Aventurischer Bote, Nr.

205

Aufruhr in Ebelried Vorfreude in Rodebrannt Tumult unter Gelehrten

Vor kurzem erst veröffentlichte der Bote jenen Teil der
Aufzeichnungen unseres geschätzten Korrespondenten
Mythram Korsfels, welche dieser bei seiner Reise durch
Ebelried im vergangenen Götterlauf angefertigt hatte. Ob
jüngster Ereignisse im Weißtobrischen wirkt der optimisti-
sche Ton jenes Berichtes nunmehr voreilig. Ob der junge
Kronprinz und Sohn des tobrischen Herzogs dem feigen
Anschlag auf sein Leben entgehen konnte, erfahren unsere
Leser in dieser Ausgabe.
Auf dem sewerischen Stammsitz des bornischen Bronnja-
renhauses von Ilmenstein herrscht Feierstimmung, denn die
frisch eingesetzte Gräfin plant ein großes Turnier zu Ehren
der Herrin Rondra. Unter den geladenen Gästen finden sich
viele bekannte Recken. Erstaunen verursachte allenthalben,
dass wohl auch die Namen einiger Schwertgesellenschulen
auf der Gästeliste auftauchen. Wir sind gespannt, wer sich im
Frühling wohl alles auf die weite Reise gen Nordosten auf-
machen wird.
Gleich zwei Völkerkundlerinnen, die in Fachkreisen einen
gewissen Ruf genießen, haben in Methumis und Al’Anfa
ihre Erkenntnisse veröffentlicht, welche sie auf Expeditionen
tief in die Regenwälder Meridianas gewonnen haben. Einige
davon werden heiß diskutiert, unter anderem auch die Ent-
hüllung eines bis dato unbekannten Schlages der Mohas, der
unter einem Berg hausen soll. Diese Funde, die wohl bei man-
chen auf Interesse stoßen mögen, werden fraglos weiteren
Forschungsvorhaben Bahn brechen.

Aventurischer Bote, Firun 1043 BF

Geliebt – Geraubt – Gerettet!

Der lange Weg der Rahjafessel
owangen. Die Zwölfe schenkten einiger Zeit zurück. Sie hatten mit all ihren götter-

L uns Menschen alles, was wir sind,

und mehr. Die Kirchen beherber-
gen seit jeher krafterfüllte Talismane, die
gegebenen Fähigkeiten ermittelt und folgten voller
Leidenschaft einer Fährte, die vor ihnen niemand
zu sehen im Stande gewesen war. So fanden sie das
machtvollen Götterhänden entsprangen. Göttinnenband, das sich noch immer in den groben
Diese sakralen Relikte wurden uns anver- Fingern eines Orks lag, der sich in einer Grotte
traut, um sie in den Tempeln zu bewahren, in den Orklanden, hoch oben in den zerklüfte-
zu behüten und zu gegebener Zeit für das ten Gipfeln der unwegsamen Ogerzähne versteckt
Gute und Gerechte zu nutzen, denn die fal- des Levt- von Ereignissen um hatte. Selbst auf ein götzenanbetendes Wesen wie
schen Götzen und Kreaturen der Niederhöl- hansbandes, reine Zufälle oder doch einen Ork hatte die heilige Macht des Levthans-
len müssen in ihre Schranken gewiesen und der halbwaldel- um ein Muster han- bandes Auswirkungen. Es gibt Anzeichen, dass
ihnen muss die Bedeutung und Vollkom- fischen Tempelvor- delt, nach dem der dieser eine diebische Ork das Levthansband hat
menheit Alverans gewahr werden. steherin Elayoë Tausendschön. göttliche Gewand- nutzen können – Rahjas Wege sind unergründ-
Dem Aventurischen Boten liegen detaillierte Zwischen Flieder und Rhododendron, gürtel immer wieder lich. Glücklicherweise hat er das heilige Geflecht
Berichte über das Martyrium vor, das eines im Schatten des prachtvollen Rahjatem- in arge Bedrängnis gerät. Doch nicht mit seinen Klauen zerreißen können, denn
dieser zeitlosen Götterartefakte zweifels- pels aus kuppelüberwölbtem rosafarbenem was auch geschieht, die Rah- die Seide ist durch ihre Göttlichkeit unverwüstlich.
ohne in den letzten Jahrhunderten erdul- Marmor, erzählte sie von der Rahja- jafessel findet immer wie- Unser inniger Dank gilt den hingebungsvollen
den musste und das nun enthüllt werden fessel. Der Bote zitiert: »In der Tat der ihren Weg zurück in die Strapazen, welche die Rahjagesegneten auf sich
soll. Augenzeugen konnten gesprochen und könnte man behaupten, dass sich die göttliche Obhut Rahjas! Wenn genommen haben, um wie Gebirgsböcke nach dem
