BSTHAL als "Beiträge zum Bau der Stadtmauer" gedeutet,
keinerlei Hinweis auf ihren Verwendungszweck enthalten).
TEOS
(Planskizze: BCH 49, pi. VII)
Teos lag auf einer flachen Landzunge, die ein felsiges Vorgebirge mit
der Südküste der erythräischen Halbinsel verbindet; ein niederer Hügel
bildete etwa in der Mitte des 3 km breiten Isthmos die Akropolis, von der
sich die Stadt auf einem sanften Hang zum südlichen Hafen hinzog (von
der älteren Lit. vgl. HAMILTON, Researches II llff.; HrRSCHFELD, Arch.
Zt. 33, 1875, 23ff.; über die französischen Grabungen nur ein kurzer Vor-
bericht, BEQUIGNON-LAUMONIER, BCH 49, 1925, 28lff.). Reste einer Akro-
polisringmauer von nur 1.40 Stärke bestehen aus polygonen Kalkstein-
schalen (BEQUIGNON-LAUMONIER 284 fig. 2: "archaisch"); sie ist durch eine
Schenkelmauer gleicher Technik über den Westhang der Burg mit der Be-
festigung der Unterstadt verbunden. Diese umschließt als nahezu regel-
mäßiges Rechteck die Akropolis; sie besteht abgesehen von einzelnen poly-
gonalen Abschnitten in der Ostfront aus einer stellenweise bis 3.30 Höhe
erhaltenen, 4.20-4.50 starken Schalenmauer isodomer, ziemlich kurzer
und stark bossierter Quadern lokalen Kalksteins. Auffällig ist an einer
Stelle (BEQUIGNON-LAUMONIER 287 Fig. 3) eine flache, leicht überkragende
Quaderschicht als oberer Abschluß (W ehrgangsboden? vgl. die halbhohen
Binderschichten bei den Wehrgängen hellenistischer Festungen: KRISCHEN,
Herakleia 13 mit Taf. 7. 10. 21; MoRETTI, ASAtene 3, 1916/21, 87 mit
Taf. 5. 6, in Pednelissos). Zur Flankierung dienten verhältnismäßig we-
nige Rechtecktürme; die von Natur am wenigsten geschützte Ostmauer
war in der Ebene nördlich vom Hafen durch Kombination von Mauer-
216
rücksprüngen und Rechtecktürmen besonders gesichert (vgl. HAMILTON 13).
In diesem Mauerabschnitt befand sich eine Pforte mit Blendbogen auf der
Außenseite, ähnlich akarnanischen Toren (noch beobachtet von HAMILTON
13; vgl. U III C). Eine genauere Untersuchung des Baubefundes und stra-
tigraphische Daten für die Mauer fehlen.
217
½ ob., daneben für 1 dr., was hier ausfällt, oder 1 Chalkos; vgl. Ton, BSA
18, 1911/12, lOlff.); Z. 10-11 waren zusätzliche, aber nicht mehr näher be-
stimmbare Kosten verzeichnet.
63. Quader(?) aus weißem Marmor, rechts gebrochen. Weitere Angaben fehlen.
b. 0.51, h. 0.50.
Buchstaben: regelmäßig, wenig ausgeprägte Apices. h. Z. 1: 0.045, Z. 2-10:
0.003-0.0035.
Fundort: verbaut in Zisterne in Sivrihissar. Verbleib unbekannt.
Ed.: R. PococKE, Inscriptionum antiquarum Graecarum et Latinarum liber,
17 52, 17 [CIG 2923] DEMANGEL-LAUMONIER, BCH 46, 1922, 325 nr. 5 (verbesserte
Lesung nach Autopsie) [SEG II 583].
Lit.: PERROT, RA 30, 1875, 101; GLOTZ, BCH 47, 1923, 546.
'Emo"ratouv [tü)V]
wü tdzou; KaAo - - -
to'Ü ZYJVOÖOtOU, - - -
Oll tO'Ü Msya{}uµou,
218
['Ema] 'tC(l;O [1JV't(OV]
'01\brn:ou wu '01\tn[nou],
[ <l> ]LÄoxÄcloui; -.ou 'Aya{} [aoxou],
'Hy~.oooi; -.ou Mri-.oo [llr.ooou]
5 cl:nxol\oµ~{}ri -.o -.aix[oi;]
-.o Ä[füvov µijxoi; n [{1]-
[x] sti; 'tWOU()UXOV [-.a]
[xa]t El\a:rmv~{}riaa [v]
[l\oa]xµal P 1:::,..
219
III B. Z. 10-11: 3321 (4221?) dr. 5 ob. teischer Währung und 36 dr. 3 ob.
,,Alexanderdrachmen", Drachmen attischen Fußes, noch lange nach Alex-
ander von hellenistischen Monarchen und kleinasiatischen Städten als
gängigstes internationales Zahlungsmittel geschlagen (dazu jetzt mit neuem
Material THOMPSON-BELLINGER, Yale Cl. St. 14, 1955, 3ff.). Die Baukasse
enthielt also Silbergeld verschiedener Währung; gerade Alexanderdrach-
men treten häufig als zusätzliche fremde Geldsorte auf (vgl. 69, 149; IG
IV 617, Argos Ende 4. Jh.).
Die Inschrift war nach Z. 5 offensichtlich an einem Turm angebracht;
der Bauabschnitt umfaßt die anschließende Kurtine, den Turm an deren
anderem Ende und eine an diesen zweiten Turm anschließende weitere
Kurtine.
'Emai:ai:o [uvi:oov]
'Hyoai:(Hhou wü Ms - - - ,
Msya{tuµou (i:oü) Auaavlo[u e6a:rca]-
v~-&'Y]aav d; .~v xai:a [axsu~v]
5 i:rj; :rcuA'Y]; xat d; ,:o [i:si:xo;]
,:o ,,lfüvov &:rco JCUACOv[o;]
EJCL :rc~ [x] BL; exai:ov E~~xov [,:a]
[6Qaxµat - - -].
Erg.: Latres. Z. 3 rnü Klaffenb.
'Emami: [ouvi:oov - - - - - ]
QOU i:oü I - - - - - - -
i:oü IluQQ [ou - - - - - ZY1]-
0
220
Text beruht nur auf Kopie Hamilton. Z. 1 Harn. EIII~TATAT. Z. 3 Harn.
TOYIIYPI.
Erg.: Wadd.
Anscheinend Fragment eines Textes ähnlich 65.
68. Quader (?) aus weißem Marmor; ,,oben vollständig, Rest vergraben"
(JunEICH), b. 0.575, h. 0.36.
Buchstaben: ,,späthellenistisch oder römisch" (JuDEICH). h. 0.035.
Fundort: Sivrihissar, Friedhof. Verbleib unbekannt.
Ed.: JunEICH, AM 16, 1891, 295 nr. 18.
Lit.: DEMANGEL-LAUMONIER, BCH 46, 1922, 324f.
Erg.: Judeich.
Datum: Die Schriftformen (nur noch nach schlechtem Foto 62 zu beurteilen)
scheinen im späteren 3. Jh. (vgl. TCal 53. 74, um 227; TCamir 32, um 240. 44,
um 203) wie im gesamten 2. Jh. möglich (vgl. TCal 92.) und sind nicht näher
zu datieren (trotz Ähnlichkeit mit dem Asylie-Schreiben BCH 49, 1925, 303 nr. 2).
Ein Ansatz des Mauerbaus zwischen 204 und 193, als Teos weitgehend unabhängig
war und mit der Erneuerung des Dionysoskultes und den Bemühungen um
Asylie eine lebhafte Bautätigkeit einsetzte (vgl. RosTOWZEW, SEH I 201; HAH-
LAND, UJh 38, 1950, 88ff.), bleibt daher eine Vermutung; Anlässe zur Neubefesti-
gung der zwischen Pergamon und den Seleukiden umstrittenen Stadt (zur Ge-
schichte RuGE, RE VA 547ff.; E. MEYER, Grenzen 87. 102f. 105) sind ebenso zu
anderem Zeitpunkt denkbar (auch der SEG II 580, 12ff. erwähnte Mauerbaufonds
der Stadt Teos ist nicht sicher datiert: um 218 oder Mitte 2. Jh.).
221
62-64. 66 enwtatouvi:wv als Überschrift in eigener Zeile, sonst folgen Na-
men in der gleichen Zeile). Aufgaben und Zusammensetzung der Bau-
kommission sind nicht näher zu erkennen (vgl. U II A); wahrscheinlich
eine einfache Kommission von gewählten Bauepistaten (emcrtawüvtc~ tov
tdzou~, 63, wohl voller Titel). Da in jeder Rechnung verschiedene Per-
sonen erscheinen, war die Kommission entweder ungewöhnlich zahlreich
(erhalten 19 Namen) und beaufsichtigte jeweils in Zweier- oder Dreier-
gruppen die einzelnen Abschnitte, oder zog sich der Bau unter einer klei-
nen, im Turnus wechselnden Kommission lange Zeit hin (beim Fehlen
jeder Daten in den Texten ist die Frage nicht zu entscheiden). Nicht ge-
nannt sind auffallenderweise Bauunternehmer oder sonstige Empfänger
der ausbezahlten Gelder (vgl. auch 1); doch ist damit nicht unbedingt (mit
PERROT 101) auf eine sonst nirgends nachweisbare Bauausführung in staat-
licher Regie statt im üblichen Werkvertragssystem (vgl. U II B) zu schlie-
ßen. Da für jeden Abschnitt nur eine Gesamtsumme verzeichnet wird, wa-
ren anscheinend wie in 11 (vgl. oben S. 58) die Bauabschnitte en bloc an
einen Unternehmer vergeben; ihre Länge war nicht sehr einheitlich (vgl.
62. 63 gegenüber 66).
Durchgeführt wurden nach den erhaltenen Texten folgende Arbeiten:
1. ofowöoµ~ von 40 + 50 + 40 + 160 Ellen (62. 63. 64. 66) = rund 145 m
eines 1.[ihvov tai:xo~. 2. %ata0'%E'llll eines Tonnengewölbes, 62, einer Jt'UA'l'J,
66, und eines nu1.cov, 68. 3. enot%o8oµ~ von sechs Quaderschichten an zwei
Türmen und einer Kurtine, von vier Quaderschichten und vier Zinnen an
einer weiteren Kurtine, 65 (sowie in 67 vermutlich der Bau von elf Quader-
schichten auf unbekannte Länge). Die starken Unterschiede in den Bau-
kosten: 20 m Mauer in 62 890 dr. (mit Gewölbe?), in 64 dagegen 5010 dr.,
während wiederum 25 m in 63 2200 dr., lassen sich vorerst nicht erklären,
da Lage und Charakter der einzelnen Bauabschnitte unbekannt sind und
zudem die Lesung der Zahlen nicht nachprüfbar ist. Ebenso unsicher bleibt
der Zusammenhang des Myo~ tij~ ozugcocraw~ von Teos mit der Finanzierung
dieser Bauten (SEG II 580, 12ff., vgl. oben; das Geld wird nach dieser
Inschrift längst für andere Zwecke verwandt, wie in Milet aus den Tei-
chopoika Stelen u. ä., aber niemals Befestigungsarbeiten bezahlt werden,
Milet I 3, 138, 33. 139, 57. 141, 52 usf.).
Die Art der Bauten ist aus OL%OÖoµ[a und %Uta0'%c'll~ nicht sicher zu er-
schließen (vgl. U III B), doch spricht der Gegensatz zwischen 65 und den
übrigen Rechnungen für einen Neubau oder eine Erweiterung der Mau-
ern; das ausdrücklich betonte 1.[ihvov tci:xo~ legt nahe, daß eine ältere Be-
festigung aus Lehmziegeln im Gegensatz zum Neubau in Quadertechnik
bestand. Die meisten Rechnungen beziehen sich demnach auf den erhalte-
nen Mauerring aus isodomem Quadermauerwerk; bei rund 5500 m Um-
fang stellen sie allerdings nur einen geringen Rest der ursprünglichen Ur-
222
kunden dar. Dagegen betreffen die Reparaturen von 65 und 67 (ErcoLxol\o-
µEi:v, vgl. U III B) anscheinend eine Aufstockung der als Steinsockel eines
Lehmziegelbaues dienenden ursprünglichen Polygonalmauer (oben S. 216;
eine solche Verbindung von Polygon- und Quadermauerwerk ist in den
bisherigen Berichten nicht erwähnt), wobei allerdings nur die geringe
Höhe von rund 4.00 erreicht wird. Die Form der neuerbauten Tore 66. 68
ist nur durch weitere Grabung zu klären; das Gewölbe, 62, kann zum
Blendbogen einer Pforte (oben S. 217) wie zu einem regelrechten über-
wölbten Tor gehören (in Kleinasien schon seit etwa 300 üblich, vgl. U III
C). Der Wehrgang besaß anscheinend im erneuerten Teil statt einer ge-
schlossenen Brüstungsmauer einfache Zinnen, eine etwas altertümliche
Form (vgl. U III C). Teos erhielt also nach diesen Inschriften im späteren
3. oder frühen 2. Jh. eine fast vollständig neue Stadtbefestigung, in die
nur einzelne noch verwertbare Strecken der alten Polygonmauer als Un-
terbau übernommen wurden; diese Anpassung an die moderne hellenisti-
sche Festungsbautechnik wird im Vergleich zu anderen kleinasiatischen
Städten wie Priene, Ephesos oder Kolophon ziemlich spät durchgeführt.
Der Grund für diese Verzögerung ist bei der noch wenig bekannten Stadt-
und Wirtschaftsgeschichte von Teos im 4./3. Jh. nicht anzugeben. Auf-
fällig ist im Gegensatz zu der bewegteren Mauerführung der eben ge-
nannten Städte eine gewisse Verwandtschaft der einem regelmäßigen
Rechteck angenäherten Stadtanlage von Teos mit Bauten des seleukidischen
Einflußbereichs, etwa pamphylischen Städten wie Perge.
KOLOPHON
(Planskizze: Hesp. 13, 92 Fig. 1)
223
nend an den steileren Hängen; ähnlich in Ephesos) oder durch halbrunde
(und vereinzelte rechteckige) Türme geschützt, zeigt bei 2.15-2.35 Stärke
eine einheitliche Technik: Schalen aus bossierten Quadern lokalen Kalks
mit schrägen oder senkrechten Stoßfugen und abgefaßten Kanten, dar-
unter vereinzelte in den Bruchsteinkern eingreifende Binder; teilweise
unregelmäßige Schichthöhen, Füllsteine und Einklinkungen (ScHUCHHARDT
405 Fig. C. 406 Fig. D, nur Zeichnungen; schlechtes Foto HOLLAND 94
fig. 2). Die in Stil und Bautechnik eng mit Ephesos verwandte Mauer ist
durch die folgende Inschrift sicher auf 311/306 datiert. Die Ringbefesti-
gung der Akropolis besteht teilweise aus fast identischem (ScHUCHHARDT
404 Fig. B) Quaderwerk, teilweise aus mäßig großen, gut gefügten Poly-
gonen; stratigraphische und baugeschichtliche Daten fehlen, doch ist sie
entsprechend der Inschrift auf jeden Fall älter als die äußere Stadtmauer
(möglicherweise aber noch aus dem 4. Jh., mit dem erst eine blühende
Siedlung an dieser Stelle einsetzt, vgl. HOLLAND 142f. 169).
Col. I.
~Torx. A 'E:rcl nQu,avso~ 'Ahµlrovo~ Kroµmfüvo~ i\yöol'l'}L eöo~sv -cfüL öfiµrov 'EQµOÖroQo~
,AnoAAOÖ00(/01! El'te'4'Y](j)U1S· yvooµ'l'] -cfüv öbm ß'Y]µOX(/U't01J~ 'tOU MoLQiiÖo~, ,Axao-cou.
-cou KAEWVO~, 'AQLO-Csopou 'Excnrovvµou, 'A fr'l']VLl'tl't01J -cou 'Ahmµlvou~, 'AQLO-coµl-
V01J~ -cou IIaQµlvov-ro~, 'AnoAAoÖooQou -cou 'EQµlnnou, Asrocpav-cou -cou 'AQ[o-crovo~,
224
5 !iLOt(.le<pou; tOU K11su611µou, M'Y]tQO()OOQOU toU TUQLVVOU, Alxa tOU IIavtayvootou,
ö:rcw; o brjµo; <pa[vritm, EJCEL()Y] JCUQEÖW'XEV a'ÖtWL 'AMsav6Qo; o ßacrL/\EU;
t'Y]V E/\EUfülQLUV 'XUL 'Av-ttyovo;, 'Xctta :rcavta t(.)OJCOV <jlL/\OtLµouµEvo; ÖLa-
<jlU/\UttELV t'Y]V twµ JCQO')'OVWV Msav, &yaih'jL t'IJ;('Y]L 'XUL EJCL O'Wt'Y]QLUL :rcavt?;
tou 611µou tOU Ko,,ocpwviwv E'\jJ'Y]<JJLO'Om t(OL Öl]µWL t'Y]µ :rca11maµ JC~/,LV 11v tWV
10 -Ocwv JCUQctMvtwv toi:; JCQO')'OVOL; 'Y]µWv 'XtLO'UvtE; E'XELVOL 'XUL va~u; 'XUL
ßwµou; LÖQUOUµEVOL JCO.QU :rciiaL toi; "EUrimv ~crav evöosoL q[u]vtEL;(LO'm
JCQO; n'!v 'UJCUQXOUO'av· \'.va. fü:: O'UvtE/\Yjtm 'Xctta ta;,:o; tO~L µev LE(.lect tOU
'A:rc6Uwvo; 'XUL tou; aUou; LEQEL; 'XUL ta; LE(.lea; 'XUL toµ JC(.llltaVLV [µE]ta
trj; ßout,fJ; 'XUL t(OV föt06EL;(-0EVt(OV EV t(OL()E t(OL tpY)<plcrµatL 'Xcttaßavta;
15 Ei; t'Y]µ :rca.11mav U')'OQUV tYJL tEt(.lUÖL LO'taµevou tOU ELO'LOvto; µrivo; [e:rct]
tou; ßwµou; tWV 'OEWV o'Ü; 'Y]µiv OL JCQO')'OVOL 'XcttE/\LJCOV Eusacr-Om t(OL Lid tWL
Z:ootYJQL -xat tWL IIocrELÖWvL tWL 'Acrcpa11dwL ML tWL 'A:rc6UwvL tWL IüaQlWL -xat
trjL M'Y]tQL tr\L 'Avtal'Y]L -xat t'Y}L 'A-OriviiL II011LaÖL -xat toi; a11110L; 'Oc0i;
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20 XOOQUV EJCLtE/,W')' ')'EVoµevwv tWV &ya'Owv JCQOO'Ot)OV JCOLl]O'EO-Om 'XUL {lucr(av
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(ungefähr 84 Zeilen verloren)
15 Mauerbauinschriften 225
966
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160 eine Zeile frei
15* 227
Akropolissiedlung mit ihrer Sonderbefestigung sein, deren Blütezeit tat-
sächlich auch in das 4. Jh. fällt (vgl. HoLLAND 142f. 169). Die verlassene
Ruinenstätte der legendären altjonischen Siedlung (naAma :n:o/,L~ bezeich-
net eine aufgegebene Stadt, agxala :n:6At~ dagegen die noch bestehende
Altstadt, vgl. CAPPS, ClPhil 2, 1907, 25ff.; FRICKENHAUS, BJb 118, 1909,
27ff.; ROBERT, Rev. phil. 158 A. 6; als agxa[a wird Kolophon selbst später
von Notion-Neukolophon unterschieden: IMagn. 53, 75; WILHELM, Beitr.
172 Z. 17), deren Agora und Altäre aber noch bei besonderen Anlässen
in Gebrauch sind (Z. 15-16), muß dagegen in der Niederung im NO der
Akropolis gelegen haben; ihre genaue Lage ist noch unbekannt (Hügel 8
ist bloße Vermutung von HoLLAND 1 71; die Grabung erbrachte weder
sichere Spuren der von Gyges im 7. Jh. eroberten altjonischen Kolonie,
Herod. 1, 15, noch der im 5. Jh. wieder aufblühenden Stadt; zur Geschichte
vgl. MILNE, Numism. Notes and Monographs 96, 1941, 2ff.). Diese topo-
graphischen Angaben wie die Verwandtschaft mit andern frühhellenisti-
schen Stadtanlagen (Ephesos, Erythrai, Priene, Knidos) erweisen eindeutig
den großen äußeren Mauerring als das mit dieser Inschrift inaugurierte
Werk (keinesfalls Mauerbau zwischen Kolophon und Notion, wie PICARD
annahm), zumal die Stadt bei der gewaltsamen Aussiedlung ihrer Bürger
nach Ephesos um 290 zerstört wurde (Pausan. 1, 9, 8; 7, 3, 2; unten S. 239)
und die später wiedererstehende ärmliche Kommune (dazu ROBERT, Rev.
phil. 165f.; Villes d'Asie Mineure, 1935, 62; HoLLAND 93. 143) zu einem
solchen Bau kaum mehr imstande war. Den ererbten Ruhm zum Heil der
Stadt zu wahren, Z. 7-8, war wohl kaum die einzige Triebkraft des Unter-
nehmens, wenn auch eine aus patriotischen und religiösen Gefühlen ge-
mischte Stimmung unter der Bürgerschaft bei diesem Mauerbau unge-
wöhnlich stark hervortritt; der Preis des mythischen Ursprungs und des in
ihren Kulten begründeten Ruhms der alten Stadt, Z. 10-11, wie das feier-
liche Gelübde einer Prozession und eines Staatsopfers für die Hauptgötter
der Stadt und die {h:ot :n:av-rE~, Z. 12-21 (§ 2; zum Sprachlichen WILHELM,
Anatol. Stud. 351), durch das Priesterschaft und Rat (unter Führung des
Klarischen Apollonpriesters als des vornehmsten, bzw. des eponymen Pry-
tanen) samt Baukommission einen schnellen Fortgang der Arbeiten för-
dern sollen, hat in den Mauerbauurkunden kein Gegenstück (doch erschei-
nen sonst in Inschriften häufig religiöse Zeremonien für den günstigen
Verlauf von Unternehmungen, vgl. die Beispiele bei WILHELM, NBtr. II
l 7f.; VANSEVEREN 343). Zweifellos waren aber auch sachliche Gründe
für die Erweiterung der Befestigung maßgebend, doch reicht die kühne
Ausdehnung der neuen Stadt andererseits weit über das natürliche Be-
dürfnis der im späteren 4. Jh. wie alle kleinasiatischen Städte kräftig auf-
blühenden Siedlung hinaus. In der Anlage sind Planung auf weite Sicht
und Rücksicht auf den Fortschritt der Befestigungstechnik eindeutig spür-
228
bar; Antigonos, der trotz seiner im Vergleich zu anderen Diadochen
die Autonomie der griechischen Städte stärker respektierenden Politik (vgl.
RosTowzEw, SEH I 153f) ebenfalls sehr planmäßig und notfalls gewaltsam
die Förderung, Modernisierung und Neugründung von Städten betrieb (vgl.
seinen Synoikismos von Teos-Lebedos, Syll. 3 344, oder seinen Anteil am
Wiederaufbau von Smyrna, vgl. MAGIE, R. R. I 69f.; zur Städtepolitik der
Diadochen noch unten, 71), kann daher sehr wohl der eigentlicbe Initiator
und Förderer des Planes gewesen sein (vgl. WILHELM, Anat. Stud. 351;
RosTOWZEW, SEH III 1349). Kolophon befand sich bis 302 in seinem Herr-
schaftsbereich (vgl. E. MEYER, Grenzen 22f. 25), und er ist wohl nicht ganz
zufällig in Z. 7 genannt (hängt etwa die zweimal betonte Eile des Unter-
nehmens, Z. 12. 28, mit seinem Eingreifen zusammen? Auch Syll. 3 344,
14ff. 100 wird ausdrücklich Schnelligkeit gefordert).
Der Entscheid über alle Einzelfragen des Baus wird einem gewählten
Zehnerausschuß übertragen (Z. 21-28; § 3), der mit dem xa(_m:oMyo~, Z. 37
(unsicher, ob er in Kolophon den Tamias ersetzt oder ein besonderes Fi-
nanzamt bekleidet; mit den thasischen xa(_)noMyoL haben seine Aufgaben
nur eine entfernte Ähnlichkeit, vgl. PomLLOUX 124), und dem beigeord-
neten Architekten, Z. 23, die Baukommission bildet (vgl. auch U II A).
