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Interne
Kommunikation im
Krankenhaus
Gelungene Interaktion zwischen
Unternehmen und Mitarbeitern
1 C
Mathias Brandstädter Thomas W. Ullrich
Leiter Stabsstelle Director Consulting/Strategic Advisor
Unternehmenskommunikation komm.passion GmbH
Uniklinik RWTH Aachen Düsseldorf
Aachen
Sandra Grootz
Stellv. Leiterin Stabsstelle
Unternehmenskommunikation
Uniklinik RWTH Aachen
Aachen
Vorwort
Dieses Buch bietet erstmalig einen Beitrag zur methodischen Anleitung und strategischen
Ausrichtung interner Kommunikation im Krankenhaus. Ausgehend von einer Begriffsbe-
stimmung unternimmt es eine theoretische Fundierung interner Kommunikation im Kon-
zert der Disziplinen moderner Unternehmenskommunikation. Es skizziert, gewissermaßen
als Hands-on-Workshop, die Funktionsweise sowie die Vorzüge und Reichweite der ein-
zelnen Kanäle in Theorie und Praxis und untersucht ihre Reichweite und Wirksamkeit im
Hinblick auf die Kommunikationsziele Bekanntheit, Image, Einstellung und Verhalten. Es
handelt in der Folge die relevanten Instrumente einer strategischen Mitarbeiterkommuni-
kation ab und skizziert Sondersituationen wie Imagekrisen und Fusionen, die sowohl vom
PR-Fachmann als auch von der Geschäftsführung besonderes Feingefühl in der hausinter-
nen Darstellung erfordern. Welche Hürden im Rahmen der praktischen Einführung oder
Verbesserung der internen Kommunikation zu nehmen sind, zeigen der abschließende
Transfer und Praxischeck.
Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen beim Erwerb des Buches und wünschen eine anre-
gende und fruchtbare Lektüre. Sollten Sie Fragen oder Anregungen haben, zögern Sie bitte
nicht, uns zu kontaktieren. Wir freuen uns auf Ihr Feedback!
Die Autoren
Mathias Brandstädter
mbrandstaedter@ukaachen.de
Sandra Grootz
sgrootz@ukaachen.de
Thomas W. Ullrich
tu@webosoph.de
VII
Inhaltsverzeichnis
Serviceteil
Stichwortverzeichnis��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 120
1 1
Literatur – 23
Führungskräfte
weisungsbefugt, Bezugsperson,
»nah«
Ö direkte Führung, schaffen
erlebte Realität
By
pa
ss
Interne Unternehmens-
Personal kommunikation
Interne Kommunikation
. Abb. 1.1 System der internen Kommunikation in Unternehmen und Organisationen. (Nach Ullrich 2014)
und Beförderungen, die Vergabe von Statussymbo- von Postern bis zu vereinzelten Workshops kaum
len, die interne und externe Weiterbildung sowie etwas ausrichten zu können. Sie hat keinerlei dis-
häufig auch die Ausstattung des Arbeitsplatzes, die ziplinarische Macht. Sie stellt eher einen Bypass
Ausstattung mit persönlichen Arbeitsmitteln etc. von der Unternehmensspitze zu den Mitarbeitern
Darüber hinaus sind die Themen Führungswerte in der Breite dar. Geht man einen Schritt weiter,
und Verhaltensgrundsätze für Führungskräfte häu- scheint grundsätzlich die Frage angebracht, ob es
fig bei der Personalabteilung allokiert. Je nachdem, überhaupt einer zusätzlichen Form übergreifender
wie die Personalfunktion ihre Regeln und Abläufe interner Kommunikation bedarf.
gestaltet, kann sie die Führungskräfte des Unter- Für eine funktionierende Organisation er-
nehmens in ihrer Arbeit fördern und unterstützen scheint auf den ersten Blick die Verneinung aus
oder diese blockieren. theoretischer Perspektive angebracht: Es ist Ver-
Ein dritter Faktor, der das Verhalten eines Mit- antwortung der Führungskräfte, die relevanten In-
arbeiters ganz wesentlich bestimmt, ist jener Teil formationen und Botschaften an die ihnen jeweils
der Unternehmenskultur, der weder durch das anvertraute Mitarbeiterschaft in der Hierarchie-
Führungsverhalten noch durch interne Strukturen kaskade nach unten weiterzugeben und umge-
und Prozesse erfasst werden kann: das Verhalten kehrt Stimmungen, relevante Informationen und
seiner direkten Kollegen sowie der Kollegen, die er begründete Bedenken aus der Mannschaft in der
in der Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen Hierarchiekaskade nach oben zurück zu spiegeln
erlebt. (Ullrich und Hacker 2014, S. 20).
Vor dem Hintergrund solch starker Einfluss- Entgegen diesen Einwänden hat die interne
faktoren scheint eine übergreifende interne Unter- Unternehmenskommunikation jedoch nicht nur
nehmenskommunikation mit ihren Instrumenten ihren berechtigten Platz in Unternehmen, sondern
4 Kapitel 1 • Grundlagen der internen Unternehmenskommunikation
ist für deren Funktionieren umso mehr evident, je Zudem müssen die individuellen Interessen der
1 größer, komplexer und arbeitsteiliger diese organi- Führungskräfte mit ins Kalkül einbezogen werden.
siert sind. Ihr fallen dabei vordringlich drei Arten Die meisten Führungskräfte haben eine bestimmte
von Aufgaben zu: Vorstellung davon, wie sie den ihnen jeweils über-
1. die effiziente Übermittlung organisatorischer tragenen Verantwortungsbereich prägen wollen.
Informationen, Entsprechend neigen sie dazu, Botschaften über-
2. die Unterstützung unverfälschter Informa- geordneter Führungskräfte so weiterzugeben, dass
tionsflüsse über Hierarchiekaskaden hinweg diese möglichst im Einklang mit diesen Vorstel-
und lungen stehen. Hier greift eine Vielzahl sozialpsy-
3. die Unterstützung in der Gestaltung und Er- chologischer Mechanismen, die vom Wunsch, die
haltung einer übergreifenden Identität und eigenen Mitarbeiter zu schützen und eine »heile
Kultur. Welt« zu erhalten, über den Versuch, Botschaften
und Informationen in einen für die eigenen Mit-
In jedem Unternehmen gibt es eine Reihe von or- arbeiter nachvollziehbaren Sinnkontext einzuord-
ganisatorischen Themen, die alle Mitarbeiter oder nen, dem Bedürfnis, Botschaften zu übermitteln,
weite Teile der Mitarbeiterschaft unabhängig von die nicht im Widerspruch zu dem stehen, was die
der Zugehörigkeit zu einer Abteilung oder einer Führungskraft im Vorfeld gesagt hat, bis hin zur
Hierarchieebene betreffen. Hierzu zählen bei- Konfliktscheu oder auch zur Verteidigung des eige-
spielsweise die Ankündigung einer Brandschutz- nen Machtanspruchs reichen. Dies gilt nicht nur
übung oder Informationen zum bevorstehenden für die Weitergabe von Botschaften »top down«,
Umbau des Parkplatzes etc. Die hier relevanten d. h. von oben in die Hierarchiekaskade hinunter,
Informationen bedürfen nicht des Topmanage- sondern ebenso für die Weitergabe von Informa-
ments als Absender. Im Gegenteil: Umso mehr die tionen »bottom up«, also in der Hierarchiekaskade
Führungskaskade gezwungen wird, sich mit der hinauf. In der Regel berichtet kaum eine Führungs-
Aufbereitung und Übermittlung solcher Themen kraft gern über Dissens und Probleme im eigenen
zu beschäftigen, desto weniger Raum verbleibt ihr Verantwortungsbereich, soweit dies als eigenes
für die eigentlichen Führungsaufgaben. Eine gut Unvermögen interpretiert werden könnte. Dabei
aufgestellte interne Unternehmenskommunikation ist jedoch nur selten ein böswilliger Vorsatz, Infor-
schafft hier Entlastung, indem sie über intern reich- mationen zu verstellen oder zu verschweigen, am
weitenstarke und zeitlich gut steuerbare Medien die Werk. In den meisten Fällen laufen diese Prozesse
betreffenden Mitarbeiter hinreichend informiert mehr oder weniger unbewusst oder mit kindlich
und, soweit erforderlich, relevanten Führungskräf- verspielter Attitüde ab.
te-Ebenen ergänzende Hintergrundinformationen Als Weiteres ist zu berücksichtigen, dass die
zur Verfügung stellt. Fähigkeit, nicht nur Fakten, sondern auch harte
Die Notwendigkeit der Unterstützung unver- und weiche Themen in geeigneter, gegebenenfalls
fälschter Informationsflüsse über Hierarchiekaska- emotionaler Weise zu vermitteln, nicht bei allen
den hinweg erschließt sich bereits jedem, der ein- Führungskräften gleich ausgeprägt ist.
mal das Spiel »Stille Post« gespielt hat. Doch auch Die unverfälschte Übermittlung einer Botschaft
über die Vielzahl möglicher Missverständnisse über die Hierarchiekaskade setzt also Dreierlei
hinaus erfolgt die Übertragung einer Information voraus: erstens, dass die Botschaft von der Füh-
über mehrere Hierarchieebenen hinweg selten, rungskraft in der beabsichtigten Weise verstanden
ohne dass diese eine mehr oder minder merkliche wird, zweitens, dass die Führungskraft mit dieser
Veränderung erfährt. Dieselbe Botschaft wird von Botschaft einverstanden ist, und drittens, dass die
unterschiedlichen Menschen eben unterschiedlich Führungskraft in der Lage ist, die Botschaft in ent-
aufgefasst. Und: Je mehr Einfluss eine Person in sprechender Form klar weiterzugeben.
einem Unternehmen hat, etwa durch ihre Position Entsprechend diesen drei »Sollbruchstellen« in
in der Hierarchiekaskade, desto deutlicher wirkt der Hierarchiekaskade definiert sich ein Teil des
sich diese unterschiedliche Auffassung aus. Auftrags an eine sinnvoll unterstützende interne
1.1 • Einführung und Begriffsbestimmung
5 1
Unternehmenskommunikation: Sie muss erstens die Betonung und Vermittlung der übergeordneten
relevante Botschaften in geeigneter, unmissver- Unternehmensmarke und des mit dem Unterneh-
ständlicher Weise aufbereiten und internen Ziel- men verbundenen Zwecks, der Unternehmensvi-
gruppen gegebenenfalls direkt zuleiten; sie soll sion und der übergeordneten Unternehmensziele
zweitens Dissens auf geeignete Weise transparent ebenso zurück wie auf das »nahbar machen« über-
machen und, soweit mit den ihr zur Verfügung ste- geordneter Identifikationsfiguren, etwa des Vor-
henden Mitteln möglich, Diskursflächen zur Her- stands, der Geschäftsführung bzw. der Direktion,
stellung von Konsens anbieten, sowie drittens, ins- sowie teilweise auf die Geschichte, Mythen und
besondere bei für das Unternehmen sehr bedeut- Legenden der Organisation.
samen Themen, die Führungskräfte in ihrer Rolle Parallel zur Spezialisierung der einzelnen Be-
als interne Vermittler der Botschaften auf geeignete rufsbilder steigt die Komplexität der beruflichen
Weise unterstützen – etwa durch aufbereitete Prä- Rahmenbedingungen für den Einzelnen. Techni-
sentationen, Frequently-Asked-Questions-Papiere sche Entwicklungen, Fachwissen und Methoden
(FAQ), die zu erwartenden Mitarbeiterfragen ge- sowie soziale und rechtliche Rahmenbedingungen
eignete Musterantworten gegenüberstellen, The- verändern sich rasant. Entsprechend ist jeder gefor-
menworkshops für Führungskräfte etc. Umgekehrt dert, seinen Wissensstand aktuell zu halten, aus der
wird die interne Unternehmenskommunikation Vielzahl der verfügbaren Daten (»Informations-
»bottom up« helfen, der Unternehmensführung flut«) die relevanten und richtigen Informationen
ein realistisches Stimmungsbild der Mannschaft zu zu filtern und im eigenen Verantwortungsbereich
vermitteln. selbst Entscheidungen zu treffen, statt Entschei-
In den letzten Jahren hat für die interne Unter- dungen seines Vorgesetzten abzuwarten oder ein-
nehmenskommunikation eine weitere Aufgabe zufordern. In einer Analogie: Während früher das
deutlich an Stellenwert gewonnen: Die Unterstüt- Arbeitsleben mehr oder weniger einem Ruderboot
zung in der Gestaltung und Erhaltung einer über- auf stillem See glich, in dem der Steuermann am
greifenden Identität und Kultur. Als Ursache dafür Heck des Ruderbootes sitzt und seine Anweisungen
lassen sich vor allem drei Faktoren ausfindig ma- gibt, denen die Mannschaft am Ruder folgt, lässt
chen: sich das heutige Arbeitsleben immer häufiger eher
a. die fortgeschrittene Spezialisierung der Berufs- mit der Situation von Kajak-Paddlern im turbulen-
bilder, ten Wildwasser vergleichen; hier muss der Einzel-
b. die steigende Komplexität der beruflichen ne selbst wissen worum es geht und die Prinzipien
Rahmenbedingungen und des großen Ganzen verinnerlicht haben, um dar-
c. die erforderliche Integration des externen aus unmittelbar selbst das adäquate Verhalten ab-
Marketings mit dem Mitarbeiterverhalten. zuleiten. Um hier eine hinreichende Orientierung
anzubieten, setzt die interne Unternehmenskom-
Die fortgeschrittene Spezialisierung der Berufs- munikation nicht nur auf die Vision und überge-
bilder hat zu einer immer größeren Arbeitsteilung ordnete Ziele der Organisation, sondern auch auf
geführt. Je höher aber die Arbeitsteilung ausgeprägt das Leitbild, d. h. die Werte der Organisation, die
ist, desto geringer ist in der Regel auch das Ver- helfen sollen, sich nicht nur zielgerichtet, sondern
ständnis des Einzelnen für das Große und Ganze. im Sinne des Unternehmens zielgerichtet richtig zu
In der Folge richten sich das Identifikationsgefühl handeln. Vision und Leitbild stellen entsprechend
sowie der operative Fokus vordringlich auf den Instrumente zur Gestaltung der Organisation bzw.
eigenen Tätigkeits- bzw. Verantwortungsbereich. Unternehmenskultur dar.
Das führt oft dazu, dass einzelne Abteilungen eher Für den dritten Faktor, die hohe Bedeutung der
nebeneinander her oder gar gegeneinander, statt Integration des externen Marketings mit dem Mit-
miteinander arbeiten. In diesem Kontext wird oft arbeiterverhalten, sind vorwiegend zwei Entwick-
von »Silodenken« gesprochen. Hier entgegenzu- lungen verantwortlich: Zum einen steigt der Wett-
wirken, ist auch Aufgabe der internen Unterneh- bewerb, was zu einer höheren Bedeutung sowohl
menskommunikation. Hierfür greift sie u. a. auf von Marken als auch von Marketingaktivitäten
6 Kapitel 1 • Grundlagen der internen Unternehmenskommunikation
führt, und zum anderen steigt in der Leistungs- mitteln, dass diese sich eben für das betreffende
1 erbringung der Anteil servicebasierter Tätigkei- Unternehmen entscheiden. Sind jedoch beide Ak-
ten. Hängt jedoch ein wesentlicher Teil der vom tivitätenstränge nicht aufeinander abgestimmt, er-
Kunden, d. h. im Fall einer Klinik von Zuweisern geben sich in der Folge aus den über die Marketing-
und Patienten, subjektiv erlebbaren Leistung eines kommunikation und Public Relations vermittelten
Unternehmens von dem Verhalten seiner Mitarbei- Leistungsversprechen einerseits und dem aus dem
ter ab, darf in der Konsequenz im externen Marke- Erscheinungsbild und Verhalten der Mitarbeiter
ting nichts versprochen werden, was intern durch als Markenbotschafter vermittelten Leistungserle-
die Mitarbeiter nicht gehalten werden kann, bzw. ben andererseits kritische Sollbruchstellen. Ana-
muss umgekehrt die interne Unternehmenskom- loges gilt für das von der Arbeitgebermarke im
munikation die Mitarbeiter darin unterstützen, das Rahmen des Personalmarketings gegenüber den
zu halten, was im externen Marketing versprochen potenziellen Mitarbeitern abgegebene Leistungs-
wurde. In diesem Kontext wird die Notwendigkeit versprechen: Weicht dieses merklich von der er-
der integrierten Unternehmenskommunikation of- lebten Arbeitsrealität ab, sind Enttäuschung, Un-
fensichtlich. zufriedenheit und Konflikte programmiert (Ullrich
Darüber hinaus konnte empirisch gezeigt wer- 2008, S. 7, . Abb. 1.2).
den, dass bei Leistungen mit hohem Serviceanteil Dort, wo Defizite in der Abstimmung oder ge-
die Mitarbeiterzufriedenheit einen signifikanten lebten Realität gestellter Ansprüche zutage treten,
Einfluss auf die Kundenzufriedenheit hat (Schwetje kann die interne Unternehmenskommunikation
1999; Homburg und Stock 2005; Strauss und Seidel diese nicht lösen, jedoch auf geeignete Weise trans-
2007). Die Brisanz dieses Zusammenhangs erweist parent machen, und Themen sowie dialogorien-
sich in den tendenziell rückläufigen und insgesamt tierte Maßnahmen entwickeln, die sich als Dis-
eher geringen Werten von Mitarbeiteridentifika- kursfläche zur Lösung organisationaler Missstände
tion und Mitarbeiterbindung. Als einer von vielen eignen.
Indikatoren zeigt etwa der jährlich von dem Markt- Gleichzeitig soll die interne Unternehmens-
forschungsunternehmen Gallup ermittelte und für kommunikation die ihr zur Verfügung stehenden
deutsche Arbeitnehmer repräsentative Engagement Instrumente nutzen, um einerseits operativ erfor-
Index, dass weniger als ein Fünftel der Miterbeiter derliche interne Informationsflüsse zu unterstützen
eine hohe Bindung an ihren Arbeitgeber haben, und andererseits aus der Vielzahl möglicher Daten
rund zwei Drittel eine eher mittlere bis geringe und Informationen diejenigen herauszufiltern und
Bindung sowie rund ein Fünftel keine Bindung an auf die interne Agenda zu setzen, die für das Unter-
ihren Arbeitgeber haben, d. h. innerlich gekündigt nehmen zum jeweiligen Zeitpunkt für die Verfol-
haben (Gallup 2014, S. 13). gung seiner Ziele besondere Relevanz haben.
Zudem hat in jüngerer Zeit der gestiegene und
oft durch Fachkräftemangel begründete Wett-
bewerb der einzelnen Arbeitgeber um die besten 1.2 Wirkung der internen
Mitarbeiter (»war for talents«) zu einer verstärk- Unternehmenskommunikation
ten Beschäftigung sowie werblichen Aktivität mit
Arbeitgebermarken (employer brands) geführt. Im vorherigen Abschnitt wurde herausgearbeitet,
Während also die Unternehmenskommunikation dass die interne Unternehmenskommunikation le-
bzw. Marketingabteilung versucht, das Unterneh- diglich eine Ergänzung zu der direkten Führungs-
mensimage bei den externen Markt-Zielgruppen beziehung zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter
zu beeinflussen, versucht in der Regel die Personal- sowie zu den im Wesentlichen durch die Personal-
abteilung, die Arbeitgebermarke, d. h. die Summe abteilung definierten mitarbeiterbezogenen Regeln
funktioneller, wirtschaftlicher und psychologischer und Prozesse darstellt. Gerade vor diesem Hinter-
Vorteile, die sich aus einem Beschäftigungsverhält- grund erscheint die Frage unerlässlich, welche Wir-
nis ergeben (Barrow und Mosley 2006), gegenüber kungen durch eine interne Unternehmenskommu-
potenziellen Arbeitnehmern dergestalt zu ver- nikation überhaupt erreicht werden können.
1.2 • Wirkung der internen Unternehmenskommunikation
7 1
A
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Unternehmensstrategie
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gs
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Le
Führungswerte (3) Leistungsanspruch
Führungsverhalten Mitarbeiter
(4) (Markenbotschafter)
(HR) Policies
(HR) Processes Leistungserleben
(2) Leistungs-
gestaltet
Leistungsanspruch B versprechen B
. Abb. 1.2 Illustration zur Herausforderung der integrierten Kommunikation von Marketing und Personalmarketing und
den Risiken möglicher Sollbruchstellen (1) bis (4). (Nach Ullrich 2008, S. 7)
Wie die Medienwirkungsforschung allgemein berichten, wahrgenommen werden, gilt für Medien
zeigt, beeinflussen Massenmedien stark, welche der internen Unternehmenskommunikation etwas
Themen ihre Nutzer für wichtig halten (Agenda- ganz anderes: Hier ist den internen Mediennutzern
Setting), haben jedoch weniger ausgeprägten Ein- klar, dass die Unternehmensleitung mit der Her-
fluss darauf, wie sehr der Einzelne diese Themen ausgabe und Bezahlung der internen Kommuni-
für sich persönlich wichtig findet (u. a. McCombs kationsmedien die Mitarbeiter beeinflussen will.
und Shaw 1972; Funkhouser 1973, S. 74; Kepplinger Damit aber fällt die Glaubwürdigkeit der internen
2009, S. 669). Insbesondere bei länger andauern- Kommunikationsmedien gleich etwas geringer aus.
der Thematisierung und Konsonanz, d. h. Auftre- Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die
ten derselben Aussage über verschiedene Medien, Mitarbeiter viele der Nachrichten bzw. Botschaften
folgen die Vorstellungen der Mediennutzer in der der internen Unternehmenskommunikation schon
Regel dem Medientenor (Kepplinger 2009, S. 657) deshalb nicht akzeptieren, weil sie selbst z. B. aus
und werden auch in ihren Meinungen merklich eigenem Erleben oder von dem Kollegenkreis um
beeinflusst (Kepplinger 2009, S. 695). Medien be- das tatsächliche Betriebsgeschehen wissen bzw. zu
einflussen also nicht nur, worüber Menschen spre- wissen glauben (u. a. Frauenholz 2009).
chen, sondern auch die Meinungen bzw. Einstel- In der Konsequenz ist es conditio sine qua non
lungen, die dabei zutage treten. für die interne Unternehmenskommunikation,
Auch wenn die genannten Erkenntnisse auf bei den internen Nutzern ihrer Medien eine hohe
Untersuchungen redaktioneller Massenmedien zu- Glaubwürdigkeit zu erreichen. Hierfür dürfen die
rückgehen, wird für die Medien der internen Unter- Darstellung des Unternehmens und der handeln-
nehmenskommunikation gern eine vergleichbare den Führungskräfte nicht zu weit von den subjekti-
Wirkung unterstellt (u. a. Heger 2005, S. 84). ven Erfahrungen der Mitarbeiter abweichen. Diese
Allzu leichtfertig jedoch darf diese Schlussfol- Erkenntnis steht oft im Widerspruch zum Wunsch
gerung nicht vorgenommen werden. Während re- der Unternehmensführung, die in den internen
daktionelle Massenmedien als mehr oder weniger Medien meist vordringlich positive Selbstdarstel-
neutral gegenüber den Unternehmen, über die sie lungen platziert sehen will und kritische Themen
8 Kapitel 1 • Grundlagen der internen Unternehmenskommunikation
gern negiert. Diesem Desiderat darf die interne Bereitschaft, herauszuarbeiten, welche Anreize im
1 Unternehmenskommunikation jedoch nicht nach- Einzelfall zu dem gewünschten Verhalten der Mit-
geben. Andernfalls muss sie nicht nur mit einer arbeiter beitragen können.
distanziert-kritischen Haltung ihrer Adressaten
gegenüber ihrer Berichterstattung rechnen, son-
dern im Extremfall damit, dass die Mitarbeiter die 1.3 Kommunikationsziele der
Nutzung der internen Medienangebote weitgehend internen Unternehmenskommu-
bis vollständig verweigern. nikation
Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die
Medienwirkung nicht losgelöst von sozialen Inter- In 7 Abschn. 1.1 wurde bereits ausgeführt, dass die
aktionen betrachtet werden kann: Neben den Me- interne Unternehmenskommunikation eine Unter-
dien selbst beeinflussen sogenannte Meinungsfüh- nehmensfunktion darstellt, die das Unternehmen
rer (Opinion Leader) den Wissensstand (Image) bei der Erreichung seiner Ziele unterstützt: Infor-
und die Einstellungen der Menschen in ihrem mation ist kein Selbstzweck. Da die Erreichung
jeweiligen sozialen Umfeld (Lazarsfeld et al. 1944, der Unternehmensziele in der Regel durch die
S. 49 ff.; Katz und Lazarsfeld 1955, S. 54 ff., 138 ff.; Mitarbeiter geleistet wird, folgt also für die inter-
Robinson 1976). ne Unternehmenskommunikation das überge-
Was für die Gesellschaft als Ganzes beobachtet ordnete Ziel, das Mitarbeiterverhalten zu beein-
wurde, gilt auch für Unternehmen: Über informa- flussen – und zwar dergestalt, dass das bewirkte
le Netze verbreiten sich Informationen und ihre Verhalten die Erreichung der Unternehmensziele
Interpretationen ausgehend von unternehmens- fördert. Neben der Erfüllung gegebener Informa-
internen Meinungsführern. In der Praxis spricht tionspflichten werden Inhalte und Aktivitäten der
man hier von Flurfunk. internen Unternehmenskommunikation also im
Eine gut aufgestellte interne Unternehmens- Wesentlichen der Frage folgen: Was soll dadurch
kommunikation weiß um diese informellen Kno- bei wem erreicht werden bzw. welches Verhalten
tenpunkte der Informationsverbreitung, d. h. die soll letztlich dadurch bewirkt werden und wie passt
internen Netze, und nutzt diese gezielt, sei es direkt dies zu den gegebenen Unternehmenszielen?
in Form von Programmen oder auf informellen Diese Frage wirkt als Filter: In der intern ver-
Wegen, um einerseits Informationen aus der Orga- fügbaren Flut von Daten, Informationen und The-
nisation zu gewinnen oder andererseits Botschaf- men werden auf diese Weise diejenigen Aspekte
ten in die Organisation zu »streuen«. Für die Ana- offenbar, die bezogen auf die Unternehmensziele
lyse interner Netze halten die Soziologie und die und die internen Zielgruppen besonders relevant
Organisationsforschung ein geeignetes Instrumen- sind. Vordringlich diese Themen werden in der
tarium bereit (vgl. einführend z. B. Holzer 2005). Folge aufbereitet und über die internen Kommu-
Einschränkend muss jedoch auch erwähnt wer- nikationskanäle gegenüber den jeweils relevanten
den, dass sich die Grenzen der Wirkung der inter- internen Zielgruppen adressiert.
nen Unternehmenskommunikation auch aus der Dabei endet die Verantwortung explizit nicht
unterschiedlichen Mitarbeiterbindung ergeben: mit der Informationsübermittlung, sondern um-
Nicht für alle Menschen ist der Beruf gleich Be- fasst auch die aktive Förderung der Erreichung der
rufung, sondern häufig auch nur ein Job, der allein gesetzten Unternehmensziele mit den der Kom-
dem Gelderwerb dient. Auf die allgemein eher re- munikation zur Verfügung stehenden Mittel und
lativ gering ausgeprägte Mitarbeiterbindung wur- Instrumente.
de im vorherigen Abschnitt bereits eingegangen. Zur Illustration: Findet eine Brandschutzübung
In solchen Fällen bleiben Instrumente, wie eine statt, erschöpft sich die Verantwortung der inter-
Unternehmensvision, die Vermittlung des Unter- nen Unternehmenskommunikation nicht darin,
nehmenszwecks bzw. des Sinns der Arbeit, ohne die Mitarbeiter lediglich darüber in Kenntnis zu
besondere motivationale Wirkung. Hier ist prag- setzen. Sie muss vielmehr auch das im Rahmen
matischer Realismus ebenso angebracht wie die der Brandschutzübung vom Einzelnen verlangte
1.3 • Kommunikationsziele der internen Unternehmenskommunikation
9 1
erhalten vermitteln und gegebenenfalls fördern.
V
Steht ein interner Veränderungsprozess bevor, gilt direkter Pfad d.
Verhalten
Beeinflussung
es nicht lediglich zu beschreiben, was wann ge-
schieht, sondern ebenfalls Orientierung für das ge-
wünschte Verhalten des Einzelnen zu geben. Und: Einstellungen
Beeinflussung
geführt, ist dies nicht lediglich mitzuteilen und um
Image
Akzeptanz zu werben, sondern es gilt, Maßnahmen
für die interne Unternehmenskommunikation ab-
zuleiten, welche die nachhaltige Übersetzung der
Anker (Marke, Schlagwort) )1
gefällig formulierten Desiderate in das beabsichtig- )1
inkl. Awareness
te individuelle Verhalten fördern.
Wie eine solche Verhaltensbeeinflussung ge-
nerell erreicht werden kann, verdeutlicht die so- . Abb. 1.3 Illustration der sozialpsychologischen Wert-
zialpsychologische Wertschöpfungskette der Mar- schöpfungskette der Marketingkommunikation. (Nach
Ullrich 2014, S. 20)
ketingkommunikation (u. a. Ullrich 2013), die in
. Abb. 1.3 illustriert ist.
Verhalten kann grundsätzlich direkt oder indi- direkten Verhaltensbeeinflussung: In vielen Situa-
rekt beeinflusst werden. Die direkte Verhaltensbe- tionen besteht ein mehr oder minder großer Inter-
einflussung ruft ein vorhandenes Verhaltensreper- pretationsspielraum, den der Mitarbeiter selbst mit
toire ab. Zur Illustration: Reichen wir in unserem der richtigen Verhaltensweise füllen muss.
Kulturkreis jemandem die Hand und sagen »Guten In beiden Fällen ist der indirekte Pfad der Ver-
Tag«, wird in aller Regel unser Gegenüber auf die- haltensbeeinflussung der geeignete Ansatz. Den
selbe Art antworten – es besteht ein leicht abruf- Ausgangspunkt bildet ein Imageanker, etwa eine
bares Verhaltensrepertoire. Marke, ein Schlagwort oder ein Themenfeld. Ist
Darüber hinaus kann etwa durch Bitte, An- dieser in den Köpfen der Zielgruppe noch nicht ver-
weisung oder die eigene Handlungsweise das Ver- ankert, muss er zunächst bekannt gemacht werden,
halten eines Dritten direkt beeinflusst werden. damit er sich im Gehirn der internen Zielgruppe
Entsprechend könnte die interne Unternehmens- verfängt und festigt. An diesen Anker können nun
kommunikation über die ihr zur Verfügung ste- Informationen »angedockt« bzw. »gelernt« werden.
henden Kanäle und Maßnahmen an vorhandene Es entsteht das sogenannte Image zu diesem Anker,
Verhaltensroutinen erinnern, diese aktivieren so- also die Summe der Eindrücke und Informationen,
wie Anweisungen übergeordneter Stellen schlicht die jemand bezogen auf diesen Anker hat. Diese
in eineindeutiger Form verbreiten. Eindrücke und Informationen sammeln sich ers-
Ist hingegen bei der Zielgruppe eine bestimmte, tens aus individuellen Erfahrungen und individu-
gewünschte Verhaltensroutine nicht etabliert, muss ell erworbenem Wissen bezogen auf diesen Anker
diese durch den indirekten Pfad der Verhaltens- sowie zweitens aus der Reputation des Ankers, das
beeinflussung eingeführt werden: Das gewünschte heißt der öffentlichen wertenden Thematisierung
Verhalten muss erlernt werden. Häufig kann dies von Aspekten des Images, das Dritte bezogen auf
durch Erkenntnisgewinn erreicht werden. In ande- diesen Anker haben, also aus den Berichten Dritter
ren Fällen ist hingegen ein mehr oder weniger um- über ihre Erfahrungen und ihr Wissen bezogen auf
fassendes Training erforderlich. diesen Anker.
Wie die Metapher von der Rudermannschaft Ein Beispiel: In einem Unternehmen wird ein
auf stillem See als Paradigma der beruflichen Programm zur Verbesserung der abteilungsüber-
Vergangenheit und dem Kajak-Paddler im Wild- greifenden Zusammenarbeit initiiert. Als Anker er-
wasser als Paradigma der beruflichen Gegenwart hält es den Namen »We Collaborate«, der in Form
im 7 Abschn. 1.1 verdeutlichte, bietet das heutige eines schönen Logos ausgestaltet und intern über
Berufsleben nur unzureichende Möglichkeiten der Newsletter, Poster etc. bekannt gemacht wird. Die
10 Kapitel 1 • Grundlagen der internen Unternehmenskommunikation
aus den Maßnahmen der internen Unternehmens- Nachteile relativieren oder marginalisieren? Wel-
1 kommunikation rund um dieses Programm von che Vorteile stehen diesen gegenüber? Für wen?
