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Berufungsverfahren
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 4
Ablaufdiagramm Berufungsverfahren 5
Reguläre Berufungsverfahren 6
Besondere Verfahren 21
> Entfristung 21
> Leerstellenprofessur 23
> Vertretungsprofessur 24
Prozessbeschreibung Berufungsverfahren 25
Zuweisungsverfahren 26
Vorgehen in der Berufungskommission 35
> Anforderungsprofil 51
> Stellenausschreibung 69
> Sichtung und Bewertung der Bewerbungsunterlagen 78
> Konzeption und Durchführung von Auswahlverfahren 89
Vorgehen im Fachbereichsrat 111
Entscheidung durch die Rektorin bzw. den Rektor 117
Glossar 159
Beobachtungs- und Beurteilungsfehler 159
Gütekriterien von eignungsdiagnostischen Verfahren 162
Literatur 168
Sachwortverzeichnis 170
Impressum 174
für die Weiterentwicklung und Profilierung einer Hochschule Das vorliegende Handbuch dient als Orientierungshilfe im
haben Berufungen von Professorinnen und Professoren eine Berufungsprozess. Neben den formalen Aspekten, wie gesetzliche
maßgebliche Bedeutung. Daher wird dem Procedere der Vorgaben und Vorgaben der Berufungsordnung der FH Aachen,
Berufung an der FH Aachen und mithin der Arbeit der Berufungs- sind die bisher gewonnenen Erfahrungen auf diesem Gebiet (Best
kommission eine besondere Bedeutung zugemessen. Practices of FH Aachen, Evaluationsergebnisse, Standards der
Eignungsdiagnostik (DIN 33430) und die Sicht der Bewerberinnen
An einer erfolgreichen Berufung arbeiten ebenso nacheinander und Bewerber) berücksichtigt.
wie parallel unterschiedliche Akteure in den Fachbereichen, der
Hochschulleitung, in den hochschuleigenen Gremien und in der Das Handbuch gliedert sich in vier Bereiche:
Verwaltung. Es ist daher umso wichtiger, die Transparenz zwi- > Der erste Teil beinhaltet ein schematisches Ablaufdiagramm
schen den einzelnen Verfahrensschritten, auch im Interesse einer für die erfahrenen Mitglieder von Berufungskommissionen.
Qualitätssicherung, herzustellen und die prozeduralen und die > Der zweite Teil ist eine detaillierte Beschreibung für die
formalrechtlichen Rahmenbedingungen der Berufungspraxis der Beteiligten mit weniger Erfahrung.
FH Aachen darzulegen. > Der dritte Teil ist eine Sammlung von häufig gestellten
Fragen mit knappen Antworten.
Diese Bedingungen sind Voraussetzung dafür, die besten Bewer- > (Im Intranet befindet sich ein vierter Teil, der nützliche
berinnen und Bewerber im Wettbewerb mit anderen Hochschulen Musterschreiben, Formulare, Kompetenzdefinitionen mit
auszuwählen. Das einwandfreie Verfahren in möglichst kurzer Operationalisierungen und Vordrucke zum Herunterladen
Zeit ist ebenfalls von großer Bedeutung. Die Gremien tragen dazu bereitstellt).
bei, dieses komplexe Verfahren zu beschleunigen.
Es ist modular aufgebaut. Der Berufungsprozess ist in allen drei
Der Auswahl der Professorinnen und Professoren unserer Teilen des Handbuches in die einzelnen Phasen des Verfahrens
Hochschule kommt höchste Sorgfalt zu. Immer noch sind gegliedert und den jeweiligen Gruppen der Beteiligten gewidmet.
Berufungsverfahren für Wissenschaftlerinnen und Wissen Verbesserungsvorschläge sind jederzeit willkommen und werden
schaftler trotz hoher Qualifikationen oft leider eine große Hürde. vom Personaldezernat gerne entgegengenommen.
Aufgabe der FH Aachen ist es daher, die Rechtsgrundlagen und
das Qualitätsmanagement so zu gestalten, dass sie Chancen Ich würde mich freuen, wenn dieses Handbuch als willkommenes
gleichheit eröffnen und Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Hilfsmittel für die Berufungsverfahren an der FH Aachen ange-
ebenso wie Berufungskommissionen ihre Handlungsmöglichkeiten nommen würde. Es will dazu beitragen, den Verantwortlichen in
aufzeigen. den Fachbereichen jederzeit die nötige Klarheit über die einzel-
nen Verfahrensschritte zu geben und damit helfen, die Berufung
rechtssicher und erfolgreich zu machen.
Im Folgenden ist der Ablauf von Berufungsverfahren grafisch, in genügend geeignete Bewerbungen vor“ oder „es liegen nicht
der Form eines Flussdiagramms dargestellt. Die Schilderung fängt genügend geeignete Bewerbungen vor“.
mit einem Gesamtbild an, in dem die einzelnen Hauptphasen/
Meilensteine von Berufungsverfahren – wie z. B. der Meilenstein
„Stellenausschreibung“ – abgebildet sind.
Darauf folgt die Zergliederung der einzelnen Phasen in
Prozessschritte mit Angabe der Verantwortlichen und Beteiligten
sowie unterstützende Dokumente (z. B. „Kompetenzkatalog“) und/ Die Dokumente, unterstützenden Materialien, Ergebnisse und
oder Ergebnisdokumente (z. B. „Fachbereichsratsprotokoll“). Protokolle sind teils durch eckige und teils durch wellenförmige
Diese Darstellung bietet einen Überblick und veranschau Figuren abgebildet.
licht, WAS in WELCHER Reihenfolge im Verfahren abläuft. Die
Beschreibung, WIE diese einzelnen Schritte durchgeführt werden
können, ist in den detaillierten Prozessbeschreibungen zu finden
(s. Prozessbeschreibung „Berufungsverfahren“).
Zuerst ist der Ablauf von regulären B erufungsverfahren Da die einzelnen Phasen möglichst auf einer Seite geschildert
dargestellt. Im Anschluss folgt die Schilderung von drei besonde- werden sollen, sind in farblich markierten Kästchen jeweils die
ren Verfahren: vorherigen bzw. nachfolgenden Schritte angegeben, z. B. „weiter
> Entfristung von Professuren Blatt Stellenausschreibung“.
> Leerstellenprofessur
> Vertretungsprofessur
Text Stellenausschreibung /
Anforderungsprofil
Veröffentlichungsmedien
– 1b –
– 1b –
BK BK
Stellenausschreibung
–3–
BK Dez. I
Entscheidungsfindung: Berufungs-
vorschlag der Berufungskommission
– 5 – (ggf. 5a, 5b)
BK
Entscheidungsfindung: Berufungs-
vorschlag des Fachbereichsrats
–6–
FBR
Entscheidung
durch die Rektorin / durch den Rektor
–7–
Dez. I Rt. R
Berufung
–8–
R K D Dez. I Ber.
R K D Dez. I FB Ber.
FBR D
FBR
Prozess Zuordnung
Berufungsbeauftragte
BBA D Dez. I
weiter unter
D
„Berufungsbeauftragte“
konstituierende Sitzung –
BK-Protokoll
Wahl Vorsitzende BK
FBR
BBA BBA
Pers.-Dez. über die Übernahme der Pers.-Dez. über die Ablehnung der
Betreuung informieren Betreuung informieren
Anforderungsprofil,
Vorschlag für Stellenausschreibung
– 1b –
Anforderungsprofil
BK
HG NRW
Entscheidung über
Veröffentlichungsmedien/
Verbreitungskanäle
weiter unter
„Anstoß zum Berufungsverfahren“
Konzeption Auswahlverfahren
Thema Berufungsvortrag, Leitfaden
anforderungsorientiertes Interview
BK
Erstellen einer
Kompetenzen-Methoden-Matrix Kompetenzen-
(Kompetenzen und Operationalisierungen Methoden-Matrix
aus dem Anforderungsprofil)
Zuweisungsantrag
–2–
Formular Zuweisungsantrag ausfüllen,
mit Anlagen zusammenstellen und an
das Personaldezernat weiterleiten
D
ausgefülltes
Zuweisungsformular
Dez. I
Rt.-Vorlage
Erstellen und Einreichen inkl. Anlagen Rückmeldung an Dekanin/Dekan
einer Rektoratsvorlage bzgl. fehlender Informationen
Dez. I
Prozess Ende
Stellenausschreibung
weiter unter
„Stellenausschreibung“
Stellenausschreibung
–3–
Stellenausschreibung
Prüfung, ob gewünschter
Prüfung, ob andere Ausschreibungen Ausschreibungszeitpunkt im
zu erwarten sind vordefinierten Ausschreibungs-
zeitraum liegt
Dez. I
Zuweisungsantrag
Veranlassung der Ausschreibung und Rt.-Beschluss
Benachrichtigung Dekanin/Dekan/BK
über Veröffentlichungszeitpunkt
Weiterleitung
der Bewerbungsunterlagen
an die Berufungskommission
Bewerbungsunterlagen
Anforderungsprofil
Erfassung der Bewerberdaten
anhand der Operationalisierungen
(Bewerberübersicht)
Bewerberübersicht
BK
Anforderungsprofil
Auswertung der Bewerberdaten –
Zuordnung der Bewerberbungen
(ABC-Analyse)
Bewerberübersicht
Bewerberübersicht
Begründung und Dokumentation
der Entscheidung
BK-Protokoll
BK Dez. I
weiter unter „Berufungsvorschlag des FBR“ weiter unter „Entscheidung über weiteres Vorgehen“
Muster „Aushang
Einladungsschreiben an Muster Aushang der Termine für
hochschulöffentliche
die Eingeladenen „Einladungsschreiben“ die hochschulöffentlichen
Berufungsvorträge“
versenden Berufungsvorträge
Leitfaden „Anforderungsprofil-
orientiertes Interview“
Am Anforderungsprofil
orientiertes Interview
durchführen Beobachtungsbogen
Interview
BK
Abstimmung
Meinungsbild entwickeln (= Abstimmung über Platzierung
und Reihenfolge)
Abstimmung
(= Abstimmung über Platzierung
und Reihenfolge)
Begründung
der abweichenden Reihenfolge
schriftliche Stellungnahmen
GBA, SBV (ggf. weitere)
einholen
Stellungnahmen Entscheidung
Stellungnahmen
verfassen, versenden über weiteres Vorgehen
GBA SBV
Änderung des
Neuausschreibung soll ohne
Anforderungsprofils und
inhaltliche Änderung erfolgen
anschließende Neuausschreibung
FBR
Rückgabe an
Antrag über Neuausschreibung Zustimmung Protokoll
BK
Dez. I
Rt.
Änderung des
Fachbereichsentwicklungsplans
weiter unter „Stellenausschreibung“
Es liegen nach
Neuausschreibung nicht
genügend geeignete
Bewerbungen vor
Berufungsakte
Einladung zur Sitzung des
(Abschlussbericht und alle
Fachbereichsrats, Möglichkeit zur
weiteren Unterlagen)
Sichtung der Berufungsakte
FBR
Fachbereichsrat Fachbereichsrat
stimmt dem stimmt dem
Vorschlag zu Vorschlag nicht zu
Ausführliche Begründung
des Gegenvorschlags
Berufungsakte
an Pers.Dez. weiterleiten
weiter unter
„Entscheidung Rektorin/Rektor“
Eingang Berufungsakte
Dez. I
BK FBR
BBA
Unterstützung
Vorschlag
des Berufungsvorschlags und
einer Erörterung
ordnungsgemäße Durchführung
Entscheidung
der Rektorin/des Rektors
Rufschreiben
Rufschreiben fertigen (und Mitteilung
an die/den 2.-und 3.-Platzierte/n Schreiben an die/den Fachbereich über beabsichtigte
Ende
sowie Absagen an die anderen 2.-und 3.-Platzierten Abweichung informieren
Bewerberinnen und Bewerber)
Dez. I
Dez. I Absagen
Rufschreiben im Umlauf
Dez. I
Prozess „Konkurrentenklage“
Entscheidung des
Fachbereichsrats
FBR
Rückgabe
Rückgabe an die der Berufungsakte
Berufungskommission inkl. aller Begründungen
an Pers. Dez.
Nächstplatzierte soll
Ruf wird Ruf wird
das Rufschreiben
angenommen abgelehnt
erhalten
Ber. Ber.
Ruf wird
angenommen
Berufungsgespräch
R K D Dez. I Ber.
Berufungsgespräch Berufungsgespräch
Berufungsgespräch mit Erstplatzierten führt mit keiner/keinem
erfolgreich (Zweitplatzierten) führt der Platzierten zum
zu keiner Berufung Erfolg
Ber. Ber.
Einstellungverfahren
Dez. I Ende
Beamtenrechtliches Privatrechtliches
Dienstverhältnis Dienstverhältnis
Dienstvertrag
Urkunde fertigen
vorbereiten
Dez. I Dez. I
Überreichung
Dienstvertrag
Urkunde
R K D
Dienstantritt
Ber. FB
Ende
Fachbereichsratsbeschluss
über die Entfristung FBR-Protokoll
(Widmung mit Begründung)
FBR
FBR D BK
Entscheidung, ob Anforderungsprofil
geändert werden soll
Anforderungsprofil Anforderungsprofil
unverändert soll geändert werden
BK Sitzung:
Vorschlag Anforderungsprofil
BK
Abstimmung im Fachbereichsrat
über Anforderungsprofil
FBR
FBR-
FBR FBR
Protokoll
stimmt zu stimmt nicht zu
Rückgabe an die BK
GBA GBA
Erörterung Ende
stimmt zu stimmt nicht zu
Zuweisungsverfahren
(wie bei regulären Verfahren,
vgl. „Zuweisungsverfahren“)
Rt.
Anforderung/Einreichung
der Lehrevaluationsergebnisse,
ggf. weitere Bewerbungsunterlagen
BK bei der BK Ber.
Abstimmung
in der Berufungskommission
Abstimmung Abstimmung
gültig nicht gültig
schriftliche Stellungnahmen
GBA, SBV (ggf. weitere) einholen
Stellungnahmen
Stellungnahmen
verfassen, versenden
GBA SBV
Verfassung Abschlussbericht
Abschlussbericht
und Zusammenstellung
inkl. Anlagen
der Berufungsakte
BK
Vorgehen im Fachbereichsrat
(wie bei regulären Verfahren,
vgl. „Berufungsvorschlag FBR)“
FBR
Entscheidung Rektorin/Rektor
(wie bei regulären Verfahren,
vgl. ebenda)
R Rt.
Berufungsgespräch und
Dienstantritt (wie bei regulären Ende
Verfahren, vgl. ebenda)
R K D Ber. Dez. I
FBR
Dez. I Rt. R
freie und besetzbare Planstelle (Leerstelle) freie und besetzbare Planstelle (Leerstelle)
steht zur Verfügung steht zur Verfügung
Zustimmung der Rektorin / des Rektors Zustimmung der Rektorin / des Rektors
gemäß Sonderurlaubsverordnung gemäß Sonderurlaubsverordnung
Dez. I R Dez. I R
R K D Dez. I FB Ber.
Zuweisungsverfahren
(wie bei regulären Verfahren)
Gleichstellungsbeauftragte (ggf.
Schwerbehindertenvertretung)
Vorschlag der Kommission
mit einbeziehen
(wie bei regulären Verfahren –
Berufungsvorschlag der
Prüfung der pädagogischen Berufungskommission)
Eignung
Lehrerfahrung Lehrerfahrung
vorhanden / durch nicht vorhanden
Gutachten nachgewiesen
Dokumentation des Probevortrags
und der pädagogisch-didaktischen
Probevortrag
Kompetenzen
FBR
Rt. Dez. I
Beauftragung
der Vertreterin/des Vertreters
Dez. I
Im Folgenden ist der Prozess „Berufungsverfahren“ detailliert in Um eine zielgerichtete Suche zu ermöglichen, sind Stichwörter an
Textform dargestellt. Diese Beschreibung behandelt Berufungs- den Seitenrändern eingefügt; so kann zweckmäßig nur nach
verfahren ausführlich in allen Einzelheiten. bestimmten Themenbereichen gesucht werden. Diese gezielte
Die Kapitel sind identisch aufgebaut, jedoch können Suche wird auch von einem Sachwortregister unterstützt.
unabhängig voneinander – entsprechend den einzelnen Haupt Da für die Beteiligten auch unterstützende Materialien (z. B.
phasen/Meilensteinen im Verfahren – g elesen werden. So Muster „Einladungsschreiben für den Probevortrag“) zur Ver
beschreibt z. B. das Kapitel „Zuweisungsverfahren“ die Prozess- fügung gestellt werden, sind ebenfalls an den Seitenrändern
schritte vom Anstoß des Berufungsverfahrens bis hin zur Hinweise auf solche Materialien eingefügt. Diese sind im Intranet
Zuweisungsentscheidung des Rektorates und ist in erster Linie für in ihrer jeweils aktuellen Form zum Download bereitgestellt.
Dekaninnen und Dekane sowie für Fachbereichsräte relevant. Querverweise – in gleicher Weise seitlich angegeben –
Die einzelnen Kapitel fangen mit einer Checkliste an, in der ermöglichen eine Bezugnahme auf andere Textstellen.
komprimiert die wichtigsten Informationen zusammengefasst
sind.
Vom Anstoß des Verfahrens zur Besetzung einer Professur bis hin zur Zuweisungsentscheidung des Rektorates
Checkliste „Zuweisungsverfahren“
Zuweisungsverfahren zwingend
zu empfehlen
to check / to do erforderlich
Beschluss zur (Um-)Widmung der Professur auf Grundlage des
Ziffer 3.1 und 3.2 BO
Fachbereichsentwicklungsplans liegt vor.
Der Fachbereichsrat hat eine Berufungskommission gewählt; die
Zusammensetzung der Berufungskommission entspricht den Ziffer 1.2 und 1.3 BO
Vorgaben der Berufungsordnung.
Ein/e Berufungsbeauftragte/r wurde benannt. Ziffer 2 BO
Gleichstellungsbeauftragte, Schwerbehindertenvertretung und Ziffer 1.4 BO;
Berufungsbeauftragte/r sind zur konstituierenden Sitzung der § 24 HG NRW;
Berufungskommission eingeladen. § 95 SGB IX
In der konstituierenden Sitzung war die oder der Berufungs
Ziffer 1.4 BO
beauftragte anwesend.
In der konstituierenden Sitzung der Berufungskommission
wurde ein/e Vorsitzende/r gewählt; Mitglieder, die keine
Beamten/Beamtinnen sind und in keinem Beschäftigungsver- Ziffer 1.4 und 1.6 BO
hältnis mit der FH Aachen stehen, wurden schriftlich zur
Verschwiegenheit verpflichtet.
Ein Anforderungsprofil, Vorschlag zur Stellenausschreibung
Ziffer 3.2 BO
sowie zu Veröffentlichungsmedien wurde erstellt.
Der Fachbereichsrat hat über das Anforderungsprofil, den
vorgeschlagenen Stellenausschreibungstext und Ziffer 3.2 BO
Veröffentlichungsmedien abgestimmt.
Folgende Anlagen wurden ans Personaldezernat versendet:
(1) FBR-Beschlüsse, (2) ausgefülltes Formular Zuweisungs
verfahren, (3) Auszug aus dem Fachbereichsentwicklungsplan, in
dem die Stellen inkl. Finanzierung dargestellt sind,
Ziffer 3 BO;
(4) Anforderungsprofil, Text der Stellenausschreibung und
§ 38 HG NRW
Veröffentlichungsmedien, (5) Modulbeschreibungen, (6) Lehr
einsatzbögen – soweit die Professur nicht neu eingerichtet
wurde, (7) Zusammensetzung der Berufungskommission
(soweit nicht bereits im FBR-Protokoll).
Ein Zuweisungsverfahren ist zum einen ein Antrag eines Fachbereichs auf die Zuweisung DAS ZUWEISUNGS
und Ausschreibung einer Professur. Zum anderen ist es eine Beurteilung des Antrages VERFAHREN
durch die Hochschulleitung. Das Zuweisungsverfahren ist ein Instrument und gleichzeitig
ein Prozess, in dessen Rahmen die Aufgaben und Rahmenbedingungen einer Professur
definiert werden.
Zuweisungsverfahren werden benötigt, um die Perspektive des Fachbereiches in
die Entscheidung des Rektorates mit einzubeziehen.
Durch das Zuweisungsverfahren werden so sowohl fachbereichsinterne als auch
fachbereichs- und auch hochschulexterne relevante Aspekte betrachtet sowie verschie-
dene Perspektiven mit einbezogen. Durch die Ausrichtung und Festlegung der Schwer-
punkte einer Professur werden die strategischen Ziele bis auf die operative Ebene
heruntergebrochen.
Für den Anstoß eines Verfahrens ist die Dekanin oder der Dekan zuständig und sie oder ANSTOSS ZUM
er beginnt das Verfahren in der Regel auf Grund des Fachbereichsentwicklungsplanes. VERFAHREN
Zuerst wird das Verfahren fachbereichsintern angestoßen und im Fachbereichsrat
beschlossen.
PRAKTISCHE HINWEISE
Nach dem Hochschulgesetz (§ 38 Abs. 4 HG NRW) legt die Berufungsordnung (an der
FH Aachen vom 19. Juni 2008) fest, welche Regelungen bzgl. Wahl, Zusammensetzung
und Amtszeit einer Berufungskommission gelten. Die Mitglieder der Berufungs
kommission werden vom Fachbereichsrat nach Gruppen getrennt gewählt.
KONSTITUIERENDE
Die Dekanin oder der Dekan stößt nicht nur das Verfahren im Fachbereichsrat an,
SITZUNG DER sondern lädt auch die gewählten Mitglieder der Berufungskommission zu einer
BERUFUNGS konstituierenden Sitzung ein. Zu der Sitzung sind die Gleichstellungsbeauftragte, die
KOMMISSION Schwerbehindertenvertretung und die oder der Berufungsbeauftragte einzuladen. Eine
konstituierende Sitzung kann nur erfolgen, wenn die oder der zugeordnete Berufungsbe-
auftragte anwesend ist.
Handelt es sich um eine befristete Professur, ist zu berücksichtigen, dass die Höchst-
befristung bei Professuren 5 Jahre beträgt (§ 123 LBG NRW).
Wenn die Finanzierung der Professur aus Mitteln erfolgen soll, die nur befristet
zur Verfügung stehen (z. B. Hochschulpakt), kann die Ausschreibung ebenfalls nur
befristet und die Berufung auf Zeit erfolgen. Ausnahme bildet, wenn eine Nachfolge
angestrebt ist (muss im Rahmen des Zuweisungsantrages benannt werden).
Professuren, die aus Studienbeiträgen finanziert werden sollen, können eben-
falls nur befristet ausgeschrieben werden.
Beabsichtigt der Fachbereich, Studienbeiträge zur Finanzierung anzuwenden,
sollen die Studierenden (bzw. Vertreter/innen) in diesem Entscheidungsprozess
mitbeteiligt werden. Die Beteiligung muss von der Dekanin oder vom Dekan durch die
Unterzeichnung eines Formulars bestätigt werden (das Formular kann im Intranet
heruntergeladen werden unter „Startseite -> Downloads/Formulare -> Dezernat III
-> Beschaffungsanträge -> Anlage zu Anträgen bei Finanzierung aus Studien
beiträgen“).
Das Formular für die Verpflichtung zur Verschwiegenheit kann aus dem Intranet
heruntergeladen werden. „Startseite -> Downloads/Formulare -> Dezernat I
-> Studentische-, wissenschaftliche Hilfskräfte -> Niederschrift über die Verpflichtung
nichtbeamteter Personen“.
Liegt der Antrag inkl. aller Anlagen vor, prüft das Personaldezernat, ob der Antrag alle KLÄRUNG
formalen Voraussetzungen erfüllt: UND BERATUNG
> Wurden alle benötigten Dokumente und Unterlagen eingereicht, BZGL. ANTRAG
> wurden alle Formulare ausgefüllt,
> sind die Dokumente aktuell?
Entspricht der Antrag den formalen Voraussetzungen, findet eine inhaltliche Vorprüfung
statt. Dabei wird insbesondere auf folgende Aspekte geachtet:
> Übereinstimmung zwischen (Um-)Widmung und Fachbereichsentwicklungsplan,
> Übereinstimmung zwischen Widmung, freien Stellen im Hinblick auf Haushalt,
Planstellen,
> Finanzierung der Professur, z. B. ob die Richtwerte des Rektorats bzgl.
Flexibilisierung des Budgets eingehalten werden, ob dem Fachbereich zur
Finanzierung der Professur genügend Mittel zur Verfügung stehen,
Das Rektorat kann bei evtl. Unstimmigkeiten das Personaldezernat mit einbeziehen und/
oder die Dekanin oder den Dekan zu der Rektoratssitzung einladen.
Über das Ergebnis der Entscheidung informiert das Personaldezernat die Dekanin
oder den Dekan.
Wird dem Antrag zugestimmt (1), erfolgt die Informierung durch die Mitteilung des
Veröffentlichungstermins der Ausschreibung.
In den Fällen (2) und (3) informiert das Rektorat das Personaldezernat über die
Gründe für den Änderungsvorschlag bzw. für die Ablehnung, damit die Kommunikation
zwischen Fachbereich und Personaldezernat erfolgen kann.
PRAKTISCHE HINWEISE
Auch wenn ein Zuweisungsantrag auf die Tagesordnung des Rektorats gesetzt wurde
und eine unmittelbare Entscheidung erfolgen kann, muss jedes Protokoll genehmigt
werden. Dies erfolgt in der Regel in der nächsten Rt.-Sitzung.
Bevor die nächsten Schritte im Berufungsverfahren angestoßen werden können,
muss das offiziell genehmigte Protokoll vorliegen.
Dieser Zeitraum muss bei der Planung mitberücksichtigt werden.
PRAKTISCHE HINWEISE
Der Zeitpunkt zum Anstoß des Berufungsverfahrens zur Entfristung muss bewusst
gewählt werden. Berufungsverfahren, in denen Professuren unbefristet werden,
laufen viel schneller ab als reguläre Verfahren. Das Verfahren kann innerhalb von
2–6 Monaten durchgeführt werden. Wenn das Verfahren angestoßen ist (= Antrag
wurde eingereicht), muss dieses durchgeführt und am Ende ein unbefristetes
Beschäftigungsverhältnis oder eine Berufung auf Lebenszeit erfolgen.
Der Zuweisungsantrag soll daher spätestens ein ¾-Jahr vor dem Ablauf der
Befristung im Personaldezernat eingereicht werden.
Der Unterschied zu regulären Professuren besteht darin, dass die auf Lebenszeit
berufene Person parallel zur Ernennung als Professorin oder Professor an der FH Aachen
auf unbestimmte Zeit beurlaubt wird, um (Forschungs-)Tätigkeiten an der jeweiligen
Großforschungseinrichtung ausüben zu können. Gleichzeitig verpflichtet sich die
berufene Person, im Umfang von 2 Semesterwochenstunden Lehrveranstaltungen an der
FH Aachen zu übernehmen.
Von der konstituierenden Sitzung bis hin zur Abstimmung über den Berufungsvorschlag
Da es sich beim Prozessablauf in der Berufungskommission um einen hochkomplexen
Prozess handelt, folgen dem Hauptkapitel „Vorgehen in der Berufungskommission“
weitere Kapitel, in denen einzelne Aspekte eines Auswahlverfahrens beschrieben sind.
So ist beispielsweise im Kapitel „Anforderungsprofil“ beschrieben, WAS ein
Anforderungsprofil ist und WIE dieses erstellt werden kann.
Um die Unsicherheit dieser Entscheidung zu reduzieren und die Qualität sowie die
S. KAPITEL
Akzeptanz dieser Entscheidung zu erhöhen, werden an der FH Aachen Berufungs „ZUWEISUNGS
kommissionen mit der Vorbereitung eines Berufungsvorschlages beauftragt. Hinsichtlich VERFAHREN – WAHL
Vorgaben der Zusammensetzung einer Berufungskommission sind die oben genannten DER BERUFUNGS
Leitgedanken in der Berufungsordnung berücksichtigt. KOMMISSION“
Alle Mitglieder sowie Beraterinnen und Berater der Berufungskommission sind zur VERSCHWIEGENHEIT
Verschwiegenheit und zur Einhaltung der datenschutzrechtlichen Regelungen UND DATENSCHUTZ
verpflichtet.
Der Berufungskommission obliegt es, die professoralen Mitglieder anderer Hoch-
schulen, die studentischen Mitglieder sowie alle sonstigen, zur Beratung herangezogenen
Personen, soweit diese nicht in einem Beamten- oder Beschäftigungsverhältnis zur
FH Aachen stehen, nach dem Gesetz über die Verpflichtung nicht beamteter Personen
(Verpflichtungsgesetz) in der jeweils gültigen Fassung zu verpflichten. Vereinfacht
formuliert müssen alle Personen, die im Rahmen des Berufungsverfahrens bewerber
bezogene Daten erhalten und nicht an der FH Aachen beschäftigt sind und/oder nicht
dem Fachbereichsrat der ausgeschriebenen Professur angehören und nicht beamtet sind,
schriftlich zur Verschwiegenheit und zum Datenschutz verpflichtet werden.
Die Einhaltung der Regelungen der Befangenheit (§§ 20, 21 VwVfG) zu beachten, obliegt
ebenfalls der Berufungskommission. Liegt Befangenheit vor, so ist das Berufungs
kommissionsmitglied von seinen Aufgaben zu entbinden und die Benennung eines neuen
Mitgliedes anzustoßen.
ZEITPLAN
Eine weitere verfahrensqualitätssichernde Aufgabe der Berufungskommission betrifft
die zeitliche Planung bzw. die Überprüfung, ggf. Änderung des bereits erstellten Zeit-
planes des Berufungsverfahrens.
Die Erstellung des ersten groben Zeitplanes eines Berufungsverfahrens obliegt der
MUSTER ZEITPLAN
Dekanin oder dem Dekan, da sie oder er für den Anstoß des Verfahrens verantwortlich
ist. Jedoch soll die Feinplanung von den Mitgliedern der Berufungskommission vor
genommen werden. Der Zeitplan des Berufungsverfahrens soll im Laufe des Verfahrens
jeweils angepasst werden, soweit die Situation dies erfordert. Verzögerungen im
Vergleich zum ursprünglichen Zeitplan sollen nachvollziehbar sein. Die Beteiligten im
Berufungsverfahren sind darüber zu benachrichtigen.
Eine solche Situation liegt beispielsweise vor, wenn unerwartet viele oder aber
kaum Bewerbungen eingereicht werden.
