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Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

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© Auer Verlag

Nummer

1
Name:
Station00
Station 1

Luther und sein Werdegang


Überschrift
Volksfrömmigkeit
1-zeiligum 1500

Situation der Kirche;


Intention: Ausdrucksweisen von Frömmigkeit in der Zeit vor der Reformation erfahren

Infotext

Im ausgehenden Mittelalter spielte der Gedanke an den Tod, an Himmel und Hölle im Leben
der Menschen eine grundlegende Rolle. Bei einer oft nur geringen Lebenserwartung und dem
meist schutzlosen Ausgeliefertsein bei Krankheiten, Seuchen, Missernten, Naturkatastrophen
und Kriegen stand für den Menschen die Frage im Vordergrund:
5 Was können wir bereits zu Lebzeiten tun, um den Himmel zu erreichen?

Der gläubige Mensch fürchtete sich vor dem Zorn Gottes beim Jüngsten Gericht. Hier sollte
sich entscheiden, ob jemand das ewige Leben bei Gott erreicht oder für alle Zeiten die Qualen
der Hölle erleiden muss. Dabei war den Menschen bewusst, dass sie alle sündhaft lebten, da
sie die Gebote Gottes nie in reiner Form erfüllen konnten. Ereignisse wie etwa Seuchen, Hun-
10 gersnot und Krankheit wurden als Strafmaßnahmen Gottes interpretiert. Als die schwersten
Verfehlungen galten die sieben Todsünden:
Faulheit, Geiz, Gefräßigkeit, Neid, Stolz, Wollust und Zorn.

Daher wandten sich die Gläubigen im Alltag immer wieder an Gott und seine Heiligen, unter der
Schirmherrschaft der Kirche. Man erwartete so Schutz und Hilfe und insbesondere die Chance,
15 bei einem gottesfürchtigen Lebenswandel von den Sünden erlöst zu werden.

Beispiele für frommes Handeln


앫 Ich, Siegmund, bedenke die Kirche als meinen Haupterben. Für meine begangenen Sünden verfüge
ich, dass der Erlös aus dem Verkauf meines Hauses an die Stiftung St. Bonifatius gegeben wird.
Als Gegenleistung wird für eine längere Zeit jede Woche eine Seelenmesse gelesen und das zur
Stiftung gehörende Hospiz erhält jährlich ein neues Bett mit Bettzeug.
앫 Als vermögende Bürger machen wir uns auf die lange und beschwerliche Reise zum bekannten
Wallfahrtsort Santiago de Compostela. Mit dieser Verehrung des heiligen Jakobus beeinflussen wir
unser Seelenheil und retten unsere Seele vor der ewigen Verdammnis.
앫 Ich, Thomas, verzichte auf meinen Besitz und trete ins Koster ein, um – neben der Verehrung Gottes
– Arme und Hilfsbedürftige besser zu unterstützen.
앫 Mit dem Kauf einer eigenen Reliquie, die ich in unserer Kapelle aufstelle, vertraue ich auf die Güte
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

und Barmherzigkeit Gottes.


앫 Andere Ausdrucksweisen für besondere Frömmigkeit sind die Teilnahme an Feiertags- und Begräb-
nisbräuchen, Spenden für Kirchenausstattung oder Engagement bei der Armen- und Krankenfür-
sorge.

Aufgabe 1:
Erkläre die Grundeinstellung des gläubigen Menschen bezüglich Gott, Glaube und Seelenheil.

Aufgabe 2:
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Erstelle ein Schaubild, wie sich die Frömmigkeit der Menschen vor der Zeit der Reformation ausdrück-
te, und erläutere eine Möglichkeit, indem du dir eine konkrete Geschichte ausdenkst.

2
Name:
Station 2

Luther und sein Werdegang


Situation der Kirche

Situation der Kirche;


Intention: die Innere und äußere Situation der katholischen Kirche begreifen

Die Geistlichkeit (der Klerus), der sogenannte erste Stand innerhalb der Ständeordnung Europas, hatte
den Papst als Oberhaupt und als Stellvertreter Christi an ihrer Spitze. Zur hohen Geistlichkeit gehör-
ten die Kardinäle (enge Mitarbeiter des Papstes) sowie die dem Adel entstammenden Erzbischöfe,
Bischöfe und Äbte (als Leiter einer Diözese bzw. eines Klosters).
Die niedere Geistlichkeit umfasste die Pfarrer (als Leiter einer Pfarrei) sowie deren Mitarbeiter, also
Vikare und Kapläne.

