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IM WOHNUMFELD
Einbeziehung der Bedürfnisse von Tierarten in die
Planung und Gestaltung städtischer Freiräume
ANIMAL-AIDED DESIGN
IM WOHNUMFELD
Einbeziehung der Bedürfnisse von Tierarten in die
Planung und Gestaltung städtischer Freiräume
ANIMAL-AIDED DESIGN
IM WOHNUMFELD
Einbeziehung der Bedürfnisse von Tierarten in die
Planung und Gestaltung städtischer Freiräume
4
VORWORT
Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für
Naturschutz
In unseren Städten werden Grün- und Freiräume, Einstellung der deutschen Bevölkerung zu Stadt-
die dem Menschen als Orte der Erholung und Gesel- natur wurden städtische Freiräume von 44% der
ligkeit dienen, aufgrund der zunehmenden baulichen Befragten als direkte Naturerfahrungsräume
Verdichtung immer knapper. Pflanzen und Tiere und von 68% der Befragten als wichtige Lebens-
spielen als Stadtnatur für die Qualität dieser Räume räume für Tiere und Pflanzen erachtet. 2 In einer
und Orte eine wichtige Rolle. Viele Städte suchen anderen Studie wurde festgestellt, dass sich bei
nach Strategien, dem Verlust der Stadtnatur entge- Bewohner*innen die Akzeptanz für naturnahe
gen zu wirken und die städtische grüne Infrastruk- Flächen im Wohnumfeld erhöht, wenn sie über
tur zu sichern und zu entwickeln. Mit Animal-Aided die vorkommenden Tierarten Bescheid wissen.3
Design soll eine Methode zur Verfügung gestellt Die beliebtesten stadtbewohnenden Tierarten
werden, die eine integrierte Betrachtung von Woh- waren laut einer Befragung kleine Vögel, Eich-
nungsbau und Naturschutz ermöglicht und diese hörnchen, Schmetterlinge, Igel, Enten, Gänse und
häufig als konträr betrachteten Belange verbindet. Hunde.4 Eine andere Studie fragte, welche Tiere in
öffentlichen Parks besonders erwünscht sind. Am
häufigsten wurden Marienkäfer gewählt, gefolgt
von Kohlmeise, Tagpfauenauge, Goldfisch, Ente
URBANE BIODIVERSITÄT und Rotkehlchen.5 Stadtnatur bietet den Stadt-
bewohnern die Möglichkeit von Naturerfahrung
In unseren Städten leben viele Wildtiere, die diese im städtischen Wohnumfeld.6 Dies ist von zentra-
zur Nahrungssuche, zum Aufenthalt und zur Re- ler Bedeutung für den Naturschutz, da Naturer-
produktion nutzen. So leben in Berlin mehr als fahrungen in der Kindheit helfen, ein Umweltbe-
17.000 Insekten-, 180 Brutvogel- und 59 Säuge wusstsein zu entwickeln.7 Darüber hinaus deuten
tierarten.1 Die Gründe für diesen Reichtum an aktuelle Studien darauf hin, dass das Vorkommen
Wildtieren sind vielfältig: einerseits bieten Städte von Vögeln oder eine höhere Vielfalt an Orga-
vielen Wildtieren durch das große Nahrungsange- nismen positiv auf das allgemeine menschliche
1. Naturbarometer Berlin 2015: S. 14, bot, das wärmere Klima sowie durch klein struk- Wohlbefinden wirken können.8 Andererseits birgt
https://www.berlin.de/senuvk/natur_
turierte und vielfältig begrünte Flächen geeignete die zunehmende Urbanisierung unserer Welt
gruen/biologische_vielfalt/download/
naturbarometer_berlin.pdf
Lebensstätten und deshalb wandern die Wildtiere zweierlei Gefahren für das Verhältnis von Men-
2. BMUB, BfN 2016.
auch aus dem Umland ein. Gleichzeitig ist dieses schen zu Tieren: zum einen geht Verstädterung
3. Gloor et al. 2010.
Einwandern auch ein Indiz für den anhaltenden auch mit einem Verlust an Artenvielfalt einher,9
4. Bjerke, Østdahl 2004.
Verlust von Biotopen im ländlichen Raum. Die zum anderen verlieren wir Menschen zunehmend
5. Shwartz et al. 2012.
Stadt wird dann zum Ersatzlebensraum. den Kontakt zur Natur10. Um der Zuwanderung
6. Turner et al. 2004.
von Menschen in die Städte gerecht zu werden,
7. Soga et al. 2016.
Für die Alltags-Naturerfahrung der Stadt- werden diese zunehmend dichter bebaut und die
8. Ratcliffe et al. 2013; Dallimer et
bewohner*innen spielt die Stadtnatur eine zen- Ballungsräume gleichzeitig weiträumiger. Ohne
al. 2012. trale Rolle. Das Vorkommen von wilden Tieren eine aktive Einbindung von Naturschutz in städ-
9. Aronson et al. 2014. ist dabei ein wichtiger Teil dieser Erfahrung. In tische Planungsprozesse wird der Raum für Tiere
10. Soga et al. 2016; Turner et al. 2004. einer Studie des Bundesamts für Naturschutz zur in der Stadt knapp. Der Zugang aller Menschen
7
zur Natur ist eine Form der Umweltgerechtigkeit, Person.13 Diese Entwicklung und der Zuzug in die
die verloren geht, wenn Stadtbewohner*innen Städte werden gemäß dem Leitbild der »Innenent-
nur selten mit der Natur außerhalb der Stadt in wicklung vor Außenentwicklung«14 zu einer weite-
Kontakt kommen können, aber gleichzeitig die ren Verdichtung führen. Zielvorgabe ist es, neue
Stadtnatur verloren geht. Wohnanlagen in die bereits bebaute Struktur der
Stadt einzufügen, um das Flächenwachstum nach
Städte zeichnen sich durch veränderte Um- außen zu bremsen. In wachsenden Städten übt
weltbedingungen gegenüber dem ländlichen die Innenentwicklung und die Nachfrage nach
Raum aus. Städte sind Hitzeinseln und weisen Bauland daher oft einen starken Druck auf Grün-
einen hohen Grad an Verschmutzung durch Licht, und Freiflächen aus. Gleichzeitig gewinnen die
Lärm und Abgase auf.11 Stadtnatur tritt in ver- vielfältigen Funktionen von Stadtgrün vor dem
schiedenen Formen auf, z.B. als verinselte Reste Hintergrund aktueller Herausforderungen wie
der Naturlandschaft oder auch auf Stadtbrachen. Anpassung an den Klimawandel, Umweltgerech-
Der Großteil der städtischen Natur ist allerdings tigkeit und Schutz der biologischen Vielfalt an
durch menschliches Handeln geprägt, wie z.B. Bedeutung. Diesem Spannungsfeld zwischen bau-
die traditionelle Kulturlandschaft am Stadtrand, licher Verdichtung und der wichtigen Bedeutung
Gärten in Siedlungsgebieten, gärtnerisch ange- der vorhandenen Grün- und Freiflächen wurde
legte Grünflächen und Parks. Welche Tiere und mit dem Konzept der »doppelten Innenentwick-
Pflanzen in einer Stadt vorkommen, wird von ver- lung«15 begegnet. Es soll durch vorsorgendes pla-
schiedenen Faktoren beeinflusst. Die biogeogra- nerisches Handeln gleichzeitig mit der baulichen
phische Lage der Stadt beeinflusst den Pool der Verdichtung das urbane grüne und blaue Netz aus
Arten, die in die Stadt einwandern können, aber Grünflächen und Gewässern gesichert, qualifi-
die konkrete Ausgestaltung der Stadt durch den ziert und ausgebaut werden, d.h. sie sollen funkti-
Menschen bestimmt, welche Tiere und Pflanzen onal, ästhetisch und in ihrem Gebrauchswert für
tatsächlich vorkommen. Nicht jede Art kommt die Stadtbevölkerung verbessert werden.
mit der Stadt zurecht, aber die Anzahl der Arten,
die aufgrund ihrer Eigenschaften in der Stadt Die doppelte Innenentwicklung ist eine große
leben könnten, wenn die vom Menschen geschaf- Herausforderung. Im Moment werden Tiere bei
fenen Bedingungen geeignet sind, ist größer als der Gestaltung von städtischen Freiräumen nicht
meist angenommen.12 ausreichend betrachtet, obwohl sie für viele Men-
schen zu einer intakten Stadtnatur und qualitäts-
vollen Freiräumen dazugehören. Bei größeren
und komplexen Bauvorhaben kommen die recht-
REURBANISIERUNG UND INNENENTWICKLUNG lichen Vorgaben von Eingriffsreglung und beson-
derem Artenschutz zum Tragen. Der besondere
Unsere Städte stehen vor großen Herausforde- Artenschutz konzentriert sich auf den Schutz
rungen. Der demographische Wandel sowie der ausgewählter Arten, die jedoch am Standort be-
Zuzug insbesondere in Großstädte erfordert eine reits vorhanden sein müssen. Nur ein kleiner
Anpassung des Wohnungsbaubestandes und der Teil aller Arten, wie z.B. Fledermäuse, Vögel und
Infrastruktur an die zunehmende Zahl und he- Hornissen genießen diesen besonderen Schutz,
terogene Zusammensetzung der Stadtbewohner* der auch ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten
innen. Die gesteigerte Nachfrage nach Wohnraum umfasst. Im Rahmen der Eingriffsregelung wer-
11. Zusammengefasst in:
führt in vielen Städten in Deutschland sowohl den artspezifische Anforderungen oft rein funk-
Kowarik 2011.
zur Förderung eines kostengünstigeren Woh- tional in Bezug auf die Arten und Biotope ohne
12. Aronson et al. 2016.
nungsbaus über kommunale Wohnungsbauge- weitergehende gestalterische Absichten betrach-
13. Die Wohnfläche pro Kopf lag
sellschaften und Genossenschaften als auch zu tet. Während die Integration botanischer Vielfalt in Deutschland laut Statistischem
verstärkter privatwirtschaftlicher Bautätigkeit. in die Freiraumgestaltung mittlerweile recht gut Bundesamt im Jahr 2017 bei 46,5 m².
