Eckhard Beubler
Kompendium der
Pharmakologie
Gebräuchliche Arzneimittel in der Praxis
SpringerWienNewYork
Univ.-Prof. Mag. pharm. Dr. phil. Eckhard Beubler
Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie,
Medizinzische Universität Graz, Graz, Österreich
Dieses Buch wurde als stringentes Kompendium konzipiert und kann daher
kein umfassendes Lehrbuch ersetzen. Es soll Ärzten und Studierenden der
Medizin einen schnellen Überblick ermöglichen, aber auch medizinisches
Pflegepersonal im stationären oder extramuralen Bereich sowie interessierte
Laien können durch diese Lektüre ihr Wissen über eine moderne und sichere
Arzneitherapie verbessern.
ALLGEMEINER TEIL
Pharmakodynamik 3
Prinzipien der Arzneimittelwirkungen 3
Wirkmechanismen 3
Rezeptoren 4
Dosis-Wirkungs-Beziehungen 6
Agonisten und Antagonisten 7
Pharmakokinetik 9
Resorption 11
Verteilung 11
Elimination 11
Arzneimittelwechselwirkungen 19
Pharmakodynamische Interaktionen 20
Pharmakokinetische Interaktionen 20
Der Placeboeffekt 24
Arzneiformen 25
Flüssige Arzneiformen 26
Feste Arzneiformen 27
Halbfeste Arzneiformen 28
Spezielle Arzneiformen 30
SPEZIELLER TEIL
Das vegetative Nervensystem 35
Histamin, Serotonin und Eicosanoide 45
Blut 53
Blutstillung und Thrombose 53
Anämien 62
Bluthochdruck 63
Durchblutungsstörungen 69
Herzinsuffizienz 73
Koronare Herzkrankheit 77
Herzrhythmusstörungen 81
Atemwege 85
Asthma Bronchiale 86
Chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD) 91
Husten 91
Verdauungstrakt 95
Säurebedingte Erkrankungen 95
Funktionelle Erkrankungen 98
Niere 103
Stoffwechselerkrankungen 107
Diabetes 107
Fettstoffwechselstörungen 113
Gicht 117
Psychopharmaka 119
Neuroleptika 119
Antidepressiva 124
Tranquillantien und Schlafmittel 130
Psychostimulantien 134
Analgetika 135
Nicht-Opioid-Analgetika 135
Mittelstarke Opioide 143
Starke Opioide 144
Sehr starke Opioide 146
Starke Opioide: Agonist-Antagonisten 147
Opioid-Antagonisten 148
Cannabinoide 149
Andere Analgetika 149
Antirheumatika 150
Lokalanästhetika 155
Narkosemittel 157
Injektionsnarkotika 157
Inhalationsnarkotika 159
Starke Opioide 160
Muskelrelaxantien 161
Antiparkinson-Mittel 165
Antiepileptika 169
Hormonelles System 175
Schilddrüse 175
Nebenschilddrüse 178
Nebennierenrindenhormone 181
Sexualhormone 184
Antiinfektive Arzneimittel 191
Antibiotika 191
Virustatika 206
Antimykotika 208
Wurmmittel 211
Malaria 213
Immunmodulatoren 217
TOXIKOLOGIE
Gifte und Vergiftungen 223
Häufigkeiten 223
Ätiologie von Vergiftungen 224
Allgemeine Toxikologie 225
Allgemeine Diagnose 226
Grenzwerte 227
Erstmaßnahmen bei Vergiftungen 228
Spezielle Toxikologie 230
Gasförmige Stoffe mit systemischer Wirkung 230
Gasförmige Stoffe mit lokaler Reizwirkung (Reizgase) 233
Flüssigkeiten bzw. Lösungsmittel 237
Schwermetalle 242
Pestizide 250
Chemische Karzinogene 252
Karzinogene Naturstoffe 253
Metalle und Festkörper 253
Giftpflanzen und Pflanzengifte 253
Giftpilze und Pilzgifte 259
Gifttiere und Tiergifte 262
Anhang
Anhang 1: Weiterführende Literatur 265
Anhang 2: Sachverzeichnis 266
ALLGEMEINER TEIL
Pharmakodynamik
Prinzipien der Arzneimittelwirkungen
Wirkungsmechanismen
Rezeptoren
Dosis-Wirkungs-Beziehungen
Agonisten und Antagonisten
Pharmakokinetik
Resorption
Verteilung
Elimination
Arzneimittelwechselwirkungen
Pharmakodynamische Interaktionen
Pharmakokinetische Interaktionen
Der Placeboeffekt
Arzneiformen
Flüssige Arzneiformen
Feste Arzneiformen
Halbfeste Arzneiformen
Spezielle Arzneiformen
ACE: Angiotensin-Converting-Enzyme
AMP: Adenosinmonophosphat
ASS: Acetylsalicylsäure
CGRP: Calcitonin Gene-Related Peptide
(gengebundenes Kalzitonin-Peptid)
COMT: Catechol-0-Methyltransferase
GABA: γ-Aminobuttersäure
GDP: Guanosindiphosphat
GMP: Guanosinmonophosphat
GTP: Guanosintriphosphat
G-Protein: Guanylnucleotid-bindendes Protein
i.v.: Intravenös
LT: Leukotrien
MAO: Monoaminoxidase
NMDA: N-Methyl-D-Aspartat
NO: Stickstoffmonoxid
NSAR: Nicht steroidale Antirheumatika
PG: Prostaglandin
p.o.: Peroral
s.c.: Subkutan
VIP: Vasoaktives intestinales Polypeptid
PHARMAKODYNAMIK
Die Pharmakodynamik ist die Lehre der Wirkungen von Arzneimitteln
auf den Organismus:
Wie kommt ein pharmakologischer Effekt zustande?
Rezeptoren mit
Enzymaktivität
Auch diese Rezeptoren sind mem-
branständig, an der Außenseite greift
die aktivierende Substanz (z.B. Insulin)
an und an der Innenseite der Zelle wird
ein Enzym aktiviert.
Beispiele sind Rezeptoren für:
Abb. 1: Dosis-Wirkungs-Kurve
Insulin (ED50 : Effektive Dosis für 50% eines
Wachstumshormone Kollektivs)
Steilheit
Aus der Steilheit einer Dosiswirkungs -
kurve lässt sich erkennen, welche Wir -
Abb. 2: Therapeutische Breite
kungsänderung bei einer Dosis ände - ED 50: effektive Dosis für 50% eines Kollektivs
rung erreicht wird. Für Arzneimittel LD50: letale Dosis für 50% eines Kollektivs
wünscht man sich Dosiswirkungskurven
die flach sind, d.h. kleine Dosisänderun -
gen bewirken kaum Wirkungsänderun - Agonisten und
gen. Arzneimittel mit steilen Dosis - Antagonisten
wirkungskurven sind gefährlich, da klei-
ne Dosisänderungen schon zu drasti- Agonisten: Agonisten sind Substan-
schen Wirkungsänderungen führen kön- zen die sich mit dem Rezeptor verbin-
nen. den und eine Aktivierung auslösen.
Agonisten haben eine hohe Affinität
Maximale Wirkung zum Rezeptor und lösen einen Effekt
aus (intrinsic activity).
(„intrinsic activity“)
Antagonisten: Sogenannte kompe-
Die „intrinsic activity“ wird durch die titive Antagonisten verbinden sich rever-
Größe des Maximaleffektes angezeigt. sibel mit dem Rezeptor, lösen aber
Dieser kann auch bei gleichem Angriffs - keine Aktivierung aus. Kompetitive
punkt für verschiedene Substanzen unter- Antagonisten haben also ebenfalls eine
schiedlich sein. hohe Affinität, aber keine Wirkung
Abb. 3: Kompetitiver
Antagonismus.
In Gegenwart eines
Antagonisten sind
höhere Dosen
(Konzentrationen)
des Agonisten not-
wendig, um die
gleiche Wirkung zu
erzeugen.
0: Agonist allein
1: Agonist plus Antagonist,
2: Agonist plus Antagonist
in dreifacher Dosis)
(fehlende intrinsic activity). Antago - als partielle Agonisten oder auch parti-
nisten blockieren dementsprechend, je elle Antagonisten bezeichnet werden,
nach Dosis, einen Teil der Rezeptoren, sowie sogenannte inverse Agonisten,
die dann von den Agonisten nicht akti- die eine Rezeptoraktivität gänzlich auf
viert werden können. Die Dosis- die inaktive Seite rücken.
Wirkungs-Kurve wird nach rechts ver- Neben dem kompetitiven Antagonis-
schoben (Abbildung 3). mus gibt es noch:
Nicht kompetitiven Antagonismus
Sonderformen Funktionellen Antagonismus
Außer reinen Agonisten und reinen Chemischen Antagonismus
Antagonisten gibt es Substanzen mit Diese Formen sollen hier nicht näher
einer Art Mittelstellung, Substanzen die erläutert werden.
PHARMAKOKINETIK
Die Pharmakokinetik beschreibt, was der Organismus mit einem
Arzneimittel macht. Genauer betrachtet befasst sich die
Pharmakokinetik mit Konzentrationsänderungen von Arzneimitteln
im Organismus in Abhängigkeit von der Zeit.
im Blut auf die Hälfte des vorher bei gleicher Dosis einen in Form und
gemessenen Wertes absinkt. Die Halb - Höhe annähernd identischen Blutspiegel-
wertszeit ist nicht identisch mit der verlauf ergeben und dementsprechend
Wirkungsdauer, da Arzneimittel sehr gleiche AUCs aufweisen. Zur genauen
rasch aus dem Blut verschwinden kön- Beurteilung werden noch Cmax und tmax
nen, aber noch lange am Rezeptor ihre herangezogen.
Wirkung entfalten. Z.B. ist Acetyl - Verteilungsvolumen: Das Verteilungs-
salicylsäure nur wenige Minuten im Blut volumen eines Arzneistoffes ist eine fik-
nachweisbar, die Halbwertszeit beträgt tive Größe. Sie gibt an, auf welches
etwa 8 Minuten, die analgetische und Volumen eine bestimmte Dosis eines
entzündungshemmende Wirkung hält Arzneistoffes sich verteilt hätte, wenn
jedoch etwa 4 Stunden an. der Körper ein homogenes Medium
Fläche unter der Blutspiegelkurve wäre. Ist das Verteilungsvolumen größer
(engl.: area under the curve, AUC): Die als das Körpervolumen, weist dieser
Fläche unter der Blutspiegelkurve, die Umstand darauf hin, dass sich der Arznei-
rechnerisch oder graphisch ermittelt wer- stoff in bestimmten Strukturen des
den kann, ist eine wichtige Größe zum Körpers (Fett) anreichert. Viele Arznei -
Vergleich der Resorption eines Arznei- stoffe haben ein Verteilungsvolumen
stoffes aus verschiedenen Arzneiformen größer als das Körpervolumen. Angege -
bzw. Produkten. Die Fläche unter der ben wird das Verteilungsvolumen in
Blutspiegelkurve gilt als Maß für die Liter pro kg Körpergewicht.
Arzneistoffmenge, die im systemischen First pass effect: Der first pass effect
Kreislauf verfügbar ist. Die Gesamt - ist ein Maß für die Menge an Arznei -
fläche unter der Kurve, vom Zeitpunkt stoff, die nach Resorption aus dem
der Applikation bis zur völligen Elimina- Magen-Darm-Trakt bei der ersten Leber-
tion des Stoffes aus dem Kreislauf - passage metabolisiert wird. Dieser
system, wird mit dem Symbol AUC0-∞ Vorgang wird auch als präsystemische
oder kurz AUC bezeichnet (Abbildung 5). Elimination bezeichnet. Bei Arznei -
Bioverfügbarkeit: Die Bioverfügbar- mitteln mit grossem first pass effect ist
keit (bioavailability) bezeichnet den die Dosisfindung für einem bestimmten
Anteil eines verabreichten Arzeimittels, Patienten schwieriger als bei Arznei -
der im allgemeinen Kreislauf erscheint. mitteln mit einem geringen first pass
Die Bioverfügbarkeit wird in Prozent effect.
angegeben und ist nach intravenöser Plasmaproteinbindung: Arznei -
Gabe definitionsgemäß 100%. Nach mittel sind in unterschiedlichem Aus -
jeder anderen Applikationsart z.B. nach maß an Plasmaproteine gebunden.
oraler Gabe ist die Bioverfügbarkeit Neben der Transportfunktion stellt die
gleich groß oder meist kleiner als nach Eiweißbindung auch eine Art Depot -
intravenöser Gabe. Zur Ermittlung der wirkung dar. Bei den Dosierungsan -
Bioverfügbarkeit werden die Flächen gaben der einzelnen Arzneimittel ist die
unter den Blutspiegelkurven (AUCs) ver- Plasmaeiweißbindung bereits be rück -
glichen. sichtigt. Werden Arzneimittel mit hoher
Bioäquivalenz: Zwei Arzneimittel gel- Plasmaeiweißbindung kombiniert, kön-
ten dann als bioäquivalent, wenn sie nen sie sich gegenseitig vom Plasma-
eiweiß verdrängen. Eine praktische Be - gen. Der Prozess der Verteilung ist bei
deutung kommt diesem Umstand je - der vorgeschriebenen Dosierung jedes
doch nicht zu, da sich sehr rasch ein Arzneimittels berücksichtigt.
Gleichgewicht einstellt.
Elimination
Resorption
Unter Elimination versteht man alle
Unter Resorption versteht man die Vorgänge, die zur Entfernung eines
Aufnahme eines Arzneistoffes vom Ort Arzneistoffs aus dem Organismus bei-
der Applikation in das Kreislaufsystem. tragen.
Die wichtigsten Resorptionsorte sind Die Elimination beinhaltet sowohl
die Haut, das Muskelgewebe (bei intra- den Abbau (Metabolismus) als auch alle
muskulärer Applikation), der Atmungs - Arten von Ausscheidung. Unter Meta -
trakt (bei Inhalation), die Mundschleim - bolismus eines Arzneistoffes versteht
haut (bei sublingualer Applikation) und man seine biochemische Umwandlung
der Magen-Darm-Trakt (bei oraler Appli- im Organismus in meist unwirksame,
kation). wasserlösliche Verbindungen. In Einzel -
Die Geschwindigkeit der Resorption fällen kann durch den Metabolismus
ist nur bei einer akuten Arzneitherapie aus dem verabreichten Arzneistoff der
Wirkstoff entstehen (Bioaktivierung).
von Bedeutung. Z. B. wünscht man sich
Die Ausscheidung eines Arzneistoffes
bei einem Kopfschmerzanfall eine rasche
erfolgt in der Regel über die Nieren in
Resorption des Arzneimittels zur Schmerz-
den Harn, weniger häufig über die
befreiung. Bei der chronischen Arznei -
Galle, den Darm, die Haut oder die
therapie ist die Geschwindigkeit der
Lungen.
Resorption bedeutungslos. Für die Wirk-
samkeit einer chronischen Arzneithera-
pie ist nur die Dosis und das Dosis -
Renale Elimination
intervall ausschlaggebend. Das wichtigste Ausscheidungsorgan
für Arzneistoffe und deren Metaboliten
ist die Niere. Arzneistoffe mit hoher
Wasserlöslichkeit können unverändert
Verteilung ausgeschieden werden, andere müssen
vorher durch Metabolisierung wasser-
Nach erfolgter Resorption wird ein
löslich gemacht werden.
Arzneimittel rasch mit dem Blut im ge-
samten Körper verteilt. Nach seinen
physikochemischen Eigenschaften wird
Hepatische Elimination
sich ein Stoff entweder in Lipidstruk- oder Metabolismus
turen oder in wässrigen Körperräumen Unter Metabolismus oder Biotransfor -
verteilen. Bei hoher Lipidlöslichkeit mation versteht man alle biochemischen
eines Stoffes wird sich dieser im Gehirn Veränderungen, denen einen Stoff im
anreichern. Stoffe mit niedriger Lipid-, Körper unterworfen ist. Der Metabolis -
aber hoher Wasserlöslichkeit können mus der Arzneistoffe erfolgt hauptsäch-
nicht ins Zentralnervensystem gelan- lich in der Leber und in der Darm -
Tab. 1: Metabolismus über Cytochrom P450 Enzyme (Fortsetung von Seite 13)
Cyp 1A2 Cyp 2C19 Cyp 2C9 Cyp2D6 Cyp2E1 Cyp3A4
Hemmer
Amiodaron 62 Felbamat71 Amiodaron65 Amiodaron65 Amiodaron65
Ciprofloxacin63 Fluoxetin 72 Fluconazol80 Fluoxetin 76 Cimetidin74
Citalopram64 Fluvoxamin73 Fluoxetin 81 Haloperidol 85 Clarithromycin88
Diltiazem 65 Isoniazid 74 Fluvastatin 82 Paroxetin82 Ciclosporin
Pharmakokinetik
NEBENWIRKUNGEN
(unerwünschte
Arzneimittelwirkungen)
Unter Nebenwirkungen versteht man Unerwünschte
unerwünschte Arzneimittelwirkungen
(UAW). Die meisten Arzneimittel verur- Wirkungen bei
sachen neben der gewünschten Wir - therapeutischer
kung auch Nebenwirkungen und eine
Abschätzung des Verhältnisses zwi-
Dosierung
schen Nutzen und Nebenwirkungsrisiko
ist vor jeder Arzneitherapie unbedingt Spezifische Nebenwirkungen sind über
erforderlich. Wie die gewünschte Haupt- den Wirkungsmechanismus des Arznei -
wirkung eines Arzneimittels unterliegen mittels erklärbar, dosisabhängig und
auch die Nebenwirkungen einer biolo- treten ab einer gewissen Dosis bei
gischen Streuung und sind für den ein- jedem behandelten Menschen auf. Z.B.
zelnen selten vorhersehbar. Für die Betablocker, die zur Blutdrucksenkung
Risikoabschätzung ist daher die Häufig - eingenommen werden, blockieren auch
keit einer bestimmten Nebenwirkung β-Rezeptoren in den Bronchien und
von großer Bedeutung. Bei neueren führen zur Erhöhung des Atemwegs -
Arzneimitteln wird diese Häufigkeit in widerstandes; sie blockieren auch β-
der Fachinformation angegeben. Beson- Rezeptoren im Stoffwechsel und ver-
dere Vorsicht ist bei Schwangeren und mindern so sie Glykogenolyse. Diese
in der Stillzeit geboten, wobei hier unerwünschten Wirkungen sind also be-
Arzneimittel nicht generell abzulehnen sonders bei Asthmapatienten bzw. bei
sind. Mitunter ist eine vernünftige Diabetikern zu beachten.
Therapie einer Schwangeren oder einer
Zu den spezifischen Nebenwirkungen
Stillenden besser für das Kind als die
von Arzneimitteln gehören auch irrever-
unbehandelte Krankheit.
sible Schädigungen von Organen wie
Nebenwirkungen kann man z.B. eine Nierenschädigung durch Lang -
einteilen in: zeiteinnahme von nicht-steroidalen Anti-
Unerwünschte Wirkungen bei rheumatika oder irreversible Dyskinesien
therapeutischer Dosierung durch Langzeiteinnahme von Neurolep -
Unerwünschte Wirkungen bei tika.
Überdosierung Spezifisch sind auch sekundäre Neben-
wirkungen wie Durchfälle aufgrund der Benzodiazepinen, aber auch bei bana-
Zerstörung der Darmflora bei einer len Schmerzmitteln und bei Abführ -
Antibiotikatherapie. mitteln beobachtet, wobei letztere die
einzige Arzneimittelgruppe ist, die
Allergische Reaktionen keine zentralen Wirkungen aufweist und
Dazu gehören in erster Linie Anti- zu Abhängigkeit führt.
körper-vermittelte Überempfindlichkeits-
reaktionen aufgrund einer bei einem
früheren Kontakt mit dem Arzneimittel Unerwünschte
erfolgten Antikörperbildung (IgE-Anti - Wirkungen bei
körper), Überempfindlichkeitsreaktio-
nen und pseudoallergische Reaktionen.
Überdosierung
Arzneimittel mit steilen Dosiswirkungs-
Schwangerschaft kurven können leicht überdosiert wer-
und Stillzeit den und führen dann zu schweren
In der Schwangerschaft und während Nebenwirkungen. Zu Überdosierungen
der Stillzeit müssen Arzneimittelneben- kann es auch kommen, wenn während
wirkungen ganz besonders beachtet der Einnahme von Arzneimitteln, die
werden. Hier sollte man sich nicht auf über die Niere ausgeschieden werden,
das Gedächtnis verlassen, sondern ein- durch Zunahme der Niereninsuffizienz
schlägige Bücher zu Rate ziehen um die diese Ausscheidung behindert ist. Eine
optimale Therapie herauszufinden. In weitere Ursache für Überdosierungen
Einzelfällen ist keine Therapie sicherlich kann sein, dass andere Arzneimittel den
schlechter als eine gezielte Therapie mit Abbau des ersten Arzneimittels hem-
einem relativ nebenwirkungsarmen men und damit seine Bioverfügbarkeit
Arzneimittel. erhöhen ( Arzneimittelwechselwirkun-
gen auf Seite 19). Beispiele für häufige
Abhängigkeit Nebenwirkungen aufgrund von Über-
Eine Reihe von Arzneimitteln mit zen- dosierungen sind Erbrechen bei Herzgly-
tral nervösen Wirkungen kann zu kosid-Überdosis, Hypoglykämie bei Insu-
Abhängigkeit führen, d.h. der Patient linüberdosierung, Bradykardie bei Über-
besteht nach einer gewissen Zeit auf dosierung eines Lokalanästhetikums
einer Fortführung der Therapie. Hier ist und verstärkte Blutungsneigung bei
nicht die physische Abhängigkeit ge- einer Überdosis von Antikoagulantien.
meint, die sich bei Arzneimitteln wie Auf Nebenwirkungen in Folge von
Opiaten, Antidepressiva oder Glukokor- Überdosierungen wird bei den einzel-
tikoiden nach einiger Zeit einstellt und nen Arzneimittelgruppen eingegangen
die durch Ausschleichen der Dosis um - werden.
gangen werden kann. Gemeint ist ein
Zustand der physischen und psychi-
schen Abhängigkeit, d.h. der Patient ist
trotz fehlender objektiver Notwendig -
keit nicht bereit, die Zufuhr des Arznei -
mittels zu unterbrechen. Derartige Ab -
hängigkeit wird besonders häufig bei
Formen der
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen können mit der
therapeutisch erwünschten Wirkung
verknüpft sein: z.B. Blutungen unter
Antikoagulantien
Nebenwirkungen können unabhän-
gig von der erwünschten Wirkung
auftreten: z.B. Leberschaden mit
Paracetamol 1
Nebenwirkungen können bei
normaler Dosierung auftreten:
z.B. Agranulozytose mit Metamizol2
Nebenwirkungen können unabhän-
gig von der Hauptwirkung sein,
z.B. atropinartige Nebenwirkungen
mit Antidepressiva, Nierenschäden
mit NSAR, Thrombophlebitis mit
Piritramid3. Auch immunologische
Reaktionen sind unabhängig von
der Hauptwirkung
ARZNEIMITTEL-
WECHSELWIRKUNGEN
Es gibt sehr viele und verschiedene Arzneimittelwechselwirkungen.
Wichtigste Regel: Im Zweifelsfall nachschlagen.
Wechselwirkungen können nicht nur den. Besondere Vorsicht ist geboten bei
zwischen mehreren Arzneimitteln, son- Arzneimitteln mit steilen Dosiswirkungs-
dern auch zwischen Arzneimitteln und kurven, bei denen eine geringfügige Kon-
Nahrungsbestandteilen (z.B. Grapefruit- zentrationsänderung bereits zu drasti-
saft, Alkohol) oder mit freiverkäuflichen schen Wirkungsänderungen führen kann
pflanzlichen Mitteln (Johanniskraut) auf- und bei Arzneimitteln mit geringer the-
treten. Die Verabreichung des Arznei - rapeutischer Breite, bei denen eine
mittels A kann die Wirkung des Arznei- geringfügige Konzentrationser höhung
mittels B auf zwei Arten beeinflussen: bereits dramatische Nebenwir kungen
nach sich ziehen kann.
Arzneimittel A beeinflusst den
pharmakologischen Effekt von Viele Patienten, vor allem die älteren,
Arzneimittel B ohne dessen Konzen- leiden an vielen Krankheiten gleichzei-
tration im Gewebe zu verändern tig und werden daher ständig mit
(pharmakodynamische Interaktion) einem oder mehreren Arzneimitteln
Arzneimittel A verändert die gegen diese chronischen Erkrankungen
Konzentration von Arzneimittel B gleichzeitig behandelt. Dazu kommt,
am Wirkungsort (pharmakokineti- dass akute Krankheitszustände (z.B.
sche Interaktion) Infektionen oder Myokardinfarkte) mit
weiteren zusätzlichen Arzneimitteln be -
Eine dritte Möglichkeit ist die soge- handelt werden müssen. Wenngleich es
nannte pharmazeutische Interaktion manchmal zwingend ist, mehrere Arznei-
oder Inkompatibilität, eine chemische mittel gleichzeitig zu verabreichen,
Reaktion vor Applikation, beispielsweise muss die daraus folgende Problematik
in einer Infusion. im Auge behalten werden. Mehrere
Die möglichen Wechselwirkungen Arzneimittel bedingen:
sind heute unüberschaubar, doch sind Zunahme der Nebenwirkungen
die Abbauwege bzw. die involvierten Zunahme der Wechselwirkungen
Enzyme für viele Arzneimittel bekannt Zunahme funktioneller Störungen
und können deshalb berücksichtigt wer- Abnahme der Patienten-Compliance
Pharmakodynamische Pharmakokinetische
Interaktionen Interaktionen
Pharmakodynamische Wechselwirkun- Alle vier Prozesse, die die pharmako-
gen sind dann zu erwarten, wenn zwei kinetischen Eigenschaften eines Arznei -
oder mehrere Arzneistoffe an einem mittels betreffen, können durch andere
Rezeptor oder Erfolgsorgan synergistisch Arzneimittel beeinflusst werden:
oder antagonistisch wirken. Solche
Situationen lassen sich am Besten an Resorption
Beispielen plausibel erklären: Verteilung
Metabolismus
Betablocker antagonisieren den
Ausscheidung
bronchienerweiternden Effekt von
Betasympathomimetika. Betablocker
verstärken die blutdrucksenkende Wechselwirkungen
Wirkung von Nitraten durch bei der Resorption
Hemmung einer Reflextachykardie Die Resorption von Arzneistoffen wird
Betablocker plus Kalziumantago- verhindert durch Substanzen die die
nisten führen zu Bradykardie bzw. Magenentleerung hemmen wie Atropin
zu einem AV-Block oder Opiate und wird gesteigert durch
Herzglykoside werden durch solche, die die Magenentleerung för-
Saluretika in ihrer Wirkung verstärkt dern, wie z.B. Metoclopramid.
(Hypokaliämie)
Cumarin (Phenprocoumon), ein Eine Erhöhung des pH-Wertes im Ma-
Blutgerinnungshemmer, kann mit gen durch H2-Rezeptor-Antagonisten (Ra-
Acetylsalicylsäure (ein Plättchen- nitidin 1) oder Protonenpumpenhemmer
aggregrationhemmer) zu schweren (Omeprazol 2, Pantoprazol 3) kann zu ei-
Blutungen führen ner Veränderung der Resorption ande-
NSAR plus ACE-Inhibitoren führen rer Arzneimittel führen.