Fakten über die Geistlichkeit


1. Papst Leo X. unterhielt einen Hofstaat mit 638 Menschen. Dazu gehörten neben geistlichen
Vertretern auch Musiker, Dichter, Elefantenwärter oder ein Hofnarr. Zeitgenössische Stiche
zeigen Bilder von Reiterturnieren im Papstpalast; allein für die Hochzeit seines Bruders gab
Leo X. 150 000 Gulden aus.
2. Hohe Ämter, wie das des Bischofs oder Abts, wurden an adlige Personen vergeben. Ihr Lebens-
wandel und ihre Bildung spielten dabei keine Rolle. Es lässt sich feststellen, dass derjenige die
Bischofswürde erhielt, der die höchste Summe dafür geboten hatte.
3. Bischöfe und Domherren führten im geistlichen Gewand ein weltliches Herrenleben. Sie ver-
prassten mit ihrer Hofhaltung das Geld der Kirche und hielten weder Gottesdienste noch spen-
deten sie Sakramente.
4. Geweihte Priester überließen die Pfarrarbeit schlecht bezahlten und mangelhaft ausgebildeten
Vikaren oder Kaplänen. Sie sahen allzu oft ihre wichtigste Aufgabe im Eintreiben der kirchlichen
Abgaben und nicht in der erwarteten Seelsorge.
5. Sowohl hoher als auch niederer Klerus unterhielten häufig Beziehungen zu Maitressen und
Konkubinen. Aus diesen Beziehungen gingen oft auch Kinder hervor.
6. Häufig gab es die sogenannte Pfründekumulation, d. h. die Ansammlung kirchlicher Ämter in
einer Hand.
7. Der allgemeine Lebenswandel auch des niederen Klerus war alles andere als vorbildlich. Pries-
ter hielten in betrunkenem Zustand Gottesdienst und fluchten beim Glücksspiel um die Wette.
Dickbäuchige Mönche signalisierten die Freuden übermäßigen Genusses.
Diese Aufzählung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch funktionierende Bistü-
mer, Klöster und Pfarreien gab, in denen die Seelsorge im Mittelpunkt des Tuns stand. Wurden
Missstände von den Betroffenen angeprangert, blieb dies meist ohne Erfolg. Ihr christlicher Le-
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

benswandel wurde sogar spöttisch betrachtet.

Aufgabe 1:
Erstelle eine Rangordnungstabelle des Klerus mit dessen Aufgaben.

Aufgabe 2:
Suche für jede der Fakten eine passende Überschrift und erstelle eine sogenannte „schwarze Liste“
der Vorwürfe.
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Aufgabe 3:
Umschreibe die damalige Situation der katholischen Kirche in Deutschland mit einem treffenden Satz.

3
Name:
Station00
Station 3

Luther und sein Werdegang


Verweltlichung
Überschrift 1-zeilig
gegen Glauben

Situation der Kirche;


