Freude Am Zeichnen Malen Ausgabe 12 2012

Freude am Zeichnen
Nr. 12 Deutschland € 4,50

Österreich € 5,20 • Schweiz SFR 8,90
BeNeLux € 5,30 • Italien € 5,30
Besuchen Sie uns auf www.freudeamzeichnen.info Clubvorteile und

Online-Videokurs!
Leuchtende
Tier-Pastelle
Schritt für Schritt
Workshop:
Malerisch mit Graphit
und Pinsel
Farbkreide:
Verwischen,
einfach und effektvoll
Starke Motive
Übungen und Profi-Tipps
Pastell-Künstlerin
Loes Botman
Von der Skizze Auftritt in

zur realistischen Schwarzweiß
Zeichnung 200524221248QH-01 am 24.05.2020 über http://www.united-kiosk.de
Liebe Zeichenfreunde,
Vielleicht kennen Sie Loes Botmans Tierpastelle schon
aus Ausgabe Nr. 7. Auf Wunsch vieler begeisterter Leser
stellt die holländische Künstlerin nun weitere wunderbare
Motive vor und beschreibt exklusiv für diese Zeitschrift
ihre faszinierende Technik Schritt für Schritt: eine Ein-
ladung, die Sie nicht ausschlagen sollten …
Ebenfalls in Farbe geht Franz-Josef Bettags Kurs „Zeich-
nen mit Farbkreide“ in die dritte Runde. Auf S. 24 geht es
um den für viele Zeichner spannendsten Aspekt, nämlich
dem sachgerechten und effektvollen Verwischen. Sollten
Sie die ersten beiden Kursteile versäumt haben, einfach
nachschauen auf www.freudeamzeichnen.info oder auf
Papier nachbestellen (siehe S. 68).
Bei aller Liebe zum farbigen und auch malerischen
Zeichnen: Standard, sozusagen die Mutter aller Zeichen-
werkzeuge, ist und bleibt der Bleistift nebst seinen schwar-
zen Verwandten, aus denen Sie immer wieder erstaunliche
Effekte holen können. Zum Beispiel eine malerische Note
mit vermalbaren Bleistiften und, Sie lesen richtig, Pinsel
und Wasser. Der Workshop auf S. 44 zeigt Ihnen die diver-
60
Kindlich: Weiches Gesicht
sen spannenden Möglichkeiten.
Und zum direkten Vergleich einer realistischen Farb-
und schimmernde Haut
26
stiftzeichnung mit seinem farblosen Bleistift-Pendant bie- Farbkreide: Richtig ver-
tet sich auf Seite 18 das Rotkehlchen an. Hanne Türk zeigt, wischen mit toller Wirkung
was mit Farbstift nicht gut, doch mit Bleistift und Radie-
rer leicht geht: beim nachträglichen negativen Zeichnen
räumliche Effekte zu schaffen.
Dabei – und mit den vielen anderen Motiven, Tipps und
Anleitungen – wünsche ich Ihnen viel Freude am Zeichnen.
Herzlichst, Ihr
Norbert Landa/Herausgeber
2 Freude am Zeichnen 12
200524221248QH-01 am 24.05.2020 über http://www.united-kiosk.de
Inhalt
Pastell
Emotionen in Pastell . . . . . . . . . . . . . . . . .4
Bleistift
Kaktusblüte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Weiß auf Schwarz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Grau, aber oho! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Wenn einer eine Reise tut . . . . . . . . . . 36
Augenblicke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Farbstift
Rotkehlchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Farbkreide
Zeichnen mit farbiger Kreide
Teil 3: Verwischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Kohle
40 Schwarzenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Reiseskizzen: Stift und Zeichen-
block sind immer dabei. Wasservermalbarer Bleistift
Workshop: Malerisch mit
Graphite Aquarelle . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Bäume und Räume . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Rötel
Online-Kurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Gewinnspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Herstellernachweis . . . . . . . . . . . . . . . . 66
58
Auf die Augen kommt es an:
Skizzen, Profi-Tipps und Motive
16
Weiß auf Schwarz:
So einfach lassen Sie das
Papierweiß mitgestalten.
Die nächste Ausgabe

von Freude am Zeichnen
erscheint Anfang Januar 2013.
Besuchen Sie uns auf

www.freudeamzeichnen.info
Freude am Zeichnen 12 3
Pastellkreiden
Umgeben von Tieren und Pastellen:

die holländische Künstlerin
Loes Botman in ihrem Atelier.
Emotionen in Pastell
Wie aus dem freien Spiel von Farben
und Strichen emotionale Tierporträts
entstehen, zeigt Ihnen Loes Botman.
„Tiere sind Gefühlsmenschen mit wenig Verstand“, sagt
der große Naturforscher und Nobelpreisträger Konrad
Lorenz. Genau diese emotionale Welt sollen auch meine
Tierporträts ausdrücken. Deshalb lasse ich mich bei der
Arbeit auch von Stimmungen leiten. Oft spiele ich mit
dem Farbgrund, der ungeplant und intuitiv zustande
kommt. Erst dann kommt mir in den Sinn, welches Tier
dazu passen und in welcher Farbigkeit ich es anlegen
könnte. Seinen Reiz erhält das Bild durch die sozusagen
unnatürlichen Farbenspiele im Gegensatz zu den natura-
listischen Umrissen.
Lassen Sie die Farben sprechen!

Auf dieser und den folgenden Seiten sehen Sie einige
fertige Bilder aus meinem Atelier. Dann zeige ich Ihnen
Schritt für Schritt, wie das Katzenmotiv zustande kommt.
Ich lade Sie ein, die Katze nachzuempfinden und sich dann
Stute und Fohlen in trauter Zweisamkeit: an eigenen Motiven zu versuchen. Bitte betrachten Sie
Ebenso harmonisch wirkt auch die Fell- dies als Spiel, das Ihnen Freude machen soll. Lassen Sie
farbe auf den komplementären Blau- sich von Ihren Intuitionen leiten. Darin besteht der Erfolg,
tönen des Pastellgrundes. und nicht im getreuen Nachzeichnen.
Pastellkreiden
Alles darf in Farben spielen, wie es will. Nur nicht die übrigens gezielt in schweren Grüntönen, den unteren
Augen, die den Betrachter emotional mit dem porträtier- Bildteil im leichteren Blau. Üblich wäre es andersherum:
ten Tier verbinden und die ich immer genau und realis- unten schwer, oben leicht. Dann jedoch wäre mir das
tisch zeichne. Den oberen Hintergrund gestalte ich Pferdeporträt zu realistisch ausgefallen.
Pastellkreiden
Pastellkreiden
Goldenes Abendlicht in Rotterdam

und die Eleganz der Schwäne haben
mich zu diesem großformatigen
Pastell (120 x 150 cm) inspiriert.
Hier war es das Motiv, das den Farb-
grund bestimmt hat. Schwäne haben
für mich von Natur aus etwas Dekora-
tives an sich, und diesen Eindruck
wollte ich mit den floralen Elementen
verstärken, die dann, zusammen mit
den Goldtönen, ein wenig an Art Deco
und Jugendstil erinnern.
Pastellkreiden
Katze in Blau unterteilten Farbgrund bestimmten Töne in Orange, Gelb,