Der Ausschuß hat den Plan für eine möglichst wirksame Führung der Be-
festigung im Anschluß an die alte Mauer und ebenso für die Wohnpar-
zellen, Werkstätten und notwendigen öffentlichen Gebäude im neuen
Stadtgebiet zu entwerfen (Geländeerkundung vor Festungsbauten fordert
z. B. Philo, Mech. V 1, 84), einen geeigneten Architekten als Bauleiter
anzustellen und durch Anleihen bei Fremden sowie günstigen Verkauf von
Wohngrundstücken in den neuerschlossenen Stadtteilen (zu deren mög-
licher Lokalisierung HOLLAND 98) die Finanzierung der Bauten zu erleich-
tern. Während dem xa(_)JtoAoyo~ Bezahlung und vermutlich auch Vergabe
der wie üblich durch Unternehmer ausgeführten Bauten, Z. 38, obliegen
und der Architekt für die technische Leitung und Überwachung des Baus
verantwortlich ist, steht beim Zehnerausschuß als dem leitenden Teil der
Kommission neben Finanzierung und allgemeiner Bauaufsicht die Planung
als wesentliche Aufgabe im Vordergrund. Hier wird die sonst aus den
Monumenten erkennbare rationale und vorausschauende hellenistische
Stadtplanung einmal in ihrer praktischen Wirksamkeit sehr aufschlußreich
sichtbar; der Aufgabenbereich üblicher Mauerbaukommissionen ist damit
weit überschritten (vgl. U II A).
Da anscheinend die durch Maßnahmen der Baukommission aufgebrach-
ten Mittel nicht ausreichen, wird eine allgemeine Anleihe für die Bauten
aufgelegt (Z. 28-38); dieser § 4 mit eigener Motivformel und (von Z. 9
abweichendem) Sanktionsantrag wurde offenbar erst zusätzlich zum ur-
sprünglichen Dekret beantragt und dann als Amendement an Stelle eines
229
eigenen Epidosisbeschlusses in den Baubeschluß eingefügt. Sachlich werden
die gleichen Fragen geregelt wie in allen Epidosisbeschlüssen (dazu U I
A): 1. Zweck der Anleihe: Mauerbau, Z. 28/29, 2. Teilnehmer: alle Bür-
ger, auch die abwesenden (diese können zeichnen, wann sie wollen); doch
haben sich nach Ausweis der Beitragsliste auch Metöken und Fremde be-
teiligt, Z. 29-31. 3. Höhe des Zeichnungsbetrages: nach freier Wahl, Z. 30.
4. Ehren für die Subskribenten: nach Höhe der Summe von der Volksver-
sammlung zu beschließen, Z. 31-33 (ähnlich 26, 23-26). 5. Aufzeichnung
der Subskribenten mit Angabe der Summe auf einer Stele im Meter-Hei-
ligtum, Z. 33-35 (die folgende Liste tatsächlich dort aufgestellt). 6. Ab-
gabefrist: ein Drittel der gezeichneten Summe bei Vergabe der Arbeiten
(1tE(lVYjµL für das attische moMw) an die Unternehmer, Z. 35-37. 7. An-
nahmestelle: der xa(lJtOAoyoi;; (der seinerseits die Unternehmer auszahlt;
vgl. ähnlich OGI 46, 1; öJh 11, 1908, 56 Z. 40). Die Bestimmungen über
die weiteren Zahlungstermine fehlen mit dem Rest des Beschlusses. Ob
hier auch noch Zins- und Rückzahlungsbestimmungen standen oder ob 70
einen gesonderten Beschluß darüber darstellt, ist nicht sicher; auf jeden
Fall handelte es sich um eine verzinsliche Anleihe in Epidosisform (dazu
U II C), wie Z. 157 zeigt (imoMxw-&m, dem Sinn nach eJtayyEAAW-&m ent-
sprechend, ist in Epidosisdekreten singulär und daher für die Art der
Epidosis zunächst ohne Beweiskraft).
Die Beitragsliste, 69C, mit einer einfachen Formel eingeleitet (vgl. U I
A), führt zunächst die Beiträge der probuleumatischen Ratskommission der
oi Mxa (Z. 2) auf; dann folgen gruppenweise nach Beitragshöhe die übri-
gen Geber, jeweils unter einer eigenen Überschrift (-cwvöe exacr-coi;; und
Summe). Die Liste verzeichnet fast nur Bürger; die wenigen Metöken und
Ausländer sind ausdrücklich bezeichnet (zur Prosopographie RoBERT, Rev.
phil. 16lff.). Gezeichnet werden im Wesentlichen lokale Drachmen
(neben ausdrücklich bezeichneten 'AAe~avÖQELOL ÖQaxµa(, oben S. 220; mög-
licherweise aus einer kolophonischen Emission 325-297, vgl. THOMP-
SON-BELLINGER 21 A. 23), bei höheren Summen XQ1J<1oi:, von Alexander als
Ersatz für Dareiken geprägte Goldstatere (oben S. 213); dazu einmal
UQYUQLOV auµµaxLx6v, Z. 154, Silberstatere der kleinasiatischen Städte aus
der Zeit des Königsfriedens (vgl. REGLING, RE IV A 1134f.; THOMPSON-
BELLINGER 21 A. 23). Der Gesamtertrag der Anleihe, bei den Lücken der
Beitragsliste nur ungefähr anzugeben, betrug 3400 Goldstatere und zwi-
schen 245 000 und 360 000 dr.; nach den sonst erhaltenen Zahlen zur Fi-
nanzierung eines größeren Baus ausreichend und in der Größenordnung
den etwa gleichzeitigen Reparaturkosten der athenischen Mauer entspre-
chend (vgl. U II C). Dabei ist die Anleihe im Wesentlichen durch niedrige
Beiträge von 500 dr. und weniger zusammengekommen und so wirklich
eine Leistung bürgerlichen Gemeinschaftssinnes. Bei den höheren Beiträ-
230
gen von 30 000 und 12 000 dr. findet sich nur je ein Subskribent, Z. 155. 158;
in der den Ehrenplatz nach dem Ratsausschuß einnehmenden Gruppe der
höchsten Darlehen in Goldstateren, Z. 138-154, erscheinen fast ausschließ-
lich Ausländer (in der gesamten übrigen Liste nur noch ein einziger Frem-
der, aus Naukratis, Z. 747). Offenbar sind das die von der Baukommission
besorgten !;evtxu XQfJµm:a, Z. 25; daß sie von Makedonen bzw:. Bürgern
makedonischer und thrakischer Städte (nebst einem Milesier) gegeben sind,
kann durch die Handelsbeziehungen zwischen Thrakien und° Jonien in
dieser Zeit bedingt sein, weist aber eher auf eine auch in andern Fällen
bezeugte Teilnahme makedonischer Offiziere hin (vgl. ROBERT, Rev. phil.
162 A. 2; RosTOWZEW 151. 1346). Zumal im Zusammenhang mit Anti-
gonos' möglicher Einwirkung auf den kolophonischen Bau gewinnt diese
Vermutung an Wahrscheinlichkeit, wie ja andererseits auch der Synoikis-
mos von Teos und Lebedos durch eine Epidosis finanziert werden soll
(Syll. 3 344, 20f. l llff.). So ist diese Inschrift nicht nur von Bedeutung als
einziger außerattischer Baubeschluß, der zudem Durchführung und Hinter-
gründe des Baus so detailliert wie selten erkennen läßt, sondern ver-
mutlich auch als wichtiges Zeugnis für die häufig mit staatsrechtlichen Be-
griffen nicht eindeutig faßbare Beziehung zwischen Monarch und Polis im
frühen Hellenismus. Die Stadtmauer von Kolophon aber wird dadurch in
die Reihe der wenigen gut erhaltenen und genau datierbaren Werke
griechischer Festungsbaukunst eingereiht.
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233
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75 - - - - - - - - - toui; ßouAoµevoui;· toi'i; OE &[1t] O)'QU'ljJaµevOLi; artoöoüvm EX. tE tciiv
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- - - - - - - - tOLi; EtL 1tQOOO<pELA'l']taL &ri:oöouvm autoi:i; toui; vüv ELO<pEQOVtai; x.ata
to tQl-
[tOV µEQOi; KoAocpoovL] OL 1Jrtot[f}svtm tai; 1tQOO'Oöoui;· &m:Bs[x,f}'l']OUV 'fonai:oi; 'HQa-
X.AELÖOU, "Ax.aotoi;
[KAEffivoi; - -] 1:(uv[ox.oi; 'Hy'l']OLµax,ou, L1WQOi; L1LOVUO'LOU. V V
234
obwohl auch hier ein durchgehender Si~nzusammenhang nicht zu rekon-
struieren ist. Im Wesentlichen geht es um Bestimmungen über Zinsen,
Deckung und Kapitalrückzahlung einer Mauerbauanleihe.
Zunächst war von Aufgaben der lmµ~vLOL (als Probuleuten in Kolophon
BCH 39, 1915, 36 Z. 4; MERITT nr. IV Z. 2; unsicher, ob dies die Z. 77-78
genannten Personen) im Zusammenhang mit Sicherheiten (lvexuQa., auch
Z. 30. 61) und einer Summe von 30 Talenten für den Mauerbau die Rede,
Z. 73-74 (vgl. Z. 84): ob eine zu besonderen Bedingungen aufgelegte Teil-
summe der Anleihe von 69B oder eine neue Anleihe, ist nicht zu entschei-
den. (Auf keinen Fall die Gesamtsumme, die 30 Tal. weit überschreitet,
vgl. oben S. 230). Die Rückzahlung der registrierten (&rcoyQa<pccr{}m) An-
leihebeträge geschieht unter anderem aus dem Erlös von oix6rccl\a., Z. 75,
möglicherweise den 69, 26 genannten Bauplätzen; für darüber hinaus ent-
stehende Forderungen wird ein Drittel der eingehenden Staatseinkünfte
verpfändet, Z. 76-77. Der nächste, durch eine freie Zeile klar abgesetzte
Abschnitt betrifft die Einrichtung eines regelrechten Schuldendienstes,
wiederum entsprechend einem früheren Psephisma (unter Demetrios, vgl.
oben; der Monat Kronion, auch in Notion: BCH 30, 1906, 350 Z. 18, ent-
spricht dem attischen Hekatombaion). Zinsleistung und Schuldenrückzah-
lung werden hier durch die Verpfändung öffentlicher Einkünfte auf meh-
rere Jahre ermöglicht und gesichert, Z. 85-86. Dazu werden herange-
zogen: 1. Ein Drittel einer der Stadt zustehenden Getreideabgabe (näher
nicht bekannt; vielleicht steht das Amt des xa.QrcoÄoyo~ mit diesen Ein-
künften in Verbindung), Z. 81. 2. Ein Drittel der auch Z. 31 genannten
Weidegelder, lµ<p6QßLU (vgl. SoLMSEN, Zs. f. vgl. Sprachforsch. 34, 1897,
443), Z. 82. 3. Ein Teil der rctµm;'I'], nach Z. 31 einer mit 20% allerdings
sehr hohen Ertragsteuer auf Fische (in Ägypten als tEtUQt'I'], vgl. ScHWAHN,
RE VA 242. 291; U. WILCKEN, Griechische Ostraka I, 1899, 137ff. 720;
auch ANDREADES 158), Z. 83. Unklar ist die Aufzählung der ausstehenden
Löhne der trcrcotQ6<poL in diesem Zusammenhang (auch Z. 32; zur Bedeu-
tung der kolophonischen Pferdezucht ROBERT, Rev. phil. 164); ebenso die
neuerliche Erwähnung der 30 Talente (,,wahrscheinlich öffentlicher Ver-
kauf eines Besitztums und dadurch ermöglichte Leistung von dreißig Ta-
lenten": WILHELM 358). Nach Rückzahlung von Darlehen und Zinsen
werden die verpfändeten Werte wieder ausgelöst, Z. 85; umgekehrt sind
die Gläubiger selbst zur Ausbeutung der vrco{}~µa.ta. berechtigt, wenn die
Zahlungen stocken, Z. 87. Nach ÜQ~EL öe war vermutlich der Beginn der
Darlehensfrist oder der Anfangstermin für die Rückzahlung festgesetzt
(vgl. Milet I 3 nr. 138, 81; WILHELM 360). Art und Funktion des zum Teil
aus denselben Personen wie Z. 77-78 bestehenden Ausschusses, Z. 88, ist
wiederum nicht zu klären.
Die im übrigen Text faßbaren Einzeltatsachen fügen sich in diesen Zu-
235
sammenhang finanzieller Regelungen eines größeren Anleiheprogramms:
Gelder, Z. 15. 36. 42. 64; Darlehen, Z. 13. 37. 38. 56. 64. 68; Zinsen,
Z. 34; Sicherheiten, Z. 30. 40. 61; Bauarbeiten und Tätigkeit von Poleten,
Z. 35. 46. 66-67; schließlich Aufzeichnungsbestimmungen verschiedener Art,
z. 19. 39. 58. 62. 70. Ein Verbot der Abänderung von Beschlußbestimmun-
gen durch Antragsteller oder Poleten stand Z. 35 (Ersatz des Poleten durch
den Epistaten der Volksversammlung bei WILHELM ist unnötig, da auch
ein Polet durch ungedeckte Bauausgaben die verbrieften Rückzahlungs-
rechte verletzen konnte, vgl. ROBERT, REG 498). Z. 30-34 waren im Zu-
sammenhang mit der Rückzahlung ebenfalls Fischsteuer, Weidegelder und
Löhne der Hippotrophoi genannt; dazu wird angeordnet, daß die für Zin-
sen bestimmten Gelder weder für ßaaLALxa (Abgaben, die Antigonos als
Reichsverweser oder später als Monarch einzog; ein Datum nach 306
kann mit WILHELM 363 nicht daraus erschlossen werden) noch für andere
Abgaben verwandt werden dürfen. Doch ist das Verhältnis dieses Passus
zu dem sachlich ähnlichen Abschnitt Z. 80-85 nicht mehr zu bestimmen.
Die kolophonischen Befestigungsbauten wurden also nach 69B wie nach
diesem Text durch verzinsliche, in Epidosisform aufgelegte Anleihen
finanziert. Für die Zinsleistung und die Rückzahlung des Kapitals werden
wie bei allen hellenistischen Anleihen (vgl. z. B. OGI 46, l0ff.; weiter U
II C) Modus und Sicherheiten sehr genau festgelegt. Zur hypothekarischen
Sicherung verpfändet der Staat einen Teil seiner Steuereinkünfte und
Grundstückserträge und gesteht den Gläubigern weitgehende Rechte auf
die Pfandobjekte zu. Dagegen läßt sich die wichtige Frage nicht beant-
worten, für wie viele Anleihen die Regelungen dieses Beschlusses galten.
Die Wiederholung ähnlicher Bestimmungen scheint anzudeuten, daß hier
ein Schuldendienst für mehrere Anleihen aufgebaut war; demnach hätte
die Anleihe 69B nicht zur Deckung der Baukosten ausgereicht. Doch ge-
stattet der zerstörte Text darüber genau so wenig ein Urteil wie über den
Charakter der zweimal genannten Summe von 30 Talenten.
EPHESOS
(Plan: Ephesos I, Stadtplan)
Das neue Ephesos, zu Anfang des 3. Jh. durch Lysimachos wegen der
Verlandung der Kaistros-Mündung etwa 3 km nach Südwesten an eine
wieder für Seeschiffe brauchbare Hafenbucht verlegt, besaß schon von
Natur eine glänzend geschützte Lage. Die Ostfront deckt das rund 150 m
hohe Hügelmassiv des Pion mit teilweise steil abbrechenden Felsrändern.
Im Süden schirmt der schroffe, bis zu 385 m aufsteigende langgezogene
Koresos-Rücken das Stadtgebiet ab, dem im Westen, nur durch ein schma-
236
les Satteltal getrennt, ein niederer Hügelzug mit den Kuppen Astyages
und Hermaios vorgelagert ist. Im 3. Jh. reichte das Meer noch bis an den
Fuß dieser Kuppen heran; so blieb nur eine Strecke von wenigen hundert
Metern im Nordwesten der Stadt ohne natürliche Schutzwehr. Die nahezu
12 km lange Stadtmauer nützt diese Gegebenheiten vorzüglich aus; sie ist
im Süden und Südwesten zum größten Teil erhalten, aber auch im Osten
und Nordosten durch einzelne früher verzeichnete Reste oder qen Zug der
byzantinischen Mauer in ihrem Verlauf gesichert (vgl. BENNDORF, Ephesos
I, 1906, 63f. 89ff. und besonders J. KEIL, öJh 15, 1912, Bbl. 183ff.; 18,
1915, 280f.).
Die Mauer ist über den Grat des Koresos und die Ränder des Hermaios-
und Astyageshügels in regelmäßigen Rücksprüngen oder mit geraden Kur-
tinen und Rechtecktürmen, streckenweise auch in einer Verbindung beider
Systeme geführt, ohne daß eine bestimmte Regel darin erkenntlich wäre.
Durchgehend eine Schalenmauer aus lokalem Kalk mit Bruchstein- und
Erdefüllung (KEIL Fig. 148) von 2.90 Stärke und ungefähr 6.50 Höhe; in
Bosse belassene Quadern mit schrägen und geraden Stoßfugen, teilweise
nicht sehr regelmäßige und ungleich hohe Schichten mit Einklinkungen
und Ausgleichsteinen (vgl. KEIL Fig. 142. 145. 146). Der an den Steil-
hängen zur flachstufigen Treppe ausgebildete, meist an der Innenseite der
Türme durchlaufende Wehrgang (KEIL Fig. 146) besitzt einen Boden aus
Steinplatten; die Form der Epalxis ist nicht mehr zu bestimmen. Die Wehr-
gangstreppen liegen meist an der Innenseite der Türme und bilden gleich-
zeitig den Zugang zum Turmobergeschoß. Die rechteckigen, einbindenden
Türme (mit Lotkanten) sind zweigeschossig, mit Holzboden im ersten Stock;
das Untergeschoß ist durch eine Tür auf der Innenseite zugänglich und
besitzt 1-3 Schießscharten (KEIL Fig. 142. 145. 146). Ausfallpforten (16
auf der Koresos-Strecke, teils gedeckt im Turmwinkel, teils ungedeckt mit-
ten in der Kurtine) und Turmtüren besitzen geraden monolithen Sturz,
der häufig durch mehrere vorkragende Schichten unterstützt ist (KEIL Fig.
149). Auffallend stark, mit 14.60 Seitenlänge (gegenüber 9.00 der nor-
malen Türme), vier inneren Turmkammern und gutem isodomem Quader-
werk mit senkrechten und schrägen Stoßfugen (in die nur zur Dichtung,
nicht zum Versatz, stellenweise Mörtel eingestrichen ist) ist der sog. Pau-
lusturm am Rand des Astyageshügels (eingehende Beschreibung bei BENN-
D0RF, öJh 2, 1899, Bbl. 19ff. mit Fig. 5-7). Die in den Turm einbindende,
von hier zum Meer hinabführende Mauer, nur in Resten erhalten, war
3.60 stark; am Rande des Hafens stand ein zweiter, schon in der Antike
abgetragener vierkammeriger Turm von gleichen Maßen.
Die einheitliche technische Ausführung der gesamten Anlage steht außer
Zweifel; andererseits lassen starke Qualitätsunterschiede der Quader-
technik und auffallende Unregelmäßigkeiten der Führung (vor allem ist
237
der fast unzugängliche Ostteil des Koresos durch engstehende Türme und
Rücksprünge sehr stark geschützt, während der viel leichter angreifbare
Westteil häufig lange gerade Kurtinen ohne Turmschutz aufweist) auf
eine gewisse Hast oder auf im Verlauf des Baues auftretende Geldschwie-
rigkeiten schließen. In Führung und Entwurf eine der kühnsten und größ-
ten hellenistischen Stadtbefestigungen, gehört die Mauer zweifellos zum
Neubau der Stadt unter Lysimachos. Beim guten Erhaltungszustand gro-
ßer Mauerteile und dem beispielhaften Charakter der Anlage ist die da-
mit gegebene sichere Datierung in die Jahre 294-285 (vgl. noch unten)
wichtig.
71. Pachturkunde aus Ephesos mit Bestimmungen über den Bau der Stadtmauer.
Um290
Kalksteinquader der achten Schicht auf der Südseite des sog. Paulusturmes in
Ephesos; dort belassen (vgl. BENNDORF 23 Fig. 5). Außenfläche für die Inschrift
erst nach Einbau geglättet; stark verwittert. b. 1.19, h. 0.55, d. 0.40.
Buchstaben: nicht sehr regelmäßig, geschwungene Hasten. Höhenangabe fehlt.
Faksimile: BENNDORF 27 Fig. 8 = Ephesos I 17.
Ed.: BENNDORF, OJh 2, 1899, Bbl. 27; Ephesos I, 1906, 17 [MICHEL 1353;
GDI 5597; SCHWYZER 709; Syll. 3 1182 (nur Z. 11-14; Z. 1-10 Syll. 3 936 not. zi-
tiert)].
Lit.: WILAMOWITZ, Hermes 34, 1899, 209ff.; BENNDORF, OJh 3, 1900, Bbl. 22lf.;
WILHELM, OJh 8, 1905, 13; Zs. f. öst. Gymn. 1913, 688; DAWKINS-WACE, BSA
12, 1905/6, 167; J. KEIL, OJh 15, 1912, 187; 16, 1913, 243 A. 36; SCRANTON,
Resp. 12, 1943, 340.
238
Z. 14 Stein: ,TEAEIQ.
Erg.: Bennd. z. 14 von µe;,:gt[~] an: Wilhelm (µe;,:gt [oi5 e]-rEAELw{}ri Bennd.
nach dem Stein unmöglich).
Datum: Der Stein ist in die lysimachische Mauer von Ephesos verbaut; nach
dem Text ist der Mauerbau noch nicht vollendet. Als Datum ergibt sich damit
die Zeit zwischen 294 und 285. Die Schrift mit den geschwungenen Hasten ist vie-
len Texten aus Ephesos um die Jahrhundertwende eigentümlich (vgl. OJh 16,
1913, 23lff., I g. III b; Ephesos II nr. 1-5. 9; BMI 450-462: zwischen 306 und 287).
239
licher Ausdruck in der hellenistischen Befestigungstechnik, vgl. U III B)
aus zu rechnen sind, Z. 5-7. 3. Die gesamte Kuppe (a·rccpcbv als Substantiv
singulär) des Astyageshügels, Z. 7-8. 4. Freistreifen gleichen Ausmaßes
für die noch zu erbauende Mauer vom Turm auf dem Astyageshügel zum
Hermaion und wieder zurück zur Höhe, Z. 8-11. Außerdem liegen wäh-
rend des Mauerbaus folgende Lasten auf dem Grundstück: das Recht zur
Nutzung der Steinbrüche für harten und weichen Kalkstein, der Wege für
den Steintransport und des Quellwassers, sowie zur zeitweiligen Nieder-
lassung der Bauunternehmer in diesem Gelände, Z. 11-14.
Die Stadt Ephesos hat demnach vor Beginn der Mauerbauten privaten
Grundbesitz aufgekauft, durch den die geplante Trasse führen mußte; das
Grundstück der Kleitophonsöhne umfaßte offensichtlich die gesamten west-
lichen Vorhügel des Koresos mit den zwei Kuppen Astyages und Her-
maios, bis zu deren Fuß damals noch das Meer reichte (vgl. im einzelnen
BENNDORF, OJh 2, 20ff.; Ephesos I 17ff. mit Lageskizze). Es wird noch
während der Bauarbeiten wieder verpachtet unter .Bedingungen, die die
Verteidigungsbereitschaft bestehender und den ungestörten Neubau wei-
terer Mauern sichern. Zur Zeit des Vertragsabschlusses war lediglich die
Strecke vom Meer bis zum Astyageshügel mit dem die Inschrift tragenden
Turm fertiggestellt; sie war als Deckung der Hafeneinfahrt und einer be-
deutenden Straße besonders wichtig und notfalls zunächst auch als isolier-
tes Fort verwendbar. Der abweichende technische Charakter dieses Ab-
schnitts kann durch die frühe Bauphase wie durch seine fortifikatorische
Bedeutung bedingt sein, bestätigt aber in jedem Fall die Angaben der
Inschrift. Die Fortführung der Mauer bis zum Anschluß an den Koresos
(deren Verlauf Z. 8-10 richtig beschreibt) war zu diesem Zeitpunkt erst
geplant. Eine solche abschnittsweise und ungleichmäßige Bauausführung
ist auch für die Koresos-Mauer aus technischen Gründen zu erschließen;
ob die Motive dafür finanzieller oder anderer Art waren, läßt sich vor-
erst allerdings sowenig entscheiden wie das zeitliche Verhältnis der Bau-
ten am Astyages-Hügel zu den übrigen Abschnitten der Befestigung. Ein-
haltung der Vorschriften hellenistischer F estungstechnik für freies Schuß-
feld vor und leichte Verkehrsmöglichkeiten hinter der Mauer war bei
einem solchen Bau selbstverständlich, wenn auch mit 16.50 bzw. 13.50 m
die Forderung Philos (Mech. V 1, 10. 69ff., der allerdings Palisaden und
Gräben vor der Mauer einberechnet) auf 170 bzw. 26.60 m keineswegs
erreicht wird.
