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KONSTANTIN
KAVAFIS
GEDICHTE
•
DAS
GESAMMELTE
WERK
•
EINGELEITET UND AUS DEM NEUGRIECHISCHEN
ÜBERTRAGEN VON
HELMUT VON DEN STEINEN
AMSTERDAM • MCMLXXXV
2
CASTRVM PEREGRINI WURDE 1950 UNTER DER PATENSCHAFT VON
CARL AUGUST KLEIN†, WILHELM FRAENGER† UND LOTHAR HELBING BEGRÜNDET
VON J.E.ZEYLMANS VAN EMMICHOVEN
HERAUSGEBER UND SCHRIFTLEITUNG M .R.GOLDSCHMIDT .
BEIRAT: CLAUS VICTOR BOCK [LONDON], KARLHANS KLUNCKER [BONN],
C.M.STIBBE [ROM].
POSTBOX 645 . 1000 AP AMSTERDAM
ALLE RECHTE VORBEHALTEN / ALL RIGHTS RESERVED
© STICHTING CASTRVM PEREGRINI AMSTERDAM
PRINTED IN THE NETHERLANDS
ISBN 9O6O34 054 X
AUSSTATTUNG : PIET C. COSSEE / DRUCK: GEUZE & CO, DORDRECHT
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4
HELMUT VON DEN STEINEN
5
bindend, bieten konnte. Nach seinem frühen Tode musste man sich
allerdings stark einschränken. Der junge Kostas’ wurde für mehrere
Jahre seiner Erziehung nach England geschickt. Nach seiner Rück-
kehr und einigen Reisen führte er in der Hafenstadt eine, man
könnte sagen, maassvolle Geniesserexistenz, seinen Neigungen
nachgebend. Doch entschloss er sich nach einigen Jahren, sein Leben
in jeder Hinsicht zu ordnen, und trat als Bürobeamter in den Dienst
der englisch geführten Verwaltung der Irrigation durch den Nil, wo
er bis kurz nach dem in Alexandrien nur durch interessante englische
Besucher auffallenden Weltkrieg verblieb, um dann sein Alter in
sorgenfreier Pensionierung hinzubringen.
Von Anfang an beteiligte sich Kavafis, wie man denken kann, lebhaft
an der literarischen Bewegung des Neuen Griechenlands. In seiner
Jugend herrschte, von Athen und Konstantinopel aus geführt, der
Klassizismus, auch in der Lyrik, der hartnäckig versuchte, eine
gekünstelte, die altgriechische Grammatik erneuende Sprache als
Organ der europäisch-romantischen Stimmung jener Zeit zu
kultivieren. In diesem Stil muss der junge Dichter eine recht lange
Reihe Ton Gedichten verfasst haben, die er später rigoros unter-
drückte. Man hat ziemlich viele in alten Zeitschriften ausgegraben
und gefunden, dass einige schon Motive enthalten, die er in seinem
späteren Stil endgültig gestaltete. Gegen Ende des Jahrhunderts setzte
sich nun in mächtigem Angriff die Bewegung der erneuerten Volks-
sprache durch, wobei es zu literarischen Kontroversen von unglaub-
licher Erbitterung und sogar, wie man sich erinnert, aus Anlass einer
Übersetzung der Evangelien in die Volkssprache, in Athen zu einem
Strassenkampf mit Verwundeten kam. Der byzantinisch gesittete
Alexandriner blieb dieser Wildheit des Kontrastes fern. Jedoch in
dem Augenblick, wo er die Sicherheit des reinen Ausdrucks seiner
eigenen Vision gefunden hatte, musste dieser notwendig in der
neuen Volkssprache, wenn auch ohne prinzipiellen Radikalismus,
erfolgen.
Alexandrien war einer der Mittelpunkte der jungen Bewegung
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geworden – ein lebhaftes, durchaus fruchtbares literarisches Treiben
mit Zeitschriften, Gruppen, Diskussionen entstand, und Kavafis
wurde allmählich der anerkannte Meister (natürlich mit eifriger
Gegenclique), dessen Ansehen sich auch in Athen trotz vielfachen
Widerstandes durchsetzte. Seine Produktion war quantitativ äusserst
gemessen. Seit seinem neunundvierzigsten Lebensjahr (1911) sind
die Gedichte genau datierbar. Damals hatte er gerade zwei Dutzend
im eigenen meisterlichen Stil verfasst, den er also kaum vor der
zweiten Hälfte seines siebenten Lebensjahrsiebents erreichte. In den
folgenden zwanzig Jahren brachte er jährlich etwa zwischen vier und
zehn Gedichte hervor – alle mit unendlicher Sorgfalt vorbereitet.
Einige veröffentlichte er in Zeitschriften, zumal jenen Alexandriens,
und liess sie sämtlich bei einem eigenen Drucker, in dessen Werkstatt
er viele Stunden zubrachte, mit ebensoviel Schlichtheit wie Akribie
auf einzelne Blätter drucken, die heute zu bibliophilen Kostbarkeiten
geworden sind. Diese Blätter verschenkte er an seine Freunde ent-
weder einzeln oder unter Zusammenfassung zu irgendeiner kleinen
Gruppe. Die Herausgabe einer vollen Sammlung fasste er nie ins
Auge, ja scheute nur den Gedanken daran als ein Zeichen seines
eigenen Endes.
Man kann das Leben, das dieser Dichter führte, ein Doppelleben
nennen, aufgespalten in eine publike und eine intime Existenz.
Genauer ist, zu sagen, dass es ein mit nie nachlassender, höchst-
bewusster Spannung geführtes Leben war, einzig und allein
der dichterischen Verwirklichung seiner Vision geweiht. Für die
gute griechische Gesellschaft Alexandriens war der Kyrios K.
Kavafis ein angesehener kleiner älterer Herr aus bester Familie, für
deren Interessen er eifrig sorgte, immer sehr korrekt gekleidet, mit
reicher grauer Haarfülle und einer grossen Brille, hinter der sich nur
für den Schärfersehenden das magische Feuer eines dunklen Augen-
paares nicht verbarg. Literarische und persönliche Bizarrerien
wurden als ein Zeichen seiner vornehmen Überlegenheit gern hin-
genommen. Dann war da der gewissenhafte, natürlich nicht über-
7
arbeitete Beamte, der respektierte Freund englischer Herren, zumal
während des Krieges, unter anderem des berühmten Romanschrift-
stellers E. M. Forster. Englisch sprach er vollkommen, ja, seine
eigene Sprache mit einer leichten englischen Tonfarbe, die von
Spöttern für affektiert erklärt wurde.
Endlich war da der führende Literat des kräftigen alexandrinischen
Literaturbetriebes, der sich wirklich von einem Hauch hellenistischer
Geistigleit durchweht fühlen durfte. Die Begrüssungen, Sticheleien,
Debatten auf der Strasse und in den Kaffeehäusern mit der liebens-
würdigen zwanglosen Öffentlichkeit und mit ihrer guten Dosis
kampflustiger Bosheit können wir noch leicht mithören. Kavafis
war, wie es scheint, der beste Spötter, der schärfste Ironiker, der
schlagfertigste Diskutierer. Relativ nähere Freunde versammelte er
gern in seinem Hause nahe dem griechischen Krankenhaus in einer
kleinen, nach dem deutschen Ägyptologen Lepsius genannten
Strasse. Dort gab es im zweiten Stock das berühmte Besuchszimmer,
nie allzu hell erleuchtet, mit Teppichen und orientalisierten Möbeln
und arabischem älterem Diener, der die griechischen Schnäpse sowie
die gesalzenen und gezuckerten Leckerbissen (nach geheimen
Zeichen für Willkommene und Lästige sehr verschieden) servierte.
Dort wurden viele Gedichte gelesen: Wie es heisst, las der Dichter
seine eigenen nur ganz selten – in einem schlichten Gesprächston.
Ausser der englischen kannte er die französische Literatur und auch
die italienische hervorragend gut, während ihm alles Deutsche
völlig fremd blieb. Seine unermüdliche Lektüre galt wohl am in-
tensivsten den Geschichtswerken, die ihn bald zu den byzantinischen
Historikern und dann zum gesamten antik-griechischen Schrift-
tum zurückführten, das er ohne Übersetzerhilfe (unter Neu-
griechen eine ebenso grosse Ausnahme wie unter sonstigen Euro-
päern) geläufig las. Sowohl im intensiven Teil seiner Studien
wie noch mehr in seinem persönlichen Dasein blieb er bewusst
auf den griechischen Kreis beschränkt. Das ägyptische Hinterland
der kleinen griechischen Insel, die dem Nilgebiet als griechische
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Kolonie Alexandrien am Mittelmeer vorgelagert ist, interessierte
ihn nicht im mindesten. Es ist sogar fraglich, ob er je die Pyra-
miden gesehen hat, von den Geheimnissen des oberen Ägypten
ganz zu schweigen.
Sein Haus nun, seine einsame Junggesellenwohnung, war die Szene
der furchtbarsten Dramen, die sich hier viele viele Nächte hin-
durch abspielten und erst in den Jahren des Greisenalters versöhnli-
cher ausklangen. Von fremden Zuschauern abgelöst, war der Dichter
hier seinen Dämonen ausgeliefert, die ihn unaufhörlich mit den
Bildern der Lust umgaukelten, gleichzeitig aber mit qualvollen
Phantasien der Alters- und Todesangst peinigten. Im Nachlass hat
man ganze Stösse von geheimen Heften und Zetteln gefunden, auf
denen dieser Verkünder des Eros in den Minuten der Besessenheit
selbst seine Eindrücke und Gefühle eiligst niederschrieb und die er
seltsamerweise (gewiss ohne sie je wieder zu lesen) sorgfältig auf-
bewahrte. Sein Drama spielte sich keineswegs in bürgerlich morali-
scher oder christlich religiöser Ebene ab, von Gewissensskrupeln
scheint wenig die Rede zu sein. Sondern es war ein Kampf der
kosmischen Elementargewalten in dieser Seele, die, lustvolle Ver-
heissungen, Bilder jugendlicher Schönheit vorgaukelnd, sich wehrte
gegen den wütenden Andrang der Todesgespenster, der Krankheit,
der Hässlichkeit, des Untergangs.
In früheren Jahren trieb natürlich dieser Wirbel den Besessenen oft in
die Nacht hinaus, auf die Jagd nach schönen Körpern, die schon in
einigen Nebengassen nah vom Haus herumhuschten und dann im
Hafenviertel nur allzu leicht zu finden waren. Ausser etwa in den
frühesten Zeiten vitaler Leidenschaft scheinen diese nächtlichen
Abenteuer keinen Moment rücksichtslosen Genusses, sondern
immer nur chaotische Erregung gebracht zu haben, die dann erst
eine durch viele Jahre nachwirkende Erinnerungskraft zu ertragbaren
Sinnbildern der Dichtung umwandelte. Nie hat es in solchem hoch-
gespannten und gefährlichen Leben auch nur den Schimmer eines
Skandals gegeben. Fast siebzig Jahre trug diese ebenso zarte wie zähe
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Natur den Ansturm der Gewalten, dann aber erstickte der böse
Dämon die Stimme, die so siegreich seine Niederlage durch die
Macht des dichterischen Wortes verkündete, und schlug Kavafis
mit unheilbarem Rachenkrebs. In Athen – seine erste Reise seit Jahr-
zehntes – suchte er vergeblich Hilfe bei berühmten Ärzten, doch
hatte er noch die Freude, sich von Begeisterung und Verehrung der
literarischen Jugend der Hauptstadt Griechenlands umgeben zu
sehen. Er kehrte nach Haus zurück und erlag seinem Leiden im
folgenden Jahr, wo auch sonst die Stimme europäischen Menschen-
tumes erstickt wurde – 1933. Er ruht neben seinen Brüdern in statt-
lichem Grab auf dem schönen orthodoxen Friedhof seiner geliebten
Stadt unter unaufhörlich blühenden Blumen. Im nächsten Jahr
wurde von seinen Erben mit liebevoller Hingabe zum ersten Male
sein Gesamtwerk der griechischen Leserwelt übergeben, in einem
reichgeschmückten Band von 154 Gedichten in der Reihenfolge
ihrer Entstehung.
Dies Werk kann, wie schon die flüchtige Skizze des Lebens zeigt,
kaum als eine literarische Leistung genossen und gewürdigt werden.
Vielmehr ist es der Austrag eines mythischen Seelendramas im
dichterischen Wort. Die Bezeichnung soll deutlich machen, dass
hier eine primäre, logisch nicht auflösbare Spannung zwischen einem
jenseits des menschlichen Willens liegenden Mächtespiel und
seinem menschlichen Ausdruck in der Dichtung gegeben ist. Diese
Spannung ignorieren, heisst Kavafis selbst ignorieren. Der Genius
des Dichters erscheint erst in seiner erstaunlichen Mächtigkeit, wenn
man ihm nicht als reflektierend und reproduzierend, sondern als
kämpfend sieht. Übermenschliche Kräfte überwältigen ihn, er
klärt sie zu einer menschlichen Vision und gibt dieser Vision über-
zeugende, bezaubernde dichterische Stimme. Dies geschieht über
zwanzig Jahre; es ist ein immer wieder erneuter Vorgang, dessen
Ende erst durch den Tod herbeigeführt wird.
Solche Mächte sind genau das, was die antiken Griechen (sowie alle
dem kosmischen Sein erschlossenen Völker) Dämonen nennen, und
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sie haben auch bei Kavafis ganz ungezwungen antik-griechische
Namen. Als erster ist Eros da, der Leib zu Leib zwingt, zu ihm gesellt
sich Mneme, die Erinnerung, durch deren Walten die gezwungenen
Leiber sich zu frei dahinschwebenden Geistbildern verklären, und
schliesslich als dritte tritt Moira auf, die Schicksalsherrin, die ein
hartes aber harmonisches Maass im Spiel der Leiber und Geister
herstellt. Das verschränkte Walten dieser Drei ist der Gehalt der
Kavafischen Vision.
Der Eros unseres Dichters ist nicht zu erklären aus dem klassischen
Eros, dessen Ruhm Plato philosophisch verklärt hat. Nur eine einzige
Zeile des Werkes weist auf Plato aus grösster Ferne hin. Um, es kurz
zu sagen: der dorische Eros paidagogos war eine, zwar auch in
uralter Magie wurzelnde, doch durchaus ethische und politisch
wirksame Institution, bei welcher der sinnliche Boden gleichsam nur
das Sprungbrett zur Aufregung geistiger Abenteuer abgab. Bei
Plato werden diese Abenteuer zum höchsten metaphysischen Ziel
geführt, wobei er den Boden ausdrücklich durch Askese stärkt.
Ähnliches findet bei Michelangelo, bei Shakespeare, bei Platen und
anderen grossen Europäern statt. Geistig glühende Freundschaft ist
der Sinn des leidenschaftlichen Vorgangs. Aber es wäre fast Blasphe-
mie, für Kavafis die Zeilen Platens anzuwenden: Da dich Natur
zum Gott und mich zum Beter schuf.’