Blau und den daraus resultierenden Grüntönen. Dann
strichle ich die Position der Katze und gestalte den Farb-
Mit der Motividee im Kopf geht es in den drei ersten grund weiter aus. Alles erfolgt spielerisch und intuitiv.
Phasen darum, die Farbigkeit der Untermalung und Kom- Dabei wechsle ich ständig zwischen Farbauftrag und dem
position aufeinander abzustimmen. Den in große Bereiche Verwischen mit Fingern und dem Handrücken hin und her.
Material
• Pastellpapier (von
Canson), hellgrau
180 g, 50 x 65 cm
• Pastellkreide
in Blau, Orange-
und Gelbtönen
• Zeichenkohle
• Weißkreide
1
Ich trage die Farben flächig und in
kreisenden Bewegungen mit der
Breitseite der Pastellstäbchen auf
und verwische sie zugleich. In die
gelblich-rötlichen Bereiche will ich
später den Katzenkopf platzieren.
2
Nun spiele ich schon ein wenig mit
feinen, blauen Strichen herum. So
taste ich mich an die Gestalt heran,
um einen Anhalt und ein Gespür für
die weitere Untermalung zu haben.
3
Mit weiteren Blautönen und ver-
wischtem Kreideweiß schält sich
die Figur vage heraus. Kopf und
Brust will ich eher in Richtung
Orange haben, den Körper dunkler
in Blau. Das überdeckt zumeist
auch die feinen Striche von vorhin.
Tipp:
Das Zwischenergebnis kann man
mit dem Fixierspray schützen.
Pastellkreiden
4
Mit der Zeichenkohle skizziere ich
die Konturen zuerst fast unsichtbar;
ich lasse die Kohle eher über den
Farben schweben. Erst wenn alles
hinreichend stimmt, ziehe ich die
Umrisse nach, dann aber präzise.
Tipp:
Schwache, „falsche“ Hilfslinien fallen
nicht auf oder können gut mit Pastell
überzeichnet werden. Wenn Sie
sich nicht sicher sind, können Sie
die Kohlestriche natürlich auch mit
Transparentpapier auf den Farb-
grund durchpausen.
5
Nun deute ich das Fell mit kurzen
Strichen in Blau (Pastell), Weiß
(Kreide) und Schwarz (Kohle) an
und umrahme die Katze links und
rechts unten mit Verläufen ins
Dunkelblau.
Mehr Motive zeigt die Künstlerin

auf www.loesbotman.com
6
Als Sitzplatz wähle ich grünstichiges Grau, zeichne
die Details und setze Glanzlichter auf die Fellränder.
Die Augen arbeite ich zuletzt aus: erst Orange, dann
die Augenränder und die Pupille mit Kohlen und
darauf die kreideweißen Glanzlichter.
Künstlerkarten von Loes Botman

können Sie hier bestellen:
• Online auf www.freudeamzeichnen.info
• Traditionell im Bestellservice auf S. 67.
Für mich zählt der Esel zu den liebenswürdigsten,
charaktervollsten Geschöpfen, und dank seiner „Ohne Tiere wäre es
palmsonntäglichen Rolle hat er auch etwas Feier-
liches an sich. Das versuche ich in den strahlenden
um uns Menschen herum
Gelb-Orange-Tönen und sonnenartigen Elementen verdammt einsam.“
im Himmel auszudrücken.
Kaktusblüte Schwarz auf Weiß oder Weiß auf
Schwarz wie auf den nächsten Seiten:
Für die Vorskizzen spielt das keine Rolle.
;
Jede Blüte hat ihre typische Grundform
hier ein Kelch, der den Anhalt für die
Plat zierung der Blütenblätter gibt.
Aus dieser Perspektive ist die Form
perspektivisch verzerrt.
Das kleine Oval in der Mit te

zeigt den Ansatz des Stängels,
von dem aus sich die Blüten-
blät ter ausbreiten.
Aus diesem Auf bau der

Blüte von innen wird die
Anordnung der Blüten-
blät ter besser verständlich.
Beim Skizzieren lernen
Sie den Grundaufbau
kennen. Das hilf t auch
dann, wenn Sie später die
Umrisse vom Vorbild
abzeichnen sollten.
12 Freude am
m Zeichnen
Zeich
chnen 12
Bleistift
B
Foto: KIM Verlag
Tipp:
Mit dem weichen Bleistif t
können Sie gar keine feinen
Details zeichnen, und beim
Skizzieren ist das auch gut
so. Sie kommen gar nicht in
Versuchung, sich in Einzel-
heiten zu verlieren.
Die Blütenblätter streben aus-

einander und überlappen sich
dabei. Mit dem weichen Bleistif t
4B können Sie das schon in der
Skizze gut darstellen; bei ent-
scheidenden Konturen einfach
stärker andrücken.
Je öfter Sie das Motiv skizzieren

(wofür Schreibpapier vollkommen
ausreicht) oder auch genauer
zeichnen, desto besser lernen
Sie es kennen. Diese Vertrautheit
gibt Ihnen auch mehr Sicherheit
in der späteren Ausführung.
Weiß auf Schwarz
Ein schwarzer Hintergrund liefert die Bühne für den blendend weißen
Auftritt der Kaktusblüte. An diesem und am Beispiel des Bambus auf
den nächsten Seiten zeige ich Ihnen, wie einfach Sie diesen Effekt
nutzen können. Von Hanne Türk
Blendende Erscheinung
Die Kaktusblüte ist weiß, das Papier ist weiß, und robuste Kon-
turen wären in einer realistischen Zeichnung ein Fremdkörper.
Die einzige Möglichkeit, das weiße Motiv prominent auftreten
zu lassen, ist in dunkler Umgebung. Doch so richtig leuchtet
die Kaktusblüte erst vor einem schwarzen Hintergrund auf.
1
Die Vorzeichnung liefert Material
alle Umrisse. Nun deute
• Zeichenpapier, glatt
ich die Schatten und Blatt-
adern mit dem Stift HB an. • Bleistift HB, 3B, 8B
Natürlich recht schwach, • Knetgummiradierer
um der Blüte nicht ihr • Papierwischer
Weiß zu nehmen.
2
Die im Licht liegenden Wölbungen blei-
ben komplett weiß. Hier verschwinden
auch die Blattadern, während sie im
Schatten stärker zutage treten.
3
In dieser Phase setzen die Außenkonturen die Blüte vom
Papier ab; das passt zu einer botanischen Darstellung,
nicht jedoch zu einer ausdruckstarken, lebendigen Zeich-
nung. Und die Strahlkraft der blendend weißen Erschei-
nung geht im Vergleich zur fertigen Zeichnung unter.
Bleistift
4
Wenn ich nun alles rund um die Kaktusblüte mit
dem sehr weichen Stift 8B einfärbe, verschwinden
auch die äußeren Konturstriche.
Der harte Kontrast hebt

die Kaktusblüte strah-
lend weiß ans Licht.
Die Verbindung zum
Hintergrund entsteht
durch das Abschatten
der Blätter rechts mit
dem Papierwischer.
Bambuswald
In dieser Schwarz-Weiß-Studie spielen Kontrast und Bildtiefe
die Schattierungen an den Bambus- Im Schatten fehlt direktes Licht und
stäben eine wichtigere Rolle als zuvor die Stäbe wirken weniger plastisch. Material
in der Kaktusblüte. Die abgestuften Rund wirken sie deshalb, weil auch • Zeichenpapier, glatt
Grautöne an den vorderen Stäben ge- der helle Bambus und Bambus über-
• Bleistift HB, 3B, 8B
ben ihnen Volumen, die Schraffuren haupt rund ist. Was im Schatten liegt,
• Knetgummiradierer
zeigen die Textur. Die stärksten Kont- weicht zurück. Deshalb bilden die
• Papierwischer
raste ergeben sich demnach zwi- hinteren Stäbe eine eigene Bildebene,
schen den Lichtseiten und dem sozusagen den Mittelgrund.
schwarzen Hintergrund. Beim hinte-
ren Bambus flachen die Kontraste ab.
Bleistift
1
In der Vorzeichnung ohne Schattierungen
wirkt die Komposition trotz der Über-
schneidungen flach.
2
Mit den Schattierungen rundet sich der
Bambus. Die Schraffuren bilden zugleich
die Textur der Oberfläche nach.
3
Deutlich mehr Räumlichkeit bringen Sie durch
das Abdunkeln der hinteren Stäbe ins Bild.
4
Erst der schwarze HIntergrund stellt das gesamte
Bambus-Ensemble so richtig schön ins Licht.
Rotkehlchen Material
• Bristolkarton
• Farbstifte (Karmina
Sieht auf den ersten Blick nach einem akribisch von Cretacolor) in
Tan light, Umber,
gemalten Aquarell aus, ist aber „nur“ eine normale Orange, Turquoise
dark, Dark grey,
Farbstiftzeichung. Die Effekte entstehen beim feinen Hellgrau, Delft blue,
Dunkeltürkis
Schraffieren und Verwischen. Von Hanne Türk • Papierwischer
ie Schraffuren im Federkleid dürfen natürlich nicht

