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LEITBILD
FÜR DEN
FORTSCHRITT
Die Rolle und die Funktion
der Gemeindeorganisation
CD-ROM-Ausgabe:
Advent-Verlag Lüneburg
2002
Achtung!
Die CD-ROM-Ausgabe dieses Buches
darf weder als Datei noch als Druckerzeugnis
kopiert und verbreitet werden.
(V. 200210)
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Titel der amerikanischen Originalausgabe: Pattern for Progress
1985 by Review and Herald Publishing Association Washington DC,
Hagerstown MD
Die Bibeltexte sind, wenn nicht anders vermerkt, nach der revidierten Luther-
übersetzung (1984) zitiert. Bei anderen Übersetzungen werden die folgenden
Abkürzungen benutzt:
GN = Gute Nachricht
EÜ = Elberfelder Übersetzung
ZÜ = Zürcher Übersetzung
WIDMUNG
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INHALT
Dank ................................................................................................................ 4
Vorwort: Neal C. Wilson................................................................................. 5
Einleitung: B. B. Beach ................................................................................... 7
1. Was und wo ist Gemeinde?.................................................................. 10
2. Der Auftrag und die Vorbereitung einer Gemeinde ............................ 19
3. Eine Gemeinde mit einer besonderen Botschaft ......................................
und einem Auftrag ............................................................................... 27
4. Eine Weltkirche und eine repräsentative Organisation........................ 33
5. Gemeinde und ihre Führung ................................................................ 41
6. Die ordinierten Prediger der Gemeinde ............................................... 47
7. Ein Rad im anderen – und eine Hand! ................................................. 54
8. Geographische Gebiete und Verbände................................................. 60
9. Divisionen der Generalkonferenz ........................................................ 69
10. Funktionen und Beziehungen der Verwaltungen zueinander .............. 78
11. Die Gemeinde, moderner Synkretismus und Nationalisierung............ 83
12. Traditionelle Organisationsfallen und -probleme ................................ 90
13. Führung und Mitarbeit ......................................................................... 97
14. Wozu ein Gemeindehandbuch? .......................................................... 103
15. Wenn sich die Weltgemeinde trifft ..................................................... 110
16. Die Adventgemeinde und der ökumenische Gedanke ........................ 118
17. Fenster der Verwundbarkeit................................................................ 131
18. Die weltweite Einheit muss erhalten bleiben! .................................... 141
19. Einheit in Organisation und Struktur .................................................. 149
20. Das Wesen der Adventbewegung ....................................................... 155
Anhang A...................................................................................................... 160
Anhang B...................................................................................................... 163
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DANK
Wenn man ein Buch über die Organisation der Gemeinschaft, ihre Verwaltung
und die Beziehungen untereinander schreibt, das so viele Aspekte umfasst, die
theoretischer und praktischer Natur sind, sind die Autoren natürlich von vielen
Denkern, Schreibern und Leitern der Gemeinschaft abhängig, von denen wieder-
um viele langjährige Kollegen waren. Allen diesen gutmeinenden Ratgebern und
den stillen Mitarbeitern möchten wir ein herzliches Dankeschön aussprechen.
Die Mitarbeiter der Generalkonferenz haben ihr Interesse an diesem Projekt
ausgedrückt, und der Präsident hat es großzügig unterstützt. Wir danken ihnen
für die Ermutigungen.
Unser Dank gilt auch den Mitarbeitern des Review and Herald Verlagshauses,
die eine Gewaltanstrengung unternommen haben, um dieses Buch rechtzeitig zur
Generalkonferenzsitzung von 1985 ausliefern zu können.
Wir danken David Baasch, Untersekretär der Generalkonferenz, der freundli-
cherweise die beiden Organogramme mit den erklärenden Bemerkungen zur
Verfügung gestellt hat, die im Anhang enthalten sind.
Wir schulden besonders Elaine Robinson Dank, die uns schnell und gewis-
senhaft geholfen hat, das Manuskript für die Veröffentlichung vorzubereiten.
Schließlich danken wir unseren Frauen (und Mutter), die die jahrelangen Er-
fahrungen mit der Organisation der Gemeinschaft mit uns durchlebt haben, für
ihre treue und manchmal aufopfernde Unterstützung.
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VORWORT
Es kommt in der Geschichte einer Organisation nicht oft vor, dass ein Vater und
ein Sohn ihre Erfahrung, Kenntnis und Fähigkeit vereinen, um so ein wertvolles
Buch zu erstellen. Damit haben wir zusammengenommen die Arbeit von einem
Jahrhundert auf allen Ebenen der Gemeinschaftsleitung vor uns, die eine Viel-
zahl von Diensten innerhalb der Gemeinschaft umfasst.
In verständlichem und einleuchtenden Stil leistete das Vater-Sohn Team mit
diesem Band der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten einen viel-
beachteten und praktischen Beitrag. Zuzeiten, wenn wir über mögliche Ver-
besserungen und denkbare Veränderungen in den Organisationsstrukturen nach-
denken, die der Gemeinde über mehr als achtzig Jahre so gut gedient haben, wird
uns Leitbild für den Fortschritt helfen, die Vergangenheit einzubeziehen, des-
gleichen wenn wir neue und vielleicht zeitgemäßere Versuche überdenken, die
die Rolle und Funktion der Gemeinschaftsorganisation betreffen.
Dies ist sicherlich ein Buch, das geschrieben werden musste. Wir sind oft von
Menschen gefragt worden, die von der geistlichen Stärke und dem zahlen-
mäßigen Wachstum der weltweiten Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventist-
en überrascht sind, ob wir irgendwelche gültige Literatur haben, die unsere Or-
ganisationsstruktur und die Verwaltungsphilosophie beschreibt. Im allgemeinen
ist es notwendig, verschiedene Nachschlagewerke anzugeben und dann einfach
einzugestehen, dass es nichts wirklich Umfassendes und heute noch Gültiges
gibt.
Außerdem gibt es solche Gelegenheiten, bei denen ernste Fragen von Glie-
dern der Gemeinde über das Gemeindehandbuch und die theologische Position
oder die organisatorischen Praktiken der Gemeinschaft gestellt werden – von
jungen Menschen, von Akademikern, von Geschäftsleuten und von solchen, die
Führungsaufgaben in der örtlichen Gemeinde haben. Ihnen schulden wir eine
Erklärung, und daher müssen wir schließlich ein Buch haben, das diese Bedürf-
nisse befriedigt.
Nach meiner Meinung sollten Anfänger wie auch Altgediente dieses Buch le-
sen, das positive und klare Aussagen macht. Es gibt eine kurze aber genaue his-
torische Übersicht über die Entwicklung der Struktur innerhalb der Gemein-
schaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Es enthält unschätzbare Informationen
für die gerade laufende Diskussion über die Gemeinschaft und ihre Handlungen.
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Dieses Buch gibt nicht nur einen Einblick in den Umfang der Strukturen und
organisatorischen Abläufe, sondern öffnet auch ein umfassendes Panorama über
die grundlegenden Prinzipien, Denkstrukturen, Ziele und Probleme.
Leitbild für den Fortschritt ist ein Nachschlagewerk für alle Mitarbeiter, Ge-
meindebeamte und mitdenkende Gemeindeglieder. Jede Gemeindebibliothek
sollte ein Exemplar zum Nachlesen haben. Das Buch ist auf eine Weise ge-
schrieben worden, dass jedes Kapitel die Grundlage für eine Gruppendiskussion
bilden kann. Meine Unterstützung ist aufrichtig und kommt von ganzem Herzen,
denn wir haben hier wirklich ein „Leitbild“ vor uns.
Neal C. Wilson
Vorsteher der Generalkonferenz
der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten
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Leitbild für den Fortschritt
EINLEITUNG
„Ich habe mich zu dem folgenden entschlossen – nie um des Schreibens wil-
len zu schreiben ... sondern vielmehr überzufließen von kleinen Kenntnissen oder
Erfahrungen, die viele Jahre des Nachdenkens vielleicht ergeben werden.“ John
Keats (1819).
Der direkte Hintergrund für dieses Buch ist die Arbeit der Kommission der
Generalkonferenz über die Rolle und die Funktion der Organisation der Ge-
meinschaft. Ich hatte das Vorrecht, in dieser Gruppe mitarbeiten zu können. Das
war eine Lernerfahrung, und vermittelte eine Reihe von Einsichten, die in den
folgenden Kapiteln wiedergegeben werden. Sie wurden während des Studiums
der Kommission formuliert.
Mein Interesse an der Organisation der Gemeinschaft reicht jedoch viel weiter
zurück. Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der nicht die „Verwaltungs-
angelegenheiten“ der Gemeinschaft ein Teil und ein Stück unseres Familien-
lebens gewesen wären. Eine Reihe von Leitern unserer Gemeinschaft gingen
durch mein Elternhaus (der erste, an den ich mich erinnern kann, war W.A. Spi-
cer).
Ich besuchte die erste Konferenz als Delegierter 1945, vor genau 40 Jahren.
Aber zu dieser Zeit hatte mein Vater bereits als Vereinigungs- und Verbands-
vorsteher und als Sekretär einer Division gedient. Er war 48 Jahre lang Mitglied
des Generalkonferenzausschusses, und ich hatte genau ein Vierteljahrhundert
dasselbe Vorrecht. Ich sehe jetzt meiner zehnten Generalkonferenzsitzung ent-
gegen. (Bei der ersten Sitzung 1946 habe ich als „Botenjunge“ gedient).
Der Zweck dieser autobiographischen Bezüge soll einfach das intensive Inte-
resse in einer langen Zeit der Arbeit innerhalb der Gemeinschaft demonstrieren.
Die Überlegungen dieses Buches entspringen einer Mischung aus organisatori-
scher Theorie und Geschichte und werden zusammengehalten vom Zement der
Erfahrung auf den unterschiedlichsten Ebenen der Gemeindestruktur.
Während wir uns mit dem riesigen Gebiet der Gemeinschaftsorganisation be-
schäftigten, konnten wir natürlich nicht alle Aspekte behandeln. Zum Beispiel
sind die vielen Verzweigungen der Finanzverwaltung der Gemeinschaft nicht
berührt worden, und es wurde auch kein spezieller Hinweis auf den orga-
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Leitbild für den Fortschritt
nisatorischen Aufbau und die Aktivitäten der einzelnen Büros, Abteilungen und
Dienste der Gemeinschaft gegeben. Viele dieser Gebiete werden im Gemeinde-
handbuch und in der General Conference Working Policy (Arbeits- und Fi-
nanzrichtlinien der Generalkonferenz) beschrieben.
Die Autoren haben den Bereich dieses Buches auf die Gesichtspunkte der
Gemeinschaftsorganisation beschränkt – d.h. auf den größeren Überblick des
Ausmaßes, des Umfangs, der Leistungsfähigkeit, der Bedeutung und der Konse-
quenz der Organisation der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Die
Gedanken stellen in ihrem historischen Zusammenhang, ihren Errungenschaften
und Problemfeldern die organisierte Gemeinschaft dar. Die Autoren glauben,
dass hier ein organisatorisches Leitbild für den Fortschritt vorgestellt werden,
das für die Missionsaufgabe der Gemeinschaft wichtig sind.
Bei der Vorbereitung dieses Buches hat sich eines mit zunehmender Klarheit
herauskristallisiert: die wichtige Rolle von Ellen G. White bei der Gestaltung des
Organisationssystems der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Es gibt
für mich keinen Zweifel, dass ihr Einfluss auf das Führungsprinzip der Advent-
gemeinde maßgeblich war. Viele Arbeitsmethoden können direkt auf ihren Rat
zurückgeführt werden. Sie bestand darauf, die biblischen Modelle beizubehalten.
Ihre Methode war sehr ausgewogen. Sie verteidigte eine starke Organisation,
aber sie vertrat auch eine Dezentralisation. Sie riet zu einer breitgefächerten Be-
ratung auf allen Ebenen der Verwaltung. Sie hielt den Gliedern und Leitern die
Idee einer Weltkirche und eines abgeschlossenen Werkes vor Augen. Ohne ihre
Dienste wäre die Gemeinschaft kaum das geworden, was sie heute ist.
Da dieses Buch eine Gemeinschaftsarbeit von zwei Autoren ist, mag sich der
Leser vielleicht fragen, welche Kapitel vom Vater und welche vom Sohn ge-
schrieben worden sind. Die Antwort ist recht einfach: Obwohl natürlich jedes
Kapitel ursprünglich in der einen oder anderen Form von einem der beiden Auto-
ren geschrieben worden ist, stellen sie durch gründliche Verbesserungen und
Revisionen und gegenseitige Beeinflussung wirklich in ihrer endgültigen Form
ein gemeinsames Werk dar.
Der Dienst in dieser Gemeinschaft war ein lohnenswertes und erfülltes Aben-
teuer. Wir sind durch das Leitbild für den Fortschritt gesegnet worden. Es ist
meine Hoffnung, dass der Leser dieses Leitbild für den Fortschritt entdecken
mag und die Spannung und Begeisterung bei der Arbeit in der Organisation er-
fährt, aber auch die Probleme und Verwirrungen, sowie die Möglichkeiten und
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Leitbild für den Fortschritt
Chancen einer großen Bewegung erkennt. Abschließend noch die Worten von
Francis Quarles (1643): „Ich wünsche Dir beim Lesen genauso viel Freude wie
ich beim Schreiben hatte.“
B. B. Beach
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Leitbild für den Fortschritt
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Leitbild für den Fortschritt
Die Frage nach der Natur der Gemeinde ist sicherlich in einer Zeit interessant,
in der zahllose religiöse Menschen über ein „gemeindefreies Christentum“ nach-
denken. Diese Tendenz existiert heute in den sogenannten christlichen Ländern,
wobei eine Art organisationsfreier Religion propagiert wird, in der jede Person
vor einer Kerze betet, oder einer Statue, einem Altar, oder sogar unter dem Ster-
nenhimmel. Kleine Kapellen werden für solche Leute gebaut, die einfach von
geschäftigen Straßen aus hineinschlüpfen möchten. Manche Leute denken, wenn
sie allein an einem Strand über das Himmelszelt nachsinnen, im Wald oder in
einer Berghütte sind, oder einer religiösen Sendung zuhören, dass das tatsächlich
den Kirchgang ersetzen kann und dass diese Aktivitäten möglicherweise sogar
eine bessere Form der religiösen Anbetung seien.
Dies sind natürlich weltliche Denkformen. Der informierte Christ weiß um
den Platz, den die Gemeinde in Gottes Plan einnimmt. Die Gemeinde ist Gottes
besonderes Instrument, um als Mittel zur Erlösung der Menschen zu dienen. Die
Wurzeln der neutestamentlichen Gemeinde sind in israelitischem Boden ver-
zweigt. Der neue Bund schließt den alten ein und erfüllt ihn. Wenn sich die neu-
testamentlichen Autoren auf die Gemeinde als das Volk und die Versammlung
Gottes beziehen, beziehen sie sich damit insbesondere auf Gottes erwähltes
Volk, das Bundesvolk des Alten Testaments (1. Petr 2,9.10; Gal 6,16; Phil 3,3; 1.
Kor 10,1; Röm 2,28; 11,16-24). Gerade der Begriff ekklesia (diejenigen, die he-
rausgerufen sind, um sich als Gruppe zu treffen), der ursprünglich ein rein säku-
larer Begriff war, hat seine religiöse Bedeutung, die auf die christliche Gemeinde
bezogen war, durch die Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Tes-
taments, erhalten. Ekklesia ist die Übersetzung des hebräischen Worts qahal, das
Israel benutzte, um eine herausgerufene feierliche Versammlung zu bezeichnen.
Diese Weiterführung unterstützt die Meinung eines Alttestamentlers, dass „Jesus
die Gemeinde mehr erlöste als dass er sie gründete.“ – C.T. Craig, The Universal
Church in God's Design (1949), S. 33.
Man muss akzeptieren, dass die Erzählungen der Apostelgeschichte unlogisch
sind, wenn man nicht bedenkt, dass Jesus eine christliche Gemeinde gründen
wollte. Gottes Offenbarungs- und Erlösungstaten in Israel werden eindeutig
durch das Werk Jesu Christi und die Neugründung der Gemeinde durch ihn be-
siegelt und erweitert.
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Leitbild für den Fortschritt
Wir wollen nicht die Schönheit und die Notwendigkeit einer persönlichen
Anbetung anfechten oder davon ablenken. Jedoch darf die private und persönli-
che Anbetung nicht mit der gemeinsamen in einem Gemeindeumfeld verwech-
selt werden. Biblische Anbetung kann nicht nur die Sache des Einzelnen sein.
Sie ist von sozialer Natur. Der Einzelne ist das Mitglied einer Familie. Die ersten
Worte im Gebet des Herrn, „Unser Vater“, erinnern uns daran. Die Vernach-
lässigung der gemeinsamen Andacht zugunsten der privaten Anbetung endet in
geistlicher Leere. Es wird geistliche Kraft vermittelt, wenn sich Gottes Volk zu
gemeinsamer Andacht und Gottesdienst trifft.
John Wesley war überzeugt, dass die Heiligung des Herzens und Lebens, die
er suchte, nur innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen gefunden werden kann.
Er schrieb: „Das Evangelium Christi kennt eine andere Religion als eine soziale;
keine andere Heiligkeit als eine soziale Heiligkeit.“ – The Poetical Works of
John and Charles Wesley (1868-1872), I-XXII. Auch nach unserer Meinung
muss ein Christentum ohne Gemeinde, ohne die Versammlung, als Widerspruch
in sich selbst eingestuft werden. Christ zu sein, schließt ein, dass man in und von
einer Gemeinde ist, denn die Gemeinde ist das Mittel wie auch ein lebenswichti-
ger Aspekt dessen, was es heißt, ein Christ zu sein. Wenn jedoch irgendeine Per-
son oder Gruppe von Menschen oder eine Organisation für sich beansprucht, die
unerlässlich Bedingung für die Erlösung zu sein, bedeutet dieser Anspruch eine
anmaßende, ungesetzliche Inbesitznahme des Hoheitsrechts Gottes. Wenn je-
doch die Gemeinde verstanden wird als die Versammlung oder das Volk Gottes,
ist sie „dazu ausersehen, sich für die Rettung der Menschen einzusetzen.“ (Der
bessere Weg, S. 60). Das Evangelium, die „gute Botschaft“ von Gottes Erlö-
sungsplan, ist der Gemeinde anvertraut. Wenn die wahre Gemeinde in ihren
Missionsbestrebungen so verstanden wird, gibt es sicherlich kein Heil außerhalb
der Gemeinde.
Wir werden außerdem den Schrift- und Erfahrungsbeweis in der Folge unse-
rer Gedanken bedenken. Hier wollen wir uns einer anderen grundlegenden Frage
zuwenden: „Was ist die Gemeinde?“
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Leitbild für den Fortschritt
An verschiedenen Stellen bezieht sich das Wort Gemeinde auf ein Gebäude.
Die Bedeutung der Gemeindestruktur wird durch die Planung und den Bau des
Tempels in Jerusalem unterstrichen. Das Haus Gottes sollte repräsentativ sein.
Die Gemeinde kann wie in den Tagen des Apostels Paulus auch ein einfaches,
aber geeignetes Heim sein. Die Gemeinde befand sich im Hause von Priscilla
und Aquila (Röm 16,3-5). Jedoch ist das Gebäude, wie wichtig es auch sein mag,
nur eine vergängliche Gemeinde. Salomo anerkennt das in seinem Gebet bei der
Tempelweihe (1. Kön 8,13.17). Das Gemeindehaus ist vergänglich, doch trotz-
dem wichtig für Gottes Erlösungswerk.
Dann ist die Gemeinde in der Schrift eine örtliche Versammlung. Diese ekkle-
sia ist die Gemeinschaft von „lebendige(n) Steinen“, die auf Christus gebaut
wurden, den „Eckstein“ (1. Petr 2,5.6.). Somit, wo „zwei oder drei [oder zwei-
oder dreitausend] versammelt sind“ im Namen Christi, wenn er „mitten unter
ihnen“ ist, dann ist dort die Gemeinde (Mt 18,20). Diese Versammlungen kön-
nen als Gottesdienst abgehalten werden, für die Mission und Evangelisation, für
die Stärkung des Familienlebens, für das Studium, für den Dienst an der Umge-
bung, oder für irgendeinen anderen Zweck, für den Gott sein Volk zusammen-
ruft. Die Gemeinde ist nicht nur bei der anbetenden Versammlung gegenwärtig,
sondern auch bei der Gruppe christlicher Eltern oder bei der Lehrerversamm-
lung, bei einem Krankenhaus- und Schulausschuss oder einer beratenden Ver-
sammlung – wo immer und wann immer Gottes Auftrag durch seine Kinder er-
füllt wird.
Die Gemeinde ist jedoch nicht wie ein anderer Klub, dessen Mitglieder sich
lose aus gleichen Interessen zusammengeschlossen haben. Sie ist eine festgefüg-
te Gemeinschaft, deren Glieder „herausgerufen“ wurden und verbunden und er-
mächtigt wurden durch Gottes Geist. Dass Gott sie erwählt hat und nicht, dass
sie ihn erwählt haben, ist der Grund und die umgestaltende Kraft des Lebens der
Gemeinde. Auf der menschlichen Seite ist die Gemeinde die Versammlung der-
jenigen, die eine Glaubensantwort auf die Liebe Gottes gegeben haben. Um es
ganz deutlich zu sagen: sie ist eine Reaktion von Einzelnen; aber mehr als das:
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Leitbild für den Fortschritt
sie ist eine gemeinschaftliche Antwort auf ein Bundesverhältnis. Die Wahl eines
Volkes durch Gott ist das historische Ereignis, das solch eine Gemeinde begrün-
det.
Um das zusammenzufassen, können wir sagen, dass die örtliche Gemeinde
eine anbetende, bezeugende, lehrende, heilende, dienende Gemeinschaft derjeni-
gen ist, die im Glauben auf die erlösende Liebe Gottes reagiert haben, die sich in
Jesus Christus offenbart, und die durch die Kraft des heiligen Geistes versuchen,
diese Liebe zu verkörpern und seinen Auftrag zu verwirklichen. Die Gemeinde
ist dafür da, um den Menschen das Leben mit Gott zu zeigen und sie zu Gott hin
auf eine höhere Stufe zu heben.
Es muss betont werden: die örtliche Gemeinde ist organisiert. Sie ist nicht nur
eine theoretische Zusammenfassung von Gläubigen auf der örtlichen Ebene. Or-
ganisation ist, wie wir sehen werden, der Weg des Himmels. Die ekklesia fand
ihre hauptsächlichen organisatorischen Formen in der Synagoge und entwickelte
eine apostolische Form, die der Prüfung der Zeit standgehalten hat. Wir glauben,
dass das Gemeindehandbuch der Siebenten-Tags-Adventisten mit den Prinzipien
dieser Form übereinstimmt. (Siehe Kap. 14, „Wozu ein Gemeindehandbuch?“)
Der Apostel Paulus benutzt den Begriff Gemeinde auch für regionale geo-
graphische Gebiete. Er schreibt an „die Gemeinden in Galatien“ (Gal 1,2), und
überbringt Grüße von den „Gemeinden in der Provinz Asien“ (1. Kor 16,19). Die
Gemeinde besteht in diesem Zusammenhang aus eine Gruppe von örtlichen Ver-
sammlungen. Die Zusammenfassung setzt eine Verwaltung für eine Gruppe von
Gemeinden voraus. Für solche geographische Gruppierungen wurden verant-
wortliche Leiter eingesetzt. Timotheus und Titus dienten in dieser Stellung, aber
auch andere. Die Vereinigung oder Mission der Gemeinschaft der Siebenten-
Tags-Adventisten folgt diesem Muster, aber auch der Verband oder der Missi-
onsverband. Doch die Vereinigung oder der Verband sind Gemeinde in einer
anderen Art. Beide werden verwaltungstechnisch Gemeinde innerhalb ihrer Ge-
biete mit der Übertragung ihrer Autorität durch die Abgeordneten. Sie koordinie-
ren die verschiedenen Aktivitäten der Gemeindeglieder innerhalb des Rahmens,
der durch die Verfassung festgelegt worden ist. Jedoch sind die Mitarbeiter der
Vereinigungen und der Verbände Glieder einer örtlichen Gemeinde und sind
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Leitbild für den Fortschritt
daher auch der Disziplin dieser Versammlungen unterworfen wie jedes andere
Gemeindeglied.
Viertens gibt es die weltweite Gemeinde. Die sieben Gemeinden, die von Jo-
hannes beschrieben werden (Offb 2,3), reflektieren die Eigenschaften des Volkes
Gottes vom ersten Jahrhundert bis zur Wiederkunft Christi. Solche Weltgemein-
den sind die Träger der Botschaft Gottes in Zeit und Raum. Die „Übrigen“ (Kap
12,17) mit den Eigenschaften von Laodizea (Kap 3,14-22) sind die letzte Ge-
meinde; es gibt keine andere. Die Generalkonferenz der Siebenten- Tags- Ad-
ventisten leitet und verwaltet nach unserer Auffassung diesen letzten Träger von
Gottes Gnade und Botschaft an die Welt. Während sie die weltweiten Aktivitäten
der Übrigen koordiniert, ist die Generalkonferenz keine Gemeinde im lokalen
Sinn einer Versammlung. Die Mitarbeiter, die in der Generalkonferenz arbeiten,
sind auch Glieder von lokalen Gemeinden. Obwohl sie jedoch keine Gemeinde
in sich ist, ist die Generalkonferenz durch die Übertragung der repräsentativen
Autorität in Wirklichkeit die Gemeinde in aller Welt in der heutigen Zeit.
Schließlich spricht die Schrift über die universale Gemeinde. Dies ist Gottes
Gemeinschaft und Volk zu allen Zeiten und an allen Orten, einschließlich der
Gemeinde im Himmel. In jedem Zeitalter hatte Gott seine Zeugen, die er in ein
Bundesverhältnis mit sich selbst brachte, und er hat dadurch die Gemeinde auf
Erden mit der Gemeinde im Himmel vereint (siehe 1. Kor 12,12-27). Christus ist
das Haupt dieser universalen Gemeinde und all derjenigen Gemeinden, die als
Mitglieder in diese Einheit gehören.
Diese kosmische Gemeinde ist durch Gottes Erlösungsbotschaft miteinander
verbunden. Auf Erden hat die gesamte Gemeinde als der Leib Christi einen
weltweiten Dienst. Offensichtlich darf diese Organisation sich nicht nur selbst
unterhalten; sie muss allumfassend allen Menschen dienen, wie es auch der auf
die Erde gekommene Christus tat, als er unter den Menschen wandelte. Die Ge-
meinde sollte in die Welt gehen mit einem allumfassenden Programm der Unter-
richtung und der Verkündigung, des Seelengewinns und der Taufe, des Heilens
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Leitbild für den Fortschritt
und der Wiederherstellung (Mk 16,15). Die Gemeinde ist nicht für sich selbst da,
sondern für die ganze Menschheit. Sie muss unnachgiebig über sich hinausrei-
chen, bis "der Gott des Himmels ein Reich aufrichten [wird], das nimmermehr
zerstört wird" (Dan 2,44).
Es ist noch viel mehr zu sagen, doch unsere Schlussfolgerung hier ist: wenn
das Kind Gottes es ablehnt, sich an Gottes Auftrag der Evangelisation und des
Dienstes zu beteiligen, ist dies nicht nur eine Frage der Nichtbeteiligung an ei-
nem Gemeindeprogramm oder an einer Sammlung, hierbei handelt es sich um
die Ablehnung der Gemeinde Gottes und sogar des christlichen Glaubens. Dar-
um sagte Jesus: „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir
sammelt, der zerstreut“ (Mt 12,30).
