Facharbeit
im Unterrichtsfach Deutsch
vorgelegt von
Ole A. Ahrens
Klasse: 10 c
Schuljahr 2019/20
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................... 3
0 Vorwort................................................................................................................ 4
1 Einleitung ............................................................................................................ 4
6 Anhang .............................................................................................................. 21
Anhang 1: Textanalyse der Rede von Björn Höcke auf Grundlage der Analysekriterien nach
Bork, 1970 ......................................................................................................................... 22
Anhang 2: Textanalyse der Rede von Höcke auf Grundlage der Kriterien rechtspopulistischer
Diskursstrategien nach Schutzbach 2018 ........................................................................ 30
Anhang 3: Rede Björn Höckes (Fraktionsvorsitzender der Thüringer AfD zur AfD
Jugendorganisation "Junge Alternative" in Dresden am 17. Januar 2017 (im Dresdener
Ballhaus "Watzke") ........................................................................................................... 40
Selbstständigkeitserklärung ................................................................................. 53
3
Abkürzungsverzeichnis
BVerfG Bundesverfassungsgericht
JA Junge Alternative
0 Vorwort
In der Auseinandersetzung mit der Rede Björn Höckes offenbarte sich mir erneut die
Skrupellosigkeit und Unmenschlichkeit dieser Person. Seine Sicht auf die Würde jedes
einzelnen Menschen und das interkulturelle Zusammenleben in Deutschland, Europa
und der Welt entspricht dem totalen Gegensatz meiner eigenen Überzeugungen. Ich
toleriere und respektiere die Meinung Anderer, solange sie ein bestimmtes Maß an
Menschlichkeit nicht unterschreiten. Doch diese Grenze hat Höcke lange und mehr-
fach übertreten.
1 Einleitung
"Wir brauchen nichts anderes als [eine] erinnerungspolitische Wende um 180 Grad!"
(Höcke, 2017, Z. 415f.)
so der Ausruf des Thüringer Landes- und Fraktionsvorsitzenden der Alternative für
Deutschland (AfD), Björn Höcke, am 17. Januar 2017 vor der AfD- Jugendorganisation
"Junge Alternative". Nicht nur dieser Ausspruch, sondern seine Rede insgesamt löste
weltweite Empörung, scharfe Kritik und juristische Ermittlungen wegen des Verdachts
der Volksverhetzung aus.
Auch ich verfolgte die Berichterstattungen zur Rede und Person. Besonders oben ste-
hendes Zitat und vorhergehende Äußerungen Höckes, wie zum Beispiel „lebensbeja-
hende(r) afrikanische(r) Ausbreitungstyp“ (Höcke am 21.11.2015 in Schnellroda) oder
„tausendjährige Zukunft“ (Höcke am 14.10.2015 in Magdeburg), erweckten in mir den
Verdacht auf eine Identifikation Höckes mit nationalsozialistischem Gedankengut. Fer-
ner lösten seine Äußerungen kontroverse öffentliche Diskussionen darüber aus, wann
demokratiekonforme Sprache endet und manipulierende, demokratiefeindliche Spra-
che beginnt.
Drei Jahre später wird durch "[…] die mediale Dauerpräsenz rechtspopulistischer
Tabubrüche […] eine gesamtgesellschaftliche Normalisierung reaktionärer und rassis-
tischer Weltbilder" befördert (Häusler; Küpper, 2019, S. 148). Mit dem Einzug der AfD
in die Parlamente auf Bundes- und Landesebene sowie in die Stadt- und Gemeinde-
räte gewinnt diese Partei an Einfluss und rücken "[…] weltanschauliche Merkmale des
Rechtsextremismus zunehmend in die Mitte des öffentlichen Diskurses" (ebd.).
Ziel dieser Arbeit ist es, festzustellen, inwiefern Björn Höcke sich der sprachlichen Pro-
paganda des Nationalsozialismus und/ oder neuerer rechtspopulistischer Agitation be-
dient. Dazu stelle ich im zweiten Kapitel die Intentionen, Mittel und Folgen der sprach-
lichen Propaganda des Dritten Reiches sowie rechtspopulistische Diskursstrategien
5
der Gegenwart vor. Auf deren Grundlage untersuche ich im dritten Teil der Arbeit die
oben genannte Rede Björn Höckes auf rechtspopulistische und nationalsozialistische
Stilfiguren, Sprachregelungen und sprachliche Mittel. Abschließend beantworte ich in
Kapitel 4 die aufgestellte Frage.
Unsere Sprache ist ein System aus einfachen Zeichen, äußerst präzise und komplex.
Damit ein Verständigen und Verstehen gewährleisten werden kann, wird Sprache über
Generationen hinweg gefiltert und genormt. Unsere Gesellschaft bedingt also unsere
Sprache, welche wiederum das Mittel zur Verständigung unseres Zusammenlebens
und Gesellschaft damit erst ermöglicht (vgl. Bork, 1970, S. 7). Durch Sprache treten
wir in Kontakt mit unserer Umgebung, sodass es zu einer Wechselwirkung zwischen
Mensch und Umwelt kommt. Aus diesem Grund kann Sprache auch nicht von der Ge-
sellschaft und der sie prägenden Geschichte abgekoppelt werden, da sie sonst ihres
Wesens beraubt wäre (vgl. ebd., S. 8).
Die Sprache als ein Mittel zur Menschbildung kann jedoch auch missbraucht werden,
wenn sie als propagandistisches Werkzeug zur Sprachlenkung verwendet wird. Victor
Klemperer beschreibt die Wirkung dieses Missbrauchs wie folgt: „Worte können sein
wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wir-
kung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung da“ (Klemperer, 2007, S. 26).
Das Wort Propaganda kommt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet über-
setzt „erweitern“ bzw. „ausdehnen“. Propaganda ist demzufolge eine systematische
Verbreitung von (politischen) Ideen bzw. Meinungen mit dem Ziel, eine gewünschte
Reaktion auszulösen (vgl. Duden a, 2007, S. 850). In unserer heutigen Gesellschaft
wird Propaganda im weiteren Sinne als „der Versuch der gezielten Beeinflussung des
6
Denkens, Handelns und Fühlens von Menschen“ (Bundeszentrale für politische Bil-
dung, 2011, o.S.) beschrieben und in der Wirtschaft wird sie als Reklame bezeichnet.
In einem engeren Sinne „[…] beinhaltet der Begriff Propaganda das Formen von Auf-
fassungen, das Manipulieren der Wahrnehmung und des Verhaltens des Zielpubli-
kums, um eine Reaktion bei diesem auszulösen, welche der Intention des Propagan-
disten entspricht“ (Jowett/O`Donnell, 2006 zit.n. Schwendinger, 2007, o.S.).
Die Bedeutung des Wortes Propaganda hat sich jedoch in historischen Zusammen-
hängen stetig verändert und war von den jeweiligen Sinnzuschreibungen und vor allem
vom vorherrschenden Menschenbild abhängig1. Im zweiten Weltkrieg benutzte das
Naziregime Propaganda zur Idealisierung seiner Bevölkerung für ihre eigene totalitäre
Weltsicht, weswegen sie zunehmend negativ kritisiert wurde. Auch demokratische
Systeme nutzen Propaganda. Im Gegensatz zu totalitären Systemen konkurrieren die
öffentlichen Meinungen jedoch (vgl. Schwendinger, 2007, o.S.).
1 1622 fand der Begriff „Propaganda“ erstmalige Verwendung. Papst Gregor XV rief die kirchliche Kon-
gregation „Sancta congregatio de propaganda fide“ ins Leben, die die Aufgabe hatte, den katholischen
Glauben zu verbreiten. Diese Glaubensstärkung sollte freiwillig geschehen und dem „Zielpublikum“ nicht
aufgezwungen werden dürfen (vgl. ebd., o.S.). Durch den Buchdruck und die zunehmende Modernisie-
rung in der Gesellschaft wurde es möglich, ein breites Publikum anzusprechen. Dies führte im 18. und 19.
Jahrhundert zu einer Politisierung des Begriffes Propaganda. (vgl. Bussemer 2005, S. 15, zit.n.
Schwendinger, 2007, o.S.).
2 Konkret dem„Völkischen Beobachter“, das „Kampfblatt“ der NSDAP und Adolf Hitlers Werk „Mein
Kampf“
7
Über eine Verrohung der Sprache wurden ethische Einstellungen radikalisiert. Das
führte zur zunehmenden Verachtung, Geringschätzung und verbalen Vernichtung des
menschlichen Lebens (vgl. Bork, 1970, S. 98). Folglich war es die primäre Funktion
der Propaganda, den Menschen zu entmenschlichen (vgl. ebd., S. 23). Dieser Prozess
musste durch eine wuchtige Sprache unterstützt werden, welche auf die Triebe der
Menschen abzielte. Damit sollte das kritische Denken unterbunden und durch emotio-
nale Überladungen gesteuert werden. Eine solche Sprache musste möglichst volksnah
und einfach zu verstehen sein. Oft missbrauchten die Nazis auch religiöse Begriffe, um
durch die stark mit Emotionen verknüpften Wörter einen leichteren Zugang zum Volk
zu erhalten (vgl. ebd., S. 77).
Damit das Individuum nicht die Möglichkeit hatte, sich mit der Naziideologie logisch
auseinanderzusetzen, war es zudem wichtig, dass die Propaganda unsachlich kon-
frontierte. Die Redner*innen des Naziregimes bemühten sich, die Zuhörer*innen durch
Wortklang und Wortquantum anstatt durch Wortsinn und Wortsubstanz zu überzeu-
gen. Die Folge davon waren viele sprachliche Wiederholungen, die den Zuhörer*innen
Vorstellungs- und Denkschablonen einhämmern sollten (vgl. ebd., S. 41, 51).
Ein weiteres Ziel der Propaganda war es, die Zuhörerschaft von der Großartigkeit der
Regierung zu überzeugen. Dies wurde durch den Gebrauch von falschem Pathos, dem
inflationären Gebrauch des Superlativs und mystischer „Glanz- und- Gloria- Sprache“
erreicht. Durch Verschleierung, Bagatellisierung und Beschönigung von (kriegeri-
schen) Situationen konnte außerdem die relative Unfehlbarkeit des Systems sicherge-
stellt werden (vgl. ebd., S. 42, 57ff.).
Solche und ähnliche Forderungen des NS-Regimes brauchten für ihre Umsetzung vor
dem Volk oft eine Legitimation. Diese schuf es sich als legitimer Sachwalter neuer
Werte, indem historische, geistige und politische Traditionsbezüge verfälscht und ver-
zerrt wurden und eine scheinbar wissenschaftliche Glaubwürdigkeit entstand (vgl.
8
Neben den zahlreichen Methoden der Verleumdung wurde auch der Kriegssprache
eine große Bedeutung zugemessen. Mit ihren Formulierungen wurde die Bevölkerung
in eine permanente psychische Bereitschaft zum Krieg und damit in einen ständigen
Ausnahmezustand versetzt (vgl. ebd., S. 22). Ein weiteres Stilmittel stellte die
Sturmsprache dar. „Im Gefühlsüberschwang und in der Aktion“ (Berning, o.J., S. 62,
zit. n. Bork, 1970, S.19) „[…] sollte der einzelne leichter zur Aktion getrieben“ (Bork,
1970, S. 19) und damit vom Nachdenken abgehalten werden. Zudem wurde der Geg-
ner stark ab- und das Naziregime stark aufgewertet. Feindliche Bomber wurden „Bom-
benflugzeuge“ genannt, mit dieser Bezeichnung verband jede*r Deutsche Angst. Deut-
sche Bomber wurden jedoch als „Kampfflugzeuge“ bezeichnet. Die Vorsilbe „Kampf“
vermittelt im Gegensatz zu „Bombe“ oder „Krieg“ ein sportlich- spielerisches Bild und
verhinderte, dass die Zuhörerschaft sofort an Tod oder Zerstörung dachte. Aus diesem
Grund wurden auch sehr viele sportliche Begriffe in die Kriegssprache übernommen.
So wurde z.B. die Sowjetunion „zusammengehauen“ (vgl. Bork, 1970, S. 16) und der
Gegner „fertiggemacht“ (Hitler, zit. n. Bork, 1970, S. 16). Diese spielerischen Verglei-
che sorgten außerdem dafür, dass Ernst und Sport bzw. Spiel bald nicht mehr vonei-
nander zu trennen waren. Es kam zu einem „Ausverkauf der Worte“ (Kraus, 1967, o.S.,
zit. n. Bork, 1970, S. 40).
3
Im Rechtspopulismus meint der Begriff Volk nicht die "kleinen Leute" im Allgemeinen, sondern aus-
schließlich nur die "eigenen Leute". Das Volk wird also exklusiv definiert (Schutzbach 2018, S. 43)
9
Bundeszentrale für politische Bildung, 2019, S. 2). Dies wird ergänzt um eine Politik
der Feindbilder und dem Narrativ der Reinigung, die im Folgenden erläutert werden:
„[…] wird »das Volk« propagandistisch ethnisch, sozial und politisch homogenisiert
(u. a. Wildt 2017). Die Gegenüberstellung von Volk und Volksfeinden im Rechtspo-
pulismus hat sowohl integrierenden wie zugleich ausschließenden Charakter: So
werden einerseits Implikationen zwischen dem »Wir« der »Leistungsträger« und
dem »Volk« hergestellt und andererseits zwischen »denen da oben« und den
»Fremden und Schmarotzern«, die damit gleichermaßen zum »Fremdkörper« wie
zur Bedrohung der »Wir«-Konstruktion stilisiert werden“ (Häusler; Küpper, 2019, S.