Im Unterschied zu Nisyros (vgl. oben S. 179), wo nur 5 Fuß vor der
Mauer Staatseigentum sind, ist in Ephesos das gesamte Gebiet, durch das
die Mauer führt, städtischer Besitz. Ob bei der Anlage der lysimachischen
Mauer grundsätzlich so verfahren wurde oder ob anderweitig nur der für
Mauer und Freistreifen selbst erforderliche Grund aufgekauft oder ent-
240
eignet wurde, wissen wir nicht (in Athen ist neben den eigentlichen Fe-
stungswerken auch das Gebiet zwischen den Langen Mauern staatlicher
Grundbesitz, vgl. KAHRSTEDT, Staatsg. 42f.; Freistreifen am Stadtring ver-
mutet WACHSMUTH, St. A. II 212). Auch zu einer Klärung des Verhält-
nisses zwischen der n:agaaTacn~ und dem römischen pomerium (zu dessen
sakraler wie fortifikatorischer Bedeutung vgl. v. BLUMENTHAL, RE XXI
1867ff.) reicht das vorhandene Material nicht aus.
72. Ehrenbeschluß der Stadt Ephesos für Athenis von Kyzikos (Verdienste beim
Mauerbau). 294/285
Wandquader aus leicht bläulichem Marmor; auf allen vier Seiten Anschluß-
flächen, Rückseite unbearbeitet. Die Schriftfläche durch fünf rechteckige Einarbei-
tungen später stellenweise zerstört. b. 1. 70, h. 0.59, d. 0.42.
Buchstaben: mäßig sorgfältig, Höhenangabe fehlt. Der Stein trägt noch drei
weitere Beschlüsse.
Fundort: Basilika in Ephesos; Herkunft aus dem Artemision nach Aufzeich-
nungsbestimmungen sicher. Jetzt Museum Ephesos. Faksimile: KEIL 2.37 Abb. 117.
Ed.: J. KEIL, OJh 16, 191.3, 2.37 III c (vgl. S. 24.3).
Lit.: E. MEYER, Grenzen .37; WILHELM, Anat. Stud. Buckler .357; RosTOWZEW,
SEH III 1.348; MAGIE, R. R. II 888.
Erg.: Keil (nach den übrigen Dekreten der Serie im wesentlichen sicher).
Datum: Die vier Dekrete dieses Steines bilden mit den Beschlüssen zweier wei-
terer Wandquadern vom selben Fundort nach Schrift, Formular und Inhalt eine
eng zusammenhängende Reihe (vgl. KEIL 2.3lff.) und gehören in die Zeit der
frühen Diadochen. Der Z. 4 erwähnte Mauerbau ist daher zweifellos der des
Lysimachos (vgl. oben S. 2.39); nach Z. 4 ist der Bau noch im Gange oder eben
erst beendet.
16 Mauerbauinschriften 241
Bürgerrechtsverleihung für Athenis, Sohn des Apollodoros, aus Kyzikos
in Form eines knappen Ehrenbeschlusses, der in Aufbau und Ausdruck
weitgehend wörtlich mit den andern Dekreten der Serie (KEIL 232-238)
übereinstimmt und so das gebräuchliche ephesische Urkundenformular der
Zeit repräsentiert. Der Motivbericht, Z. 2-4, nennt nach einer allgemeinen
Wohlverhaltensformel (vgl. III b, Z. 3f. III d, Z. lff.) als einziges Ver-
dienst: 1wl vuv JCEQL -r&v 'tELXWV obwcioµ(av XQYJ<Hµos; "{E"{EV'l'J'taL -rrjL n6},EL.
In welcher Art Athenis den ephesischen Mauerbau unterstützte, ist daraus
nicht zu entnehmen; Beiträge reicher Metöken zu den Baukosten ähnlich
wie in 13. 16 oder 55 sind nicht ausgeschlossen (wie MAGIE 888 vermutet),
doch fehlt über die Finanzierung des Baus jede sichere Nachricht. Auch daß
Athenis im Dienst des Lysimachos stand und der Stadt als Mittelsmann
Dienste leistete, wäre denkbar. Für das genaue Datum der Bauarbeiten
gibt der Text keinen neuen Anhalt.
MILET
(Plan: Milet II 3 Taf. 1)
Ilauoavlas; Iv1'l']'tQOciooQ01J
JtQovo1Joas; -rrjs; obwcio-
µlas; -r&v 'tELXWV
~(?<J<pOQ{l)L.
242
denkbar und daher eher in der Zeit des Anschlusses an Mithridates seit ungefähr
88 (Milet I 3 nr. 125; vgl. RonERT, Et. anat. 428 A. l; RosTOWZEW, SEH III
1564) anzusetzen (vgl. v. GERKAN 125f.).
Einfache Weihinschrift, wie sie häufig von Beamten oder Magistrats-
kollegien nach Ablauf der Amtszeit erstellt werden (vgl. 61; U I A). Das
Formular ist während des 2./1. Jh. in Milet gebräuchlich (fast identisch
die ungefähr gleichzeitige Weihung eines Bauepistaten vo.n Didyma,
Didyma II nr. 106), ebenso der Ausdruck :n:Qovosi:v i:i'j~ obw6oµ[a~ für Bau-
aufsicht (Didyma II nr. 45 Z. 2. 46 Z. 8. 4 7 Z. 7; im früheren 2. Jh. da-
gegen emai:ai:si:v: Didyma II nr· 26A Z. 5a. 27 A Z. 5. 29 Z. 4. 31 Z. l. 33
Z. 8 usf.). Da die Weihung des Pausanias wie alle ähnlichen Texte keine
Magistratur oder einen sonstigen Titel nennt, wurde anscheinend die Bau-
aufsicht in Milet durch Bauepimeleten ohne besondere Amtsbezeichnung
ausgeübt. über Amtsdauer und genaue Aufgaben des Mauerbauepimeleten
fehlen nähere Aufschlüsse; ein Zusammenhang mit den in Milet stets nur
für die Aufzeichnung von Inschriftstelen verantwortlichen Teichopoioi
ist nicht faßbar (vgl. U II A; HAussouLLIER, Et. 5.30 spricht ihnen im
frühen Hellenismus militärische Funktionen zu, doch fehlt dafür trotz
ihrer offenbaren Herkunft aus einer ursprünglichen Mauerbaukommission
jeder Beleg).
Ot-xo6oµ[a kann in diesem Fall nur Reparaturen oder Erneuerungen an
der Mauer bezeichnen (vgl. U III B). Eine Verbindung der Inschrift mit
dem letzten großen Umbau der südlichen Quermauer im Hellenismus
(v. GERKAN 125f. vgl. 53ff.) ist möglich, bleibt jedoch bei der ungesicher-
ten absoluten Chronologie der milesischen Mauern eine Vermutung. Glei-
chermaßen ist eine Förderung der von Pausanias geleiteten Bauten nach
88 durch Mithridates zur Sicherung der Mäandermündung sehr wohl denk-
bar, andererseits eine etwas frühere Verstärkung der Stadtbefestigung
zur Sicherung gegen den wachsenden Druck der Expansion des Königs von
Pontos nicht auszuschließen. Auf jeden Fall weist die vor dem Löwentor
aufgestellte Basis des Kommandanten der milesischen Festungswerke,
Biares (emai:ai:~aa~ . . . i:stx,oov -x[at] :n:uQywv, Milet II 3 nr. 400; vgl.
RosTOWZEW, SEH III 1560), aus der selben Zeit auf bedeutendere mili-
tärische Anstrengungen Milets in diesen Jahren, von denen die Instand-
setzung der Mauern nur einen Teil bildet.
PIDASA
Pidasa, eine der drei kleinasiatischen Städte dieses Namens, ist ver-
mutlich mit dem von Philipp V. bei seiner karischen Expedition 201 be-
setzten Ort identisch (Liv. 33, 30, 3; vgl. E. MEYER, Grenzen 70ff.); nach
16* 243
den Angaben der folgenden Inschrift grenzte das Stadtgebiet an Milet
und Euromos, die nächste Verbindung zum Meer führte über die Klein-
stadt Joniapolis (vgl. E. MEYER, Grenzen 78) im innersten Winkel des
Latmos. Die Stadt ist demnach zwischen Euromos und dem Latmos an-
zusetzen, vermutlich in der Gegend des Grion-Gebirges, doch ist ihre
genaue Lage bisher nicht bestimmt (vgl. Skizze Milet I 3, 353 Abb. 88;
die neuere Lit. zur Frage jetzt bei MAGIE, R. R. II 962; weiter vgl. BFAN-
CooK, BSA 50, 1955, 149).
74. Sympolitie zwischen Milet und Pidasa (Wiederaufbau der Mauern von
Pidasa). 176/ 5
Stele aus weißem Marmor; oben Profil, unten antiker Stelenfuß. Vollständig
bis auf rechte untere Ed{e. b. oben 0.685, unten 0.745, h. 2.065, d. 0.15.
Buchstaben: sorgfältig, mit starken Querstrichen am Hastenende. h. bis 0.012.
Fundort: Delphinion Milet; Inv. 657. Jetzt Museum Berlin. Teilfoto Abklatsch:
Milet I 3, 350 Abb. 87.
Ed.: A. REHM, Milet I 3, 1914, 350 nr. 149.
Lit.: HAussouLLIER, Rev.phil. 44, 1920, 53f.; REHM, Sb München 1923 nr. 8, llff.;
E. MEYER, Grenzen 78; L. ROBERT, Inscriptions grecques de la Collection Froeh-
ner, 1936, 79 nr. 3; AJA 39, 1935, 337ff.; Villes d'Asie Mineure, 1935, 55. 63;
JONES, Cities 53. 389; SEG IV 469; BENGTSON, Strat. 2, 370 A. l; RosTowzEw,
SEH II 667. 669ff.; MAGIE, R. R. II 884. 962; ScHEHL, TrAPhA 82, 1951, ll 7f.
124; BEAN-COOK, BSA 50, 1955, 149.
Im folgenden sind nur das Praeskript und der den Mauerbau betreffende § 3
des Beschlusses wiedergegeben.
Datum: Auf Grund des Stephanephoren und der Namen der Kommissions-
mitglieder, Z. 2ff., mit großer Wahrscheinlichkeit auf 176/ 5 zu datieren (vgl.
REHM, Sb llff.; der Ansatz von Pasikles auf 170/69 durch HAUSSOULLIER über-
zeugt nicht).
Vertrag zwischen Pidasa und Milet mit ergänzenden Abmachungen und
Ausführungsbestimmungen zu der durch einen früheren Beschluß (dessen
Tenor § 2, Z. 10-15, wiedergibt; vgl. Z. 47ff.) rechtskräftig gewordenen
Sympolitie beider Städte (vgl. U I A). § 1 (Z. 2-10) gibt die Namen der
244
milesischen Verhandlungskommission und der Gesandten von Pidasa wie-
der, § 4-13 (Z. 18-66) enthalten Bestimmungen meist wirtschaftlicher
und steuerlicher Natur (vgl. näher REHM 352ff.; zur Zusammensetzung der
milesischen Kommission ScHEHL l l 7f. Würdigung in wirtschaftsgeschicht-
lichem Zusammenhang bei RosTOWZEW 671f.; zu den Sympolitien klein-
asiatischer Städte eingehend RoBERT, Villes 54ff.). Offensichtlich erfolgt
nicht der Zusammenschluß zweier gleichberechtigter Städte, s.ondern die
Eingliederung eines schwachen angrenzenden Gemeinwesens in den mile-
sischen Staatsverband. Gestützt auf eine starke Söldnerarmee und wirt-
schaftlich mächtig, betrieb Milet im späten 3. und frühen 2. Jh. eine kraft-
volle, selbständige Ausdehnungspolitik (vgl. HrLLER v. GAERTRINGEN, RE
XV 1608; JoNES, Cities 52f.; RosTOWZEW 666f.), die unter anderem zu
längeren Privatkriegen mit Priene und Magnesia führte; in diesen wei-
teren Zusammenhang gehört auch die als Sympolitie kaschierte Erwerbung
von Pidasa (jedoch ist die Verknüpfung des Erwerbs von Pidasa mit einem
Krieg gegen Herakleia, das 173/2 mit Milet den Friedensvertrag Milet I 3
nr. 150 schließt, vorerst eine bloße Konstruktion von REHM 354ff.).
Pidasa war neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung für Milet als neuer
Schlüsselpunkt in dem System kleiner befestigter Städte und Forts wichtig,
das die Landgrenzen des milesischen Territoriums schützte (vgl. RosTow-
ZEW 1472 Anm. 73). Die Entsendung einer ständigen milesischen Besatzung
unter einem Phrourarchen und die Instandsetzung der Mauern von Pi-
dasa (bei vorhergehenden Kampfhandlungen beschädigt oder allgemein
reparaturbedürftig?) sind die entscheidenden Maßnahmen zur Umwand-
lung der Stadt in einen milesischen Militärstützpunkt; ein Teil der Be-
wohner wird nach Milet umgesiedelt (§ 5, Z. 25ff.). Das Hoheitsrecht der
Befestigung wird hier von Pidasa de iure freiwillig im Vertragswege an
Milet übertragen; de facto allerdings war die schwache Kleinstadt gar
nicht mehr fähig, ihre Souveränität gegenüber dem mächtigen Nachbarn
zu wahren und hat aufgehört, als Polis zu existieren. Die Art der durch-
geführten Befestigungsarbeiten wie der Anteil des Phrourarchen daran
läßt sich nicht mehr bestimmen.
TABAI
Die Lage des Dorfes EhJricrcr6~, das von der Stadt Tabai der folgenden
Inschrift nach befestigt wurde, ist unbekannt; die von Steph. Byz. genann-
ten Orte EhJccrcr6~ in Lydien (möglicherweise alter Name von Hermoka-
peleia, KErL-PREMERSTEIN, Lydien, Ber. II 57) und in Pisidien liegen au-
ßerhalb des Stadtgebietes (doch setzen DouBLET und ROBERT unser 0uricrcro~
mit dem pisidischen Ort gleich).
245
75. Senatsbeschluß für Tabai mit Erlaubnis zur Befestigung von Thyessos. 81
Marmorquader einer Mauer (Anten eines Tempels?); alle Seiten fein geglättet,
doch Schriftfläche teilweise zerstört. b. 0.58, h. 0.40, d. 1.05.
Buchstaben: regelmäßig, mit starken geteilten Apices und häufig gekreuzten
Hastenenden. h. 0.01-0.015.
Fundort: verbaut in einem Haus von Davas, dem antiken Tabai; 1934 nach
Denizli in die Maarif dairesi verbracht. Foto des Abklatsches: MAMA VI pi. 28.
(F).
Ed.: DounLET, BCH 13, 1889, 503 [VIERECK, Hermes 25, 1890, 624; MoMMSEN,
Gesammelte Schriften V, 1908, 514; OGI 442; F. F. ABBOTT - A. C. JoHNSON, Mu-
nicipal administration in the Roman Empire, 1926, 271 nr. 16) BucKLER-CALDER,
MAMA VI 162 (verbesserter Text nach Autopsie); J. u. L. RoBERT, La Carie II,
1954, nr. 5.
Lit.: V. CHAPOT, La province romaine proconsulaire d'Asie, 1904, 38f.; E.
MEYER, Grenzen 57 A. 1; U. v. WrLAMOWITZ, Mommsen und Wilamowitz. Brief-
wechsel 1872-1903, (1935) 392f. 398; JONES, Cities 63. 391; SEGRE, ClRh 9, 1938,
205; RosTOWZEW, SEH II 956; III 1564; G. BucKLER, Byzantion 17, 1944/45, 37;
MAGIE, R. R. I 234f.; II 965. 1003. 1112; KLAFFENBACH, Gnomon 27, 1955, 234f.;
BEAN, AJA 60, 1956, 196f.
Erg.: Dou. z. 1 Md}eaöu:rou, 2 :rtE()L -rij<; 'A. (u:rtE() -rij<; 'A. Dou.), 3 U()EO"XELV
(&efoxnv ö~w[ooi; Vier.), 4/ 5 :rtav,;a auwi:i;, 5 (-rfiv "tE :rtlcr-rvv :rtQ0<; "t"Y]V cr.
Vier.) B.-C. Z. 6 :n:[crnv &Et Roh. Z. 7 Ende Wilam. Z. 8 au-roi:i; Vier. Z.
10/11 zweifelnd Klaff. (ömo<; XUQLOV ecp' au-roi:i; - :x:eijcr{}m Bean). z. 14
Anf. "tE Vier. (Z. 16ff. schlagen Dou., B.-C. eine Gesandtenbestimmung
246
ähnlich OGI 441, 64ff. 126ff. vor). Ergänzungen nach OGI 441 im wesent-
lichen sicher, wenn auch über Z. 10/11 keine volle Klarheit zu gewinnen
ist (vgl. ROBERT 99; BEAN 196 und bes. KLAFFENBACH 234f. Ausführlich
zur Textgeschichte ROBERT 99ff.; DouBLET, VIERECK nahmen zu Unrecht
Fortsetzung des Textes nach rechts auf einen zweiten Stein an. Ebenso
sahen VIERECK, BucKLER-CALDER, RoBERT fälschlich in Z. 10-13 die Se-
natsentscheidung, während hier vielmehr - vgl. WrLAMOWITZ 393. 398;
KLAFFENBACH 235 - der "Inhalt der lfrcmH.a des Sulla" steht). •
Datum: Die Schrift mit den starken Apices kann nicht früher als das 1. Jh. sein
(vgl. MAMA VI 107. 114; TCal 140; BMI 1044). Der Name Sullas, Z. 9/10,
und die stellenweise fast wörtliche Übereinstimmung (dazu VIERECK 629f.) mit
dem auf 81 datierten SC für Stratonikeia, OGI 441, empfehlen den Ansatz des
SC für Tabai ins gleiche Jahr.
Das SC gehört zu einer Reihe von Dokumenten, durch die Sullas Maß-
nahmen zur provisorischen Neuordnung der Provinz Asia nach dem Ende
des 2. Mithridatischen Krieges (dazu MAGIE I 233ff.) legalisiert wurden.
Der erhaltene Text (vgl. zu Sprachformeln und Einzelheiten VIERECK und
OGI) garantiert der Stadt Tabai in Anrechnung ihrer Bundestreue zu Rom
während des Krieges bevorzugte Behandlung, Z. 1-7, und bestätigt die
von Sulla der Stadt gemachten Bewilligungen, Z. 7-10. 14-16: die Auto-
nomie von Tabai, Z. 10-11 (Parallelen zur Autonomieformel bei MAGIE
965), und das Recht zur Befestigung von 01J'Y]OOoc; im tabenischen Gebiet,
Z. 12-13. Tabai, über dessen Geschichte wir sonst kaum unterrichtet sind
(die wenigen Nachrichten bei RuGE, RE IVA 1839f.; MAGIE I 133; II 1003
zusammengestellt), gehörte demnach zu den wenigen kleinasiatischen Städ-
ten, die sich Mithridates von Anfang an offen widersetzten und dafür von
Sulla als liberae et immunes erklärt und mit wirtschaftlich günstigen Privi-
legien ausgestattet wurden (vgl. OGI 441; JoNES, Cities 62f.; RosTOWZEW
II 944f. 955f.); die Befestigungserlaubnis ist unter diesen Bewilligungen
(vgl. CHAPOT 39) singulär.
Die politische Stellung von Tabai ist also ungleich günstiger als die von
Thisbe, 28, oder Koroneia, 29; trotzdem verfügt die Stadt nicht selbst über
das Befestigungsrecht (vgl. U I A), das offenbar grundsätzlich von der
Autonomie der Städte im römischen Herrschaftsbereich ausgenommen war.
Sogar für die Befestigung eines zooolov muß in Rom Erlaubnis eingeholt
werden (Z. 12-13, kürzer gefaßt als die sachlich entsprechenden Bestim-
mungen von 28. 29; die Formel Mv ßou1.oovtm häufig in Senatsbeschlüssen,
z. B. 28, 55f.; vgl. VIERE'CK 628f.). Die Festung in Thyessos, die in ihrer
Art wohl mit Kardakon Korne, 76, oder Diokaisareia, 77, verwandt war,
mag über den Schutz der Bewohner hinaus als Außenfort für die Vertei-
digung von Tabai selbst gedient haben (solche Verteidigungssysteme
kleinasiatischer Städte, erhalten z. B. in Ephesos oder Korykos, bedürfen
noch näherer Erforschung; vgl. oben S. 245).
247
KARDAKON KOME
76. Antwort Eumenes II. auf eine Eingabe der IfoQöaxcov xwµ11 (Erlaubnis zur
Reparatur eines Festungsturmes). 181
Platte aus grauem Marmor; oben, links, rechts Kante, unten gebrochen. Weitere
Angaben fehlen. Nach der Entdeckung in zwei Hälften gebrochen; Maße des er-
haltenen linken Teils b. 0.25, h. 0.36, d. 0.115.
Buchstaben: unregelmäßig, teilweise mit geteilten Apices; Größe von oben
nach unten abnehmend. Das Loch in der rechten unteren Hälfte der Schriftfläche
ist alt und wird vom Text Z. 18-19 ausgespart.
Fundort: Makri-Telmessos (1921); rechte Hälfte heute verschollen, linke Mu-
seum Smyrna. Foto Abklatsch linke Hälfte: SEGRE 197 Fig. 6.
(F).
Ed.: SEGRE, ClRh 9, 1938, 190.
Lit.: ROBERT, REG 52, 1938, 505; Et. anatol. 375 A. I; BENGTSON, Strat. 2,
207. 224; RosTOWZEW, SEH II 645ff.; III 1477; E. V. HANSEN, The Attalids of
Pergamon, 1947, 170f. 192; MAGIE, R. R. II 763f. 831. 1026; LAUNEY 486.
248
ÖE xat to JCQOÜJCUQX,OV U'lltOL~ JCUQYLOV, Ömo~ V exwow oxu-
(Q )ooµa, triv µsv c:0,]..riv XOQrJy[av foutoi:~ 1ta~ v <:<!~6vtoov,
20 tEXVLtOU öe µur&oo{}zvto~ <:Ütou.
IZ, lüou tEtQaÖL &m6vto~.
Ba<JLAEUOVtO~ 'Avn6x,ou, ihou~ ieP, µrivo~ 'Y1tEQßEQEtat(ou]
[- - - - - - - ouv] EX,WQ'l']G - - - - - - - ~~~~ - - - - - .
249
mit der ausdrücklichen Begründung örcoo~ exooaLV oxvQooµa, Z. 17-19, ist das
einzige inschriftliche Beispiel für die Ausübung des in den hellenisti-
schen Monarchien dem Herrscher zustehenden Hoheitsrechtes der Befesti-
gung. Für den Bau stellt der König den Vorarbeiter (-tEXVL't'I']~, wie noch
im Neugriechischen; vielleicht einer der zahlreichi::n, vgl. RoBERT, Et.
anat. 86ff., staatseigenen Werkleute der Attaliden), der hier die Stelle
des Bauleiters vertritt, während die übrigen Kosten von der Gemeinde
aufzubringen sind (vgl. auch U II C). Damit wurde nicht nur der Ge-
meinde die Finanzierung erleichtert, sondern möglicherweise auch die Aus-
führung der Bauten nach bestimmten technischen Normen gewährleistet.
Die Begründung der Bauerlaubnis, die Erhebung der Kopfsteuer wie der
Tenor des Schreibens überhaupt (verglichen mit dem Königsbrief an eine
attalidische Militärkolonie IPerg. 158 = WE'LLES, R. C. nr. 51) zeigen, daß
die xawL-xla aus einem bevorzugten Militärstützpunkt zu einer einfachen
Dorfsiedlung geworden ist (den bäuerlichen Charakter attalidischer Kat-
oikien überhaupt betont ROBERT, RA 3, 1934, 90f.; vgl. weiter BAN-
SEN 159ff.). Form und Alter des Turmes wie die Art der Reparaturen
sind unbekannt (die bei den Mauerinschriften nur hier verwandte Ver-
kleinerungsform JCVQy[ov, vgl. U III B, gibt keinen Aufschluß); doch ist das
. durch einen starken Einzelturm geschützte Dorf in Kleinasien ein alter (in
Mysien z.B. schon in persischer Zeit nachweisbarer, RosTOWZEW, Anat.
Stud. Buckler 373ff.) und weitverbreiteter Siedlungstyp (vgl. 77. 78; an
ähnliche Anlagen ist bei Thyessos, 75, den öxvQcbµa,;a von OGI 455, 14;
REA 21, 1919, 2 A Z. 19/20 oder den cpQ01JQLa der rhodischen Peraia, IG
XII l, 1036, zu denken. Einen JCVQYO~ &avAOO'tO~ besitzt die Lyrboton Korne
im Gebiet von Perge, SEG VI 672, 1. Jh. n. Chr.; vgl. BSA 17, 1910/11,
219 fig. 2).