Denn der Neugrieche schreitet nicht zur Verklärung der geliebten
Gestalt weiter, niemals hat er gefragt: Shall I compare thee to a
summer’s day?’ Ganz charakteristischer Weise trägt auch keines
seiner Idole einen persönlichen Namen. Ihm tritt der Eros mit dem
Fuss seiner Macht auf den Nacken und verheisst ihm Genuss, aber
kaum ist der Brand einmal aufgeleuchtet, so fügt er mit tödlicher
Sicherheit die tiefste, düsterste Qual hinzu. Die Lust gebiert immer
wieder die Angst. Der lichte Moment der Zeugung wirft seinen
erhellenden Funken – in die Nacht des Todes. Der Dichter aber, der
sich dem hingibt, feiert den Eintritt der Schönheit selbst, den Nu
ihres qualumgebenen Aufleuchtens. Hierin wäre Kavafis mit
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Baudelaire zu vergleichen, und viele seiner Gedichte könnte man
hellenisierte Fleurs du mal nennen.*
Eros geht in dem von uns betrachteten Werk keinen Schritt über
seinen überwältigenden Einbruch selbst hinaus. Gleichsam um dessen
Wirkung nicht abzuschwächen, lässt er sich auf Vergeistigung und
Freundschaft nicht ein. Doch kann er in der Tat in dieser herrischen
Nacktheit nicht ertragen werden, vor allem, so kann er sich nicht in
ein dichterisches Gebilde fügen. Daher erscheint die zweite dämoni-
sche Macht der Kavafischen Vision, diese von reinstem weiblichen
Charakter: die Erinnerung. Der Einbruch des Eros wird in die
Vergangenheit entrückt, er verliert seinen, man könnte sagen, töd-
lichen Glanz und nimmt aus der Entfernung mildere Farben an, ja,
seine Körperlichkeit, deren Intensität und Gewicht so entscheidend
gewesen war, verwandelt sich, sie wird transparent und schwebend.
Dieser Vorgang ist ganz wörtlich zu verstehen: Kavafis Erinnerung’
ist eine körperverwandelnde Kraft. Seine Mneme ist eine magisch
wirksame Dämonin, unter ihrem Zauber werden Naturbilder zu
Geistbildern oder auch Bildkörper zu Bildgeistern. Für beides ver-
wendet Kavafis besondere griechische Worte, deren geistiges oder
geisterhaftes Element an das grosse platonische Wort Idee anklingt.
Aber es sind wahrhaftig keine platonischen Ideen, die in dieser ver-
zauberten Menschenwelt herumfliegen und selten am Tag, fast
immer zu nächtlicher Feierstunde den Dichter heimsuchen. Idee’
ist ein rein metaphysisches Symbol, durch vergeistigte Bildkraft den
Menschen zum universalen Kosmos emporreissend. Die Bildgeister
und Geistbilder, die idealen Körper sind nur Boten jenes Kosmos,
tief in die Sinnenwelt hereingelassen. Sie sind keine christlichen oder
nordischen Gespenster, freilich mit ihnen durch den Entstehungs-
* Anmerkung des Herausgebers (der auch den letzten Abschnitt aus längeren Ausführungen
zusammengezogen hat): Bei konträrem Ausgangspunkt könnten sie mit den Worten des
deutschen Umdichters über den Franzosen gekennzeichnet werden, “es bedarf heute wohl
kaum noch eines hinweises dass nicht die abschreckenden und widrigen bilder die den
Meister eine zeit lang verlockten ihm die grosse Verehrung des ganzen jüngeren geschlechtes
eingetragen haben sondern der eifer mit dem er der dichtung neue gebiete eroberte und
die glühende geistigkeit mit der er auch die sprödesten Stoffe durchdrang.”
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prozess verwandt, jedoch einer freieren und klareren Gattung von
Zwischenwesen angehörig, die nur einem Griechen, einem echten
am östlichen Rand des Mittelmeeres, als Zeugung gelingen konnte.
Wie wir bald genauer sehen werden, kennt diese Mneme die Grenze
des Individuums nicht. Sie wirkt naturgemäss zunächst durch Ver-
wandlung erotischer Jugenderlebnisse in wiederkehrende Bild-
geister, die sich in unheimlichen Poesien verlautbaren. Zwar ist, wie
bei allen mythischen Erhebungen des Menschen, der metaphysische
Übergang doch immer an eine irdische Notwendigkeit (altägyptisch:
an die Mumie) gebunden, wird aber nie aus ihr abgeleitet. So
muss Kavafis die Vergangenheit seines Volkes durch Sprachstudium
und historische Lektüre kennen. Aber den Besuch der altgriechischen
Geister erhält er nur, weil er das mumienhaft ausgetrocknete
Wissen, das bei den üblichen Historikern immer trocknes Wissen
blieb, als weiterlebenden Stoff in seiner mnemischen Vision zu
amalgamieren vermag. So sehen wir auch die zwingende Ursache,
aus der der Alexandriner niemals von Erlebnissen anderer Stämme
und Völker dichtet. An historischem Wissen und humaner Bildung
fehlt es ihm da wahrhaft auch nicht, und es ist auch keine weise
Selbstbeschränkung, die ihn in volkhaften Grenzen hält, deren
klarste Definition zweifellos durch die griechische Sprache gegeben
ist. Wo immer, unabhängig von somatischer Abstammung und
politischer Organisation, das Griechische klang, wo das magische
Idiom von Zeus bis zur Marien-Ikone verstanden, von dem Lyker
Sarpedon bis zum Ungarn Alexios gesprochen wurde, hört Kavafis
mit, sieht er mit und erinnert er mit. Und auch jene der griechischen
Sprache zugewandten, doppelsprachigen Figuren an der Grenze,
jene Römer, Juden, Syrer, dürfen am Zauber der erotischen Erinne-
rung teilhaben. Ja, die Grenze gibt eine besondere Stellung, von der
aus die Mitte erst in ihrer Majestät erscheint: erst vom Freund Remon
fährt ein Strahl von Mneme zu Plato.
In seinem Stamm gebiert die Mneme des Dichters keineswegs allein
Bildgeister erotischer Erschütterung. Die geschichtlichen Gedichte
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bringen mindestens ebenso vielfältig die Wiederverkörperung von
seelischen Stimmungen, die mit Eros wenig oder garnichts zu tun
haben. Schicksale werden aufgerufen! Die dritte Macht der Kavafi-
schen Vision erscheint – auch sie weiblich – als Bringerin der Not-
wendigkeit, der Grenze, des Maasses. Es ist die uralte Moira, die
metaphysische Zuteilerin’, das heisst, Spenderin des Anteils an
kosmischer Gewissheit, die jeweils den sterblichen Wesen zugewie-
sen wird. Bei Kavafis ist diese Moira ebenso wenig wie Eros und
Mneme mit natürlichen Maassen zu messen. Sie ist nicht eine
dekorative Allegorie für vernünftige Selbstbescheidung oder skep-
tischen Wirklichkeitssinn. Sie wirkt durchaus im Dienst dieser
humanen Funktionen, die dem Griechen (wieder im schroffen
Gegensatz zum nördlichen Europäer) durch seine lange Geschichte
in einem noch viel älteren historischen Raum zur zweiten Natur’
geworden sind. Aber ihre Vitalität selbst ist rein mystischer Art –
Mystik des Todes, der sich in voller, von Angst geläuterter Hingabe
an das Geheimnis als heiliges Maass zum Leben rückwendet und zum
fruchtbaren Boden der lebendigen Wirklichkeit wird. Wir sahen
die Angst, die Todesangst, die den Blitz des Eros qualvoll umwitterte.
Neben der mildernden Mneme wird sie bei Kavafis durch sein
Schicksalsgefühl, durch seine Verehrung der geheimnisvollen
Ordnung des Kosmos geläutert.
Dass diese Ordnung geheimnisvoll ist, erscheint zwingend in ihrer
Paradoxie. Unschuldige leiden und Edle werden gedemütigt, ziel-
lose Monstren siegen und tiefsinnige Geister müssen sich der walten-
den Rohheit anpassen – so ist das Leben. Aber nicht der resignierende
oder zynische Weltmensch sagt dies, sondern der erleuchtete
Künder. Seine Weisheit überzeugt uns durch ihre dunkle Schönheit,
in der sie das Wort durchdringt. Keinerlei Spekulation von einer
jenseitigen Vergeltung und zweiten Welt wird auch nur angedeutet.
Die Einheit mit dem Jenseits ist durch tieferes Schweigen gesichert.
Das echteste, sehr griechische Zeichen dieser hinterhältigen Schick-
salsmagie ist die Ironie, bei Kavafis ein ungemindertes Erbe des
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Sokrates. Denn diese Ironie tut, was keine natürliche Ironie könnte
und was auch im Alltag der ironische Spott des Literaten Kavafis
nicht konnte – sie höhnt über die menschliche Hilflosigkeit, ohne den
Menschen zu entwürdigen. Sie zerstört Schwindel und Illusion der
Wirklichkeit, aber sie stärkt die Selbstgewissheit des erleuchteten
Zeugen der gleichen Wirklichkeit.
Vielleicht führt es einen Schritt zu weit, wenn wir hier auf die innere
Verwandtheit dieser intimen poetischen Trias mit einer weltweiten
mythischen Trias hinweisen, die bis zum archaischen Ursprung des
Griechentums hinabreicht. Eros zwischen Mneme und Moira, der
männliche jugendliche Dämon der Zeugung umhegt von einem
weiblichen Dämonenpaar, das zwischen gereifter, milder erinnern-
der Sorge und reifender, harter, todgeweihter Dunkelwirkung
gespannt ist, nun, wir finden ihn in Jakchos zwischen Demeter und
Persephone wieder. Nur um den Ernst und die Tiefe unseres im
modernen Strassengewimmel von leichter Rede und kecker Lust
dahingezogenen Dichters zu verdeutlichen, erwähnen wir diese
Möglichkeit, seine Kunde als spätestes Anklingen des Mysteriums
von Eleusis zu vernehmen. –
Die Mächte der Psyche gehorchen dem neugriechischen Wort:
dieses Ereignis nennt man das Werk des Dichters Kavafis. Es zog
sich, wie wir sahen, durch etwa vier Jahrsiebente hin und manife-
stierte sich in einer langen Reihe kurzer Gedichte, von denen jedes
als Einzelgestaltung hingenommen und in seiner Einzigkeit gewür-
digt werden müsste. Dieser Grundtatsache widerspricht nicht, dass
man Zusammenhänge ausserhalb der zeitlichen Reihe sehen kann,
die aus weiterer Distanz immer deutlicher werden. Die augenfälligen
stofflichen Verknüpfungen der sogenannten Motive’ sind uns dabei
nur die groben Hinweise auf das wesenhafte Walten jener Seelen-
mächte. So finden wir drei Gruppen in diesem Werk: die liebestolle,
die erinnernde und die schicksalanzeigende Gruppe. In der Tat ist es
erstaunlich, wie klar sich die Gedichte nach diesem Grundsatz
gruppieren lassen, obwohl in jedem einzelnen in irgend einer
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Spannung alle drei Mächte wirken, in vielen besonders deutlich
Eros mit Erinnerung oder Eros mit Schicksalsgewalt. Die erste
Gruppe, die an Zahl geringste und fast ganz der frühesten Periode
angehörige, könnte man die Gruppe der Weisheit nennen. In ihr
wird das Walten der Moira als bestimmendes Erlebnis hingenom-
men – worin sich eben humane Weisheit bewährt. Dabei können
die Zeichen des Schicksals mit Angst aus gegenwärtigen Situationen
abgelesen werden, aber auch unter dem milden Wirken der Mneme
aus der griechischen Vergangenheit, deren Gebärden zu symboli-
schen Warnungen werden.
Dann kommt die weitaus umfangreichste Gruppe, die Reihe von
Gedichten, die primär vom Walten der Stammeserinnerung
bestimmt sind, soviele Liebes- und Schicksalsmotive sich auch in
ihnen als besonderer Gehalt des Gedächtnisses darbieten. Hier
gewährt es, man kann sagen, eine kindliche Freude, durch die
Jahrtausende (es sind immerhin zweiundeinhalb) hin- und herzu-
schweifen und die Stimmen der Geister in Einer grossen Zeitmelodie
durch sie hindurch verwoben zu hören. In Thessalien beginnt es – mit
Apollo, der den jungen Helden als Sänger verherrlicht, aber als
Vollstrecker des Schicksals tötet, und vielleicht irgendwo in
Thessalien endet es, wo die Allheilige Gottesmutter den jungen See-
mann betrauert, aber – auch vom Schicksal bestimmt – ihn nicht aus
dem Meere rettet. Doch wäre es unerlaubte Kinderei, nun den
Dichter zum Historiker zu ernennen und aus seinem leichten Spiel
schwere Tatsachen abzulesen. Zwar: er fehlt nie gegen Tatsachen,
auch (wie seine Freunde erzählen) die Rosen, die König Philipp zu
seiner bösen Feier auf den Tisch bringen lässt, können in der Jahres-
zeit, in welcher die Nachricht von der Schlacht bei Magnesia in
Mazedonien eintraf, tatsächlich dort geblüht haben. Wir sind über-
zeugt, der Dichter hat sie gesehen’, ehe er es rational nachprüfte.
Und ebenso wird es gewiss in der ganzen Reihe keine Rose, keine
Gebärde, keinen Gedanken an tatsächlich unmöglichem Platz geben.
Es stimmt’ alles.
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Nur ist es sehr viel wichtiger zu sehen und zu fühlen, wie eben all
diese Tatsachen im schwersten Fall Rosen, meist noch viel leichtere
Gebilde sind. Hier ist keine Geschichte von grossen Personen und
Ereignissen, die nur selten im Hintergrund anklingen. Selbst der
Alexanderzug, eine der letzten Visionen des Dichters, wird, obwohl
auf ihm Alexandrien und die ganze späte Griechen weit und Kavafis
selbst beruht, nicht in direkter begeisterter Erinnerung gefeiert. Er
wird zum ganz lockeren Thema einer ironischen Diskussion über
spartanischen Hochmut. Die gesamte monumentale Periode, das
klassische Hellas, zwischen einigen Klängen der Frühzeit und dem
schillernden Hellenismus, fällt aus. Der Hellenismus ist die eigent-
liche Geschichtszeit von Kavafis, der eben durch die hingewühlten
Barbarenhöhlen seiner Vaterstadt sein ganzes erwachtes Leben hin-
durch die Prunkhallen der Ptolemäer aufragen sah und den Rausch
ihres festlichen Daseins täglich in den Gliedern spürte, ein wenig wie
der deutsche Knabe Manlius durch die schlechten Hütten des
modernen Trier das Augusta Treverorum der spätrömischen
Cäsaren schimmern und heben fühlte. Vor allem waltet in diesem
Raum die reichste Ironie als gleichsam geniesserische Gewissheit des
Geistersehers gegenüber den harten, oft tödlichen Widersprüchen
von Macht (fast immer römischer Macht) und geistigem Adel, von
ewiger Sprache und vergänglicher Eitelkeit, von barbarischer
Bewunderung und griechischer Gaukelei und so fort. Das Christen-
tum als semitischer Moralsturm wird ignoriert, (wozu immerhin die
östliche Kirche in ihrer humaneren Mystik schon eine Möglichkeit
mitbringt), zarte christliche Gebärden können gefeiert werden,
während der heidnische Dogmatiker Julian als lustfeindlicher
Mönch einer geradezu grimmigen Ironie verfällt. In Byzanz wird
dann in einer Reihe sehr verhaltener, ironisch Abgründe über-
spielender Gedichte das geschichtliche Greisentum zu einer Art sym-
bolischer Selbsterinnerung des Greisendichters. Hier herrscht das
Schicksal der Erstarrung fast unbeschränkt, aber irgendwo wird man
doch verborgene Schimmer des Eros aufspüren.