Programmmitarbeitern gewonnenen Informatio- Wie lassen sich diese aufwerten?
nen sowie die persönlichen Eindrücke aus der Teil- Hier wird deutlich, dass geeignete Antworten
nahme an Programmworkshops bilden gemeinsam auf diese Fragen nur dann zu finden sind, wenn
mit dem, was Kollegen über das Programm und ein fundiertes Bild der internen Zielgruppe, ihrer
ihre Erfahrungen mit diesem berichtet haben, bei Persönlichkeit und Werte bekannt sind. Im prak-
dem einzelnen Mitarbeiter sein subjektives Image tischen internen Kommunikationsmanagement
über dieses Programm und das dahinter stehende steht dabei in der Regel nicht der einzelne Mit-
Thema. arbeiter im Mittelpunkt, sondern begründete An-
Ausgehend von diesem Image sowie seiner in- nahmen über Charakteristika und Werte der über-
dividuellen Persönlichkeit und seinen Werten, bil- wiegenden Mehrheit im jeweils betrachteten Ziel-
det der einzelne Mitarbeiter seine Einstellung, d. h. gruppensegment.
sein Urteil, zu diesem Anker, in unserem Beispiel Es ist also eine Ableitung der einzelnen Kom-
zu dem Programm »We Collaborate«. munikationsziele für die interne Unternehmens-
Die Einstellungen bilden als Verhaltensdisposi- kommunikation nur vor dem Hintergrund sowohl
tionen Vorprägungen für künftiges Verhalten. In einer konkreten Vorstellung des Zielzustandes
unserem Beispiel wird also die Einstellung, die ein (z. B. gewünschtes Verhalten) als auch einer hin-
Mitarbeiter gegenüber dem Programm »We Col- reichend detaillierten Kenntnis der internen Ziel-
laborate« und dem dahinter stehenden Thema der gruppen sinnvoll möglich.
abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit hat, Neben der Sicherstellung der Erfüllung etwai-
sein Verhalten gegenüber dem Programm und in ger Veröffentlichungs- bzw. Informationspflichten
der eigenen Zusammenarbeit mit anderen Abtei- können die Ziele der internen Unternehmenskom-
lungen ganz wesentlich bestimmen. Seine Einstel- munikation unter Berücksichtigung der Unterneh-
lungen prägen also vor, ob er die abteilungsüber- mensziele und bezogen auf die einzelnen internen
greifende Zusammenarbeit propagieren, fördern Zielgruppen (7 Abschn. 1.4) also sein:
und selbst leben oder eher blockieren wird. 1. die Steigerung der Bekanntheit von Informa-
Sollen sich Mitarbeiter in einer bestimmten tionen, eines Themas, eines Sachverhalts, einer
Situation auf eine bestimmte Weise verhalten, Person etc.,
müssen sie also entsprechend eingestellt sein. Um 2. die Beeinflussung von Images bezogen auf ein
Einstellungen zu verändern, ergeben sich aus dem Thema, einen Sachverhalt, eine Person etc.,
Gesagten zwei denkbare Ansatzpunkte: erstens 3. die Beeinflussung von Einstellungen, etwa der
das Image, dass jemand zu einer Sache hat, sowie Auf- oder Abbau von (Vor-)Urteilen bezogen
zweitens seine Persönlichkeit und seine Werte. auf ein Thema, einen Sachverhalt, eine Person
Die Erfahrung zeigt, dass sich die Persönlichkeit etc.,
und die Werte einer Person kaum oder nur schwer, 4. die Beeinflussung oder Auslösung von Verhal-
d. h. langsam und mit erheblichem Aufwand, än- ten.
dern lassen. Hingegen lässt sich das Image, das je-
mand von einer Sache hat, vergleichsweise leicht Dabei ist es sinnvoll, die jeweiligen Ziele konkret,
verändern. Damit bildet Letzteres für die interne d. h. nach Möglichkeit messbar, zu formulieren,
Unternehmenskommunikation den zentralen An- um die Wirkung der ergriffenen Kommunikations-
satzpunkt für die indirekte Einwirkung auf das Mit- maßnahmen beurteilen sowie den Zielerreichungs-
arbeiterverhalten. grad nachhalten zu können. Nur so ist eine Steue-
In unserem Beispiel würde man also versuchen, rung der internen Kommunikationsaktivitäten
dem Thema der abteilungsübergreifenden Zusam- möglich und nur so kann der Nachweis der Wirk-
menarbeit ein positives Bild (Image) zu geben: Was samkeit des ergriffenen Kommunikationsmanage-
ist daran gut? Für wen? Welche Nachteile ergeben ments, etwa gegenüber der Unternehmensleitung,
sich gegebenenfalls? Für wen? Wie lassen sich die erbracht werden.
1.4 • Zielgruppen der internen Unternehmenskommunikation
11 1
1.4 Zielgruppen der internen 3. Mitarbeiter sonstiger klinischer Funktionen,
Unternehmenskommunikation etwa Hebammen oder Wissenschaftler im
diagnostischen oder therapeutischen Bereich,
Im Rahmen der Beschäftigung mit den internen z. B. Chemiker, Laboranten, Physiker, Biolo-
Zielgruppen werden diese in Segmente gegliedert gen, Diätassistenten etc.
und ihnen geeignete Kommunikationsziele sowie 4. Mitarbeiter der Verwaltung, vom Zentral-
Kommunikationsmaßnahmen zugeordnet. Interne empfang über den Telefondienst bis hin zu
Zielgruppen sind Gruppen von Mitarbeitern, die den klassischen Supportfunktionen Personal,
von der internen Unternehmenskommunikation Finanzen, IT, Logistik etc.
erreicht werden sollen. In Anlehnung an die Mar- 5. Mitarbeiter der sonstigen internen Dienste,
ketingkommunikation (Ullrich 2013, S. 36) ließen vom Apothekenpersonal über Hausmeister,
sich diese jeweils bezogen auf eine Maßnahme sonstige technische Dienste, Reinigungskräf-
weiter in die Kernzielgruppe, also jene Zielgrup- te, interne Kuriere, Hof- und Gartenarbeiter,
pe, die durch die betreffende Maßnahme mög- Wäscherei und Nähstube, intern angestelltes
lichst vollständig erreicht werden soll, und in die Sicherheitspersonal etc.
erweiterte Zielgruppe, für welche die Maßnahme 6. vor Ort tätige Externe, Seelsorger, Grüne
im Kern nicht entwickelt oder durchgeführt wurde, Damen, aber auch Mitarbeiter externer Reini-
die jedoch sinnfällig durch die Maßnahme erreicht gungsfirmen, extern betriebener Gastronomie,
werden kann, ohne dass damit besonderer Mehr- externe Sicherheitsdienste, im Haus tätige
aufwand verbunden ist, gliedern. externe Berater, Techniker, Handwerker, Bau-
Zur Illustration ließe sich das Beispiel der Mit- arbeiter, Architekten etc.
arbeiterzeitung anführen. Die Mitarbeiterzeitung
richtet sich an die festangestellten Mitarbeiter eines Obwohl bereits sechs interne Zielgruppen unter-
Unternehmens. Sie sind die Kernzielgruppe der schieden wurden, erscheint die Liste unvollständig.
Maßnahme »Mitarbeiterzeitung«. Für sie sind die Zum einen spiegelt sie die Vielfalt der Berufe bzw.
Themen und Inhalte ausgewählt und aufbereitet. Tätigkeitsfelder, die sich in einem Krankenhaus fin-
Für die gehobenen und höheren Führungskräfte den, nur unzureichend wider; so weist etwa die An-
würde die Mitarbeiterzeitung nicht aufgelegt und lage 4 der Krankenhaus-Buchführungsverordnung
entwickelt werden. Dennoch ist es sinnfällig, durch (KHBV 2012) mehr als 100 verschiedene Berufe
die geringen Mehrkosten einer erhöhten Auflage bzw. Funktionen aus – die Unterscheidung zwi-
und erweiterten Distribution die Mitarbeiterzei- schen verschiedenen Fachkliniken wird dabei noch
tung auch den Führungskräften zuzuleiten. Sie bil- nicht berücksichtigt. Zum anderen vernachlässigt
den die erweiterte Zielgruppe. diese einfache Gliederung die für das praktische in-
In der Praxis ist die Strukturierung der internen terne Kommunikationsmanagement sehr relevante
Zielgruppensegmente eine komplexe Aufgabe, die Betrachtung verschiedener Hierarchieebenen. Wie
situativ immer wieder Anpassungen erfordert. . Tab. 1.1 exemplarisch illustriert, kann bereits in
Betrachtet man beispielsweise ein Krankenhaus einer mittelgroßen Klinik eine Vielzahl von nach
mittlerer Größe, lassen sich in erster Näherung Hierarchiestufen segmentierbaren internen Ziel-
grob sechs interne Zielgruppen unterscheiden:1 gruppen entstehen, die jeweils unterschiedliche
1. Mitarbeiter des medizinischen Dienstes, also Verantwortung, Wissensstände und Informations-
Ärzte im weitesten Sinne bedürfnisse aufweisen.
2. Mitarbeiter des pflegerischen Bereiches, also Doch auch differenzierte Betrachtungen nach
der Pflegedienst im weitesten Sinne Funktion und Hierarchie sind nicht immer ziel-
führend oder hinreichend. So können je nach Fall
1 Der Betriebsrat bzw. Personalrat stellt hingegen zwar auch räumliche Kriterien (z. B. alle Mitarbeiter
eine relevante Anspruchs- und Dialoggruppe für die
am Standort Köln oder in Gebäude 3b etc.), nach
Unternehmensleitung, die Personalabteilung und ggf.
gegenüber einzelnen Führungskräften dar, ist jedoch
zeitlichen Kriterien (z. B. Mitarbeiter der Schicht
keine klassische, separate Zielgruppe für die interne 1, 2 bzw. 3; Teilzeitarbeiter etc.) sowie, je nach be-
Unternehmenskommunikation. sonderer Situation, spontan zu bildende interne
12 Kapitel 1 • Grundlagen der internen Unternehmenskommunikation
. Tab. 1.1 Exemplarische Darstellung der Hierarchiestufen (Auswahl) in einem mittelgroßen Krankenhaus in den
1 drei Kernbereichen des medizinischen, pflegerischen und Verwaltungsdienstes
Cluster C
Cluster D
»minimaler Aufwand«
»interesse befriedigen, durch verhältnismäßige Methoden identifizierbar,
ggf. gezielt aktivieren«
sowie zugänglich, d. h. über (bekannte/vorhande-
ne) Instrumente der internen Unternehmenskom-
niedrig hoch munikation erreichbar sein (Ullrich 2013, S. 36.).
Interesse an den zu den Zielen gehörenden Themen Führt die Segmentierung der internen Ziel-
gruppen letztlich dennoch zu mehr Segmenten, als
. Abb. 1.4 Illustration zur Einfluss-Interesse-Matrix. durch die Arbeit der internen Unternehmenskom-
(Eigene Darstellung in leichter Anlehnung an Ackermann munikation sinnvoll bewältigt werden kann, lässt
und Eden 2011, S. 183) sich mit Hilfe von Methoden aus dem Stakeholder-
Management eine Priorisierung der Zielgruppen
ielgruppensegmente für die gezielte Ansprache
Z ableiten und dann entsprechend eine Gewichtung
zu unterscheiden sein. der Kommunikationsaktivitäten vornehmen.
Hier gibt es keine für jede Organisation gülti- Ein Ansatz hierfür kann die Einfluss-Interesse-
ge optimale Segmentierung. Deutlich ist aber, dass Matrix sein (. Abb. 1.4). Hier werden die internen
eine zu kleinteilige Gliederung sich praktisch in Zielgruppen bezogen auf die jeweiligen Unterneh-
den Kommunikationsaktivitäten nicht bewältigen mensziele danach eingeordnet, wie ausgeprägt ihr
lässt und eine zu grobe Bündelung ein wertschöp- Einfluss auf den Erfolg der Unternehmensziele ist
fendes internes Kommunikationsmanagement un- und wie groß ihr Interesse an dem Ziel bzw. den mit
möglich macht. diesem verknüpften Themen ist.
Sucht man den für den Einzelfall adäquaten An- Im Ergebnis ergeben sich vier Cluster: Die
satz der Segmentierung interner Zielgruppen, wird Zielgruppen in Cluster A (hoher Einfluss, hohes
1.5 • Instrumente der internen Unternehmenskommunikation
13 1
I nteresse) haben die höchste Relevanz und sind da- Darüber hinaus können auch interne Ausstel-
her in der Gewichtung der internen Kommunika- lungen, Ehrungen bzw. die Verleihung von Preisen
tionsaktivitäten zu priorisieren und insbesondere und Giveaways (Werbe-/Streuartikel) die Errei-
auch mit dialogorientierten Kommunikationsmaß- chung von Kommunikationszielen unterstützen
nahmen zu adressieren. Die Zielgruppen in Cluster und so im weiteren Sinne zu den Kommunikations-
B (hoher Einfluss, geringes Interesse) bilden dann instrumenten gezählt werden.
die zweite Priorität. Es gilt, sie regelmäßig infor- Für den Kommunikator stellt sich dann in der
miert zu halten. Die dritte Priorität erhalten die Praxis die Frage, für welches Thema bzw. für welche
Zielgruppen in Cluster C (geringer Einfluss, hohes Botschaft welche internen Kommunikationskanäle
Interesse), bei denen es vorwiegend darum geht, ihr geeignet sind. Dafür sind weitere Eigenschaften der
Informationsbedürfnis zu befriedigen. Den letzt- Instrumente zu betrachten. Zum einen lassen sich
lich minimalen Aufwand erhalten die Zielgruppen Kommunikationsmedien danach unterscheiden,
in Cluster D (geringer Einfluss, geringes Interesse). ob sie Push-Medien sind, d. h. Medien, bei denen
Für sie sind die regulären Instrumente der internen im Wesentlichen der Absender über den Zeitpunkt
Unternehmenskommunikation hinreichend. entscheidet, wann diese die betreffenden Zielgrup-
Wenn es um die Betrachtung der internen Ziel- pen erreichen. Die betreffenden Zielgruppen wer-
gruppen geht, ist es ungewöhnlich, jedoch durch- den also durch diese Medien in ihrem normalen
aus ein sinnvoller Gedanke, auch die Patienten ins Arbeitsrhythmus ungefragt erreicht bzw. »gestört«.
Kalkül zu ziehen. Traditionell sind Patienten aus Hierzu zählen etwa Poster, E-Mails, aktiv verteil-
Sicht des Klinikmarketings eine externe Zielgrup- te Handzettel, Flyer, Lautsprecherdurchsagen etc.
pe (Brandstädter et al. 2013). Andererseits sind sie, Hingegen werden Pull-Medien von den betreffen-
insbesondere, wenn sie längere Zeit in der Klinik den Zielgruppen selbst nachgefragt: Der Einzelne
verweilen, in gewisser Weise »Teil des Kranken- überlegt sich, was er wissen will bzw. woran er in-
hausbetriebs« und können bzw. sollten entspre- teressiert ist, und nimmt entsprechende Medien-
chend betrachtet werden. Was sollten sie wissen? angebote an oder nicht. Beispiele hierfür sind etwa
Welches Verhalten wird von ihnen erwartet? Wie Hintergrundinformationen im Intranet, digitale
bzw. durch welche Maßnahmen und Kommunika- Datenbanken, Veranstaltungsformate mit freiwilli-
tionsinstrumente kann dies unterstützt werden? ger Teilnahme etc. Bei Push-Medien werden also
Informationen seitens des Unternehmens an die
»passiven« internen Zielgruppen »gedrückt«, wäh-
1.5 Instrumente der internen rend bei Pull-Medien Mitarbeiters sich zeitlich und
Unternehmenskommunikation voneinander unabhängig Informationen »ziehen«.
Entsprechend ist die Wahl von Push-Medien im-
Um die Kommunikationsziele der internen Unter- mer dann angezeigt, wenn es darum geht, sicher-
nehmenskommunikation zu erreichen, steht ihr zustellen, dass die breite Mitarbeiterschaft oder be-
eine Vielzahl von Kommunikationsinstrumenten stimmte interne Zielgruppen zu einem bestimmten
zur Verfügung. Diese werden auch als interne Zeitpunkt über eine gewisse Information verfügen,
Kommunikationskanäle oder interne Kommuni- während die Wahl von Pull-Medien dann zu be-
kationsmedien bezeichnet. Je nach Charakteristi- vorzugen ist, wenn die zu vermittelnde Informa-
kum des Mediums kann man diese ganz allgemein tion zeitlich unkritisch und vor dem Hintergrund
gliedern als Printmedien, zum Beispiel Aushänge des Umfangs der Informationen nicht absehbar ist,
am schwarzen Brett oder die Mitarbeiterzeitung, als welche Mitarbeitergruppen welche Teile dieser In-
digitale Medien, etwa das Intranet oder interne E- formationen benötigen.
Mails, und als persönliche Kommunikation, etwa Darüber hinaus lassen sich Medien danach
Vorträge auf Betriebsversammlungen oder Work- unterscheiden, ob sie eher monologorientiert
shops. In . Tab. 1.2 ist eine Auswahl der Instru- geprägt oder eher dialogorientiert sind. Mono-
mente der internen Unternehmenskommunikation logorientierte Medien dienen im Wesentlichen
zusammengestellt. der Einwegkommunikation: Sie sind dann zu
14 Kapitel 1 • Grundlagen der internen Unternehmenskommunikation
etc. etc.
Informationstafeln/Hinweisschilder Videokonferenz
Jubiläumsschriften Intranet-Live-Chats
etc. etc.
. Abb. 1.6 Schema zur zielabhängigen Wahl der Kommunikationsinstrumente. (Nach Ullrich 2014, S. 20)
zum Beispiel Poster oder Lautsprecherdurchsagen Sollen hingegen in größerem Umfang Informa-
monologorientierte Push-Medien darstellen, bildet tionen vermittelt werden (Gestaltung von Images),
ein Vorstands-Chat im Intranet ein eher dialog- sind Medien erforderlich, mit denen sich die in-
orientiertes Pull-Medium. Natürlich können die ternen Zielgruppen inhaltlich auseinandersetzen
Medien durch ihre konkrete Ausgestaltung einen und die hinreichenden Raum für die Aufbereitung
jeweils etwas anderen Charakter erhalten. Das tra- der Informationen bieten. Hier ist etwa an die
ditionelle Pull-Medium Intranet kann dadurch »ge- Mitarbeiterzeitung, Beiträge im Intranet, interne
pushed« werden, dass die Seite mit den aktuellen Newsletter, Flyer etc. zu denken.
internen Meldungen bei jedem Start des Compu- Geht es darum, bestehende Einstellungen zu
ters mit geladen und angezeigt wird. Traditionell verändern, muss das geeignete Medium neben
monologorientierte Vorträge lassen sich dadurch Raum und Möglichkeit einer differenzierten Über-
etwas dialogorientierter gestalten, dass etwa Zwi- zeugungsargumentation zudem eine hohe Glaub-
schenfragen zugelassen werden oder im Anschluss würdigkeit bzw. Vertrauenswürdigkeit bei den
eine Diskussionsrunde ergänzt wird. Auch Poster internen Zielgruppen aufweisen. Dies ist oftmals
könnten einen Freiraum für »Ihr Kommentar: …« nicht allein durch die Wahl der intern zur Verfü-
bieten. gung stehenden Instrumente hinreichend möglich.
Welche Eigenschaften der Kommunikations- Entsprechend muss hier zudem über das Medium
instrumente konkret gefordert sind, hängt letzt- Mensch nachgedacht werden: Wer wäre intern oder
lich von den Kommunikationszielen ab, wie sie gegebenenfalls auch extern der geeignete Absender,
in 7 Abschn. 1.3 anhand der sozialpsychologischen um die betreffenden internen Zielgruppen zu über-
Wirkungskette der Marketingkommunikation dar- zeugen? Was wäre dafür das richtige Format? Geht
gestellt wurden. Diesen Zielen sind in . Abb. 1.6 man einen Schritt weiter, so sind auch die externen
Anforderungen an geeignete Kommunikations- Medien, d. h. klassische redaktionelle Massenme-
instrumente sowie Beispielinstrumente zugeord- dien, wie Lokalzeitungen etc., Instrumente, über
net. Geht es vorwiegend darum, etwas bekannt zu die auch Mitarbeiter erreicht werden können. Sie
machen, sind vor allem Push-Medien mit hoher verfügen oftmals pauschal über eine höhere Glaub-
Reichweite in der betreffenden internen Zielgrup- würdigkeit als die Medien der internen Unterneh-
pe zu wählen. Dialogorientierte Elemente sind da- menskommunikation. Insofern ist es nicht unüb-
bei in der Regel nicht erforderlich. Hier wären also lich, bestimmte interne Themen auch über »die
zum Beispiel Poster, digitale Anzeigenformate im externe Bande zu spielen«.
Intranet (Banner) etc. geeignete Instrumente.
16 Kapitel 1 • Grundlagen der internen Unternehmenskommunikation
instrumente in ihrer zeitlichen und inhaltlichen Erfahrungen. Dies umfasst die Dokumentation
1 Ordnung festgelegt. In der Regel gibt die Kommu- und Bewertung von Erlebnissen in der Zusam-
nikationsstrategie auch Auskunft über die »Cam- menarbeit ebenso wie Reaktionen von internen
paign Idendity« (s. o.). Darüber hinaus hat sich Zielgruppen. Dieses Wissensmanagement bildet
eine Chancen- und Risikoanalyse bewährt. Sie eine wichtige Basis für die Gestaltung der nächsten
reflektiert verschiedene Verlaufsszenarien in der Kampagne sowie für das generelle interne Kommu-
Umsetzungsphase der Kommunikationsstrategie nikationsmanagement.
und nimmt mögliche Anpassungen der Kampagne
vorweg. Ist nicht absehbar, wie die internen Ziel-
gruppen auf die Kampagne – positiv wie negativ 1.7 Zur inhaltlichen Aufbereitung
– reagieren, werden also im Vorfeld Indikatoren von Themen
entwickelt, die hierüber Aufschluss geben, sowie
Kriterien abgeleitet, anhand derer sich bestimmen Wie in 7 Abschn. 1.2 gezeigt wurde, muss die inter-
lässt, unter welchen Gegebenheiten Abweichungen ne Unternehmenskommunikation in besonderer
von dem einmal gesetzten Kommunikationsplan Weise auf ihre eigene Glaubwürdigkeit achten, um
möglich oder notwendig sind, und je nach Situa- Akzeptanz und Wirkung zu erreichen. Hier hilft
tion unterschiedliche Ansätze zur weiteren Kam- es in der Praxis nur selten, wenn sie in ihrer Be-
pagnenführung definiert. richterstattung selbst Urteile zu einem Sachverhalt
Selbstverständlich müssen Kommunikations- verbreitet, insbesondere, wenn diese Urteile, einem
strategie und Maßnahmenplan in Relation zum Claqueur gleich, positiv ausfallen.
vorhandenen Budget entwickelt werden und sollen Alternativ zu solcher direkten Beurteilung
zudem Ansätze zur Evaluation umfassen. Letztere eines Sachverhalts lässt sich aus dem Werkzeugkas-
bestimmen, wann und über welche Methode die ten des Tendenzbetriebs die indirekte Beurteilung
intendierte Kampagnenwirkung während ihrer nutzbar machen, für die sich im Wesentlichen zwei
Laufzeit und im Anschluss gemessen wird. Mechanismen herausgebildet haben.
Den vierten Schritt bildet die eigentliche Um- Der erste Mechanismus besteht in der Ver-
setzung der Kampagne. Sie erfordert ein konse- breitung einer vermeintlichen Mehrheitsansicht
quentes Projektmanagement. Ferner gilt: Die Um- (Meinungsklima): Menschen neigen dazu, sich an
setzung ist nicht allein die Abarbeitung des einmal anderen Menschen zu orientieren und ihr eigenes
erstellten Plans, sondern auch die konsequente Ab- Verhalten von dem Verhalten anderer abhängig
laufsteuerung. Das heißt, die Wirkung der Maß- zu machen (u. a. Darley und Latané 1968) – ins-
nahmen muss kontinuierlich überprüft und die besondere dann, wenn diese in ihren Augen Vor-
weiteren Schritte hinterfragt werden: Sind Bot- bilder oder Autoritäten sind (u. a. Milgram 1963).
schaften vor dem Hintergrund aktueller interner Entsprechend wird durch die Auswahl und Art der
und gegebenenfalls auch externer Entwicklungen Darbietung von Statistiken und Befragungsergeb-
haltbar? Bedarf eine der internen Zielgruppen einer nissen sowie durch Interviews mit bewusst aus-
ergänzenden Maßnahme? Sind gegebenenfalls ein- gewählten Führungskräften und Mitarbeitern des
zelne Maßnahmen gar nicht mehr erforderlich? Unternehmens diejenige Ansicht verstärkt darge-
Den fünften und letzten Schritt bildet die ab- boten, die bei den internen Zielgruppen etabliert
schließende Evaluation. Nach Beendigung der werden soll.
Kampagne wird also die Zielerreichung anhand der Der zweite Mechanismus ist die Wahl des
definierten Kriterien ermittelt bzw. aufbereitet und Frames (Tversky und Kahneman 1986), d. h. der
gegenüber den originär formulierten Kommunika- Perspektive, aus der über einen Sachverhalt be-
tionszielen bewertet. Darüber hinaus sollen unter richtet wird. Zur Illustration: Über Gotcha lässt
Einbindung aller an der Kampagne beteiligten in- sich als »paramilitärische Kriegsübung« oder als
ternen Stellen sogenannte »Lessons Learned« ge- »Sport« berichten. Je nachdem, welcher der beiden
sichert werden, also die in Entwicklung und Um- Frames gewählt wird, werden bei den Rezipienten
setzung der Kampagne gemeinsam gesammelten vordringlich unterschiedliche Schemata aktiviert
1.8 • Evaluation der internen Unternehmenskommunikation
19 1
– z. B. eher »Bedrohung und Gewalt« oder eher tische Themen aufgreifen, die sich nach ihrer Ein-
»Spaß und Gesundheit«, was Einfluss auf die wei- schätzung lösen lassen und nach dem Willen der
tere Wahrnehmung und Beurteilung des Themas Geschäftsführung gelöst werden sollen, um nicht
sowie auf das Verhalten der betreffenden Zielgrup- nur Meinungen zu verändern, sondern auch die
pen hat. interne Wirklichkeit positiv verändern zu helfen.
Übertragen wir dies auf einen alltäglichen Fall:
Im Rahmen der Mitarbeiterbefragung wird fest-
gestellt, dass die Mitarbeiter einer Klinik weniger 1.8 Evaluation der internen
motiviert sind und ihren Arbeitsplatz und Arbeit- Unternehmenskommunikation
geber weniger schätzen, als dies im Benchmark,
d. h. im Vergleich mit anderen Kliniken, der Fall ist. Wie in den vorangegangenen Abschnitten heraus-
Unter anderem erhält die interne Unternehmens- gearbeitet, ist die interne Unternehmenskommuni-
kommunikation nun den Auftrag, hieran etwas zu kation ein Instrument, um bestimmte Unterneh-
ändern und eine entsprechende interne Kampagne mensziele zu erreichen: Bekanntheit soll gestei-
zu entwickeln. Je nachdem, welchen Frame sie für gert, Image gestaltet, Einstellungen verändert oder
das Thema wählt, sind unterschiedliche Wirkungen Verhalten beeinflusst bzw. ausgelöst werden. Um
zu erwarten. So würde etwa eine Kampagne unter Kommunikation sinnvoll zu planen, umzusetzen
dem Motto »Unser Klinikum als guter Arbeitge- und ihren Erfolg nachzuweisen, muss geklärt sein,
ber« auf ein traditionelles, eher konfliktbeladenes wie man feststellt, ob die Maßnahmen die beab-
Rollenverständnis abzielen: Der Arbeitgeber mit sichtigte Wirkung erreicht haben. Doch Evaluation
seinen Leistungsverpflichtungen auf der einen im weiteren Sinne geht über die Betrachtung der
Seite und auf der anderen Seite der Arbeitnehmer beabsichtigten und erreichten Kommunikations-
als Empfänger dieser Leistungen. Eine Kampa- wirkung hinaus. Sie untersucht und beurteilt auch
gne unter dem Motto »Unser Klinikum als guter die dafür eingesetzten Instrumente und die dafür
Arbeitsplatz« führt wahrscheinlich eher zu einer insgesamt verbrauchten Ressourcen etwa in Form
Versachlichung der Diskussion und einer größe- von aufgebrachter Arbeitszeit und verbrauchtem
ren Integration: Was macht einen guten Arbeits- Geldbudget.
platz aus? Was kann jeder Einzelne dazu beitragen, Wie für die externe Unternehmenskommu-
diesen aktiv und positiv zu gestalten – unabhängig nikation zahlreiche, vermeintlich ausgereifte und
davon, in welcher Abteilung er tätig ist oder welche allgemeingültig erscheinende Evaluations- und
Position er inne hat? Steuerungstools existieren, die die Steuerung des
Zum anderen wird die interne Unternehmens- Kommunikationsmanagements auf ein übersicht-
kommunikation versuchen, die Aufmerksamkeit liches »Cockpit« verdichten, so existieren solche
der Mitarbeiter stärker auf die Vorzüge hinzuleiten, Angebote auch für die interne Unternehmenskom-
also aus der Befragung und aus anderen Statistiken munikation. Ein vergleichsweise positiv zu beurtei-
vorwiegend solche Daten in der internen Bericht- lendes Beispiel ist der Index Interne Kommunika-
erstattung betonen, die die Vorzüge des Arbeit- tion (Pütz 2006, S. 34 ff.). Dennoch gilt für die
gebers widerspiegeln, und vor allem über solche meisten dieser Lösungen, dass sie nicht pauschal
Aspekte berichten, mit denen die Mitarbeiter zu- auf die spezifischen Anforderungen des Kommu-
frieden sind. Im Rahmen von Interviews wird sie in nikationsmanagements eines bestimmten Unter-
der Regel insbesondere solche Mitarbeiter zu Wort nehmens passen und entsprechend verändert oder
kommen lassen, die etwas Positives über ihren erweitert werden müssen.
