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Eric Standop
Worte können irreführen. Auch Körpersprache ist kein Garant dafür, einen Menschen richtig
einzuschätzen, da sie sich antrainieren lässt. Doch wer in der Lage ist, Gesichter zu lesen, hat einen
entscheidenden Vorteil: Er sieht, was andere nicht einmal erahnen. Denn unser Gesicht ist ein Buch,
an dem wir unser Leben lang schreiben. Was sich daran ablesen lässt, hilft uns dabei, andere besser
zu ergründen - und auch uns selbst noch besser zu verstehen. Meister-Facereader Eric Standop zeigt
die Basics und führt mit spannenden Infos und packenden Fallgeschichten vor, wie die Kunst des
Gesichtlesens unser Leben bereichern kann. Und er zeigt, wie uns das Gesicht einzigartige
Aufschlüsse gibt über Persönlichkeit und Bestimmung.
ISBN 978-3-8338-5737-9
3. Auflage 2019
Bildnachweis
Coverabbildung: Johannes Rodach
Fotos: Johannes Rodach, Corbis, F1online, Getty, Peter M. Mayr, Astrid Obert, Plainpicture,
Shutterstock
Syndication: www.seasons.agency
GuU 8-5737 08_2016_02
Das vorliegende eBook basiert auf der 3. Auflage der Printausgabe
www.facebook.com/gu.verlag
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
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GRÄFE UND UNZER VERLAG
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Fr: 9.00 bis 16.00 Uhr (* gebührenfrei in D, A, CH)
KÖRPERSPRACHE
WAS SIE DAMIT ERREICHEN KÖNNEN:
Sympathie auf den ersten Blick gewinnen
Kommunikation interessanter gestalten
Die Signale anderer richtig deuten
Mehr Spaß und Erfolg beim Flirten haben
Ihre Partnerschaft lebendig erhalten
Im Job souverän und überzeugend auftreten
Schwierige Situationen entschärfen
Einen bleibenden guten Eindruck hinterlassen
MONIKA MATSCHNIG
Diplom-Psychologin und Körpersprache-Expertin
INFO
IST DIE KÖRPERSPRACHE BEEINFLUSSBAR?
Ob wir unsere Körpersprache individuell beeinflussen können, darüber
gehen die Expertenmeinungen auseinander. Manche glauben, dass ein
Mensch, der sich mit seinem Körper befasst, sehr viel beeinflussen kann.
Andere schätzen dagegen, dass wir auf unsere Körpersprache höchstens
zu 10 bis 20 Prozent Einfluss nehmen können. Doch können Wissen über
Körpersprache und regelmäßiges Üben unsere nonverbalen Botschaften
und unser Inneres mehr in Übereinstimmung (Kongruenz) bringen.
Elemente der Körpersprache
Nonverbale Kommunikation findet meistens auf mehreren »Kanälen«
gleichzeitig statt: Mimik, Blickverhalten, Haltung und Gestik, außerdem
Stimme und Sprachmelodie.
Vielsagend: Blickverhalten
»Ein Blick sagt mehr als tausend Worte.« So lassen weit geöffnete,
bewegliche Augen auf Interesse und Wohlwollen schließen, starr
aufgerissene Augen auf Erschrecken, halb offene auf Müdigkeit,
Desinteresse – oder den Wunsch, etwas über fremde Absichten
herauszufinden, ohne die eigenen preiszugeben. Zusammengekniffene
Augen bedeuten, dass sich jemand konzentrieren will, wütend ist oder
möglicherweise schlecht sieht und daher »scharf stellen« will.
TIPP
STRECKEN SIE SICH!
Spannen Sie Ihren Unterbauch an und klemmen Sie sich in Ihrer
Vorstellung eine Erbse zwischen die Pobacken: Automatisch richten Sie
sich auf und wirken energiegeladener. Auch die ursprünglich für Tänzer
entwickelte Trainingsmethode Pilates oder ein Bauchtraining speziell für
die untere Bauchmuskulatur sind für eine gute Haltung empfehlenswert.
Buchtipps finden Sie auf >.
ANGEBORENE GESTEN
Die Wissenschaftler Ekman, Friesen und Sorenson bestätigten im 20.
Jahrhundert einige von Darwins Theorien über angeborene Gesten,
nachdem sie die Gesichtsausdrücke von Menschen aus fünf sehr
verschiedenen Kulturen studiert hatten. Sie fanden heraus, dass in allen
diesen Kulturen die gleichen Gesichtsbewegungen zum Ausdruck von
Emotionen dienten, und schlossen daraus, dass dieses Mienenspiel
angeboren ist.
Der deutsche Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt (* 1928, siehe
auch > und Buchtipp >) fand heraus, dass gehörlos und blind geborene
Kinder ebenso lächeln wie andere. Auch das Lächeln muss also zu den
angeborenen Gesten gehören.
Ein weiteres Beispiel ist die Seitigkeit beim Verschränken der Arme
vor der Brust. Die Frage, welcher Arm innen und welcher außen zu
liegen kommt, können die wenigsten mit Sicherheit beantworten, ohne
es auszuprobieren. Eine Variante fühlt sich dann ganz natürlich, die
andere völlig falsch an. Dieser unbewusste Automatismus spricht für
eine angeborene, genetisch bedingte Geste, die man nicht ändern kann.
FORSCHUNGSDISZIPLIN KINESIK
Wissenschaftler haben mittlerweile über eine Million unbewusster und
bewusster Gesten definiert und hieraus eine neue Disziplin geschaffen:
die Kinesik, eine Teildisziplin der ethologisch orientierten
Kommunikationswissenschaft, die beispielsweise das
Bewegungsverhalten in seiner kommunikativen Bedeutung untersucht.
Babys und ihre Eltern kommunizieren intensiv über den Körper.
INFO
LACHEN VERBINDET
Babys demonstrieren mit ihrem Lächeln auch ihre Bindungsfähigkeit, sie
zeigen damit, dass sie ihre Zugehörigkeit zur Familie erkannt haben, zu
Mama, Papa, Großeltern und Geschwistern. Babys lächeln und
lachen 400-mal pro Tag, während sich Erwachsene auf 15-mal
beschränken! Auch ältere Kinder lachen noch rund 10-mal so oft wie
Erwachsene.
INFO
WEINEN BERUHIGT
Tränen sorgen für Entspannung und spülen die Stresshormone teilweise
aus dem Körper. Außerdem enthalten sie ein natürliches Schmerzmittel,
das Opioid Enkephalin. Beim Weinen produziert der Körper mehr
Enkephalin. Es befreit von aufgestauten Gefühlen und hilft, sich bei
Kummer und Sorgen besser zu fühlen.
Neue Ausdrucksmöglichkeiten
Je jünger ein Kind ist, desto unmittelbarer drückt sich sein Innenleben noch
in seiner Körpersprache aus, seien es hängende Schultern und eine leise
Stimme, wenn es traurig ist, oder ein hoch erhobener Kopf und ein
hüpfender Gang, wenn es gut gelaunt ist und sich rundum wohlfühlt.
Besonders die Hände von kleineren Kindern sind sehr aussagekräftig:
Wenn Kinder glücklich und entspannt sind, schwingen die Arme und
die Hände locker an den Seiten.
Sind sie wütend, ballen sie die Hände zur Faust und pressen sie an die
Schläfen.
Kinder deuten mit den ganzen Händen klagend auf etwas oder erheben
die Hände zur Drohgebärde.
Ist ein Kind an seiner Umwelt gerade nicht interessiert, zum Beispiel
weil es unzufrieden oder übermüdet ist, verrät es dies durch schlaffe,
vom Handgelenk he- rabhängende Hände.
Wollen Kinder etwas nicht sehen oder hören, halten sie sich Augen
und Ohren zu.
Für mehr Sicherheit halten sie in stressigen Situationen die Hände
zusammen.
Kinder lernen sehr schnell standardisierte Gesten: das Winken zum
Abschied, die Bedeutung des erhobenen Zeigefingers …
AUCH DIE KÖRPERSPRACHE WIRD ERWACHSEN
Ab etwa acht Jahren richten Kinder ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf
Gleichaltrige, Vorbilder sowie gesellschaftliche Normen und setzen die
Körpersprache immer bewusster und kontrollierter ein.
INTERVIEW: SAMY MOLCHO
Der Pantomime, Autor, Tänzer, Regisseur und Körpersprache-Coach
Samy Molcho brachte und bringt uns seit vielen Jahren in einzigartiger
Weise die Bedeutung einer bewussten, ganzheitlichen nonverbalen
Kommunikation nahe.
TIPP
EINIGKEIT ERLEBEN
Wetten, dass Sie es nicht schaffen, Ihre Gedanken und Ihre
Körpersprache in unterschiedliche Richtungen zu lenken?
Stellen Sie sich vor, Sie erhalten eine schlechte Nachricht. Setzen Sie
sich entsprechend niedergeschlagen und kraftlos hin. Ihr Brustkorb ist
eingefallen, Ihre Schultern und Ihr Kopf hängen nach vorn. Ihr Gesicht
ist vollkommen leblos. Spüren Sie schon die imaginäre Last in Ihrem
Nacken? Versuchen Sie nun einen positiven Gedanken zu fassen …
Jetzt denken Sie an Ihre Lieblingsspeise. Rollen Sie mit hochgezogenen
Brauen die Augen, schlecken Sie mit Ihrer Zunge über Ihren Mund, als
wollten Sie genussvoll »mmh« sagen – und versuchen Sie nun, an etwas
Negatives zu denken.
INFO
SOFORT GUTE LAUNE
Klemmen Sie sich mal einen Stift zwischen die Zähne und halten Sie ihn,
ohne dass Ihre Lippen ihn berühren. Was passiert? Genau! Ihre
Mundwinkel zeigen nach oben, als ob Sie lachen. Automatisch wird im
Nu Ihre Laune steigen!
Auch wenn es sich zuerst vielleicht anfühlt, als ob man sich selbst etwas
vorspielt, wenn man bewusst eine glückliche oder selbstbewusste Haltung
einübt – die Psyche stellt sich nach einiger Zeit auf den Körper ein.
Unmittelbare Körperreaktionen
Wie intensiv die Kooperation von Kopf und Körper abläuft und wie stark
unser Alltag von dieser Wechselwirkung geprägt ist, zeigen
Redewendungen wie »Mein Herz hüpft vor Freude«, »Er trägt eine schwere
Last auf den Schultern«, »Sie hätte ihn umarmen können« oder »Mir läuft
die Galle über«.
Aber nicht nur Gefühle, sondern auch Gedanken und Bilder übertragen sich
auf den Körper: Stellen wir uns eine Bewegung intensiv vor oder
beobachten wir sie genau bei anderen, möchte unser Körper sie auch
tatsächlich ausführen. Dies wird ideomotorischer Effekt (griech. idéa =
Vorstellung) oder Carpenter-Effekt genannt.
TIPP
FLUCHTSIGNALE
Dass Sie die Distanzzone Ihres Gegenübers überschritten haben, können
Sie leicht erkennen: Er oder sie …
wechselt oft die Beinstellung.
weicht einen Schritt zurück.
stellt die Fußspitze auf.
kreuzt die Beine.
verschränkt die Arme.
hält mit dem einen Arm den anderen Arm fest.
dreht den Oberkörper weg.
wirft Ihnen einen durchbohrenden Blick zu oder einen, der von
unten nach oben geht.
Geben Sie Ihrem Gegenüber mehr Raum. Beobachten Sie, ob sich seine
Körpersprache positiv verändert.
DIE BASICS DER
KÖRPERSPRACHE
WORTE KÖNNEN TÄUSCHEN, DER KÖRPER ABER VERRÄT
DIE WAHREN GEFÜHLE UND GEDANKEN. LERNEN SIE,
ÜBERZEUGEND AUFZUTRETEN UND DIE KÖRPERSIGNALE
ANDERER RICHTIG ZU DEUTEN.
MACHEN SIE EINDRUCK!
Gut bei anderen ankommen – das möchte doch nahezu jeder von uns, sei es
im privaten oder im beruflichen Umfeld. Hier lesen Sie, worauf es
ankommt.
Entscheidende Millisekunden
»Den kann ich nicht leiden!« – »Aber woher willst du das denn wissen, du
kennst ihn doch gar nicht?« Sicher ist es Ihnen auch schon mal passiert,
dass Sie jemanden vom ersten Augenblick an nicht leiden konnten oder
aber sofort gemocht haben, ohne genau zu wissen, warum – und das, bevor
die oder der Betreffende überhaupt ein Wort gesagt hat! Ohne uns zu
fragen, ob diese Reaktion irrational ist oder ob wir möglicherweise
voreingenommen sind, hat unser Unterbewusstsein innerhalb von
Sekundenbruchteilen über unser Gegenüber geurteilt.
Der Blitz-Scan
Worauf achten wir bei anderen in den ersten Sekunden? Was wird als
sympathisch, was als unsympathisch oder unangenehm empfunden? Was
genau läuft während einer solchen Situation in unserem Organismus ab?
Wie wir stehen, gehen oder sitzen, unsere Kleidung, unser
Gesichtsausdruck, unsere Gesten und die Körperhaltung – all das sind
nonverbale Signale, die unser Gegenüber, wenn auch unbewusst, sofort
wahrnimmt.
Wenn wir eine fremde Person zum ersten Mal sehen, sind im
Gehirn 100 Milliarden Nervenzellen aktiv. Der automatische »Scan« läuft
an und steckt den Betreffenden sofort in eine bestimmte Schublade. Dieser
Vorgang dauert gerade einmal zehn Millisekunden – nicht viel Zeit, um
einen Menschen tatsächlich beurteilen zu können.
