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Alexander Mayer
Gisela Klement
Die Konzertzither:
Leitfaden zu Besaitung,
Instrumentenfamilie
und zu Spielformen
www.wiener-zither.at
© 2007 Musikverlag Alexander Mayer, Wien. Alle Rechte vorbehalten.
Erste Veröffentlichung: 1. Oktober 2007
Beiträge zur Zither Nr. 4 (10/2007) Seite 2
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zurückgehen, der diese Stimmung schließlich in sei- anzahl in den Freisaiten gelegt (Zitherschule 1844,
ner später vielsprachig und in großen Auflagen ge- siehe Anhang): dem Basssaiten-Bereich – gezupft
druckten Zitherschule propagierte. Ihr Erscheinen mit dem Ringfinger (4. Finger) und, wenn möglich,
kündigte der Wiener Verleger Glöggl im Jahr 1859 mit dem kleinen Finger (5. Finger) – liegt der Ak-
an. Auch die kurz darauf angezeigte Schule von kordsaiten-Bereich vor, der mit dem Zeigefinger (2.
Josef Zehethofer (1860) verwendet das Besaitungs- Finger) und dem Mittelfinger (3. Finger) zum Klin-
modell a1, d1, g1, g, c. gen gebracht wird.
Das Schema, nach dem die Griffbrettsaiten in der Weigel: „Vom höhern C bis zum tiefern C im Bass-
heutigen Standardbesaitung gestimmt werden, geht schlüssel bleibt die Entfernung des Fingersatzes zu
im Kern vielleicht auf den Münchner Franz Kren einem Accord in allen übrigen Tonarten immer die-
(ca. 1800) zurück, der drei Griffbrettsaiten in a1, a1 selbe, so dass der dritte Finger immer die Oktave
und d1 stimmte. Wie bei Petzmayer gehen wir von (:tiefer:) vom ersten greift, u. der 2te stets 3 Saiten
einem diatonischen Griffbrett aus. Die von Nikolaus zwischen dem 1ten entfernt ist [...]“
Weigel (1811 – 1878) in seiner Zitherschule (Mün- Das Anzupfen zweier benachbarter Saiten im Ak-
chen 1844) für Zithern mit – in Bezug auf die An- kordsaiten-Bereich mit einem Finger und in einer Be-
zahl der Freisaiten – unterschiedlicher Saitenanzahl wegung ermöglicht also die Realisation eines nahe-
angegebene Griffbrettstimmung lautet, unter Hinzu- zu zeitgleich klingenden Drei- oder Vierklanges (mit
fügung einer vierten Saite, a1, a1, d1, g und liegt – dem 4. Finger im Basssaiten-Bereich) in allen Ton-
erstmals(!) – über einem chromatischen Griffbrett. arten, der akkordisch oder gebrochen ausgeführt
Nach experimentierfreudigen Jahren, besonders in werden kann.
städtischen Zentren, ‘einigten’ sich die deutschen Mit dem 4. Finger können zwei nebeneinander lie-
ZitherspielerInnen 1878 auf Drängen des Virtuosen, gende Saiten zeitgleich angezupft werden, mit dem
Lehrers und Publizisten Max Albert (1833 – 1882), 3. Finger bis zu drei Saiten und mit dem 2. Finger bis
die Stimmung a1, a1, d1, g, und c als Normalstim- zu fünf Saiten. Dieser Umstand öffnet der Zither
mung, heute Standardbesaitung, anzunehmen. heute Möglichkeiten, die vom Bordun bis zur Penta-
tonik reichen und eine Auflösung rein tonal-akkor-
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Dadurch erschloss Umlauf der Zither ein leicht er- nigung auf politischem Feld, eine Verbesserung ihrer
reichbares ‘tiefes’ Bassregister, was vielleicht auch in Stellung im Musikleben zu erreichen suchten. Im
Zusammenhang mit der neu etablierten c-Saite am Rahmen dieser Initiative erfolgte auch die Gründung
Griffbrett als notwendig gewordene Nachjustierung des Verbandes deutscher Zithervereine und des Zen-
der klanglichen Balance zu sehen ist. tralblattes deutscher Zithervereine (1877 / 78).