Intention: Widerspruch zwischen Glauben und Wirklichkeit reflektieren

Radolf und Gunter im Widerspruch


Radolf und Gunter, zwei Brüder aus einer bürgerlichen Familie, sitzen nach dem Ostergottes-
dienst in der guten Stube und denken über das Erlebte nach. Radolf, der Ältere und als Erstge-
borener des Lesens und Schreibens kundig, bricht kopfschüttelnd das Schweigen.
„Weißt du, Bruder, das alles passt nicht zusammen. Sicher, der Gottesdienst war mit seinen
5 ganzen Zeremonien feierlich und festlich und entließ die Menschen mit dem guten Gefühl, dass
sie gerade jetzt etwas für ihr Seelenheil tun könnten.“
„Das stimmt“, entgegnet Gunter, „mich haben die Worte des ehrwürdigen Prälaten beeindruckt,
aber auch die unzähligen goldenen und silbernen Leuchter, die edelsteinbesetzte Kopfbede-
ckung des Prälaten, das Messgewand aus Brokatstoff und vor allem der glänzende Hirtenstab.“
10 „Ich glaube, dass man versucht, uns mit diesem Glanz zu blenden!“, erwidert Radolf, „Damit
sollen wir beeindruckt werden, auch um nicht nachzufragen.“
„Was gibt es da zu fragen?“, meint Gunter. „Der Prälat hat uns doch Wege aufgezeigt, wie wir
selbst etwas für unsere Sündenvergebung tun können. Jesus hat durch seine Auferstehung
gezeigt, dass wir alle in den Himmel kommen können, wenn wir fromm und bescheiden leben
15 und gute Werke vollbringen. Wir sollten einen Teil unseres Vermögens der Kirche übertragen,
um so die Chancen auf das Himmelreich zu erhöhen.“
„Genau damit habe ich mein Problem, übrigens nicht erst seit heute“, erläutert Radolf. „Der
Prälat predigt von Frömmigkeit, Bescheidenheit und guten Werken für die Kirche. Aber müssten
nicht gerade er und die Priester Vorbilder für uns einfache Menschen sein? Gnadenlos lässt der
20 Prälat die Abgaben für die Kirche eintreiben. Ihn interessiert es nicht, wenn dadurch jemand
seinen Hof verliert. Und was geschieht mit dem Geld? Er finanziert davon seinen Hofstaat. Und
der Priester? Wie oft hat er bei uns Gottesdienst gehalten? Meist schickt er den Diakon und
sitzt stattdessen im Wirtshaus. Ein Kind soll er auch gezeugt haben. Und gute Werke? Nicht
einmal zur Sterbestunde von Tante Johanna ist er gekommen, wohl aber um seinen Teil des
25 Erbes zu kassieren.
All das hat mit dem, was in der Bibel steht, nichts mehr zu tun. Ich selbst habe in der Bibel
nachgelesen, was Jesus von jedem Menschen verlangt.“

Aufgabe 1:
Markiere die sich widersprechenden Aussagen mit zwei Farben und stelle diese anschließend in einer
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

Tabelle gegenüber.

Aufgabe 2:
Suche Begründungen für die jeweilige Meinung und entscheide dich für eine eigene Position.
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4
Name:
Station 4

Luther und sein Werdegang


Der Ablass

Situation der Kirche;


Intention: Informationen über die Bedeutung des Ablasses bis heute gewinnen

Jede vom Menschen begangene Sünde oder Verfehlung zieht nach der Lehre der katholischen Kirche
eine zeitliche Strafe mit sich. Die Schuld oder Sünde wird zwar durch die Beichte vergeben, aber die
zeitliche Strafe bleibt. Der Ablass bewirkt einen vor Gott gültigen Nachlass zeitlicher Strafen und
verkürzt damit die Zeit, die eine Seele im Fegefeuer bis zur endgültigen Erlösung verbringen muss.

Ablass:
앫 ein Gnadenakt, durch den zeitliche Sündenstrafen verkürzt oder erlassen werden können,
앫 kann für sich selbst oder einen Verstorbenen erworben werden,
앫 setzt die Beichte, den Empfang der Heiligen Kommunion und ein Gebet im Sinne des Heiligen
Vaters voraus,
앫 kann teilweise oder vollkommen sein, je nachdem, ob er von zeitlicher Sündenstrafe teilweise
oder vollständig befreit,
앫 kann von jedem, der zur katholischen Kirche gehört, erhalten werden.

Bis in die heutige Zeit ist der Ablass ein wichtiger Teil der praktizierten Bußpraxis.

 Zu Weihnachten und Ostern spendet der Papst den Segen „urbi et orbi“. Wer diesen gespen-
deten Segen empfängt – egal, ob bei der aktiven Teilnahme auf dem Petersplatz oder beim
Zusehen im Fernsehen – gewinnt einen Ablass, sofern er dies in frommer Gesinnung mitverfolgt.
 Am 8. Dezember 2015 eröffnete Papst Franziskus die Heilige Pforte im Petersdom und rief das
Jahr der Barmherzigkeit aus. Er ermöglichte gleichzeitig seinen Bischöfen, besondere heilige
Pforten in ihren Diözesen zu bestimmen. Wer durch diese Pforte geht, die Beichte ablegt, an
der Feier der Eucharistie teilnimmt und über Barmherzigkeit im Sinne des Papstes reflektiert,
gewinnt einen vollkommenen Ablass.