Hat die Berufungskommission diese Aufgaben erfüllt, leitet die oder der Vorsitzende die
S. KAPITEL
„ZUWEISUNGS entsprechenden Dokumente an die Dekanin oder an den Dekan weiter, da der Fach
VERFAHREN” bereichsrat seine Zustimmung zum vorgeschlagenen Anforderungsprofil, Ausschreibungs
text (lt. Berufungsordnung) sowie die Dekanin oder der Dekan zu den vorgeschlagenen
Veröffentlichungsmedien geben soll. Stimmt der Fachbereichsrat nicht zu, müssen
Änderungen vorgenommen werden. Stimmt der Fachbereichsrat zu, dienen die erarbei-
teten Dokumente als Anlagen zum Zuweisungsantrag (s. Kapitel „Zuweisungsverfahren“),
da die Ausschreibung der Stellen von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern dem
Rektorat obliegt.
Die Bewerbungen werden an das Rektorat gesendet. Das Personaldezernat bestätigt den EMPFANG DER
Eingang. Für elektronische Bewerbungen wird für jede Professurenausschreibung ein BEWERBUNGEN
E-Mail-Account eingerichtet.
Das Dezernat erfasst einige Daten aus der Bewerbung, wie Name, Anschrift, Art
und Anzahl der eingereichten Unterlagen (z. B. Anschreiben, Zeugnisse, Veröffent
lichungen, Arbeitsproben). Danach werden die Bewerbungsunterlagen an die oder an den
Vorsitzende/n der Berufungskommission entweder per Post oder per E-Mail aus dem
Account automatisch weitergeleitet.
Außerdem wird eine Eingangsbestätigung mit folgenden zusätzlichen Hinweisen
vom Personaldezernat an die Bewerberinnen oder Bewerber versendet:
Hinweis darauf,
> dass das Auswahlverfahren sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, da
mehrere Instanzen beteiligt sind,
> dass zwischenzeitlich ggf. die Berufungskommission unmittelbar die
Bewerberinnen und Bewerber anspricht sowie
> dass die Bewerberinnen und Bewerber unaufgefordert nach dem Abschluss des
Verfahrens informiert werden.
Bei den nach Ablauf der gesetzten Bewerbungsfrist eingegangenen Bewerbungen NACH ABLAUF DER
entscheidet die Berufungskommission nach Prüfung der Unterlagen, ob die Bewerbung FRIST EINGEGANGENE
berücksichtigt werden soll. BEWERBUNGEN
Die Bewerberinnen und Bewerber erhalten auch in diesem Fall eine Eingangs
S. AUCH KAPITEL
bestätigung vom Personaldezernat, allerdings mit dem Vermerk, dass ihre Bewerbung „STELLEN
nach der gesetzten Frist eingegangen ist und von der Entscheidung der Berufungs AUSSCHREIBUNG”
kommission abhängt, ob diese berücksichtigt wird.
PRAKTISCHE HINWEISE
Wenn sich während der Bewerbungsfrist schon abzeichnet, dass die Resonanz auf die
Ausschreibung nicht so groß ist, soll eine evtl. Verlängerung der Ausschreibung
überlegt werden.
(1) Wenn sich die Berufungskommission für eine Verlängerung der Bewerbungsfrist
entscheidet (Veröffentlichung der Ausschreibung mit verlängerter Bewerbungs-
frist auf der Homepage), muss das Personaldezernat informiert werden.
(2) Wenn die Veröffentlichung der Ausschreibung mit verlängerter Bewerbungsfrist
auch in „Die Zeit“ erfolgen soll, soll zusätzlich das Einverständnis der Dekanin
oder des Dekans eingeholt werden, da die Kosten der Fachbereich übernimmt.
(3) Wenn die Veröffentlichung der Ausschreibung mit verlängerter Bewerbungsfrist
auch in einem zusätzlichen Medium erfolgen soll (z. B. Fachzeitschrift), welches
jedoch im Zuweisungsantrag nicht angegeben wurde, muss das Vorhaben
zusätzlich zu Punkt (2) dem Rektorat vorgelegt werden.
(4) Wenn die Ausschreibung zusätzlich auch inhaltlich verändert werden soll, muss
die Zustimmung des Fachbereichsrates und des Rektorates eingeholt werden.
Die oder der Vorsitzende erhält vom Personaldezernat bei Bewerbungen, die nach
Ablauf der Bewerbungsfrist eingegangen sind, ein Schreiben mit der Bitte um
Entscheidung, ob die Bewerbung in das Verfahren aufgenommen werden soll. Dabei
wird eine Rückmeldungsfrist angesetzt. Erhält das Personaldezernat keine Rück
meldung (keine explizite Ablehnung), wird die verspätete Bewerbung in das Verfahren
aufgenommen.
PRAKTISCHE HINWEISE
Sind die Probevorträge und die am Anforderungsprofil orientierten Interviews durch VORLÄUFIGE
geführt, besteht die Aufgabe der Berufungskommission darin, eine Entscheidung bzgl. ENTSCHEIDUNG
Platzierung oder Nicht-Platzierung der eingeladenen Bewerberinnen und Bewerber zu
treffen und zu begründen.
Die Berufungskommission muss nach § 38 Abs. 3 HG NRW drei Personen zur
Listenplatzierung vorschlagen.
Bei dieser Entscheidung muss noch keine Reihenfolge der Platzierungen vor
genommen werden, daher muss hier auch keine Abstimmung erfolgen. Die Abfrage eines
Meinungsbildes ist ausreichend.
Wenn auch dieses Vorgehen zu keinem Ergebnis führt, kann die Berufungskommission
die Entscheidung treffen, statt über drei über mehrere Personen das vergleichende
Gutachten einzuholen.
Wenn die Meinungsunterschiede nur die Reihenfolge betreffen, kann die Ent
scheidung bzgl. Reihenfolge bis zum Eingang der vergleichenden Gutachten verschoben
werden.
PRAKTISCHE HINWEISE
Vergleichende Gutachten
VERGLEICHENDE
Hat die Berufungskommission eine Dreierliste erstellt, besteht die nächste Aufgabe in der
GUTACHTEN Einholung von zwei vergleichenden Gutachten (§ 38 Abs. 3 HG NRW). Die Gutachten
sollen Auskunft über die wissenschaftliche und/oder künstlerisch-gestalterische Quali
fikation der platzierten Bewerberinnen und Bewerber geben.
Bei der Auswahl der Gutachterinnen und Gutachter soll auf folgende Aspekte geachtet
werden:
> die Gutachterinnen und Gutachter sollen fachnahe Professorinnen und/oder
Professoren mit hervorragender fachlicher Eignung sein,
> die Gutachterinnen und Gutachter dürfen nicht Angehörige der FH Aachen sein,
> die Gutachterinnen und Gutachter dürfen – soweit vermeidbar – in keiner
persönlichen oder werdegangbezogenen Beziehung zu einer der zu begutachtenden
Personen stehen (etwa Beteiligung am Promotions- oder Habilitationsverfahren;
Antragstellung für Stipendien; gemeinsame Forschungs- oder Publikationstätigkeit;
zeitgleiche Tätigkeit in derselben wissenschaftlichen Einrichtung) (Institutsebene).
Wird hiervon abgewichen, ist dies sachlich nachvollziehbar zu begründen.
Den Gutachterinnen und Gutachtern werden folgende Unterlagen zur Verfügung gestellt:
KRITERIEN
„VERGLEICHENDE (1) Ausschreibungstext,
GUTACHTEN“ (2) Bewerbungsunterlagen der platzierten Bewerberinnen und Bewerber (ggf. Kopie
des Einverständnisses bzgl. Weiterleitung der Unterlagen),
(3) die „Beurteilungskriterien vergleichender Gutachten“ oder der Hinweis aus der
Berufungsordnung, dass der Auftrag die Beurteilung der fachlichen Kompetenzen
(und nicht der pädagogisch-didaktischen oder sonstigen Kompetenzen) betrifft,
(4) Hinweis auf die vertrauliche Behandlung der personenbezogenen Daten sowie auf
die Berufungsordnung der FH Aachen.
Gemäß § 3 Abs. 2 der Verordnung über die Nebentätigkeit des wissenschaftlichen und
künstlerischen Personals an den Hochschulen des Landes NRW (Hochschulnebentätig-
keitsverordnung – HNtV) gehört zu den hauptamtlichen Aufgaben von Professorinnen
und Professoren das Erstellen von Gutachten im Rahmen von Berufungsverfahren. Die
Annahme eines zusätzlichen Honorars für die Erfüllung von Aufgaben im Hauptamt ist
unzulässig. Daher kann den Gutachterinnen und Gutachtern kein Honorar angeboten
werden.
Die Datei, welche die Kriterien der vergleichenden Gutachten beinhaltet, kann im
Intranet unter dem Menüpunkt „Startseite -> Administration -> Zentralverwaltung
-> Dezernate -> Dezernat I -> Information von A bis Z -> Berufungsverfahren“
heruntergeladen werden.
Daher müssen die Abstimmungen bzgl. der Berufungsvorschläge ausreichend vorbereitet, EIN WAHLGANG
der zur Abstimmung vorgelegte Berufungsvorschlag ausgereift – als Ergebnis vorheriger
Diskussionen und Überlegungen – sein. Wenn ein Berufungsvorschlag nicht ausreichend
in der Kommission diskutiert und „zu schnell“ abgestimmt wurde, kann dies dazu führen,
dass kein eindeutiges Abstimmungsergebnis zustande kommt.
Dieses Vorgehen (Einschränkung auf einen Wahlgang) wurde mit dem Ziel gewählt,
die Mitglieder der Kommission zur Diskussion zu veranlassen und zu ermutigen. Findet
eine Auseinandersetzung mit einem Berufungsvorschlag vor einer Abstimmung nicht
statt, müssen die Argumente und Sichtweisen nach einer gescheiterten Abstimmung
ausgetauscht werden. Die gescheiterte Abstimmung muss protokolliert werden.
Im Laufe des Verfahrens findet eine sehr intensive Arbeit in einer Berufungskommission
statt. Die intensive Auseinandersetzung mit einem Berufungsvorschlag liegt im Interesse
aller beteiligten Gruppen der Berufungskommission.
Das Vorgehen unterstützt den Austausch und berücksichtigt die verschiedenen
Interessen. Kommt trotz Diskussion kein eindeutiges Abstimmungsergebnis zustande,
muss die Berufungskommission einen anderen Berufungsvorschlag oder ein anderes
Vorgehen, z. B. Neuausschreibung, finden.
Um die Interessen der einzelnen in der Berufungskommission vertretenen Gruppen zu GEHEIME UND NACH
bewahren, muss die Kommission nicht nur in einem Wahlgang entscheiden, sondern auch GRUPPEN GETRENNTE
geheim nach Gruppen getrennt abstimmen. Für ein gültiges Ergebnis ist nicht nur die ABSTIMMUNG
Mehrheit des Gremiums, sondern auch die Mehrheit der dem Gremium angehörenden
Professorinnen und Professoren nötig. Enthaltungen gelten nicht als Zustimmung. Es
muss somit eine gruppeninteressenübergreifende Mehrheitsentscheidung getroffen
werden, welche ebenfalls eine intensive Auseinandersetzung und Gedankenaustausch
der Mitglieder der Berufungskommissionen voraussetzt.
Da nur ein Wahlgang durchgeführt werden kann, gibt es nur eine bestimmte Anzahl von
möglichen Wahlergebnissen, die als Zustimmung für einen Berufungsvorschlag bewertet
werden können.
Folgende Tabelle stellt die möglichen Wahlergebnisse dar, also alle möglichen
Wahlergebnisse, die als Zustimmung zum Berufungsvorschlag bzw. zur Platzierung
interpretiert werden können.
Professor/in A ja ja ja
Professor/in B ja ja ja
Professor/in C ja ja ja
akademische/r
ja/nein/Enthaltung ja ja/nein/Enthaltung
Mitarbeiter/in
Stimmen alle
Professorinnen und
Professoren der
Berufungskommission
für die Platzierung
Stimmen mindestens drei der Professorinnen
einer Person für einen
und Professoren und mindestens eine Person aus
bestimmten Platz mit
Ergebnis den Gruppen der Studierenden oder
„ja“ ab, ist damit
erläuterung akademischen Mitarbeitern mit „ja“ ab,
sowohl die Gremiums-
ist ebenfalls die Gremiums- und
mehrheit als auch die
Professorenmehrheit gegeben.
Mehrheit der dem
Gremium
angehörenden
Professorinnen und
Professoren gegeben.
Wird einer Platzierung mit der nötigen Mehrheit zugestimmt, jedoch nicht mit SONDERVOTUM
100-prozentiger Zustimmung aller Mitglieder, kann jedes überstimmte Mitglied – sofern
dies nach der Abstimmung zu Protokoll gegeben wurde – ein Sondervotum abgeben. Das
Sondervotum ist zeitnah schriftlich an die Vorsitzende oder an den Vorsitzenden zu
senden und als Anlage zum Protokoll zu nehmen.
Das Votum der studentischen Mitglieder der Berufungskommission soll sich auf die VOTUM DER
Lehrleistung der platzierten Personen beziehen. Wenn die Studierenden oder eine/r von STUDIERENDEN
ihnen anders als die Mehrheit der Mitglieder abgestimmt haben, müssen sie (muss sie
oder er) ein schriftliches Votum abgeben.
Im einfachsten Fall hat die Kommission für jeden Platz mit der notwendigen Mehrheit
zugestimmt.
Es kann aber auch vorkommen, dass für die ersten zwei Plätze die Mehrheit KEINE „3ER-LISTE”
gegeben ist, nicht jedoch für die oder für den Drittplatzierten. In allen Fällen, in denen
keine Dreierliste erstellt werden kann, sind die Gründe im Abschlussbericht zu erläutern.
Es kann vorkommen, dass die Berufungskommission bei der Abstimmung für keinen
Platz auf der Liste die notwendige Mehrheit erreicht.
Wird einem Berufungsvorschlag (Liste mit 3 Personen in Reihenfolge) nicht mit den
notwendigen Mehrheiten zugestimmt, ist also kein Vorschlag zustande gekommen,
entscheidet die Berufungskommission nach entsprechender Erörterung der Sachlage, ob
aus dem vorliegenden Bewerberinnen- und Bewerberkreis ein neuer Berufungsvorschlag
erstellt werden oder eine Neuausschreibung der Professur erfolgen soll.
Das Ergebnis der Abstimmung, unabhängig vom Ausgang – sei es Zustimmung zur
Dreierliste, eine Pattsituation oder der Vorschlag zur Neuausschreibung –, wird dem
Fachbereichsrat weitergeleitet bzw. mit diesem erörtert.
BEISPIELE
BEISPIEL A: Nur zwei der Bewerberinnen oder Bewerber werden von der Berufungs
kommission als berufungsfähig im Sinne des Anforderungsprofils betrachtet. Es wird eine
Liste erstellt, auf Platz 1 ist „A“, auf Platz 2 ist „B“. Die Kommission stimmt zuerst über
„A“ ab. Drei Professoren stimmen mit ja, ein Professor stimmt mit nein und alle anderen
Mitglieder stimmen ebenfalls mit nein. Die Platzierung von „A“ wird also abgelehnt, da
zwar die Mehrheit der Professoren mit ja gestimmt hat, nicht jedoch die Mehrheit des
Gremiums. Das Stimmenverhältnis ist 3:4:0.
Danach wird über „B“ abgestimmt. Das Abstimmungsergebnis ist das gleiche wie
vorher: 3:4:0. Drei der Professoren sind für die Zweitplatzierung von „B“, die vier
anderen Mitglieder der Kommission jedoch dagegen, da sie „B“ auf dem ersten Platz
sehen möchten. Die Listenplatzierung von „B“ auf dem zweiten Platz wird somit eben-
falls abgelehnt.
Nun muss die Berufungskommission hinsichtlich des weiteren Vorgehens eine
Entscheidung treffen. Da die Abstimmung über eine Liste, in der „B“ auf dem ersten und
„A“ auf dem zweiten Platz platziert ist, zum Spiegelbild der ursprünglichen Abstimmung
führen würde, hätte eine solche Abstimmung keinen Mehrwert. Zwar würde ein professo-
rales Mitglied, die Studierenden sowie das akademische Mitglied für „B“ auf Platz 1
stimmen, aber die anderen 3 Professoren gegen die Erstplatzierung von „B“. Das
Abstimmungsergebnis wäre zwar 4:3:0, jedoch ohne die Mehrheit der dem Gremium
angehörenden Professoren.
In einem solchen Fall soll zunächst die Ursache der Abweichung geklärt werden.
Wenn nach Klärung die Beteiligten bzgl. Rangfolge weiterhin nicht einig sind, besteht
eine Pattsituation, die Berufungskommission kommt zu keinem eindeutigen Ergebnis.
Daher soll der Prozess und die Entscheidung an den Fachbereichsrat weitergeleitet
werden.
Damit alle Sichtweisen im Fachbereichsrat berücksichtigt werden und die Rektorin
oder der Rektor ggf. später die Argumente der professoralen Mitglieder bzw. des
Gremiums nachvollziehen kann, haben die Begründungserläuterungen in solchen Fällen
einen besonderen Stellenwert. In der Regel wird die Rektorin bzw. der Rektor in diesem
Fall ein Gespräch mit den Gremien führen, bevor sie bzw. er über den Berufungs
vorschlag des Fachbereichsrats entscheidet.
PRAKTISCHE HINWEISE
Die oder der Vorsitzende ist für die Erstellung des Abschlussberichtes und dessen Inhalt
verantwortlich. Sie oder er kann jedoch die Mitglieder der Kommission in die Arbeit mit
einbeziehen. Der Abschlussbericht muss von den Mitgliedern der Berufungskommission
nicht genehmigt werden, sie haben jedoch das Recht, Einsicht zu verlangen.
PRAKTISCHE HINWEISE
Wenn die Dokumentation parallel zum Ablauf des Verfahrens erfolgt, kann am Ende
des Verfahrens der Abschlussbericht schneller erstellt werden. Die Kommission kann
sich auch einigen, die einzelnen Kapitel untereinander aufzuteilen.
Der Vorschlag zur Gliederung des Abschlussberichtes sowie die Liste der
einzureichenden Unterlagen kann im Intranet unter dem Menüpunkt „Startseite
-> Administration -> Zentralverwaltung -> Dezernate -> Dezernat I -> Information von
A bis Z -> Berufungsverfahren“ heruntergeladen werden.
Nachbereitung
Der Berufungsvorschlag der Berufungskommission wird an den Fachbereichsrat mit der
Dokumentation weitergeleitet.
Nach der Entscheidung des Fachbereiches wird der Vorschlag im Personaldezernat
zur Vorlage beim Rektorat eingereicht.
Checkliste „Anforderungsprofil“
Anforderungsprofil zwingend
zu empfehlen
to check / to do erforderlich
Tätigkeitsdarstellung der Professorenposition liegt vor. DIN 33430
Liste der Hauptaufgaben, die in die Stellenausschreibung Inhalte Stellen
übernommen werden können, stehen zur Verfügung. ausschreibung
Gewichtung der Hauptaufgaben liegt vor. Verfahrenseffizienz
Kompetenzen wurden den Aufgaben zugeordnet, Aufgaben-
DIN 33430
Kompetenz-Matrix liegt vor.
Die „kompensierbaren“ und „nicht kompensierbaren“
Verfahrenseffizienz
Kompetenzen wurden festgelegt.
Das Anforderungsprofil beinhaltet die Schlüsselkompetenzen. FH-Profil
Operationalisierungen – Qualifikationen, praktische und
berufliche Erfahrungen, Verhaltensbeschreibungen – sind für
DIN 33430
die zu den wichtigen Aufgaben gehörenden Kompetenzen
festgelegt.
Operationalisierungen berücksichtigen die gesetzlich Beschluss
vorgeschriebenen Einstellungsvoraussetzungen und können in § 36 HG NRW ayerisches
B
die Stellenausschreibung übernommen werden. Verwaltungsgericht
Operationalisierungen sind den Kompetenzen zugeordnet und
DIN 33430
ergänzen somit die Aufgaben-Kompetenzen-Matrix.
Anforderungsprofil wurde erstellt. Ziffer 3.2 BO
Um eine gute Prognose zu stellen, ob eine Person in einer Position erfolgreich sein wird,
müssen selbstverständlich zunächst die Aufgaben und Anforderungen der zu besetzen
den Position definiert werden. Diese fließen in ein Anforderungsprofil ein, welches eine
wesentliche Grundlage für das weitere Verfahren bildet. Anhand des Anforderungsprofils
kann beurteilt werden, ob eine Bewerberin oder ein Bewerber über diejenigen Kompe-
tenzen verfügt, die zur Erfüllung der Aufgaben einer Professur benötigt werden (s. Abbil-
dung 1). Ohne diesen Schritt kann kein systematisches Auswahlverfahren durchgeführt
werden.
Motivationen/Bedürfnisse
Anforderungen Entwicklungspotenziale
Das wichtigste Ziel eines Anforderungsprofils ist es, zu beschreiben, welche Aufgaben in
der zu besetzenden Professur erfüllt werden müssen und welche Qualifikationen und
Kompetenzen zu dieser Erfüllung benötigt werden. Das Ziel ist also, einen Bezugs
rahmen/ein „Soll“-Profil zu bilden.
ANFORDERUNGS
Nur auf der Grundlage des Anforderungsprofils kann/können
PROFIL ALS > eine Stellenausschreibung formuliert,
GRUNDLAGE FÜR … > ein Ausschreibungsmedium bzw. mehrere Medien und ein Bewerbungszeitraum
definiert,
> bei der Sichtung und Bewertung der Bewerbungsunterlagen über die „Güte“ einer
Bewerbung eine Entscheidung getroffen,
> geeignete Beobachtungsmethoden ausgewählt, ein Auswahlverfahren konzipiert
sowie im weiteren Verfahren im Probevortrag und im Interview die Kompetenzen
beurteilt,
> eine Prognose bzgl. Erfolgswahrscheinlichkeit im Beruf getroffen und
> eine Platzierung oder Nicht-Platzierung begründet werden.
Die im Anforderungsprofil definierten Aufgaben bilden später auch die Grundlage für die
Vereinbarungen bzgl. Aufgaben im Berufungsgespräch. Weiterhin können diese in ein
Personalentwicklungskonzept einfließen.
Ein Anforderungsprofil ist im Wesentlichen daher die Antwort auf zwei Fragen:
„Was muss eine Professorin oder ein Professor tun?“ Aufgabe/Prozess
„Was muss eine Professorin oder ein Professor hierfür an
Kompetenz
Kompetenzen mitbringen?“
BEISPIELE
BEISPIEL A: Die Aufgabe einer FH-Professorin oder eines FH-Professors ist, praxisnahe
und anwendungsorientierte Lehre in dem von ihr oder ihm vertretenen Fach zu halten
(Merkmal der Position = Aufgabe). Um diese Aufgabe zu erfüllen und den Prozess „Lehre“
vollziehen zu können, werden fachliche Kompetenzen und fachspezifische Praxis
erfahrungen sowie zur Vermittlung der Fachinhalte pädagogisch-didaktische
Kompetenzen seitens einer berufungsfähigen Bewerberin oder eines berufungsfähigen
Bewerbers benötigt (Merkmale der Person = Kompetenzen).
BEISPIEL B: Die Aufgabe einer FH-Professorin oder eines FH-Professors ist die Leitung
des Labors Datennetze und aus dieser Aufgabe resultierende Anforderungen sind die
Merkmale der Position. Welche Kompetenzen (Merkmale der Person) eine berufungs
fähige Bewerberin oder ein berufungsfähiger Bewerber mitbringen soll, ergibt sich aus
den Antworten auf folgende Fragen:
> Über welche Fach- und Methodenkenntnisse muss die Stelleninhaberin oder
der Stelleninhaber verfügen, um bei der Aktualisierung der Studiumsinhalte die
Gegebenheiten des Labors mit einbeziehen zu können?
> Über welche praktische Organisations- oder Managementerfahrung muss die
Stelleninhaberin oder der Stelleninhaber verfügen, um das Labor leiten zu können?
Mögliche erwartete Kompetenzen können z. B. folgende sein:
> Kenntnisse über die Anwendung von VPN-Systemen, Kenntnisse von Methoden zur
Benutzerauthentifizierung und Datenverschlüsselung usw.
> Führungskompetenz, die durch praktische Erfahrungen erworben ist, Kenntnisse im
Projektmanagement oder in der Ressourcenplanung sowie Gestaltungsmotivation,
Innovationsfähigkeit usw.
Wenn versucht wird, zu viele verschiedene Gebiete durch eine Position abzudecken,
kann das Anforderungsprofil auch solche Kompetenzkombinationen beinhalten, über
welche kaum eine Bewerberin oder ein Bewerber verfügt. Dies gilt es aber bereits im
Vorfeld, bei der Widmung der Stelle zu bedenken.
In solchen Fällen sollte die Modifizierung der Stellenwidmung und damit die
Änderung des daraus resultierenden Anforderungsprofils in Erwägung gezogen werden.
Das Anforderungsprofil bildet den Bezugsrahmen, es ist ein Modell, ein Schema. Anhand
S. KAPITEL
dessen werden die weiteren Schritte im Verfahren geplant bzw. Entscheidungen „AUSWAHL
getroffen. In dem Moment, in dem Menschen (Bewerberinnen und Bewerber) in den VERFAHREN”
Prozess eintreten, ist eine neutrale Überlegung zur idealen Bewerberin bzw. zum idealen
Bewerber nicht mehr möglich (s. Kapitel „Auswahlverfahren“).
Der Ablauf bei der Erstellung des Anforderungsprofils durchläuft somit folgende Schritte:
> Darstellung der Tätigkeit sowie der Aufgaben
> Zuordnung von erforderlichen Kompetenzen zur Erfüllung der einzelnen Aufgaben
> Gewichtung und Festlegung von „kompensierbaren“ und „nicht kompensierbaren“
Kompetenzen unter Beachtung der Schlüsselkompetenzen
> Operationalisierung – Beschreibung von (beobachtbarem) Verhalten der
Bewerberin bzw. des Bewerbers, anhand dessen auf das Vorhandensein der
entsprechenden Kompetenzen geschlossen werden kann.
Die Aufgaben einer Professur werden zum einen durch den Gesetzgeber definiert, zum
anderen aber aus der gegenwärtigen Situation und ggf. aus der Entwicklungsplanung des
jeweiligen Fachbereichs und der Hochschule abgeleitet.
Gesetzliche Aufgaben:
GESETZLICH
Die hauptberuflichen Aufgaben der Professorinnen und Professoren ergeben sich aus
VORGEGEBENE dem Hochschulgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen. Paragraph 35 beschreibt die
AUFGABEN VON Dienstaufgaben der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer wie folgt:
PROFESSOR(INN)EN > Selbständige Wahrnehmung der obliegenden Aufgaben ihrer Hochschule in
Forschung, Kunst, Lehre und Weiterbildung nach näherer Ausgestaltung ihres
„AUFGABENKATALOG“
Dienstverhältnisses in ihren Fächern,
> Mitwirkung in der Studienberatung,
> Mitwirkung an der Verwaltung der Hochschule,
> Abnahme von Prüfungen in allen Studiengängen und Studienabschnitten in ihren
Fächern,
> Mitwirkung an der Studienreform,
> Weiterbildung und Beteiligung an berufspraktischen Studienphasen sowie
> Wahrnehmung von Forschungs- und Entwicklungsaufgaben und künstlerisch-
gestalterischen Aufgaben sowie Aufgaben des Wissenstransfers (s. zum Thema
Forschung auch §§ 70 und 71).
Paragraph 58 des HG NRW fordert von Professorinnen und Professoren, dass die
Studierenden durch die Lehre dem jeweiligen Studiengang entsprechend zu wissen-
schaftlicher oder künstlerisch-gestalterischer Arbeit, zur Anwendung wissenschaftlicher
oder künstlerisch-gestalterischer Erkenntnisse und Methoden in der beruflichen Praxis,
zur kritischen Einordnung wissenschaftlicher Erkenntnisse und zu verantwortlichem
Handeln befähigt werden sollen.
Die Aufgaben von Fachhochschulen zur Abgrenzung von Universitäten spezifiziert
§ 3 HG NRW und somit die Aufgaben von Professorinnen und Professoren an Fachhoch-
schulen:
> Vorbereitung der Studierenden auf berufliche Tätigkeiten im In- und Ausland durch
anwendungsbezogene Lehre und Studium (hierbei handelt es sich um Tätigkeiten,
welche die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden oder die
Fähigkeit zu künstlerischer Gestaltung erfordern),
> Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, künstlerisch-gestalterische Aufgaben
sowie Aufgaben des Wissenstransfers (insbesondere wissenschaftliche
Weiterbildung, Technologietransfer),
> Förderung des Fern- und Verbundstudiums,
> Förderung der Gleichberechtigung,
> Mitwirkung an der sozialen Förderung der Studierenden sowie
> Förderung von Sport und Kultur.
Fachbezogene Aufgaben:
Das Fachgebiet an sich ist keine Aufgabe, um jedoch die einzelnen Aufgaben in Lehre, DAS FACH
Forschung, Kunst und Weiterbildung konkretisieren zu können, hat die Definition des
Fachgebietes eine enorme Bedeutung. Zum einen im Hinblick auf die Erfassung der
fachlichen Kompetenzen im Auswahlverfahren, zum anderen zur Abgrenzung der
fachlichen Inhalte, insbesondere bei einer Professur mit benachbarten Gebieten.
BEISPIEL
So kann die Aufgabenliste einer Professur beispielhaft folgende Aufgaben beinhalten,
wobei die gesetzlichen Aufgaben, wie „Abnahme von Prüfungen“ und „aktive Mitarbeit in
den Selbstverwaltungsgremien“ – auch wenn diese nicht aufgelistet sind – trotzdem
erfüllt werden müssen:
> Übernahme von praxisnahen und anwendungsbezogenen Lehrveranstaltungen
aus den Bereichen Grundlagen der Computernetze, Informationssicherheit und
Sicherheit in Datennetzen,
> Gestaltung von einem Wahlmodul in einem der Studiengänge des Fachbereiches,
> Mitarbeit in den Grundlagenfächern des Fachbereiches (vor allem im Fach
Informatik),
> besonderes Engagement beim Aufbau neuer Studiengänge des Fachbereiches,
> Leitung, Betreuung und Ausbau des Labors Datennetze (einschließlich der lokalen
CISCO-Academy),
> Technologietransfer, vor allem durch die Zusammenarbeit mit der CISCO-Academy,
> didaktische und fachliche Weiterentwicklung des eigenen Fachgebietes, da die
Lehrmaterialien aktualisiert werden müssen,
> Durchführung von Lehrveranstaltungen in englischer Sprache, da die
Internationalisierung des Fachbereiches gefördert werden soll.