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Kaum eines Wortes zur Einführung bedarf es zur dritten Gruppe, wo
Eros mit jugendhaftem Trotz in jedem Moment auf den Vortritt
besteht, aber nur durch die Erinnerung langer Jahre ins dichterische
Licht gelangt, worin zugleich die unaussprechliche Grausamkeit des
Todes zur kosmischen Harmonie hinüberspielt. Je stärker man die
beiden weiblichen Mächte meditiert’, desto weniger wird man in
den barbarisch aktuellen Fehler verfallen und den erotischen Dämon
als feindliche oder freundliche Sensation verstofflichen. Wo die
Distanzierung von der wilden Gewalt der Lust nicht ausdrücklich
durch Erinnerung gegeben ist, gilt sie durch das Gesetz der Schil-
derung. Die Liebesabenteuer und Liebesopfer, die der Dichter nicht
als in seiner Mneme auftauchend, sondern direkt darstellt, sind eben
in der Darstellung selbst ins Reich der Bilder entrückt und kommen
vielleicht dadurch zeitgemässen Gespenstern am nächsten. Dann
erlebe man, eben wie Manlius, ihre Humanisierung durch die Erin-
nerung an die ihnen verwandten, doch glücklicheren Liebesopfer aus
dichterisch kultivierten Epochen.
Die Sprache dieses Werkes ist Neugriechisch’, und dieser Umstand
trägt noch in besonderer Weise zu seinem visionären Charakter bei,
der in keiner Übersetzung in irdisch festgelegtere Sprachen ganz
wiedergegeben werden kann. Die neugriechische Sprache, das
Romäische’, wie ihr wirklicher Name ist, die im Oströmischen,
kurz Römischen Reich (das sich, je mehr es seine barbarischen
Nachbarn zusammendrückten, um so stolzer von ihnen abhob)
populär weitergeredete spätantike Koine, war der vulgär verwilderte
Zweig des griechischen Sprachstammes, neben dem ein gelehrt
archaisierender herlief. Die Entwicklung dieser beiden Zweige, ihr
Auseinander- und Ineinanderwachsen, ist eine lange und kompli-
zierte Geschichte. Zu Anfang unseres Jahrhunderts, als Kavafis zu
seiner Meisterschaft gelangte, konnte er, wie wir schon sahen, gar
nicht anders, als von der archaisierenden zur volkstümlichen Sprache
übergehen. Aber er war dabei durchaus nicht systematisch, er wurde
kein reiner Demotiker’, weshalb er sich die begreifliche Kritik der
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hart an der Neugestaltung ihrer Sprache arbeitenden Literaten und
Dichter zuzog. Von jeder Art Sprachreinheit aus gesehen, ist sein
Idiom eine groteske Mischung, in deren populärer Grundsuppe
konstantinopolitanische Dialektformen, Vulgarismen, gelehrte und
gestelzte Ausdrücke, antikisierende Konstruktionen und gelegent-
lich ganze antike Sätze (trotz ihres metrischen Charakters in den
völlig andersartigen modernen Rhythmus eingefügt) sorglos um-
herschwimmen. Rational kann man dieses Idiom als Sprache des
alexandrinischen Kaffeehauses bezeichnen, in welchem sich Literaten
mit Geschäftsleuten und halbgebildeten Volksfiguren treffen. Denkt
man sich dies Café in nächtliches, noch nicht elektrisch kaltes,
sondern flackerndes und fieberndes Licht getaucht, so klingt dies
Reden leicht wie ein Zischen, ein Raunen, in dem auch die antike
Mneme gegenwärtig ist. Alles Griechisch erscheint dann plötzlich
als Eine Sprache, natürlich als die glorreiche alte. Warum soll
Odysseus nicht auf seiner Fahrt nach Ithaka im Nachtcafé von
Alexandrien etwas von seiner Weisheit erzählt haben? So hat
Kavafis seine Gedichte zweifellos als den antiken sprachidentisch
empfunden, nur gleichsam zufällig in die Raumtönung getaucht. Je
mehr sich das Romäische in seiner eigenen Notwendigkeit befestigt
und in seiner Gemeinschaftstradition sichert, umso leichter wird man
diese Kavafische Variation als einzigartigen Fall antiken Südlichts
hinnehmen und gemessen können.
Die Geschichte der Menschheit ist voll von seltsamen Sonderfällen,
die über Zeit oder über Raum hinweg geheimnisvolle neue Zu-
sammenhänge schaffen und die man allzu voreilig Wunder’ nennt
oder in ihrer tiefen Realität zu leugnen sucht. Das Amt des wahren
Historikers scheint es, diese unbegreiflichen Ereignisse mit den
begreiflichen Abläufen gesetzmässiger Art zusammen in der um-
fassenden Harmonie des Lebens zu schauen und darzustellen. Ist der
Dichter Kavafis, ist sein erotisches Werk und antikisches Wort
innerhalb seines natürlichen Volkes, des heutigen, neugriechischen,
eine völlige Ausnahme oder vertritt er irgend eine Art Bewegung,
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sagen, wir eine geheimnisvolle griechische Lebenswendung zu
antiker Substanz? Wir stellen die Frage, aber erklären zugleich, dass
sie heute noch nicht beantwortet werden kann. Hier ist alles noch
im Keimzustand dunkler Andeutungen und subtiler Wandlungen.
Das griechische Volk mit seiner fast mirakulösen Tapferkeit gegen-
über dem härtesten Schicksal und mit seinem unerschütterlichen
humanen Lebensgefühl gewinnt trotz des leidigen Erblasters unauf-
hörlichen Familienzankes unfehlbar die Liebe und Teilnahme derer,
die es wirklich kennen, und kann darum gar nichts anderes als Gegen-
stand edler Hoffnung sein. Nach byzantinischem Schlummer unter
ottomanischer Decke hatte es sich im Laufe der letzten zwei Jahr-
hunderte unverhohlen dem europäischen Schicksal zugesellt. Es ist
nun eine europäische Nation mit ihren Leistungen und ihren Roh-
heiten – wie alle. Aber es ist die süd-östliche Randnation dieses
Raumes, und es bleibt die älteste Erinnerungsmitte dieser Zeit.
Solange Europa vital aufstrebte, wurde Griechenland nur mitgeris-
sen. Jetzt aber ist zweifellos Europa in die grösste Krise seiner
Geschichte eingetreten, nicht einfach nur in eine Untergangskata-
strophe, sondern in einen unübersehbaren Wirbel endgültig sinken-
der und zu umfassenderen Kreisen emporsteigender Gewalten. Nach
lang beobachtetem Gesetz leuchtet am Ende der Anfang mit neuem
Schimmer auf – Griechenland, von dem Europa gegründet wurde,
hat in dieser Endepoche einen erneuernden Zauber. Und der Rand
entscheidet in Krisen oft mehr als die Mitte.
Kavafis ist bisher die Hauptfigur in diesem neuen Akt des griechi-
schen Dramas, aber es gibt in seinem Volk andere Motive, zumal
hohe dichterische, über die wir uns hier nicht auslassen können, die
dieselbe Atmosphäre europäischen Übergangs zur Vergeistigung in
antikem und östlichem Licht verbreiten. Blicken wir noch einmal
auf die Bedeutung Europas für den Dichter. So sehr seine Substanz
hellenistisch ist und nur, wie wir versuchten, im Raum des griechi-
schen Schicksals gedeutet werden kann, so ist doch die Tatsache ihrer
Verlautbarung ein europäisches Ereignis. Der antike Eros konnte
20
auch in der spätesten und relativ gelockertsten byzantinischen
Tradition niemals aus seiner unterirdisch noch so hartnäckigen
Wirksamkeit zum offenen, sagen wir, unverblümten Bekenntnis
seiner Selbst emporgebracht werden. Dazu bedurfte es des kräftigen
Hereinwehens der freien Luft europäischer Natürlichkeit.
Die dichterische Sphäre Europas war frei – im echten Sinne. In ihr
hatten die Dichter seit Goethe die kosmischen Mächte als natürliche
Offenbarungen der Seele und der Landschaft erleben und in
grossartiger Mannigfaltigkeit zu sublimer Schönheit humanisieren
dürfen. Es war ein wahres Glück für den aus Ägypten kommenden
Jüngling, dass die englische Provinz dieses edelsten europäischen
Reiches seine zweite Heimat wurde. Denn in ihr fand er, was ihm
von Europa am notwendigsten war: Unmittelbarkeit und Würde
der persönlichen Erfahrung, nicht kompliziert durch deutsche
Spekulation noch verengt durch französische Eleganz. Wie bekannt,
bildete sich in England seit der Mitte des 19. Jahrhunderts der
poetische Stil des antiromantischen, leichten und paradoxen Sagens
aus. Dieser musste auf den Alexandriner, Erzfeind jeder Romantik,
der zur schärfsten und nüchternsten Gravierung seiner Visionen
drängte, faszinierend wirken und ihn in der Prägung seines ganz
persönlichen Stils bestimmen. Vor allem scheint der Name von
Browning als Anreger und Vorbild bedeutsam. Demgegenüber
wirkte die romantische Poesie auf Kavafis nur als allgemeine
Ambrosia’.
Was bedeutet dieser Europäer für Europa? Zunächst ist er ganz
einfach, soweit unser Überblick reicht, sein letzter Verkünder mit
einer eigenen und doch vom Urlicht stammenden Botschaft. Fern
liege es uns, vergleichende Werturteile abzugeben. Wir sprechen
nicht von dem gewaltig grösseren Reichtum an Ausdrucksmitteln,
über den eine Reihe zeitgenössischer Dichter Europas verfügen, nicht
über die breitere Fülle ihrer Lebenserfahrungen noch über die tiefere
Formulierung ihrer Probleme. Sie alle bekennen und beweisen, dass
ihrer aller Heimat das Licht bleibt. Aber ausser dem Deutschen
21
George scheint uns keiner das Licht mit solcher Intensität als reine
Samenkraft in seinem Wort eingefangen zu haben wie Kavafis – sei es
auch nur in dem Schliff eines winzigen funkelnden Zaubersteins.
Freilich half ihm hier eben die Erbschaft, die in Europa nur ein
Grieche sein nennen kann. Europa – sei dies zum Schluss gesagt –
musste zu seiner Krise kommen, um deutlich zu sehen, dass es in
seiner ganzen Riesenentfaltung von Macht, Arbeitskraft und Reich-
tum doch die Sphäre des Barbarentums nie völlig zu verlassen ver-
mochte, nie zur harmonischen Lebensgliederung der antiken Grie-
chen (oder der antiken Ägypter oder der grossen Kulturen Chinas,
Indiens und so fort) durchgedrungen war. So kann jede fruchtbare
Leistung Europas, die in apokalyptischen Donnerepochen vielleicht
eher gelingt als in bürgerlichen Säuselperioden, nur in endgültiger
Überwindung der Rohheit, in sinnlicher Vergeistigung bestehen. In
seinem schon berühmt gewordenen, aber vielfach missverstandenen
Gedicht Die Barbaren erwartend’ hat Kavafis die Hoffnung auf
Barbaren ironisch als Versuchung eines alternden Kulturgeistes dar-
gestellt und damit vor ihr als tödlicher Gefahr gewarnt. Die Warnung
klingt in Hoffnung aus, ironisch in einen Stosseufzer gekleidet: es
gibt keine Barbaren mehr – für den Griechen am südöstlichen Rand.
Damit sagt Kavafis zu seinen Europäern: Auch bei euch sollte es die
Barbarei nicht mehr geben, und trotzdem vielleicht eine neue
Lösung, wenn ihr genau auf die Stimme des durch Verderbnis und
Tod hindurch jugendlich zeugenden, uralten Dämons hört.
22
Schatz der deutschen Tradition gehören (Peleus, Sarpedon u.a.)
wurden in dieser Gestalt beibehalten, die spätantiken Personennamen
und alle byzantinischen Bezeichnungen dagegen möglichst nahe der
neugriechischen Aussprache wiedergegeben, die zur Atmosphäre
gehört und allein hier Willkürlichkeiten vermeidet.
23
24
KONSTANTIN KAVAFIS
GEDICHTE
25
26
WÄNDE
27
EIN GREIS
28
DIE PFERDE ACHILLS
29
GEBET
Und immer nach dem Winde hin neigt sie das Ohr.
Jedoch indes sie mit Gebeten fleht empor,
30
DIE LEICHENFEIER SARPEDONS
31
Wie also Phoibos seinen Auftrag hatte
Vollendet, rief er die beiden Brüder
Schlaf und Tod, Befehl erteilend:
Dass sie den Leib nach Lykien trügen, dem reichen Lande.
32
KERZEN
33
DIE ERSTE STUFE
34
DIE SEELEN DER GREISE
35
STÖRUNG
DIE FENSTER
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THERMOPYLAI
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TREULOSIGKEIT
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DIE BARBAREN ERWARTEND
39
Weil die Barbaren heut eintreffen werden:
Und derlei Dinge blenden die Barbaren.
40
STIMMEN
BEGIERDEN
41
TROER
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KÖNIG DEMETRIOS
43
DAS GEFOLGE DES DIONYSOS
44
EINTÖNIGKEIT
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DIE SCHRITTE
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UTOS EKINOS
47
DIE STADT
Du sprachst “Ich will in andres Land, ich will zu andrem Meere gehn,
Zu finden eine andre Stadt von bessrer Art als die!
Gezeichnet ist der Urteilsspruch für all mein Streben hie:
Mein Herz ist – wie ein Leichnam – grabumfangen.
Wie lang noch soll mein Geist gebannt in dieser Fäulnis hangen?
Wohin mein Auge kreisen mag, wohin ich schau:
Zu schwarzen Trümmern meines Lebens ward der Bau,
Wo ich so viele Jahre liess verderben und ins Leere gehn.”
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DIE SATRAPIE
49
MÄRZ - IDEN
50
ENTSCHIEDENES
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BILDHAUER AUS TYANA
52
» DER GOTT VERLASSE ANTONIUS «
53
JONISCH
54
ITHAKA
55
Und auf der Insel ankerst du als Greis,
An allem reich, was auf dem Wege du erwarbst,
Niemals erwartend, dass dir Reichtum schenke Ithaka.