Aufgabe 1:
Erkläre die Bedeutung des Ablasses für einen gläubigen Christen.
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

Aufgabe 2:
Viele Menschen glauben, dass der Ablass eine antiquierte Tradition ohne jede Bedeutung für die
heutige Zeit darstellt. Widerlege diese These.
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Name:
Station00
Station 5

Luther und sein Werdegang


Überschrift
Ablassbrief 1-zeilig
/ Ablasshandel

Situation der Kirche;


Intention: Einzelheiten zum Handel mit dem Ablass zu Beginn des 16. Jahrhunderts erfahren

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war der Gebrauch des Ablasses streng geregelt.
Diese Praxis wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts langsam ausgehöhlt.

Die Päpste entdeckten im Verkauf von Ab- Zur Verkaufspraxis des Ablassbriefes wur-
lassbriefen eine gute Einnahmequelle für ih- den richtige Marktstrategien entwickelt:
ren verschwenderischen Lebensstil. So soll-
te mit dem eingenommenen Geld z. B. der In marktschreierischer Art wurde auf den
Neubau des Petersdomes finanziert werden. Ablassverkauf hingewiesen: In Gottes-
diensten, Andachten oder aufwendigen
Auch Bischöfe, wie z. B. Albrecht von Prozessionen, in Verbindung mit Ankün-
Brandenburg, waren in extremer Geldnot. digungspostern sowie in Schriften oder
Albrecht war Oberhirte von drei Bistümern Beichtzetteln; Beichtväter standen bereit,
gleichzeitig geworden und hatte sich da- um die Beichte vor Ort abzunehmen.
für eine Sondergenehmigung beim Papst
Bei Predigten wurde darauf hingewiesen,
erkauft. Im Gegenzug erlaubte der Papst,
dass auch für bereits Verstorbene oder
dass Albrecht die Hälfte des Ablassgeldes
Verwandte der Erwerb von Ablassbriefen
für die Tilgung seiner Schulden verwenden
möglich sei.
konnte.
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

Aufgabe 1:
Erstelle ein Werbeblatt für die Änderungen an der Ablasspraxis zu Beginn des 16. Jahrhunderts.
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Aufgabe 2:
Auf dem Holzschnitt von Hans Holbein wird die Ablasspraxis gezeigt. Erläutere die drei darauf darge-
stellten Szenen und ihre Bedeutung.

6
Name:
Station 6

Luther und sein Werdegang


Ablass als Weg zur Seligkeit

Situation der Kirche;


Intention: die Praxis des Ablasshandels kritisch hinterfragen

Maria besucht abends ihre kranke Schwester Annehilde und erzählt:


Heute war der bekannte Ablassprediger, Mönch Tetzel, in unserer Kirche. Seit Tagen war die-
ser Besuch angekündigt. Unzählige Menschen hatten sich auf dem Weg vor und in der Kirche
versammelt.
5 Würdevoll betrat Tetzel die Kirche, begleitet von Leibwächtern, Dienern und Priestern. In schil-
lernden Farben umschreibt Tetzel bei seiner Predigt die Höllenqualen, die sündige Menschen
nach ihrem Tod erwarten. Dafür, so sagt er, gibt es nur eine Lösung, den Ablassbrief. Wer
schwer gesündigt hat und er meinte, dass dies auf alle zuträfe, kann gegen Geld einen Ablass-
brief erwerben und sich damit die beschwerliche Reise nach Rom sparen. Denn wer nach der
10 Beichte diesen Brief vorzeigen kann, wird auch von ganz besonderen Sünden freigesprochen,
die sonst nur in der Vorhaltung des Papstes enthalten sind.
Dann stellte er einen Kasten in der Kirche auf, errichtete darüber ein tragbares Kreuz und
schmückte es mit der päpstlichen Fahne. Jeder, der eine bestimmte Summe Geld in diesen
Kasten warf, erhielt am Nebentisch einen gesiegelten Ablassbrief und konnte einen Blick auf
15 die in einem Samtkasten liegende Ablassbulle werfen.
Auch ich habe einen solchen Ablassbrief gekauft, habe anschließend gebeichtet und für das
Seelenheil meines verstorbenen Gatten gebetet. Der Priester bestätigte mir, dass jetzt alle
Sündenstrafen meines Verstorbenen getilgt sind. …

Aufgabe 1:
Stelle in Form einer stichpunktartigen Ablaufskizze die Ereignisse des Tages dar. Beginne so:
Ablassprediger Tetzel ist angekündigt …

Aufgabe 2:
Unterstreiche die Stellen des Berichtes, die hinterfragt werden müssten. Notiere dazu Anmerkungen
an die Textpassagen.

