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STORYTELLING

Inszenierung, Narration und Fiktion in Film, Fotografie und Video

16.10.2019

EINFÜHRUNG
 Verhältnis von Narration zu Faktoren, die sie bedingen
 Wie werden Bilderzählungen erzeugt und inszeniert
 In welchem Verhältnis steht die Fantasie / Fiktion zu Bilderzählung
o Was ist dokumentarisch, was fiktiv?
 „Bill Viola and the making of Emergence“ 2009  Bezug auf Bilderzählung und Beschreibung
von Kunst früherer Epochen (bespricht mit Gettymuseum Direktor wie Erzählungen
funktionieren und erzeugt werden)
o Time is unfolding as continous process bei fixierter Ansicht (fixierte Kamera)
o Geschichte um Person (Fiktiv oder real) im Bild / Kunstwerk überhaupt erzeugt wird
 Parameter Raum und Zeit  im Gegensatz zu anderen Erzählungen (zb.
Roman) = Simultanität im Kunstwerk (im Gegensatz zur Sequenzialität )
bezeugen
 Was ist Chronologie der Zeit in Bildkunst?
 Diskussion 5.11.1667  Sitzungssaal der franz. Kunstakademie Diskussion über Werk von
Poussin  Kann es Maler gestattet sein (für Vollständigkeit) vorangegangene und zukünftige
Ereignisse darstellen zu dürfen, obwohl Werk nur einen Moment dargestellt werden kann?
 JA
o wenn Nein, wäre er nur Geschichtsschreiber, der nicht den Verlauf darstellen kann
o Diderott  gegenteilige Ansicht: „Fehler, der eines sonst so klugen Künstlers
unwürdig ist“
 Eine Möglichkeit wäre aber: Fortgang eines Geschehens kann angedeutet
werden: plötzliches Ereignis, welches Tätigkeit unterbricht (zb. Katastrophe)
 Ändert sich in Moderne signifikant
o Lessing  „fruchtbarer Augenblick“: Erzählung ist in Bildkunst erfolgreich vollzogen
worden, wenn nicht die Simultane Präsentation sondern die Dehnung des Moments
durch Transitorisches erzeugt wird (akzeptiert auch Diderot)
 Dehnung des Augenblicks für Diderot: im Kunstwerk / lt. Lessing: in der
Betrachtung
o Empfehlung beider für Künstler: Wahl des richtigen Moments relevant  Betrachter
kann so Vorausgegangene und Nachfolgende zum gezeigten Moment dazu zudenken
 Moment der Intensität der Handlung
o Diderot und Lessing denken Frage der Darstellung und Wahrnehmung zur Definition
eines Bildes hinzu
 Der prägnante bzw fruchtbare Augenblick, ist die Phase der Handlung, die
der Maler aussuchen muss um dazuzugehörende Phasen zu ermöglichen
 Lessing: „Malerei kann nur einen Augenblick der Handlung nutzen und muss
daher prägnantesten Wählen um das Davorgehende und Nachfolgende zu
zeigen“
 3 Zeitfasetten von Lessing: Aktualität – Dehnung – Dauer
THEORIE: WAS IST ERZÄHLUNG DES BILDES?

 Aristoteles: Erzähltheorie der aristotelischen Definition des Mythos (= Durchführung der


Erzählung)
o In Poetik: „Die Nachahmung der Handlung ist der Mythos“  die Zusammensetzung
der Geschehnisse durch den Künstler
o Mythos bedarf in sich geschlossene und ganze Handlung (muss diese darstellen)
o Kunstwerk bedarf Anfang, Mitte (bedingt Anfang und Ende) und Ende (Folge)
o Aristoteles Theorie hatte großen Einfluss auf Malerei iBz Bilderzählungen insb. 16.
Jhdt
 Thomas Gaehtgens und Uwe Fleckner  zeigen am Bsp der Historienmalerei die Einheit von
Zeit, Ort und Handlung vom 16. Jhdt bis Gegenwart
 Schulen des Ut Rhetorica Picctura  aristotelische Vorstellungen , die va auf
Renaissancewerke angewandt werden und auch im 16. U 17. Jhdt
o Gaehtgens „Historienmalerei Geschichte der klassischen Bildgattung“
 Wende, weg von Historienmalerei mit Franz Wickhoff (1853-1909)
o Sehr quellenkritische Arbeit in der Kunstgeschichte
o In Bezug auf Erzählung und Erzählbarkeit drei Darstellungsweisen in Werk
unterscheidet
 Komplettierenden, kontinuierenden und distinguierenden Stil des Künstlers
 Va auf Vasenmalerei
 Alle drei Weisen bezeichnen kompakte Einheiten der Erzählung
 Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden zu bedingenden Faktoren
des Kunstwerks zusammengefasst in kontinuierlichen Ablauf
 Va korrekte Reihenfolge der Darstellung relevant
 August Schmarsow (1853-1936)  Veränderung der Darstellung des Historienbildes um neue
Betrachtungsweisen in den Blick nehmen
 „Kompositionsgesetze in der Kunst des Mittelalters“  Buch: werden auf 19 Jhdt übertragen
 Michael Bachtin (1985-1975)  Systematischen Strukturalisten
o unterschiedliche Zeitmodelle, die Bachtin für Erzählungen entwicklet hat, die sich
gegen die chronologische Abbildung wenden
o „Zur Philosophie der Handlung“ wie eine Handlung(sablauf) der Konstituierend ist für
die Erzählung kompremiert im Bildenden Kunstwerk dargestellt werden kann
 Dagobert Frey (1883-1962)  Sinnstiftung erzeugen wenn Kunstwerk durch Erzählung
konsistenten Sinn erzeugen kann (Einzelbild zb. Giotto)
 Max Imdahl (1925-1988)  Erzählkunst im Gegenteil zu Freys Werk, die nicht auf den Text
sondern auch bildtheoretisch entwickelt
o Ikonik = Methode, die Bilderzählung in den Blick zu nehmen
o Immanente Hinweise, die für Erfassung des Sinnes relevant sind
o Nicht nur Referenz (zb Literatur) sondern auch im Bild stattfindende Verweise und
Beziehungen erfassen und damit die Bilderzählung erkennen zu können
 Edmund Husserl (1859-1938)  Relevant für Rolle der Fantasie / Fiktion
o Phänomenologische Bildbewusstsein  Teil jeder Bilderzählung
o Aspekte:
 1) Destruktion der Erkenntnistheoretischen Bildertheorie zu nachfolgender
Vielfalt von Bildbegriffen geführt
 2) welche produktiven Konstituierende Leistungen müssen mitbedacht
werden  wie erkennen ich Erzählung
 3) Intentionalität (Was?)
o Kunstwerke sind dann keine Abbilder mehr, sondern haben Verhältnis zur Realität
weil sie widergeben / erzählen
o Bildding und Bildobjekt Unterscheidung  Bildinhalt und etwas, dass diesen
Bildinhalt repräsentiert (Trägermaterial)
 Physisches Objekt (Träger) und Bildobjekt (das Erscheinende) und Bildsujet
(was repräsentiert wird)
 Zieht Fiktionalität der Erzählung mitein  faktische Realität kann durch
Künste erweitert und ausgedehnt werden
o Französische Strukturalismus: Roland Barthes  explizit für Kunstgeschichte und
bildende Künste „Narratologische Wende in der bildenden Kunst“ ausgelöst 
1970s-80s
 Weil in 60s: radikaler Entzug der Narration in Bildender Kunst  Faktizität
und Präsens wird relevanter (Minimal und Concept Art)
o Wolfgang Kemp „Über Bilderzählungen“
 „Der Text des Bildes“  Verhältnis von Text und Bild
o Mieke Bal (1946- )
 Narratologie der Wissenschaft: kulturelle Kraft der Kunstwerke (Verhältnis
Kunst zu Kultur und welche Kräfte werden so entwickelt)
o Sigrid Weigl (1950- )
 „Die Richtung des Bildes“  wie werden Bilder erzählt, wie wird es
verstanden  Verhältnis von links und rechts im Bild
o Ursula Frohne (1958- )
 „Kinomatographische Räume“  welche Erzählungen finden statt wen
bildende Künste Erzählstrukturen aus Kino übernehmen
o Söke Dikla „Virtuelle Narrationen“  welche Parameter des Erzählens sind
anzuwenden

FOTOGRAFIE

 Dorothea Lange (1895-1965)


o Dokumentarfotografien
o Mitbegründerin der Dokumentarfotografie
o Verhältnis
o Spezifische Lebenssituation in 30s in US wurden dokumentiert + welche Geschichte
wird durch einfangen eines spezifischen Moments erzählt + welche Infos sollen
weiter gegeben werden
 Walker Evans (1903-1975)
o Dokumentarischer Stil
o Burroughs Fotografien  Verhältnis von tatsächlicher Historie und Bilderzählung
behandelt
 Helen Levit (1913-2009)
o Vertreterin der Street-Photography
o Aufnahmen von spezifischen Lebenssituationen im Urbanen Raum  hält Momente
der Geschichte fest
 Vivian Maier
o Auch Streetphotography  nebensächliche und beiläufige wird in Fokus gerückt
o Verlauf des Stadtlebens wird erzählt
 Garry Winogrand
o Zeigt amerikanischen Alltag
o „Women are beautiful“  zufällige Situationen (keine Kenntnis der Figuren, dass
Fotos gemacht wurden)  Fotografierte von Hüfte aus (damit niemand nicht
kenntnis nimmt)
 Lee Friedlander
o Verhältnis von Reisenden Menschen
 Jeff Wall (1946 - )
o Fotografien werden immer in Form von Leuchtkästen präsentiert
o Jede Fotografie = Einmalige Komposition
o Komposition aus klassischer Malerei übernommen
 Hiroshi Sugimoto (1948 - )
o Moment der Erzählung von Räumen und Räumlichkeit im Fokus
 Sophie Calle
o Das Verhältnis von Text und Bild
 Cindy Sherman
o „Untitled film stills“  Aufnahmen erinnern an Hollywood Filme
 Aufbau der Erzählung von Hollywoodfilmen wird in Fotografie übernommen
 Aber kein Gegenbild vorhanden, da es den Film nicht gibt
 Stan Douglas
o Straßenszenen  Erwartungshaltung der Narration, dass etwas passiert
o Serien, die sich auf Ereignisse beziehen, die wirklich geschahen (was haben
Menschen wohl getan?)
o Auch bezug auf Fotografien aus Zeitungen die konkrete Sachverhalte beschreiben
 Gregory Crewdson
o Vermischung von Realität und Traum
o Oft keinen Hinweis über Titel
 Dadurch wird Bildsujet von Betrachter decodiert
 Thomas Demand
o Alle Fotografien beziehen sich auf tatsächliche Geschehnisse
o Zb. Fotografien von politischen, sozialen Ereignissen
o Zb. Tavern
o Räume werden nachgebaut (Pappmasché) wie fotografische Vorlage  Fotografiert
diese Nachbauten und zerstört danach den Nachbau
 Fotografie als einziges Beweismaterial

VIDEO/FILM

 Erzählen und Erzählbarkeit erhalten neue Narration im 19. Und 20. Jhdt  „Kunst des
Erzählens“
o Va dadurch, dass die Darstellung des Verlaufs von wirklichen oder fiktiven
Ereignissen zentral für Künste werden = Renaissance der Erzählung (va Film / Video)
 Etablieren Formen der Narration, die neue Verhältnisse über Bilderzählung ermöglichen
 Künstler greifen nicht nur Erzählweisen auf, sondern wenden sich gegen Naturalismus
 Mediale Erzählformen  im Zentrum: Entfabelung = Herauslösen von Geschichten aus
kausalen Zusammenhängen (Ursache – Wirkung)
o Simulanität
o Detailbeschreibung
o Neue Vorstellungen von Autorschaft
 Prinzip des Networking = Wechsel der Erzählperspektiven die instabile Wahrnehmungen
hervorrufen
 Das Rhizom (entgegen der Chronologie)  Bezug poststrukturalistische Theorie
o Wie kann etwa bei paralleler Schau mehrere Momente Erzählung noch funktionieren
 Dialogische Experimente  verschiedene Formen der Erzählung gehen Dialoge ein
 Kollektive Erzählformen  verteilte Autorschaft  Idee wird aus verschiedenen Stimmen
heraus erzählt
 Diskursive Felder
 Stan Douglas
o Der Sandmann 1995
 Getrennter Bildschirm, parallele Darstellung der Geschichte des Sandmannes
und der reflexiven Darstellung, was mit ETA Hoffmanns Geschichte
überhaupt erzählt wird (auch über den Sandmann)
 Überschneiden sich
 Eija Liisa Ahtila
o Erzählung, wenn auf vielen Bildschirmen, parallel ein Kunstwerk widergegeben
werden die auch teils fiktiv sein
o „The House“ 2002
 Bill Voila (1951 - )
o Arbeit mit mehreren Bildschirmen
o „The Greeting“
 Bezug auf Pontormo (Referenz auf Kunstgeschichte selbst)
 Erzählung von Malerei auf Video übertragen
 Steve McQueen
o „Bear“ – Video wird von Film selbst beeinflusst
o Bereich des Kinos  narrativen Strukturen eines Kinofilmes werden auf Bildende
Künste übertragen
 Douglas Gordon (1966- )
o Fokus auf Zeit
o „24 Hours Psycho“ 1993  Ausdehnung des Filmes auf 24 Stunden
 Andere Form der Erzählung erzeugt durch ausdehnung einzelner Momente
des Filmes
 Sam Taylor Wood (1967- )
o Va Fotografie und Film, dann Video
o „Methods in Madness“  was wird über Person erzählt, wie wird Persönlichkeit
dargestellt
 Doug Aitken
o „Electric Earth“ 1999  Decodierung der Erzählung durch Struktur des Rhizom
 William Kentridge
o Animationsfilme, in denen soziale und politische Geschichten aus Südafrika gezeigt
werden
o Zeichnet jedes Einzelbild von Hand (zb. Kohle)  werden zu Film zusammengesetzt
o „Felix in Exile“  Verhältnis der Einzelbilder zum Film (welche Erzählung und
Bildinhalt)
 Isaac Julien
o Werke: Looking for Langston / Lessons of the hour  Videoarbeit finden auf
mehreren Bildschirmen zeitgleich statt
o Alle Bildschirme bilden eine ganze Geschichte  aus paralleler Betrachtung das
ganze Narrativ erkennen
 Johan Grimonprez
o Dial HISTORY  Flugzeugentführungen mit Musik hinterlegt
 Fernsehbilder verarbeitet
 Verschiedene Bilder werden linear aneinandergelegt in Film (aber in
Sequenzen aufgeteilt)  Erzählung einer Gesellschaft zu einer bestimmten
Zeitpunkt wird dargestellt
 Cao Fei (1978 - )
o Verknüpft Videokunst mit 3D Animation
o Übertragung auf VR und Second Life
o „Who’s utopia“  in Fabriken (Arbeitswelt) erzählen Arbeiter Geschichte, wie ihr
leben wäre, wenn sie nicht in der Fabrik arbeiten würden

