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ANIMAL-AIDED DESIGN 

IM WOHNUMFELD
Einbeziehung der Bedürfnisse von Tierarten in die
Planung und Gestaltung städtischer Freiräume
ANIMAL-AIDED DESIGN 
IM WOHNUMFELD
Einbeziehung der Bedürfnisse von Tierarten in die
Planung und Gestaltung städtischer Freiräume
ANIMAL-AIDED DESIGN 
IM WOHNUMFELD
Einbeziehung der Bedürfnisse von Tierarten in die
Planung und Gestaltung städtischer Freiräume
4
VORWORT
Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für
Naturschutz

Biologische Vielfalt geht einher mit zahlreichen po-


sitiven Effekten für die Lebensqualität, das Natur-
erleben und die Anpassung an den Klimawandel im
urbanen Raum. Es gibt somit gute Gründe sowie
zahlreiche Möglichkeiten, Naturschutz­aspekte
nicht nur auf übergeordneter Ebene in die Stad-
tentwicklung, sondern auch in die Planung und die
Gestaltung von Wohnumfeld und Gebäuden zu in-
tegrieren. Während die Integration botanischer
Vielfalt in die Freiraumgestaltung mittlerweile
recht gut gelingt, liegen zur Planung für eine vielfäl-
tige Tierwelt im urbanen Raum bisher nur wenige
Praxisbeispiele vor. Die bestehenden Potenziale
könnten – häufig mit geringem Aufwand – noch
deutlich besser ausgeschöpft werden. Diese Lücke
möchte Animal-­Aided Design füllen.

Das Konzept Animal-Aided Design zeigt in einem


interdisziplinären Ansatz von Ökologie, Zoo­
logie, Architektur, Landschaftsarchitektur und
Planung, wie konkrete Maßnahmen zum Schutz
und zur Entwicklung der urbanen biologischen
Vielfalt im Wohnumfeld ökologisch sinnvoll und
in ästhetisch ansprechender Form gelingen kön-
nen. Damit entstehen zugleich neue Kooperatio-
nen, nicht nur mit Akteuren aus der Landschafts-
architektur und Grünplanung, sondern auch der
Wohnungswirtschaft und der Architektur. So
können wichtige neue Zielgruppen mit großem
Wirkungsbereich und Flächenverantwortung im
Siedlungsbereich erreicht werden.

Unterstützung erhält dieses Konzept ebenfalls


durch Strategien des Bundes: Die Nationale
Strategie für biologische Vielfalt nennt als Ziel
für den Siedlungsbereich unter anderem die
Erweiterung der Lebensräume für siedlungs-
typische Tier- und Pflanzenarten. Mit dem
Master­plan Stadtnatur beabsichtigt die Bundes-
regierung, die Artenvielfalt in unseren Städten
zu erhalten und zu erhöhen. Dieser intendiert
zudem die Umsetzung des Weißbuchs Stadt-
grün. Mit den jährlichen Verwaltungsvereinba-
rungen zur Städtebauförderung erkennen Bund
und Länder seit 2015 an, dass die mit Mitteln
der Städtebauförderung umgesetzten Grün- und
Freiräume der biologischen Vielfalt Rechnung
tragen sollen.
5

Dabei nimmt der von der Technischen Universität


München und der Universität Kassel entwickelte
Ansatz des Animal-Aided Design nicht nur die ge-
stalteten Außenanlagen von Wohnquartieren für
Vögel, Insekten und Kleinsäuger in den Blick. Auch
an Gebäuden selbst können Quartiere und Nisthil-
fen für Vögel und Fledermäuse geschaffen werden
etwa durch die Integration von Nisthilfen für Mau-
ersegler in die Fassaden. Zusätzlich können blü-
hende und nektarreiche Pflanzungen für Schmet-
terlinge gestaltet und schützende Gehölze für
Sperlinge und andere Vogelarten angelegt werden.
Denn für gute Lebensbedingungen von Tieren wird
beides benötigt: geeignete Quartiere und ausrei-
chende Nahrungsangebote. Nur dann können sich
Tiere auf Dauer in einem Wohnquartier etablieren.

Die Broschüre enthält zahlreiche Beispiele für den


Neubau und die Sanierung von Wohnanlagen. Die
Gestaltungsentwürfe sind während der Vorunter-
suchung des Entwicklungs- und Erprobungsvor-
habens »Animal-Aided Design im Wohnumfeld« in
enger Zusammenarbeit mit Wohnungsunterneh-
men entstanden. Sie zeigen anschaulich, wie funk-
tionale und ansprechend gestaltete Grünräume
für die Menschen aussehen können und gleichzei-
tig die Artenvielfalt gefördert werden kann. Von
einem solchen Wohnumfeld profitieren letztlich
die Bewohnerinnen und Bewohner, die tagtäglich
vor der Haustür oder auch nur beim Blick aus dem
Fenster Natur erfahren.

Den kooperierenden Wohnungsunternehmen


möchte ich an dieser Stelle für Ihre Zusammenar-
beit danken. Ebenso dem Forschungsteam der Uni-
versität München und der Universität Kassel sowie
allen, die am Projekt beratend mitgewirkt haben.

Mit der vorliegenden Broschüre möchten wir die


Idee des Animal-Aided Design weiter verbreiten.
Sie richtet sich sowohl an Wohnungsbauunterneh-
men und -genossenschaften, als auch an kommu-
nale Fachämter, die für das Bauen und die Umwelt-,
Landschafts-, Freiraum- und Grünplanung zustän-
dig sind. Damit möchten wir Sie in Ihren Bemü-
hungen unterstützen, artenreiche Lebensräume in
Städten und Gemeinden nachhaltig zu planen, zu
entwickeln und zu sichern – für Mensch und Natur.
6
EINLEITUNG

In unseren Städten werden Grün- und Freiräume, Einstellung der deutschen Bevölkerung zu Stadt-
die dem Menschen als Orte der Erholung und Gesel- natur wurden städtische Freiräume von 44% der
ligkeit dienen, aufgrund der zunehmenden baulichen Befragten als direkte Naturerfahrungsräume
Verdichtung immer knapper. Pflanzen und Tiere und von 68% der Befragten als wichtige Lebens-
spielen als Stadtnatur für die Qualität dieser Räume räume für Tiere und Pflanzen erachtet. 2 In einer
und Orte eine wichtige Rolle. Viele Städte suchen anderen Studie wurde festgestellt, dass sich bei
nach Strategien, dem Verlust der Stadtnatur entge- Bewohner*­innen die Akzeptanz für naturnahe
gen zu wirken und die städtische grüne Infrastruk- Flächen im Wohnumfeld erhöht, wenn sie über
tur zu sichern und zu entwickeln. Mit Animal-­Aided die vorkommenden Tierarten Bescheid wissen.3
Design soll eine Methode zur Verfügung gestellt Die beliebtesten stadtbewohnenden Tierarten
werden, die eine integrierte Betrachtung von Woh- waren laut einer Befragung kleine Vögel, Eich-
nungsbau und Naturschutz ermöglicht und diese hörnchen, Schmetterlinge, Igel, Enten, Gänse und
häufig als konträr betrachteten Belange verbindet. Hunde.4 Eine andere Studie fragte, welche Tiere in
öffent­lichen Parks besonders erwünscht sind. Am
häufigsten wurden Marienkäfer gewählt, gefolgt
von Kohlmeise, Tagpfauenauge, Goldfisch, Ente
URBANE BIODIVERSITÄT und Rotkehlchen.5 Stadtnatur bietet den Stadt-
bewohnern die Möglichkeit von Naturerfahrung
In unseren Städten leben viele Wildtiere, die diese im städtischen Wohnumfeld.6 Dies ist von zentra-
zur Nahrungssuche, zum Aufenthalt und zur Re- ler Bedeutung für den Naturschutz, da Naturer-
produktion nutzen. So leben in Berlin mehr als fahrungen in der Kindheit helfen, ein Umweltbe-
17.000 Insekten-, 180 Brutvogel- und 59 Säuge­ wusstsein zu entwickeln.7 Darüber hinaus deuten
tierarten.1 Die Gründe für diesen Reichtum an aktuelle Studien darauf hin, dass das Vorkommen
Wildtieren sind vielfältig: einerseits bieten Städte von Vögeln oder eine höhere Vielfalt an Orga-
vielen Wildtieren durch das große Nahrungsange- nismen positiv auf das allgemeine menschliche
1. Naturbarometer Berlin 2015: S. 14, bot, das wärmere Klima sowie durch klein struk- Wohlbefinden wirken können.8 Andererseits birgt
https://www.berlin.de/senuvk/natur_
turierte und vielfältig begrünte Flächen geeignete die zunehmende Urbanisierung unserer Welt
gruen/biologische_vielfalt/download/
naturbarometer_berlin.pdf
Lebensstätten und deshalb wandern die Wildtiere zweierlei Gefahren für das Verhältnis von Men-
2. BMUB, BfN 2016.
auch aus dem Umland ein. Gleichzeitig ist dieses schen zu Tieren: zum einen geht Verstädterung
3. Gloor et al. 2010.
Einwandern auch ein Indiz für den anhaltenden auch mit einem Verlust an Artenvielfalt einher,9
4. Bjerke, Østdahl 2004.
Verlust von Biotopen im ländlichen Raum. Die zum anderen verlieren wir Menschen zunehmend
5. Shwartz et al. 2012.
Stadt wird dann zum Ersatzlebensraum. den Kontakt zur Natur10. Um der Zuwanderung
6. Turner et al. 2004.
von Menschen in die Städte gerecht zu werden,
7. Soga et al. 2016.
Für die Alltags-Naturerfahrung der Stadt- werden diese zunehmend dichter bebaut und die
8. Ratcliffe et al. 2013; Dallimer et
bewohner*innen spielt die Stadtnatur eine zen- Ballungsräume gleichzeitig weiträumiger. Ohne
al. 2012. trale Rolle. Das Vorkommen von wilden Tieren eine aktive Einbindung von Naturschutz in städ-
9. Aronson et al. 2014. ist dabei ein wichtiger Teil dieser Erfahrung. In tische Planungsprozesse wird der Raum für Tiere
10. Soga et al. 2016; Turner et al. 2004. einer Studie des Bundesamts für Naturschutz zur in der Stadt knapp. Der Zugang aller Menschen
7

zur Natur ist eine Form der Umweltgerechtigkeit, Person.13 Diese Entwicklung und der Zuzug in die
die verloren geht, wenn Stadtbewohner*innen Städte werden gemäß dem Leitbild der »Innenent-
nur selten mit der Natur außerhalb der Stadt in wicklung vor Außenentwicklung«14 zu einer weite-
Kontakt kommen können, aber gleichzeitig die ren Verdichtung führen. Zielvorgabe ist es, neue
Stadtnatur verloren geht. Wohnanlagen in die bereits bebaute Struktur der
Stadt einzufügen, um das Flächenwachstum nach
Städte zeichnen sich durch veränderte Um- außen zu bremsen. In wachsenden Städten übt
weltbedingungen gegenüber dem ländlichen die Innenentwicklung und die Nachfrage nach
Raum aus. Städte sind Hitzeinseln und weisen Bauland daher oft einen starken Druck auf Grün-
einen hohen Grad an Verschmutzung durch Licht, und Freiflächen aus. Gleichzeitig gewinnen die
Lärm und Abgase auf.11 Stadtnatur tritt in ver- vielfältigen Funktionen von Stadtgrün vor dem
schiedenen Formen auf, z.B. als verinselte Reste Hintergrund aktueller Herausforderungen wie
der Naturlandschaft oder auch auf Stadtbrachen. Anpassung an den Klimawandel, Umweltgerech-
Der Großteil der städtischen Natur ist allerdings tigkeit und Schutz der biologischen Vielfalt an
durch menschliches Handeln geprägt, wie z.B. Bedeutung. Diesem Spannungsfeld zwischen bau-
die traditionelle Kulturlandschaft am Stadtrand, licher Verdichtung und der wichtigen Bedeutung
Gärten in Siedlungsgebieten, gärtnerisch ange- der vorhandenen Grün- und Freiflächen wurde
legte Grünflächen und Parks. Welche Tiere und mit dem Konzept der »doppelten Innenentwick-
Pflanzen in einer Stadt vorkommen, wird von ver- lung«15 begegnet. Es soll durch vorsorgendes pla-
schiedenen Faktoren beeinflusst. Die biogeogra- nerisches Handeln gleichzeitig mit der baulichen
phische Lage der Stadt beeinflusst den Pool der Verdichtung das urbane grüne und blaue Netz aus
Arten, die in die Stadt einwandern können, aber Grünflächen und Gewässern gesichert, qualifi-
die konkrete Ausgestaltung der Stadt durch den ziert und ausgebaut werden, d.h. sie sollen funkti-
Menschen bestimmt, welche Tiere und Pflanzen onal, ästhetisch und in ihrem Gebrauchswert für
tatsächlich vorkommen. Nicht jede Art kommt die Stadtbevölkerung verbessert werden.
mit der Stadt zurecht, aber die Anzahl der Arten,
die aufgrund ihrer Eigenschaften in der Stadt Die doppelte Innenentwicklung ist eine große
leben könnten, wenn die vom Menschen geschaf- Herausforderung. Im Moment werden Tiere bei
fenen Bedingungen geeignet sind, ist größer als der Gestaltung von städtischen Freiräumen nicht
meist angenommen.12 ausreichend betrachtet, obwohl sie für viele Men-
schen zu einer intakten Stadtnatur und qualitäts-
vollen Freiräumen dazugehören. Bei größeren
und komplexen Bauvorhaben kommen die recht-
REURBANISIERUNG UND INNENENTWICKLUNG lichen Vorgaben von Eingriffsreglung und beson-
derem Artenschutz zum Tragen. Der besondere
Unsere Städte stehen vor großen Herausforde- Artenschutz konzentriert sich auf den Schutz
rungen. Der demographische Wandel sowie der ausgewählter Arten, die jedoch am Standort be-
Zuzug insbesondere in Großstädte erfordert eine reits vorhanden sein müssen. Nur ein kleiner
Anpassung des Wohnungsbaubestandes und der Teil aller Arten, wie z.B. Fledermäuse, Vögel und
Infrastruktur an die zunehmende Zahl und he- Hornissen genießen diesen besonderen Schutz,
terogene Zusammensetzung der Stadtbewohner*­ der auch ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten
innen. Die gesteigerte Nachfrage nach Wohnraum umfasst. Im Rahmen der Eingriffsregelung wer-
11. Zusammengefasst in:
führt in vielen Städten in Deutschland sowohl den artspezifische Anforderungen oft rein funk-
Kowarik 2011.
zur Förderung eines kostengünstigeren Woh- tional in Bezug auf die Arten und Biotope ohne
12. Aronson et al. 2016.
nungsbaus über kommunale Wohnungsbauge- weitergehende gestalterische Absichten betrach-
13. Die Wohnfläche pro Kopf lag
sellschaften und Genossenschaften als auch zu tet. Während die Integration botanischer Vielfalt in Deutschland laut Statistischem
verstärkter privatwirtschaftlicher Bautätigkeit. in die Freiraumgestaltung mittlerweile recht gut Bundesamt im Jahr 2017 bei 46,5 m².
Im Jahr 2005 bei 41,2 m².
Zusätzlich zu diesem Bedarf an neuem Wohn- gelingt, z. B. durch die Verwendung gebietseige-
Siehe: Statistisches Bundesamt 2018.
raum müssen viele der heutigen Mietwohnungen ner Arten, gibt es kaum Praxisbeispiele für eine
14. Gesetzlich verankert wurde die-
aus den 1950er bis 1970er Jahren grundsaniert Planung zum Vorkommen von Tieren im urbanen ses Leitbild im »Gesetz zur Stärkung
werden, hinzukommt die energetische Sanierung Raum. Diese Lücke einer konkreten und aktiven der Innenentwicklung in den Städten
und Gemeinden und weiteren Fort-
vieler Bestandswohnungen. Auch führt die Zu- Planung für Tiere in den Verfahren der baulichen
entwicklung des Städtebaurechts«
nahme des allgemeinen Wohlstandes zu höheren und freiraumplanerischen Entwicklung von Städ- vom Juni 2013.
Ansprüchen der Bewohner*innen an ihre bau- ten soll die Planungsmethode Animal-Aided De- 15. Vgl. Deutscher Rat für Landes-
liche Umwelt, so steigt z.B. die Wohnfläche pro sign (AAD) schließen. pflege 2006.
8
VON DER ZIELARTEN­AUSWAHL
ZUM ENTWURF
Die Methode Animal-Aided Design

Angesichts des starken Städtewachstums ist ein ak- EIN ARTSPEZIFISCHER ANSATZ
tives Einbinden von biodiversitätsfördernden Maß-
nahmen in städtische Planungsprozesse von ent- AAD stellt die Ansprüche einzelner Arten in den
scheidender Bedeutung, um Natur und ihre Ökosys- Vordergrund und zielt auf die Integration die-
temleistungen in der Stadt zu erhalten. In der ser Bedürfnisse in die landschaftsarchitektoni-
aktuellen Stadtentwicklung erscheint es jedoch sche und städtebauliche Entwurfsplanung, um
oft schwierig, menschliche Interessen mit den An- damit neue urbane Naturbilder und -­erfahrungen
sprüchen stadtbewohnender Tierarten zu verbin- zu ermöglichen. Anders als bei »ungestalteter«
den. Hier setzt Animal-Aided Design (AAD)16 an, Natur, wie etwa dem Konzept der »urbanen Wild-
das auf eine Einbindung von Tierbedürfnissen in die nis«17, wird im Rahmen von AAD – wie bei jeder
Stadt- und Freiraumplanung zielt. AAD ist eine Pla- Gartengestaltung und in der Landschaftsarchi-
nungs- und Entwurfsmethode, die als Schnittstelle tektur – ein Naturbild neu entworfen oder ein be-
zwischen den sehr unterschiedlichen Fachdisziplinen reits bestehendes rekonstruiert und den jeweili-
der Stadtplanung, von Architektur über Verkehrs­ gen Betrachter*innen und Nutzer*innen mit dem
planung, allgemeiner Stadtplanung bis hin zur Land- Zweck des ästhetischen Erlebens angetragen.
schaftsarchitektur, Ökologie und zum Naturschutz AAD betrachtet Wildtiere in einem gestalteri-
dienen soll. Ziel des kooperativen Planungsprozes- schen Kontext, ähnlich wie man es mit Pflanzen
ses ist es, das Vorkommen von Tieren in urbanen schon sehr lange in der Gartengestaltung und
Freiräumen explizit zu planen und in die Gestaltung Landschaftsarchitektur macht.18 AAD stellt als
einfließen zu lassen. Methode das Wissen und das Handwerkszeug für
die »Gestaltung mit Tieren« zur Verfügung. Der
Am Anfang der Planung mit AAD steht die Frage artspezifische Ansatz ermöglicht dabei eine große
»Welche Tiere sollen im Freiraum vorkommen?« gestalterische Freiheit und eröffnet die Möglich-
Die Auswahl der Tierarten, die später am Ort keit, Stakeholder in die Auswahl der Arten und
leben sollen, sollte so früh wie möglich erfolgen die Gestaltung der Habitatstrukturen für die ge-
und wie andere programmatische Planungsent- wählten Arten einzubeziehen. Zudem bietet er
scheidungen am Anfang der Entwurfsplanung ste- die Möglichkeit, flexibel auf die räumlichen und
hen. Es geht nicht in erster Linie darum, seltene funktionalen Potenziale und Hindernisse urba-
Arten zu schützen, die bereits in einem Planungs- ner Freiräume einzugehen. Dabei beschränkt sich
gebiet vorkommen, sondern darum, eine nachvoll- AAD nicht auf die Erfüllung einzelner Bedingun-
ziehbare Auswahl zu treffen, welche Arten aktiv gen wie dem Anbringen von Tierbehausungen
gefördert werden sollen. Dieser Auswahlprozess oder der Bereitstellung von Futterplätzen. Solche
16. Hauck, Weisser 2014.
ermöglicht es, die verschiedenen Akteure vor Ort Einzelmaßnahmen, wie das Aufhängen von Nist-
17. Siehe dazu https://www.duh.de/
fileadmin/user_upload/download/Pro-
miteinzubeziehen und schon vor der Ansiedlung kästen oder Bienenhotels führen dazu, dass nur
jektinformation/Kommunaler_ der Zielarten Mitbestimmung zu ermöglichen. ein Teil der Bedürfnisse der Zielarten erfüllt wird.
Umweltschutz/Wild_Cities/Wild-
Die landschaftsarchitektonische oder städtebauli- Essenzielle andere Faktoren im Lebenszyklus der
nis_in_der_Stadt_final_kl.pdf
che Entwurfsplanung bietet geeignete Maßstabs­ Tiere werden nicht beachtet und dem Zufall über-
18. Vgl. Wolfgang Borchardt, Pflanzen-
verwendung – Das Gestaltungsbuch,
ebenen, um Maßnahmen zu entwickeln, die die lassen. Darum ist es wichtig, dass die mit Hilfe
Stuttgart 2013. Bedürfnisse der jeweiligen Zielarten abdecken. von AAD entwickelten Maßnahmen und Bausteine
9

in einem kooperativen Entwurfsverfahren zum Grundlagenforschung


integrierten Teil eines Gesamtentwurfes wer- Verallgemeinerung
den. Wie die verschiedenen bereits erarbeiteten der Ergebnisse als
Entwürfe mit AAD zeigen, lohnt es sich, die spe- Best Practice

D
ziellen Bedürfnisse der Tiere in kritische Stand-
ortfaktoren zu übersetzen, und so ihre Habita-
tansprüche (Nistplatz, Nahrung, Paarungsort)
Monitoring- und Übertragung der
als Ausgangspunkt für gestalterische Überlegun-
Evaluierungsphase Ergebnisse in neues
gen zu nehmen – sie können einen Entwurf ins-
• Ökologische Erfolgskontrolle Projekt

A
pirieren.
für Zielarten und weitere Arten
• Akzeptanz bei Stakeholdern
Bei einem Vergleich von international er-
• Auswirkungen auf Pflege- und
folgreichen Projektbeispielen19 stellten sich drei Analyse- und Konzeptphase
Erhaltungskosten

C
wichtige Faktoren heraus, bei deren Berück- • Habitatpotential und
sichtigung es gelingen kann, urbane Räume zu -einschränkungen des
schaffen, welche für Menschen und wilde Tiere Projektortes
gleichermaßen lebenswert sind. Ausführungs- und Bauphase • Werte, Bedenken, Nutzungs-
1. Eine frühe Einbindung von A­ rtenexpert*innen • Baumaßnahmen schonend für ansprüche der stakeholder
bereits in der Konzept/Entwurfsphase des Pla- Tierbestand durchführen

nungsprozesses, idealerweise in einer konti- • Korrekte Umsetzung der Maß-

nuierlichen Zusammenarbeit in interdiszipli- nahmen durch Kontrolle und

nären Planungsgruppen. gezieltes Training der Baufirmen

2. Eine partizipative Gestaltung des Planungs- Ggf. Fehleranalyse

B
prozesses, d.h. eine Einbindung von Stake- und Optimierung
holdern wie Bauträger*innen, Mieter*innen, der Maßnahmen
Genehmigungsbehörden in den Planungspro-
Entwurfs- und
zess, ermöglicht es die Bedürfnisse von Men-
Detailplanungsphase
schen und Tieren zu ermitteln, miteinander
• Integration der Bedürfnisse
abzugleichen und in Balance zu bringen.
der Zielarten in die Gestaltung
3. Ein aktives Monitoring und eine ­Auswertung
• Schaffung erlebbarer
der Ergebnisse nach der Fertigstellung. Dies
Naturräume
bietet die Möglichkeiten der Rückkopplung
und Nachsteuerung, um »best practice« An-
sätze entwickeln und verbreiten zu können.