D decken. Denn erstens spielt auch das weiße Papier mit
und liefert eine helle, sozusagen federleichte Grund-
tönung. Zweitens können die Schraffuren nur zusammen-
spielen und zu Mischtönen verschmelzen, wenn die untere
Schraffur durchscheinen kann.
Wenn ich mit nur einer Farbe arbeite, wie beispielsweise
dem Orange für die Brust des Rotkehlchens, wird der Ton
intensiver. So kann ich hell und dunkel leichter steuern. Bei
unterschiedlichen Farben wie am Rücken ergeben sich
zarte Farbverläufe. Das bedeutet natürlich, dass ich überall
hell anfange und mit dunkleren Farben darübergehe. Das
Die Farbstifte Karmina von CRETACOLOR ist wichtig: Bei hellen Tönen über dunkle wird nichts heller,
aus dem Hause Brevillier mit 72 Tönen sondern nur diffuser.
Farbstift
1
Für die Vorzeichnung nehme ich den
hellgrauen Farbstift, der, anders als
der Bleistift, beim Überzeichnen
nicht verschmiert.
Tipp:
Bei Tierporträts zeichne ich
gleich die Augen; Glanzlicht nicht
vergessen! Sie werden sehen,
dass es mehr Spaß macht, sozu-
sagen Auge in Auge mit dem
Rotkehlchen zu zeichnen.
2
Die Federn strichle ich in Grau vor
und schummere dann die Brust in
Orange: erst schwach, dann, wie
rechts zu sehen, kräftiger darüber.
3
Auch in den dunkleren Bereichen
des Federkleids kommen zuerst
die helleren Töne dran. Bei den
Schwanzfedern verstärke ich die
vorgezeichneten Konturen. Die
Schatten unter dem Flügel zeich-
ne ich dunkelgrau vom Dunkel
ins Weiße.
Farbstift
4
Seinen Sitzplatz hat der Vogel zwar schon auf der
Stange, doch will ich ihn stärker in den Hintergrund
einbetten, zumal sich der fast weiße Bauch sonst
ins Papier hinein verlieren würde. Vor dem in Türkis
geschummerten Hintergrund hebt er sich nun
deutlich ab. Die feinen Konturen der Schwanz-
federn sowie den Flaum am Bauch zeichne ich mit
dem scharf angespitzten Bleistift HB ein.
5
Beim Verwischen lasse ich die
Farben da und dort in wolkige
Helligkeiten verlaufen.
Hier geht es um Stimmung,
nicht um Realismus.
Unten sehen Sie die Farbtöne

und die daraus entstehenden
Mischtöne.
Bleistift
Die Zweige überschneiden sich
Grau, aber oho! und geben damit dem Hintergrund

Tiefe. Dazu trägt auch das Ästchen
vor dem Rotkehlchen bei, das eine
In dieser mit Bleistift gezeichneten Variante des gleichen eigene Bildebene schafft.
Rotkehlchens zeige ich Ihnen, was mit den schwer radier-
baren Farbstiften weniger möglich ist: Das negative Zeich-
nen mit dem harten Radiergummi. Dafür brauche ich
einen dunklen Hintergrund, aus dem ich die Zweige nach- Material
träglich herausradiere. So kommt auf einfache Weise Tiefe
• Bristolkarton
und Atmosphäre ins Bild.
• Bleistifte in
Das geht viel einfacher, als die Zweige von Anfang an aus-
HB, B, 2B, 3B
zusparen und rundherum zu zeichnen. Schon gar nicht
• Kunststoffradierer
ginge das beim Federkleid, wo die Federschraffuren
• Cutter
durchgezogen werden müssen. Und mit nachträglichen
Schattierungen erhalten die hellen Radierstriche als Äst-
• Pinsel, füllig
chen und Zweige noch Volumen. • Papierwischer
• Papiertaschentuch
Bleistift
Die Bleistiftzeichnung lege ich ana-

log zur Farbzeichnung mit den gut
angespitzten Stiften HB, B und 2B an.
Eigentlich eine hübsche Zeichnung;
doch als Gesamtmotiv noch nicht
spannend genug. Dem Vögelchen
fehlt Raum und Atmosphäre. Diesen
will ich durch einen Hintergrund
schaffen.
Hier habe ich nur

geschummert …
… und hier auch

schon verwischt.
Zu diesem Zweck schummere ich die Mit einem Kosmetiktuch verdichte ich den Auftrag. Der Graphit
Hintergrundfläche mit flach gehal- wird dabei auch in die Papierporen gerieben. Die weißen Sprenkel
tenem Stift 3B unterschiedlich hell. verschwinden, die Fläche wird dunkler und glatter.
Zu den Konturen des Vogels hin ver-

wische ich die Schraffuren mit dem
Papierwischer, mit dem ich genauer
arbeiten kann. Daraus ergibt sich ein
diffuser Hintergrund, dessen Verläufe
eine gewisse Räumlichkeit andeuten.
Davon hebt sich der Vogel schon recht
gut ab, besonders am weißen Bauch,
wo ich nun auch keine Umrisse mehr
brauche.
Ganz zufriede
zufrieden bin ich trotzdem noch
nicht. Schöner
Schöne wäre es, den Vogel ins
Gezweig zu se
setzen. Und dabei hilft der
Radiergumm
Radiergummi.
Dazu brauche ich eine klare Kante, In dieser delikaten Arbeit darf der Die Ränder der radierten Striche
die ich mit dem Cutter in den harten Abrieb nicht händisch weggewischt ziehe ich mit dem Stift B nach und
Plastikradierer schneide. Damit werden. Unbedingt einen fülligen, setze auch leichte Schatten.
radiere ich aus dem Hintergrund sauberen, trockenen Pinsel nehmen!
feine Linien heraus: meine Zweige.
Damit hat das Rotkehlchen

seinen Platz im Raum und
im Gezweig gefunden. Aber
es geht noch besser.
Mit dem Papiertaschentuch wische ich den

Graphit über die Äste und färbe sie dadurch ein:
manche mehr und manche weniger. Die dunk-
len Äste treten in den Hintergrund. Durch diese
Staffelung und das Davor-Dahinter entstehen
verschiedene Bildebenen.
Zuletzt radiere ich noch ein Ästchen quer über

den Vogel und schattiere es leicht. Damit deute
ich eine Art Vordergrund an, und nun hat das
Rotkehlchen seinen richtigen Sitz im Gebüsch
und die ganze Zeichnung mit einfachen Mitteln
eine interessante Tiefe.
Farbkreide
Verwischen und zeichnen:

Die Landschaftsszene zeigt zwei Varianten des Farbauftrages. Der Hintergrund
und das Laub entstehen durch das Verwischen, während der Baum selbst und der
Vordergrund mit Strichen gezeichnet wurden. (24 x 35 cm auf Lana Colours)
Teil 3:
Zeichnen mit Verwischen
farbiger Kreide
Das Verwischen der Farbkreide bringt auf erstaunlich
einfache Weise malerische Effekte in Ihre Zeichnung:
Tiefe, Atmosphäre, Schatten- und Farbverläufe und
Plastizität. In diesem dritten Kursteil zeige ich Ihnen,
wie Sie die Verwischtechnik optimal einsetzen –
und wo die Grenzen liegen.
Der Künstler Franz-Josef Bettag
Von Franz-Josef Bettag
unächst muss natürlich Farbe an den richtigen Stellen

Z auf dem Papier sein; als Konturstrich, der das Motiv
umreißt, als Schraffur oder flächiger Auftrag, der dem Mo-
tiv Farbe und Volumen gibt. Die entsprechenden Techni-
ken habe ich Ihnen in den ersten beiden Kursteilen in den
Ausgaben Nr. 10 und 11 dieser Zeitschrift vorgestellt.
Warum also verwischen?