DIOKAISAREIA-OLBA
(Plan: MAMA III pl. 22)
250
ansteigender Rücken die Verbindung zur Hochfläche her. An diesem Punkt
steht beherrschend ein 16.00 X 12.30 messender, noch bis 22.50 Höhe er-
haltener Turm aus feinem isodomem Quaderwerk von etwa 0.54 Schicht-
höhe; die Sichtflächen sind sauber geglättet. Das 1.-3. Geschoß ist in fünf,
das 4.-6. Geschoß in drei Räume aufgeteilt; zum 1. Obergeschoß führt eine
Steintreppe. Die einzige Zugangstür auf der Südseite ist nur -0.80 breit,
mit geradem Türsturz und einem Entlastungsbogen aus Keils.teinen. Die
Wände des 2. und 4. Geschosses sind von je 16 Schießscharten (dazu eine
im 3. und zwei im 5. Geschoß) durchbrochen; der ursprüngliche obere Ab-
schluß des Turmes fehlt. Die Qualität des Quadermauerwerks ist auffal-
lend gut.
Der Turm bildete offenbar in hellenistischer Zeit den einzigen Wehrbau
des Tempelbezirks, gleichzeitig Stützpunkt einer Besatzung und Flucht-
burg. Der Peribolos des Tempels war zwar mit Schießscharten zur Ver-
teidigung eingerichtet (vgl. MAMA III 47 mit Abb. 71), bot aber gegen
ernsthafte Angriffe keinen Schutz. Die Ringmauer der Siedlung stammt
dagegen nach den Schmuckformen des zugehörigen dreibogigen Stadt-
tores (vgl. MAMA III 53f. mit Abb. 78-79) frühestens aus hadrianischer
Zeit.
77. Bauinschrift des Turmes von Diokaisareia. 3.12. Jh.
Auf dem linken Eckstein der 12. Schicht an der Südseite des Turmes von
Uzundja Burdj; die letzte Zeile greift auf zwei darunter liegende Quadern über
(vgl. Skizze HEBERDEY-WIL!-IELM 88 Fig. 16). Etwas tiefer ein Stein mit Keule
und Randleiste in feinem Relief.
Buchstaben: sorgfältig. h. 0.085. Faksimile: HEBERDEY-WILHELM 88.
Ed.: HrcKs, JHS 12, 1891, 262 nr. 45; HEBERDEY-WILHELM, Denkschr. Wien 44
nr. 6, 1896, 88 nr. 167 [E. MEYER, Grenzen ISO].
Lit.: RAMSAY-HOGARTH, A]A 6, 1890, 345; BENT, JHS 12, 1891, 221; R. HEN-
NIG, Symbolae ad Asiae Minoris reges sacerdotes Polemonemque I, 1893, 30;
A. C. HEADLAM, Ecclesiastical sites in lsauria, 1893, 31; HERZFELD, AA 1909, 437;
KEIL-WILHELM, MAMA III S. 46; MAGIE, R. R. II 1144.
251
KANYTELIS
Die zum Gebiet von Olba gehörende antike Siedlung Kanytelis lag am
Rande eines der Korykäischen Grotte ähnlichen Felsenkessels beim heu-
tigen Kanidivan auf der Nordseite der Sheitan-Dere-Schlucht, etwa 12 km
nördlich von Korykos (Beschreibung der Ruinen bei BENT, JHS 12, 1891,
208ff.; HEBERDEY-WILHELM, Denkschr. Wien 44 nr. 6, 1896, 5lff.). Der
rechteckige, 16.00 X 10.00 messende Turm auf der Südseite des Kessels
ist auf der Nordostseite stark zerstört, steht aber im übrigen noch bis zum
3. Stockwerk aufrecht. Das Mauerwerk bildet ausgezeichnet gefügtes, stark
bossiertes Semipolygon (verwandt mit Mauern in Papasly, MAMA III
Taf. 15 nr. 49; Efrenk, MAMA III Taf. 40 nr. 126; Ektschili in Pisidien,
Mon. Ant. 23, 1915, 237f. Fig. 4 7; Oinoanda, E. PETERSEN-F. v. LusCHAN,
Reisen in Lykien II, 1889, 177ff.), das an den Ecken in regelmäßige Qua-
dern übergeht. Die Mauerstärke von 1.20 verjüngt sich in jedem Stock um
0.15-0.20 als inneres Auflager für Holzdecken; das Erdgeschoß ist durch
Quermauern in drei Räume geteilt. Die 0.90 breite Zugangstüre im Osten
wie in Diokaisareia mit geradem Sturz und Entlastungsbogen; die Ober-
geschoße besitzen je neun Schießscharten. Jegliche Reste anderer Befesti-
gungen fehlen bei dieser kleinen dörflichen Siedlung.
~LL 'O}..ß[wL
LEQE'U~ Tcüxgo~
Tagxuagw~,
i\mcri:m:fono~ IL\cwi:agxou
5 ,;oü IUcLCTTUQXOU 'Olßew~.
Die Inschrift geht zwar über zwei Steine und ist möglicherweise von zwei
verschiedenen Händen geschrieben, bildet aber zweifellos einen zusammen-
gehörenden Text (vgl. 77).
252
Datum: Die in Duktus und Charakteren verwandte Schrift beider Texte läßt
sich bei der geringen Zahl vergleichbarer Dokumente aus Kilikien nur ungefähr
in das 3. oder in das frühe 2. Jh. datieren (das von MEYER 131 unter Verweis
auf WILHELM und HERZFELD angegebene Datum „um 200 nach Schrift", über-
nommen von MAGIE 1144, ist nicht zu beweisen und daher irreführend). Histori-
sche Anhaltspunkte für die Regierungszeit des anderweitig nirgends genannten
Priesterfürsten Teukros fehlen bisher. Jede genauere Datierung ist ,daher vor-
läufig unmöglich (lediglich ein Ansatz nach der Mitte des 2. Jh. wird durch den
Titel lsesuc; ausgeschlossen, der vom späteren 2. Jh. an durch Cl.(>X:LE(>Eu<; µeyac;
ersetzt wird, vgl. HEBERDEY-WILHELM nr. 166; MAMA III 63. 68).
253
wohl den Vorgänger des olbischen Zeus, zurückgehenden Namens Tar-
kyaris); Keule und Triskelis (der auch das Wappen von Selge bildet, vgl.
SARRE, AEM 19, 1896, 54) ihre Herrschaftszeichen (vgl. BMC Lycaonia,
nr. 2. 3. 4; 19. 21; weiter in Relief auf Festungsbauten, vgl. noch unten).
Der Bauepistat trägt in 77 einen einheimischen, in 78 einen gut griechi-
schen Namen, ein in allen olbischen Inschriften zu beobachtendes Neben-
einander; ob die Bauleiter Beamten des Hiereus sind, ist nicht gewiß (vgl.
auch U II A).
Der Turm von Diokaisareia bildet zweifellos einen Schutzbau für den
Tempelbezirk; dagegen ist schwer zu entscheiden, ob der Turm in Kanyte-
lis nur dem Schutz der Siedlung diente (wie häufig in Kleinasien; vgl. oben
S. 250) oder ob Teukros ein System von Turmforts zur Verteidigung sei-
nes Herrschaftsgebietes ausbaute. Solche Sperrbefestigungen bestanden
etwa im Gebiet von Termessos (vgl. R. HEBERDEY, Termessische Studien,
Denkschr. Wien 69 nr. 3, 1929, 9f.; dagegen in Korykos nur ein System von
Wachttürmen, vgl· MAMA III S. 119f.). Das Gebiet von Olba weist eine
Anzahl mit Diokaisareia und Kanytelis verwandter Festungsanlagen auf:
ein Wachtturm bei Imbriogon Korne (MAMA III 23), zwei Türme bei
Meidan (HEBERDEY-WILHELM 83), ein Sperrfort in Meidan selbst (BENT
222f.), ein Turm (?) in Papasly (MAMA III 33), eine Sperrmauer bei Ef-
renk (MAMA III 98), ein Turm mit Sperrmauer bei Kizil-Bagh sowie
südlich des Ortes eine dreitürmige Sperrmauer (BENT 210; HEBERDEY-
W1LHELM 66), ein Turm (?) bei Djambazli (BENT 219), ein kleines Fort
bei Jegenli (BENT 219); weitere Einzeltürme alle 10-12 km im Lamas-Tal
(BENT 217f.).
Das auf einer Klippe über dem Tal oder im Zentrum eines Hochplateaus
gelegene, durch starke Einzeltürme oder Sperrmauern geschützte Dorf ist
demnach offenbar in hellenistischer Zeit in der Tracheia die vorherrschende
Siedlungsform. Regelrechte Ringbefestigungen stammen fast überall erst
aus der Kaiserzeit. Gemeinsam ist allen Festungen der Polygonalbau; der
Turm von Diokaisareia bildet eine vielleicht durch die Nähe des wichtigen
Heiligtums bedingte Ausnahme. Ebenfalls zeigen viele der genannten
Bauten wie der Turm von Diokaisareia die Keule als olbisches Herrschafts-
zeichen. Hauptzweck aller dieser Forts war zweifellos Schutz der umliegen-
den Siedlungen; doch ist es nicht ausgeschlossen, daß die am Rande des
olbischen Gebietes liegenden Anlagen gleichzeitig zum Grenzschutz be-
stimmt waren. Für ihr Datum gibt die ungefähr bestimmbare Bauzeit der
beiden Türme bei der Fragwürdigkeit der Stilchronologie (vgl. U III C)
keinen genaueren Anhalt.
ARANDA
Der Ort Aranda ist nur aus der folgenden Inschrift bekannt, muß aber
dem Fundort nach in der Nähe von Aghatcha-Kaleh (Dorf zwischen Shi-
was = Sebasteia Pont. und Divrighi, 41 km SW von Divrighi) gelegen
haben. Die Tab. Peut. gibt ein Arangas zwischen Melitene und Zimara;
Ptolemaios 5, 6, 20 nennt ein Arane zwischen Melitene und Sebisteia, des-
sen Situation (nach KrnPERT) ungefähr Aghatcha-Kaleh entspricht. Ohne
topographische Untersuchungen an Ort und Stelle ist die Frage jedoch
nicht zu klären.
79. Bauinschrift (?) für Mauern und Türme von Aranda (Kleinarmenien). 3. Jh.?
Auf einer geglätteten Felsfläche des Bergrückens über dem Dorf Aghatcha-
Kaleh. Weitere Angaben fehlen, doch scheint der griechische Text vollständig.
Buchstaben: ungelenk, von wechselnder Größe; STOICH (nur am rechten
Rand nicht sauber eingehalten). C = ~- Foto Abklatsch: CuMONT 94 (Faksimile
REINACH 159).
(F).
Ed.: CuMONT, CRAI 1905, 93ff. (nach Abschrift und Abklatsch Grenard) [TH.
REINACH, REG 18, 1905, 159ff.; ScHENKL, Phil. Wo. 25, 1905, 814].
Lit.: WILHELM, Beitr. 18. 222f.; PAPABASILEou, AE 1907, 26ff.; AusTrN, Stoich.
115f.; BENGTSON, Strat. 2, 43f.
255
Datum: Ein sicheres Urteil über den Schriftcharakter ist unmöglich (nach Cu-
MONT 99 älter als OGI 365, 190/70, einer der wenigen andern griechischen Texte
dieses Raumes); einzelne Buchstabenformen scheinen zwar ins 4. Jh. zu weisen (in
dem auch die kursiven Formen des M und Y schon vereinzelt belegt sind: IG XII
8, 264; IG 11/11!2 2565. 2677), doch kann sich ein altertümlicher Duktus in ab-
gelegener Gegend lange erhalten. Ebenso wird die Stoichedonordnung in Einzel-
fällen durchaus noch im 3. Jh. und später benutzt (vgl. AusnN 113. 115). Der
Gebrauch des Griechischen als Urkundensprache neben dem Aramäischen ist in
diesem Teil Kleinasiens nicht vor Alexander denkbar (richtig BENGTSON 44), am
ehesten während der flüchtigen Hellenisierung Armeniens (vgl. BELOCH2 IV 1,
269; RosTOWZEW, SEH II 586) im 3. Jh. Allerdings ist dieses Datum (von Cu-
MONT 99f.; REINACH 164 aus ähnlichen Gründen vertreten) keineswegs gesichert.
Der Text ist offenbar von einem aramäisch denkenden, des Griechischen
ungewohnten Schreiber abgefaßt, der zudem Verse zu bilden versuchte
(dazu REINACH 161f.). Trotz sprachlicher Härten ist der Sinn mit Aus-
nahme eines Passus klar: "Unsterbliches Gedenken wird bei den recht-
hütenden (cMeµL i:os; ist neu, aber regelmäßig gebildet) Satrapen (die
Schreibung mit ö auch GDI 304 A 18; möglicherweise hier aramäischer
Einfluß) zuteil werden dem Oromanes, Sohn des Arioukes, und dem Ari-
oukes, seinem lieben Sohn, wegen (der Stadt) Aranda, deren schöne Türme
und hohe Mauern er erbaute". Unerklärt ist lediglich XEQO'ma Aaßcov,
da die Bedeutung "wüstes Land", die CuMONTS Übersetzung "ayant rec;:u
un pays sterile" zugrundeliegt, nur für XEQO'ELa, nicht aber für XEQO'ai:os;
nachzuweisen ist (noch weniger befriedigend die metaphorische Deutung
von ScHE'NKL: "nach Erlangen gesicherter Lebensstellung", oder XEQO'a(as;
als Eigennamen bei WILHELM). Auch die Form der Inschrift ist ungriechisch
und geht offensichtlich auf die an den Satrapenhöfen übernommene achae-
menidische Sitte zurück, die Namen verdienstvoller Untertanen offiziell
als Wohltäter bekanntzumachen (vgl. Syll. 3 22; Thuk. 1, 129, 3; weiter
LEHMANN-HAUPT, RE IIA 90f.); Felsinschriften, in Armenien bei grie-
chischen Texten vorwiegend, entsprechen alter orientalischer Tradition.
Da Aranda vermutlich zu dem von Alexander nicht unterworfenen und
später höchstens nominell von den Seleukiden abhängigen Kleinarmenien
gehörte, waren die das Ehrendekret erlassenden Satrapen vielleicht Pro-
vinzgouverneure des einheimischen Herrschers (so BENGTSON 44; vgl. LEH-
MANN-HAUPT, RE II A 184ff.); doch wird der Titel auch von selbständigen
Stammesfürsten geführt (Polyb. 25, 2, 11; vgl. BENGTSON, Strat. 2, 60ff.).
Bei der noch wenig geklärten Geschichte des Raumes im 3. Jh. und der un-
gesicherten Lage von Aranda ist daher über Hypothesen nicht hinaus-
zukommen; genausowenig lassen sich Tätigkeit und Funktion des Oro-
manes und Arioukes (eindeutig iranische Namen, vgl. CuMONT 102f.) oder
Art und Umstände der Mauerbauten näher erkennen.
VI. Schwarzmeerküste
ISTROS
(Planskizze: BCH 82, 1958, 338 Fig. 3)
Ähnlich wie Mesembria und Apollonia lag die griechische Kolonie ur-
sprünglich auf einer direkt der Küste vorgelagerten länglichen Insel, die
heute einen Teil des inneren Ufers der Sinoe-Lagune bei Constantza bil-
det (erste Grabungen durch PÄRVAN, AA 1915, 253ff.; Dacia 2, 1925, 198ff.,
weiter LAMBRINO, Dacia 3/4, 1927 /32, 378ff.; die neuen Ausgrabungen
seit 1950 veröffentlicht in zahlreichen rumänischen Vorberichten und in:
Histria. Mongrafie arheologica; I 1954; vgl. die Zusammenfassung von
PrPPIDI, BCH 82, 1958, 335ff.; zur Lage von Istros auch SH:oRT, Liv. Ann.
24, 1937, 148ff.). Der felsige höhere NO-Teil der Insel diente als Akropo-
lis, an die sich eine etwa die Hälfte des Flachlandes einnehmende Unter-
stadt mit eigener Mauer anschloß. Neben den kaiserzeitlichen Festungs-
anlagen (Stadtmauer vermutlich hadrianischer Zeit; Akropolisbefestigung
mit dreifachem Graben und Zwingertoren, wohl 4 . .Jh. n. Chr.) wurden
neuerdings Teile einer "hellenistischen" Mauer aufgedeckt (Schalenmauer
aus bossierten Quadern mit geraden Stoßfugen und wechselnden Schicht-
höhen; Rechtecktürme mit Lotkanten; vgl. BCH 82, 1958, 340 Fig. 7. 345
Fig. 13); weiter kamen Mauerreste zutage, die möglicherweise zu einet
älteren, im späten 4. oder frühen 3. Jh. weitgehend zerstörten Stadtmauer
gehören (vgl. PrPPIDI 344). Ein endgültiges Urteil über die Baugeschichte
der griechischen Mauern von Istros ist erst nach Abschluß der laufenden
Grabungen möglich.
80. Ehrenbeschluß der Stadt Istros für Aristagoras (Leitung des Mauerbaus).
Mitte I. Jh.
Stele aus weißem Marmor (a); unten gebrochen, rechts und links Kante mit
geglätteten Seitenflächen. Oben Giebel mit einfachem Geison. Akrotere weg-
gebrochen, im Giebelfeld Relief eines einen Delphin schlagenden Adlers (Stadt-
wappen von Istros, vgl. P1cK 146; HEAD, HN 2 274). b. 0.55, h. 1.04, d. 0.08. Die
Maße eines weiteren, allseitig gebrochenen und nicht anpassenden Fragments (b)
vom Unterteil der Stele sind unbekannt.
Buchstaben: sehr sorgfältig, mit feinen, geteilten Apices und überkreuzten
Hastenenden (Zeta = Z). Über dem Text fünf Lorbeerkränze.
17 Mauerbauinsdiriften 257
Fundort: beim Dorf Karakarman an der Sinoe-Lagune. Jetzt Nationales An-
tikenmuseum Bukarest: a) nr. 1 b) nr. 621. Abb. 76 (Foto b: AA 1915, 253 Abb. 9).
F.
Ed.: a) TocILESCU, AEM 6, 1882, 36 nr. 78 [FIEBIGER, OJh 14, 1911, Bbl. 67;
Syll. 3 708] b) PARVAN, AA 1915, 248. a + b) [FIEBIGER-SCHMIDT 9 nr. 7].
Lit.: LATYSHEW, AM 11, 1886, 202 A. l; J. KLEINSORGE, De civitatum Grae-
carum in Ponti Euxini ora occidentali sitarum rebus, 1888, 15; SwoBODA, Volks-
beschl. 96; B. KEIL, Hermes 31, 1886, 476; B. PICK, Die antiken Münzen von Da-
kien und Mösien, 1898, 65. 152; GDI 5542; WILHELM, GGA 1903, 796; Anz. Wien
59, 1922, 77; 61, 1924, 97; SEURE, RA 18, 1911, 430; PARVAN, Bullet. de la section
histor., Academ. Roumaine 10, 1923, 44f.; Histria VII (= Mem. Sect. Ist. Acad.
Rom., ser. III 2, 1923) 19f. 11 lf.; KuENZI 63; LEONARDOS, AE 1925/26, 41; RosTOWZEW,
SER I 259; SEH II 765; SALAc, BCH 55, 1931, 53f.; PATSCH, Sb Wien 214 nr. 1,
1932, 24f. 47 A. 5; ROBERT, BCH 59, 1935, 505 A. l; REG 68, 1955, 238f.; Mmos,
REG 59/60, 1946/47, 154; PIPPIDI, Analele Universitatii Bucuresti 5, 1956, 9ff.;
OJh 43, 1956, Beibl. 66. 72 A. 31; Dacia. Revue d'archeologie et d'histoire
ancienne 1, 1957, 165ff.
258
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17* 259
Der Steinmetz hat das Jota adscriptum grundsätzlich weggelassen.
Erg.: Toc. Z. 14 Ende, 23 Anf., 46 Anf. Ditt. (Z. 46 Ende [ßaeßaeou,;]
nach dem Stein unmöglich). Z. 48-58 Parv. (Z. 49 [öanav]m,; lö[tm,; - - -]
nach dem Stein unmöglich).
Datum: Die stark apicierte Schrift mit fast gleichhohen Rundbuchstaben und
besonders die Form Z weist ins mittlere oder spätere 1. Jh. (vgl. BCH 55, 1931,
43 aus Odessos, Mitte 1. Jh.; Histria 1, 1954, 511 nr. 9, frühaugusteisch; vgl.
besonders PIPPIDI a. 0.); der Ersatz von I durch EI und EI durch H, wiewohl in
Einzelfällen schon früher nachzuweisen, ist ebenfalls erst eine typische Erschei-
nung des 1. Jh. (MEISTERHANS 3 49 nr. 27. 47 nr. 21), ähnlich der Verzicht auf das
Jota adscriptum (dagegen können Münzen mit der Legende API~TA PICK 152,
auch HEAD HN 2 275, ein Datum im späteren 2. Jh. nicht erweisen; weder die Erg.
'Aeun:a[y6ea,;] noch die Identität der Personen ist gesichert). Eine durch den
Angriff barbarischer Stämme geschaffene Notlage ist für die griechischen Schwarz-
meerstädte vom 3. zum 1. Jh. typisch (vgl. PARVAN 1923, 43ff.; SALAC 51ff.), Stam-
mesnamen sind nicht genannt. Daher läßt sich nur umgekehrt vom wahrschein-
lichen paläographischen Datum her die Inschrift mit den Eroberungen des Daker-
königs Burebista verbinden, der in sein zwischen 67 und 50 blühendes Reich thra-
kischer, illyrischer und keltischer Stämme (MINNS 123f.; PIPPIDI, Anal. Univ. 18ff.;
weitere Lit. bei RosTOWZEW, SEH III 1575 Anm. 92) fast alle pontischen Griechen-
städte eingliedert (Dio Chrys., Or. 36, 4ff.): Odessos (MICHEL 866) und Apollonia
(AEM 10, 1886, 163 nr. 1) werden damals verlassen und wiederbesiedelt, Mesem-
bria leistet erfolgreich Widerstand (E. KALINKA, Antike Denkmäler aus Bulgarien,
1906, nr. 227), Dionysopolis ergibt sich kampflos (Syll. 3 762), auch Tomi ist in
Kämpfe verwickelt (Syll. 3 731). Der Hauptangriff gegen die Städte erfolgte um
50, doch kämpft schon 61/60 der Prokonsul C. Antonius nahe Istros gegen Skythen
und Bastarner (Dio Cass. 38, 10, 2). Da der Beschluß über mindestens zwölf Jahre
berichtet, ergäbe sich ein Datum zwischen 50 und 40, das allerdings bei unserer
bruchstückhaften Kenntnis der Stammesbewegungen im Donauraum nicht völlig
gesichert ist.
260
benachbarten Stammesfürsten, die zur Beherrschung der handelsmächtigen
Küstenstädte zu schwach sind und statt dessen durch Terror im Hinterland
der Stadt Tribute erpressen. Dank seiner wirtschaftlichen Machtstellung
tritt er unter dürftigem demokratischem Mantel in Notzeiten als eigent-
licher Lenker der bedrohten Stadtgeschicke hervor. Er besetzt die großen
Staatsämter, organisiert die Verteidigung, führt die diplomatischen Ver-
handlungen (Z. 12-17. 44-46; vgl. dazu PhvAN 1923, 44f.) und wird
schließlich durch einen wortreichen Beschluß geehrt; eine ähnliche Rolle
wie Aristagoras spielt Protogenes in Olbia, 82 (ebenso Posideos, IPE I2 77.
168. 670-672, Ende 2. Jh.?; Nikeratos, Syll. 3 770, 1. Jh., in Olbia; Stra-
tonax in Apollonia, KALINKA nr. 94, vor 100; Python in Abdera, Diod. 30,
6; vielleicht auch Diogenes in Istros, Histria l, 1954, nr. 1, 3. Jh.; vgl.
RosTowZEW, SEH II 766f. Daß es sich dabei um Führer der Volkspartei
handelt, MINNS 462 A. 2, ist nirgends nachzuweisen). Es ist freilich die
Kehrseite dieser Stellung, daß der führende Bürger zur mehrfachen Über-
nahme der teuren liturgischen Ehrenämter gezwungen wird (Z. 18-38;
ähnlich Histria VII nr. 11. 15; vgl. Akornion im nahen Dionysopolis, Syll. 3
762), beim Loskauf gefangener Mitbürger großzügig Geld zuschießen muß
(Z. 12-17) und vor allem wie häufig in ähnlichen Fällen bei der chronisch
wiederkehrenden Lebensmittelknappheit in den Schwarzmeerstädten (vgl.
