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4
Freude am
Zeichnen
Pastell: Einstieg,
Profi-Tipps und
www.freudeamzeichnen.info
tolle Motive
• Blumen im Farbenrausch
• Modellieren mit Licht
• Fotos als Vorbild nutzen
• Bäume gekonnt zeichnen2004182218207W-01 am 18.04.2020 über http://www.united-kiosk.de
Liebe Leserinnen
und liebe Leser,
Künstler haben eine gewisse Abneigung, Ama-
56 Inhalt
teuren das Zeichnen nach Fotos zu empfehlen: 4 Apfel, Birne, Orange
Man sollte das Bild unbedingt mit Blick auf die 6 Leuchtende Birnen
Landschaft und aus Skizzen entwickeln – ein für 8 Harmonie in Orange
Hobbyzeichner entmutigender Anspruch, dem der
bekannte holländische Zeichenlehrer Rob Komala,
11 Stille Studien
Mitarbeiter dieses Heftes, entgegenhält: 14 Blätterwäldchen
„Ein Foto kann für Landschaftszeichnungen eine 16 Baumstudien
sehr gute Erinnerungsstütze sein und Dinge fest- 18 Natürliche Skulptur
halten, die wir während des Skizzierens vergessen 20 Wild-Romantisch
oder nicht bemerkt haben. Natürlich kann das Foto
22 Kurs: Zeichnen mit Pastell
zu viel erzählen, doch liegt es an uns, was und wie
24 Papiereffekte
6
wir etwas übernehmen wollen. So lange Sie also
25 Farbeffekte
ein Foto nicht genau nachmalen, ist das durchaus
26 Rosen
in Ordnung: Halten Sie sich beim Zeichnen ruhig
31 Neonlicht mit Pastellkreide
ans Foto, entnehmen Sie ihm das Wesentliche und
34 Himmel und Wasser
schwierige Details, aber bedenken Sie stets: Sie
selbst bestimmen, was aufs Zeichenblatt kommt.“ 36 Schatten und Struktur
Dem kann ich nur dies hinzufügen: Wollte man 38 Rustikale Atmosphäre
nur zeichnen, was man vor eigenen Augen hat, blie-
44 Alte Stadtansichten
ben einem ganze Welten verschlossen.
45 Fachwerk
48 Brügge
Herzlichst, Ihr
54 52
52
Landschaften komponieren
Räumlichkeit
52 Vorbild Foto
53 Ausschnitt und Blickpunkt
Norbert Landa, Herausgeber 54 Komposition:
Das Wichtigste auf einen Blick
26 55
56
Der Horizont
Weites Land
20 58
60
Studien
Pferdeporträts
62 Traute Zweisamkeit
66 Gewinnspiel
66 Impressum / Heftbestellung
66 Herstellernachweis
Klein genug für den Zeichentisch, schnell zur Hand und interessant geformt: Früchte
sind ideale Motive, und jede Technik – Bleistift bei den Äpfeln, Farbstift und Pastell in
den folgenden Beispielen – gibt der Zeichnung einen eigenen Charakter.
1
Zeichnen Sie die Konturen mit dem
gelbem Farbstift vor und schraffieren
Sie die Licht- und Schattenseiten
ungleichmäßig im jeweils hellsten bzw.
dunkelsten Farbton, den Sie in
der Zeichnung verwenden wollen.
2
Durch den leicht grünlich getönten Mal-
grund schimmert das Gelb des Buntstiftes
in vielen Nuancen. Es entstehen wie von
selbst Grüntöne. Für die Schatten werden
dunkle Blautöne verwendet, die durch
den getönten Malgrund ebenfalls wieder
unterscheidlich schimmern. Als Farbak-
zent kommt ein leichtes Rot darüber.
Solche Farben würde man in Birnen nicht
unbedingt erwarten, doch wirken sie
natürlich und bringen Leben in die Schat-
ten, die hier und anderswo niemals farb-
los grau oder schwarz erscheinen sollten.
Die Farben lassen sich auf getönten Gesso
gut übereinander auftragen und mischen.
Harmonie in Orange
Aus dem dunklen, türkisfarbenen Hintergrund mit den tiefen Schatten leuchten die
Orangen förmlich heraus. Trotz der starken Kontraste wirkt das Motiv harmonisch, 1
Für die Vorzeichnung skizzieren Sie das
was sich vor allem dem Einsatz komplementärer Pastellfarben verdankt. Motiv am besten schwungvoll mit dem
weichen Bleistift, ziehen Sie die besten
Linien nach und wischen Sie mit dem
Knetgummiradierer darüber. Die verblie-
benen, blassen Striche ziehen Sie mit
Pastellkreide in einem zur Hauptfarbe
des Motivs passenden hellen Braunton
nach; auch die Umrisse der Blätter.
2
Füllen Sie die Orangen zunächst
gleichmäßig in Gelb (siehe die
Orange rechts) und schraffieren
Sie die Früchte sodann rundum
von außen nach innen in einem
Orangeton oder in Rotbraun (lin-
ke Orange). Die Konturen bleiben
vorerst stehen.
3
Mit Licht- und Schattenseiten erhalten
die Blätter ihre Wölbungen; die
Blattadern werden mehr oder
weniger kräftig angedeutet.
R und um und hinter den Früchten und Blättern gehen die Schatten in ein
dunkles Blaugrün über, was die Orangen noch weiter nach vorne bringt.
Deutlich wird dieser Effekt, wenn Sie das fertige Bild mit den Orangen in Im letzten Schritt (Bild links) legen Sie
Schritt 3 vergleichen, wo sie noch auf Weiß stehen. Das körnige, weiße Pastell-
Material den Hintergrund gleichmäßig (mit der
papier mit den winzigen Lichtsprenkeln lässt selbst die Schattenfarben flirren. • Pastellpapier, rau Breitseite des Stummels) in Türkis an und
Einen künstlerischen Touch erhält das Pastell, wenn Sie die Farben und Striche • Pastellkreidestifte gehen sodann für die tiefen Schatten mit
gewissermaßen unfertig auslaufen lassen. Auch wenn Ihnen ein abgeschlos- Olivgrün darüber. Sodann verdichten Sie
• Bleistift 3B
sener Charakter lieber wäre, sollten Sie über einen gedachten Rand hinaus- die Farben durch Verwischen mit dem
zeichnen und das Bild sodann ins Passeparout stellen. • Knetgummi Finger oder einem Papierwischer, mit
• Papierwischer dem Sie auch besser in die Ecken kom-
• Fixativ men. Fixieren nicht vergessen!