Friedhelm sitzt abends missmutig und wütend in der guten Stube. Soeben hat er von seiner
Mutter erfahren, dass diese einen Ablassbrief für 100 Gulden erworben hat, um damit das
Seelenheil ihres verstorbenen Mannes zu retten. Friedhelm spricht zu sich selbst:
100 Gulden, genau das Geld, mit dem ich den fruchtbaren Acker am Waldrand kaufen wollte.
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

5 So ein Quatsch, mit Geld Strafen loskaufen zu können. Was machen die Armen, die nichts
haben? Müssen die alle in die Hölle? Kommen nur die ins Paradies, die Geld gezahlt haben,
selbst wenn sie ihren Lebenswandel nicht ändern? Was ist mit dem Grundherrn Siegmund?
Alle Welt spricht davon, dass er viel Geld für einen Ablassbrief gegeben hat. Nur zwei Tage
später hat er seinen Pächter vom Hof gejagt, weil dieser seine Abgaben nicht zahlen konnte.
10 Ist dessen Schuld schon vergeben? …

Aufgabe 3:
Wie begründet Friedhelm seinen Missmut über die Ablasspraxis?
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Aufgabe 4:
Vergleiche beide Szenen und stelle die beiden unterschiedlichen Positionen gegenüber dem Ablass dar.

7
Name:
Station00
Station 7

Luther und sein Werdegang


Überschrift
Luthers Prägung
1-zeilig

Situation der Kirche;


Intention: prägende Stationen im Leben von Martin Luther kennenlernen

Hätte Luther Tagebuch geschrieben, wären folgende Eintragungen denkbar:

Luther über seine Eltern:


Vater war ein armer Bergmann – nach dem Umzug nach Mansfeld pachtete er eine Hütte und
wurde angesehener Ratsherr in der 3 000 Einwohner zählenden Stadt.
Meine Eltern waren fleißig und verlangten Disziplin und gewissenhaftes Arbeiten. Einmal schlug
mein Vater mich so sehr, dass ich floh und es lange dauerte, bis er sich wieder an mich gewöhnt
hatte.
Mein Vater wollte, dass aus mir etwas wird. Ich besuchte die Lateinschule in Mansfeld, dann die
Knabenschule in Magdeburg und Eisenach. In Erfurt bestand ich als Zweitbester das Magisterexa-
men und begann auf Wunsch meines Vaters ein Jurastudium. Vater war mächtig stolz und sprach
mich nur noch mit „Sie“ an, ein Zeichen von Achtung.

Luther über sein Schlüsselerlebnis:


Auf dem Weg von Mansfeld nach Erfurt kam ich in ein heftiges Gewitter. Als ein Blitz neben mir
einschlug, schwor ich voller Angst folgendes Gelübde: Heilige Anna, hilf! Wenn du mich rettest,
werde ich Mönch. Ich hielt mein Gelübde und verabschiedete mich mit einem Fest von meinen
Studienkollegen. Als Novize trat ich kurze Zeit später in den Augustinerorden von Erfurt ein und
studierte Theologie. Vater war erbost. Der Entschluss, Mönch zu werden, ließ ihn toll und töricht
werden. Er entzog mir seine väterliche Treue.
Zwei Jahre später wurde ich zum Priester geweiht und hielt meine erste heilige Messe. Mein Theo-
logiestudium schloss ich mit dem Doktorgrad ab.
Später wurde ich Professor an der neuen Universität Wittenberg, wo ich mit Vorlesungen und
Verwaltungsarbeit beschäftigt war.