DIE PLANUNGSSCHRITTE MIT ANIMAL-AIDED DESIGN

Bei jedem Planungsschritt mit AAD müssen so­- räumlichen Konzeptes für die Erfüllung der Abb. 1

wohl die Bedürfnisse der Tiere als auch die Nut- Habitat­ansprüche dieser Arten. In der Entwurfs- Grafik Planungszyklus

zungsansprüche der Stakeholder beachtet wer- und Detailplanungsphase (B) werden die Bedürf-
den. Abb. 1 In der Analyse- und Konzeptphase (A) nisse der Tiere an ihr Habitat mit Hilfe der kriti-
wird das Habitatpotenzial des Projektstandor- schen Standortfaktoren direkt in die Gestaltung
tes, aber auch dessen Einschränkungen für die des Standorts miteingeplant. Dabei sollten für
Besiedlung mit Tieren erarbeitet. Dabei wer- den Menschen erlebbare Naturräume geschaf-
den nicht nur die Tiere betrachtet, die bereits fen werden. In der Ausführungs- und Bauphase
am Projektort vorkommen, sondern es werden (C) ist es vor allem wichtig, dass die Maßnah-
auch Arten aus der Umgebung, die den Projekt­ men korrekt umgesetzt werden. Dies kann zum
raum realistischerweise erreichen können, in Beispiel durch ein gezieltes Training der Mit-
den Kreis der potenziellen Zielarten einbezogen. arbeiter*innen der Baufirma erreicht werden.
Gleichzeitig werden die Werte, Nutzungsansprü- In der Ausführungs- und Bauphase muss auch
che, aber auch Bedenken der Stakeholder identi- auf vorhandene Tierbestände Rücksicht genom-
fiziert. Abgeleitet aus diesen Analysen erfolgt die men werden und der Bau möglichst schonend
Auswahl von Zielarten und die Erarbeitung eines gestaltet werden bzw. zu einer Zeit erfolgen, in 19. Apfelbeck et al. 2019.
10 VON DER ZIELARTEN­A USWAHL ZUM ENTWURF – Die Methode Animal-Aided Design

Verbesserung der baulichen Situation dienen


oder in die Optimierung des nächsten Planungs-
prozesses miteinfließen. Im Folgenden werden
Standortlimitationen
die Ziele und Herangehensweisen in den einzel-
Barrieren
nen Planungsschritten ausgeführt:

1.
A. Analyse- und Konzeptphase – Die Zielarten
auswählen und Akteur*innen beteiligen
Im Rahmen von AAD ist eine Zielart eine aus be-
Regionaler Artenpool stimmten Gründen ausgewählte Art (z.B. wegen
ihrer ästhetischen Qualitäten oder ihrem kultu-
rellen Wert), die durch die Erfüllung ihrer spezi-

3.
Ausbreitungsfähigkeit fischen Ansprüche an ihren Lebensraum gezielt
Lebensraumtypen gefördert werden soll. Die Verwendung des Be-
griffs »Zielart« bei AAD ist mit der aktuellen Be-
Lokales Artenpotential
griffsdefinition im Naturschutz insofern verein-
bar, weil es jeweils das Ziel ist, das Leben einer
Abgleich mit orts- und
ausgewählten Art an einem bestimmten Ort zu
projektspezifischen
gewährleisten. Für AAD ist es darüber hinaus
Stakeholderansprüchen
notwendig, Zielarten nicht allein über deren Ge-
fährdung, Seltenheit oder rechtlichen Schutzsta-

2.
tus abzuleiten, sondern auch ihre Bedeutung für
den Menschen (Erlebbarkeit, Identifikation) mit
einzubeziehen und so den bereits rechtlich regu-
Räumlich spezifisches lierten Bereich des (besonderen) Artenschutzes
Artenvorkommen zu ergänzen. Unser Verständnis, welche Fakto-
ren das Vorkommen von Arten in der Stadt be-
einflussen, ist in den letzten Jahrzehnten stark

4. Zielarten
gewachsen.20 Nun gilt es, dieses Wissen umzu-
setzen und in die Planung von Stadtquartieren
miteinzubeziehen. Die Lebensraumansprüche
Abb. 2 von Tieren sollen wie andere Ansprüche an den
Auswahl von Zielarten Freiraum (wie z.B. Sport zu betreiben oder das
Fahrrad abzustellen) in den Entwurfsprozess
mitaufgenommen werden. Dies erfordert eine
gezielte, an den jeweiligen Standort angepasste
Auswahl von Arten, deren Habitatansprüche im
Entwurf miteinbezogen werden können. Städte
sind vor allem Lebensraum für uns Menschen
und unterscheiden sich deutlich von kultur- und
der die Tiere am wenigsten gestört werden. Be- naturlandschaftlichen Lebensräumen. Bei der
sonders wichtig für den Erfolg von Animal-­Aided Auswahl von Arten für AAD müssen deshalb
Design ist eine Begleitung des Projekts nach neben biologischen auch sozio-kulturelle Ge-
der Fertigstellung durch eine M ­ onitoring- und sichtspunkte beachtet und in Balance gebracht
Evaluierungs­phase (D). Ein Monitoring ökologi- werden, um eine spätere mögliche Ablehnung
scher, sozialer und ökonomischer Aspekte und durch die Menschen vor Ort zu vermeiden. Bei
deren Evaluation bietet Möglichkeiten der An- der Auswahl von Arten sollen deshalb folgende
passung und dient der Erfolgskontrolle. Wurden Aspekte in Betracht gezogen werden:
die Maßnahmen von den Zielarten angenommen? • Ökologische Merkmale der Arten, die Auf-
Wie stehen die Anwohner*innen zu den Maßnah- schluss über kritische Standortfaktoren bieten,
men? Verursachen die Maßnahmen zusätzliche die es den jeweiligen Tierarten ermöglichen, den
Kosten bei der Pflege oder konnten vielleicht Lebensraum Stadt zu nutzen.
sogar Gelder eingespart werden? Die Ergebnisse • Sozio-kulturelle Betrachtungen, die Präferen-
20. Beninde et al., 2015; Turrini and
sollten möglichst mit den Stakeholdern be- zen oder Ablehnung für bestimmte Arten oder
Knop, 2015. sprochen werden und können zu einer weiteren Artengruppen reflektieren.
11

• Vorkommen von Arten in der Stadt im Verhält-


nis zur Bebauungsstruktur und den Habitat-
strukturen.

Bei der Artenauswahl Abb. 2 wird zunächst aus-


gehend von der räumlichen Verteilung von Arten
ein Artenpotenzial des Projektortes erstellt. An-
schließend wird unter Berücksichtigung ökologi-
scher und sozio-kultureller Faktoren das Stand-
ortpotenzial des Projektorts ermittelt, d.h. für
welche Arten des Artenpotenzials die Durchfüh-
rung von AAD Maßnahmen erfolgversprechend
wäre. Ausgehend vom Standortpotenzial erfolgt
unter Beteiligung der Stakeholder die Auswahl
der Zielarten, für die AAD Maßnahmen geplant
und durchgeführt werden sollen. Es empfiehlt
sich, durch regelmäßige Begehungen und Artkar-
tierungen vor Baubeginn im Projektgebiet und
der näheren Umgebung den Bestand der Zielar-
ten und weiterer Arten zu überprüfen.

B. Entwurfs- und Detailplanungsphase –


Mit dem Lebenszyklus gestalten
Die Kenntnisse der Planer*innen über den
Lebenszyklus einer Art und über die Bedürf-
nisse des Tieres in allen Lebensphasen sind der
Schlüssel für erfolgreiches Gestalten mit Tieren.
Um eine Population der gewünschten Tierart
mit einer hohen Wahrscheinlichkeit dauerhaft
zu unterstützen oder anzusiedeln, müssen die
Gestalter*­innen über die spezifischen Bedürf-
nisse des Tieres in all seinen Lebensphasen Be-
scheid wissen und diese Kenntnisse dann in die
Entwurfsplanung einbeziehen. Abb3

AAD vermittelt die Ansprüche einer Art


in den verschiedenen Lebensphasen über ein
Artenportrait in Form eines Lebenszyklusdia-
gramm mit allen bekannten für die einzelnen Le-
bensphasen kritischen Standortfaktoren. Diese
umfassen konkrete Bedingungen, die eine Art
für den Fortbestand der Population benötigt, wie
Hohlräume für die Brut oder das Vorkommen
bestimmter Pflanzenarten als Nahrung. Die kri-
tischen Standortfaktoren werden entweder als
Werte mit einem Minimum und Maximum be-
schrieben, beispielsweise die Nisthöhlenmaße
bei Höhlenbrütern, oder sie werden qualitativ ge-
nannt, etwa das Vorhandensein einer bestimm-
ten Pflanze, die das Tier essenziell braucht, um
zu überleben. Die detaillierten Beschreibungen
der kritischen Standortfaktoren geben Anhalts-
punkte für eine mögliche tiergerechte Planung,
anhand derer konkrete Maßnahmen für die Art
im jeweiligen Planungsgebiet abgeleitet werden
12 VON DER ZIELARTEN­A USWAHL ZUM ENTWURF – Die Methode Animal-Aided Design

Das Kreisdiagramm zeigt den Lebenszyklus einer Tierart im Verlauf eines


Jahres (bei Tierarten mit längeren oder kürzeren Lebenszyklen kann das
anders sein)
Brut & Aufzucht: Der innerste Kreis zeigt den Zeitraum innerhalb eines
Lebenszyklus, in dem Tiere der jeweiligen Art geboren bzw. Eier gelegt
werden und in dem ggf. die Aufzucht der Jungtiere erfolgt. Der Zeiger der
»Uhr« markiert den ungefähren Beginn dieser ersten Phase im
Lebenszyklus einer Art.
Adulte: Der zweite Kreis zeigt den Zeitraum, in dem die jeweilige Art als
adultes Tier den jeweiligen Lebenszyklus durchläuft. Bei Arten, die mehrere
Lebenszyklen durchlaufen, ist der Kreis geschlossen.
Überwinterung: Der äußerste Kreis zeigt den Zeitraum innerhalb eines
Lebenszyklus, in dem die jeweilige Tierart ihr Verhalten verändert, um den
Winter zu überstehen. Das kann z.B. Winterschlaf oder Winterruhe sein,
oder der Zug in wärmere Regionen.
Balz & Paarung: Der dritte Kreis zeigt den Zeitraum der Partnersuche und
der Paarung der jeweiligen Tierart.
13

KRITISCHE STANDORTFAKTOREN NACH LEBENSPHASEN

BRUT & AUFZUCHT

— Nestbau /Aufzucht:
• Bestandsdichte 2 - 5 Brutpaare / ha 1
• dichte Krautschicht, seltener Strauchschicht (Höhe bis max.
50 cm) für Bodennester
• Nestbaumaterial: Laub, dürre Krautstängel (häufig Brennnes-
sel), Grashalme, feine Zweige, Wurzeln, Bastfasern, Haare,
Grasrispen, feine Wurzelhärchen
• Krautschicht und deckende Strukturen für Aufenthalt der
Jungvögel
— Nahrung:
• Nahrungsquelle < 150 m vom Nistplatz entfernt
• Nestlinge: Insektenlarven (v.a. Raupen), Regenwürmer, Spinnen,
Ameisen, später auch stärker chitinisierter Beute, Käfer, Ausschnitt Entwurf
Schnaken, Fliegen, Hautflügler, Schmetterlinge
• Anflugwarten ans Nest
— Gefahren:
• sehr störungsempfindlich bei Brut und Aufzucht
• Hauskatzen
ADULTE

— Nahrung:
• Insekten und Larven, Regenwürmer, Spinnen
• im Sommer und Herbst zusätzlich Beeren und andere Früchte
• Arthropodenreiche Laubstreuschicht
• Sitzwarten für die Jagd
— Körperpflege:
• flache und übersichtliche Badestellen
— Schlafplatz:
• dichte Strauch- und/oder Krautschicht

ÜBERWINTERUNG

— Langstreckenzieher, Überwinterung südlich der afrikanischen


Trockensavanne bis hin zum tropischen Regenwald. Wegzug
ab August bis Anfang Oktober, Rückkehr ab April

BALZ & PAARUNG

• Reviergröße 0,3 - 0,4 ha, unter günstigen Bedingungen kleiner


• Singwarten (in Deckung) für Balz und Reviermarkierung
Abb. 3
Mit dem Lebenszyklus gestalten, Illustration, wie
die Informationen aus den Artenportraits in den
Entwurf eingehen, am Beispiel der Nachtigall
– Allgemeine Charakteristik der Art, Bedeutung
der Art für den Menschen und Lebenszyklus
der Art im Artenporträt sowie die lebenspha-
senbezogenen kritischen Standortfaktoren als
Planungswerkzeug
– Weitere Planungshilfen: Pflanzenlisten und
ausführlichere Beschreibung des Lebenszyklus
– Ausschnitt aus Artenportrait: Lebenszyklus der
Art als Kreisdiagramm
– Auszug aus lebensphasenbezogenen kritischen
Standortfaktoren als Planungswerkzeug
– Beispiel für Verortung der Standortfaktoren im
Entwurf
Illustration entnommen aus der Broschüre
Animal-Aided Design (Hauck, Weisser 2014),
finanziert vom Bayerischen Staatsministerium für
Umwelt und Verbraucherschutz.
14 VON DER ZIELARTEN­A USWAHL ZUM ENTWURF – Die Methode Animal-Aided Design

können. Zu den kritischen Standortfaktoren tierverträgliche Durchführung der Bauarbeiten


gehören ebenso Gefahren für die Zielarten, die zu ermöglichen (z.B. Vermeidung von Störungen
durch eine Planung mit AAD vermieden werden und baulichen Fallen) und die Unterstützung
müssen. Zwei bei Bauvorhaben kaum berück- der Planer*innen bei der Bauüberwachung. Im
sichtigte Gafahrenquellen, durch die zahlreiche Rahmen der Anwendung von AAD werden immer
Vögel und Insekten getötet werden, sind Glas wieder technische Details neu entwickelt und er-
und Licht. An Glasscheiben können Vögel verun- probt. Hier ist es notwendig, die Detailplanung
glücken, die durch Transparenz oder Spiegelung in enger Kooperation mit der Bauleitung mit zu
scheinbar erreichbare Ziele ansteuern, wie z.B. entwickeln und die Ausführung zu überwachen.
Bäume, Büsche oder den freien Himmel. Licht Zur Unterstützung bei der Bauüberwachung ge-
kann viele Insekten anlocken, sie umkreisen die hört auch die Beteiligung an der Bemusterung
Lichtquellen und können dabei verhungern. Das zur Auswahl von Standardbauteilen, z.B. bei Fas-
beeinträchtigt deren Populationen und sie gehen sadenquartieren, vogelsicherem Glas, insekten-
damit längerfristig als Nahrungsquelle z.B. für freundlichen Lichtquellen, die Qualitätskontrolle
Vögel und Fledermäuse verloren. Für beide Fakto- bei Sonderanfertigungen und die Unterstützung
ren gibt es gute Lösungen , die umgesetzt werden bei Abnahme der fertiggestellten Maßnahmen.
müssen, um Tiere nicht unnötig zu gefährden.21
D. Monitoring- und Evaluierungsphase –
Im Artenportrait sind alle bekannten kriti- Die ­Ergebnisse erfassen und davon lernen
schen Standortfaktoren aufgelistet, die im Ent- Das Vorkommen der Zielarten wird bereits im
wurf erfüllt werden müssen, um eine Population Rahmen der Zielartenauswahl im Projektgebiet
der Zielart erfolgreich anzusiedeln. Diese Liste und der Umgebung ermittelt. Während der Bau-
ist eine Hilfestellung für die Gestalter*innen. maßnahmen sollte die Überprüfung des Bestan-
Die kreative Herausforderung ist es, anspre- des an Zielarten und weiterer Arten fortgesetzt
chende und innovative Gestaltungslösungen für werden. Auf diese Weise lassen sich die Verände-
alle kritischen Standortfaktoren im Rahmen des rungen des Artenvorkommens beobachten, die
Gesamtentwurfs zu finden. Als zusätzliche Hil- durch den Bauprozess verursacht werden. Der
festellung für den Entwurf werden von den kri- Erfolg von Maßnahmen z.B. von Ersatzbruthöh-
tischen Standortfaktoren Gestaltungsbausteine len bei Fassadensanierung kann so überprüft
abgeleitet, das sind »Icons«, die die Übertragung werden. Nach der Realisierung des jeweiligen
der Standortfaktoren in den Entwurfsplan un- Projektes sollte dann über einen längeren Zeit-
terstützen. Im Ergebnis sind Orte und Dinge im raum das Vorkommen der Populationen der Ziel-
Entwurfsplan ablesbar, an und mit denen die arten kartiert werden, um zu überprüfen, ob die
kritischen Standortfaktoren der jeweiligen Le- Maßnahmen den gewünschten Erfolg haben. Die
bensphasen der Zielart erfüllt werden. Somit ermittelten Daten, auch zum Verhalten der Ziel-
wird der volle Lebenszyklus am Plan sichtbar. arten im Projektgebiet, dienen als Erfolgskont-
Bedürfnisse, die nur außerhalb des Planungsge- rolle und ermöglichen weiterführende Erkennt-
bietes erfüllt werden können, sollten ebenso dar- nisse. Welche Maßnahmen funktionieren, welche
gestellt und ihre Erreichbarkeit für die Zielart nicht? Wie lange dauert es, bis sich die Zielarten
nachgewiesen werden. vor Ort einfinden, z.B. bis Nisthöhlen angenom-
men werden? Im Rahmen der Erfolgskontrolle ist
C. Ausführungs- und Bauphase – Das Bauen es sinnvoll, den Blick nicht nur auf die Tierarten
­ökologisch begleiten zu richten, sondern auch auf die menschlichen
Um sicherzustellen, dass AAD bei der Ausfüh- Bewohner*innen des jeweiligen Projektgebietes
rungsplanung ausreichend berücksichtigt und und auf ihr Verhältnis zu den Maßnahmen. Gibt
die Maßnahmen baulich korrekt umgesetzt wer- es Vandalismus? Werden die Maßnahmen wahr-
den, ist die fachliche Beratung der mit der Aus- genommen und akzeptiert? Die Einbeziehung
führungsplanung und der Bauüberwachung der Bewohner*innen ist besonders dann wichtig,
beauftragten Planer*innen notwendig. Zu den wenn im Rahmen von AAD eine Beteiligung bei
Aufgaben der ökologischen Baubegleitung ge- der Zielartenauswahl stattgefunden hat. Konn-
hören die kritische Durchsicht der Pläne der ten die gemeinsam ausgewählten Zielarten er-
Architekt*innen und anderer Planer*innen, folgreich gefördert werden? Gibt es jemanden,
um optimale technische Lösungen zu finden der sich für die Zielarten interessiert und sich
und Planungsfehler zu vermeiden, die regelmä- um die Maßnahmen kümmert z.B. Reinigung von
21. Schmid et al. 2012. ßige Teilnahme an Baubesprechungen, um eine Bruthöhlen übernimmt?
15

