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Übung 1: Konstruktion von Formfunktionen

1 Grundlagen und Beispiel


Es sollen zunächst die Grundlagen aus der Vorlesung wiederholt werden. Bei der räumlichen
Diskretisierung macht man bei der Methode der finiten Elemente in der Strukturmechanik für die
Verschiebungen im Allgemeinen folgenden Ansatz:
 
u1
n
 u2 
X 
u(x, y, z) = Nu i (x, y, z) ui = Nu 1 Nu 2 . . . Nu n  .  = N u u(e) , (1)
i=1
 .. 
un

wobei N der Vektor der Formfunktionen und u(e) der Vektor der Verschiebungen in x-Richtung
an den n Knoten sind. Analog erhält man für die anderen Verschiebungskomponenten:
n
X
v(x, y, z) = Nv i (x, y, z) vi = N v v (e) (2)
i=1
n
X
w(x, y, z) = Nw i (x, y, z) vi = N w w(e) . (3)
i=1

Ziel ist es, ein Schema zu finden, um den Vektor der Formfunktionen N (ξ1 , ξ2 , ξ3 ) zu ermitteln
(man achte hier auf den Wechsel des Koordinatensystems). Praktisch geht man nun so vor, dass
man zunächst Formfunktionen für eindimensionale Probleme findet und dann auf zwei- bzw. drei-
dimensionale Probleme durch multiplikative Verknüpfung erweitert. Dazu wird die Struktur in
mehrere Elemente unterteilt und für ein einzelnes Element ein Polynomansatz in dem lokalen,
dimensionslosen Koordinatensystem gemacht:
 
α0
 α1 
 
u(ξ1 ) = α0 + α1 ξ1 + α2 ξ12 + · · · = 1 ξ1 ξ12 . . . ξ1t  .  = P α , (4)
 .. 
αt

wobei die Elemente von P den Polynomtermen entsprechen und α der Vektor der Koeffizienten ist.
Setzt man die Knotenkoordinaten in die obige Gleichung ein, so erhält man ein Gleichungssystem.
Um die Bedingung der Vollständigkeit zu erfüllen, braucht man genauso viele Gleichungen wie
es Kooeffizienten αi gibt. D.h. für ein quadratisches Linienelement mit t = 2 braucht man drei
Knotenkoordinaten im Element. Das Gleichungssystem lässt sich dann schreiben als:
2 t
    
u1 1 ξ11 ξ11 . . . ξ11 α0
 u2   1 ξ12 ξ12 2 t 
. . . ξ12   α1 

u(e) =  .  =  . = P (e) α . (5)
  
. . .. . .
 ..   .. .. .. ..   .. 
 
. 
2 t
ut 1 ξ1t ξ1t ... ξ1t αt

Um die Koeffizienten αi zu eliminieren und die Formfunktionen im lokalen, dimensionslosen Ko-


ordinatensystem zu erhalten, muss die Matrix P (e) invertiert werden:
−1
u(ξ1 ) = P α = P P (e) u(e) = N (ξ1 ) u(e) . (6)

Das ist schließlich der gesuchte Zusammenhang.

Finite Elemente Methode II 1


1.1 Ein eindimensionales Beispiel mit dem Polynomgrad t = 1 (lineares Linienele-
ment)
Für ein eindimensionales lineares Linenelement mit den Intervallgrenzen [−1, +1] und zwei Knoten
lassen sich die Beziehungen schreiben als:
 
 α0
u(ξ1 ) = P α = 1 ξ1
α1
    
u1 1 −1 α0
u(e) = = P (e) α =
u2 1 1 α1
 −1  
(e) −1 (e)
 1 −1 u1
u(ξ1 ) = P P u = 1 ξ1
1 1 u2
  
 1/2 1/2 u1
= 1 ξ1
−1/2 1/2 u2
   
1 1 1 1
 u1  u1
= 2 − 2 ξ1 2 + 2 ξ1 u2
= N1 N2
u2
.