wahrhaft Unglaubliches an Praios’ Tages- Vergangenheit der heiligen Fessel wie- das kein wahrhaftiges Zeichen und heiligen Talisman zu suchen und ihn letztendlich
licht gebracht werden! derholt. So musste sie bereits bei ihrer Wunder ist. zu bergen.«
Vor einiger Zeit ist ein Talisman zurück in ersten Erwähnung in den Annalen der Aber wie gelangte das Levthansband aus Ist das Schicksal des einzigartigen Levthans-
den Schoß seiner Kirche gelangt, die bereits Tempel vor etwa 700 Jahren, vor der großen Flut den Klauen der Schwarzpelze zurück in bandes, das immense, unvorstellbare Luster-
alveranschreiend und sehnsuchtsvoll auf in Havena beschützt und in Sicherheit gebracht die Hände der Geweihtenschaft? Wie kam höhung verschaffen soll, damit gebrochen
dieses fehlende Stück Göttlichkeit gewartet werden. Dieser Seidengürtel, einer der heiligsten es, dass es im Tempel von Lowangen auf- und sein Martyrium und diese unfreiwilligen
hatte: die Rahjafessel, auch Levthansband Gegenstände unserer Kirche, wurde noch zu dieser tauchte? Wieder lassen wir die Gastgebe- Abenteuer endgültig Vergangenheit? Kann
genannt. Letzterer Name entspringt dem Zeit nach Tiefhusen überführt, wo er später, im Jahr rin der Leidenschaft aus dem Svelltland zu das gesegnete Kleinod endlich in den liebe-
Mythos um die Herkunft des sagenumwobe- 1022 nach Bosparans Fall, geraubt, jedoch zurück- Wort kommen: »Eine wundersame und aben- voll sinnlichen Armen der Heiteren Göttin
nen Seidenbandes, ursprünglich soll es dem gewonnen wurde. Doch damit leider nicht genug: Bei teuerliche Geschichte hat das Levthansband erlebt. verbleiben? Wir wissen es nicht, doch die
Sohn der Berauschenden gehört haben. Die den verheerenden Kämpfen Ork gegen Ork und den Einige Passagen können wir nur vage erahnen. Zukunft wird es zeigen. Beten wir zu den
Rahjakirche hielt jahrelang den Atem an, nachfolgenden, furchtbar entsetzlichen Plünderun- Sicher scheint zu sein, dass nach den unsäglichen Zwölfen, dass das Pech, das dieses heilige
denn der rotviolette Gürtel mit den golden gen, welche die Stadt Tiefhusen vor einigen Jahren in Plünderungen und Morden der Orks in Tiefhusen, Objekt der Rahjakirche zu verfolgen scheint,
gestickten Schriftzeichen war verschwun- Rauch und Asche getaucht hatten, wurde die Rah- einer der schändlichen Angreifer das göttliche Band endlich gebannt ist.
den, verschollen – nein geraubt worden! jafessel erneut unter schmerzlichem Verlust eines mit sich nahm. Treue Hände, der Rahja ergeben, Dhara Rotkehlchen
Schon wieder. Dieners der Schönen Göttin an die Orks verloren – brachten uns den Talisman unerwarteterweise vor (Diana Rahfoth)
Der Aventurische Bote traf sich jüngst in den aber nicht so endgültig, wie wir befürchtet hatten.«
herrlichen Parkanlagen der Bunten Flucht in Man kann nun spekulieren, ob es sich bei
Lowangen mit der blondgelockten Hüterin diesen Verbandelungen und Verkettungen Artikel, die mit diesem Symbol gekennzeichnet sind …
eignen sich für Neueinsteiger in behandeln Inhalte des aventu-
Der Schweineritter und das Geheimnis der Trolle die Welt von Das Schwarze Auge rischen Briefspiels.
In der Rommilyser Mark werden Warentransporte aufgehalten und und sind auch ohne Erfahrung
Arbeiter von Wilden verschleppt. Eine wunderschöne Novizin der gütigen mit Aventurien verständlich.
Mutter bittet Ritter Geron sich der Sache anzunehmen. Zusammen mit thematisieren Inhalte aus der bieten Anregungen oder Hin-
seinen Freunden begibt er sich in die Trollzacken. Handelt es sich wirklich Vergangenheit Aventuriens tergründe, die sich sinnvoll
nur um einen Überfall von Wilden oder steckt vielleicht ein finsterer Plan oder verwenden einen spezi- für die Ausgestaltung eigener
dahinter? Findet es heraus im neusten Stück aus der Feder von Marcian de ellen Wortschatz, der sich vor Abenteuer für die heimische
Cornamusa und Thalion Raidri von Grassing. allem an DSA-Veteranen richtet. Rollenspielrunde heranziehen lassen.