Die Professur hat in diesem Beispiel demnach zwei Schwerpunkte: Der eine bezieht sich AUFGABENLISTE MIT
auf die Lehrtätigkeit, der andere ist eine leitende Funktion, verbunden mit Aufgaben des DEM ZIEL STELLEN
Technologietransfers. AUSSCHREIBUNG
Diese abgeleiteten Schwerpunkte sollen auch in der Stellenausschreibung ihren
Niederschlag finden. Die Hauptaufgaben aus der Aufgabenliste können und sollen in den
Ausschreibungstext übernommen werden. Es empfiehlt sich, in der Ausschreibung vier
(höchstens jedoch sechs) Aufgaben zu beschreiben.
Die Stellenausschreibung soll neben den Aufgaben die Anforderungen/das Profil
S. KAPITEL „STELLEN
beinhalten. Die Anforderungen werden mit dem nächsten Schritt „Zuordnung von AUSSCHREIBUNG“
Kompetenzen“ definiert.
Die einzelnen (Haupt-)Aufgaben einer Professur sollen auch unter dem Aspekt der AUFGABENLISTE
benötigten Kompetenzen betrachtet werden und ggf. in Teilaufgaben aufgeteilt werden. MIT DEM ZIEL
Diese Betrachtung erleichtert die Formulierung von Operationalisierungen (die präzisere AUSWAHLVERFAHREN
Definition von Kompetenzen) und somit im späteren Verlauf des Berufungsverfahrens
auch die Entscheidung bezüglich Platzierung der Bewerberinnen und Bewerber.
BEISPIEL C: Besteht die Erwartung an oben beschriebene Professur bei der Aufgabe
„Leitung des Labors“ in erster Linie darin, die Gegebenheiten des Labors in die Lehre
einzubinden und zu nutzen, so soll eine Person mit ausgeprägten Kompetenzen in der
Didaktik gesucht werden. Wird dagegen oder zusätzlich auch das Management des
Labors erwartet, soll eine Person gesucht werden, die sowohl über Führungs
kompetenzen als auch über Projektmanagementkompetenzen und ggf. Erfahrung in der
Einwerbung von Drittmitteln verfügt.
Insbesondere für „Kennerinnen und Kenner“ des Fachbereiches und der Studien
inhalte, also für Insider, kann die Aufteilung der (Haupt-)Aufgaben schwierig sein, weil
gerade für diese Personen viele Teilaufgaben selbstverständlich sind. So ist es für
diese Personen beispielsweise normal und auf der Hand liegend, dass zu der Leitung
eines bestimmten Labors auch die Zusammenarbeit mit einem anderen Fachbereich
gehört. Deswegen ist es empfehlenswert, in die Erstellung der Aufgabenliste einen
Outsider (fachbereichsexternes Professorenmitglied der Berufungskommission) mit
einzubeziehen. Durch ihre Unabhängigkeit vom Fachbereich und den Studieninhalten
kann diese Person auf Selbstverständlichkeiten hinweisen.
Manchmal ist es leichter, eine Kompetenz anstatt einer Aufgabe zu benennen. Es wird
zum Beispiel die Erwartung formuliert, die zukünftige Professorin oder der zukünftige
Professor soll sehr „regelbewusst“ und „aufmerksam“ sein.
Obwohl diese Erwartung später bei der Zuordnung der Kompetenzen ebenfalls
benannt werden soll, ist es dennoch wichtig, den Schritt der Aufgabendefinition nicht
zu überspringen und zu überlegen, auf Grund welcher Aufgabe diese Kompetenz
erwartung hervorgerufen wurde.
Wird z. B. im Labor – dessen Leitung übernommen werden soll – mit gefähr-
lichen Stoffen gearbeitet, kann eine Teilaufgabe die „Bewusstmachung und das
Verlangen des Einhaltens von Vorsichtsmaßnahmen und Arbeitsregeln von den
Mitarbeitern“ oder „Formulierung von Arbeitsregeln für die Laborarbeit“ sein. Für
diese Aufgaben ist eine regelbewusste Einstellung angebracht. Wird dagegen keine
entsprechende Aufgabe oder Rahmenbedingung gefunden, welche die Erwartung an
regelbewusstes Verhalten begründet, kann diese Einstellung entbehrt werden.
Vielleicht entstand diese Erwartung nur deswegen, weil die bisherige Stelleninhaberin
oder der bisherige Stelleninhaber sich immer sehr regelbewusst und aufmerksam
verhalten hat, dieses Verhalten jedoch mit ihrer bzw. mit seiner Persönlichkeit und
nicht mit der Aufgabe zusammenhing.
Beinhaltet die Aufgabenliste auch Angaben über die Quelle(n) (z. B. Hochschulgesetz,
Fachbereichsentwicklungsplan, Modulbeschreibung usw.), auf welche die Aufgaben
zurückzuführen sind, ist auch die Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen bzgl. der
Aufgabenzuordnung zur Professur gewährleistet. So kann auch überprüft werden, ob
die Aufgaben der jeweiligen Position tatsächlich die geforderten Schwerpunkte
widerspiegeln.
Der Studiengang bzw. die Studiengänge, in denen die zukünftige Professorin oder der
zukünftige Professor die Lehre übernehmen soll, liefert ebenfalls wichtige Hinweise.
Wenn der Studienverlauf und der Anteil der verschiedenen Lehrveranstaltungsarten
betrachtet wird, so gibt es Studiengänge, in denen vor allem Vorlesungen und
Übungen als Vermittlungsmethoden verwendet werden. In anderen Studiengängen
überragen Praktika und seminaristische Übungen. Diese unterschiedlichen Aufgaben
stellen auch unterschiedliche Anforderungen an die Lehrenden.
(Haupt-)Aufgabe Teilaufgabe
Vorlesung im Modul
„Grundlagen der Computernetze“
Führungsaufgaben:
Leitung der Mitarbeiter des Labors
forschungsbezogene Managementaufgaben:
Leitung, Betreuung und Ausbau des Labors Planung und Durchführung von Forschungs
Datennetze (einschließlich der lokalen projekten
CISCO-Academy)
Einwerbung von Drittmitteln
didaktische und fachliche Weiterentwicklung siehe Aufgabe „Übernahme ...“ und „Leitung,
des eigenen Fachgebietes Betreuung ...“
Mit dem Begriff Kompetenz wird umfasst, was eine Person kann und weiß, ihre Fähig- BEGRIFF
keiten, ihr Wissen, ihre Denkmethoden und Vorgehensweisen, ihre Lehrerfahrung und „KOMPETENZ”
praktische Erfahrung. Kompetenz wird als Disposition zur Selbstorganisation, als
Voraussetzung zur Realisierung einer Tätigkeit verstanden (Erpenbeck, 1996, 2004).
Da es sich um eine Zuordnung handelt, sollen die einzelnen Aufgaben (ggf. auch Teil
aufgaben) der Reihe nach betrachtet werden und bei jeder einzelnen Aufgabe die Frage
„Was muss man zur Erfüllung der Aufgabe können?“ gestellt werden.
BEISPIEL
Wird beispielsweise die Aufgabe „Übernahme von praxisnahen und anwendungs
bezogenen Lehrveranstaltungen aus dem Bereich Grundlagen der Computernetze“
betrachtet, können die Antworten auf folgende Fragen bei der Bestimmung der
Kompetenzen hilfreich sein:
Frage Kompetenzbeispiele
Fachkompetenz: Kenntnisse bezogen auf
Datennetze und Informationssysteme, Internet-
Welche Lehrinhalte/fachlichen Kenntnisse
protokolle, einschließlich Performance-
müssen im Bereich vermittelt werden?
Bewertungen, Rechnervernetzung und Netzwerk-
Management
Fachkompetenz: Kenntnisse über Vor- und
Über welche Methoden/Anwendungen/Lösungen
Nachteile bezüglich Einsatz von Bus-Systemen
müssen Kenntnisse/Erfahrungen vorhanden
Fachkompetenz: Methodenkenntnisse bezüglich
sein? Welche Vorgehensweise soll vermittelt
Rechneroperationen
werden?
systematisches und analytisches Denken
pädagogisch-didaktische Kompetenz,
Präsentationsfähigkeiten: Grundlagen-Vorlesung
→ hauptsächlich einseitige K ommunikation –
Ausdrucksfähigkeit, rhetorische Fähigkeiten
Welche Form hat die Wissensvermittlung, wie pädagogisch-didaktische Kompetenz,
wird dabei kommuniziert? Kommunikationskompetenz: Übung/
Gruppenarbeit → vor allem gegenseitige
Kommunikation – Didaktik bzgl. Lerngruppen
arbeit, Moderationskenntnisse, Kommunikations-
fähigkeit, Kritik- und Konfliktfähigkeit
Müssen Unterlagen (Präsentation, Skript,
Übungsaufgaben, Prüfungsaufgaben, Fachkompetenz, pädagogisch-didaktische
ggf. eLearningmaterialien) für die Lehr Kompetenz, spezielle didaktische Kenntnisse
veranstaltung von der Stelleninhaberin oder vom bzgl. eLearning
Stelleninhaber erarbeitet werden?
Wird die Lehrveranstaltung von der Stellen
inhaberin oder vom Stelleninhaber selbst Planungs- und Organisationskompetenz
organisiert?
Welche aufgabenbezogenen Leistungsvorsätze
soziale, kommunikative Kompetenz, personale,
und sonstige Kompetenzen sollen außer den
ethische Kompetenz, Verantwortungsbewusst-
fachlichen Inhalten an die Studierenden
sein, Präzisionsvermögen, Regelbewusstsein
vermittelt werden?
Zur Erfüllung einer Aufgabe, wie auch im Beispiel, können mehrere Kompetenzen
benötigt werden.
Auf der anderen Seite können einige Kompetenzen zur Erfüllung mehrerer
Aufgaben beitragen. Fachkompetenz, Präsentationskenntnisse und soziale, kommu
nikative Kompetenzen können beispielsweise sowohl in der Lehrtätigkeit als auch in
der Projektarbeit bei der Präsentation der Ergebnisse zugutekommen. Daher werden
ggf. für verschiedene Aufgaben die gleichen Kompetenzen benannt.
Wird eine Kompetenz zur Erfüllung mehrerer Aufgaben benötigt, ist dies (neben
dem Gewicht der Aufgabe) ein Hinweis auf die Wichtigkeit dieser Kompetenz.
Das Ergebnis dieser Zuordnung und „Übersetzung“ ist die mit Kompetenzen ergänzte
Aufgabenliste bzw. Aufgaben-Kompetenzen-Matrix (s. Tab. 4).
Aufgabe Kompetenz
Fachkompetenz: Kenntnisse in den Bereichen Wärme- und S
tofftransportvorgänge
„Managementsysteme – Energiebilanz“
und Raumstrukturen
Fachkompetenz: Kenntnisse der entsprechenden DIN-Normen
Fachkompetenz: Kenntnisse der Methoden zur Aufstellung von E
nergiebilanzen
Fachkompetenz: Kenntnisse bzgl. Vorgehen bei energetischen B
ewertungen
Modul
Eine Aufgabenliste stellt das Tätigkeitsfeld der Position dar. Die den Aufgaben zugeord-
neten Kompetenzen geben Hinweis darauf, welche Kompetenzen eine b erufungsfähige
Bewerberin oder ein berufungsfähiger Bewerber mitbringen soll. Die Aufgabenliste an
sich gibt jedoch keine Hinweise hinsichtlich Priorität der einzelnen Aufgaben, wie häufig
die einzelnen Aufgaben durchgeführt werden, wie viel Prozent der Gesamtarbeitszeit die
Ausführung einer Aufgabe in Anspruch nimmt sowie wo überhaupt der Schwerpunkt der
jeweiligen Professur liegt.
Eine Professur kann den Schwerpunkt Lehre, Weiterentwicklung von Lehr- und Studien-
angeboten haben. Bei einer anderen Position (und/oder in einem gesamten Fachbereich)
kann der Schwerpunkt auf der anwendungsorientierten Forschung und dem Technologie-
transfer liegen, weil der Fachbereich die Erhöhung der Forschungsaktivitäten und der
Einwerbung von Drittmitteln anstrebt.
Die einzelnen zu erfüllenden Aufgaben haben meistens nicht die gleiche Priorität und
werden auch nicht gleich häufig durchgeführt. Diese Schwerpunktverteilung wird im
Anforderungsprofil durch die Gewichtung der Kompetenzen wiedergegeben.
Auf der Seite der zugeordneten Kompetenzen gibt es in der Regel einige Kompetenzen,
die zur Erfüllung mehrerer verschiedener Aufgaben benötigt werden. Fachkompetenzen
können weder in der Lehre noch in der Forschung entbehrt werden. Solche Kompetenzen
sollen dementsprechend auch höher gewichtet werden.
Für die Gewichtung können die Antworten auf die folgenden Fragen hilfreich sein: GEWICHTUNG – WIE?
Wo liegt der Schwerpunkt der Professur? Schwerpunkt
Bei der Festlegung der Gewichtung auf der Basis der Antworten auf diese Fragen
empfiehlt sich eine 3er-Skala, wobei
3 = sehr wichtig,
2 = wichtig,
1 = weniger wichtig
bedeutet. Eine 3er-Skala gewährleistet Differenzierungsmöglichkeit gepaart mit Praktika-
bilität.
Der Nutzen dieser Vorgehensweise ist, dass bei Professur A beispielsweise allgemeine
Fachkenntnisse oder ob die Bewerberin oder der Bewerber ein Lehrkonzept für einen
Studiengang erstellen kann, nicht erfasst werden müssen. Diese Kompetenzen müssen
ebenfalls vorhanden sein, aber das Augenmerk soll auf das Vorhandensein von spezi-
fischen Fachkenntnissen, pädagogisch-didaktische Kompetenzen in der Kleingruppen
arbeit und Projektmanagementkenntnissen gelegt werden. Außerdem erleichtert dieses
Vorgehen die Bildung einer Reihenfolge der Bewerbungen.
Nachdem die Kompetenzen festgelegt worden sind, soll eine Entscheidung darüber
getroffen werden, ob die betreffende Kompetenz beispielsweise durch andere Kompe-
tenzen kompensierbar ist.
Bei der Festlegung bzw. Zuordnung der Kompetenzen zu den zwei Kategorien sind
folgende Fragen hilfreich:
> Kann bei der Professur auf diese Kompetenz verzichtet werden?
> Verfügen auch andere im Fachbereich über diese Kenntnisse?
> Wie notwendig ist das Vorhandensein dieser Kompetenz für die erfolgreiche
Aufgabenbewältigung?
> Muss die Professorin oder der Professor sofort bei Dienstantritt über diese
Kompetenz verfügen?
> Ist diese Kompetenz relativ leicht erlernbar?
> Handelt es sich um Kenntnisse und Methodenwissen (wie z. B.
Präsentationstechniken oder Methoden des Projektmanagements)?
> Welche Probleme entstehen im Fachbereich bzw. in der Hochschule, wenn
eine berufene Bewerberin oder ein berufener Bewerber über diese bestimmte
Kompetenz nicht verfügt?
Bei der Festlegung von „kompensierbaren“ und „nicht kompensierbaren“ Kompetenzen GESETZLICHE
müssen im Hochschulgesetz vorgegebene Einstellungsvoraussetzungen berücksichtigt VORGABEN ZU DEN
werden. Paragraph 36 HG NRW definiert die Einstellungsvoraussetzungen für Hochschul- AUSWAHLKRITERIEN
lehrerinnen und Hochschullehrer, welche durch die Vorgaben der Gesetzgebung zu der
Kategorie der „nicht kompensierbaren“ Kompetenzen gehören.
BEISPIEL
Eine Hochschule, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Forschungsaktivitäten zu erhöhen,
braucht Professorinnen und Professoren, die dieses Ziel verwirklichen können. Im
Anforderungsprofil dieser Beispielhochschule soll daher der Aspekt der „Forschungs
orientierung“ mit berücksichtigt werden.
Wenn eine Hochschule den Anteil der ausländischen Studierenden erhöhen möchte,
braucht sie Professorinnen und Professoren, die nicht nur Fremdsprachen sprechen
können, sondern auch Toleranz gegenüber Personen aus anderen Kulturkreisen zeigen,
ggf. bereit sind das Lehrmaterial anders zu strukturieren, um ein besseres Verständnis
bei den ausländischen Studierenden zu erzielen.
Kompetenzen, die fachübergreifend von jeder Professorin bzw. von jedem Professor
erwartet werden, werden Schlüsselkompetenzen genannt.
An der FH Aachen wurden vier Schlüsselkompetenzen definiert:
> Fachkompetenz
> pädagogisch-didaktische Kompetenz
> Kommunikationskompetenz und
> personale, ethische Kompetenz.
Über diese Schlüsselkompetenzen muss jede neuberufene Professorin und jeder neu
KOMPETENZKATALOG,
KOMPETENZ berufene Professor verfügen und somit sind diese Kompetenzen Teil jedes Anforderungs-
DEFINITIONEN profils.
Bei der Operationalisierung muss geprüft werden, wie die geforderten Kompetenzen SICHTBAR MACHEN
möglichst sichtbar gemacht werden können.
Wenn beispielsweise die Anwendung einer bestimmten Methode gefordert wird,
kann das operationalisierte Merkmal zu dieser Fachkompetenz
> ein Weiterbildungsnachweis zu dieser Methode, also ein Zertifikat/Zeugnis,
> eine entsprechende berufspraktische Erfahrung in der Anwendung dieser Methode,
> eine Publikation über die Anwendung dieser Methode und/oder
> die Darstellung dieser Methode an einem Beispiel im Probevortrag sein.
Das Ergebnis der Operationalisierung ist eine Liste mit Qualifikationen, Erfahrungen,
„KOMPETENZ
KATALOG“ Verhaltensbeschreibungen. Es wird empfohlen, dass zur Beurteilung jeder Kompetenz
ungefähr fünf bis sechs (mindestens vier, höchstens jedoch acht) operationalisierte,
typische Merkmale festgelegt werden und davon möglichst mindestens drei eine
Verhaltensbeschreibung (also nicht nur Nachweise von Qualifikationen) darstellen.
So werden sowohl auf dem Papier nachgewiesene als auch in konkreten (Arbeits-)
Situationen beobachtete Kompetenzen berücksichtigt und beurteilt.
Wenn einer Kompetenz mehr als sechs Merkmale zugeordnet werden, dagegen
MUSTER AUFGABEN-
KOMPETENZEN- anderen nur zwei, wird damit dieser einen Kompetenz deutlich mehr Gewicht verliehen
MATRIX MIT und dies kann ggf. die ursprüngliche Gewichtung verzerren.
OPERATIONA In je mehr anforderungsbezogenen Situationen (wie Probevortrag, Fachvortrag,
LISIERUNGEN freie Präsentation, Interview und Lebenslauf, inbegriffen Urkunden, Arbeitszeugnisse,
Publikationen usw.) eine Kompetenz beobachtet bzw. bewertet wird, desto wahrschein-
licher ist es, dass das Ergebnis der Bewertung der tatsächlichen Kompetenzausprägung
der jeweiligen Person entspricht (insbesondere, wenn die Beurteilungen in den einzelnen
Situationen durch mehrere Personen erfolgen und die Beurteilungen in die gleiche
Richtung gehen).
Wenn zu einer Kompetenz weniger als drei operationalisierte Merkmale festgelegt
werden und diese z. B. auch nur auf Papierlage basieren, kann die Gültigkeit der Beurtei-
lung in Frage gestellt werden.
BEISPIEL
Im Folgenden wird am Beispiel „Fachkompetenz“ die Liste der Operationalisierungen
dargestellt:
> verfügt über einen Hochschulabschluss in der geforderten Fachrichtung
(Diplomurkunde)
> Thema der Dissertation entspricht dem Fachgebiet ...
> verfügt über Kenntnisse in den ... Methoden durch berufspraktische Erfahrung
als ... – nachgewiesen durch Arbeitszeugnis
> hat in einem Projekt zum Thema ... mitgearbeitet
> hat Publikationen (außer der Promotion) aus dem Themenbereich der ...
> untermauert Aussagen mit fachlichen Argumenten
> rechnet anhand eines aus dem Berufsalltag stammenden Beispiels unter
Verwendung der Methode eine Aufgabe vor
> gibt sowohl einen Überblick als auch Erklärungen für Detailfragen
BEURTEILUNGSSKALA
Zur Verhaltensbeschreibung gehört auch die Festlegung, wie die Ausprägung des
beobachteten Verhaltens bewertet werden soll. Um trennscharf zwischen der Aus
prägung in den jeweiligen Kompetenzen differenzieren zu können, empfiehlt sich
eine 5er-Skala:
Operationalisierte Merkmale sollen entweder mit einem Verb anfangen, welches ein
Besitzverhältnis ausdrückt („verfügt über ein Diplom“), oder sollen, insbesondere bei
Verhaltenbeschreibungen, mit einem aktiven Verb anfangen („hält vorgesehenen
Zeitrahmen ein“). Dadurch wird immer eine Verhaltensaktion (bzw. das Ergebnis eines
Verhaltens) und nicht eine Eigenschaft beschrieben.
Die Aussagen „Sie/Er verfügt über ein abgeschlossenes Hochschulstudium der
Fachrichtung Physik“, „Sie/Er hat sein Studium in der regulären Studiumszeit absol-
viert“, „Sie/Er hat ein Patent angemeldet“ sind Ergebnisse, welche vorherige Tätig-
keiten/Aktionen voraussetzen und sind eindeutig feststellbar.
Die Aussage „Es war ein genialer Fachvortrag“ ist ein Kommentar, eine Zuschrei-
bung eines Merkmals; eine Behauptung, welche nicht näher erläutert, wie sich diese
Genialität gezeigt hat. Die Aussage bzw. Verhaltensbeschreibung „Sie/Er stellt das
theoretische Modell mit Beispielen aus der beruflichen Praxis dar“ ist dagegen eine
festzustellende Ausprägung. Die Aussagen „Sie/Er erläuterte aktuelle Forschungs
ergebnisse“, „Sie/Er wies auf weiterführende Literatur hin“, „Sie/Er stellte die Methode
an einem praktischen Beispiel dar“ sind Handlungen, die beobachtet werden können.
Nachbereitung
Im Nachhinein können einzelne Operationalisierungen auf Praktikabilität, Informations-
gehalt, Tauglichkeit im Auswahlverfahren geprüft werden und als Muster für andere
Berufungsverfahren dienen.
Checkliste Stellenausschreibung
Stellenausschreibung zwingend
zu empfehlen
to check / to do erforderlich
Beschluss des
Aufgaben und Anforderungen in der Stellenausschreibung Bayerischen
spiegeln die Anforderungen des Anforderungsprofils wider. Verwaltungs
gerichts
Der vorgeschlagene Stellenausschreibungstext wurde in die Rt.-Beschluss vom
Liste für Stellenausschreibungen der FH Aachen eingetragen. 22.05.2010
Der vorgeschlagene Stellenausschreibungstext ist als Anlage
§ 38 HG NRW
dem Zuweisungsantrag beigefügt.
Informationen, ob demnächst auch andere Professoren
Wirtschaftlichkeit
ausschreibungen erfolgen, liegen vor.
In der endgültigen Version der Stellenausschreibung sind die § 36 HG NRW;
entsprechenden gesetzlichen Vorgaben mitberücksichtigt (und/ § 7 TzBfG;
oder die Stellenausschreibung mit dem Personaldezernat § 81 SGB IX;
abgestimmt). § 8 Abs. 6 LGG NRW
§ 38 HG NRW;
Ausschreibungsmedium bzw. -medien wurden ausgewählt und
§ 7 Abs. 3 VwVO
stehen fest (mindestens ein Medium ist öffentlich).
LBG NRW
Alle Möglichkeiten, potenziell geeignete Kandidatinnen und
Kandidaten zur Bewerbung zu motivieren, wurden aus Umfrage FH Köln
geschöpft.
Informationen über Erscheinung und Erscheinungsdatum der
Controlling
Ausschreibung liegen vor.
Stellenanzeigen wurden in den gewünschten Medien, mit dem
Controlling
gewünschten Inhalt und Format, veröffentlicht.
In einer Ausschreibung sind neben den wesentlichen Aufgaben die Anforderungen einer
zu besetzenden Professur beschrieben. Sie ist eine Aufforderung zur Bewerbung.
Die Stellenausschreibung hat gleichzeitig eine weitere wichtige Funktion. Sie ist der
S. KAPITEL
einzige veröffentlichte Auszug aus dem Anforderungsprofil. Im Falle einer Konkurrenten- „ANFORDERUNGS
klage dient u. a. die Stellenausschreibung als Beweis für die Einhaltung der gesetzlichen PROFIL“
Vorgaben, u. a. Forderung der vorgeschriebenen Einstellungsvoraussetzungen (§ 36 HG
NRW) sowie für die diskriminierungsfreie Ausschreibung (§ 22 AGG).
Das Rektorat kann von einer Ausschreibung absehen, wenn eine Professorin oder ein VERZICHT AUF EINE
Professor in einem Beamtenverhältnis auf Zeit (oder einem befristeten Beschäftigungs- AUSSCHREIBUNG
verhältnis) auf eine Professur auf Lebenszeit (oder unbefristet) berufen werden soll (§ 38 (ENTFRISTUNG)
Abs. 1 Satz 3).
Steht der endgültige Ausschreibungstext fest, soll eine Entscheidung bzgl. des Veröffent-
lichungsmediums getroffen werden. Weiterhin ist zu berücksichtigen, ob demnächst auch
andere Professuren ausgeschrieben werden, da durch eine Sammelausschreibung Kosten
reduziert werden können. Die Bewerbungsfrist beträgt in der Regel 4–6 Wochen, in
Abhängigkeit, ob der Erscheinungstermin in der vorlesungsfreien Zeit liegt.
Danach wird die Ausschreibung in den ausgewählten Medien inseriert und veröffentlicht.
Die Inserierung wird vom Personaldezernat angestoßen. Über den Zeitpunkt der Ver
öffentlichung wird die oder der Vorsitzende der Berufungskommission vom Personal
dezernat informiert. Weiterhin wird, nachdem eine Inserierung angestoßen ist, vom
Personaldezernat geprüft, ob diese in der gewünschten Form und zum gewünschten
Zeitpunkt in den jeweiligen Medien erschienen ist.
Die Bewerbungen werden an das Rektorat gesendet. Die Bewerberinnen und Bewerber
erhalten eine Eingangsbestätigung vom Personaldezernat, die Unterlagen werden danach
an die oder an den Vorsitzende/n der Berufungskommission weitergeleitet.
Die Bewerberinnen und Bewerber haben die Möglichkeit, sich per E-Mail zu
bewerben. In diesem Fall ist der E-Mail-Account der Ausschreibung so eingerichtet, dass
die Bewerbungen automatisch an die oder an den Vorsitzende/n der Kommission
weitergeleitet werden.
Zieht eine Bewerberin oder ein Bewerber ihre bzw. seine Bewerbung zurück, sollen
die Bewerbungsunterlagen umgehend an die Bewerberin oder den Bewerber zurück
gesendet werden. Die Rücksendung erfolgt ebenfalls durch das Personaldezernat. Hat
die betreffende Person die Bewerbung nur mündlich zurückgezogen, sollte die Person
um eine schriftliche Mitteilung gebeten werden.
verbreitet wurde. Nach diesen Überlegungen ist die Ausschreibung erneut zu ver S. KAPITEL
öffentlichen, ggf. in zusätzlichen Medien. „VORGEHEN IN DER
Wurde die Ausschreibung in mehreren verschiedenen Medien bereits mehrmals BERUFUNGS
KOMMISSION”
veröffentlicht (z. B. zweimal in der Zeitschrift „Die Zeit“, Homepage der FH Aachen, in
einer Fachzeitschrift, DHV Ausschreibungsdienst, Ansprechen von Fachkollegen anderer
Hochschulen oder sonstige mündliche Verbreitung, ggf. in der online-Stellenbörse
new-prof.de) und ist trotz der wiederholten Ausschreibung keine einzige qualifizierte
Bewerbung eingegangen, sollte nach Ursachen gesucht werden.
Nicht alle Ursachen können erforscht und/oder berücksichtigt werden, jedoch sind
folgende Aspekte zu überlegen und zu prüfen:
> Ob die Aufgaben und/oder Anforderungen/das Profil in der Ausschreibung nicht ZU „SPEZIFISCHE“
zu spezifisch (z. B. wird im Ausschreibungstext als „Ihr Profil“ Praxiserfahrung aus ODER
der Bioverfahrenstechnik gefordert, obwohl ein Abschluss mit dem Schwerpunkt „UNSPEZIFISCHE“
chemische Verfahrenstechnik und Projekterfahrung im o. g. Bereich zur Erfüllung FORMULIERUNG
der Aufgaben ausreichend ist) oder zu allgemein formuliert wurden (z. B. statt
abgeschlossenes Hochschulstudium der Biologie wird ein naturwissenschaftlicher
Abschluss gefordert). Die Wirkung bei „zu allgemeinen“ oder „zu spezifischen“
Angaben ist, dass entweder niemand sich angesprochen fühlt oder viele, aber nicht
anforderungsspezifische Bewerbungen eingereicht werden.
> Ob die Aufgaben und/oder Anforderungen („Ihr Profil“) inhaltlich geändert werden
müssen, z. B. weil die Aufgaben eigentlich mehrere Lehrgebiete abdecken oder eine
zu seltene Kombination von Kenntnissen gefordert wird.
NEUAUSSCHREIBUNG
Kommt die Berufungskommission zum Schluss, dass die Inhalte der Ausschreibung nicht
OHNE ÄNDERUNG geändert werden sollen, die Veröffentlichung jedoch auch in zusätzlichen Medien
erfolgen soll, muss dies dem Rektorat vorgelegt werden, da jede Ausschreibung vom
Rektorat erfolgen muss (§ 38 HG NRW). Wenn bereits in der Phase des Zuweisungs
antrages überlegt wird, in welchen zusätzlichen Medien die Ausschreibung im Falle einer
Neuausschreibung erscheinen soll, kann dieser Schritt „erspart“ werden.
NEUAUSSCHREIBUNG
Kommt die Berufungskommission zu dem Schluss, dass ein Teil der Inhalte und/oder
MIT INHALTLICHER Formulierungen im Ausschreibungstext geändert werden sollen, ist die geänderte
ÄNDERUNG Ausschreibung dem Fachbereichsrat und dem Rektorat erneut vorzulegen.
NEUES
Kommt die Berufungskommission zu dem Schluss, dass die Inhalte, die Anforderungen
BERUFUNGS grundsätzlich geändert werden müssen, wird das Berufungsverfahren formal beendet.