FILM

 Luis Bunuel
o Starke Zusammenarbeit mit Surrealisten
o „Un Chien Andalou“ 1929  Einfluss der surrealistische Bildmagie auf Film
 Welche Erzählung wird erzählt und was dargestellt?
 Helen Levitt
o „In the Street“  welches Narrativ, wenn Filme nur Bilder zeigen
 Beobachtung der Spiele von Kindern
 Maya Deren
o Amerikanischer Experimentalfilm
o „Meshes oft he Afternoon“  Einfluss durch Surrealismus
 Experimentelle Kunstformen werden übertragen
 Omer Fast
o „Reenactment“ wird in Filmerzählung eingebaut
o Reenactment nicht von Personen umgesetzt, sondern von Maschinen (5000 Feet ist
the Best)

29.10.2019

FOTOGRAPHIE
THEORIE

Denis Diderot (1713-1784)

 Wichtiger Kunsttheoretiker der Vormoderne


 5.11.1676: kunsttheoretische Diskussion über Nicolas Poussin Werk über transitorischer
Moment in „Essais sur la peinture“
o Va. Texte über „Das Testament des Eudamidas“  Malerei beschränkt sich auf
Augenblick, kann Maler wegen Vollständigkeit der Erzählung auch vorangegangene,
gleichzeitig stattfindende und zukünftige Ereignisse mitdarzustellen
 Franz. Akademiedirektor: Künstler darf und muss dies tun  wenn nicht,
würde das Werk unverständlich sein
o Diderot: empfiehlt Dehnung des Moments durch Transitorisches (statt simultane
Präsentation mehrere Handlungsmomente)
 Transitorisch: Maler darf nicht simultan / nacheinander geschieht, sondern
nur der Augenblick  in diesem Moment soll sich die Erzählung des
Kunstwerkes verdichten, dass so das Kunstwerk wirksam wird
 = Beschränkung auf einen Augenblick
o Fortgang des Geschehens soll nur angedeutet werden!

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

 Nennt diesen Moment „fruchtbaren Augenblick“


 Diderot und Lessing lehnen ab, dass Kunstwerk simultan oder nacheinander dargestellt
werden soll (wie Text), sondern Verdichtung auf transitorischen Moment
o Durch Verdichtung geht Erzählung / Kraft des Werkes durch diesen Moment
hindurch
o Narrativität liegt in diesem Moment (Kunstwerk ballt alles in sich zusammen)
 Unterschied zw. Diderot und Lessing:
o Diderot: transitorischer Moment im Kunstwerk selbst  Kunstwerk ist künstlerischer
Synthese (Zusammenführen) mehrere aufeinanderfolgende Momente, die in
konkreter Darstellung vereint werden
 Synthetisierung in einer Darstellung
o Lessing: Transitorische in Akt der Rezeption zu finden  Wahl des fruchtbaren
Augenblicks soll es dem Betrachter ermöglichen, sich das Vorausgegangene und
Nachfolgende hinzuzudenken
 Nicht ausreichend, wenn die Verdichtung im Kunstwerk erfolgt
 Betrachter soll Kunstwerk so verstehen, dass alles was nicht dargestellt wird,
zum Kunstwerk hinzugedacht und dadurch vollendet werden
 Gemeinsamkeit: Bedingung der Möglichkeit, Bilderzählung überhaupt umsetzen zu können
 Lessing: Parameter der Zeit besonders relevant
o „Laokoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie“  Der Fruchtbare
Augenblick ist Phase einer Handlung / Handlungsfolge, die der Künstler auswählen
muss, um den Betrachter die imaginative Konstitution/Kraft zu ermöglichen
(Bildgeschichte kann dadurch vom Betrachter vollendet werden)
 Malerei kann in koexistierenden Komposition nur einen Augenblick nutzen!
 Künstler muss aus gesamter Komposition einen Augenblick nutzen und
dieser muss prägnant sein, um so den Bildinhalt überhaupt verstehen zu
können
o Darstellung von Gefühl wird immer wieder anhand von Laokoon Gruppe
herausgearbeitet
 Fruchtbarer Augenblick wird auch das „Kairos“ genannt
o Entnommen aus griechischen Theater (Höhepunkt vor Katarsis)

Johann Joachim Winckelmann (1717-1768)

 führte Debatte mit Lessing  Winckelmann meinte, die Laokoon Gruppe hat diesen
fruchtbaren Moment noch nicht erreicht  Laokoon noch nicht beim Schrei des Todes
dargestellt (sondern davor)
o Edle Einfalt, stille Größe  als relevanter Aspekt eines Kunstwerks (für Verdichtung
der Spannung)
Diese Debatten als Grundlage der modernen Kunsttheorie:

Max Imdahl (1925-1988)

 Entwicklung der „Ikonik“  Grundlage der Methodik


o Anschauung im Zentrum  Frage nach richtigem Sehen und Erkennen von
Erzählungen
o Nicht Bildexterne Erläuterung sind zentral, sondern bildimmanente Hinweise zur
Erklärung heranziehen
o = in Korrespondenz zu Aby Warburg und Erwin Panofsky:

Grundlagen für Imdahl:


Aby Warburg (1866-1929)
 Nachleben der Antike in unterschiedlichen Bereich erforscht
 Entwickelte Ikonografie entwickelte und damit Kunstgeschichte /-wissenschaft als
eigenständige Disziplin etablierte
 Ikonografie = Untersucht komplexe Metaphern und Symbolsysteme in Bildern
o Decodierung der narrativen Gehalte
Erwin Panofsky (1892-1968)
 Ikonologische Methode  dreistufiges Interpretationsmodell für Erzählstrukturen von
Bildern:
o (1) Vorikonographische Beschreibung, (2) ikonographische Analyse, (3)
ikonologische Interpretation

 Für Ikonik zentral ist, dass das Bild als Phänomen gesehen wird in dem gegenständliches,
wiedererkennendes und formalendes sehendes Sehen verbinden zu erhöhenden
Sinnerfahrung
o = Ikonik als Interpretationsmethode, die nur auf bildimmanente Sinnstrukturen (die
durch reines Sehen erschlossen werden) basiert = sehendes Sehen
 Kein Verweis auf bildexternes
 Baut auf Warburg und Panofsky auf
o Nicht nur Identifizierung des Gegenständlichen (wiedererkennendes Sehen)
 Weitere Ausführung: nicht nur wiedererkennendes Sehen, sondern Sehen
selbst relevant  Narrativität soll durch eigentlichen Bildsinn erschlossen
werden  Narrative des Bildes muss im Bild enthalten sein !
= Mehrwert des Kunstwerkes
 Gegen reines wiedererkennendes Sehen (zwei Arten des Sehens)
o Konkrete Bildanalyse, wo Wechselbeziehungen (zb. Transitorisches und Betrachter)
im Zentrum

PRAXIS

Inszenierte Fotografie  Inszenierung: aus Theater entlehnt; seit 19. Jhdt gebräuchlich

 Inszinierte Fotografie seit 1970er  zunächst in USA verwendet


o Fotografien, die sich deutlich von Schnappschuss und dokumentarischen Fotografie
abwenden
o In Anlehnung an Inszinierung des Theaters und Films entsteht  zentrale Figur
hierfür ist Jeff Wall
Jeff Wall (1946- )

 Kanadischer Fotokünstler und Kunsthistoriker


 Jede Fotografie eine einmalige Komposition, die für sich selbst steht (keine Serie) 
ungewöhnlich für diese Zeit
 Zentrum künstlerischen Arbeit: narrative Bildkonzepte
 begann mit durchgehend farbigen, großformatigen Arbeiten (erst später schwarz/weiß)
 Inszenierte Fotografie  sowohl Malerei als auch Film verpflichtet
 Alle Arbeiten in Leuchtkästen präsentiert  Präsentationsform nimmt Bezug auf Werbung
o Keine Licht- und Schattenwirkung in Werk
 lehnte Minimal Art und Pop Art ab  Hinwendung zu figurativer Kunst
 Va. Tägliches Leben und gesellschaftliche Fragestellungen und kunsthistorische Referenzen in
seiner Arbeit relevant
o Erfindung eines neuen künstlerischen Objektform mit Dialeuchtkasten:
 Kunstwerke zwischen Fotografie (als Bildmedium), Malerei (kunsthistorisches
Vorbild), Skupturalen Element (raumgreifendes Verfahren), Methodiken des
Films (Praktiken der Inszinierung) und dem Fernsehen / Werbung
(Lichtführung) angesiedelt
 = Kinematographische Fotografien  die auf Arbeitsmethoden von Film und Theater
zurückgreifen und Darstellung als scheinbare dokumentarische Fotografie
 „Milk“ (1984)  fruchtbarer/transitorischer Augenblick umzusetzen in Werk
o Hintergrund: sehr klar komponiert (definiert durch klare Vertikale)
o Mann mit geballter Faust (angestrengter Ausdruck) der
Milchtüte zerdrückt
o Kairos der Bilderzählung dargestellt (nicht Schlag selbst)
o Gestische Umsetzung von Bildinhalten  Anlehnung an
Pathosformel  Geste ist bedeutungstragende Element
(Aby Warburg) im Moment des Kairos
 Hinzudenken des Bewegungsverlaufes (vorher
und nachher) für Betrachter möglich
 „An Eviction“ 1988  großformatige Fotografie
o Gleichmäßige Ausleuchtung der Szenerie
o Hauptwerk des Künstlers  vereint alle Charakteristika die von Wall in
zeitgenössischer Kunst eingeführt wird
o Sicht aus erhöhter Position auf Vorstadtszenerie
 Explizit auf Vancouver (Heimatstadt des Künstlers) ausgerichtet
o Diagonale durch Werk führende Straße mit Einfamilienhäusern mit Häusern und
Einwohnern
 Hochstehende Mittagsszene ohne Schatten
o Im Widerspruch zum
Alltäglichen im Vorgarten
eines der Häuser: Kampf eines
Mannes mit Polizisten und
Frau die zur Hilfe eilt /
Geschehen zu beenden
 Zentrale Element
zweitrangig in
komplexen
Bildaufbau integriert
o Eigentlicher Erzähler des Werkes ist Straße nicht Menschen  Auswahl der
Örtlichkeit beruht auf wochenlanger Recherche nach idealen Schauplatz
o Darstellung von sozialen Gegebenheiten / Vertreibung von Nachbarschaften durch
Gentrifizierung relevanter Aspekt von Walls Werk
 Viele unterschiedliche Aggregatzustände dargestellt
 Zb. Opulentes Haus neben Räumung
o Tragödie im vorderen Bildteil
o Keine Veränderung der Örtlichkeit, nur Autos und Akteure wurden von Wall
hinzugefügt
 Für alle Werke von Wall: alle Rollen der Akteure werden geübt und
abgestimmt  dann Vorort aufwendig orchestriert
o Kamera wird so positioniert, dass trotz detailreichen Panoramas, jeder
Gesichtsausdruck erkennbar bleibt
o In Stadtteil Renfrew-Collingwood  mit Hochbahntrasse (für Expo 1986 geplant und
realisiert)  Veränderung des Stadtteiles durch diese Trasse  Bauboom begann 
Verschiebung eines sozialen Konfliktes
 Landschaftsbildes und Historiengemälde verbunden in diesem Werk
 „Outburst“ (1989-91)  von Wall komponiert
o Asiatischer Sweatshop  soziale Situation der
Arbeitsbedingungen dargestellt
 Ort ist vorgefunden, nur Kunstwerke in
Anspruch genommen und Akteure eingesetzt
o Gestenatlas gefolgt  Thematik die Bildinhalt
erschließt sind meist aus körperlichen
Ausdrucksformen der Menschen (Gestik / Mimik)
o Gesten werden unterschiedliche in Szene gesetzte (abhängig von darzustellender
Szene)  hinterfragt die unterschiedlichen Bedeutungen unterschiedlicher Gesten
 „Man with a rifle“ (2000)  Gestus auf symbolischen Gehalt ausgedehnt
o Mimisis wird relevant  nachdem Wall eine Szene auf einer Straße
beobachtet hatte, wonach eine Person die Pose nachahmte, eine Waffe
zu halten und auf etwas zu zielen  wurde für Werk übernommen
 In Korrespondenz zu Arbeit: „Gestus“ (Text von Wall) 
unterschiedliche Gesten unterschiedlicher Zeitalter werden fokussiert
 Auch alltägliche Gesten (va Zorn, Anspannung und innere Erregung)
sind relevant
o Oft Blickwinkel frontal oder von oben  Perspektivische Involvierung des
Betrachters führt zur Miteinbeziehung des Betrachters in Szene (inflagranti werden
Personen „erwischt“)
 „The Thinker“ (1986)  eindeutige kunsthistorische Referenz (Rodin Der Denker)
o Wall  Aufnahme in Osten Vancouvers aufgenommen
mit Skyline im Hintergrund
 In rechter Bildhälfte: menschliche Figur in Pose
des Denkers auf improvisierten Sockel
(Betonsockel und Holzstumpf)
 Gleichmütige Haltung des Arbeiters
gegenüber seines Arbeitsortes (sinniert
über Arbeit)
 „Picture for Women“ (1979)  Bezug auf Manets Werke (va Un bar aux Folies-Bergére)
o Wie bei Manet gibt es Bildaufbau der auch vergangene Darstellung mithinein nimmt
und verdichtet  kein Nacheinander, sondern eine Verdichtung des Bildes
 Unterschiedliche räumliche Ebenen 
Spiegelbild nicht Fortführung des Barraumes
 Barfräulein und Mann sind nicht
Spiegelbilder sondern andere Erzählung
(perspektivisch nicht möglich)
 Imaginativer Aspekt des Werkes va in
sinnierenden Blick des Barfräuleins
o Wall: Bildschema / Narrativität wurde in moderne Fotografie übertragen
 Mann im rechten Bildbereich = Jeff Wall
 Mittig: Kamera mit Selbstauslöser  entspricht Spiegelbild
 „The Destroyed Room“ (1978)  inszeniertes Chaos in Raum
o Raum für Kunstwerk gebaut  sorgfältige,
arrangierte Struktur
 Diagonale von Tänzerin auf Kommode
über Lade, entlang des Risses der
Matratze bis zu Körbchen am Boden 
Riss in Matratze zieht Diagonale nach
 Diagonale wird durch Fenster und vertikal
aufgerissener Wand beantwortet 
Gegensätze
 Actio und Reactio werden ausgeglichen  innerbildliches Drama wird kreiert
o Kritische Geschichtsschreibung der bildenden Kunst will unabgeschlossene /
unvollendete darstellen
o Anordnung der Objekte von „Der Tod des Sardanapal“
von Eugène Delacroix entnommen  Destruktion als
Grundlage des Werkes zentral  Darstellung und
Erzählung von Zerstörung und Gewalt
 Wall: „Vorstellung und Empfindungen durch
historisches Prisma eines anderen Werkes
gelenkt“
 Rückgriff auf Transformationsprozesses 
Aushöhlung der ikonographischen Bedeutung
 va. Bedeutung als Darstellung der bürgerlichen Gesellschaft von Delacroix
für Wall + Traditionsbruches der Moderne relevant und übernommen
 Materialität des Bildes soll va. durch Matratzenriss dargestellt und
fokussiert werden
 Delacroix versucht mittels historischen Vorbild den Zustand der bürgerlichen
Schicht in seiner Zeit darzustellen  Wall übernimmt es und zeigt Brüche der
Moderne mit Vorgängern
26.11.2019

