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HEINZGERD BRAKMANN
1 Für Teil 1 (1. Arbeitsinstrumentarien und Sammelwerke; 2. Quellenkunde) siehe ALw 53. 2011,
138–270.
Liturgies in East and West. Ecumenical Relevance of Early Liturgical Development. Acts of
the International Symposium Vindobonense I, Vienna, November 17–20, 2007. Ed. by
Hans-Jürgen Feulner. Zürich [u. a.]: Lit 2013. 324 S. [u. Corrigendum] (ÖSLS 6).
ISBN 978-3-643-90412-6.
Preacher and Audience. Studies in Early Christian and Byzantine Homiletics. Ed. by Ma-
ry B. Cunningham – Pauline Allen. Leiden: Brill 1998. VII, 370 S. (A New History of
the Sermon 1). ISBN 90-04-10681-2. – Da SC 52 zufolge die Predigt als „pars ipsius
liturgiae“ zu begreifen ist, kann ein Werk wie dieses die Liturgiewissenschaft nicht gleich-
gültig lassen, besonders nicht die östliche, weil es belegt, dass der heute weithin predigtlose
Hauptgottesdienst der Ostkirchen sich nicht auf die eigene „sana traditio“ berufen kann.
Nach einer Einführung der Herausgeberinnen in das Gesamtwerk und einem einleitenden
Beitrag des ALw-Mitarbeiters Alexandre Olivar OSB über die frühchristl. Predigt (21–
32; ausführlicher ders., La predicación cristiana antigua. Barcelona 1991) werden in diversen
Aufsätzen behandelt: Hermas, Hippolyt von Rom, Origenes, Basilius d. Gr., Gregor von
Nyssa, Gregor von Nazianz, Joh. Chrysostomus, Severian von Gabala, Proclus von Kon-
stantinopel, diverse Prediger des 6. Jh. wie Severus von Antiochien und Timotheus von
Jerusalem, ferner Anastasius Sinaita, Joh. Damascenus, Andreas von Kreta, Photius und
Georg von Nikomedien sowie Konstantinopler Prediger um 900, darunter Kaiser Leon VI.
und Nicetas Paphlago. Zum liturgischen Ort der Predigt vgl. auch Mary Cunningham,
The Sixth Century. A Turning-Point for Byzantine Homiletics, in: The Sixth Century, End or
Beginning? Ed. by Pauline Allen – Elizabeth M. Jeffreys. Brisbane 1996 (Byzantina
Australiensia 10) 176–186, mit der nicht ganz gerechten, gleichwohl bedenkenswerten
Bemerkung: „The strange neglect of homiletics by liturgists makes it necessary for those
studying the genre to attempt to bridge the gap, but it is also to be hoped that the liturgical
ALw 57 / p. 119 / 7.11.
experts will eventually come to our rescue and correct our inevitable mistakes“ (183). – Zu
den leontinischen Predigten s. jetzt Theodora Antonopoulou, The Homilies of the Empe-
ror Leo VI. Leiden 1997 (Medieval Mediterranean 14), und dies., Leonis VI Sapientis
Imperatori Byzantini Homiliae. Turnhout 2008 (CChr.SG 63), zu bisher unveröffentlich-
ten Texten des Nicetas Paphlago vgl. Freddy Lebrun, Nicétas le Paphlagonien. Sept homélies
inédites. Leuven 1997.
The History of Byzantine and Eastern Canon Law to 1500. Ed. by Wilfried Hartmann
– Kenneth Pennington. Washington: Catholic Univ. of America Press 2012. 356 S.
ISBN 978-0-8132-1679-9. – Handbuch und verlässliches Hilfsmittel. Heinz Ohme
(24–114) behandelt das Recht der Konzilien und Kirchenväter bis zum Quinisextum
(Trullanum II; 691/92), Spyros Troianos (115–214) das byzantinische bis etwa 1500.
Hubert Kaufhold (215–342) ist zuständig für das Recht der oriental. Kirchen des Nahen
und Mittleren Ostens.