152).
Auch wenn das Phänomen des Rechtspopulismus nicht neu ist, befindet er sich auf
dem Vormarsch zu neuer Blüte und seine Grenzen zum Rechtsextremismus sind nicht
11
„[…] nur bei politischen Parteien und Akteur_innen, sondern auch außerhalb des
parteipolitischen Raumes […] die Grenzen zwischen Rechtspopulismus und Rechts-
extremismus [verwischen; d.Verf.], wie sich schon bei den Demonstrationen von
Pegida, deutlicher noch denen in Chemnitz beobachten ließ. Hier liefen »besorgte«
und wütende Bürger_innen vereint neben auch für den Laien deutlich erkennbaren
Rechtsextremist_innen her, ohne dies offenbar als Problem zu empfinden. Und auch
im Internet sind die Dimensionen und Verbindungen groß, die Schnittmengen zwi-
schen Populismus und Extremismus hoch“ (Küpper, Berghan; Rees, 2019, S. 175).
Zum Zeitpunkt der Rede bewegten vor allem folgende gesellschaftliche und politische
Ereignisse die Öffentlichkeit. Ca. 4 Wochen vor der Rede Höckes, am 19. Dezember
2016, fuhr Anis Amri, ein tunesischer Flüchtling, mit einem Sattelzug in eine Menschen-
menge eines Berliner Weihnachtsmarktes. Er tötete dabei 12 Menschen, ca. 100 wei-
tere wurden teils schwer verletzt (Der Tagesspiegel, 2019, o.S.). Höcke nimmt in seiner
49 minütigen Rede darauf Bezug (Z. 374). Das Attentat Amris befeuerte die öffentliche
und politische Diskussion zum Umgang mit geflüchteten Menschen, die seit 2015 ver-
stärkt nach Europa immigrieren wollten. Darüber hinaus entschied das Bundesverfas-
sungsgericht (BVerfG) am Tag von Björn Höckes Rede, dass die Voraussetzungen für
4 Die Anzahl der Zuhörer*innen wird je nach Quelle unterschiedlich beziffert (vgl. Busch, 2017, o.S.; West-
fälische Nachrichten vom 18.01.2017).
12
ein Verbot der „Nationaldemokratischen Partei Deutschlands“ (NPD) und ihrer Neben-
organisationen nicht vorliegen (Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Inneres
und Sport, o.J., o.S.). Damit scheiterte das NPD- Verbotsverfahren zum zweiten Mal.
Ferner warf die für den 24. September 2017 geplante Bundestagswahl ihre Schatten
voraus.
Höckes jubelnde Zuhörerschaft im Dresdener Ballhaus ist zu einem Großteil auch Mit-
glied der AfD. Der anwesende Bundesvorsitzende der JA, Markus Frohnmaier, ist ein
enger Vertrauter Höckes. Die JA selbst ist in ihrer Programmatik und in ihrem Personal
nochmals rechter eingestellt als ihre Mutterpartei, stützt die AfD, geht aber in ihren
Positionen und Forderungen deutlich nach „rechtsaußen“ und weist Verbindungen zu
Kreisen der extremen Rechten auf. Auch Björn Höcke, einer der Anführer der parteiin-
ternen Gruppierung „Der Flügel“ wird als eine Schlüsselfigur für eine rechte Ideologie
innerhalb der AfD betrachtet (vgl. Busch, 2017, o.S.).
Im ersten Abschnitt (Z. 19-99) belobigt Höcke die Taten der Dresdner und Sachsen:
"Ihr Sachsen seid das große, unerreichte Vorbild" (Z. 56). Er geht dabei insbesondere
auf das „historische[s] Verdienst“ (Z. 64), „den ersten Schritt getan zu haben“ (Z. 64f.)
ein und nennt Dresden die „Hauptstadt der Mutbürger“ (Z. 91). Gemeint ist dabei „eine
inhaltliche Fundamentalopposition“ (Z. 66), die durch die Organisation „Pegida5“ ein-
geleitet wurde. Gleichzeitig setzt er „die Deutschland abschaffende Politik der Altpar-
teien“ (Z. 93 f. ) sowie Menschen, die sich den Pegidademonstrationen entgegenstell-
ten als „wilde Horden“ (Z. 39) herab.
Im zweiten Abschnitt (Z. 101-412), der den größten Teil seiner Rede einnimmt, mahnt
er vor der „Deutschland-abschaffende[n] Politik der Altparteien“ (Z. 94) und der „unfä-
hig[en] und unwillig[en]“ Regierung (Z. 109f.). Selbige türmt, so Höcke, gigantische
„Problemhalden“ (Z. 113) auf, wie z.B. die „Auflösung [der] Außengrenzen“ (Z. 199),
die „zu einer durchgegenderten multikulturalisierten Eingreiftruppe im Dienste der
USA“ (Z. 122f.) verkommene Landesverteidigung und das bewusst kaputt reformfierte
5 Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) ist eine 2014 „gegründete
nationalkonservative und ausländerfeindliche Organisation. Seit Herbst 2014 demonstrieren die Anhänger
um Gründer Lutz Bachmann gegen die von ihnen befürchtete Islamisierung Deutschlands“ (Der Spiegel,
o.J., o.S.). Sie selbst versteht sich als „politische Bewegung, welche ideologiefrei die aktuellen politischen
und gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit aufgreift und gemeinsam mit der Bevölkerung Lösungen
finden und umsetzen will“ (PEGIDA Förderverein e.V., o.J., o.S.).
13
Bildungssystem der BRD (Z. 130). Des Weiteren geht er auf „den Geburtenrückgang
sowie die Masseneinwanderung“ (Z. 143f.) ein und spricht von dem dadurch „in seiner
Existenz tatsächlich elementar bedroht[en]“ Volk (Z. 144f.). So sei „die AfD ist die letzte
evolutionäre, […] die letzte friedliche Chance für unser Vaterland“ (Z. 162f.), die aus
dem einfachen patriotischen Volk von Müttern und Vätern besteht (Z. 261, 264). Seine
moralischen Appelle baut er auf den Freiheitsvisionen des American Dream und der
Perestroika6 auf (Z. 324f.). Zugleich fordert er, den Selbstbehauptungswillen der Deut-
schen, deren „Geistesverfassung […; und] Gemütszustand immer noch der eines total
besiegten Volkes“ (Z. 381f.) sei, aufleben zu lassen.
Im dritten Teil seiner Rede (Z. 413-445) verlangt er mehrmals eine „erinnerungspoliti-
sche Wende um 180 Grad“ (Z. 413, 415f., 418f.). Er appelliert an den „Geist eines
neuen, ehrlichen, vitalen, tief begründeten und selbstbewussten Patriotismus“ (Z.
427f.), an eine „innere Erneuerung“ (Z. 429f.) für das Überleben einer bürgerlichen
Gesellschaft (Z. 428f.) und endet mit dem Appell: „Liebe Freunde, wir müssen nichts
weniger als Geschichte schreiben, wenn es für uns Deutsche und für uns Europäer
noch eine Zukunft geben soll. Wir können Geschichte schreiben. Tun wir es!“ (Z.
443ff.).
6Das russische Wort Perestroika beschreibt den Reformprozess der „Umgestaltung“, der durch Michael
Gorbatschow 1987 in der UdSSR eingeleitet wurde (vgl. Brütting et. al, 2007, S. 64; vgl. Peters, 2000, o.
S.).
14
Ein weiterer, von ihm häufig verwendeter, Begriff ist der des „Patrioten“. Gemäß Duden
sind Patrioten Menschen, die „eine gefühlsmäßige Bindung an die Werte [und] Traditi-
onen […] des eigenen Landes [haben, jedoch] oft [eine] mit Überheblichkeit, mit unkri-
tisch übertriebenen Stolz verbundene politische Haltung [sowie] vaterländische Gesin-
nung“ aufweisen (Duden c, 2007, S. 772). Die Nutzung dieses Begriffes verweist in
Anlehnung an die sprachlichen Analysekriterien nach Bork (1970) auf ein neues Men-
schenbild, unter dem „Geist eines neuen, ehrlichen, vitalen, tief begründeten und
selbstbewussten Patriotismus“ (Z. 427f.). Auch das Wort „Freunde“ ist häufig in der
Rede aufzufinden. Es suggeriert eine emotionale Bindung zum Publikum. Alle drei re-
dundant benutzten Begriffe zielen auf das Gefühl einer „kollektiven Identität“ (Z. 368f.).
Vordergründig nutzt Höcke sprachliche Mittel der Verleumdung, indem er demokrati-
scher Persönlichkeiten7, Ideen und Parteien diffamiert8. Darüber hinaus bedroht und
beleidigt er systematisch (und fremdenfeindlich) Einzelne und Gruppen (z.B. „an krei-
schenden, verhetzten, von induziertem Irresein gekennzeichneten jugendlichen Wirr-
köpfen“, Z. 49f., 53, „sogenannten Antifaschisten“, Z.33f., „diese wilden Horden“, Z. 39,
„radikalen Islamisten“, Z. 134, „Import fremder Völkerschaften“, Z. 140).
Des Weiteren bedient er sich sprachlicher Mittel in Form von Phrasen und Pathos9 und
der Pseudolegitimation10. Durch zahlreiche Superlative, die den Zuhörer*innen v.a.
über Hyperbeln, aber auch über Klimax und Correctio (S. Anlage 1) vermittelt werden,
entsteht in den letzten beiden Teilen ein durchaus imperativischer Stil zur Agitation der
Zuhörerschaft.
7 z.B. „Die Menschen haben Roman Herzog damals geglaubt, so wie viele Menschen sehr lange
Angela Merkel geglaubt haben. Beide haben sie unser gutmütiges Volk heimtückisch hinters
Licht geführt.“ (Z. 314-316)
8 z.B. „staatsgefährdenden Politik der Altparteien“ (Z. 53), „Deutschland-abschaffende Politik
land.“ (Z. 162f.), „historischen Auftrag“ (Z. 170.), „[Die AfD …] ist die einzig relevante politische
Kraft des Bewahrenden, […] gegen die kollektiven Kräfte der Auflösung der One-World-Ideolo-
gen und ihrer Verbündeten“ (Z. 166-168)
15
„Altparteien“ und „Altparteien- Politikern“11 sowie die Konstruktion von Konflikten, wel-
che das Anliegen des „Volkes“ über die Anliegen anderer stellen sollen12 belegen dies.
Die AfD selbst stellt er „als inhaltliche! – Fundamentalopposition […,] einzig relevante
politische Kraft des Bewahrenden“ (Z. 165- 167), als „letzte evolutionäre Chance für
unser Vaterland“ (Z.214) sowie als „fundamentaloppositionelle[n] Bewegungspartei
und (…) fundamentaloppositionelle[n] Bewegungsfraktion“ dar (Z. 189f.) und boykot-
tiert damit die parlamentarische Demokratie.
Des Weiteren befeuert er emotional und ohne Sachargumente vorhandene Ängste und
legitimiert damit in seiner Rede Vorurteile, Ressentiments und Hass, auch indem er
Menschen aus anderen Kulturkreisen wiederholt diskriminiert und ausschließt (Ethno-
pluralismus)13. Schlussendlich enthält Höckes Rede eine Mehrzahl an endstigmatisie-
renden Äußerungen, in denen er bisher nicht Sagbares enttabuisiert und demagogisch
zugespitzt wie in den folgenden Aussagen zum Ausdruck kommt: „Die Bombardierung
Dresdens war ein Kriegsverbrechen. Sie ist vergleichbar mit den Atombombenabwür-
fen über Hiroshima und Nagasaki.“ (Z. 363-366), „wir Deutschen, also unser Volk, sind
das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande14 in das Herz seiner
Hauptstadt gepflanzt hat“ (Z. 385f.). „Wir brauchen eine erinnerungspolitische Wende
um 180 Grad“ (Z. 413, 418f.).