 Documentary Photography  Dokument erstellen, dass kaum / keine fiktiven Anteile enthält
 Realität als solche festhalten, um als Zeitdokument dienen zu können
o Fotografie als Zeuge (wie Malerei)
 Inszinierte vs objektivierte Fotografie
o Inszinierend: Bilderzeugung; Motiv(gestaltung) im Vordergrund; keines der
Bildelemente wird nicht komponiert  Ziel: aktive Adressierung des Betrachters
 Jeff Wall spricht von Zuschauern (nicht so distanziert wie Betrachters) 
Rezeptionshaltung des Betrachters verändert sich vom distanzierten
Betrachten zum emotional involvierten Zuschauen
o Objektivierend
 Directoral und Straight Photography
o Directoral Photography  Studiofotografien / Portraitstudien / Aktfotografien
 Bewusstes Eingreifen des Fotografen
o Straight Photography  direkte Fotografie, die maximale Wirklichkeitsnähe
erzeugen will
 Jeff Wall Bezug auf Laokoon Gruppe und dessen fruchtbaren Moment / kairos
o Beschreibungsmodell der Formanalyse aus Theater übernommen
 Bildaufbau = kinematographisches Modell
 Motive = formale /inhaltliche Referenz auf Kunstgeschichte

Gregory Crewdson (1962- )

 Vermischung von Realität und Traum um Befremdliches darzustellen und Befremdung im


Rezipienten zu erwirken
 Starker Bezug auf Sigmund Freud „Das Unheimliche“  Aufsatz von 1919: Das Unheimliche
ist eigentlich etwas Altbekanntes / längst vertrautes  nicht nur „heimlich“ sondern auch
„heimisch“ und „Heim“ (daher das Vertraute) mitinbegriffen
o Neuartiges kann leicht Schreckhaftes auslösen, aber Unheimliches deshalb so
relevant, da wir immer Vertrautes darin erkennen  Bezieht sich immer wieder auf
(Früh-)Romantiker
 Schelling: Unheimliche nicht nur im Vertrautem, sondern auch, dass etwas das wir zu kennen
glauben verheimlicht wird
 Freud: va. Sandmann von Hoffmann relevant  wurde auch künstlerisch umgesetzt (Stan
Douglas)  Videoarbeit
 Va. Darstellung von Doppelgängern / Ich-Spaltungen von Freuds Lehre übernommen v.
Crewdson; 3 Hauptthemen:
o Unbewusste, Verdrängte  Verdrängte Anteil vom Ich wird zum Schrecken
o „Allmacht der Gedanken“ (Freud)  Künstler versucht Bildebene zu finden, in der
das eigene Seelenleben die Macht über die Realität gewinnt und zur Wirklichkeit des
Menschen wird
o „Wiederholungszwang“ (Freud)  Unheimliche ist, dass eine Wiederkehr von
Abläufen erzwungen werden, oder dass unzusammenhängenden Ereignissen eine
Bedeutung zugemessen wird
Besondere Merkmale:
 Grenze von Fantasie und Wirklichkeit verwischt  Symbole werden auf Bedeutung
untersucht (ohne Sinn zuzuschreiben), das Fantastische wird real
 Ländliche Szenerien zentral in Crewdsons Arbeiten
o Detaillreiche Bildwelten mit ikonographischer Landschaft  rurales Amerika als
Abbild der Neurosen / Sehnsüchte des Landes
 Doppeldeutigkeit spielt immer Rolle
 Theatralische Lichtregie  die Fantastisches und Märchenhaftes in Narration miteinbeziehen
o Auch Referenz auf Jeff Wall und Cindy Sherman
o Anklänge zu Malerei(geschichte) und Verwendung des Lichtes
 Wie bei Wall Bezug auf Kunstgeschichte und Verwendung cinematografischer Stilmittel
o Va. Amerikanisches Hollywoodkino relevant  va. David Linch und Steven Spielberg
 Seriale Werke
 „Natural Wonder“ (1992-97)  40 Fotografien, die komplett im Studio aufgebaut wurden
(als Modell)
o Von Vögeln und Insekten bevölkerte Natur – Magisch, mythische Zone voller
Ereignisse die nicht erklärbar sind
o Formale Orientierung an Dioramen aus Naturhistorischen Museen
 In Gegensatz zu diesen va keine systematische Kategorisierung
o Vögel mit Kreis aus Vogeleiern vor ländlichem Gebäude:
Kreis taucht in Variation immer wieder auf  dadurch
wollen wir ihm Bedeutung zumessen (in Arbeit / Oeuvre des
Künstlers) und nicht dekodierbar / Metapher nicht klärbar
 Kreis für Crewdson als Perfekte Metapher der
Romantischen Obsession Dinge zu verrätseln und
Bedeutung nicht erkennen zu können (Geheimnis
bewahren)
o Fotografien werden im Studio erzeugt  Modell in Studio aufgebaut und später
zerstört  nur Fotografie bleibt
o Arbeitete auch mit klassicher Ästhetik von Horrorfilmen
 „Hover“ (1996-97)  einzige Schwarz/Weiß Serie
o Aus erhöhter Perspektive  Puppenspielhausoptik
o kleinstädtisches Amerika dargestellt  Aspekte der
Fotografie nicht verständlich, wird auch nicht aufgelöst
o rästelhafte Erdkreise in gepflegten Gärten / Blumenbeete
auf Straße  Szenen der Dislozierung
 Handlungen der Figuren erklären sich nicht
o Beinahe dokumentarische Strenge, durch Format und
Schwarz/Weiß
 „Early Work“ (1986-88)  ausschließlich Innenraum (mit Blick nach
draußen / leere Räume) siehe rechts 
o Dislozierte / nicht kommunizierende Personen in
Verlassenschaften / Einsamkeit der Vorstadt
o Nicht nachvollziehbare Handlungen (zb. Feuerwehrleute,
die nicht Feuer löschen)
 „Twilight“ (1988-2002)  Stunde, in der ratio nachlässt und auch Fantasie Geschichte
erzeugen kann, die der Realität und Verständnis entzogen sind
o Fotografie Siedlung / Haus + brennendes Auto  seltsame Geschehnisse um diese
Szenerie herum
o Weitere Fotografien in Haus / Garten  Einzelpersonen / Personengruppen die
seltsame Handlungen vollziehen
 Ungebändigte / unzähmbare Natur zentrales Thema
o Fotografie Badezimmer  wie Theaterbühne aufgebaut +
Kontakt mit Unterbewussten zentrales Thema (Junge
greift durch Loch in Boden in die Dunkelheit) 
o Auch Anknüpfungspunkte zu Kunstgeschichte
o Erstmals mit großer Crew gearbeitet und Fotografie wie
bei Filmproduktion erzeugt
 Teilweise im Studio bzw on location erzeugt
o Alle Fotografien sehen aus wie Standbilder aus Filmen, die
wir alle schon einmal gesehen haben  Beeinflusst Bildwirkung
 Bildelemente kommen aus Filmmythen und lassen surreale Szenen
entstehen
 „Dream House“ (2002)  in Schwebe zwischen Traum und Realität
o Expliziter Bezug auf Filmisches: single frame movies
 In Fotografie wird alles gemeinsam kommuniziert
o Jede einzelne Arbeit von „Dream House“ ist single frame movie
 Szene: Haus von Künstler erworben inkl
Einrichtung  ein realer Ort, welcher einst
bewohnt war
o Protagonisten sind Hollywoodstars  zb. Gwyneth
Paltrow in Moment der Scham (siehe rechts )
 Crewdson erzeugt Effekt, den Starbesetzung
auf Fotos hat  in Fotografien wird neben
Darstellung des Unheimlichen auch das
kollektive Gedächtnis, dass wir mit Stars verbinden, verbunden
 Einsamkeit, Kommunikationslosigkeit von Werken von Edward Hopper
übernommen
 „Beneath the Roses“ (2003-2005)  geographisch und
zeitlich nicht einordbar
o Psychogram von Amerika
o Auch Autos zentrales Element von Crewdson
(in fast allen Arbeiten eingesetzt)
o Nur eine Person in Bildaufbau integriert
o Auch Schlafzimmer / Badezimmer als Kulisse
 Traumhafte Bilder um Psychosen / Ängste /
unterdrückten Wünsche Amerikas darzustellen

Stan Douglas (1960 - )