Beim Verwischen passieren drei unterschiedliche Dinge.
Ich kann erstens homogene Farbflächen schaffen, das
heißt, Zeichenstriche ausgleichen und Schraffuren ver-
dichten, beispielsweise für Himmels- oder Wasserflächen.
Zweitens schaffe ich damit weiche Formen wie Wolken
oder Laubgruppen. Drittens steuere ich Farb- und Ton-
wertverläufe. Einfacher gesagt: Ich male mit dem Finger
Farben ineinander und erhalte dabei Zwischentöne. Oder
ich intensiviere eine Farbe, um weiche Schatten zu erzeugen.
Unser Leserservice:
Freude am Zeichnen Nr. 10 und 11 mit den ersten
beiden Kursteilen können Sie nachbestellen auf
www.freudeamzeichnen.info.
Clubservice: Als neues Mitglied im Club Freude

am Zeichnen liefern wir Ihnen die ersten beiden
Kursteile nach: als Download im Clubbereich oder
Schattieren und modellieren: per Post auf Papier. (Bitte schicken Sie einen fran-
Licht und Schatten werden durch das kierten und an Sie adressierten Rückumschlag A4
Verwischen erzeugt und modellieren an KIM, Postfach 5466, D-79021 Freiburg).
den Akt in dieser Skizze heraus.
Verwischen und vermischen
Beim Verwischen kann man die Zeichenstriche einer
Farbe auf dem Papier zu einer Fläche verwischen.
Wischt man zwei Farben ineinander, entstehen Farb-
mischungen, die das Spektrum der Farbtöne erwei-
tern können, aber nicht müssen. VORSICHT: Schnell
kann auch ein grauer, nebelartiger Farbbrei entstehen!
Der Papierton beeinflusst die Farbwirkung

Ein heller Papierton hat weniger Auswirkungen auf die
aufgetragene Farbe. Hingegen intensiviert eine kräftige
Papiertönung die Kreidefarben und dunkelt sie ab. Die
Papierfarbe muss daher zum Motiv passen.
Winterlandschaft: Der braun-orangefarbene Papierton

erzeugt eine angenehme Grundstimmung.
Farbkreide
Zarte Kontraste
Der Hautton der Ballerina hebt
sich nur schwach vom Papierton
ab. Die Papierfarbe ist zugleich
Hintergrund, der sich durch die
Verwischungen mit dem Motiv
verbindet. So entsteht eine deli-
kate Transparenz, passend zur
Zartheit des Motivs.
21 x 30 cm auf Lana Colours
Flüchtig verwischt
Diesem Mädchenporträt merkt man
die flüchtige Ausführung an, und
gerade darin liegt auch der Reiz von
Verwischungen. Von den Umrissen
abgesehen ist nichts genau geplant.
Die Konturen werden mit Rötel auf
das blaugraue Papier gezeichnet.
Danach wurde die Gesichtstönung
aufgewischt, was den zarten Teint
bewirkt. Mit weiteren Farbtönen wur-
den leichte Schatten eingearbeitet
und mit Braun und Schwarz die
Augen gezeichnet. Zum Schluss
setze ich die weißen Glanzlichter.
22 x 34 cm auf Fabriano Pittura
Tipp:
Wenn Sie nur die wesentlichen
Teile eines Motivs ausführen und
den Rest bei Andeutungen be-
lassen, erhält jedes Motiv eine
freie, künstlerische Note.
Farbkreide
Material
• Getöntes Pastellpapier
(z. B. Fabriano
Dieses Porträt kennen Sie vielleicht als Motivbeispiel aus dem ersten Kursteil.
Pittura oder Lana
Colors)
Hier zeige ich Ihnen, wie ich es Schritt für Schritt zeichne.
• Conté-Farbkreiden
in entsprechenden
Tönen oder Porträt-
Set (bestellbar z. B.
im Online-Shop oder
direkt; siehe S. 67)
Porträt
Porträts zählen zum Anspruchsvollsten, was die Zeichen-
kunst zu bieten hat. Immerhin soll sich der Porträtierte
wiedererkennen. Aber auch beim Porträt eines oder einer
Unbekannten müssen die allen Menschen gemeinsamen,
typischen Formen und Proportionen stimmen; nirgendwo
sonst fallen Zeichenfehler so stark auf.
Nun will ich Sie nicht entmutigen, sondern nur darauf auf-
merksam machen, dass die Voraussetzungen, nämlich die
Vorzeichnung, sitzen muss. Dann jedoch lassen sich die
Gesichtszüge mit verwischter Farbkreide wunderbar mo-
dellieren, korrigieren und verändern. Probieren Sie es aus!
1
Am Anfang steht die Skizze mit brauner Kreide,
die auch schon die dunklen Bereiche definiert.
Eine skizzenhafte Ausführung reicht.
2
Der Grundton für die Hautpartien
und den Hut ist Ocker, den ich erst
als Schraffur auftrage und dann mit
den Fingern zu homogenen Flächen
verwische. Die dunklen Partien trage
ich mit Vandyckbraun auf.
Tipp:
Verwischen Sie die Kreide am
Anfang nur sehr leicht. Gehen
Sie vorsichtig an die Sache
heran. Wenn Sie kräftiger auf-
drücken, entstehen schnell zu
dunkle Töne, die Sie dann aber
durch Abtupfen der Farbe mit
dem Knetgummi wieder auf-
hellen können. Die Konturen
und Gesichtszüge dürfen Sie
nicht verwischen, sonst verlieren
Sie den Anhalt.
Farbkreide
3
Hier sehen Sie, wie sich aus den
Verschmelzungen der beiden
Brauntöne Zwischentönungen
und Verläufe ergeben. Mit einem
helleren Ton erzeuge ich lichte
Bereiche. Augen und einige Haar-
strähnen sind schwarz. Orange
nehme ich für die Lippen und die
helleren Schatten an der Wange.
Beim Verwischen glätte ich die
Haut und mildere die Schatten
etwas ab.
Tipp:
Aus meiner Sicht erzielt man mit
Farbkreide die beste Wirkung,
wenn skizzenhafte Elemente mit
den realistischen Effekten des
Verwischens zusammenspielen.
So lässt sich der Moment spon-
tan einfangen. Hier Details auszu-
arbeiten, wäre daher sinnlos und
würde dem Porträt seine künstle-
rische Note nehmen.
4
Für sehr helle Lichtreflexe ist die
weiße Kreide zuständig, die ich
nur auftrage, jedoch kaum verwi-
sche. Und wenn doch: Den Finger
auflegen und nur sanft bewegen.
5
Hier im Detail wird deutlich, dass
die Schattenlinien nicht schwarz,
sondern dunkelbraun sind. Mit
Schwarz würden Mund und Nasen-
löcher dominieren, dem Gesicht
unerwünschte Härte geben und
die Aufmerksamkeit von den
Augen abziehen.
6
Doch gerade auf die Augen kommt es an, die
ich deshalb mit Schwarz andeute. Der starke
Kontrast lenkt die Aufmerksamkeit auf sich,
und der Betrachter und das Porträt blicken
sich gegenseitig an.
7
Hier wird die Wirkung der Augen noch deut-
licher. Nur das Lied oben ist mit Schwarz
gezeichnet. Das dunkle Braun nimmt den
Blick etwas zurück. Durch das Verwischen
am Rand des Auges tritt die Augenhöhle
noch plastischer zurück. Sie sehen auch,
wie die Kreideschichten Einfluss aufeinander
nehmen. Die dunkle Farbe scheint noch
leicht durch die helle letzte Schicht und so
entstehen von selbst Zwischentönungen.
Farbkreide verwischen: Sie werden sehen: Es macht richtig
Spaß zu erleben, wie einfach man
Allzu viel tut nicht gut! mit den Fingern modellieren, glätten
und Farbverläufe einziehen kann.
Deshalb fällt es vielen meiner Mal-
schüler auch schwer, rechtzeitig auf-
zuhören und nicht zu übertreiben.
Leicht wird das Verwischen zum
Selbstzweck und dient nicht mehr
dem Bild, sondern kann es sogar
verderben. Das will ich Ihnen an ein
paar typischen Beispielen zeigen.
Lebendig und leuchtend

Wenn Striche stehen bleiben, behalten die Kreiden
ihre Leuchtkraft und es zeigen sich Farbkontraste,
die Leben und Spannung ins Bild bringen.
Wischiwaschi und diffus

Und das passiert, wenn man die Farben zu sehr
verwischt: Die markanten Konturen gehen
ebenso verloren wie die Farbkontraste, alles
wird weich und diffus und verschwimmt in ein
unangenehmes, fahles Grau mit Gelbstich.
Klarer Blick
Links ist der Blick noch klar und ausdrucksstark. Kräftige,
farbstarke Licht-Schatten-Kontraste betten das Auge
plastisch ein, auch seine Wölbung wird deutlich.
Trüber Blick
Nach dem übertriebenen Verwischen der rechten Ge-
sichtshälfte wirken Blick, Augen und und Augenhöhle
flach. Hier hat das starke Weichzeichnen sogar noch
einen paradoxen Effekt: Ausgerechnet auf der rechten
Seite wirkt das Porträt unfertig, und man wünscht sich
die Kraft und Prägnanz der vorigen Phase zurück.
Farbkreide
Lebendig oder tot …

