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Ausgabe Dezember 2021

Magazin der
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Wintergewitter
in Europa
Seite 6

Pflanzliche Wirkstoffforschung Seite 8 ◼ Corona und Lehre Seite 10 ◼

Meinungsmacht im Netz Seite 16 ◼ Weihnachtliche Sinnsuche Seite 18 ◼

Beilage zur Tiroler Tageszeitung www.uibk.ac.at


© BfÖ 2021, Foto: © Eva Fessler
„Ich rate zur Impfung.
Die in Österreich verfügbaren
Impfstoffe gegen Covid-19
sind sicher und wirksam.“

Priv.-Doz. Dr. Birgit Weinberger, Immunologin


Forschungsinstitut für Biomedizinische Alternsforschung der Universität Innsbruck

www.uibk.ac.at
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Inhalt Ausgabe Dezember 2021


Editorial

00
4 Wissenschaftsskepsis über Corona hinaus
Eine Eurobarometer-Umfrage bescheinigt Öster-
reich besonders wenig Vertrauen in die Wissen-
schaft.

6 Wenn es im Winter blitzt


Innsbrucker Forscherinnen sind dem außerge-
wöhnlichen Wetterphänomen auf der Spur.

Foto: Gerhard Berger


8 Gute Fette, schlechte Fette
Abgesehen vom schädlichen Bauchfett haben
Fette wichtige Funktionen in den menschlichen
Zellen.

10 Lehrlingsausbildung und Corona


Auch in vielen Betrieben waren hohe Anstren-
gungen und Flexibilität nötig, um die Lehrlings- Liebe Leserin, lieber Leser!
ausbildung aufrechtzuerhalten.
Ein weiteres schwieriges Jahr neigt
12 Das Texterbe des Alltags sich dem Ende zu. Auch wenn wir alles
Im Rahmen des Projekts „Zeit.Shift“ widmet daran gesetzt haben, trotz der Pande-
sich die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol mie so normal wie möglich zu arbeiten,
der Digitalisierung von historischen Zeitungen war dies für alle Beteiligten oft schwer.
aus Nord-, Ost- und Südtirol. Ich möchte hier besonders unsere Stu-

16
dierenden hervorheben, insbesondere
14 Der unsterbliche Süßwasserpolyp Hydra jene in den ersten Semestern, für die es
Eine Studie beschreibt überraschende Eigen- eine große Herausforderung darstell-
schaften von Stammzellen in wirbellosen Tieren. te, zu studieren, ohne regelmäßig an
die Uni kommen zu können. Aber auch
16 Meinungsmacht im Netz für unsere Mitarbeiterinnen und Mit-
Wie sollen Staaten, Gerichte und soziale Netz- arbeiter war es herausfordernd, jeweils
werke mit gefährlichen Inhalten umgehen? flexibel zu bleiben, sich auf die jewei-
ligen Rahmenbedingungen einzustel-
18 Weihnachtliche Sinnsuche len und sowohl in der Lehre als auch
Der Theologe Józef Niewiadomski setzt sich mit in der Forschung oder in den Service-
den Glaubensgrundlagen nicht nur des Weih- und Dienstleistungsabteilungen im-
nachtsfests auseinander. mer wieder Lösungen zu finden. Und
dass uns das 2021 ganz gut gelungen
20 Fenster in die Welt ist, zeigen auch die Zahlen der posi-
Internationalität in Forschung und Lehre zählt tiven Abschlüsse und der erfolgreichen

18
zu den Stärken der Universität Innsbruck. Einwerbung von Forschungsmitteln.
Einen kleinen Einblick in die For-
21 Freude über Zustiftungen schungsprojekte unserer Wissen-
In diesem Jahr konnte die Stiftung der Universi- schaftlerinnen und Wissenschaftler
tät Innsbruck zwei neue Zustiftungen gewinnen. finden Sie auch auf den folgenden Sei-
ten. Sehr aktuell zeigen sie unter an-
derem auf, dass Corona durchaus auch
Chancen bietet, dass die Meinungs-
freiheit im Internet natürlich recht-
liche Grenzen hat oder wie es sich mit
IMPRESSUM der Wissenschaftsskepsis in Österreich
verhält.
wissenswert ­– Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – 21. Dezember 2021 Ich wünsche Ihnen angenehme Feier-
Herausgeber und Medieninhaber: Universität Innsbruck; Hersteller: Intergraphik GmbH.
Sonderpublikationen, Leitung: Frank Tschoner;
tage und uns allen ein neues Jahr, das
Redaktionelle Koordination: Susanne E. Röck, Christa Hofer. uns bald wieder unser gewohntes Le-
Redaktion: Melanie Bartos, Christa Hofer, Stefan Hohenwarter, Lisa Marchl, Fabian Oswald, Susanne ben ermöglicht.
E. Röck, Miriam Sorko, Uwe Steger. Bleiben Sie aber vor allem gesund!
Covergestaltung: Catharina Walli.
Foto Titelseite: Micah Tindell on Unsplash.
Fotos Seite 3: Bionorica SE/Gerhard Berger; iStock/VioletaStoimenova, Smileus Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk
Anschrift für alle: 6020 Innsbruck, Brunecker Straße 3, Postfach 578, Tel. 0512 53 54-1000. Rektor der Universität Innsbruck
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Wissenschaftsskepsis
weit über Corona hinaus
Eine aktuelle Eurobarometer-Umfrage bescheinigt Österreich besonders wenig
Vertrauen in die Wissenschaft. Weshalb ist das so? Univ.-Prof. Leonhard Dobusch
vom Institut für Organisation und Lernen ist Experte für digitale Öffentlichkeiten
und beobachtet die gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Eine
Spurensuche inklusive (optimistischem) Ausblick.

wissenswert: Österreich hat eine niedrige der Österreicher*innen glauben etwa, dass trieländer, wo der Impfstoff auch verfügbar
Impfquote, zahlreiche Menschen demons- Wissenschaftler*innen nicht ehrlich sind, ist, fallen Österreich, Deutschland und die
trieren gegen Maßnahmen zur Eindämmung knapp ein Viertel ist unentschieden. Durch Schweiz auf. Dafür gibt es sicher viele ak-
der Pandemie, manche sprechen daher von die Pandemie wurde besonders deutlich: Viele tuelle wie historisch gewachsene Ursachen,
einer „gespaltenen Gesellschaft“. Und das, Menschen zweifeln an wissenschaftlicher die es noch genau zu erforschen gilt. In Ös-
obwohl auf wissenschaftlicher Ebene in Be- Erkenntnis und an der Glaubwürdigkeit von terreich wäre es meiner Ansicht nach besser
zug auf das Virus breiter Konsens zu seiner Expert*innen. Warum? gewesen, die Impfdebatte möglichst frei von
Gefährlichkeit besteht. In der Eurobarometer- Leonhard Dobusch: Prinzipiell kämpfen Parteipolitik zu halten. Was die Eurobaro-
Umfrage von September sticht Österreich im alle Länder damit, die Menschen zum Imp- meter-Daten aber auch zeigen: Die Wissen-
EU-Vergleich besonders hervor: 29 Prozent fen zu bewegen. Beim Vergleich der Indus- schaftsskepsis geht weit über Corona hinaus.

Skepsis wird in
der digitalen Welt
häufig noch verstärkt.
Foto: Suwaree Tangbovornpichet
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Sie hat hierzulande eine mehr als 100-jäh-


rige „Tradition“, die weit in die Gesellschaft
hineinreicht. In Österreich gibt es beispiels-
weise mehr bei der Wirtschaftskammer ge-
meldete Energetiker*innen als niederge-
lassene Ärzt*innen. Weit verbreitete esote-
rische Strömungen wie die Anthroposophie
sind im deutschsprachigen Raum entstan-
den. Die Homöopathie ist trotz fehlender be-
wiesener Wirksamkeit in Apotheken erhält-
lich oder wird sogar von Ärzt*innen ver-
schrieben. Hier wurde jahrzehntelang nicht
gegengesteuert, sondern Geld mit Aberglau-
ben verdient. Was alle eint, ist die weitge-
hende Ablehnung sogenannter „Schulme-
dizin“ und der Pharmaindustrie. Die jetzt so
stark spürbare Skepsis kam also keineswegs
aus dem Nichts und wird durch das digitale
Umfeld, in dem wir uns alle bewegen, po-
tenziell noch verstärkt.
Social Media spielen nicht erst seit der Pan-
demie eine große Rolle in der Verbreitung von
(Des-)Informationen. Oft sind es falsche In-
Vorbild Wikipedia:
halte, die viele Menschen auf ihren Accounts
Leonhard Dobusch sieht die
oder Messenger-Diensten finden. Tragen Fa-
Online-Enzyklopädie als das
cebook, Telegram und Co. zur Wissenschafts-
Medium unserer Zeit.
skepsis bei? Foto: Uni Innsbruck
Leonhard Dobusch: Ja. Die Verbreitung von
Desinformationen beispielsweise zu Imp-
fungen wurde von großen Plattformen wie
Facebook über Jahre kaum bekämpft – auch
schon vor Corona. Ähnliches beobachten wir Chancen und neue Probleme mit sich: Das der Corona-Pandemie oft Preprints entspre-
bei der Leugnung des menschengemachten war schon bei der Erfindung des Buchdrucks chend eingeordnet und interpretiert. Na-
Klimawandels. Hier wurde meiner Ansicht so. In einem ersten Schritt wäre es einmal türlich hat das auch Schattenseiten, da auf
nach viel zu spät reagiert. Ich bin überzeugt, wichtig, dass mit Desinformation auf diesen diesen Servern auch unseriöse Studien lan-
dass viele Menschen erst dadurch in das Plattformen nicht auch noch Werbeumsät- den, die wissenschaftsskeptische Narrative
„Lager“ der Wissenschaftsskeptiker*innen ze gemacht werden können. Verbreitung von sogar noch nähren können. Und auch wenn
geraten sind. Das Problem der Desinforma- Desinformation darf sich nicht auch noch Studien schnell widerlegt werden, bekommt
tion im Kontext digitaler Plattformen wurde auszahlen. häufig die Widerlegung weniger Aufmerk-
unterschätzt. Erst mit der Wahl von Donald Was könnte dazu beitragen, dass das Ver- samkeit als die „steile These“. Dennoch: Die
Trump gerieten die negativen Dynamiken trauen wächst? Vorteile offener Wissenschaft überwiegen
der sozialen Netzwerke stärker in den Fokus, Leonhard Dobusch: Eine offenere Wis- meiner Ansicht nach dennoch eindeutig, da
da war alles aber bereits sehr fortgeschritten senschaft könnte dazu einen großen Bei- durch mehr Offenheit Falschbehauptungen
und schwer umkehrbar. trag leisten. Ein offener Zugang zu wis- auch leichter identifiziert werden können.
Hat sich der Umgang mit Desinformationen senschaftlichen Veröffentlichungen und Nicht zuletzt ist das eine gängige Praxis in
in diesem Rahmen inzwischen verbessert? Datensätzen ermöglicht eine kritische Aus- der wissenschaftlichen Community. Durch
Leonhard Dobusch: Das Management di- einandersetzung über Disziplinen hinweg mehr Offenheit wird eine Art öffentlicher
gitaler Öffentlichkeiten ist mit großen He- Peer-Review ermöglicht, die Wissenschaft
rausforderungen verbunden. Plattformen und auch wissenschaftliche Abläufe trans-
»Algorithmen können
wie Facebook unterliegen nicht dem klas- parenter und greifbarer macht.
sischen Medienrecht, da sie ja nicht selbst wie Brandbeschleuniger Gibt es Beispiele, wo das schon gut funktio-
Inhalte erstellen. Das ist ein Dilemma. Wird wirken.« niert?
gegen Desinformation vorgegangen, müs- Leonhard Dobusch: Wenn man mich fra-
LEONHARD DOBUSCH
sen zunächst legitime Meinungsäußerungen gen würde, wo es im Moment die solidesten
von solchen getrennt werden, die es nicht und aktuellsten Informationen zur Corona-
sind – und das ist ein Grenzbereich, der – nicht nur für Expert*innen, sondern auch Pandemie gibt, dann würde ich sagen: in der
schwer automatisierbar ist und für den es für Journalist*innen. Gerade in Krisenzeiten Wikipedia. Dort wird Wissen in einem kol-
noch unzureichende Instrumente gibt. Den- sind Transparenz und schneller Zugang zu laborativen und transparenten Prozess auf
noch gibt es auch eine Plattform-Verant- Forschungsergebnissen wichtig. In den letz- Basis eines gemeinsamen Wertefundaments
wortlichkeit, besonders wenn es um Inhalte ten Monaten haben viele Menschen mit dem erarbeitet – und durchaus auch erstritten.
geht, die über Automatismen befördert wer- Begriff „Preprint“ Bekanntschaft gemacht, Die Wikipedia ist meiner Ansicht nach das
den. Was den Nutzer*innen empfohlen wird dabei handelt es sich um wissenschaftliche Wissenstransfer-Medium unserer Zeit. Ich
oder nicht, basiert zum Beispiel auf inhalts- Publikationen, die über frei zugängliche denke, eine stärkere Orientierung an dieser
blinden Kennzahlen wie der Wiedergabezeit Server öffentlich gemacht werden, aber noch Herangehensweise könnte viel dazu beitra-
von Videos. Und dadurch kann ein Algorith- nicht den Begutachtungsprozess – das „peer gen, das Vertrauen in die Wissenschaft wie-
mus zum Brandbeschleuniger werden. Neue review“ – durchlaufen haben. Alle Interes- der zu stärken.
technologische Möglichkeiten für Infor- sierten haben so Zugriff und können sich  Das Interview führte Melanie Bartos.
mationsverarbeitung bringen immer neue ihre Meinung bilden, Expert*innen haben in melanie.bartos@uibk.ac.at ◼
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Wenn es im
Winter blitzt
Schnee, Blitz und Donner: Passt das zusammen? Die
Kombination mag auf den ersten Blick ungewöhnlich
klingen, aber auch im Winter können Gewitter
auftreten. Sie sind selten, ihre Blitze verursachen aber
immer wieder starke Schäden an der Infrastruktur.
Deborah Morgenstern und Isabell Stucke sind dem
außergewöhnlichen Wetterphänomen auf der Spur.