Es wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der zur Zeit des Morgengottes-
dienstes verächtlich auf das Sammlungsgefäß sah. Er sagte etwas hochmütig
zum Diakon: „Es tut mir leid. Ich halte nichts von Mission. Ich kann nichts ge-
ben.“ Worauf sich der Diakon herunterbeugte und ihm zuflüsterte: „Dann nimm
bitte etwas heraus. Diese Sammlung geschieht für alle Ungläubigen.“
Die Gemeinde Gottes von heute wie auch die von gestern hat und ist eine
Mission, an der jedes Glied Anteil hat – auf der anderen Straßenseite wie auch
auf der anderen Seite des Ozeans, von überallher nach überallhin.
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Leitbild für den Fortschritt
„Die Gemeinde auf Erden, vereint mit der Gemeinde im Himmel, kann alle
Dinge erreichen.“ – Ellen G. White, Testimonies (1902), Bd. 7, S. 31.
Die Erfüllung des Erlösungsplans Gottes auf Erden schließt den Auftrag und
die Vorbereitung eines Volkes ein. Adam und Eva taten den ersten Schritt. Ihnen
wurde gesagt: „Seid fruchtbar und mehret euch“ und sie sollten ein Volk werden
(1. Mose 1,28). Die Verheißung an Abraham setzte diesen Prozess fort: „Ich will
dich zum großen Volk machen“ (Kap 12,2). Abrahams Nachkommen über Isaak
und Jakob wurden die Kinder Israel, die Gott aus Ägypten befreit hat und denen
er sagte: „Ich nehme euch als mein Volk an und werde euer Gott sein“ (2. Mose
6,7 EÜ). Die Berufung und die Vorbereitung eines Volkes ist das unerschöpfli-
che Thema im Alten Testament.
Im Neuen Testament findet das Konzept eines Volkes Gottes seine Basis und
sein Zentrum in Jesus Christus. Gottes Volk im Alten Testament war untreu,
doch diese Untreue hat Gottes Plan nicht zunichte gemacht. Johannes der Täufer
wurde gesandt „im Geist und in der Kraft Elias ... zuzurichten dem Herrn ein
Volk“ (Lk 1,17). Der Apostel Paulus verstand Gottes Plan, dass er ein neues Is-
rael berufen und zu erlösen wollte. Er schrieb an Titus, dass Jesus Christus „sich
selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und
reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken“
(Tit 2,14). Das wiederholt wirklich, was der Prophet Jeremia über den „neuen
Bund“ gesagt hat, durch den Gott sagt: „Sie sollen mein Volk sein, und ich will
ihr Gott sein“ (Jer 31,31.33). Als Paulus an die Galater schrieb, stellt er fest: „Ihr
seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. ... Gehört ihr aber
Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder“ (Gal 3,26-29).
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Leitbild für den Fortschritt
Die Vorstellung von einem Volk Gottes hat viele biblische Wurzeln. Eine Un-
tersuchung von Howard A. Snyder („Das Volk Gottes – Bedeutung für die Ge-
meindestruktur,“ Christianity Today, 27. Okt. 1927, S. 6-11) spricht darüber. Er
beobachtet, dass das biblische Griechisch das Wort laos benutzt, wenn es die
Gemeinde als Volk bezeichnet. Dieses Wort wird mehr als Zweitausend Mal in
der Septuaginta benutzt, im allgemeinen, um das hebräische Wort ´am zu über-
setzen, ein Wort, das sonst gebraucht wird, um Israel als Volk Gottes zu be-
zeichnen. (Siehe Gerhard Kittel, Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testa-
ment, Bd. IV, S. 29.49.)
Im Neuen Testament wird laos etwa 140mal gebraucht. Paulus und Petrus be-
nutzen es beide, um die Gemeinde als Volk zu bezeichnen. Im laos, schreibt
Paulus, sind „Juden und Griechen“ eins geworden und machen „einen neuen
Menschen“ aus (Eph 2,14-16 EÜ). Dieses laos ist das Werkzeug Gottes für die
Verkündigung und den Dienst in der Welt.
Diese besondere Gruppe von Menschen ist das Volk Gottes. Sie besteht aus
Einzelwesen, die Kinder Gottes geworden sind. Bekehrte Männer und Frauen
bilden ein Volk, das, falls es nicht durch unbiblische Traditionen und Weltlich-
keit unterdrückt wird, mit der neutestamentlichen Lebendigkeit in die Welt hin-
einreicht, bis die irdische Phase der Mission Gottes zum Ende gekommen ist
(Joh 15,1.2) und die „anderen Schafe“ in die Herde gebracht worden sind (Kap
10,16).
Gottes laos umfasst natürlich das ganze Volk Gottes, einschließlich der einge-
segneten Prediger. Unglücklicherweise bieten verschiedene europäische Spra-
chen, einschließlich der deutschen Sprache, die Möglichkeit eines theologischen
Irrtums. Im Deutschen z. B. leiten wir das Wort „Laien“ von dem griechischen
laos ab. So hat das offizielle Christentum durch eine schlimme Missinterpreta-
tion die Gemeinde unterteilt in „Laien“ und „Klerus“.
Der Ausdruck Laie hat einige unglückliche Bedeutungen. Was ist ein Laie? In
der allgemeinen Sprechweise ist es ein Amateur, einer, der in einem bestimmten
Beruf nicht bewandert ist. Das Wort hat also fast eine negative Bedeutung. Auf
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Leitbild für den Fortschritt
die Gemeinde bezogen, ergibt sich ein abschwächender Sinn, dass Laien zweit-
klassige Glieder sind. Einige davon glauben anscheinend, dass es die wichtigste
Aufgabe des Predigers sei, die Gemeinde in Bewegung zu halten, über Lehren zu
entscheiden, und abzustimmen, was in das Gemeindehandbuch und die General
Conference Working Policy (Arbeits- und Finanzrichtlinien der Generalkonfe-
renz) kommt. Selbstverständlich erfordert dieser erstklassige Status des Predigt-
amtes erstklassige moralische Normen. Daraus ergibt sich der alarmierende Hin-
weis, dass Laien einen niedrigeren moralischen Standard hätten und weniger
Verantwortung zu tragen hätten.
Einige Laien mögen mit dem zweitklassigen geistlichen Rang ganz zufrieden
sein. Immerhin sind die Kosten in der zweiten Klasse niedriger! Es würde weni-
ger von ihnen erwartet und sie könnten mit einem niedrigerem Niveau im Leben
und im Zeugnis zufrieden sein. Ihre Ansicht ist: „Lass doch den Prediger das
tun.“ Weiterhin scheinen manche Prediger mit dieser Haltung gar nicht unzufrie-
den zu sein. Denn diese erste-Klasse-zweite-Klasse-Haltung der Gemeinde trägt
sie scheinbar in eine aktive, gehobene Klasse von „Mitarbeitern“, die ziemlich
allein die heroische Last der Predigerverantwortung und der evangelistischen
Tätigkeit zu tragen hat.
Dieses Denken ist nicht nur falsch, sondern auch unproduktiv.
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Leitbild für den Fortschritt
Zuerst müssen die Gläubigen dazu gebracht werden, dass sie sich als einen
bedeutenden Teil der Gesamtheit des Volkes Gottes verstehen. Die Gemeinde
sollte sich daher in einer solchen Weise treffen, dass Zusammengehörigkeit er-
mutigt wird und ihren Ausdruck findet. Die Gemeindeglieder müssen erkennen
können, dass sie letztlich nicht zur Gemeinde gehören, – sondern sie selbst die
Gemeinde sind.
Wir wären natürlich nicht realistisch, wenn wir nicht beachteten, dass es ge-
wisse Hindernisse gibt, die Gottes Volk davon abhalten, automatisch einen Sinn
für „Volkszugehörigkeit“ zu entwickeln und zu demonstrieren. Eine von ihnen
ist die Größe vieler Gemeinden aufgrund eines allzu schnellen Wachstums. Es
könnte in dieser Verbindung hilfreich sein, für einen Moment die Frage nach der
Größe der Gemeinden zu bedenken, worüber Christianity Today (5. Nov. 1971,
S. 6-11) informativ berichtete.
Am Beginn der 70er Jahre gab es in den Vereinigten Staaten nur eine Kir-
chengemeinde mit einem Durchschnitt von wöchentlich mehr als fünftausend
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Leitbild für den Fortschritt
Eine strategisch gut geplante große Gemeinde kann entscheidend und positiv
ein großes Gebiet beeinflussen. Solche Gemeinden können neben der Predigt
und der Lehre verschiedene Dienste anbieten, so etwa gute Beratung, Freizeit-
aktivitäten, Dienst für die Gehörlosen, Klassen für fremde Sprachen, gesund-
heitliche- und medizinische Vorsorgeprogramme, Drogenvorsorgeprogramme.
Sie ist in der Lage, einflussreich die Interessen der Alten in der Stadt zu ver-
treten, Tagesstätten, Grund- und Mittelschulen zu unterhalten, Finanzberatung,
Musiktalente, soziale Aktivitäten für alleinstehende Erwachsene zu unterstützen.
Eine große Adventgemeinde hat mehr als fünfzig solcher regelmäßiger Dienste.
Eine große Gemeinde macht die Aktivierung von vielen geistlichen Gaben
möglich. Die Mitarbeiter können eine besondere Fähigkeit oder Stärke haben,
die in der Schrift als „Gabe“ bezeichnet wird (Eph 4,7-11). Die einzelnen Be-
dürfnisse der Glieder können besser befriedigt werden, weil qualifizierte Spezia-
listen immer zur Hand sind, was natürlich eher in der großen Gemeinde möglich
ist. All das kann zu einer guten Strategie gehören, wodurch eine wirkliche
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Leitbild für den Fortschritt
„Volkszugehörigkeit“ offenbar wird. Wenn das jedoch der Fall sein soll, muss
ein Programm entwickelt werden, das nach der Aussage von vielen Leitern der
Gemeinschaft die folgenden Punkte enthalten sollte:
1. Ein unkontrolliertes Wachstum sollte einer kontrollierten und geplanten
Strategie weichen.
Die Gemeinde, die einer großen Stadt oder dem Umfeld einer Institution die-
nen muss, wird natürlich die Ausnahme sein. Ganz allgemein gesprochen ist
jedoch die „Volkszugehörigkeit“ viel leichter und entscheidend effektiver in
einer Gemeinde zu erreichen, die eine Gliederzahl von zweihundert bis fünf-
hundert hat und in Übereinstimmung mit vorher festgelegten Plänen regelmäßig
in andere Gebiete ausschwärmt. Diese Gemeinde von mittlerer Größe hat die
Möglichkeiten, einen gut abgerundeten Dienst dem Menschen in seinen vielfälti-
gen Bedürfnissen anbieten zu können. Solch ein Dienst ist nicht nur durchführ-
bar, weil eine ausreichende Finanzierung möglich ist, sondern auch, weil eine
Reserve an Leitern und Talenten existiert oder entwickelt werden kann, um aus-
gebildete Mitarbeiter zu haben. Diese Gemeinden von mittlerer Größe haben
Möglichkeiten, die einer kleinen sich abmühenden Versammlung versagt sind,
vermeiden aber einige der Schwächen, die eine „Supergemeinde“ haben kann.
Die Gemeinde von mittlerer Größe hat die Fähigkeit, verschiedene Bedürfnisse
zu befriedigen, ohne dass die persönlichen Kontakte darunter leiden. Sollten sie
aber leiden, kann sich der Anbeter sogar in einer lebendigen Gemeinde verlassen
vorkommen, und dann wäre er auch wirklich verlassen!
Weiter gehen die Glieder einer Gemeinde von mittlerer Größe der Versu-
chung aus dem Wege „anzubeten und zu verschwinden“. Sie sind bekannt und
werden erkannt. Glieder von der Art der „Predigtfeinschmecker“ wird es ohne
Zweifel immer geben, aber die Strategie der Gemeinde sollte es ihnen schwer
machen, unterzutauchen.
2. Die Durchführung der Gottesdienste sollte so beschaffen sein, dass sich die
gesamte Gemeinde regelmäßig gemeinsam als gesamte Versammlung treffen
kann.
Die Gemeinde muss zusammenkommen als ein Volk – jung und alt – wenn sie
ein Gefühl für „Volkszugehörigkeit“ entwickeln will. Es gibt große Gemeinden
bei Institutionen, deren Bekanntmachung für den Sabbatmorgen verschiedene
getrennte Gruppenversammlungen aufzählt. Diese Extraversammlungen bezie-
hen sich im allgemeinen auf verschiedene Altersstufen, obwohl es auch andere
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Leitbild für den Fortschritt
Gruppierungen geben kann. So wichtig diese kleineren Gruppen auch sind, sind
sie doch nicht ausreichend, um eine echte Gemeinschaft zu entwickeln und zu
erhalten. Die ganze Gemeinde muss zusammenkommen.
Zusätzlich zu den regelmäßigen Versammlungen der ganzen Gemeinde be-
steht die Notwendigkeit, und dieses kann von Vorteil sein, dass sich bei be-
stimmten Gelegenheiten mehrere Gemeinden zusammenfinden. Dies können
Wettbewerbe sein, Evangelisationen, Begegnungstage oder andere Massenver-
sammlungen, in denen die kleinen Gemeinden das Gefühl des „Herzschlags“ der
„Volkszugehörigkeit“ bekommen.
3. Das Abhalten von feierlichen, aber frohen Festversammlungen.
Die alten Hebräer und die ersten Christen waren sich dessen bewusst, dass sie
ein Volk waren, denn: Gott hatte in ihrer Geschichte gewirkt und ein Volk aus-
gewählt und gebildet. An diese Taten wurde bei Festen und Feiern regelmäßig
erinnert. Solche Gelegenheiten waren dafür da, um die Erinnerung wach zu hal-
ten und den Bund zwischen Gott und dem Menschen zu erneuern.
Regelmäßige festliche Versammlungen können auch fas Volk Gottes von
heute gewinnbringend sein. Dies müssen nicht gerade soziale oder oberfläch-
liche Feiern sein; sie sollten der echten Freude entspringen und auch so durch-
geführt werden, dass Freude über die Tatsache entwickelt wird, dass Gott einen
übernatürlichen Durchbruch für die Erlösung der Menschheit vollbracht hat.
Hier kann die Geschichte der Gemeinde eine lebenswichtige Dimension des
Gemeinschaftslebens bekommen.
So können Festlichkeiten parallel zu dem Großen Versöhnungstag und dem
Laubhüttenfest des Alten Testaments dazu beitragen, heute ein Zusammen-
gehörigkeitsgefühl entstehen zu lassen. Wir haben in regelmäßigen Intervallen
das Abendmahlsfest, meistens im Abstand von einem Vierteljahr. So gibt es z. B.
auch einen „Großen Sabbat“ im Jahr oder eine „Konferenz“ mit anderen Ge-
meinden einer Vereinigung. Die sorgfältige und systematische Beachtung dieser
Gewohnheiten kann viel dazu beitragen, um den Geist der Zusammengehörigkeit
in einer örtlichen Gemeinde zu erhalten und zu unterstützen, ob sie nun klein
oder groß sei. Es ist auch hilfreich, sich vergangener Ereignisse in der Geschich-
te der Gemeinde zu erinnern, Ereignisse, die die mächtigen Taten Gottes wie
auch den hingebungsvollen Dienst der Glaubenshelden in Erinnerung rufen.
4. Gottes laos ist das Volk des Wortes Gottes.
Große und kleine Gemeinden müssen sich versammeln, um das Wort Gottes
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Leitbild für den Fortschritt
und die inspirierten Kommentare über das Wort zu studieren. Wenn sie sich um
das Wort Gottes scharen, können sie das richtige Bewusstsein dafür bekommen,
dass sie das Volk Gottes sind. Sie werden die Gemeinde als ein ausgesondertes
Volk erkennen. Gleichzeitig werden sie ein bestimmtes Zusammengehörigkeits-
gefühl mit den sie umgebenden Menschen entwickeln; aber sie werden eine be-
sondere Versammlung sein, die weiß, dass sie das Volk Gottes ist und eine neue
Tiefe des individuellen Glaubens erlebt.
Solch ein Volk wird wirklich „gerufen“ und geistlich und organisatorisch
„vorbereitet“ sein auf die Wiederkunft des Herrn in Herrlichkeit.
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Leitbild für den Fortschritt
„Gott hat ein auserwähltes Volk, das er zu Bewahrern der Wahrheiten ge-
macht hat, die ewige Ergebnisse zeitigen werden. Ihnen ist das Licht übertragen
worden, das die Welt erleuchten soll.“ – Ellen G. White, Selected Messages
(1901), Bd. 1, S. 92.
Gottes Botschaften sind immer dem Volk in Form von „ewiger Wahrheit“
und „gegenwärtiger Wahrheit“ übermittelt worden. Der Psalmist hatte recht,
wenn er schrieb: „Deine Wahrheit (währet) ... für und für“ (Ps 100, 5). Dies ist
die „Wahrheit in Jesus“ (Eph 4,21). Diese ewige Wahrheit ist nicht an eine ge-
sichtslose Generation gerichtet. Sie hat eine Beziehung zu Zeit und Ort. Petrus
anerkannte dies und arbeitete dafür, dass seine Generation „gestärkt (sei) ... in
der Wahrheit“ (2. Petr 1,12).
So hat sich Gott der Menschheit durch die Jahrhunderte genähert. Noah, Mo-
se, Elia, Daniel, Johannes der Täufer und die Apostel haben in dieser Weise ge-
arbeitet. In der christlichen Epoche gab es dann bestimmte vernachlässigte oder
vergessene Wahrheiten, die betont oder erneut betont werden mussten. Gegen
ein Abweichen von der Wahrheit und gegen Abfall musste daher protestiert und
Reformen durchgeführt werden. Aus diesem Grunde legte Gott bestimmte Auf-
gaben auf seine besonderen Zeugen. Augustin, Bernhard von Clairvaux, Hus,
Savonarola, Luther, Calvin, Wesley, Miller und andere sind dafür Beispiele.
Die „Endzeit“ macht hier keine Ausnahme. Siebenten-Tags-Adventisten glau-
ben, dass bestimmte Wahrheiten heute noch wichtig sind. Sie glauben, dass sie
dazu berufen sind, bestimmte vernachlässigte Wahrheiten zu betonen, wiederum
anderen ihren ursprünglichen Glanz wieder zu geben, theologische Unge-
reimtheiten aufzudecken und voranzugehen, um die wertvollen „Übrigen“ zu
sammeln, von denen die Mehrzahl noch „zerstreut in allen Ländern“ sind (Pro-
pheten und Könige, S. 133).
Gegenwärtige Wahrheit schließt auch eine prophetische Dimension ein. „Als
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Leitbild für den Fortschritt
aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn“ (Gal 4, 4). Viele Prophezei-
ungen weisen auf das erste Kommen hin, wie die Schreiber des Neuen Testa-
ments betonen. Auch im Alten Testament haben Gottes Botschaften eine pro-
phetische Dimension gehabt. Das Werk Noahs und Daniels war prophetischer
Natur. Durch die Jahrhunderte hatte die „gegenwärtige Wahrheit“ ein propheti-
sches Umfeld. Wieder macht die „Endzeit“ keine Ausnahme.
Sir Isaak verstand die Prophezeiungen gut, über die er schrieb. Als die Stunde
an der prophetischen Uhr schlug, waren die vorhergesagten Boten und Bot-
schaften zur Stelle und bereit, die Wiederherstellung zu bewirken. Der Schlüs-
seltext steht in der Offb 14,6.7:
„Und ich sah einen anderen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte
ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Na-
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Leitbild für den Fortschritt
tionen und Stämmen und Sprachen und Völkern. Und er sprach mit großer Stim-
me: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist
gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und
die Wasserquellen!“
Diese Botschaften sagen uns heute etwas. Sie stimmen nicht mit den Wün-
schen der Völker überein, sondern mit ihren Bedürfnissen; nicht mit den Ant-
worten der Völker, sondern mit ihren Fragen. Diese Botschaften sind auf die
heutige Situation anwendbar. „Sie sagen der heutigen Welt etwas,“ beobachtete
ein lutherischer Pastor, C. Raymond Holmes, der sich entschieden hat, sein
Schicksal mit dem Volk der Übrigen zu verknüpfen. Diese Umschreibung ist
durch Jahre hindurch immer wieder wiederholt worden.
Einige Punkte müssen genannt werden:
1. Das Herz der letzten Botschaft Gottes ist das „ewige Evangelium“.
Dies ist nicht ein „altes“ Evangelium, noch ein „neues Evangelium“, sondern
ein „ewiges“ Evangelium. Dies ist das Evangelium ohne Zusätze oder Abzüge –
unvermischt und unverfälscht. Dieses Evangelium ist die gute Botschaft über die
„Kraft Gottes, die selig macht“ (Röm 1,16.17). Dieses Evangelium bereinigt die
Vergangenheit, indem es die Sündenschuld wegnimmt und den Anspruch auf das
ewige Leben eröffnet. Wir nennen das die gute Nachricht von der Recht-
fertigung. Dieses Evangelium nimmt sich der Gegenwart an, indem es die Macht
der Sünde bricht und eine gute Vorbereitung auf das ewige Leben schafft, ein-
schließlich der täglichen Rechtfertigung. Wir nennen dies die gute Botschaft von
der Heiligung. Dieses Evangelium eröffnet die Zukunft, indem es die Konse-
quenzen der Sünde wegnimmt und in das ewige Leben hineinführt. Wir nennen
das die gute Botschaft von der Verherrlichung. Das ist persönliche und kosmi-
sche Erlösung von der Hässlichkeit der Sünde. Das ist wirklich gute Botschaft
über Gott und sein Werk der Erlösung.
2. Gottes letzte Botschaften sind eine Verkündigung.
Die Verkündigung geschieht für diejenigen, die auf Erden wohnen. Das ist
nicht nur eine Bekanntmachung, eine unverbindliche Abhandlung oder ein fader
Bericht. Es ist eine Verkündigung mit „lauter Stimme“. Um diese Botschaften zu
verkündigen, wäre ein bewegungsloses, gleichgültiges, geistloses, indifferentes,
uneiniges Volk ungeeignet. Diese letzte Verkündigung verlangt Männer und
Frauen, die Schulter an Schulter für Gottes gerechte Sache marschieren; sie ver-
langt nach Organisation. Dabei darf es keine Unterscheidungen geben. Die Bot-
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Leitbild für den Fortschritt
schaft muss jede Nation, jeder Stamm, jede Sprache und jedes Volk erreichen.
Das Feld ist die Welt. Nichts, das weniger als diese Verkündigung beinhaltet,
könnte die Bedürfnisse dieser Welt ohne Grenzen, diese Eine-Welt-Zivilisation,
befriedigen.
3. Die Einladung lautet: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre.“
Wie passend und notwendig ist doch heute diese Botschaft! Unsere Zeit ist
eine Zeit beachtlicher Religiosität – man spricht viel über Gott. Einige Bereiche
dieses Sprechens über Gott offenbaren Zweifel an der Notwendigkeit eines Got-
tes. Ist Gott wirklich notwendig? Dieser Trend in Richtung auf gottlose Religion
ist in der Theologie offensichtlich, in der man sich scheinbar bemüht, die Anbe-
tung eines lebendigen, persönlichen Gottes durch eine bloße Ansammlung von
Gesetzen oder durch Situationsethik, eine bloße innere Ahnung von Gott oder
einen extrovertierten Humanismus zu ersetzen.
Vor einigen Jahren sagte Pearl S. Buck, dass Gott eine „Zusammenstellung
aller höchsten menschlichen Ideale und Wünsche“ sei. Dies ist etwas mehr als
nur eine bequeme synkretistische Abstraktion. Das Ziel einer solchen Religion
ist ähnlich dem der Soziologie: die Schaffung eines planetarischen Systems, in
dem alle Unterschiede statistisch eingeebnet sein könnten, sodass Massen-
probleme Massenlösungen erlauben. Eine solche Religion ist kraftlos und ver-
nichtet jedes Bedürfnis nach persönlichem Gefühl für einen persönlichen Gott;
bei ihr entfällt auch jede Notwendigkeit einer Kirchenorganisation.
Heute ruft Gott die Übrigen auf, einen persönlichen, dynamischen, lebendigen
Gott anzubeten. Dieser Ruf macht eine unpersönliche Religion zu einem Wider-
spruch in sich selbst. Unpersönliche Religion hat nur die Kraft einer Metapher.
Wenn jemand sagt, dass einer „verheiratet ist mit seiner Arbeit“, kennt jeder-
mann den Unterschied zwischen dieser Art von „Verheiratung“ und der eigentli-
chen Sache. Es ist der Unterschied zwischen Phantasie und Realität, zwischen
Nichtexistenz und Existenz. Die Botschaft der Offenbarung macht diesen Unter-
schied heute klar.
4. Die Verkündigung lautet: „Die Stunde des Gerichts ist gekommen.“
Beachte, dass die Botschaft nicht sagt, dass die Stunde des Gerichts Gottes ge-
kommen „war“ (Vergangenheit) oder kommen „wird“ (Zukunft), sondern gekom-
men „ist“ (Gegenwart). Das macht aus der Gemeinde der Übrigen eine zeitgemäße
prophetische Bewegung mit dem Wissen um ein Gericht Gottes als Antrieb.
Gericht ist heute natürlich ein unbeliebtes Thema. Wir leben in einem Zeital-
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Leitbild für den Fortschritt
ter, in dem alles erlaubt ist, in dem anscheinend alles möglich ist. Es wäre nicht
schwer, theologisch und philosophisch nachzuweisen, dass die Entstehung dieser
Situation seine Wurzeln im Materialismus und evolutionären Humanismus hat.
Diese hypothetischen Konzepte werden heute überwiegend Massen akzeptiert.
Aber die gegenwärtige Wahrheit betont die wirkliche Realität des Gerichts.
Diese Wahrheit wird im Leben und in der Schrift offensichtlich. „So freue
dich, Jüngling, in deiner Jugend und lass dein Herz guter Dinge sein in deinen
jungen Tagen. Tu, was dein Herz gelüstet und deinen Augen gefällt; aber wisse,
dass dich Gott um das alles vor Gericht ziehen wird“ (Pred 11,9). Die Jugend
verurteilt die Kinder, die Erwachsenen verurteilen die Jugend, beide verurteilen
die Eltern, und alle werden für die Ewigkeit in Gottes letztem, unausweich-
lichen, festgelegtem Gericht verurteilt, wenn „Gericht ... gehalten“ wird und „die
Bücher ... aufgetan“ werden (Dan 7,9.10). Diese erhabene Wahrheit ist ein we-
sentlicher Punkt auf der Agenda der Gemeinde Gottes von heute.
5. Alle sollen den anbeten, „der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und
die Wasserquellen.“
Gott ist der Schöpfer, und von den Menschen wird erwartet, dass sie ihn anbe-
ten, und nicht die Schöpfung selbst. Gott, nicht der Mensch oder Dinge oder Ge-
setze, ist hier und später der Maßstab für das Leben. Diese Botschaften sind ein
Bollwerk gegen den Materialismus und den Säkularismus; sie offenbaren auch
die wirkliche Natur des Menschen. Der Mensch ist ein geschaffenes, lebendiges
Wesen. Gott schuf einen vollständigen Menschen, bestehend aus Körper, Seele
und Geist, die zusammen ein lebendiges Wesen ausmachen (1. Mose 2,7). Diese
Ganzheit des Menschen verlangt nach einer geistlichen, moralischen, erzie-
hungsmäßigen, sozialen und gesundheitlichen Reform. Diese Reformen machen
das Programm der organisierten Gemeinde aus.
Gottes Gemeinde von heute hat eine ewige und gegenwärtige Wahrheit zu
verkündigen. Die Wahrheit, in Jesus Christus begründet, überdauert alle Gene-
rationen und ist das Zentrum für diese letzte Generation der Weltgeschichte. Das
prophetische Wort, besonders das Buch der Offenbarung, verdeutlicht, dass vor
der Wiederkunft unseres Herrn und Heilandes große Fragen über Wahrheit und
Abfall die Gemeinde wie die Welt herausfordern. In der letzten Konfrontation
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Leitbild für den Fortschritt
wird der Sabbat ein universales Zeichen der wahren Anbetung und Treue zum
Schöpfergott darstellen. Wir glauben, dass in der Vorbereitung auf diese kriti-
schen Tage die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten heute die sichtba-
re Organisation ist, durch die Gott seine letzten Botschaften mit der Absicht
bringen und verkündigen lässt, sein ganzes Volk der Übrigen zu sammeln.