VERFAHREN Nach der Änderung der Inhalte muss ein neues Verfahren angestoßen und erneut ein
Zuweisungsantrag inkl. geänderter Anforderungen und Stellenausschreibung beim
Rektorat eingereicht werden.
Das Format und der Aufbau sowie ein Teil der Stellenausschreibung sind bei jeder
MUSTER
„AUSSCHREIBUNG Professurenausschreibung der FH Aachen identisch. Neben der Position, dem Fach
FH AACHEN“ bereich und dem Lehrgebiet unterscheiden sich die Ausschreibungen vor allem in ihren
Inhalten bezogen auf die Aufgaben und das Profil.
Wird die vakante Ausschreibung anhand der Vorlage in der Reihenfolge ihrer Gliederung
erstellt, ist der erste zu benennende Punkt, dass es sich um eine Professur mit dem
Lehrgebiet „...“ handelt.
Diese Information kann aus dem jeweilig ausgefüllten Formular „Zuweisungs
S. KAPITEL
„ZUWEISUNGS verfahren“ (s. Kapitel „Zuweisungsverfahren“) oder dem Fachbereichsratsprotokoll
VERFAHREN“ entnommen werden. Bei der endgültigen Version ist der Rektoratsbeschluss ausschlag
gebend.
Nach der Angabe der Lehrgebietsbezeichnung (Punkt 1.2 bzw. 1.3 im Formular
„Zuweisungsverfahren“) wird die Kennziffer der Ausschreibung vom Personaldezernat
vergeben.
Die Grundlage für die Beschreibung der Aufgaben und Anforderungen/des Profils der
S. KAPITEL
„ANFORDERUNGS Ausschreibung bildet das von der jeweiligen Berufungskommission erarbeitete
PROFIL“ Anforderungsprofil (s. Kapitel „Anforderungsprofil“) der Professur. Dieses enthält die
Aufgaben der Position sowie die Anforderungen bzw. Kompetenzen, die von einer
Stelleninhaberin oder von einem Stelleninhaber erwartet werden. Die Aufgaben und
Anforderungen können also aus dem Anforderungsprofil übernommen werden. Unter den
Aufgaben werden z. B. die Themenbereiche der Module des Studienganges benannt, unter
den Anforderungen wird z. B. angegeben, in welchen Bereichen Berufs- und/oder
praktische Erfahrungen gewünscht sind. Ein fester Bestandteil der Anforderungen/des
Profils ist der Hinweis auf die Einstellungsvoraussetzungen gemäß § 36 HG NRW.
Bei der Entscheidung, ob eine spezifische oder eher eine allgemeinere Formulierung
optimal ist, soll vor allem überlegt werden, wie groß der Anteil der im Sinne des
Anforderungsprofils geeigneten Personen unter den Personen ist, welche die Veröffent
lichung lesen oder darauf aufmerksam gemacht werden.
Entscheidet sich jedoch die Berufungskommission z. B. für eine Fachrichtung des
Hochschulabschlusses oder für die explizite Forderung einer naturwissenschaftlichen
Promotion, sind diese Anforderungen gleichzeitig Ausschlusskriterien.
Verfügt eine Bewerberin oder ein Bewerber über eine ingenieurwissenschaftliche
Promotion, obwohl eine aus dem Bereich der Naturwissenschaften gefordert wurde, darf
diese Bewerberin oder dieser Bewerber nicht zu einem Probevortrag eingeladen werden.
BEISPIELE
BEISPIEL A: Formulierung des Abschlusses
Es wird eine Person für das Lehrgebiet „Verkehrstechnik, -planung und –management“
gesucht. Welche Formulierung ist zu wählen:
> abgeschlossenes Hochschulstudium der Fachrichtung Ingenieurwesen oder
> abgeschlossenes Hochschulstudium der Fachrichtung Ingenieurwesen mit dem
Schwerpunkt Verkehrswesen?
Auf eine Ausschreibung ohne Spezifikation des Schwerpunktes, in einem Fachbereich mit
Ingenieurbezug, wird der Anteil der Personen mit einem Abschluss im Fach Ingenieur
wesen erwartungsgemäß groß sein. Dagegen wird die Anzahl der Personen unter den
bewerbenden Ingenieurinnen und Ingenieuren, die z. B. Bauingenieurwesen studiert
haben, etwas kleiner sein. Noch weniger Personen werden unter den Bewerberinnen und
Bewerbern über einen Abschluss im Bereich Verkehrswesen verfügen.
BEISPIEL B: Promotionsarbeit
Promotionen als Nachweis der besonderen Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit
gehören zu den gesetzlichen Einstellungsvoraussetzungen (§ 36 Abs. 1 Satz 3 HG NRW),
müssen daher in der Ausschreibung bei den Anforderungen nicht gesondert aufgeführt
werden. Den Hinweis, dass bei der Auswahl diese Einstellungsvoraussetzungen berück-
sichtigt werden, beinhaltet der „Fließtext“ jeder Professurenausschreibung.
Es gibt Fachrichtungen, in denen Promotionen häufiger vorkommen. In solchen
Bereichen reicht ggf. die Angabe der Fachrichtung des Hochschulabschlusses, um den
Kreis der Bewerberinnen und Bewerber einzuschränken, nicht aus. In solchen Fällen kann
die Angabe des Themengebietes der Promotion sinnvoll sein.
Wird der Ausbau eines Forschungsbereiches, z. B. im Gebiet elektrische Antriebs
systeme, in der Professur gefordert, ist eine Einschränkung durch die ganz genaue
Spezifikation des Promotionsthemas dennoch nicht unbedingt sinnvoll. Promo
tionsarbeiten zum Thema „Elektrische Antriebssysteme – Bewegungssteuerung“ sind
eher selten, dagegen ist die Anzahl der Personen, die in diesem oder in einem benach-
barten Gebiet geforscht haben und über einschlägige praktische Erfahrung verfügen,
wahrscheinlich größer.
Die Angabe des genauen Promotionsthemas ist nur in spezifischen Fällen sinnvoll,
jedoch eine Einschränkung durch die Angabe des Fachgebietes der Promotion hat
durchaus seine Wirkung (z. B. naturwissenschaftliche Promotion statt Promotion im
Themenbereich der Pflanzenbiochemie mit dem Schwerpunkt Sekundärmetabolismus).
Nach der Beschreibung der Erwartungen erfolgt der Hinweis auf die Gegenleistungen
seitens der FH Aachen. Die Angaben unter dem Punkt „Wir bieten“ sollen Anreize für
eine Bewerbung schaffen.
In diesem Teil der Ausschreibung wird z. B. auf die zertifizierte Familienfreundlich-
keit der Hochschule, auf die Forschungsmöglichkeit oder Besoldung hingewiesen. Die
Information, ob eine Professur „befristet“ oder „unbefristet“ ist bzw. ob es sich um eine
Vollzeitprofessur oder um eine mit der halben Lehrverpflichtung handelt, wird ebenfalls
hier angegeben.
PRAKTISCHE HINWEISE
Veröffentlichungsmedium
VERÖFFENT
Die Stellenausschreibungen für Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer müssen nach
LICHUNGSMEDIUM gesetzlichen Vorgaben öffentlich ausgeschrieben werden.
Bei der Auswahl des Mediums, in dem die Professurenstelle ausgeschrieben werden soll,
sind folgende Aspekte hilfreich:
> Anforderungsprofil (Wie spezifisch sind die geforderten Kompetenzen?),
> Verbreitungs-/Bekanntheitsgrad des Mediums im akademischen Bereich,
> Verbreitungs-/Bekanntheitsgrad des Mediums in der jeweiligen fachspezifischen
Praxis,
> Zielgruppenorientierung (Inwieweit gehören (potenzielle) Professorinnen und
Professoren oder – spezifischer betrachtet – Experten eines bestimmten Bereiches
oder Experten anderer Länder zur Zielgruppe des Mediums?),
> das Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Im Folgenden sind einige Beispiele beschrieben, wie die oben beschriebenen Aspekte bei
der konkreten Auswahl des Mediums zur Veröffentlichung der Ausschreibung eine Rolle
spielen.
BEISPIEL B: Printmedien
Laut Ergebnissen einer Umfrage mit 63 Fachhochschulen bzgl. ihrer Praxis in Berufungs- PRINTMEDIEN
verfahren (durchgeführt von der FH-Köln, Quelle: „new-prof.de“, 2006/2007) werden
80 % aller in Printmedien ausgeschriebenen Professuren bzw. wissenschaftlichen
Mitarbeiter-Stellen in der Zeitschrift “Die Zeit“ veröffentlicht.
Im Gegensatz dazu werden nur 23 % der Ausschreibungen in der Zeitung „F.A.Z.“
und 31 % in Fachzeitschriften veröffentlicht. Dieses Ergebnis zeigt, dass „Die Zeit“ sehr
verbreitet und dazu auch noch zielgruppenorientiert ist. Aktuell ist sie jedoch gleichzeitig
auch eine der kostenintensivsten Veröffentlichungsarten (eine Stellenanzeige kostet
derzeit (Juni 2010) in Abhängigkeit der Länge der Anzeige ungefähr zwischen 2.000–
4.000 €; wenn mehrere Ausschreibungen gebündelt veröffentlicht werden, können die
Kosten auf bis zu ca. 2.200 € pro Anzeige reduziert werden.
Die „F.A.Z.“ ist ebenfalls sehr verbreitet, jedoch orientiert diese sich im Vergleich zu
„Die Zeit“ an einer breiteren Zielgruppe (diese Zielgruppenorientierung kann unter
Umständen auch von Vorteil sein, gilt jedoch nicht für die meisten Ausschreibungen). Die
Kosten sind für eine Anzeige in diesem Medium hoch. Aus diesen Überlegungen kann der
Schluss gezogen werden, dass wegen der Charakteristiken ihrer Lesergruppe das
Kosten-Nutzen-Verhältnis für das Medium „Die Zeit“ spricht.
BEISPIEL C: Fachzeitschrift
Fordert die Professur eine sehr spezielle Kenntnis, ist eine Inserierung in einer Fach FACHZEITSCHRIFTEN
zeitschrift zu empfehlen , auch wenn die Anzeigen in Fachzeitschriften allgemein eher
kostenintensiv sind. Ein anderes Argument für eine Ausschreibung in einer Fachzeit-
schrift bezieht sich auf solche Personen (aus Gleichstellungssicht insbesondere auf
Frauen), die aktuell nicht auf der Suche nach einer Professur sind, durch die Anzeige
jedoch auf die Idee gebracht werden können, sich um eine Professur zu bewerben. Die
Leser von Fachzeitschriften können ggf. auch Bekannte auf eine Anzeige aufmerksam
machen. Immerhin bewirbt sich ein Fünftel der befragten neuberufenen Professorinnen
und Professoren laut den Ergebnissen einer Umfrage (Anfang 2008, Quelle: „new-prof.
de“) spontan und nicht, weil sie gezielt auf Stellensuche sind.
PRAKTISCHE HINWEISE
Wird in der Zeitschrift „Die Zeit“ veröffentlicht, erscheint die Anzeige (durch einen
Rahmenvertrag) auch in „academics.de“ – in der Online-Stellenbörse der Zeitschrift.
Werden mehrere Ausschreibungen gleichzeitig inseriert, können die Kosten reduziert
werden.
Die Bewerbungsfrist wird immer so berechnet, dass diese 4 Wochen nach dem
Veröffentlichungszeitpunkt liegt. Dieser Zeitraum ermöglicht, dass interessierte
Personen auf die Anzeige aufmerksam werden oder aufmerksam gemacht werden.
Diese Zeit sollte weiterhin ausreichen, die Bewerbungsunterlagen vorzubereiten und
die Bewerbung zu versenden.
Liegt der Zeitpunkt der Ausschreibung in der vorlesungsfreien Zeit, liegt das
Ende der Bewerbungsfrist 6 Wochen nach dem Zeitpunkt der Veröffentlichung.
Wird die Inserierung in einer Fachzeitschrift überlegt, sollen frühzeitig, bereits zum
Zeitpunkt der Überlegungen, die Informationen zu dem jeweiligen Anzeigenschluss
eingeholt werden. Fachzeitschriften erscheinen seltener, einige nur 6 Mal im Jahr. Der
Anzeigenschluss liegt zwischen zwei bis sechs Wochen vor der Erscheinung der
jeweiligen Ausgabe. Handelt es sich jedoch um eine selten herausgegebene Fachzeit-
schrift, setzt diese einen Planungszeitraum von 2,5 Monaten voraus.
Die Plattform „Xing“ ist unter folgendem Link zu erreichen: www.xing.de. Um eine
Suche zu initialisieren, ist eine Registrierung nötig.
Die Personen, die aktiv angesprochen wurden, müssen sich genauso bewerben wie
Personen ohne Ansprache.
Nachbereitung
Die Kosten des Inserats müssen ausgeglichen und verbucht werden.
alle eingegangenen
Bewerbungen
Erstellung
Bewerberübersicht
ABC-Analyse
A-Bewer-
B-Bewerbungen C-Bewerbungen
bungen
Probevortrag und
am Anforderungsprofil
orientiertes Interview
(ggf. weitere Auswahlverfahren)
1.
2. Berufungsvorschlag
3.
Die Bewerberübersicht soll alle Informationen über die Bewerberinnen und Bewerber
S. KAPITEL
beinhalten, die im Ausschreibungstext als Anforderungen angegeben wurden (s. Kapitel „ANFORDERUNGS
„Anforderungsprofil“ bzw. Kapitel „Stellenausschreibung“). Nicht nur die Information, ob PROFIL“ UND
eine Bewerberin oder ein Bewerber über ein abgeschlossenes Hochschulstudium der „STELLEN
Fachrichtung z. B. Bauingenieurwesen verfügt, ist wichtig, sondern auch, ob diese AUSSCHREIBUNG“
Qualifikation mit einer Diplomurkunde einschlägig nachgewiesen wurde. Wenn eine
Bewerberin oder ein Bewerber keine Urkunden, Zertifikate und Zeugnisse als Nachweise
bei der Bewerbung einreicht, kann dies ein Ablehnungsgrund sein. Daher müssen auch
diesbezügliche Informationen dokumentiert werden.
Anlage Bewerberübersicht 1 2 3
Name Bewerber/in 1 Bewerber/in 2 Bewerber/in 3
Vorname
Persönliches Geburtsdatum
Geschlecht
Familienstand
Staatsangehörigkeit
Anschrift Straße
Wohnort
wissenschaftliche Qualifikation Hochschulabschluss als
Fachrichtung
Datum der Diplomurkunde
Sonstige qualifizierende
Abschlüsse
Promotion Thema
Datum der
Promotionsurkunde
Habilitation Thema
Datum der
Habilitationsurkunde
Veröffentlichungen Anzahl in den letzten
fünf Jahren
Anzahl vorher
einschlägige Berufspraxis mehr als fünf Jahre Position
Anzahl Jahre
Zeugnisse liegen vor
mehr als drei Jahre Position
außerhalb des Anzahl der Jahre
Hochschulbereichs Zeugnisse liegen vor
derzeitiger Arbeitgeber Firma
beschäftigt als
seit
pädagogische Eignung hauptberufliche Art der Tätigkeit
Lehrtätigkeit an einer Fachhochschule
Fachhochschule Dauer
studentische
Veranstaltungskritik
sonstige Lehrtätigkeit Art
Organisation
Umfang (Stunden)
Dauer
Sprachkenntnisse Deutsch
Englisch
Französisch
Sonstige
Spezifikation der Eignung anhand fachlich
des Anforderungsprofils sonstige
EDV-Kenntnisse Programmiersprachen
Datenbanken
besondere Anwendungen
Sonstiges/Besonderheiten
Ergebnisse der ABC-Analyse
Das Ergebnis dieses Schrittes ist die mit Bewerberdaten gefüllte Tabelle „Bewerber
übersicht“.
Die Angaben zur Person, wie Name, Anschrift usw., werden vom Personaldezernat
erfasst und können auf Anfrage erhalten werden.
Ein Großteil der grundlegenden Auswahlkriterien liegt entweder vor oder nicht vor
(z. B. eine Promotionsurkunde). Die Zusammenfassung dieser Informationen erfordert
keine umfangreichen fachlichen Vorkenntnisse (z. B. die Anzahl der Publikationen in
den letzten 5 Jahren zusammenzuzählen).
Die Zusammenfassung solcher Informationen aus den Bewerbungsunterlagen
kann durch eine Person erfolgen.
Die Bewertung und Beurteilung der Wichtigkeit anderer Kriterien benötigt sehr
wohl fachliche Kompetenzen – wie zum Beispiel die Beurteilung von Einschlägigkeit
von berufspraktischen Erfahrungen oder die Bewertung der Qualität von Publi
kationen. Die Zusammenfassung solcher Informationen kann durch zwei Mitglieder
der Berufungskommission, die sich fachlich auskennen, erfolgen. Gelangen beide
Personen zum gleichen Ergebnis, kann davon ausgegangen werden, dass die Ein
schätzung einer Bewerbung die tatsächliche Qualität einer Bewerbung widerspiegelt.
Gelangen beide Personen zu unterschiedlichen Ergebnissen, müssen die Ab
weichungen diskutiert werden.
Durch die Zusammenfassung der Informationen können Ressourcen geschont
werden, da nicht alle Mitglieder der Berufungskommission alle Details in den Unter
lagen studieren müssen.
Sonderfälle
SONDERFÄLLE
Falls eine Bewerbung alle formalen Voraussetzungen erfüllt und Hinweise auf das
Vorhandensein von „kompensierbaren“ Kompetenzen beinhaltet, also im Hinblick auf das
Anforderungsprofil zu der A-Gruppe gehört, jedoch die Nachweise nicht vollständig
erbracht sind (z. B. fehlt eine Urkunde oder ein Zeugnis), ist es empfehlenswert, Kontakt
mit der Bewerberin oder mit dem Bewerber aufzunehmen und die geforderten Unter
lagen nachträglich anzufordern. Allerdings sollte im späteren Verlauf des Verfahrens
geklärt werden, was der Grund der unvollständigen Bewerbung war (z. B. Urkunde lag
zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht vor; ein Zertifikat weist auf eine schwache
Leistung hin; die Urkunde wurde zwar vorbereitet, ist dann aber vergessen worden usw.).
Liegen genügend geeignete Bewerbungen vor, kann auf diese Art von Nachfrage
verzichtet werden.
Falls bei einer Bewerbung schwer zu entscheiden ist, ob sie eher zur A-Gruppe oder zur
B-Gruppe gehört, empfiehlt sich, die Bewerbung der A-Gruppe mit einem Vermerk
zuzuordnen. Der Grund für diese Empfehlung: Der Fehler, einen nicht geeigneten
Bewerber zum Probevortrag einzuladen, lässt sich im späteren Verfahrensverlauf noch
erkennen und korrigieren, da die Bewerberin oder der Bewerber im Probevortrag und im
anforderungsorientierten Interview ihre bzw. seine Kompetenzen unter Beweis stellen
soll. Aber eine geeignete Bewerberin oder einen geeigneten Bewerber fälschlich auf
Grund der Bewerbungsunterlagen abzulehnen, lässt sich nicht mehr beheben.
Nicht nur die Inhalte eines Lebenslaufes müssen die anforderungsbezogenen Er
wartungen erfüllen, diese müssen auch nachgewiesen werden (insb. die Einstellungs
voraussetzungen nach dem HG). Generell gelten die Urkunden und Zeugnisse als
Nachweise für die einzelnen Erfahrungen.
Speziell für die Einstellungsvoraussetzungen beschreibt folgende Tabelle, wie
diese nachgewiesen werden können.
Einstellungsvoraussetzungen
Nachweis
nach § 36 HG NRW
abgeschlossenes Hochschulstudium Diplomzeugnis, Diplomurkunde
Ernennungsurkunde, Arbeitszeugnis, Arbeits
vertrag über eine hauptberufliche einschlägige
einjährige Lehrtätigkeit an einer Fachhoch
pädagogische Eignung
schule; Lehraufträge können angerechnet
werden (ansonsten Berufung auf Probe/
befristet)
in der Regel Promotionsurkunde; Veröffent
besondere Befähigung
lichungen bzw. Nachweis der promotions
zu wissenschaftlicher Arbeit
adäquaten Leistungen
besondere Befähigung zu künstlerisch-
Preise, Auszeichnungen, Stipendien
gestalterischer Arbeit
berufspraktische Erfahrung > 5 Jahre (3 davon
besondere Leistungen bei der Anwendung oder außerhalb des Hochschulbereichs): Arbeits-
Entwicklung wiss. Erkenntnisse und Methoden zeugnisse (bei Selbstständigkeit Firmen
verzeichnis), Arbeitsproben
Das Ergebnis des Schrittes „ABC-Analyse“ ist die Ergänzung der Tabelle „Bewerber
übersicht“ mit Angaben über die Zuordnung, gekennzeichnet durch „A“, „B“, „C“ in der
Zeile „Ergebnisse der ABC-Analyse“.
Außerdem steht nach diesem Schritt fest, welche Bewerberinnen und Bewerber zu
einem Probevortrag eingeladen werden.
Diese Begründung soll ebenfalls dokumentiert, als Ergänzung in die Tabelle „Bewerber
FORMULAR
„BEWERBER übersicht“ eingetragen werden.
ÜBERSICHT“
BEISPIEL
Bei Bewerbungen der Gruppe C können folgende Begründungen vorkommen:
Anlage:
1 2 3
Bewerberübersicht
Name
Bewerber/in 1 Bewerber/in 2 Bewerber/in 3
Vorname
Diplomurkunden,
Sonstiges/ Arbeitszeugnis wurde nicht
romotionsurkunde
P
Besonderheiten eingereicht.
wurde nicht eingereicht.
C C C
Qualifikation entspricht den Qualifikation entspricht den Qualifikation entspricht nicht
Anforderungen, jedoch keine Anforderungen, jedoch keine den Anforderungen, Urkunden
einschlägige Berufserfahrung einschlägige Lehrtätigkeit sowie wurden nicht eingereicht.
Ergebnisse der
außerhalb des Hochschul keine sonstigen Hinweise auf
ABC-Analyse
bereichs und keine nachweislich die Befähigung zu wissenschaft-
fundierte praktische Erfahrung licher Arbeit (keine Promotion,
im geforderten Bereich. nur eine Veröffentlichung)
nachweisbar.
Abbildung 3: Beispiel für Begründungen bei der C-Gruppe
Bei Bewerbungen der A-Gruppe können die Begründungen relativ einfach gestaltet
S. KAPITEL
„AUSWAHL werden, da diese Bewerber/innen zum einen im Grunde alle „nicht kompensierbaren“
VERFAHREN“ Kompetenzanforderungen erfüllen, zum anderen bei der Begründung der Platzierung im
späteren Verlauf des Verfahrens eine detailliertere Beschreibung der Platzierungs
entscheidung erfolgt. Dennoch ist empfehlenswert, Besonderheiten aufzuzeichnen, z. B.
wenn eine Bewerberin oder ein Bewerber eine besondere Auszeichnung im geforderten
Bereich erhalten hat oder wenn die Berufungskommission auf einen Punkt des Lebens-
laufs im anforderungsprofilorientierten Interview (s. Kapitel „Auswahlverfahren“)
detaillierter eingehen möchte. Beispiele für die Besonderheiten und Begründung:
Anlage:
1 2 3
Bewerberübersicht
Name
Bewerber/in 1 Bewerber/in 2 Bewerber/in 3
Vorname
Sonstiges/ Erfahrung Einwerbung
Auszeichnung ... Lehrtätigkeit in England
Besonderheiten Drittmittelprojekte
A A A
Qualifikation entspricht den Qualifikation entspricht den Qualifikation entspricht den
Anforderungen, einschlägige Anforderungen, einschlägige Anforderungen, einschlägige
Berufserfahrung sowohl Berufserfahrung sowohl Berufserfahrung sowohl
innerhalb als auch außerhalb innerhalb als auch außerhalb innerhalb als auch außerhalb
Ergebnisse der
des Hochschulbereichs. des Hochschulbereichs. des Hochschulbereichs.
ABC-Analyse
Nachweislich fundierte Nachweislich fundierte Nachweislich fundierte
praktische Erfahrungen im praktische Erfahrungen im praktische Erfahrungen im
geforderten Bereich. geforderten Bereich. geforderten Bereich.
Bewerber/in wurde zum Bewerber/in wurde zum Bewerber/in wurde zum
Probevortrag eingeladen. Probevortrag eingeladen. Probevortrag eingeladen.
Anlage:
1 2 3
Bewerberübersicht
Name
Bewerber/in 1 Bewerber/in 2 Bewerber/in 3
Vorname
Sonstiges/
Besonderheiten
B B B
Qualifikation entspricht den Qualifikation entspricht den Qualifikation entspricht den
Anforderungen, einschlägige Anforderungen, einschlägige Anforderungen, einschlägige
Berufserfahrung sowohl Berufserfahrung sowohl Berufserfahrung sowohl
innerhalb als auch außerhalb innerhalb als auch außerhalb innerhalb als auch außerhalb
des Hochschulbereichs. des Hochschulbereichs. des Hochschulbereichs.
Nachweislich fundierte Bewerberin verfügt über Nachweislich fundierte
praktische Erfahrungen im nachweisliche Kompetenzen zu praktische Lehrerfahrung (seit
Bereich Glasbau. Dieses Gebiet wissenschaftlicher Arbeit 10 Jahren Lehrtätigkeit an der
ist zwar für die Position von (Promotion, Veröffentlichungen Universität ...). Lehr- und
Bedeutung, aber der Schwer- in fachrelevanten Zeitschriften), Forschungsschwerpunkt liegt
Ergebnisse der
punkt und Hauptanteil der jedoch liegt ihr Forschungs- jedoch bei theoretischen
ABC-Analyse
Lehrtätigkeit liegt im Bereich schwerpunkt im Bereich ... . Fragestellungen. Da zusätzlich
Stahlbau (s. Anforderungsprofil). Die Bewerberin hat keine die letzte Berufserfahrung
Projektleitungserfahrung. Die außerhalb des Hochschul
beiden letztgenannten bereichs 10 Jahre zurückliegt,
Erfahrungen werden jedoch können die Anforderungen
benötigt, um die Aufgabe anwendungsorientierte
„Etablierung anwendungs Forschungstätigkeit sowie
orientierter Forschung im Ergänzung der Lehrinhalte mit
Bereich ... zu erfüllen“ aktuellen Anwendungen aus der
(s. Anforderungsprofil). Praxis (s. Anforderungsprofil)
nicht gewährleistet werden.
Das Ergebnis des Schrittes „Begründung der Entscheidung“ ist die Ergänzung der Tabelle
„Bewerberübersicht“ mit der Begründung der Entscheidung.
Neben der Sichtung der Unterlagen kann eine Internetrecherche über die Bewerbe-
rinnen und Bewerber oder über die eingeladenen Personen zusätzliche Informationen
ergeben.
Wenn die gleichen Maßstäbe bei der Auswertung der Unterlagen (gleiche Bewertungs
skala) und bei der Interpretation der Auswertung verwendet werden (eine Promotion mit
„summa cum laude“ wird immer als gutes Ergebnis betrachtet, egal z. B. an welcher
Universität die Leistung erbracht wurde), ist schon viel bzgl. Objektivität des Vorgehens
getan. Ohne objektives Vorgehen ist keine gültige Entscheidung möglich.
Weiterhin sichert ein systematisches Vorgehen auch die Nachvollziehbarkeit der
Entscheidungen.
Nachbereitung
Zwar sind nach der Erstellung der Bewerberübersicht die wichtigsten Daten erfasst, die
Bewerbungsunterlagen der ausgewählten und so zum Probevortrag eingeladenen
Personen werden aber im Laufe des weiteren Verfahrens gebraucht (z. B. für die
Erreichbarkeit oder für individuelle Fragen und um den Interviewleitfaden vorbereiten
zu können).
PROBEVORLESUNG
„Unter Arbeitsproben versteht man diagnostische Verfahren, die aus einer realitätsnahen
Simulation wichtiger Arbeitsaufgaben bestehen“ (Blickle, Schape, 2008, S. 249).
Probevorlesungen sind Arbeitsproben, da sie realitätsnah die Erfüllung einer der
wichtigsten Arbeitsaufgaben einer Professorin oder eines Professors von den Bewerbe-
rinnen und Bewerbern verlangen.
Ein Probevortrag kann jedoch nur dann als diagnostisches Instrument eingesetzt
werden, wenn die Beurteilung des Probevortrages anhand von vorher festgelegten und
definierten Beurteilungsmerkmalen erfolgt.
INTERVIEW
Das Interview ist eine Form der Befragung: In einem Gespräch zwischen Fragesteller
(Interviewer) und Befragtem werden Untersuchungsmerkmale ermittelt.
In einem am Anforderungsprofil orientierten Interview besteht der Untersuchungs-
gegenstand ausschließlich aus der Ermittlung von Daten zum Anforderungsprofil. Es
werden also nur Fragen gestellt, welche einen Bezug zu den Anforderungen und Auf
gaben der Position haben.
BEISPIELE
Die Aufgabe von FH-Professorinnen und FH-Professoren ist es, praxisnahe und anwen-
dungsorientierte Lehre in dem von ihnen vertretenen Fach zu halten. Um diese Aufgabe
erfüllen zu können, werden u. a. fachliche Kompetenzen benötigt. Wenn das Lehrgebiet
„Mathematik für Ingenieurinnen und Ingenieure“ ist, sind Kenntnisse im Zusammenhang
mit „Differentialgleichungen“ (DGL) zu erwarten, um das Modul „Differentialgleichung im
Wirtschaftsingenieurwesen“ halten zu können.
BEISPIEL B: Nimmt man die gleiche Situation wie im Beispiel A, nur hätte man nicht nach
DGL-Kenntnissen, sondern nach Anwendungsbeispielen von DGLs in Technik und
Naturwissenschaft gefragt, wäre dies anforderungsorientiert, da an der FH praxisnahe
und anwendungsbezogene Lehre gefragt ist.
In einem strukturierten Interview sind die Ziele und Themen (= Anforderungen) der
Befragung, die Formulierung und die Reihenfolge der einzelnen Fragen schriftlich
vorgegeben. Die Fragen werden in jedem Interview gestellt, um so eine hohe Vergleich-
barkeit der einzelnen Interviewergebnisse zu ermöglichen.