Nordmärker Nachrichten, Firun 1043 BF
Ein neues Mitglied
im Hause Galahan
E
lenvina. Frohe Kunde dringt aus
Elenvina zu uns: Seinen Hoch-
wohlgeboren Ludowart Jast vom
Großen Fluss und vom Berg – Bruder des
Nordmärker Herzogs und Erbe der Baronie
Berg – und Jasinai Racalla Galahan vom Berg,
seiner Gemahlin, wurde am 4. Firun 1043 BF
ein zweites Kind geschenkt. Der junge Prinz
Jumian Jast Galahan ist somit der Enkel
des ältesten Kindes von Franka Salva Gala-
han, der Gräfin zu Honingen, und gemäß
Ehevertrag designierter Erbe des Honinger
Grafenthrones.
Während Einige die traviagefällige Verbin-
dung zweier benachbarter Provinzen feiern,
gibt es vor allem aus dem Honinger Raum
Nordmärker Nachrichten,
Praios 1043 BF
Eigenartige Zeichen
ratenfels. Der Beginn des neuen
G Jahres, der 1. Praios, ist allerorten
ein Grund zur Freude. Um wie viel
größer jedoch ist sie, wenn an diesem Tage
noch ein würdevoller Anwärter in den Dienst
an der Kirche des Götterfürsten übertritt! Der
junge Herr Gilborn Greifax, Sohn des Wah-
rers der Ordnung Mittellande Pagol Greifax,
war es, der an diesem Tag zur Mittagsstunde
auf dem Platz vor dem Haus der Sonne die
Weihe des Götterfürsten erhielt.
Prachtvoll anzusehen war der junge Adels-
mann, hochgewachsen mit rabenschwar-
zem Haar und Vollbart und bernsteinbraun
leuchtenden Augen, angetan mit einer blen-
dend weißen Robe.
Garether Tagespostille, Hesinde 1043 BF
Die Helfende Elfe – Heute: Raute
Von Kräutern und deren Wirkung
areth. Meine Mutter pflegte immer
G zu sagen »Wenn du zu viel arbeitest,
dann brauchst du einen guten Kreislauf.«
Und sie sollte recht behalten!
Vor allem Frauen, die mit den wiederkeh-
renden, monatlichen Beschwerden kämpfen
oder in ihren Jahren sind, kennen das: In
einem Moment ist noch alles in Ordnung,
im nächsten wird einem erst schwindelig und
flau im Magen, und im schlimmsten Fall wird
es dunkel um einen herum. Die natürlichen
Säfte des Körpers sind nicht mehr im Ein-
klang miteinander.
Um dem Vorzubeugen, hilft die Raute: ein
kleines, rundes, verästeltes Gewächs, das gelb-
grüne Blüten vorweist. Frisch gepflückt ver-
feinert es jeden Salat, Käse oder auch Fleisch
und dazu gekochte Saucen. Zu Tee aufge-
gossen fördert das Kraut den inneren Kreis-
lauf und lindert nervöse Zustände oder auch
Rommilyser Bulle, Boron 1043 BF
Statue enthüllt
ommilys. Nach vielen Jahren der
R Vorbereitung wurde in einer feier-
lichen Zeremonie im Beisein ihrer
Erlaucht, der Markgräfin Swantje von Raben-
mund, die Statue im Ordenshaus der Draconi-
ter zu Rommilys enthüllt. Nicht zuletzt dank
zahlreicher Spenden der Rommilyser Patri-
zierschaft und der Stadtvögtin von Rommilys
wurde ein Meisterwerk aus dunklem Porphyr
geschaffen. Die Statue zeigt Sankt Cereborn,
Regionales
Stimmen, die diese enge Verbindung der
Häuser mit Argwohn betrachten. Immerhin
umschließt die albernische Grafschaft Gro-
ßer Fluss, die von Herzog Hagrobald vom
Großen Fluss als Graf regiert wird, Honin-
gen efferdwärts. Solchermaßen von Nord-
märkern umzingelt und mit einem Erben
aus nordmärkischem Haus befürchten Nati-
onalisten in Honingen den Anschluss an die
Nordmarken – wenn nicht in dieser, so spä-
testens in der nächsten Generation.
Solch praiosfernem Gefasel werden wir
selbstverständlich weder Gehör noch Mitge-
fühl schenken!
Alara Togelstein-Horning
(Tina Hagner)
Und siehe: Als seine Eminenz den Segen des
Götterfürsten auf den jungen Priester legte,
öffneten sich die Wolken am Himmel und
die Sonne brach hervor – und mit ihr fiel ein
Regen aus feinen, weißen Gänsedaunen vom
Himmel.
Groß war das Staunen ob dieses Zeichens,
auf dass sich indes niemand einen Reim zu
machen wusste. War es ein Zeichen, dass auch
die gütige Travia den jungen Priester bemerkt
hatte? Beim ersten Götterdienst, den der junge
Donator Lumini am Abend hielt, gab es indes
keine besonderen Ereignisse, die auf einen
erneuten Fingerzeit der Götter deuten ließen.
Was bleibt, ist das Wunder.
Hesindiago Wagenknecht
(Tina Hagner)
Krämpfe. Zu einer Salbe verarbeitet wirkt die
Raute den Schmerzen bei Verrenkungen, Ver-
stauchungen, Zerrungen oder ähnlichen Ver-
letzungen entgegen. Aber Vorsicht: Ihr soll-
tet bei der Verwendung immer einen Medikus
oder eine Elfe eures Vertrauens hinzuziehen,
da eine falsche Einnahme giftig sein kann.
Kinder sollten auf die Einnahme des Krauts
in größeren Mengen vollständig verzichten.
Eine andere Anwendung findet die Pflanze
im heimischen Garten. So könnt ihr euch die
lästigen Fellnasen eurer Nachbarn vom Hüh-
nerstall fernhalten, wenn die Pflanze einen
Platz in unmittelbarer Nähe dazu findet.
Einmal angepflanzt sollte das Kraut ein
Leben lang in eurem Garten wiederkehren.
Ihre Blütezeit erstreckt sich zwischen den
Monaten der Rahja bis zum Rondra.
Laînil Uûnatal
(Katharina Wagner)
den Schutzheiligen der hesindegefälligen Chro-
nisten und Kunstschaffenden. Der Präzeptor
und Vorsteher des Ordenshauses Edorian
Canyzian von Ferdok dankte in seiner Predigt
allen dafür, dass der Hort nunmehr vollendet
sei. Der Heilige solle allen Gläubigen Zeichen
sein, im steten Wandel nie zu vergessen, was
die Geschichte den Menschen lehrt.
Traviana Gänsetreu
(David Lukaßen, mit Dank an Anni Dürr)
Aventurischer Bote 205
Aventurischer Bote, Rahja 1042 BF
Tobriens Zukunft