Per Millisekunden-Scan filtern wir auch aus einer Vielzahl fremder
Personen, zum Beispiel auf einer Party, bestimmte Menschen heraus, um
eine sensorische Reizüberflutung zu vermeiden. So gibt es Personen, die
wir den ganzen Abend nicht bemerken, und Menschen, die uns sofort
auffallen.
Auf den zweiten Blick
Wenn uns eine Person ins Auge sticht beziehungsweise gerade für uns
relevant ist, geht das Scannen weiter – für ganze 150 Millisekunden.
Danach steht unser Urteil fest, wobei es zunächst einmal nur darum geht, ob
uns jemand sympathisch ist oder nicht.
Wirkt jemand sympathisch auf uns, schreiben wir ihm automatisch
Kompetenz zu; wenn nicht, trauen wir ihm weniger zu. Ist so eine
Einschätzung einmal getroffen, ist sie sehr langlebig und lässt sich nur
schwer revidieren. Vorausgesetzt natürlich, dass es überhaupt ein
Wiedersehen und damit die Gelegenheit gibt. Doch haben Sie sich nicht
schon hin und wieder eingestehen müssen: »Der ist ja ganz anders, als ich
dachte.«?
Erste Anhaltspunkte
Bevor wir jemandem die Hand zur Begrüßung reichen, sehen wir ihm in der
Regel in die Augen. Die Art des Blickkontakts ist sehr aussagekräftig:
Menschen, die ihn meiden, werden als schüchtern und unsicher
wahrgenommen. Oder sie vermitteln den Eindruck, sie hätten etwas zu
verbergen. Wer stattdessen einen ruhigen und offenen Blickkontakt zu
seinem Gegenüber herstellt, weckt dessen Vertrauen.
Auch die Blickdauer ist von Bedeutung:
Ein Blick von etwa drei Sekunden wird in jedem Falle
wahrgenommen.
Ein Blick über vier Sekunden wird als deutliches Signal für Interesse
gewertet.
Ein länger als vier Sekunden dauernder Blickkontakt kann als
Bedrohung empfunden werden, weil sich unser Gegenüber davon
regelrecht durchbohrt fühlt.
Doch nicht nur der Blickkontakt gibt uns einen ersten Hinweis auf die
emotionale Haltung unseres Gegenübers. Auch durch den Handschlag
verrät jeder Mensch unbewusst in einem kurzen Moment eine ganze Menge
über sich selbst. Zum Beispiel, ob er dominant und energisch ist oder doch
eher ein zurückhaltender und schüchterner Typ.
INFO
WAS DIE HANDHALTUNG VERRÄT
Wenn die Handfläche des anderen beim Handschlag nach unten
zeigt, möchte er die Kontrolle haben. Vor allem Menschen in
Führungspositionen ergreifen, ganz Knigge-konform, die Initiative
zum Handschlag und nehmen dabei häufig die führende
Handstellung ein.
Weist der Handrücken nach unten, ist das ein Signal dafür, dass Ihr
Gegenüber Ihnen das Gefühl von Überlegenheit gibt. Diese Haltung
ist nicht unbedingt negativ zu bewerten: Sie ist ein Zeichen für
Vertrautheit, Wertschätzung und Achtung, oft verwendet von
Menschen, denen viel am Wohlergehen anderer liegt und die ein
Gefühl der Vertrautheit aufbauen wollen, etwa Psychologen,
Seelsorger, Ärzte oder auch gute Gastgeber.
Wird Ihnen eine Handfläche in horizontaler Position
entgegengestreckt, strebt die Person eine gleichgestellte Beziehung
an.
TIPP
ABSTAND BEACHTEN!
Egal mit welchem Händedruck Sie konfrontiert werden, vergessen Sie
nie die Armlänge Abstand zu Ihrem Gegenüber, die nicht verringert
werden sollte siehe >.
Das gewisse Etwas
Der erste Eindruck ist entscheidend, der letzte bleibt in Erinnerung. Beide
sind ausschlaggebend für Ihre Wirkung. Wie Sie Ihr Auftreten positiv
beeinflussen und sich bei der Begrüßung optimal präsentieren, wissen Sie
bereits. Doch gehört nicht noch mehr dazu, nämlich eine positive
Ausstrahlung?
Gern spricht man hier vom gewissen Etwas. Viele Stars haben es – und
bestimmt fällt auch Ihnen auf Anhieb mindestens eine Person ein, bei der
Sie intuitiv denken: »Wow, die oder der hat was!« Kein Wunder, denn wir
fühlen förmlich, wenn ein Mensch Charisma hat. Doch um dieses genau zu
beschreiben, fehlen uns meist die Worte.
Nicht so lustlos!
Geknickt oder unmotiviert wirken Menschen mit eingesunkenem Brustbein
und eingefallenen Schultern. Es fällt schwer, auf sie zuzugehen, da sie eher
verschlossen bis ablehnend auf ihr Umfeld wirken – ein Hindernis für eine
gute Gesprächssituation.
SCHUTZHALTUNG LÖSEN
In Stresssituationen kommt es oft vor, dass wir die Schultern hochziehen,
um den verwundbaren Halsbereich zu schützen. Diese Haltung vermittelt
einen ängstlichen und steifen Eindruck und löst Verspannungen aus. Wenn
Sie sich dabei ertappen, schütteln Sie den imaginären Ballast von Ihren
Schultern, um wieder Flexibilität zu erlangen.
Es sind nur Nuancen, die uns unnahbar bis arrogant wirken lassen.
DER CATWALK-TRICK
Stellen Sie sich am besten vor, Sie machen klassisches »Modeltraining«
und balancieren ein Buch auf dem Kopf – so nehmen Sie automatisch eine
gute Kopfhaltung ein. Wenn es Ihnen mit der bloßen Vorstellung nicht
gelingen sollte, probieren Sie es mit einem echten Buch, um ein Gefühl für
eine optimale Kopfhaltung zu bekommen.
Vorsicht, Gestikfallen!
Achten Sie darauf, Gesten mit einer negativen Aussage zu vermeiden:
Nicht sichtbare Hände erwecken keinen guten Eindruck. Werden sie in
den Hosentaschen vergraben, wirkt das gleichgültig. Sind sie hinter
dem Rücken oder unter dem Tisch versteckt, scheint die Person etwas
verbergen zu wollen. Gepflegte Hände dürfen ruhig ein Hingucker
sein!
Gesten, die unterhalb der Taille stattfinden, wirken häufig abwertend.
Hand- und Armbewegungen von oben nach unten scheinen etwas
ablehnen, verwerfen oder wegdrücken zu wollen und wirken daher
pessimistisch. Eine Hand, die von oben kommt oder über dem Kopf
agiert, vermittelt außerdem einen dominanten oder belehrenden
Eindruck.
Denselben Effekt hat das Zeigen mit Zeigefinger oder Stift. Es wirkt
dominant und bedrohlich, fast wie eine Waffe.
Man wirkt verschlossen, wenn man die Arme verschränkt oder statt
der Handflächen den Handrücken zeigt.
Entschuldigende Gesten wie Schulterzucken mit Heben der Hände mit
den Innenflächen nach oben erscheinen wenig souverän und
vermitteln, dass derjenige keine Verantwortung übernehmen will.
Gewinnende Gesten
Wer es schafft, negative Gesten zu vermeiden, wird in jedem Fall einen
angenehmeren Eindruck hinterlassen. Mithilfe einiger bestimmter positiver
Gesten ist es nicht schwer, noch dazu sympathisch und vertrauenswürdig
auf andere zu wirken:
Die Hände sollten immer sichtbar sein, um dem Gegenüber Sicherheit
zu vermitteln: Sie sind offen und vertrauenswürdig.
Gesten, die zwischen Taille und Kinn ablaufen, wirken positiv und
aufwertend.
Hand- und Armbewegungen, die von unten nach oben verlaufen,
wirken unterstützend und einladend.
TIPP
DIE HAND AM BART
Der Trend geht unter jungen Männern zur teils üppigen
Gesichtsbehaarung. Kein Wunder, dass sich das auch in puncto
Körpersprache zeigt: in Form häufigen Bartstreichens, das oftmals schon
fast als Tic durchgeht. Was aber hat es auf sich mit dem Streichen und
Zwirbeln? Ganz einfach: Ein Bart ist ein klassisches
Männlichkeitssymbol und erfüllt seinen Besitzer mit dem Stolz, sowohl
männlich als auch hip zu sein.
BRAVO, MAESTRO
Üben Sie große, aber nicht exaltiert oder zu raumgreifend wirkende Gesten
einmal vor dem Spiegel. Legen Sie sich dafür eine kleine Rede oder ein
Gesprächsthema zurecht.
Eine Übung für Schüchterne: Versetzen Sie sich in einen Dirigenten hinein,
der sein Orchester dirigiert. So lockern Sie Ihre Arme und spüren die Macht
der Gesten.
Mit der Armbarriere halten wir andere, oft unbewusst, auf Abstand.
Eine offene Körperhaltung dagegen lässt uns alle Chancen und Möglichkeiten offen.
Die Armhaltung
Neben den Handgesten bestimmt auch unsere Armhaltung den Eindruck,
den wir bei unserem Gegenüber hinterlassen.
ARMBARRIERE – BESSER NICHT!
Eine häufig zu beobachtende Geste sind die vor dem Körper verschränkten
Arme. Diese Haltung wird meist als abwehrend empfunden, denn natürlich
bieten uns unsere Arme Schutz vor einer möglichen Bedrohung.
In der Regel steckt jedoch etwas anderes dahinter: Wir verwenden diese
Armhaltung häufig einfach deshalb, weil sie bequem ist und weil wir uns in
einer Situation befinden, in der wir nicht handeln müssen – zum Beispiel,
wenn wir über längere Zeit jemandem zuhören. Doch selbst dann wird diese
Geste von unserem Gegenüber möglicherweise als abweisend oder
verweigernd eingestuft, auch wenn das gar nicht unserer wahren inneren
Haltung entspricht.
Doch nicht nur unsere Wirkung auf andere Menschen kann unter dieser
Geste leiden – auch unsere Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit wird
beeinträchtigt. Amerikanische Studien fanden heraus, dass wir mit
verschränkten Armen (ebenso wie mit überei- nandergeschlagenen Beinen)
bis zu 38 Prozent weniger Informationen aufnehmen. Womit wir wieder bei
der Wirkung sind, denn diese Körperhaltung scheint auszudrücken, dass wir
unserem Gesprächspartner offenbar nicht unsere volle Aufmerksamkeit
schenken.
INFO
BRAVO, MAESTRO!
Üben Sie große, aber möglichst nicht exaltiert oder zu raumgreifend
wirkende Gesten ruhig einmal zu Hause, am besten vor dem Spiegel.
Legen Sie sich dafür eine kleine Rede oder ein Gesprächsthema zurecht.
Eine tolle Übung für Schüchterne: Versetzen Sie sich zur Musik (etwa
einer Beethoven-Symphonie) in einen Dirigenten hinein, der sein
Orchester dirigiert. So lockern Sie Ihre Arme – und Sie spüren die Macht
der Gesten.
Frauen dürfen ihre Sympathie eher durch eine Berührung ausdrücken.
Eine leichte Berührung ist auch bei einem Statusunterschied angemessen.
INFO
LÄCHELN MACHT LAUNE
Zahlreiche Studien haben bewiesen, dass ein Lächeln zur Erweiterung
der winzigen Äderchen im Endothelium, der Innenauskleidung der
Blutgefäße, führt. So gelangt mehr Blut und somit mehr Sauerstoff ins
Gehirn, was die Produktion der Endorphine Serotonin und Dopamin
anregt – sogenannte Glückshormone. Sobald wir lächeln oder von
ganzem Herzen lachen, erhält unser Gehirn das Signal, dass es uns gut
geht und wir glücklich sind.
Lächelt unser Gegenüber reflexhaft zurück, hebt das auch seine Laune.
Ein nettes Lächeln stellt so gleich eine gute Beziehungsebene her!
Ein unechtes Lächeln erkennen Sie daran, dass die Augen nicht
mitlächeln, dass es abrupt abbricht oder stufenweise wieder
verschwindet.
Zeigt jemand ein emotionsloses Gesicht und will partout nicht
zurücklächeln, neigen Sie leicht den Kopf zur Seite. So zeigen Sie Ihre
verwundbarste Stelle, den Hals, und wecken dadurch Vertrauen.
Sogenannte Dauergrinser, die die Augenbrauen nach oben ziehen,
wirken fröhlich und interessiert.
Ganz anders die Augenbrauenrunzler: Sie kneifen Mund und
Augenbrauen zusammen, blicken fokussiert und kritisch. Sie erhalten
weniger positives Echo.
Sitzt jemand auf der Stuhlkante und stützt sich mit den Händen an der
Stuhllehne oder auf den Oberschenkeln ab, ist er sprungbereit und unruhig.
Die Situation verschärft sich, wenn die Füße weit hinter die Knie geschoben
werden. Er wartet nur noch den richtigen Moment ab und wird die nächste
Chance ergreifen zu flüchten.
Desinteresse oder Entspannung
»Zappelphilipp«
Unruhige Körperbewegungen wie Herumzappeln oder nervöses
Herumspielen mit irgendwelchen Gegenständen sind ein Zeichen dafür,
dass jemand nicht so recht zu dem steht, was er sagt, oder ungeduldig ist.
Aus Unsicherheit oder Ärger pressen wir manchmal die Hände zusammen.
INFO
»NOTLÜGEN«
Eine Befragung von 1066 Männern und Frauen
zwischen 20 und 66 Jahren durch das GEWIS-Institut ergab, dass 64 %
der Frauen und 69 % der Männer sich sogenannter Harmonielügen
bedienen. Solche prosozialen Lügen benutzen wir häufig, um jemanden
nicht zu kränken oder Konflikte zu umgehen. Problematisch werden
Lügen, wenn sie gezielt eingesetzt werden, um andere zu täuschen oder
zu benachteiligen.