EINBETTUNG VON ANIMAL-AIDED DESIGN IN Bauprojekten im Bestand herangezogen werden,


­PLANUNGSVERFAHREN22 wobei in Verbindung mit dem Instrument der Bio-
topvernetzung und den im Baugesetzbuch gefor-
Aspekte der Tierökologie spielen in den meis- derten Anpassungen an den Klimawandel gezielte
ten Planungs- und Genehmigungsverfahren auf- Maßnahmen zur Ansiedlung von Tierarten und
grund der rechtlichen Regelungen eine wichtige zur Entwicklung ihrer Populationen in einem grö-
Rolle. Grundlage hierfür ist das Bundesnatur- ßeren Kontext begründet werden können. Klein-
schutzgesetz, das in verschiedenen Bereichen teilige Maßnahmen (z.B. Nisthilfen an Gebäuden)
den Schutz von Natur und Landschaft regelt. lassen sich im B-Plan nur relativ pauschal und
eventuell nicht in der für AAD notwendigen Be-
Förderung von Tierarten in der räumlichen Planung trachtungstiefe regeln. Im Zuge der Baugenehmi-
Neben den Instrumenten zur Sicherung des Be- gung besteht aber die Möglichkeit Auflagen zur
standes und zur Vermeidung von Beeinträch- Förderung von Tierarten zu erteilen, die über die
tigungen bestehen verschiedene Planungsin- Festsetzungen des B-Plans hinausgehen.
strumente, in die Aspekte zur Förderung und
Entwicklung des Vorkommens von Tierarten Städtebauliche Verträge
integriert werden können. Einen zentralen An- Bei der Zusammenarbeit mit privaten Investoren
knüpfungspunkt für die Integration von AAD in kann sich der Abschluss von städtebaulichen Ver-
Planungsverfahren bietet die Landschaftspla- trägen nach § 11 BauGB auch auf die Umsetzung
nung, insbesondere in Verbindung mit der Erstel- von AAD beziehen. Dabei kann ggf. auf Festset-
lung von Biotopverbundkonzepten. Auch andere, zungen in einem B-Plan verzichtet werden.23 Zur
informelle Planungen wie Innenentwicklungs- Vorbereitung eines städtebaulichen Vertrages
konzepte von Kommunen, Gewässerentwick- kann eine Bekundung der Interessenslage durch
lungspläne von Wasserbehörden oder ländliche den Investor in Form eines »Letter of intents« ab-
Entwicklungskonzepte können für die Entwick- gegeben werden. Dies ist insbesondere bei der
lung von Tierarten in Planungsräumen genutzt Vergabe von Grundstücken durch die Gemeinde
werden. Es ist jedoch festzustellen, dass eine Ver- von Bedeutung. Auch für diese Strategie ist eine
ankerung der Inhalte dieser umweltfachlichen kommunale Biodiversitätsstrategie oder ein Kon-
Entwicklungskonzepte in der Bauleitplanung zept zum Biotopverbund als fachliche Begrün-
(Flächennutzungsplan, Bebauungsplan) häufig dung von Vorteil.
fehlt. Für eine bessere Verankerung und Umset-
zung der Förderung von Tierarten in der räum- Förderung privater Initiativen
lichen Planung durch AAD bieten sich folgende In Bestandsgebieten können Vorgaben zur Integ-
Strategien an: ration von AAD nachträglich nur eingeschränkt
gemacht werden. Hier müssen in der Regel ge-
Festsetzungen in der Bauleitplanung zielte Programme erstellt werden, die eine Ver-
Kommunen können bei der Neuaufstellung von besserung der Lebensbedingungen wildlebender
Bauleitplänen sowohl flächendeckend für die ge- Tierarten in urbanen Gebieten fördern, indem
samte Gemarkung über den Flächennutzungs- finanzielle Anreize für Gebäudeeigentümer und
plan als auch gebietsbezogen über den Bebau- -nutzer geschaffen werden, entsprechende Maß-
ungsplan konkrete Ziele und Festsetzungen nahmen durchzuführen (Förderprogramme,
bezüglich der Integration von AAD formulieren. Housing Improvement Districts). Auslöser ent-
Auf Ebene des Flächennutzungsplans können sprechender Programme können die Kommunen
sie Vorgaben für die Bebauungsplanung machen oder Eigentümer und Investoren sein. Ziel sollte
insbesondere für die Biotopvernetzung sowohl hierbei sein, möglichst viele Nutzer eines Gebie-
außerhalb als auch innerhalb des bebauten Ge- tes zur Mitwirkung zu animieren. Im Rahmen
bietes. Grundlage für entsprechende Vorgaben der Objektplanung und -realisierung kann AAD
können die Landschaftsplanung, ein lokales Bio- von Kommunen durch Förderprogramm der EU,
topverbundkonzept oder eine kommunale Biodi- des Bundes und der Länder24 sowie durch eigene
versitätsstrategie sein. Durch ein übergeordnetes finanzielle Förderprogramme gestützt werden.
Konzept für die gesamte Gemarkung könnte die Als Grundlage zur Förderung können stadteigene
Wirksamkeit einzelner Maßnahmen in unter- Konzepte dienen, die ein Spektrum möglicher 22. Vgl. zu diesem Abschnitt:
schiedlichen Gebieten gesteigert werden. Es kann Maßnahmen aufzeigen und konkrete Hinweise Koch et al. 2019.

als fachliche Grundlage sowohl für die Bauleit- zur Planung und Umsetzung geeigneter Maßnah- 23. Roden 2017, S. 292.

planung als auch für die Baugenehmigung von men liefern. 24. Böhm et al. 2016.
16
WIE WILDTIERE IM WOHNUMFELD
BEWERTET WERDEN
Die Ergebnisse einer Umfrage unter
Wohnungsbaugesellschaften in Deutschland

Der Großteil der städtischen Freiflächen wie Parks, dass die von ihnen geplanten Freiräume sicher
Friedhöfe oder Straßengrün wird von kommuna- und sauber sind und zu gesunden Wohnverhält-
len Trägern unterhalten. Einen weiteren signifikan- nissen beitragen. Das Schaffen von Naturnähe/
ten Anteil der Grünstruktur einer Stadt stellen die Naturerleben, klimagerechte Gestaltung und Ar-
Freiflächen von Wohngebieten dar, ein großer Teil tenvielfalt von Pflanzen und Tieren wurden als
davon ist im Besitz von Wohnungsunternehmen. aktuell weniger wichtig eingestuft. Die meisten
Diese Flächen sind für die Qualifizierung von inner- der teilnehmenden Unternehmen äußerten eine
städtischen Freiräumen und damit zur Umsetzung klare Haltung zum Vorkommen bestimmter Arten
des Leitbilds der doppelten Innenentwicklung sehr im städtischen Wohnumfeld. Abb. 4 Singvögel und
wichtig.25 Obwohl Wohnungsunternehmen als Ei- Schmetterlinge, gefolgt von Igel und Eichhörn-
gentümer und Bewirtschafter von Freiflächen in der chen wurden von den Teilnehmer*innen als sehr
Stadt eine wichtige Rolle spielen, gibt es kaum Stu- wünschenswert eingestuft. Typische Kulturfolger,
dien zu ihrer Einstellung gegenüber Stadtnatur und wie z.B. Tauben, Füchse, Waschbären, Elstern /
dem Vorkommen von wilden Tieren im Wohnum- Krähen und Kaninchen, die für Konflikte mit
feld. Diese Lücke wurde durch eine deutschland- Menschen bekannt sind, waren dagegen eher un-
weite Befragung unter Wohnungsbaugesellschaften gewünscht. Dies stimmt größtenteils mit Ergeb-
zu ihrer Einstellung zu Wildtieren geschlossen.26 nissen zur Bewertung von Wildtieren durch die
155 ausgefüllte Fragebögen wurden in der Auswer- Stadtbevölkerung überein.27 Interessant sind auch
tung berücksichtigt. Die teilnehmenden Unterneh- die Aussagen zu Fledermäusen und Wildbienen,
men stammen aus 14 Bundesländern. Die meisten für die keine klare Zustimmung bzw. Ablehnung
der Unternehmen (72%) waren zusätzlich zu Pla- zum Ausdruck kamen. Grund dafür könnte einer-
nung und Bau auch mit der Pflege und Instandhal- seits eine gewisse »soziale Erwünschtheit« im
tung der Wohnanlagen betraut. 81% der Unterneh- Antwortverhalten sein, da es sich um geschützte
men betreuten ausschließlich Mietwohnungen. oder schützenswerte Tierarten handelt. Anderer-
seits kann es z.B. bei Fledermausvorkommen für
die Wohnungsunternehmen zu Komplikationen
bei Sanierungen kommen.
BEWERTUNG VON FREIRÄUMEN UND WILDTIEREN
IM WOHNUMFELD

Der Aussage, dass Freiräume in städtischen PROBLEME MIT DEM VORKOMMEN VON WILDTIEREN
Wohngebieten wichtig für die Steigerung der IM WOHNUMFELD
Wohnqualität sind, stimmten die meisten teil-
nehmenden Wohnungsunternehmen zu. Die Un- Nur sehr wenige Unternehmen gaben an, dass sie
ternehmen stimmten auch zu, dass Freiräume in den letzten Jahren Probleme mit Wildtieren wäh-
wichtig sind, um das Stadtbild verschönern, das rend der Planungs- und Bauphase hatten Abb. 5 A, B
Klima zu schützen und Spielplätze für Kinder und auch nur in seltenen Fällen waren Verschie-
anzubieten. Die Aussage, dass Freiräume wich- bungen im Ablauf des Wohnungsbaus notwendig.
tig sind, um Lebensraum für Tiere und Pflanzen Am ehesten bereiteten das Verschieben von Baum-
bereitzustellen, erhielt weniger Zustimmung. fällarbeiten, die Durchführung von Ausgleichs-
Die geringste Zustimmung fanden die Aussagen, maßnahmen und das Vorkommen von geschütz-
dass Freiräume wichtig sind, um den Marktwert ten Tierarten auf Freiflächen oder an Gebäuden
von Grundstücken zu steigern oder Parkplätze Probleme. Hervorzuheben ist, dass einige wenige
25. Böhm et al. 2016.
bereitzustellen. Bei der Frage nach den Zielen Arten, die besonders häufig Probleme während der
26. Jakoby et al. 2019.
von Planung und Instandhaltung von Freiräumen Planungs- und Bauphase bereiteten, über eine of-
27. Shwartz et al. 2012; Bjerke,
in Wohnanlagen ihres Unternehmens legten die fene Eingabe genannt wurden. Probleme scheinen
Østdahl 2004. Wohnungsunternehmen vor allem darauf Wert, besonders durch Mauersegler und Fledermäuse
17

Abb. 4

Abb. 5 (A) (B)

(C) (D)

Abb. 4 Abb. 5
Beurteilung verschiedener Tiere in städtischen (A) Größenordnung von Problemen mit Tieren (D) Häufigkeit von durch Tiervorkommen wäh-
Wohngebieten durch die teilnehmenden während der Planungs-/ Bauphase. rend der Instandhaltung/ Pflege entstandenen
Wohnungsunternehmen (weiß: Mittelwerte (B) Häufigkeit von durch Tiervorkommen Situationen (weiß: Mittelwerte und Stan-
und Standard­abweichungen; Gesamtanzahl der während der Planungs-/ Bauphase entstandenen dardabweichungen; Gesamtanzahl der abgege-
Antworten entlang der Likert Skala (1 uner- Situationen. benen Stimmen entlang der Likert Skala (1-5) zu
wünscht – 5 ­erwünscht) zu jeder Tiergruppe (C) Größenordnung von Problemen mit Tieren jeder Antwortoption befinden sich am rechten
befinden sich am rechten Rand der Grafik). bei Instandhaltung/ Pflege. Rand jeder Grafik).
18 WIE WILDTIERE IM WOHNUMFELD BEWERTET WERDEN – Die Ergebnisse einer Umfrage unter Wohnungsbaugesellschaften in Deutschland

verursacht zu werden. Da diese dem besonderen Ar- von Wildtieren im Wohnumfeld zu ergreifen, stach
tenschutz unterliegen, ist es wahrscheinlich, dass keiner der von uns vorgeschlagenen Gründe her-
es bei Sanierungen an Gebäuden zu Konflikten aus. Genannt wurden, aber nicht sehr häufig, die
kommt, bzw. möglicherweise ein höherer Aufwand Sorge um damit verbundene erhöhte Kosten, ge-
in der Planung entsteht, wenn es Auflagen für die folgt von fehlender eigener Expertise, Widerstand
Bereitstellung von Quartieren gibt. der Bewohner*innen, Bedenken vor zukünftigen
Naturschutzauflagen, Sorge vor hygienischen Pro-
Hingegen wurden bei der Pflege und Instand- blemen und Problemen mit Wildtieren, sowie feh-
haltung von Wohnanlagen kaum Probleme mit lende fremde Expertise.
Wildtieren verzeichnet. Abb. 5 C, D Am problema-
tischsten wurden »Schäden an Gebäuden und Fas- Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich die
saden« und »Insekten an Gebäuden« (vor allem We- Wohnungsunternehmen bisher wenig mit der För-
spen) bewertet. Dabei wurden Spechte und Tauben derung von Wildtieren im Wohnumfeld beschäftigt
am häufigsten genannt, aber auch Mauersegler haben. Eine verstärkte Aufklärung über den Wert
und Fledermäuse sowie andere (nistende) Vögel. von Tieren und deren Förderung im Wohnumfeld
Zusammengefasst gibt es keine generelle Ableh- könnten daher den Bedarf für wildtierfördernde
nung der Wohnungsunternehmen gegenüber Tie- Maßnahmen sowohl bei den Wohnungsunterneh-
ren im Wohnumfeld und die Wohnungsunterneh- men als auch den Bewohner*innen erhöhen. Sel-
men haben auch kaum negative Erfahrungen mit teneres Mähen oder das Liegenlassen von Totholz
Tieren gemacht, außer mit einigen wenigen Arten. setzen dabei z.B. eine gewisse Akzeptanz von »Un-
ordnung« voraus, die sich durch gezielte Umwelt-
bildung zum Wert solcher Maßnahmen für die För-
derung von Artenvielfalt hervorheben ließen.28
BISHERIGE MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG
VON WILDTIEREN

Das bisherige Engagement der Wohnungsunter- MOTIVATION FÜR DIE ERWEITERTE FÖRDERUNG
nehmen für Wildtiere war nach eigener Aussage VON WILDTIEREN
eher gering und umfasste relativ einfache Maß-
nahmen wie z.B. ein Verzicht auf Versiegelung Im Hinblick auf eine zukünftige Bereitschaft, wild-
oder das Erhalten und Pflanzen von Bäumen und tierfördernde Maßnahmen umzusetzen, würde die
Sträuchern. Abb. 6 Weniger oft wurden Quartiere für Unternehmen vor allem die Gewissheit motivie-
Vögel und Fledermäuse geschaffen und die Dächer ren, dass dadurch die Wohnqualität für die Bewoh-
und Fassaden von Gebäuden begrünt. Selten wur- ner*innen erhöht wird. Weiterhin häufig genannt
den Feuchtbiotope und Blühwiesen angelegt oder war auch die positive Imagebildung für das Unter-
auf häufiges Mähen und Entfernen von Laub- und nehmen, günstigere Pflegekosten durch extensive
Totholz verzichtet. Kaum bzw. gar nicht genannt Anlagen, sowie das Wissen, einen Beitrag zu Ar-
wurden insektenfreundliches Licht und vogel- tenschutz oder Klimaschutz zu leisten. Als Hinder-
freundliches Glas. Etwa die Hälfte der von uns ab- nisse, die dazu geführt haben, dass bisher wenig
gefragten Maßnahmen wurde von den Unterneh- wildtierfördernde Maßnahmen umgesetzt wurden,
men bisher kaum umgesetzt. wurden nur wenige genannt, wie die Sorge vor er-
höhten Kosten, mehr Aufwand und mehr Auflagen.
Gefragt nach den Motivationen für die freiwil-
ligen Durchführung dieser Maßnahmen wurde ins- Diese Ergebnisse zeigen, dass wildtierför-
besondere eine positive Imagebildung für das Un- dernde Maßnahmen von Wohnungsunternehmen
ternehmen genannt, Abb. 7 gefolgt von einem Beitrag zukünftig am ehesten umgesetzt werden können,
zur Unternehmensphilosophie/Corporate Social wenn die Maßnahmen von den Bewohner*innen
Responsibility. Auch genannt, wenngleich deut- gewünscht werden, mit der Unternehmensphilo-
lich seltener, wurden ökologische Gründe, wie der sophie und einer positiven Imagebildung einher-
Beitrag zur grünen Infrastruktur oder zum Erhalt gehen und den Unternehmen dadurch keine recht-
von Arten. Faktoren wie eine (bessere) Teilnahme lichen Konsequenzen oder zusätzliche Kosten
an Ausschreibungen, der Erhalt von Fördermitteln entstehen. Zukünftige Forschungsprojekte sollten
oder Bemühungen zur Biotopvernetzung spielten daher die Motivation der Bewohner*innen unter-
kaum eine Rolle. In Bezug auf mögliche bisherige suchen und die monetären Kosten und Gewinne
28. Gloor et al. 2010. Hinderungsgründe, Maßnahmen zur Förderung quantifizieren.
19

SCHLUSSFOLGERUNGEN AUS DER UMFRAGE

Wohnungsunternehmen sind maßgebliche Ak-


teure für die Bebauung in Städten und die Gestal-
tung wohnungsnaher Freiräume. Sie haben große
Erfahrung in Bezug auf die Planung, den Bau, die
Pflege und Instandhaltung von Wohnanlagen und
kennen die Wünsche ihrer Mieter*innen gut. Das
Ergebnis, dass Probleme mit Wildtieren sowohl
bei Planung/Bau als auch Pflege/Instandhaltung
eher selten und/oder gering sind, ist ermutigend
für Programme zur Förderung von Wildtieren im
urbanen Raum. Ebenfalls positiv ist, dass Vorbe- Abb. 6
halte gegenüber wildtierfördernden Maßnahmen
gering zu sein scheinen. Bisherige Maßnahmen
wurden von den Unternehmen zumeist freiwillig
und nicht aufgrund von Auflagen durch Behör-
den durchgeführt. Obwohl bei den befragten Woh-
nungsunternehmen der Mensch im Vordergrund
steht, sind ökologische Themen vermehrt Teil der
Unternehmensphilosophie und finden vor allem
Anklang, wenn sie einen Beitrag zur Wohnquali-
tät leisten können.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass


es bei maßgeblichen Akteuren im deutschen Woh-
nungsbau ein großes Potenzial für wildtierför-
dernde Maßnahmen gibt.