Die Gemeinde Laodizea, die diese furchteinflößende Verantwortung trägt, ist
das siebte und letzte Mittel der Gnade Gottes. „Es gibt keine weitere Botschaft
mehr, keine weitere Einladung der Gnade wird mehr ergehen, wenn diese Bot-
schaft ihre Aufgabe erfüllt haben wird.“ – Testimonies, Bd. 5, S. 207. „So sei
nun eifrig und tue Buße!“ (Offb 3,19).
Was für eine ernste Verantwortung ruht auf denjenigen, die es auf sich neh-
men, die gnädigen Worte der Warnung und Erlösung hinauszutragen! Obwohl
die Gemeinde immer auf Gottes Rat bedacht sein muss, unter dem Einfluss des
Heiligen Geist zu wirken, einen geistlichen Ausblick und missionarischen Eifer
zu erhalten, darf sie diese Verantwortung nie überwältigen. Im Gegenteil, gerade
dies sollte das Volk Gottes immer im Gedächtnis haben, wenn es seine Aktivitä-
ten zuhause, in der ganzen Welt und besonders in den Beratungen der Gemeinde
plant.
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Leitbild für den Fortschritt
4 EINE WELTKIRCHE
UND EINE REPRÄSENTATIVE ORGANISATION
Das war nicht immer so. In den Nachwirkungen der Bewegung von 1844
betraten die adventistischen Pioniere, klein an der Zahl, oft mit unguten Er-
innerungen daran, dass sie aus anderen Gemeinden ausgeschlossen worden wa-
ren, nur sehr zögernd und mit Unsicherheit das Gebiet der Gemeindeorgani-
sation. Sie wurden sich über die Wahrheiten, die sie verkündigen sollten, zu-
nehmend sicherer, aber unsicherer über die Form, oder die Organisation, die sie
sich geben sollten. Tatsächlich fürchteten sie jede Form der zentralisierten, will-
kürlichen Gemeindeordnung und -organisation. Glaube und Praxis waren ihre
hauptsächlichen Gesichtspunkte.
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Leitbild für den Fortschritt
Organisationsanfänge
Jedoch haben während dieser frühen Zeit einzelne Gläubige mit zunehmender
Klarheit erkannt, dass irgendeine Gemeindeorganisation notwendig sei, wenn
eine gute Ordnung bestehen bleiben sollte und die Bewegung wachsen und ihre
Ziele erreichen wollte. Ihre Überzeugungen wurden durch die Botschaften von
Ellen G. White gestärkt. Das Ergebnis war, dass im Jahre 1860 der Name „Ge-
meinschaft Siebenten-Tags-Adventisten“ gewählt und eine gesetzliche Körper-
schaft geschaffen wurde, um Eigentum besitzen zu können. Dem folgte 1861 die
Organisation der Michigan-Vereinigung. Dieser Schritt schloss die Organisation
örtlicher Gemeinden ein, in denen die Glieder ein Gelöbnis unterschrieben. Die-
se Zusammenfassung dieser regulär organisierten Gemeinden in eine überregio-
nale Körperschaft lieferte das Vorbild für die heutige Form einer Vereinigung.
Im Jahre 1863 wurde die Generalkonferenz organisiert; die verschiedenen Ver-
einigungen sollten zusammenarbeiten.
Dieser organisatorische Anfang und die weitere Entwicklung sowie das
Wachstum über die ganze Welt folgte nach unserer Auffassung biblischen Prin-
zipien. Organisation hat ihren Ursprung in Gott. „System und Ordnung,“ schrieb
Ellen G. White, „sind offenbar in all den Werken Gottes im ganzen Universum.“
– Testimonies to Ministers, S. 26. Im Himmel herrscht eine fehlerlose Organisa-
tion: „Engel arbeiten harmonisch zusammen. Perfekte Ordnung charakterisiert
alle ihre Bewegungen.“ – Ibid., S. 28. „Ordnung ist das Gesetz des Himmels,
und es sollte auch das Gesetz des Volkes Gottes sein.“ – Ibid., S. 26.
Das Volk Israel wurde als Beispiel erwähnt. „Diese göttliche Ordnung, die
sich bereits in der Vollendung und Anordnung aller von Gott geschaffenen Wer-
ke auffallend deutlich offenbart hatte, prägte auch das Alltagsleben der Hebrä-
er.“ – Patriarchen und Propheten, S. 353. Es gab eine verantwortliche Führungs-
schicht (Mose und seine direkten Mitarbeiter) unter Gott. Dann gab es den Rat
der Siebzig, die aus den Ältesten der Stämme ausgewählt worden waren. Es gab
Priester, Häupter (Fürsten), die über die Stämme herrschten, aber auch Hauptleu-
te über Fünfzig und Hundert. Es gab daneben andere berufene Mitarbeiter. Die
gesamte Organisation war gegründet auf die Ganzheit des Menschen, in der die
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Leitbild für den Fortschritt
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Leitbild für den Fortschritt
tanten. Pastoren sind lehrende Älteste, während Laien als leitende Älteste die-
nen.
4. Die kongregationale Form. Eine Kirchenführung unter dieser Regierungs-
form macht die örtliche Gemeinde unabhängig und selbstunterhaltend. Im soge-
nannten Kongregationalismus hat die örtliche Versammlung die volle Autono-
mie in Kirchenangelegenheiten innerhalb ihres Gebietes. Solch eine spezielle
kirchliche Körperschaft anerkennt nur die kleinste und selten bedeutsame Ge-
meinschaft unter kirchlichen Körperschaften sogar desselben Glaubens und der-
selben kirchlichen Praxis. Die örtliche Gemeinde wird durch einen Ausschuss
von Ältesten geführt.
Vier Organisationsebenen
Christus wird als das Haupt der Gemeinde verstanden, doch die Autorität und
die Verantwortung, die er seiner Gemeinde übertragen hat, liegt bei der Ge-
meinde, und wird durch Delegieren an die ordentlich gewählten oder berufenen
Repräsentanten weitergegeben, die innerhalb der durch die Gemeindeordnung
festgelegten Grenzen frei arbeiten. Diese repräsentative Form der Führung wirkt
unter Siebenten-Tags-Adventisten in vier Stufen, vom einzelnen Gläubigen bis
zur weltweiten Organisation.
1. Die Gemeinde ist die Verbindung von einzelnen Gläubigen.
2. Die Vereinigung oder das Feld (Mission oder Gebiet) ist die Verbindung
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Leitbild für den Fortschritt
von Gemeinden in einem Staat, einer Provinz oder einem anderen örtlichen Ter-
ritorium.
3. Der Verband (oder Mission oder Union) ist eine Verbindung von Ver-
einigungen oder Missionen oder örtlichen Feldern innerhalb eines größeren geo-
graphischen Territoriums.
4. Die Generalkonferenz oder Weltarbeitsgemeinschaft umfasst die Ge-
meinden und Organisationen weltweit durch die Verbände (und sogenannte ab-
getrennte Organisationen, so organisiert auf Grund von geographischen, politi-
schen oder anderen Umständen). Die Verbände bilden die rechtmäßigen Kör-
perschaften, aus denen die Organisation der Generalkonferenz besteht und ent-
senden deshalb Delegierte zu den Weltversammlungen.
Die Weltorganisation wirkt über größere Organisationseinheiten innerhalb
des Weltfeldes. Gegenwärtig gibt es zehn voll ausgebildete Divisionen. Sie sind
so organisiert, dass sie als Abteilungen der Generalkonferenz arbeiten und nicht
als selbständige Einheiten. Arbeitsvereinbarungen durch offiziell angenommene
Richtlinien zwischen dem Hauptbüro in Washington, D.C. und den Divisions-
büros weisen bestimmte Verantwortung den Divisionen zu, andere sind dem
Hauptbüro vorbehalten, das die Weltgemeinde repräsentiert. Ein Welt-Haus-
haltsplan deckt die Aufgaben der Generalkonferenz und ihrer Divisionen ab. Wir
werden später noch einiges über die vier Ebenen der Gemeindeorganisation zu
sagen haben, besonders über die Verbände und die Generalkonferenz mit ihren
Divisionen.
Vom Gemeindeglied bis zur Generalkonferenz sehen wir eine Beziehung, die
ein Weltwerk und die Gläubigen in allen Ländern in eine allgemeine Organisati-
on und zu einem gemeinsamen Ziel vereint. Vom Gemeindeglied bis zur Ge-
neralkonferenz praktizieren Siebenten-Tags-Adventisten eine strikt repräsentati-
ve Form der Führung. Als Ellen G. White dieses demokratische Vorgehen er-
klärte, schrieb sie vor vielen Jahren:
„Jedes Gemeindeglied hat bei der Wahl der Gemeindebeamten eine Stimme.
Die Gemeinde wählt die Beamten der Vereinigung. Von den Vereinigungen ge-
wählte Abgesandte wählen die Beamten der Verbände; und von den Verbänden
gewählte Abgesandte wählen die Beamten der Generalkonferenz. Durch diese
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Leitbild für den Fortschritt
Ordnung hat jede Vereinigung, jede Anstalt, jede Gemeinde und jeder Einzelne
entweder unmittelbar oder durch Vertreter eine Stimme bei der Wahl der Män-
ner, die die Hauptverantwortung in der Generalkonferenz zu tragen haben.“ –
Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. 3, S. 204.205.
So wird die Generalkonferenz zur Organisation der gesamten Gemeinde und
ist bei der Versammlung der Delegierten aus dem Weltfeld die höchste Autorität
für die Gemeinschaft der Adventgläubigen. Zwischen den Vollversammlungen
der Delegierten ist der Ausschuss der Generalkonferenz unter Siebenten-Tags-
Adventisten die höchste Autorität nach Gott, ausgenommen in Dingen, die der
Vollversammlung vorbehalten sind, wie sie in den Arbeitsrichtlinien eindeutig
definiert werden. Eine geregelte Arbeitsweise ist festgelegt worden, um alle Be-
reiche der organisatorischen Beziehungen angemessen zu regeln. Manche Dinge
werden auf der Frühjahrssitzung behandelt und andere bei der Jahressitzung des
Generalkonferenzausschusses, bei der mehr Repräsentanten anwesend sind.
„Mir wurde gezeigt,“ schreibt Ellen White, „dass niemand sein Urteil dem
Urteil eines einzelnen Menschen unterordnen soll. Aber wenn das Urteil der Ge-
neralkonferenz gesprochen ist, die die höchste Autorität Gottes auf Erden ist,
sollte private Unabhängigkeit und privates Urteil nicht weiter aufrechterhalten,
sondern untergeordnet werden.“ – Testimonies, Bd. 3, S. 492.
Naturgemäß stellen das Gemeindehandbuch und die Arbeitsrichtlinien der
Generalkonferenz den Weg dar, wie Anliegen von einer Ebene zur anderen vor-
gebracht werden können, bis eine Entscheidung durch die Generalkonferenz,
schließlich in der Vollversammlung, getroffen wird.
zu können. In jedem Fall liegt die Führung des Werkes und der Mitarbeiter auf
jeder Ebene in den Händen eines Exekutivausschusses oder Verwaltungs-
ausschusses.
Jede Ebene dieser repräsentativen Organisation arbeitet in Übereinstimmung
mit den Rahmenbedingungen, die von der Vollversammlung oder durch den Ge-
neralkonferenzausschuss innerhalb ihrer Kompetenz festgelegt worden sind. Die
verantwortlichen Einheiten auf allen Ebenen sind die Delegiertenversamm-
lungen, der Exekutivausschuss, die Vorstände und die Abteilungen. Jede muss
unverletzliche Verantwortung und Rechte haben. Wenn diese nicht respektiert
werden oder umgangen werden, wird Verantwortungslosigkeit und Chaos ent-
stehen. Wenn sie respektiert werden, wird es Frieden, Harmonie, Kraft, Fort-
schritt und Liebe zur Gemeinde und zum Werk geben.
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Leitbild für den Fortschritt
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Leitbild für den Fortschritt
Es liegt in der Natur des Auftrags Gottes, dass der Erlösungsplan hauptsäch-
lich durch die Berufung, die Beauftragung und die Aussendung eines Volkes
verwirklicht wird.
Zu verschiedenen Zeiten sind unterschiedliche Gruppen von Gott berufen
worden, eine Führungsrolle in der Ausbreitung der Botschaft Gottes Botschaft zu
spielen. Durch die Jahrhunderte hat er Einzelpersonen und Gruppen aus ver-
schiedenen Ländern benutzt, seine Ziele voranzutreiben. Die Israeliten waren
natürlich ein besonderer Fall. Israel wurde „anvertraut, was Gott geredet hat“
(Röm 3,2). Das Volk versagte schließlich als Gruppe. Jedoch alle, die Christus
angehören, sind „Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben“ (Gal 3,29).
Unter diesen „Kindern“ Abrahams waren am Beginn der christlichen Zeit
hebräische Männer und Frauen, die Gott benutzte, um den Feldzug der Apostel
zu beginnen. Er schlug seinen Mantel um einen Saulus von Tarsus, dessen Vater,
obwohl strenger Jude, ihm die römische Staatsbürgerschaft vermacht hatte. Sau-
lus von Tarsus wurde der Apostel Paulus, ein Riese unter den Menschen, der auf
seinen Schultern die Hauptverantwortung in der frühen Evangelisierung des Mit-
telmeerbeckens trug.
Viele solcher „Judenchristen“ waren Pioniere bei der Ausbreitung des Chris-
tentums zu „allen Geschöpfen unter dem Himmel“ (Kol 1,23). Sie sprachen
Griechisch, dann Latein. Im Laufe der Zeit verschob sich die Hauptverant-
wortung der christlichen Sache zu den griechischen und dann zu den lateinischen
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Leitbild für den Fortschritt
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Leitbild für den Fortschritt
konferenz – haben eine dreifache Vision der Aufgabe: „Jerusalem“, „Judäa und
Samarien“ und „bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8). Gut ausgebildete, fähige
Mitarbeiter wurden „von überallher nach überallhin“ gesandt, wie die Bedürf-
nisse es erforderten und die Anfragen gestellt werden. Diese „Missionare“ (die-
jenigen, die ausgesandt wurden) haben das Werk aufgebaut, wo es nötig war und
haben es abgesichert. Jetzt bilden die neu organisierten Einheiten ihre eigenen
Mitarbeiter aus. Schließlich ist ihre Ausbildung und ihre Erfahrung so, dass wie-
derum andere Gebiete sie effektiv in ihr Programm einbauen können.
Das Ergebnis dieses Führungsplans war, dass von allen Mitarbeitern, die aus
sogenannten Heimatbasen kamen und in Entwicklungsländer gingen, während
der vierjährigen Periode von 1966 bis 1970, 39,6% aus Ländern außerhalb von
Nordamerika kamen. Das waren 1.169 aus einer Gesamtheit von 2.949 adven-
tistischen Mitarbeitern. Die Berichte in den 10 Jahren von 1974-1983 zeigen,
dass der Prozentsatz von Mitarbeitern aus Ländern außerhalb von Nordamerika
weiter auf 43,9% zunahm, was darauf hinweist, dass die Verantwortung für die
Weltmission der Gemeinschaft von einem immer größer werdenden Kreis von
Ländern und Völkern getragen wird.
Die Entwicklung der Führung folgt einem beachtenswerten Muster. Wir se-
hen dieses Muster überall. Für einige Zeit bleibt die Leitung in den Händen der
ursprünglichen Missionare, dann wechselt sie zu ihren Nachfolgern aus dersel-
ben oder aus anderen Heimatbasen. Wir erwähnten Frankreich als typisches Bei-
spiel.
Franzosen sind begabt, fähig und effektiv, aber der Beginn wurde durch
Nordamerikaner gemacht. Dann kamen die Schweizer dazu, weil reife, ausge-
bildete Arbeiter in der Schweiz bereits vorhanden waren. Weder die Schweizer
noch die Nordamerikaner waren fähiger als die Franzosen. Aber es dauerte mehr
als sechzig Jahre, bis französische Führungskräfte für Frankreich da waren. In
der Zwischenzeit arbeiten Franzosen in Frankreich wie auch in anderen Ländern
in einer Vielzahl von Positionen, haben Erfahrungen gesammelt und Anerken-
nung gefunden. Jetzt werden Franzosen in Frankreich in die Führungsaufgaben
berufen wie auch in anderen Ländern in Übereinstimmung mit adventistischen
Organisationsprinzipien. Dasselbe kann man von anderen Nationalitäten sagen.
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Leitbild für den Fortschritt
Auf dem Gebiet der Gemeinschaftstaktik in der Führung muss noch ein ande-
rer Punkt beachtet werden. Die Erfahrung lehrt uns, dass das Werk Gottes am
besten in allen Gebieten des Weltfeldes durch eine kosmopolitische Mit-
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Leitbild für den Fortschritt
arbeiterschaft gefördert wird. Das bringt Gaben zur Entfaltung, die ausgewogen
sind, um Schwächen auszugleichen und örtliche Qualitäten und Erfahrungen zu
steigern. Eine solche dynamische Einstellung erinnert uns ständig daran, dass die
Gemeinde eine Bewegung ist, die alle Völker erfasst. Die Anwendung dieses
Prinzips stellt auch ein nicht nachlassendes Interesse an finanzieller Unterstüt-
zung des weltweiten Werkes sicher. Dafür könnten viele Beispiele angeführt
werden.
In der Führung wie auch unter den Gliedern muss diese Gemeinde eine uni-
versale neue Menschheit sein mit Christus als Haupt und Schutz. Die gesamte
Mitarbeiterschaft der „neuen Schöpfung“ muss für Führungsaufgaben ausgebil-
det werden, und zur Verfügung stehen, um eine wirksame Rolle zu übernehmen.
Eine Ablehnung dieses Programms würde das Herz aus der Weltbewegung he-
rausschneiden. Wo diese Arbeitsweise schwächer wird, beginnt das Volk Gottes
zu verderben.
Solch eine Ablehnung wird es nicht geben. Andere mögen eine „östliche Kir-
che“ oder eine „westliche Kirche“, eine „Mutterkirche“ oder eine „junge Kirche“
haben; wieder andere mögen eine Kirche im Norden oder Süden, ein Werk auf
dem einen oder anderen Kontinent haben, ein Werk für eine Rasse oder ein Werk
für eine Sprache. Einige mögen eine Kirche von England oder eine Vereinigte
Kirche von Kanada haben, doch die Gemeinschaft der Siebenten-Tags- Adven-
tisten besteht in Nigerien oder Japan, wie sie in etwa 190 Ländern und Gebieten
der Welt da ist. Diese Gemeinschaft ist eins – ein Volk, ein Feld, eine Gemeinde,
eine Kirche, eine Führung und ein Glaube. Organisatorische Linien werden le-
diglich für administrative, geographische, sprachliche, kulturelle oder evangelis-
tische Zwecke und zur Anpassung gezogen.
In der Zwischenzeit haben alle Völker nach ihren Möglichkeiten durch Mitar-
beiter und Führungspersonal Anteil an der Befriedigung der Bedürfnisse einer
weltweiten Gemeinschaft. Gerade durch die Natur der Herkunft und Geschichte
der Siebenten-Tags-Adventisten, sowie der Weltsituation und der amerikani-
schen Ausbildungsmöglichkeiten wird dieses Land, das Gott ohne Zweifel aus-
gewählt hat, um die erste Heimatbasis für seine letzte Gemeinde zu sein, auf
absehbare Zeit seine Führungsrolle als das große Sammelbecken für Ausbildung
und finanzielle Unterstützung beibehalten.
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Leitbild für den Fortschritt
Es ist wesentlich, und dafür müssen wir ernstlich beten, dass die Gemeinden
und Organisationen in Nordamerika die ihnen anvertraute Weltsicht behalten. Es
ist nicht weniger wichtig, dass sich die Weltgemeinde gegen jeden davon abwei-
chenden, trennenden Einfluss wehrt, wie praktisch oder verführerisch er auch an
der Oberfläche erscheinen mag, damit diese Bewegung eins bleibt „vom Auf-
gang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“ (Ps 50,1).
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Leitbild für den Fortschritt
„Keiner kann eine größere Ehre erlangen als die, von Gott als fähiger Diener
des Evangeliums angenommen zu werden. ... (Ein treuer Diener Christi) empfin-
det die Wichtigkeit seiner Arbeit und erkennt, dass er sowohl zur Gemeinde wie
auch zur Welt eine ähnliche Beziehung aufrechterhält, wie Christus sie aufrecht-
erhielt.“ – Ellen G. White, Das Wirken der Apostel (1911), S. 328.
Die zentrale Bedeutung der Gemeinde in der Planung Gottes ist im Alten wie
auch im Neuen Testament offensichtlich. Die Wurzeln der neutestamentlichen
Gemeinde liegen, wie bereits ausgeführt, eingebettet in israelitischem Boden.
Dasselbe kann man vom Dienst in der Gemeinde Gottes sagen. Wenn sich die
neutestamentlichen Schreiber auf die Gemeinde als das Volk oder die Ver-
sammlung Gottes beziehen, meinen sie speziell Gottes auserwähltes Volk, das
Bundesvolk des Alten Testaments. Wenn sie über die Führung und den Dienst
der neutestamentlichen Gemeinde nachdenken oder schreiben, haben sie die alt-
testamentlichen Modelle vor Augen. Daher wurde diese Art der Mission, die
Organisationsstruktur und der Dienst der Gemeinde nicht auf Grund eines An-
reizes oder der Vorstellung der damaligen Zeit aus der Luft gegriffen, sondern
daraus entnommen, was Gott seinem alttestamentlichen Volk offenbart hatte,
wurde befolgt, erweitert und zu Ende gedacht.
Nur wenige Themen der Kirchengeschichte haben solch unterschiedliche In-
terpretationen erfahren wie die Gemeindeorganisation, einschließlich ihrer inne-
ren organischen Einheit und äußeren historischen Struktur, Führung und Dienst.
Diese Fragen werden in den apostolischen und nachapostolischen Schriften re-
flektiert.
Paulus glaubte z. B. bei einer Gelegenheit, dass er die Art und Autorität sei-
nes Dienstes verteidigen müsse. Er tat es, indem er sich auf die Lehre des Evan-
geliums, den göttlichen Zweck der Erlösung, die Aufgabe der Gemeinde und
seinen persönlichen Ruf in das Apostelamt berief. Die Gemeinde sah sich bereits
früh genötigt, bestimmte Kriterien festzulegen, um zwischen echten und falschen
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Leitbild für den Fortschritt
1. Geistliche Gaben
Der Dienst der neutestamentlichen Gemeinde erwuchs aus den Gaben des
Geistes. Diese Gaben wurden von der ersten Gemeinde als eine Erfüllung der
Prophezeiungen von Johannes dem Täufer (Mk 1,8) und von Jesus selbst (Lk
24,49; Joh 7,38.39; Apg 1,4.5) verstanden. Sie sind daher Tatbestände des kom-
menden Zeitalters (Mt 12,28), die von Gott (1. Kor 12,28), vom Geist (V. 11),
oder vom auferstandenen Herrn (Apg 2,33; Eph 4,7.8) verliehen sind. Sie sind
nicht die Auswirkung eines anderen Geistes, sondern vielmehr eine unter-
schiedliche Rolle desselben Geistes, der sich in der Schöpfung (1. Mose 1,2) und
in den alttestamentlichen Propheten zeigt. Geistliche Gaben wurden daher als die
Erfüllung alttestamentlicher Verheißungen (Apg 2,16.17) angesehen. Auf der
anderen Seite wurden die alttestamentlichen Taten des Geistes mit den vorhan-
denen Möglichkeiten des neuen Zeitalters in Verbindung gebracht (Röm 7,14; 1.
Kor 10,3). Mit der Ausnahme von Petrus (1. Petr 2,5) erläutert nur Paulus (und
nur er ganz) diese „geistlichen Gaben“, obwohl ihre Bedeutung in der ersten
Christenheit offensichtlich allen klar ist.
Geistliche Gaben waren für alle Gläubigen als ein Vermächtnis des auf-
erstandenen Herrn vorgesehen (Apg 2,38). Sie konnten durch das Gebet erbeten
werden (Jak 1,5) und rechtmäßig angestrebt werden, obwohl auch damals die
Liebe der geistliche Weg war (1. Kor 12,31). Die „Taufe des Geistes“ ist das Tor
zum „Wandel“ im Geist (Gal 5,16) und zur Verleihung von besonderen Gaben.
Für Paulus bedeutet die Taufe, den Geist zu haben (Röm 8,9), und die Taufe des
Geistes fügt den Gläubigen in den Leib Christi ein (1. Kor 12,13). Die „Gaben“
werden durch den Geist unterschiedlich vergeben, und zum Besten der Gemein-
de (V 7.11).
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Leitbild für den Fortschritt
Der Geist ist die Gabe Gottes (Apg 2,38), die dazu da ist, „Frucht“ zu erzeu-
gen (Gal 5,16-23). Besondere „Gaben“ werden aufgezählt. Paulus behandelt ei-
nige ausführlich (Röm 12,6-8; 1. Kor 12,8-10.28-30; Eph 4,11), die auch zwi-
schen den Zeilen in der Apostelgeschichte berichtet werden (Kap 2,17.18). Kei-
ne Gabe wird allen verliehen; noch empfängt irgendeine Person alle Gaben, ob-
wohl bestimmte Gaben (z. B. Apostelamt) auch andere enthalten könnten (2. Kor
12,12; Apg 5,12). In der Schrift bringt das Vorhandensein dieser Gaben den
Empfänger nicht in eine besondere geistliche Dienstklasse; sondern bestimmte
Personen in der Gemeinde mit „Gaben“ scheinen von dieser und durch den Ruf
Gottes erwählt worden zu sein. Sie wurden von Anfang an als Beauftragte im
Dienst des Evangeliums verstanden, der Ehre, Unterordnung und der finanziellen
Unterstützung der Gemeinde wert (Lk 10,7; Apg 6,3; 14,20-28; 1. Kor 9,6-14;
16,15-18; Gal 6,6; 1. Thess 5,12).
Diese „Erwählten“ und „Ordinierten“ wurden in einer besonderen Weise
durch ihre Gaben qualifiziert, den Dienst Jesu fortzuführen. Es sind dies Apostel
(Hebr 3,1), Propheten (Joh 7,40; Apg 3,22), Lehrer, Heiler, Wunderwirker (Apg
2,22), Hirten und Führer (1. Petr 2,25), sowie Vermittler der göttlichen Weisheit
(Mk 6,2). In verschiedenen Abschnitten und Übersetzungen ist das gebrauchte
Wort entweder „Bischof“, „Ältester“ oder „Presbyter“. Die Gaben des Geistes
stehen dem ganzen Volk Gottes zur Verfügung und machen es zu einer „königli-
chen Priesterschaft“, um seine „Wohltaten“ vor der Welt zu verkündigen und
darzustellen (1. Petr 2,5). Gerade diese „königliche Priesterschaft“, die Gottes
Eigentum ist (V 9), wird von Gott benutzt, um besonders Begabte und Geweihte
zu rufen und für das „ordinierte Predigtamt“ auszuwählen. Ihre Aufgabe ist es,
zu predigen, zu prophezeien, zu lehren, zu trösten, zu verwalten, die Heiligen
zuzurüsten, den Leib Christi zu erbauen und das Werk des Dienstes auszuführen,
bis der auserwählte „neue Mensch“ (Eph 2,14.15) „zum vollen Maß der Fülle
Christi“ „hingelangt“ (Kap. 4,8-13). Der Ruf und der Dienst des Timotheus sind
dafür typisch (1. Tim. 4,14).