Ludwig Burgmann, Die Gesetze der byzantinischen Kaiser, in: Fontes Minores 11. [Hg.]
ders. – Marie Theres Fögen. Frankfurt/M. 2005 (FBRG 26) 77–132. – „Von den ca. 70
Gesetzen byzantinischer Kaiser … aus der Zeit zwischen dem Tod Leons VI. und der
lateinischen Eroberung Konstantinopels … liegt bisher nicht einmal ein Fünftel in Aus-
gaben vor, die heutigen methodischen und editionstechnischen Anforderungen genügen“
(126f). Die vorgelegte „wissenschaftsgeschichtliche Skizze“ (77 Anm. *) weist die gegen-
wärtig möglichen Zugänge zu Texten, die dann und wann die Liturgie unmittelbar betref-
fen.
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Zur Situation der Christen in der Türkei und in Syrien. Exemplarische Einsichten. Hg. von
Martin Tamcke. Wiesbaden: Harrassowitz 2013. 267 S. (GOF.S 43). ISBN 978-3-447-
07005-8. – In Thematik wie Durchführung ungleichgewichtige Beiträge, hervorgegangen
aus diversen Veranstaltungen, von einer (hier nicht erstveröffenlichten) Rede des Abgeord-
neten Markus Meckel SPD im Deutschen Bundestag 2005 zu Vertreibungen und Mas-
sakern an den Armeniern 1915 (mit Abdruck des Resolutionsentwurfs „Stand
24. 5. 2005“, nicht des am 15. Juli ohne Gegenstimme angenommenen gemeinsamen An-
trags aller Fraktionen) über eine Göttinger Summerschool 2010 in Istanbul zur Syrien-
Konferenz 2012 der Evang. Akademie Hofgeismar, auch „ein kaum überarbeiteter Vortrag
vor einer Reisegruppe in Kassel, die dann ihre Syrien-Reise wegen der Ereignisse hatte
absagen müssen“: Martin Tamcke, Syriens Christen. Allgemeinverständliche Streif lichter
zur Einführung (175–180; mit einigen Fehlern: lat. Patriarchen von Antiochien gibt es
faktisch seit 1953, de jure seit 1964 nicht mehr; nicht zwei Patriarchen der ostsyr. „Kirche
des Ostens“ wurden Ende des 1. Weltkriegs ermordet, sondern einer: Schimun XXI. Ben-
jamin [1918; sein Nachfolger Schimun XXII. Polos starb 1920 auf dem Krankenbett];
Katholiken bilden nicht durchgängig den jeweils kleineren Teil der Ostkirchen, „die mit
Rom unierten Nestorianer“ [sic] – meint: die Chaldäer – heute, auch ohne malabarische
Thomaschristen, bei weitem die Mehrheit in der Christenheit ostsyr. Tradition). Die Auf-
sätze, zum Teil erhellend und lesenswert, sind für unser Fach generell nicht einschlägig. Der
Mitteilung lohnend erachtet der Hg. eine Beobachtung Paul Rohrbachs von 1900 in Nisi-
bis, „wie in der Kirche Mar Jakub syrische Christen den rechten Daumen in einem tiefen
Loch im Deckel des Sarkophages mit schnellen Drehungen polierten. Doch erhielt er keine
befriedigende Antwort zu Genese und Zweck des Brauches“ (76). Der Leser dieses Buches
auch nicht. Für eine verständigere Beschreibung des Verhaltens syr. Christen am (leeren)
Steinsarg des Jakob von Nisibis († 338) vgl. Oswald H. Parry, Six Months in a Syrian
Monastery. London 1895, 226f.
Ancient Tradition and What Became of it (15–57). Antwort: Anfangs wurden die liturgi-
schen Gebete sicher laut gesprochen, weil im ganzen kulturellen Umfeld der Spätantike
praktisch alles Beten und Lesen vernehmlich erfolgte. Den Grund für späteren Wandel
benennt Kaiser Justinian: Nachlässigkeit und Unkenntnis, und wendet sich per Gesetz da-
gegen (Novellae Iustiniani 137 v. J. 565). Moderne Beschwörung des „Mysteriencharak-
ters“ des Eucharistischen Hochgebetes erscheint historisch falsch und theologisch unhalt-
bar. Folgerung: „I know no legitimate pastoral, theological, or liturgical argument against
returning to what was clearly the original tradition in both East and West. Arguments
raised against it are just a mélange of sophistry and nonsense“ (46). Hinsichtlich der (ge-
sondert zu besprechenden) Armeniaca ist nützlich zu wissen: Gabriele Winkler, On the
Formation of the Armenian Anaphoras: A Preliminary Overview (59–86), wird inzwischen
überdeckt durch dies., On the Formation of the Armenian Anaphoras: A Completely Revised
and Updated Overview, in: Studi sull’Oriente Cristiano 11. 2007, 97–130.