Im Jahr 2005 bei 41,2 m².
Zusätzlich zu diesem Bedarf an neuem Wohn- gelingt, z. B. durch die Verwendung gebietseige-
Siehe: Statistisches Bundesamt 2018.
raum müssen viele der heutigen Mietwohnungen ner Arten, gibt es kaum Praxisbeispiele für eine
14. Gesetzlich verankert wurde die-
aus den 1950er bis 1970er Jahren grundsaniert Planung zum Vorkommen von Tieren im urbanen ses Leitbild im »Gesetz zur Stärkung
werden, hinzukommt die energetische Sanierung Raum. Diese Lücke einer konkreten und aktiven der Innenentwicklung in den Städten
und Gemeinden und weiteren Fort-
vieler Bestandswohnungen. Auch führt die Zu- Planung für Tiere in den Verfahren der baulichen
entwicklung des Städtebaurechts«
nahme des allgemeinen Wohlstandes zu höheren und freiraumplanerischen Entwicklung von Städ- vom Juni 2013.
Ansprüchen der Bewohner*innen an ihre bau- ten soll die Planungsmethode Animal-Aided De- 15. Vgl. Deutscher Rat für Landes-
liche Umwelt, so steigt z.B. die Wohnfläche pro sign (AAD) schließen. pflege 2006.
8
VON DER ZIELARTENAUSWAHL
ZUM ENTWURF
Die Methode Animal-Aided Design
Angesichts des starken Städtewachstums ist ein ak- EIN ARTSPEZIFISCHER ANSATZ
tives Einbinden von biodiversitätsfördernden Maß-
nahmen in städtische Planungsprozesse von ent- AAD stellt die Ansprüche einzelner Arten in den
scheidender Bedeutung, um Natur und ihre Ökosys- Vordergrund und zielt auf die Integration die-
temleistungen in der Stadt zu erhalten. In der ser Bedürfnisse in die landschaftsarchitektoni-
aktuellen Stadtentwicklung erscheint es jedoch sche und städtebauliche Entwurfsplanung, um
oft schwierig, menschliche Interessen mit den An- damit neue urbane Naturbilder und -erfahrungen
sprüchen stadtbewohnender Tierarten zu verbin- zu ermöglichen. Anders als bei »ungestalteter«
den. Hier setzt Animal-Aided Design (AAD)16 an, Natur, wie etwa dem Konzept der »urbanen Wild-
das auf eine Einbindung von Tierbedürfnissen in die nis«17, wird im Rahmen von AAD – wie bei jeder
Stadt- und Freiraumplanung zielt. AAD ist eine Pla- Gartengestaltung und in der Landschaftsarchi-
nungs- und Entwurfsmethode, die als Schnittstelle tektur – ein Naturbild neu entworfen oder ein be-
zwischen den sehr unterschiedlichen Fachdisziplinen reits bestehendes rekonstruiert und den jeweili-
der Stadtplanung, von Architektur über Verkehrs gen Betrachter*innen und Nutzer*innen mit dem
planung, allgemeiner Stadtplanung bis hin zur Land- Zweck des ästhetischen Erlebens angetragen.
schaftsarchitektur, Ökologie und zum Naturschutz AAD betrachtet Wildtiere in einem gestalteri-
dienen soll. Ziel des kooperativen Planungsprozes- schen Kontext, ähnlich wie man es mit Pflanzen
ses ist es, das Vorkommen von Tieren in urbanen schon sehr lange in der Gartengestaltung und
Freiräumen explizit zu planen und in die Gestaltung Landschaftsarchitektur macht.18 AAD stellt als
einfließen zu lassen. Methode das Wissen und das Handwerkszeug für
die »Gestaltung mit Tieren« zur Verfügung. Der
Am Anfang der Planung mit AAD steht die Frage artspezifische Ansatz ermöglicht dabei eine große
»Welche Tiere sollen im Freiraum vorkommen?« gestalterische Freiheit und eröffnet die Möglich-
Die Auswahl der Tierarten, die später am Ort keit, Stakeholder in die Auswahl der Arten und
leben sollen, sollte so früh wie möglich erfolgen die Gestaltung der Habitatstrukturen für die ge-
und wie andere programmatische Planungsent- wählten Arten einzubeziehen. Zudem bietet er
scheidungen am Anfang der Entwurfsplanung ste- die Möglichkeit, flexibel auf die räumlichen und
hen. Es geht nicht in erster Linie darum, seltene funktionalen Potenziale und Hindernisse urba-
Arten zu schützen, die bereits in einem Planungs- ner Freiräume einzugehen. Dabei beschränkt sich
gebiet vorkommen, sondern darum, eine nachvoll- AAD nicht auf die Erfüllung einzelner Bedingun-
ziehbare Auswahl zu treffen, welche Arten aktiv gen wie dem Anbringen von Tierbehausungen
gefördert werden sollen. Dieser Auswahlprozess oder der Bereitstellung von Futterplätzen. Solche
16. Hauck, Weisser 2014.
ermöglicht es, die verschiedenen Akteure vor Ort Einzelmaßnahmen, wie das Aufhängen von Nist-
17. Siehe dazu https://www.duh.de/
fileadmin/user_upload/download/Pro-
miteinzubeziehen und schon vor der Ansiedlung kästen oder Bienenhotels führen dazu, dass nur
jektinformation/Kommunaler_ der Zielarten Mitbestimmung zu ermöglichen. ein Teil der Bedürfnisse der Zielarten erfüllt wird.
Umweltschutz/Wild_Cities/Wild-
Die landschaftsarchitektonische oder städtebauli- Essenzielle andere Faktoren im Lebenszyklus der
nis_in_der_Stadt_final_kl.pdf
che Entwurfsplanung bietet geeignete Maßstabs Tiere werden nicht beachtet und dem Zufall über-
18. Vgl. Wolfgang Borchardt, Pflanzen-
verwendung – Das Gestaltungsbuch,
ebenen, um Maßnahmen zu entwickeln, die die lassen. Darum ist es wichtig, dass die mit Hilfe
Stuttgart 2013. Bedürfnisse der jeweiligen Zielarten abdecken. von AAD entwickelten Maßnahmen und Bausteine
9
D
ziellen Bedürfnisse der Tiere in kritische Stand-
ortfaktoren zu übersetzen, und so ihre Habita-
tansprüche (Nistplatz, Nahrung, Paarungsort)
Monitoring- und Übertragung der
als Ausgangspunkt für gestalterische Überlegun-
Evaluierungsphase Ergebnisse in neues
gen zu nehmen – sie können einen Entwurf ins-
• Ökologische Erfolgskontrolle Projekt
A
pirieren.
für Zielarten und weitere Arten
• Akzeptanz bei Stakeholdern
Bei einem Vergleich von international er-
• Auswirkungen auf Pflege- und
folgreichen Projektbeispielen19 stellten sich drei Analyse- und Konzeptphase
Erhaltungskosten
C
wichtige Faktoren heraus, bei deren Berück- • Habitatpotential und
sichtigung es gelingen kann, urbane Räume zu -einschränkungen des
schaffen, welche für Menschen und wilde Tiere Projektortes
gleichermaßen lebenswert sind. Ausführungs- und Bauphase • Werte, Bedenken, Nutzungs-
1. Eine frühe Einbindung von A rtenexpert*innen • Baumaßnahmen schonend für ansprüche der stakeholder
bereits in der Konzept/Entwurfsphase des Pla- Tierbestand durchführen
B
prozesses, d.h. eine Einbindung von Stake- und Optimierung
holdern wie Bauträger*innen, Mieter*innen, der Maßnahmen
Genehmigungsbehörden in den Planungspro-
Entwurfs- und
zess, ermöglicht es die Bedürfnisse von Men-
Detailplanungsphase
schen und Tieren zu ermitteln, miteinander
• Integration der Bedürfnisse
abzugleichen und in Balance zu bringen.
der Zielarten in die Gestaltung
3. Ein aktives Monitoring und eine Auswertung
• Schaffung erlebbarer
der Ergebnisse nach der Fertigstellung. Dies
Naturräume
bietet die Möglichkeiten der Rückkopplung
und Nachsteuerung, um »best practice« An-
sätze entwickeln und verbreiten zu können.
Bei jedem Planungsschritt mit AAD müssen so- räumlichen Konzeptes für die Erfüllung der Abb. 1
wohl die Bedürfnisse der Tiere als auch die Nut- Habitatansprüche dieser Arten. In der Entwurfs- Grafik Planungszyklus
zungsansprüche der Stakeholder beachtet wer- und Detailplanungsphase (B) werden die Bedürf-
den. Abb. 1 In der Analyse- und Konzeptphase (A) nisse der Tiere an ihr Habitat mit Hilfe der kriti-
wird das Habitatpotenzial des Projektstandor- schen Standortfaktoren direkt in die Gestaltung
tes, aber auch dessen Einschränkungen für die des Standorts miteingeplant. Dabei sollten für
Besiedlung mit Tieren erarbeitet. Dabei wer- den Menschen erlebbare Naturräume geschaf-
den nicht nur die Tiere betrachtet, die bereits fen werden. In der Ausführungs- und Bauphase
am Projektort vorkommen, sondern es werden (C) ist es vor allem wichtig, dass die Maßnah-
auch Arten aus der Umgebung, die den Projekt men korrekt umgesetzt werden. Dies kann zum
raum realistischerweise erreichen können, in Beispiel durch ein gezieltes Training der Mit-
den Kreis der potenziellen Zielarten einbezogen. arbeiter*innen der Baufirma erreicht werden.
Gleichzeitig werden die Werte, Nutzungsansprü- In der Ausführungs- und Bauphase muss auch
che, aber auch Bedenken der Stakeholder identi- auf vorhandene Tierbestände Rücksicht genom-
fiziert. Abgeleitet aus diesen Analysen erfolgt die men werden und der Bau möglichst schonend
Auswahl von Zielarten und die Erarbeitung eines gestaltet werden bzw. zu einer Zeit erfolgen, in 19. Apfelbeck et al. 2019.
10 VON DER ZIELARTENA USWAHL ZUM ENTWURF – Die Methode Animal-Aided Design
1.