D
er Himmel verfinstert sich, es blitzt Weise zusammenwirken müssen. „Es ist je-
und donnert, plötzlich setzt starker denfalls sehr viel los in der Atmosphäre,
Niederschlag ein: Wer sich diese Wet- wenn sich ein Gewitter bildet“, sagt Deborah
terereignisse vor Augen führt, denkt eher Morgenstern. Das „Rezept“ für Gewitter be-
nicht an die kalte Jahreszeit, sondern an inhaltet drei Zutaten: Genügend Feuchtig-
heiße Sommertage. „Das ist auch berechtigt, keit, eine labil geschichtete Atmosphäre und
denn die Mehrheit der Blitze – darüber wer- die so genannte Hebung. Gerade im alpinen
den Gewitter in den meteorologischen Da- Bereich werden die Luftmassen oft „geho-
ten hauptsächlich dokumentiert – findet im ben“, wenn sie auf Berge treffen. Dadurch
Sommer statt. Prinzipiell können Gewitter kann es zu Gewitterwolken kommen, die es im Winter selten Gewitter gibt, ergänzt
aber zu jeder Jahreszeit auftreten“, erklä- sich dann kräftig als Blitz und Donner ent- auch Stucke, sie seien zudem auch „unauf-
ren Deborah Morgenstern und Isabell Stucke laden. In den besonders im Sommer entste- fälliger“: „Sehr wahrscheinlich hat jede und
vom Institut für Statistik. Die beiden Atmo- henden großen, sich auftürmenden Wolken jeder von uns auch schon einmal ein Winter-
sphärenwissenschaftlerinnen befassen sich sind die Voraussetzungen für Gewitter daher gewitter erlebt, es aber eher als Winterein-
bereits seit ihrer Studienzeit mit Gewittern leichter gegeben. „Im Winter entstehen die- bruch oder Schneesturm wahrgenommen.
und untersuchen im Rahmen des Projekts se aufgetürmten Wolken eher nicht und die Im Sommer ist die Abgrenzung zum schönen
„Wintergewitter in Europa“ Blitze in der Atmosphäre ist stabiler geschichtet“, be- Wetter viel deutlicher, daher wird das Ge-
kalten Jahreszeit. Sie sind selten, ihr An- schreibt Morgenstern die Herausforderung witter leichter auch als solches erkannt.“ Im
teil beträgt im Winter nur rund drei Prozent ihrer Arbeit. Es gibt viele Gründe, warum Winter bauen sich die erforderlichen Wolken
an allen gemessenen Blitzen. Dennoch: Sie
richten teilweise großen Schaden an der In-
frastruktur wie etwa in Windenergieanlagen
an. Welche meteorologischen Mechanismen
in einer für Gewitter eigentlich „ungüns-
tigen“ Zeit zu ihrer Entstehung führen, ist
in Europa bislang nicht gänzlich erforscht.
„Hier setzen wir an: Wir arbeiten datenba-
siert mit statistischen Methoden daran, die
Wetterbedingungen von Wintergewittern
und ihren Blitzen zu untersuchen und somit
die Grundlagen von Blitzschutznormen auch
für den Winter zu optimieren“, erklären die
Doktorandinnen, die auch Teil der Arbeits-
gruppe „Atmospheric Dynamics“ des Insti- Blitze über
tuts für Atmosphären- und Kryosphären- Innsbruck:
wissenschaften sind. Im Sommer
häufig zu sehen,
Drei Zutaten im Winter rar.
Foto: Lukas Lehner
Die Entstehung eines Gewitters erfordert
zahlreiche Voraussetzungen, die in gewisser
7

Blitze können an hoher


Infrastruktur große Schäden
anrichten, Windparks sind
immer wieder betroffen.
Foto: unsplash.com/cassieboca

nicht wie ein Turm auf, sondern breiten sich jekten wie etwa an der Spitze von Masten
eher wie eine große Decke aus. „Zu dieser oder Windrädern und bringen ein hohes
Jahreszeit haben wir es oft mit starken Stür- Schadenspotenzial mit sich. „Aufwärts- Projekt zu
men und sehr starken horizontalen Bewe-
gungen zu tun. Daher gibt es die Vermutung,
blitze führen etwa 10-mal länger Strom als
andere Blitze und können beispielsweise
Wintergewittern
dass diese Faktoren bei Wintergewittern im Windturbinen regelrecht zum Schmelzen
Vordergrund stehen.“ bringen“, verdeutlicht Isabell Stucke. „Wir Das Projekt „Wintergewitter in Eu-
sehen einen Zusammenhang zwischen der ropa“ wird von der Österreichischen
Blitze wie Baumkronen Entstehung von Wintergewittern und ho- Forschungsförderungsgesellschaft
her Infrastruktur: Es gibt Regionen, in de- FFG finanziert. Projektleiter sind Ge-
Besonderes Augenmerk legen die For- nen bisher im Winter kaum Blitze gemes- org Mayr vom Institut für Atmosphä-
scherinnen auf Blitze – erst ab zumindest sen wurden. Erst als ein Windpark errichtet ren- und Kryosphärenwissenschaften
einem Blitz handelt es sich laut Definiti- wurde, traten gehäuft Wintergewitter auf“, sowie Thorsten Simon und Achim Zei-
on der Weltorganisation für Meteorologie so die Forscherinnen. Zusätzlich zu den um- leis vom Institut für Statistik. Dafür
um ein Gewitter. Prinzipiell sind Blitze gut fassenden Daten aus den Blitzortungsnetz- werden Blitzmessungen am Gaisberg
messbar, besser als alle anderen genannten werken verwendet das Team auch Daten von (Salzburg), Daten des österreichischen
Eigenschaften. Ihr Auftreten wird europa- einer speziellen Messstation am Salzburger Blitzortungssystems ALDIS sowie des
weit in Blitzortungsnetzwerken erfasst. „Es Gaisberg sowie europaweite detaillierte at- europäischen Blitzortungsnetzwerks
gibt Wolke-Wolke-Blitze, die sich innerhalb mosphärische Daten. Dafür sind leistungs- EUCLID (bereitgestellt durch Siemens
der Wolke entladen, Wolke-Erde-Blitze, die starke Rechner erforderlich, die Infrastruk- BLIDS) verwendet und mit meteorolo-
sich zur Erde hin entladen – Abwärtsblitze – tur dafür steht über den Supercomputer gischen Daten des europäischen Erd-
und Erde-Wolke-Blitze, die sich von der Er- LEO 4 der Universität Innsbruck sowie über beobachtungsprogramms COPERNI-
de zur Wolke entladen – die Aufwärtsblitze. den Vienna Scientific Cluster zur Verfügung. CUS verbunden.
Letztere sehen in ihrer Verästelung eher aus „Wir können hier mit modernsten Methoden Die Auseinandersetzung mit Gewit-
wie Baumkronen, während Abwärtsblitze der Statistik und des Machine Learning hin- tern hat an der Universität Innsbruck
an Baumwurzeln erinnern“, erklärt Isabell ter die Kulissen eines komplexen meteorolo- bereits eine lange Tradition. In den
Stucke. Für die Einschätzung der Gefahren gischen Phänomens blicken und freuen uns letzten Jahren wurden interdisziplinär
und die entsprechende Ausarbeitung von darauf, unsere Ergebnisse für die praktische viele Fortschritte im Verständnis von
Blitzschutznormen sind Auf- und Abwärts- Umsetzung im Blitzschutz zur Verfügung komplexen Wetterphänomenen wie
blitze von Relevanz. Für den Winter hat sich stellen zu können“, betonen Deborah Mor- Gewittern erzielt.
gezeigt, dass vor allem Aufwärtsblitze eine genstern und Isabell Stucke.
Rolle spielen. Sie entstehen an hohen Ob- melanie.bartos@uibk.ac.at ◼
8

Gute Fette,
schlechte Fette
„Fett macht krank“, so besagt es eine Volksweisheit. Abgesehen vom schädlichen
Bauchfett haben Fette allerdings wichtige Funktionen in menschlichen Zellen.
Der Innsbrucker Professor für Pflanzliche Wirkstoffforschung, Andreas Koeberle,
arbeitet daran, diese besser zu verstehen.

