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Cindy Werner

Stellenbesetzung und Besoldung in der Militärverwaltung der Ptolemäerzeit (P.Trier II 15)


Archiv für Papyrusforschung
und verwandte Gebiete
Begründet von
Ulrich Wilcken

Herausgegeben von
Jean-Luc Fournet Bärbel Kramer
Herwig Maehler Brian McGing
Günter Poethke Fabian Reiter
Sebastian Richter

Beiheft 38

De Gruyter
Stellenbesetzung und Besoldung in der
Militärverwaltung der Ptolemäerzeit
(P.Trier II 15)
von
Cindy Werner

De Gruyter
ISBN 978-3-11-066247-4
e-ISBN (PDF) 978-3-11-066475-1
e-ISBN (EPUB) 978-3-11-066268-9
ISSN 1868-9337

Library of Congress Cataloging in Publication Control Number: 2019938925

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Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort............................................................................................................. VII
Zeichenerklärung ............................................................................................... IX
1. Einleitung ...................................................................................................... 1
1.1. Physische Beschreibung ........................................................................... 1
1.2. Herkunft.................................................................................................... 2
1.3. Beschriftung ............................................................................................. 2
1.4. Paläographie und Abkürzungen ............................................................... 3
1.5. Die Sprache .............................................................................................. 5
1.6. Die Personen............................................................................................. 6
2. Die Datierung ............................................................................................... 11
3. Der historische Hintergrund....................................................................... 31
4. Der Aufbau der Aktenrolle ......................................................................... 35
4.1 Erläuterungen zum Aufbau der Aktenrolle ............................................. 35
4.2 Die Paragraphoi ....................................................................................... 36
4.3 Die Akteneinträge.................................................................................... 38
4.4 Die Chronologie der Ereignisse .............................................................. 40
5. Text und Übersetzung ................................................................................. 49
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle ................................................................ 58
(a) Anschreiben ............................................................................................. 59
(b) Schreiben des Antiphilos ......................................................................... 63
(c) Subskription (?) ........................................................................................ 68
(d) Anschreiben ............................................................................................. 70
(e) Unbekanntes Schriftstück ........................................................................ 72
(f) Anschreiben .............................................................................................. 73
(g) Prostagma Ptolemaiosʼ VIII. Euergetes’ II.
vom 17. September 145 v. Chr. ................................................................ 75
(h) Schreiberbericht I – Auszug aus einem Prostagma
Ptolemaiosʼ VIII. Euergetes’ II. vom 15. Juli 145 v. Chr. ...................... 83
(i) Schreiberbericht II – Ergebnis der Untersuchung..................................... 86
(j) Auszug aus einem Dokument zur Besoldung der Myser .......................... 91
(k) Prostagma Ptolemaiosʼ VI. Philometor aus dem Jahr 148 v. Chr. ........... 97
(l) Zusatz zum Prostagma aus dem Jahr 148 v. Chr. ................................... 102
(m) Antwort auf eine Eisdosis ..................................................................... 105
VI Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

(n) Prostagma Ptolemaiosʼ VI. aus dem Jahr 146 v. Chr. ........................... 107
(o) Schreiberbericht III – Fazit ..................................................................... 110
7. Die Besoldung der Truppen in der Ptolemäerzeit .................................. 114
7.1 Begriffsklärung....................................................................................... 115
7.1.1 ἀγορά ............................................................................................... 116
7.1.2 μέτρημα ........................................................................................... 117
7.1.3 ὀψώνιον ........................................................................................... 117
7.1.4 σιτάρχημα ........................................................................................ 118
7.1.5 σιταρχία ........................................................................................... 119
7.1.6 σιτώνιον........................................................................................... 119
7.2 Die Höhe der Besoldung ........................................................................ 120
7.3 Das Prozedere bei der Auszahlung von Soldatenlöhnen ........................ 126
7.4 Beschwerden wegen ausbleibender Zahlungen ...................................... 127
8. Militärische Ämter und Titel .................................................................... 130
8.1 Der ἀρχιγραμματεύς ............................................................................... 130
8.1.1 Zum Vergleich: Der ἀρχιγραμματεὺς ξυστοῦ ................................. 131
8.1.2 Der ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων ................................................ 135
8.1.3 Fazit ................................................................................................. 140
8.2 Der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων .............................................................. 142
8.2.1 Der Forschungsstand ....................................................................... 142
8.2.2 Die Quellenlage ............................................................................... 146
8.2.3 Fazit ................................................................................................. 159
8.3 Die παρεφεδρεύοντες ............................................................................. 163
8.3.1 Der Forschungsstand ....................................................................... 163
8.3.2 Die Quellenlage ............................................................................... 165
8.3.3 Fazit ................................................................................................. 179
9. Exkurse ........................................................................................................ 182
9.1. UPZ I 14 als Quelle für die Militäradministration der Ptolemäerzeit ... 182
9.2. UPZ II 215 als Quelle zur Neuaufnahme von Soldaten ........................ 187
10. Anhang
10.1.Tabellen zur Besoldung der Truppen ................................................... 189
10.2. Prosopographie der ἀρχιγραμματεῖς ξυστοῦ ....................................... 197
10.3. Prosopographie der ἀρχιγραμματεῖς τῶν δυνάμεων............................ 197
10.4. Prosopographie der γραμματεῖς τῶν δυνάμεων................................... 197
10.5. Prosopographie der παρεφεδρεύοντες ................................................. 198
11. Bibliographie............................................................................................. 199
12. Indizes zu P.Trier II 15 ............................................................................ 206
Tafeln………………………………………………………………. nach S. 209
Vorwort

Das vorliegende Werk ist die leicht überarbeitete Fassung meiner im Mai 2015
an der Universität Trier im Fach Papyrologie eingereichten Dissertation.
Die hier erstmalig edierte Papyrusrolle enthält alle für die Bearbeitung einer
Eingabe des Soldaten Antiphilos relevanten Dokumente, zu denen u.a. Prostag-
mata Ptolemaios᾿ VI. und Ptolemaios᾿ VIII. gehören. Grund für die Eingabe
waren die dem Antiphilos während des letzten Feldzugs Ptolemaios᾿ VI. ver-
sprochenen Privilegien, die er nach dem Tod des Herrschers bei dessen Nach-
folger, Ptolemaios VIII. Euergetes II., geltend zu machen versucht. Dank der
Datumsangaben in den Prostagmata der Akte kann diese in das Jahr 145 v. Chr.
datiert werden und erlaubt aufgrund ihrer Entstehungszeit nicht nur neue Ein-
blicke in die Militäradministration und das Besoldungswesen der Ptolemäerzeit,
sondern untermauert auch bisherige Vermutungen darüber, wie im Sommer die-
ses bedeutenden Jahres, in dem Ptolemaios VI. verstarb und sein jüngerer Bruder
aus dem Exil in der Kyrenaika auf den ägyptischen Thron zurückkehrte, der
Herrscherwechsel vonstattenging.
Der Papyrus, P.Trier II (Inv.-Nr.: P.UB Trier S 125-104+105), ist Teil der
Papyrussammlung der Universität Trier und wurde mir von meiner Doktormutter
Bärbel Kramer (Trier) zur Bearbeitung zur Verfügung gestellt. Ihr gilt daher
mein erster und besonderer Dank für ihr Vertrauen, ihre stete Begleitung und
Betreuung, ihre unerschöpfliche Geduld und ihr offenes Ohr, die mich nicht nur
durch mein Studium, sondern in besonderem Maße auch durch meine Promo-
tionszeit begleitet haben. Besonderer Dank kommt auch Herrn Bernhard Palme
(Wien) zu, der sich gern dazu bereit erklärt hat, in meinem Promotionsvorhaben
die Rolle des Zweitgutachters zu übernehmen.
Mein Dank gilt ferner der Studienstiftung des Deutschen Volkes, durch deren
Promotionsstipendium in den Jahren 2011 bis 2014 ich mich vollständig auf
meine Dissertation konzentrieren konnte, sowie der Stipendienstiftung Rhein-
land-Pfalz, die mich durch ein dreimonatiges „Abschluss-Stipendium aus dem
Exzellenzprogramm zur Förderung ausländischer und deutscher Studierender
und des wissenschaftlichen Nachwuchses“ in der Endphase meiner Promotion
unterstützt hat.
Charikleia Armoni (Köln) möchte ich dafür danken, dass sie sich die Zeit
genommen hat, meine Edition zu studieren und mir wertvolle Anregungen zu
geben.
VIII Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Besonderer Dank gilt den (ehemaligen) Trierer Papyrologen Aikaterini Geor-


gila (Trier) und Ann-Katrin Gill (Oxford) für den regen Austausch und ihr auf-
merksames Korrekturlesen sowie Pia Breit (Trier) für die gewissenhafte Durch-
sicht der Formalia des Manuskripts.
Danken möchte ich außerdem den Herausgebern des Archivs für Papyrusfor-
schung dafür, dass die Arbeit hier als Beiheft erscheinen darf.
Abschließend gilt mein ganz besonderer Dank meiner Schwester Denise,
meinen Freunden und meiner Familie für ihre Geduld und ihre Unterstützung.

Trier, Dezember 2018 Cindy Werner


Zeichenerklärung

[ ] Lücke durch Beschädigung des Papyrus


[ ̣ ̣ ̣ ̣] vermutete Anzahl der in der Lücke fehlenden Buchstaben
〚 〛 Tilgung durch den Schreiber
{ } Tilgung durch den Herausgeber, ersetzen Wilckens ⟪ ⟫
< > Ergänzung oder Änderung durch den Herausgeber
( ) Auflösung von Symbolen und Abkürzungen
̀αβγδε´ vom Schreiber über oder unter der Zeile nachträglich
hinzugefügte Buchstaben
̣ ̣ ̣ ̣ ̣ nicht entzifferte Buchstaben
α̣β̣γ̣δ̣ε̣ stark beschädigte oder unsicher gelesene Buchstaben
| Zeilenwechsel im Papyrus

 ἀρτάβη
𐅵𐅵 δραχμή
∟ ἔτος
 ἥμισυ
1. Einleitung

1.1 Physische Beschreibung

Die Aktenrolle P.Trier II 15 stammt aus Mu-


mienkartonage1 und weist an diversen Stellen
Farbreste der ursprünglichen Bemalung auf. Als
Beispiel soll hier ein Ausschnitt aus dem unte-
ren Teil der ersten Kolumne (Abb.1) dienen, auf
dem Spuren von roter und blauer Farbe zu er-
kennen sind. In diesem Bereich ist zudem die
Tinte verlaufen, was wohl während des Auflö-
sens der Kartonage geschehen ist und irrever-
sible Schäden an der Beschriftung des Papyrus
hervorgerufen hat, besonders am Ende der
ersten Kolumne, sodass der Inhalt des Schrift-
stücks (e) nicht rekonstruiert werden kann.
Abb. 1
Die Aktenrolle ist 99,8 cm breit und 31,2 cm hoch und bis auf ca. 4–5 cm, die
am Beginn der Rolle fehlen, vollständig erhalten. Der obere Rand beträgt ca. 3,5
cm, der untere 4,5 cm und der rechte 1 cm.
Die Papyrusblätter der Aktenrolle sind von schlechter, grober Qualität und die
Klebungen unsauber ausgeführt, sodass es sich um Schreiberklebungen zu han-
deln scheint, die im Büro desjenigen Intendanten angefertigt worden sind, der
auch für die Beschriftung verantwortlich war. Insgesamt können vier Klebungen
ausgemacht werden, die alle dem Typ II2 entsprechen, also sich aus drei Schich-
ten zusammensetzen, und die ca. 2,5 cm breit sind.
Der Erhaltungszustand der Papyrusrolle ist, abgesehen von dem fehlenden
Stück am Rollenanfang, gut, da sie kaum von Wurmfraß betroffen war und nur
wenige kleinere Fehlstellen aufweist. Das Verso ist nicht beschrieben.

1
Einen ersten Eindruck der Aktenrolle soll die Abbildung auf Tafel 1 im Anhang vermitteln.
Die Scans können unter <https://digipap.uni-trier.de/papy.php?ac=e&id=808> eingesehen werden.
2
Siehe dazu Krutzsch, „Papyrusmaterial“, S. 106f. und Krutzsch, „Blattklebungen“, S. 93–98.
Für die Durchsicht der Scans der von mir bearbeiteten Aktenrolle und für ihre Hilfestellung bei
der Bewertung des Rollenmaterials und der Klebungen bin ich Frau Krutzsch sehr dankbar.
2 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

1.2 Herkunft

Der Fundort der Rolle ist nicht bekannt. Aus einer geographischen Angabe im
Text, die sich auf eine Person bezieht, die im Herakleopolites in Garnison lag,
liegt die Vermutung nahe, diesen Gau als den Ort anzusehen, an dem die Rolle
beschrieben und höchstwahrscheinlich auch hergestellt worden ist. Wie oben
bereits erwähnt, ist die Aktenrolle wohl nicht vom Schreiber gekauft, sondern
von ihm selbst aus mehreren Kollemata zusammengestellt worden, worauf die
Ausführung der Klebungen hinweist.
Der gesamte Text der Rolle ist eine Kopie, die wahrscheinlich im Büro der
militärischen Verwaltungsbeamten im Herakleopolites verblieben ist. Dafür
spricht auch, dass der Text von einer Hand geschrieben wurde.3

1.3 Beschriftung

Die gesamte Aktenrolle ist von einer Hand verfasst worden, deren geübter
Duktus zuweilen in eine Kursive übergeht, die das Entziffern des Textes er-
schwert. Dennoch sind die vier Kolumnen – soweit der Zustand des Papyrus es
zulässt – gut lesbar, und dank der verwendeten Paragraphoi ist der Text über-
sichtlich gegliedert.
Bevor auf die paläographischen Aspekte des Stückes eingegangen wird, soll
hier zunächst ein tabellarischer Überblick zur Verteilung der Kolumnen gegeben
werden, der ihre Breite und die Abstände zwischen ihnen sowie die Höhe der
Zeilen und die Zeilenabstände umfasst. Die regelmäßig vom Schreiber gesetzten
Paragraphoi werden unten in Kapitel 4.2 behandelt, da durch sie nicht nur eine
äußere Gliederung der Akte erfolgt, sondern auch das Verständnis vom inhalt-
lichen Aufbau derselben vereinfacht wird.

Breite der Abstand zwischen


Kol. Interkolumnium Zeilenhöhe
Kolumne den Zeilen
I ca. 17 cm 1,5–2 cm 0,3–0,4 cm ca. 0,5 cm
II ca. 25,5 cm 1,5–2 cm 0,5 cm 0,5–0,8 cm
III ca. 28 cm 1–1,5 cm 0,5–0,6 cm 0,5 cm
IV ca. 23,5 cm / 0,5 cm 0,6–0,8 cm

Tabelle 1: Beschriftung

3
Auch für P.Lips. II 124, der ebenfalls aus dem Bereich der Militärverwaltung stammt, stellt
Duttenhöfer, S. 1 fest, dass die Aktenrolle von einer Person verfasst worden ist und „eine Kopie
von vier Texten verschiedener Urheberschaft und Entstehungszeit [darstellt], die sich jedoch mit
einem gemeinsamen Thema beschäftigen“.
1. Einleitung 3

1.4 Paläographie und Abkürzungen

Aufgrund der erhaltenen Datumsangaben ist P.Trier II 15 sicher in die Zeit


(kurz) nach dem 17. September 145 v. Chr. datiert. Die paläographischen Krite-
rien korrespondieren mit einer Datierung in die Mitte des 2. Jhs. v. Chr.
Das Schriftbild ist regelmäßig, wobei durch die häufig vom Schreiber ausge-
führten Verbindungshäkchen der Eindruck eines einheitlichen oberen Zeilenab-
schlusses entsteht, der kaum durch Oberlängen einzelner Buchstaben unterbro-
chen wird. Das Omikron ist, wie in der Ptolemäerzeit üblich, höhergestellt und
kleiner als in den späteren Jahrhunderten. Das Tau wird oft in Form eines Gabel-
Tau ausgeführt, und auch das typisch ptolemäische Treppen-Ny ist im Schrift-
bild wiederholt vertreten, wie die untere Abbildung zeigt.

Abb. 2: P.Trier II 15, Kol. IV 99

Auffällig ist das geteilte Epsilon, dessen obere Hälfte weder mit dem unteren
Bauch noch mit der horizontalen Haste verbunden ist, die in der folgenden
Abbildung in ein Iota übergeht.

Abb. 3: P.Trier II 15, Kol. IV 98

Der Schriftduktus weist Übereinstimmungen mit demjenigen in P.Köln X


413, einer Eingabe aus dem Jahr 142 v. Chr., auf, dem er im Folgenden kurz ge-
genübergestellt werden soll.
Beide Schreiber führen oft nur den linken Bauch des Omega aus und gehen
dann mit Hilfe eines kleinen Häkchens in den nächsten Buchstaben über:

Abb. 4: P.Köln X 413, 10 Abb. 5: P.Trier II 15, Kol. IV 83


4 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Die Schreibweise des καί ist in beiden Dokumenten fast identisch. Lediglich
die Ausführung der Kappas variiert, da der Schreiber des Kölner Papyrus vom
unteren Ende der senkrechten Haste aus in die obere diagonale Haste des Kappa
übergeht, während im Trierer Papyrus die diagonalen Hasten in einem spitzen
Winkel an die senkrechte Haste angesetzt werden. Bei beiden Kappas endet die
horizontale Achse jeweils etwa in der Mitte des Bauches des Alpha, das wieder-
um an das darauffolgende Iota angebunden wird:

Abb. 6: P.Köln X 413, 18 Abb. 7: P.Trier II 15, Kol. IV 81

Ebenfalls auffällige Ähnlichkeit hat die Ligatur von Ny und Alpha, bei der die
rechte Haste des Treppen-Ny in einem Bogen in das hakenförmige Alpha über-
geht:

Abb. 8: P.Köln X 413, 20 Abb. 9: P.Trier II 15, Kol. IV 99

Auf Abkürzungen verzichtet der Schreiber weitestgehend. Lediglich das


Drachmenzeichen wird mit dem typischen Häkchen abgekürzt (siehe Abb. 10).
Dort, wo im Papyrus die Weizenartaben erwähnt werden (Kol. I 14.16, III 60),
die Antiphilos erhält, ist die Tinte so stark abgerieben, dass man die Art der Ab-
kürzung nur an einer Stelle erkennen kann (siehe Abb. 11). Dort ähnelt sie der in
der Naukleros-Quittung BGU X 1933, 4 (230 v. Chr.). Vgl. auch Blanchard, Sig-
les et abbréviations, S. 36.

Abb. 10: P.Trier II 15, Kol. I 6 Abb. 11: P.Trier II 15, Kol. I 16
1. Einleitung 5

1.5 Die Sprache

Die Aktenrolle ist in der, ihrer Entstehungszeit und ihrem Zweck entsprechend,
typischen Verwaltungssprache abgefasst worden, die sich zum einen in der Syn-
tax der Schriftstücke, zum anderen aber auch im Wortschatz wiederspiegelt. Der
Satzbau ist geprägt von verschachtelten Hypotaxen, in denen oft auf ein finites
Verb verzichtet wird, an dessen Stelle Infinitiv- und Partizipialkonstruktionen
treten. Als Beispiel soll hier der Beginn respektive der erste Satz des von Ptole-
maios VIII. am 17. September 145 v. Chr. ergangenen Erlasses dienen: τῶν προ-
φερομένων γεγονέναι αὐτοῖς ὀψώνια ἢ προσθέματα | ἢ μεταβάσεις ἢ ἄλλα
φιλάνθρωπα ὑπὸ τοῦ ἀδελφ[οῦ ἡμ]ῶν | ἐν τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόποις, ὅσοι ἂν
ἐπιδείξωσιν ἐ[ν] ὧι δηποτοῦν | λογιστηρίωι ἕν τι τῶν καθηκόντων ἐξαποστέλ-
λεσθαι | προσταγμάτων ὑπάρχον, ἐν ὧι ἔσται ἡ τοῦ κατʼ ἐκεῖνον τὸν καιρὸν |
ὑπομνηματογράφου χείρ, ἢ ἐσφραγισμένα προστάγματα ἢ ἐπιστολὰς | γεγραμ-
μένας ὑπὸ τῶν ἀρχιγραμματέων τοῖς ἐνταῦθα | καταλειφθεῖσι διαδέχεσθαι,
μενέτω κύρια καὶ προσαναφερέσθω | περὶ ἑκάστου.4 Die verwendeten imperati-
vischen Infinitive (ἀνενεγκεῖν Kol. II 43, φέρειν Kol. III 56, γίνεσθαι Kol. III
68, ποιεῖν Kol. IV 91, κατακολουθεῖν Kol. IV 95) entsprechen ebenfalls dem
Stil königlicher Erlasse und amtlicher Schreiben, wie bereits Mayser, Gramma-
tik II, 3, S. 72–73 feststellte. Im Allgemeinen ist das Vokabular geprägt von den
in der Amtssprache häufig anzutreffenden Verben für das Erstatten von Berich-
ten ἀναφέρω (Kol. II 43, Kol. IV 88 und Kol. IV 101), προσαναφέρω (Kol. II
36 und 39) und διασαφέω (Kol. I 13, Kol. IV 99 und 100) sowie von Termini,
die für den Bereich der Verwaltung üblich sind. Dazu gehören die Erwähnung
einer εἴσδοσις („Eingabe“, Kol. III 76) oder einer προσαγγελία („Meldung“,
Kol. III 77) ebenso wie die termini technici der amtlichen Vorgänge, einen
schriftlichen Königseid abzunehmen (Kol. II 38: λαμβάνοντας χειρογραφίαν
ὅρκου βασιλικοῦ) oder die Kleroi in den königlichen Besitz einzuziehen (Kol.
III 64–65: τοὺς κλήρους | ἀναλαμβάνεσθαι εἰς τὸ βασιλικόν).
Der Verfasser dieser Verwaltungsakte bedient sich zudem der für die Ein-
leitung eines Berichts typischen Wendung (ἐπισκοποῦντας … εὑρίσκειν, Kol. II
44), um auf die Ergebnisse seiner in den Archiven durchgeführten Untersuchung
zu verweisen und schließt die Aktenrolle mit dem dafür gebräuchlichen und

4
P.Trier II 15, Kol. II 29–37: „Von denjenigen, die vorbringen, es seien ihnen Soldzahlungen
oder Zuschläge oder Beförderungen oder andere Vergünstigungen von unserem Bruder in den
Stützpunkten in Asien zuteil geworden, sollen alle, die nachweisen können, dass in welcher
Rechnungsstelle auch immer wenigstens eines von den Prostagmata, die üblicherweise versandt
werden, vorhanden ist, auf welchem die Unterschrift des zu jener Zeit amtierenden Kanzlei-
sekretärs vorliegen soll, oder (die nachweisen können), dass sie gesiegelte Prostagmata oder
Briefe geerbt haben, die von den Generalintendanten an die hier Zurückgelassenen geschrieben
worden sind, <für diese> sollen diese maßgeblich sein, und es soll außerdem über jeden einzelnen
Bericht erstattet werden.“
6 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

oben bereits erwähnten ἀναφέρομ̣εν („erstatten wir Bericht“, Kol. IV 101).


Hinzu kommen die für Verwaltungsakten typischen Aktenvermerke, wie bei-
spielsweise in Kol. III 62–63: ἐν δὲ τῶι Ἐπεὶφ τοῦ λγ (ἔτους) πρὸς τὰ ὑπὸ Διοσ-
κουρίδου τοῦ διοικήσαντος | εἰσδοθέντα. Προσποιούμενον5, die auf nachfolgend
angefügte Schriftstücke hinweisen sowie das Einfügen von Zitaten: „οἷς ὀψώ-
νια“ („Wem Soldzahlungen (zustehen) ...“, Kol. II 53).
Zwar erleichtert die konsequente Setzung von Paragraphoi die Abtrennung
der einzelnen Einträge, dennoch erschwert die Verwaltungssprache an mehreren
Stellen das Verständnis der Schriftstücke.

1.6 Die Personen

In der Verwaltungsakte werden bekannte und unbekannte Personen direkt oder


indirekt erwähnt. Um diese zu beschreiben, ist es sinnvoll, sie zunächst zu kate-
gorisieren. Dabei sind in einer Gruppe (a) alle Personen erfasst, die namentlich
erwähnt werden, in einer zweiten (b) jene, deren Namen im Text nicht explizit
genannt werden.
a) Zu den namentlich erwähnten Personen gehören – in alphabetischer Rei-
henfolge – der Antragsteller, Antiphilos, die nicht näher bestimmten am Verwal-
tungsvorgang beteiligten Beamten Apollonios und Dionysios, der ehemalige
Dioiket Dioskurides, ein gewisser Ptolemaios, König Ptolemaios VIII. Euergetes
II. sowie der Intendant Philon.

I. Antiphilos
Antiphilos ist einer der wenigen Akteure in der vorliegenden Verwaltungsakte,
dessen Identität zweifelsfrei festzustellen ist. Aus Kol. III 55–59 ist bekannt,
dass der Name seines Vaters Archelaos ist, er selbst zum Fähnlein der Myser ge-
hört, im Herakleopolites stationiert ist und als ἡγεμὼν ἔξω τάξεων geführt wird.6
Vielleicht gehörte Antiphilos zu den Mysern, die laut P.Gen. III 131 im Mai des
Jahres 146 v. Chr. mit einem Schiff nach Pelusion gebracht werden sollen, um

5
P.Trier II 15, Kol. III 62–63: „Im Epeiph des 33. Jahres: Ergänzung zu den (eingereichten)
Berichten des ehemaligen Dioiketen Dioskurides.“
6
P.Trier II 15, Kol. III 55–59: Οἷς προσθέματα Μυσοῖς ἀπὸ σημεῶν, ἑκάστωι [(δρ.)] φ πυρῶν
ι | καί φέρειν ἐν τοῖς ἔξω τάξεων ἡγεμόσιν. μετʼ ἄλλα ὀνόματα | καὶ τῶι προγεγραμμένωι
Ἀντιφίλωι Ἀρχελάου, ὃν καὶ αὐτοὶ | εὑρίσκομεν φερόμενον ἐν τοῖς παρεφεδρεύουσιν ἐν τῶι
Ἡρακλεοπολίτηι | Μύσοις. („Denjenigen Mysern unter dem Fähnlein, welchen Zuschläge
(zustehen), (gebt) jedem 500 Drachmen und 10 Artaben Weizen und führt ihn unter den
Stabsoffizieren! Nach weiteren Namen: Auch dem oben genannten Antiphilos, dem Sohn des
Archelaos, der, wie wir selbst feststellen, unter den im Herakleopolites in Garnison liegenden
Mysern geführt wird“.).
1. Einleitung 7

dort auf dem letzten Feldzug Ptolemaiosʼ VI. in das Kampfgeschehen in Koile-
Syrien einzugreifen.7 Dass Antiphilos an diesem Feldzug teilgenommen hat,
scheint durch seine Forderung nach von Philometor während dieser Zeit gewähr-
ten Zuschlägen offensichtlich. Welcher Natur seine Anfrage in der vorliegenden
Aktenrolle tatsächlich war, darüber lässt sich nur spekulieren.8

II. Apollonios
Leider ist die einzige Information, die der Aktenrolle in Bezug auf Apollonios
zu entnehmen ist, die, dass er die bei Hofe gesiegelten Abschriften der als Be-
weise eingereichten Dokumente besitzt: ἐπιδεδειχότων ἀντίγραφα [ἐν τ]ῆι αὐλῆι
ἐσφρ[α]γισμένα σοι | ὑπὲρ ὧν διασεσαφηκέναι Ἀπολλώνιον ὑπάρχειν καὶ παρ᾿
αὐτῶι (Kol. II 51–52).9 Dieser Hinweis legt die Vermutung nahe, dass Apollo-
nios seinen Sitz in Alexandria hat und dort auf das Staatsarchiv zugreifen kann,
sodass er ein Dioiket sein könnte und womöglich mit dem Dioiketen gleichen
Namens aus SB XXVI 16524 (= P.UB Trier S 125-21) vom 19. Februar 137
v. Chr. zu identifizieren wäre. Es muss sich aber bei den erwähnten Nachweisen
um die Belege handeln, die Ptolemaios VIII. in seinem Erlass vom 17. Septem-
ber 145 v. Chr. (g) anerkannt hat und durch welche die Antragsteller ihre Forde-
rungen legitimieren können. Da sich diese Forderungen auf Sold beziehen und
somit in den Bereich der Militäradministration gehören, käme für Apollonios
auch eine Funktion in diesem Bereich in Frage, sollte es sich bei ihm nicht um
den amtierenden Dioiketen handeln.10

III. Dionysios
Über Dionysios ist aus P.Trier II 15 nur bekannt, dass er der Empfänger des
Prostagmas aus dem 35. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VI. (n) war und dem König
zuvor Berichte über diejenigen eingereicht hatte, die Soldzahlungen vom ihm
forderten. Durch diese beiden Informationen wird offensichtlich, dass Dionysios
sich ebenfalls in Syrien befand und für die administrativen Angelegenheiten
während des Feldzuges verantwortlich war. Damit würde er die Position eines
ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων11 einnehmen, dem eben diese Aufgaben zuka-

7
P.Gen. III 131 (146 v. Chr.): τ̣ο̣ῖς̣ ̣ καταπλέουσιν εἰς Πτολεμαΐδα | τ̣ὴν̣ ἐν̣ Π̣ηλουσίωι Μυσοῖς |
[κα]ὶ̣ ἑ̣τέροις ἐπιλ̣έκ
̣ τ̣ οις ἀνδράσι μα, | κα̣θό̣ τ̣ι̣ γέγραφεν Δημήτριος | τ̣[ῶ]ν πρώτων φίλων καὶ
γραμματεὺς δυνάμεων | προστεταχέναι τὸν βασιλέα, παρασταθ̣ή̣τωι πλοῖον παραχρῆμα. („Auf
Befehl des Königs soll sofort ein Schiff für die Myser und die anderen 41 ausgewählten Männer,
die nach Ptolemais in der Gegemd von Pelusion hinabsegeln, bereitgestellt werden, wie es
Demetrios, einer der ersten Freunde des Königs und Intendant der Truppen, geschrieben hat.“).
8
Siehe Einleitung zu (b).
9
P.Trier II 15, Kol. III 51–52: „ … die von dir bei Hofe gesiegelte Abschriften als Beweise
vorgelegt haben, von denen Apollonios versichert hat, sie fänden sich auch bei ihm.“.
10
Siehe auch den Komm. zu Kol. III 51–52 sowie Kapitel 2.
11
Siehe Kapitel 8.1.2.
8 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

men. Wie jedoch bei den meisten in dieser Aktenrolle erwähnten Namen, kann
nicht mit letzter Sicherheit festgestellt werden, ob dies tatsächlich das Amt war,
das der besagte Dionysios innehatte.

IV. Dioskurides12
Der zur Entstehungszeit der Rolle bereits nicht mehr amtierende Dioiket Dios-
kurides ist papyrologisch mehrfach belegt und tritt zum ersten Mal in UPZ I 14
aus dem Jahr 157 v. Chr. in Erscheinung. Seine Amtszeit unter Ptolemaios VI.
reicht, nach Duttenhöfer, P.Lips. II 124, Komm. zu 24, „anhand der datierten
Belege von dessen 24. (157 v. Chr.) bis 35. Regierungsjahr (147–46 v. Chr.).“

V. Ptolemaios
Aus dem Bericht der Schreiber (o) geht hervor, dass Ptolemaios derjenige war,
der Philon damit beauftragte, sich um die Besetzung respektive Besoldung der
von Antiphilos gemeldeten freien Stellen zu kümmern. Er war somit gegenüber
diesem Militärintendanten weisungsbefugt. Eine Möglichkeit wäre daher, in Pto-
lemaios den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων zu sehen, der im Rang über den anderen
Militärintendanten stand, und, wie in UPZ I 14, auch damit betraut werden
konnte, dem König eine Eisdosis, also einen eingeforderten Bericht zu einem
bestimmten Sachverhalt einzureichen, sowie die für die Bearbeitung der Ange-
legenheit zuständigen Beamten zu kontaktieren. Obwohl diese Möglichkeit in
Anbetracht der Parallele zu bevorzugen ist, so ist dennoch zu bedenken, dass
auch der Stratege diese Aufgaben übernehmen konnte. Für die Jahre 142–138
v. Chr. hatte ein gewisser Polemaios13 nachweislich dieses Amt im Herakleo-
polites, in dem Antiphilos stationiert war und wo deshalb aller Wahrschein-
lichkeit nach auch Philon seinen Sitz hatte, inne. Der letzte vor ihm sicher
belegte Stratege dieses Gaus war Teres14, der das Amt von 155–146 v. Chr.
bekleidete. Für eine Zeitspanne von etwa vier Jahren zwischen den Amtszeiten
des Teres und des Polemaios sind bisher jedoch keine Quellen bekannt, sodass
nicht ausgeschlossen werden kann, dass Ptolemaios nicht der γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων, sondern der amtierende Stratege war.
Unabhängig von seinem Amt und seiner Position, die nicht eindeutig geklärt
werden können, scheint es sich bei Ptolemaios um die im Bericht der Schreiber

12
Vgl. Pros.Ptol. I und VIII 27. Zur Person des Dioskurides siehe auch Collombert, „Religion
égyptienne“, S. 47–63. Siehe auch unten Kap. 2.
13
Polemaios ist von 142–138 v. Chr. in den folgenden Papyri als Stratege des Herakleopolites
belegt: P.Köln XII 479 (145–140 v. Chr.), P.Köln X 413 (9. September 142 v. Chr.) und SB
XXVIII 17203 = P.Duke Inv. Nr. 598 (21. Oktober 138 v. Chr.).
14
Vgl. P.Berl. Zill. 2 (155 v. Chr.), P.Münch. III 50 (29. März 155 v. Chr.), P.Gen. III 131 (29.
Mai 146 v. Chr.) und P.Phrur. Diosk. 6 (3. November 146 v. Chr.). Vgl. auch Pros.Ptol. VIII 335a.
1. Einleitung 9

(h) und (i) angesprochene Person zu handeln.15 Sowohl der γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων16 als auch der Stratege konnten zu dieser Zeit den Hofrangtitel eines
τῶν πρώτων φίλων tragen und kämen somit auch als Verfasser des Begleitbrie-
fes (f) in Frage. Doch die Anhaltspunkte sind auch hier zu vage, um Ptolemaios
mit Sicherheit einem Amt zuordnen zu können.

VI. Ptolemaios VIII. Euergetes II.


Der amtierende Herrscher, der in der vorliegenden Aktenrolle nur einmal in
Zusammenhang mit seiner königlichen Anordnung erwähnt wird (Kol. II 41:
προστεταχ[έν]αι τὸν βασιλέα), ist zweifelsohne Ptolemaios VIII., der kurze Zeit
zuvor erneut als Herrscher Ägyptens eingesetzt worden war.17 Er wird zudem
zwei Mal in Zusammenhang mit seinem älteren Bruder Ptolemaios VI. und
dessen Syrienfeldzug erwähnt (Kol. II 30–31: ὑπὸ τοῦ ἀδελφ[οῦ ἡμ]ῶν | ἐν τοῖς
κατὰ τὴν Ἀσίαν τόποις18 und Kol. II 45–46: πρὸ τῆς ἀναζυγῆς | τοῦ ἀδελφοῦ
τοῦ βασιλέως εἰς τοὺς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόπους19).

VII. Der Intendant Philon


Auch wenn für diesen Intendanten kein Amtsbereich angegeben ist, so muss er
doch, da er laut dem Schriftstück (o) für die Besoldung des Antiphilos verant-
wortlich war, der Intendant der Garnison im Herakleopolites gewesen sein, der
Antiphilos angehörte. Es ist m.E. wahrscheinlich, dass er aus diesem Grund der
Empfänger der Meldung war, die Antiphilos in Bezug auf die vakanten Stellen
einreichen sollte und die möglicherweise in Schriftstück (b) vorliegt.
b) Die Anzahl der zur zweiten Gruppe gehörenden Personen ist wesentlich
geringer, da ihr, neben dem Bruder des Königs, nur zwei Personen angehören,
die mit dem Personalpronomen der 2. Person Singular angesprochen werden. In
Anbetracht dessen, dass die Schriftstücke, in denen diese direkte Anrede erfolgt
zum einen aus Einträgen stammen, die unter Ptolemaios VIII. verfasst wurden,
zum anderen aber auch aus Dokumenten aus der Regierungszeit Ptolemaiosʼ
VI., kann es sich bei dem Angesprochenen, also dem jeweiligen Empfänger des
Schriftstückes, kaum um ein und dieselbe Person handeln. Im Bericht der
Schreiber (Kol. II 40 σου und Kol. II 51 σοι) dürfte Ptolemaios gemeint sein,
der den königlichen Befehl weitergeleitet und damit den Schreiberbericht in
Auftrag gegeben hat, sodass ihm dieser Bericht übermittelt und er folglich von

15
P.Trier II 15, Kol. II 40: ἀποστείλαν[το]ς σου („nachdem du mitgeteilt hast“) und Kol. II
51: ἀντίγραφα ἐν τῆι αὐλῆι ἐσφραγισμένα σοι („von dir bei Hofe gesiegelte Abschriften“).
16
Siehe dazu Kapitel 8.2.
17
Siehe dazu Kapitel 3.
18
P.Trier II 15, Kol. II 30–31: „von unserem Bruder in den Stützpunkten in Asien.“
19
P.Trier II 15, Kol. II 45–46: „vor dem Aufbruch des Bruders des Königs zu den Stützpunkten
in Asien.“
10 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

den Schreibern direkt angesprochen wird. Wenn man davon ausgeht, dass die
Antwort auf die Eisdosis (m) nicht aus alten Unterlagen stammt, sondern sich
auf den unter Ptolemaios VIII. eingereichten Bericht bezieht, so ist Ptolemaios
auch hier (Kol. III 79 σου) der Angesprochene. Anders verhält es sich aller-
dings mit dem Prostagma (n), das aus der Regierungszeit Ptolemaiosʼ VI.
stammt und an Dionysios gerichtet ist, der somit sowohl in Kol. IV 86 (σου) als
auch in Kol. IV 94 (σου) mit dem Personalpronomen der 2. Person Singular
angesprochen wird.
Zu einer weiteren Person in dieser Gruppe sind keine ausführlichen Er-
läuterungen nötig, da es sich bei der Bezeichnung „Bruder des Königs“ (Kol. II
46: τοῦ ἀδελφοῦ τοῦ βασιλέως) respektive „unser Bruder“ (Kol. II 30: τοῦ
ἀδελφ[οῦ ἡμ]ῶν) im vorliegenden Kontext nur um Ptolemaios VI. Philometor
handeln kann.
Abschließend seien noch die nicht näher bestimmten Intendanten (Kol. II 28:
τοῖς γραμματεῦσι und Kol. II 40: παρὰ τῶ[ν] γραμματέων) erwähnt, die den
Bericht erstellen. Diese haben Zugang zu den bearbeiteten Eingaben in Alexan-
dria und in der Chora und sind zudem im Besitz der Besoldungslisten, sodass sie
in einem Büro bei Hofe tätig zu sein scheinen. Da sie jedoch in einer militäri-
schen Verwaltungsangelegenheit Auskunft geben und von Ptolemaios, bei dem
es sich um den Intendanten der Truppen handeln könnte, beauftragt werden,
könnten sie zu seinem Stab gehören. Dies ist jedoch nur eine Vermutung anhand
der Indizien, die der vorliegenden Akte diesbezüglich zu entnehmen sind.
2. Die Datierung

Die Trierer Aktenrolle weist sechs Jahresangaben auf, deren Zuordnung zu dem
jeweils amtierenden Herrscher nicht nur Anhaltspunkte für die Entstehungszeit
der Texte, sondern auch für die Autorschaft der überlieferten Prostagmata
geben. Dank dieser Datierungen sind neue Einblicke in die Ereignisse möglich,
die den für die Geschichte des ptolemäischen Ägypten bedeutsamen Sommer
des Jahres 145 v. Chr. prägten, jenen Sommer, in welchem der regierende Herr-
scher Ptolemaios VI. Philometor auf seinem Feldzug in Syrien verstarb und sein
jüngerer Bruder Ptolemaios VIII. Euergetes II. als Alleinherrscher erneut den
Thron in Alexandria bestieg. Die Fragen nach einem möglichen Interregnum des
zweiten Sohnes Ptolemaiosʼ VI., Neos Philopator20, sowie nach dem Ablauf und
den genauen Umständen des Herrscherwechsels beschäftigen die Forschung seit
Längerem und konnten bisher nicht abschließend geklärt werden. Zurückzu-
führen ist dies auf die schlechte Quellenlage bezüglich des exakten Todesdatums
Ptolemaiosʼ VI., aber auch bezüglich des Regierungsantritts Ptolemaiosʼ VIII.,
die beide nur auf einen etwaigen Zeitraum eingegrenzt, jedoch nicht genau fest-
gelegt werden können. Zumindest im Hinblick auf den Zeitpunkt der erneuten
Thronbesteigung Euergetesʼ II. können die in der Trierer Aktenrolle überliefer-
ten Prostagmata dazu beitragen, das Netz der relativen Datierung zu verdichten.
Zunächst werden alle im Papyrus angegebenen Datumsangaben in einer Liste
aufgeführt. Damit zweifelhafte Lesungen direkt eingesehen und mit den vorge-
nommenen Schlussfolgerungen verglichen werden können, wurden diese als
Abbildung direkt beigefügt.21 Da einzelne Aspekte, welche die Grundlage für
die Datierung der Aktenrolle bilden, erst im Folgenden erörtert werden, folgt
diese erste Übersicht keiner chronologischen Ordnung, sondern gibt die ge-
nannten Daten in der Reihenfolge wieder, in der sie in der Aktenrolle Er-
wähnung finden. In der folgenden Untersuchung wird die in dieser Übersicht
angeführte Nummerierung (1)–(6) anstelle des Datums verwendet.

20
Siehe dazu Hölbl, Geschichte, S. 172ff.; Heinen, „Zählung“, S. 449ff.
21
Hinweise zur Datierung, die sich aus dem Text ergeben, wie zum Beispiel die Nennung des
amtierenden Dioiketen, können anhand der Abschrift und des Fotos der jeweiligen Kolumne nach-
vollzogen werden.

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12 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Die Datumsangaben in P.Trier II 15:


(1) Kol. II 39: (ἔτους) κε Μεσορὴ κε = 17. September 145 v. Chr.
(2) Kol. II 40: (ἔτους) κε Παῦνι κα = 15. Juli 145 v. Chr.
(3) Kol. III 68: ἐν δὲ τῶι Ἐπεὶφ τοῦ λγ (ἔτους)
= 26. Juli – 24. August 148 v. Chr.
(4) Kol. III 74: τοῦ λγ (ἔτους) = September 149 – September 148 v. Chr.
(5) Kol. IV 93: (ἔτους) λε Ἐπεὶφ α = 25. August 146 v. Chr.
(6) Kol. IV 95: (ἔτους) λε Ἐπεὶφ δ = 28. August 146 v. Chr.

Für die folgende Untersuchung wurden die zur Datierung der einzelnen Pros-
tagmata und der Aktenrolle als Ganzes verfügbaren Hinweise in drei Gruppen
unterteilt, die eine entsprechende Gewichtung der Fakten ermöglichen.
In Gruppe a) wurden diejenigen Datumsangaben aufgenommen, die aufgrund
des inhaltlichen Zusammenhangs der Schriftstücke zweifelsfrei einem Regenten
zugeordnet werden können und deren Lesung sicher ist und somit die Richtig-
keit der Schlussfolgerungen nicht in Frage stellt. Dennoch besitzen auch die Da-
tierungen dieser Kategorie Aspekte, die eine eingehende Auseinandersetzung
mit diesen Belegen erfordern.
Für die in Gruppe b) aufgenommenen Datierungen trifft mindestens eines der
unter a) festgelegten Datierungskriterien nicht zu, in manchen Fällen sind so-
wohl Lesung als auch Zuordnung nicht eindeutig zu determinieren. Die Aus-
wertung dieser Angaben nimmt dementsprechend einen größeren Raum ein. Um
auf eine wiederholte Ausschreibung der Datierungen und deren Vorkommen
innerhalb der Aktenrolle verzichten zu können, werden die in der obigen Liste
angegebenen Nummern verwendet, deren Reihenfolge aufgrund ihrer Gruppen-
zugehörigkeit in der folgenden Betrachtung abweichen wird.
Der singuläre Beleg, der unter c) zu behandeln sein wird, weist keine Datums-
angabe auf, sodass er in der Liste der Datierungen nicht aufgeführt ist, und er
steht auch nicht in Verbindung mit einem amtierenden oder ehemaligen Herr-
scher oder Beamten. Für die Datierung der gesamten Aktenrolle ist dieser Beleg
jedoch von besonderer Bedeutung, sodass er trotz der fehlenden Bestimmungs-
kriterien eine ausführliche Behandlung erfahren soll, die dieses Kapitel, zu-
sammen mit den Schlussbetrachtungen, abschließen wird.

a) Unzweifelhafte Datierungen (1, 3 und 4)


Als unstrittig bezüglich ihrer Lesung sowie ihrer Zuordnung zu einem regie-
renden Herrscher sind die oben als (1), (3) und (4) aufgeführten Datumsangaben
zu betrachten.
Bei (1) handelt es sich um die Datierung, die das erste Prostagma der Akten-
rolle abschließt. Obwohl die Tinte stellenweise etwas verblasst ist, steht die
Lesung des ἔτος-Zeichens, der folgenden Jahreszahl, des Monatsnamens sowie
2. Die Datierung 13

der Angabe des Tages außer Frage. Wie der Abbildung unten entnommen wer-
den kann, lautet sie: (ἔτους) κε Μεσορὴ κε. Der Erlass, den sie datiert, bezieht
sich auf Vergünstigungen, die der „Bruder des Königs“, also des regierenden
Herrschers, gewährte, bevor er sich auf einen Feldzug nach Syrien begab. Bei
dem erwähnten Bruder handelt es sich zweifelsfrei um Ptolemaios VI. Philo-
metor, der während dieses Feldzuges im Jahre 145 v. Chr. vom Pferd stürzte und
seinen dadurch erlittenen Verletzungen kurze Zeit später erlag. Der Urheber
dieses Erlasses kann somit kein anderer als dessen jüngerer Bruder, Ptolemaios
VIII. Euergetes II., sein. Folglich wurde das Prostagma am 17. September 145
v. Chr. erlassen. Dass Ptolemaios VIII. Mitte September dieses Jahres bereits
wieder an der Macht war, passt zu den bisherigen Annahmen, auf die später bei
der Auswertung von (2) ausführlich einzugehen sein wird.

(1) P.Trier II 15, Kol. II 39

Ebenso zweifelsfrei lassen sich die in Kol. III vorkommenden Datierungen


zuordnen, wenn man sie als zusammengehörig betrachtet. Die Jahresangabe bei
(3) wird auf den ehemaligen Dioiketen Dioskurides bezogen, der dieses Amt
unter Ptolemaios VI. innehatte.22 Es kann sich dadurch nur um das 33. Re-
gierungsjahr dieses Herrschers handeln. Die Tinte ist hier bei der Angabe der
Jahreszahl zwar etwas verblasst, doch wenige Zeilen später wird in derselben
Kolumne Bezug auf das mit dieser Datierung in Verbindung stehende Schrift-
stück genommen und diese Lesung somit bestätigt. Neben der Jahreszahl ist der
Epeiph als der Monat erhalten, in dem das Prostagma erlassen worden ist. Eine
Tagesangabe fehlt jedoch, sodass dieser Erlass nicht näher als auf den Zeitraum
zwischen dem 26. Juli und dem 24. August 148 v. Chr. datiert werden kann. Zur
Überprüfung der Jahreszahl dient die folgende Abbildung, welche die Datierung
des Prostagmas wiedergibt: ἐν δὲ τῶι Ἐπεὶφ τοῦ λγ (ἔτους).

(3) P.Trier II 15, Kol. III 68

Bestätigt wird diese Lesung durch einen Zusatz, der das von Dioskurides
erlassene Prostagma ergänzt. Aus diesem geht hervor, dass die dort getroffenen

22
Vgl. Pros.Ptol I und VIII 27. Zur Person des Dioskurides siehe auch Collombert, „Religion
égyptienne“, S. 47–63.
14 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Regelungen auch für diejenigen gültig sein sollen, die nach dem 33. Jahr einen
entsprechenden Antrag stellen. Die hier zusätzlich vergrößerte Abbildung aus
diesem Zusatz ermöglicht eine zweifelsfreie Lesung des angegebenen Jahres,
ἀπὸ τοῦ λγ (ἔτους), und verdeutlicht die fast identische Ausführung beider
Datumsangaben.

(4) P. Trier II 15, Kol. III 74

b) Problematische Datierungen (2, 5 und 6)


Die Datumsangaben dieser Gruppe als problematisch zu bezeichnen, wird ihrem
Charakter kaum gerecht, da die drei folgenden Datierungen weniger wegen ihrer
Lesung, sondern vielmehr hinsichtlich ihrer Kontextualisierung gewisse Schwie-
rigkeiten bergen. Bei den beiden abschließenden Datierungen (5) und (6), die
zusammenhängend zu betrachten sind, liegt dies daran, dass sie weder durch
Angabe eines regierenden Herrschers ausgewiesen sind, noch anhand prosopo-
graphischer Kriterien einem solchen zugewiesen werden können.
Bei Datierung (2) verursacht das Gegenteil Probleme: Dank des guten Erhal-
tungszustandes der Datumsangabe und des inhaltlichen Bezugs zwischen diesem
und dem zur Datierung gehörenden Erlass, könnte ihre zeitliche Einordnung
kaum unproblematischer sein. Welche Implikationen sich daraus jedoch für die
Chronologie des ptolemäischen Ägypten ergeben, soll im Anschluss an die Da-
tierung des fünften Prostagmas in der gebotenen Ausführlichkeit behandelt
werden.
Die Datierung des in dieser Aktenrolle an letzter Stelle aufgeführten Prostag-
mas umfasst zwei Datumsangaben: die des Prostagmas und die des darunterge-
setzten Ausführungsvermerks. Bei den anderen beiden Erlassen, welche die
Schreiber ihrer Anaphora beigefügt haben, ist kein Ausführungsvermerk ange-
geben, wodurch dieser sich von den übrigen abhebt. Außerdem wird die Ant-
wort auf eine Eisdosis ebenfalls als Abschrift diesem Prostagma vorausgestellt,
was bei keinem der anderen Erlasse der Fall ist. Diese ausführlichere Dokumen-
tation legt die Vermutung nahe, dieser Eintrag sei aktueller als die vorherge-
henden und somit möglicherweise die direkte Entscheidung auf die Eingabe des
Antiphilos, deren genauer Inhalt sowie die ihr folgende Bearbeitung aufgrund
der starken Zerstörung der ersten Kolumne nicht erhalten sind. Dagegen spricht
jedoch, dass ein aktuelles, also von Ptolemaios VIII. erlassenes Prostagma, einen
Abstand von zehn Jahren zu den anderen ihm zuzuordnenden Erlassen, (g) und
(h), aufweisen würde. Eine derart große zeitliche Differenz in der Bearbeitung
von Angelegenheiten, die aus der Regierungszeit seines Bruders stammen,
2. Die Datierung 15

scheint unwahrscheinlich. Ptolemaios VI. befand sich in seinem 35. Regierungs-


jahr bereits auf dem Feldzug in Syrien und nicht mehr bei Hofe in Alexandria.
Dank der Anaphora der Schreiber (i) ist bekannt, dass sich unter den angefügten
Dokumenten ein Erlass: ἐκ τῆς αὐλῆς [π]ρόσταγμα ἐκ τῶν κ[ατὰ Σ]υρίαν |
τόπων23 befindet. Wie bei der Anordnung der einzelnen Schriftstücke in Kapitel
4 ausführlich erläutert wird, muss dieses Prostagma dasjenige sein, das erlassen
wurde, als Philometor sich in Syrien befand. Womöglich ist es in der Tat das
aktuellste der dem Schreiberbericht beigefügten Dokumente, doch mit letzter
Sicherheit kann dies nicht festgestellt werden, da der die Besoldung der Myser
betreffende Eintrag nicht datiert ist. Eine Zuordnung zu Ptolemaios VI. Philome-
tor ist demnach evident, eine exakte Datierung jedoch nur möglich durch eine
Bestimmung des Tagesdatums. Dieses ist, wie aus der folgenden Abbildung
hervorgeht, nicht vollständig erhalten: (ἔτους) λε Ἐπεὶφ α.

(5) P.Trier II 15, Kol. IV 93

Eine Bestimmung dieser Tagesangabe erfordert die Einbeziehung des auf den
Erlass folgenden Ausführungsvermerkes (6), der auf Ἐπεὶφ δ datiert ist:

(6) P.Trier II 15, Kol. IV 95

Da beide Angaben aus dem Monat Epeiph stammen, ist anzunehmen, dass sie
demselben 35. Regierungsjahr angehören. Wenn der Ausführungsvermerk (6)
also am 4. Epeiph unter das Prostagma gesetzt wurde – Spuren eines Iota oder
Kappa sind nicht erkennbar und der Abstand zwischen dem Phi und dem Delta
ist recht klein – muss das Prostagma (n) zwischen dem 1. und 3. Epeiph erlassen
worden sein. Dass der Vermerk bereits wenige Tage nach dem Erlass erfolgte,
ist möglich, wenn sich der Beamte, der diese Hypographe gesetzt hat, an dem
Ort aufhielt, an dem auch der Erlass verfasst worden ist. Es spricht also nichts

23
P. Trier II 15, Kol. II 48–49: „ein Prostagma aus den Stützpunkten in Syrien.“
16 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

dagegen, die Entstehung des Prostagmas wenige Tage vor die Anfertigung der
Subskription zu setzen, zumal sonst ein etwa einjähriger Abstand anzunehmen
wäre, der denkbar unwahrscheinlich ist. Um zu determinieren, auf welchen
dieser drei genannten Tage der Erlass zu datieren ist, ist das Tagesdatum hier
erneut abgebildet:

(5) P.Trier II 15, Kol. IV 93

Ein Gamma kann aufgrund der Tintenspuren ausgeschlossen werden, sodass


nur Alpha und Beta in Frage kommen. Die Spuren zeigen eine im 45° Winkel
verlaufende Linie, die mit dem unteren Ende einer senkrechten Haste zu-
sammentrifft. Von dieser vertikalen Haste scheint am oberen Ende eine weitere
Linie im 45° Winkel nach links oben zu verlaufen. Diese Spuren erinnern eher
an ein Alpha als ein Beta, wie die folgenden Ausschnitte aus verschiedenen Ko-
lumnen des Trierer Papyrus verdeutlichen, die das Alpha in der oberen Zeile
dem Beta in der unteren gegenüberstellen:

P.Trier II 15, Kol. III 54 P.Trier II 15, Kol. III 59

P.Trier II 15, Kol. II 30 P.Trier II 15, Kol. II 38

Der Erlass ist somit auf den 26. Juli 146 v. Chr. datiert und der drei Tage
später daruntergesetzte Ausführungsvermerk auf den 29. Juli desselben Jahres.
Zu dieser Zeit befand sich Ptolemaios VI. Philometor, wie bereits erwähnt, in
Syrien. Da der Erlass nicht innerhalb so kurzer Zeit von dort nach Ägypten
gelangen konnte, muss die Subskription von jemandem vorgenommen worden
2. Die Datierung 17

sein, der sich mit Ptolemaios auf diesem Feldzug befand und über den Inten-
danten der Truppen stand, da diese, so der Inhalt des Erlasses, seinen Befehlen
Folge zu leisten hatten. Bei dieser Person handelt es sich m.E. um den General-
intendanten des Heeres, der als Kopf der Militärintendantur den König auf seine
Feldzüge begleitete und sich somit auch zur Zeit der Entstehung dieses Erlasses
in Syrien befunden haben muss.24
Als Abschluss dieser Gruppe b) wird nun der in der Aktenrolle auf das Pros-
tagma vom 17. September folgende Eintrag (h) behandelt, der diesem jedoch
zeitlich vorausgeht und datiert ist auf: (ἔτους) κε Παῦνι κα. Beide Erlasse be-
ziehen sich inhaltlich auf bereits erteilte Vergünstigungen, die dem neuen
Herrscher gemeldet werden sollen.

(2) P.Trier II 15, Kol. II 40

Dies entspricht dem 15. Juli 145 v. Chr., einem Datum, an dem man nach bis-
herigem Stand der Forschung Ptolemaios VIII. Euergetes II. noch nicht auf dem
ägyptischen Thron erwarten würde. An der Lesung ist jedoch nicht zu zweifeln:
Sowohl die Angabe des Jahres als auch die des Tages sind vollständig erhalten.
Man könnte an zweiter Stelle des Tagesdatums ein Delta oder ein Epsilon ver-
muten, was jedoch m.E. aufgrund des Duktus des Schreibers unwahrscheinlich
ist. Es bleibt der Name des Monats, der zweifelsohne mit einem Pi beginnt,
wodurch neben Pauni noch der Pachon in Frage käme. Allerdings endet der
Monatsname auf einem Iota, sodass der Pachon ausgeschlossen werden kann.
Ebenso auszuschließen ist eine Zuordnung zur Regierungszeit Ptolemaiosʼ VI.,
die eine Zeitspanne von etwa elf Jahren zwischen diesen beiden inhaltlich sehr
ähnlichen Erlassen bedeuten würde. Diese Datierung wirft nun, wie einleitend
bereits angemerkt, Fragen bezüglich der Geschehnisse auf, die sich im Sommer
des Jahres 145 v. Chr. ereigneten und denen die folgende Untersuchung gewid-
met sein soll.

24
Zum ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων, so der griechische Terminus für den hier als General-
intendanten des Heeres bezeichneten Beamten, siehe Kapitel 8.1.
18 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Der Sommer des Jahres 145 v. Chr.


Das Jahr 145 v. Chr. ist wegen des Todes Ptolemaiosʼ VI. und der darauffol-
genden Wiedereinsetzung seines Bruders sowie der damit verbundenen poli-
tischen Wirren eines der wichtigsten Jahre in der Geschichte des ptolemäischen
Ägypten. So bedeutend diese Ereignisse sind, so schwierig ist es aufgrund der
vorhandenen Belege, diese en detail zu rekonstruieren. Die Bestimmung des er-
neuten Regierungsantritts Ptolemaiosʼ VIII. im Sommer 145 v. Chr. ist von zwei
wesentlichen Faktoren abhängig: Der spätesten erhaltenen Datierung nach
dessen älterem Bruder Ptolemaios VI. Philometor und der frühesten Datierung
nach Ptolemaios VIII. Euergetes II. nach dem Tod seines Bruders. Bei der
Untersuchung der dokumentarischen Quellen, die Aufschluss hierüber geben
können, ist die Provenienz der Belege und deren Entfernung zur Hauptstadt
Alexandria von entscheidender Bedeutung. Über die Umstände der Regierungs-
übernahme durch Euergetes II. kann nur die literarische Überlieferung Auskunft
geben, die jedoch mit Vorsicht zu betrachten ist. Durch den Blickwinkel des
jeweiligen Autors sind die Ereignisse subjektiv gefärbt und dementsprechend
widersprüchlich, sodass die literarischen Quellen an dieser Stelle nicht erneut zu
Rate gezogen werden sollen.25 Aus diesem Grund wird hier die dokumentarische
Überlieferung in den Mittelpunkt gestellt und durch einen kurzen Abriss der
Forschungsgeschichte ergänzt.
Zur Rekonstruktion der Ereignisse des Jahres 145 v. Chr. trug Bengtson ent-
scheidend bei, der bereits 1938 folgerte: „Euergetes II. dürfte noch vor dem 28.
September 145 v. Chr., mit welchem Tage sein 26. Regierungsjahr begann, nach
Ägypten zurückgekehrt sein. Jedenfalls hat man Wert darauf gelegt, daß in einer
nicht zu lange nach seiner Thronbesteigung errichteten Inschriftstele, die den
Tod eines Buchisstieres verewigt, dessen Todesdatum ausdrücklich angegeben
wurde mit ‚36. Jahr entsprechend dem 25. Jahre‘ […]. Aus dem Monatsdatum
für den Todestag ‚27. Mesore‘ darf man übrigens, da die Inschrift eine gewisse
Zeit nach diesem Tag errichtet wurde, nicht folgern, daß damals, weil auch noch
das 36. Jahr Philometors genannt ist, dieser noch am Leben gewesen sei,
sondern es wird mit dieser Doppeldatierung, die ja kein gleichzeitiges Datum
darstellt, nur das Übergangsjahr angedeutet.“26 Der in dieser Inschrift erwähnte
27. Mesore in Ptolemaiosʼ VIII. 25. respektive in Philometors 36. Jahr ist der 19.

25
Diese sind bereits eingehend untersucht und u.a. von Hölbl, Geschichte, S. 172f. und Lan-
ciers, „Alleinherrschaft“, S. 424f. ausgewertet worden. Dort sind die entsprechenden Quellen zum
Herrscherwechsel des Jahres 145 v. Chr. angeführt und teils ausführlich behandelt. Siehe auch
Otto, Geschichte, S. 128ff. Die literarischen Quellen, die diese Ereignisse behandeln, sind: Iustin.
XXXVIII 8, 2–3, Diod. XXXIII 13 und Joseph., Contra Apionem II 50–55.
26
Otto/Bengtson, Geschichte des Niedergangs, S. 24, Fn. 3. Die dort als Beleg herangezogene
Inschrift ist publiziert in Mond, Bucheum II, S. 6–9 und in die Liste, die Chauveau, „Un été“,
S. 144 erstellt hat, als Nr. 9 eingegangen.
2. Die Datierung 19

September 145 v. Chr., der nach damaligem Stand der Forschung den frühesten
Beleg für die erneute Regierung Euergetesʼ II. darstellt. Korrigiert werden diese
Einschätzungen aufgrund neuen Quellenmaterials erstmalig von Lanciers, der
diese frühere „Skizze der historischen Entwicklungen zu berichtigen“27 sucht.
Als zeitlichen Rahmen gibt er an: „Die letzte Datierung nach Ptolemaios VI. ist
in PStraß. dem. 21 vom 21. Payni, Jahr 36 (= 15. Juli 145) erhalten.“28 In einer
entsprechenden Fußnote weist er darauf hin, dass in einem weiteren Papyrus
(P.Tebt. I 32, 4) „der Monat Payni des 36. Jahres Philometors erwähnt“29 wird.
Wie diese Datierungen zu werten sind, wird an späterer Stelle zu diskutieren
sein.
Als ersten Beleg für die erneute Regierung Ptolemaiosʼ VIII. gibt Lanciers
P.dem. Ox. Griffith 59 aus Soknopaiu Nesos an, der auf den 20. Epeiph im 25.
Jahr datiert ist. Dies entspricht dem 13. August 145 v. Chr. und liegt somit etwa
einen Monat vor dem Datum, das von Bengtson als spätestes mögliches Datum
für die Wiederaufnahme der Regierung durch Ptolemaios VIII. festgelegt wer-
den konnte.30 Nach der Nennung weiterer Belege, die hier nicht wiedergegeben
werden sollen, da sie nach dem wichtigen Beleg dieses demotischen Papyrus
abgefasst worden sind, konstatiert Lanciers: „Während man annehmen darf, daß
Philometor etwa Juni/Juli 145 starb, geht jetzt aus POx. Griffith dem. 59 hervor,
daß die Nachricht der Rückkehr des 8. Ptolemäers und seiner Versöhnung mit
Kleopatra II. bereits am 14. August 145 nach dem Fajum gelangt war; diese
Ereignisse müssen sich somit spätestens Anfang August abgespielt haben.“31
Durch den Fund einer neuen Quelle, die aus dieser ungewissen Zeit stammt,
hat sich Chauveau vier Jahre nach den Ausführungen Lanciersʼ erneut dieser
Thematik angenommen und eine Liste aller relevanten Belege zusammenge-
stellt, auf deren Grundlage er zur Klärung des Verlaufs „des événements qui ont
scellé le destin de l’Égypte un certain été 145 av. J.-C.“32 beitragen möchte.
Seine Aufstellung besteht aus zehn Texten, von denen sieben auf Papyrus, zwei
auf Stelen und einer auf einem Ostrakon überliefert sind.33 Unter diesen Texten
aus dem Jahr 145 v. Chr. sind fünf auf das 36. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VI.
Philometor und nur einer auf das 25. Jahr seines jüngeren Bruders Ptolemaiosʼ

27
Lanciers, „Alleinherrschaft“, S. 422.
28
Ders., a.a.O., S. 422.
29
Ders., a.a.O., S. 422, Anm. 58.
30
Zunächst von Bresciani, LʼArchivio, S. 82 als den (3. Monat pr.t) 20. Phamenoth des 25.
Jahres gelesen, später von Pestman, LʼArchivio, S. 37 auf den (3. Monat šmw) 20. Epeiph
korrigiert.
31
Lanciers, „Alleinherrschaft“, S. 423f. Lanciers datierte den Papyrus irrtümlich auf den 14.
August 145 v. Chr.; richtig ist der 13. August 145 v. Chr., wie auch Chauveau, „Un été“, S. 144
anmerkt.
32
Chauveau, „Un été“, S. 135.
33
Ders., a.a.O., S. 144.
20 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

VIII. datiert. Die übrigen vier Belege weisen Doppeldatierungen auf, von denen
jeweils zwei die Jahre 36 und 1 bzw. 36 und 25 gleichsetzen. Da bereits Lan-
ciers festgestellt hat, dass die erneute Thronbesteigung spätestens Anfang Au-
gust des Jahres 145 v. Chr. stattgefunden haben muss, bleiben die Belege, die
nach diesem Zeitpunkt datiert sind, hier unberücksichtigt, ebenso wie diejenigen
aus dem Frühjahr 145 v. Chr., da die Herrschaft Ptolemaiosʼ VI. in dieser Zeit
außer Frage steht.34 Relevant bleiben folglich zwei demotische Papyri sowie ein
griechischer, der bereits in Lanciersʼ Ausführungen Erwähnung fand und daher
nicht erneut einbezogen werden muss. Somit beschränkt sich der hier zu behan-
delnde Teil der Ausführungen Chauveaus auf den neu hinzugetretenen Beleg
P.dem. Fouad 1, datiert auf den 16. Payni des 36. = 1. Jahres, also den 10. Juli
145 v. Chr., und P.dem Straßb. 21 vom 21. Payni des 36. Jahres, was dem 15.
Juli 145 v. Chr. entspricht. Die Doppeldatierung in dem nur fünf Tage jüngeren
Papyrus gegenüber der Datierung nach Ptolemaios VI.ʼ 36. Regierungsjahr führt
Chauveau zu Recht auf die Differenz in der Provenienz der Belege zurück, da
ersterer vermutlich aus Oxyrhynchos stammt, der jüngere Beleg hingegen aus
Pathyris. Er erläutert: „En tenant compte de la vitesse de propagation des nou-
velles qui est dʼun mois au maximum pour parvenir dʼAlexandrie à la région
thébaine et de 5 jours au minimum pour arriver dans la région Fayoum-Oxy-
rhynchos, il paraît certain que la décision dʼintroduire une double datation fut
prise à Alexandrie entre le 15 juin et le 5 juillet 145.“35 Chauveau nimmt somit
den 5. Juli als spätesten für die Regierung Ptolemaiosʼ VI. belegten Zeitpunkt
an.
Noch wichtiger als die letzte Datierung nach Ptolemaios VI. ist jedoch die
erstmalige Datierung nach Ptolemaios VIII., die, wie bereits oben gezeigt, durch
einen Beleg aus Soknopaiu Nesos36 auf den 13. August 145 v. Chr. fällt. Nimmt
man auch hier die eben beschriebene Zeitverzögerung von fünf Tagen an, die
die Nachricht von der Wiedereinsetzung Ptolemaiosʼ VIII. auf ihrem Weg von
Alexandria in das Fayum benötigte, kann die Thronbesteigung folglich nicht
nach dem 8. August erfolgt sein, wie Chauveau abschließend konstatiert: „Ce
dernier prouve en effet que la reconnaissance de Ptolémée VIII comme roi à
Alexandrie ne peut être postérieure au 8 août 145“37 und darin mit Lanciers
übereinstimmt, der ebenfalls zu einer Thronbesteigung Anfang August tendierte.
Problematisch hierbei ist, dass die Stele I.G. Fayoum 198 noch am 21. August
nach einem 36. = 1. Jahr datiert ist, obwohl sie aus der gleichen Region wie der

34
Aus dem Mai 145 v. Chr. stammen P.dem. BM ined. 10620 b und P.dem. Tor. Amenothes 2;
aus dem August P.dem. Ox. Griffith I 59, I.G. Fayoum 198 und O.Straßb. 19; aus dem September
die Stele Bucheum 19 und P.dem. Cairo CG 30605.
35
Chauveau, „Un été“, S. 145.
36
P.Ox. dem. Griffith I 59.
37
Chauveau, „Un été“, S. 145.
2. Die Datierung 21

vorherige Beleg stammt, der bereits acht Tage früher nach Ptolemaios VIII.
datiert ist. Chauveau merkt allerdings an, dass die Provenienz der Stele nicht
gesichert ist, sodass dieser Problematik nicht allzu viel Bedeutung beizumessen
ist.38
Im Postscriptum39 zu seinem Artikel führt Chauveau zwei demotische Graffiti
an, die in Dra Abu el-Naga40 angebracht worden und auf den 11. Epeiph des 36.
= 25. Jahres datiert sind.41 Die Wiedereinsetzung Euergetesʼ II. wäre danach be-
reits am 4. August des Jahres 145 v. Chr. in Theben bekannt gewesen.42 Welche
Implikationen dies für das eigentliche Datum der Thronbesteigung birgt, fasst
Chauveau treffend zusammen: „Si l’on estime à une dizaine de jours de délai
minimum pour qu’une information comme la restauration dʼÉvergète II par-
vienne d’Alexandrie à Thèbes, celle-ci aurait dû avoir lieu avant le 25 juillet, et
non entre le 25 juillet et le 8 août comme nous l’avions précédemment con-
jecturé. D’autre part, comme le reste de la documentation interdit de dater
l’événement d’avant la mi-juillet, la fourchette chronologique deviendrait sen-
siblement plus étroite. Mais ce rétrécissement ne saurait mettre en cause le
schéma général proposé dans notre précédent article qui s’accorde au mieux
avec l’ensemble des sources connues, le règne d’un `Ptolémée VII´ étant
toujours plus improbable.“43 Unklar bleibt jedoch, ob diese Graffiti zeitge-
nössisch sind oder erst zu einem späteren Zeitpunkt in Erinnerung an den ersten
Besuch angebracht wurden.44 So hält Chauveau sein Fazit vage und schließt mit
dem Satz: „Il est difficile cependant de conclure: les motivations de l’emploi
d’une telle double date restent dans ce cas précis obscures, et rien ne permet

38
Chauveau, „Un été“, S. 145: „Mais en fait l’origine de la stèle en question est très incer-
taine, une provenance de Haute Égypte n’étant nullement exclue: la persistance de l’ancien mode
de datation peut bien s’expliquer par les délais d’acheminement des nouvelles. On sait en effet par
le document 8, que l’avènement de Ptolémée VIII n’était pas encore connu à Thèbes le 24 août, ce
qui situe l’événement à Alexandrie au plus tôt vers le 25 juillet.“
39
Chauveau, „Post-scriptum“, S. 129–134.
40
Dra Abu el-Naga ist eine Nekropole, die sich westlich von Theben in der Nähe von Deir el-
Bahari befindet.
41
Erstmals ediert wurden diese Graffiti von Spiegelberg/Newberry, Report, S. 19–23 bereits
1908. Allerdings deutete Spiegelberg deren Bedeutung damals anders, siehe S. 23: „The demotic
inscriptions must be assigned on paleographical grounds to the Ptolemaic period, and there is an
important double date, which clearly settles the question. For the date „year 36 = 25“ belongs to
the common reign of Ptolemaios VII. (sic!), Philometor and Ptolemaios VIII., Euergetes II. This
date, which corresponds to about the 4 August, 145 B.C., is now the latest known, showing the
coregence of Philometor and Euergetes.“
42
Chauveau, „Post-scriptum“, S. 131: „Prise au pied de la lettre, elle semblerait prouver que
la restauration d’Évergète II comme roi d’Égypte était connue à Thèbes le 4 août 145, ce qui
modifierait quelque peu les conclusions auxquelles nous avions abouti.“
43
Ders., a.a.O., S. 132.
44
Siehe dazu die Ausführungen Chauveaus a.a.O., S. 132.
22 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

d’exclure une datation contemporaine qui en conservait tout l’intérêt histo-


rique.“45 Gestützt wird diese mögliche, wenn auch sehr frühe Datierung durch
die numismatischen Belege, bezüglich derer Mørkholm nach eingehender Be-
schäftigung konstatiert: „as his Alexandrian coinage of year 25 was struck from
at least five different obverse dies this event should be placed as early as
possible, that is to say, in late July or early August 145, leaving one and a half
to two months of the year for this rather intensive coin production.“46
Dies sind jedoch Vermutungen, die aufgrund der Quellenlage nicht verifiziert
werden können, nun aber durch die Datierung des zweiten Prostagmas (h) der
Trierer Aktenrolle bestätigt werden, die belegt, dass Ptolemaios VIII. bereits am
21. Payni, also am 15. Juli 145 v. Chr. erneut regierender Herrscher Ägyptens
war und als solcher ein Prostagma erlassen konnte. Er muss demnach spätestens
zu diesem Datum als offizieller König eingesetzt worden sein, aber wahrschein-
lich auch nicht sehr lange davor. Dies könnte auch die Kürze des Prostagmas
selbst erklären, falls es nicht erst in dieser Abschrift gekürzt worden ist. Ver-
mutlich sah sich der neue Herrscher einer Anzahl von Eingaben der zurück-
kehrenden Angehörigen der Armee seines Bruders gegenüber, die er nun mö-
glichst schnell für sich gewinnen musste, da der Rückhalt des Militärs für seine
Herrschaftsübernahme und deren Sicherung von zentraler Bedeutung war. Er-
lasse, die ihre Privilegien sicherten und sie somit an den neuen Herrscher
banden, hatten demnach oberste Priorität für Ptolemaios VIII., sodass sie wo-
möglich zunächst in der gebotenen Kürze verfasst und später präzisiert worden
sind.47

c) Ein weiteres Datierungskriterium


Alle bisher untersuchten Datumsangaben beziehen sich auf Prostagmata, die
während der Regierung Ptolemaiosʼ VI. Philometor respektive der seines jün-
geren Bruders Ptolemaiosʼ VIII. Euergetes II. verfasst worden sind und helfen,
diese zeitlich einzuordnen. Der zweite Erlass Ptolemaiosʼ VIII. (g), das jüngste
datierte Prostagma (1) dieses Papyrus, ermöglicht die Festsetzung eines terminus
post quem für die Datierung der gesamten Aktenrolle, da die auf ihr erhaltenen
Schriftstücke erst nach diesem Erlass vom 25. Mesore des 25. Regierungsjahres

45
Ders., a.a.O., S. 132.
46
Mørkholm, „Silver coinage“, S. 9.
47
Die Frage eines möglichen Interregnums des jüngeren Sohnes Ptolemaiosʼ VI., Neos Philo-
pator, wurde lange diskutiert, seit geraumer Zeit als fragwürdig erachtet und inzwischen ausge-
schlossen, was durch diesen neuen Beleg untermauert wird. Auch Chauveau und Mørkholm hatten
sich in der Behandlung ihrer Quellen bereits gegen ein Interregnum ausgesprochen. Siehe hierzu:
Chauveau, „Post-scriptum“, S. 131 und Mørkholm, „Silver coinage“, S. 9. Zur Diskussion siehe
auch: Samuel, Ptolemaic Chronology, S. 145 und im Anschluss daran Heinen, „Zählung“, S. 449–
460.
2. Die Datierung 23

Euergetesʼ II., also nach dem 17. September 145 v. Chr. zusammengestellt wor-
den sein können. Um die Entstehungszeit weiter eingrenzen zu können, soll im
Folgenden ein prosopographischer Aspekt in den Mittelpunkt der Untersuchung
rücken, der bisher keine Erwähnung gefunden hat.
In der Anaphora (Kol. II 51–Kol. III 54), die erläutert, woher die drei dem
Bericht in Abschrift beigefügten Prostagmata, (j), (k) und (n), stammen, geben
die Schreiber an, dass eines vor der Abreise des ehemaligen Herrschers entstan-
den sei, (3) samt Zusatz (4), und ein weiteres, als dieser sich bereits auf seinem
Feldzug befand, hier als (5) zusammen mit dem Ausführungsvermerk (6) be-
handelt. Abschließend verweisen sie darauf, ein weiteres Prostagma gefunden zu
haben: καὶ τῶν ἐπιδεδειχότων ἀντίγραφα [ἐν τ]ῆι αὐλῆι ἐσφρ[α]γισμένα σοι |
ὑπὲρ ὧν διασεσαφήκεναι Ἀπολλώνιον ὑπάρχειν καὶ παρ’ αὐτῶι.48 Die Identität
dieses Apollonios, der im Besitz der gesiegelten Abschriften ist, geht aus dem
Bericht der Schreiber nicht hervor, da in diesem weder das Amt, das Apollonios
bekleidete, noch sein möglicher Hofrangtitel angegeben ist. Auf eine nähere
Bestimmung wird in der Regel dann verzichtet, wenn der Betreffende in dem-
selben Schriftstück an früherer Stelle bereits genannt wurde und somit eindeutig
ist, wer hier gemeint ist, oder wenn aus dem Zusammenhang klar gefolgert
werden kann, um wen es sich handeln muss. Zur ersten Variante kann aufgrund
des schlechten Erhaltungszustandes der ersten Kolumne keine eindeutige Aus-
sage getroffen werden. Dies bedeutet zwar im Umkehrschluss nicht, dass es sich
um jemanden handeln muss, dessen Identität dem Empfänger dieser Anaphora
bekannt war, aber dies scheint aufgrund anderer Indizien wahrscheinlich:
Zum einen wurden die Abschriften, die Apollonios besitzt, bei Hofe gesiegelt
und beziehen sich auf bereits vorgelegte Schriftstücke (ἐπιδεδειχότων), also
Nachweise, die Ptolemaios VIII. in seinem Prostagma anfordert: ὅσοι ἂν ἐπι-
δείξωσιν - - - ἕν τι τῶν καθηκόντων ἐξαποστ[έ]λλεσθαι προσταγμάτων ὑπ-
άρχον, ἐν ὧι ἔσται ἡ τοῦ κατʼ ἐκεῖνον τὸν καιρὸν ὑπομνηματογράφου χείρ, ἢ
ἐσφραγισμένα προστάγματα ἢ ἐπιστολὰς γεγραμμένας ὑπὸ τῶν ἀρχιγραμμα-
τέων.49 Die Abschrift des entsprechenden Schriftstückes folgt direkt auf den
Schreiberbericht, und nicht, wie man aufgrund der in der Anaphora gewählten
Reihenfolge annehmen könnte, an dritter Stelle. Es enthält Angaben zur Be-
soldung der Myser und damit auch zu den Zuschlägen, die dem dort explizit ge-

48
P.Trier II 15, Kol. II 51–52: „… die von dir bei Hofe gesiegelte Abschriften als Beweise vor-
gelegt haben, von denen Apollonios versichert hat, sie fänden sich auch bei ihm.“
49
P.Trier II 15, Kol. II 31–35: „… sollen alle, die nachweisen können, dass in welcher
Rechnungsstelle auch immer wenigstens eines von den Prostagmata, die üblicherweise versandt
werden, vorhanden ist, auf welchem die Unterschrift des zu jener Zeit amtierenden Kanzlei-
sekretärs vorliegen soll, oder (die nachweisen können), dass sie gesiegelte Prostagmata oder
Briefe geerbt haben, die von den Generalintendanten an die hier Zurückgelassenen geschrieben
worden sind.“
24 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

nannten Antiphilos zustehen. Dieser hatte sicherlich Kenntnis von dem ent-
sprechenden Erlass und verfügte eventuell – sofern er noch in deren Besitz war
– über eine eigene Abschrift, deren Gültigkeit jedoch bestätigt werden musste.
Ob mit den ἐσφραγισμένα προστάγματα versiegelte oder untersiegelte Erlasse
gemeint sind, kann nicht mit letzter Sicherheit festgestellt werden.50 Da
Ptolemaios VIII. in seinem Erlass Prostagmata, die von dem jeweils amtierenden
Hypomnematographen unterschrieben worden sind, von ἐσφραγισμένα προσ-
τάγματα unterscheidet, scheint es wahrscheinlicher, dass diese Erlasse nicht nur
untersiegelt, sondern auch versiegelt gewesen sind. Dass die bei Hofe gesie-
gelten Abschriften, deren Siegel scheinbar noch nicht gebrochen sind, in einem
anderen Archiv als in dem von Alexandria aufbewahrt werden, dem der Dioiket
als oberster Finanzbeamter vorstand, der auch für die Besoldung des Militärs
zuständig war und eine entsprechende Abschrift aller relevanten Schriftstücke
besitzen sollte, scheint unwahrscheinlich.
Zum anderen sind „die Schreiber“ als Adressaten dieses königlichen Erlasses
angegeben, die daraufhin ihrem Vorgesetzten, wahrscheinlich Ptolemaios, Be-
richt erstatten und in ihrer Anaphora erwähnen, Apollonios habe ihm, also dem
angeschriebenen Ptolemaios, bereits schriftlich gemeldet, dass er im Besitz
dieser Abschriften sei. Eine vorherige Kommunikation zwischen dem Dioiketen
und dem Intendanten der Truppen, die sich zu diesem Zeitpunkt beide bei Hofe
in Alexandria befunden haben dürften, liegt in einer finanziellen Angelegenheit
wie der Besoldung der Truppen nahe.51 Die Indizien, die sich aus der Trierer
Aktenrolle herauslesen lassen, lassen die Deutung zu, dass der erwähnte
Apollonios zur Entstehungszeit dieses Berichtes der Schreiber der amtierende
Dioiket gewesen ist. Diese Annahme ist jedoch aufgrund der Chronologie, die
zu den bisher bekannten Amtszeiten der Dioiketen erstellt worden ist, nicht ganz
unproblematisch.
Der Erlass Ptolemaiosʼ VIII., auf den die Schreiber durch ihren Bericht rea-
gieren, stammt aus dem Ende seines 25. Regierungsjahres, sodass die Anaphora
entsprechend zeitnah zu Beginn des 26. Regierungsjahres abgefasst worden sein
wird. Zu dieser Zeit ist nach bisherigem Stand der Forschung jedoch Sarapion
Dioiket, der dieses Amt vom 26. bis 29. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VIII. be-
kleidet haben soll. Sein Nachfolger Apollonios ist erstmals für den 19. Februar
137 v. Chr. belegt, was dem 22. Hathyr im 33. Regierungsjahr desselben Herr-
schers entspricht. Auch wenn man aufgrund der Beleglücke zwischen dem 30.
und 33. Regierungsjahr nicht ausschließen kann, dass Apollonios sein Amt be-
reits drei Jahre vor dem ersten erhaltenen Beleg antrat, so bleibt dennoch eine

50
Zur Diskussion bezüglich versiegelter und untersiegelter Dokumente siehe Wilcken, UPZ I
14, S. 167f., Komm. zu 108 und Vandorpe, Breaking the Seal, S. 24ff.
51
Vgl. hierzu die Verwaltungsabläufe im Exkurs zu UPZ I 14 als Quelle für die Militär-
administration der Ptolemäerzeit.
2. Die Datierung 25

Zeitspanne von vier Jahren, die man Sarapion als Dioiketen zuweist. Es beste-
hen jedoch verschiedene Möglichkeiten, um diese Diskrepanz aufzulösen.
a) Bei Lösung a) wäre anzunehmen, dass der erwähnte Apollonios nicht der
amtierende Dioiket ist. Dies würde bedeuten, die bei Hofe gesiegelten Abschrif-
ten befänden sich nicht im Archiv in Alexandria, dessen Vorsteher der Dioiket
ist, sondern in einem Archiv in der Chora, vermutlich in Herakleopolis, wo
Antiphilos stationiert war. Zweifelsohne hat es Archive in der Chora gegeben,
die ebenfalls Abschriften der für sie relevanten Schriftstücke besaßen. Fraglich
ist jedoch, ob diese Abschriften explizit als bei Hofe gesiegelte Abschriften zu
bezeichnen sind, die demnach von den Beamten in der Chora ungeöffnet archi-
viert worden sein müssten, wenn man eine Ver- und nicht nur eine Untersie-
gelung annimmt. Für das in der Aktenrolle vorliegende Szenario scheint es
jedoch wahrscheinlicher, dass der Dioiket die Echtheit des vorgelegten Doku-
ments beglaubigt, indem er schriftlich mitteilt, eine entsprechende Abschrift
befände sich bei ihm im Archiv in Alexandria. Diese sei versiegelt und habe den
folgenden Wortlaut, der auf dem Titel der Rolle angegeben ist und den er auf
Anfrage übermittelt. Dieser Wortlaut ist in die Anaphora wie folgt eingegangen:
οἷς [π]αρ[α]κ[ε]ῖσθαι ἐφʼ ἑκάστου ὀνόματος ὡσαύτως οἷς ὀψώνια.52 In Apollo-
nios nicht den Dioiketen, sondern einen Beamten der Chora zu sehen, würde
daher keine befriedigende Lösung darstellen.
b) Lösungsansatz b) hebt dieses Problem auf, indem Apollonios als Dioiket
identifiziert und in den bisher für seine Amtszeit belegten Zeitrahmen einge-
ordnet wird. Während diese Variante das Problem der Identifikation des Apollo-
nios zufriedenstellend löst, schafft sie ein neues: Selbst wenn er bereits zu Be-
ginn des 30. Regierungsjahres Ptolemaiosʼ VIII. sein Amt angetreten hätte, läge
eine Zeitspanne von vier Jahren zwischen dem zweiten Erlass Euergetesʼ II. zu
Ende seines 25. Regierungsjahres und der Entstehung dieser Aktenrolle, die der
König durch seinen Erlass einfordert. Auch wenn der Verwaltungsaufwand und
die Bearbeitungsdauer nicht zu unterschätzen sind, so sind vier Jahre für das Ab-
fassen dieser Verwaltungsakte dennoch ein unrealistischer Zeitraum.
c) Die einzig plausible Erklärung, die weder die bisherige Datierung der
Amtszeit Sarapions in Frage stellt noch die Annahme, Apollonios sei zur Ent-
stehungszeit der Trierer Aktenrolle der amtierende Dioiket, wäre, eine Verzö-
gerung seitens des Antragstellers anzunehmen. Möglicherweise kehrte besagter
Antiphilos erst Jahre nach Ende des Feldzuges aus Syrien zurück und reichte
sein Gesuch dementsprechend erst im oder nach dem 30. oder gar 33. Regie-
rungsjahr ein. Dafür gibt es jedoch ebenfalls keine Anhaltspunkte. Im Gegenteil:

52
P. Trier II 15, Kol. III 53: „Bei denen neben jedem Namen in derselben Weise steht: „Wem
Soldzahlungen (zustehen).“
26 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Die Schreiber der Anaphora geben an, sie hätten die Prostagmata oder zumin-
dest einen Teil dieser drei zitierten Dokumente ἐπισκοπ[οῦ]ντα πρότερον εὑρίσ-
κειν.53 Da bereits zwei Monate vor dem Erlass im Mesore ein inhaltlich iden-
tisches, wenn auch stark gekürztes Prostagma erlassen worden war, hatte dieses
vermutlich die frühere Untersuchung eingeleitet und zu einer ersten Zusammen-
stellung der Prostagmata geführt. Da jedoch nicht eindeutig aus der Akte hervor-
geht, ob alle in dieser Anaphora angegebenen Prostagmata und somit auch jenes,
welches Antiphilos explizit erwähnt, bereits früher vorlagen, bleibt auch dies
Spekulation und beweist nicht, wann Antiphilos seine Eingabe eingereicht hat.
d) Neben den hier angebotenen Lösungen könnte es noch eine weitere geben.
Deshalb soll im Folgenden ein Blick auf die Karriere Sarapions und auf die
Belege für seine Amtszeit als Dioiket geworfen werden. Seine Tätigkeit als
Hypodioiket ist in den Papyri, besonders in den von Wilcken bearbeiteten
Serapeumspapyri, für den Zeitraum 163–158 v. Chr. ausführlich dokumen-
tiert.54 Das Ende seiner Amtszeit kann ebenfalls bestimmt werden, da Sarapion
im 30. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VI. Philometor, also 152/51 v. Chr., als
γενόμενος ὑποδιοικητής 55 bezeichnet wird. Zu dieser Zeit konnte er jedoch noch
nicht zum Dioiketen aufgestiegen sein, da nachweislich noch Dioskurides diesen
Posten besetzte.56 Interessant ist nun, was nach dem Herrscherwechsel aus Sara-
pion wurde, denn für diese Zeit ist die Beleglage wesentlich schlechter als für
seine Zeit als Hypodioiket. Daher sollen hier die wenigen Quellen zusammenge-
stellt und diskutiert werden.
1. P.Tebt. III.1 743, 5–6: Σαραπίωνι τ̣ῶι̣ ̣ σ̣υγ̣ ̣γε̣ ̣νε̣ ̣ῖ̣ | καὶ διοικητῆι,
145 v. Chr.
2. P.Köln V 223, 1: Σαραπίωνι ἰσοτίμωι τοῖς πρώτοις φίλοις καὶ διοικητῆι,
nach 145 v. Chr.
3. P.Tebt. III.1 732, 1: Σαραπίωνι διοικη(τῇ), 142 v. Chr.
4. P.Lips II 124, 62: Σ]αραπίων ὁ διοικητής, 142–141 v. Chr.