Georges Ruyssen, Emil Herman S.J. (1891–1963) ed il suo contributo alla canonistica
orientale, in: Iura Orientalia 8. 2012, 73–101. – Seine liturgiehistorischen Interessen ließ
der Aachener Bankierssohn, Kanonist und Rechtshistoriker in eine Reihe, der selten be-
handelten Themen wegen, nach wie vor beachtlicher Beiträge münden.
Stefano Parenti, Il lascito di Robert F. Taft alla scienza liturgica, in: Studi sull’Oriente
Cristiano 16. 2012, 35–49. – Laudatio anlässlich der Beendigung von Tafts Wirken in
Rom. Keinesfalls minder beachtlich Tafts Ringraziamento ebd. 50–56. Jüngste Bibliogra-
phie: http://sergeyvgolovanov.narod.ru/projects/taftbibl.pdf (Stand Mitte 2010).
Γηϑόσυνον Σέβασμα. Αντίδωρον τιμής και μνήμης εις τον μακαριστόν καϑη-
γητήν της Λειτουργικής Ιωάννην Μ. Φουντούλην († 2007). Επιμέλεια: Πανα-
γιώτης Ι. Σκαλτσής – Νικόδημος Σκρέττας [Panagiotes Skaltses – Nikodemos A.
Skrettas]. 1–2. Thessalonike 2013. 2131 S. ISBN 978-960-467-419-0. – Zum Me-
moriale gewordene Festschrift für den bedeutendsten griech. Liturgiker unserer Epoche.
Bio-Bibliographie: Παναγιώτης Ι. Σκαλτσής, Ο λειτουργιολόγος Καϑηγητής
Ιωάννης Μ. Φουντούλης (1927–2007). Η προσωπικότητα και το έργο του (51–
114). Vgl. ALw 53,173. Besprechungen einzelner Beiträge erfolgen an inhaltlich passen-
dem Ort.
Enrico Morini, La Chiesa ortodossa. Storia – Disciplina – Culto. Bologna: PDUL 1996.
511 S. (Storia e cultura 1). ISBN 978-887-0942-37-8. – Behandelt in Kap. 3 die „Forme
e contenuti della liturgia“ (255–339) und weiteres Gottesdienstliches unter dem Titel
ALw 57 / p. 125 / 7.11.
Arne Effenberg [u. a.], Byzanz. Hg. in Zusammenarb. mit „Damals – Das Magazin für
Geschichte“. Darmstadt: Theiss 2014. 128 S., zahlr. Abb. ISBN 978-3-6062-2966-0. –
Kein kleines Handbuch der Byzantinistik, eher eine Art Appetizer, der Geschmack wecken
soll und damit Erfolg haben kann. Thematisch behandelt werden politische Geschichte von
Konstantin bis zur Gegenwart, Recht, Kunst, Alltagsleben, Hofzeremoniell, nicht aber
kirchlicher Gottesdienst. Die Mitwirkung namhafter Autoren (ohne theologische Fach-
bereiche) bürgt für die nötige Seriosität und dafür, dass inhaltlich kein größeres Unglück
geschieht. Den solchen Magazinen innewohnenden Zwang zu reichlicher Bebilderung be-
dient hier nicht wenig Material abendländischer Herkunft bis hin zu neuzeitlicher His-
torienmalerei. Die Bildlegenden übersteigen kaum Illustriertenniveau. Der Abbildungs-
nachweis (4) erfüllt Copyrightpflichten, nicht aber sonstige Informationsbedürfnisse.
