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Ergänzungsprüfung Deutsch

Vorstudienlehrgang der Grazer Universitäten

Aufgabe 1 [Text]

Die Flucht ins Abenteuer

Menschen springen mit einem Fallschirm am Rücken von Hochhäusern, erklettern


ohne jede Sicherung hunderte Meter hohe Felswände, reiten mit dem Surfbrett
auf Wellen, die so groß sind wie mehrstöckige Häuser, springen mit Schiern oder
Snowboard über 40 Meter hohe Felsen und stürzen sich mit Kajaks über riesige
Wasserfälle - eine Liste, die sich beinahe beliebig fortsetzen ließe und eine große
Anzahl an risikoreichen sportlichen Aktivitäten umfasst.
Zwei Dinge sind all diesen Aktivitäten jedoch gemeinsam: Zum einen handelt es
sich fast ausschließlich um sehr junge Sportarten, die erst in den letzten
Jahrzehnten oder sogar Jahren entstanden sind, beziehungsweise sich erst in der
jüngsten Vergangenheit in eine extreme Richtung entwickelt haben. Zum anderen
bewegen sich die Athleten, die diese Sportarten ausüben, in einem Grenzbereich,
in dem bereits kleine Fehler fatale Folgen haben können, also zu schweren
Verletzungen oder zum Tod führen können.
Diese beiden Tatsachen werfen die Frage nach dem Warum auf. Was bringt diese
Menschen dazu, sich freiwillig in Lebensgefahr zu begeben?
Extremsportler wollen beweisen, dass sie einzigartig sind. „Extremsport dient in
erster Linie zur Inszenierung von Individualität“, sagt Karl Bette, Sportsoziologe an
der Technischen Universität Darmstadt. „Es reicht heute nicht mehr aus, ein Kind
zu zeugen, ein Haus zu bauen, einen Baum zu pflanzen – der moderne Mensch
hält sich offensichtlich erst dann für wertvoll, wenn er allein die Welt umsegelt
oder den Mount Everest bezwungen hat.“
Dieser moderne Mensch ist eingebunden in gesellschaftliche Strukturen, sein
Leben ist ritualisiert und geregelt. Er stürzt sich ins Abenteuer, weil er den
Nervenkitzel sucht, das flaue Gefühl im Magen, das Herzrasen, er flüchtet vor der
Routine, den Konventionen, der Langeweile in die Welt der Berge, Meere und
Wüsten. Diese Abenteurer gehen ein körperliches Risiko ein, sie fühlen sich erst
lebendig, wenn ihnen die Angst in die Glieder fährt: Sie folgen durchaus ähnlichen
Ideen wie Unternehmer, sie wollen Erster oder Bester sein und sie akzeptieren
bewusst die Möglichkeit, ultimativ zu scheitern.
In den westlichen Gesellschaften hätten seit den siebziger Jahren Werte wie
Leistung, Selbstverwirklichung, Autonomie, Fitness, Ausdauer und Schlankheit an
Bedeutung gewonnen, sagt Soziologe Bette, denn die Grundbedürfnisse und
Mittel zum Überleben seien gesichert. Die im Wohlstand lebenden Bürger hätten
plötzlich begonnen, ihr Glück in sportlichen Grenzerfahrungen zu suchen: sie
interessierten sich für Aerobic, sie joggten, liefen Marathon oder nahmen sogar an
Triathlon-Bewerben teil.
Das Ziel ist „ein gesteigertes Erleben, das durch die Kontrolle von Angst entsteht“,
sagt der Offenbacher Psychologe und Suchtforscher Werner Gross.

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Vorstudienlehrgang der Grazer Universitäten