Die Herzogenstadt
erainefurten. Diese Stadt trägt
P nicht umsonst den Beinamen Das
weiße Herz Tobriens. Ich spürte es
schon, als ich durch das Ebelrieder Tor trat.
Während ich von den Stadtgardisten durch-
sucht wurde, die ihre Arbeit sehr ernst nah-
men, bestaunte ich den Ort, der aus dem
einst kleinen Dorf mit ein paar Dutzend
Seelen entstanden war. Nun leben hier mehr
als viertausend Menschen. Perainefurten war
ein Rückzugsort geworden, eine Heimat für
tobrische Flüchtlinge, ein Ort des Schutzes
und der Geborgenheit. Doch Perainefurten
war mehr als das: Es war ein Versprechen.
Das Versprechen, das sie jedem Tobrier gab,
der dort lebte. Dass die Heimat noch nicht
verloren ist, solange Perainefurten noch nicht
gefallen war.
Rommilyser Bulle, Boron 1043 BF
Orgils Lanze
zieht nach Warunk
arunk. Dort, wo noch immer um
W das Land gerungen und gegen die
verbliebenen Verblendeten gefoch-
ten wird, haben die Dienerinnen der Sturm-
herrin und tapfere Streiter aus den Nordmar-
ken ein Zeichen der Hoffnung gesetzt. Die
Lanze von Sankt Orgil wurde feierlich von
Mitgliedern des Schwurbunds nach Vorbild
des Heiligen Orgil – kurz: Orgilsbund –
nach Warunk geleitet. Dabei handelt es
sich um eine Gruppe Jungritter, die seit
dem Haffaxfeldzug in Freundschaft
gleichsam dem Hohen Drachen Yal-
sicor, dem Drache der Freundschaft,
der als Alverniar im Gefolge Travias
verehrt wird, und den ritterlichen Tugen-
den Rondras verbunden sind, sich auch im
Geiste Travias als ritterliche Geschwister
ansehen.
Die Lanze von Sankt Orgil, einem in Gra-
tenfels verehrten Heiligen der Rondrakirche,
wurde vor einigen Jahren nach Rommilys
gesandt, um dort den Kampf gegen die
Nachfolger des Bethaniers zu stärken. Einst
geschaffen auf Geheiß des Landgrafen von
Gratenfels und des dortigen Rondratem-
pels, wird der mächtigen Lanze nachgesagt,
dass sie Kämpfende stärkt, die sich gemein-
schaftlich den Feinden der Zwölfe stellen.
Nun haben die Tempel von Gratenfels und
Rommilys entschieden, dass es an der Zeit
sei, die Lanze weiter in den Osten zu senden.
Die erfahrene Ritterin der Göttin Rutmaide
Rubinklaue von Gratenfels wurde auserko-
ren, fürderhin über die Lanze zu wachen und
zu prüfen, wer sie im gerechten Kampf füh-
ren darf.
Aventurischer Bote, Praios 1043 BF
Tobriens Zukunft
Eine Einladung
erainefurten. Zwar hatte ich vor,
P meine Kolumne über die Reise
durch die tobrischen Lande hier
in Perainefurten zu beenden, doch ist etwas
absolut Außergewöhnliches geschehen: Der
dunkle Herzog Transysiliens selbst,
Arngrimm von Ehrenstein,
hat mir eine Einladung in
sein Herzogtum ausgespro-
chen. Er versprach mir siche-
res Geleit bis zur Stadt Praske
im Herzen Transysiliens und
wieder zurück in die zwölfgöttli-
Nun ist Haffax besiegt, Yol-Ghurmak
qualmt vor sich hin und der dunkle Herzog
Arngrimm scheut den blanken Stahl unserer
glorreichen Kaiserin Rohaja von Gareth! Die
Bewohner Perainefurtens können aufatmen.
Natürlich, der Alltag ist noch immer durch-
drungen von Nöten und Ängsten, denn es
mangelt in dieser Stadt an allem, vor allem an
Nahrung. Nichtsdestotrotz: Das Schlimmste
ist überstanden. Die lange Nacht Tobriens
ist vorbei und der Morgen dämmert. Hier,
an diesem Ort, will ich meine Reise beenden,
werter Leser. Ich hoffe, euch mit dieser Reihe
an Berichten erfolgreich ein Bild dessen ver-
mittelt zu haben, was im Osten unseres Rei-
ches geschieht. Mögen die Zwölfe euch seg-
nen und stets mit euch sein auf allen Wegen!
Mythram Korsfels
(Julian Härtl)
In einem feierlichen Göttinnendienst im
Beisein der Sennenmeisterin Heladis Kago-
rad von Drîleuen und des Markgrafen von
Warunk Sumudan von Bregelsaum präsen-
tierte man die Lanze den Menschen. Die
großen Heere des Feindes wurden von
der Kaiserin und ihren tapferen Streitern
besiegt, doch noch immer machen Ban-
den von Abschaum und Dämonendienern
Landstriche im Osten des Reiches unsicher,
bedroht der falsche Herzog Tobrien und die
Markgrafschaft Warunk mit hinterhältigen
Angriffen. Wo, wenn nicht hier, vermag ein
machtvolles Artefakt wie die Lanze die Ent-
scheidung zu bringen?
Schon machen Geschichten die Runde, die
vom jüngsten Einsatz der Lanze berichten.
Die Rondrakirche hatte sie mit auf den
›Kleinen Feldzug‹ einiger Nordmärker Adli-
ger gegeben, die zur Befriedung der Raben-
mark ausgezogen waren (Anm. d. Red.:
der Bote berichtete hierzu in Ausgabe 199).
Mehr als einmal soll die Lanze Reckinnen
gestärkt haben, als sie sich Untoten und
menschlichem Abschaum entgegenstellten.
Geschwächte Kämpfer sollen neuen Mut
gefasst oder angesichts einer Übermacht
als Gemeinschaft bestanden haben. Ob dies
wahr oder einiges eher Ritterbosparano ist?
Fest steht, dass die Lanze den Mut der Kämp-
fenden in der Markgrafschaft zweifelsohne
stärken wird: ein weiteres Zeichen des Auf-
schwungs in den Provinzen des Ostens.
Edric Birkenfurten
(Tanja Fläming und David Lukaßen, mit Dank
an Anni Dürr)
chen Lande und lädt mich ein,
mir das Leben auf der ande-
ren Seite der Grenze genauer
anzusehen und darüber zu
schreiben. Für euch, werte
Leser, habe ich diese Einladung
angenommen – damit ihr euch ein Bild
über den Rest der Schattenlande machen
könnt, wie es nur den wenigsten bisher
erlaubt war. Ich werde berichten, sobald
ich kann!
Mythram Korsfels
(Julian Härtl)
 Regionales