Was das Schema der Bespannung im Akkordsai-
ten-Bereich betrifft, nutzte Umlauf ein Modell, das
in Weigels Schule als Variante für eine Zither „zu 29
Saiten“ angegeben ist und „namentlich zum Gebrau-
D er Zithervirtuose, Komponist und Musikver-
leger Ferdinand Kollmaneck (1871 – 1941) ent-
wickelte mit dem Geigenbauer Johann Jobst (1848 –
che für b-Tonarten“ als „sehr bequem“ bezeichnet 1924) die Ideal-Reform-Zither, die beide Besaitun-
wird. Dieses Besaitungsmodell verwendet eine hohe gen vereinte, indem die der Wiener Stimmung ‘feh-
as1-Saite als erste (vorderste) Akkordsaite und hat lenden’ Saiten auf einer zweiten, tiefer liegenden E-
gegenüber den anderen von Weigel angegebenen Be- bene des Freisaiten-Bereiches hinzugefügt wurden
saitungen auch ein hohes fis1 (statt fis) und g1 (statt (1902). Die Masse der ZitherspielerInnen hat dieser
g). In der Zitherliteratur wird die as1-Saite bisweilen Konstruktion jedoch ihre Akzeptanz vollkommen
auch Umlauf zugeschrieben, die oktavversetzte fis- verwehrt, wobei die Ursache dafür vorallem in der
und g-Saite dem aus Mittenwald nach Wien gekom- Komplexität der Handhabung zu liegen scheint. Die
menen Instrumentenbauer und Musikverleger Anton Ideal-Reform-Zither blieb ein Instrument der Zit-
Kiendl (1816 – 1871). hervirtuosen wie Richard Grünwald (1877 – 1963),
Die durch die Oktavversetzungen in der kleinen der die Idee auf die Bedürfnisse der Normalstimmung
Oktave entstehende Lücke war der damaligen Musi- übertragen hat (1912).
zierpraxis vorerst nicht hinderlich. Eine grundlegende und ganz neu konzipierte Form
eines Zitherinstrumentes, die Sirenenlaute oder In-
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ne Quart tiefer als notiert. Als Erfinder wird Georg Schema der Standardbesaitung oder dem der Wiener
Tiefenbrunner (1811 – 1880) genannt (1851). Besaitung bespannt.
Die Bass-Zither ist eine Oktave tiefer als die Dis-
kant-Zither gestimmt und klingt eine Oktave tiefer,
als notiert. Aus den physikalischen Notwendigkeiten
an ein gutklingendes Zitherinstrument im Bassregis-
D ie Schlagzither, deren Entwicklung wir bislang
gefolgt sind, war nicht die erste Zitherform,
die uns in der Musikgeschichte begegnet. Ganz im
ter schuf Ernst Volkmann die neue Form der Psalter- Gegenteil können wir sie als gewissen Endpunkt in
zither (siehe weiter unten). der Entwicklung der Zitherinstrumente verstehen, die
Die Quint-Zither ist eine Quint höher gestimmt als im asiatischen Raum schon in vorchristlicher Zeit
die Diskantzither und klingt auch eine Quint höher ihren Anfang genommen hat.
als notiert. Sie geht, ebenso wie die Bass-Zither auf Eine ganz frühe Form aller Zithern war das Scheit-
eine Idee Ferdinand Kollmanecks zurück, die vom holt – ein einfach gehaltener, länglicher Kasten mit
Instrumentenbauer Adolf Meinel realisiert wurde wenigen Saiten über einem diatonisch unterteilten
(ca. 1930). Griffbrett und einigen Freisaiten. Da die Griffbrett-
saiten durch den Daumen der rechten Hand bzw.
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Hinweis:
Dieses Werk ist durch das österreichische Urhe-
berrecht in seiner Gesamtheit geschützt. Die Zurver-
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Zitherspezifische Spieltechniken:
Grundformen und Spielerweiterungen
Klangfarben Spieltechniken
metallico: Anschlag in unmittelbarer Nähe des Ste- ● Dämpfen (stoppen, etouffé) der Saiten sofort nach
ges. Klingt hart, Klang ist reich an Obertönen. dem Anschlag.
Auch blechern , Grammophoneffekt oder sul ponti- ● Skordatur (Umstimmen einzelner Saiten).
cello.