Abb. 7

Abb. 6 Abb. 7
Häufigkeit für von Unternehmen umgesetzte Motivation für die Umsetzung freiwilliger
Maßnahmen. Es waren Mehrfachnennungen pro Maßnahmen. Anteil der Unternehmen, die den
Unternehmen möglich. Es wurden insgesamt 276 jeweiligen Grund angaben. Mehrfachbenennun-
Kreuze (100%) durch 113 Teilnehmer gesetzt. gen pro Unternehmen möglich (insgesamt 401
Kreuze (100%) durch 107 Teilnehmer).
MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS
20

WOHNUMFELD GESTALTEN
10 Beispielprojekte

DIE AUSWAHL DER BEISPIELPROJEKTE DIE AUSWAHL DER ZIELARTEN

In der Voruntersuchung wurde die Anwendung Um die Vergleichbarkeit der Planungsprozesse zu


von AAD anhand konkreter Fallbeispiele aus dem gewährleisten, wurden für die 10 Beispielprojekte
Wohnungsbau planerisch durchgespielt, um Ein- dieselben Zielarten ausgewählt:
blicke in die Herausforderungen der Umsetzung
von AAD-Maßnahmen zu erhalten. Von den in der Passer domesticus – Haussperling (»Spatz«),
Umfrage befragten Unternehmen (siehe Kapitel ein typischer Siedlungsvogel,
»Wie Wildtiere im Wohnumfeld bewertet wer-
den«) wurden verschiedene Vorhaben vorgeschla- Erinaceus europaeus – Braunbrustigel, eines der
gen, von denen letztendlich zehn Beispielprojekte beliebtesten Säugetiere unter den Wildtieren,
ausgewählt wurden.
Vanessa atalanta – Admiral, ein bunter Schmetter-
Bei der Auswahl der Beispielprojekte wurde zwi- ling, der sich an Brennnesseln entwickelt.
schen Wohnungsneubau, Sanierung von Wohn-
anlagen und geplanten Änderungen der Pflege Alle drei Arten kommen in Deutschland in
der Freiräume sowie der unterschiedlichen Lage Siedlungsräumen vor und sind auf Grund ihrer
im Siedlungsgebiet unterschieden. Abb. 8 In der Zu- Verbreitung und ihren Habitatansprüchen für alle
sammenstellung berücksichtigten wir darüber hi- Projektstandorte prinzipiell geeignet. Alle drei
naus unterschiedliche Bebauungstypen und den sind typische Arten des Siedlungsraums, deren
Fortschritt des Projektes im jeweiligen Planungs- Bestand aber in Städten rückläufig ist. Die Arten
prozess, d.h. ob sich das Projekt ganz am Anfang unterscheiden sich signifikant in ihren biologi-
in der Konzept- und Entwurfsphase, in der Phase schen Merkmalen, wie der Art der Bewegung (flie-
der Ausführungsplanung oder im Bau befindet. gen, laufen), der benötigten Nahrung, dem Lebens-
zyklus und den Habitatansprüchen. Die drei Arten
In Kooperation mit den insgesamt neun Projekt- verfügen zudem über für die Voruntersuchung
partnern wurde dann anhand der Beispielpro- relevante sozio-kulturelle und biologische Merk-
jekte untersucht, ob sich AAD in verschiedenen male: sie sind für den Menschen gut beobachtbar
Phasen der Projektentwicklung und bei verschie- und werden von vielen Menschen aus unterschied-
denen Typen von Projekten – Umstellung der lichen Gründen (Schönheit, Nützlichkeit) positiv
Pflege, Sanierung, Neubau – umsetzen lässt. Abb. 9 bewertet. Dennoch gibt es durch ihr Verhalten
Zudem wurde analysiert, wo Synergien auftraten, und ihre Standortansprüche Konfliktpotenzial
also Planungen für Tiere sehr einfach in Planun- wie Vogelkot, Lärm oder Parasiten. Alle drei Arten
gen für den Menschen eingebunden werden konn- stellen Ansprüche an die Planungsräume, die im
ten, bzw. welche Herausforderungen überwunden Wohnumfeld nicht automatisch erfüllt werden,
werden mussten. Die häufigsten Herausforderun- sondern der Planung bedürfen. Igel und Haussper-
gen sind mit projektspezifischen Lösungen im linge benötigen gut erreichbare und vor Räubern
nächsten Kapitel »Synergien und Herausforde- sichere Wasserstellen, die auch bei trockenem
rungen für die Anwendung von AAD im Wohnum- Wetter gefüllt werden müssen. Haussperlinge
feld« dargestellt. sind auf Stellen mit sandigem, feinkörnigen und
21

Lage im Ortsgebiet/ zentral im Ortsgebiet/ Vorstadt am Ortsrand


Bebauungstyp
Projekttyp Umstellung der Pflege
Mehrgeschossige Hamburg - Saarlandstraße
­Gebäudegruppe mit Hof
Zeilenbau Salzgitter - Rabenwinkel
Ein/Mehrfamilienhäuser Kirchheim unter Teck
Projekttyp Sanierung
Zeilenbau Kaiserslautern - Kappellenweg Hamburg - Lüttmelland/Sasel Schwarzheide - Ruhlander Straße
Mehrgeschossige Frankfurt/Main - Leuchte
­Gebäudegruppe mit Hof
Projekttyp Neubau
Zeilenbau Hannover - Herzkamp
Punkt(hoch)häuser Kaiserslautern - Friedenstraße Ingolstadt - Stargarder Straße
Ein-/Mehrfamilienhäuser Hannover - Herzkamp
Abb. 8

Abb. 9

offenen Boden angewiesen, um dort zur Bekämp- Falter benötigen hierfür blühende Pflanzen, im Abb. 8

fung von Parasiten im Gefieder ein Staubbad neh- Herbst zusätzlich auch Fallobst (siehe Artenpor- Matrix für die Auswahl der
10 Beispielprojekte
men zu können. Zudem benötigen Haussperlinge trait Admiral).
Bruthöhlen, die als Nisthilfen in Gruppen ange- Abb. 9

ordnet sein müssen, da die Art ein Koloniebrüter Planungsphasen der Projekte
LP1: Grundlagenermittlung
ist. In der Nähe der Nisthilfen müssen sich dazu PLANUNG IN DEN BEISPIELPROJEKTEN LP2:Vorplanung
Hecken oder andere Schutzgehölze für die frisch LP3: Entwurf
ausgeflogenen Jungtiere befinden und ausrei- Basierend auf den von den Projektpartnern zur LP4: Genehmigungsplanung
LP5: Ausführungsplanung
chende Nahrungsquellen für Jung- und Alttiere. Verfügung gestellten Planungsunterlagen wur- LP6:Vorbereitung Vergabe
Igel brauchen barrierefreie, wenig fragmentierte den AAD-Maßnahmen für die Projektbeispiele er- LP7:Vergabe
Freiräume und geschützte Stellen für ihre Quar- arbeitet. Eine Ortsbesichtigung, Gespräche vor LP8: Bauüberwachung
LP9: Objektbetreuung
tiere in Form von dichter Vegetation, Sträuchern, Ort sowie Telefonate dienten der Erkundung der
Ast- und Laubhaufen, in denen sie ungestört ihre Möglichkeiten und dem Herausarbeiten von Lö-
Jungen gebären und großziehen und die kalte Jah- sungen. Die Entwurfsvorschläge wurden mit den
reszeit im Winterschlaf überbrücken können. Für Projektpartnern in gemeinsamen Planungstref-
die Bereitstellung ihrer Nahrungsquellen aus In- fen diskutiert. Die im Folgenden dargestellten
sekten und Wirbeltieren sind Igel auf Stellen mit Entwürfe sind daher mit Projektpartnern erarbei-
vielfältiger Vegetation und Totholz angewiesen. tete Beispielslösungen, die das Potenzial für AAD
Admirale sind auf das Vorkommen der Brennnes- unter Realbedingungen illustrieren, aber keine
sel angewiesen, an der die Raupen fressen, die umgesetzten baulichen Lösungen.
22 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

Abb. 10
AAD Entwurf Ingolstadt. Ba-
INGOLSTADT, STARGARDER STRASSE Beispiel 1
sierend auf Entwurfsplan Adler
Olesch Landschaftsarchitekten.
Gebäude: Diezinger Archi-
tekten

Unternehmen: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt (GWG)


Projekttyp: Neubau (Nachverdichtung)
Lage: im Ortsgebiet/Vorstadt (Größe Projektgebiet: 10.527 m²)
Bebauungstyp: Punkt(hoch)häuser mit zentralem Hof (161 Wohnungen)

eine Reduzierung der versiegelten Flächen wurde


diskutiert, konnte aber nicht umfangreich einge-
plant werden. Die Projektleiter sahen beim Haus-
sperling geringe Probleme mit der Integration
von Bruthilfen in die Fassade oder der Auswahl
von geeigneten Materialien für die Außenanla-
gen, z.B. für Staubbäder. Es bestand auch eine
große Bereitschaft für die Umsetzung einer kon-
tinuierlichen Wasserstelle für Igel und Haus-
sperling, diese soll als Trinkwasserbrunnen mit
Auffangschale gleichzeitig einen Nutzen für die
Bewohner*­innen haben. Maßnahmen für den Ad-
miral waren leicht planbar über mögliche exten-
sive Blühstreifen und die Begrünung mit Efeu in
den Randbereichen. Die Lage des Brennnessel-
Motivation: Unternehmensphilosophie; Projekt saums wurde noch nicht genau festgelegt. Wich-
ist Vorzeigestandort für die GWG; Unterstützer tig war generell die multifunktionale Wirkung
im Aktionsbündnis »Ingolstadt summt!« einer Maßnahme im Hinblick auf Nutzbarkeit
auch für den Menschen oder die Klimaanpassung.
Projekt: In innerstädtischer Lage werden fünf
neue Wohngebäude (davon zwei Punkthochhäu- Synergien und Herausforderungen: Synergien
ser) mit zentralem Hof über einer Tiefgarage ergaben sich bei der Entwässerungsplanung, die
und mit umliegenden Freianlagen realisiert. Der mit der Schaffung einer Wasserstelle kombiniert
Standort ist eingefasst von einer mit Bäumen be-werden könnte. Das Ziel der GWG, sich an den
wachsenen Böschung zur Straße, die den Standort Klimawandel anzupassen (Kühlung), ergänzte
vom Donauufer trennt und direkt an ein bestehen-sich mit der Begrünung von Dächern und Fas-
des Wohngebiet und ein Auwaldrelikt angrenzt. saden (z.B. an der Tiefgaragenausfahrt). Zusätz-
Der Hof mit innenliegenden Eingängen zu den liche Pflanzbereiche und Gründächer auf den
Wohnhäusern und einer Kita ist Ankunfts- und Zwischenbauten konnten aufgrund der Anforde-
Aufenthaltsort zugleich. Zahlreiche Baumpflan- rungen an den Brandschutz und die Zufahrt der
zungen und Pflanzbereiche beleben den Freiraum. Feuerwehr nicht umgesetzt werden. Durch die
geplante Kita ergab sich die Möglichkeit der Eta-
Planungsstand und Einbindung von AAD: Das blierung einer Winterfütterung von Vögeln. Für
Projekt befand sich zu Beginn der Kooperation Spatzenquartiere wurden erprobte Standardlö-
bereits in der Genehmigungsplanung für einen sungen mit Fassadenbruthöhlen gegenüber einer
vorhabenbezogenen Bebauungsplan (VEP), etwas Gestaltungsidee mit einem Klinkerversatz mit
später bereits in der Ausführungsplanung. Die Höhlen für Spatzen bevorzugt. Weitere Anknüp-
GWG sah trotz der fortgeschrittenen Planungen fungspunkte für AAD waren die Verbindung zum
großen Spielraum für AAD Maßnahmen an Gebäu- angrenzenden Auestandort sowie die Einbettung
den und in der Gestaltung der Außenanlagen. Den des Projektes in übergeordnete Grünverbindun-
größten Spielraum gab es in der Pflanzplanung; gen und den Grüngürtel Ingolstadts.
23

Artspezifische Entwurfsbausteine Braunbrustigel

Rasenfläche für die Suche nach Regenwürmern und


1
als offene Fläche für das »Igelkarussel« während
der Paarungszeit

Saum aus Stauden und Gräsern entlang der


bestehenden Böschung mit vorgelagerter 2-schürig
gemähter Wiesenfläche. Bereiche mit langem
und kurzem Gras, für Nahrung aus Käfern,
Regenwürmern und anderen Wirbellosen
dichte Bodenvegetation, Efeu und einheimische
3
Gehölze als Unterwuchs in ungestörter
Sukzessionsfläche im Gehölzbestand bieten Raum
für Tagesquartiere und Überwinterung
Totholzschichtung mit Einzäunung und Durch-
schlupf unter Balkon als Quartier für die Jungen-
aufzucht. Am Waldrand zusätzlich ein in Palisaden
eingefasster Haufen aus Zweigen und Laub
Wechsel aus kurzem und langem Gras, und eine
strauchreiche Randvegetation bieten Rückzug
und Schutz im Übergang von dichter zu offener
Vegetation
Retentionsmulde: Wasserrückhaltung über un-
6
durchlässiger Schicht zur Ausbildung einer Wasser-
tränke. Umgeben von wechselfeuchter Vegetation
3
Zaun zur vielbefahrenen Straße wird bodennah angebracht, um
7
ein Durchschlüpfen zu verhindern

3 1

Ausschnitt Lageplan
24 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

Abb. 11
AAD Entwurf Hannover
HANNOVER, HERZKAMP BOTHFELD Beispiel 2
Herzkamp, Gesamtentwurf
basierend auf Entwurfsplan von
nsp christoph schonhoff land-
schaftsarchitekten stadtplaner.
Gebäude: blauraum architekten

Unternehmen: Gundlach GmbH & Co. KG


Projekttyp: Neubau (Stadtquartier)
Lage: im Ortsgebiet/Vorstadt (Größe Projektgebiet: 9,2 ha)
Bebauungstyp: Reihenhäuser und Zeilenbau (315 Wohnungen)

Entwurfsplanung. Bei den Eigentumswohnungen


bestand geringerer Spielraum bei der Gestaltung
der Frei­flächen und wäre das Projekt auf diese
Flächen beschränkt gewesen, hätten die Bedürf-
nisse der Zielarten nur teilweise erfüllt werden
können. Fassadenquartiere an den Eigentums-
J wohnungen müssten zudem vor dem Verkaufs-
start in die Fassade integriert werden. Spezielle
»Nist-Ziegel« könnten allerdings als Standardele-
ment eingeplant werden, ebenso ein »Igelloch«
in die geplanten Stabmattenzäune. Die innerhalb
Motivation: Fokus des Unternehmens auf klima- des Projektgebiets im Straßenrandbereich ge-
angepasstes Bauen; Ökologisches Bauen als Teil planten Versickerungsflächen, welche in Zukunft
der Firmenphilosophie; Leuchtturmprojekt für nicht von der Stadt Hannover gepflegt werden sol-
»Klimaangepasstes nachhaltiges Wohnen und len, boten sich an, als Blühstreifen für den Admi-
Leben im Quartier« ral entwickelt zu werden. Die Randbereiche zum
Wald hin waren für Brennnesselsäume (Admiral)
Projekt: Das neue Stadtquartier im Norden von und für Igelquartiere geeignet. Eine Änderung des
Hannover ist gekennzeichnet durch eine starke Wegematerials in wassergebundene Decken für
Durchmischung von unterschiedlichen Gebäude- Staubbäder (Haussperling) stieß auf Zustimmung.
und Wohnungstypen und einem freiraumplaneri- Eine kontinuierliche Wasserstelle für Igel und
schen Gesamtkonzept. Die Realisierung erfolgt in Haussperling ist durch die geplante Wasserlinse
mehreren Bauphasen. Übergeordnetes Ziel ist die für den Quartiersplatz gegeben. An Mietwoh-
vorbildhafte Umsetzung der Klimaanpassungs- nungsgebäuden konnten neben der Anreicherung
strategie der Stadt Hannover. Der bereits als Aus- der Gründächer mit Nahrungspflanzen für den
gleichmaßnahme realisierte Waldsaum soll Le- Haussperling auch der Nutzen geplanter Fassa-
bensraum für Vögel und andere Wildtiere bieten; denbegrünung an Rankgerüsten für Nahrung und
bei der Planung des Quartiers wurden neben Kalt- Schutz von Haussperling und Insekten hervorge-
luftschneisen auch Flugrouten von Fledermäusen hoben werden. Es zeigte sich, dass diese Maßnah-
berücksichtigt. men die Planung für ein nachhaltiges, klimaange-
passtes Quartier gut ergänzen.
Planungsstand und Einbindung von AAD: Die
verschiedenen Baufelder befanden sich in un- Synergien und Herausforderungen: Die
terschiedlichen Projektstadien. Für einige Teil- AAD-Maßnahmen zeigten auch hier Synergien
gebiete gab es bereits eine abgeschlossene mit Maßnahmen zur Umsetzung der Klimaan-
Genehmigungsplanung (Baufeld mit Eigentums- passungsstrategie, wie die Verbesserung des Mi-
wohnungen), in anderen lief die Entwurfspla- kroklimas. Staubbäder oder Wasserstellen auf
nung noch (z.B. Baufeld J). Eine großräumige den Dächern müssen mit dem Flächenbedarf von
Vernetzung über Grünstrukturen war innerhalb Solarthermie und PV-Modulen vereinbar sein.
des Quartiers möglich. Die Freiflächen der Ge- Nisthilfen sollen aus ästhetischen Gründen nicht
bäude im Baufeld J hatten noch großes Potenzial außen an den Gebäuden angebracht werden, sie
für die Einbindung von AAD-Maßnahmen und stellen aber kein Problem dar, wenn sie in die Fas-
waren landschaftsarchitektonisch noch in der saden integriert werden können.
25

Artspezifische Entwurfsbausteine Admiral

Bei dem Entwurfsbaustein handelt es sich um eine Kombination aus Mauerscheiben und Blüh­
streifen, die Hohlräume in den Mauern sollen dem Admiral die Möglichkeit zur Überwinterung
geben. Die Blühstreifen stellen verschiedene Nektarpflanzen für den Falter bereit.

1 Raupen finden ihre Nahrungsgrundlage in einem


Brennnesselsaum entlang des Wildtierzauns

Staudenpflanzungen, Dachbegrünung, Obstbäume


und blühende extensive Wiesen im Quartier
dienen als Nahrungsquellen für den Falter

3 Überwinterung in den Hohlräumen der Mauer-


scheiben

lineare Strukturen der Mauerscheiben dienen den


Männchen als Reviere für die Partnersuche

Wasserstelle auf dem Quartiersplatz

Ausschnitt Entwurfsbaustein - Sommermauer


Ausschnitt Lageplan Entwurfsbausteine Admiral

3 1

Ansicht Admiralsachse Entwurfsbausteine


26 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

Abb. 12
AAD Entwurf Kaiserslautern
KAISERSLAUTERN, FRIEDENSTRASSE Beispiel 3
Friedenstraße, basierend auf
Entwurfsplan L.A.U.B.
Gebäude: Gemeinnützige
Baugesellschaft AG

Unternehmen: Gemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern AG


Projekttyp: Neubau (Nachverdichtung)
Lage: im Ortsgebiet/zentral (Größe Projektgebiet: 4.950 m²)
Bebauungstyp: Punkthäuser (56 Wohnungen)

Lösungen für alle kritischen Standortfaktoren ge-


funden werden. Insgesamt gab es allerdings wenig
Platz für extensive Blühstreifen für den Admiral
oder für geschützte, strukturreiche Bereiche für
Igelquartiere. Ein wenig überplanter Freiraum
an den Parkplätzen und Garagen konnte hierfür
jedoch genutzt werden. Bei einem Planungstref-
fen mit der Geschäftsführung, dem Projektlei-
ter und Mitarbeitern (Technischer Kundenser-
vice, Grünflächen/Außenanlagen und Gärtnerei /
­Reinigung), und der beauftragten Landschafts-
Motivation: Ein erweitertes Angebot für Mieter*­ architektin wurden Potenziale und Herausforde-
innen: »Wohnen und Leben mit Flora und Fauna rungen besprochen, unter anderem die stärkere
in der Stadt«; die Bau AG möchte die Idee, die Einbeziehung einer in der Planung freigehalte-
Natur zurück in die Stadt zu holen, unterstützen. nen »wilden« Ecke für AAD-Maßnahmen. Von der
Landschaftsarchitektin wurde betont, dass große
Projekt: Im Stadtgebiet von Kaiserslautern ent- Änderungen zu diesem Zeitpunkt einen Mehr-
stehen im Stadtteil Kalkofen, der als sozialer aufwand darstellen würden. Seitens der BauAG
Brennpunkt gilt, drei neue Wohngebäude. Nach wurde das nachträgliche Anbringen von Nistkäs-
dem Bielefelder Wohnmodell (»Nils – nachbar- ten an der Fassade abgelehnt, da dies aus Sicht
schaftliches, inklusives, lebenswertes und selbst- des Vorstandes und der Architekten nicht im Ein-
bestimmtes Wohnen im Quartier«) wird in zentra- klang mit der Architektur stehen würde. Eine
ler Lage barrierefreies, gemischtes Wohnen für freistehende Lösung für Spatzenquartiere wurde
mehrere Generationen und Menschen mit und daher bevorzugt. Die Herstellung eines teilweise
ohne Behinderung angeboten. Die Außenanlagen bepflanzten Regenüberlaufbeckens, welches
werden neu angelegt. Der Projektort ist räumlich gleichzeitig als Wasserstelle dienen kann, wurde
durch zwei Straßen begrenzt. Die geplanten Au- als zusätzliche Maßnahme begrüßt.
ßenanlagen kombinieren mehrere Funktionen auf
kleiner Fläche. Synergien und Herausforderungen: Stadtnatur
vor der Haustür soll erlebbar gemacht werden.
Planungsstand und Einbindung von AAD: Bei Hier ergeben sich wichtige Synergien, z.B. durch
Start der AAD-Entwurfsvorbereitung waren die blütenreiche, für Mensch und Zielarten attraktive
Gebäude bereits im Bau. Ein wenig ausgear- Pflanzungen. Nisthilfen außen an den Gebäuden
beiteter Vorentwurf für die Freianlagen sollte werden als ästhetische Beeinträchtigung der Fas-
überarbeitet werden. Parallel zur Analyse des saden abgelehnt und eine freistehende Lösung
Standortpotenzials wurde von den beauftragten (z.B. Spatzenturm) bevorzugt. Die Umsetzung ei-
Planer*innen ein Entwurfsplan ausgearbeitet. niger AAD-Maßnahmen wäre im Rahmen des Öko-
Der Entwurf der Außenanlagen konnte nicht von logie-Programm der Stadt Kaiserslautern denk-
Anfang an und direkt begleitet werden. Jedoch bar, mithilfe dessen Langzeitarbeitslosen u.a. mit
ergaben sich aufgrund der räumlich sehr be- der Vermittlung von Fachwissen im Bereich des
grenzten Möglichkeiten übereinstimmende Ideen Natur- und Umweltschutzes die Integration in
und Konzepte. Für alle drei Zielarten konnten den Arbeitsmarkt erleichtert werden soll.
27

Artspezifische Entwurfsbausteine Haussperling

7 1
6

Ansicht zentraler Hof mit Entwurfsbausteinen Haussperling

hochstämmige Feldahorne und Hecken an den


Terrassenrändern und Einfassung der zentralen
Freiräume dienen als Schutz- und Ruhegehölze.

Mischpflanzungen mit Stauden, z.B. Lavendel


1 und Rosmarin (als Parasitenabwehr), Sonnenhut,
Königskerze, Sonnenblumen und Kugeldistel für
Nahrung aus den Sämereien.