Der Ablauf der Konzeption und Durchführung der Auswahlverfahren, der Probevorlesung
und des am Anforderungsprofil orientierten Interviews durchläuft folgende Schritte:
> Erstellung einer „Kompetenzen-Methoden-Matrix“
> Festlegung der Art und Weise sowie Thema/Themen der Probevorlesung(en) sowie
Zuordnung der Operationalisierungen (hier Verhaltensbeschreibungen) aus dem
Anforderungsprofil
> Erstellung des Interviewleitfadens sowie Zuordnung der Operationalisierungen
(hier Verhaltensbeschreibungen) aus dem Anforderungsprofil
> Vorbereitung der Auswahlverfahren
> Durchführung der Auswahlverfahren (Beobachtung)
> Bewertung und Entscheidungsfindung
Fachkompetenz
Kenntnisse bzgl. Vorgehen bei energetischen Bewertungen
Tabelle 7: Beispiel Kompetenzen-Methoden-Matrix (leeres Schema)
didaktische/pädagogische Kompetenzen
Präsentationskenntnisse/rhetorische Fähigkeiten
Kommunikationsfähigkeit
Führungskompetenz
Planungsfähigkeit/strategisches Denken
FH AACHEN
Die Sichtung und Bewertung der Bewerbungsunterlagen als Methode wird unterteilt in
Qualifikation, Berufserfahrung und Arbeitsproben, da z. B. auf Grund der Veröffent
lichungen in erster Linie Hinweise zur Fachkompetenz erhalten werden können, jedoch in
der Regel nichts zu den Führungskompetenzen einer Person. Dafür können berufs
praktische Erfahrungen Hinweise auf eine Führungstätigkeit geben.
Als Nächstes werden die einzelnen Kompetenzen pro Zeile durchgegangen und fest
gestellt, ob mit der jeweiligen Auswahlmethode die jeweilige Kompetenz erfasst werden
kann. In einem ersten Schritt ist zu empfehlen, die Auswahlmethode für das am Anforde-
rungsprofil orientierte Interview außer acht zu lassen. Da dieses flexibel gestaltet
werden kann und mit seiner Hilfe somit gerade die noch nicht erfassten Kompetenzen
beobachtet werden können.
Bezüglich Fachkompetenz liefern sowohl Qualifikation als auch Berufserfahrung
sowie Veröffentlichungen Informationen, aber auch der Probevortrag. Zu der päda
gogisch-didaktischen Kompetenz kann man zwar Informationen aus dem Lebenslauf
– berufspraktische Erfahrungen – ableiten, aber zum einen nur dann, wenn die jeweilige
Bewerberin oder der jeweilige Bewerber bereits in der Lehre tätig war oder entspre-
chende Weiterbildungen absolviert hat. Zum anderen ist die pädagogisch-didaktische
Kompetenz eine Kompetenz, welche zum größten Teil nur durch „face to face“-Situati-
onen erfasst werden kann. Eine durchgeführte Lehrtätigkeit ist noch lange kein Beweis
für eine hohe Ausprägung dieser Kompetenz. Zum Dritten können auch die Bewerbe-
rinnen und Bewerber, die noch kaum in der Lehre tätig waren, über hervorragende
pädagogisch-didaktische Kompetenzen verfügen. Ob das so ist, kann nur im Rahmen
einer realen (Probe-)Vorlesung beobachtet werden.
Wurden alle Kompetenzen bzgl. ihrer Erfassung geprüft, erhält man folgende
Tabelle (die Spalte „Anforderungsprofilorientiertes Interview“ ist zuerst leer):
Fachkompetenz
Kenntnisse bzgl. Vorgehen bei energetischen Bewertungen X X X 3
didaktische/pädagogische Kompetenzen X X 2
Präsentationskenntnisse/rhetorische Fähigkeiten X X 2
Kommunikationsfähigkeit X 1
Führungskompetenz X 1
Planungsfähigkeit/strategisches Denken X 1
Tabelle 8: Beispiel Kompetenzen-Methoden-Matrix (Erfassung der Häufigkeit einer Kompetenz)
FH AACHEN
Als Nächstes kann zusammengezählt werden (letzte Spalte in der Tabelle), mittels wie
vieler Auswahlmethoden eine Kompetenz im Laufe des Auswahlverfahrens beobachtet
wird. Je mehr Informationsquellen zur Feststellung einer Kompetenz zur Verfügung
stehen, desto sicherer kann davon ausgegangen werden, dass die beobachtete
Kompetenzausprägung die tatsächlichen Kompetenzwerte der Person widerspiegelt.
BEISPIEL
Wenn eine Person bereits in der Lehre tätig war, eine Weiterbildung zum Thema PÄDAGOGISCH-
„Didaktik“ und „Rhetorik“ absolviert hat und in dem Probevortrag die Berufungs DIDAKTISCHE
kommission ebenfalls überzeugt hat, kann mit hoher Sicherheit davon ausgegangen KOMPETENZEN
werden, dass diese Person tatsächlich über ausgeprägte pädagogisch-didaktische
Kompetenzen verfügt. Da diese Person bereits in drei unterschiedlichen „Situationen“
ihre Kompetenz bezeugt hat.
Wenn eine Person bereits in der Lehre tätig war, jedoch im Probevortrag nicht
ganz überzeugend war, ist dies ein Hinweis darauf, dass die pädagogisch-didaktische
Kompetenz dieser Person entwicklungsbedürftig ist. Die Entscheidung bzgl. pädagogisch-
didaktischer Kompetenzen dieser Person wird auf Grund zweier „Situationen“ (Berufs
erfahrung und Probevortrag) festgestellt. Würde man nur eine Situation beobachten,
hätte man in diesem Fall eine falsche Entscheidung getroffen. Entweder, dass die Person
auf Grund der Lehrtätigkeit über pädagogisch-didaktische Kompetenzen verfügt, oder,
dass diese Person auf Grund des Probevortrags über nur geringe pädagogische Kompe-
tenzen verfügt.
Anhand der Tabelle ist zu erkennen, in wie vielen „Situationen“, durch wie viele Metho-
den eine Kompetenz beobachtet wird. Es ist zu empfehlen, jede Kompetenz mindestens
in zwei verschiedenen „Situationen“/durch zwei verschiedene Methoden zu beobachten,
von denen mindestens eine Methode eine „face to Face“-Situation ist (z. B. Interview).
Wenn eine Kompetenz ohne anforderungsorientiertes Interview nur in einer oder
in keiner Situation erfasst wird, soll im Interview auf diese Kompetenz auf jeden Fall
eingegangen werden. Das am Anforderungsprofil orientierte Interview wurde aus dem
Grund bisher nicht betrachtet, da diese Auswahlmethode frei zu gestalten ist und so die
Möglichkeit bietet, Kompetenzerfassungen einzubauen, die durch die anderen Methoden
nicht abgedeckt werden.
Festlegung der Art und Weise sowie Thema des Probevortrags – Operationalisierungen
Eine der Hauptaufgaben von Professorinnen und Professoren ist die anwendungs KONZEPTION
bezogene und praxisnahe Lehre. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, benötigt man PROBEVORTRAG
neben Fachkompetenzen Kompetenzen im Bereich Pädagogik/Didaktik sowie Präsen
tationskenntnisse und rhetorische Kompetenzen.
Die beste Methode, um festzustellen, ob jemand über diese Kompetenzen verfügt,
ist die Beobachtung der Person während einer Lehrsituation, also bei der Ausführung der
Aufgabe. Daher wurde in die Berufungsordnung der FH Aachen diese Auswahlmethode
aufgenommen.
Es erscheint überflüssig zu sein, die Frage „WER“ zu stellen, da es sich um die zum WER? – ALLE GLEICH
Probevortrag eingeladenen Bewerberinnen und Bewerber handelt. Es muss jedoch bei
der Konzeption der Probevorträge überlegt werden, ob alle Eingeladenen die gleiche
Vorlesung halten sollen. Im Hinblick auf die Vergleichbarkeit der Beurteilungen ist auf
jeden Fall zu empfehlen, dass alle Eingeladenen mindestens einmal das gleiche Vortrags-
thema erhalten (und z. B. in einem zweiten Vortrag individuelle Themen).
Der Nachteil ist, dass ggf. die Studierenden und auch die Mitglieder der Berufungs- VERGLEICHBARKEIT
kommission 6–8 Mal über das gleiche Gebiet einen Vortrag hören müssen. Die Praxis DER PROBEVORTRÄGE
zeigt jedoch, dass die Vorträge – auch wenn sie den gleichen Titel haben – sehr unter-
schiedlich sind.
WAS? – WELCHE
Über die Beantwortung der Frage „WAS“ liefert die „Kompetenzen-Methoden-Matrix“
KOMPETENZEN (bzw. das Anforderungsprofil) Informationen. In diesem Schritt ist eine Entscheidung
darüber zu treffen, welche Kompetenzen des Anforderungsprofils im Probevortrag und
im Interview beobachtet werden sollen.
Neben pädagogisch-didaktischen Kompetenzen können Präsentationskenntnisse,
rhetorische Fähigkeiten, soziale, kommunikative Kompetenzen, Umgang mit Medien usw.
in den Probevorträgen mit beobachtet werden.
Bei der Entscheidung ist zu beachten, in wie vielen anderen Situationen die
Kompetenz bereits beobachtet wurde.
Fachkompetenzen können und werden in der Regel in vielen Situation/durch
mehrere Auswahlverfahren betrachtet. Jedoch bieten Probevorträge an, die Fach
kompetenzen der Bewerberinnen und Bewerber im Detail und in der Realität zu
beobachten. Die bis dahin verwendeten Methoden zur Feststellung der Fachkompetenzen
(Sichtung der Qualifikationen, Berufserfahrung, Veröffentlichungen) basieren alle auf
schriftlichen Unterlagen.
WIE? – VERHALTENS
Das Anforderungsprofil beinhaltet nicht nur die Kompetenzen, sondern auch deren
BESCHREIBUNGEN Operationalisierungen, die beobachtbaren Verhaltensbeschreibungen. In den Probe
vorträgen können die Kompetenzen durch Beobachtung erfasst werden. Hierbei handelt
es sich um eine strukturierte Beobachtung, da bestimmte Kompetenzen anhand be-
stimmter Verhaltensbeschreibungen betrachtet werden. Im Probevortrag wird verfolgt,
ob dieses Verhalten und, falls ja, in welcher Ausprägung es gezeigt wurde. Daher ist es
nötig, sich auf eine einheitliche Bewertungsskala zu einigen.
Wird nur eine 2er-Skala mit den Ausprägungen „Verhalten wurde gezeigt“ versus
„Verhalten wurde nicht gezeigt“ gewählt, hat dies ggf. die Konsequenz, dass zwischen
Bewerberinnen und Bewerbern nicht differenziert werden kann. Daher empfiehlt sich
entweder eine 3er- oder eine 5er-Skala mit folgenden Ausprägungen:
Zu der „WIE“-Frage gehört auch die Frage der Dokumentation, wie die Beobachtungen
festgehalten werden. Es empfiehlt sich, die Liste der Verhaltensbeschreibungen (im
Anforderungsprofil erarbeitete und festgelegte Operationalisierungen) mit Bezeichnung
der zum Probevortrag eingeladenen Personen auszudrucken und den Mitgliedern der
Berufungskommission vor den Probevorträgen zur Verfügung zu stellen.
Ein Beispiel zeigt folgende Tabelle.
Legende Gewichtung
0 nicht relevant
1 muss zwar vorhanden sein, ist aber weniger wichtig/entscheidend
2 wichtig
3 sehr hoch, sehr wichtig für das Lehrgebiet und/oder für den Fachbereich und/oder für die FH
IN WELCHER
Zur Beantwortung der Frage „in WELCHER Situation“ liefert das Anforderungsprofil
SITUATION? neben der „Kompetenzen-Methoden-Matrix“ weitere Hinweise.
Bei der Auswahl des Themas des Probevortrags helfen die Inhalte des Lehrgebiets
und die Module des Lehrgebietes (auch bzgl. Entscheidung der Sprache des Probe
vortrages). Bei diesem Schritt muss überlegt werden, für Studierende welchen Studien-
gangs und welchen Semesters die Vorträge gehalten werden sollen. Wenn der Schwer-
punkt der Lehre der Professur im Bereich Grundlagenfächer liegt, ist es naheliegend, die
Probevorlesung vor Studierenden des Bachelorstudienganges aus dem Fachgebiet zu
halten. Umgekehrt, wenn es sich um ein Vertiefungsfach handelt, sollen Studierende von
Masterstudiengängen zur Teilnahme motiviert werden.
Die Sprache des Vortrages hängt ebenfalls von den zukünftigen Aufgaben ab.
Werden die Vorlesungen später hauptsächlich in einer Fremdsprache gehalten, soll der
Probevortrag ebenfalls in dieser Fremdsprache gehalten werden.
Da von den Professorinnen und Professoren die Beherrschung der englischen
Sprache erwartet wird, auch wenn die Sprache der Lehrveranstaltungen grundsätzlich
Deutsch ist, ist zu überlegen, ob ein zweiter Vortrag in Englisch gehalten werden soll
oder ob im Laufe des Interviews kurz die Sprache gewechselt werden soll, um die
Sprachkompetenzen zu ermitteln.
Ein zweiter Vortrag oder eine zweite Präsentation kann nicht nur zur Feststellung
der englischen Sprachkenntnisse von Bedeutung sein. Wenn das Thema des ersten
Vortrages fachbezogen war, ist es in den meisten Fällen wirkungslos, den zweiten Vortrag
ausschließlich dem Fach zu widmen. Da Informationen über die Fachkompetenzen durch
mehrere Methoden gewonnen werden – hier ist wieder die „Kompetenzen-Methoden-
Matrix“ zu prüfen.
BEISPIEL
Werden von der zukünftigen Stelleninhaberin oder von dem zukünftigen Stelleninhaber
die Leitung eines An-Institutes/Labors oder Forschungsaktivitäten erwartet, kann dieser
Bereich zum Thema der zweiten Präsentation gemacht werden. Zum Beispiel kann als
Thema „Konzept zur künftigen Entwicklung des Instituts ...“ oder „Strategie des
Instituts ...“ benannt werden.
Hat die Professur einen Forschungsschwerpunkt, können die Bewerberinnen
bzw. Bewerber über Forschungsinteressen und/oder Forschungs-Projektmanagement
vortragen.
Das eigene Lehrkonzept, die Vorstellungen der Bewerberin oder des Bewerbers
über die Lehre, können ebenfalls zum Thema eines zweiten Vortrages gemacht werden.
Fachbezogene Themen im zweiten Vortrag bringen dann einen Mehrwert:
> wenn das Lehrgebiet sowohl Grundlagen als auch Vertiefungsrichtungen beinhaltet
(als zweites Thema kann ein spezielles Fachgebiet gewählt werden),
> wenn es eine Rolle spielt, die Schwerpunkte/Stärken der Bewerberin oder des
Bewerbers zu erfahren, kann „Freies Thema mit Bezug zum Lehrgebiet“ zum
zweiten Thema gemacht werden,
> wenn Fremdsprachenkenntnisse beobachtet werden sollen,
> wenn das Fachthema nur als „Vorwand“ dient und bei der zweiten Präsentation
nicht ein Vortrag, sondern ein Seminar oder eine Übung gehalten werden soll. Der
Schwerpunkt liegt hier nicht auf der Beobachtung der Fachkompetenzen, sondern
auf pädagogisch-didaktischen Kompetenzen in verschiedenen Lehrformen.
Die Fragen „WANN“, „WIE Lange“ und „WO“ dürfen nicht vergessen werden, nicht nur im WANN –
Hinblick auf die Vorbereitungen. WIE LANGE – WO?
Die „WO“-Frage bezieht sich auf die Lokalitäten des Probevortrages und des am
Anforderungsprofil orientierten Interviews.
Der wichtigste Punkt ist, dass die Rahmenbedingungen für alle zum Probevortrag
und Interview eingeladenen Personen gleich sind. Sonst ist die Vergleichbarkeit und
Chancengleichheit nicht gegeben. Die Interviews sollen z. B. immer im gleichen Raum
durchgeführt, für die Probevorträge sollen immer die gleichen technischen Geräte zur
Verfügung gestellt werden usw.
Die Raumgröße, das Anbieten von Getränken und ob Namenskarten der Berufungs-
kommissionsmitglieder aufgestellt sind, vermittelt den Bewerberinnen und Bewerbern
ein Bild der FH Aachen. Hat die Berufungskommission den schönsten Raum im Gebäude
reserviert, drückt dies für die Bewerberinnen und Bewerber aus, dass die Position eine
hohe Bedeutung für die FH Aachen bzw. für den Fachbereich hat.
PRAKTISCHE HINWEISE
FH AACHEN
Tabelle 10: B
Fachkompetenz
bilanzen
des am Anforderungsprofil orientierten Interviews)
didaktische/pädagogische Kompetenzen X X 2
Präsentationskenntnisse/rhetorische Fähigkeiten X X 2
Kommunikationsfähigkeit X 1
Führungskompetenz X 1
Planungsfähigkeit/strategisches Denken X 1
INTERVIEWFRAGEN
Die nächste Aufgabe besteht darin, die Fragen zu diesen Kompetenzen auszudenken.
Viele und gute Informationen erhält man durch gute Fragen. Was jedoch sind gute Fragen
in einem anforderungsorientierten Interview?
In diesem Fall geht es um Informationssammlung, daher bieten sich „offene“
gegenüber „geschlossenen“ Fragen an. Bei geschlossenen Fragen werden die Antwort-
möglichkeiten vorgegeben oder die Antwortmöglichkeiten sind sehr eingeschränkt.
BEISPIEL
GESCHLOSSENE
Stellt man die Frage: „Kennen Sie Methoden zur Aufstellung von Energiebilanzen?“ Kann
FRAGEN die gefragte Person eigentlich nur mit „ja“ oder „nein“ Antworten. Der Informations
gewinn ist fast null. Antwortet die Person mit „ja“, auch wenn die Antwort glaubhaft ist,
sagt diese kaum etwas über die Tiefe dieser Kenntnisse aus. Ob die Person flüchtig in
einer Zeitschrift über solche Methoden gelesen hat oder jeden Tag mit solchen Methoden
arbeitet, ist an der Antwort nicht zu erkennen.
Geschlossene Fragen sind dann angebracht, wenn es sich um konkrete Ent
scheidungen handelt, z. B. „Ist es Ihnen um 11:00 Uhr recht?“, oder wenn die Anzahl der
möglichen Antworten begrenzt und bekannt ist, z. B. „Welche der folgenden Methoden
finden Sie am effektivsten, um Energiebilanzen aufzustellen? Methode A, Methode B
oder Methode C?“ Damit kann geprüft werden, ob die Person über Kenntnisse zur
Effektivität der Methoden verfügt. Mit einer solchen Frage – auch wenn die Person die
richtige Antwort gibt – erfährt man jedoch noch immer nicht, warum die Person dieser
Meinung ist, ob die Person durch eigene Erfahrung zu diesem Ergebnis kam oder ob die
Person ein Gespräch mit einem Kollegen geführt hat und dieser von der Effektivität der
Methode erzählt hat.
OFFENE FRAGEN
Bei „offenen Fragen“ ergeben sich unzählige Antwortmöglichkeiten und die oder der
Gefragte stellt viele Informationen zur Verfügung. Da bei offenen Fragen die gefragte
Person über die Ausführlichkeit der Antworten entscheidet, muss ggf. nachgefragt
werden oder eine Person, die gerne viel erzählt, zum Thema zurückgebracht werden.
Offene Fragen sind in der Regel die sog. „W-Fragen“:
> Was haben Sie zuletzt gearbeitet?/Welche Tätigkeiten haben Sie zuletzt
ausgeführt?
> Wer war/en Ihr/e Vorgesetzte/r, Kollegen/innen, Mitarbeiter/innen?/Mit wem
haben Sie zusammengearbeitet?
> Wo haben Sie gearbeitet?/Wo war Ihre Abteilung angesiedelt?
> Wann waren Sie in diesem Unternehmen/in dieser Organisation tätig?
> Wie haben Sie Ihre Tätigkeiten ausgeführt?
> Warum haben Sie dort gearbeitet?/Warum haben Sie gewechselt?
FRAGEN IN DER
Neben „offen“ und „geschlossen“ lassen sich Fragen auch nach anderen Gesichtspunkten
ANFANGSPHASE unterscheiden, wie z. B. rhetorische Frage, Kontrollfrage, Gegenfrage usw.
DES INTERVIEWS
Am Anfang eines Interviews nach einer „Aufwärm“-Phase, in der die Begrüßung, Vor
stellung der Teilnehmer und deren Rollen, Darstellung des Verlaufes usw. erfolgt, können
biographiebezogene Fragen als Einstieg gestellt werden.
Dabei haben die Bewerberinnen und Bewerber die Möglichkeit, sich selbst zu
präsentieren. Es besteht auch die Möglichkeit, unvollständige oder nicht eindeutige
Angaben im Lebenslauf zu präzisieren.
Da biographiebezogene Fragen im Einstellungsinterview fast immer gestellt
werden und biographiebezogene Daten für die Bewerberinnen und Bewerber bekanntes
Terrain sind, tragen solche Fragen zur Lösung der anfänglichen Spannung der Auswahl
situation bei.
Anknüpfend können weitere, konkrete Fragen zum bisherigen Arbeitsverhalten in FRAGEN ZUM
bestimmten – anforderungsbezogenen – Situationen gestellt werden. Frühere Verhaltens- BISHERIGEN
weisen können Hinweise auf zukünftiges Verhalten geben, wenn die Situation übertrag- ARBEITSVERHALTEN
bar ist. Wenn z. B. eine Person im Rahmen einer Lehrtätigkeit als Lehrbeauftragte/r ein
Skript erstellen musste und beschreibt, wie sie oder er bei der Erstellung des Skriptes
vorgegangen ist, ist es wahrscheinlich, dass diese Person nächstes Mal – soweit die
Person sowohl mit der Erstellung zufrieden war als auch das Skript als Erfolg
betrachtet – zumindest ähnlich bei der Erstellung eines Skriptes mit der gleichen/
vergleichbaren Thematik vorgehen wird.
BEISPIEL
> Während Ihrer Tätigkeit an der MUSTER-Universität im Forschungsprojekt MUSTER
haben Sie mit mehreren Projektpartnern zusammengearbeitet. Es gab bestimmt
die eine oder andere Situation, in der Sie nicht alle der gleichen Meinung waren
und/oder unterschiedliche Interessen vertreten haben. Bitte beschreiben Sie uns
eine solche Situation. Wie haben Sie sich damals verhalten? Welche Schritte genau
haben Sie eingeleitet? Warum haben Sie sich so entschieden? Welche anderen
Möglichkeiten standen Ihnen zur Verfügung? Was würden Sie heute anders
machen?
> Während Ihrer Tätigkeit in der MUSTER-Firma haben Sie die Methode MUSTER
mehrmals angewendet. Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt? Was sind aus
Ihrer Sicht die Vor- und Nachteile dieser Methode? Warum haben Sie sich für die
Anwendung entschieden? Welche anderen Möglichkeiten hatten Sie? Was würden
Sie heute in der gleichen Situation machen?
Durch die Beschreibung der damaligen Situation und durch das konkrete Nachfragen
werden die Bewerberinnen und Bewerber in die alte Situation versetzt und das damalige
Verhalten kann von den Befragten beschrieben werden.
Mit Hilfe solcher Fragen können nicht nur Fachkompetenzen erfasst werden. Der
erste Fragenblock im Beispiel eignet sich z. B. zur Erfassung des Umgangs mit Konflikten
oder um soziale, kommunikative Kompetenzen zu erfassen. Bei den Antworten der
Bewerberinnen und Bewerber ist darauf zu achten, ob als Antwort Soll-Vorgaben
beschrieben werden (z. B. man sollte tun). Kommt es vor, müssen Nachfragen zum
konkreten Verhalten gestellt werden.
Vergleichbare Alternativen sind situative bzw. Dilemma-Fragen. Der Bewerberin oder SITUATIVE FRAGEN
dem Bewerber wird eine Situation geschildert, welche im Rahmen der Tätigkeit als
Professorin oder als Professor tatsächlich vorkommen kann, also realitätsnah ist. Dann
wird die einfache Frage gestellt: Was würden Sie machen? Wie würden Sie vorgehen?
Ob eine Person sich in einer solchen Situation tatsächlich so verhalten würde, wie
sie als Antwort beschreibt, kann nicht mit 100 %iger Sicherheit entschieden werden. Die
Antwort gibt jedoch Auskunft darüber, welche Gesichtspunkte die Person bei der
vorgestellten Situation mit einbezieht, welches Wissen ihr zur Verfügung steht, ob sie
oder er bereits eine ähnliche Situation erlebt hat. Daher sollte ein großer Anteil der
Fragen im Interview aus situativen Fragen bestehen.
Die Antworten auf solche Fragen können oft nicht als „richtig“ oder „falsch“ bezeichnet
werden. In den Antworten können die Vorgehensweisen, Einstellungen, Meinungen einer
Person erkannt werden.
ARBEITSPROBEN
Neben dem Probevortrag können auch andere kleine Arbeitsproben in das Interview
IM INTERVIEW eingebaut werden. Eine solche Arbeitsprobe wäre z. B., der Bewerberin oder dem
Bewerber die Aufgabe zu geben, 5 Klausuraufgaben für das Fachgebiet in 5 Minuten
auszuarbeiten.
Insbesondere soziale Kompetenzen, wie Kooperationsbereitschaft (oder auch
Führungsverhalten), lassen sich schwer lediglich durch Fragen beobachten. Ein Rollen-
spiel – z. B. die Simulation einer Gremiensitzung – kann zwar Hinweise auf solche
sozialen Kompetenzen geben, wird aber nicht von allen Bewerberinnen und Bewerbern
akzeptiert. Außerdem können nicht immer die gleichen Bedingungen für alle eingela-
denen Bewerberinnen und Bewerber gesichert werden.
Den zum Probevortrag eingeladenen Bewerberinnen und Bewerbern kann im
Vorfeld auch die Aufgabe der Erstellung eines Lehrkonzeptes zu einem Modul des
Fachgebietes gegeben werden.
Ob zusätzliche Arbeitsproben eingebaut werden, muss vor dem Hintergrund der
„Kompetenzen-Methoden-Matrix“ entschieden werden.
INDIVIDUELLE
Da die Fragen für alle Eingeladenen gleich sind, kann zum Ende des Interviews ein
FRAGEN bewerberbezogener Fragenteil eingebaut werden. Hier können Fragen gestellt werden,
die sich auf die einzelnen Personen beziehen.
Wurden alle Standardfragen gestellt, können die Mitglieder der Berufungs
kommission Fragen stellen, die ihnen während des Gesprächs noch eingefallen sind.
Dabei muss jedoch eine Grenze bzgl. Anzahl der Fragen gesetzt werden, damit das
Interview nicht ausufert.
In diesem Teil des Gesprächs kann auch nach der Kündigungsfrist der einzelnen
Personen gefragt werden.
FRAGEN
Vor der Verabschiedung und Erläuterung des weiteren Ablaufes muss den Bewerberinnen
DER BEWERBERIN/ und Bewerbern die Möglichkeit gegeben werden, selbst Fragen zu stellen.
DES BEWERBERS
– ABSCHLUSS Als Ergebnis stehen der Berufungskommission ein Interviewleitfaden sowie die ausge-
füllte „Kompetenzen-Methoden-Matrix“ zur Verfügung.
FH AACHEN
Kompetenz Qualifikation Berufserfahrung Arbeitsproben Probevortrag Am Gutachten Verfahren X
(nachgewiesen (nachgewiesen (Dissertation, Anforderungs
durch Zeugnisse) durch Arbeits- Veröffent profil orientiertes
zeugnisse, lichungen, Interview
Hinweise im sonstige
Lebenslauf) Arbeitsproben)
Fachkompetenz
bilanzen
didaktische/pädagogische Kompetenzen X X 2
Präsentationskenntnisse/rhetorische Fähigkeiten X X 2
Kommunikationsfähigkeit X X 2
Führungskompetenz X X 2
Planungsfähigkeit/strategisches Denken X X 2
Um nachvollziehen zu können, wieso eine Frage gestellt und zur Beobachtung welcher
Kompetenz sie erstellt wurde, ist zu empfehlen, hinter jeder Frage die Kompetenz
aufzuschreiben. So kann auch kontrolliert werden, ob tatsächlich alle relevanten
Kompetenzen beurteilt werden.
Nicht nur die Kompetenzen sollen neben den Fragen stehen, sondern auch eine
Einschätzung, wie lange ungefähr die Frage mit Antwort in Anspruch nimmt.
Die Schilderung des Werdeganges nimmt in der Regel 10–15 Minuten in
Anspruch. Pro Frage kann man mit ungefähr 5 Minuten im Schnitt rechnen. Auch die
Begrüßung, Vorstellung der Anwesenden, Fragen der Bewerberin oder des Bewerbers
und die Abschiedsphase können 5–10 Minuten dauern.
Insgesamt sollte ein Interview 1 ½ oder 2 Stunden nicht überschreiten.
Die Aufgabe der Erstellung des Interviewleitfadens können ein oder zwei Mitglieder
aus der Berufungskommission übernehmen und einen Vorschlag zur Diskussion den
anderen Mitgliedern der Berufungskommission unterbreiten.
Eine andere Möglichkeit ist, die einzelnen Kompetenzen zwischen den Mit
gliedern der Berufungskommission so aufzuteilen, dass jede/r Fragen zu einer
bestimmten Kompetenz entwickelt. Anschließend kann der so erstellte Interview
leitfaden diskutiert werden.
VORBEREITUNG
Neben dem Inhalt der Probevorträge und dem Interviewleitfaden muss der Ablauf für
ABLAUF alle Mitglieder der Berufungskommission klar sein. Es muss geklärt werden:
> wer die Bewerberin oder den Bewerber vor dem Probevortrag anmoderiert,
> ob fachbezogene Fragen direkt nach dem Probevortrag gestellt werden,
> wer die Gesprächsführung und Fragestellung im Interview übernimmt,
> wer die oder den Interviewer/in beim Einhalten des zeitlichen Rahmens
unterstützt,
> wie viele Fragen höchstens am Ende, im Anschluss an die Standardfragen, gestellt
werden dürfen,
> wer Informationen/Unterlagen für die Beantwortung der Fragen der Bewerberin
oder des Bewerbers zusammenstellt (z. B. Fragen zur Verbeamtung, Besoldung, zum
Aufbau der FH, des Fachbereichs, zur Einrichtung, zur Weiterbildung usw.),
> wer sich um den Druck der Beobachtungs- und Bewertungsbögen sowie
Interviewleitfäden kümmert,
> wer die organisatorischen (wie Terminorganisation, Raumreservierung,
Medienprüfung, Verpflegung) und administrativen (wie Einladungsschreiben,
Aushang, Ausdruck der Erklärung zur Weiterleitung der Bewerbungsunterlagen,
Professurenausschreibung (um die in der Ausschreibung mitgeteilten Informationen
nachvollziehen zu können), Namenstischkarten) Aufgaben übernimmt usw.