53
P Trier II 15, Kol. II 44: „… stellten wir zuerst Nachforschungen an … und fanden…“
54
Als Hypodioiket ist Sarapion in den folgenden Quellen belegt: 163 v. Chr.: UPZ I 17 und 20;
163–162 v. Chr.: UPZ I 58; 162 v. Chr.: UPZ I 22–26; 162–161 v. Chr.: UPZ I 43, 47, 48; 161
v. Chr.: UPZ I 33–36, 38–40, 45, 49–53; 161–160 v. Chr.: UPZ I 41; 160 v. Chr.: P.Hels. I 30;
158 v. Chr.: UPZ I 14.
55
P.Tebt. III.1 807, 6–8: τοῦ | γενομένου ὑποδιοι|κητοῦ.
56
So ist Dioskurides z.B. belegt für das Jahr 151 v. Chr. in SB XX Zeile 14708, 1: [Διοσκ]ο̣υ-
ρί[δηι Ἡρακ]λεί[δου ἀρχισωματ]οφύλα̣κ̣ι̣ καὶ διοικητῆ̣ι̣.
2. Die Datierung 27

Der erste Beleg dieser Liste, P.Tebt. III.1 743, ist zugleich ein sehr umstritte-
ner. Der Papyrus wird auf das Jahr 145 v. Chr.57 datiert und nennt Sarapion:
Σαραπίων ὁ συγγενὴς καὶ διοικητής.58 Schäfer, der sich im Rahmen seiner
Edition des hier als zweiten angeführten Textes mit dem Dioiketen Sarapion
beschäftigt, merkt an, dass dieser Beleg von „L. Mooren nach einer erneuten
Prüfung des Papyrus anhand eines Photos durch seinen Kollegen W. Clarys-
se“59 gestrichen wurde. Mooren selbst meint, man könne sowohl ΔΙ als auch ΑΠ
lesen, eine Ergänzung zu Διοσκουρίδηι oder ᾿Απολλωνίωι sei jedoch zu lang.60
Unabhängig davon, wie der Name des Dioiketen zu ergänzen ist, bleibt jedoch
festzuhalten, dass selbst ein Beleg für Sarapion im Jahr 145 v. Chr. nicht
dagegen sprechen würde, dass dieser noch im selben Jahr von Apollonios
abgelöst worden sein könnte. Dieser trug jedoch den Titel des ἰσότιμος τοῖς
πρώτοις φίλοις und nicht den des συγγενής.
Mit diesem Mitte des 2. Jh. v. Chr. neu eingeführten Hofrangtitel tritt Sarapi-
on in dem Kölner Papyrus als Empfänger einer Petition auf: Σαραπίωνι ἰσοτί-
μωι τοῖς πρώτοις φίλοις καὶ διοικητῆι.61 Da der Text Bezug auf den letzten
Feldzug Ptolemaiosʼ VI. nimmt, von dem Galaistes, der Mann der Petentin
Philo, nicht zurückgekehrt ist, muss er nach dessen Ende verfasst worden sein
und ist vom Herausgeber entsprechend auf die Zeit nach 145 v. Chr. datiert
worden. Criscuolo ist präziser in der Datierung der Petition Philos und gibt das
26. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VIII. als Abfassungsjahr an. Dies begründet sie
folgendermaßen: „Va infine considerato che la narrazione, purtroppo perduta,
fatta da Philô nella sua petizione ricorda ‘qualcosa’ (forse la confisca stessa?)
avvenuta nel 25° anno e che comunque al momento della sua domanda la δωρεά
herakleopolita di Galestes gli era già stata tolta.“62 Da anzunehmen ist, dass
Philo möglichst bald, nachdem die δωρεά eingezogen worden war, ihre Eingabe
verfasst hat, so wird diese zu Beginn des 26. Jahres erfolgt sein, in dem Sarapion
noch Dioiket gewesen sein kann oder die Antragstellerin zumindest davon
ausging, dass dem so sei. Schäfer stellt im Hinblick auf Sarapions Titel mit
Überzeugung fest: „Dieser Hofrangtitel vermittelt uns im übrigen noch weitere
Gewißheit, daß der vorliegende Papyrus nach dem Jahre 145 v. Chr. abgefaßt
worden sein muß. Erst Ptolemaios VIII. Euergetes II. hat kurz nach seinem
Herrschaftsantritt die ἰσότιμοι τοῖς πρώτοις φίλοις als eine neue Rangstufe
innerhalb der Hofrangtitel im ptolemäischen Ägypten eingeführt.“63 Mooren

57
Vgl. Henne, RE 42, S. 179, Anm. 1.
58
P.Tebt. III.1 743, 5–6.
59
P.Köln V 223, S. 201.
60
Mooren, Hiérarchie, S. 217.
61
P.Köln V 223, 1. Vgl. Mooren, Hiérarchie, S. 22.
62
Criscuolo, „Philô“, S. 85.
63
P.Köln V 223, S. 202.
28 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

allerdings, auf den Schäfer sich bezieht, setzt den Zeitraum der Einführung
dieses Titels „à la fin du gouvernement de Philométor ou au début de celui de
Ptolémée VIII Éuergète II“64 an. Sarapion könnte diesen Titel also noch von
Ptolemaios VI. erhalten haben, und der Wechsel könnte demnach zu Beginn des
26. Regierungsjahres stattgefunden haben, da auch in diesem Papyrus keine
exakte Datierung überliefert ist.
In einem weiteren Beleg aus Tebtynis, P.Tebt. III.1 732, 1, wird Sarapion als
Σαραπίων διοικητής adressiert. Datiert wird der Papyrus aufgrund der Erwäh-
nung des unter Ptolemaios VIII. tätigen Epimeleten Apollonios auf ca. 142
v. Chr., wobei in der Einleitung darauf hingewiesen wird, dass Sarapion „per-
haps the local official of that title“65 sei. Da P.Tebt. III.1 733 ebenfalls der Ent-
wurf eines Schreibens an diesen Epimeleten ist und in ein 27. Regierungsjahr
datiert werden kann, kann man vermuten, dass beide aus diesem Zeitraum
stammen, einen sicheren Beleg stellt dies jedoch nicht dar. Dank eines weiteren
Papyrus, P.Lille I 19, ist eben dieser Epimelet entweder für Ptolemaios VI., also
für den 28. Oktober 156 v. Chr., oder kurz nach dem Regierungsantritt
Ptolemaios’ VIII., also für den 26. November 145 v. Chr., belegt. Somit kann
auch P.Tebt. III.1 732, dessen Datierung auf diesem prosopographischen Kri-
terium beruht, bereits Ende des Jahres 145 v. Chr. entstanden sein und nicht erst
im Jahr 142 v. Chr., wie bisher angenommen.
Abschließend bleibt der vierte Beleg zu betrachten, der nach Meinung der
Herausgeberin den Zeitraum umfasst, für den man Sarapion im Amt des Dioi-
keten vermutet, nämlich P.Lips II 124, 61–62: ἀπὸ τοῦ κϛ (ἔτους) ἕως τοῦ κθ
(ἔτους) κατὰ τὰ̣ π̣ρ̣ο̣σ̣τ̣α̣χθ̣ ̣έ̣ν̣τ̣α̣ | ἐ̣φʼ ὧ̣ν ε̣ἰ̣σεδ̣[ 4–5 Σ]αραπίων ὁ διοικητής.
ποιῆσαι.66 Der Papyrus weist besonders im Bereich nach der Nennung der
Jahreszahlen und vor der Erwähnung des Dioiketen Lücken auf, sodass der
genaue Zusammenhang dieser beiden Zeilen und deren Sinn nicht eindeutig
rekonstruiert werden kann. Da Sarapion vom 26. bis zum 29. Regierungsjahr
Ptolemaiosʼ VI. Hypodioiket war, kann nicht ausgeschlossen werden, dass der
Leipziger Papyrus hierauf Bezug nimmt oder Sarapion mit einem anderen
Regierungsjahr in Verbindung bringt, das aufgrund des Zustands des Papyrus
nicht erhalten ist. Darüber hinaus ist die Lesung des Namens auf dem Digitalisat
m.E. schwer nachzuvollziehen. Zwar sind von der Endung Omega und Ny ein-
deutig lesbar, aber dass der stark gebogene Buchstabe vor dem Omega ein Iota
ist, scheint zweifelhaft. Es stellt sich die Frage, ob vor ὁ διοικητής der Name
eines Dioiketen stand oder nur die Amtsbezeichnung angegeben war, wie z.B. in

64
Mooren, Hiérarchie, S. 22.
65
P.Tebt. III.1 732, S. 141.
66
P.Lips II 124, S. 13: „--- vom 26. bis zum 29. Jahr gemäß den Erlassen, aufgrund derer
Sarapion, der Dioiket ---. Ausführen.“
2. Die Datierung 29

P.Hels. I 30, 10 aus dem Jahre 160 v. Chr.: ἐπεὶ οὖν ὁ διοικητὴς ἐπεστάλκει.67
Aber auch in P.Meyer 1, 9–10 aus dem Jahr 144 v. Chr.: περὶ τῶν α[ὐτ]ῶν, ἐξ
ὧν ὁ διοικητὴς̣ | [ἐπισκεψάμενο]ς ὑ̣μῖν68 und P.Tebt. III.1 717, 2–7: ἐπεὶ δεήσει
ἐπιλαβεῖν | παρὰ τοῦ ἐν Ὀξυ(ρύγχοις) κωμ̣ογ̣ ρ(αμματέως) | γραφὴν τοῦ συν-
ηγμένο̣υ̣ | σκόρδου καὶ τῶν ἄλλων ὀσπρίων | ἀκολούθως οἷς ὁ διοικητὴς | ἐπ-
έσταλκεν.69 Dieser letzte Beleg stammt aus dem späten 2. Jh. v. Chr. und steht
dem Leipziger Papyrus somit weniger nahe als die anderen beiden Beispiele,
dennoch scheint es m.E. in Anbetracht der Spuren berechtigt, die Lesung des
Namens Sarapion dort anzuzweifeln und in Erwägung zu ziehen, dass seine
Amtszeit als Dioiket kürzer war als bisher angenommen. Daher sollte, wenn
auch mit der gebotenen Vorsicht, die Möglichkeit in Betracht gezogen werden,
dass Apollonios bereits kurz nach dem erneuten Regierungsantritt Ptolemaiosʼ
VIII. sein Amt als Dioiket antrat. Die Hinweise, die dafür sprechen, den in der
vorliegenden Aktenrolle erwähnten Apollonios als Dioiketen anzusehen und ihn
nicht später als ab der Mitte des 26. Regierungsjahres Ptolemaiosʼ VIII. im Amt
zu erwarten, wurden angeführt und erläutert, sind jedoch nicht frei von Zwei-
feln. Die Belege für Sarapion als Dioiket sind, im Hinblick auf ihre Datierung,
ebenfalls nicht eindeutig, und die Möglichkeit, dass er von Ptolemaios VI. in
sein Amt eingesetzt worden ist, nachdem er als Hypodioiket gute Dienste
geleistet hatte und von jenem den neuen Hofrangtitel der ἰσότιμοι τοῖς πρώτοις
φίλοις erhalten hat, kann anhand des vorhandenen Materials weder be- noch
widerlegt werden.
Bedenkt man das Verhältnis der beiden königlichen Brüder zueinander, so
scheint es wahrscheinlicher, dass Philometor seinen verlässlichen Dioiketen,
dem bei seiner Abwesenheit für das Land verantwortlichen Beamten, vor seinem
Aufbruch nach Syrien mit diesem Titel auszeichnete, als dass sein jüngerer
Bruder diesen höchsten Beamten des Verwaltungsapparates bei seinem Regie-
rungsantritt übernahm und noch mehrere Jahre in diesem Amt beließ.
Eine Datierung der Trierer Aktenrolle in das 26. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ
VIII. liegt, unabhängig von der Frage nach dem amtierenden Dioiketen, nahe, da
dem neuen Herrscher an einer schnellen Bearbeitung der Eingaben, besonders
der Angehörigen des Militärs, gelegen haben wird und die Beamten daher ange-
halten gewesen sein werden, entsprechend zeitnah auf seinen Erlass zu reagie-
ren. Dazu passen auch die Spuren am Ende der ersten Kolumne, die aufgrund
ihres schlechten Erhaltungszustandes keine Datumsangaben erkennen lässt. Am

67
„Weil also der Dioiket versandt hatte.“
68
Meyer, P.Meyer 1, S. 10: „… stattete der Finanzminister auf Grund dessen nach gesche-
hener Untersuchung Euch Bericht ab.“
69
„Weil es nötig sein wird, vom Dorfschreiber in Oxyryncha ein Verzeichns des eingesam-
melten Knoblauchs und der anderen Hülsenfrüchte entgegenzunehmen, entsprechend dem, was
der Dioiket schriftlich mitgeteilt hat…“.
30 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Ende der 23. Zeile, die dem folgenden Anschreiben vorausgeht, sind jedoch
Tintenspuren zu erkennen, die auf einen Monatsnamen hindeuten könnten.
Dieser ist in der obigen Liste der Datumsangaben nicht aufgeführt, da er zu frag-
mentarisch ist, um mit Sicherheit identifiziert werden zu können. Im Hinblick
auf die Datierung der Aktenrolle soll jedoch auch dieser mögliche Hinweis be-
sprochen werden:

P.Trier II 15, Kol. I 23

Der erste Buchstabe ist nicht leicht zu identifizieren, da die nach oben
führende Haste sich zu teilen scheint bzw. doppelt ausgeführt worden ist. Darauf
folgen jedoch zweifelsfrei ein Theta und ein Ypsilon, an das ein weiterer Buch-
stabe angebunden ist. Die Tinte dieses angebundenen Buchstabens ist stark ver-
blasst, doch es ist eine senkrecht nach unten verlaufende Linie erkennbar, die am
ehesten zu einem Rho passt. Da die Spuren des ersten Buchstabens nicht gegen
ein Alpha sprechen (siehe die Beispiele oben) und es für die Buchstaben-
kombination ‚θυρ‘ kaum Alternativen gibt, ist hier m.E. Ἁθύρ zu lesen. Tinten-
spuren, die auf ein Tagesdatum hindeuten, sind ebenso wenig erkennbar, wie die
Rekonstruktion des Regierungsjahres aufgrund der vor dem Monatsnamen vor-
handenen Lücke möglich ist. Ausgehend von den Fixpunkten, welche die datier-
ten Prostagmata Ptolemaiosʼ VIII. bieten, sowie von den Überlegungen zur
Anordnung der Dokumente der ersten Kolumne, müssen die hier zusammen-
gestellten Schriftstücke nach dem zweiten Prostagma Ptolemaiosʼ VIII., also
nach dem 17. September 145 v. Chr. entstanden sein.70 Der Hathyr ist der dritte
Monat des ägyptischen Kalenders und fällt im 26. Regierungsjahr Euergetesʼ II.
auf einen Zeitraum, der dem 27. November bis 26. Dezember 145 v. Chr. ent-
spricht.
Dies würde eine Zeitspanne von mehr als zwei Monaten eröffnen, in der Anti-
philos sich nach Bekanntgabe des Prostagmas an seinen Intendanten gewandt
hat, der, unter Einbeziehung seines Vorgesetzten Ptolemaios, seine Anfrage
bearbeitete. Diese Bearbeitungszeit ist durchaus realistisch und stützt die Lesung
des Monatsnamens, sodass die Aktenrolle ebenfalls in oder kurz nach diesem
Zeitraum entstanden sein könnte, wohl aber noch in der ersten Hälfte des 26.
Regierungsjahres Ptolemaiosʼ VIII. Euergetesʼ II.

70
Die Identifikation und Chronologie der einzelnen Schriftstücke können in Kapitel 4 nach-
vollzogen werden.
3. Der historische Hintergrund

Nach dem Tod seines älteren Bruders Ptolemaiosʼ VI. Philometor im Juli des
Jahres 145 v. Chr. tritt Ptolemaios VIII. dessen Nachfolge an und wird erneut
zum Herrscher über ganz Ägypten, nachdem er zuvor aufgrund von Streitig-
keiten zwischen den Geschwistern 163 v. Chr. in die Kyrenaika verbannt wor-
den war. Dass Euergetes II. den Thron nicht gegen alle Widerstände annektierte,
sondern seine Rückkehr durchaus Befürworter und aktive Unterstützer fand,
geht u.a. aus der Schilderung des Iustinus hervor.71 Ihm zufolge wurde Euer-
getes II. von Gesandten aus seiner Verbannung in Kyrene nach Alexandria
geholt, wo man ihm die Hochzeit mit seiner Schwester, der Witwe seines
Bruders, Kleopatra II., anbot. Andere Quellen hingegen behaupten, er habe die
Herrschaft über Ägypten mit Gewalt an sich gerissen, indem er die Truppen
seines Bruders in Pelusium abfing, um mit ihnen gegen Alexandria zu ziehen.72
Dieses Szenario gilt inzwischen jedoch als unhaltbar, was in dem – nach aktu-
ellem Stand der Forschung – frühesten Prostagma aus dem 25. Regierungsjahr
Euergetesʼ II., das dank der vorliegenden Aktenrolle überliefert ist, Bestätigung
findet.73 Dieses ist am 15. Juli 145 v. Chr. ergangen, sodass längere Macht-
kämpfe nach dem Tod Ptolemaiosʼ VI. oder militärische Auseinandersetzungen
zwischen den Geschwistern ausgeschlossen werden können.

71
Iust. XXXVIII 8, 2–3: Atque in Aegypto mortuo rege Ptolomeo ei, qui Cyrenis regnabat,
Ptolomeo per legatos regnurum et uxor Cleopatra regina, soror ipsius, defertur. Laetus igitur hoc
solo Ptolomeus, quod sine certamine fraternum regnum recepisset, in quod subornari et a matre
Cleopatra et favore principum fratris filium cognoverat, ceterum infestus omnibus, statim ubi
Alexandriam ingressus est, fautores pueri trucidari iussit. („In Ägypten aber wurde nach dem Tode
des Königs Ptolemaios demjenigen Ptolemaios, der in Kyrene König war, durch Gesandte das
Königtum und die Königin Kleopatra, seine eigene Schwester, als Gemahlin angetragen. Froh
war nun freilich Ptolemaios lediglich darüber, daß er kampflos das brüderliche Reich über-
nehmen konnte, in das, wie ihm bekannt wurde, sowohl von der Mutter Kleopatra als auch von der
Gunst der Notabeln der Sohn seines Bruders eingeschoben werden sollte; in allem übrigen jedoch
war er ein rechter Menschenfeind, und so gab er auch gleich beim Betreten von Alexandria
Weisung, die Gönner des Knaben zu töten.“ Seel, Weltgeschichte, S. 421f.). Siehe auch Diod.
XXXIII 13.
72
Nadig, König und Karikatur, S. 9: „Folgt man dagegen Flavius Josphus, so rückte er von
Kyrene gegen Alexandria vor, um sich die Herrschaft anzueignen.“
73
Siehe Otto/Bengtson, Geschichte des Niederganges, S. 24; Lanciers, „Alleinherrschaft“,
S. 424f.; Hölbl, Geschichte, S. 172; Chauveau, „Un été“, S. 135–168; Chauveau, „Post-scriptum“,
S. 129–134; Huß, Ägypten, S. 597ff. Zur ausführlichen Diskussion siehe Kapitel 2.
32 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Die Entscheidung, Ptolemaios VIII. die Herrschaft über Ägypten anzubieten,


überrascht nicht, wenn man die Alternativen bedenkt: Nach dem Tode Philome-
tors blieben seine Schwester Kleopatra II. und ihr unmündiger Sohn, der in der
Forschung gemeinhin als Ptolemaios VII. Neos Philopator bekannt ist, allein in
Alexandria zurück.74 Dieser war zwar legitimer Nachfolger seines Vaters, doch
noch nicht in der Lage, allein zu regieren, sodass seine Mutter die Regierungs-
geschäfte als Vormund in den ersten Jahren seiner Herrschaft hätte führen
müssen. Ihrer Mutter war dies gelungen, denn nachdem Ptolemaios V. Epi-
phanes 180 v. Chr. ermordet worden war, übernahm Kleopatra I. die Vormund-
schaft für den minderjährigen Prinzen Ptolemaios VI. und wird – entgegen
herrschender Traditionen – dadurch selbst, bis zu ihrem Tod vier Jahre später,
zur legitimen Regentin Ägyptens.75 Von den Männern bei Hofe dürfte eine
derartige Regierungskonstellation, bestehend aus einem unmündigen Thron-
folger und der Königswitwe, als wesentlich schwächer und instabiler erachtet
worden sein als die eines mündigen und bereits erfahrenen Herrschers, als der
Ptolemaios VIII. nach seiner Samtregierung mit Ptolemaios VI. und Kleopatra
II. sowie seiner Herrschaft über die Kyrenaika ohne Zweifel galt. Daran, dass
auch Euergetes II. bestrebt war, an seine frühere Herrschaft anzuknüpfen,
bestand ohnehin kein Zweifel. Als dieser schließlich im Jahr 145 v. Chr. den
Thron besteigen durfte, setzt er die alte Zählung seiner Regierungsjahre fort,
sodass er in seinem 25. Jahr erneut zum Herrscher ernannt wird. Diese Art der
Thronfolge ist zwar äußerst ungewöhnlich, wie auch Nadig feststellt, der darauf
hinweist, dass hier „zum ersten Mal die übliche Nachfolge vom Vater auf den
Sohn unterbrochen“76 wird, schien für die Beteiligten in Anbetracht der Situa-
tion jedoch die favorisierte Lösung gewesen zu sein.
Ptolemaios VIII. musste nun daran gelegen sein, sich möglichst schnell den
Rückhalt der Bevölkerung zu sichern, um denen zuvorzukommen, die lieber den
Sohn Philometors und Kleopatras II. auf dem ägyptischen Thron gesehen hätten.
Entscheidend war hier besonders die Unterstützung des Heeres, das nach dem
Tod des Feldherrn und Regenten auf dessen letztem Feldzug führungslos war.
Die Gefahr, dass nach Ägypten zurückkehrende Soldaten sich aus Loyalität
gegenüber Ptolemaios VI. auf die Seite seiner Witwe und seines Sohnes und
somit gegen Euergetes II. stellen könnten, war nicht zu unterschätzen, wie das
Beispiel des Generals Galaistes zeigt, der Philometor treu ergeben und somit
auch ein Unterstützer Kleopatras II. war. Angeblich sollte dieser im Exil in
Griechenland einen ihm von Philometor anvertrauten Sohn zum Thronfolger

74
Siehe dazu Heinen, „Zählung“, S. 449ff.; Hölbl, Geschichte, S. 172ff. Vgl. auch Huß,
Ägypten, S. 597, der die Auffassung vertritt, Ptolemaios VI. Philometor habe keinen Sohn hinter-
lassen.
75
Hölbl, Geschichte, S. 128f; Huß, Ägypten, S. 538ff.
76
Nadig, König und Karikatur, S. 10.
3. Der historische Hintergrund 33

aufbauen und für diesen Ägypten erobern.77 Im Jahr 140/39 v. Chr. hatte er
schließlich die nötigen Vorbereitungen getroffen und wagte einen Putschver-
such, der jedoch scheiterte und für die Regierung Ptolemaiosʼ VIII. ohne Folgen
blieb.78
Im Zusammenhang mit der Trierer Aktenrolle sind jedoch die Geschehnisse
von Bedeutung, die sich im Sommer des Jahres 145 v. Chr. ereigneten und die in
vielen Details noch ungeklärt sind. Die Überlegungen, die Ptolemaios VIII.
direkt nach seinem Regierungsantritt bezüglich des Heeres anstellte, fasst Huß
folgendermaßen zusammen: „Sollte man sich weiterhin in Syrien engagieren?
Und wenn ja, auf welcher Seite? Der König beschloß, die Intervention der
Regierung des Vorgängers – jedenfalls vorläufig – zu beenden. Er rief die
Truppen zurück. Vielleicht reiste er ihnen nach Pelusion entgegen, vielleicht ge-
wann er mit bestimmten Zusagen ihr Vertrauen und vielleicht verlegte er einen
Teil ihrer Einheiten in die wichtige Provinz Zypern.“79
Die Vermutung, Euergetes II. habe einen Teil der Truppen in Zypern statio-
niert, fußt auf einem „Brief an die Truppen“, den Ptolemaios VIII. im Jahr
145/44 v. Chr. zusammen mit einem Amnestiedekret auf einer Stele anbringen
ließ.80 In dem Brief dankt er den Soldaten für ihre Unterstützung und verspricht
ihnen, nicht ohne Hintergedanken, Sold auf Lebenszeit. So konstatiert Nadig:
„Das zusätzliche Versprechen eines lebenslänglichen Soldes ist aber nicht nur
als Dank für einen reibungslosen Herrschaftswechsel und das Herbeiführen
geordneter Verhältnisse zu werten; vielmehr sollte so die Loyalität der statio-
nierten Truppen für die Zukunft gesichert werden.“81 Zusätzlich zu diesem Zu-
geständnis wurden in dem auf der gleichen Stele angebrachten Dekret (I.Kition
2017, 7–10 = SEG XXXVII 1372) den Soldaten ihre Schulden erlassen: τοὺς δὲ
στρατευομένους διορθ̣οῦ̣σθα̣[ι μηθὲν τῶν εἰς τὰ τέλη ἀνηκόντων.] | ἀφίησι δὲ
καὶ τ[οὺς στρ]α̣τιώτας, τούς τε π̣ε̣[ζοὺς καὶ τοὺς ἱππεῖς πάντας,] | τ̣οὺς ἐκ τοῦ
[λόγου τῶν ἀ]ν̣αδεδομένων ὅ[πλων τι ὀφείλοντας, τά τε ἄλλα πάντα] | τὰ
ὀφειλ[όμενα παρ’ αὐτῶν εἰ]ς τὰς τιμὰς [ὧν προειλήφασιν ἐκ τοῦ βασιλικοῦ].82
Leider ist die Stele nicht komplett erhalten, sodass ein gewisser Raum für

77
Siehe dazu Hölbl, Geschichte, S. 173f.; Zu Galaistes siehe auch: Huß, Ägypten, S. 602f. Vgl.
P.Köln V 223 + 224.
78
Nadig, König und Karikatur, S. 11; Huß, Ägypten, S. 606f.
79
Huß, Ägypten, S. 601. Siehe auch C.Ord. Ptol. 41–42.
80
Siehe C.Ord. Ptol. 41–42 = I.Kition 2017 = SEG XXXVII 1372; Piejko, „Act of Amnesty“,
S. 254–259; Nadig, König und Karikatur, S. 80–88.
81
Nadig, König und Karikatur, S. 84f.
82
„Die im Heer Dienenden aber sollen nichts von den für die Steuern fälligen (Beträgen)
zahlen. Er erlässt aber auch den Soldaten, sowohl den Fußsoldaten als auch den Reitern allen die
aus der Kasse der gelieferten Waffen etwas schuldig sind (die Zahlung) und auch alles andere,
das von ihnen als Preis für das geschuldet wird, das sie aus königlichem Besitz als Vorauszahlung
empfangen hatten.“
34 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Spekulationen bleibt, dennoch ist die Intention Ptolemaios’ VIII., das Heer
seines verstorbenen Bruders für sich zu gewinnen, offensichtlich.
Dies ist auch für die vorliegende Aktenrolle interessant, da Ptolemaios VIII.
bereits am 15. Juli den Befehl erteilt hatte, ihm über diejenigen Bericht zu
erstatten, denen sein Bruder Privilegien erteilt hatte. Dieser Erlass wird auch im
Hinblick darauf ergangen sein, ihnen diese Vergünstigungen zukommen zu
lassen und sich so als gütiger und gerechter Herrscher zu präsentieren.
Dass es schon wenige Jahre später, zur Zeit des Putschversuches des ehe-
maligen Offiziers Ptolemaiosʼ VI., Galaistes, zu Problemen mit den Söldnern
kommen sollte, weil Ptolemaios VIII. ihnen ihren Lohn schuldig blieb, ist dank
Diodor83 bekannt und in diesem Kontext ein interessantes Detail.
Für die Beschäftigung mit den Ereignissen in der vorliegenden Aktenrolle, die
sich auf den Beginn seiner erneuten Regierungszeit, also das Jahr 145 v. Chr.,
konzentrieren, ist Diodors Bericht jedoch nicht relevant. Zum Zeitpunkt der
Entstehung dieser Verwaltungsakte war Ptolemaios VIII, wie sein Amnestie-
dekret und der „Brief an die Truppen“ zeigen, darauf bedacht, die Soldaten
seines verstorbenen Bruders für sich und seine Zwecke zu gewinnen und so
möglichen Versuchen seiner Gegner, ihm den Thron streitig zu machen, zuvor-
zukommen.
Für die Einordnung der Trierer Aktenrolle in den historischen Kontext und
zum Verständnis der Haltung Ptolemaiosʼ VIII. gegenüber den Soldaten, die die
in der Aktenrolle festgehaltenen Forderungen stellten, sollen diese einleitenden
Erläuterungen genügen.

83
Diod. XXXIII 22: ὁ δὲ στρατηγὸς Ἱέραξ ἐν τοῖς πολεμικοῖς ἔργοις θαυμαστὸς ὢν καὶ κατὰ
τὰς ἐντεύξεις τοῖς ὄχλοις εὔθετος, ἔτι δὲ μεγαλόψυχος, συνέσχε τὴν τοῦ Πτολεμαίου βασιλείαν.
τούτου γὰρ ἀπορουμένου χρημάτων, καὶ τῶν στρατιωτῶν βουλομένων ἀφίστασθαι πρὸς Γαλαίσ-
την διὰ τὸ μὴ κομίζεσθαι τοὺς μισθούς, ἐκ τῆς ἰδίας οὐσίας ὀψωνιάσας τὴν δύναμιν διωρθώσατο
τὴν ὅλην μεταβολήν. („Sein Stratege Hierax hingegen, in den Dingen, die den Krieg betrafen, von
bewundernswerten Fähigkeiten und auch zum Umgang mit dem Volke geeignet, dazu von Groß-
herzigkeit, war es, der die königliche Macht des Ptolemaios zusammenhielt. Als dieser keine Geld-
mittel mehr besaß und die Soldaten bereits zu Galaistes überlaufen wollten, da er ihnen keinen
Sold mehr zahlen konnte, gab Hierax aus seinem privaten Vermögen der Streitmacht ihr Verpfle-
gungsgeld und brachte so die ganze Meuterei zu einem Ende.“), Wirth/Nothers, Weltgeschichte,
S. 205).
4. Der Aufbau der Aktenrolle

4.1 Erläuterungen zum Aufbau der Aktenrolle

Zunächst soll auf den Aufbau der Verwaltungsakte eingegangen werden, da der
Charakter und Zweck der einzelnen Schriftstücke erst nachvollzogen werden
kann, wenn man diese zueinander in Beziehung setzt. Dazu gehören die Anzahl
der erhaltenen Akteneinträge, deren durch den Schreiber vorgenommene Ab-
grenzung voneinander sowie die chronologische Einordnung der aufgezeich-
neten Geschehnisse, aus denen an späterer Stelle der Verwaltungsvorgang re-
konstruiert werden soll, dessen vollständige Aufzeichnung der Grund für die
Zusammenstellung der Schriftstücke in der vorliegenden Aktenrolle war.
Beginnend mit den genannten äußeren Aspekten kann so schrittweise an den
inneren Aufbau der Aktenrolle herangeführt werden. Dieser folgt einer eigenen,
dem Zweck der Akte entsprechenden Chronologie, welche nicht immer mit der
zeitlichen Abfolge übereinstimmt, in der die verschiedenen in ihr zusammenge-
stellten Dokumente ursprünglich verfasst worden sind. Besondere Aufmerksam-
keit soll hierbei den fragmentarischen Einträgen der ersten Kolumne gelten, da
diese nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden können und somit einen
gewissen Spielraum für Spekulationen eröffnen, dem hier Rechnung getragen
werden soll. Aufgrund der erhaltenen Zeilen dieser beschädigten ersten Kolum-
ne und in Relation zu den folgenden Kolumnen kann hier von einer ursprüng-
lichen Anzahl von 25 Zeilen ausgegangen werden, sodass P.Trier II 15 insge-
samt 101 Zeilen umfasste, die sich wie folgt auf die vier Kolumnen der Akten-
rolle verteilen.84 Als einleitende Übersicht sind neben der Anzahl der Zeilen pro
Kolumne auch die jeweilige Anzahl der Schriftstücke sowie die der Paragraphoi,
welche die einzelnen Einträge voneinander trennen, in der folgenden Tabelle
zusammengestellt worden.85

84
Die Maße der Papyrusrolle, ihrer einzelnen Kolumnen sowie der Zeilenabstände sind in
Kapitel 1.3 aufgeführt.
85
Die Einträge am Ende einer Kolumne, die in der folgenden fortgesetzt werden, wie es bei
den Kolumnen I und II der Fall ist, sind jeweils der Kolumne zugeordnet, in der sie beginnen. In
beiden Fällen weist diese Kolumne zudem den größeren Anteil des Eintrags auf.
36 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Kol. Dokumente Zeilenanzahl Anzahl der Paragraphoi


[vier86] (nach den Zeilen 10,
I a–e 25
14, 18 und 23)
sechs (nach den Zeilen 26,
II f–i 27
39, 43, 46, 49 und 50)
vier (nach den Zeilen 54,
III j–l 27
61, 73 und 77)
zwei (nach den Zeilen 84
IV m–o 22
und 101)

Tabelle 2: Aufbau der Aktenrolle

4.2 Die Paragraphoi

Die konsequent vom Schreiber jeweils am Zeilenanfang gesetzten Paragraphoi


trennen die verschiedenen Akteneinträge voneinander. Dabei ist anzumerken,
dass sie nicht ausschließlich Kopien von Schriftstücken anderer Urheberschaft
oder anderen Inhalts abgrenzen, sondern auch Sinnabschnitte innerhalb eines
Dokuments markieren. Dies trifft besonders auf den vollständig erhaltenen
Untersuchungsbericht der Schreiber zu, in dem die Paragraphoi auch dort ver-
wendet werden, wo die Intendanten innerhalb dieser sogenannten Anaphora87
darauf verweisen, in welcher Art von Dokumenten sie nach entsprechenden Be-
legen gesucht haben und dies von der kurzen Inhaltsangabe des bei der Unter-
suchung gefundenen Schriftstücks abgrenzen. Die folgenden Beispiele sollen
einen Eindruck von den Paragraphoi in P.Trier II 15 vermitteln.

Abb. 12: P.Trier II 15, Kol. II 50 Abb. 13: P.Trier II 15, Kol. III 54

86
Die Anzahl der Paragraphoi der ersten Kolumne ist aufgrund des Zustands des Papyrus nicht
erhalten, sondern anhand des vermuteten Charakters der Einträge und unter Berücksichtigung des
Prinzips der Setzung der Paragraphoi durch den Schreiber in den folgenden Kolumnen rekon-
struiert worden. Der Vollständigkeit halber sind sie in die Übersicht integriert und durch Kursiv-
schreibung als Rekonstruktion gekennzeichnet worden.
87
Da das Wort ἀναφορά verschiedene Bedeutungen hat, sei an dieser Stelle darauf hingewie-
sen, dass es im vorliegenden Kontext am treffendsten mit „Bericht“ übersetzt werden kann. In die-
sem Sinne wird die ἀναφορά auch in dem Paralleltext UPZ I 14, 57–59 (157 v. Chr.) verwendet,
wo sie ebenfalls von Intendanten erstellt worden ist: τῆς παρὰ τῶν γραμματέων | ἀναφορᾶς
τἀντίγραφον ὑποτετάχαμεν, | ὅπως ποιῇς κατʼ αὐτά (Wilcken, UPZ I 14, S. 157: „Vom Bericht von
den Schreibern habe ich dir eine Kopie daruntergesetzt, damit du danach handelst.“).
4. Der Aufbau der Aktenrolle 37

Der Schreiber hat zudem eine Paragraphos unter die letzte Zeile der Akten-
rolle (Kol. IV 101) gesetzt, um das Ende dieses Schriftstückes zu markieren,
unabhängig davon, ob ein weiteres folgte. Tintenspuren, die auf einen folgenden
Eintrag hindeuten könnten, sind nicht erkennbar, obwohl in dieser Kolumne
ausreichend Platz für mindestens zwei weitere Zeilen zur Verfügung stand. Die
Rolle scheint daher, von den Beschädigungen der ersten Kolumne abgesehen,
vollständig zu sein, da keine weiteren Kolumnen anzunehmen sind, in denen der
Schreiber weitere Einträge vorgenommen haben könnte.88 Dies deckt sich mit
dem Inhalt des letzten Schriftstückes, welches den in der Aktenrolle themati-
sierten Vorgang zusammenfasst und den Stand der Ereignisse zur Entstehungs-
zeit der Akte und zugleich den Grund für deren Anfertigung schriftlich fixiert.
Außerdem scheute sich der Schreiber nicht, einen Eintrag am Ende einer
Kolumne zu beginnen und ihn in der nächsten fortzusetzen, wie an den Über-
gängen von der ersten zur zweiten sowie von der zweiten zur dritten Kolumne
ersichtlich ist. Demnach sprechen drei Anhaltspunkte gegen einen weiteren
Akteneintrag, der durch diese Paragraphos vom vorherigen hätte abgegrenzt
werden müssen. Möglicherweise war es schlicht Usus dieses Schreibers oder der
Kanzlei, in der er tätig war, unter jeden Eintrag eine Paragraphos zu setzen.
Obgleich dies für das Verständnis der vorliegenden Akte nebensächlich ist, sei
angemerkt, dass die – auch an anderen Stellen dieser Arbeit zu Vergleichen
herangezogene – Verwaltungsakte UPZ I 14 aus dem Jahre 158 v. Chr., die
Verwaltungsvorgänge bezüglich der Einstellung eines neuen Rekruten enthält,
ebenfalls Paragraphoi aufweist, durch welche Einträge verschiedenen Inhalts
voneinander abgegrenzt werden. Auch dort ist, wie in P.Trier II 15, Kol. IV 101
eine Paragraphos unter den letzten Eintrag gesetzt worden.89
In P.Lips. II 124 aus dem Jahr 137 v. Chr., einer Akte zur Besteuerung der
Katöken, die aus der Regierungszeit Ptolemaiosʼ VIII. stammt und, wie Dutten-
höfer vermutet, von jemandem verfasst worden ist, der „in der Militärverwal-
tung zu lokalisieren ist“90, verzichtet der Schreiber generell auf eine Abgren-
zung durch Paragraphoi. P.Tebt. III.1 700 hingegen, eine Zusammenstellung von
Prostagmata in Bezug auf Angelegenheiten der Kleruchen, enthält ebenfalls
durch Paragraphoi voneinander abgegrenzte Einträge. Allerdings lässt der zum
Teil fragmentarische Erhaltungszustand des Stückes keine Rückschlüsse darüber
zu, wie konsequent der Schreiber in der Setzung der Paragraphoi gewesen ist
und ob er ebenfalls eine unter seinen letzten Eintrag gesetzt hat. Da diese Akten
allesamt den Bereich der Militärverwaltung betreffen und sich die gewählten

88
Da der Beginn der Kolumne I nicht erhalten ist, kann nicht bewiesen werden, dass ihr keine
weiteren Kolumnen vorausgingen. Der Inhalt spricht jedoch, soweit er rekonstruierbar ist, gegen
die Annahme weiterer Kolumnen.
89
Siehe UPZ I 14, 145.
90
P.Lips. II 124, S. 7.
38 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Beispiele auf eine vergleichsweise geringe Zeitspanne von weniger als 30 Jahren
beschränken, scheint es sich bei der Setzung von Paragraphoi innerhalb dieser
dokumentarischen Papyri nicht um eine obligatorische Praxis zu handeln,
sondern dem Ermessen des Verfassers zu obliegen, ob man von ihnen Gebrauch
machte. Der Vorteil ihrer Verwendung liegt jedoch auf der Hand, da sie hier
eine ebenso hilfreiche Gliederung des Gesamttextes ermöglichen, wie es aus den
literarischen und semiliterarischen Texten bekannt ist.91

4.3 Die Akteneinträge

Die Aktenrolle enhält, soweit dies aufgrund der zuvor erwähnten Einschrän-
kungen rekonstruiert werden kann, insgesamt 15 Abschnitte, die in mehr oder
minder direktem Zusammenhang mit einer Anfrage des Soldaten Antiphilos
stehen. Die Abschrift dieser Anfrage ist den zu ihrer Bearbeitung herangezo-
genen Dokumenten und der entsprechenden amtlichen Korrespondenz vorange-
stellt und leitet die Verwaltungsakte – gemeinsam mit dem dazugehörigen
Anschreiben – ein. Die Klärung des Anliegens des Antiphilos erfordert die
Zusammenarbeit verschiedener Verwaltungsbeamten, deren Korrespondenz sich
auf die erste, stark beschädigte, Kolumne beschränkt.
Die folgenden drei Kolumnen dienen der Prüfung und dem Nachweis des
Anspruchs des Antragstellers und bestehen aus mehreren Prostagmata aus der
Regierungszeit Ptolemaiosʼ VI. sowie der seines jüngeren Bruders Ptolemaiosʼ
VIII., die zum Teil in einen ausführlichen Schreiberbericht eingebettet sind. Da-
raus ergibt sich das folgende dreigeteilte Schema zum Aufbau der Aktenrolle,
das als erster Überblick über die gesamte Verwaltungsakte fungieren soll, von
dem ausgehend die einzelnen Einträge eingehend zu betrachten sind.

I II III
(Kol. I 1 – Kol. II 27) (Kol. II 28–39) (Kol. II 40 – Kol. IV 101)
Bericht der Schreiber mit
Amtliche Prostagma Ptolemaiosʼ
Erlassen Ptolemaiosʼ VI.
Korrespondenz VIII. vom 17.9.145 v. Chr.
und Ptolemaiosʼ VIII.

Tabelle 3.1: Inhaltlicher Aufbau der Aktenrolle I

91
Zu Form und Herkunft der Paragraphoi in griechischen Papyri sowie deren Funktion in
literarischen und semiliterarischen Texten s. Barbis Lupi, „Paragraphos“, S. 414–417.
4. Der Aufbau der Aktenrolle 39

Während der Mittelteil dieses Schemas (II) nur aus dem auf den 17. Septem-
ber 145 v. Chr. datierten Prostagma Ptolemaiosʼ VIII. besteht, setzen sich die
beiden übrigen Abschnitte jeweils aus mehreren Einträgen unterschiedlicher
Natur zusammen, deren Beziehung zueinander nun behandelt werden soll.
Um auf eine entsprechende Konkordanz zurückgreifen zu können, sind nach-
stehend alle Einträge in der Reihenfolge aufgeführt, in der sie Eingang in die
Verwaltungsakte gefunden haben. Jedem Schriftstück ist ein Buchstabe des la-
teinischen Alphabets zugeordnet, um seine Identifizierung in den folgenden
Ausführungen, die sich nach der Chronologie der Ereignisse richten und dabei
von ihrer Reihenfolge in der Aktenrolle abweichen, zu erleichtern.

Abschnitt Schriftstück Bezeichnung Zeilenangabe


(a) Anschreiben Kol. I 1–3
(b) Schreiben des Antiphilos Kol. I 4–10
(c) Subskription (?) Kol. I 11–14
I (d) Anschreiben Kol. I 15–18
(e) Unbekanntes Schriftstück Kol. I 19–23
Kol. I 24–
(f) Anschreiben
Kol. II 27
Prostagma Ptolemaiosʼ VIII.
II (g) Euergetesʼ II. vom Kol. II 28–39
17. September 145 v. Chr.
Schreiberbericht -
Auszug aus einem Prostagma
(h) Kol. II 40–43
Ptolemaiosʼ VIII. Euergetesʼ II.
vom 15. Juli 145 v. Chr.
Schreiberbericht - Kol. II 44–
(i)
Ergebnis der Untersuchung Kol. III 54
Auszug aus einem Dokument
(j) Kol. III 55–61
zur Besoldung der Myser
Prostagma Ptolemaiosʼ VI.
III
(k) Philometor aus dem Jahr Kol. III 62–73
148 v. Chr.
Zusatz zum Prostagma
(l) Kol. III 74–77
aus dem Jahr 148 v. Chr.
Kol. III 78–
(m) Antwort auf die Eisdosis
Kol. IV 84
Prostagma Ptolemaiosʼ VI.
(n) Kol. IV 85–95
aus dem Jahr 146 v. Chr.
(o) Schreiberbericht - Fazit Kol. IV 96–101
Tabelle 3.2: Inhaltlicher Aufbau der Aktenrolle II
40 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Die Verwaltungsakte setzt sich demnach aus drei Anschreiben, (a), (d) und
(f), der Abschrift des Schreibens des Antiphilos (b) mit einer entsprechenden
Subskription (c), vermutlich einen weiterem amtlichen Schreiben, (e), einem
datierten Prostagma (g) und einem Schreiberbericht zusammen. Dieser besteht
aus einem paraphrasierten Prostagma Ptolemaiosʼ VIII. (h) als Begründung für
die Anfertigung des Berichts, dem Ergebnisbericht (i), dem zwei datierte Pros-
tagmata aus der Regierungszeit Ptolemaiosʼ VI., (k) und (n), sowie Auszüge aus
einem Dokument zur Besoldung der Myser (j) beigefügt sind, und einer Zu-
sammenfassung (Fazit) (o). Dem früheren Erlass Ptolemaiosʼ VI. (k) wurde ein
Nachtrag (l) hinzugefügt, der spätere ist mitsamt seinem Ausführungsvermerk in
die Aktenrolle aufgenommen worden. Dem späteren Prostagma geht die Ant-
wort auf eine Eisdosis (m) voraus, die dessen Inhalt rezipiert und auf den ak-
tuellen Fall des Antiphilos anwendet. Der Akteneintrag (j) regelt die Besoldung
der Myser im Allgemeinen und die des Antiphilos im Besonderen und dürfte
ursprünglich ebenfalls in Form eines Erlasses ergangen sein. Im Unterschied zu
den übrigen ist er jedoch nicht datiert und wird im Ergebnisbericht der Schreiber
auch nicht als Erlass bezeichnet, da man sich dort im Hinblick auf die Besol-
dung der Myser nur auf bei Hofe gesiegelte Abschriften bezieht.
In welchem Zusammenhang diese hier kurz beschriebenen Akteneinträge zu-
einander stehen und welche Bedeutung sie für die Klärung des Anspruchs des
Antiphilos haben, soll im Folgenden veranschaulicht werden, ohne dass dabei
auf die Besonderheiten der einzelnen Schriftstücke eingegangen wird, da deren
eingehende Betrachtung in den separaten Einleitungen der jeweiligen Doku-
mente erfolgen soll.

4.4 Die Chronologie der Ereignisse und ihre Abfolge im Text

Die folgenden Ausführungen orientieren sich an der Chronologie der Ereignisse,


die zur Entstehung dieser Akten geführt haben, sodass sie nicht mit dem ältesten
Schriftstück der Akte, dem Prostagma aus dem 33. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ
VI. Philometor (k), einsetzen, sondern mit dem ersten Erlass seines jüngeren
Bruders und Thronfolgers, Ptolemaiosʼ VIII. Euergetes’ II. (h), der bereits kurz
nach seinem erneuten Regierungsantritt am 15. Juli 145 v. Chr. ergangen ist.92
Da nicht alle administrativen Schritte Eingang in die Aktenrolle gefunden
haben und ein Teil der amtlichen Korrespondenz aufgrund der Verluste in der
ersten Kolumne nicht rekonstruiert werden kann, wird als Parallele UPZ I 14
heranzuziehen sein, der Aufschluss über die nicht erhaltenen Vorgänge liefern
und eine möglichst vollständige Wiederherstellung ermöglichen soll. Um in den

92
Zur Bedeutung dieses ersten Erlasses für die Chronologie der Ptolemäerzeit siehe Kapitel 2.
Zum historischen Kontext siehe Kapitel 3.
4. Der Aufbau der Aktenrolle 41

Einleitungen der betreffenden Einträge darauf zurückgreifen zu können, soll


dieser Papyrus später in Form eines Exkurses behandelt und hier als Orientie-
rungshilfe nur kurz zusammengefasst werden:
UPZ I 1493 ist, wie auch P.Trier II 15, eine Aktenrolle aus dem Bereich der
Militärverwaltung. Hier soll ein gewisser Apollonios ins Heer aufgenommen
werden, um sich selbst und seinen in Katoche befindlichen Bruder Ptolemaios
versorgen zu können. Die amtliche Korrespondenz ist in dieser Verwaltungsakte
zum Teil erhalten und ermöglicht einen Einblick in die administrativen Abläufe,
die bei der Aufnahme eines Rekruten vonstattengingen. Besagter Ptolemaios
richtet im Jahr 158 v. Chr. sein Gesuch in Form einer Enteuxis direkt an das re-
gierende Geschwisterpaar, Ptolemaios VI. und Kleopatra II. Die Eingabe wird
mit einem Bearbeitungsvermerk versehen und an den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων
Demetrios weitergeleitet, dem die Umsetzung der vom Königspaar bewilligten
Bitte obliegt. Demetrios bringt daraufhin bei dem Intendanten der Einheit, in die
Apollonios aufgenommen werden soll, in Erfahrung, in welcher Höhe dieser zu
besolden sei, informiert den König, wie gefordert, über die mit der Indienst-
stellung verbundenen Kosten und veranlasst die Aufnahme des Apollonios.
Dieser Text liefert Hintergrundinformationen zu den an der Indienststellung
neuer Soldaten beteiligten Beamten und den entsprechenden Weisungsbefug-
nissen und ist somit von großer Bedeutung für die Erforschung der Militärad-
ministration der Ptolemäerzeit. Ein wichtiger Unterschied zu dem Trierer Papy-
rus ist jedoch, dass in diesem Antiphilos zur Zeit seiner Eingabe bereits zum
Heer gehörte und somit nicht um eine Aufnahme bat, sondern vielmehr um die
Gewährung und Umsetzung der von Ptolemaios VI. vor dessen Tod ver-
sprochenen Privilegien. Die Verwaltungsvorgänge, die das Gesuch des Anti-
philos nach sich zogen, sind daher andere als die in der Parallele skizzierten, so-
dass diese nur bedingt zur Rekonstruktion des Geschehens beitragen kann.
Die Ereignisse beginnen chronologisch mit dem ersten erwähnten Prostagma
Ptolemaiosʼ VIII. (h), das zu Beginn des Schreiberberichtes zitiert wird. Hinter-
grund dieses Erlasses dürften Eingaben der vom Feldzug gegen Alexander I.
Balas zurückkehrenden Soldaten gewesen sein, die bei Euergetes II. ihre von
Ptolemaios VI. zugestandenen Privilegien einforderten. Aus diesem Erlass geht
hervor, dass sich die Forderungen auf ὀψώνια ἢ προσ[θ]έματα ἢ ἄλλο τι (Kol. II
41–42: „Soldzahlungen oder Zuschläge oder irgendetwas anderes“) beziehen,
wobei letzteres in einem späteren Erlass näher definiert wird.94

93
Diese Zusammenfassung beschränkt sich auf die beteiligten Personen der obersten Ebenen
und lässt wesentliche Aspekte des komplexen Verwaltungsvorganges, die in einem separaten
Exkurs dargestellt werden, außer Acht. Vgl. UPZ I 14 als Quelle für die Militäradministration der
Ptolemäerzeit.
94
Das spätere Prostagma vom 17. September 145 v. Chr. (g) zählt neben den ὀψώνια und
προσθέματα auch μεταβάσεις („Beförderungen“) zu den gewährten Vergünstigungen.
42 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Interessant ist, dass diese Privilegien den Soldaten zugesichert worden waren,
als sie sich bereits [ἐν] τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόποις („in den Stützpunkten in
Asien“)95, also auf Philometors letztem Feldzug in Syrien, befanden. Dieser
Umstand erklärt, warum in dem Erlass darauf hingewiesen wird, dass auch
bezüglich derer, ὧ[ν] καὶ τὰ προσ[τ]άγματα ἐκπέπτωκεν („denen auch die Pros-
tagmata verloren gegangen sind“)96, Bericht erstattet werden soll. Es ist anzu-
nehmen, dass den Soldaten die entsprechenden Belege während des Feldzuges
abhanden gekommen sind und sie nun Schwierigkeiten haben, nachzuweisen,
dass ihre Ansprüche auf besagte Privilegien gerechtfertigt sind. Da weder in
diesem paraphrasierten Prostagma (h) vom 15. Juli 145 v. Chr. noch in dem vom
17. September 145 v. Chr. (g) Antiphilos selbst erwähnt wird, sondern beide
allgemein gehalten sind, scheint es sich um ein Phänomen zu handeln, das nicht
nur die Person des Antiphilos, sondern mehrere Rückkehrer betraf.
Der Zeitpunkt, zu dem Antiphilos ein entsprechendes Schreiben aufgesetzt
hat, kann zwischen dem Tod Ptolemaiosʼ VI., dessen genaues Datum nicht über-
liefert ist, und dem Tag des ersten Erlasses Ptolemaiosʼ VIII., oder auch erst
nach diesem angesetzt werden. Ob es sich bei dem zweiten Eintrag der Akte (b)
um jenes Schriftstück handelt, in dem Antiphilos seine eigenen Vergünstigungen
einfordert, oder um eine Meldung, durch welche er auf freie Stellen innerhalb
seiner Einheit hinweist, die neu besetzt werden sollen, ist aufgrund der Beschä-
digungen der ersten Kolumne nicht zweifelsfrei festzustellen. Weder geht die
Natur dieses Schreibens aus den erhaltenen Fragmenten des diesem vorge-
lagerten Anschreibens (a) hervor, noch kann der Adressat mit Sicherheit be-
stimmt werden. Die Spuren deuten jedoch darauf hin, dass es sich bei dem
Empfänger des Schreibens um einen γραμματεύς handelt, der im Bereich der
Militärverwaltung tätig sein dürfte. Antiphilos könnte sich mit seiner Bitte
folglich direkt an den für seine Truppe verantwortlichen Intendanten gewandt
haben, der wiederum höherstehende Beamte oder den König informierte, um
Instruktionen für eine geeignete Vorgehensweise zu erhalten.97
Einen Einblick in das darauffolgende Prozedere ermöglicht der Abschluss des
Berichts der Schreiber (o), in dem es heißt, ein gewisser Ptolemaios habe den
Verfassern der Anaphora mitgeteilt, dass er den Intendanten Philon angewiesen
habe, sich der Angelegenheit anzunehmen.

95
P.Trier II 15, Kol. II 42.
96
P.Trier II 15, Kol. II 42–43.
97
In UPZ I 14 wendet sich Ptolemaios in Form einer Enteuxis direkt an den König, damit sein
Bruder eine Stelle im Heer erhält. Dass hier ein Intendant der erste Ansprechpartner gewesen sein
könnte, mag daran liegen, dass der vorherige König gerade verstorben und seine Nachfolge
womöglich noch nicht allgemein publik war. Außerdem ist zu bedenken, dass es sich in UPZ I 14
um eine Neuaufnahme handelte und Ptolemaios beim Verfassen seines Bittgesuches somit wohl
kaum wissen konnte, welcher Intendant später für seinen jüngeren Bruder zuständig sein würde.
4. Der Aufbau der Aktenrolle 43

Des Weiteren soll Philon selbst Bericht darüber erstatten, ἀφʼ ὧν ἄν τε χωρῶν
τιθῆται καὶ ἀφʼ οὗ χρόνου98, damit alle, die es betrifft, über die Änderungen
informiert werden können. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Wenn eine neue
Stelle zugeteilt oder die Besoldung geändert wird, muss dies in den entsprechen-
den Akten vermerkt werden. Da sowohl Beamte aus der Zivil- als auch aus der
Militärverwaltung an der Besoldung beteiligt waren, war es wichtig, den Beam-
ten alle diesbezüglichen Änderungen zeitnah zu melden.99 An wen Philon sich
dazu wenden musste, geht aus dem Eintrag (o) jedoch ebenso wenig hervor wie
ein Hinweis darauf, ob er bisher nur informiert worden war oder die Anwei-
sungen zum Zeitpunkt der Anfertigung der Aktenrolle bereits umgesetzt hatte.
Wenn es sich bei dem nur fragmentarisch erhaltenen Eintrag (b) um jene
Mitteilung des Antiphilos handelt, aufgrund derer Philon auf Anweisung des
Ptolemaios hin tätig werden sollte, könnten die Instruktionen als umgesetzt und
der gesamte Vorgang als abgeschlossen betrachtet werden. Mit Sicherheit lässt
sich dies allerdings nicht feststellen, sodass die Aktenrolle ebenso gut verfasst
worden sein kann, um dem königlichen Prostagma Folge zu leisten und mitzu-
teilen, dass ein gewisser Antiphilos sich wegen der erwähnten Vergünstigungen
an die Beamten gewandt hatte, welche seine Ansprüche auf ihre Rechtmäßigkeit
hin überprüft und diese bestätigt haben, woraufhin auf die beschriebene Weise
vorgegangen werden sollte.
Der folgende, ebenfalls fragmentarische Eintrag (c) enthält neben den Anga-
ben der Zusatzleistungen, die Formulierung „π]ρ[οστέ]τακται, ποιεῖν“ („... an-
geordnet worden ist: Ausführen!“)100, welches diesem Schriftstück den Cha-
rakter einer Subskription verleiht. Diese kann entweder vom angeschriebenen
Intendanten Philon selbst stammen, der seine Untergebenen mit der Ausführung
beauftragt, nachdem er von Ptolemaios erfahren hatte, was zu tun sei, oder aber
von besagtem Ptolemaios, der laut dem Abschluss der Akte (o) Philon mit der
Umsetzung des Anliegens betraute. Letzteres ist m.E. wahrscheinlicher. Der
Beginn der Aktenrolle und des in ihr zusammengefassten Verwaltungsvorgangs
wäre somit der folgende: Antiphilos wendet sich nach seiner Rückkehr vom
Syrienfeldzug, entweder noch vor dem Zeitpunkt des ersten Erlasses Ptole-
maiosʼ VIII. oder erst später, an den für seine Einheit zuständigen Intendanten
und teilt ihm mit, dass er während des Feldzuges von Ptolemaios VI. Privilegien
erhalten hat. Ob er sich dabei auf eine bestimmte vakante Stelle bezieht, die ihm
seiner Meinung nach aufgrund einer unter den Privilegien aufgeführten Beför-
derung zusteht, oder auf die erwähnten Zuschläge an Sold und Getreide, kann
aufgrund des Erhaltungszustandes dieses Eintrages nicht nachvollzogen werden.

98
P.Trier II 15, Kol. IV 100: „aus welchen Stellen die Aussetzung vorgenommen wird und von
welchem Zeitpunkt an.“
99
Das Besoldungsprozedere wird in Kapitel 7 ausführlicher erläutert.
100
P.Trier II 15, Kol. I 12.
44 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Zweifelsfrei überliefert ist nur seine Bezugnahme auf die „freien Stellen“, die
auch in der Subskription (c), wieder aufgegriffen werden.101 Vermutlich sind
diese Stellen in der Einheit zu suchen, der Antiphilos angehörte, sodass es eine
logische Konsequenz ist, anzunehmen, dass er sein Schreiben (b) an den Inten-
danten seiner Truppe adressierte.102
Dieser leitete es mit dem Anschreiben (a) an den ihm übergeordneten
Beamten Ptolemaios weiter, der die positive Entscheidung der Bitte mit seiner
Subskription (c) bestätigte und an Philon zurückschickte. Dies bedeutet jedoch
nicht, dass vor der Subskription, die es Philon ermöglichte, Antiphilos in eine
entsprechende Stelle einzusetzen, keine weiteren Schritte nötig waren, um zu
klären, ob der Anspruch, den dieser geltend machte, gerechtfertigt war. Wie aus
UPZ I 14 bekannt ist, waren an der Neuaufnahme eines Rekruten mehrere
Instanzen der Zivil- und Militärverwaltung beteiligt, deren Korrespondenz
überliefert ist, weil der Betreffende selbst die nötigen Botengänge übernahm und
darüber Aufzeichnungen anfertigte. Diese liefern, obwohl sie weder vollständig
sind noch einer klaren Chronologie folgen103, wichtige Informationen, die sich
zum Teil auf den vorliegenden Fall übertragen lassen: In UPZ I 14 war es der
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων, der vom König beauftragt wurde, in Erfahrung zu
bringen, wie Apollonios nach seiner Aufnahme zu besolden sei. Diese Infor-
mation holt Demetrios bei dem Intendanten der Einheit ein, in die Apollonios
aufgenommen werden soll. Es liegt daher nahe, dass auch im Fall des Antiphilos
die Korrespondenz zwischen den einzelnen Instanzen über den γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων lief, der in Erfahrung bringen ließ, ob dessen Ansprüche gerecht-
fertigt waren, und daraufhin entschied, man solle seinem Gesuch stattgeben. Die
Abfolge der Ereignisse, die zu dieser Entscheidung geführt haben, soll anhand
der überlieferten Einträge skizziert werden.
Zuvor ist jedoch ein weiteres Schriftstück (d) der ersten Kolumne zu erwäh-
nen, in welchem erneut der Intendant Philon, die Antiphilos zustehenden Zusatz-
leistungen sowie die „(freien) Stellen“ erwähnt werden. Vergleicht man diese
Zeilen mit dem abschließenden Eintrag (o), lässt sich nahezu der exakte Wort-

101
P.Trier II 15, Kol. I 6: κ]ενῶν χωρῶν und Kol. I 13: ἀπὸ κενῶν χωρῶν διασεσαφημένου.
102
Aus der Aktenrolle selbst geht nicht hervor, aus welchem Grund die Stellen neu besetzt
werden müssen. Die zeitliche Nähe zu Ptolemaiosʼ VI. letztem Syrienfeldzug und dem darauf
folgenden Herrscherwechsel lässt jedoch verschiedene Schlussfolgerungen zu: Einige Soldaten
sind während des Feldzuges ums Leben gekommen, andere wurden im Ausland stationiert oder
waren zum Feind übergelaufen respektive haben sich gegen den neuen Herrscher Ptolemaios VIII.
gestellt und sind daher nicht nach Ägypten zurückgekehrt.
103
Wilcken selbst äußert sich über diese Aufzeichnungen in UPZ I 14, S. 151 wie folgt:
„Leider sind sie so konfus, daß es nicht immer leicht ist, sich den Hergang danach klar vorzu-
stellen.“ Siehe dazu den Exkurs UPZ I 14 als Quelle für die Militäradministration der Ptolemäer-
zeit.
4. Der Aufbau der Aktenrolle 45

laut nach letzterem rekonstruieren, sodass es (d) jenes Schreiben zu sein scheint,
auf welches sich die Schreiber in Eintrag (o) beziehen.
Von den beiden Einträgen, die dem Prostagma (g) in der Akte vorausgehen,
ist der erste (e) derart fragmentarisch, dass eine Rekonstruktion des Inhalts nicht
möglich ist. Nicht nur fehlt die linke Hälfte des Textes, sondern es sind auch auf
dem erhaltenen Teil des Papyrus nur wenige Spuren von der Tinte erkennbar,
sodass zwar vereinzelt Buchstaben, aber keine Wörter sicher gelesen werden
können. Der folgende Eintrag (f) weist auf Erlasse hin104, die zur Information für
die Empfänger dieses Anschreibens angefügt worden sind. Problematisch ist,
dass auch bei diesem Schreiben, welches dem Prostagma Ptolemaiosʼ VIII.
vorausgeht, der Adressat verloren und vom Absender lediglich der Hofrangtitel
τῶν πρώτων φίλων erhalten ist, sodass sowohl für den Verfasser als auch für den
Empfänger des Schreibens mehrere Personen in Frage kommen. Da diesem Ein-
trag der Erlass (g), den Euergetes II. im September des Jahres 145 v. Chr. verab-
schiedet hat und der sich an „die Schreiber“ richtet, folgt, besteht die Möglich-
keit, dass dieses Begleitschreiben (f) für die Intendanten der Truppen bestimmt
war, die hiermit darauf hingewiesen werden, sich bei der Bearbeitung von
Eingaben betreffs früher zugesicherter Privilegien nach diesem Erlass Ptole-
maiosʼ VIII. zu richten. Als Absender kämen dann sowohl der Dioiket als auch
der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων in Frage, die zu dieser Zeit beide den Hofrang-
titel τῶν πρώτων φίλων tragen können.105 Die höfliche Formulierung, die durch
die Wortwahl „ἵνʼ ὡς ἂν“106 zum Ausdruck gebracht wird und der förmliche
Schlussgruß „εὐ[τυ]χεῖτε“107, legen die Vermutung nahe, dass dieses Schreiben
an übergeordnete oder gleichrangige Personen gerichtet war. Man verweist
durch das Begleitschreiben (f) auf die Grundlage, auf welche hin die folgenden
Dokumente, die dem Bericht der Schreiber beigefügt sind, zusammengetragen
wurden. Denn aus dem Prostagma (g) vom 17. September 145 v. Chr. geht
hervor, dass über jeden Antragsteller und seinen Fall zusätzlich Bericht erstattet
werden soll (προσα[να]φέρεσθω | περὶ ἑκά[σ]του108). „Zusätzlich“ deshalb, weil
es bereits am 15. Juli 145 v. Chr. einen ähnlichen, jedoch weniger detaillierten
Erlass (h) gegeben hatte, der nur paraphrasiert überliefert ist und wohl all-
gemeine Berichte der zuständigen Intendanten nach sich gezogen hatte, die nicht
individuell auf die Antragsteller und deren Forderungen Bezug nahmen.

104
Der Papyrus ist an dieser Stelle beschädigt, sodass nicht mit Sicherheit festgestellt werden
kann, ob es sich um die Singular- oder Pluralform von πρόσταγμα handelt.
105
Zu den Hofrangtiteln siehe Schmitt, Lexikon, s.v. „Hoftitel“, Sp. 464–465. Siehe außerdem
Mooren, Aulic titulature; Strack, „Griechische Titel“, S. 161–190 und Trindl, Ehrentitel, S. 58ff.
106
P.Trier II 15, Kol. II 26.
107
P.Trier II 15, Kol. II 27.
108
P.Trier II 15, Kol. II 36–37.
46 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Hier wird nun speziell auf den Fall des Antiphilos eingegangen. Zu diesem
Zweck werden auch jene Prostagmata Ptolemaiosʼ VI., (k) und (n), angeführt,
die zum Teil bereits Bestandteil einer früheren Untersuchung der Schreiber
gewesen sind, wie der Aufbau der Anaphora erkennen lässt. Der Bericht wird
durch eine Paraphrase des Erlasses (h) vom 15. Juli 145 v. Chr. eingeleitet und
enthielt offensichtlich bereits in seiner ursprünglichen Form das πρόσταγμα (k),
welches Ptolemaios VI. erlassen hatte, bevor er sich auf seinen Feldzug nach
Syrien begab. Diese Vermutung legt zumindest die Anordnung des Schreiber-
berichts nahe, aus der hervorgeht, dass dieses Prostagma (k) bei einer früheren
Untersuchung ausfindig gemacht worden war.109 Dazu kamen später zwei
weitere Dokumente (j) und (m) aus der Regierungszeit Ptolemaiosʼ VI., von
denen sich (j) speziell auf Antiphilos und die ihm zustehenden Privilegien
bezieht. Der Teil des Berichts, der auf den Inhalt dieser beiden Schriftstücke
eingeht, wird eingeleitet durch πρὸς δὲ καί („Dazu aber auch“)110, sodass der
Eindruck entsteht, die Dokumente wären bei verschiedenen Nachforschungen
ausfindig gemacht worden. Der Vollständigkeit halber wurden sie dann für die
vorliegende Aktenrolle, die alles für den Fall des Antiphilos Relevante enthielt,
in einem Bericht zusammengefasst, der aus den Einträgen (h) – (n) besteht. Die
Vermutung, diese Gliederung sei aufgrund der Zusammenführung beider Unter-
suchungen vorgenommen worden, wird durch die Anordnung der in diesem
erwähnten Schriftstücke gestützt. Hier wird nicht, wie zu erwarten wäre, mit
dem Prostagma aus dem 33. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VI. (k) begonnen, das
Teil des ersten Berichts war, sondern mit den Aufzeichnungen über die Besol-
dung des Antiphilos (j) als Mitglied der Einheit der Myser. Dieses wurde bei der
ersten Untersuchung nicht vorgelegt, ist jedoch für den vorliegenden Fall das
entscheidende Dokument, da es die Ansprüche des Antiphilos zweifelsfrei bestä-
tigt. Die beiden Prostagmata Philometors, (k) und (n), sowie die zu ihnen gehö-
renden Einträge, (l) und (m), werden im Anschluss daran jedoch in chrono-
logischer Reihenfolge angeführt.
Auf die Abschriften der in der Einleitung des Schreiberberichts erwähnten
Dokumente folgt ein weiterer Eintrag (o), der die Aktenrolle abschließt. In
diesem „Fazit“ geben die Verfasser an, dass sie diesen Bericht angefertigt
haben, weil Ptolemaios ihnen mitgeteilt habe, Philon mit der Bearbeitung der
Anfrage des Antiphilos beauftragt zu haben.111 Dies geht jedoch nicht aus dem

109
P.Trier II 15, Kol. II 44: ἐπισκοπ[οῦ]ντας πρότερον εὑρίσκειν („… stellten wir zuerst
Nachforschungen an... und fanden.“)
110
P.Trier II 15, Kol. II 47.
111
P.Trier II 15, Kol. IV 97–101: τοῦ δὲ Πτολεμαίου γράφοντος | ἐπεσταλκέναι Φίλωνι τῶι
γραμματεῖ, ὡς ἂν προσαγγείληι | ὁ σημαινόμενος Ἀντίφιλος τὰς χώρας, τιθέναι τὰ διασαφού|μενα
καὶ διασαφῆσαι ἀφʼ ὧν ἄν τε χωρῶν τιθῆται καὶ ἀφʼ οὗ χρόνου, | ἀναφέρομεν. („Weil Ptolemaios
aber schreibt, er habe Philon, den Intendanten, angewiesen, sobald besagter Antiphilos die Stellen
4. Der Aufbau der Aktenrolle 47

vorherigen Schreiberbericht, sondern aus der nur fragmentarisch erhaltenen


Korrespondenz der ersten Kolumne hervor.
Folglich bildet die gesamte Aktenrolle P.Trier II 15 jenen durch das zweite
Prostagma Ptolemaiosʼ VIII. (g) geforderten Bericht, in welchen die Ergebnisse
der Nachforschungen der Schreiber, die in verschiedenen Dokumenten nach den
nötigen Belegen gesucht haben, integriert worden sind. Er bildet somit eine Art
„Bericht in dem Bericht“, der sich aus den Schriftstücken (h) – (n) zu-
sammensetzt und eingerahmt wird von der amtlichen Korrespondenz (a) – (f),
dem besagten Prostagma (g) und dem abschließenden Eintrag der Verfasser (o).
Die Aufnahme des Begleitschreibens (f) zum Prostagma Ptolemaiosʼ VIII.
und einer Abschrift desselben, (g), ist für die vollständige Dokumentation essen-
tiell, da die Entscheidung, dem Antiphilos seine Bitte zu gewähren, auf diesem
beruht. Außerdem ist dieser Erlass (g) der eigentliche Grund für die Anfertigung
der Aktenrolle und somit von zentraler Bedeutung für deren Verständnis.
Gleiches gilt für das zwei Monate früher entstandene Prostagma (h) vom 15.
Juli 145 v. Chr., welches den Untersuchungsbericht der Intendanten einleitet, in
welchem alle für die Entscheidung des Gesuchs des Antiphilos relevanten Bele-
ge zusammengetragen worden sind.
Auch wenn die Identität der Verfasser dieser Aktenrolle sowie die der Ur-
heber der einzelnen in ihr aufgenommenen Schriftstücke nicht immer eindeutig
geklärt werden können, so ist dennoch sicher, dass ein gewisser Ptolemaios,
dessen Amtsbezeichnung nicht erhalten ist, derjenige war, der alles Nötige in die
Wege leitete. Dabei kommunizierte er einerseits mit einem Intendanten namens
Philon, den er mit der praktischen Umsetzung der Angelegenheit betraute, und
andererseits mit den Intendanten, die den Bericht für ihn anfertigten, auf dessen
Grundlage er seine Eisdosis für Ptolemaios VIII. erstellte. Philon ist eindeutig
als Intendant (γραμματεύς) ausgewiesen, und seine Funktion als Truppeninten-
dant innerhalb der Einheit, der Antiphilos angehörte, passt in den Rahmen, den
die amtliche Korrespondenz vorgibt. In ihm einen höhergestellten Beamten der
Militärverwaltung zu sehen, wird dadurch erschwert, dass er Anweisungen von
einem gewissen Ptolemaios erhält, der diesem somit übergeordnet sein muss.
Die genaue Stellung des Ptolemaios geht jedoch aus dem Text nicht hervor, da
nur sein Name, nicht aber sein Amt erhalten ist.
Problematisch ist zudem, dass nicht eindeutig festzustellen ist, wer den kom-
pletten Bericht in Form dieser Aktenrolle verfasst hat und aus wessen Feder
demnach der abschließende Eintrag (o) stammt. Wie aus UPZ II 215 und UPZ I
14 hervorgeht, war der Stratege an der Aufnahme neuer Männer ins Heer be-
teiligt und ist wohl auch in diesem Fall informiert worden, wenn Antiphilos eine
der vakanten Stellen zugeschrieben werden sollte. Auch der Dioiket musste

meldet, das Bezeichnete auszusetzen und mitzuteilen, von welchen Stellen die Aussetzung vor-
genommen wird und von welchem Zeitpunkt an, erstatten wir Bericht.“).
48 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

zwecks der Auszahlung der mit dieser Stelle verbundenen Besoldung über die
Besetzung informiert werden, jedoch werden beide Ämter in dem erhaltenen
Text der Aktenrolle nicht mit dem vorliegenden Verwaltungsvorgang in Ver-
bindung gebracht. Es scheint abwegig, dass der Dioiket als Kopf der Finanzver-
waltung in dieser militärischen Angelegenheit den abschließenden Bericht bzw.
die Zusammenstellung des Vorganges in dieser Aktenrolle verfassen würde. Der
Stratege des Herakleopolites war zu dieser Zeit Polemaios, sodass der im Trierer
Papyrus genannte Ptolemaios für dieses Amt nicht in Frage kommt, sofern man
keine Verschreibung annimmt, welche sich mit der Fähigkeit des Verfassers
dieser Akte nicht gut vereinbaren ließe. In UPZ I 14 ist es der γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων, der dem König Bericht erstattet, die Neuaufnahme des Apollonios
koordiniert und mit den beteiligten Stellen kommuniziert. Demnach könnte die
vorliegende Aktenrolle ebenfalls aus dem Büro des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων
stammen, bei dem alle Meldungen bezüglich des Vorgangs eingehen, damit er
sie zusammenfassend an den König weiterleiten kann.
Eine weitere Möglichkeit, die aufgrund des Aufbaus sinnvoll erscheint, ist
eine Zusammenstellung der vorliegenden Dokumente durch das Büro des Inten-
danten Philon. In ihrem abschließenden Bericht (o) verweisen die Schreiber
darauf, dass Ptolemaios mitgeteilt habe, Philon solle die erfolgte Stellenbe-
setzung melden. Zwar wird nicht explizit gesagt, wem Bericht erstattet werden
soll, doch in der Regel erfolgt eine Rückmeldung an denjenigen, der sie einfor-
dert und das wäre in diesem Fall Ptolemaios. Beweise, die diese Vermutung
belegen, fehlen jedoch, was dem schlechten Erhaltungszustand der ersten Ko-
lumne geschuldet ist. Dennoch soll dieser erste Überblick über die Beziehung
der erhaltenen Dokumente zueinander genügen, um als Grundlage für eine
detaillierte Betrachtung der einzelnen Einträge zu dienen, in deren Einleitungen
auf die hier angedeuteten Probleme Bezug genommen wird.
Zuvor soll jedoch die Edition der Rolle vorgelegt werden.112

112
In Anlehnung an den Beschluss der Association Internationale des Papyrologues während
des XII. Internationalen Papyrologenkongresses am 17. August 1968, werden die Zeilen der
Aktenrolle, wie es bei mehreren Kolumnen innerhalb eines Dokumentes Usus sein sollte, durch-
gezählt. Siehe dazu „Notiziario“, S. 102 und die Recommandations auf der Homepage der AIP:
<http://www.ulb.ac.be/assoc/aip/recomman.htm>.
5. Text und Übersetzung
P.Trier II 15 99,8 x 31,2 cm nach dem 17. September 145 v. Chr.
Recto, Verso unbeschrieben Herakleopolites

(a) I 1–3
I 1 [Πτολεμαίωι. τῆς δεδομένης ἡμῖν προσαγγελίας παρʼ Ἀντι]φί[λ]ου
2 [τοῦ Ἀρχελάου τῶν παρεφεδρευόντων Μυσῶν τὸ ἀ]ντίγ[ρ]αφ[ο]ν
3 [ὑπόκειται, ὅπως εἰδῆις. ἔρρ]ωσ[ο. Jahr, Monat Tag]

(b) I 4–10
I 4[ Προσάγγελμα Φίλωνι γρα]μμα[τε]ῖ παρʼ Ἀντιφίλου
5 [τοῦ Ἀρχελάου τῶν παρεφεδρευόντ]ων ἐν τῶι Ἡρακλεοπολίτηι
6 [Μυσῶν. κ]ενῶν χωρῶν (δρ.) φ
7 [ἀρ(τ.) ι ἑκατοντα]ρχίας, ἐν ἧι εἰμί, συνπληρού-
8 [μενος ἔγρ]αψα τοῖς ἐπὶ τῶν τόπων· ἃ γὰρ ̣ ̣ ̣
9[ κεν]ῶν χωρῶν vacat
10 εὐτύχει.

7–8 l. συμπληρού|μενος

(c) I 11–14
I 11 [ ταῖς] ἐπιδεδομέναις τῶν
12 [ π]ρ[οστέ]τακται, ποιεῖν, τὰ δὲ
13 [ ]ας ἀπὸ κενῶν χωρῶν διασεσαφημένου
14 [ ]ι προσθεμά[των (δρ.)] φ καὶ πυρῶν ἀρ(τ.) ι.

(d) I 15–18
I 15 [ Πτολεμαῖος] Φίλωνι τῶι γραμματεῖ. ὡς ἂν προσαγγείληι
16 [Ἀντίφιλος περὶ προσθεμάτω]ν (δρ.) [φ] καὶ πυρῶν ἀρ(τ.) ι, ὧν τιμὴ
17 [τῆς ἀρ(τ.) (δρ.) ρν, διασάφησον μοι ἀφʼ ὧν ἂν] χωρῶν τιθῆται καὶ
18 [ἀφʼ oὗ χρόνου. ]
51

(a) I 1–3
[An Ptolemaios. Von der uns eingereichten Meldung von] Antiphilos, [dem
Sohn des Archelaos, einem der in Garnison liegenden Myser, ist] die Abschrift
[unten angefügt, damit du es weißt.] Lebe wohl! [Jahr, Monat Tag.]

(b) I 4–10
[Datierung. Meldung an Philon, den Intendanten,] von Antiphilos, [dem Sohn
des Archelaos, einem der] im Herakleopolites [in Garnison liegenden Myser …]
… der freien Stellen 500 Drachmen [und 10 Artaben Weizen … der Hekatont-
archie,] der ich angehöre, […] habe ich an die Leute vor Ort geschrieben; denn
was […] der freien Stellen. Lebe wohl!

(c) I 11–14
[…] den eingereichten [… was] angeordnet worden ist: Ausführen! Die ... aber
[…] des aufgrund der freien Stellen gemeldeten […] an Zuschlägen 500 Drach-
men und 10 Artaben Weizen.

(d) I 15–18
[Ptolemaios] an Philon, den Intendanten. Sobald [Antiphilos in Bezug auf die
Zuschläge] in Höhe von 500 Drachmen und 10 Artaben Weizen, deren Gegen-
wert [150 Drachmen pro Artabe beträgt,] eine Meldung einreicht, [teile mir mit,
aus welchen] Stellen der Sold ausgesetzt wird und [ab welcher Zeit.]
52 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

(e) I 19–23
I 19 [ ] vacat
20 [ μ]ετέδωκ ̣[± 7]υν
21 [ κενῶν χω]ρῶν ὧν ̣ ̣αγγελί[α]ς̣
22 [ ] vacat
23 [ ] Ἁθύρ

(f) I 24–II 27
I 24 [Adressaten τῶν διὰ Πτολεμαί]ου τῶν πρώτων φίλων
25 [τοῖς γραμματεῦσι ἀπεσταλμέν]ω̣[ν] προσταγ[μάτ]ων τὸ ἀντίγραφον
II 26 ___ὑποτετάχαμεν, ἵν’ ὡς ἂν προστάξητε π[ ]
27 εὐτυχεῖτε.

(g) II 28–39
II 28 τοῖς γραμματεῦσι.
29 „τῶν προφερομένων γεγονέναι αὐτοῖς ὀψώνια ἢ προσθέματα
30 ἢ μεταβάσεις ἢ ἄλλα φιλάνθρωπα ὑπὸ τοῦ ἀδελφ[οῦ ἡμ]ῶν
31 ἐν τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόποις, ὅσοι ἂν ἐπιδείξωσιν ἐ[ν] ὧι δηποτοῦν
32 λογιστηρίωι ἕν τι τῶν καθηκόντων ἐξαποστέλλεσθαι
33 προσταγμάτων ὑπάρχον, ἐν ὧι ἔσται ἡ τοῦ κατʼ ἐκεῖνον τὸν καιρὸν
34 ὑπομνηματογράφου χείρ, ἢ ἐσφραγισμένα προστάγματα ἢ ἐπιστολὰς
35 γεγραμμένας ὑπὸ τῶν ἀρχιγραμματέων τοῖς ἐνταῦθα
36 καταλειφθεῖσι διαδέχεσθαι, μενέτω κύρια καὶ προσαναφερέσθω
37 περὶ ἑκάστου· ἐ<ὰ>ν δέ τινες προφέρωνται πάντα παραπεπτωκέναι,
38 λαμβάνοντας χειρογραφίαν ὅρκου βασιλικοῦ περὶ ἑκάστου
τὸν αὐτὸ[ν] τρόπον προσαναφέρετε.“
39 ___ (ἔτους) κε Μεσορὴ κ̅ε̅

(h) II 40–43
II 40 παρὰ τῶ[ν] γραμματέων. ἀποστείλαν[το]ς σοῦ (ἔτους) κε Παῦνι κα
41 προστεταχ[έν]αι τὸν βασιλέα· „οἷς γέγονεν ὀψώνια ἢ προσθέματα
42 ἢ ἄλλο τι [ἐ]ν τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόποις, ὧν καὶ τὰ προστάγματα
43 ἐκπέπτωκεν,
___ ἀνενεγκεῖν,“ vacat

(i) II 44–III 54
II 44 ἐπισκοπ[οῦ]ντας πρότερον εὑρίσκειν ἀπὸ τῶν κεχρηματισμένων
45 ἐντεύξεων ἔν τε Ἀλεξανδρείαι καὶ τῆι χώραι πρὸ τῆς ἀναζυγῆς
τοῦ ἀδελφοῦ τοῦ βασιλέως εἰς τοὺς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόπους,
46 ___
5. Text und Übersetzung 53

(e) I 19–23
[…] habe ich eingereicht […bezüglich der freien] Stellen […] Hathyr.

(f) I 24–II 27
[An die (Adressaten). Von den durch Ptolemaios,] einen der ersten Freunde, [an
die Intendanten gesandten] Prostagmata haben wir die Abschrift unten angefügt,
damit,
___ sobald ihr anordnet […] Lebt wohl!

(g) II 28–39
An die Intendanten.
„Von denjenigen, die vorbringen, es seien ihnen Soldzahlungen oder Zuschläge
oder Beförderungen oder andere Vergünstigungen von unserem Bruder in den
Stützpunkten in Asien zuteil geworden, sollen alle, die nachweisen können, dass
in welcher Rechnungsstelle auch immer wenigstens eines von den Prostagmata,
die üblicherweise versandt werden, vorhanden ist, auf welchem die Unterschrift
des zu jener Zeit amtierenden Kanzleisekretärs vorliegen soll, oder (die nach-
weisen können), dass sie gesiegelte Prostagmata oder Briefe geerbt haben, die
von den Generalintendanten an die hier Zurückgelassenen geschrieben worden
sind, (für diese) sollen diese maßgeblich sein, und es soll außerdem über jeden
einzelnen (Fall) Bericht erstattet werden. Wenn aber welche vorbringen, dass
alles verlorengegangen sei, dann nehmt (ihnen) einen schriftlichen Königseid ab
über jeden (Fall) und erstattet dazu auf dieselbe Weise Bericht!“
___
25. Jahr, 25. Mesore.

(h) II 40–43
Von den Intendanten. Nachdem du im 25. Jahr, am 21. Payni mitgeteilt hast, der
König habe angeordnet, „über diejenigen, denen Soldzahlungen oder Zuschläge
oder irgendetwas anderes in den Stützpunkten in Asien zuteil geworden und
denen auch die Prostagmata verloren gegangen sind“, zu berichten,
___

(i) II 44–III 54
stellten wir zuerst Nachforschungen anhand der Enteuxeis an, die in Alexandria
und in der Chora vor dem Aufbruch des Bruders des Königs zu den Stützpunk-
ten
___in Asien bearbeitet worden sind,
54 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

47 πρὸς δὲ̣ κ̣αὶ εἰσδοθέντων τῶν κατ᾿ αὐτοὺς ἀπετ[αλ]μ̣έ[̣ νω]ν̣ ἑτέρω̣ν
48 ὑπογεγραμμένων ἐκ τῆς αὐλῆς πρόσταγμα ἐκ τῶν κ[ατὰ Σ]υρίαν
49 τόπων·
___ καὶ εἶχεν τὸν προσπαρα[κε]ίμενον τρόπον· vacat
50 „οἷς
___ ὀψώνια“ μετʼ ἄλλα εἴδη καὶ ἱκανὰ ὀνόματα· vacat
51 καὶ τῶν ἐπιδεδειχότων ἀντίγραφα ἐν τῆι αὐλῆι ἐσφραγισμένα σοι
52 ὑπὲρ ὧν διασεσαφηκέναι Ἀπολλώνιον ὑπάρχειν καὶ παρ’ αὐτῶι,
III 53 οἷς παρακεῖσθαι ἐφʼ ἑκάστου ὀνόματος ὡσαύτως· „οἷς ὀψώνια,“
54 μετʼ ἄλλα ὀνόματα· vacat

(j) III 55–61


III 55 οἷς προσθέματα Μυσοῖς ἀπὸ σημεῶν, ἑκάστωι [(δρ.)] φ πυρῶν ι,
56 καὶ φέρειν ἐν τοῖς ἔξω τάξεων ἡγεμόσιν. μετʼ ἄλλα ὀνόματα
57 καὶ τῶι προγεγραμμένωι Ἀντιφίλωι Ἀρχελάου, ὃν καὶ αὐτοὶ
58 εὑρίσκομεν φερόμενον ἐν τοῖς παρεφεδρεύουσιν ἐν τῶι Ἡρακλεοπολίτηι
59 Μυσοῖς λαμβάνοντα σὺν τοῖς γεγονόσι προσθέμασ[ιν] (δρ.) ων πυροῦ ιζ
60 ἀφʼ ὧν πυροῦ δ, τῶν δὲ λοιπῶν τιμὴν τῆς ἀρτ(άβης) ρν ἀνυπόλογον
μηνῶν ς vacat ἐκ     
61 ___ καὶ ἀγορᾶς. vacat

(k) III 62–73


III 62 ἐν δὲ τῶι Ἐπεὶφ τοῦ λγ (ἔτους) πρὸς τὰ ὑπὸ Διοσκουρίδου τοῦ
διοικήσαντος
63 εἰσδοθέντα προσποιούμενον vacat
64 „τῶν ἐν διαφόροις γιγνομένων ἤτε σιταρχήματα ἤ[τ]ε τοὺς κλήρους
65 ἀναλαμβάνεσθαι εἰς τὸ βασιλικόν· τοὺς δὲ ἀξιοῦντας ἑαυτοῖς τοιοῦτόν τι
66 περιγίνεσθαι μάλιστα μὲν παραιτεῖσθαι, ἐὰν δὲ ἀναγκαῖον συντιθέναι
67 αὐτοῖς ἀφʼ ὧν ἂν εὑρόντες εἰς τὸ προσταγὲν ὀψωνίου κεφάλαιον τῶν
68 ἐν διαφόροις γεγονότ[ω]ν συνχωρεῖσθαι τὴν δόσιν γίνεσθαι, τοῖς μὲν
69 [ἕ]ως τοῦ ἴσου κεφαλαίου, οὗ κ<έκ>τηνται, τὸ ἥμισυ, τοῖς δὲ πλείονος
αὐτοῦ
70 τοῦ ἐπικεχωρημένου, τὸ ἥμισυ, ὅπως κατὰ τοῦτο μηκέτι μετʼ ἄλλον
71 χρόνον λαμβάνοντες ὦσι <πε>φιλανθρωπημένοι, τὸ δὲ λοιπὸν ἐξ ὧν
`ἂν´μετὰ ταῦτα
72 εὑρίσκωσι χωρῶν κατὰ τὸ ὅμοιον ἐκπληροῦσθαι, ὅπως τὰ περισσεύοντα
ὑπάρχηι πρὸς ἐπι{σ}κουφισμὸν τοῦ ἐγλογίσματος.“
73 ___ vacat
5. Text und Übersetzung 55

außerdem auch anhand der in Bezug auf jeden einzelnen (Fall) abgesandten Be-
richte, die bei Hofe mit einer Subskription versehen wurden, und fanden ein
Prostagma aus den Stützpunkten in Syrien. Und das hatte den anbei angefügten
Inhalt:
„Wem Soldzahlungen (zustehen)…“
___
Nach weiteren Gesichtspunkten und passenden Namen: auch (die Namen derje-
nigen), die von dir bei Hofe gesiegelte Abschriften als Beweise vorgelegt haben,
von denen Apollonios versichert hat, sie fänden sich auch bei ihm, bei denen
neben jedem Namen in derselben Weise steht: „Wem Soldzahlungen (zustehen)
...
___ Nach weiteren Namen:

(j) III 55–61


Denjenigen Mysern unter dem Fähnlein, welchen Zuschläge (zustehen), (gebt)
jedem 500 Drachmen und 10 Artaben Weizen und führt ihn unter den Stabsoffi-
zieren!
Nach weiteren Namen:
(Gebt es) auch dem oben genannten Antiphilos, dem Sohn des Archelaos, der,
wie wir selbst feststellten, unter den im Herakleopolites in Garnison liegenden
Mysern geführt wird und zusammen mit den erfolgten Zuschlägen 850 Drach-
men und 17 Artaben Weizen erhält, davon vier Artaben in Weizen, für die übri-
gen (13) den Gegenwert von 150 Drachmen pro Artabe, ohne Abzug für sechs
Monate,
___ aus […] und Verpflegung.