A. Analyse- und Konzeptphase – Die Zielarten
auswählen und Akteur*innen beteiligen
Im Rahmen von AAD ist eine Zielart eine aus be-
Regionaler Artenpool stimmten Gründen ausgewählte Art (z.B. wegen
ihrer ästhetischen Qualitäten oder ihrem kultu-
rellen Wert), die durch die Erfüllung ihrer spezi-
3.
Ausbreitungsfähigkeit fischen Ansprüche an ihren Lebensraum gezielt
Lebensraumtypen gefördert werden soll. Die Verwendung des Be-
griffs »Zielart« bei AAD ist mit der aktuellen Be-
Lokales Artenpotential
griffsdefinition im Naturschutz insofern verein-
bar, weil es jeweils das Ziel ist, das Leben einer
Abgleich mit orts- und
ausgewählten Art an einem bestimmten Ort zu
projektspezifischen
gewährleisten. Für AAD ist es darüber hinaus
Stakeholderansprüchen
notwendig, Zielarten nicht allein über deren Ge-
fährdung, Seltenheit oder rechtlichen Schutzsta-
2.
tus abzuleiten, sondern auch ihre Bedeutung für
den Menschen (Erlebbarkeit, Identifikation) mit
einzubeziehen und so den bereits rechtlich regu-
Räumlich spezifisches lierten Bereich des (besonderen) Artenschutzes
Artenvorkommen zu ergänzen. Unser Verständnis, welche Fakto-
ren das Vorkommen von Arten in der Stadt be-
einflussen, ist in den letzten Jahrzehnten stark
4. Zielarten
gewachsen.20 Nun gilt es, dieses Wissen umzu-
setzen und in die Planung von Stadtquartieren
miteinzubeziehen. Die Lebensraumansprüche
Abb. 2 von Tieren sollen wie andere Ansprüche an den
Auswahl von Zielarten Freiraum (wie z.B. Sport zu betreiben oder das
Fahrrad abzustellen) in den Entwurfsprozess
mitaufgenommen werden. Dies erfordert eine
gezielte, an den jeweiligen Standort angepasste
Auswahl von Arten, deren Habitatansprüche im
Entwurf miteinbezogen werden können. Städte
sind vor allem Lebensraum für uns Menschen
und unterscheiden sich deutlich von kultur- und
der die Tiere am wenigsten gestört werden. Be- naturlandschaftlichen Lebensräumen. Bei der
sonders wichtig für den Erfolg von Animal-Aided Auswahl von Arten für AAD müssen deshalb
Design ist eine Begleitung des Projekts nach neben biologischen auch sozio-kulturelle Ge-
der Fertigstellung durch eine M onitoring- und sichtspunkte beachtet und in Balance gebracht
Evaluierungsphase (D). Ein Monitoring ökologi- werden, um eine spätere mögliche Ablehnung
scher, sozialer und ökonomischer Aspekte und durch die Menschen vor Ort zu vermeiden. Bei
deren Evaluation bietet Möglichkeiten der An- der Auswahl von Arten sollen deshalb folgende
passung und dient der Erfolgskontrolle. Wurden Aspekte in Betracht gezogen werden:
die Maßnahmen von den Zielarten angenommen? • Ökologische Merkmale der Arten, die Auf-
Wie stehen die Anwohner*innen zu den Maßnah- schluss über kritische Standortfaktoren bieten,
men? Verursachen die Maßnahmen zusätzliche die es den jeweiligen Tierarten ermöglichen, den
Kosten bei der Pflege oder konnten vielleicht Lebensraum Stadt zu nutzen.
sogar Gelder eingespart werden? Die Ergebnisse • Sozio-kulturelle Betrachtungen, die Präferen-
20. Beninde et al., 2015; Turrini and
sollten möglichst mit den Stakeholdern be- zen oder Ablehnung für bestimmte Arten oder
Knop, 2015. sprochen werden und können zu einer weiteren Artengruppen reflektieren.
11
— Nestbau /Aufzucht:
• Bestandsdichte 2 - 5 Brutpaare / ha 1
• dichte Krautschicht, seltener Strauchschicht (Höhe bis max.
50 cm) für Bodennester
• Nestbaumaterial: Laub, dürre Krautstängel (häufig Brennnes-
sel), Grashalme, feine Zweige, Wurzeln, Bastfasern, Haare,
Grasrispen, feine Wurzelhärchen
• Krautschicht und deckende Strukturen für Aufenthalt der
Jungvögel
— Nahrung:
• Nahrungsquelle < 150 m vom Nistplatz entfernt
• Nestlinge: Insektenlarven (v.a. Raupen), Regenwürmer, Spinnen,
Ameisen, später auch stärker chitinisierter Beute, Käfer, Ausschnitt Entwurf
Schnaken, Fliegen, Hautflügler, Schmetterlinge
• Anflugwarten ans Nest
— Gefahren:
• sehr störungsempfindlich bei Brut und Aufzucht
• Hauskatzen
ADULTE
— Nahrung:
• Insekten und Larven, Regenwürmer, Spinnen
• im Sommer und Herbst zusätzlich Beeren und andere Früchte
• Arthropodenreiche Laubstreuschicht
• Sitzwarten für die Jagd
— Körperpflege:
• flache und übersichtliche Badestellen
— Schlafplatz:
• dichte Strauch- und/oder Krautschicht
ÜBERWINTERUNG
als fachliche Grundlage sowohl für die Bauleit- zur Planung und Umsetzung geeigneter Maßnah- 23. Roden 2017, S. 292.
planung als auch für die Baugenehmigung von men liefern. 24. Böhm et al. 2016.
16
WIE WILDTIERE IM WOHNUMFELD
BEWERTET WERDEN
Die Ergebnisse einer Umfrage unter
Wohnungsbaugesellschaften in Deutschland
Der Großteil der städtischen Freiflächen wie Parks, dass die von ihnen geplanten Freiräume sicher
Friedhöfe oder Straßengrün wird von kommuna- und sauber sind und zu gesunden Wohnverhält-
len Trägern unterhalten. Einen weiteren signifikan- nissen beitragen. Das Schaffen von Naturnähe/
ten Anteil der Grünstruktur einer Stadt stellen die Naturerleben, klimagerechte Gestaltung und Ar-
Freiflächen von Wohngebieten dar, ein großer Teil tenvielfalt von Pflanzen und Tieren wurden als
davon ist im Besitz von Wohnungsunternehmen. aktuell weniger wichtig eingestuft. Die meisten
Diese Flächen sind für die Qualifizierung von inner- der teilnehmenden Unternehmen äußerten eine
städtischen Freiräumen und damit zur Umsetzung klare Haltung zum Vorkommen bestimmter Arten
des Leitbilds der doppelten Innenentwicklung sehr im städtischen Wohnumfeld. Abb. 4 Singvögel und
wichtig.25 Obwohl Wohnungsunternehmen als Ei- Schmetterlinge, gefolgt von Igel und Eichhörn-
gentümer und Bewirtschafter von Freiflächen in der chen wurden von den Teilnehmer*innen als sehr
Stadt eine wichtige Rolle spielen, gibt es kaum Stu- wünschenswert eingestuft. Typische Kulturfolger,
dien zu ihrer Einstellung gegenüber Stadtnatur und wie z.B. Tauben, Füchse, Waschbären, Elstern /
dem Vorkommen von wilden Tieren im Wohnum- Krähen und Kaninchen, die für Konflikte mit
feld. Diese Lücke wurde durch eine deutschland- Menschen bekannt sind, waren dagegen eher un-
weite Befragung unter Wohnungsbaugesellschaften gewünscht. Dies stimmt größtenteils mit Ergeb-
zu ihrer Einstellung zu Wildtieren geschlossen.26 nissen zur Bewertung von Wildtieren durch die
155 ausgefüllte Fragebögen wurden in der Auswer- Stadtbevölkerung überein.27 Interessant sind auch
tung berücksichtigt. Die teilnehmenden Unterneh- die Aussagen zu Fledermäusen und Wildbienen,
men stammen aus 14 Bundesländern. Die meisten für die keine klare Zustimmung bzw. Ablehnung
der Unternehmen (72%) waren zusätzlich zu Pla- zum Ausdruck kamen. Grund dafür könnte einer-
nung und Bau auch mit der Pflege und Instandhal- seits eine gewisse »soziale Erwünschtheit« im
tung der Wohnanlagen betraut. 81% der Unterneh- Antwortverhalten sein, da es sich um geschützte
men betreuten ausschließlich Mietwohnungen. oder schützenswerte Tierarten handelt. Anderer-
seits kann es z.B. bei Fledermausvorkommen für
die Wohnungsunternehmen zu Komplikationen
bei Sanierungen kommen.