Saum aus Schattenstauden und Gräsern ergänzt das


Nahrungsangebot

Außenwasserhahn für den Gemeinschaftsgarten


mit Überlauf in einer Auffangschale bietet eine
seichte, offene und sonnige Wasserstelle
3

Bouleplatz in wassergebundener Wegedecke mit


einer Deckschicht aus Feinsplitt dient als Staubbad

Nistquartiere an freistehendem »Spatzenturm«

7 mögliche Zufütterung durch Bewohner*innen an


Futterstellen im Winter

beerenreiche Sträucher / Hecken (Cornus mas) als


Winternahrung

Planausschnitt Entwurfsbausteine Haussperling

Schnittansicht Entwurfsbausteine Admiral und Braunbrustigel


28 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

Abb. 13
AAD Entwurf FFM Leuchte,
FRANKFURT AM MAIN, LEUCHTE Beispiel 4
basierend auf Freiraumplan
dieWerkplaner Architekten

Unternehmen: Wohnungsbaugenossenschaft der Justizangehörigen FFM e.G. (JuBa)


Projekttyp: Sanierung (Gebäude und Außenanlagen)
Lage: am Ortsrand (Größe Projektgebiet: 12.493 m²)
Bebauungstyp: Mehrgeschoßige Gebäudegruppe mit Hof (87 Wohnungen)

aktiv mit AAD geplant werden. Für alle Zielarten


konnten Lösungen gefunden werden. Spatzen-
quartiere sind als vorgehängte Lösung an Fassa-
den denkbar. In den Randbereichen der Grünflä-
chen können Blühstreifen und einige Bereiche
mit Brennnesseln angelegt werden, vorhandene
Strauch- und Heckenpflanzungen bieten Raum
für Igelquartiere. Bei der JuBa stimmen die Be-
wohner*innen als Mitglieder der Genossenschaft
häufig über Erneuerungen ab und haben viel Mit-
Motivation: Identitätsstiftende ökologische Auf- spracherecht, d.h. sie werden in Planungen ein-
wertung der Freiräume; innovative Ansätze wie gebunden und bestimmen die Gestaltung ihrer
AAD sind sehr willkommen, um das Image aufzu- Wohnumgebung mit. Die AAD-Maßnahmen müss-
werten ten daher den Mitgliedern vorgestellt werden.
Bei einem Rundgang durch die Anlage wurden
Projekt: Die Wohnanlage aus den 1980er ­Jahren potenzielle AAD-Maßnahmen auch mit dem zu-
befindet sich im Stadtteil Bergen-Enkheim am ständigen Hausmeister diskutiert, der gelernter
Siedlungsrand angrenzend an den Enkheimer Gärtner ist und aufgrund seiner ökologischen
Wald und in unmittelbarer Nähe zum Natur- Kenntnisse gute Hinweise geben konnte. Bei der
schutzgebiet »Enkheimer Ried«. Es handelt sich anstehenden Planung der Außenanlagen sollen
um sechs Geschosswohnungsbauten, die um die vorgeschlagenen AAD-Maßnahmen größten-
einen zentralen Innenhof angeordnet sind, der teils übernommen werden.
teilweise erhöht über einer Tiefgarage liegt. Die
Gebäude werden modernisiert und aufgestockt, Synergien und Herausforderungen: Eine Umstel-
die Freianlagen sollen aufgewertet werden. Die lung auf extensivere Schnittmaßnahmen z.B. an
Wohnhausanlage ist nicht eingezäunt, die umlie- Sträuchern ist durch jahrelange, vorangegangene
gende Straße relativ wenig befahren. Am nördli- Pflegeschnitte nicht leicht umzusetzen. Bei Neu-
chen Rand befindet sich ein niedriger, mit Grä- pflanzungen sollte das langfristige Entwicklungs-
sern und Spontanvegetation bewachsener Erdwall potenzial mit eingeplant werden.
entlang der Grundstücksgrenze, und im ganzen
Projektgebiet gibt es einen alten Baumbestand. Grünflächen sollen vor allem sicher und über-
schaubar sein. Auch sollen die AAD-Maßnahmen
Planungsstand und Einbindung von AAD: Die als integrativer Teil der Umgestaltung der Außen-
Sanierung und Aufstockung der Gebäude war bei anlagen vor allem für die Bewohner*innen einen
Beginn der Kooperation in der Genehmigungs- Mehrwert haben. Die Planung mit AAD kann je-
planung, beim späteren Planungstreffen bereits doch als erweiterte Zielsetzung für die Wohnan-
im Bau. Für die Außenanlagen gab es bis auf die lage zur Identitätsstiftung beitragen. Die JuBa
funktionale Verortung von Fahrrad-, ­Autostell- sieht hier auch Möglichkeiten der Übertragbar-
und Müllplätzen noch keine Planung. Hier konnte keit auf andere Wohnanlagen.
29

Artspezifische Entwurfsbausteine Admiral

ein mit einer Hecke eingefasster »Brennnessel-


Garten« dient den Weibchen zur Eiablage an
den Futterpflanzen (Große Brennnessel, Kleine
Brennnessel), der nach einer Woche schlüpfenden
Raupen
1
Hecke aus
Carpinus betulus
hochstämmige Bäume oder vegetationsfreie
V Bodenflächen dienen als Ruheplätze

Zufahrt Tiefgarage
Betonblockstufen an der Tiefgaragenböschung
bieten, neben ihrer Funktion als Sitzelement,
Hohlräume, die der Admiral als Überwinterungs-
quartier nutzen kann. Gleichzeitig dient die ange-
raute Oberfläche der Stufen den Männchen zum
Ausruhen und Warten bei der Partnersuche
3

sonnenexponierte, lineare Strukturen mit Längen


von 50-200 m mit Blütenpflanzen dienen den
Männchen als Revier

nektarreiche Blütenpflanzen (z.B. Dost oder


Astern) von Mai bis Oktober auf sonnenexponier-
ter Staudenfläche und begrünten Fahrradunter-
VII ständen dienen den Faltern als Nahrungsquelle
6 V
Malus Fallobst ergänzt das Nahrungsangebot im Herbst
domestica
‚Royal Gala‘ Kräuterrasen VIII

Sorbus aucuparia

Prunus padus

Planausschnitt

Schnittansicht Gebäude V Blühflächen 3


30 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

Abb. 14
AAD Entwurf Schwarzheide
SCHWARZHEIDE, RUHLANDER STRASSE Beispiel 5

Unternehmen: Wohnungsbaugenossenschaft Schwarzheide eG


Projekttyp: Sanierung (Gebäude und Außenanlagen)
Lage: am Ortsrand (Größe Projektgebiet: 12.919 m²)
Bebauungstyp: Zeilenbau (85 Wohnungen)

Fahrradständer. Es bestand die Möglichkeiten der


Begrünung der neuen Fahrstühle und der fenster-
losen Stirnseiten der Gebäude. Strauchpflanzun-
gen als Schutzgehölze für Igel und Haussperling
waren vor den Gebäuden vorhanden. Zusätzlich
wurde Neupflanzungen zugestimmt, so soll z.B
anstelle eines Zaunes eine neue Hecke angelegt
werden, um die Zugänglichkeit für Tiere wie den
Igel nicht einzuschränken. Das Neuanlegen eines
naturnahen Teiches, als Wasserstelle für Igel und
Haussperling, wurde eingeplant. Die Ausbildung
Motivation: Umsetzung eines ökologischen Vor- von Brennnesselfluren und Wildblumenwiesen,
zeigeobjektes; großes Engagement des Vorstands sowie das Anbringen von Fassadenquartieren wur-
den positiv angenommen. Die AAD-Maßnahmen
Projekt: Das Projektgebiet befindet sich in unmit- konnten so für alle drei Zielarten problemlos im
telbarer Umgebung von zwei Waldgebieten und Gesamtkonzept für die Umgestaltung der Außen-
mehreren Seen am Ortsrand von Schwarzheide anlagen verankert werden. Sollte es bei einer rea-
West. An zwei Geschoßwohnungsbauten aus den len Umsetzung zu einer freien Zielartenauswahl
1980er Jahren werden außen Fahrstühle ange- kommen, wäre die Einbindung der Mieter*innen
baut. Im Zuge dessen sollen die Stellplätze neu in diese Auswahl und in die Maßnahmenentwick-
angeordnet und erweitert werden und eine Auf- lung erwünscht. Bei einer Realisierung vorge-
wertung der Freiräume unter der Anwendung von schlagener Maßnahmen wäre auch eine Umstel-
AAD stattfinden. Durch die Naturräume in der lung der bisherigen Pflege denkbar, wie eine
direkten Umgebung bietet der Standort ein gro- seltenere Mahd der Wiesenflächen.
ßes ökologisches Potenzial sowie gestalterische
Freiheit bei der Entwicklung der Maßnahmenkon- Synergien und Herausforderungen: Das Projekt
zepte. Der Projektort hat einen offenen Charakter soll als Vorzeigeobjekt dienen, Naturerleben för-
mit großzügigen Grünflächen und wenig Einzäu- dern und die Naturbildung (z.B. Schulklassen) in
nungen. In benachbarten Kleingärten befinden der Gemeinde unterstützen und AAD wird als Mit-
sich Obstbäume. tel angesehen, diese Ziele zu erreichen. Die Genos-
senschaft könnte so als Multiplikator in der Re-
Planungsstand und Einbindung von AAD: Die gion wirken. Die Begrünung der Aufzüge wird als
Gebäudesanierung war bei Kooperationsbeginn ästhetische Aufwertung verstanden. Der Leiter der
noch in Planung, beim nächsten Ortsbesuch be- Pflege ist offen für Veränderungen, sodass eine
reits im Bau. Für die Außenanlagen gab es noch nachhaltige Entwicklung der Außenanlagen mög-
keine Vorentwurfsplanung, allerdings war bereits lich ist. Die Finanzierung der Maßnahmen stellt
eine Einzäunung des Geländes nach Norden ge- die größte Herausforderung dar, allerdings ist ge-
plant, außerdem eine Geländeangleichung für den plant, die Umsetzung möglicherweise über einen
barrierefreien Zugang zu den Gebäuden und neue längeren Zeitraum zu verfolgen.
31

Artspezifische Entwurfsbausteine Braunbrustigel

Forstweg
Hochstaudenflur und
extensive Wiese
6
Park
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e

Lageplan

Rasenfläche für die Suche nach Regenwürmern und als offe- Totholzschichtung mit Einzäunung und ca.10x10cm großem
1
ne Fläche für das »Igelkarussel« während der Paarungszeit Durchschlupf als Quartier für die Jungenaufzucht. Zusätzlich
ein Haufen aus Zweigen und Laub (Grünabfall) für Tages-
quartiere
Bereiche mit Stauden und Gräsern entlang des Parkplatzes
mit 2-schürig gemähter Wiesenfläche bis zum Grundstücks- eine strauchreiche Randvegetation und neue einheimische
rand und Wiese mit Hochstaudenflur, Bereiche mit langem Heckenstrukturen bieten Rückzug und Schutz im Übergang
und kurzem Gras, für Nahrung aus Käfern, Regenwürmern von dichter zu offener Vegetation
und anderen Wirbellosen

dichte Bodenvegetation, Efeu und einheimische Gehölze neu angelegter Teich, mit Steinen eingefasst und mit
3 6
als Unterwuchs in ungestörter Fläche bieten Raum für Wasserzulauf aus Regenwasserrückhaltung zur Ausbildung
Tagesquartiere und Überwinterung einer Wassertränke; mit Ausstiegshilfe und umgeben von
wechselfeuchter Vegetation
32 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

Abb. 15
AAD Entwurf Kaiserslautern
KAISERSLAUTERN, KAPELLENWEG Beispiel 6
Kapellenweg, Südlicher Teil:
Basierend auf Entwurfsplan
L.A.U.B.
Weitere Planung: Planungsbüro
Unternehmen: Gemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern AG
Stefan Laport Projekttyp: Sanierung Außenanlagen
Lage: im Ortsgebiet/zentral (Größe Projektgebiet: 13.874 m²)
Bebauungstyp: Zeilenbau (138 Wohnungen)

den Haussperling sind größtenteils bereits vor-


handen. Für Igelquartiere besteht Potenzial in
den Lücken zwischen den einzelnen Garagen.
Ein vorhandener Blühstreifen könnte für den Ad-
miral großflächig erweitert werden, die mittlere
Strauchschicht als geschützter Bereich für den
Igel gefördert werden. Einzelne Randbereiche
entlang des Bahndamms bieten Platz für die Ent-
wicklung eines Brennnesselsaums (Raupenfut-
Motivation: Umgestaltung und Neuordnung von terpflanze Admiral). An der Stirnseite der Häuser
privaten Mietergärten; Zugang und Aktivierung wäre eine Spatzenkolonie mit vorgehängten Nist-
der Freiräume für alle Mieter*innen kästen möglich oder alternativ ein freistehender
Spatzenturm im Freiraum. Mögliche AAD-Maß-
Projekt: Die Wohnanlage aus den 50er Jahren im nahmen wurden dem Projektleiter (Technischer
Stadtgebiet von Kaiserslautern besitzt rückwär- Kundenservice Grünflächen), zuständigen Mit-
tige Freiräume, die an eine Bahntrasse grenzen. arbeitern für Gärtnerei/Reinigung und dem be-
Im südlichen Teil der Anlage wurde vor ein paar auftragten Landschaftsarchitekten vorgestellt.
Jahren ein Teil der Mietergärten in Garagen und Es wurde z.B. die Möglichkeit einer ökologischen
Parkplätze, sowie in eine große Grünfläche mit Gartenparzelle erwogen. Die Planung mit AAD
Sitzgruppen umgewandelt. Es mangelt aber an bietet eine gute Möglichkeit, die Mieter*innen für
einer aktiven Nutzung der Grünflächen durch die den Wert ihrer Freiräume zu sensibilisieren. Die
Bewohner*innen. Eine Umgestaltung des nördli- regelmäßig erscheinende Mieterzeitung könnte
chen Teils in einen stärker gemeinschaftlich ge- hierfür gut zur Informationsvermittlung dienen.
nutzten Freiraum soll über mehrere Jahre hinweg
stattfinden. Ziel ist es, die Nutzbarkeit für alle Synergien und Herausforderungen: Im Vorder-
Mieter*innen zu erhöhen und solche, die sich die grund steht für die BauAG die Benutzbarkeit und
Pflege ihrer Gärten nicht mehr leisten können, zu Erlebbarkeit der Freiräume für den Menschen.
entlasten. Mit AAD sollen die Maßnahmen auch Wichtig war der BauAG, weitgehend stabile Vege-
ökologisch sinnvoll sein und tierische Garten- tationsstrukturen zu erreichen, die wenig Pflege
bewohner*innen erlebbar gemacht werden. Am benötigen. Durch die integrative Planung der
Projektort sind bereits typische Arten von Tro- Maßnahmen für Tiere und Menschen können die
ckenstandorten und die klassischen Vertreter aus zusätzlichen Kosten für AAD-Maßnahmen im
Siedlungsbereichen vertreten. Rahmen der allgemeinen Sanierungskosten ge-
tragen werden. Im Hinblick auf die angestrebte
Planungsstand und Einbindung von AAD: Die Klimaanpassung in der Strategie der Stadt Kai-
vorhandenen Gartenparzellen bieten bereits serslautern kann AAD dazu beitragen, eine exem-
einen hohen Strukturreichtum, der viele Funk- plarische ökologische Planung und Umsetzung
tionen für die Zielarten erfüllt. Die Bahntrasse zu erreichen. Kritische Fragen gab es bezüglich
ist ein möglicher Korridor für den Igel, der das der Gestaltung und technischen Ausführung der
Baugrundstück mit der Umgebung vernetzt. Für Spatzenfassade und dem jährlichen Pflegeauf-
alle Zielarten lassen sich die erforderlichen Maß- wand. Die Bau AG war sehr daran interessiert, bio-
nahmen vor Ort umsetzen. Die vorhandenen Ga- diversitätsfördernde Maßnahmen als Prototypen
ragendächer könnten mit einer Gräser und Kräu- auszuprobieren und die neuen Nutzungskonzepte
tereinsaat begrünt werden, um Nahrung für den und Gestaltungsansätze eventuell auf andere
Haussperling bereitzustellen. Schutzgehölze für Standorte zu übertragen.
33

Artspezifische Entwurfsbausteine Admiral

Schnittansicht Pflanzflächen am Gebäude

Ruheplätze an Baumstämmen oder sonnigen Freiflächen im


Gelände

nektarreiche Blütenpflanzen in den Blühstreifen und in den


Staudenpflanzungen entlang der Wohnhäuser, sowie die
extensive Dachbegrünung der Garagen bieten Nahrung für
Adulte

lineare, sonnenexponierte Säume der Hecken dienen als


3 Revier bei der Partnersuche

Zulassen und Förderung eines Brennnesselsaumes


entlang der Grenze zur Bahntrasse, zur Eiablage und
Larvenentwicklung

Begrünung der Garagenwände und kleineren Mauern,


zum Beispiel durch Efeu, der besonders im Herbst als
Nahrungsquelle dient

geschützte Überwinterungsplätze in Höhlen und Gebäuden,


zum Beispiel in den Luftschächten der Garagen oder
Kellerzugänge

3
3

Schnittansicht Blühstreifen und Heckensaum

Lageplan
Schnittansicht Blühstreifen und Garagenbegrünung
34 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

Abb. 16
AAD Entwurf Lüttmelland; Ba-
HAMBURG, LÜTTMELLAND Beispiel 7
sierend auf Entwurfsplan Outsi-
de! Landschaftsarchitektur
Gebäude: henningerarchitekt

Unternehmen: Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG


Projekttyp: Umstellung der Pflege (Sanierung, Neubau und Nachverdichtung)
Lage: im Ortsgebiet/Vorstadt (Größe Projektgebiet: 57.142 m²)
Bebauungstyp: Zeilenbau (364 Wohnungen)

und Haussperling bereits vorhanden. Zahlreiche


bereits geplante Blühflächen mit Stauden und
Gräsern werden Nahrung für Haussperling und
Admiral bieten. Für den Igel wäre es möglich ex-
tensive Wiesen an den Rändern der Strauchpflan-
zungen oder über den Versickerungsmulden in
den Rasenflächen anzulegen. Es bestand ausrei-
chend Potenzial für Igelquartiere, für vereinzelte
Brennnesselsäume für den Admiral sowie für
Staubbäder für den Haussperling. Vorschläge für
Anpassungen, z.B. in der Pflanzplanung waren
nicht mehr möglich, allerdings bot diese bereits
eine große Vielfalt an Pflanzbereichen mit unter-
schiedlichen Artzusammensetzungen. Mit eini-
gem Mehraufwand wäre es möglich, am Standort
ein extensiveres Pflegekonzept zu erproben.
Motivation: AAD wird als innovativer Ansatz ge-
sehen, der es erlaubt, die ökologische und nach- Synergien und Herausforderungen: Die Herstel-
haltige Einstellung des Unternehmens deutlich lung von Wasserstellen wurde technisch und aus
zu machen Sicherheitsgründen (Gefahr für kleine Kinder)
kritisch beurteilt. Die Ansprüche der (teilweise
Projekt: Nachverdichtung durch Neubau und alteingesessenen) Mieter*innen nach einem or-
Sanierung eines in sich geschlossenen Wohnge- dentlichen Erscheinungsbild der Freiflächen
bietes am nördlichen Stadtrand von Hamburg. wird als wichtige Herausforderung für die Gestal-
Der Standort ist geprägt von einer lockeren Zei- tung von AAD-Maßnahmen genannt. Besonders
lenbauweise mit großen Bestandsbäumen und Brennnesseln wurden hier als problematisch von
Sträuchern und Hecken in den Randbereichen. der Genossenschaft bewertet. Generell gab es
Für die Neubauten sind auf Grund einer Auflage aufgrund der Arbeit im Bestand (Nachverdich-
der Stadt bereits Spatzenquartiere geplant, al- tung) bereits eine umfangreiche Beteiligung der
lerdings ohne die weiteren Ansprüche der Haus- Bewohner*­innen. Am Anfang des Bauprojekts,
sperlinge zu berücksichtigen. Die vorhandenen vor dem Beginn des Forschungsprojekts, gab es
Wohngebäude werden modernisiert und die Au- bereits einen Planungsworkshop zu den Außen-
ßenanlagen neu angelegt. anlagen mit den Mieter*innen. Hier wäre es denk-
bar gewesen einen Workshop zum Thema der
Planungsstand und Einbindung von AAD: Ein Arten- und Maßnahmenauswahl zusammen mit
Teil des Gebiets einschließlich der dazugehöri- den Landschaftsarchitekten durchzuführen. Die
gen Außenanlagen wurde bereits saniert. Die ge- Wohnbaugenossenschaft würde es unterstützen
samten Arbeiten für die Außenanlagen wurden ein ähnliches Projekt von Anfang an mit AAD zu
bereits komplett ausgeschrieben und der Auf- begleiten. Eine Umstellung der Pflege kann laut
trag an eine Gartenbaufirma vergeben, um eine der Genossenschaft aber auf jeden Fall nur mit
»nahtlose« Umsetzung zu gewährleisten. Der erneuter Einbindung der Mitglieder gelingen. Im
letzte Neubau war bereits in der Genehmigungs- Rahmen des Forschungsprojekts konnte die Dis-
planung. Es wurde beschlossen den Standort als kussion mit den Mieter*innen nicht erfolgen, die
Pflegeumstellungsprojekt zu evaluieren. In den Maßnahmen wurden daher nur mit der Baugenos-
Randbereichen waren Schutzgehölze für Igel senschaft diskutiert.
35