Der zweite Punkt bezieht sich auf die Trennung der Bewertung und Beobachtung. Es ist
GLOSSAR
nicht möglich, Gefühle der Sympathie oder Antipathie zu unterdrücken und völlig BEOBACHTUNGS-
objektiv einer Person zu begegnen. Es ist jedoch möglich, darauf zu achten, dass im UND BEURTEILUNGS
ersten Schritt bzw. während des Vortrags und Interviews das Verhalten lediglich beob FEHLER
achtet und nicht beurteilt wird. Wenn die Beurteilung später erfolgt, sind solche Gefühle
nicht mehr so präsent. Weiterhin ist es möglich, darauf zu achten, ob solche Gefühle bei
einem Beurteiler z. B. generell zu milderen oder zu strengeren Urteilen führen.
BEISPIEL
Eine Bewerberin hat die gleiche Universität besucht wie ein Mitglied in der Berufungs-
kommission. Dieses Mitglied ist stolz darauf, diese Universität besucht zu haben, und
überzeugt, dass Personen, die an dieser Universität studiert haben, in ihrem Fach
kompetent sind. Dann kann es vorkommen, dass dieses Mitglied die Bewerberin viel
strenger beurteilt, weil das Mitglied von vornherein davon ausgeht, dass das Niveau
hoch ist.
Wenn die eingeladene Person eintrifft, soll sie oder er empfangen und begrüßt, der DER ERSTE
Probevortrag anmoderiert werden (Person vorstellen, Thema vorstellen, Studierende PERSÖNLICHE
vorstellen = aus welchem Studiengang sie kommen, evtl. kurz beruflichen Werdegang KONTAKT
ansprechen, das Wort übergeben).
Während des Vortrages erfolgt die Beobachtung des Verhaltens anhand z. B. eines PROBEVORTRAG
Beobachtungsbogens oder in Form einfacher Notizen. Es ist zu empfehlen, Mitschriften
zu machen, und zwar ggf. so detailliert, dass zu einem späteren Zeitpunkt Verhaltens
elemente wiedergegeben werden können (z. B. „Er hat versucht, mit jedem einzelnen
Zuhörer Augenkontakt aufzunehmen“, „Sie hat die Vor- und Nachteile der Methode
MUSTER aufgelistet, und zwar ...“, „Sie benutzte sowohl Folien als auch die Tafel“). Es geht
darum, zu beobachten und zu beschreiben, was die Person sagt, was die Person tut.
Solche Beobachtungen sind wertneutral, sagen nichts darüber aus, ob das gezeigte
Verhalten positiv oder negativ bewertet wird.
Neben dem Verhalten ist auf die Einhaltung des zeitlichen Rahmens zu achten; ein
Mitglied der Berufungskommission soll die Dauer des Vortrages im Auge behalten und
ggf. eingreifen, wenn die Zeit deutlich überschritten wird. Neben dem zeitlichen Aspekt
sollen weitere Rahmenbedingungen notiert werden, wie Anwesenheit der Mitglieder der
Berufungskommission, Anzahl der Studierenden, ob evtl. ein störendes Ereignis erfolgte.
INTERVIEW
Vor dem Interview kann eine kurze Pause stattfinden oder direkt das nicht öffentliche
Gespräch eröffnet werden. Spätestens an dieser Stelle sollen die Mitglieder der Be
rufungskommission vorgestellt sowie ihre Rollen dargestellt werden. Es ist insbesondere
in der Industrie unüblich, mit so vielen Personen ein Auswahlverfahren durchzuführen.
Daher muss den Eingeladenen der Sinn und Zweck, das Beteiligungsprinzip und das
Streben nach objektiven Auswahlverfahren nahegebracht werden. Hierbei kann auch
darauf hingewiesen werden, dass die Fragen im Interview vorgelesen werden, um die
Vergleichbarkeit und Chancengleichheit gewährleisten zu können. Bevor die Fragen
gestellt werden, ist der Ablauf zu beschreiben (Fragen, dann hat die eingeladene Person
die Möglichkeit, Fragen zu stellen, wie lange etwa das Gespräch dauern wird, die Bitte
zur Unterzeichnung des Einverständnisses zur Weiterleitung der Bewerbungsunterlagen
an die Gutachterinnen und/oder Gutachter und ob die eingeladene Person diesen Ablauf
akzeptiert, ggf. Fragen dazu hat).
Danach können die Fragen vorgelesen und wie bei dem Probevortrag die Ant
worten und das Verhalten beobachtet und notiert werden (auf die Zeit soll ebenfalls
geachtet werden). Stellen die Mitglieder der Kommission nach den Standardfragen
weitere Fragen, sind diese aufzuschreiben. Die Fragen der Bewerberin bzw. des
Bewerbers offenbaren Interesse und sollten ebenfalls notiert werden (z. B. hat sie oder er
sich bzgl. FH Aachen, dem Fachbereich, den Studiengängen oder zum Thema
W-Besoldung informiert).
ABSCHLUSS
Zum Schluss ist der weitere Ablauf zu schildern:
> wann der letzte Vortrag stattfindet,
> dass nach der vorläufigen Entscheidung der Berufungskommission die Gutachten
eingeholt werden (die erfahrungsgemäß 1 ½ Monate in Anspruch nehmen können),
> danach die Entscheidung des Fachbereichsrates und
> schließlich des Rektorates bzw. der Rektorin bzw. des Rektors erfolgt und somit,
> bis die eingeladene Person eine offizielle Mitteilung über Platzierung/
Nichtplatzierung erhält, 3–4 Monate vergehen können.
Nach der Verabschiedung kann die Berufungskommission die Eindrücke ohne Bewertung
austauschen.
Nach dem letzten Probevortrag bzw. Interview kann sich die Berufungskommission
der Auswertung widmen.
PRAKTISCHE HINWEISE
Ein Mitglied der Kommission kann die Rolle des Moderators übernehmen und
prüfen, ob alle Kompetenzen mindestens kurz besprochen werden sowie die ver
einbarten Regeln (mit Verhaltensbeispielen argumentieren, sehr auseinander liegende
Meinungen ausdiskutieren) eingehalten werden.
Nachbereitung
Im Nachhinein können die einzelnen Auswahlmethoden, die einzelnen Fragen des
Interviews auf Praktikabilität, Menge der gewonnenen Informationen geprüft werden
und als Muster für andere Berufungsverfahren zur Verfügung gestellt werden.
Von der Beratung über den Berufungsvorschlag der Berufungskommission bis hin zur
Einreichung des Berufungsvorschlags des Fachbereichsrats beim Rektorat
Erläuterungen
ENTSCHEIDUNG IM
„Dem Fachbereichsrat obliegt die Beschlussfassung über die Angelegenheiten des
FACHBEREICHSRAT Fachbereichs, für die nicht die Zuständigkeit der Dekanin oder des Dekans oder eine
andere Zuständigkeit bestimmt ist. Er ist insoweit in allen Forschung, Kunst und Lehre
betreffenden Angelegenheiten [...] zuständig“ (§ 28 HG NRW). Die Stellen für
Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer werden auf Vorschlag des Fachbereiches
ausgeschrieben. Ebenfalls auf Vorschlag des Fachbereiches werden die Professorinnen
und Professoren berufen.
Gemäß Hochschulgesetz NRW werden demnach dem Fachbereichsrat eine vor
schlagende und eine Entscheidungsfunktion im Berufungsverfahren eingeräumt.
Der Fachbereichsrat ist das Organ des Fachbereichs, welches den Überblick über
die den Fachbereich betreffenden Angelegenheiten hat. In ihm sind alle wichtigen
Interessengruppen – Lehrende, Mitarbeiter, Studierende – vertreten.
BESCHLUSS ÜBER
Es liegt in der Verantwortung des Fachbereichsrates, dem Rektorat einen Berufungs
DEN BERUFUNGS vorschlag vorzulegen, da die Rektorin bzw. der Rektor die Professorinnen und
VORSCHLAG Professoren auf Vorschlag des Fachbereiches beruft (§ 37 Abs. 1 sowie Berufungs
ordnung). Der Fachbereichsrat beschließt, ob dem Vorschlag der Berufungskommission
zugestimmt wird.
PRAKTISCHE HINWEISE
Die Einladung der Kommissionsmitglieder und/oder der bzw. des Vorsitzenden der
Kommission bringt den Vorteil mit, dass die Fragen der Fachbereichsratmitglieder
direkt beantwortet werden können. Die oder der Vorsitzende kann auch eine kurze
Zusammenfassung über den Ablauf des Verfahrens in der Fachbereichsratsitzung
geben.
Bei der Abstimmung gelten die gleichen Verfahrensregelungen wie bei der Abstimmung
in der Berufungskommission (s. Ziffer 6.1 und 5.3.5 Berufungsordnung der FH Aachen
vom 19. 06. 2008):
- Abstimmung über den Berufungsvorschlag der Berufungskommission
- geheime Abstimmung
- Abstimmung nach Gruppen getrennt
- Enthaltungen gelten weder als Zustimmung noch als Ablehnung
- Jedes überstimmte Mitglied kann ein Sondervotum abgeben, wenn die Absicht
protokolliert wurde. Das Sondervotum ist zeitnah schriftlich an die oder den
Vorsitzende/n zu senden und als Anlage dem Protokoll beizufügen.
BEISPIEL
Wenn sich in der vorgehenden Diskussion im Fachbereichsrat herausstellt, dass Einigkeit
bzgl. Berufungsfähigkeit und Platzierungen herrscht, kann über die Gesamtliste (und
nicht über jede Platzierung einzeln) abgestimmt werden. Die Abstimmungsfrage lautet:
„Sind Sie mit der Berufungsliste (schriftlich vorgelegt) einverstanden?“ oder „Sollen die
Personen Frau A. Muster, Herr B. Muster und Frau C. Muster in der Reihenfolge auf die
Berufungsliste gesetzt und dem Rektor vorgeschlagen werden?“
BEISPIEL
Beispiel 1 7 0 0 2 0 0 3 0 0 12 0 0
Beispiel 2 5 1 1 0 2 0 0 3 0 5 6 1
Beispiel 3 3 2 2 2 0 0 3 0 0 8 2 2
BEDINGUNGEN FÜR
Es gibt drei Bedingungen, die erfüllt werden müssen, um in diesem Beispiel der
EINEN GÜLTIGEN Zusammensetzung des Fachbereichsrates einen Fachbereichsratsbeschluss für eine
FBR-BESCHLUSS Berufung als gültig betrachten zu können.
(1) Um beschlussfähig zu sein, müssen an der Sitzung des Beispielfachbereichsrates
mindestens 7 stimmberechtigte Mitglieder (mehr als die Hälfte der stimm
berechtigten Mitglieder, bei 12 Mitgliedern also 7) teilnehmen (§ 4 Verfahrens
ordnung der FH Aachen vom 24. 04. 2008).
(2) Für eine Zustimmung bzw. Ablehnung eines Berufungsvorschlags sind mindestens
7 „Ja-Stimmen“ (bzw. gegen den Vorschlag 7 „Nein- Stimmen“) erforderlich.
(3) Aus diesen 7 „Ja-Stimmen“ (bei Ablehnung: aus diesen 7 „Nein-Stimmen“) müssen
mindestens 4 Stimmen aus der Gruppe der Professorinnen und Professoren
kommen.
Alle weiteren Abstimmungsergebnisse – wie z. B. viele „Enthaltungen“ – sind nicht gültig
bzw. stellen eine Ablehnung des Vorschlags dar.
Gemäß Berufungsordnung der FH Aachen (s. Ziffer 7) kann bei Ablehnung des Berufungs-
vorschlages der Berufungskommission eine Erörterung stattfinden. Diese findet in der
Regel auch statt und wird vom Rektor initiiert. Ziele dieser Erörterungen sind es,
divergierende Standpunkte zu klären und nach Möglichkeit eine Übereinkunft zu
erzielen.
Unabhängig von einer Erörterung liegt, wie auch bei einem übereinstimmenden
Berufungsvorschlag, die letztendliche Entscheidung bei der Rektorin bzw. dem Rektor.
PRAKTISCHE HINWEISE
Besondere Fälle
Gemäß § 37 Abs. 1 Satz 3 HG NRW kann die Rektorin bzw. der Rektor ohne Vorschlag des
Fachbereiches eine Professorin oder einen Professor berufen, wenn
(1) der Fachbereich acht Monate nach Einrichtung, Zuweisung oder Freiwerden der
Stelle (bei Freiwerden durch Erreichen der Altersgrenze nach drei Monaten nach
dem Freiwerden der Stelle) keinen Vorschlag vorgelegt hat,
(2) der Fachbereich der Aufforderung zur Vorlage eines neuen Vorschlages bis zum
Ablauf von sechs Monaten nicht nachgekommen ist,
(3) in einem neuen Vorschlag keine geeigneten Personen benannt sind, deren
Qualifikation den Anforderungen der Stelle entspricht.
Wenn die Fälle (1) und (2) eintreten, muss jedoch der Fachbereich angehört werden.
Zusammenfassung
Der Fachbereichsrat als Entscheidungsorgan des Fachbereiches beauftragt die
Berufungskommission und beschließt nach Ablauf des Auswahlverfahrens über den der
Rektorin oder dem Rektor vorzulegenden Berufungsvorschlag.
PRAKTISCHE HINWEISE
Nachbereitung
Es sind keine Nachbereitungen seitens des Fachbereichsrates nötig.
Die Rektorin bzw. der Rektor und das Rektorat treffen zwei grundsätzliche
Entscheidungen in einem Berufungsverfahren:
(1) Am Anfang des Verfahrens beschließt das Rektorat über die Zuweisung und
S. KAPITEL
„ZUWEISUNGS Ausschreibung einer Professur (s. Kapitel „Zuweisungsverfahren“),
VERFAHREN“ (2) am Ende des Verfahrens entscheidet die Rektorin bzw. der Rektor nach
Anhörung des Rektorates über den Berufungsvorschlag des Fachbereiches.
Entscheidungsvorbereitung
Um eine Entscheidung über den Berufungsvorschlag des Fachbereiches treffen zu ENTSCHEIDUNGS
können, benötigt die Rektorin bzw. der Rektor Informationen über den Ablauf und die VORBEREITUNG
ordnungsgemäße Durchführung des Berufungsverfahrens, über die Begründung des
Berufungsvorschlags, über den Vorschlag selbst und über alle Bewerberinnen und
Bewerber, speziell über die vorgeschlagenen Personen. Die Informationen über alle
Bewerberinnen und Bewerber sind nötig, da die Rektorin bzw. der Rektor gemäß
Hochschulgesetz auch eine andere Reihenfolge wählen oder einen neuen Vorschlag
anfordern kann (§ 37 Abs. 1 Satz 2 HG NRW).
Da es sich bei diesen Informationen teils um verschiedene Sichtweisen handelt
(z. B. Blickwinkel der Studierenden oder Standpunkt der Gleichstellungsbeauftragten),
sind alle diese Perspektiven vor der Entscheidung zu berücksichtigen.
Die Mitglieder des Rektorates benötigen Informationen, um einen Abgleich mit der
Ausschreibung durchführen zu können.
Sind die Unterlagen nicht vollständig und/oder nicht nachvollziehbar, nimmt das
Personaldezernat Kontakt mit der oder mit dem Vorsitzenden der Berufungskommission
und/oder des Fachbereichsrates auf, um Ergänzungen anzufordern.
BEISPIEL
Neben Formalien wird im Personaldezernat der Abschlussbericht durchgelesen und
LISTE
geprüft, ob die auf die Liste gesetzten Personen die Einstellungsvoraussetzungen nach ERFORDERLICHER
§ 36 HG NRW erfüllen. Wenn eine Person z. B. über keine Promotion verfügt und es sich UNTERLAGEN
auch nicht um ein künstlerisch-gestalterisches Fach handelt, wird zum einen nachgeprüft,
ob die vergleichenden Gutachten promotionsadäquate Leistungen anerkennen. Wenn
dies nicht der Fall ist, wird nachgegangen, ob die Berufungskommission im Abschluss
bericht oder in einer Stellungnahme darauf eingeht, welche Leistungen als promotions
adäquat als Nachweis der Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit anerkannt wurden
und warum. Fehlen entsprechende Nachweise, müssen die Gutachten ergänzt werden.
Weiterhin wird z. B. bedacht, ob die platzierten Personen im Beamtenverhältnis
berufen werden können.
Das Anforderungsprofil, die Bewerberübersicht und Laudatio (Begründung der
Platzierung) erhält besondere Aufmerksamkeit, da diese im Falle einer Klage als Nach-
weise dienen, da die Bewerbungsunterlagen später nicht mehr zur Verfügung stehen.
Da die Berufungsbeauftragten neben ihrer unterstützenden Funktion für die Verfahrens- STELLUNGNAHME
qualität zuständig sind, wird der Abschlussbericht zur Stellungnahme an die oder den DER/DES BERUFUNGS
Berufungsbeauftragte/n versendet. BEAUFTRAGTEN
Nach dem Eingang ihrer/seiner Stellungnahme, welche besonderen Stellenwert hat,
wird diese der Berufungsakte hinzugefügt.
Wenn die Berufungsakte vollständig, einleuchtend und die Entscheidung nachprüfbar ist,
wird eine Rektoratsvorlage erstellt und den Rektoratsmitgliedern zur Verfügung gestellt
(sowie als Tagsordnungspunkt angemeldet).
PRAKTISCHE HINWEISE
Die Liste der einzureichenden Unterlagen befindet sich auf der Intranetseite der
FH Aachen unter dem Menüpunkt „Startseite -> Administration -> Zentralverwaltung
-> Dezernate -> Dezernat I -> Information von A bis Z -> Berufungsverfahren“.
Die Rektoratsvorlage und die Unterlagen müssen spätestens 14 Tage vor der
Rektoratssitzung den Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden, um diese als
Tagesordnungspunkt für die Rt.-Sitzung aufnehmen zu können.
Wenn der Vorschlag der Berufungskommission mit dem Vorschlag des Fachbereichsrates
übereinstimmt, die Stellungnahmen der Gleichstellungsbeauftragten und der Schwer
behindertenvertretung den Vorschlag unterstützen, die vergleichenden Gutachten mit
der Reihenfolge der Berufungskommission übereinstimmen (oder eine abweichende
Reihenfolge begründet ist), die Stellungnahme der bzw. des Berufungsbeauftragten den
ordnungsgemäßen Ablauf des Verfahrens bestätigt und keine sonstigen Besonderheiten
vorliegen, kann in der Regel mit der Zustimmung der Rektorin bzw. des Rektors gerech-
net werden (Entscheidungsvariante 1).
BEISPIEL
Eine Entscheidung für die Variante 2 („Reihenfolge wird geändert“) kann z. B. vor
kommen, wenn die Gleichstellungsbeauftragte eine abweichende Reihenfolge vorschlägt
als die Berufungskommission. Wenn eine Bewerberin auf Platz 2 gesetzt wird, jedoch
nach Einschätzung der Gleichstellungsbeauftragten die Qualitäten des erstplatzierten
Bewerbers und der zweitplatzierten Bewerberin gleichwertig sind und die Berufungs-
kommission keine ausführliche Begründung vorlegen kann, wird die Reihenfolge
geändert und die Bewerberin berufen. Diese Entscheidung setzt eine Erörterung voraus.
Eine Entscheidung für die Variante 3 („nicht allen Platzierungen wird zugestimmt“)
kann z. B. vorkommen, wenn eine der platzierten Personen die Einstellungsvoraus
setzungen nach § 36 HG NRW zwar erfüllt, nach Ansicht der Rektorin bzw. des Rektors
die/der platzierte Bewerberin bzw. Bewerber jedoch das Anforderungsprofil nicht erfüllt.
Um eine Fehlbesetzung zu vermeiden, kann die Platzierung der Person abgelehnt
werden.
Eine Entscheidung für Variante 4 („Rückgabe des Verfahrens“) kann z. B. vorkom-
men, wenn die Berufungskommission und der Fachbereichsrat abweichende Vorschläge
haben und das Anforderungsprofil nicht eindeutig im Fachbereich geklärt wurde. Diese
Entscheidung setzt eine Erörterung voraus.
Eine Entscheidung für Variante 5 („Ablehnung des Berufungsvorschlags“) kann z. B.
vorkommen, wenn die Schwerpunkte der Professur nicht eindeutig geklärt wurden und/
oder nach Ausschreibung der Professur verändert, ergänzt wurden, Sondervoten der
Studierenden und akademischen Mitarbeitervertretung vorliegen, ein oder beide
Gutachten nicht von unabhängigen Personen erstellt wurden und/oder bereits im Laufe
des Verfahrens Beschwerden von einer Bewerberin oder von einem Bewerber eingehen
(z. B. wegen „Nicht-Einladung“ zum Probevortrag).
Nach der Entscheidung der Rektorin bzw. des Rektors wird das Rufschreiben an die oder RUFSCHREIBEN/
den Erstplatzierte/n versendet. SCHREIBEN AN DIE
Das Rufschreiben ist rechtsmäßig bindend für die FH Aachen und beinhaltet 2.- U. 3.-PLATZIERTEN/
folgende Informationen: ABSAGEN
> Rufabsicht für die Professur „Lehrgebiet“,
> Besoldungsgruppe (W 2 BBesO) der Stelle,
> Einstellungsvoraussetzungen der Stelle (z. B. § 36 Abs. 1 HG NRW; bei künstlerisch-
gestalterischen Fächern § 36 Abs. 2 HG NRW),
> Hinweis auf Probezeit zur Feststellung der pädagogischen Eignung (Ausnahme:
Nachweis der Erfüllung dieser Voraussetzung liegt vor),
> Hinweise auf das Dienstverhältnis (Berufung im Beamtenverhältnis auf Probe/
auf Lebenszeit/auf Zeit für die Dauer von z. B. 5 Jahren oder im unbefristeten/
befristeten privatrechtlichen Dienstverhältnis mit oder ohne Probezeit),
> Bitte um baldige Rückmeldung bzgl. Annahme oder Ablehnung des Rufes und
Hinweis auf die Dauer des Angebotes (die Berufenen haben 2 Monate Zeit, eine
Entscheidung zu treffen),
> ggf. sonstige verfahrensabhängige Hinweise sowie
> Merkblatt, welches weitere Hinweise beinhaltet (z. B. Hinweis auf das
Berufungsgespräch und dessen Inhalte, Bitte um Einreichung eines Führungs- und
Gesundheitszeugnisses, Bitte um die Angabe der Gehaltsvorstellungen usw.).
Parallel zum Rufschreiben wird ein Schreiben an die anderen platzierten Bewerberinnen
und Bewerber versendet. Dieses Schreiben beinhaltet die Information, dass sie platziert
wurden, jedoch eine andere Bewerberin bzw. ein anderer Bewerber den Ruf erhalten hat
sowie dass sie nach Ablauf der Berufungsverhandlung mit der erstplatzierten Person
erneut informiert werden.
Allen anderen Bewerberinnen und Bewerbern wird eine Absage gesendet und sie
erhalten ihre Bewerbungsunterlagen zurück. Da die Frist für das Einreichen einer
Konkurrentenklage 30 Tage, für eine Klage wegen Verdacht auf Verletzung des
Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes 60 Tage nach dem Erhalt der Absage ist, werden
die Absagen parallel zum Rufschreiben versendet.
Die Schreiben an die zweit- bzw. drittplatzierte Person und die Absagen werden
vom Personaldezernat versendet. Diese Schreiben dürfen erst nach der Entscheidung der
Rektorin bzw. des Rektors versendet werden, da ihr/ihm die letztendliche Entscheidung
obliegt.
Zwar liegt die Entscheidung der Berufungskommission bzgl. Ablehnung einer
GLOSSAR
Bewerberin oder eines Bewerbers viel früher vor und insbesondere im Hinblick auf GÜTEKRITERIEN
soziale Validität und Fairness könnten die Absagen früher versendet werden, das Recht EIGNUNGS
der Rektorin bzw. des Rektors, die letztendliche Entscheidung zu treffen, darf jedoch DIAGNOSTISCHES
nicht verletzt werden. VERFAHREN
BEISPIEL
Die Höhe bzw. Vergabe von Berufungs-Leistungsbezügen hängt von den mitgebrachten
Qualifikationen und Kompetenzen der Berufenen im Hinblick auf die Anforderungen ab.
Zusätzliche Faktoren können in die Entscheidung mit einfließen. Wenn z. B. zwischen den
erstplatzierten und zweitplatzierten Personen kaum Kompetenzunterschiede vorhanden
sind, hat die FH einen größeren Handlungsspielraum bzgl. der Berufungs-Leistungs
bezüge, als wenn die oder der erstplatzierte unbedingt berufen werden muss.
In Ausnahmefällen können besondere Leistungsbezüge bereits bei der Berufung
vergeben werden. Wenn z. B. eine berufene Person ein dreijähriges Forschungsprojekt
mitbringt, können ihr/ihm besondere Leistungsbezüge für die Dauer von drei Jahren
gewährt werden.
PRAKTISCHE HINWEISE
Auch wenn die Berufung zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfolgen soll und die zu
berufende Person ab sofort zur Verfügung stehen würde, kann der Dienstantritt
trotzdem frühestens 5 bzw. 9 Wochen nach dem Versenden der Absagen der nicht
berufenen Bewerberinnen und Bewerber erfolgen, da die Frist zur Einreichung einer
Konkurrentenklage 30, zur Einreichung einer Klage wegen Verdacht auf Verletzung
des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes 60 Tage nach dem Erhalt der Absage
beträgt.
Die Lehrverpflichtung der auf Probe zur Feststellung der pädagogischen Eignung
berufenen Personen kann bis zu 6 SWS im ersten Jahr, z. B. auf 12 SWS im ersten
Semester oder auf 15 SWS in den ersten zwei Semestern (nicht kapazitätswirksam)
reduziert werden, um die Teilnahme an Weiterbildungen zu ermöglichen und zu
fördern. Zusätzlich erhalten Erstberufene grundsätzlich einen Zuschuss, wenn sie an
Weiterbildungen des HDW-Netzwerkes im ersten Jahr der Berufung teilnehmen.
An dem Berufungsgespräch nimmt neben der Rektorin bzw. dem Rektor und der
berufenen Person die Kanzlerin bzw. der Kanzler, die Dekanin bzw. der Dekan des
jeweiligen Fachbereiches und eine Vertreterin bzw. ein Vertreter des Personal
dezernates teil.
Die Überreichung der Urkunde erfolgt durch die Rektorin bzw. durch den Rektor. An dem
Termin sollen auch die Kanzlerin bzw. der Kanzler und die Dekanin bzw. der Dekan des
jeweiligen Fachbereiches teilnehmen.
Schließlich kann der Dienstantritt zu dem vereinbarten Zeitpunkt erfolgen.
Besondere Abläufe
Lehnt die erstplatzierte Person den Ruf ab oder wird die Unterzeichnung der Nieder- ABLEHNUNG
schrift abgelehnt, so wird der Ruf der zweitplatzierten Person (ggf. Drittplatzierten) DES RUFES
erteilt.
Wenn alle platzierten Personen den Ruf ablehnen, wird das Verfahren an den Fach
bereich zurückgegeben. Der Fachbereichsrat muss überlegen, ob die Professur mit oder
ohne Änderung des Anforderungsprofils neu ausgeschrieben werden soll.
Wenn eine Bewerberin oder ein Bewerber eine Konkurrentenklage einreicht und das KLAGEEINGANG
Rechtsverfahren beginnt, muss die Verwaltung bis zum Abschluss des Rechtsverfahrens
jede Maßnahme unterlassen, welche die Möglichkeit der Klägerin oder des Klägers
verhindert, die Professur anzunehmen.
Weitere besondere Abläufe ergeben sich aus Besonderheiten der berufenen Person. INDIVIDUELLE
Wenn die berufene Person bereits im Beamtenverhältnis ist, muss die Übernahme BESONDERHEITEN
geklärt werden. DER BERUFENEN
PERSON
PRAKTISCHE HINWEISE
Nachbereitung
> Im Personaldezernat werden weitere Prozesse, die zum Dienstantritt und Dienst
benötigt werden, angestoßen.
> Im Falle einer Berufung auf Probe beginnt der Prozess zur Feststellung der
pädagogischen Eignung.
Die Liste der häufig gestellten Fragen entstand zum maßgeblichen Teil aus im Laufe
konkreter Berufungsverfahren tatsächlich gestellten Fragen.
Der Katalog bietet für Beteiligte die Möglichkeit, auf auftauchende einzelne fest
umrissene Fragen eine anschauliche kurze Antwort zu erhalten.
Zum Beispiel: „Kann jemand ohne Promotion berufen werden?“ oder „Was ist, wenn
ein Gutachten eine ganz andere Reihenfolge empfiehlt, im Vergleich zu der von der
Berufungskommission erstellten?“ oder „Bis zur Vollendung welchen Lebensjahres kann
jemand im Beamtenverhältnis berufen werden?“
Um eine bessere Struktur zu gewähren, sind die Fragen nach Prozessphasen von
Berufungsverfahren geordnet.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 125
Häufig gestellte Fragen –
Zuweisungsverfahren
Wieso muss der Fachbereichsrat zweimal (ein erstes Mal über die (Um-)Widmung sowie
über die Wahl der Mitglieder der Berufungskommission und dann noch ein zweites
Mal über das Anforderungsprofil sowie Stellenausschreibungstext) abstimmen?
Die (Um-)Widmung definiert die Ausrichtung der Professur. Das Anforderungsprofil und
der Ausschreibungstext werden anhand der (Um-)Widmung erstellt und bestimmen im
Detail die Aufgaben der Professur und die Anforderungen an die zukünftige
Stelleninhaberin bzw. an den zukünftigen Stelleninhaber.
Die (Um-)Widmung gibt die strategische Richtung vor, beschreibt jedoch nicht im
Einzelnen, welche Kompetenzen zur Erfüllung einer Aufgabe vorhanden sein müssen und
wie diese beurteilt werden können.
Ziele können auf verschiedenen Wegen erreicht werden. Die Definition der
Zielerreichung, die detaillierte Ausarbeitung (Anforderungsprofil) erfolgt in der
Berufungskommission. Um sicherzustellen, dass die Ausarbeitung der
Berufungskommission auch im Sinne des Fachbereichsrates ist und dass alle Beteiligten
das gleiche unter einer bestimmten Aufgabe und Anforderung verstehen, wird die
Zustimmung des Fachbereichsrates eingeholt (Ziffer 3.2 BO).