 Montage relevant
 Geschichte und Gegenwart, gesellschaftliche Technologien und Musik im Fokus
 Mis-en-scène: alles was in der Szene des Bildes arrangiert wird  kalkulierter Aufbau des
Bildes und Bildregie :
o Räumliche Anordnung der Figuren und Dinge im Bild
o Unterteilung des Bildes in Vorder-, Mittel- und Hintergrund
o Von André Bazin geprägter Begriff  gegen das in Hollywood genutzte Prinzip der
Montage
 Wirklichkeitsillusion im Vordergrund
 „Disco Angola“ (Serie)  Referenz auf reales Ereignis,
auf die die Fotografie Bezug nimmt
o Daher wichtigster Vertreter der Vancouver
School of Photography  alle Arbeiten
beziehen sich auf historische Situationen und
Ereignisse
 Bis in 70er Jahre hinein angesiedelt
o Alle Fotografien sind inszeniert 
Nachempfindungen einer historischen
Tatsache mit modernen technischen Apparaten  inszenierte Dokumentarfotografie
o Bsp: „Kung-Fu Fighting“  wie für Film rekonstruiert
 Auch als Historienbilder möglich
 Aber nicht nur reine Repräsentation der Geschichte relevant
 Sujet durch Durchsuchung von Fotoarchiven von va. Unwichtigen
Fotoagenturen (zb. Black Star)
 Vorliebe für Alltägliche  va durch Beschäftigung mit Samuel Bekett?
 Verhältnis Aufwand – Gegenstand hier relevant
o „Disco Angola“  in NY und Angola tätiger fiktiver Fotograf wird von Betrachter
„begleitet“
 Va 60er Jahre und globale Verunsicherung zentral
 Reale Örtlichkeiten, welche noch bestehen oder welche detailgetreu
nachgebaut wurden!!
 Rückgriff auf Musik(szene)
 Vereinigung von unterschiedlichen Welten  Archivfotos für Nachstellung
relevant
 Sorgfältig inszinierte Bilder die wie Momentaufnahmen der Zeit wirken
 „Crowds and Riots“ (2008)  rekonstruierte
unterschiedliche Demos, Menschenmasse etc
detaillreich
o Mit zeittypischen Kostümen
o „Abbott & Cordova“: Aus unzähligen
Digitalaufnahmen zusammengefügt 

o Bsp: „Hastings Park“  Symbol für


Konsumgesellschaft  Beweis für
neugeschaffene Mittelschicht von Vancouver (Fotografie aus Zeitung von Besucher
einer Rennstrecke)
o „Powell Street Grounds“ 28.01.1912  in historischen Fotografien einer Auflösung
einer Demo gegen soziale Ungerechtigkeit
o „Ballantyne Pier 18. June 1935“  Schlacht von Ballantyne Pier  Entlassung von ca
1000 Hafenarbeiter, weil sie gegen Arbeitsbedingungen protestierten  wurden von
Polizei eingekesselt und in Kampf verwickelt
 In div. Einzelaufnahmen
o Verhältnis von politischer Ordnung für viele der Arbeiten relevant
o Nicht nur oberflächliche Referenzen übernommen  auch Position des Kopfes /
Drehen des Kopfes / Hände in Vorlagen wiederzufinden und übernommen
 „Midcentury Studio“  großformatiger, monochromer Fotografiereihe
o Bezug auf Vorkommnisse im Midcentury Studio in den 50er
o Fotografien aus Archiven des Studios als Vorbilder herangezogen
o Einzelne Szene aus größerer Erzählung soll dargestellt werden  nicht
die Konzentration eines Ereignisses in einem Bild relevant
 Bsp „Suspect“, „Incident“ (rechts) , „Horse“
o Bezug auf größere Erzählung, welche man selbst weiterführen kann

THEORIE 27.11.2019

 Mis-en-scène: künstlerische Bearbeitung der Bilder mittels räumlicher Anordnung =/=


Montage
o Begriff durch André Bazin 1940er geprägt
o Bildaufbau nach dramaturgischen Kriterien
o Dramatik durch Bildaufbau gesteigert
o Nachempfinden einer Situation durch Rezeption erleichtert
o Orientiert an klassischen Malprinzipien  va. Einteilung Vorder-, Mittel- und
Hintergrund  erzählstrategisch die Bedeutung deutlicher gestalten zu können
o Realitätsanspruch / Erzählweise des Bildes nicht in formaler Struktur
(Schnitt/Montage) sondern in Bildaufbau selbst
 Dramatische Konflikt gesteigert
 Mis-en-cadre:
o Durch das Kamerateam ausgeführt
o „in einem Rahmen bringen“  von der Kamera eingefangene Bildausschnitt durch
Einstellungsgrößen, -weiten und durch deren Veränderung
 Mise-en-abyme:
o Bild im Bild
o Bilder die in sich selbst das gleiche Motiv abbilden (abbildendes / narratives
Verfahren)
 Reenactment
o Möglichst authentisches Nachstellen oder Inszenieren eines historischen Ereignisses
o „Verkörperte Vergegenwärtigung vergangener Ereignisse“ die „in ein spezifisches
Verhältnis zur Vergangenheit“ gebracht, dass „impliziert besonderes Verständnis von
Geschichte“
 Tatsächlich wiederholen, aber niemals identisch mit dem, was sie
wiederholen

Stan Douglas

 „London Riots“ 2011  2017 von Stan Douglas


übernommen (rechts  )
o Bestehend aus drei Arbeiten
o Überblick über Geschehnisse
 „New York Blackout“ 1977  2017
o Vogelperspektive
 Mann, der Karten spielt (rechts  )
 Frau mit Kindern auf Stiegenhaus
 Außenaufnahme von Menschengruppe, vor
Gebäude
 Plünderungen
o Aneignung von Geschichte
THEORIE - Giorgio Agamben (1942- )
 „Wiederholung und Stillstellung. Zur Kompositionstechnik der Filme Guy Debords“ aus
documenta documents 2 (documenta 10)
o Verbindung von Film, Fotografie und Geschichte  Bildelement in diesen sind
Wiederholung und Stillstellung
o 4 große Denker der Wiederholung der Moderne:
 Nietzsche, Heidegger, Deleuse, Kierkegaard  zeigen, dass Wiederholung
nicht ident ist  das Neue, dass gebracht wird, ist die Wiederkehr des
Möglichen
 Kunstgeschichte bezieht sich auf Idee auf Historie, die nicht nur
wiedergegeben wird, sondern auch Möglichkeit hat wieder zu erschienen,
durch Reenactment
 In Verbindungen zu Erinnerung & Gedächtnis
o Bezug auf Walter Benjamin Passagenwerk:
 „das Bild (= der Kunst) ist dasjenige worin das Gewesene mit dem Jetzt zu
einer Konstellation zusammentritt“ = Dialektik im Stillstand
 „Beziehung von Gegenwart zu Vergangenheit nur zeitlich, kontinuierlich,
ist das Gewesene zum Jetzt dialektisch“  nicht Verlauf sondern Bild
 Ereignisse der Vergangenheit = Gewesene  werden diese
plötzlich wieder aktuell (als Sprung) = Dialektik im Stillstand
 Nicht nur Nacherzählen, sondern Narrativ von Situationen
aufbauen
o Agamben bezieht dies auf Kompositionstechniken der Moderne
 Möglichkeit Historie zu wiederholen ist die Dialektik

Cindy Sherman (1954 -)

 Inszenierte Fotografie, eine der berühmtesten Vertreter


o Machte sie zu Teil der Postmoderne
 Konzeptuelle Fragen der Identität, Rollenbilder, Körperlichkeit (va weibliche) und Sexualität
als Hauptthemen
 „Untitled Film Stills“  69 schwarz/weiß Fotografien mit einer Person im Zentrum (Frau) 
Cindy Sherman selbst, immer anders gekleidet
o Anlehnung an Werbung
o Bezug auf film noir / Neorealismus  va Hitchcock, Antonio, Godard Filme
einflussreich
o Still Nr. 13  Le Mepris von Godard (Brigitte Bardot) 
direkter Bezug auf Filmszene ( rechts  )
o Nr. 23 (Truffard Jules et Jim)  keine direkte Referenz zu
Filmszene sondern Bezug durch Lokalität auf Ende des Filmes
o Nr. 35 (De Sica La Ciociara)  starke Frau (gespielt von Sofia
Loren), welche immer wieder große Herausforderungen
meistern muss
o Nr. 48 (Antonio L’avventura)  Rückansicht bei Sherman;
Einfluss von Antonio besonders stark in dieser Serie
 = rear projections
 Ebenso bei Nr. 16 (Antonini, La Notte); Nr. 63 (Antonio L’eclisse)
o Nie konkrete Referenz zu Filmszene, somit keine Kopie, sondern es hat die
Eigenschaft, Kopien ohne Originale zu sein  simulakrum
 Nicht Bilder von Frauen präsentiert, sondern die Frau als Bild wird
thematisiert  welche Typen von Frauen, welche Rollenzuschreibungen gibt
es; wie werden die durch Inszenierung in Film eingesetzt und warum?
Welche Vorstellungen / Träume ergeben sich dadurch?
o Keine Geschichte die vollendet wird; keine klassische Erzählstruktur  Geschichte
wird nur angedeutet
 Am Bild der Frau soll Frauentypus erzählt werden (auch keine anderen
Personen in den Bildern)
o Soll Erinnerungen auslösen an Frauentypen in Filmen

Pastiche
 Werk, das offen Werk eines vorangegangenen Künstlers imitiert oder zitiert (Hochachtung
/ Satire)
 Gehört zur Postmoderne
 Zitat wird offen dargelegt
Maschera
 Gemachtes, fingiertes Gesicht, bezieht sich auf Gesicht und menschlichen Körpers und
somit auf Frage nach der Repräsentation einer Person
 Verbirgt ein Gesicht und zeigt neues  stellt andere Person dar
 Maske hat zur Person, die sie darstellt, eine Annäherung die „persona“ ist
Persona
 Bild, Maske, Gesicht  Maske als fingiertes Gesicht im engen Verhältnis zum Bild (Person
wird zum Bild)
o Keine Differenz zw. Gesicht und Maske im Kunstwerk  = Persona
 = Einheit von Person und Maske

Sophie Calle (1953 - )

 Konzeptkünstlerin innerhalb der Fotografie


 Auch geschriebenes Wort und Interview für Projekte relevant
 Das scheinbar biographische einer Person wird in den Blick genommen und voyeuristisch
inszeniert
o An der Grenze zwischen Realität und Fiktion
 „The Hotel“ (1981)  Fotoreihe, die aus oberen und unteren
Tafel besteht
o Obere Tafel: Farbfotografie mit Raum (nicht benutzter
Hotelraum) und Text
o Untere Tafel: schwarz/weiß Fotografie mit benutztem
Raum
o 6.2.-6.3.1981: Calle arbeitete in Venedig als
Zimmermädchen in Hotel
 Untersuchte persönliche Gegenstände der
Gäste um Auskünfte über Leben und
Lebensumstände zu erhalten
o Räume in Diptychon präsentiert um die Benutzung des
Raumes darzustellen
o Calle fotografierte persönliche Dinge und las Briefe,
Notizen, Postkarten, etc.
 Machte sich deren Leben zu eigen
o Text zu Hotel Room 30  genaue Beschreibung des Raumes und der persönlichen
Dinge der Gäste
 Enthält auch weitere Informationen
o Dokumentation bleibt trotzdem im Fiktiven, weil die konzeptuelle Arbeit der
Wirklichkeit entsprechen
o Nachweis, dass Intimität für die Kunst des 20. Jhdts (bis Wende) wieder explizit wird
 Bereits von Marianne Streisand gezeigt

Marianne Streisand (1951- )


 Intimität bereits in Habilitationsschrift behandelt
o Intimität durch „Tyrannei der Intimität“ in Frage gestellt
 Nicht nur Persönlichkeitsrecht, auch geheime Bereiche, Privatsphäre; Grenze; Einblick ins
Innere; Ruhe und Stille von Intimität umfasst
o Auch Spannung und Tabu / Maske und Ideal von Intimität behandelt
o Va in Postmoderne zentral  durch Intimität zeigt sich auch pure Körperlichkeit
 Calle kehrt Personen nach außen; Privatsphäre als wichtiges Element des bürgerliches
Leben

03.12.2019

 Intimität im Bildwerk (abgeschlossene Erzählung) oder Intimität zwischen Betrachter und


Kunstwerk zu unterschieden
o Drei historische Schwellenmomente für Intimität (angebunden an künstlerische
Stile und Bewegungen)
 2 H. 18. Jhdt: Beziehung von Momenten des Intimen und Romantik
(Frühmoderne)  Darstellung großer Gefühle
 Akzentuierung der Subjektivität des Künstlers
 Bsp aus Literatur: Leiden des jungen Werther
 Umbruch 19./20. Jhdt: Fokus auf psychologische Aspekte (eg.
Surrealismus)
 Freuds Psychoanalyse
 Korrespondenzphänomen: Korrespondenz mit zeitgleichen
Erscheinungen (Psychologie / Psychoanalyse)
 Moderne / Hochmoderne (nach WWII; 50er-70er) – Bildkünste
o Für alle Stufen gilt, dass die Intimität in künstlerischen Werken wichtige
mentalitätsgeschichtliche Änderungen nicht nur darstellt sondern auch bewirkt
o Intimität mit Entwurf neuer Gemeinschaften /Gemeinschaftsutopien
zusammenhängend (zb. Künstlergemeinschaften)
o Die Intimsphäre wird dargestellt (deckungsgleich mit Privatsphäre)  zb. Calle
dringt in diese Sphäre ein und greift ein

 Calle greift doppelt in die Intimsphäre ein: durch das Eindringen als Angestellte und das
Berichten  Frage nach Wirklichkeit bleibt offen
o Dokumentarische Fotografie oder mit diesem Mittel Fiktion geschaffen?
 Durch die Fotografie wird etwas erzeugt, wodurch wir dazu neigen, dass wir
der Fotografie mehr glauben, als anderen Medien
 Bildkünstlerisch hergestellte Tagebucheintragungen  Intimität durch formale Anlage des
Werkes (erscheinen wie Tagebücher)
o Soziale Beziehungen werden beschrieben bzw. auch Geheimnisse werden dargestellt
Nan Goldin (1953 - )