über Hyperkaliämie zu einer Ein- Die Salze zwei- oder dreiwertiger Me-
schränkung der Nierenfunktion talle können mit anderen Arzneimitteln
Patienten, die mit ACE-Hemmern schlecht resorbierbare Komplexe bilden.
und Diuretika wegen Hochdruck Eine positive Wechselwirkung wäre die
und Herzinsuffizienz gut eingestellt Verhinderung der Resorption eines
sind, können nach NSAR aufgrund Lokalanästhetikums aus dem relevanten
der Einschränkung der Nierentätig- Gewebsgebiet durch Gefäßverengung
keit durch diese Arzneimittel kardial mittels Adrenalin-Zusatz.
dekompensieren
Opiate plus Benzodiazepine können Wechselwirkungen
in Kombination zu schwerer Atem-
depression führen
bei der Verteilung
SSRI hemmen die Thrombozyten- Wechselwirkungen bei der Verteilung
aggregation und steigern in Gegen- treten hauptsächlich auf der Ebene der
wart von NSAR oder anderen Plasmaproteinbindung auf. Arzneimittel
Thrombozytenaggregations- können sich gegenseitig aus dieser
hemmern die Blutungsneigung. Bindung verdrängen und so den Blut -
1 A: Zantac; CH, D: Zantic
2 A: Losec; CH: Omed; D: Omep E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
3 A: Pantoloc; CH: Zurcal; D: Pantozol
Arzneimittelwechselwirkungen 21
spiegel an freien Arzneistoffen des ver- Losartan, Midazolam und vieler anderer
drängten Arzneimittels erhöhen. Diese Arzneimittel.
Wechselwirkungen sind praktisch nicht Die Folgen können unter Umständen
besonders relevant, da sich letztlich
dramatisch sein, wenn wichtige Arznei -
bald wieder ein Gleichgewicht einstellt.
mittel wie Antiepileptika (Phenytoin),
intraoperative Sedierungsmittel (Mida -
Wechselwirkungen beim zolam) oder Narkotika (wie Enfluran)
Arzneimittelmetabolismus nicht wirksam sind. Auch der beschleu-
Die Bedeutung derartiger Wechsel- nigte Abbau von Paracetamol zum
wirkungen haben in der letzten Zeit hepatotoxischen Metaboliten N-Acetyl-
durch genaue Kenntnisse der am p-Benzochinonimin durch Alkohol kann
Arzneimittelabbau beteiligten Leber - eine schwere Ver giftung zur Folge
enzyme, besonders der großen Familie haben.
der Cytochrom P450-Isoenzyme, extrem Beispiele für Arzneimittel, die meta-
zugenommen. Zwei Prozesse spielen in bolisierende Enzyme hemmen sind:
diesem Zusammenhang eine bedeuten-
de Rolle: Arzneimittel können die In - Allopurinol
duktion von Leberenzymen bewirken Cimetidin
und in der Folge den Abbau der von Ciprofloxacin
diesen Leberenzymen vornehmlich ab - Erythromycin
gebauten Arzneimittel verstärken. Die Glucocorticoide
Folge ist eine Abnahme der Konzen - Omeprazol und v.a.
tration am Wirkungsort (Abbildung 6). Die Folge sind erhöhte Blutspiegel von
Die zweite Möglichkeit ist eine Hem - Substanzen wie Theophyllin, tricycli-
mung der abbauenden Enzyme, was in schen Antidepressiva, Antiepileptika, se -
der Regel zu einer Erhöhung der Kon - lektiven Serotonin-Rückaufnahme-Inhibi-
zentration des Arzneistoffs am Wirkungs- toren (SSRI) und v.a. mehr.
ort nach sich zieht.
Beispiele für Arzneimittel, die
die Aktivität von Leberenzymen
induzieren, sind:
Barbiturate
Phenytoin
Rifampicin
Carbamazepin
Griseofulvin
Johanniskraut
Omeprazol
(sowie Alkohol und Rauchen)
In der Folge kommt es zu einer Wir-
kungsabschwächung von oralen Anti -
konzeptiva, Glucocorticoiden, Cyclospo-
rinen, Theophyllin, Digoxin, Diclofenac, Abb. 6: Einfluss eines zweiten Arzneimittels
PHARMAKOLOGISCHE
WIRKUNGEN FÜR
DEN EINZELNEN
Arzneimittel werden verabreicht, um ternd: So muss man beispielsweise 33
Krankheiten zu lindern, zu heilen oder PatientInnen 5 Jahre lang täglich mit
zu verhüten. Der Wunsch nach Wirkung einem modernen Statin behandeln, um
eines Arzneimittels veranlasst den Arzt einen tödlichen oder nicht-tödlichen Herz-
zur Verordnung und den Patienten zur infarkt zu verhindern. Es gibt noch eine
vorschriftsmäßigen Einnahme. An die- zweite Zahl, die hier betrachtet werden
ser Stelle taucht bereits die erste Hürde muss, das ist die „number needed to
auf. Laut WHO sinkt die Compliance der harm“ (NNH). NNH sagt aus, wie viele
Arzneimitteleinnahme ab drei Arznei- Patienten behandelt werden müssen,
mitteln pro Patient rapide ab. Nicht ein- um bei einem eine schwere Nebenwir-
genommene Arzneimittel verursachen kung zu erzeugen. Auch diese Zahlen
zwar Kosten, haben aber keine Wirkung wird der Patient nicht von seinem Arzt
und natürlich keine Nebenwirkungen. erfahren. Einfaches Beispiel Aspirin: Die
Wird ein Arzneimittel verordnet und ein- NNT, um bei sonst gesunden Menschen
genommen, erwartet der Patient also ein thromboembolisches Ereignis zu
eine Wirkung. Kein Arzt wird ihn auf- verhindern liegt bei etwa 2.000. Die
klären über die statistische Wahrschein - NNH einer schweren gastrointestinalen
lichkeit, mit der eine Wirkung zu erwar- Blutung liegt bei 100. Das Ergebnis
ten ist. Wir kennen den Begriff „num- muss so interpretiert werden, dass nur
ber needed to treat“ (NNT). Die Zahl bei Risikopatienten die prophylaktische
sagt aus, wie viele Patienten mit einem Einnahme von Aspirin gerechtfertigt ist.
Arzneimittel (z.B. ein Jahr lang) behan- Die Praxis zeigt das Gegenteil.
delt werden müssen, um bei einem eine Ein weiteres Phänomen macht die phar-
Wirkung zu erzeugen. Die Ergebnisse in makologische Wirksamkeit noch undurch-
diesem Zusammenhang sind ernüch- sichtiger: Der Placeboeffekt.
DER PLACEBOEFFEKT
In einer jüngsten Studie wurde ge- muss dann nicht angestellt werden, wenn
zeigt, dass die Placeboheilungsrate in der Arzt es versteht, den Patienten gut
einem Kollektiv von Migränepatienten zu be treuen und ihm glaubhaft zu
30% beträgt. Bei 43% hatte Aspirin machen, dass mit dem Arzneimittel
eine Wirkung, bei 43% ein neues Trip - seine Beschwer den gelindert werden
tan. Zieht man die Placebo-Wirkung können. Macht er das aus irgendwel-
von der Aspirin- bzw. Triptan-Wirkung chen Gründen nicht, verzichtet er zu -
ab, bleibt für jede der beiden Substan- mindest teilweise auf den Placeboanteil
zen eine pharmakologische Wirkungs - des Arzneimittels. Die Wahrscheinlich-
wahrscheinlichkeit von 13%. Die Place - keit einer Wirkung sinkt. Eine pharma-
bowirkung stellt demnach einen ge - kologische Wirkung für den Einzelnen
wichtigen Anteil vieler Arzneimittelwir- ist also nicht vorhersehbar. Die Chance
kungen dar. einer pharmakologischen Wirkung beim
Nach neuesten Untersuchungen bewirkt Einzelnen lässt sich aber durch intensi-
ein Placebo bis jetzt noch unbekannte ve medizinische Betreuung, Zuwendung
aber nachweisbare biologische Verän - und Motivation über Ausnutzung des
derungen. Die oben angeführte Rechnung Placeboanteils verbessern.
ARZNEIFORMEN
Die Aufgabe der pharmazeutischen Die meisten Arzneiformen sind für
Technologie (Galenik) ist es, wirksame verschiedene Applikationsarten geeig-
Substanzen so zu Arzneiformen zu verar- net. Die Tabelle 1 zeigt die wichtigsten
beiten, dass sie dem Organismus zuge- Arzneiformen und ihre Hauptanwen -
führt werden können und in geeigneten dungen.
Konzentrationen den Wirkort erreichen.
lässig ab, bewirken eine Mazeration des Belieben lipophile bzw. hydrophile
Stratum corneum und ermöglichen da - Arzneistoffe gut verarbeiten lassen.
durch eine Penetration von Arznei -
stoffen auch in tiefere Hautschichten. Cremes
Eine Anwendung dieser Salben ist im
chronischen Stadium von Dermatosen Cremes sind mehrphasige Zubereitun-
angezeigt. gen, die aus einer lipophilen und einer
wässrigen Phase bestehen. Sowohl
Wasseraufnehmende Salben Wasser-in-Öl als auch Öl-in-Wasser-
Emulsionen werden als Cremes bezeich-
Diese Salben können größere Mengen net. Wasser-in-Öl-Cremes haben ähnli-
Wasser unter Emulsionsbildung aufneh- che Eigenschaften wie hydrophobe
men. Ihre Grundlagen sind diejenigen Salben, Öl-in-Wasser-Cremes weisen
der hydrophoben Salben, in welche eine kühlende Wirkung auf und sind
Wasser-in-Öl-Emulgatoren, wie Woll - gut abwaschbar.
wachs, Wollwachsalkohole, Monoglyce -
ride u.a. eingearbeitet werden. Der An-
Gele
wendungsbereich entspricht dem der
hydrophoben Salben. Gele bestehen aus gelierten Flüssig-
keiten, die mit Hilfe geeigneter Quell-
Hydrophile Salben mittel hergestellt werden. Hydropho-
be Gele sind Zubereitungen aus flüssi-
Hydrophile Salben sind Zubereitun-
gem Paraffin und Polyethylen. Hydro -
gen, deren Grundlagen mit Wasser
phile Gele sind Zubereitungen aus
mischbar sind. Diese Salbengrundlagen
Wasser, Glycerol oder Propylenglykol, die
bestehen üblicherweise aus einem
mit geeigneten Quellstoffen geliert
Gemisch von flüssigen und festen Poly -
werden (Traganth u.a.). Hydrophobe
ethylenglykolen. Diese Salben sind nicht
fettend und leicht von der Haut ab - Gele werden wie hydrophobe Salben
waschbar. Die entquellenden Eigen - eingesetzt, hydrophile Gele sind fett-
schaften sowie die gute Freisetzung für freie, abwaschbare Grundlagen, die
inkorporierte Wirkstoffe bedingen ihre durch Verdunstung von Wasser kühlend
Anwendung für antimykotische und wirken.
antiseptische Dermatika.
Pasten
Amphiphile Salben Pasten sind Salben mit einem großen
Durch Zugabe sogenannter Komplex- Anteil an feindispergiertem Pulver. In
emulgatoren erreicht man gleicher- der Regel beträgt dieser Anteil etwa 30-
maßen hydrophile und lipophile Eigen - 50%. Harte Pasten (hoher Feststoffge -
schaften einer Salbengrundlage. Durch halt) wirken austrocknend, sekretbin-
Zugabe von Fett lässt sich eine Wasser- dend und abdeckend, und eignen sich
in-Öl-Emulsion, durch Zugabe von vorzugsweise zur Behandlung fetter
Wasser eine Öl-in-Wasser-Emulsion her- Haut. Weiche Pasten wirken fettend
stellen. Diese Grundlagen (z.B. Ultrabas) und abdeckend, und eignen sich beson-
sind universell verwendbar, da sich nach ders für trockene Haut.
SPEZIELLER TEIL
Das vegetative Nervensystem
Blut
Blutstillung und Thrombose
Anämien
Bluthochdruck
Durchblutungsstörungen
Herzinsuffizienz
Koronare Herzkrankheit
Herzrhythmusstörungen
Atemwege
Asthma Bronchiale
COPD
Husten
Verdauungstrakt
Säurebedingte Erkrankungen
Funktionelle Erkrankungen
Niere
Stoffwechselerkrankungen
Diabetes
Fettstoffwechselstörungen
Gicht
Psychopharmaka
Neuroleptika
Antidepressiva
Tranquillantien und Schlafmittel
Psychostimulantien
Analgetika
Nicht-Opioid Analgetika
Mittelstarke Opioide
Starke Opioide
Sehr starke Opioide
Starke Opioide: Agonist-Antagonisten
Opioid-Antagonisten
Cannabinoide
Andere Analgetika
Antirheumatika
Lokalanaesthetika
Narkosemittel
Injektionsnarkotika
Inhalationsnarkotika
Opioide
Muskelrelaxantien
Antiparkinson-Mittel
Antiepileptika
Hormonelles System
Schilddrüse
Nebenschilddrüse
Nebennierenrindenhormone
Sexualhormone
Antiinfektive Arzneimittel
Antibiotika
Antivirale Arzneimittel
Antimykotika
Wurmmittel
Malaria
Immunsystem
DAS VEGETATIVE
NERVENSYSTEM
Tab. 1: Wirkungen von Parasympathikus und Sympathikus
(Auswahl im Hinblick auf wichtige Arzneimittelwirkungen
und Nebenwirkungen)
Organ Parasympathikus Rezeptor Sympathikus Rezeptor
Herz hemmt1 M2 steigert2 β1
Herzqualitäten Herzqualitäten
Bronchien verengt3 M3 erweitert4 β2
Blutgefäße erweitert M3 verengt5 α1
erweitert β2
Harnblase
Detrusor kontrahiert 6 M3 erschlafft β2
Sphinkter kontrahiert M3 kontrahiert 5 α1
Darm steigert M3 hemmt alle
Motilität Motilität
Speichelsekretion steigert6 M 1, M 3 vermindert α1
Beispiele für Arzneimittelwirkungen bzw. Nebenwirkungen
1 Atropin als Parasympatholytikum bewirkt Tachykardie
2 β-Blocker als Sympatholytika hemmen Herzqualitäten
3 Ipratropium als Parasympatholytikum erweitert Bronchien
4 Salbutamol als Sympathomimetikum erweitert Bronchien
5 α-Blocker (bei Prostatahyperplasie) führt zu Blutdruckabfall und Kopfschmerzen
6 Oxybutinin als Parasympatholytikum führt zu Verbesserung der Harnblasenkapazität
und zu Mundtrockenheit
Abb. 1
Parasympathomimetika: Sympathomimetika:
Direkte: Acetylcholin Noradrenalin (α1, α2, β1)
Pilocarpin1 Adrenalin 7 (α1, α2, β 1, β 2)
Indirekte: Neostigmin 2 Etilefrin8 (α1, β1)
Physostigmin3 Salbutamol9 (β2 > β1)
Distigmin4
Parasympatholytika: Sympatholytika:
Atropin Prazosin10 (α1)
Ipratropium5 Propranolol 11 (β1, β2)
Trospium6 Metoprolol12 (β1 > β2)
1 A, CH, D: Salagen 7 A, CH: EpiPen; D: Anapen
2 A: Normastigmin; CH: Prostigmin; D: Neostig 8 A, CH, D: Effortil
3 A: Anticholium; CH: –; D: Anticholium 9 A: Sultanol; CH: Ecovent; D: Sultanol
4 A, CH, D: Ubretid 10 A: Minipress; CH: –; D: Prazosin
5 A, CH, D: Atrovent 11 A, CH: Inderal; D: Dociton
6 A: Spasmolyt; CH: Spasmo-Urgenin; D: Spasmex 12 A, CH, D: Beloc
HISTAMIN, SEROTONIN
UND EICOSANOIDE
HISTAMIN
Vorkommen: Histamin ist ein basi- synaptische Rezeptoren, deren Erre -
sches Amin und kommt in den meisten gung die Histaminfreisetzung hemmt
Geweben vor. Hohe Konzentrationen (Autorezeptoren).
findet man in der Lunge, der Haut und
im Gastrointestinaltrakt. Im Gewebe
findet sich Histamin in Mastzellen und Funktionen
basophilen Granulozyten.
Freisetzung: Freigesetzt wird Hista- Die Magensäuresekretion wird über
min durch Gewebszerstörung (Verletzun- H2-Rezeptoren durch Histamin stimu-
gen), durch IgE vermittelte allergische liert. Die Hemmung dieser Rezeptoren
Reaktionen sowie durch chemische ist ein wichtiger therapeutischer Angriffs-
Substanzen, respektive Arzneimittel. punkt, die Magensäure zu reduzieren.
Substanzen, die Histamin freisetzen Die glatte Muskulatur in den Bron-
sind Bienengift und Wespengift, sowie chien und Bronchiolen, aber auch ande-
die Arzneimittel Morphin, Tubocoura - re glatte Muskel wie die Darmmusku-
rin, Chloroquin und jodhaltige Röntgen- latur werden durch Histamin kontra-
kontrastmittel. hiert. Histamin ist einer der wichtigsten
Freisetzungshemmung: Die Arznei- Auslöser der gehemmten Atemfunktion
mittel Cromoglicinsäure1, Nedocromil2, bei Bronchialasthma.
aber auch Betasympathomimetika wie Blutgefäße werden von Histamin über
Salbutamol3 können die Freisetzung von H 1-Rezeptoren erweitert und am Her-
Histamin hemmen (siehe Seiten 86-90). zen wird die Frequenz und das Auswurf-
Rezeptoren: Wir kennen drei ver- volumen über H 2 -Rezeptoren gestei-
schiedene Histaminrezeptoren: H 1-, H 2- gert. In der Haut (nach Injektion) führt
und H3-Rezeptoren, alles G-Protein ge- Histamin zu Rötung über Gefäßerwei -
koppelte Rezeptoren. Die H 1-Rezepto- terung, zu Blasenbildung durch Erhö -
ren sind hauptsächlich für die allergi- hung der Permeabilität und zu Juckreiz
sche Reaktion verantwortlich und die durch Stimulierung sensibler Nerven.
H 2 -Rezeptoren für die Magensäure - Im Zentralnervensystem ist Histamin
sekretion. Die H 3-Rezeptoren sind prä- ein wichtiger Neurotransmitter. Blocka -
SEROTONIN
Vorkommen: 90% des Gesamtkörper- Rezeptoren: Die bekanntesten Sero -
Serotonins ist in den sogenannten en - toninrezeptoren sind die 5-HT1-4 Rezep-
terochromaffinen Zellen der Darm- toren, wobei der Serotonin 5-HT 1 -
schleimhaut gespeichert. Von dort Rezeptor 3 Subtypen und der Serotonin
gelangt Serotonin ins Blut, wo es sich in 5-HT 2-Rezeptor 2 Subtypen aufweist.
den Thrombozyten anreichert. Im Weniger bekannt sind die Serotonin -
Nerven system des Darmes und des rezeptoren 5, 6 und 7. Der Serotonin
Zentralnervensystems ist Serotonin in 5-HT3-Rezeptor ist ein Ionenkanal, die
Nerven endigungen gespeichert, kann anderen Serotoninrezeptoren sind
von dort freigesetzt und dorthin wieder G-Protein gekoppelte Rezeptoren.
aufgenommen werden.
Freisetzung: Im Darm wird Seroto- Funktionen
nin durch sympathische und parasym- Im Gastrointestinaltrakt stimuliert Se-
pathische Nerven sowie intrinsische rotonin die Motilität. Über die Stimu -
Neurone des Darm-Nervensystems frei- lierung von 5-HT 3-Rezeptoren der Darm-
gesetzt. Auch Toxine und Chemothera- wand kann es über afferente Nerven
peutika wie Cisplatin können Serotonin zum Auslösen eines Brechreizes kom-
aus den enterochromaffinen Zellen frei- men. So lässt sich die brechenerregen-
setzen. Im Zentralnervensystem wirken de Wirkung von Cisplatin erklären.
Amphetamin, eine zentral erregende
Substanz, Fenfluramin, ehemals ein Die glatte Muskulatur im Uterus und
Appetitzügler und MDMA (Ecstasy), im Bronchialbaum wird ebenfalls von
früher Appetitzügler, heute eine Disco - Serotonin kontrahiert.
droge, auch auf die Serotoninfrei - In den Blutgefäßen bewirkt Serotonin
setzung aus Neuronen. über verschiedene Rezeptoren eine
1 A, CH, D: Paspertin
Das Serotoninsyndrom
Arzneimittel, die allein oder in Kombination ein Serotoninsyndrom
auslösen können:
Selektive Serotonin-Rückauf- Antiemetika (Serotonin-5-HT3-
nahme-Inhibitoren (SSRI) Rezeptorantagonisten)
Trizyklische Antidepressiva (TCA) Migränemittel (Triptane)
Opiate (vor allem Tramadol) Hustenmittel (Dextromethorphan)
MAO-Hemmer (Moclobemid) u.a.
EICOSANOIDE
Vorkommen: Eicosanoide sind wich- donsäure, einer ungesättigten Fettsäure
tige Mediatoren und Modulatoren, die mit 20 C-Atomen (eicosa, griechisch zwan-
nicht gespeichert sind, aber in den mei- zig). Die wichtigsten Vertreter sind die
sten Geweben aus Phospholipiden gebil - Prostaglandine, die Thromboxane und
det werden und an zahlreichen physio- die Leukotriene. Zahlreiche spezifische
logischen und pathophysiologischen Pro- und unspezifische Reize können die Syn-
zessen beteiligt sind. these in Gang setzen. Der erste Schritt
Vertreter und ihre Synthese: Eico- ist die Freisetzung der Arachidonsäure
sanoide sind die Metaboliten der Arachi- aus Phospholipiden mittels Phospholi-
1 A, CH, D: Zyprexa
pase A2, ein Schritt, der durch Gluco- Säuresekretion und Stimulation der
corticoide gehemmt werden kann. Aus Schleimsekretion im Magen, Hem-
Arachidonsäure werden dann in mehre- mung der Lipolyse und Kontraktion
ren Schritten über den Cyclooxygenase- des schwangeren Uterus.
Weg die Prostaglandine PGE2, PGD2,
EP4-Rezeptoren vermitteln Vaso-
PGF2α, PGI2 und Thromboxan A2 (TXA 2)
dilatation und Erhöhung der Nieren-
gebildet.
durchblutung.
Die Cyclooxygenase (COX) existiert in
Prostaglandin E 2 spielt eine wichtige
zwei Isoformen, COX-1 und COX-2.
Rolle bei der Entzündung und moduliert
COX-1 ist konstitutiv in vielen Geweben
Schmerz, ohne selbst Schmerz auszulö-
vorhanden und verantwortlich für Ma -
sen.
genschutz, Nierendurchblutung und
Hämostase. COX-2 wird bei entzündli- PGD2 bewirkt über
chen Prozessen induziert, kommt aber PGD 1-Rezeptoren Hemmung der
auch in konstitutiver Form in einzelnen Plättchenaggregation und Vaso-
Geweben vor. dilatation, über
Über den Lipoxygenaseweg entsteht PGD2-Rezeptoren Chemotaxis und
Leukotrien (LT) A4, welches zu LTB4 und Zytokin-Freisetzung.
den Cysteinyl-Leukotrienen LTC 4, LTD4
PGI2 bewirkt über
und LDE4 umgewandelt werden kann.
IP-Rezeptoren Vasodilatation,
Rezeptoren: Die Rezeptoren für die Hemmung der Plättchenaggrega-
Eicosanoide sind G-Protein gekoppelte tion, Renin-Freisetzung und Natriu-
Rezeptoren und entsprechend den fünf resis.
Gruppen der Eicosanoide in fünf Grup -
PGF 2α bewirkt über
pen eingeteilt:
FP-Rezeptoren Uteruskontraktion
EP1-4 für PGE 2
Thromboxan A2 bewirkt über
DP1-2 für PGD2 TP-Rezeptoren Vasokonstriktion und
IP für Prostacyclin Plättchenaggregration.
FP für PGF2α und
Therapeutische
TP für Thromboxan A2
Angriffspunkte
Funktionen Verminderung der PGE2-Bildung durch
COX-1 und COX-2 Hemmung mittels NSAR
PGE2 bewirkt über
vermindert Schmerz und Entzündung.
EP1-Rezeptoren Kontraktion der
Blockade der COX-1 in Thrombocyten mit
Bronchien und der glatten Muskula-
Acetylsalicylsäure hemmt die Plättchen -
tur im Darm
aggregration und dient zur Thrombose-
EP2-Rezeptoren Erschlaffung der prophylaxe.
Bronchien und der glatten Muskula-
Verminderung der PGE2-Bildung im
tur im Darm, Gefäßerweiterung und
Temperaturzentrum durch Paracetamol,
Stimulation der intestinalen Sekretion
Acetylsalicylsäure oder NSAR bewirkt
EP3-Rezeptoren Hemmung der Fiebersenkung.
1 A, CH, D: Ilomedin
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie 2 A, D: Prostavasin; CH: Prostin
52 Histamin, Serotonin und Eicosanoide
BLUT
Tab. 1: Arzneimittel für das Blut
Injizierbare Antikoagulantien Niedermolekulares Heparin wie z.B.
Dalteparin1
Enoxaparin2
Argatroban3
Orale Antikoagulantien Phenprocoumon 4
Dabigatran5
Rivaroxaban6
Fibrinolytika Tenecteplase7
Alteplase8
Thrombozytenaggregationshemmer Acetylsalicylsäure
Clopidogrel 9
Prasugrel 10
Ticagrelor 11
1 A, CH, D: Fragmin 6 A, CH, D: Xarelto
2 A: Lovenox; CH, D: Clexane 7 A, CH, D: Metalyse
3 A, D: Argatra; CH: – 8 A, CH, D: Actilyse
4 A, CH: Marcoumar; D: Marcumar 9 A, CH, D: Plavix
5 A, D: Pradaxa; CH: – 10 A, CH, D: Efient
11 A: Brilique; CH, D: Brilinta
BLUTSTILLUNG (Hämostasis)
UND THROMBOSE
Blut besteht aus Blutplasma, zusam- notwendig für den Verschluss beschä-
mengesetzt aus Blutserum und Fibrino- digter Blutgefäße. Dabei spielen die
gen, und den Blutkörperchen mit den Plättchenaggregation und die Blutko -
roten (Erythrozyten) und weißen Blut- agulation zusammen. Eine Thrombose
körperchen (Leukozyten) sowie den Blut- ist ein pathologischer Zustand, der im
plättchen (Thrombozyten). Für die Blut- venösen Schenkel durch Koagulation
stillung verantwortlich sind das, mit des Plasmas unter geringer Beteiligung
dem Fibrinogen in Verbindung stehen- der Blutplättchen und im arteriellen
de Blutgerinnungs system und die Schenkel in Verbindung mit Athero -
Blutplättchen. Blutgerinnung ist lebens- sklerose und einem großen Anteil an
Blutplättchen abläuft. Ein Throm bus in der Folge eine Hemmung von Throm-
kann mit dem Blut weggespült werden bin. Unfraktioniertes Heparin bindet
und dann die Blutzufuhr zur Lunge sowohl an Antithrombin III als auch an
(Lungenembolie) oder die Herzkranz- Thrombin, während niedermolekula-
gefäße (Herzinfarkt) verstopfen. In die- res Heparin nur an Antithrombin III
ses Geschehen kann man mit Anti - bindet, das in der Folge direkt den
koagulantien bzw. mit Thrombozyten - Faktor Xa hemmt.
aggregationshemmern eingreifen.
Unfraktioniertes Heparin1
Wirkungsmechanismus: Unfraktio-
Antikoagulantien niertes Heparin aktiviert Antithrombin
III, welches in der Folge Thrombin und
Vertreter: Faktor Xa hemmt.
Injizierbare Antikoagulantien Wirkung: Unfraktioniertes Heparin
Unfraktioniertes Heparin 1
weist eine stark antithrombotische und
Niedermolekulares Heparin
antikoagulatorische Wirkung auf.