Einblicke in den virtuellen Himmel. Neue und alte Bilder vom Inneren der Hagia Sophia in
Istanbul. Eine Ausstellung der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, 19. Februar bis
20. März 2008. Text u. Katalog: Rudolf H. W. Stichel. Tübingen [u. a.]: Wasmuth
2008. 139 S. ISBN 978-3-8030-0691-2. – Darin neu: das „Darmstädter Projekt“ einer
virtuellen Rekonstruktion des Inneren der Hagia Sophia in seiner ursprünglichen Gestalt
einschließlich der liturgischen Einbauten (Abb. 59–64), damit verbunden „eine rekonstru-
ierende Visualisierung von ausgewählten Teilen der Liturgie“ (Abb. 65f). Eindrucksvoll,
doch überprüfungsbedürftig.
Giulia Marsili, L’Apostoleion di Costantinopoli. Stato della questione e analisi delle fonti
per alcune rif lessioni di carattere topografico ed architettonico, in: RSBN N.S. 49. 2012, 3–
52. – Leicht vergessen, da nicht mehr zu sehen: Neben der Kathedrale Hagia Sophia besaß
die Kirche Konstantinopels für ihre Gottesdienste einen zweiten Riesenbau, die Apostel-
kirche, gelegen an der Stelle der heutigen Fatih Camii und einst ausgezeichnet durch die
Gräber von Kaisern und hauptstädtischen Bischöfen. Vfn. berichtet über die mit diesem
Bau verbundenen Funde, Erkenntnisse und Hypothesen jüngster Zeit.
ALw 57 / p. 126 / 7.11.
John F. Baldovin, Worship in Urban Life: The Example of Medieval Constantinople, in:
ders., Worship, City, Church and Renewal. Washington 1991, 13–27. – Im Konstantinopel
des 10./11. Jh. war christl. Gottesdienst „an open, public affair … not a matter of personal
idiosyncrasy or private taste, confined to the walls of a building; rather, it was a manifesta-
tion of the culture itself“ (22). Nicht weniger als 20 stadtgeschichtliche Ereignisse wurden
im Jahreskreis gefeiert, davon 18 mit Prozessionen. Insgesamt organisierte die Große Kir-
che in den Straßen der Stadt jährlich 68 Prozessionen, davon 26 unter persönlicher Betei-
ligung des Kaisers.
Marie-France Auzépy, Les déplacements de l’empereur dans la ville et ses environs (VIII e–
e
X siècles), in: Constantinople and its Hinterland. Ed. by Cyril Mango – Gilbert Dagron.
Aldershot 1995 (Society for the Promotion of Byzantine Studies Publications 3) 359–
366. – Behandelt unter anderem die sich jährlich über zwei Wochen (28. Juli–13. Aug.)
erstreckende Prozession des sonst im Kaiserpalast aufbewahrten Hl. Kreuzes durch die
ALw 57 / p. 127 / 7.11.
Straßen von Konstantinopel. „La cérémonie est originale: elle est religieuse en raison de
l’objet fêté, la croix, et fait partie du calendrier liturgique de la ville, mais elle n’est pas
ecclésiastique: elle part du palais et est organisée par lui; ni le patriarche ni le clergé de
Sainte-Sophie n’y participent“ (362).
Wendy Mayer, The Sea made Holy. The Liturgical Function of the Waters surrounding
Constantinople, in: EL 112. 1998, 459–468. – Goldenes Horn, Bosporos und Marma-
rameer als „transmarinische“ Prozessionswege, mehrheitlich bei außerordentlichen Gele-
genheiten und nach Ende der Spätantike mit sinkender Frequenz.
3.2.3. Sprachenfragen
Nicolas Oikonomidès, L’„unilinguisme“ officiel de Constantinople byzantine (VII e–XII e
siècle), in: Σύμμεικτα 13. 1999, 9–22. – Die für die neue Hauptstadt Konstantinopel
zunächst beabsichtigte lat.-griech. Zweisprachigkeit wich mit der Zeit breitem Desinteresse
an der Sprache des Westens. Das (demotische) Griechische wird zur lingua franca innerhalb
des Reiches und bleibt dies zunächst auch in den vom Islam eroberten Gebieten, einschließ-
lich des diplomatischen Verkehrs mit westlichen Mächten. Im kosmopolitischen Konstanti-
nopel hatten einwandernde Händler und Militärs Griechisch zu lernen. Ab dem 10. Jh.
