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Prämenstruelles Syndrom PMS

Definition:
Komplexe körperliche und emotionale Beschwerden im Zusammenhang mit dem
Menstruationszyklus, die 4-14 Tage vor dem Einsetzen der Regelblutung auftreten können
und mit Beginn der Monatsblutung aufhören.
Symptome:

- Durchfall, Völlegefühl - Hyperaktivität


- Dyspareunie - Vermindertes Selbstwertgefühl
- Aktivierung von latenten - Gefühl von Überforderung und
Entzündungsherden Kontrollverlust
- Reizempfindlichkeit: helles Licht, Lärm,
Gerüche, Berührungen
- Interessensverlust an üblichen Aktivitäten
Ursachen:
- Multifaktoriell – psychoneuroendokrine Dysfunktion
- Ungleichgewicht der Hormone, Progesteron Mangel, relatives Östrogenübergewicht
(Tagesrhythmik)
- Hormonschwankungen wirken sich auf Neurotransmitter wie Serotonin aus
(Serotoninabfall bis Menstruationsbeginn)
- Genetisch bedingte Überempfindlichkeit auf Sexualhormone, auf Abbauprodukte des
Progesterons
- Prolaktin Anstieg in der 2. Zyklushälfte (Mastodynie)
- Prostaglandine
- Elektrolytverschiebungen in der 2. Zyklushälfte (Veränderungen des
Wasserhaushalts, Flüssigkeitsretention)
- Verminderter Melatonin-Spiegel
- Melanozyten Hormon
- ß Endorphine
- Hypothyreose
- Begünstigende Lebensgewohnheiten: zu viel Zucker, zu viel Koffein, zu viel Alkohol,
zu viel Nikotin, zu wenig Bewegung
- Komorbidität mit seelischen Erkrankungen
- Pathologisierung natürlicher Vorgänge, (2. Zyklushälfte = Frühschwangerschaft)
Diagnostik
- Gründliche Anamnese
- Regelkalender (Beschwerden innerhalb der letzten 4 Zyklen im regelmäßig
wiederkehrenden Mustern auftreten)
- Labor (erhöhte Entzündungswerte, Hormonwerte)
- Gynäkologische Untersuchung (Tastbefund, Ultraschall) : Ausschluss anderer
Ursachen (Endometriose, Depression, PTBS, Hypothyreose, Schwangerschaft)
- Psychiatrische Vorstellung
-
Therapie:
- Test: Sistieren der Beschwerden unter Ovulationshemmer, Ovarektomie,
Klimakterium
- Ovulationshemmer im Langzyklus (Gestagen: Drospirenon – antiandrogen,
antimineralokortikoid)
- Gestagen Präparate in der 2. Zyklushälfte
- GnRH (sehr effektiv, Generalin, FSH und LH Hemmer, Östrogen- und Androgen
Senker, künstliche Menopause) ggf. Add back Therapie (E2 und NETA)
- Östrogene (Gehirnfunktion, Depression, Zunahme der Serotoninaktivität),
Kombination mit Dienogest (wirkt nicht antiöstrogen)
- Analgetika, Spasmolytika, kein ASS
- Diuretika, Spironolacton, Aldosteron Antagonisten
- Calcium, Vitamin E, D, B6, Magnesium
- SSRI, Sertralin, Citalopram, Paroxetin in der 2. Zyklushälfte
- Mönchspfeffer, Agnus castus (Mastodynie)
- Traubensilberkerze, Cimicifuga (östrogenähnlich) (Stimmungsschwankungen,
Mastodynie, Unterbauchschmerzen)
- Johanniskraut (Hypericum) (Stimmungsschwankungen)
- Baldrian, Melisse (Schlafstörungen, Unruhe)
- Ernährung: salzarm, kohlenhydratreiche, leicht verdaulich, keine Schokolade, kein
Koffein, kein Alkohol
- Sport (Ödem Abbau), Durchblutung anregend (krampflösend)
Ausdauertraining (Walken, Radfahren, Joggen, Schwimmen) (Endorphin
Ausschüttung)
Entspannungsübungen
- Ausreichend Schlaf
- Lokale Wärme
- Psychotherapie, aufklärende Gespräche
Prämenstruell dysphorische Störung, PMDS (schwere Form)
Definition:
Depressive Störung im Vorfeld der Menstruation.
Ursachen:
- Gesteigerte Empfindlichkeit auf Sexualhormone, insbesondere auf das zentral aktive
Allopregnanolon
- Höhere Empfindlichkeit gegenüber dem Neurotransmitter GABA-A
- Umweltfaktoren: Stress, Traumatisierung, saisonale Veränderungen
- Genetik: 30-80%
Endometriose
Definition: Chronisch-rezidivierende Erkrankung mit östrogenabhängigem,
endometriumähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutter mit Bildung von Zysten,
Entzündungsreaktionen, Narben und Verwachsungen.