W
enn wir Biowissenschaftler*innen
von Lipiden - also Fetten - im
Körper sprechen, meinen wir nicht
allein das Bauchfett. Jede menschliche Zel-
le enthält zehn- bis hunderttausend unter-
schiedliche Lipide. Unter ihnen gibt es po-
tenziell bioaktive Lipide, von denen vermu-
tet wird oder von denen man bereits weiß,
dass sie physiologische, teilweise hormon-
artige Aufgaben in den Zellen haben“, er-
klärt Andreas Koeberle. Der Universitätspro-
fessor für Pflanzliche Wirkstoffforschung
leitet das Michael-Popp-Forschungsinstitut
an der Universität Innsbruck. Sogenann-
te Lipidmediatoren stehen im Fokus sei-
nes Forschungsinteresses. „Durch die Fort-
schritte bei Analysemethoden wie der Mas-
senspektrometrie ist es möglich geworden,
verschiedene, auch in kleiner Konzentrati-
on in Zellen vorkommende Lipidmediatoren
zu identifizieren und auf Lipidomics-Ebene
zu untersuchen. Das heißt, wir können ein
vollständiges Profilbild der einzelnen Li-
pidmediatoren erstellen“, beschreibt Koe-
berle. Durch diesen Fortschritt wissen die
Wissenschaftler*innen zum Beispiel in-
zwischen, dass es neben entzündungsför-
dernden Lipidmediatoren auch solche gibt,
die gezielt Entzündungen auflösen. „Mitt-
lerweile ist bekannt, dass Entzündungen
nicht nur getriebene Prozesse sind, son-
dern auch ganz normale, physiologische
Abläufe an Reaktionen – zum Beispiel auf
Infektionen –, bei denen das Immunsystem
hochgefahren werden muss, die Entzün-
dungsreaktion dann aber auch wieder aktiv
Ein Wirkstoff des Drachenbaums heruntergefahren werden muss“, so der Bio-
Dracaena cambodiana ist in der chemiker Koeberle. „Neben anderen Media-
Lage, entzündungsfördernde toren sind hier entzündungsauflösende Li-
Lipidmediatoren zu pidmediatoren ganz entscheidend.“ Da Ent-
hemmen und gleichzeitig zündungsreaktionen bei vielen Krankheiten,
entzündungsauflösende von Diabetes über Herz-Kreislauf-Erkran-
Lipidmediatoren sehr stark kungen bis hin zum Krebs eine wichtige Rol-
hochzuregulieren. le spielen, stellen diese Lipidmediatoren für
Foto: commons.wikimedia.org/Ji-Elle die Innsbrucker Wissenschaftler*innen ein
wichtiges Angriffsziel für ihre Wirkstofffor-
schung dar.
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Vietnamesische Heilpflanze
Fortschritte bei
In einem groß angelegten Forschungs-
Analysemethoden wie der
projekt in Zusammenarbeit mit dem For-
Massenspektrometrie machen
schungsbereich der Pharmakognosie
die genaue Untersuchung
an der Universität Innsbruck haben die
verschiedener Lipidmediatoren
Wissenschaftler*innen um Andreas Koe-
erst möglich. Im Bild werden
berle eine große Anzahl an vietnamesischen
Proben vorbehandelter Zellen für
Heilpflanzen im Hinblick auf ihr Wirkpro-
die massenspektrometrischen
fil auf diese Lipidmediatoren untersucht.
Lipidomics vorbereitet.
„Wir haben über 100 Extrakte aus Vietnam
Fotos: Bionorica SE/Gerhard Berger, Stein/B. Röpe
auf eine begrenzte Anzahl von Lipidmedia-
toren getestet. Die aktivsten Extrakte wur-
den dann in der Pharmakognosie weiter
fraktioniert und so konnten wir Schritt für
Schritt besonders aktive Naturstoffe iso-
lieren“, beschreibt Andreas Koeberle den
Vorgang. Aus 100 Extrakten konnten die
Wissenschaftler*innen schließlich einen
bestimmten Wirkstoff aus einer vietname-
sischen Drachenbaumart (Dracaena cambo-
diana) isolieren, der das gewünschte Profil-
bild zeigt. „Dieser Wirkstoff ist in der Lage,
entzündungsfördernde Lipidmediatoren zu
hemmen und gleichzeitig entzündungsauf-
lösende Lipidmediatoren sehr stark hoch-
zuregulieren“, so Koeberle über einen ersten
Erfolg des Projektes, das nun weiter vertieft
werden soll. ist noch nicht ganz verstanden, sie führt verdeutlicht Koeberle. Der Biochemiker be-
jedoch letztendlich zum Zelltod“, erklärt tont allerdings, dass die Forschung hier noch
Zelltod verstehen Koeberle. Ein Mechanismus, den man sich ganz am Anfang steht: „Die Ferroptose ist
in der Tumorbehandlung zu Nutze machen ein Zelltod-Weg, der noch nicht vollstän-
Ein anderes Projekt, an dem die will. „Gerade in der Krebsbehandlung will dig verstanden ist. Es gibt im Moment al-
Wissenschaftler*innen rund um Andre- man erreichen, dass Tumorzellen abster- lerdings ein exponentielles Wachstum, was
as Koeberle derzeit forschen, beschäftigt ben. Die Ferroptose stellt somit einen wich- das Wissen um diesen Zelltod-Weg betrifft.
sich mit einem neu entdeckten Zelltod-Weg. tigen Angriffspunkt vor allem bei chemore- Das bedeutet auch, dass die Entwicklung
„Zelltod klingt erst einmal schlecht, dabei sistenten oder besonders aggressiven, me- von Wirkstoffen, die in die Ferroptose ein-
handelt es sich aber um einen natürlichen tastasierenden Tumoren dar. Deswegen sind greifen, noch in den Kinderschuhen steckt.
Vorgang. Zellen müssen sich vermehren und wir auf der Suche nach neuen Wirkstoffen, Wir sehen allerdings großes Potenzial in
sie müssen auch gezielt sterben“, verdeut- die die Ferroptose gezielt auslösen kön- diesem Angriffspunkt und wollen unsere
licht der Biochemiker. Ein Zelltod-Weg, die nen“, so Koeberle. Neben der Tumorbehand- Forschungen in diesem Bereich weiter vo-
Apoptose, wurde bereits über viele Jahre in- lung stellt der Zelltod-Weg Ferroptose auch rantreiben.“
tensiv erforscht. Seit einigen Jahren weiß bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder bei susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼
man allerdings, dass es neben der Apoptose Schlaganfällen einen vielversprechenden
eine ganze Reihe weiterer Zelltod-Wege gibt, Ansatzpunkt in der Therapie dar. „Neues-

Phytovalley Tirol
die gezielt in Zellen ablaufen. Einer davon ist te Forschungsergebnisse deuten darauf hin,
die Ferroptose, bei der auch wieder Lipide im dass bei all diesen Erkrankungen die Ferro-
Mittelpunkt stehen. Bei der Ferroptose spie- ptose eine wesentliche Rolle spielt. Könnte
len Membran-Lipide eine große Rolle. Diese man sie gezielt mit einem Wirkstoff hem- In den vergangenen Jahren wur-
werden oxidativ geschädigt und verändern men, könnte man derartigen degenerativen den in Tirol zahlreiche Arbeitsplät-
in der Folge die Membran-Architektur der Erkrankungen womöglich vorbeugen bezie- ze im Bereich der Phytowissenschaf-
Zelle. Wie genau diese Veränderung abläuft, hungsweise die negativen Folgen lindern“, ten geschaffen, aktuell arbeiten rund
140 Forscherinnen und Forscher im
Phytovalley Tirol. Neben dem Anfang
2020 eröffneten Michael-Popp-For-
ZUR PERSON schungsinstitut, das über die Michael
A. Popp nature science foundation und
Andreas Koeberle (geboren 1981 in Sigmaringen/Baden-Württem- das Land Tirol finanziert wird, for-
berg) studierte Biochemie an der Universität Tübingen, wo er 2009 schen an der Universität Innsbruck
in Pharmazeutischer Chemie promovierte. Nach einem Postdoc- auch Wissenschaftler*innen der In-
Aufenthalt an der Universität Tokio wurde er 2011 Gruppenleiter stitute für Analytische Chemie & Ra-
am Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische Chemie an der diochemie, Pharmazie und Botanik an
Universität Jena, wo er 2012 auch die Leitung der institutionellen Pflanzenwirkstoffen. Das ADSI, Biono-
Lipidomics-Einrichtung übernahm. Der mehrfach ausgezeichnete rica Research, Tirol Kliniken, MCI und
Forscher habilitierte sich 2016. Seit Oktober 2019 ist er Universi- weitere Partner ergänzen das erfolg-
tätsprofessor für Pflanzliche Wirkstoffforschung am Michael-Popp-Forschungs- reiche Forschungscluster.
institut der Universität Innsbruck.
10

Corona: Chance für die


Lehrlingsausbildung?
Nicht nur Schulen und Universitäten standen während der Lockdowns vor
der Herausforderung, Lehre und Bildung auf Distanz zu ermöglichen. Auch
in vielen Betrieben waren hohe Anstrengungen und Flexibilität nötig, um die
Lehrlingsausbildung aufrechtzuerhalten. Wie sich die betriebliche Ausbildung
in dieser Zeit verändert hat, untersucht Bernd Gössling, Professor für
Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Berufsbildungsforschung,
im Projekt „Corona als Chance“.

Auch das Ausbildungspersonal in der


Berufsbildung steht während der
Pandemie vor der Herausforderung,
Bildung auf Distanz zu ermöglichen.
Fotos: iStock/damircudic; Gössling
11

H
omeoffice, Homeschooling und Dis- die Berufsbildung?“, die auch zu einer weite- tisches Konzept nicht ‚automatisch‘ zu einer
tance Learning – Begriffe und Um- ren Professionalisierung der Lehrlingsaus- lernförderlichen Ausbildungsdokumenta-
stände, an die viele sich in den ver- bildung beitragen soll. Dazu befragt Göss- tion. Das Potenzial der Digitalisierung von
gangenen zwei Jahren gewöhnt haben, ja ling Ausbildungspersonal in der Berufsbil- Lernprozessen lässt sich nur ausschöpfen,
gewöhnen mussten. Die Digitalisierung dung über alle Branchen hinweg mit einem wenn der didaktische Ansatz auch auf In-
macht es möglich. Wie digitale Mittel im Online-Fragebogen. Erste Zwischenergeb- dividualität, Selbstständigkeit und koope-
Schulunterricht oder in der Lehre an Hoch- nisse zeigen, dass digitale Tools vor der Kri- ratives Lernen setzt. Wo die Ausbildung da-
schulen während der Lockdowns eingesetzt se nur in wenigen Lehrbetrieben aktiv von rauf beruht, dass überwacht und vorgegeben
werden, dazu gibt es bereits einige Studien. den Ausbildner*innen eingesetzt wurden. wird, kann die Digitalisierung zwar einen
Demnach sind es beispielsweise Lernplatt- Lockdown abfedern, die Leistungen der be-
formen, Konferenztools oder Chatsysteme, trieblichen Ausbildung werden so jedoch
die das Lernen auf Distanz ermöglichen. Al- »Es liegt am Bildungspersonal, nicht wesentlich verbessert“, sagt Gössling.
les Technik, die es bereits lange vor Covid-19 die digitale Technik sinnvoll Einen Mehrwert sieht der Wirtschaftspä-
gegeben hat, die ihren flächendeckenden dagoge trotzdem in den Erfahrungen der
Einzug in den Schul- und Universitätsalltag
einzusetzen, um Unterricht vergangenen zwei Jahre: „Die digitale Aus-
jedoch erst mit der Krise geschafft hat. Die und Lehre auch während bildungskompetenz der Teilnehmer*innen
Behauptung, dass Corona ein Digitalisie- eines Lockdowns am Laufen der Studie ist gestiegen. Die Lockdowns
rungstreiber ist, sieht Bernd Gössling, Pro- zu halten. Tatsächlich ist das haben die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass
fessor für Wirtschaftspädagogik mit dem Ausbilder*innen sich mit dem lernförder-
Schwerpunkt Berufsbildungsforschung am Lehr- und Ausbildungspersonal lichen Einsatz digitaler Tools beschäftigen.
Institut für Organisation und Lernen, den- der Digitalisierungstreiber und Die dazu erforderlichen Veränderungen der
noch kritisch: „Für den Bildungsbereich nicht die Covid-19-Pandemie Ausbildungskonzepte gelingen dort beson-
kann ich das nicht bestätigen. Denn es liegt ders gut, wo Lehrlingsausbilder*innen zu-
an sich.«
am Bildungspersonal, die digitale Technik sammenarbeiten. Die Befragung zeigt, dass
sinnvoll einzusetzen, um Unterricht und BERND GÖSSLING diese professionelle Kollaboration inzwi-
Lehre auch während eines Lockdowns am schen viel häufiger auch digital stattfindet
Laufen zu halten. Tatsächlich ist das Lehr- und zwar auch nach Ende der Lockdowns.
und Ausbildungspersonal der Digitalisie- Das hat sich während der Lockdowns jedoch Insofern zeigen sich hier deutlich positive
rungstreiber und nicht die Covid-19-Pande- geändert: Auch Lehrlingsausbilder*innen Effekte der Krise“, meint Gössling.
mie an sich.“ haben Messengerdienste, Videokonferenzen,
Tools zum kooperativen Lernen oder zur di- Studie läuft noch bis
Digitalisierung in der gitalen Prüfungsvorbereitung eingesetzt.
zum Frühjahr 2022
Lehrlingsausbildung
Digitale Ausbildungskompetenz Aktuell versuchen Gössling und seine
Doch wie sieht es eigentlich in der Lehr- Kolleg*innen, auch Ausbilder*innen system-
ist gestiegen
lingsausbildung aus? Das untersucht Bernd relevanter Berufsgruppen direkt vor Ort zu
Gössling aktuell in einer laufenden Studie Vorläufige Befragungsergebnisse zeigen, erreichen, die überwiegend analog arbeiten.
– einer der ersten in Österreich überhaupt, dass die Verwendung dieser digitalen Werk- Die Studie, die aus der Stiftungsprofessur für
die sich mit dem Thema Digitalisierung zeuge nach Ende der Lockdowns jedoch wie- Berufsbildungsforschung und vom Bundes-
in der betrieblichen Ausbildung während der stark zurückgegangen ist. Die Annahme ministerium für Digitalisierung und Wirt-
der Covid-19-Pandemie beschäftigt. „Die einer dauerhaften Umstellung auf digitale schaftsstandort finanziert wird, läuft noch
schulische und die universitäre Ausbildung Lernprozesse kann vorläufig also nicht be- bis März 2022. Lehrlingsausbilder*innen ha-
während der Lockdowns wurde bereits un- stätigt werden. Erste Erklärungen dafür ben also nach wie vor die Möglichkeit, daran
tersucht. Wir wollen nun erheben, wie die liefern Forschungsarbeiten aus der Zeit vor teilzunehmen. ◼
betriebliche Berufsausbildung in diesen Corona: „Eine Ausbildungssituation wird für
Phasen weitergelaufen ist und inwiefern den Lehrling nicht allein dadurch besser, Weitere Infos:
hier digitale Tools eingesetzt wurden. Bis- dass sie digital organisiert wird. Und auch https://bit.ly/berufsbildung-
her ist das ein weißer Fleck auf der Land- der Ersatz eines bisher weitestgehend un- nach-corona
karte“, beschreibt Gössling den Ausgangs- genutzten physischen Berichtshefts durch
punkt seiner Studie „Corona als Chance für ein Online-Tool führt ohne ein neues didak- lisa.marchl@uibk.ac.at ◼