DAS GEFÄHRLICHE
56
PHILHELLENE
57
HERODES ATTIKOS
58
KÖNIGE ALEXANDRIENS
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Triumphierende Grosstat der Kunst,
Des höfischen Gefolges Üppigkeit erlesen,
Kaisarion völlig Anmut und Edelgestalt
(Kleopatras Sohn, Blut der Lagiden),
Und die Alexandriner liefen schon zum Fest
Und schwollen vor Begeisterung und Jubelgrüssen
Auf griechisch, auf ägyptisch und einige auf hebräisch,
Bezaubert von dem herrlichen Schaustück –
Obgleich sie wussten gewiss, was dieses wert sei,
Was für hohle Sprüche es seien, diese Königtümer.
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OH KOMM ZURÜCK
IN DER KIRCHE
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SEHR SELTEN
SOVIEL DU VERMAGST
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FÜRS GESCHÄFT
Wie er sie wollte und sie schön sieht, nicht wie’s im Naturgewordnen
Er fand und prüfte. Diese wird zum Schatz er ordnen
ICH GING
Ich liess mich nicht fesseln. Vollständig riss ich mich los und ging.
Zu den Genüssen, die halb wirkliche und
Halb kreisende waren in meinem Hirn,
Ging ich durch die erleuchtete Nacht.
Und ich trank von starken Weinen, gleich wie
Trinken die Mannesmutigen der Lust.
63
DES GRAMMATIKERS LYSIAS GRAB
EVRIONS GRAB
64
LÜSTER
FERN
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WEISE ABER DES NAHENDEN
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THEODOTOS
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AUF DEN EINGANG DES CAFÉS
ER SCHWÖRT
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EINE NACHT
Hier mag ich stehn. Und mag auch ich die Natur anblicken ein wenig.
Morgendlichen Meeres und unbewölkten Himmels
Strahlende Blautöne und gelbe Küste – das Ganze
Wunderbar und gross beschienen.
Hier mag ich stehn. Und mag mich täuschen, ich sähe Dies
(Ich sah es in Wahrheit einen Nu, beim ersten Stillstehen)
Und nicht auch Hier die Erdichtungen mein,
Die Erinnrungen mein – Denkbilder von Lust.
69
GEMALTES
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OROPHERNES
71
Ihn entfernten die Kappadokier bald,
Und er verlor sich nach Syrien, dort bei Demetrios
Im Palast Zerstreuung zu suchen und Saumsal.
72
DIE SCHLACHT BEI MAGNESIA
Hoffentlich. Ist er ein Feind auch, sie waren von Einem Geschlecht.
Doch ‘hoffentlich’ reicht schon aus. Mag sein, es ist mehr als recht.”
73
MANUIL KOMNINOS
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DAS MISSFALLEN DES SELEUKIDEN
75
Aber der Lagide, der wegen des Bittgesuches kam,
Kannte sein Geschäft und lehnte das alles ab.
Durchaus bedurfte er nicht dieser Üppigkeiten.
Schlecht angezogen, demütig traf er in Rom ein
Und schlüpfte im Haus eines kleinen Handwerkers unter.
Und dann trat er wie ein Unglückswesen auf
Und wie ein armer Kerl vor dem Senat,
Um also mit bessrem Ergebnis zu betteln.
76
SOBALD SIE LÜSTERN WERDEN
77
VOR DER BILDSAULE ENDYMIONS
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DURCHGANG
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FÜR AMMONIS DER MIT 29 IM JAHR 610 STARB
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EIN GOTT BEI IHNEN
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IM ABEND
DER LUST
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GRAUES
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IM MOND ATHYR
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SAH ICH MIT SOLCHER STETE
IGNATIOS ’ GRAB
Hier bin ich nicht der Kleon, der ich beredet wurde
In Alexandrien (wo sie ungern staunen)
Mit meinen glanzvollen Häusern, mit den Gärten,
Mit den Pferden und mit den Gespannen mein,
Mit Diamantnem und Seidnem, das ich anzog.
Hebe dich fort! Hier bin ich nicht jener Kleon.
Seine achtundzwanzig Jahre seien erloschen!
Bin Ignatios, Leser, der gar spät
Zu sich kam. Doch lebt’ ich auch so zehn glückliche Monde
In der Meeresstille und in der Fehllosigkeit Christi.
85
TAGE VON 1903
Nicht mehr fand ich sie wieder – die also schnell verlernen…
Die dichterischen Augen, das bleiche
Antlitz… in der Nächtigkeit der Strasse…
Nicht mehr fand ich sie – die durch Zufall einzig gewonnenen,
Die so leicht ich entliess
Und die später mit wilder Qual ich begehrte.
Die dichterischen Augen, das bleiche Antlitz,
Jene Lippen, nicht mehr fand ich sie.
86
KAISARION
87
Und so vollständig bildete ich dich ein,
Dass gestern spät zur Nacht, als im Erlöschen
Die Lampe war – ich liess sie mit Absicht erlöschen –
Ich glaubte, dass du tratest in mein Gemach,
Mir schien, du standest vor mir, wie du gewiss
In dem eroberten Alexandrien wärest,
Blass und ermüdet, denkbildgleich in deinem Leid,
Noch hoffend, dass sich deiner erbarmten
Die Elenden, die zischelten: ‘Viele Cäsaren.’
88
LANIS ’ GRAB
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BESINNUNG
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NEROS FRIST
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GESANDTE AUS ALEXANDRIEN
92
ARISTOBULOS
93
Fände sie eine Art, ihren Bruder zu retten:
Königin ist sie schliesslich, vermöchte etwas.
Wie jetzt frohlocken werden und heimlich jubeln
Jene boshaften, Kypros und Salome,
Die gemeinen Weiber Kypros und Salome –
Und dass kraftlos sie und gezwungen ist
Zu tun, als glaube sie ihren Lügen,
Dass sie zum Volk nicht gehen darf,
Hinausgehn und schreien vor den Hebräern,
Sagen, sagen, wie er geschah – der Mord.
IM HAFEN
94
AEMILIANOS MONAÏ , ALEXANDRIER
628-655 n. Chr.
95
SEIT NEUN UHR
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UNTEN AM HAUS
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DER NACHBARTISCH
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DIE SONNE DES NACHMITTAGS
99
DAMIT ES BLEIBE
100
DER HEBRÄER
(50 n. Chr.)
101
IMENOS
102
DES SCHIFFES
103
VON DEMETRIOS SOTÉR (162-150 V . CHR .)
104
Ach, dass er sich erst in Syrien fände!
In solcher Jugend verliess er sein Vaterland,
Dass trüb er sich nur an seine Gestalt erinnert.
Doch hegte er’s immer im Sinn
Wie ein Heiliges, dem man anbetend nahe kommt,
Wie ein Gesicht herrlichen Raumes, wie eine Schau
Hellenischer Häfen und Städte. –
Und jetzo?
Jetzo Verzweiflung und Gram.
Die Jungen in Rom hatten recht.
Unmöglich werden die Dynastien sich halten,
Die einst der Makedonen Eroberung hochgebracht.
105
SOLLTE ER GESTORBEN SEIN
106
War er als Mensch und feig – in der Öffentlichkeit
Gab auch er sich christlich und kircheneifrig.
Jene Epoche war es, wo herrschte als Kaiser
Auf dem Gipfel frommen Gehabens der Greis Justin,
Und Alexandrien, gottverehrende Stadt,
Zeigte vor elenden Götzenanbetern Abscheu.
107
JÜNGLINGE SIDONS 400 N . CHR .
108
DAMIT DIE SCHATTEN KOMMEN –
109
DAREIOS
110
Bängnis ergreift Phernazes. Böses Geschick!
Eben wo er bestimmt die Erhöhung hoffte
Durch den Dareios’, und auch, seinen Krittlern,
Neidischem Volk, endgültig den Mund zu stopfen.
Was für ein Aufschub, was für ein Aufschub bei seinen Plänen.
111
ANNA KOMNINI
112
BYZANTINISCHER EDLER , VERBANNTER VERSBILDNER
113
DEREN URSPRUNG
114
TRÜBSINN JASONS , KLEANDROS SOHN ,
DICHTER IN KOMMAGENE ,
595 n. Chr.
115
DEMARATOS
116
“Viele Sorgen, viel Nachsinnen, und deshalb
Sind so verdrossen die Tage Demaratos’!
Viele Sorgen, viel Nachsinnen, und deshalb
Keinen Augenblick Freude hat Demaratos:
Denn eine Freude ist dies nicht, wie er wahrnimmt,
(Ist es nicht, er gibt es nicht zu,
Wie soll Freude er’s nennen ? Den Gipfel erreichte sein Unheil)
Wenn die Dinge ihm offenkundig erweisen,
Dass die Griechen als Sieger hervorgehn werden.”
117
AUS DER SCHULE
DES VIELGENANNTEN PHILOSOPHEN
118
Philosophen- oder Sophistenkreis:
Irgend ein passender findet sich jederzeit.
119
EINST FÜR ACHAJAS STÄDTEBUND KRIEGFÜHRENDE
ZU ANTIOCHOS EPIPHANES
120
IN EINEM ALTEN BUCH
121
IN VERZWEIFLUNG
122
JULIANOS NACHLÄSSIGKEIT SEHEND
123
GRABAUFSCHRIFT FÜR ANTIOCHOS , KÖNIG VON KOMMAGENE
124
THEATER SIDONS
(400 n. Chr.)
125
JULIAN IN NIKOMEDIEN
126
EHE DIE ZEIT SIE ÄNDERT
127
31 V . CHR . IN ALEXANDRIEN
128
JOANNIS KANTAKUSIN ÓS GEWINNT OBERHAND
129
TEMETHOS VON ANTIOCHIA
400 n. Chr.
130
AUS GEFÄRBTEM GLAS
131
DAS 25 . JAHR SEINES LEBENS
132
AN ITALISCHEM STRAND
133
IM LANGWEILIGEN DORF
134
APOLLONIOS VON TYANA IN RHODOS
135
DIE KRANKHEIT DES KLITOS
136
IN EINER GEMEINDE KLEINASIENS
137
SERAPIOSPRIESTER
138
IN DEN SPELUNKEN
139
GROSSES EHRENGELEIT VON PRIESTERN UND LAIEN
140
SOPHIST AUS SYRIEN SCHEIDEND
141
JULIAN UND DIE ANTIOCHIER
Das CHi, sagen sie, hat der Stadt kein Unrecht getan, noch das Kappa…
Erklärer findend erfuhren wir, Namensanfänge seien die Buchstaben
und wollten der eine Christus, der andre Konstantios bedeuten.
Julians Bart-Hasser
142
ANNA DALASSINÍ
143
TAGE VON 1896
144
ZWEI JÜNGLINGE VON 23 BIS 24 JAHREN
145
Und ganz Freude und Kraft, Gefühl und Schönheit
Gingen sie – nicht ins Haus ihrer ehrenwerten Familien
(Wo man im übrigen auch sie nicht mehr wollte):
In ein ihnen bekanntes und völlig eignes
Haus der Verderbnis gingen sie und erfragten
Zimmer zum Schlaf und teure Getränke und tranken
wieder.
Und wie die teuren Getränke versiegten
Und wie nun vier Uhr nahkam,
Sanken sie seligem Eros zu.
146
TAGE VON 1901
147
BIN JÜNGLING DER KUNST DES WORTES
IN SEINEM 24 . JAHR
148
ZU SPARTA
149
BILD DREIUNDZWANZIGJAHRIGEN JÜNGLINGS ,
VON SEINEM FREUND , GLEICHALTRIGEM KUNSTLIEBHABER ,
GEFERTIGT
150
IN GROSSER GRIECHISCHER SIEDLUNG
(200 v. Chr.)
151
Und wenn – zum Wohl! – sie nun geendet ihre Fron,
Durch Ja und Nein bestimmend jeden Mann und jedes Ross,
Dann gehn sie mit gerecht empfangnem Lohn,
Auf dass wir sehn, was übrigbleibt bei dieser
Gewaltigen Tüchtigkeit der Chirurgie.
152
HÄUPTLING AUS WESTLICHEM LIBYEN
153
KIMON , LEARCHOS ’ SOHN , STUDENT GRIECHISCHER
LITERATUR ( IN KYRENE )
154
Jegliches böse Trachten gegen Marylos –, ob
Hermotelis’ Liebe gleich er mir gestohlen hatte,
Es gleich dasselbe nimmer sein wird, wenn j etzt mich wieder
Hermotelis verlangt. Ich weiss die Art der zarten
Empfindsamkeit, die mein. Das Geistbild des Marylos
Wird treten zwischen uns, und glauben werd ichs, wenn
Er sagt zu mir: Du bist, siehe, befriedigt jetzo,
Sieh du nimmst ihn wieder, wie du dich sehntest, Kimon,
Siehe, du hast nicht mehr Anlass, mich zu verleumden.
155
AUF FAHRT GEN SINOPE
156
TAGE VON 1909 , 1910 UND 1911
157
MYRIS : ALEXANDRIEN VON 340 n.Chr.
158
In seinen Händen hielt er ein Kreuz. –
Eintraten später in das Gemach
Vier christliche Priester und sprachen Gebete
Voll Wärme und Bitten an Jesus
Oder an Maria (ich kenne ihren Glauben nicht gut).
159
Für die Seele des Jünglings beteten. –
Ich beobachtete mit wieviel Sorgfalt
Und mit welcher gespannten Aufmerksamkeit
Auf die Formen ihres Glaubens sie alles bereit
Für die christliche Leichenfeier machten.
Und plötzlich überwältigte mich ein sonderbarer
Eindruck. Unbestimmt empfand ich,
Als entweiche aus meiner Nähe Myris,
Ich empfand, dass er vereint ward, ein Christ,
Mit den Seinen und dass ich wurde
Ein Fremder, ein sehr Fremder, ich spürte schon
Einen Zweifel kriechen zu mir heran: war ich betrogen etwa
Von meiner Leidenschaft, und war ich ihm immer fremd? –
Ich stürzte fort aus ihrem schauerlichen Haus,
Eilends floh ich, ehe geraubt ward, ehe verwandelt ward
Von ihrer Christlichkeit die Erinnerung an Myris.
160
ALEXANDER JANNAIOS UND ALEXANDRA
161
LIEBLICHE BLUMEN , WEISSE
162
Auch den nur widerwillig und tausendmal getreten.
163
WOHLAN , OH KÖNIG DER LAKEDAIMONIER
164
IM GLEICHEN RAUM
165
DER SPIEGEL AM EINGANG
166
FRAGTE NACH DER MACHART
167
Sagten sie auch etwas von der Ware – aber
Einziges Ziel: dass ihre Hände sich streiften
Über den Taschentüchern, dass nah sich kämen
Die Gesichter, die Lippen wie im Zufall,
Blitzhaft mit den Gliedern eine Berührung.