Heparinoide (topisch)2
Fondaparinux3 Dosierung: Je nach Indikation
Lepirudin4 5.000-20.000 I.E. alle 6-12 Stunden
Argatroban5 Wirkungseintritt und -dauer: Die
Orale Antikoagulantien Wirkung tritt sehr rasch ein und hält, in
Phenprocoumon6 Abhängigkeit von der Dosis, 6-12 Stun -
Acenocoumarol7 den an.
Warfarin8
Applikationsform: Durchstichflaschen
Dabigatran9
Rivaroxaban10
zur mehrmaligen Entnahme und intra-
venösen oder subkutanen Injektion.
Unfraktionierte Heparine sind heute
Heparin weitgehend von niedermolekularen He -
parinen aus der Therapie verdrängt und
Heparin ist ein körpereigenes Gemisch sollen daher nicht genauer besprochen
aus verschiedenen Mucopolysacchariden. werden.
Es hemmt Blutgerinnungsfaktoren, so -
dass es nicht zur Thrombenbildung
kommt. Der Mechanismus der Wirkung
ist eine Antithrombin III Aktivierung und
1 A, CH, D: Plavix
ANÄMIEN
BLUTHOCHDRUCK
Tab. 1: Arzneimittel für die Behandlung von Bluthochdruck
Saluretika Hydrochlorothiazid1
Chlortalidon2
β-Blocker Atenolol3
Metoprolol4
ACE-Hemmer Captopril5
Enalapril6
Lisinopril7
AT 1-Rezeptorantagonisten (Sartane) Losartan8
Valsartan9
Reninantagonist Aliskiren 10
Kalziumantagonisten Amlodipin11
Nifedipin 12
α1-Blocker Doxazosin13
Urapidil14
α2-Rezeptor-Agonisten Clonidin15
Moxonidin 16
Methyldopa17
Andere Vasodilatatoren Dihydralazin 18
Minoxidil19
Diazoxid 20
1 In vielen Kombinationen 11 A, CH, D: Norvasc
2 In vielen Kombinationen 12 A, CH, D: Adalat
3 A, CH, D: Tenormin 13 A: Supressin; CH: Cardura; D: Cardular
4 A, CH, D: Beloc 14 A, CH, D: Ebrantil
5 A, CH, D: Lopirin 15 A, CH, D: Catapresan
6 A: Renitec; CH: Reniten; D: Xanef 16 A: Moxonidin; CH: Physiotens; D: Cynt
7 A: Acemin; CH: Lisitril; D: Acerbon 17 A: Aldometil; CH: Aldomet D: Presinol
8 A, CH: Cosaar; D: Lorzaar 18 A: –; CH: Adelphan-Esidrex; D: Nepresol
9 A, CH, D: Diovan 19 A, CH: Loniten; D: Lonolox
10 A, CH, D: Rasilez 20 A: –; CH, D: Proglicem
Endothelinantagonisten
Die wichtigsten Vertreter:
Bosentan6
Ambrisentan7
Bosentan
Wirkungsmechanismus: Bosentan
blockiert die Wirkung des starken körp-
ereigenen Vasokonstriktors Endothelin.
Es ist ein dualer Antagonist an den bei-
den Endothelinrezeptoren ETA und ETB-
Rezeptoren.
DURCHBLUTUNGSSTÖRUNGEN
es zu Priapismus über 4-6 Stunden und dem sehr häufig verordneten Gink -
kommen. go biloba-Extrakt 5 werden zwar ge -
macht, eine Sinnhaftigkeit solcher The -
rapien wird jedoch in Zweifel gestellt.
Periphere Durch- Alprostadil steigert die Durchblutung
blutungsstörungen in ischämischen Extremitäten. Es muss
infundiert werden, da es sofort in der
Die Therapie peripherer Durchblu - Lunge abgebaut wird. Zahlreiche Neben-
tungsstörungen durch gefäßerweitern- wirkungen wie Fieber und Hitzegefühl,
Schüttelfrost und Schweißausbruch,
de Mittel ist insofern problematisch, als
Übelkeit und Durchfall sowie Herz-
sich die großen Gefäße besser erweitern
Kreislauf-Beeinträchtigungen machen
und den schlechter durchbluteten Arte -
die Therapie problematisch.
rien und Arteriolen weniger Blut zu -
kommen lassen (Stealeffekt). Dennoch Pentoxifyllin ist ein Methylxanthin
werden Kalziumantagonisten wie Nifedi- und wird bei peripheren und zentralen
pin (siehe Seite 67), der α 1-Adreno- Durchblutungsstörungen angewendet.
zeptorantagonist Prazosin (siehe Seite Die Wirkung gilt als eher unsicher.
36) und das Prostaglandin E 1 Derivat Nebenwirkungen sind Flush, Übelkeit,
Alprostadil1 eingesetzt. Erbrechen und Durchfälle sowie gele-
gentlich Tachykardie. Auch zentrale
Sehr oft verwendet werden auch Nebenwirkungen wie Schwindel, Kopf -
Substanzen, die die Flusseigenschaften schmerz, Unruhe und Schlafstörungen
des Blutes verbessern sollen. Dazu können auftreten. Die mäßige Verträg -
gehören Pentoxifyllin2, Buflomedil3 und lichkeit bei unsicherer Wirkung recht-
Naftidrofuryl 4 . In klinischen Studien fertigt nicht die massenhafte Verord -
wurden Wirkungen dieser Substanzen nung.
auf die Durchblutung indirekt durch
Buflomedil wird bei peripherer arte-
Verlängerung der Gehstrecke bei arteri-
rieller Verschlusskrankheit eingesetzt.
ellen Verschlusserkrankungen gezeigt.
Auch seine Wirkung gilt als unsicher.
Die Effekte sind nicht dramatisch, es
Nebenwirkungen auf das Verdauungs -
gibt jedoch keine besseren Alternativen. system, Kopfschmerzen und Schwindel
sowie Tachykardie und Hypotonie wer-
den angegeben.
Zentrale Durch- Naftidrofuryl ist eine unspezifisch
blutungsstörungen gefäßerweiternde Substanz und wird
bei peripheren und zentralen Durch-
Auch zentrale Durchblutungsstörungen blutungsstörungen angewendet. Die
sind therapeutisch nicht wirklich zu - Nebenwirkungen sind ähnlich wie bei
gänglich. Versuche mit Naftidrofuryl Buflomedil.
HERZINSUFFIZIENZ
Tab. 1: Arzneimittel für die Behandlung der Herzinsuffizienz
ACE-Hemmer Captopril1
Enalapril2
AT 1-Rezeptorantagonisten Losartan3
Candesartan4
β-Blocker Bisoprolol5
Metoprolol6
Diuretika Hydrochlorothiazid7
Aldosteron-Rezeptor-Antagonisten Spironolacton 8
Herzglykoside Acetyldigoxin 9
Digitoxin10
1 A, CH, D: Captopril 6 A, CH, D: Beloc
2 A: Renitec, CH: Reniten, D: Xanef 7 In vielen Kombinationen
3 A, CH: Cosaar D: Lorzaar 8 A, CH, D: Aldactone
4 A, CH, D: Blopress 9 A, D: Novodigal; CH: –
5 A, CH, D: Concor 10 A: Digimerck; CH: –; D: Digimerck
Stark vereinfacht ist die chronische Diese Effekte werden durch Akti vie-
Herzinsuffizienz auf Störungen der neu- rung von β 1-Rezeptoren hervorge-
ro humoralen Steuerung der Herz - rufen, die einen Anstieg an zykli-
tätigkeit zurückzuführen. Diese neuro- schem AMP und einen Kalziumein-
humorale Steuerung umfasst: strom bewirken.
Das sympathische Nervensystem. Das parasympathische Nerven-
Seine Aktivierung bewirkt: system, dessen Aktivierung dem
– Erhöhte Kontraktionskraft sympathischen System entgegen-
(positiv inotroper Effekt) wirkt, d.h.:
– erhöhte Herzfrequenz – Verminderte Herzfrequenz und
(positiv chronotroper Effekt)
– verminderte Überleitungs-
– erhöhte Reizleitung
geschwindigkeit
(positiv bathmotroper Effekt)
– Repolarisation nach erfolgter Diese Effekte werden über soge-
Depolarisation und nannte muskarinische M2-Rezep-
– verminderte Sauerstoff- toren vermittelt, deren Aktivierung
ökonomie die Bildung von zyklischem AMP
1 A, CH, D: Aldactone
KORONARE HERZKRANKHEIT
Tab. 1: Arzneimittel für die Behandlung der koronaren Herzkrankheit
Nitrate Nitroglycerin1
Isosorbiddinitrat2
Isosorbidmononitrat 3
Molsidomin 4
Nicorandil5
Senkung der Herzfrequenz Ivabradin6
Senkung der Kontraktilität Ranolazin 7
β-Blocker Atenolol8
Metoprolol9
Kalziumantagonisten Amlodipin10
Nifedipin 11
1 A, CH, D: Nitrolingual 7 A, D: Ranexa; CH: –
2 A, CH, D: Isoket 8 A, CH, D: Tenormin
3 A: Isomonat; CH: Corangin; D: Isomonit 9 A, CH, D: Beloc
4 A: Molsidolat; CH, D: Corvaton 10 A, CH, D: Norvasc
5 A, CH: Dancor; D: – 11 A, CH, D: Adalat
6 A, CH, D: Procoralan
Bei der koronaren Herzkrankheit ist litus und Bewegungsmangel. Mit der
das Sauerstoffangebot für die Herz ar- medikamentösen Therapie versucht man
beit nicht ausreichend. Die häufigste die Herzarbeit zu vermindern und so
Form ist die Koronarsklerose mit einer Sauerstoffverbrauch und Sauerstoff -
asymptomatischen Verlaufsform, der
angebot aufeinander abzustimmen. Die
sogenannten Angina pectoris (stabile,
instabile und Prinzmetal-Angina). Risiko- wichtigsten Arzneimittelgruppen zur
faktoren für die koronare Herzkrankheit Therapie der koronaren Herzkrankheit
sind Rauchen, Übergewicht, Bluthoch - sind: Nitrate, β-Blocker und Kalziumanta-
druck, erhöhte Blutfette, Diabetes mel- gonisten.
4 A, CH, D: Isoptin
5 A, CH, D: Adalat
HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN
Tab. 1: Arzneimittel für die Behandlung von Herzrhythmusstörungen
Na+-Kanalblocker (Klasse I) Chinidin 1 (Ia)
Lidocain2 (Ib)
Propafenon 3 (Ic)
Flecainid4
β-Blocker (Klasse II) Atenolol5
Metoprolol6
K+-Kanalblocker (Klasse III) Amiodaron7
Sotalol8
Ibutilid9
Dronedaron 10
Ca2+-Kanalblocker (Gruppe IV) Verapamil11
Diltiazem 12
(Einteilung nach Vaughan Williams)
1 A:, CH: –; D: Cordichin 7 A: Sedacoron; CH: Cordarone; D: Cordarex
2 A, CH, D: Xylocain 8 A: Sotacor; CH, D: Sotalex
3 A: Rytmonorma; CH, D: Rytmonorm 9 A, CH: Corvert; D: –
4 A: Aristocor; CH, D: Tambocor 10 A, CH, D: Multaq
5 A, CH, D: Tenormin 11 A, CH, D: Isoptin
6 A, CH, D: Beloc 12 A: Dildiazem, CH, D: Dilzem
Sotalol2
Wirkungen: Sotalol ist ein β-Blocker, 1 A, CH, D: Multaq
der zusätzlich Kaliumkanäle blockiert. 2 A: Sotacor; CH, D: Sotalex
Auch seine Verwendung ist stark einge- 3 A, CH, D: Isoptin
schränkt. 4 A, CH, D: Dilzem
5 A, CH, D: Atrovent
6 A: Adenoscan; CH: Krenosin; D: Adenoscan
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
Atemwege 85
ATEMWEGE
Erkrankungen: Die wichtigsten Er- und hemmt die Sekretion, aber nicht
krankungen der Atemwege, die mit die glatte Muskulatur.
Arzneimitteln behandelt werden kön-
nen, sind Asthma bronchiale, chro- Zirkulierendes Adrenalin bewirkt über
nisch obstruktive Atemwegserkrank- β 2-Adrenozeptoren eine Relaxation der
ung (COPD) und Husten. Andere Er- glatten Muskulatur der Atemwege.
krankungen, wie chronische Bronchitis Stickstoffmonoxid (NO): Der wich-
und das Emphysem sind einer Arznei -
tigste nicht-adrenerge, nicht-cholinerge
therapie nicht gut zugänglich.
(NANC) kontraktionshemmende Trans-
Regulation der Atemtätigkeit: mitter ist Stickstoffmonoxid.
Sti mulation des Parasympathicus
(nervus vagus) führt zu Bronchokon- Neuropeptide: Auch Neuropeptide
striktion und Schleimsekretion durch wie Substanz P und Neurokinin A sind
Aktivierung von Muskarin-Rezeptoren. an der lokalen Regulation der Atmung
Stimulation des Sympathicus führt beteiligt, aber nicht Ziel einer therapeu-
zu einer Konstriktion von Blutgefäßen tischen Intervention.
ASTHMA BRONCHIALE
1 A, CH, D: Singulair
2 A, CH, D: Accolate (zur Zeit nicht im Handel)
3 A, CH, D: Xolair
CHRONISCH OBSTRUKTIVE
ATEMWEGSERKRANKUNGEN (COPD)
Leichtere Verlaufsformen der COPD Sympathomimetika Indacaterol 3 und
können mit Tiotropium, langwirksamen Carmeterol4 müssen nur einmal am Tag
ß2-Sympathomimetika oder inhalativen appliziert werden.
Glucocorticoiden behandelt werden. In Bei COPD-Verläufen mit sekundärer pul-
schweren Fällen werden Kombinationen monaler Hypertonie werden spezifische
wie Budesonid plus Formoterol1 oder Inhibitoren für die Phosphodiesterase
Fluticason plus Salmeterol2 eingesetzt. IV wie Cilomilast5 und Roflumilast 6 ein-
Die besonders lang wirksamen β2- gesetzt.
HUSTEN
Husten ist ein Schutzreflex, der die ker Schleimproduktion soll der Husten-
Lunge von Schleim und Fremdkörpern reiz eher nicht gedämpft werden.
befreien soll. Arzneimittel, die den
Husten beeinflussen sind: Vertreter sind:
Hustensedativa (Antitussiva) Codein 7
Expektorantien (Auswurf-fördernde Dihydrocodein 8
Mittel) Noscapin 9
Dextromethorphan 10
VERDAUUNGSTRAKT
Tab. 1: Arzneimittel bei säurebedingten Erkrankungen
Protonenpumpenhemmer Omeprazol 1
Pantoprazol2
Lansoprazol 3
Rabeprazol4
Esomeprazol5
Histamin-H2-Rezeptorantagonisten Ranitidin 6
Famotidin7
Antazida Magaldrat 8
Schleimhautschützende Mittel Sucralfat9
1 A: Losec; CH, D: Antra 6 A: Zantac; CH, D: Zantic
2 A: Pantoloc; CH, D: Pantozol 7 A: Ulcusan; CH: –; D: Pepdul
3 A, CH, D: Agopton 8 A, CH, D: Riopan
4 A, CH, D: Pariet 9 A, CH, D: Ulcogant
5 A, CH, D: Nexium
SÄUREBEDINGTE ERKRANKUNGEN
Die wichtigsten Erkrankungen des aggressiver Faktor eine wichtige Rolle
oberen Gastrointestinaltrakts, die mit spielt, sind Methoden zur Reduktion
Arzneimitteln behandelt werden können der Säuresekretion die wichtigste und
sind: Refluxösophagitis (engl.: gastro- effizienteste Maßnahme.
esophagal reflux desease; GERD),
Arzneimittel, die zu Gastritis, respek-
Gastritis und Magen- bzw. Zwölf-
fingerdarm-Geschwür. Es gilt heute tive Magen- und Darmulcera führen
als gesichert, dass bei diesen Erkran - können sind: nicht-steroidale Antiphlo -
kungen (Ausnahme GERD) eine Infek - gistika (NSAR), neue Antidepressiva
tion mit Helicobacter pylori eine zentra- (SSRI) und Glucocorticoide. Ein wichti-
le Rolle spielt. Bei nachgewiesener ger Faktor ist ferner das Rauchen.
Helicobacter pylori-Infektion ist die Darüberhinaus können Stresssitua tio -
Eradikation dieses Keimes die wirksam- nen wie großflächige Verbrennungen,
ste Methode. Da die Salzsäure als Polytraumen und schwere chirurgische
Al(OH)3 und Mg(OH)2 erwiesen. Eine Sucralfat ist das Aluminiumsalz von
Komplexverbindung der beiden Hydro- Saccarose-Sulfat. Sein Wirkungs mecha-
xide findet sich in Magaldrat 1. Die opti- nismus ist bisher nicht geklärt. Sowohl
male Wirkung von Antazida wird dann für das Duodenal-Ulcus wie für das
erzielt, wenn sie etwa 1-2 Stunden Magen-Ulcus liegen kontrollierte klini-
nach der Mahlzeit eingenommen wer- sche Studien vor, die zeigen, dass Su -
den. cralfat die Heilung der Ulcera beschleu-
nigt.
Schleimhautschützende Misoprostol ist ein PGE 1-Derivat. Es
Mittel wird zur Ulcusprophylaxe bei der Gabe
Schleimhautschützende Mittel sind von NSAR eingesetzt. Eine wichtige
Sucralfat2 und Misoprostol3. Nebenwirkung ist schwerer Durchfall.
FUNKTIONELLE ERKRANKUNGEN
Achalasie und Ösophagusspasmen
Übelkeit und Erbrechen
Durchfall
Verstopfung
4 A, CH, D: Emend
Ve r d a u u n g s t r a k t 101
nach den Empfehlungen der WHO und und harten Stuhls. Die Ursachen sind in
der UNICEF wie folgt sein sollte: unvernünftiger Ernährung, mangelnder
Bewegung, Stress, anderen Erkran -
ORS (Oral rehydration solution,
kungen oder anderen Arzneimitteln zu
WHO)1
suchen. Nicht in jedem Fall sollten von
NaCl 3,5g/l vornherein Arzneimittel zur Behebung
Trinatrium-Citrat-Dihydrat 2,9g/l der Störung angewendet werden.
KCl 1,5g/l
Glucose 20,0g/l Laxantien werden vor allem zur Darm-
entleerung vor chirurgischen Eingriffen
Bei bakteriell bedingten Durchfällen, oder vor bildgebender Diagnostik im
vor allem wenn sie länger als drei Tage Gastrointestinaltrakt, zum Aufweichen
dauern bzw. wenn sie mit blutigen des Stuhls bei schmerzhaften Anal -
Stühlen einhergehen, sind Antibiotika leiden und bei hartnäckiger Verstopfung
angezeigt. Zur Prophylaxe und Therapie über mehrere Tage verwendet. Eine ver-
einer Reise-Sommerdiarrhoe haben sich nünftige Therapie beinhaltet eine adä-
Doxycyclin2, Trimethoprim3 und Gyrase- quate Ernährung und psychische Füh-
hemmstoffe wie z.B. Norfloxacin4 als rung des Patienten. Der Patient muss
wirksam erwiesen. Zur Behandlung von informiert werden, dass die Stuhl -
Durchfällen mit nicht-bakterieller und entleerung ein physiologischer Vorgang
nicht-toxischer Genese ist die Gabe von ist und dieser Vorgang einer biologi-
Opioiden eine wirksame Therapiemög- schen Variabilität unterliegt. Die wich-
lichkeit. Verwendet werden Tinctura tigsten Laxantien sind:
opii simplex in einer Einzelmenge von
8-10 Tropfen und Loperamid5. Bei Klein- Laxantien:
kindern sollte letzteres nicht verwendet Füll- und Quellmittel
werden. Weizenkleie, Leinsamen
Zur Vorbeugung respektive Behand- Hydragoge Abführmittel
lung Antiobiotika assoziierter Diarrhoe Bisacodyl 7
können heute Probiotika eingesetzt Natriumpicosulfat 8
werden. Verwendet werden vornehm- Sennaglykoside9
lich sogenannte Multi-Spezies-Probio - Salinische Abführmittel
tika 6 die aus Stämmen verschiedener Natriumsulfat
probiotischer Arten meist auch mehre- Magnesiumsulfat
rer Gattungen bestehen. Karlsbadersalz
Osmotische Abführmittel
Lactulose 10
Verstopfung Macrogol 3350 11
Verstärkung der propulsiven Motorik
Verstopfung ist die seltene oder Prucaloprid 12
schwierige Entleerung eines trockenen
1 A: Normhydral; CH, D: Elotrans 5 A, CH, D: Imodium
2 A: Vibramycin; CH: Supracyclin; D: Doxycyclin 6 wie z.B. Omniflora, Trevis oder OmniBiotic 10
3 A: Solotrim; CH: –; D: Infectotrimet 7 A, CH, D: Dulcolax
4 A: Zoroxin; CH: Noroxin; D: Norflox 8 A: Agaffin; CH: Laxoberon; D: Laxoberal
9 A: Pursennid; CH: Bekunis; D: Agiolax
10 A: Laevolac; CH: Duphalac; D: Bifiteral
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
11 A, CH: Movicol; D: Laxofalk
12 A, CH, D: Resolor
102 Ve r d a u u n g s t r a k t
Füll- und Quellmittel, wie Weizenkleie Lactulose ist ein Disaccharid, das im
und Leinsamen sind eher für die Magendarmkanal nicht resorbiert und
Prophylaxe als für die Therapie geeig- im Colon gespalten wird. Dort wird
net. Falls Quellmittel mit unzureichen- auch osmotisch Wasser zurückgehalten
den Mengen mit Flüssigkeit eingenom- und die Peristaltik angeregt. Nach
men werden, besteht die Gefahr eines hohen Dosen können Übelkeit, Er -
Obstruktionsileus. brechen und Blähungen auftreten.
Hydragoge Abführmittel sind dann Ein neues osmotisch wirksames Laxans
anzuwenden, wenn eine weitgehende ist Makrogol 3350, ein nicht resor-
Darmentleerung erwünscht ist, z.B. bei bierbares Polyethylenglykol. Es eignet
der Vorbereitung von radiologischen, sich besonders zur Behandlung der
endoskopischen oder chirurgischen Maß- chronischen Obstipation, ist aber auch
nahmen am Gastrointestinaltrakt. Sie gegen Opiat-bedingte Obstipation ein-
sollten nicht zur Behandlung einer setzbar.
funktionellen Obstipation eingesetzt Nebenwirkungen: Bei chronischer
werden, sind jedoch bei älteren Men - Einnahme aller Abführmittel verlieren
schen gelegentlich nicht zu vermeiden. diese nach und nach die Wirkung und
Die Wirkung beruht auf einer Umkehr die Dosis muss gesteigert werden. Ab -
des Wassernettofluxes in Richtung Darm- führmittel bedingen einen Kaliumver-
lumen. Von den zahlreichen Anthra - lust und führen über diesen langsam
chinonderivaten, die in der Natur vor- zur Darmträgheit. Vor chronischer Ein -
kommen, sollen ausschließlich die nahme von Abführmitteln ist daher
Sennoside aus Folia Sennae verwendet dringend abzuraten.
werden. Die Wirkung tritt nach 6-10
Schwangerschaft und Stillzeit: Füll-
Stunden auf. Die Pigmentierung der
und Quellstoffe, Lactulose und als sali-
Colonschleimhaut nach längerfristiger
nisches Abführmittel Natriumsulfat dür-
Einnahme ist harmlos und reversibel.
fen in der Schwangerschaft angewen-
Natriumpicosulfat hat einen Wir- det werden. Von den hydragogen
kungseintritt nach 2-4 Stunden, wäh - Abführmitteln ist Bisacodyl das Mittel
rend nach Bisacodyl die Wirkung nach der Wahl. Die genannten Abführmittel
6-10 Stunden eintritt. sind auch in der Stillzeit erlaubt.
Salze wie Natriumsulfat und Magne- Prucaloprid: Ein neues Prinzip für
siumsulfat, in isotoner Lösung verab- die Behandlung der chronischen und
reicht, führen sicher und schnell zur opioidbedingten Obstipation ist die
Darmentleerung. Bei bestimmungsge - Stimulation von 5 HT4-Rezeptoren mit
mäßem Gebrauch sind beide Salze Prucaloprid. Die ses verstärkt die propul-
ohne Nebenwirkungen. sive Motorik.
NIERE
Tab. 1: Die wichtigsten Arzneimittel mit Wirkung auf die Niere
Thiazid-Diuretika Hydrochlorothiazid1
Xipamid2
Schleifendiuretika Furosemid 3
Kaliumsparende Diuretika Spironolacton 4
Amilorid 5
Triamteren6
Sarboanhydrasehemmer Acetazolamid7
Osmotische Diuretika Mannitol
1 A, CH, D: in Kombinationen 5 A, CH, D: in Kombinationen
2 A: Aquaphoril; CH: –; D: Aquaphor 6 A, CH, D: in Kombinationen
3 A, CH, D: Lasix 7 A, CH, D: Diamox
4 A, CH, D: Aldactone
1 A, CH, D: Inspra
STOFFWECHSEL-
ERKRANKUNGEN
DIABETES
Insulin ist ein Polypeptid, das in den absoluten Insulinmangel definiert, der
B-Zellen der Langerhansschen Inseln der durch eine Zerstörung der B-Zellen her-
Bauchspeicheldrüse entsteht und bei An- vorgerufen wird. Die Therapie erfolgt
stieg des Glukosespiegels im Blut frei- grundsätzlich durch Insulinsubstitution.
gesetzt wird. Es bindet an den Erfolgs - Die beste Diabetes Typ-1-Therapie wird
zellen (Muskelzellen, Leberzellen, Fett - mit der sogenannten „intensivierten
zellen) an Insulin-Rezeptoren, die zur Insulin-Therapie“ (Basis-Bolus-Therapie
Gruppe der Thyrosinkinase-gekoppelten genannt) erreicht. Dazu wird morgens
Rezeptoren gehören. Insulin stimuliert die und abends ein mittellang wirkendes
Aufnahme von Glukose. Vor allem in Insulin (intermediär-Insulin) verabreicht
der Muskelzelle fördert es die Glyko - und vor jeder Hauptmahlzeit ein kurz
gen- und Eiweißsynthese, sowie die wirkendes Insulin (Normal-Insulin, Insulin
Triglyzeridbildung. Letztlich senkt Insu - Lispro oder Insulin Aspart). Als Basis
lin den Blutglukosespiegel und steigert kann auch ein- oder zweimal täglich ein
die Energiedepots im Gewebe. Beim Dia- langwirkendes Insulin verabreicht wer-
betes mellitus kommt es, allgemein aus- den. Insulin Glargin eher einmal und
gedrückt, zu einer Hemmung der Glu - Insulin Detemir eher zweimal täglich.
koseverwertung und dadurch zu einem Der Patient muss selbst seinen
Blutzuckeranstieg. Man unterscheidet Blutzucker bestimmen und dementspre-
einen Insulin-Mangel-Diabetes (Typ 1) chend geschult sein. Ist der Patient
und einen Diabetes mit bestehender nicht in der Lage, diese Art von
Insulin-Produktion (Typ 2), bei dem über- Insulintherapie durchzuführen, ist die
wiegend eine Insulinresistenz im Gewe - sogenannte „konventionelle Insulin-
be oder ein relativer Insulinmangel vor- therapie“ indiziert. Dabei werden zwei
liegt. Darüber hinaus gibt es noch den Drittel der Tagesdosis an Insulin am
Gestationsdiabetes und andere spezifi- Morgen in Form einer Mischung von
sche Typen, die hier nicht besprochen Normalinsulin mit intermediärem Insu -
werden sollen. lin und ein Drittel als intermediäres
Der Typ 1 Diabetes wird durch einen Insulin vor dem Abendessen injiziert.