Trotz aller sonstigen Stifte, Techniken und Effekte, die sich für Zeich-
nungen anbieten: Der Bleistift ist und bleibt das Maß der Dinge – und
beweist sich immer wieder als Alleskönner. Alex Bernfels zeigt dies mit
dieser stillen Studie in der Berührung von Blatt und Wasser und sodann
in den grafischen (Baum-)Blättern auf den übernächsten Seiten.
T hema dieser Zeichnung ist die sanfte Berührung von Blatt und Wasser
im Augenblick des sich lösenden und des bereits gefallenen Tropfens.
Die diagonalen Linien des Blattes und seines unteren Pendants führen den
4
Einen noch schwächeren Schatten erhält
die Spiegelung des eben gefallene Wasser-
Blick geradewegs zu diesem Schwerpunkt, der zugleich das leichteste und Material tropfen. Die Spiegelung des Blattes, zugleich
vergänglichste Detail ist. Die weitere Diagonale der flachen Steine schließt • Zeichenpapier, glatt sein Schatten auf dem Wasser, wird mit der
das Bild auf der rechten Seite ab. Innere Spannung erhält die stille, fast flach aufliegenden Mine ohne sichtbare
• Bleistifte 2B, 3B
meditative Komposition durch den Gegensatz zwischen dem symbolhaften Schraffurstriche geschummert.
Charakter der Zeichnung und der realistischen Ausführung. • Knetgummiradierer
• Spitzer
Tipp:
Hilfreich ist eine Vorskizze, in der Sie
die Komposition festlegen und auch
die Schatten andeuten (siehe die vorige
Seite). Zeichnen Sie am besten nicht
bis zum Rand, sondern grenzen Sie das
Motiv mit einem Hilfsrahmen ein, über 5
den Sie dann auch schwungvoll hinaus- Die von links unten kommenden Wellen zerreißen
zeichnen können. die Spiegelung in Ringe. Schummern Sie auch hier
von innen nach außen und schattieren Sie auch den
Bereich um und zwischen den Steinen.
1
Für die Vorzeichnung nehmen Sie den
etwas härteren Stift 2B, mit dem Sie
auch das Blatt schraffieren.
6
Die Tropfen auf dem Stein haben
durch die perspektivische Ver-
kürzung eine leicht ovale Form.
2 Die Steine selbst schummern Sie
Schraffieren Sie in einzelnen Strichen von zunächst nur ganz schwach.
innen nach außen und folgen Sie dabei der
Form; zur Spitze hin und an der Unterseite
bleibt die Schraffur heller. Die Blattadern
bleiben ausgespart.
3
Die Wassertropfen hängen 7
als klare Halbkreise am Blatt. Zuletzt modellieren Sie die sanfte
Lediglich der bauchige Tropfen Wölbung auf den flachen Steinen
an der Blattspitze erhält links durch Schattierungen heraus und
einen leichten Schatten. Wenn setzen unter die Wassertropfen
Sie vorne am Blatt die Schatten leichte Schatten, sodass diese als
verstärken, erscheint die Blatt- abgeplattete, transparente Halb-
spitze ein wenig gedreht. kugeln aufliegen.
Blätterwäldchen
Jedes Blatt für sich ist nur eine einfache Übung in Form und Schraffur;
Material
• Skizzenpapier
Zusammen und mit spitzem und flachem Stift jedoch entsteht ein • Zeichenpapier glatt
Blätterwäldchen mit dem Charme einer minimalistischen Grafik. • Bleistifte HB, 2B
• Knetgummiradierer
2
Aus diesen Grundformen leiten Sie
die Umrisse, Stängel und Adern ab.
3
Schummern Sie jedes Blatt vollständig für sich; den Stift weit
hinten und flach halten. Die überlappenden Bereiche schraffie-
ren Sie dunkler; das sieht nach zwei transparenten Schichten aus.
4 Aus der Übung im Schummern und Schraffieren ist ein dekorativ stilisiertes Wäld-
chen entstanden. Das Bild erhält eine gewisse Tiefe nicht nur durch die Überlap-
Zeichnen Sie die Stängel mit
pungen, sondern auch die leicht in die Tiefe versetzten Stämme.
dem weichen, gut angespitzen
Bleistift kraftvoll nach.
Baumstudien
Stämme haben eine ungefähr
zylindrische Form, ebenso wie
starke Äste. Und da die Äste rund-
herum aus dem Stamm ansetzen,
ist es wichtig, sie perspektivisch
Je länger man einen Baum anschaut, desto interessanter blickt richtig anzusetzen. Dafür ist eine
sozusagen durchsichtige Skizze
er zurück, meint Christa Tauss und zeigt, wie spannend es sein (links) hilfreich. Nach Wegfall der
Hilfslinien wachsen die unteren
kann, beim Zeichnen genau hinzusehen. Äste in natürlicher Weise aus dem
Stamm. Der obere Ast hingegen
braucht keine perspektivische
Den krassen Gegensatz zum schlanken Wuchs bil- Verkürzung, da es sich ohnehin im
den die absonderlichen Formen von verwachsenen Profil zeigt.
Bäumen. Sie entstehen, wenn der junge Baum vom
Wind verbogen wird und sich nicht mehr aufzurich-
ten vermag; lediglich die Äste streben gen Himmel.
Beachten Sie, dass die Verzweigungen kaum jemals
größere Bögen beschreiben, sondern eher eckig
und zackig ausfallen. Die Schraffur formt die Gestalt
mit Licht und Schatten und bildet
zugleich die Oberfläche ab, also die
von Baumart zu Baumart höchst
Kaum ein älterer Baum hat einen geometrisch sauber
unterschiedliche Rindenstruktur. In
geformten Stamm. Vielmehr wirken Baumstämme
diesem Beispiel wirkt die Rinde kom-
oft wie vom Leben modelliert, mit all diesen Ausbuch-
pakt mit flachen Schuppen, und so
tungen, Strängen und Höhlungen. Dafür bieten sich
Die meisten Bäume, die kerzengerade wachsen, wird sie auch gezeichnet: den (wei-
senkrechte Formschraffuren an: locker an den Lichtsei-
legen die Äste gleichsam an und verbergen sie chen) Stift flach auflegen und kurz
ten, dicht an den Schattenseiten und Verläufen zu den
unter Nadeln oder – seltener – Laub. Der Stamm verziehen; für dunklere Bereiche in
tieferen Schatten hin.
und die Äste bei der Zypresse lassen sich nur mehreren Schichten.
erahnen, und zwar durch Schraffuren, die zur
Mitte hin immer dichter werden.
1
Die Äste setzen meist rundherum
am Stamm an und sind deshalb
perspektivisch verkürzt; beim
Vorzeichnen ist es deshalb ratsam,
mit Hilfsformen zu arbeiten, wie
auf der vorigen Seite gezeigt.