ZUR PERSON

Bernd Gössling ist geboren im Rheinland und aufgewachsen in Westfalen. Er studierte Wirtschaftswissenschaf-
ten, unter anderem an der Universität Paderborn. Nach Abschlüssen als Diplom-Kaufmann und Diplom-Handels-
lehrer folgten Tätigkeiten im Personalwesen und in der Geschäftsentwicklung. 2013 promovierte er im Fach
Wirtschaftspädagogik. Der Forschungsschwerpunkt von Bernd Gössling liegt auf der Berufsbildung und ihrer
Verflechtung mit Wirtschaft, Gesellschaft und Bildung. Vor dem Hintergrund eines didaktischen Erkenntnis-
interesses betrachtet er Lehr- und Lernprozesse, insbesondere in der Lehrlingsausbildung und der betrieblichen
Weiterbildung. Dabei spielen auch die organisationalen und personalen Bedingungen sowie die erweiterten sozi-
alen, institutionellen und politischen Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle. Als Leiter und Mitwirkender war
er an zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsprojekten zu verschiedenen Facetten der Berufsbildungsforschung
aktiv und betreibt seine Arbeiten eingebunden in internationale Forschungsnetzwerke. Seit August 2019 ist Bernd Gössling Profes-
sor für Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Berufsbildungsforschung am Institut für Organisation und Lernen der Leopold-
Franzens-Universität Innsbruck.
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Das Texterbe
des Alltags
Im Rahmen des Projekts „Zeit.Shift“ widmet sich Johanna Walcher. Das Projekt ist in drei Be-
standteile gegliedert: bewahren, erschlie-
die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol der ßen und vermitteln. Zu Ersterem gehört die
Digitalisierung der historischen Zeitungen
Digitalisierung von historischen Zeitungen aus an sich. Bei der Erschließung kommen com-
puterlinguistische Methoden zum Einsatz.
Nord-, Ost- und Südtirol. Für diese ist vor allem EURAC Research zu-
ständig. In maschinellen und automatisier-
ten Verfahren sollen wichtige Begriffe wie

W
issen Sie, wo es einen Lüftenegger 20. Jahrhunderts und stehen in den digitalen Personen, Namen und Orte erkannt und auf
Stock zu kaufen gibt? Oder in wel- Bibliotheken der ULB und der Landesbiblio- digitalen Karten geographisch lokalisiert
cher Situation Sie vielleicht einen thek Dr. Friedrich Teßmann der Allgemein- werden. Diese Informationen werden aber
Diabolo-Separator benötigen könnten? Falls heit zur Verfügung. Eine gemeinsame On- auch händisch erschlossen. Dafür werden
diese Begriffe Ihnen nichts sagen, müssten line-Plattform befindet sich in Arbeit. Bibliotheken, Archive und Museen in meh-
Sie bei Gelegenheit einen Blick in den Ti- reren Workshops geschult. „Da kommt dann
roler Grenzboten werfen. Oder in die Tiro- Bewahren, erschließen, vermitteln auch der große Aspekt der Vermittlung ins
ler-Vorarlberger Bienen-Zeitung. Diese Zei- Spiel“, erklärt Horwath.
tungen werden nicht mehr gedruckt, auch An der Universitäts- und Landesbiblio-
wenn der Tiroler Grenzbote noch bis in die thek Tirol wird abteilungsübergreifend an Neue Inhalte entdecken
2000er-Jahre hinein erschien. Dass sie trotz- vielfältigen Aufgaben zusammengearbei-
dem nicht aus dem kollektiven Gedächtnis tet. Intensiv in das Projekt eingebunden Die Frage, die bei der Vermittlung des
verschwinden, ist Ziel des interregionalen sind dabei vor allem Silvia Gstrein als Pro- Projekts im Vordergrund steht, lautet: Was
Projektes „Zeit.Shift“. Die Universitäts- und jektleiterin von Zeit.Shift an der ULB Tirol ist mit diesen Quellen anzufangen, wenn sie
Landesbibliothek Tirol (ULB) an der Univer- sowie Barbara Laner, Johanna Walcher und einmal digitalisiert sind? Das Projekt will
sität Innsbruck, die Dr. Friedrich Teßmann Maritta Horwath aus der Abteilung für Di- ein Bewusstsein dafür schaffen, was in hi-
– Landesbibliothek in Südtirol und das pri- gitale Services. „Historische Zeitungen als storischen Zeitungen alles entdeckt wer-
vate Forschungszentrum EURAC Research in zeitgenössische Quellen sind in der öffentli- den kann – nicht nur für die Forschung,
Bozen arbeiten gemeinsam an der Digitali- chen Wahrnehmung nicht sehr präsent und sondern auch für die breite Öffentlichkeit.
sierung von historischen Zeitungsbestän- akut vom Zerfall bedroht. Auch sind die Zei- Deswegen arbeitet das Zeit.Shift-Team ne-
den aus Nord-, Ost- und Südtirol. Die digi- tungsbestände regional stark verteilt, was ben der Organisation von Workshops vor
talisierten Zeitungsartikel stammen haupt- die länderübergreifende Kooperation in die- allem an einer Citizen-Science-Initiative,
sächlich aus den ersten Jahrzehnten des sem Projekt umso wichtiger macht“, erklärt die einen wesentlichen Bestandteil des Pro-

Eine Illustration aus der


Bienen-Zeitung.
Foto: Uni Innsbruck
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jektes darstellt und eine aktive Teilnah-


me der Öffentlichkeit ermöglicht. „Mit der
Citizen-Science-Initiative wollen wir mit
unseren Inhalten rausgehen und die Leu-
te dazu einladen, mit uns neue Inhalte zu
entdecken und an ihnen zu arbeiten“, sagt
Walcher. Dafür werden Werbeanzeigen aus
den digitalisierten Zeitungsbeständen auf
die Plattform „Historypin“ geladen. Jede*r
mit einem Internetzugang kann auf diese
zugreifen und sie auf eigene Faust durchsu-
chen. Nutzer*innen können durch zwei ein-
fache Aufgaben dabei helfen, das kulturelle
Erbe Tirols zu bewahren und aufzuarbeiten:
lokalisieren und taggen. Dazu muss nur ei-
ne Zeitungskollektion ausgewählt werden,
wie zum Beispiel die Tiroler-Vorarlberger
Bienen-Zeitung oder der Tiroler Grenzbote.
Wenn die Werbeanzeige auf einen bestimm-
ten Ort verweist, kann dieser auf einer Kar-
te lokalisiert und markiert werden. Weiters
können Tags hinzugefügt werden, also kur-
ze Beschreibungen, die dabei helfen, Anzei-
gen in bestimmte Kategorien einzuordnen
– dazu gehören Eigennamen, bestimmte
Produkte oder eine Veranstaltung, um die
es in der Anzeige geht. Wer an einer Anzei-
ge besonders interessiert ist, kann auch on-
line weiter dazu recherchieren und weitere
Entdeckungen als Link hinzufügen - zum
Beispiel über den „Lüftenegger Stock“, zur
Zeit der Bienen-Zeitung ein sehr beliebtes Eine Anzeige für Feigenkaffee.
Bienenstock-Modell. Oder über den Diabolo- Foto: Uni Innsbruck
Separator, einer Milchzentrifuge zur Verar-
beitung von Frischmilch, die im Grenzboten
über zahlreiche und geografisch weit ver-
breitete Anzeigen beworben wurde.

Einblick in den Alltag


„Über eine Auswertung dieser Werbean-
zeigen gewinnt man einen sehr guten Ein-
blick in das Alltagsleben bestimmter Regi-
onen, weil es eine schriftliche Quelle ist, die
direkt aus der Bevölkerung kommt“, erklärt
Horwath. Bei den Anzeigen handelt es sich
schließlich nicht nur um Werbung für Pro-
dukte. Neben Inseraten für Haarfärbemittel Artikel aus historischen
und weiße Zähne finden sich medizinische Zeitungsbeständen
Empfehlungen, Stellenausschreibungen, Nord-, Ost- und Südtirols.
Traueranzeigen und Veranstaltungen. „Es Foto: Uni Innsbruck
tauchen auch immer wieder außergewöhn-
liche Fundstücke auf“, fügt Walcher hinzu.
„Erst vor kurzem bin ich auf eine Klarstel-
lung zu Feigenkaffee gestoßen. Das war da- angelegter Onlinekurs. Die Schüler*innen
mals ein beliebtes Getränk, das auch Kaffee
beigemischt wurde – nur haben die Leute
sollen darin lernen, die Zeitungsartikel für
eigene wissenschaftliche Hausarbeiten aus-
Link-Tipp
ihn wohl oft viel zu hoch dosiert, sodass die zuwerten. „Der große Grundgedanke dieses Wer selbst in den Zeitungsartikeln
Hersteller die richtige Verwendung in einem MOOCs ist, mithilfe von historischen Zei- stöbern und bei der Lokalisierung hel-
Kommentar klarstellen mussten.“ tungen zu einem bestimmten Thema zu re- fen möchte, kann
cherchieren – also wie die Portale genutzt über diesen QR-Code
Eine Wissensquelle für alle werden oder was bei der Erarbeitung einer die Plattform Histo-
Forschungsfrage beachtet werden muss“, rypin aufrufen, oder
Ein weiterer Ansatz, mit dem das Pro- sagt Walcher. Wie auch bei der Citizen-Sci- dem Link https://
jekt unter dem Aspekt „Vermittlung“ ex- ence-Initiative dreht sich hier alles darum, www.historypin.org/
perimentiert, ist die Nutzung der digitalen ein vollständigeres Bild des Tiroler Alltags- en/zeit-shift/ folgen.
Zeitungsarchive durch Schüler*innen. Dazu lebens vor 100 Jahren zu erarbeiten.
wird gerade ein MOOC erarbeitet, ein groß  fabian.oswald@uibk.ac.at ◼
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Der Süßwasserpolyp Hydra,


an dem die Arbeitsgruppe
von Bert Hobmayer forscht.
Foto: Wolfgang Dibiasi

Stammzellen auf der


unmöglichen Treppe
Eine neue Studie beschreibt überraschende Eigenschaften von
Stammzellen in wirbellosen Tieren. Der unsterbliche Süßwasserpolyp Hydra
spielt dabei eine wichtige Rolle.