muss man verstärkt auf Dolmetscher zurückgreifen, auch für das Lateinische, so 1054 (mit
Folgen; vgl. Christian Gastgeber, Die manipulative Macht der Übersetzung: Die Auseinan-
dersetzung zwischen Patriarch Michael Kerullarius und Kardinal Humbert von 1054 im
Spiegel der bewussten Inhaltsverfälschung, in: Byzanz und das Abendland II. Studia Byzanti-
no-Occidentalia. Hg. von Erika Juhász. Budapest 2014 [Antiquitas – Byzantium – Re-
nascentia 12] 29–44) und auf dem Konzil von Ferrara–Florenz (1438/39). Bei den Ein-
heimischen treten, anders als im Westen, nicht neue Idiome neben die fremd gewordene
Alt-Sprache der Kirche, sondern entstehen innerhalb des Griechischen verschiedene Aus-
formungen, die in ihrer Bandbreite gebildeten Schichten zugänglich blieben. In diesem
Sinne wurde auch das Griechisch der Liturgie den Griechen nicht zur Fremdsprache.
3.2.4. Reliquien
Bernard Flusin, Construire une nouvelle Jérusalem: Constantinople et les reliques, in:
L’Orient dans l’histoire religieuse de l’Europe: l’invention des origines. Éd. par Mohammad
Ali Amir-Moezzi. Turnhout 2000 (BEHE.R 110) 51–70.
John Wortley, The Byzantine Component of the Relic-hoard of Constantinople, in: GRBS
40. 1999, 353–378;
ders., The Marian Relics at Constantinople, ebd. 45. 2005, 171–187.
Byzance et les reliques du Christ. Éd. par Jannic Durand – Bernard Flusin. Paris 2004.
258 S. (Centre de recherche d’histoire et civilisation de Byzance. Monographies 17). ISBN
2-9519198-5-9. – Table ronde aus Anlass des 20. Byzantinistenkongresses. Die einzelnen
Beiträge behandeln die Reliquien in der Pharos-Kirche (Paul Magdalino, 15–30), das
Mandilion von Edessa (Sysse Gudron Engberg, 123–142 [auch für die Perikopenfor-
schung wichtig]), die Freunde Jesu (John Wortley, 143–157), die Situation nach 1204
(George P. Majeska, 183–190), ein georg. Triptychon des 17. Jh. (Ioanna Rapti, 191–
222) sowie erwartungsgemäß eingehend die Verehrung des Wahren Kreuzes (Holger A.
Klein, 31–59; Jannic Durand, 91–105; Thomas F. Mathews – Edmund P. Dandrid-
ge, 109–122; Sandrine Lerou, 159–182). Liturgiegeschichtlich Neues bietet besonders
Bernard Flusin, Les cérémonies de l’exaltation de la Croix à Constantinople au XIe siècle
d’après le Dresdensis A 104 (61–89).
Saints and Sacred Matter. The Cult of Relics in Byzantium and Beyond. Ed. by Cynthia
Hahn – Holger A. Klein. Washington: Harvard Univ. Press 2015. 376 S., zahlr. Abb.
(Dumbarton Oaks Symposia and Colloquia). ISBN 978-0-88402-406-4.
Amalfi and Byzantium. Acts of the International Symposium on the Eighth Centenary of
the Translation of the Relics of St Andrew the Apostle from Constantinople to Amalfi (1208–
2008). Rome, 6 May 2008. Ed. by Edward G. Farrugia. Roma: PIO 2010. 180 S.
(OCA 287). ISBN 978-88-7210-371-5. – Kein Buch, auf das die Welt gewartet hätte,
doch eines, das man nicht unbelehrt aus der Hand legt. In ihrer Blütezeit vom 10. bis
12. Jh. besaß die Handelsstadt Amalfi am Golf von Salerno nicht geringen Anteil an Be-
gegnung und Austausch mit dem griech. Teil der Mittelmeerwelt, vom Merkantilen getra-
gen auch im kirchlichen Bereich, so mit der Unterhaltung eines OSB-Klosters auf dem
Athos, einer Amalfitaner-Kolonie mit Kloster und Kirche in Konstantinopel, Hospizen in
Jerusalem, Übersetzungen religiöser Schriften aus dem Griechischen, Erwerb in byzantin.