Anzeige nur in der Druckausgabe
2
Schraffieren Sie die Schatten von den
dunkleren Bereichen aus zum Licht
Aktuelle Angebote auf:
hin; zunächst alles eher schwach als www.freudeamzeichnen.info
eine Art Grundierung. Beim sanften
Andrücken lässt das raue Papier
weiße Sprenkel durchblitzen.
Tipp
Die hinteren Äste befinden 4
sich zwar nur knapp hinter Nach und nach kleiden Sie den Baum mit Rinde und kurzen Strichen
dem Stamm und könnten 3 ein. Die hinteren Äste erhalten blasse Schatten; gerade genug, um sie
daher auch ähnliche Tonwerte Die kurzen Schraffurstriche folgen der abzurunden. Sie bilden gleichsam die Staffage im Hintergrund. Auch
haben. Gezeichnet werden Wuchsrichtung; wo es um tiefe Schattenbe- oben und außen verblasst alles; zuletzt ziehen Sie nur noch schwache
sie allerdings viel blasser und reiche geht, in denen die Rindenstruktur Striche von innen nach außen. So kann das eigentliche Thema, näm-
weicher. Mit diesem einfachen kaum mehr eine Rolle spielt, zeichnen Sie lich die Skulptur, alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Stilmittel bringen Sie Tiefe und Kreuzschraffuren: gut geeignet für unbe-
Räumlichkeit in die Zeichnung. stimmte, aber nicht glatte Oberflächen.
Typisch für die naturbelassene Die Künstlerin entwickelt das Motiv aus einer Strichzeichnung, in der sie die wesentlichen
Auenlandschaft sind die stillen Elemente festhält – manche detailliert und realistisch, andere – wie das Laub im Vorder-
Gewässer, in denen sich hier der
grund – lediglich skizzenhaft. Die Schraffuren mit den intensiven Licht-Schatten-Kontra-
umgestürzte Baum schwach
sten, dem Schwarz und Weiß auch in den Bäumen, sorgen für eine beeindruckende Räum-
spiegelt. Alles ringsum bleibt
weiß; nichts lenkt ab von dieser
lichkeit, die vorne noch verstärkt wird durch die Freifläche mit der Andeutung eines Weges,
stillen Szene. seitlich und oben durch die fast oder gänzlich weiß gebliebenen Bildteile.
Wild-Romantisch
Wo sich die Forstwirtschaft heraushält, zeigt sich der Wald alsbald wild-
romantisch im Kreislauf von Wachstum und Vergehen – für Zeichner ein
Paradies. Maya Vester fängt die verwunschene Stimmung mit feinem
Strich und harten Kontrasten ein.
D
vorgezeichnet, dann ausgemalt
as zeichnerische Element im Pastellbild Harte und weiche Pastellkreide Zeichengrund und Hilfsmittel
und zuletzt mit Details versehen.
steht im Vordergrund beim Konturieren Pastellfarben sind sowohl als Stäbchen wie Im Grunde funktionieren Pastelle auf jedem
Die Blätter treten in der Haupt-
und Schraffieren (ähnlich wie Bleistift und auch als Stifte erhältlich. Die eckigen Stäb- sauberen, trockenen Grund vom Zeichen-
sache nur andeutungsweise auf,
Farbstift) sowie, ähnlich wie in Kohlezeich- chen sowie die Minen der Pastellstifte sind papier über Packpapier bis zur Leinwand.
bisweilen bloß mit einem Stück
nungen, beim Verwischen. Anders als dort härter, die runden Stäbchen weicher. Die Den Unterschied machen die Körnung und
Kreide als Fläche aufgetragen.
lassen sich mit Pastellen natürlich wunder- weichen Stäbchen bestehen hauptsächlich der Farbton. Je rauer die Oberfläche, desto
Dies bringt zum einen Bewegung
bare Farbverläufe einziehen. Dieser male- aus pulverartigen Pigmenten mit etwas besser greifen die Farben und desto leich-
und Dynamik ins Bild und lässt
rische Aspekt zeigt sich besonders bei Mar- Kreide und Gummiarabikum. Da sie kaum ter lassen sich körnige Effekte erzielen. Die
die Blätter zum anderen so weit in
garet Evans‘ Blumenmotiven auf den näch- Bindemittel enthalten, brechen sie leicht Farbe des Papiers bestimmt die gesamte
den Hintergrund treten, dass sie
sten Seiten, die sozusagen von Natur aus und färben bereits beim Reiben mit den Bildwirkung mit. Auf der sicheren Seite sind
den Blüten keine Aufmerksamkeit
nach entsprechender Farbigkeit rufen. Welch Fingern. Harte Pastelle hingegen enthalten Sie mit Pastellkartons, die es jeder Farbe und
wegnehmen können.
unerhörte, fast neonlichtartige Leuchtkraft deutlich weniger Pigmente , dafür mehr in unterschiedlichen Körnungen gibt. Hilf-
in Pastellen beim Spiel mit Hell-Dunkel-Kon- Bindemittel – der Farbanteil ist geringer. reich beim malerischen Verwischen sind der
trasten steckt, sehen Sie sodann am Beispiel Daher vibrieren ihre Farben nicht so stark Pastellpinsel (z. B. der Duo-Pastellpinsel von
einer nächtlich-verregneten Straßenszene. wie jene von weichen Pastellellen, sind Habico), eventuell ein Papierwischer (wobei
Schließlich laden wir Sie dazu ein, nach dem aber dichter. In der Regel ist Pastellkreide, Sie die Farben ebenso gut, oder sogar besser
Vorbild von zwei Fotos eine kraftvolle Land- zunächst trocken aufgetragen, mit Wasser mit dem Finger verwischen können) und
schaftsstudie zu komponieren. aquarellartig vermalbar. Fixierspray, um das fertige Bild zu schützen.
Die Pastellfarben besitzen also eine unge-
wöhnliche Farbkraft und kommen keines- Wenn es darum geht, Farben
wegs nur in sanften Pastelltönen; diese richtig zum Leuchten zu bringen,
Bezeichnung rührt eher vom samtigen Cha- bietet sich ein schwarzer Pastell-
rakter her. Der Begriff „Pastell“ geht auf das Aus dieser Grundpalette grund an; der Betrachter beurteilt
italienische Wort „pasta“ (Teig, Brei) zurück. können Sie jeden belie- die Helligkeit von Farben nicht
bigen Farbton erzeugen: sozusagen objektiv, sondern rela-
Zitronengelb, Siena, Umbra tiv zur Umgebung. Das Schwarz
Mehr Informationen zur Pastelltechnik, gebrannt, Karminrot, Hell- hebt somit die feurig gelb-roten
Anleitungen, und Tipps finden Sie auf rot, Ultramarin und Preu- Farbenspiele hervor, die zusam-
www.freudeamzeichen.info ßischblau. men mit dem Grün der Stängel im
Gleichgewicht zu den dunkelblau-
en Blüten stehen und diese in man-
chen Bereichen förmlich durch-
Tipps: • Pastellkreiden färben leicht schließen, schütteln – und die Kreiden sind dringen. Die hellsten Bereiche sind
aufeinander ab, sofern sie nicht wieder so gut wie neu. wiederum die Glanzlichter in Weiß
• Wenn Sie Farbe flächig sehr sorgfältig getrennt von- • Es lohnt sich, unterschiedliche Härten auf den Blüten und in einem sehr
auftragen wollen, bre- einander aufbewahrt werden. anzuschaffen – von hart für dünne Striche hellen Gelb auf den Stängeln.
chen Sie einfach ein Stück Fremdfarben und Schmutz bis weich für satte Farbflächen.