Der Lohn für die Überwindung der Angst: Das Gehirn von Extremsportlern
schüttet mehr Endorphine aus als das von Normalsportlern. Das führt zu
Rauschzuständen, die man immer wieder erleben möchte, wenn man sie einmal
gespürt hat. Inzwischen weiß man, dass das menschliche Gehirn diese
körpereigenen „Drogen“ produziert, um Menschen in Notsituationen für eine
Weile Schmerz- und Angstfreiheit zu verschaffen, einen klaren Kopf sozusagen –
was lebensrettend sein kann. Aber man muss dafür nicht wirklich in Not
geraten: Selbst herbeigeführte Anstrengungen und Schmerzen können ebenfalls
die Ausschüttung dieser Botenstoffe in unser Blut hervorrufen.
Wer an seine Grenzen und darüber hinausgeht, will einen Zustand erreichen,
den der ungarische Psychologe Mihály Csíkszentmihályi „Flow“ nennt: Eine
Erfahrung, bei der das Subjekt völlig in einer Tätigkeit aufgeht und dabei ein
besonderes Glücksgefühl des Gelingens erlebt. Das Streben nach dieser
Erfahrung bewegt Menschen, strapaziöse und mit viel Einsatz verbundene
Tätigkeiten um ihrer selbst willen auszuführen. Laut Csikszentmihalyi bedarf es
dazu jedoch entweder „einer schweren körperlichen Anstrengung oder einer
hoch disziplinierten geistigen Aktivität.“
Ein anderes Modell zur Erklärung der Motive von Extremsportlern könnte die
vom amerikanischen Psychologen Marvin Zuckerman entwickelte
Persönlichkeitstheorie „sensation seeking“ bieten. Nach Zuckerman suchen
Menschen unterschiedlich stark nach Stimulation, um sich wohl zu fühlen. Dabei
unterscheidet er Personen mit niedriger und hoher Grundaktivierung. Erstere
streben besonders nach intensiven Sinneseindrücken, Erlebnissen und
Erfahrungen. Sie brauchen starke Reize, um in Schwung zu kommen. Dagegen
gehen Personen mit hoher Grundaktivierung Risiken und Gefahren eher aus
dem Weg. Sie sind vollauf damit beschäftigt, mit ihrem alltäglichen Leben
zurechtzukommen.
Extremsportler neigen dazu, ihre Heldentaten gewissenhaft zu protokollieren:
Sie schreiben Blogs, stellen Fotos und Videos ins Internet. „Das sind die
Expeditionstagebücher von heute“, sagt Sportsoziologe Bette. Die amerikanische
Firma GoPro stellt digitale Kameras her, die sich jeder Taucher, Klippenspringer,
Eiskletterer um den Kopf, den Helm, das Handgelenk, die Brust binden kann, um
sein Abenteuer zu filmen. GoPro steigerte seinen Absatz innerhalb des
vergangenen Jahres von 60 auf 600 Millionen Dollar.
Der Getränkehersteller Red Bull aus Salzburg gab 2009 eine Milliarde Euro, das
war ein Drittel des Konzern-Umsatzes, für Sportvermarktung aus. Die Firma
betreibt Extremsport-Management, stellt Abenteuer her und inszeniert sie, um
dann in eigener Sache zu berichten. Es geht darum, spektakuläre Bilder zu
erzeugen und sie an das Getränk zu koppeln. Das Unternehmen sponserte
zuletzt den Stratosphären-Sprung Felix Baumgartners und vermittelte die
Botschaft: sei jung, dynamisch, am Limit und trinke dabei Red Bull.

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Aufgabe 1 Dauer 45 Minuten _____ / 20

Lesen Sie den Text „Die Flucht ins Abenteuer“. Finden Sie Informationen aus dem Text zu den folgenden
Fragen. Die Abfrage ist chronologisch. Antworten Sie in Stichworten oder kurzen Sätzen.

Das Phänomen Extremsport _____/7 P.

Beispiel:
Was sind risikoreiche Sportarten? Fallschirmspringen von Hochhäusern, Klettern
(zwei Beispiele) ohne Sicherung

1
Was kennzeichnet diese a) [1]
gefährlichen sportlichen
Aktivitäten? b) [1]

2
Welche Haupt-Funktion sehen [1]
Experten im Extremsport?

3
Wie erlebt der heutige Mensch [1]
seinen Alltag?

4
Was haben Extremsportler und
Führungskräfte aus der Wirtschaft a) [0,5]
gemeinsam?

b) [0,5]

5
Was ist Ursache für Wertewandel
und Interesse am Extremsport in
den westlichen Gesellschaften? [2]

Psychologie des Extremsports _____/10 P.

6
Erhöhte Ausschüttung von
Endorphinen: [1]
Was ist die Ursache?

Was ist die Folge? [1]


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7
Was ist die eigentliche Funktion [2]
der Endorphine?