Arbeitgeber zu sagen haben und ihren Arbeitsplatz Gleichzeitig ist mit solchen Systemen – gerade
schätzen, hingegen wahrscheinlich eher unterre- dann, wenn sie stark kennzahlbasiert sind – ein Ri-
präsentiert gemäßigt kritische Stimmen zulassen, siko verbunden: Zwar vermögen sie, eine gewisse
um ihre Glaubwürdigkeit nicht zu gefährden. Orientierung zu geben, täuschen jedoch gleich-
Darüber hinaus wird die interne Unterneh- zeitig eine Exaktheit und Steuerbarkeit vor, die so
menskommunikation auch selbst ausgewählte kri- tatsächlich nicht gegeben ist. Bis heute ist es nicht
20 Kapitel 1 • Grundlagen der internen Unternehmenskommunikation
. Tab. 1.3 Befragungsmethoden (Auswahl) und Aussagekraft hinsichtlich bestimmter Kommunikationsziele. (Nach
1 Ullrich 2013, S. 44)
B I E V
Conjoint-Analyse
Einstellungsmessung
Imagemessung
oder meist nur mit unverhältnismäßig aufwändi- Bewertung der Kommunikationsarbeit, sondern
gen Verfahren der empirischen Sozialforschung erlaubt bereits während einer laufenden Kampagne
(Befragung, Beobachtung, Experiment) möglich, oder Maßnahme Hinweise für deren Steuerung.
einen direkten Zusammenhang von einer einzel- Als Grundlage für die Ableitung des geeigneten,
nen Kommunikationsmaßnahme und der von ihr individuellen Evaluationssystems bietet sich der
ausgehenden Wirkung belastbar nachzuweisen. 2009 veröffentlichte DPRG/ICV-Bezugsrahmen
Wollte man etwa die Wirkung einer Kommunika- für das Kommunikationscontrolling an (DPRG
tionsmaßnahme auf die Bekanntheit, das Image, die 2011, S. 13), der in . Abb. 1.7 vereinfacht dargestellt
Einstellung gegenüber und das Verhalten hinsicht- ist. Er gliedert den Kommunikationsprozess nach
lich eines bestimmten Sachverhalts bestimmen, Input, Output, Outcome und Outflow. In den Be-
so müsste man gleich eine ganze Reihe von Befra- reichen Input und Output werden vor allem Auf-
gungsverfahren parallel anwenden (. Tab. 1.3). wand und Effizienz der Maßnahmendurchführung
Zudem findet Kommunikation nicht unter betrachtet (Budget, Prozesse, Arbeitsteilung etc.),
Laborbedingungen statt, sondern in einem nur während im Bereich Outcome die kommunikati-
bedingt bestimmbaren Kommunikationsumfeld. ven bzw. sozialpsychologischen Wirkungen und
Dieselbe Maßnahme mit demselben Thema kann schließlich im Bereich Outflow die ökonomischen
im Sommerloch andere Wirkungen entfalten als Wirkungen der Kommunikationsaktivitäten be-
etwa zu Zeiten, in denen Akkordarbeit angesagt ist trachtet werden.
oder eine Reorganisation stattfindet. Betrachtet man im Sinne eines Benchmarkings
Dennoch spricht dies keinesfalls gegen Eva- den monetären Input für die interne Unterneh-
luation und klares Wirkungsmonitoring, sondern menskommunikation in Unternehmen allgemein,
vielmehr für eine gewisse Pragmatik und Lang- zeigt sich ein wenig einheitliches Bild: Während
fristorientierung in diesem Thema. Der gewählte rund ein Fünftel mehr als 100.000 € für die interne
Ansatz der Evaluation muss erstens konkret auf Kommunikation jährlich als festen Budgetrahmen
die Kommunikationsziele (Wirkung), zweitens auf zur Verfügung hat, müssen sechzig Prozent mit
die Art der Maßnahme, drittens auf den Informa- rund 30.000 € und weniger pro Jahr zurechtkom-
tionsbedarf sowie viertens auf die operativen An- men; das verbleibende Fünftel liegt dazwischen
forderungen des Unternehmens ausgerichtet sein. (Dörfel und Vilsmeier 2013). Gleichzeitig muss aber
Hier kann es keine für alle Unternehmen und Situ- auch berücksichtigt werden, dass viele Maßnah-
ationen pauschal gültigen Lösungen geben. Zudem men der internen Kommunikation auch aus den
liefert eine gute Evaluation nicht nur eine ex post Budgets des Vorstandes bzw. der Geschäftsführung
1.9 • Organisatorische Aufstellung der internen Unternehmenskommunikation
21 1
Outflow
Outcome Wertschöpfung
. Abb. 1.7 Vereinfachte Darstellung des DPRG/ICV-Bezugsrahmen für das Kommunikationscontrolling. (In Anlehnung an
die DPRG 2011, S. 13)
sowie der Personalabteilung und den Budgets an- Verhältnis gesetzt, erhält man daraus eine Klick-
derer Fachabteilungen teilweise oder weitgehend rate von 1,2, was ein sehr geringer Wert ist: Jeder
kofinanziert werden. Besucher hat sich im Durchschnitt nur 1,2 Seiten
Betrachtet man die Dimension des Outcome, angesehen. Das Ergebnis kann viele Ursachen ha-
wird deutlich, dass nicht für jede einzelne Kommu- ben, über die sich letztlich nur spekulieren lässt.
nikationsmaßnahme der Aufwand für eine Befra- Erst die zusätzliche Berücksichtigung qualitativer
gung gerechtfertigt bzw. sinnvoll ist. Um dennoch Daten, die naturgemäß nicht repräsentativ sind,
eine gewisse Orientierung darüber zu erlangen, ob erlaubt den begründeten Rückschluss auf die vor-
mit der Maßnahme wahrscheinlich die intendierte dringliche Ursache und damit eine sinnvolle Hand-
Wirkung erreicht wurde, lassen Hilfsvariablen als lungsentscheidung über die Weiterentwicklung des
Indizien eine begründete Annahme zu. Dass diese Intranets.
jedoch nur eine äußerst begrenzte Aussagekraft auf
den unteren Stufen der sozialpsychologischen Wir-
kungskette der Marketingkommunikation haben, 1.9 Organisatorische Aufstellung
illustriert . Tab. 1.4 anschaulich. der internen Unternehmens-
Auch wenn im Einzelfall rechtliche Besonder- kommunikation
heiten und Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats
bzw. Personalrats erforderlich sind, etwa für diffe- Während in größeren Unternehmen die Aufgaben
renziertere Auswertungen von Nutzerstatistiken der internen Kommunikation in einer ebenso be-
des Intranets, rechtfertigt der Erkenntnisgewinn in zeichneten Abteilung gebündelt sind, werden sie in
der Regel diesen Aufwand. kleineren Unternehmen häufig von Mitarbeitern
Wie das Beispiel in . Abb. 1.8 deutlich macht, der externen Unternehmenskommunikation oder
kommt es bei der Evaluation auf die Zusammen- von Mitarbeitern der Personalabteilung übernom-
führung sowohl quantitativer als auch qualitativer men. Eine jüngere Befragung förderte zu Tage,
Daten an, um zur richtigen Entscheidung im Kom- dass weniger als zwei Fünftel der Unternehmen in
munikationsmanagement zu gelangen. Deutschland eine eigenständige Abteilung für die
Im Beispiel wird ein Intranet untersucht. Quan- interne Unternehmenskommunikation unterhalten
titativ zeigt sich, dass das Intranet im betrachteten (Dörfel und Vilsmeier 2013). Zwar steht eine ver-
Zeitraum von 1.000 Mitarbeitern besucht wurde, gleichbare, auf den Kliniksektor fokussierte Unter-
die insgesamt 1.200 Seiten angesehen haben. Ins suchung aus, jedoch kann aus Erfahrungswerten
22 Kapitel 1 • Grundlagen der internen Unternehmenskommunikation
. Tab. 1.4 Hilfsvariablen zur Maßnahmenevaluation (Auswahl). (In Anlehnung an Ullrich 2013, S. 46)
1
Maßnahmen Hilfsvariable zur Erfolgsbewertung Indiz für Wirkung auf…
B I E V
Aufenthaltsdauer
Informationen und
Datenerhebung Interpretation Entscheidung
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Kommentare aus Die Auszählung der zu lange Ladezeit als
Forumseinträgen/E-Mails: nichtrepräsentativen zentrales Problem
»baut sich zu langsam auf«; Rückmeldungen ergibt:
qualitativ
. Abb. 1.8 Illustration zur Relevanz des Zusammenspiels qualitativer und quantitativer Daten in der Evaluation. (Nach
Ullrich 2009, S. 7)
Literatur
23 1
unterstellt werden, dass die Situation dort nicht Rahmenbedingungen und Entscheidungen auf die
sehr viel »besser« ausfällt. verschiedenen Arbeitnehmergruppen einschätzen
In größeren Unternehmen, in denen sich meh- und entwickelt auf natürliche Weise ein eigenes In-
rere Mitarbeiter die Kommunikationsaufgaben teresse an der positiven Gestaltung des Themas. In
teilen, stellt sich hingegen regelmäßig die Frage, der Praxis ergeben sich hier zwei zentrale Heraus-
wie diese optimal zu organisieren sei. In der Praxis forderungen: Zum einen müssen die verschiedenen
stehen drei extreme Ansätze zueinander in Kon- Themen für die gemeinsame interne Agenda wie-
kurrenz: der kanalorientierte Ansatz, der zielgrup- der miteinander in Beziehung gesetzt werden (z. B.
penorientierte Ansatz und der themenorientierte Personal und Strategie), was, insbesondere infolge
Ansatz. der Tiefe der Themendurchdringung, einen erhöh-
Der kanalorientierte Ansatz weist Mitarbeitern ten Austausch der für die interne Kommunikation
der Unternehmenskommunikation einzelne Kom- verantwortlichen Mitarbeiter erfordert. Zum ande-
munikationskanäle zu: Mitarbeiter A kümmert ren müssen die stark auf Inhalte fokussierten Mit-
sich um das Mitarbeitermagazin, Mitarbeiter B arbeiter diese nun verschiedenen Zielgruppen über
kümmert sich um das Intranet etc. Der Vorteil ist verschiedene Kommunikationskanäle darbieten,
hier, dass die Mitarbeiter die Vorzüge und Mög- was in der Praxis häufig, je nach persönlicher Me-
lichkeiten der von ihnen verantworteten Kommu- dienaffinität des einzelnen Mitarbeiters, zu über die
nikationskanäle sehr gut kennen und auf effiziente Medien verschiedenen Ergebnisqualitäten führt.
Weise »technisch« wertige Produkte schaffen. Im Keiner dieser drei Ansätze wird sich in Rein-
Gegenzug leidet häufig die Qualität der inhaltli- form auf Dauer durchhalten lassen. Dennoch ist
chen Aufbereitung und vor allem die kanalüber- eine Organisation des Teams der internen Unter-
greifende Integration der Themen. nehmenskommunikation, die dem themenorien-
Der zielgruppenorientierte Ansatz weist Mit- tierten Ansatz den Schwerpunkt gibt, vorzuziehen.
arbeitern verschiedene Zielgruppen zu: Mitarbei- Diese Perspektive erlaubt nachhaltig, die Errei-
ter A kümmert sich um Führungskräfte und deren chung der Ziele des Unternehmens mit den der
Themen, Mitarbeiter B kümmert sich um die Mit- Kommunikation zur Verfügung stehenden Mitteln
arbeitergruppen in der Verwaltung etc. Der Vor- zu fördern.
teil dieses Ansatzes ist die besondere Nähe, welche
die interne Unternehmenskommunikation zu den
einzelnen Arbeitnehmergruppen entwickelt. Die Literatur
zentrale Herausforderung ist es hier, aus den so im
Team der internen Unternehmenskommunikation Ackermann F, Eden C (2011) Strategic management of
stakeholders. Theory and practice. Long Range Plan
geschaffenen Lagern bzw. Vertretern unterschied-
44:179–196
licher Interessen letztlich einen integrierenden An- Barrow S, Mosley R (2006) Internes Brand Management.
satz einer auf die übergeordneten Unternehmens- Wiley-VCH, Weinheim
ziele ausgerichteten internen Kommunikation zu Brandstädter M, Ullrich T, Haertel A (2013) Klinikmarketing
schaffen. mit Web 2.0. Kohlhammer, Stuttgart
Darley JM, Latané B (1968) Bystander intervention in
Der themenorientierte Ansatz identifiziert
emergencies: diffusion of responsibility. J Personal Soc
die großen Themenfelder im Unternehmen und Psychol 8:377–383
weist diese den Mitarbeitern fest zu: Mitarbeiter A Dörfel L, Vilsmeier G (2013) Trendmonitor interne Kommuni-
kümmert sich um Personalthemen, Mitarbeiter B kation 2013. SCM/DPRG, Berlin
kümmert sich um strategische Themen der Unter- DPRG (2011) Positionspapier Kommunikations-Controlling.
Deutsche Public Relations Gesellschaft, Berlin
nehmensführung etc. Der Vorteil dieses Ansatzes
Frauenholz A (2009) Die »ganze Welt« von Siemens?
liegt in der besonderen inhaltlichen Tiefe und Selbstdarstellungsstrategien des Unternehmens in der
langfristigen Orientierung, welche die Mitarbeiter Mitarbeiterzeitschrift SiemensWelt. In: Crijns R, Janich
mit diesen Themen verbinden. Der einzelne Kom- N (Hrsg) Interne Kommunikation von Unternehmen,
munikator kann schnell die Auswirkungen von 2. Aufl. VS/GWV, Wiesbaden, S 111–148
24 Kapitel 1 • Grundlagen der internen Unternehmenskommunikation
Funkhouser GR (1973) The issue of the sixties: an exploratory Ullrich TW (2008) Reflexionen zur Rolle der HR Kommunika-
2.3 Corporate TV – 36
2.5 Veranstaltungen – 49
2.5.1 Events – 50
2.5.2 Versammlungen – 52
2.5.3 Gremien – 52
2.5.4 Schulungs- und Bildungsveranstaltungen – 52
2.6 Mitarbeiterzeitschrift – 53
2.6.1 Themenwahl – 54
2.6.2 Formgebung – 58
2.6.3 Umsetzung – 64
Literatur – 74
2.1 Schwarzes Brett mehrere schwarze Bretter aushängen und die In-
halte synchronisiert werden müssen. In Kranken-
Sandra Grootz häusern beispielsweise ist es unzureichend, nur ein
2 schwarzes Brett in der Personalkantine zu montie-
ren. Auch im Verwaltungsbereich, über der Stem-
2.1.1 Das analoge schwarze Brett – peluhr, vor Aufenthaltsräumen oder Umkleideka-
der Klassiker binen sollten Anschlagtafeln zu finden sein – also
überall dort, wo Mitarbeitende gerade nicht bei der
Das analoge schwarze Brett ist das Basisinstrument Arbeit sind, auf eine Kollegin oder einen Kollegen
der internen Kommunikation (Georgsdorf 2010, warten und die Zeit nutzen möchten, um sich über
S. 52) und dient vorrangig der Bekanntmachung Neuigkeiten aus dem Haus zu informieren. Das ist
von Informationen.1 Da bei diesem Medium der die Chance für Kommunikationsverantwortliche,
Absender über den Zeitpunkt entscheidet, an dem diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Mul-
die Informationen die betreffenden Zielgruppen tiplikatoren in ihre Abteilungen zu entlassen, um
erreichen, ist das schwarze Brett als Push-Medium dort die Infos zu distribuieren. Darum sollten Sie
zu klassifizieren. Anders als Veranstaltungen und stets darauf achten, dass die Aushänge aktuell sind.
Gremientreffen ist es kein persönliches und dialo- Um die Aktualität für Mitarbeitende erkennbar zu
gisches Kommunikationstool, sondern unpersönli- machen, versehen Sie jede Information mit dem
cher und monologischer Natur. Es ist anzunehmen, Datum des Aushangtages. In den meisten Fällen
dass viele Unternehmen das schwarze Brett gerade bietet sich zudem an, eine Gültigkeitsdauer festzu-
deshalb eher stiefmütterlich behandeln: Vergilbte setzen, und den Aushang nach Ablauf wieder vom
Blätter, deren Inhalte längst überholt sind, sind kei- schwarzen Brett zu entfernen. Ein weiteres wichti-
ne Seltenheit. Dabei kann das schwarze Brett – rich- ges Kriterium ist das der Relevanz. Da das schwarze
tig genutzt und entsprechend gepflegt – Anschlag- Brett von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller
tafel und Aushängeschild zugleich sein und eine Berufsgruppen gelesen wird, müssen die Inhalte
positive Imagewirkung erzielen. Aktuelle Informa- von allgemeinem Interesse sein. Mögliche Themen
tionen stehen für Transparenz des Unternehmens, sind Auszeichnungen, Sicherheitshinweise, der
farbige und unbeschädigte Ausdrucke vermitteln Speiseplan der Personalkantine oder die Einladung
Wertigkeit der transportierten Inhalte. Um diese zur nächsten Mitarbeiterversammlung. Auch eine
Außenwirkung zu erzielen, bedarf es einer koordi- nachträgliche Zusammenfassung derselbigen ist
nierten und koordinierenden Pflege. Für die Praxis ein informatives Angebot für all diejenigen, die
bedeutet das: Das schwarze Brett sollte von zentra- nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnten.
ler Stelle aus, beispielsweise durch die Unterneh- Für alle Aushänge gilt: Beschränken Sie sich auf
menskommunikation, betreut und im Sinne einer das Wesentliche. Kennzeichnen Sie bei mehr als
Qualitätskontrolle in regelmäßigen Abständen ge- fünf Sätzen die Kernbotschaft, indem Sie sie farbig
sichtet werden. Wer etwas aushängen möchte, muss hervorheben, und legen Sie Wert auf klar formu-
sich beim Verantwortlichen zunächst eine Geneh- lierte, strukturierte Aussagen. Vermeiden Sie ver-
migung einholen – nur so lässt sich »Wildwuchs« klausulierte Sätze mit Fachbegriffen, die niemand
vermeiden. Ein Mehraufwand bei der Pflege ent- versteht – das sorgt allenfalls für Unmut, nicht aber
steht dann, wenn innerhalb eines Unternehmens für Begeisterung ob der Transparenz des Unter-
nehmens. Machen Sie die genannten Kriterien auch
1 Das schwarze Brett wird in diesem Kapitel nach der zur notwendigen Bedingung für Aushänge, die mit
Definition des Arbeitsrechts ausgerollt. Einer Defini- Bitte um Freigabe bei der zuständigen Abteilung
tion aus dem Bereich der Informatik zufolge versteht eingereicht werden.
man unter dem schwarzen Brett ein Bulletin Board, Darüber hinaus sollten Sie als Serviceleistung
also einen »Kommunikationsbereich in einem Netz
für Ihre Mitarbeitenden die Aushänge rubrizie-
(z. B. einem Intranet), auf dem Informationen von einer
Instanz abgelegt und von mehreren Benutzern gelesen ren, beispielsweise nach dienstlichen Terminen
werden können« (Springer Gabler Verlag). wie medizinischen Fortbildungen oder aktuellen
2.1 • Schwarzes Brett
27 2
Mitteilungen des Vorstands. Arbeiten Sie hierbei Mitarbeiter ein hohes Maß an Aufmerksamkeit
auch mit Eyecatchern: Laden Sie mit einem bunten und entspricht in weiten Teilen den Mediennut-
Plakat zum nächsten Mitarbeiterfest ein, machen zungsgewohnheiten. Zum anderen ermöglicht es
Sie mit einem Foto auf die neuen Termine zur Ge- eine enorm schnelle Kommunikation. Von jedem
sundheitsförderung aufmerksam. Wenn sich die Computer aus können sich autorisierte Personen
Möglichkeit bietet, arbeiten Sie mit Bildwelten aus anmelden, um die Inhalte flexibel und standortun-
Ihrem Haus: Das macht den Aushang umso au- abhängig auf allen Endgeräten zu verwalten: Mit
thentischer. nur einem Knopfdruck sind die digitalen Aushän-
Die bisher dargestellten möglichen Inhalte ziel- ge aktualisiert, es entstehen keine Zeitverzögerun-
ten auf Bekanntmachung aus. Das ist jedoch nicht gen. Ein weiterer Vorteil: Sie können Kriterien wie
der alleinige Zweck, den ein schwarzes Brett erfüllt: Aktualität und Gültigkeitsdauer über einen Timer
Es lässt sich auch für Dienstanweisungen und einer einstellen, sodass der Aushang am Ablaufdatum
damit intendierten Aufforderung zur Verhaltens- automatisch auf allen Endgeräten eliminiert wird.
änderung bei Ihren Mitarbeiterinnen und Mit- Zudem besteht die Möglichkeit, Inhalte über den
arbeitern nutzen (z. B. Rauchverbot in bestimmten Tag verteilt zu assimilieren: Der Speiseplan des Ta-
Bereichen, Fotografie-Verbot im gesamten Haus). ges kann beispielsweise nach Schließung der Kan-
Hierbei sollten Sie jedoch bedenken, dass die akti- tine offline gehen, dafür rücken dann die Abend-
ve Suche nach Informationen auf freiwilliger Basis veranstaltungen in den Fokus. Neben den gängigen
erfolgt und sie nicht alle Mitarbeitenden erreichen Informationen lassen sich über einen News-Ticker
werden. Wer eine Zeit lang keine aktuelle Info und/ auch topaktuelle News aus Ihrem Krankenhaus
oder Dienstanweisung zu verkünden hat, sollte das oder Meldungen aus dem Weltgeschehen sowie die
schwarze Brett dennoch nicht unbeachtet lassen. Wetterlage streamen. Muss ein Artikel oder ein Bild
Hängen Sie in diesem Fall beispielsweise die neu- kurzfristig ausgetauscht werden, ist auch das inner-
este Ausgabe beziehungsweise einzelne Artikel der halb weniger Minuten möglich.
Mitarbeiterzeitschrift als DIN A3-Ausdruck an das Um Informationen umgehend und gezielt ab-
schwarze Brett. Auch der Aushang des neuesten rufbar zu machen, bieten einige Hersteller mittler-
Gewinnspiels bietet sich an, um die Mitarbeiten- weile auch schwarze Bretter mit Touchscreens an.
den nicht nur zu informieren, sondern darüber Über eine Blätter- oder Verschiebefunktion wer-
hinaus zu integrieren und zu unterhalten. Dabei den die Display-Inhalte damit interaktiv abrufbar.
entsteht nebenbei auch ein Benefit für Kommu- Der Einsatz eines digitalen schwarzen Brettes spart
nikationsverantwortliche: Sie machen ihre Arbeit mangels Druckkosten auf Dauer nicht nur Geld,
sichtbar. sondern auch Zeit und damit verbundene Ressour-
cen. Dennoch: In erster Linie kommt es auf den
Content an. Sind die Inhalte nicht zielgruppen
2.1.2 Das digitale schwarze Brett – der orientiert verfasst, ist das schönste Gewand eine
Newcomer Fehlinvestition. Darum sollten auch bei digitalen
Aushängen die Kriterien erfüllt sein, die für das
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Digita- analoge schwarze Brett gelten. Ein Aspekt, der für
lisierung von Kommunikation ist auch mit Blick schwarze Bretter jeglicher Form von Bedeutung
auf das schwarze Brett ein Trend zu erkennen: In ist, ist die Tragweite der Informationen: Da das
vielen Schulen und öffentlichen Einrichtungen sind schwarze Brett an öffentlichen Orten für Patienten
analoge schwarze Bretter bereits passé; stattdessen und Besucher zugänglich ist, kommunizieren Sie
haben sich dort digitale schwarze Bretter als fester darüber keine Änderungen in der strategischen
Bestandteil der kommunikativen Arbeit etabliert. Ausrichtung, Personalwechsel oder Fusionen – für
Auch für die interne Kommunikation in Kranken- derlei Themen bieten sich andere Instrumente der
häusern bieten sie sich an: Zum einen schafft das internen Kommunikation an, die nicht ohne Weite-
digitale schwarze Brett für Mitarbeiterinnen und res von Externen eingesehen werden können.
28 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
175
2 150
132,1
139,4
Verschickte E–Mails in Milliarden
123,9
125
116,2
108,7
100
87,6 87,9 88,2 88,3 88,3
75
50
25
0
2014 2015 2016 2017 2018
Geschäftlich Privat
. Abb. 2.1 Schätzung zur Anzahl verschickter E-Mails privat vs. geschäftlich pro Tag von 2014 bis 2018. (Quelle: Das
Statistik-Portal 2014b)
Average Number of Emails Sent/Received per 121 126 131 136 140
2
Average Number of Emails Received 85 88 91 95 97
Average Number of Legitimate Emails 75 77 79 83 83
Average Number of Spam Emails 10 11 12 12 14
. Abb. 2.2 Geschäftliche E-Mails empfangen/gesendet pro Nutzer/pro Tag, 2014 bis 2018. (Quelle: The Radicati Group 2014)
Das neue Intranet ist auch eine Abkehr von alten Gewohnheiten – unseren Rundmails. Sie werden nur noch bei speziellen Ausnahmen verschickt. Wie aber werden die
verschiedenen Anliegen künftig kommuniziert? Das folgende Schema gibt Ihnen einen Überblick, sprechen Sie uns bei Bedarf an: kommunikation@ukaachen.de
Spezifizieren Sie Ihre Zielgruppe, wer muss von Ihrem Anliegen wissen? Alle, einzelne Berufsgruppen, spezielle Abteilungen oder ausgewählte Kollegen? Rundmails
werden nur noch in den Fällen verschickt, in denen die Informationen (1) kurzfristig (2) allen Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt werden müssen und (3) kein
anderer Kommunikationskanal dafür geeignet ist. Alle anderen Anliegen werden wie unten beschrieben kommuniziert.
Veranstaltung Ausfall oder Abwesenheit der Abteilungen Hinweise zu Arzneien Bau und Gesucht Dienstanweisung und Sonstiges: Notfall/
Änderung einer und Medizintechnik Parken und Verfahrens- – Probandensuche Systemausfall
gefunden
Veranstaltung anweisungen/recht- – Stellenbörse
liche Hinweise
Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
Pflegen Sie die Veranstaltung über Nutzen Sie den Outlook- Startseite Startseite Besuchen Dienstanweisungen Bitte nutzen Sie Bitte beachten: In
den Intranetbeauftragten Ihrer Abwesenheitsassistenten und Intranet und Intranet und Sie das finden Sie im Reiter für die Pro- Notfällen und bei
Abteilung ins Intranet ein. Wenn Sie den Anrufbeantworter. Geben Sie Information an Information Fundbüro: »Meine Uniklinik«; bandensuche das akutem
den/die Kollegen/in nicht kennen, im Vorfeld den jeweils direkt die betroffenen an die Eingangs- Verfahrensanwei- Intranet. Die Handlungsbedarf
melden Sie sich bitte per Mail bei: betroffenen Abteilungen per Mail Abteilungen und betroffenen bereich sungen und rechtliche Stellenbörse sind Rundmails
kommunikation@ukaachen.de Bescheid (→ Sekretariate). Auf der Leitungskräfte Abteilungen rechts Hinweise werden per finden Sie auf der nach wie vor
Dies gilt auch für Ausfall oder Startseite finden Sie in Bälde auf per Mail. und Leitungs- neben der Mail an die Leitungen Startseite mittig, möglich und
Änderung einer Veranstaltung. der rechten Seite einen Überblick kräfte per Rolltreppe oder via Startseite rechts. erwünscht!
über die abwesenden Mail. in der Nähe des Intranets über-
Abteilungen. Wenden Sie sich des Aufzugs mittelt.
bitte an den Intranetbeauftragten B4
Ihrer Abteilung.
. Abb. 2.3 Schema zur Kommunikation der Anliegen von Mitarbeitern am Beispiel der Uniklinik RWTH Aachen. (Quelle: Uniklinik RWTH Aachen)
2.2 • E-Mails und Newsletter
33 2
vor allem darin, dass alle Personen einer zuvor Für den Newsletter gilt ebenso wie für Publika-
ausgewählten Zielgruppe zum gleichen Zeitpunkt tionen aller Art die Kennzeichnungspflicht mit den
mit den identischen Informationen versorgt wer- relevanten Kontaktdaten wie Postadresse, Telefon-
den können – auch standortübergreifend. Darum nummer und E-Mail-Adresse (Kinter et al. 2009,
ist der Online-Newsletter insbesondere für Klinik- S. 220).
konzerne ein geeigneter Kommunikationskanal. Hinsichtlich der Thematik sollte je nach Ziel-
Wie hoch die Reichweite des Newsletters und gruppe unterschieden werden. Ein Newsletter für
der damit einhergehende Grad der Bekanntheit der alle Mitarbeiter kann Artikel zu verschiedenen
kommunizierten Inhalte ist, hängt maßgeblich von aktuellen Themen aus dem eigenen Unternehmen
der jeweiligen Zielgruppe ab: Sollen Führungskräf- enthalten. Aufgrund der Tatsache, dass bei einem
te zur Kommunikation strategischer Themen des Führungskräfte-Newsletter (als Beispiel siehe
Vorstands oder der Geschäftsführung adressiert . Abb. 2.4) der Vorstand oder die Geschäftsführung
werden, ist die Reichweite sehr hoch, da sie über als Absender fungiert, ist es ratsam, den Schwer-
einen Internetzugang verfügen. Handelt es sich bei punkt auf strategisch relevante Themen zu legen
der Zielgruppe um alle Mitarbeiter, ist die Reich- und Unterhaltungselemente unberücksichtigt zu
weite deutlich geringer, denn nicht alle Beschäftig- lassen. Zum einen bietet der Newsletter nicht so
ten eines Krankenhauses haben einen Zugang zum viel Platz wie ein Printmagazin, zum anderen soll-
Internet oder einen eigenen E-Mail-Account. Für te er im Hinblick auf die Zielgruppe eine gewisse
sie wäre eher die Printausgabe des Mitarbeiterma- Durchdringungstiefe aufweisen und das jeweilige
gazins das geeignete Medium. Thema von mehreren Seiten beleuchten. Diesem
Die Besonderheit des digitalen Newsletters Anspruch gerecht zu werden, sollte vor allem im In-
liegt darin, dass er vom Layout einer Printausga- teresse des Absenders, also des Vorstands oder der
be ähnelt und damit den üblichen Rezeptionsge- Geschäftsführung, liegen. Schließlich gehören die
wohnheiten der Leser entspricht (Kinter et al. 2009, Führungskräfte nach der Einfluss-Interesse-Mat-
S. 218). Allerdings ist er wesentlich aktueller als sein rix zum Cluster A: Sie haben hohen Einfluss und
analoges Pendant, lässt er sich doch mit nur einem ein hohes Interesse (siehe dazu 7 Kap. 1.4), tragen
Klick versenden. Im Gegensatz zu einer Printaus- viel Verantwortung und sind Wissensüberbringer.
gabe sollte der Online-Newsletter so kurz wie mög- Es wäre fatal, wenn sie über den Kurswechsel des
lich gehalten sein. Denn anders als ein Magazin, Vorstands aus den externen Medien oder von den
das man in den Händen hält, klicken sich die Leser eigenen Mitarbeitern erführen. Je umfangreicher
bei der Online-Ausgabe schnell durch die Inhal- und aktueller sich die Führungskräfte informiert
te. Je mehr Text vorhanden ist, desto weniger wird fühlen, desto eher lassen sie sich als Fürsprecher
er gelesen, darum sollten acht Einzelseiten in DIN gewinnen.
A4, die zur besseren Lesbarkeit auch als solche und Die Devise »Weniger ist mehr« gilt auch für den
nicht als Doppelseiten angelegt sind, das Maximum Inhalt der E-Mail selbst. Fassen Sie in zwei bis drei
sein. Zeilen den Kern des Themas zusammen, die vierte
Darüber hinaus empfiehlt es sich, den Newslet- Zeile einer Mail wird meistens schon nicht mehr
ter nicht mit großformatigen Bildern zu überfrach- (aufmerksam) gelesen. Auch ein aussagekräftiger
ten. Stattdessen bietet sich an, mithilfe von Hyper- Betreff kann hilfreich sein, um den Empfänger neu-
links auf eine im Intranet hinterlegte Fotogalerie, gierig zu machen. Ist der Empfängerkreis des On-
eine Datenbank, ein Video, eine Audiodatei oder line-Newsletters überschaubar, bietet sich zudem
eine Power-Point-Präsentation zu verweisen. Die eine persönliche Anrede in der E-Mail an (Kinter
Hyperlink-Funktion lässt sich bereits im Inhalts- et al. 2009, S. 218). Im Abschluss der E-Mail kön-
verzeichnis anwenden. Mit nur einem Klick ist der nen Sie um Feedback bitten, denn auch wenn der
Leser auf der entsprechenden Seite. Das erspart Newsletter vom Ansatz her eher monologisch ist,
ihm viel Zeit, die er ansonsten dafür aufbringen besteht die Möglichkeit, in Outlook mit nur einem
müsste, die entsprechende Textstelle im Dokument Klick auf »Antworten« zu reagieren und damit
aufzufinden. einen – wenn auch zunächst nur digitalen – D ialog
34 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
. Abb. 2.4 a und b Führungskräfte-Newsletter der Uniklinik RWTH Aachen zum Thema »Corporate Design Relaunch«.
(Quelle: Uniklinik RWTH Aachen)
2.2 • E-Mails und Newsletter
35 2
. Abb. 2.4 Fortsetzung
36 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
Fall gibt es genau zu diesem Termin nichts Unter- Sollten Sie nach der Beantwortung der voranste-
haltsames oder Strategisches zu berichten, zwei henden Fragen feststellen, dass Corporate TV für
Wochen nach dem Termin hingegen schon. Ihr Unternehmen keine Option ist, könnten Sie auf
2 Die wichtigste Voraussetzung zur Implementie- ein anderes modernes Medium wie Corporate Au-
rung von Corporate TV ist ein strategisch durch- dio ausweichen.11
dachtes Konzept. Ohne Ziel auf den fahrenden Zug
aufzuspringen, nur weil Bewegtbild momentan
Zusammenfassung: Corporate TV
im Trend liegt, würde nicht nur einen monetären
55 Monologisches Push-Medium (dialogisch
Schaden anrichten, sondern im schlimmsten Fall
bei Möglichkeit zur Kommentar-, Bewer-
auch zu einem Imageverlust bei den eigenen Mit-
tungs- und Verbreitungsfunktion)
arbeitern führen.
55 Reichweite ist von technischen Vorausset-
Bei der Erstellung eines Konzepts können fol-
zungen abhängig
gende Fragen hilfreich sein:
55 Vorrangige Ziele: Steigerung von Bekannt-
1. Verfügen Sie über ausreichend Budget für Per-
heit, Beeinflussung von Images, Beeinflus-
sonal- und Produktionskosten, um das Format
sung von Einstellungen und Verhalten
nicht nur kurzfristig ins Leben zu rufen, son-
55 Kriterien:
dern auch dauerhaft am Leben zu halten?
–– Format ähnelt Fernsehproduktionen
2. Welche konkreten Ziele verfolgen Sie mit dem
–– Qualitativ hochwertige Umsetzung
Corporate TV?
–– Grundlage: strategisches Konzept
3. Welche Zielgruppe möchten Sie ansprechen?
Möchten Sie nach Zielgruppen differenzieren?
4. Verfügen Sie über die nötigen technischen
Voraussetzungen, d. h. haben Sie ein Intranet, 2.4 Corporate Intranet
Kabel/UMTS oder arbeiten Sie mit Offline-
Medien (DVDs)? Sandra Grootz
5. Haben Sie das nötige Equipment und Personal,
um die Clips selbst zu erstellen? Falls nicht, Das Corporate Intranet, also das Mitarbeiterpor-
auf welchen externen Dienstleister greifen Sie tal, hat gegenüber analogen Kanälen der Unter-
zurück? nehmenskommunikation enorme strategische
6. Verfügen Sie über das redaktionelle Know- Vorteile: Es ist maximal flexibel, schnell, aktuell,
how, um die Themen adäquat aufzubereiten? permanent verfügbar und prinzipiell günstig, da
7. Wie schätzt der Vorstand Ihr Vorhaben ein? keine Druckkosten entstehen. Insbesondere inter-
Haben Sie Fürsprecher aus der Führungsriege? nationale Firmen profitieren von dieser Form der
8. Haben Ihre Mitarbeiter einen Intranetzugang, standortübergreifenden kommunikativen Vernet-
können sie Videos abspielen, haben sie Laut- zung (Mast 2013, S. 239). Als Pull-Medium drängt
sprecher an ihren Rechnern? es sich den Mitarbeitern nicht auf, ist bei Interesse
9. Besteht für Ihre Mitarbeiter die Möglichkeit, und Bedarf aber jederzeit abrufbar.
von zu Hause aus auf das Intranet zuzugreifen, Trotz all dieser Vorzüge liegen die Intranets in
um sich Videos anzuschauen? den meisten Krankenhäusern weit hinter ihren tat-
10. Sind Ihre Mitarbeiter medienaffin? Wie hoch sächlichen Möglichkeiten oder dem Standard im
schätzen Sie deren Akzeptanz des Corporate industriellen Sektor. Sie verharren meist auf dem
TV ein? Niveau unzureichend systematisierter Dokument-
11. Welchen Nutzen haben Ihre Mitarbeiter von halden oder halbwegs aktueller Linkansammlun-
Corporate TV? gen, die von der IT mit möglichst knappen Mitteln
12. Mit Blick auf die kommenden sechs Monate:
Welche Anlässe gibt es, die sich Ihrer Meinung 11 Weitere Informationen zum Thema »Corporate Audio«
nach für einen Beitrag im Corporate TV eig- finden Sie bei Eck (2012), S. 102–121, und Hinsen (2012),
nen würden? S. 253–281.