(k) III 62–73


Im Epeiph des 33. Jahres: Ergänzung zu den (eingereichten) Berichten des ehe-
maligen Dioiketen Dioskurides.
„Von denen, die sich im (Steuer-)Rückstand befinden, sollen die Soldzahlungen
oder die Kleroi in den königlichen Besitz eingezogen werden. Diejenigen aber,
die darum bitten, dass ihnen dergleichen erhalten bleibe, sollen nach Möglich-
keit abgewiesen werden. Wenn es aber nötig ist, es ihnen auszusetzen aufgrund
dessen, was ihr im Hinblick auf die vorgeschriebene Höhe der Besoldung der
Steuerschuldner gefunden habt, erteilt die Bewilligung, dass die Zahlung erfolgt,
und zwar für die einen die Hälfte bis zur gleichen Höhe des Gehalts, das sie sich
verdient haben; für die anderen die Hälfte von dem, was mehr als das ihnen Zu-
gestandene selbst ist, damit sie in dieser Hinsicht nicht später noch etwas erhal-
ten und doch in den Genuss der Privilegien gekommen sind. Das Übrige aber
soll aus den Stellen, die sie danach finden werden, in ähnlicher Weise bezahlt
werden, damit die Überschüsse zum Ausgleich der Bilanz zur Verfügung
stehen.“
___
56 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

(l) III 74–77


III 74 καὶ οἷς μὲν ἀπὸ τοῦ λγ (ἔτους) προστέτακται ποιῆσαι ὀψώνια ἢ προσ-
θέματα
75 καὶ τ[αῖ]ς γ[εγο]νυίαις προσγραφαῖς κεχρηματισμέναις τὰ καθήκοντα ἀφʼ
ὧν
76 αὐτοὶ εὑρ[ό]ντες κενῶν χωρῶν τὴν προσαγγελίαν ἐποιήσαντο
κατ[ὰ τ]ὴν προκειμένην εἴσδοσιν.
77 ___ vacat

(m) III 78–IV 84


III 78 ἐπὶ δὲ τοῦ βασιλέως ἐνίων ἀξιούντων περὶ ὀψωνίων ἢ προσθεμάτων
79 [ὡ]ς παραχρῆμα τῆς [δό]σ[εως ἐσ]ομένης καὶ εἰσδόντος σου
IV 80 τοὺς ὑπὲρ τῶν τοιούτων ὑπάρχοντας χρηματισμοὺς
81 καὶ ἵνα καὶ οὗτος ἀπὸ κενῶν χωρῶν τιθῆται. vacat καὶ ἐπεὶ
82 συμβέβηκεν γεγονέναι κατὰ κοινὸν προσθέματα, τισὶν δὲ καὶ
83 κατʼ ἰδίαν, αὐταὶ αἱ ἐκ τῶν χωρογραφιῶν μισθοφοραὶ μερίζωνται
καὶ ἐκ τῶν αὐτῶν γενῶν ἐν οἷς ἠξιώκασι φέρεσθαι.
84 ___ vacat

(n) IV 85–95
IV 85 παρακεκομισμένον τὸ ὑποκείμενον πρόσταγμα. vacat
86 „Διονυσίωι. πρὸς τὴν παρὰ σοῦ εἴσδοσιν περὶ τοῦ ἐνίους
87 ἀξιοῦν περὶ ὀψωνίων καὶ προσθεμάτων, ὡς παραχρῆμα τῆς
88 δόσεως ἐσ[ο]μένης ἀναφέρειν οὖν τοὺς περὶ τῶν τοιούτων
89 ὑπάρχοντας χρηματισμοὺς καὶ ἵνʼ, ἐὰν φαίνηται, μάλιστα μὲν
90 παραιτῶνται οἱ ἀξιοῦντες, εἰ δὲ μήτε προσταγῆι τοῖς
91 γραμματεῦσι τῶν δυν[ά]με[ω]ν ποιεῖν ἀκολούθως οἷς διεσάφεις
92 ταύτης δ᾿ ἐχούσης χρηματισμόν.“ vacat
93 προστέτακται (ἔτους) λε Ἐπεὶφ β vacat
94 ὑπὸ δὲ σοῦ παρεπιγεγραμμένον· vacat
95 τοῖς γραμματεῦσι. κατακολουθεῖν. Ἐπεὶφ δ. vacat

(o) IV 96–101
IV 96 τῶν δὲ προκειμένων προσταγμάτων ἐχόντων τὸν
97 ὑποδεδειγμένον τρόπον, τοῦ δὲ Πτολεμαίου γράφοντος
98 ἐπεσταλκέναι Φίλωνι τῶι γραμματεῖ, ὡς ἂν προσαγγείληι
99 ὁ σημαινόμενος Ἀντίφιλος τὰς χώρας, τιθέναι τὰ διασαφού-
100 μενα καὶ διασαφῆσαι, ἀφʼ ὧν ἄν τε χωρῶν τιθῆται καὶ ἀφʼ οὗ χρόνου,
ἀναφέρομεν.
101 ___
5. Text und Übersetzung 57

(l) III 74–77


Und denjenigen, zu deren Gunsten vom 33. Jahr an das Prostagma erteilt worden
ist, teilt den Sold oder die Zuschläge zu und das, was bei den erfolgten Zu-
schreibungen, wenn sie eingetragen sind, üblich ist, auf Basis der freien Stellen,
die sie selbst gefunden und worüber sie dem obenstehenden Bericht gemäß Mit-
teilung
___ gemacht haben.

(m) III 78–IV 84


Da einige Forderungen beim König stellen in Bezug auf Gehälter und Zuschlä-
ge, als ob die Auszahlung sogleich erfolgen sollte, und nachdem du die in Bezug
auf solche Anträge vorhandenen Akten eingereicht hast, damit auch dieser (sc.
der Antragsteller Antiphilos) aus den freien Stellen besoldet werde, und weil es
sich zugetragen hat, dass Zuschläge generell erteilt wurden, für einige aber auch
individuell, sollen diese Soldzahlungen anhand der Stellenpläne zugeteilt wer-
den und nach denselben Vergütungsklassen, in denen geführt zu werden die
Leute beantragt haben.

(n) IV 85–95
Anlage: Das zugrundeliegende Prostagma.
„An Dionysios. Im Hinblick auf den von dir eingereichten Bericht darüber, dass
einige Leute Forderungen stellen in Bezug auf Gehälter und Zuschläge, als ob
die Auszahlung sogleich erfolgen sollte, reiche nun die darüber vorhandenen
Akten ein, damit, wenn es gut erscheint, die Antragsteller nach Möglichkeit ab-
gewiesen werden, andernfalls aber an die Intendanten der Truppen die Anord-
nung ergehe, entsprechend dem zu handeln, was du (in der Eisdosis) mitgeteilt
hast, weil dieser (Bericht) einen amtlichen Aktenvermerk trägt.“
Angeordnet im 25. Jahr, am 2. Epeiph.
Von dir aber mit dem Randvermerk versehen:
„An die Intendanten. Befolgen! 4. Epeiph.“

(o) IV 96–101
Da die obenstehenden Prostagmata den angezeigten Inhalt haben, Ptolemaios
aber schreibt, er habe Philon, den Intendanten, angewiesen, sobald besagter
Antiphilos die Stellen meldet, das Bezeichnete auszusetzen und mitzuteilen, aus
welchen Stellen die Aussetzung vorgenommen wird und von welchem Zeitpunkt
an, erstatten wir Bericht.
___
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle

In den vorangehenden Ausführungen zur Chronologie der Ereignisse113 wurde


deutlich, welche Probleme sich aus den Beschädigungen des Papyrus, im Beson-
deren aus dem Fehlen des linken Teils der ersten Kolumne, ergeben. Im Hin-
blick auf die für den Fall des Antiphilos entscheidenden Verwaltungsvorgänge,
eröffnen sich somit verschiedene Möglichkeiten der Rekonstruktion.
Diese werden bei den einzelnen Dokumenten besprochen, wobei den frag-
mentarischen Einträgen der ersten Kolumne, (a) – (e), besondere Beachtung zu
schenken ist. Gemeinsam ist diesen Einträgen, dass die vorgeschlagenen Ergän-
zungen auf Überlegungen beruhen, die sich auf den Inhalt des abschließenden
Berichts der Schreiber (o) in der vierten Kolumne stützen.114 Welche Impli-
kationen dies im Einzelnen für die verschiedenen Schriftstücke birgt, wird in
den Einleitungen erörtert, welche jedem Eintrag vorangestellt werden.
In diesen separaten Einführungen wird der Inhalt des jeweiligen Schrift-
stückes zusammengefasst sowie dessen Besonderheiten herausgestellt. Darauf
folgen der Übersichtlichkeit halber erneut der griechische Text mit Übersetzung
und anschließend der Zeilenkommentar. Die oben eingeführten Bezeichnungen
der Akteneinträge mit lateinischen Buchstaben werden dabei beibehalten.115
Es sei allerdings angemerkt, dass es sich bei den Ergänzungen der Einträge
(a) – (e) um das Modell eines Lösungsvorschlages handelt, der auf den Hin-
weisen aufbaut, welche die vorliegende Aktenrolle P.Trier II 15 und vergleich-
bare Texte liefern. Diese Hinweise sind jedoch so spärlich, dass man die aus
ihnen gezogenen Schlussfolgerungen nicht mit gesicherten Erkenntnissen
gleichsetzen sollte. Daher wurde die Bezeichnung jener Dokumente, deren
Charakter nicht eindeutig feststellbar ist, mit einem Fragezeichen versehen.

113
Siehe Kapitel 4.4.
114
Oben Anm. 111.
115
Siehe Kapitel 4.3.
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 59

6.1 Anschreiben (a)


(Kol. I 1–3)

Einleitung
Von diesem ersten Eintrag sind nur einzelne Buchstaben erhalten, die es jedoch
ermöglichen, ihn als Anschreiben zu identifizieren. Darin wird der Empfänger
auf die Abschrift des beigefügten Dokuments hingewiesen, das von Antiphilos
verfasst worden ist und als Auslöser für den vorliegenden Verwaltungsvorgang
betrachtet werden kann. Weder der Absender noch der Adressat dieses Schrei-
bens sind erhalten, sodass nicht klar ist, an wen Antiphilos sich mit seinem
Anliegen gewandt oder wen der Empfänger daraufhin kontaktiert hatte, um die
Bearbeitung des Gesuchs zu veranlassen.
Aufgrund des schlechten Erhaltungszustands dieser Kolumne ist nicht auszu-
schließen, dass es sich um eine zweite Weiterleitung handelt, dass also die
Person, die von Antiphilos angeschrieben worden war, bereits eine weitere
Person kontaktiert hatte und diese sich nun an eine dritte wendet. Allerdings legt
die Kürze des Anschreibens eine direkte Weiterleitung ohne Zwischenstationen
nahe. Zudem lässt der Umfang des Schreibens, das nur ca. 2 ½ Zeilen umfasste,
vermuten, dass der weiterleitende Beamte keine ausführlichen Hinweise zum
weiteren Vorgehen gab, sondern diese entweder von der angeschriebenen Person
erwartete und die Abschrift aus diesem Grund weiterleitete – oder dass der
Empfänger darüber informiert werden sollte, dass die Angelegenheit als abge-
schlossen betrachtet und zu den Akten gelegt werden konnte. So könnte bei-
spielsweise eine Wendung wie „ὅπως ποιῇς κατʼ αὐτά“116, am Beginn der dritten
Zeile gestanden haben, die implizieren würde, dass der weiterleitende Beamte
bereits Instruktionen erhalten hat, die nun entsprechend umgesetzt werden
sollen. In diesem Fall müsste jedoch nicht nur die Abschrift des von Antiphilos
verfassten Schreibens, sondern auch die erwähnten Instruktionen angefügt
worden sein, damit der Empfänger wusste, wonach er zu handeln hatte. Ein
entsprechendes Anschreiben würde dann auf diese Instruktionen, deren Urheber
und den bisherigen Verwaltungsvorgang Bezug nehmen, wie sie z.B. der Inten-
dant der Truppen Demetrios in UPZ I 14 in einem Brief an Dioskurides, einem
Teil der amtlichen Korrespondenz über einen ähnlichen Vorgang innerhalb der
Militärverwaltung, zusammenfasst: Δημήτριος Διοσκου<ρί>δει χαίρειν. τῆς |
πρὸς Σώστρατον γραμματέα γεγραμένης (l. γεγραμμένης) | ἐπιστολῆς τἀντί-
γραμφον (l. τὸ ἀντίγραφον) ὑποτετάχαμεν, | ὅπως παρακολλουθῇς (l. παρακο-

116
Vgl. oben Anm. 87.
60 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

λουθῇς). ἔρρωσο. (ἔτους) κδ Τῦβι ιδ. | Σω<σ>τράτωι. τῆς παρὰ τῶν γραμματέων
| ἀναφορᾶς τἀντίγραφον ὑποτετάχαμεν, | ὅπως ποιῇς κατʼ αὐτά.117
Die Rekonstruktion des Aufbaus und des Umfangs des vorliegenden An-
schreibens sprechen jedoch für eine direkte Weiterleitung der Abschrift durch
den Empfänger des von Antiphilos verfassten Originals. Dies würde bedeuten,
dass der Adressat von Schriftstück (b) identisch wäre mit dem Absender des
Anschreibens (a). Ist die Ergänzung in der ersten Zeile des folgenden Schrift-
stückes korrekt, handelt es sich bei dessen Empfänger um einen γραμματεύς, der
aufgrund der Tatsache, dass Antiphilos zum Zeitpunkt der Abfassung bereits
zum Heer gehörte, im Bereich der Militärverwaltung zu suchen sein dürfte. In
Anlehnung an die Informationen, die dem letzten Akteneintrag (o) zu entneh-
men sind, ist ein Intendant namens Philon dafür verantwortlich, die von Anti-
philos gemeldeten Stellen zuzuweisen und ihn entsprechend zu besolden. Es
liegt daher nahe zu vermuten, dass Philon auch derjenige gewesen ist, an den
sich Antiphilos hier wendet und er somit der Empfänger des in Abschrift vor-
liegenden Dokuments (b) und zugleich der Absender des Begleitbriefes (a) war.
Unklar bleibt dennoch, an wen Philon dieses Anschreiben (a) richtete. Zwar
ist der mutmaßliche Intendant der Truppen Ptolemaios (siehe den Komm. zu
Kol. IV 97) derjenige, der dem Philon Instruktionen zur weiteren Verfahrens-
weise in diesem Fall übermittelt, dies muss jedoch nicht bedeuten, dass er auch
derjenige ist, den Philon hier anschreibt. Erschwert wird die Rekonstruktion zum
einen durch die fehlenden Amtsbezeichnungen der im Text genannten Personen,
zum anderen durch die schlechte Beleglage für derartige Vorgänge. Aus den
Papyri sind zwar verschiedene Beispiele bekannt, in denen sich zum Militär
gehörige Personen mit ihren Anliegen an den jeweils dafür verantwortlichen
Beamten wenden, jedoch existiert keine Parallele für den vorliegenden Fall.118
Die Frage, wer hier der Empfänger war, ist vor allem von der Natur des
Schreibens abhängig, das an ihn weitergeleitet wird. Handelt es sich um die
Meldung, die Antiphilos einreicht, weil er freie Stellen ausfindig gemacht hat,
die neu besetzt werden sollen, oder um eine Eingabe, in der er zum ersten Mal
darauf hinweist, dass er zu denjenigen gehört, denen Ptolemaios VI. während
seines Feldzuges in Syrien Privilegien zugesichert hatte, deren Erhalt noch
aussteht? Ist ersteres zutreffend, könnte Philon Ptolemaios über die Meldung in

117
Wilcken, UPZ I 14, S. 157: „Demetrios grüßt den Dioskurides. Von dem an Sostratos, den
Intendanten, geschriebenen Brief habe ich Dir die Kopie daruntergesetzt, damit Du Dich danach
richtest.“
118
So schreibt der Makedone Dionysios dem πρὸς τῆι συντάξει in P.Tebt. I 31, damit dieser
dafür sorgt, dass der königliche Schreiber den ihm gehörenden Kleros auf seinen Namen über-
schreibt. In BGU VIII 1747 wenden sich im Herakleopolites in Garnison liegende Männer direkt
an den Dioiketen, damit dieser veranlasst, dass sie Gerste erhalten, um ihre Pferde versorgen zu
können. In BGU IV 1190 bitten Mitglieder eines Soldatenvereins den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων
darum, die Schulden eines Soldaten durch das Einbehalten seines Soldes zu begleichen.
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 61

Kenntnis gesetzt haben, da er von ihm beauftragt worden war, sich um die von
Antiphilos gemeldeten Stellen zu kümmern und entsprechend Bericht zu erstat-
ten. Jedoch geht aus dem abschließenden Bericht der Schreiber (o), dem diese
Informationen zu entnehmen sind, nicht eindeutig hervor, dass es Ptolemaios ist,
den Philon darüber in Kenntnis setzen soll. In Anbetracht der Tatsache, dass
sonst keine direkt an diesem Vorgang beteiligten Personen überliefert sind und
es Usus war, demjenigen eine Rückmeldung zu geben, der den Auftrag erteilt
hat, ist es wohl naheliegend, in Ptolemaios den Empfänger dieses Begleitschrei-
bens zu sehen.

Text
I 1 [Πτολεμαίωι. τῆς δεδομένης ἡμῖν προσαγγελίας παρʼ Ἀντι]φί[λ]ου
2 [τοῦ Ἀρχελάου τῶν παρεφεδρευόντων Μυσῶν τὸ ἀ]ντίγ[ρ]αφ[ο]ν
3 [ὑπόκειται, ὅπως εἰδῆις. ἔρρ]ωσ[ο. Jahr, Monat Tag]

Übersetzung
[An Ptolemaios. Von der uns eingereichten Meldung von] Antiphilos, [dem
Sohn des Archelaos, einem der in Garnison liegenden Myser, ist] die Abschrift
[unten angefügt, damit du es weißt.] Lebe wohl! [Jahr, Monat Tag.]

Zeilenkommentar
1–3 Da aus der Anaphora Kol. IV 97–101 hervorgeht, Antiphilos solle dem
Philon bekannte freie Stellen melden, könnte das Anschreiben auf eben diese
Meldung verweisen. Es würde sich dann bei dem folgenden Dokument um die
Abschrift einer προσαγγελία, wie hier ergänzt, respektive eines προσάγγελμα
handeln. Aufgrund der Größe der Lücke scheint das Formular in verkürzter
Form in die Rolle übertragen worden zu sein, sodass lediglich der Adressat,
nicht aber Absender und Grußformel zu Beginn des Schriftstückes zu ergänzen
sind. Wie in der Einleitung bereits erläutert worden ist, kommt Ptolemaios,
dessen Amt im vorliegenden Text nicht genannt wird, als Adressat in Frage, da
er Philon mit der Bearbeitung beauftragt und deshalb über das Schreiben des
Antiphilos informiert gewesen sein musste. Es könnte anstelle des Adressaten
jedoch auch eine Datierung vorangestellt worden sein, vgl. P.Tebt. III.2 958, 20–
21: [(ἔτους) ιθ] Παχὼν λ. τῆς δεδομένης ἡμῖν προσαγγελίας παρὰ Μαρρέους
Πετενούρ[ιος] | [ἀν]τίγραφον ὑποτετάχαμεν, ὅπως εἰδῇς. Durch das Fehlen des
linken Teils dieser Kolumne besteht ein gewisser Spielraum für Ergänzungen.
So wäre es beispielsweise ebenfalls möglich, das sprachlich weniger präzise,
aber inhaltlich korrekte ἐπιστολῆς zu ergänzen. Der Sinn des Schreibens ist je-
doch klar.
62 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

2 Ergänzt nach Kol. III 55–59, in der eine vollständige Beschreibung der
Person des Antiphilos den Erläuterungen zu seiner Besoldung vorausgeht: οἷς
προσθέματα Μυσοῖς ἀπὸ σημεῶν, ἑκάστωι [(δρ.)] φ πυρῶν ι,| καὶ φέρειν ἐν τοῖς
ἔξω τάξεων ἡγεμόσιν. μετʼ ἄλλα ὀνόματα· | καὶ τῶι προγεγραμμένωι Ἀντιφίλωι
Ἀρχελάου, ὃν καὶ αὐτοὶ | εὑρίσκομεν φερόμενον ἐν τοῖς παρεφεδρεύουσιν ἐν
τῶι Ἡρακλεοπολίτηι | Μυσοῖς. Angehörige des Militärs werden nicht allein
durch Nennung des Vatersnamens identifiziert, sondern auch durch ihre Einheit,
in manchen Fällen ergänzt durch den eponymen Offizier ihrer Truppe, vgl.
P.Hamb. II 183, 3 (251 v. Chr.): Πολέμων Μυσὸς ἰδι[ώτης τῶν Ζωίλου] und
P.Tebt. I 30, 15–16 (115–110 v. Chr.): Διδυμάρχου τοῦ Ἀπολλωνίου | Μακεδό-
νος τῆς ε ἱπ(παρχίας) τῶν (ἑκατονταρούρων). Antiphilos gehört zur ethnischen
Gruppe der Myser, die in Kleinasien beheimatet sind. Für Belege zu Mysern in
der ethnischen Hipparchie sowie in den nummerierten Hipparchien siehe den
Komm. zu Kol. I 7. Neben dem erwähnten Beleg für einen Myser als ἰδιώτης
gibt es einen weiteren in BGU X 1944, 5 (214/3 v. Chr.). Zudem existieren
sieben Belege für Μυσοὶ τῆς ἐπιγονῆς im 3. Jh. v. Chr.: P.Hamb. II 186, 2 (3. Jh.
v. Chr.); SB XII 10782, 1 (247–246 v. Chr.); P.Hib. I 32, 19 (245 v. Chr.); SB
XII 11059, 4 (244 v. Chr.); CPR XVIII 25, 1 (nach 232 v. Chr.); BGU VI 1274,
18 (218–217 v. Chr.); BGU XIV 2385, 2 (214–212 v. Chr.). Myser ohne Angabe
einer Einheit sind in zwei Fällen für das 3. Jh. v. Chr. überliefert: P.Sorb. III 71,
11 (267 v. Chr.) und P.Cair. Zen. II 59277, 10 (251 v. Chr.) sowie vier Mal für
das 2. Jh. v. Chr.: P.Tebt. III.2 890, 7, 9, 39 (2. Jh. v. Chr.?); P.Tebt. III.1 819, 9,
35 (171 v. Chr.); P.Gen. III 131, 4 (146 v. Chr.); P.Würzb. 6, 8 (102 v. Chr.).
Siehe auch Láda, Pros.Ptol. X E1879–E1897. Für weitere Informationen zu den
Mysern innerhalb des ptolemäischen Militärs siehe Lesquier, Les institutions
militaires, S. 88–89 und Launey, Armées hellénistiques, Bd. I, S. 436–449.
Näheres zu den παρεφεδρεύοντες, zu denen Antiphilos gehörte, samt den bisher
bekannten Belegen in Kapitel 8.3.
3 Man könnte ebenso ὑποτέταχα/ὑποτετάχαμεν ergänzen, um auf die beige-
fügte Abschrift zu verweisen. Ergänzungen, wie das hier eingesetzte ὅπως εἰδῆις
(vgl. P.Gurob 8, 4; P.Tebt. III.2 958, 21) oder aber ὅπως ποιῇς κατʼ αὐτά (vgl.
UPZ I 14, 59) sind nicht obligatorisch, aber aufgrund der Größe der Lücke nicht
auszuschließen. Wahrscheinlich ist, dass eine Datierung und ein Schlussgruß
den Abschluss des Schriftstückes bildeten. Von letzterem könnte das gut lesbare
Sigma (ἔρρωσο) stammen. Die Tintenspuren davor sind jedoch nicht eindeutig
genug, um diese Vermutung zu untermauern.
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 63

6.2 Schreiben des Antiphilos (b)


(Kol. I 4–10)

Einleitung
Der Charakter dieses Schriftstückes ist aufgrund der starken Zerstörung des
Papyrus nicht mehr feststellbar. Eine Enteuxis, wie sie Ptolemaios, Sohn des
Glaukias, in UPZ I 14 an den König richtet, um die Indienststellung seines jün-
geren Bruders Apollonios zu erbitten, ist denkbar. Dass Antiphilos für seinen
Schlussgruß den Singular εὐτύχει wählt, irritiert dabei nicht, da er seine Eingabe
vor der Aussöhnung der Geschwister verfassen und somit lediglich an Ptole-
maios VIII. hätte richten können. Enteuxeis beginnen allerdings stereotyp mit
den Worten βασιλεῖ Πτολεμαίωι χαίρειν ὁ δεῖνα, während hier der Absender
durch παρʼ Ἀντιφίλου eingeführt wird. In dem Schriftstück eine Enteuxis zu
sehen, wird vollends unmöglich, wenn die Lesung der beiden My, gefolgt von
einem Alpha korrekt ist, da dadurch die Ergänzung zu γραμματεῖ auf der Hand
liegt. Ist der Adressat ein Intendant, kann es sich um ein ὑπόμνημα oder um eine
Meldung in Form eines προσάγγελμα bzw. einer προσαγγελία handeln. Letzte-
rem ist m.E. der Vorzug zu geben, da aus dem abschließenden Eintrag (o)
hervorgeht, dass Antiphilos den Philon über freie Stellen unterrichten soll. Dies
in Form eines προσάγγελμα zu tun, liegt nahe, auch wenn in den Papyri unter
dieser Bezeichnung besonders Meldungen anderer Natur, z.B. bezüglich began-
gener Verbrechen mit der Bitte um Schadenersatz, überliefert sind.119
In P.Erasm. I 17 aus der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. liegt hingegen eine dienst-
liche Meldung vor, in welcher darauf verwiesen wird, dass eine Umbuchung von
Getreide autorisiert wurde: Σαραπίω̣[ν Σ]αραπ̣ί̣ο̣νι̣ χαίρειν·| γίνωσκε̣ τ̣ὰς̣ ̣ ἐ̣μ̣βε-
βλη|μένας εἰς τ̣[ὸ]ν̣ ἀ̣χ̣άρακτ̣ον κέ(ρκουρον) | πυροῦ ἀ(ρτάβας) ʼΓ μ̣ε̣τατεθει|-
μένας εἰς [τὴ]ν̣ τῆς βασιλίσσης | σύνταξιν̣. ὁμοίως δὲ | καὶ ἐκ τοῦ Δ[ί]ου προσ-
αγ|γέλματ[ο]ς μ̣ετ̣ ατέ|θεικεν Δίδ̣υ̣μος ὁ παρὰ | Χαι̣ρήμο[ν]ος γραμματεύς. | γέ-
γραφα οὖν̣ σοὶ ὅπ̣ως | εἰδῆις καὶ συμμετ[ρῆις] (l. συμμετρῇς) κτλ. Das Auf-
setzen eines προσάγγελμα war also nicht auf die Anzeige einer Straftat begrenzt,
sondern konnte auch für dienstliche Mitteilungen genutzt werden.120
So wird auch in P.Trier II 15 zu einem Erlass aus dem 33. Regierungsjahr
Ptolemaiosʼ VI. in Kol. III 76–77 ergänzend vermerkt: αὐτοὶ εὑρ[ό]ντες κενῶν
χωρῶν τὴν προσαγγελίαν ἐποιήσαντο | κατ[ὰ τὴ]ν προκειμένην εἴσδοσιν. In
ähnlicher Weise könnte Antiphilos hier nun seine Meldung aufgrund des Pros-

119
Zu derartigen Anzeigen gehören u.a. P.Gurob 8 (210 v. Chr.), eine Anzeige an den Dorf-
schreiber wegen des Diebstahls von Trauben, und P.Dion. 10 (109 v. Chr.), wo einem Phylakiten
Anzeige wegen Einbruchs erstattet wird.
120
Zu den Verwendungsweisen eines προσάγγελμα siehe Papathomas, Einl. zu P.Heid. VII
394; Kaltsas, Einl. zu P.Heid. VIII 421, und Armoni, Einl. zu P.Heid. IX 423.
64 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

tagmas Ptolemaiosʼ VIII. – oder einer für seinen speziellen Fall getroffenen
Entscheidung hin – eingereicht haben. Diese schickt er an den Intendanten
Philon, der laut der Anaphora für die Besoldung der von ihm gemeldeten Stelle
zuständig ist. Dazu passt auch das Formular einer solchen Meldung, wie es für
das 3. Jh. v. Chr. belegt ist. In diesem wird die Datierung vorangestellt, das
Schreiben anschließend als προσάγγελμα identifiziert, um dann zunächst den
Adressaten und den Absender zu nennen, bevor der Inhalt der Meldung folgt.121
Die Lücke vor der Nennung des Adressaten in Kol. I 4 ist anders schwer zu er-
klären und kann kaum darauf beruhen, dass der γραμματεύς hier näher definiert
wird. Der Kontext der Aktenrolle legt nahe, dass sich Antiphilos als Angehö-
riger des Militärs in einer militärischen Angelegenheit an einen Intendanten
wendet, der diesem Administrationsbereich angehörte.122 Bei militärischen In-
tendanten, die näher spezifiziert werden, steht diese Erläuterung jedoch als Zu-
satz im Genitiv hinter dem γραμματεύς. Dies ist hier nicht der Fall, da sich an
γρα]μμα[τε]ῖ direkt der Absender des Schriftstückes anschließt.
Es könnte sich daher um einen einfachen Intendanten ohne Hofrangtitel
handeln, welcher die vorhandene Lücke hätte füllen können. In diesem Schrift-
stück eine Meldung zu sehen, passt aus den genannten Gründen sowohl zu den
erhaltenen Spuren des Dokuments als auch zur Größe der vorangehenden Lücke
und zum Kontext der hier festgehaltenen Ereignisse. Zu bedenken ist hierbei
jedoch, dass dieses Formular zuletzt für die Zeit Ptolemaiosʼ V. und bisher nicht
für die Mitte des 2. Jhs. v. Chr. belegt ist.
Fraglich bleibt zudem, was der eigentliche Zweck dieses Schreibens war. Die
erhaltenen Textstellen beziehen sich auf freie, also offene Stellen, womöglich
innerhalb der Hekatontarchie im Herakleopolites, der Antiphilos in seiner Funk-
tion als ἡγεμὼν ἔξω τάξεων angehörte, wie dem Eintrag (j) zu entnehmen ist,
der Auskunft über die Besoldung des Antiphilos gibt.123 Diese Stellen gilt es

121
Zu dem Formular eines προσάγγελμα und einer Gegenüberstellung dieses Dokumententyps
mit anderen Eingaben, wie den Enteuxeis und Hypomnemata siehe Di Bitonto, „Petizioni“, S. 53–
107. Siehe auch Hombert/Preaux, „Prosaggelma“, S. 259–286.
122
Beamte der Zivilverwaltung, wie der βασιλικὸς γραμματεύς, der τοπογραμματεύς und der
κωμογραμματεύς, können als Adressaten dieses Schreibens ausgeschlossen werden, zumal die
Position der beiden letztgenannten innerhalb der Verwaltungshierarchie ohnehin zu niedrig war,
um hier in Frage zu kommen.
123
P.Trier II 15, Kol. III 55–61: οἷς προσθέματα Μυσοῖς ἀπὸ σημεῶν, ἑκάστωι [(δρ.)] φ
πυρῶν ι, | καὶ φέρειν ἐν τοῖς ἔξω τάξεων ἡγεμόσιν. μετʼ ἄλλα ὀνόματα· | καὶ τῶι προγεγραμμένωι
Ἀντιφίλωι Ἀρχελάου, ὃν καὶ αὐτοὶ | εὑρίσκομεν φερόμενον ἐν τοῖς παρεφεδρεύουσιν ἐν τῶι
Ἡρακλεοπολίτηι | Μύσοις λαμβάνοντα σὺν τοῖς γεγονόσι προσθέμασ[ιν] (δρ.) ων πυροῦ ιζ | ἀφʼ
ὧν πυροῦ δ, τῶν δὲ λοιπῶν τιμὴν τῆς ἀρτ(άβης) ρν ἀνυπόλογον | μηνῶν ς vacat ἐκ     κ  αὶ
ἀγορᾶς. („Denjenigen Mysern unter dem Fähnlein, welchen Zuschläge (zustehen), (gebt) jedem
500 Drachmen und 10 Artaben Weizen und führt ihn unter den Stabsoffizieren! Nach weiteren
Namen: (Gebt es) auch dem oben genannten Antiphilos, dem Sohn des Archelaos, der, wie wir
selbst feststellten, unter den im Herakleopolites in Garnison liegenden Mysern geführt wird und
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 65

entweder neu zu besetzen, damit die Einheit wieder zu ihrem vollen Umfang
aufgestockt werden kann, oder den gewährten Privilegien entsprechend zu
besolden. Der Text lässt jedoch keine Rückschlüsse darüber zu, ob diese Stellen
unbesetzt waren, weil die Soldaten im Krieg gefallen waren, im Ausland statio-
niert blieben, aus dem aktiven Dienst ausgeschieden waren, sich der Opposition
gegen Ptolemaios VIII. angeschlossen hatten oder aus anderen Gründen in Un-
gnade gefallen waren. In der Meldung werden die später mehrfach erwähnten
„Zuschläge“, die dem Antiphilos zustehen, nicht genannt. Allerdings kann der
Text hier nicht vollständig rekonstruiert werden, sodass deren Erwähnung nicht
gänzlich ausgeschlossen werden kann. Die in den folgenden beiden Einträgen
erwähnten Zuschläge könnten demnach darauf hindeuten, dass auch Antiphilos
selbst sich einen dieser freien Posten sichern wollte, an den diese gebunden
gewesen sein könnten oder diesen bereits bekleidete, doch die damit verbun-
denen Zuschläge noch nicht ausgezahlt bekommen hatte. Es ist möglich, dass er
erst durch die von Ptolemaios VI. erteilten Privilegien zu einem ἡγεμὼν ἔξω
τάξεων befördert worden ist und diese Stelle innerhalb der von ihm erwähnten
Hekatontarchie im Herakleopolites ausfüllen möchte. Dies wäre eine Erklärung
für den in Schriftstück (j) zitierten Auszug zu dessen Besoldungsverhältnissen
und deren Erwähnung in den folgenden beiden Einträgen (c) und (d).

Text
I 4[ Προσάγγελμα Φίλωνι γρα]μμα[τε]ῖ παρʼ Ἀντιφίλου
5 [τοῦ Ἀρχελάου τῶν παρεφεδρευόντ]ων ἐν τῶι Ἡρακλεοπολίτηι
6 [Μυσῶν. κ]ενῶν χωρῶν (δρ.) φ
7 [ἀρ(τ.) ι ἑκατοντα]ρχίας, ἐν ἧι εἰμί, συνπληρού-
8 [μενος ἔγρ]αψα τοῖς ἐπὶ τῶν τόπων· ἃ γὰρ ̣ ̣ ̣
9[ κεν]ῶν χωρῶν vacat
10 εὐτύχει.
7-8 l. συμπληρού|μενος

Übersetzung
[Datierung. Meldung an Philon, den Intendanten,] von Antiphilos, [dem Sohn
des Archelaos, einem der] im Herakleopolites [in Garnison liegenden Myser …]
… der freien Stellen 500 Drachmen [und 10 Artaben Weizen … der Hekatont-
archie,] der ich angehöre, […] habe ich an die Leute vor Ort geschrieben; denn
was […] der freien Stellen. Lebe wohl!

zusammen mit den erfolgten Zuschlägen 850 Drachmen und 17 Artaben Weizen erhält, davon vier
Artaben in Weizen, für die übrigen (13) den Gegenwert von 150 Drachmen pro Artabe, ohne
Abzug für sechs Monate, aus […] und Verpflegung.“).
66 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Zeilenkommentar
4–10 Aus Kol. IV 98 geht hervor, dass Antiphilos derjenige ist, der eine
Meldung bezüglich der freien Stellen einreichen soll. Daher ist es wahrschein-
lich, dass es sich hier um eben jene Meldung, also eine προσαγγελία oder ein
προσάγγελμα, handelt. Aufgrund der Größe der Lücke und der auf diese folgen-
den Spuren ist das Formular des προσάγγελμα eine passende Ergänzung. In
diesem Dokumententyp wird die Datierung meist vorangestellt, oft gefolgt von
der Identifizierung des Schriftstückes als προσάγγελμα und dem Namen des
Adressaten. Vgl. P.Köln III 53, 1–2 (250 v. Chr.): (ἔτους) λε Τῦβι δ. προσάγγελ-
μα Ζήνω|νι, P.Tebt. III.1 795, 1–4 (frühes 2. Jh. v. Chr.): [(ἔτους) ̣ Θ]ω̣ὺ̣θ̣ β̣.
προσάγγελμα Διο[σ]κου|[ρίδ]ε̣ι ἀρχιφυλακίτηι Κροκοδίλων πόλεως | καὶ τῶν
μεμερισμένων τόπων παρὰ | Ἀθηνοδώρας τῆς Ἑστιοδώρου und SB XVI 12813,
1–2 (frühes 2. Jh. v. Chr.): [(ἔτους) x] Φαμενὼθ ιη. | [Προ]σάγγελμα Ὥρωι
ἀρχιφυλακίτηι Ἀρσινόης τῆς κατὰ | [Σε]β̣εννύτον καὶ τοῖ[ς] ἐπιστάταις τῆς
Καρανίδος. Die Lücke zu Beginn der ersten Zeile könnte somit das Datum und
die Bezeichnung des Schriftstückes als προσάγγελμα enthalten haben. Belegt ist
dieses Formular bis in das frühe 2. Jh. v. Chr. Im späten 2. Jh. v. Chr. entsprach
der Aufbau einer Meldung eher dem eines ὑπόμνημα, das ebenfalls mit τῶι δεῖνι
παρὰ τοῦ δεῖνος eingeleitet wurde. Da Philon ein einfacher Intendant gewesen
zu sein scheint, ist hier weder ein Hofrangtitel noch ein erweiterter Funktions-
titel zu erwarten.
4 γρα]μμα[τε]ῖ: Das zweite My und das folgende Alpha sind deutlich lesbar.
Die Tintenspuren davor deuten ebenfalls auf ein My. Nach einer kleinen Lücke
von ca. 1 cm ist ein Iota zu erkennen, sodass die Ergänzung zu γραμματεῖ als
Adressat des Schriftstückes auf der Hand liegt. Eine Spezifizierung des γραμ-
ματεύς fehlt. Diese wird bei höheren Beamten der Militäradministration im
Genitiv dem γραμματεύς nachgestellt, wie beispielsweise beim γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων, beim γραμματεὺς συντάξεως oder beim γραμματεὺς τῶν κατοίκων
ἱππέων, was hier nicht der Fall ist. Da im gesamten erhaltenen Text der Akten-
rolle nur ein γραμματεύς, nämlich Philon, namentlich erwähnt wird und dieser
für die von Antiphilos gemeldeten Stellen verantwortlich war, scheint er der
passende Adressat für dessen Meldung zu sein.
6 Das Formular des προσάγγελμα legt nahe, hier προσαγγέλλω (σοι) zu
ergänzen, was als Einleitung für die Darlegung des Anliegens fungieren konnte.
Vgl. P.Mich. XVIII 780, 1–7 (205–204 v. Chr.?): Διοφάντωι παρὰ Πετεμίνιος |
τῶν ἐγ Μού[χ]ε̣ως τῆς Πολέ|μωνος μερί[δο]ς. προσαγγέλ|λω σοι Πετ̣[ε]σοῦχον
τὸν | ἐξειληφοταν̣ (l. ἐξειληφότα) τὴν ἐμ Μού|χει ζυτηρὰν καὶ Ἀφ[ρ]οδί|της
πόλεως und P.Tarich. 6b, 4–11 (nach 186 v. Chr.): προσ̣αγγέλλομεν | Ἀβῦκιν
Ὥρου κα̣ὶ̣ Κελεχῶντα Πάσιτος | καὶ Πᾶσιν τοῦ Ψενο̣φμοῦτος ἐνταφιαστὰς | [ἐκ
κώμης] Φ̣[ιλαδελ]φείας τοῦ αὐ̣[τ]οῦ νομ[οῦ], | ὅτι προστάγματος ὄν̣τ[̣ ος] τοὺς |
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 67

[ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣] ̣ ̣μ̣έ̣ν̣ους τοῖς ἀπονοηθεῖσιν | [ἀποστάταις το]ύτων τὰς οὐσίας ἀνα-


λαμ|[βάνεσθαι εἰς τ]ὸ̣ β̣ασι̣λ̣[ι]κ̣όν. Ebenfalls denkbar wäre (διὸ) ἀξιῶ als Ein-
leitung für den Hauptteil der Mitteilung. Zum Formular siehe auch Di Bitonto,
„Petizioni“, S. 53–107.
7 An der Lesung ]ρχίας nach der Lücke besteht kein Zweifel. Als Ergänzung
bieten sich sowohl ἱππα]ρχίας als auch ἑκατοντα]ρχίας an. Aus den übrigen
Einträgen der Akte geht hervor, dass Antiphilos zu den παρεφεδρεύοντες im
Herakleopolites gehörte, jedoch nicht ob er Mitglied einer Hipparchie war. Die
Belege für eine Hipparchie der Myser sind zwar weniger zahlreich als die für
andere Hipparchien, dennoch existierte zur Zeit der ethnischen Hipparchien
neben denen der Makedonen, der Thessaler und der übrigen Griechen, der
Thraker und der Perser auch eine Hipparchie der Myser (zu den ethnischen
Hipparchien s. Kramer, Vertragsregister, S. 79f. und Scheuble-Reiter, Katöken-
reiter, S. 60–69). In P.Petr. III 112, einer Liste militärischer Steuern, die auf das
Jahr 221–220 v. Chr. datiert ist, sind drei Männer aufgeführt, die der Hipparchie
der Myser angehörten. Der Name des ersten ist nicht erhalten (E,r,1, 2–3: [τῆς]
τῶν Μυ|[σῶν ἱπ(παρχίας) (ἑβδομηκοντάρουρος)), aber dieser war, wie die
anderen beiden (E,r,2, 4–5: Πρώταρχος Ἰάσονος [τῆς] | τῶν Μυσῶν ἱπ(παρχίας)
(ἑβδομηκοντάρουρος) und E,r,2, 18–19: Ἡράκλειτος Ἡρα[κλείτου] | τῆς ˋτῶνˊ
Μυσῶν ἱπ(παρχίας) (ἑβδομηκοντάρουρος)), Besitzer eines 70-Aruren-Kleros.
Gleiches gilt für den Verfasser der Beschwerde, die in P.Sorb. III 106, 2 (nach
223–222 v. Chr.) erhalten ist: Πυθέο̣[υ] Μ̣υρινα[ίου τ]ῆ̣ς τῶν Μυ̣σῶ ̣ ̣ν̣ κ̣[αὶ ±14
ἱππαρχί]α̣ς (ἑβδομηκονταρούρου). Ein neuer Beleg für die Hipparchie der Myser
tritt mit P.UB Trier S 77-43, Fr. E, 5–9 hinzu: vac. (ἑβδομηκοντάρ.) Μα[κε̣-
δόνων ---] | vac. Θεσ[σαλῶν ---] | vac. Θραικ[ῶν ---] | vac. Περσῶ[ν ---] | vac.
Μυσῶ[ν ---], datiert auf 232–203/2 v. Chr. (siehe Scheuble-Reiter, „Hipp-
archien“). Auch nach der Auflösung der ethnischen Hipparchien und ihrer Ein-
gliederung in die nummerierten erscheinen Personen, die das Ethnikon „Μυσός“
tragen sowohl in der 4. Hipparchie: P.Fay 12, 3 aus dem Jahr 104/103 v. Chr.:
[Θ]εότιμος Φιλέου Μυσὸς τῆς τετάρτης ἱππαρχίας (ἑκατοντάρουρος) als auch in
der 5., P.Heid. VI 383, 1–3 aus dem Jahr 209 v. Chr.: [Ὄλυμπ]ο̣ς̣ Μυσὸς τῶν
Πτολεμαί̣|[ου τοῦ Ν]α̣υτᾶ τῆς πέμπτης ἱπ|[παρχίας ἑκ]α̣τοντάρουρος und SB XX
15068, 1–5 aus dem Jahr 217 v. Chr.: Ἀ̣ντι|π̣άτρου̣ Μ̣υσοῦ τῶν Πτο̣λε̣ μαίου τοῦ
Ν̣α̣υ̣τ̣ᾶ̣ | τ̣ῆ̣ς̣ π̣έ̣μ̣π̣της ἱππαρχίας τῶν ἐκ τοῦ Ἀρσ̣ι̣νο|ίτ̣ο̣υ̣ ἐ̣π̣ιλ̣ ̣ελ̣ εγμένων ἱππέων
ἑκατο̣ν̣τ̣αρού|ρ̣[ου. In der vorliegenden Aktenrolle wird Antiphilos jedoch zu
keiner Zeit mit einer Hipparchie der Myser in Verbindung gebracht. Bei der
vollständigen Beschreibung seiner Person in Kol. III 55–59 wird er als Gardist
im Herakleopolites beschrieben, der „unter den ἔξω τάξεων ἡγεμόσιν geführt“
wird. Aus der Inschrift I.Herm. 4, die in das späte 2. Jh. v. Chr. datiert wird, ist
bekannt, dass die παρεφεδρεύοντες dort in Hekatontarchien unterteilt waren. In
dieser Inschrift werden auch ein ἔξω τάξεων und zwei ἔξω τάξεων ἡγεμόνες
68 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

genannt, die in dieser Garnison ihren Dienst verrichten: ἔξω τάξεων ἡγεμόνες· |
Ἀρίσταρχος Διογνήτου, | Κρίτων Ἀρχᾶ· | ἔξω τάξεων | [Ἀ]ριστόμαχος Ἀριστο-
μάχου (I.Herm. 4, 39–43, Ende 2. Jh. v. Chr.). Da die Zusammensetzung der
Besatzung einer Garnison bisher nur auf Stelen aus Hermopolis Magna über-
liefert ist, gibt es keine Belege für deren Strukturierung im Herakleopolites,
doch die Vermutung, dass Garnisonen in ihrer Zusammensetzung einem be-
stimmten Schema folgten, liegt nahe. Aus P.UB Trier S 125-69, publiziert von
Scheuble-Reiter, „Liste“, der aus demselben Ankauf wie die vorliegende Akten-
rolle stammt, ist eine 7. Hekatontarchie bekannt, die wohl im Herakleopolites
stationiert gewesen ist. Der Papyrus ist auf das 35. Regierungsjahr eines unbe-
kannten Herrschers datiert, der nach paläographischen und terminologischen
Kriterien laut Scheuble-Reiter, a.a.O. in das 2. Jh. v. Chr. einzuordnen ist. Sie
präferiert aufgrund des historischen Kontextes eine Datierung in die Regierungs-
zeit Ptolemaiosʼ VI., da für diese Zeit militärische Truppenbewegungen belegt
sind, zu deren Zweck die vorliegende Liste der Soldaten hätte verfasst worden
sein können. Eine Ergänzung zu ἑκατοντα]ρχίας ist daher, aufgrund der zeit-
lichen und topographischen Nähe der beiden Trierer Papyri, m.E. vorzuziehen.
10 εὐτύχει: Dieser Schlussgruß ist typisch für προσαγγέλματα. Vgl. PSI III
168, 34 (118 v. Chr.); P.Phrur. Diosk. 1, 37 (154 v. Chr.); P.Dion. 10, 17 (109
v. Chr.). Siehe auch Di Bitonto, „Petizioni“, S. 105. Danach ist kein Platz mehr
für eine Datierung, weshalb angenommen wird, dass sie am Anfang stand.

6.3 Subskription(?) (c)


(Kol. I 11–14)

Einleitung
Die wenigen erhaltenen Wörter dieses Schriftstückes erschweren eine eindeutige
Identifikation und somit seine Einordnung in diese amtliche Korrespondenz. Die
Wendung „π]ρ[οστέ]τακται, ποιεῖν“ lässt vermuten, dass bereits entschieden
worden ist, wie zu verfahren sei und dem Empfänger des Schreibens aufgetragen
wird, dementsprechend zu handeln. Wie bereits erläutert, war Philon der Inten-
dant, dem der ihm übergeordnete Ptolemaios die Verantwortung hierfür über-
tragen hatte. Es ist daher möglich, dass Ptolemaios derjenige war, der den Aus-
führungsvermerk unter die Meldung gesetzt und diese anschließend an Philon
zurückgeschickt hat.
Da für die Einstellung die Besoldungsverhältnisse geklärt sein müssen, wer-
den in der Subskription die Leistungen aufgelistet, die den Mysern laut der in
Schriftstück (j) erhaltenen Aufzeichnungen zustehen. Damit bildet P.Trier II 15
eine Parallele zu UPZ I 14, wo im Auftrag des Königs zunächst in Erfahrung
gebracht wird, wie hoch Apollonios bei einer Neuaufnahme ins Heer zu besol-
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 69

den sei, bevor der Intendant der Truppen Demetrios einem gewissen Sostratos,
dem für die zukünftige Einheit des Apollonios verantwortlichen Intendanten,
den Auftrag erteilt, Apollonios zu den gegebenen Bedingungen ins Heer aufzu-
nehmen.124 Dass Sostratos aus UPZ I 14 und Philon aus P.Trier II 15 die gleiche
Position innerhalb der Militäradministration innehatten, liegt nahe und wirft
zugleich ein neues Licht auf die Position des nicht durch eine Amtsbezeichnung
näher bestimmten Ptolemaios. Zieht man hier eine Parallele zwischen beiden
Texten, könnte Ptolemaios ebenfalls ein γραμματεὺς τῶν δυνάμεων gewesen
sein, der als oberster Beamter der Militärverwaltung als Bindeglied zwischen
dem König, auf dessen Erlass hin die Ereignisse ihren Lauf nahmen, und den
Beamten auf den unteren Ebenen der Militäradministration fungierte. In UPZ I
14 erfolgte die Eingabe mit der Bitte um die Neuaufnahme des Apollonios ins
Heer in Form einer Enteuxis, die direkt an den König gerichtet war. Dieser,
Ptolemaios VI., war es somit auch, auf den der Ausführungsvermerk unter jener
Urkunde zurückgeht, der dazu führte, dass der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων in
Erfahrung brachte, wie Apollonios zu besolden sei und seine Aufnahme veran-
lasste, indem er den zuständigen Beamten damit beauftragte. Überträgt man
dieses Modell auf den vorliegenden Fall, so scheint es hier Ptolemaios zu sein,
der Informationen über die Besoldung des Antiphilos und der Myser im All-
gemeinen einholt und sie an Philon weiterleitet. Der Hinweis, der Empfänger
dieses Schreibens solle „[… was] angeordnet worden ist: Ausführen!“ (Kol. I
12), bezieht sich höchstwahrscheinlich auf den zweiten Erlass Ptolemaios’ VIII.
(g), der den Zurückgekehrten ihre von Ptolemaios VI. zugesicherten Privilegien
garantiert.125 Dafür spricht auch, dass man sich, soweit der Text rekonstruiert
werden kann, zunächst auf mehrere Eingaben (Kol. I 11: ἐπιδεδομέναις) be-
zieht, die sich inhaltlich vermutlich nahe standen, und dann, eingeleitet durch
„τὰ δὲ“ (Kol. I 12) auf den Fall des Antiphilos Bezug nimmt und explizit auf-
führt, was aus dem Dokument zur Besoldung der Myser hervorgeht.

124
UPZ I 14, 80–91: ἐνέχθη δ[ὲ] | [τὸ πρὸς τὴν εἴ]σδοσιν πρό[σ]|ταγμα (ἔτους) κδ Τῦβι θ | ἐς
(l. ἐν) ᾧ γέγραπτα (l. γέγραπτα<ι>) ποιεῖν δεησίου (l. ἃ ἠξίου), | γραφῆναι Σωστράτωι | γραμματέα
(l. γραμματεῖ) κατακολουθῖν (l. κατακολουθεῖν) | τοῖς προστεταγμένοις, {επ} | ἐπιγράψαι δὲ
αὐ`τῶι´ <τὴν> | χώραν καὶ σοὶ διασαφῆσαι, ⟦ὅπ⟧ | ὅπως καὶ διὰ τῶν συμβόλων | ἐγγλογίσζηται
(l. ἐκλογίζηται) αὐτῶι | ἀκολούθως. (Wilcken, UPZ I 14, S. 157f.: „Gebracht wurde die auf den
Bericht erfolgte Kabinettsordre im Jahre 24 am 9. Tybi, in der geschrieben steht, man solle tun,
was er forderte, und dem Sostratos, dem Intendanten, schreiben, er solle dem Befehl folgen und
ihm (dem Apollonios) die Stelle zuweisen und Dir Anzeige erstatten, damit auch in den
Legitimationsur-kunden die Berechnung entsprechend erfolge.“).
125
P.Trier II 15, Kol. II 29–31: τῶν προφερομένων γεγονέναι αὐτοῖς ὀψώνια ἢ προσθέματα | ἢ
μεταβάσεις ἢ ἄλλα φιλάνθρωπα ὑπὸ τοῦ ἀδελφ[οῦ ἡ]μῶν | ἐν τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόποις· („Von
denjenigen, die vorbringen, es seien ihnen Soldzahlungen oder Zuschläge oder Beförderungen
oder andere Vergünstigungen von unserem Bruder in den Stützpunkten in Asien zuteil gewor-
den“).
70 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Text
I 11 [ ταῖς] ἐπιδεδομέναις τῶν
12 [ π]ρ[οστέ]τακται, ποιεῖν, τὰ δὲ
13 [ ]ας ἀπὸ κενῶν χωρῶν διασεσαφημένου
14 [ ]ι προσθεμά[των (δρ.)] φ καὶ πυρῶν ἀρ(τ.) ι.

Übersetzung
[…] den eingereichten [… was] angeordnet worden ist: Ausführen! Die ... aber
[…] des aufgrund der freien Stellen gemeldeten […] an Zuschlägen 500
Drachmen und 10 Artaben Weizen.

Zeilenkommentar
11–14 Die fehlende linke Hälfte des Papyrus erschwert eine Rekonstruktion
des inhaltlichen Zusammenhangs. Die Gründe dafür, in dem Schreiben des Anti-
philos eine Meldung zu sehen, wurden eingangs erläutert, sodass sich dieser
Eintrag ebenfalls auf eingereichte Meldungen anderer Rückkehrer beziehen
könnte. Da Antiphilos wohl nicht der einzige war, auf den das vorliegende Pros-
tagma Ptolemaiosʼ VIII. zutraf, überrascht die Erwähnung weiterer Eingaben
nicht. Womöglich handelt es sich hier um die Subskription unter der Meldung
des Antiphilos, die darüber entschied, ob die gemeldeten Stellen wieder besetzt
und entsprechend entlohnt werden sollen. Vgl. UPZ I 14, 44–49, wo ein ähn-
licher Beschluss die Aufnahme des Apollonios ins Heer veranlasst und zugleich
dessen Besoldung festsetzt: Ἀπολλώνιον Μακεδώνα προσλαβέσθαι | εἰς τὴν
Δεξιλάου σημείαν τὴν τεταγμέ(νην) | ἐμ (l. ἐν) Μέμφει καὶ ἐκθεῖναι αὐτῶι ὡς
καθή|κει, οἵσα (l. ὅσα) καὶ οἱ ἄλλοι λαμβάνουσι⟦ν⟧, (δραχμὰς) ρν | καὶ πυρῶν
ἀρ(τάβας) γ, ἀφʼ ὧν πυρῶν ⟦ἀρ̣τ̣έβ̣ ̣ην⟧ | ἀρ(τάβην) α καὶ τὴν τιμὴν ἐκ (δραχμῶν)
ρ.
12 π]ρ[οστέ]τακται: Von der langen senkrechten Haste des Rho in προστέ-
τακται ist in der folgenden Zeile der untere Teil sichtbar, wodurch diese Lesung
zusätzlich gestützt wird.

6.4 Anschreiben (d)


(Kol. I 15–18)

Einleitung
Die wenigen erhaltenen Wörter am Zeilenende dieses Eintrages lassen vor-
sichtige Schlussfolgerungen auf seinen Inhalt zu. Mit dem in Kol. I 15 er-
haltenen Namen Φίλωνι scheint man den Adressaten dieses Schriftstückes vor
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 71

sich zu haben. Da jedoch nicht die gesamte Breite der Kolumne erhalten ist, wie
sich aus den Ergänzungen der vorherigen Schriftstücke und einem Vergleich mit
den Zeilenlängen der folgenden drei Kolumnen ergibt, ist vor dem Adressaten
eine Lücke anzusetzen, die durch die Ergänzung eines Absenders geschlossen
werden kann. Betrachtet man die erhaltenen Textteile dieses Dokuments, wer-
den die Parallelen zum letzten Eintrag der Akte, dem Abschluss des Schreiber-
berichts (o), offensichtlich. In diesem teilen die Verfasser mit, Ptolemaios habe
ihnen geschrieben, ἐπεσταλκέναι Φίλωνι τῶι γραμματεῖ, ὡς ἂν προσαγγείληι | ὁ
σημαινόμενος Ἀντίφιλος τὰς χώρας, τιθέναι τὰ διασαφού|μενα καὶ διασαφῆσαι
ἀφʼ ὧν ἄν τε χωρῶν τιθῆται καὶ ἀφʼ οὗ χρόνου.126 Dieses Schreiben des Ptole-
maios scheint hier in (d) vorzuliegen. Ptolemaios erteilt Philon hiermit wahr-
scheinlich den Auftrag, die dem Antiphilos zustehenden Zuschläge in Höhe von
500 Drachmen und 10 Artaben Weizen, welche er als Myser laut dem Auszug
aus deren Besoldungskriterien (j) erhalten soll, auszuzahlen. Da dieser Brief in
die Aktenrolle aufgenommen worden ist, könnten die dem Philon untergeord-
neten Intendanten für deren Erstellung verantwortlich gewesen sein. Doch auch
wenn Absender und Adressat dieser amtlichen Korrespondenz somit innerhalb
des Kontextes dieser Aktenrolle zuzuordnen sind, klärt dies noch nicht, welche
Positionen diese Personen innerhalb des Verwaltungsapparates innehatten.

Text
I 15 [ Πτολεμαῖος] Φίλωνι τῶι γραμματεῖ. ὡς ἂν προσαγγείληι
16 [Ἀντίφιλος περὶ προσθεμάτω]ν (δρ.) [φ] καὶ πυρῶν ἀρ(τ.) ι, ὧν τιμὴ
17 [τῆς ἀρ(τ.) (δρ.) ρν, διασάφησον μοι ἀφʼ ὧν ἂν] χωρῶν τιθῆται καὶ
18 [ἀφʼ oὗ χρόνου. ]

Übersetzung
[Ptolemaios] an Philon, den Intendanten. Sobald [Antiphilos in Bezug auf die
Zuschläge] in Höhe von 500 Drachmen und 10 Artaben Weizen, deren Gegen-
wert [150 Drachmen pro Artabe beträgt,] eine Meldung einreicht, [teile mir mit,
aus welchen] Stellen der Sold ausgesetzt wird und [ab welcher Zeit.]

Zeilenkommentar
15 Der Verfasser dieses Schreibens muss in der Beamtenhierarchie über dem
Empfänger gestanden haben, dem er hier Anweisungen erteilt. In Anbetracht des

126
P.Trier II 15, Kol. IV 98–100: „Er habe Philon, den Intendanten, angewiesen, sobald be-
sagter Antiphilos die Stellen meldet, das Bezeichnete auszusetzen und mitzuteilen, von welchen
Stellen die Aussetzung vorgenommen wird und von welchem Zeitpunkt an.“
72 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

naheliegenden Vergleiches zu UPZ I 14 kommt hierfür der Intendant der Trup-


pen in Frage, dem das Regeln derartiger Belange oblag.
17–18 Ergänzt nach Kol. IV 98–100, wo auf dieses Schreiben Bezug genom-
men wird: ἐπεσταλκέναι Φίλωνι τῶι γραμματεῖ, ὡς ἂν προσαγγείληι | ὁ σημαι-
νόμενος Ἀντίφιλος τὰς χώρας, τιθέναι τὰ διασαφού|μενα καὶ διασαφῆσαι ἀφʼ ὧν
ἄν τε χωρῶν τιθῆται καὶ ἀφʼ οὗ χρόνου.
18 Zu Ende des Briefes erwartet man einen Schlussgruß und die Datierung,
die jedoch, falls sie ursprünglich in die Aktenrolle übertragen worden sind, dem
Verlust des linken Teils dieser Kolumne zum Opfer gefallen sind. Ersterer könn-
te, wenn er erhalten wäre, weiteren Aufschluss über das Verhältnis zwischen
dem Absender und dem Adressaten geben, abhängig davon, welchen Schluss-
gruß der Verfasser gewählt hätte.

6.5 Unbekanntes Schriftstück (e)


(Kol. I 19–23)

Einleitung
Da weder in Zeile 18 noch in Zeile 19 Tintenspuren erkennbar sind, ein Spatium
zwischen den einzelnen Einträgen dieser Akte sonst jedoch nicht üblich ist,
scheint das vorhergehende Schriftstück auf der Hälfe der Zeile 18 zu enden. In
der ersten Zeile des folgenden Eintrages sind maximal ¾ der Zeile beschrieben,
sodass hier entweder ein Aktenvermerk oder der Adressat gestanden haben
könnte. Der Inhalt der folgenden zwei bis zweieinhalb Zeilen kann aufgrund der
fehlenden linken Hälfte des Textes, aber auch weil die wenigen erhaltenen
Tintenspuren – womöglich beim Auflösen der Kartonage – so stark in Mitlei-
denschaft gezogen worden sind, dass es unmöglich ist, hier mehr als einzelne
Buchstaben zu entziffern, nicht rekonstruiert werden. Lediglich der Monatsname
Hathyr am Ende von Zeile 23 kann mit einiger Sicherheit gelesen werden,
sodass auf Spekulationen über den Charakter dieses Eintrages verzichtet wird.

Text
I 19 [ ] vacat
20 [ μ]ετέδωκ ̣[± 7]υν
21 [ κενῶν χω]ρῶν ὧν ̣ ̣αγγελί[α]ς̣
22 [ ] vacat
23 [ ] Ἁθύρ
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 73

Zeilenkommentar
20 Armoni schlägt vor, μ]ε̣τέ̣ δωκε̣[ν, ἐπεὶ δ᾿ ο]ὖ̣ν zu ergänzen. Ebenfalls
möglich wäre μ]ετέδωκα̣.

6.6 Anschreiben (f)


(Kol. I 24–II 27)

Einleitung
Der Brief, der sich an hochrangige Funktionäre der Militär- und/oder Zivilver-
waltung richtete, reicht von der ersten bis in die zweite Kolumne und endet mit
εὐ[τυ]χεῖτε, einem Schlussgruß, der darauf hindeutet, dass die Empfänger des
Schreibens eine dem Absender gegenüber höhere oder zumindest gleichrangige
Position innehaben. Es ist dem schlechten Erhaltungszustand des Papyrus ge-
schuldet, dass weder der Adressat noch der Verfasser dieses Briefes überliefert
sind. Von letzterem ist jedoch der Hofrangtitel τῶν πρώτων φίλων erhalten, der
zu dieser Zeit vom Strategen, Dioiketen, ἐπιστάτης καὶ γραμματεὺς τῶν κατοί-
κων ἱππέων und vom γραμματεὺς τῶν δυνάμεων geführt wurde. Betrachtet man
an dieser Stelle die nächste Parallele der Trierer Aktenrolle, UPZ I 14, so kommt
aufgrund des Kontextes der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων als Verfasser in Frage.
Dieser war in UPZ I 14 derjenige, der von Ptolemaios VI. damit betraut worden
war, in Erfahrung zu bringen, wie hoch ein neuer Rekrut bei seiner Aufnahme
ins Heer zu besolden sei. Seine Erkundigungen leitete er in Form einer Eisdosis,
eines vom König eingeforderten Berichts, an Philometor weiter, woraufhin
dieser anordnete, dem neuen Rekruten eine Stelle zuzuweisen und ihn ent-
sprechend zu besolden. Vgl. UPZ I 14, 36–42: τὸ πρὸς [τ]ὴν εἴσδοσιν πρόσταγ-
μα (ἔτους) κδ Τῦβι {ι̅}̅θ̅, | ἐς (l. ἐν) ᾧ γέγραπτα (l. γέγραπτα<ι>) ποιεῖν δεκειου
(l. ἃ ἠξίου), γραφῆναι | Σωστράτωι γραμματεῖ κατακολλουθεῖν (l. κατακολου-
θεῖν) | τοῖς προστε ‵τα′ γμένοις, ἐπιγράψαι δὲ αὐτῷ | τὴν χώραν καὶ σοὶ διασαφῆ-
σαι, ὅπως | καὶ δι‵ὰ′ τῶν συμβόλων ἐγγλογίζεται (l. ἐκλογίζηται) | αὐτῶι ἀκο-
λούθως.127 So könnte auch hier der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων einen Bericht für
Ptolemaios VIII. zusammenstellen und im Zuge dessen alle beteiligten Beamten
kontaktieren, denen er die entsprechenden Prostagmata zur Einsichtnahme über-
mittelt.

127
Wilcken, UPZ I 14, S. 157: „Die auf den Bericht erfolgte Kabinettsordre im Jahre 24 am
19. (l. 9.) Tybi, in der geschrieben steht, man solle tun, was er forderte, und dem Sostratos, dem
Intendanten, schreiben, er solle dem Befehl folgen und ihm (dem Apollonios) die Stelle zuweisen
und Dir Anzeige erstatten, damit auch in den Legitimationsurkunden die Berechnung entspre-
chend erfolge.“
74 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Text
I 24 [Adressaten τῶν διὰ Πτολεμαί]ου τῶν πρώτων φίλων
25 [τοῖς γραμματεῦσι ἀπεσταλμέν]ω̣[ν] προσταγ[μάτ]ων τὸ ἀντίγραφον
II ὑποτετάχαμεν, ἵν’ ὡσ ἂν προστάξητε π[
26 ___ ]
27 εὐτυχεῖτε.

Übersetzung
[An die (Adressaten). Von den durch Ptolemaios,] einen der ersten Freunde, an
die Intendanten gesandten Prostagmata haben wir die Abschrift unten angefügt,
damit,
___ sobald ihr anordnet […]
Lebt wohl!

Zeilenkommentar
24 Als Adressaten dieses Schreibens kommen aufgrund der höflichen Formu-
lierung und des formellen Abschiedsgrußes nur Funktionsträger in Frage, die
dem Absender im Rang ebenbürtig sind oder über ihm stehen. Zugleich ist von
mindestens zwei, wenn nicht mehr Adressaten auszugehen, da für die Verben
προστάξητε und εὐτυχεῖτε die Pluralform verwendet wurde. Die Prostagmata (g)
und (h), welche auf dieses Anschreiben folgen, richten sich an nicht näher
spezifizierte γραμματεῖς, die aufgrund des Kontextes in der Militäradministra-
tion zu suchen sein dürften und daher treffender mit „Intendanten“ zu übersetzen
sind. In UPZ I 14 ist es der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων, der vom König mit der
Neuaufnahme des Apollonios ins Heer beauftragt wird und deshalb als zentrale
Figur die entsprechende amtliche Korrespondenz zwischen Ptolemaios VI., der
zivilen sowie der militärischen Verwaltung regelt. Ein vergleichbares Szenario
könnte auch auf den vorliegenden Verwaltungsvorgang zutreffen, sodass der
erhaltene Hofrangtitel zu einem γραμματεὺς τῶν δυνάμεων gehören könnte, der
andere hohe Funktionsträger über den Inhalt der Erlasse in Kenntnis setzt, um
eine entsprechende Umsetzung zu gewährleisten.
25 Armoni schlägt vor, hier τοῖς γραμματεῦσι zu ergänzen, an die das fol-
gende Prostagma adressiert ist. Die Ergänzung eines Funktionstitels neben dem
erhaltenen Hofrangtitel wäre ebenfalls denkbar. In Anbetracht dessen, dass über
diesen jedoch nur spekuliert werden kann, ist Armonis Ergänzung der Vorzug zu
geben.
26 ἵνʼ ὡς ἂν: Nach Mayser, Grammatik II.1, S. 259 wird „der Finalsatz durch
die Modalpartikel [ὡς ἂν] an eine bestimmte Voraussetzung und Bedingung ge-
knüpft.“ Diese dürften sich aus den Erlassen ergeben, die dem Empfänger zu-
sammen mit diesem Begleitbrief weitergeleitet werden. Mayser weist auf S. 254
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 75

zudem darauf hin, dass: „diese vorsichtige, sorgfältig verklausulierte Form […]
besonders beliebt im Amtston der Kanzleisprache“ gewesen ist. Dies wird durch
die vorliegende Aktenrolle bestätigt, der ebenfalls ein für die Verwaltungs-
sprache typischer Stil zu Eigen ist.
Die nach dem Imperativ vorhandenen Tintenspuren, zwei senkrechte Hasten,
die unten in einen leichten Bogen auslaufen, deuten auf ein Pi hin. Die übrigen ±
12 Buchstaben sind verloren. Eine mögliche Ergänzung wäre eine Form von
ποιέω, durch die dem Begleitschreiben der Sinn verliehen wird, dass man die
Erlasse angefügt hat, damit deren Empfänger Instruktionen erteilen kann, die als
Richtlinie für die Bearbeitung entsprechender Eingaben zugrunde gelegt werden
können.
εὐ[τυ]χεῖτε: Der Schlussgruß steht auf der rechten Seite unterhalb des Begleit-
schreibens. Von einem Datum ist keine Spur erkennbar.

6.7 Prostagma Ptolemaiosʼ VIII. Euergetes’ II. vom


17. September 145 v. Chr. (g)
(Kol. II 28–39)

Einleitung
Dieses Dokument ist das jüngste Prostagma der Aktenrolle. Es wurde von Ptole-
maios VIII. Euergetes II. im 25. Regierungsjahr am 25. Mesore erlassen und
richtet sich allgemein an die γραμματεῖς. Aufgrund der Position dieses Erlasses
innerhalb der Aktenrolle, welcher auf ein Begleitschreiben unbekannter Autor-
schaft folgt und den übrigen in den Bericht der Schreiber eingebetteten Erlassen
vorausgeht, ist anzunehmen, dass er als Entscheidungsgrundlage für den hier
zusammengefassten Fall des Antiphilos diente und zugleich den Grund für die
Erstellung dieser Rolle darstellt. So fordert der Erlass unter anderem dazu auf,
für jedes von den genannten Vergünstigungen betroffene Individuum und seinen
Fall einen zusätzlichen Bericht einzureichen, dem man hiermit für das Anliegen
des Antiphilos Rechnung trug.
Inhaltlich ähnelt der Erlass (g) der zu Beginn des Schreiberberichts zitierten
königlichen Anordnung (h), die auf den 15. Juli desselben Jahres datiert ist, je-
doch ist ersterer detaillierter als dieser kurze Befehl, der bereits wenige Tage
nach der erneuten Thronbesteigung Euergetes’ II. erfolgt sein muss. Im Erlass
vom 25. Mesore wird zunächst definiert, welche Art von Privilegien, die Ptole-
maios VI. während seines letzten Feldzugs gewährt hatte, von diesem Prostagma
berührt werden und welche Dokumente die Betroffenen vorlegen sollen, um
nachzuweisen, dass sie zu den Begünstigten gehören. Es ist daher anzunehmen,
dass dieser Erlass als Reaktion auf die Eingaben der vom Feldzug zurückkehren-
den Soldaten ergangen ist bzw. auf eine vom König in Bezug auf diese Ereig-
76 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

nisse eingeforderte Eisdosis hin. Die Betroffenen versuchen nun, die ihnen
zugestandenen Leistungen beim Nachfolger des verstorbenen Königs geltend zu
machen.
Zu diesen von Ptolemaios VI. erteilten Privilegien gehören laut dem vorlie-
genden Erlass sowohl ὀψώνια, die regulären Soldzahlungen, und προσθέματα,
sogenannte „Zusatzleistungen“, die, wie den Regelungen zur Besoldung der
Myser (j) zu entnehmen ist, aus Geld-, aber auch aus Getreidezahlungen zu
bestehen scheinen. Daneben wird zudem auf Beförderungen und nicht näher
spezifizierte ἄλλα φιλάνθρωπα verwiesen, sodass offenbar jeder Fall bezüglich
der von Philometor während seines Feldzuges bewilligten Privilegien von den
„γραμματεῖς“ gemeldet und entsprechend geprüft werden soll. Die „Schreiber“,
an die das vorliegende Prostagma adressiert ist, sind nicht näher bestimmt, dürf-
ten jedoch dem Bereich der Militärverwaltung angehören und werden deshalb
im Folgenden als „Intendanten“ bezeichnet. Vermutlich handelt es sich dabei
um die gleichen Intendanten, von denen der folgende Bericht stammt sowie um
die ihnen gleichrangigen Intendanten andernorts.
Bei der Beweisführung wird in diesem Erlass zwischen zwei Gruppen unter-
schieden, deren erster diejenigen Antragsteller angehören, deren Berechtigung
sich dokumentarisch nachweisen lässt. Zugelassen sind dabei Prostagmata,
welche die Unterschrift des seinerzeit amtierenden Hypomnematographen tra-
gen, gesiegelte Prostagmata sowie von den Generalintendanten verfasste Briefe
an die „hier Zurückgelassenen.“ Zur zweiten Gruppe gehören all jene, die über
keinen dieser schriftlichen Nachweise mehr verfügen, durch welche sie ihre For-
derungen legitimieren könnten. Diese sollen stattdessen einen schriftlichen
Königseid ablegen, um dennoch in den Genuss der von Philometor gewährten
Vergünstigungen zu kommen. Da hier alle Dokumente genannt sind, welche als
Beweis für die Ansprüche akzeptiert werden, ist davon auszugehen, dass den
Bittgesuchen nach Vorlage dieser Belege stattgegeben wurde, ohne in jedem
Fall eine Einzelentscheidung von höchster Instanz einzuholen. Dieser Erlass
legitimiert folglich die zuständigen Beamten, innerhalb seiner Vorgaben zu
handeln, fordert aber dennoch eine Meldung über jeden Bittsteller ein, womög-
lich um die entsprechenden Personenakten aktualisieren und nötige Auszahlun-
gen bestätigen zu können.
Die doppelte Verwendung des Kompositums προσαναφέρω (Kol. II 36 und
Kol. II 39) anstelle des in der königlichen Anordnung (h) verwendeten ἀναφέρω
(Kol. II 43), sowohl in Bezug auf diejenigen, die ihre Ansprüche belegen
können, als auch bezüglich derer, die den Königseid ablegen sollen, lässt darauf
schließen, dass es auf die erste Anordnung (h) hin bereits einen Bericht der
Intendanten gegeben hatte, der zu diesem präzisierten Erlass führte. Da aus
einem Prostagma Ptolemaiosʼ VI. (n), welches ebenfalls Bestandteil der vorlie-
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 77

genden Akte ist, hervorgeht, dass es bereits im Juli 146 v. Chr. Nachfragen be-
züglich dieser gewährten Zusatzleistungen gab128, die Auszahlung jedoch zu-
nächst möglichst verweigert werden sollte, liegt es nahe, dass die Soldaten sich
direkt nach ihrer Rückkehr an den neuen Herrscher wandten, um die verspro-
chenen Zahlungen zu erhalten.

Text
II 28 τοῖς γραμματεῦσι.
29 „τῶν προφερομένων γεγονέναι αὐτοῖς ὀψώνια ἢ προσθέματα
30 ἢ μεταβάσεις ἢ ἄλλα φιλάνθρωπα ὑπὸ τοῦ ἀδελφ[οῦ ἡμ]ῶν
31 ἐν τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόποις, ὅσοι ἂν ἐπιδείξωσιν ἐ[ν] ὧι δηποτοῦν
32 λογιστηρίωι ἕν τι τῶν καθηκόντων ἐξαποστέλλεσθαι
33 προσταγμάτων ὑπάρχον, ἐν ὧι ἔσται ἡ τοῦ κατʼ ἐκεῖνον τὸν καιρὸν
34 ὑπομνηματογράφου χείρ, ἢ ἐσφραγισμένα προστάγματα ἢ ἐπιστολὰς
35 γεγραμμένας ὑπὸ τῶν ἀρχιγραμματέων τοῖς ἐνταῦθα
36 καταλειφθεῖσι διαδέχεσθαι, μενέτω κύρια καὶ προσαναφερέσθω
37 περὶ ἑκάστου· ἐ<ὰ>ν δέ τινες προφέρωνται πάντα παραπεπτωκέναι,
38 λαμβάνοντας χειρογραφίαν ὅρκου βασιλικοῦ περὶ ἑκάστου
τὸν αὐτὸ[ν] τρόπον προσαναφέρετε.“
39 ___ (ἔτους) κε Μεσορὴ κ̅ε̅

Übersetzung
An die Intendanten.
„Von denjenigen, die vorbringen, es seien ihnen Soldzahlungen oder Zuschläge
oder Beförderungen oder andere Vergünstigungen von unserem Bruder in den
Stützpunkten in Asien zuteil geworden, sollen alle, die nachweisen können, dass
in welcher Rechnungsstelle auch immer wenigstens eines von den Prostagmata,
die üblicherweise versandt werden, vorhanden ist, auf welchem die Unterschrift
des zu jener Zeit amtierenden Kanzleisekretärs vorliegen soll, oder (die nach-
weisen können), dass sie gesiegelte Prostagmata oder Briefe geerbt haben, die
von den Generalintendanten an die hier Zurückgelassenen geschrieben worden
sind, (für diese) sollen diese maßgeblich sein, und es soll außerdem über jeden
einzelnen (Fall) Bericht erstattet werden. Wenn aber welche vorbringen, dass
alles verlorengegangen sei, dann nehmt (ihnen) einen schriftlichen Königseid ab
über jeden (Fall) und erstattet dazu auf dieselbe Weise Bericht!“
___
25. Jahr, 25. Mesore.