Griffbrettsaiten
dolce: Anschlag in der Nähe des Schallloches, also ● Abzieh- und Aufschlagbindungen mit den Fingern
in der Mitte der klingenden Saite. Warmer, runder der linken Hand
Klang, auch: Harfenlage oder sul tasto ● Bartokpizzikato (Saite auf das Griffbrett aufschla-
gen lassen)
pizzicato: Die Griffbrettsaiten werden mit den ● Bending (Saite ziehen oder auf die Saite zwischen
Fingerkuppen der rechten Hand gezupft (nicht mit Sattel und Wirbel drücken)
dem Daumen); der Klang der Griffbrettsaiten ● Glissando
nähert sich dadurch dem Klang der Freisaiten an. ● geschlossene Ringbindungen (für Akkordarpeg-
Zum Pizzikato können keine Freisaiten gespielt gien, die Töne klingen nicht nach)
werden. ● offene Ringbindungen (für Akkordarpeggien, die
saiten (Oktav-, Quint-, Quart- und Terz-Flage- ● Zupfen der Saiten mit dem 2. Finger (Zeigefinger),
olett) ebenso möglich wie in den Griffbrettsaiten. während die Note mit dem 5. oder 4. Finger gegrif-
fen wird.
12. Bund: Oktave
7. Bund: Oktave + Quinte
Freisaiten
5. Bund: 2 Oktaven
● Klangteppich: oftmalige und schnelle Wiederho-
4. Bund: 2 Oktaven + Terz
lung von Klängen auch im Wechsel zwischen
Künstliche Flageoletts sind auf den Griffbrett- Griffbrett- und Freisaiten (ohne Dämpfung, senza
saiten möglich. sordino).
● Bending (auf die Saite zwischen Sattel und Wirbel
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● Anschlag der Saiten zwischen Sattel und Wirbel. ● Bottleneck: Doppeltes Glissando durch stufenlose
● Anschlag eines gegriffenen Akkordes auf den Veränderung der schwingenden Saitenteile mit ei-
Griffbrettsaiten auf der linken Seite. nem Stab aus Metall oder Glas.
● „Glissando“-Bewegungen in den Freisaiten (auch ● Papier zwischen oder auf den zu spielenden Saiten
mit dem Ring: c. p. – cum plektro). ● Mit Papier auf den Saiten wischen (‘Lokomotive’)
● Glockenläuten. Dabei werden die Griffbrettsaiten ● Klammern auf den Saiten
meist in einem Dreiklang gestimmt und das Instru- ● Umsponnene Saiten mit dem Ring oder den Fin-
ment mit der rechten Hand im Schalloch gehalten. gernägeln kratzen (‘Dracula-Effekt’)
Dann wird die Zither einer Glocke gleich ge-
schwungen, während der Daumen die Griffbrett- Griffbrettsaiten
saiten anschlägt. ● EBow. Effektgerät, das mittels einer Induktions-
● Perkussive Nutzung des Instrumentenkörpers spule Metallsaiten zum schwingen bringt und so
(Fingerklopfen etc.) einen sinusartigen Dauerton erzeugt.
www.ebow.com
● Streichen der ersten Griffbrettsaite (die der Spie- Die akustische Zither eignet sich für Tonabnehmer
lerIn am nächsten ist) oder der letzten (tiefsten) in unterschiedlichen im Handel erhältlichen Varian-
Kontrasaite mit einem Bogen. ten, auf die hier nicht näher eingegangen wird. Fast
● Einfädeln von Bogenhaaren im Bass- oder Kontra- in jedem Fall, auch bei Abnahme mit einem Mikro-
bass-Bereich der Freisaiten zur Tonerzeugung fon, liefert die Zither ein gutes Tonsignal, das meist
durch Ziehbewegungen in abwechselnde Richtun- problemlos weiterverarbeitet und verstärkt werden
gen und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. kann. Von einigen Instrumentenbauern werden Zit-
● Schlagen der Saiten mit einem Schlägel oder ei- hern mit bereits integrierten Tonabnehmern herge-
nem anderen Klangerzeuger (z. B. Bälle unter- stellt.
schiedlicher Härte auf den Saiten springen lassen).
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Griffbrettsaiten Freisaiten
* Die oktav-versetzten ’dünnen’ Bässe es und cis sind heute nicht mehr gebräuchlich!
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Zither in Standardbesaitung
Griffbrettsaiten Freisaiten
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