E
ine Kugel rollt einen Hügel hinab. desto eingeschränkter ist die Bandbreite an großen internationalen Kooperation haben
Auf ihrem Weg trifft sie auf Erhö- Zelltypen, zu denen sie sich noch ausdiffe- Wissenschaftler*innen bisher wenig beach-
hungen oder Mulden und muss ihre renzieren kann - so wie die Kugel auch nicht tete Eigenschaften von adulten Stammzel-
Bahn anpassen, rollt mal nach rechts, mal mehr bergauf rollen kann. Die Fähigkeit zur len an wirbellosen Tieren erforscht und das
nach links. Am Ende ihres Weges erreicht Differenzierung in verschiedene Zelltypen Bild des „Waddington Landscape“ um meh-
sie ebenen Boden. Das Bild des „Wadding- nennt sich Plastizität. rere Dimensionen erweitert. Die Arbeit wur-
ton Landscape“ wurde im Jahr 1957 entwi- Diese Vorstellung von Stammzellen be- de im wissenschaftlichen Journal „Biologi-
ckelt und ist ein klassisches Modell, das den ruht allerdings hauptsächlich auf dem, was cal Reviews“ veröffentlicht. Bert Hobmayer
Differenzierungsweg von Stammzellen be- von Wirbeltieren bekannt ist. Diese wer- vom Institut für Zoologie der Universität
schreibt: Stammzellen teilen sich. Daraus den in der Stammzellenforschung bereits Innsbruck war maßgeblich an der Studie be-
entstehen zunehmend spezialisierte Zell- seit Jahrzehnten untersucht, allen voran teiligt und erklärt, welche Rolle der Süßwas-
typen, bis sie eine bestimmte Körperzel- der Mensch, da medizinische Anwendbar- serpolyp Hydra gespielt hat, an dem seine
le gebildet haben. Je spezifischer die Zelle, keit stark im Vordergrund steht. In einer Arbeitsgruppe forscht.
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Bei Wirbeltieren entscheiden sich Stamm- und letztendlich zum Tod führen, sind hier len zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten
zellen bereits sehr früh, im Embryonal- außer Kraft gesetzt. „Im Waddington Land- ihres Lebens gewählt werden, um einen be-
stadium, zwischen einem von zwei Wegen: scape wird nicht die Plastizität beschrieben, stimmten Entwicklungsweg einzuschlagen,
Entweder sie schlagen die Keimbahn ein, die wir in einigen von diesen basalen Tie- je nachdem, was der Organismus des Tieres
entwickeln sich zu Spermien- oder Eizellen ren finden“, sagt Hobmayer. „Wir haben hier gerade benötigt. In manchen wirbellosen
und geben damit die Erbinformation weiter Stammzellen, die über sehr lange Lebens- Tieren können Körperzellen sich auch wie-
– oder sie entwickeln sich zu somatischen spannen in diesem Stammzellzustand ge- der zurückdifferenzieren und wieder zu ei-
Stammzellen, die sich zu allen anderen halten werden und verschiedene Entwick- ner Stammzelle werden, dargestellt durch
Körperzellen ausdifferenzieren. Diese Ent- lungswege einschlagen können.“ Das Ziel die Leitern im Schema. Damit steht ihnen
scheidung ist endgültig – keine Keimzelle der kooperierenden Forscher*innen war es die Möglichkeit offen, sich auch später wie-
kann sich später noch zu einer somatischen deswegen, die Biologie adulter Stammzellen der zu Keimzellen zu entwickeln.
Zelle entwickeln, oder umgekehrt. Stamm- viel breiter zu beobachten und zu charakte- Das neue Modell verspricht, ein guter
zellen, die sich nach der Embryonalentwick- risieren, um ihre Eigenschaften besser fas- Grundstein für zukünftige Forschung zu
lung im Gewebe und den Organen von Tie- sen zu können. Dafür entwickelten sie eine sein. Hobmayers Forschungsgruppe ver-
ren finden, nennen sich adulte Stammzellen. graphische Darstellung – den „Wobbling sucht aktuell, die Entscheidungsfindung von
„Prinzipiell ist es so, dass adulte Stammzel- Penrose Landscape“ (siehe unten). interstitiellen Stammzellen der Hydra ein-
len in allen Tieren vorkommen. Sie sind da- gehender zu studieren und die Plastizität
für verantwortlich, das Gewebe jung zu hal- Die Kugel rollt auch bergauf dieser Stammzellen auf einer molekularen,
ten, absterbende Zellen zu erneuern und Re- genetischen Ebene besser zu verstehen. Da-
generationsprozesse umzusetzen“, erklärt Im Gegensatz zum „Waddington Land- zu sind auch interdisziplinäre Projekte in
Hobmayer. „Unsere Organsysteme greifen scape“ – auf dem Bild oben rechts in Schwarz- einem von der Europäischen Union geför-
zurück auf einen Pool von adulten Stamm- Weiß zu sehen – bewegen sich die Stammzel- derten Doktoratsprogramm an der Univer-
zellen, damit unsere Gewebe und Organe len im „Wobbling Penrose Landscape“ nicht sität Innsbruck (EU-CoFUND „DP ARDRE“)
über unsere Lebenszeit hinweg leistungs- in eine einzige Richtung. Vielmehr befinden geplant, vor allem Kooperationsprojekte mit
fähig bleiben können.“ Adulte Stammzel- sie sich in einem stetigen Auf und Ab. Diese dem Institut für Alternsforschung und dem
len in Wirbeltieren haben eine begrenzte Stammzellen können fortwährend und über Institut für Molekularbiologie der Universi-
Teilungsfähigkeit, danach sterben sie. Bei sehr lange Lebensspannen eine hohe Plasti- tät Innsbruck. Die adulten Stammzellen der
wirbellosen Tieren hingegen sieht die Sache zität aufweisen und in einem andauernden Hydra und ihre unbegrenzte Regenerations-
ganz anders aus, wie sich am Beispiel der dynamischen Zustand gehalten werden, fähigkeit haben noch viel über Fragen der
Hydra zeigt. dargestellt durch die Penrose-Treppe, auch Regeneration, des Alterns und der Arznei-
bekannt als unmögliche Treppe. Die zahl- mittelforschung zu verraten.
Dem Tod entgehen reichen Ausgänge können von Stammzel- fabian.oswald@uibk.ac.at ◼

„Um das in einen Bezug zu setzen: Die


Wirbeltiere sind einer von 35 Tierstämmen.
Die restlichen 34 Tierstämme gehören zu
den Wirbellosen. Wir haben da eine gigan-
tische Vielfalt von Formen und Entwick-
lungsstrategien“, sagt Hobmayer. Unter den
Wirbellosen sind sehr ursprüngliche, ein-
fach gebaute Tiere vertreten, die aber sehr
leistungsfähige Stammzellen besitzen und
die über ausgeprägte Reparationsleistungen
verfügen. Manche dieser Tiere können gan-
ze Körperteile komplett ersetzten, oder aus
Einzelzellen einen ganzen Organismus neu
bilden - so auch die Hydra, weshalb sie auch
diesen Namen trägt. „Diese Tiere scheinen in
ihrem Lebenszyklus nahezu unbegrenzt zu
wachsen. Sie vermehren sich asexuell, das
heißt, sie bilden neue Klone aus ihren Kör-
pern und erneuern permanent ihr Gewebe“,
so Hobmayer. „Damit bleiben sie jung und
irgendwie – auf zellulärer Ebene verste-
hen wir das noch nicht – entgehen sie dem
Tod. Wir arbeiten mit Laborstämmen, die in
den 60er-Jahren etabliert wurden und seit-
her über klonales Wachstum vermehrt wer-
den. Sie haben also schon Tausende Zelltei-
lungen hinter sich gebracht und es gibt kein
Signal, dass die in irgendeiner Form gealtert
wären.“
Süßwasserpolypen bestehen zu einem Der „Wobbling Penrose Landscape“
sehr hohen Anteil aus adulten Stammzellen ist eine neue bildliche Darstellung
– etwa ein Drittel der Gesamtzellen, die ei- der Dynamik von Stammzellen.
ne Hydra ausmachen –, die sich auch ständig Foto: Oshrat Ben-Hamo
teilen. Die Alterungsprozesse, die normaler-
weise mit häufiger Zellteilung einhergehen
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Meinungsmacht
im Netz
Im digitalen Raum treffen unterschiedliche Ansichten
aufeinander. Das Recht auf freie Meinungsäußerung gehört
zum Fundament einer funktionierenden Demokratie. Doch
wie sollen Staaten, Gerichte und soziale Netzwerke mit
gefährlichen Inhalten umgehen?

I
mmer mehr Menschen nutzen das In- Netz. Daraus konnte der Jurist interessante sehr schlecht darin sind, Informationen
ternet. Voraussetzung für die Ausübung Rückschlüsse ziehen. „Hinsichtlich be- objektiv zu bewerten und Gefahren zu er-
der Menschenrechte im digitalen Raum stimmter Meinungen und Themen sieht man kennen. „In vielen Fällen vertrauen wir In-
ist die Teilhabe. Rund 44 Prozent der Welt- Tendenzen zu extremistischeren und poin- formationen, die wir von einer Person er-
bevölkerung haben noch keinen Zugang, tierteren Ausdrucksweisen. Dies hat sich halten, zu der wir eine emotionale Bindung
auch wenn die UNO Zugang für alle bis 2030 sehr stark im Bereich der Desinformation haben.“
anstrebt. Für die restlichen 4,4 Milliarden in Zusammenhang mit der Coronakrise ge-
spielt das Internet schon jetzt als Kommu- zeigt.“ Kettemann stellt sich dabei die Frage, Verhalten analysieren
nikationsraum eine wichtige Rolle. Trotz- wie Informationen im Netz aufgenommen
dem wissen wir noch wenig darüber, wie werden. „Nicht jede Altersgruppe hat das In den sozialen Netzwerken sind Hass-
Internetplattformen im Detail funktionie- natürliche Gefühl, dass Online-Informatio- kommentare und Falschmeldungen weit
ren. An der Universität Innsbruck wirkt seit nen potenziell gefährlich sein können. Dazu verbreitet. Daher werden vermehrt For-
September Matthias C. Kettemann, der als zählen etwa Personen im Alter zwischen 40 derungen nach engmaschigeren Gesetzen
Erster im deutschen Sprachraum eine Lehr- und 70 Jahren, die in der Gesellschaft ein- vorgebracht. „Wenn wir immer nach neuen
befugnis für Internetrecht erhielt. Der Netz- flussreiche Positionen innehaben.“ Während Regulierungen rufen, vergessen wir innezu-
experte untersucht, wie man mehr Men- die traditionellen Medien sich in der Hand halten, um nachzuschauen, ob das bestehen-
schen ans Netz holt, Hassreden bekämpft von professionellen Redakteur*innen be- de Recht ausreicht. Die Online-Kommunika-
und Cyberkriege verhindert. Darüber hinaus finden, werden die Inhalte im Netz von ei- tion hat das Rechtssystem nicht verändert.
befasst er sich mit den Auswirkungen von ner Vielzahl von Faktoren beeinflusst. „In Die Meinungsäußerungsfreiheit ist rechtlich
Falschinformationen. Aus seiner Sicht wird der Onlinewelt fehlt diese Filterfunktion, betrachtet bereits sehr gut geschützt.“ Aus
das Internet als Informationsquelle sowohl die Algorithmen bestimmen, welche Beiträ- Sicht des Internetexperten haben Staaten
unterschätzt als auch überschätzt. „Em- ge wir zu sehen bekommen. Es bleibt somit nur wenige Möglichkeiten, gegen Falsch-
pirische Studien haben gezeigt, dass sich in der Hand der User, Inhalte kritisch zu be- meldungen vorzugehen. „Wenn man Staa-
Menschen auf vielfältige Weise informieren. leuchten.“ Das Problem hierbei ist, dass viele ten auffordern würde, Desinformationen zu
Die sozialen Medien sind dabei nicht in der Internetnutzer*innen dies nicht tun. Da- verbieten, hätte dies negative Auswirkungen
Lage, Ansichten komplett zu ändern“, betont durch kommt es zur raschen Verbreitung von auf unsere Freiheit. Vielmehr sollten die
Kettemann. Angesichts der wichtigen Rolle, Falschmeldungen. Der Rechtswissenschaft- Plattformen aufhören, ihre ökonomischen
die das Internet einnimmt, stellt sich die ler konnte dabei feststellen, dass Menschen Beweggründe in den Vordergrund zu stel-
Frage, wie die Meinungsbildung beeinflusst
wird. „Die sozialen Medien sind stärker als
traditionelle Medien in der Lage, Meinun- ZUR PERSON
gen zu verstärken und Aufmerksamkeit
durch Algorithmen zu lenken. Dieser Um- Matthias C. Kettemann (*1983) ist Universitätsprofessor für Inno-
stand kann gegeben sein, wenn Menschen vation, Theorie und Philosophie des Rechts am Institut für Theorie
ihre eigenen Befürchtungen auf Plattformen und Zukunft des Rechts. Daneben leitet er Forschungsgruppen am
bestätigt sehen. Problematisch wird es vor Leibniz-Institut für Medienforschung und dem Humboldt-Institut
allem dann, wenn bestimmte Ansichten ge- für Internet und Gesellschaft. Der Internetexperte studierte in
sellschaftlich zu negativen Folgen führen.“ Graz und Genf und promovierte an der Harvard School. Seine For-
schungsschwerpunkte liegen auf dem Internetrecht, künstlicher
Emotionale Bindung Intelligenz und der staatlichen Regulierung privater Räume. Er hat
in der Zentrale von Facebook untersucht, wie das Unternehmen Regeln für bald drei
In der gegenwärtigen Situation erleben Milliarden Nutzer*innen setzt. Darüber hinaus berät Kettemann die EU im Kampf ge-
viele Menschen eine Phase voller Verunsi- gen Desinformation.
cherung und verbringen sehr viel Zeit im
17