8
Was versteht man unter „Flow“? a) [1]

b) [1]

9
Was sind die Voraussetzungen für a) [1]
„Flow“- Erfahrungen?
b) [1]

10
Was ist der Hauptgedanke [1]
Zuckermans?

11
Welches Merkmal haben laut [1]
Zuckerman Personen, die Risiko
und Abenteuer suchen?

Extremsport als Geschäft _____/3 P.

12
Wie präsentieren Extremsportler a) [0,5]
ihre Abenteuer der Öffentlichkeit?
b) [0,5]

13
Welches technische Gerät ist bei
Extremsportlern sehr beliebt? [1]

14
Was bezweckt Red Bull mit dem
Extremsport-Management? [1]

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Aufgabe 2 Dauer 10 Minuten _____ / 10
Lesen Sie den folgenden Text. Setzen Sie dann bei den Aufgaben 1-10 das Wort in der rechten Spalte in der
richtigen Wortart sowie grammatisch und orthographisch korrekt in die Lücken ein. Achten Sie auf Groß- und
Kleinschreibung (z.B.: Wahl ≠ wählen). Verwenden Sie keine Blockbuchstaben (WÄHLEN).

Zucker in den Lebensmitteln


Es heißt, Zucker macht nicht nur dick, sondern auch krank [0]. [0] KRANKHEIT

Inzwischen weiß man aber, dass Zucker sogar __________________ [1] [1] SUCHT

machen kann. In Lebensmitteln wie Wurstsalat, Spaghetti und Kuchen

versteckt sich Zucker. Aber wie __________________ [2] ist Zucker [2] GEFÄHRDEN

wirklich? Ärzte sagen: Die Dosis macht das __________________ [3]. In [3] GIFTIG

Maßen schadet er nicht, aber zu viel ist ungesund. Die

Weltgesundheitsorganisation (WHO) __________________ [4] , nicht [4] EMPFEHLUNG

mehr als zehn Prozent des Energiebedarfs in Form von Zucker zu sich zu

nehmen. Bei einer ___________________________ [5] Kalorienaufnahme [5] DURCHSCHNITT

von 2000 Kilokalorien am Tag sollten also nicht mehr als 200 auf Zucker

entfallen. Weil ein Gramm Zucker vier Kilokalorien enthält, heißt das 50

Gramm Zucker __________________ [6]. [6] TAG

Die Verordnung der Europäischen Union für ein __________________ [7] [7] GESUNDHEIT

Leben gibt 90 Gramm als optimale Zuckermenge pro Tag an. Die

unterschiedlichen __________________ [8] auf den [8] ANGEBEN

Lebensmittelpackungen sind aber ungenau und verwirrend. Das

__________________ [9] auch die Experten. Wie viel Zucker jeder [9] KRITIK

höchstens verspeisen sollte, lasse sich nicht verallgemeinern, sagt die

Stoffwechselexpertin Susanne Klaus. Zu viel reiner Zucker sei aber nie gut,

deshalb sollten die __________________ [10] beim Einkauf auf den [10] VERBRAUCHEN

Zuckergehalt eines Lebensmittels achten.

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Aufgabe 3 Dauer 10 Minuten _____ / 10


Lesen Sie den folgenden Text und kreuzen Sie bei den Aufgaben 1-10 an, was in den Satz passt: ( [a], [b], [c]
oder [d]? Es gibt jeweils nur eine richtige Antwort.

