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Wöhnert
Die Tempelanlage von Borobodur, Indonesien, aus dem 7./ 8. Jahrhundert beherbergt hunderte Buddha-Statuen.
TIBET BUDDHISMUS
und
TIBET BUDDHISMUS
und
Analogie zu Faust und Mephisto, dem Versucher, histo- Frage: Konnte die buddhistische Lehre nur in Indien ent-
risch zu kurz gegriffen? stehen?
Dr. Strauch: Nein, man kann ihn durchaus als Vertreter Dr. Strauch: Sie ist in Indien entstanden, weil dort die
des Bösen, Måra, sehen. Devadatta hatte aber keinen geistige Entwicklung solche Lehren möglich machte, auch
Erfolg als Bösewicht, Buddha besiegt ihn auf der ganzen vor dem Hintergrund der Meditationspraktiken, die schon
Linie bis hin zu dessen Höllenfahrt. In der Person des vor dem Buddha entwickelt waren. Er selbst hat ja bei
Devadatta werden wohl auch Widersprüche innerhalb großen Yogis gelernt. Sie spielten eine Rolle, um über-
des Ordens personifiziert. Die frühesten Texte berichten haupt einen Ausweg aus dem Leiden zu finden.
erst ganz positiv von ihm als prominentem Mönch in her- Was mir persönlich am Buddhismus gefällt, ist, dass er
ausgehobener Position. ohne Gott ausgekommen ist. Erst später im Mahåyåna um
Später schwang Devadatta sich auf, gegen den Buddha die Zeitenwende hat es die Vergöttlichung des Buddha
zu opponieren. Vielleicht war er nicht der einzige. gegeben. Einige Vorstellungen gingen so weit, dass
Buddha war ja eine stark politische wie diplomatische Erlösung und Verdienst durch die Hingabe an diesen Gott
Person. In den Herrscherhäusern ging er ein und aus, und erreicht werden können. Das sind Ansichten, die dem
das wird nicht allen gefallen haben. Auf Devadatta geht Wesen des frühen Buddhismus eher zu widersprechen
auch die Frage des Verzichts auf Fleischverzehr zurück. scheinen.
Vegetarismus, im frühen Buddhismus noch gar nicht Frage: Wie historisch ist die Zahl der 84.000 Lehrreden,
benannt und von Buddha nicht praktiziert, war für viele die der Buddha gehalten haben soll?
Mönche in Indien ein Thema. Dr. Strauch: 84.000 ist eine legendäre Zahl. Man hat sie
gerne benutzt. Aœoka hat auch 84.000 St•pas errichten
SCHRIFTEN VON BAUERN AUSGEGRABEN lassen. Buddha wurde 80 Jahre alt, zog mit 29 Jahren in
Frage: Buddha hat in seiner Lehre vieles revolutioniert, die Hauslosigkeit, sechs Jahre war er noch auf der Suche.
was zuvor tabu war. Besonders wenn er sagt, ‘du bist für Bleiben gut 40 Jahre für seine Belehrungen. Er müsste
dich selbst und dein Tun verantwortlich, kannst dich selbst jeden Tag vier bis fünf Lehrreden gehalten haben.
vom Leiden befreien’, das muss in einer Zeit, in der die Frage: Ist in der Wissenschaft auch etwas über die Um-
sozialen indischen Strukturen starr und stark zu Lasten der stände des Todes des Buddha bekannt, gibt es Ein-
Armen gingen, ungeheuerlich gewesen sein. deutigkeit in der Frage seines Hinscheidens und Eingehens
Dr. Strauch: Gleichzeitig war es eine phantastische in das Nirvå¶a?
Perspektive. Der Orden war auch ein großes Sozial- Dr. Strauch: Am Leben des Buddha interessiert die
projekt. Man hatte dort zunächst einmal seine Grund- Nachwelt in erster Linie die Erleuchtung, die Gründung
bedürfnisse erfüllt, bekam etwas zu essen. In der Regen- des Ordens und sein Tod. In den Wochen vor seinem
zeit hatte man ein Dach über dem Kopf und war einge- Ableben gab er noch sehr viele Unterweisungen. Über die
bunden in eine Gemeinschaft, die jeden als vollwertigen Erleuchtung und die Zeit um seinen Tod wissen wir aus
Menschen akzeptierte. den Texten vergleichsweise viel, allerdings beginnen auch
Frage: Gibt der Buddha, so wie er sich heute der interna- Legendenbildungen. Man spricht z.B. von einer Fleisch-
tionalen Forschung und Wissenschaft präsentiert, noch vergiftung als Todesursache. Das scheint nicht zu stim-
Rätsel um seine Person auf? men, denn davon hat er sich noch einmal erholt. Bald dar-
Dr. Strauch: Unsere Suche gilt sicher nicht mehr einem auf legte er sich dann wirklich auf sein letztes Lager. Den
Ur-Kanon, aber wir wollen so nahe wie möglich an den Beschluss zu sterben hatte der 80-jährige Buddha, wie es
Buddha herankommen. Was nach Buddhas Tod von scheint, längst gefasst.
Mönchen aufgeschrieben wurde, ist nun einmal nicht so
authentisch, dass wir hier die Worte des Buddha lesen.
Das Mahåparinirvå¶a-S•tra ist sehr nah am Buddha. Ein
spezielles Projekt, das wir hier an der Freien Universität
Berlin betreiben, ist die Edition früher buddhistischer
Handschriften aus Nordwestindien, der Region Gandhara,
dem heutigen Peshawar. Sie liefern uns sehr frühe Über-
lieferungen kanonischer und nicht kanonischer Texte.
Frage: Wie finden die Texte in unsere Zeit, wie haben sie
die Jahrtausende überdauert? Dr. Ingo Strauch, geboren 1969,
Dr. Strauch: Häufig wurden sie auf dem Gelände ehema- studierte südasiatische Altertums-
liger Klöster vergraben. Viele alte Schriften werden von und Mittelasienwissenschaften
Bauern gefunden, beim Bestellen der Felder, meist in an der Humbolt-Universität in
Pakistan. Dort sind die klimatischen Bedingungen für eine Berlin. Promotion im Jahr 2000,
natürliche Konservierung besser. Im feucht-heißen indi- seit dem ist er Wissenschaftlicher
schen Klima ist viel verloren gegangen, weil die Texte auf Mitarbeiter am Institut für Indi-
organischem Material wie Palmblatt oder Birkenrinde ge- sche Philologie und Kunstge-
schrieben wurden. Sehr oft findet man diese Kostbar- schichte der Freien Universität
Rackuff
TIBET BUDDHISMUS
und