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Luca Michael Fahl 26.11.

2021

„Ich bin nichts und ich müßte alles sein.“

Karl Marx: Ein deutscher Ökonom, Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Histo-


riker und Kritiker des Kapitalismus. In seiner Schrift „Zur Kritik der Hegelschen
Rechtsphilosophie“ (1844) schreibt er: „Ich bin nichts, und ich müsste alles sein.“
(Z.75f.) Hinter dieser Aussage verbirgt sich ein von Marx beschriebenes bzw.
gefordertes Selbstverständnis mit Bezug auf die neu entstandene Arbeiterklasse
(Proletariat). In folgendem Text werde ich dieses Selbstverständnis mit Blick auf
den historischen Materialismus erläutern.
Marx ist sich sicher: Das Proletariat muss sich über die Bourgeoisie erheben. Die
Zustände der sich bildenden Arbeiterklasse waren katastrophal. Löhne waren so
niedrig wie noch nie und ein normaler Arbeitstag konnte bis zu 14 Stunden
andauern. Soziale Versicherungen (z.B. Krankenversicherung, Invalidenver-
sicherung) wurden erst Jahre später für den Arbeiter etabliert. Die sogenannte
„soziale Frage“ steht im Raum. Marx und Engels gingen von der These aus, dass
mit der zunehmenden Entwicklung des Kapitalismus die Arbeiterklasse zahlen-
mäßig die stärkste Klasse der Gesellschaft, ja die Mehrheit der Bevölkerung
bilden würde und sahen in ihr die entscheidende Kraft der sozialen Umstruk-
turierung. Zur Verwirklichung dieser Zielsetzung brauche die Arbeiterklasse eine
Partei, die von ihr jedoch nicht als „führende Elite" gedacht war, sondern als
Interessenvertretung der gesamten Arbeiter. Die Arbeiterpartei sollte demokra-
tisch aufgebaut sein und jeglichen Autoritätsaberglauben vermeiden. Die Arbei-
terbewegung würde international sein, gleichzeitig aber sollten die unterschied-
lichen Länderprämissen in den einzelnen Ländern berücksichtigt und in Rechnung
gestellt werden. Die zunehmenden Widersprüche im Kapitalismus würden zu
einer sozialen Revolution führen. Ein hoher Stand der wirtschaftlich-technischen
Entwicklung und der entscheidende Anteil der Arbeiterklasse an der Gesellschaft
seien dafür die Voraussetzungen für die Revolution. Marx und Engels befür-
worteten zunächst die gewaltsame Revolution, stellten aber seit den siebziger
Jahren des 19. Jahrhunderts die Möglichkeit einer friedlichen Umgestaltung in
den Vordergrund. Die soziale Revolution würde zu einer „Diktatur des Prole-
tariats", zu einer Herrschaft der Arbeiterklasse führen. Darunter verstanden Marx
und Engels die Entmachtung der Bürokratie, der Armee und Polizei. Stattdessen
sollte sich ein in allgemeiner, geheimer Abstimmung gewähltes Organ, das
gleichzeitig gesetzgebende und vollziehende Gewalt ausüben sollte, und in dem
alle Angestellten und Beamten des öffentlichen Dienstes keine den Arbeiterlohn
übersteigende Bezahlung erhalten dürften sowie jederzeit von ihren Wählern
abberufen werden könnten, etablieren. Mit und durch diese Umwälzung würde
dann die „klassenlose kommunistische Gesellschaft“ entstehen, charakterisiert
Luca Michael Fahl 26.11.2021

dadurch, dass alle Produktionsmittel gesellschaftliches Eigentum und nicht


Staatseigentum sind. Diese allumfassende Lösung (Kommunismus) für den von
Marx und Engels formulierten „historischen Materialismus“ sollte Einzug in die
Gesellschaft erhalten. „Ich bin nichts, und ich müßte alles sein“ (Z.75f.). Diese
Parole, so fordert Marx, sollte für das Proletariat der Leitgedanke einer Revolution
gegen die Bourgeoisie sein, da das Proletariat von derselben ausgebeutet wird.
„Ich bin nichts“ bezieht sich hier auf die fehlende Achtung der Bourgeoisie
gegenüber dem Proletariat. Das Proletariat ist „nichts“, da es nur ein sehr geringes
Ansehen, Mitspracherecht, Macht und Maß an Selbstbestimmung besitzt. Es
sollte fordern „alles zu sein“, da ohne seine Arbeitskraft die Gesellschaft nicht
existieren könnte. Die Entwicklung dieser Gesellschaft hängt in der damaligen
Zeit von dem Spannungsverhältnis zwischen Produktionsverhältnissen und
Produktivkräften ab. Der Begriff Produktivkräfte umfasst hierbei die körperliche
Fähigkeit des einzelnen Arbeiters sowie die Arbeitsmittel. Unter Produktionsver-
hältnissen versteht man die Beziehungen, die Menschen bei der Produktion von,
dem Handel mit Gütern eingehen. Dieses Spannungsverhältnis mündet in
sogenannten Klassenkämpfen. Die Arbeiter erhalten ein neues Selbstverständnis,
da sie ihren eigenen Wert in der Gesellschaft erkennen und eine Besserung ihrer
insbesondere sozialen Zustände fordern. Sie sollte sich als ein wichtiger Teil in
der damaligen Gesellschaft sehen. Marx versucht mit seiner Schrift die Erkenntnis
dieses Selbstverständnisses anzuregen und die Arbeiter zur Selbstbestimmung
ermutigen.

Das von mir erörterte Selbstverständnis des Proletariats, erhält im 19. Jahrhundert
den Einzug in die Gesellschaft. Nicht nur durch Karl Marx, sondern auch durch
berühmte revolutionäre Denker wie Ferdinand Lassalle und Stephan Born gewann
die Arbeiterklasse zunehmend Anerkennung.

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