Das Gesicht: ein offenes Buch
Wollen wir die Stimmung eines Menschen ergründen, dann sehen wir ihm
zuerst ins Gesicht. Denn die komplexe Gesichtsmuskulatur lässt eine breite
Palette von mimischen Ausdrücken zu. Es gibt, quer durch alle Kulturen der
Welt, hunderttausende verschiedene Gesichtsausdrücke.
UNBEWUSSTE ANGEWOHNHEITEN
Viele Menschen haben sich eine unbewusste Bewegung angewöhnt: Sie
blinzeln häufig, schnaufen öfter kurz durch die Nase ein, runzeln die Stirn
und vieles mehr. Dies gilt es gegebenenfalls zu erkennen und richtig
einzuordnen, denn oftmals steckt nur etwas generelle Nervosität dahinter.
INFO
ADRENALIN PUR
Wenn das Gehirn eine Situation als bedrohlich einstuft, werden in der
Nebennierenrinde die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin
produziert. Sie sorgen dafür, dass rasch Energie bereitgestellt wird, um
das Überleben zu sichern – auch wenn wir »nur« einen Vortrag halten,
eine Verhandlung führen oder unsere neue Flamme von uns überzeugen
möchten. Wir atmen schneller, der Blutdruck steigt – mit dem Effekt,
dass das Blut von den Eingeweiden in Muskeln und Gehirn gepumpt
wird. Die Verdauung wird also gedrosselt, da sie nicht fürs unmittelbare
Überleben benötigt wird: Sie arbeitet nicht mehr oder der Körper
versucht Ballast schnell loszuwerden – weshalb es manche Menschen in
Stresssituationen zur Toilette treibt.
Adrenalin beflügelt
Auch wenn Sie in bestimmten Situationen das Gefühl haben, dass Sie vor
Anspannung gleich in die Luft gehen oder dass Sie einer Situation nicht
gewachsen sind und alles im Desaster enden wird – seien Sie optimistisch!
Denn Nervosität beflügelt, setzt Adrenalin frei und bringt unseren Körper
und unseren Geist auf Trab. Die vielfältigen, individuellen Symptome der
Nervosität sind unangenehm, zehrend und verwirrend. Aber gerade dank
dieser Anspannung sind wir in diesem Moment in der Lage,
außerordentliche Leistungen zu vollbringen.
Fehlt nämlich jegliche Nervosität und herrscht keine körperliche Spannung
vor, dann ist uns eine Sache egal und wir wirken unmotiviert, lustlos oder
sogar deprimiert. Wenn Sie sich also einmal die Vorteile von Nervosität
vergegenwärtigen, können Sie Lampenfieber und dessen unangenehme
Symptome in Zukunft vielleicht mit anderen Augen sehen und lernen, damit
zu leben.
Klassische »Symptome«
Lampenfieber ist nicht gleich Lampenfieber, denn jeder Mensch reagiert auf
einen erhöhten Adrenalinspiegel ganz individuell. Rufen Sie sich ein Ihnen
unangenehmes Erlebnis ins Gedächtnis, bei dem Sie große Nervosität
verspürten. Versetzen Sie sich genau in diese Situation und überlegen Sie,
ob Ihnen die eine oder andere hier beschriebene Reaktion bekannt
vorkommt:
Kurz vor dem aufregenden Ereignis werden die Hände kalt und feucht,
Angstschweiß kann sich zudem auch anderswo am Körper bemerkbar
machen.
Dann verliert das Gesicht seine Farbe, der Mund ist trocken und es
folgt ein bleierner, ängstlicher, bis hin zu von Panik gezeichneter
Gesichtsausdruck.
Stimme und Sprache klingen anders als sonst, etwa abgehetzt,
monoton oder piepsig, abgehackt, stockend oder stolpernd … Das
erzeugt keinesfalls den Eindruck von Souveränität.
Der berühmte Frosch im Hals veranlasst Sie zu ständigem Räuspern.
Sie haben das Gefühl, dass jegliche Vorbereitungen umsonst waren.
Schlimmer noch: Sie haben ein Blackout! Plötzlich fällt Ihnen nichts
mehr ein.
Sie zappeln mit dem Körper und zeigen eventuell das berühmte
Fluchtbein, bei dem eine Fußspitze zu einer Raumöffnung gerichtet ist,
oder andere Signale für Fluchtbereitschaft siehe >.
Noch dazu fuchteln Sie mit den Unterarmen, während Sie die
Oberarme an den Körper pressen, Sie klammern sich am Rednerpult,
am Tisch oder an den Stuhllehnen fest siehe >.
Möglicherweise spielen Sie mit einem Kugelschreiber, einem Blatt
Papier oder verkeilen die Hände ineinander.
Es folgen steife, hektische und kleine, unkontrollierte Bewegungen.
Vielleicht scheinen Sie sogar in Ihrem Bewegungsablauf zu erstarren.
Sie ziehen den Kopf ein, um den verwundbaren Hals zu schützen.
Nacken, Halsbereich und Kopf sind dadurch steif, die Augen blicken
ängstlich nach links und rechts.
MEIN PERSÖNLICHER TIPP
FESTER BLICKPUNKT
Wenn Sie in einer Stresssituation vor Publikum,
wie etwa zu Beginn eines Vortrags, Ihren Blick
nervös über Ihre versammelten Zuhörer
schweifen lassen, sorgt das garantiert für noch
mehr Lampenfieber. Der Grund: Die meisten
Informationen nehmen wir über den visuellen
Sinneskanal auf – in stressigen Situationen
strömen so 1,4 Millionen Informationen pro
Sekunde auf uns ein. Der schweifende
Publikumsblick ist deshalb alles andere als ratsam, weil uns die vielen
unterschiedlichen Informationen, die in diesem Moment auf uns
einprasseln, nur noch nervöser machen. Darum besser den Blick gezielt
wandern lassen, ihn jeweils einige Sekunden lang auf einem Punkt oder
einer Person ruhen lassen und alles andere ausblenden.
Alles halb so wild!
Auch wenn Ihnen die links beschriebene Situation wie eine Szene aus
einem Horrorfilm erscheint – tatsächlich ist es zumindest nach außen hin
halb so schlimm: Unser Gegenüber nimmt nur ein Achtel von diesen
körperlichen Reaktionen wahr.
Der berühmte US-Talkmaster Dick Cavett, der vor jedem Auftritt mit seiner
Aufregung zu kämpfen hatte, beschrieb es so: »Wenn Sie innerlich ein
bisschen nervös sind, so sieht das kein Mensch. Wenn Sie innerlich total
außer Kontrolle geraten sind, dann wirken Sie nur ein wenig bekümmert …
Ihre Nerven mögen Ihnen tausend Elektroschocks verpassen, der Zuschauer
sieht tatsächlich nur ein paar Zuckungen.« Allein dieses Wissen ist doch
sehr beruhigend, finden Sie nicht?
Hinzu kommt, dass viele Menschen bei hoher Anspannung die besten
Leistungen erzielen. Denn unser Körper reagiert auf solche
Stresssituationen, indem er zusätzliche Energie mobilisiert. Umso schöner
ist die an die Stresssituation anschließende Entspannung: Die
Stresshormone wurden durch erfolgreiches Handeln abgebaut und unser
Körper belohnt uns mit der großzügigen Ausschüttung von
»Glückshormonen«.
Somit muss Lampenfieber nicht unbedingt ein Problem sein. Sie sollten
aufregende Situationen vielmehr als Herausforderungen sehen, die Sie
meistern können.
INFO
WER WAGT, GEWINNT
Machen Sie sich bewusst, welche Situationen und Ereignisse es konkret
sind, die bei Ihnen Aufregung und ein mulmiges Gefühl hervorrufen.
Konfrontieren Sie sich dann bewusst mit Ihren Unsicherheiten. Nutzen
Sie jede Gelegenheit zum Üben! Das, was uns am schwersten fällt, birgt
oft eine bedeutende Entwicklungsaufgabe und damit ein großes
Potenzial. Nutzen Sie Lampenfieber und Co künftig im positiven Sinne!
GEERDET UND LOCKER
Spielen Sie Lampenfiebersituationen zuvor möglichst ein paarmal
durch, dann können Sie am Tag X auf bereits vertraute positive
Bewegungsmuster zurückgreifen. Hier sehen Sie, worauf es besonders
ankommt.
INFO
LAND DES LÄCHELNS?
Asien wird gerne als Land des Lächelns bezeichnet. Japaner allerdings
lächeln äußerst wenig – aber nicht, weil sie notorisch unglücklich,
missmutig oder humorlos sind! Es schickt sich in vielen asiatischen
Kulturen einfach nicht, Emotionen zu zeigen, sei es Freude, Wut oder
Angst. Tut man es doch, »verliert man sein Gesicht«. Japanische Männer
lachen nicht in der Öffentlichkeit und Frauen zeigen beim Lachen nicht
ihre Zähne.
Was also in westlichen Kulturen selbstverständlich zum mimischen
Repertoire zählt, setzt sich im Fernen Osten nur langsam durch, wird aber
mittlerweile toleriert. Weil die positive Wirkung des Lächelns für den
Körper (die Bildung von Glückshormonen) inzwischen erkannt und
anerkannt wird, ist man in Japan nun sogar bestrebt, im Sinne der
Gesundheitsvorsorge das Lächeln zu trainieren.
In Japan begrüßt oder entschuldigt man sich oft noch mit einer Verbeugung.
Besondere Begrüßungen
Die richtige oder falsche Begrüßung kann für den weiteren Verlauf eines
grenzüberschreitenden Kontakts von Bedeutung sein. Während ein
klassischer Handschlag im westlichen Kulturkreis – bei Deutschen und
Amerikanern gern fester, bei Franzosen lieber softer und in Kombination
mit Wangenküsschen – als gängiges Willkommensritual gilt, werden bei der
Namaste-Begrüßung (in Indien und vielen Teilen Asiens üblich) die
Handflächen in Herznähe zusammengelegt, der Kopf wird leicht gesenkt.
Ganz ähnlich wird im Mittleren Osten und in Lateinamerika häufig eine
Hand auf die andere gelegt.
Eine Mischung aus beidem entspricht dagegen in etwa der typisch
japanischen Begrüßung, zu der eine leichte Verbeugung und ein Handschlag
gehören. Um hier keinen Fauxpas zu begehen, kommt es vor allem auf die
richtige Distanz zum Gegenüber an. Ein Abstand von einer Armlänge ist
Pflicht. Die Verbeugung sollte außerdem der Beziehung entsprechen: Wer
in der Hierarchie etwa aufgrund des Alters oder der gesellschaftlichen
Stellung niedriger steht, verbeugt sich tiefer und richtet sich erst auf, wenn
der »Ranghöhere« es tut. Generell liegt man bei den meisten Gelegenheiten
mit einer mitteltiefen Verbeugung richtig. Menschen aus dem Westen
sollten also beim ersten Kontakt Abstand halten und sie sollten sich den
Knochenbrecherhändedruck abgewöhnen.
Alltagsgesten verstehen
Kleine Bewegungen zur Verständigung sprechen im täglichen Leben in den
Ländern der Welt unterschiedliche Sprachen.
Ja oder Nein?
Wer auf der Suche nach einem klaren »Ja« oder »Nein« ist, sollte sich auf
internationalem Terrain auch nonverbal mehrsprachig bewegen. Zwar wird
ein Nicken als Zeichen der Zustimmung weltweit als solches verstanden, es
gibt aber auch Regionen, wo ein leichtes Hin-und-her-Wiegen des Kopfes
dasselbe bedeutet, etwa Indien, Pakistan, Nordgriechenland, Bulgarien oder
Finnland.
Noch variantenreicher verhält es sich in puncto Ablehnung: Neben dem
universell verständlichen Kopfschütteln oder Abwinken mit der Hand
existieren weitere weit verbreitete Signale der Verneinung, etwa das
Abwinken nur mit dem Zeigefinger oder das Überkreuzen der Hände.
Zudem gibt es auch hier regionale Spezialitäten wie das Zurückwerfen des
Kopfes (etwa in Äthiopien, Griechenland, der Türkei und Süditalien), das
griechische Hochziehen der Augenbrauen oder die süditalienische /
sardische Spezialität, die Hand am Kinn hochzuschnippen.
In Japan gilt es als Verneinung, mit der Hand zu fächeln. Im Gespräch
gehört es dort übrigens zum guten Ton, dass man nicht direkt »Nein« sagt,
sondern etwas wie »Darüber müssen wir noch einmal reden«. Oder man
sagt gar »Ja«, obwohl man »Nein« meint. In der japanischen Kultur ist
Harmonie wichtiger als eine offene Antwort.
Eindeutig zweideutig
Sind in puncto internationaler Mimik nicht ganz so viele Fettnäpfchen
aufgestellt, ist die Gefahr, mit einer scheinbar harmlosen Geste
grenzübergreifend komplett missverstanden zu werden, deutlich größer.
Zwar existieren sehr viele Gesten, die wir tagtäglich und ganz
selbstverständlich gebrauchen, auch in anderen Nationen. Sehr häufig hat
jedoch ein und dieselbe Geste in einem anderen Kulturkreis eine völlig
andere Bedeutung. Automatisch davon auszugehen, dass ein gleiches
Körpersignal auch überall gleich zu deuten ist, kann also mitunter zu
peinlichen Missverständnissen führen.
VORSICHT, FETTNÄPFCHEN!
Ein mit Daumen und Zeigefinger geformtes »O« gilt zum Beispiel in
Nordamerika und Europa als positives und zustimmendes Zeichen. Japaner
symbolisieren auf diese Weise Geld. Zeigt ein Europäer einer Japanerin ein
geformtes »O«, dann könnte dies zweierlei heißen: »Nimm mich, ich habe
Geld« oder »Ich nehme dich, du hast wohl Geld«.