Artspezifische Entwurfsbausteine Haussperling

Vogelperspektive Entwurfsbausteine Haussperling

extensive Staudenpflanzungen entlang der Gebäude


und in den Freiräumen. Sämereien dienen vor allem
im Winter als Nahrung. Blühstreifen, Beeren-
sträucher und Gräser- und Kräutereinsaat auf
extensivem Gründach der Carports und Fahrrad-
abstellhäuser ergänzen das Nahrungsangebot
1
3 Nistquartiere an den Süd- und Ostfassaden,
je 5-10 Stück in 3-10m Höhe, integriert in Klinker-
fassade

vielfältige Pflanzungen entlang der Gebäude und


Freiräume und Blühstreifen am zentralen Gemein-
schaftsplatz fördern Insekten und andere Wirbel-
1 lose als Nahrung während der Jungenaufzucht
3
Staubbad in wassergebundener Wegedecke an
Fahrradstellplätzen

Schutzgehölze und Ruheplätze um den zentralen


Gemeinschaftsplatz und entlang der Wegeflächen
3 und den Mietergärten, bestehend aus Kleinbäumen
und Heckenpflanzungen

6 Wasserbad in einer feuchten Senke der Rasenmul-


de. Pfützenartige Ausbildung einer wechselfeuchten
Badestelle

Planausschnitt Entwurfsbausteine Haussperling


36 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

Abb. 17
AAD Entwurf ­Salzgitter-Bad
SALZGITTER-BAD, RABENWINKEL / FRIEDRICH- EBERT-
STRASSE / HEINRICH-VON-STEPHAN-STRASSE Beispiel 8

Unternehmen: WBV Wohnbau Betreuungs & Verwaltungs GmbH Salzgitter


Projekttyp: Umstellung der Pflege
Lage: im Ortsgebiet/Vorstadt (Größe Projektgebiet: 40.117 m²)
Bebauungstyp: Zeilenbau (ca. 420 Wohnungen)

Garagen über wasserhaltende Retentionsmulden


und anschließender Versickerung, v.a. in schatti-
gen Lagen. In extensiven Wiesenbereichen könn-
ten dauerfeuchte Stellen angelegt werden, die bei
anhaltender Trockenheit zusätzlich bewässert
werden. Ebenso denkbar sind an geschützten
Stellen im Boden eingelassene Wasserschalen,
diese müssten aber möglicherweise eingezäunt
werden. Bewässerung findet teilweise bei neuen
oder besonders dekorativen Pflanzflächen nach
Motivation: Der Fokus liegt auf der Extensivie- Bedarf statt. Weiterhin wurde das Einbringen von
rung der Scherrasenflächen um u.a. das Vorkom- Totholz geplant, welches zusätzlich mit Efeu be-
men von Bienen und Schmetterlinge zu fördern; grünt werden könnte. Für die neu zu strukturie-
Mieter*innen sollen vorab über die Maßnahmen renden Teilflächen werden neue Pflegemaßnah-
informiert werden, die auch öffentlichkeitswirk- men im Sinne von AAD entwickelt. Es besteht ein
sam präsentiert werden sollen. großes Interesse der Wohnbau an ökologischen
Maßnahmen, diese sollten aber im Rahmen der
Projekt: Die Wohnhausanlagen der WBV in Salz- Betriebskosten mit eher geringem Kostenauf-
gitter-Bad sind Zeilenbauten mit großen Rasenflä- wand verbunden sein. In den nächsten Jahren
chen, Einzelbäumen und Sträuchern. Bei einem wird in die Sanierung des Bestandes investiert,
der Projektgebiete handelt sich um einen Sied- auch hier wäre die Einbindung von AAD möglich.
lungs-Innenbereich mit zwei zentralen Mietergar- Empfehlungen können überdies in mögliche zu-
tenparzellen und einem neuen Terrassenanbau. künftige Neubauprojekte übernommen werden
Der andere Standort liegt in Hanglage mit einer und auf weitere Freiflächen übertragen werden.
zentralen Rasenfläche, einem Spielplatz und eini-
gen Einzelbäumen. Der Großteil der Grünflächen Synergien und Herausforderungen: Maßnahmen
ist strukturarm und wird regelmäßig gemäht. Ein- für die Zielarten werden als Anlass und Begrün-
zelne Bestandsbäume sind sehr alt. Aufgrund der dung für extensivere und naturnähere Pflege
regelmäßig gemähten Rasenflächen ist der Pflege- verstanden. Laubhaufen, Totholz, nicht gemähte
aufwand zu Zeit sehr hoch. Es gibt kein festgeleg- Wiesenstreifen, Spontanvegetation auf Wege-
tes Pflegekonzept für die Freiflächen. flächen und andere Folgen der Anwendung von
AAD sollten von den Mieter*innen akzeptiert und
Einbindung von AAD: Für die bestehenden Ra- wertgeschätzt werden, um ihre langfristige Er-
senflächen wurde die Anlage von umfangreichen haltung zu gewährleisten. Das geht nur über die
Blühstreifen geplant, die zukünftige Nahrungs- Bereitstellung von Informationen und Öffentlich-
situation für die drei Zielarten würde sich daher keitsarbeit. Die Wohnbau Salzgitter engagiert
positiv entwickeln. Schutzgehölze und Hecken- sich bereits bei kleineren Umweltbildungspro-
strukturen für den Haussperling müssten ent- jekten z.B. an der Wiesenschule in SZ-Bad. Die
sprechend ausgebaut werden. Die Anbringung AAD-Maßnahmen können so auch für die um-
von Spatzenkästen an ausgewählten Fassaden weltpädagogische Arbeit genutzt werden. Über
so wie die Einrichtung von Wasserstellen für die diverse Fördermöglichkeiten und evtl. auch Teil-
Zielarten wäre in verschiedenen Varianten mög- nahme von interessierten Mieter*innen wären
lich, z.B. durch Umleitung von Fallrohren an Ge- mittelfristig viele kleinere und größere Maßnah-
bäuden oder das Sammeln der Entwässerung von men realisierbar.
37

Artspezifische Entwurfsbausteine Haussperling

6 3
6 1

Perspektive Wiesenextensivierung mit Blühstreifen

Nistquartiere an den Süd- und Osstfassaden,


je ca 10 Stück in 3-10m Höhe; mögliche Anbrin-
6 gung einzeln außen an der Fassade

1 Wasserbad: Herstellen einer Rückhaltelfläche


in der das Regenwasser gestaut wird. Mögliche
Kombination mit Wasserabfluss aus Fallrohren

Staubbad an offenen Bodenstellen z.B. unter den


Balkonen

extensive (2-schürig gemähte) Langgraswiesen mit


3
möglicher Kräutereinsaat für Sämereien. Bepflan-
1 zungen entlang der Balkonbereiche mit frucht-
tragenden Stauden und Sträuchern
Blühstreifen entlang der Geländekante zur Förde-
6
rung von Insekten und anderen Wirbellosen

Schutzgehölze und Ruheplätze entlang der


Mietergärten/ Balkonbereiche an den Gebäuden
und dem Sitzplatz zwischen den Häusern,
bestehend aus Kleinbäumen, Sträuchern und
Heckenpflanzungen

1
6

Planausschnitt Heinrich-von-Stephan-Str. Entwurfsbausteine Haussperling


38 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

Abb. 18
AAD Entwurf Saarlandstraße.
HAMBURG, SAARLANDSTRASSE Beispiel 9
Plan basierend auf Entwurfsplan
Mareile Ehlers Landschaftsar-
chitektin

Unternehmen: Wohnwarft Genossenschaft für autofreies Wohnen e.G.


Projekttyp: Umstellung der Pflege
Lage: im Ortsgebiet/zentral (Größe Projektgebiet: 4.602 m² )
Bebauungstyp: Mehrgeschoßige Gebäudegruppe mit Hof (49 Wohnungen)

Haussperling und Admiral könnte die extensive


Dachbegrünung auf den Fahrradunterständen
mit einer Gräser-und Kräutereinsaat aufgewertet
werden. Die Anlage von extensiv gemähten Wie-
senbereichen und Blühstreifen in Randbereichen
der Freiflächen zur Förderung von Insekten als
Nahrungsgrundlage für den Igel wäre möglich. Es
würde sich um eher kleinräumige Anpassungen
an einem bereits ökologisch wertvollen Stand-
ort handeln. Es gibt ausreichend Strauch- und
Hecken­strukturen für Schutzgehölze und Igel-
Motivation: Ökologische Grundeinstellung der quartiere. Blühpflanzen und Obstbäume sind
Genossenschaft; Maßnahmen sollen noch geziel- bereits vielfach vorhanden. Über eine geeignete
ter und ganzheitlicher ausgeführt werden; Vorzei- Stelle für einen Brennnesselsaums (Raupenent-
geprojekt für die Nachbarschaft. wicklung Admiral) müsste innerhalb der Genos-
senschaft abgestimmt werden. Das Projektgebiet
Projekt: Es handelt sich um drei im Jahr 2000 grenzt im Süden und Westen an Kanäle, die an ge-
gebaute Geschoßwohnungsbauten, die in Miet- eigneten Stellen mit kleinen Eingriffen als Was-
und Eigentumswohnungen unterteilt sind und serstelle genutzt werden könnten, es bestünde
nach Niedrigenergiestandard errichtet wurden. auch die Möglichkeit über Versickerungsflächen
Ein großer mittig liegender Hof bietet Platz für Regenwasser zurückzuhalten, was jedoch mit grö-
private Terrassen. In der Mitte des angrenzen- ßerem Aufwand verbunden wäre. Anpassungen
den Wohngebiets liegen Gemeinschaftsflächen der Pflege könnten von der gemeinschaftlich or-
mit Gemüsegärten und Bouleplatz. Am Barmbe- ganisierte Grüngruppe vorgenommen werden.
ker Stichkanal gelegen, sind die drei Gebäude
Teil einer zusammenhängenden größeren Wohn- Synergien und Herausforderungen: Die Frei-
anlage. Es gibt einen Gemeinschaftsgarten und flächen werden bereits nach ökologischen Ge-
einen »Knick« im Süden der Anlage. Auf der sichtspunkten gepflegt; die Grüngruppe verfügt
Gemeinschaftsterrasse im 5. Stock wird Urban über gute Kenntnisse in diesem Bereich. Viele
Gardening betrieben, da im Hof Zier- und Gemü- Pflanzflächen werden mit Hasendraht vor Ka-
sepflanzen von den zahlreichen Kaninchen ge- ninchen geschützt, die Freiflächen weisen daher
fressen werden. Die Pflege der Privatgärten und für die Zielart Igel zahlreiche Barrieren auf. Die
Terrassen findet durch die Mieter*innen und AAD-Maßnahmen würden bei einer Mitglieder-
Eigentümer*­innen statt, die Gemeinschaftsanla- versammlung besprochen werden müssen, um
gen durch eine ehrenamtliche »Grüngruppe«. die Umsetzung und vor allem den Kostenrahmen
festlegen zu können. Dabei ist im Detail abzu-
Einbindung von AAD: Die Förderung der aus- stimmen, welche Maßnahmen in die Pflegerouti-
gewählten Zielarten bietet einen guten Anlass, nen übernommen werden können. Aufgrund der
um neue Pflegeroutinen einzuführen. Die in- selbstverwalteten Struktur wäre eine einfache Ab-
zwischen erfolgte Fassadensanierung sollte mit stimmung ausreichend. Detaillierte Informatio-
dem Anbringen von Nistkästen verbunden wer- nen zu den einzelnen Maßnahmen müssten dafür
den, war aber im Laufe der Untersuchung be- erarbeitet werden. Die Freiräume und Gebäude
reits abgeschlossen. An vorhandenen Rankhilfen befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu
(Seilsysteme) oder Balkonen könnten die Nist- anderen Wohnhausanlagen. Das Projekt könnte
hilfen für Haussperlinge montiert werden. Für daher als Vorbild dienen.
39

Artspezifische Entwurfsbausteine Braunbrustigel

3
6

Vogelperspektive Gesamteindruck

Rasenfläche für die Suche nach Regenwürmern und als offe- Laub- und Totholzschichtung an vorhandener eingezäunter
1
ne Fläche für das »Igelkarussel« während der Paarungszeit Lagerstelle. Herstellen eines Durchschlupfes zur Nutzung
als Quartier für die Jungenaufzucht. Am Knick zusätzlich
ein in Palisaden eingefasster Haufen aus Zweigen, Laub und
Grünabfall
ein Saum aus Stauden und Gräsern entlang der bestehenden
Böschungen zu den privaten Mietergärten und den Rand-
bereichen. Entwicklung eines Krautsaums ausserhalb des ein Wechsel aus kurzem und langem Gras und eine
Kaninchenschutzzauns. strauchreiche Randvegetation bieten Rückzug und Schutz im
Bereiche mit langem und kurzem Gras (extensiv gemähter Übergang von dichter zu offener Vegetation
Wiesenstreifen), für Nahrung aus Käfern, Regenwürmern
und anderen Wirbellosen

dichte Bodenvegetation, Efeu und einheimische Gehölze Modifikation des Fallrohrs und Herstellen einer Retentions-
3 6
als Unterwuchs im Gehölzbestand des Knicks und im mulde zur Wasserrückhaltung über undurchlässiger Schicht
westlichen Randbereich bieten Raum für Tagesquartiere und zur Ausbildung einer Wassertränke. In Trockenzeiten wird
Rückzugsorte für die Überwinterung diese von den Mietern über den Außenwasserhahn befüllt.
Alternativ einen igelfreundlichen Zugang zum Kanal herstellen

1
Schnittansicht Entwurfsbausteine Braunbrustigel
40 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

Abb. 19
AAD Entwurf Kirchheim, Plan
KIRCHHEIM UNTER TECK, HUMBOLDTSTRASSE Beispiel 10
basierend auf Entwurfsplan
Architektengruppe Rutschmann
+ Partner

Unternehmen: VdK-Baugenossenschaft Baden-Württemberg eG (VdK)


Lage: am Ortsrand
Bebauungstyp: Ein-/Mehrfamilienhäuser (Größe Projektgebiet 10.800 m²)
Projekttyp: Umstellung der Pflege (66 Wohnungen)

als Nahrungsquelle dienen können. Eine sehr


späte Mahd würde die Samenstände als Nahrung
für den Haussperling erhalten. Es wurde einge-
plant, dass der Grünabfall von Gehölzrückschnit-
ten vor Ort eingebracht wird, um Igelquartiere zu
ermöglichen. Es gibt in der ganzen Wohnanlage
geschütztere Randbereiche, die als Rückzugs-
räume für den Igel entwickelt werden können. In
Motivation: Generell wünschen sich Mieter*­ diesen Bereichen können gezielt Brennnesseln
innen mehr Grün; VdK möchte gerne das Vorkom- zugelassen werden, die dem Admiral als Raupen-
men von Bienen und Insekten fördern. nahrung zugute kommen würden. Durch die Ver-
besserung der Zugänglichkeit zum vorhandenen
Projekt: Das Projektgebiet befindet sich am süd-­ Bach könnte eine Wasserstelle für Igel und Haus-
westlichen Stadtrand von Kirchheim unter Teck. sperling hergestellt werden.
Die Wohnanlage besteht aus sechs Mehrfamilien-
häusern aus dem Baujahr 1992. Die Einbindung Synergien und Herausforderungen: Es besteht
von AAD in eine Umstellung der Pflege kommt die Sorge, dass die Fassaden nach Anbringen von
dem Wunsch der VdK entgegen die Freiräume Nistkästen nicht mehr optisch ansprechend sind.
ökologisch aufzuwerten. In unmittelbarer Nähe Die VdK ist sehr offen für alternative Pflegevor-
befindet sich ein geplantes Neubaugebiet am ehe- schläge (extensive Mahd, weniger häufiger Rück-
maligen Güterbahnhofareal. Bei möglicher Be- schnitt der Sträucher), die Pflege muss aber mit
teiligung seitens der VdK wäre eine Anknüpfung den Ansprüchen der Mieter*innen nach einem
und Erweiterung des AAD-Planungsgedankens in gepflegten Aussehen der Freiflächen in Einklang
Kooperation mit anderen Planer*innen und der gebracht werden. Bei kleineren Wohnanlagen
Stadt Kirchheim denkbar. Ein Bachlauf und die wie dieser könnte es zudem zu Nutzungskon-
Bahnlinie grenzen direkt an das Projektgebiet an. flikten zwischen dem Bedarf nach Rasenflächen
Der Standort ist hinsichtlich der räumlichen Ver- zum Spielen und Picknicken und dem Anlegen
netzung mit anderen Freiflächen sehr gut für die von extensivierten Wiesen kommen. Das Anlegen
Zielarten geeignet. In der aktuellen Pflege wer- von Blühwiesen wurde von der VdK vor allem auf
den die Rasenflächen häufig gemäht, Laub wird schwer zu mähenden Flächen als sinnvoll erach-
nach Bedarf und auf Anordnung des Hausmeister tet, da diese durch die Wildblumen nur maximal
zusammengekehrt und abgefahren, Hecken und zweimal pro Jahr gemäht werden müssten, und
Sträucher werden einmal im Jahr geschnitten. so ein geringerer Pflegeaufwand besteht als bei
Rasen. Gleichzeitig tragen Blühstreifen zu einer
Einbindung von AAD: Eine Umstellung der Pflege ästhetischen Aufwertung der Wohnanlage bei. Für
hinsichtlich der Erfüllung der kritischen Stand- Kinder könnte durch die Umsetzung der Maßnah-
faktoren für die Zielarten wäre generell möglich. men ein spannender Ort zum Spielen geschaffen
Schutzgehölze und Staubbäder für den Haussper- werden. Für die geplanten AAD-Maßnahmen muss
ling sind bereits vorhanden. Das Anbringen von genau definiert werden was in Folge bei der Pflege
Bruthöhlen an den Fassaden oder die Errichtung beachtet werden muss damit sie langfristig wirk-
eines freistehenden Turms mit Nisthilfen wurde sam sein können. Bei anderen möglichen Sanie-
diskutiert. Viele ungenutzte Flächen in den Rand- rungs- oder Neubauprojekten werden für Überpla-
bereichen der Zufahrtsstraße könnten in Blüh- nungen Kosten anfallen, eine ergänzende Planung
streifen umgewandelt werden, die dem Admiral mit AAD könnte in das Budget integriert werden.
41

Artspezifische Entwurfsbausteine Haussperling

8
8
1
7

1
7

Lageplan mit Entwurfsbausteinen Haussperling

Blühstreifen zur Förderung von Insekten und anderen Staubbad in den Sandkästen und auf den teilweise
1
Wirbellosen, die als Nahrung für Adulte und Jungvögel ­geschotterten Parkplätzen
dienen. Samen der Blühpflanzen und Gräser als
Winternahrung. Um dies zu ermöglichen Rückschnitt in
zwei Phasen, eine Hälfte im Herbst die andere im Frühjahr

im Winter Nahrung durch Samen sowie Beeren und Früchte Wasser zum Trinken und Baden am geöffneten
6
von Bäumen und Sträuchern Kegelsbach und an künstlich angelegten Wasserstellen

Nester in Nisthilfen an den Fassaden von Hausnummer Schutz-, Schlaf und Ruheplätze in umliegenden Gehölzen
3 7
10,12 und 14 und Heckenstrukturen

im Winter Schlafplatz in Nisthilfen und dichten im Winter zusätzliche Nahrung durch künstliche
8
­Heckenstrukturen
­ Futterhilfen auf den Balkonen. Kontakt zur Zielart wird
so gefördert

Ansicht Fassadenquartiere und Blühflächen


42
SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN
FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM
WOHNUMFELD
Schlussfolgerungen aus den Beispielprojekten