Im Baumstamm links flirren durch
die markanten Kontraste noch die
Farben; die vagen Striche und Flä-
chen bringen Abwechslung und
der Baum strotzt vor Leben.
Rechts ist er zur traurigen, faden

Gestalt geworden: einfach zu Tode
gewischt. Die ganze Spontaneität
ist verloren, alles wird recht einheit-
lich ohne Ausdruck und Charakter.
Markant oder weichgezeichnet

Bei diesem Beispiel sind die Meinungen sicherlich geteilt. Beim weiteren Verwischen verliert das Gesicht seinen
Ich selbst finde es besser, das Porträt in der Phase oben Charakter, es wirkt auf mich eher puppenhaft und wie
abzuschließen. Die Gesichtszüge sind nur leicht verwischt glatt gezogen. Doch letztlich ist das eine Frage des
und bleiben markant und individuell. Zeichenstils und damit Geschmacksfrage.
Und noch etwas: Je mehr verwischt wird,

desto mehr Farbstaub löst sich ab, was auf
die Dauer unangenehm sein kann.
Im Video auf www.freudeamzeichnen.info
zeige ich Ihnen, wie Sie bei Farbkreiden
genau so wie bei Kohle und Pastellen Staub
vermeiden können.
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Aktuelle Angebote auf:


Wenn einer eine Reise tut …
… dann kann er was skizzieren und zu Hause nach Lust und Laune
ausarbeiten. Zum Beispiel mit Kohle, meinem Lieblingswerkzeug,
und im Mühlviertel, einer meiner Lieblingslandschaften. Von Gilbert Declercq
en flämischen Künstler Gilbert Nach dem Rückzug aus dem Comic-

D Declercq zieht es zum sommer-
lichen Malen und Zeichnen seit
Zeichnen widmete sich Gilbert
Declercq wieder dem freieren Zeich-
Jahrzehnten in süddeutsche und ös- nen, Malen und Illustrieren. Er ist
terreichische Gegenden, denen er unter anderem Preisträger der Royal
landschaftlich mehr abgewinnen Watercolor Society und Artist-Mem- Wandern,
kann als seiner flachen Heimat. Der ber der Societey of Illustrators (New schauen und skizzieren
vielseitige Maler, Zeichner und Illus- York) und blickt auf Ausstellungen Es gibt sicher spektakulärere Land-
trator studierte an der Königlichen unter anderem in Wien, Innsbruck, schaften als den Böhmerwald in
Akademie der Schönen Künste in Hamburg, London und New York zu- Oberösterreich und Bayern. Doch fin-
Gent und viele Jahre auch an der Salz- rück. Gilbert Declerqc ist verheiratet, de ich die Geruhsamkeit, das Fehlen
burger Sommerakademie. Als inter- lebt in der Nähe von Brügge und hat von Dramatik so interessant, weil sich
national anerkannter Comic-Zeichner zwei halbwüchsige Kinder. Als Autor da die Schönheit nicht auf den ersten
und Vertreter der berühmten belgi- liefert er regelmäßig Beiträge für Blick zeigt. Man muss oft genauer hin-
schen Comic-Schule brachte er auch Freude am Zeichnen und unsere sehen, und das lohnt sich. Dabei sind
die Geschichte der Salzburger Armuts- Schwesterzeitschrift Freude am Ma- mir Skizzenblock und Stifte wichtiger
flüchtlinge ins Bild, die über Hamburg len. Und die Familienurlaube sind im- als der Fotoapparat. Kohle mag ich
nach Amerika auswanderten; die Ar- mer auch Zeichenreisen – so wie diese deshalb besonders gern, weil auch
beiten waren auch im Hamburger ins österreichische Mühlviertel und der flüchtige Strich schon recht klar
Auswanderermuseum zu sehen. ins angrenzende Bayern. dasteht.
Kohle
berg am Böhmer wald

Aus dieser Skizze von Schwar zen
chnung. Weiter hinten
entstand später im Atelier die Zei
nschrit te.
im Hef t zeige ich Ihnen die Zeiche
nde Architektur und viel

Ausflug nach Passau, fasziniere
Inn, Ilz und Donau; hier die
Wasser am Zusammenfluss von
Vordergrund geben immer
Inn -Promenade. Wasserflächen im
zentralen Element.
schönen Freiraum und führen zum Freude am Zeichnen 12 37
Einfache Architektur, aber durch die
Anhöhe und deren leichte Schräge eine
interessante Perspektive und von Haus
aus eine schöne Komposition.
Hier ein Bauernhaus

in meinem Urlaubsort
Schwarzenberg. Den
Ausschnitt lege ich so
an, dass sich das Bild
drittelt und das Haus
links aus der Mitte
rückt.
Kleine Studien. Das von

links hereinragende Laub
bringt eine vordere Bildebene
und damit Tiefe in das Bild.
Die Risse an der bröckelnden
Fassade sind für den Zeich-
ner sicher romantischer als
für den Hausherren …
Kohle
Reiseskizzen aus dem Böhmerwald
Alte Fassaden sind immer reizvolle

Motive. Besonders interessant finde
ich hier den Gegensatz vom orna-
mental reichen Bauernbarock zu den
groben Ziegelstrukturen hinter dem
abbröckelnden Putz. Leichte Schat-
tierungen heben den Türstock und
den Stuck plastisch heraus.
Beim Ausflug nach Passau wird es

wieder gepflegt altstädtisch. Damit
die Perspektiven stimmen, muss
man sich allerdings viel Zeit beim
Zeichnen nehmen und auch mehrere
Anläufe machen. Übrigens bemerke
ich in deutschsprachigen Ländern
immer wieder, dass man, unterwegs
mit Stiften und Skizzenblock, viel
mehr Aufmerksamkeit erregt als in
meiner Heimat, wo viel mehr öffent-
lich gezeichnet und gemalt wird.
Kohle
Keine dramatische Landschaft, doch abwechslungsreich und harmonisch im hügeligen

Wechsel von Wald, Wiese und Siedlung: Blick auf den Marktflecken Schwarzenberg im
Böhmerwald im Zwickel zwischen Bayern, Böhmen und Oberösterreich.
Schwarzenberg
Von der Skizze auf S. 37 bis zur Aus-
führung mit Kohle ist es ein kurzer
und eigentlich recht einfacher Weg:
Kurz, weil der stumpfe Kohlestift für
ein akribisches und langwieriges
Zeichnen von vorneherein ungeeig-
net ist. Details fallen also weg.
Einfach, weil es dann im Grunde nur
da-rum geht, aus der Skizze eine
Zeichnung zu machen und diese
dann mit Strichen und unterschied-
lichen Schraffuren zu füllen.
Hell und dunkel