3.4 Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich anhand von zahlreichen Textbeispielen, verwendeter
Wörter und Stilfiguren feststellen, dass sich Höcke sowohl einem rechtspopulistischen
11 u.a. „die Deutschland- abschaffende Politik der Altparteien“ (Z. 93 f.), „die führenden Altparteien- Poli-
tiker sind zu erbärmlichen Apparatschiks geworden“ Z. 105, „Diese Regierung ist keine Regierung mehr,
diese Regierung ist zu einem Regime mutiert! Sie ist unfähig und unwillig“ (Z. 109f.), „Die alten Kräfte,
also die Altparteien, […], auch die Gewerkschaften , vor allen Dingen auch die Angstkirchen, und die
immer schneller wachsenden […] und die immer schneller wachsende Sozialindustrie, die an dieser per-
versen Politik auch noch prächtig verdient; diese alten Kräfte […] lösen unser liebes deutsches Vaterland
auf wie ein Stück Seife unter einem lauwarmen Wasserstrahl. Aber wir, liebe Freunde, wir Patrioten wer-
den diesen Wasserstrahl jetzt zudrehen, wir werden uns unser Deutschland Stück für Stück zurückholen!“
(Z. 151-159), „Ich weise euch einen langen und entbehrungsreichen Weg. Ich weise dieser Partei einen
langen und entbehrungsreichen Weg. Aber es ist der einzige Weg, der zu einem vollständigen Sieg führt,
und dieses Land braucht einen vollständigen Sieg der AfD und deshalb will ich diesen Weg – und nur
diesen Weg – mit euch gehen, liebe Freunde!“ (Z. 283-287)
12 „Unser liebes Volk ist in seiner Existenz unmittelbar bedroht“ (Z. 132), „Denn wir führen einen gerechten
Kampf. Einen Kampf, der mit der Bundestags-wahl nicht endet und der langfristig darüber entscheiden
wird, ob wir und unsere Kinder noch eine Zukunft in der Mitte Europas haben oder ob unser Wohlstand,
unser Staat, unsere Kultur und unser liebes Volk im Chaos versinken.“ (Z. 439-442)
13 „unser liebes Volk (…) durch den Geburtenrückgang sowie die Masseneinwanderung, erstmals in seiner
Existenz tatsächlich elementar bedroht.“ (Z. 143-145), „wir müssen nichts weniger als Geschichte schrei-
ben, wenn es für uns Deutsche und für uns Europäer noch eine Zukunft geben soll. Wir können Geschichte
schreiben. Tun wir es!“ (Z. 443-445)
14 Höcke meint damit das Holocaust-Mahnmal in Berlin zum Gedenken der rund sechs Millionen ermor-
Alles in allem ist Höckes Rede ein instabiles Konstrukt aus Verleumdungen, Lügen und
Radikalisierungen, welche die bestehende Demokratie bis auf die Grundfeste erschüt-
tert. Und obwohl diese Rede von vielen Personen, Organisationen und Parteien aufs
Ärgste kritisiert wird, findet die Rede in ihrer Zuhörerschaft und innerparteilich eine
begeisterte Zustimmung. Vergleicht man die Rede mit der Sportpalastrede Joseph
Goebbels von 1943 (Bayrische Staatsbibliothek, o.J., o.S.) so fällt auf, dass in beiden
Vorträgen die Konnotation der Begriffe „Volk“ und „Sieg“ ähnlich, wenn nicht gleich
verwendet werden. Beide verwenden den Begriff „Volk“ als Synonym für „wir“. Es ist
zu vermuten, dass damit auch der Gedanke an die nationale Einheit gestärkt werden
soll. Während Geobbels vom „totalen Sieg“ spricht, argumentiert Höcke mit der Hyper-
bel des „vollständigen Sieges“ (Z. 285, 286) und erweitert damit den Resonanzraum
für rechtes Gedankengut zur politischen und parlamentarischen Machtgewinnung.
auftragte Aydan Özoguz in Anatolien „entsorgt“ werden solle. In dem Wort „entsorgen“ wird die Enthuma-
nisierung und die Abwertung einer deutschen Politikerin erkennbar.
17
Die Auswirkungen der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen und die Rolle der AfD ver-
stärken die öffentlichen Diskussionen auch zu den faschistischen, nationalsozialisti-
schen, antisemitischen und menschenfeindlichen Äußerungen in Deutschland, so dass
der deutsche Bundespräsident Frank Walter Steinmeier auch auf Grund der aktuellen
politischen Anlässe in Thüringen bei seinem Besuch in Yad Vashem17 am 23.01.2020
formulierte:
„Es sei nicht dieselbe Zeit, es seien nicht dieselben Worte, es seien nicht dieselbe
Täter […, aber] es ist dasselbe Böse. Und es bleibt die eine Antwort: Nie wieder!
Niemals wieder! Deshalb darf es keinen Schlussstrich unter das Erinnern geben.“
(Tagesschau 23.01.2020)
17 Yad Vashem, ist die bedeutendste Gedenkstätte in Israel, die an die nationalsozialistische Judenver-
nichtung im Holocaust erinnert und sie wissenschaftlich dokumentiert.
18
Brütting, Rolf; Epkenhans, Michael; Schröder, Helge; Thunich, Martin: Geschichte und
Geschichten (1. Aufl.). Stuttgart (Ernst Klett Verlag) 2007.
Bundeszentrale für politische Bildung: Was ist Propaganda? Nur wer Propaganda als
solche erkennt, kann sich dagegen wehren. 2011. Verfügbar unter:
http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/130697/was-ist-propaganda [abgerufen
am 02.01.2020]
Busch, Catrin: Björn Höcke, ein Hassredner? Eine linguistische Analyse seiner Dresd-
ner Rede vom 17. Januar 2017. München (Grin Verlag) 2017.
Dernbach, Andrea: Weltbild der AfD. Wer ist das Volk?. In Der Tagesspielgel,
11.10.2017. Verfügbar unter: https://www.tagesspiegel.de/politik/weltbild-der-
afd-wer-ist-das-volk/20442164.html [abgerufen am 14.02.2020]
Der Tagesspiegel: Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz 2016 Viele Verletzte sind
weiterhin Pflegefälle. In Der Tagesspielgel, 18.12.2019. Verfügbar unter:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/terroranschlag-auf-dem-breitscheidplatz-
2016-viele-verletzte-sind-weiterhin-pflegefaelle/25346694.html [abgerufen am
26.01.2020]
Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Inneres und Sport: NPD-Verbotsverfah-
ren Chronologie 2012 bis 2017. o.J.. verfügbar unter: https://www.ham-
burg.de/innenbehoerde/schlagzeilen/7775940/chronologie-npd-verbotsverfah-
ren/ [abgerufen am 26.01.2020]
Häusler, Alexander; Küpper, Beate: Neue rechte Mentalitäten in der Mitte der Gesell-
schaft. In: Zick, Andreas; Küpper, Beate; Berghan, Wilhelm (Hrsg.): Verlorene
Mitte – Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland
2018/19. Bonn (Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH) 2019.
Klemperer, Victor: LTI. Notizbuch eines Philologen (23. Aufl.). Stuttgart (Reclam Ver-
lag) 2007.
Küpper, Beate; Berghan Wilhelm; Rees, Jonas H.: Aufputschen von Rechts: Rechtspo-
pulismus und seine Normalisierung in der Mitte. In: Zick, Andreas; Küpper,
Beate; Berghan, Wilhelm (Hrsg.): Verlorene Mitte – Feindselige Zustände.
Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2018/19. Bonn (Verlag J. H. W.
Dietz Nachf. GmbH) 2019.
Westfälische Nachrichten: Höcke und das «liebe Volk» - Skandalrede zeigt AfD-Di-
lemma. In: Westfälische Nachrichten, 18.01.2017. Verfügbar unter:
https://www.wn.de/Welt/Thema/Hintergruende/2017/01/2666370-Analyse-
Hoecke-und-das-liebe-Volk-Skandalrede-zeigt-AfD-Dilemma [abgerufen am
26.01.2020]
6 Anhang
22
Anhang 1: Textanalyse der Rede von Björn Höcke auf Grundlage der Analysekriterien nach Bork, 1970
84-88
23
Die alten Kräfte, also die Altparteien, aber nicht nur die Altparteien, auch die 151-159
Gewerkschaften , vor allen Dingen auch die Angstkirchen, und die immer
schneller wachsenden ...und die immer schneller wachsende Sozialindustrie,
die an dieser perversen Politik auch noch prächtig verdient; diese alten Kräfte,
die ich gerade genannt habe, sie lösen unser liebes deutsches Vaterland auf
wie ein Stück Seife unter einem lauwarmen Wasserstrahl. Aber wir, liebe
Freunde, wir Patrioten werden diesen Wasserstrahl jetzt zudrehen, wir werden
uns unser Deutschland Stück für Stück zurückholen!
wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein 385f.
Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.
B3) Beleidigung Vermeidung sachgerechter Darstellung Heimstätte von radikalen Islamisten 134
des Auslands, ausländischer Ereignisse und Entwicklun-
ausländischer gen (Vereinfachung mittels Schwarz- Import fremder Völkerschaften 140
Persönlichkeiten, Weiß-Technik),
Greuelmeldungen Konzentration auf einen überschaubaren unser liebes Volk ist im inneren tief gespalten und durch den Geburtenrück- 143-145
über ausländische Kreis von Gegnern (meist einzelnen Per- gang sowie die Masseneinwanderung, erstmals in seiner Existenz tatsächlich
Untaten sönlichkeiten) zu dessen Isolierung elementar bedroht.
B4) Antisemitis- Entfaltung kollektiver Hassgefühle auf die wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein 385f.
mus jüdische Minderheit (Juden als das perso- Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.
nifizierte Böse)
Etikettierung des Begriffes „Jude“ zum
Ziel der Endlösung
25
C) Monumen- Steigerung des nationalen Selbstgefühls, Aufrechterhaltung der Fiktion des Naziregimes, Entindividualisierung, Vereinfachung der Sprache
talsucht C1) Superlativ- marktschreierische Agitation und Aufbau- unser liebes Volk ist (…) durch den Geburtenrückgang sowie die Massenein- 143-145
Manie (Giganto- schung durch Nutzung des grammati- wanderung, erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar bedroht.
nomie) schen Superlativ und superlativischer
Zahlenangaben ( Illusion statt Informa-
tion), häufig nur Komparative und Super-
lative
C2) Exzessive absolute Beherrschung der Menschen, kollektive Identität; mit Stumpf und Stiel vernichten, man wollte unsere Wurzeln 369f.
Bündigkeit Vereinfachung der Weltsicht durch Tota- roden
lismus, Nominalstil, Schlagwörter, Wort-
blöcke, Abkürzungen, Wortschöpfungen
(dienen der Auflösung innerlich sachli-
cher Widersprüche), Verkürzung von Sät-
zen durch den Suffix –mäßig und Nomi-
nalstil
einst (11x)
Altpartei(en) (9x)
fundamental (8x)
"Wir brauchen eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" (…) Wir brau- 413-419
chen nichts anderes als erinnerungspolitische Wende um 180 Grad! (…) Wir
brauchen so dringend wie niemals zuvor diese erinnerungspolitische Wende
um 180 Grad,
C4) Glanz und Ermüdung des Lesers durch überrollen- Ihr Sachsen, ihr Dresdner, seid für uns Thüringer und für uns Erfurter das 60f.
Gloria den Wortrausch, Führerkult, Einschüchte- große, unerreichte Vorbild!
rung und Aufbau einer (ns-) Überlegenheit
durch Einzelbegriffe, sprachliche Unein- zu Tausenden in so vornehmer und vorbildlicher Art und Weise ihre Bürger- 53f.
deutigkeit, Übertreibungen rechte wahrnahmen
26
Euch Dresdnern, euch Patrioten aus Sachsen gebührt das große Verdienst,
und dieses große Verdienst nimmt euch niemand mehr. Es ist ein historisches 63-65
Verdienst, den ersten Schritt getan zu haben.
die deutsche Geschichte, mies und lächerlich gemacht. So kann es und darf 394f.
es nicht weitergehen!
Unsere einst stolzen Städte verwahrlosen immer mehr und sind Brutstätten 133-141
von Kriminalität und Gewalt und leider oftmals Heimstätte von radikalen Is-
lamisten. Unser einst fruchtbares Land verliert seine Bewohner, verödet auf-
grund einer desaströsen und völlig falsch angelegten Strukturpolitik. Unsere
einst schöne Heimat wird zusehends durch hässliche Bauten, Windräder und
eine chaotische Besiedlung verunstaltet. Unsere einst kraftvolle Wirtschaft ist
nur noch ein Wrack, neoliberal ausgezehrt. Unser einst beneideter, unser einst
weltweit beneideter sozialer Friede ist durch den steigenden Missbrauch und
die Aufgabe der national begrenzten Solidargemeinschaft sowie durch den Im-
port fremder Völkerschaften und die zwangsläufigen Konflikte existenziell ge-
fährdet.
Denn wir führen einen gerechten Kampf. Einen Kampf, der mit der Bundes- ??
tagswahl nicht endet und der langfristig darüber entscheiden wird, ob wir und
unsere Kinder noch eine Zukunft in der Mitte Europas haben oder ob unser
Wohlstand, unser Staat, unsere Kultur und unser liebes Volk im Chaos versin-
ken.
F2) Fremdwortge- Vermittlung eines (pseudo)wissenschaftli-
brauch chen Anstrichs
Metapher sie lösen unser liebes deutsches Vaterland auf wie ein Stück Seife unter einem 156-159
lauwarmen Wasserstrahl. Aber wir, liebe Freunde, wir Patrioten werden diesen
Wasserstrahl jetzt zudrehen, wir werden uns unser Deutschland Stück für Stück
zurückholen!
Hyperbeln Ihr Sachsen, ihr Dresdner, seid für uns Thüringer und für uns Erfurter das große, 60f.
unerreichte Vorbild!
zu Tausenden in so vornehmer und vorbildlicher Art und Weise ihre Bürger- 53f.
rechte wahrnahmen
Euch Dresdnern, euch Patrioten aus Sachsen gebührt das große Verdienst, 63-65
und dieses große Verdienst nimmt euch niemand mehr. Es ist ein historisches
Verdienst, den ersten Schritt getan zu haben.
einen langen und entbehrungsreichen Weg (…) langen und entbehrungsreichen 283f.