82) durch Getreidespenden oder Ermäßigung der Getreidepreise auf eigene
Kosten einzuspringen hat, Z. 27-29. 33-34. 38-40 (vgl. die gleichzeitige
oder etwas frühere Einfuhr von Lebensmitteln nach Istros durch kartha-
gische Händler: Dacia 3/4, 1927/32, 400ff.; auch der oben zitierte Dio-
genes gibt Darlehen für Kornkauf). Die politische Macht mußte unter die-
sen Umständen mit ständigen schweren finanziellen Opfern erkauft wer-
den; Protogenes hat aus Privatmitteln das gesamte städtische Budget zu
sanieren (vgl. 82).
Eine weitere wichtige Aufgabe des leitenden Bürgers ist bei den herr-
schenden Verhältnissen naturgemäß die Sorge für die Stadtbefestigung
(auch 82; Python in Abdera verteidigt sie mit eigenen Truppen, Diod. 30,
6). Als Aristagoras und andere Bürger, die bei der Zerstörung der Stadt
vertrieben wurden oder schon bei drohender Gefahr die Stadt verlassen
hatten (eine häufige Erscheinung, vgl. 82; Syll. 3 731; AEM 10, 1886, 163;
dazu ROBERT, BCH 59, 1935, 504f.), zurückkehren, ist Istros &:tclxw-
-coi;, Z. 6-7: die Mauern sind entweder zerstört oder doch schwer
beschädigt (genau sind aus JtEQLOtacni; die Vorgänge nicht zu erschließen;
auf keinen Fall war Istros bisher überhaupt unbefestigt, wie PATSCH 25
annahm; vgl. den archäologischen Befund. 'Atclxtcrtoi; steht offenbar hier,
wie 49, 21 &.vcoxuQoi;, für eine stark beschädigte Befestigung). Da die
Barbarengefahr andauert (vgl. auch Z. 26-27. 32), wird Aristagoras
zum Teichopoios ernannt und leitet den Mauerbau "männlich und mit
261
angeborener Tüchtigkeit" unter Berücksichtigung aller notwendigen
Erfordernisse, Z. 8-12. Der 'tELXOJtOLO\; ist hier eindeutig ein gewähl-
ter Bauepimelet und führt allein und selbständig (auch in Kyzikos,
59, ein einzelner Teichopoios, aber im Verband der Baukommission; sonst
Kollegien von Teichopoioi; vgl. näher U II A) die Bauaufsicht (emµe1.11a
,ÖJv EQymv, Z. 10); der Auftrag ist nicht befristet, sondern gilt für die ge-
samte Zeit der Mauerarbeiten. Das patriotische Motiv ist bei Aristagoras'
Tätigkeit deutlich hervorgehoben (,rjs; ,s na,Ql6os; oxuQm{}s[cr11s;, Z. 12),
doch läßt ähnlich wie bei 48 die floskelhafte Ausdrucksweise seine Auf-
gaben im einzelnen oder die Organisation der Arbeiten nicht erkennen.
über die Finanzierung des Baus ist nichts bekannt; daß Aristagoras wie
Protogenes wesentlich dazu beitragen mußte (SALAC 54), ist möglich.
Ob der von Aristagoras geleitete Bau mit der „hellenistischen" Mauer
identisch ist und ob Istros möglicherweise zuvor im 3. und 2. Jh. nur man-
gelhaft durch die zerfallene ältere Stadtbefestigung (oben S. 257; aus der
Inschrift ist dafür nichts zu erschließen, denn cndxw,os; kann Istros auch
durch eine erst kurz vor Aristagoras eingetretene Beschädigung der Mau-
ern geworden sein) verteidigt war, können erst weitere Grabungsergeb-
nisse lehren.
OLBIA
(Planskizze: JHS 65, 1945, 110 Fig. 1)
Die griechische Kolonie lag an der Westküste des Bug-Liman, nahe der
Mündung in den Djnepr-Liman, auf einem mit der Spitze nach Süden
gerichteten dreieckigen Hügelplateau. Die abschüssigen Plateauränder fal-
len östlich zum Bug, westlich zur tiefen Hasenschlucht ab; nach N ist das
Plateau durch eine Querschlucht gesichert (vgl. BCIA 13, 1906, 3 Abb. 2.
5 Abb. 3). Das durch eine zweite Querschlucht abgeteilte südliche Drittel
des Plateaus bildete die Akropolis; in der bis zu 100 m breiten Niederung
zwischen Hügelrand und Flußufer lag das Hafenviertel der Stadt. Die
Mauer der griechischen Stadt umzog offensichtlich bis 50 v. Chr. (Zer-
störung durch die Geten; die neue Befestigung beschränkt sich dann auf
die Akropolis) dieses gesamte Gebiet, ist aber nur noch an wenigen Stellen
in ihrem Oberbau oder im Schichtfundament aus wechselnden Lagen von
Lehm und Asche zur Befestigung des weichen Baugrundes nachweisbar
(Grabungsberichte von PHARMAKOWSKY, AA 1905-1909; Zusammenfassung
bei M1NNs 454f.; E. DrnHL, RE XVII 2415ff.; weiter Gnomon 8, 1932, 546f.
und jetzt Olbia I, ed. S. A. ZHEBELEV, 1940; dazu MrNNs, JHS 65, 1945,
109ff.).
Die Nordfront wurde ursprünglich durch einen rund 6.00 tiefen Graben
262
gedeckt; vor diesem wurde später eine 4.35 starke Schalenmauer mit einem
durch zwei Rechtecktürme von geringem Sprung gesicherten Tor erbaut
(erhalten nur Schichtfundament und Reste der Bruchstein-Erde-Füllung);
der Oberbau bestand anscheinend aus Lehmziegeln (auf beiden Seiten der
Mauer in Sturzlage gefunden). An der Westseite der Akropolis ist unter
den Mauern der römischen Zitadelle ein Stück älterer pseu~oisodomer
Mauer aus Quadern mit glatter Sichtfläche und abgefaßten Kanten, 4.70
stark mit Bruchsteinfüllung, erhalten (vgl. AA 1905, 62 Abb." 7). Schließ-
lich wurde am Südende des Hafenviertels ein 22.70 langes Mauerstück
aufgedeckt, fast durchgehend nur noch aus Fundamentschichten grob be-
arbeiteter Blöcke bestehend (AA 1911, 2llff., vgl. Abb. 19); lediglich ein
Rechteckturm am Nordende zeigt eine Außenschale aus Quadern mit
Saumschlag und glattem Spiegel, eine Innenschale aus einfach geglät-
teten, orthostatenartigen Quadern (AA 1911, Abb. 24. 25). Die Mauer
der Nordfront ist nicht jünger als das 4. Jh., wie der Befund eines
das Fundament der Außenseite des westlichen Torturmes anschnei-
denden Dromosgrabes zeigt; die genaue Entstehungszeit ist vorerst nicht
zu bestimmen (SLAVIN, Olbia I 9ff. datiert jetzt spätes 4. Jh.). Ebenso ist
die Schicht VI, zu der die Hafenmauer gehört, noch nicht sicher datiert
(nach SLAVIN a. 0. 1. Jh. n. Chr.). Archäologisch völlig ungesichert ist die
Bauzeit der Westmauer, da der pseudoisodome Stil vom 5. Jh. bis zum
späten Hellenismus möglich ist. Die Gleichsetzung der Nordmauer mit der
schon von Herodot erwähnten ersten Mauer der Stadt und des älteren
Grabens mit einer Verteidigungsanlage der Kolonie im 7. Jh. (PHARMA-
KOWSKY, AA 1908, 187) bleibt eine Hypothese.
82. Ehreninschrift der Stadt Olbia für Protogenes (Leitung und Finanzierung von
Mauerbauten). 3. oder frühes 2. Jh.
Opisthographe Stele aus weißem Marmor; unten gebrochen, Kanten bestoßen,
sonst vollständig. b. 0.44, h. 1.74, d. 0.24.
Buchstaben: mäßig sorgfältig; leichte Apices und teilweise gerundete Hasten.
C = ~, .0. = Q. h. 0.01-0.012, 0OQ 0.0085-0.0I.
Fundort: Olbia. Dann Bibliothek Petersburg (1917). Foto Abklatsch: IPE
12 Taf. II.
(F).
Ed.: H. K. E. KOEHLER, Zwei Aufschriften der Stadt Olbia, 1822, 8 (= Ges.
Schriften I, 1850, 62); P. v. KoEPPEN, Alterthümer am Nordgestade des Pontus,
1823, 86 nr. 10; Olbisches Psephisma zu Ehren des Protogenes, 1823 [CIG 2058
(vgl. II Add. 998); W. A. SCHMIDT, RhM 4, 1836, 357 (vgl. 57lff.)] LATYSHEW,
IPE I 16 (neue Überprüfung des Steins) [MICHEL 337; MINNS 641 nr. 7 (vgl. 118f.
125f. 459ff. 47lff.); LARFELD 3 357; Syll. 3 495; FrnBIGER-SCHMIDT nr. l] IPE 12 32.
Lit.: MALTE-BRuN, Nouvelles annales des voyages 19, 1823, 132ff.; RAOUL-
RocHETTE, ib. 274ff.; LETRONNE, ib. 282ff.; P. v. KoEPPEN, Nachhall vom Nord-
gestade des Pontus, 1823, llf.; B. G. NIEBUHR, Opuscula historica et philologica
I, 382ff.; H. K. E. KOEHLER, Gesammelte Schriften II, 1850, 38ff.; GRAF A. OuvA-
ROFF, Recherches. sur !es antiquites de la Russie meridionale, 1855, 42f.; S. REI-
NACH, Traite d'epigraphie grecque, 1885, 49f.; B. KEIL, Hermes 31, 1896, 473.
476; B. LATYSHEW, Untersuchungen über die Verfassung der Stadt Olbia, 1887,
66ff.; MucH, Die Südmark der Germanen, 1892, 35ff.; TH. REINACH, RA 29, 1896,
157; R. DARESTE - B. HAUSSOULLIER - TH. REINACH, Recueil des inscriptions juri-
diques grecques II, 1898, 144; WILHELM, GGA 1903, 790; Anz. Wien 59, 1922,
77; 61, 1924, 97; Klio 29, 1936, 58; PHARMAKOWSKY, AA 1905, 63f.; 1908, 181;
A. J. REINACH, BCH 34, 1910, 256ff.; BERTHIER DE LA GARDE, Numismatic Miscel-
lany (Moskau) 1, 1911, 86; FrnBIGER, OJh 14, 1911, Bbl. 74f.; M. RosTowzEw,
Iranians and Greeks in South Russia, 1922, 87; SEH I 594; M. EBERT, Südruß-
264
land im Altertum, 1921, 356; KuENZI 59f. 70. 77; PARVAN, Bulletin de la section
historique, Academ. Roumaine 10, 1923, 42 A. 4. 44; PATSCH, Sb Wien 214 nr. 1,
1932, 5f.; WELLES, R. C. 365; ROBERT, BCH 59, 1935, 504; Et. anat. 49 A. l;
HEUSS, St. u. H. 95. 111. 251 A. l; W. ZIEBELL, Olbia, 1937, 6ff. Sf. 35ff.; SEGRE,
ClRh 9, 1938, 205 A. 5; R. WERNER, Historia 4, 1955, 435; PrPPIDI, OJh 43, 1956,
Beibl. 66f.
Im Folgenden sind nur Praeskript und Rückseite des Steines (mit aer Befesti-
gungsbauten betreffenden zweiten Hälfte der Motive) wiedergegeben ..
265
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-<;w ?Q 5UA?l-.Ol0Jall 'AD)D1A10'XD ADD'}O AUla'9l
Z. 65 Stein: MErI~TA~.
Erg.: Boeckh. Z. 89, 90 Latyshew. Z. 92 M.
Datum: Der Ansatz der Inschrift schwankt heute noch zwischen dem frühen
3. Jh. (RosTOWZEW), um 230 (LATYSHEW, ScHMIDT) oder dem frühen 2. Jh. (EBERT,
RL V X 327; MrNNS). Paläographisch ist die Frage bei unserer geringen Kennt-
nis der olbischen Schriftentwicklung nicht zu lösen, da die auffallenden Formen
C und D. durchaus schon im 3. Jh. möglich sind (für D. vgl. P. M. FRASER-
T. RöNNE, Boeotian and West Greek Tombstones, 1957, 83ff. Für C: !PE ! 2 22. 76,
3. Jh.?; IG VII 28llff., 3. Jh.; vgl. oben S. 256); auch die prosopographischen
Hinweise sind unsicher (die auf Erwähnung eines Eroson Protogenous und eines
Pantakles K ... , vgl. 83, in !PE 12 201 aufgebaute Datierung von STERN auf 230,
vgl. Syll. 3 not. 4, ist unhaltbar, da IPE I2 201 frühestens aus dem späten 2. Jh.
stammt, vgl. !PE I2 S. 196; sie wird auch durch das delische Proxeniedekret eines
Posideos, BCH 13, 1889, 236ff.; vgl. LATYSHEW IPE 12 S. 52, nicht gestützt). Die
Identität der I'cx11.chm, Z. 5, wird von den Autoritäten sehr verschieden beurteilt
(Resume bei A. J. REINACH 258f.); zwar scheint die Bastarner-These (zuletzt von
A. J. REINACH 256ff.; PATSCH 7f. vertreten; die ältere Lit. bei FIEBIGER-SCHMIDT
3f.) die größte Wahrscheinlichkeit für sich zu haben, doch kann dieser Stamm
als Seitenstrom der großen Keltenwanderung zu Anfang des 3. Jh. wie als selb-
ständige Gruppe im späten 3. Jh. durchs Djnestr-Tal in die südrussische Steppe
eingebrochen sein (REINACHS Datum: letztes Viertel des Jh. beruht nämlich letzt-
lich wieder auf einem vorgefaßten Ansatz der Inschrift!). Mit der vorhandenen
Evidenz ist daher eine genauere Datierung als 3. oder frühes 2. Jh. nicht möglich.
Probuleumatischer Ehrenbeschluß mit einfachem Praeskript älterer ol-
bischer Dekrete (in gleicher Form IPE I2 26. 31; die Sanktionsformel auch
IPE I2 24. 27. 29. 33; Vestnik drevnej istorii 1953, 177 Z. l; im 2. Jh. än-
dert sich das Praeskriptfori:nular, vgl. SwoBODA, Volksbeschl. 13If.); das
ständige Referat in der Volksversammlung liegt bei den fünf Archonten
als leitenden Jahresbeamten (zur Verfassung MINNS 47lff.; ZrnBELL 34ff.;
über die Archonten milesischer Kolonien WERNER 435) und den e:n:-ra als
Verwaltern des Staatsschatzes (vgl. auch SwoBODA, WSt 10, 1888, 298f.).
Der Ehrenantrag ist nicht erhalten. Der Motivbericht ist der ausführlichste
aller erhaltenen griechischen Ehrenbeschlüsse und zugleich das aufschluß-
reichste Dokument für die innenpolitische und wirtschaftliche Situation
der Schwarzmeerkolonien wie für die Völkerbewegungen in der südrussi-
schen Steppe in dieser Zeit.
Protogenes nimmt ähnlich wie Aristagoras in Istros die für die Notlage
der griechischen Städte bezeichnende Stellung des wirtschaftlich und damit
auch politisch mächtigsten Bürgers von Olbia ein (vgl. oben S. 260f.). Es
gibt zwar neben ihm noch einzelne zahlungskräftige Olbiopoliten, vgl.
83. 84; doch ist er offensichtlich der entscheidende Mann und gleichzeitig
wieder die Hauptgeldquelle für Olbia. Der Motivbericht schildert ein-
gehend seine jahrelange Tätigkeit für die von Barbarenangriffen und
Hungersnöten bedrohte Stadt. Protogenes führt die Tributverhandlungen
mit den angrenzenden skythischen und sarmatischen Stämmen, bezahlt die
268
nötigen Tribute oder stredct sie vor, leistet als Mitglied einer städtischen
Finanzkommission Vorschüsse auf zukünftige Staatseinnahmen und für Ge-
treidekäufe während verschiedener Teuerungen und Hungersnöte und
stellt auf eigene Kosten verbilligtes Getreide zur Verfügung. Diesen auf
der Vorderseite der Inschrift verzeichneten Verdiensten (dazu auch ZrnBELL
18f. 46f.) schließt sich hier seine dreijährige Amtsführung als-ö e1d -crji;
-xoLvrji; oi-xovoµ[ai; -xat -caµu,iai; (mit weitgehenden Befugnissen, vgl. ZrnBELL
42, anscheinend ein temporärer Reorganisator des städtischen Finanz-
wesens wie ursprünglich der ö bd ÖLOL'X~m,wi; in Athen) würdig an, Z. 64
bis 79; Protogenes saniert den offensichtlich völlig zerrütteten Staatshaus-
halt, indem er seine hohen Forderungen gegenüber der Stadt zwar auf
dem Papier abdeckt, in Wirklichkeit aber alle Staatseinnahmen zur Til-
gung anderer Lasten verwendet. Zusätzlich erläßt er noch seinen Privat-
schuldnern 6000 Statere, Z. 79-88. Zusammen hat damit Protogenes min-
destens 11100 Goldstatere (wohl lysimachische, da eigene olbische Prä-
gungen fehlen, vgl. MrNNS 459) verloren und 4000 ohne viel Hoffnung
auf Rückgabe vorgeschossen: ein Vermögensverlust zwischen 48 und 65
Talenten (ohne die stets großzügig erlassenen Zinsen), der auch für einen
im Getreidehandel reich gewordenen Großkaufmann nicht einfach zu tra-
gen war. Doch mag Protogenes hier gar keine Wahl geblieben sein, da man
sich der in mancher Hinsicht beschwerlichen Stellung des leitenden Bürgers
kaum ohne Gefahr entziehen konnte (z. B. werden die Wohlhabenden
durch Volksbeschluß zur Sitonie gezwungen, Vorderseite Z. 64ff., vgl.
KuENZI 4lf. 76ff.).
Wie Aristagoras (vgl. 80) ist Protogenes ebenfalls bei der Durchführung
größerer Mauerbauten führend beteiligt; allerdings nicht als offizieller
städtischer Bauleiter, sondern in erster Linie als Geldgeber. Schnelle Be-
festigungsarbeiten werden durch einen plötzlichen Wechsel der politischen
Situation im Hinterland von Olbia notwendig: noch für den Winter ist
der Angriff einer vereinigten Stammesgruppe von raÄa-cm, vermutlich
Bastarnern (vgl. oben S, 268), und ~'XLQOL (zunächst im Quellgebiet der
Weichsel nördlich der Bastarner beheimatet, Plin., n. h. 4, 97; ihre Ge-
schichte kaum bekannt, vgl. RECHE, RLV XII 209; EBE'RT, RLV X 327)
zu erwarten, vor denen die bisher die Stadt terrorisierenden skythischen
und sarmatischen Stämme (zur Nationalität der Thisamaten, Skythen und
Saudaraten vgl. MrNNS 104. 118f.; RosTowzEw, lranians 87; SEH I 599;
KRETSCHMER, RE III A 226f.) nun selbst hinter der Stadtbefestigung Schutz
suchen (für die Deutung von öx;ugwµa, Z. 10, als besondere Fluchtburg.
A. J. REINACH 257 A. 1, fehlt jeder Beleg; galatische &µ6-c'l']'ta erwähnt
auch IPriene 17, 8); die Sklaven der Olbiopoliten und die in der rcagcogsw
(Steilufer der Steppenflüsse?, vgl. Syll. 3 not. 26) ansässigen ML~EAA'l'JVEi;'
(ein Mischvolk von "EU'l']vEi; ~-xuftm in der Dnjepr-Gegend schon bei He-
269
rod. 4, 17) fallen zum anrückenden Feind ab, zahlreiche Bürger und Fremde
flüchten aus der Stadt (vgl. oben S. 261), Z. 5-21. Während der Stadt bis-
her von den tributfordernden Nachbarstämmen offensichtlich keine di-
rekte Gefahr drohte, muß nun mit einem Angriff gerechnet werden; ab-
gesehen von dem bedrohlichen Mangel an Mannschaften befinden sich auch
die Verteidigungswerke in einem bedenklichen Zustand: das Hafenviertel
ist entlang des Hafens selbst und zwischen Fischmarkt und Sosiasdenkmal
noch &i:slxtcri:o~, Z. 1-4, eine Anzahl Türme sind zerfallen, Z. 44-47, eine
Kurtine beim Posios-Turm ebenfalls noch unvollendet, Z. 57-59.
Der Beginn der notwendigen Bauten gibt ein anschauliches Bild der
etwas tumultuarischen Situation, die in einer griechischen Polis leicht in
Momenten plötzlicher Gefahr entstand. Wegen des unbefestigten Hafen-
viertels (Möglichkeit eines Winterangriffs über das Eis?) besonders be-
sorgt, fordert die Volksversammlung freiwillige Übernahme der Bau-
kosten durch Wohlhabende, doch bleibt der patriotische Aufruf ßo'Y]-&ijam
ML µ11 rcE(.>LLÖciv 't'YJV ex. rco},'},_füv hwv 'tc't'YJ(.>'Y]µEv'Y]µ rcai:(.>löa vrcoxclQLOV ysvo-
µev'Y]v i:oi~ rcoAsµ[oL~ ohne Erfolg, Z. 22-29. Wie Z. 57-64 und 83. 84
zeigen, war nicht an eine einfache Epidosis gedacht, sondern an Bezahlung
bestimmter Mauerteile durch einzelne Bürger; ein sonst nur einmal in
Athen sicher nachweisbares Verfahren (13; vgl. U II C). Protogenes muß
allein die Vorfinanzierung des gesamten Baues übernehmen, obwohl er
gegen die Stadt bereits 1500 Statere Forderungen hat, Z. 29-32; mit einer
vorsorglich bereitgestellten Summe von 500 Stateren für Anzahlungen
(&Q[.>aßoov, bei Nichterfüllung verfallender Vorschuß; vgl. Isokr. 8, 20;
Arist., Pol. 1259 a 12) läßt er sofort durch den Herold die Arbeiten an
Bauunternehmer vergeben (vgl. U II B) und erreicht durch pünktliche Be-
zahlung eine sparsame Bauausführung (vgl. 49, '27ff.), Z. 32-37. Als
schließlich viele Unternehmer kontraktbrüchig werden, führt Protogenes
die Arbeiten in eigener Regie zu Ende (auvi:sAsiv an Stelle von EJCL'tcAciv
auch 11, 4. 26, 4), wobei er stillschweigend verlorene Anzahlungen ersetzt,
um der Stadt Verluste zu ersparen, Z. 37-41. Im Gesamten schießt er der
Stadt 1500 Goldstatere vor, von denen vierhundert zu schlechterem Kurs
in Kupfergeld zurückbezahlt werden, Z. 41-44. Das unorthodoxe Bauver-
fahren, bei dem Protogenes ohne offizielle Stellung als oberste Bauaufsicht
und gleichzeitig als Bauunternehmer fungiert, ist ohne Beispiel und zwei-
fellos durch die außergewöhnliche Notlage der Stadt wie durch Protogenes'
besondere Stellung bedingt (vgl. U II A), war aber in der gegebenen Si-
tuation sicher wirksamer als der umständliche übliche Verwaltungsablauf.
Die übrigen notwendigen Bauarbeiten gehen ebenfalls völlig zu Proto-
genes' Lasten: Instandsetzung von fünf Türmen, Z. 44-47, und nach er-
neuter Aufforderung des Demos Bau (i:stxoöoµta) der noch fehlenden
vierten Kurtine (crxowta[a, auch 84; vgl. U III B) in der vom Posis-Turm
270
bergan führenden Strecke, Z. 57-64. Dieser Mauerteil ist offensichtlich
schon etwas früher begonnen und in Abschnitten durch Privatleute finan-
ziert worden; sehr wahrscheinlich lagen hier die Bauten des Kleombrotos,
vgl. 83. 84. Im Ganzen hat damit Protogenes nahezu zehn Talente für den
Mauerbau (auch die Reparatur der städtischen Lastkähne für den Stein-
transport gehört dazu, Z. 49-53) aufgewandt; diese Summe liegt einiges
über dem höchsten Beitrag zur kolophonischen Anleihe (69, 140) und
nähert sich den Schenkungen hellenistischer Herrscher (31; vgl. U II C,
auch zu den Baukosten im einzelnen). Er ist der einzige Privatmann, der
nachweisbar ein umfangreiches Mauerbauprogramm allein finanziert hat
(denn die im Vergleich geringeren Schenkungen des Kleombrotos liegen
etwas früher).