 Fotografin
 Tagebuchaufzeichnungen im Künstlerbuch
 Themen Sex, Drogen, Gewalt
 “The Ballad of Sexual Dependency”  1979-1995 ausgeführt
o Regelmäßig gezeigte 50min. Farbdiaprojektion
o Emotion und Intimität zentral  Fotografien aus 80er
in Wohnung von Goldin entstanden (entstanden an
allen privaten Orten von Goldin)
o Immer wieder werden Selbstportraits in die Ballade eingebaut
o Soziale Befindlichkeit einer oder mehrerer Personen relevant
o Kontinutität  aber stehen die Fotografien in einem Zusammenhang miteinander?
o Mehr als 700 Einzelaufnahmen  1995 abgeschlossen
 Work in progress
o Zusammenstellung der Fotografien variiert
o Auch mündliche Kommentierungen durch vorbereitete
Soundtracks Teil der Präsentation (auch musikalisch 
Persönliche Zusammenstellung aus klassischer Musik, Pop
Songs und weiteren Lieblingsstücken der Künstlerin)
 Durch permanente Möglichkeit der Variation soll Werk immer neu
erscheinen
 Zusammenstellung nicht notwendigerweise immer selber Ton / Stimmung
 Ton-Dia-show
o Pseudofotoroman
o Tagebuchaufzeichnungen werden von Goldin in ein neues Medium gezogen 
Fotobuch: künstlerisches Multiple und kennzeichnend für künstlerischen
Ausdrucksform des frühen 20. Jhdt
o Nach Zusammenstellung wird jedes Foto mit erklärendem Untertitel versehen
 Assoziativ und angelehnt an andere Titel (zb Musiktitel)
o Das Private wird öffentlich
o Selbstanalyse innerhalb der Ballade sind explizit für Ballade (Ikonen der
Fotogeschichte)
o Nietzsche: Autopsychologie (Selbstanalyse)  ästhetisches, künstlerisches Verfahren
um Intimität ins Bild einzuziehen
 Später Talking Cure in Kunst  eigenes nach Außen bringen
 Bis heute nutzt Goldin die analoge Fotografie
o Aufzeichnung des künstlerischen Milieus
o Kamera von Goldin = wie ein drittes Auge, die immer aufzeichnet
o Realitäts- bzw. Wahrheitsgehalt muss aber immer überprüft werden
 Visuelles Tagebuch ist monumentales gewachsenes Selbstportrait von Goldin und somit
Autobiographie
o Nicht nur Präsentation der Künstlerin, sondern auch Selbstcharakterisierung /-
einschätzung
o = erweiterte Portraits
o Milieu als Charakter - Portrait  wenn Umfeld der Künstlerin (wie bei Goldin) auch
thematisiert wird
 Über diese Darstellung entsteht Korrespondenz zu uns (kennenlernen von
Goldin während sie sich uns auch entzieht)
Anna Gaskell (1969 -)

 Regelmäßiger Bezug auf andere Künste


 Zu Beginn Selbstportraits, später Mädchen, wo auch Narrative miteinbezogen wird
 „Wonder“ (1996/7)  etabliert in Kunst „elliptical narratives“ va. Von Literatur und Malerei
beeinflusst
o Alles Szenen sind von Gaskell aufgebaut  narrative Fotografie / staged
photographies
 Szenen scheinen kontinuierliches Narrativ zu
bilden, tun sie aber nicht
 Jede Fotografie existiert die Szene nur in
Fotografie (nicht linear)
o Markante Unteransicht um Größe darzustellen und
Farbe als Bedeutungsträger und besondere
Lichtführung
o Unheimlicher Charakter  verweist auf etwas, dass
verloren / nicht dargestellt wird
o Fotografische Tableaus  nicht lineare Szenen
o Bezug auf literarische Vorlage „Alice im Wunderland“ Lewis Carrol  1865 erstmals
erschienen (mit Fortsetzung „Alice hinter den Spiegeln“)
 Absurdität der Narrative von Alice im Wunderland wird dadurch
aufgenommen, dass es in den Fotografien zwei Alices gibt
o Literatur, Kinderspiele, eigenartige Verfahrensweisen der Psyche (etwa in Märchen)

 „Override“ 1997  jede Fotografie hat Untertitel („Untitled #...  nummeriert)


o Bilder in Ablauf zu sehen, linear (nicht elliptisch); dennoch
jede Fotografie in sich abgeschlossen –> Gaskell als nicht
verlässliche Erzählerin
o Kindliche Desorientiertheit und Unheimlichkeit relevant
o Literarische Vorlagen: Märchen der Brüder Grimm
o Darstellungen, die nicht Erklärbar sind  das Phantastische
des Märchens wird auf Fotografie übertragen

 „Hide“ 1998  Bezug auf Märchen „Der zauberhafte Esel“ von den Grimm Brüdern
o Junge Mädchen, die allein in einem Anwesen sind
und selbst Märchen nachspielen und damit wird
die Nicht-Logik und Intrigen des Märchens und
Frage des Magischen ins Bild übertragen
(dauerhaftes Hide and Seek)
o Narrativ eindeutig, aber Umsetzung bezieht sich
vor allem auf emotionale Komponente des
Märchens (welche Ängste / Gefühle löst es aus)
 Unheimliche / Magische wird auch im
Betrachter bewirkt
Larry Sultan (1946-2009)

 In Fotografie kritisch mit Wahrnehmung, Wirklichkeit und Anspruch an Fotografie


auseinandergesetzt
 Überprüfung welche Wirklichkeit erzeugt wird
 „Pictures from Home“ 1980-1990er (Reagan Ära)  Künstlerbuch
o Umfasst Fotografien mit gleichem Sujet  Elternhaus des Künstlers zu
unterschiedlichen Zeiten
 Dokumentiert Leben der Eltern
 Immer am selben Ort
o Künstlerbuch, dass der Tagebuchaufzeichnung ähnlich ist
o Intimes, privates im Zentrum
o Von Tagebuchaufzeichnungen des Künstlers und
Gesprächsmitschriften und Filmstils (aus Filmarchiv der Familie; private
Ereignisse) und Erinnerungsstücke begleitet
 Dokumentation von Zeit und Leben der Eltern, sondern auch
Verweise auf Verhältnis von Künstler zu Eltern
 „It is your picture, but my image”  Zitat von Vater iBa “Dad on Bed” (re u.):
Privatheit der Aufnahmen deutlich
o Kleinfamilie der 50er Jahre wird in Reagan Ära reanimiert 
Untersuchung der Politik und Bildformel in Kunst möglich
macht: Was ist Familie? Was ist Heimat?
o American Dream dargestellt  Umzug von Brooklyn nach
Kalifornien
 Bekannte Rituale, dessen was die neue Mittelschicht
ausmacht!
 Kulturelles und politisches Portrait der Kleinfamilie
o Farbigkeit bedeutungstragend und starke Körnung (Nostalgie
erzeugt)

Richard Billingham (1970 -)

 Fotograf und Filmemacher


 Kindheit und Jugend in Elternhaus als Sujet  Trauma zur Kunst
 Künstlerbuch
 Schonungslose Offenheit der Darstellung des sozialen Dramas
 Über Beschreibung des eigenen Lebens hinaus, Referenz zu politisch-sozial-kulturellen
Gegebenheiten in GB
 „Untitled“ (1995)  Serie
o Darstellung des Traumas in Familie wird Tabu
gebrochen (soziale Missstände)
o Momentane Aufnahmen der tatsächlichen Situation
o Verwahrlosung der Familie direkt sichtbar
o Vater = Alkoholiker; Mutter = übergewichtig
 Wie kann Leben bewältigt werden
o Narrativität des Künstlerbuches und dessen intimen
Aussage wird mit sozialen Aussage verbunden
THEORIE - Roland Barthes (1915-1980)
Inszenierung einer Geschichte vs. Dokumentation einer Geschichte
„Die helle Kammer“ 1985  Verhältnis von punctum und studium (Warum Fotografie so nah an
Realität für uns rankommt?)
 Punctum = lt. kleinste Größe, Punkt / Augenblick  subtil das Unterbewusstsein des
Betrachters anspricht und Aufmerksamkeit auf sich zieht
o Aby Warburg  „Nemosyne Atlas“  Der liebe Gott steckt im Detail  über
Sachzusammenhang, sollte Detailanalyse im Zentrum stehen  ähnlich wie
Theorie von Barthes zu punctum
o Rezeptionstheorie  eine Form, Kunstwerke zu analysieren
 Auch Bildwirkung relevant  angekoppelt an Rezeption des Kunstwerkes
o Kemp „Der Betrachter ist im Bild“
 Studium = Bildintention (bewusste Aussage des Kunstwerkes)  Hauptgrund für Foto 
Gegensatz zu punctum
o Interesselose Wohlgefallen (Lessing), Betrachten
 Spannungsverhältnis von studium und punctum  polarisierte Konzepte
o Aus beiden ergibt sich Indexikalität der Fotografie
 Aus Linguistik: Bezug auf analoge Fotografie (Abdruck / Spur die etwas in
einem anderen Medium hinterlässt)
 Besonderer Bezug photographischer und filmischer Bilder zur
Wirklichkeit
 Licht auf Bildträger  Berührung durch die Foto entsteht
 Lt. Barthes = Beweis, dass Foto in enger Verbindung zu Realität
steht und Beweiskraft hat!
o Weil Abdruck der tatsächlichen Realität im Foto
o Auf Zeichenbegriff von Charles Peirce bezogen 
 Ikonischer (Ähnlichkeit), indexikalischer (Kausalzusammenhang) und
symbolischer (durch Konventionen) Bezug des Zeichenkörpers zum
„dynamischen Objekt“
 Filmische Bilder: ikonische und indexikalische Zeichen
 Interpretant: mit ihm vervollständigt sich die Zeichen
o Auf welches Objekt Bezug genommen wird
 Fotos zum hohen Teil fiktiv  nicht einfaches Gegenteil von Fakt, sondern
Überlappung
o Fotografische Wirklichkeit  Wirklichkeit die im Medium entsteht
 Kann, muss aber nicht in einem Bezug zur Außenwelt stehen
 Kreiert aber Wirklichkeitsbezug der für uns besonders relevant ist, da wir
die Fotografie immer im indexikalischen Verhältnis zur Wirklichkeit sehen
 Diese fotografische Wirklichkeit wird in Geschehensfluss eingebettet 
Referenz der Fotografie (die durch Indexikalität schon bereits besteht)
wird noch mehr gesteigert, da sie auf die Wirklichkeit verweist  Teixis (=
Zeigefähigkeit)
 Lebendigkeit des Kunstwerkes wird an Referenz zur Wirklichkeit
(indexikalische Vermögen) gebunden
 Kunstwerke wollen als ob sie Ausschnitte der Wirklichkeit wiedergeben
wahrgenommen werden
 Bezug auf Lessing  „nur das ist fruchtbar, was der
Einbildungskraft freies Spiel lässt“
o An Indexikalität, aber auch an Imagination angebunden
 Realismus in Fotografie als Botschaft fungiert bzw. immer um
Reproduktion und Wiederholbarkeit geht
04.12.2019

Farm Security Administration (FSA)

 1937 gegründet, Regierungsabteilung


 Verarmte Landbevölkerung der USA während der Großen Depression zu fotografieren 
Lebensbedingungen der Menschen zu beleuchten
 Fehler der Landschaft / Auswirkungen von Naturereignissen / Auswirkungen der Politik auf
Bevölkerung
 Fotografen und Autoren angestellt um darüber zu berichten  „ introducing America to
Americans“ (va Landbevölkerung)
 Leiter: Roy Stryker
 Fotostrecken; erschienen auch in Zeitschriften/Zeitungen  Fokus auf Baumwollfarmer /
Erbsenpflücker / Wanderarbeiter  ca. 270.000 Aufnahmen

Walker Evans (1903-1975)

 Zu Beginn Fotografie zu viktorianischer Architektur, später Teil der FSA


 „Depression Era Photography“  dokumentarischer Stil = bewusste Zurückhaltung des
Fotografen vom Bildgegenstand um größtmögliche Objektivität zu gewährleisten + Narrativ
der Lebensbedingungen darstellen zu können + größtmögliche Neutralität
o Objektivitätsparadigma = va. Im 19.Jhdt: Objektivität ist mit
Kamera verbunden, da diese ein intensionsloses Bild der
Realität erstellt
o Duktus der Neutralität und Wahrheitsgehalt bei Fotografie am
stärksten (im Vergleich zu anderen Medien)
o Fokus auf drei Familien: Fields, Tengle, Burroughs  in
Alabama, Arbeiter in Landwirtschaft
 Evans dokumentiert nicht dürres Land, sondern die
Personen, die damit umgehen mussten
 Va. Portrait von Allie Burroughs
o Narrativität (extreme Armut, Leben der Menschen) an Benennung der Familien
gekoppelt  Einführen in Lebensbedingungen der Familien  das Dokumentarische
wird von Evans personalisiert!  um Wahrheitsbezug zu verstärken
 „Let us now praise famous men”  Künstlerbuch
o Fotografien von Evans von Texten von James Agee verbunden (erstmals 1941
veröffentlicht)
o Narrativ wird dadurch verdoppelt (visuell und in Textform)
o Dokumentation von verarmten Pächtern während Wirtschaftskrise

Dorothea Lange (1895-1965)