In Frankreich, Belgien und Tunesien dagegen erkennt man in dieser
Handbewegung die Form einer Null und versteht darunter eine Geste, die
etwas als wertlos einordnet. In Malta, Tunesien, Griechenland, der Türkei,
Russland, Teilen Südamerikas sowie im Nahen Osten zählt das gestische
»O« gar als äußerst obszöne und beleidigende Geste.
Der nach oben zeigende Daumen, der in Deutschland wie fast überall als
Zeichen der Anerkennung gilt, wird zum Beispiel in Australien und Nigeria
als Aufforderung gedeutet, zu verschwinden.
Das Victory-Zeichen, bei dem Zeige- und Mittelfinger V-förmig nach oben
gestreckt werden und das hierzulande als Symbol für »Sieg« oder
»Frieden« gilt, gibt in Großbritannien und Australien jemandem auf sehr
unhöfliche Weise zu verstehen, dass seine Gegenwart nicht mehr erwünscht
ist.
INFO
»KOMM MAL HER!«
Das Herbeiwinken von jemandem wird in Spanien, Portugal, Süditalien,
Lateinamerika, dem Vorderen Orient, Nordafrika und auf dem südlichen
Balkan mit nach unten gekehrter Handfläche ausgeführt, also genau
umgekehrt wie in deutschsprachigen und vielen anderen Ländern.
Wie viel Berührung ist angemessen?
Auch die Frage, ob und wie häufig der andere berührt werden darf, kann
durchaus zum nonverbalen Stolperstein werden. Das Bedürfnis, seinen
Gesprächspartner zu berühren, beziehungsweise die Akzeptanz dafür ist in
verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich stark ausgeprägt.
Ist es beispielsweise in südamerikanischen Gefilden durchaus üblich, einen
Gesprächspartner rund 180-mal in der Stunde zu berühren, würde dies unter
anderem in Nordeuropa höchstwahrscheinlich als überaus aufdringlich,
wenn nicht gar als Belästigung empfunden werden. Ein Südamerikaner
könnte umgekehrt beim »typisch nordeuropäischen« Gespräch mit geringer
Berührungsintensität den Eindruck bekommen, er sei dem Gegenüber
unsympathisch.
Prinzipiell sehr kontaktreiche Kulturen gibt es vor allem in arabischen
Ländern, in Lateinamerika sowie einigen nordamerikanischen und
afrikanischen Kulturen. Auch in Griechenland und der Türkei berührt man
sich häufig. Allerdings ist vielerorts das Berühren nur unter Männern
beziehungsweise unter Frauen akzeptiert und ratsam.
Als eher kontaktarm dagegen gelten Nordeuropa, die USA, Kanada und
Asien.
Informieren Sie sich im Zweifelsfall vor einer Reise im Reiseführer oder
übers Internet über die Gepflogenheiten an Ihrem Ziel.
INFO
KÜSS DIE HAND!
Über einen Handkuss nach alter Schule können Frauen sich auch heute
noch in Europa (etwa in Frankreich, Österreich oder Polen) und in
Lateinamerika freuen. In Marokko ist es gar üblich, sich gegenseitig die
Hände zu küssen, eine solche Begrüßung als »Anmache« zu verstehen,
wäre dem männlichen Begrüßungspartner gegenüber also ungerecht. In
der Türkei küsst man Verwandten, dem Lehrer oder sonstigen
Respektspersonen die Hand zur Ehrerbietung – aber stets nur »von jünger
nach älter«!
Überall passend: freundliche Zurückhaltung
Mit welcher Körpersprache geht man in puncto internationaler
Kommunikation – besonders mit einem Gesprächspartner des anderen
Geschlechts – auf Nummer sicher, ohne vorher das jeweilige nonverbale
Vokabular auswendig zu lernen? Am ratsamsten erscheint hier die Strategie
der sparsamen Gestik und Mimik. Denn: Je zurückhaltender – dabei immer
zugewandt und höflich – die eigene Körpersprache ausfällt, desto weniger
kann sie missverstanden werden. Ansonsten bleibt nur, sich auf den Instinkt
zu verlassen, zu beobachten und zu lernen.
Gegenseitige Akzeptanz
In ein anderes Land zu reisen bedeutet, eine andere Kultur mit zahlreichen
neuen »Etiketten« zu betreten. Befassen Sie sich mit den kulturellen
Standards, den Werten, den gesellschaftlichen Normen und
körpersprachlichen Reaktionen. Diese Unterschiede zu (er)kennen, ist auch
und besonders auf Reisen die Voraussetzung für erfolgreiche
Kommunikation. Zeigen Sie Ihre Bereitschaft, sich anzupassen und lernen
zu wollen, so ernten Sie Akzeptanz und Toleranz.
Üben Sie sich in Empathie, Einfühlungs- vermögen, Akzeptanz und
Neugier.
Freuen Sie sich, andere Länder, Kulturen und Menschen
kennenzulernen. Ihre Freude ist spürbar und sichtbar!
Beurteilen Sie nicht einzelne Signale isoliert und schematisch, sondern
nur im Zusammenhang. Achten Sie stets auf das Zusammenwirken
von Körpersprache, Sprache, Situation, Kultur und der individuellen
Persönlichkeit des anderen.
Seien Sie sich immer auch Ihrer eigenen Gefühle und den daraus
folgenden Signalen bewusst. Denken Sie daran, dass auch Ihr
Gegenüber mit Ihren kulturell bedingten Eigenheiten umgehen muss.
Versuchen Sie unvoreingenommen zu sein und den anderen nicht
voreilig in eine Schublade zu stecken.
FLIRT UND PARTNERSCHAFT
VON GEGENSEITIGEM INTERESSE UND ERSTER
VERLIEBTHEIT BIS HIN ZUR INNIGEN LIEBE IN EINER
BESTÄNDIGEN PARTNERSCHAFT: DAS HÖCHSTE DER
GEFÜHLE ZEIGT SICH IN SEHR VIELEN FACETTEN.
DAS KLEINE FLIRT-EINMALEINS
Beim Kennenlernen und zu Beginn einer Beziehung kann die
Körpersprache besonders viel preisgeben, denn wir achten äußerst
feinfühlig auf Signale von Interesse oder Ablehnung. Zugleich wollen wir
selbst Signale von Attraktivität aussenden, wollen vorteilhaft und betörend
wirken.
Der spannende erste Schritt der Kontaktaufnahme ist der Flirt – ein
ungezwungenes, spontanes und zunächst unverbindliches Spiel mit der
gegenseitigen Anziehungskraft. Ein Flirt kann eröffnet werden durch
Blickkontakt, Smalltalk, eine hilfreiche Handlung wie jemandem die Tür
aufzuhalten, etwas zu erklären oder etwas tragen zu helfen.
Vor der Annäherung auch mithilfe körpersprachlicher Signale treiben uns
die Fragen um, welche Art der Kontaktaufnahme wohl passend ist – und
was wir tun, wenn wir gleich »einen Korb bekommen«.
INFO
EINFACH NUR »HALLO«
Wer hätte das gedacht: Laut einer Umfrage der amerikanischen
Zeitschrift »Parade« haben Männer mit einem einfachen »Hallo« und
einem freundlichen Lächeln in 71 Prozent der Fälle Erfolg, Frauen
verzeichnen sogar eine Erfolgsquote von nahezu 100 Prozent mit dieser
kurzen Gesprächseröffnung.
INFO
GUT ZU WISSEN …
Ein Mann will immer als Sieger vom Platz gehen. Also sammelt er
möglichst viele Signale, bis er sich ganz sicher ist, dass er keine Abfuhr
bekommt. Damit er Mut fasst, braucht er also viele klare Flirtsignale.
Eine Frau scheut oft davor zurück, ein klares Nein zu signalisieren, etwa
durch Abstandhalten oder Abbrechen des Blickkontakts. Sie flirtet aus
Höflichkeit mit, führt ein Gespräch weiter, obwohl es sie langweilt, oder
lächelt, obwohl sie nicht interessiert ist.
Zur Erinnerung …
Körpersprache ist die Sprache des ganzen Körpers. Wenn Sie ein Signal als
Ablehnung empfinden, muss das noch lange nicht heißen, dass er oder sie
Sie nicht mag. Es kann sich zum Beispiel auch um Schüchternheit handeln,
oder das Signal ist (etwa in einer Situation mit mehreren Anwesenden) auf
etwas anderes bezogen. Beobachten Sie aufmerksam und hören Sie auf Ihre
Intuition!
Und wenn es Liebe ist?
Die Liebe auf den ersten Blick muss es geben. Bei einer Umfrage von TNS
Emnid gaben knapp 50 Prozent der Befragten an, sie sei ihnen schon einmal
widerfahren. Der Anthropologe David Givens sagt dazu: »Liebe auf den
ersten Blick ist nichts anderes als eine körperliche Reaktion, die bei
Blickkontakt spezifische Veränderungen im Gehirn auslöst.« Diese
körperliche Anziehung sei in der Mutter-Kind-Bindung verwurzelt. Givens
schreibt auch, dass bestimmte Hirnareale betroffen sind, wobei ein so
starker »Blitzschlag« ausgelöst wird, dass die Beteiligten in Liebe
zueinander entbrennen, ohne ein Wort miteinander gesprochen zu haben.
VORSICHT, FLIRTKILLER!
Eine Umfrage unter Männern und Frauen brachte zum Vorschein,
durch welche Verhaltensweisen ihres Gegenübers sie besonders schnell
die Lust an einem Flirt verlieren.
Er sucht sie
Männer setzen sich beim Flirten mit wenigen, aber deutlichen Gesten in
Pose. Dass ein Mann an Ihnen interessiert ist, erkennen Sie beispielsweise
an folgenden Signalen:
Wenn er in Ihrer Gegenwart sogenannte Putzbewegungen zeigt, wie
zum Beispiel das Wegschnippen oder -wischen von imaginären
Fusseln vom Ärmel oder von der Schulter, ist er offensichtlich darum
bemüht, einen guten Eindruck auf Sie zu machen.
Auch der kontrollierende Griff in die Haare, das Zurechtrücken der
Krawatte oder des Kragens sind sichere Anzeichen dafür, dass Ihr
Flirtpartner gut rüberkommen und beeindrucken möchte.
Je näher ein Mann seiner Flirtpartnerin kommt, desto häufiger lassen
sich in seinen Bewegungen Ersatzberührungen erkennen: Das sind
Berührungen, die nicht unbedingt erforderlich sind, also aus Nervosität
geschehen. Damit zeigt er eindeutig, dass er aufgeregt ist, weil er
ernsthaft interessiert ist. Eine solche Ersatzberührung ist zum Beispiel
das Reiben der Nasenflügel. Aber dazu gehört auch, wenn sich jemand
im Gesicht kratzt oder mit herumliegenden Utensilien wie
beispielsweise einem Feuerzeug oder Stift spielt. Auch, wenn Männer
plötzlich anfangen, sich durch den Bart zu fahren, ist das ein
eindeutiges Zeichen für Nervosität und Interesse.
Brust raus, die Füße beckenbreit auseinander und die Daumen werden
hinter den Gürtel oder in die Hosentaschen gesteckt? Diese Cowboy-
Haltung soll Selbstbewusstsein und Männlichkeit demons- trieren, um
für Sie anziehend zu wirken und Ihnen zu imponieren. Wird zusätzlich
das Kinn nach vorn geschoben, möchte dieser Mann einen souveränen
und starken Eindruck auf Sie machen. Wenn er dabei auch noch seine
Muskeln sichtbar streckt und dehnt, will er Ihnen seine ganze Kraft
beweisen und Sie damit auf seine hervorragenden Qualitäten als
Beschützer aufmerksam machen. Dieser Mann möchte Ihre Gunst
gewinnen, so viel steht fest!
Ein Mann sitzt Ihnen breitbeinig gegenüber und wendet sich Ihnen mit
seinem Körper direkt zu? Dann ist er höchstwahrscheinlich an Ihnen
interessiert.
Sie haben bereits erste Zeichen für sein Interesse bemerkt – einen
langen Blick vielleicht oder ein nettes Lächeln? Doch seitdem würdigt
er Sie keines Blickes mehr und beschäftigt sich stattdessen lieber mit
seinem Handy oder seinem Kaffee? Keine Sorge, er hat sein Interesse
wohl nicht plötzlich verloren, sondern tüftelt vielleicht an Schritt zwei.
Möglicherweise benötigt er jetzt auch ein wenig Ermutigung Ihrerseits.
Also entweder warten Sie noch ab oder Sie ergreifen selbst die
Initiative.
Sie sucht ihn
Während Männer beim Flirten vor allem auf einen souveränen und
selbstbewussten Auftritt bedacht sind, also eher eine statische
Körpersprache zeigen, verfügen Frauen über ein deutlich breiteres
Werberepertoire mit viel mehr Gesten. An diesen Zeichen erkennen Sie, ob
die unbekannte Schöne möglicherweise etwas für Sie übrig hat:
Ebenso wie Männer eine selbstsichere Haltung einnehmen, mit der sie
imponieren wollen, zeigen sich auch Frauen beim Flirten von ihrer
besten Seite: Sie halten sich aufrecht, nehmen die Schultern gerade
nach hinten und legen den Kopf für ein verführerisches Lächeln leicht
schräg.
Ein typischer, wenn auch meist unbewusst ausgeführter Flirttrick, um
verführerisch auszusehen, ist das sogenannte Flip-Signal, bei dem die
Frau ihre Haare schwungvoll nach hinten wirft und dabei den Hals
beziehungsweise die Halsschlagader als ihre verwundbarste Stelle
entblößt. Dadurch signalisiert sie einerseits Schwäche und versucht
den Beschützerinstinkt in Ihnen zu wecken. Gleichzeitig vermittelt sie
damit den Eindruck, dass sie Temperament hat und stolz auf sich ist.