1483: Geburt in Eisleben; 1505: Magisterexamen; 2. Juli 1505: Schlüsselerlebnis; Juli 1505: Eintritt
ins Kloster; April 1507: Priesterweihe; 1508: Versetzung nach Wittenberg
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

Aufgabe 1:
Verteilt die Texte, sodass jeder Partner einen bearbeitet. Lest den Text genau, unterstreicht die Kern-
aussagen und fasst ihn stichpunktartig zusammen. Sucht in dem Kasten die Daten, die zu eurem
Abschnitt gehören.

Aufgabe 2:
Tragt mithilfe der Stichpunkte einem Partner euren Teil der Aufgabe vor und ergänzt eure Stichworte
mit dem neuen Wissen.
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8
Name:
Station 8

Luther und sein Werdegang


Luthers angstvolles Suchen

Situation der Kirche;


Intention: die Suche Luthers nach dem gerechten Gott kennenlernen

Als Augustinermönch musste auch Luther betteln gehen, um die Bedürfnisse der Gemeinschaft zu
befriedigen. Luther widerstrebte diese Tätigkeit zwar, er führte sie aber trotzdem durch, da er damit
seine Demut zeigen konnte, um – wie er meinte – Gott positiv zu stimmen. Aus dieser Zeit ist folgende
Episode überliefert:

Ein reicher Händler kommt zum bettelnden Mönch Luther. Er sucht nach Münzen und gibt dem
Mönch eine beträchtliche Summe in die ausgetreckte Hand. Als dieser stumm bleibt, fragt der
Händler: „Bist du nicht zufrieden mit meiner Gabe? Ist dies nicht genug?“ Da entgegnet Luther:
„Herr, du wirst geschmückt mit dem Verdienst deiner Gaben und hoffst damit auf die Vergebung
deiner Sünden. Dein Stolz und deine Eitelkeit entfernen dich jedoch von Gott. Du sollst dich de-
mütig zeigen und kleiner machen.“ Der Händler blickt Luther beleidigt an, nimmt das Geld aus der
Hand zurück und geht weiter.

Aufgabe 1:
Beschreibe die Einstellung Luthers zu dem Verhalten des Händlers.

Aufgabe 2:
Im folgenden Text ist das sogenannte „Turmerlebnis“ Luthers beschrieben. Fasse zusammen, welche
Einsicht Luther in seinem „Turmerlebnis“ gewinnt?

Luther fand während seines Mönchseins und zu Beginn seiner Lehrtätigkeit als Professor an der
katholischen Fakultät keine innere Ruhe. Immer wieder beschäftigte ihn die Frage: Wie kann ich als
sündiger Mensch vor Gott bestehen? Glaubenszweifel, Schlaflosigkeit und Angst vor dem Zorne
Gottes belasteten seine Arbeit. Bei der Vorbereitung einer Vorlesung in seinem Arbeitszimmer im
Klosterturm fand Luther im Römerbrief des Apostel Paulus, den Bibelvers Röm 1,16 f.:
… Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt … Denn im Evangelium wird die Gerechtigkeit
Gottes geoffenbart aus Glauben zum Glauben, wie es in der Schrift heißt: Der aus Glauben Ge-
rechte wird leben. (Einheitsübersetzung der Bibel)
Diese Aussage über die Gerechtigkeit Gottes faszinierte ihn. Gerechtigkeit ist nicht Kritik am
menschlichen Verhalten – wie er immer geglaubt hat – sondern wird ihm einzig durch die Treue
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

und Liebe Gottes geschenkt. Jeder Glaubende ist ein Kind Gottes, das in Demut leben und die
Barmherzigkeit Gottes erwarten soll. Der Glaube alleine reicht zum ewigen Leben.

Aufgabe 3:
Welche Begründung könnte Luther jetzt dem reichen Händler geben?
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9
Name:
Station00
Station 9

Luther und sein Werdegang


Überschrift
Luthers Zerrissenheit
1-zeilig

Situation der Kirche;


Intention: die kritische Hinterfragung der kirchlichen Praxis durch Luther verstehen

Mit der Übernahme der Professur in Wittenberg hat Luther neben seinen Vorlesungen auch die Pflicht
der Predigt und der Seelsorge an der Wittenberger Stadtkirche. Damit wird er sowohl theoretisch wie
praktisch mit den pastoralen Problemen seiner Zeit konfrontiert.