Durch diesen Verfahrensablauf können eventuelle Missverständnisse, welche sich
ggf. erst am Ende eines Berufungsverfahrens herausstellen, vermieden werden.
Wieso muss der Vorschlag zur Stellenausschreibung zusammen mit dem Zuweisungsantrag
dem Rektorat vorgelegt werden? Wieso nicht zuerst nur der Zuweisungsantrag?
Weil das Rektorat sowohl für die Zuweisung als auch für die Ausschreibung einer
Professur die Verantwortung hat. Dies bedeutet, dass beide Anträge (Zuweisungsantrag
und Vorschlag zum Text der Stellenausschreibung inkl. Veröffentlichungsmedien) so oder
so dem Rektorat zur Entscheidung vorgelegt werden müssen. Werden die zwei inhaltlich
stark zusammenhängenden Anträge gemeinsam eingereicht, kann effektiver und in einer
Sitzung eine Entscheidung durch das Rektorat getroffen werden.
Die Zuweisung und (Um-)Widmung hängen stark mit dem Anforderungsprofil und
der Ausschreibung zusammen.
126 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Wer trägt die Kosten für die Stellenanzeige?
Die Kosten für die Stellenanzeige trägt der Fachbereich.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 127
Warum gibt es eine Gleichstellungsbeauftragte?
Jeder Berufungskommission gehören mindestens drei Frauen an.
Können diese nicht die Belange von Frauen vertreten?
Jede Dienststelle mit mindestens 20 Beschäftigten hat per Gesetz eine Gleichstellungs
beauftragte zu bestellen (§ 15 LGG NRW). Die Beteiligung der Gleichstellungsbeauftragten
im Berufungsverfahren ist nicht nur eine gesetzliche Vorgabe (§ 24 Abs. 1 Satz 3 HG
NRW), sie vermeidet Rollenkonflikte bei Professorinnen, Mitarbeiterinnen und
Studentinnen, die auftreten können, wenn z. B. die Sicht aus der Perspektive des Amtes
eine andere ist als die Sicht aus der Perspektive der Frau.
128 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Warum gibt es eine Berufungsbeauftragte bzw. einen Berufungsbeauftragten?
Gemäß § 38 HG NRW soll die Berufungsordnung die Funktion „Berufungsbeauftragte“
regeln. Laut Begründung des Gesetzgebers wird durch die obligatorische Funktion des
Berufungsbeauftragten gewährleistet, dass die zentrale Verantwortlichkeit für eine
Berufung durch die Rektorin oder den Rektor sowie der Hochschulleitung erfolgreich
wahrgenommen werden kann. Als Aufgabe wird die nicht stimmberechtigte Teilnahme an
sämtlichen Sitzungen der Berufungskommission angegeben. Weiterhin wird die
Hinwirkung bzgl. Sicherstellung der Pläne der Hochschulleitung zur strategischen
Entwicklung der Hochschule gefordert. Die oder der Berufungsbeauftragte soll darauf
hinwirken, dass die in der Ausschreibung festgelegten Kriterien bei der Entscheidungs
findung der Kommission berücksichtigt werden und dass der kompetitive Charakter des
Bewerbungsverfahrens gewahrt bleibt und dass eine hinreichende Verfahrens
transparenz (auch gegenüber den Bewerberinnen und Bewerbern) stattfindet
(Begründung zum § 38 HG NRW).
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 129
Wie wird eine oder ein Berufungsbeauftragte/r zu einem Verfahren zugeordnet?
Sie oder er soll fachbereichsextern sein, um Neutralität wahren und auf die Prozess
qualität achten zu können. Außerdem hängt die Zuordnung von der Anzahl der aktuell
und bisher durch die oder durch den Berufungsbeauftragte/n betreuten Berufungs
verfahren ab. Des Weiteren werden Standortaspekte berücksichtigt.
Gibt es eine maximale Anzahl an Verfahren, die von einer oder einem
Berufungsbeauftragten parallel betreut werden darf?
Ja, möglichst bis zu höchstens drei Berufungsverfahren pro Jahr und bis zu höchstens
zwei Berufungsverfahren parallel, wobei darauf geachtet wird, dass der
Verfahrensfortschritt und somit der benötigte Zeitaufwand unterschiedlich
fortgeschritten ist (Rt.-Beschluss vom 08. 12. 2008).
130 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Was bedeutet in der Berufungsordnung, dass die oder der
Berufungsbeauftragte „regelmäßig“ der Hochschulleitung berichtet?
Grundsätzlich ist dies von der Vereinbarung zwischen der jeweiligen Rektorin bzw. dem
jeweiligen Rektor und den Berufungsbeauftragten abhängig, wie diese Regelmäßigkeit zu
regeln ist. Laut derzeitiger Vereinbarung wird am Ende des Berufungsverfahrens dem
Rektor eine Stellungnahme vorgelegt. Gibt es jedoch abweichende Berufungsvorschläge
und findet eine Erörterung statt, ist daran auch die oder der Berufungsbeauftragte zu
beteiligen. Ob auch bei anderen Abläufen oder zu anderen Zeitpunkten ein Bericht
erforderlich ist, wird verfahrensabhängig entschieden (Ziffer 2.1 BO sowie Protokoll
Treffen der Berufungsbeauftragten vom 18. 11. 2009).
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 131
Häufig gestellte Fragen –
Vorgehen in der
Berufungskommission
132 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Wie viele Mitglieder der Berufungskommission müssen an einer Sitzung
teilnehmen, um noch beschlussfähig zu sein und um abstimmen zu können?
Eine Berufungskommission ist beschlussfähig, wenn mindestens 4 Mitglieder der
Kommission und davon mindestens drei Professorinnen bzw. Professoren anwesend sind
(§ 4 Abs. 1 Verfahrensordnung und Ziffer 5.3.5 BO).
Diese Regelung ist wichtig, um die Arbeit z. B. trotz ungeplanter Abwesenheiten
fortführen zu können. Jedoch ist immer die Anwesenheit aller Mitglieder und aller
anderen Teilnehmer anzustreben. Eine Entscheidung, in der die Meinung aller Beteiligten
oder zumindest Beteiligtengruppen berücksichtigt wurde, hat nicht nur offiziell, sondern
auch inoffiziell eine Legitimation.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 133
Welche Unterlagen dürfen den Gutachterinnen und Gutachtern
zur Verfügung gestellt werden?
Welche datenschutzrechtlichen Bedingungen müssen beachtet werden?
Gutachter dürfen nur Professorinnen und Professoren sein. Sie sind durch ihre Position
zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Dennoch soll auf diese Pflicht im Anschreiben hingewiesen werden.
Den Gutachterinnen und Gutachtern müssen die Stellenausschreibung sowie eine
Kopie aller Bewerbungsunterlagen der Platzierten zur Verfügung gestellt werden. In
Ausnahmefällen, z. B. bei besonderen Arbeitsproben, können auch Originale zur
Erstellung der Gutachten zur Verfügung gestellt werden. In solchen Fällen muss jedoch
eine Empfangsbestätigung angefordert werden.
Den Gutachterinnen und Gutachtern kann weiterhin ein Kriterienkatalog
zugesendet werden (s. Intranet „Kriterien vergleichende Gutachten“). Durch diesen
Katalog wird sichtbar, dass ihre Aufgabe in der Beurteilung der wissenschaftlichen und
künstlerisch-gestalterischen Qualifikation besteht (Ziffer 5.3.2 BO).
Auf der Seite der Bewerberinnen und Bewerber ist Folgendes zu empfehlen: Das
Einholen von vergleichenden Gutachten ist gesetzlich vorgeschrieben, die
Berufungsordnung beinhaltet dies ebenfalls. Die Bewerberinnen und Bewerber müssen
daher vor der Weitergabe der Unterlagen zustimmen. Sie sind allerdings darauf
hinzuweisen, dass eine Ablehnung eine Platzierung verhindern kann.
Daher sollen alle zum Probevortrag eingeladenen Bewerberinnen und Bewerber
um Einverständnis gebeten werden. Eine Musterdatei kann im Intranet heruntergeladen
werden.
Was ist, wenn die Kommission vor dem Eingang der Gutachten abgestimmt
hat und die Gutachten die Reihenfolge der Berufungskommission
bestätigen. Muss noch einmal abgestimmt werden?
Wenn die Abstimmung verfahrensgemäß erfolgte (geheim, nach Gruppen getrennt und
für jeden Platz) und alle Mitglieder der Berufungskommission die Gutachten gelesen und
gewürdigt haben, muss nicht noch einmal abgestimmt werden.
134 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Was ist, wenn ein Gutachten eine ganz andere Reihenfolge empfiehlt,
im Vergleich zu der von der Berufungskommission erstellten?
(s. dazu auch – „Vergleichende Gutachten – was ist das?“)
Gutachten beurteilen ausschließlich die fachlichen Kompetenzen der platzierten
Bewerberinnen und Bewerber. Die Berufungskommission beurteilt neben den fachlichen
auch andere Kompetenzen und Qualifikationen, wie beispielsweise pädagogisch-
didaktische oder soziale, kommunikative Kompetenzen.
Es obliegt der Berufungskommission, auf Grund der Widmung des Lehrgebiets das
Anforderungsprofil inkl. Gewichtungen zu erarbeiten.
Selbstverständlich spielen die fachlichen Kompetenzen eine sehr wichtige Rolle
und die Kommission muss diesbezüglich Mindestkriterien erarbeiten. Aber! Wenn z. B. die
fachlichen Kompetenzen zweier Bewerber sich nicht wesentlich unterscheiden, ein
Gutachter oder eine Gutachterin Kandidat A für den ersten und Kandidat B für den
zweiten Platz auf Grund der fachlichen Kompetenzen empfiehlt, die
Berufungskommission jedoch eine genau umgekehrte Reihenfolge vorschlägt, und zwar
auf Grund des Gesamtbildes, ist dieser Vorschlag völlig legitim.
Die Abweichung muss lediglich begründet bzw. erklärt werden. Eine Erklärung
kann z. B. sein, dass Kandidat B über weniger fachbezogene Erfahrung verfügt, aber in
allen anderen wichtigen Bereichen über Kompetenzen verfügt, worauf der Fachbereich
nicht verzichten kann. Kandidat B hat Projektmanagementerfahrung, umfangreiche
Kenntnisse bzgl. Einwerbung von Drittmitteln. Ein anderes Beispiel ist, dass zwar
Kandidat A ein Genie in seinem Fach ist, aber fast unfähig, sein Wissen und seine
Kompetenzen in der Form von Lehrveranstaltungen zu vermitteln oder Studierende zu
motivieren.
Wieso erfolgt die Abstimmung in der Kommission geheim und nach Gruppen
(Professoren, akademische Mitarbeiter und Studierende) getrennt?
Gemäß § 12 Abs.2 Satz 4 HG NRW müssen Entscheidungen über Personalangelegenheiten
geheim erfolgen. Berufungsvorschläge sind personenbezogene Entscheidungen.
Zur Verabschiedung des Berufungsvorschlages verlangt die Berufungsordnung
neben der Mehrheit des Gremiums die Mehrheit der dem Gremium angehörenden
Professorinnen und Professoren, daher muss die Abstimmung nach Gruppen getrennt
erfolgen (Ziffer 5.3.5 BO).
Weiterhin müssen Studierende ein schriftliches Sondervotum abgeben, wenn sie
abweichende Meinungen haben (Ziffer 5.3.4 BO).
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 135
Kann die Abstimmung durch Abgabe der Stimmzettel in eine
Wahlurne erfolgen, dann ist das Stimmgeheimnis gesichert?
Wenn kein Diskussionsbedarf mehr da ist und die vergleichenden Gutachten die gleiche
Reihenfolge vorschlagen, wie die Mitglieder der Kommission in einem Meinungsbild
festgestellt hatten, ja.
Es ist die Erfüllung folgender Bedingungen nötig:
> Die geheime Abstimmung muss gesichert werden.
Es darf also nicht zu erkennen sein, wer welche Stimme abgegeben hat.
> Es muss zu erkennen sein, zu welcher Gruppe eine Stimme gehört
(z. B. farbig-gruppenspezifische Stimmzettel oder Stimmzettel mit Aufschrift).
> Es muss sichergestellt werden, dass nur diejenigen abstimmen,
die stimmberechtigt sind.
> Es muss eine ordentliche Sitzung mit Tagesordnung
für die Abstimmung einberufen werden.
> In der Einladung muss stehen, von wann bis wann und wo
die Stimmen abgegeben werden können.
Zum Beispiel: Die oder der Vorsitzende der Berufungskommission lädt die Mitglieder zur
Abstimmungssitzung ein, als Tagesordnungspunkt wird die Abstimmung aufgenommen,
die Abstimmungsfrage beschrieben, die Dauer und der Ort der Stimmabgabe definiert
(z. B. am Montag, den 05. Oktober zwischen 10 und 12 Uhr im Sekretariat des
Fachbereiches) sowie alle Informationen zur Entscheidung zur Verfügung gestellt.
Die/Der Fachbereichssekretär/in kann die Abgabe der Stimmen dokumentieren, um
sicherzustellen, dass tatsächlich nur stimmberechtigte Mitglieder ihre Stimmen abgeben.
Müssen alle Mitglieder der Berufungskommission bei der Abstimmung anwesend sein?
(s. dazu „Kann die Abstimmung durch Abgabe der Stimmzettel in eine Wahlurne erfolgen,
dann ist die Anonymität gesichert?“)
Um beschlussfähig zu sein, müssen mindestens 4 Personen anwesend sein, und um auch
ein gültiges Ergebnis erzielen zu können, müssen von diesen 4 Personen mindestens
3 Professorinnen bzw. Professoren sein (s. dazu auch „Würde es genügen, wenn nur die
Professorinnen ...?“).
136 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Wie soll vorgegangen werden, wenn keine Mehrheit bei einer Abstimmung erzielt wurde?
Da pro Platzierung abgestimmt wird, liegt für jeden Platzierten ein Abstimmungsergebnis
vor. Es kann daher vorkommen, dass die Berufungskommission z. B. eine einheitliche
Meinung dazu hat, welche Personen platziert werden sollen, jedoch unterschiedlicher
Meinung bzgl. der Reihenfolge der ersten und zweiten Platzierten ist.
In einem solchen Fall kann das Abstimmungsergebnis wie folgt aussehen:
Stimmen Stimmen Stimmen Stimmen
der Professoren der akademischen der Studierenden zusammengefasst
Mitarbeiter
Ent Ent Ent- Ent-
ja nein ja nein ja nein ja nein
haltung haltung haltung haltung
zu Platz 1 3 1 0 0 1 0 0 2 0 3 4 0
zu Platz 2 2 2 0 1 0 0 0 2 0 3 4 0
zu Platz 3 4 0 0 1 0 0 2 0 0 7 0 0
In diesem Beispiel ist die Mehrheit der Professorinnen und Professoren für Kandidat A
auf dem ersten Platz. Die studentischen Mitglieder und die oder der akademische
Mitarbeiter/in wollen jedoch die Zweitplatzierte auf Platz 1 sehen. Zwar ist so die
Mehrheit der Stimmen der Professorinnen und Professoren gegeben, nicht jedoch die
Mehrheit der Kommission. Es liegt kein eindeutiges Ergebnis vor.
Nach einem nicht eindeutigen Ergebnis entscheidet die Berufungskommission über
das weitere Vorgehen. Die Kommission kann folgende Entscheidungen treffen:
> Die Argumente und Gegenargumente zur Reheinfolge der einzelnen Platzierten
werden in der Kommission auf Grund des Anforderungsprofils erneut diskutiert.
> Die Berufungskommission diskutiert erneut die Probevorträge und
anforderungsorientierten Interviews.
> Ein neuer Berufungsvorschlag wird erarbeitet und darüber abgestimmt.
> Berater werden hinzugezogen, z. B. die Dekanin oder der Dekan zu einer Sitzung
der Kommission eingeladen.
> Die Berufungskommission kommt nach Klärung der Ursachen der unterschiedlichen
Ansichten zu dem Schluss, dass keine einheitliche Meinung gebildet werden kann,
aber da alle Platzierten berufungsfähig sind, soll der Fachbereichsrat über die
Reihenfolge entscheiden.
> Die Bewerbungen werden erneut gesichtet und ggf. weitere Bewerberinnen oder
Bewerber zum Probevortrag eingeladen.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 137
Kann eine unbefristete Ausschreibung nach den Probevorträgen
und den am Anforderungsprofil orientierten Interviews in
eine befristete Professur umgewandelt werden?
Nein. Wenn die Professur unbefristet ausgeschrieben wurde, muss sie auch unbefristet
besetzt werden. Wenn die Berufungskommission nach den Probevorträgen und den am
Anforderungsprofil orientierten Interviews keine der Bewerberinnen oder Bewerber als
berufungsfähig eingeschätzt hat, kann sie sich wie folgt entscheiden:
> Die zum Probevortrag eingeladenen Personen oder ein Teil von ihnen werden
noch einmal eingeladen und es werden weitere Auswahlmethoden eingesetzt (z. B.
müssen die Bewerberinnen und Bewerber zusätzlich ein Lehrkonzept präsentieren).
> Die Bewerbungen werden erneut gesichtet und ggf. weitere Personen zu einem
Probevortrag und dem am Anforderungsprofil orientierten Interview eingeladen.
> Die Professur wird neu, ggf. in mehreren Medien ausgeschrieben.
> Das Anforderungsprofil wird geändert.
> Das Verfahren wird formal ohne Berufung abgeschlossen und ein neues Verfahren
wird angestoßen.
Eine Ausnahme bildet, wenn die berufene Person selbst um ein befristetes Dienst
verhältnis bittet.
Wenn die Berufungskommission sich bzgl. der Kompetenzen von Personen, die
platziert werden sollen, nicht ganz sicher ist – welches Vorgehen ist möglich?
Wenn die Berufungskommission in der Einschätzung der Kompetenzen von Personen, die
platziert werden sollen, unsicher ist,
> können weitere Auswahlmethoden eingesetzt werden. Die Personen sollen z. B. ein
Lehrkonzept erarbeiten und/oder einen weiteren Vortrag oder eine seminaristische
Übung halten. Die Auswahlmethode soll dabei entsprechend der zu beurteilenden
Kompetenz ausgewählt werden (wenn Unsicherheiten bzgl. pädagogisch-
didaktischer Kompetenzen bestehen, dann z. B. wäre die Auswahlmethode
„Durchführung einer seminaristischen Übung“).
> kann die Person, die Erstplatzierte werden sollte, für ein Semester einen
Lehrauftrag oder eine Vertretungsprofessur erhalten. So besteht die Möglichkeit,
die Kompetenzen über einen längeren Zeitraum zu beobachten und dann die
Entscheidung über Berufung oder Nichtberufung zu treffen.
–– Der Vorteil besteht darin, dass die Entscheidung auf einer sicheren Basis
getroffen werden kann und so das Risiko einer Fehlbesetzung reduziert werden
kann.
–– Der Nachteil besteht in der Verzögerung des Berufungsverfahrens. Das
Berufungsverfahren wird für ein Semester „auf Eis gelegt“ und die Professur
wird ggf. am Ende doch nicht besetzt und das Verfahren muss erneut aufgerollt
werden.
138 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Wird bei akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Mitgliedschaft
in einer Berufungskommission auf die Arbeitszeit angerechnet?
Ja.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 139
Dürfen Bewerbungsunterlagen für die Gutachter kopiert werden?
Ja, jedoch muss das Einverständnis der zur Probevorlesung eingeladenen Bewerberinnen
und Bewerber mit der Weiterleitung eingeholt werden. Im Intranet ist das entsprechende
Formular zu finden.
140 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Wissen die Gutachter, dass sie nur die wissenschaftliche bzw. künstlerisch-gestalterische
Qualifikation der platzierten Bewerberinnen und Bewerber beurteilen sollen?
Nicht immer. Deswegen soll im Auftragsschreiben zum einen auf die entsprechende Ziffer
der Berufungsordnung (Ziffer 5.3.2 BO) sowie auf Datenschutz hingewiesen werden.
Außerdem kann der Leitfaden zur Erstellung von vergleichenden Gutachten den
Gutachterinnen und Gutachtern zur Verfügung gestellt werden (s. Intranet). Dieser enthält
Kriterien, anhand derer die Bewerbungen beurteilt werden. Die Kriterien beziehen sich
ausschließlich auf die wissenschaftliche bzw. künstlerisch-gestalterische Qualifikation
der Bewerbungen.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 141
Häufig gestellte Fragen –
Stellenausschreibung
142 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Übernahme von Lehrveranstaltungen bzw. Betreuung von Bachelor- und
Masterarbeiten – sollen diese Tätigkeiten unter den Aufgaben aufgelistet werden?
Das Hochschulgesetz definiert die Dienstaufgaben von Hochschullehrerinnen und
Hochschullehrern. Die Hauptaufgabe von Professoren an Hochschulen ist die
eigenverantwortliche Durchführung von Lehre und dazu gehört auch die Beratung und
Betreuung der Studierenden, Prüfungen abzunehmen und den Weiterbildungsauftrag zu
erfüllen. Daher müssen diese Aufgaben nicht gesondert in der Ausschreibung angegeben
werden.
In der Regel fängt jedoch die Auflistung der Aufgaben einer ausgeschriebenen
Professur mit Angaben über das Lehrgebiet an, z. B. „Übernahme von praxisnahen und
anwendungsbezogenen Lehrveranstaltungen in den Bachelor- und Masterstudiengängen
des Fachbereichs aus den Bereichen:
> Grundlagen der medizinischen Physik,
> Medizinische Messtechnik, ...“.
Diese Angaben erfolgen allerdings vielmehr, um das Lehrgebiet bekanntzugeben, und
nicht, weil die Aufgabe der Lehre klargestellt werden muss.
Die Angabe, ob es sich um die Lehre nur in Bachelor- oder nur in
Masterstudiengängen oder in beiden handelt, ist ein Hinweis auf das Abschlussniveau
und somit auf das Profil der Lehre.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 143
Eine geeignete Bewerberin oder ein geeigneter Bewerber muss
promoviert sein. Wieso steht es nicht in der Ausschreibung?
Im Teil „Ihr Profil“ in der Ausschreibung wird auf den § 36 des Hochschulgesetzes NRW
hingewiesen, welcher die Einstellungsvoraussetzungen von Hochschullehrerinnen und
Hochschullehrern definiert. Eine Voraussetzung ist – als Nachweis der besonderen
Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit (§ 36 Abs. 1 Satz 3 HG NRW) – die Promotion.
Daher wird die Promotion nicht gesondert unter den Anforderungen/„Ihr Profil“
aufgeführt.
Ausnahme bildet z. B. folgender Fall:
Es wird eine Person mit Kenntnissen und Erfahrungen aus einem speziellen
Forschungsgebiet gesucht. Diese Kenntnisse sind nicht kompensierbar, da das Gebiet
sofort besetzt werden muss und es Jahre dauern würde, bis jemand sich in das Gebiet
eingearbeitet hat. In diesem Fall wird durch die Angabe der Promotionsanforderung in
der Ausschreibung das Themengebiet in Zusammenhang mit Erfahrungen in der
Forschung spezifiziert und eingegrenzt – z. B. „Promotion im Themenbereich technische
Lösungen zur Optimierung von IMRT-Plänen“.
Die oder der Berufene muss auch in englischer Sprache Lehrveranstaltungen durchführen.
Müssen die erwarteten Sprachkenntnisse in der Ausschreibung spezifiziert werden?
Wenn sehr hohe Anforderungen an die Bewerberinnen und Bewerber bzgl. ihrer
Sprachkenntnisse bestehen, ja. Hohe Anforderungen, wie z. B. wenn die Forschungs- und
Kooperationspartner des Fachbereiches aus dem englischsprachigen Raum stammen; die
Forschungsanträge auf Englisch verfasst werden müssen; die Fachbegriffe im Lehrgebiet
zum größten Teil keine deutschen Äquivalente haben und auch die Vorlesungen
hauptsächlich oder ausschließlich in englischer Sprache erfolgen sollen.
In solchen Fällen ist die Beschreibung der Erwartungen in der Ausschreibung zu
empfehlen, z. B. unter „Ihr Profil“: „ausgeprägte englische Sprachkompetenz,
nachgewiesen durch einen längeren fachbezogenen Aufenthalt in englischsprachigen
Regionen“.
Von zukünftigen Professorinnen und Professoren wird allgemein erwartet, dass sie
in einem Studiengang eine Vorlesung auf Englisch halten, sich mit Kollegen auf Englisch
austauschen und einen englischsprachigen Fachartikel verstehen/verfassen können,
daher müssen die diesbezüglichen Erwartungen unter den Anforderungen nicht
gesondert aufgelistet werden.
144 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Wie wird die Gleichstellung in der Ausschreibung gewährleistet?
Es wird immer eine Professorin oder ein Professor gesucht. Die Aufgaben und
Anforderungen sind an sich neutral. Bei der Angabe der Anforderungen kann jedoch die
Frage einer geschlechtsneutralen Formulierung auftauchen. Es ist anzustreben, neutrale
Formulierungen in der Ausschreibung zu wählen, z. B. „abgeschlossenes
Hochschulstudium der Fachrichtung Informatik“ statt „Dipl.-Informatikerin“ oder „Dipl.-
Informatiker“. Wenn eine neutrale Formulierung nicht möglich ist, müssen beide
geschlechtsspezifischen Formen angegeben werden.
Am Ende der Ausschreibung wird im „Fließtext“ darauf hingewiesen, dass die
Bewerbung geeigneter Schwerbehinderter erwünscht ist sowie dass die Erhöhung des
Anteils der Frauen in Lehre und Forschung angestrebt wird.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 145
Wieso Eingangsbestätigung?
Eine Eingangsbestätigung dient nicht nur der Bestätigung des Einganges der Bewerbung.
Die Hinweise auf die Dauer und Kommunikationsform sowie die Angabe einer
Ansprechpartnerin oder eines Ansprechpartners bietet Transparenz für die
Bewerberinnen und Bewerber. Dies trägt bereits am Anfang des Auswahlverfahrens zur
Erhöhung der sog. sozialen Validität (s. Glossar Gütekriterien von eignungsdiagnostischen
Verfahren im Intranet) des Verfahrens bei und somit zur Zufriedenheit der
Bewerberinnen und Bewerber mit dem Verfahren.
Darf der Hinweis auf die Möglichkeit zur Besetzung der Professur in Teilzeit
fett gedruckt werden, um dies hervorzuheben (oder gestrichen werden)?
Nein, da gesetzlich geregelt ist, dass jede Stelle und so auch die Professuren
grundsätzlich auch in Teilzeitform im privatrechtlichen Dienstverhältnis besetzt werden
können. Dieser Hinweis als gesetzliche Vorgabe ist genauso zu behandeln wie z. B. der
Hinweis auf die gesetzlichen Einstellungsvoraussetzungen. Daher können diese Hinweise
weder hervorgehoben noch gelöscht werden.
Kann eine Anforderung nach der Veröffentlichung der Ausschreibung geändert werden?
Die in der Ausschreibung veröffentlichten Anforderungen sind Ausschlusskriterien.
Erfüllt eine Bewerberin oder ein Bewerber diese Anforderungen nicht, wird diese
Bewerbung der Gruppe der nicht weiter zu berücksichtigenden Bewerbungen zugeordnet.
Ausnahmen bilden die Anforderungen, die in der Ausschreibung explizit als
„vorteilhaft“ oder „vorzugsweise“ gekennzeichnet sind.
Wenn die Berufungskommission im Laufe des Verfahrens auf Grund der
Bewerberlage feststellt, dass die Eingrenzung einer Anforderung doch zu eng gewählt
wurde, kann das Ausschlusskriterium unter folgenden Voraussetzungen „aufgeweicht“
werden:
> Die Änderung ist begründet und dokumentiert. Zum Beispiel: Es wurde einschlägige
Berufserfahrung im Bereich anwendungsorientierte Softwareentwicklung
gefordert. Der Großteil der Bewerberinnen und Bewerber verfügt über keine
diesbezügliche einschlägige Berufserfahrung, jedoch über entsprechende Projekt-
und Forschungserfahrungen.
> Die Änderung, die neue Anforderung muss für alle Bewerbungen gelten. Übertragen
auf den Beispielfall: Keine Bewerberin und kein Bewerber darf wegen des Fehlens
einer einschlägigen Berufserfahrung im o. a. Bereich abgelehnt und somit nicht
mehr als potenzielle/r Listenplatzierte/r berücksichtigt werden.
Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass eine berufspraktische Erfahrung im
Fachgebiet bzw. „besondere Leistungen bei der Anwendung oder Entwicklung
wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden, die während einer fünfjährigen
berufspraktischen Tätigkeit, von denen mindestens drei Jahre außerhalb des
Hochschulbereichs ausgeübt worden sein müssen, auf einem Gebiet erbracht wurden, das
ihren Fächern entspricht“ (§ 36 Abs. 1 Nr. 5 HG NRW), auf jeden Fall, wegen der
Einstellungsvoraussetzungen des Hochschulgesetzes, vorhanden sein müssen.
146 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Wenn nach Sichtung der Bewerbungsunterlagen (oder sogar nach den
Probevorträgen) festgestellt wird, dass nicht genügend qualifizierte Bewerbungen
eingegangen sind, was ist zu tun? (Neuausschreibung oder neues Verfahren)
Zuerst muss überlegt werden, ob durch die Ausdehnung der Verbreitungskanäle mehr
potenziell geeignete Personen erreicht werden können. Wenn diese Frage beantwortet
wird, soll die Ausschreibung in mehreren Medien veröffentlicht werden. Zum Beispiel
auch in einer Fachzeitschrift oder international, wenn zum ersten Mal nur in „Die Zeit“
veröffentlicht wurde. Auch andere Verbreitungskanäle, z. B. Hinweis auf einem
Fachkongress, müssen angestoßen werden.
Sind die Überlegungen abgeschlossen, müssen die Veröffentlichungsvorschläge
dem Rektorat vorgelegt werden (wenn nicht bereits im Zuweisungsverfahren darauf
hingewiesen wurde, dass in diesem Fall zusätzliche Veröffentlichungen mit Angabe der
Medien angestrebt werden).
Kommt die Berufungskommission zum Schluss, dass die Inhalte der Ausschreibung
geändert werden müssen, da die mangelnde Resonanz nicht an den Verbreitungskanälen
liegt (da z. B. bereits dreimal verlängert und mindestens in vier verschiedenen Medien
ausgeschrieben wurde), sollen die Änderungsvorschläge dem Fachbereichsrat und dem
Rektorat vorgelegt werden.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 147
Häufig gestellte Fragen –
Sichtung und Bewertung der
Bewerbungsunterlagen
148 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Wie kann die pädagogische Eignung durch Unterlagen nachgewiesen werden?
