5.1 Konstruieren
Montagegerechtes
Diese Arbeitshilfe hat zum Ziel – unter Mit- Abstimmung zwischen Technischem Büro Arbeitsschutz
wirkung und Zusammenarbeit von TB, Werk- und Montage vor Konstruktionsbeginn • Zweck des Arbeitsschutzes:
statt, Versand und Montage – eine optimale, • Erkundung nach dem Montage-Ablauf, der – Schutz des Menschen
montagegerechte Konstruktionslösung zu er- bei der Montagekalkulation festgelegt wurde. – Steigerung der Arbeitseffektivität
arbeiten. Es werden u. a. folgende Bereiche • Vergleich Angebots- und Ausführungs- – Verbesserung des Betriebsergebnisses.
des Stahlbaus behandelt: Stahlbrückenbau, kalkulation. • Kriterien für konstruktive Maßnahmen:
Stahlhochbau, Mastbau, Stahltürme, Auf- • Festlegung der Montagefolge – Definition Arbeitsplatz:
zugsanlagen, Stahlwasserbau, Stahlwerks- (kostenbeeinflussend für die Bereiche Wo sind Arbeitsplätze einzurichten?
und Walzwerksanlagenbau, Großbehälter und Fertigung und Transport). – Zugänge zum Arbeitsplatz:
Großrohrleitungen, Kranbau, Kraftwerksbau, • Festlegung von Abmessungen und Wie kann der Arbeitsplatz schnell und
Produktionsmittel der Autoindustrie, Schiff- Gewichten, der transportier- und montier- ohne Gefährdung erreicht werden?
bau, Gerüstbau sowie Abbrucharbeiten. baren Einzelteile. – Heben von Bauteilen:
• Abstimmung mit Fertigung und Versand, Müssen Bauteile mit schweren
Übersichten unter Berücksichtigung der Baustellen- Anschlagmitteln gehoben werden?
Übersichten müssen als Montagevorlage be- zufahrten und -verhältnisse, Krankapazitäten – Definition von Montagezuständen:
nutzt werden können und deshalb zumindest und sonstige Hubgeräte. Sind aufeinander folgende Arbeits-
die folgenden Angaben, Hinweise enthalten: • Festlegung von Montage-Hilfskonstruktionen vorgänge erforderlich?
• Zeichnungsnummern (Schutz des Bauwerks) Montageverbände – Koordination parallel laufender Arbeiten:
• Hauptpositionen – zur horizontalen und vertikalen Liegt eine Überschneidung der Stahlbau-
• Hauptprofile Stabilisierung, montage mit anderen Gewerken vor?
• Maßstabgerechte Bauteildarstellung mit: – möglichst endgültige, nur in Ausnahme- – Räumlicher Abstand zwischen Gefahren-
– Hauptabmessungen fällen temporäre, der Montagefolge und quelle und Mensch:
– Montagestößen -richtung angepasste Verbände vorsehen, Emissionsgefahren/
– Stabilisierung aus dem statischen System – statische Berechnung und konstruktive Atemschutz und Belüftung
– Kennzeichnung von Baulosen Durcharbeitung frühzeitig beginnen, Elektrische Gefahrenquellen/
(bei größeren BV). – möglichst keine Flacheisen-Verbände Strahlenschutz.
konstruieren (Durchhang und schlechte • Maßnahmen des Arbeitsschutzes:
Bei komplizierten Konstruktionen können Ausrichtmöglichkeit). – personenbezogene Schutzmaßnahmen
zusätzliche Detailzeichnungen für die Mon- (persönliche Schutzausrüstung)
tage erforderlich werden. Bei Teilübersichten Hilfsunterstützungen – konstruktive Schutzmaßnahmen.
mit Markierung des Ausschnittes in einer • Generell bei der Statik beachten, dass • Vorteile der konsequenten Umsetzung
verkleinerten Schema-Übersicht (Grundriss). andere Belastungen als beim fertigen des Arbeitsschutzes
Bauwerk auftreten können. – Durch das Gefühl, in einer sicheren
Zur frühzeitigen Planung von Lieferfolgen • Festlegung und statischer Nachweis von Umgebung zu arbeiten, steigt die
empfehlen sich Grobübersichten, die mit Anschlagpunkten. Dabei sind u. a. zu Effiziens der Arbeit und damit die
folgenden Angaben versehen sind: berücksichtigen: Montagegeschwindigkeit.