Werkstätten gefertigter Bronzetore für ital. Kirchen, vor allem für Amalfi und den Süden
Italiens. Der Anlass des Symposiums, die durch Erzbischof Orazio Soricelli von Amalfi-
Cava de’Tirreni veranlasste Reise von Andreas-Reliquien nach Rom, führt dann und wann
näher zum Liturgischen. Die Hauptlast trägt Ernst Christoph Suttner, Die Reliquien des
hl. Apostels Andreas und ihre Verehrung in Patras, Konstantinopel, Amalfi und Rom (45–59),
ein gefälliger Vortrag, freilich ohne den für dauerhafte Geltung nötigen Tiefgang. Nicht
ohne Bewegung berichtet Vf. über die 1964 durch Paul VI. gewährte Rückführung des –
1462 unter Pius II. Piccolomini als Gabe des kaiserlichen Flüchtlings Thomas Palaiologos
– aus Patras nach Rom gelangten Andreas-Hauptes nebst originalem byzantin. Reliquiar
(von Paul VI. aus Pienza zurückerbeten und dort durch das unter Pius II. für die Peters-
kirche geschaffene des Simone di Giovanni Ghini ersetzt; in Griechenland wurde das An-
dreas-Haupt in einem neuen Reliquiar gefasst und zu frommen Zwecken gelegentlich auf
Reisen geschickt, so 2011 nach Bukarest). Im Unterschied zu diesen Vorgängen feiert das
ALw 57 / p. 129 / 7.11.
röm. Symposium 2008 die Überführung von Reliquien des als apostolischer Gründer der
Kirche Konstantinopels verehrten Andreas, die der päpstliche Legat Petrus Capuanus
1208 als Kriegsbeute aus der von Lateinern besetzten Konstantinopler Apostelkirche nach
Amalfi verbrachte. Buchtitel und Herausgeber umgehen die Frage, welche „reliquia di s.
Andrea“ (8) es in den Symposiumswochen in Rom zu verehren galt (am 22. 11. 2008 durch
Benedikt XVI. persönlich in der Aula Nervi). Der Bischof von Amalfi, Orazio Soricelli,
lässt keinen Zweifel aufkommen: „Abbiamo con noi la preziosa reliquia del Capo dell’Apos-
tolo Andrea“ (15). Suttner setzt dagegen: „sein Haupt kann dort [d. h. in Amalfi] nicht
niedergelegt worden sein, da es … nach alter Tradition in der Stadt Patras verblieben war“
(52). So hatte schon Pius II. 1462 das Dilemma gelöst: der Leib ruhe in Amalfi, das Haupt
nunmehr in Rom (Commentarii 8,1 [2,1496 Totaro]). Heute hören Nachfragende etwas
von einer angeblichen Teilung des Schädels vor oder zur Kreuzfahrerzeit (http://lacittadis-
alerno.gelocal.it/salerno/cronaca/2007/10/23/news/amalfi-il-patriarca-di-costantinopoliri-
ceve-le-reliquie-di-sant-andrea-1.4518250). Vervielfältigung und Teilung von Reliquien
wird keinen Historiker verwundern, und auch Reliquiendiplomatie ist nicht erst moderne
Erfindung. Doch kann der neuestens zu beobachtende geschäftige Umgang mit den Amal-
fitaner Andreas-Reliquien schon zum Grübeln bringen. Wie kleinlich wirkt es gegenüber
der Geste des Montini-Papstes, wenn 2007 der Bischof von Amalfi dem Ökumenischen
Patriarchen Bartholomaios nicht die aus der historischen Grablege seiner Vorgänger, der
Konstantinopler Apostelkirche, auf fragwürdige Weise nach Kampanien entführten Apos-
telgebeine großherzig übergibt, sondern nur „un piccolo osso“ (vgl. die Translation einer
Helena-Reliquie 2012 nach Bonn, Presseberichten zufolge „kaum halb so groß wie ein
Daumen“). Geschenke zu Lasten Dritter sind es letzlich auch, wenn Bischof Soricelli anläss-
lich des Jubiläums 2008 ein ähnliches Stück dem damaligen Pfarradministrator Andreas
Skoblicki für die Kirche von Kopfing im Innkreis (Bistum Linz) überlässt und 2010 Staats-
sekretär Tarcisio Bertone in päpstlichem Auftrag zwei Partikel nach Astana, der Hauptstadt
Kasachstans, bringt, eine für die orthodoxe, eine für die kath. Kathedrale. Dies passt zu den
gegenwärtig unübersehbaren Versuchen der Wiederbelebung des „klassischen“ Reliquien-
kultes, der sich wenig schert um die Leitlinien, die dazu im heutigen Pontificale Romanum
zu lesen sind (Feier der Kirchweihe, Pastorale Einführung Nr. 5). Anderseits ist zu beobach-
ten, dass Christen der ostkirchlichen Diaspora, auch in Deutschland, in den Reliquien kath.