 Dokumentarfotografin (Mitbegründerin)
 24.10.1929  Schwarze Donnerstag (relevanter Tag für Lange  Fotografierte Demos /
Streiks in San Francisco)
o Portraitfotografiestudio geschlossen, dokumentiert danach
monatelang Leben verarmter Landarbeiter va in Texas
 Alle Arbeiten werden von Texten begleitet (mit Erzählungen der
fotografierten Personen)
 „Migrant Mother“ Serie  in Wanderarbeiterlager für Erbsenpflücker
o Wurden in Zeitungen veröffentlicht  lösten
Lebensmittellieferungen in diese Region aus
 Wanderarbeiter, identifiziert durch die Landstriche, in denen sie Leben
 1939 Buch „An American Exodus“  Dokumentation in Medium des Buches verlegt
o Zentral: Fotoserie „Migrant Mother“
o Mit Texten verbunden
o 1940 in MoMA erstmals gezeigt
 Abstraktes Konzept „Armut“ wird verdeutlicht indem sie an Schicksale einzelner Menschen
gebunden werden
 Teil des kollektiven Gedächtnis

Helen Levitt (1913-2009)

 Street-Photography + eng mit Walter Evans zusammenarbeitet


(Analogien)
o NY Straßenleben ab 1930er in armen Stadtvierteln
o Unsentimentale Bildsprache zeigt humorvolles und
theatralisches Schauspiel abseits der Klischees
o Momentane Aufnahmen – va spielende Kinder – die
Geschichten auf den Straßen einfangen
 Fokus auf Divergenz zwischen reichem Manhattan
und dessen verarmten Stadtteile
 Mexiko – Aufnahmen: Fokus auf soziale Ungerechtigkeit
 NY Aufnahmen 1959  erstmals Farbfotografie (erstmals bei
Dokumentarfotografie)

VIDEO/FILM
Eija-Liisa Ahtila (1959 -)

 Filmemacherin und Videokünstlerin


 Zweidimensionalität der Fotografie wird verlassen
o Filmarbeiten an Räume angebunden (Mehrkanalarbeiten) parallele Darstellung in
Black Box (Ausschluss der Wirklichkeit; nur mehr in Wirklichkeit des Films)
 Darstellung mehrerer Blickwinkel gleichzeitig
o Allgemein: Oft bewusst nicht zusammenhängend / chronologisch
 Bei Ahtila  Rote Lichtpunkte in Black Box
 „The House“ (Talo) 2002  documenta 11 (insg. 14 Min)
o Dreikanalvideoprojektion – Projektionsflächen sind
unterschiedlich groß und sind im ca. rechten Winkel zueinander
(118°)
o Psychische Befindlichkeiten die dargestellt werden relevant
o Monolog der Protagonistin Elisa (in Finnisch) begleitet Arbeit
o Beginn: Vogelperspektive – Natur- und
Landschaftsaufnahmen
 Elisa mit Einkaufstüten auf Holzhaus zugehend
 Elisa im Haus, beim Esstisch mit Zeitung
 Zunehmend surreale Momente durchbrechen die scheinbar
banale Handlung
o in keiner Logik zu Realität  Verwischung von Raum und Zeit
o sukzessive Verlust des Realitätsbezugs und mentale Dislozierung
 Wahrnehmung wird Realität  Bezug auf Wirklichkeit, die wir nicht
nachvollziehen können und für uns surreal wirkt
o Größenverhältnisse verändern sich
 Geräusche aus der Erinnerung vermischen sich mit Geräuschen der erlebten
Gegenwart
 Bis sich Wirklichkeit zersetzt (Elisa schwebt – wir sehen das aus ihrer
Perspektive)
o Elisa wird ängstlicher und sich vor verfremdender, eigentlich vertrauten Umgebung
fürchtet + sperrt Wirklichkeit mittels Vorhängen aus
o Hintergrund des Monologs: Gespräche / Interview mit Frauen die an Psychosen
erkrankt sind
o Haus: nicht nur Lebensort, sondern auch sind auch wir  permanente Verfall des
Hauses steht für psychischen Zusammenbruch der Protagonistin
 Betrachter soll teilhaben an psychischer Desorientierung, die durch
räumliche Verfahren dargestellt wird (zb. Auch Verwischung der Grenzen von
Innen und Außen)
 Welches Narrativ subjektive Wahrnehmung darstellt
 Zentrale Bedeutung von Raum / Räumlichkeit zur Narrativität von Emotionen
 Enge Verbindung von Person zu Haus  Freud: „Das Ich ist nicht Herr im
eigenen Haus“  räumliche Angebundenheit von psychischen Erleben und
damit verbunden Ängste  auf diese Desfunktion bezieht sich Ahtila
 Betrachter erlebt die Ängste, welche durch Psychosen ausgelöst werden, mit
o Nicht Erkrankung selbst soll dargestellt werden, sondern die auf unterschiedlichen
Ebenen stattfindende räumliche Dislozierung (groß<-> klein / innen <-> außen) und
Vermögen der Kunst, etwas ins Bild / zur Darstellung bringen zu können =
„Psychischen Energien der bildenden Kunst“ (nicht nur Darstellung von Emotionen
sondern auch Hervorrufen im Betrachter  Mitfühlen wird erzeugt  Geschichte
wird miterlebt)
 Unterscheidung von Gefühlen, die wir haben, und Emotionen, mit welchen wir ein Kunstwerk
verarbeitet werden

07.01.2020

 Keine chronologische Erzählstränge mehr  Aspekt der Hochmoderne


o Kein kontinuierlicher Erzählablauf mehr

„Passagenwerk“ Benjamin: Durchlässigkeit von Realitätsebenen  Raum und Zeitebenen


fließen ineinander und konstituieren  Ahtila: Deregulierung einer vormals kontinuierlichen
Wahrnehmung / Möglichkeit
 Dramaturgischer Spannungsbogen: Monolog und Nebengeräusche / innerer Monolog der
uns erleben lässt  auch Außenraum hörbar
o Geräuschkulisse von Innen- und Außenraum verschwimmen
 Authentischer Erfahrungsbericht basierend auf Interviews mit oftmals jungen Frauen, die
psychotische Phasen durchlaufen haben
o Hier: Verlauf einer Psychose wird gezeigt in „The House“
o Geräuschkulisse kann von Elisa nicht mehr mit Wahrnehmung vereinbart werden
o Fortschreitender Realitätsverlust
o Auseinanderdriften von Ton, Wahrnehmung etc.
o Mehrere Erzählebenen: Elisa spricht Betrachter an / innerer Monolog
o Keine homogenen Räume  Innenräume gehört zu Subjekt
 Interieur als Darstellung der Psyche des Subjektes
 INNENRÄUME seit Frühmoderne: Dargestellte Innenräume binden immer an subjektive
Befindlichkeit an  Medium subjektiven Ausdruckes (innerer Verfasstheit)  von Ahtila
übernommen
o Nicht nur Rahmen der Handlung sondern psychische Zustände
o Seit 18 Jhdt: wie Subjekt eine Person bei sich selbst ist durch Interieur dargestellt
 oft wird Außenwelt abgeschlossen durch Interieur (offenes Fenster/Tür) 
regulierte Einlass der Außenwelt
 Verhältnis von Subjekt zu Welt durch Interieur
 Gegenstände des Gebrauchs / persönliche Erinnerungsstücke die Auskunft
über Person gibt  Zusammenspiel von Subjekt und Umgebung
dargestellt
 Interieur: Ausgrenzung gegen Außenwelt  durch Ahtila gesteigert durch
Verhängung der Fenster mit dunklen Stoffen

 „The House“  Furcht vor anderen Personen die in die Welt eindringen können
 Black Box (für Videoinstallationen) <–> White Cube (moderne Galerieraum) =/= Salonraum
o Immersive Verfahren  Betrachter werden in das Kunstwerk versenkt + Anteil am
Kunstwerk haben + Teil des Kunstwerks  durch Raumsituation erzeugt
o Ahtila: setzt in Blackbox Farben ein  Signalfarben verstärken immersives Verfahren

Kritik des Realismus


 Formen der Narration in denen Erzählen Änderungsprozesse in Bildkünsten durchmacht
 Ab 1970er / 90er  Infragestellung des Realismus der Erzählung
o Neue Erzählstrategien werden entwickelt
o Ästhetische Verfahren durch Entfabelung ausgezeichnet: Herauslösen der
Geschichte aus Ursache – Wirkungs-Ketten
 Fokus auf bloßes Geschehen + Abfolge von Zuständen
o Simultanität: oft auch fragmentarische, heterogene Elemente in Kunstwerken
gezeigt  Zusammenhang muss vom Betrachter erarbeitet werden + Reflexion auf
modernes Leben
o Detail: von alltäglichen Gegenständen  genutzt um Handlungslogik zu
unterlaufen (zusammen mit Fragmenten, Simultanität)
o Autorschaft: als Thema der Erzählungen durch Verknüpfung von Biografie und
Werk  mehrere Ebenen zb. Bei Ahtila: wir erleben durch sie und durch das
Beobachten von ihr

Jean Francois Lyotard (1924-1984)


 „Das postmoderne Wissen“ (1982)  Metaerzählung (Métarécits): narratives Weltbild
o Auflösung des narrativen Weltbildes (grand récits - Metaerzählungen)
o Metaerzählungen: allgemeingültig, universal, objektiv, absolut  an etw. das
Erzählt angebunden (eine Instanz, welche die Erzählung vorgibt = ungebrochenes
Subjekt)  durch Kritik des Realismus aufgebrochen
o Moderne = Dialektische Figur  Metaerzählung (Begriff der klassische Moderne)
wird in Postmoderne aufgenommen und kritisch beleuchtet
o Hochmoderne = 50er / 60er (Minimal Art, etc)
o Gegen objektives Weltbild der Erzählstruktur, für subjektive Sicht
o Dislozierung
o „Cinematische Nonlinearität“  gegen Metaerzählungen, disloziert
 Wie Ahtilas Werk
 „The Bridge“ (Ahtila, 2002)  psychische Zusammenbruch Ausgangspunkt der Arbeit 
Episode aus insg. 5 Geschichte (Love is a Treasure)
o Protagonistin irritiert von Geräuschkulisse  Übergang zu
verborgene Erinnerungen, welche sie so sehr verängstigen,
dass sie nicht aufstehen kann
 Psychische Struktur beeinflusst physische
 Interieur als direkte Referenz zu psychischen
Befindlichkeit
 „The Wind“ (2002) nicht im Loop
o Nicht verschiedene Erlebnisse, sondern simultane Perspektive einer Situation
aufgeteilt auf drei Screens
o Wütende Frau, welche in Wohnung Dinge erlebt, wobei unklar ist, ob diese real sind
o Fenster als Referenz zum eigentlich ausgegrenzten Außenraum (Referenz zu:
Kunstwerk als Fenster zur Welt) finestra aperta
 Beginn mit zwei Off-Stimmen
 Andere Erzählweise der psychischen
Befindlichkeit  Fokus darauf wie und was
imaginiert werden kann
 Keine Auflösung, was Imagination bzw.
Realität ist
 Erzählung von Kindheit durch Susanna 
reflexive Ebene über eigene Befindlichkeit
und Entwicklung dessen
 Protagonistin hinterfragt, woher Situation des Raumes kommt und
beschreibt Auflösung des Innenraumes (männliche Stimme aus Off erklärt,
Wind komme aus ihrer Imagination)
 Raum ist Metapher für schrittweisen Wahnsinn der Frau ergreift
 „Consolation Service“ 1999  für Biennale Venedig entstanden
o Junges Paar, welches in Scheidungsprozess befinden  Kamera wechselt mit
Sprecherperspektive und Ebene der Therapeutin wird miteinbezogen
 Va. Aus Sicht der Frau
 Beginn der Arbeit mit Ende der Geschichte des Paares  dreiteilige
Gliederung der Geschichte
 Teil 1: Beendigung der Beziehung + Ratschläge durch Therapeutin
 Teil 2: Geburtstagsfeier / Restaurant / See eislaufen  Gruppe ertrinkt in
See  Vergangenheit und Tod als Symbol des entgültigen Aufgeben der
Beziehung
 Paradoxe Erzählstruktur  Erzählungen,
auf die nicht mit Worten sondern mit
Mimik reagiert
 Dekonstruktion der Narration im Fokus +
Aktivierung der Erinnerung
 Kombination aus scheinbar
dokumentarischen Realismus und
filmischer Strategie (rückwärtige Sicht
der Ereignisse)
08.01.2020

Kurzer Rückblick Ahtila:

o Ton und räumlichen Bedingungen relevante Aspekte der Arbeit


o unterschiedliche Erzählebenen
o Blickwinkel: Betracher von/durch Elisa
----

o Permanente Introspektion  entfremdete Welt entwickelt sich zu Furcht vor allem Fremden
 Ambivalente Seelische Zustand und Rückzug von nicht mehr rationalisierbaren Einflüsse
werden zu einer existentiellen Bedrohung
 Auflösung des homogenen Raumes (Simmels – Großstädte und Geisteswelten) 
Verschiebung der Raumgrenzen nicht mehr kontrollierbar und werden zu
Zustandsbeschreibung einer gegenwärtigen Welt
o Black Screen für einen Moment  visuelles tabula rasa
 „diegese“ = alles, was zur erzählten Welt gehört  diegetische Raum und
Installationsraum verschmelzen miteinander