128
P.Trier II 15, Kol. IV 86–88: πρὸς τὴν παρὰ σοῦ εἴσδοσιν περὶ τοῦ ἐνίους | ἀξιοῦν περὶ
ὀψωνίων καὶ προσθεμάτων, ὡς παραχρῆμα τῆς | δόσεως ἐσ[ο]μένης. („Im Hinblick auf den von
dir eingereichten Bericht darüber, dass einige Leute Forderungen stellen in Bezug auf Gehälter
und Zuschläge, als ob die Auszahlung sogleich erfolgen sollte.“).
78 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Zeilenkommentar
28 τοῖς γραμματεῦσι: Wie Kaltsas, P.Heid. VIII 419, Komm. zu 12 feststellte,
handelt es sich bei dieser Formulierung um einen Vermerk, den „ein durch
Petition oder amtliches Schreiben angeredeter Beamter unter das entsprechende
Schriftstück setzt, bevor er es an sein subalternes Personal weiterleitet.“ Da es
sich bei dem subalternen Personal aller Wahrscheinlichkeit nach um die Inten-
danten der verschiedenen Truppenteile handelte, an welche die Petenten ihr An-
liegen richteten, muss der Verfasser dieses Vermerks ein diesen übergeordneter
Beamte sein, welcher ebenfalls im Bereich der Militäradministration tätig war.
In Frage kommt daher der über allen anderen γραμματεῖς dieses Verwaltungs-
bereichs stehende γραμματεὺς τῶν δυνάμεων, aber auch das königliche Büro aus
dem dieser Erlass stammt. Fraglich bleibt, ob der Erlass tatsächlich auf den
vorhergehenden Begleitbrief (e) folgte oder die Reihenfolge der in der Akten-
rolle zusammengefassten Dokumente verändert worden ist. Somit ist nicht ein-
deutig festzustellen, ob es sich um den Weiterleitungsvermerk eines Beamten
oder um die vom Verfasser des Erlasses bzw. dessen Büro vermerkte Adresse
handelt.
29–31 Der Erlass beginnt mit einer kurzen Einleitung, welcher zu entnehmen
ist, wer von diesem Prostagma betroffen war. Dazu gehören all jene, denen die
genannten Privilegien während des letzten Feldzuges Ptolemaiosʼ VI. in Syrien
versprochen worden waren. Zu diesen Privilegien gehören ὀψώνια, προσθέματα
sowie μεταβάσεις und nicht näher definierte ἄλλα φιλάνθρωπα. Das Wort ὀψώ-
νιον wird verwendet, wenn es sich um Soldzahlungen in Form von Geld handelt,
im Unterschied zur Vergütung in Naturalien. Der Begriff ist nicht auf die Besol-
dung des Heeres beschränkt, sondern wird auch bei der Entlohnung von Beam-
ten oder Arbeitern verwendet. Vgl. P.Köln X 413, 15 (142 v. Chr.). Zu ausführ-
lichen Erläuterungen zu dieser Bezeichnung und zur Besoldung des Militärs
siehe Kapitel 7. Da es sich bei dem ὀψώνιον um eine regelmäßige Auszahlung
handelte, steht es in einem Gegensatz zu den anschließend genannten προσθέ-
ματα, die dem Ursprung ihres Wortes nach eine Zusatzgabe sind, bei der nicht
klar ist, ob es sich um eine einmalige Leistung handelt oder diese ebenfalls nach
Erteilung regelmäßig gewährt wurde. Aus Schriftstück (j), das die Besoldung
der Myser regelt, zu denen auch Antiphilos gehört, geht hervor, dass jeder zur
Klasse der Myser Gehörige Zuschläge in Höhe von 500 Drachmen und zehn
Artaben Weizen erhalten soll und dass dem Antiphilos somit insgesamt 850
Drachmen und 17 Artaben Weizen zustehen, von denen vier Artaben als Natu-
ralabgabe zu leisten sind. Dass diese Zusatzleistung nach ihrer Bewilligung
mehrfach ausgeschüttet wurde, scheint aufgrund ihrer Höhe, die sich auf ca.
142% des normalen Gehalts, sowohl in Sold als auch in Naturalien, beläuft,
zunächst unwahrscheinlich, sodass es sich um eine einmalige Zahlung für die
angegebenen sechs Monate handeln könnte. Gehen diese Zuschläge jedoch mit
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 79

einer Beförderung zum ἡγεμὼν ἔξω τάξεων einher, ist es nicht abwegig anzu-
nehmen, dass sie gezahlt werden, solange Antiphilos diese Stelle innehat.
μεταβάσεις: Beförderungen innerhalb der ptolemäischen Armee werden in
den Papyri verschiedentlich erwähnt. Dabei handelt es sich um Aufnahmen von
Soldaten in den Katökenstand, die besonders häufig in den Papyri aus Tebtynis
aus dem letzten Viertel des 2. Jhs. v. Chr. belegt sind. Vgl. P.Tebt. I 61, B 6–7
(117 v. Chr.): [τῶν μεταβεβ]ηκότων ἐκ τῶν ἐρημοφυλάκων εἰς τὴν κατοικίαν |
Νεκτενίβιο̣ς̣ τοῦ Ὥρ[ου, κ]αὶ Πτολεμαῖον Ἀπολλωνίου οὐκ ἀναγρ(άφομεν),
(ἄρουραι) ι [(ἀρτάβαι)] μθδ´ und ibid. 261–264: Δημητρίου τοῦ Δημητρίου ὃν ὁ
κωμογρ(αμματεὺς) [γράφει εἶναι] Δημητρίου | τοῦ Ἡρακλείδου ἐφόδου μ[ετα-
βεβη(κότος) εἰς τὴν κατ]οικίαν | τῶν ἐπʼ Ἀμφικλείους τοῦ ὑπ[ομνη]ματογραφή-
[σα]ντος | προσαχθέντων ἐν τῶι μη (ἔτει). Aus den erhaltenen Textstellen, die
sich direkt auf das Schreiben des Antiphilos beziehen, ist lediglich ersichtlich,
dass sich die Korrespondenz mit dem ihm als Myser zustehenden Zuschlägen
beschäftigt. Ob Antiphilos jedoch durch Philometor zum ἡγεμὼν ἔξω τάξεων
befördert worden ist und nun eine freie Stelle sucht, in der er diese Position aus-
füllen kann, ob er die Stelle bereits angetreten hat, aber nicht entsprechend
vergütet wird, oder ob er dieses Amt bereits vor dem Feldzug innehatte, kann
aufgrund der Beschädigungen der Aktenrolle nicht nachvollzogen werden. Der
Umstand, dass in den Schriftstücken (c) und (d) auf „freie Stellen“ Bezug
genommen wird, ist ein Indiz dafür, dass er erst auf dem letzten Feldzug
Ptolemaios’ VI. zum ἡγεμὼν ἔξω τάξεων befördert wurde. Da jedoch die
Funktion eines ἡγεμὼν ἔξω τάξεων aktuell noch ungeklärt ist, ist es ebenfalls
möglich, dass Antiphilos diesen Posten bereits länger innehatte und in dieser
Funktion freie Stellen innerhalb seiner Einheit meldet, die nach dem Feldzug
neu besetzt werden müssen.
ἄλλα φιλάνθρωπα: Welche zusätzlichen Vergünstigungen oder Privilegien
hier zusammengefasst sind, ist nicht ersichtlich. Die Funktion dieses Zusatzes
dürfte gewesen sein, gegenüber den Empfängern dieses Prostagmas sicherzu-
stellen, dass mit jeglichen Ansprüchen auf von Philometor während seines letz-
ten Feldzuges gewährte Privilegien auf die hier beschriebene Art umzugehen
sei.
30 ὑπὸ τοῦ ἀδελφ[οῦ ἡ]μῶν: Der Bruder ist in diesem Fall Ptolemaios VI.
Philometor, der bei seinem letzten Syrienfeldzug im Sommer 145 v. Chr. nach
einem Sturz vom Pferd seinen Verletzungen erlag. Der amtierende Herrscher ist
also sein jüngerer Bruder Ptolemaios VIII. Euergetes II., der danach erneut als
König eingesetzt wurde. In Kol. II 46 wird Ptolemaios VI. dann als ἀδελφὸς τοῦ
βασιλέως bezeichnet. Wenn die eingangs erläuterte Annahme, dass ein früherer
Bericht der Schreiber mit dem aktuellen zusammengefasst worden ist, korrekt
ist, könnte die Bezeichnung als „Bruder des Königs“ darauf hinweisen, dass
80 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Ptolemaios VIII. zur Entstehungszeit des ersten Berichts noch als Allein-
herrscher fungierte, während Mitte September, als dieses Prostagma erlassen
wurde, bereits eine Aussöhnung mit Kleopatra II. stattgefunden hatte und man
daher die Formulierung „unser Bruder“ wählte.
31, 42, 46 τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόποις: Dies ist die Bezeichnung für jene
Gegend in Koile-Syrien, in welcher der letzte Feldzug Ptolemaiosʼ VI. stattge-
funden hat. Philometor begab sich zunächst nach Pelusium und von dort zum
Oinoparas, wo in der Nähe von Antiochia die Entscheidungsschlacht gegen
Alexander I. Balas stattfand, nach der Philometor wenige Tage später aufgrund
eines Sturzes vom Pferd verstarb. Literarische Belege dafür finden sich bei
Strab. XVI 8, Ioseph. Ant. Iud. XIII 116-119, Diod. XXXII 9, 1 und Makk. 11,
18. Die gleiche Formulierung verwendet in P.Köln V 222, 6 (145 v. Chr.) auch
die Petentin Philo in den Entwürfen ihrer Enteuxis an Ptolemaios VIII., die in
einem ähnlichen Zeitraum wie die vorliegende Trierer Aktenrolle entstanden
sein müssen: κατὰ ⟦τὴν⟧ `τὴν´ Ἀσίαν τόπους; vgl. auch P.Köln V 223, 6–7 (145
v. Chr.): εἰς τοὺς | κατὰ τὴ[ν] Ἀσίαν τόπους.
34 ὑπομνηματογράφου: Der Hypomnematographos ist ein hoher Verwal-
tungsbeamter, der papyrologisch vor allem in der Römerzeit belegt ist, s. White-
horne, „Hypomnematographus“. Das Amt existierte jedoch bereits zur Ptolemä-
erzeit, wie der früheste Beleg, P.Mich. I 55, 20–26 aus dem Jahr 240 v. Chr.
zeigt: καὶ τὴν ἀνάκρισιν τὴν ὑπὲρ | αὐτοῦ γεγραμμένην, ἣ καὶ | ἐπέλυεν αὐτὸν
πάντων τῶν | ἐπικληθέντων, εἶχεν ἤδη Δωσί|θεος ὁ ὑπομνηματογράφος, ἵνα | ὁ
βασιλεὺς ἐπαναγνῶι πρὸ τοῦ | ἀφεθῆναι `αὐτόν´. Bereits Wilcken stellt in UPZ I
14, Komm. zu 127 fest, dass es neben dem Hypomnematographen, der „sich mit
dem πρόσταγμα befaßt“ auch stets einen Epistolographen gab, der für die Aus-
fertigung der Briefe zuständig war. In P.Tebt. V 1151, 87 (112 v. Chr.), einer
Liste mit Abrechnungen, werden beide nebeneinander mit dem gleichen Gehalt
aufgeführt: [ὑ]πομνηματογρ(άφωι) καὶ ἐπισ̣[το]λογρ(άφωι) ὁμοί(ως) τμ. Im
Kommentar zu UPZ I 14, 127 verweist Wilcken außerdem darauf, dass diese
beiden Ämter nicht nur im Büro des Königs vertreten waren, sondern auch in
dem des Dioiketen. Zum Amt siehe auch Collomp, Chancellerie, S. 9–49 und
Fraser, Alexandria I, S. 96f.
35 ἀρχιγραμματέων: Bisher sind diese Generalintendanten in den Papyri nur
aus dem Bereich des Vereinswesens bekannt, deren administrative Leitung sie
übernommen haben. In epigraphischen und literarischen Quellen ist dieses Amt
jedoch auch für den Bereich der Militäradministration belegt, in den es auch hier
einzuordnen ist. Der Generalintendant des Heeres scheint nach diesen Belegen
den König auf seine Feldzüge begleitet und dabei administrative Aufgaben über-
nommen zu haben, zu denen offensichtlich auch das Verfassen von Briefen ge-
hörte, in denen die durch Ptolemaios VI. bewilligten Privilegien festgehalten
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 81

und übermittelt worden sind. Die entsprechenden Quellen sind unten in Kapitel
8.1 zusammengetragen und ausgewertet worden.
35–36 τοῖς ἐνταῦθα | καταλειφθεῖσι: Diese Briefe, welche von den General-
intendanten für die „hier Zurückgelassenen“ verfasst worden sind, könnten für
diejenigen bestimmt gewesen sein, die zwar zum Militär gehörten, jedoch an
diesem Feldzug nicht teilnahmen, da sie eventuell in strategisch wichtigen
Städten in Garnison lagen, um das Land während der Abwesenheit des Königs
vor inneren und äußeren Angriffen zu schützen. In P.Köln IV 186, 15–18 (2. Jh.
v. Chr.) bezeichnet ein Soldat, wohl während des sechsten syrischen Krieges,
sich und die mit ihm Kämpfenden als Zurückgelassene, die sich allerlei Ge-
fahren ausgesetzt sahen: μόνον ταῖς ἀναγκαίαις τροφαῖς καθʼ ὑπερβολὴν τ[ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣
̣ ̣ ̣ ̣ ̣ [ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣κα]|τ̣αλειφθέντες διὰ τὸ τοὺς κατὰ τὴν χώραν πάντας Αἰγυπτίους
ἐ ̣α[ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ καὶ δ]|ι̣ὰ τὸ ἀνι̣[ᾶσθαι ὑπ]ὸ τοῦ κατὰ νώτου ἐφορμοῦντος
στόλου τῶν Πη[λουσι ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣] | ποικίλο[ις καὶ παν]τ̣οδαποῖς καιροῖς
περιτυχόντες εἰς τοὺς ἐσχάτ[ους. Das Adverb ἐνταῦθα bezeichnet in der Regel
den Standort des Verfassers. In dem hier zitierten Brief ist dies Syrien, im vor-
liegenden Erlass muss damit jedoch Ägypten gemeint sein, wo Ptolemaios VIII.
sich im September des Jahres 145 v. Chr. befand. Eine andere Möglichkeit wäre,
dass die Briefe nicht für die in Garnison liegenden Soldaten, sondern für die
Hinterbliebenen der im Krieg gefallenen Männer bestimmt waren, die somit
nach deren Tod die ihnen bewilligten Leistungen beanspruchen konnten. Belege
für Generalintendanten sind jedoch spärlich und derartige Briefe, soweit dies
nachzuprüfen ist, nicht bekannt, sodass keine endgültige Aussage zu deren Natur
getroffen werden kann.
36 μενέτω κύρια: Hier ist korrespondierend mit dem Relativpronomen ὅσοι in
Z. 31 im Geiste das Demonstrativpronomen τούτοις zu ergänzen, das wohl auf-
grund der Amtssprache, die auch dieses Prostagma prägt, ausgelassen worden
ist. Wenn die Antragsteller über die angeführten Dokumente verfügen oder sie
beibringen können, sollen diese ihre Gültigkeit behalten.
προσα[να]φέρεσθω: Das Kompositum ist wohl so zu deuten, dass ein zusätz-
licher Bericht verlangt wird, nachdem in einem vorherigen Erlass vom 15. Juli
145 v. Chr. bereits ein erster Bericht in dieser Angelegenheit eingefordert und
offensichtlich auch vorgelegt worden war. Auch in UPZ I 14, 75–78 (157
v. Chr.) wird das Kompositum anstelle des einfachen ἀναφέρω verwendet: μεθʼ
(l. μετʼ) ἐνειαυτὸν (l. ἐνιαυτὸν), προσανενέχθη | δὲ διότι ὁς (l. ὡς) ἂν προσ-
ταγχθῖη (l. προσταχθῆι) τίθεστα (l. τίθεσθα<ι>) αὐτῶι | ⟦μεθʼ ἑνιαυτὸν⟧ πυρῶν
<ἀρτάβην> α, τοῦ δὲ λοιποῦ | τῆς ἀρτάβης ἐκ (δραχμῶν) ρ. Wilcken schließt
sich im Kommentar zu UPZ I 14, 75–80 Kenyons Vorschlag an, der in einer
vorherigen Edition der Aktenrolle „it was added in the report“ übersetzt hatte
und überträgt dies mit „außerdem berichten“ ins Deutsche. Verhoogt, Menches,
82 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

S. 93 nimmt sich dieser Besonderheit in einem Vergleich der Verben διασαφέω


und προσαναφέρω ebenfalls an und gelangt zu dem Schluss, dass ersteres im
Sinne von „bring to the attention of“ zu verstehen ist, während letzteres „make
a supplementary report“ bedeute. Damit ist προσαναφέρω seiner Meinung nach
„reserved for cases when the addressee is supposed to have prior knowledge
about the basic focus of the reports.“ Eben dies ist auch im vorliegenden
Prostagma der Fall, dem bereits ein erster Bericht vorausging, der jedoch nicht
alle gewünschten Dokumente enthielt.
38 λαμβάνοντας χειρογραφίαν ὅρκου βασιλικοῦ: Die Gründe für den Verlust
der Nachweise für die erhaltenen Privilegien werden vor allem darin zu suchen
sein, dass diese während des Feldzuges in Syrien erteilt und die Dokumente ver-
mutlich dort abhandengekommen sind. Unklar ist, ob es Usus war, eine Kopie
des im Ausland verfassten Erlasses in das Archiv nach Alexandria zu schicken.
Aufgrund der Wirren eines Krieges, verwundert es nicht, dass bei dem Fehlen
der entsprechenden Belege der schriftliche Königseid als gleichwertiger Beweis
akzeptiert und der Anspruch auf diese Weise schriftlich fixiert wird. Bereits
Wilcken, W.Chr. 110, Einl. verweist darauf, dass dieser Eid „nicht nur mündlich
geschworen […] sondern auch niedergeschrieben“ worden ist und zwar „von
dem, der den Schwur leistet […] im Gegensatz zum Tempeleid […] scheint nach
dem bisher vorliegenden Material in der Ptolemäerzeit der Königseid immer nur
im Interesse der Regierung, nicht im privaten Interesse verlangt und geschwo-
ren zu sein.“ Dies trifft auch hier zu: Es war im Interesse des Königs und der
Staatskasse, nur denjenigen ihre Privilegien auszuzahlen, denen sie nachweislich
gewährt worden waren. Ebenfalls schriftlich abgelegt wird der Eid u.a. in P.Ryl.
IV 572, 54–55 (2. Jh. v. Chr.): ἐ[π]ιμελέστερον λαβὲ πα̣[ρʼ αὐτῶν] χ̣ε̣ιρ̣ [̣ ο]|γρα-
φίαν ὅ̣ρκο̣υ̣ βασιλικοῦ̣; in BGU VI 1214, 10–11 (Mitte 2. Jh. v. Chr.): καὶ
λαβόντες | χειρογ[ρ]αφίαν ὅρκου βασιλικοῦ; in BGU XVIII.1 2733, 6–7 (1. Jh.
v. Chr.): καὶ ἄλλοις πρό̣τερον ληφθείσης | [αὐτῶν χειρογραφίας ὅρκου βασιλι-
κοῦ περὶ τοῦ κατασπερεῖν τὴν γ]ῆ̣ν und BGU XVIII.1 2734, 8–9 (1. Jh. v. Chr.):
πρότ̣ερον λ̣η̣φθείσης αὐτῶν χειρογραφίας ὅρκου β̣ασιλικοῦ π̣[ερὶ τοῦ] |
κατασπερεῖν τὴν ἀναγραφομένην περὶ τὴν κ̣ώ̣μην πᾶσαν ἐν̣ προσόδῳ γῆ[ν. Vgl.
Kramer, „Königseid“, Komm. zu 8 mit den dort angegebenen Belegen und jetzt
Backhuys, P.Köln XVI, S. 41ff. und Komm. zu 7–9.
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 83

6.8 Schreiberbericht - Auszug aus einem Prostagma


Ptolemaiosʼ VIII. Euergetes’ II. vom 15. Juli 145 v. Chr. (h)
(Kol. II 40–43)

Einleitung
Trotz der Beschädigung des Papyrus in der Mitte der linken Seite der zweiten
Kolumne sind zwischen der letzten Zeile des vorhergehenden Erlasses (Kol. II
39) und der ersten Zeile dieses Schriftstücks (Kol. II 40), ebenso wie nach
dessen letzter Zeile (Kol. II 43), jeweils Tintenpuren einer Paragraphos erkenn-
bar. Beide Prostagmata beziehen sich auf die gleiche Angelegenheit, die von
Philometor während seines letzten Feldzuges erteilten Privilegien, wobei (h) in
stark verkürzter Form vorliegt, sodass es sich bei dieser königlichen Anordnung
evtl. um einen mündlichen Befehl Ptolemaiosʼ VIII. handeln könnte, der den
Intendanten, die diesen Bericht erstellt haben, schriftlich übermittelt worden ist.
Möglich ist auch, dass der Befehl als Subskription zu einer diese Privilegien
betreffenden Eingabe an die Intendanten weitergeleitet worden ist und deshalb
in dieser Kurzform in die Aktenrolle eingegangen ist. Sicher ist, dass diese ein-
leitenden Worte als Begründung für die Erstellung des Schreiberberichts an
dessen Anfang gestellt worden sind, damit der Empfänger diesen zuordnen
konnte. Eine Parallele hierzu stellt UPZ I 14, 59–69 (157 v. Chr.) dar129: παρὰ
τῶν γραμ|ματέων. | δόντος ἔντευξιν τῶι [βασιλεῖ] καὶ τῇ βασιλίσηι (l. βασι-
λίσσηι). | Πτολεμαῖος (l. Πτολεμαίου) Γλαυκίου Μ[ακεδ]όνος, διʼ ἧς ἐ<γε>γρά-
φει | εἶναι ἐν κατοχῇ ἐν τῷ πρ[ὸς Μέμ]φει μεγάλωι | Σαραπιεί{ο}ῳ (ἔτη) ιε καὶ
ἠ[ξίου] Ἀπολλώνιον | τὸν ἀδελφὸν αὐτοῦ προσ<λα>β[έ]σθαι εἰς τὴν | Δεξιλάου
σημέαν (l. σημείαν) καὶ ἐκθεῖναι αὐτῶι, ὅσον | καὶ αὐτ[ο]ὶ λαμβάνουσ<ι>ν, καὶ
<τῆς> εὐτεύξεως (l. ἐντεύξεως) ἐχού|σης χρηματισμόν „ποιῆσαι, ἀνενενκεῖν (l.
ἀνενεγκεῖν) δέ, | πόσον ἔσται“ εἰσεδόθη (ἔτους) κδ Χοίαχ κϛ.130

129
Auch wenn die einleitende Begründung der Anaphora in UPZ I 14 ausführlicher ausfällt, so
ist der Aufbau des Schreiberberichts doch gleich gestaltet. Begonnen wird in beiden ἀναφοραί mit
der Nennung des Absenders, der ohne nähere Bestimmung als παρὰ τῶν γραμματέων angegeben
wird. Da der Empfänger dieses Berichts selbigen in Auftrag gegeben hat, kannte er dessen Urhe-
ber, sodass eine nähere Bestimmung der Schreiber durch Angabe eines Büros oder eines Vorge-
setzten nicht nötig war. Anschließend folgen die Begründung zur Anfertigung der Anaphora und
der eigentliche Bericht der Untersuchung, gegebenenfalls mit den Kopien der während der Nach-
forschungen ausfindig gemachten Dokumente.
130
Wilcken, UPZ I 14, S. 157: „Von den Schreibern. Nachdem dem König und der Königin
Ptolemaios, Glaukias’ Sohn, ein Makedonier, eine Bittschrift überreicht hatte, worin er geschrie-
ben hatte, er sei in Gotteshaft in dem großen Serapeum bei Memphis 15 Jahre lang, und bat,
seinen Bruder Apollonios in das Fähnlein des Dexilaos aufzunehmen und ihm auszusetzen, was
auch sie bekommen, und nachdem die Bittschrift die Entscheidung erhalten hatte: „Man soll es
tun, aber berichten, wieviel es kosten wird“, wurde am 26. Choiach des 24. Jahres der (einge-
forderte) Bericht eingereicht.“
84 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Im Gegensatz zum Beginn des Schreiberberichts in UPZ I 14, in dem das


Datum an das Ende der Erläuterungen gestellt wird, da es sich auf die an jenem
Tag erfolgte Entscheidung Ptolemaiosʼ VI. „ποιῆσαι, ἀνενεκεῖν (l. ἀνενεγκεῖν)
δέ, πόσον ἔσται“ (UPZ I 14, 35) bezieht, ist es in der Einleitung der Anaphora
der Trierer Aktenrolle in den Text integriert worden. Auf die Bedeutung dieses
Datums wird in Kapitel 2 ausführlich eingegangen, da es den bisher frühesten
Beleg für den erneuten Regierungsantritt Ptolemaiosʼ VIII. Euergetesʼ II. nach
dem Tod seines älteren Bruders darstellt. An dieser Stelle sei daher nur auf die
dortigen Ausführungen verwiesen. Hervorgehoben sei hier lediglich der Um-
stand, dass die zeitliche Nähe zum Regierungsantritt ein Grund dafür sein könn-
te, dass der ausführliche Erlass erst zwei Monate später ausgearbeitet und am 17.
September veröffentlicht worden ist, nachdem man einen ersten Bericht der In-
tendanten auf diese königliche Anordnung hin erhalten hatte und womöglich
weitere Forderungen nach den zugestandenen Privilegien von den zurückkehren-
den Soldaten eingetroffen waren.

Text
II 40 παρὰ τῶ[ν] γραμματέων. ἀποστείλαν[το]ς σοῦ (ἔτους) κε Παῦνι κα
41 προστεταχ[έν]αι τὸν βασιλέα· „οἷς γέγονεν ὀψώνια ἢ προσθέματα
42 ἢ ἄλλο τι [ἐ]ν τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόποις, ὧν καὶ τὰ προστάγματα
ἐκπέπτωκεν, ἀνενεγκεῖν,“
43 ___ vacat

Übersetzung
Von den Intendanten. Nachdem du im 25. Jahr, am 21. Payni mitgeteilt hast, der
König habe angeordnet, „über diejenigen, denen Soldzahlungen oder Zuschläge
oder etwas anderes in den Stützpunkten in Asien zuteil geworden und denen
auch die Prostagmata verloren gegangen sind“, zu berichten,
___

Zeilenkommentar
40 παρὰ τῶ[ν] γραμματέων: Es ist nicht unüblich, dass der Bericht der
Schreiber mit Nennung der Verfasser beginnt, ohne diese näher zu spezifizieren.
Für denjenigen, der diesen Bericht eingefordert hat, war ohnehin klar, welches
Büro ihn anfertigen würde. Vgl. den Beginn des Schreiberberichts in UPZ I 14,
59–67 (158 v. Chr.), der in der Einleitung zu diesem Schriftstück zitiert ist.
40–41 ἀποστείλαν[το]ς σοῦ (ἔτους) κε Παῦνι κα | προστε[τα]χ[έν]αι τὸν
βασιλέα: Da mit diesen Worten die Anaphora eingeleitet wird, muss es sich bei
der angesprochenen Person um den Empfänger dieses Berichts handeln, der an
besagtem 21. Payni, also dem 15. Juli 145 v. Chr., den königlichen Befehl an die
Intendanten weiterleitete. Dass es sich hier um eine Weiterleitung des Befehls
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 85

und nicht um eine direkte Anordnung Ptolemaiosʼ VIII. an die Schreiber han-
delt, lassen Parallelen, in denen ebenfalls auf eine königliche Anordnung ver-
wiesen wird, vermuten. So in P.Gen. III 131, 6–10 (146 v. Chr.), wo auf Befehl
Ptolemaiosʼ VI. ein Schiff bereitgestellt werden soll, um weitere Truppen für
seinen Feldzug transportieren zu können. Übermittelt wird diese Anordnung
durch den Intendanten der Truppen, Demetrios: κα̣θ̣ότ̣ι̣ γέγραφεν Δημήτριος |
τ̣[ῶ]ν πρώτων φίλων καὶ | γραμματεὺς δυνάμεων | προστεταχέναι τὸν βασιλέα, |
παρασταθ̣ή̣τωι (l. παρασταθήτω) πλοῖον παραχρῆμα. Vgl. auch PSI V 513, 8–9
(251 v. Chr.): γέγραφεν ἡμῖν Τληπόλεμος προστεταχέναι | τὸν βασιλέα τοὺς ἐν
ἄλλοις τόποις ὀμωμοκ[ό]τας διορθώσασθαι und UPZ II 162, Kol. II, 23–28 (117
v. Chr.): καίπερ Αἰνέου τοῦ στρατηγήσαντος γράψαντος Πτολεμαίωι τῶι | τότε
ἐπιστατοῦντι τὸ ἔθνος μεταγαγεῖν εἰς τὰ Μεμνόνεια, | καθότι καὶ πρότερον, ἐξ
ὧν προσανήνεγκεν αὐτῶι Τατᾶς | ὁ βασιλικὸς ἰατρὸς προστεταχέναι τὸν βασι-
λέα, καὶ περὶ τοῦ αὐτοῦ | ἔθνους ἐτύγχανεν Διασθένης ὁ στρατηγήσας γεγρα-
φὼς μετα|γαγεῖν αὐτοὺς, ὧν καὶ παραθήσομαι ἀντίγραφα ἐπὶ τῆς καταστάσεως.
Bei der mit dem Personalpronomen der 2. Person Singular bezeichneten Person
muss es sich um einen Beamten handeln, der in der Hierarchie über den Ver-
fassern des Berichts steht. Aufgrund des militärischen Milieus und der Tatsache,
dass in UPZ I 14 und P.Gen. III 131 der Intendant der Truppen für das Ein-
reichen der Eisdosis und die Koordinierung der Umsetzung der königlichen An-
ordnung zuständig war, liegt die Vermutung nahe, dass auch hier der γραμμα-
τεὺς τῶν δυνάμεων den Befehl an die entsprechenden Stellen weiterleitete und
somit auch der Empfänger des Berichts war. Besonders interessant ist hier
jedoch das Datum der königlichen Anordnung, durch welches belegt wird, dass
Euergetes II. zu diesem Zeitpunkt bereits erneut den ägyptischen Thron bestie-
gen haben muss. Zu einer ausführlichen Betrachtung und Auswertung der doku-
mentarischen Quellen zum möglichen Datum der Wiedereinsetzung Ptolemaiosʼ
VIII. Euergetesʼ II. siehe Kapitel 2.
41–43 Der Abschnitt, in dem der Wortlaut der Anordnung zitiert wird, ist von
den Schreibern im AcI wiedergegeben worden, um ihn als Zitat zu kennzeich-
nen. Wie in dem Erlass vom 17. September 145 v. Chr. (g), in dem sowohl der
feierliche Imperativ, προσα[να]φέρεσθω (Kol. II 36), als auch der Imperativ
Präsens, προσαναφέρετε (Kol. II 39), verwendet werden, dürfte auch in dieser
Anordnung im ursprünlichen Wortlaut eine Imperativform verwendet worden
sein, welche für das Zitat in den imperativischen Infinitiv ἀνενεγκεῖν umgewan-
delt worden ist.
86 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

6.9 Schreiberbericht - Ergebnis der Untersuchung (i)


(Kol. II 44–III 54)

Einleitung
Nach der Begründung für das Erstellen der Anaphora folgt nun der Bericht der
Schreiber, der durch eine Paragraphos von der kurzen Einleitung getrennt ist und
durch ἐπισκοποῦντας […] εὑρίσκειν eingeleitet wird. Im Hauptteil der Ana-
phora werden die wichtigsten Informationen zu den im Folgenden angeführten
Dokumenten zusammengefasst. Dazu gehören deren zeitliche Einordnung, Hin-
weise zum Aufbewahrungsort bzw. zu deren Herkunft sowie eine kurze Inhalts-
angabe, in Form eines abgekürzten Zitats.
Die Inhaltsangabe, die in ähnlicher Form auf den Rückseiten der im Archiv
gelagerten einzelnen Rollen gestanden haben könnte, wird stets durch eine Para-
graphos von den Erläuterungen zu dem jeweiligen Dokument getrennt, wodurch
der Bericht klar strukturiert und übersichtlich gestaltet ist. Eine Paragraphos
wurde auch nach der Beschreibung des ersten Dokuments, eines Prostagmas aus
dem 33. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VI. gesetzt, ohne dass diesem eine Inhalts-
angabe folgte. Da der Bericht durch ἐπισκοπ[οῦ]ντας πρότερον εὑρίσκειν (Kol.
II 44) eingeleitet wird und nach dem Abschnitt zu diesem frühesten Prostagma
der Akte auf die Paragraphos πρὸς δὲ καὶ (Kol. II 47) folgt, entsteht der Ein-
druck, dass man hier zwei zu verschiedenen Zeitpunkten durchgeführte Nachfor-
schungen in einem Bericht vereinigt hat. Die frühere dieser Untersuchungen
wird dabei vermutlich auf die königliche Anordnung vom 15. Juli 145 v. Chr.
hin erfolgt sein, deren Zitat den Bericht einleitet. Als Ergebnis konnten die
Schreiber damals das Prostagma aus dem 33. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VI.
präsentieren, welches vor dem Abzug des Königs und seiner Truppen erlassen
worden war und sich deshalb in den Archiven in Alexandria oder andernorts in
Ägypten befunden haben wird. Es wird wohl hier nicht erneut zitiert, weil der
betreffende Bericht, in dem dies geschehen ist, bereits vorliegt. Dennoch ver-
weist man erneut darauf, da es der Vollständigkeit halber in die Akte aufge-
nommen werden muss, da sie alle diesen Vorgang betreffenden Dokumente in
sich vereint. Von den beiden Schriftstücken, die im zweiten Teil des Berichts
(ab Kol. II 47) beschrieben werden, ist lediglich jenes datiert, welches während
des Feldzugs, nämlich im 35. Regierungsjahr Philometors, erlassen worden ist.
Dieser Erlass (n), wie auch die Regelungen zur Besoldung der Myser (j), lagen
den Schreibern bei der Erstellung ihres ersten Berichts im Juli wohl noch nicht
vor, da sie erst mit den zurückkehrenden Truppenteilen nach Ägypten gelangten,
und werden daher nun bei der erneuten Untersuchung nachgereicht.
Wie bereits in Kapitel 4 besprochen, entspricht die Reihenfolge der im An-
schluss an den Bericht angefügten Erlasse nicht derjenigen, in der sie in dem
Bericht aufgeführt sind. Zwar folgen die datierten Erlasse aus der Regierungs-
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 87

zeit Ptolemaiosʼ VI., (k) und (n), der zu erwartenden Chronologie, jedoch wird
der im Bericht letztgenannte Eintrag (j), der die Besoldung der Myser und damit
auch die des Antiphilos regelt, an den Anfang gestellt. Da Antiphilos der Aus-
löser für das Erstellen dieser Verwaltungsakte und somit deren zentrale Figur
war, ergibt dieser Aufbau jedoch Sinn.131

Text
II 44 ἐπισκοπ[οῦ]ντας πρότερον εὑρίσκειν ἀπὸ τῶν κεχρηματισμένων
45 ἐντεύξεων ἐν τε Ἀλεξανδρείαι καὶ τῆι χῶραι πρὸ τῆς ἀναζυγῆς
46 τοῦ
___ ἀδελφοῦ τοῦ βασιλέως εἰς τοὺς κατὰ τὴν Ἀσίαν τόπους,
47 πρὸς δὲ καὶ εἰσδοθέντων τῶν κατʼ αὐτοὺς ἀπεστ[αλ]μέ[νω]ν ἑτέρων
48 ὑπογεγραμμένων ἐκ τῆς αὐλῆς πρόσταγμα ἐκ τῶν κ[ατὰ Σ]υρίαν
49 ___
τόπων· καὶ εἶχεν τὸν προσπαρα[κε]ίμενον τρόπον· vacat
___ ὀψώνια“ μετʼ ἄλλα εἴδη καὶ ἱκανὰ ὀνόματα· vacat
50 „οἷς
51 καὶ τῶν ἐπιδεδειχότων ἀντίγραφα ἐν τῆι αὐλῆι ἐσφραγισμένα σοι
52 ὑπὲρ ὧν διασεσαφηκέναι Ἀπολλώνιον ὑπάρχειν καὶ παρ’ αὐτῶι,
III 53 οἷς παρακεῖσθαι ἐφʼ ἑκάστου ὀνόματος ὡσαύτως· „οἷς ὀψώνια,“
54 μετʼ
___ ἄλλα ὀνόματα· vacat

Übersetzung
stellten wir zuerst Nachforschungen anhand der Enteuxeis an, die in Alexandria
und in der Chora vor dem Aufbruch des Bruders des Königs zu den Stützpunk-
ten in Asien bearbeitet worden sind,
___
außerdem auch anhand der in Bezug auf jeden einzelnen (Fall) abgesandten Be-
richte, die bei Hofe mit einer Subskription versehen wurden, und fanden ein
Prostagma aus den Stützpunkten in Syrien. Und das hatte den anbei angefügten
Inhalt:
___
„Wem Soldzahlungen (zustehen)…“
___
Nach weiteren Gesichtspunkten und passenden Namen: auch (die Namen derje-
nigen), die von dir bei Hofe gesiegelte Abschriften als Beweise vorgelegt haben,
von denen Apollonios versichert hat, sie fänden sich auch bei ihm, bei denen
neben jedem Namen in derselben Weise steht: „Wem Soldzahlungen (zustehen)

___Nach weiteren Namen:

131
Zu den Diskrepanzen zwischen dem Aufbau des Schreiberberichtes und der Anordnung der
auf ihn folgenden Erlasse siehe Kapitel 4. Für ihre Durchsicht dieser komplizierten Passage, ihre
Anregungen und Übersetzungsvorschläge bin ich Charikleia Armoni außerordentlich dankbar.
88 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Zeilenkommentar
44 ἐπισκοπ[οῦ]ντας πρότερον εὑρίσκειν: Diese formelhafte Einleitung ist ty-
pisch für Berichte dieser Art, die angefertigt werden, weil die Verfasser gebeten
worden sind bezüglich eines bestimmten Sachverhalts in den ihnen zur Verfü-
gung stehenden Archiven die vorhandenen Unterlagen zu überprüfen. Das Er-
gebnis ihrer Untersuchung übermitteln sie dann in einer sogenannten Anaphora,
der sie die betreffenden Dokumente anfügen. Vgl. den Bericht eines τοπογραμ-
ματεύς in P.Lond. VII 2188, Kol. VII 195–196 (148 v. Chr.): [ἐπι]σ̣κοποῦντα
εὑρίσκε̣ι̣[ν διὰ τοῦ γενομένου] | [ἀπολογισ]μοῦ ἐν τῶι κε καὶ α (ἔτει) [βα(σι-
λέως) Ἐπιφανοῦς τοῦ πατρὸς] sowie den des königlichen Schreibers Dionysios
in ibid., Kol. VI 178–179: [ἐ]πισκοποῦν̣[τ]ε̣ς εὑρίσκ[ομεν κατὰ τὴν διαγρ(αφὴν)
τὴν ἐγδε]|[δο]μένην ἐγ (l. ἐκ) βα[σιλι]κοῦ ἐν τ̣[ῶι Χοίακ μηνὶ τοῦ γ] und den
Bericht eines Dorfschreibers in UPZ II 220, 19 (130 v. Chr.): ἐπισκοπο[ῦντε]ς
εὑρίσκομεν δ[ιὰ τῶν φυλασσομένων ἡμῖν βιβλίων. Hinzu kommen UPZ I 23,
19–20 (162 v. Chr.); UPZ I 38, 10 (161 v. Chr.); P.Tebt. III.1 807, 14 (152–151
v. Chr.); P.Köln V 224, 9 (144–143 v. Chr.); UPZ II 202, 9–10 (130 v. Chr.);
UPZ II 221, 13 (130 v. Chr.); W.Chr. 233, 25–26 (115–110 v. Chr.) und SB V
7611, 7–8 (50 v. Chr.).
Das Präsens ist als Praesens historicum aufzufassen und dementsprechend als
Vergangenheit zu übersetzen. Vgl. Mayser, Grammatik II, 1, S. 131. Siehe auch
Wilcken, Komm. zu UPZ I 23, 19–20: „Hier spricht vielmehr Apollonios, der
Schreiber, und zwar auf Grund eigener Untersuchungen. Hierfür ist in solchen
ἀναφοραί typisch das ἐπισκοποῦντες εὑρίσκομεν.“ Dazu erläutert er in Anm. 1:
„Das εὑρίσκομεν ist nicht als Präsens, sondern als Imperfektum zu fassen, wie
es dem Briefstil eigen ist.“
45–46 τῆς ἀναζυγῆς | τοῦ ἀδελφοῦ τοῦ βασιλέως: Mit dem „Aufbruch des
Bruders des Königs“ ist das Einschreiten Ptolemaiosʼ VI. in die Thronstreitig-
keiten des Seleukidenreiches gemeint. Philometor, der 146 v. Chr. zunächst ge-
gen den rechtmäßigen Erben, Demetrios II. Nikator, in den Kampf gezogen war,
entschied sich später, diesen in seinen Bemühungen, das Erbe seines Vaters
anzutreten, zu unterstützen und sich gegen den Usurpator Alexander I. Balas zu
wenden, dessen Armee er schließlich in die Flucht schlagen konnte. Eine ähn-
liche Formulierung wurde auch in den folgenden beiden Eingaben verwendet,
die an Ptolemaios VIII. gerichtet sind, sich aber auf Vorgänge während der Re-
gierungszeit Ptolemaiosʼ VI. beziehen, wie es auch in der vorliegenden Akten-
rolle der Fall ist: P.Köln V 222, 1–6 (145 v. Chr.): δ̣ι̣ὰ τοῦ προκειμένου ὑπο-
μ[ν]ή̣ματος γρα[ ] | [ ̣ ̣]ο ἡ γενομένη Ἐξάκω[ντ]ος ⟦γυνὴ⟧ τοῦ [ ] | τῆς ὑπαρ-
ξάσης ἐν τῶι Ἡρ[ακ]λεοπολίτηι [ ] | [δ]ω̣ρεᾶς γυνὴ καὶ τὰ τέκνα [τοῦ Ἐ]ξ̣ά-̣
κ̣ω̣ν[̣ τος ] | ἀναζεύξαντος σὺν τῶι ἀδελφῶ̣[ι τοῦ βασιλέως εἰς τοὺς] | κατὰ ⟦τὴν⟧
`τὴν´ Ἀσίαν τόπους, ergänzt nach P.Köln V 223, 5–8 (145 v. Chr.): τοῦτον δὲ
συνέβη | ἀναζεύξ[α]ντα σὺν τῶι ἀδελφῶι τοῦ [βα]σιλέως εἰς τοὺς | κατὰ τὴ[ν]
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 89

Ἀσίαν τόπους ἐν τῆι εἰς Α̣[ἴγυ]πτον ἐπανόδωι παρα|κ̣ατ̣ ̣α̣σ̣χ̣εθῆναι. Auch in


P.Lips. II 124, 21–24 (137 v. Chr.) wird Ptolemaios VI. nicht explizit erwähnt,
sondern mit „Bruder des Königs“ umschrieben: καὶ ἐ̣π̣ε[̣ ὶ πρ]ότερον μὲν̣ ἐ̣τε̣λοῦ-
μεν τὰ [εἰς τὴν ἱ]ππικὴν | π[ρόσοδον κ]αθήκοντα ἐκ τῶν σπόρων [κατὰ τὰς
γεν]ομένας | γεωμετρίας, ἐν τῶι κδ (ἔτει) ἐπὶ τοῦ ἀδελφοῦ, βασιλεῦ | μέγιστε.
47 εἰσδοθέντων: Wilcken übersetzt in UPZ I 14, 69 (157 v. Chr.) εἰσεδόθη
(ἔτους) κδ Χοίαχ κϛ mit „wurde am 26. Choiach des 24. Jahres der (eingefor-
derte) Bericht eingereicht.“ Er bezieht das Verb somit explizit auf das Einrei-
chen einer Eisdosis, wie es aus dem Zusammenhang der von ihm bearbeiteten
Verwaltungsakte hervorgeht. Es ist daher naheliegend, auch hier anzunehmen,
dass es sich um eingereichte Berichte handelt, denen das in Syrien erlassene
Prostagma beigefügt war. Vor εἰσδοθέντων ist ἀπὸ τῶν zu ergänzen, da es sich,
parallel zu ἀπὸ τῶν κεχρηματισμένων | ἐντεύξεων (Kol. II 44–45), um eine wei-
tere Gruppe von Dokumenten handelt, in denen nach entsprechenden Belegen
gesucht wurde.
48–49 [π]ρόσταγμα ἐκ τῶν κ[ατὰ Σ]υρίαν | τόπων: Ptolemaios VI. ist zur Zeit
des Erlasses, der auf sein 35. Regierungsjahr datiert ist, bereits auf seinem Feld-
zug in Syrien, und somit wird das Prostagma von ihm dort erlassen worden sein.
Interessant wäre zu wissen, ob es durch die verantwortliche Intendantur nach
Ägypten gelangte oder durch von diesem Erlass begünstigte Soldaten. Aus dem
Text selbst geht nur hervor, dass es unter den „in Bezug auf jeden einzelnen
(Fall) abgesandten Berichten“ gefunden wurde. Derartige Berichte gab es schon
während des Feldzuges, wie aus eben jenem Prostagma Ptolemaiosʼ VI. (n) her-
vorgeht.
49 προσπαρα[κε]ίμενον τρόπον: Dieses Verb wurde bisher zur Beschreibung
der Lage von Grundstücken und zur Angabe nachbarschaftlicher Verhältnisse
verwendet, nicht um auf beigefügte Schriftstücke bzw. deren Inhalt zu verwei-
sen. Da sich προσπαρα[κε]ίμενον aber auf τρόπον bezieht und sich ein Auszug
aus dem Erlass anschließt, ist der Text an dieser Stelle nicht anders zu deuten.
50 οἷς ὀψώνια μετʼ ἄλλα εἴδη καὶ ἱκανὰ ὀν[ό]ματα: Laut Preisigke, Wörter-
buch, Sp. 81 wird μετʼ ἄλλα im Sinne von usw. zur „Kennzeichnung von
Auslassungen“ verwendet. Hier beschränkt sich das Zitat jedoch auf „οἷς ὀψώ-
νια“, sodass μετʼ ἄλλα εἴδη καὶ ἱκανὰ ὀν[ό]ματα ein Aktenvermerk zu sein
scheint, der darauf verweist, dass in dem Dokument, aus welchem dieser Auszug
stammt, nachfolgend die Truppen(angehörigen) aufgelistet sind, auf welche die
dort festgesetzte Besoldung zutrifft. Dass die Namen der einzelnen Soldaten
ebenfalls aufgeführt sind, wird im Folgenden klar, wenn die Intendanten berich-
ten, dass Antiphilos bei ihnen in der entsprechenden Liste unter seiner Truppe
bzw. in seiner „Klasse“ geführt wird. Vgl. Kol. III 57–59: καὶ τῶι προγεγραμ-
μένωι Ἀντιφίλωι Ἀρχελάου, ὃν καὶ αὐτοὶ | εὑρίσκομεν φερόμενον ἐν τοῖς παρ-
90 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

εφεδρεύουσιν ἐν τῶι Ἡρακλεοπολίτηι | Μυσοῖς. In P.Tebt. I 124, 38–40 (ca. 118


v. Chr.) werden Männer aus „anderen Klassen“ zu Katöken befördert, ohne
dass diese näher spezifiziert werden, jedoch scheint es sich dort um Klassen von
Grundbesitzern zu handeln: ἐξ ἰδιοκτη(μόνων)] | καὶ ἄλ(λων) εἰδῶν ⟦μὴ περ⟧
μεταβεβη(κότας) εἰς τὴν κα(τοικίαν) μὴ περισπᾶσθαι εἰς [ἑ]τέρας | λειτουργίας
πλὴν τῶν κα(τοικικῶν).
51–52 σοι | ὑπὲρ ὧν διασεσαφήκεναι Ἀπολλώνιον: Weder wird Apollonios
durch die Angabe eines Amtes oder eines Hofrangtitels näher spezifiziert noch
ist zweifelsfrei zu klären, wer hier von den Schreibern angesprochen wird. Diese
Person muss jedoch mit der in der Einleitung der Anaphora (σοῦ, Kol. II 40)
angesprochenen Person identisch sein, die diesen Bericht eingefordert hat.
Bereits dort wurde erläutert, warum es sich bei dem Angesprochenen höchst-
wahrscheinlich um den Intendanten der Truppen handelt, sodass hier auf den
Kommentar zu Kol. II 40 verwiesen sei. Apollonios hingegen tritt in dieser Ver-
waltungsakte hier zum ersten Mal in Erscheinung und wird an späterer Stelle
nicht mehr erwähnt. Da er im Besitz der bei Hofe gesiegelten Abschriften der
benötigten Dokumente ist oder sie sogar selbst mit einer Subskription versehen
hat, muss er einem wichtigen Archiv, aller Wahrscheinlichkeit nach dem in Ale-
xandria selbst vorstehen, sodass Apollonios als Dioiket zu identifizieren wäre.
Da für die Entstehung dieser Aktenrolle lediglich der 17. September 145 v. Chr.
als terminus post quem angesetzt werden kann, ist nicht auszuschließen, dass
Apollonios bereits Dioiket war, als diese entstanden ist. Eine ausführliche
Untersuchung und Auswertung der Belege, die für die Chronologie der Dioi-
keten in dieser Zeit des Umbruchs von Bedeutung sind, liefert Kapitel 2. Eine
Korrespondenz zwischen dem Dioiketen, als oberstem Chef der Zivilverwal-
tung, und dem Intendanten der Truppen, welcher der Kopf der Militärverwal-
tung war, würde hier sehr gut ins Bild passen.
53 [π]αρ[α]κ[ε]ῖσθαι ἐφʼ ἑκάστου ὀνόματος: Nach Preisigke, Girowesen,
S. 457 bezeichnet παρακεῖσθαι „das Stilliegen (Beruhen) dieser Urkunden in
dem Fachwerke.“ Bekannt ist diese Wendung für Akten aus römischer Zeit. Vgl.
W.Chr. 459, 16–18 (148 n. Chr.): ἃ δὲ παρέθεντο] | [δικαι]ώματα τῷ προ-
γεγρμ[μένῳ] (l. προγεγραμμένῳ) Σ̣[α]β̣ε[̣ ίνῳ, ἑκάσ]|[τῳ ὀνόμ]ατι παράκ[ει]ται.
Es ist davon auszugehen, dass auch die Dokumente zur Besoldung der Truppen
im Archiv gelagert wurden, damit man sie leicht ausfindig machen konnte,
wenn, wie in diesem Fall, überprüft werden musste, was dem Einzelnen laut
Aktenlage zustand.
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 91

6.10 Dokument zur Besoldung der Myser (j)


(Kol. III 55–61)

Einleitung
Im Unterschied zu den Erlassen Ptolemaiosʼ VIII. (g) und Ptolemaiosʼ VI., (k) +
(n), ist dieses Schriftstück, in dem die Besoldung der Myser geregelt ist, nicht
datiert. Daher ist nicht klar, wann die Besoldung dieser ethnischen Gruppe fest-
gelegt wurde und ob es sich bei den hier erwähnten Zuschlägen um Privilegien
handelt, die Philometor vor seinem Syrienfeldzug erteilte, oder ob er sie für be-
sondere Verdienste während seines Feldzuges gewährte. Da jedoch aus dem
Prostagma Ptolemaiosʼ VI. vom 17. Juli 146 v. Chr. hervorgeht, dass ἐνίων [ἀ]-
ξιούντων περὶ ὀψωνίων ἢ προσθεμάτων | [ὡ]ς παραχρῆμα τῆς [δό]σ[εως ἐσ]ο-
μένης 132, könnte Philometor diese Zuschläge kurze Zeit vor diesem Erlass zuge-
sichert haben, als er sich bereits in Syrien befand.
Wie die Zusammenfassungen der beigefügten Dokumente innerhalb des
Schreiberberichts, so wird auch dieser Eintrag in Form eines Exzerptes mit den
Worten „οἷς προσθέματα“ (Kol. III 55) eingeleitet und endet mit μετʼ ἄλλα
ὀνόματα (Kol. III 56) als Hinweis darauf, dass in diesem Dokument nicht nur
die Besoldung des Antiphilos (und der Myser) geregelt ist. Dies legt die Ver-
mutung nahe, dass verschiedene Einheiten, denen Ptolemaios VI. Vergünstigun-
gen oder andere Privilegien gewährt hatte, in einem Erlass gruppenweise mit
den ihnen zustehenden φιλάνθρωπα aufgeführt worden sind. Neben der Bezeich-
nung der jeweiligen Einheit scheinen zudem die Namen der ihr angehörenden
Männer angegeben gewesen zu sein, unter ihnen auch der des Antiphilos, auf
dessen Schreiben hin diese Aktenrolle erstellt worden ist.
Da sowohl die Zuschläge genannt werden, die den Mysern zustehen, als auch
die Gesamtsumme, die Antiphilos laut der Besoldungsliste zu erhalten hat, lässt
sich für ihn ein reguläres Gehalt ermitteln, das mit 350 Drachmen und sieben
Artaben Weizen unter den gewährten Zuschlägen in Höhe von 500 Drachmen
und zehn Artaben Weizen liegt. Dieser sich mit den Zuschlägen auf 850 Drach-
men und 17 Artaben Weizen belaufende Sold soll für sechs Monate ausgezahlt
werden, sodass sich die Frage stellt, ob diese Zuschläge auf einen Zeitraum von
sechs Monaten begrenzt waren oder vom Zeitpunkt des Erlasses an immer alle
sechs Monate ausgezahlt worden sind, da dies ein durchaus üblicher Zeitraum
für das bewilligen von Soldzahlungen war (siehe den Komm. zu Kol. III 60).
Bisher existieren keine weiteren Belege über die Bewilligung von προσθέματα,
die Klarheit in dieser Angelegenheit schaffen könnten. Rechnet man den Geld-
wert der sieben Artaben Weizen des Grundsoldes mit dem Grundgehalt von 350

132
P.Trier II 15, Kol. IV 78–79: „Da einige Forderungen beim König stellen in Bezug auf
Gehälter und Zuschläge, als ob die Auszahlung sogleich erfolgen sollte.“
92 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Drachmen zusammen, so käme man auf ein Monatsgehalt von 233 1/3 Drach-
men für Antiphilos. Zu diesem würden die 333 1/3 Drachmen an Zuschlägen zu
rechnen sein, welche den monatlichen Sold um 100 Drachmen übersteigen. Ob
diese 333 1/3 Drachmen jedoch für diese sechs Monate einmal oder für jeden
Monat ausgezahlt wurden, wird nicht explizit erwähnt. Letzteres scheint jedoch
wahrscheinlicher, da beide Posten in Kol. III 59 zusammengerechnet werden.133

Text
III 55 οἷς προσθέματα Μυσοῖς ἀπὸ σημεῶν, ἑκάστωι [(δρ.)] φ πυρῶν ι,
56 καὶ φέρειν ἐν τοῖς ἔξω τάξεων ἡγεμόσιν. μετʼ ἄλλα ὀνόματα·
57 καὶ τῶι προγεγραμμένωι Ἀντιφίλωι Ἀρχελάου, ὃν καὶ αὐτοὶ
58 εὑρίσκομεν φερόμενον ἐν τοῖς παρεφεδρεύουσιν ἐν τῶι Ἡρακλεοπολίτηι
59 Μυσοῖς λαμβάνοντα σὺν τοῖς γεγονόσι προσθέμασ[ιν] (δρ.) ων πυροῦ ιζ
60 ἀφʼ ὧν πυροῦ δ, τῶν δὲ λοιπῶν τιμὴν τῆς ἀρτ(άβης) ρν ἀνυπόλογον
μηνῶν ς vacat ἐκ      καὶ ἀγορᾶς.
61 ___ vacat

Übersetzung
Denjenigen Mysern unter dem Fähnlein, welchen Zuschläge (zustehen), (gebt)
jedem 500 Drachmen und 10 Artaben Weizen und führt ihn unter den Stabsoffi-
zieren! Nach weiteren Namen:
(Gebt es) auch dem oben genannten Antiphilos, dem Sohn des Archelaos, der,
wie wir selbst feststellten, unter den im Herakleopolites in Garnison liegenden
Mysern geführt wird und zusammen mit den erfolgten Zuschlägen 850 Drach-
men und 17 Artaben Weizen erhält, davon vier Artaben in Weizen, für die übri-
gen (13) den Gegenwert von 150 Drachmen pro Artabe, ohne Abzug für sechs
Monate, aus […] und Verpflegung.
___

Zeilenkommentar
55 Μυσοῖς ἀπὸ σημεῶν: Die Präsposition ἀπό scheint in diesem Fall auf die
Zugehörigkeit zum Fähnlein der Myser zu verweisen und ist nicht, wie man
ebenfalls annehmen könnte, als zeitlicher Indikator zu verstehen, der den Anti-
philos als ehemals zum Fähnlein Gehörigen ausweisen würde. In Anbetracht
dessen, dass er die nachfolgenden Zuschläge erhält, weil er unter den Mysern
geführt wird, würde durch letztere Interpretation dieser Präposition ein Wider-
spruch erzeugt werden. Aus den Papyri ist sowohl die hier vorliegende Schreib-

133
In einem separaten Abschnitt zur Besoldung weiter unten wird das hier aufgeführte Gehalt
mit anderen überlieferten Angaben zu Soldzahlungen verglichen, wobei die bisher bekannten Be-
lege untersucht und ausgewertet sowie die Auszahlungsmodalitäten behandelt werden. Siehe dazu
Kapitel 7.
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 93

weise des Wortes ohne Iota als auch die Schreibung σημεία bekannt. Die
σημεία, die Preisigke, Fachwörter, S. 150 mit „Fähnlein (Truppenkörper)“
übersetzt, bezeichnet nach Wilcken, UPZ I 14, Komm. zu 23 „die kleineren
Abteilungen des makedonischen Heeres“. Ist die Ergänzung zu ἑκατοντα]ρχίας,
ἐν ἧι εἰμί in Kol. I 7 korrekt, so gehörte Antiphilos als ἡγεμὼν ἔξω τάξεων einer
im Herakleopolites stationierten Hekatontarchie an, zu der ein Truppenteil ge-
hörte, der offenbar nach dem Ethnikon der Myser benannt war. Dies muss je-
doch nicht zwingend bedeuten, dass alle Angehörigen dieses Fähnleins tatsäch-
lich mysischer Abstammung gewesen sind. Bei der Benennung der überlieferten
Fähnlein scheint es keine klare Richtlinie gegeben zu haben. Sie kann sich nach
dem eponymen Offizier der Truppe richten, vgl. UPZ I 14, 43–46 (157 v. Chr.):
Ἀπολλώνιον Μακεδώνα προσλαβέσθαι | εἰς τὴν Δεξιλάου σημέαν τὴν τεταγμέ-
(νην) | ἐμ (l. ἐν) Μέμφει und UPZ I 18, 4–5 (163 v. Chr.): Φιλίππωι Σωγένου
στρατι[ώτ]ης (l. στρατιώτῃ) ἐκ τῆς | σημείας τοῦ Πυ̣ ̣ ̣ρῶτος. Zur gleichen Zeit
treten jedoch auch nummerierte Truppenteile in Erscheinung. So bezeichnet Pto-
lemaios, der Petent in UPZ I 14, das gleiche Fähnlein in einer von ihm im da-
rauffolgenden Jahr verfassten Eingabe als „erstes Fähnlein“, vgl. UPZ I 15, 18–
20 (156 v. Chr.): νυνὶ δὲ ὁ προ[γεγραμμένος] | Ἀπολλώνιος εἰς τὴν ἐμ (l. ἐν)
Μέμφ[ει] ση[μέα]ν | πρώτην ἐντέτακται. Ein drittes Fähnlein ist überliefert in
der Weihinschrift SB I 1436 (170–164 v. Chr.): ὑπὲ[ρ βασιλέως Πτο]λεμαίου
καὶ | βασιλέως Πτολεμαίου τοῦ | ἀδελφοῦ καὶ βασιλίσσης | Κλεοπάτρας τῆς
ἀδελφῆς | θεῶν Φιλομητόρων οἱ δι’ | Ἱερωνύμου τοῦ ἀρχ[ισ]ωμα|τοφύλακος καὶ
στρατηγοῦ | πρόσγραφο[ι] τρίτης | σημέας. Neben diesen nach ihren Vorge-
setzten benannten respektive nummerierten Fähnlein ist zudem ein „Fähnlein
der jungen Männer“ überliefert in P.Amh. II 39, 1–2 (103 v. Chr.): Πόρτεις
ἡ̣[γ]εμὼν τῶν ἐν προχειρισ|μῶι καὶ οἱ [ἐκ] τοῦ σημείου νεανίσκοι. Daniel, „Mili-
tary semeion“ weist darauf hin, dass in der Lücke vor σημείου eine Ergänzung
zu [πρώ]του, [τρί]του oder ἕκτου möglich wäre, sodass auch hier eine numme-
rierte Einheit vorliegen würde. Als weitere Quellen für nummerierte Fähnlein
gibt er die Inschriften SB III 7259 (= SEG VIII 466; 95 v. Chr.), 8–10: Ἡ[ρ]ώ-
δ[η]ς Χαριδήμου | [καὶ Ἡ]ρώδης Νείλου ἀμ[φ]ότεροι τῶν ἐκ τῆς θερ[α]|πήας αʹ
(πρώτου) σημ<εί>ου und SB V 8686 (= SEG VII 795a, Nr. 7): Πτόλλις σημεα-
φόρος σηβ sowie den Papyrus P.Ryl. IV 580, 3 (1 Jh. v. Chr.): τυχίας κ̅ς̅
σημεί(ου) δὲ κ̅α̅ an. Mit P.Trier II 15 und dem darin erwähnten „Fähnlein der
Myser“ tritt nun eine weitere Art der Bezeichnung hinzu, die sich an ethnischen
Kriterien orientiert. Diese ethnische Kategorisierung kann jedoch auch auf dem
Kampfstil oder der Ausrüstung dieser Einheit beruhen und muss nicht zwangs-
läufig darauf zurückzuführen sein, dass alle diesem Fähnlein Angehörigen sich
selbst als Myser bezeichnen oder eine entsprechende Abstammung aufweisen.
Siehe auch van ’t Dack, Ptolemaica Selecta, S. 72–78 zu einer Diskussion über
die mögliche Größe dieser σημεία und ihren Bezug zu den Bezeichnungen τάξις
und σύνταγμα sowie zum demotischen stn. Vgl. Lesquier, Les institutions mil-
94 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

itaires, S. 103, Anm. 9 und W.Grdz., S. 389. Zu den Mysern in der ptolemäi-
schen Armee siehe auch Launey, Armées hellénistiques, S. 436–449 und Láda,
Pros.Ptol. X E1879–E1897.
[(δρ.)] φ πυρῶν ι: Ergänzt nach Kol. I 14: προσθεμά[των (δρ.)] φ καὶ πυρῶν
ἀρ(τ.) ι und Kol. I 16: προσθεμάτω]ν (δρ.) [φ] καὶ πυρῶν ἀρ(τ.) ι.
56 φέρειν ἐν: Durch diesen Terminus wird die Zugehörigkeit der Soldaten zu
einer bestimmten Klasse oder Einheit, in der sie in den offiziellen Listen geführt
werden, angegeben. Wichtig werden diese besonders dann, wenn Besoldungs-
ansprüche zu klären sind, wie im vorliegenden Fall des Antiphilos. Eine Auf-
stellung verschiedener Truppen liefert P.Tebt. I 5, 44–46 (118 v. Chr.): [τοὺς δὲ
ἐπιλέ]κ̣[τους] κ̣α̣ὶ̣ μαχ(ίμους) ⟦καὶ⟧ (δεκαρούρους) καὶ (ἑπταρούρους) κ̣[αὶ τοὺς
το]ύ̣|[τ]ων ἡ[γου]μέν[ο]υς καὶ τοὺς ἄλλους τοὺς φερομ̣[ένους ἐν τῆι συντ]ά̣(ξει)
| [καὶ τοὺς] να̣[υκ]ληρομαχ(ίμους). Einzelne Listen werden u.a. in P.Tebt. I 60,
26–27 (117 v. Chr.): τῶν φερομένων ἐν τῆι τῶν μαχί(μων) | συντάξι (l. συν-
τάξει) und in P.Lips. II 124, 72 (137 v. Chr.): ἐν τοῖς ἐν τῆι συντάξει τοῦ Ὀξυ-
(ρυγχίτου) φερομένοις ὁμοίως ρξδ η̣´genannt. Im Kommentar zu P.Lips. II 124,
72 erklärt Duttenhöfer, dass die σύνταξις hier als „Besoldungsgruppe, Gehalts-
stufe, Lehensgruppe“ zu betrachten ist und verweist in diesem Zusammenhang
auf den oben zitierten P.Tebt. I 5. Auch wenn in anderen papyrologischen
Belegen die Zuordnung durch allgemeine Formulierungen zum Ausdruck ge-
bracht wird, vgl. UPZ I 110, 103–105 (164 v. Chr.): οὐκ ὀλίους (l. ὀλίγους) δὲ
καὶ τῶν ἐν τῶι στρατιωτικῶι | φερομένων καὶ τὴν ἀναγκαίαν τροφὴν μόλις
ἐχόν|των ἀπὸ τῶν ἐκ τοῦ βασιλικο[ῦ] τιθεμένων, UPZ I 15, 9–10 (156 v. Chr.):
ὅπως | φέρηται ἐν [τῶ]ι στρατιωτικῶι sowie SB XXIV 15973, 6 (132 v. Chr.):
`ἐν τῆι πόλει ἐν στρα(τείᾳ) φερο̣μέ̣νων´ und P.Bad. IV 47, 12–14 (127 v. Chr.):
φέρει̣ν ἐν τῆι | προγεγραμμ̣ένηι ἡγε|μονίαι, so besteht an der Bedeutung dieser
Wendung kein Zweifel. Bereits Wilcken, UPZ I 110, S. 486 übersetzt die hier
zitierte Passage mit „nicht wenige ferner auch von denen, die in der Solda-
tenliste geführt werden.“ Derselbe Text verweist zudem auf jene, die nach
„Klassen“ geführt werden, vgl. UPZ I 110, 29–30 (164 v. Chr.): καὶ τοῖς ἄλλοις
τοῖς ἐν τῶι | γένει φερομένοις. Ein solcher Fall scheint in diesem Dokument
vorzuliegen, in dem Antiphilos zum einen in der Gehaltsklasse eines ἡγεμὼν
ἔξω τάξεων geführt, zugleich aber als zu den Mysern gehörig identifiziert wird.
Vgl. auch SB XXIV 15974, 10 (132 v. Chr.).
ἔξω τάξεων ἡγεμόσιν: Im Gegensatz zu den anderen in diesem Papyrus er-
wähnten militärischen Titeln und Ämtern, die in Kapitel 8 ausführlich behandelt
werden, wurde beim Titel des ἡγεμὼν ἔξω τάξεων auf eine derartige Untersu-
chung verzichtet, da Cowey ihm im Archiv des Phrurarchen Dioskurides,
S. 127–129 einen Exkurs gewidmet hat, der den aktuellen Stand der Forschung
wiedergibt und alle bisher bekannten Quellen aufführt, die daher im Folgenden
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 95

nur kurz genannt seien. Neben dem neuen Beleg, der durch den Trierer Papyrus
hinzutritt, sind drei weitere papyrologische Quellen zu nennen, von denen SB III
7169, 17 (2. Jh. v. Chr.) keine Informationen zum Aufgabenbereich eines ἡγε-
μὼν ἔξω τάξεων zu entnehmen sind: [ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ Θ]εσσαλονικεὺς ἡγεμὼν ἔξω
τάξεων ὡς ἐτῶν [ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ἑπ]τὰ μέσος, μ[ε]λίχρως, τετανὸς, στρ[ογγυλοπρόσω-
πος, οὐλὴ --- καὶ -- ]. Dies gilt auch für UPZ II 227, 9–13 (134 v. Chr.), da der
hier genannte ἡγεμὼν ἔξω τάξεων lediglich als Schriftführer fungiert und nicht
im Zusammenhang mit der Ausführung seines Amtes erwähnt wird: ἔγραψεν
Πτολεμαῖος Πτολεμα(ίου) | Πτολεμαιεὺς ἡγεμόνος ἔξω τάξεων | ἀξιωθεὶς ὑπʼ
αὐτοῦ διὰ τὸ φάσκειν | αὐτὸν μὴ εἰδέναι γράμματα. Licht ins Dunkel bringt
erstmals P.Phrur. Diosk. 4 (153 v. Chr.), in dem Herakleides neben dem Titel
des ἡγεμὼν ἔξω τάξεων zusätzlich als Schiffsschreiber identifiziert wird und
somit erstmals ein Amt mit diesem Titel in Verbindung gebracht werden kann,
welches dem administrativen Bereich zuzuordnen ist. Herakleides wendet sich
hier an den Phrurarchen Dioskurides, um zwei Männer festnehmen zu lassen,
welche die Staatskasse betrogen haben: Διοσκουρίδε̣ι̣ τ̣ῶν ἡγεμόνων καὶ φρου-
ράρχωι | παρʼ Ἡρακλ[ε]ί̣δ̣ου̣ ̣ τοῦ Ἑ̣σ̣τ̣ιοδώρου ἡγεμόνος τῶν | ἔξω τάξ̣ε[̣ ω]ς̣ καὶ
γραμματέως τῆς Νικάδα τρ(ιημιολίας) μισ(θοφόρου). | ἐπεὶ οἱ ἐν τ̣ῶ̣ι Μαγαείωι
γραμματεῖς παρα̣γ̣ράφουσιν | Ἀντίπατρο̣ν τὸν γ̣ενόμενον γραμματέα συντά|ξεως
ναυτ̣ι̣κ̣ῆ̣ς̣ π̣λ̣είω ἐξενηνεγμένον εἰς τοὺς̣ | ἐπὶ τῆς προγ̣[εγρα]μ̣μένης ν̣εὼς ἄνδρας
ἀ̣ντ̣[ὶ] τ̣[ῶ]ν̣ | καθηκόντων̣ πρὸς τὰ ἀ̣πὸ Φαμενὼ̣θ̣ τ̣ο̣ῦ̣ κ̣ε (ἔτους) | ἕως Μεσορὴ
το̣ῦ̣ α̣ὐ̣τοῦ̣ ἔ̣το̣υς χαλκοῦ (τάλαντα) ε̣ ʼΕυνϛ | κ̣α̣ὶ πυ̣ρο̣ῦ (ἀρτάβας) ξ̣ζ καὶ Ἡελιό-
δωρον τὸν μετειληφότα τ̣ὴν̣ ̣ | σύνταξιν ὁμ̣οίως τοῦ κϛ καὶ κζ (ἔτους) (τάλαντα)
κζ ʼΔυξ̣γ̣ | χ̣ω̣ρ̣ὶς̣ τῶν τοῦ κη (ἔτους), τοῦ δὲ διοικητοῦ πλεο|νάκις ἐπεστ̣αλκότος
τὸν Ἀντίπατρον μετὰ τῶν | ἀποκαταστησόντων οὐδαμῶς εἰς τὰς χεῖ̣ρας |
π̣α̣ρ̣ε̣γίνετο, νυνὶ δὲ τυγχάνουσι̣ν ἀμφότεροι | ἐνταῦθα ὄντ̣ες, ἀξιῶ σε συντάξαι
π̣αραλαβόντα̣ς | α̣ὐ̣τ̣οὺ̣ ̣ς̣ ἀ̣σ̣φα̣λί̣ σασθαι μέχρι τοῦ Διονύσιον τὸν | ἐπ̣ισ ̣ ̣τ̣ά̣τ̣η̣ν̣
[τ]ῶ̣ν̣ φυλακιτῶν παραγενέσθαι ὅπως | μ̣ε̣τ̣αλ̣ ̣α̣βὼ ̣ ν α̣ὐ̣τ̣οὺ̣ ̣ς̣ ἐκπέμψηι πρὸς̣ τ̣ὸν̣
δ̣ιο̣ι̣|κ̣[ητήν.] εὐτ̣ύχ̣ ̣ε̣ι̣. Hinzu kommen die epigraphischen Belege I.Herm. 4, 39–
41 (= SB I 599; Ende 2. Jh. v. Chr.): ἔξω τάξεων ἡγεμόνες· | Ἀρίσταρχος
Διογνήτου, | Κρίτων Ἀρχᾶ und Portes du désert 48 (= OGIS 69; 246–221
v. Chr.): θεοῖς μεγάλοις Σαμοθρᾷξι | Ἀπολλώνιος Σωσιβίου | Θηραῖος, ἡγεμὼν
τῶν | ἔξω τάξεων, σωθεὶς | ἐγ μεγάλων κινδύνων, ἐκ|πλεύσας ἐκ τῆς Ἐρυθρᾶς |
θαλάσσης, | εὐχήν, die ebenfalls keine Rückschlüsse auf den Tätigkeitsbereich
der ἔξω τάξεων ἡγεμόνες zulassen. Ebenso wenig vermag dies eine weitere
Weihinschrift, publiziert von Scheuble, „Weihung“, in der die Herausgeberin die
betreffende Stelle in den Zeilen 3–5 ergänzt zu: ὁ δεῖνα] | Φιλοστράτου Μακ[ε-
δὼν ἡγεμὼν τῶν] | ἔξω τάξεων γυ[μνασιαρχήσας. A.a.O., S. 33 und in P.Phrur.
Diosk., S. 127f. werden ebenfalls die Quellen der einfachen ἔξω τάξεων auf-
geführt und die verschiedenen Schreibweisen für beide Titel angegeben, auf die
bereits Holleaux, Lagides, S. 1ff. mit dem Hinweis verwies, dass die verschie-
denen Varianten nicht von Bedeutung seien. Die bisherigen Interpretationen der
96 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Bezeichnung ἡγεμὼν ἔξω τάξεων reichen von Wilckens vorsichtiger Vermutung


in seiner Übersetzung von UPZ II, S. 296, in ihm einen „Kommandanten aus-
wärtiger Truppenteile(?)“ zu sehen, über Lesquier, Les institutions militaires,
S. 87, der sie als „‘à la suite’, qui jouaient sans doute le rôle d’officiers d’état-
major“ ansieht, die nicht im aktiven Dienst tätig sind und somit, seiner Meinung
nach, das Pendant zu den ἡγεμόνες ἐπ’ ἀνδρῶν bilden. Erstmals in Frage gestellt
wurden diese Deutungen von Sekunda, Ptolemaic army, S. 8, der sie „in the
context of the ‘Romanization’ of the late Ptolemaic army“ als ‘Warrant Offi-
cers’ in die Hierarchie zwischen einem einfachen Soldaten und einem Offizier
einordnet. Bereits Scheuble, „Weihung“, S. 35 weist darauf hin, dass diese
These nicht dem Umstand gerecht wird, dass die einfachen ἔξω τάξεων bereits
für das 3. Jh. v. Chr. belegt sind und somit nicht das Produkt der Romanisierung
des ptolemäischen Heeres sein können. Eine befriedigende Antwort konnte bis
jetzt nicht gegeben werden, und auch der vorliegende Beleg trägt nicht viel zur
Lösung dieser Problematik bei. Es ist weder bekannt, wie viele Myser dem ge-
nannten Fähnlein neben Antiphilos angehörten, noch kann geklärt werden, wie
hoch die Zahl der ἡγεμόνες ἔξω τάξεων in diesem Truppenteil war. Auch das nur
in Teilen erhaltene Schreiben des Antiphilos kann nichts zur Klärung bei-tragen,
da nicht mit letzter Sicherheit feststeht, ob er sich nur seine Besoldung
betreffend an den Intendanten wendet oder ihn darauf aufmerksam macht, dass
nach dem letzten Feldzug Ptolemaiosʼ VI. noch nicht alle durch diesen vakant
gewordenen Stellen neu besetzt oder aber entsprechend der zugestandenen Pri-
vilegien besoldet worden sind. Wäre der Inhalt dieses Dokuments vollständig
überliefert, so ließe dieses vermutlich Rückschlüsse bezüglich des Tätigkeits-
bereichs des Antiphilos zu, die wiederum Einblicke in die Funktion der ἡγε-
μόνες ἔξω τάξεων ermöglichen würden. Siehe auch Pros.Ptol. II 2105–2109 und
Lesquier, Les institutions militaires, S. 342.
μετʼ ἄλλα ὀνόματα: Wie auch bei den in den Bericht der Intendanten inte-
grierten Auszügen aus den angehängten Erlassen folgt diese Formulierung auf
das Zitat. Siehe auch den Komm. zu Kol. II 50. Bereits dort wurde angemerkt,
dass Preisigke, Wörterbuch, Sp. 81 μετʼ ἄλλα im Sinne von „usw.“ übersetzt und
angibt, dass es zur „Kennzeichnung von Auslassungen“ verwendet wurde. Hier
verweist es durch den Zusatz ὀνόματα auf die in den Besoldungslisten
aufgeführten Namen der Begünstigten, unter denen sich auch der des Antrag-
stellers Antiphilos befindet.
58 εὑρίσκομεν: Hier handelt es sich ebenfalls um das historische Präsens,
siehe oben den Komm. zu Kol. II 44.
60 μηνῶν ς: Ein Zeitraum von sechs Monaten wird ebenfalls in einem Zah-
lungsbefehl in UPZ II 207, 3 (130 v. Chr.) angegeben: ὀψω(νίου) καὶ σιτωνίου
εἰς ἀπ[ὸ] Χοίαχ ἕως Παχὼν (ἑξά)μη(νον). Dort erhält derjenige, für den dieser
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 97

Zahlungsbefehl ausgestellt worden ist laut UPZ II 207, 13 monatlich: τὸ γινό-


μενον τοῦ] μη(νὸς) ὀψώ(νιον) Ασ, (πυροῦ) κδ, (ὧν) τι(μὴ) ἀνὰ ρν. Verglichen
mit den 850 Drachmen, die Antiphilos samt Zuschlägen erhält, und den ihm
zustehenden 17 Artaben Weizen, bekommt der τῶν διαδόχων Apollonios, in
dem Wilcken einen Offizier sieht, im 40. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VIII. dem-
nach 350 Drachmen und 7 Artaben Weizen mehr monatlich ausgezahlt als der
ἡγεμὼν ἔξω τάξεων 15 Jahre zuvor. Dass diese Differenz exakt der Höhe an
Sold entspricht, die Antiphilos ohne die von Philometor bewilligten Zuschläge
erhalten würde, dürfte hierbei eine zufällige Übereinstimmung sein. Die Anga-
ben zum Offizierssold lassen das Gehalt der Myser jedoch in einem anderen
Licht erscheinen. Wirkten die Zuschläge, die ca. 142% ihres Grundsoldes be-
trugen, noch großzügig, so werden sie dennoch geringer entlohnt als der τῶν
διαδόχων Apollonios. Es ist unwahrscheinlich, dass dieses hohe Gehalt bereits
einer gewissen Inflation geschuldet ist; vielmehr erhöht dieser Beleg die Wahr-
scheinlichkeit dafür, dass die Zuschläge den Mysern monatlich ausgezahlt wur-
den und sich die genannten sechs Monate darauf beziehen, dass der Zahlungs-
befehl auch in diesem Fall jeweils für sechs Monate ausgestellt werden soll. Die
προσθέματα würden den Mysern dann nicht nur für ein halbes Jahr, sondern
möglicherweise für den Rest ihrer Dienstzeit zustehen.
ἀγορᾶς: Zusätzlich zu ihrem Sold in Drachmen und Weizen erhalten die My-
ser auch eine Verpflegung, die jedoch, soweit der Text erhalten ist, nicht näher
spezifiziert wird. In P.Lille I 4, 15–18 (217 v. Chr.) bekommt ein Hegemon
ebenfalls als ἀγορά bezeichnete Verpflegung, die hier in Form von Wein erfolgt:
`Ἡρακλείδηι´. ⟦Πωσειδωνίωι⟧. τὴν προσεκκειμένην ἀγορὰν τοῦ οἴνου διὰ | τοῦ
συ(μβόλου) τοῦ παρὰ Θεογένους εἰς τὴν β (ἑξά)μη(νον) τοῦ ε (ἔτους) μά(λιστα)
σύ(νταξον) | ἀποδοῦναι Μεγαλλεῖ τῶι ἡγεμόνι (δραχμὰς) μβ τῆς β `διπλ̣ῆς´ το̣ ̣ ̣
ιγ̣ | καὶ σύ(μβολον) ποιήσασθαι πρὸς αὐτόν. Siehe auch unten Kapitel 7.1.1.

6.11 Prostagma Ptolemaiosʼ VI. Philometor


aus dem Jahr 148 v. Chr. (k)
(Kol. III 62–73)

Einleitung
Dieses Prostagma ist im 33. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VI erlassen worden, um
Regelungen für den Umgang mit Steuerschuldnern zu treffen. Vorangegangen
waren Berichte (Eisdoseis) des Dioiketen Dioskurides, die der König von ihm
eingefordert hatte.
Bereits Wilcken, UPZ I 14, Komm. zu 69, hat sich zu dieser speziellen Art
der „Eingabe“, d.h. des Berichts geäußert, die außer an dieser Stelle noch in
P.Berl. Zill. 1, 56–58 erwähnt wird: τῆς γενομένης | εἰσ̣δ̣ό̣σε̣ ̣ω̣ς̣ τῶι βα[σι]λεῖ καὶ
98 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

τῆι βασιλίσσηι παρὰ Πτολεμαίου | τῶν ἀρχ[ισωματοφυλάκ]ων [καὶ] στρατηγοῦ.


In UPZ I 14 fordert der König vom Intendanten der Truppen eine Eisdosis be-
züglich der Besoldungssituation der Abteilung, in die Apollonios als neuer Re-
krut aufgenommen werden soll. Ausgangspunkt für das Einfordern der Eisdosis
war eine Enteuxis des älteren Bruders des Apollonios, Ptolemaios, sodass sich
die Eisdosis nur auf diesen speziellen Fall der Besoldung des Apollonios be-
zieht. Das vorliegende Dokument hingegen bezieht sich auf mehrere Steuer-
schuldner, deren Rückstände getilgt werden sollen, indem man ihre Kleroi oder
σιταρχήματα einzieht. Da dies jedoch auf Proteste seitens der davon Betroffenen
stoßen konnte, werden in dem folgenden Schriftstück Regelungen getroffen, wie
in Zukunft mit dieser Problematik zu verfahren sei.

Text
III 62 ἐν δὲ τῶι Ἐπεὶφ τοῦ λγ (ἔτους) πρὸς τὰ ὑπὸ Διοσκουρίδου τοῦ διοική-
σαντος
63 εἰσδοθέντα vacat προσποιούμενον vacat
64 „τῶν ἐν διαφόροις γιγνομένων ἤτε σιταρχήματα ἤ[τ]ε τοὺς κλήρους
65 ἀναλαμβάνεσθαι εἰς τὸ βασιλικόν· τοὺς δὲ ἀξιοῦνταs ἑαυτοῖς τοιοῦτόν τι
66 περιγίνεσθαι μάλιστα μὲν παραιτεῖσθαι, ἐὰν δὲ ἀναγκαῖον συντιθέναι
67 αὐτοῖς ἀφʼ ὧν ἂν εὑρόντες εἰς τὸ προσταγὲν ὀψωνίου κεφάλαιον τῶν
68 ἐν διαφόροις γεγονότ[ω]ν συνχωρεῖσθαι τὴν δόσιν γίνεσθαι, τοῖς μὲν
69 [ἕ]ως τοῦ ἴσου κεφαλαίου, οὗ κ<έκ>τηνται, τὸ ἥμισυ, τοῖς δὲ πλείονος
αὐτοῦ
70 τοῦ ἐπικεχωρημένου, τὸ ἥμισυ, ὅπως κατὰ τοῦτο μηκέτι μετʼ ἄλλον
71 χρόνον λαμβάνοντες ὦσι <πε>φιλανθρωπημένοι, τὸ δὲ λοιπὸν ἐξ ὧν
`ἂν´μετὰ ταῦτα
72 εὑρίσκωσι χωρῶν κατὰ τὸ ὅμοιον ἐκπληροῦσθαι, ὅπως τὰ περισσεύοντα
73 ὑπάρχηι
___ πρὸς ἐπι{σ}κουφισμὸν τοῦ ἐγλογίσματος.“ vacat

73 l. ἐκλογίσματος

Übersetzung
Im Epeiph des 33. Jahres: Ergänzung zu den (eingereichten) Berichten des ehe-
maligen Dioiketen Dioskurides.
„Von denen, die sich im (Steuer-)Rückstand befinden, sollen die Soldzahlungen
oder die Kleroi in den königlichen Besitz eingezogen werden. Diejenigen aber,
die darum bitten, dass ihnen dergleichen erhalten bleibe, sollen nach Möglich-
keit abgewiesen werden. Wenn es aber nötig ist, es ihnen auszusetzen aufgrund
dessen, was ihr im Hinblick auf die vorgeschriebene Höhe der Besoldung der
Steuerschuldner gefunden habt, erteilt die Bewilligung, dass die Zahlung erfolgt,
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 99

und zwar für die einen die Hälfte bis zur gleichen Höhe des Gehalts, das sie sich
verdient haben; für die anderen die Hälfte von dem, was mehr als das ihnen Zu-
gestandene selbst ist, damit sie in dieser Hinsicht nicht später noch etwas erhal-
ten und doch in den Genuss der Privilegien gekommen sind. Das Übrige aber
soll aus den Stellen, die sie danach finden werden, in ähnlicher Weise bezahlt
werden, damit die Überschüsse zum Ausgleich der Bilanz zur Verfügung
stehen.“
___

Zeilenkommentar
62 Das hier erwähnte 33. Regierungsjahr bezieht sich auf die Herrschaft Pto-
lemaiosʼ VI. Philometor, unter welcher Dioskurides als Dioiket tätig war. Der
Epeiph dieses Jahres entspricht somit dem Zeitraum zwischen dem 26. Juli und
dem 24. August 148 v. Chr., was bedeutet, dass die hier getroffenen Regelungen
noch vor dem Abzug Philometors nach Syrien ergangen sind.
63 προσποιούμενον: Vor dem Pi wurde ein Spatium von ca. 1,5 cm gelassen,
sodass dieser Zusatz vom vorgehenden Text abgegrenzt zu sein scheint. Unklar
ist jedoch, worauf er verweisen soll. Das Verb kann nach Preisigke, Wörterbuch
auch „in Hinsicht einer Sache etwas unternehmen, vollführen“ bedeuten, sodass
es darauf verweisen könnte, dass dieses Schriftstück auf die eingereichten
Berichte hin aufgesetzt worden war, um eine Handlungsgrundlage zu schaffen.
64 διαφόροις: Im Kontext dieses Erlasses, zu dessen Ende der Ausgleich der
Finanzen thematisiert wird, ist für διάφορον die Bedeutung „Rechnungsausfälle,
ungeklärte Mehr- oder Minderbeträge“, die Preisigke als fünfte Bedeutung in
sein Wörterbuch zu Fachwörtern des öffentlichen Verwaltungsdienstes, s.v. διά-
φορον, aufgenommen hat, anzunehmen. Dort verweist er auf W.Chr. 11B Fr. A,
7–9 (123 v. Chr.): ὥστε ἂν διὰ ταύτη[ν] τ[ὴ]ν αἰτίαν ἀσπορῖ[σ]αι (l. ἀσπορῆ-
[σ]αι) τὴν γῆν | καὶ διάφορα ⟦τ⟧ οὐκ ὀλί[γ]α τῶι βασιλεῖ καὶ τῶι ἱερῶι | ἀναφέ-
ρεσθαι und den dazugehörigen Komm. zu 8: „Zu διάφορα (Ausfälle) vgl. Rosett.
(Ditt. Or. Gr. 90) 30.“ Ebenda (= OGIS I 90, 28–30; 196 v. Chr.) kommt dem
Wort, dem Zusammenhang des Textes nach zu urteilen, eine ähnliche Bedeu-
tung zu: ἀφῆκεν δὲ καὶ τὰ ἐ[ν] | τοῖς ἱεροῖς ὀφειλόμενα εἰς τὸ βασιλικὸν ἕως τοῦ
ὀγδόου ἔτους, ὄντα εἰς σίτου τε καὶ ἀργυρίου πλῆθος οὐκ ὀλίγον· ὡσαύ[τως δὲ]
καὶ τὰς τιμὰς τῶν μὴ συντετελεσμένων εἰς τὸ βασιλικὸν βυσσίνων ὀθ[ονί]|ων
καὶ τῶν συντετελεσμένων τὰ πρὸς τὸν δειγματισμὸν διάφορα ἕως τῶν αὐτῶν
χρόνων. Vgl. SB XX 14708, 49–50: πρὸς τὸ μηθὲν διάφορον εἰς τὸ βασιλικὸν |
γενέσ̣[θαι und P.Tarich. 5, Kol. II 5–6 (189 v. Chr.?): ἐπὶ τῶι κατ ̣ ̣ ̣ ̣ει̣ ̣ν̣ αὐτοὺς
σ̣κ̣επαζ̣ομένους ὑπό | τινων ἡγ̣ουμ̣έ̣νων εἰς τὸ τῶι βασιλεῖ δ̣ιάφ̣ορα γίνεσθαι.
Auch in P.Lips. II 124, 17–20 (137 v. Chr.) könnte dieser Zusammenhang be-
stehen, jedoch ist der Papyrus an dieser Stelle zu schlecht erhalten, als dass man
sicher sein könnte: τῶν μὲν | [ ca. 18 ]δεχθηι, εἰς δὲ τὸ λοιπὸν | ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ [ ̣ ̣
100 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

ἀκολούθως τ]ο̣ῖ̣ς πεφιλανθρωπημένοις. | π[οιῆσαι ca. 20 ] ̣ διαφόρους. Siehe


auch Mayser, Grammatik, II.1, S. 5, s.v. διάφορα.
σιταρχήματα: Bisher sind nur zwei papyrologische Belege bekannt, die beide
aus dem Herakleopolites stammen und in die spätere Ptolemäerzeit datiert sind,
P.Lips. II 124 und P.Berl. Salm. 1. Bei dem älteren Beleg, P.Lips. II 124, 57–63
(137 v. Chr.), handelt es sich um eine „Akte zur Besteuerung der Katöken“,
sodass hier, wie in der Trierer Aktenrolle, ein Bezug zwischen den σιταρχήματα
und den κλῆροι gegeben ist. Da der Papyrus an dieser Stelle jedoch zum Teil
zerstört ist, kann der Zusammenhang nicht rekonstruiert werden: ἀπολῦσαι δʼ
ἡμᾶς καὶ τῶν ἕως τοῦ λβ (ἔτους) παραγραφομένων πρὸς τὴν | ἱππικὴν πρόσοδον
ὀφειλημάτων ἐν οἷς ἔσται καὶ τὰ πλεῖστα | τῶν προκ̣ειμ[έν]ων εἰ̣ς̣ τ̣ ̣ν ̣[ ̣] ̣
[ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣] ̣ ̣[ ca. 15 ] | σ̣ι̣τ̣αρχήματα τοῖς καθʼ ἱππαρχίαν ̣ ̣ ̣[ ca. 10 ] ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ |
ἀπὸ τοῦ κϛ̣ (ἔτους) ἕως τοῦ κθ (ἔτους) κατὰ τὰ̣ π̣ρ̣οσ ̣ ̣τ̣αχ̣ ̣θ̣έ̣ντ̣ ̣α̣ | ἐ̣φʼ ὧν̣ ε̣ἰσ
̣ εδ̣[ 4–
5 Σ]αραπίων ὁ διοικητής. | ποιῆσαι. In P.Berl. Salm. 1, 20–24 (86 v. Chr.) sollen
σιταρχήματα in Höhe von 12 Kupfertalenten für Soldaten bereitgestellt werden,
die sich auf einer Schiffsexpedition befinden: τὰ κεκριμένα σιταρχήματα ἀπὸ
Ἁθὺρ τοῦ [λα] (ἔτους) | ἐφʼ ὃν ἂν ἦι ἐπὶ τῶν τόπων χρό̣νων, καὶ αἱ δόσ̣εις |
γινέσθωσαν κατὰ μῆνα τοῦ μηνὸ̣ς̣ χαλκοῦ (τάλαντα) δέκα | δύο, (γίνονται)
χα(λκοῦ) (τάλαντα) ιβ, πυροῦ ἀρτάβ(ας) ξδ, (γ̣ίν̣ ̣ον̣ ̣τ̣αι̣ )̣ (π̣υ̣ρ̣οῦ̣ ̣ ἀ̣ρ̣τ̣ά̣β̣αι̣ )̣ ξδ. Die
Herausgeberin stellt im Kommentar zu 1, 20 fest, dass es sich bei den
σιταρχήματα um ein bisher nicht belegtes Nomen handelt, das mit dem Verb
σιταρχέω sowie dem Nomen σιταρχία in Verbindung steht. Dieser neue Beleg
kann jedoch nicht viel zur Klärung der konkreten Wortbedeutung beitragen, weil
die σιταρχήματα hier nicht ausgezahlt, sondern eingezogen werden sollen, um
für einen Ausgleich der Finanzen zu sorgen und somit nicht klar ist, ob es sich
um eine Natural- oder Geldzahlung handelt. In P.Lips. II 124, Komm. zu 60
stellt Duttenhöfer fest, es sei aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes des
Papyrus „nicht mehr zu ersehen, in welchem Zusammenhang diese Soldzahlun-
gen mit den vorher in Z. 57–58 genannten Steuerschulden stehen.“ Es ist daher
nicht auszuschließen, dass gewisse Parallelen zwischen der Trierer Aktenrolle
und P.Lips. II 124 in Bezug auf die Bedeutung der σιταρχήματα für die Tilgung
von (Steuer)rückständen existieren. Für eine eindeutige Klärung dieses Begriffes
ist dies jedoch weniger von Belang. Die σιταρχήματα könnten entweder, wie
von Duttenhöfer, P.Lips. II 124, Komm. zu 60, in Anlehnung an Launey
vermutet, als bedeutungsgleich mit dem ὀψώνιον angesehen, also „für den in
Geld ausgezahlten Sold verwendet“ werden oder aufgrund der Nähe zum Verb
σιταρχέω, das nach Wilcken UPZ II 209, Komm. zu 2 „sowohl die Geldlöhnung
wie die Naturallöhnung“ umfasst, für beides stehen. Auch wenn Salmenkivi in
ihrem Kommentar auf jene Erläuterungen Wilckens verweist, so legt sie sich
selbst nicht auf eine Bedeutung fest. In Anbetracht der Tatsache, dass der von ihr
bearbeitete Papyrus den wichtigsten Beleg für die Deutung dieser neuen
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 101

Bezeichnung darstellt, sei an dieser Stelle jedoch darauf verwiesen, dass hier
eine Geldzahlung eingefordert wird, die einem vorher berechneten Gegenwert
an Weizenartaben entspricht. Somit wären die σιταρχήματα weder als Synonym
für die regulären Gehaltszahlungen in Form des ὀψώνιον noch für Zahlungen in
Geld und Naturalien (die σιταρχία) zu verstehen, sondern eher als eine Neben-
bezeichnung des σιτώνιον. Dieses bezeichnet Getreideankaufsgelder, die für
eine vorher bestimmte Menge an Artaben ausgezahlt werden, vgl. UPZ II 206,
8–9 (130 v. Chr.): ὀψώ(νιον) συναγόμ(ενον) Βψπε, ἱπποτροφικὸν ν (γίνεται)
Βωλε, | σιτώ(νια) ἀνὰ ρ κθ Βϡ, ἀνὰ ξϛ ιδ ϡλγ (γίνονται) σι(τώνια) [(ἀρταβῶν)
μγ] Γωλγ.
66–71 Diese Passage stellt – nicht zuletzt aufgrund der in ihr verwendeten
Amtssprache, die das Verständnis des Textes sehr erschwert – die schwierigste
der gesamten Aktenrolle dar, obwohl der Text hier vollständig erhalten ist. Es
scheint Berichte seitens des Dioiketen gegeben zu haben, dass die negative
Bilanz der königlichen Kasse darauf zurückzuführen sei, dass manchen sowohl
Kleroi als auch Getreideankaufsgelder zugeteilt worden sind. Dies lässt zumin-
dest der vorliegende Erlass vermuten, durch den der Befehl erteilt wird, eine der
beiden Zuwendungen einzuziehen, um so den Etat auszugleichen. Sollten jedoch
begründete Einsprüche erhoben werden, die nicht abgewiesen werden können,
so sind offenbar zwei Verfahrensweisen angezeigt. Für diejenigen, deren Sold
nach dem Besoldungserlass auszuzahlen ist, soll die Zahlung für die Hälfte bis
zur vollen Höhe dessen, was sie verdient haben, erfolgen. Die zweite Gruppe,
der durch die Privilegien mehr bewilligt worden ist, soll nur die Hälfte dieses
Zuschlags ausgezahlt bekommen. Dies wird damit begründet, dass man sich
durch dieses Eingeständnis vor späteren Forderungen schützen möchte. Auf
lange Sicht ist es jedoch das Ziel, alle Zahlungen aus den Stellen, also dem für
diese bemessenen Etat, leisten zu können und so den Haushalt auszugleichen.
66 περιγινέσθαι: Hier ist eine Bedeutung ähnlich zu „gain an advantage‟, wie
in P.Tebt. I 28, 15–18 (117 v. Chr.) anzunehmen: ἀξιοῦμεν ἐμβλέψαντα εἰς τὰ
ὑποδεδειγμένα κα[ὶ] | εἰ κὰν (l. ἂν) δύναται ἐκ τῶν ἐσομένων ἐπισκέψεων εἰς τὸ
βασιλικ[ὸν] | περιγενέσθαι [συν]τάξαι προνοηθῆναι ἵνα οἱ ἐξονομαζόμ[ενοι] |
ἀσφαλισθῶσιν.
73 ἐπι{σ}κουφισμόν: Das Sigma ist hybrid und muss getilgt werden. Bisher
existiert ein möglicher papyrologischer Beleg für ἐπικουφισμός, der jedoch so
fragmentarisch ist, dass weder das Wort mit Sicherheit gelesen noch ein inhalt-
licher Zusammenhang hergestellt werden kann. Vgl. P.Alex. Inv. 271, 2 (5. Jh.
n. Chr.): εἰς φόρους ἐπικουφισ[- - -. Hinzu tritt der epigraphische Beleg IGR IV
1523, 8–12 (ca. 150 n. Chr.): ἐνδείας γενομένης | κατὰ τὸν δῆμον, μεγαλοψυχία
χρησάμενος, | ἐκ τῶν ἰδίων εἰς ἐπικουφισμὸν ἑκάστῳ πολίτῃ | ἐχαρίσατο μόδιον,
καὶ πάσας ἀρχὰς φιλοτίμως | τετελεκότα τῇ πατρίδι. Klar wird die Bedeutung
102 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

aufgrund der literarischen Belege, in denen der ἐπικουφισμός als „Entlastung“


verstanden werden kann. Vgl. Clemens, Stromata, VII 13, 81, 7, 1–4: ὁ τοιοῦτος
τὸν ἐπικουφισμὸν τούτοις | αἰτούμενος, ἅτε τὸ ἐξαίρετον τῆς γνώσεως ἔχων, οὐ
διὰ κενοδοξίαν, | ἀλλὰ δι’ αὐτὸ τὸ εἶναι γνωστικός, αὐτὸς ἐργάζεται τὴν εὐποιί-
αν, | ὄργανον γενόμενος τῆς τοῦ θεοῦ ἀγαθότητος und Theodorus Studites, Epis-
tulae, 384, 42–44: Ἐάν τις ἐπὶ τῷ οἰκείῳ ἐπιτιμίῳ δύναται κατὰ λόγον προσλα-
βέσθαι | τινὰ εἰς ἐπικουφισμὸν τοῦ ἐπιτιμίου; | ἐπὶ μὲν τῆς κοινωνίας οὐδαμῶς, |
ἐπὶ δὲ τῶν ἄλλων οὐκ ἀπόβλητον.
ἐγλογίσματος (l. ἐκλογίσματος): Es sind bisher vier papyrologische Belege
für das Nomen ἐκλόγισμα bekannt, von denen drei in direktem Zusammenhang
mit Soldzahlungen an Militärangehörige stehen, während der vierte zu einer Ge-
treideabrechnung gehört. Die Bedeutung des Wortes geht aus P.Straßb. II 103,
1–7 (210 v. Chr.) hervor: Ἀγαθοκλῆς Ἑρμίαι χαίρει[ν] | τοῦ παρὰ Δίωνος ἐκλο-
γίσματος | ὑπόκειταί σοι τὸ ἀντίγραφον. | χρημάτισον οὖν αὐτῶι ὥστε τοῖς | ἐν
τῶι ἐν Τεχθὼ φρουρίωι στρατι|ώταις, οὓς καὶ ἠριθμήκαμεν, | ὃ διασαφεῖ
καθήκειν ὀψώνι̣[ον. Unter ἐγλόγισμα ist demnach, wie auch schon Wilcken,
P.Straßb. II 103, Einleitung, S. 48 feststellt, die Berechnung, die der Besoldung
der Soldaten zugrunde liegt, zu verstehen. Im folgenden Beleg ist zudem die
Anzahl der Männer erhalten, für die das καθῆκον ἐγλόγισμα erstellt worden ist.
Vgl. BGU VIII 1749, 11–15 (63 v. Chr.): Ἀθήναιος Διονυσίωι χαίρειν. τοῖς
ἀποτεταγμένο<ι>ς σοι ἐν Φάρσεσι | Θηβαίων (πεντ)αρ(ο)ύ(ρων) ἀνδ(ράσι) υη
προοῦ τὸ καθῆκον ἐγλόγισμα εἰς Μεσορὴ | ἑκάστωι χα(λκοῦ) (δραχμὰς) Γ,
πυροῦ ἀνη(λωτικῶι) (ἀρτάβας) β, τὰ συναγόμενα χα(λκοῦ) (τάλαντα) σδ | πυροῦ
ἀνη(λωτικῶι) ωιϛ. Vgl. P.Tebt. III.2 856, 14–17 (171 v. Chr.): τὸ̣ γινόμενον
αὐτοῖς | [μέτρημα] ε̣ἰς̣ ̣ Π̣α̣χὼν καὶ Παῦνι τοῦ ι (ἔτους) ἐν | [τοῖς] μ̣εμερισμ̣έν̣ο̣ις̣
ἡ̣μ̣ῖν ἀπὸ τοῦ ἐγλο|[γίσμ]ατος ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ χ̣κη δ´. Im Zusammenhang mit dem
Trierer Papyrus stellt sich die Frage, ob etwaige Überschüsse für den Ausgleich
des gesamten für das Militär zur Verfügung gestellten Etats verwendet wurden
oder nur innerhalb der einzelnen Einheiten ein entstandenes Defizit durch den
Einzug der Kleroi oder anderer Privilegien beglichen werden konnte.