Beispiel: [0]
Schlafmangel hat Einfluss auf Gefühle a warum
b ob
Amerikanische Forscher haben entdeckt, _[0]_ c weil
Menschen bei Schlafmangel häufig irrational d wenn
reagieren: Das Gehirn schaltet in einen Zustand um,
in dem nicht mehr das logische Denken dominiert, 1 6
_[1]_ das Gefühlszentrum. Dadurch können a aber
a welcher
Gefühle und mit Emotionen verbundene Bilder nicht b sondern auch
b welche
mehr richtig in einen Kontext eingeordnet _[2]_, und c sondern
c welch
die Reaktionen beginnen unkontrolliert d und
d welchen
überzuschießen. Die Ergebnisse der Studie zeigten,
wie problematisch Schlafmangel vor allem dann ist,
2 7
wenn logische Entscheidungen getroffen werden
a wurden
_[3]_, wie beispielsweise bei medizinischem a der
b worden
Personal. b dem
c geworden
Für die Studie verzichteten 13 Freiwillige 35 Stunden c den
d werden
lang _[4]_ Schlaf, während eine zweite Gruppe ihren d die
normalen Schlafrhythmus beibehielt. Gegen Ende der
Studiendauer _[5]_ allen Testpersonen 100 Bilder mit 3 8
a müssen
Motiven gezeigt, die mit Emotionen von neutral bis a ob
b können
extrem belastend verbunden waren. Gleichzeitig b dass
c sein
untersuchten die Wissenschaftler mit Hilfe der c wenn
d haben
funktionalen Magnetresonanztomographie, _[6]_ d weil
Hirnregionen der Testteilnehmer aktiv waren.
Die Auswertung zeigte, dass bei den müden 4 9
Teilnehmern eine Kopplung zwischen dem a an a durchwachte
Gefühlszentrum und dem sogenannten präfrontalen b über b durchwacht
Cortex, einer Hirnregion, _[7]_ für logisches Denken c von c durchwachter
und die Bewertung von Gefühlen zuständig ist, fehlte. d auf d durchwachten
Der Schlafentzug verhindert also, _[8]_ das logische
Denken die üblicherweise vorhandene Kontrolle über 5 10
das Gefühlszentrum behält. Ohne diese Steuerung a waren a sowohl
reagiert das Gefühlszentrum über, was zum Beispiel b werden b entweder
die Gefühlsausbrüche junger Mütter nach _[9]_ c wurden c weder
Nächten erklären könne, sagen die Forscher. Zudem d wurde d nicht nur
lassen die Ergebnisse den Schluss zu, dass Schlaf
_[10]_ für die körperliche, sondern auch für die
emotionale Regeneration unverzichtbar ist.

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Aufgabe 4 [Text]

Die Stadt ist „in“

Wie sollen unsere Städte zukünftig aussehen? Wie wollen wir leben? Und wie lässt sich
das planen? Städteplaner müssen in Zukunft Probleme lösen, die durch den
zunehmenden Drang zum Wohnen in der Stadt entstehen. Das kleine Häuschen in
Stadtnähe wird immer mehr an Attraktivität verlieren, sagen Experten. Die Renaissance
der urbanen Zonen stellt jedoch die Städte zugleich vor neue Herausforderungen: Die
demographischen Probleme, die durch die Überalterung und den Bevölkerungs-
rückgang in der Gesellschaft entstehen, sowie die Integration der Zuwanderer müssen
bei der Schaffung von Wohnraum in der Stadt berücksichtigt werden. Dabei ist der
Trend zu mehr Wohnraum nach Ansicht des Stadtsoziologen Prof. Walter Siebel
unaufhaltbar. Während der Pro-Kopf-Wert an benötigter Wohnfläche in den 1960er
Jahren noch bei 20 Quadratmetern lag, beträgt er nun bereits knapp 43 Quadratmeter.
Hinzu kommt, dass der Wohnraum in den Städten unter gut verdienenden Singles und
beengt lebenden kinderreichen Familien sehr ungleich verteilt ist.
In Deutschland ist die Flucht in die Vorstädte nach Einschätzung des renommierten
Wissenschaftlers kein Ausweg mehr. Denn seit den 70er Jahren ist die klassische
Kleinfamilie nicht mehr die einzige Familienform. Neue Formen des Zusammenlebens
(mehr Single-Haushalte, Patchworkfamilien, etc.) und veränderte Lebensstile führen zur
Wiederentdeckung der Stadt als Wohn- und Lebensraum. Außerdem wird das kleine
Haus im Grünen vor allem aus ökonomischen Gründen zunehmend uninteressant.
Arbeitgeber verlangen von ihren Angestellten beruflich immer mehr Flexibilität und
Mobilität, das Pendeln ist zeitaufwändig und angesichts steigender Energiekosten auch
sehr teuer. Dazu kommen noch die morgendlichen Staus und Behinderungen im
Straßenverkehr. Das macht den täglichen Weg ins Büro zu einer Verschwendung von
Geld und Zeit. Die Trennung von Arbeit in der Stadt und Leben außerhalb der Stadt wird
deshalb zusehends unbeliebt und unbezahlbar. „Natürlich werden Familien auch
weiterhin in die Vororte der Stadt ziehen, der Trend wird jedoch nicht mehr so
dominant sein“, sagt der Soziologe, der zugleich fallende Immobilienpreise für das
Wohnen außerhalb der Stadt prognostiziert.
Städteplaner stehen also heute vor der Aufgabe, eine familienfreundliche Infrastruktur
zu schaffen, aber auch junge Menschen nach der Ausbildung in den Städten zu halten.
Und schließlich siedelt sich in der Nähe von Theatern, Ballsälen und Hightech-
Herzkliniken eine Generation vermögender Rentner an. Angesichts dieser vielfältigen
Lebensstile in der heutigen Gesellschaft müssen unterschiedliche Ansprüche ans
Wohnen befriedigt werden können. Unumstritten ist, dass dabei den Älteren mehr
Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Gerade die Senioren haben wachsende
Ansprüche ans Wohnen. So sieht es der Altersforscher Prof. Andreas Kruse als Pflicht
der Gemeinden, dass z. B. alle öffentlichen Anlagen an die Bedürfnisse des Alters
angepasst werden. Die Städte müssten den Älteren auch eine für sie gut erreichbare
Dienstleistungsstruktur - zum Beispiel beim Einkaufen - bieten. Außerdem sollten die
Gemeinden verstärkt darüber nachdenken, an welchen Orten in der Stadt sich
Mitglieder verschiedenster Generationen begegnen könnten.