In diesem Sinne gehört die Gemeinde zu Gott und die Prediger gehören zur
Gemeinde, nicht die Gemeinde zu ihnen (1. Kor 3,22). Ellen White drückte es
entsprechend auf diese Weise aus: „Gott hat eine Gemeinde, und sie hat ein von
Gott eingesetztes Predigtamt.“ – Testimonies to Ministers, S. 52.
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Leitbild für den Fortschritt
Das ordinierte Predigtamt ist, wie bereits gesagt, in einem besonderen Sinn
die Fortführung des Dienstes Christi. Wie hat denn Jesus seinen Dienst dar-
gestellt? Er tat es durch den Gebrauch von zwei Verben: „senden“ und „dienen“.
Der Meister stellt sich oft als jemanden dar, der vom Vater gesandt worden
ist. Typisch ist die Episode, die in Mk 9,37 berichtet wird: „Wer mich aufnimmt,
der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.“ Dasselbe Thema
kommt in einer Reihe von Gleichnissen vor. Auf der anderen Seite hat Jesus die
Zwölf „gesandt“ (Mt 11,1-5) wie auch die Siebzig (Lk 10,1). Die Zwölf und die
Siebzig verstanden seine Worte einzuordnen, als er sagte, wer immer sie auf-
nähme, der nähme ihn auf, der sie „sandte“ (Mt 10,40), in derselben Art, wie
diejenigen, die Christus aufnehmen, den Vater aufnehmen, der ihn „gesandt“
hatte (Mk 9,37). Der Gedanke, der damit ausgedrückt wurde, war der, dass auf
dem ausgewählten Dienst göttliche Autorität ruhe.
„Dienen“ wurde von Jesus als eine grundsätzliche Charakteristik des Predigt-
amtes dargestellt. Er machte sich selbst zum Vorbild, wenn er sagte: „Ich aber
bin unter euch wie ein Diener“ (Lk 22,27). Entsprechender Dienst würde dann
also unter den „Gesandten“ und „Dienern“ feststellbar sein (Mt 20,25-28). „Wer
mir dienen wird,“ sagte Jesus, „den wird mein Vater ehren“ (Joh 12,26).
Ganz offensichtlich waren die Zwölf und die Siebzig ein organisatorischer
Rahmen für die Gemeinde im neuen Zeitalter. Dieser Rahmen konnte erweitert
werden, und so geschah es auch, als sich die Verkündigung des Evangeliums
über die bekannte Welt ausbreitete (Kol 1,23). Gemeindeorganisation und Pre-
digtamt sollten in der Vorstellung des Meisters scheinbar die Strukturen wider-
spiegeln, die Gott der alttestamentlichen Gemeinde offenbart hatte. Er verwarf
die Traditionen der Menschen und die falschen Vorstellung der Pharisäer, aber
es ist nie berichtet worden, dass er die Hierarchie des Judentums (Synhedrium,
Tempel und Synagoge) ablehnte oder zurückwies: Jesus war weiterhin Untertan
dieser offiziellen Einrichtungen und riet seinen Nachfolgern, sich ihnen ebenso
zu unterstellen (siehe Mt 23,3).
Jesu Auswahl von zwölf Jüngern für seinen Dienst (Kap 10,1-8) stellte ohne
Zweifel eine symbolische Zahl dar, die an die zwölf Stämme Israels erinnerte.
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Leitbild für den Fortschritt
Nach der Auferstehung wurde der Auftrag an die Zwölf erneuert. Dieses Mal
wurden sie ermächtigt, zu taufen und am Prozess der Sündenvergebung teil-
zuhaben (Kap 28,19; Joh 20,23). Sicherlich wurde der Auftrag des Auferstande-
nen auf eine vergrößerte Zahl von Aposteln ausgedehnt, wie wir sehen werden;
doch die Tatsache bleibt bestehen, dass Jesus eine funktionierende Führungsein-
heit in der aufblühenden Kirche unter anderem mit dem Zweck schaffen wollte,
das Abendmahl bis zur Wiederkunft des Herrn zu wiederholen (1. Kor 11,23-26-
). In jedem Fall macht die Apostelgeschichte alle Zwölf (Judas wurde durch
Matthias ersetzt) verantwortlich für die Evangelisation, die Lehre und die Durch-
führung des Gottesdienstes, wie auch die Disziplinarmaßnahmen im Zusammen-
leben der Kirche.
Die nächste apostolische Ausweitung der Gemeindeorganisation und des
Dienstes musste ein dringendes Bedürfnis stillen: die hellenistischen Witwen
brauchten zusätzliche Fürsorge (Apg 6,1-6). Die Zwölf nahmen sich dieses Prob-
lems an und baten die Versammlung der Gläubigen darum, sieben Diakone aus-
zuwählen. Die Zwölf setzten sie durch Handauflegen in ihren Dienst ein. Lukas
fügte eine Beschreibung dieser Männer bei: Sie waren Männer mit einem „guten
Ruf“, „voll heiligen Geistes und Weisheit“ und „voll Glaubens“ (Kap 6,3.5).
Einer von ihnen, Philippus, wurde Evangelist (Kap 8,5.6). Diese Praxis der Ein-
setzung von Diakonen wurde ausgeweitet, als die Gemeinden in Asien und Eu-
ropa entstanden. Paulus gab Timotheus besondere Anweisungen bezüglich ihrer
Wahl (1. Tim 3,8-13).
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Leitbild für den Fortschritt
scheinlich Barnabas (1. Kor 9,6) war. Er bezieht sich auch auf die „Stammver-
wandten“ und „Mitgefangenen“ Andronikus und Junias als Männer „berühmt ...
unter den Aposteln“, die „schon vor mir in Christus gewesen sind“ (Röm 16,7).
So beginnt sich der Kreis der Kirchenführer zu weiten.
Es lohnt sich, darauf hinzuweisen, dass der Gemeinderat, der sich in Jerusa-
lem gebildet hatte, ein christliches Gegenstück zum jüdischen Synhedrium war.
Er hatte die Aufsicht über die geistlichen und materiellen Bedürfnisse in Jerusa-
lem und weitete seine Autorität auf die Gemeinden in Judäa aus. Die meisten der
Gläubigen sahen die „Apostel und Ältesten“ in Jerusalem als die letzte Autorität
für die gesamte Kirche an. Paulus und Barnabas berieten sich mit dieser Gruppe
über Gemeindeangelegenheiten bei dem Jerusalemer Konzil, wie in Apg 15 be-
richtet wird, auf dem ein fundamentales Problem im Zusammenleben zwischen
Juden und Heiden generell geregelt wurde. Die Autorität des Konzils war legis-
lativer, exekutiver, richterlicher und disziplinärer Art und damit die letzte Auto-
rität in der Kirche.
Gemeindeorganisation und Dienst entwickelten sich weiter. Paulus bezieht
sich auf die „Gemeinden in Asien“ (Gal. 1,2) und auf den Dienst der Mitarbeiter
in den verschiedenen geographischen Gebieten der Gemeindeentwicklung: Kreta
(Titus 1,5), Mazedonien (Apg. 19,22), Asien (1. Kor. 16,19) usw. Heute nennen
wir solche Gruppen von Gemeinden „Vereinigungen“, während die Prediger in
der Verantwortung „Vorsteher“, „Sekretäre“, „Schatzmeister“ und „Abteilungs-
leiter“ sind. Ausschüsse tragen wie die Konzile der apostolischen Zeit gegenüber
den Delegierten die Aufsicht und Verantwortung.
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Leitbild für den Fortschritt
man in den nichtchristlichen Kulten vorfand. Schließlich wurden die Konzile der
Brüder durch den Pontifex Maximus in Rom ersetzt. Die Darstellung von all
dem füllt ganze Bände der Kirchengeschichte.
Die Lektion ist eindeutig: Die Benutzung nicht-christlicher Modelle, sei es
aus dem Geschäfts- oder Regierungsbereich oder irgendeinem anderen organisa-
torischen Aspekt der Gesellschaft, muss streng kontrolliert werden. Die Ge-
meinde muss immer zu den neutestamentlichen Konzepten der geistlichen Gaben
und Dienste zurückkehren und zu den Modellen, die Gott der alttestamentlichen
Gemeinde offenbart hatte.
Der Geist hat seine Arbeit in der neutestamentlichen Gemeinde fortgesetzt
und hat neue Pläne und Strukturen inspiriert, um die Bedürfnisse einer Bewe-
gung zu stillen, die Zeugnis geben soll „in Jerusalem und in ganz Judäa und Sa-
marien und bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8). Die Frucht des Geistes aber
war und blieb die Gabe der Gnade Gottes zur Erlösung, während die „Gaben“
verteilt werden sollten, wie der Geist es für nötig hielt. Ein paar Berufene und
Auserwählte mit besonderen Gaben und Fähigkeiten sollten ausgesondert und
geweiht werden, um Apostel, Propheten, Lehrer, Heiler, Verwalter, Helfer, E-
vangelisten und Hirten sein, „damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk
des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hin-
gelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum
vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi.“ (Eph 4,12.13)
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Leitbild für den Fortschritt
„Dem Propheten schien alles – dass ein Rad im anderen und mit den Rädern
die Erscheinung der Lebewesen verbunden war – verwickelt und unerklärlich.
Aber die Hand der unendlichen Weisheit erscheint zwischen den Rädern, und
eine vollkommene Ordnung ergibt sich aus ihrem Zusammenwirken. Jedes Rad,
geleitet von der Hand Gottes, wirkt in vollständiger Ausgeglichenheit mit jedem
anderen.“ – Ellen G. White, Aus der Schatzkammer der Zeugnisse (1909), Bd.
3, S. 352.
Die Vision des Propheten Hesekiel am Ufer des Kebar wird von Ellen G.
White als ein gutes Studium empfohlen, um die Komplexität und Effektivität der
Organisation der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten zu verstehen
(Testimonies to Ministers, S. 213). Dem Propheten wurde die Botschaft in einem
stürmischen Wind gegeben, der mit Feuer vermengt war. Er sah viele Räder, die
ineinander liefen. Hoch über diesen Rädern war etwas „einem Thron gleich“,
und auf dem war „einer, der aussah wie ein Mensch“ (Hes 1,4.26; 10,8). Der
„Thron“ und die „Hand“ brachte perfekte Harmonie aus anscheinender Verwir-
rung hervor.
Das menschliche Räderwerk der Gemeindeorganisation offenbart viele Facet-
ten und anscheinend komplizierte Abläufe. Die Lösung der Probleme sind nicht
leicht, außer in den Augen der Ungelehrten und Unerfahrenen. Aber in dieser
Komplexität kann man die „Hand“ in den Rädern sehen und ihr vertrauen.
Jedoch erscheint das adventistische Organisationssystem weniger kompliziert
und besser verständlich, wenn einem klar wird, dass sich immer das gleiche Ver-
fahren, die gleiche Verantwortung und dieselbe Mitarbeiterstruktur wiederholen,
allerdings mit zunehmenden Variationen und Spezialisierungen in den jeweili-
gen Abteilungen, auf den vier verschiedenen Ebenen der Gemeinschafts-
verwaltung: Gemeinde, Vereinigung, Verband und Generalkonferenz (ein-
schließlich ihrer Divisionen). Auf der örtlichen Ebene sind alle Glieder in einer
Form von direkter Demokratie daran beteiligt. Die wichtigste Führungsrolle
kommt den Ältesten, Diakonen, Diakoninnen und dem Gemeindeausschuss zu
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Leitbild für den Fortschritt
Die erste Autorität bei der Leitung der Gemeinschaft haben die Delegierten.
Auf örtlicher Ebene sind das die Gemeindeglieder, die für eine Geschäftssitzung
zusammengerufen werden. Außerhalb der örtlichen Gemeinde sind es die Dele-
giertenversammlungen. Die Zahl der Delegierten für die Versammlungen wird
durch die Verfassung und die Geschäftsordnung auf jeder Ebene der Organisati-
on festgelegt. Der Hauptpunkt auf der Agenda einer solchen Sitzung ist nach
dem Bibelstudium und der Gebetsgemeinschaft ein Vorgang, der in der Ge-
schäftsordnung verankert ist, bei dem ein „Gründungsausschuss“ gebildet wird.
In diesem arbeiten Delegierte aus allen Teilen des Verwaltungsbereichs mit, um
der Vollversammlung Vorschläge für die Mitglieder der Ausschüsse für die Sit-
zung zu unterbreiten. Dieser große Ausschuss tagt unter dem Vorsitz eines Rep-
räsentanten der nächsthöheren Ebene der Organisation.
Bei den Ausschüssen wird wahrscheinlich die spannendste Arbeit vom Er-
nennungsausschuss geleistet. Jedoch kann die Aufgabe solcher Ausschüsse wie
für Verfassung und Geschäftsordnung, für Pläne und Beglaubigungen noch wei-
terreichendere Konsequenzen für die Zukunft der Organisation haben. Die Aus-
schüsse müssen zunächst von der Delegiertenversammlung bestätigt werden,
wonach sie gemäß ihrer jeweiligen Agenda an die Arbeit gehen können, die von
der Verfassung und der Geschäftsordnung oder dem Mandat durch die Ver-
sammlung festgelegt ist. Ein solcher Auftrag muss in Übereinstimmung mit den
Arbeitsrichtlinien der Gemeinschaft sein.
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Leitbild für den Fortschritt
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Leitbild für den Fortschritt
Diese Prozedur kann den Fortgang der Versammlung verzögern, doch selbst
wenn die Mehrheit bereit wäre, den Bericht ohne Verzögerung anzunehmen,
sollte doch, weil es weise ist, so verfahren werden. Die Auffassungen der Dele-
gierten sollten mit entsprechendem Respekt behandelt werden. Jedoch hartnäcki-
ge Widersprüche, besonders, wenn sie aus derselben Quelle stammen, sind kaum
fair oder in Übereinstimmung mit einem guten Fortgang. Wiederholte Zurück-
verweisungen können mit gutem Gewissen abgelehnt und der Bericht des Ernen-
nungsausschusses ohne Verzögerung zur Abstimmung gebracht werden.
Wahlvorgang
Hin und wieder ist gesagt worden, dass die Wahlmethode der Gemeinschaft in
Bezug auf die Führungskräfte möglicherweise „demokratischer“ sein könnte.
Ähnliche Ideen werden oft mit gewisser Ernsthaftigkeit, besonders in einigen
adventistischen Studentenkreisen, diskutiert. Diese Vorschläge haben gewöhn-
lich zwei Formen:
1. Übernehmt die demokratischen Vorgänge aus dem politischen Leben. Ir-
gendeine Gruppe von Gliedern, so wird empfohlen, könnte sich auf einen „Na-
men“ einigen und dann diese Person als Kandidaten für ein Amt vorschlagen.
Der nächste Schritt wäre natürlich, dass dieser Kandidat und seine Unterstützer
über die Qualifikationen sprechen. Unausweichlich wird das Ergebnis sein, da
die Kandidaten gezwungen sind, über gegensätzliche Auffassungen zu sprechen
und die eigenen mit denen der anderen in einem sterilen Interessenkampf und
durch Selbstdarstellung zu vergleichen. Das biblische Prinzip ist, „an der De-
mut“ festzuhalten (1. Petr 5,5) und „dem anderen mit Ehrerbietung zu-
vor(zukommen)“ (Röm 12,10).
2. Man bleibt bei dem Plan eines Ernennungsausschusses, bittet aber, dass
zwei oder drei Namen und nicht nur einer der Versammlung als Alternative für
ein Amt vorgelegt werden. Die Delegierten sollten durch schriftliche statt durch
mündliche Abstimmung oder Aufheben der Hände wählen.
Der zweite Vorschlag ist sicherlich weniger radikal, zumindest auf den ersten
Blick. Aber wenn zwei oder drei Namen zur Wahl stehen, würde das nicht zu-
letzt auch dieselben Parteienkämpfe, die gleiche Darlegung von persönlichen
Fehlern und Schwächen hervorrufen? Der Ausgang könnte die unweise, unnötige
Demontage von Persönlichkeiten sein. Wer größere Erfahrung mit Ernen-
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Leitbild für den Fortschritt
Wie unangemessen ist doch das Streben nach einem Amt oder die Selbstdar-
stellung in der Gemeinde Gottes. Wenn sie auf der Basis solcher Motive geführt
würde, entstünden sicher Parteien und Gruppierungen. Wie vor langer Zeit in
Korinth würden Glieder bald sagen: „Ich gehöre zu Paulus“, „ich zu Apollos“,
oder „ich zu Kephas“. Die Namen lauteten anders, aber das Problem wäre etwa
dasselbe. Paulus zog eine Grenzlinie zu all dem, als er die Frage an die Korinther
niederschrieb: „Wenn Eifersucht und Zank unter euch sind, seid ihr da nicht
fleischlich?“ (1. Kor 1,12; 3,3).
Der Meister hatte bereits gesagt: „So soll es nicht sein unter euch; sondern
wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener“ (Mt 20,26). Er hat auch fest-
gestellt, dass das Reich Gottes nicht mit den Reichen dieser Welt verglichen
werden kann (Mk 4,30). Ellen White schrieb: „Die Reiche der Welt konnte er
nicht als Beispiel nehmen, und auch in der menschlichen Gesellschaft fand er
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Leitbild für den Fortschritt
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Leitbild für den Fortschritt
8 GEOGRAPHISCHE GEBIETE
UND VERBÄNDE
worden, was man unternehmen sollte und was nicht aufgegriffen werden sollte,
was notwendig wäre und was besser anderen Organisationseinheiten überlassen
würde.
Die grundlegende Idee stammt natürlich von der repräsentativen Form der
Gemeindeführung. Um zufriedenstellend und effektiv zu sein, muss solch ein
Gremium in der Lage sein, seine Arbeit so nah wie möglich zur verantwortlichen
Wählerschaft in Beziehung zu setzen. Je näher das Verwaltungszentrum ist, des-
to effektiver ist die Führung, besonders wenn es um die Einzelheiten der tägli-
chen Aufgaben geht. Die darin enthaltenen Prinzipien wurden von Anfang an
verstanden und betont, doch sie wurden erst offensichtlich und wichtig, als sich
das Werk ausbreitete und die Notwendigkeit von Anpassungen offenkundig wur-
de. Die Vereinigung war zuerst da, dann das geographische Gebiet oder der Ver-
band. Die Unterteilung der Generalkonferenz in Divisionen kam zuletzt.
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Leitbild für den Fortschritt
riet zu einem großen Kreis von Ratgebern (z. B. Testimonies, Bd. 3, S. 503; Bd.
8, S. 217; Testimonies to Ministers, S. 301.302).
Ellen White wandte diese Prinzipien auf alle Führer und Organisationen an,
wie immer auch ihre strukturelle Ebene beschaffen war.
Das europäische Feld wurde organisiert; es wurde der Vorreiter einer schnell
voranschreitenden Reorganisation. Die administrative Struktur machte es mög-
lich, sogar notwendig, dass Männer und Frauen sich miteinander berieten, wäh-
rend Raum gelassen wurde für die persönliche Arbeit des Heiligen Geistes. Vie-
le, nicht nur ein paar, wurden einbezogen. In einem Brief vom 28. Oktober 1885,
der aus Örebro in Schweden nach dem Treffen des europäischen Feldes an zwei
führende Mitglieder des Generalkonferenzausschusses geschrieben wurde, be-
tont Ellen White diese Prinzipien. Sie führt aus, dass der Versuch, Anweisungen
aus einer weit entfernten Zentrale zu befolgen, ein Fehler sei, wenn die örtlichen
Gegebenheiten solch eine Arbeitsweise als unweise und ineffektiv erscheinen
lassen. „Im Namen Christi,“ fährt sie fort, „ich flehe Dich an, diesen Zustand zu
beenden. Gib Männern eine Chance, ihr individuelles Urteilsvermögen zu
gebrauchen. Menschen, die der Führung Anderer folgen und bereit sind, Andere
für sich denken zu lassen, sind nicht fähig, Verantwortung zu übernehmen.“
Das Anliegen war, Männer und Frauen zum Denken zu erziehen, Pläne von
einer großen Zahl von Ratgebern aus dem ganzen Weltfeld zu legen. Organisa-
torische Strukturen sollten entwickelt werden, um das zu ermöglichen. Auf die-
sem Wege kam allerdings auch dieser Rat: „Die Organisation der Gemeinschaft
muss respektiert werden, aber sie sollte auf keinen Fall ein störendes Joch wer-
den.“ (Siehe Special Testimonies, Serie A, Nr. 6, S. 1-65; Manuskript 15, 1886;
Manuskript 43, 1895; Testimonies to Ministers, S. 297-300).
Dieser zweifache Rat (persönlich und organisatorisch), der über viele Jahre
verfolgt werden kann, wurde auf der Generalkonferenz in Minneapolis von 1888
sorgfältig bedacht. Auf organisatorischer Ebene wurde empfohlen, das nordame-
rikanische Gebiet in verschiedene große Bereiche aufzuteilen. Diese sollten ver-
schiedene Vereinigungen und Missionen enthalten, ausgestattet mit einem bera-
tenden Ausschuss, um die Interessen der Gemeinde innerhalb dieser organisato-
rischen Grenzen wahrzunehmen. Dies war dem Plan ähnlich, der vorher in Euro-
pa ausgeführt worden war. Das unannehmbare Kennzeichen dieser neuen Orga-
nisationseinheit jedoch war, dass sie zu wenig mit der Generalkonferenz verbun-
den und ihr unterstellt war.
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Leitbild für den Fortschritt
Obwohl der neue Plan in Europa Fortschritte gebracht hatte, wurde er auf der
Sitzung in Minneapolis nur mit gedämpftem Enthusiasmus aufgenommen. Es ist
immer einfacher, zusätzlicher Macht zuzustimmen, als auf Autorität und Kon-
trolle zu verzichten. Sogar die Besten sind geneigt, vor dem Unbekannten in der
Zukunft zurückzuschrecken. So wurde die Versammlung von 1888 mit einer
Reihe unerledigter Punkte auf diesem wie auf anderem Gebiet abgeschlossen.
Bald nach der Sitzung (18. November 1888) unterteilte der Ausschuss der Gene-
ralkonferenz jedoch vorübergehend das nordamerikanische Gebiet in vier geo-
graphische Bereiche; das war Anfang vom Konzept von Verbänden. Leiter wur-
den berufen, wobei sich der Ausschuss der Generalkonferenz die Verwal-
tungsautorität vorbehielt. Die vier Leiter dieser Bereiche waren Mitglieder des
Ausschusses der Generalkonferenz und sollten den Gebieten als „besondere Rat-
geber“ dienen. Der Plan wurde durch die Sitzung von 1889 bestätigt und er-
schien im Seventh-day Adventist Yearbook (Jahrbuch der Siebenten-Tags-
Adventisten) von 1890 (S. 148).
Später wurden die Pflichten dieser Gebiets-/Verbandsleiter weiter definiert
und erweitert. Der Bericht eines besonderen Ausschusses über diese Angelegen-
heit wurde schließlich am 2. Januar 1890 durch den Ausschuss der General-
konferenz angenommen. Der Plan funktionierte gut – tatsächlich so gut, dass
bald Schritte unternommen wurden, um die geographischen Gebiete in unabhän-
gige Verbände zu organisieren. In jedem Bereich diente einer der Vereinigungs-
vorsteher als Distriktleiter. Dabei fand man heraus, dass unter diesen Umständen
die Effektivität der Gebietsvereinigung (Verband) behindert war, weil ihr Leiter
die schwere Verantwortung seiner eigenen Vereinigung zusätzlich tragen muss-
te. Mit dem Wachstum des Werkes musste eine weitere organisatorische Struk-
turierung vorgenommen werden. Die Gebietsvereinigung wurde zu einem aus-
gewachsenen Verband mit seinen Pflichten und einem Personalstand umge-
wandelt, welcher der neuen Situation angepasst war.
Natürlich war die frühe Verbandsorganisation kaum ein Verband in dem Sin-
ne, wie er in adventistischer Organisationssprache heute verstanden wird. Der
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Leitbild für den Fortschritt
Schlachtruf. Die Arbeit von Führungskräften und Ausschüssen wurde klarer de-
finiert und ihnen wurde größere Kompetenz erteilt. Die Aktivitäten der Instituti-
onen und Abteilungen der Gemeinschaft wurden auf allen Ebenen zur Gesamt-
gemeinschaft in richtige Beziehung gesetzt. Man erkannte, dass eine Gemein-
schaftsführung, wenn sie repräsentativ und effektiv sein wollte, sich eng an die
verantwortliche Wählerschaft anlehnen musste. Je näher das Verwaltungs-
zentrum ist, desto effektiver ist die Gemeinschaftsführung, besonders, wenn es
um die Einzelheiten der täglichen Arbeit geht.
All das brauchte natürlich Zeit – sogar Jahre und Jahrzehnte. In ihren Tagen
beanstandete Ellen White jedoch Verzögerungen und Aufschub sofort. Es ent-
stand der Plan, einen Verband im Süden der Vereinigten Staaten zu organisieren
(1901-1902), aber Opposition verzögerte die Ausführung. Auf der General-
konferenz-Sitzung von 1901 sagte sie deshalb: „Die Vorbereitungen für dieses
Gebiet sind in Übereinstimmung mit dem Licht getroffen worden, das mir gege-
ben wurde. Gott möchte, dass das südliche Feld einen eigenen Verband hat.“ In
einer mehr allgemeinen Art fügte sie dann das Folgende hinzu: „Durch das
Licht, das Gott mir gegeben hat, sollten wir schon seit Jahren solche Organi-
sationen haben, wie sie jetzt vorgeschlagen werden.“ Zusammengefasst in Ver-
bänden soll „jede Vereinigung Kontakt mit der anderen haben und in Harmonie
zusammenarbeiten. Gott möchte, dass wir darüber sprechen, und er möchte, dass
wir dafür arbeiten. ... Neue Vereinigungen müssen gegründet werden. Es war im
Sinne Gottes, dass der Verband in Australasien gegründet wurde. ... Die Organi-
sation von neuen Vereinigungen soll uns nicht trennen. Sie soll uns zusammen-
bringen.“ – General Conference Bulletin, 1901, S. 68.69.
Nun sind die Verbände für viele Jahrzehnte die wichtigste Organisationsein-
heit der Weltarbeitsgemeinschaft – Verbände wie auch Missionsverbände. (Die
General Conference Working Policy definiert den Unterschied.) In den ersten
Jahren nach 1908 haben manche den Verbandsplan angezweifelt und meinten,
dass dieser Plan eine Verdoppelung der Arbeit und Verschwendung von Mitteln
bedeute. Jedoch die Kommission über die Rolle und die Funktion der Organisa-
tion der Gemeinschaft, die sich 1984 traf, kam zu dem beachtlichen Ergebnis,
dass der Verband vitale Funktionen hat:
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Leitbild für den Fortschritt
1. Er bildet das Personal der Vereinigungen aus, berät es und führt es und
dient als Zentrum für Hilfsmittel.
2. Er koordiniert und schützt die Einheit im Glauben, in Plänen, in Arbeits-
weisen und die Konzentration auf die Predigt des Evangeliums im Gebiet einer
Gruppe von Vereinigungen/Missionen. Um das zu erreichen, darf das Gebiet und
die Zahl der Vereinigungen/Missionen nicht unverhältnismäßig groß sein.
3. Er hat engeren und öfteren Kontakt zu den Vereinigungen als die General-
konferenz dazu in der Lage wäre.
4. Er unterhält bestimmte Institutionen (z. B. Colleges) für die Vereinigun-
gen/Missionen, und hält diese Institutionen offen für die Bedürfnisse und Wün-
sche der örtlichen Organisationen.
5. Er ist in der Lage, die Gemeinschaft offiziell gegenüber der Regierung und
anderen Kirchen und Organisationen zu vertreten, besonders, wenn mehrere Ver-
einigungen in demselben Land das nicht können.
6. Er spricht anstelle der Generalkonferenz gegenüber den Vereinigungen und
ihren Gemeinden und spiegelt so die Pläne und Empfehlungen der General-
konferenz wider und verbindet damit die Vereinigungen unter ein weltweites
Programm der Gemeinschaft.