6.12 Zusatz zum Prostagma aus dem Jahr 148 v. Chr. (l)
(Kol. III 74–77)

Einleitung
Die folgenden Zeilen stellen eine Ergänzung zum Vorherigen dar, von dem sie
durch eine Paragraphos getrennt sind. Da das vorhergehende Schriftstück aus
dem 33. Regierungsjahr Ptolemaiosʼ VI. stammt und dieser Zusatz bestätigt,
dass die Regelungen auch für diejenigen gelten, die seit dem 33. Regierungsjahr
Sold oder Zuschläge erhalten haben, ist die inhaltliche Zusammengehörigkeit
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 103

dieser beiden Einträge offensichtlich. Die Ergänzung ist jedoch nicht datiert,
sodass nur der Epeiph des 33. Regierungsjahres Ptolemaiosʼ VI., in dem das
Prostagma erlassen worden ist, als terminus post quem festgehalten werden
kann. Die Amtssprache, die auch diese wenigen Zeilen prägt, erschwert das Ver-
ständnis dieses Zusatzes. Es ist nicht eindeutig, wer die mit αὐτοὶ bezeichneten
Personen sind, von denen erwartet wird, dass sie eine Meldung bezüglich der
freien Stellen einreichen. Aus dem Vermerk zum vorhergehenden Erlass geht
hervor, dass Dioskurides ihn als Handlungsgrundlage verfasste, nachdem er
mehrere Eisdoseis eingereicht hatte. In Kol. III 77 ist eine bestimmte Eisdosis
gemeint, nach deren Einreichung womöglich dieser Zusatz verfasst worden war.
Der zugrundeliegende eingeforderte Bericht ist jedoch nicht in die Aktenrolle
aufgenommen worden.

Text
III 74 καὶ οἷς μὲν ἀπὸ τοῦ λγ (ἔτους) προστέτακται ποιῆσαι ὀψώνια ἢ προσ-
θέματα
75 καὶ τ[αῖ]ς γ[εγο]νυίαις προσγραφαῖς κεχρηματισμέναις τὰ καθήκοντα ἀφʼ
ὧν
76 αὐτοὶ εὑρ[ό]ντες κενῶν χωρῶν τὴν προσαγγελίαν ἐποιήσαντο
77 κατ
___[ὰ τ]ὴν προκειμένην εἴσδοσιν. vacat

Übersetzung
Und denjenigen, zu deren Gunsten vom 33. Jahr an das Prostagma erteilt worden
ist, teilt den Sold oder die Zuschläge zu und das, was bei den erfolgten Zu-
schreibungen, wenn sie eingetragen sind, üblich ist, auf Basis der freien Stellen,
die sie selbst gefunden und worüber sie dem obenstehenden Bericht gemäß Mit-
teilung
___ gemacht haben.

Zeilenkommentar
75 προσγραφαῖς: Bei den Zusätzen wird es sich um Nachträge für diejenigen
handeln, denen erst nach dem 33. Regierungsjahr durch Ptolemaios VI. Privi-
legien zugesprochen worden sind, und die man dementsprechend später nachge-
tragen hat. Diese Nachträge wurden vermutlich direkt in den Besoldungslisten
vermerkt, da in dem Zusatz auf Sold und Zuschläge, aber nicht auf etwaige an-
dere Wohltaten wie beispielsweise Beförderungen verwiesen wird.
76 προσαγγελίαν: Der Begriff wurde synonym zur Bezeichnung προσάγγελμα
verwendet, könnte aber laut Gonis, „Prosangelma“, S. 233, Komm. zu 3, von
den „highest ranks of Ptolemaic bureaucracy“ bevorzugt worden sein. Beides
bezeichnet eine Meldung, die sich sowohl auf dienstliche Belange beziehen als
104 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

auch in Form einer Anzeige zur Meldung einer Straftat dienen kann. Zum Vor-
kommen dieses Dokumententypus und seinem Aufbau mit Verweis auf die ein-
schlägige Literatur siehe die Einleitung zu (b) und den Komm. zu Kol. I 4–10.
77 εἴσδοσιν: Neben dem vorliegenden Beleg existieren bisher zwei weitere
Quellen aus vorchristlicher Zeit, die beide aus der Regierungszeit Ptolemaiosʼ
VI. Philometor stammen. UPZ I 14, 80–82 (157 v. Chr.): ἐνέχθη δ[ὲ] | [τὸ πρὸς
τὴν εἴ]σδοσιν πρό[σ]|ταγμα (ἔτους) κδ Τῦβι θ und P.Berl. Zill. 1, 56–58 (156–
155 v. Chr.): τῆς γενομένης | εἰσ̣δ̣ό̣σ̣εω
̣ ̣ς̣ τῶι βα[σι]λεῖ καὶ τῆι βασιλίσσηι παρὰ
Πτολεμαίου | τῶν ἀρχ[ισωματοφυλάκ]ων [καὶ] στρατηγοῦ. Bei einer Eisdosis
handelt es sich um einen vom König eingeforderten Bericht. Der Zusammen-
hang in P.Berl. Zill. 1 ist aufgrund der Schäden am Papyrus nicht erhalten, doch
hat hier der Stratege Ptolemaios auf Befehl des Königs einen Bericht anzu-
fertigen. Hingegen ist der Grund für die Eisdosis in UPZ I 14 zweifelsfrei zu
bestimmen. Hier soll der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων dem König einen Bericht
darüber einreichen, wie hoch die Besoldung eines neu ins Heer aufgenommenen
Rekruten ausfällt. Neben diesen Belegen verweist Wilcken, UPZ I 14, S. 163 auf
die Briefe des Ps.-Aristeas, „dessen Autorität in den Fragen der ägyptischen
Verwaltung und auch der Amtssprache wir […] immer mehr haben anerkennen
müssen.“ Vgl. Aristeas-Brief 26: Εἰσδοθέντος τοῦ προστάγματος, ὅπως ἐπ-
αναγνωσθῇ | τῷ βασιλεῖ, τὰ ἄλλα πάντ’ | ἔχοντος πλὴν τοῦ καὶ εἴ τινες | προ-
ῆσαν ἢ καὶ μετὰ ταῦτά εἰσιν εἰσηγμένοι τῶν τοιούτων, | αὐτὸς τοῦτο ὁ βασιλεὺς
προσέθηκε, μεγαλομερείᾳ καὶ μεγαλο|ψυχίᾳ χρησάμενος, ἐκέλευσέ τε τὴν τῶν
διαφόρων δόσιν | ἀθρόαν οὖσαν ἀπομερίσαι τοῖς ὑπηρέταις τῶν ταγμάτων καὶ |
βασιλικοῖς τραπεζίταις sowie 28–29: Ὡς δὲ κατεπράχθη ταῦτα, τὸν Δημήτριον
ἐκέλευσεν | εἰσδοῦναι περὶ τῆς τῶν Ἰουδαϊκῶν βιβλίων ἀντιγραφῆς. Πάντα | γὰρ
διὰ προσταγμάτων καὶ μεγάλης ἀσφαλείας τοῖς βασιλεῦσι | τούτοις διῳκεῖτο,
καὶ οὐδὲν ἀπερριμμένως οὐδ’ εἰκῇ. Διόπερ | καὶ τὸ τῆς εἰσδόσεως καὶ τὰ τῶν
ἐπιστολῶν ἀντίγραφα κατα|κεχώρικα, καὶ τὸ τῶν ἀπεσταλμένων πλῆθος καὶ τὴν
ἑκάστου | κατασκευήν, διὰ τὸ μεγαλομερείᾳ καὶ τέχνῃ διαφέρειν ἕκαστον|
αὐτῶν. Τῆς δὲ εἰσδόσεώς ἐστιν ἀντίγραφον τόδε | Βασιλεῖ μεγάλῳ παρὰ Δημη-
τρίου. Προστάξαντός σου, | βασιλεῦ, περὶ τῶν ἀπολειπόντων εἰς τὴν συμπλή-
ρωσιν τῆς | βιβλιοθήκης βιβλίων, ὅπως ἐπισυναχθῇ, καὶ τὰ διαπεπτωκότα | τύχῃ
τῆς προσηκούσης ἐπισκευῆς, πεποιημένος οὐ παρέργως | τὴν ἐν τούτοις ἐπιμέ-
λειαν, προσαναφέρω σοι τάδε.
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 105

6.13 Antwort auf die Eisdosis (m)


(Kol. III 78–IV 84)

Einleitung
Dieses Schriftstück nimmt auf jene Eisdosis Bezug, die, wie im Komm. zu Kol.
III 77 erläutert, vom König eingefordert und bei ihm eingereicht wurde. Der
Eintrag steht in engem Zusammenhang mit dem folgenden Schriftstück, dessen
einleitende Passage der des vorliegenden Dokuments fast gleicht. Vgl. Kol. III
78–79: ἐπὶ δὲ τοῦ βασιλέως ἐνίων ἀξιούντων περὶ ὀψωνίων ἢ προσθεμάτων |
[ὡ]ς παραχρῆμα τῆς [δό]σ[εως ἐσ]ομένης mit Kol. IV 86–88: περὶ τοῦ ἐνίους |
ἀξιοῦν περὶ ὀψωνίων καὶ προσθεμάτων, ὡς παραχρῆμα τῆς | δόσεως ἐσ[ο]μέ-
νης. Da dieses Schriftstück im Unterschied zum folgenden Prostagma Ptole-
maiosʼ VI., welches dieser am 27. Juli 146 v. Chr. erlassen hatte, nicht datiert
ist, ist nicht ersichtlich, welches der beiden Dokumente zuerst verfasst worden
ist. Dass der Erlass (n) aus der Regierungszeit Ptolemaiosʼ VI. stammt, ist aus
dem Bericht der Schreiber bekannt, die bei ihren Nachforschungen auf ein Pros-
tagma gestoßen sind, das Philometor während seines Syrienfeldzuges erlassen
hatte. Dort geben die Verfasser zudem an, dass dieses Prostagma auf die einge-
forderten Berichte hin erfolgt sei, wie es auch aus dem Dokument selbst hervor-
geht, das πρὸς τὴν παρὰ σοῦ εἴσδοσιν134 erlassen worden ist. Da sich das vor-
liegende Schriftstück auf einen bestimmten Fall zu beziehen scheint, vgl. ἵνα καὶ
οὗτος ἀπὸ κενῶν χωρῶν τιθῆται135, ist es möglich, dass es für den Fall des Anti-
philos verfasst worden ist. Somit wäre dieses Dokument jünger als der folgende
Erlass (n) und wendet die in diesem festgesetzten Richtlinien auf einen kon-
kreten Fall an.

Text
III 78 ἐπὶ δὲ τοῦ βασιλέως ἐνίων ἀξιούντων περὶ ὀψωνίων ἢ προσθεμάτων
79 [ὡ]ς παραχρῆμα τῆς [δό]σ[εως ἐσ]ομένης καὶ εἰσδόντος σου
IV 80 τοὺς ὑπὲρ τῶν τοιούτων ὑπάρχοντας χρηματισμοὺς
81 καὶ ἵνα καὶ οὗτος ἀπὸ κενῶν χωρῶν τιθῆται, vacat καὶ ἐπεὶ
82 συμβέβηκεν γεγονέναι κατὰ κοινὸν προσθέματα, τισὶν δὲ καὶ
83 κατʼ ἰδίαν, αὐταὶ αἱ ἐκ τῶν χωρογραφιῶν μισθοφοραὶ μερίζωνται
84 ___
καὶ ἐκ τῶν αὐτῶν γενῶν ἐν οἷς ἠξιώκασι φέρεσθαι. vacat

134
P.Trier II 15, Kol. IV 86: „Im Hinblick auf den von dir eingereichten Bericht.“
135
P.Trier II 15, Kol. IV 81: „… damit auch dieser (sc. der Antragsteller Antiphilos) aus den
freien Stellen besoldet werde.“
106 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Übersetzung
Da einige Forderungen beim König stellen in Bezug auf Gehälter und Zuschlä-
ge, als ob die Auszahlung sogleich erfolgen sollte, und nachdem du die in Bezug
auf solche Anträge vorhandenen Akten eingereicht hast, damit auch dieser (sc.
der Antragsteller Antiphilos) aus den freien Stellen besoldet werde, und weil es
sich zugetragen hat, dass Zuschläge generell erteilt wurden, für einige aber auch
individuell, sollen diese Soldzahlungen anhand der Stellenpläne zugeteilt wer-
den und nach denselben Vergütungsklassen, in denen geführt zu werden die
Leute beantragt haben.

Zeilenkommentar
79 εἰσδόντος σου: Es ist fraglich, wer hier die eingeforderten Berichte vor-
gelegt hat. In Frage käme Dionysios, der im folgenden Prostagma (n) direkt an-
gesprochen wird und auf dessen Eisdosis hin jener Erlass verfasst worden war.
Da dieser Erlass jedoch noch aus der Regierungszeit Philometors stammt und
der Fall des Antiphilos unter Euergetes II. bearbeitet wird, ist es unwahrschein-
lich, dass Dionysios hier angesprochen wird. Sieht man εἰσδόντος nur im Zu-
sammenhang mit dem Einreichen einer Eisdosis und schließt andere Dokumen-
tentypen aus, so muss der Verfasser der Eisdosis, der die für den aktuellen Fall
vorhandenen Unterlagen eingereicht hat, der Empfänger dieses Schreibens
gewesen sein. Daher könnte der in Kol. IV 97 erwähnte Ptolemaios derjenige
sein, der hier angesprochen wird und Richtlinien für sein weiteres Vorgehen
übermittelt bekommt.
83 χωρογραφιῶν: Dem Ursprung des Wortes nach meint der Begriff χωρο-
γραφία eine Beschreibung des Landes (χώρα), wie sie z.B. Strabon in seiner
Geographie vornimmt. Für den vorliegenden Text ergibt diese Bedeutung jedoch
keinen Sinn, da die Soldaten ihre Löhne aus den χωρογραφιῶν erhalten sollen.
Gemeint sein müssen daher entweder die Besoldungslisten, aus denen dank des
Eintrages (j) ein Auszug vorliegt, oder ein anderes Dokument, in dem alle
Stellen mit der für sie eingeplanten Besoldung aufgeführt sind und das somit als
Grundlage für das ἐγλόγισμα, siehe den Komm. zu Kol. III 73, genutzt werden
kann, dem der Etat für die Besoldung der Soldaten zu entnehmen ist. Ähnlich
verhält es sich auch mit der σχηματογραφία, die Quenouille/Willms, „Auf-
nahme“, S. 64, Komm. zu 8 wie folgt beschreiben: „Eine Schematographia
besteht in der Beschreibung der Größe und Lage eines Grundstückes, normaler-
weise mit Angabe der Seiten der zu berechnenden Fläche in Schoinien und der
Fläche in Aruren sowie unter Nennung der angrenzenden Nachbarn.“ Demnach
ist der Begriff χωρογραφία im vorliegenden Kontext als „Stellenplan“ zu ver-
stehen, nach dem der Sold bemessen wurde, passend zu den κεναὶ χῶραι, den
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 107

mehrfach erwähnten freien Stellen. In diesem Sinne begegnet das Wort hier zum
ersten Mal.
μισθοφοραί: Papyrologische Belege aus ptolemäischer Zeit sind für diese
Soldbezeichnung, die mit dem Begriff μισθοφόρος (Söldner, Soldempfänger)
verwandt ist, nicht bekannt. In den literarischen Quellen treten die μισθοφοραί
in Verbindung mit der Besoldung der Soldaten auf. Vgl. Arrian, Anabasis, VII
5, 1, 6: ἡ μισθοφορὰ τῶν στρατιωτῶν und Polyainos, Strategemata, IV 10, 2:
Περδίκκας Χαλκιδεῦσι πολεμῶν ἀργυροῦ νομί|σματος ἀπορούμενος χαλκόκρα-
τον κασσίτερον ἐχάραξε | καὶ οὕτως ἦν μισθοφορὰ τοῖς στρατιώταις. Es besteht
kein Zweifel daran, dass auch im vorliegenden Dokument der Sold gemeint ist,
der den Soldaten aus den Stellenbeschreibungen zugeteilt werden soll.
84 γενῶν: Das Wort scheint sich hier auf die ethnischen Gruppen zu beziehen,
denen die Soldaten angehörten. Da im ptolemäischen Militär verschiedene eth-
nische Abstammungen aufeinandertrafen, wie nicht zuletzt die ethnischen Hipp-
archien zeigen, die später durch nummerierte ersetzt wurden, ist davon auszu-
gehen, dass hier auf dieses Phänomen Bezug genommen wird. Für den Fall des
Antiphilos würde dies bedeuten, dass er aus den Mitteln besoldet werden muss,
die für die Myser zur Verfügung stehen. Interessant ist hierbei, dass die Soldaten
offensichtlich beantragen können, in welcher Klasse sie geführt werden möch-
ten, sodass diese, wie bereits vermutet, wohl nicht mehr strikt nach Ethnien ge-
trennt, sondern nur nach diesen benannt worden sind. Vgl. auch UPZ I 110, 29–
30: καὶ τοῖς ἄλλοις τοῖς ἐν τῶι | γένει φερομένοις. Neben dieser Zuordnung zu
ethnischen Klassen können hier jedoch auch die Besoldungsgruppen gemeint
sein, in denen die Antragsteller geführt werden. Es scheint jedoch unwahr-
scheinlich, dass sie diese selbst wählen respektive beantragen können.

6.14 Prostagma Ptolemaiosʼ VI. Philometor aus dem Jahr 146 v. Chr. (n)
(Kol. IV 85–95)

Einleitung
Dieses ist der zweite Erlass aus der Regierungszeit Ptolemaiosʼ VI, der entstan-
den ist, als dieser sich bereits auf seinem letzten Feldzug in Syrien befand. Diese
königliche Anordnung wurde auf einen Bericht des Dionysios hin aufgesetzt, in
dem dieser den König darüber informierte, dass die Soldaten die Auszahlung
ihres Soldes sowie ihrer Zuschläge forderten. Bevor Ptolemaios VI. eine Ent-
scheidung trifft, fordert er zunächst einen Bericht über die in dieser Angelegen-
heit ergangenen Entscheidungen respektive über die diesbezüglich vorhandenen
Akten ein. Bis eine abschließende Entscheidung getroffen worden ist, soll man
die Gesuche bezüglich der Auszahlungen, wenn möglich, ablehnen. Die Inten-
108 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

danten der Truppen, an die sich diese Bitten offensichtlich richteten, wie bereits
für den Fall des Antiphilos aus dem Schreiben (b) gefolgert wurde, sollen sich in
ihren Entscheidungen nach dem richten, was Dionysios ihnen mitteilt. Dieser
scheint somit über den übrigen Intendanten zu stehen und als derjenige, von dem
Philometor die Eisdosis einfordert, eine höhere Stellung als diese innerhalb der
Militäradministration innegehabt zu haben. Diese Vermutung fußt auf der Tat-
sache, dass in den beiden Parallelen, in denen eine Eisdosis in Auftrag gegeben
worden ist, einmal der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων (UPZ I 14) und einmal der
Stratege (P.Berl. Zill. 1) für die Erstellung des Berichts verantwortlich waren.136
Da sich Philometor zur Zeit des Erlasses in Syrien befand und zwischen diesem
und dem Ausführungsvermerk nur zwei Tage liegen, muss Dionysios sich eben-
falls in Syrien befunden haben. Dieser Umstand und seine übergeordnete Posi-
tion in Bezug auf die anderen Truppenintendanten, legt die Vermutung nahe,
dass Dionysios der amtierende ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων war, dessen Tä-
tigkeitsbereich, soweit dieser anhand der wenigen Quellen rekonstruierbar ist, in
Kapitel 8.1 beschrieben wird. Dass sich ein Träger dieses Titels auf dem Syrien-
feldzug befand, ist aus dem Prostagma Ptolemaiosʼ VIII. (g) bekannt, in dem die
vom ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων verfassten Briefe als Legitimationsgrund-
lage für die gewährten Privilegien anerkannt werden.137

Text
IV 85 παρακεκομισμένον τὸ ὑποκείμενον πρόσταγμα. vacat
86 „Διονυσίωι. πρὸς τὴν παρὰ σοῦ εἴσδοσιν περὶ τοῦ ἐνίους
87 ἀξιοῦν περὶ ὀψωνίων καὶ προσθεμάτων ὡς παραχρῆμα τῆς
88 δόσεως ἐσ[ο]μένης ἀναφέρειν οὖν τοὺς περὶ τῶν τοιούτων
89 ὑπάρχοντας χρηματισμοὺς καὶ ἵνʼ, ἐὰν φαίνηται, μάλιστα μὲν
90 παραιτῶνται οἱ ἀξιοῦντες, εἰ δὲ μήτε προσταγῆι τοῖς
91 γραμματεῦσι τῶν δυν[ά]με[ω]ν ποιεῖν ἀκολούθως οἷς διεσάφεις
92 ταύτης δ᾿ ἐχούσης χρηματισμόν.“ vacat
93 προστέτακται (ἔτους) λε Ἐπεὶφ β vacat
94 ὑπὸ δὲ σοῦ παρεπιγεγραμμένον· vacat
95 τοῖς γραμματεῦσι. κατακολουθεῖν. Ἐπεὶφ δ. vacat

136
Auf die bisherigen Belege betreffs dieser Art der Berichterstattung wird oben im Komm. zu
Kol. III 77 verwiesen.
137
Kol. II 34–36: ἐπιστολὰς | γεγραμμένας ὑπὸ τῶν ἀρχιγραμματέων τοῖς ἐνταῦθα | κατα-
λειφθεῖσι. („… Briefe, […] die von den Generalintendanten an die hier Zurückgelassenen ge-
schrieben worden sind.“).
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 109

Übersetzung
Anlage: Das zugrundeliegende Prostagma.
„An Dionysios. Im Hinblick auf den von dir eingereichten Bericht darüber, dass
einige Leute Forderungen stellen in Bezug auf Gehälter und Zuschläge, als ob
die Auszahlung sogleich erfolgen sollte, reiche nun die darüber vorhandenen
Akten ein, damit, wenn es gut erscheint, die Antragsteller nach Möglichkeit ab-
gewiesen werden, andernfalls aber an die Intendanten der Truppen die Anord-
nung ergehe, entsprechend dem zu handeln, was du (in der Eisdosis) mitgeteilt
hast, weil dieser (Bericht) einen amtlichen Aktenvermerk trägt.“
Angeordnet im 25. Jahr, am 2. Epeiph.
Von dir aber mit dem Randvermerk versehen:
„An die Intendanten. Befolgen! 4. Epeiph.“

Zeilenkommentar
86 Διονυσίωι: Diese Verkürzung des üblichen Präskripts, in der sowohl auf
die Angabe des Absenders und die Titel der beteiligten Personen als auch auf
den Gruß verzichtet wird, erschwert die Identifizierung des Adressaten erheb-
lich. Dem Kontext der Aktenrolle entsprechend kommt für das Amt, welches
Dionysios ausübt, besonders das des (ἀρχι)γραμματεὺς τῶν δυνάμεων in Frage,
wie bereits in der Einleitung zu diesem Schriftstück erläutert wurde.
91 γραμματεῦσι τῶν δυν[ά]με[ω]ν: In Kapitel 8 werden die verschiedenen
militärischen Titel und Ämter dieser Aktenrolle ausführlich behandelt, so auch
das des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων. An dieser Stelle kommen zwei Deutungs-
möglichkeiten in Frage: Entweder ist der Empfänger dieses Dokuments der
ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων, der den γραμματεῖς τῶν δυνάμεων gegenüber
weisungsbefugt war, oder man nimmt an, dass es sich hier nicht um die Plural-
form des Titels γραμματεὺς τῶν δυνάμεων handelt, sondern die einfachen Inten-
danten der einzelnen Truppenteile gemeint sind. In diesem Fall wäre der ange-
schriebene Dionysios selbst der ihnen übergeordnete γραμματεὺς τῶν δυνάμεων.
ποιεῖν ἀκολούθως: Diese Wendung ist als Anweisung des königlichen Schrei-
bers an die Bezirks- und Dorfschreiber in P.Tebt. I 26, 9 (114 v. Chr.) belegt:
καὶ ποιήσειν ἀκολούθως sowie in einem Eid, P.Tebt. III.1 809, 8–11 (156
v. Chr.): ὀμνύω βασιλέα Πτολεμαῖον κ̣α̣ὶ̣ | βασίλισσαν Κλεοπάτραν τ[ὴν] | ἀδελ-
φὴν καὶ τοὺς τούτων | προγόνους ποιήσειν ἀκολούθω̣ς̣.
94 παρεπιγεγραμμένον: Bereits Wilcken, UPZ I 38, Komm. zu 8 erläutert,
warum in der Praxis nicht zwischen einer παρεπιγραφή, wie im vorliegenden
Fall, und einer ὑπογραφή unterschieden worden ist. Der Vermerk, auf den in
dieser Zeile hingewiesen wird, wird demnach, wie bei einer ὑπογραφή, nicht am
Rand, sondern unter den Erlass gesetzt worden sein, da er sich auf das gesamte
110 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Dokument und nicht nur auf eine einzelne Passage bezieht. Dafür sprechen auch
folgende Belege: P.Tebt. I 72, 156–157 (114–113 v. Chr.): Ἀρχιβίου δὲ τοῦ | γε-
νομένου διοικητοῦ παρεπιγεγραφότος, sowie ibid. 186: τοῖς ὑπὸ τοῦ διοικητοῦ
παρεπιγεγραμμένοις und PSI XV 1512, 3–4 (79 oder 115 v. Chr.): ἀξιῶ, ἐὰν
φαίνηται, | π̣[α]ρεπιγράψαι τὸ ὑπόμνημα. Siehe auch Mayser, Grammatik I 3,
S. 247, Nr. 53 für weitere Belege dieses mit zwei Präpositionen gebildeten
Kompositums.
95 τοῖς γραμματεῦσι. κατακολουθεῖν: Der Infinitiv wird in diesem Ausfüh-
rungsvermerk wie in Kol. II 43 imperativisch gebraucht, wie es für derartige
Subskriptionen Usus war. Vgl. P.Meyer 1, 30 (144 v. Chr.): [τοῖ]ς γραματε[ῦ-
σι]ν. κατακολουθεῖν und UPZ I 14, 51 (157 v. Chr.): τοῖς γραματεῦσιν (l. γραμ-
ματεῦσιν). κατακολουθῖν (l. κατακολουθεῖν). Siehe auch Mayser, Grammatik II
1, S. 303f.

6.15 Schreiberbericht - Fazit (o)


(Kol. IV 96–101)

Einleitung
Als abschließenden Eintrag dieser Aktenrolle erläutern die Intendanten, aus
welchem Grund sie diese erstellt haben. Für das Verständnis der gesamten Ver-
waltungsakte ist dieser Eintrag von zentraler Bedeutung, da andernfalls eine
Rekonstruktion der ersten Kolumne unmöglich wäre.138
Ein kleines Spatium von 2,5 cm trennt den einleitenden Aktenvermerk von
der Begründung, die sich auf ein Schreiben des Ptolemaios stützen dürfte, das
dem Eintrag (d) in Kol. I 15–18 entspricht. In diesen abschließenden Zeilen
wird in einem Satz die Verfahrensweise bezüglich des Anliegens des Antiphilos
zusammengefasst, indem über die an der Umsetzung beteiligten Personen und
deren Aufgaben informiert wird. Der Intendant Philon ist dabei für die Besol-
dung der Stelle und einen anschließenden Bericht verantwortlich, der wohl an
Ptolemaios geschickt werden sollte, der Philon instruiert hatte. Wie es üblich
war, endet der Bericht mit ἀναφερόμεν, „wir erstatten Bericht“, unter das am
linken Rand eine Paragraphos gesetzt worden ist.

138
Siehe die Einleitungen der Schriftstücke (a) – (d).
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 111

Text
IV 96 τῶν δὲ προκειμένων προσταγμάτων ἐχόντων τὸν
97 ὑποδεδειγμένον τρόπον, τοῦ δὲ Πτολεμαίου γράφοντος
98 ἐπεσταλκέναι Φίλωνι τῶι γραμματεῖ, ὡς ἂν προσαγγείληι
99 ὁ σημαινόμενος Ἀντίφιλος τὰς χώρας, τιθέναι τὰ διασαφού-
100 μενα καὶ διασαφῆσαι, ἀφʼ ὧν ἄν τε χωρῶν τιθῆται καὶ ἀφʼ οὗ χρόνου,
101 ___
ἀναφέρομεν.

Übersetzung
Da die obenstehenden Prostagmata den angezeigten Inhalt haben, Ptolemaios
aber schreibt, er habe Philon, den Intendanten, angewiesen, sobald besagter An-
tiphilos die Stellen meldet, das Bezeichnete auszusetzen und mitzuteilen, aus
welchen Stellen die Aussetzung vorgenommen wird und von welchem Zeitpunkt
an, erstatten wir Bericht.
___

Zeilenkommentar
97 ὑποδεδειγμένον τρόπον: Der gleiche Ausdruck wird verwendet in UPZ I
110, 16–18 (164 v. Chr.): ἕκαστα δʼ ἐπιτελεσθῆι κατὰ τὸν ὑπο|δεδειγμένον ἐν
τῶι πεμφθέντι σοι παρʼ ἡμῶν | ὑπομνήματι τρόπον. Dort ist ein übersandtes
ὑπόμνημα das Dokument, nach dessen Inhalt der Empfänger zu handeln hat,
während es in der vorliegenden Aktenrolle die Prostagmata sind, die für den Fall
des Antiphilos zusammengetragen wurden. Dies schließt sowohl die Erlasse Pto-
lemaiosʼ VIII. ein, durch welche der vorliegende Schreiberbericht eingefordert
wird, als auch die seines älteren Bruders Ptolemaiosʼ VI.
Πτολεμαίου: Wie oben in der Einleitung zu Schriftstück (c) und im Komm.
zu I 15 schon gesagt, ist die Funktion dieses Beamten aus dem Text nicht zu
erschließen. Er muss dem „einfachen“ Intendanten der Truppe, der Antiphilos
angehörte, übergeordnet sein, da er ihm aufträgt, sich der Angelegenheit anzu-
nehmen. Denkbar wäre folglich ein Beamter aus dem Bereich der Militärver-
waltung, der über den Truppenschreibern steht, wie dies für den γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων gilt. Eine weitere Möglichkeit wäre, in Ptolemaios den Strategen zu
sehen, was jedoch, sofern es sich nicht um einen Schreibfehler handelt, ausge-
schlossen werden muss, da der Stratege des Herakleopolites, in dem Antiphilos
in Garnison lag, zur Entstehungszeit der Aktenrolle nicht Ptolemaios, sondern
Polemaios hieß. Siehe dazu P.Köln XII 479 (145–140 v. Chr.), Komm. zu 24–25
sowie P.Köln X 413 (142 v. Chr.), Komm. zu 1 und APF 51/2 (2005), Urkun-
denreferat, S. 298. Aufgrund des häufigen Auftretens dieses Namens in der
Ptolemäerzeit und der wenigen Anhaltspunkte, die der Aktenrolle im Hinblick
112 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

auf das Amt des Ptolemaios zu entnehmen sind, kann seine Stelle innerhalb der
Verwaltung nicht abschließend geklärt werden.
98–100 Auch hier wird der AcI verwendet, um den Inhalt des Briefes des Pto-
lemaios wiederzugeben. Die Wortwahl entspricht der in dieser Art von Doku-
menten verwendeten Amtssprache, derer sich auch Ptolemaios in Kol. I 15–18
bediente.
98 ἐπεσταλκέναι: In der Verwaltungssprache wird das Verb ἐπιστέλλω häufig
gebraucht und bezeichnet, anders als dies in Privatbriefen in der Regel der Fall
ist, die schriftliche Übermittlung eines Auftrages oder einer Weisung, wie sie
von höhergestellten Beamten an ihre Untergebenen erfolgt. So auch in P.Athen
8, 18–22 (193–192 v. Chr.): ἐπεστάλκαμεν | τῶι Φίλωνι ὅπως δια|σαφήσῃ Πτο-
λεμαίωι | τῶι στρατηγῶι καὶ διʼ | αὐτοῦ ἀναχθῶσιν.
Φίλωνι τῶι γραμματεῖ: Der Amtsbereich dieses γραμματεύς ist mit hoher
Wahrscheinlichkeit in der Militäradministration zu suchen, da diese für die Be-
setzung freier Stellen im Heer und deren Besoldung verantwortlich war, wie aus
UPZ I 14, 57–60 bekannt ist, wo der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων Demetrios an
den Dioiketen schreibt: τῆς παρὰ τῶν γραμματέων | ἀναφορᾶς τἀντίγραφον (l.
τὸ ἀντίγραφον) ὑποτετάχαμεν, | ὅπως ποιῇς κατʼ αὐτά. Die erwähnte Anaphora
enthält dort Angaben zur Besoldung des Apollonios, dem der Intendant Sostra-
tos eine Stelle zuweisen soll. Philon wird demnach, wie auch Sostratos, ein
Intendant gewesen sein, dessen Tätigkeitsbereich sich auf eine oder mehrere
Truppen im Herakleopolites erstreckte.
99 τὰς χώρας τιθέναι: In Anlehnung an Wilcken, UPZ I 14, Komm. zu 88 ist
die χώρα „der Platz, die Stelle, die dem Apollonios in dem Fähnlein des Dexi-
laos zugeschrieben werden soll“, also dementsprechend hier die vakante Stelle
innerhalb der Einheit, zu der Antiphilos gehört. So auch schon Schubart, Quaes-
tiones de rebus militaribus, S. 34, Anm. 5: „non est de agris sed de loco in De-
xilai manipulo.“ Aufgrund der vielen Deutungsmöglichkeiten des Verbs τίθημι
ist dessen Bedetung im vorliegenden Zusammenhang nicht eindeutig. Die va-
kanten Stellen sollen entweder besetzt werden, um die Einheiten nach den Ver-
lusten auf dem letzten Feldzug Ptolemaiosʼ VI wieder zu ihrer vollen Kapazität
aufzustocken, oder sie sollen besoldet werden. Aufgrund einer Parallele in UPZ
I 110, 103–105 (164 v. Chr.) ist wohl letzteres anzunehmen: οὐκ ὀλίους (l. ὀλί-
γους) δὲ καὶ τῶν ἐν τῶι στρατιωτικῶι | φερομένων καὶ τὴν ἀναγκαίαν τροφὴν
μόλις ἐχόν|των ἀπὸ τῶν ἐκ τοῦ βασιλικο[ῦ] τιθεμένων. An dieser Stelle ist die
Bedeutung aufgrund des Kontextes unumstritten, und so übersetzt Wilcken,
UPZ I 110, S. 486: „nicht wenige ferner auch von denen, die in der Soldaten-
liste geführt werden und kaum den nötigen Lebensunterhalt haben aus dem, was
aus der königlichen Kasse ihnen ausgesetzt wird.“ Vgl. auch BGU VIII 1749,
14–15 (63 v. Chr.): τιθέσθωσαν αὐτοῖς εἰς δεκάμηνον | αἱ σιταρχίαι.
6. Die Schriftstücke der Aktenrolle 113

99–100 τὰ διασαφού|μενα καὶ διασαφῆσαι: „Das Bezeichnete“ bezieht sich


hier auf die Besetzung respektive Besoldung der Stellen, über die Antiphilos den
Intendanten Philon in Kenntnis setzen soll, damit dieser dafür sorgen kann, dass
sie entsprechend entlohnt werden. Philon muss seinerseits über sein Vorgehen
Bericht erstatten, möglicherweise damit die nötigen Zahlungsbelege ausgestellt
und den Einheiten so die Mittel zur Verfügung gestellt werden konnten. An
dieser Stelle sei auf UPZ I 14, 87–91 (157 v. Chr.) verwiesen, wo der zuständige
Intendant den neuen Rekruten Apollonios in seine Stelle einschreiben und
ebenfalls darüber Bericht erstatten soll, damit ein Zahlschein für die Besoldung
ausgestellt werden kann: ἐπιγράψαι δὲ αὐ`τῶι´ <τὴν> | χώραν καὶ σοὶ διασαφῆ-
σαι, ⟦ὅπ⟧ | ὅπως καὶ διὰ τῶν συμβόλων | ἐγγλογίζηται (l. ἐγλογίζηται) αὐτῶι |
ἀκολούθως. Zur Bedeutung von διασαφέω und dessen Abgrenzung von προσ-
αναφέρω siehe den Komm. zu Kol. II 36. Ersteres wird nach Verhoogt, Komo-
grammateus, S. 93 verwendet, wenn man jemanden erstmals auf etwas hinwei-
sen möchte, mit dem er sich vorher noch nicht befasst hat bzw. über das er noch
nicht informiert war. Ob auf diesen Unterschied in der praktischen Verwendung
immer Wert gelegt worden ist, bedarf wohl einer eingehenderen Untersuchung
aller bisher bekannten Belege.
101 ἀναφερόμεν: Es war Brauch der Schreiber, ihren Bericht so zu beenden,
vgl. UPZ I 23, 25 (162 v. Chr.); UPZ II 218, Kol. 2, 14 (131–130 v. Chr.);
W.Chr. 233, 28 (115 v. Chr.); BGU VIII 1762, 12 (58 v. Chr.–57 n. Chr.).
7. Die Besoldung der Truppen in der Ptolemäerzeit

Da der Trierer Papyrus einen Einblick in das Besoldungssystem des ptolemä-


ischen Militärs während des 2. Jhs. v. Chr. ermöglicht, ist es notwendig, die bis-
her aus dem Bereich des militärischen Besoldungswesens bekannten Quellen zu
untersuchen, um diese mit dem neuen Beleg in Beziehung zu setzen.139 Es er-
schien deshalb sinnvoll, die Belege zunächst zusammenzutragen, zu kategorisie-
ren und auszuwerten, um schließlich anhand der daraus resultierenden Informa-
tionen sowie der neuen Erkenntnisse des Trierer Papyrus eine Grundlage für die
Beschäftigung mit dieser Thematik zu schaffen, der bis dato deutlich weniger
Aufmerksamkeit zuteil geworden ist, als dies für die Besoldung des Militärs
unter römischer Herrschaft der Fall ist.140
Bei der Sichtung des Materials wird offenkundig, dass zwar eine nicht gerin-
ge Anzahl vereinzelter Belege existiert, diese sich jedoch nur selten in einem
Erhaltungszustand befinden, der fundierte Rückschlüsse über die Besoldung ein-
zelner Truppen oder deren Offiziere zulässt. Dieses Problem thematisierte Wil-
cken bereits in seiner Edition einiger aus der Ptolemäerzeit stammender Papyri
zur Besoldung, und man muss auch fast 130 Jahre nach seiner Publikation der
Actenstücke feststellen, dass in vielen Fällen nicht geklärt werden kann, „wie-
viel der einzelne Mann zu erwarten hat“.141 Dennoch liefert seine Beschäftigung
mit diesem Thema dort und später in den Urkunden der Ptolemäerzeit142 zusam-
men mit den Untersuchungen von Preisigke143 in den Straßburger Papyri noch
heute eine maßgebliche Grundlage für jeden, der sich mit dieser Thematik aus-
einandersetzt, sodass beiden Publikationen eine wichtige Rolle in den folgenden
Untersuchungen zukommt. In neuerer Zeit ist vor allem die Arbeit von Armoni,

139
Die usprüngliche Vergabe der Kleroi und Stathmoi wird hier nicht behandelt; siehe dazu
Fischer-Bovet, Army and society, S. 210ff.; Uebel, Kleruchen, S. 41ff.; Préaux, L’économie
royale, S. 477ff.; Launey, Armées hellénistiques, S. 695ff; Kaltsas, P.Heid. VIII 416, Komm. zu
Z. 8; Pfeiffer, „Einquartierung von Soldaten“, S. 165–185.
140
Zur Besoldung der Soldaten während der römischen Vorherrschaft in Ägypten siehe be-
sonders Mitthof, Annona militaris; Jahn, „Sold“. Vgl. auch Haug, „Military Pork“; Junkelmann,
Panis militaris; Kaimio, „Notes“; Speidel, „Sold und Wirtschaftslage“; Youtie, „Soldiers and
Stonecutters“. Zu einem ersten Einblick in die Besoldung der Truppen unter der Herrschaft der
Ptolemäer siehe Lesquier, Les institutions militaires, S. 102f.
141
Wilcken, Actenstücke, S. 51.
142
Besonders UPZ I 14 sowie UPZ II 204–214.
143
Siehe P.Straßb. II 103–108.
7. Die Besoldung der Truppen in der Ptolemäerzeit 115

Basilikos Grammateus, hervorzuheben, in der unter dem Gesichtspunkt der Be-


teiligung des königlichen Schreibers ein Kapitel der Besoldung der Soldaten ge-
widmet ist.144 Von diesen Beiträgen abgesehen sind in verschiedenen Editionen
von Papyri zur Besoldung Anmerkungen zu einzelnen Aspekten dieser Thema-
tik zu finden. Eine zusammenhängende Untersuchung fehlt jedoch bis heute.
Auch das vorliegende Kapitel wird diese nicht ersetzen können, soll jedoch
eine Einführung in die Thematik bilden, soweit die Quellenlage dies zulässt.
Dabei sollen die wichtigsten Begriffe für die Besoldungsarten erläutert werden
und es soll – neben einem Überblick zur aktuellen Beleglage – versucht werden,
die Besoldungsverhältnisse der Ptolemäerzeit anhand von ausgewählten Beispie-
len zu skizzieren. Zudem soll – aufbauend auf den Feststellungen von Armoni –
das Verwaltungsprozedere der Besoldung mit den dafür verantwortlichen Beam-
ten nachgezeichnet und in diesem Zusammenhang auch auf Beispiele eingegan-
gen werden, in denen die Entlohnung nicht reibungslos ablief. Denn auch wenn
Wilcken zunächst die Meinung vertrat, es sei nicht daran zu zweifeln, dass die
Auszahlung des Soldes „auch wirklich prompt erfolgte“145, musste er wenige
Zeit später selbst feststellen, dass dies nicht immer der Fall war.
Ein Einblick in diese wohl als Ausnahmefälle zu bezeichnenden Abweichun-
gen soll diese Untersuchung abschließen, sodass das Kapitel schließlich einen
möglichst umfassenden Überblick über die Besoldung während der Ptolemäer-
zeit liefert, der in Zukunft hoffentlich durch neue Belege erweitert werden kann.
Der Übersichtlichkeit halber sind die bekannten Quellen chronologisch in ta-
bellarischer Form geordnet und mit einer Referenznummer versehen worden,
um auch jene Belege nicht auszuschließen, deren Erhaltungszustand einer tiefer-
gehenden Betrachtung in diesem Rahmen entgegensteht.146

7.1 Begriffsklärung

Zunächst sollen hier die verschiedenen Bezeichnungen für die Besoldung der
Truppen zusammengefasst und erläutert und es soll ein Überblick über die zu
den einzelnen Begriffen vorhandenen Belege gegeben werden. Einige der im
Kontext des militärischen Besoldungswesens gebrauchten Termini werden auch
bei der Bezahlung von Beamten oder Zivilpersonen verwendet. Diese Quellen
sind nicht in die Untersuchung aufgenommen worden. Gleichfalls sind auch die
Belege ausgeschlossen worden, die nicht mit Sicherheit in den militärischen Be-
reich einzuordnen sind, beispielsweise aufgrund ihres schlechten Erhaltungszu-
standes. Um dennoch eine Vorstellung davon zu vermitteln, welche Begrifflich-

144
Siehe dazu auch Armoni, „Auszahlung von Soldatenlöhnen“, S. 12–21.
145
Wilcken, Actenstücke, S. 51.
146
Siehe Tabellen im Anhang S. 189–196.
116 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

keiten auch außerhalb der hier behandelten Besoldung des Militärs verwendet
werden, sollen einige ausgewählte Beispiele genannt werden. So erhalten unter
anderem auch Beamte der Staatspost in BGU VI 1232, 6–10 (111–110 v. Chr.)
eine Naturalzahlung (μέτρημα): τὸ γι|νόμεν[ο]ν μ[έ]τρημα τοῖς ἐν τῶι | Ὀξυρυγ-
χίτηι βυβλιαφόροις εἰς | Τῦβι καὶ Μεχεὶρ τοῦ ζ̣ (ἔτους) πυρῶν | (ἀρτάβας)
ἑβδομήκοντα147, und in P.Ryl. IV 562, 1–10 (16. August 251 v. Chr.) bekommen
Reiter für ihre Teilnahme an einem Fest eine Verpflegung in Naturalien (ἀγο-
ρά): Βούβαλος Ζήνω|νι χαίρειν. ἔγρα|ψάς μοι ἀξιῶσαι | Φανίαν τὸν γραμ|ματέα
τῶν ἱππέ|ων παρασχεῖν | ἀγορὰν ἐν Μεία[ι] | τοῖς καταβαίνουσ[ιν] | ἱππεῦσιν εἰς
τὴν | πενθετηρίδα (l. πεντετηρίδα).148 Die Besoldung in Geld (ὀψώνιον) gilt
ebenfalls nicht nur für das Militär, sondern auch für Beamte der Zivilverwal-
tung oder auch für spezielle Beufsgruppen wie z.B. die Elefantenjäger in W.Chr.
451, 4–5 (223 v. Chr.): τοῖς ἀναζευγνύουσι μετὰ Πειθολάου ἀνδράσι σλα |
ὀψώνιον ἀπὸ Ἀρτεμισίου ἕως Πανήμου μ(ηνῶν) γ (τάλαντα) β Ἀωξ.149
Die wichtigsten Bezeichnungen für die Auszahlung des Soldatensoldes in
Geld und Naturalien in den Papyri sollen nun kurz erläutert und durch entspre-
chende Beispiele ergänzt werden.

7.1.1 ἀγορά150

Mit dem Begriff ἀγορά wird die Naturalverpflegung der Soldaten und auch der
Beamten bezeichnet, die zusätzlich zum rationierten Getreide respektive den Ge-
treideankaufsgeldern gewährt werden konnte. In P.Trier II 15, Kol. III 61 wird
nicht näher bestimmt, woraus sich diese Verpflegung im Einzelnen zusammen-
setzte, doch aus P.Lille I 4, 15 (217 v. Chr.) ist bekannt, dass u.a. Wein zu dieser
Art der Besoldung gezählt wurde: τὴν προσεκκειμένην ἀγορὰν τοῦ οἴνου.151 Da
der übrige Sold in Geld und Getreiderationen in den Papyri, die uns zur Besol-
dung der Soldaten erhalten sind, genau festgesetzt ist, diese Art der Verpfle-
gung im Fall des Antiphilos jedoch nicht, könnte man annehmen, dass die ἀγορά
von der Marktsituation vor Ort abhängig war und dass deswegen bewusst auf

147
„Als den Postbeamten im Oxyrhynchites zustehenden Naturallohn für den Tybi und den
Mecheir des 7. Jahres 70 Artaben Weizen.“
148
„Boubalos grüßt Zenon. Du hast mir geschrieben, ich solle Phanias, den Schreiber der Rei-
terei, bitten, Verpflegung für die Reiter in Meia bereitzustellen, die zur Penteteris hinabreisen.“
149
„Als Sold für die 231 Männer der Begleitmannschaft des Peitholaos für drei Monate, vom
Artemisios bis zum Panemos, 2 Talente und 1860 Drachmen.“
150
Als ἀγορά werden auch der Marktplatz sowie der Marktpreis bezeichnet. In seiner Bedeu-
tung als Verpflegung wird dieser Begriff unter anderem in P.Amh. II 29, 9, 11, 21 (ca. 250
v. Chr.); P.Lille I 4, 2, 15 (217 v. Chr.); P.Med. I 22, 3 (ca. 188 v. Chr.); P.Grenf. I 42, 10, 17
(= W.Chr. 447; 169–168 v. Chr.); P.Trier II 15, Kol. III 61 (145 v. Chr.) und BGU VIII 1806, 11
(51–50 v. Chr) gebraucht.
151
„Die zusätzlich ausgesetzte Verpflegung (in Form von) Wein.“
7. Die Besoldung der Truppen in der Ptolemäerzeit 117

genaue Vorschriften verzichtet wurde, um die für die Truppen Verantwortlichen


entscheiden zu lassen, was und wieviel den Soldaten zusätzlich als Verpflegung
ausgesetzt werden konnte.

7.1.2 μέτρημα152

So wie ἀγορά bezeichnet auch μέτρημα eine Zahlung in Naturalien, jedoch ist
diese genau festgesetzt und wird auf Anforderung unter Beteiligung des ἐπὶ τῶν
προσόδων (Vorstehers der Einkünfte), des königlichen Schreibers und des Sito-
logen an den Zahlmeister abgemessen und ausgezahlt, der wiederum dafür ver-
antwortlich ist, den Weizen den Soldaten zukommen zu lassen.153 Beispiele sind
u.a. UPZ II 209, 26 (129 v. Chr.): μετρή(ματα) τοῦ Παῦνι (πυροῦ) (ἀρτ.) β154
und BGU XVIII.1 2749, 14 (86 v. Chr.): μέτρ̣[ημα] (πυροῦ) (ἀρτάβας) ὀγδο-
ήκοντα.155

7.1.3 ὀψώνιον156

Im Gegensatz zu den ersten beiden Soldbezeichnungen wird unter dem ὀψώνιον


die Auszahlung des Lohnes in Geld verstanden, niemals eine Auszahlung in
Weizen oder in der Form von anderen Naturalien. Die Belege, zu denen jetzt
P.Trier II 15, Kol. II 29, 41, 50, Kol. III 53, 67, 74, 78, Kol. IV 87 hinzu-
kommt, sind für diese Form des Soldes besonders zahlreich, weil auch Arbeiter
und Beamte ein regelmäßiges ὀψώνιον bezogen. Als Beispiel soll hier P.Straßb.
II 105, 4 dienen, da es bei diesem weder Ausnahmen noch Besonderheiten zu
beachten gibt, sondern für die Schreiber einer Militärbehörde der Sold auf 3800
Kupferdrachmen pro Monat festgesetzt ist: ὀψώνιον τοῦ Ἁθὺ[ρ] χα̣[λκ]ο̣ῦ (δραχ-
μὰς) Γω.157

152
In der Bedeutung (Abmessung/Zahlung von) Naturalien erscheint μέτρημα in P.Amh. II 29,
9 (ca. 250 v. Chr.); P.Fay. 302 (2. Jh. v. Chr.); SB VI 9367, 3 (187 v. Chr.); P.Hels. I 6, 6 (164
v. Chr.); UPZ I 14, 26 (157 v. Chr.); UPZ II 209, 26 (129 v. Chr.); BGU VI 1231, 10–11 (110
v. Chr.); P.Berl. Salm. 1, 11 (86 v. Chr.); BGU XVIII.1 2747, 6, 27 (86 v. Chr.); BGU XVIII.1
2749, 12, 14 (86 v. Chr.); BGU VIII 1833 (51–50 v. Chr).
153
Siehe auch unten 7.1.4, wo an einem Beispiel beschrieben wird, warum μέτρημα aus-
schließlich als Soldzahlung in natura zu verstehen ist.
154
Wilcken, UPZ II 209, S. 250: „Naturalien für den Payni 2 Artaben Weizen.“
155
„Zahlung in Naturalien (in Form von) achtzig Artaben Weizen.“
156
Das ὀψώνιον ist im militärischen Bereich belegt in P.Alex. 2, 15 (3. Jh. v. Chr.); P.Amh. II
29, 8 (250 v. Chr.); P.Straßb. II 105, 4, 15 (211 v. Chr.); P.Straßb. II 103, 7, 16 (210 v. Chr.);
P.Würzb. 7, 11 (2. Jh. v. Chr.); UPZ I 14, 26 (157 v. Chr.); P.Tebt. III.1 723, 4, 17 (138–137
v. Chr.); UPZ II 206, 8, 18 (130 v. Chr.); UPZ II 207, 3, 13 (130 v. Chr.); UPZ II 209, 19 (129
v. Chr.); VBP IV 47, 16 (127 v. Chr.); BGU VIII 1750, 6 (63 v. Chr.).
157
„Für den Monat Hathyr als Sold 3800 Kupferdrachmen.“
118 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

7.1.4 σιτάρχημα158

Von den drei sicheren Belegen P.Trier II 15, Kol. III 64; P.Lips. II 124, 60 und
P.Berl. Salm. 1, 21 kann nur einer Aufschluss über die Bedeutung des Wortes
geben, da dieses hier und in P.Lips. II 124 in Zusammenhang mit Steuerrück-
ständen und einzuziehenden Kleroi steht, sodass man keine Rückschlüsse auf
die Natur des Wortes und seine Bedeutung innerhalb des Besoldungswesens zie-
hen kann. Damit verbleibt nur eine Textstelle, deren nähere Betrachtung sich zur
Klärung dieser Problematik lohnt: P.Berl. Salm. 1 aus dem Jahr 86 v. Chr., in
dem zwei Stellen für die vorliegende Untersuchung interessant sind. Zunächst
erteilt der Dioiket dem ἐπὶ τῶν προσόδων den Auftrag, Geld für die Flotten-
mannschaft in Höhe von zwölf Kupfertalenten pro Monat auszuzahlen.159 Dabei
wird angegeben, dass die zwölf Talente einem Gegenwert von 64 Artaben
Weizen entsprechen.160 Der ἐπὶ τῶν προσόδων informiert dann dem Dienstweg
entsprechend den königlichen Schreiber und den Sitologen, ohne deren Mit-
wirken diese Auszahlung nicht möglich wäre. Seinem Schreiben an den Sito-
logen fügt er eine Kopie des Briefes des Dioiketen bei, nennt diese Auszahlung
jedoch selbst nicht mehr σιτάρχημα, sondern bezeichnet sie als das τὸ] κ̣α̣θ̣[ῆ-
κον] μέ̣τρημα τοῦ μη(νὸς) (πυροῦ ἀρτάβας) ξδ.161 Der ἐπὶ τῶν προσόδων bezieht
sich hier auch nur noch auf die Abmessung der Artaben, die durch den Sitologen
erfolgen muss, sodass offensichtlich die gesamte vom Dioiketen angegebene
Summe in Weizen auszuzahlen ist. Damit wäre das σιτάρχημα als synonym zu
σιταρχία zu betrachten. Die wahre Natur dieses Begriffes jedoch aufgrund dieses
singulären Beleges festzusetzen, wäre vermessen, sodass abzuwarten bleibt, ob
weitere Quellen zu Tage treten, die diese Vermutung stützen.

158
Der hier im Prostagma Ptolemaios’ VI. Philometor (Kol. III 64) verwendete Begriff σιτάρ-
χημα war bisher erst in zwei in jüngerer Zeit publizierten Papyri vorgekommen: P.Lips. II 124, 60
(137 v. Chr.); P.Berl. Salm. 1, 20 (86 v. Chr.), zu denen die im Komm. zu P.Poethke 18, 8–10
erwogene Ergänzung hinzutreten könnte. Diese beruht jedoch ausschließlich auf inhaltlichen
Aspekten, da in der betreffenden Zeile keine Spuren vorhanden sind, die sie stützen. So wäre der
wohl synonyme, aber öfter belegte Begriff σιταρχία hier ebenfalls eine mögliche Ergänzung. Siehe
dazu auch oben den Komm. zu Kol. III 64.
159
P.Berl. Salm. 1, 20–23: τὰ κεκριμένα | σιταρχήματα ἀπὸ Ἁθὺρ τοῦ [λα] (ἔτους) | ἐφʼ ὃν ἂν ἦι
ἐπὶ τῶν τόπων χρό̣νων (l. χρόνον), καὶ αἱ δόσ̣εις | γινέσθωσαν κατὰ μῆνα τοῦ μηνὸ̣ς̣ χαλκοῦ
(τάλαντα) δέκα | δύο, (γίνονται) χα(λκοῦ) (τάλαντα) ιβ, πυροῦ ἀρτάβ(ας) ξδ, | (γίνονται) (πυροῦ
ἀρτάβαι) ξδ („Die angeordnete Soldzahlung vom Hathyr des 31. Jahres für die Zeit, die sie sich in
diesen Gebieten aufhalten, und die Zahlungen sollen jeden Monat 12 Kupfertalente betragen,
macht 12 Kupfertalente und 64 Artaben Weizen, macht 64 Artaben Weizen.“).
160
Dies bedeutet, dass eine Artabe mit 1125 Drachmen berechnet wurde. Laut Maresch, Bronze
und Silber, S. 13 lag der Wert einer Artabe ab 130/27 v. Chr. zwischen 800–2200 Drachmen. In
diesen Rahmen fällt somit auch der Wert für eine Artabe zur Entstehungszeit dieses Textes.
161
P.Berl. Salm 1, 11: „Die entsprechende Naturalzahlung pro Monat beträgt 64 Artaben
Weizen.“
7. Die Besoldung der Truppen in der Ptolemäerzeit 119

7.1.5 σιταρχία162

In einer Eingabe an den Phrurarchen Dioskurides bittet ein Soldat darum, dass
sein Sold ausgezahlt werden möge, und bezieht sich dabei sowohl auf das ὀψώ-
νιον als auch auf das σιτώνιον. Von einer zweiten Hand wurde auf dem Verso
dieses Hypomnemas (P.Phrur. Diosk. 2; 154 v. Chr.) vermerkt: (ἔτους) κη
Φαῶφι κα Ἀμ̣μ̣ωνίου κατὰ | Πτο̣λεμαί̣ου̣ ὑπ̣ηρέτου περὶ σιταρχιῶν163, woraus
hervorgeht, dass hier offenbar der Sold und die Getreideankaufsgelder unter
dem Begriff σιταρχία zusammengefasst werden. In BGU XVIII.1 2749, 18–19
(86 v. Chr.) steht diese Bezeichnung für eine Auszahlung in Naturalien: σιταρ|-
χίαν μη̣ν̣ῶν̣ β (πυροῦ) (ἀρτάβας) π (γίνονται) (πυροῦ) (ἀρτάβαι) π.164 Aufgrund
dieser Belege gibt es keinen Grund, an Wilckens Erklärung für diesen Terminus
zu zweifeln, der in UPZ II 209, Komm. zu 2 konstatiert: „daß das Wort σιταρ-
χία, das ursprünglich natürlich die in natura zu liefernde Löhnung bezeichnete,
in dieser Zeit zugleich auch auf die in Geld zu zahlende Löhnung angewendet
wird.“ Vgl. auch P.Hal. 1, Komm. zu 159.

7.1.6 σιτώνιον165

Wie unter 7.1.5 erwähnt, handelt es sich bei dem σιτώνιον um das Getreide-
ankaufsgeld, also eine vorher für den Preis einer Weizenartabe festgesetzte
Summe, die auf die Anzahl der dem Empfänger zustehenden Artaben hochge-
rechnet und diesem in bar ausgezahlt wurde, damit er sich davon selbst mit
Getreide versorgen konnte. Wilcken merkt in W.Grdz., S. 357 an, dass die den
Soldaten zustehenden Getreiderationen „aber schon im II. Jahrhundert zum
größten Teil adäriert waren“, und weist im Folgenden darauf hin, dass die „von
der Regierung berechneten Geldäquivalente (…) natürlich sehr geringe Preise
zu Grunde legten.“ So werden in UPZ II 206, 17–18 (130 v. Chr.) zwei ver-
schiedene Preise als Gegenwert für eine Weizenartabe angegeben: ἀφ᾿ ὧν σιτώ-

162
Der Terminus σιταρχία begegnet in P.Hal. 1, 159, 160 (259 v. Chr.); P.Amh. II 29, 22 (ca.
250 v. Chr.); P.Med. I 22, 7 (188 v. Chr.); P.Med. I 23, 2 (186 v. Chr.); SB XX 14126, 10 (2. Jh.
v. Chr.); P.Phrur. Diosk. 2, 26 (154 v. Chr.); UPZ II 214, 6 (135–130 v. Chr.); P.Köln XII 481, 6
(131 v. Chr.); UPZ II 212, Fr. 1, 4; Fr. 2, 2; Fr. 4, 3 (131–130 v. Chr.); UPZ II 213, 7 (131–130
v. Chr.); SB VI 9195, 5 (1. Jh. v. Chr.); BGU XVIII.1 2749, 18–19 (86 v. Chr.); BGU IV 1190, 9,
14 (80 v. Chr.); BGU VIII 1749, 15 (63 v. Chr.); BGU VIII 1755, 10 (52 v. Chr.).
163
Maresch, P.Phrur. Diosk. 2, S. 29: „20. Phaophi des 28. Jahres. Von Ammonios gegen den
Zahlmeister Ptolemaios wegen Soldzahlungen.“
164
BGU XVIII.1 2749, S. 94: „als Soldatenlöhnung für zwei Monate 80 Artaben Weizen, d.h.
80 Artaben Weizen.“
165
Die wenigen Belege für σιτώνιον sind P.Grenf. I 42, 9 (169–168 v. Chr.); P.Phrur. Diosk. 2,
13 (154 v. Chr.); UPZ II 206, 3, 9, 17, 18 (130 v. Chr.); UPZ II 207, 3 (130 v. Chr.); UPZ II 209,
19 (129 v. Chr.).
120 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

(νια) ἀνὰ ρ κθ, ἀνὰ ξϛ (τετρώβολον) | [ιδ] ϡλγ (διώβολον) (γίνονται) [σ]ι(τώνια)
(ἀρταβῶν) μγ Γω[λ]γ [(διώβολον)].166 Während 29 Artaben mit einem Preis von
100 Dr. berechnet werden, werden für die übrigen 14 Artaben nur 66 Dr. und
vier Obolen veranschlagt, also etwa 1/3 weniger. Worin die Gründe dafür lagen,
einen Teil mit einem geringeren Gegenwert zu berechnen, ist aus dem Papyrus
nicht ersichtlich, mag aber in der von Wilcken aufgestellten Vermutung liegen,
dass der Staat seine Ausgaben auf diese Weise möglichst gering halten wollte.
Neben den hier behandelten Besoldungsarten sind zudem das ἱπποτροφικόν
für die berittenen Soldaten, die ihre Pferde zu versorgen hatten und dafür eine
Aufwandsentschädigung erhielten, vgl. UPZ II 206, 17 (130 v. Chr.), und die
μισθοφορά zu erwähnen, die neben dem neuen Beleg in P.Trier II 15, Kol. IV
83, vor allem aus der klassischen Literatur bekannt ist, siehe Polyaenus, Strate-
gemata IV 10, 2: Περδίκκας Χαλκιδεῦσι πολεμῶν ἀργυροῦ νομί|σματος ἀπο-
ρούμενος χαλκόκρατον κασσίτερον ἐχάραξε | καὶ οὕτως ἦν μισθοφορὰ τοῖς
στρατιώταις.167 Zu erwähnen ist außerdem der Begriff σιτομετρία, der ebenfalls
eine Auszahlung in Naturalien bezeichnet. Die überwiegende Mehrheit der
papyrologischen Belege zu diesem Terminus stammt aus dem 3. Jh. v. Chr.,
viele von ihnen gehören dem Zenon-Archiv an. Soweit das Material überblickt
werden kann, wird diese Bezeichnung jedoch nur in zivilem, nicht aber in
militärischem Zusammenhang verwendet. So z.B. für einen Architekten, der
sich in P.Lond. VII 2074, 4–7 (249 v. Chr.) darüber beklagt, dass er weder Geld
noch seine Getreiderationen erhalten habe: ἀφʼ οὗ τέταγμαι̣ τ̣[οῖς ἔρ]γ̣οις | ἀρχι-
τεκτονικοῖς οὔτε ὀψώνιον | δέδοται ἡμῖν οὔτε σιτομε|τρία ἀπὸ (ἔτους) λϛ.168

7.2 Die Höhe der Besoldung

Die Quellen zur Besoldung der Truppen sind in chronologisch angeordneten


Tabellen zusammengestellt, welche die Art und Höhe der Besoldung, deren Em-
pfänger und den Zeitraum der Bezüge angeben. In den meisten Fällen ist es
nicht möglich, klare Schlussfolgerungen über die Höhe der Besoldung eines ein-
zelnen Soldaten zu ziehen, da oft die gesamte Truppe als Empfänger angegeben
wird, ohne dabei auf die Truppengröße Bezug zu nehmen. Dies ist hinderlich,
wenn man den Versuch unternehmen möchte, Vergleiche zwischen verschiede-

166
Wilcken, UPZ II 206, S. 243: „Von denen für 29 (Artaben) Getreideankaufsgelder zu je 100
(Dr.), für [14] (Artaben) zu je 66 (Dr.) 4 Obolen 933 (Dr.) 2 Obolen (zu zahlen sind), das macht
Getreideankaufsgelder für 43 Artaben 3833 (Dr.) 2 Obolen.“
167
„Als Perdikkas Mangel an Silbermünzen hatte, während er gegen die Chalkidier kämpfte,
prägte er bronzehaltiges Zinn, und derart war der Lohn für die Soldaten.“
168
„Seitdem ich für die architektonischen Arbeiten eingestellt worden bin, hat es weder Sold
noch Getreideankaufsgelder für uns gegeben seit dem 36. Jahr.“
7. Die Besoldung der Truppen in der Ptolemäerzeit 121

nen Einheiten, aber auch Beobachtungen zu einer Entwicklung vom Beginn der
Ptolemäerzeit bis zu deren Ende, anzustellen. Verwunderlich ist diese Praxis
dennoch nicht, da es, wie dank P.Trier II 15, Kol. IV 83 bekannt ist, Stellen-
pläne gab, in denen aller Wahrscheinlichkeit nach auch festgelegt war, welche
Einheiten an welchem Ort stationiert waren und aus wie vielen Männern sie be-
standen, sodass Angaben zur einzelnen Person für die interne Kommunikation
der beteiligten Beamten nicht zwingend nötig waren.
Dennoch sind einige Beispiele überliefert, die es ermöglichen, den monat-
lichen Sold zu bestimmen. Diese sollen im Folgenden näher betrachtet werden.
Die fett gedruckten Nummern der jeweiligen Belege entsprechen dabei denje-
nigen der Tabellen zur Besoldung im Anhang S. 189–196. 169

UPZ I 14 (157 v. Chr.; 13)


Das früheste der hier behandelten Zeugnisse stellt UPZ I 14, eine Akte aus dem
Bereich der Militärverwaltung dar, in der während der Regierungszeit Ptole-
maiosʼ VI. Philometor ein neuer Rekrut unter die Epigonen170 von Memphis
aufgenommen wird.171 Die ihm zustehende Besoldung wird angegeben mit
(δραχμαῖς) ρν καὶ πυρῶν ἀρ(τάβαις) γ, [ἀφʼ ὧ]ν τείθεσθαι (l. τίθεσθαι) | πυρῶν
ἀρ(τάβην) α, τοῦ δὲ λοιποῦ τ[ῆς ἀ]ρτάβης (δραχμὰς) ρ.172 Die erste Summe, die
in Geld ausgezahlt wird, dürfte das ὀψώνιον sein, das monatlich 150 Dr. beträgt,
hinzu kommen eine Artabe Weizen in natura als μέτρημα und ein σιτώνιον
(Getreideankaufsgeld) in Höhe von insgesamt 200 Drachmen für zwei Artaben
Weizen. Der monatliche Sold dieses jungen Rekruten in der Mitte des 2. Jhs.
v. Chr. betrug demnach, wenn alle Posten in Drachmen umgerechnet werden,
450 Drachmen.

P.Trier II 15 (ca. 145 v. Chr.; 17)


Bei dem chronologisch nächstfolgenden Beleg handelt es sich um die in der
vorliegenden Arbeit untersuchte Aktenrolle P.Trier II 15, die kurz nach dem
erneuten Regierungsantritt Ptolemaiosʼ VIII. im Jahr 145 v. Chr. entstanden
ist.173 Der ἡγεμὼν ἔξω τάξεων Antiphilos, mit dessen Anliegen sich diese
Aktenrolle beschäftigt, gehört zum Fähnlein der Myser und erhält zusätzlich zu
seinem Grundsold Zuschläge, die ihm wohl während des letzten Feldzuges

169
Die Nummern der Belege in dieser Tabelle werden auch in der gesamten folgenden
Untersuchung verwendet.
170
Zu diesem Terminus siehe Wilcken, UPZ I 14, Komm. zu 70; Kaltsas, „Epigone-Ange-
hörige“ S. 220f.; P.Heid. VIII 417, Komm. zu 20; Scheuble-Reiter, Katökenreiter, S. 119–122;
Láda, „Who were those“, S. 563ff.
171
Zur Erläuterung des amtlichen Prozedere siehe unten 7.3.
172
Wilcken, UPZ I 14, 71–72, S 162: „150 Drachmen und 3 Artaben Weizen, von denen in
Weizen 1 Artabe, für den Rest aber 100 Drachmen pro Artabe ausgesetzt würden.“
173
Zur Datierung siehe Kapitel 2.
122 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Ptolemaiosʼ VI. in Syrien zugesprochen worden waren. Zusammen mit diesen


Zuschlägen bekommt er: (δρ.) ων πυροῦ ιζ | ἀφʼ ὧν πυροῦ δ, τῶν δὲ λοιπῶν τι-
μὴν τῆς ἀρτ(άβης) ρν ἀνυπόλογον | μηνῶν ς εκ […] καὶ ἀγορᾶς.174 Über die Art
der Verpflegung, die Antiphilos außerdem noch erhält, werden keine Angaben
gemacht. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass der Grundsold des Antiphilos
mit 350 Drachmen pro Monat und sieben Artaben Weizen wesentlich geringer
ist als das, was er später dank seiner Zuschläge erhält. Es ist möglich, dass diese
Zusatzzahlungen daran gekoppelt waren, dass er zum ἡγεμὼν ἔξω τάξεων be-
fördert worden ist, mit Sicherheit geklärt werden kann dies jedoch nicht. Zwar
geht aus dem Dokument, in dem seine Besoldung geregelt wird, hervor, dass er
unter den ἡγεμόνες ἔξω τάξεων zu führen ist, nicht aber, ab welchem Zeitpunkt
er diesen Posten innehatte.

UPZ II 206 (130 v. Chr.; 22)


Aus der Zahlungsanweisung UPZ II 206 für die in Theben stationierten
Söldnerreiter lässt sich, dank der Angabe der Mannschaftsstärke und dem für
diese zugeteilten Sold, ermitteln, wie hoch die Besoldung eines Reiters im Jahr
130 v. Chr. gewesen ist. Die Berechnung erfolgt hier für fünf Männer auf der
Grundlage des Jahressoldes, den diese vom Thoth bis zum Mesore des 40.
Regierungsjahres Ptolemaiosʼ VIII. erhalten. Im Einzelnen sind dies pro Monat:
ὀψώ(νιον) συναγόμ(ενον) Βψπε, ἱπποτροφικὸν ν (γίνεται) Βωλε, | σιτώ(νια) ἀνὰ
ρ κθ Βϡ, ἀνὰ ξϛ (τετρώβολον) | [ιδ] ϡλγ (διώβολον) (γίνονται) [σ]ι(τώνια) (ἀρ-
ταβῶν) μγ Γω[λ]γ [(διώβολον)] σὺν δʼ ὀψω(νίωι) (τάλαντον) α χξη (διώβο-
λον).175 Die Reiter erhalten folglich neben ihrem Sold und den Getreideankaufs-
geldern ein ἱπποτροφικόν, das für die Versorgung ihrer Pferde bestimmt ist und
daher hier bei der pro Kopf Berechnung des Lohnes beiseite gelassen werden
soll. Interessant ist, dass in diesem Fall das Getreide vollständig adäriert und auf
eine Auszahlung in natura verzichtet wird. Der Berechnung der Getreidean-
kaufsgelder liegen dabei zwei verschiedene Artabenpreise zu Grunde, die es zu
berücksichtigen gilt. Insgesamt steht den Reitern eine Auszahlung in Höhe von
2785 Drachmen zu, also 557 Drachmen pro Mann. Hinzu kommen 2900 Drach-
men Getreideankaufsgeld für die 29 Artaben zum Gegenwert von 100 Drachmen
pro Artabe sowie 933 Drachmen und 2 Obolen für die 14 Artaben, die zu einem

174
P.Trier II 15, Kol. III 59–61: „850 Drachmen und 17 Artaben Weizen erhält, davon 4
Artaben in Weizen, für die übrigen (13) den Gegenwert von 150 Drachmen pro Artabe, (gebt es
ihm) ohne Abzug für 6 Monate aus […] und Verpflegung.“
175
Wilcken, UPZ II 206, 8–10, S. 243: „… für den Monat Sold im Ganzen 2785 (Dr.),
Pferdefuttergeld 50, macht 2835, Getreideankaufsgelder zu je 100 für 29 (Artaben) 2900, zu je 66
(Dr.) 4 Obolen für 14 (Artaben) 933 (Dr.) 2 Obolen, macht Getreideankaufsgelder [für 43 Arta-
ben] 3833 (Dr.) 2 Obolen, zusammen mit dem Sold 1 Talent 668 (Dr.) 2 Obolen.“
7. Die Besoldung der Truppen in der Ptolemäerzeit 123

Preis von 66 Drachmen und 4 Obolen adäriert werden. Zusammen ergibt dies
3833 Drachmen und zwei Obolen als Getreideankaufsgeld, was einer Summe
von 766 Drachmen und 4 Obolen pro Kopf entspricht. Somit erhielt jeder der
fünf Reiter 1323 Drachmen und 4 Obolen monatlich, sowie ein ἱπποτροφικόν
von jeweils 50 Drachmen. Dies entspricht fast dem dreifachen Lohn des jungen
Rekruten Apollonios in UPZ I 14, beträgt aber nicht einmal die Hälfte dessen,
was Antiphilos als ἡγεμὼν ἔξω τάξεων ausgesetzt wird.

UPZ II 207 (130 v. Chr.; 23)


Wie bei den ersten beiden Belegen, so ist auch in UPZ II 207, 13 die Besoldung
für nur eine Person berechnet worden, die Wilckens Ansicht nach ein Offizier
gewesen sein muss.176 Dieser erhält monatlich: ὀψώ(νιον) Ασ, (πυροῦ) κδ, (ὧν)
τι(μὴ) ἀνὰ ρν.177 Diese Angaben übersteigen die der bisherigen Belege deutlich,
was auf die gehobene Stellung des Mannes zurückzuführen sein dürfte. Mit
seinem Sold von 1200 Drachmen und Getreideankaufsgeldern in Höhe von 3600
Drachmen, die sich aus dem angegebenen Gegenwert von 150 Drachmen pro
Artabe für die ihm zustehenden 24 Artaben ergeben, bezieht er ein monatliches
Gehalt von 4800 Drachmen. Dies ist zudem neben der Besoldung des Antiphilos
der bisher einzige Beleg für ein σιτώνιον, bei dem ein Gegenwert von 150
Drachmen pro Artabe festgesetzt wurde. Diese Zahlungsanweisung gilt für einen
Zeitraum von sechs Monaten, was dem Zeitraum entspricht, der auch in P.Trier
II 15, Kol. III 61 für die Besoldung des Antiphilos angegeben ist und generell
Standard gewesen zu sein scheint.

UPZ II 209 (129 v. Chr.; 24)


In UPZ II 209, 19–21 wird eine Truppe aufgrund von Aufständen in den Pano-
polites verlegt und erhält zu diesem Zweck für zwei Monate eine Besoldung in
Höhe von: [ὀψω(νίο.)] σὺν σιτω(νίωι) τοῦ Παχὼν | [μη(νὸς)] (τάλαντα) δ Ευ,
Παῦ(νι) ὁμο(ίως) (τάλαντα) δ Ευ | [(γίνεται) (τάλαντα)] θ Δω und dazu in UPZ
II 209, 26: μετρή(ματα) τοῦ Παῦνι (πυροῦ) (ἀρτ.) β, κ̣α( ) (πυροῦ) (ἄρτ.)
178
πβ. Folglich erhält die Truppe pro Monat als Sold und Getreideankaufsgeld 4
Talente 5400 Drachmen und ursprünglich 84 Artaben Weizen. Aus unbekanntem
Grund wird jedoch ein Teil von dieser Summe abgezogen. Da nicht bekannt ist,
warum dies geschieht, sollen die Abzüge für die Berechnung beiseite gelassen

176
Wilcken, UPZ II 207, Einl., S. 244.
177
UPZ II 207, 13: „Als Sold 1200 (Drachmen), 24 (Artaben) Weizen, zum Preis von 150
Drachmen.“
178
Wilcken, UPZ II 209, 19–21, S. 250: „[Sold] mit Getreideankaufsgeld für den [Monat]
Pachn 4 Talente 5400 Drachmen, für den Payni ebenso 4 Talente 5400 Drachmen, [das macht] 9
Talente 4800 Drachmen.“ Vgl. auch 26: „Naturalien für den Payni 2 Artaben Weizen (und) [- - -
?] 82 Artaben Weizen.“
124 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

werden, sodass sich bei der angegebenen Truppenstärke von 84 Mann ein Mo-
natsgehalt von 1 Artabe Weizen in natura und einem in bar ausgezahlten Lohn
von 350 Drachmen ergibt, der sich aus dem Sold und dem Getreideankaufsgeld
zusammensetzt. Legt man einen Gegenwert von 100 Drachmen für eine Weizen-
artabe zu Grunde, wie er für die Epigonen in UPZ I 14 und für einen Teil des
Getreideankaufsgeldes der berittenen Söldner in UPZ II 206 veranschlagt wird,
ergibt sich für jeden ein Gehalt von 450 Drachmen, das dem der Epigonen in
Memphis entspricht, aber weit unter dem eines berittenen Söldners liegt.

BGU VIII 1749 (63 v. Chr.; 32)


In BGU VIII 1749, 13 sind es Kleruchen – aufgrund der Größe des ihnen
zugeteilten Kleros als Fünfarurenmänner bezeichnet – die in einen anderen Gau
abkommandiert werden. Sie erhalten für zehn Monate jeder 3000 Drachmen und
zwei Artaben Weizen als σιταρχία: ἑκάστωι χα(λκοῦ) 𐅵𐅵 Γ, πυροῦ ἀνη(λωτικῶι)
 β.179 Um den Gegenwert der Weizenartaben in der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. zu
ermitteln, helfen die Ausführungen von Maresch, Bronze und Silber, S. 13, aus
denen hervorgeht, dass ab 130/27 v. Chr. eine Artabe Weizen zwischen 800 und
2200 Kupferdrachmen wert war. Aus derselben Zeit wie BGU VIII 1749 stammt
P.Berl. Salm. 1, in dem für eine Lieferung von 64 Artaben Weizen zwölf
Kupfertalente als σιτώνιον gezahlt werden. Dies entspricht einem Gegenwert
von 1125 Drachmen pro Weizenartabe. Nimmt man diesen Gegenwert auch hier
an, wären die zwei Artaben 2250 Drachmen wert. Der Gesamtsold würde somit
5250 Drachmen pro Monat betragen und das Gehalt des Offiziers aus UPZ II
207 zur Mitte des 2. Jhs. v. Chr. um 450 Drachmen übersteigen. Ginge man von
dem geringsten von Maresch angegebenen Wert aus, läge der monatliche Sold
bei 4600 Drachmen und somit unter dem in UPZ II 207 (22) errechneten
Offiziersgehalt. In Anbetracht dessen, dass „sich Preise und Löhne, bezogen auf
die Rechendrachme“180, ab 130/27 v. Chr. laut Maresch, verdoppelten, und unter
Berücksichtigung der Berechnungen in P.Berl. Salm. 1 ist ein Gehalt von 5250
Drachmen pro Monat für die Fünfarurenmänner durchaus realistisch.
Die soeben errechneten Soldzahlungen sind in der folgenden Übersicht noch
einmal zusammengestellt worden, um einen Vergleich der Gehaltsklassen zu
ermöglichen. Die unter „Beleg“ angeführten Nummern korrespondieren mit
denjenigen der Tabellen zur Besoldung der Truppen im Anhang S. 189–196.

179
„Jedem 3000 Kupferdrachmen, zwei Artaben Weizen nach dem für Aufwendungen bestimm-
ten Maß.“ Die gleiche Summe (3000 Dr.) wird den Fünfarurenmännern in BGU VIII 1750 (63
v. Chr.) ausgezahlt, jedoch werden die zwei Artaben Weizen dort nicht erwähnt.
180
Maresch, Bronze und Silber, S. 66.
7. Die Besoldung der Truppen in der Ptolemäerzeit 125

Beleg Rang/Einheit ὀψώνιον μέτρημα σιτώνιον Summe Datum


(Dr.) (Dr.) (Dr.) v. Chr.
1 Art.
13 ἐπίγονος 150 200 450 157
Weizen
Myser und ἡγε- 4 Art.
16 850 1950 3400 145
μὼν ἔξω τάξεων Weizen
μισθοφόρος
22 557 / 766 2/3 1323 2/3 130
ἱππεύς
Offizier und τῶν
23 1200 / 3600 4800 130
διαδόχων
1 Art. im ὀψώνιον
24 μισθοφόρος 350 450 129
Weizen enthalten?
2 Art. im ὀψώνιον
32 πεντάρουρος 3000 5250 63
Weizen enthalten?
Tabelle 4: Soldberechnung

Bis auf den letzten Beleg stammen alle hier behandelten Quellen aus den
Regierungen des VI. und des VIII. Ptolemäers, sodass eine Gegenüberstellung
der Gehaltsklassen sinnvoll ist. Interessant ist, dass der Sold der Epigonen181
(13) dem gleicht, den die Söldner 28 Jahre später bekommen (24). Während die
Epigonen sich in der Ausbildungsphase befinden und je nachdem, welche Posi-
tion sie später einnehmen, in eine andere Gehaltsklasse aufsteigen können, ist
dies bei den Söldnern fraglich. Ihre vergleichsweise geringe Besoldung ist auf-
fällig, stützt sich jedoch nur auf einen Beleg. Die berittenen Söldner (22) erhal-
ten zur gleichen Zeit beispielsweise fast das Dreifache dieses Soldes. Besonders
interessant ist jedoch ein Vergleich mit dem Gehalt, das Antiphilos dank seiner
Zuschläge bekommt. Zur Erinnerung: Der Grundsold des Antiphilos betrug 7
Artaben Weizen und 350 Drachmen, das wären bei einem Gegenwert von 150
Drachmen pro Artabe insgesamt 1400 Drachmen, was in etwa dem Gehalt der
berittenen Söldner (22) entspricht. Dank der Zuschläge bekommt er 2000 Drach-
men mehr, also insgesamt 3400 Drachmen (17). Damit liegt sein Monatssold
zwischen dem eines berittenen Söldners und dem eines Offiziers. Bedenkt man
den von Sekunda, Ptolemaic army, S. 8, vorgeschlagenen Deutungsversuch des
Titels ἡγεμὼν ἔξω τάξεων, der ihn mit „staff officer“ übersetzt und zwischen
einem einfachen Soldaten und einem Offizier einordnet, so spräche die Entloh-
nung, die den behandelten Quellen entnommen werden konnte, für diese These.
Dies würde jedoch auch bedeuten, dass Antiphilos die Zuschläge erhält, weil er
in den Rang eines ἡγεμὼν ἔξω τάξεων aufgestiegen ist und der Sold, den er ohne
die Zuschläge erhalten hatte, dem eines einfachen Söldners entsprach.

181
Zum Terminus τῆς ἐπιγονῆς siehe Wilcken, UPZ I 14, Komm. zu 7; Kaltsas, „Epigone-
Angehörige“, S. 220f. und P.Heid. VIII 417, Komm. zu 20 sowie Láda, „Who were those“,
S. 563ff. und Scheuble-Reiter, Katökenreiter, S. 119–122.
126 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

7.3 Das Prozedere bei der Auszahlung von Soldatenlöhnen

Die Verwaltungsabläufe bei der Auszahlung von Sold sind von Armoni, Basili-
kos Grammateus, S. 70ff. untersucht und detailliert beschrieben worden. Armoni
konnte dabei auf die Rekonstruktionen des Verwaltungsvorganges, die Preisigke
bei seiner Edition von sechs Kassenverfügungen über Soldzahlungen182 vorge-
nommen hat, aufbauen. Diese stammen alle aus dem Herakleopolites des 3. Jhs.
v. Chr. und zeichnen folgendes Bild von den Verwaltungsabläufen:183
a) Der zuständige Intendant der Einheit stellt einen Zahlungsantrag (αἴτησις)
bei einem dem Epimeleten184 untergeordneten Beamten.
b) Dieser prüft die Korrektheit des Zahlungsantrages, indem er die in seinen
Unterlagen hinterlegte Truppengröße mit der abgleicht, die der Intendant
ihm mitteilt, und diese bei Abweichungen korrigiert.
c) Anschließend versieht er den Antrag mit einem Auszahlungsvermerk und
leitet ihn weiter an den Trapeziten und den Oikonomos185.
d) Der Oikonomos stellt seinerseits eine Kassenverfügung aus, die der könig-
liche Schreiber mit unterzeichnet, und schickt sie an den Trapeziten, der
dadurch ermächtigt ist, das in der αἴτησις angeforderte Gehalt an den In-
tendanten auszuzahlen.186

182
P.Straßb. II 103–108.
183
Im Folgenden liegt der Verwaltungsablauf von P.Straßb. II 103 zugrunde, der mit P.Straßb.
II 104 übereinstimmt. Davon abweichend ist es in P.Straßb. II 105 der Epimeletes selbst, der beim
Trapeziten die Auszahlung anfordert. Dies könnte, wie Preisigke in P.Straßb. II 105, Einl. vermu-
tet, daran liegen, dass hier die ihm untergebenen Beamten und Offiziere ihre Zahlung erhalten;
vgl. dazu auch P.Heid. VII 387. Ein ähnliches Prozedere ist in den Zahlungsanweisungen UPZ II
205–207, die aus Theben stammen und auf 130/129 v. Chr. datiert sind, zu beobachten. Jedoch
richtet sich die αἴτησις des Intendanten hier direkt an den Oikonomos und wird nicht zunächst an
den Epimeleten geschickt. Außerdem bedürfen die vom Oikonomos ausgestellten Zahlungs-
bescheide hier zusätzlich der Unterschrift des Bezirksschreibers.
184
Der Tätigkeitsbereich des Epimeleten ist nicht klar zu fassen, da dieser verschiedene Funk-
tionen übernehmen konnte. Eine einführende Studie zu diesem Beamten hat McGing in seinem
Artikel „Illegal salt“, S. 51–63 vorgelegt. Dort, S. 63, konstatiert er: „It is difficult to paint any-
thing other than a rather disjointed picture of the epimeletesʼ job, as the papyrological evidence,
while vitally informative, is also quite limiting. [...] We can only conclude that military pay was
one of the areas – in the early 2nd century BC, in the Heracleopolite nome – where he could act.
We cannot say that all such payments had to go through him […].“
185
Dass es sich bei der zweiten Person um den Oikonomos handelt, war Preisigke nicht
bekannt, da in seiner Anweisung nur der Name, nicht aber das Amt überliefert war. Armoni und
Maresch konnten in ihrer Edition von P.Köln XI 448 jedoch nachweisen, dass hier der Oikonomos
beteiligt war, da das Auszahlungsprozedere in P.Köln XI 448 dem in P.Straßb. II 103 gleicht.
186
Das gleiche Prozedere galt bei der Auszahlung des Naturalsoldes, bei dem der Sitologe an-
stelle des Trapeziten die Zahlungsaufforderung erhielt.
7. Die Besoldung der Truppen in der Ptolemäerzeit 127

Das hier beschriebene Prozedere bezieht sich auf die vorher im Jahresetat ein-
geplanten Soldzahlungen für die Truppen, nicht auf außerplanmäßige Sonder-
zahlungen.187 Um eine solche könnte es sich jedoch auch bei den in P.Trier II 15
genannten Zuschlägen handeln, da bei der Festlegung des Etats nicht bekannt
gewesen sein dürfte, dass Philometor diese Zugeständnisse machen würde. Zwar
waren die Zuschläge des Antiphilos unter seinem Namen in den Besoldungs-
unterlagen vermerkt, jedoch konnten sie erst bei der Erstellung des nächsten
Jahresetats eingeplant werden, sodass man bei einer sofortigen Auszahlung, wie
sie die Rückkehrer wünschten, auf andere finanzielle Mittel zurückgreifen
respektive diese aus den Stellen akquirieren musste, die durch den Feldzug
vakant geworden waren. Wenn in der Trierer Aktenrolle also gesagt wird, dass
Antiphilos freie Stellen melden soll, auf die er aufmerksam wird, dann ver-
mutlich auch aus dem Grund, dass man den für diese Stelle geplanten Etat dazu
verwenden kann, ihm seine versprochenen Zuschläge auszuzahlen.188 Aus
diesem Grund wird dem Intendanten Philon, der wohl für die Truppe, der Anti-
philos angehörte, zuständig war, aufgetragen, sich der Angelegenheit anzuneh-
men. Denn wie der hier nachgezeichnete Verwaltungsvorgang zeigt, war es der
Intendant, der den Zahlungsantrag stellen musste und der den Antiphilos in die
vakante Stelle einschreiben konnte, aus der er zukünftig besoldet werden sollte.