Topographisch läßt sich das Bauprogramm noch im wesentlichen fest-
legen. Die Mauer am Fluß ist eindeutig lokalisierbar. Da die Strecke beim
Posis-Turm ds -rov t:ri:&.voo 1:6:ri:ov führt, kann es sich nur um eine Verbin-
dung zwischen Flußmauer und Oberstadt handeln, am ehesten im Norden,
da der Abstand zwischen Fluß und Akropolis für vier Kurtinen zu schmal
ist. Die Türme der µzy&.1.m JtUAm sind sicher die des Tores in der Nord-
front; die drei andern müssen ebenfalls zur Mauer der Oberstadt gehört
haben. Die Inschrift ergibt so eine für die Baugeschichte der olbischen
Mauern wichtige Tatsache: im Gegensatz zur Oberstadt war das Hafen-
viertel bis ins 3. Jh. hinein sehr wahrscheinlich unbefestigt (a-rclxta-ros
steht zwar auch für stark beschädigte Mauern, vgl. oben S. 261, doch be-
nutzt unsere Inschrift dafür andere Ausdrücke, vgl. Z. 44/45); einige Zeit
vor dem Galaterangriff wurde (auf Grund der Schwierigkeiten mit den
skythischen Stämmen?) eine nördliche Abschlußmauer für das Hafenviertel
begonnen und dann im Augenblick der Gefahr durch Protogenes zusammen
mit der Flußmauer vollendet. Für die Technik der olbischen Bauten ist da-
gegen wenig zu gewinnen, da von allen erwähnten Mauerteilen lediglich
ein kurzes Stück der südlichen Flußmauer erhalten ist (doch macht das stra-
tigraphische Datum eine Verbindung mit dem Bau des Protogenes nicht
wahrscheinlich); die Turmreparaturen beschränkten sich vielleicht auf den
Lehmziegeloberbau (vgl. oben S. 263).
Ein Teil der olbischen Mauertürme führt eigene Namen: Ka-lhJy~-roQOs,
Z. 46, 'EmöauQ(ou, Z. 47, II6aLOs, Z. 58. Es scheint zunächst denkbar (wie
DrTTENBERGER und LATYSHEW, IPE I2 S. 54 annehmen), daß hier der
Name des inschriftlich am Turm verzeichneten privaten Geldgebers (83.
84; auch 17. 55, vgl. oben S. 73. 84) einzelne Türme bezeichnet, deren
Lage nicht durch Tore oder Straßen bestimmt ist. Doch spricht die in Olbia
selbst (83; auch später im 1. Jh. n. Chr.: IPE I2 183), Thasos (55) und
anderswo (z.B. Lyrboton Korne, SEG VI 672) bezeugte Weihung von
Türmen wie ihre Benennung mit Götternamen in Smyrna (Syll. 3 961;
271
Anz. Wien 61, 1924, 116 nr. 13. 149: neben Leto, Artemis, Herakles und
den Dioskuren auch 'Aya{}iJ Tux'l'J und EuE,'l'JQLa als Turmnamen; 3. Jh.)
eher dafür, daß es sich um Namen städtischer Heroen ähnlich dem Z. 4
genannten Sosias oder um Beinamen von Göttern (Apollon Kathegetor,
Asklepios Epidaurios?) handelt (so auch SoKOLOV, Acta Sen. Univ.
Petrop. 36, 1886/7, 127). Da diese Namensgebung sehr wohl aus den
Votivformeln von Schenkungsinschriften wie 83 entstanden sein kann, war
die Finanzierung von Mauerbauten durch private Schenkungen in Olbia
möglicherweise schon eine alte Sitte. In diesem Fall ist allerdings die Wei-
hung eher Ausdruck der persönlichen Frömmigkeit des Stifters als Anruf
göttlichen Schutzes für die Sicherheit der Stadt.
83. 84. Kleombrotos schenkt der Stadt Olbia einen Turm, ein Tor und eine
Kurtine. 3. oder frühes 2. Jh.
83. Stele aus weißem hymettischem (?) Marmor mit Anthemion (gesprengte
Palmette); vollständig, nur Ränder bestoßen. Ornamentstil der 1. Hälfte des
4. Jh. b. 0.53, h. 1.55, d. 0.20.
Buchstaben: ziemlich sorgfältig. h. Z. 1-4 0.03, Z. 5-10 0.017. Der Text steht
auf der Rückseite der Stele und ist mit Spitzeisen teilweise gelöscht; auf der Vor-
derseite die Strategenweihung IPE I2 105 aus der Kaiserzeit.
Fundort: O!bia. Dann Petersburg, Eremitage (1917). Foto der gesamten Stele
IPE I2 S. 193, des Textes S. 194.
(F).
Ed.: LATYSHEW, IPE I 99; IPE I2 179.
Lit.: MINNS 462; W. ZIEBELL, O!bia, 1937, 8f.
[KAs6µ[3Qo,os- Ilav,axAfous-]
[ave{}] 'l']XE 't [OV 1tl!Q"(OV]
'H!?a'.'~[s]i
XUL 't())L ö~µCOL.
5 'HoaxAss[s-], crot 1:6vös KAs6µJßooi:os- si'.cra,[o nJuo-y[o]v
xat ö~JµcoL, no,aµ[o'Ü ,]o'ÜÖs ~aQ' fi'i[6]".~, 1
{}auµa[crhoy µey iösiv, 1tOAEµOLO J,s rtfünv a[o]coyo[v]
10 [&]cr,oicrw, 1tQoy6Jvcov Ml;av v~[so]-&[eµ]svos-·
oüvax~ 1 xat nµaicrL:' ~ [µdßs,] ~L ~-&ava,oun [v]
~uöa[µcov ,:t:U't(? [ls- IIJ UV'tUXAEOU [s-] 1 "(EVE~V.
11
Z. 1 Stein: über KE von Z. 2.
Erg.: Lat. mit V. Jernstedt. Z. 6 Ende A. Nauck. Z. 7 Ende P. Nikitin.
Z. 9, 10 Mitte A. Nauck.
272
84. Platte aus weißem Marmor; nur rechte obere und linke untere Ecke ge-
brochen. Links und rechts außen ein 0.025 breiter Falz zum Einlaß in eine Mauer
abgearbeitet. b. 0.435, h. 0.22, d. 0.098.
Buchstaben: sorgfältig, eng verwandt mit 82 (Angaben über Apices fehlen).
C = ~, D. = Q. h. 0.02-0.025.
Fundort: Olbia? Dann Museum Odessa (1917). Faksimile: IPE 12 S., 197.
Ed.: LATYSHEW, IPE 1 100; IPE 12 180.
Lit.: MrNNS 462; W. ZrnBELL, Olbia, 1937, 8f.
[K] ~z6µßQo.oi:;
Ilavi:ax1.foui:;
.ou :ri:u1.<ilvoi:;
%UL ,:rji:; O'X,OLVL-
a[ai:; e:ri:zµd~-
V
{hj.
18 Mauerbauinschriften 273
liehen Art (17. 31. 55; vgl. U I B) zu Ehren des großzügigen Spenders an
den betreffenden Mauerteilen angebracht, wie Text und Buchstabengröße,
bei 84 auch eindeutig die Form des Steines zeigen.
Die von Kleombrotos, offenbar neben Protogenes einem der wenigen
finanzkräftigen Olbiopoliten der Zeit, für die Stadt bezahlten Mauerteile
umfassen neben dem in solchen Fällen bevorzugten Turm (vgl. oben S.
73. 84) eine Kurtine (axowwla, wie in 82, 58/59; vgl. U III B) und ein
Tor (n:uAmv; nicht nur eine Ausfallpforte, vgl. U III B). Sie gehören zu
einer vier Kurtinen langen Mauerstrecke zwischen Fluß und Nordende der
Oberstadt, mit der einige Jahre vor dem Galaterangriff auf Olbia die
Ummauerung des bis dahin ungeschützten Hafenviertels der Stadt be-
gonnen wurde (neben den Angaben in 82, vgl. oben S. 271, wird dieser
Ansatz der Kleombrotos-Bauten durch die Lage des Turmes in Flußnähe,
83 Z. 7, gestützt; ebenso ist ein Tor auf dieser Strecke naturgemäß er-
forderlich); erhalten ist von diesem Teil der olbischen Mauern nichts.
Kleombrotos' Schenkung, die etwa einem Wert von 8000-9000 dr. ent-
spricht, war daher kein aus besonderem Anlaß entspringender Einzelbei-
trag eines wohlhabenden Privatmannes zu Bauten an der Stadtbefestigung
(wie vermutlich 17 und 55), sondern Teil eines auf großen privaten Schen-
kungen aufgebauten Finanzierungsplanes (vgl. U II C). Dieses im Gegen-
satz zur Epidosis nur die Wohlhabenden belastende Verfahren scheint
freilich in Olbia wenig populär gewesen zu sein, wie sein völliger Miß-
erfolg beim weiteren Ausbau der Hafenbefestigung im Augenblick des
Galaterangriffs zeigt '(82, 27-28).
Die hier mit einer Widmung an den Demos verbundene Weihe des
Turmes an Herakles, dessen Kult vielleicht in der Familie des Kleombrotos
besonders gepflegt wurde (vgl. die Herakles geweihte Basis eines Pantakles
Kleombrotou aus dem 4. Jh. (?): IPE I2 188), stellt neben Thasos (55), Ka-
nytelis (78) und Smyrna (oben S. 27lf.) das einzige hellenistische Beispiel
der Weihe einer Befestigung an Gottheiten dar, wie sie dann in der Kaiser-
zeit häufiger auftritt (vgl. U I A); ihr religiöser Gehalt ist freilich wie bei
55 recht zweifelhaft.
CHERSONESOS
(Plan: M1NNS plan VII)
Die dorische Kolonie Chersonesos lag auf einer breiten niederen Land-
zunge zwischen zwei der tief einschneidenden Hafenbuchten an der Nord-
küste der Balaklava-Halbinsel, westlich vom modernen Sewastopol (zu
Lage und Ruinen M1NNS 498ff.). Von den umfangreichen, in römischer Zeit
und später häufig umgebauten, in der Neuzeit durch Steinraub sehr stark
274
zerstörten Befestigungen sind Mauerreste griechischer Zeit nur auf der
Strecke B-F erhalten (Positionsangaben nach dem Plan von MrNNS; über
die schon im 19. Jh. beseitigten griechischen Reste zwischen L und P fehlen
sichere Nachrichten). Bauperiode I: 3.85 starke Schalenmauer C-F aus
isodomen Quadern mit starker Bosse; Saumschlag unten und auf den Sei-
ten, leicht abgefaßte Kanten. Halbrunde, sehr flache Türme; Tor E mit
zwei einfachen rückwärtigen Zungenmauern. Bauperiode II:_ Erhöhung
der bisher neun Schichten hohen Mauer durch streng pseudoisodomes Qua-
derwerk; ebenfalls Saumschlag, aber geglättete Bossen. Verstärkung der
alten und Anbau neuer Rundtürme; Vermauerung von Tor E. Bauperiode
III: Quadermauer zwischen C-B begonnen, aber nicht vollendet. Mauer I
stammt nach den Beigaben eines bei E in die Mauer eingearbeiteten Gra-
bes spätestens aus dem 4. Jh. (freilich ist dadurch eine obere Grenze nicht
sicher gegeben; die Datierung der Mauermarken ins 4. Jh., MINNS 499, ist
nicht stichhaltig); da das blockierte Tor E keinerlei Benutzungsspuren
zeigt, kann Mauer II nur wenig jünger als I sein. Doch fehlen hier wie
für Mauer III alle direkten Anhaltspunkte.
18* 275
4. 5. 6. 7. 8.
[Ilo'Yj O"UYtL?] [~--cga,;ay] rJ- ['faga] TE'U- I'uµvaO"L- 'Ayogavo-
--cav &:yog [ a.v]. ( cr )avn. O"UYtL. U(>)C'YjO"UYtL. µ~cravn.
276
86. Ehrenbeschluß einer unbekannten Stadt der Schwarzmeerküste für den Archi-
tekten und Mauerepimeleten Epikrates. 3. Jh.
Leicht konische Stele aus Marmor, mit Ausnahme bestoßener Ränder und
oberer Abschlußleiste vollständig. Weitere Angaben fehlen.
Buchstaben: leichte Apices, Größe und Zeilenabstand unregelmäßig. Unter dem
Text ein Lorbeerkranz.
Fundort: Verhaut im Narthex der Klosterkirche Dragomirna {Bukowina),
dort belassen. Herkunft unbekannt. Foto: LAMBRINO 1950, 170; PIPPIDI 1956,
67 Abb. 33.
(F).
Ed.: KRETIKOS, UEO'JtEQO~ (Leipzig) 1885 nr. 94, 340; TocILESCU, AEM 11,
1887, 66 nr. 141 (verbesserter Text nach neuer Abschrift) [MICHEL 328) E. A.
KoZAK, Die Inschriften aus der Bukowina, 1903, 18 nr. II (verbesserter Text)
[FrnBIGER, OJh 14, 1911, 71; Syll. 3 707) LAMBRINO, Miscelanea de filologia, lite-
ratura e hist6ria cultural a mem6ria di F. A. Coelho II, 1950, 169.
Lit.: B. KEIL, Hermes 31, 1896, 472ff.; SwoBODA, Volksbeschl. 277; WILHELM,
GGA 1898, 227f.; NBtr. V 42; B. PicK, Die antiken Münzen von Dacien und
Mösien, 1898, 145 A. 2; PARVAN, Bullet. section historique, Academ. Roumaine
10, 1923, 44 A. 6; Dacia 2, 1925, 207 A. 10; LAMBRINO, Bull. Soc. Nat. Antiq.
1933, 80; RosTOWZEw, SEH II 766; III 1511; ScHEHL, TrAPhA 82, 1951, 112f.;
J. u. L. ROBERT, REG 66, 1953, 152; 68, 1955, 241. 244; D. M. PIPPIDI, Studii
~i cercetari de istorie veche, Academ. Roumaine V 1-2, 1954, 95f.; OJh 43, 1956,
Beibl. 63ff.
277
XQELU, EL~ 1:E ,:oµ µei:a. ,:aih:a
XQOVOV enLµEÄ~ta.~ EÄoµsvou
wü ö~µou tfüv tEL;<füv d~ Et~
20 Mo, emxA~{}el~ imo t(J)V CTUVEÖQOOV
enecrtat~CTE auµcpEQOVtOl~, na-
QEmÖ~µoov 1:E Et~ nAELOl &.vsyxÄ'l)-
,:o~ wv ÖLEtEAECTEV, xat ta. AOLna. E~-
vou~ wv ÖLai:EÄEi i:ooL ö~µooL, ö61; [m]
25 [ t]l]L ßouÄfJL xat i:füL ö~µOOL, enmvfom
[&.] QXLtExtova 'Emxgat~V N Lxoßou~ [ou]
[Bu]tavtLOV UQEtl]~ EVEXE xat E1J;'-
[o[] a~ i:fJ~ d~ t'Y}µ n6Äw, xat atEcp [a]-
[voo] am U1Jt0V XQUCTOOL CTtE<jlUVOOL ,:o [i:~]
30 [0ag]y~ÄloL~ ev tfüL fü:atQOOL· ölöoa[{}m]
[öz a}ut&L tEtUQtOOL CTL1:~QECTLU xat µ [La]-
[Mv] · dvm ÖE autfüL xal exy6voL~ ngol;[e]-
[vlav], noALtdav, ei'.anAouv xat ExnAou[v]
[xat e] µ noAsµcOL ML EV BLQ~V~L UCTUAE [t]
35 [xat &.]anovöd xat Ecpoöov enl i:rJµ j3ou~[iJv]
[xat] ,:ov öfJµov µEta ta. LEQU. To ÖE '\jllJ-
[cpLCT] µa touto &.vaygacpfJvm d~ 1:EAaµ [oo ]-
[va] J,.[{}Lvov imo t(J)V UQXOVtOOV xat at[a]-
[{}fJ]ym EV 1:(J)L LEQOOL tOU 'An6ÄÄwvo~. T[o]
40 [M] ~vaAooµa ,:o Ei~ ,:ov tEAaµoova ö[ou]-
[vm] to'U~ oixov6µou~ &.cp' ciiv XELQLsoua[w]
[aut]ol. KaMam ÖE autov ML ent l;sv[w]
[d~] to LEQOV ,:OV 'AnoÄÄoovo~.
278
oben S. 260) noch aus Vokabular, Formular oder dem Fund eines Ziegels mit
dem Stempel OAA~ in Istros (LAMBRINO 1950, 174 Fig. 3) die Stadt selbst
mit Bestimmtheit erschließen (vgl. eingehende Darstellung der bisherigen Zu-
schreibungsversuche bei P1PPIDI 1956). Auch die von P1PPIDI 1956, 74ff. zu-
gunsten einer Herkunft aus lstros angeführten Berührungspunkte zwischen Ver-
fassung und Verwaltung von lstros und unserm Text sind nicht unbedingt zwin-
gend (lediglich olxov6~w,, Z. 41, sind bisher allein in Istros bezeugt); die Frage
muß bis zum Auftauchen neuer eindeutiger Evidenz offenbleiben. '
Vollständiges probuleumatisches Ehrendekret mit einfachem· Praeskript,
Z. 1-2 (die auvi::ÖQOL hier wie in Milet und Priene, vgl. ScHEHL 112ff., eine
probuleumatische Ratskommission; nicht die ßouA~, wie Syll. 3 not. 1 an-
nimmt), Motivbericht, Z. 3-24, und längerem Ehrenantrag, demzufolge
Epikrates neben einem Goldkranz als wichtigste Privilegien Bürgerrecht
und Proxenie erhält, Z. 24-44. Die Stadt hat durch einen Sondergesandten
den Architekten Epikrates aus Byzanz berufen und unter Vertrag genom-
men, Z. 3-6; er hat mit Hilfe günstig abgeschlossener Baukontrakte
(eyö6ai::ts; falsch als „Baupläne" bei ScHWAHN, RE IVA 1374; !ixöoats; ist
Vergabe der Arbeiten, IG 12 336; V 2, 6, 16; VII 303, 27; vgl. NoACK,
Eleusis 302; F ABRrcrus, Comm. 32 A. 2) eine erfolgreiche Bautätigkeit ent-
faltet, Z. 6-10, sich dabei in Anbetracht der schwierigen Situation mit der
staatlich festgesetzten Entlohnung begnügt, Z. 10-13, und schließlich vor
Ausbruch des Olatischen Krieges die notwendigen Maßnahmen getroffen,
Z. 13-17. Die Olater sind vermutlich ein thrakischer Stamm (vgl. KEIL
nach IG 12 328; LAMBRINO 1950, l 74f.; PRITCHETT, Hesp. 22, 1953, 288
nr. X; 25, 1956, 280), doch ist ihre Nationalität wie der Charakter des
Krieges bei den ständigen Bewegungen skythisch-sarmatischer, keltischer
und thrakischer Stämme in Südrußland und im Donaugebiet zwischen dem
3. und 1. Jh. und ihren immer wieder ähnlich verlaufenden Angriffen auf
griechische Kolonien (vgl. 80. 82; RosTOWZEW, SEH II 764ff.) nicht zu be-
stimmen. Epikrates war demnach einer der im Hellenismus noch seltenen
planmäßig angestellten Stadtarchitekten (vgl. das Ehrendekret für einen
fremden Architekten aus lstros, PrPPIDI nr. 10, dazu RoBE'RT 1955, 244;
für einen kyzikenischen Architekten in Samothrake, IG XII 8, 188; weitere
Fälle BusoLT 627 A. 2, wobei sich die Aufgabe dieser Architekten freilich
häufig im Beschaffen von Stelen erschöpft; vgl. auch H. FRANCOTTE, L'in-
dustrie dans la Grece II, 1901, 69ff.), zu dessen Aufgabenbereich bei dro-
hender Gefahr selbstverständlich auch die Überwachung und Instandhal-
tung der Befestigungen gehörte. Später wird er, obwohl Ausländer, für
zwei Jahre in die Kommission der Emµi::hp:at -cwv -ci::t;.:wv gewählt, Z.17-21;
entweder zur Instandhaltung der Mauern während des Krieges oder zu
ihrem Wiederaufbau nach Kriegsende (wie ähnlich in 80). Neben der
athenischen Baukommission von 307 /6 (oben S. 58; vgl. U II A) das ein-
zige Beispiel, daß ein Berufsarchitekt nicht als Beigeordneter, sondern als
279
reguläres Mitglied der staatlichen Mauerbaukommission erscheint (offen-
sichtlich einfache Kommission von Epimeleten; die Entsprechung von Epi-
meleten und Epistaten bestätigt sich auch hier: f:rcw·dn'l]CTE auµcpEQ6vtcoi;,
Z. 21 ). Aufgaben und Bautätigkeit des Epikrates und der Kommission sind
nicht näher beschrieben und in diesem Fall auch nicht von der Archäologie
her rekonstruierbar. Neben 60 und 72 ist das Epikratesdekret der einzige
im Wesentlichen wegen Verdiensten um den Mauerbau erlassene Ehren-
beschluß, was hier freilich nicht durch eine besondere Bewertung solcher
Aufgaben, sondern durch den Beruf des Geehrten bedingt ist.
ODESSOS
280
Erg.: Mircew. Z. 4, 5 Anf. Mih. Z. 9 Ende Robert.
Datum: Die noch verhältnismäßig zierliche Schrift scheint am ehesten in die
zweite Hälfte des 3. Jh. zu weisen; andere Anhaltspunkte und damit ein sicheres
Datum fehlen.
Bruchstück eines Ehrendekrets, dem Fundort nach wohl der Stadt Odes-
sos; erhalten sind Schluß der Motive und Ehrenantrag, beide.s stark ver-
stümmelt. Kenntlich ist, daß der Geehrte der Stadt ein Darl~hen von 100
Chrysoi gegeben hat, Z. 3/4, das zur Finanzierung eines Mauerbaus
diente, Z. 9. Anlaß und nähere Umstände des 'tELXLO"µoi; (,. kann erste
Ummauerung wie Neubau der Mauern bedeuten, vgl. U III B) sind un-
bekannt (mit den wenigen gesicherten Ereignissen der Stadtgeschichte läßt
sich die Inschrift nicht verbinden); archäologische Hinweise fehlen eben-
falls. ·
282
25 Sunion vor 263
25bis Rhamnous 215/4
30 Elateia 190/185
33 Argos 1. Hälfte 3. Jh.
34 Megalopolis kurz nach 202
46 Halasarna um 201
48 Telos kurz nach 200 (?)
49 Kamiros um 225 (oder u~ 180)
50 Potidaion um 153
60 Erythrai um 334
72 Ephesos 294/285
80 Istros Mitte 1. Jh.
82 Olbia 3. oder frühes 2. Jh.
86 ? 3. Jh.
87 Odessos spätes 3. Jh. (?)
Ehrenbasen: 43 Delos 69
44 Paros 1. Jh. (?)
85 Chersonesos 3. Jh. (?)
Amtsweihungen und
Beamtenlisten: 61 Erythrai 334/318 (?)
73 Milet um 88 (?)
81 Olbia 4. Jh. (?)
283
II. Aufgliederung der Inschriften nach Zeit und Herkunft
Attika 1 10 13 2
(18) (1-10) (11-16. 19-25) (17. 25bis)
Mittel- und
Nordgriechen- I 5
land (27?) (26. 28-31)
Peloponnes I 4
(33) (32. 34-36)
Inseln 3 7 7 5
(37. 47. 57) (38-40. 49. (45. 46. 48. (41-44.
54. 55. 58) 50-53) 56)
Kleinasien 10 9 2
(59-61. 69-72. (62-68. 74. 76) (73. 75)
77-79)
Schwarzmeer- I 3 3 1
gebiet (81?) (85?. 86?. 87) (82-84.) (80)
284
III. Inschriftlich datierte Festungshauten
B. Genau datiert, jedoch zugehörige Bauten nicht vorhanden oder nicht gesichert:
D. Nur ungefähr datiert, zugehörige Bauten nicht vorhanden oder nicht gesichert:
285
IV. Indices
A. Personennamen
286
'AQtcr.mx,µoc; (Patronym): siehe 4>QOU- 'Ag;,::tac; kaµwc;: 20, 64. 65
Qtliac; 'Agx,tx1ci'jc; IlaQµEvtcrxou: 52, 11
'AQtcr.aQx,oc; 'AQw.ovtxou: 32, Rs. 34 ,AQX,CllVLÖT]c; (Patronym): siehe 'Hga-
'AQW'tEU<; Eu%µou 'QQwmoc;: 25 bis, 33 Y.AEL'tO<;
'AQLCT'tELÖT]c; (Patronym): siehe Eucp0,11- 'Acrx1cam6öwgoc; 'Acrx1camaöa: 32, Rs.