Weg
dieses Land braucht einen vollständigen Sieg der AfD und deshalb will ich diesen 285-287
Weg – und nur diesen Weg – mit euch gehen, liebe Freunde!
Es ist der Geist eines neuen, ehrlichen, vitalen, tief begründeten und selbstbe- 427f.
wussten Patriotismus.
ob wir und unsere Kinder noch eine Zukunft in der Mitte Europas haben 440f.
wir müssen nichts weniger als Geschichte schreiben, wenn es für uns Deutsche 443-445
und für uns Europäer noch eine Zukunft geben soll
Wiederholun- Wir sagen ja! Wir sagen ja, …Wir sagen aber ja! 84-86
gen/ Anaphern
um sie aufzuklären, aufzuklären und nochmal aufzuklären 185
Ich will Veränderung, ich will eine grundsätzliche Veränderung, ich will die AfD 233-235
als letzte evolutionäre Chance für unser Vaterland erhalten. Ich will, dass wir die-
sen Halben einen Strich durch die Rechnung machen
Ich weise euch einen langen und entbehrungsreichen Weg. Ich weise dieser Par- 283f.
tei einen langen und entbehrungsreichen Weg.
29
Correctio So kann es und darf es nicht weitergehen! So kann es, so darf es und so wird 395-397
es nicht weitergehen,
Aber wir wagen es, diese innere Erneuerung einzufordern. Wir wagen es nicht
nur, sie einzufordern, nein, liebe Freunde, wir werden sie um unser liebes Va- 431-433
terland willen auch durchsetzen.
Klimax Vitalität des ‚American Dream‘, an die Vision der Perestroika, an die Kraft der 324f.
Freiheitsidee vom Herbst 1989
Pleonasmus unser gutmütiges Volk heimtückisch hinters Licht geführt 315
Anhang 2: Textanalyse der Rede von Höcke auf Grundlage der Kriterien rechtspopulistischer Diskursstrategien nach Schutz-
bach 2018
Kriterium Absicht Beispiele Textanalyse Zeilennr.
1. Das „Volk“ gegen die Interessenvertretung des „eigenen“ erstaunt darüber, dass diese Spaziergänger trotz dieser unflätigen Provokation 52-54
"Eliten" und „einfachen“ Volkes gegenüber dieser Wirrköpfe, trotz einer staatsgefährdenden Politik der Altparteien zu Tausen-
dem vage dargestellten Establish- den in so vornehmer und vorbildlicher Art und Weise ihre Bürgerrechte wahrnah-
ment (Institutionen, z.B. Staat, EU, men
UNO; Menschenrechte, LGBTQ+-
Lobby, Medien [Lügenpresse]) Ihr Sachsen seid das große, unerreichte Vorbild" Weil wir Patrioten dasselbe Lei- 56-61
den in den Knochen haben und weil wir derselben Sache dienen, möchte ich es
hier nochmal in aller Öffentlichkeit und aller Deutlichkeit aussprechen: Ich persön-
lich, liebe Freunde, ich persönlich bin stolz auf das, was ihr in Dresden erreicht
habt. Ihr Sachsen, ihr Dresdner, seid für uns Thüringer und für uns Erfurter das
große, unerreichte Vorbild!
Es ist ein historisches Verdienst, den ersten Schritt getan zu haben. Den ersten 64-71
Schritt, der notwendig war, der der Lage geschuldet war, in einer Bewegung, die
eine inhaltliche Fundamentalopposition darstellt. Und dieser erste Schritt hin zur
Tat ist gerade für uns Bürger doch so schwer, weil er sich, dieser Bürger – und so
empfindet er es zumindest in seinem Innersten, (…) – weil er sich im Innersten
glaubt, gegen seinen Staat, gegen den Staat, den er doch maßgeblich trägt und
den er grundsätzlich befürwortet, stellen muss.
Deutschland-abschaffende Politik der Altparteien, und (…) in diesem Saal (…) eine 94-98
reine, ehrliche bescheidende und tief begründete Vaterlandsliebe, und wenn ich
mir jetzt die desolate innere und äußere Lage der Bundeshauptstadt Berlin vor Au-
gen führe dann meine ich, eigentlich dürfte nicht Berlin, eigentlich müsste Dresden
die deutsche Hauptstadt
Diese Regierung ist keine Regierung mehr, diese Regierung ist zu einem Regime 109-113
mutiert! Sie ist unfähig und unwillig…sie ist unfähig und vor allen Dingen, (…) un-
willig, die von ihr aufgetürmten Problemhalden wieder abzutragen.
Die alten Kräfte, also die Altparteien, aber nicht nur die Altparteien, auch die Ge- 151-159
werkschaften , vor allen Dingen auch die Angstkirchen, und die immer schneller
wachsenden…[„Pfui!“, Applaus]...und die immer schneller wachsende Sozialin-
dustrie, die an dieser perversen Politik auch noch prächtig verdient; diese alten
Kräfte, die ich gerade genannt habe, sie lösen unser liebes deutsches Vaterland
auf wie ein Stück Seife unter einem lauwarmen Wasserstrahl. Aber wir, liebe
31
Freunde, wir Patrioten werden diesen Wasserstrahl jetzt zudrehen, wir werden uns
unser Deutschland Stück für Stück zurückholen!
wir haben in diesen kleinen Dörfern in Thüringen Veranstaltungen durchgeführt als 179-182
Fraktion mit zweihundert, dreihundert besorgten Bürgern. Das ist eine [unv.], liebe
Freunde, die für die Altparteien Welten fern gerückt ist.
Das sind die, die keine innere Haltung besitzen, die Establishment sind und Estab- 119-221
lishment bleiben wollen oder so schnell wie möglich zum Establishment gehören
wollen.
„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann, sondern was ihr für euer Land tun 273f.
könnt.“
Ich weise euch einen langen und entbehrungsreichen Weg. Ich weise dieser Partei 283-287
einen langen und entbehrungsreichen Weg. Aber es ist der einzige Weg, der zu ei-
nem vollständigen Sieg führt, und dieses Land braucht einen vollständigen Sieg
der AfD und deshalb will ich diesen Weg – und nur diesen Weg – mit euch gehen,
liebe Freunde!
Lasst euch also bloß nicht verzwergen. (…) es sind nur willensstarke Menschen, 289f.
die Geschichte schreiben, und das wollen wir tun.
die Bundespräsidenten dieser Republik, die haben keine Geschichte geschrie- 291f.
ben…
Aber es [Rede von Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1945; Anm. d. Verf.] war 295-318
eine Rede gegen das eigene Volk und nicht für das eigene Volk. Und auch (…),
die sogenannte Ruck-Rede von 1997, gehalten vom (…) Bundespräsidenten Ro-
man Herzog, war eine Rede gegen das eigene Volk. Sie war nichts anderes als
der perfide Versuch in der Ansprache durch nationale Emotion – und er sagte:
„Durch Deutschland muss ein Ruck gehen!“ – welcher Patriot könnte sich dieser
Aussage nicht anschließen? Selbstverständlich muss durch Deutschland ein Ruck
gehen, liebe Freunde. Aber er versuchte diese nationale Emotion nur zu schüren
und zu transportieren, um die Gemeinschaft von uns Deutschen der vollständigen
Ökonomisierung auszuliefern. Seine Rede war nichts anderes als eine deutliche
Begleitmusik zur Entfesselung der Finanzmärkte, zur Auflösung der Solidarge-
meinschaft, sprich zum neoliberalen Pluralismus. (…) Die Menschen haben Ro-
man Herzog damals geglaubt, so wie viele Menschen sehr lange Angela Merkel
geglaubt haben. Beide haben sie unser gutmütiges Volk heimtückisch hinters Licht
geführt. Aber wir, liebe Freunde, wir Patrioten hier in Dresden, in Sachsen und in
ganz Deutschland, wir trauen diesen Politkern nicht mehr, denn diese Politiker
meinen es nicht gut mit ihrem Volk.
32
wir müssen nichts weniger als Geschichte schreiben, wenn es für uns Deutsche
und für uns Europäer noch eine Zukunft geben soll. Wir können Geschichte schrei-
ben. Tun wir es! I 443-445
2. Konstruktion von Anliegen des „Volkes“ über die An- mehrere Gruppen von sogenannten Antifaschisten 33f.
Konflikten liegen anderer zu stellen durch
Schüren von Konflikten und Freund- wir sahen bei den Spaziergängern, das waren keine verschrobenen Sonderlinge 46
Feind-Schemata
während dieses Spaziergangs sind wir an kreischenden, verhetzten, von induzier- 48-50
tem Irresein gekennzeichneten jugendlichen Wirrköpfen vorbeigekommen
erstaunt darüber, dass diese Spaziergänger trotz dieser unflätigen Provokation 52-54
dieser Wirrköpfe, trotz einer staatsgefährdenden Politik der Altparteien zu Tausen-
den in so vornehmer und vorbildlicher Art und Weise ihre Bürgerrechte wahrnah-
men
das ganze Ausmaß der Katastrophe (…), in der sich unser Staat befindet, (..) Un- 117-123
ser einst intakter Staat befindet sich in Auflösung, seine Außengrenzen werden
nicht mehr geschützt, er kann die innere Sicherheit nicht mehr garantieren, das
Gewaltmonopol erodiert zusehends durch Inkaufnahme rechtsfreier Räume und
der allgemeine Rechtsverfall schreitet voran. Unsere einst geachtete Armee ist von
einem Instrument der Landesverteidigung zu einer durchgegenderten multikultura-
lisierten Eingreiftruppe im Dienste der USA verkommen.
Unser einst bewährtes Bildungssystem wurde in den letzten Jahrzehnten, und ich 128-130
sage das in aller Deutlichkeit, bewusst kaputtreformiert.
Unsere einst stolzen Städte verwahrlosen immer mehr und sind Brutstätten von 133-141
Kriminalität und Gewalt und leider oftmals Heimstätte von radikalen Islamisten. Un-
ser einst fruchtbares Land verliert seine Bewohner, verödet aufgrund einer desas-
trösen und völlig falsch angelegten Strukturpolitik. Unsere einst schöne Heimat
wird zusehends durch hässliche Bauten, Windräder und eine chaotische Besied-
lung verunstaltet. Unsere einst kraftvolle Wirtschaft ist nur noch ein Wrack, neoli-
beral ausgezehrt. Unser einst beneideter, unser einst weltweit beneideter sozialer
Friede ist durch den steigenden Missbrauch und die Aufgabe der national begrenz-
ten Solidargemeinschaft sowie durch den Import fremder Völkerschaften und die
zwangsläufigen Konflikte existenziell gefährdet.
unser liebes Volk ist im inneren tief gespalten und durch den Geburtenrückgang 143-145
sowie die Masseneinwanderung, erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar
bedroht.
die Angriffe der politischen Gegner sind omnipräsent. Sie sind manchmal in ihrer 435-442
Perfidie nicht zu übertreffen, sie sind manchmal gewalttätig, sie sind hinterhältig,
sie sind skrupellos, und wir werden vor den Bundestagswahlen 2017 noch eine
33
wir müssen nichts weniger als Geschichte schreiben, wenn es für uns Deutsche 443-445
und für uns Europäer noch eine Zukunft geben soll. Wir können Geschichte schrei-
ben. Tun wir es! I
3. Ethnopluralismus18 Rechtfertigung des Ausschlusses unser liebes Volk (…) durch den Geburtenrückgang sowie die Masseneinwande- 143-145
anstelle von Rassis- und der Diskriminierung von Men- rung, erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar bedroht.
mus schen mit anderen kulturellen Hin-
tergründen Gemeinschaft von uns Deutschen 309
wir müssen nichts weniger als Geschichte schreiben, wenn es für uns Deutsche 443-445
und für uns Europäer noch eine Zukunft geben soll. Wir können Geschichte schrei-
ben. Tun wir es! I
4. Emotionen statt Argu- Befeuerung und Legitimierung latent wie froh ich war, als ich diese wilden Horden verlassen hatte 39
mente vorhandender Stimmungen (z.B.
Ängste, Vorurteile, Stereotypen, während dieses Spaziergangs sind wir an kreischenden, verhetzten, von induzier- 48-50
Empörungen, Aversionen, Ressenti- tem Irresein gekennzeichneten jugendlichen Wirrköpfen vorbeigekommen
ments, Feindschaften, Hass), Ver-
mittlung egalitärer Normvorstellun- erstaunt darüber, dass diese Spaziergänger trotz dieser unflätigen Provokation 52-54
gen dieser Wirrköpfe, trotz einer staatsgefährdenden Politik der Altparteien zu Tausen-
den in so vornehmer und vorbildlicher Art und Weise ihre Bürgerrechte wahrnah-
men
Unsere einst stolzen Städte verwahrlosen immer mehr und sind Brutstätten von 133-141
Kriminalität und Gewalt und leider oftmals Heimstätte von radikalen Islamisten. Un-
ser einst fruchtbares Land verliert seine Bewohner, verödet aufgrund einer desas-
trösen und völlig falsch angelegten Strukturpolitik. Unsere einst schöne Heimat
wird zusehends durch hässliche Bauten, Windräder und eine chaotische Besied-
lung verunstaltet. Unsere einst kraftvolle Wirtschaft ist nur noch ein Wrack, neoli-
beral ausgezehrt. Unser einst beneideter, unser einst weltweit beneideter sozialer
Friede ist durch den steigenden Missbrauch und die Aufgabe der national begrenz-
ten Solidargemeinschaft sowie durch den Import fremder Völkerschaften und die
zwangsläufigen Konflikte existenziell gefährdet.