Kreide ab und ziehen den gehen sehr einfach ab, wenn Sie Scheuen Sie sich nicht, Stückchen abzu-
Stummel mit der Breitseite die Kreiden in einen mit Reismehl brechen; mit der Breitseite des Stummels
über den Zeichengrund. halb gefüllten Behälter geben. Ver- lassen sich gleichmäßige Flächen anlegen.
Auf blauem Farbgrund wirkt das Motiv deutlich kühler. Das Blau
J e gröber die Struktur, desto stärker ist auch der Abrieb der Pastell-
kreiden. Hier wurden die Blütenblätter mit kräftigen, dicken,
tangentialen Strichen angedeutet; die Glanzlichter sind dünne wei-
schafft Distanz und bringt damit Tiefe ins Bild. Die Kontraste
zwischen den Gelb- und Grüntönen erscheinen stärker und die
einzelnen Blüten treten prominenter hervor.
ße Striche oder Tupfer. Im Gegensatz zu den „groben“ Elementen
erscheinen manche Bereiche glatt: Hier genügt es, die Farbe mit dem
Finger oder dem Papierwischer zu verwischen. Der rote Farbgrund überzieht das
Glattgewischt wurden auch die Blütenblätter im Beispiel unten; für Motiv mit einem Hauch von Rosarot.
blasse Farben wie hier eignet sich ein blasser Papierton, der die eben- Die Schatten erscheinen weicher und
falls blassen Blütenfarben klar und rein erscheinen lässt. verschwimmen an manchen Stellen,
die Kontraste sind insgesamt weniger
ausgeprägt.
Rosen
Aus dezenter Umgebung tritt die rote
Etoile de Hollande umso prächtiger
hervor; die anderen Blüten und Farben
bilden die harmonische Begleitung.
1
Als Vorbild für die Bleistiftskizze dienen Blumenfotos, aus
denen das Bouquet komponiert wird. Das eröffnet mehr kre-
ativen Spielraum, als wenn Sie sich an nur ein Foto hielten.
2
Zum Vorzeichnen des Motivs nehmen Sie weiße Pastell-
kreide. Das blassblaue Pastellpapier als Farbgrund lenkt
nicht von den Blütenfarben ab, sondern nimmt sie an
den weichen Rändern schön in sich auf.
3
Beginnen Sie die Ausarbeitung mit den Schat-
ten in dunkelblauen und grauen Farbtönen; am
besten den Kreidestummel flach auflegen und
leicht verziehen. Die Papierstruktur bleibt sichtbar.
4 7
Fahren Sie nach außen hin mit mittleren Grüntönen fort, Die in Gelbtönen gezeichnete Rose lässt den bläulichen
die das Blattwerk andeuten. Beachten Sie dabei, dass die Farbgrund ebenso durchblicken wie die dunkelblauen
Farben auf getöntem Papier immer dunkler herauskom- Schattenstriche. Wiederum sind es entsprechende Far-
men als auf weißem Zeichengrund. bakzente – hier in Rot –, die sich auf die benachbarten
Blütenfarben beziehen.
8
Bei der gestreiften Rose (Sorte Rosa mundi) verwenden Sie wieder
helle und dunkle Rosatöne; die Blütenblätter (und Farbstriche)
streben sternförmig auseinander. Das Gelb stellt den farblichen
Zusammenhang her, und als vierte und fünfte Farben schimmern
auch hier die hellen und dunklen Blautöne durch.
5 9
Die rote Rosenblüte (Sorte Etoile de Hollande) Der roten Knospe geben ein oder zwei blaugraue
füllen Sie mit mittleren Rottönen und einem Striche eine gewisse Transparenz und lassen sie leichter
dunklen Rosaton heraus; die Blütenränder und erscheinen. Eigentlich ist das Bild fertig.
Schatten bleiben skizzenhaft.
10
6 Zuletzt aber soll die prachtvolle Farbe der
Für die beiden hellen Rosen (Sorte Penny Lane) Kletterrose noch mehr Farbtiefe erhalten.
links im Bild nehmen Sie sehr helle und dunkle Dazu zeichnen Sie die Blüte so kräftig nach,
Rosatöne sowie Rot und Gelb; die gelben Striche dass kaum noch Sprenkel durchscheinen.
stellen die farbliche Verbindung zu den Rosen auf Sodann nehmen Sie mit dem Pinsel ein
der rechten Bildseite her. Die Blütenblätter deuten wenig Wasser auf und malen damit vorsich-
Sie zum einen durch eckige, mit der Breitseite des tig in die Blütenmitte; überschüssiges Wasser
kurzen Kreidestückchens gezeichnete Flächen an, nehmen Sie sofort mit dem Tuch auf. Der
zum anderen mit schwungvollen Strichen mit der schöne Effekt: Die Farbe verfestigt sich, der
Spitze des Stifts. Auftrag wird glatt.
Anzeige nur in der Druckausgabe A n einem regnerischen Abend begleitete ich meine Frau beim
Einkauf, auch um mir Inspirationen zu diesem Thema zu holen.
Auf der nassen Straße spiegelten sich die Lichter. Das war sehr male-
risch, wirkte aber deshalb recht trostlos, weil nur wenige Menschen
unterwegs waren. Für mein Motiv einer nächtlich beleuchteten Ein-
Aktuelle Angebote auf: kaufsstraße brauchte ich dazu noch Leben, und das heißt Menschen.
Wieder zu Hause, machte ich mich gleich an die Arbeit.
www.freudeamzeichnen.info Ich entschied mich für eine Kreidezeichnung auf einem anthrazit-
farbenen Pastellkarton, der auch schon die Grundierung liefern konn-
te. Allerdings nahm ich nicht die strukturierte Vorderseite, sondern
die glatte Rückseite. Zeichnen wollte ich auf der Staffelei, damit der
Farbstaub abgleiten konnte. Die Kreiden brach ich in zwei Teile, um
auch mit der flachen Seite die Farbe flächig auftragen zu können.