Der digitale Raum hat sich zu einem


wichtigen Kommunikationsort
entwickelt, in dem ein reger
Meinungsaustausch stattfindet.
Fotos: iStock/VioletaStoimenova; Uni Innsbruck

len und falsche Meldungen deshalb zu ver- nismen funktionieren.“ In Bezug auf diese dieser Problematik bereits angenommen.
stärken.“ In seiner Forschung befasst sich Anknüpfungspunkte hält der Internetex- Seither sind Online-Plattformen dazu ver-
Kettemann unter anderem mit gelöschten perte neue gesetzliche Regelungen für sinn- pflichtet, Berichte abzugeben und rechts-
Beiträgen und analysiert die Umsetzung von voll. „Wir müssen von den Plattformen mehr widrige Postings innerhalb von 24 Stunden
Regeln, die sich die großen Internetunter- Transparenz einfordern. In Hinblick auf die zu löschen. Mit der Beratungsstelle #Ge-
nehmen selbst setzen. „Die Plattformen sind Wissenschaft sollte ein umfangreicher Da- genHassimNetz wurde eine Anlaufstelle für
von ihren Algorithmen abhängig. Desinfor- tenzugang ermöglicht werden.“ Kettemann Internetnutzer*innen geschaffen. „Diese
mationen sind oftmals plakativ und erzielen möchte mehr darüber erfahren, wie interne neuen rechtlichen Regelungen zielen nicht
dadurch eine höhere Interaktion. Bestimmte Krisenmanagementsysteme umgesetzt wer- darauf ab, Inhalte zu regulieren oder gegen
Verhaltensweisen werden somit belohnt.“ den und welche Maßnahmen Plattformen Desinformation vorzugehen. Sie sollen den
treffen, um Hassrede und Falschmeldungen Staaten und der Wissenschaft dabei helfen,
Rechtliche Schritte zu bekämpfen. Die Europäische Kommis- einen Einblick in die interne Abwicklung
sion hat diesen Handlungsbedarf ebenfalls zu erhalten. Insbesondere muss noch mehr
Im Rahmen von Studien konnte er mit erkannt und das Gesetz über digitale Dien- über die Funktionsweise von Algorithmen
seinem Team feststellen, dass Plattformen ste (Digitale Services Act, DSA) vorgeschla- in Erfahrung gebracht werden.“ Aus Sicht
dazu neigen, Inhalte zu löschen, obwohl sie gen. In Zukunft sollen Internetnutzer*innen von Matthias C. Kettemann wäre es wichtig,
rechtlich unauffällig sind und keine straf- besser vor Betrug, Hasskommentaren und dass Plattformen rechtsstaatlicher werden
rechtlichen Bezüge aufweisen. „Das liegt illegalen Inhalten geschützt werden. Ziel und sich an ihre eigenen Regeln halten. „Die
vielfach an falsch ‚eingestellten‘ Algorith- ist es, einen einheitlichen Rechtsrahmen Menschenrechte müssen auch im digitalen
men. Es muss noch mehr dazu geforscht zu schaffen. Mit dem Kommunikations- Kontext einen umfassenden Schutz erfah-
werden, nach welchen Kriterien die Platt- plattformengesetz, das heuer in Kraft trat, ren.“
formen entscheiden und wie interne Mecha- hat sich der österreichische Gesetzgeber miriam.sorko@uibk.ac.at ◼
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Bald feiern Christen weltweit


nunmehr das zweite Jahr
in Folge Weihnachten unter
Pandemiebedingungen.
Foto: iStock/Smileus

Weihnachtliche
Sinnsuche
Weihnachten ist das wichtigste christliche Fest. Der
Theologe Józef Niewiadomski setzt sich mit den
Glaubensgrundlagen nicht nur des Weihnachtsfests
auseinander.

B
ald feiern Christen weltweit das zwei- te steigt langsamer als von vielen erhofft. tätsprofessor für Dogmatik an der Uni Inns-
te Weihnachten unter Pandemiebe- Angesichts der Unsicherheit steigt zugleich bruck: „Der Hunger nach Spiritualität ist
dingungen – und zumindest in Öster- der Bedarf an Sicherheit und Orientierung, nicht neu, das hat es immer gegeben. Und
reich bedeutet das: Kontaktbeschränkungen den sich einige durch Spiritualität zu erfül- Menschen stillen diesen Hunger heutzuta-
betreffen zumindest Ungeimpfte, eine neue len hoffen. Mit Spiritualität im christlich- ge wie mit Fastfood, sie holen sich möglichst
Virusvariante sorgt für weiter bestehen- katholischen Sinn befasst sich der Theologe schnell möglichst viele Angebote. Spiritua-
de Unsicherheit und die Durchimpfungsra- Józef Niewiadomski, emeritierter Universi- lität ist im Kern das, was wir früher ‚Fröm-
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migkeit‘ genannt haben – Religion bietet Herzens‘: Der Mensch ist nicht nur rational, suchen wir die Nähe anderer und machen uns
Spiritualität, aber auch Bindung und Ori- er fühlt, hat Leidenschaften.“ Weihnachten dadurch zugleich ebenfalls verletzbar, öffnen
entierung und damit letztlich das, was wir bringe im christlichen Glauben beides in Ein- uns – und können auch abgewiesen werden.
wissenschaftlich auch in der Theologie un- klang. Menschwerdung Gottes mit der Geburt Das ist auch ein wesentlicher Unterschied zu
tersuchen.“ Christi ist zentrales Dogma der christlichen Fundamentalisten, sowohl zu religiösen als
Glaubensgemeinschaften: „Diese Mensch- auch kulturellen Fundamentalisten: Die ver-
Kapitalismus als Religion werdung hat aber etwas mit Herz, mit Ge- wenden ihre Definition von Spiritualität und
fühlen, mit Familie zu tun, Gott wird Mensch ihren Glauben dazu, sich abzugrenzen und
Angelehnt an den Philosophen Walter und setzt sich so selbst den Widersprüchen damit auch die Nähe und Solidarität mit an-
Benjamin sieht Niewiadomski – und das zwischen Rationalität und Emotion aus. Gott deren zu blockieren. Der Fundamentalist re-
zeigt sich auch im nahenden Weihnachts- macht sich verletzbar, vor allem im Kontext agiert mit Gewalt auf das Andere, weil er mit
fest – modernen Kapitalismus als Religion Nähe nicht umgehen kann.“
bzw. als Religionsersatz: „Walter Benjamin »Unabhängig von konkreten
hat das zu Beginn des 20. Jahrhunderts be- religiösen Traditionen denke Kurs zu Grundlagen
schrieben: Kapitalismus ist eine Religion
ohne Inhalte und Theologie. Und damit ist
ich, dass Menschen von Für Interessierte bietet Niewiadomski im
diese Form der ‚Religion‘ auch unglaublich der Weihnachtsgeschichte Rahmen der universitären Weiterbildung
wandlungsfähig, der Kapitalismus kann angesprochen und gerade den Universitätskurs „Basiswissen
sich alles aneignen und einverleiben, was Katholische Theologie“ an, sozusagen einen
berührt werden.«
ihm begegnet – auch christliche Traditi- Crashkurs in katholischen Glaubensgrund-
onen und Feste wie Weihnachten, aller- JÓZEF NIEWIADOMSKI sätzen und deren Interpretationsgeschichte.
dings nur als Fest, völlig sinnentleert.“ Die „Angefangen bei der Bibeltheologie über die
christliche Religion verbindet für den The- der Weihnachtsgeschichte – wer ist denn Lehre der Dreieinigkeit Gottes bis zur Hoff-
ologen Spiritualität mit Inhalt und Ratio- verletzbarer als ein Baby, noch dazu im Kon- nung auf das Leben durch den Tod hindurch,
nalität: „Was im Christentum gelungen ist, text von Armut und Migration? Unabhängig aber auch der Zerbrechlichkeit der Schöp-
auch mit wissenschaftlicher Beschäftigung von konkreten religiösen Traditionen denke fung versuche ich da, die wichtigsten Lehren
mit der Religion, ist die Verbindung eben der ich, dass Menschen davon angesprochen und katholischer Theologie zu vermitteln.“ Der
Rationalität mit dem Glauben. Ohne Rati- berührt werden.“ erste Durchgang des Kurses läuft gerade und
onalität wird der Glaube irrational und da- So sieht Niewiadomski die Erfahrung der ist ausgebucht, bei entsprechendem Interes-
durch gefährlich, fundamentalistisch. Ohne Nähe zu anderen Menschen auch als zentra- se soll er allerdings auch in Zukunft angebo-
Religion wird Rationalität ‚kalt‘, es braucht len Inhalt christlicher Lehre, denn auch die ten werden.
heute mehr denn je eine ‚Rationalität des mache verletzbar: „Gerade zu Weihnachten stefan.hohenwarter@uibk.ac.at ◼