Insulin
Tab. 1: Wichtige Insuline zur Behandlung des Typ-1 Diabetes
Insulinpräparat Wirkungseintritt (min) Wirkungsdauer (h)
Normal-(Alt-)Insulin
Normalinsulin 1 30 5-8
Kurz wirkende Insuline
Insulin Lispro 2 10-15 2-5
Insulin Aspart 3 10-20 2-8
Insulin Glulisin4
Mittellang wirkende Insuline (intermediär Insulin, NPH-Insulin)
Basal Human Insulin 5 30-60 10-20
Lang wirkende Insuline
Insulin Glargin 6 60 24-30
Insulin-Zn-Suspensionen 7 ca. 120 22-36
Insulin Detemir 8 ca. 180 24
1 A, CH, D: Insuman rapid, Huminsulin normal 5 A, CH, D: Huminsulin basal
2 A, CH, D: Humalog 6 A, CH, D: Lantus
3 A, CH, D: Novorapid 7 A, CH, D: Insulin
4 A, CH, D: Apidra 8 A, CH, D: Levemir
senkende Effekt von Insulin kann durch der Schwangerschaft ist die Blutzucker -
andere Arzneimittel wie Glucocorticoide, einstellung besonders bedeutend. Dies
Diuretika, Glucagon, Östrogene, β- kann nur durch eine intensivierte Insulin-
Sympatho mi metika u.a. auch abge- therapie erreicht werden. In der Stillzeit
schwächt werden. β-Blocker können zu ist eine Insulinsubstitution unproblema-
einer Verstärkung, häufiger aber auch tisch, da Insulin nicht in die Mutter -
zu einer Abschwächung der blutzucker- milch übergeht.
senkenden Wirkung von Insulin führen. Gegenanzeigen: Allergien gegen die
Schwangerschaft und Stillzeit: In Wirksubstanz.
Orale Antidiabetika
Tab. 2: Wichtige orale Antidiabetika zur Behandlung des Typ-2 Diabetes
Hemmung der Gluconeogenese und Steigerung der Glukose-Verwertung
Biguanide Metformin1
Steigerung der Insulinfreisetzung aus den B-Zellen der Bauchspeicheldrüse
Sulfonylharnstoffe Glibenclamid2
Glimepirid3
Gliclazid 4
Gliquidon 5
Glipizid6
Glinide Repaglinid7
Nateglinid 8
Steigerung der Insulinempfindlichkeit der Muskelzellen
Glitazone Pioglitazon 9
Rosiglitazon 10
Inkretin-Mimetika Exenatide11
Sitagliptin12
Hemmung der Glukose-Resorption aus dem Darm
α-Glucosidase-Hemmstoff Acarbose 13
Miglitol14
1 A, CH, D: Glucophage 8 A, CH, D: Starlix
2 A, CH: Daonil; D: Euglucon 9 A, CH, D: Actos
3 A, CH, D: Amaryl 10 A, CH, D: Avandia
4 A, CH, D: Diamicron 11 A, CH, D: Byetta
5 A: Glurenorm; CH: –; D: Glurenorm 12 A, CH, D: Januvia
6 A: Glibenese; CH, D: – 13 A, CH, D: Glucobay
7 A, CH, D: Novonorm 14 A, CH, D: Diastabol
Stunde. Das erlaubt eine Einnahme un - bitory peptide) regulieren die Glucose-
mittelbar vor den Mahlzeiten. Homöostease. Exenatide und Liraglutid
Nebenwirkungen: Die Nebenwir - stimulieren direkt den GLP-1 Rezeptor
kungen sind ähnlich wie bei den Sulfo- und steigern über diesen Insulinsyn-
nylharnstoffen. these und -sekretion und hemmen die
Glukagon-Freisetzung.
Kombinationsmöglichkeiten: Glini-
de können mit Metformin kombiniert Exenatide muss zweimal täglich inji-
werden. ziert werden und Liraglutid nur einmal
täglich.
Wechselwirkungen: Wechselwirkun-
gen mit Arzneimitteln, die die Cyto- Indirekte Inkretin-Mimetika: Die
chrome CYP 2C8 oder CYP 3A4 hem- körpereigenen Inkretine werden vor-
men, können die Blutspiegel von Repa - nehmlich über das Enzym Dipeptidyl-
glinid deutlich erhöhen. Dazu gehören Peptidase-4 (DPP-4) abgebaut. Indirekte
Gemfibrozil, Clarithromycin, Itraconazol, Inkretinmimetika sind spezifische Hemm-
MAO-Hemmer, β-Blocker, ACE-Hemmer, stoffe des Enzyms DPP-4, verhindern
NSAR und Alkohol. Auch die Wirkung den Abbau der körpereigenen Inkretine
von Nateglinid wird durch ACE Hemmer und verstärken so deren Wirkung. Die
verstärkt und durch Diuretika, Gluco - indirekten Inkretinmimetika können
corticoide und Betasympathomimetika peroral verabreicht werden.
abgeschwächt.
Schwangerschaft und Stillzeit: Gli-
nide sind in Schwangerschaft und Still -
Hemmung der
zeit kontraindiziert. Glukoseabgabe und
Gegenanzeigen: Gegenanzeigen sind Steigerung der
schwere Leberfunktionsstörungen, Schwan- Glukoseverwertung
gerschaft und Stillzeit, sowie die gleich-
zeitige Einnahme von Gemfibrozil (einem
Lipidsenker).
Biguanide
Vertreter:
Inkretin-Mimetika Metformin 6
Vertreter:
Wirkungsmechanismus: Metformin
Direkte Inkretin-Mimetika:
Exenatide1
reduziert die hepatische Glukoseabgabe
Liraglutid 2
und steigert die Verwertung der Blut-
glukose in Muskel- und Fettgewebe. Der
Indirekte Inkretin-Mimetika: molekulare Wirkungsmechanismus von
Sitagliptin3
Metformin ist unbekannt.
Vildagliptin 4
Saxagliptin5
1 A, CH, D: Byetta
2
Direkte Inkretin-Mimetika: Körper- A: –; CH, D: Victoza
3 A, CH, D: Januvia
eigene Inkretine wie z.B. GLP-1 (Gluka -
4 A, CH, D: Galvus
gon-like Peptid 1) und GIP (gastric inhi-
5 A, CH, D: Onglyza
6 A, CH, D: Glucophage
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
112 Stoffwechselerkrankungen
Wirkungen: Metformin vermindert den Wert, die Triglyceride und die freien Fett-
Insulinbedarf und verlangsamt die Ent - säuren.
wicklung einer Insulinresistenz. Es wird Nebenwirkungen: Nebenwirkungen
hauptsächlich bei übergewichtigen Typ- sind Flüssigkeitsretention und dadurch
2 Diabetes Patienten eingesetzt. Gewichtszunahme, Kopfschmerzen und
Nebenwirkungen: Neben gastroin- gelegentlich Blähungen.
testinalen Störungen ist die Laktatazi - Kombinationsmöglichkeiten: Glita-
dose besonders gefährlich. zone können mit Metformin oder Sul -
Kombinationsmöglichkeiten: Eine fonylharnstoffen kombiniert werden.
Kombination mit anderen oralen Anti- Schwangerschaft und Stillzeit: Gli-
diabetika, sowie mit Insulin ist möglich. tazone sollen in Schwangerschaft und
Wechselwirkungen: Vermieden wer- Stillzeit nicht angewendet werden.
den sollen Kombinationen mit Gluco- Gegenanzeigen: Herzinsuffizienz,
corticoiden, β 2-Sympathomimetika, Diu- Leberfunktionsstörungen und Alkoholis-
retika und ACE-Hemmern. Vor der Gabe mus, sowie Schwangerschaft und Still -
jodhaltiger Kontrastmittel soll Metfor - zeit.
min abgesetzt werden.
Warnhinweis: Glitazone werden
Schwangerschaft und Stillzeit: Met- wahrscheinlich wegen kardialer Neben-
formin sollte weder in der Schwanger - wirkungen wieder vom Markt genom-
schaft noch in der Stillzeit eingesetzt men.
werden.
Gegenanzeigen: Leberinsuffizienz,
Alkoholismus, kardiale oder respiratori- Hemmung der
sche Insuffizienz, Schwangerschaft und
Stillzeit. Glukoseresorption
aus dem Darm
Insulin Sensitizer –
Vertreter:
Glitazone
Acarbose3
Vertreter: Miglitol4
Rosiglitazon1
Pioglitazon2 Wirkungsmechanismus: Acarbose
und Miglitol hemmen im Darmepithel
Wirkungsmechanismus: Glitazone die α-Glucosidase, die Disaccharide
steigern die Insulinempfindlichkeit der spaltet, die aus Kohlenhydraten entste-
Skelettmuskulatur und des Fettgewebes hen. Dadurch wird die Glukoseresorp-
und vermindern so die Insulinresistenz, tion verzögert bzw. auch vermindert.
die auch bei nicht-diabetischen Patien- Wirkungen: α-Glucosidaseinhibitoren
ten auftreten kann. verhindern postprandiale Blutzucker -
Wirkungen: Unter Glitazonen sinken spitzen, wie sie bei Typ-2 Diabetes Pa-
der Nüchternblutzucker, der HbA1c- tienten häufig auftreten. Auch eine
Hypertriglyzeridämie wird verbessert.
1 A, CH, D: Avandia Nebenwirkungen: Nebenwirkungen
2 A, CH, D: Actos
3 A, CH, D: Glucobay
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
4 A, CH, D: Diastabol
Stoffwechselerkrankungen 113
FETTSTOFFWECHSELSTÖRUNGEN
GICHT
Tab. 4: Wichtige Arzneimittel zur Behandlung der Gicht
Intervalltherapie der Gicht
Urikostatika Allopurinol1
Febuxostat2
Urikosurica (Probenicid)
Metabolisierung der Harnsäure Rasburicase 3
Akuter Gichtanfall
Antiphlogistika Indometacin
Diclofenac
Glucocorticoide
(Colchicin)
1 A, CH, D: Zyloric 3 A, CH, D: Fasturtec
2 A, CH, D: Adenuric
Urikostatika
Metabolisierung
Vertreter: der Harnsäure
Allopurinol 1
Febuxostat2 Vertreter:
Rasburicase 3
Wirkungsmechanismus: Allo puri -
nol und Febuxostat sind Hemmstoffe der Rasburicase steht als rekombinantes
Xanthinoxidase, die Hypoxanthin über Enzym zur Verfügung, das die Oxida -
Xanthin zur Harnsäure oxidiert. Durch tion von Harnsäure zu Allantoin kataly-
die Hemmung der Xanthinoxidase wer- siert. Dieses wird besser ausgeschieden
den vermehrt Hypoxanthin und Xanthin und es kommt zu einem schnellen
im Urin ausgeschieden und der Harn - Abfall der Serumharnsäurekonzentra -
säurespiegel im Blut fällt. tion. Unerwünschte Wirkungen können
Wirkung: Urikostatika gelten als Mittel Fieber, Übelkeit und Erbrechen, auch
der Wahl zur Behandlung einer chroni- Durchfall und Kopfschmerzen sein.
schen Hyperurikämie. Die Harnsäurespie-
gel in Blut und Harnauscheidung wer-
den gesenkt. Der akute Gichtanfall
Nebenwirkungen: Febuxostat ist
spezifischer als Allopurinol und es wer- Beim akuten Gichtanfall werden heute
den weniger Nebenwirkungen erwartet. in erster Linie Antiphlogistika wie Indo -
Am Beginn der Therapie kann Allopuri- methacin, Diclofenac, aber auch Ibupro-
fen mit Erfolg eingesetzt. Ebenfalls wirk-
nol einen Gichtanfall auslösen, die wich-
sam sind orale Glucocorticoide. Das
tigsten Nebenwirkungen sind allergi-
früher sehr häufig verwendete Colchicin
sche Hauterscheinungen und gastroin-
sollte wegen seiner Nebenwirkungen
testinale Störungen. Daneben gibt es –
heute nur mehr sehr eingeschränkt ver-
selten – Nebenwirkungen in verschie-
wendet werden.
densten Organen und Organsystemen.
Kombinationen: Urikostatika kön- 1 A, CH, D: Zyloric
nen mit Colchicin oder mit NSAR kom- 2 A, CH, D: Adenuric
biniert werden. 3 A, CH, D: Fasturtec
PSYCHOPHARMAKA
Psychopharmaka sind Arzneimittel, die auf das Zentralnervensystem wirken
und psychische Prozesse beeinflussen. In den folgenden Kapiteln werden
die Neuroleptika, die Antidepressiva, die Tranquillantien und die
Psychostimulantien besprochen.
Neuroleptika
Tab. 1: Die wichtigsten Neuroleptika
Klassische, schwach wirkende
Neuroleptika (Auswahl) Levomepromazin1
Chlorprothixen2
Zuclopenthixol 3
Flupentixol4
Dixyrazin 5
Melperon 6
Klassische, stark wirkende Neuroleptika (Auswahl) Haloperidol7
Pimozid8
Atypische Neuroleptika Clozapin 9
Olanzapin 10
Quetiapin11
Risperidon12
Sulpirid 13
Amisulprid14
Zotepin15
Ziprasidon 16
Aripiprazol17
1 A, CH: Nozinan; D: Neurocil 10 A, CH, D: Zyprexa
2 A, CH, D: Truxal 11 A, CH, D: Seroquel
3 A: Cisordinol; CH: Clopixol; D: Ciatyl-Z 12 A, CH, D: Risperdal
4 A, CH, D: Fluanxol 13 A, CH, D: Dogmatil
5 A: Esucos; CH, D: – 14 A, CH, D: Solian
6 A: Buronil; CH: –; D: Eunerpan 15 A: Nipolept; CH: –; D: Nipolept
7 A, CH, D: Haldol 16 A: Zeldox; CH: –; D: Zeldox
8 A, CH, D: Orap 17 A, CH, D: Abilify
9 A, CH, D: Leponex
Neuroleptika sind Arzneimittel zur Be- die nur durch langsames Absetzen
handlung schizophrener Psychosen, Er - zurückgehen.
krankungen, die mit dramatischen Ver - Vegetative Nebenwirkungen sind vor
änderungen der Wahrnehmung, des allem Mundtrockenheit, Pupillenerwei-
Denkens, der Affektivität, des Antriebs terung, Akkommodationsschwäche, Übel-
und der Persönlichkeit einhergehen. Die keit, Verstopfung und Harnsperre. Am
Leitsymptome der Schizophrenie teilen Herzen kann es zu Tachyarrhythmien,
sich in positive Symptome wie Wahn QT-Zeit-Verlängerungen und plötzli-
und Halluzination und negative Symp - chem Herztod kommen. Im endokrinen
tome mit Apathie und Affektver - Bereich treten Amenorrhoe, Libido- und
flachung. Während die positiven Symp - Potenzverlust, Gynäkomastie mit Lak -
tome einer Arzneitherapie einigermaßen tation auch bei Männern und Gewichts -
zugänglich sind, sind negative Sympto - zunahme auf. Darüberhinaus treten
me nur mit wenigen Vertretern und sehr immunallergische Erkrankungen wie
unzureichend behandelbar. Im Vorder - Myokarditis, Hepatitis, Vaskulitis, Urti -
grund der Arzneimittelwirkung der Neuro- karia und Blutveränderungen auf. Eine
leptika steht eine Blockade der Dopa - seltene, aber gefährliche Nebenwirkung
min D2 Rezeptoren. In Ausnahmefällen ist das maligne Neuroleptikasyndrom das
werden D4 Rezeptoren blockiert. Darüber- in 20% letal endet.
hinaus sind Neuroleptika auch antago-
Die Summe der möglichen Nebenwir-
nistisch auf Muskarinrezeptoren, α1-Re-
kungen der Neuroleptika soll daran er -
zeptoren, Histamin- und Serotoninre -
innern, dass sie nur bei strenger Indi -
zeptoren. Alle Neuroleptika wirken auch
kation anzuwenden sind. Die Verwen -
sedierend und antiemetisch, haben in
dung dieser Arzneimittel als Schlaf -
unterschiedlichem Ausmaß vegetative
mittel oder als Tagessedativa ist unzu -
Nebenwirkungen und bewirken extra-
lässig.
pyramidal-motorische Störungen. Diese
werden eingeteilt in
Klassische, schwach
Frühdyskinesien mit Blickkrämpfen
wirkende Neuroleptika
und Zungenschlundkrämpfen, die
sich schon in der ersten Woche Vertreter:
manifestieren und mit parasympa- Levomepromazin1
tholytischen Antiparkinsonmitteln Chlorprothixen2
behandelbar sind. Zuclopenthixol 3
Parkinsonsyndrom mit Rigor und Flupentixol4
Tremor nach ein- bis zweiwöchiger Dixyrazin 5
Behandlung. Melperon 6
Akathisie mit ständigem Bewegungs- Sertindol7
drang nach monatelanger Behand-
lungsdauer und Wirkungsmechanisms: Die antipsy-
Spätdyskinesien mit auffälligen chotische Wirkung beruht auf einer
Gesichts- und Mundbewegungen, Dopamin D2-Rezeptor-Hemmung. Die Do-
1 A, CH: Nozinan; D: Neurocil 5 A: Esucos; CH, D: –
2 A, CH, D: Truxal 6 A: Buronil; CH: –; D: Eunerpan
3 A: Cisordinol; CH: Clopixol; D: Ciatyl-Z 7 A, CH: Serdolect; D: –
4 A, CH, D: Fluanxol
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
Psychopharmaka 121
1 A, CH, D: Fluanxol-Depot
2 A: Cisordinol; CH: Clopixol; D: Ciatyl-Z-Depot
Antidepressiva
Tab. 2: Die wichtigsten Antidepressiva
Nicht-selektive Rückaufnahme-Inhibitoren (NSRI)
(trizyklische Antidepressiva) (Auswahl) Amitriptylin 1
Clomipramin 2
Doxepin 3
(tetrazyklisches Antidepressivum) Maprotilin4
Selektive Serotonin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SSRI) Citalopram5
Escitalopram6
Fluoxetin 7
Fluvoxamin 8
Paroxetin9
Sertralin 10
Serotonin-Noradrenalin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SNRI) Venlafaxin11
Duloxetin 12
Milnacipran 13
Noradrenalin Rückaufnahme-Inhibitoren (NARI) Reboxetin14
Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antagonisten (NaSSA)
Mianserin 15
Mirtazapin 16
Serotonin (5-HT 2)-Antagonist und Rückaufnahme-Inhibitor
(SARI) Trazodon 17
Reversible Monoaminoxidase Hemmer (RIMA) Moclobemid18
Prophylaxe der Manie Lithium 19
Phytotherapie Johanniskraut 20
1 A, CH, D: Saroten 11 A: Efectin; CH: Efexor; D: Trevilor
2 A, CH, D: Anafranil 12 A, CH, D: Cymbalta, Yentreve
3 A: Sinequan; CH: Sinquan; D: Aponal 13 A: Dalcipran; CH, D: –
4 A, CH, D: Ludiomil 14 A, CH, D: Edronax
5 A, CH: Seropram; D: Cipramil 15 A, CH: Tolvon; D: Tolvin
6 A, CH, D: Cipralex 16 A, CH: Remeron; D: Remergil
7 A,CH: Fluctine; D: Fluctin 17 A, CH: Trittico; D: Thombran
8 A, CH: Floxyfral; D: Fevarin 18 A, CH, D: Aurorix
9 A: Seroxat; CH: Deroxat; D: Seroxat 19 A, CH: Quilonorm; D: Quilonum
10 A, CH, D: Gladem 20 A, CH, D: Jarsin
1 A, CH, D: Priligy
2 A: Efectin; CH: Efexor; D: Trevilor
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie 3 A: Dalcipran, CH, D:–
128 Psychopharmaka
Schlafmittel-Benzodiazepine Schlafmittel –
Keine Benzodiazepine
Vertreter:
Triazolam 1 Vertreter:
Brotizolam 2 Zolpidem5
Nitrazepam3 Zaleplon6
Flunitrazepam4 Zopiclon 7
Psychostimulantien
sche Wiederaufnahme von Noradrena-
Vertreter:
lin, hat aber keine antidepressiven sti-
Methylphenidat1 mulierenden und euphorisierenden Eigen-
Atomoxetin2 schaften. Es wird ebenfalls bei Hyper -
Modafinil3
aktivitätsstörungen von Kindern einge-
setzt und hat weniger Nebenwirkungen
Methylphenidat ist ein Ampheta- als Methylphenidat.
minderivat und wird bei Hyperaktivitäts- Modafinil ist ein nicht-amphetamin-
störungen von Kindern eingesetzt. Die artig wirkendes Psychostimulans, das bei
Nebenwirkungen können sein: Appetit- Narkolepsie eingesetzt wird. Wegen
hemmung, Schlaflosigkeit und Tic-Stö- einer Fülle von Nebenwirkungen soll
rungen, eine Abhängigkeitsentwicklung diese Substanz nur bei strenger Indika-
zu späterer Zeit ist nicht zu erwarten. tionsstellung zum Einsatz gebracht
Atomoxetin hemmt die präsynapti- werden.
ANALGETIKA
Wichtige Gruppen:
Nicht-Opioid-Analgetika
Mittelstarke Opioid-Analgetika
Starke Opioid-Analgetika
Sehr starke Opioid-Analgetika
NICHT-OPIOID-ANALGETIKA
Die Nicht-Opioide gehören zu den der Prostaglandinsynthese bewirkt dem-
weltweit am meisten verordneten und am entsprechend eine Schmerzhemmung.
meisten eingenommenen Arzneimitteln.
Die Wirksamkeit dieser Substanzen, vor Der antipyretische Effekt
allem die analgetische Potenz, wird bei
Die Regulation der Körpertemperatur
weitem über-, die Nebenwirkungsinzi-
denz jedoch unterschätzt. Zu beachten erfolgt im thermoregulatorischen Zent -
ist vor allem, dass die Nicht-Opioid- rum des vorderen Hypothalamus. Wenn
Analgetika nur in ihrer Normaldosier- fiebererzeugende Substanzen in diesem
ung verwendet werden sollen. Wenn sie Zentrum den Sollwert nach oben ver-
nicht zu Schmerzfreiheit führen, müs- stellen, ist der Körper anfangs noch auf
sen stärkere Analgetika wie schwache Normaltemperatur und er reagiert mit
oder starke Opioide eingesetzt werden. Schüttelfrost. Dann steigt die Körper -
Die Nicht-Opioid-Analgetika haben fol- temperatur, bis sie den Sollwert des
gende Wirkungen: Zentrums erreicht hat. Wird durch ein
analgetisch antipyretisches Arzneimittel der Soll -
wert im thermoregulatorischen Zent -
antipyretisch rum wieder gesenkt, erscheint der Kör-
antiphlogistisch per dem Zentrum als zu heiß und er
reagiert mit Schwitzen. Auch hier spie-
Der analgetische Effekt len die Prostaglandine eine wichtige
Der analge tische Effekt der Nicht- Rolle. Sie steigern, stimuliert durch
Opioid-Analgetika kommt hauptsächlich Pyrogene (fiebererzeugende Substan -
durch Hemmung von Cyclooxygenasen zen), den Sollwert und erzeugen auf
zustande – Enzyme, die für die Bildung diese Art Fieber. Die Nicht-Opioid-
von Prostaglandinen verantwortlich sind. Analgetika hemmen im thermoregula-
Prostaglandine sensibilisieren Schmerz - torischen Zentrum die Prostaglandin-
rezeptoren (Nozizeptoren). Eine Hemmung synthese und wirken so fiebersenkend.
Nicht-Opioid-Analgetika:
Nichtsaure antipyretische Analgetika
Nicht-Opioid-Analgetika ohne
antipyretische und antiphlogistische Wirkung
Auch die selektiven COX-2 Hemmer Rofecoxib und Valdecoxib, zwei sehr
müssen definitionsgemäß der Arznei - bekannte Coxibe, bald nach der Ein-
mittelgruppe der NSAR zugeordnet führung wieder aus dem Handel gezo-
werden, da sie keine Steroide sind und gen. Bei kadiovaskulären Risikopatien -
entzündungshemmend wirken. Die se - ten sollen Coxibe daher nicht angewen-
lektiven COX-2 Inhibitoren werden als det werden. Dennoch können die
Coxibe bezeichnet, wobei das kein ge- Coxibe nicht als gefährlicher als die
meinsames Strukturmerkmal, sondern alten NSAR bezeichnet werden. Der un -
eine gemeinsame Eigenschaft bedeutet. bestrittene Vorteil bleibt die bessere
Die Coxibe zeigen in kontrollierten Magenverträglichkeit. Kardiotoxische
Studien ein verbessertes gastrointesti- Nebenwirkungen gibt es auch bei den
nales Sicherheitsprofil im Vergleich zu alten NSAR, wie eine Studie mit Na -
den konventionellen NSAR und haben proxen gezeigt hat. Ein weiteres Pro -
keinen Einfluss auf die Plättchen - blem der Coxibe könnte die Ähnlichkeit
aggregation. Die Coxibe wurden bisher mit Sulfonamiden sein, da in diesem
für die Behandlung der Osteoarthritis Zusammenhang vermehrt Haut-Neben -
und der rheumatoiden Arthritis einge- wirkungen auftreten.
setzt, finden aber teilweise auch Anwen-
Celecoxib gilt heute als Standard-Coxib
dung in der Therapie von Schmerzen
zur Behandlung von Osteoarthritis und
anderer Ursache. Zu den Risiken bei
rheumatoider Arthritis.
langfristiger Anwendung zählen Nieren -
funktionsstörungen und nachteilige Effek- Parecoxib ist als Ampulle im Handel
te auf die Heilung bestehender gastro- und dient zur postoperativen Schmerz -
intestinaler Ulcera. Wegen gefährlicher therapie. Es wird im Organismus rasch
kardiovaskulärer Zwischenfälle wurden in Valdecoxib umgewandelt.
MITTELSTARKE OPIOIDE
Problem, die prophylaktisch behandelt gen verstärkt. Bei der Kombination mit
werden soll. Gelegentlich können auch selektiven Serotoninwiederaufnahme -
Schwitzen, Mundtrockenheit, Benommen- hemmern (SSRI) besteht die Gefahr des
heit, Störungen der Kreislaufregulation, Serotoninsyndroms (siehe Seite 50).
Hautreaktionen und Miktionsstörungen MAO-Hemmstoffe müssen 14 Tage vor
auftreten. Die Beendigung der Therapie der Opioidapplikation abgesetzt wer-
muss langsam erfolgen, um ein Entzugs- den.
syndrom zu verhindern.
Schwangerschaft und Stillzeit: Tra-
Kombinationsmöglichkeiten: Mittel-
madol soll in der Schwangerschaft nur
starke Opioide können und sollen mit
nach strenger Indikationsstellung ange-
Nicht-Opioiden kombiniert werden, wo-
bei deren entzündungshemmende Kom- wendet werden und ist in der Stillzeit
ponente ausgenützt wird. kontraindiziert. Das gilt auch für Co -
dein, Dihydrocodein und Tilidin.
Wechselwirkungen: Bei gleichzeiti-
ger Anwendung von Arzneimitteln, die Gegenanzeigen: Solche bestehen bei
ebenfalls zentral nervös dämpfend wir- akuter Alkohol-, Schlafmittel- oder Psycho-
ken (Neuroleptika, Antidepressiva, Anti - pharmaka-Vergiftung und bei Patien-
epileptika) werden sedierende Wirkun- ten, die MAO-Hemmer erhalten.