Tobrisches Wolfshorn, Hesinde 1043 BF Hesindespiegel, Boron 1043 BF

Attentat auf Eine Begegnung der besonderen Art

Prinz Jarlak vereitelt chattengrund. Ich hatte jüngst gebreiteten Flügel leuchteten himmelblau. Er

Ist die Unbesiegbare Legion von Yaq-Monnith zurück?

belried. In der Nacht zum
Angreifer kämpften sich zielstrebig durch das
S ein unvergleichliches Erlebnis,
welches ich der wissenshungrigen
Gemeinde nicht vorenthalten mag.
war überwältigend.
Ehe ich wusste, was ich tat, war ich über das
Gatter gestiegen und näherte mich dem fas-

E 3. Hesinde vereitelte die Tobimo-

ragarde unter hohem Blutzoll einen
Anschlag auf Prinz Jarlak Kunibald Geldor
von Ehrenstein. Zwar laufen die offiziel-
len Untersuchungen noch, doch konnte das
Wolfshorn bereits erste schreckliche Details zu
den Hintergründen in Erfahrung bringen.
»Die Angreifer kamen aus den Schatten und
schlachteten sich durch unsere Reihen,« so
ein schwer verletzter Gardist auf dem Ster-
bebett des Marbidenklosters. »Es waren
dämonenhafte Kreaturen, halb Mensch, halb
Löwe, mit riesigen Klauen und Reißzähnen.«
Weitere beunruhigende Berichte konnten
wir von den Söldnern des Sturmbanners
vernehmen, die in jener Nacht Wachtdienst
hatten. Die Kreaturen, etwa ein halbes Dut-
zend, erklommen das Schanzwerk der Stadt
binnen weniger Augenblicke und rannten,
den Bolzenhagel ignorierend, zu einem neu
errichteten Tunnel, der das Netz der Ebelrie-
der Kasematten miteinander verbindet. Da
nur wenigen Eingeweihten die Lage der Tun-
neleingänge bekannt ist, spricht man bereits
jetzt von Verrat in den eigenen Reihen. Die
Labyrinth der Gänge in Richtung der Feste
Ebeldûrn. Dort drangen sie in den Stabsraum
unterhalb der Burg ein, in welchem sich Prinz
Jarlak, Marschall Frankwart Gerdenwald, die
Geweihte Rondralieb von Leuentrutz und
einige Recken zu einem Kriegsrat versammelt
hatten. Ein schrecklicher Kampf entbrannte,
den der Prinz und der Marschall dank des
Opfers von Rondralieb und einem Dutzend
tapferer Gardisten überlebten, die nun an
Rondras Tafel speisen. Über den Verbleib
und die Herkunft der Kreaturen ist nichts
Näheres bekannt, doch zahlreiche Augenzeu-
gen berichten voller Furcht von der Rückkehr
der Unbesiegbaren Legion von Yaq-Monnith.
Der Angriff ist ein heftiger Rückschlag für
den Wiederaufbau Ebelrieds und ganz Tob-
riens. Prinz Jarlaks Wille scheint jedoch unge-
brochen. Bereits am nächsten Morgen sah
man ihn am Ysilischen Tor, wo er die Verstär-
kung des Schanzwerkes beaufsichtigte, auf
dass ein derartiger Angriff nicht noch einmal
vorkomme.
Egidius Torfner
(Christoph Trauth)
Auf dem Weg von Triveth nach Widder-
hall kommt man nicht umhin, eine Rast im
Dorf Schattengrund am gleichnamigen Pass
zu machen. Der Baron hieß mich willkom-
men in Burg Silbergreif, worüber ich äußerst
dankbar war, da das Wetter umschlug und wir
gezwungen waren länger auszuharren, bis der
Pass wieder gangbar sein würde. Doch nur
am Kamin zu sitzen, entspricht nicht meiner
Natur. So machte ich mich auf die umgeben-
den Nadelwälder zu erkunden.
Fest in Pelz und Bausch gewickelt nahm ich
im Heulen des Windes ein Wehklagen war,
welches mir durch Mark und Bein ging. Es
war eindeutig nicht menschlicher Natur, aber
derart hatte ich bisher nicht gehört. So näherte
ich mich, von Neugier getrieben, der Lich-
tung, von der die Laute kamen.
Ich traute meinen Augen
kaum, denn weder die sich
ans Gatter drängenden Zie-
gen, noch der Hirtenhund,
der sich winselnd zwischen
meine Beine presste, gaben das
Klagen von sich. Es war ein
leibhaftiger Drache! Er rieb,
selbst die Krallen der Flügel
zinierenden Wesen. Aus den geblähten Nüs-
tern stiegen sachte Rauchkringel auf, als er
mich witterte und mit seinen smaragdgrünen
Augen taxierte. Just in jenem Moment wurde
ich von einer Flut Bilder heimgesucht, die mir
der Drache in meinen Geist sandte. Ich sah
das tosende Meer, welches sich dunkelblau
und unergründlich zu turmhohen Wellen auf-
bäumte. Gischt und Sturm nahmen mir die
Sicht auf die brodelnde Gefahr: eine boden-
lose Tiefe, die sich wirbelnd öffnete. Ein
gewaltiger Strudel trachtete danach, das Meer
in seiner Gänze zu verschlucken. Dann war es
vorbei. Die Verbindung brach ab. Der Drache
schlug zweimal mit den Flügeln, fegte mich
um ein Haar von den Füßen, brüllte ohren-
betäubend und erhob sich flink in die Lüfte.
War dies eine Erinnerung oder doch eine
Vision, die er mit mir teilte? Und warum?
Sicher ist, er ließ mich verwirrt zurück.
Ich werde die Allwissende um Rat
fragen. Hesinde, erleuchte mich!
Magister Hesindion Verdhelo
(Katja Jacobi)

Gesucht! im Boden vergraben, seinen

flachen, hörnerbesetzen
Kopf in der sattgrünen
Tatkräftige Hilfe ohne Scheu vor schwerem Gerät Wiese und gab dabei
das Weinen von sich.
Starke, große Hände, die unbeirrt selbst das heißeste Werkzeug Sein dünner Schwanz
in die Esse halten schlug nervös hin und
Vorstellig werden bei den Schmiedehallen her und der schlanke,
gegenüber dem Valluser Feuerturm in den Farben des Meeres
schimmernde Leib wandte
sich dabei wie unter Schmer-
zen. Sein Bauch und die aus-
Tempelrufer, Firun 1042 BF

Siege an der Front!

l’Anfa. Im Herbst dieses Jahres zog Die westliche Speerspitze, angeführt von Festumer Flagge, Firun 1043 BF