Weihnachtszeit im Islam
Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft Zekirija Sejdini: Islamische Feste, die mit Zeit. Die Feiertage ermöglichen uns, Zeit
in Österreich ist der Islam. Wir haben bei Weihnachten in Verbindung gebracht wer- mit Familie, Freunden und Verwandten zu
Univ.-Prof. Zekirija Sejdini vom Institut den können, gibt es nicht. Aufgrund der en- verbringen. Da zu den muslimischen Fei-
für Islamische Theologie und Religionspä- ormen Bedeutung von Jesus im Islam bie- ertagen bereits Geschenke verteilt werden,
dagogik nach der Bedeutung von Jesus im tet Weihnachten für Muslim*innen jedoch gehe ich davon aus, dass dies an Weihnach-
Islam und der Adventzeit für Muslime ge- eine gute Gelegenheit, sich mit dem Leben ten eher nicht der Fall ist, auch weil es nicht
fragt. und den Werken Jesu auseinanderzusetzen. als islamisches Fest angesehen wird. Die
Welche Rolle spielt Jesus Christus im Islam? Ich glaube, dass Jesus uns allen heute, über religiöse Entkoppelung des Festes ist scha-
Wird seine Geburt im Koran erwähnt? alle religiösen Grenzen hinweg, einiges zu de. Einerseits ist es natürlich schön, wenn
Zekirija Sejdini: Die größte Ehrung und sagen hat. Das Konzept der Nächstenliebe, viele Menschen gemeinsam feiern, unab-
höchstmögliche Stellung für einen Men- für die Jesus eintrat, spiegelt sich im Islam hängig von ihrem Zugang zur christlichen
schen stellt aus islamischer Sicht die Be- im Primat von Gottes Barmherzigkeit, die Religion, dennoch sollte der eigentliche
rufung zum Gesandten Gottes dar. Zu den über allem steht und die auch die Menschen Anlass des Weihnachtsfestes nicht ausge-
wichtigsten und einflussreichsten Gesand- in ihrem alltäglichen Leben mit ihren Mit- blendet werden. Konsum und Geschenke-
ten, die im Koran erwähnt werden, gehört menschen umsetzen sollen. flut stehen oftmals zu sehr im Mittelpunkt.
Jesus. Seine Geburt, sein Leben, seine Mis- Wie sieht ein Muslim die Adventzeit und Weihnachten sollte hingegen daran erin-
sion, seine Wunder werden im Koran aus- Weihnachten in christlichen Mehrheitsge- nern, dass der Friede unter den Menschen
führlich erläutert. Er gilt als Vorgänger des sellschaften? Das Weihnachtsfest ist heute unser wertvollstes Gut ist. Wenn dies jen-
Gesandten Muhammad und wird sogar öf- häufig von der religiösen Bedeutung ent- seits religiöser Grenzen in den Vordergrund
ter als dieser im Koran erwähnt. Eine gan- koppelt und dient vielerorts als Gelegen- des Festes rückt, kann es tatsächlich ein
ze Sure, also ein Kapitel im Koran, trägt heit, Familienmitgliedern und Freunden Ge- verbindendes und – ganz wörtlich ver-
den Namen von Maria, der Mutter Jesu, die schenke zu machen. standen – sinnvolles Fest für alle sein. Ich
ebenso eine herausragende Stellung ein- Zekirija Sejdini: Die Zeit von Advent und persönlich empfinde Weihnachten als eine
nimmt. Außerdem zählt der Glaube an Jesu Weihnachten wird von Muslim*innen un- besondere, besinnliche Zeit, die uns Gele-
Gesandtschaft zu den Glaubenssäulen des terschiedlich wahrgenommen. Für mich genheit bietet, ein wenig Abstand von den
Islams. persönlich, aber sicherlich auch für viele Zwängen des Alltags zu gewinnen und sich
Gibt es im Islam ein mit dem christlichen andere Muslim*innen in Österreich, ist wieder auf das Wesentliche im Leben zu
Weihnachten vergleichbares Fest? Weihnachten zweifelsfrei eine besondere konzentrieren.
20

Fenster in die Welt


Internationalität in Forschung und Lehre zählt zu den Stärken der Universität
Innsbruck. Fünf Gründe für diese erfolgreiche internationale Ausrichtung sind die
fünf Länderzentren der Universität Innsbruck, die sich den wissenschaftlichen und
gesellschaftlichen Austausch mit den jeweiligen Ländern zum Ziel gesetzt haben.

Z
entrum für Kanadastudien, Frank-
reich-Schwerpunkt, Italien-Zentrum,
Zentrum für Interamerikanische Stu- Die Länderzentren
dien und Russlandzentrum: Die fünf Länder- der Uni Innsbruck
zentren stellen eine wichtige Schnittstelle im fungieren als
Rahmen der internationalen Schwerpunkt- Fenster in die
setzung an der Universität Innsbruck dar, jeweiligen Welten.
sie stehen für Interdisziplinarität und Viel- Foto: iStock/Lisa-Blue
falt und verstehen sich als Plattformen und
Netzwerke für Studierende, Lehrende und
Forschende sowie als Fenster in die jewei-
ligen Welten. Zu den zentralen Aufgaben der
fünf Zentren gehören die Unterstützung bei
der Anbahnung und Intensivierung von wis-
senschaftlichen Kooperationen in allen Dis-
ziplinen, die Förderung des akademischen
Austauschs sowie die inner- und außeruni-
versitäre Stärkung des Bewusstseins für
grenzüberschreitendes Arbeiten. „Die Län-
derzentren unterstützen Forschende, Leh-
rende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Universität auf ihrem Weg in die Welt. Sie
verstehen sich zudem als Brücke zwischen
internationaler Wissenschaft und Gesell-
schaft und wollen den Blick für die Interna-
tionalität schärfen“, erklärt Dr. Barbara Tas-
ser, die Leiterin der Organisationseinheit In-
ternationale Dienste an der Uni Innsbruck, zu
der alle fünf Länderzentren gehören. organisierte Veranstaltungsreihen zur Inter- Vorträgen der Reihe „Staat - Religion - Ge-
nationalisierung der Universität Innsbruck sellschaft“ geht es um die Themen „Laizi-
Gemeinsame Veranstaltungsreihe bei und machen diese nach außen sichtbar. tät und Menschenrechte in einer vielfältigen
Aktuell beschäftigt sich eine Vortragsreihe Gesellschaft“ (10. 1. 2022) und „Protestan-
Vernetzung und Interdisziplinarität stehen (die je nach Pandemie-Situation online oder tische Eliten und die ‚Christianisierung‘
im Vordergrund der Bestrebungen der Län- hybrid abgehalten wird) mit der Frage, wie der Politik: Brasilien, Mexiko und die USA“
derzentren – nicht nur mit Einrichtungen in sich das Verhältnis zwischen Staat, Religion (29. 3. 2022). Weitere Infos zur Vortragsreihe
den jeweiligen Ländern, sondern auch unter- und Gesellschaft in den jeweiligen Ländern bit.ly/staatreligiongesellschaft
einander. Auf diese Weise tragen gemeinsam entwickelt. In den zwei noch verbleibenden susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼

Die Länderzentren der Universität Innsbruck


Zentrum für Italien-Zentrum Russlandzentrum
Kanadastudien gegründet 2005 gegründet 2011
gegründet 1997 www.uibk.ac.at/ www.uibk.ac.at/
www.uibk.ac.at/canada italienzentrum russlandzentrum

Interdisziplinärer Zentrum für


Frankreich-Schwerpunkt Interamerikanische Studien Alle Links
gegründet 2001/2002 gegründet 2009 finden Sie
www.uibk.ac.at/frankreichschwerpunkt www.uibk.ac.at/zias auch hier:
21

Zwei neue Zustiftungen


für die Stiftung der Uni
In diesem Jahr konnte die Stiftung der Universität Innsbruck zwei neue
Zustiftungen gewinnen. Damit wächst der Kreis der Stifter*innen seit der Gründung
im Jubiläumsjahr 2019 auf 15 Stifterinnen und Stifter. Die Salzsteinlegung zur
Ehrung der neuen Stifter an der Stifterwand im Hauptgebäude der Universität fand
Mitte November pandemiebedingt in kleinstem Rahmen statt.

M
it Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Weiss
und SWARCO konnte sich die Stif- Uli Rubner (Stiftung der Uni
tung der Universität Innsbruck über Innsbruck), Stifterin Sabine Weiss
zwei neue Stifterinnen freuen. Mithilfe die- (Prof. i. R.), Richard Neumann
ser Zustiftungen wurde das Stiftungsvermö- (Vertreter Stifterin SWARCO),
gen auf rund 2,9 Millionen Euro erhöht. „So Rektor Tilmann Märk (v. l.).
haben wir noch mehr Möglichkeiten, infra- Foto: Birgit Pichler

strukturelle und personelle Projekte zuguns-


ten der Qualitätssteigerung in Forschung
und Lehre zu unterstützen. Unser Ziel: Wir
wollen zu den besten 100 Universitäten der
Welt gehören. Wir bedanken uns herzlich
für die großzügigen Zuwendungen“, erklärt
Rektor Tilmann Märk.

Stifterin Weiss
Mit einer großzügigen Spende hat Univ.- sie das umfangreiche Werk „Maximilian I. Millionen Euro Umsatz mit Fahrbahnmar-
Prof.in Dr.in. Sabine Weiss die Stiftung der Uni- – Habsburgs faszinierender Kaiser“, das kierungssystemen und intelligentem Ver-
versität Innsbruck bedacht. Die Historikerin 2019 in 2. Auflage erschien. Auch im ver- kehrsmanagement erzielt, starb 2018. Mit
stammt aus Graz und hat dort Geschichte dienten Ruhestand verfolgt Sabine Weiss der Zustiftung soll sein Lebenswerk geehrt
und Latein studiert. Nach ihrer Promoti- ihre Arbeit weiter: Aktuell arbeitet sie an werden. Der SWARCO-Gründer hat wie kaum
on erhielt sie ein halbjähriges Forschungs- einem großen Werk über die Medici und de- ein anderer Unternehmergeist visionären
stipendium für das Vatikanische Archiv in ren Verbindungen zu den Habsburgern. Im Weitblick, Ideenreichtum und Innovations-
Rom. Anschließend wurde sie Assistentin Rahmen des kleinen Festaktes im Foyer der kraft bewiesen. Durch sein Engagement für
an der Universität Innsbruck und habili- Universität, bei der erstmals ihr Name auf Branchenorganisationen wie die Internati-
tierte sich 1978 im Fach Österreichische der Ehrentafel zu sehen war, begründete onal Road Federation, die European Union
Geschichte. Nach diversen Auslandsauf- Sabine Weiss ihre Zustiftung so: „Die Uni- Road Federation und ERTICO/ITS-Europe
enthalten in Padua und Rom wurde sie 1986 versität ist mein Leben, und ich bin ihr un- wurde Manfred Swarovski zu einer inter-
ao. Universitätsprofessorin in Innsbruck. gemein dankbar.“ national anerkannten Stimme, die sich für
Nach ihrer Dissertation über den „letzten kontinuierliche öffentliche Investitionen in
Ritter“ verfasste die Historikerin umfang- Stifterin SWARCO die Straßeninfrastruktur, erhöhte Verkehrs-
reiche Monografien beispielsweise über die sicherheit und umweltfreundliche Mobilität
Tiroler Landesfürstin Claudia de‘ Medici, Die zweite Zustiftung erfolgte in memo- einsetzte, um Leben zu retten. Seine Ver-
über Kindheit und Jugend im Haus Habsburg riam Manfred Swarovski. Der Gründer des dienste als erfolgreicher Unternehmer und
sowie über Maximilians zweite Gemahlin Unternehmens SWARCO, das inzwischen wichtiger Arbeitgeber wurden in vielen Län-
Bianca Maria Sforza. 2018 veröffentlichte mit über 5000 Mitarbeitenden rund 800 dern gewürdigt.  ◼

Interessiert? Werden Sie Stifter*in


Möchten auch Sie einen Beitrag an die Stiftung leisten? Damit unterstützen Sie nicht nur die Zukunftsfähigkeit unseres Wissens- und
Wirtschaftsstandortes, sondern können Ihren Beitrag auch steuerlich absetzen. Gerne beraten wir Sie persönlich über die verschiedenen
Möglichkeiten, auch im Rahmen von Legaten, Immobilienübertragungen oder anderen Zuwendungen. Tel.: +43 512 507 38550, Mail:
ulrike.rubner@uibk.ac.at
22

Startschuss für das


Haus der Physik
Finanz- und Wissenschaftsministerium erteilten die
Planungsfreigabe für das Bauprojekt „Haus der Physik“,
das die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) für die
Universität Innsbruck errichten wird.