7. Er trägt die Bedürfnisse, Wünsche und Anliegen der Vereinigungen auf
zwei Wegen zur Generalkonferenz:
a. Verbandsvorsteher sind Mitglieder des Generalkonferenz-Exekutivaus-
schusses.
b. Der Verband/Mission stellt die Wählerschaft der Generalkonferenz, und
seine Abgeordneten helfen mit, den Ausschuss, die Beamten und die Ab-
teilungsleiter der Generalkonferenz und der Divisionen zu wählen.
8. Er ist die Schutz- und Berufungsebene der Verwaltung und vermeidet da-
mit gefährliche Konfrontation, Polarisation und Verbitterung.
9. Er bietet ein Ausbildungsfeld und größere Lernmöglichkeit für diejenigen
Mitarbeiter oder Ausschussmitglieder, die später einmal dazu berufen werden
könnten, der Weltgemeinschaft auf der Ebene der Division oder der General-
konferenz bei der Leitung, der Verwaltung, der Förderung oder als Ausschuss-
mitglied zu dienen. Solch ein Training wird immer notwendiger, weil die Welt-
gemeinschaft sich in der Endzeit der Geschichte zunehmend komplexeren Auf-
gaben und schwierigere Situationen gegenübersieht.
Gäbe es keine Verbände, müsste die Generalkonferenz oder Division bis in
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Leitbild für den Fortschritt
die Vereinigungen hineinwirken und sich mit Aufgaben und Verantwortung be-
schäftigen, die sie nie ausfüllen könnte, wie die Generalkonferenz es einst ver-
suchte. Dies würde zu allgemeiner Ineffektivität führen.
Durch die Verbände können viele derartiger Fragen und Entscheidungen effek-
tiver regional behandelt und getroffen werden, die gewöhnlich dazu neigen, die
unterste Verwaltung zu umgehen, als es in den Beratungsräumen einer weit ent-
fernten Generalkonferenz oder Division der Fall sein könnte. Die Letzte ist daher
frei für Planung und Gesetzgebung, mit einem weniger getrübten Ausblick für das
Weltfeld. Diese Vorteile werden natürlich nur unter der Voraussetzung realisiert,
dass die Generalkonferenz/Division versteht, wo ihre Verantwortung in der Ver-
waltung aufhören und wo die Jurisdiktion des Verbandes und der Vereinigung
anfangen, wie sie durch Richtlinien und Urteilsvermögen definiert sind.
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Leitbild für den Fortschritt
Nahezu ein dreiviertel Jahrhundert hat nun die Generalkonferenz die meiste
ihrer Aufgaben durch die Divisionen erfüllt. Zur Zeit gibt es zehn organisierte
Divisionen; zwei weitere würden bestehen, wenn nicht politische Gründe, die
sich der Kontrolle der Gemeinschaft entziehen, dies verhinderten. In diesem Ka-
pitel wollen wir einen allgemeinen Überblick über die Entwicklung geben, die
1922 zu dem gegenwärtigen Divisionskonzept geführt hat.
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Leitbild für den Fortschritt
von 6 Mitgliedern arbeitete. Nach einiger Zeit zog das Büro des Ausschusses
nach Philadelphia in Pennsylvanien um, damit die Einzelheiten der Arbeit aus
dem Blickfeld der Generalkonferenz-Verwaltung gerückt wurden. Diese Anord-
nung, in einer Reihe von Details aufpoliert, galt bis in die Jahre 1901-1905, der
Zeit der gründlichen Reorganisation der Gemeinschaft.
Im Jahre 1905 wurde mit der Organisation von Verbänden der Schritt für eine
weitere Entwicklung der Organisationsstruktur in der Weltgemeinschaft getan.
Die Generalkonferenz von 1913 akzeptierte schließlich einen Plan, der mehr als
ein Jahrzehnt lang entwickelt und sorgfältig diskutiert wurde. Verfas-
sungsmäßige Voraussetzungen wurden geschaffen für die Organisation von „Un-
terabteilungen“ (Divisionen) der Generalkonferenz. Dieser weiterreichende
Schritt wurde gegangen, um (1) die Verwaltung der Gemeinschaft weiter zu de-
zentralisieren in Übereinstimmung mit dem administrativen Grundgedanken
(siehe Ellen G. White, im General Conference Bulletin, 1901, S. 70); und (2) den
Weg zu öffnen für einen effektiveren Arbeitsablauf beim Ruf und der Aussen-
dung von Mitarbeitern in alle Welt. Nach einer Zeit der Experimente wurden
beide Ziele erreicht.
Bei der Einrichtung von Unterabteilungen war der Druck von außerhalb Nor-
damerikas wieder hilfreich. Das Werk in Europa wuchs und machte die Organi-
sation von vielen Vereinigungen und Verbänden notwendig. 1912 haben die eu-
ropäischen Mitglieder des Ausschusses der Generalkonferenz (interessanter-
weise meistens Amerikaner) ein Memorandum bei der Herbstsitzung des Aus-
schusses der Generalkonferenz (jetzt Jahressitzung) eingereicht, in dem die or-
ganisatorischen Bedürfnisse erklärt wurden, die durch das Wachstum und die
Ausdehnung der Gemeinschaft entstanden waren. Das Memorandum besagte,
dass die Organisation von Verbänden geholfen hatte, aber dass jetzt eine effekti-
vere Verwaltung erforderlich war, damit die Verbandsvorsteher Kontakt mitein-
ander haben und zusammen planen können, wozu auch die nordamerikanischen
Verbände durch den direkten Zugang zur Generalkonferenz in der Lage waren.
Der erste Vorschlag war die Organisation einer europäischen Generalkonferenz,
aber der Begriff Konferenz brachte nur Missverständnisse. So wurde das Memo-
randum zu einem ausführlicheren Studium auf den Tisch gebracht.
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Leitbild für den Fortschritt
Jeder sah ein, dass eine Lösung geschaffen werden musste, so wurde eine
Vielzahl von Plänen ausprobiert. 1903 wurden Vizepräsidenten für Nordamerika
und Europa benannt; diese Männer waren autorisiert, sich mit den entspre-
chenden Verbandsvorstehern zu treffen als eine Art ad hoc-Ausschuss. 1909
wurde die Asiatische Division organisiert. Mittlerweile hielt der Ausschuss der
Generalkonferenz alle zwei Jahre Sitzungen in Europa ab, nämlich in Gland in
der Schweiz, 1907; und 1911 in Friedensau in Deutschland (heute die Deutsche
Demokratische Republik). Diese Sitzungen waren hilfreich, aber erreichten bei
weitem nicht das, was nötig war: irgendeine permanente Organisationsstruktur
war nötig, die Stabilität schafft und durch die die Generalkonferenz den Verbän-
den und Institutionen nähergebracht wurde. Die europäischen Vertreter baten
freundlich, aber bestimmt darum, dass eine Divisionsregelung geschaffen würde.
Andere Bereiche des Weltfeldes stimmten ihnen zu.
Auf der Generalkonferenz von 1913 wurde ein Antrag durch den Ausschuss
für Pläne vorbereitet, dass Generalkonferenz-Divisionen überall und zu jeder
Zeit eingerichtet werden könnten, wo die Situation es erforderte. Der Plan zur
Einrichtung von Divisionen wurde fünfzig Jahre nach der Organisation der Ge-
neralkonferenz angenommen. Einzelheiten über Organisation und Finanzen wur-
den in den Plan eingearbeitet. In Europa sollte eine Europäische Division beste-
hen. Das sollte zu jener Zeit ein Modell für andere Bereiche des Weltfeldes sein.
Andere Gebiete, wie Australasien, organisierten ebenfalls Divisionen.
Sehr bald nach 1913 bezweifelten die Leiter der Gemeinschaft wieder, dass es
weise sei, selbständige „Divisionen“ zu organisieren. Eine solche Organisation
bedurfte einer selbständigen Wählerschaft, obwohl sie für die Generalkonferenz
arbeitete. Am Ende würde die Gemeinschaft zwei oder noch mehr Generalkonfe-
renzen haben. Es wurde bald erkannt, dass der Plan von „Divisions-Konferen-
zen“ ein Fehler war. Die Generalkonferenz war nämlich in der Gefahr, die Kon-
trolle über die Basis ihrer Mittel zu verlieren, was das Personal und die finanziel-
len Mittel betraf.
Die endgültige Lösung, die von allen akzeptiert wurde, war die Divisionen
streng als Außenstelle der Generalkonferenz arbeiten zu lassen, d. h. für und als
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Leitbild für den Fortschritt
Traditionell ist die Nordamerikanische Division ein integraler Teil der Ge-
neralkonferenz gewesen, der von der Generalkonferenz verwaltet wurde. Der
Hauptgrund für die „besondere Beziehung“ war, dass historisch gesehen bis nach
dem zweiten Weltkrieg die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten
hauptsächlich als eine amerikanische Kirche angesehen wurde, soweit es sich um
die Mitgliederzahl, die Finanzen, die Verfassung, die Arbeitsweise, die Leitung,
die Stärke der Institutionen und die Auslandsmissionare handelte. (Die Mitglie-
derzahl außerhalb Amerikas ging erst in den 20er Jahren über 50%.) Weiterhin
war dort das Büro der Generalkonferenz. Die Vereinigten Staaten waren die
Kinderstube des Adventismus. Bis vor kurzem waren die Mitarbeiter der Gene-
ralkonferenz fast ausschließlich Amerikaner. Es ist immer noch hauptsächlich
eine amerikanische Organisation, obwohl entschiedene Anstrengungen zur In-
ternationalisierung gemacht worden sind.
Heute wird die besondere Beziehung von zwei Seiten unter Feuer genommen
(1) von einigen, die meinen, dass die Generalkonferenz zu international ist und
dass die Interessen von Nordamerika vernachlässigt werden, und (2) aus dem
umgekehrten Grund von denen, die glauben, dass die Generalkonferenz zu sehr
von Amerika dominiert wird und zu wenig Aufmerksamkeit den Interessen der
anderen Divisionen widmet.
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Es gibt in der Working Policy einen Hinweis, der oft übersehen wird und sel-
ten zitiert wird:
„Je größer und ausgedehnter die Arbeit dieser großen Divisionen ist und je
unabhängiger irgendeine von der Hilfe durch andere Divisionen in Bezug auf
Mitarbeiter und Mittel werden könnte, desto größer ist die Notwendigkeit, eng
zusammenzuhalten in häufiger Beratung und Gemeinschaft. Es sollte immer im
Gedächtnis behalten werden, dass die Gemeinde Christi eins ist und ungetrennt,
somit ist jede Division ein Teil der Generalkonferenz.“ – B 10 25.
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Leitbild für den Fortschritt
Wenn dies für alle Divisionen gilt, ist es noch mehr auf Nordamerika mit sei-
nem einzigartigen Einfluss und großem Potential für die Beendigung der Arbeit
anwendbar. Nordamerikanische Adventisten haben traditionsgemäß eine Welt-
sicht des Werkes; sie wollen sich nicht auf sich selbst konzentrieren.
Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Nordamerika mit ihrem
konkurrenzlosen Missionsarsenal muss stark bleiben; es muss für sie gesorgt
werden, um eine „sorgende Gemeinde“ zu sein. Aber sie muss immer eng an die
Weltmission der Generalkonferenz angebunden bleiben, denn ohne die Bezie-
hung zu dieser belebenden Weltsicht würde die Gemeinde zugrunde gehen.
Es wird immer organisatorische Probleme geben, denen begegnet werden
muss. Weder die Welt noch das Leben in der Welt sind statisch, unwandelbar.
Die Gemeinde kann mit Gottes Hilfe und bei organisatorischer Einheit diesen
Anforderungen mit Erfolg entgegentreten und alle Angriffe mit ihrer grundle-
genden Organisation abwehren. Sie kann so handeln, weil ihre Grundlagen si-
cher sind, und das Volk Gottes darauf bauen kann. Dies ist im Besonderen in
Bezug auf die Divisionen der Generalkonferenz zu beachten.
Natürlich ergeben sich daraus organisatorische Fallen (und mit einigen wer-
den wir uns später beschäftigen), aber solche Gefahren werden klein bleiben,
solange Gottes Volk und die Führung der Gemeinde sich immer wieder den
Ratschlägen der Botin Gottes und den faszinierenden Lektionen zuwenden, die
offenbart sind in „dem Weg, den der Herr uns geführt hat und seine Lehren in
unserer vergangenen Geschichte“ (Life Sketches, S. 196).
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Leitbild für den Fortschritt
„Wir müssen verständig, taktvoll und in Einklang mit dem Urteil gottesfürch-
tiger Ratgeber vorangehen; nur darin liegt unsere Sicherheit und Stärke. Anders
kann Gott nicht mit, durch und für uns wirken.“ – Ellen G. White, Testimonies
(1909), Bd. 9, S. 257.
beruft seine Mitarbeiter, die ihn unterstützen. Er trägt die letzte Autorität und
Verantwortung. Die Vorstandsmitglieder und Abteilungsleiter berichten ihm
direkt oder indirekt und sind ihm gegenüber verantwortlich. Er kann wirklich
sagen in Harry Trumans bildreicher Sprache: „Hier ist das Ende der Fahnens-
tange.“
Dies ist nicht die Arbeitsweise der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Ad-
ventisten. Dieselben Delegierten, die den Vorsteher wählen, wählen auch seine
Mitarbeiter im Vorstand und in den Abteilungen. Sie alle arbeiten unter der Au-
torität und Führung des Exekutivausschusses in Übereinstimmung mit seinen
Richtlinien und Anweisungen. Während zu erwarten ist, dass der Ausschuss ge-
wöhnlich die Empfehlungen annehmen wird und den Wünschen des Vorstehers
oder seiner Mitarbeiter entsprechen wird, muss das nicht immer der Fall sein.
Natürlich wird ein erfolgreicher Vorsteher eine hohe „Trefferquote“ haben.
Die Vorstandsmitglieder und Abteilungsleiter werden in engem Kontakt mit
dem Vorsteher arbeiten und seine Führung suchen und loyale Mitglieder des
Teams sein. Jedoch spricht das letzte Wort zwischen den Delegiertenversamm-
lungen der Ausschuss. Der Exekutivausschuss wirkt durch Unterausschüsse,
deren Autorität und Form der Aufgaben er festlegt. Auf der Ebene der General-
konferenz/Division sind alle Vorstandsmitglieder und Abteilungsleiter ex officio
Mitglieder des Ausschusses. In einigen Verbänden sind alle Abteilungsleiter
Mitglieder, während es in anderen Verbänden nur einige von ihnen sind. In den
Vereinigungen sind alle Vorstandsmitglieder dabei und gewöhnlich einer oder
mehrere Abteilungsleiter (Abteilungsleiter, die keine Mitglieder im Ausschuss
sind, werden zur Beratung und Information eingeladen). Die Gemeinde ist eine
Gemeinschaft von „Brüdern“. Die uns drängende Liebe Gottes, nicht der Ge-
winngedanke, ist der motivierende Faktor. Die Gemeinde ist auf „Freiwilligkeit“
aufgebaut und muss hauptsächlich durch „Konsens“ arbeiten.
Adventistische Institutionen wie Schulen, Krankenhäuser und Verlagshäuser
arbeiten mehr nach dem Präsidialsystem (CEO). Der Leiter ist das einzige Mit-
glied des Stabs (mit Ausnahmen) im Führungsausschuss; er dient ihm im allge-
meinen als ihr Sekretär, aber nicht als Vorsitzender. Es ist für Institutionen wich-
tig, die Voraussetzungen für staatliche Anerkennung zu haben und eine sonst
übliche Verwaltungs- und Geschäftspraxis zu praktizieren.
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Leitbild für den Fortschritt
Der Vorsteher ist der erste Amtsträger und Vorsitzender des Exekutivaus-
schusses. Der Sekretär und der Schatzmeister haben ihre eigene delegierte Auto-
rität, die durch die Wahl derselben Delegierten verliehen wurde, die den Vorste-
her gewählt haben und arbeiten unter der Autorität des Ausschusses. Der Vor-
steher ist gewählt worden, um zu führen und zu koordinieren und ist der „Erste
unter Gleichen“. Von seinen Mit-Amtsträgern wird erwartet, dass sie seine Lei-
tung anerkennen und eng mit ihm zusammenarbeiten wie auch umgekehrt. Das
Konzept, den Sekretär oder Schatzmeister zu Vize-Vorstehern zu machen, steht
dem adventistischen Modell der Gemeinschaftsleitung mit seinen eingebauten
verteilten Verantwortungen entgegen. Diese kürzlich beobachtete Entwicklung
in wenigen isolierten Fällen ist nicht in Übereinstimmung mit der Gemeindeord-
nung der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten.
Die Autorität des Vorstandes ist die gemeinsame Autorität des Vorstehers,
Sekretärs und Schatzmeisters. Diese kollegiale Autorität verleiht den Vorstands-
mitgliedern keine zusätzliche Kompetenz außerhalb der Autorität ihrer Posten,
doch vergrößert sie den praktischen Führungseinfluss der Amtsträgergruppe.
Die Vorstandsmitglieder sind kein Ersatz für den Ausschuss, doch haben sie
eine wichtige Funktion durch die Vorbereitung der Agenda und der Ausschuss-
arbeit. Es ist hilfreich, wenn sie Vorschläge oder Alternativen dem Ausschuss
vorlegen. Sie werden Abteilungspläne prüfen und abklären, bevor die Ab-
teilungsleiter sie dem Ausschuss vorlegen. Effektivität erfordert einfach, dass die
Besprechungspunkte gut vorbereitet werden. Die Vorstandsmitglieder haben
eine Managementfunktion und werden von den Abteilungsleitern unterstützt,
und sie überwachen die Durchführung der Beschlüsse des Ausschusses.
Es ist gesagt worden, dass die Abteilungen die Arme und Beine der Gemeinde
seien; sie sind nicht das Haupt. Die Pflichten der Abteilungsleiter liegen im all-
gemeinen nicht in der Exekutive, sondern hauptsächlich darin, die Pro-
grammplanung und Ausführung im Feld zu unterstützen. Jedoch gibt es große
Unterschiede in der Art der Aktivitäten und Verantwortungen der Abteilungen.
Einige Abteilungen sind mehr „fördernder Art“ (z. B. persönliche Dienste), wäh-
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Synkretismus wird von Webster definiert als „die Versöhnung oder Verbin-
dung von gegensätzlichen Glaubenspunkten, besonders im religiösen Bereich.“
Das Oxford English Dictionary sagt: „Eine versuchte Verbindung oder Versöh-
nung von verschiedenen gegensätzlichen Auffassungen oder Praktiken.“ Hendrik
Kraemer, ein holländischer Missionswissenschaftler, hat für unseren Zweck die
sehr präzise Definition gefunden: „Synkretismus ist der systematische Versuch,
unharmonische, sogar oft widersprüchliche religiöse Elemente in eine neue so-
genannte Synthese zu verbinden, zu überdecken und zu versöhnen.“ – Religion
and the Christian Faith (1956), S. 392. Im RGG steht dazu: „In der Diskussion
des Synkretismus als eines missionarischen Problems hatte das Wort Synkretis-
mus einen stark negativen Beigeschmack.“ – RGG;, Bd. VI, Sp. 568. Zu seiner
Definition fügt Oxford noch diesen adverbialen Kommentar hinzu (wieder wich-
tig für unseren Zweck): „Gewöhnlich schädlich.“ Es ist daher angemessen, von
der „Sünde des Synkretismus“ zu sprechen.
Der Synkretismus, von dem wir sprechen, ist eine unheilverkündende Gefahr
für das ewige Evangelium und daher für die Gemeinde. Die gegenwärtige Aus-
dehnung des Werkes Gottes auf der ganzen Welt und die notwendigen Bemü-
hungen, Gottes Botschaft weiterzureichen und nutzbar zu machen, sind einige
diesem Problem zugrundeliegende Elemente. Es gibt Spannungen. Auf der einen
Seite ist nur „ein Glaube“ und „eine Taufe“ und „kein andrer Name“, durch den
die Menschen Erlösung erhalten können. Auf der anderen Seite sind die Christen
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Leitbild für den Fortschritt
aufgerufen, „allen alles“ zu sein, um so viele wie möglich zu retten (siehe Apg
4,12; 1. Kor 9,22). Nach Paulus ist es der Auftrag der Gemeinde, „in seinem
Namen den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden“ (Röm 1,5).
Die Befolgung dieses Auftrags mag manchmal synkretistisch erscheinen und
darf es doch nicht sein. Zu anderen Zeiten mögen die Bemühungen gerade syn-
kretistisch sein und doch nicht so erscheinen. In jedem Fall betrachten wir den
Synkretismus als eine unheilverkündende Gefahr für die Sache Gottes in der
heutigen Zeit, ob beabsichtigt oder auch unbeabsichtigt.
Beabsichtigter Synkretismus
Unbeabsichtigter Synkretismus
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finiertere Form des Synkretismus. Wie oft beim Abfall erscheint er in der Person
von guten Männern und Frauen mit edlen Zielen. Er kann in Form von Unterlas-
sung eines Auftrags auftreten, durch Vernachlässigung oder Verzug, oder durch
nahezu unsichtbare Veränderungen von Betonung oder Bedeutung. Eine der Ge-
fahren der sich ausbreitenden modernen ökumenischen Bewegung liegt genau in
dieser synkretistischen Unterströmung.
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Leitbild für den Fortschritt
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Leitbild für den Fortschritt
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Leitbild für den Fortschritt
Marksteine der „Wahrheit, Erfahrung und Pflicht“ bedeuten viel mehr als man
denken mag. Sie sind Unterscheidungsmerkmale der Ethik, der Liebe und Hin-
gabe, der Weihe für das Werk, der Maßstäbe, der Verantwortung vor Gott. Insti-
tutionen sind auch Marksteine. Organisation ist ein lebenswichtiger Markstein.
„Das Geheimnis unseres Erfolgs“ ist unser „Organisationssystem,“ das „sich als
großer Erfolg erwiesen hat. ... Als wir wuchsen, hat sich unser Organi-
sationssystem immer noch als effektiv erwiesen.“ – Testimonies to Ministers, S.
27. Methoden müssen angepasst werden, um der vorhandenen Situation zu be-
gegnen, aber die grundlegenden Prinzipien dieses vom Himmel gegebenen Sys-
tems müssen und werden bestehen bleiben. Anpassungen müssen vorgenommen
werden, aber sie werden die eines zuverlässigen Architekten sein: immer in Ü-
bereinstimmung mit den Gesetzen von Kraft, Effektivität und Schönheit.
Wenn wir diesen Grundsätzen und den anderen, durch den Geist Gottes noch
zu gebenden, folgen, wird die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten
weiter vorangehen, rein im Glauben und im Handeln und wird wirklich den
Menschen etwas zu sagen haben.
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12 TRADITIONELLE ORGANISATIONSFALLEN
UND -PROBLEME
„Die Gebräuche, Gewohnheiten und Praktiken der Welt haben einen so gro-
ßen Einfluss auf die Gedanken seines bekenntlichen Volkes, dass Gottes War-
nungen missachtet wurden. Diejenigen, die in Gottes großer Aufgabe wirken,
sollen nicht dem Beispiel der Welt folgen.“ – Ellen G. White, Testimonies
(1900), Bd. 6, S. 249.
Die Predigt der guten Botschaft und die Pflege der Gemeinde führte die
Apostel zum Aufbau der Gemeindeorganisation. Zu Beginn war die Organisation
und Struktur ziemlich rudimentär. Der Ausblick war pragmatisch. Komplizierte
hierarchische Vorstellungen waren ihrem Denken und Bedürfnis fremd. Sie rich-
teten zunächst ein Konzil ein, das die Aktivitäten der jungen Gemeinde von Je-
rusalem aus führte. Die Verwaltung der Gemeinde verlangte bald nach Diako-
nen, die den Ältesten als Ratgeber beigegeben wurden. Später wurden andere
Gemeinden gegründet, nicht nur in Asien, sondern auch in Europa, und dafür
waren weitere Organisationsschritte nötig. Älteste wurden „in jeder Gemeinde“
eingesetzt (Apg 14,23).
Vom Bericht her erscheint es eindeutig, dass die Ausdehnung des Werkes in
den verschiedenen Provinzen des römischen Reiches nach einer Organisation der
Gemeinden in Gruppierungen verlangte, die wir Vereinigungen nennen könnten.
Solche Gruppierungen scheinen die Gemeinden in einer bestimmten Provinz zu
umfassen, wie z. B. „die Gemeinden in Galatien“ (Gal 1,2). Schritt für Schritt
wurde mit dem Wachstum die erste Kirche in eine konziliare Organisationsform
gebracht mit besonderen Pflichten und Rechten ausgestattet und im allgemeinen
mit eingesegneten Ältesten und Diakonen und anderen notwendigen Gemein-
schaftsmitarbeiter versehen.
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Leitbild für den Fortschritt
Autorität bei den Gliedern liegt. Exekutive und administrative Gewalt wird re-
präsentativen Gruppen, Ausschüssen, Beamten und Abteilungsleitern delegiert.
Durch die Stimme der Glieder und durch Händeauflegen, wenn eine Form der
Ordination vorgesehen ist, ist eine repräsentative Gemeindeführung eingerichtet
worden. Gläubige sind miteinander verbunden in Gemeinden, Gemeinden in
Vereinigungen, Vereinigungen in Verbänden oder Missionen und Verbände in
der weltweiten Organisation, der Generalkonferenz, die wiederum durch ihre
verschiedenen Divisionen wirksam ist. Solch eine Form der Führung organisiert
die Arbeit durch Beratungen, Versammlungen und Ausschüsse mit Vorstehern,
Sekretären und Schatzmeistern und anderem gewählten Personal, die als Beamte
und Leiter dienen. Diese Struktur hat hauptsächlich ihren Ursprung in der Gene-
ralkonferenzsitzung von 1901. Später sind noch Zusätze und Verbesserungen
dieses Plans entwickelt worden.
Wenn wir auf die christliche Ära zurückschauen, sehen wir uns einem ers-
taunlichen Aspekt gegenüber: der schmerzliche Weg, der von der Kirche ver-
folgt wurde, um die Verkündigung der guten Botschaft und das Weiden der Her-
de organisatorisch sicherzustellen. Kirchenführung wurde zu gewissen Zeiten
und an gewissen Orten ein sehr elastischer Begriff. Im zweiten Jahrhundert for-
mierten sich die Christen manchmal in „Begräbnisvereinen“, um eine Organisa-
tionsform zu finden, die unter dem römischen Recht möglich war. Zu anderen
Zeiten organisierte man sich in Form einer „Wohlfahrtsgesellschaft“ oder einem
„Selbstverbesserungsverein“, um sich legal versammeln zu können. In der jünge-
ren Vergangenheit sind Siebenten-Tags-Adventisten gelegentlich derselben or-
ganisatorischen Frustrationen begegnet und haben irgendwelche ähnlichen Wege
beschritten. Sie erweiterten die Terminologie durch Hinzufügung der „Gruppe
des guten Samariters“, der „Gesellschaft von unterschiedlichen Aktivitäten“ und
einer „Personengesellschaft“. Solche Formen dienten gesetzlichen Erfordernis-
sen oder Beschränkungen, während grundlegende Gemeindestrukturen intakt
blieben. Religiöse Freiheitsbeschränkungen sind ein fruchtbarer Boden für orga-
nisatorische Verbesserungen.
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Leitbild für den Fortschritt
Organisatorischer Abfall
Aber wir wollen noch einmal zu den apostolischen Anfängen zurückkehren
und eine andere Entwicklung bedenken. Dieses Mal erkennen wir im Bereich der
Kirchenführung die Gefahrensignale des Abfalls.