A zahlreiches Kriegsvolk der Schwarzen

Perle – an der Spitze gläubige Strei-
ter unser aller Herrn BORon – mit der Flotte
aus, um dem Ruf des glorreichen Procurators
Oderin de Metuant und der Vision unseres vom
Götterfürsten höchstselbst erwählten Patriar-
chen Amir Honak Folge zu leis-
ten und die Unterdrückung des
Kemireichs zu beenden! Von
der falschen Königin Ela und
gierigen horasischen Fingern
zerrissen, schrie das Volk der
Kemi und Al’Anfa antwor-
tet, um einer würdigeren
Nisut, der Boron demütig
ergebenen Prinzessin
Rhônda IX. Setepen
auf den Thron ihres
Landes zu verhelfen und
das Ketzertum, das um sie
herum brütet, auszulöschen!
Vorliegende Kriegsberichte künden davon,
dass die Bewohner der Nordküste des Káhet
Ni Kemi bereits durch unsere unermüdlichen
Truppen befreit wurden. In seiner Weisheit
sicherte der Generalissimus im Handstreich
drei Brückenköpfe, von denen aus sich das
Heer unter dem Rabenbanner gegen das Joch
Elas stemmt.
Der Angriff auf die Küste begann im Mor-
gengrauen des 6. Boron aus drei Richtungen
zugleich und fand die Hafenstädte Kolchis,
Qinsay und Yleha völlig unvorbereitet. Die
Bevölkerung hieß die Befreier jubelnd will-
kommen und schwenkte endlich wieder stolz
und mit neu gewonnenem Mut die Flagge des
fliegenden Raben.
General Sinthium von Gogam, vertrieb die
Feinde des kem’schen Volkes gemeinsam
mit treuen Kriegern Prinzessin Rhôndas aus
Kolchis, um dann von dort aus tiefer in das
Landesinnere vorzudringen.
Der zentrale Keil unter Befehl der Generalin
Marvana Zornbrecht, eroberte
den Hafen von Qinsay, sodass
nun Verstärkungstruppen
aus der Heimat nachgeführt
werden können. Im Osten
stritten Alena Karinor und
Prinzessin Rhônda höchst-
selbst, um die widerspens-
tigen Aufrührer der fal-
schen Nisut in Yleha
zurückzuschlagen und
dort, an der Ostgrenze
des Kemireichs den
Kopf des Heerzugs zu
errichten: Generalissimus du Metuants
Hauptquartier.
Von den siegreichen Übernahmen der Küs-
ten aus, bewegt sich der Boronszug von allen
drei Landungsplätzen gen Süden, um die ver-
blendeten Horasdiener aufzureiben. Diese
verschanzen sich im feindseligen Dschungel,
in Höhlen und Eingeborenendörfern, und
lehnen sich hartnäckig gegen Götter und
Ordnung auf, während wir Stadt um Stadt,
Dorf um Dorf ihrer Besatzung entziehen.
Wir erleiden Verluste und betrauern die für
die gute Sache gefallenen Helden, doch unser
Vormarsch wird nicht aufzuhalten sein und
am Ende wird triumphieren, was Recht ist!
Mayati Kashanador
(Diana Rahfoth)
Rodebrannt lädt zum
Turnier der Kampfkünste!
odebrannt. Adersin, Fedorino, ren Glauben. Eine Frage, welche ich zu beantwor-
R Galora. Wer solche Namen hört,
mag an das blitzende Spiel der
Klingen und die rondragefällige Hingabe an
ten gedenke. Der Frau Rondra ist nichts so lieb wie
das ehrenvolle Duell zwischen zwei Kämpfern. Und
davon soll es reichlich geben. Im Peraine soll Rode-
einen Kampfstil denken. Rodebrannt mag brannt erklingen vom Gesang des Stahles. Ein Lied,
einem da weniger einfallen, denn die seweri- welches von Anderthalbhändern, Rapieren oder gar
sche Stadt ist bisher kein Ort, den man mit Fächern dargebracht wird. Krieger und Schwertgesel-
dem Schwertgesellentum verbindet. Das len, gleich woher sie kommen, egal welchen Kampfstil
mag sich nun ändern. Gräfin Gewinja von sie pflegen, mögen sich hier sammeln, auf dass wir
Ilmenstein rief befreundete und benachbarte im Duell herausfinden, welcher von Ihnen der Beste
Bronnjaren zum gemeinsamen Schmaus nach ist! So zeigen wir der Herrin Rondra, dass wir sie
Rodebrannt. nicht vergessen haben. So zeigen wir der Welt, dass
Während die meisten Gäste sich vornehmlich das Bornland ungebrochen und stolz im Osten steht!«
sorgenvoll über die Zukunft des Bornlandes Unter donnerndem Applaus und enthusias-
und die Geschehnisse in Notmark und Fes- tischen Trinksprüchen ging das Gelage noch
tum äußerten, war es die Gräfin von Ilmen- bis tief in die Nacht. Bereits am nächsten
stein selber, welche die Aufmerksamkeit auf Morgen sandte die Gräfin schon Boten aus.
sich zog und alle Unsicherheit mit energischer Auf Nachfragen wurde uns mitgeteilt, dass
Stimme entgegen trat. »Dies ist das Bornland. einige der prominentesten Empfänger die
Das Land, welches die Streiter der Frau Rondra Schwertgesellenschulen Adersin in Gareth,
eroberten. Ihr Geist ist mit uns, auch in diesen her- Fedorino in Vinsalt und Galora in Punin sind.
ausfordernden Zeiten. Einige mögen Unsicherheit Slanka Ouvenske
verspüren. Doch dies ist ein Test an uns und unse- (Jens Olaf Müller)
Die Horaskaiserlich Privilegierte Nordmeer-Compagnie präsentiert:
Feinste Rauchwaren aus den Nordlanden. Direktimporte aus Riva.
Zobel, Silberfuchs, Iltis, Karen etc.
Neu in den Niederlassungen Grangor & Bethana,
sowie Händlern in Kuslik, Vinsalt & Belhanka
»Der Bürger von Welt trägt Rivaner!«