Kirchen eine Gemeinsamkeit entdecken, die auf sie überzeugender zu wirken scheint als
ökumenische Papiere und Bulletins. – Beim röm. Symposium lieferte eine kultgeographi-
sche Ergänzung zur Reliquienverehrung an der Amalfiküste Constantin Simon, The Vene-
ration of Saint Pantaleon (Panteleimon) in East and West with Special Reference to the Repu-
blic of Amalfi (61–79). Im Fokus steht die um 1112 in Ravallo angelangte Blutreliquie
unbekannter Herkunft des Heiligen, für die, wie beim bekannteren Blutwunder von San
Gennaro in Neapel, Jahr für Jahr eine wundersame Verflüssigung beobachtet wird. In die-
sem Kontext wäre die in Rom nicht thematisierte „Manna di Sant’Andrea“ zu erwähnen,
eine Absonderung der Andreas-Reliquien in der Krypta des Domes von Amalfi, die an
analoge ostkirchliche Erscheinungen, vor allem das Myron des hl. Demetrios in Thessalo-
nike, erinnert (vgl. Antonio Amatruda, La Manna di Sant’Andrea. Aspetti inediti = http://
www.parrocchiaamalfi.com/la-manna-di-santandrea/, für ein Video der Manna-Feier 2013
s. https://www.youtube.com/watch?v=gt_5Liev9tQ; zu Thessalonike jüngst Peter Sous-
tal, Der heilige Demetrios, in: Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Hg. von Joachim
Bahlcke [u. a.]. Berlin 2013, 451–458 m.w.N.). Hinsichtlich des liturgischen Andreas-
Festes in Konstantinopel führt Suttner aus, dass sich dort „für längere Zeit … keine Spuren
einer Festfeier für den hl. Apostel Andreas nachweisen lassen“ (48); eine glanzvolle Feier
habe erstmals Patriarch Serapheim II. 1759 angeordnet und diese erst 1881 „endgültig
ALw 57 / p. 130 / 7.11.
jenen Charakter eines Thronfestes für den Stuhl von Konstantinopel“ erlangt (50f). Die
Ausführungen gehen (über Francis Dvornik) zurück auf den weiterhin grundlegenden Bei-
trag Chrysostome Konstantinidis, La fête de l’apôtre saint André dans l’église de Constan-
tinople à l’époque byzantine et aux termes modernes, in: Mélanges en l’honneur de Monseigneur
Michel Andrieu. Strasbourg 1956, 243–261, lassen damit aber auch dessen Fehlinforma-
tion zum Konstantinopler Festkalender unkorrigiert: „Au jour de la fête de saint André
aucune synaxe“ (255). Tatsächlich aber verzeichnet das Synaxar-Typikon der Großen Kir-
che für den 30. 11. eine aufwendige Synaxis mit Prozession von der Hagia Sophia über das
Konstantinsforum zur Apostelkirche und nennt auch das zugehörige Festtroparion Τῆς
νοητῆς ϑαλάσσης (DmitrievskijOLR 1,27f; MateosTGÉ 1,116–118). Die schon
bei Konstantinidis nicht vergessene Festpredigt von 1759, gehalten von Eugenios Boulga-
res († 1806 als russ. Erzbischof von Cherson [Krim]; Text: Συλλογή ανεκδότων συγ-
γραμμάτων του αοιδίμου Ευγενίου του Βουλγάρεως καί τινων άλλων μετατυ-
πωϑέντων. Εκδοϑείσα υπό Γεωργίου Αινιάνος [Georgios Ainian]. 1. Athen 1838,
64–86), behandelt hier eingehender Georgios D. Panagopoulos, Sankt Andreas und die
Apostolizität der Kirche von Konstantinopel in der orthodoxen neugriechischen Theologie (81–
104). – Ein stärker kult- und kulturgeschichtlich ausgerichteter Kongress „Sant’Andrea in