Anri Sala (1974- )

o Albanischer Künstler, va. Videokunst


o Streng inszeniert oder auf zufällig wahrgenommen Augenblicke um komplexe Aussagen zu
Menschen, Situationen etc in historischen Umbrüchen zu machen (va Albanien)
o W. Benjamin: Wenn es um historische Geschichte geht: „Geschichte zerfällt in Bilder, nicht in
Geschichten“
o Blackbox  nur ein Screen, welcher allansichtig im Raum hängt (kann umgangen werden)
o „1395 Days without red“  Sarajevo: für 1395 Tage (1992-96) unter Besatzung  Sniper
Alley: Weg, der von Protagonistin gehen muss um zu Orchesterprobe zu kommen
o Entscheidung, in der sich Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft verdichten  Entscheidung über Leben und Tod
o Aufforderung der Regierung: keine Leuchtenden Farben
tragen, um kein Ziel der Scharfschützen zu werden
o Arbeit kein Dokument, sondern Erleben der Belagerung
 Erleben der Geschichte ohne Narrativ 
Narration des Erinnerns / Kultur der Erzählung der Geschichte
 Entgegen der Chronologie, geht das Video vor und zurück
 Laufen an keine Chronologie gebunden, sondern Sprünge vorwärts / rückwärts in
der Zeit  Bewegung der Frau im Vordergrund (va. Ton  Laufen und Atem der
Protagonistin hörbar)
 Erzählung, was die Besatzung ausmacht, wird als atmosphärisches Erleben
dargestellt
 Vorstellung, wie Zeit vergeht, ist nicht chronologisch abhängig  Praktiken im
Vordergrund  Emotionale Fokussierung
 Individualisierung von subjektiven Erleben der Belagerung  wie Protagonistin
diese Situation umsetzt und erlebt
o Erlebte Geschichtserfahrung nicht Faktizität von Geschichte im Kunstwerk umgesetzt
 Benjamin: sog. Erinnerungsbilder = „im Jetzt seiner Erkennbarkeit aufblitzende
Bild… ähnelt Bilder der eigenen Vergangenheit“ „Historie ist also Bilder aus
unwillkürlichen Eigendenken“
o Manifestation von Erinnerung durch Sinneserfahrung  Zeit wird zum räumlichen
Ereignis  Erinnerung und Erleben werden zu dynamischen Prozess
o „Long Sorrow“ (2005)  leerer Raum mit halbgeöffneten Fenster
in Blicklinie  Saxophonist Jemeel Moondoc (Freejazz) außerhalb
des Gebäudes Langer Jammer in Berlin (18. Stock)  Außenraum
wird fokussiert  Respondenz des Free Jazz
o Resonanzen im Vordergrund  Anspannung des Musizierens
und der Anspannung der Lage/des leeren Raumes sind zentral
 Wird als körperliche Anspannung sichtbar (Verdichtung)
o Ereignisraum  „Was sehen und was hören wir?“
o Märkisches Viertel: als modernes soziales Bauen gedacht (utopischer Entwurf) heute ein
sozialer Brennpunkt  Kehrtwende für Sala relevant
 Politische Narrativ wird durch körperliche Anspannung erzählt
o Zeit als unerträgliche Dauer  zeitlich unbestimmte Raum: emotionale Befinden wird
übergriffig  Chronologie der Zeit zur Dauer des Raumes
o „Answer Me“ (2008)  Narrativität über Raumerfahrung und
Tonalität auch hier zentral
o Tonalität nicht an Noten gebunden  Teufelsberg, Berlin:
Bunker / Überwachungsturm aus Zeit des Kalten Krieges
(von US gebaut zur Überwachung von Ostdeutschland)
 Mann, welche Schwierigkeiten hat eine Frau zu
antworten  Antwortet immer mit Schlagzeug 
Frau sagt regelmäßig „Answer Me“
 Tonalität korrespondiert mit Örtlichkeit  historische Situation wird erzählt
 Tonalität mit Architektur verbunden
 Bruch des Beziehungsleben durch nicht ermöglichte Kommunikation dargestellt
 keine lineare Abfolge  Echo des Gesprochenen der Frau: Analogie des
Gedächtnis, subjektive Erinnerung
 Anrufung schlägt auf sich selbst zurück und wird oft von Instrument
überdeckt
 Unmöglichkeit der Kommunikation
o „The Present Moment“ (2014)  Schönberg „Verklärte Nacht“ zentral  von Sala modifiziert
 auf zwei Screens gezeigt: (1) Musiker spielen B Dur (2) Musiker spielen in D -Dur 
Simultanität der Musiker auf den Screens
o Aufgezeichnet im Haus der Kunst und auch dort gezeigt  Ehrenhalle (NS Gebäude)
 Raum: in situ  nicht nur Aufführungsort, sondern Teil des Kunstwerkes
 Gebäude für frontale Reden genutzt  gegensätzlich dazu die Kammermusik in
Salas Werk
 Architektur und deren Bedeutung wesentlicher Bestandteil der Arbeit
o „Verklärte Nacht“  umgibt die Besucher – entwickelt einen eigenen akustischen Raum
 Dialektisches Prinzip zwischen Musik und Besucher entsteht
 4teilige Segmentierung des Raumes: originales Sextett; Reden; Abgewandeltes
Stück; Video
 Unterschiedliche Perspektiven auf das Stück entwickeln
o Konkrete Ort der historischen Geschichte, der an Narrativität einer Erzählung die an
diesen Orten stattfindet um dann zurückzugehen auf die Frage der Geschichte
 Über Musik die Narrativität der Erzählung von Geschichte erfahren
Stan Douglas (1960- )

o Orte und Räume, an denen bestimmte Situationen stattfinden und Geschichte (va an
Utopien des 20 Jhdt angebunden) zentral in den Arbeiten
o „Le Détroit“ (2001)  afroamerik. Frau bewegt sich im Dunklen mit Taschenlampe durch
verlassenen Raum / Gebäude (Stummfilm)
 Im Raum hängende Leinwand  beidseitig sichtbar: einmal in
Normalansicht, einmal in Negativkopie
 Bekanntes filmisches Motiv (Frau im Haus) und
Narratives Medium (Schwarzweiß Film) und
Projektionsraum werden verbunden
o Immersiver Raum  Betrachter sollen
vollständig in Kunstwerk eintauchen
 Auseinandersetzung mit Projektionsraum zentral: Narrativität wird durch
genaue Auseinandersetzung mit Gegebenheiten des Ausstellungsraums, ein
Bezug von Betrachter und dargestellten Raum, realen Raum und Filmischen
Medien erzeugt
 Narrativität des Kinos zentrale Referenz (filmische Techniken,
Erzählformen)
 Erzeugung des Raums im Narrativ hinterfragt
 Filmische Räume von Stan Douglas:
 Medialer Raum  dargestellten fiktiven Raum der Aktion
 Modalen Raum  Erzählraum, Ort des Narratives
 Beobachterraum  Dispositive Raum, Vorführsaal
 Konkret geographischer Raum u. historischer Raum auch relevant

21.01.2020

Rückblick Stan Douglas:

 Scheinbare Realität und Fiktionalität im Werk bei Stan Douglas relevant  Fiktion nicht
explizites Gegenteil von Faktizität
o Fiktion: ethnomonologische Wurzeln: von fingere (herstellen)
 Referenz zu Kinofilm  „Le Detroit“: Räumlichkeit (Black Box), bekanntes Motiv, Einbindung
der Zuschauer in filmische Geschehen
o Dunkelheit: bewusst erzeugt um Zuschauerhaltung gegenüber Gezeigtem zu
beeinflussen und eintauchen lassen  Immersion: räumliche Erfahrung wichtig
 „begehbare Erzählräume“  Überlagerung der simultanen Projektionen und Auswirkung des
Eintretens in Projektionsbereich führt zur Einbeziehung des Betrachters in das Werk
(Schatten, der geworfen wird, beeinflusst Bild)
 Suche im Dunkeln, welche im Film gezeigt wird, durchleben auch Betrachter in Black Box
 Zentrale Frage: wie wird virtuelle Filmwelt und realer Ausstellungsraum zusammengebracht?

 „Ouverture“ (1986)  auf eine Leinwand in schmalen, engen


Ausstellungsraum zu sehen
o Projektion an schwarz-weiß Film angelehnt (16mm Film, 7
Min) auf Loop
o Starke Körnung / Unschärfe bewusste Referenz zu frühen Filmen + Tonspur: tiefe
männliche Stimme, die Anfang von Marcel Proust In Swanns Welt: Auf der Suche
nach der verlorenen Zeit immer wieder sagt (1913)  über Erfahrung des Schlafens,
Warten,…
o Bezug auf frühen Filmen (auch: L’Arrivée d‘un train en gare de La Ciotat Lumière) 
aber Betrachtersituation wird verändert  Analogie zwischen Reisen und Kino
 „Hors-champs (Installation views)“ (1992)  Douglas zu Kino: ganze Industrie des Erzählens,
in der alles möglich gemacht wird
o Für Einzelausstellung im Centre
Pompidou entstanden
o Allansichtige Leinwand, welche frei im
Raum hängt und von beiden Seiten
bespielt  ohne Blackbox (kein
immersives Verfahren)
o Situationen, welches es hätte geben
können,  expliziter Bezug auf
Aufnahmestil der 60er im französischen
Fernsehen für Musiksendungen
gebräuchlich
 Auftritt einer 4köpfigen Free Jazz Band in Fernsehstudio
 Durch Umgehen des Kunstwerkes erschließt es sich erst  nicht der
gleiche Film, der vorne und hinten bespielt werden  Filmen des
Auftrittes mit zwei Kameras, welche hier gezeigt werden
 Spiel zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit aufgegriffen: immer
nur eine Seite kann vom Betrachter gesehen werden
 Kinematographische Installation bzw. filmische Skulptur: va. Durch räumliche
Anordnung im Ausstellungsraum werden die filmischen Techniken erfasst
 Verschiedene Aspekte des filmischen Raumes (historischer Raum (60s),
gesellschaftlicher Raum (Frankreich), filmische Raum, Betrachterraum
werden in Beziehung miteinander gesetzt)
o Miles Davis (1926-1991)  Jazz Künstler: Referenz zu einer realen Situation (hier:
Fotografie der Einspielung eines Albums von Davis)
 Aufgrund dessen Video „Luanda-Kisana“ von Douglas erstellt:
 Ton: Teil eines Stücks von Miles Davis
 Bild: kompositorischer Aspekt der Fotografie: Studio mit spielenden
Musikern  originalgetreue Situation wird nachgebaut (nahezu
entsprechend den Fotografien von Miles Davis Probe)
 Kombination von verschiedenen Fotografien Miles Davis wird hier
Video erstellt (welches so auch von Miles Davis bestanden hätte
können)  dokumentarischer Aspekt, der jedoch weitergeführt wird
o Quasi-Dokumentation  ins Fiktive übertragen
 „Der Sandmann“ (1995)  10 Min. Doppelprojektion mit vielfältigen Hinweisen auf Vorlagen

o E.T.A. Hoffmann (1776-1822)  Der Sandmann 1816: bekannte Erzählung der


schwarzen Romantik (Kunstmärchen / Nachtstücke / Schauerromane)
o Viele Protagonisten u.a. Nathanel (Bedeutung: Gottesgeschenk) und Klara
o Sandmann, welcher Kindern Augen ausreißt
o Daniel Paul Schreber (1842-1911)  Sohn von Moritz Schreber, Erfinder des
Schrebergarten
o Daniel Paul: Erfinder schrecklicher Geräte für Kinder zur Körperbildung:
„Geradehalter“ um Kinder zu „gesunder Haltung“ zu zwingen (wurde zum
Symbol für preussischen Militarismus)
o Sigmund Freud  „Das Unheimliche“ beziehen sich auch auf den Sandmann
o Für Freud: das Unheimliche ist nicht nur Unvertraute, sondern auch das
Vertraute (unheimlich – heim)
o Einst Vertraute wird zum Unvertrautem (wird verdrängt) und kehrt im
Unheimlichen zurück

o Film: Dunkler Raum mit 2Kanal


16mm Filminstallation an
Wand projeziert: Eindruck, es
handle sich um einem Film,
aber zwei Kameras eingesetzt
= zwei Filme, welche Bild
erzeugen
 Filmstudio erkennbar, dessen Raumsituation durch sich drehende Kamera
gezeigt
 Hauptfigur: junger Schwarzer Mann mit schwarzer Kleidung, welcher Text
vorliest
 Sehr langsame Kamerabewegung, bis es zu Übergang von Filmstudio zu
Garten
 In Berliner Studio Babensberger erzeugt
o Suture (frz. = Naht)  Schuss-Gegenschuss-Montage im Film: das bildet die
Nahtstelle
o In Blackbox mit einer frontalen Projektion: Erzähler, der verschiedene Ebenen der
Bedeutung des Films aufgreift (Schrebergärten, Erfindungen von Paul Schreber,
Sandmann Sequenzen und Unheimliche von Freud werden hier verbunden)
 Unterschiedliche visuelle Ebenen des Films werden gezeigt und machen die
unterschiedlichen Bedeutungsebenen sichtbar!
 Mis-en-abym: Verschiedene Erzählungen werden ineinander verdreht und
bilden eigene Erzählung (Film im Film im Film im Film  Zitierung immer
desselben Bildes)
 Fiktive Realitäten eines Schrebergartens
 Durch Suture wird unser Standort in Installation vorgegeben: räumliche
Überlagerung stellen Grundmotiv der Arbeit dar (Erfahrung von diversen
Doppelgängern und des Unheimlichen)
 Unheimliche wird intensiviert durch Bezug auf Freud  Rückkehr
des Verdrängten: durch verschiedenen Realitätsebenen wird
Betrachter selbst verändert / beeinflusst
 Weibliche Stimme aus Off liest weitere Briefe vor (wohl Referenz auf Clara)
Isaac Julien (1960 - )