168
ACH , DASS SORGTEN
169
Und wenn auch dieser Einfältige mich nicht annimmt,
Gehe ich gerades Wegs zu Hyrkanos hin.
170
GEMÄSS DEN VERORDNUNGEN HELLENOSYRISCHER
MAGIER DES ALTERTUMS
171
UM 200 v. Chr.
172
Wir: von Alexandrien, von Antiochien,
Von Seleukia, und die zahlreichen Scharen
Sonstiger Griechen Ägyptens und Syriens,
Und die in Medien und die in Persien und so viel andre.
Mit den weitgespannten Herrschergebieten,
Mit der bunten Wirkung umwandelnder Mächte.
Und die Gemeinsprache: Griechischer Zungenlaut –
Bis hinein nach Baktrien trugen wir sie, bis zu den Indern.
173
TAGE VON 1908
174
Oh Tage des Sommers 1908,
Aus eurem Schaubild hat sich feinfühligerweise
Der zimtbraun verschlissene Anzug fortgemacht.
175
Den meinte, den fürchtete der Falschgott.
Solang er ihn nah wusste, wagte er nicht
Seine Orakel rauszulassen, kein Sterbenswörtchen.
(Vor ihnen zittern sie, vor unseren Märtyrern, die Falschgötter).
Wir nahmen ihn, wir brachten ihn, den heiligen Rest, anderswohin.
Wir nahmen ihn, wir brachten ihn, in Ehrfurcht und in Liebe.
176
177
178
ANMERKUNGEN ZU DEN GEDICHTEN
Die Anmerkungen beziehen sich vor allem auf die Gedichte, die ohne Einsicht
in die historischen Hintergründe schwer oder nur teilweise zugänglich sind. Sie
beschränken sich jedoch auf das Nötigste.
Die nicht historischen, fiktiven Gestalten werden nur dann erwähnt, wenn die
Auslassung zu Missverständnissen führen könnte.
Die vom Übersetzer ausgelassenen Motti der Gedichte wurden in die Anmer-
kungen aufgenommen. Verweise auf andere Gedichte beschränken sich auf die,
die Wesentliches zu den im betreffenden Gedicht erwähnten historischen Ge-
stalten oder Ereignissen hinzufügen.
Die Numerierung der Anmerkungen entspricht der Seitenzahl der Gedichte.
[29] Die Szene stammt aus der Ilias (XVII 426ff), die Kavafis teilweise übersetzt.
[31] Sarpedon, Sohn des Zeus und König von Lykien, wurde von Patroklos,
Sohn des Menoitios, vor Troja getötet; cf Ilias XVI 665-681, teilweise von Kavafis
übersetzt.
[34] Theokrit (± 310-260 v. Chr.), griechischer Idyllendichter, wurde auf Sizi-
lien geboren und lebte eine Zeitlang in Alexandrien. Eumenes ist wahrscheinlich
eine erfundene Figur.
[35 u.] Dante, Inferno III 60: “che fece per viltate il gran rifiuto” (“der aus Feig-
heit die grosse Verweigerung tat”) bezieht sich auf Coelestin v, der Juli-Dezem-
ber 1294 Papst war und sein Amt niederlegte. Kavafis lässt die negative Bewer-
tung “per viltate” aus.
[36 o.] Keleos, König von Eleusis, und seine Frau Metaneira nahmen die um
Persephone trauernde Göttin Demeter bei sich auf. Zum Dank wollte Demeter
den Prinzen Demophon unsterblich machen. Bei Nacht hielt sie das Kind zu die-
sem Zweck übers Feuer, wurde aber von Metaneira daran gehindert. – Peleus,
König von Phtia, hinderte die Göttin Thetis daran, beider Sohn Achill durch die
Flammen Unsterblichkeit zu verleihen; cf Homerischer Hymnus an Demeter, 231-
274; Apollonius, Argonautica IV 865-879.
[37] Thermopylai, ein schmaler Durchgang zwischen Gebirge und Meer südlich
von Thessalien, bot den Griechen eine gute Verteidigungslinie gegen die Meder
(d.i. Perser). Ephialtes, ein Grieche aus der Gegend, zeigte den Medern einen
Bergpfad, auf dem sie den Griechen in den Rücken fallen und das kleine Heer voll-
ständig vernichten konnten (480 v.Chr.).
[38] Kavafis stellt dem Gedicht ein Zitat aus Platons Staat (II 383) voran: “Soviel
wir also auch an Homer loben, – das werden wir nicht loben … auch nicht den
179
Aischylos, wenn Thetis sagt, Apollon habe bei ihrer Hochzeitfeier singend auf-
gezählt ihr reiches Kinderglück,/ Der Kinder krankheitsfreien langen Lebensgang./ Nach
allem diesem pries mein gottgeliebtes Los/ Er laut in einem Jubellied zu meiner Lust./ Und
ich, ich hoffte, dass des Phoibos Göttermund,/ Voll reicher Seherkunst, von Lüge ferne
sei./ Doch eben Er, der sang, …/ … der eben ist es, der/ Mir meinen Sohn erschlug”
(deutsch von W.S.Teuffel).
[42] Zu Strophe 2 cf Ilias XVIII 215ff; zu Strophe 4 cf Ilias XXII (Hektors Tod).
[43] Demetrios I (337-283 v.Chr.), genannt Poliorketes (Städtebelagerer). Als
König von Makedonien (294-287 v. Chr.) versuchte er, das kleinasiatische Reich
seines Vaters zurückzuerobern. Er war jedoch machtlos gegenüber dem Bündnis
seiner Gegenspieler, das durch Pyrrhos, den König von Epirus, verstärkt wurde.
287 v.Chr. liefen seine Soldaten zu Pyrrhos über. Dem Gedicht ist im griechi-
schen Original folgendes Zitat aus Plutarch vorangestellt: “… Und keineswegs
wie ein König, sondern wie ein Schauspieler, zog er einen grauen Mantel an statt
seines königlichen und entwich ganz unbemerkt” (Leben des Demetrius XLIV).
[44] Unvermischt: akratos, der unvermischte Wein.
[46] Kaiser Nero aus dem Geschlecht der Ahenobarben hatte seine Mutter
Agrippina umbringen lassen. – Das Lararium ist der Schrein mit den Laren, oft in
Puppengrösse dargestellten Schutzdämonen des römischen Hauses. Cf Neros Frist,
S.91.
[47] Antiochia: Hauptstadt des Seleukidenreichs, in der römischen Kaiserzeit
neben Alexandrien die wichtigste Stadt des Nahen Ostens; Edessa: Stadt im Nor-
den Mesopotamiens. – Linos: Gesang zur Kithara, Trauerlied; Stichopöie: Verse-
macherei. – Lukian, Der Traum VIff. erzählt, er habe in seiner Jugend, als seine
Eltern eine geeignete Laufbahn für ihn suchten, folgendes geträumt: Zwei Frauen
seien ihm erschienen, die eine stellte sich vor als die Bildhauerkunst, die zweite als
die Bildung. Letztere sagte, er werde, wenn er ihr folge, nirgends ein Fremder
und Unbekannter sein; sie werde ihm ein Zeichen aufdrücken, so dass jeder, der
ihn sehe, seinen Nachbarn anstossen und mit dem Finger auf ihn deutend sagen
werde: “Das ist er!” (outos ekeinos).
[49] Eine Satrapie war eine Provinz des Persischen Reichs (Hauptstadt Susa). Da
im Gedicht Artaxerxes erwähnt wird (wahrscheinlich der erste der drei persischen
Könige dieses Namens, 464-424 v.Chr.), könnte man bei dem Überläufer an
Themistokles denken. Kavafis soll jedoch eher an einen Künstler oder Gelehrten
gedacht haben.
[50] Motiv aus Plutarchs Leben Caesars (LXV). Artemidoros versuchte vergeblich,
Caesar an den Iden des März, 44 v.Chr., vor den Verschwörern Brutus und
Cassius zu warnen.
[52] Der imaginäre Bildhauer aus Tyana in Kappadokien lebt in Rom, wohl um
180
die Zeit des letzten der historischen Porträts: das des Kaisarion, Sohn Kleopatras
und Caesars, der 30 v. Chr. als 17-Jähriger auf Geheiss Oktavians umgebracht
wurde (cf Anm. 59 und 87).
[53] Marcus Antonius (82-30 v. Chr.) verwaltete als einer der drei Triumvirn,
neben Oktavian (dem späteren Augustus) und Lepidus, den Osten des römischen
Reiches. 31 v. Chr. wurde er in der Seeschlacht bei Aktion von Oktavian besiegt.
Ein knappes Jahr später fiel Alexandrien; auf die falsche Nachricht vom Tod
Kleopatras hin nahm sich Antonius das Leben. – Überschrift und Motiv des Ge-
dichts stammen aus Plutarchs Leben des Antonius (LXXV). In der Nacht vor der Ein-
nahme der Stadt hörten die Alexandrier Musik und Jauchzen wie von Bacchanten.
Man vermutete, “dass der Gott, welchem Antonius sich immer am meisten hätte
gleichstellen wollen, ihn jetzt verlasse”. Kavafis ersetzt den Gott Dionysos durch
die Stadt Alexandrien. Cf 31 v. Chr. in Alexandrien, S. 128 und In einer Gemeinde
Kleinasiens, S.137.
[54 u.] Nach dem Tod Alexanders des Grossen (323 v. Chr.) führten langjährige
Diadochenkämpfe der makedonischen Generäle zur Bildung verschiedener Son-
derstaaten und Dynastien. Ptolemäos I (Sohn des Lagos) herrschte über Ägypten,
Seleukos I Nikator über Syrien und den Osten. Welcher aus der Dynastie der
Ptolemäer hier als Sprecher eingeführt wird, bleibt unklar. Die in der vorletzten
Zeile erwähnte Stadt ist Alexandrien.
[55] Die Laistrygonen und die Kyklopen waren menschenfressende Riesen, de-
nen Odysseus auf seiner zehnjährigen Heimfahrt nach Ithaka begegnete.
[56 u.] Constans und Constantius II, Söhne Konstantins des Grossen, regierten
zusammen von 340-350 n.Chr.
[57] Der Fürst eines unter römischer Herrschaft stehenden Reiches im Fernen
Osten lässt eine Münze prägen mit der Inschrift “Philhellene”. Das Zagros-Ge-
birge, im Nordwesten des heutigen Iran, trennte das antike Medien von Mesopo-
tamien. Phraata (auch Phraaspa) lag vermutlich nördlicher; es diente den parthi-
schen Königen als Winterresidenz.
[58] Herodes Attikos (ca. 103-179 n. Chr.) war einer der berühmtesten Sophisten
seiner Zeit. Er lebte hauptsächlich auf seinem Gut bei Marathon, erhielt in Rom
den Titel Konsul und Priester der Göttin Roma und wurde vom Kaiser Antonius
Pius zum Erzieher seiner Adoptivsöhne Marc Aurel und Verus ernannt. In Athen
und Griechenland erinnern manche Monumente jetzt noch an sein grosszügiges
Mäzenatentum (so das Odeion am Fuss der Akropolis). – Alexander von Seleukia
wohnte in Antiochia und unternahm Reisen nach Rom, Tarsus und Athen. – Der
Inhalt des Gedichtes beruht auf einer Anekdote, die Philostratos von Lemnos
(Leben der Sophisten V 571) erzählt.
[59] Kaisarion (Ptolemäos XV Kaisar, 47-30 v.Chr.) war der Sohn Caesars und
181
Kleopatras VII, der letzten Ptolemaerkönigin Ägyptens, Alexandros Helios und
Ptolemaos Philadelphos gingen aus der Ehe Kleopatras mit Marcus Antonius her-
vor. Im Jahr 34 v. Chr. liess Antonius Kleopatra zur Königin der Könige’, Kaisa-
rion zum König der Könige’ und seine eigenen Sohne zu Herrschern von Teilge-
bieten des von ihm erstrebten hellenistischen Weltreichs ausrufen (Plutarch, Leben
des Antomus LIV, Cassius Dio XLIX 41) Cf »Der Gott verlasse Antonius«, S.53 und
Kaisanon, S.87.
[61 u.] Sechsflögelfalter: Seraphim mit sechs Flügeln
[64 o.] Der Grammatiker Lysias ist keine historische Figur Berytos, das heutige
Beirut, war in romischer Zeit ein Zentrum der Wissenschaften.
[64 u.] Syëne (das heutige Assuan) und Theben liegen im Süden Ägyptens. Mit
den heiligen Schriften sind die der alten Ägypter gemeint. Die Pharaonenstadt
Theben hatte unter den Ptolemäern eine Wechsel volle Geschichte und wurde 85
v. Chr. endgültig zerstört Die Provinz Arsmoë im Norden (heute Fajum) war der
alte Regierungsbezirk Moeris, der 269 v. Chr. von Ptolemäos Philadelphos nach
seiner verstorbenen Schwester und Frau umbenannt wurde.
[66] Philostratos (3.Jh. n. Chr.) hat in seiner Biographie Apollomos von Tyana
den heidnischen Propheten aus der Zeit Christi als einen gottähnlichen, weisen
Menschen dargestellt Cf Sollte er gestorben sein, S. 106 und Apollomos von Tyana in
Rhodos, S. 135.
[67] Nach der Schlacht bei Pharsalos m Griechenland (48 v. Chr) zwischen
Pompeius und Caesar suchte der geschlagene Pompeius Zuflucht in Ägypten, wo
er von dem früher von ihm begünstigten König Ptolemäos Auletes Hilfe erhoffte.
Doch der Konig war kurz vorher gestorben, und seine Nachkommen standen noch
im Kindesalter. Der freigelassene Sklave Theodotos riet, Pompeius zu ermorden,
und überbrachte selbst dem in Alexandrien eingetroffenen Caesar das abgeschla-
gene Haupt und seinen Siegelring (Plutarch, Leben des Pompeius LXXVII/LXXX)
Die erste Strophe ist an Caesar gerichtet
[71] Orophernes, Sohn des Königs Anarathos IV von Kappadokien, wurde in
seiner Jugend verbannt, bestieg jedoch mit Hilfe des Demetrios Soter, des Königs
von Syrien, 158 v. Chr. den Thron seines Vaters. Wegen Steuerdrucks von seinen
Untertanen vertrieben, suchte er beim syrischen Konig abermals Hilfe. Durch
seine Grossmutter Stratonike, Tochter Antiochos’ II und durch seine Mutter,
Tochter Antiochos’ III mit dem syrischen Königshaus verwandt, zettelte er eine
Verschwörung gegen seinen Gastgeber an. Demetrios Soter setzte ihn daraufhin
gefangen (Polybios XXXII)
[73] Zwei Schlachten werden in diesem Gedicht evoziert, durch die die römi-
sche Vorherrschaft im hellenistischen Bereich entschieden wurde Philippos V,
Konig der Makedonen (221-179 v. Chr.) wurde 197 bei Kynoskephalai in Thessa-
182
lien von den Römern vernichtend geschlagen Sein ehemaliger Verbündeter, An-
tiochos III der Grosse von Syrien, wie er selbst aus makedonischem Geschlecht,
hatte sich neutral verhalten. An dieses Ereignis denkt Philippos, der Protagonist
des Gedichtes, zurück, 7 Jahre später, kurz nach der Schlacht bei Magnesia in
Kleinasien, in der Antiochos III 190 v. Chr. von den Römern besiegt wurde
[74] Manuil I Komninos, Kaiser von Byzanz 1143-1180 n. Chr., ein glanzvoller
Fürst, der das ritterliche Leben West-Europas in Byzanz einführte. Der byzanti-
nische Geschichtsschreiber Niketas Choniates berichtet, der Kaiser habe sich auf
seinem Totenbett bekehrt und, byzantinischem Brauch gemäss, die Mönchskutte
angelegt (Historiae, VII 7)
[75] Obwohl das Seleukidenreich erst 64 v. Chr. dem romischen Reich einver-
leibt wurde, war es schon seit langem von den Römern abhängig. So musste Se-
leukos IV Philopator 175 v. Chr. seinen elfjährigen Sohn Demetrios als Geisel nach
Rom senden 164 v. Chr. kam der ägyptische König Ptolemaos VI Philometor, von
seinem Bruder und Mitrcgenten vertrieben, als Bittsteller nach Rom (Diodorus
Siculus XXXI 18) 163 wurde Ägypten zwischen den beiden Brüdern aufgeteilt –
Demetrios ist der spätere König von Syrien Demetrios Soter (cf Anm. 104) Cf
Gesandte aus Alexandrien, S. 92.