,;oc;; vgl. 52, 44 8. 10
'AQLCT't1']<; 'ExanovUftoU: 69, 3. 127. 70, 'Acrx1c11maö11c; (Patronym): &iehe 'Hga-
88 x1cEL-i;oc;
'AQicr,;i'jc; Kauxacrtwvoc;: 52, 20 "Ana1coc; II. (oder III.) vori Pergamon:
'AQicr-i;i'jc; (Patronym): siehe Bacr-i;ac;. 51,4
KaHtac;. "A na1coc; (Patronym): siehe Ntxwv
'AQicr.6ßou1coc; (Patronym): siehe 'AQL- Au,;ox1ci'jc; (Patronym): siehe <lhMö11µoc;
crwfLEVTJ<; Au,;61cuxoc; 'E1c -: 11, 35
'AQLcr-i;ox1ci'jc; (Patronym): siehe Aücric; 'AcpQoötcrwc; Nixoµfiöou: 52, 26
'AQLcr-i;61caoc; (Patronym): siehe AhwMc;
'AQLCT'tOAEW<; (Patronym): siehe KQL'tO- [Bacr?].ac; 'AQLCT'tEÜ<;: 52, 36
AEW<; fü-i;&c;: 52, 11
'AQtcr't61cox,oc; Aaftnay6QoU: 59, 516 Btwv (Patronym): siehe MEVEcr'tQU'toc;
'AQicr,;61cox,oc; (Patronym): siehe Aucrt-
{}c0c; I'egwv (Patronym): siehe 'Aµuv.wg
,AQLCT'toµev11c;, AQLCT't0ß01JAOU Tfi1cLoc;: 48, r1caüxoc;: 18, 1
1/2 rvtxwv NixoxHoc;: 32, Rs. 29
'AQW'toµev11c; IlaQfLEVOV'tO<;: 69, 3/4.
128 ßatoc;: 57, 2
'AQLCT'tOfLEVT]<; (Patronym): siehe 'AQL- ßaµa1c11c;: 61, 1/2
cr-i;ocpav11c; ßaµa1cx11c; k(J)C,LC,'tQU'tOU: 36 B, 8
'AQicr.6vixoc; KaHtcpgovoc;: 52, 32 ßafiacrtcr.gawc; (Patronym): siehe
'AgLcr-i;ovLxoc; (Patronym): siehe 'Agt- E>cavw
cr,;agx,oc;. 'Hgax1cEOÖwgoc; ßci.oc;: 20, 54
'AQLCT'tOJtUftCllV: 34, 26 ßci.oc; 'E1crncri:vi olx&v: 20, 25
'Agicr-i;ocpav11c; 'AgLcrwµevou Acuxovoi- ßci.oc; EV Kuöa: 20, 19. 47
cuc;: 22, 1. 24 ßacpvai:oc;: 30, 24
'Agtcr-i;wv EV KoHu,;&i: 20, 10 ßELvoyev11c; 0cunµtöou: 38, 23
'Agtcr-i;wv Koµci.: 32, Rs. 37 ß1']µ'r]'tQtoc;: 70, 80
'Agtcr.wv (Patronym): siehe 'AnoHw- ß1']µ'r]'tQtoc;: 20, 49
vwc;. Acwcpav.oc; ß1']µ'r]'tQtoc; 'AACllJtE: 20, 59
'AQL(flQUÖT]c; (Patronym): 52, 37 ß1']µ'r]'tQtoc; BA Aaxi: 20, 71
'AQxccrt1cac; (Patronym): siehe Nixfi- ß1']fL'r]'tQtoc; (Patronym): siehe' A{}fivmoc;.
ga-i;oc; M11.gtc;; vgl. 52, 38. 39
'Agnµi'jc; (Patronym): vgl. 52, 28 ß1']µoxga-i;11c; MoLQci.Öoc;: 69, 2. 132
'AQ-i;Eµtöwgoc;: ·16, 1 ß1']µ0Y.QU't1']<; (Patronym): siehe 0c6Öo-
'AQ'tEftLÖwgoc; (Patronym): siehe Aucrwv. -i;oc;
N ixoµax,oc; ß1']µ6xgi,;oc; (Patronym): siehe Ilayxga-
"AQ'tcµic; EX IlELQa&c;: 20, 64 -i;t/i11c;
'AQ,;eµwv: 20, 70 ß1']µocr{}ev11c; BoLwnoc;: 2, 7
'Ag.tµac;: 20, 59. 74 ß1']µ6cr-i;Qa'toc;, athen. Archon: 5, 1/2. 6,
'Agx,eö11µoc; 'Icr-i;iatou: 55, 4 1/2. 9, 9
'Agx,Evtxa ScvavÖQOU: 36A, 9/10 [ß11µox,ag11c; Aax,11-i;oc; AEUY.OVOLEU<;] · 11,
'AQX,EV -: 54, 11 2
'AQx,tac;: 20, 50 ßLUY.QLW<; (Patronym): siehe Mcvfo,;ga-
'AQx,tac; 'A -: 17, 11 ,;oc;
287
ti.lxmo\;' ßLxmoysvou Ko11.oovij: 11, Col. uEQµmrr,o~: 52, 42
III 125 uEQµLnno~ (Patronym): siehe 'AnoH6-
li.wysvl']\;', maked. Stratege: 15, 14 ÖooQo~
li.wysVl']\;' (Patronym): siehe 'Arr.011.11.0- 'EQµ6ßLo~ 'EQµoßlou: 52, 18
cpuvri\;'- IIocrdÖLnno\;' 'EQµOÖLXO\;' ßLOVUO'LOU: 59, 4
ßLoÖo-ro\;' (Patronym): siehe TeüxQO\;' 'EQµ6öooQo~ 'AnoHoöwQou: 69, 1/2
ßLOÖOJQO\;': 10, 46 'EQµ6-&eµL\;' 'EQµofrsµLÖO\;': 52, 15
li.wx11.döa\;': 20, 16 'EQµOXQU"tl']~ II11.u,oovo\;': 52, 13
ßLox11.ij\;', athen. Archon: 25 bis, 5 Euay6QU\;' (Patronym): vgl. 32, Vs. 27
ßLOXA.ij\;' ßLOX/1.SOU\;' 'EQXLE1J\;': 17, 7 EuaQxo~: 20, 49
ßLox11.ij\;' (Patronym): siehe 'EmxQU,Y]\;' Eußo11.lö1']\;', athen. Archon: 2, 1. 3, 2
[ti.wvu?] <1Lx11.ij\;' Ex Kriöwv: 11, 35 Eußou11.o~: 32, Rs. 39
ßLOV1JO'LO\;' 'AnoHoöooQOU: 38, 31/32 Eußou11.o\;' (Patronym): siehe 'AneHä\;'
ßLOV1JO'LO\;' 'E11.eucri:: 20, 67 Euyel,oov 'A -: 3, 9
ßLOV1JO'LO\;' MY],QOÖWQOU 6 vew-rcQO\;': 52, Euöriµo~ ITUQQOU Maxeöoov: 69, 148
21 Eue,loov: 13, 19. 26
ßLOV1JO'LO\;' (Patronym): siehe ßooQ6-&c0\;'. Eul;ri11.o~ Eu,uxou: 51, 40
li.&Qo\;'. 'EQµ6ÖLXO\;'. K6voov EMla\;' 'E11.eucrl: 20, 56. 58
ßLovucr6öo,o~: 59, 13 EufrUfLLÖY]~ EV KoHu-rwL: 20, 8. 56
li.wvucr6öooQo~ MeyaQeu~: 9, 4. 12 Eu-&uµo\;' (Patronym): siehe 'AQLO',ea~
ßLOVUO'OÖOJQO~ ßLOVUO'OÖOOQOU: 51, 45 Eux11.elö1']\;' (Patronym): siehe 'HQax11.d-
li.wvucr6ÖooQO\;' (Patronym): siehe Mo- ÖY]~
crxloov Eux11.ij~: 20, 59
ßLO,QB<Jll'J~ K11.euÖ'r]fLOU: 69, 5. 126 Eux11.ij~ (Patronym): siehe II11.u,oov
ßLOcpUVY]~: 30, 12 EuxQO."tl']\;' EUXQO."tOU: 65, 2/3
ßL6cpav-ro~, athen. Archon: 1, 1 EuX,'rjfLOOV At-: 11, Col. IV 125
ßOUQLx-rovlöri\;' EX Ko11.oo: 20, 52 Eux,iJµoov XaQLOU 'EQll"t(>Leu~: 25 bis, 2.
ßooQloov (Patronym): siehe 'OMµmxo~ 32/33
ßooQo-&eo\;' ßLovucrlou: 52, 33 Euµsvri~ II. von Pergamon: 76, 1
ß&Qo~ ti.wvucrlou: 70, 79. 88 Eu~Ll']A.0~ Mevlrr,nou: 51, 27
Eu!;evo~: 32, Vs. 12
EtQY]VLÖU\;' Eu!;svou: 33, 13 Eu!;evo\;' (Patronym): siehe EtQrivlöa~;
'Exa,ai:o\;' (Patronym): siehe 8evoxaQ1']\;' vgl. 32, Rs. 32
'Exa,wvuµo~ (Patronym): siehe 'AQl- Eurr.011.L~ <l?L11.orLiJ11.ou: 86, 4
cr,ri~ EunoQO\;' (Patronym): siehe :Soo-rä\;'
["Excpav-ro\;'], athen. Archon: 22, 14 EuQiJµoov: 30, 21
'E!;riyiJ-rooQ (Patronym): siehe 0eoyel,oov EuQux11.eLÖ1']\;' (Patronym): siehe MLxtoov
'E6avÖQO\;' IUeuvÖQOU: 69, 157 EuQu,löa~: 32, Rs. 8
'Enalve,O\;' 'ExecpQOOVO\;': 52, 9 Eu,uxo~ (Patronym): siehe Eul;l']A.O~
'Emuva!; (Patronym): siehe Mv1']<1Lx11.el- EucpY]fLO~ Aeooö6.µav-ro~: 59, 1
fö1~ Eucpl11.ri,o~ 'AQL<1,elöou KY]cpLO'Le1J\;':
'Err,lyovo~ 'Hyl']O'Luvax-ro~· 69, 159 13, 8
'EmxQU,l'J\;' ßLox11.fou~ 'AxaQveu~: 13, 6 'Exsöriµo~ MVY]O'Lfrfou Kuöa-&rivmeU\;':
'EmXQU"tl']\;' NLxoßou11.ou Bul;uv,LO~: 86, 17, 3
7. 26 'ExscpQOOV (Patronym): siehe 'Enatve-ro\;'
'Enlx,ri-ro~ (Patronym): siehe 'AvÖQOVL-
xo~ Zeu!;ta~ :Soocrw,Q6.,ou: 36 B, 8/9
'EmxaQLVO\;' (Patronym): siehe XmQs- Zri11.oµevri~ (Patronym): siehe TLµoµs-
öriµo~ Vl']~
'EQyacrloov: 20, 49 Zriv6öo,o~: 60, 15
'EQµay6Qa~: 27, 5 Zriv6öo"tO\;' MsvOJVO\;': 52, 9
288
Z11v61\oi:oc; (Patronym): siehe 0i::uxi:ta- 0i::uxnai:oc; Z11voll6,ou: 52, 14
i:oc;. Kut.o -; vgl. 67, 4 01::unµlll11c; (Patronym): siehe ßcLvoyi§-
Zconuetcov (Patronym): siehe Nixi'jc; vi::c;
01::ucpav11c;, rhod. Heliospriester: 49, 21
'Hyi'jc; 'AQLcpQallou: 52, 37 0i::wvlluc; IIMovoc;: 30, 25
'Hy11cnavu~ (Patronym): siehe 'Entyovoc; [011] ai::uc; 'Ovri,oeoc;: 59, 7
'Hy11ofac;, athen. Stratege: 13, 32 0tcov IloLµcovtc; Mi::vi§lluµoc;: 33, 32
'Hy11atµux,oc; (Patronym): siehe Kuvta- 0QUO'UXAi'jc;: 51, 19/20 ,
xoc; 0euacovLlluc; (Patronym): siehe 'A{}uv6-
'Hyl],COQ M11,eollweou: 64, 4 llcoeoc;
'HyoO'TQU,oc; Mc -: 66, 2
'Heutaxoc; 'Heutaxou K11cpLO'Lcuc;: 43, 10 'Iceoxt.i'jc; 'lce -: 17, 5
'Heuxt.cllll}c; EDxt.dllou 'HQUXAcw,11c;: 'Iceoµvfiµcov <l> -: 54, 10
69, 147 'Hecov 'Hecovoc;: 52, 45
'Heuxt.dll11c; tx -roü 011afou: 20, 9/10 'Hecov (Patronym): siehe IIuµcpLt.tlluc;
'Heuxt.dll11c; (Patronym): siehe 'Ianui:oc; 'Ixfowc;: 51, 40
'HeaxAcL,oc; 'Aex,covlllou: 69, 156 'Ixfowc; 'At.c~avllQOU: 52, 40
'Heaxt.cLi:oc; 'Acrxt.11mallou 'Afrµovi::uc;: II6n:t.wc; 'Iouvwc; Ilon:t.lou ut6c;: 41,
24, 1/2. 23 11/13
'HeaxAcLTOc; (Patronym): vgl. 46, 3 'Iauyoeuc;: 30, 21
'Heuxt.collcoeoc; 'AQLOTO'VLXOU 'Ot.uvl'hoc;: 'Ia,Lui:oc; 'Heuxt.dllou: 70, 78
55, 1 'Ianui:oc; (Patronym): siehe 'Aex,lllll}fLOc;
'HQUXAcw,11c; Nixi::üc;: 52, 10
'Heolloi:oc; 'Heolloi:ou: 52, 33 Ifo{} ... Xt.i'jc;: 30, 12
'Heollo,oc; Ilot.uµrillou: 52, 36 Ka°Lxoc; Mu,eocpulou: 52, 23
'HQwLlll}c; 'HQWLllou: 52, 24 KuHtuc; 'AnoHcovocpavi::uc; Muecovl,11c;:
uHe[cov] Xo -: 32, Rs. 16 69, 145
KuHluc; 'AQLa,i::üc;: 52, 30
0UQQU'VCO'V: 16, 15 Kuntuc;: 32, Rs. 8; vgl. 32, Vs. 25
0uealuc;: 6, 8 IfoHLxt.i'jc; (Patronym): siehe Ntxuex,oc;
0rnvw ßUfLUO'LO'TQU'tOU: 51, 18 KuHLµux,llluc; (Patronym): siehe Ilav,Lc;
0rnellluc;: 30, 21 Kunta,eu,oc; Fuvllluc; MaVO'ljTOc;: 33,
0i::µwi:oxt.i'jc;, athen, Archon: 13, 17 3/4
0i::µwi:6t.uc; Tct.cO'aVIIQOU Kuenu-!hono- KuHtcr,eui:oc; (Patronym): siehe Mi::v6-
ALTUc;: 50, 1/2 a,eui:oc;
0c0yi::ti:cov ,oü - eoc; ,oü 'E~l}Yl]TOQOc;: KuHtcpecov (Patronym): siehe 'AQL0',6-
65, 1/2 VLxoc;
01::6yv11i:oc;: 32, Vs. 24 Ifot.o - i:oü Z11voM,ou: 63, 1/2
01::61\0,oc; ßl}µoxea,ou 'Et.i::ualvwc;: 22, Kuelcov: 20, 59. 67
1 Kaeoc; (Patronym): siehe Xioc;
01::6110,oc; Ilu{}oxt.i::üc;: 51, 30 Ifouxualcov (Patronym): siehe 'AQLCJ,i'jc;
0i::611coeoc; <l>LAUQX,OU: 36 A, 13 [K11cpL] 06110,oc; 'AvxuA: 8, 2
0i::611coeoc; (Patronym): siehe 0i::6nµoc;. K11cpLaollcoeoc;, athen. Archon: 13, l 7/18
NLxcov. Ilt.Lac;. K11cpwocpcöv, athen. Archon: 20, 1
0c0xt.i'jc; (Patronym): siehe 'Ayfoc; Ktµcov, athen. Archon: 22, 10
0i::6noµnoc; (Patronym): siehe N Lxo,Et.l}c; Iüfovlleoc; (Patronym): siehe 'Eouv-
0cO,LfLOc; 0c01\wQOU 'PuµvouaLoc;: 25 bis, lleoc;
21 Kt.i::La{}i§v11c; (Patronym): siehe 'Ayt.co-
0i::ulloi:oc; <l>ueaou: 52, 8 xea,11c;. Kt.cCOVllluc;.
0i::ullcoeoc; <PLALOXOU: 52, 6. [53, 6] Iüi::ii:oc; Iüdi:ou: 63, 5
0i::uxt.i'jc;'Ayt.aou: 46,3. 41.43 Iüi::i:i:oc;: 68, 1
19 Mauerbauinschriften 289
IO.Ei:i:oc; (Patronym): vgl. 68, 2 K6ivi:oc; Malvwc; Tli:ou ul6;: 28, 1
IO.eii:ocpwv: 71, 2/3. 5 Mavric;: 20, 74
KAEoµßQo,oc; IIavi:axAfouc;: 83, [l]. 5. Mav,LvEuc;: 72, 1
84, 1/2 Ma,Qocpaioc; (Patronym): siehe Ka'ixoc;
ID.cuöi1µ0; (Patronym): siehe 8L01:QE- MazaELO<;: siehe 'AµuvaVOQO<;
cpric; Ma[xavEuc;]: 57, 1
KAEoovtöac; 10.Eta{h\vaoc;: 32, Rs. 42 MEya'fruµoc; Auaavlou: 66, 3
KMoov (Patronym): siehe "Axaai:oc; MEya'fruµoc; (Patronym): vgl. 63, 4
K6voov: 3, 7 McyaxAfjc; MEVLJtJtOU 'AxagvEu<;: 11,
K6voov: 20, 59 Col. IV 123
K6voov L'lwvualou: 34, 3 llfayaxAfjc; (Patronym): siehe Mi\vtrrrroc;
AE1l%LO<; K[OQVl]ALO<; ~uU]ac;: 75, 9/10 MEAavoorroc; (Patronym): vgl. 11, Col.
K[6Qotßoc;], athen. Archon: 13, 31 III 129
[KQ] L,0/,EOJ<; 'AQL01:0AEOJ: 38, 28 MsvavoQO<;: 52, 25
KQl,oov: 30, 25 MsvavoQoc; (Patronym): siehe ~,:i\cpa-
KQ6vwc; Mi\voovoc; MLt,riawc;: 69, 151 voc;
Ki:rialac; (Patronym): siehe 'AyaaLxAfjc; Mcvsoriµoc; Msvrn'frsooc;: 52, 35
K,rJOL%Afjc;: 52, 41 MEVE½t,fic; MrJ,QOOWQOU: 52, 24
Kuot1trroc;: 17, 12 [ME]vsxAfjc; Atax -: 32, Vs. 40
Kuvlaxoc; 'Hyl']aLµaxou: 70, 79 MEVE%QCX1:1']<; APAHTO~: 38, 29/30
KurrQwc;: 20, 49. 59 MEVE%()CX1:1']<; Mrii:QOOWQOU: 51, 32
MEVE%QCX1:1']<; (Patronym): siehe NaucpL-
Aaµrray6Qac; (Patronym): siehe 'AQL0,6- Aoc;. 'Ovoµax()L1:0<;. 'PLAO%()CX1:1']<;; vgl.
11.oxoc; 11, Co!. III 123
AaµJtEi:oc; Ilu'fray6QUL: 34, 3/4 Msvrn'frcuc; (Patronym): siehe MEvsori-
Aa~LJt(lay6Qac; <liolvLxoc;: 52, 28 µoc;
Aacpav11c; NL%CXQJGOU: 32, Rs. 20 Mcvfo,Qa,oc; Bloovoc;: 51, 14
AsooMµac; (Patronym): siehe Eücpri~wc; Mcvfo,Qa,oc; L'lwxgli:ou: 70, 88
Ai\oov 'AQLa,mvhou: 38, 32/33 Msvric; (Patronym): siehe 'ArroUwvwc;
Acwcpavi:oc; 'AQlai:oovoc;: 69, 4. 136 MsVLJtJtO<; MsyaxAfouc; 'AxaQVEU<;: 11,
Il6JtALO<; AL%LVLO<;: 29, 1/2 Co!. IV 124
Alxac; Ilavi:ayvwi:ou: 69, 5. 129 Mi\vtrrrroc; (Patronym): siehe Eü~LrJAoc;.
Auxoiiyoc; MEAL,Euc;: 20, 23 lVfayaxAfjc;
AU%0UQ"{O<; 'AQ"{ELOU: 52, 21 Mcv6a,Qa,oc; KaAALO,Qai:ou: 32, Rs.
AuxoiiQyoc;: 20, 11 36/37
AuxoiiQyoc; (Patronym): siehe 'AyyE11.fjc;. Msvoov (Patronym): siehe Zriv6ooi:oc;.
u AßQOOV KQOVLO<;
AuaaVOQO<;: 26, 2 lVIriv6ooi:oc;: 52, 20
Auaavlac; (Patronym): siehe Mcya'fru- MrivocpLAO<;: 51, 33
~wc; Mrii:Qlc; 81']µ1'],QLOU: 51, 22
Aualac;, athen. Archon: 22, 7 Mrii:Q6oooQoc; 'ArroHoovlou: 38, 30/31
Aualac; (Patronym): siehe TL~Lfoc; Mrii:Q6oooQoc; Mri,Qoovoc; Ilti:avaioc;: 69,
Aual'frcoc; 'AQLai:oMxou: 39, 1/2. 40, 1 146
AumxAfjc; AuaLxt,Eiic;: 52, 7 Mrii:Q6 [oooQoc;] Iloastolrrrrou: 62, 3
Aualrwxoc;: 32, Rs. 26 Ml'j,()0000()0<; TUQQLVOU: 69, 5. 125
Aiimc; 'AQL01:0%Aeoc;: 32, Rs. 15 M111:QOOOOQO<; (Patronym): siehe L'lwvu-
Afooov "Ag,EµLooogou: 51, 16 moc;. 'Hyrii:ooQ. MEvExAfjc;. lVfavExQa-
Afooov 'AAcpwoooQOU: 32, Rs. 28 i:ric;. Ila.uaavlac;.