1
Die Personen werden nur flüch-
tig skizziert. Ich mache ein paar
Bleistiftskizzen und skizziere dann
das Motiv auf dem Pastellkarton
mit heller Kreide. So kann ich
mich orientieren, ohne mich skla-
visch daran halten zu müssen.
Als Anhalt für die Häuserzeilen
können Sie gut ein entspre-
chendes Foto nehmen; das hilft
Ihnen, die Straße in der richtigen
Perspektive zu zeichnen.
Material
• Farbkreiden
en
(hier Carré-Kreid
von Conté)
• Pastellkarton in 5 cm
Anthrazit 5 0 x 6
o)
(z. B. von Fabrian
oder Tonka rt on
2
Die Straße bleibt einstweilen schwarz, während der Himmel und manche Gebäude-
teile nach und nach ihre ersten Farben erhalten – die ich da und dort verwische.
3
In der nächsten Phase setze
ich kraftvoll die helleren Lich-
ter der Leuchtreklamen und
beleuchteten Schaufenster.
4
Immer mehr Farben kommen
hinzu. Ich überarbeite den
Himmel und umreiße die Per-
sonen mit schwarzer Kreide.
Die Umrisse der Personen
lege ich in Schwarz fest. Die
Positionierung will gut über-
legt sein, da sich später kaum
mehr etwas daran ändern
lässt: Korrekturen wären
recht aufwendig.
6 So sehr die Farben in dieser Zeichnung auch leuchten: Der Neon-Effekt in dieser
Richtig Atmosphäre kommt in der letzten Zeichnung hingegen beruht lediglich auf der Kontrastwirkung von hell auf dunkel.
Phase erst mit dem Farbenspiel der waa- Das menschliche Auge nimmt einen Farbton relativ zur Helligkeit oder Dunkelheit
gerecht aufgetragenen und verwischten der Umgebung wahr. Auf hellem Untergrund würden sich längst nicht diese spekta-
5 Reflexionen ins Bild. Sie erleuchten die kulären Effekte ergeben. Mit echten Leuchtfarben (oder Neonfarben) hat das nichts
Ich gebe den Figuren ein klein Straße gewissermaßen auch von unten und zu tun. Deren Leuchtkraft beruht darauf, dass die enthaltenen Leuchtpigmente mehr
wenig Farbe, jedoch so, dass die verweisen (zusammen mit den Schirmen) sichtbares (farbiges) Licht abgeben, als sie von außen erhalten. Die dafür nötige Ener-
Konturen deutlich stehen blei- auf nasse Straßen und Regenwetter. Gerade gie stammt vom unsichtbaren ultravioletten Licht. Die Leuchtpigmente wandeln die
ben. Hier und da setze ich noch durch den doppelten Lichterglanz entsteht UV-Strahlung in sichtbares Licht um; typisch dafür sind die Signalfarben Blaugrün,
ein paar Lichter in die Häuser. so etwas wie festliche Stimmung. Gelb und Rot, die bei Licht stärker leuchten als die normalen Farben der Umgebung.
Himmel und 3
Arbeiten Sie die Details, die Farbigkeit und
Wasser
die Licht-Schatten-Kontraste weiter aus.
Material schaftsstudie in Pastell zeigt. mit stürmischen Strichen im Himmel und mit
den grellen Reflexen im aufgewühlten Was-
• Pastellkarton, grau ser. Hier dunkeln Sie die Fläche weiter ab und
• weiche Pastellkreid
in Tönen vo
Grün, Gelb,
n
Br
Blau
au n
e,
. A ls Vorbilder für diese Pastellstudie dienen zwei Fotos: das eine für die Bildelemente, ihre
Spiegelungen im stillen Wasser und im Großen und Ganzen auch für die Komposition;
das andere für die Art, wie das Licht auf unruhigem Wasser flimmert. Der graue Pastellgrund
setzen Sie grellweiße Reflexe: sparsamer auf
den Baumspiegelungen, dichter im Licht und
vor allem am linken Ufer.
und in Weiß liefert eine neutrale Grundfarbe. Gezeichnet wird mit weicher Pastellkreide, für Details da und
dort auch mit Farbstiften. Wie ersichtlich, ändert sich mit der Witterung die ganze Stimmung;
• Farbstifte
das windige Wetter in der letzten Phase zeigt sich oben am dynamischeren Wolkenhimmel
ebenso wie im grellen Geflimmer und den zerrissenen Reflexen im Wasser.
1
Entwerfen Sie das Motiv mit einem blauen Pastellstift auf grauem
Zeichengrund mit wenigen Strichen und unterschiedlichen Schraf-
furen: waagerecht parallel für die Wasserfläche, kurz und schräg für
die Baumkronen und als Formschraffuren das Gelände. Dabei hal-
ten Sie den Stift weit vorne und möglichst flach. Weiße Schraffuren
deuten den Himmel und seine Spiegelungen im Wasser an.
2
Vor dem weiß schraffierten Gegenlicht
treten die Farben (Grün-, Braun- und
Gelbtöne) der Bäume sehr deutlich
hervor. Die blaue Untermalung blitzt
stellenweise durch. Einzelheiten können
Sie mit dem Farbstift verstärken. Das im
Licht liegende Ufer bleibt heller als der
Himmel; die Schattenseiten haben kräf-
tige Blautöne. Die blaue Hilfslinie zeigt
die Achse für die Spiegelungen von Ufer
und Bäumen im Wasser an.
Realistische Zeichnungen leben auch von der gelungenen Darstellung von Oberflächen Schraffuren, wie sie sich beim Kritzeln zufäl-
lig ergeben. Sie verlaufen hauptsächlich
durch Schraffuren mit ihren Hell-Dunkel-Kontrasten, also mit Licht und Schatten. Mit in Längsrichtung, dann aber auch schräg
und wellig. Im Spiel von Licht und Schatten
Übungen in Holz und Stein sammeln Sie Erfahrung für größer angelegte Zeichnungen. zeigt sich die ungeschliffene Struktur. Schat-
tenstriche unterhalb der Steine deuten die
tiefer liegenden Fugen an.
1
Für geometrische Konstruktionen ist das Lineal hilfreich – jedenfalls
als feine Hilfslinie, die Sie frei Hand kräftig nachzeichnen können
(Stift HB). Beim Darüberwischen mit dem Knetgummiradierer bleibt
nur der freie Strich stehen (siehe Tipp auf der nächsten Seite).
2
Auch bei der Kellertreppe wirkt der freihändige Strich natürlicher,
zumal es sich hier um grob zugehauene und schon abgetretene
Treppenstufen handelt; was aber nicht bedeutet, dass die alten
Maurer ihr Werk nicht genau konstruiert hätten. Geometrie und
Perspektive müssen also auch in der Zeichnung stimmen.