[78 o.] Im Latmos-Gebirge, nordöstlich von Milet, gab es ein Kultheiligtum des
von der Mondgöttin Selene geliebten Knaben Endymion (Pausamas V 1,5)
[78 u.] Osrhoëne, Landschaft Nordmesopotamiens, im Süden von Syrien, im
Norden von Armenien und im Osten von Medien (Persien) begrenzt Als helle-
nistischer Staat bestand Osrhoëne (mit der Hauptstadt Edessa) von 137 vor bis 216
n. Chr. – Charmides, Onkel des Plato, den dieser im gleichnamigen Dialog als
einen blühenden Epheben schildert.
[80] Raphaïl ist seinem Namen nach ein Kopte, Ammonis ein ägyptischer
Grieche Alexandrien, wo beide leben, war seit der Gründung 331 v. Chr. eine
autonome griechische Polis – Acht Jahre nach dem im Titel angegebenen Datum
wurde die Stadt von den Persern erobert.
[81] Es gab mehrere hellenistische Städte mit dem Namen Seleukia.
[84] Athyr, Monat im ägyptischen Kalender (Oktober/November), der Göttin
der Liebe geweiht Kappa Zeta ist das griechische Zeichen für 27.
[87] Kaisarion (der kleine Caesar), cf Anm. 59 Oktavian liess ihn nach der Erobe-
rung Alexandriens und dem Tod Marcus Antonius’ 30 v. Chr. Ermorden. Das an-
fängliche Bedenken Oktavians gegen diese Tat hatten seine Ratgeber mit der
Homer entlehnten Herrscher Weisheit Nicht gut ist Vielkaiserei’ zerstreut
(Plutarch, Leben des Antonius LXXXI, Sueton, Augustus XVII) Cf Könige Alexandriens,
S. 59.
[89] Lanis ist ein griechischer Name, Markos ein romischer und Rametich ein
183
ägyptischer. Kyrene, Stadt und Küstengebiet im heutigen Libyen, war ab 74
v. Chr. römische Provinz. Hauptheiligtum der Stadt war der Apollontempel. Auf
Apollo weist auch der Name des von ihm geliebten Hyazinth.
[91] Das Orakel, er müsse die 73 Jahre fürchten, bezog Nero auf sich selbst
(Sueton, Nero XL). Der 73jährige Galba, römischer Legat in Spanien, kündigte
Nero 68 n. Chr. Den Gehorsam. Als der Senat Galba als Kaiser anerkannte, beging
Nero Selbstmord. Cf Die Schritte, S. 46.
[92] Die Szene ist nicht historisch. Das ägyptische Reich wurde 163 v. Chr. auf
Drängen Roms zwischen den beiden rivalisierenden Brüdern Ptolemäos VI und
Ptolemäos VIII aufgeteilt. Cf Das MissJallen des Seleukiden, 5.75.
[93] Judää war ab 198 v. Chr. eine syrische Provinz unter der Herrschaft der
Seleukiden. Der Befreiungskampf der Juden, angeführt von dem Geschlecht der
Hasmonäer (Makkibäer), führte 140 v. Chr. zur Bildung eines selbständigen
Reiches. Die Hasmcnäer, die das Amt des Königs und Hohepriesters in sich ver-
einigten, regierten bis zur Eroberung Jerusalems durch Pompeius im Jahr 63
v. Chr. Der Nichtjude Herodes I der Grosse (ca. 73-4 v. Chr.), den die Römer als
König Judäas einsetzten, bereitete den letzten der Hasmonäer ein schreckliches
Ende: seiner Schwiegermutter Alexandra, seiner Frau Mariamne und deren Bruder
Aristobulos. Da Arstobulos vom Volk geliebt wurde und in der Gunst Marcus
Antonius’ stand, konnte Herodes nicht verhindern, dass der 17-Jährige zum Hohe-
priester ernannt wu-de (35 v.Chr.). Einige Monate später aber liess er ihn erträn-
ken (Josephus, Jüdische Altertümer XV 25ff, der ebenfalls die ausserordentliche
Schönheit des Aristobulos erwähnt). Kypris war die Mutter, Salome die Schwester
des Herodes.
[95] Aemilianos Monai ist keine historische Figur. In seine Lebenszeit fällt die
Eroberung Alexandriens durch die Mohammedaner (642 n. Chr.), vor denen er
offenbar nach Sizilien flüchten musste. – Panoplie ist der Panzer eines Kriegers.
[101] Der Name Ianthis ist griechisch, der seines Vaters römisch; beide gehören
zur grossen jüdischen Einwohnerschaft Alexandriens.
[102] Während der Regierungszeit des byzantinischen Kaisers Michail III, ge-
nannt Methyssos (der Trunkenbold) (842-867 n. Chr.), war der Westen Siziliens
bereits in arabischer Hand. Syrakus wurde 878 n. Chr. erobert.
[104] Demetrios I Soter, Enkel des 190 v. Chr. in der Schlacht bei Magnesia von
den Römern besiegten Antiochos III, Sohn des Seleukos IV Philopator (187-175
v. Chr.), verbrachte seine Jugend als Geisel in Rom. Vergeblich macht er den rö-
mischen Senat beim Tod seines Onkels Antiochos IV Epiphanes (175-164 v. Chr.)
auf sein Thronrecht aufmerksam. 162 v. Chr. gelang es Demetrios, nach Syrien zu
fliehen, seinen Vetter Antiochos V zu beseitigen und die Macht zu ergreifen. Rom
erkannte ihn nie ganz als König an; die Einheit seines Reiches konnte er nur mit
184
Mühe aufrechterhalten. Er fiel 150 v. Chr. in einer Schlacht gegen Alexander
Balas, einen angeblichen Sohn des Antiochos IV, der, unterstützt von den Römern,
als Gegenkönig aufgestellt worden war. Herakleides, ehemaliger Finanzverwalter
von Antiochos IV, war einer der Gegner des Demetrios, die Balas zur Macht ver-
halfen. Cf Orophernes, S. 71, Die Schlacht bei Magnesia, S. 73 und Das Missfallen des
Seleukiden, S.75.
[106] Der Titel ist ein Zitat aus Philostrats Leben des Apollonios von Tyana (VIII
29). Apollonios von Tyana, Neupythagoreer des 1.Jahrhunderts n. Chr., machte
den ernsten und offenbar eindrucksvollen Versuch, das Leben des Pythagoras
nachzuleben. Eine reiche Legendenbildung hat ihn schon sehr früh, wohl noch bei
Lebzeiten, bald zu einem Zauberer, bald zum göttlichen Menschen’ gemacht. Um
200 n. Chr. zeichnete Philostrat sein Leben auf, angeblich aufgrund der Erinne-
rungen von Damis, einem Schüler des Apollonios. –Justin I, byzantinischer Kaiser
(518-527 n. Chr.). Cf Weise aber des Nahenden, S.66 und Apollonios von Tyana in
Rhodos, S.135.
[108] Meleager, Krinagoras und Rhianos sind Epigramm-Dichter der hellenisti-
schen Zeit. Das Epigramm, das hier teilweise zitiert wird, ist die Grabinschrift, die
Aischylos für sich selbst verfertigte, und in der er zwar seine Beteiligung am Krieg
gegen die Perser erwähnt, nicht aber seine Tragödien. Sie lautet: “Aischylos birgt,
des Euphorien Sohn, aus Athen, dieses Grabmal,/ Der in der kornreichen Stadt
Gela sein Leben beschloss./ Kampfmut bezeugt ihm Marathons Feld, das höchlich
berühmte,/ Und der Meder mit tiefwallendem Haar, der ihn kennt.” Datis und
Artaphernes waren die persischen Befehlshaber unter Dareios in der Schlacht bei
Marathon (490 v. Chr.). – Die einst reiche und mächtige Hafenstadt Sidon (im
heutigen Libanon) gehörte bis 64 v. Chr. zum Seleukidenreich; in den nach-
christlichen Jahrhunderten wurde sie allmählich bedeutungslos. Cf Theater Sidons
(400 n.Chr.), S. 125.
[110] Phernazes (ein persischer Name) ist keine historische Gestalt. Er lebt unter
Mithridates VI Eupator (d.i. der gute Vater) Dionysos (120-63 v. Chr.), dem helle-
nisierten persischen König von Pontus an der Südküste des Schwarzen Meeres. 89
v. Chr. begann Mithridates den Kampf gegen die Römer, deren gefährlichster
Feind im Osten er bis zu seinem Tod blieb (cf Anm. 156). Amisos am Schwarzen
Meer war eine strategisch wie kommerziell wichtige Stadt des Königreiches
Pontus; Kappadokien schloss sich südlich, etwa in der Mitte Kleinasiens, daran an.
– Dareios, Sohn des Hystaspes, verschwor sich 522 v. Chr. mit sechs der höchsten
persischen Adligen gegen den Usurpator Gaumâta und übernahm nach dessen
Ermordung die Macht; bekannt ist seine Niederlage gegen die Athener bei Ma-
rathon (490 v. Chr.).
[112] Anna Komniní (1083-1146) war die älteste Tochter des byzantinischen
185
Kaisers Alexios I Komninos (1081-1118), des Begründers der Dynastie der Kom-
ninen. Ihre Bemühungen, für ihren Mann Nikephoros Bryennios die Kaiserwürde
zu gewinnen, schlugen fehl. Ihr Bruder Joannis wurde der Nachfolger des Alexios.
Nach dem Tod ihres Mannes zog sie sich in ein Kloster zurück und verfasste die
Alexias, die berühmte Biographie ihres Vaters, aus deren Vorwort in der zweiten
Strophe zitiert wird. Cf Anna Dalassiní, S. 143.
[113] Der byzantinische Kaiser Nikephoros III Votanjatis (oder Botaneiates,
1078-1081) wurde von Alexios I Komninos entthront. Irini Doukas war die Frau
des Alexios Komninos. Cf Anna Komniní, S. 112.
[114 u.] Alexandros Balas, König von Syrien (150-146 v. Chr.). Cf Von Demetrios
Soter (162-150 v. Chr.), S. 104.
[115] Jason und Kleandros sind keine historischen Figuren. Das Gedicht spielt
in der Zeit, als Kommagene, ein kleiner Staat nördlich von Syrien, zum byzanti-
nischen Reich gehörte. Cf Grabaufschrift für Antiochos, König von Kommagene,
S.124.
[116] Demaratos war König Spartas (510-491 v. Chr.). Streitigkeiten mit seinem
Mitkönig Kleomenes führten dazu, dass ihn dieser durch Bestechung des delphi-
schen Orakels als illegitim absetzen liess. Sein Nachfolger wurde Leotychides. De-
maratos floh nach Persien und begleitete Xerxes auf seinem Feldzug gegen Grie-
chenland. Bei Herodot wird er als aufrichtiger Freund des Perserkönigs dargestellt,
dessen gute Ratschläge jedoch nicht befolgt werden (Herodot VI 61ff und VII 3,
101ff). Das Thema wird von dem Neuplatoniker Porphyrios (3. Jh. n. Chr.) in
einem fiktiven Disput vorgeschlagen und so vom Dichter in eine Doppelperspek-
tive gerückt.
[118] Ammonias Sakkas lebte bis etwa 242 n. Chr. in Alexandrien. Seine Bedeu-
tung beruht auf dem Einfluss, den er auf Plotin ausübte. Er schrieb nichts, wirkte
aber stark auf seine Hörer, unter denen die Neuplatoniker Origines und Kassios
Longinos waren. – Ein Eparch ist ein Gouverneur.
[119 u.] Die imaginäre Szene spielt fünfzehn Jahre nach der Schlacht bei Mag-
nesia, also 175 v. Chr. Damals war Herakleides Finanzverwalter des Seleukiden-
königs Antiochos IV Epiphanes. Cf Von Demetrios Soter, S. 104.
[120 o.] Der achäische Städtebund umfasste zeitweilig die gesamte Peloponnes.
Unter den Strategen Kritolaos und Diaios führte er ab 147 v. Chr. einen aussichts-
losen Kampf gegen die Römer. Der zeitgenössische Geschichtsschreiber Polybios,
selbst einmal Hipparch des Bundes, hat Diaios scharf verurteilt ( XXXVIII 10ff).
Nach der Eroberung Korinths durch die Römer 146 v. Chr. waren die Griechen
fortan von dem römischen Statthalter der Provinz Makedonien abhängig. – Der
ungenannte Achäer verfasst dieses Epigramm fast 40 Jahre später, 109 v. Chr. unter
186
der Regierung des ägyptischen Königs Ptolomäos IX mit dem Beinamen Lathyros
Physkon (Kichererbse, Dickbauch). Cf An italischem Strand, S. 133.
[120 u.] Der Glanzherr’ Antiochos IV Epiphanes war 175-164 v. Chr. König
von Syrien. Sein Vater Antiochos III war 190 v. Chr. in der Schlacht bei Magnesia
von den Römern besiegt worden. Sein Bruder Seleukos IV Philopator, der bei
einer Palastrevolution ums Leben kam, hatte ebenfalls bei Magnesia gekämpft. –
Der Sieg der Römer bei Pydna (168 v. Chr.) über den makedonischen König
Perseus bedeutete das Ende des Staates, von dem die Eroberung der hellenistischen
Welt ausgegangen war. – Tyros: blühende Handelsstadt an der phönizischen
Küste, Zentrum des Purpurhandels.