Worauf es in der Ausführung an-
kommt, sind die abwechslungsrei-
chen Schattierungen. Ich nehme dazu
harte, mittlere und weiche Kohlestifte
und Zeichenkohle. Der Knetgummi
ist hilfreich zum Abschwächen. Die
Gebäude sind architektonisch recht
simpel und bereiten daher wenig per-
spektivische Schwierigkeiten.
Material
• Zeichenpapier, z. B.
Schöllershammer 6R
• Kohlestift Derwent in
light(hart),
medium (mittel)
und dark (weich)
• Zeichenkohle
Hier zum Vergleich noch einmal die Skizze.
Ich habe sie beim Ausarbeiten weiterhin vor
mir liegen, sie dient mir als Anhalt für die
Verteilung von Licht und Schatten.
1
Mit dem harten Kohlestift zeichne ich die Umrisse
zwar schwach, aber doch recht genau vor. Hier stim-
men auch Einzelheiten wie Fenster und Dachformen.
2
Ich beginne mit schwachen Schraffuren und vagen Strichen, die auch die Strukturen
von Laub, Dächern oder des fernen Waldes andeuten. Dabei zeichne ich in allen Bild-
bereichen gleichzeitig, anstatt einzelne Elemente nacheinander fertigzustellen.
Kohle
3
Nach und nach intensiviere ich die dunklen Bereiche
mit dem mittleren Kohlestift und führe auch die Details
aus. Was wie die Wiesen hell, aber nicht weiß bleiben
soll, strichle ich schwach oder ziehe die flache Seite
des Kohlestäbchens leicht über das Papier.
4
Für die dunkelsten Bereiche wie für
den Wald im Vordergrund nehme
ich den weichen Kohlestift mit sei-
nem satten Abrieb. Wie Sie sehen,
male ich nichts zu, sondern lasse
manche Bereiche heller stehen und
schraffiere die Schattenbereiche
ziemlich dicht. Dies und die papier-
weißen Sprenkel geben dem Wäld-
chen Volumen.
Workshop
Malerisch mit
Graphite Aquarelle
Graphit, Pinsel und Wasser: Wie einfach Sie damit
interessante malerische Effekte in Ihre Zeichnung
bringen können, erfahren Sie in diesem Workshop.
Von Hanne Türk
Übliche Graphit- und Bleistifte hinter- Wassermenge und nicht zuletzt

lassen einen wasserfesten Abrieb. vom Motiv selbst, wie die folgen-
Hingegen lässt sich der Strich des den Beispiele und Übungen zeigen.
Graphite Aquarelle von Faber-Castell Gemeinsam ist ihnen, dass Zeichen-
mit Pinsel und Wasser vermalen. Da- und Pinselstrich auf einfache Weise
durch verändert sich der Charakter funktionieren und zusammenspie-
der Zeichnung. Das Resultat hängt len: Mit dem wasserlöslichen Blei-
erstens davon ab, ob ich mit einem stift setze ich den präzisen Strich,
harten oder weichen Bleistift zeichne, mit Pinsel und Wasser verdichte ich
zweitens von der Dichte des Graphit- den Auftrag oder verziehe ihn zu Das Set mit fünf unterschiedlichen
auftrags, drittens von der vermalten weichen Übergängen. Härten und einem Pinsel.
A B C
Schraffieren, radieren, vermalen D

A Mit dem flach gehaltenen Graphite
Aquarelle 2B schraffiere ich gleich-
mäßig den Hintergrund.
B Mit der Kante des Kunststoffradie-
rers radiere ich Wolken heraus.
C Mit dem Pinsel und etwas Wasser
verdichte ich die Schraffuren.
D Durch das Vermalen wird der Him-
mel dunkler; die Wolken erhalten
an der Unterseite einen leichten
Graustich.
Anzeige
Graphite Aquarelle
HB
Wolkig
Auch Wolken werfen Schatten
aufeinander und erscheinen
2B durch Eigenschatten plastisch.
An den luftigen Gebilden lässt
sich das weiche Vermalen
schön und effektvoll üben.
4B
Die weißen
Wolken heben sich als
Negativformen (Ausspa-
rungen) vom schraffierten
6B Himmel ab. Mit dem
Graphite Aquarelle 2B
zeichne ich zunächst die
Umrisse und schraffiere
dann ringsum den
8B Himmel genau an die
Konturen heran.
Den Schatten auf der hinteren Wolke schraffiere ich leicht mit dem
Stift HB. Dann nehme ich mit dem Pinsel wenig Wasser auf und ziehe
die Schraffuren ins Wolkenweiß. So entsteht ein sanfter Übergang,
und der Schatten läuft unmerklich aus.
Auch die Eigenschatten,

mit denen ich die Wolken-
gebilde modelliere, ent-
stehen auf diese Weise
durch sanftes Vermalen
von Konturen und Schraf-
furen. Schließlich vermale
und verdichte ich noch
den Hintergrund.
Workshop
Material
• Zeichenkarton
, glatt
• Stifte Graphite-
A
(von Faber-Caste quarelle
ll
HB, 2B, 4B, 6B ) in
, 8B
• Aquarellpinsel G
(von Faber-Caste r. 6
ll
im Set enthalten ,
)
Himmel und Erde

In diesem Übungsbeispiel können Sie nachvollziehen,
wie sehr es auf den Härtegrad des Graphite Aquarelle
ankommt. Hier kommen harte und weiche Stifte zum
Einsatz. Entsprechend unterschiedlich sind nach dem
Vermalen die Tonwerte mit dem Ergebnis einer beein-
druckenden Bildtiefe.
1
Für die Wolkenschraffuren nehmen Sie die eher
härteren Stifte HB und 2B, für die Landschaft
die weichen Varianten 6B und 8B. Der Abrieb ist
deutlich kräftiger. Die Mulden werden mit dem
spitzen Bleistift vertieft.
2
Beim Vermalen der Verläufe im Himmel
nehmen Sie wenig Wasser auf den Pinsel.
Tipp:
Beachten Sie, dass das Wasser den Graphit fixiert.
Ein nachträgliches Radieren ist schwierig.
3
Für die Schatten unter die Haufenwolken
ziehen Sie den Pinsel nach unten weg.
Anzeige
Graphite Aquarelle
4
Beim Übermalen der Landschaft dunkelt die Farbe umso
mehr ab, je kräftiger die Schraffuren waren. Sie können
also gleichmäßig malen: Die Kontraste bleiben erhalten
und verschieben sich lediglich ins Dunkle.
5
Wenn Sie das Ergebnis mit der reinen Zeichnung
aus Schritt 1 vergleichen, sehen Sie, dass Himmel
und Erde nun viel intensiver und räumlicher wirken.
Workshop
Wie getuscht Material

• Zeichenkart
Anstatt wie in den ersten Übungen nur Flächen anzulegen, können Sie on, glatt
• Stifte Graph
auch einzelne Striche mit Wasser nachziehen und mit den vermalten ite
(von Faber-Ca Aquarelle
st
Flächen kombinieren. Der Effekt erinnert an japanische Sumi-Tusche- HB, 2B, 4B, 6 ell) in
zeichnungen. Mit den Graphite Aquarelle geht das natürlich viel ein- B, 8B
• Aquarellpin
sel
facher. Während der „echte“ Tuschestrich ein für alle Mal unauslöschlich (von Faber-Ca Gr. 6,
st
sitzt, können Sie die Zeichnung in der trockenen Phase immer noch im Set enthalt ell,
en)
radieren und korrigieren. Wenn hier alles stimmt, kann beim Vermalen
nicht mehr viel schiefgehen: Einfach dem Zeichenstrich folgen!
1
Der HB ist beim Graphite Aquarelle wie
bei Bleistift der ideale Härtegrad für 2
Vorzeichnungen: hinreichend deutlicher Mit dem etwas weicheren 2B ziehen
Strich schon beim leichten Andrücken. Sie die Konturen kräftiger nach. Zum
präzisen Zeichnen halten Sie den Stift
vorne und steil. Für die dunklen Berei-
che und ersten Schraffuren nehmen
Sie am besten den 4B.
3
Nach und nach dunkeln Sie die entsprechenden
Bereiche mit dem sehr weichen Stift 6B ab, der einen
satten, schwarzen Strich hinterlässt: gut zu sehen
am Ast. Bei den Schraffuren folgen Sie den Körper-
formen und dem Strich des Federkleides.
Anzeige
Graphite Aquarelle
4
Aus Schwarz wird Grau: Sie nehmen etwas Wasser
mit dem Pinsel auf, setzen ihn am schwarzen Strich
an und ziehen ihn als Knick nach außen. Das
Schwarz schwindet und dieser neue Zweig scheint
dadurch in den Hintergrund zu laufen. Ein kleiner,
feiner Trick, um Räumlichkeit zu schaffen.
5
Nun malen Sie einfach das
Federkleid nach. Wo viel
Farbe ist, wird der Mal-
strich von selbst dunkler.
Die Beeren bereiten Sie
mit dem 6B als Kringel vor.
Tipp: 6
Auf Seite 54 zeigen wir Wichtig ist der Vogel und sein Sitzplatz; die Zweige rechts bringen
Ihnen, wie Sie mit dem Tiefe und einen Hauch künstlerischer Beiläufigkeit ins Bild. Dazu
Graphite Aquarelle passen die vage verteilten Beeren, die Sie bis auf einen ausgespar-
Tiefe in ein nebeliges ten Glanzpunkt mit dem weichsten Graphite Aquarelle 8B füllen.
Wäldchen bringen Dann tupfen Sie mit der feuchten Pinselspitze in eine schwarze
können. Beere, nehmen damit ein wenig Graphit auf und malen noch ein
paar transparente Beeren dazu.
Rötel: Online-Kurs