7.4 Beschwerden wegen ausbleibender Zahlungen

Antiphilos bildet jedoch kein singuläres Beispiel für die Einforderung von aus-
stehenden Soldzahlungen. Im Folgenden sollen drei Quellen vorgestellt werden,
in denen es ebenfalls zu Beschwerden wegen Verzögerungen gekommen ist.

P.Grenf. I 42 (= W.Chr. 447; 12189)


Bei dem ersten Beispiel, P.Grenf. I 42, geht die Beschwerde von Söldnerreitern
aus, die aufgrund von Aufständen oder kriegerischen Auseinandersetzungen aus
ihrem Standlager in Ptolemais abkommandiert worden sind und sich dort, wo sie
sich jetzt befinden, in ihrer Besoldung gegenüber den andernorts stationierten
gleichrangigen Einheiten aus demselben Standlager benachteiligt fühlen. Sie

187
Diese Abweichungen vom normalen Vorgang hat Armoni, Basilikos Grammateus, S. 74ff.
ausführlich behandelt.
188
P.Trier II 15, Kol. IV 97–100: τοῦ δὲ Πτολεμαίου γράφοντος | ἐπεσταλκέναι Φίλωνι τῶι
γραμματεῖ, ὡς ἂν προσαγγείληι | ὁ σημαινόμενος Ἀντίφιλος τὰς χώρας, τιθέναι τὰ διασαφού|μενα
καὶ διασαφῆσαι, ἀφʼ ὧν ἄν τε χωρῶν τιθῆται καὶ ἀφʼ οὗ χρόνου. („Ptolemaios aber schreibt, er
habe Philon, den Intendanten, angewiesen, sobald besagter Antiphilos die Stellen meldet, das Be-
zeichnete auszusetzen und mitzuteilen, von welchen Stellen die Aussetzung vorgenommen wird und
von welchem Zeitpunkt an.“).
189
Die hier verwendeten Nummern korrespondieren ebenfalls mit denjenigen in den Tabellen
zur Besoldung im Anhang S. 189–196 angegebenen.
128 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

berichten dem Strategen von ihrer misslichen Lage: ἐλα]ττουμένων ἡμῶν οὐ


μόνον παρὰ | [τοὺς ἄλλους ἐν τῶι ἐν Πτ]ολεμαΐδι ὑπαίθρωι ἱππεῖς, ἀλλὰ καὶ |
[τοὺς τεταγμένους ἐν τοῖ]ς Χηνοβοσκίοις τοῦ αὐτοῦ νομοῦ, ὡσαύτως | [δὲ καὶ
παρὰ τοὺς ca. 6 Buchst.] πεζοὺς καὶ τοὺς ἐν τοῖς ἄλλοις τόποις | [τεταγμένους
(?) μισθοφόρου]ς ἱππεῖς ἀπὸ τοῦ αὐτοῦ ἡμῖν ὑπαίθρου.190 Leider ist das
Schreiben nicht vollständig erhalten und keine Antwort des Strategen über-
liefert, aus der hervorgeht, wie solche Fälle gehandhabt wurden.

UPZ I 16 (14)
Leider ist UPZ I 16 ebenfalls nichts zur Handhabung derartiger Beschwerden zu
entnehmen. In dieser Enteuxis wendet sich jener Ptolemaios, der wie in UPZ I
14 überliefert ist, dafür gesorgt hat, dass sein jüngerer Bruder Apollonios ins
Heer aufgenommen wird, nun erneut an Ptolemaios VI., weil er den Sold, der
mit der Stelle des Apollonios verbunden ist, nicht erhält: ἀδικοῦμαι | ὑπʼ Ἀργεί-
ου ὑπηρέτου τῆς Δεξηλάου (l. Δεξιλάου) σημέας, | ἀποστερεῖ γάρ με τὰς σιταρ-
χίας, ἅς μοι ἔδωκας, | βασιλεῦ.191 Es geht allerdings nicht aus dieser Enteuxis
hervor, ob Apollonios nicht besoldet wird oder ob dieser Sold lediglich nicht
durch den Zahlmeister an seinen älteren Bruder weitergeleitet wird. Sollte letzte-
res der Fall sein, ist die Schuld nicht bei den Beamten der Militärverwaltung zu
suchen, die den Sold direkt an die Rekruten ausgezahlt und womöglich keine
Kenntnis darüber haben, dass der Sold in diesem Fall nicht Apollonios selbst zu-
kommt. Allerdings sind dies nur Spekulationen, die sich allein aufgrund der vor-
liegenden Enteuxis nicht belegen lassen. Sicher ist, dank der überlieferten
Korrespondenz des Ptolemaios, dass er sich durch die Aufnahme seines Bruders
ins Heer zum einen Schutz vor dem Tempelpersonal des Serapeums, in dem er
sich in Katoche befand, erhoffte, zum anderen aber auch seinen eigenen Lebens-
standard durch das Gehalt seines jüngeren Bruders verbessern wollte und ent-
sprechend ungehalten reagiert, als ihm der Zahlmeister den Sold nicht zukom-
men lässt.

P.Phrur. Diosk. 2 (15)


In P.Phrur. Diosk. 2 scheint die Schuld beim Zahlmeister zu suchen zu sein, der
mehrfach ermahnt worden war, dem Soldaten Ammonios fristgerecht seinen
Sold auszuzahlen, aber diesen Aufforderungen nicht nachgekommen ist. Em-
pfänger dieser Beschwerde ist der Phrurarch, der hier gebeten wird, den Zahl-

190
P.Grenf. I 42, 12–16: „Wir werden benachteiligt, nicht nur gegenüber den anderen Reitern
im ὕπαιθρον in Ptolemais, sondern auch gegenüber den in Chenoboskia im selben Gau statio-
nierten, ebenso aber auch gegenüber … Fußsoldaten und den an den anderen Orten stationierten
Söldnerreitern aus unserem Standlager.“
191
Wilcken, UPZ I 16, 5–8, S. 176: „Mir geschieht Unrecht von Argeios, dem Zahlmeister des
Fähnleins des Dexilaos, denn er entzieht mir den Sold, den Du, o König, mir gegeben hast.“
7. Die Besoldung der Truppen in der Ptolemäerzeit 129

meister vorzuladen, um zu bewirken, dass er seinen Verpflichtungen in Zukunft


nachkommt: ἀ̣ξ̣[ιῶ, ἐ]ὰν φαίν̣ηται, | [π]ρ̣οσκα̣λ̣εσά|μενον αὐτ̣ὸν̣ ἀ̣ν̣αγ̣ ̣κ̣ά|[σ]α̣ι̣
ἀποδοῦναί μοι τὸ π̣ρ̣οσ̣ οφει|λ̣ό̣[με]ν̣ον̣ καὶ εἰς τὸ λοιπὸν | [συ]ν̣τάξαι ἀπ̣ο̣διδόναι|
[μοι] ἐκ πλήρους κα̣θ̣ό̣|τι εἴθισται.192 Wie in den beiden vorherigen Fällen, so ist
auch hier keine Antwort des Angeschriebenen überliefert, sodass Einblicke in
das amtliche Prozedere bei ausstehenden Soldzahlungen nicht möglich sind.
Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass es keinen standardisierten
Dienstweg für eine Beschwerde dieser Art gegeben zu haben scheint, da in je-
dem der Beispiele eine andere Person gebeten wurde, sich des Problems anzu-
nehmen. In P.Grenf. I 42 war dies der Stratege, der wohl für die Versetzung der
Truppe zuständig gewesen ist, die hier benachteiligt wird, und der deshalb als
erster Ansprechpartner fungiert. Zudem steht er über den Vorgesetzten der ver-
schiedenen Truppen und ist für alle in seinem Gau stationierten Einheiten ver-
antwortlich, sodass er sich um Belange kümmerte, die zwei Stützpunkte, das
Standlager, zu dem die Söldner eigentlich gehörten, sowie ihr neues Lager, be-
trafen. Auch der Adressat der zweiten Beschwerde überrascht nicht, wenn man
mit den Hintergründen vertraut ist. Es war Ptolemaios VI. Philometor, der der
Enteuxis des Ptolemaios stattgegeben und die Aufnahme des Apollonios ins
Heer veranlasst hatte. Dass Ptolemaios sich nun in der gleichen Angelegenheit,
die Besoldung seines Bruders betreffend, wieder an den König wandte, ist nicht
verwunderlich. In dem letzten Beispiel schließlich ist die Beschwerde an den
Phrurarchen gerichtet, der dem Lager des Betroffenen vorstand und somit der
richtige Ansprechpartner für dessen Anliegen war. Die Erkenntnis, die man
daraus gewinnen kann, beschränkt sich somit auf die Feststellung, dass man sich
bei Problemen mit der Auszahlung des Soldes an denjenigen wandte, der die
Kompetenz besaß, dagegen vorzugehen. Dass die Position dieser Person davon
abhängig ist, wer an welchem Ort von wem Unrecht erleidet, ist nachvollzieh-
bar, jedoch für den Fall des Antiphilos nicht sonderlich hilfreich. In diesem Fall
ist der Intendant für die Auszahlung des Soldes verantwortlich, sodass es nahe-
liegend ist, in ihm den ersten Ansprechpartner des Antiphilos zu vermuten, da
dieser eventuell erstmals auf seinen Anspruch auf die neuen Zuschläge aufmerk-
sam machte und sich daher nicht benachteiligt oder vom Intendanten ungerecht
behandelt fühlte.

192
Maresch, P.Phrur. Diosk. 2, 14–21, S. 27: „… bitte ich, wenn es gerechtfertigt erscheint, ihn
vorzuladen und zu zwingen, mir das zusätzlich Geschuldete zu geben, und für die Zukunft den Auf-
trag zu erteilen, [mich] vollständig zu entlohnen, wie es der Gewohnheit entspricht.“
8. Militärische Ämter und Titel

In der in P.Trier II 15 erhaltenen Korrespondenz werden verschiedene militä-


rische Ämter und Titel angeführt, welche die Stellung eines Soldaten oder den
Tätigkeitsbereich eines militärischen Verwaltungsbeamten beleuchten. Der Pa-
pyrus zeichnet sich in dieser Hinsicht durch die Erwähnung zweier militärischer
Ämter – das des ἀρχιγραμματεὺς (τῶν δυνάμεων) und das des γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων – sowie die des militärischen terminus technicus οἱ παρεφεδρεύοντες
aus, der in der Ptolemäerzeit für die in Garnison liegenden Truppen verwendet
wurde. Die Bedeutung dieser drei Titel ist bis heute nicht zur Gänze geklärt,
weshalb es einer eingehenden Untersuchung des vorhandenen Quellenmaterials
bedarf. Ein weiterer militärischer Titel, der des (ἡγεμὼν) ἔξω τάξεων, wird in
dieser Untersuchung unberücksichtigt bleiben, da die bekannten Quellen erst
kürzlich von Cowey zusammengestellt und ausgewertet worden sind und keiner
erneuten Betrachtung bedürfen.193
Zu den übrigen Titeln soll das folgende Kapitel jedoch einen möglichst um-
fassenden Überblick über den bisherigen Stand der Forschung und die vorhan-
denen papyrologischen, epigraphischen und zum Teil auch literarischen Quellen
geben und eine Auswertung derselben vornehmen. Ergänzend werden die Infor-
mationen einbezogen, die sich aus P.Trier II 15 als neuer Quelle ergeben und
dem bisher Bekannten neue Aspekte hinzufügen können.
Im Anhang befinden sich drei tabellarische Übersichten, in denen die verwen-
deten dokumentarischen Quellen in chronologischer Reihenfolge samt Datie-
rung und Herkunftsort aufgeführt sind.194

8.1 Der ἀρχιγραμματεύς

Zuerst soll das in P.Trier II 15, Kol. II 35 erwähnte Amt des ἀρχιγραμματεύς
untersucht werden, dessen Titel unter anderem mit dem Vereinswesen in Zu-
sammenhang steht, jedoch außerdem einen Bezug zur Militäradministration

193
Cowey, P.Phrur. Diosk., S. 127–129 mit Angabe der verschiedenen Varianten des Titels, der
relevanten papyrologischen und epigraphischen Quellen und der einschlägigen Sekundärliteratur.
Siehe auch Scheuble, „Weihung“, S. 32–35. Zum Forschungsstand siehe den Komm. zu Kol. III
56.
194
Siehe die Tabellen im Anhang S. 192–199.
8. Militärische Ämter und Titel 131

aufweist, dem im gegebenen Kontext ein besonderes Interesse gilt. Das Amt des
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων, welches in Kol. IV 91 Erwähnung findet, wird be-
wusst in einem separaten Exkurs behandelt, um die beiden Funktionen vonein-
ander getrennt betrachten und dadurch die Gefahr einer Vermischung beider
Ämter, welche die bisherige Diskussion bestimmte, vermeiden zu können.195
Um eine möglichst umfassende Untersuchung zum Titel des ἀρχιγραμματεύς
vorzulegen, wurden neben der Auswertung der epigraphischen und papyrologi-
schen Belege, die diesen Exkurs einleiten, auch literarische Quellen einbezogen,
welche die dokumentarische Überlieferung ergänzen und einen tieferen Einblick
ermöglichen.

8.1.1 Zum Vergleich: Der ἀρχιγραμματεὺς ξυστοῦ

Da sich alle bisher bekannten papyrologischen Belege für den Titel ἀρχιγραμ-
ματεύς durch eine mehr oder minder direkte Verbindung zum Vereinswesen
auszeichnen, sollen diese trotz ihres späten Auftretens – alle drei Belege
stammen aus dem 2. bzw. 3. Jh. n. Chr. – zusammen mit den entsprechenden
epigraphischen Quellen an den Anfang des Exkurses gestellt werden.196
Zwar scheint m.E. ein Zusammenhang zwischen dem in den folgenden
Quellen beschriebenen Amt mit jenem, welches der in P.Trier II 15 erwähnte
ἀρχιγραμματεύς ausübte, unwahrscheinlich, ihre Behandlung an dieser Stelle ist
dennoch unabdingbar. Da der Titel im Trierer Papyrus nicht durch ein Genitiv-
attribut spezifiziert ist, kann eine Aussage über den Tätigkeitsbereich seines
Besitzers erst getroffen werden, nachdem alle Belege, die diesen Titel betreffen,
in die Diskussion einbezogen und ausgewertet worden sind.

195
Der Forschungsstand zum γραμματεὺς τῶν δυνάμεων ist in der Einleitung zu Kapitel 8.2 zu-
sammengefasst, sodass auch die Überschneidungen mit dem hier untersuchten ἀρχιγραμματεύς
erst dort besprochen werden sollen.
196
Nicht unter die Belege aufgenommen wurde Pap. Agon. 1, 26–27 (SB I 5225 = SB XVI
13034 = BGU IV 1074) aus dem Jahre 273/74 n. Chr., in welchem Frisch ergänzt: Μᾶρκος Αὐρή-
λιος Πτο|[ - - - ἀρχιγραμματεύς, γραμματεύσας τῆς ἱερᾶς μ]ουσικῆς οἰ[κου]μενικῆς Αὐρηλιανῆς
περιπολειστικῆς μεγάλης συνόδου. (Frisch, Pap. Agon. 1, S. 23: „Ich, Marcus Aurelius Pto [- - - ?
Generalsekretär, Sekretär der kaiserlichen] musischen ökumenischen Aurelianischen herumzie-
henden grossen Synode“). Inhaltlich ist diese Ergänzung schlüssig, jedoch ist sie nicht gesichert
und soll daher für die vorliegenden Betrachtungen außer Acht gelassen werden.
132 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

a) Die papyrologischen Belege

I. Pap. Agon. 6
Der agonistische Papyrus Pap. Agon. 6, 64–65 (P.Lond. III 1178 = W.Chr. 156)
aus Hermopolis Magna ist auf den 22.9. 194 n. Chr. datiert und nennt einen
ἀρχιγραμματεύς namens Publius Aelius Euktemon als Vereinsvorsteher: [γραμ-
ματεύοντος] τῆ[ς συ]νόδου Ποπλίου Αἰλίου Ε̣ὐ̣κ̣τ̣ήμονος | [ἀρχιγραμματέ]ως
ξ[υ]στοῦ197 bzw. in Z. 82–83: Πό. Αἴλιος Εὐκτήμων, ἀρχιγραμματεὺς | ξυστοῦ,
γραμματεύσας τῆς συνόδου ἐτέλεσα.198 Bereits Kenyon/Bell schlussfolgerten in
Bezug auf die Stellung dieses ἀρχιγραμματεύς, er sei hier „acting as secretary
of the club“199, und Frisch schließt sich in seiner Neubearbeitung des Textes
ihrer Meinung an, indem er den ἀρχιγραμματεὺς ξυστοῦ als „Generalsekretär
des Athletenverbandes“200 bezeichnet.

II. P.Oslo II 60
Den zweiten Beleg liefert ein Privatbrief (P.Oslo II 60, 2–3) unbekannter Her-
kunft, der ebenfalls aus dem 2. Jh. n. Chr. stammt, den erwähnten ἀρχιγραμμα-
τεύς allerdings nicht expressis verbis mit dem Vereinswesen in Zusammenhang
bringt: Π̣[τ]ο̣λ[̣ ε]μαῖος ἀ̣ρ̣χ[̣ ιγ]ραμματεὺς ἔ̣γ̣ρ̣α[̣ ψέ] μ̣ο[̣ ι] | παρακαλέσαι σε ὅπως
σκυλῇς εἰς Διονυσιάδα.201 Der Herausgeber dieses Osloer Papyrus, Eitrem, leitet
– unter Anführung der unter I zitierten Parallele – den Kommentar zum frag-
lichen Titel mit der Anmerkung ein, der ἀρχιγραμματεύς des P.Oslo sei „in the
papyrus literature hitherto only known as a title existing in the ξυστικαὶ συν-
όδοι.“202 Da der Papyrus eine Aufforderung zur Zusendung von Stoffen für ein
Fest enthält, vermutet Eitrem, der ἀρχιγραμματεύς sei in einem ähnlichen Um-
feld anzusiedeln wie im zuvor zitierten Pap. Agon. 6. Er weist zudem auf In-
schriften hin, in denen der ἀρχιγραμματεύς mit dem Zusatz ξυστοῦ versehen ist
und schließt seine Ausführungen mit der Annahme, der Titel sei hier, analog zu
den von ihm angeführten Belegen, „an honorific title, belonging to a ξυστικὴ
σύνοδος.“203 Da bisher in nachchristlicher Zeit nur Quellen aus dem Bereich der
Athletenverbände bekannt sind, spricht nichts gegen diese Annahme.

197
Frisch, Pap. Agon. 6, S. 103: „[Sekretär] der Synode war Publius Aelius Euktemon, Gene-
ralsekretär des Athletenverbandes.“
198
Frisch, Pap. Agon. 6, S. 105: „Ich, P(ublius) Aelius Euktemon, Generalsekretär des Athle-
tenverbandes, Schriftführer der (in Neapel zusammengetretenen) Synode, habe (diese Urkunde)
ausgestellt.“
199
P.Lond. III 1178, Einl., S. 215.
200
Frisch, Agonistische Papyri, S. 103 und 105.
201
„Ptolemaios, der Generalsekretär, hat mir geschrieben, ich solle dich bitten, dass du dich
nach Dionysias begeben mögest.“
202
P.Oslo II 60, S. 139, Komm. zu 2.
203
P.Oslo II 60, S. 140, Komm. zu 2.
8. Militärische Ämter und Titel 133

b) Die epigraphischen Belege

Die von Eitrem erwähnten Inschriften (I–III) sowie weitere epigraphische Be-
lege (IV–VIII), die in seiner 1931 erschienenen Publikation, P.Oslo II, noch
keine Berücksichtigung finden konnten, stützen die spärliche papyrologische
Überlieferung eines ἀρχιγραμματεὺς ξυστοῦ und sollen der Vollständigkeit hal-
ber hier angeführt werden:

III. FD III.I 209


Eine undatierte Inschrift aus Delphi (FD III.I 209), die keines Kommentars be-
darf, da die Zugehörigkeit des ἀρχιγραμματεύς hier klar ersichtlich ist: Κυιντί-
λιον Καρποφόρον Ἐφέσιον | καὶ Ἠλεῖον, ἀρχιγραμματέα ξυστοῦ, | Δελφοὶ
πολείτην καὶ βουλευτὴν ἐποίη|σαν.204

IV. Erythrai II 416


Eine Grabinschrift205 (Erythrai II 416, vermutlich 3. Jh. n. Chr.), die den ver-
storbenen Livius Domesticus zweifelsfrei als einen ἀρχιγραμματεὺς ξυστοῦ aus-
weist: Λειβίῳ Δο|μεστικῷ | ἀρχιγραμ|ματεῖ ξυ|[στ]οῦ Ἀνο ․|․․α Κύριλ̣[α] | [τῷ]
γλυκυ̣[τά|τ]ῳ ἀνδρὶ | μνήμης χάρ[ιν].206

V. IG II² 3169/70
Im Gegensatz zu den beiden vorherigen fehlt in der folgenden attischen Inschrift
(IG II² 3169/70, 32–37, 253–57 n. Chr.) der sonst übliche Zusatz ξυστοῦ: ὑπὸ
φωνασκὸν Μ Αὐρ Μουσαῖον τὸν καὶ Ἑορτάσιον, Σαρδιανὸν γερουσιαστήν,
Δελφὸν | βουλευτὴν καὶ Ἠλεῖον καὶ Ἀφροδεισιέα, ἀρχιγραμ|ματέα, τειμηθέντα
ὑπὸ Ἠλείων καὶ Δελφῶν | ἀνδριᾶσι μόνον καὶ πρῶτον τῶν ἐπὶ φωνα|σκίᾳ.207
Wie sich aus dem Inhalt, der hier nur auszugsweise wiedergegeben ist, schließen
lässt, stammt diese Inschrift ebenfalls aus dem Umfeld des Vereinswesens, so-
dass der Kommentar zum ἀρχιγραμματεύς in der editio princeps lautet: „Magis-
tratus videlicet συνόδου θυμελικῆς.“208

204
„Quintilius Karpophoros, Ephesier und Eleer, den Generalsekretär des Athletenverbandes,
haben die Delphier zum Bürger und Ratsherrn gemacht.“
205
Zur editio princeps siehe Keil, „Forschungen“, Sp. 69f.
206
„Dem Livius Domesticus, Generalsekretär des Athletenverbandes, dem liebsten Mann, hat
Ano---a Kyrila zur Erinnerung (die Inschrift gesetzt).“
207
„Unter dem Lehrmeister des Gesangs Marcus Aurelius Mousaios, der auch Heortasios ge-
nannt wird, Mitglied der Gerusia von Sardes, Ratsherr in Delphi, Elis und Aphrodisias, General-
sekretär, geehrt von den Einwohnern von Elis und Delphi durch Statuen, dem einzigen und ersten
von den Gesangslehrern.“
208
IG II² 3169/70, S. 72, Komm. zu 2.
134 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

VI. IG IX 1²
Die auf einer Marmorbasis angebrachte Weihinschrift IG IX 1², 4, 845 A, 1–6,
2. Jh. n. Chr.), die in Hexametern verfasst wurde, kannte Eitrem noch nicht. Sie
enthält eine Weihung des aus Ephesos stammenden ἀρχιγραμματεὺς ξυστοῦ Sa-
binus an den Zeus Kasios: [Διὶ Κασίῳ | – – – Σαβεῖ]|νος Ἐφέ̣σιος | ἀρχιγραμμα-
τεὺς | ξυστοῦ εὐχαρι|στήριον.209

VII. IGUR I 246


Eine hier nur auszugsweise zitierte Inschrift aus Rom (IGUR I 246, Fr. B1, Z. 2–
4 = IG XIV 956 B), die auf kurz nach 313 n. Chr. datiert wird, erwähnt
ἀρχιγραμματεῖς, die ebenfalls dem Bereich des Vereinswesens zuzuordnen sind:
εἴτε τις κατασταθῇ (?) ἐπὶ τῇ στατίωνι ἀρχιγραμματεὺ[ς κατὰ] τὸν προάγον|τα
τύπον, ἤτε καὶ τῶν ἀρχιερέων τις ἤτε συναρχία τῆς συνόδου, εἴτε ἀρχιγραμμα-
τεῖς ἢ καὶ γραμματεῖς οἱ κατὰ καιρόν, διδότωσαν χεῖραν τῇ Λονγείνῃ --- καὶ
λαμβανέτωσαν παρ’ αὐτῆς τὸ χειρόγραφον τὸ διαφέρον τῇ ξυστικῇ συνόδῳ.210

VIII. IGUR II 404


Abschließend soll eine weitere Grabinschrift (IGUR II 404, undatiert) angeführt
werden, die ebenfalls aus Rom stammt. Sie wurde für den ἀρχιγραμματεὺς ξυσ-
τοῦ Herodes verfasst: Αὐρήλιος Ἡρώδης ἀρχιγραμ|ματεὺς <ξ>υστοῦ, γεννηθεὶς
| ἐν Φιλαδελφίᾳ, ἐνθάδε κεῖτε (l. κεῖται).211

Diese Belege, in denen der Titel des ἀρχιγραμματεύς zweifelsfrei dem Bereich
des Vereinswesens zugeordnet werden kann, stammen zwar aus verschiedenen
geographischen Regionen, sind jedoch alle in nachchristlicher Zeit entstanden.
Ob dieser Umstand auf die zufällige Überlieferung der vorhandenen Quellen zu-
rückzuführen ist oder ob das Amt des ἀρχιγραμματεὺς ξυστοῦ erst ab jener Zeit
auftrat, für die es hier dokumentiert ist, kann nicht abschließend geklärt werden.
Festzuhalten bleibt, dass diesen Belegen ein Kontext gemein ist, der sich mit
dem des Trierer Papyrus kaum in Einklang bringen lässt. In den folgenden in-
schriftlichen Quellen könnte ein erster dokumentarischer Beleg für einen ἀρχι-
γραμματεύς im Bereich der Militäradministration für die Ptolemäerzeit vor-
liegen.

209
„Dem Zeus Kasios […] Sabinus aus Ephesos, Generalsekretär des Athletenverbandes, zum
Dank.“
210
„Wenn irgendwer als Generalsekretär in das Amt eingesetzt wird entsprechend der obigen
Satzung, oder auch jemand von den Erzpriestern oder der gemeinsamen Verwaltung des Vereins
oder die Generalsekretäre oder auch die zum jeweiligen Zeitpunkt amtierenden Sekretäre, sollen
sie der Longina --- eine Quittung geben und von ihr den Vertrag erhalten, der dem Athleten-
verband gehört.“
211
„Aurelius Herodes, Generalsekretär des Athletenverbandes, geboren in Philadelphia, ruht
hier.“
8. Militärische Ämter und Titel 135

8.1.2 Der ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων

a) Die epigraphischen Belege

Bei der folgenden Inschrift können nur aus dem Inhalt und der dadurch mögli-
chen Einordnung in das politische Geschehen der Entstehungszeit Rückschlüsse
auf den erwähnten Titel und seinen Träger gezogen werden, der vermutlich – im
Unterschied zu den vorherigen Belegen – nicht als ἀρχιγραμματεύς eines Ver-
eins fungierte, sondern in einen anderen Kontext eingebunden war.

I. SEG XXXVIII 1571


In SEG XXXVIII 1571 aus Libo (Labwe, Syrien), weihte ein ἀρχιγραμματεύς
217 v. Chr. für Ptolemaios IV. und Arsinoe III. den Göttern Sarapis und Isis:
ὑ̣πὲρ βασιλέως | Π̣τολεμαίου καὶ | βασιλίσσης Ἀρσινόης | θεῶν Φιλοπατ[ό]ρων |
Σαράπιδι Ἴσιδ[ι Σ]ωτῆρσιν | Μαρσύας Δημητρίου | Ἀλεξανδρεὺς | ὁ ἀρχιγραμ-
ματεύς.212 Zum Entstehungskontext heißt es in SEG XXXVIII 1571: „The
dedication was made shortly after the battle of Raphia, i.e. in the second half of
217 B.C., when Ptolemy IV dwelled in Syria, perhaps in the context of a publici-
ty campaign on behalf of the king.“213 Salamé-Sarkis hatte diesen Gedanken
bereits in der editio princeps geäußert, indem er, auf die Verbindung zwischen
dem Stifter und dem Begünstigten eingehend, feststellte: „Il est d’ailleurs
intéressant de noter que notre scribe [ἀρχιγραμματεύς] est un égyptien d’Ale-
xandrie qui avait peut-être lui aussi ses propres raisons d’honorer son maître
qu’il a dû escorter lors de son périple syrophénicien. Il se peut aussi que le Scri-
be en Chef ait été chargé de procéder à une campagne publicitaire en faveur de
Ptolémée, dont notre inscription témoignerait."214 Auf die Besonderheit des
Titels selbst geht er nicht ein, doch zeigt er auf, dass der Stifter im näheren
Umfeld des Königs zu suchen ist und folglich eine höhere Stellung innerhalb der
Militäradministration innegehabt zu haben scheint. Gleichzeitig wird deutlich,
dass der Amtsinhaber den König auf dessen Feldzügen begleitet haben muss, da
anders der Anbringungsort der Inschrift im syrischen Labwe kaum zu erklären
ist.

II. SEG XIX 904


Diese Vermutungen werden durch eine Inschrift (SEG XIX 904) aus Ake-Ptole-
mais, dem heutigen Akko, im Norden Isreals, untermauert, die den Seleukiden-
herrschern Antiochos VII. und Kleopatra Thea gewidmet und auf deren letztes

212
„Für König Ptolemaios und Königin Arsinoe, die Vaterliebenden Götter, dem Sarapis und
der Isis, den Errettern, Marsyas, Sohn des Demetrios, Alexandriner, der Generalintendant.“
213
SEG XXXVIII 1571, S. 479.
214
Salamé-Sarkis, „Inscription“, S. 209.
136 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Regierungsjahr, also 130/29 v. Chr., datiert ist. Der Stifter, dessen Name nicht
erhalten ist, trägt den Titel ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων sowie den Hofrang-
titel τῶν πρώτων φίλων und ließ auf einer Marmortafel folgenden Text anbrin-
gen: ὑπὲ<ρ> βασιλέως μεγάλου Ἀντιό[χου] Σω[τῆρος(?)] | Εὐεργέτου Καλλι-
νίκου τοῦ ἐγ βασιλέ[ως | Δημητρ]ίου Σωτῆρος μεγίστου καὶ βασιλίσσης | [Κλεο-
πά]τ[ρ]ας Θεᾶς {ε ς} Εὐετηρίας [καὶ] τῶν παιδίων |   ε ς τῶν πρώτων φίλων
καὶ | [ἀρ]χιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων, | ἀπολελειμμένος δὲ καὶ ἐπὶ τῶν τόπων, |
Διὶ Σωτῆρι.215 Diese Inschrift ist in zweifacher Hinsicht ein Glücksfall, da sie
nicht nur den bislang singulären dokumentarischen Beleg für einen Zusam-
menhang zwischen dem Titel ἀρχιγραμματεύς und der Militäradministration
darstellt, indem der Stifter als ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων bezeichnet wird,
sondern das Amt auch mit einem Hofrangtitel in Verbindung bringt, durch den
die Einordnung des Generalintendanten innerhalb der Hierarchie der Heeresver-
waltung möglich wird. Zudem zeichnet diesen Beleg eine gewisse zeitliche Nä-
he zur Entstehungszeit des Trierer Papyrus aus, der in die 40er Jahre des 2. Jh.
v. Chr. zu datieren ist. Somit ist das Amt innerhalb der seleukidischen Armee
etwa 15 Jahre später belegt, als es in P.Trier II 15 im ptolemäischen Heer in
Erscheinung tritt. Die Schlussfolgerung, dass zu den in Kol. II 35 genannten
ἀρχιγραμματεῖς der Zusatz τῶν δυνάμεων gehört und damit der erste papyro-
logische Beleg für dieses Amt vorliegt, ist aufgrund des gegebenen militärischen
Kontextes naheliegend, kann jedoch ohne jede Kenntnis von der Funktion dieses
Amtes nicht eindeutig nachgewiesen werden. Unklar bleibt zudem, welches
Ansehen das Amt des ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων innerhalb der Militärad-
ministration genoss. Der Hofrangtitel τῶν πρώτων φίλων kann hier nur bedingt
zur Klärung des Problems herangezogen werden, da es sich um einen seleu-
kidischen Beamten handelt und das seleukidische System der Hofrangtitel von
dem der Ptolemäer abwich. Unter den seleukidischen Titeln gilt der τῶν πρώτων
φίλων als mittlerer Rang, während er in der ptolemäischen Verwaltung zu dieser
Zeit den zweiten Rang nach dem συγγενής einnahm.216 Da diese Inschrift auf
seleukidischem Boden seleukidischen Herrschern geweiht wurde, ist von einem
seleukidischen Stifter und dem entsprechenden System der Hofrangtitel auszu-
gehen und die Annahme einzuräumen, dass dieses Amt nicht durch die hohe
Stellung innerhalb der (seleukidischen) Militäradministration ausgewiesen war,
die man aufgrund der Amtsbezeichnung vermuten würde.217 Landau, der Erst-

215
„Für den Großkönig Antiochos Soter(?) Euergetes Kallinikos, Sohn des Königs Demetrios,
des größten Retters, und (für) die Königin Kleopatra Thea Eueteria und die Kinder […] NN, einer
der ersten Freunde (des Königs) und Generalintendant der Truppen, der aber auch in diesen
Gebieten zurückgelassen wurde, dem Zeus Soter.“
216
Schmitt, Lexikon, s.v. „Hoftitel“, Sp. 464; Trindl, Ehrentitel, S. 58ff.
217
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Position eines Beamten nicht aus dem Hofrangtitel
allein erschlossen werden kann, da die Erforschung dieser Titel bis heute nicht zufriedenstellend
8. Militärische Ämter und Titel 137

editor dieser Inschrift, äußerte daher die Vermutung, dass „the secretaries of the
single army corps – whom so far no inscription records – had each the title
ἀρχιγρ[αμματεὺς] τ[ῶν] δ[υνάμεων] (to distinguish them from the lesser unit
secretaries, the γραμματεῖς τῶν ταγμάτων etc.).“218
Da die wenigen dokumentarischen Quellen jedoch die bestehenden Fragen im
Hinblick auf die Stellung dieses Intendanten nicht zu klären vermögen, soll nun
die literarische Überlieferung herangezogen werden.

b) Die literarischen Quellen

Zur Frage der Einordnung des ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων in die Hierarchie
der Heeresverwaltung können wir aus den wenigen Zeilen, die Polybius dem
Generalintendanten Tychon widmet, zumindest eine Tendenz ableiten. Tychon
war ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων unter Antiochos III. und wurde nach dessen
erfolgreichem Feldzug gegen Molon 220 v. Chr. zum Strategen der Gebiete am
Roten Meer ernannt: ταῦτα δὲ διοικήσας Διογένην μὲν στρατηγὸν ἀπέλιπε Μη-
δίας, Ἀπολλόδωρον δὲ τῆς Σουσιανῆς: Τύχωνα δὲ τὸν ἀρχιγραμματέα τῆς δυνά-
μεως στρατηγὸν ἐπὶ τοὺς κατὰ τὴν Ἐρυθρὰν θάλατταν τόπους ἐξαπέστειλε.219
Allein die Tatsache, dass ihm ein Gebiet zugeteilt wurde, für welches er als
Stratege verantwortlich sein sollte, zeigt das Ansehen seines Postens und das
Vertrauen, welches Antiochos III. in ihn setzte. So wird, obwohl Polybius be-
züglich des Amtes des Generalintendanten nicht ins Detail geht, doch deutlich,
von welch großer Bedeutung es war. Außerdem weist dieser Abschnitt auf einen
Aspekt hin, der bereits bei der Behandlung von SEG XIX 904 besprochen
worden ist (oben 8.1.2 II) und hier durch die literarische Überlieferung gestützt
wird: Der ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων begleitete den König auf seinen Feld-
zügen.
Die folgende Beschreibung Plutarchs im Hinblick auf den Generalinten-
danten des Heeres unter Philipp II. und seinem Sohn und Nachfolger Alexander
unterstreicht diesen Aspekt und fügt ihm weitere hinzu. Plutarch schreibt, Eume-
nes habe aufgrund seiner Treue und Klugheit bei Philipp und Alexander hohes
Ansehen genossen, obwohl er – und diese Abstufung wird aufgrund der stilisti-
schen Gestaltung des Textes offenbar – „nur“ ἀρχιγραμματεύς war: μετὰ δὲ τὴν

abgeschlossen ist und diese somit nur als Indiz dienen können. Siehe dazu Schmitt, Lexikon,
s.v.„Hoftitel“, Sp. 463–464. Siehe außerdem Mooren, Aulic titulature; Strack, „Griechische Titel“;
Trindl, Ehrentitel.
218
Landau, „Inscription“, S. 124.
219
Polyb., Hist. V 54, 12: „Nachdem er (Antiochos III.) die Angelegenheiten geregelt hatte,
ließ er Diogenes als Strategen von Medien zurück, Apollodoros vom Gebiet von Susa, Tychon
aber, den Generalintendanten der Truppen, entsandte er als Strategen in die Gebiete am Roten
Meer.“
138 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

ἐκείνου τελευτὴν οὔτε συνέσει τινὸς οὔτε πίστει λείπεσθαι δοκῶν τῶν περὶ Ἀλέ-
ξανδρον ἐκαλεῖτο μὲν ἀρχιγραμματεύς, τιμῆς δὲ ὥσπερ οἱ μάλιστα φίλοι καὶ
συνήθεις ἐτύγχανεν.220 Im Anschluss erläutert Plutarch, welche Privilegien
Eumenes dank dieses Ansehens genoss: ὥστε καὶ στρατηγὸς ἀποσταλῆναι κατὰ
τὴν Ἰνδικὴν ἐφ᾽ ἑαυτοῦ μετὰ δυνάμεως, καὶ τὴν Περδίκκου παραλαβεῖν ἱππαρ-
χίαν, ὅτε Περδίκκας, ἀποθανόντος Ἡφαιστίωνος, εἰς τὴν ἐκείνου προῆλθε
τάξιν.221 Eumenes befehligte demzufolge eigene Truppen auf einem Feldzug und
übernahm zudem eine berittene Abteilung, deren früherer Befehlshaber Perdik-
kas befördert worden war.222
Da neben Plutarch keine weiteren literarischen Quellen bekannt sind, denen
etwas zum Tätigkeitsbereich des ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων zu entnehmen
wäre und die dessen Aussagen stützen könnten, sind diese kritisch zu betrachten.
Es scheint ein außergewöhnlicher Vorgang zu sein, dass dem Eumenes ein eige-
nes Heer unterstellt wird, was die Annahme untermauert, dass der ἀρχιγραμμα-
τεύς, wie sein Titel vermuten lässt, im administrativen Bereich und nicht im
aktiven militärischen Dienst anzusiedeln ist. Unterstrichen wird dies zudem
durch folgende Textstelle, die sich direkt an die vorhergehende anschließt: διὸ
καὶ Νεοπτολέμου τοῦ ἀρχιυπασπιστοῦ μετὰ τὴν Ἀλεξάνδρου τελευτὴν λέγοντος
ὡς αὐτὸς μὲν ἀσπίδα καὶ λόγχην, Εὐμενὴς δὲ γραφεῖον ἔχων καὶ πινακίδιον
ἠκολούθει, κατεγέλων οἱ Μακεδόνες.223 Neoptolemos verspottet hier Eumenes,
der seiner Meinung nach eher ein Schreiber als ein Soldat sei. An dieser Stelle
wird evident, welche Aufgaben mit dem Amt des ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνά-
μεων im eigentlichen Sinne verbunden waren, da Eumenes als jemand beschrie-
ben wird, der dem König folgte, mit „dem Griffel (γραφεῖον) und dem Täfel-
chen“. Somit erhalten wir dank Plutarch einen ersten eindeutigen Beleg dafür,
dass der ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων als Sekretär dort zur Stelle sein musste,
wohin der König mit seinem Heer zog. Er konnte, jedenfalls in Ausnahmefällen,
die taktische Leitung einer oder auch mehrerer Einheiten übernehmen, war aber

220
Plutarch, Eumenes I 2: „Nachdem jener (Phillip) verstorben war, schien Eumenes weder in
Bezug auf seine Klugheit noch auf seine Treue jemandem von denen im Gefolge Alexanders
nachzustehen; er wurde zwar Generalintendant genannt, empfing aber die gleiche Wertschätzung
wie die besten Freunde und Gefährten des Königs.“
221
Plutarch, Eumenes I 2: „… sodass er auch als Stratege mit Truppen unter seinem Komman-
do nach Indien entsandt wurde, und die Hipparchie des Perdikkas übernahm, als Perdikkas, nach-
dem Hephaistion gestorben war, auf dessen (Hephaistions) Posten vorrückte.“
222
Auch Walbank, Polybius I, S. 583 weist auf die Bedeutung dieses Amtes hin: „This official
evidently concerned himself with pay, arms, etc. and was of importance … In putting him in
charge of the Red Sea provinces Antiochus was ensuring that they were controlled by a man
personally attached to himself. “
223
Plutarch, Eumenes I 3: „Deshalb auch verspotteten ihn (Neoptolemos) die Makedonier, als
Neoptolemos, der Oberste der Hypaspisten, nach dem Tode Alexanders sagte, dass er ihm zwar
mit dem Schild und dem Speer, Eumenes aber mit dem Griffel und dem Täfelchen gefolgt sei.“
8. Militärische Ämter und Titel 139

in erster Linie mit administrativen Aufgaben betraut, wie aus der Beschreibung
des Polybius über den ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων Tychon hervorgeht. Die-
ser war nach einem erfolgreichen Feldzug sogar mit der Verwaltung einer Stra-
tegie beauftragt worden. Da er sich von diesem Zeitpunkt an nicht mehr im
Gefolge des Königs befand, liegt die Vermutung nahe, dass er das Amt des ἀρχι-
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων für das des Satrapen aufgab und ein neuer General-
intendant seinen Posten einnahm.224

c) Die neue Quelle P.Trier II 15

Zu den Indizien, die uns die epigraphischen und literarischen Quellen zum Amt
des ἀρχιγραμματεὺς liefern, tritt nun mit P.Trier II 15 ein neuer Beleg hinzu, der
die bisher angestellten Vermutungen präzisieren kann. Es handelt sich um ein in
Abschrift vorliegendes Prostagma Ptolemaiosʼ VIII. Euergetesʼ II. aus dem Jahr
145 v. Chr., dessen Wortlaut hier auszugsweise wiedergegeben ist und durch
welches erstmals ein Einblick in den Tätigkeitsbereich dieses Amtes in Form
eines dokumentarischen Beleges möglich wird: ὅσοι ἂν ἐπιδείξωσιν ἐ[ν] ὧι
δηποτοῦν | λογιστηρίωι ἕν τι τῶν καθηκόντων ἐξαποστέλλεσθαι | προσταγμάτων
ὑπάρχον, ἐν ὧι ἔσται ἡ τοῦ κατʼ ἐκεῖνον τὸν καιρὸν | ὑπομνηματογράφου χείρ, ἢ
ἐσφραγισμένα προστάγματα ἢ ἐπιστολὰς | γεγραμμένας ὑπὸ τῶν ἀρχιγραμμα-
τέων τοῖς ἐνταῦθα | καταλειφθεῖσι διαδέχεσθαι, μενέτω κύρια καὶ προσανα-
φερέσθω | περὶ ἑκάστου.225 Hier wird deutlich, dass eine Aufgabe der ἀρχιγραμ-
ματεῖς darin bestand, Briefe zu verfassen, bei denen es sich, in diesem speziellen
Fall, um jene Schriftstücke handelt, in denen Privilegien, die der König gewis-
sen Soldaten erteilt hatte, schriftlich festgehalten wurden. Diese Briefe wurden
möglicherweise zur sicheren Aufbewahrung für die im Krieg befindlichen Sol-
daten, an deren Familien oder andere Vertraute in der Heimat versandt und
waren als späterer Nachweis gesiegelten Prostagmata des Königs gleichwertig:

224
Diese Vermutung wurde bereits von Bengtson, Strategie II, S. 155f. geäußert: „Bei der
Entsendung des ‚Kriegsministers‘ Tychon im Jahre 221 v. Chr. muß es sich entweder um eine vor-
übergehende Mission oder aber um eine regelrechte Statthalterschaft gehandelt haben. Im letzten
Fall müßte man natürlich annehmen, daß Tychon seiner Stellung als ἀρχιγραμματεὺς τῆς δυνά-
μεως entbunden worden ist, da der ‚Kriegsminister‘ unbedingt in die Umgebung des Königs ge-
hört und nicht in die weitab liegende ‚Satrapie am Roten Meer‘.“
225
P.Trier II 15, Kol. II 31–34: „... alle, die nachweisen können, dass in welcher Rech-
nungsstelle auch immer wenigstens eines von den Prostagmata, die üblicherweise versandt
werden, vorhanden ist, auf welchem die Unterschrift des zu jener Zeit amtierenden Kanzleisekre-
tärs vorliegen soll, oder (die nachweisen können), dass sie gesiegelte Prostagmata oder Briefe
geerbt haben, die von den Generalintendanten an die hier Zurückgelassenen geschrieben worden
sind, (für diese) sollen diese maßgeblich sein, und es soll außerdem über jeden einzelnen (Fall)
Bericht erstattet werden.“
140 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

ὅσοι ἂν ἐπιδείξωσιν […] ἐσφραγισμένα προστάγματα ἢ ἐπιστολὰς | γεγραμμέ-


νας ὑπὸ τῶν ἀρχιγραμματέων […] διαδέχεσθαι, μενέτω κύρια […].226
Die Verwendung der Pluralform im Trierer Papyrus bedeutet nicht zwangs-
läufig, dass mehrere ἀρχιγραμματεῖς zur gleichen Zeit existierten, sondern ist
vermutlich darin begründet, dass sich das Prostagma auf in der Vergangenheit
erteilte Privilegien bezieht und die gewählte Form somit als „der jeweils am-
tierende ἀρχιγραμματεύς“ zu verstehen ist. Ebenfalls anzumerken ist, dass
Plutarch, wie auch P.Trier II 15, den Titel in seiner gekürzten Form, ἀρχιγραμ-
ματεύς, angeben, obwohl in beiden Fällen der ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων
gemeint sein dürfte. Da sich die Funktion des Amtes jedoch in beiden Fällen aus
dem militärischen Kontext ergibt, lag es nahe, auf eine Ausschreibung des Titels
zu verzichten.

8.1.3 Fazit

Wie bereits erwähnt, war aus den Papyri bisher kein ἀρχιγραμματεὺς τῶν
δυνάμεων bekannt. Der Kontext des Trierer Papyrus ist jedoch eindeutig und
lässt kaum einen anderen Schluss zu, als in den erwähnten ἀρχιγραμματεῖς die
ἀρχιγραμματεῖς τῶν δυνάμεων zu sehen, die auf Deutsch wohl am treffendsten
mit „Generalintendanten des Heeres“227 zu übersetzen sind.
Aus den literarischen Quellen lässt sich ableiten, dass der ἀρχιγραμματεὺς
τῶν δυνάμεων derjenige Intendant war, der den König als höchste administrative
Instanz auf seine Feldzüge ins Ausland begleitete, auf denen er zudem auch die
aktive Befehlsgewalt für einzelne Truppen übernehmen konnte, wenn die Um-
stände es erlaubten oder gar erforderlich machten. Seine Nähe zum König, der
absolutes Vertrauen in seinen Generalintendanten haben musste, wird dadurch
ebenso evident wie die Tatsache, dass es kaum mehr als den jeweils einen amtie-
renden Generalintendanten gegeben haben konnte. Die Verwendung des Plurals
in P.Trier II 15 ist folglich dergestalt aufzufassen, dass sämtliche von Generalin-
tendanten verfasste Dokumente als legitim zu erachten sind, unabhängig davon,
auf welchem Feldzug und unter welchem König bzw. Generalintendanten sie
entstanden sind. Sie ist somit mitnichten ein Hinweis auf die parallele Existenz
mehrerer ἀρχιγραμματεῖς τῶν δυνάμεων.
Zwar kann P.Trier II 15, der erste Papyrusbeleg für einen ἀρχιγραμματεύς in
diesem Kontext, unsere Kenntnisse über das Amt nicht grundlegend erweitern,

226
P.Trier II 15, Kol. II 31–34: „alle, die nachweisen können, […] dass sie gesiegelte
Prostagmata oder Briefe geerbt haben, die von den Generalintendanten […] geschrieben worden
sind, (für diese) sollen diese maßgeblich sein […].“
227
Diese Übersetzung wählt Wilcken in UPZ I 14, S. 161 für den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων
Demetrios.
8. Militärische Ämter und Titel 141

doch bestätigt er die in SEG XXXVIII 1571 überlieferte Existenz des Amtes
innerhalb der ptolemäischen Armee sowie den in den literarischen Quellen ange-
deuteten Tätigkeitsbereich. Amüsierte sich bei Plutarch Neoptolemos darüber,
dass besagter ἀρχιγραμματεύς den König lediglich mit „Griffel und Schreib-
täfelchen“228 auf seinen Feldzug begleitete, besitzen wir nun erstmals einen
papyrologischen Beleg für einen ebensolchen Generalintendanten und erfahren
dadurch von der Wichtigkeit seines Amtes. Waren es doch die von ihm während
des Feldzuges verfassten Dokumente, die unabhängig vom Ausgang des Feld-
zuges und über mögliche Herrscherwechsel hinweg, ihre Gültigkeit behielten
und dadurch für die Soldaten von nicht zu unterschätzender Bedeutung waren.
Dank dieser Schriftstücke konnten sie ihre Forderungen jederzeit geltend
machen, selbst wenn ihre eigenen Dokumente im Krieg verloren gegangen oder
aus anderen Gründen unauffindbar waren. Besonders in einer prekären Situa-
tion, wie wir sie bei dem erneuten Regierungsantritt Ptolemaiosʼ VIII. vorfin-
den, werden diese Dokumente zu einem wichtigen Gut. Ohne die Belege aus den
Archiven der Verwaltungsbehörden wären ihre Gesuche wahrscheinlich abge-
lehnt worden, um die damit verbundenen Ausgaben einzusparen.
Da alle Schlussfolgerungen in Bezug auf die Stellung und den Kompetenzbe-
reich dieses Amtes in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Amt des γραμμα-
τεὺς τῶν δυνάμεων stehen, sollen diese erst zum Abschluss des folgenden
Unterkapitels formuliert werden. An dieser Stelle sei stattdessen an eine Bemer-
kung Landaus erinnert, dessen Beschäftigung mit beiden Titeln im Jahre 1910
ihn zu folgender Schlussfolgerung veranlasste: „We should, however, take into
account that the slight evidence so far available allows of no indisputable con-
clusions: a new inscription or papyrus may turn up, mentioning an indubitable
chief secretary of the whole army of the Ptolemaic empire and settling the ques-
tion whether his title was γραμματεὺς or ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων like
that of his Seleucid colleague.“229 Der Trierer Papyrus kann nun durchaus als
eines jener Dokumente gelten, die zur Lösung des Rätsels um den Titel des
ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων beitragen.

228
Plutarch, Eumenes I 3.
229
Landau, „Inscription“, S. 124.
142 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

8.2 Der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων

8.2.1 Der Forschungsstand

Neben dem ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων, der sich im unmittelbaren Umfeld


des Königs befand, diesen auf seine Feldzüge begleitete und sich in Friedens-
zeiten wohl bei Hofe in Alexandria aufhielt, existieren auch Belege für das Amt
eines γραμματεὺς τῶν δυνάμεων. Lange war unklar, ob die beiden Titel ver-
schiedene Ämter bezeichnen oder ob es sich bei letzterem um eine verkürzte
Schreibung für das Amt des Generalintendanten des Heeres (ἀρχιγραμματεὺς
τῶν δυνάμεων) handelt. In den bisherigen Untersuchungen zum Titel des γραμ-
ματεὺς τῶν δυνάμεων wurde keine klare Trennung zwischen beiden Ämtern
vorgenommen. Dies mag in der Tatsache begründet sein, dass für den ἀρχιγραμ-
ματεὺς τῶν δυνάμεων noch keine papyrologischen Belege existierten, sodass
man versucht war, den „einfachen“ γραμματεὺς τῶν δυνάμεων mit diesem
gleichzusetzen, um seine Stellung innerhalb der Hierarchie der Militäradmi-
nistration definieren zu können.
Als grundlegend für die bisherige Beschäftigung mit dem Amt des γραμμα-
τεὺς τῶν δυνάμεων sind die Anmerkungen von Meyer in seiner Abhandlung
über „Das Heerwesen der Ptolemäer und Römer in Ägypten“230 sowie dieje-
nigen Lesquiers in seiner Monografie „Les institutions militaires de l’Égypte
sous les Lagides“231 zu betrachten, auf die sich nachfolgend Wilcken und
Schubert in ihren dieses Amt betreffenden Kommentaren stützen. Diese Kom-
mentare beziehen sich in Wilckens Fall auf seine Edition von UPZ I 14, in
denen ein γραμματεὺς τῶν δυνάμεων namens Δημήτριος im Jahre 158/7 v. Chr.
erwähnt wird, sowie auf Schuberts Edition des P.Gen. III 131, in welchem
derselbe γραμματεὺς τῶν δυνάμεων etwa elf Jahre später erneut in Erscheinung
tritt.
Meyer unterschied, wie man von seiner Übersetzung des Titels γραμματεὺς
τῶν δυνάμεων mit „Generalintendant“232 ableiten kann, nicht zwischen diesem
und dem ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων, der, wie der griechische Titel zeigt,
tatsächlich als „Generalintendant des Heeres“ anzusehen ist. Seine Übersetzung
begründet Meyer damit, auf diese Weise den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων von
den übrigen im Bereich der Militäradministration tätigen Intendanten abgrenzen
zu wollen, zu denen er „einerseits die γραμματεῖς der δυνάμεις der kleineren
Militärbezirke, besonders an der Grenze, andererseits die γραμματεῖς der ver-

230
Leipzig 1900.
231
Paris 1911.
232
Meyer, Heerwesen, S. 65.
8. Militärische Ämter und Titel 143

schiedenen Truppenkategorien der Epistrategie“233 zählt. Es ist m.E. durchaus


richtig, den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων den Intendanten der Truppenteile über-
zuordnen, jedoch ist seine Bezeichnung als Generalintendant irreführend, da die-
ser die oberste Stellung in der Militäradministration einnimmt und als ἀρχιγραμ-
ματεύς auch über den γραμματεῖς τῶν δυνάμεων stehen müsste, sollte man zu
dem Schluss gelangen, hier zwei verschiedene Ämter vor sich zu haben. Viel-
mehr sollte man den Zusatz τῶν δυνάμεων, durch den er sich als „Intendant der
Truppen“ an die Spitze der Intendanten der verschiedenen Einheiten stellt, als
eben jene Abgrenzung gegen die übrigen γραμματεῖς der Heeresverwaltung an-
sehen. Die Kritik an Meyers These bezieht sich jedoch allein auf seine Überset-
zung des Titels, die darauf zurückzuführen sein dürfte, dass er in seiner Mono-
grafie an keiner Stelle einen ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων erwähnt und ihm
dieses Amt somit vermutlich nicht bekannt war. Anstatt den Kompetenzbereich
des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων auf ganz Ägypten auszuweiten, wie man es bei
einem Generalintendanten erwarten würde, grenzt er diesen jedoch ein, indem er
ihn folgendermaßen beschreibt: „In der χώρα liegt in jeder der drei von Epipha-
nes neugeschaffenen Epistrategien ein Korps der μάχιμοι. Oberbefehlshaber
desselben wie der übrigen militärischen Abteilungen aktiver und inaktiver Sol-
daten, für die insgesamt die Bezeichnung δυνάμεις gebraucht wird, ist der ἐπι-
στράτηγος. […] Dem Epistrategen untersteht als Generalintendant des gesam-
ten Militärbezirks der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων.“234 Der Intendant der Trup-
pen war demnach, Meyers Ansicht folgend, nicht für ganz Ägypten, sondern für
eine Epistrategie, d.h. einen lokal begrenzten Bereich und alle in diesem Gebiet
stationierten Truppen verantwortlich. Gleiches gilt für den γραμματεὺς τῶν δυ-
νάμεων der Insel Elephantine235, der als „Adjunkt des Generalgouverneurs und
ihm im Range Nächstfolgende“236 über den Intendanten der dort stationierten
Einheiten stand.237
Lesquier hingegen schließt in Bezug auf den Geltungsbereich des γραμματεὺς
τῶν δυνάμεων: „Peut-être tous les grammates militaires avaient-ils à leur tête
un γραμματεὺς τῶν δυνάμεων en chef; peut-être, et plus probablement, dépen-
daient-ils sans intermédaire du diœcète qui exerçait sur l’administration mili-
taire une surveillance financière.“238 In einer Fußnote zu diesem Absatz merkt

233
Unter diesen γραμματεῖς führt Meyer folgende auf: den γραμματεὺς τῶν κατοίκων, den
γραμματεὺς τῶν ἐπιγόνων sowie den γραμματεὺς τῶν μαχίμων. Siehe dazu Meyer, Heerwesen, S.
66. Dieser Liste sind u.a. der γραμματεὺς τῶν μισθοφόρων ἱππέων und die γραμματεῖς der Kle-
ruchenverwaltung hinzuzufügen, die zuletzt von Scheuble-Reiter, Katökenreiter, S. 210f. zusam-
mengestellt worden sind.
234
Meyer, Heerwesen, S. 65f.
235
Portes du désert 105 = SEG XXXIV 1554 = CIG III 4836.
236
Meyer, Heerwesen, S. 94.
237
Zum Epistrategos siehe Thomas, Epistrategos.
238
Lesquier, Les institutions militaires, S. 100f.
144 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

er jedoch im Hinblick auf den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων Demetrios an: „je
croirais plutôt qu’il est γραμματεὺς de la garnison de Memphis.“239 Diese bei-
den gegensätzlichen Aussagen Lesquiers symbolisieren den Widerspruch, der
die bisherige Beschäftigung mit dem Titel γραμματεὺς τῶν δυνάμεων prägte:
Entweder war er, wie Lesquier in seiner Fußnote anmerkt, nur für einen lokal
begrenzten Bereich verantwortlich, etwa nur für die in Memphis stationierten
Truppen, oder er war, seiner zaghaften Hauptthese folgend, der „Kopf“ aller
Intendanten der Militärverwaltung Ägyptens. Auf Meyers Vermutung, ihm die
Truppen einer Epistrategie zu unterstellen, geht er, obwohl er dessen Arbeit
kannte und an anderen Stellen durchaus auf sie verweist, nicht ein.
Wilcken, dem beide Abhandlungen vertraut waren, löst das Problem in sei-
nem Kommentar zum γραμματεὺς τῶν δυνάμεων Demetrios wie folgt: Er be-
zeichnet ihn, wie Meyer vor ihm, als „Generalintendanten“, allerdings nicht
wie dieser lokal auf eine Epistrategie begrenzt, sondern als „Generalintendanten
des ganzen Armeekorps“240 in Anlehnung an Lesquier, auf den er in diesem
Zusammenhang verweist.241 Er begründet dies damit, dass „diesem Titel γραμ-
ματεὺς τῶν δυνάμεων, der hier nur dies eine Mal für Ägypten belegt ist, gerade
dadurch eine höhere Würde eignet, dass ihm jede lokale Beschränkung fehlt.“242
Eben jene Abwesenheit einer lokalen Beschränkung, trifft zwar auf die papyro-
logischen Belege zu, in denen es sich ausschließlich um Intendanten auf dem
Festland handelt, nicht jedoch auf die epigraphischen Quellen für die γραμμα-
τεῖς τῶν δυνάμεων der ptolemäischen Besitzungen auf den Mittelmeerinseln.
Bereits Meyer243 ist der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων der Nilinsel Elephantine
bekannt, und Lesquier244 führt neben diesem auch Belege für einen auf Zypern
stationierten „Intendanten der Truppen“ an. Dass diese Beschränkung unter den
drei papyrologischen Belegen nicht vorkommt, kann auf rein praktische Ursa-
chen zurückzuführen sein: Bei der erhaltenen amtlichen Korrespondenz kann
man davon ausgehen, dass alle Beteiligten ohne die Nennung eines lokalen Be-
reiches wussten, dass der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων, der ihnen Anweisungen
erteilte, für ihren Bereich zuständig war. Gleiches gilt zum Beispiel für den

239
Lesquier, Les institutions militaires, S. 101, Anm. 1.
240
UPZ I 14, S. 161, Komm. zu 43.
241
So merkt er in UPZ I 14, S. 161 an, dass Lesquier „ihm ein viel kleineres Gebiet überwiesen
hat, indem er ihn für den γραμματεὺς der Garnison von Memphis hält [ … ], daneben aber auch
die Möglichkeit erwägt, daß er der Chef der Intendantur für ganz Ägypten gewesen sei.“
242
UPZ I 14, S. 161, Komm. zu 43.Wilcken ergänzt im Folgenden, dass ein neuer Beleg für
diesen Titel, nämlich BGU IV 1190, 1 hinzugetreten ist – der Genfer Papyrus, P.Gen. III 131, war
zu dieser Zeit noch nicht publiziert – und das Amt zudem einmal für Zypern belegt ist. Obwohl er
keine An-gaben zu diesem Beleg für Zypern macht, ist anzunehmen, dass er sich, in Anlehnung an
Les-quiers Übersicht, auf OGIS I 154 und 155 bezieht.
243
Meyer, Heerwesen, S. 94.
244
Lesquier, Les institutions militaires, S. 349f.
8. Militärische Ämter und Titel 145

Strategen, der namentlich und unter Erwähnung des Amtes und des Hofrang-
titels angesprochen werden kann, ohne dass dabei sein Zuständigkeitsbereich
angeführt werden muss.245 Dies ändert sich jedoch, wenn ein Intendant eine
Weihinschrift verfasst, die vielleicht zudem an einem Ort angebracht ist, der
außerhalb seines Kompetenzbereiches liegt. Bei dieser Art von Dokumenten
überrascht es nicht, dass sowohl das Amt mitsamt der lokalen Zugehörigkeit als
auch der Titel festgehalten werden. Überdies darf nicht vergessen werden, dass
es sich bei der erhaltenen Korrespondenz teils um verkürzte Abschriften der
Originaldokumente handelt, in denen ursprünglich möglicherweise eine lokale
Beschränkung des Intendanten angegeben war.246 Ihr Fehlen in den überlieferten
Texten sollte daher nicht als Beweis dafür gelten, dass der Zuständigkeitsbereich
des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων keiner lokalen Begrenzung unterlag, wie Wil-
cken meint.247 Dieser untermauert seine These von einem gesamtägyptischen
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων zusätzlich damit, dass sich Demetrios nur vorüber-
gehend in Memphis aufgehalten habe, da zeitgleich „auch der Finanzminister
mit seinem gesamten Bureau in Memphis [war] und wahrscheinlich auch der
König“248 und somit sein Amtssitz, wie der des Dioiketen, in Alexandria zu
suchen sei. Zwar hielt sich der Generalintendant in der Umgebung des Königs
auf, doch die Indizien, die UPZ I 14 zur Stellung des Demetrios liefert, sind bei
Weitem nicht so aussagekräftig, dass sie eine eindeutige Schlussfolgerung da-
rüber zuließen, ob er der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων eines bestimmten Bezirkes
oder des gesamten Landes war.
Ein weiterer – Wilcken nicht bekannter – Beleg, soll die Zusammenfassung
der Forschungsgeschichte abschließen und zur Analyse der genannten Quellen
überleiten. Es handelt sich dabei um P.Gen. III 131, der auf das Jahr 146 v. Chr.
datiert ist und dessen editio princeps Schubert 1991 vorlegte.249 Zwischen
dessen Entstehungszeit und derjenigen des von Wilcken edierten UPZ I 14 liegt
eine Zeitspanne von etwa elf Jahren, im Verlaufe derer Demetrios vom Rang
eines ἀρχισωματοφύλαξ zum τῶν πρώτων φίλων aufgestiegen war. Diese Ent-
wicklung betraf allerdings nicht nur den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων, wie bereits
Schubert ausführt, sondern etwa zur gleichen Zeit auch den Strategen der Theba-

245
Die folgenden Beispiele bewegen sich etwa im zeitlichen Rahmen von P.Trier II 15: SB
XXII 15559, 1–2 (nach 140 v. Chr.): [Δι]ονυσίωι τ[ῶ]ν̣ ἰ̣σ̣ο̣τίμων τοῖς | πρώτοις φίλοις καὶ στρατη-
γῶι; BGU VI 1247,1 (137 v. Chr.): Σαν̣τοβίθυι̣ ἀρχισωματοφύλακι καὶ στρατηγῶι; P.Amh. II 35,
1–2 (132 v. Chr.): Ἀπολλωνίωι τῶν πρώτων φίλων | καὶ στρατηγῶι καὶ ἐπὶ τῶν προσόδων.
246
Da die Belege anschließend einzeln behandelt werden, wird an dieser Stelle auf eine aus-
führliche Erläuterung verzichtet und lediglich darauf hingewiesen, dass es sich bei den beiden Do-
kumenten, die den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων Demetrios betreffen (UPZ I 14 und P.Gen. III 131)
nicht um Originalschriftstücke von oder an Demetrios handelt.
247
UPZ I 14, S. 161, Komm. zu 43.
248
UPZ I 14, S. 161, Komm. zu 43.
249
Schubert, „Ordre“, S. 233–236.
146 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

is: So ist zwischen 171/70 und 149 v. Chr. der Hofrangtitel ἀρχισωματοφύλαξ
mit diesem Amt verbunden, während es zwischen 149 und 135 v. Chr., parallel
zu dem des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων, der Titel τῶν πρώτων φίλων ist.250
Schubert schließt seinen Vergleich daher mit folgender Feststellung: „La com-
paraison avec le cas de Démétrios permet de conclure que le degré de compé-
tence du stratège de la Thébaїde et du γραμματεὺς δυνάμεων est à peu prèssem-
blable au cours du temps.“251 Dennoch weist er anschließend darauf hin, dass
dies allein kein Beweis dafür sei, dass sich die Befugnisse des γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων nur auf die Thebais beschränkten und nicht auf das gesamte Land er-
streckten, und kommt letztendlich zu dem Schluss: „Je serais par conséquent
enclin à considérer que notre Démétrios était responsable de l’intendance de
l’armée pour tout le pays.“252
Es zeigt sich also, dass Meyer, der dem γραμματεὺς τῶν δυνάμεων einen auf
die Epistrategie253 beschränkten Bereich zuweist, Lesquier, Wilcken und
Schubert allein gegenübersteht, die übereinstimmend zu dem Ergebnis kommen,
seine Befugnisse erstreckten sich auf ganz Ägypten. Damit erweist es sich als
plausibel, dass es immer nur einen γραμματεὺς τῶν δυνάμεων gab; denn es wäre
widersinnig, mehrere Intendanten mit der Weisungsbefugnis für alle Truppen
des Landes auszustatten.

8.2.2 Die Quellenlage

Ausgehend von dieser Forschungslage sollen im Folgenden die papyrologischen


und epigraphischen Quellen zusammen mit dem neuen Beleg des Trierer
Papyrus betrachtet werden.

a) Die papyrologischen Quellen

Die Quellenlage für das Amt des Truppenschreibers ist, wie sich gezeigt hat,
dünn, aber aufgrund der papyrologischen Belege dennoch aussagekräftiger als
diejenige für den ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων. Unter den bisher edierten
Papyri findet der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων dreimal Erwähnung. Das früheste

250
Ders., a.a.O., S. 234 führt weiterhin aus, dass die Strategen der Thebais ab 135 v. Chr. den
Hofrangtitel συγγενής trugen. Der alleinige Beleg für einen γραμματεὺς τῶν δυνάμεων nach 146
v. Chr. ist BGU IV 1190 aus dem Jahre 80 v. Chr., in welchem der Intendant der Truppen, wie die
Strategen dieser Zeit, den Hofrangtitel eines συγγενής trägt. Vgl. Mooren, Aulic titulature; Trindl,
Ehrentitel.
251
Ders., S. 234.
252
Ders., S. 235.
253
Siehe dazu Ameling, DNP 11, Sp. 1039f., s.v. „Strategos“ und Thomas, Epistrategos,
S. 26ff.
8. Militärische Ämter und Titel 147

Zeugnis stellt UPZ I 14 dar, der den administrativen Ablauf zur Aufnahme eines
neuen Soldaten ins Heer zum Inhalt hat und den bis heute detailliertesten Ein-
blick in dieses Amt gestattet.254

I. UPZ I 14
In UPZ I 14 (= P.Lond. I 23), einer Eingabe aus dem Jahre 158/57 v. Chr. und
ihrer Bearbeitung, trägt der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων Δημήτριος den Hofrang-
titel ἀρχισωματοφύλαξ. Bei der ersten Erwähnung des Demetrios wird berichtet,
dass diesem von dem Petenten die gesiegelte Abschrift seiner vom König be-
willigten Enteuxis überbracht wird: (ἔτους) κδ Θῶυθ ἀπέδωκα (l. ἐπέδωκα) τῷ
βασιλεῖ | καὶ τῇ βασιλίσσηι <τὴν> ἔντευξιν καὶ ἐκο|μισάμην παρʼ α`ὐ´τ[ο]ῦ καὶ
ἀπέδωκα (l. ἐπέδωκα) | Δημητρίωι ἐσφρα[γι]σμένην.255 Neben diesem wichtigen
Hinweis, auf den noch näher einzugehen sein wird, ist zudem ein Brief erhalten,
den Demetrios an den Dioiketen Dioskurides schickt: Δημήτριος Διοσκου<ρί>-
δει χαίρειν. τῆς | πρὸς Σώστρατον γραμματέα γεγραμένης (l. γεγραμμένης) |
ἐπιστολῆς τἀντίγραμφον (l. τὸ ἀντίγραφον) ὑποτετάχαμεν, | ὅπως παρακολλου-
θῇς (l. παρακολουθῇς).256 Des Weiteren ist das an Demetrios gerichtete Pros-
tagma zur Besoldung des Apollonios überliefert: Ἀπολλώνιον Μακεδώνα προσ-
λαβέσθαι | εἰς τὴν Δεξιλάου σημέαν τὴν τεταγμέ(νην) | ἐμ (l. ἐν) Μέμφει καὶ
ἐκθεῖναι αὐτῶι ὡς καθή|κει, οἵσα (l. ὅσα) καὶ οἱ ἄλλοι λαμβάνουσι⟦ν⟧, (δραχ-
μὰς) ρν | καὶ πυρῶν ἀρ(τάβας) γ, ἀφʼ ὧν πυρῶν ⟦ἀρ̣τ̣έβ
̣ η
̣ ν⟧ | ἀρ(τάβην) α καὶ τὴν
τιμὴν ἐκ (δραχμῶν) ρ.257 Abschließend zu erwähnen ist ein Aktenvermerk, in
welchem mitgeteilt wird, dass Demetrios nach Erhalt des Prostagmas vier Briefe
verfasste, von denen jeweils einer dem στρατηγὸς Ποσειδώνιος, dem ἀρχυπηρέ-
της Ἀμμώνιος, dem γραμματεὺς Καλλίστρατος und dem διοικητὴς Διοσκουρί-
δης überbracht wurde.258

254
UPZ I 14, S. 184ff.
255
Wilcken, UPZ I 14, 105–108, S. 158: „Im Jahre 24 im Thoyth überreichte ich dem König
und der Königin die Bittschrift und erhielt sie von ihm zurück und lieferte sie gesiegelt dem Deme-
trios ab.“
256
Ders., a.a.O., 53–56, S. 157: „Demetrios grüßt den Dioskurides. Von dem an Sostratos, den
Intendanten, geschriebenen Brief habe ich Dir die Kopie daruntergesetzt, damit Du Dich danach
richtest.“
257
Ders., a.a.O., 44–49, S. 157: „[…] den Apollonios, den Makedonier, aufzunehmen in das
Fähnlein des Dexilaos, das in Memphis steht, und ihm, wie es sich geziehmt, alles, was auch die
anderen bekommen, auszusetzen, nämlich 150 Drachmen und 3 Artaben Weizen, von diesen in
Weizen 1 Artabe und <für die anderen beiden> den Preis zu 100 Drachmen.“
258
Ders., a.a.O., 94–100: τὰς παρὰ τοῦ Δημητρίο[υ το]ῦ ἀρχισωματαφύλακος (l. ἀρχισωμα-
τοφύλακος) | καὶ γραμ̣ματέα (l. γραμματέως) τῶν δ[υ]νάμεων ἐπιστολὰς | δ, μίαν τῷ Ποσιδω[νίῳ]
[τῶ]ν (l. [τῶ]ι) στρατηγῶν (l. στρατηγῶι) καὶ α | Ἀμμωνίωι τῷ ἀρχ[υπ]ερέτην (l. ἀρχυπηρέτηι) καὶ
μίαν | τῷ Καλλιστράτῳ γραμματεῖ καὶ μίαν | Διοσκου<ρί>δει τῶι διοικ[ητ]ῆι, | ἀπέ⟪τω⟫δωκα (l.
ἀπέδωκα) αὐτοῖς [αὐ]τὰς Τῦβι ιθ (ἔτους) κδ. (Wilcken, UPZ I 14, S. 158: „Die vier Briefe vom
Demetrios, dem Erzleibwächter und Generalintendanten der Armee, einen an Poseidonios, den
148 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Dank des guten Erhaltungszustandes dieser Aktenrolle und der in ihr überlie-
ferten Korrespondenz ist es möglich, verschiedenartige Dokumente eines Sach-
verhaltes einander gegenüberzustellen und so einen Einblick in die administra-
tiven Prozesse und durch diese in die Weisungsbefugnisse der beteiligten Be-
amten zu erhalten. Zur Position des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων Demetrios er-
geben sich zwei wichtige Hinweise:
1. Nachdem der König entschieden hat, der Bitte des Ptolemaios stattzugeben,
ist Demetrios der erste Ansprechpartner zur Bearbeitung der Enteuxis. Die
Mitteilung erfolgte in Form eines königlichen Erlasses, welcher außer ihm nur
dem Dioiketen Dioskurides überbracht worden ist.259 Da bei administrativen
Belangen die Weisungen über verschiedene Ebenen an den in der Hierarchie
nächstfolgenden weitergegeben werden, scheint Demetrios der gesamten
Militärverwaltung vorzustehen und ist deshalb erster Ansprechpartner des
Königs. Dies verdeutlicht, dass dem γραμματεὺς τῶν δυνάμεων die Koordi-
nation und praktische Umsetzung der nötigen Verwaltungsvorgänge oblag.
2. Er ist auch derjenige, der über einen seiner Intendanten (Ariston) in Er-
fahrung bringen lässt, wie die Soldaten der Truppe, in die Apollonios aufge-
nommen werden soll, besoldet werden.260 Zudem scheint es sein Büro zu sein,
das diese Informationen anschließend in einer Eisdosis an den königlichen
Hof übermittelt. Da diese Eisdosis vom König bei ihm eingefordert worden
ist, liegt es nahe, dass er den entsprechenden Bericht einreichen lässt, der
schließlich zur endgültigen Entscheidung in Form eines Prostagmas führt.
Wie die Verwaltungsvorgänge im Einzelnen aussahen, soll an dieser Stelle in
Auszügen betrachtet werden. Aus den oben bereits zitierten Zeilen 94–100 geht
hervor, dass Demetrios nach Erhalt des Erlasses vier Briefe verfasst, die, auch
wenn ihr Inhalt nicht überliefert ist, Anweisungen zur Umsetzung des Erlasses
an die entsprechenden Beamten enthalten und somit vermutlich alle einen recht
ähnlichen Wortlaut aufgewiesen haben müssen. Einer davon war bestimmt für
den Dioiketen, der zwar bereits direkt von der königlichen Kanzlei informiert
worden war, aber wohl auch der Bestätigung des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων
bedurfte, um die Symbola ausstellen zu können, die Apollonios benötigte, um
seinen Sold zu erhalten.261 Ferner ging einer dem Strategen des Memphites zu,

Strategen, und einen an Ammonios, den Oberzahlmeister, und einen an Kallistratos, den Schrei-
ber, und einen an Dioskurides, den Finanzminister, ich habe sie ihnen abgeliefert am 19. Tybi des
24. Jahres.“). Dieser Vorgang wird erneut in den Zeilen 117–123 wiedergegeben.
259
Ders., a.a.O., 42–50.
260
Ders., a.a.O., 109–112.
261
Der Brief an den Dioiketen Dioskurides ist mit großer Wahrscheinlichkeit das in den Zeilen
53–91 in Abschrift erhaltene Dokument, dem der Brief an den Intendanten Sostratos und der
diesem übermittelte Schreiberbericht beigefügt sind.
8. Militärische Ämter und Titel 149

der über die Neuaufnahme des Apollonios ins Heer informiert werden musste,
einer dem Oberzahlmeister, der für die Auszahlung des Soldes verantwortlich
sein würde, und einer dem Intendanten der Truppe, in die Apollonios aufge-
nommen werden sollte.262 Da der Stratege eine Anweisung des γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων, die sich auf ein königliches Prostagma gründet, ohne Zweifel be-
folgen muss, der Intendant der Truppe, in die Apollonios aufgenommen werden
soll, dem Demetrios ohnehin untersteht und auch der ἀρχυπηρέτης, der über die
Zahlungsmodalitäten informiert wird, hier Weisungsempfänger zu sein scheint,
ist davon auszugehen, dass der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων diesen drei Beamten
gegenüber weisungsbefugt war.263 Dies gilt zumindest in den Fällen, in denen
seine Anweisungen durch ein königliches Prostagma legitimiert waren, da uns
keine Dokumente vorliegen, die ein anderes Szenario widergeben. In Bezug auf
den Dioiketen fällt diese Entscheidung jedoch weniger leicht. Wilcken äußert in
seinem Kommentar die Vermutung, dieser könne dem γραμματεὺς τῶν δυνά-
μεων untergeordnet sein, da er einen niedrigeren Hofrangtitel als dieser führt
und zudem der „Ton, in dem Demetrios schreibt“264 nicht dem entspricht, den
man einem Vorgesetzten gegenüber erwarten würde.265 Bedenken sollte man
hierbei aber, dass der Stratege, dessen Befugnisse lokal beschränkt waren, den
gleichen Hofrangtitel trägt wie der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων, während für den
königlichen Schreiber beispielsweise, der einen ähnlichen geographischen Be-
reich abdeckte wie der Stratege, kein Hofrangtitel belegt ist.266 Dies könnte be-
deuten, dass den militärischen Ämtern in der Vergabe dieser Titel eine größere
Bedeutung zukam als den zivilen. Da die Hofrangtitel bis heute jedoch nicht als
gänzlich erforscht gelten, sollte bei Schlussfolgerungen, die sich vor allem auf
diese Titel stützen, Vorsicht geboten sein. Wenn man in Betracht zieht, dass
beide Beamte das königliche Prostagma, das die Aufnahme des Apollonios
legitimiert, direkt vom königlichen Hof erhalten haben, scheint es sich hier um
das gegenseitige Informieren der beiden Beamten zu handeln, da sie in unter-
schiedlicher Position mit der gleichen Sache betraut waren: Demetrios als γραμ-
ματεὺς τῶν δυνάμεων auf der militärischen Verwaltungsebene, Dioskurides als

262
Vgl. UPZ II 215, in welchem die ὑπηρέτεις darauf hingewiesen werden, dass ohne Wissen
des Strategen niemand in die Truppe aufgenommen werden soll.
263
Die gleiche Befehlskette liegt in P.Gen. III 131 vor, in welchem der Stratege des Herakleo-
polites den Intendanten einer Truppe beauftragt, ein Schiff bereitzustellen, da ihm dies durch den
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων Demetrios aufgrund eines königliches Erlasses befohlen worden ist.
264
UPZ I 14, S. 162, Komm. zu 53.
265
Diese Aspekte veranlassten Wilcken in UPZ I 14, S. 162, Komm. zu 53 zu der eingangs
erläuterten These, dass der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων „der Chef der Intendantur für die gesamte
Armee“ sei und „eine sehr bedeutende Stellung neben dem Chef der Finanzverwaltung gehabt
hat.“
266
Armoni, Basilikos Grammateus, S. 26 stellte zuletzt fest: „Wie die Oikonomoi, so scheinen
auch die βασιλικοὶ γραμματεῖς keinen Hofrangtitel getragen zu haben.“
150 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Dioiket und somit oberster Beamte der Zivilverwaltung auf finanzieller Ebene.
Im Gegensatz dazu meint Armoni, die wie Wilcken in Demetrios den Generalin-
tendanten der ägyptischen Armee sieht, dass dieser auch die nötigen Symbola
ausgestellt habe.267 Ebenso ist es jedoch möglich, dass diese vom Dioiketen an-
gefertigt worden sind und dies der Grund für die Korrespondenz zwischen den
beiden Beamten war.268 Wie Armoni in ihren Ausführungen darlegt, war der
Dioiket dann an den Auszahlungen beteiligt, wenn diese „nicht im Rahmen des
regulären Besoldungsverfahrens vergütet werden.“269 Das galt auch für Solda-
ten, die in den jährlichen Zahlungsplänen nicht vorgesehen waren, wovon man
bei Neuaufnahmen wohl ausgehen kann. Eine direkte Weisungsbefugnis oblag
in diesem Fall weder dem γραμματεὺς τῶν δυνάμεων noch dem διοικητής, da
die Militäradministration von der zivilen getrennt war und nur wenige Schnitt-
stellen, wie die der Besoldung der Soldaten, aufwies. So konnte weder der
Dioiket die Indienststellung des Apollonios ohne den verantwortlichen Intendan-
ten der Truppen veranlassen, noch dieser dessen Besoldung ohne den Finanz-
minister in die Wege leiten. Dementsprechend vage bleibt die Stellung des
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων innerhalb der Militärverwaltung. Dass Demetrios in
diesem Vorgang als höchster Intendant des militärischen Verwaltungszweiges
auftritt, bedeutet nicht, dass er auf Landesebene an deren Spitze stand, sondern
verdeutlicht lediglich seine Position in dieser speziellen Angelegenheit. Die fol-
gende Quelle, in welcher Demetrios ebenfalls als γραμματεὺς τῶν δυνάμεων für
die Ausführung eines königlichen Prostagmas verantwortlich ist, könnte nähere
Hinweise auf seinen Kompetenzbereich liefern.

II. P.Gen. III 131


P.Gen. III 131 (= SB XX 15113) aus dem Jahr 146 v. Chr. enthält eine auf ein
königliches Prostagma hin erfolgte Anweisung desselben γραμματεὺς τῶν δυνά-
μεων, der bereits in UPZ I 14 in Erscheinung trat: [Τήρ]η̣ς̣ Ἡρ̣ακλείδει χαίρειν. |
τ̣ο̣ῖ̣ς̣ καταπλέουσιν εἰς Πτολεμαΐδα | τ̣ὴ̣ν ἐν̣ Π̣ηλουσίωι Μυσοῖς | [κα]ὶ̣ ἑ̣τέροις
ἐπιλ̣έκ ̣ τ̣ οις ἀνδράσι μα, | κα̣θ̣ότ̣ι̣ γέγραφεν Δημήτριος | τ̣[ῶ]ν πρώτων φίλων καὶ |
γραμματεὺς δυνάμεων | προστεταχέναι τὸν βασιλέα, | παρασταθ̣ήτ̣ ωι πλοῖον
παραχρῆμα. | ἔρρωσο. (ἔτους) λε Παχὼν γ.270 Wie Schubert bereits anmerkte,
hat sich der Hofrangtitel des Demetrios inzwischen geändert, denn in P.Gen. III

267
Armoni, Basilikos Grammateus, S. 61.
268
Wilcken, UPZ I 14, S. 166, Komm. zu 89–91, sprach sich dafür aus, dass die nötigen
Symbola vom Dioiketen ausgestellt werden mussten.
269
Armoni, Basilikos Grammateus, S. 74.
270
„Teres grüßt Herakleides. Wie Demetrios, einer der ersten Freunde (des Königs) und Inten-
dant der Truppen, geschrieben hat, hat der König befohlen, es soll sofort ein Schiff für die Myser
und die anderen 41 ausgewählten Männer, die nach Ptolemais in der Gegend von Pelusion hinab-
segeln, bereitgestellt werden. Leb’ wohl! 35. Jahr, 3. Pachon.“
8. Militärische Ämter und Titel 151

131 trägt er „un titre aulique plus élevé, celui de τῶν πρώτων φίλων.“271 Von
den beiden anderen im Text erwähnten Personen konnte Schubert den Absender,
Teres, als den Strategen identifizieren, der schon durch P.Berl. Zill. 2, 4 (156/55
v. Chr.) und P.Münch. III 50, 4 (155 v. Chr.) belegt ist.272 Inzwischen ist mit
P.Phrur. Diosk. 6, 3+7 (146 v. Chr.) ein weiterer Beleg für diesen Strategen hin-
zugetreten, der, wie die vorherigen, aus dem Herakleopolites stammt und be-
zeugt, dass Teres das Amt auch noch zehn Jahre später, also zur Entstehungszeit
des P.Gen. III 131, innehatte. Bei Herakleides muss es sich, wie Schubert in
seiner Einleitung feststellt, um den „responsable du port d’Héracléopolis“273
handeln. Dieser könnte mit dem gleichnamigen ἡγεμὼν τῶν ἔξω τάξεως καὶ
γραμματεὺς τῆς Νικάδα τριημιολίας μισθοφόρου274 in P.Phrur. Diosk. 4, der
vermutlich in das Jahr 153 v. Chr. zu datieren ist und ebenfalls aus dem Hera-
kleopolites stammt, identisch sein.275 Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er
auch sieben Jahre später als Offizier und Intendant des Schiffes dafür verant-
wortlich war, den durch den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων mitgeteilten Befehl des
Königs, der ihn über den Strategen erreicht hatte, umzusetzen. Die Befehlskette
wäre in diesem Fall lückenlos nachgewiesen und begann mit einer königlichen
Anordnung, die wohl wie in UPZ I 14 direkt an den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων
erging und von diesem an den Strategen des Gaus weitergeleitet wurde, in dem
sich das Schiff und vermutlich auch die zu verschiffenden Truppen befunden
haben.276 Der Stratege wiederum gab den Befehl an den Intendanten weiter, der
sich für das entsprechende Schiff verantwortlich zeichnete und daher mit der
praktischen Umsezung der königlichen Anordnung betraut wurde. Da sich
Demetrios in UPZ I 14 wohl zur gleichen Zeit wie der König und der Dioiket in
Memphis aufhielt, und hier in P.Gen. III 131, einen königlichen Befehl an einen
Strategen des Herakleopolites weiterleitet, kommt man kaum umhin, seinen
Kompetenzbereich auf mehr als einen Gau und letztlich womöglich ganz
Ägypten auszuweiten.