BEWERTUNG VON FREIRÄUMEN UND WILDTIEREN
IM WOHNUMFELD
Der Aussage, dass Freiräume in städtischen PROBLEME MIT DEM VORKOMMEN VON WILDTIEREN
Wohngebieten wichtig für die Steigerung der IM WOHNUMFELD
Wohnqualität sind, stimmten die meisten teil-
nehmenden Wohnungsunternehmen zu. Die Un- Nur sehr wenige Unternehmen gaben an, dass sie
ternehmen stimmten auch zu, dass Freiräume in den letzten Jahren Probleme mit Wildtieren wäh-
wichtig sind, um das Stadtbild verschönern, das rend der Planungs- und Bauphase hatten Abb. 5 A, B
Klima zu schützen und Spielplätze für Kinder und auch nur in seltenen Fällen waren Verschie-
anzubieten. Die Aussage, dass Freiräume wich- bungen im Ablauf des Wohnungsbaus notwendig.
tig sind, um Lebensraum für Tiere und Pflanzen Am ehesten bereiteten das Verschieben von Baum-
bereitzustellen, erhielt weniger Zustimmung. fällarbeiten, die Durchführung von Ausgleichs-
Die geringste Zustimmung fanden die Aussagen, maßnahmen und das Vorkommen von geschütz-
dass Freiräume wichtig sind, um den Marktwert ten Tierarten auf Freiflächen oder an Gebäuden
von Grundstücken zu steigern oder Parkplätze Probleme. Hervorzuheben ist, dass einige wenige
25. Böhm et al. 2016.
bereitzustellen. Bei der Frage nach den Zielen Arten, die besonders häufig Probleme während der
26. Jakoby et al. 2019.
von Planung und Instandhaltung von Freiräumen Planungs- und Bauphase bereiteten, über eine of-
27. Shwartz et al. 2012; Bjerke,
in Wohnanlagen ihres Unternehmens legten die fene Eingabe genannt wurden. Probleme scheinen
Østdahl 2004. Wohnungsunternehmen vor allem darauf Wert, besonders durch Mauersegler und Fledermäuse
17
Abb. 4
(C) (D)
Abb. 4 Abb. 5
Beurteilung verschiedener Tiere in städtischen (A) Größenordnung von Problemen mit Tieren (D) Häufigkeit von durch Tiervorkommen wäh-
Wohngebieten durch die teilnehmenden während der Planungs-/ Bauphase. rend der Instandhaltung/ Pflege entstandenen
Wohnungsunternehmen (weiß: Mittelwerte (B) Häufigkeit von durch Tiervorkommen Situationen (weiß: Mittelwerte und Stan-
und Standardabweichungen; Gesamtanzahl der während der Planungs-/ Bauphase entstandenen dardabweichungen; Gesamtanzahl der abgege-
Antworten entlang der Likert Skala (1 uner- Situationen. benen Stimmen entlang der Likert Skala (1-5) zu
wünscht – 5 erwünscht) zu jeder Tiergruppe (C) Größenordnung von Problemen mit Tieren jeder Antwortoption befinden sich am rechten
befinden sich am rechten Rand der Grafik). bei Instandhaltung/ Pflege. Rand jeder Grafik).
18 WIE WILDTIERE IM WOHNUMFELD BEWERTET WERDEN – Die Ergebnisse einer Umfrage unter Wohnungsbaugesellschaften in Deutschland
verursacht zu werden. Da diese dem besonderen Ar- von Wildtieren im Wohnumfeld zu ergreifen, stach
tenschutz unterliegen, ist es wahrscheinlich, dass keiner der von uns vorgeschlagenen Gründe her-
es bei Sanierungen an Gebäuden zu Konflikten aus. Genannt wurden, aber nicht sehr häufig, die
kommt, bzw. möglicherweise ein höherer Aufwand Sorge um damit verbundene erhöhte Kosten, ge-
in der Planung entsteht, wenn es Auflagen für die folgt von fehlender eigener Expertise, Widerstand
Bereitstellung von Quartieren gibt. der Bewohner*innen, Bedenken vor zukünftigen
Naturschutzauflagen, Sorge vor hygienischen Pro-
Hingegen wurden bei der Pflege und Instand- blemen und Problemen mit Wildtieren, sowie feh-
haltung von Wohnanlagen kaum Probleme mit lende fremde Expertise.
Wildtieren verzeichnet. Abb. 5 C, D Am problema-
tischsten wurden »Schäden an Gebäuden und Fas- Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich die
saden« und »Insekten an Gebäuden« (vor allem We- Wohnungsunternehmen bisher wenig mit der För-
spen) bewertet. Dabei wurden Spechte und Tauben derung von Wildtieren im Wohnumfeld beschäftigt
am häufigsten genannt, aber auch Mauersegler haben. Eine verstärkte Aufklärung über den Wert
und Fledermäuse sowie andere (nistende) Vögel. von Tieren und deren Förderung im Wohnumfeld
Zusammengefasst gibt es keine generelle Ableh- könnten daher den Bedarf für wildtierfördernde
nung der Wohnungsunternehmen gegenüber Tie- Maßnahmen sowohl bei den Wohnungsunterneh-
ren im Wohnumfeld und die Wohnungsunterneh- men als auch den Bewohner*innen erhöhen. Sel-
men haben auch kaum negative Erfahrungen mit teneres Mähen oder das Liegenlassen von Totholz
Tieren gemacht, außer mit einigen wenigen Arten. setzen dabei z.B. eine gewisse Akzeptanz von »Un-
ordnung« voraus, die sich durch gezielte Umwelt-
bildung zum Wert solcher Maßnahmen für die För-
derung von Artenvielfalt hervorheben ließen.28
BISHERIGE MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG
VON WILDTIEREN
Das bisherige Engagement der Wohnungsunter- MOTIVATION FÜR DIE ERWEITERTE FÖRDERUNG
nehmen für Wildtiere war nach eigener Aussage VON WILDTIEREN
eher gering und umfasste relativ einfache Maß-
nahmen wie z.B. ein Verzicht auf Versiegelung Im Hinblick auf eine zukünftige Bereitschaft, wild-
oder das Erhalten und Pflanzen von Bäumen und tierfördernde Maßnahmen umzusetzen, würde die
Sträuchern. Abb. 6 Weniger oft wurden Quartiere für Unternehmen vor allem die Gewissheit motivie-
Vögel und Fledermäuse geschaffen und die Dächer ren, dass dadurch die Wohnqualität für die Bewoh-
und Fassaden von Gebäuden begrünt. Selten wur- ner*innen erhöht wird. Weiterhin häufig genannt
den Feuchtbiotope und Blühwiesen angelegt oder war auch die positive Imagebildung für das Unter-
auf häufiges Mähen und Entfernen von Laub- und nehmen, günstigere Pflegekosten durch extensive
Totholz verzichtet. Kaum bzw. gar nicht genannt Anlagen, sowie das Wissen, einen Beitrag zu Ar-
wurden insektenfreundliches Licht und vogel- tenschutz oder Klimaschutz zu leisten. Als Hinder-
freundliches Glas. Etwa die Hälfte der von uns ab- nisse, die dazu geführt haben, dass bisher wenig
gefragten Maßnahmen wurde von den Unterneh- wildtierfördernde Maßnahmen umgesetzt wurden,
men bisher kaum umgesetzt. wurden nur wenige genannt, wie die Sorge vor er-
höhten Kosten, mehr Aufwand und mehr Auflagen.
Gefragt nach den Motivationen für die freiwil-
ligen Durchführung dieser Maßnahmen wurde ins- Diese Ergebnisse zeigen, dass wildtierför-
besondere eine positive Imagebildung für das Un- dernde Maßnahmen von Wohnungsunternehmen
ternehmen genannt, Abb. 7 gefolgt von einem Beitrag zukünftig am ehesten umgesetzt werden können,
zur Unternehmensphilosophie/Corporate Social wenn die Maßnahmen von den Bewohner*innen
Responsibility. Auch genannt, wenngleich deut- gewünscht werden, mit der Unternehmensphilo-
lich seltener, wurden ökologische Gründe, wie der sophie und einer positiven Imagebildung einher-
Beitrag zur grünen Infrastruktur oder zum Erhalt gehen und den Unternehmen dadurch keine recht-
von Arten. Faktoren wie eine (bessere) Teilnahme lichen Konsequenzen oder zusätzliche Kosten
an Ausschreibungen, der Erhalt von Fördermitteln entstehen. Zukünftige Forschungsprojekte sollten
oder Bemühungen zur Biotopvernetzung spielten daher die Motivation der Bewohner*innen unter-
kaum eine Rolle. In Bezug auf mögliche bisherige suchen und die monetären Kosten und Gewinne
28. Gloor et al. 2010. Hinderungsgründe, Maßnahmen zur Förderung quantifizieren.
19
Abb. 7
Abb. 6 Abb. 7
Häufigkeit für von Unternehmen umgesetzte Motivation für die Umsetzung freiwilliger
Maßnahmen. Es waren Mehrfachnennungen pro Maßnahmen. Anteil der Unternehmen, die den
Unternehmen möglich. Es wurden insgesamt 276 jeweiligen Grund angaben. Mehrfachbenennun-
Kreuze (100%) durch 113 Teilnehmer gesetzt. gen pro Unternehmen möglich (insgesamt 401
Kreuze (100%) durch 107 Teilnehmer).
MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS
20
WOHNUMFELD GESTALTEN
10 Beispielprojekte
Abb. 9
offenen Boden angewiesen, um dort zur Bekämp- Falter benötigen hierfür blühende Pflanzen, im Abb. 8
fung von Parasiten im Gefieder ein Staubbad neh- Herbst zusätzlich auch Fallobst (siehe Artenpor- Matrix für die Auswahl der
10 Beispielprojekte
men zu können. Zudem benötigen Haussperlinge trait Admiral).
Bruthöhlen, die als Nisthilfen in Gruppen ange- Abb. 9
ordnet sein müssen, da die Art ein Koloniebrüter Planungsphasen der Projekte
LP1: Grundlagenermittlung
ist. In der Nähe der Nisthilfen müssen sich dazu PLANUNG IN DEN BEISPIELPROJEKTEN LP2:Vorplanung
Hecken oder andere Schutzgehölze für die frisch LP3: Entwurf
ausgeflogenen Jungtiere befinden und ausrei- Basierend auf den von den Projektpartnern zur LP4: Genehmigungsplanung
LP5: Ausführungsplanung
chende Nahrungsquellen für Jung- und Alttiere. Verfügung gestellten Planungsunterlagen wur- LP6:Vorbereitung Vergabe
Igel brauchen barrierefreie, wenig fragmentierte den AAD-Maßnahmen für die Projektbeispiele er- LP7:Vergabe
Freiräume und geschützte Stellen für ihre Quar- arbeitet. Eine Ortsbesichtigung, Gespräche vor LP8: Bauüberwachung
LP9: Objektbetreuung
tiere in Form von dichter Vegetation, Sträuchern, Ort sowie Telefonate dienten der Erkundung der
Ast- und Laubhaufen, in denen sie ungestört ihre Möglichkeiten und dem Herausarbeiten von Lö-
Jungen gebären und großziehen und die kalte Jah- sungen. Die Entwurfsvorschläge wurden mit den
reszeit im Winterschlaf überbrücken können. Für Projektpartnern in gemeinsamen Planungstref-
die Bereitstellung ihrer Nahrungsquellen aus In- fen diskutiert. Die im Folgenden dargestellten
sekten und Wirbeltieren sind Igel auf Stellen mit Entwürfe sind daher mit Projektpartnern erarbei-
vielfältiger Vegetation und Totholz angewiesen. tete Beispielslösungen, die das Potenzial für AAD
Admirale sind auf das Vorkommen der Brennnes- unter Realbedingungen illustrieren, aber keine
sel angewiesen, an der die Raupen fressen, die umgesetzten baulichen Lösungen.