Rötel: Online-Kurs

Rötel: Online-Kurs

Rötel: Online-Kurs

Wasservermalbarer Bleistift
Aus einer einfachen Übung in Sachen Bildtiefe wird schließlich eine interessante, trotz
malerischer Elemente grafisch anmutende Zeichnung mit beeindruckender Räumlichkeit.
Bäume und Räume Im Nebel verblassen die
weiter entfernten Bäume
zusehends. Umgekehrt
entsteht dadurch eine
deutliche Tiefe. Mit den
vermalbaren Bleistiften,
Pinsel und Wasser macht
das richtig Spaß!
Von Lore Ermagor
Zum räumlichen Eindruck trägt natürlich

auch die Komposition mit Staffelungen
und Überschneidungen bei. Hier geht es
mir jedoch um die Luftperspektive: Nahe
Objekte erscheinen auch in klarer Luft
stets dunkler und deutlicher als ferne,
weil weniger Luft mit Staub und Dunst
zwischen Betrachter und Objekt liegt.
Bei Nebel trüben feinste Wassertröpf-
chen den Blick, und die Luftperspektive
1 wirkt sich daher ganz extrem aus.
Im Hintergrund liegen die Bäume im Nebel,
weshalb ich sie mit dem Graphite Aquarelle
HB in hellen Grautönen schraffiere. Die
Mulden im Boden schattiere ich mit dem
flach gehaltenen Stift.
2
Die Bäume davor werden mit
den weichen Stiften 4B und 6B
dunkler und kontrastreicher.
Besonders gut sehen Sie das an
den Überschneidungen der Äste.
Material
• Zeichenkarton, glatt
• wasservermalbarer Blei-
stift (Graphite Aquarelle
von Faber-Castell) in
HB, 2B, 4B, 6B, 8B
• Aquarellpinsel Nr. 6
Wasservermalbarer Bleistift
3
Ganz vorne steht der dunkelste Baum, satt und fast
schwarz mit den sehr weichen Stiften 6B und 8B
gezeichnet. Durch den satten Abrieb der Stifte ist
das Überzeichnen der im Hintergrund stehenden
Bäume überhaupt kein Problem.
4
Auch die Bodenschatten müssen
weiter vorne etwas dunkler ausfallen
als hinten. Mit den unterschiedlichen
Härtegraden (4B in der Mitte, 6B vor-
ne) lässt sich das beim Schummern
einfach ausführen.
5
Zuletzt vermale ich mit dem Aqua-
rellpinsel Gr. 6 und Wasser zügig eini-
ge Bereiche: nicht alles (!), damit eine
lebendige Struktur bleibt. Denn das
Wasser verdichtet die Bleistiftstriche
zur schwarzen Fläche. Nicht hin- und
hermalen! Die Bodenlinien unter den
vorderen Bäumen verziehe ich mit
jeweils einem einzelnen Strich.
Tipp:
Im Workshop ab Seite 44 erfahren
Sie mehr über malerische Effekte
mit dem Graphite Aquarelle von
Faber-Castell.

Bleistift
Augenblicke
In der leichten Seitenansicht

zeigen sich die Lider perspek-
tivisch ver zerrt. Wenn der
Blick dem Betrachter zuge-
wandt ist, bleibt die Iris rund.
Die Situierung des Glanz-
lichtes hängt von der Rich-
tung des Lichteinfalls ab.
Das obere Augenlid ist stärker
geschwungen als das eher flache
untere. Die kreisrunde Pupille ist
fast gänzlich zu sehen. Beim
Skizzieren sollten Sie immer
auch einen Hilfskreis zeichnen,
um dem Auge Halt zu geben.
Die Augen sprechen für sich,

und zwar wesentlich aus-
sagekräftiger als etwa der
Mund. Der Betrachter
ergänzt spontan die rm,
Für Skizzen reicht es, die Kopffo
anderen Gesichtszüge. den Schwung der Brauen und den
Schwung der Nase anzudeuten.
Beachten Sie die unterschiedliche
.
Form der Lider und Augenbrauen
iß
Schwache Schattierungen im We
in den Augenwinkeln deuten die
Krümmung des Augapfels an.
Auch die Iris ist auf der Schatten-
seite dunkler. Die Glanzlichter
n
reflektieren das Licht, bei mehrere
n Pun kte n.
Lichtquellen in mehrere
Begegnungen zwischen Menschen finden Auge in Auge statt. Und im Porträt
sind es nur die Augen, die zum Betrachter sprechen. Ob das Porträt gelungen
ist, entscheidet sich im Augenblick. Deshalb ist es so wichtig, Augen genau zu
studieren: ihre Stellung und Einbettung im Gesicht und was sie plastisch und
lebendig erscheinen lässt. Von Lore Ermagor
Bei gerader Kopfhaltung sitzen

die Augen auf einer Linie mit
der Nasenwurzel. Die waagerechte
Linie hilft beim Positionieren
des rechten Auges.
Leicht geschlossene Augen

zeigen mehr vom Oberlid,
wodurch die Wölbung des
Augapfels deutlicher wird.
Bei tief sitzenden Glanz-
lichtern kommt das Licht
von unten.
Je heller die Farbe der Iris, desto deutlicher heben sich

die schwarzen Pupillen ab; bei dunkelbrauner Augen-
farbe kaum noch. Umso stärker wirken die Glanz-
lichter, die deshalb ausgespart werden sollen.
Bei schwächerem Kontrast kann man die Lichter
nachträglich mit dem Knetgummi einfügen.
Gewölbte, feuchte Oberflächen reflektieren das Licht

punktuell, also schließen wir aus den Glanzlichtern
auf feuchte, kugelförmige Augäpfel. Umgekehrt
würden fehlende Glanzlichter die Augen flach und
stumpf erscheinen lassen.
Offen und erwartungsvoll blickt das
kleine Mädchen in die Welt. Sein Blick
Glänzende Augen
fesselt sofort den Betrachter; erst
danach richtet sich die Aufmerksam-
keit auf die anderen Gesichtszüge.
Wenn Kinder wachsen, wächst alles mit – bis auf die Augen.
Diese nämlich haben von Anfang an „Erwachsenengröße“,
weshalb sie im Verhältnis zum kleinen Kopf so groß wirken.
Sie dominieren auch deshalb das Gesicht, weil die kindlichen
Gesichtszüge noch so weich und wenig ausgeprägt sind und Material
deshalb auch weniger individuell als bei Erwachsenen. Das • Zeichenpapier, gl
macht das Zeichnen leichter, und man kann sehr schön mit att
• Bleistifte in
glatten, weichen Schattierungen arbeiten; in diesem Porträt HB, B, 2B, 3B
ist fast alles geschummert und verwischt. Das gilt auch für • Knetgummirad
den Hintergrund, aus dem ich deshalb die lichten Haarsträh- ierer
• Kunststoffradie
nen schön herausradieren kann. rer
• Cutter
• Papier wischer
• Papiertaschentu
ch
Bleistift
1
Auf die genau konturierte Vorzeichnung folgt das
Schraffieren des Gesichtes. Ich mache das mit kleinen,
kreisenden Bewegungen mit dem Bleistift 2B, sodass
ich schön an die Umrisse herankomme.
2
Beim kreisenden Schraffieren bleiben keine sichtbaren
Schraffurstriche stehen; die Haut wird glatt und erhält
im ganzen Gesicht eine einheitliche Tönung.
3
In gleicher Weise zeichne ich die
Schatten und modelliere dabei Nase,
Mund, Kinnbereich und Schulter
schon ein wenig aus. Den Mund
zeichne ich mit spitzem Stift 2B.
4
Die Haarsträhnen entstehen aus
schwungvollen Einzelstrichen, die
sich links mit dem Hintergrund ver-
binden und darin aufgehen.

