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Ideengeschichte der VWL

Scholastik (Mittelalter): Feudalistische Gesellschaftsstrukturen; bedingungslose Akzeptanz


der kirchlichen Autorität; im Zentrum der Betrachtung standen vor allem die Zinsnahme und
Gerechtigkeit der Preise
Thomas von Aquin: Versuchte, die aristotelische Philosophie der christlichen Glaubenslehre
anzupassen.

Merkantilismus (17. Jahrhundert): Erste industrielle Produktionsstrukturen


(Manufakturen); durch Handel und Protektionismus sollte der außenwirtschaftliche
Überschuss erhöht werden; Ziel: Förderung des nationalen Reichtums durch eine aktive
Handelsbilanz
John Locke: Entwickelte die Grundgedanken der Quantitätstheorie des Geldes, insbesondere
der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.
Richard Cantillon: War wahrscheinlich der erste, der ein langfristiges Kreislaufgleichgewicht
beschrieben hat. Er entwickelte ein 2-Sektoren Modell (Grundbesitzer und Bauern), in dem
der Preis durch die Produktionskosten bestimmt wird und der Output durch den Faktorinput.
Produziert wurden Luxusgüter und lebensnotwendige Güter.
William Petty: War Truppenarzt und hatte u.a. die Aufgabe, nach einem Feldzug britischer
Truppen in Irland die Beute unter den Siegern aufzuteilen.
Jean Baptiste Colbert: Postuliert, dass die Ausdehnung des Außenhandels und ein positiver
Handelsüberschuss der Schlüssel zum Wohlstand seien. Zudem setzte er ein
protektionistisches System von Zöllen und Handelshemmnissen durch.

Klassik (18. Jahrhundert): Wirtschaftswachstum, Einkommensverteilung,


Güterpreisbildung auf Basis der Produktionskosten
Adam Smith: Betont die Vorzüge der Arbeitsteilung. Durch die Maximierung des
Eigennutzens resultiert automatisch das Maximum an Gemeinwohl bzw. Gesamtnutzen
(„unsichtbare Hand“)
David Ricardo: Betont die Vorteilhaftigkeit des internationalen Handels.
Jean Baptiste Say: Postuliert, dass sich das Angebot seine Nachfrage quasi selbst schafft, da
niemand Güter produziert, die keinen Nutzen stiften.
John Stuart Mill: Ging davon aus, dass – in Bezug auf die Kapital- und Bevölkerungszunahme
- nach Erreichen des Wachstumsziels eine Phase des Stillstands kommen müsse.

Industrialisierung (19. Jahrhundert): War geprägt von sozialer Not, wodurch Karl Marx
zur Kritik an den klassischen Aussagen und Beobachtungen angeregt wurde.
Karl Marx: Entwickelte im Rahmen seiner Theorie einen Entwicklungsprozess, welcher zur
Abschaffung des kapitalistischen Systems durch Revolution führt.


Neoklassik (19./20. Jahrhundert): Untersucht das (mikroorientierte) Verhalten der
Wirtschaftssubjekte; Optimierung unter Nebenbedingungen; Der Mensch als „homo
oeconomicus“ handelt rational, wenn er seinen Nutzen u.d.Nb. maximiert; Güterpreisbildung
auf Basis der Grenzkosten (= die Kosten, die durch die Produktion einer zusätzlichen Einheit
entstehen); Es wird stets der Vollbeschäftigungsoutput produziert;
Leon Walras: Entwickelte das Konzept des Grenznutzens und führte als erster eine
Totalanalyse durch; Gesetz von Walras (Gleichgewichtstheorie): Befinden sich n-1 Märkte
einer Ökonomie im Gleichgewicht, so muss sich auch der n-te Markt dieser Ökonomie im
Gleichgewicht befinden.
Alfred Marshall: Ihm gelang die Synthese der kostenbestimmenden Angebots- und der
nutzenbestimmenden Nachfrageseite bei der Preisfindung (Angebots- und Nachfragekurven).
Zudem stellte er erstmals das Prinzip des fallenden Grenznutzens dar und führte die „Ceteris-
Paribus Klausel“ als Analyseinstrument ein.

Keynesianismus (John Maynard Keynes, 20. Jahrhundert): Makroökonomik im


Mittelpunkt der Betrachtung; Die Massenarbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung aufgrund
der Weltwirtschaftskrise führte zur Kritik an der Neoklassik; Automatische Markträumung ist
nicht gesichert; Keynes sah im Gegensatz zu den Neoklassikern die Möglichkeit eines
Gleichgewichtes auch bei Unterbeschäftigung; Letztlich kam es zur Spaltung in der
Wirtschaftstheorie (Neoklassik vs. Keynesianismus)
John Richard Hicks: Entwickelte u.a. das IS-LM-Modell

Neukeynesianismus und Neuklassik (ab 1980): Anpassungs- und Integrationsprozess


zwischen der keynesianischen und neoklassischen Theorie. Dennoch existieren nach wie vor
Differenzen zwischen beiden Theorien: Die Neuklassiker postulieren die Annahme einer
schnellen Wirkung des Gleichgewichts- und Preismechanismus. Abweichungen vom
Gleichgewicht werden durch den Marktmechanismus schnell behoben, sofern er
ungehindert (ohne staatliche Eingriffe) wirken kann. Die Neukeynesianer gehen hingegen von
einem langsamen Anpassungsprozess aus, und sehen deshalb staatliche Eingriffe als
notwendig an (automatische Markträumung ist nicht gesichert). Probleme wie
Arbeitslosigkeit oder Inflation führen sie auf Unvollkommenheiten des Marktmechanismus
zurück, während die Neuklassiker die Ursachen jener Probleme den staatlichen Eingriffen
zurechnen.
Robert Lucas: Angesehener Vertreter der Neuklassik, der die These vertritt, dass staatliche
Maßnahmen keinen oder sogar einen negativen Effekt auf die Wirtschaft haben (rationale
Erwartungshypothese).

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