2.4 • Corporate Intranet
41 2
Corporate Intranet
der Uniklinik RWTH Anchen
. Abb. 2.6 Die vier Säulen des Corporate Intranets der Uniklinik RWTH Aachen (Quelle: eigene Darstellung)
nebenbei verwaltet werden. Ein nicht unerhebli- Ziel des Intranet-Relaunchs der Uniklinik
cher oder regelloser Versand von Mails an alle Mit- RWTH Aachen war es, eine Kommunikationsplatt-
arbeiter ist dabei in der Regel ein typisches Indiz form für Strategiethemen und tagesaktuelle News
für ein dergestalt unausgegorenes hauseigenes Mit- zu etablieren, die Arbeitsprozesse der Kliniken und
arbeiternetz, in dem sich der Bedarf nach Kommu- Abteilungen zu erleichtern und den Service mit
nikation anderweitig Bahn bricht (7 Abschn. 2.2.3). einem individualisierbaren Intranet zu arrondieren.
Ein wohlstrukturiertes Intranet spart durch die Zu Beginn des Projekts, das auf eine Laufzeit
eingängige Ablage der Daten nicht nur Ressour- von sechs Monaten (November 2013 bis April 2014)
cen und erleichtert das Wissens- und Projektma- projektiert war, stand daher neben der Integration
nagement im Haus, es stellt auch ein wirkmächti- des Intranets in die Koordinaten des Markengefü-
ges Instrument der internen Kommunikation dar. ges der Uniklinik RWTH Aachen zunächst eine
Zum einen dient es als Kommunikationsmittel umfassende Bestandsaufnahme und Recherche in
dazu, Themen bekannt zu machen, zum anderen den einzelnen Bereichen auf der Agenda: Welche
hat eine strukturierte Datenablage einen Nutzen Formulare und Dokumente sollten in das neue In-
für den jeweiligen Arbeitnehmer und damit einen tranet übernommen werden? Leitendes Kriterium
imagefördernden Effekt. Nicht zuletzt können dort war dabei die Frage der Interdisziplinarität: Im Fo-
hinterlegte Dienstanweisungen das Verhalten der kus standen also vor allem die Dokumente, auf die
Mitarbeiter beeinflussen. mehrere Abteilungen und Bereiche im Haus Zugriff
haben müssen. Mit Hilfe einer Matrix wurden an-
hand der recherchierten rund sechshundert Doku-
2.4.1 Fallbeispiel Uniklinik RWTH mente Ziel- und Anspruchsgruppen geclustert, bis
Aachen das Top-Level-Menü eine weitestgehend erschöp-
fende Zuordnung aller Dokumente ermöglichte.
Am Fallbeispiel des Intranets der Uniklinik RWTH Die zielgruppengerechte Navigationsstruktur sollte
Aachen sollen exemplarisch die Ziele und Chancen eine intuitive Benutzerführung gewährleisten.
des Intranets als Kommunikations- und Projekt- Das Corporate Intranet der Uniklinik RWTH
managementplattform aufgezeigt werden. Aachen fußt unter Berücksichtigung der Ziele auf
vier Säulen (. Abb. 2.6).
42 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
. Abb. 2.7 Startseite des Intranets der Uniklinik RWTH Aachen. (Quelle: Uniklinik RWTH Aachen)
Der Reiter »Struktur« gibt eine Übersicht über »Hausdienste«, Sicherheit« und »Meine Uniklinik«
die rund achtzig Bereiche und stellt die Teams und verbergen sich alle kursierenden Dokumente und
Aufgaben der Abteilungen vor (. Abb. 2.7). Formulare in eingängiger Clusterung. Sie dienen
Hinter den Menüpunkten »Aufnahme & Ab- der Erleichterung des operativen Tagesgeschäfts
rechnung«, »Pflege«, »Ärzte & Forschende«, (. Abb. 2.7).
2.4 • Corporate Intranet
43 2
. Abb. 2.8 Startseite des Menüpunkts »Meine Uniklinik«. (Quelle: Uniklinik RWTH Aachen)
Im Menüpunkt »Meine Uniklinik« wird der Jeder Nutzer landet beim Öffnen des Browsers
Einzelne als Arbeitnehmer der Uniklinik in den automatisch auf der Startseite des Intranets, auf der
Fokus gerückt. Dort sind alle Formulare, Anträge alle News, der Stellenmarkt, das schwarze Brett, die
und Hinweise hinterlegt, die ihn betreffen (Arbeits- Ideenbörse, der Veranstaltungskalender und das
platz, Personalangelegenheiten, Fort- und Weiter- Mitarbeitermagazin zu finden sind. Mit Blick auf
bildung etc.). Zudem hat jeder User die Möglich- die News fungiert eine immer als sogenannte Top-
keit, Lesezeichen zu setzen und seiner Favoriten- News, die ganz oben auf der Startseite mit einem
liste hinzuzufügen, um das Intranet nach eigenem großformatigen Bild und einer Headline angeteasert
Belieben durch Schnellzugriffe zu personalisieren wird. Die Top-News ist in der Regel circa eine Wo-
(. Abb. 2.8). che sichtbar, kann bei Bedarf aber auch eher ausge-
Über den Schriftzug »INTERN« gelangt man tauscht werden und rückt dann automatisch weiter
von jedem Reiter wieder auf die Startseite, die die nach unten. Die Kommunikationsthemen reichen
Kommunikationsplattform des Hausnetzes bildet. von Vorstandsmeldungen über Events, organisato-
44 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
EMPATHIE
FAKTENBASIERUNG
SCHNELLIGKEIT
TRANSPARENZ
QUALITÄT
PERSÖNLICHE VERANTWORTUNG
. Abb. 2.9 Startseite des Intranets der Uniklinik RWTH Aachen mit News. (Quelle: Uniklinik RWTH Aachen)
der Mitarbeiterzeitschrift keinen Platz mehr gefun- galerien oder Clips zu bestimmten Artikeln anzu-
den hat, muss nicht entfallen oder unter Einbuße bieten, ist dank des Intranets gegeben.
der Aktualität ins nächste Heft verschoben werden, Aufgrund der Tatsache, dass nicht alle Mit-
sondern findet ihren Platz direkt im Intranet. Auch arbeiter über einen Internet- oder Intranetzugang
die Option, weiterführende Informationen, Bilder- verfügen oder sich einen PC teilen müssen, können
46 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
. Abb. 2.10 Veranstaltungskalender der Uniklinik RWTH Aachen. (Quelle: Uniklinik RWTH Aachen)
sie sich über eine Sicherheitskennung auch von zu tionsmittel zugleich, bedarf also der unmittelbaren
Hause aus anmelden. Pflege, Aktualisierung und somit auch der Verant-
Bei der Frage der Pflege der Netzinhalte wurde wortung durch die Abteilungen selbst. Im Vorfeld
bewusst Abkehr von der rein zentralen Pflege und des Relaunches wurden daher in den Kliniken, Ins-
Dateneingabe genommen. Anders als die Home- tituten und Geschäftsbereichen Intranetbeauftragte
page ist das Intranet Arbeits- und Kommunika- geschult, die auf Basis eines B
erechtigungskonzepts
2.4 • Corporate Intranet
47 2
. Abb. 2.11 Projektverlauf für einen Relaunch am Beispiel der Uniklinik RWTH Aachen (Quelle: Uniklinik RWTH Aachen)
Inhalte ins Content-Management-System einstellen Angebot attraktiv zu halten und es zu einem Bene-
können. Die Startseite mit den aktuellen News und fit für die Mitarbeiter zu machen. Da die schnelle
Veranstaltungen ist analog zur Homepage Aufgabe Frequenz des Intranets fortwährend das Einstellen
der Unternehmenskommunikation. In der Praxis von News erfordert, ist es hilfreich, im Rahmen
bedeutet das: Wer etwas kommunizieren möchte, regelmäßiger Meetings und Projektbesprechungen
richtet sein Anliegen an die Unternehmenskom- kontinuierliches Agendasetting zu betreiben und
munikation, die sich um die Weiterverarbeitung wöchentlich mindestens zwei neue Themen ins
und das Einstellen ins Intranet kümmert. Netz einzuspeisen, um entsprechende Leseanreize
Zur Umsetzung eines Relaunch-Projekts kann für die Nutzer zu schaffen.
obenstehendes Schema (Projektverlauf am Beispiel
der Uniklinik RWTH Aachen) als Orientierungs-
hilfe dienen (. Abb. 2.11). Dabei ist zu berücksich- 2.4.3 Social Intranet: Zukunft oder
tigen, auf welchem Standard der Relaunch aufsetzt. Sackgasse?
Die komplette Übertragung hunderter Intranetsei-
ten in ein neues System und in eine neue Ordnungs- Viele Unternehmen und Krankenhäuser haben
struktur kann unter Umständen ein Vielfaches an mittlerweile die Vorteile eines funktionierenden
Zeit benötigen als die erstmalige Etablierung eines Intranets erkannt (Zeitersparnis, Grad der Infor-
funktionsfähigen Intranets aus nur rudimentär miertheit, Prozessoptimierung) und planen dem-
vorhandenen Inhalten. entsprechend einen zeitnahen Relaunch ihres
Mit dem Go-live des Intranets ist die Arbeit of- Intranets. Vor allem seitens der Dienstleister und
fiziell abgeschlossen. Dennoch: Das Intranet ist ein Agenturen wird die Abkehr vom klassischen In-
lernendes System und bedarf der kontinuierlichen tranet zelebriert und das primär interaktive bzw.
Pflege und ständigen Weiterentwicklung, um das Social Intranet favorisiert. Aus ihrer Sicht orientiert
48 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
. Abb. 2.12 Wo die Realität in Unternehmen den Erfolgsfaktoren des Social Webs entgegensteht. (Nach Ullrich 2012;
Webosoph.de 2012)
sich das Social Intranet an den realen Bedürfnissen nehmenskulturen im Klinikwesen besondere Rah-
und geänderten Mediennutzungsgewohnheiten der menbedingungen herrschen: starke Trennung der
Mitarbeiter, kommt deren Wunsch nach Anerken- Berufsgruppen, mehrstufige Hierarchiegefälle so-
nung, Selbstdarstellung, Austausch, Reputation, wie ein hoher Anteil von Mitarbeitern ohne Zu-
Kollaboration und Feedback nach, und ist ein Me- gang zu PC oder Bildschirmarbeitsplatz. Gleich-
dium, um Prozesse zu demokratisieren (Schönefeld zeitig muss kritisch hinterfragt werden, ob die mit
2011, S. 23). Des Weiteren bietet es vermeintlich die diesem Medium intendierte »Demokratisierung«
Möglichkeit der erfolgreichen Selbstorganisation der internen Kommunikationsprozesse sowie der
mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit der Organisa- Rollenwechsel des Mitarbeiters vom Konsumenten
tion zu steigern (Buhse 2011, S. 89). hin zum Produzenten von Unternehmensneuigkei-
In Anbetracht der Tatsache, dass für den Re- ten wirklich gewollt und auf den kulturellen Reife-
launch eines Intranets in der Regel eine umfassen- grad des Krankenhauses abgestimmt ist.
de technische Infrastruktur sowie ein sechsstelliges Die oft auch als »one-to-one« und »many-to-
Budgetvolumen aufgebracht werden müssen, ist es many« (Ullrich 2008; Webosoph.de) bezeichnete
von zentraler Bedeutung, die Effizienz und Funk- Kommunikationsform soll die schweigende Mehr-
tionalität von Social Intranets kritisch zu hinter- heit mobilisieren (Puschkin 2013, S. 272). Ein Blick
fragen. Das gilt in zweierlei Hinsicht: Zum einen auf die Zahlen zeigt, dass die Realität anders aus-
sind finanzielle Fehlinvestitionen dieser Größen- sieht: Weniger als 2/5 der Berufstätigen in Deutsch-
ordnung für jeden Vorstand per se ein Ärgernis. In land nehmen überhaupt aktiv am Web 2.0 teil
diesem Fall kommt aber erschwerend hinzu, dass (Ullrich 2012; Webosoph.de); im sogenannten Mit-
sich zweitens die etwaige Ineffizienz des Social In- mach-Web beteiligen sich de facto nur sehr wenige
tranets erst durch den ausbleibenden Elan und das Personen.
mangelnde Feedback der Mitarbeiter zeigen und Das Schema in . Abb. 2.12 illustriert, inwiefern
damit das Scheitern des gesamten Projekts zwangs- Anspruch und Realität in Unternehmen auseinan-
läufig öffentlich wird. derklaffen und wieso diese Branche mit erhebli-
Vor Projektstart sollte daher unbedingt geklärt chen Widerständen und unternehmenskulturellen
werden, welche notwendigen und hinreichen- Eigenheiten zu kämpfen hätte, die den Erfolg eher
den Bedingungen erfüllt werden müssen, damit unwahrscheinlich machen (. Abb. 2.12).
ein Social Intranet aus kommunikativer Hinsicht Ob Enterprise 2.0 tatsächlich funktioniert, ist in
zum Erfolg führen kann. Dabei gilt es zu berück- erster Linie von einer positiven Unternehmens- und
sichtigen, dass vor allem im Rahmen der internen Kommunikationskultur abhängig (Escribano 2012,
Kommunikation im Krankenhaus und der Unter-
2.5 • Veranstaltungen
49 2
S. 94).13 Herrscht in einem Unternehmen ein star- wie vor die wichtigste Komponente der internen
kes Hierarchiegefälle – in Krankenhäusern ist dies Kommunikation, schließlich sind Rede und Gegen-
definitiv der Fall –, ist die Hemmschwelle zur Betei- rede Ursprung und Keimzelle jeder Form der Kom-
ligung sehr hoch, allerdings nicht nur bei der Beleg- munikation. Der Idealzustand wäre, dass jeder mit
schaft, sondern auch in der Führungsriege: Ein Kli- jedem jederzeit über alles reden kann. In größeren
nikdirektor oder gar der Geschäftsführer wird kaum Unternehmen mit mehreren hundert oder tausend
einen Mitarbeiter aus dem technischen Dienst über Mitarbeitern ist das schier unmöglich. Dort müs-
seine neuesten Ideen mit der Bitte um Feedback in sen Führungskräfte oder andere Zielgruppen als
Kenntnis setzen, noch würde sich der Mitarbeiter Multiplikatoren fungieren und die Informations-
trauen, öffentlich mitzuteilen, wie er diese bewer- kaskade in Gang bringen. Eines ist allen Veranstal-
tet. Darum ist die Antwort auf die eingangs gestellte tungsformaten gemein: Sie sind ein Medium der
Frage nach Nutzen und Effektivität des Social Intra- persönlichen Kommunikation, aber nicht zwin-
nets in vielen Unternehmen kritisch zu bewerten. gend dialogisch ausgerichtet. Ein Neujahrsempfang
Wer glaubt, beim Verzicht auf Social Intranet erfüllt aus Sicht des Vorstands oder der Geschäfts-
im Zuge eines Intranet Relaunchs nicht im Trend führung den Zweck, die Strategiebotschaft für das
zu liegen, sollte sich vor Augen führen: Schlimmer, neue Jahr einer ausgewählten Zielgruppe persön-
als kein Social Web zu haben, ist es, eines zu haben, lich zu verkünden. Rückfragen der Besucher sind
das brach liegt und auf den ersten Eintrag wartet. hier – anders als beispielsweise bei einer Mitarbei-
Ein kaum genutztes Social Intranet führt eher zum terversammlung – nicht zu erwarten, diese Veran-
Imageschaden, als dass es einen Imagegewinn be- staltung ist also ein Medium der Einwegkommuni-
wirkt. kation. Anders ist dies bei einem Gremientreffen,
das vom Dialog lebt und damit ein Medium der
Zweiwegkommunikation ist. Doch selbst wenn die
Zusammenfassung: Corporate Intranet
Teilnehmer sich nicht verbal äußern: Sie können
55 Pull-Medium
nicht nicht kommunizieren (Watzlawick et al. 1969,
55 Monologisch (im Social Web Möglichkeit
S. 53). Veranstaltungen bieten folglich einen geeig-
zum Dialog)
neten Rahmen, um nonverbale Signale zu beobach-
55 Reichweite abhängig von technischen
ten und Stimmungen einzufangen – ein wertvoller
Voraussetzungen
Benefit für den Geschäftsführer und den Vorstand,
55 Vorrangige Ziele: Bekanntmachung,
den ihnen Printerzeugnisse oder digitale Medien
Imageförderung, Verhaltensbeeinflussung
nicht bringen können.
55 Kriterien
Im Allgemeinen sind Veranstaltungen als Push-
–– Zielgruppengerechte Navigationsstruktur
Medium zu klassifizieren, weil der Absender mit
–– Kommunikationsplattform
dem Versand der Einladungen oder dem Aufhän-
–– Arbeitsmedium zur Unterstützung der
gen der Veranstaltungsplakate im Haus über den
operativen Tätigkeiten
Zeitpunkt entscheidet, an dem der Mitarbeiter in-
formiert wird.
Es gibt insgesamt fünf Charakteristika, mithilfe
2.5 Veranstaltungen derer man Veranstaltungen definieren kann:
1. Sie sind geplant.
Sandra Grootz 2. Sie werden angekündigt.
3. Sie verfolgen ein Ziel.
Im digitalen Zeitalter kommt sie oftmals viel zu 4. Sie haben ein Programm.
kurz: die persönliche Begegnung. Dabei ist sie nach 5. Sie sind zeitlich begrenzt.
13 Was unter dem Begriff Unternehmenskultur zu verste- Die in Punkt 3 erwähnten Ziele bieten den Orien-
hen ist und wie er von Social Media tangiert wird, haben tierungsrahmen bei der Suche nach dem geeigne-
Dörfel und Ross in ihrem Artikel »Was bedeuten Social
Media für die Unternehmenskultur« zusammengefasst.
ten Format. Wer eine Veranstaltung plant, sollte
50 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
sich also vergegenwärtigen, welches Ziel er konkret fühlen. Anders gestaltet es sich bei einer ausge-
erreichen möchte; erst dann folgt die Frage nach wählten Zielgruppe: Hier werden die Einladungen
der Umsetzung (Heitmann und Jonas 2013, S. 152). mithilfe einer Gästeliste per Mail oder auf postali-
2 Die sechs zentralen Ziele von Veranstaltungen schem Wege verschickt.
sind: Das wohl bekannteste interne Unternehmens
1. Informieren event ist das Mitarbeiterfest, das üblicherweise aus
2. Integrieren einem formellen und einem informellen Teil be-
3. Motivieren steht. Zu Beginn hält der Vorstand oder die Ge-
4. Planen schäftsführung eine Begrüßungsansprache, meist
5. Entscheiden mit einem Rückblick auf das zurückliegende Jahr
6. Schulen und einem Dank an die Mitarbeiter für die gute
Zusammenarbeit. Diese Form der Wertschätzung
Die Ziele betreffend ist es wichtig zu betonen, dass durch den Vorstand soll eine motivierende Wir-
eine Veranstaltung keineswegs alle, aber mindes- kung auf die Mitarbeiter haben. Im informellen
tens ein Ziel verfolgen muss. Für die Wahl des für Teil haben die Mitarbeiter die Gelegenheit, gemein-
das jeweilige Ziel am besten geeigneten Formats sam zu feiern und sich auch einmal außerhalb der
empfiehlt es sich, eine Liste aller internen Veran- Arbeitszeiten auszutauschen – teilweise treffen sie
staltungen, die im Unternehmen angeboten und sich dort nach mehrmaligem E-Mail- oder Telefon-
durchgeführt werden, zu generieren. Anhand die- kontakt zum ersten Mal persönlich.
ser Liste lassen sich die verschiedenen Möglich- Auch Gesundheitstage sind mittlerweile fester
keiten zum strategisch sinnvollen Einsatz von Ver- Bestandteil vieler Unternehmen und werden in
anstaltungen ausloten, um die Ziele der internen regelmäßigen Abständen angeboten. Hier stehen
Kommunikation zu erreichen. ebenfalls die Ziele Motivation und Integration im
Die Liste der in einem Krankenhaus stattfin- Vordergrund. Sowohl im Vorfeld als auch im Nach-
denden Veranstaltungen ist mitunter lang: Pflege- gang lassen sich die Mitarbeiter einbeziehen, indem
forum, Mitarbeiterversammlung, Mitarbeiterfest, sie vorab beispielsweise einen Fragebogen zu mög-
Jubiläumsfeiern und Betriebsversammlungen sind lichen Themenschwerpunkten und im Anschluss
einige der größeren Veranstaltungen, die in einem einen Feedbackbogen zur Veranstaltung ausfüllen.
Krankenhaus stattfinden. Aber auch Teamsitzun- In einem Krankenhaus ist der Integrationseffekt in-
gen, Vorstandssitzungen und Mitarbeitergespräche sofern doppelt gegeben, als viele Angebote direkt
gehören dazu, wobei jede der genannten Veranstal- von Mitarbeitern (ärztlicher oder pflegerischer
tungen ihren eigenen Stil hat. Im Folgenden wer- Dienst) des Hauses offeriert werden können, bei-
den die Veranstaltungen in vier Kernformate ge- spielsweise eine Blutdruckmessung oder ein Seh-
clustert: Events, Versammlungen, Gremien sowie test, die die übrigen Mitarbeiter wiederum aktiv
Schulungs- und Bildungsveranstaltungen. nutzen können.
Weitere Beispiele für interne Events sind Jubi-
läumsfeiern, Neujahrsempfänge und Spatenstiche
2.5.1 Events sowie Begrüßungen und Verabschiedungen von
Führungskräften.
Events zeichnen sich in erster Linie durch ihren re- Alle Events eint, dass sie kommunikativ begleitet
präsentativen Charakter aus. Ihr primäres Ziel ist werden – angefangen von der Einladung über die
es, Mitarbeiter zu integrieren und zu motivieren. Veranstaltung selbst bis hin zur Nachberichterstat-
Der Termin und das Programm stehen lange Zeit tung, etwa durch Clips oder eine Bildergalerie im
im Voraus fest und werden über die unterschied- Intranet sowie gesammelte Zitate samt Foto in der
lichsten Kanäle angekündigt. Die Zielgruppe ist in- Mitarbeiterzeitschrift. Der Grund: Events tragen
sofern klar definiert, als zu Events eingeladen wird. maßgeblich zur Image- und Meinungsbildung der
Bei einer Einladung über ein Plakat oder eine News Mitarbeiter bei, denn Fragen wie: »Hat sich die
im Intranet darf sich jeder Rezipient angesprochen Geschäftsführung dieses Mal ein besonderes Pro-
2.5 • Veranstaltungen
51 2
. Abb. 2.13 YouTube-Clip zum Mitarbeiterfest von Vivantes. (Quelle: Vivantes 2011)
gramm für das Mitarbeiterfest ausgedacht? Wird oder Familienangehörigen über ihren Arbeitgeber
beim Gesundheitstag auch etwas geboten? Werden austauschen. Interne Events sind demnach für die
wir eingeladen oder müssen wir wieder alles selber Mitarbeiterbindung, aber auch für die Mitarbeiter-
bezahlen?« sind unter der Belegschaft nicht selten. gewinnung nicht zu unterschätzen.
Im Grunde läuft alles auf die eine Frage hinaus: Was Welche Außenwirkung interne Events erzielen,
bin ich als Arbeitnehmer meinem Arbeitgeber wert? zeigt das Mitarbeiterfest von Deutschlands größtem
Je nachdem, wie der Einzelne die Fragen beantwor- kommunalen Klinikkonzern Vivantes: Anlässlich
tet, wird sich auch seine Einstellung dem Unterneh- des 10-jährigen Jubiläums feierten die Mitarbeiter
men gegenüber ändern. Events wie ein Gesundheits- gemeinsam unter dem Motto: »10-JahrMarkt«. Ge-
tag können im besten Fall noch mehr leisten: Wenn boten wurde alles, was auf einem typischen Jahr-
sie das Verhalten des Mitarbeiters dahingehend markt zu finden ist: Autoscooter und Breakdance,
beeinflussen, dass er seine Lebensweise ändert und Rodeoreiten, Jongleure, Live-Musik und ein ab-
auf eine gesunde Ernährung, Bewegung und Stress- schließendes Feuerwerk. Das Ergebnis: Ein fünfmi-
vermeidung achtet, hat dies unter Umständen eine nütiger Clip, der über den YouTube-Channel auch
Leistungssteigerung und weniger Ausfälle wegen für Externe sichtbar ist (. Abb. 2.13).14
Krankheit zur Folge – ein Benefit nicht nur für den
Mitarbeiter, sondern auch für das Unternehmen. 14 Auch die Bayer AG überzeugt mit einem außergewöhn-
Erfolgreich verlaufene Events tragen auch zur lichen Mitarbeiterfest: Anlässlich seines 150-jährigen
Bestehens hat der Chemie- und Pharmakonzern 30.000
Attraktivitätssteigerung bei – intern wie extern.
Mitarbeiter zum Fest in die BayArena eingeladen (Bayer
Schließlich sind die Mitarbeiter Multiplikatoren, AG 2014; bayer.de). Auch die Kliniken Essen-Mitte bieten
die sich in ihrem privaten Umfeld mit Freunden ihren Mitarbeitern ein Fest der besonderen Art (Kliniken
Essen-Mitte 2013; youtube.de).
52 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
Arbeit und wird in einigen Krankenhäusern prak- und erklären, kann es einer Mitarbeiterzeitschrift
tiziert.15 Ein Blick auf die internen und externen zudem gelingen, die Einstellungen der Mitarbei-
Ziel- und Anspruchsgruppen zeigt jedoch, dass sie ter zu einem bestimmten Thema zu ändern. Je
2 sich in ihren Bedürfnissen sehr stark unterschei- mehr von ihnen die Mitarbeiterzeitschrift lesen,
den. Mitarbeiter möchten arbeitsplatzrelevante desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der
Informationen oder Abteilungsporträts lesen, wäh- Mechanismus der Mehrheitsansicht in Kraft tritt
rend sich Patienten für das Leistungsspektrum (7 Kap. 1.7).
der Klinik interessieren. Kooperationspartner wie Ein redaktionell und gestalterisch hochwertiges
niedergelassene Ärzte möchten eher etwas über Magazin hat darüber hinaus einen imagefördern-
neue Behandlungsmöglichkeiten oder die Prozess- den Effekt, weil es den Mitarbeitern – aber auch
optimierung der Abläufe erfahren anstatt über die der Öffentlichkeit, vor der sich die Mitarbeiterzeit-
Auszeichnung eines Oberarztes. Aus diesem Grund schrift nicht geheim halten lässt – verdeutlicht, dass
ist eine strikte Trennung der Medien nach den je- das eigene Unternehmen keine Kosten und Mühen
weiligen Zielgruppen zu empfehlen. scheut, seinen Mitarbeitern gegenüber transparent
Die Mitarbeiterzeitschrift ist kein reines Nach- zu sein.
richtenblatt, sondern ein Führungsinstrument, und
dient folglich in erster Linie der Top-down-Kom-
munikation (Mänken 2009, S. 9). Anders als eine 2.6.1 Themenwahl
Tageszeitung, die in erster Linie über das berichtet,
was geschehen ist, ist die Mitarbeiterzeitschrift das Nach Viedebantt (Viedebantt 2005, S. 12) verfolgt
geeignete Medium, um darüber zu berichten, was eine Mitarbeiterzeitschrift die vier Ziele Informa-
passieren soll. Die frühzeitige Bekanntmachung tion, Motivation, Integration und Unterhaltung. In
von für die Mitarbeiter relevanten Themen ist für Anlehnung an Wailand und Pürer (Wailand und
diese Zielgruppe ein Indiz für die Transparenz des Pürer 1996, S. 17) ergeben sich daraus zwei Haupt-
eigenen Unternehmens, denn kaum etwas sorgt bei kriterien, nach denen die Themen ausgewählt wer-
den Mitarbeitern für mehr Aufregung als die Tat- den sollten:
sache, beispielsweise über einen geplanten Umbau 1. der Nachrichtenfaktor »Bedeutung« aus der
aus der Presse zu erfahren. Das Echo lautet dann Sicht des Vorstands/der Geschäftsführung und
zumeist einhellig: »Von wegen Transparenz, wir 2. der Nachrichtenfaktor »Mitarbeiterinteresse«.
wurden mal wieder als letzte informiert.« Es gilt
also, diesen Aspekt in der internen Kommunika- Die beiden Kriterien zeigen: Das Geheimnis eines
tion stets zu bedenken und Medien wie die Mit- bei den Mitarbeitern beliebten Magazins liegt in
arbeiterzeitschrift gezielt zur frühzeitigen Bekannt- der Balance zwischen Top-down- und Bottom-up-
machung zu nutzen, um keinen Spielraum für Spe- Kommunikation, denn nur wenn die Mitarbeiten-
kulationen zu lassen. den sich hinsichtlich der Themenauswahl ernst ge-
Mit den nötigen Hintergrundinformationen, nommen fühlen, nehmen sie auch die Zeitschrift
die einzelne Zusammenhänge näher beleuchten ernst und setzen sich mit den Inhalten auseinan-
der. Der erste Schritt, diesem Anspruch gerecht zu
15 Die Enzkreis-Kliniken bringen in Zusammenarbeit mit werden, besteht im Kern darin, ein authentisches
dem Mühlacker Tagblatt das Mitarbeiter- und Patien- Medium zu gestalten. Dass das Heft den Zweck er-
tenmagazin »klinik.aktuell« heraus, das quartalsweise
füllt, aktuelle unternehmensstrategische Informa-
in einer Auflage von 21.000 Exemplaren erscheint und
verschiedenen vor Ort ansässigen Zeitungen beigelegt tionen zu verbreiten, die aus Sicht des Vorstands
wird (Mühlacker Tagblatt 2013; muehlacker-tagblatt. oder der Geschäftsführung für die Mitarbeiter von
de). Auch die Marienhaus GmbH und das Klinikum Bedeutung sind, hat seine Berechtigung. Dient
Chemnitz gGmbH setzen auf eine hybride Form: die Mitarbeiterzeitschrift allerdings ausschließ-
7 http://www.marienhaus.de/mitarbeiterzeitung/;
lich als Sprachrohr für positive Botschaften der
7 http://www.klinikumchemnitz.de/mp/click.
system?menu=23&nav=128&parid=23&pid=128&sid=1. Unternehmensführung, wird sie an Glaubwürdig-
2.6 • Mitarbeiterzeitschrift
55 2
keit verlieren. Die Folge: Die Mitarbeiter konsu- Da der pflegerische Bereich die größte Berufs-
mieren das Medium nicht mehr, geschweige denn gruppe eines Krankenhauses darstellt, sollte jede
werden sie Produzenten, indem sie Themen vor- Ausgabe Neuigkeiten aus der Pflege beinhalten.
schlagen oder eigene Beiträge liefern. Um diesem Aber auch der medizinische Bereich, der Ver-
Worst Case vorzubeugen, gilt es, ein Gespür für waltungsbereich oder die technischen Dienste (in
die Mitarbeiterinteressen zu entwickeln, die durch einer Uniklinik auch die Bereiche Forschung und
Faktoren wie Relevanz, Bekanntheitsgrad der in- Lehre) sollten bedacht werden. Mögliche Themen,
volvierten Personen, den Neuigkeitswert und die sind Personalien, Auszeichnungen, Reportagen
Aufgeschlossenheit für ein Thema sowie durch über die Arbeit einer Person aus einer bestimm-
emotionale Ereignisse beeinflusst werden (Mast ten Abteilung oder Interviews mit einer Pflege-
2000, S. 220 f.). Bei den meisten Themen ist daher fachkraft über den bevorstehenden Umzug einer
ein entscheidender Aspekt, sie in Wort und Bild Station. Diese Themen informieren die Mitarbeiter
zu personalisieren (Viedebantt 2005, S. 19), also darüber, wer neu hinzukommt oder das Haus ver-
die Menschen in den Mittelpunkt zu rücken. Die lässt und was die Kolleginnen und Kollegen aus den
meisten präferieren Interviews und Reportagen, da anderen Abteilungen tagtäglich leisten. Zudem in-
sie die Inhalte nicht nur objektiv und sachlich ver- tegrieren sie Mitarbeiter und haben zugleich einen
mitteln, sondern eine Möglichkeit zur Teilnahme motivierenden Effekt, wenn es etwa um Ehrungen
am Geschehen bieten (Mast 2000, S. 227). Features einzelner Personen oder um die Darstellung von
hingegen sind sinnvoll, um abstrakte Sachverhalte Teamleistungen geht. Ein Beispiel für eine gelun-
zu veranschaulichen und Strukturen nachvollzieh- gene Reportage über die Arbeit der Pflegefachkräf-
bar zu machen (Mast 2000, S. 244), während ein te auf einer Intensivstation ist in der Mitarbeiter-
Editorial in jeder Ausgabe Raum für die Unterneh- zeitschrift der Universitätsmedizin Greifswald zu
mensbotschaften lässt. Je mehr sich die stilistischen finden (. Abb. 2.14). Die doppelseitige Reportage
Darstellungsformen abwechseln, desto höher sind ist verständlich geschrieben und lässt die Leser
der Attraktivitätsgrad und der Unterhaltungswert mittels Text und Bildern erfahren, was es bedeutet,
für die Mitarbeiter. Für alle Formen gilt die Prä- schwerstkranke Patienten zu versorgen.
misse Verständlichkeit. Artikel, in denen sich ein Neben der Themenwahl nach Berufsgruppen
Fremdwort an das andere reiht, eignen sich für ein sollte ein Ausgleich mit Blick auf die Alters-, Her-
Fachpublikum, nicht aber für die breite Masse. kunfts- und Geschlechterstrukturen geschaffen
Unter Berücksichtigung des Mitarbeiterinte- werden. Gibt es mehrere Standorte, ist angeraten,
resses sollte die Unternehmenskommunikation diese als jeweils eigene Zielgruppe zu bewerten und
gezielt darauf aufmerksam machen, dass Themen- in das Themenspektrum zu integrieren. Zur Stei-
vorschläge und Feedback zu einzelnen Artikeln je- gerung des Unterhaltungswerts werden in vielen
derzeit erwünscht sind. Hier ist Geduld vonnöten: Zeitschriften Rätsel und Gewinnspiele angeboten.