1510 oder 1511 musste Luther in Ordensangelegenheiten nach Rom reisen. Bei der Ankunft
küsste er die vom Märtyrerblut getränkte Erde der Stadt. Er hoffte, durch die Besuche heiliger
Stätten Ablässe für sein Seelenheil zu gewinnen. So rutschte er auf Knien die Heilige Treppe
zur Kapelle Sancta Sanctorum hinauf, auf jeder Stufe ein Vaterunser betend.
5 Luther las voll Ehrfurcht und Hingabe heilige Messen, vor allem in der für deutsche Pilger be-
deutenden Kirche Santa Maria dell’Anima an der Piazza Navona.
Luther sah, dass in anderen Kirchen Roms schnelle Messen gegen Gebühr abgehalten wurden,
mit zwei Priestern gleichzeitig an einem Altar. Dies stärkte sein Gefühl, dass die Christen von
den Priestern für ausgemachte Narren gehalten wurden.
10 Luther erkannte auch den großen Prunk des Papstes, der sich wie ein weltlicher Herrscher mit
weißen Pferden schmückte und residierte.

Der Augustinermönch Luther, dessen Lebensgrundlage Armut, Gehorsam und Gebet war, sah
die verbreitete Verweltlichung der Kirche, den Pomp der Bischöfe und die Missstände in der
Seelsorge.
15 Luther fürchtete ernsthaft um das Seelenheil der Beichtkinder, die sich nicht mehr auf Reue
und Buße, sondern eher auf eine materielle Bußleistung verließen. Dieses Geschäft mit dem
Jenseits lehnte er strikt ab. In ihm wuchs die Wut über die Versprechungen der Ablassprediger,
dass man für Geld die Sündenvergebung erkaufen könnte.
Luther glaubte fest daran, dass Gott den Gläubigen, der zu seiner Schuld steht und bereut, um
20 dessen selbst willen rettet und man mit Geld keine Schuld abtragen kann.

Aufgabe 1:
Welche beiden Situationen werden geschildert? Markiere in jedem Absatz die Kernbegriffe.

Aufgabe 2:
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

Ordne die Kernbegriffe folgenden Oberbegriffen zu.

Luthers Glaube – Luthers Kritik


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Aufgabe 3:
Welche Konsequenz bedeutet die Rettung des Gläubigen um seiner selbst willen?

10
Lösungen zu den einzelnen Stationen
Wenn keine Lösungen angegeben sind, handelt es sich um individuelle Lösungen.

Lösungen: Situation der Kirche;


Luther und sein Werdegang
Station 1: Volksfrömmigkeit um 1500 Seite 2

Aufgabe 1:
alle Menschen sind Sünder, Gott straft, Frömmigkeit und gute Werke helfen, um Gott gnädig zu stimmen und
Sündenvergebung zu erreichen
Aufgabe 2:
Beispiellösung: Schaubild, z. B. Kreisdiagramm, in der Mitte „Frömmigkeit“, in den Feldern „Kirche als Haupter-
be“, „Wallfahrten“, „Klostereintritt“, „Kauf einer Reliquie“, „Spenden“, „Armenpflege“

Station 2: Situation der Kirche Seite 3

Aufgabe 1:
Papst: Oberhaupt der Kirche, Stellvertreter Christi
Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte: enge Mitarbeiter des Papstes, Leiter einer Diözese, Leiter eines Klo-
sters
Pfarrer, Vikare, Kapläne: Leiter einer Pfarrei, Mitarbeiter in einer Pfarrei
Aufgabe 2:
1. Verschwendungssucht, 2. Ämterkauf, 3. weltliches Herrenleben, 4. mangelnde Seelsorge, 5. unchristlicher
Lebenswandel, 6. Pfründekumulation, 7. kein vorbildlicher Lebenswandel
Aufgabe 3:
Es herrschten Verschwendungssucht und Machtstreben, bei Vernachlässigung der Seelsorge.