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Wer sich in der Stadt niederlässt, muss aber nicht auf das Landleben mit Gartenbau und
Viehzucht verzichten. Ein weiterer neuer Trend erobert die Metropolen der Welt: das
„Urban Farming“, die Urbane Landwirtschaft.
Landwirte züchten Schweine, Ziegen und Hühner in Städten wie London, Berlin, Tokio
oder Amsterdam. Der Ursprung der urbanen Bauern liegt in New York: Schon 1973
schlossen sich dort die „Green Guerillas“ zusammen, um eine leere Baufläche zu
begrünen. Ebenfalls in den 1970er Jahren entstand in der Stadt am Hudson River das
Programm „Green Thumb“, das sich selbst heute als größtes Programm für
gemeinschaftliches Gärtnern in den USA bezeichnet. Allein durch diese beiden
Bewegungen entstanden in New York mehr als 1000 neu angelegte Gemüsebeete.
„In den letzten Jahrzehnten haben sich die Menschen immer mehr von der
Landwirtschaft entfernt und dabei auch den Bezug zu Lebensmitteln verloren“, sagt der
Agrarwissenschaftler Prof. Jürgen Heß. „Ich sehe in den urbanen Landwirtschafts-
betrieben eine Möglichkeit, diese Verbindung wieder herzustellen.“ So wird zurzeit in
Deutschland die weltweit größte Dachfarm geplant. Auch auf diesem Gebiet gehört
New York zu den Vorreitern. Hier werden seit Jahren große Dachflächen zum Anbau von
Gemüse genutzt. Eine kommerzielle Farm ist die 6000 Quadratmeter große „Eagle
Street Rooftop Farm“ über den Dächern von Brooklyn, wo man seit 2009 in großem Stil
Gemüse und Obst anbaut und erntet.
Auf Kuba gehört die städtische Landwirtschaft zum politischen Programm: Mit dem
Niedergang der Sowjetunion in den 1990er Jahren blieben die Nahrungsimporte aus
dem kommunistischen Bruderstaat aus und das Land suchte nach Lösungen, um dem
Versorgungsengpass zu begegnen. Die Regierung begann die „Agricultura Urbana“ zu
fördern und Kuba entwickelte sich zum Vorreiter der urbanen Landwirtschaft. In der
Millionen-Metropole Havanna werden mittlerweile neunzig Prozent aller frischen
Nahrungsmittel vor Ort angebaut – auf Dachgärten, in Gemeinschaftsbeeten oder auf
den Arealen staatlicher Unternehmen. Es gibt kaum einen Quadratmeter, der ungenutzt
bleibt.

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Aufgabe 4 Dauer 30 Minuten _____ / 20

Lesen Sie den Text „Die Stadt ist in“. Entscheiden Sie, welche der Antworten [a], [b], [c] oder [d] passt.
Achtung: Es gibt pro Frage eine oder zwei richtige Lösungen.