[123] Der römische Kaiser Julian Apostata (der Abtrünnige), 361-363 n. Chr.,
Neffe Konstantins des Grossen, erhielt in Konstantinopel und Athen eine umfas-
sende Bildung und löste sich unter dem Einfluss des Maximos von Ephesos vom
Christentum. 361 erliess Julian die ersten Toleranzedikte, durch die die heidnischen
Bräuche erlaubt und Tempel wieder geöffnet oder neugebaut wurden. Er war ein
Feind des Luxus, ein Asket. Seine Bemühungen, die alte Schlichtheit wiederherzu-
stellen, standen in schroffem Gegensatz zu der zwar christlichen, aber asiatisch
üppigen Lebensweise des Ostreichs. – Das Gedicht beginnt mit einem Zitat aus
einem Brief Julians an Theodoros, in dem er diesen zum Oberpriester des heid-
nischen Klerus ernennt (362/63), und schliesst mit dem bekannten Spruch des
Solon: meden agan, Alles mit Maass’. – Kavafis hat nach 1923 6 Gedichte über
Julian verfasst, sämtlich aus der Sicht jener Christen, die dem Puritanismus des
Kaisers, “so in Begriff wie in Anwendung lächerlich”, einen vom Christentum
noch kaum berührten Lebensstil entgegenhalten: “Griechen waren’s am Ende”.
Cf Julian in Nikomedien, S. 126; Grosses Ehrengeleit von Priestern und Laien, S. 140;
Julian und die Antiochier, S. 142; Du hast nicht gerichtet, S. 147 und In der Umgebung
von Antiochia, S. 175.
[124] Kommagene: ein kleiner zeitweise selbständiger Staat nördlich von Sy-
rien. Der Herrscher Antiochos I Epiphanes (ca. 69 bis nach 38 v. Chr.) schuf sich
selbst eine monumentale sepukrale Kultstätte auf dem Nemrud Dağ: die In-
schriften darauf bezeugen den persisch-hellenistischen Synkretismus. Ob dieser
Antiochos oder einer der anderen Könige von Kommagene gleichen Namens im
Gedicht gemeint ist, muss offenbleiben. Die Schwester des Antiochos, der Sophist
Kallistratos und die Grabaufschrift sind wahrscheinlich Prägungen von Kavafis
selbst.
[125] Sidon: syrische Hafenstadt (cf Anm. 108). “Die fahle Kleider Tragenden”
bezieht sich auf asketisch lebende Christen.
[126] Julian Apostata verbrachte seine Kindheit und Jugend hauptsächlich in
Nikomedien, einer Stadt am Marmarameer, sein Erzieher war der gebildete
187
Eunuch Mardonios. Das Gedicht spielt um 351/52 n.Chr., als Julian unter dem
Eindruck der Neuplatoniker Chrysanthios und Maximus von Ephesos den Über-
tritt zum Glauben an die alten Götter vollzog. Die Konversion musste geheimge-
halten werden vor seinem Stiefbruder Gallus und vor seinem Vetter, dem Kaiser
Constantius II. Cf Julianos Nachlässigkeit sehend y S. 123 und die dortigen Verwei-
sungen.
[128] Im September 31 v. Chr. wurden Antonius und Kleopatra von Oktavian
vernichtend geschlagen in der Seeschlacht bei Aktion in Griechenland. Kleopatra
versuchte, ihren Untertanen diese Niederlage zu verheimlichen und kehrte in
einem Triumphzug nach Alexandrien zurück (Cassius Dio LI 5). Cf »Der Gott ver-
lasse Antonius«, S.53 und In einer Gemeinde Kleinasiens, S. 137.
[129] Unter der Dynastie der Paläologen (ab 1261) kämpfte das zusammenge-
schrumpfte byzantinische Reich seinen langen Verzweiflungskampf gegen die
Türken. – Als 1341 Andronikos III Paläologos starb, war sein Sohn Joannis (V)
neun Jahre alt. Der Vertraute des Kaisers, Joannis Kantakusinós wurde zum Re-
genten ernannt, aber erst nach einem sechsjährigen Bürgerkrieg gegen die Partei
von Anna von Savoyen, Witwe des Andronikos, wurde er 1347 zum Kaiser ge-
krönt. Irini Assan war seine Frau. Er trat 1354 zugunsten von Joannis V Paläologos
zurück. – Kir: neugriechisch für Herr’. Cf Aus gefärbtem Glas, S.131.
[130] Temethos und Temethos’ Emonides sind keine historischen Figuren. Zu
Antiochia im Altertum cf Anm. 47 und 146. Antiochia war in der Zeit des
Christentums weiterhin bedeutend. Der Name Christen ’ entstand hier; Paulus
und Petrus hielten sich hier auf. 395 n. Chr. wurde es oströmisch. Der glanzreiche
Antiochos’ ist Antiochos IV Epiphanes von Syrien (175-164 v. Chr.); Samosata war
die Hauptstadt von Kommagene. Hundertsiebenunddreissig des griechischen
Reiches’ bedeutet: 137 Jahre nach der Gründung des syrischen Königreichs durch
Seleukos I Nikator im Jahre 312 v. Chr., also 175 v. Chr. Cf Zu Antiochos Epipha-
nes, S. 120 u.
[131] Joannes Kantakusinós und seine Frau Irini Assan, Tochter des Feldherrn
Andronikos Assan, wurden 1347 n. Chr. in Constantinopel gekrönt, nicht in der
Hagia Sophia – die durch ein Erdbeben teilweise zerstört war – sondern in der
Kirche des Palastes Vlachernä. Die Einzelheit’, die das Gedicht erwähnt, stammt
aus dem Werk des byzantinischen Historikers Nikephoros Gregoras (Byzantinische
Geschichte I 15,2). Cf Joannis Kantakusinós gewinnt Oberhand, S. 129.
[133] Der letzte Krieg des achäischen Städtebunds gegen die Römer endete mit
der Zerstörung Korinths 146 v. Chr. (cf Anm. 1200.). Die Bevölkerung wurde
getötet oder in die Sklaverei verkauft. – Ob es sich bei Z. 9 um ein Zitat handelt,
ist ungewiss.
[135] Die Szene und das Zitat sind Philostrats Leben des Apollonios von Tyana (V
188
22) entnommen (cf Anm. 106). Den Jüngling bezeichnet Philostrat als einen unge-
bildeten Parvenü. Cf Weise aber des Nahenden, S. 66.
[137] Die Szene und der mitgeteilte Text sind imaginär. Zur Seeschlacht bei
Aktion, zu Oktavian und Antonius cf Anm. 53 und 128. Das Gedicht spielt also
kurz nach 31 v. Chr.
[138] Serapis: Aus ägyptisch Osiris – Apis entwickelte Göttergestalt, die für
Ägypter wie Griechen zum Landesgott werden sollte. Die Zerstörung des grossen
Serapis-Tempels in Alexandrien erfolgte 391 n. Chr. im Kampf des Christentums
gegen die alte Religion.
[140] Knapp 32 Jahre alt fiel Kaiser Julian Apostata 363 n. Chr. auf einem Feld-
zug gegen die Perser. Zu seinem Nachfolger wählte das Heer den Christen Flavius
Jovianus, der der Kirche alle Privilegien zurückgab.
[142] Zur Vorbereitung des persischen Feldzugs begab sich Kaiser Julian im
Sommer 362 n. Chr. nach Antiochia. Seine bitteren Erfahrungen mit der vergnü-
gungssüchtigen, spottlustigen Bevölkerung entluden sich in einer satirischen
Schrift, dem “Bart-Hasser” (Misopogon), der das Motto zu dem Gedicht entnom-
men ist. Constantius II war der christliche Vorgänger Julians als Kaiser. Cf Julianos
Nachlässigkeit sehend, S. 123.
[143] Im ersten Jahr nach seiner Thronbesteigung 1081 n. Chr. führte der byzan-
tinische Kaiser Alexios I Komninos einen Feldzug gegen die Normannen unter
Robert Guiscard. Er erliess eine Goldene Bulle, in der er seine Mutter Anna Da-
lassini während seiner Abwesenheit zur Regentin einsetzte. Das Dekret, aus dem
in der letzten Zeile des Gedichts zitiert wird, hat Alexios’ Tochter Anna Komnini
in ihrer Alexias (III 6) überliefert (cf Anm. 112).
[146] Antiochia, die Hauptstadt Syriens, war in ihrem Aufblühen das Werk der
Seleukiden und konnte sich schliesslich mit Alexandrien, Byzanz und Rom
messen. – Io, Tochter des Königs Inachos von Argos, war Priesterin der Hera;
Zeus verliebte sich in sie und verwandelte sie in eine weisse Kuh, um sie vor Heras
Eifersucht zu schützen. Hera rächte sich, indem sie Io von einer Bremse verfolgen
liess. Nach einer Version fand die rasende Io in Ägypten Erlösung; nach einer an-
deren ist sie in Syrien gestorben (Malalas Chronografia II 31). An der Stelle, wo sie
starb, sollen Kolonisten aus Argos eine Stadt gegründet haben: Ione (oder
Iopolis); an der gleichen Stelle gründete Seleukos I Nikator 300 v. Chr. Antio-
chia.
[147 u.] Das Zitat aus der Kirchengeschichte des byzantinischen Historikers So-
zomenos (V 18) geht wahrscheinlich auf einen nicht mehr erhaltenen Brief Kaiser
Julians an die christlichen Bischöfe zurück. Diese antworteten im gleichen Stil.
Die Übersetzung versucht, das Wortspiel des Originals annähernd wiederzuge-
189
ben: anegnoon, egnoon, kategnoon, wörtlich “Ich las, verstand, verwarf”. Cf Julianos
Nachlässigkeit sehend, S. 123.
[149] Kleomenes III, der letzte bedeutende König Spartas (235-219 v. Chr.),
suchte 224 Unterstützung bei den ägyptischen König Ptolemäos III. Ptolemäos
forderte als Geiseln die Kinder des Kleomenes und dessen Mutter Kratesiklea
(Plutarch, Leben des Kleomenes XXII). – Gestrig’ im Sinn von gestern geboren’,
ohne grosse Vergangenheit; die für spartanische Begriffe kurze Regierungszeit der
Ptolemäer oder Lagiden (nach Lagos, Vater des Ptolemäos I, ab 300 v. Chr.). Cf
Wohlan, oh König der Lakedaimoner, S. 164.
[151] Das Datum 200 v. Chr. versetzt diese ungenannte griechische Kolonie in
die Zeit des Verfalls der hellenistischen Staaten, kurz vor den entscheidenden Nie-
derlagen im Krieg gegen die Römer; cf Anm. 73. Cf Um 200 v. Chr., S. 172.
[154] Kyrene, im heutigen Libyen, war ein wirtschaftliches und kulturelles Zen-
trum, Geburtsort des Philosopher Aristippos und des Dichters Kallimachos.
[156] Mit Mithridates ist wahrscheinlich der VI. Eupator gemeint, König von
Pontus (Hauptstadt Sinope). In seiner langen Regierungszeit (120-66 v. Chr.) ver-
grösserte er sein Herrschaftsgebiet auf fast ununterbrochenen Feldzügen. Von
Pompeius endgültig besiegt, nahm er sich 63 v. Chr. das Leben. – Der von Kavafis
eingeführte Wahrsager bezieht sich auf einen historischen Vorfall im Leben des
Begründers des pontischen Reiches, Mithridates I (ca. 338-266 v. Chr.). Während
der Diadochenkämpfe stand er auf Seiten des Antigonos. Als ihn dieser aus dem
Weg räumen wollte, wurde Mithridates von seinem Freund Demetrios, Sohn des
Antigonos, rechtzeitig gewarnt (cf Anm. 43). Da Demetrios seinem Vater Schwei-
gen gelobt hatte, erfolgte die Warnung auf die im Gedicht beschriebene Weise
(Plutarch, Leben des Demetrios IV). Cf Dareios, S.110.
[161] Alexander Jannaios war ab 103 v. Chr. König und Hohepriester der Juden.
Er vergrösserte das Makkabäerreich um viele Gebiete. Im Innern regierte er mit
grosser Grausamkeit. 13 Jahre nach seinem Tod wurde Judäa römisches Protek-
torat (63 v. Chr.).
[164] Das Gedicht schliesst inhaltlich an die in Zu Sparta (S.149) beschriebene
Szene an. Kratesiklea wurde 219 v. Chr. von Ptolemäos IV in Alexandrien hinge-
richtet. Das Zitat stammt aus Plutarchs Leben des Kleomenes (XXII).
[169] Der Bösetäter’ ist Ptolemäos VIII Euergetes’ (d.i. der Wohltäter) von Ägyp-
ten, genannt Kakergetes’ (d.i. der Übeltäter). Alexander II Zabinas (d.i. Sklave)
usurpierte 128-123 v. Chr. den syrischen Thron. Grypos (d.i. Habichtsnase) war
der Spitzname von Antiochos VIII Epiphanes, der 123 v. Chr. Alexander Zabinas
tötete und König von Syrien wurde. Johannes Hyrkanos I, 134-105 v. Chr. König
der Makkabäer, war an den Machtkämpfen in Syrien wegen seiner eigenen ex-
190
pansiven Absichten interessiert. Die Überlegungen des Antiochiers sind also
zwischen 128 und 123 v. Chr. anzusetzen.
[172] Nach seinem Sieg über die Perser am Granikos (334 v. Chr.) sandte
Alexander der Grosse einen Teil der Beute nach Griechenland mit einer Votivin-
schrift, deren Anfang die erste Zeile des Gedichts zitiert. “Alexander, Philipps
Sohn, und die Griechen ohne Lakedaimonier, von den Barbaren, die Asien be-
wohnen” (Plutarch, Leben des Alexander XVI). Die Spartaner hatten am Feldzug
nicht teilgenommen. Nach den Schlachten bei Issos und Gaugamela (Arbela) zog
Alexanders Heer nach Baktrien (Nord-Afghanistan) und bis zum Hyphasis in
Indien. – 10 Jahre nach dem im Titel angegebenen Datum gerät in der Schlacht
bei Magnesia, dem nach Burckhardt “dies fatalis für alle Diadochengrösse”, die
hellenisierte Welt des Ostens unter römische Vorherrschaft.
[175 u.] Während seines Aufenthaltes in Antiochia 362/63 v. Chr. (cf Anm. 142)
widmete sich Kaiser Julian der Erneuerung des Apollontempels in Daphne, einem
Vorort der Stadt, und des dortigen Kultes. Er liess die Gebeine des Bischofs und
Märtyrers Babylas aus dem heiligen Bezirk entfernen. Am 22. Oktober 362 zer-
störte ein Brand den Tempel und die Statue des Gottes. Der Kaiser vermutete
Brandstiftung und liess zur Vergeltung die Hauptkirche Antiochias schliessen. Cf
Julianos Nachlässigkeit sehend, S. 123.
191
NACHWORT
Das Werk des neugriechischen Dichters Konstantin Kavafis liegt heute in vielen
Sprachen vor und geniesst auch in der deutschsprachigen Öffentlichkeit grössere
Aufmerksamkeit. Konstantin Kavafis. Gedichte. Das Gesammelte Werk macht die
1955 (bei Suhrkamp) und 1962 (im Castrum Peregrini) getrennt erschienenen Über-
tragungen Helmut von den Steinens wieder zugänglich, und zwar zum erstenmal
in einem Band.