Bei allen Beispielprojekten zeigte sich, dass die Erfül- FASSADEN- UND DACHBEGRÜNUNG
lung der kritischen Standortfaktoren für die Zielarten
durch Anpassungen bei sowieso geplanten Maßnah- Einige Beispielprojekte verfolgten das Ziel, bis-
men möglich wäre. Die notwendigen Anpassungen lang für einzelne Nutzungen bestimmte Flächen
waren teilweise sehr klein und somit potenziell nicht oder »Restflächen«, wie Dächer, Parkplatzberei-
sehr teuer. Es zeigte sich, dass es für die Akzeptanz che oder Garagenrückwände, zu begrünen bzw.
von vorgeschlagenen AAD-Maßnahmen wichtig war, das oft artenarme Abstandsgrün aufzuwerten.
wenn es Synergien zwischen den Planungszielen im Damit sollen diese Räume und Flächen einen zu-
Bauvorhaben und den AAD-Maßnahmen gibt, im Sinne sätzlichen Nutzen bekommen und z.B. das Mik-
einer multifunktionalen Nutzung der geplanten Ele- roklima verbessert werden. Extensive Gründä-
mente, die zudem Kosten spart. Um diese Synergien cher mit Gräser- und Wildkräutereinsaat stellen
nutzen zu können, ist es wichtig, dass Planung und bei entsprechender Pflanzenwahl Nahrung für
Ausführung von AAD-Maßnahmen zeitlich gut in die Tiere bereit (Admiral, Spatz), verbessern das Mi-
Planungsabläufe integriert werden. In den Besprechun- kroklima und können die ästhetische Qualität
gen mit den beteiligten Projektpartner*innen wurden gerade von niedrigen Gebäuden z.B. von Gara-
zudem einige Herausforderungen bei der Integration gen und Carports verbessern. Abb. 20, 23 Diese Maß-
der Tierbedürfnisse und einige technische Aspekte nahme wurde auch von Projektpartner*innen,
wiederholt thematisiert. Diese in der Bearbeitung der die eine Begrünung nicht vorgesehen hatten po-
Beispielprojekte erkannten Synergien und Herausfor- sitiv angenommen.
derungen werden hier zusammengefasst dargestellt.
Auch die Begrünung von Fassaden war ein
Ziel verschiedener Projektpartner*innen. So
haben begrünte Fassaden positive Auswirkun-
VERBINDEN UND VERNETZEN gen auf das Mikroklima (Kühlung, Feinstaub)
und werden von vielen Menschen als ästheti-
Die Vernetzung der Wohnanlagen mit dem umge- sche Bereicherung empfunden. Abb. 22 Gleichzeitig
benden Stadtquartier, eine gute fußläufige Erreich- bieten die Pflanzen durch ihre Blüten, Beeren
barkeit und eine barrierefreie Zugänglichkeit sind und das damit verbundene Insektenvorkommen
wichtige Themen für die Wohnungsunternehmen. Nahrung (Admiral, Spatz) und bei älteren Ex-
Diese Ziele ergänzen sich mit der angestrebten Ver- emplaren mit großer Schichtdicke (v.a. bei Efeu)
netzung der Habitatstrukturen für die Zielarten im Verstecke sowohl an der Wand, wie auch in Bo-
Sinne eines Biotopverbunds. Um vor allem dem Igel dennähe (Spatz, Igel). Dabei wurden sowohl die
eine Ansiedlung am Standort zu ermöglichen, sind Begrünung mit Rankhilfen als auch vereinzelt
geeignete Vegetationsstrukturen innerhalb eines die Möglichkeit der Verwendung von Selbstklim-
Projektgebietes nötig, aber auch die barrierefreie mern (wie Efeu oder Wilder Wein) oder Spalierge-
Verbindung zu vorhandenen Grünstrukturen in hölzen von den Projektpartner*­innen als mögli-
naher Umgebung. Abb. 20 Es zeigte sich, dass kommu- che Lösungen gut geheißen.
nale Pläne für die grüne und blaue Infrastruktur,
Pläne zur Anpassung an den Klimawandel (Mikro-
klima, Kaltluftschneisen, etc.) und für Regenwas-
sermanagement sowie Biotopverbundpläne hierfür
Anknüpfungspunkte bieten können.
43

Abb. 20
Entwurf Kaiserslautern Friedenstraße:Vernet-
zungsroute Igel

Abb. 21
Entwurf Frankfurt-Leuchte: Gründach

Abb. 22
Entwurf Schwarzheide: Fassadenbegrünung
Aufzugschächte
44 SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM WOHNUMFELD – Schlussfolgerungen aus den Beispielprojek ten

Abb. 23
Entwurf Ingolstadt: extensive
Dachbegrünung

EXTENSIVIERUNG VON PFLEGEMASSNAHMEN bewusste Entscheidung kann durch Hinweisschil-


der erfolgen, aber auch durch gestalterische Set-
Bei der Umstellung von Pflegemaßnahmen im zungen wie Mähkanten oder bauliche Einfassun-
Sinne einer »qualifizierten Extensivierung«29 ist gen. Idealerweise sollte für Extensivierungen ein
es wichtig, dass das von den Bewohner*innen Pflegeplan entwickelt werden, in dem die Leistun-
nicht als Zeichen für mangelnde Pflege und als gen verortet und beschrieben werden und der als
Verwahrlosung aufgefasst wird, was von den Pro- Grundlage dafür dient das Pflegepersonal mit den
jektpartner*innen häufig thematisiert wurde. neuen Pflegeroutinen vertraut zu machen, wel-
Das lässt sich einerseits durch Informationen che auf die Bedürfnisse der Zielarten abgestimmt
über die Funktionen der Maßnahmen erreichen, sind. Auf Grundlage des Planes können die neuen
andererseits durch das gestalterische »Markie- Pflegekosten kalkuliert werden. Im Rahmen eines
ren« der Maßnahmen als Ergebnis einer bewuss- solchen Plans sollte auch eine langfristige Strate-
ten Gestaltung.30 Die Problematik zeigt sich z.B. gie für Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen des
wenn das Vorkommen von Brennnesseln auf ge- Gehölzbestands entwickelt werden. Ziele wären
eigneten Flächen nicht bekämpft wird. Brenn- hier die Etablierung fachgerechterer Schnitt- und
nesseln können als natürliche Barriere dienen, Pflegemaßnahmen (kein »Hausmeisterschnitt«)
um Menschen und auch Hunde vor sensiblen Be- für die Entwicklung von reichen Blüten- und Bee-
reichen z.B. mit Igelquartieren fern zu halten, renständen als Nahrung für Haussperling und
gleichzeitig dienen sie als wichtige Nahrungs- Admiral, und die Anpassung des Baumbestands
29. Kowarik et al. 2016. quelle für zahlreiche Schmetterlingsraupen (Ad- an weitere Bedürfnisse der Zielarten (z.B. Schutz-
30. Nassauer 2007. miral). Die Markierung dieser Maßnahme als gehölze) sowie den Klimawandel.
45

BLÜHENDE WIESEN Da solche extensivierten Wiesen mit pollen- Abb. 24

und nektarreichen Pflanzen nicht nur Nahrung Entwurf Ingolstadt: extensiver


Gehölzsaum
Die Aufwertung der Freianlagen durch blühende bereit stellen, sondern auch Verstecke bzw.
Pflanzen mit geringem Pflegeaufwand ist ein Tagesquartiere (Igel) bieten, sind sie ein typi- Abb. 25

häufiges Ziel der Projektpartner*innen. So soll- sches Beispiel für Synergieeffekte, die bei der Entwurf Salzgitter-Bad:
­extensive Wiesen und
ten durch das Anlegen von Blühstreifen oder Kombination von menschlichen und tierischen ­Blüh­wiesen
Blühwiesen die Freiräume eine ästhetische Berei- Bedürfnissen erreicht werden können. In der
cherung für den Menschen bieten. Abb. 24, 25 Diese Literatur finden sich zudem Hinweise, dass bei
Maßnahmen können gleichzeitig als Nahrungs- richtiger Durchführung und Organisation der
habitate für Bestäuber (Admiral u.v.a.) und andere Pflegearbeiten, Wiesen und Magerrasen weni-
Tiere dienen, die von Insekten (etwa der Spatz ger Aufwand und damit geringere Kosten be- 31. Biercamp et al. 2018; Kowarik et
oder Igel) oder Sämereien (Spatz) leben. deuten können.31 al. 2016; Witt 2014.
46 SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM WOHNUMFELD – Schlussfolgerungen aus den Beispielprojek ten

Sorbus aucuparia

Prunus
padus

Prunus
cerasifera
nigra
Quercus
robur

Malus domestica
‚Royal Gala‘

Abb. 26
Entwurf FFM Leuchte: Auswahl fruchttragender
Bepflanzung für Mensch und Tier

ESSBARE PFLANZEN

Ein weiteres Beispiel für Synergien ergibt sich


aus der Verwendung von essbaren Pflanzen wie
z.B. Felsenbirne, Holunder oder Obstgehölzen.
Abb. 26 Obstgehölze waren in einigen Beispielpro-

jekten bereits vorhanden oder wurden aktiv mit


eingeplant. Von den Projektpartner*innen wurde
dies als gute Möglichkeit für die Einbeziehung
der Bewohner*innen betrachtet: Sie erhalten
einen Mehrwert durch das Angebot von essbaren
Früchten und die Möglichkeit diese zu ernten,
gleichzeitig bieten die Gehölze mit ihrem Fallobst
wichtige Nahrungsquellen, von denen Tiere (v.a.
Admiral) profitieren.
47

TOTHOLZ/
SCHNITTRESTE
Sammelstelle von
Totholz und Vegetations-
schnittresten im Quartier als
mögliche
Sommerquartiere

IGELÖFFNUNG
Schlupfloch für den Igel
um ein potenzielles Nest zu
erreichen

IGELQUARTIER
IGELQUARTIERE UND »UNORDENTLICHE« E
­ LEMENTE künstliche Winterquartiere
für den Braunbrustigel
Igelquartiere in Form von Ast- und Laubhaufen sind
bei den beteiligten Wohnungsunternehmen auf
hohe Akzeptanz gestoßen. Abb. 27 Schnittgut und an-
fallendes Laub können auf dem Gelände verbleiben
und an geeigneten Stellen zu möglichen Igelquar-
tieren aufgeschichtet werden. Der Abtransport und
die damit verbundenen Kosten können somit ein-
gespart werden. Allerdings war es oft ein Thema in
den Besprechungen, dass der Eindruck vermieden
werden sollte, dass diese Bereiche als Vernachlässi-
gung interpretiert werden. Als Lösung kam von den
Projektpartnern häufig der Vorschlag, diese Berei-
che, ähnlich der möglichen Brennnesselbereiche
für den Admiral im Randbereich der Freiflächen zu
positionieren und gegebenenfalls mit einem Infor-
mationsschild zu versehen. Maßnahmen wie Blüh-
Abb. 27
streifen und Staubbäder wurden in Bezug auf die Igelquartiere in Hannover Herzkamp und
Wahrnehmung nicht als problematisch beurteilt. Kirchheim
48 SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM WOHNUMFELD – Schlussfolgerungen aus den Beispielprojek ten

Abb. 28
Entwurf FFM Leuchte:
Fassadenquartiere H
­ aussperling

Abb. 29
Hannover Herzkamp:
Entwurfsbaustein ­Haussperling

NISTHILFEN HAUSSPERLING
mit Dachaufsatz für Sandbad
FASSADENQUARTIERE
und Wasserstelle

In der Fassade integrierte Quartiere stießen bei


Neubauprojekten auf generelle Zustimmung,
wenn eine geeignete bauliche Lösung in die Pla-
nung mitaufgenommen werden konnte. Abb. 28, 29 Bei
Sanierungsprojekten und solchen mit einer Pfle-
geumstellung wurde ein nachträglicher Einbau
wegen des Aufwands abgelehnt. Bei bereits fer-
tigen Fassaden wurden Quartiere, die von außen
an der Fassade befestigt werden prinzipiell ak-
zeptiert, hier gab es allerdings relativ oft ästheti-
sche Bedenken. Konsens war es außerdem, dass
Quartiere nicht direkt über oder neben Balkonen
und Fenstern sowie über Eingängen montiert wer-
den dürfen, um Störungen durch Lärm und Ver-
schmutzung durch herunterfallendes Nistmaterial
oder Tierkot zu vermeiden. Es wurde weiter die
Möglichkeit eines freistehenden Nistbaums oder
-turms diskutiert, der als Skulptur im Freiraum
eine wohnraumnahe Beobachtung und Unterbrin-
gung erlaubt. Diese Lösung war für verschiedene
Beispielprojekte die bevorzugte Variante.
49

WASSERSTELLEN

Wasserstellen mit kontinuierlicher Wasserversor-


gung, die Tieren die Möglichkeit zu trinken bieten
(Spatz, Igel, Admiral), bereiteten aus technischer
Sicht und aufgrund von Hygiene- und Sicherheits-
bedenken die größte Schwierigkeit in der Umset-
zung. Etwa ein Drittel der Projektpartner*innen
sah allerdings keine Probleme und könnte sich die
Anlage von Wasserstellen in Form von kleinen Tei-
chen oder Wasserschalen vorstellen. Der überwie-
gende Teil hatte jedoch bei Wasserstellen in den
Freiräumen aus Haftungsgründen und angesichts
der Ertrinkungsgefahr für Kinder große Beden-
ken. Außerdem wurden sie als bauliche Elemente
als zu teuer in der Herstellung und Pflege beur- Abb. 30
teilt. Keine Probleme wurden hingegen bei Re- Entwurf Hamburg Lüttmelland:
genwasserauffangschalen gesehen. Diese führen ZÄUNE Retentionsbecken

jedoch unter Umständen kein Wasser in Trocken- Abb. 31


perioden, wenn es für die Tiere am nötigsten wäre. In den meisten Wohnhausanlagen müssen Teil- Entwurf FFM Leuchte:
Einen Synergieeffekt würden Lösungen bieten, bereiche wie Mietergärten, Kleinkinderspiel- ­Wasserbecken

die für Mensch und Tier attraktiv sind. Wasser- plätze und die Außenbereiche von Kindergärten Abb. 32
stellen können gleichzeitig als Trinkwasserbrun- und Schulen eingezäunt werden. Das soll einer- Entwurf FFM Leuchte:
nen oder Wasserspiel und damit als Anziehungs- seits das unbefugte Betreten von Menschen ver- ­Winterquartier Igel

und Treffpunkt für Bewohner*innen dienen. Die hindern, aber auch Hunde, Katzen, Kaninchen,
Projektpartner*innen sahen eine weitere Mög- etc. von den Bereichen fernhalten. Heute werden
lichkeit der Wasserversorgung für Tiere in der für Zäune aus Kostengründen und aufgrund der
Integration von Wasserstellen in Versickerungs- einfachen Handhabung sehr häufig Stabmatten
und Regenrückhalteanlagen oder Verdunstungs- verwendet. Die Mattenfelder werden meistens so
flächen, welche einen wichtigen Beitrag zur Kli- montiert, dass zwischen Matte und Boden nur
maanpassung leisten. Abb. 30, 31 Es muss durch eine sehr geringe Fuge entsteht. Dadurch stellen
technische Lösungen gewährleistet werden, dass diese Zaunanlagen unüberwindbare Barrieren für
in Trockenperioden dennoch regelmäßig Wasser Igel dar, die das Tier somit ein- bzw. aussperren.
zur Verfügung steht oder es müssen gleichzeitig Eine einfache Lösung war die Herstellung von
alternative Wasserstellen zur Verfügung stehen. (min.) 10x10cm großen Igellöchern durch das Ent-
Bei entsprechender Bepflanzung können diese fernen von Stäben, oder die Planung des Zaunes
Anlagen auch als Nahrungshabitate dienen, durch mit ausreichend hohem (min. 10cm) Abstand zum
Blüten- und Raupennahrungspflanzen (Admiral) Boden. Für die meisten Projektpartner*innen
oder das Vorkommen von Insekten (Igel). wäre das eine praktikable Lösung. Abb. 32
AUSBLICK
50

INNOVATIVES IMAGE

Die Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesell- Alle Projektpartner*innen teilen das Ziel, dass
schaften in den zehn Beispielprojekten hat gezeigt, durch die Anwendung von AAD das Image und
dass das Wohnumfeld große Potenziale für die För- der Auftritt des Unternehmens gegenüber den
derung von Biodiversität und Wildtieren im urba- Mieter*innen und in der Öffentlichkeit um einen
nen Raum bietet. Das Engagement und Interesse innovativen Aspekt erweitert werden soll. Das ei-
der Projektpartner*innen ist sehr groß. Auch die im gene Image wird teilweise als »verstaubt« wahrge-
Rahmen der Voruntersuchung durchgeführte Um- nommen und soll daher mit neu entwickelten Lö-
frage unter Wohnungsbaugesellschaften in Deutsch- sungen und Projekten aufgewertet werden. Viele
land bietet Grund zur Annahme, dass die Türen der Partner möchten als innovative Unternehmen
bei vielen Unternehmen für Maßnahmen im Sinne wahrgenommen werden und haben daher das Ziel
von Animal-Aided Design offenstehen. Um die- sich im Bereich des ökologischen und nachhalti-
ses Potenzial erfolgreich nutzen zu können, ist es gen Bauens als Vorreiter zu positionieren. Hierfür
notwendig, die Motive und speziellen Bedürfnisse ist die Möglichkeit der öffentlichkeitswirksamen
von Wohnungsbaugesellschaften bezogen auf die Präsentation von AAD-Maßnahmen, z.B. in den
räumlichen und ökonomischen Entwicklungsziele Mieterzeitschriften, die einige der Unternehmen
ihrer Immobilien, die Ansprüche der Bewohner*in- herausgeben, von großer Bedeutung. Bei der An-
nen an die Wohnhausanlagen und die Routinen und wendung von AAD sollte diesem Bedürfnis der
Zwänge der Pflege und Erhaltung der Gebäude und Unternehmen nach Präsentation und Kommu-
Freiflächen zu kennen. Durch die Umfrage und die nikation nach Innen und Außen durch gutes De-
Beispielprojekte konnten wir einen ersten Einblick sign und die Anschaulichkeit und Vermittlung
in die Entwicklungsziele und -pläne von Wohnungs- der Maßnahmen, z.B. durch ein Informationssys-
unternehmen sowie in die Herausforderungen er- tem, Rechnung getragen werden. Biodiversität
halten, vor denen diese stehen. Demnach sind fol- und Wildtiere ist nur eines von vielen Themen für
gende Themen für eine künftige Zusammenarbeit die sich Unternehmen im Themenfeld Nachhal-
im Sinne von Animal-Aided Design wichtig: tigkeit engagieren können. Die meisten Maßnah-
men werden zurzeit eher im technischen Bereich
z.B. bei der Dämmung und Energieversorgung
der Gebäude durchgeführt, was auch durch die
entsprechenden Förderungen bedingt ist. Wild-
tiere und Biodiversität im Wohnumfeld sind im
Vergleich zu den technischen Themen anschau-
licher und stärker emotional besetzt. Sie werden
daher vermutlich von den Bewohner*innen der
Wohnhausanlagen und der Öffentlichkeit stärker
wahrgenommen. Die öffentliche Wahrnehmung
des Engagements der Unternehmen für mehr Bio-
diversität im Wohnumfeld kann durch Initiativen
wie »Deutschland summt!« oder dem Wettbewerb
»Biologische Vielfalt« im Rahmen der UN Dekade
Biologische Vielfalt verstärkt werden.
51

PERSÖNLICHES ENGAGEMENT UND


­UNTERNEHMENSPHILOSOPHIE EINBEZIEHUNG DER BEWOHNER*INNEN

Ungefähr die Hälfte der Projektpartner*innen Für alle der Unternehmen ist die Zufriedenheit der
hatte bereits Maßnahmen ergriffen, um das Vor- Mieter*innen eine der wichtigsten Leitlinien ihres
kommen von wilden Tieren in ihren Projekten Handelns. In vielen Unternehmen besteht von
und im eigenen Wohnungsbestand zu fördern. Seiten der Mieter*innen der Wunsch nach »mehr
Dies wurde durch verschiedene Einzelmaßnah- Grün« bzw. nach der Verbesserung der vorhande-
men wie das Anbringen von Nisthilfen, Wildbie- nen Freiräume. Viele Projektpartner*innen haben
nenhilfen oder auch durch gezielt eingebrachte erkannt, dass die Förderung von Tieren die Erleb-
Blühstreifen versucht. Andere hingegen haben barkeit der Natur in den Wohnhausanlagen ver-
aktuell noch keine Maßnahmen umgesetzt, sind bessert. Die große Bedeutung der Einbindung der
aber daran interessiert. Das Interesse an der Ver- Bewohner*innen bei Planung und Umsetzung von
besserung der Lebensbedingungen für Tiere in Maßnahmen wird betont, da es sonst zu mangeln-
den Freiräumen des Unternehmens basiert bei der Akzeptanz gegenüber Veränderungen kommen
einem großen Teil der Projektpartner auf dem kann. AAD eignet sich aus Sicht von Projektpart-
persönlichen Engagement des Vorstands, der Ei- ner*innen gut dafür, Mieter*innen in die Auswahl
gentümer*innen, von Mitarbeiter*innen oder von Zielarten und die Planung und Umsetzung von
Mitgliedern von Genossenschaften, die sich für Maßnahmen einzubeziehen. Vor allem die Umset-
das Vorkommen von wilden Tieren in der Stadt zung und Betreuung von AAD-Maßnahmen könnte
begeistern, einen Beitrag zum Natur- und Arten- zur Initiierung von gemeinschaftsfördernden Pro-
schutz leisten wollen oder hohe soziale und öko- jekten in den Wohnanlagen dienen. Bewohner*in-
logische Ansprüche an die eigene Arbeit und die nen könnten in die Sichtung und Kartierung von
des Unternehmens formulieren. Persönliche Be- Arten (Citizen Science) eingebunden werden. Für
geisterung für Natur und etwas für bestimmte, Arten und die entsprechenden Maßnahmen könn-
als gefährdet wahrgenommene Artengruppen wie ten Patenschaften übernommen werden und in
Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten zu Mietertreffs könnte regelmäßig über das Vorkom-
tun, ist eine wichtige Motivation dafür AAD an- men der Zielarten informiert werden. Das Wis-
zuwenden. Einige der Unternehmen haben ihre sen der Mieter*innen über die Zielarten und eine
hohen sozialen und ökologischen Ziele nieder- positive Identifikation mit diesen Arten kann
geschrieben und als Unternehmensphilosophie Vandalismus bei den getroffenen Maßnahmen
veröffentlicht. AAD bietet die Möglichkeit, diese verhindern und eventuell zu einem Kreis aus Be-
Grundsätze mit anschaulichen Maßnahmen zu wohner*innen führen, der sich um diese Arten
verwirklichen. Trotz des großen Interesses für kümmert. Für die Wissensvermittlung sollte ein
AAD gibt es bei vielen der Projektpartnern große eigenes Informationskonzept entwickelt werden,
Unsicherheiten über den Umgang mit Wildtieren das vor Ort durch Schilder oder andere Medien
im Wohnumfeld, weil die meisten der Wohnbau- (QR-Codes, etc.) über die getroffenen Maßnahmen
gesellschaften keine Vorkenntnisse im Umgang für Zielarten informiert, aber auch die Mieter*in-
mit wilden Tieren haben. Es besteht Bedarf an nen beim Einzug in eine neue Wohnung z.B. mit
Beratung hinsichtlich der Auswahl von Zielarten, einem »Willkommens-Paket«, aber auch klassisch
der Prozessgestaltung, der Planung von Maß- mit Aushängen am Schwarzen Brett und über
nahmen und vor allem der technischen Detail- Webseiten über die AAD-Maßnahmen informiert.
planung. Außerdem wurde der Bedarf nach einer Die Projektpartner*innen legen darauf Wert, dass
fachlichen Begleitung der Umsetzung der Maß- die ausgewählten Arten und getroffenen Maßnah-
nahmen und der Informationsvermittlung für die men etwas mit dem »Ort« zu tun haben. Dadurch
Anwohner*innen formuliert. Es besteht prinzipi- könne die Eigenart des Ortes und die lokale Iden-
ell die Bereitschaft, für solche Dienstleistungen tifikation gestärkt werden, und durch die aktive
auch finanzielle Mittel bereitzustellen. Zudem Einbeziehung der Bewohner*innen ein »sense of
wird eine »AAD-orientierte Schulung« für Pflege- place« entwickelt werden.
personal als besonders wichtig erachtet.
52 AUSBLICK