• Profile nach statischer Berechnung – mögliche Stöße und Schwingungen, – Höhere Montagegeschwindigkeit bedeu-
• alle Haupt- und Achsmaße – flachere Winkel von Anschlagseilen, tet eine Verringerung der Stückkosten.
• Längs- und Querschnitte – Zusatzbeanspruchungen beim Aufstellen – Weil die Konzentration auf die Ausfüh-
• Fertigungspositionen und/oder von Bindern und Stützen, z. B. Biege- rung der Arbeit gelegt werden kann und
Montagepositionen drillknicken beim Heben und Absetzen nicht auf die Umgehung möglicher
• Für den Einsatz von Hebezeugen sind früh- schlanker, langer und hoher Bauteile, Gefahrquellen gerichtet werden muss,
zeitig realistische Bauteilabmessungen, Bau- – Pressen-Ansatzpunkte, steigt die Qualität der Ausführung.
teilgewichte sowie Schwerpunktangaben – Verschubmöglichkeiten, – Mängelbedingte Nacharbeitungskosten
erforderlich, die in den Zeichnungsunter- – Absetzknaggen. sinken infolgedessen.
lagen enthalten sein müssen. • Hilfsein- und -abspannungen, z. B. bei – Durch die Vermeidung von Unfällen sinkt
der Montage von Pendelstützen: der Krankenstand. Lohnfortzahlungen im
Zeichnungsverzeichnis – bei Pendel- oder Einspannstützen mit Krankheitsfall werden dadurch minimiert.
Ein komplettes Zeichnungsverzeichnis mit Köcherverankerung möglichst keine – Zur Invalidität führende Unfälle gehen
den Übersichten und den zugehörigen Aus- Abspannungen, dafür Hilfsanker vorsehen, zurück.
führungszeichnungen bereits im Planungssta- – Hilfskonstruktionen für Rüstmöglich- – Sich aus der Unfallhäufigkeit errechnende,
dium an die Montage geben. Das Verzeichnis keiten planen, z. B. Einhängetaschen an die Berufsgenossenschaften (Rententrä-
und die Zeichnungen fortlaufend auf den oder Ähnliches. ger) zu zahlende Beiträge, werden minimiert.
aktuellen Stand bringen und an die Montage – Das betriebswirtschaftliche Ergebnis wird
weiterleiten. verbessert.
Stahlbau Arbeitshilfe 5.1 Montagegerechtes Konstruieren
Allgemeine Konstruktionsdetails • Träger mit Untertoleranzen fertigen. • Falls die Konstruktionsteile in der Werkstatt
Grundsätze • Bei eingewechseltem Durchlaufträger mit zusammengelegt und angepasst worden sind,
• Je einfacher die Anschlüsse, je besser ist Kopfplatten zwischen den Unterzügen oder ist sicherzustellen, dass die Hilfsverbindungs-
die Konstruktion zu montieren. an Stützen muss der gegenüberliegende mittel und Auslaufbleche ensprechend ge-
• Typisierte Verbindungen wählen (siehe Träger mit einem zusätzlichen Schrauben- kennzeichnet zur Baustelle geliefert werden.
DASt-Ringbuch „Bemessungshilfen für paar ausgelegt werden. • Bei Schweißen von Kastenprofilen ist dar-
profilorientiertes Konstruieren“), Schrauben- auf zu achten, dass ein Schweißen möglich
abstände auf Werkzeuge abstimmen. Stützenfüße ist: z. B. Steifen in Nähe der Schweißnaht,
• Möglichst gleiche Verbindungen wählen. • Um Abspannungen bei der Montage zu Schotte, Durchstiege, Belüftungsmöglich-
• Die Verwendung von vielen unterschied- vermeiden sollen die Stützen so ausgebildet/ keiten.
lichen Profilen ist zu vermeiden. verankert werden, dass diese im Montage- • Baustellenstöße bei Stahlbauten grund-
• Wenige Schrauben mit größerem Durch- zustand mit Hilfe der Verankerungsschrau- sätzlich oberhalb der Bühnen vorsehen.
messer sind wirtschaftlicher als mehr ben stehenbleiben.