22 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN
Abb. 10
AAD Entwurf Ingolstadt. Ba-
INGOLSTADT, STARGARDER STRASSE Beispiel 1
sierend auf Entwurfsplan Adler
Olesch Landschaftsarchitekten.
Gebäude: Diezinger Archi-
tekten
3 1
Ausschnitt Lageplan
24 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN
Abb. 11
AAD Entwurf Hannover
HANNOVER, HERZKAMP BOTHFELD Beispiel 2
Herzkamp, Gesamtentwurf
basierend auf Entwurfsplan von
nsp christoph schonhoff land-
schaftsarchitekten stadtplaner.
Gebäude: blauraum architekten
Bei dem Entwurfsbaustein handelt es sich um eine Kombination aus Mauerscheiben und Blüh
streifen, die Hohlräume in den Mauern sollen dem Admiral die Möglichkeit zur Überwinterung
geben. Die Blühstreifen stellen verschiedene Nektarpflanzen für den Falter bereit.
3 1
Abb. 12
AAD Entwurf Kaiserslautern
KAISERSLAUTERN, FRIEDENSTRASSE Beispiel 3
Friedenstraße, basierend auf
Entwurfsplan L.A.U.B.
Gebäude: Gemeinnützige
Baugesellschaft AG
7 1
6
Abb. 13
AAD Entwurf FFM Leuchte,
FRANKFURT AM MAIN, LEUCHTE Beispiel 4
basierend auf Freiraumplan
dieWerkplaner Architekten
Zufahrt Tiefgarage
Betonblockstufen an der Tiefgaragenböschung
bieten, neben ihrer Funktion als Sitzelement,
Hohlräume, die der Admiral als Überwinterungs-
quartier nutzen kann. Gleichzeitig dient die ange-
raute Oberfläche der Stufen den Männchen zum
Ausruhen und Warten bei der Partnersuche
3
Sorbus aucuparia
Prunus padus
Planausschnitt
Abb. 14
AAD Entwurf Schwarzheide
SCHWARZHEIDE, RUHLANDER STRASSE Beispiel 5
Forstweg
Hochstaudenflur und
extensive Wiese
6
Park
plat
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Str
aß
e
Lageplan
Rasenfläche für die Suche nach Regenwürmern und als offe- Totholzschichtung mit Einzäunung und ca.10x10cm großem
1
ne Fläche für das »Igelkarussel« während der Paarungszeit Durchschlupf als Quartier für die Jungenaufzucht. Zusätzlich
ein Haufen aus Zweigen und Laub (Grünabfall) für Tages-
quartiere
Bereiche mit Stauden und Gräsern entlang des Parkplatzes
mit 2-schürig gemähter Wiesenfläche bis zum Grundstücks- eine strauchreiche Randvegetation und neue einheimische
rand und Wiese mit Hochstaudenflur, Bereiche mit langem Heckenstrukturen bieten Rückzug und Schutz im Übergang
und kurzem Gras, für Nahrung aus Käfern, Regenwürmern von dichter zu offener Vegetation
und anderen Wirbellosen
dichte Bodenvegetation, Efeu und einheimische Gehölze neu angelegter Teich, mit Steinen eingefasst und mit
3 6
als Unterwuchs in ungestörter Fläche bieten Raum für Wasserzulauf aus Regenwasserrückhaltung zur Ausbildung
Tagesquartiere und Überwinterung einer Wassertränke; mit Ausstiegshilfe und umgeben von
wechselfeuchter Vegetation
32 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN
Abb. 15
AAD Entwurf Kaiserslautern
KAISERSLAUTERN, KAPELLENWEG Beispiel 6
Kapellenweg, Südlicher Teil:
Basierend auf Entwurfsplan
L.A.U.B.
Weitere Planung: Planungsbüro
Unternehmen: Gemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern AG
Stefan Laport Projekttyp: Sanierung Außenanlagen
Lage: im Ortsgebiet/zentral (Größe Projektgebiet: 13.874 m²)
Bebauungstyp: Zeilenbau (138 Wohnungen)
3
3
Lageplan
Schnittansicht Blühstreifen und Garagenbegrünung
34 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN
Abb. 16
AAD Entwurf Lüttmelland; Ba-
HAMBURG, LÜTTMELLAND Beispiel 7
sierend auf Entwurfsplan Outsi-
de! Landschaftsarchitektur
Gebäude: henningerarchitekt
Abb. 17
AAD Entwurf Salzgitter-Bad
SALZGITTER-BAD, RABENWINKEL / FRIEDRICH- EBERT-
STRASSE / HEINRICH-VON-STEPHAN-STRASSE Beispiel 8
6 3
6 1
1
6
Abb. 18
AAD Entwurf Saarlandstraße.
HAMBURG, SAARLANDSTRASSE Beispiel 9
Plan basierend auf Entwurfsplan
Mareile Ehlers Landschaftsar-
chitektin
3
6
Vogelperspektive Gesamteindruck
Rasenfläche für die Suche nach Regenwürmern und als offe- Laub- und Totholzschichtung an vorhandener eingezäunter
1
ne Fläche für das »Igelkarussel« während der Paarungszeit Lagerstelle. Herstellen eines Durchschlupfes zur Nutzung
als Quartier für die Jungenaufzucht. Am Knick zusätzlich
ein in Palisaden eingefasster Haufen aus Zweigen, Laub und
Grünabfall
ein Saum aus Stauden und Gräsern entlang der bestehenden
Böschungen zu den privaten Mietergärten und den Rand-
bereichen. Entwicklung eines Krautsaums ausserhalb des ein Wechsel aus kurzem und langem Gras und eine
Kaninchenschutzzauns. strauchreiche Randvegetation bieten Rückzug und Schutz im
Bereiche mit langem und kurzem Gras (extensiv gemähter Übergang von dichter zu offener Vegetation
Wiesenstreifen), für Nahrung aus Käfern, Regenwürmern
und anderen Wirbellosen
dichte Bodenvegetation, Efeu und einheimische Gehölze Modifikation des Fallrohrs und Herstellen einer Retentions-
3 6
als Unterwuchs im Gehölzbestand des Knicks und im mulde zur Wasserrückhaltung über undurchlässiger Schicht
westlichen Randbereich bieten Raum für Tagesquartiere und zur Ausbildung einer Wassertränke. In Trockenzeiten wird
Rückzugsorte für die Überwinterung diese von den Mietern über den Außenwasserhahn befüllt.
Alternativ einen igelfreundlichen Zugang zum Kanal herstellen
1
Schnittansicht Entwurfsbausteine Braunbrustigel
40 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN
Abb. 19
AAD Entwurf Kirchheim, Plan
KIRCHHEIM UNTER TECK, HUMBOLDTSTRASSE Beispiel 10
basierend auf Entwurfsplan
Architektengruppe Rutschmann
+ Partner
8
8
1
7
1
7
Blühstreifen zur Förderung von Insekten und anderen Staubbad in den Sandkästen und auf den teilweise
1
Wirbellosen, die als Nahrung für Adulte und Jungvögel geschotterten Parkplätzen
dienen. Samen der Blühpflanzen und Gräser als
Winternahrung. Um dies zu ermöglichen Rückschnitt in
zwei Phasen, eine Hälfte im Herbst die andere im Frühjahr
im Winter Nahrung durch Samen sowie Beeren und Früchte Wasser zum Trinken und Baden am geöffneten
6
von Bäumen und Sträuchern Kegelsbach und an künstlich angelegten Wasserstellen
Nester in Nisthilfen an den Fassaden von Hausnummer Schutz-, Schlaf und Ruheplätze in umliegenden Gehölzen
3 7
10,12 und 14 und Heckenstrukturen
im Winter Schlafplatz in Nisthilfen und dichten im Winter zusätzliche Nahrung durch künstliche
8
Heckenstrukturen
Futterhilfen auf den Balkonen. Kontakt zur Zielart wird
so gefördert
Bei allen Beispielprojekten zeigte sich, dass die Erfül- FASSADEN- UND DACHBEGRÜNUNG
lung der kritischen Standortfaktoren für die Zielarten
durch Anpassungen bei sowieso geplanten Maßnah- Einige Beispielprojekte verfolgten das Ziel, bis-
men möglich wäre. Die notwendigen Anpassungen lang für einzelne Nutzungen bestimmte Flächen
waren teilweise sehr klein und somit potenziell nicht oder »Restflächen«, wie Dächer, Parkplatzberei-
sehr teuer. Es zeigte sich, dass es für die Akzeptanz che oder Garagenrückwände, zu begrünen bzw.
von vorgeschlagenen AAD-Maßnahmen wichtig war, das oft artenarme Abstandsgrün aufzuwerten.
wenn es Synergien zwischen den Planungszielen im Damit sollen diese Räume und Flächen einen zu-
Bauvorhaben und den AAD-Maßnahmen gibt, im Sinne sätzlichen Nutzen bekommen und z.B. das Mik-
einer multifunktionalen Nutzung der geplanten Ele- roklima verbessert werden. Extensive Gründä-
mente, die zudem Kosten spart. Um diese Synergien cher mit Gräser- und Wildkräutereinsaat stellen
nutzen zu können, ist es wichtig, dass Planung und bei entsprechender Pflanzenwahl Nahrung für
Ausführung von AAD-Maßnahmen zeitlich gut in die Tiere bereit (Admiral, Spatz), verbessern das Mi-
Planungsabläufe integriert werden. In den Besprechun- kroklima und können die ästhetische Qualität
gen mit den beteiligten Projektpartner*innen wurden gerade von niedrigen Gebäuden z.B. von Gara-
zudem einige Herausforderungen bei der Integration gen und Carports verbessern. Abb. 20, 23 Diese Maß-
der Tierbedürfnisse und einige technische Aspekte nahme wurde auch von Projektpartner*innen,
wiederholt thematisiert. Diese in der Bearbeitung der die eine Begrünung nicht vorgesehen hatten po-
Beispielprojekte erkannten Synergien und Herausfor- sitiv angenommen.
derungen werden hier zusammengefasst dargestellt.