18"Ethnopluralsimus bedeutet, dass Völker als kulturell- ethnische Einheiten definiert und damit gegen andere, gegen „Fremde“ gestellt werden. Diese
Abgrenzung wird anders als im historischen Rassismus nicht biologisch bestimmt, sondern kulturell" (Schutzbach 2018, S. 48).
34
unser liebes Volk ist im inneren tief gespalten und durch den Geburtenrückgang 143-145
sowie die Masseneinwanderung, erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar
bedroht.
das ist die furchtbare Lage dieses Landes, das ist die furchtbare Lage dieses Vol- 147f.
kes im Jahre 2017.
Ich will euch nicht wie Claudia Roth – Klammer auf, abgebrochenes Studium der 245-259
Kunstgeschichte…keine Ausbildung, Klammer zu – ich will euch nicht wie Katrin
Göring-Eckardt – Klammer auf…abgebrochenes Studium der Theologie, keine
Ausbildung, Klammer zu – ich will euch nicht wie Volker Beck – Klammer auf…ab-
gebrochenes Studium der Kunst, keine Ausbildung, Klammer zu – ich will euch
nicht wie Daniel Cohn-Bendit – Klammer auf...abgebrochenes Studium der Sozio-
logie, keine Ausbildung – oder wie Joseph Fischer – Klammer auf, keine Ausbil-
dung, Klammer zu – so will ich euch nicht!
Ich möchte, dass ihr euch im Dienst verzehrt. Ja, ich möchte euch als neue Preu- 276
ßen.
wir müssen nichts weniger als Geschichte schreiben, wenn es für uns Deutsche 443-445
und für uns Europäer noch eine Zukunft geben soll. Wir können Geschichte schrei-
ben. Tun wir es! I
5. Rhetorik der Angst Inszenierung eines Retters in der wie froh ich war, als ich diese wilden Horden verlassen hatte 39
Not für das "Volk" oder die "Heimat"
durch Bedrohungsszenarien angeb- Dresden ist die Hauptstadt der Mutbürger 91
licher innerer und äußerer Feinde
Unser einst intakter Staat befindet sich in Auflösung, seine Außengrenzen werden 118-123
nicht mehr geschützt, er kann die innere Sicherheit nicht mehr garantieren, das
Gewaltmonopol erodiert zusehends durch Inkaufnahme rechtsfreier Räume und
der allgemeine Rechtsverfall schreitet voran. Unsere einst geachtete Armee ist von
einem Instrument der Landesverteidigung zu einer durchgegenderten multikultura-
lisierten Eingreiftruppe im Dienste der USA verkommen.
Unsere einst stolzen Städte verwahrlosen immer mehr und sind Brutstätten von 133-141
Kriminalität und Gewalt und leider oftmals Heimstätte von radikalen Islamisten. Un-
ser einst fruchtbares Land verliert seine Bewohner, verödet aufgrund einer desas-
trösen und völlig falsch angelegten Strukturpolitik. Unsere einst schöne Heimat
wird zusehends durch hässliche Bauten, Windräder und eine chaotische Besied-
lung verunstaltet. Unsere einst kraftvolle Wirtschaft ist nur noch ein Wrack, neoli-
beral ausgezehrt. Unser einst beneideter, unser einst weltweit beneideter sozialer
35
Friede ist durch den steigenden Missbrauch und die Aufgabe der national begrenz-
ten Solidargemeinschaft sowie durch den Import fremder Völkerschaften und die
zwangsläufigen Konflikte existenziell gefährdet.
unser liebes Volk ist im inneren tief gespalten und durch den Geburtenrückgang 143-145
sowie die Masseneinwanderung, erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar
bedroht.
Die AfD ist die letzte evolutionäre, sie ist die letzte friedliche Chance für unser Va- 162f.
terland.
Und vor allen Dingen will ich, dass es eine Zukunft für unser Volk gibt 267
die Angriffe der politischen Gegner sind omnipräsent. Sie sind manchmal in ihrer 435-442
Perfidie nicht zu übertreffen, sie sind manchmal gewalttätig, sie sind hinterhältig,
sie sind skrupellos, und wir werden vor den Bundestagswahlen 2017 noch eine
Verstärkung dieser furchtbaren Angriffe zu erleiden, zu ertragen, zu erdulden ha-
ben. Aber wir werden diesen Angriffen widerstehen. Denn wir führen einen gerech-
ten Kampf. Einen Kampf, der mit der Bundestagswahl nicht endet und der langfris-
tig darüber entscheiden wird, ob wir und unsere Kinder noch eine Zukunft in der
Mitte Europas haben oder ob unser Wohlstand, unser Staat, unsere Kultur und un-
ser liebes Volk im Chaos versinken.
wir müssen nichts weniger als Geschichte schreiben, wenn es für uns Deutsche 443-445
und für uns Europäer noch eine Zukunft geben soll. Wir können Geschichte schrei-
ben. Tun wir es! I
6. Erweiterung des Sag- Endstigmatisierung diskriminieren- Unsere einst stolzen Städte verwahrlosen immer mehr und sind Brutstätten von 133f.
baren der Äußerungen, Selbstinszenie- Kriminalität und Gewalt und leider oftmals Heimstätte von radikalen Islamisten.
rung als Opfer als Mittel zur Aufbrin-
gung des Publikums durch Provoka- unser liebes Volk ist im inneren tief gespalten und durch den Geburtenrückgang
tionen, Skandalisierung, demagogi- sowie die Masseneinwanderung, erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar 143-145
sche Zuspitzung und Tabubrüche bedroht.
Die Bombardierung Dresdens war ein Kriegsverbrechen. Sie ist vergleichbar mit 363-374
den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki. Mit der Bombardierung
Dresdens und der anderen deutschen Städte wollte man nichts anderes als uns
unsere kollektive Identität rauben. Man wollte uns mit Stumpf und Stiel vernichten,
man wollte unsere Wurzeln roden. Und zusammen mit der dann nach 1945 begon-
nenen systematischen Umerziehung hat man das auch fast geschafft. Deutsche
Opfer gab es nicht mehr, sondern es gab nur noch deutsche Täter. Bis heute sind
wir nicht in der Lage, unsere eigenen Opfer zu betrauern. Und augenfällig wurde
36
das wieder bei dem würdelosen Umgang mit den Opfern des Berliner Terroran-
schlages.
Bis jetzt ist unsere Geistesverfassung, unser Gemütszustand immer noch der ei- 380-382
nes total besiegten Volkes.
wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denk- 385f.
mal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.
7. Positionierung als se- Verhüllung der eigentlichen Positio-
riöse Diskurspartne- nierung und Meinung zur Verschlei-
rInnen erung des "alten rechten Bildes"
8. Aufhebung des Links- Ablehnung des Links-Rechts Sche-
Rechts-Schemas mas als Möglichkeit zur Positionie-
rung im mittigen, unideologischen
und vernünftigen Raum und nach
"gesunden Menschenverstand"
9. Die Macht, Themen Einsetzung pauschalisierter und un- wird die Geschichte, die deutsche Geschichte, mies und lächerlich gemacht. So 394f.
zu setzen überprüfbarer Fakten als Demonst- kann es und darf es nicht weitergehen!
ration von Selbstbewusstsein und
Überlegenheit und zur Abarbeitung
des Gegners an den gesetzten The-
men
10. Forderung nach (me- Dauerpräsenz in den Medien durch
dialer) Meinungsviel- Ausnutzung der demokratischen
falt Norm des Pluralismus, zur Deklarie-
rung der eigenen autoritären, drasti-
schen und hetzerischen Position
11. Diskussionsbereit- Vortäuschung von Diskussionsbe-
schaft als Falle reitschaft als Mittel zur Leitung des
Gesprächsthemas und Inhaltes
12. Rechte Kulturrevolu- Kampf um das Meinungsmonopol unsere einst hoch geschätzte Kultur droht, nach einer umfassenden Amerikanisie- 127f.
tion und die Erweiterung des Resonanz- rung nun in einer multikulturellen Beliebigkeit unterzugehen
raums für rechtes Gedankengut als
Vorbereitung der politischen und Unsere einst stolzen Städte verwahrlosen immer mehr und sind Brutstätten von 133f.
parlamentarischen Machtgewinnung Kriminalität und Gewalt und leider oftmals Heimstätte von radikalen Islamisten.
unser liebes Volk ist im inneren tief gespalten und durch den Geburtenrückgang 143-145
sowie die Masseneinwanderung, erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar
bedroht.
wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denk- 385
mal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.
Es gibt keine moralische Pflicht zur Selbstauflösung. Die gibt es nicht. Im Gegen- 397-410
teil: Es gibt die moralische Pflicht diese Land, diese Kultur, seinen noch vorhande-
37
nen Wohlstand und seine noch vorhandene staatliche Wohlordnung an die kom-
mende Generation weiterzugeben, das ist unsere moralische Pflicht! Wenn wir
eine Zukunft haben wollen – und wir wollen diese Zukunft haben und immer mehr
Deutsche erkennen das, dass auch sie eine Zukunft haben wollen – dann brau-
chen wir eine Vision. Eine Vision wird aber nur dann entstehen, wenn wir uns wie-
der selber finden, wenn wir uns wieder selbst entdecken. Wir müssen wieder wir
selbst werden.Selber haben werden wir uns nur, wenn wir wieder eine positive Be-
ziehung zu unserer Geschichte aufbauen. Und schon Franz Josef Strauß be-
merkte: Die Vergangenheitsbewältigung als gesamtgesellschaftliche Dauerauf-
gabe, die lähmt ein Volk.
diese dämliche Bewältigungspolitik, die lähmt uns heute noch (…). Wir brauchen 415-422
nichts anderes als erinnerungspolitische Wende um 180 Grad! Wir brauchen so
dringend wie niemals zuvor diese erinnerungspolitische Wende um 180 Grad, liebe
Freunde. Wir brauchen keinen toten Riten mehr in diesem Land. Wir haben keine
Zeit mehr, tote Riten zu exekutieren [sic!]. Wir brauchen keine hohlen Phrasen
mehr in diesem Land, wir brauchen ein lebendige Erinnerungskultur, die uns vor
allen Dingen und zuallererst mit den großartigen Leistungen der Altvorderen in Be-
rührung bringt.
die Angriffe der politischen Gegner sind omnipräsent. Sie sind manchmal in ihrer 435-442
Perfidie nicht zu übertreffen, sie sind manchmal gewalttätig, sie sind hinterhältig,
sie sind skrupellos, und wir werden vor den Bundestagswahlen 2017 noch eine
Verstärkung dieser furchtbaren Angriffe zu erleiden, zu ertragen, zu erdulden ha-
ben. Aber wir werden diesen Angriffen widerstehen. Denn wir führen einen gerech-
ten Kampf. Einen Kampf, der mit der Bundestagswahl nicht endet und der langfris-
tig darüber entscheiden wird, ob wir und unsere Kinder noch eine Zukunft in der
Mitte Europas haben oder ob unser Wohlstand, unser Staat, unsere Kultur und un-
ser liebes Volk im Chaos versinken.
wir müssen nichts weniger als Geschichte schreiben, wenn es für uns Deutsche 443-445
und für uns Europäer noch eine Zukunft geben soll. Wir können Geschichte schrei-
ben. Tun wir es! I
13. Forderung nach der Ausdruck des demokratischen Wil- Und um ihren historischen Auftrag nicht zu verraten, muss die AfD Bewegungspar- 170-172
„wahren“ Demokratie lens jenseits liberal- demokratischer tei bleiben, das heißt, sie muss selbst immer wieder auf der Straße präsent sein
Grundsätze und Rahmenbedingun- und sie muss im engsten Kontakt mit den befreundeten Bürgerbewegungen ste-
gen hen.
mit diesen Bürgerdialogen durchbrechen wir die Schweigespirale. Wir gehen raus 184f.
zu den Menschen, um sie aufzuklären, aufzuklären und nochmal aufzuklären.
einen neuen, würdigen Geist einzuhauchen. Es ist der Geist eines neuen, ehrli- 426-433
chen, vitalen, tief begründeten und selbstbewussten Patriotismus. Denn wir wis-
sen: Ohne so einen neuen Patriotismus kann keine bürgerliche Gesellschaft über-
leben. Und das ist die innere Erneuerung (…). Aber wir wagen es, diese innere Er-
neuerung einzufordern. Wir wagen es nicht nur, sie einzufordern, nein, liebe
Freunde, wir werden sie um unser liebes Vaterland willen auch durchsetzen.
