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Das „Vier Tore“ Konzept – Four Gates Concept

Wing Chun Chuan reduziert die Komplexität der Abwehr indem der Oberkörper
in Vier Quadranten ( Regionen) eingeteilt wird. Sie werden gebildet durch die
"Horizontal Elbow-Level Motherline" und die "Self-Centerline". Diese vier
Regionen werden mit den Armen bzw. Händen verteidigt die strategisch so
platziert werden, das sie jeden Quadranten in der kürzest möglichen Zeit
erreichen können. Die Region unterhalb der vier Gates wird nicht von den
Händen verteidigt, wird aber durch verteidigende Beinbewegungen bzw. durch
ändern des Standes verteidigt. Man sortiert im Wing Chun Angriffe über Linien.
Prinzipiell geht man im Wing Chun davon aus das ein Angriff direkt kommt,
durchaus können Angriffe aber auch anders kommen als durch den
"Zentralraum", z.b. Schwinger, Roundhousekick etc... Im Wing Chun werden
diese Angriffe dann eingeteilt in:
Die vier Tore ( four Gates )
 links oben, Inneres Tor oben ( Inside High Gate )
 rechts oben, Äußeres Tor oben ( Outside High Gate )
 links unten, Inneres Tor unten ( Inside Low Gate )
 rechts unten, Äußeres Tor unten ( Outside Low Gate )

entsprechend der Angriffslinie (Angriffspyramide) wird dann


eine adäquate Abwehr (Abwehrpyramide) auf den Weg
geschickt. Die Frage lautet also in erster Linie nicht: was
kommt?; Sondern: Woher kommt es?

Die 4 Tore werden ihrerseits jeweils in Sektoren zerlegt. In räumlicher Relation


zum eigenen Körper, handelt sich dabei um einen vorderen und einen hinteren
Sektor. Diese zwei Sektoren werden nun in oben und unten eingeteilt. So bilden
sich dann die folgenden vier Sektoren:
 vorne oben
 vorne unten
 hinten oben
 hinten unten

Grundsätzlich gilt:

Der vordere Sektor wird mit der vorderen Hand verteidigt.


Der hintere Sektor wird mit der hinteren Hand verteidigt.
(Ausnahme bestätigt die Regel!)
Befolgt man diese Regeln bei der Verteidigung, befindet man sich automatisch in
idealer Position um eigene Angriffe folgen zu lassen.

Das Wissen um die 4 Tore verschafft einem natürlich auch Vorteile beim Angriff.
So werden zum Beispiel durch das besetzen (schließen) der eigenen Vier Tore
gegnerische Angriffe erschwert bzw. gänzlich verhindert. (z.B. Kwun Sau)

Die 4 Tore, zum bleibenden Verständnis, hier noch mal zusammengefasst:


oben außen, oben innen, unten außen, unten innen.
Grundlegend arbeitet Wing Chun ja auf der Zentrallinie. Da ein Kampf aber
dynamisch ist und keine starre (tote) Sache ist. Können Angriffe durchaus auch nicht
aus dem Zentralraum kommen. Man bedenke: Was eben noch innen war kann im
nächsten moment schon aussen sein. Je nach Dynamik.

Somit ergibt sich:


Alle Arten von Angriffen kann man in vier Sektoren zerlegen.
Basierend auf Ihrer "Angriffslinie" können Angriffe also aus folgenden Sektoren
kommen: oben innen, oben aussen, unten innen, unten aussen. Wenn man es genau
nimmt kann man das weiter aufsplitten in Yin und Yang Sektoren. (Dazu später
mehr)

Da wir es im Wing Chun ja mit einem Ultraintelligentem System zu tun haben. Ein
System das unter anderem grossen Wert auf Eigensicherung legt und mit Netz,
doppeltem Boden, Backup, Backup vom Backup und Nachversicherer arbeitet. Ist das
4 Tore Konzept natürlich entsprechend im System verankert.

Beschränken wir uns hier aber nur auf die genannten 4 Tore. Spätestens hier sollte
man sich vom üblichen Technikdenken verabschieden. Wing Chun an sich kennt eine
"Techniken"!