 Verschiedene Künstlerische Disziplinen werden in seinem Arbeiten verbunden und poetische


und einzigartige Bildsprache zu schaffen
o Oft um Geschichte der Sklaverei
 Frederick Douglass (1817-1895)  als Sklave geboren, später Bürgerrechtler, Schriftsteller
und einer der ersten anerkannten Interessensvertreter der Afroamerikaner
o In Kindheit von Großmutter auf Plantage aufgezogen, später nach Baltimore verkauft
(an Familie Auld)  lernte Lesen und Schreiben (damals strafbar)
 Danach: Feldarbeiter
o Floh nach New York, wo er auch seinen Namen änderte
o 1841: Erzählung von Leben als Sklave auf Anti-Sklaverei Konvention
 Kaufte sich auch von ehemaligen Besitzern frei
o 1852: Rede What to a Slave is the 4th of July?  Grundlage von Julien‘s Werk
 „Lessons oft the Hours“ (2019)  Rede von Douglass über Leben als Sklave wird in Werk
wiedergegeben
o 10 Unterschiedliche Leinwände, in rotem Installationsraum  folgen dem Narrativ
der Erzählung von Douglass (von dessen Autobiografie)
 geht aber über Autobiographie hinaus (tableaux
vivants)
 Reflexives Element über Zustand und
Zuständigkeit der Gesellschaft wird hinzugefügt
o Ausstellungsraum: intensiv rot + Leinwände hängen im
Raum, jedoch nicht umgehbar  schmale Sitzbänke
o Jede Leinwand erhält einzelne Projektion, mit gleichem
Start
o Danach zeigen Bildschirme unterschiedliche visuelle
Erzählungen
o Auditorium: Zuhörer mit historischer Kleidung und zeitgenössischer Kleidung 
Referenz auf Aktualität der Rede
o Momente aus gesellschaftlichem Umfeld der Zeit von Douglass und gesellschaftliche
Distinktionen werden parallel zu Rede gezeigt  Landschaftsaufnahmen als Rückgriff
auf Biographie von Douglass
o Einer der meistfotografierten Amerikaner des 19.Jhdt  außergewöhnlich, da
Fotografie damals va. Weißer Bevölkerung vorbehalten

22.01.2020

 Technik: 35mm Film / digitaler Film  in Washington DC aufgenommen


 Teils in Schottland / England (Royal Academy of Arts) gefilmt: Douglass
dort über 400 Reden zur Antisklaverei gehalten
o 1894: letzte Rede von Douglass  auch in Installation aufgenommen „Lektionen der
Stunde“  Phänomen des Lynchens im Fokus (va. Amerikanischer Süden nach
Bürgerkrieg)
 „Playtime“ (2014)  blauer Installationsraum, 7 Bildschirm Video Installation
o 6 Personen: Künstler, Hedgefonds Manager, Auktionator, Hausarbeiter, Kunsthändler,
Reporter
o Kunstmarkt und dessen Bedeutung zentral
o Bezug auf Film Jacques Tati „Playtime“ (1967)  auch Auktionen, Kunst und Kunsthandel
zentral
 Auf drei Städte aufgeteilt, deren Rolle für
Kapital und Finanzmärkte zentral ist
(London, Reykjavik, Dubai)
 Teilweise dokumentarisch, teilweise fiktiv
 verbindet die Figuren mit wahren
Geschichten von Individuen, welche von
Finanzkrise betroffen sind
 Potenzial des Kapitals  Schaffung und Abbrechen von sozialem Kapital
o Städteansichten, Naturlandschaften,…  Narrativ von sonst unsichtbaren globalen
Finanzflüsse
 „Looking for Langston“ (1989/2016)  schwarz-weiß Film aus 1989, von Julien inszeniert 42 Min.
o Authentisches Filmmaterial von Harlem in 1920er 
tatsächliche Aufnahmen aus Wochenschau werden
mit Drehbuchszenen von Julien verbunden 
Narrativ, das nicht linear ist, sondern anhand
bildnerischer Präsentation entwickelt wird
 Zentral: Identität und Coming Out schwarzer
homosexueller Männer  Harlem
Renaissance (benannte Periode)
 Musik: wurde nach seinem Tod Langston Hugh? Gewidmet
o Männer in Version von Cotton Club  kurze Auszüge aus Novellenwerk von Langston
Hughes?
 Auch Fotografien von schwarzen Männern gezeigt
o Keine reine Biografie  eher Erzählung / Erinnerung an Langston und die Renaissance in
Harlem  rekonstruiert aus Perspektive von Langston
 Diese Perspektive wird in historischen Kontext (durch Archivmaterial)
eingebettet  bildet Zusammenschau von sozialem und kulturellem Hintergrund
in 20er Jahren in NYC
 Langston: wie Vorbild / Ikone der Renaissance präsentiert
 Film wurde Ikone der Black World und festigte Juliens Ruf, als Künstler sich vor
allem mit Schicksal von Afroamerikanern auseinanderzusetzten

Cao Fei (1978 - )

 Chinesische Medienkünstlerin
 Verknüpft Videokunst mit 3D Animationen und Möglichkeiten von VR Welten in Second Life
 Va. Mit Postkultur in China auseinandergesetzt
 China und Kulturveränderungen in China zentral, werden weltweit gezeigt, außer in China
 „Who’s utopia?“  20 Min Farbvideo
o In Black Box gezeigt auf einer Wand mit flexibler Größe
aber mit min 2,5m²
o In einer Glühbirnenfabrik in China; Dreiteilig:
 (1) Imagination of Product: Nahaufnahmen von
automatisierter Glühbirnenproduktion und
Menschen an Arbeitsplatz
 Akkordarbeit
 (2) Factory Fairytale: Mitarbeiter, die tanzen / Musik machen
 Manche in Kostümen / Arbeitskleidung
Träume der Arbeiter, wenn sie nicht in Fabrik arbeiten müssten  in

Fabrik selbst vorgestellt
o Wunschträume der Arbeiter im Zentrum
 (3) My future is no dream
 Arbeiter in Fabrik, die stillstehen / sitzen, während der Betrieb der
Fabrik um sie herum fortgesetzt wird
 Gruppe die weiße Shirts mit Schriftzeichen (Meine Zukunft ist kein
Traum), welche Musiker werden wollten  tatsächliche
Lebenssituation wird deutlich, wo Wünsche keinen Platz haben
o In Osram Beleuchtungsfabrik in Südchina (Pearlriver Delta  eines der am
schnellsten wachsenden Industrieviertel der Welt  alle Gebäude / Orte wurden
abgetragen zugunsten des Industriegebiets)
 Delta heute Sinnbild für Industrialisierung / Kapitalismus auf Kosten der
Bevölkerung
o Im Rahmen des Siemens Art Programms umgesetzt (2000-2006) „What are they
doing here?“ (Auftragswerk)
 6 Monate im Pearlriver Delta  Fragebögen an Mitarbeiter mit ca. 50 Fragen
 Auch Workshops waren Teil des Projektes
 „Who’s utopia?“  wer profitiert von wirtschaftlicher Leistung von
Pearlriver Delta
 Persönliche Wert iVz Unternehmenswert unbedeutend / spielt keine
Rolle
 „Cosplayers Series“ (2004)  eigene ursprüngliche Identität wird verlassen,
Personen werden zu den Charakteren aus Manga, Anime, Videospiele, …
o Absurdität und Differenz zwischen Cosplay und alltägliches Leben
(nebeneinander)
o Teil des Alltags in Gesellschaft  verschiedene Ebenen von Gespielten,
werden in reales Leben übertragen  keine Differenz zwischen Kunstfigur (und
dass sie diese spielen) und Realität
 „La Town“ (2016)  Film (Stadt als Symbol für die gesichtslosen Städte in
China)
o Stadt, welche anfangs intakt ist  plötzlich tritt ein Unfall ein 
Stadt wird vollkommen zerstört
 Utopie der idealisierten Städte / Lebens wird aufgegeben

William Kentridge (1955 - )

 Südafrikanischer Künstler (Zeichner, Bildhauer, Filmemacher)


 Ab 80er Animationsfilme aus Kohle und Tusche, Pastellfarben
 Geschichte und Leben in Südafrika, va vor und nach Ende der Apartheit, zentral
o Biographischer Aspekt: Eltern (Rechtsanwälte) oft in Apartheit schwarze Bürger vor
Gericht verteidigten
o Autobiographien von erfundenen Figuren in Filmen zentral
 „Felix in Exile“ (1994)  fünfte aus achteiliger Serie Crawing for
protection (1989 – 99)
o Bis zu 40 einzelne Kohlezeichnungen
o Rückgriff auf politische Ereignisse, welche in poetische Bilder
übertragen wird  Radieren / Überzeichnen, was in
Trickfilmen verdeckt wird, als Künstlerisches Mittel bei
Kentridge
o Mit 35mm Kamera gedreht  Fließender Übergang möglich
o Erste freie Wahlen in Südafrika 1994  Zusammenhang zw. Verteilung von
Landbesitz und sozialer und Kultureller Identität wird hier aufgegriffen
 Figuren:
 Felix: Exilant in Paris
 Landvermesserin Landi (Symbol für Sehnsucht nach Heimat)
o Berichtet über Ereignisse in demokratischen Südafrika
 Felix wird von Erinnerung an Südafrika eingeholt und die damit verbundene
Angst
 Verwischen von Landi und Felix (Landi Alter Ego von Felix)
 Landi wird am Ende in politischer Auseinandersetzung in Südafrika
erschossen
o Fiktive Personen verweisen aber auf tatsächliche Ereignisse in Südafrika
 „Stereoscope“ (1999)  Soho Eckstein (Figur) symbolisiert Archetyp von Geschäftsmann,
welcher Fabrik besucht
o Stereoscope lässt Bilder dreidimensional erscheinen 
unterschiedliche Möglichkeiten die Realität von Eckstein
zu sehen  das als nicht veränderbare Leben angesehen
wird hier als veränderbar dargestellt
o Splitscreen  die entwickelnde Filmfigur hätte immer
mehrere Möglichkeiten, um Lebensrealität sich anders
entwickeln zu lassen

Bill Viola (1951- )

 Video- und Installationskünstler


 Auseinandersetzung mit existentiellen Erfahrungen des menschlichen Seins (Lebenszyklus,
östl. u. westl. spirituelle Kunst)
 Seit Anfang 70er Jahre befasst mit neuem Medium Kunst
 Explizite Bezug Violas auf Aby Warburg und dessen Begriff Pathosformel (körperlicher
Ausdruck / Gesten die überzeitlich / überkulturell verstanden werden  an Körper
angebunden)
 Theodor Lipps  Einfühlungstheorie: wie möglich, dass wir emotionales Befinden
nachvollziehen können
 Friedrich Theodor Vischer / Robert Vischer  Kunsthistoriker: Friedrich Vischer: wichtig für
Kunstästhetik
o Robert V.: „Über das optische Formgefühl“: Grundlage der Theorie der Einfühlung in
Kunstwerke  Kraft der Gefühle, die im Kunstwerk dargestellt werden  wie kann
Betrachter die Gefühle decodieren und sie mit eigenen Gefühlen verbinden
 „Silent Mountain“ (2001)  perfomative Bilder stellen Emotionen
dar und produzieren Emotionen
o Aristoteles: „Kunstwerke sind unbewegte Beweger“
o Viola: „the loudest scream I have ever recorded is the
silent work Silent Mountain“  Schrei ohne Ton
 Etwas wird verkörpert, was sich der Sprachlichkeit
entzieht
 Rückgriff von Viola auf Pathosformel  aus
Bewegungsszenarien heraus und Darstellung des Bewegungsverlaufs erkannt
wird, um welche Emotion es geht
 „The Quintet of the Asthonished“ (2000)  Blackbox, in der an Stirnwand das Video
projiziert (Video ist überlebensgroß)
o Extreme Zeitverzögerung: Gesten sind
kaum wahrnehmbar  Entwicklung der
bewegten Körperbilder zentral
o Dynamisierte Darstellungsverfahren
o Lipps: „Wie kann es sein, dass ich erkenne
in welchem emotionalen Status sich jemand
befindet?“ Wie wird das Gefühl zum Eigenen - „Wissen von fremden Ichen“
 Universale Gesten
 „The Deluge“ (2002) und „The Raft“ (2002)
o Selbes Thema: Referenz zu Sintflut  in beiden Arbeiten auf
Videoinstallation übertragen  in Blackbox wird Betrachter in
Geschehen mithinein gezogen
o The Deluge: Doppelprojektion eines Videos in Blackbox an
Stirnwand überlebensgroß

 „Martyrs“ (2014)  Screens nebeneinander, welche auf


jede Wand (4 Wände) projeziert werden (Zuschauer zentral)
3 Männer, 1 Frau
o Tonlos, Arbeit anfangs farbig, später schwarzweiß
o Themen, welche zu Bildprogramm der
Kunstgeschichte gehören, aufgreifen, welche aber
auch angebunden sind an aktuelle Foltermethoden

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