14. Antiparlamentarismus Boykottierung und Lächerlichma- Wir sagen ja! Wir sagen ja, nicht zur strukturellen Fundamentalopposition, weil wir 84-88
chung der Parlamente als Institutio- diesen Staat ja wollen! Wir wollen ihn am Leben erhalten und wir wollen ihn stüt-
nen der parlamentarischen Demo- zen. Wir sagen aber ja zu einer inhaltlichen Fundamentalopposition um diesen
kratie durch Störung der Abläufe Staat, den wir erhalten wollen, vor den verbrauchten politischen Alteliten zu schüt-
und Kritik zugunsten eines "homo- zen, die ihn nur missbrauchen um ihn abzuschaffen! Das werden wir nicht zulas-
genen Volkswillen" sen, liebe Freunde!
Diese Regierung ist keine Regierung mehr, diese Regierung ist zu einem Regime 109-113
mutiert! Sie ist unfähig und unwillig…[Applaus] ...sie ist unfähig und vor allen Din-
gen, (…) unwillig, die von ihr aufgetürmten Problemhalden wieder abzutragen.
muss sie sich als inhaltliche – nicht als strukturelle, als inhaltliche! – Fundamen- 165-168
talopposition verstehen, denn sie ist die einzig relevante politische Kraft des Be-
wahrenden, die gegen die kollektiven Kräfte der Auflösung der One-World-Ideolo-
gen und ihrer Verbündeten steht.
Dort wo sie bereits in den Parlamenten vertreten ist, muss sie dafür sorgen, dass 173-176
sie auch Bewegungsfraktion ist, denn unsere Abgeordneten dürfen sich in der
Lage, in der sich unser Land befindet, eben nicht im Parlamentarismus vollständig
erschöpfen. Sie müssen so oft wie möglich rausgehen
als Seniorpartner – als Seniorpartner! – in einer Koalition mit einer Altpartei sind, 189-201
die durch ein kartetisches (…) Fegefeuer gegangen ist, die sich selbst wiederge-
funden hat, und die abgeschworen hat von einer Politik gegen das Volk um endlich
wieder zu einer Politik für das eigene Volk.
15. Gegen den Rechts- Ausnutzung des Rechtsstaates für Wie habe ich mich in einem Staat zu verhalten, dessen Regierung kapitale Rechts- 75-78
bruch, aber auch ge- eigene Zwecke, aber scharfe Kritik brüche begeht, die Verfassung mißachtet, sich willkürlich über geltende Gesetze
gen den Rechtsstaat und rechtsstaatliche Aushebelung erhebt und im Namen einer verhängnisvollen Ideologie verantwortungslose Politik
bei Nichtpassung zu eigenen An- gegen das eigene Volk betreibt?“
sprüchen
16. Gegen "Minderheiten- Suggerieren einer Bedrohung durch
terror" und Political Minderheitenrechte und Antidiskri-
Correctness minierung durch Fokus auf das je-
weils krasseste Beispiel des Prob-
lems
39
dass es eine Zukunft für unser Volk gibt, und dazu gehören Kinder nun mal dazu! 267f.
19. Gleichstellungsnatio- Distanzierung gegenüber "rückstän- Unsere einst stolzen Städte verwahrlosen immer mehr und sind Brutstätten von 133f.
nalismus digen MigrantInnen" und Überhö- Kriminalität und Gewalt und leider oftmals Heimstätte von radikalen Islamisten.
hung der eigenen "fortschrittlichen
Kultur"
20. Wissenschaftsfeind- Diffamierung vor allem der Geistes-
lichkeit und Sozialwissenschaften und der
Klimawissenschaften durch ideolo-
gische Manipulation
40
1 Rede Björn Höckes in Dresden am 17. Januar 2017 im Dresdener Ballhaus ,,Watzke"
2 Liebe Freunde, liebe Mitstreiter innerhalb und außerhalb unserer Partei, liebe Patrioten von
3 nah und fern, ich bin einfach nur überglücklich heute hier bei euch in Dresden... [unv., geht in
4 Jubel unter]
5 [Applaus, Jubel]
6 Es ist mir schon lange Zeit ein Herzensanliegen, das tun zu dürfen. Ich bin der Jungen
7 Alternative hier in Dresden hier dankbar dafür, dass sie die Einladung ausgesprochen hat,
8 dass sie den Mut bewiesen hat, einen unbequemen Redner einzuladen...
9 [Gelächter, Applaus]
10 ...Mut bewiesen hat, diese Veranstaltung, die ja wirklich eine große Veranstaltung ist, zu
11 stemmen. Das zu leisten, das ist ein großer, schwieriger organisatorischer Akt, gerade wenn
12 man gegen so viele Gegner zu kämpfen hat. Sie hat‘s getan. Lieber Herr Scholz [Anm.:
13 Matthias Scholz, Vorsitzender der Jungen Alternative], herzlichen Dank für ihre Einladung,
14 für die Einladung ihres Stadtverbandes... [unv., geht in Jubel unter]
15 [Applaus]
16 Wir haben eine großartige Rede gehört von Markus Mohr, Stadtrat in Aachen, der ein ganz
17 wichtiges Thema hier ausgebreitet hat, das Thema der sozialen Frage. Dazu will ich heute
18 nichts sagen. Ich will heute würdigen, ich will hier und da auch mahnen und ich will vor allen
19 Dingen appellieren. Wir haben zwei potentielle Bundestagskandidaten gehört, denen ich von
20 Herzen alles, alles Gute wünsche. Ich hoffe, lieber Herr Vogel [Anm.: Stefan Vogel, AfD-
21 Stadtratsfraktion Dresden] lieber Herr Maier [Anm.: Jens Maier, Richter am Landgericht
22 Dresden und Direktkandidat der AfD in Dresden] sie können hier reüssieren und können in
23 den Bundestag einziehen. So aufrechte Patrioten können... [unv., geht in Jubel unter]
24 [Applaus]
25 Liebe Freunde, Dresden ist eine ganz besondere Stadt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie
26 hier im Oktober 2014 die Straßenproteste begonnen haben und ich kann mich noch sehr gut
27 daran erinnern, wie ich mich kurze Zeit später mit einigen frisch gewählten Abgeordneten
28 des Thüringer Landtages auf den Weg nach Dresden machte, und das [sic!] in Augenschein
29 zu nehmen, was innerhalb von wenigen Wochen und Monaten eine weltweite
30 Aufmerksamkeit erzwungen hatte.
32 Wir suchten den Beginn des Pegida-Spazierganges und wir fanden ihn nicht direkt, weil wir
33 etwas ortsunkundig waren. Und ich kann mich noch gut erinnern, wie wir durch mehrere
34 Gruppen von sogenannten Antifaschisten durch mussten…
35 [Rufe: „Pfui!“]
36 ...damals, damals waren wir noch unbekannt, damals war ich noch unbekannt. Heute wäre
37 das für mich wahrscheinlich eine lebensgefährliche Aktion.
39 Sie können sich vorstellen wie froh ich war, als ich diese wilden Horden verlassen hatte und
40 mit meiner kleinen Thüringer Gruppe dann endlich den Pegida-Spaziergang gefunden hatte.
42 Liebe Freunde, ihr dürft mir jetzt, wenn ich hier rede, nicht die Schamesröte ins Gesicht
43 treiben.
44 [Gelächter, Applaus]
45 Wir gingen dann damals nach Dresden und haben uns die Lage vor Ort angeguckt, und was
46 wir sahen bei den Spaziergängern, das waren keine verschrobenen Sonderlinge, das waren
47 keine wirtschaftlich Abgehängten und das waren auch keine grölenden Nazis, die wir dort
48 antrafen. Wir haben uns dann dem Spaziergang angeschlossen. Und während dieses
49 Spaziergangs sind wir an kreischenden, verhetzten, von induziertem Irresein
50 gekennzeichneten jugendlichen Wirrköpfen vorbeigekommen…
51 [Jubel, Applaus]
52 ...und waren einfach nur erstaunt darüber, dass diese Spaziergänger trotz dieser unflätigen
53 Provokation dieser Wirrköpfe, trotz einer staatsgefährdenden Politik der Altparteien zu
54 Tausenden in so vornehmer und vorbildlicher Art und Weise ihre Bürgerrechte wahrnahmen.
55 [Applaus]
57 Weil wir Patrioten dasselbe Leiden in den Knochen haben und weil wir derselben Sache
58 dienen, möchte ich es hier nochmal in aller Öffentlichkeit und aller Deutlichkeit aussprechen:
59 Ich persönlich, liebe Freunde, ich persönlich bin stolz auf das, was ihr in Dresden erreicht
60 habt. Ihr Sachsen, ihr Dresdner, seid für uns Thüringer und für uns Erfurter das große,
61 unerreichte Vorbild!
63 Euch Dresdnern, euch Patrioten aus Sachsen gebührt das große Verdienst, und dieses
64 große Verdienst nimmt euch niemand mehr. Es ist ein historisches Verdienst, den ersten
65 Schritt getan zu haben. Den ersten Schritt, der notwendig war, der der Lage geschuldet war,
66 in einer Bewegung, die eine inhaltliche Fundamentalopposition darstellt. Und dieser erste
67 Schritt hin zur Tat ist gerade für uns Bürger doch so schwer, weil er sich, dieser Bürger – und
68 so empfindet er es zumindest in seinem Innersten, und auch das habe ich immer wieder in
69 vielen Gesprächen gespürt, die ich geführt habe in den letzten Monaten und Jahren – weil er
70 sich im Innersten glaubt, gegen seinen Staat, gegen den Staat, den er doch maßgeblich trägt
71 und den er grundsätzlich befürwortet, stellen muss.
72 Der Philosoph Frank Lisson hat das mal vor kurzem sehr schön beschrieben und zwar aus
73 der Sicht eines Westdeutschen, ich zitiere: „Wer hätte als Westdeutscher vor zwanzig,
74 dreißig Jahren noch gedacht, selber einmal vor die Gewissensfrage der ehemaligen DDR-
75 Bürger gestellt zu werden, die da lautet: Wie habe ich mich in einem Staat zu verhalten,
76 dessen Regierung kapitale Rechtsbrüche begeht, die Verfassung mißachtet, sich willkürlich
77 über geltende Gesetze erhebt und im Namen einer verhängnisvollen Ideologie
78 verantwortungslose Politik gegen das eigene Volk betreibt?“ [Anm.: Auszug aus Lisson,
79 Frank: „Fundamentalopposition“, in „Sezession“, Nr. 75, 2016]
80 [Applaus]
43
81 Diese Frage, die Frank Lisson, wie so viele Westdeutsche, gestellt hat – wir hier im Osten
82 haben sie für uns endgültig und abschließend beantwortet, liebe Mitbürger.
84 Wir sagen ja! Wir sagen ja, nicht zur strukturellen Fundamentalopposition, weil wir diesen
85 Staat ja wollen! Wir wollen ihn am Leben erhalten und wir wollen ihn stützen. Wir sagen aber
86 ja zu einer inhaltlichen Fundamentalopposition um diesen Staat, den wir erhalten wollen, vor
87 den verbrauchten politischen Alteliten zu schützen, die ihn nur missbrauchen um ihn
88 abzuschaffen! Das werden wir nicht zulassen, liebe Freunde!
89 [Applaus, Jubel]
90 Dresden – und ich habe es eingangs betont und es ist meine tiefe und feste Überzeugung –
91 Dresden ist die Hauptstadt der Mutbürger.
92 [Applaus]
93 Und wenn ich euren Verdienst anschaue und bewerte, den ihr euch erworben habt, und die
94 Deutschland-abschaffende Politik der Altparteien, und wenn ich heute wieder in diesem Saal
95 wie glaube ich noch niemals zuvor seit ich in einer Partei Politik mache eine reine, ehrliche
96 bescheidende und tief begründete Vaterlandsliebe spüre, und wenn ich mir jetzt die desolate
97 innere und äußere Lage der Bundeshauptstadt Berlin vor Augen führe, dann meine ich,
98 eigentlich dürfte nicht Berlin, eigentlich müsste Dresden die deutsche Hauptstadt... [unv.,
99 geht in Applaus unter]
101 Es kann ja gar kein Zweifel daran bestehen, dass wir ein Vierteljahrhundert nach dem Fall
102 der Mauer wieder in einer politischen Wendezeit angekommen sind. Die führenden
103 Altparteien-Politiker...
104 [Applaus]
105 ...die führenden Altparteien-Politiker sind zu erbärmlichen Apparatschiks geworden, die nur
106 noch ihre Pfründe verteilen wollen. Weder ihr erstarrter Habitus noch ihre floskelhafte
107 Phraseologie unterscheidet Angela Merkel von Erich Honecker.
109 Ich sage es in aller Deutlichkeit: Diese Regierung ist keine Regierung mehr, diese Regierung
110 ist zu einem Regime mutiert! Sie ist unfähig und unwillig…
111 [Applaus]
112 ...sie ist unfähig und vor allen Dingen, so schaut es doch aus, unwillig, die von ihr
113 aufgetürmten Problemhalden wieder abzutragen. Und diese Problemhalden, liebe Freunde,
114 die sind gewaltig. Meine Vorredner haben schon auf viele dieser Problemhalden
115 hingewiesen. Aber ich halte es hier und heute nochmal für notwendig, diese Problemhalden
116 in der entsprechenden Breite und Höhe zu beschreiben.