Insbesondere nach Ersteinführung der Mitarbei- Diese bieten Möglichkeit zur Beteiligung, haben
terzeitschrift ist die Beteiligung schwach – das Me- für die Redaktion aber auch den Vorteil, anhand
dium muss sich erst etablieren. Hilfreich kann es der Antwortsendungen zu beurteilen, wie stark die
sein, insbesondere in größeren Unternehmen, auf Mitarbeiterzeitschrift frequentiert wird.
»Informanten« aus verschiedenen Berufsgruppen Bei der Themenwahl sollten sich Kommuni-
zurückzugreifen, die Neuigkeiten zuliefern. Zum kationsverantwortliche nicht nur an inhaltlichen,
einen zeigt das ein ehrliches Interesse an den Be- sondern auch an formalen Gesichtspunkten wie
langen der Mitarbeiter, zum anderen wird so eine Umfang und Erscheinungsweise orientieren. Eine
zielgruppengerechte Themenwahl gesichert. Mit Mitarbeiterzeitschrift, die quartalsweise erscheint,
der Integration der Mitarbeiter bewegt sich die behandelt weniger aktuelle Themen, ist aber unter
Mitarbeiterzeitschrift von der klassischen Einweg- Umständen umfangreicher und lässt damit mehr
hin zur Zweiwegkommunikation. Raum für Hintergründe und verschiedene Darstel-
lungsformen.
56 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
. Abb. 2.14 Reportage (2-seitig) unter der Rubrik »Ein Tag mit …« über eine Intensivpflegekraft. (Quelle: Universitätsmedi-
zin Greifswald 2014)
2.6 • Mitarbeiterzeitschrift
57 2
. Abb. 2.14 Fortsetzung
58 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
. Abb. 2.15 Titelbild des Mitarbeiterrundbriefs des AGAPLESION BETHESDA KRANKENHAUS WUPPERTAL im DIN A3-Format
(DIN A2-Kreuzbruchfalz). (Quelle: Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal 2012)
60 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
. Abb. 2.16 Mitarbeiterzeitschrift der Marienhaus Unternehmensgruppe im DIN A4-Format. (Quelle: Marienhaus Unter-
nehmensgruppe 2015)
2.6 • Mitarbeiterzeitschrift
61 2
Je größer die Überschrift und je weiter oben angesiedelt sind. Inhaltlich sind – wie auch beim
platziert, desto wichtiger ist sie und desto eher fällt Titelbild – Aufnahmen von Menschen am gefrag-
sie dem Leser ins Auge. Ein Best Practice für ein testen, wobei Bilder von Einzelpersonen wirk-
durchdachtes typografisches System liefert die Mit- mächtiger sind als Gruppenbilder. Für Abwechs-
arbeiterzeitschrift der Sana Kliniken Berlin-Bran- lung sorgt eine geänderte Perspektive, beispiels-
denburg (. Abb. 2.17). Um die Beibehaltung des weise die Vogel- oder Froschperspektive. (Vie-
Layouts zu gewährleisten und den Wiedererken- denbantt 2005, S. 151 f.). Ein wichtiger Bestandteil
nungswert zu sichern, ist es sinnvoll, ein Master- – Mänken nennt es die wichtigsten Text-Elemente
layout anzulegen, in das hineingearbeitet werden einer Mitarbeiterzeitschrift (Mänken 2009, S. 137)
kann. Wird die Zeitschrift von einem externen – ist die Bildunterschrift: Sie führt den Leser durch
Dienstleister gelayoutet, ist es vonnöten, anzu- das Heft. Wer ist dort abgebildet? Zu welcher Ab-
geben, welcher Artikel an welcher Stelle platziert teilung gehört die Person? Was ist die Aussage des
werden soll, welches Bild dazugehört und wie die Bildes? Diese Informationen sollten in der Bild-
Bildunterschrift lautet. unterschrift zu finden sein. Die Leserführung er-
Bei Mitarbeiterzeitschriften ist das Titelbild ein folgt allerdings nicht allein durch Bildunterschrif-
zentrales Element des Layouts – es muss ein Blick- ten, sondern durch den gesamten Aufbau und die
fang sein, um die Neugier des Betrachters zu we- Struktur.
cken und ihn zum Lesen zu animieren. Unabhän-
gig davon, welche Zeitschrift man sich anschaut: zz Aufbau und Struktur
In den meisten Fällen sind Menschen darauf abge- Aufbau und Struktur sollten einmal festgelegt wer-
bildet (. Abb. 2.18). Mitarbeiterzeitschriften sollten den und sich danach nicht mehr ändern. Nichts ist
sich diese Gewohnheit zunutze machen und die schlimmer als eine sich ständig ändere Rubrizie-
Mitarbeiter zu »Titelhelden« machen (Viedebantt rung oder andere Platzierung der Inhalte. Das ver-
2005, S. 149). Ebenfalls auf das Titelblatt gehören wirrt den Leser unnötig und lässt keine positiven
der Titel der Zeitschrift und das Titelthema. Da- Rückschlüsse auf die Redaktion zu. Die Einteilung
mit der Leser weiß, wie aktuell die ihm vorliegende in Rubriken gestaltet sich für die meisten Unterneh-
Ausgabe ist, ist eine Angabe zur Ausgabe sinnvoll. men und Krankenhäuser als schwierig: »Aktuell«,
Um die Neugier des Lesers zu wecken, können »Nachrichten«, »Dies und Das« und »Panorama«
zudem zwei bis drei kleine Teaser-Boxen unter sind in vielen Mitarbeiterzeitschriften zu finden,
das Titelbild gesetzt werden. Die Boxen bestehen ebenso die Rubriken »Wir« oder »Menschen«. In
idealerweise aus einem Foto samt Schlagwort oder einer Mitarbeiterzeitschrift sollte es immer um das
Zitat und geben einen Vorgeschmack auf weitere jeweilige Unternehmen und die Menschen gehen,
Themen der aktuellen Ausgabe. Sie sind einer der die darin arbeiten, diese Rubrizierung ist daher
sogenannten Multi Entry Points, die verschiedene wenig sinnvoll. Da sich die Redaktionsprogramme
Einstiegsmöglichkeiten zu den Themen schaffen. von Unternehmen zu Unternehmen unterschei-
Je mehr dieser Einstiegspunkte gegeben sind, des- den und jedes Krankenhaus andere Schwerpunkte
to höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Leser setzt, kann es keine allgemeingültige Regel geben
sich darauf einlässt (Burkhardt und Kircher 2008, (Mänken 2009, S. 35). Zur Struktur gehören wei-
S. 46). terhin das Inhaltsverzeichnis und das Impressum.
Ein wichtiger Merksatz für die Mitarbeiterzeit- Das Inhaltsverzeichnis zeigt auf einen Blick, wel-
schrift lautet: Die Zeitschrift steht und fällt mit den che Themen in der Zeitschrift behandelt werden
Fotos. Ihre Wirkung ist sowohl von formalen als und wo welche Artikel zu finden ist. Bei einem
auch von inhaltlichen Kriterien abhängig. Größe, Umfang von acht oder zwölf Seiten im DIN A4-
Platzierung und Farbdominanz sind aus formaler Format kann auf das Inhaltsverzeichnis verzichtet
Sicht entscheidend. Wichtige Fotos sind groß an- werden, bei 16 oder 24 Seiten darf das Inhalts-
gelegt und im oberen Seitenabschnitt zu finden, verzeichnis eine Druckseite einnehmen (Mänken
während die kleineren Fotos im unteren Drittel 2009, S. 101). Das Impressum sollte den Heraus-
62 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
. Abb. 2.17 Innenseite der Mitarbeiterzeitschrift der Sana Kliniken Berlin-Brandenburg. (Quelle: Sana Kliniken
Berlin-Brandenburg 2014)
2.6 • Mitarbeiterzeitschrift
63 2
. Abb. 2.18 Titelbild der Mitarbeiterzeitschrift »OKplus« des ORTENAU KLINIKUMS. (Quelle: Ortenau Klinikum 2014)
64 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
geber, den Verantwortlichen, die Redaktion, Grafik dass jede Ausgabe eines detaillierten Zeitplans be-
sowie Herstellung und Druck angeben. Darüber hi- darf, der die einzelnen Maßnahmen berücksichtigt.
naus muss insbesondere bei der Verwendung von
2 Fotos aus Bilddatenbanken, von Privatpersonen zz In zehn Schritten zur gedruckten
oder Fotografen darauf geachtet werden, dass der Mitarbeiterzeitschrift
Bildnachweis im Impressum oder in der Bildunter- In einem ersten Schritt sollte für jede Ausgabe eine
schrift genannt wird. Damit sich die Leser mit The- Redaktionskonferenz einberufen werden, an der
menvorschlägen oder sonstigen Anmerkungen di- die Redaktion, der Vorstand sowie der Personalrat
rekt an die Redaktion wenden können, sollten eine und bei Bedarf auch Mitarbeiter anderer Berufs-
Anschrift, Telefonnummer und E-Mail-Adresse gruppen zugegen sind. Die Redaktionskonferenz
hinterlegt sein. Auch ein Hinweis zur Auflage und ist ein wichtiges Gremium für den Vorstand, damit
zur Erscheinungsweise ist möglich. Das Impressum dieser seine Themen über die Mitarbeiterzeitschrift
sollte auf der zweiten Seite oder auf der letzten Sei- distribuieren kann. Um die Erscheinungstermine
te unten platziert werden und 1/8 Druckseite beim einhalten zu können, sollte die Sitzung nach Mög-
DIN A4-Format nicht überschreiten. Außerdem lichkeit immer im gleichen Rhythmus, beispiels-
sollte die Schriftgröße kleiner sein als im Haupttext weise am ersten Dienstag eines Monats, stattfinden.
(Mänken 2009, S. 111). Auch der Redaktionsschluss sollte fest terminiert
sein, um den Erscheinungstermin einhalten zu
können. Zu Beginn einer jeden Sitzung empfiehlt
2.6.3 Umsetzung es sich, eine Blattkritik der letzten Ausgabe durch-
zuführen: Welchen Themen waren ansprechend?
zz Die Konzepterstellung Was ist weniger gut gelungen? Wie waren die Re-
Der Erfolg jeder Mitarbeiterzeitschrift nimmt sei- aktionen der Mitarbeiter? Welche Fehler sollten im
nen Anfang in einem gut durchdachten Konzept, nächsten Heft vermieden werden? Im Anschluss
das sich in die Unternehmensstrategie eingliedert. besprechen die Anwesenden die Themen für die
Um ein Konzept zu erstellen, sollten Sie zuvor die nächste Ausgabe, die die Redaktion im Vorfeld –
nachstehenden Fragen beantworten: auch unter Berücksichtigung der bis dato eingegan-
55 Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Einsatz gen Themenvorschläge der Mitarbeiter – vorberei-
einer Mitarbeiterzeitschrift? tet hat. Jeder hat die Möglichkeit, sich gegen ein
55 Welche Zielgruppen möchten Sie ansprechen? Thema auszusprechen oder weitere Vorschläge zu
55 Steht Ihnen genug Budget zur Verfügung? machen. Nach höchstens 30 min sollte ein Konsens
55 Haben Sie personelle Unterstützung für Re- über die Themen erzielt worden sein.
daktion sowie Satz und Layout? Im zweiten Schritt beginnt die Recherche, gege-
55 Wie oft soll die Mitarbeiterzeitschrift erschei- benenfalls die Terminvereinbarung mit einzelnen
nen? Mitarbeitern oder Teams, die interviewt oder por-
55 Welches Format wählen Sie? traitiert werden sollen. Neben Block und Stift darf
55 Wie soll das Layout aussehen? die Kamera nicht fehlen, denn: Sofern möglich,
55 Woher bekommen Sie die Themenvorschläge? sollte jeder Artikel, insbesondere aber Reportagen,
55 Wer macht die Bilder? Interviews und Portraits, bebildert werden. Im drit-
55 Wie vertreiben Sie die Mitarbeiterzeitschrift? ten Schritt heißt es, das Gehörte interessant und
verständlich zu Papier zu bringen, bevor viertens
Nachdem das Konzept steht und die Entschei- der Artikel mit der Bitte um Freigabe bis zu einem
dung für die (Wieder-)Einführung einer Mitarbei- von der Redaktion vorgegebenen Datum versendet
terzeitschrift oder den Relaunch einer Mitarbei- wird. Hilfreich ist es, den Text vorab noch einmal
terzeitschrift gefallen ist, geht es in die konkrete von einer Kollegin oder einem Kollegen redigieren
Umsetzungsphase, die im Folgenden mit zehn
zu lassen. Wichtig: Wird der Artikel bebildert und
Schritten beschrieben wird. Zuvor sei erwähnt, sind mehrere Personen zu sehen, sollten die Bild-
2.6 • Mitarbeiterzeitschrift
65 2
unterschriften ebenfalls freigegeben werden, damit tion über das Bestehen des Mediums selbst als auch
die Schreibweise und die Anordnung der Namen einer durchdachten Logistik, die sichert, dass die
korrekt sind. Diese Form der Absicherung ist in- Mitarbeiter möglichst zur gleichen Zeit die Zeit-
sofern sinnvoll, als der Hinweis auf einen »Fehler- schrift erhalten. Nur so kann man sich dem Vor-
teufel« in der nächsten Mitarbeiterzeitschrift nicht wurf entziehen, bestimmte Berufsgruppen würden
nur peinlich ist, sondern auch weniger Platz für eher bedacht als andere. Je nach Unternehmens-
andere Themen lässt. Bis zum Redaktionsschluss größe variieren die Möglichkeiten der Distribution.
sollten alle Themen freigegeben beziehungswei- Im AGAPLESION BETHESDA KRANKENHAUS
se gewünschte Änderungen eingearbeitet worden WUPPERTAL werden die rund 1000 Zeitschriften
und die Artikel von den Mitarbeitern der Redak- mit Namen etikettiert und direkt auf die Station
tion gegenseitig redigiert worden sein. Dieser fünf- oder in die Abteilungen gebracht – ein toller Service
te Schritt erspart nachträgliches Arbeiten im bereits für die Mitarbeitenden, der das Medium in diesem
gelayouteten Dokument und mindert die Gefahr, Krankenhaus als klassisches Push-Medium klassi-
Änderungswünsche der Mitarbeiter zu übersehen. fiziert. In größeren Krankenhäusern oder Unikli-
Bevor die Grafik mit dem Layout beginnt, be- niken mit mehreren tausend Mitarbeitern lässt sich
darf es sechstens einer gründlichen Vorarbeit: Je das kaum bewerkstelligen. Dort bietet es sich an,
besser die zu verwendenden Daten abgelegt sind an zentralen Orten im Haus Verteilerkästen aufzu-
und je detaillierter die Grafik über die Platzierung stellen. Sie sind gute Indikatoren für das Interesse
der einzelnen Artikel informiert ist (insbesondere an der Mitarbeiterzeitschrift, da ersichtlich ist, wie
dann entscheidend, wenn mit externen Grafikern viele mitgenommen werden und wie oft der Ver-
gearbeitet wird und Änderungen nicht auf die teilerkasten neu befüllt werden muss (Viedebantt
Schnelle persönlich besprochen werden können), 2005, S. 169). Auch wenn sich keine paar tausend
desto geringer ist die Fehlerquote beim Layout. Mitarbeiter beschicken lassen: Ein Angebot wäre,
Sobald die Zeitschrift in einem siebten Schritt die Mitarbeiterzeitschrift kostenlos zu abonnieren
gelayoutet worden ist, sollte sie achtens noch ein- und nach Hause geschickt zu bekommen. Dieser
mal von der Redaktion redigiert werden. In den Service ist insbesondere für Pensionäre, erkrank-
meisten Unternehmen wird sie in einem nächsten te Mitarbeiter oder Mütter und Väter in Elternzeit
Schritt zur Freigabe an den Vorstand oder die Ge- attraktiv, die sich gern über ihren (ehemaligen)
schäftsführung geschickt, bevor die Druckdaten im Arbeitgeber auf dem Laufenden halten möchten.
zehnten und damit letzten Schritt an die Druckerei Darüber hinaus sollte die Mitarbeiterzeitschrift
geschickt werden. Sofern das Unternehmen oder im Intranet an zentraler Stelle hinterlegt sein, um
das Krankenhaus über keine Hausdruckerei verfügt einen schnellen und zeitlich unabhängigen Zugriff
und auf eine externe Druckerei ausweichen muss, auf das Heft zu ermöglichen. Das Intranetarchiv ist
sollten Terminabsprachen unbedingt eingehalten insofern sinnvoll, als sich die Mitarbeiterzeitschrift
werden; andernfalls verschiebt sich die Erschei- und das Intranet ohnehin ergänzen und wechsel-
nung dieser Ausgabe und damit womöglich auch seitig aufeinander verweisen, beispielsweise durch
alle darauffolgenden. Sind die gedruckten Zeit- Bilderstrecken und Videoclips im Intranet oder
schriften angeliefert, gilt es, die Mitarbeiterzeit- Hintergrundinformationen in der Mitarbeiterzeit-
schrift zu distribuieren. schrift. Ein Vertrieb über die Homepage ist weniger
sinnvoll, da sich diese explizit an eine externe Ziel-
zz Der Vertrieb gruppe richtet.
Die beste Mitarbeiterzeitschrift hilft nichts, wenn Zum Vertrieb gehört auch immer die Werbung:
der Mitarbeiter im schlimmsten Fall nichts von Eine News im Intranet oder ein Plakat in der Per-
ihrer Existenz weiß oder – wenn er denn weiß, dass sonalkantine sind geeignete Kommunikationsfor-
es sie gibt – nicht darüber im Bilde ist, wo er sie men, um auf die neu erschienene Mitarbeiterzeit-
finden kann. Es bedarf also sowohl einer Informa- schrift aufmerksam zu machen.
66 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
. Abb. 2.19 Letter CEO der Uniklinik RWTH Aachen anlässlich der Einführung des neuen Leitbildes und der neuen Marke.
(Quelle: Uniklinik RWTH Aachen)
vermeintlich »medial ungefiltert« übermittelt. Der Vorstands handeln muss. Dieser kann sich mit per-
Letter CEO garantiert damit eine hohe Reichweite, sönlichem Augenmerk nicht um jedwedes Thema
denn ein Brief der eigenen Geschäftsführung und kümmern. Zudem ist nicht zu erwarten, dass die
2 des Vorstands wird zweifellos von vielen, wenn Mitarbeiter dem Vorstand direkt antworten; als
nicht beinahe von allen Mitarbeitenden intensiv dialogischer Kanal im engeren Sinne ist der Letter
gelesen werden – allein der disziplinarischen Zu- CEO nicht zu werten.
ordnung wegen, der Vorstandsvorsitzende ist letzt-
lich der Vorgesetzte aller Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Er wird aber auch vor allem deshalb 2.8 Menschen als Medium18
aufmerksam wahrgenommen werden, weil er kein
alltäglicher Vorgang ist. Umgekehrt gilt: Ein sol- Dr. Mathias Brandstädter
cher Kanal würde automatisch inflationär, wenn
der Vorstand sich regelmäßig zu marginalen The- Der Begriff Medium ist ein schillernder Ausdruck,
men äußern würde. Bislang gibt es noch keine be- dessen Explikation seit jeher notorisch Probleme
lastbaren empirischen Untersuchungen über den bereitet. In systemtheoretischer Perspektive sind
Zusammenhang von Frequenz oder Themenwahl Medien funktionale »Einrichtungen«, die der
und dem Grad der individuellen Wahrnehmung »Umformung unwahrscheinlicher in wahrscheinli-
der Inhalte solcher Briefe; es ist aber evident, dass che Kommunikation« dienen. Neben Interaktions-
ein Vorstand sich nicht alle paar Wochen mit einem medien (wie etwa der Sprache) lässt sich in diesem
Schreiben an alle Mitarbeiter wenden kann, wenn Kontext auch von Verbreitungsmedien (wie etwa
er auf Dauer Gehör finden möchte. Zudem ent- der Schrift und der Massenmedien) sowie von sym-
stünde der Eindruck der mangelnden Prioritäten- bolisch generalisierten Kommunikationsmedien
setzung seitens der Geschäftsführung. Die Themen, (wie etwa der Kunst) sprechen (Luhmann 1999,
die im Horizont eines Letter CEO abzuhandeln S. 58). Hinsichtlich der Produktions- und Rezep-
sind, müssen also eine gewisse Relevanz – und dies tionsbedingungen lassen sich Medien nach Pross
in thematischer Hinsicht, im Blick auf den persön- und Faßler (Pross 1970, S. 129; Faßler 1997, S. 147)
lichen Bezug des Mitarbeiters (er muss den Sach- aber auch als primäre Medien (direkter zwischen-
verhalt kennen oder beeinflussen können) sowie in menschlicher Kontakt), sekundäre Medien (bedür-
punkto zeitlicher Nähe und Aktualität zum Thema fen zur Produktion technische Mittel, nicht jedoch
– haben. Zu diesen Themen sind in positiver und zur Rezeption), als tertiäre Medien (Produktion
negativer Konnotation zweifellos nachfolgende zu und Konsumption bedürfen technischer Mittel)
zählen, wenngleich diese Liste keinen Anspruch sowie als quartäre Medien (Produktion und Kon-
auf Vollkommenheit erhebt (. Tab. 2.1). sumption bedürfen technischer Mittel, Medium
Mit den Vorzügen sind zugleich auch die dient aber nicht ausschließlich der massenmedia-
Grenzen des Kanals beschrieben; er gestattet zwar len Kommunikation oder der Mitteilungsverbrei-
formal eine mehrdirektionale (man kann schließ- tung) fassen.
lich auch nur einzelne Gruppen anschreiben) und Nach diesem gängigen mehrdimensionalen
intensive Auseinandersetzung und Darstellung Kommunikationsverständnis ist es nicht hinrei-
eines Themas, das aus Sicht des Vorstands eine chend, im Rahmen einer Bestandserhebung die
hohe Relevanz und damit einhergehenden Kom- gängigen analogen und digitalen Kanäle der inter-
munikationsbedarf besitzt. Er wird zudem intensiv nen Kommunikation zu fokussieren. Denn: Auch
wahrgenommen und rezipiert werden. Umgekehrt
kann es sich hierbei nicht um ein hochfrequentes Info-Briefe »Offene Universität – Neues aus dem
Medium handeln17, da es sich um einen O-Ton des Präsidium«. 7 https://www.tu-berlin.de/menue/
einrichtungen/praesidium/praesident/interne_
kommunikation/#602784.
17 Dennoch gibt es Newsletter, die als Vorstandsbriefe 18 »Der Mensch – das Medium der Gesellschaft?« lautet
betitelt sind. Das Präsidium der Technischen Uni- der Titel eines soziologischen Sammelbands zu diesem
versität Berlin verschickt beispielsweise regelmäßig Thema von Fuchs und Göbel (1984).
2.8 • Menschen als Medium
69 2
. Tab. 2.1 Übersicht potenzieller Kommunikationsanlässe für einen Letter CEO im Krankenhaus
Katastrophen/Pandemien Restrukturierung
Lohndebatten Mittelfristplanung
Neue Produkte/Geschäftseinheiten
Restrukturierungen Gedenktage/Jubiläen
Ausgliederungen
Buy-outs
Fusionen
Unternehmenskrisen
Arbeitsplatzabbau/-verlagerungen
Juristische Auseinandersetzungen
Durchsuchungen
Gravierende Managementfehler
Imagekrisen
Menschen sind Medien, mehr noch: Der zwischen- Mitarbeiter vollkommen unterschiedliche Voraus-
menschliche Diskurs bezeichnet die grundlegends- setzungen, Ziele, Perspektiven und Einflusssphären
te Ebene der Kommunikation im Unternehmen. innerhalb des Betriebs haben. Zudem gibt es ein
Dabei muss natürlich berücksichtigt werden, dass Kontinuum der Identifikation der Mitarbeiter mit
70 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
2
18 15 12 13 13 13 12 13 11 13 14 15 16
69 69 70 69 69 68 68 67 66 66 63 61 67
15 16 18 18 18 19 20 20 23 21 23 24 17
2001 2013
. Abb. 2.20 Emotionale Bindung von Mitarbeitern an Unternehmen in Deutschland. (Quelle: Wisdorff 2014)
den Zielen des Unternehmens und der Bindung wechselseitig bedingen. Wer sich als Mitarbeiter
mit dem Betrieb. wohl und informativ eingebunden fühlt und sich
Über alle Branchen hinweg hat die emotiona- mit seinem Unternehmen identifiziert, engagiert
le Bindung der Mitarbeiter von deutschen Unter- sich meist stärker als andere und prägt ein posi-
nehmen in den letzten Jahren stetig zugenommen tives Betriebsklima. Auch die Bereitschaft, Ver-
(. Abb. 2.20): Der Anteil der sogenannten inneren änderungsprozesse mitzutragen, ist höher als bei
Kündigungen ist 2013 im Vergleich zum Vorjahr unmotivierten Mitarbeitern. Es ist zu erwarten,
von 24 auf 17 % geschrumpft, wie beispielsweise dass diese Zusammenhänge auch im Kranken-
der »Engagement Index 2013« illustriert. Die viel- haus, in dem die einzelnen Berufsgruppen mit
fältigen Initiativen in punkto Arbeitgebermarken- einem eigenen Berufsethos, getrennten Hierar-
bildung und Investitionen in interne Kommunika- chieebenen und Kollegien häufig weitgehend dis-
tion und Personalbindung der letzten Jahre zeigen parat voneinander arbeiten, analog zu anderen
offenbar einen Effekt. Gleichwohl verursachen Branchen funktionieren und ähnliche Effekte zu
Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die in punkto Vi- beobachten sind. Tatsächlich hat Gramlich (2007,
sion, Mission und Werte unzureichend oder gar S. 9–127, hier: S. 92) in einer umfassenden empi-
nicht synchronisiert sind, volkswirtschaftlich nach rischen Studie erstmals nachweisen können, dass
wie vor einen enormen Verlust. die oben beschriebenen Kausalrelationen auch im
Dabei gilt, dass sich die Ziele (Bekanntheits- Krankenhaussektor ihre volle Wirkung entfalten.
steigerung, Beeinflussung von Images, Einstellung Mitarbeiterbindung und Vertrauen von Kranken-
und Verhaltung) und Hebel der internen Kommu- hausbeschäftigten in ihre Unternehmensleitung
nikation (adäquate Information, personalisierte korrelieren in hohem Maße mit der Informations-
Unterhaltung, Bindung und Integration von be- politik innerhalb des Hauses sowie der gefühlten
stehenden und neuen Mitarbeitenden) wiederum Passgenauigkeit von eigenen Wertvorstellungen
2.8 • Menschen als Medium
71 2
hoch
Performanz / Leistung
. Abb. 2.21 Potenzial-Performance-Matrix.
mit dem der Einrichtung zugeschriebenen Image haus. Eine interne Kommunikation, die mittels
(Gramlich 2007, S. 107). Personalisierung diese »Taktgeber« und »Treiber«
Allerdings ist zu beachten: Wenn Menschen und deren gelungene Initiativen und Innovationen
als Medien der internen Kommunikation fungie- illustriert, sie selbst zu Wort kommen lässt und
ren, dann wird dies nicht bei allen Personen in mit Berichterstattung belohnt, unterstreicht die im
gleichem Maße der Fall sein. Mitarbeiter unter- Unternehmen geltenden Wertvorstellungen und
scheiden sich in vielen Faktoren, auch hinsichtlich kreiert Zielmarken für die Karriereentwicklung der
ihres Potenzials und ihrer Performance, was nicht übrigen Mitarbeiter. Umgekehrt sollte die interne
ohne Folgen für die Inhalte und Strategien der Mit- Berichterstattung auch gezielt Themen annoncie-
arbeiterkommunikation bleiben kann: Sie muss ren, bei denen sich die individuelle Lebenswirk-
sich daran orientieren, wie hoch der (geschätzte) lichkeit mit den Unternehmenszielen überlappt.
Anteil talentierter und leistungsstarker Mitarbeiter An dieser Stelle ist im thematischen Kanon inter-
und derjenigen ist, die aufgrund von mangelndem ner Kommunikation im Krankenhaus eine Soll-
Potenzial und degressiver Motivation in ihrem bruchstelle eingeschrieben, denn oftmals sind
Arbeitsbereich nur stagnierende oder abnehmende die Treiber, High-Performer und Innovatoren auf
Leistungen zeigen (. Abb. 2.21). den ersten Blick im ärztlichen Dienst zu verorten.
Funktionale Experten, High-Performer, Top- Damit droht aber die zahlenmäßig größte Berufs-
Talente oder talentierte Mitarbeiter mit Entwick- gruppe, die Pflegenden, thematisch und personell
lungsperspektiven sind die zentralen Katalysatoren schleichend marginalisiert zu werden, indem sie
organisationaler Entwicklung – auch im Kranken- im Rahmen der hausinternen Kommunikation in
72 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
vielen Fällen schlicht ausgeblendet wird. Gleich- sche Kommunikationsarchitektur, die nicht bruch-
wohl hat gerade diese Berufsgruppe eine zentrale los auf andere Einrichtungen übertragen werden
Funktion und prägt nicht zuletzt für die Patienten sollte.
2 oftmals den letzten Eindruck, der nach dem Besuch Für die Wahl der passenden Kanäle sind min-
des Krankenhauses bestehen bleibt, weil die Anzahl destens vier Faktoren ausschlaggebend:
der täglichen Berührungspunkte des Patienten mit
ihr ungleich höher ist als mit der Verwaltung oder Der Größe des Krankenhauses Eine Uniklinik, ein
dem Ärztlichen Dienst. Es erscheint also ratsam, Haus der Maximalversorgung oder ein Klinikkon-
die Potenzial-Performance-Matrix für alle relevan- zern mit verschiedenen Standorten und mehreren
ten Berufsgruppen im Krankenhaus zu verwenden tausend Mitarbeitern hat in punkto Wahrnehmung
und in jedem Segment nach den Leitfiguren zu su- interner Standpunkte, Botschaftendurchdringung
chen, die durch wort- und bildmächtiges In-Szene- und Überwindung von Anonymität und Unver-
Setzen eine beispielgebende Funktion erhalten. bindlichkeit andere kommunikative Hürden zu
bewerkstelligen als eine Fachklinik für Lungen-
erkrankungen mit 140 Betten und 350 Mitarbei-
2.9 Crossmediale Kommunikation tern. Diese Häuser werden zunächst bei Medien
ansetzen, die auf große Zielgruppen ausgelegt sind
Dr. Mathias Brandstädter und Bekanntheit und Image fördern.