Symptome:
- Sekundäre Dysmenorrhoe
- Zyklische Unterbauchschmerzen
- Dyspareunie
- Sterilität (40% aller Sterilitätspatientinnen)
- Blutungsstörungen (Hypermenorrhoe, Spotting)
- Darmbeschwerden
- Harnblasenbeschwerden, zyklische Dysurie
Ursache:
- Ausbreitung von Epithelien aus dem Müllerschen Trakt über die Tube (mitzyklisch)
(unterschiedliche Differenzierungsgrade, mit und ohne Hormonrezeptoren)
- Retrograde Menstruation (Gynatresien, Retroflexio uteri, spitzwinklig anteflektierter
Uterus)
- Zusammenspiel zwischen Tube und Ovar in der 2. Zyklushälfte (chemotaktisch)
- Abnorme Reaktion des Immunsystems – verschlepptes endometriales Gewebe wird
nicht abgeräumt (ektope Implantation)
- Pathophysiologische Kaskade, keine Heilung
Formen:
- Peritoneal, flächig, Plaques, starke Kapillarisierung, schwer zu entdecken
- Tief, infiltrierend
- Nodulär (subperitoneal, derb, druckschmerzhaft, kaum endokrin aktiv)
- Vesikulär, bläschenartig, stark vaskularisiert, kann man übersehen
- Ovariell
- Adenomyose, in der Gebärmutterwand, Sterilitätsfaktor
- Extragenital (außerhalb des kleinen Beckens)
- Narbenendometriose

Stadien:
I und II: geringerer Befall von
Herden und Verwachsungen
III und IV: eingeschränkte
Fertilität, höhere Rezidivrate
Die subjektiven Beschwerden
nicht immer mit dem Ausmaß der
Endometriose.
Frische, aktive Läsionen können
schmerzhafter sein als
ausgedehnte, alte Befunde.

Diagnostik:
- Laparoskopie, Histologie, Bilddokumentation (bei operationswürdigem Befund
möglichst operative Sanierung)
- Anamnese
- Gynäkologische Untersuchung, vaginaler Tastbefund, rektaler Tastbefund, Narben?
- Vaginaler Ultraschall
- 3-6 Monate Östrogen/Gestagen Präparat und/ oder Prostaglinsynthetasehemmer
(Besserung? Keine Besserung dann Laparoskopie)
- Blasenspiegelung
- Darmspiegelung
- MRT
- Befunde aus spezialisierten Endometriose Zentren
Begutachtungskriterien:
- Dauer der Krankheit
- Anzahl der Operationen
- Komplikationen
- Narbenendometriose
- Adhäsionsbeschwerden
- Darmbeschwerden: Blutbeimengungen, Schmerzen bei der Defäkation, Stenose
Symptome, Anus praeter.
- Schmerzausdehnung, Schmerzcharakter, Schmerzmittelbedarf
- Urologische Symptome: Blasenkrämpfe, Urgeinkontinenz, verminderte
Blasenkapazität, Restharn, Harnwegsinfekte, Beteiligung des Harnleiters (DJ-Schiene)
- Hormonelle Therapie, Wirkung? Besserung? Nebenwirkungen?
- Kinderwunsch
- Vegetative Symptome
- Psychische Komorbidität
Therapie:
- Operativ: Exzision der Herde, Diagnosestellung (Histologie)
- Antiöstrogene Hormontherapie
- Analgesie
- Symptomatisch
- Kinderwunsch
Sozialmedizinische Beurteilung:
- Postoperativ: nach 3-6 Monaten belastungsfähig (je nach Befund)
- Mehrfach Operationen: erhöhen das Komplikationsrisiko, Verwachsungsrisiko
- Ggf. nur noch leichte bis mittelschwere Tätigkeiten
- Häufiges Bücken, Zwangshaltungen ausschließen
- Hormonbehandlungen berücksichtigen (Nebenwirkungen, Allgemeinbefinden)
- Depressive Reaktion, chronische Schmerzen – ggf. psychiatrische Zusatzbegutachtung
Medizinische Rehabilitation
- Chronifizierung
- Psychische Komorbidität
- Spezialisierte Einrichtung (Wissen, Krankheitsbewältigung)
- Balneophysikalische Therapie
- Angepasstes Training (Körpergefühl, Selbstvertrauen)
Stufenweise Wiedereingliederung
Teilhabe am Arbeitsleben
- Umorientierung auf einen leidensgerechten Arbeitsplatz
Erwerbsminderung
Nach komplizierten Eingriffen und Folgestörungen (Anus praeter, urologische Probleme,
persistierende Schmerzen) mit langwierigen Verlauf kann im Einzelfall befristet die
Erwerbsfähigkeit eingeschränkt sein. In der Regel ist das Leistungsvermögen nicht vollständig
aufgehoben.
Bei den über 40jährigen Frauen sind häufig internistische, orthopädische und psychische
Komorbiditäten mit zu berücksichtigen. Ein unter 3stündiges Leistungsvermögen ist dann zu
begründen.

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