Auch die Begrünung von Fassaden war ein
Ziel verschiedener Projektpartner*innen. So
haben begrünte Fassaden positive Auswirkun-
VERBINDEN UND VERNETZEN gen auf das Mikroklima (Kühlung, Feinstaub)
und werden von vielen Menschen als ästheti-
Die Vernetzung der Wohnanlagen mit dem umge- sche Bereicherung empfunden. Abb. 22 Gleichzeitig
benden Stadtquartier, eine gute fußläufige Erreich- bieten die Pflanzen durch ihre Blüten, Beeren
barkeit und eine barrierefreie Zugänglichkeit sind und das damit verbundene Insektenvorkommen
wichtige Themen für die Wohnungsunternehmen. Nahrung (Admiral, Spatz) und bei älteren Ex-
Diese Ziele ergänzen sich mit der angestrebten Ver- emplaren mit großer Schichtdicke (v.a. bei Efeu)
netzung der Habitatstrukturen für die Zielarten im Verstecke sowohl an der Wand, wie auch in Bo-
Sinne eines Biotopverbunds. Um vor allem dem Igel dennähe (Spatz, Igel). Dabei wurden sowohl die
eine Ansiedlung am Standort zu ermöglichen, sind Begrünung mit Rankhilfen als auch vereinzelt
geeignete Vegetationsstrukturen innerhalb eines die Möglichkeit der Verwendung von Selbstklim-
Projektgebietes nötig, aber auch die barrierefreie mern (wie Efeu oder Wilder Wein) oder Spalierge-
Verbindung zu vorhandenen Grünstrukturen in hölzen von den Projektpartner*innen als mögli-
naher Umgebung. Abb. 20 Es zeigte sich, dass kommu- che Lösungen gut geheißen.
nale Pläne für die grüne und blaue Infrastruktur,
Pläne zur Anpassung an den Klimawandel (Mikro-
klima, Kaltluftschneisen, etc.) und für Regenwas-
sermanagement sowie Biotopverbundpläne hierfür
Anknüpfungspunkte bieten können.
43
Abb. 20
Entwurf Kaiserslautern Friedenstraße:Vernet-
zungsroute Igel
Abb. 21
Entwurf Frankfurt-Leuchte: Gründach
Abb. 22
Entwurf Schwarzheide: Fassadenbegrünung
Aufzugschächte
44 SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM WOHNUMFELD – Schlussfolgerungen aus den Beispielprojek ten
Abb. 23
Entwurf Ingolstadt: extensive
Dachbegrünung
häufiges Ziel der Projektpartner*innen. So soll- sches Beispiel für Synergieeffekte, die bei der Entwurf Salzgitter-Bad:
extensive Wiesen und
ten durch das Anlegen von Blühstreifen oder Kombination von menschlichen und tierischen Blühwiesen
Blühwiesen die Freiräume eine ästhetische Berei- Bedürfnissen erreicht werden können. In der
cherung für den Menschen bieten. Abb. 24, 25 Diese Literatur finden sich zudem Hinweise, dass bei
Maßnahmen können gleichzeitig als Nahrungs- richtiger Durchführung und Organisation der
habitate für Bestäuber (Admiral u.v.a.) und andere Pflegearbeiten, Wiesen und Magerrasen weni-
Tiere dienen, die von Insekten (etwa der Spatz ger Aufwand und damit geringere Kosten be- 31. Biercamp et al. 2018; Kowarik et
oder Igel) oder Sämereien (Spatz) leben. deuten können.31 al. 2016; Witt 2014.
46 SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM WOHNUMFELD – Schlussfolgerungen aus den Beispielprojek ten
Sorbus aucuparia
Prunus
padus
Prunus
cerasifera
nigra
Quercus
robur
Malus domestica
‚Royal Gala‘
Abb. 26
Entwurf FFM Leuchte: Auswahl fruchttragender
Bepflanzung für Mensch und Tier
ESSBARE PFLANZEN
TOTHOLZ/
SCHNITTRESTE
Sammelstelle von
Totholz und Vegetations-
schnittresten im Quartier als
mögliche
Sommerquartiere
IGELÖFFNUNG
Schlupfloch für den Igel
um ein potenzielles Nest zu
erreichen
IGELQUARTIER
IGELQUARTIERE UND »UNORDENTLICHE« E
LEMENTE künstliche Winterquartiere
für den Braunbrustigel
Igelquartiere in Form von Ast- und Laubhaufen sind
bei den beteiligten Wohnungsunternehmen auf
hohe Akzeptanz gestoßen. Abb. 27 Schnittgut und an-
fallendes Laub können auf dem Gelände verbleiben
und an geeigneten Stellen zu möglichen Igelquar-
tieren aufgeschichtet werden. Der Abtransport und
die damit verbundenen Kosten können somit ein-
gespart werden. Allerdings war es oft ein Thema in
den Besprechungen, dass der Eindruck vermieden
werden sollte, dass diese Bereiche als Vernachlässi-
gung interpretiert werden. Als Lösung kam von den
Projektpartnern häufig der Vorschlag, diese Berei-
che, ähnlich der möglichen Brennnesselbereiche
für den Admiral im Randbereich der Freiflächen zu
positionieren und gegebenenfalls mit einem Infor-
mationsschild zu versehen. Maßnahmen wie Blüh-
Abb. 27
streifen und Staubbäder wurden in Bezug auf die Igelquartiere in Hannover Herzkamp und
Wahrnehmung nicht als problematisch beurteilt. Kirchheim
48 SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM WOHNUMFELD – Schlussfolgerungen aus den Beispielprojek ten
Abb. 28
Entwurf FFM Leuchte:
Fassadenquartiere H
aussperling
Abb. 29
Hannover Herzkamp:
Entwurfsbaustein Haussperling
NISTHILFEN HAUSSPERLING
mit Dachaufsatz für Sandbad
FASSADENQUARTIERE
und Wasserstelle
WASSERSTELLEN
die für Mensch und Tier attraktiv sind. Wasser- plätze und die Außenbereiche von Kindergärten Abb. 32
stellen können gleichzeitig als Trinkwasserbrun- und Schulen eingezäunt werden. Das soll einer- Entwurf FFM Leuchte:
nen oder Wasserspiel und damit als Anziehungs- seits das unbefugte Betreten von Menschen ver- Winterquartier Igel
und Treffpunkt für Bewohner*innen dienen. Die hindern, aber auch Hunde, Katzen, Kaninchen,
Projektpartner*innen sahen eine weitere Mög- etc. von den Bereichen fernhalten. Heute werden
lichkeit der Wasserversorgung für Tiere in der für Zäune aus Kostengründen und aufgrund der
Integration von Wasserstellen in Versickerungs- einfachen Handhabung sehr häufig Stabmatten
und Regenrückhalteanlagen oder Verdunstungs- verwendet. Die Mattenfelder werden meistens so
flächen, welche einen wichtigen Beitrag zur Kli- montiert, dass zwischen Matte und Boden nur
maanpassung leisten. Abb. 30, 31 Es muss durch eine sehr geringe Fuge entsteht. Dadurch stellen
technische Lösungen gewährleistet werden, dass diese Zaunanlagen unüberwindbare Barrieren für
in Trockenperioden dennoch regelmäßig Wasser Igel dar, die das Tier somit ein- bzw. aussperren.
zur Verfügung steht oder es müssen gleichzeitig Eine einfache Lösung war die Herstellung von
alternative Wasserstellen zur Verfügung stehen. (min.) 10x10cm großen Igellöchern durch das Ent-
Bei entsprechender Bepflanzung können diese fernen von Stäben, oder die Planung des Zaunes
Anlagen auch als Nahrungshabitate dienen, durch mit ausreichend hohem (min. 10cm) Abstand zum
Blüten- und Raupennahrungspflanzen (Admiral) Boden. Für die meisten Projektpartner*innen
oder das Vorkommen von Insekten (Igel). wäre das eine praktikable Lösung. Abb. 32
AUSBLICK
50
INNOVATIVES IMAGE
Die Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesell- Alle Projektpartner*innen teilen das Ziel, dass
schaften in den zehn Beispielprojekten hat gezeigt, durch die Anwendung von AAD das Image und
dass das Wohnumfeld große Potenziale für die För- der Auftritt des Unternehmens gegenüber den
derung von Biodiversität und Wildtieren im urba- Mieter*innen und in der Öffentlichkeit um einen
nen Raum bietet. Das Engagement und Interesse innovativen Aspekt erweitert werden soll. Das ei-
der Projektpartner*innen ist sehr groß. Auch die im gene Image wird teilweise als »verstaubt« wahrge-
Rahmen der Voruntersuchung durchgeführte Um- nommen und soll daher mit neu entwickelten Lö-
frage unter Wohnungsbaugesellschaften in Deutsch- sungen und Projekten aufgewertet werden. Viele
land bietet Grund zur Annahme, dass die Türen der Partner möchten als innovative Unternehmen
bei vielen Unternehmen für Maßnahmen im Sinne wahrgenommen werden und haben daher das Ziel
von Animal-Aided Design offenstehen. Um die- sich im Bereich des ökologischen und nachhalti-
ses Potenzial erfolgreich nutzen zu können, ist es gen Bauens als Vorreiter zu positionieren. Hierfür
notwendig, die Motive und speziellen Bedürfnisse ist die Möglichkeit der öffentlichkeitswirksamen
von Wohnungsbaugesellschaften bezogen auf die Präsentation von AAD-Maßnahmen, z.B. in den
räumlichen und ökonomischen Entwicklungsziele Mieterzeitschriften, die einige der Unternehmen
ihrer Immobilien, die Ansprüche der Bewohner*in- herausgeben, von großer Bedeutung. Bei der An-
nen an die Wohnhausanlagen und die Routinen und wendung von AAD sollte diesem Bedürfnis der
Zwänge der Pflege und Erhaltung der Gebäude und Unternehmen nach Präsentation und Kommu-
Freiflächen zu kennen. Durch die Umfrage und die nikation nach Innen und Außen durch gutes De-
Beispielprojekte konnten wir einen ersten Einblick sign und die Anschaulichkeit und Vermittlung
in die Entwicklungsziele und -pläne von Wohnungs- der Maßnahmen, z.B. durch ein Informationssys-
unternehmen sowie in die Herausforderungen er- tem, Rechnung getragen werden. Biodiversität
halten, vor denen diese stehen. Demnach sind fol- und Wildtiere ist nur eines von vielen Themen für
gende Themen für eine künftige Zusammenarbeit die sich Unternehmen im Themenfeld Nachhal-
im Sinne von Animal-Aided Design wichtig: tigkeit engagieren können. Die meisten Maßnah-
men werden zurzeit eher im technischen Bereich
z.B. bei der Dämmung und Energieversorgung
der Gebäude durchgeführt, was auch durch die
entsprechenden Förderungen bedingt ist. Wild-
tiere und Biodiversität im Wohnumfeld sind im
Vergleich zu den technischen Themen anschau-
licher und stärker emotional besetzt. Sie werden
daher vermutlich von den Bewohner*innen der
Wohnhausanlagen und der Öffentlichkeit stärker
wahrgenommen. Die öffentliche Wahrnehmung
des Engagements der Unternehmen für mehr Bio-
diversität im Wohnumfeld kann durch Initiativen
wie »Deutschland summt!« oder dem Wettbewerb
»Biologische Vielfalt« im Rahmen der UN Dekade
Biologische Vielfalt verstärkt werden.