Selbst aus Licht und Schatten gebaut, ändern sich die Oberflächenstrukturen
in der Zeichnung je nach Beleuchtung. Und die Lichtführung entscheidet 3
zusammen mit der perspektivischen Richtigkeit, ob ein Raum räumlich wirkt, Das Gleiche gilt natürlich für „hölzerne“ Elemente. Zwar
wird die Vorzeichnung später verschwinden. Doch wenn
wie Thomas Boehler am Beispiel eines südländischen Wirtschaftskellers zeigt: Sie die Vorzeichnung klar und sauber ausführen, können
Sie später gut da und dort interpretieren, ohne dabei die
Das grelle einfallende Licht erzeugt zugleich starke Kontraste. Konstruktion selbst zu gefährden.
4
Der Einfachheit halber stehen Tisch und Hocker
parallel zur Wand, sodass die perspektivische
Darstellung nicht allzu kompliziert wird.
5
Bei zylindrischen oder konischen Elementen ist es
zwecks besserer Orientierung immer hilfreich, eine 8
Mittelachse als Hilfslinie einzuziehen. Während kantige Formen kantige Schatten
werfen, erscheinen die Schatten bei rund-
lichen Formen als Tonwertverläufe. Dies
betrifft sowohl die Schlagschatten wie auch
die Eigenschatten; hier schon ersichtlich bei
den beiden umgestülpten Eimern. Die Art
der Schattenschraffur hängt natürlich von
der Oberfläche ab: Das glatte Metall der
Eimer und Fassbänder wird geschummert
(die ausgesparten Bereiche glänzen), wäh-
rend die Fassdauben mehr oder weniger
dichte Parallelschraffuren erhalten.
6
Nachdem nun die Vorzeichnung steht, geht es um
Details wie Türfüllung und Ziegelwand; hier ach-
ten Sie bitte auf den regelmäßigen Versatz. Nun
sollten auch die bisher zu geradlinigen Kanten der
Treppe etwas beiläufiger nachgezogen werden.
Tipp
Wenn Sie den Knetgummiradierer nicht ken-
nen: Unbedingt besorgen! Mit ihm ist es ein
Leichtes, Hilfslinien zu entfernen oder aus
mehreren Strichen den besten zu isolieren:
Was Bestand haben soll, ziehen Sie einfach
kräftig nach. Dann wischen sie über den
ganzen Bereich, der dabei so verblasst, dass
die schwachen Striche verschwinden und
nur die kräftigen bleiben. Abgesehen davon
können sie mit dem Knetgummiradierer
Bereiche gezielt und abgestuft aufhellen.
7
Die Holzteile masern Sie sozusagen als
Grundierung mit recht mehr oder weni-
ger gleichmäßigen Parallelschraffuren.
An dieser Stelle achten Sie noch nicht 9
sonderlich auf Licht und Schatten. Und In dieser Phase zeigen sich nun alle Bereiche, die markante Strukturen
beginnen Sie bitte auch nicht, eines der oder Details zeigen, gleichmäßig vorbehandelt. Die großen Flächen
Elemente komplett auszuarbeiten; das von Boden und linker Wand werden später in einem Zug bearbeitet.
Abdunkeln oder Aufhellen soll simultan Nun werden mit den Schatten zugleich die Strukturen verdeutlicht; den
mit den anderen Bildteilen erfolgen. Anfang macht hier die Treppe mit den kurzen, „zackigen“ Schraffuren.
10
Das raue Aquarellpapier nimmt Farbe
beim sanften Schraffieren mit der
flach aufliegenden Mine nur an den
erhabenen Bereichen an. Das macht
es leicht, einen rauen Verputz an die
Wand zu werfen. So erhalten auch die
Ziegelwand und der Boden eine kör-
nige Oberfläche, letzterer allerdings
sehr viel schwächer. Anzeige nur in der Druckausgabe
11
Nach und nach verstärken Sie in allen
entsprechenden Bereichen die Schat-
ten und Strukturen. Wenn Sie dabei
von Stelle zu Stelle springen, da ein
bisschen nacharbeiten und dann dort
weitermachen, haben Sie immer einen
guten Überblick und können Licht und
Schatten ausgewogen verteilen: Sie
sehen, wo die Schatten tatsächlich am
tiefsten und die Schraffuren (mit dem
sehr weichen Stift 6B) am schwärzesten
ausfallen sollen.
12
Zuletzt lassen Sie grelles Licht in
die Bodega strömen, in dem Sie die
Schatten in den zu beleuchtenden
Bereichen einfach wegwischen oder
abtupfen. Mit dem Knetgummi haben
Sie dabei leichtes Spiel. Wenn Sie eine
Spitze modellieren, kommen Sie in
alle Winkel und können regelrechte
Lichtkanten zeichnen. Ebenso gut
lassen sich kleine Bereiche abtupfen.
Wenn Sie damit zufrieden sind, lassen
Sie die Zeichnung ruhen; vielleicht
gibt es anderntags mit frischem Blick
doch noch dies oder jenes zu tun.
1
Die Vorzeichnung – nur die Konturen, keine Schattie-
rungen – erfolgt mit dem eher weichen Bleistift 2B.
Mit der Farbgebung beginnen Sie, wie stets bei Farb-
stiften, mit den hellsten Tönen. Wenn Sie nun im
dunkleren Ton darüber schraffieren, blitzt die Grun-
dierung in hellen Sprenkeln durch und es entsteht ein
lebendiger „Anstrich“. Dunkel auf Hell hingegen wür-
de die Farbe abstumpfen.
Fotos: iStock
2
Der Ausschnitt legt den Schwerpunkt Turmhohe Ausblicke wie dieser sind eher etwas für Auf der Sonnenseite bleibt es
der Zeichnung auf die Krümmung des schwindelfreie Könner; praktischer sind Fotos, von beim hellen Wandanstrich. Das
Gässchens; das im Foto dominierende denen sich auch die nicht ganz einfachen Umrisse ausgesparte Fachwerk erhält eine
Haus rechts spielt keine Rolle. perspektivisch richtig abnehmen lassen. rötliche Grundierung.
3
Lassen Sie beim Einziehen der Balken ruhig etwas
Papierweiß durchblitzen. An der rechten Wand
bleibt oberhalb der Holzes ein Sims frei. Wenn Sie
im nächsten Schritt das Fachwerk in einem dunklen
Braun nachziehen, wirken die Balken durch die
zusätzliche Farbtiefe nicht mehr wie aufgemalt,
sondern wie plastisch in die Mauern eingebettet.
4
Für die Fensterscheiben brauchen Sie gespitzte
Stifte: Der Zwickel rechts oben wird schwarz für
die Schatten, der Rest braun und dann lassen
Sie auch noch ein paar Blitzer stehen.