STARKE OPIOIDE
Schwangerschaft und Stillzeit: Bei net werden. In der Stillzeit sollen auch
gegebener Indikation dürfen Fentanyl, diese Opioidanalgetika nur kurzzeitig
Alfentanil und Sulfentanil in jeder Phase angewendet werden.
der Schwangerschaft eingesetzt wer-
den. Bei Anwendung kurz vor der Ge - Gegenanzeigen: Eingeschränkte Lun-
burt muss mit einer atemdepressiven genfunktion und gleichzeitige Anwen -
Wirkung auf das Neugeborene gerech- dung von MAO-Hemmern.
OPIOID-ANTAGONISTEN
Tab. 8: Opioid-Antagonisten
Freiname Dosisintervall (h) Einzeldosis
Naloxon1 i.v. 0,5 0,2-0,4mg
Naltrexon2 p.o. 24 25-50mg
Methylnaltrexon3
1 A, CH, D: Naloxon 3 A, D: Relistor; CH: –
2 A, CH: Naltrexin; D: Nemexin
CANNABINOIDE
Die Entdeckung der Cannabinoid- zu 5 mal täglich 10mg gesteigert.
Rezeptoren CB1 und CB2 haben die Nebenwirkungen: Mundtrockenheit,
Forschung betreffend therapeutischer Tachykardie und Müdigkeit sind vor
Anwendung von Δ9-Tetrahydrocannabi- allem am Anfang der Therapie möglich.
nol (Δ9-THC) gefördert. Zur Zeit wird Appetitsteigerung kann zu Gewichts zu-
Δ9-THC zur unterstützenden analgeti- nahme führen.
schen Behandlung von Tumor schmer-
zen und Muskelschmerzen bei multipler Rimonabant
Sklerose eingesetzt. Δ9-THC senkt wei-
Der selektive Cannabinoid-1 Rezeptor
ters den Augeninnendruck und wirkt
Antagonist Rimonabant wird als unter-
bronchienerweiternd. International gibt
stützende Therapie zur Gewichtsab nah-
es registrierte Handelspräparate wie
me empfohlen.
Marinol und Nabilone. In Deutschland
und Österreich steht den Apotheken Wegen erhöhter Suizidgefahr wurde
Dronabinol, ein Stereoisomer von Δ9- es mittlerweile wieder aus dem Handel
THC zur Herstellung magistraler Arz - gezogen.
neimittel zur Verfügung. Dronabinol Nebenwirkungen sind Magen-Darm-
wird einschleichend, beginnend mit Störungen, depressive Verstimmungen
2,5mg zweimal täglich dosiert und bis und Muskelkrämpfe.
ANDERE ANALGETIKA
1 A, D: Prialt; CH: –
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
2 A, CH, D: Qutenza
150 Analgetika
ANTIRHEUMATIKA
Rheumatische Erkrankungen gehören
Vertreter der „Disease modi-
zu den häufigsten entzündlichen Erkran-
fying antirheumatoide drugs“
kungen; rheumatoide Arthritis bei-
(DMARDs):
spielsweise ist die häufigste Ursache
von Arbeitsunfähigkeit. Gelenks ver - Sulfasalazin 1
änderungen, wahrscheinlich auf einer Methotrexat2
Autoimmunreaktion basierend, führen Goldverbindungen:
Auranofin 3
zu Entzündungen und Schädigung von
Aurothiomalat4
Gelenken, Knorpeln und Knochen. Die
Chloroquin5
wichtigsten beteiligten Zytokine sind IL-
Penicillamin6
1 und TNFα. Die am häufigsten ange-
Azathioprin7
wendeten Arzneimittel sind nicht-stero-
idale Antirheumatika (NSAR) und soge-
nannte „Disease modifying antirheuma- Sulfasalazin
toide drugs“ (DMARDs). Diese Substan -
zen werden auch als antirheumatische Sulfasalazin ist eine Kombination
Basistherapeutika bezeichnet. Darüber - eines Sulfonamids (Sulfapyridin) mit ei -
hinaus werden noch Immunsuppressiva, nem Salicylat (5-Aminosalicylsäure). Es
Glucocorticoide und Immunbiologika (so- wird schlecht resorbiert und auch bei
genannte „biologicals“), die direkt ge - chronisch-entzündlichen Darmer kran -
gen bestimmte Zytokine wirksam sind, kungen wie Colitis ulcerosa eingesetzt.
verwendet. Als Basistherapeutikum wird es bei rheu -
matoider Arthritis verwendet. Neben -
wirkungen sind Übelkeit und Erbrechen,
Hauterscheinungen, Blutbildveränderun-
1 A, CH: Salazopyrin; D: Azulfidine gen und Abnahme der Spermienzahl.
2 A, CH, D: Methotrexat
3 A: Ridaura; CH, D: –
4
5
A: –; CH, D: Tauredon Methotrexat
A: Resochin; CH: Nivaquin; D: Resochin
6 A: Artamin; CH: Mercaptyl; D: Metalcaptase Methotrexat ist ein Folsäureantagonist
7 A, CH, D: Imurek mit zytotoxischer und immunsuppressi-
Infliximab Certolizumab
Infliximab ist ein chimärer (Maus- Certolizumab ist ein rekombinant her-
Mensch) Antikörper gegen Tumorne - gestelltes humanisiertes Antikörper -
krosefaktor α (TNFα), der bei schweren fragment mit einer hohen Affinität zu
Verläufen der rheumatoiden Arthritis, humanem TNF-α. Es wird in Kombina-
bei Morbus Crohn und ankylosierender tion mit Methotrexat bei rheumatoider
Spondylitis eingesetzt wird. Die Neben - Arthritis eingesetzt. Ähnlich wie bei
wirkungen reichen von lokalen Infusions- anderen TNF-α-Hemmern steigt unter
reaktionen bis zu Infektionen des obe- der Behandlung das Infektionsrisiko.
ren Respirationstraktes, vor allem Tu -
berkulose.
Tocilizumab
Adalimumab Tocilizumab ist ein humanisierter
monoclonaler Antikörper gegen den
Zum Unterschied von Infliximab ist Interleukin-6(IL-6)-Rezeptor und wird in
Adalimumab ein vollständig humaner Kombination mit Methotrexat zur
Antikörper gegen TNFα. Wirkung und Behandlung der rheumatoiden Arthritis
Nebenwirkung gleichen denen von In - eingesetzt. Es wird einmal in vier
fliximab. Wochen verabreicht. Auch bei Tocili -
zumab ist eine erhöhte Infektionsgefahr
der Atemwege, Nebenwirkungen im
Etanercept Verdauungstrakt und Hautausschläge
zu beachten.
Etanercept ist ein löslicher TNFα-Re-
zeptor, der die Wirkung von TNFα und
TNFβ blockiert. Die Indikation ist schwe- Anakinra
re rheumatoide Arthritis, Morbus Bech -
terew und Psoriasis-Arthropathie. Die Anakinra ist ein gentechnisch herge-
unerwünschten Wirkungen gleichen stellter humaner Interleukin-1 Rezeptor-
denen von Infliximab. Etanercept wird 2 antagonist. Auch Anakinra wird bei
mal wöchentlich verabreicht. rheumatoider Arthritis, kombiniert mit
Methotrexat eingesetzt. Wichtige uner-
wünschte Wirkungen sind schwerwie-
Abatacept gende Infektionen und Blutbildstörun-
gen. Anakinra darf nicht mit TNFα-
Abatacept hemmt indirekt die Akti- Hemmern kombiniert werden.
vierung von T-Lymphozyten und dient
als Reservemittel zur Behandlung schwe-
rer Formen der rheumatoiden Arthritis.
Es wird mit Methotrexat kombiniert
und einmal im Monat intravenös infun-
diert.
LOKALANÄSTHETIKA
thetika unterbrechen die Fortleitung der
Wichtige Vertreter:
Erregung in Nerven. Für das Aktions -
Lidocain1 potential in Nerven ist ein schneller
Prilocain 2 Natriumeinstrom in die Nervenzelle not-
Tetracain 3 wendig. Lokalanästhetika sind schwache
Mepivacain4 Basen, die bei physiologischem pH-Wert
Bupivacain 5 zum Teil in lipophiler, undissoziierter Form,
Ropivacain6
zum Teil in hydrophiler, ionisierter Form,
Articain7
vorliegen. In der lipophilen Form kön-
nen Lokalanästhetika die Nervenwand
Lokalanästhetika werden zur Schmerz- penetrieren und dann in der ionisierten
ausschaltung bei kleinen chirurgischen Form vom Lumen her den Natriumkanal
oder zahnärztlichen Eingriffen, sowie bei blockieren. Ein niedriger pH-Wert, wie
juckenden oder schmerzenden Hauter - er im entzündeten Gewebe vorliegt,
krankungen eingesetzt. kann die Wirksamkeit der Lokalanästhe-
tika abschwächen, da sie im sauren
Man kennt verschiedene Formen der
Milieu dissoziieren und in ionisierter
Lokalanästhesie: Form nicht ins Innere der Nerven gelan-
Oberflächenanästhesie: Behan- gen können.
delt werden Haut oder Schleimhaut Wirkungen: Lokalanästhetika blockie-
mit verschiedenen Arzneiformen ren die schmerzleitenden Aδ- und C-Fa-
wie Lösungen, Salben, Gelen oder sern, in höherer Dosierung auch mechano-
Pflaster. sensitive Nervenfasern und zuletzt die
Infiltrationsanästhesie: Das Lokal- motorischen Nerven.
anästhetikum wird ins Gewebe Dosierung, Wirkungseintritt und
injiziert und verteilt sich dort -dauer: Wirkungseintritt und Wirkungs-
dauer hängen vom gewählten Lokal -
Leitungsanästhesie: Injiziert wird
anästhetikum ab. Sehr rasch wirksam
in die Nähe von Nerven
ist Lidocain und sehr lang wirksam ist
Spinalanästhesie am Rückenmark, Bupivacain.
z.B. in der Geburtshilfe
Applikationsformen: Lokalanästheti-
Wirkungsmechanismus: Lokalanäs- ka werden zur Oberflächenanästhesie
1 A, CH, D: Emla-Präparate
NARKOSEMITTEL
Zur heute üblichen Kombinations nar- Wirkungsmechanismus: Barbitura-
kose gehört eine Prämedikation mit Tran- te führen am GABA-Chloridkanal-Re -
quillantien und Analgetika, eine Einlei - zeptor-Komplex zu einem verstärkten
tung mit einem Injektionsnarkotikum Einstrom von Chloridionen und damit
und eine Aufrechterhaltung durch ein zu einer Aktivitätshemmung von Nerven-
Inhalationsnarkotikum. Zusätzlich erhält zellen.
der Patient ein Muskelrelaxans, ein star-
Wirkungen: Die narkotische Wirkung
kes Opioid zur Schmerzbehandlung
setzt bereits während der Injektion ein
und wird künstlich beatmet. Während
und hält ohne zusätzliche Inhala tions-
der Narkose können operative Eingriffe
ohne Bewusstsein, ohne Schmerzempfin- narkose ca. 6-8 Minuten für Thiopental
dung und ohne vegetative Abwehrre- und ca. 5-7 Minuten für Methohexital
aktionen durchgeführt werden. an. Barbiturate wirken nicht analgetisch
und nicht muskelrelaxierend.
Nebenwirkungen: Barbiturate wir-
Injektionsnarkotika ken atemdepressiv und negativ inotrop.
Sie dürfen nur intravenös verabreicht
Vertreter: werden – bei versehentlicher Injektion
ins Gewebe können wegen der alkali-
Thiopental1
schen Reaktion Gewebsschädigungen
Methohexital2
auftreten.
Propofol3
Etomidat4 Kombinationsmöglichkeiten: Um
Ketamin5 eine Narkose längere Zeit aufrechtzuer-
Midazolam6 halten, wird mit einem Inhalationsnar-
Starke Opioide kotikum kombiniert. Die atemdepressi-
ve Wirkung von Barbituraten wird durch
andere zentral dämpfende Arzneimittel
Barbiturate verstärkt. Arzneimittel mit kreislaufde-
Zur Narkoseeinleitung werden als inji- pressiver Wirkung verstärken diese bar-
zierbare Kurzanästhetika heute nur biturat-bedingte Wirkung ebenfalls.
Thiopental und Methohexital einge- Schwangerschaft und Stillzeit: Thio-
setzt. pental und Methohexital können sowohl
1 A: Thiopental; CH: Pentothal; D: Thiopental 4 A: Hypnomidate; CH: Etomidat;
2 A: Brietal; CH: –; D: Brevimytal D: Hypnomidate
3 A: Diprivan; CH, D: Disoprivan 5 A: Ketanest; CH: Ketalar; D: Ketanest
6 A, CH, D: Dormicum
in der Geburtshilfe als auch zur Narkose- kende Wirkung anderer Arzneimittel.
einleitung bei Operationen während Durch zentral wirkende Pharmaka wie
der Schwangerschaft verwendet wer- Fentanyl wird die Wirkung der beiden
den. Auch in der Stillzeit sind diese Bar - Kurzanästhetika verlängert. Bei Kom -
biturate kein Problem. bination mit Bradykardie-auslösenden
Gegenanzeigen: Akute Alkohol-, Arzneimitteln ist die zusätzliche Gabe
von Anticholinergika angezeigt.
Schlafmittel-, Analgetika- oder Psycho-
pharmakavergiftungen, respiratorische Schwangerschaft und Stillzeit: Eto-
Insuffizienz, Status asthmaticus, schwe- midat und Propofol dürfen in der
re Myokardschäden, Herzrhythmus - Schwangerschaft und bei der Geburts -
störun gen und schwere Leber- und hilfe angewendet werden. Auch Stillen
Niereninsuffizienz. nach einer Narkose mit Propofol oder
Etomidat ist unbedenklich.
Propofol und Etomidat Gegenanzeigen: Bei Patienten mit
Wirkungsmechanismus: Der Wir - reduziertem Allgemeinzustand, mit Epi -
kungsmechanismus dieser Kurzanästhe- lepsie in der Anamnese und mit ande-
tika ist unbekannt. ren Organstörungen sollten Etomidat
und Propofol langsamer als üblich ver-
Wirkungen: Die narkotische Wir -
abreicht werden.
kung tritt sehr rasch ein und dauert nur
kurz. Weder Propofol noch Etomidat
sind analgetisch.
Ketamin
Wirkungsmechanismus: Ketamin
Applikationsformen: Etomidat und
blockiert den spannungsabhängigen
Propofol sind wasserunlöslich und wer-
NMDA-Rezeptor, einen Rezeptorsubtyp
den daher in einer 10%igen Sojaöl-
des erregenden Neurotransmitters Glu -
Emulsion verabreicht.
tamat. Benannt wird dieser Rezeptor
Nebenwirkungen: Beide Substan - nach der Modellsubstanz N-Methyl-D-
zen führen zu Myoklonien, Dyskinesien Aspartat (NMDA).
und Blutdruckabfall. Etomidat führt fer-
Wirkungen: Ketamin zeigt 30-60
ner zu einer Abnahme der Cortisol- und
Sekunden nach intravenöser Injektion
Mineralcorticoidsynthese.
eine starke analgetische Wirkung und
Kombinationsmöglichkeiten: Eto- bei entsprechender Dosierung Bewusst -
midat und Propofol haben keine anal- losigkeit. Blutdruck und Herzfrequenz
getischen Eigenschaften und müssen, steigen, die Atmung wird nur wenig be -
auch für kleine Eingriffe, mit stark wirk- einflusst.
samen Opioiden wie Fentanyl, Alfen- Nebenwirkungen: In der Aufwach-
tanil 1, Remifentanil2, oder Sufentanil3 phase kommt es zu unangenehmen
kombiniert werden. Träumen oder Halluzinationen, die durch
Wechselwirkungen: Etomidat und gleichzeitige Gabe von Benzodiaze pi-
Propofol verstärken die blutdrucksen- nen verhindert werden können.
MUSKELRELAXANTIEN
Tab. 1: Die wichtigsten Muskelrelaxantien
Nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien Atracurium1
Cisatracurium2
Mivacurium3
Rocuronium4
Vecuronium5
Depolarisierende Muskelrelaxantien Suxamethonium6
Andere Muskelrelaxantien Dantrolen 7
Botulinustoxin
1 A, CH, D: Tracrium 5 A, CH, D: Norcuron
2 A, CH, D: Nimbex 6 A, CH, D: Lysthenon
3 A, CH, D: Mivacron 7 A: Dantrolen; CH, D: Dantamacrin
4 A, CH, D: Esmeron
Depolarisierende Botulinustoxin
Muskelrelaxantien Das vom Clostridium botulinus gebil-
dete Toxin hemmt die Freisetzung von
Depolarisierende Muskelrelaxantien Acetylcholin aus cholinergen Nerven -
erregen wie Acetylcholin die motorische endigungen. Die daraus resultierende
Endplatte, verhindern aber eine Repo- muskelrelaxierende Wirkung kann the-
lari sation und damit eine weitere rapeutisch bei Spasmen der Skelett -
Kontraktion des Muskels. Die Folge ist muskulatur, bei Oesophagusspasmus
eine Muskelerschlaffung. Der einzige und in der Kosmetik angewendet wer-
Vertreter in therapeutischer Verwen - den. Auch die Ausschaltung der Schweiß-
dung ist Suxamethonium. Es zeigt ei - drüsentätigkeit ist durch eine kutane
nen raschen Wirkungseintritt und eine Injektion von Botulinustoxin möglich.
ANTIPARKINSON-MITTEL
Tab. 1: Die wichtigsten Antiparkinson-Mittel
Dopaminvorstufen Levodopa+Benserazid 1
Levodopa+Carbidopa 2
Dopaminagonisten Bromocriptin 3
Lisurid4
Pergolid 5
Ropinirol6
Pramipexol7
Rotigotin8
MAO-B-Hemmstoffe Selegilin 9
Rasagilin10
COMT-Hemmstoffe Entacapon11
Tolcapon 12
NMDA-Antagonisten Amantadin13
Anticholinergica Biperiden 14
Trihexyphenidyl15
1 A, CH, D: Madopar 9 A: Jumex; CH: Jumexal; D: Movergan
2 A, CH: Sinemet; D: Nacom 10 A, CH, D: Azilect
3 A: Umprel; CH: Parlodel; D: Pravidel 11 A, CH: Comtan; D: Comtess
4 A: Dopergin; CH: –; D: Dopergin 12 A, CH, D: Tasmar
5 A, CH: Permax; D: Parkotil 13 A, CH, D: PK-Merz
6 A, CH, D: Requip 14 A, CH, D: Akineton
7 A, CH, D: Sifrol 15 A, CH: –; D: Artane
8 A, CH, D: Neupro
Morbus Parkinson beruht auf einer De- Ruhetremor, Rigor, Verlust der Stell-
generation von Ganglien-Zellen in der und Haltereflexe, Gang- und Stand -
Substantia nigra, deren dopaminerge unsicherheit und Ausdruckstarre. Thera-
Neurone eine hemmende Wirkung auf peutisch versucht man, das hemmende
das Corpus striatum ausüben. Fällt die - dopaminerge System zu stützen oder
se Hemmung weg, überwiegt die choli- das aktivierende cholinerge System zu
nerge Aktivität. Die Symptome sind unterbinden.
ANTIEPILEPTIKA
Epilepsien sind anfallsartig auftreten- Carbamazepin und
de chronische Erkrankungen, die auf
einer gesteigerten Erregbarkeit zentra- Oxcarbazepin
ler Neurone beruhen. Es kommt zu
einer Erniedrigung der Krampfschwelle Wirkungsmechanismus: Diese Sub-
mit abnormen motorischen Reaktionen stanzen blockieren spannungsabhängi-
wie tonisch-klonischen Krämpfen, Zuck - ge Natriumkanäle und hemmen so die
ungen, Bewusstseinsstörungen, Bewusst- Ausbreitung elektrischer Erregung.
seinsverlust und im Verlauf der Krank - Wirkungen: Carbamazepin ist Mittel
heit auch zu Verhaltensstörungen und der Wahl bei einfachen und komplexen
kognitiven Veränderungen. Die Arznei - fokalen und generalisierten tonisch-klo-
therapie muss unter Umständen jahre- nischen Anfällen. Oxcarbazepin ist ein
lang durchgeführt werden. Derivat von Carbamazepin und wirkt
wie dieses, ist also bei fokalen und ge -
Wichtige Vertreter: neralisierten Anfällen induziert.
Carbamazepin 1
Nebenwirkungen: Bei allergischen
Oxcarbazepin2
Hauterscheinungen oder Blutbildverän -
Valproinsäure3
Phenytoin 4
derungen muss Carbamazepin abge-
Fosphenytoin 5 setzt werden. Weiters können zentral
Phenobarbital6 nervöse Störungen wie eingeschränkte
Barbexaclon7 Vigilanz und Schwindel, Wasserreten-
Ethosuximid 8 tion, Magen- Darmbeschwerden und
Vigabatrin9 Kochenmarkdepressionen auftreten.
Lamotrigin10
4
Gabapentin11 A: Epanutin; CH, D: Phenhydan
Pregabalin12 5 Pro-Epanutin
Topiramat13 6 A: –; CH, D: Luminal
Valproinsäure1 Phenytoin2
Wirkungsmechanismus: Phenytoin
Wirkungsmechanismus: Valproin - hemmt spannungsabhängige Natrium -
säure wirkt über mehrere Mechanis - kanäle und hemmt so die Ausbreitung
men: Es hemmt den Natriumkanal und elektrischer Erregung. Es hemmt auch
erhöht die synaptische GABA-Kon - die Freisetzung des erregenden Trans-
zentration durch Hemmung GABA-ab - mitters Glutamat und stabilisiert die Mem-
bauender Enzyme. bran des Neurons gegen den Einfluss
Wirkungen: Valproinsäure ist ein repetitiver Reize.
Breitspektrum-Antiepileptikum, d.h. es Wirkungen: Phenytoin kann bei allen
ist bei zahlreichen Epilepsieformen an - Formen der Epilepsie eingesetzt wer-
wendbar, wie bei fokalen und generali- den, außer bei Absencen. Im Gegensatz
sierten Anfällen, sowie bei Absencen. zu Phenobarbital ist Phenytoin nur sehr
Nebenwirkungen sind zentral ner- schwach sedativ.
vöse Störungen, gastrointestinale Be - Nebenwirkungen: Eine häufige Ne-
schwerden, Haarausfall, Gewichtszu - benwirkung ist eine Zahnfleisch wu -
nahme, Gerinnungsstörungen und even- cherung, die sehr störend ist. Ferner
tuell Leberfunktionsstörungen. Hypertrichiose, Exantheme, Hirsutis -
1 A, CH: Convulex; D: Ergenyl, Convulex 2 A: Epanutin; CH, D: Phenhydan
erhöht dadurch dessen Wirkungen. Viga- Wirkungen: Gabapentin ist ein gut
batrin eignet sich zur Kombinations - verträgliches Antikonvulsivum und fin-
behandlung mit anderen Antiepileptika det auch bei der Behandlung neuropa-
wie Carbamazepin oder Phenytoin. thischer Schmerzen Anwendung.
Nebenwirkungen: Müdigkeit und Nebenwirkungen können Schläfrig-
Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, keit, Schwindel, periphere Ödeme, Übel-
bei Kindern Agitiertheit und aggressives keit, Erbrechen, Dyspepsie und Obsti -
Verhalten, sowie gastrointestinale Störun- pation sein. Auch Blutbildveränderungen
gen treten auf. Beobachtet wurden auch wurden beobachtet.
Gesichtsfeldeinschränkungen. Kombinationsmöglichkeiten: Gaba-
pentin wird meist mit anderen Antiepi-
leptika kombiniert.
Lamotrigin1
Wirkungsmechanismus: Lamotrigin Pregabalin3
blockiert die Freisetzung exzitatorischer
Transmitter, besonders die von Glutamat. Wirkungsmechanismus: Pregabalin
bindet selektiv und mit hoher Affinität
Wirkungen: Lamotrigin eignet sich
an die α2-δ-Untereinheit spannungsab-
als Monotherapie, zur Erstbehandlung
hängiger Kalziumkanäle in Nervenzellen.
fokaler und sekundär generalisierter An-
Bei neuropathischen Schmerzsyndromen
fälle, sowie als Zusatzbehandlung bei
resultiert der verminderte Kalziumein-
refraktären Anfällen. strom in einer Reduktion der Freisetzung
Nebenwirkungen: Lamotrigin zeigt von erregenden Neurotransmittern wie
eine Reihe von Nebenwirkungen wie Glutamat und Substanz P.
Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Wirkungen: Pregabalin wird als Zu-
Schwindel, Nystagmus und Hautausschlä- satztherapie von partiellen Anfällen ver-
ge. wendet. Wichtiger erscheint seine Wirk-
Wechselwirkungen: Auf Wechselwir- samkeit bei neuropathischen Schmer -
kungen bei Kombination mit anderen zen wie bei diabetischer Polyneuro pa-
Antiepileptika ist zu achten. thie und postzosterischer Neuralgie. Es
ist auch wirksam gegen Schlafstörun -
gen, die mit diesen Erkrankungen ein-
hergehen.
Gabapentin2
Nebenwirkungen sind vor allem
Wirkungsmechanismus: Gabapentin Benommenheit und Schläfrigkeit. Dazu
ist zwar strukturähnlich der Gamma - kommen noch eine Reihe von zentral-
aminobuttersäue (GABA), besitzt aber nervösen und vegetativen Nebenwirkun-
keine direkten oder indirekten GABA- gen.
Wirkungen. Eine erhöhte Freisetzung Wechselwirkungen: Sedierende Wir-
von GABA aus Neuronen wird disku- kungen anderer Arzneimittel und von
tiert. Alkohol werden verstärkt.
1 A, CH, D: Lamictal
2 A, CH, D: Neurontin
3 A, CH, D: Lyrica E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
Antiepileptika 173
HORMONELLES SYSTEM
In diesem Kapitel sollen die Schild- sogenannte Releasing-Hormone (auch
drüse, die Nebenschilddrüse, die Liberine- oder Freisetzungshormone)
Nebennierenrinde und die Gonaden und Release-Inhibiting-Hormone (Hemm-
besprochen werden. Auf Störungen hormone). Diese gelangen über ein lo -
wird nur insofern eingegangen, als kales Blutversorgungssystem (Pfortader -
diese mit Arzneimitteln behandelt wer- system) zur Hypophyse und setzen dort
den können. Auf eine genaue Be - im Hypophysenvorderlappen glandotro-
schreibung der komplizierten regulato- pe (Thyreotropin, Corticotropin und Go-
rischen Vorgänge wird verzichtet. nadotropine) und effektorische Peptid -
Die Regulation der Hormonfreisetzung hormone (Somatotropin, Melanotropin
in den genannten Organen erfolgt über und Prolactin) frei. In den durch diese
die Funktionseinheit Hypothalamus und Hormone beeinflussten Erfolgsorganen
Hypophyse. Der Hypothalamus bildet, werden letztlich die systemisch wirken-
gesteuert über einen positiven oder ne - den Hormone (Schilddrüsenhormone,
gativen Feedback aus den betroffenen Nebennierenrindenhormone und Ge -
Organen oder über das Vegetativum schlechtshormone) freigesetzt.
SCHILDDRÜSE
Steuerung der Freisetzung der Schilddrüsenhormone:
Hypothalamus Hypophysenvorderlappen Schilddrüse Effekt
der TSH-Spiegel ständig kontrolliert wer- und geistigen Entwicklung nach sich
den. zieht, ist es wichtig, möglichst rasch
Nebenwirkungen: Nebenwirkungen nach der Geburt die Schilddrüsen -
können Arzneimittelexantheme, Gelenk- hormone zu substituieren. Unter be -
stimmten Bedingungen entwickeln sich
schmerzen und selten Agranulozytose,
die Kinder dann normal. Lag aber schon
die sich durch Halsschmerzen und Fie -
bei der Mutter ein Schilddrüsenhormon-
ber ankündigt, sein. Eine engmaschige
mangel vor, ist eine normale geistige
Überwachung ist anzuraten.