Bleistift
5
Die Augen sind der entscheidende
und zugleich heikelste Part. Nach-
träglich könnte ich nicht präzise
genug radieren. Deshalb zeichne
ich Glanzichter vor (ganz rechts),
um sie beim Zeichnen der Iris mit
dem weichen Stift 4B gezielt aus-
sparen zu können.
Tipp:
Die Form der Glanzlichter hängt
von der Art, Stärke und Richtung der
Lichtquelle ab. Hier zeigen sie sich
als heller, aufgrund der Wölbung des
Augapfels bogenförmiger Streifen.
Wichtig: Die Glanzlichter müssen in
beiden Augen die gleiche Position
haben, sonst wirken sie falsch.
6
Aus Gründen der Komposition
steht das Porträt nicht in der
Mitte des Zeichenblattes. Hier
schraffiere ich auch den freien
Hintergrund rechts und verwi-
sche alles außerhalb des Kopfes
mit einem weichen Tuch.
7
Und wie kommt zuletzt der
Schimmer ins Haar? Indem ich
helle Strähnen mit dem Plastik-
radierer herausradiere, den ich
mit dem Cutter zugespitzt habe.
Damit ziehe ich Schwünge ins
Haar und verlängere es mit im
Licht aufleuchtenden Strähnen
in den Hintergrund hinein.
1
In der Vorzeichnung mit dem Bleistift
HB lege ich auch schon die feinsten
Konturen an, ganz schwach zum Bei-
spiel den Umriss der Glanzlichter auf
Pupille und Iris. Ebenso zeichne ich
die Wimpern und Augenbrauen vor.
Auge in Auge …
Natürlich muss bei einer fotorealistischen Zeichnung
chnung zu-
nächst die Umrisszeichnung stimmen; wie Sie e sehen, ist
das Auge ein erstaunlich komplexes Gebilde. Dann aber
geht es um das präzise Schattieren in den passenden
Graustufen und Verläufen. Für ein befriedigendes
des Ergeb-
nis empfehle ich Ihnen dringend verschiedene ne Bleistift-
härten von HB für feine Striche und schwache Schattierun-
chattierun-
gen bis zum satten, kräftigen, schwarzen Abrieb des
weichen Stiftes 5B. Am Beispiel des Auges lässtst sich der
ut demons-
Einsatz und der Effekt der jeweiligen Härten gut
trieren. Von Finja Wölfinger
2
Die Iris schattiere ich mit dem viel weicheren Stift 4B.
Das Glanzlicht spare ich sorgfältig aus, ebenso wie in
der auch bei heller Augenfarbe immer komplett
schwarzen Pupille.
Material
3 • Zeichenkarton 190 g
(von idena)
Beim Abdunkeln der Iris (5B) schattiere ich leicht auch
den größten Teil des Glanzlichtes. Mit der Spitze des • Bleistifte von
HB bis 5B
Papierwischers verwische ich den Auftrag und hebe
mit dem Knetgummi helle Strahlen heraus. Dann
dunkle ich die linke Schattenseite der Iris mit dem • harter Radiergummi
Bleistift HB etwas nach. • Kosmetiktücher
Bleistift
4
Mit dem scharf angespitzten HB ziehe ich die
Wimpern nach, in den dichten Bereichen mit
dem weichen 5B. Ich lasse die Wimpern unre-
gelmäßig verlaufen, damit sie natürlich und
nicht puppenhaft wirken. Das Weiße im Auge
(das nie vollkommen weiß ist) wird sehr
schwach (HB) schattiert; am Rand etwas dunk-
ler, um die Form des Augapfels zu modellieren.
Den Augenwinkel zeichne ich mit dem 3B nach.
5
Das Auge selbst ist fertig; nun bette
ich es ein. Zunächst werden mit dem
3B Augenhöhle und Unterlid
schwach schattiert und die Lidfalten
eingezeichnet; die dunklen Falten
e
mit dem 4B. Die hellen Bereiche
lassen die Lider und damit das Auge
w
wieder etwas nach vorne treten.
Die Augenbrauen zeichne ich mit
d
dem HB als einzelne Härchen immer
in Wuchsrichtung.
6
Zuletzt die Feinstarbeit: Ich ver-
stärke mit dem 3B die Schatten,
verdichte die Augenbrauen,
radiere mit der Spitze des Plastik-
radierers einzelne Lichter heraus
und verwische da und dort die
Schraffuren mit dem zusammen-
gefalteten Kosmetiktuch.
Impressum
Leserumfrage mit Gewinnspiel
Nr. 12
erscheint im KIM Verlag GmbH

Klarastraße 80, D-79106 Freiburg
www.kim-verlag.de
Herausgeber:
Norbert Landa
Redaktionsleitung:
Nikolaus Lenz
Redaktion:
Lore Ermagor
Florian Barth
Autoren:
Loes Botman
Hanne Türk
Lore Ermagor
Franz-Josef Bettag
Dorothea Speer
Gilbert Declercq
Finja Wölfinger
Grafik:
Florian Barth
Herstellung:
Andreas Springer
Assistenz:
Aktuelles Gewinnspiel auf: Markus Steiert

Fragen zum Heft:
Tel.: +49(0)761 29 28 19-92
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53340 Meckenheim
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Mit Frühblühern
und Naturmaterial
Neuauflage
Freude am Basteln bietet Kindern ab vier Jahren viel- des Erfolgstitels
seitige Themen rund ums Basteln. Die kreativen und Schritt für Schritt nach
Fotos: So wird alles rich
tig schön!
pädagogisch wertvollen Bastelprojekte sind alters-
gerecht gestaltet und spielerisch einfach zu basteln. Freude an Floristik richtet sich an Kreative, die Spaß
www.freudeambasteln.de am künstlerischen Gestalten haben. Mit Blumen,
Früchten, Gewürzen und Zweigen entstehen auch
ohne Vorkenntnisse schöne Dekoelemente.
www.freudeanfloristik.de

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Freude Am Zeichnen Malen Ausgabe 12 2012

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Freude am Zeichnen

Nr. 12 Deutschland € 4,50

Besuchen Sie uns auf www.freudeamzeichnen.info Clubvorteile und

Von der Skizze Auftritt in

Die nächste Ausgabe

Besuchen Sie uns auf

Umgeben von Tieren und Pastellen:

Lassen Sie die Farben sprechen!

Goldenes Abendlicht in Rotterdam

Katze in Blau unterteilten Farbgrund bestimmten Töne in Orange, Gelb,

Mehr Motive zeigt die Künstlerin

Künstlerkarten von Loes Botman

Das kleine Oval in der Mit te

Aus diesem Auf bau der

Foto: KIM Verlag

Die Blütenblätter streben aus-

Je öfter Sie das Motiv skizzieren

Der harte Kontrast hebt

ie Schraffuren im Federkleid dürfen natürlich nicht

Unten sehen Sie die Farbtöne

Die Zweige überschneiden sich

Grau, aber oho! und geben damit dem Hintergrund

Die Bleistiftzeichnung lege ich ana-

Hier habe ich nur

… und hier auch

Zu den Konturen des Vogels hin ver-

Damit hat das Rotkehlchen

Mit dem Papiertaschentuch wische ich den

Zuletzt radiere ich noch ein Ästchen quer über

Verwischen und zeichnen:

unächst muss natürlich Farbe an den richtigen Stellen

Warum also verwischen?

Clubservice: Als neues Mitglied im Club Freude

Der Papierton beeinflusst die Farbwirkung

Winterlandschaft: Der braun-orangefarbene Papierton

Lebendig und leuchtend

Wischiwaschi und diffus

Lebendig oder tot …

Rechts ist er zur traurigen, faden

Markant oder weichgezeichnet

Und noch etwas: Je mehr verwischt wird,

Aktuelle Angebote auf:

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en flämischen Künstler Gilbert Nach dem Rückzug aus dem Comic-

berg am Böhmer wald

nde Architektur und viel

Hier ein Bauernhaus

Kleine Studien. Das von

Reiseskizzen aus dem Böhmerwald

Alte Fassaden sind immer reizvolle

Beim Ausflug nach Passau wird es

Keine dramatische Landschaft, doch abwechslungsreich und harmonisch im hügeligen

Hell und dunkel

Übliche Graphit- und Bleistifte hinter- Wassermenge und nicht zuletzt

Schraffieren, radieren, vermalen D

Auch die Eigenschatten,

Himmel und Erde

Wie getuscht Material

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