117 Liebe Freunde, um das ganze Ausmaß der Katastrophe nochmal vor Augen zu führen, in der
118 sich unser Staat befindet, müssen wir erkennen: Unser einst intakter Staat befindet sich in
119 Auflösung, seine Außengrenzen werden nicht mehr geschützt, er kann die innere Sicherheit
44
120 nicht mehr garantieren, das Gewaltmonopol erodiert zusehends durch Inkaufnahme
121 rechtsfreier Räume und der allgemeine Rechtsverfall schreitet voran. Unsere einst geachtete
122 Armee ist von einem Instrument der Landesverteidigung zu einer durchgegenderten
123 multikulturalisierten Eingreiftruppe im Dienste der USA verkommen.
125 Unsere einst hoch geschätzte Kultur – Markus Mohr hatte schon einige Schlaglichter auf
126 diese großartige Vergangenheit geworfen, der wir uns wertschätzen können und der wir uns
127 zurecht rühmen sollten – unsere einst hoch geschätzte Kultur droht, nach einer umfassenden
128 Amerikanisierung nun in einer multikulturellen Beliebigkeit unterzugehen. Unser einst
129 bewährtes Bildungssystem wurde in den letzten Jahrzehnten, und ich sage das in aller
130 Deutlichkeit, bewusst kaputtreformiert.
133 Unsere einst stolzen Städte verwahrlosen immer mehr und sind Brutstätten von Kriminalität
134 und Gewalt und leider oftmals Heimstätte von radikalen Islamisten. Unser einst fruchtbares
135 Land verliert seine Bewohner, verödet aufgrund einer desaströsen und völlig falsch
136 angelegten Strukturpolitik. Unsere einst schöne Heimat wird zusehends durch hässliche
137 Bauten, Windräder und eine chaotische Besiedlung verunstaltet. Unsere einst kraftvolle
138 Wirtschaft ist nur noch ein Wrack, neoliberal ausgezehrt. Unser einst beneideter, unser einst
139 weltweit beneideter sozialer Friede ist durch den steigenden Missbrauch und die Aufgabe
140 der national begrenzten Solidargemeinschaft sowie durch den Import fremder Völkerschaften
141 und die zwangsläufigen Konflikte existenziell gefährdet.
142 [Applaus]
143 Liebe Freunde, und unser liebes Volk ist im inneren tief gespalten und durch den
144 Geburtenrückgang sowie die Masseneinwanderung, erstmals in seiner Existenz tatsächlich
145 elementar bedroht.
146 [Applaus]
147 Liebe Freunde, das ist die furchtbare Lage dieses Landes, das ist die furchtbare Lage dieses
148 Volkes im Jahre 2017. Und ich habe für diese Lage, die schon so oft beschrieben worden ist,
149 und ich musste es nochmal in dieser notwendigen Vollständigkeit tun, ich habe für diese
150 Lage schon des öfteren ein Bild verwendet, und ich habe bis heute kein besseres Bild
151 gefunden. Die alten Kräfte, also die Altparteien, aber nicht nur die Altparteien, auch die
152 Gewerkschaften , vor allen Dingen auch die Angstkirchen, und die immer schneller
153 wachsenden…
155 ...und die immer schneller wachsende Sozialindustrie, die an dieser perversen Politik auch
156 noch prächtig verdient; diese alten Kräfte, die ich gerade genannt habe, sie lösen unser
157 liebes deutsches Vaterland auf wie ein Stück Seife unter einem lauwarmen Wasserstrahl.
158 Aber wir, liebe Freunde, wir Patrioten werden diesen Wasserstrahl jetzt zudrehen, wir
159 werden uns unser Deutschland Stück für Stück zurückholen!
161 Liebe Freunde, ich habe es immer wieder betont, ich habe es immer wieder gepredigt, und
162 ich tu es auch heute wiederum, weil es so wichtig ist: Die AfD ist die letzte evolutionäre, sie
163 ist die letzte friedliche Chance für unser Vaterland.
165 Damit sie es sein kann, muss sie sich als inhaltliche – nicht als strukturelle, als inhaltliche! –
166 Fundamentalopposition verstehen, denn sie ist die einzig relevante politische Kraft des
167 Bewahrenden, die gegen die kollektiven Kräfte der Auflösung der One-World-Ideologen und
168 ihrer Verbündeten steht.
169 [Applaus]
170 Und um ihren historischen Auftrag nicht zu verraten, muss die AfD Bewegungspartei bleiben,
171 das heißt, sie muss selbst immer wieder auf der Straße präsent sein und sie muss im
172 engsten Kontakt mit den befreundeten Bürgerbewegungen stehen.
173 Und sie muss nicht nur Bewegungspartei sein. Dort wo sie bereits in den Parlamenten
174 vertreten ist, muss sie dafür sorgen, dass sie auch Bewegungsfraktion ist, denn unsere
175 Abgeordneten dürfen sich in der Lage, in der sich unser Land befindet, eben nicht im
176 Parlamentarismus vollständig erschöpfen. Sie müssen so oft wie möglich rausgehen... [unv.,
177 geht im Applaus unter]
178 Wir in Thüringen…. Wir in Thüringen leben diese Bewegungsfraktion. Wir waren in den
179 letzten Monaten in zahlreichen kleinen Dörfern in Thüringen. Und wir haben in diesen kleinen
180 Dörfern in Thüringen Veranstaltungen durchgeführt als Fraktion mit zweihundert, dreihundert
181 besorgten Bürgern. Das ist eine [unv.], liebe Freunde, die für die Altparteien Welten fern
182 gerückt ist.
183 [Applaus]
184 Und mit diesen Bürgerdialogen durchbrechen wir die Schweigespirale. Wir gehen raus zu
185 den Menschen, um sie aufzuklären, aufzuklären und nochmal aufzuklären.
186 [Applaus]
187 Das, hab ich mal ziemlich selbstbewusst, und ich tue es immer wenn ich außerhalb
188 Thüringens unterwegs bin, immer wieder relativ selbstbewusst – das habe ich mal als den
189 Thüringer Weg beschrieben. Es ist der Weg einer fundamentaloppositionellen
190 Bewegungspartei und einer fundamentaloppositionellen Bewegungsfraktion und ich
191 wünschte mir, dass dieser Thüringer Weg einer inhaltlichen, nicht strukturellen
192 Fundamentalopposition, der Weg aller Landesverbände und aller Fraktionen in der AfD wird.
194 Wir werden das so lange durchhalten – und so lange ich in etwas in der AfD zu sagen habe,
195 werde ich dafür eintreten und dafür kämpfen –, wir werden das so lange durchhalten, bis wir
196 in diesem Lande 51 Prozent erreicht haben, oder...
198 ...oder aber als Seniorpartner – als Seniorpartner! – in einer Koalition mit einer Altpartei sind,
199 die durch ein kartetisches [sic!, Anm.: womöglich „kathartisches“] Fegefeuer gegangen ist,
46
200 die sich selbst wiedergefunden hat, und die abgeschworen hat von einer Politik gegen das
201 Volk um endlich wieder zu einer Politik für das eigene Volk... [unv., geht in Jubel unter]
202 Und ich sagte eingangs, ich will auch mahnen, und das will ich an dieser Stelle tun und ich
203 will das auch mit der gebotenen Deutlichkeit tun. Ich muss nämlich auch auf eine große
204 Gefahr hinweisen. Die meisten von euch wissen, dass ich Parteien an sich eher distanziert
205 gegenüberstehe und immer auch versuche, die Distanz für mich zu mir selbst und die
206 Distanz zu mir als Parteifunktionär aufzubauen und zu erhalten. Denn jede Partei hat eine
207 schlimme Tendenz, und das ist die Tendenz der Oligarchisierung und der Erstarrung. Diese
208 Tendenzen, liebe Freunde, sind Parteien immanent, das sind praktisch die
209 Naturgesetzlichkeiten des Parteienstaates, und ich muss kein Prophet sein um leider orakeln
210 zu müssen: Auch die AfD wird irgendwann einmal erstarren. Und sie kann auch irgendwann
211 meinetwegen einmal erstarren, aber bitte erst nachdem sie ihre historische Mission erfüllt
212 hat.
213 [Applaus]
215 Aber sie wird umso schneller erstarren, desto eher sie sich vom Weg der Bewegungspartei
216 und der Bewegungsfraktion verabschiedet. Wir müssen immer bedenken: Mit Bernd Lucke
217 sind nicht alle die gegangen, die ihren Frieden mit der Rolle eines Juniorpartners in einer
218 zukünftigen Koalition mit einer Altpartei gemacht haben. Manche von ihnen, manche von
219 diesen Luckisten, sind geblieben. Das sind die, die keine innere Haltung besitzen, die
220 Establishment sind und Establishment bleiben wollen oder so schnell wie möglich zum
221 Establishment gehören wollen. Und, liebe Freunde,…
222 [Applaus]
223 ...nicht wenige von diesen Typen drängen jetzt gerade in diesen Wochen und Monaten als
224 Bundestagskandidaten auf die Listen oder als Direktkandidaten in den Wahlkreisen
225 entsprechend nach vorne. Und nicht wenige werden – das muss man leider annehmen –
226 ganz schnell vom parlamentarischen Glanz und Glamour der Hauptstadt fasziniert werden.
227 Und nicht wenige werden sich ganz schnell sehr wohl fühlen bei den Frei-Fressen- und Frei-
228 Saufen-Veranstaltungen der Lobbyisten.
229 [Applaus]
230 Und nicht wenige werden nach relativ kurzer Zeit nur eins wollen: Dass es für sie so lange so
231 bleiben wird wie es dann sein wird. Liebe Freunde, ich will das nicht.
232 [Applaus]
233 Ich will Veränderung, ich will eine grundsätzliche Veränderung, ich will die AfD als letzte
234 evolutionäre Chance für unser Vaterland erhalten. Ich will, dass wir diesen Halben einen
235 Strich durch die Rechnung machen. Wir wollen das, denn wir wissen: Es gibt keine
236 Alternative im Etablierten.
237 [Applaus]
238 Ich betone diese Gefahren, die für die Partei bestehen, ganz bewusst, weil ich weiß, dass
239 viele junge Leute hier heute Gast sind, dass viele Mitglieder der JA in diesem
240 wunderschönen, historischen Ballsaal zuhören. Der ein oder andere von euch hat sich in der
241 zurückliegenden Zeit bei mir direkt oder indirekt beklagt, ich würde mich nicht genug um die
242 JA kümmern, die Halben übernähmen dort allmählich das Ruder. Liebe Freunde, ich will das
47
243 hier nochmal ansprechen: Ihr wisst, ich bin keiner von denen, die am Telefon leben, um
244 Netzwerke aufzubauen. Ich bin kein Strippenzieher und ich möchte keine jungen Menschen
245 durch Belohnung und Versprechung an mich binden. Ich will euch nicht wie Claudia Roth –
246 Klammer auf, abgebrochenes Studium der Kunstgeschichte…
248 ...keine Ausbildung, Klammer zu – ich will euch nicht wie Katrin Göring-Eckardt – Klammer
249 auf…
251 ...abgebrochenes Studium der Theologie, keine Ausbildung, Klammer zu – ich will euch nicht
252 wie Volker Beck – Klammer auf…
254 ...abgebrochenes Studium der Kunst, keine Ausbildung, Klammer zu – ich will euch nicht wie
255 Daniel Cohn-Bendit – Klammer auf...
257 ...abgebrochenes Studium der Soziologie, keine Ausbildung – oder wie Joseph Fischer
258 [Anm.: Joschka Fischer, mit bürgerlichem Namen Joseph] – Klammer auf, keine Ausbildung,
259 Klammer zu – so will ich euch nicht!
261 Ich will, liebe junge Freunde und Patrioten, ich will dass ihr einen Beruf habt. Denn wer
262 keinen Beruf hat, ist von der Politik abhängig. Ich will euch als Vater...
263 [Applaus]
264 ...ich will euch als Vater und Mutter. Denn ich weiß: Wer keine eigenen Kinder hat, hat nur
265 die halbe Lebenserfahrung.
266 [Applaus]
267 Und vor allen Dingen will ich, dass es eine Zukunft für unser Volk gibt, und dazu gehören
268 Kinder nun mal dazu! Und ich will euch als ganzheitliche Persönlichkeiten, ich will euch nicht
269 als Parteifunktionärszwerge, und ich werden den Teufel tun, euch den kürzesten Weg zu
270 irgendwelchen Pfründen zu weisen, junge Freunde!