0 In den nächsten Jahren


a wird man mehr Häuser in Stadtnähe bauen.
b werden immer mehr Menschen aufs Land ziehen.
c wird das Wohnen in der Stadt attraktiver werden. Lösung: c
d wird die Einwohnerzahl in den Städten zurückgehen.

1 Städteplaner stehen in Zukunft vor schwierigen Aufgaben, weil


a das Durchschnittsalter der Bevölkerung gesunken ist.
b die Geburtenrate in den letzten Jahren gestiegen ist.
c die Wohnfläche pro Person sich mehr als verdoppelt hat.
d es auch um eine bessere Verteilung des Wohnraums geht.

2 Das Wohnen im Grünen


a wird aus Umweltbewusstsein verstärkt abgelehnt.
b erhöht den Zeitaufwand für die Fahrt zur Arbeit.
c wird für den Arbeitnehmer immer attraktiver.
d bleibt in geringerem Ausmaß für Familien interessant.

3 Die Bedürfnisse der älteren Generation


a sollten in der Stadtplanung größere Beachtung finden.
b werden von den Gemeinden schon ausreichend erfüllt.
c erfordern spezielle Veränderungen in der Infrastruktur.
d sind für die Lebensmittelgeschäfte ökonomisch wichtig.

4 Urbane Landwirtschaft
a bedeutet auch Tierhaltung in den Städten.
b fördert das Verständnis für Landwirtschaft und Lebensmittel.
c wird in den USA nur in Form von Dachfarmen betrieben.
d stößt in Deutschland auf eher geringes Interesse.

5 Situation auf Kuba:

a „Urban Farming“ führte zu großen politischen Veränderungen.


b Die städtische Landwirtschaft entstand durch eine private Initiative.
c 90 % der Lebensmittel müssen heute noch importiert werden.
d In Havanna wird der Großteil der Nahrung innerhalb des Stadtgebiets produziert.

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Aufgabe 5 Dauer 75 Minuten _____ / 40

Textproduktion. Lesen Sie die Themen A und B genau durch und entscheiden Sie sich dann für ein Thema.

Thema A

Trend zurück in die Stadt

Während die großen Städte in den letzten Jahrzehnten Wohnbevölkerung an die


Landgemeinden verloren haben, macht sich In jüngerer Zeit ein Gegentrend
bemerkbar. Wissenschaftler sprechen von einer „Renaissance“ der Städte und der
Stadtzentren, von einer „Re-Urbanisierung“…

Schreiben Sie dazu eine Stellungnahme und gehen Sie dabei auf folgende Inhaltspunkte ein:

Mögliche Gründe für die


Attraktivität des Stadtlebens

Stadtleben –
negative Auswirkungen auf die
Gesundheit?
Soziale Kontakte in der Stadt und auf
dem Land – gibt es Unterschiede?

Situation in Ihrem Heimatland:


Wo und wie möchten die Menschen
leben?

Hinweise:
Bei der Beurteilung wird u.a. darauf geachtet,
- ob Sie alle vier Inhaltspunkte berücksichtigt haben
- wie gut Sätze und Abschnitte sprachlich miteinander verknüpft sind
- wie variantenreich und komplex Sie sich ausdrücken können
- wie korrekt Sie schreiben
Schreiben Sie mindestens 250 Wörter.

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Thema B

„Karriere-Hopping“

Die heutige Arbeitswelt verlangt von jungen Menschen berufliche Flexibilität und die
Bereitschaft, den Arbeitsplatz oftmals zu wechseln. Diese Form des „Karriere-
Hoppings“ führt allerdings auch dazu, dass die Zahl der Singles steigt …

Schreiben Sie dazu eine Stellungnahme und gehen Sie dabei auf folgende Inhaltspunkte ein:

Anforderungen der Arbeitswelt an junge


Arbeitnehmer
Wohnortwechsel oder Umzug ins Ausland -
der Karriere zuliebe?

Vereinbarkeit von Familie und beruflicher


Flexibilität
Ehe oder Karriere –
Ihre persönliche Einstellung

Hinweise:
Bei der Beurteilung wird u.a. darauf geachtet,
- ob Sie alle vier Inhaltspunkte berücksichtigt haben
- wie gut Sätze und Abschnitte sprachlich miteinander verknüpft sind
- wie variantenreich und komplex Sie sich ausdrücken können
- wie korrekt Sie schreiben
Schreiben Sie mindestens 250 Wörter.

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