D as vor kurzem angekündigte Haus der


Physik wird am Campus Technik der
Universität Innsbruck im Westen der Tiroler
Landeshauptstadt seine Heimat finden. Der
Architekturwettbewerb für die Planung des
Neubaus läuft bereits und im Sommer 2022
soll das Siegerprojekt feststehen. Der Bau-
beginn ist für Herbst 2024 geplant. Fertig
werden soll das Haus der Physik dann 2028.
„Das ist ein besonderer Tag für die Uni Inns-
bruck, aber auch für den Wissenschafts-
standort Innsbruck und Tirol. Nach langem
Anlauf wird es nun Wirklichkeit: das Haus
der Physik! Damit wird einer der interna-
tional weithin sichtbaren Wissenschafts-
leuchttürme unserer Universität ein neues,
erweitertes und den Herausforderungen der
Zukunft angepasstes Arbeitsumfeld bekom-
men, um nicht zuletzt weiter erfolgreich am
Quantencomputer made in Innsbruck und
anderen relevanten und grundlegenden Fra-
gestellungen in der Physik arbeiten zu kön-
nen. Besonders freut mich dabei auch, dass
Der Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi,
dieses neue Gebäude, entsprechend unserer
Landeshauptmann Günther Platter, Rektor Tilmann Märk und
Nachhaltigkeitsstrategie, auch im Hinblick
BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss (von links).
Foto: Uni Innsbruck
auf die Energieeffizienz ein Vorzeigeob-
jekt werden wird“, erklärte Rektor Tilmann
Märk im Rahmen der Pressekonferenz.

Einladung zur Quantenphysik: Drei der


Diskussion meistzitierten Forscher
U nter dem Titel „Think with us“ wurden
die im Entwicklungsplan der Uni defi-
nierten zentralen Querschnittsmaterien In- D er Datenkonzern Clarivate hat am
16. November die jährlich aktualisierte
Personen aus über 70 Ländern. Ausgewählt
wurden jene Forschenden aus 21 Fachgebie-
ternationalisierung, Nachhaltigkeit, Digita- Liste der weltweit meistzitierten Forsche- ten der Natur- und Sozialwissenschaften,
lisierung und Diversität sowie Personal und rinnen und Forscher veröffentlicht. Mit den deren Arbeiten aus den Jahren 2010 bis 2020
Infrastruktur mit Vertreter*innen aus allen Quantenphysikern Rainer Blatt, Christian am häufigsten zitiert wurden. Dabei wurde
Gruppen an der Uni breit diskutiert. „Nach Roos und Peter Zoller sind in diesem Jahr nicht wie beim ersten Ranking dieser Art im
einer langen Vorbereitung in Arbeitsgrup- drei Wissenschaftler der Universität Inns- Jahr 2001 die Summe aller Zitierungen als
pen und in Abstimmung mit verschiedenen bruck unter den „Highly Cited Researchers“ Kriterium herangezogen. Seit einigen Jah-
Stakeholdern haben nun alle noch einmal vertreten. Die aktuelle Liste der in ihrem ren berücksichtigt Clarivate nur noch Ar-
die Möglichkeit, hier einzugreifen, bevor die jeweiligen Fachbereich einflussreichsten beiten, die von Fachkolleginnen und Fach-
Maßnahmen zur Umsetzung definiert wer- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kollegen besonders häufig zitiert werden,
den“, betonte Rektor Tilmann Märk. für das Jahr 2021 umfasst insgesamt 6.602 sogenannte „Highly Cited Papers“.
23

Wissenschaftspreis der Regionalgeschichte


Stadt Innsbruck verliehen weiter gestärkt
F ünf Preisträger*innen der Universität
Innsbruck nahmen am 18. November den
„Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für
jährigen Preisträger*innen sind Stefan
Häussler (Institut für Wirtschaftsinforma-
tik, Produktionswirtschaft und Logistik),
D ie Geschichte Tirols steht seit jeher im
Fokus von Forschung und Lehre an der
Uni Innsbruck. Mit einer Stiftung des Lan-
wissenschaftliche Forschung“ im Rahmen Andrea Brait (Institut für Zeitgeschichte des Tirol werden diese Aktivitäten nun stär-
eines Festakts in den Ursulinensälen entge- und Institut für Fachdidaktik), Clara Rauch- ker gebündelt und die Regionalgeschichte an
gen. „Die Förderung junger Forscherinnen egger (Institut für Theorie und Zukunft des der Tiroler Landesuniversität weiter institu-
und Forscher ist für eine internationale Rechts und Digital Science Center), Chri- tionalisiert. Das Land Tirol finanziert dazu
Universitätsstadt wie Innsbruck essenziell. stine Lehne-Gstreinthaler (Institut für Rö- in den kommenden fünf Jahren eine Senior-
Ich gratuliere herzlich zum wissenschaft- misches Recht und Rechtsgeschichte) sowie Scientist-Stelle für Tiroler Landesgeschichte.
lichen Erfolg“, betonte Stadträtin Oppitz- Matthias Haller (Institut für Italienisches Wesentliche Aufgabe der Stelle wird es sein,
Plörer im Rahmen der Verleihung. Die dies- Recht). die vielfältigen vorhandenen Aktivitäten re-
gionalgeschichtlicher Forschung und Leh-
re an der Uni zu koordinieren und diese für
Studierende und die Öffentlichkeit attraktiv
aufzubereiten. Besetzt wurde die Stelle im
Oktober mit dem Tiroler Historiker Georg
Neuhauser, dessen Forschungsschwerpunkte
in den Bereichen Bergbaugeschichte, Regio-
nalgeschichte Westösterreichs, Burgenfor-
schung und Militärgeschichte in Mittelalter
und früher Neuzeit liegen.

Förderung der
Gesundheit
Vier der insgesamt fünf Preisträger*innen (v. l.): Andrea Brait,
Matthias Haller, Clara Rauchegger und Christine Lehne-Gstreinthaler.
Foto: Uni Innsbruck

D ie positive Wirkung Betrieblicher Ge-


sundheitsförderung (BGF) ist viel-

Ein guter Platz


fach nachgewiesen. Der Vorteil für
Mitarbeiter*innen liegt darin, dass sie
Krankheiten am Arbeitsplatz vorbeugt, Ge-

für Gründungen
sundheit stärkt und das Arbeitsklima verbes-
sert. Für ihr betriebliches Gesundheitsma-
nagement wurde die Uni Innsbruck bereits
zum zweiten Mal mit dem BGF-Gütesiegel

B ei der Preisverleihung „Leading Austrian


Institutions“ im Rahmen der Spin-off-
Austria-Konferenz 2021 belegte die Univer-
und dafür ein entsprechendes Unternehmen
zu gründen. Damit tut sie dies deutlich in-
tensiver als die meisten anderen österrei-
prämiert. Erstmals wurde die Uni für ihr er-
folgreiches Betriebliches Gesundheitsma-
nagement 2018 mit dem BGF-Gütesiegel aus-
sität Innsbruck für ihre langjährige erfolg- chischen Universitäten. Das hebt auch der gezeichnet. Die Wiederverleihung steht für
reiche Arbeit im Bereich der Ausgründung Investor, ARM-Mitgründer und Co-Initiator die Gesundheitsorientierung und die dauer-
von neuen Unternehmen den 3. Platz. In der der Spin-off-Austria-Initiative, Herrmann hafte und konsequente Weiterverfolgung des
Kategorie Spin-offs liegt Innsbruck mit 11 Hauser, in einem APA-Interview besonders Themas Gesundheit sowie die Integration in
Firmen vor allen anderen österreichischen hervor: Die Universität Innsbruck habe be- universitäre Strukturen und Prozesse.
Universitäten. Seit vielen Jahren begleitet die reits 2008 eine Unternehmensbeteiligungs-
Universität Innsbruck sehr professionell ihre gesellschaft gegründet, die seines Erachtens
Mitarbeiter*innen und Studierenden dabei, unerlässlich sei, um Wissenschaftler*innen
aus wissenschaftliche Erkenntnissen Pro- erfolgreich dabei zu begleiten, ein Unter-
dukte oder Dienstleistungen zu entwickeln nehmen zu gründen.

Auszeichnungen in Vertretung
des Bundespräsidenten verliehen
Generaldirektor der BVAEB

I m Oktober konnte Rektor Märk in Vertre-


tung des Bundespräsidenten gleich zwei
ser-Ernst erhielt am 19. Oktober das „Große
Ehrenzeichen für die Verdienste um die Re-
Gerhard Vogel, Vizerektorin
Anna Buchheim, Leiterin der
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- publik Österreich“ und dem Physiker Diet- Personalentwicklung Isabella
lern der Universität Innsbruck eine Aus- mar Kuhn wurde am 20. Oktober das „Öster- Göschl, Obmann der BVAEB
zeichnung der Republik Österreich über- reichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Norbert Schnedl (von links).
reichen: Die Kunsthistorikerin Sybille Mo- Kunst I. Klasse“ verliehen. Foto: J. Schimmer
digital

Flussnetzwerke Alpenseen im Junge Uni im Netz


Bäche und Flüsse – und alles, was Klimawandel Die Geheimschrift Skytale, Le-
sie in ihrem Fluss möglicherweise ben in Schnee und Eis oder urzeit-
stört – stehen im Fokus des Interes- Ein Forschungsvideo der Uni- liche Fossilien – das sind nur einige
ses von Gabriel Singer. Der Ökologe versität Innsbruck beschäftigt der Themen, die die Junge Uni der
erforscht Fließgewässernetzwerke sich mit den Auswirkungen des Universität Innsbruck online kind-
und ihre vielfältigen, aber gefähr- Klimawandels auf Alpenseen. gerecht vorstellt. Unter dem Titel
deten Lebensräume weltweit. En- Limnolog*innen der Universität „Junge Uni im Netz“ werden For-
gagement im Umweltschutz sieht Innsbruck untersuchen, ob und schung und Lehre an der Universi-
Singer als wichtigen Teil seiner wie sich die Erderwärmung heu- tät Innsbruck in informativen und
Arbeit als Forscher. Im ausführ- te schon auswirkt. Und sie wa- unterhaltsamen Videos vorgestellt.
lichen Gespräch erzählt Gabriel Sin- gen einen Blick in die Zukunft: Alle Videos sind hier zu finden:
ger vom Institut für Ökologie mehr Berechnungen und Modelle sol- https://w w w.uibk .ac .at/jungeuni/
über seine Arbeit in der Natur und len zeigen, wie sich die Alpen- im-netz/
im Labor, die Bedeutung von Wis- seen in den kommenden Jahr-
senschaftskommunikation und En- zehnten verändern werden und
gagement im Umweltschutz – und welche Folgen das für die vielfäl-
was vom Kajakfahren für die For- tige Nutzung durch uns Menschen
schung gelernt werden kann. Auch haben könnte. Zu sehen unter: Newsletter
#WissenAmFreitag
die Frage, wie grün „grüner Strom“ bit.ly/alpenseen
heute wirklich noch sein kann, ist Weitere interessante Forschungs-
Thema in der 50. Episode von „Zeit videos der Universität Innsbruck Wöchentlich frisches Wissen aus
für Wissenschaft“: www.uibk.ac.at/ finden Sie unter: der und über die Forschung an der
podcast/zeit youtube.com/uniinnsbruck Uni Innsbruck direkt ins E-Mail-
Postfach, das gibt es seit diesem
Jahr mit dem Newsletter #Wissen-
AmFreitag.
Abonnieren Sie unseren Newsletter
Das passende Studium finden #WissenAmFreitag unter:
short.uibk.ac.at/
Studieninteressierte können in Österreich aus mehr als 2000 Studienfächern wissenamfreitag
wählen. Alleine an der Universität Innsbruck gibt es mehr als 180 verschiedene
Studienangebote, wie soll man sich da entscheiden? Der StudyTest hilft: Nach 15
Minuten und 72 kurzen Fragen weiß man mehr über die persönlichen Interessen
und erhält eine Übersicht aller dazu passenden Studienangebote der Uni Inns- Alle Links
bruck. https://studytest.uibk.ac.at finden Sie hier:

Die Universität Innsbruck wünscht allen Leserinnen


und Lesern einen entspannten Jahresausklang und
einen erfolgreichen Start ins Jahr 2022.
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