Ent wicklung des Kindes nicht mehr
Kombinationsmöglichkeiten: Bei möglich. Beim Erwachsenen manife-
vollständiger Hemmung der Produktion stiert sich das Bild einer Hypothyreose
von Schilddrüsenhormonen durch Thyreo- im sogenannten Myxödem, das mit ver-
statika wird mit L-Thyroxin kombiniert. mindertem geistigen Antrieb, mit ver-
Bei auftretenden Zeichen von Sympa - mindertem Grundumsatz, Übergewicht
thikus-Erregung können β-Blocker ver- und brüchigen Haaren und Nägeln ein-
abreicht werden. hergeht. Die Therapie einer Hypo -
Wechselwirkungen: Jod und jod- thyreose erfolgt mit Thyroxin.
haltige Arzneimittel können die thy-
reostatische Wirkung vermindern. Die Calcitonin
Wirkung von Antikoagulantien wird Calcitonin ist ein Peptidhormon, das
durch Thyreostatika verstärkt. ebenfalls aus der Schilddrüse freige-
Schwangerschaft und Stillzeit: In setzt wird. Der Freisetzungsreiz ist ein
der Schwangerschaft muss eine sorgfäl- überhöhter Kalziumspiegel im Blut.
tige Nutzen-Risikoabwägung erfolgen. Wirkungen: Calcitonin hemmt die Frei-
Bei einer Anwendung in der Stillzeit ist setzung von Kalzium und Phosphat aus
ein Abstillen angezeigt. dem Knochen und fördert deren Ein -
Gegenanzeigen sind schwere Leber- bau. Die Aktivität von Osteoklasten
funktionsstörungen und Knochenmark - wird gehemmt und die Umwandlung
depressionen sowie bestehende Blutbild- von Osteoklasten in Osteoblasten ge -
veränderungen. fördert. Darüber hinaus hat Calcitonin
eine analgetische Wirkung.
Ausnahmetherapien bei Hyperthy-
reose sind Natriumperchlorat, das die Verwendung: Calcitonin wird beim
Aufnahme von Jod in die Schilddrüse Morbus Paget, einer Knochener kran -
blockiert, die Gabe von Radioiod, das kung und bei Osteoporose eingesetzt.
Schilddrüsengewebe zerstört und Lithium- Die Anwendung bei Osteoporose er -
carbonat, das die Freisetzung von L- folgt als Intervalltherapie. Als Neben -
wirkungen können Flush und gastroin-
Thyroxin aus Thyreoglobulin hemmt.
testinale Beschwerden auftreten. Calci -
tonin ist heute ein Mittel 2. Wahl zur
Behandlung von Osteoporose.
Schilddrüsen-
unterfunktion
Bei der Neugeborenenhypothyreose,
die eine Verzögerung der körperlichen
NEBENSCHILDDRÜSE
In der Nebenschilddrüse wird Parat- Ein sekundärer Hyperparathyreo tis -
hormon produziert, das als Gegenspie- mus bei chronischer Niereninsuffizienz
ler von Calcitonin zu einer Erhöhung kann mit Cinacalcet3 behandelt werden,
der Kalziumkonzentration und einer das direkt die Parathormonfreisetzung
Erniedrigung der Phosphatkonzen tra - senkt.
tion im Blut beiträgt. Es aktiviert im
Knochen die Osteoblasten, fördert in
der Niere die Rückresorption von Kal - Osteoporose
zium und hemmt die Rückresorption
von Phosphat. Schließlich fördert es die Arzneimittel zur Prophylaxe und
Synthese von Calcitriol, der Wirkform Behandlung der Osteoporose:
von Vitamin D3. Basistherapie
Störungen der Nebenschilddrüse kön- Kalzium4
nen Hypoparathyreoidismus und Vitamin D3 (Colecalciferol)
Hyperparathyreoidismus sein. Bisphosphonate
Alendronat5
Ibandronat6
Risedronat7
Hypoparathyreoidismus Clodronat8
Zoledronat9
Die Behandlung erfolgt mit Vitamin
Pamidronat10
D3 oder mit Dihydrotachysterol1, die
Parathormon
beide oral applizierbar sind.
Teriparatid11
Parathyroidhormon12
Östrogene
Hyperparathyreoidismus Raloxifen13
Lasoxifen 14
Die Behandlung besteht in einer Be- Bazedoxifen15
grenzung der Phosphatzufuhr und einer
Andere
Gabe von Kalziumkarbonat. Das Arznei -
Strontium16
mittel Sevelamer 2 kann alternativ zu
Calcitonin
Kalziumkarbonat als Phosphatbinder Denosumab17
verabreicht werden. Fluoride
Strontium
Strontium wird an der Hydroxyapatit-
Oberfläche adsorbiert und ersetzt Kal -
zium im Apatit-Kristall ohne die Kno -
chenqualität und Elastizität zu verän-
dern. Es reduziert das Risiko von Wir -
bel- und Hüftfrakturen bei postmeno -
pausaler Osteoporose.
Nebenwirkungen: Kopfschmerzen
und gastrointestinale Störungen stehen
im Vordergrund. Hauterscheinungen
und ein erhöhtes thromboembolisches
Risiko sind zu beachten.
Calcitonin
Calcitonin ist heute Mittel 2. Wahl zur
Behandlung der Osteoporose (siehe
Seite 177).
Denosumab1
Denosumab verhindert die Aktivie -
rung unreifer Osteoklasten und hemmt
dadurch eine vermehrte Knochen -
resorption. Es wird hauptsächlich bei
Osteoporose, bei postmenopausalen
Frauen und bei skelettassoziierten Kompli-
kationen beim Prostatakarzinom einge-
setzt.
Fluoride
Die Therapie mit Fluoriden hat nicht
die gewünschten Erfolge ge bracht.
Fluorid fördert zwar den Knochenauf-
bau, der Knochen ist aber weniger be -
lastbar, sodass die Frakturhäufigkeit
nicht sinkt.
1 A, CH: Prolia; D: –
NEBENNIERENRINDENHORMONE
(Corticosteroide)
Physiologische Steuerung der Freisetzung der Nebennierenrinden-
hormone:
Hypothalamus Hypophyse Nebennierenrinde
weiters die Blockade der COX-2 Induk- den auch bei Tumorerkrankungen ein-
tion und damit die Hemmung der Prosta- gesetzt.
glandinsynthese, ferner die Hemmung Dosierung, Wirkungseintritt und
der Interleukin-1 Bildung in Makro -
Wirkungsdauer: Wegen der verschie-
phagen und der Interleukin-2 Synthese
denen Potenz der einzelnen Glucocorti-
in T-Lymphozyten. Auch die Synthese
coide sind die Dosierungen sehr unter-
anderer Zytokine wie Interferon oder
schiedlich. Meistens ist eine hohe An -
Tumornekrosefaktor α werden von Glu-
fangsdosis nötig; soll nach längerer Ein -
cocorticoiden gehemmt.
nahmedauer die Therapie beendet wer-
Vertreter therapeutisch den, muss die Dosierung ausgeschli-
verwendeter Glucocorticoide chen werden.
SEXUALHORMONE
Steuerung der Freisetzung der Sexualhormone
Hypothalamus Hypophysenvorderlappen Zielorgan Hormon
2 Gonadotropine
Estrogene (z.B. Estradiol) werden bei -Creme, -Emulsion und -Ring im Handel.
entsprechendem Hormonmangel, für Schwangerschaft und Stillzeit: In
medikamentöse Kontrazeption und zur der Schwangerschaft gibt es keine In -
postmenopausalen Hormonersatzthera- dikationen für Estrogene, in der Stillzeit
pie eingesetzt. sollen sie nicht eingenommen werden.
Wegen eines ungünstigen Nutzen- Gegenanzeigen sind Verdacht auf
Risikoverhältnisses ist die obligatorische Mammakarzinom, chronische Leber -
Hormontherapie in der Menopause nicht erkrankungen, thromboembolische Erkran-
mehr zu empfehlen. Im Einzelfall soll so kungen, Vaginalblutungen unbekannter
kurz als möglich behandelt werden. Genese, sowie Schwangerschaft und Still-
Wirkungsmechanismus: Estrogene periode.
vermitteln ihre Wirkung mittels intrazel-
lulärer Estrogen-Rezeptoren, die in zwei Tibolon
Isoformen, den α- und den β-Rezep- Tibolon ist ein synthetisches Östrogen
toren, vorkommen. mit gestagenen und schwachen andro-
Wirkungen: Estrogene bewirken das genen Wirkungen. Die Anwendung geht
Wachstum der weiblichen Sexualorgane, ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für
verändern die Uterusschleimhaut und Mamma- und Endometriumkarzinom, so-
die Viskosität des Zervikalsekrets und wie für Schlaganfall einher.
beeinflussen Stoffwechselvorgänge im
Knochen.
Indikationen: Estrogene werden bei
Antiestrogene
Estrogenmangel wie z.B. nach Entfer-
nung der Eierstöcke sowie im Klimak - Clomifen 1
terium und zur postmenopausalen Osteo-
Wirkung: Clomifen hemmt durch
poroseprophylaxe verwendet.
Blockade von Estrogenrezeptoren im
Nebenwirkungen: Estrogene erhö- Hypothalamus das negative Feedback
hen das Thromboserisiko, führen zur Ge- und stimuliert auf diese Art die Go -
wichtszunahme, Ödembildung und Hyper- nado tropin se kretion und damit die
pigmentierung der Haut. Bei Lang - Ovulation. Clomifen wird zur Ovula-
zeitgabe von Estrogenen in der Meno - tionsauslösung bei Frauen mit unerfüll-
pause ist mit einer vermehrten Bildung tem Kinderwunsch angewendet.
von Endometriumkarzinomen zu rech- Nebenwirkungen können Hitze -
nen. wallungen, Appetitlosigkeit, Kopfschmer-
Wechselwirkungen: Zahlreiche Arznei- zen, Sehstörungen und Spannungsge-
mittel hemmen durch Enzyminduktion fühl in den Brüsten sein.
die Wirkung der Estrogene.
Applikationsformen: Estrogene sind Raloxifen 2
als Tabletten und Dragees, als Pflaster Wirkung: Raloxifen wird zur Osteo-
zur trans dermalen Applikation, als poroseprophylaxe in der Postmeno pau-
Ampullen, Nasenspray, Vaginal-Tabletten, se verwendet.
1 A: Clomiphen; CH: Clomid; D: Clomifen 2 A, CH, D: Evista
Die zweite Möglichkeit der oralen embolien. Für Frauen, die rauchen, ist
Kontrazeption sind niedrig dosierte Ge - auch das Risiko eines Herzinfarktes oder
stagene allein wie Levonorgestrel, Ly - Schlaganfalles erhöht.
nestrenol oder Norethisteron. Diese Eine Reihe anderer Nebenwirkungen
sogenannte „Minipille“ hat den Nachteil wie Hautausschläge, Kopfschmerz und
der geringeren Sicherheit. Schwindel, depressive Verstimmungen,
Die dritte Möglichkeit ist eine postko- Angst, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Ver -
itale Behandlung mit einer hohen Dosis änderungen der Libido und gastroin-
Levonorgestrel allein oder kombiniert testinale Nebenwirkungen werden be -
mit einer hohen Dosis Ethinylestradiol. richtet.
Diese Methode ist auf besondere Fälle Wechselwirkungen: Andere Arznei-
beschränkt und mit zahlreichen Neben - mittel wie gewisse Antibiotika, Anti -
wirkungen wie Übelkeit und Erbrechen epileptika u.a können die Sicherheit
ist zu rechnen. einer Antikonzeption vermindern.
Die Wirkung oraler Antidiabetika kann
durch hormonale Kontrazeption abneh-
Andere Methoden men.
1 A, CH, D: Intrinsa
Anabolika
Wichtige Vertreter:
Nandrolon 1
Danazol2
ANTIINFEKTIVE
ARZNEIMITTEL
In diesem Kapitel sollen
Antibiotika 1
Virustatika
Antimykotika
Wurmmittel und
Malariamittel
behandelt werden.
ANTIBIOTIKA
Für die Auswahl eines Antibiotikums Bakteriostatisch Bakterizid
zur Behandlung einer bakteriellen In - Tetracycline Betalactam-Antibiotika
fektion ist es für den behandelnden Arzt Makrolide Penicilline
nicht so wichtig, die genaue Wechsel - Sulfonamide Cephalosporine
wirkung zwischen Antibiotikum und Trimethoprim Peneme
Mikroorganismus zu kennen. Wichtiger Chloramphenicol Gyrasehemmer
ist es für die Therapie, vor allem für eine Aminoglykoside
Kombinationstherapie, zu erkennen, ob
ein Antibiotikum bakterizid, d. h. Bei der Auswahl des Antibiotikums
Bakterien abtötend oder bakteriosta- sind mehrere Kriterien ausschlaggebend:
tisch, d.h. Bakterien in ihrer Vermeh- Das erkrankte Organ, respektive Organ -
rung hemmend, ist. Da gewisse bakteri- system, die Dringlichkeit einer antibioti-
zide Antibiotika nur die in Vermehrung schen Therapie aufgrund des Allgemein-
befindlichen Zellen töten können, ist es zustands des Patienten, eine Verdachts -
verständlich, dass eine Kombination diagnose hinsichtlich des beteiligten Er -
eines solchen Antibiotikums mit einem regers und die mikrobiologische Ab -
bakteriostatischen Antibiotikum keinen klärung. Oft wird man nicht auf das
Sinn ergibt. Bei den einzelnen Vertre - Laborergebnis warten, sondern auf-
tern wird auf Kombinationsmöglich - grund der Verdachtsdiagnose mit ei -
nem bestimmten Antibiotikum die Thera-
keiten hingewiesen.
pie beginnen. Die klinische Erfahrung
1 Dieser Ausdruck wird hier für alle ist hier ein nicht zu unterschätzendes
antibakteriellen Substanzen verwendet. Faktum.
Aminopenicilline Acylaminopenicilline
(Ampicillin1, Amoxicillin2, (Mezlocillin 4 und
Bacampicillin 3) Piperacillin)
Ampicillin Wirkungen: Piperacillin und Mezlo -
cillin sind gut wirksam gegen Entero -
Wirkungen: Ampicillin ist ähnlich wirk-
bakterien, Haemophilus und Anaero -
sam wie Penicillin G, zeigt unterschied-
bier. Sie sind einsetzbar bei Infektionen
liche Resistenzausbildungen, Kreuzresis-
des Urogenitaltrakts und der Gallen -
tenz besteht mit Amoxycillin und Peni-
wege.
cillin G.
Kombinationsmöglichkeit: Kom -
Applikationsformen: Ampicillin wird
bination von Mezlocillin und Sulbactam
peroral verabreicht ist zur Betalactamase-Hemmung sinn-
Nebenwirkungen: Gut verträglich, voll. Auch Kombinationen mit Metro -
gelegentlich Magen-Darmerscheinun - nidazol können das Wirkungsspektrum
gen und Exantheme. Unter Umständen verbessern.
pseudomembranöse Enterocolitis mit Wechselwirkungen: Die Wirkung
Clostridium difficile, die mit Vancomy- von oralen Antikoagulantien und Throm-
cin behandelt werden kann. bozytenaggregationshemmern kann be-
Wechselwirkungen sind ähnlich wie einflusst werden.
bei Penicillin G
Gegenanzeigen: Staphylokokken-,
Kombinationen von
Streptokokken- und Pneumokokkeninfek- Penicillinen mit
tion, Angina, Pneumonie und Wund - Betalactamase-Hemmern
infektion. Die Resistenz von gramnegativen
Amoxicillin Stäbchen und Staphylokokken ist weit-
gehend durch Betalactamasen bedingt,
Wirkungen: Wirkungsspektrum ähn-
die Penicilline abbauen. Dieser Effekt
lich wie das von Ampicillin, wichtige
lässt sich teilweise durch Betalacta -
Indikationen sind die orale Behandlung
mase-Hemmer vermindern. Diese Zusatz-
von Sinusitis, Mittelohrentzündung und
stoffe haben jedoch selbst Nebenwir-
Bronchitis, sowie unkomplizierte Harn -
kungen und können in ungünstigen
wegsinfektionen. Fällen Betalactamase induzieren. Daher
Applikationsformen: Amoxicillin wird sind die klinischen Ansichten über diese
oral verabreicht. Kombinationen geteilt.
Nebenwirkungen und Interaktionen Amoxicillin + Clavulansäure 5
wie bei Ampicillin. Wirkungen: Clavulansäure ist ein
starker, irreversibler Betalactamase-
Hemmer und macht an sich Amoxicillin-
resistente Stämme von Staphylokokkus,
stärken die Wirkung von Antikoagulan- men mit Penicillinresistenz und vor
tien und von oralen Antidiabetika. Anta- allem bewährt bei Erkrankungen des
cida vermindern die Tetracyclinresorption. Atmungstraktes mit Haemophilus influ-
Schwangerschaft und Stillzeit: Tetra- enzae oder Mycoplasma pneumoniae.
cycline sollen in Schwangerschaft und Azithromycin zeichnet sich durch eine
Stillzeit nicht verwendet werden. hohe Gewebsbindung aus, sodass es nur
drei Tage verabreicht werden muss, um
Gegenanzeigen sind schwere Leber- eine 14-tägige Wirkung zu erreichen.
schäden, Schwangerschaft und Stillzeit.
Nebenwirkungen: Gastrointestinale
Störungen, Übelkeit, Durchfälle und
unter Umständen Leberschädigungen
MAKROLID-ANTIBIOTIKA können auftreten. Erythromycin kann
zu EKG-Veränderungen führen.
Makrolide und Ketolide sind kompli-
ziert aufgebaute, zyklische Antibiotika Wechselwirkungen: Makrolide, vor
mit einem Wirkungsspektrum ähnlich allem Erythromycin und Clarithromycin
dem Penicillin G, jedoch wirken sie hemmen Cytochrom P450 Enzyme in
extrazellulär und intrazellulär und wer- der Leber, die für den Abbau anderer
den in Geweben gespeichert, sodass Blut- Arzneimittel wichtig sind. Diese Arznei -
spiegel und Wirksamkeitsdauer nicht mittel sind dann in ihrer Wirkung ver-
korrelieren. stärkt und können vermehrt Nebenwir-
kungen verursachen. Dazu gehören
Wichtige Vertreter: Benzodiazepine, Statine, Phenytoin und
Makrolid: Cumarine. Makrolid-Antibiotika können
(Erythromycin1) die Wirkung von Betalactam-Antibio -
Clarithromycin2 tika hemmen. Eine gleichzeitige Einnah -
Roxithromycin3 me ist nicht sinnvoll.
Azithromycin4
Schwangerschaft und Stillzeit:
Josamycin 5
Ketolid:
Erythromycin kann in der Schwanger -
Telithromycin 6 schaft angewendet werden, Azithro -
mycin, Clarithromycin und Roxithromy-
cin sind Mittel zweiter Wahl. In der
Wirkungsmechanismus: Makrolide
Stillzeit bestehen keine Bedenken gegen
hemmen die Proteinsynthese und wir-
diese Antibiotika.
ken bakteriostatisch auf wachsende
Keime. In höheren Dosen bzw. bei Gegenanzeigen sind schwere Nieren-
bestimmten Bakterien wirken sie auch schäden und gleichzeitige Verabreich-
bakterizid. ung von Substanzen, welche die QT-
Zeit im EKG verlängern.
Wirkungen: Makrolide wirken gegen
gram-positive extrazelluläre und intra-
zelluläre Keime ähnlich dem Penicillin Telithromycin
G. Sie sind wirksam gegen Staphylo-, Telithromycin hemmt wie die Makro-
Strepto- und Pneumokokken, bei Kei - lide die bakterielle Proteinsynthese. Es
1 A, CH, D: Erythrocin 5 A: Josalid; CH, D: –
2 A, CH, D: Klacid 6 A: Ketek; CH: –; D: Ketek
3 A: Rulide; CH, D: Rulid
4 A, CH, D: Zithromax E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
Antiinfektive Arzneimittel 199
ist indiziert bei leichten bis mittel- tionen der Harnwege, der Gallenwege
schweren Atemwegsinfektionen und und des Darmtraktes. Spezielle Indika -
anderen akuten Infektionen des oberen tionen sind Gonorrhoe, Prostatitis, Legio-
Respirationstraktes. Nebenwirkungen nellose, Milzbrand, Salmonellose und
sind vor allem gastrointestinale Störun - Reisediarrhoe. Ciprofloxacin ist auch ein
gen und leichte zentral nervöse Störun - wichtiges Mittel bei Mukoviszidose.
gen wie Kopfschmerzen und Schwindel.
Levofloxacin ist wirksam bei chroni-
scher Bronchitis, komplizierten Harnwegs-
infektionen, Haut- oder Weichteilinfek-
GYRASEHEMMER tionen, ebenfalls bei Gonorrhoe, Chla -
mydien und Mycoplasmeninfektionen.
Gyrasehemmer sind bakterizide Anti- Levofloxacin ist auch wirksam bei
biotika. Sie hemmen ein Enzym, das Thyphus-Enteritis und Lepra.
Gyrase, auch Topoisomerase II heißt,
und für die Ordnung des Erbgutes nach Moxifloxacin wurde als Atemwegs-
der Zellteilung verantwortlich ist. Wird gyrasehemmer eingeführt. Auch bei
dieses Enzym gehemmt, stirbt der Er- schweren Haut- oder Weichteilinfektio-
reger ab. Der Mensch hat keine Gyrase nen, Gallenwegsinfektionen und abdomi-
und wird daher nicht geschädigt. nellen Infektionen ist es anwendbar. Eben-
so bei therapieresistenten Chlamydien -
Wichtige Vertreter: infektionen.
Ciprofloxacin 1 Nebenwirkungen: Das Neben wir -
Levofloxacin2 kungsprofil der Gyrasehemmer ist im
Moxifloxacin 3 Prinzip ähnlich. Am häufigsten sind
Norfloxacin4 gastrointestinale Reaktionen wie Übel-
Ofloxacin5 keit, Erbrechen, Diarrhoe und Magen -
Nadifloxacin6 schmerzen, seltener zentral nervöse Re -
aktionen, wie Schwindel, Kopfschmer-
Wirkungsmechanismus: Die Gyrase- zen, Müdigkeit, Erregtheit und Ängst-
hemmer haben alle den gleichen Wir - lichkeit. Unruhe und Schlaflosigkeit
kungsmechanimus, sie hemmen ein können in schweren Fällen mit Benzo -
wichtiges Enzym, die Gyrase, die für die diazepinen behandelt werden. Haut -
Vermehrung der Erreger wichtig ist. reaktionen, Kreislaufreaktionen und ein
gehemmtes Reaktionsvermögen im Stra-
Wirkungen: Ciprofloxacin hat ein
ßenverkehr sind zu beachten.
breites Spektrum gegen gram-positive
und gram-negative Erreger. Es wirkt Kombinationsmöglichkeiten: Gyrase-
auch gegen Erreger, die gegen Peni- hemmer können mit anderen Anti -
cilline, Cephalosporine und Amino - biotika wie Betalactam-Antibiotika und
glykoside resistent sind, ist wirksam Aminoglykosiden kombiniert werden.
gegen Haemophilus influenzae, Campylo- Auch Metronidazol und Clindamycin
bacter und Pseudomonas. Ciprofloxacin können in Kombination gegeben wer-
ist das Standardarzneimittel bei Infek - den.
1 A, CH: Ciproxin; D: Ciprobay 3 A: Avelox; CH, D: Avalox
2 A, CH, D: Tavanic 4 A: Zoroxin; CH: Noroxin; D: Barazan
5 A, CH, D: Tarivid
6 A, CH, D: Nadixa
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
200 Antiinfektive Arzneimittel
D: Nebacetin
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
Antiinfektive Arzneimittel 203
kung auf gram-positive Bakterien, vor oder bakterizid. Es ist ein wichtiges
allem Staphylokokken und Entero - Antibiotikum für schwere Anaerobier-
kokken. Verwendet wird es in Kombina - und Staphylokokkeninfektionen und ist
tion mit Neomycin in Form von Salben, gut geeignet für Knochen- und Gewebs-
Pudern, Lösungen, Augen- und Nasen - infektionen. Wichtigste Nebenwirkung
salben. ist die pseudomembranöse Enterocolitis
durch toxinbildende Clostridien. Zur Be -
handlung gibt man Vancomycin oral
Daptomycin1 oder Metronidazol.
Clindamycin
Wirkungsmechanismus: Clindamy-
cin hemmt die Proteinbiosynthese von
Bakterien und wirkt bakteriostatisch
1 A, CH, D: Cubicin 4 A, CH: Fucidin; D: Fucidine
2 A: nur lokal; CH: Septicol; D: Posifenicol 5 A, CH, D: Zyvoxid
3 A, CH: Dalacin; D: Clinda
Isoniazid Ethambutol
Isoniazid ist an sich bakteriostatisch Ethambutol hemmt das Wachstum
wirksam, bei Mykobakterien, die sich in von Mykobakterien, der Wirkungs -
Teilung befinden, jedoch bakterizid. Der mechanismus ist nicht bekannt. Als
Wirkungsmechanismus ist unbekannt. Nebenwirkungen sind Sehstörungen,
Die wichtigsten Nebenwirkungen sind vor allem Rot-Grün-Blindheit, zu beach-
Hautreaktionen und Fieber, in Einzel - ten. Ansonsten ist Ethambutol gut ver-
fällen kommt es zu Leberschädigungen träglich.
und Blutbildveränderungen.
Wechselwirkungen: Die Blutspiegel Pyrazinamid
von Antiepileptika wie Phenytoin1, Etho- Pyrazinamid ist wegen des sauren
suximid 2 und Carbamazepin3 werden intrazellulären Milieus auf phagozytier-
erhöht und zugleich auch deren Neben - te Mykobakterien wirksam. Als Neben -
wirkungen vermehrt. wirkungen sind Uratablagerungen in den
Gelenken sowie gastrointestinale Störun-
Rifampicin und Rifabutin gen und Fieber zu beachten. In höheren
Diese Substanzen hemmen die Nuclein- Dosen kann Pyrazinamid lebertoxisch
säuresynthese und wirken extrazellulär sein.
und intrazellulär bakterizid.
Rifaximin 4
Wichtige Nebenwirkungen sind Haut-
reaktionen, Fieber und gastrointestinale Rifaximin wirkt ähnlich wie Rifampicin
Störungen, Leberschäden sind selten. auf die bakterielle Synthese von RNA
über Hemmung einer Polymerase.
Wechselwirkungen: Durch Enzymin- Rifaximin wird peroral verabreicht, aber
duktion können sie den Abbau von Cu - faktisch nicht resorbiert, woraus eine
marinen, Glucocorticoiden und oralen äußerst hohe Verträglichkeit resultiert.
Antidiabetika beschleunigen und diese Die Wirkung im Darm kann zur Be -
wirkungslos machen. Auch orale Kontra- handlung einer Reisediarrhoe herange-
zeptiva werden in ihrer Wirkung ge- zogen werden. Weitere Indikationen
hemmt. sind pseudomembranöse Colitis, Diverti-
kelerkrankungen und präoperative Darm-
dekontamination.