Station 3: Verweltlichung gegen Glauben Seite 4

Aufgabe 1:
feierliche und festliche Zeremonie, gutes Gefühl, beeindruckende Worte, gute Werke, Vermögen an die Kirche
übertagen – mit Glanz blenden, Priester kein Vorbild, Ausbeutung, wenig Seelsorge, keine guten Taten, gegen
die Bibel

Station 4: Der Ablass Seite 5

Aufgabe 1:
Ablass ist ein Akt, mit dem zeitliche Sündenstrafen erlassen oder verkürzt werden können. Er beinhaltet die
Beichte, die Heilige Kommunion und eine Art von Wiedergutmachung.
Aufgabe 2:
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

Ablass wird heute noch aktiv praktiziert (z.B. durch den Segen des Papstes oder den Gang durch die Heilige
Pforte).

Station 5: Ablassbrief / Ablasshandel Seite 6

Aufgabe 1:
Beispiellösung: Werbeblatt mit Begriffen wie z.B. „Ablass: der Weg zum Himmel“, „Ablass: alles ist organisiert
– Beichtväter stehen bereit“, …
Aufgabe 2:
Mitte: der Papst gibt die Ablassbulle einem Mönch, der diese verbreiten soll (Auftrag zur Verkündigung)
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linker Bildteil: Verkauf der Ablassbriefes (als Massenprodukt)


rechter Bildteil: Geld wird in den Kasten geworfen (der Brief ist gekauft, das Seelenheil auch), Priester nehmen
die Beichte ab und verweisen auf die Geldtruhe

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Station 6: Ablass als Weg zur Seligkeit Seite 7

Lösungen: Situation der Kirche;


Luther und sein Werdegang
Aufgabe 1:
Menschenauflauf, Predigt, Werbung für den Ablassbrief, Kasten mit Kreuz, Kauf des Ablassbriefs, gutes
Gefühl
Aufgabe 2:
alle Menschen sind schwere Sünder?; Brief verspricht Freisprechung, auch besonderer Sünden?; Ablassbrief
nur gegen Geld?
Aufgabe 3:
mit dem konkreten Fall eines Grundherren und dessen unchristlicher Reaktion; nur wegen eines gekauften
Briefes soll jegliche Schuld vergeben sein?
Aufgabe 4:
Ablass als Mittel zum Seelenheil, zur Tilgung von Strafen, auch für bereits Verstorbene –
Ablass ohne Änderung des Lebenswandels und Reue unwirksam

Station 7: Luthers Prägung Seite 8

Aufgabe 1 + 2:
Luther über seine Eltern:
1483: Geburt in Eisleben – strenge Erziehung – übernimmt Tugenden wie Gehorsam, Disziplin, Arbeiten – bis
1505: Besuch unterschiedlicher Schulen – zweitbestes Magisterexamen – beginnt Jurastudium

Luther über sein Schlüsselerlebnis:


2. Juli 1505: Blitzeinschlag mit Gelübde, Mönch zu werden – Juli 1505: Eintritt ins Kloster – 1507: Priester-
weihe – Doktor der Theologie – 1508: Professor in Wittenberg

Station 8: Luthers angstvolles Suchen Seite 9

Aufgabe 1:
Luther findet das Verhalten des Händlers stolz und eitel, da dieser auf Vergebung seiner Sünden hofft. Der
Mensch soll sich nach Luthers Meinung demütig zeigen und sich vor Gott erniedrigen.
Aufgabe 2:
Glaube an Gott allein reicht, um selig zu werden; Gerechtigkeit ist ein Geschenk Gottes an den Menschen
Aufgabe 3:
Entscheidend für Sündenvergebung und Heil ist der Glaube, nicht die Höhe der Geldgabe.
Winfried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation

Station 9: Luthers Zerrissenheit Seite 10

Aufgabe 1:
die Reise nach Rom, die allgemeine Situation als Seelsorger
Aufgabe 2:
Luthers Glaube: Ablassgewinnung durch Besuch heiliger Stätten; ehrfürchtiges Zelebrieren der heiligen
Messe; Gott rettet den Menschen um seiner selbst willen
Luthers Kritik: schnelle Messe gegen Geld; Ausbeutung der Gläubigen; Prunk nicht gottgewollt; Verweltli-
chung und mangelnde Seelsorge; Ablasshandel
Aufgabe 3:
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Konsequenz: Ablasskauf unwirksam, da mit Geld keine Schuld abgetragen werden kann

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