Sie merken: Viele Flirtsignale stammen noch aus Urzeiten, als Körperkraft
überlebenswichtig war. Gerade dieses instinktive Handeln macht das Flirten
ja so aufregend.
Auch andere weibliche Flirtsignale haben vor allem den Zweck, auf
ein männliches Gegenüber attraktiv, weiblich und zart zu wirken. Dazu
gehört zum Beispiel ein leicht geöffneter Mund mit befeuchteten
Lippen oder ein kurzer Griff ans Ohrläppchen, um das zarte
Handgelenk zu zeigen, oder auch eine Hand an der Hüfte, um diese zu
betonen.
Ganz wichtig bei der weiblichen Flirttaktik sind die sogenannten
autoerotischen Gesten, also Berührungen des eigenen Körpers. Wenn
eine Frau sich in Ihrer Gegenwart beispielsweise über den Hals, die
Oberarme oder die Oberschenkel streicht, versucht sie möglicherweise
unbewusst, Sie dazu zu verlocken, diese Berührungen selbst ausführen
zu wollen.
Wenn uns etwas interessiert oder wenn wir etwas gerne haben
möchten, machen wir oft große Augen – vor Begeisterung und auch,
um möglichst viel davon zu sehen. Genauso ist es beim Flirten: Blickt
eine Frau Sie mit weit geöffneten Augen an, hat sie
höchstwahrscheinlich Interesse an Ihnen. Reagiert sie auf Ihre witzigen
Bemerkungen mit einem lauten, überschwänglichen Lachen, möchte
sie Ihnen gefallen und Ihre Sympathie gewinnen. Doch auch wenn sie
verlegen lächelt und dabei das Gesicht abwendet, kann das Interesse
bedeuten, falls sie etwas unsicher oder schüchtern ist oder so wirken
will, um Ihren Beschützerinstinkt zu wecken.
Natürlich wissen Frauen, wie sie auch im Sitzen gut aussehen:
Besonders anmutig wirkt es, wenn sie ihre Beine leicht schräg stellen
und die Knie sich dabei berühren – genau so, wie man es aus alten
Filmklassikern kennt. Nimmt eine Frau diese Haltung für Sie ein,
können Sie sich ihres Interesses fast sicher sein.
Wenn die Frau beim Plaudern ihre Beine übereinanderschlägt und das
obere Bein beziehungsweise den Fuß in Ihre Richtung dreht, ist die
Aussage klar: »Ich bin interessiert!« Zudem signalisiert sie Ihnen mit
dieser Körperhaltung, dass sie entspannt ist und sich in Ihrer
Anwesenheit wohlfühlt – ein schöneres Kompliment könnte sie Ihnen
gar nicht machen!
Natürlich drücken sich die Flirtsignale bei jeder Frau und jedem Mann
etwas anders aus, schließlich ist Flirten auch Typsache.
TIPP
DER VATER DES GEDANKENS …
Wie unmissverständlich auch immer Ihnen die Flirtsignale einer Person
erscheinen – fallen Sie nie mit der Tür ins Haus. Wer A sagt, muss eben
nicht unbedingt auch B sagen! Bei aller Zugewandtheit machen Sie mit
aufmerksamer und respektvoller Zurückhaltung stets die beste Figur.
Universelle Flirtsignale
Neben den Signalen, mit deren Hilfe sich Frauen besonders weiblich und
Männer besonders männlich zu präsentieren versuchen, gibt es natürlich
noch weitere Zeichen. Die folgenden Signale und Gesten – egal, ob von
Frau oder Mann – zeigen eindeutig ein Interesse am Gegenüber:
Blickkontakt bedeutet immer positive Aufmerksamkeit. Besonders ein
Blick in die Augen, der länger als drei Sekunden dauert, weist auf
eindeutiges Interesse hin. Man schaut hin, schaut weg und schaut
wieder hin, um zu sehen, ob der andere den eigenen Blick bemerkt hat.
Dieses Spiel geht so lange, bis sich einer der beiden traut, den ersten
Schritt zu machen und den anderen anzusprechen.
Zeigt Ihr Gesprächspartner am Tisch seine Handinnenflächen? Dieses
zufällige Öffnen der Hände heißt: »Ich bin bereit, mich zu öffnen, dir
etwas zu geben.« Auch wenn sich eine Hand oder ein Fuß ein wenig in
Richtung des Flirtpartners bewegt, bedeutet das fast immer: »Ich bin
einem Kontakt nicht abgeneigt.«
Hat Ihr Flirtpartner eine Position eingenommen, bei der er Ihnen
seinen kompletten Körper zuwendet? Dann signalisiert er Ihnen: »Ich
bin offen für dich.« Das gilt im Übrigen selbst dann, wenn der oder die
Betreffende dabei in diesem Augenblick nicht mit Ihnen, sondern mit
einer anderen Person spricht.
DISTANZBEDÜRFNIS ERSPÜREN
Jeder Mensch hat seine ganz persönliche Distanzzone: Diese hält er selbst
ein, und genau das erwartet er auch von seinen Mitmenschen siehe auch >.
In unserem Kulturkreis entspricht diese Distanzzone in der Regel etwa dem
Radius einer Armlänge. Wer diese Grenze bewusst überschreitet, indem er
beispielsweise im Gespräch den Unterarm seines Flirtpartners berührt, zeigt
damit seinen Wunsch, dem anderen näher zu kommen und ihn zu
beschützen. Das kann bei gegenseitigem Interesse eine durchaus positive
Wirkung auf Ihr Gegenüber haben – bei manchen Menschen ist so eine
Berührung unter Umständen aber schon zu viel des Guten. Seien Sie
deshalb zunächst lieber zurückhaltend damit und tasten Sie sich langsam
heran!
DER HARMONIEFAKTOR
Ob ein Flirt erfolgreich oder enttäuschend verläuft, zeigen sowohl die Art
der Bewegungen als auch bestimmte körpersprachliche Signale. Je
komplexer und individueller das Bewegungsmuster beider Flirtpartner ist,
desto erfolgreicher verläuft die Annäherung. Im besten Fall entwickelt ein
Flirtpaar in nur vier Minuten eine eigene Choreographie: Finden zwei
Personen Interesse aneinander, beginnen sie ihre Körpersprache zu
synchronisieren und sich – aufgrund von Impulsen sogenannter
Spiegelneurone im Gehirn – in ihren Gesten zu spiegeln. Sicher haben Sie
das schon erlebt: Ein Paar sitzt sich gegenüber, die Köpfe in die Hände
gestützt, und die beiden schmachten einander an – in dieser Situation zeigt
sich die Synchronizität am deutlichsten.
Mit einem schüchternen Blick haben Sie die Angehimmelte schon fast
für sich gewonnen. Schauen Sie sie mit geneigtem Kopf lächelnd an.
Das signalisiert Interesse und zugleich Vertrauen, denn Sie zeigen Ihre
weiche, verletzliche Seite.
Als souveräner Gentleman begleiten Sie sie beim Abschied zur Tür.
Während Sie ihr den Vortritt lassen, berühren Sie leicht ihre untere
Rückenpartie und schirmen sie mit Ihrer Schulter schützend ab.
Besonders romantisch: Küssen Sie sie zur Verabschiedung leicht auf
die Schläfe – so geben Sie ihr ein Gefühl von Sicherheit und
Geborgenheit mit auf den Weg.
Gleicher Planet, verschiedene Welten?
»Männer & Frauen passen einfach nicht zusammen« heißt ein Buch des
wunderbaren Humoristen Loriot. Es stimmt: Männer und Frauen
kommunizieren in vielen Bereichen anders – sowohl verbal als auch
nonverbal. Darum sind Missverständnisse fast unvermeidlich.
Fehlinterpretationen der Körpersprache sind häufig der Grund, dass ein
Mann und eine Frau gleich die Flinte ins Korn werfen, obwohl sie
eigentlich gut zusammenpassen würden.
INFO
MÄNNER DENKEN IMMER NUR AN DAS EINE?
Es klingt wie ein altes Vorurteil, doch Studien belegen, dass Männer die
Neigung haben, in die Freundlichkeit und das Lächeln einer Frau
sexuelles Interesse hineinzuinterpretieren. Dies ist darauf
zurückzuführen, dass Sex für Männer durch ihre Hormonlage
(Testosteron!) eine viel größere Rolle spielt als für Frauen. Kein Wunder,
dass dies oft zu Ärger und Enttäuschungen führt.
Allein aufgrund rein äußerlicher Merkmale fällen wir nach gerade mal
zehn Millisekunden ein erstes Urteil über eine fremde Person siehe >.
Doch was empfinden wir eigentlich als wirklich anziehend? Natürlich
haben sich die Schönheitsideale im Lauf der Zeit gewandelt – so
manche Details sind jedoch nach wie vor aktuell und sprechen unsere
Urinstinkte an.
WAS MÄNNER MAGISCH ANZIEHT
Ein wohlgerundeter Körper. Dieser ist ein Zeichen für Gesundheit und
signalisiert dem männlichen Instinkt seit Anbeginn der Menschheit,
dass diese Frau in der Lage ist, Kinder zu gebären. Wussten Sie, dass
Marilyn Monroe Konfektionsgröße 42 trug? Schlanke Taille und ein
wohlgeformter Po. Die »Sanduhr-Figur« gilt als extrem weiblich: Eine
schmale Taille betont rundliche Hüften und einen Apfelpo. Die
individuellen Proportionen sind zwar grundsätzlich genetisch
vorgegeben, regelmäßiges Training der Körpermitte steigert aber das
gute Aussehen ebenso wie das Selbstbewusstsein und das gute
Körpergefühl – beste Voraussetzungen für eine hinreißende
Ausstrahlung!
Flacher Bauch. Ein flacher, fester Bauch sendet ein eindeutiges Signal:
»Ich bin nicht schwanger und noch zu haben.« Bauchtraining sorgt
auch für eine gute Haltung!
Ein schön hervorgehobener Busen. Nach wie vor ist die weibliche
Brust das Lieblingsobjekt des Mannes. Ob groß, ob klein, jeder Busen
lässt sich mit geeigneter Kleidung reizvoll hervorheben.
Viel Bein. Je mehr Bein ein Mann sehen kann und je länger die Beine
einer Frau wirken, desto anziehender wirkt sie auf ihn. Das erklärt die
Wirkung hochhackiger Pumps: Sie verlängern die Beine und lassen die
Füße kleiner aussehen, drücken den Rücken leicht ins Hohlkreuz,
heben den Po hervor und schieben das Becken nach vorn. Zudem wird
automatisch die Wadenmuskulatur angespannt, und das gilt als Signal
für sexuelle Erregung. Studien belegen außerdem, dass Frauen oft
unbewusst in der Zeit ihres Eisprungs kürzere Röcke und höhere
Absätze wählen.
Sinnlicher Mund. Tragen Sie ruhig Lippenstift in einem leuchtenden,
gut zu Ihrem Teint passenden Farbton auf. In einem fruchtigen Rotton
leuchtende Lippen sind eines der stärksten sexuellen Signale, die eine
Frau aussenden kann.
Augen als Blickfang. Große Augen wirken attraktiv. Sie sind Teil des
sogenannten Kindchenschemas, das bei anderen den uralten
Beschützerinstinkt weckt. Der Effekt großer Augen lässt sich auch
leicht mithilfe von Augen-Make-up hervorrufen.
Kleine Nase. Die niedliche Stupsnase von Babys oder Kleinkindern
gehört ebenfalls zum Kindchenschema (siehe oben >). Aber natürlich
sollten Sie in jedem Fall zu Ihrer Nasenform stehen, denn
Selbstbewusstsein ist die Grundlage der Attraktivität!
Anmutiger Hals. Betonen Sie Ihren Hals, etwa mit einem V-Ausschnitt
und einer zarten Halskette. Zum Anbeißen!
Offenes Haar. Gepflegte, glänzende und nicht mit Haargummis und -
spangen gezähmte Haare sind eines der stärksten Si- gnale für
Weiblichkeit.
Hand in Hand
Was wäre eine Beziehung ohne Händchenhalten? Diese Geste wirkt so
simpel und drückt doch so viel aus: Verbundenheit, Zusammengehörigkeit
und Schutz. Doch bei näherem Hinsehen lassen sich einige Unterschiede in
der Art des Händchenhaltens erkennen, die sehr viel über eine Beziehung
verraten können:
Wer nur die Fingerspitzen der oder des Liebsten berührt, geht auf
Abstand und will den anderen nicht so weit in das eigene Leben lassen.
Doch gerade bei Frauen kann es auch ein Zeichen von Schüchternheit
und Unsicherheit sein.
Wer dagegen seine Hand ganz mit der des Partners verschränkt,
beweist damit ein starkes Gefühl der Verbundenheit und Intimität.
Diese Geste zeigt der Außenwelt: »Dieser Mensch gehört (zu) mir!«
Sind die Hände beider Partner ineinander verknotet und gehen beide
auf gleicher Höhe, zeugt das von großer Harmonie in der Beziehung.
Läuft dabei jedoch einer von beiden ein Stück vor dem anderen, ist er
der Dominante in dieser Partnerschaft.
Das Gleiche ist zu beobachten, wenn die beiden Partner ihre Hände
nicht wie oben gezeigt ineinander verschränken, sondern einander nur
locker an der Hand halten. Derjenige, dessen Handrücken dabei nach
vorn zeigt, gibt in der Beziehung in der Regel den Ton an.