VIRUSTATIKA
ANTIMYKOTIKA
WURMMITTEL
MALARIA
Tab. 2: Wichtige Arzneimittel für Malaria-Prophylaxe und Therapie
Chloroquin1 Prophylaxe und Therapie der Malaria
tertiana und quartana
Mefloquin2 (ev. +Doxycyclin) Prophylaxe und in der Kombination zur
Therapie der Malaria tropica
Proguanil3 + Atovaquon 4 Prophylaxe und Therapie der Malaria
tropica
Arthemether + Lumefantrin5 Therapie der Malaria tropica
1 A: Resochin; CH: Nivaquine; D: Resochin 4 A, CH, D: Malarone
2 A, CH, D: Lariam 5 A, CH, D: Riamet
3 A: Paludrine; CH: –; D: Paludrine
Die Malaria gehört weltweit zu den ein. Es ist wichtig zu wissen, dass eine
wichtigsten Infektionskrankheiten, an Infektion nicht verhindert werden kann,
der hunderte Millionen Menschen jedoch der Ausbruch der Krankheit.
erkranken und etwa zwei Millionen In Europa gibt es keine Malaria. Für
Menschen pro Jahr versterben. Die Reisen empfiehlt sich die Auskunft eines
Malaria tritt in drei Formen auf, der Tropeninstituts oder eines Universitäts -
Malaria tertiana, der Malaria quartana instituts mit entsprechenden kompeten-
und der lebensgefährlichen Malaria tro- ten Abteilungen. Für Europäer gibt es
pica. Der Überträger der Malaria ist die Malariaerkrankungen nur bei fehlender
Anopheles-Mücke, die Sporozoiten mit Prophylaxe, bei falscher Prophylaxe, res -
dem Speichel ins Blut des Menschen pektive bei unzureichender Vorbereitung
bringt. Diese entwickeln sich in der auf Reisen. Für Zurückgekommene ist es
Leber zu Gewebeschizonten, die in der ganz wichtig, den Ärzten von den Rei -
Folge Merozoiten freisetzen, welche sen zu berichten.
dann die Erythrozyten befallen. Aus den
Blutschizonten werden beim Zerfall des Chloroquin
Erythrozyten erneut Merozoiten freige- Chloroquin unterbricht die Malaria
setzt, die wieder in Erythrozyten ein- auf der Stufe der Blutschizonten. Chloro-
dringen und der Zyklus beginnt von quin ist nach wie vor in vielen Gebieten
neuem. Die zu Prophylaxe und Therapie zur Prophylaxe geeignet und ist auch
verwendeten Arzneimittel greifen an verwendbar zur Therapie der Malaria
unterschiedlichen Stellen dieses Zyklus tertiana und quartana.
Arthemether + Lumefantrin
(Riamet®)
Beide Stoffe greifen an den Blut -
schizonten an. Riamet ist nicht zur Pro -
phylaxe, jedoch zur Therapie der Malaria
tropica geeignet.
Nebenwirkungen: Kopfschmerzen,
Schwindel, abdominale Schmerzen,
Anorexie und Schlafstörungen. Unter
Umständen gastrointestinale Nebenwir -
kungen wie Diarrhoe, Übelkeit und Er -
brechen.
Wechselwirkungen: Die Substanzen
induzieren Cytochrom P450 Enzyme
und können über diesen Weg die
Kinetik anderer Arzneimittel beeinflus-
sen. Eine Kombination mit Arznei -
mitteln, die die QT-Zeit verlängern, ist
zu vermeiden (Makrolide, Gyrasehemmer,
Antimykotika).
Schwangerschaft und Stillzeit: Nur
bei strenger Indikationsstellung anzu-
wenden.
IMMUNMODULATOREN
Während die Immunstimulation mit Ciclosporin
pharmakologischen Mitteln nicht wirk-
lich funktioniert, ist die Immunsupp- Ciclosporin ist ein zyklisches Polypep -
ression pharmakologisch möglich und tid, das humorale und zelluläre Immun -
wichtig bei Organtransplantationen zur reaktionen unterdrückt. Es wird ange-
Verhinderung einer Organabstoßung wendet, um Abstoßungsreaktionen nach
und zur Behandlung von Autoimmun - Organtransplantationen zu verhindern.
erkrankungen. Auch der Einsatz bei Autoimmuner -
krankungen wird versucht.
Wichtige Immunsuppresiva:
Nebenwirkungen: Eine Reihe von
Ciclosporin1
Nebenwirkungen sind zu beachten, am
Tacrolimus2
Wichtigsten ist die Störung der Nieren-
Sirolimus3
Everolimus4
funktion. Gastrointestinale Störungen,
Glucocorticoide (siehe Seite 181)
neurologische Störungen, Stoffwechsel-
störungen und Störungen im Bereich
Zytostatika: des Herzkreislaufsystems sind möglich
Cyclophosphamid 5
und erfordern daher eine genaue Do -
Methotrexat6
sierung.
Azathioprin7
Mycophenolat mofetil 8 Wechselwirkungen: Arzneimittel,
die das Cytochrom P450-System stimu-
Monoklonale Antikörper:
lieren, wie Johanniskraut, Erythromycin
Muromonab-CD3 9
Basiliximab 10
oder Carbamazepin, können die Elimina-
Daclizumab11 tion von Ciclosporin beschleunigen und
so seine Wirkung vermindern. Von Or-
ganabstoßungen aufgrund der Wirkungs-
losigkeit von Ciclosporin als Folge einer
Wechselwirkung wird berichtet.
Schwangerschaft und Stillzeit: In
Schwangerschaft und Stillzeit ist Ciclo - es zeichnet sich auch durch eine gerin-
sporin kontraindiziert. gere Nephrotoxizität als die genannten
Gegenanzeigen: Schwere Nierenin- Immunsuppressiva aus.
suffizienz, schwere Hypertonie und un -
kontrollierte Infekte.
Glucocorticoide
Tacrolimus1 Neben ihrer entzündungshemmenden
Wirkung haben die Glucocorticoide auch
Auch die Wirkung von Tacrolimus be- eine starke immunsuppressive Wirkung.
ruht auf einer Hemmung von zellvermit- Diese wird benützt zur Behandlung der
telten und humoralen Immunantworten. rheumatoiden Arthritis, des Morbus
Crohn und der multiplen Sklerose. Wann
Nebenwirkungen: Die Nebenwirkun-
immer es möglich ist, werden Gluco -
gen sind ähnlich wie die von Ciclo -
sporin. Zusätzlich sind neurotoxische corticoide topisch, z.B. im Bronchial -
Symptome und Depressionen beobach- trakt, an der Haut und bei entzündli-
tet worden. chen Darmerkrankungen eingesetzt. Oft
ist dennoch die systemische Gabe not-
Wechselwirkungen: Tacrolimus wird wendig.
durch das Cytochrom P450 3A4-System
metabolisiert. Arzneistoffe, die dieses
System stimulieren oder hemmen, kön-
nen Tacrolimus im Blut erniedrigen oder Zytostatika
erhöhen und so die Wirkung verändern.
Bei gleichzeitiger Gabe nephrotoxischer Mycophenolat mofetil3
oder neurotoxischer Arzneimittel wie
bestimmten Antibiotika oder NSAR Mycophenolat mofetil wird zur Unter-
kann die Toxizität von Tacrolimus ver- drückung der Abstoßung nach Nieren-
stärkt werden. und Herztransplantation in Kombination
mit Ciclosporin und Glucocorticoiden ein-
Schwangerschaft und Stillzeit: In
gesetzt.
Schwangerschaft und Stillzeit ist Tacro -
limus kontraindiziert. Nebenwirkungen: Die Nebenwir -
kungen sind geringer als die der ge-
Gegenanzeigen: Schwangerschaft
nannten Immunsuppressiva, beschrän-
ken sich auf Durchfälle und Infektan-
fälligkeit. Gleichzeitige Verabreichung
Sirolimus2 von Colestyramin hemmt die Resorption
von Mycophenolat-mofetil.
Sirolimus unterscheidet sich im Wir-
kungsmechanismus von Ciclosporin Schwangerschaft und Stillzeit: In
und Tacrolimus, indem es die Wirkung Schwangerschaft und Stillzeit soll Myco -
von Interleukin 2 hemmt. Sirolimus wird phenolat mofetil nicht eingesetzt wer-
eingesetzt nach Nierentransplantation, den.
Cyclophosphamid1 Monoklonale
Cyclophosphamid ist ein alkylierendes Antikörper
Zytostatikum, das in niedriger Dosis
auch zur Immunsuppression verwendet
wird. In dieser Dosis ist Cyclophospha- Muromonab CD34
mid besser verträglich, dennoch können Muromonab CD3 wird zur Behand-
gastrointestinale Nebenwirkungen, Blut- lung akuter Abstoßungsreaktionen nach
bildstörungen oder Haarausfall auftre- Organtransplantationen eingesetzt.
ten.
Wichtige Nebenwirkungen sind Fie-
Nebenwirkungen: Gastrointestinale ber, Schüttelfrost, Brustschmerzen und
Störungen wie Übelkeit und Erbrechen, gastrointestinale Beschwerden. Blutbild -
Blutbildveränderungen, toxische Wirkun- veränderungen und Anfälligkeit gegen
gen auf Blase und Harntrakt, Störungen Infektionen wie bei allen immunsuppri-
der Ovulation und der Wundheilung mierenden Substanzen.
wurden beobachtet. Bei hohen Dosen
kann es zu Myocardnekrosen kommen. Basiliximab5
Wechselwirkungen: Der Abbau von Basiliximab wird zur Prophylaxe der
Cyclophosphamid wird durch Allopuri - akuten Transplantatabstoßung in Kom -
nol gehemmt und es kann zu gefährli- bination mit Ciclosporin und Gluco -
chen Intoxikationen kommen. Cyclo - corticoiden eingesetzt.
phosphamid soll nicht zugleich mit
Glucocorticoiden verabreicht werden. Nebenwirkungen sind hauptsächlich
Enzyminduzierende Stoffe wie Anti epi- Verstopfung, Harnwegsinfekte, Schmer-
leptika können die Konzentrationen von zen und Wasserretention und in der Fol-
Cyclophosphamid erhöhen und damit ge Hypertonie.
seine Toxizität verstärken.
Daclizumab 6
Schwangerschaft und Stillzeit: In
der ersten Hälfte der Schwangerschaft Dieser monoklonale Antikörper dient
ist Cyclophosphamid absolut kontrain- zur Prophylaxe akuter Abstoßungs -
diziert, in der zweiten Hälfte bei gravie- reaktionen nach Nierentransplantatio-
render Indikation verwendbar. In der nen. Die Nebenwirkungen sind mit denen
Stillzeit darf Cyclophosphamid nicht von Basiliximab vergleichbar.
gegeben werden.
Methotrexat 2
Siehe Seite 150.
Azathioprin 3
Siehe Seite 151.
TOXIKOLOGIE
etwa 7% aller Todesfälle auf Unfälle im Unter der Rubrik andere Noxen ist vor
Straßenverkehr zurückzuführen. allem Kohlenmonoxid als herausragende
In der Tabelle 1 werden Stoffe bzw. Vergiftungsursache zu nennen.
Stoffgruppen genannt, die häufig zu
Vergiftungen führen können. Es muss
betont werden, dass zwei Drittel aller Ätiologie von
Vergiftungen auf Arzneimittel, und das Vergiftungen
in den meisten Fällen auf rezeptpflichti-
ge Arzneimittel, zurückzuführen sind, Man unterscheidet akzidentelle Ver-
ein Umstand, der dem Arzt eine bedeu- giftungen, absichtliche Selbstbei brin -
tende Rolle bei der Prophylaxe gegen gung (Suizid) und absichtliche Fremd -
Vergiftungen zuteilt. beibringung (Mord oder Todschlag).
Bei den Arzneimitteln sind es vor allem Weit über die Hälfte aller Vergiftungen
Psychopharmaka, Analgetika, Schlaf - beim Erwachsenen sind absichtliche
mittel und Sedativa, Hustenmittel, Selbstbeibringung, also Suizid oder
Betablocker, Kalziumantagonisten und Suizidversuch, in den meisten Fällen mit
ACE-Hemmer, die im Vordergrund von Arzneimitteln. Bei Kindern steht die ak -
Vergiftungen stehen. Im Haushalt sind zidentelle Vergiftung im Vordergrund
es Waschmittel und Kosmetika, und in und absichtliche Fremdbeibringung
der Landwirtschaft Schädlingsbe - wird als äußerst selten eingestuft (unter
kämpfungsmittel, die gefährlich sind. 1% aller Vergiftungen).
TOXIKOLOGIE
Allgemeine Toxikologie
Allgemeine Diagnose
Grenzwerte
Erstmaßnahmen bei Vergiftungen
Spezielle Toxikologie
Gasförmige Stoffe mit systemischer Wirkung
Gasförmige Stoffe mit lokaler Reizwirkung (Reizgase)
Flüssigkeiten bzw. Lösungsmittel
Schwermetalle
Pestizide
Chemische Karzinogene
Karzinogene Naturstoffe
Metalle und Festkörper
Giftpflanzen und Pflanzengifte
Giftpilze und Pilzgifte
Gifttiere und Tiergifte
Allgemeine Toxikologie
Für eine Giftwirkung maßgebend sind: men, während die chronische Arsenver-
Die Expositionsphase giftung Hautkrebs verursacht. Eine chro-
nische Vergiftung kann durch Kumula-
Die pharmakokinetische Phase tion kleiner Dosen im Körper (z.B. Thalli-
(Toxikokinetik) um) oder Summation wiederholter Effek-
Die pharmakodynamische Phase te (Karzinogene) hervorgerufen werden.
(Toxikodynamik)
Toxikokinetische Phase
Expositionsphase Wie in der Pharmakologie sind Auf-
Ist bei einem Arzneimittel hauptsäch- nahme, Verteilung und Elimination
lich die Dosis für das Ausmaß der Wir - eines Stoffes im Körper für Verlauf und
kung verantwortlich, kommt bei Vergif - Dauer einer Vergiftung verantwortlich.
tungen noch die Einwirkungsdauer als Aufnahme: Die meisten Vergiftungen
wichtiger Faktor hinzu. Daraus ergeben erfolgen auf peroralem Wege, ein weite-
sich die Begriffe akute Vergiftung, bei rer häufiger Aufnahmeweg ist die In-
der meist einmalig oder wenige Male halation. Bei dieser ist noch die resorptive
hohe Dosen eines Stoffes in den Körper (z.B. Blausäure) von der lokalen (z.B.
gelangen und chronische Vergif - Salzsäure) Wirkung zu unterscheiden.
tung, bei der die Giftexposition über
einen längeren Zeitraum anhält. Ist bei Verteilung: Wie bei Arzneimitteln
der akuten Vergiftung die Latenzzeit, erfolgt die Verteilung von Giftstoffen
das ist die Zeit von der Aufnahme des entsprechend ihrer physikochemischen
Giftes bis zum Auftreten von Symp - Eigenschaften.
tomen, auf wenige Sekunden bis Tage Elimination: Diese umfasst den
beschränkt, kann es bei einer chroni- Metabolismus und die Ausscheidung.
schen Vergiftung sehr lange dauern bis Einer besonderen Bedeutung kommt
erste Symptome auftreten. Dabei ist der dabei dem Metabolismus zu, zumal
Beginn oft schleichend und es kann, Giftstoffe nicht nur entgiftet werden,
auch nach Jahren, plötzlich ein akutes sondern auch erst im Körper die gifti-
Krank heitsgeschehen auftreten (z.B. gen Metaboliten entstehen können (Bio-
chronische Bleivergiftung). Ein und der- aktivierung, Giftung). Diese Bioakti -
selbe Stoff kann unter akuten oder unter vierung kann sehr unterschiedlich lau-
chronischen Bedingungen völlig unter- fen wie die folgenden Beispiele zeigen:
schiedliche Symptome hervorrufen: So Tetrachlorkohlenstoff wird in Leber -
führt die akute Arsentrioxidvergiftung zellen zu einem Trichlormetan-Radikal
zu schweren gastrointestinalen Sympto- metabolisiert, welches die Leberzellmem-
1 A, CH, D: Orpec-Sirup
Tab. 3: Antidota
Art der Vergiftung Antidot
Opioide Naloxon
Benzodiazepine Flumazenil
Paracetamol N-Acetylcystein
Organophosphate Atropin oder Oxime
Schwermetalle Chelatbildner (EDTA, DMPS,
Deferoxamin u.a.)
Methämoglobinbildner Redoxfarbstoffe
Blausäure, Cyanide Natriumthiosulfat
Dimethylaminophenol (DMAP)
Spezielle Toxikologie
Im Kapitel „Spezielle Toxikologie“ werden einzelne Gifte bzw. giftige
Stoff gruppen besprochen. In kurzer Form sollen jeweils die
folgenden Angaben gemacht werden.
Vork.: Eigenschaften des Stoffes, Vorkommen und Vergiftungs-
möglichkeiten
WM: Wirkungsmechanismus, sofern bekannt
Tox.: Toxizität, Angaben zur Giftigkeit mit Hilfe von MAK-Werten,
MIK-Werten und/oder LD50-Werten
Akute Verg.: Verlauf und Symptome der akuten Vergiftung
Chron. Verg.: Verlauf und Symptome der chronischen Vergiftung
Diagn.: Diagnostische Möglichkeiten
Ther.: Therapeutische Maßnahmen
Ohrensausen, Herzklopfen, Blutdruckan- Tox.: Die MAK von HCN beträgt 10ppm.
stieg, psychische Erregung, Schwindel Die tödliche Dosis für den Menschen
und Benommenheit, 8-10% führen zu liegt bei ca. 1 mg/kg Blausäure bzw. bei
Atemnot, Blutdruckanstieg, Taumeln, 2 mg/kg Cyanid.
Krämpfen und Bewusstlosigkeit. 12% be- Akute Verg.: Die Inhalation von Blau-
wirken einen tödlichen Atemstillstand. säure führt sehr rasch zum Tod. Die
Chron. Verg.: Eine chronische Ver- Symptome sind ein warmes Gefühl im
giftung mit diesem körpereigenen Stoff- Hals, Lufthunger, kurze Hyperpnoe,
wechselprodukt ist nicht bekannt. Kollaps, Apnoe, Krämpfe und rote
Haut, da das Hämoglobin den Sauer -
Ther.: Rasche Frischluftzufuhr ist meist
stoff nicht ans Gewebe abgeben kann.
ausreichend, in schweren Fällen kann
Bei der oralen Aufnahme von Cyaniden
mit Sauerstoff beatmet werden. Die Aci-
wird durch die Magensäure HCN freige-
dosebehandlung erfolgt mit Puffer -
setzt und durch die dabei entstehende
lösungen.
Lauge ein Brechreiz ausgelöst. Die
Symptome sind Lufthunger und Hyper -
Blausäure (HCN) pnoe, Erbrechen, Bewusstlosigkeit,
und Cyanide Krämpfe, Tachykardie und der Tod tritt
Vork.: Blausäure ist eine farblose innerhalb von 10-20 Minuten ein. Bei
Flüssigkeit mit einem Siedepunkt von Aufnahme von Kaliumcyanid in gelöster
26°C. Sie hat einen charakteristischen Form kann das auch viel rascher vor sich
Geruch nach Bittermandeln, der nicht gehen.
von allen Menschen wahrgenommen wer- Chron. Verg.: Eine chronische Ver-
den kann. Cyanide sind die Salze der Blau- giftung ist nicht bekannt; bei chroni-
säure und liegen in kristalliner Form vor. scher Zufuhr wird durch das körperei-
Blausäure und Cyanide werden in gro - gene Enzym Rhodanase Cyanid in Thio -
ßen Mengen in der Edelmetallindustrie, cyanat umgewandelt, das zu einer Hypo-
in der Galvanisierung, beim Goldschmied thyreose führen kann.
und in der Farbstoffindustrie verwendet. Diag.: Charakteristisch sind der Bitter-
Blausäure wird eingesetzt als Pestizid zum mandelgeruch und die rote Haut
Ausgasen großer Räume, entsteht bei
Ther.: Bei HCN-Exposition ist es wich-
Bränden, z.B. aus Polyurethanschaumstof-
tig, den Betroffenen aus der giftigen
fen und ist im Tabakrauch enthalten.
Atmosphäre zu bringen. Wird dieser
WM.: Das Cyanid-Anion bindet an das Schritt überlebt, tritt eine rasche Er-
dreiwertige Eisen der Cytochro moxi - holung ein. Bei oraler Aufnahme von
dase, ein Enzym, das an der Zellatmung Cyaniden soll Kaliumpermanganat p.o.
beteiligt ist. Darüber hinaus blockiert es zur Oxidation und Natriumthiosulfat i.v.
eine Reihe anderer Enzyme wie die als Schwefellieferant für die körpereige-
Xanthinoxidase, die Carboanhydrase, ne Rhodanase gegeben werden. Met -
die Nitritreduktase u.a. Durch die hämoglobinbildner oxidieren das zwei-
Blockade der Cytochromoxidase wird die wertige Eisen im Hämoglobin zu drei-
Zellatmung unterbrochen und vor allem wertigem, welches einen großen Teil
im Nervensystem bricht sehr rasch der der Cyanidionen auffangen kann. Die
Energiestoffwechsel zusammen. Methämoglobinbildung erfolgt mit Na -
WM: Formaldehyd reagiert mit Pro- Tox.: Die MAK beträgt 5 ppm, die
teinen und zerstört ihre biologische Ak - MIK 200 μg/m3 (=200 ppb).
tivität. Akute Verg.: Schwefeldioxid führt zu
Tox.: Die MAK beträgt 1 ppm, Form- starken lokalen Reizerscheinungen und
aldehyd gilt als potentiell karzinogen, Bronchitis, nach längerer Einwirkung
(d.h., dass im Tierversuch eine karzino- auch zu Bronchopneumonie und in
gene Wirkung nachgewiesen wurde, schweren Fällen zu einem toxischen
ein Beweis am Menschen jedoch nicht Lungenödem. Am Auge kann es zu
erbracht worden ist), Reizungen sind ab schmerzhafter Konjunktivitis führen.
0,05 ppm möglich, krankmachend ist
Chronische Verg.: Chronische Symp-
es ab 0,3 ppm.
tome sind: chronische Bronchitis, Ent -
Akute Verg.: Formaldehyd führt zu zündung, Hypersekretion, Husten, Appe-
Hautreizungen, Augenreizungen, Reizun- titlosigkeit, Obstipation und Reizer -
gen im Atmungstrakt, Kopfschmerzen scheinungen im Atmungstrakt.
und Übelkeit. Trinken von Formaldehyd-
lösung führt zu schwerer Schleim - Chlor (Cl 2)
hautreizung, zu Magen- und Würge -
Vork.: Elementares Chlor ist ein grün-
krämpfen, blutigem Erbrechen, Nekro -
gelbes Gas mit stechendem Geruch. Es
sen, sowie zu Lungen- und Hirnödem.
ist in Druckflaschen im Handel und wird
Chron. Verg.: Als körpereigenes Stoff- zur Wasserdesinfektion in Hallen- oder
wechselprodukt bewirkt Formalde hyd auch Freibädern verwendet.
keine chronische Vergiftung, außer bei
WM.: Chlor ist ein starker Reizstoff
ständiger Einatmung eine asthma ähn-
für die Schleimhäute der oberen und
liche Sensibilisierung des Atmungstrakts.
tieferen Luftwege und kann dort tiefge-
hende schmerzhafte Nekrosen verursa-
Schwefeldioxid (SO 2) chen.
Vork.: Schwefeldioxid ist ein stechen-
Tox.: Die MAK beträgt 0,5ppm,
des Gas. Es wird als Konservierungs-
20ppm sind lebensgefährlich, 50ppm
mittel, als Desinfektionsmittel zum Aus -
tödlich.
räuchern von Fässern oder Räumen, als
Bleichmittel in der Zelluloseindustrie Akute Verg.: Durch Reizwirkung auf
und in Kühlsystemen verwendet. Es ent- die Schleimhäute kommt es zu Husten,
steht bei der Verbrennung fossiler Schnupfen und Augentränen. Bei län-
Brennstoffe wie Kohle und Heizöl, bei gerer Einwirkung kommt es zu blutiger
Erzverarbeitung, bei der Zementher - Sekretion und Lungenentzündung, auch
stellung und beim Hausbrand. Schwe - zu Lungenödem.
feldioxid ist ein wichtiges Leitgas der
Umweltverschmutzung. Brom (Br 2)
WM: SO2 ätzt die Schleimhaut durch Vork.: Brom ist eine dunkelbraune,
Bildung von schwefeliger Säure nach- leicht flüchtige Flüssigkeit mit starker
haltig. Es zeichnet sich aus durch einen Reizwirkung auf Haut und Schleimhaut.
besonders ausgeprägten subjektiven Es hat ähnliche Wirkungen wie Chlor-
Hustenreiz. gas, nur ist es stärker wirksam.
WM.: Brom ist ein starker Reizstoff der gefährdet. Bei 1 ppm kommt es zu
Schleimhäute, nach Zusatz von Wasser Epithelzellschädigungen, Entzündun -
entstehen Bromwasserstoffsäure und gen und Verletzung des Flimmerepi -
Sauerstoff, der zusätzlich oxidative thels.
Schäden verursacht. Chron. Verg.: Es kommt zu chroni-
Tox.: Die MAK beträgt 0,1 ppm. scher Bronchiolitis, zu Fibrosen und
Lungenentzündung. Lungenfibrosen und
Akute Verg.: Nekrosenbildung an Haut
Lungenentzündung sind vor allem im
und Schleimhäuten und schlecht hei-
Tierversuch nachgewiesen.
lende Ulcera. Nach Einatmung Husten,
vermehrte Sekretion der Schleimhäute,
Nasenbluten, Schwindel, Erstickungs - Nitrose Gase (NO2)
gefühl und Bronchospasmus. Nach Ein - Vork.: Nitrose Gase sind ein Gemisch
atmung größerer Mengen entsteht ein verschiedener Stickstoffoxide (NO, NO2,
Lungenödem. N2O3 und N2O4). Das wichtigste, NO2,
ist ein braunes Gas mit stechendem
Ozon (O3) Geruch, das bei der chemischen Pro -
duk tion, beim Elektroschweißen und
Vork.: Ozon ist ein farbloses, leicht
beim autogenen Schweißen entsteht.
bläuliches Gas mit einem typischen
Wichtigste Vergiftungsquelle sind
Geruch, Geruchsschwelle 0,01 ppm.
Autoabgase, die 1.000 ppm enthalten.
Ozon entsteht aus Sauerstoff unter
Der Tabakrauch enthält 300 ppm NO2.
dem Einfluss von UV-Strahlung. Es ent-
steht bei älteren Röntgengeräten, bei WM: NO 2 verursacht ähnliche Ver-
alten Spektrophotometern und in der giftungssymptome wie Chlorgas in Be -
Umwelt in Ballungsgebieten, vor allem zug auf Lungenschädigung. Dazu
im Sommer. kommt noch Methämoglobinbildung.
WM: Ozon ist ein starkes Oxidations- Tox.: Die MAK beträgt 5 ppm, die
mittel, das unmittelbar zu einer Zell- MIK 200 μg/m 3 (200 ppb).
schädigung führt. Akute Verg.: NO2 verursacht konzen-
Tox.: Die MAK beträgt 0,1 ppm, in trationsabhängig Husten, Kopfschmer -
der Umwelt liegt der Vorsorgegrenz- zen, Müdigkeit, Übelkeit, Schwindel, Lun-
wert (Halbstundenmittelwert HMW) bei genschäden bis zum Lungenödem. Nach
120 μg/m3 und die Informationsschwelle einer Latenzzeit von 6-12 Stunden kommt
bei 180 μg/m3. Der Vorwarnwert (3 Stun- es zu Zyanose und blutig schaumigem
den Mittelwert) liegt bei 200 μg/m 3, Auswurf. Das Lungenödem verläuft oft
Warnstufe 1 bei 300 und Warnstufe 2 innerhalb von 24 Stunden tödlich.
bei 400 μg/m3. Bei diesen Konzentra- Chron. Verg.: NO2 führt zu systemi-
tionen sind vor allem Kinder gesund- schen Schäden, beeinträchtigt das
heitlich schon schwer gefährdet. Immunsystem und ist Ursache für Lun -
genkrebs beim Raucher.