Die pädagogische Eignung im Sinne des Gesetzgebers kann durch eine einjährige,
hauptberufliche, selbstständige Lehrtätigkeit an einer Fachhochschule nachgewiesen
werden.
Wenn eine Bewerberin oder ein Bewerber bereits eine Professur, Zeitprofessur
oder Vertretungsprofessur jeweils mindestens ein Jahr, mit einer Lehrverpflichtung von
18 Semesterwochenstunden (SWS), innehatte, dann ist die pädagogische Eignung
nachgewiesen.
Wenn eine Bewerberin oder ein Bewerber über mehrere Semester Lehraufträge
von einer oder mehreren Fachhochschule/n erhalten hat, soll der Umfang der Aufträge
auf die reguläre Lehrverpflichtung von 18 SWS umgerechnet werden. Ein Lehrauftrag
von 8 SWS über 5 Semester oder von 4 SWS über 9 Semester entspricht etwa einer
einjährigen hauptberuflichen Lehrtätigkeit.
In beiden Fällen sollen vorhandene Ergebnisse studentischer Veranstaltungskritik
einbezogen sowie Kopien von Urkunden und Aufträgen eingereicht werden.
Der für die Lehre an Fachhochschulen notwendige Bezug zur Anwendung kann
nicht durch eine Lehrtätigkeit an Universitäten ersetzt werden. So können Lehraufträge
oder sogar Professurtätigkeiten an Universitäten nicht als Nachweis für die pädagogische
Eignung anerkannt werden (Erlass des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung des
Landes Nordrhein-Westfalen vom 01. 03. 1993 – IIIB1-3820). Aber unabhängig von der
nachgewiesenen oder nicht nachgewiesenen pädagogischen Eignung im Sinne des
Gesetzgebers müssen die pädagogisch-didaktischen Kompetenzen im
Berufungsverfahren festgestellt werden.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 149
Kann die pädagogische Eignung im Berufungsverfahren nachgewiesen werden?
Nur in Ausnahmefällen kann die pädagogische Eignung (im Sinne des Gesetzgebers) einer
Bewerberin oder eines Bewerbers durch die Berufungskommission festgestellt und
nachgewiesen werden. Wenn dies erfolgt, soll die Bewerberin oder der Bewerber für das
Lehrgebiet einen Plan für die Gestaltung eines kompletten Semesters vorlegen und auf
der Grundlage dieses Konzeptes mehrere Probe-Lehrveranstaltungen halten, wobei sich
diese nach Art (Vorlesung, seminaristische Übung) unterscheiden sollen. Von jeder
Veranstaltung soll weiterhin ein Exposé vorgelegt werden, welches die didaktische
Konzeption der Veranstaltung erkennen lässt (Erlass des Ministeriums für Wissenschaft
und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen vom 01. 03. 1993 – IIIB1-3820). Ein
solches Verfahren ist jedoch sehr aufwendig und dauert fast so lange wie eine Probezeit
zur Feststellung der pädagogischen Eignung. Daher wird die Berufung auf Probe
praktiziert.
Kann jemand mit einem nicht in Deutschland erworbenen Doktorgrad berufen werden?
Gemäß der Verordnung über die Führung von akademischen Graden des Ministers für
Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen
(vom 31. 03. 2008) werden Doktorgrade einer Hochschule in einem Mitgliedsstaat der
Europäischen Union, der Vereinigten Staaten sowie die in der Verordnung genannten
russischen Doktorgrade anerkannt.
150 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Kann jemand berufen werden, der keine fünfjährigen
berufspraktischen Erfahrungen aufweisen kann?
Nein bzw. in besonderen Ausnahmefällen ja.
Wenn es der Eigenart des Faches und den Anforderungen der Stelle entspricht,
können an Stelle der Voraussetzungen der besonderen Leistungen bei der Anwendung
oder Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden, die während einer
fünfjährigen berufspraktischen Tätigkeit erbracht wurden, zusätzliche wissenschaftliche
Leistungen gemäß § 36 Abs. 1 Nr. 4 HG NRW anerkannt werden (§ 36 Abs. 1 Nr. 5 HG
NRW).
Solche zusätzlichen wissenschaftlichen Leistungen werden z. B. im Rahmen einer
Habilitation oder Juniorprofessur erbracht.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 151
Kann jemand berufen werden, der über eine fünfjährige berufspraktische
Erfahrung verfügt, jedoch nur im Hochschulbereich?
Nur in besonderen Fällen, da die Voraussetzung eine mindestens dreijährige
berufspraktische Erfahrung außerhalb des Hochschulbereiches den Hintergrund hat,
Personen mit praktischen und anwendungsbezogenen Erfahrungen als Professorin oder
Professor an Fachhochschulen zu berufen. Da die Aufgabe von Fachhochschulen die
Vorbereitung durch anwendungsbezogene Lehre und Studium auf berufliche Tätigkeiten
ist (im Gegensatz zu Universitätsprofessorinnen und -professoren: Sie bereiten auf die
Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden vor), fordert diese Aufgabe
auch solche Personen, die über diese anwendungsorientierte Erfahrung verfügen.
„... soweit es in besonderen Ausnahmefällen der Eigenart des Faches und den
Anforderungen der Stelle entspricht, können an die Stelle dieser Voraussetzungen
zusätzliche wissenschaftliche Leistungen gemäß Nummer 4 treten“ (§ 36 Abs. 1 Nr. 5 HG
NRW).
Im Bereich der „grünen Biotechnologie“ existieren beispielsweise noch kaum
Unternehmen, in denen die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt
werden konnten. Die Anzahl von Personen, die über eine fünfjährige berufspraktische
Tätigkeit in diesem Bereich verfügen können, ist sehr begrenzt.
Ein anderes Beispiel: Leistungsstärkere Computer haben eine enorme Entwicklung
im Bereich bildgebende Verfahren und so u. a. in der medizinischen Forschung bewirkt.
Diese Forschung erfolgt jedoch in der Regel an Universitätskliniken, welche zum
Hochschulbereich zählen. Daher kann in diesem Bereich ebenfalls kaum eine Person
gefunden werden, die die o. a. Voraussetzung erfüllt.
In solchen Fällen können statt der dreijährigen berufspraktischen Erfahrung
außerhalb des Hochschulbereiches zusätzliche wissenschaftliche Leistungen (nach § 36
Abs. 1 Nr. 4) anerkannt werden.
152 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Wie soll man vorgehen, wenn nicht alle erforderlichen Unterlagen eingereicht worden sind?
Wenn überhaupt keine Nachweise (z. B. Diplomurkunde oder Arbeitszeugnis) eingereicht
wurden, kann eine Bewerbung ohne weitere Begründung abgelehnt werden.
Es werden jedoch in der Regel nicht alle Arbeitszeugnisse und Zertifikate über
Weiterbildungen oder Auszeichnungen eingereicht. Daher müssen nur die relevantesten
Ausbildungen und Erfahrungen nachgewiesen werden.
Wenn eine Bewerbung vielversprechend ist und z. B. lediglich ein Nachweis fehlt
oder in der E-Mail-Bewerbung die Anlagen aufgelistet sind und dort „Zeugnisse“ stehen,
diese jedoch nicht beigefügt wurden, können die Bewerberinnen und Bewerber darauf
angesprochen werden. Es obliegt der Berufungskommission, wie ein solcher Fall
bewertet wird.
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 153
Häufig gestellte Fragen –
Vorgehen im Fachbereichsrat
154 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Kann die Abstimmung über Berufungsvorschläge im Umlauf erfolgen?
Nein, da so das Stimmgeheimnis nicht gewahrt werden kann.
Müssen alle Mitglieder des Fachbereichsrates bei der Abstimmung anwesend sein?
(s. dazu „Wie viele Mitglieder des Fachbereichsrates müssen an einer Sitzung teilnehmen,
um noch beschlussfähig zu sein?“ und „Kann die Abstimmung durch Abgabe der
Stimmzettel in einer Wahlurne erfolgen, dann ist die Anonymität gesichert?“)
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 155
Häufig gestellte Fragen –
Entscheidung durch die
Rektorin bzw. den Rektor
156 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Wie häufig kommt es vor, dass der Ruf von der berufenen Person abgelehnt wird?
Seit der Einführung der neuen Berufungsordnung (19. 06. 2008) wurde zweimal ein Ruf
abgelehnt und 27-mal angenommen (Stand Juli 2010).
Wie häufig kommt vor, dass die Rektorin bzw. der Rektor den Vorschlag
des Fachbereiches ablehnt oder eine andere Person beruft?
Seit der Einführung der neuen Berufungsordnung (19. 06. 2008) ist es nicht
vorgekommen, dass eine Bewerberin oder ein Bewerber berufen wurde, der nicht auf
der Berufungsliste vorgeschlagen wurde (Stand Juli 2010). In der Regel wird dem
Vorschlag des Fachbereiches (bzw. der Berufungskommission) zugestimmt.
Ein Berufungsverfahren wurde ohne Berufung abgeschlossen.
Gibt es eine Altersgrenze für die Berufung von Professorinnen und Professoren?
Nein. Es gibt aber eine Altersgrenze für Berufungen im Beamtenverhältnis (bis zur
Vollendung des 45. Lebensjahrs).
FH AACHEN FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | 157
Kann eine beamtete Person berufen werden (z. B. ein Professor einer anderen Hochschule)?
Ja, unter der Voraussetzung, dass beide Dienstherren der Übernahme vorher zustimmen
und so der aufnehmende Dienstherr und der abgebende Dienstherr bei Eintritt des
Versorgungsfalles die Versorgungsbezüge anteilig tragen (außerhalb von NRW auf Grund
§ 107b BeamtVG sowie in NRW § 2 des Versorgungslastenverteilungsgesetzes – VLVG). In
diesem Fall ist das Alter der Person unerheblich.
Der Staatsvertrag über die Verteilung von Versorgungslasten bei bund- und
länderübergreifenden Dienstherrenwechseln ist ebenfalls zu berücksichtigen (am
17. 06. 2010 hat der Bundestag und am 09. 07. 2010 haben die Länder den
Versorgungslastenteilungs-Staatsvertrag beschlossen).
158 | HANDBUCH BERUFUNGSVERFAHREN | FAQ – Liste der häufig gestellten Fragen FH AACHEN
Glossar
Beobachtungs- und
Beurteilungsfehler
Menschliche Beobachtungen und Urteile sind dem Phänomen der Verzerrung ausgesetzt.
Diese Verzerrung ergibt sich aus der Funktionsweise der menschlichen Wahrnehmung
und der Informationsverarbeitung. Die Beobachtung eines Verhaltens ist genauso dem
Verzerrungsphänomen ausgesetzt, wie die visuelle Wahrnehmung einer Figur. Werden
die Phasen der Beobachtung und das Schließen von Schlussfolgerungen getrennt, können
die möglichen Wahrnehmungsfehler reflektiert und in der abschließenden Beurteilung
berücksichtigt werden.
Die Sensibilisierung und Bewusstmachung dieser Fehler trägt ebenfalls dazu bei,
diese zu reduzieren.
Solche Vorstellungen, wie die Repräsentation eines Dreiecks, ermöglichen, uns schneller
auf das Verhalten von anderen Menschen zu reagieren, da durch sie die Komplexität der
Persönlichkeit eines Menschen reduziert wird.
KONTEXTEINFLUSS
Kontexteinfluss / Vergleichsfehler
Ein anderer typischer Wahrnehmungsfehler entsteht durch den Einfluss des Kontextes.
In der folgenden Abbildung sind die zwei mittleren Kreise gleich groß. Dennoch erscheint
uns der mittlere Kreis auf der linken Seite viel größer als der mittlere Kreis auf der
rechten Seite.
So kann es vorkommen, dass eine Person unter den Bewerberinnen und Bewerbern über
mehr als 10 Jahre Berufserfahrungen in einem speziellen Bereich verfügt, die anderen
Bewerberinnen und Bewerber dagegen im Schnitt nur über 2–3 Jahre (linkes Bild). In
diesem Kontext tendieren wir dazu, diese 10 Jahre Berufserfahrung als sehr hoch
einzuschätzen. Umgekehrt können uns 10 Jahre Berufserfahrung als sehr niedrig
vorkommen, wenn alle anderen Bewerberinnen und Bewerber im Schnitt über 20 Jahre
Berufserfahrung berichten können (rechtes Bild).
Daher ist es wichtig, die Personen nicht untereinander zu vergleichen, sondern das
gezeigte Verhalten mit den Anforderungen in Relation zu setzen.
Implizite Persönlichkeitstheorien
IMPLIZITE
Implizite Persönlichkeitstheorien, Stereotypen und Vorurteile werden auf Grund von
PERSÖNLICHKEITS Erfahrungen und/oder Wertvorstellungen gebildet. Diese sind subjektive Hypothesen
THEORIEN / über den Zusammenhang von Kompetenzen. Beispiel: Wer viele Fach- oder Fremdwörter
STEREOTYPEN in den Vortrag einbaut, ist kompetent oder klug; wer Schlips trägt, ist reich oder hat
einen juristischen Hintergrund. Durch dieses Zusammenfügen erlangen wir ver
einfachende Bewertungsschemata, die wir als Faustregel bei der Beobachtung und
Beurteilung menschlichen Verhaltens verwenden.
HALO-EFFEKT
Ähnlich ist der sogenannte Halo-Effekt oder Hof-Effekt: Auf Grund eines ausgeprägten
oder außergewöhnlichen Merkmals wird auf andere Persönlichkeitsmerkmale oder
Kompetenzen geschlossen. Beispiel: Brillenträger sind klug, Amerikaner sind fabelhaft im
Smalltalk, Männer interessieren sich für Technik. Der Gesamteindruck einer Person
überstrahlt andere einzelne Kompetenzen.
Sympathie – Antipathie
SYMPATHIE
Sympathie und Antipathie, die (angenommene) Wahrnehmung von Ähnlichkeiten mit der
eigenen Person und/oder (scheinbar) gleicher Erfahrungen führen zu erhöhter Sympathie
und so zu generell milderen oder besonders strengen Urteilen (z. B. ein Beobachter und
ein Bewerber haben das gleiche Hobby oder haben das gleiche Gymnasium besucht).
Erster Eindruck
Häufig überlagert das erste Bild einer Person die weiteren Eindrücke über die ERSTER EINDRUCK /
betreffende Person und beeinflusst so die weitere Wahrnehmung. Ein Beispiel: Spricht EFFEKT DER
eine Bewerberin am Anfang ihres Vortrags sehr deutlich, verständlich und drückt sich REIHENFOLGE
exakt aus, bleibt dieser Eindruck wahrscheinlich auch dann bestehen, wenn sie im
späteren Verlauf mehrmals ins Stocken gerät und teils komplizierte Formulierungen
wählt.
Auf der anderen Seite bleibt nicht selten gerade die letzte Information im Gedächt-
nis hängen. Beendet ein Bewerber beispielsweise seinen Vortrag mit einem Bild, obwohl
er kaum Bilder in den Vortrag eingebaut hat, bleibt der Eindruck des Bildes fest hängen.
Daher spielt die Reihenfolge der Einladungen eine Rolle. Wenn zwischen zwei
Probevorträgen/Interviews keine Pause eingebaut wird, hört man drei Vorträge hinter
einander und erinnert sich häufig nur noch an den ersten und letzten Vortrag.
Auch die Reihenfolge der gezeigten Verhaltensweisen spielt eine Rolle. Fängt ein
Bewerber einen Vortrag mit einem Stottern an, muss diese Person viel mehr „Positives“
zeigen als eine Person, die flüssig angefangen hat, aber danach ins Stocken geraten ist,
um einen positiven Gesamteindruck zu hinterlassen.
Logik-Effekt
Der Logik-Effekt tritt ein, wenn einzelne, zusammen vorkommende, jedoch nicht LOGIK-EFFEKT
zusammenhängende Merkmale als Ursache-Wirkung-Relationen betrachtet werden oder
wenn die Richtigkeit einer Schlussfolgerung angenommen wird, nur weil die Ableitung
logisch durchgeführt wurde.
Zum Beispiel: Alle Bewerberinnen und Bewerber, die einen Abschluss an einer
bestimmten Hochschule gemacht haben, haben hohe fachliche Kompetenzen. Es liegt also
an der Qualität der Hochschule, dass die Absolventinnen und Absolventen über ausge-
prägte fachliche Kompetenzen verfügen.
Fundamentale Attributionsfehler
Situationsbezogene Einflüsse werden in Bewerbungssituationen oftmals unterschätzt, ATTRIBUTIONSFEHLER
während eigenschafts- oder kompetenzbezogene Einflüsse überschätzt werden. Ein
Beispiel: Eine Bewerberin oder ein Bewerber hat tatsächlich gerade einen schlechten Tag.
Zusätzlich funktioniert die Technik plötzlich während des Probevortrags nicht, obwohl
sie vorher geprüft wurde. Diese Umstände führen zu einem nicht optimalen Probe
vortrag. Bei einer solchen Situation wird die nicht optimale Präsentation eher auf
eventuelle nicht vorhandene Kompetenzen der Bewerberin oder des Bewerbers zurück-
geführt als darauf, dass die Umstände den Vortrag erschwert haben.
Die Durchführungsobjektivität bezieht sich auf die Bedingungen der Situation, in der die
Beobachtung erfolgt.
Dies bedeutet, dass alle zum Probevortrag eingeladenen Personen die gleiche
„Instruktion“ erhalten: Sie müssen alle einen Probevortrag mit dem gleichen Thema (oder
zumindest gleichem Schwierigkeitsgrad) halten, sie haben alle den gleichen Zeitrahmen,
sie müssen alle mit den gleichen Medien arbeiten, sie halten den Vortrag alle in dem
gleichen (ähnlichen) Raum. Im Interview erhalten sie die gleichen Fragen.
Am Beispiel einer Klausur würde dies bedeuten, dass alle Studierenden die gleichen
Fragen erhalten, entweder alle oder keiner einen Taschenrechner benutzen darf und alle
in gleichem Maße Unterstützung erhalten.
Die Auswertungsobjektivität bezieht sich auf die festgelegten und vereinbarten Regeln,
mit deren Hilfe sichergestellt wird, dass die Feststellung beziehungsweise Beschreibung
der erhobenen Informationen unabhängig von der auswertenden Person ist.
Die Auswahlkriterien und Verhaltensbeschreibungen müssen so genau definiert
werden, dass alle in der Berufungskommission das Gleiche unter einer Kompetenz
verstehen. Wenn zwei beliebige Mitglieder aus der Berufungskommission beide eine
Lösung als „falsch“ oder „richtig“ bewerten, bedeutet dies, dass eine Bewertungs- und
Auswertungsskala vorher festgelegt werden muss. Etwa wird mit einer „5“ die über-
durchschnittliche, dagegen mit einer „3“ die durchschnittliche Ausprägung einer Kompe-
tenz beschrieben und ausgewertet.
Bei einer Klausur würde dies bedeuten, dass bei einer Multiple-Choice-Frage die
Antwort „B“ als richtig und die Antworten „A“, „C“ und „D“ als falsch ausgewertet werden.
Und zwar unabhängig davon, wer die Auswertung durchführt.
Reliabilität
Die Reliabilität (Zuverlässigkeit) beschreibt den „Grad der Genauigkeit bzw. Messfehler- RELIABILITÄT
freiheit eines Verfahrens, mit dem es das gemessene Merkmal erfasst“ (DIN 33430, S. 24).
Die letztendlichen (Mess-)Ergebnisse repräsentieren den wahren Ausprägungsgrad
der Kompetenz. Dabei unterscheiden sich die beobachteten Werte kaum von den
tatsächlichen Werten. Es geht um die Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Treffsicherheit der
Messung. Dies bedeutet: Wenn Bewerberinnen und Bewerber an zwei unterschiedlichen
Tagen jeweils einen Probevortrag zum gleichen Thema halten würden, müssten ihre
Kompetenzen gleich beurteilt werden.
Bei Klausuren würde dies bedeuten, dass die Studierenden auch dann die gleiche
Note bekommen würden, wenn sie die Klausur wiederholen müssetn.
Um die Reliabilität mit Hilfe des Paralleltests bestimmen zu können, werden zwei
Messverfahren benötigt, welche die gleiche Kompetenz beobachten. Möglichst sollte
zuvor bereits die Reliabilität des Verfahrens festgestellt worden sein. Bei Berufungs
verfahren ist es möglich, die einzelnen Kompetenzen nicht nur mit Hilfe einer Methode
oder in einer Situation zu beobachten. Die fachliche Kompetenz wird sowohl anhand
von berufspraktischen Erfahrungen und Veröffentlichungen sowie im Probevortrag
beobachtet.
Die Reliabilität ist ein Maß für die Reproduzierbarkeit einer Leistung. Die Auswahl
methoden im Berufungsverfahren müssen zuverlässig sein. Nur so kann davon aus
gegangen werden, dass die Bewerberin oder der Bewerber die gute Leistung des
Probevortrags später als Professorin oder Professor fortführen wird.
Validität
VALIDITÄT
Die Validität (Gültigkeit) beschreibt die „Genauigkeit, mit der ein Verfahren tatsächlich
das misst oder vorhersagt, was es messen oder vorhersagen soll, (z. B. ein Merkmal oder
eine Verhaltensweise einer Person)“ (DIN 33430, S. 20). Es geht darum, ob mit Hilfe eines
Probevortrags tatsächlich die pädagogisch-didaktische Kompetenz oder vielmehr
rhetorische Kenntnisse und Präsentationsfähigkeiten beobachtet werden.
Es gibt verschiedene Verfahren, mit deren Hilfe die Gültigkeit einer Auswahlmethode
festgestellt werden kann. Bei der sogenannten Inhaltsvalidität geht es darum fest
zustellen, ob die „Aufgaben“ beziehungsweise die Methode repräsentativ und proto
typisch für den zu beobachtenden Gegenstand ist. Von einem Probevortrag vor
Studierenden mit einem Modulthema kann behauptet werden, dass dies eine typische
und repräsentative Abbildung einer Lehrveranstaltung ist.
Arbeitsproben weisen einen hohen Validitätsgrad auf, denn sie erfassen eine
Kompetenz in einer realitätsnahen Situation. Sie simulieren die späteren Arbeits
bedingungen und verlangen die gleiche Leistung.
Eine Klausur für Studierende des fünften Semesters ist beispielsweise inhaltlich
valide, wenn die Aufgaben den Lehrstoff dieses Semesters repräsentieren.
Bei der sogenannten Konstruktvalidität geht es darum festzustellen, ob ein Verfahren ein
Konstrukt aufgrund theoretischer Erwägungen nachvollziehbar abbildet und von anderen
Konstrukten durch die Operationalisierungen hinreichend abgrenzt (DIN 33430, S. 21).
Wenn die Fachkompetenz durch die Verhaltensbeschreibungen „Durchführung
einer fachspezifischen Rechenoperation“ und „Auflistung der Vor- und Nachteile einer
bestimmten Methode“ operationalisiert wird und wenn anhand dieser Verhaltens
beschreibungen Personen mit niedriger und Personen mit hoher Kompetenzausprägung
eindeutig unterschieden werden können, dann ist die Konstruktvalidität gegeben. Wenn
diese Verhaltensbeschreibungen sich zusätzlich deutlich und trennscharf von der
Beschreibung einer anderen Kompetenz, etwa der Kommunikationskompetenz, unter
scheiden, dann ist der andere Aspekt der Konstruktvalidität ebenfalls erfüllt.
Lautet beispielsweise die Operationalisierung für Fachkompetenz „sie oder er
kann 30 Minuten lang über das Fachthema reden“, wäre die Konstruktvalidität nicht
gegeben. Denn es kann nicht entschieden werden, ob es an der Fach- oder an der
Kommunikationskompetenz liegt, wenn eine Bewerberin oder ein Bewerber eine halbe
Stunde lang über das Fach redet.
Nur ein objektives Verfahren kann zuverlässig (reliabel) sein und nur ein reliables ZUSAMMENHANG
Verfahren kann gültig (valide) sein. Daher muss bei der Gestaltung der Auswahlverfahren DER HAUPT
Wert auf Objektivität gelegt werden. Dieses Gütekriterium kann durch die Einhaltung GÜTEKRITERIEN
einfacher Prinzipien gewährleistet werden.
Nach dem Konzept von Schuler (1990) hängt die soziale Akzeptanz mit Transparenz und
Partizipation sowie Interaktion und Kommunikation zusammen. Folgende Aspekte führen
zu hoher Akzeptanz der Auswahlverfahren der Bewerberinnen und Bewerber:
(1) Anforderungsorientierung
(2) Gelegenheit für Bewerberinnen und Bewerber, ihre Fähigkeiten darzustellen
(3) Möglichkeiten zur Modifikation des Entscheidungsprozesses, beispielsweise durch
eine zweite Chance oder mehrere Auswahlverfahren
(4) konsistente Entscheidungen über verschiedene Personen und zu verschiedenen
Zeitpunkten
(5) ehrliches und aufrichtiges Feedback
(6) ausreichende Informationsgrundlage
(7) wechselseitige Kommunikation sowie Partizipation aller Beteiligten
(8) angemessene Fragen
(9) Möglichkeit, positive Eigenschaften zu zeigen (Empathie, Sympathie)
Dagegen werden Verfahren, die generell als verfälschbar gelten und von den Bewerbe-
rinnen und Bewerbern als eindringlich erlebt werden, weniger akzeptiert.
Haben also Bewerberinnen und Bewerber das Gefühl, sie hätten im Probevortrag nicht so
„gute Leistung“ gezeigt, danach jedoch im Rahmen eines Interviews ihre fachlichen
Fähigkeiten unter Beweis stellen können (Aspekt 3), werden sie das Berufungsverfahren
eher akzeptieren.
Die Praktikabilität bezieht sich auf die Durchführbarkeit der einzelnen Methoden.
Je praktischer ein Verfahren, desto ökonomischer ist es auch in der Regel. Wenn ein
Auswahlverfahren zum Beispiel leicht auszuwerten ist, da nicht viele Unterlagen benötigt
werden, ist es praktikabel. Eine Auswahlmethode, die 24 Stunden in Anspruch nimmt,
kann als unpraktikabel für Berufungsverfahren bewertet werden.
Die Nützlichkeit eines Verfahrens bezieht sich auf die Frage, ob nur Kompetenzen
beobachtet werden, die später im Beruf tatsächlich benötigt werden. Durch die Erstellung
eines Anforderungsprofils und entsprechender Konzeption des Auswahlverfahrens ist
dieses Gütekriterium erfüllt.
Bei der Fairness von Auswahlverfahren geht es um die Gerechtigkeit des Verfahrens.
Dieses Kriterium hat insbesondere im Hinblick auf die Gleichbehandlung eine hohe
Bedeutung. Wenn jedoch alle Bewerberinnen und Bewerber die gleichen Bedingungen
haben, so haben sie die gleichen Chancen, ihre Kompetenzen zu zeigen und auf die
Berufungsliste gesetzt zu werden.
Die Erfüllung dieses Kriteriums wird auch durch das Allgemeine Gleichstellungs
gesetz und das Landesgleichstellungsgesetz NRW unterstützt.
Die soziale Erwünschtheit bezieht sich auf die Verfälschbarkeit der Ergebnisse unab
hängig davon, ob die Bewerberinnen und Bewerber bewusst oder unbewusst die
Ergebnisse verzerren. In Bewerbungssituationen, insbesondere wenn die Motivation, die
Stelle zu bekommen, sehr hoch ist, kann es vorkommen, dass die Bewerberinnen und
Bewerber versuchen, unbewusst die Erwartungen zu erfüllen. Bei der Frage „Arbeiten Sie
gern im Team?“ nimmt man an, dass Teamarbeit in der zukünftigen Position erwünscht
ist. Man möchte kein schlechtes Bild von sich zeigen und als Einzelkämpfer zwischen den
vielen Teamplayern dastehen. Die Frage an sich verleitet dazu, mit „Ja“ zu antworten.
Wird dagegen gefragt, wie man sich in einer konkreten Situation verhalten würde
(situative Frage) oder die Person wird aufgefordert, einen Probevortrag zu halten, erhält
der Bewerber keine Informationen darüber, was das erwartete Verhalten ist.
Eine Auswahlmethode ist zumutbar, wenn die im Verfahren gestellten Aufgaben die
Bewerberinnen und Bewerber weder unter- noch überfordern. Von Bewerberinnen und
Bewerbern, die sich um eine Professur bewerben, kann erwartet werden, dass sie einen
Vortrag halten. Es ist jedoch nicht zumutbar, ihre fachliche Kompetenz durch eine
Klausur zu bewerten oder sie aufzufordern, innerhalb einer halben Stunde ein
komplettes Skript für ihr Faches zu erstellen.
Vor allem möchte ich Herrn Professor Ich danke den Berufungsbeauftragten
Baumann für die Ermöglichung dieses für ihre fruchtbaren A
nregungen und
Handbuches und für seine Unterstützung geschätzte Unterstützung.
während des gesamten Erstellungs Schließlich, aber nicht zuletzt,
prozesses danken. möchte ich den Beteiligten von Berufungs-
Danken möchte ich Herrn Professor verfahren der letzten zwei Jahre für ihre
Rosenkranz für die Offenlegung seiner Fragen und Ideen und das mir entgegen
geschätzten Erfahrungen und Blickwinkel gebrachte Vertrauen danken, welche
sowie für seine wertvollen Anregungen. unentbehrlich für die Zusammenstellung
Ohne die wesentlichen und konstruk- dieser Unterlagen waren.
tiven Hinweise von Frau Burghardt sowie Der Leitung und den Mitarbeite-
ihre Unterstützung und unermüdliche rinnen und Mitarbeitern der Pressestelle
Bereitschaft, Fragen zu beantworten, käme möchte ich für ihren Einsatz und ihre
dieses Material nicht zustande. Unterstützung danken; mit ihrer Hilfe hat
Frau Wintersohle danke ich für ihr dieses Handbuch eine Gestalt bekommen.
Interesse, für ihre aufschlussreichen
Fragen sowie für ihre Geduld.
Amelang, M. & Zielinski, W. (2002) Gesetz zur Gleichstellung von Frauen und
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3. Auflage. Berlin: Springer. (Landesgleichstellungsgesetz– LGG) – vom
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Z
Zeitplanung 28, 40, 129
zurückgezogene Bewerbung 49, 71, 83, 88
Zuweisungsverfahren > Siehe Anstoß und Anlass
zum Zuweisungsverfahren; siehe
auch Formular Zuweisungsverfahren
Ablauf 30–37
Ziele 27
Zuweisung – Verfahren bzw. Antrag / Zuweisung
einer Professur 27, 30, 32–33, 40, 70,
112, 119, 126