51
Ungefähr die Hälfte der Projektpartner*innen Für alle der Unternehmen ist die Zufriedenheit der
hatte bereits Maßnahmen ergriffen, um das Vor- Mieter*innen eine der wichtigsten Leitlinien ihres
kommen von wilden Tieren in ihren Projekten Handelns. In vielen Unternehmen besteht von
und im eigenen Wohnungsbestand zu fördern. Seiten der Mieter*innen der Wunsch nach »mehr
Dies wurde durch verschiedene Einzelmaßnah- Grün« bzw. nach der Verbesserung der vorhande-
men wie das Anbringen von Nisthilfen, Wildbie- nen Freiräume. Viele Projektpartner*innen haben
nenhilfen oder auch durch gezielt eingebrachte erkannt, dass die Förderung von Tieren die Erleb-
Blühstreifen versucht. Andere hingegen haben barkeit der Natur in den Wohnhausanlagen ver-
aktuell noch keine Maßnahmen umgesetzt, sind bessert. Die große Bedeutung der Einbindung der
aber daran interessiert. Das Interesse an der Ver- Bewohner*innen bei Planung und Umsetzung von
besserung der Lebensbedingungen für Tiere in Maßnahmen wird betont, da es sonst zu mangeln-
den Freiräumen des Unternehmens basiert bei der Akzeptanz gegenüber Veränderungen kommen
einem großen Teil der Projektpartner auf dem kann. AAD eignet sich aus Sicht von Projektpart-
persönlichen Engagement des Vorstands, der Ei- ner*innen gut dafür, Mieter*innen in die Auswahl
gentümer*innen, von Mitarbeiter*innen oder von Zielarten und die Planung und Umsetzung von
Mitgliedern von Genossenschaften, die sich für Maßnahmen einzubeziehen. Vor allem die Umset-
das Vorkommen von wilden Tieren in der Stadt zung und Betreuung von AAD-Maßnahmen könnte
begeistern, einen Beitrag zum Natur- und Arten- zur Initiierung von gemeinschaftsfördernden Pro-
schutz leisten wollen oder hohe soziale und öko- jekten in den Wohnanlagen dienen. Bewohner*in-
logische Ansprüche an die eigene Arbeit und die nen könnten in die Sichtung und Kartierung von
des Unternehmens formulieren. Persönliche Be- Arten (Citizen Science) eingebunden werden. Für
geisterung für Natur und etwas für bestimmte, Arten und die entsprechenden Maßnahmen könn-
als gefährdet wahrgenommene Artengruppen wie ten Patenschaften übernommen werden und in
Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten zu Mietertreffs könnte regelmäßig über das Vorkom-
tun, ist eine wichtige Motivation dafür AAD an- men der Zielarten informiert werden. Das Wis-
zuwenden. Einige der Unternehmen haben ihre sen der Mieter*innen über die Zielarten und eine
hohen sozialen und ökologischen Ziele nieder- positive Identifikation mit diesen Arten kann
geschrieben und als Unternehmensphilosophie Vandalismus bei den getroffenen Maßnahmen
veröffentlicht. AAD bietet die Möglichkeit, diese verhindern und eventuell zu einem Kreis aus Be-
Grundsätze mit anschaulichen Maßnahmen zu wohner*innen führen, der sich um diese Arten
verwirklichen. Trotz des großen Interesses für kümmert. Für die Wissensvermittlung sollte ein
AAD gibt es bei vielen der Projektpartnern große eigenes Informationskonzept entwickelt werden,
Unsicherheiten über den Umgang mit Wildtieren das vor Ort durch Schilder oder andere Medien
im Wohnumfeld, weil die meisten der Wohnbau- (QR-Codes, etc.) über die getroffenen Maßnahmen
gesellschaften keine Vorkenntnisse im Umgang für Zielarten informiert, aber auch die Mieter*in-
mit wilden Tieren haben. Es besteht Bedarf an nen beim Einzug in eine neue Wohnung z.B. mit
Beratung hinsichtlich der Auswahl von Zielarten, einem »Willkommens-Paket«, aber auch klassisch
der Prozessgestaltung, der Planung von Maß- mit Aushängen am Schwarzen Brett und über
nahmen und vor allem der technischen Detail- Webseiten über die AAD-Maßnahmen informiert.
planung. Außerdem wurde der Bedarf nach einer Die Projektpartner*innen legen darauf Wert, dass
fachlichen Begleitung der Umsetzung der Maß- die ausgewählten Arten und getroffenen Maßnah-
nahmen und der Informationsvermittlung für die men etwas mit dem »Ort« zu tun haben. Dadurch
Anwohner*innen formuliert. Es besteht prinzipi- könne die Eigenart des Ortes und die lokale Iden-
ell die Bereitschaft, für solche Dienstleistungen tifikation gestärkt werden, und durch die aktive
auch finanzielle Mittel bereitzustellen. Zudem Einbeziehung der Bewohner*innen ein »sense of
wird eine »AAD-orientierte Schulung« für Pflege- place« entwickelt werden.
personal als besonders wichtig erachtet.
52 AUSBLICK
FAZIT
Die größten Bedenken hinsichtlich der An- Die Voruntersuchung hat gezeigt, dass es mög-
wendung von AAD besteht bei den Projektpart- lich ist, Bauen in der Stadt mit der Förderung von
nern daher auch darin, dass Maßnahmen, die das biologischer Vielfalt zu verbinden. Bei Neubauten
gewohnte Bild des Wohnumfelds verändern, bzw. sind die Möglichkeiten am größten, aber auch die
nicht den konventionellen ästhetischen Ansprü- Sanierung von Gebäuden oder eine Überarbei-
chen entsprechen, bei den Bewohner*innen für tung der Pflegeroutinen bieten große Chancen,
Unmut sorgen könnten. Insbesondere die Umstel- Tiere in der Stadt zu fördern. Schwierigkeiten,
lung auf extensivere Pflegeregime wird nach Erfah- die durch die Ansprüche der Tiere an ihr Habitat
rung der Unternehmen von den Bewohner*innen auftreten, wie etwa die Notwendigkeit einer Was-
oft als Unordnung und als mangelhafte Betreuung serstelle, oder auch die Probleme einer poten-
der Freiflächen aufgefasst. Hier besteht die Hoff- ziellen Fassadenverschmutzung können durch
nung, durch AAD für die Bewohner*innen und innovative Lösungen überwunden werden. Kom-
Nutzer*innen nachvollziehbare Begründungen für munale und private Wohnungsunternehmen, die
eine naturnähere Bewirtschaftung der Grünräume für einen Großteil des gebauten Raumes in der
der Wohnhausanlagen geben zu können. Stadt verantwortlich sind, zeigten sich in unse-
rer Umfrage offen gegenüber neuen Ansätzen wie
Ähnliche Bedenken gibt es bei Maßnahmen an Animal-Aided Design, die attraktives Bauen mit
Gebäuden für Arten, die Hohlräume und Spalten der Schaffung von erlebbarer Natur verbinden.
in Fassaden und Dächern nutzen, z.B. sogenannte Bauliche und gestalterische Lösungen, die die
Fassadenbrüter wie Haussperling, Mauersegler Vorteile des Zusammenlebens von Menschen mit
oder verschiedene Fledermausarten. Hier besteht Tieren aufzeigen, haben eine große Chance, von
oft die nicht ganz unberechtigte Befürchtung, dass den Wohnungsunternehmen aufgenommen und
es zur Verschmutzung von Fassaden, Dachböden umgesetzt zu werden.
oder Außenanlagen durch Tierkot kommen könnte.
Das wird einerseits als ästhetische Beeinträchti-
gung der Wohnhausanlagen gesehen, andererseits
besteht die Angst vor hygienischen Problemen,
z.B. durch die Übertragung von Krankheiten. Diese
Angst ist besonders groß, wenn es um Gebäude
und Freiflächen geht, die von Kindern benutzt wer-
den, wie Kindertagesstätten und Spielplätze. In
diesen Fällen kommt noch die Angst vor Beschwer-
den der besorgten Eltern hinzu. Maßnahmen zur
Förderung wilder Tiere müssen dem hohen Sicher-
heitsbedürfnis vieler Bewohner*innen und von
Eltern entsprechen. So müssen Maßnahmen wie
z.B. das Anlegen eines Gewässers auch immer den
baurechtlichen, aber auch gesellschaftlichen Si-
cherheitsnormen entsprechen. Es besteht daher
bei neuen und nicht standardisierten Maßnahmen
die Befürchtung, bei Unfällen für die entstande-
nen Schäden haften zu müssen. Es wird daher bei
Sanierungsprojekten oder Pflegeumstellungen
stets Wert daraufgelegt, dass die Anwohner*in-
nen entsprechend informiert, bzw. mit einbezogen
werden. Bei Neubauprojekten waren die Bedenken
geringer, da hier die neuen Bewohner*innen in der
Regel erst einziehen, wenn die Maßnahmen bereits
umgesetzt wurden und diese daher von Anfang an
zum Wohnumfeld dazugehören.