271
Schubert, P.Gen. III 131, S. 106.
272
Ders., a.a.O., S. 105.
273
Ders., a.a.O., S. 105.
274
Cowey, P.Phrur. Diosk. 4, 2–3, S. 45: „Offizier, einem Angehörigen des Stabes (τῶν ἔξω
τάξεων) und Schreiber der unter dem Befehl des Nikadas stehenden Söldnertrihemiolia.“
275
Außerdem ist ein Herakleides in P.Hamb. I 57, 19–21 aus dem Jahr 160 v. Chr. einer von
den τέσσαρες | νησιῶται τῶν ἀπὸ τῆς Νικάδο̣υς̣ τ̣[ριη]μ̣ιολίας μι[σ]θ̣ο̣φ̣όρ̣ ου | νησιωτῶν („die vier
Inselbewohner von den Inselbewohnern der unter dem Befehl des Nikadas stehenden Söldnertri-
hemiolia“) im Herakleopolites, die einen königlichen Eid beim Strategen ableisten. Sowohl die
Zeit als auch der Ort und die Erwähnung eben jenes in P.Phrur. Diosk. 4 genannten Schiffes
sprechen dafür, dass es sich hier um dieselbe Person handelt.
276
Aus dem neuen Trierer Papyrus ist bekannt, dass auch Antiphilos, der zu den Mysern ge-
hörte, im Herakleopolites stationiert war. Die Möglichkeit, dass dieses Schriftstück den Einsatz
des Antiphilos und seiner Kameraden einleitete, ist bereits in Kapitel 1.7 aufgezeigt worden.
152 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Ein wichtiger Aspekt ist hier allerdings bisher nicht berücksichtigt worden:
Die Herkunft der Person, die in UPZ I 14, 6–8 die Enteuxis an den König
richtet, nämlich Πτολεμαῖος Γλαυκίου Μακεδὼν τῆς ἐπιγονῆς τῶν ἐκ τοῦ Ἡρα-
κλεοπολίτου277, dessen Vater Glaukias τῶν ἐν τῶι Ἡρακλεο|πολίτηι συνγενῶν
κατοίκων278 ist. Ursprünglich kommen sowohl Ptolemaios als auch sein jüngerer
Bruder Apollonios aus dem Herakleopolites und besitzen dort, wie aus UPZ I
11279 hervorgeht, ein Haus in einem Dorf namens Psichis.280 Diese Herkunft
scheint jedoch nur in Zusammenhang mit der Indienststellung des Apollonios
von Bedeutung zu sein, da Ptolemaios in keiner seiner anderen Eingaben darauf
Bezug nimmt, sondern sich sonst als τῶν ἐν κατοχῇ ὄντων | […] ἐν τῷ πρὸς
Μέμφει | μεγάλῳ Σαραπιείῳ vorstellt.281 Die einzige Ausnahme von dieser
Regel bildet UPZ I 31. Dabei handelt es sich um eine Quittung, die Ptolemaios
für den Taktomisthos Demetrios im Namen der Zwillinge, deren Vormund er ist,
ausstellt und in der er sich erneut als Μακεδὼν τῆς ἐπιγονῆς bezeichnet, ohne
hier jedoch eine Verbindung zu seinem Heimatgau, dem Herakleopolites, herzu-
stellen. Er scheint daher in UPZ I 14 ganz bewusst auf die Zugehörigkeit der
Brüder zu diesem Gau hinzuweisen, vermutlich weil die Militäradministration
des Herakleopolites für die Aufnahme des Apollonios verantwortlich war, da
sein Vater dort als Katöke ansässig gewesen war. Zwar soll der jüngere Bruder
des Ptolemaios unter die Epigonen im Memphites aufgenommen werden, um so
seinen älteren Bruder, der sich in Katoche im Serapeum von Memphis befand,
versorgen zu können, doch kam er ursprünglich aus dem Herakleopolites, in
welchem er sich zur Zeit der Einreichung der Enteuxis noch um das väterliche
Haus kümmerte und somit wohl auch offiziell dort gemeldet war.282 Bezieht
man diesen Aspekt in die Überlegungen ein, so wäre Demetrios in UPZ I 14
zuständig für die Aufnahme des neuen Soldaten gewesen, weil aus der Enteuxis
hervorging, dass der betreffende Apollonios Sohn eines Klerosinhabers im

277
Wilcken, UPZ I 14, 6–8, S. 157: „Ptolemaios, des Glaukias’ Sohn, ein Makedonier von der
Epigone aus dem herakleopolitischen Gau.“
278
Wilcken, UPZ I 14, 7–8, S. 157: „der zu dem (Korps der) Verwandten der Katoeken im
herakleopolitischen Gau gehörte.“
279
In Wilcken, UPZ I 10, 6–8 schreibt Ptolemaios in einer Enteuxis an den König: ὑπαρχού-
σης μοι πατρικῆς | οἰκίας π[ερὶ κ]ώμην [Ψῖχ]ιν τοῦ Ἡρακλεοπολίτου (UPZ I 10, S. 144: „Mir
gehört ein vom Vater ererbtes Haus im Dorfe Psichis im herakleopolitischen Gau.“). Der gleiche
Wortlaut liegt in UPZ I 11, 5–6 vor, bei dem es sich um eine frühere Version dieser Enteuxis
handelt, der wiederum UPZ I 9 als erster Entwurf vorausging.
280
Calderini/Daris, Dizionario V, S. 168; Falivene, Herakleopolite Nome, S. 261ff.
281
Wilcken, UPZ I 11, 3–5: „Ich bin in Gotteshaft […] im großen Serapeum in Memphis.“
282
Da Ptolemaios, wie oben belegt, Μακεδὼν τῆς ἐπιγονῆς τῶν ἐκ τοῦ Ἡρακλεοπολίτου war,
galt dies, auch wenn es nicht im Text genannt ist, ebenfalls für seinen Bruder Apollonios, der in
UPZ I 14, 70 unter die Epigonen aufgenommen werden soll: τοὺς ἐν τῇ Μέμφει ἐπιγόνους προσ-
ειλα[ ̣]αι (Wilcken, UPZ I 14, S. 157: „daß die Epigonen in Memphis aufgenommen werden
würden“).
8. Militärische Ämter und Titel 153

Herakleopolites war. Somit wäre UPZ I 14 kein Beweis dafür, dass Demetrios
für alle Truppen Ägyptens zuständig war, auch wenn dies nicht ausgeschlossen
werden kann.
In P.Gen. III 131 ist der Bezug zum Herakleopolites ebenfalls gegeben, da
dessen Stratege von Demetrios angeschrieben wird, um sich um das angefor-
derte Schiff zu kümmern. Auch hier kann man nicht eindeutig feststellen, ob der
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων an der Spitze der Verwaltung der Truppen des Hera-
kleopolites stand oder als Intendant der Truppen des gesamten Landes fungierte.
Berücksichtigt man diesen Aspekt, sind Wilckens und Schuberts Schlussfol-
gerung, der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων sei für ganz Ägypten verantwortlich ge-
wesen, nicht mehr so stichhaltig, wie es zunächst den Anschein hat. Eine dritte
papyrologische Quelle, die ebenfalls aus dem Herakleopolites stammt, gestattet
einen weiteren Einblick in den Aufgabenbereich des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων.

III. BGU IV 1190


Der jüngste papyrologische Beleg dokumentiert einen erneuten Aufstieg des mit
dem Amt des Truppenintendanten verbundenen Hofrangtitels. Der in dem Brief
BGU IV 1190 aus dem Jahr 80 v. Chr. genannte γραμματεὺς τῶν δυνάμεων An-
tiochos trägt den Hofrangtitel eines συγγενής, den höchsten verliehenen Ehren-
titel dieser Zeit.283 Das an Antiochos adressierte Schriftstück hat die Schulden
eines Soldaten sowie die Möglichkeit, diese zu tilgen, zum Thema und stammt
vom Prostates Dorion sowie von Dionysios, dem Sekretär des Vereins, dem der
Schuldner angehört: (1–9) Ἀ̣ν̣τ̣ι̣ό̣χω ̣ ̣ι̣ συγγενεῖ καὶ γραμματεῖ τῶν δυνάμεω[ν] |
παρ[ὰ] Δωρίωνος προστάτου καὶ Διονυσίου γραμμα[τέως] | συνόδου ρμγ̣ τῶ̣ν̣
(πρώτων) φίλων καὶ καὶ περὶ | τοὺς βασιλεῖς μαχαιροφόρων. Ἰσίδωρος Ἰσιδώ-
ρου | ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ο̣υ̣ ̣ε̣μ̣ ̣ ̣ ̣ τὰς μὲν χρείας παρεχομενου (l. παρεχόμενος) ἐν |
[Ἀλεξαν]δ̣ρεία̣ι̣, σιταρχουμενου (l. σιταρχούμενος) δὲ ἐπὶ τοῦ | [Ἡρακλε]ο-
πο̣λ̣[ίτο]υ τοῦ ὑπὲρ Μέμφιν νομοῦ ὀφείλων | [τῆι συνόδωι ̣ ̣ ̣ ̣ κε]φ̣ά̣λ̣α̣ι̣α̣ καὶ
ἕνεκα τοῦ τὰς | [σιταρχίας α]ὐ̣τοῦ ἐπὶ τῶν τόπων ἀναρπά̣ζ̣ε̣ι̣ν̣ --- (12–17) ἀ]ξιοῦ-
μεν συντά[ξαι] τῶι | [- ca. 13 - τ]ακτικῷ γραμματεῖ τὰς | [τοῦ Ἰσιδώρου σιτα]ρ-
χίας ἀπὸ τοῦ νῦν | [- ca. 15 - ἐ]κ τοῦ τ̣ά̣γ̣μ̣α̣το̣ ̣ς̣ α̣ὐ̣τοῦ | [- ca. 15 -] ̣ ̣ ̣ μέχρι τοῦ̣
̣ έ̣ν̣αι | [- ca.13 - πλ]η̣ρ̣ω̣θ̣ῆν̣ ̣α̣ι̣.284 Obwohl der Papyrus nur fragmentarisch
ε̣ἰ̣λ̣ηφ

283
Zur Herausbildung des Systems der Hofrangtitel, deren Spezifizierung, Werteverfall und
dadurch bedingte Reduzierung auf die drei höchsten Titel siehe Ameling, DNP 5, Sp. 667, s.v.
„Hoftitel“. Vgl. auch Mooren, Aulic titulature; Strack, „Griechische Titel“; Trindl, Ehrentitel.
284
„An Antiochos, den Verwandten (des Königs) und Intendanten der Truppen, von Dorion,
dem Vorsteher, und Dionysios, dem Sekretär des Vereins 143, einem der ersten Freunde (des Kö-
nigs) und [… ] und einem der Säbelträger im Dienst der Könige. Isidoros, Sohn des Isidoros [… ],
der seinen Dienst zwar in Alexandria verrrichtet, aber oberhalb von Memphis im herakleopoliti-
schen Gau seinen Sold erhält, schuldet dem Verein […] eine Summe in Höhe von […], und wegen
des Umstandes, dass er sich seinen Sold vor Ort widerrechtlich beiseiteschafft --- beantragen wir,
--- NN, dem Schreiber seiner Abteilung (τακτικὸς γραμματεύς), zu befehlen, den Sold des Isidoros
154 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

erhalten ist, stellt er doch ein wichtiges Zeugnis für das Amt des Intendanten der
Truppen dar. Einerseits liefert er den einzigen Beleg für den γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων Antiochos und verschafft uns somit die Gewissheit, dass dieses Amt
nicht nur unter Ptolemaios VI. Philometor existierte, in dessen Regierungszeit
die ersten beiden Belege datiert sind, sondern noch 80 Jahre später unter
Ptolemaios XI. Alexander II. bestand. Zum anderen erhalten wir dank dieses
Dokuments neue Hinweise zur Stellung des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων inner-
halb der Hierarchie der Militäradministration.
Aus UPZ I 14, 97 ist bekannt, dass der dortige Intendant der Truppen Deme-
trios dem Oberzahlmeister nach Erhalt des königlichen Prostagmas einen Brief
übersandte, dessen Inhalt nicht überliefert ist. Dort konnte man nur mutmaßen,
ob es einer Anweisung des Demetrios bedurfte oder ob dieser den Oberzahl-
meister lediglich über die Aufnahme des Apollonios in Kenntnis setzte. In BGU
IV 1190 bitten nun die direkten Vorgesetzten eines verschuldeten Soldaten den
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων, zu veranlassen, die Schulden durch Einbehalten
seines Soldes zu tilgen.285 Da sie sich hierfür nicht an die ὑπηρέται oder den
ἀρχυπηρέτης wenden, die mit der praktischen Auszahlung befasst sind, sondern
an Antiochos, ist dieser offensichtlich den Zahlmeistern gegenüber weisungs-
befugt und muss, sein Einverständnis vorausgesetzt, diese schriftlich anweisen,
dem Vorschlag des Prostates Folge zu leisten. Seine Position an der Spitze der
Intendantur als Koordinator der Verwaltungsvorgänge, die verschiedene Ad-
ministrationsbereiche oder -ebenen betreffen, wird dadurch erneut unterstrichen.
Der dem Schreiben in BGU IV 1190 zu Grunde liegende Vorgang kann
demnach folgendermaßen rekonstruiert werden: Isidoros, der seinen Sold im
Herakleopolites erhält, leistet für eine gewisse Zeit Dienst in Alexandria (BGU
IV 1190, 5–6: τὰς μὲν χρείας παρεχομένου (l. παρεχόμενος) ἐν | [Ἀλεξαν]-
δ̣ρεία̣ι)̣ . Gleichzeitig erhielt er weiterhin seinen Sold aus dem Herakleopolites
(BGU IV 1190, 6–7: σιταρχουμένου (l. σιταρχούμενος) δὲ ἐπὶ τοῦ | [Ἡρακλε]ο-
πο̣λ̣[ίτο]υ τοῦ ὑπὲρ Μέμφιν νομοῦ). Da er dem Verein Geld schuldet, aber
seinen Sold nicht zur Tilgung verwendet, sondern ihn für sich beiseiteschafft,
soll er nun keinen weiteren Sold ausgezahlt bekommen, bis seine Schulden be-
glichen sind. Zu Ende ihres Briefes bitten der Prostates und der Vereinssekretär
daher den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων Antiochos, dem für die Auszahlung ver-
antwortlichen Beamten den entsprechenden Befehl zu erteilen. Der γραμματεὺς
τῶν δυνάμεων in BGU IV 1190 ist also weisungsbefugt gegenüber einem Inten-
danten, der mit der Auszahlung des Soldes betraut war, sodass man für UPZ I

von jetzt an --- von seiner Abteilung (τάγμα) (einzubehalten), bis (der Verein das Geld) erhalten
hat und (seine Schuld) bezahlt ist.“ Das aus dem Photo übertragene Zeichen ist bis heute nicht er-
klärt.
285
Der Papyrus ist an der betreffenden Stelle zu schlecht erhalten, als dass man mit letzter
Sicherheit sagen könnte, ob es sich dabei um den gesamten Sold oder einen Teilbetrag handelt.
8. Militärische Ämter und Titel 155

14, wie schon vermutet, ein ähnliches Verhältnis zwischen Demetrios und dem
ἀρχυπηρέτης annehmen kann.
Einen weiteren entscheidenden Aspekt dieses Dokuments bildet die Angabe
des Gaus, der für die Besoldung des Isidoros verantwortlich ist. Wie in den
beiden vorherigen Belegen handelt es sich auch hier um einen Soldaten, der im
Herakleopolites stationiert ist. Dass der Prostates und der Sekretär des Vereins
dies melden, könnte ein Hinweis darauf sein, den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων auf
Gauebene einzuordnen und nicht an die Spitze der Militärintendantur des ganzen
Landes zu stellen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass der γραμματεὺς τῶν
δυνάμεων zwar für alle administrativen Belange der Truppen wie die Koordina-
tion der Neuaufnahme eines Soldaten und dessen Besoldung sowie für alle etwa-
igen Probleme, die in diesem Zusammenhang auftreten konnten, verantwortlich
war, sein Kompetenzbereich jedoch auf ein bestimmtes Gebiet begrenzt zu sein
scheint. Es überrascht nicht, dass in allen drei papyrologischen Belegen der
Herakleopolites genannt ist, da sich in diesem einer der wichtigsten Militär-
stützpunkte der Chora befand und, wie aus P.Berl. Zill. 1 bekannt ist, in der
Mitte des 2. Jh. v. Chr. dort eine Festung errichtet worden war.286 Da jedoch
keine weiteren papyrologischen Belege existieren und man aus einem Mangel an
Quellen nicht darauf schließen kann, dass der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων tat-
sächlich nur für einen Gau, oder besser einen Militärbezirk verantwortlich war,
sollen im Folgenden auch die epigraphischen Quellen, besonders im Hinblick
auf die geographische Einordnung dieses Amtes, untersucht werden.

b) Die epigraphischen Quellen

Die epigraphischen Belege stammen allesamt aus dem 2. Jh. v. Chr., also aus
den Regierungszeiten Ptolemaiosʼ V. Epiphanes sowie denjenigen seiner beiden
Söhne Ptolemaiosʼ VI. Philometor und Ptolemaiosʼ VIII. Euergetes II.

IV. Salamine XIII 89


Es ist nur eine Inschrift bekannt, die ebenfalls aus Zypern stammt und auf einen
ähnlichen Zeitraum datiert ist: Salamine XIII 89, aus Salamis.287 Diese zy-
priotische Weihinschrift kann anhand prosopographischer Kriterien in die Zeit
zwischen 180 und 150 v. Chr. datiert werden, jedoch ist bei dem dort erwähnten
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων kein Hofrangtitel angegeben. Obwohl die Marmor-
basis, auf welcher der Text angebracht ist, Beschädigungen aufweist, scheint die
Ergänzung eines Hofrangtitels hier ausgeschlossen: [- - ἡ γ]υνὴ ἡ Λεύκου τοῦ |

286
Dieser Festung hat sich kürzlich Kruse in seinem Artikel „Die Festung in Herakleopolis“
gewidmet. Siehe auch P.Phrur. Diosk., Einl. S. 8ff. und Kramer/Sánchez-Moreno Ellart, Quellen
zum Prozessrecht, S. 199f., Komm. zu 31.
287
Pouilloux/Roesch/Marcillet-Jaubert, Testimonia 2 = OGIS I 154 = CIG 2625.
156 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

[- - το]ῦ γραμματέως τῶν δυνάμεων | [Φιλ]ότιμον vac. Ἑκαταίου | [τὸν ἑ]αυτῆς


vac. πατέρα.288 Dittenberger gelangt in seinem Kommentar zu dem hier genann-
ten γραμματεὺς τῶν δυνάμεων zu folgender Schlussfolgerung: „Hoc nomen
summum scribam vel quaestorem universi exercitus qui in terra aut regione ali-
qua stationem habebat indicat; ei rursus parent peditum equitumque diversi
generis γραμματεῖς, eadem ratione atque sub imperatoris (στρατηγοῦ) imperio
singuli duces singulis corporibus et numeris militaribus praesunt. Itaque hic
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων non alius est ac qui n. 155, 2 ὁ ἐπὶ τῆς κατὰ τὴν νῆ-
σον γραμματείας τῶν πεζικῶν καὶ ἱππικῶν δυνάμεων appellatur, ita ut appa-
reat etiam in hoc inferioris gradus officio, ut postea in summo strategi munere,
Theodorum filium Seleuco patri successisse.“289 Da diese Inschrift der vorherge-
henden inhaltlich nahesteht, ist es auch ohne die explizite Nennung einer lokalen
Beschränkung des Amtes sehr wahrscheinlich, dass Leukos als oberster Inten-
dant der auf Zypern stationierten Truppen fungierte. Geht man davon aus, dass
nie mehr als ein γραμματεὺς τῶν δυνάμεων zur selben Zeit für den gleichen
Bereich verantwortlich war, müssten diese beiden Inschriften, sofern sie korrekt
datiert sind, zwei im Amt aufeinander folgende γραμματεῖς τῶν δυνάμεων doku-
mentieren. Die Abwesenheit eines Hofrangtitels in der zweiten zypriotischen
Inschrift könnte sie chronologisch vor I.Kition V 2022 setzen, in welchem der
Titel des τῶν διαδόχων mit dem Amt verbunden war. Da die folgende Inschrift
von der Nilinsel Elephantine, die etwas später als Salamine XIII 89 (147 oder
136 v. Chr.) entstanden ist, ebenfalls keinen Hofrangtitel aufweist, können aus
dessen Fehlen jedoch keine eindeutigen Schlüsse gezogen werden.

V. Portes du désert 105


Die aus Edfu stammende Inschrift (Portes du désert 105 = SEG XXXIV 1554 =
CIG III 4836) ist auf das 35. Jahr eines unbekannten Herrschers datiert, für den
aufgrund der Anzahl der Regierungsjahre Ptolemaios VI. Philometor oder Ptole-
maios VIII. Euergetes II. in Frage kommen.290 Es muss sich daher um das Jahr
147 bzw. 136 v. Chr. handeln. Diese Inschrift stellt den bis heute singulären
Beleg für das Amt des γραμματεὺς τῶν δυναμέων auf der Insel Elephantine dar:
Πτενσήνει θεῶι μεγίστωι | Πτολεμαῖος ὁ γραμματεὺς τῶν | ἐν τῶι περὶ Ἐλεφαν-

288
„[…] Frau des Leukos, Tochter von […], Intendant der Truppen, Philotimos, Sohn des
Hekataios, für seinen Vater.“
289
OGIS I 154, S. 232–233. Dittenbergers Lesung des Namens Seleukos ist bei der Neuedition
der Inschrift zu Leukos korrigiert worden; vgl. Pouilloux/Roesch/Marcillet-Jaubert, Testimonia 2,
S. 44. Seine Annahme, es handle sich hier um den höchsten Intendanten der diversen Truppen
eines Gebietes respektive einer Region, bleibt von dieser Korrektur jedoch unberührt.
290
Ausgehend von den Regierungsjahren käme auch Ptolemaios II. Philadelphos in Frage, der
von 285 bis 246 v. Chr. regierte, hier jedoch aus paläographischen Gründen ausgeschlossen
werden kann.
8. Militärische Ämter und Titel 157

τίνην | δυνάμεων, (ἔτους) λε, Ἐπείφ.291 Zwar kann man anhand einer einzigen
Quelle keine generellen Rückschlüsse auf die Militäradministration Ägyptens
ziehen, doch die Existenz des Amtes auf der Nilinsel Elephantine, die seit jeher
einen wichtigen Militärstützpunkt darstellt, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass
das Amt des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων wohl lokalen Beschränkungen unterlag
und der Intendant der Truppen nicht für ganz Ägypten verantwortlich war. Un-
klar ist, warum Ptolemaios in dieser Inschrift keinen Hofrangtitel trägt. Im Hin-
blick auf die Datierung müsste er, wenn man die Parallelen betrachtet, den Titel
τῶν πρώτων φίλων geführt haben, wie er für seinen im Herakleopolites tätigen
Amtskollegen Demetrios in P.Gen. III 131 aus dem Jahr 146 v. Chr. belegt ist.

VI. SEG XIII 589


Die dritte Inschrift aus Zypern (SEG XIII 589 = LBW III 2781 = OGIS I 155),
angebracht auf einer Statuenbasis, wurde für Theodoros τῶν πρώτων φίλων in
Marion-Arsinoe vor dem Jahr 131 v. Chr. verfasst:292 [Ἀρ]σινοέων ἡ πόλις |
[Θεόδωρ]ον τῶν πρώτων φίλων καὶ ἐπὶ Σαλαμῖνος καὶ ἐπὶ τῆ[ς] | κατὰ τὴν
νῆσον γραμματε[ί]ας τῶν πεζικῶν καὶ ἱππικῶν δυ[νάμεων,] | τὸν υἱὸν τὸν
Σελεύκου τοῦ συνγενοῦς το[ῦ β]ασιλέ[ως, | [τοῦ] στρατηγοῦ καὶ ναυάρχ[ου κ]αὶ
ἀ[ρχι]ερέως τῶν κατὰ τὴν νῆσον, | [ἀρετῆς ἕνεκε]ν κα[ὶ εὐνοίας ἧ]ς ἔχ[ων δια]-
τελ[εῖ εἰ]ς [β]ασιλέα | [Πτ]ολ[εμαῖον καὶ βασίλισσαν Κλεοπάτραν τὴν ἀδελφὴν
κ]αὶ βασίλισσ[αν] | Κλεοπάτ[ραν τὴν γυναῖκα, θεοὺς Εὐεργέτας, καὶ τ]ὰ τέκν[α
α]ὐτῶν, | κ[αὶ τ]ῆς εἰς ἑαυ[τὴν εὐεργεσίας].293 Neben der Tatsache, dass diese
Weihinschrift einen weiteren Beleg für dieses Amt auf der Insel Zypern dar-
stellt, ist hier besonders der angegebene Hofrangtitel von Bedeutung. Sollte die
Ergänzung von τῶν δια[δόχων in I.Kition V 2022, 5 korrekt sein, ließe sich hier
ein Aufstieg innerhalb der Hofrangtitel für den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων der
Insel Zypern verzeichnen. Der in P.Gen. III 131 aus dem Jahr 146 v. Chr. er-
wähnte γραμματεὺς τῶν δυνάμεων weist den gleichen Hofrangtitel wie der hier

291
„Ptensenes, dem größten Gott, (weiht) Ptolemaios, Intendant der Truppen in der Gegend
von Elephantine (die Inschrift). 35. Jahr, Epeiph.“
292
Eine weitere Inschrift aus dieser Region (Salamine XIII 239), wohl aus dem 2. Jh. v. Chr.,
ist derart zerstört, dass es sich nicht lohnt, sie hier als Beleg aufzunehmen: [- -]ος Ἱεραπύτνιος |
γραμματεὺ[ς] | [τῶν - - δ]υνά[μεων]. Aufgrund der Tatsache, dass sie ebenso wie drei der ange-
führten Quellen aus Zypern stammt, soll sie dennoch als Beleg für die Kontinuität des Amtes auf
dieser Insel angeführt werden.
293
„Die Stadt der Arsinoeer (ehrt) Theodoros, einen der ersten Freunde (des Königs) und
Vorsteher sowohl von Salamis als auch der Intendantur der Fußtruppen und der berittenen Trup-
pen auf der Insel, den Sohn des Seleukos, des Verwandten des Königs, des Strategen und Flotten-
kommandanten und Erzpriesters derer (der Heiligtümer) auf der Insel, Tüchtigkeit und Loyalität
wegen, welche er stets dem König Ptolemaios und der Königin Kleopatra, seiner Schwester, und
der Königin Kleopatra, seiner Frau, den Wohltätergöttern, und ihren Kindern gegenüber zeigte,
und für seine Wohltaten ihr (der Stadt) gegenüber.“
158 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

genannte Theodoros auf, sodass die Vermutung naheliegt, dass die γραμματεῖς
τῶν δυνάμεων der verschiedenen militärischen Stützpunkte des Ptolemäer-
reiches die gleichen Hofrangtitel trugen und somit in ihrem Status gleichrangig
gewesen sind. Dies würde zugleich bedeuten, dass auch Demetrios nur für einen
geographisch begrenzten Bereich, den Herakleoplites, verantwortlich war.

VII. I.Kition V 2022


Eine Variante ist wohl auch ὁ πρὸς τῆι γραμματείαι τῶν δυνάμεων. Dieser ist in
der zypriotischen Inschrift I.Kition V 2022 (= SEG XII 549 = SEG XVI 787 =
SEG LIV 1535), welche Andromachos seiner Mutter Irene zwischen 180 und
168 v. Chr.294 widmete, zusammen mit dem Hofrangtitel τῶν διαδόχων ergänzt
worden: Εἰρήνην Πτολεμαίου τ[ο]ῦ [στρατηγοῦ] | καὶ ἀρχιερέως Ἀρτέμιδος
δε̣[σποίνης(?)] | θεῶν καὶ τοῦ βασιλέως καὶ τ[ῶν ἄλλων] | θεῶν, ὧν τὰ ἱερὰ
ἵδρυται ἐν τῆ̣[ι νήσωι] | Ἀνδρόμαχος ὁ υἱὸς τῶν δια[δόχων καὶ] | πρὸς τῆι
γραμματείαι τ[ῶν δυνάμεων].295 Mitfords Kommentar zu der von ihm vorge-
nommenen Ergänzung lautet: „this office occurs in Cyprus not infrequently.
Γραμματεῖς of other bodies are mentioned, but they are either municipal or of
inferior standing. They would moreover necessitate too long a restoration.“296
Der Hofrangtitel τῶν διαδόχων, der hier mit dem Amt des πρὸς τῆι γραμματείαι
τῶν δυνάμεων bzw. des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων verbunden ist, repräsentiert
die unterste Stufe des Titelsystems. Ob dies an der – verglichen mit den
papyrologischen Belegen – frühen Entstehungszeit der Inschrift oder an der
lokalen Beschränkung auf Zypern liegt, kann nur anhand von Parallelen
überprüft werden, die aus derselben Zeit stammen und den Tätigkeitsbereich auf
das gleiche Gebiet begrenzen.

294
Yon, I.Kition V, Nr. 2022, S. 252 bemerkt zur Datierung der Inschrift: „L’inscription date
de Ptolémée VI Philométor (milieu IIe s.) et fait partie des inscriptions martelées sous le règne de
son successeur: la pierre fut remployée pour la gravure d’un édit de Ptolémée VII.“ Mit Ptole-
maios VII. ist Euergetes II. gemeint, dessen Einordnung als VII. bzw. VIII. Ptolemäer in der
Forschung ausführlich diskutiert worden ist. Siehe dazu u.a. Chauveau, „Un été“, S. 135–168 so-
wie seine Ergänzungen in Chauveau, „Post-scriptum“, S. 129–134. Siehe auch Heinen, „Zählung“,
S. 449–460. Bei dem Dekret, welches unter Ptolemaios VIII. über der hier zitierten Inschrift
angebracht worden ist, handelt es sich um einen Brief an seine Truppen (I.Kition V 2017). Vgl.
auch Kapitel 2. Siehe Nadig, König und Karikatur, S. 11 und Huß, Ägypten, S. 601 sowie C.Ord.
Ptol. 41–42.
295
„(Die Statue der) Irene, der Tochter des Ptolemaios, des Strategen und Erzpriesters der
Artemis, der Herrin(?) der Götter, und des Königs und der anderen Götter, deren Heiligtümer auf
der Insel errichtet sind, (hat aufgestellt) der Sohn Andromachos, einer der Diadochen und zu-
ständig für die Verwaltung der Truppen.“
296
Mitford, „Contributions“, S. 26 gibt als Zeugen dafür, dass dieses Amt auf Zypern belegt
ist, OGIS I 154 und OGIS I 155 an, die hier unter IV. und VI. ebenfalls aufgeführt sind.
8. Militärische Ämter und Titel 159

8.2.3 Fazit

Nachdem die papyrologischen und epigraphischen Belege ausgewertet worden


sind, treten einige Aspekte des Amtes deutlicher hervor. Eine wichtige Frage,
deren Klärung die bisherige Beschäftigung mit dem Titel γραμματεὺς τῶν δυνά-
μεων prägte und die auch in dieser Untersuchung von Bedeutung war, ist die lo-
kale Einordnung dieses Amtes, da nur eine eindeutige Abgrenzung der Kompe-
tenzbereiche eine Differenzierung zwischen diesem und dem Amt des ἀρχιγραμ-
ματεὺς τῶν δυνάμεων ermöglicht.
Anhand der papyrologischen Quellen ist dieses Problem nicht leicht zu lösen,
wie die einleitend zusammengefassten Interpretationen Wilckens und Schuberts
zeigen. Besonders im Falle des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων Demetrios in UPZ I
14 und P.Gen. III 131 ist eine klare Entscheidung diffizil. Der Intendant könnte
sich, wie Wilcken vermutet, in Memphis aufgehalten haben, weil der König mit
seinem Gefolge zu dieser Zeit dort Hof hielt, er könnte jedoch auch im nahege-
legenen Herakleopolites seinen Amtssitz gehabt haben, da sich beide Papyri auf
Vorgänge beziehen, die Personen aus dem Herakleopolites betreffen: Apollo-
nios, der in UPZ I 14 unter die Epigonen in Memphis aufgenommen werden
möchte, stammt aus dem Herakleopolites und kümmert sich dort im Dorf Psichis
um das vom Vater, der in besagtem Gau Katöke gewesen war, geerbte Haus.
Herakleides hingegen soll in P.Gen. III 131 auf ein Schreiben seines Gaustrate-
gen hin ein Schiff bereitstellen, weil der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων dies auf
einen königlichen Befehl hin angeordnet hat. Beide Belege sprechen nicht gegen
eine Lokalisierung des Demetrios im Herakleopolites, können sie aber auch
nicht zweifelsfrei belegen. Im dritten papyrologischen Beleg bezieht ein Soldat
Bezüge aus dem Herakleopolites, während er seinen Dienst in Alexandria ver-
sieht. Auch hier ist die Verbindung zum Herakleopolites gegeben, und dennoch
kann der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων seinen Sitz auch in Alexandria gehabt
haben, da der betreffende Isidoros dort zeitweise stationiert war.
Die oft zu Rate gezogenen Hofrangtitel sind hier nur bedingt aussagekräftig,
da derjenige des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων sich parallel zu dem Hofrangtitel
des Gaustrategen entwickelt, während der auf oberster ziviler Ebene tätige
Dioiket einen diesen beiden Ämtern untergeordneten Titel trägt. Zwar konnten
die eingangs erläuterten Argumente Wilckens für einen γραμματεὺς τῶν δυνά-
μεων, der für das gesamte Land verantwortlich ist, entkräftet, doch anhand der
wenigen papyrologischen Quellen allein auch nicht gänzlich widerlegt werden.
Aufschlussreicher sind hier die erhaltenen Inschriften, da diese belegen, dass
die Amtsbefugnisse der γραμματεῖς τῶν δυνάμεων lokal beschränkt waren. So
sind drei Intendanten der auf Zypern stationierten Truppen sowie ein γραμμα-
τεὺς τῶν δυνάμεων für die Insel Elephantine und Umgebung inschriftlich be-
160 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

zeugt.297 Es liegt daher nahe anzunehmen, dass jeder militärische Bezirk, wie die
hier erwähnten Inseln Elephantine und Zypern, aber auch der Herakleopolites,
jeweils über einen γραμματεὺς τῶν δυνάμεων verfügte, der als oberste Instanz
der Militäradministration eines Gebietes alle administrativen Aufgaben der ver-
schiedenen Einheiten, wie die Neuaufnahme eines Soldaten, die Verschiffung
oder Umsetzung von Truppen und die Besoldung der einzelnen Einheiten koor-
dinierte und als Ansprechpartner für alle ihm unterstellten Soldaten und Beam-
ten sowie für über ihm stehende Beamte bzw. den König fungierte. Die parallele
Entwicklung der Hofrangtitel zwischen den verschiedenen Bezirken, soweit sie
sich anhand der wenigen Quellen rekonstruieren lässt, vermittelt den Eindruck,
dass diese Ämter, indem sie mit den entsprechenden Hofrangtiteln gewürdigt
wurden, innerhalb der Militäradministration etabliert waren.
Als weiterer Beleg für den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων und als neues Testi-
monium für den (ἀρχι)γραμματεὺς τῶν δυνάμεων tritt nun P.Trier II 15 hinzu,
der aus zwei Gründen deutlich macht, dass diese beiden militärischen Ämter
voneinander abzugrenzen sind. Zum einen stellt er nicht nur den ersten papyro-
logischen Beleg des Amtes des ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων dar, sondern ist
zudem das bisher einzig bekannte Dokument, in dem sowohl dieser als auch der
γραμματεὺς τῶν δυνάμεων auf einem Textträger erwähnt werden. Zum anderen
ist in dem die γραμματεῖς τῶν δυνάμεων betreffenden Dokument von mehreren
Intendanten der Truppen die Rede, denn es heißt in Kol. IV 90–92: εἰ δὲ μήτε
προσταγῆι τοῖς | γραμματεῦσι τῶν δυν[ά]με[ω]ν ποιεῖν ἀκολούθως οἱς διεσάφεις
| ταύτης δ᾿ ἐχούσης χρηματισμόν.298 Im Gegensatz zu der Pluralform bei den
ἀρχιγραμματεῖς τῶν δυνάμεων in Kol. II 23, die sich höchstwahrscheinlich da-
rauf bezieht, dass alle Schreiben der ἀρχιγραμματεῖς, unabhängig vom jeweils
amtierenden Beamten und herrschenden König, ihre Gültigkeit behalten, ist in
diesem χρηματισμός zweifelsohne ein Gegenwartsbezug gegeben: Die γραμμα-
τεῖς τῶν δυνάμεων sollen – ohne Ausnahme – den Befehlen des Empfängers
dieses Bescheids Folge leisten. An dieser Stelle muss man sich jedoch auch die
Frage stellen, ob damit das hier diskutierte Amt selbst gemeint ist oder, ob die
dem γραμματεὺς τῶν δυνάμεων unterstellten Intendanten der verschiedenen
Truppen als γραμματεῖς τῶν δυνάμεων zusammengefasst worden sind, um sie
nicht einzeln aufzählen zu müssen. Dies ist vor allem von Bedeutung, um den
Empfänger dieses Bescheids ermitteln zu können. Handelt es sich um eine Zu-
sammenfassung der Unterintendanten, wäre der im χρηματισμός angeschriebe-

297
Diese Inschriften sind I.Kition V 2022 = SEG XII 549 = SEG XVI 787 = SEG LIV 1535
(180–168 v. Chr.), Salamine XIII 89 = OGIS I 154 = CIG 2625 (180–150 v. Chr.) und SEG XIII
589 = LBW 3.2781 = OGIS I 155 (vor 131 v. Chr.).
298
P.Trier II 15, Kol. IV 90–92: „... andernfalls aber an die Intendanten der Truppen die
Anordnung ergehe, entsprechend dem zu handeln, was du (in der Eisdosis) mitgeteilt hast, weil
dieser (Bericht) einen amtlichen Aktenvermerk trägt.“
8. Militärische Ämter und Titel 161

ne Dionysios der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων des Herakleopolites. Ist hiermit


jedoch das Amt selbst gemeint, war der Empfänger wahrscheinlich der ἀρχι-
γραμματεύς, der als Kopf der Militäradministration allen γραμματεῖς τῶν δυνά-
μεων gegenüber weisungsbefugt war. Dank des Aktenvermerks zu diesem
Schriftstück ist bekannt, dass es sich hierbei um ein Prostagma handelt, doch da
der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων Demetrios in UPZ I 14 ebenfalls das Prostagma
direkt vom König erhält, kann der Empfänger auch aufgrund dieses Wissens
nicht bestimmt werden. Das bedeutet, dass nicht mit letzter Sicherheit gesagt
werden kann, ob die hier erwähnten γραμματεῖς τῶν δυνάμεων für eine militä-
rische Truppe oder aber für einen militärischen Bezirk verantwortlich waren und
somit kann dieser Beleg allein nicht als Beweis für die gleichzeitige Existenz
mehrerer γραμματεῖς τῶν δυνάμεων gelten, um die epigraphischen Quellen in
dieser Hinsicht zu untermauern.
Dennoch konnten die Untersuchungen zum ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων
sowie zum γραμματεὺς τῶν δυνάμεων diese Ämter spezifizieren, sodass die Er-
gebnisse im Hinblick auf das Vorkommen und den Kompetenzbereich der bei-
den Ämter, die nach Auswertung der Quellen m.E. getrennt zu betrachten sind,
abschließend folgendermaßen zusammengefasst werden können:
1. Der ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων galt bisher nur für die seleukidische
Armee als gesichert, wo er „der oberste Verwaltungsfunktionär gewesen zu
sein“299 scheint. Für Ägypten ist der Titel lediglich in einer Inschrift (SEG
XXXVIII 1571) in verkürzter Form, nämlich ohne den Zusatz τῶν δυνάμεων,
überliefert. In allen bekannten papyrologischen sowie den übrigen epigra-
phischen Belegen steht der Titel stets in Verbindung mit dem Vereinswesen
der Athleten und wird mit einem Zusatz als ἀρχιγραμματεὺς ξυστοῦ wieder-
gegeben. Zudem stammen alle diese Belege aus römischer Zeit. P.Trier II 15
stellt jetzt die erste Erwähnung dieses Amtes in einer ptolemäischen papyro-
logischen Quelle dar und liefert dadurch einen wichtigen neuen Beleg. Dass
es sich hier um einen ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνάμεων handelt, obwohl, wie in
der epigraphischen Parallele der Zusatz τῶν δυνάμεων fehlt, geht eindeutig
aus dem Kontext des Papyrus hervor, sodass die Existenz dieses Amtes inner-
halb des ptolemäischen Heeres nun als gesichert gelten kann.
2. Schwieriger ist es, einen klaren Kompetenzbereich für dieses Amt zu defi-
nieren, der es vom häufiger belegten Amt des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων ab-
grenzt. Wie die Quellen gezeigt haben, war dieser für die Neuaufnahme der
Rekruten ins Heer, die Sicherstellung der Versorgung der Truppen sowie
deren Entsendung oder Verlegung verantwortlich, also für alle administra-
tiven Aufgaben im militärischen Bereich, jedoch beschränkt auf ein bestimm-
tes Gebiet. Dies ist durch die epigraphischen Quellen eindeutig belegt und

299
Gauger, Lexikon, s.v. „Heer“, Sp. 394.
162 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

wird, bei genauerer Betrachtung, von den papyrologischen Belegen nicht


entkräftet. Es ist anzunehmen, dass die Aufgaben des ἀρχιγραμματεὺς τῶν
δυνάμεων denen des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων glichen, jedoch auf überge-
ordneter Verwaltungsebene. Er wäre also an allen administrativen Gescheh-
nissen des Heeres auf Landesebene beteiligt und somit für die Koordination
aller im Land verfügbaren militärischen Kräfte, zu denen die Katöken wie das
stehende Heer gehörten, verantwortlich. Auch die Vorbereitung von Feld-
zügen und seine Beteiligung an diesen an der Seite des Königs zählten dann
zu seinen Aufgaben. Die Beschreibung, die Lesquier für den Tätigkeitsbe-
reich des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων wählt, entspricht daher m.E. in etwa der,
die für den ἀρχιγραμματεύς anzunehmen ist: „peut-être tous les grammates
militaires avaient-ils à leur tête un γραμματεὺς τῶν δυνάμεων en chef; peut-
être, et plus probablement, dépendaient-ils sans intermédaire du diœcète qui
exerçait sur l’administration militaire une surveillance financière.“300 Er
nähme also, wie Lesquier folgert, auf der militärischen Verwaltungsebene die
Stellung ein, die der Dioiket auf ziviler Ebene innehatte, und hatte wohl wie
dieser seinen Sitz in Alexandria, während die γραμματεῖς τῶν δυνάμεων sich
als Kopf der Militärintendantur ihres jeweiligen Bezirkes im Herakleopolites,
auf Elephantine oder Zypern befanden.
3. Die bereits erwähnten Aufgaben waren jedoch nicht auf die Vorbereitung
eines Feldzuges, Truppenverschiebungen, sowie deren Transport und Versor-
gung mit Proviant beschränkt, sondern schlossen administrative Tätigkeiten
auf den jeweiligen Feldzügen ein, wie nicht nur die behandelten literarischen
Quellen belegen, sondern wie nun durch P.Trier II 15 erstmals dokumenta-
risch überliefert ist. Hier bestand die Aufgabe des ἀρχιγραμματεὺς τῶν δυνά-
μεων unter anderem darin, wichtige Schriftstücke im Auftrag des Königs zu
verfassen, wie z.B. während des Feldzuges erlassene Prostagmata, auf die in
Kol. II 47–49 Bezug genommen wird, und Briefe, in denen die Privilegien
einzelner Soldaten zugesichert wurden und welche möglicherweise zur
sicheren Aufbewahrung an die Familien daheim versandt worden waren.

300
Lesquier, Les institutions militaires, S. 100–101.
8. Militärische Ämter und Titel 163

8.3 Die παρεφεδρεύοντες

8.3.1 Der Forschungsstand

Im Unterschied zu den γραμματεῖς und ἀρχιγραμματεῖς τῶν δυνάμεων handelt


es sich bei den παρεφεδρεύοντες nicht um ein militärisches Amt, sondern um
eine Bezeichnung für Soldaten, die außerhalb ihres Heimatstützpunktes in
Garnison lagen. Das Verb παρεφεδρεύω, von welchem sich dieser terminus
technicus ableitet, kann mit „lie near to guard“ bzw. „keep guard“301 übersetzt
werden. Bei Pape ist die wortwörtliche Übersetzung „daneben sitzen, um zu
wachen, aufzupassen“302 angegeben. Preisigke verzichtet auf eine Übersetzung
und verweist stattdessen auf zwei papyrologische (hier als I und III aufge-
nommen) und einen epigraphischen Beleg (hier V).303 Eine zusammenhängende
Untersuchung und Auswertung der papyrologischen Belege zu den παρεφεδρεύ-
οντες steht noch aus und soll daher Inhalt des folgenden Exkurses sein.
Die bisher detaillierteste Betrachtung dieses terminus technicus, welche die
Funktion der παρεφεδρεύοντες einbezieht, geht auf Zucker zurück, der sich be-
reits 1938 mit seiner Bedeutung innerhalb des Militärwesens beschäftigte:
„Παρεφεδρεύειν ist in den Urkunden des ptolemäischen Ägyptens ausschließ-
lich militärischer t. t., der besagt, daß ein Truppenteil zeitweise an einem Platz
oder in einem landschaftlichen Bereich seinen Standort oder seine Standorte
hat; auch von einem einzelnen Angehörigen eines Truppenteils kann man sagen,
daß er an einem Ort παρεφεδρεύει.“304 Es heißt weiter: „Παρεφεδρεύειν be-
zeichnet das Garnisonieren vom Standpunkt des Garnisonsortes aus. Die höhere
Truppeneinheit wird mehrmals angegeben.“305
Weitere Erwähnungen, die über die bloße Nennung der παρεφεδρεύοντες hin-
ausgehen, begegnen in der Literatur nur in wenigen Ausnahmen. Lesquier,
dessen Arbeit „Les institutions militaires de l’Égypte sous les Lagides“ noch
heute als grundlegend für die Beschäftigung mit dem Heerwesen der Ptolemäer-
zeit gilt, beschränkt sich in Bezug auf die παρεφεδρεύοντες auf einen Vermerk
in einer Fußnote, in der er sie als: „pour les cantonnements et services de garde

301
LSJ, s.v. παρεφεδρεύω.
302
Pape, Wörterbuch, s.v. παρεφεδρεύω.
303
Preisigke, Wörterbuch, III. Bd., s.v. παρεφεδρεύω.
304
Zucker, Doppelinschrift, S. 26.
305
Zucker, Doppelinschrift, S. 26–27. Als Beispiele, in denen die höhere Truppeneinheit ange-
geben ist, verweist Zucker auf P.Grenf. I 42 = (W.Chr. 447) und P.Amh. II 36. Unter dieser „hö-
heren Truppeneinheit“ ist das Standlager (ὕπαιθρον), dem die in Garnison liegenden Männer an-
gehörten, zu verstehen. Für weitere Beispiele, in denen auf den Zusammenhang zwischen dem
Standlager und dem Garnisonsort eingegangen wird siehe Anm. 313.
164 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

en dehors des garnisons habituelles des troupes“306 beschreibt. Meyer verweist


in seiner Publikation über das „Heerwesen der Ptolemäer und Römer in Ägyp-
ten“ ebenfalls nur in Fußnoten auf die zu seiner Zeit bekannten Belegstellen für
die παρεφεδρεύοντες und trägt dadurch nichts zur Klärung grundlegender
Fragen bei, die durch die Existenz dieses terminus technicus aufgeworfen
werden.307 Weiterführende Überlegungen sind hingegen in einzelnen Papyrus-
Editionen angestellt worden, in denen die παρεφεδρεύοντες Erwähnung finden.
Diese Belege sollen im Folgenden zusammen mit ihrem Kontext ausgewertet
werden.
Ziel dieses Exkurses soll es sein, grundlegenden Fragen, die bisher keine Be-
achtung fanden, anhand der dokumentarischen Quellen308 nachzugehen. Dazu
gehören die Zusammensetzung der Garnisonen, d.h. die Frage, ob alle Soldaten
eines Stützpunktes in die gleiche Garnison versetzt worden sind oder aus unter-
schiedlichen Teilen des Landes dort zusammenkamen, und auch, ob nur be-
stimmte Einheiten zu diesen Wachdiensten herangezogen worden sind. Daneben
soll der Frage nachgegangen werden, welche Entfernungen zwischen den Stand-
lagern und den Garnisonsorten lagen und ob die Versetzungen über mehrere
Gaugrenzen hinweg erfolgten oder lokal begrenzt waren. Äußerst interessant ist
auch der historische Kontext, in dem die Garnisonen an verschiedenen Orten des
Landes erwähnt werden, sowie die Besoldungssituation der παρεφεδρεύοντες,
soweit diese rekonstruierbar ist.
Um eine umfassende Untersuchung zu gewährleisten, wurden epigraphische
Belege hinzugezogen, die quantitative Aussagen hinsichtlich der Zusammen-
setzung der Garnisonen liefern, während die Papyri Aufschluss über die Her-
kunft der Soldaten und Probleme bei deren Besoldung geben. Eine Kombination
beider Quellengattungen vermittelt zudem ein umfassenderes Bild der Aufent-
haltsorte der παρεφεδρεύοντες.

306
Lesquier, Les institutions militaires, S. 71, Anm. 2.
307
Meyer, Heerwesen, S. 64, Anm. 214, in der er auf UPZ I 110 als Beleg verweist; S. 68,
Anm. 234; S. 95, Anm. 355 mit Verweis auf I.Herm. 5.
308
Das Verb παρεφεδρεύω ist zwar ebenfalls in literarischen Quellen überliefert, die jedoch für
die vorliegende Untersuchung dieses terminus technicus innerhalb des ptolemäischen Heeres nicht
von Bedeutung sind und daher hier nur in Auszügen genannt werden sollen: Aelianus, Tactica. 13,
3, 6 + 11 sowie Polybius, Historiae IV 74, 7, 1 + VIII 33, 8, 3.
8. Militärische Ämter und Titel 165

8.3.2 Die Quellenlage

a) Die papyrologischen Quellen

I. P.Grenf. I 42
Der früheste bekannte Papyrus, in welchem die παρεφεδρεύοντες erwähnt
werden, ist P.Grenf. I 42 (= W.Chr. 447). Er stammt aus Diospolis Mikra, wird
auf 169/8 v. Chr. datiert und enthält eine Beschwerde der dortigen Gardisten
sowie deren Bearbeitung. Die betreffenden Soldaten waren zuvor in einem ὕπαι-
θρον (Standlager) in Ptolemais Hermeiu309 stationiert und sind dann in das süd-
lich gelegene Diospolis Mikra310 im Diospolites verlegt worden. Dort beschwe-
ren sie sich, dass sie weniger Sold als andere Truppen erhalten und bitten darum,
die ihnen zustehenden Zahlungen zu leisten, indem sie schreiben: καθῆκόν |
[ἐστιν λαμβάνειν ἡμᾶς] ὅσα καὶ τοῖς ἐκ τοῦ αὐτοῦ ἡμῖν | [ὑπαίθρου δίδοται,
λαμ]βανόντω[ν] ἡμῶν τὸ μὲν σιτώνιον | [καθὼς ca. 14 Buchst. ]νοι, ἐν δὲ [τοῖ]ς
κατὰ τὰς ἀγορὰς καὶ τοῦ | [ ca. 19 Buchst. ] ἐνιαυτοῦ εἰς τὴν κράστιν τῶν |
[ἵππων.311 Mengenangaben sind nicht überliefert, da die linke Hälfte des Textes,
in dem sich diese befunden haben werden, nicht erhalten ist. Obwohl ein Ein-
blick in den Umfang der Besoldung der παρεφεδρεύοντες daher nicht möglich
ist, enthält der hier in Auszügen wiedergegebene Text doch aufschlussreiche
Hinweise zu anderen wichtigen Aspekten.
1. Das ὕπαιθρον, aus dem die nun in Diospolis Mikra stationierten Männer
stammen, ist in diesem Papyrus angegeben.312 Es befindet sich in der Grie-
chenstadt Ptolemais Hermeiu, die etwa 100 km flussabwärts der Garnison im
Thinites liegt.313 Eine Versetzung der Soldaten über die Gaugrenze hinweg ist
somit gesichert.

309
Calderini/Daris, Dizionario IV, S. 210–211.
310
Calderini/Daris, Dizionario II, S. 119. Verreth, Survey, s.v. Dios Polis (Tell el-Balamun) -
L17 [Geo ID: 575].
311
P.Grenf. I 42, 7–12: „… es gehört sich, dass wir soviel bekommen, wie auch denjenigen aus
demselben Standlager wie wir gegeben wird, weil wir zwar das Getreideankaufsgeld erhalten [wie
die …] bei den --- im Hinblick auf die Verpflegung und --- […] jährlich für das Grünfutter der
Pferde.” Die Klage geht noch weiter; siehe unten 2. mit Anm. 314.
312
P.Grenf. I 42, 13: [τοὺς ἄλλους ἐν τῶι ἐν Πτ]ολεμαΐδι ὑπαίθρωι ἱππεῖς („die anderen Reiter
im Standlager in Ptolemais“).
313
Dieses Standlager wird auch in P.Dryton I 32, 3–8 (130 v. Chr.) erwähnt: παρὰ Δ[ρ]ύτωνος
τοῦ Πα[μ]φίλου | Κρητὸς δήμου Φιλωτ[ερ]είου | τῶν διαδόχων καὶ το[ῦ ἐ]πιτά|γματος ἱππάρχων
ἐπʼ ἀνδρῶν | ἀπὸ τῶν ἐκ τοῦ ἐν Πτολεμαίδι | ὑπαίθρου. („Von Dryton, dem Sohn des Pamphilos,
Kreter, aus dem Demos Philoteris, einer der Diadochen und Kavallerieoffizier des Epitagmas aus
dem Standlager in Ptolemais.“). Gesichert sind dank P.Tebt. III.1 722, 10–11 (200–101 v. Chr.):
τοῖς ἐν τῶι νομῶι πεζοῖς | ὑπαίθροις τοῖς ἐκ τοῦ | Μακεδ̣ο̣νι̣κοῦ („… für die im Standlager im Gau
befindlichen Fußsoldaten, die zur Einheit der Makedonen gehören“) und P.Tebt. III.2 856, 147
166 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

2. Nach der unvollständig erhaltenen Aufzählung der ihnen zustehenden Zah-


lungen, weisen die Bittsteller darauf hin, dass sie weniger Sold als andere aus
demselben Standlager stammende Soldaten erhalten: ἐλα]ττουμένων ἡμῶν οὐ
μόνον παρὰ | [τοὺς ἄλλους ἐν τῶι ἐν Πτ]ολεμαΐδι ὑπαίθρωι ἱππεῖς, ἀλλὰ καὶ |
[τοὺς τεταγμένους ἐν τοῖ]ς Χηνοβοσκίοις τοῦ αὐτοῦ νομοῦ, ὡσαύτως | [δὲ καὶ
παρὰ τοὺς ̣ ̣ ̣ ̣ ]̣ πεζοὺς καὶ τοὺς ἐν τοῖς ἄλλοις τόποις | [τεταγμένους(?)
μισθοφόρου]ς ἱππεῖς ἀπὸ τοῦ αὐτοῦ ἡμῖν ὑπαίθρου.314 Dies ist ein eindeutiger
Beleg dafür, dass Männer aus demselben ὕπαιθρον an verschiedenen Orten in
Garnison liegen konnten.
3. In den oben zitierten Zeilen sind auch Indizien zur Besoldung der παρεφε-
δρεύοντες enthalten. Da die μισθοφόροι ἱππεῖς im Standlager in Ptolemais
und diejenigen, die von Ptolemais aus in andere Gebiete versetzt worden sind,
einen höheren Lohn erhielten, entsteht der Eindruck, dass hier die Besoldung
auf Gauebene erfolgte und nicht überall für Einheiten des gleichen Typs iden-
tisch war, aber auch, dass die ungleiche Besoldung für Soldaten an verschie-
denen Orten, aber aus demselben Standlager als ungerecht empfunden wurde.
Dies setzt aber voraus, dass der Fehler bei der Besoldung nicht auf der
untersten Ebene, beim für die Gardisten zuständigen Intendanten, lag, sondern
der Sold an höherer Stelle falsch festgesetzt worden war. Allerdings ist aus
dem Text nicht ersichtlich, ob der erwähnte Intendant mit den μισθοφόροι
ἱππεῖς nach Diospolis Mikra versetzt worden ist und diese weiterhin ihren
Sold aus dem Standlager erhielten, oder ob ein Intendant aus Diospolis Mikra
ihre Besoldung übernommen hat. Aufschluss darüber könnte der Sitz des
Strategen geben, der jedoch nicht erhalten ist.
4. Bei der Schilderung ihrer Lebensumstände verweisen die παρεφεδρεύοντες
auf ihre schwierige Situation κατὰ τ[ὸ]ν πόλεμον καὶ κινδύνους.315 Mit dem
hier erwähnten Krieg „ist wahrscheinlich der zwischen Euergetes II und
seiner Schwester geführte Krieg“316 gemeint, vermutet Wilcken. Die Proble-
me könnten jedoch auch in Zusammenhang mit einer Revolte in Oberägypten

(ca. 171 v. Chr.) Standlager im Arsinoites, deren genauer Standort in diesen Zahlungsanweisungen
nicht angegeben ist. Mit P.Gen. III 128, 3–5 (163–156 v. Chr.): Μαρδονίου τοῦ Εὐβουλίδου Ἰου-
δαίου̣ τ̣ῶ̣ν̣ | ἐκ τῆς̣ νε̣ης̣ φερομένων ἐν τῶι ὑπαίθρωι („Mardonios, Sohn des Euboulides, Jude, von
denen, die neu im Standlager geführt werden“) ist auch ein Standlager im Herakleopolites belegt.
Nicht unerwähnt sollte die Verwendung des griechischen Wortes ὕπαιθρον als Lehnwort im
Demotischen bleiben. Dort ist h'pytrs in P.Ryl. I 17, 2 (118 v. Chr); P.Straßb. I 21, 5 (Juni/Juli
145 v. Chr) und P.Adler 2, 4 (124 v. Chr.) belegt. Siehe auch Vleeming, „Two notes“, S. 156–162.
314
P.Grenf. I 42, 12–16. „Wir werden benachteiligt, nicht nur gegenüber den anderen Reitern
im ὕπαιθρον in Ptolemais, sondern auch gegenüber den in Chenoboskia stationierten desselben
Gaus, ebenso aber auch gegenüber den […] Fußsoldaten und den an den anderen Orten statio-
nierten Söldnerreitern aus demselben Standlager wie dem unsrigen.“
315
P.Grenf. I 42, 4. „… wegen des Krieges und der Gefahren.“
316
W.Chr. 447, S. 527.
8. Militärische Ämter und Titel 167

in der Mitte der 60er Jahre des 2. Jhs. v. Chr. stehen.317 Was auch immer der
Grund für die kriegerischen Auseinandersetzungen gewesen sein mag, mit
denen sich die παρεφεδρεύοντες in Diospolis Mikra konfrontiert sahen, es
kann nicht mit letzter Sicherheit festgestellt werden, ob sie deretwegen als
Gardisten vorübergehend dort eingesetzt wurden, oder ob ihre Versetzung
unabhängig von diesen äußeren Faktoren veranlasst wurde.

II. UPZ I 110


Das folgende Dokument wurde zuerst als P.Paris 63 publiziert und später auf-
grund seiner Bedeutung mehrfach neu herausgegeben. Wilcken nahm die darin
enthaltenen Briefe des Herodes als Nr. 110 in den ersten Band seiner „Urkunden
der Ptolemäerzeit“ auf. Die folgenden Bemerkungen beziehen sich auf seine
Textkonstitution und Bearbeitung. Das die παρεφεδρεύοντες betreffende Doku-
ment, welches die ersten sieben Kolumnen des Verso umfasst, ist auf das Jahr
164 v. Chr. datiert.318 Aus der Korrespondenz geht nicht hervor, ob die in den
Briefen erwähnten Erlasse, wegen deren Einhaltung sich der διοικητής Herodes
hier unter anderem an den ὑποδιοικητής wendet, vom Dioiketen selbst oder vom
König stammen. Die Beschwerde der in Alexandria stationierten Gardisten leitet
den Brief319 an Theon, den ἐπιμελητὴς τῶν κάτωι (l. κάτω) τόπων τοῦ Σαίτου,
ein und ist ebenfalls Bestandteil des erwähnten Schreibens320 an den ὑποδιοικη-
τής Dorion. Um eine Redundanz zu vermeiden, wird hier nur letzteres wiederge-
geben, weil hier die Aufzählung der zu den παρεφεδρεύοντες gehörenden Trup-
pen umfangreicher ist: Δωρίων<ι>. οἱ παρε[φ]εδ[ρε]ύοντες ἐν Ἀλεξανδ[ρ]είαι
τῶν | τʼ ἐπιλέκτων καὶ τῶν (ἑπταρούρων) καὶ (πενταρούρων) μαχίμων καὶ | τῶν
ἐπὶ τῶν φυλακίδων [τ]εταγμένων ναυκλη|ρομαχίμων ἐντετεύχασιν ἡμῖν προφε-
ρόμενοι | τοὺ<ς> παρʼ αὐτῶν `ἀ´πολελειμμένους ἐπὶ τῶν τόπων | σκύλλεσθαι μὴ
μετρ[ί]ως, τῶν πρὸς ταῖς πρα`γ´ματή|αις οὐ κατὰ τὸ βευτιστον (l. βέλτιστον)
ἐγδεχομένων τὸν τοῦ πε|ρὶ τῆς γεωργίας προστάγματος νοῦν, ἀλλʼ οἰσμένων (l.
οἰομένων) | <δεῖν> ἕκαστον αὐτῶν γεω[ργ]ήσ`ε´ιν ἐπὶ τὸ ἔλασσον κε(φάλαιον), |
τὸ δʼ ὅμοιο[ν] συμβαίν[ει]ν καὶ τοῖς ἄλλοις τοῖς ἐν τῶι | γένει φερομένοις.321 Wie

317
Hölbl, Geschichte, S. 157.
318
Bei diesem Pariser Papyrus handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Abschrift der
Dokumente durch einen Schüler, wie Wilcken, UPZ I 110, Einleitung, S. 474 überzeugend darlegt.
Da in diesem Zusammenhang nur die Datierung des Dokuments und nicht die Entstehung der Ab-
schrift von Bedeutung ist, wird auf die Datierung des Papyrus selbst nicht weiter eingegangen.
319
UPZ I 110, 193–213.
320
UPZ I 110, 20–192.
321
Wilcken, UPZ I 110, 20–30, S. 485: „An Dorion. Die in Alexandrien garnisonierenden
Gardisten und Machimoi mit 7 und 5 Aruren und auf den Wachtschiffen postierten Marine-Machi-
moi haben sich an uns gewandt, indem sie vorbrachten, daß die von ihnen zu Hause Zurückgelas-
senen über die Maßen belästigt würden, da die Verwaltungsbeamten den Sinn der Kabinettsorder
über die Landbebauung nicht aufs beste auffassen, sondern meinen, j e d e r von ihnen müsse die
168 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

aus diesem Auszug hervorgeht, betrifft die Eingabe die Kleroi der Soldaten und
deren Bewirtschaftung, zu der wegen der fehlerhaften Auslegung eines Erlasses
durch die zuständigen Beamten nun auch die παρεφεδρεύοντες herangezogen
werden sollen, die fern von ihren Besitztümern als Gardisten in Alexandria ihren
Dienst leisten. So ärgerlich diese Angelegenheit für alle Beteiligten gewesen
sein mag, – für die Gardisten und ihre Familien, weil die für ihre Ländereien
zuständigen Beamten sie benachteiligten, für den Dioiketen, der sich wiederholt
mit deren Beschwerden auseinandersetzen musste, sowie für die verantwortli-
chen Beamten, die durch ihr Unvermögen den Zorn des Dioiketen auf sich zo-
gen, so interessant und wertvoll ist die Existenz dieser Korrespondenz für die
Nachwelt, nicht nur in Bezug auf die παρεφεδρεύοντες, sondern auch im Hin-
blick auf verschiedene Aspekte der Bodenpacht. Auch gibt sie einen Eindruck
davon, wie der Dioiket seine Verärgerung über die mehrmalige Missachtung der
Vorschriften in einem amtlichen Schreiben zum Ausdruck bringen konnte und
welcher sprachlichen Mittel er sich dabei bediente. Es ist jedoch nötig, sich in
diesem Exkurs auf die Angaben bezüglich der Gardisten zu beschränken, welche
die folgenden Aspekte betreffen:
1. In den Zeilen 21–23 zählt der Dioiket verschiedene Truppen auf, die unter
den Oberbegriff der in Alexandria in Garnison liegenden παρεφεδρεύοντες
fallen. Dies sind zu Land die ἐπίλεκτοι322 und die μάχιμοι, die nach der Grö-

Bebauung zu der ermäßigten Pachtsumme übernehmen und daß es ebenso auch den anderen er-
gehe, die in ihrer Klasse geführt werden.“
322
Ἐπίλεκτοι werden unter anderem in P.Gen. III 131, 3–5 erwähnt, wo sie zusammen mit den
Mysern aus dem Herakleopolites nach Ptolemais verschifft werden sollen: τ̣ο̣ῖς̣ ̣ καταπλέουσιν εἰς
Πτολεμαΐδα | τ̣ὴν̣ ἐν̣ Π̣ηλουσίωι Μυσοῖς | [κα]ὶ̣ ἑ̣τέροις ἐπιλ̣έ̣κτ̣ οις ἀνδράσι μα („für die Myser und
die anderen 41 ausgewählten Männer, die nach Ptolemais in der Gegemd von Pelusion hinab-
segeln“). Ergänzt sind sie in P.Tebt. I 5, 44–46, einem Erlass Ptolemaiosʼ VIII. aus dem Jahr 118
v. Chr., in welchem die verschiedenen Truppenkategorien dieser Zeit aufgezählt werden: [τοὺς δὲ
ἐπιλέ]κ̣[τους] κ̣α̣ὶ̣ μαχ(ίμους) ⟦καὶ⟧ (δεκαρούρους) καὶ (ἑπταρούρους) κ̣[αὶ τοὺς το]ύ̣|[τ]ων ἡ[γου]-
μέν[ο]υς καὶ τοὺς ἄλλους τοὺς φερομ̣[ένους ἐν τῆι συντ]ά̣(ξει) | [καὶ τοὺς] να̣[υκ]ληρομαχ(ίμους)
[…] („… und die ausgewählten und die Machimoi und die 10-Aruren-Besitzer und die 7-Aruren-
Besitzer und ihre Offiziere und die anderen, die in dieser Liste geführt werden und die Marine-
soldaten […]“). Außerdem werden sie in einer Weihinschrift an Ptolemaios VIII. (SEG XXXI
1574), angebracht auf einer Statuenbasis, erwähnt: [Ἀπόλλωνι· βασιλ]έ̣α Πτολεμαῖον μέγαν θεὸν
Εὐεργέτην, | [τὸν ἐγ θεῶν Ἐ]πιφανῶν, διάδοχοι σωματοφύλακε[ς] | [οἱ σὺν νικηφό]ρωι συβίνηι
[sic!] ὑπασπισταί, ἐπίλεκτοι, καὶ πλείονες | [ἄλλοι, ἀρετῆς] ἕνεκεν καὶ εὐεργεσίας τῆς εἰς ἑαυτούς.
(„Dem Apollon zugunsten des Königs Ptolemaios, den großen Wohltätergott, den Sohn der Theoi
Epiphaneis, (stiften dies) die vom Rang der Diadochen und Leibwächter, die mit dem siegreichen
Speer(?), die Schildträger, die ausgewählten, und andere mehr, wegen seiner Tugend und Wohl-
tätigkeit ihnen gegenüber.“) Zur editio princeps siehe Bagnall, „Notes“, S. 123, zu den späteren
Ergänzungen Piejko, „Dedication“, S. 105. Eine umfassende Erklärung zum Wesen der ἐπίλεκτοι
und den bisher über diese angestellten Vermutungen, liefert Lesquier, Les institutions militaires,
S. 21–23. Auf den Punkt bringt er seine Schlussfolgerungen, indem er sie auf S. 22 folgender-
8. Militärische Ämter und Titel 169

ße ihrer Aruren unterschieden werden. Dazu kommt die Gruppe τῶν φυλακί-
δων [τ]εταγμένων ναυκλη|ρομαχίμων, also die „auf den Wachtschiffen
postierten Marine-Machimoi.“323 Wie bereits Wilcken feststellte, sind „die
hier als in Garnison in Alexandrien liegend aufgezählten Truppen […] sämt-
lich, einschließlich der ἐπίλεκτοι, national-ägyptische Truppen.“324 Es bleibt
zu überprüfen, ob die übrigen Quellen dieses Bild bestätigen.
2. In UPZ I 110 wird Alexandria als Garnisonsort genannt, in dem die Männer
ihren Wachdienst verrichten. Wie aus ihrer Beschwerde hervorgeht, verfügen
die παρεφεδρεύοντες jedoch über Ländereien, die sich im Saites zu befinden
scheinen, da sich die Rüge des Dioiketen an den dort ansässigen ἐπιμελητὴς
τῶν κάτω τόπων τοῦ Σαίτου richtet. Die Entfernung zwischen Alexandria und
der Gaumetropole des Saites beträgt ca. 120 km. Ein Standlager dort wird in
keinem der Dokumente dieser Korrespondenz erwähnt und ist auch ander-
weitig in den Papyri, soweit bekannt, nicht überliefert.
3. Aus dem Brief des Dioiketen lässt sich entnehmen, dass die παρεφεδρεύ-
οντες in Alexandria einen Dienst ausüben, indem sie als τοὺς ἐν τῆι πόλει καὶ
διὰ νυκτὸ[ς] καὶ `δ[ι]ʼ´ ἡμέρας ἐν | ταῖς λειτουργίαις καταπονουμενου⟪νέ-
νου⟫ς.325 beschrieben werden. Zu dieser Liturgie wurden sie, so vermutet
Bengtson, vom Strategen eingesetzt, „da der Gaustratege der Vorgesetzte der
Polizeiorgane in seinem Bezirk gewesen ist.“326 Offen bleibt allerdings der
zeitliche Rahmen dieser Liturgie, zu dem sich Bengtson nicht äußert. Auch
Oertel beschränkt sich, aufgrund fehlender Belege, die Aufschluss über die
Dauer dieser Liturgie geben könnten, darauf, den Sachverhalt wie folgt zu
erläutern: „Die Soldaten aber verpflichten sich gegen Übernahme eines
Kleros zu bestimmten persönlichen Leistungen, eben denen des Militär-
dienstes. Dieser war kein ständiger wie der moderner Linientruppen, er war
gewissermaßen nur nebenamtlich in dem Sinne, daß für den Bedarfsfall der
Betreffende zur Verfügung zu stehen hatte. Die Verwendung im Einzelnen lag
im Ermessen der Regierung, und darum glich eine Heranziehung zu aktivem
Dienste fast einer Aushebung.“327 Diese Einberufung der μάχιμοι kann, wie
andere Liturgien auch, in einem gewissen Turnus erfolgt sein, für dessen

maßen beschreibt: „Les epilektoi sont donc bien des troupes d’élite, prises parmi des soldats qui
se trouvaient vis-à-vis de l’armée régulière dans la même situation que les socii vis-à-vis des
Romains, c’est-à-dire parmi les soldats indigènes.“
323
Wilcken, UPZ I 110, S. 485.
324
Wilcken, UPZ I 110, S. 489, Komm. zu 20–23.
325
Wilcken, UPZ I 110, 87–88, S. 186: „die in der Stadt bei Nacht und Tag im Dienst sich
Abmühenden.“ Bereits Oertel, Liturgie, S. 53 wies darauf hin, dass diese Heranziehung der μάχι-
μοι zu militärischen oder polizeilichen Wachdiensten auch einer Eingabe des Ptolemaios, Sohn
des Glaukias, zugrunde liegt.
326
Bengtson, Strategie III, S. 72.
327
Oertel, Liturgie, S. 53.
170 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Länge, wie bereits erwähnt, bisher keine Belege bekannt sind. Ob dieser
Dienst von der innen- und außenpolitischen Lage des Landes abhängig ge-
wesen ist oder kontinuierlich zu leisten war, geht auch aus diesem Dokument
nicht hervor.
4. Zur Entstehungszeit dieser Korrespondenz, im September respektive Oktober
164 v. Chr., wurde Ägypten noch von den drei Geschwistern Ptolemaios VI.
Philometor, Kleopatra II. und Ptolemaios VIII. Euergetes II. regiert. Letzterer
riss kurze Zeit später, zu Ende des Jahres 164 v. Chr., die Herrschaft an sich
und nahm – in Anlehnung an Ptolemaios III. – den Titel Euergetes an.328 In
den Jahren 165 und 164 v. Chr. kam es zu Aufständen in der Thebais und dem
Fayum sowie zu einem von Dionysios Petosarapis inszenierten Putsch-
versuch. Es war also zweifelsohne eine innenpolitisch unruhige Zeit, sowohl
innerhalb dieser Dreier-Regierung selbst, die kurz danach zerbrach, als auch
aufgrund der verschiedenen Krisenherde, die für Aufruhr in Ober- und Unter-
ägypten sorgten.329 Ein besonderer Schutz der Hauptstadt zu dieser Zeit war
demnach durchaus erforderlich, ist jedoch kein Beweis dafür, dass die παρε-
φεδρεύοντες nicht auch in Friedenszeiten in Alexandria in Garnison lagen.
Die von Oertel postulierte „Gleichsetzung von Militär und Polizei“330 würde
eine ständige Präsenz der μάχιμοι an wichtigen strategischen Punkten, zu
denen Alexandria zweifellos gehörte, bedingen. Die wenigen Belege in Be-
zug auf die Liturgien der μάχιμοι lassen jedoch keine eindeutigen Schlüsse
zu. Vergleicht man diese beispielsweise mit den Belegen zu den Phylakes und
den Phylakiten, die ebenfalls Wächterfunktionen erfüllten, stellt man fest,
dass insbesondere zu letzteren wesentlich aussagekräftigere Quellen im
Hinblick auf ihre Tätigkeitsfelder überliefert sind. So waren die Phylakiten
u.a. mit „der Verwahrung konfiszierter Tiere […], der Bewachung von Steu-
erabgaben […], von Schafherden“ und „von Ernteerträgen“ betraut. Aber
auch „beim Eintreiben von Geldstrafen […] war der Phylakites ebenso enga-
giert wie beim Inkasso der Steuern generell.“331 In Bezug auf die Aufgaben
der Phylakes der Ptolemäerzeit konstatiert Homoth-Kuhs in seiner Disserta-
tion: „Während die Phylakiten auf der untersten, d. h. dörflichen, Ebene den
staatlichen Sicherheits- und Ordnungsdienst ausübten, standen die Phylakes
regelmäßig im Dienst von Privatleuten, deren Felder, Gärten oder Tiere sie
gegen eine Entlohnung zu bewachen hatten. Im Fall eines Diebstahls hatten

328
Hölbl, Geschichte, S. 318, Anm. 16.
329
Näheres zum geschichtlichen Hintergrund bei Hölbl, Geschichte, S. 159ff. und Huß,
Ägypten, S. 544ff.
330
Oertel, Liturgie, S. 54.
331
Alle hier aufgeführten Zitate zu den Tätigkeitsfeldern der Phylakiten entstammen Harrauer,
Steuerwesen, S. 171. Dieser hat sie anhand von 179 verwendeten Belegen herausgearbeitet und
thematisch geordnet.
8. Militärische Ämter und Titel 171

sie nicht nur diesen abzuwehren, sondern auch die Täter festzunehmen oder
zumindest zu identifizieren, um sie dann dem zuständigen Phylakiten zu über-
antworten.“332 Das vor allem im privaten Bereich tätige Wachpersonal und
das staatliche, dem diese situationsabhängig in manchen Fällen „zugear-
beitet“ haben, sind nicht zwangsläufig Teil des Militärs. Im Umkehrschluss
sind die παρεφεδρεύοντες, die zwar offensichtlich eine Wachfunktion über-
nehmen, nicht per se mit polizeilichen Aufgaben, wie Festnahmen, Anzeigen
und anderen bürokratischen Belangen betraut. Für diese gibt es zumindest
bisher keine Belege. Vielmehr scheinen die παρεφεδρεύοντες als in Friedens-
zeiten nicht im stehenden Heer benötigte Männer zum Schutz strategisch
wichtiger Punkte eingesetzt worden zu sein, die sowohl gegen Angriffe von
außen als auch von innen, beispielsweise bei Aufständen oder in instabilen
Gebieten wie der Thebais, zur Verteidigung bereit standen. Dass sich die
Kompetenzbereiche in Einzelfällen überschnitten haben und das Militär dann
Aufgaben der Polizei übernahm, liegt in der Natur der Sache.
5. Zur Besoldung der μάχιμοι im Allgemeinen, wenn auch nicht der παρεφε-
δρεύοντες im Besonderen, ist dank UPZ I 110 eine wichtige Aussage über-
liefert: οὐκ ὀλίους (l. ὀλίγους) δὲ καὶ τῶν ἐν τῶι στρατιωτικῶι | φερομένων
καὶ τὴν ἀναγκαίαν τροφὴν μόλις ἐχόν|των ἀπὸ τῶν ἐκ τοῦ βασιλικο[ῦ] τιθε-
μένων, ἐνίους δὲ | καὶ τῶν μαχίμων, μᾶλλον δὲ τοὺς πλείστους οὐδὲ | τοὺς
ἰδίου<ς> κλήρους αὐτουργεῖν δυναμένους, ἀλλὰ | κατὰ `τὸ[ν]´ ⟦τ⟧ χειμῶνα
δανει[ζομ]ένους ἐπὶ τοῖς ἐκφορίοι[ς] | μειζόνων διαφορῶν.333 Die wirtschaft-
liche Situation der μάχιμοι war demnach äußerst schlecht, wodurch Oertels
Vermutung gestützt wird, der in Bezug auf die zur Liturgie herangezogenen
Soldaten vermutete: „vielleicht wurde auch nur für diese Zeit ὀψώνιον ge-
zahlt.“334 Die Wachdienste könnten also eine Möglichkeit für die μάχιμοι
gewesen sein, in Friedenszeiten, in denen sie nicht im aktiven Militärdienst
standen und nicht, oder nur gering, besoldet wurden, ihr Gehalt aufzubessern.
Gesichert werden kann diese Vermutung aufgrund der schlechten Beleglege
jedoch bislang nicht.

332
Homoth-Kuhs, Phylakes, S. 29. Sein Fazit gründet sich auf die Auswertung von ca. 20
Belegen aus ptolemäischer Zeit (Liste: Homoth-Kuhs, Phylakes, S. 7).
333
Wilcken, UPZ I 110, 103–109, S. 486: „Nicht wenige ferner auch von denen, die in der Sol-
datenliste geführt werden und kaum den nötigen Lebensunterhalt haben, aus dem, was aus der
könglichen Kasse ihnen ausgesetzt wird, manche oder vielmehr die meisten aber auch von den
Machimoi, die nicht einmal ihre eigenen Ackerlose selbst bewirtschaften können, sondern im
Winter sich auf ihre Pachterträgnisse zu übermäßigen Zinsen Geld leihen.“
334
Oertel, Liturgie, S. 53.
172 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

III. P.Dryton 31 und 32


Die beiden folgenden Eingaben, P.Dryton 31 und 32 (= P.Amh. II 36), werden
gemeinsam behandelt, da sie dem gleichen Archiv angehören und beide von der-
selben Person verfasst worden sind, deren Belange sie betreffen. Datiert werden
können sie anhand des chronologischen Zusammenhangs dieses Familien-
archivs auf 140 bis 130 v. Chr. (Nr. 31) bzw. 3. Juli 137 – 15. Januar 130 v. Chr.
(Nr. 32). Aus den verschiedenen Dokumenten sind folgende Fakten bezüglich
Drytons Leben und seiner militärischen Karriere gesichert: „Dryton’s father
Pamphilos probably emigrated from Crete to Egypt under the reign of Ptolemy
III or IV. Dryton was born c. 192 B.C. He calls himself a Cretan and was a
citizen of the Greek polis Ptolemais in Upper Egypt. He served as a cavalry man
in several places. … he lived for a while in Thebes. … Afterwards he served in
Diospolis Mikra. … Dryton served at the latest by 150 B.C. in the troops of the
eponymous officer Diodotos. … At some time after his second marriage335 (and
before 137/130 B.C.) Dryton was promoted to cavalry officer: he became a
hipparch of the epitagma unit, that is the highest unit of the cavalry of the Pto-
lemaic army.“336 Aus beiden Texten sollen hier lediglich die Auszüge präsen-
tiert werden, die sich auf Drytons Tätigkeit als Gardist beziehen. Bei P.Dryton
31 ist dies der einleitende Satz, in welchem er sich als Kreter und einen der παρ-
εφεδρεύοντες vorstellt, wobei der Garnisonsort aufgrund einer Lücke im Papy-
rus nicht erhalten ist: Ἑ̣ρμίαι τῶν διαδόχων καὶ ἐπιμε̣λ̣η̣τ̣ῆι̣ ̣ [πα]ρ̣[ὰ ?Δ̣]ρ̣[ύτω-
νος τοῦ ?Παμφίλο – c. 2–6 – παρεφεδρε]ύ̣οντος Κρητὸς δήμου Φ̣[?ιλωτερεί-
ου.337 Aussagekräftiger ist die zweite Eingabe, die an Boethos gerichtet ist und
den militärischen Rang Drytons offenbart: Βοήθω[ι] συνγενεῖ κα[ὶ ἐπιστρ]α-
τήγωι̣ | καὶ στρ[α]τηγῶι τῆς Θηβ[αίδ]ος | παρὰ Δ[ρ]ύτωνος τοῦ Πα[μ]φίλου |
Κρητὸς δήμου Φιλωτ[ερ]είου | τῶν διαδόχων καὶ το[ῦ ἐ]πιτά|γματος ἱππαρχῶν
ἐπʼ ἀνδρῶν | ἀπὸ τῶν ἐκ τοῦ ἐν Πτολεμαίδι | ὑπαίθρου, νυνὶ δὲ παρεφεδρεύ-
οντος | ἐν Διὸς πόλει τῆι μικρᾶι. Ὑπαρχόν|των γάρ μοι ἐν Διὸς πόλει τῆι μεγά-
ληι | καὶ ἐν τῶι Παθυρίτηι ἐγγαιδίων, | διʼ ἣν α[ἰ]τίαν, λείπω τε τὴν | ὑπερβολήν,
διοδεύων κιν|δυν[εύω π]αρʼ ἕκαστον.338 Stellt man diese Dokumente dem vorhe-
rigen Beleg, P.Grenf. I 42, gegenüber, lassen sich folgende Berührungspunkte
zwischen Dryton und den dort erwähnten παρεφεδρεύοντες herausstellen:

335
4.3.150 v. Chr.
336
Vandorpe, Family Archive, S. 13.
337
P.Dryton 31, 2: „An Hermias, einen der Diadochen und Epimeletes, von Dryton (?), Sohn
des Pamphilos (?), der in Garnison liegt in […], Kreter, aus dem Demos Philoteris (?).“
338
P.Dryton I 32: „An Boethos, den Verwandten (des Königs) und Epistrategen und Strategen
der Thebais von Dryton, Sohn des Pamphilos, Kreter, aus dem Demos Philoteris, einen der Dia-
dochen und Kavallerieoffiziere des Epitagmas aus dem Standlager in Ptolemais, jetzt aber in
Diospolis Mikra in Garnison liegend. Ich besitze in Diospolis Magna und im Pathyrites kleine
Ländereien, weswegen – ich lasse jede Übertreibung beiseite – ich mich jedes Mal in Gefahr be-
gebe, wenn ich zu ihnen durchreise.“
8. Militärische Ämter und Titel 173

1. Gemeinsam ist ihnen die Zugehörigkeit zu dem ὕπαιθρον der Griechenstadt


Ptolemais, von dem aus sowohl Dryton als auch die παρεφεδρεύοντες in
P.Grenf. I 42 nach Diospolis Mikra versetzt werden. Da in P.Dryton 31 kein
Garnisonsort angegeben ist, kann nicht geklärt werden, in welche anderen
Garnisonen er von diesem Standlager aus möglicherweise geschickt worden
ist. Diese Informationen waren auch P.Grenf. I 42 nicht zu entnehmen, da die
παρεφεδρεύοντες dort ἐν τοῖς ἄλλοις τόποις339 lagen, ohne dass diese Orte,
soweit der Text rekonstruiert werden kann, benannt werden.
2. Eine entscheidende neue Information bringt jedoch die Angabe des militäri-
schen Rangs des Dryton mit sich, da er sowohl das höchste Amt in der Rei-
terei der Ptolemäerzeit als auch einen Hofrangtitel innehatte: Δ[ρ]ύτωνος τοῦ
Πα[μ]φίλου | Κρητὸς δήμου Φιλωτ[ερ]είου | τῶν διαδόχων καὶ το[ῦ ἐ]πιτά|γ-
ματος ἱππαρχῶν ἐπʼ ἀνδρῶν.340 In anderen Papyri waren zwar die Truppen
angegeben, denen die παρεφεδρεύοντες angehörten, eponyme Offiziere wer-
den aber weder dort noch bei Dryton erwähnt. Die Besatzung einer Garnison
bestand demnach aus Fußsoldaten, Reiterei und, je nach Lage, auch Matro-
sen, wie aus UPZ I 110 bekannt, die, wie im regulären Heer auch, einem
Vorgesetzten unterstellt waren. Unklar ist, ob Dryton zusammen mit seiner
Truppe – oder Teilen dieser – nach Diospolis Mikra geschickt worden ist oder
ob ihm dort andere Männer zugeteilt wurden.
3. Leider liefert auch dieser Beleg keinen zeitlichen Rahmen, in dem sich Dry-
ton als Gardist in Diospolis Mikra aufhielt. Dieser könnte begrenzt sein auf
den Zeitraum der Thronstreitigkeiten zwischen Ptolemaios VIII. Euergetes II.
und seiner Schwester Kleopatra II. oder in der Revolte des Harsiesis341 be-
gründet sein. Beide Ereignisse sorgten in den ausgehenden 30er Jahren des 2.
Jh. v. Chr. für innenpolitische Unruhen in der Thebais. Dryton selbst erwähnt
in seiner Eingabe Schwierigkeiten auf dem Weg zu seinen Besitztümern, die
sich in Diospolis Magna und im Pathyrites befanden.342 Diese könnten mit
den erwähnten Unruhen in Verbindung stehen.343

IV. BGU VIII 1747


Der jüngste hier aufgenommene Beleg, BGU VIII 1747 (= SB IV 7410), ist auf
den 27.6. 63 v. Chr. datiert und stammt aus dem Herakleopolites.344 Die amtliche

339
P.Grenf. I 42, 15: „an anderen Orten.“
340
P.Dryton I 32, 3–6: „Dryton, Sohn des Pamphilos, Kreter, aus dem Demos Philoteris, einer
der Diadochen und Kavallerieoffiziere des Epitagmas.“
341
Huß, Ägypten, S. 609f.
342
Vandorpe, Family Archive, S. 233.
343
Hölbl, Geschichte, S. 176f.
344
Ein weiterer Beleg aus dem Herakleopolites, BGU XIV 2434, 23: τῶν παρ̣εφ[εδ]ρ(ευόντων)
ἀπ[ὸ] τοῦ Διοδώρου, ist derart stark beschädigt, dass er keine neuen Erkenntnisse zur Untersu-
chung der παρεφεδρεύοντες beisteuern kann. In welchem Verhältnis dieser Diodoros zu den παρ-
174 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Korrespondenz entstand aufgrund von Problemen bei der Besoldung der in Gar-
nison befindlichen Soldaten, insbesondere in Bezug auf die Zuteilung des benö-
tigten Pferdefutters.345 Es handelt sich also auch hier um Berittene. Diese wen-
den sich direkt an den Dioiketen, der sich gerade in ihrem Gau aufhält, und
bitten ihn, die Auszahlung der Gerste für ihre Pferde in die Wege zu leiten. Der
positive Bescheid bezüglich ihrer Bitte ergeht dann an den Sitologen Hera-
kleides, der die entsprechende Ration abmessen und ihnen zukommen lassen
soll: Ἡρακλείδηι. | τοῦ παρʼ Ἀθηναίου τοῦ συγγενοῦς̣ [κ]α̣ὶ̣ δ̣ιοικητοῦ [χρη]μ̣α-
τισμοῦ ἀντίγραφον ὑπόκειται. | κατακολουθήσας οὖν μέτ̣ρησο̣[ν] συνεπιστέλ-
λοντος Πανίσκου τοῦ βασιλικοῦ γραμματέως | τοῖ̣[ς πα]ρ̣[ε]φεδρεύουσιν ἐν τῶι
νο̣μ̣ῶι̣  ἱππεῦσι καὶ [το]ῖ[ς] ἄλλοις τοῖς ἐν τῆι πόλει | τὰς χρε̣ί̣ας παρεχομέν̣[οι]ς̣
[τὰς κα]θηκούσας αὐτοῖς τῆς ἀπὸ Φαμε[νὼ]θ τοῦ ιη | ἕως Μεχεὶρ τοῦ ιθ (ἔτους)
εἰς τὴν τῶ[ν ἵπ]πων τροφὴν τοῦ μη(νὸς) ἀνη(λωτικῷ) κριθῆ[ς (ἀρτάβας)] ψ̣π̣ |
δωδεκ̣[α]μή(νου) τὰς συναγομένας [κριθ]ῆς Θτξ, (γίνονται) (κριθῆς ἀρτάβας)
Θτξ, καὶ σ̣ύ̣(μβολα) καὶ ἀντισύ(μβολα) ποίη(σαι) πρὸς αὐ(τοὺς) | ὡς καθήκει. 346
1. Erstmalig sind hier παρεφεδρεύοντες im Herakleopolites erwähnt, jedoch
wird nicht angegeben, zu welchem ὕπαιθρον sie gehören oder aus welcher
Stadt sie hierher versetzt worden sind. Außerdem fällt auf, dass in den übri-
gen Belegen von einer Stadt als Garnisonsort die Rede war, nämlich von
Diospolis Mikra in I und III und von Alexandria in II, während in BGU VIII
1747 der gesamte Gau als Referenzort angegeben ist. Dies mag daran liegen,
dass es mehrere Garnisonen im Herakleopolites gab und alle berittenen Ein-
heiten von diesem Problem betroffen waren, weshalb sie gemeinsam Be-
schwerde beim Dioiketen einreichten.
2. Wie schon die Gardisten in UPZ I 110, werden auch hier die παρεφεδρεύ-
οντες in Verbindung mit der Ausführung von liturgischen Diensten gebracht.
Da die Implikationen bereits unter II. 3 erläutert worden sind und BGU VIII
1747 keine neuen Erkenntnisse liefern kann, erübrigt sich eine Wiederholung
an dieser Stelle.