Eine effiziente interne Kommunikation im Kran- Die Strukturen des Krankenhauses Für die inter-
kenhaus wird sich nie auf einen, sondern in der ne Kommunikation ist von zentraler Bedeutung, ob
Regel stets auf einen Mix aus mindestens drei oder man an einem oder an mehreren Standorten The-
vier verschiedenen größeren Kanälen stützen, men und Botschaften zu vermitteln hat. Handelt
nicht zuletzt, weil ihre Zielgruppe aus verschie- es sich um einen privaten Träger, vielleicht sogar
denen Gruppen mit unterschiedlichen Medien- mit speziellen Ertragsvorgaben, ein konfessionel-
nutzungsgewohnheiten besteht, die sie jeweils les, ein freigemeinnütziges oder ein kommunales
im Blick behalten muss. Sie muss also auf cross- Krankenhaus?
mediale Kommunikation setzen und wird zudem
versuchen, die Themen der internen und externen Die unterschiedlichen Zielgruppen Zugleich
Kommunikation weitgehend zu verschränken. gibt es für jedes Krankenhaus eine vielschichtig
Viele Themen lassen sich aus unterschiedlicher fragmentierte Zielgruppe: Gilt es, mit einer tarif-
Perspektive betrachtet mit begrenztem Aufwand verbundenen Mitarbeiterschaft oder zugleich mit
für mehrere Ziel- und Anspruchsgruppen paral- Mitarbeitern in verschiedenen Unternehmensaus-
lel aufbereiten (Ingenhoff 2004, S. 48 f.). Das spart gründungen zu kommunizieren? Die im Kranken-
nicht nur Ressourcen im Rahmen der Themen- hauswesen üblichen Ausgründungen von Service-
suche und -aufbereitung, sondern synchronisiert und Dienstleistungsgesellschaften müssen berück-
zugleich die interne und externe Informationskas- sichtigt werden, denn daraus ergeben sich für die
kade des Hauses. dortigen Mitarbeiter wiederum spezifische Inte-
Unterscheidet man monologische und dialogi- ressenlagen und Interessenvertretungen. Zudem
sche Kanäle und Kanäle, die primär Bekanntheit, spielt die Diversität der Mitarbeiter eine große Rol-
Image, Einstellung und Verhalten beeinflussen, le. Viele Kliniken beschäftigen aufgrund des Fach-
sowie Push- und Pull-Medien, wird der Kommu- kräftemangels ausländisches Personal. Selbst wenn
nikator je nach Anlass und Zielsetzung diejenigen diese Mitarbeiter einschlägige Sprachkurse besucht
Kanäle aus der entsprechenden Matrix wählen, die haben, ist zu prüfen, ob und in welchem Umfang
am besten auf die Mediennutzungsgewohnheiten die gleichen Kanäle zur Erreichung dieser Gruppen
seiner Zielgruppen abgestimmt sind und optimal dienlich sind. Zudem muss zwischen Mitarbeitern
mit seinen Zwecken harmonieren (. Abb. 2.22). und leitenden Angestellten differenziert werden.
Dabei entsteht für jedes Krankenhaus eine spezifi- Häufig ist es hilfreich, letztere informationsprivi-
2.9 • Crossmediale Kommunikation
73 2
Große Zielgruppen
Corporate TV
Letter CEO Social Media
Newsletter Blog
Schwarzes Brett Forum
Mitarbeiterzeitschrift Versammlungen
LeitbiId Veranstaltungen
Poster/Flyer Schulungen
Pressespiegel Gremien
Intranet Newsletter
Monolog Dialog
Seminare Meetings
E-Mail E-Mail
Dienstanweisungen Gespräche
Reports Jour Fixe
Workshop/Gremien
Webkonferenz
Telekonferenz
Chat
Kleine Zielgruppen
. Abb. 2.22 Matrix der internen Kommunikationskanäle. (In Anlehnung an Tonnenmacher 1998)
legiert zu behandeln, was wiederum spezielle Infor- und gibt es Engpässe im operativen Bereich – haus-
mationskanäle voraussetzt. spezifische Themen müssen speziellen Segmenten
der Mitarbeiterschaft dargeboten werden.
Der Anlass und der Inhalt der Kommunikation Es Welche Kommunikationsarchitektur anhand
sollten unterschiedliche Möglichkeiten für Regel- dieser Kriterien auch gewählt wird, ihr Ziel ist
kommunikation und besondere Kommunikations- nicht die quasi-journalistische Berichterstattung
anlässe geschaffen werden. Je nach Thema und oder redaktionelle Begleitung von mehr oder we-
Anlass müssen schnelle, bildmächtige, dialogische niger zufälligen Anlässen, sondern das gezielte
oder multimediale Kanäle zur Verfügung stehen. Agenda-Setting im Sinne einer Meinungsbildner-
Sind neue strategische oder organisationale Ziele schaft. Interne Kommunikation ist insofern eine
in den Blick genommen, steht das Haus in einzel- Managementaufgabe, als ihre Ausrichtung nicht
nen Leistungsbereichen einem hohen kompetitiven rein beschreibend, sondern immer normativ im
Wettbewerb gegenüber oder muss sich gar mit der Sinne der Vorstandsagenda ist: Interne Kommuni-
Frage des Fachkräftemangels auseinandersetzen kation berichtet also nicht, was passiert, sondern
74 Kapitel 2 • Kanäle der internen Kommunikation
Hintergrundinfo
Positionierung Intranet Mitmachen & Feedback
2 Strategie
Weiterführende Infos
Verweise
News
Thema Mitarbeiterzeitung Bericht
Infobox
Branchen- Verweise
themen
Unternehmens-
agenda/Wettbewerb Managementnewsletter Führungsthema
. Abb. 2.23 Vernetzung der Kommunikationskanäle durch Rekurs, Verweis und Bezugnahme
was nach Maßgabe des Vorstands passieren soll, den verschiedenen Rezipienten im Haus mit unter-
und wählt dementsprechend die passenden Kanäle schiedlichem Vorwissen unterschiedliche Zugänge
und Themen aus. Ziel ist immer die Schaffung von eröffnet und werden schließlich auch die Voraus-
Bekanntheit für Themen und Positionen, die nach- setzungen geschaffen, ein einzelnes Thema heraus-
haltige Beeinflussung von Images, das Katalysieren zuheben und zum Leitthema zu machen.
entsprechender Einstellungen und die Initiierung
eines entsprechenden Verhaltens bei Zielgruppen.
Referenzrahmen der internen Kommunika- Literatur
tion sind daher immer die für das Krankenhaus
gültigen strategischen Positionierungen: Leitbild, Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal (2012) Be-
thesda aktuell. Mitarbeiterrundbrief Krankenhaus und
Vision, Mission, Werte. Sie beschreiben Ziele, Trei-
Seniorenzentren. Ausgabe 2. März/April/Mai 2012
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Öffentlichkeitsarbeit. Sollten diese aber den Refe- Bildern erreichen. In: Dörfel L (Hrsg) Instrumente und
renzrahmen nur unzureichend beschreiben, was in Techniken der Internen Kommunikation. Instrumente
der Praxis eher die Regel als die Ausnahme bilden zielgereichtet einsetzen, Dialoge erfolgreich managen,
Bd. 2. prismus communications GmbH, Berlin, S 315–334
dürfte, müssen sie angepasst, modifiziert, erneuert
Bayer AG (2014) Mitarbeiter-Fest »Wir sind Bayer«. 7 http://
oder ergänzt werden (. Abb. 2.23). www.bayer.de/de/mitarbeiter-fest.aspx. Zugegriffen: 12.
Aufgabe des Kommunikators ist es, durch Ver- Jan. 2015
netzung der internen Medien im Laufe der Zeit Bergert D (2015) Bericht: Twitter stellt in Kürze native
einen Themenkanon aufzubauen, der sich gezielt Video-Funktion vor. 7 http://www.heise.de/newsticker/
meldung/Bericht-Twitter-stellt-in-Kuerze-native-Video-
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Funktion-vor-2515325.html. Zugegriffen: 10. Jan. 2015
tigen Interessenlagen und Zielsetzungen entlang Buhse W (2011) Enterprise 2.0 im Management. Frischzellen-
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Themenpositionen durch wechselseitigen Verweis,
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79 3
Instrumente
Mathias Brandstädter
3.1 Leitbild – 80
3.2 Themen – 85
3.3 Routine/Rituale – 87
3.4 Reporting – 89
Literatur – 92
Auftritt
zu konkretisieren versteht (. Abb. 3.2).
Gütekriterium für ein Unternehmensleitbild
Umsetzung Umsetzung ist demzufolge die Operationalisierbarkeit der
Philosophie und Positionierung annoncierten Normen und Zielsetzungen. Lassen
Mission, Werte, Strategie, Ziele
sich diese nicht in alltägliche Zusammenhänge
Unternehmenskultur
Gelebtes Verhalten, Gedächtnis der Organisation und eingängige Formulierungen übersetzen, sind
die Werte und Ziele nicht kontrollierbar und deren
praktische Implementierung seitens der Mitarbei-
. Abb. 3.1 Funktion des Leitbildes als strategische Posi- ter und Kunden im Alltag nicht erfahrbar, bleibt es
tionierung des Unternehmens stumpfe Absichtserklärung, deren Kontrast zu den
realen Vorgängen beim Mitarbeiter eher unange-
weiten Bogen vom religiösen Selbstverständnis nehm aufstößt, als nachhaltig zu motivieren.
über die Dienstgemeinschaft bis zu den Facetten Wenn das Leitbild oder die Positionspapiere
des Unternehmens und des Umfelds der Stiftung diesem Zweck aufgrund der inhaltlichen Ausrich-
spannt.1 Das Leitbild der Uniklinik Bonn umfasst tung oder sprachlichen Fixierung nicht dienen
auch nicht weniger als 36 PDF-Seiten2, um Aufga- können oder eine Positionierung schlicht nicht
ben und Zielsetzungen des Hauses zu beschreiben. vorhanden ist, muss diese entwickelt werden. Kein
Umgekehrt benötigt das Leitbild der AGAPLESI- Leitbild zu haben, bedeutet nämlich nicht, keine
ON gAG, eines konfessionellen Klinikkonzerns mit Unternehmenskultur oder Wertvorstellungen vor-
rund 20.000 Mitarbeitern, hingegen nur ganze drei zufinden, sondern lediglich, dass diese individuel-
Seiten, kommt dabei mit rund 400 Wörtern aus, len Geschmacksvorlieben und situativen Einflüsse
um das eigene Selbstverständnis zu beschreiben. innerhalb des Unternehmens und damit der freien
Der Klinikkonzern HELIOS verwendet den Begriff Entwicklung überlassen worden sind und nur un-
des Leitbildes schließlich gar nicht mehr, sondern zureichend reguliert wurden. Jedes Vorhaben des
spricht konsequenterweise direkt von einer Ziel- Vorstands (etwa: Wachstum, neue strategische
matrix, die in kompakter Explikation auf Patien- Ausrichtung, Umstrukturierungen, Ertragssteige-
tennutzen, Wissen, Wirtschaftlichkeit und Wachs- rungen, Generationswechsel, Akquisitionen, Fu-
tum abhebt. sionen, zentrale Projekte) muss erst den Filter der
Es ist zu betonen, dass die Länge und der Um- Unternehmenskultur innerhalb des Krankenhauses
fang nicht automatisch ein Synonym für begriffli- durchlaufen. Dort wird es, je nach Passgenauigkeit
che Unschärfe von Unternehmensleitbildern sein und Harmonisierungsgrad mit den tatsächlichen
muss, auch wenn das in der Praxis tatsächlich häu- vorhandenen Werten und Präferenzen der Mit-
fig der Fall ist. Auch ein längeres Positionspapier arbeiter, ein spezielles Verhalten hervorrufen, das
kann seinen Zweck prinzipiell erfüllen, vor allem wahlweise zwischen Begeisterung, Unterstützung,
Allianzbildung und Kooperation oder Desinteres-
se, Ablehnung, Intrigen und Widerstand schwingt.
1 7 http://www.sfh-muenster.de/fileadmin/daten/
Die Betriebskultur innerhalb des Krankenhauses
mandanten/sfm/QM/Leitbild_2010.pdf.
2 7 http://www.ukb.uni-bonn.de/42256BC8002B7FC1/
ist also Filter und Transmissionsriemen für alle
vwLookupDownloads/UKB_Leitbild_2011.pdf/$FILE/ Projekte und Entwicklungen; hier wird oftmals
UKB_Leitbild_2011.pdf. über Erfolg und Misserfolg eines Hauses oder ein-
zelner Projekte entschieden.
82 Kapitel 3 • Instrumente
. Abb. 3.2 a, b, c Unternehmensleitbild der AGAPLESION gAG, der Uniklinik RWTH Aachen und der Helios Kliniken.
(7 http://www.agaplesion.de/fileadmin/agaplesion/Leitbild/Agaplesion_Leitbild_web.pdf, 7 http://www.ukaachen.
de/uniklinik-rwth-aachen/unser-leitbild.html, 7 http://www.helios-kliniken.de/ueber-helios/strategie/ziele.html
(Zugriff am 19.01.2015))
3.1 • Leitbild
83 3
. Abb. 3.2 Fortsetzung
84 Kapitel 3 • Instrumente
Patientennutzen Wissen
3 Nachhaltige Sicherung
und Entwicklung der Kliniken
Selektives Wachstum
und Stärkung der Marktposition
Wirtschaftlichkeit Wachstum
. Abb. 3.2 Fortsetzung
Unternehmenskultur zu regulieren oder zu gekehrt ist es aber auch schwierig, bei reinen
modifizieren, bedarf Zeit, sorgfältiger Analysen quasi-demokratischen Bottom-up-Ansätzen
und einer speziellen Schrittfolge: die oftmals divergierenden Vorstellungen über
1. Zunächst sollte die vorhandene Kultur mög- Ziel, Vision, Mission und Werte des Kran-
lichst detailliert diagnostiziert werden. Welche kenhauses in ein stimmungsvolles Ganzes
Stärken, welche Schwächen zeichnen das zu übertragen – nicht zuletzt deshalb, weil
Haus aus Sicht der Mitarbeiter aus. Welchen manchen Mitarbeitern die wirtschaftlichen
Auftrag verfolgt die Klinik, wo sieht man sie Kalkulationszwänge und Wachstumsdiktate
in fünf oder in zehn Jahren? Ist der Umgang oftmals nicht in vollem Umfang bewusst sind.
der Kollegen untereinander und seitens der Umgekehrt besteht beim Management biswei-
Führung professionell, wertschätzend, trans- len nicht das Bewusstsein über die alltäglichen
parent und empathisch oder ist das Gegenteil Nöte und Herausforderungen der Mitarbeiter.
der Fall? Diese Diagnostik geschieht wahlweise 3. Drittens bedarf die Etablierung der Unter-
durch Mitarbeiterbefragungen (vgl. ferner nehmensphilosophie im Krankenhaus einer
Borg 2003, Deitering 2006, Geuenich (2008)), langfristigen Entwicklung und eines Dreiklangs
strukturierte Einzelgespräche oder Workshops aus Bekanntheit (Stärkung der regelmäßige
mit Mitarbeitern, welche die statische Grund- Aufmerksamkeit durch kontinuierliche Kom-
gesamtheit des Hauses (jung vs. alt, weiblich munikation der Inhalte und der damit korres-
vs. männlich, leitende vs. einfache Mitarbeiter pondierenden Projekte und Initiativen), Unter-
etc.) widerspiegeln. streichen der Vorbildfunktion (Vorbildfunktion
2. Dann gilt es, die Zielkultur des Hauses zu der Führungskräfte stärken, Glaubwürdigkeit
definieren. Hier können prinzipiell Top-down- durch deren leitbildkonformes Verhalten er-
(Vorstand gibt den strategischen »Leitstern« zeugen, passgenaue Führungsgrundsätze ent-
und die Unternehmenswerte vor), Bottom- wickeln) sowie der Integration ins Tagesgeschäft
up- (Zielkultur orientiert sich primär an den (Integration in Steuerungsinstrumente und An-
kumulierten Aussagen oder Präferenzen der passung der alltäglichen Belohnungssysteme).
Mitarbeiter) oder Mischverfahren (»top- 4. Um abzuschätzen, ob und inwieweit sich die
down-bottom-up« – Vorstand vermittelt einen neue Zielvorgabe kulturell hat implementieren
Rahmen, der durch Mitarbeiter angereichert lassen, ist es hilfreich, die Diagnostik der vor-
wird) unterschieden werden. Es ist aber in handenen Kultur nach einem Zeitraum von
jedem Fall sinnvoll, einen partizipativen Effekt ein bis drei Jahren noch einmal zu wiederho-
seitens der Mitarbeiterschaft einzukalkulieren, len, um auf diese Weise auch diachrone Verän-
um die Akzeptanz des Leitbildes zu erhöhen derungen und Verläufe nachzuvollziehen und
und seine Einführung zu erleichtern. Um- gegebenenfalls nachzusteuern (. Abb. 3.3).
3.2 • Themen
85 3
Check:
4 Regelmäßige Erfolgskontrolle
bei Mitarbeitern und Kunden
im Krankenhaus geben kann, auf die eben nicht filtern? Diese Frage wird von vielen Untersuchun-
alle drei Bedingungen zutreffen und die insofern gen ausgeklammert, dabei ist sie nicht nur alles
auch nicht Gegenstand der Kommunikation im andere als simpel, sondern sicherlich auch eine der
engeren Sinne sein können. Ein Thema kann bei- Ursachen, warum die praktische Implementierung
spielsweise potenzialträchtig sein, sich aber nicht des Issues Managements in den Alltag der (inter-
für die mediale oder öffentliche Auseinanderset- nen) Unternehmenskommunikation nur lücken-
3 zung eignen. haft geschieht. Die Crux liegt auf der Hand: Wer
Ingenhoff (2004, S. 41 f.) hat vor rund einem zu großzügig bei der Selektion der Issues agiert,
Jahrzehnt bereits die kursierenden Explikations- produziert Datenhalden, die den Alltag lähmen
versuche des Begriffs Issue geclustert und in zwei und notorisch Vorstände langweilen; wer zu re-
Gruppen geteilt: Kommunikationswissenschaft- striktiv ist, verpasst Wesentliches (Brandstädter
liche Ansätze fassen strategische Issues demnach und Ullrich 2013, S. 89 ff.).
vornehmlich als ein Phänomen, einen Anlass öf- Die Auswahl der Issues sollte auf deren Defi-
fentlicher Chancen/Kontroversen auf, betriebs- nition rekurrieren: Wenn Issues nämlich poten-
wirtschaftliche Definitionsversuche explizieren zielle Treiber – sowohl positiv als auch negativ
den strategierelevanten Impact des Themas und – für Image und Vertrauen(-sverlust) sind, liefert
dessen Potenzial, die Unternehmensleistung mo- eine Imageanalyse umgekehrt notwendigerweise
netär beeinflussen zu können. wichtige Anhaltspunkte für neuralgische Punkte
Strategische Issues beherbergen also wahlwei- im Rahmen der Marktpositionierung, auf die be-
se Potenzial für ein Krankenhaus oder können – sonderes Augenmerk gelegt werden sollte. Weitere
in externer Sicht und mit negativen Vorzeichen Quellen für mögliche Issues sind das Studium der
– Imagekrisen verursachen und katalysieren, sie eigenen Wertschöpfungskette und das Nachvollzie-
können also Vertrauensprozesse unterminieren hen der Abfolge von Produktivprozessen im eige-
oder eben initiieren. Die Zuschreibung von Ver- nen Unternehmen, die nicht selten mehrdimen-
antwortung für den Sachverhalt ist dafür ebenso sional sind und eher in Form von Netzstrukturen
notwendig wie ein Interesse und die mediale Ver- auftreten. Engstellen und Probleme, Potenziale und
mittlungsfähigkeit. Das bedeutet, dass die Diszi- Chancen sind meist innerhalb des Unternehmens
plin des Issues Managements, als ein methodisch oder bei Kooperationspartnern lange bekannt und
angeleitetes Verfahren kommunikativer Vorsorge, lassen sich durch interne Recherche leicht aufde-
das auf Basis der systematischen Identifikation, cken. Wichtige Indizien und Hinweise liefert auch
Analyse und Beobachtung der Umwelt der Unter- die retrospektive Recherche und die Historie des
nehmens, Bewertungen über Issues und die damit Unternehmens. Damit ein Issue image(de)stabili-
verbundene Meinungsbildung von (Teil-)Öffent- sierend wirken kann, ist es auf ein gewisses Maß
lichkeiten liefert, natürlich auch in der internen an Öffentlichkeit angewiesen; insofern sind Issues
Kommunikation seine volle Anwendung finden simpel zu recherchieren und gewissermaßen wohl-
muss. Ziel ist es, potenzielle interne und externe sortiert im Netz archiviert. Trotz einzelner Über-
Krisensituationen oder Sollbruchstellen rechtzei- lappungen von Unternehmen und Märkten gilt:
tig zu antizipieren, aber vor allem auch Chancen Issues können so vielfältig sein wie Unternehmen
und Potenziale in der hausinternen Kommuni- selbst, sie sind immer kontextbezogen. Eine erste
kation im Sinne der Unternehmensphilosophie grobe Analyse der typischen Issues in einer beliebi-
und -programmatik effektiv zu nutzen und Ein- gen Branche nach den oben eingeführten Kriterien
stellungen und Verhalten zu beeinflussen. Die Is- bietet aber einen ersten Eindruck der thematischen
sues sollten dabei aus den Strategiepapieren ab- Vielfalt. Die Clusterung der Issues ist aber nur der
leitbar und kohärent zu ihnen sein, dennoch ist erste Schritt: Bei der Erstellung einer solchen Issue-
die Menge der Issues für jedes Krankenhaus ent- Liste sollte zudem die Eintrittswahrscheinlichkeit
sprechend groß. Wie lassen sich nun zu Beginn mit der zu erwartenden Drastik/dem möglicher-
des Prozesses die relevanten Issues aus dem Strom weise bestehenden Potenzial korreliert werden.
der großen und kleinen Themen und Ereignisse Nicht jedes Thema hat den gleichen Gewichtungs-
3.3 • Routine/Rituale
87 3
Strategische Issues
Push-Medien Pull-Medien
– Thematische Kongruenz
– Unterschiedliche Perspektive
faktor oder eine identische Frequenz: Ereignisse Abstraktionsgrad spreizen und zur Unterhaltung
können selten, aber mit hohem Impact auftreten, der Mitarbeiter auch immer bis zu einem gewis-
oder hochfrequent, dafür aber nur mit moderaten sen Grad tagesaktuelle Informationen einstreuen.
Effekten einhergehen. Umgekehrt werden sich die Mitarbeiter aus den
Welche Themen nimmt die interne Kommu- Kliniken, Funktionsbereichen und der Verwaltung
nikation im Krankenhaus also in den Fokus? Bis- ihrerseits mit Themenvorschläge melden, die es zu
lang wurde deutlich, dass die Themen, an denen berücksichtigen, mit der Agenda des Vorstands ab-
sich die interne Kommunikation abzuarbeiten hat, zugleichen und zu verschmelzen gilt. Relevant aber
durch die strategische Positionierung des Hauses ist, dass eine gezielte Abmischung aus angebotenen
bereits grob umrissen sind. Ziel ist es, Mission und bewussten gesetzten Themen, strategischen Is-
und Vision sowie den Hebel der Wertvorstellung sues, erzielt werden kann, die sich an den Vorgaben
bekannt zu machen. Eine Kommunikation, die orientiert (. Abb. 3.4).
sich aber ausschließlich auf die wörtliche Exegese
der strategischen Unternehmenspapiere bezieht,
wird nur schwerlich zum Erfolg führen. Sie muss 3.3 Routine/Rituale
zudem vielfältige Anlässe zur Kommunikation
schaffen, die Themen aus der Unternehmensphi- Gewohnheiten und Rituale spielen von jeher eine
losophie ableiten, selbige personalisieren, über große Rolle im menschlichen Zusammenleben
die verschiedenen Kanälen in unterschiedlichem (Brosius et al. 2013, S. 16 f.). Versteht man unter
88 Kapitel 3 • Instrumente
Gewohnheit eine unter gleichartigen Bedingun- Funktion stiften Rituale demnach »Veränderung
gen entwickelte analoge Reaktionsweise, die durch von Identität, Rolle, Status und Kompetenz« und
Wiederholung stereotypisiert wurde und bei können gerade dadurch Treiber neuer Entwicklun-
gleichartigen Situationsbedingungen schließlich gen und organisationaler Identitäten sein.
nach demselben Reiz-Reaktionsschema ausgeführt Die weitreichenden Verästelungen dieser sozio-
wird, zeichnen sich Rituale durch ihren symboli- logischen Debatte sollen an dieser Stelle ausgeklam-
3 schen Charakter und das Bestehen formeller oder mert bleiben; fest aber steht, dass Rituale als feste
informeller Ablaufregeln aus. Auch für die interne Handlungsabläufe Sicherheit und Vertrauen ver-
Kommunikation im Krankenhaus sind diese bei- mitteln. Sie stiften Gewohnheiten, indem sie »die
den Phänomene von hohem Interesse – in doppel- Sinn- und Bedeutungsfragen sozialen Handelns
ter Hinsicht: Haben Rituale ohnehin eine exponier- aktualisieren und dann weitgehend ausschalten«.
te Bedeutung für die Kommunikation, dann gilt Auf diese Weise werden »sie zu Habitus, Gewohn-
dies in einer ritualreichen Organisation wie dem heit oder Struktur und formen damit ein kulturelles
Krankenhaus mit hohem Normierungsgrad der Gedächtnis, bei dem das richtige und gemessene
Prozesse erst recht. Verhalten nicht unbedingt jedes Mal neu ausgehan-
Gesellschaften und Organisationseinheiten delt werden muss. Das kann kognitiv entlasten und
basieren grundsätzlich auf der Existenz konstitu- sozialen Systemen eine effektive Ordnungsstruktur
tiver Riten, sind daher auch niemals ritualfrei. In verschaffen« (Brosius et al. 2013; S. 16 f).
der Soziologie bezeichnet der Terminus Rituale be- Berücksichtigt man ferner, dass werbe- und
sonders ausdrucksvolle und standardisierte, indi- wahrnehmungspsychologisch die enorme Be-
viduelle und kollektive Verhaltensweisen (Brosius deutung von Wiederholungsbeziehungen und
et al., 2013, S.13f.). Durch ständige Wiederholung Redundanzen für die Informationsaufnahme und
dienen sie dazu, eine gewünschte Wirklichkeit zu -verarbeitung sowie die Verhaltensanleitung um-
generieren und sukzessive zu verfestigen. Rituale fassend erforscht und erwiesen wurde (Koeber-Riel
zeichnen sich demnach primär durch performative und Esch 2011, S. 158 f.)4, bieten Rituale auch in der
Elemente, Dynamik und Formalisierung, den tran- internen Kommunikation den strukturellen Rah-
szendentalen Aspekt und ihre kulturelle Spezifität men für Bekanntheitssteigerung, Beeinflussung
aus. von Images sowie die Prägung von Dispositionen
Nach Michaels sind fünf Aspekte für ein Ritual und Verhalten. Regelmäßigkeit und Stetigkeit müs-
konstitutiv: Es steht zunächst in Verbindung mit sen daher auch die interne Kommunikation be-
einer Veränderung, da es immer anlässlich einer gleiten; im Krankenhaus treffen sie dabei auf eine
Art Grenzüberschreitung etabliert wird (Michaels Zielgruppe, die aufgrund ihres Tätigkeitsfeldes und
1999, S. 30). Außerdem muss ein förmlicher Be- ihrer Aufgaben ohnehin hochgradig empfänglich
schluss gegeben sein, der etwa durch einen Eid, für ritualisierte Handlungen sind (Weidmann 2011,
einen Schwur oder eine Absichtserklärung gekenn- S. 38 ff.).
zeichnet wird. Rituale sind also bewusste, inten- Für den Kommunikator gilt es nun, bereits ver-
tionale Akte. Hierzu kommt drittens die Erfüllung ankerte Rituale zu erkennen, in ihrer Funktiona-
formaler Handlungskriterien: Ritualhandlungen lität für die Zielsetzungen des Krankenhauses auf
sind stereotyp, förmlich, repetitiv, öffentlich, un- ihren konstruktiven Charakter hin zu bewerten
widerrufbar und oft auch liminal (Michaels 1999). und gegebenenfalls zu modifizieren oder zu er-
Weiterhin zeichnen sie sich auch durch modale setzen. Dabei können Rituale im Blick auf die ein-
Handlungskriterien aus: Rituale sind immer auf
die Gemeinschaft bezogen, sie repräsentieren die- 4 Schon die klassische Konditionierung beruht auf dem
Prinzip, dass die Verbindung zwischen neutralem und
se oder einen Idealtypus derselben. Außerdem
unkonditioniertem Stimulus mittels Reizgeneralisierung
bezieht sich ein Ritual auf etwas Transzendentes umso stärker wird, je öfter sie zusammen dargeboten
und hat auf jeden Teilnehmer eine ganz subjektive werden – ein Zusammenhang, der auch werbepsycho-
Wirkung (Michaels 1999, S. 36). In ihrer sozialen logisch nachgewiesen ist (Feinberg 1986, S. 348 ff.).
3.4 • Reporting
89 3
zelnen Kommunikationskanäle ganz unterschied- len. Aber: Berichte sind kein Selbstzweck, sie sollen
lich ausfallen, formaler oder inhaltlicher Natur etwas bewirken. Aufgabe der Kommunikation ist
sein. Im Bereich der analogen Kommunikation es also sehr wohl, sich in Abstimmung mit dem
(Mitarbeiterzeitschrift, Gremien) sind es sowohl Vorstand und den Abteilungen zu fragen, welche
die Terminierungen, der Tagungsort und das ge- Kommunikationsabläufe zur Information und ope-
wohnte Erscheinungsbild als auch die inhaltliche rativen Verhaltenssteuerung im Krankenhaus exis-
Rubrizierung (ein Vorwort, ein Interview-Rubrik, tieren und wie diese so tariert werden können, dass
ein Mitarbeiterrätsel, die Tagesordnung, Auftakt sie ihrem Zweck möglichst effizient dienen. Oft-
und Ende einer Veranstaltung), die ritualbildend mals haben sich Berichtswege verselbständig oder
wirken und in ihrer Bedeutung erkannt und ein- dienen keinem unmittelbaren Zweck, benötigen
gehalten werden müssen. Dies ist vor allem mit aber immense Ressourcen.
Blick auf die digitale Kommunikation zu beach- Jedes Management – vom Top-Management
ten, da diese durch ihre orts- und zeitunabhängige bis hin zur mittleren und unteren Führungsebene
Informationsübermittlung dazu tendiert, Rituale – von Krankenhäusern braucht eine zielgerichtete
tendenziell zu unterlaufen. Auch hier gilt es, einen Entscheidungsgrundlage für eine erfolgreiche und
Rahmen formeller Regeln der Kommunikation zu effiziente Unternehmenssteuerung (Taschner 2012,
schaffen, die förderlich zur Entwicklung von Ge- S. 33 f.). Diese Maßgabe klingt einerseits simpel,
wohnheiten bei den Mitarbeitern sind (Artikel der formuliert andererseits aber einen hehren An-
Woche im Intranet, Rubrizierung des Newsletters, spruch, denn nicht selten ist das interne Berichts-
vergleichbare Bildsprache und Wording). Hierzu wesen der Krankenhäuser nur rudimentär vor-
zählt schließlich auch der Vertrieb der hauseigenen handen: Berichtspflichten sind nicht internalisiert.
Medien. So ist es hilfreich, einen eigenen Verteiler Projektplan und -status, Datenablage, Kennzahlen,
für diejenigen Mitarbeiter anzulegen, die ihre Mit- periodische Informationen und Performance-Be-
arbeiterzeitschrift an die private Adresse geschickt richte sind oftmals nicht vollständig, nur einem
bekommen möchten. Nicht zuletzt lässt sich ana- kleinen Kreis bekannt (und werden sogar eitel
log zum Jahreskalender eine wiederkehrende Se- gegen Einsichtnahme anderer Abteilungen ver-
rie von Unternehmensevents und Versammlun- teidigt) oder variieren aufgrund unterschiedlicher
gen initiieren (Neujahrsempfang, Mitarbeiterfest, Parameter und Erhebungsverfahren und sind folg-
Firmenlauf, Personalversammlung Advents- und lich nahezu unbrauchbar.