Statt seine Hand zu ergreifen, haken sich manche Frauen lieber bei
dem Mann an ihrer Seite ein und folgen damit unbewusst ihrem
Bedürfnis nach Schutz. Dazu gesellt sich ein gewisser Besitzanspruch,
wenn sie zusätzlich mit der anderen Hand seinen Arm hält.
Eine weitere Spielart, Verbundenheit zu demonstrieren, ist eine
Umarmung. Meistens bestimmt dabei der Mann die Art: Umarmt er sie
beispielsweise um die Hüfte oder legt seine Hand auf ihren Po,
strahlen beide große Intimität aus.
Legt der Mann den Arm um die Schultern seiner Begleiterin, zeigt sich
in dieser Geste sein Beschützerinstinkt: Er möchte sie auf diese Weise
von Kopf bis Fuß vor allen Gefahren bewahren.
Einen Besitzanspruch zeigt, wer den Arm um die Taille des Partners
legt und und ihn oder sie an sich zieht. Er zeigt damit, dass der andere
(zu) ihm gehört.
INFO
KÖRPERKONTAKT IST GESUND
Wie zum Beispiel Studien der University of Virginia belegen, haben
Berührungen allgemein eine direkte und positive Wirkung auf unser
Nervensystem. Eine intakte und harmonische Beziehung mit
regelmäßigem Körperkontakt – seien es auch nur kleine Gesten – kann
uns demnach vor Schmerzen und Stresshormonen schützen, die sich
schädlich auf das Immunsystem auswirken. Mit anderen Worten: Hat
man einen Partner, der einem die Hand hält – also für einen da ist –,
braucht man nicht mehr so sehr auf Gefahren zu achten und beginnt
instinktiv, sich sicher zu fühlen. Dieses Gefühl von Sicherheit und
Geborgenheit hat offensichtlich einen positiven Effekt auf unser
gesamtes psychisches und physisches Befinden. Ein Grund mehr, öfter
einmal kleine intime Gesten auszutauschen – wie zum Beispiel die Hand
Ihres Partners zu halten!
INFO
KUSSTRAINING
Bei einem leidenschaftlichen Kuss verbrennen Sie 15 Kalorien pro
Minute, 450 pro halbe Stunde. Bei vollem Kusseinsatz werden bis
zu 38 Muskeln trainiert und die Gesichtskonturen gestrafft. Zudem
fanden Wissenschaftler heraus: Küssen stimuliert die Nerven so, dass es
zu einer wahren Explosion im Körper kommt. Der Puls steigt, Kreislauf
und Stoffwechsel werden angeregt, Adrenalin und Glückshormone
ausgeschüttet.
INFO
MANN KÜSST ANDERS
97 Prozent der Frauen, aber nur ein Drittel der Männer schließen beim
Küssen die Augen. Frauen empfinden einen Kuss scheinbar intensiver
und finden ihn romantischer, wenn sie nicht durch äußere Einflüsse
abgelenkt werden. Bei Männern steigert der Anblick der Geliebten
offenbar die erotische Empfindung.
Schlafhaltung und Beziehungsstatus
In keiner anderen Situation schalten wir unsere bewusste Körpersprache so
sehr aus wie beim Schlafen. Unsere Schlafstellung, besonders im
Zusammenspiel mit dem Partner, kann viel über uns und die Beziehung
aussagen, weil sie unseren wahren und unbewussten Empfindungen in der
Partnerschaft entspricht. Wie ist es bei Ihnen? Möchten Sie (wieder) mehr
Nähe wagen?
Natürlich ist in einer Diskussion jeder schnell dabei, auf seinem Standpunkt
zu beharren und für die Argumente des anderen unzugänglich zu werden.
Zur Konfliktlösung trägt dieses Verhalten nicht bei. Signalisieren Sie Ihrem
Partner stattdessen Ihre Offenheit – selbst wenn Sie nicht seiner Meinung
sind. Mit einem echten und herzlichen Lächeln Ihrerseits können Sie ihn
vielleicht aus der Reserve locken. Wenn nicht, fragen Sie nach, warum Ihrer
besseren Hälfte nicht zum Lachen zumute ist. Wichtig ist dabei vor allem,
dass Sie Ihre Bereitschaft zeigen, auf den anderen zuzugehen und eine
gemeinsame Lösung zu finden.
Zeigen Sie beim Sprechen Ihre Handflächen und nicht Ihre
Handrücken.
Vermeiden Sie negative Armbewegungen, die von oben nach unten
verlaufen, und achten Sie stattdessen auf positive, aufwärts
verlaufende Gesten.
Wie schon beim Flirten geht auch beim Streiten nichts ohne
Blickkontakt. Halten Sie diesen unbedingt aufrecht, um die
Verbindung zwischen Ihnen aus körpersprachlicher Sicht nicht
komplett abreißen zu lassen. Noch dazu signalisieren Sie Ihrem
Partner durch einen festen Blick, dass es Ihnen ernst ist mit dem, was
Sie sagen.
Versöhnliche Haltung
Krisenprävention
Um Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen, sollten Sie die
Körpersprache Ihres Partners am besten immer aufmerksam beobachten.
Dann können Sie typische Anzeichen für eine kritische Phase in Ihrer
Beziehung rechtzeitig erkennen und entsprechend darauf reagieren.
Ein optimales Krisenpräventionsmittel ist außerdem Ihre eigene
Körpersprache: Senden Sie immer wieder positive Signale! Lassen Sie
Ihrem Partner täglich Zeichen der Aufmerksamkeit zukommen, denn auch
kleine Gesten zeigen große Wirkung.
TIPP
DAS DISTANZBEDÜRFNIS DES ANDEREN RESPEKTIEREN
Die Strategie, Nähe durch Berührungen wieder aufzubauen, hat nicht bei
jedem die gleiche positive Wirkung! Manche Menschen haben gerade
während einer Auseinandersetzung mit dem Partner das Bedürfnis nach
einem gewissen körperlichen Abstand. Sie drücken damit lediglich die
momentane emotionale Distanz aus. Gehen Sie in diesem Fall auch selbst
etwas auf Abstand. So zeigen Sie dem anderen, dass Sie seinen Wunsch
nach Distanz respektieren. Signalisieren Sie ihm Ihr Entgegenkommen
auf andere Weise: ein verständnisvoller Blick, ein warmes Lächeln,
positive Handbewegungen. Warten Sie so lange ab, bis Ihr Partner Ihnen
eindeutige Signale sendet, dass er wieder eine größere Nähe zulassen
möchte – körperlich und emotional. Dann lässt sich die
Meinungsverschiedenheit sicher schnell aus der Welt schaffen!
Den Alltag versüßen
Wer ist nicht begeistert von kleinen Überraschungen wie einem Strauß
Rosen, einer Einladung zum Lieblingsitaliener oder einem netten
Kompliment? Um dem Partner zu zeigen, wie viel er einem bedeutet,
braucht es aber nicht unbedingt große Geschenke; manchmal genügen auch
schon kleine Gesten, die unsere Gefühle zum Ausdruck bringen. So hat das
berühmte Ausei- nanderleben durch Beziehungskrisen und Alltagsfrust
keine Chance.
Die Liebe lebt von Zuwendung, Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit, guten Gesprächen … und
ganz besonders lebt sie vom gemeinsamen Lachen.
Überzeugend reden
Viele Manager, Vorstände oder Politiker verstehen es in perfekter Weise,
unangenehme Inhalte als Chancen darzustellen und ihre Zuhörer dabei auch
noch zu überzeugen. Wie das funktioniert? Ganz einfach: Diese Menschen
setzen unter anderem gezielt nonverbale Signale ein. Es gibt kaum einen
bedeutenden Politiker, der nicht seinen persönlichen Coach hat, und kaum
einen Manager in höheren Etagen, der nicht unzählige
Präsentationsseminare durchlaufen hat. Nur äußerst wenige Menschen
besitzen die besondere Gabe, ohne spezielles Training ihr Publikum
mitreißen zu können. Glauben Sie nicht an das Märchen vom geborenen
Redner. Reden lernt man durch Reden!
INFO
ÜBUNG MACHT DEN REDNER
Demosthenes, einer der ganz großen Redner im alten Griechenland, ist
nur durch seine harte Ausbildung weltberühmt geworden. Als er
beschloss, ein exzellenter Redner zu werden, erntete er von seinen
Zuhörern überwiegend Hohn und Spott. Denn er war kurzatmig, stotterte
und verschluckte Wörter. Doch er verfolgte sein Ziel konsequent und
übte, soviel er konnte: Den Berg emporkletternd sprach er in voller
Lautstärke lange Sätze vor sich her, er übertönte das stürmische Meer
und klemmte sich einen Stein zwischen die Zähne. So erreichte er
schließlich mit Konsequenz und Training sein Ziel. Er zählt zu den
größten Rednern des Altertums.
TIPP
LANGEWEILESIGNALE
Dass Ihre Zuhörer sich bereits geistig abgemeldet haben, erkennen Sie an
fehlendem Blickkontakt, gesenktem Kopf und einer leblosen Mimik.
Oder auch daran, dass der Arm den Kopf am Kinn stützt und der Körper
des Zuhörers schwer im Sessel hängt. Bei Langeweile wird auch gerne in
den Unterlagen geblättert, mit dem Smartphone gespielt oder mit dem
Sitznachbarn gesprochen.
Der Auftakt entscheidet
Ob Ihre Rede oder Präsentation ein Erfolg wird, ist in dem Augenblick, in
dem Sie die »Bühne« betreten, bereits entschieden. Schenken Sie deshalb
diesem Moment besondere Aufmerksamkeit – egal, ob es um einen Vortrag
auf einem Fachkongress oder eine Projektpräsentation im Team geht.
Besonders zu Beginn greift der sogenannte Halo-Effekt: Nehmen wir etwas
Positives am Redner wahr, dann sucht unser Gehirn automatisch nach
Indizien, die unseren positiven Eindruck bestätigen. Das funktioniert
natürlich auch andersherum! Der erste körpersprachliche Eindruck sollte
also souverän, positiv und sympathisch sein, dann ist der Erfolg schon halb
gesichert.
EMOTIONAL STARTEN
Anders als die Zuhörer, die sich im Zweifelsfall ablenken und anderweitig
beschäftigen können, ist der Redner vom ersten Moment an gefordert. Alle
Blicke sind auf ihn gerichtet und die Erwartungen des Publikums kann er
nur erahnen. Am Anfang spielen Fakten deshalb erst einmal keine Rolle,
sondern ausschließlich Emotionen!
Die Stimmung des Redners überträgt sich auf das Publikum – und die des
Publikums wiederum auf den Vortragenden. Wenn Redner das Gefühl
haben, sie werden vom Publikum getragen, erleben sie einen regelrechten
Rauschzustand, einen Flow, in dem alles wie von selbst läuft.
Menschen, die selbstbewusst, lebendig, strahlend und optimistisch
auftreten, erhalten schneller eine positive Resonanz und werden dadurch
unmittelbar in ihrem Auftreten gestärkt. Dieser positive Kreislauf aus
Botschaft und Feedback ist das Geheimnis jedes gelungenen Auftritts.
Authentisches Gesamtbild
Natürlich gilt es nicht nur den ersten Eindruck, sondern die gesamte
Wirkung des Auftritts optimal zu gestalten: Körpersprache, Stimme und
Inhalte sollen kongruent sein und ein authentisches und überzeugendes
Gesamtbild ergeben. Denn Redner, die das Gesagte nonverbal
unterstreichen, schaffen mehr Aufmerksamkeit. Redner, die moduliert
betonen, erzeugen mehr Gehör. Und Redner, die eine klare, strukturierte
und bildhafte Sprache verwenden, verankern das Gehörte im Kopf des
Zuhörers. Folgende körpersprachliche Tipps helfen Ihnen, sich und Ihren
Vortrag perfekt zu präsentieren:
GEZIELTE BEWEGUNGEN
Nichts wirkt unprofessioneller als eine unruhige und unkoordinierte
Körpersprache. Ruhe heißt das Zauberwort. Durch Ihre Gestik, Mimik und
Haltung sollten Sie diese Ruhe auf Ihre Zuhörer übertragen, indem Sie
souverän Ihren Standpunkt einnehmen. Von nun an gilt: Bleiben Sie nicht
wie versteinert stehen, aber laufen Sie auch nicht hektisch hin und her.
Setzen Sie gezielt Gesten ein, aber fuchteln Sie nicht herum.
Starke Signale
Wir alle reagieren auf die nonverbale Kommunikation eines
Gesprächspartners und ordnen die Person sofort in eine Schublade ein.
Folgerichtig verhalten wir uns entsprechend: Steht uns eine machtvolle
Person gegenüber und wir erkennen diese Macht an, fühlen wir uns kleiner.
Begegnen wir einer schwächeren Person, übernehmen wir die Führung. Bei
einem Gleichstarken erwarten wir eine Diskussion auf Augenhöhe.
Wir alle wissen, dass man sich nicht immer stark und mächtig fühlt,
selbst wenn man im Grunde gar kein schüchterner, zurückhaltender
Typ ist. Doch dies lässt sich bewusst steuern!
KÖRPERSPRACHE IM GRIFF
Warum das so ist? Physiologisch ist bei machtbewussten Menschen
das Testosteron (Dominanzhormon) stark und das Cortisol
(Stresshormon) schwach. Das Großartige daran: Wir können unseren
eigenen Hormonhaushalt beeinflussen, wie ein Experiment von Prof.