Es ist kein Geheimnis, dass die römisch-katholische Kirche insgesamt ein Füh-
rungsprinzip übernahm, das sie in vielen Aspekten von den politischen Strukturen
des römischen Reiches her kannte. Als das westliche Cäsarenreich durch den Ein-
fall der germanischen Völker zusammenbrach, wurde der römische Bischof der
Erbe des imperialen Sitzes. Der Pontifex Maximus der vorchristlichen Zeit Roms
wurde nicht nur die überragende religiöse Autorität in der römischen Kirche,
sondern übte diese Autorität in der Art eines Cäsars auch aus. Thomas Hobbe's
(1588-1679) Darstellung wurde klassisch: „Der Papst wurde der Geist des unter-
gegangenen Römischen Reiches, der auf dessen Grab saß.“ Die Organisation des
Himmels machte der des Cäsars Platz, und heute kämpft und taumelt die rö-
misch-katholische Kirche unter Cäsars autoritären, absolutistischen Formen.
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Wir haben vorher ausgeführt, dass die Führung der Gemeinschaft der Sieben-
ten-Tags-Adventisten eine Aufgabe der Organisationsstruktur der Gemeinschaft
ist. Eine selbstunterhaltende, sich selbst regierende und sich selbst ausbreitende
Gemeinde wird auf den verschiedenen Ebenen der Organisation Männer und
Frauen einsetzen, die durch ihre Bildung, Erfahrung, Autorität und Fähigkeit am
besten für die Führung qualifiziert sind.
An dieser Stelle möchten wir andere Dimensionen des Themas betonen, be-
sonders das Verhältnis zwischen Führung und Mitarbeit. Führung schließt Nach-
folge ein. Eins kann nicht ohne das andere existieren. Gute Führung erfordert
gute Mitarbeiter und umgekehrt. Weiter ist jeder Leiter auch Mitarbeiter, abhän-
gig von den Umständen. Gute Organisation schließt Aufgabenverteilung ein und
bringt eine Person in die Position der Führung und eine andere in die der Mitar-
beit. Jedoch muss jeder erfolgreiche Leiter entdeckt haben, dass die Position
eines Führers dadurch gestärkt und gefestigt wird, wenn die Menschen, die mit
ihm als Mitarbeiter zusammenarbeiten, in ihren eigenen Verantwortungs-
bereichen Führer werden und dahin kommen, dass sie sich für größere Aufgaben
qualifizieren, falls sie dazu berufen werden. Gute Führung ist darauf ausgerichte-
te, Menschen zu fördern und nicht zu beherrschen oder zu manipulieren.
Dieses Konzept vermindert auch die Gefahr, dass die Führung als Talisman
behandelt wird als eine Form von Magie, die den Menschen erlaubt, sich bequem
hinzusetzen und Andere die Probleme und die Arbeit tun zu lassen. Eine zweifa-
che Aufgabe steht vor der Gemeinde:
(1) Ausbildung und Inspiration guter Führerschaft und (2) Ausbildung und In-
spiration einer guten Nachfolge.
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Weise zu artikulieren, dass sie auch verstanden werden. Eine solche Person wird
es auch verstehen, die Gefühle anzusprechen und die Menschen emotional zu
berühren. Er oder sie wird auch die Fähigkeit haben, für eine Aktion gute Grün-
de anzuführen, um die Menschen intellektuell zu bewegen. Ein guter Führer wird
ein Charakter mit Willenskraft sein, empfänglich für die Bedürfnisse der Ge-
meinde und den göttlichen Willen, um die Menschen geistlich zu bewegen.
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Natürlich ist Delegieren nicht einfach. Es bedeutet, dass der Betreffende et-
was von Organisation versteht und seine eigene Aufgabe so gut übersieht, dass
er in der Lage ist, sie intelligent und effektiv mit Anderen zu teilen. Manchmal
verstehen die betreffenden Leiter ihre Aufgabe selbst nicht richtig. Sie beurteilen
die Grenzen ihrer Arbeit falsch und ziehen Aufgaben an sich, die offensichtlich
Anderen zukommen. Das Ergebnis ist Erschöpfung, Frustration, Chaos, gesund-
heitliche Schäden und ein sicheres Zeichen für das Fehlen wirklicher Führung.
Der echte Führer wird Aufgaben delegieren und seinen Auftrag mit Rat, Ermuti-
gung und ungebrochener Loyalität begleiten.
Eine echte Führungskraft ist fähig, Menschen zu größerer Anstrengung und
mehr Erfolg anzufachen. Jeder, der mit ihm zu tun hat, wird erkennen, da es
viel Raum für größere Leistungen gibt, aber keinen, um sich zur Ruhe zu be-
geben. Ein Leiter sollte ein flottes Tempo vorlegen und Andere dazu veranlas-
sen, ihm zu folgen. Seine Schlagworte werden vom Rat des Paulus geformt sein:
„Steht jemand der Gemeinde vor, so sei er sorgfältig“ (Röm 12,8). Ein langsa-
mes Fahrzeug auf einer engen Bergstraße kann eine Menge Nachfolger haben,
aber niemand wird von solch einer Führung inspiriert. Mitarbeiter wollen eine
vorwärtsdrängende, kreative, energische Führung haben.
Adventistische Führung wird Gott, der Gemeinde mit ihren Regeln und Richt-
linien, sowie den Mitarbeitern „oben“ wie „unten“ gegenüber loyal sein. Viel
mehr noch könnte über die Führung gesagt werden, die die Gemeinde braucht
und nach der sie Ausschau hält, wenn die Delegierten zur Versammlung kom-
men und verantwortliche Ausschüsse zusammensitzen, um Leiter auszuwählen.
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Einige unter den Leitern und Führern meinen manchmal, dass das Programm
mehr beschleunigt werden könnte, wenn sie nicht durch gemeinschaftsspezi-
fische Regeln behindert wären. Diese Ansicht zeigt im allgemeinen einen Man-
gel an Erfahrung. Einige Regeln ändern sich von Zeit zu Zeit und werden Jahr
für Jahr angepasst, um den Umständen zu dienen. Aber es ist eine feststehende
Regel, dass derartige Richtlinienänderungen nur gemacht werden, wenn das ge-
samte Weltfeld vertreten ist. Daher sollten bestehende Regeln von Leitern und
Mitarbeitern auf jeder Ebene und in jeder Stellung loyal befolgt werden. Die
Rolle der offiziellen Regeln auf ein Minimum zu reduzieren oder ihre Anwen-
dung abzulehnen, offenbart einen gründlichen Mangel an Führungsqualität. Eine
Mitarbeiter, der diesen Mangel auf die leichte Schulter nimmt, oder nicht beach-
tet, könnte früher oder später erschüttert werden durch Tage zusammenhangslo-
ser und steriler Bemühungen. Gott ist ein Gott der Ordnung und Methode. Eine
Gemeinde, in der es drunter und drüber geht, hat wenig oder gar keine evangelis-
tische Energie oder andauernde geistliche Kraft.
Leiter wie Mitarbeiter sollten sich alle Mühe geben, gute gegenseitige Bezie-
hungen zu pflegen. Auf dem Gebiet dieser Beziehungen verlangte der Meister,
dass wir sollen „vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“
(Mt 5,48). Eine solch perfekte Beziehung, die auf diese Weise viele Probleme
und Missverständnisse abfängt, muss gepflegt und entwickelt werden.
Menschen, die führen und Menschen, die geführt werden, werden ihrer Kräfte
und Einsichten durch gute Beziehungen vervielfachen. Gegenseitige Fürbitte ist
die unerlässliche Bedingung einer solchen Beziehung. Die erste Kirche hat das
verstanden. Die letzte Bitte des Apostels Paulus an die Thessalonicher war:
„Brüder, betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde“ (2.
Thess 3,2). Und in der langen Liste der Aufforderungen im Hebräerbrief ist ein-
geschlossen: „Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben“
(Hebr 13,7). Auf der anderen Seite versicherte der Apostel den Kolossern, dass
er nicht abgelassen habe, „für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet
mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht“
(Kol 1,9). Solch eine kraftvolle Beziehung lässt keinen Platz, um radikal, kri-
tisch, übereifrig, gelangweilt oder undiszipliniert zu sein. Führung wird in Liebe
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„Heute wie damals erwartet (Gott) ... Ordnung und Klarheit in der Ver-
waltung der Gemeinde. Sein Werk soll gründlich und sorgfältig betrieben wer-
den. ... Ein Christ soll mit dem anderen und eine Gemeinde mit der anderen ver-
bunden sein. Das menschliche Werkzeug soll mit dem göttlichen zusammen-
wirken. Alles Tun soll dem Heiligen Geist untertan bleiben, und alle miteinander
sollen vereint der Welt die Frohe Botschaft von der Gnade Gottes verkündigen.“
– Ellen G. White, Das Wirken der Apostel (1911), S. 97.
In einem früheren Kapitel haben wir uns an die Anfänge der Gemeinde-
organisation der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten erinnert. Orga-
nisation wurde tatsächlich die notwendige Alternative zu Unordnung, einem
möglichen organisatorischen Chaos und einer Aktivität jeder gegen jeden. Das
Gemeindehandbuch war auch das Produkt aus Erfahrung. Jahr für Jahr kamen
Probleme der Gemeindeordnung und -praxis auf, wofür Lösungen erarbeitet
werden mussten. In den ersten Jahren der Gemeinschaft traf sich die General-
konferenz jedes Jahr, und bei jeder Sitzung wurden in immer zunehmender Zahl
Entscheidungen über bestimmte Fragen getroffen, wobei immer versucht wurde,
die richtige Handhabung der verschiedenen Situationen oder Probleme zu artiku-
lieren.
Bei der Sitzung von 1882 offenbarte das größer werdende Werk, dass viele
Missverständnisse und Ungereimtheiten vermieden werden könnten, wenn die
Erfahrungswerte der Gemeinde in systematischer Form gedruckt zu Verfügung
stünden. Versuchung und Irrtum sind in der Hand Gottes ein recht guter Lehrer
gewesen. Aber die Ausbreitung und zunehmende Vielfalt des Werkes offenbarte,
dass ein gewisser Grad von Übereinstimmung für die Einheit des Volkes Gottes
notwendig war. So hat die Versammlung beschlossen, ein „Handbuch für Ge-
meindebeamte“ vorzubereiten und sie im Gemeindeblatt zu drucken. Auf diese
Weise konnten alle erfahren, wie die vereinbarten Verfahrensweisen aussahen.
Die Artikel wurden im Review and Herald gedruckt. Aber als einige leitende
Brüder bei der Sitzung von 1883 vorschlugen, diese Artikel in einer dauerhaften
Form zu sammeln, wurde der Vorschlag abgelehnt. Es war die Meinung der Op-
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Leitbild für den Fortschritt
position, dass alles, was einem Gemeindehandbuch ähnlich sei, die Bruderschaft
der Gemeinde formal macht und die Freiheit eines eingesegneten Predigers ein-
schränken würde, in Angelegenheiten der Gemeindeordnung so zu verfahren,
wie er es für richtig hielte. Solche Brüder hatten, wie einige andere zwanzig Jah-
re zuvor, nicht nur Vorbehalte gegen jede Form von festgefügter Organisation,
sondern waren auf dem besten Wege zum sogenannten Kongregationalismus.
Das Konzept einer „Weltgemeinde“ und der realistische Ausblick machten bald
klar, dass solche Bedenken aufgegeben werden mussten. Das Werk begann, sich
über ferne Länder auszudehnen, und die jährliche Generalkonferenzsitzung
musste ständig über Dinge der Gemeindeordnung abstimmen. Langsam aber
sicher kam das Äquivalent eines Gemeindehandbuchs dabei heraus.
Der nächste Schritt war, dass einige leitende Brüder zu ihrem persönlichen
Gebrauch die allgemein anerkannten Regeln oder Richtlinien des Gemeinde-
lebens zusammentrugen. Der erste beachtenswerte Versuch war ein Büchlein
von 184 Seiten von dem Pionier J.N. Loughborough. Er hat schließlich seine
Produktion The Church, Its Organization, Order, and Discipline (Die Gemeinde,
ihre Organisation, Ordnung und Disziplin) genannt. Es kam in gedruckter Form
1907 heraus. Dieses mehr oder weniger persönliche Projekt war in jeder Hinsicht
das Konzept eines Gemeindehandbuchs. Einige pensionierte Mitarbeiter werden
sich zweifellos noch an die Zeit erinnern, als diese Publikation ein Handbuch für
Männer und Frauen war, die eine gute, durchgängige Gemeindeorganisation ha-
ben wollten. (Der ältere der beiden Autoren dieses Buches kann sich noch daran
erinnern, dass sein Vater, der fünfzig Jahre lang Gemeindeältester und die meiste
Zeit Mitglied des Vereinigungsausschusses war, dieses Büchlein liebte und
kaum davon abwich!)
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Bereits 1877 hat die Generalkonferenz beschlossen, dass „die höchste Autorität
nach Gott unter den Siebenten-Tags-Adventisten im Willen der Versammlung
des Volkes Gottes gefunden wird, wie sie sich in den Entscheidungen der Gene-
ralkonferenz ausgedrückt, wenn sie innerhalb ihrer ordentlichen Rechtshoheit
handelt. Solche Entscheidungen sollten von allen ohne Ausnahme angenommen
werden, es sei denn, es kann gezeigt werden, dass sie im Gegensatz zum Wort
Gottes oder dem Recht des individuellen Gewissens stehen.“ – Review and He-
rald, 4. Okt. 1877. Dieses Prinzip wurde von Ellen White 1909 erweitert, als sie
schrieb: „Wenn ... auf einer Generalkonferenz das Urteil der aus allen Teilen des
Feldes versammelten Brüder ausgedrückt wird, dann dürfen persönliche Unab-
hängigkeit und persönliches Urteil nicht hartnäckig aufrechterhalten, sondern
müssen untergeordnet werden. Nie darf ein Mitarbeiter das beharrliche Auf-
rechterhalten seiner Unabhängigkeit als Tugend ansehen, wenn sie dem Be-
schluss der Gesamtgemeinschaft entgegensteht.“ – Aus der Schatzkammer der
Zeugnisse, Bd. 3, S. 353.
Um angemessen mit allen Anliegen und/oder Problemen in organisatorischer
Beziehung umgehen zu können und um für normale Apelle von einer Organisa-
tionsebene zur nächsten einen Weg zu öffnen, bis eine endgültige Entscheidung
von der Generalkonferenz auf einer Vollversammlung getroffen würde, ent-
schied man sich für solch ein geregeltes Verfahren. Auf diese Entscheidung be-
zog sich Ellen White, als sie sagte: „Niemand (soll) sein Urteil dem Urteil eines
einzelnen Menschen unterordnen. ... Aber wenn das Urteil der Generalkonferenz
gesprochen ist, die die höchste Autorität auf Erden ist, sollte private Unabhän-
gigkeit und privates Urteil nicht weiter aufrechterhalten, sondern untergeordnet
werden“" – Testimonies, Bd. 3, S. 492.
Auf der Sitzung der Generalkonferenz von 1946 kam noch ein anderer Plan
hinzu, der sich auf die Divisionszusätze zum Gemeindehandbuch bezog. Man
erkannte, dass in verschiedenen Teilen der Welt lokale Gegebenheiten besondere
Vorgehensweisen und Handlungen erforderlich machen. Dieses Vorhaben wurde
1948 auf der Herbstsitzung (heute Jahressitzung) noch einmal untersucht. Dabei
wurde entschieden, dass Revisionen des Gemeindehandbuchs der Sitzung der
Vollversammlung der Generalkonferenz von 1950 vorgelegt werden sollten. Es
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wurde festgelegt, „dass jede Division des Weltfeldes, einschließlich der nord-
amerikanischen Division, einen ‚Zusatz’ zum Gemeindehandbuch vorbereitet,
der zwar nicht den Inhalt modifiziert, sondern zusätzliches Material enthält, das
auf die Voraussetzungen und Umstände eingeht, die in dieser Division herr-
schen; das Manuskript für diese Zusätze muss dem Generalkonferenzausschuss
zur Begutachtung vorgelegt werden, bevor es gedruckt wird.“ – Autumn Council
Actions (heute Beschlüsse der Jahressitzung) 1948, S. 19. Seitdem sind alle Auf-
lagen des Gemeindehandbuchs nach diesen Richtlinien vorbereitet worden.
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„Gott hat es so verordnet, dass die Vertreter seiner Gemeinde aus allen Tei-
len der Welt, sobald sie als Generalkonferenz zusammengetreten sind, Machtbe-
fugnis haben sollen. ... Lasst uns das, was wir einem Mann oder einer kleinen
Gruppe von Männern zu geben geneigt wären, erst recht der dazu befugten ord-
nungsmäßigen höchsten Autorität der Gemeinde zugestehen.“ – Ellen G. White,
Aus der Schatzkammer der Zeugnisse (1909), Bd. 3, S. 353.354.
Die alle fünf Jahre stattfindende Generalkonferenzsitzung ist das Ereignis, bei
der sich die höchste Organisation der Verwaltung des weltweiten Werkes der Sie-
benten-Tags-Adventisten zusammenfindet, um die überall gültige Auffassung und
Planung der Gemeinde zu formulieren. Die Versammlung blickt zurück, unter-
sucht und beauftragt die Organe der Gemeinschaftsorganisation auf weltweiter
Basis. Sie bietet eine wichtige Gelegenheit für Gemeinschaft und Inspiration.
Die Leitung der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten anerkennt,
dass die Autorität bei der Gesamtheit der Glieder der Gemeinschaft liegt. Füh-
rung, exekutive Verantwortung und fördernde Programme werden Gruppen, Mit-
arbeitern und Abteilungen übertragen, damit die Gemeinde geführt und die Inte-
ressen der Gemeinde gefördert werden. Führung gibt es nicht getrennt von
Gottes laos (das von Gott berufene Volk seit der Zeit der Apostel), sondern es
gehört mit dazu. Diese grundlegenden Prinzipien der Autorität und Vertretung
charakterisieren die vier Schritte in der Organisation der Siebenten-Tags-
Adventisten und führen vom einzelnen Gläubigen bis zur Weltgemeinde.
Die Organisation der Generalkonferenz arbeitet, wie dargestellt, in der Welt
durch die Divisionen. In der Zeit zwischen den Sitzungen stellt der Exekutiv-
ausschuss, in den die meisten Mitglieder von der Vollversammlung gewählt
wurden, die letzte Autorität der Gemeinde dar. Dieser Ausschuss, einschließlich
der Teilnehmer, die in den Divisionen der Welt Dienst tun, hat im Moment etwa
370 Mitglieder, von denen die meisten auf Grund ihres Amtes Sitz und Stimme
haben. Etwa 30% der Mitglieder des Ausschusses wohnen in der Gegend von
Washington, D.C., U.S.A., und arbeiten im Hauptquartier.
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Monat für Monat und Jahr für Jahr werden Probleme der Verwaltung (ein-
schließlich Personalfragen und Finanzen), der Evangelisation und des geistlichen
Lebens unter der Führung der Generalkonferenz behandelt. Bei der Jahressitzung
im Oktober wird die Tätigkeit der Verwaltungsmitarbeiter und der Ausschüsse
überprüft und neue Pläne werden gelegt, indem Berichte entgegengenommen
und Entscheidungen und Abstimmungen über Finanzen sowie allgemeine Pläne
getroffen werden. Dieser Prüfungsvorgang wird bei der Vollversammlung fort-
gesetzt, man könnte sagen, in abschließender Form, wegen der zusätzlichen all-
gemeinen Wahlen für die nächsten fünf Jahre, wie es durch die Verfassung und
Geschäftsordnung der Generalkonferenz festgelegt ist.
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von der sie zuletzt angestellt waren oder in deren Gebiet sie jetzt wohnen.
Die wachsende Bedeutung der Gemeinschafts-Institutionen und das Bedürf-
nis, sie fest in den Rahmen der Gemeinschaftsaufgaben einzubinden, ist von den
Delegierten der Vollversammlung erkannt worden, denn diese großen Institutio-
nen der Generalkonferenz sind im Ernennungsausschuss vertreten. Zehn solcher
Institutionen sind in der Geschäftsordnung von 1985 aufgeführt, und jede ist
berechtigt, ein Mitglied in den Ernennungsausschuss zu entsenden. Die Ernen-
nung dieser Mitarbeiter geschieht durch die Verwaltungsausschüsse der jeweili-
gen Institutionen.
Wenn die Namen der Mitglieder des Ernennungsausschusses der Sitzung vor-
gelegt worden sind, trifft sich die Gruppe (etwa zweihundert und mehr Personen)
unter dem zeitweiligen Vorsitz des amtierenden Generalkonferenzpräsidenten,
um einen ständigen Vorsitzenden und Sekretär zu wählen. Wenn das geschehen
ist, beginnt die Prozedur der Wahlen zur Generalkonferenz.
Die Ausschüsse arbeiten fleißig an der Aufgabe, die ihnen übertragen worden
ist und bereiten ihre Berichte für die Sitzung vor. In der Zwischenzeit wird Got-
tes Wort täglich studiert und darüber gebetet, und führende Mitarbeiter berichten
über alle Bereiche der Arbeit und aus jeder Division des Weltfeldes. Diese Män-
ner und Frauen berichten von den Siegen des Werkes bei zahllosen Menschen
wie auch in der ganzen Welt. Die traditionelle Sabbatnachmittagsparade der
Mission ist immer einer der Höhepunkte der Generalkonferenzsitzung. Dazu
gehören auch die beiden Sabbatvormittagsgottesdienste, bei denen traditionsge-
mäß der Generalkonferenzpräsident und der Sekretär die Predigten halten.
So wird die Situation der Weltgemeinde sorgfältig mit viel Gebet und Mühe
durchdacht. Pläne werden gelegt, damit sich das Werk Gottes ausdehnt. Wo es
nötig ist, werden Anpassungen vorgenommen und Gesichtspunkte verständlich
gemacht. Bedürfnisse und Möglichkeiten werden vorgestellt. Die Führungskräfte
der Generalkonferenz und ihrer Divisionen haben das Vertrauen von Millionen
von Siebenten-Tags-Adventisten auf dem ganzen Erdkreis. Nach den Versamm-
lungen richtet sich die Aufmerksamkeit der Gemeinde Gottes in unserer Zeit
wieder mit frischer Weihe und Kraft darauf, die Aufgabe zu beenden.
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16 DIE ADVENTGEMEINDE
UND DER ÖKUMENISCHE GEDANKE
„Gott erwartet, dass sein Volk ein besonderes Volk ist, abgesondert von der
Welt, ein lebendiges Beispiel der Heiligkeit, damit die Welt erleuchtet, überzeugt
oder verdammt werden möge, je nachdem, wie sie das ihnen gegebene Licht be-
handelt.“ – Ellen G. White, Testimonies (1871), Bd. 2, S. 689.
Der Ausschuss der Generalkonferenz hat nie über eine offizielle Haltung der
Siebenten-Tags-Adventisten zur ökumenischen Bewegung als solche abge-
stimmt. Jedoch wurde ein Buch ist geschrieben, das sich ausführlich mit diesem
Thema beschäftigt hat (B. B. Beach, Eine Kirche für alle Christen? [Advent-
Verlag, 1975]). Außerdem sind einige Artikel in adventistischen Publikationen,
einschließlich dem Adventist Review erschienen. Obwohl es also keine offizielle
Stellungnahme gibt, gibt es viele klare Hinweise auf die Haltung der Siebenten-
Tags-Adventisten.
Obwohl die Siebenten-Tags-Adventisten im allgemeinen die ökumenische
Bewegung und ihre hauptsächliche organisatorische Auswirkung, den Ökume-
nischen Rat der Kirchen, nicht vollständig ablehnen, sind sie in Bezug auf ver-
schiedene Aspekte und Aktivitäten kritisch eingestellt. Nur wenige werden
bestreiten, dass die Ökumene lobenswerte Ziele und einigen positiven Einfluss
hat. Ihr großes Ziel ist die sichtbare Einheit des Christentums. Kein Adventist
stellt sich gegen die Einheit, für die Christus selbst gebetet hat. Die ökumenische
Bewegung hat zu einer freundlicheren Beziehung unter den Kirchen mit mehr
Dialog und weniger Verleumdung beigetragen und hat mitgeholfen, unbe-
gründete Vorurteile zu beseitigen.
Durch ihre verschiedenen Organisationen und Aktivitäten hat die ökume-
nische Bewegung genauere und auf den heutigen Stand gebrachte Informationen
über die Kirchen zur Verfügung gestellt, ist für religiöse Freiheit und die Men-
schenrechte eingetreten, hat gegen das Übel des Rassenhasses gekämpft und die
Aufmerksamkeit auf die sozialökonomischen Aspekte des Evangeliums gelenkt.
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In all diesem waren die Absichten wertvoll und einige der Ergebnisse sind lo-
benswert. Im Gesamtbild scheinen aber die Verhängnisse die Segnungen zu ü-
berwiegen. Einige davon werden wir untersuchen.
Auf den Ruf Gottes hin – so ist es der feste Glaube der Adventisten – trat die
Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten auf die Bühne der Geschichte.
Adventisten glauben, hoffentlich ohne Stolz oder Arroganz, dass die Adventbe-
wegung das göttliche Werkzeug für die organisierte Verkündigung des „ewigen
Evangeliums“, Gottes letzte Botschaft, darstellt, klar wahrgenommen in dem
prophetischen Ausgangspunkt von Offenbarung 14 und 18. Im brennpunktartig
eingestellten Licht des prophetischen Verständnisses sieht sich die Gemeinschaft
der Siebenten-Tags-Adventisten als die eschatologisch orientierte „ökumeni-
sche“ Bewegung der Apokalypse. Sie beginnt damit, die Kinder Gottes „heraus-
zurufen“ aus den „gefallenen“ Kirchen, die zunehmend eine organisierte Oppo-
sition gegen die Ziele Gottes bilden werden. Zusammen mit dem „Herausrufen“
gibt es ein positives „Hereinrufen“ in eine vereinigte, weltweite – d. h. ökumeni-
sche – Bewegung, die gekennzeichnet ist durch den „Glauben an Jesus“ und das
„Halten der Gebote Gottes“ (Offb. 14,12). Im Ökumenischen Rat der Kirchen
liegt die Betonung zuerst auf dem „Hereinrufen“ zu einer Gemeinschaft der Kir-
chen und dann hoffentlich und allmählich das „Herauskommen“ aus allgemeiner
Uneinigkeit. In der Adventbewegung liegt der Akzent zuerst auf dem „Heraus-
kommen“ aus babylonischer Uneinigkeit und Verwirrung und dann sofort auf
dem „Hereinkommen“ in eine Gemeinschaft der Einheit, Wahrheit und Liebe
innerhalb der weltumfassenden Adventfamilie.
Um die adventistische Position zur Ökumene und zu anderen großen Kirchen
zu verstehen, ist es hilfreich, sich zu erinnern, dass die frühe Adventbewegung
(beeinflusst durch die Milleriten) ökumenische Aspekte hatte: sie erwuchs aus
vielen Kirchen. So kamen Adventisten aus vielen kirchlichen Kreisen. Die Kir-
chen lehnten jedoch die Adventbotschaft ab. Adventisten wurden in nicht weni-
gen Fällen ausgeschlossen. Manchmal folgten den Adventisten Glieder ihrer
früheren Gemeinden. Die Beziehungen wurden verbittert. Lügnerische
Geschichten wurden verbreitet, von denen einige unglücklicherweise heute noch
erzählt werden. Die Pioniere hatten festgegründete Ansichten, und ihre Gegner
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Leitbild für den Fortschritt
waren nicht weniger dogmatisch. Sie schauten mehr auf das Trennende als auf
das Verbindende. Das war eine verständliche Entwicklung. Heute natürlich ten-
diert das Klima zwischen den Kirchen dazu, friedfertiger und zuvorkommender
zu sein.