Aventurischer Bote 205


Aventurischer Bote, Travia 1043 BF
Eine chababische Wilderei
hegûn. Einmal mehr klangen Fan-
T faren durch die Luft des Südens.
Doch diesmal waren es keine Wüs-
tenreiter, welche die Bauern der chababischen
Einöde in Unruhe versetzten. Der eigene
Adel hatte zur Jagd geladen. Auch wenn die-
ser Zeitvertreib südlich der Tovalla nicht die
Beliebtheit wie im Yaquirtal hat, versammelte
sich doch eine beträchtliche Schar Edler als
Gäste des Grafen Tizzo von Eskenderun. Von
diesem war eine Jagdleidenschaft bis dahin
allerdings nicht bekannt.
Zwar bieten die Auen am Chabab dem Jäger
seit jeher reichlich Wildgeflügel, doch das von
den Edlen geschätzte Hochwild findet man
selten. Mehr als durch ihre Tierwelt machte die
Region in den letzten Monden durch unerfreu-
liche Vorkommnisse von sich Reden: Räuber
und Halunken machen die Straßen unsicher
und sind jüngst sogar so dreist geworden, sich
an einem kaiserlichen Botenreiter zu vergrei-
fen. Verletzt, seines Pferdes und seiner Habe
beraubt, fand man ihn im Dornengestrüpp an
der Landstraße nach Brelak.
Just jene unwirtliche Gegend an der Grenze
zum Drôler Land hatte sich die Jagdgesell-
Hesindespiegel, Tsa 1043 BF
Tayas für das Popolo
ethumis. Unerwartet starkes Inter-
M esse erregte die jüngste Veröffentli-
chung der Völkerkundlerin Yalsinia
ya Tarcallo von der Herzog-Eolan-Univer-
sität. Die erst kürzlich von einer
ausgedehnten Forschungsreise
in den aventurischen Süden
zurückgekehrte Leiterin der
Aves-Schule legte eine lücken-
lose Einordnung des kulturel-
len und historischen Kontexts
vor, in welchem der neu-
entdeckte Waldmenschen-
stamm der Tapo-Tikaute ihrer
Expertenmeinung zufolge für
lange Zeit abseits der akademi-
schen Wahrnehmung existieren
konnte. In ihren Ausführungen
nimmt sie wiederholt Bezug auf die
Präsenz der Echsenkulturen in Meridiana
und die Ausübung ihrer Religion. Revisoren
loben Schlüssigkeit und Eingängigkeit ihrer
Argumentate, bemängeln jedoch, dass sich
Teile ihrer Abhandlung »wie ein reißerischer
Abenteuerroman« lesen sollen.
Mit gemischten Reaktionen wurde in der aka-
demischen Gemeinschaft auch die Ankündi-
gung aufgenommen, ya Tarcallo werde sich
Aventurien direkt nach Hause?
Den Aventurischen Boten und die beiliegen-
den Abenteuer der Heldenwerk-Reihe kannst
du ganz einfach im Abo bestellen und erhältst
sie dann alle zwei Monate digital als PDF
oder in gedruckter Form zugeschickt! Wei-
tere Informationen und das Anmeldeformu-
lar dazu findest du auf der Website https://
ulisses-spiele.de/spielsysteme/das-schwar-
ze-auge/ im Unterpunkt »Der Aventurische
Bote« oder über diesen QR-Code :
Der Aventurische Bote erscheint zweimonatlich. Copyright © 2021 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems,
für die Inhalte. DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN und DERE sind eingetragene Marken. Alle
Rechte von Ulisses Spiele GmbH vorbehalten. Nachdruck von Artikeln (auch auszugsweise) nur mit
vorheriger schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen
Personen wären rein zufällig und unbeabsichtigt. Besuchen Sie unsere Website www.ulisses-spiele.de.
Magie/Aus aller Welt
schaft zu ihrer Hatz ausgesucht. Um dem
fehlenden Wildbestand abzuhelfen, hatte der
Graf schon in den Wochen zuvor kapitale
Hirsche aussetzen lassen, wie er seinen Stan-
desgenossen verkündete. Mit einer großen
Hundemeute brach man nunmehr auf, um
diese stolzen Tiere zu erlegen. Doch welch
Unheil: Kein einziges der stattlichen Tiere ließ
sich finden – Wilderer mussten hier reichlich
Beute gefunden haben, die nach kaiserlichem
Recht nur einem höheren Stande gebührt.
Auf das Drängen seiner Jagdfreunde hin ließ
der Graf ein Exempel statuieren: Die Jagd-
gesellschaft durchkämmte die Gehöfte und
Weiler des Umlands nach Wilderern. Bald
führte man so manchen Familienvater gefes-
selt mit, bei dem man Bogen oder Armbrust
gefunden hatte. Ihre Standesvergessenheit
sollte die Überführten teuer bezahlen: Bis
dato ist keiner wieder zurückgekehrt. Die ent-
täuschten Jäger von Stand wurden jedoch vor
ihrer Abreise noch mit einem rauschenden
Fest entschädigt.
Rosgrimma groschna Alberosha
(Christoph Wohlstein)
als nächstes der Ausarbeitung einer mehr
oder minder dem Popolo zugedachten Publi-
kation widmen, in welcher sie Abschriften der
traditionellen Legendenwelt der Waldmen-
schenstämme, sogenannter Tayas, zu
sammeln gedenkt – mit beson-
derem Hinblick auf den primi-
tiven Glauben an ihren Schöp-
fergott Kamaluq und ihre von
naivem Animismus geprägte
Weltsicht. Infrage gestellt wird
nicht nur der wissenschaftli-
che Mehrwert, den ein solches
Unterfangen mit sich brächte,
sondern vor allem auch die Tat-
sache, dass sie dabei mit Mentor
Hexander Ponziani von Kuslik
zusammenarbeiten werde, um ein
möglichst diverses Bild von Waldmen-
schensagen aus erster Hand einzuholen. Ver-
traulichen Informationen zufolge, welche der
Redaktion des Hesindespiegels zugespielt wur-
den, erfährt Seine Gnaden Ponziani regelmä-
ßig Tadel aus den Reihen seiner Kirche für
sein »unangemessen ausgeprägtes Interesse
an ketzerischen Glaubensvorstellungen«.
Nach dem Lob zu urteilen, welches Magis-
tra ya Tarcallo für ihre Forschungsaktivitäten
auch seitens des Herzogenhauses erreichte,
erscheint der finanzielle Untergrund, auf
dem ihr nandusgefälliges Vorhaben fußt,
indes recht solide.
Surina ter Brook
(Johannes Kaub)
Aventurischer Bote 205
Hesindespiegel, Hesinde 1043 BF
Eine dünne Erdschicht
l’Anfa. An der Groß-al’anfanischen
A Universalschule der Stadt des Raben
wurde jüngst ein Kongress
eröffnet, der alle gescheiten Köpfe
vereint, die sich bis zum heuti-
gen Tag der Erforschung der
meridianischen Stammeskul-
turen gewidmet haben. Der