Helmut von den Steinen war einer der ersten Kenner und Verehrer der neugrie-
chischen Literatur. 1890 als Sohn des Ethnologen Karl von den Steinen in Berlin ge-
boren, studierte er in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg alte und neuere Sprachen
in Heidelberg. Den Krieg überstand er als Dolmetscher in Bulgarien. Er promo-
vierte bei Alfred Weber. Leo Frobenius forderte ihn 1930 zur Mitarbeit am
Frankfurter Afrika-Institut auf und nahm ihn 1934 mit auf eine Abessinien-Expe-
dition. Er kehrte nicht mehr nach Deutschland zurück, sondern lebte in Athen, bis
ihn der Einmarsch der Deutschen 1941 zur Flucht zwang. Nach Internierungen in
Palästina und Uganda arbeitete er ab 1944 im englischen Militärbüro in Jerusalem,
lehrte 1947-49 im British Middle-East-College in Suez, ab 1949 in Kairo. Erst
wenige Monate vor seinem Tod im Dezember 1956 konnte er in sein geliebtes
Athen zurückkehren.
In den 50er Jahren ist Helmut von den Steinen durch seine Übertragungen neu-
griechischer Prosa und Dichtung bekanntgeworden. Er übersetzte zwei Romane
von Nikos Kazantzakis Freiheit oder Tod (1954) und Mein Franz von Assisi (1956),
und einen Roman von Stratis Myrivilis Die Madonna mit dem Fischleib (1955). Ar-
tikel und einzelne Übertragungen erschienen in Neue Rundschau, so ein Essay über
die geistige Situation des neuen Griechenland (1952) und die Gedichte des Lyrikers
Angelos Sikelianos (1956). Das Castrum Peregrini brachte die Einleitung zu seinem
umfangreichen Manuskript Die sokratische Offenbarung Platons unter dem Titel
Vita Platonica (CP 38, 1959); zuvor einen Essay über Racine (CP 8, 1952).
Helmut von den Steinens Übertragungen der Gedichte von Konstantin Kavafis
entstanden bereits vor 1939, zu einer Zeit also, als der Dichter in Deutschland
noch kaum bekannt war. Sie umfassten das gesamte damals bekannte Werk von
154 Gedichten (cf Einleitung, S.10), das man auch als das offizielle’, vom Dichter
selbst autorisierte Werk bezeichnet. Die deutsche Fassung des 154. Gedichts, das
auch in den beiden früheren Publikationen fehlt, hat sich leider nicht gefunden.
Wir setzen es hier der Vollständigkeit halber in eigener Übertragung hinzu.
Beim Zusammenfügen der beiden inzwischen vergriffenen Ausgaben wurden die
Gedichte in der chronologischen Reihenfolge angeordnet, die der Kavafis-Her-
192
ausgeber und Nachlassverwalter G. P. Savidis 1966 in der griechischen Edition
eingeführt hat, und der sowohl die englische Ausgabe von E. Keeley & P. Sherrard
(1975) als auch die holländische von G. H. Blanken folgen.
193
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
DER GEDICHTE
Begierden ....................................................................................... 41
Besinnung....................................................................................... 90
Bild 23Jährigen Jünglings, von seinem Freund, gleichaltrigem
Kunstliebhaber, gefertigt................................................................150
Bildhauer aus Tyana ....................................................................... 52
Byzantinischer Edler, verbannter Versbildner.................................113
194
Das Grab des Iassis ......................................................................... 83
Das Missfallen des Seleukiden ........................................................ 75
Das Schaufenster des Tabakladens .................................................. 86
Demaratos......................................................................................116
Denke daran, Leib........................................................................... 88
»Der Gott verlasse Antonius« ......................................................... 53
Der Hebräer (50 n. Chr.) ................................................................101
Der Lust.......................................................................................... 82
Der Nachbar tisch .................................................................... 98
Der Ruhm der Ptolemäer................................................................. 54
Der Spiegel am Eingang.................................................................166
Deren Ursprung .............................................................................114
Des Grammatikers Lysias Grab....................................................... 64
Des Schiffes...................................................................................103
Die Barbaren erwartend .................................................................. 39
Die erste Stufe ................................................................................ 34
Die Fenster .................................................................................... 36
Die Krankheit des Klitos................................................................136
Die Leichenfeier Sarpedons ............................................................ 31
Die Pferde Achills........................................................................... 29
Die Satrapie .................................................................................... 49
Die Schlacht bei Magnesia.............................................................. 73
Die Schritte............................................................... ..................... 46
Die Seelen der Greise...................................................................... 35
Die Sonne des Nachmittags....................................... ..................... 99
Die Stadt................................................................... ..................... 48
Du hast nicht gerichtet ...................................................................147
Durchgang ...................................................................................... 79
195
Eine Nacht ...................................................................................... 69
Einst für Achajas Städtebund Kriegführende ..................................120
Eintönigket ..................................................................................... 45
31 v. Chr. in Alexandrien ...............................................................128
Entschiedenes ................................................................................. 51
Er ist lesen gekommen ...................................................................127
Er schwört ...................................................................................... 68
Evrions Grib ................................................................................... 64
Fern ................................................................................................ 65
Fragte nach der Machart.................................................................167
Für Ammcnis der mit 29 im Jahr 610 starb...................................... 80
Fürs Geschift .................................................................................. 63
Gebet .............................................................................................. 30
Gemäss den Verordnungen hellenosyrischer Magier des Al-
tertums...........................................................................................171
Gemaltes......................................................................................... 70
Gesandte aus Alexandrien ............................................................... 92
Grabaufschrift für Antiochos, König von Kommagene ...................124
Graues ............................................................................................ 83
Grosses Ehrengeleit von Priestern und Laien..................................140
Gunst des Alexandros Balas...........................................................114
196
Im Monat Athyr .............................................................................. 84
Imenos...........................................................................................102
In den Spelunken ...........................................................................139
In der Kirche................................................................................... 61
In der Umgebung von Antiochia ....................................................175
In einem alten Buch .......................................................................121
In einer Gemeinde Kleinasiens.......................................................137
In einer Stadt der Osrhöene ............................................................. 78
In grosser griechischer Siedlung (200 v. Chr.) ............................... 151
In Verzweiflung .............................................................................122
Ithaka.............................................................................................. 55
Kaisarion ........................................................................................ 87
Kerzen ...................................................................... ..................... 33
Kimon, Learchos’ Sohn, Student griechischer Literatur (in
Kyrene)..........................................................................................154
König Demetrios............................................................................. 43
Könige Alexandriens ...................................................................... 59
Kunstwerker von Bechern ..............................................................119
Lanis’ Grab..................................................................................... 89
Liebliche Blumen, weisse ..............................................................162
Lüster ............................................................................................. 65
März-Iden ....................................................................................... 50
Manuil Komninos ........................................................................... 74
197
Meer des Morgens .......................................................................... 69
Myris: Alexandrien von 340 n.Chr. ................................................158
Neros Frist...................................................................................... 91
Oh komm zurück ............................................................................ 61
Orophernes ..................................................................................... 71
Philhellene...................................................................................... 57
Sah ich mit solcher Stete ................................................................. 85
Sehr selten ...................................................................................... 62
Seit neun Uhr.................................................................................. 96
Seit Urzeit Griechin .......................................................................146
Serapiospriester .............................................................................138
Sobald sie lüstern werden................................................................ 77
Sollte er gestorben sein ..................................................................106
Sophist aus Syrien scheidend .........................................................141
Soviel du vermagst ......................................................................... 62
Stimmen ......................................................................................... 41
Störung........................................................................................... 36
198
Trübsinn Jasons, Kleandros’ Sohn, Dichter in Kommagene,
595 n. Chr......................................................................................115
Trug ich hinein zur Kunst...............................................................117
Wände ............................................................................................ 27
Weise aber des Nahenden................................................................ 66
Wohlan, oh König der Lakedaimonier............................................164
199
INHALT
200
Entschiedenes................................................................................. 51
Bildhauer aus Tyana....................................................................... 52
»Der Gott verlasse Antonius«……………………………….. ......... 53
Jonisch ........................................................................................... 54
Der Ruhm der Ptolemäer ................................................................ 54
Ithaka............................................................................................. 55
Das Gefährliche……. ..................................................................... 56
1912 Philhellene ..................................................................................... 57
Herodes Attikos ............................................................................. 58
Könige Alexandriens...................................................................... 59
Oh komm zurück……………………………………………........... 61
In der Kirche……………………………………………………...... 61
1913 Sehr selten ..................................................................................... 62
Soviel du vermagst......................................................................... 62
Fürs Geschäft................................................................................. 63
Ich ging.......................................................................................... 63
1914 Des Grammatikers Lysias Grab…………………………… ............ 64
Evrions Grab.................................................................................. 64
Lüster ............................................................................................ 65
Fern ............................................................................................... 65
1915 Weise aber des Nahenden............................................................... 66
Theodotos ...................................................................................... 67
Auf den Eingang des Cafés ............................................................ 68
Er schwört...................................................................................... 68
Eine Nacht ..................................................................................... 69
Meer des Morgens ......................................................................... 69
Gemaltes........................................................................................ 70
Orophernes .................................................................................... 71
Die Schlacht bei Magnesia ............................................................. 73
Manuil Komninos .......................................................................... 74
Das Missfallen des Seleukiden ....................................................... 75
1916 Sobald sie lüstern werden ............................................................... 77
Auf der Strasse .............................................................................. 77
201
Vor der Bildsäule Endymions......................................................... 78
1917 In einer Stadt der Osrhoene ............................................................ 78
Durchgang...................................................................................... 79
Für Ammonis der mit 29 im Jahr 610 starb ..................................... 80
Ein Gott bei ihnen .......................................................................... 81
Im Abend ....................................................................................... 82
Der Lust .................................................................. ...................... 82
Graues..................................................................... ...................... 83
Das Grab des Iassis.. ...................................................................... 83
In Mond Athyr ............................................................................... 84
Sah ich mit solcher Stete.. .............................................................. 85
Ignatios’ Grab ................................................................................ 85
Tage von 1903.. ............................................................................. 86
Das Schaufenster des Tabakladens.. ............................................... 86
1918 Kaisarion........................................................................................ 87
Denke daran, Leib.. ........................................................................ 88
Lanis’ Grab .................................................................................... 89
Besinnung.. .................................................................................... 90
Neros Frist..................................................................................... 91
Gesandte aus Alexandrien.. ............................................................ 92
Aristobulos.. .................................................................................. 93
Im Hafen........................................................................................ 94
Aemilianos Monai, Alexandrier, 628-655 n.Chr.. ........................... 95
Seit neun Uhr................................................................................. 96
Unten am Haus.. ............................................................................ 97
Der Nachbartisch.. ......................................................................... 98
1919 Die Sonne des Nachmittags.. .......................................................... 99
Damit es bleibe.............................................................................100
Der Hebräer (50 n.Chr.) ................................................................101
Imenos..........................................................................................102
Des Schiffes..................................................................................103
Von Demetrios Soter (162-150 v. Chr.).........................................104
1920 Sollte er gestorben sein..................................................................106
202
Jünglinge Sidons 400 n. Chr...........................................................108
Damit die Schatten kommen – .......................................................109
Dareios..........................................................................................110
Arma Konmini ..............................................................................112
1921 Byzantinischer Edler, verbannter Versbildner ................................113
Deren Ursprung.............................................................................114
Gunst des Alexandros Balas.. ........................................................114
Trübsinn Jasons, Kleandros’ Sohn, Dichter in Kom-
magene, 595 n.Chr.....................................................................115
Demaratos.....................................................................................116
Trug ich hinein zur Kunst..............................................................117
Aus der Schule des vielgenannten Philosophen .............................118
Kunstwerker von Bechern.. ...........................................................119
1922 Einst für Achajas Städtebund Kriegführende..................................120
Zu Antiochos Epiphanes................................................................120
In einem alten Buch ......................................................................121
1923 In Verzweiflung ............................................................................122
Julianos Nachlässigkeit sehend......................................................123
Grabaufschrift für Antiochos, König von Komma-
gene ..........................................................................................124
Theater Sidons (400 n.Chr.).. ........................................................125
1924 Julian in Nikomedien.....................................................................126
Ehe die Zeit sie ändert...................................................................127
Er ist lesen gekommen.. ................................................................127
31 v.Chr. in Alexandrien...............................................................128
Joannis Kantakusinos gewinnt Oberhand.. .....................................129
1925 Temethos von Antiochia, 400 n. Chr..............................................130
Aus gefärbtem Glas ......................................................................131
Das 25. Jahr seines Lebens............................................................132
An italischem Strand.....................................................................133
Im langweiligen Dorf....................................................................134
Apollonios von Tyana in Rhodos ..................................................135
1926 Die Krankheit des Klitos ...............................................................136
203
In einer Gemeinde Kleinasiens ......................................................137
Serapiospriester.............................................................................138
In den Spelunken...........................................................................139
Grosses Ehrengeleit von Priestern und Laien .................................140
Sophist aus Syrien scheidend.........................................................141
Julian und die Antiochier ...............................................................142
1927 Anna Dalassini..............................................................................143
Tage von 1896 ..............................................................................144
Zwei Jünglinge von 23 bis 24 Jahren .............................................145
Seit Urzeit Griechin ......................................................................146
Tage von 1901.. ............................................................................147
1928 Du hast nicht gerichtet...................................................................147
Ein Jüngling der Kunst des Wortes in seinem 24. Jahr ...................148
Zu Sparta ......................................................................................149
Bild 23Jährigen Jünglings, von seinem Freund,
gleichaltrigem Kunstliebhaber, gefertigt ....................................150
In grosser griechischer Siedlung (200 v. Chr.).. .............................151
Häuptling aus westlichem Libyen..................................................153
Kimon, Learchos’ Sohn, Student griechischer
Literatur (in Kyrene)..................................................................154
Auf Fahrt gen Sinope....................................................................156
Tage von 1909, 1910 und 1911 .....................................................157
1929 Myris: Alexandrien von 340 n.Chr.. ..............................................158
Alexander Jannaios und Alexandra.. .............................................161
Liebliche Blumen, weisse .............................................................162
Wohlan, oh König der Lakedaimonier...........................................164
Im gleichen Raum.........................................................................165
1930 Der Spiegel am Eingang................................................................166
Fragte nach der Machart ...............................................................167
Ach, dass sorgten..........................................................................169
Gemäss den Verordnungen hellenosyrischer Magier
des Altertums............................................................................171
1931 Um 200 v. Chr ..............................................................................172
204
1932 Tage von 1908 ..............................................................................174
1933 In der Umgebung von Antiochia ...................................................175
Anmerkungen.. ........................................................................................179
Nachwort.................................................................................................192
Alphabetisches Verzeichnis der Gedichte.................................................194
205