5
Die Fenstergitter tönen Sie schwach, die
hinteren Wände kräftig in Rosa. Den Kamin
zeichnen Sie in Braun, ebenso die Schatten
der Simse und der Dachtraufe. Zuletzt Ohne die lediglich konturierten anderen Gebäude würde das Fachwerkhaus verloren
zeichnen Sie alle sonstigen Umrisse in und haltlos im leeren Raum stehen; mit ausgeführter Stadtarchitektur wäre das Gebäude
einem mehr oder weniger kräftigen lediglich Bestandteil des ganzen Ensembles. In dieser scheinbar halbfertigen Version
Dunkelbraun nach. hingegen erhält das Motiv seinen Studiencharakter. Beachten Sie auch, wie standfest
das Haus wirkt, obwohl die Zeichnung unterhalb vollkommen abbricht. Da sich jedoch
die Schrägen der Unterkante des Hauses in den Straßenfluchten fortsetzen, gibt es keine
Zweifel am hügeligen Standort.
Brügge
Die Altstadt der flandrischen Stadt Brügge
2
In den folgenden Phasen werden die architek-
tonischen Formen, die Schattierungen und die
ist seit dem Jahr 2000 Weltkulturerbe. Adä- Tonwerte mit Parallelschraffuren (waagerecht
quaten Ausdruck findet sie in der Zeichnung hauptsächlich bei Brücke und Wasser) verdeutlicht.
Die Baumkrone wird lediglich gekritzelt.
mit Kohle und Kreide, für die Rob Komala
braunes Packpapier empfiehlt.
3
Nach und nach werden die Bildteile sozusagen immer
dunkler. Doch sollten Sie nicht einzelne Elemente nach-
einander fertigstellen, sondern von Bildteil zu Bildteil
springen. So haben Sie ein besseres Gefühl für die
A uf und mit dem braunen Packpapier (raue Seite) erhält die Zeich-
nung einen gewissermaßen altväterischen Ton und wirkt insge-
samt farbiger, als sie tatsächlich ist, denn gezeichnet wird nur mit
ausgewogene Verteilung von Helligkeiten und Dunkel-
heiten, Licht und Schatten. Denn nachträgliches Nach-
dunkeln ist immer einfacher, als Elemente aufzuhellen,
hartem Kohlestift und, in den letzten Schritten, weißer Kreide. Das die von Anfang an zu dunkel angelegt wurden.
Foto dient als Anhalt für komposito-
rische Skizzen mit Bleistift. Ziel ist
es, dem Motiv näher zu kommen
und dabei den interessantesten
Ausschnitt zu finden. Zur Annähe-
Material
rung kann es auch hilfreich sein, • Packpapier
entsprechende Bildteile auf dem • Kohlestift, Här
te 3
Foto abzudecken. • Weißkreide
1
Die Vorzeichnung auf Packpa-
pier mit dem Kohlestift folgt
der Skizze rechts unten. Wie
groß Sie die Zeichnung anle-
gen, bleibt Ihnen überlassen;
empfehlenswert ist etwa A4.
4
Beim Schraffieren des Baums können
Diese Skizze erhält den Vorzug unter Sie ruhig kraftvoll kritzeln; das ist auch
den Varianten: Bei ihr stehen die ein schöner Gegensatz zu den klaren
wesentlichen Elemente (Turm, Brücke, architektonischen Formen. Beachten Sie:
Laub) im guten Verhältnis zueinander. Das Brückengeländer bleibt ausgespart.
5
Das Braun des Packpapiers erlaubt es,
bestimmte Bereiche effektvoll mit der weißen
Kreide ins Licht zu setzen. Im Ausschnitt zeigt
sich auch, wie die grobe Struktur des Papiers die
Flächen leicht aufbricht. Selbst das Schwarz des
Brückenpfeilers oder in den Zwischenräumen
des Geländers erscheint nicht glatt eingefärbt.
6
Die weißen, vage auslaufenden Schraffuren beleben
den Himmel und geben ihm die nötige Tiefe. Er weicht
zurück, zugleich rückt die Szenerie nach vorne. Dazu
gehören auch die Spiegelungen des Himmels im Was-
ser. Bei den Gebäuden legen Sie die weißen Schraf-
furen, ebenso wie zuvor die schwarzen, zunächst
schwach an und gehen dann stellenweise kräftiger
darüber. Mit Blick auf das vorläufige Ergebnis werden
zur Verstärkung der Kontraste zuletzt noch da und
dort dunkle Akzente gesetzt. Vergessen Sie nicht, die
Zeichnung mit Fixierspray zu schützen!
gen will, setzt Schwerpunkte; Ausschnitt und Blickpunkt bestimmen die Komposition. tigen, was Maler, Zeichner und Fotografen Ausschnitt an, der
Kreuzungspunkt nach
immer schon gewusst haben: Das Bild wirkt
Und dann geht es darum, die Räumlichkeit der Natur auf flachem Papier zu simulieren. viel spannender, wenn das Hauptmotiv etwas der Drittel-Regel liegt
aus der Bildmitte rückt. außerhalb der Mitte
und auf dem interes-
Die Drittel-Regel santesten Teilmotiv.
Vorbild Foto
Alle Element der Skizze finden sich in dieser Das gleiche Motiv, jedoch aus einer seit-
Studie wieder. Dennoch wirkt sie von oben lichen Perspektive: Nun wirkt alles sehr viel
Fotos können bereits gelungene Gesamt- bis unten langweilig: angefangen mit der dynamischer. Die Brücke bekommt Span-
kompositionen liefern, bisweilen bieten sie frontal-waagerechten und statischen Brü- nung, der Wasserfall kann dramatisch
aber auch nur Inspirationen bzw. Details. In diesem Beispiel entlehnt die grobe Skizze Die Ausarbeitung hält sich an die Skizze; das ckenlinie über das senkrecht fallende Wasser anschwellen, die versetzten Uferfelsen sor-
Auf jeden Fall lohnt es sich, genau hinzu- dem Foto lediglich eine kleine Baumgruppe und Foto liefert das Vorbild für Einzelheiten wie bis hin zum Fluss, der dem Betrachter gera- gen für Bildtiefe und schließlich kann das
sehen, was übernommen werden soll. stellt sie ins Zentrum des Geschehens. Laubgruppen, Stämme usw. dewegs entgegenströmt. Wildwasser am Betrachter vorbeitosen.