Weihnachtszeit), die für alle Mitarbeiter als feste Dass dies so ist, scheint auf den ersten Blick
Struktur schnell verinnerlicht wird. vollkommen unverständlich, denn im Kranken-
hausbetrieb werden kontinuierlich Daten und In-
formationen gesammelt, ausgewertet und interpre-
3.4 Reporting tiert, nicht zuletzt weil es entsprechende Vorgaben
seitens der Behörden und Kostenträger gibt. Wie
Vielleicht mag es zunächst überraschen, in einem können diese nicht vollständig vorliegen oder un-
Buch über interne Kommunikation einen Ab- brauchbar sein?
schnitt über Reporting und Berichtswesen im Ein betriebliches Berichtswesen (auch Repor-
Krankenhaus zu finden. Dies sei, so mag der eine ting) meint im fachlichen Sinne die Implementie-
oder andere reflexhaft einwenden, doch eher eine rung sowie die strategischen Hebel und Tools eines
Domäne der Bereiche Controlling, Medizincon- Unternehmens zur Erarbeitung, Weiterleitung,
trolling, Finanz-, Qualitäts- und Projektmanage- Verarbeitung und Speicherung von Informationen
ment oder der Unternehmensentwicklung. Wer das über den Betrieb und seine Ziel- und Anspruchs-
behauptet, verkennt den Sinn und Zweck eines Re- gruppen in Form von Berichten.
portings. Wenn hier von Berichtswesen gesprochen Ein Bericht ist wiederum fest definiert als zu-
wird, meint dies natürlich nicht, dass es Aufgabe sammengefasste Informationen für eine vorgegebe-
der Kommunikation ist, diese Berichte zu erstel- ne Zielsetzung. Demnach muss für jeden Bericht
90 Kapitel 3 • Instrumente
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. Abb. 3.5 Grundsätze und Gestaltungsdimensionen der Berichterstattung nach Waniczek. (Nach Waniczek 2003, S. 124)
Sondersituationen
für die interne
Unternehmenskommunikation
Thomas W. Ullrich
4.1 Einführung – 94
4.2 Imagekrisen – 96
4.3 Veränderungsprogramme – 98
Literatur – 104
100 %
Zeit
. Abb. 4.1 Illustration zum Verlauf der Arbeitnehmerproduktivität bei fehlender oder schlechter sowie bei guter kom-
munikativer Begleitung von Veränderungen. (Nach Ullrich 2014, S. 169)
Imagekrisen, Change-Programmen und Fusionen steht und daher andererseits eine schnelle Reaktion
skizziert. Zweifelsohne würde es den Rahmen die- erforderlich ist, was negativen Stress erzeugt.
ser Handreichung sprengen, jedes dieser Themen Entsprechend haben Mitarbeiter in der Situ-
vollständig erörtern zu wollen. Daher werden, auch ation einer Imagekrise ein mindestens genauso,
um Redundanzen zu vermeiden, ausgehend von wenn nicht sogar deutlich höher ausgeprägtes In-
den in den vorangegangen Kapiteln vermittelten formationsbedürfnis bezüglich des Krisenvorfalls
Grundlagen, jeweils lediglich einführend die Be- und stellen gleichzeitig ein gefährliches Leck für
sonderheiten der Situation herausgearbeitet sowie eine strukturierte kommunikative Kriseninter-
4 die Ansatzpunkte für eine konstruktive interne vention dar. Schließlich hat es die Entwicklung der
Kommunikationsunterstützung dargelegt. Für um- wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmen-
fassende Darstellungen der Einzelthemen wird auf bedingungen erforderlich gemacht, dass Unter-
die jeweilige weiterführende Spezialliteratur ver- nehmen ihren Arbeitnehmern in ihrem jeweiligen
wiesen.1 Verantwortungsbereich einen teils erheblichen Ent-
scheidungsspielraum einräumen (7 Abschn. 1.1).
Eine Imagekrise jedoch erfordert das volle Gegen-
4.2 Imagekrisen teil: »Kadergehorsam«. Denn andernfalls entsteht
ein erhebliches kommunikatives Risiko, wenn Mit-
Imagekrisen sind Zeitphasen, in denen ein Vorfall/ arbeiter ihren gegebenenfalls unvollständigen Wis-
Ereignis das Image einer Marke, zum Beispiel eines sensstand sowie ihre subjektive Interpretation zum
Krankenhauses, bei den wirtschaftlich relevanten Sachverhalt öffentlich kundtun. Und so kommt es
Teilöffentlichkeiten dergestalt verändert bzw. ver- nicht selten vor, dass, während der Krisenstab noch
ändern kann, dass diese merklich Vertrauen zu der die Kernbotschaften abstimmt, der Pförtner bereits
Marke verlieren (Ullrich und Brandstädter 2015). freimütig im Fernsehinterview Auskunft über den
In der Folge verursachen Imagekrisen einen teils Krisenfall gibt.
erheblichen wirtschaftlichen Schaden, der im Ein- Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert,
zelfall bis zur Insolvenz des betroffenen Unterneh- dass sowohl die Fachliteratur als auch die Ratge-
mens reichen kann. Auslöser für Imagekrisen kön- berliteratur zum Thema Krisenkommunikation
nen zum Beispiel öffentlich gewordene Kunstfehler, vorwiegend auf die externe Kommunikation, v. a.
Therapieversagen, drastische Mängel der Klinikhy- auf die Pressearbeit, fokussiert und dem Aspekt der
giene, die zu Todesfällen geführt haben etc. sein. internen Krisenkommunikation praktisch keine
Imagekrisen sind nicht nur für externe Teil- Aufmerksamkeit widmet, wenngleich Heide (2013,
öffentlichkeiten von Interesse, sondern betreffen S. 202) hier in jüngerer Zeit erste Tendenzen zu
Mitarbeiter in mindestens gleichem Ausmaß. Aus einer positiven Entwicklung ausmacht.
Sicht der Mitarbeiter sind sie eine mehr oder weni- Es kann also durchaus vorkommen, dass beim
ger dramatische Infragestellung des Status quo und Krisenstab aus Sicht der internen Unternehmens-
Vorboten einer möglichen Veränderung. Psycho- kommunikation im Ernstfall erst einmal dafür ge-
logisch betrachtet, stellt eine Imagekrise für den worben werden muss, auch die interne Krisenkom-
einzelnen Mitarbeiter eine außergewöhnliche Situ- munikation auf die Agenda zu setzen.
ation dar, für die er über keine vorhandene Verhal- Dafür kann man sich Folgendes vergegenwär-
tensroutine verfügt. Unterdessen ist ihm ganz klar, tigen: Während man in der beruflichen Situation
dass in dieser Situation einerseits viel auf dem Spiel einem Mitarbeiter durchaus auferlegen kann, sich
gegenüber Externen – allen voran der Presse – nicht
1 Empfehlenswert sind aus Sicht des Autors für das direkt zu äußern, sondern für Fragen gegebenen-
Thema der Imagekrisen Ullrich und Brandstädter 2015, falls an einen Krisenstab oder die Pressestelle zu
für das Thema der Veränderungskommunikation u. a. verweisen, ist dies für seine Rolle als Privatperson
Rigall et al. 2005 und Zowislo und Schwab 2003 sowie
praktisch unmöglich. Hier wird er aktiv oder pas-
für das Thema der kommunikativen Begleitung der Post
Merger Integration u. a. Studt 2008, Hackmann 2011 und siv gegenüber seiner Familie sowie gegenüber sei-
Palm 2012. nen Freunden und Bekannten »Rede und Antwort
4.2 • Imagekrisen
97 4
stehen«. Geht man davon aus, dass ein Mitarbeiter sehentlich zu kolportieren, sie dürften sich nicht
im Durchschnitt in einem Haushalt mit drei Per- zum Vorfall äußern. Vielmehr sollte ihre Aussage
sonen lebt und jeder von diesen zehn Freunde und in etwa lauten: »Da kann ich Ihnen nichts zu sagen.
Bekannte hat, so werden über einen Mitarbeiter Bitte wenden Sie sich an…«.
gleichzeitig etwa 30 Menschen informiert und von In der Folge soll die interne Unternehmens-
dessen Meinung und seinem Verhalten beeinflusst kommunikation sicherstellen, dass auch die Mit-
(Weißbeck 2003, S. 7–28). Durch die Möglichkeiten arbeiter kontinuierlich über neue Erkenntnisse
des Web 2.0 kann die Reichweite des Einzelnen da- zum Krisenereignis sowie über ergriffene Maß-
rüber hinaus deutlich erweitert sein. nahmen in Kenntnis gesetzt werden und ihnen
Insbesondere in Kliniken sind interne Teil- andererseits Anlaufstellen für eigene Fragen zur
öffentlichkeiten und externe Teilöffentlichkeiten Verfügung stehen.
praktisch aufeinander verdichtet: Die »Externen« Für die kontinuierliche Information der Mit-
sind in Form von Patienten bereits im Unterneh- arbeiter ist vordringlich an einen News-Ticker
men und haben dort direkten Kontakt mit weiten sowie eine ergänzende Seite im Intranet sowie an
Teilen der Mitarbeiterschaft und erleben einen Teil regelmäßig versendete interne E-Mail-Newslet-
der Unternehmensrealität sowie die Reaktion der ter zu denken. Je nach Infrastruktur des Hauses
Mitarbeiter auf das Krisenereignis live mit. sind auch interne Aushänge etwa am Schwarzen
Dabei ist die interne Unternehmenskommuni- Brett sowie ein ausgedrucktes Klinik-Statement
kation also in zweifacher Weise gefordert: Sie muss inklusive eines kurzen FAQ-Dokuments
einerseits dem berechtigten Informationsinteresse (Frequently-asked-questions), über das typische
der Mitarbeiter nachkommen und soll dabei deren Fragen und ihre Muster-Antworten vermittelt wer-
Unsicherheit und Spekulationen möglichst ein- den, die unter anderem auch bei Schicht-Überga-
dämmen und muss andererseits auf ein intern wie ben durchzusprechen sind, gängige Instrumente.
gegenüber Externen angemessenes Kommunika- Darüber hinaus ist es wichtig, auch den
tionsverhalten der Mitarbeiter konstruktiv hinwir- Mitarbeitern einen Kanal für Rückfragen zu
ken und diese gegebenenfalls mit geeigneten Bot- eröffnen. Zu denken ist hier etwa an ein internes
schaften und Sprachregelungen »munitionieren«. Info-Telefon sowie eine E-Mail-Adresse oder ein
Hier kann es im Einzelfall sehr sinnvoll sein, Intranet-Formular, über die Fragen an den Krisen-
Patienten als eine »interne Zielgruppe« zu betrach- stab gerichtet werden können.
ten. Im Rahmen der externen und internen Unter-
Unmittelbar nach Eintritt eines Krisenereignis- nehmenskommunikation bei Imagekrisen ist dabei
ses, wenn noch keine weitergehenden, gesicherten durchgehend sicherzustellen, dass die extern und
Informationen verfügbar und klare Botschaften intern verbreiteten Botschaften konsistent sind,
noch nicht abgeleitet sind, soll ausgehend von dem sich also nicht widersprechen, und andererseits
Stab Krisenkommunikation eine kurze Anwei- zeitlich weder intern noch extern besondere Wis-
sung an alle Mitarbeiter erfolgen, dass diese sich sensgefälle auftreten. Daher wird auch die interne
gegenüber Externen – insbesondere gegenüber Unternehmenskommunikation im Wesentlichen
Vertretern redaktioneller Massenmedien – zum auf die vom Krisenstab für die externe Unterneh-
Krisenfall selbst grundsätzlich nicht bzw. nicht ab- menskommunikation entwickelten Materialien
weichend von den ihnen zur Verfügung gestellten und Inhalte zurückgreifen.
Sprachregelungen zu äußern haben. In der Regel Ein Unterschied entsteht in der Regel nach Be-
wird dies zunächst der Verweis auf zentrale An- wältigung der Krise. Hier ist das Informationsbe-
laufstellen, etwa die Pressestelle, die Krisenhotline dürfnis bei der Mitarbeiterschaft meist weiterhin
oder die eingerichtete Info-Website sein. Hierfür stark ausgeprägt, während das externe Interesse
müssen die Mitarbeiter entsprechend sowohl die deutlich abflaut. Insofern wird die interne Unter-
Kontaktdaten dieser Anlaufstellen erhalten und nehmenskommunikation auch nach der Krise si-
sollten andererseits zudem mit dem Muster einer cherstellen, dass die Mitarbeiter über den Ausgang,
Sprachregelung versorgt werden, um nicht ver- die ergriffenen Maßnahmen und deren Wirkung
98 Kapitel 4 • Sondersituationen für die interne Unternehmenskommunikation
. Abb. 4.3 Illustration der Stellschrauben für erfolgreiches Veränderungsmanagement. (Nach Güttler und Ullrich 2008,
S. 159)
sowie dem, was das Unternehmen aus der Krise akzeptieren wird oder nicht. Damit Veränderung
4 subjektiv gelernt hat, informiert werden. gelingt, muss das Produkt aus dem empfundenen
Leidensdruck im Ist-Zustand, der empfundenen
Attraktivität des Soll-Zustands und der Attraktivi-
4.3 Veränderungsprogramme tät des Prozesses vom Ist- zum Soll-Zustand größer
sein als die subjektiv empfundenen Verlustgefühle
Die einzige Konstante ist die Veränderung. Dieser infolge der Veränderung, die etwa durch den ge-
Satz trifft heute mehr denn je auf die Realität der fühlten Verlust an Einkommens- und Arbeits-
Unternehmen zu: Einführungen neuer Software, platzsicherheit, persönlichem Status etc. entstehen
Fusionen, Reorganisationen und Anpassungen der (Güttler und Ullrich 2008, S. 159).
Organisation und der Prozesse machen tiefgrei- Um den Veränderungsprozess konstruktiv zu
fende nachhaltige Veränderung zum wirtschaftlich unterstützen, wird die interne Unternehmenskom-
allgegenwärtigen und überlebensbestimmenden munikation also im gegenwärtigen Zustand sowohl
Bestandteil des Berufsalltages. Dennoch erreichen nach Aspekten suchen, die für die betreffenden in-
Umfragen zufolge fast zwei Drittel der Verände- ternen Zielgruppen weniger attraktiv erscheinen,
rungsprojekte die gesetzten Ziele nicht, 16 % sol- und bezogen auf den Zielzustand vordringlich
cher Projekte werden sogar gestoppt oder scheitern solche Aspekte betonen, die für die betreffenden
gänzlich (Jøergensen 2007, S. 6, 12). internen Zielgruppen attraktiv erscheinen, als auch
Die Vielzahl der in den letzten Jahrzehnten ver- danach streben, den Übergangsprozess positiv er-
öffentlichten Ansätze und Managementmodelle scheinen zu lassen. Darüber hinaus wird sie sich ein
für den »erfolgreichen Unternehmenswandel« ha- klareres Bild über die bei den betreffenden internen
ben hier wenig geändert. Führungskräfte nennen Zielgruppen vorhandenen Verlustgefühle verschaf-
neben unrealistischer Planung und mangelnder fen und versuchen, diese zu relativieren bzw. zu
Unterstützung durch das Top-Management zu 80 % marginalisieren.
mangelhaftes Change Management als Ursache für Wird die zu Beginn gesetzte Vision in der Um-
das Scheitern (Jøergensen 2007; Claßen und Kyaw setzungsphase abgeschwächt oder geht die eigent-
2008). liche Idee während des Prozesses verloren, besteht
Zunächst muss man sich vergegenwärtigen, die Folge nicht nur in höheren Kosten durch die
dass im Rahmen von Veränderungsprogrammen verzögerte Umsetzung und durch interne politi-
ein Ist-Zustand in einen neuen Soll-Zustand über- sche Zugeständnisse, sondern vor allem in einer
führt werden soll. Aller Erfahrung nach ist jedoch verringerten Motivation der Mitarbeiter, in gestei-
der Ist-Zustand im Detail nicht immer bekannt gertem Ausscheiden von Leistungsträgern sowie in
und der Soll-Zustand in der Regel zu Beginn des der Zerstörung immaterieller Werte etwa in den
Veränderungsprogrammes noch nicht bis ins letzte Bereichen des Beziehungskapitals zu den internen
Detail ausgearbeitet. Die grundsätzlich mit Ver- und externen Stakeholdern sowie des Ansehens des
änderungen verbundene Unsicherheit wird also in Unternehmens und der Unternehmensführung.
der Regel durch die Unschärfe von Ausgangs- und Entsprechend ist zu Beginn des Veränderungs-
Zielsituation weiter erhöht. prozesses zu prüfen, ob der Projektsponsor, sei es
Wie die Formel in . Abb. 4.3 illustriert, sind ein Individuum oder ein Gremium, über gleichsam
vier Variablen zu betrachten, wenn es darum geht, hinreichendes Interesse wie hinreichende Macht
zu beurteilen, ob ein Mitarbeiter eine Veränderung verfügt, die für den Change-Erfolg nötigen Ent-
4.3 • Veränderungsprogramme
99 4
scheidungen zu treffen und vor allem auch durch- für die einzelne interne Zielgruppe konkret ergibt,
zusetzen. einzugehen.
In der internen Unternehmenskommunikation Die Beantwortung der dritten Frage, was vom
erfolgreicher Veränderungsprogramme gelingt es, Einzelnen erwartet wird, erfordert ein systema-
für ihre internen Zielgruppen klare Antworten auf tisches Herunterbrechen der sich aus der Vision
jede der folgenden fünf Fragen zu finden und über- ableitenden Ziele für jeden einzelnen Mitarbeiter –
zeugend zu vermitteln (Güttler und Ullrich 2008, mindestens für die verschiedenen Mitarbeitergrup-
S. 159): pen. Es geht also um eine Kaskadierung und Prä-
1. Warum muss sich etwas ändern? zisierung der Organisationsziele, bis unterstellt
2. Was genau ändert sich? werden kann, dass jeder Einzelne weiß, was er nun
3. Was ändert sich für mich? zu unternehmen hat und wie sein Handeln zum
4. Wie kann ich die Veränderung unterstützen Erreichen der gesetzten Ziele beiträgt.
und was geschieht, wenn ich nicht mitmache? Um dies leisten zu können, ist ein genaues Ver-
5. Wann und wie erfahre ich etwas Neues? ständnis von der Ausgangssituation und dem Ziel-
zustand erforderlich. Hierfür dient die sogenannte
Zur Beantwortung der ersten Frage, warum es Change-Impact-Analyse, die bezogen auf jeden
überhaupt einer Änderung bedarf, gilt es zwingen- von dem Veränderungsgramm betroffenen Prozess
de Gründe zu finden, die argumentativ nicht leicht untersucht, wie dieser bisher im Detail abläuft und
entkräftet werden können und mit denen ein hin- wie er künftig ablaufen soll. Dazu wird jeweils be-
reichendes Gefühl der Dringlichkeit der geplanten trachtet, welche Vorteile und Nachteile mit dem
Veränderungen erreicht werden kann. Bewährt jeweiligen Prozessablauf für die am Prozess be-
haben sich gut greifbare und eindeutige externe teiligten Mitarbeiter verbunden sind und welche
Einflussfaktoren, Szenarien, mit denen die nega- Unterschiede sich jeweils durch das Veränderungs-
tiven Auswirkungen aufgezeigt werden können, programm ergeben.
die eintreten, wenn die geplanten Veränderungen Für die Planung des Kommunikationsprozes-
nicht vorgenommen werden, sowie Szenarien, die ses ist zu berücksichtigen, dass eine Veränderung
anschaulich machen können, warum und wie die einen Lernprozess darstellt, bei dem das bisherige
Umsetzung der Veränderungen zu einem besseren Verhalten verlernt und neues Verhalten erlernt
Zustand in der Zukunft führen werden. Darüber werden muss. Gerade wenn es also um den Beitrag
hinaus haben sich auch Beispiele anderer Unter- des Einzelnen geht, ist die individuelle Lernkurve
nehmen, die solche Veränderungen bereits vollzo- zu beachten:
gen haben, sowie Benchmarks, d. h. der Vergleich 1. Gesagt ist nicht gehört.
mit anderen Unternehmen, in der Überzeugungs- 2. Gehört ist nicht verstanden.
arbeit als hilfreich erwiesen. 3. Verstanden ist nicht einverstanden.
Für die Beantwortung der Frage, was verändert 4. Einverstanden ist nicht umgesetzt.
werden soll, ist der folgende, Antoine De Saint-Exu- 5. Umgesetzt ist nicht beibehalten.
péry zugeschriebene, Gedanke handlungsleitend:
»Wenn Sie ein Boot bauen wollen, weisen Sie Ihre Je nachdem, in welcher Stufe sich eine Mitarbei-
Männer nicht an, Holz zu sägen, Segel zu nähen, tergruppe befindet, erweisen sich unterschiedliche
Werkzeug zu bereiten und Arbeit zu organisieren. Maßnahmen als zielführend (. Abb. 4.4).
Wecken Sie die Sehnsucht in ihnen, die Segel zu In den Stufen »gesagt und gehört« steht die
setzen und ferne Länder zu erkunden.« Hier geht Information der internen Zielgruppen im Vor-
es also zunächst nicht um die Vermittlung techni- dergrund. In den Stufen »verstanden und einver-
scher Details, sondern um die Formulierung einer standen« geht es letztlich um Interpretation und
klaren Vision und die Übersetzung der Vision in Einstellung, wofür Medien der einfachen Infor-
für die jeweilige interne Zielgruppe relevante Bot- mationsübermittlung nicht mehr hinreichend
schaften. Dabei ist es wesentlich, vor allem auf den sind, sondern es zudem auch vermehrt interakti-
Nutzen, der sich aus der jeweiligen Veränderung ver Überzeugungsformate bedarf. In den Stufen
100 Kapitel 4 • Sondersituationen für die interne Unternehmenskommunikation
Mitarbeiterversammlung Dialogforen/Podiumsdiskussionen
Flyer/Handzettel
. Abb. 4.4 Exemplarische Zuordnung ausgewählter Maßnahmen zu den Stufen in der Change-Lernkurve. (Nach Ullrich
2014, S. 176)
»umgesetzt und beibehalten« ist die Festschreibung dem Prozess beteiligt werden können, bedarf es für
des gewollten Verhaltens in den internen Prozes- die Early Majority eher Anreize und Unterstützung
sen erfolgsentscheidend: Verhalten, das nicht auch auf dem Wege, die Neuerungen für sich zu akzep-
karriereentscheidend ist, wird sich auf Dauer nicht tieren. Während für die Late Majority individuelle
durchsetzen. Hier wird offenkundig, dass die in- und nachhaltige Überzeugungsarbeit mit Beto-
terne Unternehmenskommunikation in Verände- nung auf der Negativszenarien in der Regel hin-
rungsprogrammen schnell an die Grenzen ihrer reichend ist, bedarf es bei den Laggards einer deut-
eigenen Möglichkeiten herankommt. Daher muss lichen Klarstellung, dass Arbeitnehmer, die nicht
sie Hand in Hand mit anderen Unternehmens- bereit sind, die Veränderungen mitzutragen, im
funktionen, etwa der Personalabteilung, zusam- Unternehmen keine Perspektive mehr haben, und
menarbeiten. Neben den gängigen Instrumenten im Einzelfall gegebenenfalls auch (symbolischer)
der internen Unternehmenskommunikation hat harter Schnitte. Da es im Rahmen von tiefgreifen-
sich insbesondere für Veränderungen der Unter- den Veränderungsprogrammen selten möglich ist,
nehmenskultur ein Leitbild, d. h. ein niedergelegter alle Mitarbeiter eines Unternehmens zugleich mit
Werte- und Verhaltenskodex, bewährt. aufwendigen Maßnahmen der Veränderungskom-
Die Frage nach den Möglichkeiten, den Wan- munikation und des Veränderungsmanagements
del zu unterstützen, und dem, was geschieht, wenn zu erreichen, erfolgt auch hier eine klare Seg-
jemand diesen Wandel nicht unterstützt, stellt auf mentierung anhand der Einfluss-Interesse-Matrix
eine Erkenntnis der Unternehmenssoziologie ab: (7 Abschn. 1.4 und . Abb. 4.5).
Wie auch in der Gesellschaft, gibt es in Unterneh- Für die Befriedigung des Bedürfnisses, etwas
men Mitarbeiter, die selbst versuchen, Neuerungen über den weiteren Verlauf des Veränderungspro-
zu initiieren (Innovators), solche, die gegenüber zesses zu erfahren, bedarf es einer regelmäßigen
Neuerungen sehr stark aufgeschlossen (Early Ad- Kommunikation, deren ungefährer Zeitpunkt je-
opters) oder eher aufgeschlossen (Early Majority) weils im Vorfeld bekannt gegeben wird. Es hat sich
sind, aber auch solche Mitarbeiter, die Neuerun- bewährt, ein Veränderungsprogramm so zu planen,
gen erst zögerlich und langsam akzeptieren (Late dass früh erste Erfolge berichtet werden können.
Majority), und solche, die sich gegenüber Neuerun- Zudem sollte die interne Unternehmenskommuni-
gen nahezu verweigern (Laggards). Für jede dieser kation nicht nur allgemein darüber berichten, was
Gruppen sind unterschiedliche Ansätze erforder- geschieht, sondern vielmehr einen klaren Fahrplan,
lich, um eine beabsichtigte Veränderung erfolg- etwa einen Phasenindikator, sowie harte Indikato-
reich umzusetzen (. Abb. 4.5). Während Innova- ren des Programmfortschritts, etwa Meilensteine
tors und die Early Adopters als aktive Gestalter an oder Kennzahlen, als kommunikativen Rahmen zu
4.4 • Fusionen
101 4
34 % 34 %
2%
14 % 16 %
. Abb. 4.5 Schematische Darstellung zur soziologischen Verteilung der Akzeptanz des Unternehmenswandels und
geeigneter Unterstützungsstrategien je Akzeptanzsegment. (Nach Ullrich 2014, S. 177)
Grunde legen, der allen Beteiligten aufzeigt, dass men wird. Bei der Unternehmensaufnahme wird
es vorwärts geht und wo im Prozess sie sich aktuell aus den beiden Unternehmen A und B ein neues
befinden. Unternehmen A’ – das Unternehmen B geht also
vollständig in Unternehmen A auf; seine Marke
verschwindet. Bei der Unternehmensneubildung
4.4 Fusionen entsteht aus Unternehmen A und Unternehmen
B ein neues Unternehmen AB; beide Marken ver-
Neben zahlreichen Formen von Unternehmens- schmelzen also sichtbar miteinander oder werden
kooperationen gehören auch Konzentrationen zur zugunsten einer ganz neuen Marke aufgegeben.
Gruppe der Unternehmensverbindungen (zum Mit Fusionen wird eine Reihe von Zielen ver-
Folgenden auch Schierenbeck 2003, S. 48 ff.; Thom- bunden, wie etwa
men und Achleitner 2004, S. 80 ff.). Konzentratio- 55 die Umgehung von Markteintrittsbarrieren,
nen können entweder eine Akquisition oder eine 55 der Erwerb von extern bestehendem Know-
Fusion sein. how oder Fertigkeiten, statt diese kosten- und
Bei der Akquisition (»verbundene Unterneh- zeitintensiv selbst zu entwickeln,
men«) beteiligt sich ein Unternehmen an einem 55 die Steigerung der Marktmacht, etwa um Kon-
anderen, wobei je nach Anteil eine Minderheitsbe- kurrenz »auszuschalten« und die eigene Posi-
teiligung (gekaufter Unternehmensanteil kleiner/ tion gegenüber Zulieferern zu verbessern,
gleich 25 %) oder eine Mehrheitsbeteiligungen (ge- 55 die Minimierung von Risiken etwa durch Di-
kaufter Unternehmensanteil größer/gleich 50,1 %) versifikation und Ausnutzung von Skalen- und
vorliegt und man bei einem Anteil von mehr als Synergieeffekten.
20 % von einem Konzernunternehmen spricht.
Bei Fusionen hingegen findet eine rechtliche Im Kern stehen hinter diesen Zielen also immer
Verschmelzung von beispielsweise zwei Unterneh- die Erhaltung des Unternehmens, der Ausbau der
men statt (»Merger«). Hier kann entweder – nach Tätigkeit und die Wertsteigerung bzw. Gewinn-
vorheriger Liquidation – eine Vermögensübertra- erzielung.
gung erfolgen oder eine Gesamtrechtsnachfolge, Gelten in freien Märkten Konsolidierungen als
bei der entweder eine Unternehmensaufnahme unausweichlich (Kröger 2004), erscheinen sie im
oder eine Unternehmensneubildung vorgenom- Kliniksektor politisch gewollt. Dennoch zeigt sich,
102 Kapitel 4 • Sondersituationen für die interne Unternehmenskommunikation
53 %
30 %
17 %
. Abb. 4.6 Antwortverteilung zu der Frage, in welcher Phase eine Fusion am wahrscheinlichsten scheitert. (In enger
Anlehnung an Träm 2004, S. 209)
dass Fusionen in der Regel keine Werte schaffen: 55 In der Post-Merger-Phase erfolgt schließlich
Eine Analyse von 270 Firmenzusammenschlüssen die operative Integration, d. h. die ganz prakti-
mit einem Vergleich wirtschaftlicher Kennzahlen sche Zusammenführung von Prozessen, Struk-
von drei Jahren vor der Fusion mit denen von drei turen und Technologien.
Jahren nach der Fusion offenbarte, dass die Durch-
schnittswerte der operativen Gewinnmarge gerade Wie in . Abb. 4.6 illustriert, liegt nach Einschät-
einmal um 0,3 % gestiegen, hingegen das Umsatz- zung von 53 % der 230 von der Unternehmensbe-
wachstum um 6 % gesunken und das EBIT-Wachs- ratung A.T. Kearney befragten Unternehmen das
tum um 9,4 % zurückgegangen sind und auch das Hauptrisiko für das Scheitern einer Fusion in der
Wachstum des Börsenwertes um 2,5 % abgenom- Post-Merger-Phase (Träm 2004, S. 209).
men hat (Rotenbücher und Schrottke 2008). Hierfür lassen sich vor allem zwei Gründe nen-
Um herauszuarbeiten, an welcher Stelle eines nen: Zunächst verlassen vor allem Leistungsträ-
Fusionsprozesses das größte Risiko für ein Schei- ger kurzfristig das Unternehmen, weil sie mit der
tern besteht, muss man diesen genauer betrachten. Arbeitssituation unzufrieden sind, wofür die sub-
Zwar gibt es eine Vielzahl differenzierter Phasen- jektive Einkommensunsicherheit, eine als schlecht
modelle, die Fusionen beschreiben, doch ist für die erlebte Integrationsqualität sowie die allgemeine
hiesige Betrachtung zunächst ein pragmatischer Unsicherheit in einer Post-Merger-Phase verant-
drei Phasen-Ansatz hinreichend (Träm 2004): wortlich gemacht werden (Grimpe 2005).
55 In der Pre-Merger-Phase bilden die Entwick- Mittel- und langfristig sorgen jedoch vor allem
lung der eigenen Wachstums- und Marktstra- Defizite in der Akkulturation beider Unternehmen
tegie, die Auswahl möglicher Partner für eine für das Scheitern einer Fusion. Statt aus beiden
Fusion sowie eine umfassende Due Diligence Unternehmenskulturen aktiv und konsequent eine
den Mittelpunkt der Aktivitäten. Dabei be- neue gemeinsame »Hochleistungskultur« zu schaf-
zeichnet Due Diligence eine detaillierte und fen, werden beide Kulturen passiv dekonstruiert,
systematische Analyse des für eine Fusion in- d. h. zerreiben sich in Konflikten, die sich aus ihrer
frage kommenden Unternehmens hinsichtlich ungeklärten Unterschiedlichkeit in der täglichen
der wirtschaftlichen Lage, der Zukunftsaus- Zusammenarbeit ergeben (Träm 2004).
sichten und Risiken (Wilfert 2004, S. 184). Sowohl für die interne wie auch für die ex-
55 In der Merger-Phase bilden die Verhandlun- terne Kommunikation gilt in dem gesamten Zeit-
gen und der Vertragsabschluss der Übernahme raum vor Vertragsschluss einer Fusion strengstes
den Mittelpunkt der Aktivitäten. Stillschweigen. Gleichwohl bereiten die Teams der
4.4 • Fusionen
103 4
Unternehmen 1
Ethos A
Habitus A
ethischer
Diskurs Unternehmen 1,2
Ethos C
Werte
Unternehmen 2 (Leitbild) Habitus C
Ethos B
Habitus B
. Abb. 4.7 Illustration zum ethischen Diskurs in der Post-Merger-Integration. (Nach Ullrich 2009, S. 20)
internen und externen Kommunikation eine Rei- der Unternehmenskultur aus soziologischer Pers-
he von Sprachregelungen sowohl für den Fall vor, pektive nähern. Eine Unternehmenskultur oder das
dass von dem Vorhaben oder den geheimen Ver- Ethos (gr. ἔθος – gewohnheitsmäßiges Verhalten)
handlungen im Vorfeld intern oder extern etwas eines Unternehmens beschreibt das unreflektierte
öffentlich wird, als auch für jeden nur erdenklichen Verhalten der im Unternehmen tätigen Menschen
Ausgang der Verhandlungen (erfolgreicher Ab- auf der Basis von unbewusst gewachsenen sowie
schluss der Übernahmeverhandlungen; Abbruch unwillkürlich gelernten Vorstellungen von dem,
der Übernahmeverhandlungen; Verlieren des was üblich, gut und richtig ist. Die Unternehmens-
Übernahmewettstreits gegenüber einem anderen kultur ist demnach keine bewusste Entscheidung,
Bieter etc.). sondern eine gewachsene und unreflektierte, auto-
Für die interne Unternehmenskommunikation matisierte Verhaltensroutine, die durch das alltäg-
beginnt die eigentliche Arbeit also erst nach offi- liche Gebaren (Habitus) der Mitglieder des Unter-
ziellem Vertragsschluss. Diesen gilt es intern ad- nehmens offenbar wird. Dies lässt sich am ehesten
äquat zu vermitteln: Was ist das Gute daran? Wel- durch den Satz: »Das haben wir schon immer so
che Perspektiven eröffnen sich nun daraus? Welche gemacht« plakatieren.