Wie sehen nun einige der Probleme aus, die Adventisten mit der Ökumene
haben? Bevor wir versuchen, eine zusammenfassende Antwort auf diese Frage
zu geben, muss festgestellt werden, dass die Ökumenische Bewegung kein mo-
nolithischer Block ist. Man kann alle möglichen Ansichten in ihren Reihen fin-
den (das ist natürlich in sich selbst ein Problem!). Wir werden versuchen, uns auf
das zu beziehen, was man als Hauptströmung innerhalb des Weltrates der Kir-
chen (World Council of Churches [WCC]) bezeichnen kann, einer Organisation,
in der jetzt mehr als dreihundert verschiedene Kirchen und Gemeinschaften ver-
treten sind.
disches pietistisches Überbleibsel ansehen und nicht als den Bestandteil eines
dynamischen christlichen Lebens. Sie ziehen es vor, die persönliche Frömmig-
keit zu Gunsten einer sozialen Moral zurückzudrängen. Nach adventistischem
Verständnis ist die persönliche Heiligung des Lebens der Stoff, aus dem die E-
thik der Gesellschaft gemacht ist (Shakespeare möge uns vergeben). Ohne wirk-
lich bekehrte Christen ist eine formale organisatorische Einheit nur künstlicher
Natur mit wenig Bezug zur Gegenwart.
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Adventisten glauben, dass eine Kirche ohne feste Überzeugung wenig geistli-
che Kraft hat. Es besteht die Gefahr, dass Kirchen im ökumenischen Treibsand
der dogmatischen Weichheit den kirchlichen Tod erleiden. Natürlich hoffen die
ökumenischen Enthusiasten darauf. Adventisten glauben jedoch, dass solcher
Unentschlossenheit im Glauben energisch widersprochen werden muss, weil
sonst geistliche Abrüstung die Folge ist und ein wahrhaft nachchristliches Zeital-
ter anbricht.
Adventisten sehen die Bibel als die unfehlbare Offenbarung des Willens Got-
tes an, als den autoritativen Offenbarer der dogmatischen Wahrheit und den ver-
trauenswürdigen Bericht der mächtigen Taten Gottes in der Heilsgeschichte (sie-
he Glaubensgrundsätze der Siebenten-Tags-Adventisten: 1. Die Heilige Schrift).
Adventisten sehen die Bibel als Einheit. Für viele Leiter des WCC ist die Bibel
nicht normativ und autoritativ in sich selbst. Die Betonung liegt auf biblischer
Verschiedenheit, einschließlich der Entmythologisierung der Evangelien. Für
eine große Zahl von Ökumenikern, wie überhaupt im liberalen Christentum, liegt
die Inspiration nicht im biblischen Text, sondern in der Erfahrung des Lesers. Im
Glauben angenommene Offenbarung ist out; Erfahrung ist in.
Der apokalyptischen Prophetie wird teilweise keine Endzeitrolle mehr zu-
gestanden. Pro forma-Bezüge auf die Parousie werden gemacht, aber sie haben
nicht die Dringlichkeit und haben wenig messbaren Bezug auf das ökumenische
Konzept der evangelistischen Mission. Hier gibt es die Gefahr der eschatologi-
schen Blindheit.
Siebenten-Tags-Adventisten sehen das biblische Bild der Sünde und Erlösung
im Rahmen des „großen Kampfes“ zwischen Gut und Böse, zwischen Christus
und Satan, zwischen Gottes Wort und den Lügen des Betrügers, zwischen den
gläubigen Übrigen und Babylon, zwischen dem „Siegel Gottes“ und dem
„Malzeichen des Tieres“.
Adventisten sind in erster Linie das Volk des Wortes. Weil sie an die bedin-
gungslose Autorität der Schrift glauben, anerkennen Adventisten, dass die Bibel
„von inspirierten Männern geschrieben wurde. Das bedeutet aber nicht, dass
Gott seine Gedanken auf göttliche Art zum Ausdruck bringt, sondern es ge-
schieht in menschlicher Weise. Gott tritt nicht als Schreiber in Erscheinung. ...
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Die Schreiber der Bibel waren Gottes Schreiber, nicht seine Schreibgeräte.“ –
Selected Messages, Bd. 1, S. 21. Viele Ökumeniker würden sagen, dass der bib-
lische Text nicht das Wort Gottes ist, sondern sein Wort enthält, wenn Menschen
reagieren und es annehmen. Im Gegensatz dazu würden Adventisten sagen, dass
die Aussagen der biblischen Schreiber „das Wort Gottes sind“ (ibid.). Über Gott
wird nicht geurteilt; noch über sein Wort, ungeachtet der Formenkritik. Der
Mensch, der der Bibel gegenübersteht, wird beurteilt.
Das traditionelle Verständnis von Mission stellt die Evangelisation in den Mit-
telpunkt, d.h. die verbale Verkündigung des Evangeliums. Die ökumenische An-
näherung sieht Mission als Beteiligung zur Aufrichtung des Schalom, einer Art
von sozialem Frieden und Harmonie. Adventisten haben Probleme mit jeder
Tendenz, die die Bedeutung der Verkündigung der guten Botschaft von der Ver-
söhnung aus dem Würgegriff der Sünde herunterspielt. Tatsächlich ist es die
traditionelle wie auch die adventistische sich von der Erlösung gewesen, ein-
zelne Menschen von der Sünde für die Ewigkeit zu retten. Ökumenische Evan-
gelisation sieht die Erlösung hauptsächlich darin, die Gesellschaft von unter-
drückenden Regimen zu befreien, aus den Klauen des Hungers, vom Fluch des
Rassenhasses und aus der Ausnutzung durch Ungerechtigkeit.
Das adventistische Verständnis von Bekehrung bedeutet für eine Person die
Erfahrung der radikalen Änderung durch eine geistliche Wiedergeburt. Der
wichtigste Nachdruck in Kreisen des WCC scheint in der Veränderung – Bekeh-
rung – der ungerechten Strukturen der Gesellschaft zu liegen.
Wie wir es sehen, sind auf dem Gebiet der Evangelisation und der Auslands-
mission die Früchte (oder sollten wir sagen das Fehlen der Früchte) des Ökume-
nismus oft weniger Evangelisation (wie wir es verstehen – von Paulus bis Billy
Graham), weniger Wachstum und mehr Gliederschwund, weniger ausgesandte
Missionare, proportional weniger eingenommene finanzielle Mittel. Tatsächlich
verlagerten sich die Missionsanstrengungen von den großen „ökumenischen“
Kirchen zu den konservativen Evangelikalen. Es tut weh, solch großes evange-
listisches Potential für die Missionsbewegung verloren gehen zu sehen, be-
sonders in Zeiten der zunehmenden aktiven und militanten islamischen Bemü-
hungen und der erwachenden östlichen und einheimischen Religionen.
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Leitbild für den Fortschritt
Die adventistische Aktion „Tausend Tage der Ernte“ stand der ökumenischen
Aktion „Gemeinsame Mission“ gegenüber. Die letztere mag in einer ökumeni-
schen Studie ganz gut klingen, aber Seelengewinne gibt es eigentlich nicht.
die Aufgabe der Gemeinde, sich mit moralischen Prinzipien zu beschäftigen und
in eine biblische Richtung zu weisen, nicht politische Ratschläge zu geben. Der
WCC hat sich zeitweise an politischen Machtkämpfen beteiligt. Während der
Adventismus Samen säen will, der fraglos die Gesellschaft und die Politik beein-
flussen wird, will er sich nicht in politische Kämpfe einbeziehen lassen. Der Herr
der Gemeinde hat gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36),
und wie ihr Herr will die Gemeinde umherziehen und Gutes tun (Apg 10,38). Sie
möchte keine Regierung stellen, weder direkt noch indirekt.
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Was wir bisher beschrieben haben, zeigt einige der Vorbehalte, die Adventis-
ten gegen eine Einbeziehung in die organisierte ökumenische Bewegung haben.
Die allgemeine Haltung der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten ge-
genüber anderen Kirchen und der ökumenischen Bewegung ist entscheidend von
den oben angeführten Überlegungen und einem bestimmten prophetischen Ver-
ständnis beeinflusst worden. Wenn sie zurückschauen, sehen Adventisten Jahr-
hunderte der Verfolgung und antichristliche Erscheinungen der päpstlichen
Macht. Sie sehen Diskriminierung und viel Intoleranz durch Staat und Staatskir-
chen. Wenn sie in die Zukunft schauen, sehen sie die Gefahr, dass sich der Ka-
tholizismus und der Protestantismus die Hand reichen und religiös-politische
Gewalt ausüben in einer dominierenden und potentiell verfolgenden Art. Sie
sehen die treue Gemeinde Gottes nicht als eine Riesenkirche, sondern als die
Übrigen. Sie sehen sich als den Kern dieser Übrigen und sind nicht bereit, sich
mit dem sich ausbreitenden christlichen Abfall der letzten Tage zu verbinden.
Wenn sie auf die Gegenwart schauen, sehen Adventisten ihre Aufgabe darin,
das ewige Evangelium allen Menschen zu verkündigen, sie zur Anbetung des
Schöpfers und zum gehorsamen Festhalten des Glaubens an Jesus aufzurufen
und zu verkündigen, dass die Stunde des göttlichen Gerichts gekommen ist. Ei-
nige Aspekte dieser Botschaft sind nicht populär. Wie können Adventisten die-
ses prophetische Mandat erfüllen? Nach unserer Meinung kann die Gemein-
schaft der Siebenten-Tags-Adventisten dieses am besten erreichen, wenn sie ihre
eigene Identität, ihre eigene Motivation, ihre eigene Empfindung für Dring-
lichkeit und ihre eigenen Arbeitsmethoden beibehält.
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Ökumenische Zusammenarbeit?
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und einen Blick auf die Beziehung der Gemeinschaft zu anderen religiösen Kör-
perschaften zu haben. Diese Gruppe führt von Zeit zu Zeit autorisierte Gesprä-
che mit anderen religiösen Organisationen, wenn der Eindruck besteht, dass die-
se hilfreich sein könnten.
Die Leiter der Adventisten sollten als Brückenbauer bekannt sein. Das ist kei-
ne leichte Aufgabe. Es ist viel leichter, kirchliche Brücken zu sprengen und als
unverantwortliche „christliche Kommandogruppen“ zu arbeiten. Ellen White hat
gesagt: „Es erfordert viel Weisheit, in Verbindung mit Predigern und ein-
flussreichen Männern zu kommen.“ – Evangelisation, S. 512. Adventisten haben
nicht den Auftrag, in einem mit einem Wall umgebenden Ghetto zu leben, in
dem sie nur zu sich selbst sprechen, hauptsächlich nur für sich selbst veröffent-
lichen und einen sektiererischen Geist der Isolierung offenbaren. Es ist natürlich
viel bequemer und sicherer, in einer adventistischen Festung zu leben, in der alle
kommunikativen Zugbrücken hochgezogen sind. Aus dieser Situation wagt man
sich nun von Zeit zu Zeit zu einer schnellen Evangelisation in die Nachbarschaft
und schnappt sich so viele „Gefangene“ wie möglich und verschwindet dann
wieder mit ihnen in der Festung. Ellen White vertrat diese Isolationsmentalität
nicht: „Unsere Prediger müssen versuchen, den Predigern anderer Gemein-
schaften nahe zu kommen. Betet für diese Männer, für die Christus Fürsprache
einlegt, und betet mit ihnen. Eine feierliche Verantwortung ruht auf ihnen. Als
Botschafter Christi sollten wir eine tiefe und ernste Anteilnahme an diesen Hir-
ten der Herde bekunden.“ – Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. 2, S. 348.
Auf örtlicher Ebene, auf der man mehr praktische und weniger theologische
Anliegen hat, könnte man sich eine Form von Mitgliedschaft der Siebenten-
Tags-Adventisten, mit Vorsicht, vorstellen. Dabei denken wir an solche organi-
sierte Beziehungen wie Pastorenvereine/Bruderschaften, örtliche kirchliche Or-
ganisationen, Bibel-Studiengruppen, spezifische Gruppen oder Verbindungen,
um örtliche Bedürfnisse zu studieren und lokale Probleme zu lösen. Adventisten
sollten nicht als solche angesehen werden, die sich aus jeder christlichen Ver-
antwortung für die örtliche Kommune herausstehlen.
In den letzten Jahren hatten adventistische Leiter und Theologen die Gele-
genheit zu Dialogen mit anderen kirchlichen Repräsentanten. Diese Begegnun-
gen waren segensreich. Gegenseitiger Respekt wurde entwickelt. Ausgediente
stereotype Meinungen und ungenaue und unwahre dogmatische Vorstellungen
wurden beseitigt. Vorurteile wurden auf unkonventionelle Weise beiseitegelegt.
Theologische Werkzeuge und Denkweisen sind geschärft worden. Neue Dimen-
sionen und neue Aussichten für Tätigkeiten sind erkannt worden. Das Wesentli-
che aber ist, dass ihr Glaube an die Adventbotschaft gestärkt wurde. Es gibt für
Adventisten keinen Grund, Minderwertigkeitskomplexe zu entwickeln. Es ist ein
wunderbares Vorrecht, ein Siebenten-Tags-Adventist zu sein und zu wissen, dass
die theologischen und organisatorischen Grundlagen der Gemeinde sicher und
fest gegründet sind.
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Als kürzlich ein Regierungsausschuss der U.S.A. die aktuelle Situation der
nationalen Verteidigung beschrieb, gebrauchte er das Bild „Fenster der Ver-
wundbarkeit“. Im Blick auf die historische Bedeutung der Gemeindeorganisation
und der gegenwärtigen Diskussionen könnte es hilfreich sein, diese Vorstellung
zu benutzen und die Aufmerksamkeit auf einige Gefahrensignale zu lenken, die
aus der organisatorischen Atmosphäre herabkommen. Wir wollen auf keinen Fall
die Szene eines kirchlichen Wartens auf das Jüngste Gericht entwerfen. Im gan-
zen ist die Organisation der Gemeinschaft gesund und stark. Um ehrlich die Ge-
fahren und Defekte zu sehen und davon zu profitieren, sollte man gerade jetzt am
besten auf sich selbst und die Strukturen der Gemeinschaft blicken. Es ist keine
Zeit für einen Triumphalismus Laodizeas.
Die moderne Zivilisation ist an dem erkrankt, was die Griechen neophilia
nannten, die Liebe zu etwas Neuem. Paulus bezog sich auf die Neophilen seiner
Zeit, und zwar nicht in lobender Weise. Änderungen sind nicht immer auch vor-
teilhaft. Heutzutage kommen hastige und ungeordnete Forderungen nach Ände-
rungen und Neuerungen sogar in der Gemeinde. Konstruktive Änderungen sind
an einen guten Sinn für Geschichte gebunden. Ein dürftiges Verständnis für Ge-
meindegeschichte ist der Vorreiter von ekklesiologischem Unglück. Ellen White
hat diese Wahrheit mit dem wohlbekannten Satz umschrieben: „Wir haben für
die Zukunft nichts zu fürchten, es sei denn, wir vergessen den Weg, den der Herr
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uns geführt hat, sowie seine Unterweisungen der Geschichte unserer Gemeinde.“
– Testimonies, Bd. 9, S. 10. Gott führt sein Volk vorwärts, Schritt für Schritt, im
persönlichen Leben genauso wie im organisierten Gemeindeleben. Nichtsdesto-
weniger ist die Schlussfolgerung, was die „Hauptzüge unseres Werkes“ betrifft,
wenn es um die Verkündigung der Wahrheit geht: „Es darf keine Veränderung ...
vorgenommen werden.“ – Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. 2, S. 335.
Schwache Theologie führt zu schwacher Organisation, denn Wahrheit und Orga-
nisation sind untrennbar miteinander verbunden.
Wir müssen „Neophile“ wie auch „Festhalter“ meiden, weil die ersten gefähr-
lich und die letzteren töricht sind. Änderungen müssen durch eine Entwicklung
kommen, die völlig natürlich ist, nicht ein künstlicher Prozess, gedrängt von dem
Wind der organisatorischen Mode, losgelöst von der Geschichte der Gemeinde,
von Folgerichtigkeit, Logik und biblischer Ekklesiologie. Natürlich liegt die
„einzige Sicherheit“ der Gemeinde „darin, immer Weisheit von Gott zu erbitten
und alles sorgfältig mit Furcht und Zittern abzuwägen, falls nicht ein Licht in das
Werk gebracht werden soll, das nicht vom Himmel ist, sondern aus der
Schwachheit des Menschen kommt. ... Wenn wir nur geduldig und mit Gebet auf
Gott warten und nicht unseren eigenen unüberlegten Plänen folgen, wird er uns
in unseren Entscheidungen führen und viele Türen offen, zur Hoffnung als auch
zur Arbeit öffnen.“ – Testimonies to Ministers, S. 211.
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Leitbild für den Fortschritt
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Leitbild für den Fortschritt
Organisatorischer Synkretismus
Dies ist ein anderes Fenster der Verwundbarkeit. Synkretismus ist die ver-
suchte Vereinigung oder Vermischung von unterschiedlichen oder gegensätzli-
chen Glaubenspunkten, Thesen oder Praktiken. Kapitel 11 behandelte ausführ-
licher die Frage des Synkretismus und der Nationalisierung. Synkretismus auf
dem Gebiet der Gemeindeorganisation ist der Versuch, christliche Ziele mit Zie-
len der Politik, weltlichen nichtchristlichen Organisationsprinzipien oder Syste-
men zu vermischen, die ihrem Wesen nach unvereinbar mit dem biblischen Ge-
meindemodell sind.
Die Gemeinde muss sich in Beziehung setzen zu Anderen, einschließlich an-
deren Kirchen oder Glaubensauffassungen, dem Geschäftsleben, den Welt-
bildern oder der Regierung; aber die Gemeinde muss das unter Beibehaltung
ihrer Reinheit in Glauben und ihrer organisatorischen Praktiken tun. Es gibt
Stimmen, die sagen, dass die Gemeindeorganisation per se keine Sache der
Theologie und des Prinzips sei, weder richtig noch falsch, sondern vielmehr
pragmatischer Natur. Wenn sie effektiv ist und ein gutes Preis-Leistungsverhält-
nis hat, ist sie daher „gut“ und dient der Gemeinde gut. Sie sagen nicht, dass wir
unsere geistliche Modelle, den Apostel Paulus, die Gemeindegeschichte und
Ellen White vergessen könnten; aber wenn genügend Zeit vergeht, wird es dahin
kommen. Das Alpha des organisatorischen Synkretismus führt unausweichlich
ins Omega des organisatorischen Abfalls.
Organisationsfallen sind keine eingebildete Gefahr in einer Zeit, in der Ge-
meindekreise eine allgemeine Verblendung in Bezug auf Formen und Strukturen
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Leitbild für den Fortschritt
zeigen. Nebenstrukturen der Gemeinde sind populär. Man trifft sich fast regel-
mäßig in Heimen, Restaurants oder städtischen Räumen. Dies ist nicht die Ge-
meinde nach der Schrift und der Prophetie. Die Gemeinde der Übrigen muss sich
der Gefahren bewusst sein, die der biblischen Gemeindeorganisation, von Ellen
und James White „Evangeliumsordnung“ genannt, drohen.
Die Übernahme einer Regierungs- oder Militärform für die administrative
Struktur ist immer eine Gefahr für die biblische Gemeindeorganisation gewesen.
Aus dem römischen pontifex maximus wurde der päpstliche oberste Bischof, der
dann in der römischen Kirche die höchste Autorität in imperialer Form ausübte.
Luther machte das Staatsoberhaupt de facto zum Oberhaupt der Kirche, und die
Anglikanische Kirche hat diese Struktur auf eine de jure-Basis gestellt. Calvin
erarbeitete seine Gemeindeordnung auf Grund der Schweizer Kantonalregie-
rungsform mit theokratischen Elementen. Heute saugen Führungsprinzipien aus
Politik, Wirtschaft und akademischen Strukturformen an den Flanken der Ge-
meinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Das Ergebnis könnte in einigen
Ländern – und es gibt bereits Tendenzen dafür – ein Präsidialsystem oder ein
dienststellenorientierter Aufbau (Präsidium) oder die Organisation eines religiö-
sen Parteisekretariats oder einer Gemeinschaftsführung in Form einer Aktienge-
sellschaft sein oder eine Gemeinde, die wie eine Universität geführt wird.
Die Verwaltung der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten darf nie
autoritär (obwohl sie autoritativ sein muss), päpstlich, episkopal, kongregational,
oder präsidial sein oder eine Gemeinde sein, die wie eine Universität geführt
wird. Die Gemeinde muss die „ekklesia“ bleiben, die Versammlung des Volkes
Gottes; sie muss sie selbst bleiben, nämlich repräsentativ, durch Ausschüsse ge-
leitet, mit besonderen Gaben/Verantwortungen ausgestattet, die auf allen Ebenen
in Delegiertenversammlungen, sowie durch gewählte oder berufene Beamten
wirksam werden. Die Gemeindeführung muss einen Bezug zur örtlichen, natio-
nalen und regionalen Situation haben; aber in der Gemeindeführung dürfen nie
nichtkirchliche Formen übernommen werden, indem diese nachgeäfft werden
und damit die grundlegende Gemeindestruktur von Land zu Land oder von ei-
nem ideologischen System zum anderen verschieden wird. Sehr bald würde die
Gemeindeautorität überall in Frage gestellt. Nationale politische und gesell-
schaftliche Formen eignen sich nicht als Modelle für die Gemeinde.
Die zwei gegenwärtigen großen Trends sind (1) der Drang nach „Basisdemo-
kratie“ anstelle der „repäsentativen“ Demokratie und (2) der Ersatz der „hierar-
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Leitbild für den Fortschritt
wenn sich die Zahl der Mitarbeiter auf den verschiedenen Ebenen der Dienststellen
vermehrt, um den Mangel an Erfolg und Wachstum zu kompensieren.
Natürlich sind alle Dinge, die durch Menschen, auch „gottesfürchtige“ Män-
ner und Frauen, angefasst werden, unvollkommen, anpassungs- und verbesse-
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Leitbild für den Fortschritt
Der Dienst und die Lehre des Apostels Paulus sind in dieser Beziehung sehr
wichtig. Paulus dachte und predigte mit erstaunlicher Freiheit. Er hatte oft mit
seinen Brüdern Meinungsverschiedenheiten – sogar mit den leitenden Brüdern!
Man muss sich tatsächlich wundern, wie ein Mitarbeiter mit der Unabhängigkeit
im Geist und Verhalten wie Paulus ein geachtetes Mitglied des apostolischen
Teams bleiben konnte. Er interpretierte die Empfehlungen des Jerusalemer A-
postelkonzils auf eine Art und Weise, die seine Kollegen in Erstaunen versetzte.
Auf der anderen Seite war Paulus darüber sehr betrübt, was einige seiner Brüder
über die Rechtfertigung durch den Glauben und die Bedeutung des Heiligtums-
dienstes lehrten. Solche Lehre war legalistisch und wurde nicht durch die Lehren
des Herrn unterstützt; Paulus beschönigte die Sache mit keinem Wort.
Doch offenbart ein sorgfältiger Blick auf das Leben und den Dienst des Pau-
lus den Weg der apostolischen Einheit. Paulus dachte und predigte unabhängig,
doch arbeitete er nie trennend. Überall, wohin er ging, gründete er Gemeinden
und gewann Tausende für den christlichen Glauben. An vielen Orten, wohin er
kam, sammelte er große Opfer für die „armen Heiligen“ in Jerusalem, wie er sie
gern bezeichnete (siehe Röm 15,26). Wo immer Paulus arbeitete, drückten die
Neubekehrten ihre Liebe und Loyalität zur Bewegung dadurch aus, dass sie
großzügig zur Unterstützung des Werkes am Hauptsitz gaben. Mit einem Wort,
Paulus war außerordentlich erfüllt von der Idee der Gemeindeeinheit. Er hinter-
ließ nie eine Atmosphäre von Antipathie und Uneinigkeit; er hat vielmehr Liebe,
Loyalität und Kooperation erzeugt.
Es liegt eine Welt zwischen der konstruktiven Ablehnung eines loyalen Mit-
arbeiters und der trennenden Kritik von jemandem, der nicht zusammenarbeiten
will, es sei denn, auf der von ihm gebilligten Art. Die apostolischen Gläubigen
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Leitbild für den Fortschritt
hatten ihre Probleme, aber es gab immer etwas, das sie miteinander verband.
Paulus erklärt im Epheserbrief, was das ist. Als erwachsene Christen, schrieb er,
erfreuen wir uns der „Einheit des Glaubens und Erkenntnis des Sohnes Gottes“
(Kap 4,13).
Dasselbe traf auch auf die führenden Pioniere der Adventbewegung zu. Als
diese willensstarken Männer und Frauen sich hinsetzten, um die Glaubens-
grundsätze zu formulieren, auf die die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adven-
tisten gegründet wurde, hatten sie oft Meinungsverschiedenheiten, die mit be-
trächtlichem Elan ausgetragen wurden – wie in den ersten Ausgaben des Review
and Herald zu lesen ist. Manchmal gab es in ihren Diskussionen mehr Hitze als
Licht, aber sie hatten eine in ihrem Glauben und ihrer Gotteserkenntnis begrün-
dete Einheit und waren sich in ihrer vollständigen Übergabe an Gottes Sache
einig. Dieser Glaube und die Übergabe leuchteten durch die Missverständnisse
des Augenblicks hindurch.
Ähnlich liegt heute die Einheit des Adventismus in dem Ausmaß des christli-
chen Glaubens und der Übergabe seiner Glieder begründet. Sie haben das feste
Vertrauen, dass das, was sie glauben, auch wahr ist. Es bedeutet für sie nicht nur,
die Wahrheit zu kennen, sondern zu wissen, dass sie es wissen. Das heißt, mit
Paulus sagen zu können: „Auch wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein
Evangelium predigen würden, das anders ist, als wir es euch gepredigt haben,
der sei verflucht“ (Gal 1,8). Tatsächlich hat ein Engel damit begonnen, falsche
Informationen über Gott zu verbreiten! Eines Tages wird dieser Engel wieder in
der Maske des Engels des Lichts erscheinen und sogar behaupten, er sei Chris-
tus. An dem Tage müssen die Adventisten in der Lage sein, ihm einmütig ins
Gesicht zu sagen. „Du irrst. Du sagst nicht die Wahrheit!“
Aber dieses einigende Vertrauen wächst nur bei denen, die die Wahrheit
selbst geprüft haben. Es gibt keine wirkliche Einheit mit einem Glauben, der
lediglich die Reflexion des Glaubens anderer Menschen ist. Das Studium der
Heiligen Schrift erzeugte solch überwältigenden Glauben beim Apostel Paulus.
Das freie und fleißige Studium der Schrift vermittelte den Pionieren den Glau-
ben, den wir bewundern. Dasselbe Studium wird eine ausdauernde Einheit im
Glauben an Jesus erzeugen.
Die Entwicklung eines Glaubens, der eines erwachsenen Christen würdig ist,
erfordert daher ein abgerundetes Bibelstudienprogramm, vom Heim über die
Sabbatschule bis zur Universität. Zunächst erfordert dieser Plan eine persönliche
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Leitbild für den Fortschritt
Christus bat seine Jünger, zwei Dinge an die erste Stelle in ihren Vorstel-
lungen zu setzen: den Acker und die Ernte. „Der Acker“ erklärte der Meister,
„ist die Welt“. Er fügte hinzu: „Die Ernte ist das Ende der Welt“ (Mt 13,38.39).
Diese zwei Sätze sind die Säulen der christlichen Mission.
Jesus übernahm in der Weltsicht die Führung. Er sagte nicht: „Ich bin das
Licht Palästinas.“ Er erklärte: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12). Er lehrte
seine Jünger nicht, dass sie „das Salz von Nazareth“ wären, sondern vielmehr:
„Ihr seid das Salz der Erde“. Er erklärte: „Ich sage euch: Viele werden kommen
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Leitbild für den Fortschritt
von Osten und Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich
zu Tisch sitzen“ (Mt 8,11). Das war eine großartige evangelistische Strategie im
weltweiten Maßstab. Sie ergab sich daraus, dass Gottes Erlösungsplan die Welt
umfasst. Alle Menschen müssen mit diesem Plan bekannt gemacht werden und
vor eine Entscheidung gestellt werden. Christus bot sich selbst an als „Versöh-
nung für unsre Sünden, nicht allein für die unseren, sondern auch für die der
ganzen Welt“ (1. Joh 2,2).