272 Ich möchte euch an einen berühmten und oft zitierten Ausspruch von John F. Kennedy
273 erinnern. Er sagte: „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann, sondern was ihr für euer
274 Land tun könnt.“
275 [Applaus]
276 Ich möchte, dass ihr euch im Dienst verzehrt. Ja, ich möchte euch als neue Preußen. Ja,
277 liebe Freunde, ich weise euch einen langen…
48
279 ...ich weise euch einen langen – ich weiß, ich bin in Sachsen… [lacht]
280 [Gelächter]
281 ...aber die preußischen Tugenden, die tun uns allen gut, egal ob wir Thüringer sind,
282 Brandenburger sind oder Bayern sind oder... [unv., geht im Applaus unter]
283 Ihr merkt, ich will es euch nicht leicht machen. Ich weise euch einen langen und
284 entbehrungsreichen Weg. Ich weise dieser Partei einen langen und entbehrungsreichen
285 Weg. Aber es ist der einzige Weg, der zu einem vollständigen Sieg führt, und dieses Land
286 braucht einen vollständigen Sieg der AfD und deshalb will ich diesen Weg – und nur diesen
287 Weg – mit euch gehen, liebe Freunde!
289 Lasst euch also bloß nicht verzwergen. Ihr habt wahrscheinlich nur dieses eine Leben und es
290 sind nur willensstarke Menschen, die Geschichte schreiben, und das wollen wir tun. Liebe
291 Freunde, die Bundespräsidenten dieser Republik, die haben keine Geschichte
292 geschrieben…
293 [Gelächter]
294 ...und sie haben sehr wenig bedeutsame Reden gehalten. Eine der bedeutsamsten Reden,
295 die von einem Bundespräsidenten gehalten wurde, das war die Rede von Richard von
296 Weizsäcker am 8. Mai 1945.
297 [Applaus]
298 Das war eine rhetorisch wunderbar ausgearbeitete Rede, stilistisch perfekt. Richard von
299 Weizsäcker war ein Könner des Wortes. Aber es war eine Rede gegen das eigene Volk und
300 nicht für das eigene Volk.
302 Und auch die Ruck-Rede, die sogenannte Ruck-Rede von 1997, gehalten vom letzte Woche
303 verstorbenen Bundespräsidenten Roman Herzog, war eine Rede gegen das eigene Volk.
304 [Applaus]
305 Sie war nichts anderes als der perfide Versuch in der Ansprache durch nationale Emotion –
306 und er sagte: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen!“ – welcher Patriot könnte sich
307 dieser Aussage nicht anschließen? Selbstverständlich muss durch Deutschland ein Ruck
308 gehen, liebe Freunde. Aber er versuchte diese nationale Emotion nur zu schüren und zu
309 transportieren, um die Gemeinschaft von uns Deutschen der vollständigen Ökonomisierung
310 auszuliefern. Seine Rede war nichts anderes als eine deutliche Begleitmusik zur
311 Entfesselung der Finanzmärkte, zur Auflösung der Solidargemeinschaft, sprich zum
312 neoliberalen Pluralismus.
314 Die Menschen haben Roman Herzog damals geglaubt, so wie viele Menschen sehr lange
315 Angela Merkel geglaubt haben. Beide haben sie unser gutmütiges Volk heimtückisch hinters
49
316 Licht geführt. Aber wir, liebe Freunde, wir Patrioten hier in Dresden, in Sachsen und in ganz
317 Deutschland, wir trauen diesen Politkern nicht mehr, denn diese Politiker meinen es nicht gut
318 mit ihrem Volk.
319 [Applaus]
320 Immerhin wagte Roman Herzog von Visionen zu sprechen. Ja, das ging in der Ära vor
321 Angela Merkel tatsächlich noch. Ich zitiere Roman Herzog: „Zuerst müssen wir uns darüber
322 klar werden, in welcher Gesellschaft wir im 21. Jahrhundert leben wollen. Wir brauchen
323 wieder Visionen. [Anm.: im Original: „Wir brauchen wieder eine Vision.“] Visionen können
324 ungeahnte Kräfte mobilisieren: Ich erinnere nur an die Vitalität des ‚American Dream‘, an die
325 Vision der Perestroika, an die Kraft der Freiheitsidee vom Herbst 1989. Wir brauchen aber
326 nicht nur den Mut zu solchen Visionen, wir brauchen auch die Kraft und die Bereitschaft sie
327 zu verwirklichen. Ich rufe auf zu einer inneren Erneuerung!”
328 Liebe Freunde, es ist gut, dass Roman Herzog damals die Kraft der Visionen angesprochen
329 hat. Aber vielleicht aus Unwissen oder weil er es nicht wollte hat er unerwähnt gelassen,
330 dass sich auf Ökonomismus keine Visionen gründen lassen. Roman Herzogs Rede und sein
331 Appell an ein Wir-Gefühl, einer neuen Vision, an ein inneren Ruck der Deutschen zielt nur
332 darauf ab, uns Deutsche noch effektiver und produktiver wirtschaften zu lassen. Das, liebe
333 Freunde, ist uns als Sinngebung im beginnenden 21. Jahrhundert eindeutig zu wenig.
334 [Applaus]
335 Worauf Visionen gründen und warum wir Deutschen unsere Visionskraft verloren haben,
336 darauf möchte ich zum Abschluss meiner Rede hier und heute in Dresden noch einmal
337 eingehen. Viele von euch wissen: Ich habe meine Kindheit und Jugend im Rheinland
338 verbracht, ich bin also gelernter Wessi.
340 Ihr braucht mich nicht zu bedauern, aber ich bin wirklich heilfroh, diesmal auf der richtigen
341 Seite zu stehen.
343 Meine Kinder, meine Frau und ich fühlen uns einfach nur pudelwohl in Thüringen. Thüringen
344 ist uns zur Heimat geworden. Und ich versichere euch: Ich bin vollständig integriert in
345 Thüringen.
347 Ich habe also meine Kindheit und Jugend im Rheinland verbracht und habe deswegen auch
348 noch die Wessiperspektive und weiß, dass, wenn es nochmal eine Erneuerungsbewegung
349 gibt, die von Erfolg gekrönt sein könnte, dann wird sie ihren Ursprung hier in Dresden, hier
350 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR haben.
351 [Applaus]
353 Aber ich stamme mütterlicher- und väterlicherseits aus einer Vertriebenenfamilie. Mein Vater
354 erzählte mir schon sehr früh – ich komme aus einem sehr politischen und
355 geschichtsbewussten Elternhaus –, was ich in Dresden Ende des Zweiten Weltkrieges
50
356 ereignete. Der Krieg war schon entschieden, die Stadt war überfüllt mit unzähligen
357 Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten. Der größte Teil von ihnen waren Frauen,
358 Kinder und Alte. Bedeutsame militärische Infrastruktur gab es in Dresden nicht, das wissen
359 wir nicht [sic!]. Aber dafür gab es in Dresden einen der schönsten Stadtkerne aller deutschen
360 Städte. Deshalb habe man, so mein Vater zur mir schon als Kind, Dresden immer das
361 Elbflorenz genannt.
362 Die Bombardierung Dresdens und der anschließende Feuersturm vernichteten das
363 Elbflorenz und die darin lebenden Menschen. Die Bombardierung Dresdens war ein
364 Kriegsverbrechen.
366 Sie ist vergleichbar mit den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki.
368 Mit der Bombardierung Dresdens und der anderen deutschen Städte wollte man nichts
369 anderes als uns unsere kollektive Identität rauben. Man wollte uns mit Stumpf und Stiel
370 vernichten, man wollte unsere Wurzeln roden. Und zusammen mit der dann nach 1945
371 begonnenen systematischen Umerziehung hat man das auch fast geschafft. Deutsche Opfer
372 gab es nicht mehr, sondern es gab nur noch deutsche Täter. Bis heute sind wir nicht in der
373 Lage, unsere eigenen Opfer zu betrauern. Und augenfällig wurde das wieder bei dem
374 würdelosen Umgang mit den Opfern des Berliner Terroranschlages.
375 [Applaus]
376 Der von Markus Mohr schon zu recht thematisierte Wiederaufbau der Frauenkirche war für
377 uns Patrioten ein Hoffnungsschimmer dafür, dass es ihn doch noch gibt, diesen kleine
378 Funken deutschen Selbstbehauptungswillen.
379 [Applaus]
380 Aber, liebe Freunde, bis jetzt sind es nur Fassaden, die wieder entstanden sind. Bis jetzt ist
381 unsere Geistesverfassung, unser Gemütszustand immer noch der eines total besiegten
382 Volkes.
383 [Applaus]
384 Wir Deutschen – und ich rede jetzt nicht von euch Patrioten, die sich hier heute versammelt
385 haben – wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein
386 Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.
387 [Applaus]
388 Und anstatt die nachwachsende Generation mit den großen Wohltätern, den bekannten
389 weltbewegenden Philosophen, den Musikern, den genialen Entdeckern und Erfindern in
390 Berührung zu bringen, von denen wir ja so viele haben – Markus Mohr hat darauf
391 hingewiesen und die Namen stellenweise erwähnt, und es war doch nur eine kleine Gruppe,
392 die er mangels Zeit aufzählen konnte –, vielleicht mehr als jedes andere Volk auf dieser
393 Welt, liebe Freunde! Und anstatt unsere Schüler in den Schulen mit dieser Geschichte in
394 Berührung zu bringen, wird die Geschichte, die deutsche Geschichte, mies und lächerlich
395 gemacht. So kann es und darf es nicht weitergehen!
51
397 So kann es, so darf es und so wird es nicht weitergehen, liebe Freunde. Es gibt keine
398 moralische Pflicht zur Selbstauflösung. Die gibt es nicht.
399 [Applaus]
400 Im Gegenteil: Es gibt die moralische Pflicht diese Land, diese Kultur, seinen noch
401 vorhandenen Wohlstand und seine noch vorhandene staatliche Wohlordnung an die
402 kommende Generation weiterzugeben, das ist unsere moralische Pflicht!
404 Wenn wir eine Zukunft haben wollen – und wir wollen diese Zukunft haben und immer mehr
405 Deutsche erkennen das, dass auch sie eine Zukunft haben wollen – dann brauchen wir eine
406 Vision. Eine Vision wird aber nur dann entstehen, wenn wir uns wieder selber finden, wenn
407 wir uns wieder selbst entdecken. Wir müssen wieder wir selbst werden.
408 Selber haben werden wir uns nur, wenn wir wieder eine positive Beziehung zu unserer
409 Geschichte aufbauen. Und schon Franz Josef Strauß bemerkte: Die
410 Vergangenheitsbewältigung als gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe, die lähmt ein Volk.
411 Liebe Freunde, Recht hatte er, der Franz Josef Strauß!
412 [Applaus]
414 Und diese dämliche Bewältigungspolitik, die lähmt uns heute noch viel mehr als zu Franz
415 Josef Strauß’ Zeiten. Wir brauchen nichts anderes als erinnerungspolitische Wende um
416 180 Grad!
417 [Applaus]
418 Wir brauchen so dringend wie niemals zuvor diese erinnerungspolitische Wende um
419 180 Grad, liebe Freunde. Wir brauchen keinen toten Riten mehr in diesem Land. Wir haben
420 keine Zeit mehr, tote Riten zu exekutieren [sic!]. Wir brauchen keine hohlen Phrasen mehr in
421 diesem Land, wir brauchen ein lebendige Erinnerungskultur, die uns vor allen Dingen und
422 zuallererst mit den großartigen Leistungen der Altvorderen in Berührung bringt.
423 [Applaus]
424 Kurz: Es geht darum, den neu entstandenen Fassaden, hier in Dresden, aber auch Potsdam,
425 und in Berlin wird gerade auch das Stadtschloss wieder aufgebaut – Gott sei dank wird es
426 wieder aufgebaut – es geht darum, diesen neu entstandenen Fassaden einen neuen,
427 würdigen Geist einzuhauchen. Es ist der Geist eines neuen, ehrlichen, vitalen, tief
428 begründeten und selbstbewussten Patriotismus. Denn wir wissen: Ohne so einen neuen
429 Patriotismus kann keine bürgerliche Gesellschaft überleben. Und das ist die innere
430 Erneuerung, an die Roman Herzog Herzog vielleicht vor 20 Jahren insgeheim auch schon
431 dachte, die er sich aber nicht wagte, auszusprechen. Aber wir wagen es, diese innere
432 Erneuerung einzufordern. Wir wagen es nicht nur, sie einzufordern, nein, liebe Freunde, wir
433 werden sie um unser liebes Vaterland willen auch durchsetzen.
434 [Applaus]
52
435 Liebe Freunde, die Angriffe der politischen Gegner sind omnipräsent. Sie sind manchmal in
436 ihrer Perfidie nicht zu übertreffen, sie sind manchmal gewalttätig, sie sind hinterhältig, sie
437 sind skrupellos, und wir werden vor den Bundestagswahlen 2017 noch eine Verstärkung
438 dieser furchtbaren Angriffe zu erleiden, zu ertragen, zu erdulden haben. Aber wir werden
439 diesen Angriffen widerstehen. Denn wir führen einen gerechten Kampf. Einen Kampf, der mit
440 der Bundestagswahl nicht endet und der langfristig darüber entscheiden wird, ob wir und
441 unsere Kinder noch eine Zukunft in der Mitte Europas haben oder ob unser Wohlstand,
442 unser Staat, unsere Kultur und unser liebes Volk im Chaos versinken.
443 Liebe Freunde, wir müssen nichts weniger als Geschichte schreiben, wenn es für uns
444 Deutsche und für uns Europäer noch eine Zukunft geben soll. Wir können Geschichte
445 schreiben. Tun wir es! Ich danke euch.
446 [langer, stehender Applaus, Rufe: „Höcke, Höcke!“, „Höcke nach Berlin!“, „Merkel nach
447 Sibirien!“]
53
Selbstständigkeitserklärung
Hiermit versichere ich, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt, nur die angege-
benen Hilfsmittel verwendet und alle Seiten, die mit dem Wortlaut oder dem Sinn nach
anderen Werken entnommen sind, durch Angabe der Quellen als Übernahme kennt-
lich gemacht habe.
Ole A. Ahrens