Amy Cuddy an der Harvard Business School bewies. Dabei sollten
Studenten zwei Minuten lang bestimmte Posen einnehmen und wurden
danach befragt, wie mächtig sie sich fühlten. Getestet wurden zum
einen typische Machtposen:
Füße auf den Tisch, Hände im Nacken
breite Sitzhaltung, Hände im Nacken
breiter Stand, Hände auf den Hüften
im Stehen nach vorn lehnen und die Hände auf dem Tisch
aufstützen
Zum anderen testete man typische Haltungen, die Schwäche verraten:
eingesunkener Oberkörper, Hände um die Stuhllehne, an den
Armlehnen festhalten
vorbeugen, Hände vor dem Bauch
sich selbst umarmen
im Sitzen Arme in den Schoß legen
auf einem Bein stehen, Beine überkreuzen
Dabei wurden jeweils vor der Pose und nach der Pose die
Testosteronwerte und Cortisolwerte gemessen. Das erstaunliche
Ergebnis: Die jeweilige Körperhaltung hatte einen si- gnifikanten
Einfluss auf diese aktivierenden Hormone. Machtposen ließen den
Testosteronspiegel ansteigen und den Cortisolspiegel sinken,
umgekehrt verlief es bei den schwachen Posen.
POSEN SIE!
Je sicherer Sie also Ihre nonverbalen Signale beherrschen, desto
sicherer fühlen Sie sich generell und in besonderen Situationen. Wenn
Sie also das nächste Mal einer Situation ausgesetzt sind, in der Sie sich
schwächer fühlen, dann nehmen Sie eine machtvolle Pose ein. So
konfigurieren Sie Gehirn und Körper, mit der bevorstehenden
Situation bestmöglich umzugehen.
Hoch hinaus: kein Privileg der Männer
Wieder einmal versucht der fünfjährige Max seiner gleichaltrigen
Schwester Lisa den Sandkübel aus der Hand zu reißen. Er zieht und zerrt,
bis Lisa schließlich weinend aufgibt. »Typisch Junge«, denkt die Mutter –
und hat damit gar nicht so unrecht. Bei Jungen beginnt schon in einem sehr
frühen Alter ein gewisses Konkurrenzdenken und Wettbewerbsverhalten.
Lange Zeit ging man davon aus, dass Eltern sowie andere Vorbilder wie
Erzieher und Lehrer den Kindern die gängigen Rollen vorleben und so
deren Verhalten in traditionelle Bahnen lenken. Neueste Erkenntnisse
zeigen jedoch, dass diese Umwelteinflüsse nur eine nachrangige Rolle
spielen und die Hauptursache für das »typisch männliche« und »typisch
weibliche« Verhalten in unseren Genen liegt.
Synergien nutzen
Immer wieder stößt man in den Medien auf Headlines wie »Frauen auf dem
Vormarsch« oder Ähnliches. Kein Wunder, denn der Wandel unserer
Lebensentwürfe führt dazu, dass der Anteil an Frauen auf dem Arbeitsmarkt
kontinuierlich zunimmt. Noch dazu sind Frauen erwiesenermaßen in
manchen Bereichen besser qualifiziert als Männer, verfügen beispielswiese
über hohe soziale Kompetenz und eine ausgeprägte Fähigkeit zu vernetztem
Denken.
Viele Faktoren sprechen für ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und
Männern, auch oder gerade in höheren Berufsetagen. Doch warum sind
noch immer so wenige Spitzenpositionen mit Frauen besetzt? In
Deutschland sind es gerade mal 15 Prozent. Die USA, die skandinavischen
Länder und Frankreich dagegen liegen alle über dem weltweiten
Durchschnitt. Dafür sind verschiedene Faktoren verantwortlich, doch
möglicherweise gelingt es Frauen in diesen Ländern auch besonders gut,
sich optimal zu präsentieren und sich so gegen ihre männliche Konkurrenz
durchzusetzen.
INFO
GEMISCHTE DREAMTEAMS
Studien bestätigen, dass die beruflichen Teams am kreativsten sind, in
denen Frauen und Männer zusammenarbeiten. Der Vorteil liegt auf der
Hand: Beide betrachten eine Aufgabe aus unterschiedlichen
Blickwinkeln und kombinieren ihre unterschiedlichen Ansätze – im
Ergebnis ist das eine ideale Ergänzung der unterschiedlichen Fähigkeiten
und Kompetenzen. Zusätzlich wird durch eine gemischte Belegschaft das
Image eines Unternehmens aufgewertet und das Betriebsklima oft
verbessert.
MITMISCHEN ERWÜNSCHT
Da Männer und Frauen so unterschiedlich ticken, hilft es allen weiter, wenn
beide nicht gegeneinander arbeiten, sondern miteinander, und ihre
Unterschiede als sinnvolle Ergänzung sehen und nutzen. Das heißt: Bis zu
einem gewissen Grad ist es für Frauen ratsam, sich männliche
Verhaltensmuster anzueignen. Dabei sollten Sie aber nicht so weit gehen,
dass Sie sich zu hundert Prozent dem beruflichen Gebaren der Männer
anpassen. Denn wenn Sie als Frau nur noch versuchen, wie ein Mann zu
funktionieren, und aufhören, weiblich zu denken, berauben Sie sich Ihrer
Identität und Ihrer Stärken und wirken nicht mehr authentisch.
SOUVERÄNER STAND
Entspannt und unverkrampft wirkt eine leicht gegrätschte Beinhaltung, bei
der die Füße etwa beckenbreit stehen. Hin und wieder ist auch der Wechsel
von Stand- und Spielbein erlaubt – jedoch nicht zu häufig, denn das gleicht
eher einem unruhigen und nervösen Tänzeln.
Machen Sie sich nicht durch eine schlechte Körperhaltung kleiner, als Sie
sind. Achten Sie auf eine gerade, aufrechte Haltung, die aber nicht starr,
sondern lässig und souverän wirkt. »Kopf hoch, Brust raus«, sollte Ihre
Devise lauten! Stellen Sie sich vor, Sie wären eine Adelsfrau, die mit
aufrechtem Gang und erhobenem Haupt dahinschreitet. Gerade dann, wenn
Sie sich von der Welt unverstanden fühlen und sich am liebsten
zurückziehen würden, sollten Sie den Kopf noch etwas höher tragen als
sonst und zu sich stehen. Denn eine selbstbewusste Körperhaltung
beeinflusst auch Ihr Denken und Fühlen in positiver Weise.
Wohin mit den Händen? Verstecken Sie sie nicht hinter dem Rücken und
vergraben Sie sie auch nicht in den Hosen- oder Jackentaschen. Das heißt
nicht, dass Sie nicht hin und wieder eine Hand locker in die eine oder
andere Tasche stecken können. Nutzen Sie die andere Hand, um Ihre Worte
durch eine natürliche Gestik zu unterstreichen.
DER DAUMEN
Mit dem kräftigen Daumen können wir im wahrsten Sinne etwas aus- oder
zerdrücken. Kein Wunder, dass er auch in körpersprachlicher Hinsicht
Macht und Kraft signalisiert.
Der nach oben gestreckte Daumen ist das Zeichen für Zustimmung.
Reibt der Daumen an einer Fläche, wird unbewusst etwas
»kleingemacht«, der Gesprächsinhalt wird gering geschätzt.
Umschließen die anderen Finger derselben Hand den Daumen, wird
die Bereitschaft zu handeln unterdrückt.
DER ZEIGEFINGER
Der Zeigefinger wird neben dem Daumen am häufigsten für Fingergesten
genutzt. Je nach Haltung variiert die Aussage stark:
Wird der Zeigefinger – hier auch »Denkfinger« genannt – an den
Nasenflügel gelegt, heißt das: Ich überlege (noch)!
Tippt der Zeigefinger die Nase leicht an, werden Informationen
zurückgehalten.
Der nach oben gestreckte Zeigefinger (»Belehrungsfinger«) heißt:
»Achtung, bitte zuhören, jetzt wird es wichtig!«
Beim »Drohfinger« bewegt sich der Zeigefinger von oben nach unten.
Diese belehrende, drohende Fingerhaltung sagt: »Das machst du nicht
noch mal!«
DER MITTELFINGER
Der längste unserer Finger wird in der Regel mit Selbstwertgefühl und Stolz
in Zusammenhang gebracht.
Erhebt sich der Mittelfinger bei waagrecht gehaltener Hand über die
anderen Finger, während der Betreffende – verbal oder mit der Hand –
auf etwas hinweist, wird dem Gesagten beziehungsweise dem Objekt
besondere Bedeutung zugemessen.
Noch deutlicher wird die persönliche Affinität zu einem Gegenstand,
wenn mit dem Mittelfinger direkt darauf gedeutet wird.
DER RINGFINGER
Ein sehr positives Zeichen ist es, wenn Ihr Gegenüber die Brille
zurückschiebt. Dann ist das Interesse an Ihnen oder dem
Gesprächsinhalt groß, er oder sie möchte noch mehr davon sehen.
Kaut Ihr Gesprächspartner auf dem Brillenbügel herum, so kann
es sein, dass er unentschlossen ist und sich noch nicht endgültig
festlegen möchte.
Auch wenn die Brille nach vorne geschoben wird und der Blick
über die Brille hinweg erfolgt, möchte der Betreffende die
Sachlage gerne noch einmal prüfen, weil bei ihm noch Skepsis
vorhanden ist. Aber Vorsicht bei Lesebrillen: Sie erzeugen oft
automatisch so einen Blick!
Säubert Ihr Verhandlungspartner während des Gesprächs
demonstrativ seine Brille, dann haben Sie möglicherweise schon
verloren. Ihn können Sie vermutlich nur noch mit einer anderen
Strategie und neuen Argumenten überzeugen.
Ihr Gesprächspartner nimmt die Brille ab und klappt sie
zusammen? Dann hat er vermutlich eine Entscheidung getroffen.
Greift er stattdessen mit spitzen Fingern an einen Brillenbügel,
konnten Sie ihn wohl noch nicht komplett überzeugen.
Hält Ihr Gesprächspartner die Brille zwischen Daumen und
Zeigefinger und lässt dabei den Arm locker nach unten hängen,
dann benötigt er eine Denkpause.
Ins Gesicht geschrieben
Nicht nur unsere Gesten verraten eine Menge. Was immer uns im Kopf
herumgeht – es steht uns auch im wahrsten Sinne des Wortes ins Gesicht
geschrieben, denn unsere Mimik kann unsere Gedanken und Gefühle nicht
verbergen. Glücklicherweise geht das aber unseren Mitmenschen ebenso.
Wenn Sie also mehr über die unausgesprochenen Gedanken Ihrer
Geschäftspartner erfahren möchten, dann brauchen Sie ihnen nur ins
Gesicht zu sehen. Je besser Sie ihre Gestik und Mimik einschätzen können,
desto mehr erfahren Sie über die Gedanken und Absichten der
Verhandlungspartner. Und das kann sich für Sie in vielen Sitationen lohnen
– besonders bei Verhandlungen.
Einige Fotos zum Thema siehe ab >.
Machtspielchen
Neben den zuvor beschriebenen mehr oder weniger subtilen verräterischen
Gesten, die Aufschluss über die wahre Haltung und Stimmung eines
Verhandlungspartners geben können, gibt es auch – wie im vorhergehenden
Kapitel bereits beschrieben – ziemlich eindeutige Machtsignale. Ob und
wie intensiv solche Posen bei geschäftlichen Kontakten zum Einsatz
kommen, zeigt deutlich, wie jemand das Kräfteverhältnis zwischen sich und
seinem Gegenüber einschätzt. Lässt Ihr Verhandlungspartner Sie
beispielsweise warten, so setzt er dies unter Umständen demonstrativ als
Mittel ein, um Ihnen zu zeigen, wer »der Chef im Ring« ist. Hier eine
kleine Liste weiterer typischer Machtsignale:
Ihr Verhandlungspartner lässt Sie warten, verzichtet auf Blickkontakt
und arbeitet demonstrativ weiter.
Er begrüßt Sie ohne Handschlag oder mit zu festem Händedruck; seine
Hand drückt die Ihre nach unten.
Mit fixierendem Blickkontakt versucht er, Sie emotional einzuengen
und zu irritieren. Trotzdem schenkt er Ihnen ein (überlegenes) Lächeln.
Er komplimentiert Sie mit einer weisenden Handbewegung zu Ihrem
Platz. Dieser ist wenig komfortabel (etwa mit dem Gesicht zu einer
grellen Lichtquelle).
Er nimmt mit seinen Gesten viel Raum ein und setzt auf große
Handbewegungen.
Seine Körperhaltung ist voller Energie und Spannung.
Sein Nacken wirkt sehr steif, der Blick ist streng und fokussierend.
Er zeigt bei Ihren Ausführungen ein zynisches Lächeln, bei dem sich
eine Lippenseite nach oben zieht.
Er bleibt während des Gesprächs beharrlich hinter seinem Schreibtisch
sitzen, obwohl ein Besprechungstisch im Raum zur Verfügung steht.
Er zeigt generell eine breite Haltung.
Armlehnen (im Flugzeug) und Tische (in der Kantine) beansprucht er
zu mehr als 50 Prozent.
Während Sie sprechen, schaut er demonstrativ weg oder tut andere
Dinge, blättert etwa im Kalender oder beschäftigt sich mit dem
Computer.
Er greift quer über den Tisch in Ihr Territorium ein.
Er nutzt den gestreckten Zeigefinger, seine Brille oder Stifte, um damit
wie mit einer Art Waffe auf Sie zu zeigen.
Er steht plötzlich auf und hält einen Monolog »von oben«.
Er versucht durch den betonten Blick auf die Uhr, Zeitdruck
auszuüben.
Er klopft Ihnen gern demonstrativ auf die Schulter oder nimmt Sie –
falls Sie eine Frau sind – sogar in den Arm.
Der Stift als Waffe: Diese Zweckentfremdung ist nicht gerade die feine Art.
Auch der ungeduldige Blick auf Handy oder Uhr verströmt eher wenig Charme.