Dieses Weltkonzept legt der Gemeinde die Verpflichtung auf, eine wahr-
haftige Weltbotschaft durch weltoffene Botschafter zu verkündigen. Sieben-
ten-Tags-Adventisten sind berufen, solche Botschafter zu sein und zu „allen Na-
tionen und Stämmen und Sprachen und Völkern“ zu gehen. Gottes letzte Bot-
schaft muss allen Religionen, allen Konfessionen, allen nationalen Einheiten,
allen Rassen, allen Völkern, gebracht werden. Adventisten müssen sich dann aus
allen kirchlichen Verstrickungen und nationalen Gruppen und Verbindungen,
von religiösen Philosophien und Religionen, Ökonomien oder Regierungen frei-
machen, die den Erfolg eines solchen Unternehmens gefährden könnten und fest
auf dem Grund von Gottes Weltorganisation, ihren Lehren und ihrer Botschaft,
stehen.
Adventistisches Denken, Planen und Verkündigen muss dieser grundlegenden
Konzeption entstammen. Adventisten gehen hinaus und bekehren Männer und
Frauen nicht zum Protestantismus, noch zu einer christlichen Sekte. Sie müssen
zu Gottes ewiger Botschaft gebracht werden. Zu oft sind Adventisten geneigt,
sich hauptsächlich an die Bibelgläubigen in den Vereinigten Staaten oder an-
derswo zu wenden, oder an konservative christliche Traditionen, während sie
offensichtlich die Jünger von Marx, Mohammed, Buddha, Zarathustra oder Shi-
va vergessen. Auf der anderen Seite können sich Adventisten gelegentlich so
sehr den augenblicklichen Trends angleichen und sich in der kulturellen Anpas-
sung bei der Darstellung des Evangeliums an Nichtchristen verlieren, dass sie
von den christlichen Grundlagen wegdriften können.
Siebenten-Tags-Adventisten werden ganz sicher mit allen Menschen guten
Willens und guten Zielen zusammenarbeiten, obwohl sie sich ungeteilt der über-
nommenen prophetischen Aufgabe widmen. Sie müssen die Kleidung der göttli-
chen Offenbarung tragen und nicht die Atmosphäre von diesem oder jenem
Land, nicht von dieser oder irgendeiner Gesellschaftsform mit sich herumtragen,
sondern die aus himmlischen Orten. Sie werden zu allen Menschen mit Gottes
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Leitbild für den Fortschritt
Botschaft für alle Menschen gehen. Dieses Konzept ist die Grundlage weltweiter
Einheit. Das Wissen um die Weltaufgabe der Gemeinde ist eine mächtige und
notwendige Einigungskraft. Wo eine Kirche die einigende und motivierende
Vision nicht hat, wird die Kircheneinheit letztlich verschwinden. Es ist daher
wichtig, den Gliedern das Weltkonzept vor Augen zu halten: „Von überallher
nach überallhin.“ Das kann geschehen durch:
a. Sabbatschul-Missionsbericht (der sollte nicht vernachlässigt oder unterbe-
tont werden, indem man sich während der Sabbatschule örtlichen Missions-
vorhaben zuwendet).
b. Austausch von Mitarbeitern und Berufungen ins Missionsfeld.
c. Freiwilliger Adventistischer Hilfsdienst in anderen Ländern.
d. Den Adventist Review, Divisions- und Verbandszeitschriften und andere
Publikationen.
e. Besuche der Generalkonferenz und der Divisionen im Feld.
f. Internationalisierung des Divisionsstabs und der Ruf von Mitarbeitern mit
Welterfahrung und Weltsicht in Führungsaufgaben in die Generalkonferenz.
g. Förderung von Weltmissionsopfern und Landessammlungen.
h. Einladung an ausgewählte Verbands-, Vereinigungs- und Institutionsleiter,
andere Divisionen zu besuchen, um das Leben und die Bedürfnisse der Welt-
gemeinde kennen zu lernen.
Eine Weltmission schließt ein, Gott als den Vater der ganzen Welt anzuneh-
men und als notwendige Ergänzung die Bruderschaft der Menschen. Diese erha-
bene Wahrheit hat einen neuen Tag auf unserer Erde aufgehen lassen. Die Unter-
schiede von Rassen, Kasten oder Völkern sind weggefegt. Der Grund ist Liebe
und Erbarmen mit allen Menschen. Von Mitleid getriebene Christen schauen mit
tiefer Sorge auf eine sterbende Welt. Etwas von dieser weltweiten Familienliebe
geht von Christi Nachfolgern aus und berührt das Herz der Ungeretteten. Der
Verlorene mag weit weg sein, was Sprache, Rasse oder Farbe betrifft, aber diese
Liebe im Leben der Nachfolger Jesu wird ihn den steilen Pfad aus der schlam-
migen Grube herausziehen. Das ewige Evangelium mit seinem Sitz in der
Adventbotschaft ist das Gegenteil von Entfremdung. Diejenigen, die „einst
Fremde“ waren, sind „Nahe geworden“ (Eph 2,13).
Die aus diesem Konzept kommende Einheit wird jede Unterscheidung zwi-
schen „Heimat-“ und „Auslands“-Mission beseitigen. Natürlich sind Länder un-
terschiedlich; Menschen sind unterschiedlich. Das muss bei einer Weltplanung
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Leitbild für den Fortschritt
berücksichtigt werden. Das Werk muss auf eine solche Weise organisiert wer-
den, dass die Aufgabe erfolgreich und schnell erfüllt werden kann. Mitarbeiter
müssen gerufen und gesandt werden, Mittel müssen gesammelt und verteilt wer-
den. Für diese Aufgabe muss die Organisation leistungsfähig sein.
Es gibt jedoch nur ein Feld – das ist die Welt. Der Evangelisationsaufruf und
die Missionsunternehmung sind ein und dieselbe Sache. Die Liebe Christi wird
das Volk Gottes genauso zu den Menschen auf dem trockenen Land wie zu den-
jenigen auf dem Salzwasser führen. Mit einer solchen Einheit wird die Gemein-
schaft der Siebenten-Tags-Adventisten nicht länger eine Gemeinde mit Missio-
nen in aller Welt sein, sondern eine Weltmissionsgemeinde.
Es gibt noch ein letztes einigendes Kennzeichen im grundlegenden Konzept
einer Weltmission. Universale Botschafter, die eine universale Botschaft verkün-
digen, werden Mitarbeiter sammeln und schulen, die sich zu demselben Glauben
bekennen und etwa dieselben christlichen Praktiken und Tugenden entwickeln.
Sie werden einem Gott dienen, sich zu einer Lehre bekennen und ein organisier-
tes Volk bilden. Ein Siebenten-Tags-Adventist muss und wird immer als ein Sie-
benten-Tags-Adventist erkannt werden, von welcher Rasse, Sprache oder Natio-
nalität er auch sein mag. Das ist ein modernes religiöses Phänomen. Dieselbe
Weltmission erzeugt dieselben Ergebnisse.
Die Bibel kennt nur ein Volk – eine kollektive Einheit, ein unteilbares und
untrennbares Ganzes. Vielleicht gibt Petrus die beste biblische Definition dieses
Volks: „Ihr seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das
heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten
dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“
(1. Petr 2,9). Das griechische Wort, das für „Volk des Eigentums“ benutzt wird,
ist laos. Dies ist natürlich die Wurzel für das deutsche Wort „Laie“. Laos ist ein-
deutig ein wichtiges Thema in der Bibel und das Wort, das am häufigsten für
Gottes Volk benutzt wird. (Siehe Kap. 2, „Der Auftrag und die Vorbereitung
einer Gemeinde.“)
Eine erstaunliche Tatsache ist, dass das Wort laos fast ausschließlich im Sin-
gular benutzt wird, was auf die biblische Ansicht hindeutet, dass das laos eine
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Leitbild für den Fortschritt
einzige und untrennbare Einheit ist. Das Volk Gottes ist wie der menschliche
Körper, ein Vergleich, der in der Schrift oft gebraucht wird. Der Körper besteht
aus unterschiedlichen Teilen, von denen alle ihre eigenen Funktionen haben,
aber nur zusammen formen sie einen Körper.
Das führt zu einer zweiten wichtigen Beobachtung: Der biblische Gebrauch
des Wortes laos erzeugt keinen Gegensatz zwischen den Gläubigen der Ge-
meinde und den Predigern und Gemeindebeamten, sondern zu den Anderen au-
ßerhalb der Gemeinde. Eine Polarisierung zwischen der Geistlichkeit und den
Laien ist in der Schrift nicht vorhanden. Laos bedeutet buchstäblich Gottes eige-
nes Volk. Das sind diejenigen, die das Erbe angenommen haben, das ihnen in
Jesus Christus angeboten wurde. Laos sind alle, die Christus angenommen haben
und seinem Wort gehorsam sind im Vergleich zu den Heiden, die das nicht tun.
Der Apostel Johannes hörte den Engel rufen: „Ho, laos mou“ – „Geht hinaus aus
ihr, mein Volk“ (siehe Offb 18,4). Laos sind die Übrigen – diejenigen, die den
Glauben an Jesus haben und seine Gebote halten (Kap 12,17). Gott hat sie als
sein Eigentum beansprucht.
Die einigende Botschaft der Bibel ist, dass das ganze Volk Gottes erwählt ist
und mit Gaben ausgestattet wurde, um seine Dienerschaft in der Welt zu sein.
Die Gemeinde besteht nicht aus den Geistlichen und den Laien. Die Gemeinde
ist ein Volk auf der Erde. Ein Leib mit vielen Gliedern.
Dieses Konzept von dem einen Volk – Gottes laos – widerspricht natürlich
nicht der Tatsache, wie bereits betont, dass Gott in seiner Gemeinde ein Predigt-
amt eingerichtet und ordiniert hat. In Testimonies to Ministers, S. 52, schrieb
Ellen White: „Gott hat eine Gemeinde, und sie hat ein von Gott eingesetztes Pre-
digtamt.“ Die lebenswichtige Führungsrolle dieses von Gott eingesetzten
Predigtamtes herabzusetzen oder abzuschwächen, könnte Gottes Absichten be-
hindern, den Leib Christi zu erbauen und alle Glieder zum vollen Maß der Fülle
Christi in der Einheit des Glaubens zu bringen (Eph 4,11-16). Tatsächlich ist die
Anerkennung des von Gott eingesetzten Predigtamtes notwendig für die welt-
weite Einheit des „einen Volkes Gottes“.
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Leitbild für den Fortschritt
19 EINHEIT IN ORGANISATION
UND STRUKTUR
„Gott will, dass seine Kinder in Eintracht leben. ... Einigkeit macht stark,
Uneinigkeit dagegen schwächt. Arbeiten wir vereinigt und einträchtig für die
Errettung von Menschenseelen, so sind wir in Wahrheit ‚Gottes Mitarbeiter’.“ –
Ellen G. White, Aus der Schatzkammer der Zeugnisse (1904), Bd. 3, S. 207.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Kirchen ist die Gemeinschaft der Sie-
benten-Tags-Adventisten eine Weltkirche. Ihre Organisation hat beides, eine
zentralisierte Struktur, die ein autoritatives und wirksames Hauptquartier mit
Divisionsbüros zur Verfügung hat und auf der anderen Seite eine dezentralisierte
Gemeinschaftsstruktur, die die administrative und fördernde Verantwortung auf
eine breite Ebene in allen Teilen der Welt stellt, bei der Tausende von Mitarbei-
tern und vielen Institutionen auf vier organisatorischen Ebenen mitarbeiten. Die
grundlegende Organisationsstruktur der Siebenten-Tags-Adventisten zu vervoll-
kommnen, heißt, sie zu einem wichtiger Bestandteil der praktischen täglichen
Einheit in der Arbeitsmethode und bei der Seelengewinnung zu machen. Es ist
daher eine Frage der Weisheit, die Einheit der grundlegenden Organisation und
Struktur der Siebenten-Tags-Adventisten zu betonen und zu verbessern.
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Leitbild für den Fortschritt
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Leitbild für den Fortschritt
Es sollte nicht übersehen werden, dass auf allen Ebenen die Organisation
gleichzeitig örtlich und weltweit ist. Die örtliche Gemeinde ist dafür da, organi-
satorische Verantwortung auf der örtlichen Ebene zu übernehmen. Im gewissen
Sinne übernimmt jedoch die örtliche Gemeinde auch eine Verantwortung für die
Weltgemeinde. Auf der Vereinigungsebene ist die Organisationsform die Ver-
bindung von Gemeinden; jedoch ist sie auch eine Dienststelle, die die adven-
tistischen Glieder repräsentiert. Dasselbe gilt für die Verbände und die General-
konferenz. Auf jeder Ebene sind Delegierte beteiligt, aber in ihrer Zusammen-
fassung bilden sie eine Repräsentanz der ganzen Weltgemeinde. Wenn Dele-
gierte zusammenkommen, diskutieren und entscheiden, auf welcher Ebene auch
immer, sind sie nicht nur Vertreter der Organisation, die sie gesandt hat, sondern
auch solche der Weltgemeinde. Dieses Konzept ist entworfen worden, um eine
ausgewogene Vertretung zu erreichen, ohne ein System innerhalb eines Systems
von oft komplizierten und retrospektiv eingestellten Interessen auszubauen.
Eine notwendige Folge dessen, was gesagt worden ist, muss auch heraus-
gestellt werden: dass keiner Organisation oder keinem Gemeinschaftsangestell-
ten erlaubt werden darf, die Autorität oder Verantwortung oder das Privileg ei-
nes Anderen an sich zu reißen. Auf allen Ebenen der Organisation werden durch
die Verfassungen und Geschäftsordnungen die Privilegien und Verantwortungen
der Delegierten, gewählten Exekutivorgane, Beamten und Abteilungen definiert,
begrenzt und festgelegt. Es ist für die Gemeinde wichtig, dass die grundlegenden
vier Strukturebenen in einem kreativen, arbeitsfähigen und ausgewogenen und
doch auch ergänzenden Verhältnis zueinander erhalten bleiben. Das Verhältnis
unter den Dienststellen auf den verschiedenen Ebenen ist wirklich ein bestim-
mendes Element für weltweite Einheit.
Die Generalkonferenz bekommt ihre Autorität von Gott, wie sie durch das
Volk Gottes ausgedrückt wird, das vom Heiligen Geist geführt wird und nicht
durch ein traditionelles Konzept von „apostolischer Suksession“ oder durch ein-
fache demokratische Mehrheitsentscheidung. Damit ist die Autorität der Gene-
ralkonferenz die Autorität der gesamten Gemeinschaft, wenn sie sich trifft, um
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Leitbild für den Fortschritt
Die Generalkonferenz ist keine Dienststelle, die, getrennt von den Gemein-
den, Vereinigungen und Verbänden, die Weltgemeinde ausmacht. Die General-
konferenz „ist die Summe aller“ (General Conference Working Policy, B 12 15).
Sie ist das Hauptkennzeichen der weltweiten Natur der Gemeinde. Die General-
konferenz hilft, die Einheit zu unterhalten durch:
a. Aufrechterhaltung der Verbindungen zwischen den Ebenen der Gemeinde-
struktur.
b. Definierung und Aufrechterhaltung des Glaubens der Gemeinde.
c. Koordinierung der Weltevangelisation.
d. Besuche, Beratung, Förderung in der ganzen Welt durch ihren Stab.
e. Verwaltungsführung und -einfluss.
f. Schaffung von Regeln bei der Jahressitzung für die weltweite Gemeinde.
g. Ermutigung aller Dienststellen und Glieder, Verantwortung zu übernehmen
zur Unterstützung der Weltgemeinde und zur Beendigung des Werkes.
Die Aufgabe der Generalkonferenz umfasst die Formulierung einer Lehr-
überzeugungen, Festsetzung von Zielen, Ausarbeitung von Programmen, Koor-
dinierung der Bemühungen. All das unter Teilnahme von Vertretern der unteren
Dienststellen in Übereinstimmung mit den Richtlinien. Diese Organisations-
linien bedeuten, dass die Generalkonferenz mit ihrem Rat Programme koordi-
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Leitbild für den Fortschritt
niert und die unteren Dienststellen in ihrem Bemühen um die weltweite Durch-
dringung und Mission der Gemeinde unterstützt. Manche möchten gern das Ge-
genteil sehen: Die Vertreter der unteren Ebenen beraten mit der General-
konferenz und bieten ihre Unterstützung an, damit der Generalkonferenzaus-
schuss und die Leiter die Arbeit organisieren und tun können. Solch ein Pro-
gramm würde Misserfolg bescheren. Die lebenswichtigen Kräfte der Gemeinde
würden oft inaktiv sein, und kreative Initiativen würden ungenutzt bleiben. Alle
Ebenen der Organisation sind dafür da, direkt mit einbezogen zu werden und das
ermöglicht den Siebenten-Tags-Adventisten, die Arbeit dort zu leisten, wo die
Arbeit geleistet werden müsste und geleistet werden muss – wo die Menschen
sind. Ein weiterer Vorteil dieser Form der Organisation ist der, dass sie den Zu-
sammenhang zwischen der örtlichen Initiative und der Weltplanung herstellt.
In dieser organisatorischen Struktur vergrößert sich jede Einheit selbst und
regiert sich selbst innerhalb des Rahmens der Weltgemeinde. Jedes Teil ist fürs
Ganze verantwortlich. Das Ganze ist verantwortlich für jedes Teil. Das Stärkere
wird angeregt in derselben Gemeinschaft.
Die Generalkonferenz führt einen großen Teil ihrer Arbeit durch die Divisio-
nen durch. Die Gemeinde hat jedoch bestimmte Autorität und Verantwortungs-
gebiete der Generalkonferenz zugeteilt:
1. Glaubenspunkte der Gemeinschaft.
2. Regeln und Arbeitsrichtlinien der Gemeinschaft.
3. Aufnahme der Verbände in die Bruderschaft der Verbände.
4. Fragen, die Interesse oder Konsequenzen für mehrere Divisionen haben.
5. Wahl der Generalkonferenz/Divisionsmitarbeiter.
6. Gemeindehandbuch.
7. Erstellung des Weltetats, eingeschlossen die Weltmissionsgaben.
8. Unterhaltung bestimmter Institutionen von lebenswichtiger Bedeutung für
die Gemeinschaft als Ganzes.
9. Veröffentlichung bestimmter Zeitschriften für die Gemeinde von welt-
weiter Bedeutung.
10. Vorbereitung der verschiedenen Sabbatschulbetrachtungen.
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Leitbild für den Fortschritt
Einheit in Verschiedenheit
Das sind die Grundlagen, auf denen das Gebäude einer weltweiten Einheit
gebaut werden kann. Dies wird in gewisser Weise eine Einheit in Verschieden-
heit sein. Und so muss es im Pluralismus eines großes Werkes sein, das unter
etwa 190 Nationen und Gebieten dieser Welt arbeitet. Die Berücksichtigung die-
ser Prinzipien wird in der organisierten Gemeinde die Zahl der Regeln und
Richtlinien begrenzen. Einheitlichkeit bleibt auf die wichtigsten Gemeinderegeln
und Praktiken begrenzt. Dieses Konzept ist unverzichtbar für die Erhaltung der
Einheit der Gemeinde.
Gemeindeaktion erreicht man nicht, wenn man kein Konzept hat – das bringt
nur große Spannungen, Wirkungslosigkeit und Spaltung. Der Hoffnungslosigkeit
einer Arbeit mit gegensätzlichen Zielen muss vorgebeugt werden, und dadurch
wird die weltweite Mission der großen Adventbewegung zu einem dramatischen
und gemeinsamen Triumph geführt.
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Leitbild für den Fortschritt
„Die Wahrheit für diese Zeit ist breit und weitreichend angelegt und umfasst
viele Glaubenslehren; aber diese Glaubenslehren sind keine losgelösten Punkte,
die wenig bedeuten; sie sind durch goldene Fäden zusammengehalten und for-
men ein Ganzes mit Christus als lebendigem Zentrum.“ – Ellen G. White, Selec-
ted Messages (1894), Bd. 2, S. 87.
Bei diesen Überlegungen über die Theologie und die Arbeitsweisen der Ge-
meindeorganisation wurden wir notwendigerweise von zwei gegensätzlichen
Gefahren bedrängt: Übersimplifikation und Unvollständigkeit und zur selben
Zeit Komplexität bis zur Unerklärbarkeit. Wir haben natürlich versucht, beiden
Risiken zu entgehen. Jedoch ergibt sich aus der Diskussion etwas Wichtigeres
als Theorie und Funktionsweisen: Was ist eigentlich Adventismus? Dieses letzte
Kapitel soll das Wesentliche des Adventismus darstellen, und wie es von der
Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten verkörpert wird, und wie es auf
Gottes Erlösungsplan bezogen wird.
Wenn man das Wesentlichste des Adventismus definieren will, ist man ver-
sucht, nur zu sagen: „Das Wesentlichste des Adventismus (großes A) ist adven-
tistisch (kleines a).“ Wir haben eine lebhafte Erwartung der baldigen Wieder-
kunft des Herrn. Niemand wird die Eigenart dieser Gemeinde verstehen können,
ohne sich darüber klar zu sein, dass sie einen festen Glauben an das nahe bevor-
stehende Kommen Christi hat, was das Vorwärtsdrängen und die Dynamik der
Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten erklärt. Sollte dieses vorherr-
schende Element jemals verblassen, würde dieser Verlust das Herz aus der Ge-
meinde und ihrer Botschaft reißen.
Das Wesentlichste des Adventismus kann auf drei Gebieten gesehen werden:
(1) die menschliche Beziehung zum Göttlichen, (2) Gottes Botschaft an eine
verlorene Menschheit, (3) die charakteristischen Lehren und die Botschaft, die
sich aus dem Verhältnis zum Göttlichen und zu Gottes Mission ergeben.
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Leitbild für den Fortschritt
hunderts. Adventismus kehrt zur Gemeinde des Neuen Testaments und des Alten
Testaments zurück, ohne Unterbrechung oder Trennung. Die Gemeinschaft der
Siebenten-Tags-Adventisten sieht sich nicht nur als eine Konfession unter zahl-
losen anderen, sondern als Erbe der Gemeinde Gottes seit der Grundlegung der
Erde, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Sie sieht sich selbst als „Rissevermaurer“ und
als Wiederhersteller der „Fundamente früherer Geschlechter“ (Jes 58,12 ZÜ), als
Erfüller apostolischen Glaubens und Handelns durch die Gemeinde der Übrigen
(Röm 9,27; Offb 11,13; 12,17; 19,21), alles im Zusammenhang mit dem Jahr-
hunderte langen Kampf zwischen Gut und Böse.
Der größere Zusammenhang wurde von den Reformatoren des 16. Jahr-
hunderts, einschließlich Luther, übersehen. Er lehnte fünf Bücher des Kanons ab,
oder hatte mindestens Probleme mit ihnen: Offenbarung, Daniel, Hebräer, 1.
Petrusbrief und Jakobus. Die ersten drei bilden die biblische Basis für diese wei-
tere Sicht. Die Sichtweise, der die Reformatoren unterlagen, verengte den Ge-
sichtskreis ihres Verständnisses. Es ist ein Unterscheidungsmerkmal des Adven-
tismus, zum größeren biblischen Zusammenhang zurückgekehrt zu sein.
Theologisch gesehen ist es für den Adventismus eine Grundaussage, zum
Prinzip zu stehen, dass die Bibel die einzige Richtschnur des Glaubens und Le-
bens ist. Die ersten modernen Pioniere des Adventismus, einschließlich James
und Ellen White in A Word to the „Little Flock“ (Ein Wort an die kleine Herde)
(1847) betonten dieses Prinzip unmissverständlich: „Die Bibel ist vollkommen
und vollständige Offenbarung. Sie ist unsere einzige Richtschnur für Glaube und
Leben.“ – S. 13. Welche Rolle spielt dann Ellen White auf diesem Gebiet adven-
tistischen Glaubens und Lebens? Wir möchten es so ausdrücken: Die Schrift
stellt die zeitlosen Richtlinien für christliche Lehre und christliches Leben dar.
Indem sie auf Glaubensaussagen und Gewohnheiten hinwies, die ihr Fundament
in der Erfüllung der Prophetie und ihrer Anwendung hatten, stellte die Botin des
Herrn, wie Ellen White ihre Rolle bezeichnete, eine geistliche Gabe dar, die der
Gemeinde Gottes für immer verheißen war (Eph 4,9-16). So hat Ellen White
durch die Verkündigung der „gegenwärtigen Wahrheit“ biblische Wahrheiten
bezeugt, bestätigt und untermauert.
Der Ausdruck das Wesentlichste des Adventismus bezieht sich theologisch nicht
nur auf die wichtigsten Lehren der Gemeinde, von denen viele mit verschiedenen
christlichen Kirchen gemeinsam vertreten werden. Er bezieht sich auch auf sol-
che Lehren, die die Siebenten-Tags-Adventisten von anderen Kirchen und Reli-
gionen unterscheidet.
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Aufgabe in Christus. Johannes sagte voraus, dass der Adventglaube siegen wird
bei „allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern“ (Offb 14,6). Dies
ist unsere Hoffnung, und wir glauben heute an diese Verheißung mehr als vor
vielen Jahren, als wir unwiderruflich unser Los mit dem Volk Gottes zusam-
menwarfen und wissen, dass „unser Heil ... jetzt näher ... ist ... als zu der Zeit, da
wir gläubig wurden“ (Röm 13,11).
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Anhang A
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Anhang B
DAS AUSSCHUSS-SYSTEM
IN EINER ERWALTUNGSEINHEIT
1. Das Diagramm illustriert, wie das System der Ausschüsse in einer Ver-
waltungseinheit funktioniert. Es arbeitet auf allen Ebenen ähnlich (Ver-
einigung, Verband, Generalkonferenz/Division), obwohl die Zahl der Beam-
ten und Ausschussmitglieder ziemlich schwanken kann.
2. Das Diagramm zeigt, dass die Delegiertenversammlung den Exekutivaus-
schuss wählt, dem sie die Verantwortung zwischen den Versammlungen über-
trägt und dem sie auch die vollen Richtlinien-, Exekutiv- und Aufsichts-
kompetenzen überträgt.
3. Die Delegierten wählen auch einen Stab, der aus den Beamten (officers) be-
steht, denen die Exekutivgewalt, und die Abteilungsleiter, denen Bera-
tungsverantwortung übertragen worden ist.
4. Das Diagramm zeigt auch, dass zwischen den Sitzungen der Delegierten die
Autorität und Verantwortung in einer Dienststelle der Exekutivausschuss
trägt und dass die Beamten (officers), Abteilungsleiter und alle anderen Mit-
arbeiter unter der Aufsicht des Exkutiv-Ausschusses arbeiten.
5. Es zeigt auch das Verhältnis der Mitarbeiter der Dienststelle zueinander und
zum Ausschuss. Es macht klar, dass der Vorsteher der erste Beamte (officer)
und der Vorsitzende des Exekutivausschusses ist und dass der Sekretär und
der Schatzmeister auch Beamte (officers) sind, die ihre Autorität von den De-
legierten erhalten haben und auf dieselbe Weise gewählt wurden wie der Vor-
steher. Die Beziehung der Beamten als Gruppe wird gezeigt wie auch die Tat-
sache, dass obwohl sie eine Führungsposition im Exekutivausschuss haben,
sie unter der Leitung und Autorität des Ausschusses dienen.
6. Abteilungsleiter werden auch von den Delegierten gewählt, doch mehr zu
Beratungs- als zu Exekutivaufgaben. Sie arbeiten unter der Leitung des Exe-
kutivausschusses und des Vorstehers. Sie können auch als Mitglieder des E-
xekutivausschusses gewählt werden. (Die Zahl der Abteilungsleiter als ge-
wählte Ausschussmitglieder kann von einem auf Vereinigungsebene bis auf
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