εφεδρεύοντες steht, ist nicht erhalten. Zu erwähnen ist außerdem BGU VIII 1748, dessen Aussage
in Bezug auf die παρεφεδρεύοντες sich mit dem hier untersuchten BGU VIII 1747 deckt.
345
Der Amtsvorgang dieses Dokuments wurde bereits an anderer Stelle behandelt, siehe oben
Kapitel 7.4.
346
BGU VIII 1747, 7–14: „An Herakleides. Von Athenaios, dem Verwandten (des Königs) und
Dioiketen ist unten die Abschrift des Bescheides angefügt. Leiste also Folge und, wenn Paniskos,
der köngliche Schreiber, seine Zustimmung gibt, den im Gau in Garnison liegenden Reitern und
den anderen, die in der Stadt ihren Dienst ableisten, miss die ihnen vom Phamenoth des 18.
Jahres bis zum Mecheir des 19. Jahres zukommenden (Artaben) für das Futter ihrer Pferde ab,
monatlich in dem für Aufwendungen bestimmten Maß 780 Artaben Gerste, das ergibt für zwölf
Monate eine Gesamtsumme von 9360 (Artaben) Gerste, das macht 9360 Artaben Gerste, und stell
die Quittungen und Gegenquittungen dafür aus, wie es üblich ist.“
8. Militärische Ämter und Titel 175

3. Obwohl zur Besoldung der παρεφεδρεύοντες in Form von ὀψώνια oder σιτώ-
νια keine Aussagen getroffen werden, so doch zu den Leistungen, die sie für
ihre Pferde erhielten. Die Anweisung des Dioiketen sieht vor, für den Zeit-
raum eines Jahres monatlich eine bestimmte Menge an Pferdefutter zuzutei-
len. Allerdings lässt sich daraus nicht ableiten, dass diese Gardisten sich für
exakt ein Jahr im Herakleopolites aufhielten, da es nicht unüblich war, Zah-
lungsanweisungen für ein Jahr auszustellen.347 Dauerte der Dienst der παρεφ-
εδρεύοντες darüber hinaus an, konnte eine erneute Anweisung für zwölf
Monate ausgestellt werden. Für den Fall, dass der Dienst vor Ablauf des
Jahres endete, galten die Anweisungen vermutlich für die nachrückenden
παρεφεδρεύοντες, die den Platz ihrer Vorgänger einnahmen und dafür wie
diese besoldet wurden.

b) Die epigraphischen Quellen

Die epigraphischen Belege bestehen ausschließlich aus Weihinschriften aus Her-


mopolis Magna, die vom Ende des 2. Jh. v. Chr. bzw. aus den Jahren 80–69,
also aus der Regierungszeit Ptolemaiosʼ XII. Neos Dionysos, stammen und
damit chronologisch UPZ I 110 am nächsten stehen, während die älteste und im
Folgenden zuerst aufgeführte Inschrift etwas näher an der Entstehungszeit des
Trierer Papyrus liegt.

V. I.Herm. 4
Die früheste bekannte Weihinschrift, die, auch wenn die Weihung aufgrund der
Beschädigungen der Stele nicht erhalten ist, den παρεφεδρεύοντες zugeordnet
wird, ist I.Herm. 4 (= SB I 599).348 Sie wird anhand paläographischer Kriterien
auf das Ende des 2. Jh. v. Chr. datiert.349 Wie die Stele zeigt, setzen sich die
unter dem Sammelbegriff der παρεφεδρεύοντες zusammengefassten Männer aus
verschiedenen Truppenteilen zusammen, die zunächst nach dem jeweiligen Be-
fehlshaber, dem sie unterstehen, und später nach weiteren Kriterien geordnet
sind. Es würde zu weit führen, alle Truppenteile und deren Kommandanten hier
aufzulisten, zumal diese für die vorliegende Untersuchung nicht ausschlagge-
bend sind. Erwähnenswert sind hingegen die aufgeführten Ämter und Titel so-

347
Armoni, Basilikos Grammateus, S. 61–62 und 71. Siehe auch Kramer, „Anweisung“,
S. 316–329.
348
Erstmals publiziert von Lefebvre, „Inscription“, S. 187–195.
349
Von Jouguet, „Inscriptions“, S. 188 auf 114–107 v. Chr. datiert, während Lefebvre,
„Inscription“, S. 187 wegen des in I 60 genannten Philanthropa-Erlasses für eine Datierung in die
Regierungszeit Ptolemaiosʼ VI. oder Ptolemaiosʼ VIII. plädierte. Bernand, Hermoupolis, S. 24,
Anm. 39 widerspricht dieser Datierung in Anlehnung an Breccia, Iscrizioni, S. 29, der dies ebd.
damit begründet, dass diese Art von Erlassen „furono emanati durante ogni regno.“
176 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

wie die Truppenkategorien, die nicht unter Nennung des Truppenführers, son-
dern unter anderen Aspekten angeführt sind. So ist einzelnen Truppen ein He-
rold, κῆρυξ (I 5; III 158), ein Fahnenträger, σημειοφόρος (I 7, 25; III 160), ein
ἑκατόνταρχος (I 9; III 162) oder ein πεντηκόνταρχος (I 27; II 86, 92, 125; III
164, 190) zugeordnet. Andere Titel werden wiederum nur in jeweils einem
Truppenteil aufgeführt, so ist lediglich der ἡγεμὼν | ἐπ’ ἀνδρῶν καὶ φρούραρχος
Τιμοκλῆς Τιμοκλέους (I 36–38) namentlich genannt, der mit einem gewissen
Dryton in diese Garnison kam und dem die beiden ἔξω τάξεων ἡγεμόνες Ἀρίστ-
αρχος Διογνήτου und Κρίτων Ἀρχᾶ (I 39–41) und der ἔξω τάξεων [Ἀ]ριστό-
μαχος Ἀριστομάχου (I 42–43) sowie drei [ἡγ]εμόνων υἱοί (I 44–47) und ein
γραμματεὺς συντάξεως namens Εὔδοξος Τιμοκλέους (I 48–49) unterstellt sind.
Zu erwähnen sind zudem ein Gardist ἀπὸ τῆς Θηβαΐδος (I 52–53), ein Kreter mit
seinem Vorgesetzten (I 56–58) sowie ein aus der Kyrenaika stammender Gardist
mit seinem Vorgesetzten (I 59–60). Auf diese nach pseudo-ethnischen Aspekten
geordneten Truppenteile folgt eine Gruppe τῶν τὰ φιλάνθρωπα ἐχόντων mit
einem ἀρχυπηρέτης ξενικοῦ sowie sieben weiteren Männern (I 60–68), an die
sich eine Gruppe der πολιτικoί anschließt (I 68–72), deren Mitglieder aufgrund
einer Lücke im Text nicht näher bestimmt werden können. Ein οὐραγὸς, der die
Nachhut anführt, tritt erstmalig in II 133 und später erneut in III 155 auf. Insge-
samt sind 159 Namen derer erhalten, die zur Garnison in Hermopolis Magna
Ende des 2. Jh. v. Chr. gehörten. Wie viele Namen aufgrund der eingangs er-
wähnten Beschädigungen der Stele im oberen und unteren Teil fehlen, ist nicht
gesichert, jedoch kann aufgrund der vergleichbaren Inschriften I.Herm. 5 und 6
vermutet werden, dass es sich auch hier um eine Garnisonsstärke von ca. 250
Männern gehandelt haben könnte.350 Dies ist die Anzahl der Soldaten einer ἡγε-
μονία, wie bereits von Lesquier351 festgestellt und später von Zucker bestätigt
wurde, der darauf verwies, „sie entspräche zahlenmäßig so gut wie vollkommen
dem σύνταγμα der Taktiker mit 4x64 = 256 Mann.“352 Dieser militärischen Ver-
tretung ist eine gewisse Zahl von Männern hinzuzurechnen, die mit administra-
tiven Aufgaben betraut waren, wie es nach dem aktuellen Stand der Forschung,
für die (ἡγεμόνες) ἔξω τάξεων angenommen wird und für die Intendanten, wie
beispielsweise den γραμματεὺς συντάξεως, gesichert ist.

350
Lefebvre, „Inscription“, S. 187 vermutet, dass am unteren Rand lediglich eine oder zwei
Zeilen fehlen.
351
Lesquier, Les institutions militaires, S. 80.
352
Zucker, Doppelinschrift, S. 29.
8. Militärische Ämter und Titel 177

VI. Hermopolis Magna 5 und 6


Bei zwei weiteren Dedikationen aus Hermopolis Magna (Nr. 5 und 6), die beide
auf Stelen aus Sandstein angebracht sind, handelt es sich um zwei Inschriften
mit gleichlautendem Text, von Zucker daher als „Doppelinschrift“ bezeichnet.
I.Herm. 6353 (= SB V.2 8066), die vermutlich jüngere der beiden Inschriften, ist
auf den 28. Januar 78 v. Chr. datiert.354 Dass die Errichtung beider Stelen zeit-
lich nicht weit auseinander liegen kann, impliziert die Zählung der Abteilungen,
von der auf I.Herm. 5355 (OGIS 182 = SB I 4206 = Milne, Cairo Mus. 25, Nr.
9296) in Z. 105 ein β̅ erhalten ist, auf der datierten I.Herm. 6 ein ε̅ zu Beginn der
zweiten Kolumne und ein ς̅ zu Beginn der dritten Kolumne, sodass sich auf
jeder der Stelen jeweils drei Abteilungen befunden haben.356 Die Weihung,
deren fehlender Wortlaut aus der jeweils anderen Stele ergänzt werden konnte,
lautet: ὑπὲρ βασιλέως Πτολεμαίου καὶ [βα]σιλίσσης Κ̣[λεοπάτρας τῆς καὶ Τρυ-
φαίνης, θεῶν Φιλοπατό]|[ρ]ων καὶ Φιλαδέλφων, οἱ παρεφ[εδρ]ε[ύοντ]ες ἐν Ἑρ-
μοῦ πόλει ξένοι Ἀπολλωνιᾶται καὶ οἱ συμπολι|τ]ευόμενοι κτίσται, ὧν τὰ ὀνό̣[-
ματα ὑπόκειται, Ἀπόλλωνι καὶ Διὶ καὶ τοῖς συνεστίοις θεοῖς τὸ ἱερὸν] | [κ]α̣ὶ̣ τ̣ὸν̣ ̣
π̣ε̣ρ̣ίβ̣ολον καὶ τὰ συν[κύροντα πάντα].357 Im Anschluss daran sind jeweils die
Namen der Befehlshaber sowie der ihnen unterstellten Männer aufgeführt. Da
bereits Zucker eine entsprechende Übersicht erstellt hat, an deren Inhalt bis
heute keine maßgeblichen Ergänzungen vorgenommen worden sind, wird diese
hier unverändert übernommen:358

353
Erstmals publiziert von Zucker, Doppelinschrift.
354
Bernand, Hermoupolis, S. 40 datiert I.Herm. 5 auf einen Zeitraum zwischen dem 12. Sep-
tember 80 und dem 11. September 79 v. Chr., also in das zweite Regierungsjahr Ptolemaiosʼ XII.
Neos Dionysos und der Kleopatra Thryphaina. Siehe auch P.Giessen 99.
355
Erstmals publiziert von Jouguet, „Inscriptions“, S. 177–191.
356
Bereits Zucker, Doppelinschrift, S. 26 kam zu dem Schluss, dass beide Stelen von „dersel-
ben militärisch-landsmannschaftlichen Kultgenossenschaft aus dem gleichen Anlaß, aber in einem
Zeitabstand einer Reihe von Monaten errichtet worden sind und daß R [= I.Herm. 6, Anm. d.
Hrsg.] als Fortsetzung zu J [= I.Herm. 5, Anm. d. Hrsg.] das Dedikantenverzeichnis der 3 Abtei-
lungen enthält, die auf J keinen Platz fanden.“
357
„Für König Ptolemaios und Königin Kleopatra, die auch Tryphaina genannt wird, die Va-
terliebenden und Bruderliebenden Götter, (haben) die Söldner des Apollon-Kultvereins, die in
Hermopolis Magna in Garnison liegen und die Stifter, die demselben Politeuma angehören, deren
Namen unten stehen, dem Apollon und dem Zeus und den Göttern, die ihren Altar teilen, das
Heiligtum und den Peribolos und alles, was dazugehört, (geweiht).“
358
Zucker, Doppelinschrift, S. 28.
178 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

[ Α ] [1 Befehlshaber, 6 Dienstgrade], 96 Mannschaften


B 1 Befehlshaber, 6 Dienstgrade, 1 Musiker, 54 Mannschaften359
[ Γ ] [1 Befehlshaber, 6 Dienstgrade], 68 Mannschaften, vollständig.
Dazu 17 ἐγλελοχισμένοι μαχαιροφό(ροι) βα(σιλικοί)
[ Δ ] 1 Befehlshaber, 6 Dienstgrade, 1 Musiker, 63 Mannschaften360
Ε 1 Befehlshaber, 6 Dienstgrade, 62 Mannschaften
ς 1 Befehlshaber, 6 Dienstgrade, 1 ὑπηρέτης, 61 Mannschaften
Somit sind in I.Herm. 5 insgesamt 257 Männer, in I.Herm. 6 insgesamt 209
erhalten. Über die tatsächliche Anzahl der zu dieser Zeit in Hermopolis Magna
stationierten Soldaten lässt dies jedoch keine endgültigen Schlussfolgerungen
zu, da hier nur die Dedikanten aufgelistet sind und nicht ersichtlich ist, wie viele
weitere Männer zur gleichen Zeit dort in Garnison lagen, die dem stiftenden
Verein nicht angehörten.361 Ohne an dieser Stelle auf die militärischen Struktu-
ren, die diese Stelen offenlegen, einzugehen, sei festgehalten, dass die humanen
Ressourcen dieser Garnison weit über das hinausgehen, was die papyrologi-
schen Belege zu vermitteln vermögen.362 Ein anderer Aspekt, der hier in den Fo-
kus der Untersuchung rücken soll, ist die zeitliche Differenz, die zwischen der
Aufstellung beider Stelen liegt. Laut Bernand stammt die undatierte Stele aus
dem zweiten Regierungsjahr Ptolemaiosʼ XII Neos Dionysos und ist somit auf
einen Tag zwischen dem 12. September 80 und dem 11. September 79 v. Chr. zu
datieren.363 Das Datum der jüngeren Inschrift, I.Herm. 6, ist zweifelsfrei auf den
28. Januar 78 v. Chr. festzusetzen. Setzt man diese beiden Fixpunkte als gege-
ben voraus, lässt sich eine Differenz zwischen der Errichtung der beiden Stelen
errechnen, die mindestens vier und höchstens 16 Monate betrug. Zucker hat
keine weiterführenden Überlegungen hinsichtlich dieses Problems angestellt, zu-
mal die fortlaufende Zählung der Abteilungen auf beiden Stelen ein deutliches
Indiz für deren Zusammengehörigkeit ist, ebenso wie die identische Weihung.
Sollte der zeitliche Abstand jedoch tatsächlich vier Monate oder mehr betragen,
wirft eine so späte Errichtung der zweiten Stele doch Fragen auf. Eine mögliche
Antwort könnte in der Ankunft neuer Truppenteile, sprich neuer παρεφεδρεύ-

359
Der Befehlshaber ist ein ἡγ(εμὼν) (ἑκατὸν ἀνδρῶν), die Dienstgrade: ein οὐ[ρ]αγ[ό]ς, ein
σημε(ιοφόρος) und vier πεντηκόνταρχοι; der Musiker ist ein ἱεραύλης (Flötenspieler).
360
In Δ und ς ist der Befehlshaber ein ἡγε(μών), in Ε ein τῶν̣ (πρώτων) φ̣ίλων καὶ̣ ἡ(γ)ε̣(μὼν)
καὶ φ(ρούραρχος). Die Dienstgrade bestehen in allen drei Abteilungen aus einem οὐρα(γός),
einem σημε(ιοφόρος) und vier πεντηκόνταρχοι. Der Musiker ist ein ἱεροψάλτης (Harfenspieler).
361
So schon Zucker, Doppelinschrift, S. 28: „Denn nicht die sämtlichen Offiziere, Chargen
und Mannschaften der einzelnen Abteilungen sind die Dedikanten, sondern aus einer jeden die Ἀ-
πολλωνιᾶται und außerdem die συμπολιτευόμενοι, diejenigen, die, obwohl nicht Ἀπολλωνιᾶται,
sich deren Kultgenossenschaft angeschlossen haben.“
362
Diese Analysen sind bereits ausführlich von Zucker, Doppelinschrift, S. 29ff. vorgenommen
worden.
363
Bernand, Hermoupolis, S. 40.
8. Militärische Ämter und Titel 179

οντες, liegen, die in den Kultverein aufgenommen werden und ihre eigene
Weihinschrift anfertigen lassen, die als Symbol der Zugehörigkeit die Zählung
der ersten Inschrift aufnimmt. Ein zeitlich begrenzter Dienst der παρεφεδρεύ-
οντες würde diese Annahme stützen, konnte jedoch durch keine Quelle ein-
deutig belegt werden und bleibt auch hier lediglich eine Vermutung.

c) Die neue Quelle P.Trier II 15

Mit P.Trier II 15, 58 tritt nun ein neuer Beleg für die παρεφεδρεύοντες im Hera-
kleopolites hinzu, der neben den μισθοφόροι ἱππεῖς, den ἐπίλεκτοι, den μάχιμοι
und dem τοῦ ἐπιτάγματος ἱππάρχης ἐπʼ ἀνδρῶν Dryton aus den papyrolοgischen
Quellen sowie den verschiedenen Truppenteilen der epigraphischen Quellen, mit
dem Antragsteller Antiphilos erstmals einen zu den Mysern gehörenden Gardis-
ten bezeugt. Aus dem Schriftstück364 zur Besoldung der Myser, welches die
dritte Kolumne des Trierer Papyrus einleitet, geht hervor, dass er als ἡγεμὼν ἔξω
τάξεων geführt werden soll: φέρειν ἐν τοῖς ἔξω τάξεων ἡγεμόσιν.365 Dies steht
nicht im Widerspruch zu seiner Funktion als Gardist, da aus einer der Inschriften
bekannt ist, dass die ἡγεμόνες ἔξω τάξεων sich auch unter den παρεφεδρεύοντες
befanden.366 Das bedeutet, Antiphilos musste nicht erst seinen Dienst in der
Garnison ableisten, um anschließend den Titel des ἡγεμὼν ἔξω τάξεων führen
respektive dieses Amt antreten zu können. Da die erste Kolumne des Trierer
Papyrus nur zur Hälfte erhalten ist, ist weder überliefert, wie lange und wo im
Herakleopolites Antiphilos in Garnison lag, noch zu welchem Standlager er ge-
hörte, bevor er seinen Wachdienst antrat.

8.3.3 Fazit

Ein abschließendes Resümee zum terminus technicus παρεφεδρεύοντες ist auf-


grund der dünnen Beleglage äußerst diffizil, sodass eine Zusammenfassung der
wichtigsten Aspekte und der offen gebliebenen Fragen hier als Fazit dienen soll.
Erstmals Erwähnung finden die παρεφεδρεύοντες in der Mitte des 2. Jh.
v. Chr. in den papyrologischen und zu Ende desselben Jahrhunderts in den epi-
graphischen Quellen. In beiden Gattungen halten sie sich bis in die Mitte des 1.
Jh. v. Chr., wobei es sich bei den drei epigraphischen Belegen ausschließlich um
Weihinschriften handelt, während die papyrologischen Quellen allesamt Einga-
ben eines παρεφεδρεύων oder mehrerer παρεφεδρεύοντες darstellen, die bei
Soldzahlungen oder in anderen Belangen benachteiligt worden sind. Auch wenn

364
P.Trier II 15, Kol. III 55–61.
365
P.Trier II 15, Kol. III 56: „… führt ihn unter den Stabsoffizieren!“
366
I.Herm. 4, 39–41.
180 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

der Dienst der παρεφεδρεύοντες in zwei Belegen einen liturgischen Charakter


offenbart, so sind keine Details zur Natur dieser Liturgie, weder bezüglich deren
Länge noch zum Verfahren der Einberufung, überliefert.
Anhand des Materials kann nicht konstatiert werden, ob die παρεφεδρεύοντες
dauerhaft in Garnison lagen oder ob dies an innen- oder außenpolitische Krisen
gebunden war, in denen sie die feste Besatzung der Garnison unterstützten. Da
die Rekrutierung auswärtiger sowie einheimischer, ägyptischer Söldner in der
Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. zunahm, ist es nicht verwunderlich, dass
auch diese Truppen nun als Gardisten eingesetzt worden sind und die Garni-
sonen nicht auschließlich von Makedoniern gesichert wurden. Ob der terminus
technicus παρεφεδρεύοντες erst ab dieser Zeit – und nicht bereits im dritten
Jahrhundert v. Chr. – in Erscheinung tritt oder es sich hier lediglich um eine
Lücke in der Überlieferung handelt, kann ebenfalls nicht nachgewiesen werden.
Die παρεφεδρεύοντες sind, nach aktuellem Stand der Forschung, für ca. ein
Jahrhundert belegt und besetzen in dieser Zeit Garnisonen in ganz Ägypten, von
Alexandria, über den Herakleopolites und Hermopolis Magna bis nach Diospolis
Mikra im Süden. Die Garnisonen bestanden, wenn man aus den Angaben der
Stelen Rückschlüsse auf die Zusammensetzung ziehen kann, aus mindestens
einer „Hegemonie“, in der fünf Kommandanten jeweils fünfzig Männern vor-
standen, sodass von einer Garnisonsgröße von mindestens 250 Mann ausgegan-
gen werden kann. Dazu wird eine gewisse Anzahl an Personen zu rechnen sein,
die für die administrativen Aufgaben der Garnison zuständig waren, sich also
um die Korrespondenz, die Auszahlung des Soldes und dergleichen kümmerten.
Wie viele Personen in einer Garnison für diese Aufgaben abgestellt waren,
geht aus den Belegen ebensowenig hervor, wie eine Antwort auf die Frage, ob
die παρεφεδρεύοντες einen zeitlich begrenzten Dienst ableisteten oder ob sie
sich generell und somit auch zu Friedenszeiten in den Garnisonen aufhielten.
In den Fällen, in denen das Standlager bekannt ist, aus dem die Männer zum
Wachdienst abkommandiert worden sind, oder die Lage ihres Grundbesitzes,
beträgt die Distanz zwischen beiden Orten etwa 100–150 km. Dies ist auch für
damalige Verhältnisse keine unüberwindbare Entfernung, wie man am Beispiel
Drytons erkennen kann, der sich als einer der παρεφεδρεύοντες bezeichnet, aber
zu seinen Besitztümern in den Nachbargau reist. Vielleicht wurden diese Distan-
zen bewusst gering gehalten, damit die παρεφεδρεύοντες auch bei längeren
Aufenthalten in den Garnisonen in Reichweite ihrer Besitzungen und Familien
waren und bei Bedarf zu ihnen reisen konnten. Zumindest bei den Komman-
danten scheint dies möglich gewesen zu sein, wie das Beispiel Drytons zeigt.
Ein weiterer Aspekt, der abschließend angeführt werden soll, ist die Existenz
eines Phrurarchen in den epigraphischen Belegen. Es sind verschiedene Phruria
sowie deren Vorsteher für Ägypten als ἡγεμὼν ἐπ’ ἀνδρῶν καὶ φρούραρχος
8. Militärische Ämter und Titel 181

bzw. ἡγεμὼν καὶ φρούραρχος belegt, so auch in den Inschriften I.Herm. 4 und
6.367 Aus den papyrologischen Belegen ist jedoch keine direkte Verbindung zu
einem Phrurion ersichtlich. Dort, wo diese Verbindung besteht, verstärkt sich
allerdings die von Oertel368 geäußerte Vermutung, dass die Militärangehörigen
Aufgaben der Polizei übernahmen, da der Phrurarch auch zivile Funktionen er-
füllte, wie etwa die Inhaftierung von Verbrechern.369 Dennoch bleiben viele
Fragen offen, die erst durch neue Belege endgültig geklärt werden können.

367
Eine Liste von φρούραρχοι ist in P.Phrur. Diosk., Einl., S. 11–15 zusammengestellt worden.
Möglicherweise war auch in I.Herm. 5 ein Phrurarch aufgeführt, allerdings ist die Stele an der
betreffenden Stelle zu stark zerstört, als dass dies festgestellt werden könnte.
368
Oertel, Liturgie, S. 54.
369
P.Phrur. Diosk., Einl., S. 7.
9. Exkurse

9.1 UPZ I 14 als Quelle für die Militäradministration der Ptolemäerzeit

Das zur Verfügung stehende Material für die Erforschung der Verwaltung des
ptolemäischen Heerwesens ist bis heute sehr überschaubar, und entsprechend
begrenzt sind die Schlussfolgerungen, die sich daraus für die Abläufe innerhalb
der Militäradministration sowie für die Weisungsbefugnisse und Wirkungsbe-
reiche der Beamten ziehen lassen. Einzelne Dokumente betreffen besonders die
militärischen Siedler, die Katöken, und deren Belange, wie sie zuletzt von
Scheuble-Reiter in ihrer Dissertation „Die Katökenreiter im ptolemäischen
Ägypten“ behandelt worden sind, oder Aspekte des Besoldungswesens, dem in
dieser Arbeit ein eigenes Kapitel gewidmet ist.370 Abgesehen von diesen
Dokumenten, die nur einen geringen Bereich zu beleuchten vermögen, sind
papyrologische Quellen spärlich gesät und können daher kaum einen fundierten
Einblick in die Verwaltung vermitteln. Eines der wenigen Dokumente, das zum
Vergleich mit den Vorgängen, die in der Trierer Verwaltungsakte überliefert
sind, herangezogen werden kann, stellt UPZ I 14 aus dem Jahr 158/57 v. Chr.
dar. Diese umfangreiche Aktenrolle enthält die Bearbeitung einer Eingabe zur
Aufnahme eines gewissen Apollonios unter die Epigonen von Memphis, in
deren Rahmen ebenfalls verschiedene Dokumente zusammengetragen worden
sind. Da diese Akte die engste Parallele zu P.Trier II 15 bildet, soll sie im Fol-
genden kurz zusammenfassend behandelt werden, wobei zunächst einige Hinter-
grundinformationen zur Situation des Apollonios gegeben werden müssen. Im
Anschluss werden die Verwaltungsvorgänge näher betrachtet und die Abläufe,
soweit diese rekonstruierbar sind, mit denen in P.Trier II 15 verglichen.

a) Zum Leben des Apollonios371

Apollonios war – neben Ptolemaios, Hippalos und Sarapion – einer der vier
Söhne eines gewissen Glaukias. Dieser war einer der ἐν τῶι Ἡρακλεο|πολίτηι

370
Vgl. Kapitel 7.
371
Alle Informationen zur Einbettung des Apollonios und seiner Familie in den historischen
Kontext entstammen Wilckens Ausführungen in UPZ I 14, S. 104–116.
9. Exkurse 183

συνγενῶν κατοίκων372 und besaß ein Haus im Dorf Ψῦχις373 in demselben Gau,
in dem er als Katöke angesiedelt worden war. Dieses fiel nach seinem Tod im
Thot des 18. Regierungsjahres Ptolemaiosʼ VI., Kleopatras II. und Ptolemaiosʼ
VIII. (164 v. Chr.) seinen Söhnen zu.374 Laut der Korrespondenz der so ge-
nannten Serapeumspapyri betrifft ein Großteil der überlieferten Informationen
bezüglich der Söhne des Glaukias den in Katoche befindlichen ältesten Sohn,
Ptolemaios, der die Aufnahme seines Bruders Apollonios unter die Epigonen375
durch eine Enteuxis an Ptolemaios VI. in die Wege geleitet hatte.376 Jener
Apollonios war der jüngste Sohn des Glaukias und zum Zeitpunkt des Todes
seines Vaters noch ein παιδάριον, was die enge Verbindung zu seinem ältesten
Bruder Ptolemaios, den er in seinen Briefen an ihn als Vater bezeichnet,
erklärt.377 So leitet er beispielsweise im Jahr 152 v. Chr. einen Brief, der unter
anderem Informationen bezüglich des vom Vater geerbten Hauses enthält, mit
den Worten Ἀπολλώνιος Πτολεμαίωι τῷ πατρὶ χαίρειν ein.378 Wegen seines
noch jungen Alters und seiner engen Bindung an den ältesten Bruder, wurden
Apollonios von diesem Botengänge übertragen, die Wilcken wie folgt um-
schreibt: „So sehen wir ihn denn in der nächsten Zeit aufs eifrigste damit be-
schäftigt, die Akten zwischen den Zwillingen379 und den Behörden und zwischen
diesen von einer Instanz zur anderen hin und her zu tragen, da ja zu jener Zeit
die Behörden den Interessenten die Aktenbeförderung überließen. So blickte er
in die verschiedensten Bureaus in Memphis hinein und begleitete gelegentlich
auch den Hypodioiketen auf einer Amtsreise ins Faijum.“380 Wilcken merkt
außerdem an, dass Apollonios nicht nur dafür zuständig war, die Akten zu den
verschiedenen Instanzen zu bringen, sondern dass er auch selbst Akteneinträge
vorgenommen hat, da er „schon als παιδάριον eine Halb-Kursive erlernt hatte,
die er schnell schreiben konnte.“381 Diese ist unter anderem in UPZ I 14 erkenn-
bar, bei dem es sich um die Zusammenstellung der Schriftstücke handelt, die für
die Indienststellung des Apollonios relevant waren und deren Verwaltungsvor-

372
Wilcken, UPZ I 14, 8–9, S. 157: „der zu dem (Korps der) Verwandten der Katoeken im
herakleopolitischen Gau gehörte“.
373
Calderini/Daris, Dizionario V, S. 143f.; Falivene, Herakleopolite Nome, S. 261ff.
374
Einen Beleg dafür stellt UPZ I 9 aus dem Jahr 161/60 v. Chr. dar.
375
Zur Bedeutung der Epigonen und deren Verhältnis zu der Bezeichnung τῆς ἐπιγονῆς siehe
Wilcken, UPZ I 14, Komm. zu 7. Zu den τῆς ἐπιγονῆς siehe auch oben Anm. 169.
376
Zu näheren Ausführungen zu Ptolemaios, dem Sohn des Glaukias, siehe Wilcken, UPZ I,
S. 105–113, wo auf seine wirtschaftlichen Verhältnisse, seinen Schriftverkehr und auf seinen Auf-
enthalt im Serapeum ausführlich eingegangen wird.
377
Als παιδάριον wird Apollonios in UPZ I 24, 26; UPZ I 39, 19; UPZ I 40, 14; UPZ I 51, 19
sowie UPZ I 62, 31 bezeichnet.
378
UPZ I 68, 1: „Apollonios grüßt (seinen) Vater Ptolemaios.“Wilcken
379
Zu den Zwillingen und zu seinem Verhältnis zu diesen siehe UPZ I, S. 107.
380
UPZ I, S. 113.
381
UPZ I, S. 115.
184 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

gang dank Apollonios’ Ergänzungen bis zu einem gewissen Grad nachvollzieh-


bar wird. Diese Aktenrolle ist es, die den bisher umfangreichsten Einblick in die
Bürokratie der Militäradministration der Ptolemäerzeit ermöglicht und die für
die Bearbeitung der Trierer Aktenrolle nicht hoch genug geschätzt werden kann.

b) Die Eingabe und ihre Bearbeitung

Die Enteuxis, die diesen Verwaltungsvorgang ausgelöst hat – und deren Ab-
schrift UPZ I 14 einleitet – stammt, wie bereits oben erwähnt, aus der Hand des
ältesten Bruders des Apollonios, Ptolemaios. Die Gründe für dessen Interesse an
der Aufnahme seines jüngeren Bruders unter die Epigonen liegen auf der Hand
und werden von Wilcken treffend zusammengefasst. So „bezweckte er hiermit
einmal, daß er durch den Mitgenuß der festen Besoldung seines Bruders beque-
mer leben könne, dann aber auch, daß Apollonios unter weitgehender Befreiung
vom Dienst ihm gegen seine Feinde im Serapeum ein Schutz sei.“382
Nachfolgend soll eine Chronologie der Ereignisse erstellt werden, die auf die
Enteuxis des Ptolemaios folgten und bezüglich derer Wilcken anmerkte: „Leider
sind sie so konfus, daß es nicht immer leicht ist, sich den Hergang danach klar
vorzustellen.“383 Das liegt vor allem daran, dass manche Ereignisse in der Akte
mehrfach erwähnt werden, weil es sich hier um „zwei voneinander unabhängige
Paralleldarstellungen“384 desselben Vorgangs handelt, von denen eine – nur
durch wenige Einträge des Apollonios ergänzt – die für den Vorgang wichtigen
Dokumente wiedergibt, während die zweite die dafür getätigten Botengänge
beschreibt und so Auskunft über die beteiligten Personen gibt. Dank der dabei
von Apollonios übernommenen Datierungen verschiedener Dokumente kann die
Chronologie der Ereignisse wie folgt rekonstruiert werden:
Ausgangspunkt ist, wie bereits erwähnt, die von Ptolemaios, Sohn des Glau-
kias, verfasste Enteuxis, die dem König persönlich durch das Audienzfenster
übergeben worden ist, wie aus UPZ I 15, 7 hervorgeht: ἐνέτυχόν σοι διὰ τῆς
θυρίδος. Die Enteuxis erhält daraufhin den χρηματισμός „ποιῆσαι, ἀνενεκεῖν (l.
ἀνενεγκεῖν) δέ, πόσον ἔσται.“385 Für diesen Bericht bezüglich der monatlichen
Besoldungskosten des Apollonios ist der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων zuständig,
dem Apollonios die mit dem Siegel versehene Enteuxis überbringt: καὶ ἀπέδωκα
(l. ἐπέδωκα) | Δημητρίωι ἐσφρα[γι]σμένην.386 Dieser versieht sie mit einem
Ausführungsvermerk und gibt die Angelegenheit an sein subalternes Personal

382
UPZ I, S. 114. Zu den Ursachen der Schutzbedürftigkeit des in Katoche befindlichen Ptole-
maios siehe UPZ I, S. 107.
383
UPZ I 14, S. 151.
384
UPZ I 14, S. 151.
385
Wilcken, UPZ I 14, 35, S. 157: „Man soll es tun, aber berichten, wieviel es kosten wird.“
386
Wilcken, UPZ I 14, 107–108, S. 158: „… und lieferte sie gesiegelt dem Demetrios ab.“
9. Exkurse 185

weiter. Zu diesem gehört offensichtlich ein gewisser Ariston, der von Apollo-
nios als nächstes aufgesucht wird. Dieser wird die Enteuxis und die Vermerke
von Philometor und Demetrios geprüft haben und schickt Apollonios deshalb in
die Rechnungskammer. Dort werden die vorgenommenen Subskriptionen und
auf den Vermerk hin, den Ariston unter die Enteuxis gesetzt hat, die vorhande-
nen Akten geprüft.
Dabei ermitteln sie in ihren Unterlagen die Höhe der Besoldung für die Epi-
gonen im Fähnlein des Dexilaos und verfassen daraufhin einen entsprechenden
Bericht, den sie Apollonios mitgeben. Im Anschluss daran sucht dieser Chaire-
mon und Apollodoros auf, deren Amtsbereich nicht bekannt ist, die jedoch
höchstwahrscheinlich ebenfalls zur Intendantur des γραμματεὺς τῶν δυνάμεων
gehören. Letzterer reicht aufgrund des Berichts aus der Rechnungskammer den
vom König durch den Vermerk „ποιῆσαι, ἀνενεκεῖν (l. ἀνενεγκεῖν) δέ, πόσον
ἔσται“387 eingeforderten Bericht, die Eisdosis, ein. Auf diese hin ergeht jeweils
ein Erlass (τὸ πρὸς [τ]ὴν εἴσδοσιν πρόσταγμα388) an Demetrios, den γραμματεὺς
τῶν δυνάμεων, und einer an den Dioiketen Dioskurides, die als Köpfe ihres je-
weiligen Ressorts für die Umsetzung des Erlasses verantwortlich waren. Deme-
trios versieht das Prostagma mit einer Subskription und verfasst vier Briefe, die
Apollonios daraufhin dem Dioiketen, dem Strategen, einem Intendanten namens
Kallistratos, und dem Oberzahlmeister Ammonios überbringt. Über den Inhalt
dieser Briefe äußert sich Apollonios jedoch nicht. Da aus UPZ I 14, 36–42
hervorgeht, dass Demetrios einem gewissen Sostratos einen Brief geschickt
habe, in dem er ihn damit betraute, Apollonios eine entsprechende Stelle zuzu-
schreiben, dieser aber unter den vier genannten Adressaten nicht erwähnt wird,
ist vermutlich Kallistratos derjenige, der besagten Brief in Empfang genommen
hat, sodass dessen Inhalt bekannt ist. Die übrigen Briefe an den Dioiketen,
Strategen und Zahlmeister werden den Sinn gehabt haben, diese Beamten über
die neue Besetzung zu informieren, damit Apollonios in den entsprechenden
Listen geführt und gemäß dem ihm zukommenden Gehalt besoldet wird. Die
Odyssee des Apollonios ist an dieser Stelle jedoch noch nicht beendet, da der
Dioiket ihm ebenfalls einen Brief und das mit seinem Vermerk versehene Pros-
tagma mitgibt. Von diesem Punkt an wird es immer schwieriger, den Schilde-
rungen zu folgen, da Apollonios die Dokumente von einem Beamten zum
nächsten trägt, ohne ihre Amtsbezeichnung zu nennen oder Bezug auf das zu
nehmen, was diese als Subskription unter die Schriftstücke setzen. Wie Wilcken,
UPZ I 14, Komm. zu 124–145, konstatiert, wird es sich bei diesen verschie-
denen Stationen um Beamte des Finanzressorts gehandelt haben, die den
Anordnungen des Dioiketen und seiner Untergegebenen gemäß die Sachlage

387
Wilcken, UPZ I 14, 68–69, S. 157: „Man soll es tun, aber berichten, wieviel es kosten
wird.“
388
Wilcken, UPZ I 14, 36, S. 157: „Die auf den Bericht erfolgte Kabinettsordre.“
186 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

geprüft und entsprechende Dokumente verfasst haben, die schließlich dem Stra-
tegen, der bei der Aufnahme der neuen Rekruten mitwirkte, und dem an der
Auszahlung der Soldatenlöhne beteiligten Epimeleten überbracht werden.

c) Die Parallelen zu P.Trier II 15

Zwar beziehen sich die in UPZ I 14 nachgezeichneten Verwaltungsabläufe auf


die Aufnahme eines neuen Rekruten, worin sich der Text von dem der Trierer
Verwaltungsakte deutlich unterscheidet, da Antiphilos bereits an mindestens
einem Feldzug Ptolemaiosʼ VI. teilgenommen hat, als er sich mit seinem An-
liegen an die Beamten wendet, doch weisen beide Texte einen Bezug zur Besol-
dung auf, wodurch es Parallelen im Hinblick auf das beteiligte Personal geben
könnte. Die Anzahl der mit der Indienststellung des Apollonios beschäftigten
Beamten ist wesentlich höher als die der in P.Trier II 15 erwähnten Personen.
Jedoch muss man dabei bedenken, dass es ein größerer Verwaltungsaufwand
war, jemanden erstmals ins Heer aufzunehmen, als später dessen Bezüge zu
korrigieren respektive aufgrund eines Erlasses anzupassen. Dennoch sind Paral-
lelen im Verfahren zu erkennen. So fordert in beiden Fällen der amtierende
Herrscher eine Eisdosis ein, die in UPZ I 14 vom γραμματεὺς τῶν δυνάμεων
angefertigt werden soll, der diese Aufgaben an sein subalternes Personal weiter-
leitet. Auch in P.Trier II 15 könnte der γραμματεὺς τῶν δυνάμεων derjenige
gewesen sein, der vom König den Auftrag erhielt, in der Angelegenheit des
Antiphilos einen Bericht zu erstellen. In beiden Fällen wird dazu ein Bericht,
ἀναφορά, der Intendanten benötigt, die in ihren Archiven auf die dafür nötigen
Dokumente zurückgreifen können. In UPZ I 14 sind dies die Beamten der Rech-
nungskammer, die in den Besoldungslisten der Truppen nachsehen und somit
das zustehende Gehalt ermitteln können.
Schwieriger ist die Zuordnung in der Trierer Aktenrolle, da die Intendanten
hier sowohl Dokumente zur Besoldung als auch bearbeitete Eingaben und be-
reits eingereichte Nachweise für ihre Untersuchung heranziehen können. Das
dafür benötigte umfangreiche Archiv wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach in
der Hauptstadt Alexandria befunden haben. Zudem weisen die Intendanten in
ihrem Bericht darauf hin, dass ein gewisser Apollonios demjenigen, der diesen
Bericht einfordert, bereits mitgeteilt habe, dass sich die Abschriften bezüglich
der eingereichten Nachweise bei ihm befänden. Sollte dieser Apollonios tatsäch-
lich, wie vermutet, der amtierende Dioiket gewesen sein, so mussten sich die
Schreiber, um über diesen Austausch informiert zu sein, in dessen Nähe, also
ebenfalls in Alexandria befunden haben. Der von ihnen erstellte Bericht geht
wie in UPZ I 14 zunächst an den Beamten, der den königlichen Befehl weiterge-
leitet hatte und wird von diesem respektive dessen Büro an den König weiter-
geleitet. In diesem Punkt weichen die beiden Verwaltungsakten ebenso wenig
voneinander ab, wie darin, dass ein subalterner Intendant mit der praktischen
9. Exkurse 187

Umsetzung der vom König übertragenen Aufgabe betraut wird. Zwar können
diese wenigen Übereinstimmungen keine Sicherheit bezüglich der Identität des-
jenigen bieten, der den Intendanten in der Trierer Aktenrolle den Auftrag erteilt
hat, einen Bericht zu erstellen, doch sie stützen die These, dass es sich dabei um
den γραμματεὺς τῶν δυνάμεων handeln könnte. Ohne weitere Dokumente je-
doch, aus denen sich zusammenhängende Verwaltungsvorgänge rekonstruieren
lassen und die über einfache Eingaben mit einer Subskription hinausgehen, wird
es jedoch nicht möglich sein, in Bezug auf die Personen, die in der Trierer
Aktenrolle genannt werden, mehr als Vermutungen anzustellen.

9.2 UPZ II 215 – als Quelle zur Neuaufnahme von Soldaten

Zum Vorgang der Aufnahme neuer Soldaten in den Militärdienst kann auch
UPZ II 215, der ein amtliches Schreiben aus dem Jahr 130 v. Chr. enthält, einen
Hinweis liefern. Dort weist ein Beamter namens Proitos, dessen Tätigkeitsbe-
reich aus diesem Papyrus nicht hervorgeht, die Zahlmeister darauf hin, dass ein
gewisser Konon, dessen Identität ebenfalls nicht geklärt werden kann, nieman-
den ins Heer aufnehmen dürfe, da dies der Stratege Paos befohlen hätte. Proitos
schreibt weiterhin, dass er ihm (dem Konon?) schriftlich mitgeteilt habe, dass
der Stratege Paos selbst zusammen mit dem Unterstrategen Hermias die Auf-
nahme neuer Soldaten veranlassen würde: Προῖτος ̣ ̣ ̣α̣ι[ ]̣ ̣[ ̣ ̣ ̣ τοῖ]ς | ταγμα-
τικοῖς ὑπ[η]ρ[έται]ς χαίρειν. | ἐπεὶ προσπέπτωκ[εν] ἡμῖν | Κόνωνα πρόσλη[ψίν]
τινων | ποιεῖσθαι εἰ[ς τὸ ταγμ]ατικὸν | ἄνευ τῆς ἡ[μετέρας] γνώμης | παρὰ τὰς
γε[νομένα]ς ὑπὸ | Παῶι τοῦ στ[ρατηγοῦ] διαστολὰς | περὶ τοῦ σὺν [Ἑρμίαι τ]ῶι
ὑπο|στρατήγωι γε[νόμενον] τὸ προκείμενον | ἐπιτελεῖν π[ρᾶγμα, ὃ κ]αὶ τούτωι |
δι[ασ]εσαφήκαμ[εν διὰ γραμμά]των, | καλῶς ποήσετε (l. ποιήσετε) κατὰ [τ]ὸ
παρὸν | ἐπισχόντες μέχρι τοῦ τὰ παρὰ τοῦ | Ἑρμίου πρὸς ταῦτα ἀντιφωνηθῆναι, |
ὅπως μετὰ τῆς πάσ[η]ς προσοχῆς | οἰκονομηθ[ῆι] ἕκαστα, [ἀ]κολούθως | ἧι
ποεῖται (l. ποιεῖται) ὁ στρατηγὸς σπουδῆι.389 Dies erklärt, warum der Intendant
der Truppen in UPZ I 14 neben dem Dioiketen, dessen Büro für die jährlichen
Besoldungspläne verantwortlich war, dem Oberzahlmeister, der an der Aus-
zahlung des Soldes beteiligt war und dem Intendanten, der vermutlich für die
Einheit zuständig war, in die der neue Rekrut aufgenommen werden sollte, auch

389
Wilcken, UPZ II 215, S. 259: „Proitos - - - - (wünscht) den Truppen-Zahlmeistern Freude.
Da mir zu Ohren gekommen ist, daß Konon Manche in die Truppe aufnimmt ohne mein Wissen, im
Widerspruch zu den von Παῶι, dem Strategen, erlassenen Anordnungen darüber, daß er zusam-
men mit dem Unterstrategen [Hermias] die obige Sache durchführen solle, was ich diesem auch
brieflich mitgeteilt habe, werdet ihr gut tun, im Augenblick anzuhalten, bis die Antwort des Her-
mias hierauf eingetroffen ist, damit ein Jedes mit voller Achtsamkeit besorgt werde, gemäß dem
vom Strategen bewährten Eifer.“
188 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

den Strategen über die Aufnahme informierte. Leider ist nicht ersichtlich, wer
dieser Konon ist, der versucht hatte, ohne die Mitwirkung des Strategen die
Indienststellung zu veranlassen. Für die Trierer Verwaltungsakte liefert dieser
Einblick in das Aufnahmeprozedere jedoch keine neuen Erkenntnisse.
10. Anhang

10.1. Tabellen zur Besoldung der Truppen

Ptolemaios I. Soter – Ptolemaios V. Epiphanes

Datierung
Nr. Papyrus Ort Sold Zeitraum
v. Chr.
390
1 P.Alex. 2 unbekannt 3. Jh. keine Angabe k. A.
391
2 P.Hal. 1 Apollonopolites nach 259 k. A. k. A.
3 P.Amh. II 29392 unbekannt 250 k. A. k. A.
τοῖς] μισθοφό-
4 P.Grenf. I 9 Arsinoites 240 (?) 2 Monate (?)
ροις393

390
In dem Brief P. Alex. 2 werden Soldzahlungen in Form von ὀψώνια angeführt, jedoch ohne
Angabe der Höhe oder der Truppengröße. Auf der rechten Seite des Papyrus fehlen mindestens
zehn Buchstaben, sodass der Text nicht in vollem Umfang hergestellt werden kann. Der Voll–
ständigkeit halber sei die betreffende Textstelle dennoch hier zitiert, wobei auf eine Übersetzung
verzichtet wird; P.Alex. 2, 13–15: διαλαβὼν δὲ ὅτι πολλάκις ὁ Ἰ[σίδωρος ± 10] | [ἠγ]ανακτηκὼς
ἐπὶ τῶι τοὺς στ[ρατιώτας ± 10] | [ ̣ ̣] ̣εσθαι ἐν ταῖς δόσεσι τῶν ὀψωνίω̣[ν κτλ.].
391
P.Hal. 1 enthält einen Auszug zur Prozessordnung der dem Militär angehörigen Neubürger
Alexandrias, in der geregelt ist, vor welchem Gericht sie ihr Recht, auch in Bezug auf ausstehende
Soldzahlungen, einklagen können. Auch wenn der Papyrus keinen konkreten Fall enthält, soll er
dennoch in diese Aufstellung aufgenommen werden. Vgl. P.Hal. 1, 156–165: τῶν δὲ | {τῶν δὲ} ἐν
τ[ῶι] στρατ[ι]ωτικῶ[ι] τεταγμένων ὅσο[ι] ἂν | ἐν [Ἀλ]εξα[ν]δρεία[ι] πεπο[λ]ιτογραφημένοι | ἐν-
[κα]λῶσ[ιν π]ερὶ σιτ[α]ρχιῶν καὶ σιτομε[τ]ριῶν καὶ | πα[ρ]αγρα[φῶν] τῶ[ν ἐ]ξιτ[α]ρχίας (l. [ἐ]κ
σιταρχίας) ἢ σι[τ]ομετρίας | γινομένω[ν, ἐ]ὰν καὶ οἱ ἀντ[ίδ]ικοι ἐν τῶι [σ]τρατιω|τικῶι ὄντ[ες π]ε-
πολιτογ[ρ]αφημένοι ὦ[σ]ιν, λα[μ]|βαν[έτ]ωσαν τὸ δ[ί]καιον [κ]αὶ ὑπεχέτω[σ]αν ἐν [τοῖς] |
ξεν[ι]κοῖς δικαστη[ρί]οις καὶ αἱ π[ρ]άξεις ἔστω|σαν κατὰ τὸ διάγραμμα. (P.Hal. 1, S. 85: „Alle
Angehörigen des Heeres, die in Alexandrien Neubürger sind und Klage erheben wegen des Soldes
in Geld oder Getreide und wegen Soldberechnungen in Geld oder Getreide, sollen, wenn auch
ihre Prozeßgegner im Heere stehen und (alexandrinische) Neubürger sind, Recht empfangen und
geben vor den Fremdengerichten, und die Vollstreckungen sollen gemäß der Prozeßordnung er-
folgen.“).
392
Die Getreideankaufsgelder (σιταρχία) der Soldaten werden in diesem Erlass zwar erwähnt,
ebenso die Naturalverpflegung (ἀγοραί); in welchem Zusammenhang dies geschieht, ist jedoch
aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes nicht zu rekonstruieren. Vgl. P.Amh. II 29, 20–22 (=
C.Ord. Ptol. 20): βασιλέως προστάξαντος. τ̣ῶ̣ν ε̣ν̣[ ] | ἀγορῶν τοῖς στρατιώταις καὶ
τ̣[ ] | τὰς σιταρχίας μὴ ἔστω̣ μηθένα […].
393
Der Papyrus ist stark beschädigt, sodass nicht bekannt ist, wie viele Männer von der hier
aufgeführten Besoldung betroffen sind. Auch kann die Höhe dieser Auszahlungen nicht mit
190 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Datierung
Nr. Papyrus Ort Sold Zeitraum
v. Chr.
5 P.Straßb. II Herakleopolites 19.12.210 γραμματεῦσιν | 1 Monat
105394 ὀψώνιον τοῦ (Hathyr)
Ἁθὺ[ρ] χα̣[λκ]ο̣ῦ
(δραχμὰς) Γω,
καὶ Ἡρακλείδει |
τῶι πρὸς τοῖς
[ὑπομνήμ]ασιν,
εἰς αὑτὸν καὶ
ὑπογραφέα, |
χαλκοῦ (δραχμὰς)
ων, [καὶ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ]
ωι καὶ Σαραπίωνι
τοῖς | [πρὸς] το̣ῖ[̣ ς]
̣ ̣ ̣ ̣ρο̣ις̣ ̣ χ̣[αλκοῦ
(δραχμὰς) Α]395
6 P.Straßb. II Herakleopolites 11.1.210 τοῖς | ἐν τῶι ἐν 1 Monat
103+104396 Τεχθὼ φρουρίωι (Hathyr)
στρατιώταις | τὸ
γινόμενον ὀψώνι-
ον τοῦ μην̣[ὸς] Ἁ̣-
θ̣ὺ̣ρ̣ | […] Βχνε 397
7 P.Köln XI 448 Herakleopolites 210 (γίν.) (πυρῶν) σν 1 Monat
κρ(ιθῶν) ιε (Phamenoth)
8 P.Fay. 302 Arsinoites 2. Jh. τὸ μέτρημα καὶ τὸ 2 Monate
ὀψώνιον τοῦ (Thoth und
Θωὺθ καὶ Φαῶφι Phaophi)
ἀνδρῶν πέντε398

Sicherheit vollständig rekonstruiert werden. Auf einen Auszug aus diesem Schriftstück wurde
daher verzichtet.
394
P.Straßb. II 106+107 sind ebenfalls Kassenverfügungen aus diesem Umfeld, jedoch in
einem zu schlechten Zustand, um hier von Belang zu sein.
395
P. Straßb. II 105, 3–7: „Für die Intendanten: für den Monat Hathyr Sold (in Höhe von)
3800 Kupferdrachmen und für Herakleides, den πρὸς τοῖς [ὑπομνήμ]ασιν, für ihn und seinen
Adjutanten, 850 Kupferdrachmen und dem […] und dem Sarapion, den […] 1000 Kupfer-
drachmen.“
396
Da diese beiden Belege dieselbe Zahlung betreffen, können sie hier unter einem Punkt
zusammengefasst werden. P.Straßb. II 103, 14–17: „Für die Soldaten in der Festung in Techto
den ihnen zukommenden Sold für den Monat Hathyr (in Höhe von) 2655 (Drachmen).“
397
Die Anzahl der Soldaten, auf die diese Zahlung von 250 Artaben Weizen und 15 Artaben
Gerste als monatliches Gehalt verteilt wurde, ist nicht bekannt.
398
Im Gegensatz zu der sonst fehlenden Angabe der Mannschaftsstärke, ist diese hier nun
erhalten, jedoch fehlt die Höhe des auszuzahlenden Solds, wodurch auch dieser Beleg keine neuen
Informationen liefern kann: „Die Naturalabgabe und den Sold für (die Monate) Thoth und
Phaophi für fünf Männer.“
10. Tabellen 191

Datierung
Nr. Papyrus Ort Sold Zeitraum
v. Chr.
9 P. Tebt. III.1 722 Arsinoites frühes 2. Jh. τοῖς ἐν τῶι νομῶι k. A.
πεζοῖς ὑπαίθροις
τοῖς ἐκ τοῦ Μα-
κεδ̣ο̣νι̣κοῦ ἀ̣φ̣ʼ οὗ
γράφει πλήθους
π̣[υρο]ῦ̣ ἀρτάβας
[ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣]τ̣α̣
τ̣[ρεῖ]ς̣399
10 P.Med. I 22 Lykopolis 188 τῶν τ[ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣] 1 Monat
ἀγορὰν400 (Mecheir)
11 SB VI 9367 Pathyrites 6.7. – 4. εἰς τ̣[ὸ]ν ἐν | k. A.
8.187 Συήν̣ηι̣ ̣ θησαυρὸν
πρὸς τὰ | μετρ̣[ή]-
ματα τ̣ῶν ἐπὶ τῶν
| τόπω̣ν̣ στρα-
τ[ι]ω̣τῶν401

399
Wie in P.Straßb. II 103+104, so ist auch hier die Anzahl der Soldaten, zudem aber auch der
Zeitraum, für den diese drei Artaben Weizen zur Verfügung gestellt worden sind, nicht überliefert.
Diese gehen höchstwahrscheinlich aus dem Schreiben des für diese Einheit verantwortlichen
Intendanten hervor, das jedoch diesem Dokument nicht in Kopie beigelegt wurde. P.Tebt. III.1
722, 10–14: „Für die Fußtruppen im Standlager im Gau, die zu dem Korps der Makedonen
gehören, von denen er schreibt, […]drei Artaben Weizen.“
400
Die gleiche Problematik, wie bei den vorherigen Belegen, kommt auch hier zum Tragen: Es
fehlen genaue Angaben zur Anzahl der Personen, die hier besoldet werden sollen. Ein weiterer
Beleg, P.Med. I 23, stammt ebenfalls aus dem Lykopolites des frühen 2. Jh. v. Chr., ist jedoch
derart fragmentarisch, dass ihn nur die Wendung εἰς τὰς σιταρχίας (P.Med. I 23, 2) mit der
Auszahlung von Soldatenlöhnen in Verbindung bringt, sodass er hier übergangen werden kann.
401
Es liegen in SB VI 9367 mehrere Bescheinigungen über Lieferungen von Weizen an die
Truppen in Syene vor, die in den Monaten Pharmuthi bis Payni in mehreren Gauen ausgestellt
worden sind und unterschiedliche Mengenangaben enthalten. Für die Besoldung der Soldaten
liefern diese Bescheinigungen keine weiteren Informationen. Sie sind jedoch ein Beleg dafür, dass
die für die Versorgung der Truppen bestimmten μετρήματα von mehreren Gauen eingezogen
worden sind, um den Bedarf zu decken und die Belastung zu verteilen. Vgl. SB VI 9367, Nr. 4, 3–
6: „Für den Speicher in Syene für die Naturalabgaben der in diesen Gebieten (stationierten)
Soldaten.“
192 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Ptolemaios VI. Philometor – Ptolemaios VIII. Euergetes II.

Datierung
Nr. Papyrus Ort Sold Zeitraum
v. Chr.
402
12 P.Grenf. I 42 Diospolis Ende 169 – k. A. k. A.
(= W.Chr. Mikra Anfang 168
447)
13 UPZ I 14 Memphis nach dem (δραχμὰς) ρν | καὶ monatliches
23.2.157 πυρῶν ἀρτ(άβας) γ, Gehalt
ἀφʼ ὧν πυρῶν ⟦ἀρ̣τ̣έ̣-
ην⟧ | ἀρ(τάβην) α̅ καὶ
τὴν τιμὴν ἐκ (δραχ-
μῶν) ρ403
14 UPZ I 16 Memphis 28.5.156 k. A.404 k. A.
405
15 P.Phrur. Herakleopolites 20.11.154 k. A. k. A.
Diosk. 2
16 P.Phrur. Herakleopolites 12. Mai 153 k. A.406 6 Monate
Diosk. 4

402
Die Gardisten beschweren sich darüber, dass sie geringer besoldet werden als vergleichbare
Truppen in anderen Gebieten und bitten darum, dass ihr Sold angepasst werde. Sie gehen nicht
darauf ein, wie hoch die Differenz zwischen den beiden Besoldungsgruppen ist, da dies dem Em-
pfänger ihrer Beschwerde bekannt gewesen sein dürfte bzw. er dies in Erfahrung bringen konnte.
403
Dies ist das Monatsgehalt für einen Rekruten, der neu ins Heer aufgenommen wird.
Wilcken, UPZ I 14, 47–49, S. 157: „150 Drachmen und 3 Artaben Weizen, von diesen in Weizen 1
Artabe, und <für die andern beiden> den Preis zu 100 Drachmen).“ In UPZ I 14, 74 wird zudem
explizit gesagt, dass es sich bei den 100 Drachmen, die pro Artabe ausgezahlt werden, um das
Getreideankaufsgeld handelt, das der Rekrut zu der einen Artabe Weizen, die er in Naturalien
erhält, ausgezahlt bekommt: τὸ σιτόνιον (l. σιτώνιον) ἐκ (δραχμῶν) ρ.
404
Dieser Beleg steht in engem Zusammenhang mit dem vorherigen. Der neue Rekrut ist
inzwischen dem Heer beigetreten, erhält jedoch seinen Sold nicht wie erwünscht, sodass sein
älterer Bruder eine diesbezügliche Beschwerde bei Ptolemaios VI. Philometor einreicht, damit die
ihm zustehenden σιταρχία in Zukunft entsprechend ausgezahlt werden.
405
Hier liegt eine weitere Beschwerde eines Soldaten vor, der nicht den Sold erhält, der ihm
zusteht. Wie hoch diese Auszahlungen monatlich korrekterweise sein sollten, gibt er nicht an.
406
Die Angaben, die hier vom Schiffsschreiber gemacht werden, beziehen sich auf Sold, der
von den früher Verantwortlichen unterschlagen worden ist. Er möchte die Männer überstellen
lassen, damit sie ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können und zählt deshalb die während
ihrer Amtszeit entstandenen Differenzen auf. P.Phrur. Diosk. 4, 8–12: εἰς τοὺς̣ | ἐπὶ τῆς προγ̣[ε-
γρα]μ̣μένης ν̣εὼς ἄνδρας ἀ̣ντ̣[ὶ] τ̣[ῶ]ν̣ | καθηκόντων̣ πρὸς τὰ ἀ̣πὸ Φαμενὼ̣θ̣ τ̣ο̣ῦ̣ κ̣ε (ἔτους) | ἕως
Μεσορὴ το̣ῦ̣ α̣ὐ̣τοῦ̣ ἔ̣το̣υς χαλκοῦ (τάλαντα) ε̣ Ευνϛ | κ̣α̣ὶ πυ̣ρο̣ῦ (ἀρτάβας) ξ̣ζ καὶ Ἡελιόδωρον τὸν
μετειληφότα τ̣ὴ̣ν̣ | σύνταξιν ὁμ̣οίως τοῦ κϛ καὶ κζ (ἔτους) (τάλαντας) κζ Δυξ̣γ̣ | χ̣ω̣ρ̣ὶς̣ τῶν τοῦ κη
(ἔτους). Cowey, P.Phrur. Diosk. 4, S. 46: „für die Männer des vorhergenannten Schiffes mehr
(Geld aus der Staatskasse) entnommen hat anstelle dessen, was in bezug auf Zahlungen vom Pha-
menoth des 25. Jahres bis Mesore desselben Jahres zukommt, und zwar 5 Talente 5456 Bronze-
drachmen und 67 Artaben Weizen, und da sie ebenso Heliodoros, der die Besoldung (danach)
übernommen hat, (vermerkt haben) für 27 Talente 4463 Drachmen für das 26. und 27. Jahr.“
10. Tabellen 193

Datierung
Nr. Papyrus Ort Sold Zeitraum
v. Chr.
17 P.Trier II Herakleopolites nach dem προσθέμασιν 𐅵𐅵 ων πυροῦ 6 Monate
15 17.9.145 ιζ407
18 P. Tebt. Arsinoites 138–137 τοῖ[ς μισθοφόροις] | εἰς 1 Monat
III.1 723 Τῦβι τοῦ λγ (ἔτους) (Tybi)
ὀψώ[νια καὶ σιτώνια?] |
κα ̣ ̣ μ ̣ ̣ ̣ π̣υρ̣ οῦ χαλκ[οῦ
τάλαντα?] | ἑξακόσ[ι]α
ἑβδομήκον[τα ±9 (τάλ.)] |
ἑκατὸν ὀγδοήκοντα [±12]
| γίνεται χαλκοῦ [(τάλ.)
±11] | κριθῆς (ἀρτάβ.) ξϛ
408

19 UPZ II 205 Theben 24.3. – (δραχ.) Εφζ 6 Monate


22.4. 133 (τριώβολον)409
20 UPZ II 214 Theben 135–130 τοῖς ἀνδράσι: [χαλκοῦ nicht
τάλαντα -] | erhalten
τετρακισχιλία[ς410
21 UPZ II 212 Theben 131–130 χαλκοῦ τάλαντα | [εἴκοσι nicht
τέσσαρα δραχμὰς erhalten
τρισ]χιλίας (γίνεται)
(τάλ.) κδ Γ.411
22 UPZ II 206 Theben 9. März τοῖς μετακειμένοις ἐξ monatlich
130 Ἑρμώνθεως τοῦ für 1 Jahr
Παθυρίτου εἰς | Διὸς
πόλιν τὴν Μεγάλην
ἐφίπ(ποις) ε τὸ γινόμενον
τοῦ μη(νὸς) ὀψώ(νιον)
Βψπε, | ἱπποτροφικὸν ν412

407
P.Trier II 15, Kol. III 59: „… mit den Zuschlägen 850 Drachmen und 17 Artaben Weizen.“
408
Es ist nicht überliefert, wie viele Männer zu den hier besoldeten μισθοφόροι gehören,
sodass der Sold des Einzelnen auch hier nicht ermittelt werden kann. P.Tebt. III.1 723, 3–9: „Für
die Söldner für (den Monat) Tybi des 33. Jahres an Sold und (Getreideankaufsgeldern?) …
Weizen Kupfer(talente?) 670 … 180 … macht Kupfer(talente …) 66 Artaben Gerste… .“
409
UPZ II 205, 9: „5507 Drachmen und 3 Obolen.“ Die Größe der Truppe ist nicht erhalten.
410
Der Papyrus ist an der Stelle beschädigt, an welcher der Sold aufgeführt wird. Die Anzahl
der Männer wird auch hier nicht genannt.
411
Die ausgezahlten Gelder sind für Truppen gedacht, die den König auf einer Reise begleiten.
Die Größe der Entourage Ptolemaios’ VIII. Euergetes’ II. ist hier allerdings nicht erhalten. Die
gleiche Situation liegt in UPZ II 213 aus demselben Jahr vor. Wilcken, UPZ II 212, 5–6, S. 256:
„in Kupfer Talente [vier und zwanzig Drachmen drei]tausend, das macht Tal. 24 (Dr.) 3000.“
412
Wilcken, UPZ II 206, 15–17, S. 243: „Für die 5 Berittenen, die aus Hermonthis im
Pathyritischen Gau nach Großdiospolis disloziert sind, den Betrag für den Monat: Sold 2785
(Dr.), Pferdefuttergeld 50.“
194 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Datierung
Nr. Papyrus Ort Sold Zeitraum
v. Chr.
23 UPZ II 207 Theben 17.5.130 τὸ γινόμενον τοῦ] 6 Monate
μη(νὸς) ὀψώ(νιον) (Choiach
Ασ, (πυροῦ) κδ, (ὧν) bis Pachon)
τι(μὴ) ἀνὰ ρν413
24 UPZ II 209 Theben 28.7.129 [ ]κ̣ον Ὀσίρεως monatlich
ἀνδ(ρ ) πδ [ὀψω- für 2
(νιο.)] σὺν σιτω(νίωι) Monate
τοῦ Παχὼν | [μη- (Payni und
(νὸς)] (τάλαντα) δ Pachon)
Ευ, Παῦ(νι) ὁμο(ίως)
(τάλαντα) δ Ευ414
25 VBP IV 47 Herakleopolites 28.6.127 ἀργυρίου | δραχμὰς k. A.
εἴκοσι̣415

Ptolemaios IX. Soter II. – Ptolemaios XII. Neos Dionysos

Datierung
Nr. Papyrus Ort Sold Zeitraum
v. Chr.
26 BGU VI Oxyrhynchites 30.1.110416 τοῖς προσε̣ξ̣ε|̣ νολογημέ- 1 Monat
1231 νοις ὑπὸ Σωμ̣ένους εἰς τὸν (Payni)
Ὀα̣σί̣ ̣την ἀνδράσιν | Β τὸ
γινόμενον μέ|τρημα εἰς
μῆνα | Πᾶνυ (l. Παῦνι) τοῦ
ζ̣ (ἔτους) (πυροῦ ἀρτάβας)
κε417

413
UPZ II 207, 13: „Das monatlich Zukommende: an Sold 1200 (Drachmen), 24 (Artaben)
Weizen, zum Preis von 150 (Drachmen pro Artabe).“
414
Die Gelder, die hier bereitgestellt werden, sind zunächst auf zwei Monate begrenzt, da die
Truppen von ihrem eigentlichen Standort in den Panopolites versetzt werden, um dort gegen Un-
ruhen eingesetzt zu werden. Sollte dieser Einsatz länger andauern, erfolgte sicherlich ebenfalls
eine Verlängerung der entsprechenden Zahlungen. Wilcken, UPZ II 209, 18–20, S. 250: „[- - -]
des Osiris 84 Mann: [Sold] mit Getreideankaufsgeld für den [Monat] Pachon 4 Talente 5400
Drachmen, für den Payni ebenso 4 Talente 5400 Drachmen.“ Zusätzlich zu den umgerechnet 350
Drachmen, die der einzelne Mann monatlich erhielt, stand jedem zudem eine Artabe Weizen zu,
wodurch sie, wie schon Wilcken, UPZ II 209, S. 249 feststellte, „genau so gestellt (waren) wie die
Epigonen von Memphis im Jahre 157 (v. Chr.).“
415
Leider ist der Papyrus zu stark beschädigt, um festzustellen, welchen Rang der hier zu
besoldende Soldat innehatte. Auffällig ist jedoch, dass hier nicht die üblichen Kupferdrachmen als
Zahlungsmittel angegeben werden, sondern der Sold zwanzig Silberdrachmen beträgt.
416
Vgl. Armoni, Königlicher Schreiber, S. 81, Anm. 157 zur Datierung.
417
„Für die in die Oase abkommandierten 2000 Männer, die Somenes unterstehen, als zu-
kommende Naturalabgabe für den Monat Payni des 7. Jahres 25 Artaben Weizen.“
10. Tabellen 195

Datierung
Nr. Papyrus Ort Sold Zeitraum
v. Chr.
27 SB VI Thebais Anfang ἱπποθρᾶιξιν εἰς Χοίαχ | 1 Monat
9195 1. Jh. ὀψώνιον ἀργυ(ρίου) (Choiach)
δισχιλίας | ἑκατὸν ἐνενή-
κοντα ἐννέα | καὶ χαλκοῦ
τάλαντα ἑκατὸν | τεσσα-
ράκοντα (δραχμὰς) δισχι-
λίας | ἐνακοσίας πεντή-
κοντα418
28 P.Berl. Herakleopolites 16.2.86 τοῖς ἐπὶ τῆς̣ | [συμπλε- 2 Monate
Salm. 1 ούσης] Ἀλ̣ε̣ξά ̣ νδρωι τ̣ῶι (Tybi und
(= BGU ἐπὶ τῆς ὑπηρεσίας (…) τὸ Mecheir)
XVIII.1 κ̣α̣θ̣ῆκον] μέ̣τρημα τοῦ
2748) μη(νὸς) (πυροῦ)
<ἀρτάβας> ξδ419
29 BGU Herakleopolites 21.6.86 το̣ῖς ἐπὶ τῆς σ̣υνπ̣λε̣ο[ύ-] 2 Monate
XVIII.1 σης (l. συμπλεούσης)
2749420 Κόσμω̣ι̣ τ̣ῶ̣ι̣ | προκεχ[ε]ι-
ρισμένωι εἰ̣ς̣ τ̣[ὸν νομὸν
σκάφης] | τὸ καθῆκο̣ν̣ (…)
μέτρ̣[ημα] (πυροῦ)
<ἀρτάβας> ὀγδοήκοντα421
30 BGU Herakleopolites 10.8. – 8.9. τοῖς ἀποτετα]|γ̣μένοις ἐν 5 Monate
XVIII.1 86 τῶι νομῶι στρα[τι]ώταις (Phamenoth
2747 τὸ καθῆκον μέτρημα (…) bis
τοῦ μηνὸς πυροῦ <ἀρτά- Mecheir)
βας> [Ατϙθ 𐅵𐅵]422

418
Die Anzahl der thrakischen Reiter ist nicht bekannt, sodass die Besoldung pro Kopf nicht
ermittelt werden kann. SB VI 9195, 5–9: „Für die thrakischen Reiter für den Monat Choiach an
Sold in Silber 2199 und in Kupfer 140 Talente 2150 Drachmen.“
419
Sarischouli, BGU XVIII.1 2748, 8–11, S. 91f.: „an die zusammen mit Alexandros, dem zum
… Dienst […] (auf dem … Boot Fahrenden, die fällige) monatliche Ration von 64 (Artaben)
Weizen.“
420
Vgl. auch BGU XVIII.1 2750+2751, welche Kornlieferungen enthalten, die für arabische
Bogenschützen bestimmt sind, die den Dioiketen auf seiner Reise begleiten. Dafür erhält jeder
dieser insgesamt 20 Bogenschützen zwei Artaben Weizen als Naturalabgabe ausgezahlt.
421
Sarischouli, BGU XVIII.1 2749, 10–14, S. 94: „an die zusammen mit Kosmos, dem von NN
für den Gau bestellten (Beamten), auf dem Boot Fahrenden als die fällige Ration [...] 80 (Artaben)
als Weizenration.“
422
Nicht aufgeführt ist die Anzahl der Männer, auf die diese monatliche Auszahlung an
Weizen aufgeteilt wurde. Sarischouli, BGU XVIII.1 2747, 26–29, S. 88: „an die im Gau
abkomman-dierten Soldaten die fällige Weizenration […] pro Monat 13991/2 Artaben Weizen.“
196 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

Nr. Papyrus Ort Datierung Sold Zeitraum


v. Chr.
31 P.Berl. Herakleopolites 19.9.86 τοῖς κ̣α̣[τ]ὰ̣ τ̣ὴν διοίκησιν 8 Monate
Salm. 2 μαχίμοις (…) χα]λ̣κοῦ
(τάλαντα) ϛ̣ 423

32 BGU Herakleopolites 17.8.63 ε αρ(ο)ύ(ρων) ἀνδ(ράσι) 1 Monat
VIII υη προοῦ (…) ἑκάστωι (Mesore)
1749 χα(λκοῦ) (δραχμὰς) Γ,
πυροῦ ἀνη(λωτικῶι) (ἀρ-
τάβας) β424
33 BGU Herakleopolites 17.8.63 (πεντ)αρ(ο)ύ(ρων) 1 Monat
VIII ἀ]ν̣δ̣(ράσι) υ̣η̣ | [τὸ (Mesore)
1750 καθῆ]κον ὀψώνιον τοῦ
Μεσορὴ τοῦ ιη (ἔτους) |
[ἑκά]σ̣τῳ χα(λκοῦ)
(δραχμὰς) Γ425
34 BGU Herakleopolites 51–50 τε]ταγμένοις εἰς τὸν νο- 2 Monate
VIII μὸν (…) ἔτι δὲ καὶ ἱππέων (Phaophi
1806 (…) πυροῦ (ἀρταβ )] und Phar-
Αϡμε 𐅵𐅵 κριθ̣(ῆς) ἄ̣λ̣(λαι) mouthi)
(ἀρτάβαι) ρϙα̣[ ̣]426

423
Der Papyrus bricht an dieser Stelle ab, sodass zu den sechs Kupfertalenten ein Betrag an
Drachmen folgen könnte. Da die Anzahl der Soldaten jedoch nicht angegeben ist, kann die pro
Kopf-Besoldung ohnehin nicht ermittelt werden. Vgl. P.Berl. Salm. 2, 6–8: „für die Soldaten der
Regierung […] 6 Kupfertalente.“
424
BGU VIII 1749, 12–14: „Schicke den 808 Fünf-Aruren-Männern […] jedem 3000 Kupfer-
drachmen, nach dem für Aufwendungen bestimmten Maß 2 Artaben Weizen.“
425
BGU VIII 1750, 5–7: „Für die 808 Fünf-Aruren-Männer den fälligen Sold für (den Monat)
Mesore des 18. Jahres jedem 3000 Kupferdrachmen.“
426
Die Anzahl der im Gau stationierten Männer ist nicht bekannt, da der Papyrus sowohl am
linken als auch am rechten Rand große Lücken aufweist. BGU VIII 1806, 3–7: „Für die für den
Gau stationierten […] aber auch noch von den Pferden […] 1945 1/2 Artaben Weizen, Gerste
weitere 1910 Artaben.“
10. Tabellen 197

10.2. Prosopographie der ἀρχιγραμματεῖς ξυστοῦ

Beleg Name Herkunft Datierung


Pap.Agon 6 Πόπλιος Αἴλιος Hermopolis Magna 22.9.194 n. Chr.
Εὐκτήμων
P.Oslo II 60 Πτολεμαῖος unbekannt 2. Jh. n. Chr.
IG IX 1², 4, 845 A Σαβεῖνος unbekannt 2. Jh. n. Chr.
Erythrai II 416 Λείβιος Δομεστικὸς Erythrai 3. Jh. n. Chr.
IG II² 3169/70 / Attika 253–257 n. Chr.
IGUR I 246 / / 313 n. Chr.
IGUR II 404 Ἡρώδης Rom unbekannt
FD III.I 209 Κυιντ̣ίλιος Delphi unbekannt
Καρποφόρος

10.3. Prosopographie der ἀρχιγραμματεῖς τῶν δυνάμεων

Beleg Name Hofrangtitel Gebiet Datierung


SEG XXXVIII Μαρσύας / Labwe (Syrien) 217 v. Chr.
1571 Δημητρίου
P.Trier II 15 / τῶν πρώτων Herakleopolites nach 145 v. Chr.
φίλων?
SEG XIX 904 / τῶν πρώτων Ptolemais-Ake 130/29 v. Chr.
φίλων

10.4. Prosopographie der γραμματεῖς τῶν δυνάμεων

Beleg Name Hofrangtitel Gebiet Datierung


Salamine Λεύκος / Zypern 180-150 v. Chr.
XIII 89
Salamine / / Zypern 2. Jh. v. Chr.(?)
XIII 239
I.Kition 2022 Ἀνδρόμαχος τῶν διαδόχων Zypern Mitte 2. Jh.
v. Chr.
UPZ I 14 Δημήτριος ἀρχισωματο- Memphis 158/7 v. Chr.
φύλαξ
P.Gen. III 131 Δημήτριος τῶν πρώτων Herakleopolites 146 v. Chr.
φίλων
Portes du désert Πτολεμαῖος τῶν πρώτων Elephantine 147 bzw. 136
105 φίλων v. Chr.
OGIS I 155 Θεόδωρος τῶν πρώτων Zypern vor 131 v. Chr.
φίλων
BGU IV 1190 Ἀντίοχος συγγενής Herakleopolites 80 v. Chr.
198 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

10.5. Belege für παρεφεδρεύοντες

Referenz Datierung v. Chr. Garnisonsort Wohn-/Standort


P.Grenf. I 42 Ende 169 – Anfang Diospolis Mikra Standlager in
(= W.Chr. 447) 168 Ptolemais Hermeiu
UPZ I 110 23.10.164 Alexandria Grundbesitz im
(= P.Par. 63) Saites
P.Dryton 31 140–130 k. A. Standlager in
Ptolemais Hermeiu
P.Dryton 32 3.7.137 – 15.1. 130 Diospolis Mikra Standlager in
(= P.Amh. II 36) Ptolemais Hermeiu
Hermopolis Magna 4 Ende 2. Jh. Hermopolis Magna unbekannt
(= SB I 599)
BGU XIV 2434 1. Jh. Herakleopolites unbekannt
P.Trier II 15 nach 145 Herakleopolites unbekannt
Hermopolis Magna 5 80/79 Hermopolis Magna unbekannt
(= OGIS I 182
= SB I 4206
= Milne, Cairo Mus.
25, 9296)
Hermopolis Magna 6 25.1.78 Hermopolis Magna unbekannt
(= SB V 8066)
BGU VIII 1747 27.6.63 Herakleopolites unbekannt
(= SB IV 7410)
BGU VIII 1748 23.7.63 Herakleopolites unbekannt
(= SB IV 7411)
11. Bibliographie

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Youtie, „Soldiers and Stonecutters“ = Herbert C. Youtie, „Supplies for Soldiers and Stonecutters
(P.Mich. Inv. 6767)“, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 28, 1978, S. 251–254.
Zucker, Doppelinschrift = Friedrich Zucker, Doppelinschrift spätptolemäischer Zeit aus der
Garnison von Hermopolis Magna, (Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissen-
schaften, Philosophisch-Historische Klasse, 1937,6), Berlin 1938.
12. Indizes zu P.Trier II 15

I. Könige IV. Geographische Namen und


Bezeichnungen
Ptolemaios VI. Philometor
ὁ ἀδελφὸς ἡμῶν II 30 ᾿Αλεξάνδρεια II 45
ὁ ἀδελφὸς τοῦ βασιλέως II 46 Ἀσία: οἱ κατὰ τὴν Ἀσίαν τόποι II 31.42.
βασιλεύς III 78 46
Ptolemaios VIII. Euergetes II. Ἡρακλεοπολίτης I 5, III 58
βασιλεύς II 41 Μυσός I [2].[6], III 55.59
Συρία: οἱ κατὰ τὴν Συρίαν τόποι II 48
II. Datierungen
a) Regierungsjahre V. Ämter, Militär und Ehrentitel
Ptolemaios VI. Philometor ἀρχιγραμματεύς II 35
ἔτος λγ III 62.74 βασιλικόν, τό III 65
ἔτος λε IV 93 γραμματεύς I [4].15.[25], II 28.40, IV
Ptolemaios VIII. Euergetes II 95.98
ἔτος κε II 39.40 γραμματεὺς τῶν δυνάμεων IV 91
δύναμις: s. γραμματεὺς τῶν δυνάμεων
b) Monate und Tage διοικήσας III 62
῾Αθύρ I 23 ἑκατονταρχία I [7]
᾿Επείφ III 62 ἔξω τάξεων: s. ἡγεμὼν ἔξω τάξεων
᾿Επεὶφ β̅ IV 93 ἡγεμών: ἡγεμὼν ἔξω τάξεων III 56
᾿Επεὶφ δ̅ IV 95 λογιστήριον II 32
Μεσορὴ κ̅ε̅ II 39 παρεφεδρεύω I [2].[5], III 58
Παῦνι κα II 40 σημέα: ἀπὸ σημεῶν III 55
τάξις: s. ἡγεμὼν ἔξω τάξεων
III. Personen ὑπομνηματογράφος II 34
φίλος: τῶν πρώτων φίλων I 24
S.d. = Sohn des; V.d. = Vater des/der
Ἀντίφιλος, S.d. Ἀρχέλαος, Myser, ἡγεμὼν VII. Währung, Maße, Gewichte
ἔξω τάξεων I 1.4.[16], III 57, IV 99
ἀρτάβη I [(7)].(14).(14).(16).[(17)], III
Ἀπολλώνιος II 52
Ἀρχέλαος, V.d. Ἀντίφιλος I [2].[5], III (60)
δραχμή I (6).[(14)].(16).[(17)],
57
ΙΙΙ [(55)].(59)
Διονύσιος IV 86
Διοσκουρίδης, ehemaliger Dioiket III 62
Πτολεμαῖος, τῶν πρώτων φίλων I [1]. VI. Ziffern
[15], IV 97
Φίλων, Intendant I [5].15, IV 98 δ III 60
ι I [7].14.16, ΙΙΙ 55
12. Indizes zu P.Trier II 15 207

ιζ III 59 ἑαυτοῦ III 65


ρν I 17, III 60 ἐγώ I 17
φ I 6.14.[16], ΙΙΙ 55 εἰ IV 90
ων III 59 εἶδος II 50
εἰμί I 7, II 33, III 71.79, IV 88
εἰς II 46, III 65.67
VII. Allgemeine Wörterliste
εἷς II 32
ἀγορά III 61 εἰσδίδωμι II 47, III 63.79
ἀδελφός II 30.46 εἴσδοσις III 77, IV 86
ἀκόλουθος IV 91 ἐκ II 48, III 61, IV 83.84
ἄλλος II 30.42.50.54.56, III 70 ἐξ III 71
ἄν I 15.17, II 31, III 67.71, IV 98.100 ἕκαστος II 37.38, III 53.55
ἀναγκαῖος III 66 ἐκεῖνος II 33
ἀναζυγή II 45 ἐκλόγισμα III 73
ἀναλαμβάνω III 65 ἐκπίπτω II 43
ἀναφέρω II 43, IV 88.101 ἐκπληρόω III 72
ἀντίγραφον I 2.25, II 51 ἐν I 5.7, II 31.33.42.45.51, III 56.58 bis.
ἀνυπόλογος III 60 62, IV 84
ἀξιόω III 65.78, IV 84.87.90 ἔνιοι III 78, IV 86
ἀπό I 13, II 44, III 55.74, IV 81 ἐνταῦθα II 35
ἀφ᾿ I [17].[18], III 60.67.75, IV 100 ἔντευξις II 45
bis ἐξαποστέλλω II 32
ἀποστέλλω I [25], II 40.47 ἐπεί IV 81
αὐλή II 48.51 ἐπί + Gen. I 8; ἐφʼ III 78
αὐτός (selbst) III 57.76 ἐφʼ III 53
αὐτός: αὐτοῦ (Personalpron.) II 29.47.52, ἐπιδείκνυμι II 31.51
III 67 ἐπιδίδωμι I 11
ὁ αὐτός II 39, III 69, IV 83.84 ἐπικουφισμός III 73
ἐπισκοπέω II 44
βασιλεύς siehe Index I. ἐπιστέλλω IV 98
βασιλικός II 38; siehe auch Index V. ἐπιστολή II 34
ἐπιχωρέω III 70
γάρ I 8 ἕτερος II 47
γένος IV 84 ἔτος siehe Index II.
γίγνομαι II 29.41, III 59.64.68 bis.75, IV εὑρίσκω II 44, III 58.67.72.76
82 εὐτυχέω I 10, II 27
γράφω I 8, II 35, IV 97 ἔχω II 49, IV 92.96
ἕως III 69
δέ I 12, II 37.47, III 60.62.65.66.69.71.
78, IV 82.90.94.96.97 ἤ II 29.30.34 bis.41.42, III 74.78
δ᾿ IV 92 ἡμεῖς I [1], II 30
δηποτοῦν II 31 ἥμισυς III 69.70
διά + Gen. I [24] ἤτε III 64 bis
διαδέχομαι II 36
διασαφέω I 13.[17], II 52, IV 91.99.100 ἴδιος IV 83
διάφορος III 64.68 ἱκανός II 50
δίδωμι I [1] ἵνα IV 81
δόσις III 68.[79], IV 88 ἵν’ II 26, IV 89
ἐάν II 37, III 66, IV 89 ἴσος III 69
208 Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 38, 2019

καί I 14.16.17, II 36.42.45.47.49.50.51. ὀψώνιον II 29.41.50, III 53.67.74.78, IV


52, III 56.57 bis.61.74.75.79, IV 81 87
ter.82.84. 87.89.100
καιρός II 33 παρά + Gen.: II 40, IV 86
καθήκω II 32, III 75 παρʼ I [1].4,
κατά + Akk. II 31.42.46.[48], III 70. παρά + Dat.: παρ᾿ II 52
72.77, IV 82 παραιτέομαι III 66, IV 90
κατʼ II 33.47, IV 83 παράκειμαι III 53
κατακολουθέω IV 95 παρακομίζω IV 85
καταλείπω II 36 παραπίπτω II 37
κενός I 6.[9].13.[21], III 76, IV 81 παραχρῆμα III 79, IV 87
κεφάλαιον III 67.69 παρεπιγράφω IV 94
κλῆρος III 64 πᾶς II 37
κοινός IV 82 περί + Gen. I [16], II 37.38, III 78, IV
κτάομαι III 69 86.87.88
κύριος II 36 περιγίγνομαι III 66
περισσεύω III 72
λαμβάνω II 38, III 58.71 πλείων III 69
λογιστήριον siehe Index V ποιέω I 12, III 74.76, IV 91
λοιπός III 60.71 πρό + Gen. II 45
προγράφω III 57
μάλιστα III 66, IV 89 πρόκειμαι III 77, IV 96
μέν III 66.68.74, IV 89 πρός (sc. + Dat.) II 47
μένω II 36 + Akk. III 62.73, IV 86
μερίζω IV 83 προσαγγελία I [1], III 76
μετά + Akk. III 71 προσάγγελμα I [4]
μετʼ II 50, III 54.56.70 προσαγγέλλω I 15, IV 98
μετάβασις II 30 προσαναφέρω II 36, II 39
μεταδίδωμι I 20 προσγραφή III 75
μηκέτι III 70 πρόσθεμα I 14.[16], II 29.41, III 55.59.
μήν III 61 74.78, IV 82.87
μήτε IV 90 προσπαράκειμαι II 49
μισθοφορά IV 83 προσποιέω III 63
πρόσταγμα I 25, II 33.34.42.48, IV 85.96
ὁ, ἡ, τό passim προστάσσω I 12, II 26.41, III 67.74, IV
oἶδα I [3] 90.93
ὅμοιος III 72 πρότερος II 44
ὄνομα II 50, III 53.54.56 προφέρομαι II 29.37
ὅπως I [3], III 70.72 πρῶτος I 24
ὅρκος II 38 πυρός I 14.16, III 55.59.60
ὅς, ἥ, ὅ: ὅς I 16.[18], II 41.42. 50, III
53.55.57.74, IV 91.100; ῥώννυμι I [3]
ἥ I 7.16.[17].21, III 67.71.75, IV 83.
100; σημαίνω IV 99
ὅ I 8, II 31.33.52, III 53.60.69.84 σημέα siehe Index V
ὅσος II 31 σιτάρχημα III 64
οὖν IV 88 σύ II 40.51, III 79, IV 86. 94
οὗτος, αὕτη, τοῦτο: οὗτος; IV 81; αὕτη συγχωρέω III 68
IV 92; τοῦτο III 70.71 συμβαίνω IV 82
12. Indizes zu P.Trier II 15 209

συμπληρόομαι I 7 φαίνομαι IV 89
σύν III 59 φέρω III 56.58, IV 84
συντίθημι III 66 φιλανθρωπέω III 71
σφραγίζω II 34.51 φιλάνθρωπος II 30
φίλος siehe Index V
τε II 45, IV 100
τιμή I 16, III 60 χείρ II 34
τίθημι I 17, IV 81.99.100 χειρογραφία II 38
τις II 32.37.42, III 65, IV 82 χρηματίζω II 44, III 75
τοιοῦτος III 65, IV 80.88 χρηματισμός IV 80.89.92
τόπος I 8; siehe auch Index IV χρόνος I [18], III 71, IV 100
II 31.42.46.49 χώρα I 6.9.13.17.21, II 45, III 72.76,
τρόπος II 39.49, IV 97 IV 81.99.100
χωρογραφία IV 83
ὑπάρχω II 33.52, III 73, IV 80. 89
ὑπέρ + Gen. II 52, IV 80 ὡς I 15
ὑπό + Gen. II 30.35, III 62, IV 94 + Partizip III [79], IV 87
ὑπογράφω II 48 ὡς ἄν I 15.26, IV 98
ὑποδείκνυμι IV 97 ὡσαύτως III 53
ὑπόκειμαι I [3], IV 85
ὑπομνηματόγραφος siehe Index V -αγγελία I 21
ὑποτάσσω II 26
P.Trier II 15

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