Komposition: Der Horizont Im Gebirge definieren die Bergkämme den Horizont; in Ebe-
nen ist er ein gerader (und meist langweiliger) Strich, es sei
D ieses einfache
Beispiel zeigt
auf einen Blick, wor-
Zentrales Thema sind die Wind-
mühlen, für die sich natürlich ein
Hochformat anbietet. Zwar geht
W as sich bei gutem Licht gegen den Horizont
abzeichnet, hat meist eine klare Form, oder,
anders gesagt: Je klarer Sie die Form zeichnen, desto
auf es bei der Bild- dadurch im Bild Weite verloren, klarer ist die Sicht; dieses atmosphärische Element
komposition am doch Schilf und Ufer an der Was- kann viel zur Stimmung in einer Bleistift- oder Kohle-
meisten ankommt – serlinie reichen bis zum Bildrand zeichnung beitragen, der ja der farbliche Ausdruck
Das Hauptmotiv rückt
und wie Sie sich ein und verführen den Betrachter fehlt. Hier ist es ein gutes Stilmittel, mit geraden Lini-
aus der horizontalen
Foto zum Vorbild dazu, die Szene weiterzuführen. en zu arbeiten, und zwar auch bei unregelmäßigen
Bildmitte fast zum
nehmen können, Gestalten wie bei Gebüschen oder Bäumen.
Rand hin. Da jedoch
ohne es zu kopieren.
beide Windmühlen
gemeinsam dem
Die Wasserlinie Schwerpunkt bilden,
ist zugleich die bleibt die Komposition
Horizontlinie und im Gleichgewicht.
sitzt nach der
Silhouetten:
Drittel-Regel auf der
Die Beispiele zeigen links die gekritzelte , rechts
unteren Drittellinie
jeweils die mit geraden Linien streng ausgeführten
(Linien zur Verdeutli-
Versionen von Zaun, Baum und Gebüsch, Haus
chung in Rot).
sowie dasselbe Gebäude mit Schraffur.
Weites Land 3
Mit Licht- und Schattenseiten an
Dächern und Wänden treten die
Gebäude plastisch heraus. Die
Auf plattem Land mit vergleichweise wenigen
zuvor noch vagen Bäume nehmen
spannenden Elementen beeindruckt vor allem die durch die mit dem etwas steiler
Weite des Landes unter hohem Himmel. Umso mehr gezeichneten Äste Gestalt an; die
Zäune und sonstigen Details brin-
Aufmerksamkeit verdient die Komposition. gen etwas mehr Realismus ins Bild.
1
In der Skizze empfiehlt es sich, erst
die vagen Baumformen anzudeu-
ten und sich danach geradlinig an
die Architektur zu halten; was im
Foto gut zu erkennen ist, wird klar
ausgeführt. Einige Schlenker
deuten die Wolkenränder an.
2
Mehr oder weniger dichte Schraf-
furen füllen die Baumformen mit
kurzen Strichen; einige Bereiche
bleiben bis auf ein paar hineinge-
kritzelte Striche frei. Die Bäume
hinter den Dächern setzen die
hellen Dachflächen vom Himmel
ab. Die Weide im Vordergrund wird
nur bereichsweise geschummert.
Studien
In diesen drei Beispielen zeigt Tiest
Simons, wie Sie durch die Wahl von Blick-
punkt und Komposition Landschaften
effektvoll inszenieren können.
Hoher Horizont–
massive Wirkung
In dieser Perspektivstudie
eines Walliser Gebirgs-
dorfs wird der Betrachter
vom massiv aufragenden
Gebirge förmlich überwäl-
tigt. Durch den Blickwin-
kel von unten mit der sehr
hohen, knapp zum Bild-
rand reichenden Horizont-
linie des Gebirgskamms
fühlt man sich selbst recht
klein, und genau diese
Empfindung drückt sich in
der Zeichnung aus.
Pferdeporträts
Große Tiere, große Gefühle: Häusliche Mitbewohner wie Hund & Katz’ einmal
Fotos: iStock
ausgenommen, stehen uns Pferde emotional näher als alle anderen Tiere – eine
unwiderstehliche Einladung zum Porträtieren, meint Christa Tauss.
In der Frontalansicht
zeigt sich die Keilform
des Schädels. Die Augen
stehen weiter seitwärts,
als man vermuten würde.
Foto: iStock
1
Für die Skizze nehmen Sie am besten
den Stift 3B; ziehen Sie die Linien
kräftig nach und wischen Sie mit dem
Knetgummi darüber; die brauchbaren
Konturen bleiben stehen.
Material
• Zeichenpapier, glatt
• Bleistift 2B, 3B
• Knetgummiradierer
• Anspitzer
3
Beim linken Pferd deuten Sie die blonde Mähne
lediglich mit lang gezogenen, schwungvollen
Strichen an (2B); fürs Schummern des Kopfes
nehmen Sie wieder den etwas weicheren 3B. Am
dunkelsten ist das Auge, die Lider bleiben hell.
4
Die Haarstriche der anderen Mähne zeichnen Sie einfach
dichter und mit dem flach gehaltenen Stift 3B; so setzt sie
sich auch gut von der blonden Mähne ab.
5
Achten Sie in der Ausarbeitung genau
auf die Richtung des Lichteinfalls
(hier von rechts): Die Mähne der
Stute verdichtet sich zur linken Seite
hin, wobei das Auge unter den Haa-
ren dunkel angedeutet bleibt. Die
Nüstern werden durch einen dunklen
Schattenbogen gebildet, und die dem
Licht zugewandte Wange bleibt. Das
Fohlen hingegen ist eher im Schatten,
nur die Lider und Nüstern zeigen sich
als Lichtbögen. Wenn Sie, wie hier
vorgeschlagen, die Körper lediglich
skizzieren, verdeutlichen Sie die
Aussage der Zeichnung – und bedie-
nen sich nebenbei des effektvollen
künstlerischen Stilmittels, nämlich der
gezielten Unfertigkeit.
Herstellernachweis
buttinette, Industriestraße 22, D-86637 Wertingen,
Tel.: +49 (0)82 72/99 66 33, www.buttinette.de
ColArt Deutschland GmbH, Gutenbergstraße 4,
63477 Maintal, Tel.: +49 (0)61 09/76 46-60, info@colart.de
Faber-Castell Vertrieb GmbH, Nürnberger Straße 2,
90546 Stein, Tel. +49 (0)9 11/99 65-0, www.faber-castell.de
HABICO-Künstlerpinselfabrik Bieringer GmbH,
Liebersdorfer Str. 4, D-91572 Bechhofen,
Tel.: +49 (0)98 22/60 995-0, www.habico.de
Hahnemühle FineArt GmbH, Hahnestraße 5,
37586 Dassel/Relliehausen, Tel.: +49 (0)55 61/791-235,
www.hahnemuehle.de
Junghans Wollversand GmbH & Co. KG,
Auf der Hüls 205, D-52055 Aachen,
www.junghanswolle.de
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