Afooov: 32, Rs. 14 Mrii:QOOV (Patronym): siehe MrJ,QOOOO-
Auaoov: 32, Rs. 27 QO<;
[MdlQaMi:ric;] VI. von Pontos: 75, 1
290
Mtxlrov Eueuxt..döou Kricpu:neuc;: 15, 12. Sevavöeoc; (Patronym): siehe 'Aex,EVLXU
[16]. 17, 4 Sevoxt..ijc; Sevoµ1Jöou: 38, 33
Mlt..a1;: 20, 49 Sevocpw?: 38, 27
MvricrH}eoc; (Patronym): siehe 'Ex/öri- Sevox,aeric; 'Exa,alou: 80, 3
µoc;. <I>avric;
MVY)O"LXAELÖY)c; 'Emavax·toc;: 44, 2 "OöLJt1toc; 'Oö[,c,cou: 64, 2
Moteiic; (Patronym): siehe ö.riµoxea,ric; Otvo,clöric; (Patronym): siehe TÜt..Lc;
Mocrx,lrov ßLovucroöweou: 52, 8. [53, 7]. 'Ot..uµmx,oc; ö.roelrovoc;: 52, 34
Mocrx,lrov: 36A, 16 'Ov1J,roe (Patronym): siehe·0ricreuc;
'OvoµaxeLi:oc; Mevexea,ou: 52, 30
Nauxuöric; (Patronym): vgl. 32, Vs. 37 'Ovuµaxt..ijc; (Patronym): siehe 'Av{}euc;
NaucpLt..oc; Mevexea,euc; rnaetoc;: 49, 'Oeßat..acr1Ji:ac;: siehe TßeeriµwcrLc;
1/2 'Oeoµ6.vric; 'Aetouxou: 79, 4/ 5
NetMöroeoc; (Patronym): siehe <I>törovl- raloc; OuaAE(?LOc; ralou uloc; T(?LU(?toc;:
öac; 41, 1/3. 42, 1. 43, 2/3
Neoxt..etöric; KY)cpLcrLei:: 20, 51. 53. 54. 78
Nlxavöeoc; 'Av.Lcpavouc; 'lALeuc;: 13, 9. Ilayxeai:töric; ßY)µoxel,ou: 52, 16
50 IIaµcpLt..töac; 'Herovoc; Kae,cafüo,cot..l,ac;:
Nlxavöeoc; IleLcrLxea,eoc;: 32, Rs. 22 50, 2/3. 37
Nt[xaex]oc; KaAALXAEOUc;: 81, 3 IIa~LcpLÄoc;: 20, 13. 14. 15
[Nlxaex,oc; Xaeµlmtou]: 46, 2 Ilavxt..ijc; (Patronym): vgl. 38, 25
Ntxaex,oc; (Patronym): siehe Aacpavric; Ilav,axt..ijc; (Patronym): siehe Iüe6µ-
NLx1Jea,oc; 'Aexecrlt..ou: 34, 54 ßeo,oc;
NLx1Jea,oc;: 36A, 1. 36B, 1/2 II6.vn,; Kat..t..Lµax,töac;: 32, Rs. 22
NLxijc; Zro,cuelrovoc;: 52, 12 Ilaeµevlcrxoc; (Patronym): siehe 'Aex,L-
NLxijc; (Patronym): siehe 'Heaxt..ero,ric; xt.. ij,;
NLxricp6eoc; 'A-Orivalou 'Aßörieti:ric;: 69, IlaeµEvrov IIamxÄeüc;: 52, 19
142 IlaeµEvrov (Patronym): siehe 'AeLcri:o-
NLx6ßout..oc; (Patronym): siehe 'Emxea- µEvY)c;
i:ric; Ilacrfoc; <l>Lt..oxt..fo,;: 36A, 8
NLx6öroeoc; ~UJtat..1J,: 8, 4. 9, 8 IlacrLxt..ijc;, miles. Stephanephor: 74, 1
NLxoxAEY)c;, König von Paphos: 58, IlacrLxt..ijc; (Patronym): siehe IIa(?~LEvrov
NLxoxt..ijc;, athen. Archon: 13, 1 Ilaucravlac; Mrireoöweou: 73, 1
NLxoxt..ijc; (Patronym): siehe rvlxrov Ilaucravlac; (Patronym): siehe 'Av,lfia-
NLxoxea,ric; (Patronym): vgl. 32, Vs. 16 x,oc;
NLxot..atöa,;: 32, Rs. 8 IleLcrLx(?a,ric; (Patronym): siehe Nlxav-
NLx6t..ox,oc; (Patronym): vgl. II, Col. III öeoc;
126 IIeeLxt..ijc; IleQLXt..eüc; ,oü 'Ayyet..eü,;: 52,
NLx6~tax,oc; 'Aei:eµLöroeou 'Ex,fo: 42, 3 31
N LXOfLaX,oc; ~rocr,ea,ou Kaeuveuc;: 25his, IIeeLxt..ijc; (Patronym): siehe 'A{}rivijc;
33/34 IIErov (Patronym): siehe IIueeoc;
NLxoµ1Jöric; (Patronym): siehe 'Acpeoöt- IlLcr,lac; ~cp11nl: 20, 52
crto,; Ilt..6.,rov EuxMo,;: 69, 144
NLxo,Et..Y)c; 0eo1t6fLJCOU: 32, Rs. 18/19 Ilt..a,rov (Patronym): siehe 'Eeµoxe6.-
NLx6cpLt..oc; 'A1cro1te: 20, 2/3. 35. 38 i:ijc;
Ntxrov 'Ana1cou: 69, 141 Ilt..dcr,aex,oc; IIt..eLcr,aex,ou 'Ot..ßEroc;: 78,
Ntxrov 0eoöweou Ilt..ro{}euc;: 13, 2 4/5
Nlxrov X6.eµLÖO,;: 26, 31 ITt..uxc; 0eoöweou: 51, 42
Tl,oc; NofÜO-Loc; Tti:ou uL6c;: 28, 5 IIolµaexoc;: 32, Rs. 32
Nocrcru[t..oc; Ilot,uµv6.cr,ou]: 46, 3 IloAU~Y)Äoc; 'AJCOAAOcpavouc; 'Ecpfotoc;: 13,
9/10. 50151
ID* 291
II0Mx1.EL't0;: 17, 9 Taexuaei; (Patronym): siehe Tcuxeo;
II01.uµi1öri; (Patronym): siehe 'He6öo- TßcQ'Yjµii:>crL; 'Oeßat.M'Y),:U '01.ßsw;: 77,
·t0; 4-6
IIoMµvaa.o;: 32, Rs. 6 TcMcravöeo; (Patronym): siehe 0cµi-
[II01.uµvmn:o;] (Patronym): siehe No<1- <1,61.a;
<1u1.1.o; TEUL; Olvonlöou: 51, 6
IIom,löLJtno; ßLOysvou: 52, 39 Tcuxeo; ßLOÖO,ou: 59, 8
IIocrdÖLnno; (Patronym): siehe Mrii:e6- Tcuxeo; TaexuaQLO;: 77, 1/2. 78, 2/3
öweo; Tri1.6cpL1.o;: 20, 12. 43
lIQa!;ta; (Patronym): siehe 4>iMµri1.o; TlßcLO;: 20, 69
Ilea!;löaµo;: 57, 1 TLµava!; (Patronym): siehe TiµMc0;
Ilea!;L,Et.'Yj;: 32, Rs. 17 TLµfo; Aucrlou: 32, Rs. 5
Ile6!;cvo;: 34, 26 Tiµ6frc0; TLµavaxi:o;: 52, 27. 31
Ileonoysvri;: 82, 61 TLµoxt.i'j; 4>01.uyaöa; Ile6cruµva: 33, 4
II.01.cµaio;, Dynast von Telmessos: 76, TLµox1.i'j; (Patronym): siehe ~iµa,,lcov
8 TL~LOµsvri; Z'Yjt.O~LEVOU,;: 38, 22
Ilufray6ea; (Patronym): siehe Aaµnc- TLµocpavri; Xoeriylrovo;: 38, 26/27
.o;. 4>Lt.Lcrxo; TLµcovlöri; (Patronym): vgl. 10, 46
Ilufrrit; ~xufrlvou: 51, 6/7. 9 Teli:ut.[1.0;]: 32, Rs. 30
Ilufroysvri;: 70, 80 TuQQLvo; (Patronym): siehe Mrii:e6öco-
IIuMöweo;, rhod. Heliospriester: 50, QO;.
1
[IIufro]x1.i'j; 'Ayafrlvou: 51, 25 "YUo; (Patronym): siehe 'A-Orivay6Qa;
Ilufrox1.rj; (Patronym): siehe 0c6öoi:o;
IIMcov (Patronym): siehe 0ccovöa; 4>acvvo; 'AxaQVc: 9, 10. 14
Ilu1.1.o;: 57, 2 4>avri; Mvricrifüou: 60, 3. 11
lIUQQO; IIscovo;: 51, 37 4lcQcXAELÖ'Yj; BoLco,LO;: 20, 23. 50
Ilueeo; (Patronym): v,gl. 67, 3 4>LÖcovlöa; Nci1.oöcoeou: 32, Rs. 24
4>l1.aexo;: 36A, 14
~aµo;: 32, Rs. 39 4>l1.aexo; (Patronym): siehe 0c6öweo;
~frcv61.a;: 34, 40 4>Lt.E,mQo; (Patronym): siehe 'Ayafrcov
~iµaUwv Tiµox1.cu;: 52, 22 4>LUa; 'Ay1.0U<1,Qa,ou: 33, 12/13
~tµa1.o;: 37, 6 4>lt.Lcrxo; [Ilu-Oa]y6QCOL: 34, 2/3
~xufövo;: 51, 9; vgl. 51, 7 4>lt.Lcrxo; (Patronym): siehe 0cuöcoeo;
~µlxufro; ~ -: 17, 8 4>LAL<1i:löri; [At]cr[x]u[t.ou IlcQL-Öolöri;]:
[~µlxu] {}o; ~~uxufrou 'AvacpMcr,LO;: 11, 11, Co!. IV 122
Co!. III 127 4>LAOÖ'Yjµo; Aui:oxt.fou; 'Eeoiaöri;: 10,
~o[cp]-1.0; S:unci:mcov: 8, 516 46
~.scpavo; McvavÖQOU 'AµcpLJtot.li:ri;: 69, 4>L1.ox1.i'j;, athen. Archon: 7, 3. 8, 7. 9, 13
143 4>L1.ox1.rj; sv KoQL: 20, 25
~.'Y)cravöeo; (Patronym): siehe 'A1.s!;av- 4>L1.ox1.rj; 'AyaMexou: 64, 3
ÖQ0; 4>L1.ox1.i'j; (Patronym): siehe Ilaafo;
~1JQO,;: 20, 70 4>LAOXQa,ri; McvcxQa,w; IIt.aQLO;: 49,
~COXQa,ri;: 32, Rs. 8 68
~C0<1Lyevri;, athen. Archon: 17, 1 4>LAOXQU1:'Yj; 4>LA0<1,ccpavou Ilt.UQLO,;: 49,
~cocrtcri:eai:o; (Patronym): siehe Llaµat.- 2/3. 53. 57
xri;. Zw!;ta;. 4>Lt.6µ111.o; Ilea!;la: 32, Rs. 12
~00<1,Qa,o; (Patronym): siehe NLx6µa- 4>iMµri1.o; (Patronym): siehe Eüno1.i;
xo; 4>LAOVLxo;: 20, 50
~w.a; EuJtOQOU: 56, 1 <l>Lt.ocri:scpavo; (Patronym): siehe <l>Lt.o-
xea,ri;
292
<D[Äcov EX. ,oii 0ricrd: 20, 30/31 Xaelöriµo; (Patronym): vgl. 11, Col.
4>LÄ<irnx; 'AitoÄÄcovlöou: 51, 35 III 128
<DoivLs (Patronym): siehe Aaµneay6ea; [XaQµL1t1to;] (Patronym): siehe Nlx.aQ-
<Doeµlcov: 20, 62 xo;
4>QacrLcrMvri; M -:32, Vs. 43 XaQµL; (Patronym): siehe Nlx.cov
4>QOUQLÖa; 'AQLcr,alxµou: 32, Rs. 37 XEÄLa - (Patronym): vgl. 32, Vs. 22
<Duecro; (Patronym): siehe 0sullo,o; XEQO'Lx.Äd/la;: 32, Rs. 25
[Xi?] o; KaQOU: 32, Rs. 27
Xaßela;, athen. Stratege: 37, 13 X[cov (Patronym): vgl. 11, Col. I 125
Xmeellriµo; 'EmxaQLVOU KoÄcovfji'tsv: Xoeriylcov (Patronym): siehe TL~LOcpav11;
24, 1
Xaela; (Patronym): siehe Eux.,ri~tcov 'Qecon61lcoeo;, Amphiarospriester: 26, 11
293
C. Termini technici des Festungsbaus
äyELV: tch'toüi; 10, 57; 1t1clv1'roui; 20, 59 unocrxan,ELV: [11, 87]; &nocrxcntmi; öcr'
&yroyl]: 1cWrov 20, 50; 1t1clv1'rwv 20, 22/ ä.v ucpccr,11x6,;a. -i'jL ,;oii ä1oLµoii 11, 85
23. 58 äno.oi;: &eµoi; 10, 90
AlyLVa.i:oi;: 1[1'roi; 20, 20. 52 a;i:ocpoeci:v: 11, 93; xoiiv 20, 45
äxea.: 29, 9; ÜXQCI.V 'tELXLCTCI.L 28, 28 unoxueoiiv: JtE(!LJtOALOV 46, 9
UXQOYELCTLOV: 11, 64 aeyorLt,ronoi;: &eµoi; 11, 40
uxe6notcLi;: uxeon61csroi; xa..a.crxmpri 60, o:eµonELV: 11, 90; 1Woui; 10, 88. 100;
9 aeµoui; YELO'WV 11, 72; µoxMv 19, 20.
'Ax,;[,;11i;: 1cl1'roi; 20, 19/20 36
&1cElcpELV: ~u1ca. 20, 14 (vgl. nlna.) o:eµol: 10, 89. 11,40. 72. 19, 12
o.tcLcplJ: (,Elxoui;) 11, 85. 106 ueouea.Ioi;: tcl1'roi; 20, 21. 48. 52
&1coLµ6i;: (,clxot•i;) 11, 85; a1c0Lftµo U'tELXLCT'tOt;: JtOALt; 80, 7. 82, 2
8, 3 acp[cr,;a.cr{}m: 11, 85 (vgl. UJtOCTXUJt'tELV)
&µa.~ta.i:oi;: 11, 45 (vgl. AL1'r0My11µa.) äxueov: 20, 73
aµcpLÖBCT.L: 11, 77 /78. 19, 22 uxueoiiv: Jtl]AOt; fixuewµevoi; 11, 42. 68/
&va.ßatcAELV: JtALV1TOUt; 3, 6. [4, 7. 12. 7, 69. 73. [82/ 83].
4]. 9, 3. 7. 20, 59
&va.ßa.crµ6i;: 4, 4. 9, 11. [11, 106] ß6.1ca.voi;: 19, 20
[ uva.ß] OA lJ: JttcWrov 6, 7 ßa.crµ6i;: nueyov xa.t ßa.crµov olxoöoµfj-
uva.yea.cpcii;: 10, 54/ 55. 106/07 crm 59, 10
uva.xa.1'ra.leELV: 'tOÜ JtUQYOU 'tO AL1TOAO- ße1c11: 12, 8. 25, [516]. 8
Y11µa. 20, 47 ßw1coxo1tEi:v: 1t1clv1'roui; 20, 45/46. yfjv
&va.xa1'ra.ecrti;: uva.[xa.1'raecrcwi; ,;6] AL1TO- 20, 60
AOYlJfLCl.'tOt; 3, 4
UVCI.Xoµ[sELV: 20, 29 YELCT'l']JtOÖLsELV: 11, 113
O.VUA'l']µµa.: 't() JtCl.(!U 'tOV JtUQYOV 20, 20 yucr11n6ötcrµa.: 11, 63. [86]. 114
&va.~Eiv: o:eµoui; 11, 72 YELCTl]µoui;: 11, 51
uva.n1c11eoiiv: ,;a e~ro 'l](!ELmroµeva. ,oii yEi:crov: 11, 54; yci:crov AL1TLVOV 1J XEQCl.-
,Elxoui; uva.[JtA'l'j(!WCTEL? JtA[v{}] OLt; 11, µrniiv 11, 51; yclcroti; Koetv1'rloLi; 11,
74 72
o.va.,;eµVELV: YELCT'Y}JtOÖLCTfLCI. 11, 63 YEWVLOV: 20, 57
uva.n1'rtvm: nueyov 17, 2. 83, 2 y6µcpoL: µEALVOL 1\ mE1cfi:voL 19, 13
UVCl.'t(!LßELV: 11, 87 yoµcpoiiv: Öta,oLxa. 11, 57
O.VOLXOÖOµEi:V: 24, 12. 48, 8 [ywv] ta.i:oi;: [nueyoi;] 19, 23
ävoe1'roi;: 1htJOi; noL&v .oii cr,6xou cöcr,E
uv6e1'roui; dvm Eli; ,;o c'lcrro 11, 60/61 ÖEfLELV: 'tELXOt; 71, 8/9
uvn,eli;: 11, 49 ötayea.µµa.: 35, 3. 8
&v.lsuyov: 1'ruelöa.,; 11, 78. [79]. Mea.i; ÖLa.xci:cr1'rm: nueyoui; xa.x&i; Öta.XELµevoui;
19, 15 82,44/45
O.V'tLSUYOÜV: 11, 78 Öta.crElccr1'rm: 'tELXECOV xa.t nueywv ÖLa.-
&v.L1t1caö11: ,Elxoui; 61, 3/ 4 O'EW1'rev.rov 48, 7
O.V'tL(J't(!WVVUVCI.L: EX 'tOÜ EV'tOt; UV'tL- ömnav: yfjv 11, 83. 20, 60
CT't(!WCTCI.L (nueyov) 20, 48 ÖLa.,clxtcrµa.: 11, 53. Col. I 121. Col. II
UV'tL'tL1TEµEVOL: tch'tOL 20, 21 121. Col. III 121. 20, 24. 39. 30, 22
uvwxueoi;: 'tOJtOt; 46, 7; JtE(!LJtOALOV 49, Öta.'tELXLCTfLOt;: .ai; JtOALOt; 32, Vs. 13.
21 [17/18]. 19. 21. 28. [32]. 34/35. 36.
&noyELcroiiv: yclcroLt; KoeLV1'rloLi; 11, 71 Rs. 3. 5. 7. passim
MO~ELV: o:eµoui; 19, 12 öta.oLxoi;: unce,6vma. ~u1cLva. ... öta-
&noeyasELv: (a1ctcpriv) 11, 84 .otxa. 11, 57
294
ötoöot: ßoectou -c:Etx;ou; 11, Col. I 122 EJtO.Al;LOV: 11, 56. 76177
ÖLOLXOÖoµEiv: 11, 63 linaA!;L;: 11, 54. 76. 80. 81. 86 (vgl. Ou-
ÖLOLXOÖOfL'l]O'L;: 32, Vs. 42. Rs. 33 et;)
öli-tALVOo;: Ouet; 11, 55 Enav6eOwm;: -c:EL;<;wv 44, 4
ö li-WAOV: 11, 53 ilnE!;cQy6.T;wOm: 11, 87
ÖL;<;ci:: Aaßa; ltx;ov-ca ÖLXEL 19, 8 ilmßaAJ.ELV: XO.Aarwv 11, 68
Öoxt;: cr-ccyacrEL Öoxtcrw xat ilmßArjO'LV emßAii-cc;: 11, 62 (vgl. öoxl;); 20, 64
11, 61/62 emx6Jt-CELV: Jt/,'l]QWµa-ca 10, '95; ALfrOAO-
öox6;: 11, 61. 2~ 62. 63 yfiµa-ca (11, 42]
Mµo;: nveyou bzw. -c:Etx;ou; 65, 6. 7. 8. EJtLXQOÜV: O.XQOYELO'LOV 10, 64; trLav-ca;
(67, 4] 10, 66
ÖOQOÜV: ÖOQWO'EL Jtl]AWL l]Xl.lQWfLEVWL 11, emµEAELU: "CELXWV 10, 23. 43. 46, 14; EQ-
68 ywv 49, 28; -cou; nveyou; xat -ca -c:Et-
X'll EV ilmµEAELUL y[vwOm 49, 30; em-
EYYl.l'l]O'UfLEVOL: 10, 35 µEA'l]U EQYWV 80, 10
l;yyu'l]-cat: 11, 102. 112. Col. III 125. E1tLfLEAEi:cr0m: -cwv aeywv -cwv -CEL;<;wv 69,
Col. IV 123. 130 24; lfeywv 10, 29. 43; ionsµEAl)O'l] nu-
liyyuo;: 59, 12 Awvo; xat crx;oLviala; 84, 5
eyÖLÖOvm: -ca E(.lya 10, 42 ilmµwOoiiv: tmrucrOwOwwv nA[vOwv 9,
eyÖOcrcL;: EQYWV 86, 9 5
EY:X:ELV: 't~V AU't1J1t'l]V 't~V eyxEx;wµi\v'l]V em!;fo-c'l];: 20, 31
10, 82 EmJtALVOoßoAELV: 11, 58
EÖacpo;: auA'l]; 20, 48 emO'Y.EuaT;ELV: 10, 5. 11, 38. 52. 88. 12,
clcrcprjvc;: 20, 10 (vgl. EAa"ivo;) 15; "CELX'l] 15, 16. 37, 16. 74, 17; 1t1JQ-
EXÖOQOUV: (ex]ÖOQWO'EL Jtl)AWL 'l]XlJQW- yov 56, 2; nuey[ov 76, 17; cpQOllQLOV
µi\vwL 11, 73 25, 4; crL-coßoAEi:a 25, 8; -cwv xALµa-
EAa"ivo;: O'cp'l]O'LV HatvoL; 11, 44; 1;1JAU xwv -ca BEofLEva 11, 46
H6."iva Elcrcpfiva; 20, 9 E1tLO'Y.E1Jl], E1tLO'XE1JO.: 8, 7. 23, 16. 48, 9;
'EAE1JO'LvLax6;: AWo; 20, 53. 54 'tEL;<;WV 22, 15. 33, 10. 35, 2; JtllQYWV
EAXELV: JtAtvOou; 20, 23. 55. 56 Y.at -CEL:X:EWV 49, 27; &vaßacrµwv 9, 11
ioµµ6;<;ALOV: 19, (6. 8]. 20. (25]. 34. 36 iom-cfillcw;: -c6no; (12, 14]
EVUAAO.I;: 11, 80. 81; emßArjO'LV -CLOd; E1tL-CL0i\vm: lJJtEQ'tOVULa 11, 56; Boxou;
EVUAA<XI; 11, 62 EL\; -cou; cr-c6x;ou; 11, 61
iivßaAAELV: ilvöforwu; 11, 50 EJtOLXOllortELV: 13, 37. (27, 4]. 65, 4
tvöci:v: öcra xa-cseewyEv -cou -c:Etx;ou; ilv- lteya: 10, 7. 11. (12]. 29. 35. (42]. 43.
öficrcL Oe6.voL; 11, 75 45. 11, (36. 37]. 102. 109. 110. 111.
lfvllwµo;: 11, 50 49, 27. 31. 33. 36. 70, 46. 66. 71, 12.
EVXU'tOLXOllo~tELV: O''tQW-CrjQa; 11, 59/60 13. 14. 80, 10. 82, 39. 86, 10; lieya
liv-coevo;: neo; -c11v liv-coevov cr-ceoyyvAa -coii -c:E[x;ou; 21, 31; -cwv -cELx;wv 69,
10, 101 24. 36; nset -ca -cctx'll 11, 116. 119;
t!;aywyfi: AWwv 20, 51 / 52 -ca xa-c' 'l]fLE(_}UV EQYU 1, 4
t!;aru'iv: e!;aµ'l]O'UfLEVO; 't~V AU'tllJt'l]V 10, tey6.T;ccr0aL: 18, 8/9. 20, 27. 31
81 eeyacr[a: 19, 4. 31. 33; ot -c11v eeyacr[av
El;E(_)ya!;wOm: ot µwOwcraftEVOL -ca E(_)ya rucrOwcraµEvoL 10, 55. 58. 61
10, 30. 33. 34/35. (43]; -ca -cct:x:'ll EQYOV: 10, 57. 60. 67. 108
n6.v-ca e!;EQyacr6.fLEVOL 11, 98; ll~LrLo;<;- EQYWVUL: 69, 38. 71, 13; 82, 36. 38
ALOV ... io!;E(Qy6.crw0m] 19, 6 EQELJtELV: -ca El;W 'l]QELmwrLsva "COU "CEL-
El;OLXOllOfLELV: 11, 48 :x:ou; 11, 74; vgl. [11, 50]
t!;un6.ycw: (AWou;) Jtl)AWL 'IJXUQWfLEVWL EQEL\~L\;: 11, 104
11, 42. (82] Ellywvw;: (AWo;) 10, 52153
ionaywycv;: 'tEL:X:OU; 20, 61 E(jl'l]AOÜV: !;uya 19, 3. 16
295
ecpoöo;: 10, 98 xai:acr,EyusELV: 11, 61; ltU(.)OÖOV 11, 52
exfh:cri;: lt\J(.)YOU 71, 7 %U,U(jl0(.)U: i:o µei:wnov ltOLl]<:rU; lt(.)O;
i:1)v xai:acpo(.)a.v 11, 66
sEuyo;: 1, 4/5. 10, 62 %Ei:crfrm: %ELµevou ,OU )c[t}ou 10, 65; 'r}YE-
tuyu: 19, 3. 15; tuya. Ö(_)t}a %UL acr,(_)acpi'j µova; oii µfi ELC1LV %EL~LEVm 11, 70;
E(jll]AC.OC1EL 19, 16 )c[t}oi ... xdµEVOL 20, 52/ 53
XE(.)aµrnu;: yEfoov ... xEQaµrnuv 11, 51
'l]ycµ6vc;: 11, 70 (vgl. xci:crttm) XE(.)aµlöc;: Ko(_)[vföm 20, 71. 72
~1co;: 19, 17. 22; crllll]QO; 11, 67. 79; %E(.)aµo,;: Aa%WVL%o; 11, 69
l]AWV ... ltE(.)L i:o ,Ei:x;o; 20, 30 XE(.)aµouv: xE(.)a~iwcrEL Aaxrovix&L xEQU-
['l]µLE(.)y]a: 11, 4 µroi 11, 69
'l]µLitAlvföov: 11, 75 %E(jlUAl]: O(_)fra. bzw. o(.)MV %U,a. %E<pa-
'l]µm61hov: 11, 92. 115. 19, 13 A1]V 10, 96. 11, 42. 65. 73; %U,a %E<pa-
A1]V 11, 44
füµa1cia: E% ,&v frcµ[EALWV] 11, 38 %ALµaxi:i'j(.)E;: i:a. ~ihwna ,&v %ALµaxi:fi-
ttfoi;: )c[t}wv 20, 20. 22. 51 (.)WV 10, 80
frQävo;: 11, 51. 75 (vgl. svÖEi:v) %AL~lU~: 11, 46 (vgl. EltLC1