53
54
ARTENPORTRAIT
ARTENPORTRAIT – ADMIRAL
KURZCHARAKTERISTIK
Familie Verhalten
Edelfalter (Nymphalidae) • Flugzeit von Mai bis Oktober
• Admiral ist ein Wanderfalter, der ab April aus dem
Beschreibung Süden nach Deutschland einwandert. Falter der
• Falter: einer der größten und prächtigsten in neuen Generation kehren im Herbst wieder in den
Deutschland heimischen Tagfalter (Spannweite Mittelmeerraum zurück
bis 6,5cm);Vorderflügel schwarz mit orangeroten • von Juni bis September werden eine bis zwei Gene-
Flügelbinden und weißen »Schulterflecken« (daher rationen produziert
der Name »Admiral«); Hinterflügel mit orange • sonnenexponierte lineare Strukturen (12-24m lang,
rotem Flügelrand mit dunklen Punkten. Unterseite 4-13m breit) dienen den Männchen als Reviere;
der Vorderflügel mit orangem und weißem Band, Eindringlinge werden über Verfolgungsjagden
Hinterflügel unterseits braun-hell gemustert. Der vertrieben
Admiral zählt zu den Edelfaltern, bei denen das Raumansprüche • Reviere werden nur am späten Nachmittag bzw.
erste von drei Beinpaaren zu Putzbeinen umgewan- • Falter kommen in fast allen Lebensräumen mit rei- am frühen Abend besetzt und dienen nur der
delt ist, er scheint daher häufig nur vier Beine zu chem Angebot an Blütenpflanzen bis auf 2000m vor Partnerfindung
haben statt sechs. • zeigt eine Vorliebe für Siedlungsräume (z.B. Gärten, • Falter warten in der Sonne sitzend am Boden oder
• Raupe: variabel gefärbt von grau-gelb bis schwärz- Friedhöfe, Parkanlagen, Stadtplätze, Obstwiesen) an senkrechten Strukturen wie Mauern, Zäunen
lich mit gelber, unterbrochener Linie an den Seiten • außerhalb von Ortschaften findet man die Falter oder Stämmen auf eine Partnerin
(kann auch fehlen); kurze dornartige Auswüchse; bis häufig an Wald und Feldrändern, Hecken, Wiesen, • obwohl der Admiral ein Tagfalter ist, fliegen die
4 cm lang. Waldlichtungen, Uferböschungen, Gräben, Indus Schmetterlinge auch nachts, dann findet wahr-
• Puppe: graue oder braune Stürzpuppe mit metal- triebrachen, Steinbrüchen scheinlich auch die Paarung statt
lisch glänzenden Flecken. • Entwicklung vom Ei bis zum Schmetterling findet an • Weibchen legt die Eier einzeln an jungen Blättern
Brennnesseln statt. Es werden Brennesselbestände an oder Trieben von sonnig stehenden Brennnesseln ab
Verbreitung sonnigen, mäßig feuchten Standorten bevorzugt, z.B. • Raupen schlüpfen nach einer Woche. Sie spinnen
Europa mit nördlicher Grenze Südengland-Däne- an Bächen, Gräben, Waldrändern, Wegböschungen Blätter zu Blatttüten zusammen, in deren Schutz
mark bis Westasien, Nordamerika, Nordafrika, sie fressen; ist nicht mehr genug Deckung gegeben,
Neuseeland, Haiti. Häufigkeit nimmt in Deutschland weil das Blatt aufgefressen ist, ziehen die Raupen zu
vom Frühsommer bis Herbst stetig zu. einem neuen Blatt
• nach etwa 3 bis 4 Wochen verpuppen sich die Rau-
pen zu einer Stürzpuppe in einem Schutzgespinst,
das in der Vegetation hängt. 2 bis 3 Wochen später
schlüpfen die Falter, die sofort ihre Flügeladern mit
Blutflüssigkeit füllen und trocknen lassen
• Falter sind nach wenigen Tagen paarungsfähig, in
sehr milden Gegenden kann es zu einer zweiten
Generation kommen, sonst Verpaarung erst im
kommenden Frühjahr
Feinde
• Vögel fressen Raupen, Puppen und adulte Falter
• parasitäre Schlupfwespen legen ihre Eier in die
Raupen
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Lebenszyklus
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ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1 Grafik Sophie Jahnke Abb. 12 Pläne basierend auf Entwurfsplan von Abb. 22 Grafik: Alexandra Glomb
L.A.U.B., Gebäude Gemeinnützige Baugesellschaft
Abb. 2 Grafik Sophie Jahnke A.G.; Entwurf AAD: Christine Jakoby, Jan Piecha Abb. 23 Grafik basierend auf Entwurfsplan von Adler
Olesch Landschaftsarchitekten, Gebäude Diesiger
Abb. 3 Entnommen aus der Broschüre zum Abb. 13 Pläne basierend auf Entwurfsplan von Die Architekten; Grafik: Christine Jakoby
Forschungsprojekt Animal-Aided Design; Heraus- Werkplaner Architekten; Entwurf AAD:Veronika
gegeben von T. E. Hauck, Wolfgang W. Weisser, 2015; Lissin, Jan Piecha Abb. 24 Grafik: Christine Jakoby
Finanziert vom Bayerischen Staatsministerium für
Umwelt und Verbraucherschutz. Grafik: Sophie Jahn- Abb. 14 Entwurf AAD: Alexandra Glomb, Jan Piecha Abb. 25 Grafik: Christine Jakoby
ke, Rupert Schelle.
Abb. 15 Pläne basierend auf Entwurfsplan von Abb. 26 Grafik basierend auf Entwurfsplan von Die
Abb. 4 Grafik Sophie Jahnke L.A.U.B. und Planungsbüro Stefan Laport; Entwurf Werkplaner Architekten; Grafik:Veronika Lissin
AAD: Antonia Hille, Jan Piecha
Abb. 5 Grafik Sophie Jahnke Abb. 27 Grafik: Dennis Gleitze, Sophie Kupka
Pläne basierend auf Entwurfsplan von Outs-
Abb. 16
Abb. 6 Grafik Sophie Jahnke ide! Landschaftsarchitektur, Gebäude henningerar- Abb. 28 Grafik basierend auf Entwurfsplan von Die
chitekt; Entwurf AAD: Christine Jakoby Werkplaner Architekten; Grafik:Veronika Lissin
Abb. 7 Grafik Sophie Jahnke
Abb. 17 Entwurf AAD: Christine Jakoby, Jan Piecha Abb. 29 Grafik: Dennis Gleitze
Abb. 8 Grafik Sophie Jahnke
Abb. 18 Plan basierend auf Entwurfsplan von Mareile Abb. 30 Grafik: Christine Jakoby
Abb. 9 Grafik Sophie Jahnke Ehlers Landschaftsarchitektin; Entwurf AAD: Chris-
tine Jakoby Abb. 31 Grafik:Veronika Lissin
Pläne basierend auf Entwurfsplan von Adler
Abb. 10
Olesch Landschaftsarchitekten, Gebäude Diesiger Abb. 19 Plan basierend auf Entwurfsplan von Archi- Abb. 32 Grafik:Veronika Lissin
Architekten; Entwurf AAD: Christine Jakoby, Jan tektengruppe Rutschmann + Partner; Entwurf AAD:
Piecha Sophie Kupka, Jan Piecha Umschlag Illustration: Sophie Jahnke
Abb. 11 Pläne basierend auf Entwurfsplan von nsp Abb. 20 Basierend auf Entwurfsplan von L.A.U.B.;
christoph schonhoff landschaftsarchitekten stadtpla- Grafik: Christine Jakoby
ner, Gebäude blauraum architekten; Entwurf AAD:
Dennis Gleitze, Jan Piecha Abb. 21 Grafik:Veronika Lissin
60 APPENDIX – ADMIRAL
IMPRESSUM
Die Broschüre enstand im Rahmen der vom Die Herausgeber bedanken sich bei den Koope-
Bundesamt für Naturschutz finanzierten Vorunter- rationspartnern der Voruntersuchung
suchung (VU) im Rahmen eines Erprobungs- und Gemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern AG,
Entwicklungsvorhabens (E+E-Vorhaben): Animal-Ai- Wohnungsbaugesellschaft & WBV Wohnbau Betreu-
ded Design – Einbeziehung von Tierbedürfnissen in ungs & Verwaltungs GmbH Salzgitter,
die Planung und Gestaltung von Freiräumen. VdK-Baugenossenschaft, Baden-Württemberg eG,
Stuttgart,
Herausgegeben von Gundlach, Bau- und Immobilien GmbH & Co. KG,
Thomas E. Hauck, Fachgebiet Freiraumplanung, Hannover,
Universität Kassel Wohnungsbaugenossenschaft Schwarzheide eG,
Wolfgang W. Weisser, Lehrstuhl für Terrestrische Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG,
Ökologie, Technische Universität München Wohnwarft eG, Hamburg,
Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt
Autoren GmbH,
Beate Apfelbeck, Thomas E. Hauck, Christine Jakoby, Wohnungsbaugenossenschaft der Justizangehörigen
Jan Piecha, Rebecca Rogers, Alice Schröder, Wolf- Frankfurt am Main e.G.
gang W. Weisser
Die Herausgeber bedanken sich bei den Mitglie-
AAD Entwürfe dern der projektbegleitenden Arbeitsgruppe für
Christine Jakoby, Jan Piecha, Dennis Gleitze, die fachliche Unterstützung und Beratung
Alexandra Glomb, Antonia Hille, Jelena Sophie Sven Baumung, Derk Ehlert, Stefan Feller, Stefanie
Kupka,Veronika Lissin Hennecke, Betina Küchenhoff, Herbert Lohner,
Andreas Malten, Andreas Mengel, Timm Reinhardt,
Studentische Mitarbeit Volker Rothenburger, Christian Voigt, Barbara War-
Antonia Hille, Maximilian Vogel ner, Rudolf Wittmann