Grund für diese bemerkens-
werte Zusammenkunft ist
die Entdeckung eines neuen
Stammes, welcher ganz und
gar außergewöhnlich ist.
Die Mitglieder dieses
Stammes, die sich Tapo-
Tikaute nennen, zeigen
sich ganz untypisch für
die Völker dieser Region in der
Metallurgie bewandert, so dass ihre Werke
sogar die geschicktesten Zwergenschmiede
verblüffen (Anm. d. Red.: Der Salamander
berichtete hierüber.). Noch mehr zur Fas-
zination dieses exotischen Volkes trägt ihre
Behausung bei, welche samt und sonders im
Inneren einer prächtigen Höhle liegen soll,
die sogar Ackerbau ermöglicht. Dort sei eine
Stadt errichtet, ganz aus ihrem eigentümli-
chen Metall, welche Tag und Nacht leuchte,
worum sie von ihren Bewohnern auch Kuru-
ke-Lahe genannt wird – in unserer Sprache
„Die Erhellte Stadt“.
Aventurischer Bote, Hesinde 1043 BF
Die Queste des
Rosenritters Lanzyber
Teil I
organ. Ein ungewöhnliches Anlie-
Z gen erreichte die Redaktion, als der
aranische Rosenritter Lanzyber ibn
Bastrabal um eine dokumentierende Begleitung
für eine bedeutsame Queste bat. Er war vom
Kontor der Mada Basari angeleitet worden,
einen Stern zu finden, der vor einigen Wochen
als bemerkenswert großer, gleißender Feuerball
in einer Vollmondnacht alle Blicke des Mhaha-
ranyats auf sich gezogen hatte. Doch wo war er
niedergegangen? Es hatte während der letzten
Jahre vereinzelt Sternschnuppen gegeben, die
in die fruchtbare Erde Araniens eingeschlagen
waren. Speziell die Mada Basari suchen nach
den glimmenden Himmelskörpern, die von
Phexens Nachtmantel gefallen sind. Angeb-
lich soll auch das vorherige Verschwinden der
Fürstin Sybia eine Verbindung zu dem Sternen-
fall haben. Würde ein Stern letztendlich zum
geheimen Aufenthalt der verschollenen Mond-
silbersultana führen? Ritter Lanzyber soll es in
heldenhafter Suche herausfinden, nur begleitet
von seinem jungen Rossknecht, seiner Laute
und dem Aventurischen Boten.
Bei der ersten Begegnung in der Perle am
Barun-Ulah, prangte das Madamal am Him-
mel, tauchte unser Kennenlernen in das blei-
che Licht der Frühsommernacht und entfärbte
all die bunten Farben der malerischen Metro-
pole in Schattierungen von Grau. Über unse-
ren Köpfen zeichneten die Sterne ihre Bilder,
Kontaktadressen
Für Fragen und Änderungen zum Abonnement:
Ulisses-Spiele GmbH
Industriestraße 11
65529 Waldems Steinfischbach
Fax: 06087 / 9887008
abo.avbote@ulisses-spiele.de
Für redaktionelle Anfragen:
avbote@ulisses-spiele.de
Unaufgefordert eingesandte Artikel oder Manu-
skripte werden in der Regel nicht bearbeitet.
Die Diskussion erhitzte sich, als die Frage
nach dem Ursprung dieses Menschenschlags
aufkam. Der größte Konsens war, dass sich
vor einer heftig diskutierten Zeitspanne
eine kleine Gruppe Waldmenschen aus
dem unwirtlichen Dschungel in die
schützende Höhle verirrte, die sie
so genehm vorfanden, dass sie sich
dort auf Dauer niederließen. Mit der
Zeit gedieh ihre Gesellschaft ganz
außerordentlich.
Ein Professor, der sich gegen eine
namentliche Nennung an dieser
Stelle ausgesprochen hat, unter-
breitete jedoch die beachtens-
werte Theorie, dass dieser
Stamm schon immer in dieser
Höhle gelebt und nun zum ersten Mal
die Oberfläche erreicht habe. Die Ähnlich-
keiten zu den Waldmenschen rühren ihm
zufolge daher, dass sie derographisch ledig-
lich durch eine dünne Erdschicht voneinan-
der getrennt gewesen seien. Professora Notia
Botero-Montez, welcher die Entdeckung der
Tapo-Tikaute zugeschrieben wird, erkundigte
sich daraufhin spottend, ob es dem Kollegen
wohl gefalle, wenn er zur nächsten Redepause
durch eine dünne Erdschicht vom Rest des
Kongresses getrennt werde.
Cosimaar della Riordio
(Dominic Torbing)
und es fiel sofort Lanzybers unübersehbarer
Hang zur Lyrik auf. So beschrieb der bekannte
Rittersmanns den Beginn unserer Suche:
»Ein Fingerzeig gen Rahja führt uns an den grünen-
den Ufern des Barun-Ulah zum Kreuze der Straßen
der Stadt der Münze und von dort nach Osten, der
aufgehenden Sonne entgegen, die uns begrüßen wird
mit lockend’ Strahl. In wehmütig’ Abschied streichelt
der Duft reifer Arangen unsere Nasen, während wir
auf dem Rücken der Rösser in sanftem Widerwillen
den lockenden Spiegeln Zorghanas den Rücken keh-
ren, um aufzubrechen, uns den ewigen Schrecknissen
des Düstergehölz’ zu stellen. Ein Kleinod aus dem
Hort der Nacht zu finden, ist unsere Bestimmung,
denn einst barg eine Fürstin es zwischen den Ster-
nen, um es bis zu einem fern verheiß’nen Tag in Phe-
xens Himmelskammer vor der Emsigkeit der gülden
Lichtscheibe zu verstecken. Wurd’ gestohlen nachts
der Stern oder fiel er dem Listenreichen zum Wohl-
gefallen, ein Zeichen uns zu senden? Wir werden’s
wissen, wenn wir dem Pfad folgen, der verzeichnet ist
in den Erinnerungen der zahlreich Staunenden jener
Vollmondennacht. Irgendwo hinter dem Farsh Uruch
wird sein das Ziel der Reise, in den tiefsten Tiefen der
wild-einsamen Sümpfe des Yalaiad.«
Wir ritten den gewiesenen Weg, zuerst auf der
Transaranica, ab Barbrück dann nach Osten in
weniger besiedelte Gebiete. Und nach zwei
Nächten erreichten wir den Schattenwald …
Dhara Rotkehlchen
(Diana Rahfoth)
Impressum
Herausgeber: Ulisses Spiele GmbH, Industriestr.
11, 65529 Waldems Steinfischbach
Redaktion: Johannes Kaub
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Tanja Fläming, Tina
Hagner, Julian Härtl, Katja Jacobi, David Lukaßen,
Jens Olaf Müller, Diana Rahfoth, Dominic Tor-
bing, Cristoph Trauth, Katharina Wagner, Chris-
toph Wohlstein
Lektorat: Alia Emma Boecker
Korrektorat: Christopher Goetzie
Illustrationen: Helge Balzer, Marcus Koch, Anja
Di Paolo, Nele Klumpe, Diana Rahfoth, Nadine
Schäkel, Wiebke Scholz, Karin Wittig, Carina Wittrin
Satz und Layout: Nadine Hoffmann