Schrauben mit kleinem Durchmesser. • Unterlagsbleche in der Fuge (Fundament/ Walz- und Fertigungstoleranzen
• Möglichst große transportierbare Bauteile Fußplatte) sind einzuplanen und mit zur • Walz- und Fertigungstoleranzen müssen
im Werk fertigen, werkseigene Fertigung Baustelle zu liefern. durch deutliche Angaben von Zwangs-
ist unter einfacheren Bedingungen (bessere • Vergussfuge mindestens 2 cm vorsehen. und Fixmaßen, (funktionsgerechte Ver-
Qualität) zu erstellen. Ankerschraubenlänge entsprechend maßung) und deren Ausgleich durch Futter
• Hebe- und Stückgewichte bereits in der festlegen. Beim Vergussmaterial sind die (Minusmaße) berücksichtigt werden, eben-
Planung montagegerecht fest legen. Ein- Vorschriften des Herstellers zu beachten. so geforderte Bautoleranzen.
bringmöglichkeiten der Montagelasten, • Bei großen Fußplatten sind Vergusslöcher • Bei Serienfertigungen möglichst eine
Zugverankerungen, provisorische Auflager, vorzusehen Grundfutterstärke vorsehen.
Pratzendrücke und Pressenansatzpunkte • Ausgleich bei Trägeranschlüssen durch
berücksichtigen. Verbände Fingerfutter.
• Erforderliche Anschlagösen und deren Be- • Hilfsverbände vermeiden, statisch erforder- • Bei hohen Toleranzvorgaben Profile aus
festigung im technischen Büro planen und liche Verbände in geschraubter Ausführung einer Walzung ordern.
nach Möglichkeit im Fertigungsbetrieb an- planen.
bauen, eventuell zum Verbleib beschichten. • Die Verbände gemäß der Montagerichtung Literatur
• Anpaßarbeiten sind auf der Baustelle zu ver- planen. • Stahlbau Arbeitshilfen:
meiden. Hierzu sind die Systeme in TB ge- • Flacheisenverbände vermeiden. 1.1, 1.2, 1.4, 5.2, 5.3, 5.4, 5.5, 11.1, 23, 23.2
nau zu berechnen. Toleranzabweichungen • DSTV-Empfehlungen:
sind durch entsprechende konstruktive Maß- Baustellenschraubverbindungen – Allgemeine Bedingungen – Lieferungen
nahmen auszugleichen (z. B. Fingerfutter). • Möglichst gleiche Schraubendurchmesser von Stahlkonstruktionen im Inland
verwenden. – Montage von Stahlkonstruktionen
Trägeranschlüsse • Die Schraubanschlüsse (Abstände) sind • DSTV-Montagevereinbarungen:
• Das Einschwenken der Träger muss ohne so zu konstruieren, dass die Benutzung bei Arbeitsgemeinschaften (12.78)
Behinderung möglich sein (Störkanten des jeweiligen Schraubwerkzeuges auch • Stahlbau Handbuch, Band 2
beachten). möglich ist. • Handbuch für Stahlbaumontage 2, 5, 9, 10
• Wegen der Verwechselungsgefahr gleiche • DIN V-ENV 1090-1
Materialgüten der Schrauben vorsehen – Ausführung von Tragwerken aus Stahl
zumindest an einem Knotenpunkt. Teil 1: Allgemeine Regeln für Hochbauten
Einfahren von Trägern • Die Schraubenabmessungen sind deutlich Deutsche Fassung von ENV-1: April 1996
in die Konstruktionszeichnungen einzu- Insbesonder die Kapitel: 7, 9, 11, 12 und
tragen, die eventuell erforderlichen Anzieh- Anhang C (Angaben neueste Fassung)
momente (Vorspannkräfte) sind je Anschluss • DIN 18800
Kleiner
Montageaufwand zu definieren.
• Zur besseren Kontrolle der Vollständigkeit
komplette Schraubenlisten für einen Auf-
trag bzw. für einen Bauabschnitt erstellen.
(Ausgangs-Eingangskontrolle).
Baustellen-Schweißstöße
Größerer
Montageaufwand
• Bei der Planung von Baustellenstößen ist
der Schweißfachingenieur heranzuziehen.
• Bei der Materialauswahl ist auf die Bedin-
5. überarbeitete Auflage 06/06