Der obere Bereich wird mit der oberen Hand verteidigt.


Der untere Bereich wird mit der unteren Hand verteidigt.
Der vordere Sektor wird mit der vorderen Hand verteidigt.
Der hintere Sektor wird mit der hinteren Hand verteidigt.

(Ausnahme bestätigt die Regel!) Durch diese Einteilung unterstützt man ein anderes
Prinzip des Wing Chun (Dreiecksprinzip). Man kann durch befolgen dieser Regeln den
Raum der eigenen Angriffs und Abwehrdreiecke(Pyramiden) halten. (Wing Chun =
Die Kunst vom Krieg).

Desweiteren:
Folgt man diesen Regeln bei der Verteidigung, befindet man sich automatisch in
idealer Position um eigene Angriffe folgen zu lassen.

Ich möchte noch erwähnen: diese 4 Tore sind ins Gesamtsystem eingebettet.
Startet der gegnerische Angriff hat man schon eine Einteilung der eigenen sinnvollen
Aktionen. Ich schreibe "sinnvollen Aktionen" nicht der möglichen Aktionen; "Sinnvolle
Aktionen" beruhend auf einem weiteren Prinzip des Wing Chun -> Effizienz.

Mehr oder weniger arbeitet es also so wie eine Entscheidungskette:


Startet der Angriff ist die effizienteste Methode: das und das, kommt der Angriff
durch die Centerlineplane effizienteste Methode: dasunddas, Angriff überschreitet
centerlineplane effizienteste Methode: dasunddas, Angriff passiert unsere vordere
Abwehrlinie effizienteste Methode: das unddas......... usw... usf...

Es lässt sich aber nicht nur auf eine Entscheidungskette reduzieren. Man kann diese
verschiedenen Prinzipien auch Untereinander mischen, jedes Prinzip ist mit jedem
anderem kompatibel. Jedes Prinzip funktioniert für sich alleine auch, aber zusammen
entfalten Sie Ihr gesamtes Potential.
Angriffe in Yang Sektoren werden mit Yin Techniken beantwortet. Beantwortet man
einen Angriff in einen Yang Sektor mit einer Yang Abwehr begeht man einen
"GiuSau" hier greift zwar wieder das GiuSau Konzept, das kann man aber vermeiden
wenn man sich an das vier Tore Konzept hält.

Aber das ist eigentlich viel zu wenig.

Diese 4 Tore sind ein Teil eines größeren Gesamtkonzeptes. Sie lassen sich innerhalb
des Gesamtsystems mit den anderen Konzepten kombinieren. Und geben eine grobe
"Antwortrichtung" vor.

Die vier Tore lassen sich aber auch auf den Angreifer "anwenden". Grundidee: Ich
muss eine optimle Taktik finden, sowohl für den Angriff, als auch für die Verteidigung
(nennen wir's mal so).

Der Wing Chunler steht immer in einer "4-Tore-Position", also frontal zum Gegner.
Wie steht ein traditionell seitlich eingedrehter Kampfkünstler? Richtig: In einer "2-
Tore-Position", d. h. er dreht uns z. B. das linke obere und das linke untere Tor zu.
Daraus folgt aber auch, dass auf allen Ebenen (oben, mittig, unten) Angriffe erfolgen
werden.

Wie steht z. B. ein "geduckter Ringer"? Wieder richtig: Ebenfalls in einer "2-Tore-
Position", diesmal jedoch zeigt er uns nur die unteren beiden Tore. Werden Angriffe
auf der oberen Ebene erfolgen? Mit größter Wahrscheinlichkeit nicht, da die Wege für
ihn zu lang wären (er müsste also erst seine Position ändern).

Stellt Euch einfach vor, dass Ihr immer eine Art "4-Felder-Zielbereich" vor Euch habt
und der Gegner sich entsprechend in diesem Zielbereich positioniert - und je nach
seiner Position ergeben sich unterschiedliche Strukturen, Angriffsmöglichkeiten und
eben Taktiken gegen diesen Gegner.

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