WIE DU MIR …
Vieles geschieht also scheinbar unbeabsichtigt – bei genauerem Hinsehen
entlarven Sie aber einen gewieften Machtmenschen relativ leicht. Natürlich
dürfen und sollen auch Sie ab und an entsprechende Mittel einsetzen, wenn
Sie sich daraus einen Vorteil erhoffen; viel entscheidender ist aber die
besagte Tatsache, dass Sie das Rüstzeug haben, ein falsches Spiel zu
durchschauen – und auch zu bemerken, wenn man Sie durchschaut.
TIPP
VERTRAUTE GESPRÄCHSBASIS
Stellen Sie sich nach der Begrüßung leicht seitlich zu Ihrem
Verhandlungspartner. Zur Seite hin benötigen die meisten Menschen
weniger Abstand als nach vorn und lassen andere näher an sich heran.
Das können Sie nutzen, um rasch persönliche Nähe und eine
vertrauensvolle Gesprächsbasis herzustellen. Trotzdem gilt es zu
beachten, dass auch hier introvertierte Menschen eine größere Distanz
brauchen als extrovertierte.
Damit signalisiert er seinem Gegenüber: »Ich bin nicht aufdringlich. Ich
versuche nicht, Sie einzuengen. Sie können jederzeit in eine weitere
Distanzzone ausweichen, wenn Sie es wünschen.« Ein Chef stattdessen, der
sich weit über den Schreibtisch seiner Angestellten beugt, zeigt damit
deutlich: »Ich bin hier der Boss! Ich kann jederzeit die Art von Nähe
herstellen, die mir behagt!«
Nicken wirkt …
Ein Körpersignal, das immer positiv wirkt, ganz besonders in
Verhandlungssituationen, ist Kopfnicken. Es spornt Ihren Gesprächspartner
zum Weiterreden an und signalisiert ihm Aufmerksamkeit und Bestätigung,
denn in unserem Kulturkreis bedeutet ein Nicken Zustimmung siehe aber >
und >.
Gewinnen Sie dadurch neue »Verbündete« in der Gesprächsrunde, nicken
diese mit der Zeit ebenfalls mit. Wenn Sie also Ihren Verhandlungspartner
überzeugen möchten, nicken Sie ganz leicht mit dem Kopf, während Sie
ihm Ihre Ausführungen unterbreiten. Dadurch erhöhen Sie die
Wahrscheinlichkeit, dass er Ihnen zustimmt.
TIPP
LIEBER NICHT FRONTAL
Entschärfen Sie die Situation, indem Sie Ihren Stuhl ein wenig
verschieben, sodass er in einem leichten Winkel zu Ihrem Partner steht.
Durch diese kleine Veränderung können Sie das Vertrauen Ihres
Gegenübers fördern! Sollte es keine Möglichkeit geben, Ihre Position zu
ändern, achten Sie zumindest darauf, in Ihrer Sitzhaltung die Haltung
Ihres Gesprächspartners widerzuspiegeln. So können Sie eine
gemeinsame Ebene und eine gute Ausgangsbasis für die folgende
Verhandlung schaffen: Sie kommen dem anderen von sich aus entgegen –
auf körpersprachliche Weise. Ist Ihr Verhandlungspartner im Gespräch
mit Ihnen gleicher Meinung, wird er sich ebenso an Ihrer Haltung
orientieren.
WAS DIE HALTUNG VERRÄT
Neben der Sitzposition gibt es auch bei der Sitzhaltung einiges zu
beobachten. Sie können zum Beispiel erkennen, in welcher
Handlungsbereitschaft sich Ihr Gegenüber befindet und ob Ihr
Gesprächspartner Ihnen gegenüber Sympathie oder Antipathie empfindet
siehe ab >.
Sie möchten auf Ihren Gesprächspartner nicht nur sympathisch, sondern
ebenso souverän und selbstbewusst wirken. Wenig Souveränität strahlen Sie
aus, wenn Ihre Sitzhaltung angespannt oder sogar verkrampft erscheint.
Optimal präsentieren Sie sich dagegen mit einer aktiven und dennoch
entspannten Sitzhaltung: Nutzen Sie die komplette Sitzfläche des Stuhls,
halten Sie Ihren Oberkörper aufrecht, stellen Sie mit beiden Beinen festen
Bodenkontakt her und legen Sie die Hände locker in den Schoß oder auf
den Tisch. Schieben Sie zusätzlich Ihre Füße leicht hinter die Knie, so
zeigen Sie damit, dass Sie in der Lage sind, flexibel zu handeln. Wird
allerdings ein Bein weit nach vorne geschoben, dann ist das wiederum ein
deutliches Zeichen für einen räumlichen Besitzanspruch.
Sitzt Ihr Gegenüber nur auf der Stuhlkante und stützt sich mit seinen
Händen an der Stuhllehne oder auf den Oberschenkeln ab, dann
herrscht in ihm Unruhe und er oder sie ist »sprungbereit«. Ganz
offensichtlich fühlt er sich unwohl oder teilt nicht Ihre Meinung. Die
Situation ist noch eindeutiger, wenn die Füße hinter die Knie
geschoben werden.
Lehnt sich Ihr Verhandlungspartner plötzlich zurück und schiebt
zusätzlich seinen Kopf nach hinten? Oder baut er mit der Hand oder
mit den Armen eine Art Schranke vor seinem Körper auf? Dann dürfte
er mit einem Sachverhalt nicht einverstanden sein. Verschließt er dabei
noch den Mund, möchte er nichts mehr »aufnehmen«. Jetzt ist es
höchste Zeit, ihm Optionen zu bieten!
Lehnt sich Ihr Gegenüber jedoch mit Bedacht zurück und fängt an,
leicht mit dem Kopf zu nicken, verabschiedet er oder sie sich wohl
gerade von seinen Vorstellungen und nimmt Ihre Meinung an.
Als Desinteresse können Sie das Verhalten Ihres direkten
Verhandlungspartners interpretieren, wenn er Ihnen mit schlaffem
Oberkörper gegenübersitzt oder sich seitlich zum Tisch lehnt: Er zieht
sich aus dem Gespräch zurück.
Ihr Partner neigt sich im Gespräch mit dem Oberkörper zur Seite?
Dann weicht er möglicherweise Ihrem Vorschlag aus.
Lehnt sich Ihr Gegenüber aber genüsslich zurück und schiebt sein
Gesäß nach vorn, verschränkt die Arme im Nacken und überkreuzt
womöglich auch noch die Beine, dann ist er entspannt und fühlt sich
wohl, aber strotzt offensichtlich auch vor Selbstbewusstsein. Er zeigt
dann einen seiner verwundbarsten Bereiche: seinen Bauchraum – ein
eindeutiges Signal, dass er sich seiner sicher ist.
Angespannt dagegen ist ganz offensichtlich jemand, der sich förmlich
an den Stuhllehnen oder -beinen festklammert. Meistens kann man
diese Anspannung im gesamten Körper beobachten.
Schlägt Ihr Gesprächspartner das Bein über und fängt an, mit dem Fuß
zu wippen? Ein ruhiges Rotieren des Fußgelenks weist auf Harmonie
hin. Wippt der Fuß mit Spannung auf und ab? Ein klares Zeichen von
Ungeduld. Wenn sich aber die Fußspitze anhebt, so als würde er ein
imaginäres Bremspedal drücken, bedeutet das Ablehnung. Er möchte
dann das Gehörte am liebsten mit seinem Fuß wegschieben.
Ob Ihr Gesprächspartner interessiert ist oder nicht, erkennen Sie auch
an seiner Fußspitze: Ist sie zu Ihnen gerichtet, können Sie auf Interesse
schließen. Dreht sie sich abrupt weg, schiebt der andere
möglicherweise auch Ihr Angebot, Ihr Argument oder Ihre Meinung
zur Seite.
TIPP
LINKS ODER RECHTS?
Samy Molcho und viele andere renommierte Körperspracheexperten
unterscheiden zusätzlich, ob eine Bewegung beziehungsweise Geste links
oder rechts ausgeführt wird: Geschieht die Bewegung mit dem linken
Fuß oder der linken Hand, stehen bei der Haltung die Emotionen im
Vordergrund, rechts arbeitet der Verstand. Bei Linkshändern (sie sind
gleichzeitig in der Regel auch Linksfüßer) verhält es sich jedoch
andersherum!
Liegt nur der Zeigefinger über dem Kinn, bedeutet das: »Ich bin in
Startposition und kann agieren.«
Liegt der Zeigefinger allerdings über dem verschlossenen Mund, wird
bewusst etwas zurückgehalten.
Der Daumen vor dem Kinn signalisiert Dominanz. Stützt nur der
Daumen das Kinn, setzt die Person sich durch, ohne Rücksicht auf
Konsequenzen.
Liegen Zeigefinger und Daumen dagegen nur leicht am Kinn, ist das
ein Zeichen für: »Ich zögere noch.«
Liegt der Mittelfinger über dem Kinn oder vor dem Mund, zeigt das
Selbstverwirklichung, Stolz und Selbstsicherheit.
Kleiner Finger: Wird dieser leicht oder auch stark ausgestreckt, ist das
ein Signal für das Streben nach und die Freude an gesellschaftlicher
Anerkennung.
www.paulwatzlawick.de
Spannende Website zur Arbeit des großen Kommunikationsforschers
Paul Watzlawick.
www.br.de/mediathek
Unter dem Suchbegriff »Körpersprache« finden Sie auf der Website des
Bayerischen Rundfunks viele interessante Videos zum Thema.
»NETT, MIT DIR ZU
PLAUDERN!«
Während jedem Gespräch sendet unser Körper zahlreiche
Botschaften, die Interesse oder Desinteresse, Sympathie oder
Antipathie, Zustimmung oder Ablehnung signalisieren. Dabei
reagieren wir mit unserer Körpersprache auch fortwährend auf die
des anderen. Wenn zwei sich gut verstehen, sich wohlfühlen und
einander respektieren, lässt sich das von Kopf bis Fuß ablesen.
Gerade Kopfhaltung, weder herab- noch aufschauend
Zugewandter Oberkörper
Aufrechte, präsente Körperhaltung
Freundliches, ehrliches Lächeln
Nur locker anliegende Oberarme
Wach und interessiert nach oben gezogene Augenbrauen
Eine Hand am Kinn: Interesse und Aufmerksamkeit
Nach oben führende, mittelgroße Gesten im Bereich zwischen
Kopf und Taille
Offen und kommunikativ nach oben gerichtete Handflächen
Lockere, nicht zu viel oder zu wenig Platz einnehmende
Beinhaltung
Entspannter, nicht konfrontierender Stand mit Standbein und
Spielbein
ERFOLGREICHE
GESPRÄCHSFÜHRUNG: ACHT
GOLDENE REGELN
Wenn Sie die folgenden acht Grundregeln der nonverbalen
Kommunikation beherzigen, kann im Gespräch schon fast nichts
mehr schiefgehen. Die Feinheiten der Mimik, Gestik und
Körperhaltung finden Sie im Buch ab > und >.
4. AUGENKONTAKT HALTEN
Schauen Sie denjenigen an, der gerade spricht, und sehen Sie selbst
auch Ihrem Zuhörer in die Augen. Wenn es mehrere Zuhörende sind,
lassen Sie beim Sprechen Ihren Blick vom einen zum anderen wandern
und jeweils für einen Gedankengang bei einer Person verweilen.
Attila Albert
Wir alle stecken in Beziehungen, die wir nicht einfach beenden können, obwohl sie uns manchmal zu
Tode nerven - stressige Eltern, egoistische Kollegen, unzuverlässige Partner, rücksichtslose Kinder.
Und wir schweigen, leiden, streiten, anstatt etwas zu verändern. Die Krux: Wir haben nicht damit
gerechnet, dass unsere guten Seiten - Offenheit, Hilfsbereitschaft, Großzügigkeit - ausgerechnet von
denen gegen uns verwendet werden, denen wir sie geschenkt haben. Wenn wir da nicht anfangen
gesunde Grenzen zu setzen, werden wir ausgeplündert wie ein Sonderverkaufstisch am Black Friday.
Attila Albert beschreibt die schlimmsten Fälle von Nicht-Abgrenzung aus seiner Coachingpraxis.
Und er zeigt höchst vergnüglich, aber nicht weniger wirksam, wie wir endlich auch mal die anderen
leiden lassen. Je klarer uns dabei ist, was wir nicht mehr akzeptieren wollen, desto entschiedener
können wir auftreten. "Weil ich es mir wert bin!” sagte schon der große französische Philosoph
L’Oreal!
PLUS: Mit der GU MIND&SOUL APP kannst du Biyon live in Indien erleben. Einfach den Code
am Kapitelende scannen - und Biyon teilt seine Gedanken zur jeweiligen Episode mit dir.
In seinem Bestseller "Die Macht der Kränkung" belegte Professor Reinhard Haller, wie zerstörerisch
dieses Gefühl wirken kann. Aber wo es ein Gift gibt, gibt es auch ein Gegengift: In diesem Buch
zeigt der Autor ebenso eindrucksvoll, wie echte Wertschätzung wahre Wunder wirkt: Sie aktiviert
unser Belohnungszentrum im Gehirn und hemmt das Angstzentrum - in kürzester Zeit entfalten sich
Kreativität, Motivation und Beziehungsfähigkeit. Wenn dies nachhaltig geschieht, kann dies sogar
die Persönlichkeit positiv verändern. Viele Fallbeispiele aus Alltag, Politik und Therapie
verdeutlichen lebendig und unterhaltsam, wie wirksam diese "Wundermedizin" ist - in der Erziehung
ebenso wie in Partnerschaft und Berufsleben. Praktische Impulse helfen uns, auch selbst immer eine
wertschätzende Grundhaltung einzunehmen: So lernen wir, andere stark zu machen und dabei selbst
stärker zu werden - denn jede Geste echter Wertschätzung wird mit vielen Gesten der Wertschätzung
beantwortet werden.