FAZIT

Die größten Bedenken hinsichtlich der An- Die Voruntersuchung hat gezeigt, dass es mög-
wendung von AAD besteht bei den Projektpart- lich ist, Bauen in der Stadt mit der Förderung von
nern daher auch darin, dass Maßnahmen, die das biologischer Vielfalt zu verbinden. Bei Neubauten
gewohnte Bild des Wohnumfelds verändern, bzw. sind die Möglichkeiten am größten, aber auch die
nicht den konventionellen ästhetischen Ansprü- Sanierung von Gebäuden oder eine Überarbei-
chen entsprechen, bei den Bewohner*innen für tung der Pflegeroutinen bieten große Chancen,
Unmut sorgen könnten. Insbesondere die Umstel- Tiere in der Stadt zu fördern. Schwierigkeiten,
lung auf extensivere Pflegeregime wird nach Erfah- die durch die Ansprüche der Tiere an ihr Habitat
rung der Unternehmen von den Bewohner*­innen auftreten, wie etwa die Notwendigkeit einer Was-
oft als Unordnung und als mangelhafte Betreuung serstelle, oder auch die Probleme einer poten-
der Freiflächen aufgefasst. Hier besteht die Hoff- ziellen Fassadenverschmutzung können durch
nung, durch AAD für die Bewohner*innen und innovative Lösungen überwunden werden. Kom-
Nutzer*innen nachvollziehbare Begründungen für munale und private Wohnungsunternehmen, die
eine naturnähere Bewirtschaftung der Grünräume für einen Großteil des gebauten Raumes in der
der Wohnhausanlagen geben zu können. Stadt verantwortlich sind, zeigten sich in unse-
rer Umfrage offen gegenüber neuen Ansätzen wie
Ähnliche Bedenken gibt es bei Maßnahmen an Animal-Aided Design, die attraktives Bauen mit
Gebäuden für Arten, die Hohlräume und Spalten der Schaffung von erlebbarer Natur verbinden.
in Fassaden und Dächern nutzen, z.B. sogenannte Bauliche und gestalterische Lösungen, die die
Fassadenbrüter wie Haussperling, Mauersegler Vorteile des Zusammenlebens von Menschen mit
oder verschiedene Fledermausarten. Hier besteht Tieren aufzeigen, haben eine große Chance, von
oft die nicht ganz unberechtigte Befürchtung, dass den Wohnungsunternehmen aufgenommen und
es zur Verschmutzung von Fassaden, Dachböden umgesetzt zu werden.
oder Außenanlagen durch Tierkot kommen könnte.
Das wird einerseits als ästhetische Beeinträchti-
gung der Wohnhausanlagen gesehen, andererseits
besteht die Angst vor hygienischen Problemen,
z.B. durch die Übertragung von Krankheiten. Diese
Angst ist besonders groß, wenn es um Gebäude
und Freiflächen geht, die von Kindern benutzt wer-
den, wie Kindertagesstätten und Spielplätze. In
diesen Fällen kommt noch die Angst vor Beschwer-
den der besorgten Eltern hinzu. Maßnahmen zur
Förderung wilder Tiere müssen dem hohen Sicher-
heitsbedürfnis vieler Bewohner*innen und von
Eltern entsprechen. So müssen Maßnahmen wie
z.B. das Anlegen eines Gewässers auch immer den
baurechtlichen, aber auch gesellschaftlichen Si-
cherheitsnormen entsprechen. Es besteht daher
bei neuen und nicht standardisierten Maßnahmen
die Befürchtung, bei Unfällen für die entstande-
nen Schäden haften zu müssen. Es wird daher bei
Sanierungsprojekten oder Pflegeumstellungen
stets Wert daraufgelegt, dass die Anwohner*in-
nen entsprechend informiert, bzw. mit einbezogen
werden. Bei Neubauprojekten waren die Bedenken
geringer, da hier die neuen Bewohner*innen in der
Regel erst einziehen, wenn die Maßnahmen bereits
umgesetzt wurden und diese daher von Anfang an
zum Wohnumfeld dazugehören.
53
54
ARTENPORTRAIT
ARTENPORTRAIT – ADMIRAL

ADMIRAL Vanessa atalanta

KURZCHARAKTERISTIK

Familie Verhalten
Edelfalter (Nymphalidae) • Flugzeit von Mai bis Oktober
• Admiral ist ein Wanderfalter, der ab April aus dem
Beschreibung Süden nach Deutschland einwandert. Falter der
• Falter: einer der größten und prächtigsten in neuen Generation kehren im Herbst wieder in den
Deutschland heimischen Tagfalter (Spannweite Mittelmeerraum zurück
bis 6,5cm);Vorderflügel schwarz mit orangeroten • von Juni bis September werden eine bis zwei Gene-
Flügelbinden und weißen »Schulterflecken« (daher rationen produziert
der Name »Admiral«); Hinterflügel mit orange­ • sonnenexponierte lineare Strukturen (12-24m lang,
rotem Flügelrand mit dunklen Punkten. Unterseite 4-13m breit) dienen den Männchen als Reviere;
der Vorderflügel mit orangem und weißem Band, Eindringlinge werden über Verfolgungsjagden
Hinterflügel unterseits braun-hell gemustert. Der vertrieben
Admiral zählt zu den Edelfaltern, bei denen das Raumansprüche • Reviere werden nur am späten Nachmittag bzw.
erste von drei Beinpaaren zu Putzbeinen umgewan- • Falter kommen in fast allen Lebensräumen mit rei- am frühen Abend besetzt und dienen nur der
delt ist, er scheint daher häufig nur vier Beine zu chem Angebot an Blütenpflanzen bis auf 2000m vor Partnerfindung
haben statt sechs. • zeigt eine Vorliebe für Siedlungsräume (z.B. Gärten, • Falter warten in der Sonne sitzend am Boden oder
• Raupe: variabel gefärbt von grau-gelb bis schwärz- Friedhöfe, Parkanlagen, Stadtplätze, Obstwiesen) an senkrechten Strukturen wie Mauern, Zäunen
lich mit gelber, unterbrochener Linie an den Seiten • außerhalb von Ortschaften findet man die Falter oder Stämmen auf eine Partnerin
(kann auch fehlen); kurze dornartige Auswüchse; bis häufig an Wald und Feldrändern, Hecken, Wiesen, • obwohl der Admiral ein Tagfalter ist, fliegen die
4 cm lang. Waldlichtungen, Uferböschungen, Gräben, Indus­ Schmetterlinge auch nachts, dann findet wahr-
• Puppe: graue oder braune Stürzpuppe mit metal- triebrachen, Steinbrüchen scheinlich auch die Paarung statt
lisch glänzenden Flecken. • Entwicklung vom Ei bis zum Schmetterling findet an • Weibchen legt die Eier einzeln an jungen Blättern
Brennnesseln statt. Es werden Brennesselbestände an oder Trieben von sonnig stehenden Brennnesseln ab
Verbreitung sonnigen, mäßig feuchten Standorten bevorzugt, z.B. • Raupen schlüpfen nach einer Woche. Sie spinnen
Europa mit nördlicher Grenze Südengland-Däne- an Bächen, Gräben, Waldrändern, Wegböschungen Blätter zu Blatttüten zusammen, in deren Schutz
mark bis Westasien, Nordamerika, Nordafrika, sie fressen; ist nicht mehr genug Deckung gegeben,
Neuseeland, Haiti. Häufigkeit nimmt in Deutschland weil das Blatt aufgefressen ist, ziehen die Raupen zu
vom Frühsommer bis Herbst stetig zu. einem neuen Blatt
• nach etwa 3 bis 4 Wochen verpuppen sich die Rau-
pen zu einer Stürzpuppe in einem Schutzgespinst,
das in der Vegetation hängt. 2 bis 3 Wochen später
schlüpfen die Falter, die sofort ihre Flügeladern mit
Blutflüssigkeit füllen und trocknen lassen
• Falter sind nach wenigen Tagen paarungsfähig, in
sehr milden Gegenden kann es zu einer zweiten
Generation kommen, sonst Verpaarung erst im
kommenden Frühjahr

Feinde
• Vögel fressen Raupen, Puppen und adulte Falter
• parasitäre Schlupfwespen legen ihre Eier in die
Raupen
55

BEDEUTUNG FÜR DEN MENSCHEN

Wahrnehmung Einfluss des Klimawandels


• farbenprächtige, attraktive Falter, die besonders gut Falter überwinterten früher nur selten nördlich der
bei der Nektaraufnahme an Blütenpflanzen beob- Alpen. In den letzten Jahren hat sich das Wan-
achtet werden können derverhalten aber aufgrund milderer Winterbedin-
• Revierverhalten der Männchen: fremde Männchen gungen verändert. Die Falter fliegen nun häufig
werden in 10-18m hohen Spiralen nach oben gejagt nicht mehr bis in den Mittelmeerraum, sondern
• Wanderungen im Frühjahr und Herbst; vor allem im überwintern in milderen Regionen Süddeutschlands,
Herbst gut beobachtbar Frankreichs und Norditaliens. In sehr milden
• im Herbst können Admirale saugend an Fallobst Jahren kann eine Überwinterung auch als Ei, Raupe
beobachtet werden (Nahrung muss vorhanden sein, da die Raupe lang-
• eine der letzten zu beobachtenden Falterarten im sam weiter frisst) oder Puppe auf der Futterpflanze
Jahr oder als erwachsener Falter an geschützten Stellen
• zu Blatttüten versponnene Brennnesselblätter in Höhlen oder Gebäuden direkt am Brutort
weisen auf die Anwesenheit der Raupen hin gelingen

Nutzen & Konflikte


Nutzen:
• Maßnahmen für den Admiral kommen auch anderen
Edelfaltern mit ähnlichen Standortansprüchen, wie
Tagpfauenauge und kleiner Fuchs, zugute
Konflikte:
• Pestizideinsatz

• Brennnesseln gelten oft als »ungepflegt« und wer-


den entfernt
• viele Raupen werden beim Mähen von Straßen- und
Wegrändern, Böschungen, Dämmen, etc. vernichtet
• Verhinderung von Ein- und Ausflug in/aus Überwin-
terungsquartieren (zur kalten Jahreszeit geschlos-
sene Kellerfenster)

Gefährdung & Rechtl. Status


• Admiral gilt deutschlandweit als zuwandernde Art,
für die kein spezieller Schutzstatus festgelegt ist
56 ARTENPORTRAIT – ADMIRAL

KRITISCHE STANDORTFAKTOREN NACH LEBENSPHASEN

Eiablage und Larvenstadium Imago (Adult) Überwinterung

Eiablage Flugzeit Winterquartier


• Eier werden einzeln an Blätter der • von Mai bis Oktober • Wanderfalter, der meist südlich der
großen und kleinen Brennnessel Alpen überwintert
(Urtica dioica, Urtica urens) abgelegt Nahrung • in milden Regionen kann die
• bevorzugt werden sonnige, mäßig • nektarreiche Blütenpflanzen an Überwinterung am Brutort
feuchte Standorte sonnigen Standorten, z.B.: Wasser- erfolgen. Dazu werden geschützte
dost, Sommerflieder, Goldrute, Klee, Überwinterungsplätze in Höhlen
Larvalentwicklung Luzerne, Brombeere, Disteln oder Gebäuden benötigt
• die gesamte Entwicklung vom Ei bis • Fallobst (Pflaumen, Zwetschgen, Bir- • zum Teil Überwinterung als Ei,
zur Puppe findet auf der Brennnes- nen) und Efeublüten liefern Energie Raupe oder Puppe an der Futter-
sel statt im Spätsommer und Herbst pflanze (Brennnessel)
• Nahrung sind die Blätter der • können auch an Aas, Tierkot oder
Brennnessel Baumsaft saugend beobachtet Paarung

• Mahd sollte zeitlich angepasst werden


• sonnenexponierte lineare Struk-
werden
turen (12-24m lang, 4-13m breit)
Ruheplätze
dienen den Männchen als Reviere
Feinde • senkrechte Strukturen (Mauern,
• Reviere sind zumeist nach Osten hin
• Vögel Zäune) oder sonnige, offene Boden-
von höheren Strukturen begrenzt
• Parasitäre Schlupfwespen stellen
(z.B. Hecken, Bäume, Gebäudemau-
ern) und sind immer nach Westen
hin offen (Abendsonne!)
• Falter warten in der Sonne sitzend
auf vegetationsfreien Stellen am Bo-
den oder an senkrechten Strukturen
wie Mauern, Zäunen oder Stämmen
auf eine Partnerin

12 1
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Lebenszyklus
57

PFLANZENLISTE

I. Pflanzliche Nahrungsquellen der Raupen II. Nektarpflanzen der Falter

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Wissenschaftlicher Name


Große Brennnessel Urtica dioica Stauden
Kleine Brennnessel Urtica urens Gewöhnliche Seidenpflanze (invasiv Asclepias syriaca
Glaskraut Parietaria spec. in EU)
Aster Aster spec.
Sommerflieder (invasiv in D) Buddleja davidii
Kohldistel Cirsium oleraceum
Gewöhnlicher Wasserdost Eupatorium cannabinum
Gemeiner Efeu Hedera helix
Luzerne Medicago sativa
Flammenblume Phlox spec.
Brombeere, Himbeere Rubus spec.
Echte Goldrute Solidago virgaurea
Kanadische Goldrute (invasiv in D) Solidago canadensis
Späte Goldrute (invasiv in D) Solidago gigantea
Klee Trifolium spec.
Weitere Nahrungsquellen
Fallobst im Herbst vor allem von:
Pflaumen, Zwetschgen, Birnen
58
APPENDIX
APPENDIX – ADMIRAL

LITERATUR

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– Schutz. Fotorotar AG, Egg/ZH.
http://schmetterlinge-deutschlands.de/

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb. 1 Grafik Sophie Jahnke Abb. 12 Pläne basierend auf Entwurfsplan von Abb. 22 Grafik: Alexandra Glomb
L.A.U.B., Gebäude Gemeinnützige Baugesellschaft
Abb. 2 Grafik Sophie Jahnke A.G.; Entwurf AAD: Christine Jakoby, Jan Piecha Abb. 23 Grafik basierend auf Entwurfsplan von Adler
Olesch Landschaftsarchitekten, Gebäude Diesiger
Abb. 3 Entnommen aus der Broschüre zum Abb. 13 Pläne basierend auf Entwurfsplan von Die Architekten; Grafik: Christine Jakoby
Forschungsprojekt Animal-Aided Design; Heraus- Werkplaner Architekten; Entwurf AAD:Veronika
gegeben von T. E. Hauck, Wolfgang W. Weisser, 2015; Lissin, Jan Piecha Abb. 24 Grafik: Christine Jakoby
Finanziert vom Bayerischen Staatsministerium für
Umwelt und Verbraucherschutz. Grafik: Sophie Jahn- Abb. 14 Entwurf AAD: Alexandra Glomb, Jan Piecha Abb. 25 Grafik: Christine Jakoby
ke, Rupert Schelle.
Abb. 15 Pläne basierend auf Entwurfsplan von Abb. 26 Grafik basierend auf Entwurfsplan von Die
Abb. 4 Grafik Sophie Jahnke L.A.U.B. und Planungsbüro Stefan Laport; Entwurf Werkplaner Architekten; Grafik:Veronika Lissin
AAD: Antonia Hille, Jan Piecha
Abb. 5 Grafik Sophie Jahnke Abb. 27 Grafik: Dennis Gleitze, Sophie Kupka
Pläne basierend auf Entwurfsplan von Outs-
Abb. 16
Abb. 6 Grafik Sophie Jahnke ide! Landschaftsarchitektur, Gebäude henningerar- Abb. 28 Grafik basierend auf Entwurfsplan von Die
chitekt; Entwurf AAD: Christine Jakoby Werkplaner Architekten; Grafik:Veronika Lissin
Abb. 7 Grafik Sophie Jahnke
Abb. 17 Entwurf AAD: Christine Jakoby, Jan Piecha Abb. 29 Grafik: Dennis Gleitze
Abb. 8 Grafik Sophie Jahnke
Abb. 18 Plan basierend auf Entwurfsplan von Mareile Abb. 30 Grafik: Christine Jakoby
Abb. 9 Grafik Sophie Jahnke Ehlers Landschaftsarchitektin; Entwurf AAD: Chris-
tine Jakoby Abb. 31 Grafik:Veronika Lissin
Pläne basierend auf Entwurfsplan von Adler
Abb. 10
Olesch Landschaftsarchitekten, Gebäude Diesiger Abb. 19 Plan basierend auf Entwurfsplan von Archi- Abb. 32 Grafik:Veronika Lissin
Architekten; Entwurf AAD: Christine Jakoby, Jan tektengruppe Rutschmann + Partner; Entwurf AAD:
Piecha Sophie Kupka, Jan Piecha Umschlag Illustration: Sophie Jahnke

Abb. 11 Pläne basierend auf Entwurfsplan von nsp Abb. 20 Basierend auf Entwurfsplan von L.A.U.B.;
christoph schonhoff landschaftsarchitekten stadtpla- Grafik: Christine Jakoby
ner, Gebäude blauraum architekten; Entwurf AAD:
Dennis Gleitze, Jan Piecha Abb. 21 Grafik:Veronika Lissin
60 APPENDIX – ADMIRAL

IMPRESSUM

Die Broschüre enstand im Rahmen der vom Die Herausgeber bedanken sich bei den Koope-
Bundesamt für Naturschutz finanzierten Vorunter- rationspartnern der Voruntersuchung
suchung (VU) im Rahmen eines Erprobungs- und Gemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern AG,
Entwicklungsvorhabens (E+E-Vorhaben): Animal-Ai- Wohnungsbaugesellschaft & WBV Wohnbau Betreu-
ded Design – Einbeziehung von Tierbedürfnissen in ungs & Verwaltungs GmbH Salzgitter,
die Planung und Gestaltung von Freiräumen. VdK-Baugenossenschaft, Baden-Württemberg eG,
Stuttgart,
Herausgegeben von Gundlach, Bau- und Immobilien GmbH & Co. KG,
Thomas E. Hauck, Fachgebiet Freiraumplanung, Hannover,
Universität Kassel Wohnungsbaugenossenschaft Schwarzheide eG,
Wolfgang W. Weisser, Lehrstuhl für Terrestrische Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG,
Ökologie, Technische Universität München Wohnwarft eG, Hamburg,
Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt
Autoren GmbH,
Beate Apfelbeck, Thomas E. Hauck, Christine Jakoby, Wohnungsbaugenossenschaft der Justizangehörigen
Jan Piecha, Rebecca Rogers, Alice Schröder, Wolf- Frankfurt am Main e.G.
gang W. Weisser
Die Herausgeber bedanken sich bei den Mitglie-
AAD Entwürfe dern der projektbegleitenden Arbeitsgruppe für
Christine Jakoby, Jan Piecha, Dennis Gleitze, die fachliche Unterstützung und Beratung
Alexandra Glomb, Antonia Hille, Jelena Sophie Sven Baumung, Derk Ehlert, Stefan Feller, Stefanie
Kupka,Veronika Lissin Hennecke, Betina Küchenhoff, Herbert Lohner,
Andreas Malten, Andreas Mengel, Timm Reinhardt,
Studentische Mitarbeit Volker Rothenburger, Christian Voigt, Barbara War-
Antonia Hille, Maximilian Vogel ner, Rudolf Wittmann

Art Direktion, Gestaltung Dank für Anregung und Beratung an


Sophie Jahnke Klemens Steiof

Gestaltung, Satz Animal-Aided Design© ist eine eingetragene


Christine Jakoby, Antonia Hille Wortmarke.

Organisation und Buchhaltung Die Rechte liegen bei den Autoren.


Cordula Kremer, Sonja Seidenberger, Brigitte
Grimm Kassel & München 2019

Betreuung der Voruntersuchung im Bundesamt


für Naturschutz
Alice Schröder, Florian Mayer
Gefördert von:

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