Akute Verg.: Geht einher mit Husten,
Schmerzen unter dem Brustbein, Kurz-
atmigkeit, enger, trockener Kehle, Kopf- Phosgen (COCl2)
schmerz, Übelkeit und Änderungen der Vork.: Phosgen ist ein wichtiges
Lungenfunktion. Kinder sind besonders Zwischenprodukt bei organischen Syn -
thesen und entsteht aus Chloroform WM: Säuren führen zur Koagulation
oder Tetrachlorkohlenstoff beim Kon - von Eiweiß, Laugen verflüssigen Eiweiß.
takt mit heißen Metallflächen. Im ers- In beiden Fällen kommt es zu Gewebs-
ten Weltkrieg wurde es als Kampfstoff zerstörung.
verwendet.
Tox.: Die Giftigkeit ist abhängig von
WM: Phosgen wirkt am stärksten hin- der Konzentration.
sichtlich Lungenödem. Es blockiert
Akute Verg.: An Haut und Schleim-
wichtige Stoffwechselvorgänge, wobei
haut führt Säure zur Koagulation von
die Enzymblockade sofort beginnt und
Eiweiß, welches das darunterliegende
der Tod vor dem Lungenödem eintreten
Gewebe vor weiterem Eindringen schützt
kann.
(gilt nicht für Flusssäure). Verletzungen
Tox.: Die MAK beträgt 0,1 ppm heilen unter starker Narbenbildung.
Akute Verg.: Nach vielen Stunden Basen hingegen verflüssigen Eiweiß und
Latenz kommt es zu tödlicher Lungen - die Gewebszerstörung erfolgt bis in die
ödementwicklung. Tiefe. Die Folge sind Gewebsnekrosen
mit langsamer Heilungstendenz (Kolli -
quationsnekrose). Letztlich heilen Säuren-
FLÜSSIGKEITEN bzw. und Laugenverletzungen an der Haut
LÖSUNGSMITTEL nur unter Hinterlassung starker Narben,
die oft operative Korrekturen erfordern.
Wasserlösliche Flüssigkeiten: Ther.: Nach oraler Säure- oder Laugen-
Säuren und Basen (Laugen) vergiftung soll so schnell wie möglich
Seifen und Tenside mit Wasser (ca. 300 ml) verdünnt wer-
Alkohole: Methanol, Ethanol den. Von Magenspülung ist abzuraten,
Organische Lösungsmittel: auch Neutralisationsbehandlungen wer-
Aliphatische Kohlenwasserstoffe den nicht mehr durchgeführt.
Aromatische Kohlenwasserstoffe
Halogenierte aliphatische Kohlen- Seifen und Tenside
wasserstoffe
Halogenierte aromatische Kohlen-
Vork.: Seifen und Tenside sind Haupt-
wasserstoffe bestandteile der Waschmittel und sind
chemisch Alkylsulphate, Alkylsulfonate,
Alkylbenzolsulfonate und Phosphatab -
Wasserlösliche kömmlinge. Man unterscheidet zwischen
anionischen, kationischen und nicht
Flüssigkeiten ionogenen Tensiden.
Säuren und Basen (Laugen) WM: Seifen und Tenside führen zur Hä-
Vork.: Die wichtigsten Säuren sind molyse (Zerfall der roten Blutkörperchen)
Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure und in der Folge zu Nierenschäden,
und Eisessig. Die wichtigsten Basen sind auch zerebrale Störungen sind möglich.
Natronlauge, Kalilauge und Ammoniak Tox.: Systemisch gefährlich sind vor
(Salmiak). Verwendet werden Säuren und allem kationische Tenside, die ganglien-
Laugen im Haushalt, in chemischen La - blockierende Eigenschaften aufweisen.
bors und in der Industrie. Anionische und nicht ionogene Tenside
Lösungsmittel Aliphatische
Aliphatische KW Benzin
Kohlenwasserstoffe
Petroleum Technische Gemische flüssiger Alkane
Lampenöl werden als Benzin (Siedebereich 50-
Aromatische KW Benzol 100°C) oder als Petroleum bzw. Lampenöl
Toluol (Siedepunkt 150-300°C) verwendet.
Xylol WM: Alkane wirken narkotisch und
Halogenierte aliphatische KW erregend auf das ZNS. Vorhandene Be-
Tetrachlorkohlenstoff gleitstoffe schädigen die Niere, die
Dichlorethan Leber und die Bauchspeicheldrüse. Am
stärksten toxisch ist n-Hexan, das bei
1 A: Fomepizole: CH: –; D: Fomepizole
E. Beubler – Kompendium der Pharmakologie
240 To x i k o l o g i e
Chron. Verg.: Benzin schnüffeln oder Ther.: Es ist keine Therapie bekannt
länger dauernder Umgang mit Benzin,
das n-Hexan enthält, verursacht eine Halogenierte aliphatische
periphere Polyneuropathie. Kohlenwasserstoffe
Therapie: Symptomatische Therapie Sie sind die wichtigste Gruppe der
Lösungsmittel und Grundstoffe chemi-
Aromatische scher Synthesen. Die Einfügung von
Kohlenwasserstoffe Halogenen in Alkanmoleküle steigert
die narkotische Wirksamkeit und die
Vork.: Benzol, Toluol und Xylol sind
Toxizität, wobei vor allem die Leber -
wichtige Lösungsmittel und Grund -
toxizität zu nennen ist. Diese ist am
stoffe in der organischen Chemie. Das
höchsten bei Tetrachlorkohlenstoff (Te -
giftigste davon ist Benzol, nach wie vor
trachlormethan), geringer bei Trichlor-
zu 5% dem Treibstoff zugesetzt.
ethan > Dichlorethan > Chloroform >
WM: Benzol wird oxidativ zu einem Tetrachlorethan > Tetrachlorethen > Tri-
Epoxid und nicht enzymatisch zu Phenol chlorethen > Trichlorethan und > Di-
umgewandelt. Dieses wird weiter oxi- chlormethan. Die Toxizität ist auf ver-
diert zu einem Chinon. Bei chronischer schiedene Mechanismen zurückzuführen:
Belastung kommt es zu Knochenmarks-
Auf die Bildung freier Radikale
schädigung und in der Folge zu einer Leu-
(z.B. Tetrachlorkohlenstoff)
kämie. Toluol und Xylol haben keinen
oder weniger Einfluss auf das Blutbild. Auf die Bildung von Epoxiden
Tox.: Benzol gilt als krebserzeugender (z.B. Trichlorethen)
Gefahrenstoff ohne MAK. Die TRK be - Auf die Bildung von CO
trägt 2,5 ppm in einschlägigen Betrieben, (z. B. Trichlormethan)
im übrigen 1 ppm. Die MAK von Toluol Halogenierte aliphatische Kohlen was-
beträgt 50 ppm und von Xylol 100 ppm. serstoffe sind ferner starke Nervengifte,
Akute Verg.: Bei akuter Inhalation Stoffwechselgifte, Nierengifte und sen-
Wasser. Nach erhöhter Aufnahme von bezeichnet man eine plötzlich auftre-
Metallen durch Pflanzen kommt es, tende Veränderung im Erbgut, als tera-
über die Metallbelastung pflanzenfres- togen jene Substanzen, die Missbildun-
sender Tiere (z.B. Fische), auch zur er- gen beim Ungeborenen hervorrufen.
höhten Schwermetallmenge beim Men-
schen. Sind in den normal belasteten Therapie von
Böden die Konzentrationen an Metallen Metallvergiftungen
noch zwei- bis fünffach unter den tole-
rierbaren Richtwerten, können im Um - Die wichtigste therapeutische Maß-
kreis von In dustrie und Gewerbe be - nahme ist die Anwendung chelatbilden-
trieben die Werte für Blei, Quecksilber der Stoffe, das sind organische Ver -
und Kadmium hundertfach erhöht sein. bindungen, die mit mehrwertigen Me -
Auch sogenannte essentielle Metalle tallen mehr oder minder stabile Kom -
sind für den Menschen in überhöhter plexe bilden und als solche mit dem
Konzentration toxisch und unter Um - Harn ausgeschieden werden können.
ständen sogar karzinogen. Während Die Therapie erfolgt nach der Menge
Metalle in vitro mit SH-Gruppen von des aufgenommenen Metalls und der
Proteinen reagieren, sind in vivo die Therapieerfolg soll in der Ausscheidung
Schadwirkungen oft sehr unterschied- überprüft werden.
lich und für ein bestimmtes Metall cha- Wichtige Chelatbildner sind:
rakteristisch. Tabelle 2 zeigt die Haupt-
Dimercaptopropansulphonat (DMPS,
angriffspunkte für die wichtigsten
Dimaval), wirksam bei Hg, Pb, As,
Schwermetalle im Organismus sowie
Cu, Zn und Cd-Belastungen.
potentielle Gefahren in Hinblick auf
Entstehung bösartiger Tumoren (Kar- Ca-Na 2-Ethylendiamintetraacetat
zinogenität) und Missbildungen (Mu- (EDTA), wirksam bei Pb, U, Mn, Fe,
tagenität, Teratogenität). Als Mutation Cu und Cd.
D-Penicillamin, wirksam bei Pb, Cu, Harn führt. Über die Hemmung eines
Co, Zn, Hg und Au. anderen Enzyms kommt es zur Akku-
Deferoxamin, wirksam bei drei- mulation von Protoporphyrin IX in den
wertigem Fe und Al. Erythrozyten und wieder ein anderes
Enzym führt zur basophilen Tüpfelung
Blei (Pb) der Erythrozyten stark bleiexponierter
Vork.: Die natürliche Bleiemission Patienten.
beträgt weltweit pro Jahr 18,6 x 103 Tox.: Die MAK beträgt 0,1 mg/m3, ge-
Tonnen, und die anthropogene Blei - messen als Gesamtstaub. Das Schwan -
emission 438x10 3 Tonnen. Die Haupt- gerschaftsrisiko wird als „wahrschein-
quellen anthropogener Bleiemissionen lich“ eingestuft (Gruppe B). Als Ober-
sind der KFZ-Verkehr, die Eisen- und grenze einer toxikologisch unbedenkli-
Stahlerzeugung, die Erzverhüttung und chen Blutkonzentration gelten 0,6μg/ml.
die Kohleverbrennung. Der Bleigehalt Bei Kindern soll ein Wert von 0,1μg/ml
im Grönlandeis hat in den letzten 3000 nicht überschritten werden. Zwischen 0,2
Jahren von 1 μg/kg auf 200 μg/kg zu- und 0,6μg/ml im Blut können bereits
genommen. Alle pflanzlichen und tieri- Schadwirkungen festgestellt werden.
schen Nahrungs- und Futtermittel sind
bleikontaminiert, wobei pflanzliche Akute Verg.: Aufnahme von Blei ist
Nahrungsmittel mehr Blei enthalten als über Atemwege, Magen-Darm-Trakt und
tierische. In Schlachttieren weisen die intakte Haut möglich. Die Hauptmenge
Innereien die höchsten Bleikonzen - wird in Knochen gebunden. Wenn das
trationen auf. Waren es früher medizi- Skelett gesättigt ist, entsteht bei gleich-
nale Verwendung und kosmetische bleibender Aufnahme ein endlicher
Präparate sowie Kinderspielzeug, die zu Blutspiegel. Durch Bindung an Erythro -
Bleivergiftungen geführt haben, hat zyten erfolgt der Transport in alle Ge -
man später bleihältige Rostschutzan- webe. Im Knochen bildet Blei ein Depot
striche (Mennige), Batterien und Zusatz mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren.
in organischer Form zu Treibstoffen ver- Bei Aufnahme großer Mengen über
wendet. Noch heute tritt Blei in vielen die Lunge erfolgt eine akute Encephalo-
Legierungen, Kabelummantelungen, pathie, Nierenversagen, schwere gastro-
Wasserrohren, Strahlenschutzplatten intestinale Symptome und Koliken mit
und Ballastgewichten auf. starken Schmerzen. Eine akute Vergif -
WM.: Blei hemmt verschiedene En- tung ist heute selten und würde ohne
zyme und hat letztlich im Organismus Behandlung in 30% tödlich enden.
drei Angriffsorte: Chronische Verg.: Die chronische Blei-
Das blutbildende System, vergiftung manifestiert sich grundsätz-
lich in drei Angriffsorten: dem blutbil-
die glatte Muskulatur sowie denden System, der glatten Muskulatur
das motorische System. und dem motorischen Nervensystem.
Am bekanntesten ist die Hemmung Allein im Blut gibt es vier Angriffs-
der Delta-Aminolävulinsäure-Dehydra - punkte, so die Hemmung der Delta-
tase (ALAD), die zu einem Anstieg an Aminolävulinsäure-Dehydrase (ALAD)
Delta-Aminolävulinsäure im Blut und im die zu einem Anstieg an Delta-Amino -
sogenannten Reiswasserstühlen, Durst, reiz und Erbrechen, und nach 2-3 sym-
Volumsverlust, Elektrolyt- und Eiweiß - ptomfreien Tagen zu einer generalisier-
verlust und in der Folge zum Schock. ten Gastroenteritis mit Brechkrämpfen
Auch die Lunge, die Leber, die Niere, und Durchfall. Nach weiteren 2-10 Ta-
das ZNS und motorische Nerven sind gen entwickelt sich eine Polyneuropathie
beeinträchtigt. Der Tod tritt durch Atem- mit Parästhesien, Hyperästhesien und
lähmung ein. bemerkenswerten taktilen Empfindlich-
Chron. Verg.: Bei der chronischen Ver- keiten, die besonders die Beine betref-
giftung stehen Hautveränderungen im fen. Auch psychische Veränderungen tre-
Vordergrund. Es kommt zu Melanosen, ten auf. Am 13. Tag kommt es zu Haar-
Exanthemen, Hyperkeratosen, Präcan - ausfall durch Epithelschädigung in der
cerosen und Haarausfall. Durch Wir - Tiefe der Haarbälge, wobei die media-
kung auf die Schleimhäute kommt es zu len Augenbrauen erhalten bleiben. Inner-
Speichelsekretion, Arsen-Schnupfen, halb von 3-4 Wochen kommt es zu peri-
Stomatitis und Durchfällen. ZNS-Wir - pheren Lähmungen, Miktionsbeschwer-
kungen bedingen Schwäche, Mattigkeit den und schweren Verstopfungen.
und Encephalopathie. Blutveränderun- Chron. Verg.: Sie geht einher mit
gen, Nierenversagen, Hepatopathie und Appetitlosigkeit, Anazidität, Abmage-
Polyneuropathie gehören ebenfalls zur rung, Schwäche, Schmerzen in den Bei -
chronischen Arsenvergiftung. nen, Haarausfall, Sehstörungen und
Ther.: Kurz nach der Einnahme kann basophil punktierten Erythrozyten. Bei
Aktivkohle verabreicht werden, der chronischer Zufuhr kumuliert Thallium
Komplexbildner der Wahl ist DMPS. im Organismus, da es schlecht ausge-
Thallium (Tl) schieden wird.
rung und verdrängt Zink aus zinkab- Akute Verg.: Eine halbe Stunde nach
hängigen Enzymen. Beginn des Einatmens kommt es zur Se-
Tox.: Für Kadmium gibt es keine MAK, kretion von Nasenschleim, Niesen, Trä-
es gilt als karzinogener Arbeitsstoff. Es nen, Schmerzen unter dem Brustbein,
ist ein äußerst giftiges Metall mit lan- später zu Engegefühl in der Brust, Atem-
gen Halbwertszeiten im Körper (20-30 störungen, Blutüberfüllung, Blutungs -
Jahre). neigung der Lungen und chronischer
Bronchitis. Über eine ZNS-Wirkung
Akute Verg.: Es kommt zu Irrita- kommt es zu Depressionen. Charakte-
tionen, Übelkeit, Schwäche, Schwindel, ristisch ist die Grünfärbung der Zunge.
Husten, Erbrechen und Kopfschmerzen,
Ther.: Therapeutisch versucht man mit
sowie Durchfall. Bei der Inhalation von
hohen Dosen Vitamin C das fünfwertige
Kadmiumoxid treten Symptome wie bei
Vanadium zum weniger toxischen vier-
einer Reizgasvergiftung auf, insgesamt
wertigen zu reduzieren.
resultiert eine schwere Lungenschädi -
gung. Nach oraler Aufnahme stehen Mangan (Mn)
Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Schmer - Vork.: Mangan kommt im Organis-
zen, Durchfälle, Speichelfluss, sowie Leber- mus als katalytisches Zentrum einiger
und Nierennekrosen im Vordergrund, Peptidasen vor. Es ist ein sehr häufiges
auch Herzschäden werden beobachtet. Schwermetall auf der Erdoberfläche, tritt
Chron. Verg.: Im Vordergrund steht als Manganoxid (MnO 2) auf und wird in
eine Schädigung der Niere, bei Inhala- Trockenbatterien, in der Lackindustrie und
tion wird auch die Lunge geschädigt. In für spezielle Legierungen verwendet.
der Niere kommt es zu Tubularnekrosen Tox.: Die MAK beträgt 5 g/m 3 als Ge-
und letztlich zu Nierenversagen. Inter - samtstaub.
essant ist vielleicht, dass der Zigaretten -
Akute Verg.: Durch Reizung der
raucher doppelte Kadmiumkonzentra -
Atemwege kommt es zu Husten, Atem-
tionen in der Niere aufweist verglichen
not, Trockenheit von Mund und Rachen
mit dem Nichtraucher.
u.a. Symptomen (selten).
Ther.: Als Komplexbildner wirksam
Chronische Tox.: Bei chronischer
sind DMPS, EDTA und D-Penicillamin.
Manganexposition stehen ZNS-Schäden
Vanadium (V) im Vordergrund. Es entwickelt sich das
Vanadium fällt bei der Eisenerzeugung typische Bild eines Parkinsonismus mit
in der Schlacke an, wird beim Haus- Kopfschmerzen, Schwäche, Müdigkeit,
brand aus dem Erdöl frei, wird als Trägheit, Schläfrigkeit, Schlafstörungen,
Katalysator verwendet, als Edelstahl zu- Spasmen, Muskel- und Gesichtsschmer -
satz und in der Farbstoffherstellung und zen, psychomotorischer Unruhe, Zwangs-
tritt bei der Reinigung von Ölheizungs- weinen, Zwangslachen, optischen Hallu-
anlagen auf. zinationen, verwaschener Sprache, Zitter-
schrift und Akinese mit einschlägigem
WM: Es hemmt eine Na-K-ATPase und Tremor, Maskengesicht, Schluck- und
ist möglicherweise ein essentielles Metall. Sprachstörungen und einem charakteri-
Tox.: Die MAK beträgt als V2O5 0,05 stischen breitspurigen Gang mit Vor -
mg/m3 als Feinstaub. wärts- und Rückwärtsfallen.
Radioaktive Metalle
Vork.: Radioaktive Metalle werden als
Diagnostika und als Therapeutika ver-
wendet und fallen als Reaktorabfall und
Nuklearmüll an.
WM: Man unterscheidet zwischen lo-
kalen Wirkungen und Allgemeinschäden.
Lokal kommt es zu Hautschuppung, Rö -
Weihnachtsstern Stechpalme
(Euphorbia pulcherrima, (Ilex aquifolium,
Wolfsmilchgewächse) Stechpalmengewächse)
Inhaltsstoff: giftiger Milchsaft, wenig Inhaltsstoff: Rutin, Ursolsäure, Illi-
giftig, neuere Züchtungen ungiftig cin, Theobromin, vor allem in Beeren
Seidelbast und Blättern, stark giftig
(Daphne mezereum, Akute Verg.: Erbrechen, Durchfälle,
Seidelbastgewächse) Herzrhythmusstörungen, Nierenschädi -
Inhaltsstoff: Mezerein, ein Diterpen, gung, Lähmungen
Daphnin u.a. Stoffe in allen Pflanzen - Liguster
teilen, sehr stark giftig (Ligustrum vulgare, Ölbaumge-
Akute Verg.: Lokale Reizungen, wächse)
Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Inhaltsstoffe: Ligulin, Ligustron u.a.
Krämpfe, Durchfall, zentrale Störungen, unbekannte Stoffe, giftig
Nierenschädigung, Kollaps
Akute Verg.: Erbrechen, Durchfälle,
Eberesche Krämpfe, Kreislaufversagen, Lähmung,
(Sorbus aucuparia, Schock
Rosengewächse)
Mistel
Inhaltsstoff: Amygdalin, Sorbinsäure (Viscum album, Mistelgewächse)
und Aucuparin, wenig giftig
Inhaltsstoff: Viscotoxine (Peptide), in
Akute Verg.: Erbrechen, Magen- allen Pflanzenteilen, giftig
Darmentzündung, Hautausschläge,
Durchfälle Akute Verg.: Reizungen, Brech -
durchfall, blutige Stühle, Krämpfe
Aronstab
(Arum maculatum, Gartenbohne
Aronstabgewächse) (Phaseolus vulgaris,
Schmetterlingsblütler)
Inhaltsstoffe: Aroin, Blausäureglyko-
side, Nikotin u.a., in allen Pflanzen - Inhaltsstoffe: Phasin, in den rohen
teilen, sehr stark giftig Früchten, stark giftig
Akute Verg.: Örtliche Reizwirkung Akute Verg.: Erbrechen, Durchfälle,
und Entzündung der Haut bei Berüh - Darmkrämpfe, Hyperkaliämie, Schock,
rung, bei oraler Aufnahme geschwolle- für Kinder häufig tödlich
ne Zunge, Brennen auf der Zunge, Kartoffel
Blasen auf der Schleimhaut, heftige (Solanum tuberosum,
Entzündung, Herzrhythmusstörungen, Nachtschattengewächse)
Lähmungen im Zentralnervensystem
Inhaltsstoffe: Solanin u.a. Solanum
Alkaloide in den Beeren, in allen oberir-
dischen Pflanzenteilen und in Kartoffeln,
die bei der Lagerung auskeimen (hohe
Konzentration), stark giftig.
Akute Verg.: Übelkeit, Erbrechen,
siven Leberschädigung, die, zusammen Ther.: Aktivkohle kurz nach der Auf-
mit einem akuten Nierenversagen, zum nahme, später Hämodialyse
Tod führen kann.
Ther.: So schnell wie möglich nach Fliegenpilz-Isoxazole
Aufnahme Magenspülung und Aktiv - Fliegenpilz (Amanita muscaria)
kohle, die Amanitine binden kann. Die Pantherpilz (Amanita pantherina)
Aktivkohlegabe möglichst oft wieder-
holen, Silibinin zum Schutz vor einer Inhaltsstoff: Diese Pilze enthalten
weiteren Leberschädigung und hohe Ibotensäure, beim Kochen entsteht
Muscimol, stark giftig
Dosen von Penicillin G. Symptomatisch
ist es wichtig, Wasser- und Elektrolyt- WM: Ibotensäure ist ein GABA-Re -
verlust zu ersetzen und hohe Dosen Glu- zeptor-Agonist
cocorticoide zu verabreichen. Bei Nieren- Akute Verg.: Nach kurzer Latenzzeit
versagen ist Hämodialyse angezeigt. Schwindel, Übelkeit, Muskelzittern und
Spasmen, Gleichgewichtsstörungen und
Frühjahrslorchel letztlich eine toxische Psychose mit
(Gyromitra esculenta) Halluzinationen, Erregung, Verwirrtheit
bis zur Tobsucht. Danach folgt unter
Inhaltsstoff: Die Frühjahrslorchel ent-
Umständen ein tiefer Schlaf.
hält Gyromitrin, das hitzelabil ist und
beim Kochen mit dem Wasserdampf Ther.: Eventuell Magenspülung und
entweicht (Vergiftungsgefahr), giftig Aktivkohle, später Benzodiazepine oder
Neuroleptika
Akute Verg.: Das Vergiftungsbild ist
ähnlich dem bei Knollenblätter pilz - Risspilze-Muscarin
vergiftung, Vergiftungen im Frühjahr
Ziegelroter Risspilz
Ther.: Gabe von Aktivkohle und symp- (Inocybe patouillardii)
tomatisch
Inhaltsstoff: Muscarin, stark giftig
Schleierlinge WM: Muscarin wirkt erregend am
postsynaptischen Acetylcholinrezeptor
Orangefuchsiger Hautkopf
(Cortinarius orellanus) Akute Verg.: Parasympathisches Zu-
standsbild mit Schwitzen, Speichelfluss,
Spitzkegeliger Rauhkopf
Tränen, Bradykardie, Bronchienver en -
(Cortinarius rupellus)
gung, Pupillenverengung mit Seh -
Inhaltsstoff: Orellanin, stark giftig störungen und eventuell Erbrechen und
WM: Schwere Nierenschädigung nach Durchfall.
zwei Wochen Latenz Therapie: Atropin zur Blockade des
Akute Verg.: Am Beginn nach nicht Acetylcholinrezeptors
sehr schwerer gastrointestinaler Phase
mit Übelkeit, Erbrechen und Durch -
fällen kommt es nach etwa zwei Wochen
zu schwerer Nierenschädigung und
Leberschwellung
Anhang 1
WEITERFÜHRENDE LITERATUR
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Schwabe U, Paffrath D (2010):
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schaftliche Verlagsgesell schaft mbH, Stuttgart
Anhang 2
SACHVERZEICHNIS
5-HT-Rezeptoragonisten (48) α1-Agonisten (41)
5-Lipoxygenase (90) α2-Rezeptor Agonisten (63,67)
α-Blocker (43)
Abatacept (151)
α-Glucosidase-Hemmstoff (109)
Abciximab (58, 60)
Alprazolam (130)
Abhängigkeit (17)
Alprostadil (52,69,70,71)
Acarbose (109,112)
Alteplase (53,58)
ACE-Hemmer (63,65,73,74)
Acenocoumarol (54,56) Amantadin (165,168)
Acetazolamid (103) Ambrisentan (68)
Acetylcholin (36,37) Ambroxol (92)
Acetylcystein (92) Amikacin (200)
Acetyldigoxin (73) Amilorid (74,103,105)
Acetylsalicylsäure (ASS) (53,59,139) Aminoglutethimid (184)
Achalasie (98) Aminoglykoside (191,200)
Aciclovir (206) Aminopenicilline (192,194)
Acylaminopenicilline (192,194) Amiodaron (14,81,82)
Adalimumab (151,152) Amisulprid (119,122)
ADI-Wert (227) Amitriptylin (13,124,125,126)
Adrenalin (36,37) Amlodipin (13,63,67,77)
Aerosole (25,30) Ammoniak (234)
Agomelatin (129) Amorolfin (208)
Agonist-Antagonisten (147) Amoxicillin (192,194)
Agonisten (7) Amphotericin B (208)
Ajmalin (82) Ampicillin (192,194)
Albendazol (211,212) Anabolika (190)
Aldosteron (183) Anaerobier (196)
Aldosteronantagonisten (105) Anakinra (152)
Aldosteron-Rezeptor-Antagonisten (75) Analgetika (135)
Alendronat (178) – Nicht-Opioid-Analgetika
Alfentanil (146,160) (135,136,138,139,142)
Alfuzosin (42) – Nichtsaure antipyretische
Algentoxine (264) Analgetika (136)
Aliphatische Kohlenwasserstoffe (239) Anämie (62)
Aliskiren (63) – Eisenmangel-Anämie (62)
Alkohole (238) – Folsäuremangel-Anämie (62)
Alkylierende Substanzen (252) – perniziöse (62)
Allopurinol (117) – renale (62)
Almotriptan (48) Anastrozol (184)