2 Ermittlung und Visualisierung von 1D-Formfunktionen


Das obige Beispiel des eindimensionalen Linienelements kann mit Hilfe von Paraview visualisiert
werden. Das Übungsverzeichnis (/home/if lstudent/F EM 2/U E Student/U E1) enthält unter an-
derem die Python-Skripte
• shape functions linear.py
• shape functions 1D.py
• shape functions 2D.py

Die Datei shape functions linear.py soll hier als Beispiel dienen. Öffnen Sie die Datei mit einem
Editor, z.B. mit dem SciTE -Editor. Für die Programmierung des Beispiels sind nur die Zeilen
zwischen den beiden Rautenzeilen von Bedeutung. Der auf die wenigen Zeilen beschränkte Pro-
grammcode gibt den Ablauf des Beispiels genau wieder. Diese Funktion wird in Paraview als Filter
eingesetzt.
Öffnen Sie nun Paraview 3.14, indem Sie in der Konsole paraview314 eingeben. Unter Menu Bar
→ Macros finden Sie das Makro UE1 , das die Filterpipeline nach einem Klick auf Apply aufbaut,
sodass die linearen Formfunktionen betrachtet werden können. Um die Formfunktion des anderen
Knotens anzuzeigen, müssen sie im Filter linear die node_number auf 2 setzen.
Angemerkt sei hierbei noch, dass die Formfunktionen in diesem Fall flächig dargestellt werden, d.h.
die eindimensionalen Formfunktionen sind lediglich in die zweite Raumrichtung extrudiert.

2.1 Aufgabe: Konstruktion von 1D-Formfunktionen mit beliebigem Polynomgrad


Das gegebene Beispiel für die Formfunktionen eines eindimensionalen Linienelementes soll so er-
weitert werden, dass die Formfunktionen für beliebige Polynomgrade betrachtet werden können.
Öffnen Sie dazu die Datei shape functions 1D.py mit einem Editor. In dieser Funktion müssen die
drei mit ’ ????’ markierten Zeilen angepasst werden. Orientieren Sie sich dazu am obigen Beispiel.
Wenn Sie die nötigen Änderungen eingearbeitet haben, können sie das Makro UE1 1D ausführen,
wobei Fehlermeldungen in einem separaten Fenster von Paraview ausgegeben werden. Bei der Feh-
lersuche kann durch erneutes Ausführen des Makros UE1 1D die Datei erneut eingelesen werden.
Anschließend kann der Polynomgrad im Filter 1D über polynomialDregree eingestellt werden.
Die Auswahl der Knotennummer erfolgt über shapefunctionId.

Finite Elemente Methode II 2


3 2D-Formfunktionen
Formfunktionen für Rechteckelemente, besonders Rechteckelemente der Lagrange-Klasse, wer-
den durch multiplikative Verknüpfung von eindimensionalen Formfunktionen gebildet:

Nij (ξ1 , ξ2 ) = Ni (ξ1 ) · Nj (ξ2 ) . (7)

Die einzelnen Formfunktionen Nij lassen sich auch als Komponenten des dyadischen Produkts der
eindimensionalen Formfunktionsvektoren in den Raumrichtungen bestimmen:
 
N11 . . . N1t2
 .. .. ..  = N (ξ )T N (ξ )
 . . .  ξ1 1 ξ2 2 (8)
Nt 1 1 ... Nt1 t2

Es sei hierbei angemerkt, dass in den Raumrichtungen unterschiedliche Polynomgrade verwendet


werden können, was so zu einer nicht quadratischen Dyade führt. Davon soll aber hier nicht Ge-
brauch gemacht werden.

3.1 Aufgabe: Konstruktion von 2D-Formfunktionen mit beliebigem Polynomgrad


Es sollen zweidimensionale Formfunktionen mit beliebigem Polynomgrad erstellt werden, wobei
die Polynomgrade in beiden Raumrichtungen gleich sein sollen. Dazu soll das dyadische Produkt
der eindimensionalen Formfunktionsvektoren in den Raumrichtungen bestimmt werden. Öffnen
Sie dazu die Datei shape functions 2D.py mit einem Editor. Die Formfunktionen in ξ1 -Richtung
sind dabei identisch mit den Formfunktionen des eindimensionalen Linienelementes und die einzige
Schwierigkeit besteht darin, die Formfunktionen in ξ2 -Richtung zu implementieren, die mit ’ ????’
markiert sind. Die Matrix P (e) ändert sich dabei nicht. Um die Formfunktionen in Paraview zu
betrachten, kann das Makro UE1 2D ausgeführt werden. Der Polynomgrad kann wieder im Filter
2D über polynomialDregree eingestellt werden. Die Nummer der zu betrachtenden Formfunktion
kann über shapefunctionId eingestellt werden (z.B. 23“ für N23 gebildet aus N2 (ξ1 ) · N3 (ξ2 )).

Zum Vergleich der unterschiedlichen Formfunktionen können nun die entsprechenden WarpBySca-
lar -Filter für linear, 1D und 2D ein- und ausgeblendet werden.

Finite Elemente Methode II 3

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