Vorteile sind damit für den einzelnen Mitarbeiter Wird nun den Mitarbeitern zweier Unter-
verbunden? Wie geht der Prozess nun im Einzel- nehmen, das heißt auch zweier mehr oder min-
nen weiter? der unterschiedlicher Arbeitskulturen, durch eine
Die tatsächliche Herausforderung jedoch stellt Fusion die Zusammenarbeit auferlegt, führt dies
sich in der Begleitung der Post-Merger-Phase, also zwangsweise zu Friktionen, die sich teilweise zu
der eigentlichen Integration der beiden Unterneh- verhärteten Konflikten auswachsen und die Pro-
men. Diese stellt aus der Perspektive der internen duktivität der Mitarbeiter drastisch verringern
Unternehmenskommunikation einen Extremfall können.
eines Change-Programms dar: Zwei mehr oder Um hier eine Akkulturation, d. h. eine Ver-
weniger verschiedene Kulturen treffen aufeinander einigung der Kulturen zu einer gemeinsamen,
und sollen sinnvoll miteinander in Einklang ge- leistungsorientierten Arbeitskultur zu erreichen,
bracht werden. hat sich ein Vorgehen in drei Schritten bewährt
Um die Herausforderung klarer darzulegen, (Ullrich 2009; . Abb. 4.7):
muss man sich der Situation und dem Phänomen
104 Kapitel 4 • Sondersituationen für die interne Unternehmenskommunikation
1. Krise des Ethos: In dieser Stufe wird das je- neben einer Detailplanung der Zusammenführung,
weils eigene, unbewusste Verhalten bewusst d. h. dem Detailentwurf des neu vereinigten Unter-
gemacht und es werden die Gemeinsamkeiten nehmens, auch die relevanten Top-Management-
und die Unterschiede in den Verhaltensweisen positionen bestätigt oder neu vergeben und erste
beider Kulturen sichtbar herausgearbeitet. Da- Arbeitsprozesse angepasst. In den folgenden sechs
durch wird eine Öffnung für die nächste Stufe bis zwölf Monaten beginnt die Etablierung neuer
erreicht. Strukturen, d. h. die Zusammenlegung bzw. Neu-
2. Ethischer Diskurs: Mittels ethischer Diskurse schaffung von Abteilungen und Zuordnung von
4 (Ethik, von gr. εθτικοζ – Moralphilosophie) Verantwortlichkeiten sowie die Zusammenführung
wird durch Diskussionen nach gemeinsamen, der IT-Systeme. Zahlreiche Veränderungen also,
übergeordneten Prinzipien gesucht, anhand über die durch die interne Unternehmenskommu-
derer sich bestimmen lässt, welches Verhal- nikation zu informieren ist und die es gilt, in ihrer
ten im Konsens als richtig angesehen werden internen Akzeptanz und im reibungsarmen Ablauf
kann. Es werden also gemeinsam akzeptierte zu unterstützen.
Werte und generell für richtig befundene Ver-
haltensgrundsätze erarbeitet.
3. Transfer und Habitualisierung des neuen ge- Literatur
meinsamen Leitbilds: In dieser Phase erfolgt
die schrittweise Übertragung der gemeinsam Claßen M, Kyaw F von (2008) Change Management-Studie
2008. Business Transformation – Veränderungen erfolg-
gefundenen Werte und Verhaltensweisen in
reich gestalten. Capgemini Deutschland, 2008
übergreifend zueinander passendes, neues, Grimpe C (2005) Arbeitszufriedenheit und Fluktuation im
eigenes Verhalten in jeden Arbeitsbereich des Post Merger Integrationsprozess – Discussion Paper
Unternehmens. No. 05–76, Zentrum für Europäische Wirtschaftsfor-
schung GmbH. ftp://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/
dp0576.pdf. Zugegriffen: 5. Jan. 2009
Ähnlich wie bei tiefgreifenden unternehmerischen
Güttler A, Ullrich TW (2008) We manage your damage – How
Neuausrichtungen bildet auch für diese Art der companies effortlessly master international transfor-
kulturellen Unternehmensentwicklung ein Leitbild mation processes. In: Sievert H, Bell D (Hrsg) Commu-
das geeignete Instrument. nication AND Leadership in the 21st century. Verlag
Bei diesem Vorgehen kommen in den ersten Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, S157–169
Hackmann S (2011) Organisatorische Gestaltung in der Post
beiden Phasen neben den üblichen Formaten der
Merger Integration. Gabler/GWV, Wiesbaden
internen Unternehmenskommunikation vor allem Häusel H-G (2002) Think Limbic. Haufe, München
übergreifende Formate der persönlichen Begeg- Heide M (2013) Internal crisis communication – the future
nung, etwa Job-Tausch, Workshops, Podiumsdis- of crisis management. In: Thiessen A (Hrsg) Handbuch
kussionen, gemeinsame Mahlzeiten etc., aber auch Krisenmanagement. Springer VS, Wiesbaden, S195–209
Jøergensen H-H (2007) Making change work. Erfolgsfaktoren
gemeinsame freizeitnahe Angebote außerhalb des
für die Einführung von Innovationen. IBM Deutschland,
Betriebs zum Einsatz. In der dritten Phase werden Stuttgart
dann verstärkt Workshops und ähnliche Maßnah- Kröger F (2004) Merger Endgames. Strategien für die Kon-
men innerhalb der jeweiligen Organisationsein- solidierungswelle – ein Ansatz von A.T. Kearney. In: Fink
heiten (Bereiche, Abteilungen) initiiert, um den D (Hrsg) Management Consulting Fieldbook. München
Franz Vahlen, München, S 169–182
Transfer in die alltägliche Praxis zu realisieren.
Palm A (2012) Post Merger Integration von Unternehmens-
Diesem Prozess vorausgehend oder die- kulturen. Interkulturelles Integrationskonzept unter
sen überlagernd, muss auch der operativ in den besonderer Berücksichtigung einer ganzheitlichen
Abteilungen erfolgende Integrationsprozess Kommunikationsstrategie. Josef Eul, Lohmar
kommunikativ begleitet werden. Die Grundlage Rigall J, Wolters G, Goertz H, Schulte K, Tarlatt A (2005)
Change Management für Konzerne. Campus, Frankfurt
für die Gestaltung der entsprechenden internen
a. M.
Kommunikationsaktivitäten bildet der von dem Rothenbücher J, Schrottke J (2008) Überschätzte Synergien.
Strategieteam erarbeitete Fusions-Fahrplan. Ty- Harvard Business Manager 06/2008. Hamburg, S 10–11
pischerweise werden in den ersten drei Monaten
Literatur
105 4
Studt JF (2008) Nachhaltigkeit in der Post Merger Integra-
tion. Gabler/GWV, Wiesbaden
Träm M (2004) Post Merger Integration. Sieben Regeln für
erfolgreiche Fusionen – ein Ansatz von A.T. Kearney.
In: Fink D (Hrsg) Management Consulting Fieldbook.
München Franz Vahlen, München, S 207–227
Ullrich TW (2009) Kommunikation in der Post-Merger-Integ-
ration. Vortragspräsentation. Forum Personalkommuni-
kation, Wiesbaden
Ullrich TW (2014) PR Grundausbildung. Vorlesungsskript
Deutschen Akademie für Public Relations Düsseldorf.
Frankfurt a. M.
Ullrich TW, Brandstädter M (2015) Krisenkommunikation.
Grundlagen und Praxis. Kohlhammer, Stuttgart
Ullrich TW, Hacker P (2014) Kommunikation in Transforma-
tionsprozessen – eine überschätzte Größe? In: Jahrbuch
Restrukturierung 2015. Frankfurt Business Media GmbH,
Friedberg, S. 20–22. http://www.finance-magazin.de/file-
admin/PDF/JB_Restrukturierung_2015_Buch_72dpi.pdf
Weißbeck D (2003) Strategien der Krisenkommunikation
zur Vermeidung von Image- und Umsatzverlusten bei
Produktschäden. Diplomica, Hamburg
Wilfert A (2004) Due Diligence: Beurteilung wirtschaftlicher
Risiken bei Investition und Finanzierungsentschei-
dungen – ein Ansatz Arthur D. Little. In: Fink D (Hrsg)
Management Consulting Fieldbook. München Franz
Vahlen, München, S. 183–205
Zowislo N, Schwab H (2003) Interne Kommunikation im
Veränderungsprozess. Gabler, Wiesbaden
107 5
Literatur – 114
In diesem Buch wurden bislang umfänglich die Ausmaß der Vernetzung der bestehenden Kanäle).
theoretische Herleitung sowie die Kanäle und Inst- Kein Krankenhaus, keine Institution vermag es,
rumente der internen Kommunikation beschrieben nicht zu kommunizieren; fraglich ist jedoch, ob es
und deren jeweilige Anwendungsgebiete, Eigenhei- sich um formelle und angeleitete Kommunikation
ten und Wirkungsweisen dargelegt. Sie skizzieren oder um informellen und unstrukturierten Aus-
in ihrer Gesamtheit einen idealtypischen Zustand tausch handelt. Innerhalb dieser Fragenleiter soll-
interner Kommunikation im Krankenhaus, den te erst dann die nächste Stufe erklommen werden,
man in der Praxis sicherlich nur näherungsweise wenn die vorangehende Frage zufriedenstellend
erreichen mag. Dabei wurde einerseits deutlich, beantwortet wurde.
welch enorme Bedeutung diesem Aufgabengebiet Der Kommunikator sollte aber zunächst bei
für die Steuerung des Unternehmens zukommt, sich selbst und seinem Berufsverständnis begin-
5 nicht zuletzt durch die erfolgskritischen Faktoren nen: Unabhängig von den folgenden Fragen bleibt
eines modernen Krankenhausmanagements. Die- nämlich die Verinnerlichung der Zielsetzung in-
se lassen sich mit den eingängigen und bekannten terner Kommunikation bei den Kommunikato-
Schlagworten fassen: eine ausgeprägte Hierarchi- ren und dem Management des Krankenhauses
sierung, die Trennung der Berufsgruppen, ein der entscheidend und in der Praxis eine der größten
Branche seit Jahren anhaftender Fachkräftemangel, Hürden. Der PR-Beauftragte praktiziert in der in-
die Akademisierung einzelner Berufsgruppen so- ternen Kommunikation nicht die Fortsetzung ei-
wie der zunehmende Wettbewerbsdruck, der auch nes anlassgetriebenen Journalismus mit anderen
viele Krankenhäuser oder Krankenhauskonzerne Mitteln, er berichtet nicht, was passiert, sondern
vor die Aufgabe stellt, miteinander zu fusionieren, steuert, was passieren soll. Diese Unterscheidung
neue Häuser bei anhaltender Wettbewerbsfähigkeit markiert den Unterschied zwischen bloßer Infor-
zu integrieren oder eben auch Häuser zu schließen. mation und strategischem Vorgehen in der Mitar-
Andererseits zeigt sich, dass der Krankenhaus- beiterkommunikation im Krankenhaus. Der inter-
sektor mit seinen Spezifika (zweigleisige Finanzie- ne Kommunikator ist damit Meinungsbildner in
rung aus budgetorientierten Mitteln der Kassen Sachen Vorstandsagenda, kein Berichterstatter. Das
und Investitionsmitteln der Länder, Arzt-Patien- ist für viele Kommunikatoren, die ihr Handwerk
ten-Verhältnis, Daten- und Persönlichkeitsschutz, im Rahmen eines Redaktionsvolontariats gelernt
Trennung der Berufsgruppen mit jeweils eigenem haben, eine bisweilen als markant empfundene
Ethos und Selbstverständnis, Schichtarbeit, Ver- Kursänderung ihrer Arbeit und sorgt nicht immer
drängungswettbewerb privater, kommunaler und für eine tiefgreifende intrinsische Motivation. Da-
freigemeinnütziger Träger, volatiler Markt und mit ist aber auch nicht gesagt, dass journalistische
vielfältige Markenbildungsprozesse etc.) noch Techniken gar nicht zum Einsatz kommen – auch
einmal besondere Rahmenbedingungen für jeden in der internen Kommunikation wird recherchiert,
Kommunikator diktiert. werden Fakten abgewogen und kommen Stilmittel
Unabhängig davon wäre jedes Fachbuch, das und -formen zum Einsatz. Eine gute Schreibe, kriti-
seinen Gegenstand nur rein abstrakt zu streifen sches Reflexionsvermögen und ein offenes Ohr für
vermag, die Investition nicht wert. Was folgt nun Themen gehören zum Rüstzeug, sind jedoch kein
daraus für den Praktiker, welchen Fragen werden Selbstzweck (sie sind es übrigens auch im Rahmen
er oder sie sich im Alltag der Klinikkommunika- der medialen Berichterstattung nicht, aber das
tion zu stellen haben? Jede effektive interne Kom- ist ein anderes Thema). Hinzu kommt aber, dass
munikation wird mit einer Reihe von Fragen, es immer ein klares Mandat gibt: Der Kommuni-
Irritationen oder Unausgegorenheiten beginnen, kator soll helfen, das Unternehmen im Sinne der
die im Folgenden schematisch umrissen werden. Positionspapiere zu verändern; es gilt, Bekanntheit,
Die Fragen lassen sich grob zehn Komplexen zu- Image, Einstellung und Verhalten der Zielgruppen
ordnen. Im Fokus stehen vor allem das Niveau und in diese Richtung zu prägen und zu beeinflussen.
der Standard der bisherigen Kommunikation (Grad Dazu sind neben der Präferenz der Steuerung auch
der Steuerung, Themenwahl, Kanäle, Frequenz und Kritikfähigkeit, Authentizität, Personalisierung,
5.1 • Fragenleiter zur Implementierung interner Kommunikation
109 5
nachrichtliche Aktualität, didaktische Aufberei- oder mehrere Standorte? Gab oder gibt es eine
tung der notwendigen Hintergründe zur Aufberei- oder mehrere krisenhafte Episoden im Unter-
tung der Unternehmensstrategie und -botschaften nehmen?
sowie ein gewisses Maß an redaktioneller Unter- 4. Mediennutzungsgewohnheiten der Mitarbei-
haltung auf Seiten der Kommunikationsabteilung ter: Fühlen sich die Mitarbeiter ausreichend
nötig. informiert? Welche Kanäle nutzen die Mitar-
beiter, welche Kanäle würden sie stattdessen
präferieren? Haben Sie Zahlen zur soziografi-
5.1 Fragenleiter zur schen Zusammensetzung der Mitarbeiterschaft
Implementierung interner (Alter, Geschlecht, Nationalität, Dauer der
Kommunikation Betriebszugehörigkeit)?
5. Medienmix: Welche Kanäle sind/sind noch
Kommunikation geschieht in jeder Organisation nicht im internen Medienmix des Hauses vor-
oder Gesellschaft zentral gesteuert oder mehr oder handen? Sind Verschränkungen der bestehen-
weniger autark. Interne Kommunikation hat die den Kanäle möglich?
Aufgabe, die autarke, dezentral laufende Organisa- 6. Steuerungsaspekte: Findet ein regelmäßiger
tion des Kommunikationsflusses so weit zu prägen, Abgleich mit der Nutzung der Kanäle seitens
wie es den Zielsetzungen und der Botschaftsdurch- der Unternehmenskommunikation im Hin-
dringung optimal entspricht. Dazu empfiehlt es blick auf die Vorgaben des Vorstands statt?
sich, die folgenden Fragenkomplexe durchzugehen. Wie viel Budget, personelle und zeitliche
Anhand derer lässt sich erkennen, wie hoch der Ressourcen werden für die Schaffung und Ver-
Grad methodischer Anleitung bislang faktisch ist. netzung der internen Kommunikationskanäle
1. Der Kommunikator: Was wissen Sie über die benötigt, wie viel steht seitens des Vorstands
Strategie des Krankenhauses und die Unter- zur Verfügung, wo lassen sich im Blick auf die
nehmensphilosophie? Sind Sie eingebunden in momentane Kommunikationsarchitektur Ein-
diese Prozesse und Themen? Wohin und wie sparungen erzielen?
soll sich das Haus entwickeln? Wie können 7. Strategische Issues: Welche Themen beinhal-
Sie zeitnah an diese Informationen gelangen? ten für das Krankenhaus erfolgskritische oder
Wie bekommen Sie diese Informationen in ein erfolgversprechende Aspekte, in welcher Form
kohärentes Ganzes. wird in der Mitarbeiterschaft über diese The-
2. Position und Strategie: Gibt es ein Leitbild? men diskutiert? Welche Themen sind für die
Wenn ja, können Sie es in formaler und in- Mitarbeiterschaft noch relevant?
haltlicher Hinsicht als Referenzrahmen für 8. Rituale: Welche Rituale prägen den Kommuni-
Ihre Kommunikationsarbeit nutzen? Lässt kationsablauf im Haus? Gibt es spezielle Zu-
sich der Inhalt mit klaren Worten beschreiben sammenkünfte, haben diese einen mehr oder
und ist diese Explikation mit der aktuellen weniger formellen und rituellen Charakter?
strategischen Ausrichtung des Krankenhauses 9. Reporting: Wie ist das Berichtswesen be-
deckungsgleich? Wenn nein, können Sie es schaffen? Herrscht ein reger Informationsfluss
zeitnah überarbeiten oder in kurzen Worten oder bemängeln Abteilungen die Transparenz
zusammenfassen und damit für Ihre Arbeit und benötigen weitere Informationen für die
operationalisieren? jeweiligen operativen Tätigkeiten? Gibt es
3. Kenntnisstand und Struktur der Mitarbeiter- einen Überblick darüber, wer welche Reports
schaft: Was denken die Mitarbeiter über das bekommt? Welche Reports bekommen Sie,
Krankenhaus, seine Ausrichtung, seine Ent- welche benötigen Sie?
wicklungsperspektiven, die Umgangsformen 10. Welche Themen sind also mit welchen Bot-
und Wertvorstellungen im Unternehmen? Gibt schaften über welche Kanäle wem zu kommu-
es eine oder mehrere Mitarbeiterschaften, ein nizieren, um welchen Effekt zu erzielen?
110 Kapitel 5 • Transfer und Praxischeck
Wie sieht die Zukunft der internen Unternehmens- Dabei wird es auch weiterhin eine Herausfor-
kommunikation aus? Welchen Herausforderungen derung für die interne Unternehmenskommunika-
muss sie künftig begegnen? Welche Trends gibt es, tion bleiben, insbesondere die bestehenden digita-
auf die sich die interne Unternehmenskommuni- len Kommunikationskanäle auf die verschiedenen
kation heute schon einstellen muss? Solche und technischen Nutzungsgeräte integriert auszurich-
ähnliche Fragen gilt es zu beantworten, wenn man ten. Stellvertretend sei hier das Thema Intranet auf
sich mit der Perspektive, d. h. der künftigen Ent- mobilen Endgeräten (z. B. iPads, Smartphones),
wicklung befasst und möglichst schon heute einen etwa durch responsive screen design und Ersatz
Ausblick auf das geben will, was kommt. von Flash-Elementen, genannt.
Unternimmt man eine systematische Bestands- Insgesamt deutet sich für die interne Unterneh-
aufnahme zu den veröffentlichten Trends der in- menskommunikation eine Phase der Inbonation
ternen Unternehmenskommunikation, drängt sich statt Innovation an: Es geht mehr und mehr darum,
der Eindruck auf, dass Trends häufig von gerade wie mit dem bestehenden Medien- und Maßnah-
6 denjenigen gefunden und veröffentlicht werden, men-Mix ein maximaler Mehrwert für die operativ
die zu diesem Trend ein passendes Produkt oder tätige Organisation geschaffen werden kann. Wer
eine passende Dienstleistung anzubieten haben. braucht wann welche Informationen, um wert-
Ein Beispiel hierfür ist der mit hohem Me- schöpfend tätig zu sein? Welche Informationen
diendruck vermittelte Trend zum Social Intranet, braucht er nicht? Wer braucht welche Dokumente,
der die Einführung neuer, kollaborativer Intra- Formulare etc.? Wann?
net-Software sowie eine veränderte Arbeitskultur Hier zeichnet sich ein Paradigmenwechsel im
einforderte. Nüchtern betrachtet steht jedoch bis Selbstverständnis der internen Unternehmens-
heute der Business Case für solche Social Intra- kommunikation ab. In der Vergangenheit wurde
nets aus (Ullrich 2012). Im Gegenteil: Zahlreiche unterstellt, dass die Mitarbeiter durch die Medien
Projekte, die in Großunternehmen initiiert wur- der internen Unternehmenskommunikation gut
den, um Social Intranets einzuführen, waren in erreicht werden können. Was bisher nur bedingt
der technischen Realisierung erfolgreich, floppten richtig war, droht immer mehr zu einer falschen
jedoch in der internen Akzeptanz. Wie auch zuvor Annahme zu werden. Es ist beobachtbar, dass der
mit anderen Formaten, etwa dem Veranstaltungs- Trend »BOYD – Bring your own device« zuneh-
format World Café, zeigte sich auch bei den Social mend auch die deutsche Mitarbeiterschaft ergreift:
Intranets, dass es für die interne Unternehmens- Der einzelne Arbeitnehmer bringt seine eigenen
kommunikation keine »magic bullets« gibt: Tools mobilen Endgeräte, etwa internetfähige Smart-
bzw. innovative Kommunikationsinstrumente sind phones, Tablets etc., mit an seinen Arbeitsplatz und
selten die Lösung für strukturelle und soziale He- bleibt so durchgehend online mit seinen Freunden
rausforderungen oder Probleme in Unternehmen. und Bekannten sowie den Newskanälen verbun-
Insgesamt existiert für die Herausforderungen den, die ihn interessieren. Mit diesen Kanälen und
der internen Unternehmenskommunikation bereits Interessen müssen die Medienangebote der inter-
eine Vielzahl von Instrumenten, die sich für jeweils nen Unternehmenskommunikation zunehmend
unterschiedliche Fragestellungen unterschiedlich konkurrieren: Auch sie geraten in die Zwänge der
gut eignen (7 Abschn. 1.5). In den letzten Jahren Aufmerksamkeitsökonomie (Franck 1998), d. h.
hat in vielen Unternehmen, auch bei Kliniken, eine treten in einen Wettbewerb um Aufmerksamkeit.
merkliche »Aufrüstung« im Arsenal der internen Werden die Inhalte der unternehmensinternen Me-
Kommunikationsmittel stattgefunden: Neben aus- dienangebote von den internen Zielgruppen nicht
gereiften Kanälen der internen Regulärkommuni- als relevant empfunden und sind sie im ökonomi-
kation ist mancherorts zudem eine belastbare Inf- schen Sinne intern nicht handlungsleitend, werden
rastruktur entstanden, um im Bedarfsfall – etwa bei die Medien der internen Unternehmenskommuni-
Projekten, Veränderungsprozessen etc. – ergänzen- kation abgelehnt, im besten Fall zunehmend igno-
de Instrumente und Medien zu realisieren. riert.
Literatur
117 6
Will die interne Unternehmenskommunika- 3. Kampagnenfähig: Wie vermitteln wir unsere
tion ihre in den letzten Jahren entwickelte Posi- Botschaften kanalübergreifend und dramatur-
tion weiterhin behaupten, wird sie ihre Rolle vom gisch optimal?
Bypass in der Organisation, vom Berichten über 4. Vernetzt: Wie verzahnen wir unsere Aktivitä-
die Dinge, die intern geschehen, und vom Infor- ten intern mit anderen Abteilungen und ihren
mieren der Mitarbeiter in zweierlei Hinsicht ver- Aktivitäten – etwa dem Bereich Personal?
ändern müssen: Sie wird erstens inhaltlich ihre 5. Ergebnisorientiert: Wie messen und belegen
Rolle als vom Management alimentierte und stra- wir die Wirkung unserer Aktivitäten, um sie in
tegisch ausgerichtete Meinungsführerschaft im Effizienz und Effektivität kontinuierlich wei-
Sinne des Unternehmens stärker wahrnehmen terentwickeln zu können?
müssen (»Tendenzbetrieb«) und zweitens prozes-
sual eine stärkere Rolle in der Organisation der in-
tern divisionsübergreifend operativ erforderlichen Literatur
Informationen für den einzelnen Mitarbeiter wahr-
nehmen müssen, d. h. konkret auf die übergreifen- Franck G (1998) Ökonomie der Aufmerksamkeit. Carl Hanser,
München
den Arbeitsprozesse fördernd einzuwirken.
Ullrich TW (2012) Kein Enterprise 2.0 – Warum Social
Dies wird umso mehr virulent, je weiter die In- Media in Unternehmen nicht funktioniert. Webo-
formationsflut ansteigt. In einer Karikatur heißt es: soph.de. 7 http://www.webosoph.de/2012/10/03/
»Heute ist ein Mensch täglich mehr neuen Infor- kein-enterprise-2-0-warum-social-media-
mationen ausgesetzt, als ein Mensch im Mittelalter in-unternehmen-nicht-funktioniert/. Zugegriffen: 4.
Jan. 2015
während seines gesamten Lebens.« Hierauf wurde
in 7 Abschn. 1.6 bereits eingegangen und neben der
Relevanzorientierung das Denken in Kampagnen
als geeigneter Ansatz identifiziert.
In der Konsequenz wird der internen Unter-
nehmenskommunikation künftig als strategischer
Ast der Unternehmensentwicklung und -steuerung
eine steigende Bedeutung zukommen. Dies wird
sich weniger als Anforderung auf Innovationen,
sondern viel mehr als Anforderung auf eine ver-
änderte Architektur der internen Kanäle sowie eine
Integration und zielgruppenorientierte Zuspitzung
von Themen und Medien niederschlagen.
Um die eigene interne Unternehmenskommu-
nikation zukunftsorientiert und wertschöpfend
aufzustellen, skizzieren die folgenden Adjektive
und die ihnen zugeordneten Kernfragen den An-
forderungs- bzw. Handlungsrahmen:
1. Relevant: Welche Themen sind für die inter-
nen Zielgruppen wichtig? In welcher Form
und Tiefe? Wie ist dies mit den Unterneh-
menszielen verknüpfbar?
2. Unterstützend: Wie können wir über die Ka-
näle der internen Unternehmenskommunika-
tion das operative Tagesgeschäft bestmöglich
unterstützen – sowohl im Pull-Informations-
angebot als auch in der Push-Themenwahl?
119
Serviceteil
Stichwortverzeichnis – 120
Stichwortverzeichnis
A D Informationsflut 117
Informationsflutung 16
Agenda-Setting 7, 73 Dienstleister, externer 112 Informationsinteresse, berechtig-
Akkulturation 103 DPRG/ICV-Bezugsrahmen 20 tes 97
Akquisition 101 Informationsüberlastung 16
Informationsübermittlung
E
Anschlagtafel 26
Ansprache, persönliche 66 –– Kanäle 111
Arbeitnehmerproduktivität 94 Innovators 100
Early Adopters 100 Instrument, asynchrones 29
Arbeitskultur 116
Early Majority 100 Interaktion, soziale 8
Aufwärtskommunikation 29
Einfluss-Interesse-Matrix 12, 33, Interaktionsmedium 68
Aushang 26
100 Interview 55
Aushang, digitaler 27
Einwegkommunikation 49 Interview, strukturiertes 110
Aushängeschild 26
E-Mail 28 Intranet 31, 36, 46, 48
E-Mail-Newsletter 31 Intranetarchiv 65
B Enterprise 2.0 48
Erfolgsbewertung 22
Issues
–– Auswahl 86
Begegnung, persönliche 49 Erinnerungswerbung 16 Issues Management 86
Benchmark 99 Ethos 103 Issues, strategische 85, 86, 109
Berechtigungskonzept 47 Evaluation 21
Berichtssystem 90 Evaluationstool 19
Berichtswesen 89 Events 50 K
Berichtswesen, betriebliches 89
Kaizen 94
F
Berufsbilder, Spezialisierung 5
Betriebsversammlung 52 Kampagne 16
Bewegtbild 36, 37, 40 –– Evaluation 18
Facebook 37 –– Umsetzung 18
–– Konzept 40
Fachkräftemangel 6, 108 Kampagnenmanagement 17
Bildungsveranstaltungen 52
Features 55 Key Performance Indicator 111
Bindung, emotionale 70
Feedback 36, 55, 111, 114 Kommunikation, analoge 89
Bottom-up-Kommunikation 29, 54
Fragebogen, standardisierter 110 Kommunikation, digitale 89
Brief, gedruckter 66
Führungskraft 2 Kommunikation, interne
Briefaufbau 66
Fusion 101–103 –– Themen 87
Bring your own device 116
Budget 112 Kommunikationsarchitektur 72, 73
G
Budgetrahmen 20 –– Implementierung 113
Budgetvolumen Kommunikationsaufgaben 23
–– Intranet 48 Kommunikationscontrolling 20
Gesundheitstage 50
Kommunikationsinstrument 13
Glaubwürdigkeit 7, 15, 18
Kommunikationskanal, inter-
C Gremien 52
ner 13, 73
–– Auswahl 72
Campaign Identity 17
Casemix 91
H Kommunikationsmedium 13, 68
Kommunikationsprozess 20
Casemix-Index 91 Hierarchiekaskade 4 Kommunikationsstrategie 17
Change-Impact-Analyse 99 Kommunikationsumfeld 20
Change-Programm 103 Kommunikationswirkung 19
Content-Management-System 44,
47
I Kommunikationsziel 10, 13
Kommunikator 74, 108, 109
Corporate Behaviour 80 Identifikationspotenzial 39 Komplexität 5
Corporate Design 58 Imageanker 9 Krisenintervention 96
Corporate Identity 80 Imagebildung 50 Krisenkommunikation 96, 97
Corporate Intranet 40 Imagekrise 86, 96, 97 Krisenvorfall 96
Corporate TV Index Interne Kommunikation 19 Kundenzufriedenheit 6
–– Zielgruppe 38 Informationsbedürfnis 96
Stichwortverzeichnis
121 A–Y
L Personalrat 113
Phasenmodell 102
Unternehmensidentität 5
Unternehmenskommunikation,
Laggards 100 Podcast 37 integrierte 6
Late Majority 100 Portfolioanalyse 90 Unternehmenskommunikation,
Layout 65 Positionspapier 81 interne
Leitbild 44, 74, 80, 81, 100, 104, 109 Post-Merger-Phase 102, 103 –– Aufgaben 3
–– Beispiele 80 Potenzialanalyse 91 –– Definition 2
Leitbildprozess 110 Potenzial-Performance-Matrix 71 Unternehmenskooperationen 101
Lernkurve, individuelle 99 PR-Beauftragter 108 Unternehmenskultur 3, 5, 81, 103
Pre-Merger-Phase 102 –– Evaluation 84
Prozesscontrolling 91 Unternehmensmarke 5
M Pull-Medium 13, 40, 49
Push-Medium 13, 26, 29, 40, 49,
Unternehmensphilosophie 87, 110
–– Etablierung 84
Marketing, externes 5 53, 65 Unternehmenssteuerung 89
Marketingkommunikation 9, 11 Unternehmensvision 5
Markteintrittsbarriere 101
R
Unternehmenswandel 98
Marktmacht 101 Unternehmensziel 5, 19
Massenmedien 7 Unternehmenszweck 5
Maßnahmenevaluation 22 Redaktionskonferenz 64
Medien, dialogorientierte 14 Redaktionsschluss 65
Medien, hauseigene 89 Referenzrahmen 110
Regelkommunikation 113
V
Medien, monologorientierte 13
Medienmix 109 Reichweite 68 Veränderungsmanagement 98
Mediennutzung 109 Reportage 55 Veränderungsprogramm 99
Mediennutzungsgewohnheit 72 Reporting 89, 109 Veränderungsprojekt 98
Medientypen 111 Rituale 88, 109 Veränderungsprozess 70, 94, 98
Medium 68 Rubrizierung 61 Veränderungsprozess, extern in-
Meinungsbildung 50 –– News 44 duzierter, disruptiver 94
Meinungsklima 18 Rundmail 31 Veränderungsprozess, extern in-
Merger-Phase 102 duzierter, evolutionärer 94
S
Mitarbeiterbefragung 110 Veränderungsprozess, intern in-
Mitarbeiterbindung 51 duzierter, disruptiver 94
Mitarbeiterfest 50 Veränderungsprozess, intern in-
Sachkosten 112
Mitarbeitergewinnung 51 duzierter, evolutionärer 94
Schreib- und Gestaltungsre-
Mitarbeiterportal 40 Veranstaltungen 49
geln 66
Mitarbeiterversammlung 52 Veranstaltungskalender 31, 44
Schulungsveranstaltung 52
Mitarbeiterzeitschrift 53, 58, 61 Verbreitungsmedium 68
Schwarzes Brett
–– Umsetzung 64 Verhaltensbeeinflussung 9
–– analoges 26
Mitarbeiterzeitung 11, 58 Verhaltensrepertoire 9
–– digitales 27
Mitarbeiterzufriedenheit 6 Versammlungen 52
Segmentierung 12
Multiplikator 49, 51 Vertrauen 70
Social Intranet 48, 49, 116
Vertrauenswürdigkeit 15
Social Web 48
Vision 74, 99
N Spam-E-Mail 30
Spam-Filter 30
Newsletter, digitaler 33 W
T Wertschöpfungskette 9
O Teamverständnis 16
Wettbewerbsdruck 108
Wiedererkennungswert 61
One-to-One-Format 29 Themenrelevanz 68
Online-Newsletter 33 Top-down-Kommunikation 54
Twitter 37
Y
P U
YouTube 37
Personalbindung 70
Personalfunktion 2 Unternehmensentwicklung 104,
Personalkosten 112 117
122 Stichwortverzeichnis
Z
Zielgruppe 55
Zielgruppe, interne 11
–– nach Hierarchiestufen 11
–– Segmentierung 12
Zielkultur 84
Zugehörigkeitsgefühl 39
Zweiwegkommunikation 49, 55