Oriente e Occidente. Storia, iconografia, letteratura, luoghi di venerazione“ mit zahlreichen
orthod. Slaven auf der Rednerliste fand vom 7. bis 9. Mai 2007 in Amalfi statt (Akten
nicht publiziert), im Jahr zuvor ein thematisch ähnlicher in Griechenland: Ο Απόστολος
Ανδρέας στην Ιστορία και την Τέχνη. Πρακτικά Διεϑνούς Συνεδρίου Πάτρα
17.–19. 11. 2006. Επιμέλεια Ελένη Γ. Σαράντη – Δημήτρης Δ. Τριανταφυλλό-
πουλος [Elene G. Sarante – D. D. Triantaphyllopoulos]. Patras 2013. Von seinen
Beiträgen interessieren hier besonders: Ελένη Γ. Σαραντη, Ο άγιος Ανδρέας και η
Πάτρα: ιστορία και παράδοση (17–46; ergänzt Suttner [wie oben]), sowie Θεώνη
Κολλυροπύλου [Theone Kollypopoulou], Υμνογραφικά για την εορτή του Πρω-
τοκλήτου αποστόλου Ανδρέα (87–100).
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Sebastià Janeras, Una celebrazione liturgica tutta particulare a Costantinopoli nel secolo
sesto, in: Inquiries into Eastern Christian Worship. Selected Papers of the Second International
Congress of the Society of Oriental Liturgy, Rome, 17–21 September 2008. Ed. by Bert
Groen [u. a.]. Leuven 2012 (Eastern Christian Studies 12) 173–187. – Auswertung des
in den Akten des Konstantinopler Konzils von 536 tradierten Berichts (ACO 2,71–76)
über die tumultuarischen Ereignisse am 15./16. 7. 518 in der Hagia Sophia, mit denen
Patriarch Johannes II. gezwungen wurde, das Konzil von Chalkedon liturgisch zu kom-
memorieren. Daneben überliefert der Text, Baumstark eindrucksvoll bestätigend, liturgie-
geschichtlich wertvolles Kleinmaterial: erstes Zeugnis regelmäßiger Rezitation des Sym-
bolons in der Eucharistiefeier Konstantinopels; Altarraum als Ort des Vortrags der
Diptychen der Verstorbenen (einschließlich der Konzilien); vorjustinianisches Auftreten
und vielfältige Nutzung des Ambons; Route der Eingangsprozession in der theodosia-
nischen Hagia Sophia (am Ambon vorbei, nicht über dessen Treppen).
Massimiliano Vitiello, „Cui Iustinus imperator venienti ita occurrit ac si beato Petro“.
Das Ritual beim ersten Papst-Kaiser-Treffen in Konstantinopel: Eine römische Auslegung?, in:
ByZ 98. 2005, 81–96. – Beobachtungen zum zeremoniellen Empfang (ὑπαπάντησις,
ὑπαπαντή, occursus) des röm. Papstes Johannes I. durch Kaiser Justinos I. und die kon-
stantinopolitan. Bevölkerung Ende 525 oder Anfang 526.
Paulus Silentiarius, Descriptio Sanctae Sophiae. Descriptio ambonis. Ed. Claudio De Ste-
fani. Berlin [u. a.]: de Gruyter 2011. XLVIII, 163 S. (BSGRT). ISBN 978-3-11-
022126-8. – Die berühmten zeitgenössischen Ekphraseis der justinianischen Hagia So-
phia und ihres Ambons in tadelloser neuer Edition. Bespr. von Steven D. Smith in: Bryn
Mawr Classical Review 2012. 04. 33.
Eustratii Presbyteri Vita Eutychii Patriarchae Constantinopolitani quam ed. Carl Laga.
Turnhout: Brepols 1992 LIV, 195 S. (CChr.SG 25). ISBN 2-503-40252-6. – Neuaus-
gabe einer ausnehmend informativen Quelle der Konstantinopler Gottesdienstgeschichte
des 6. Jh., der zeitgenössischen Biographie des zweiten Konsekrators der justinianischen
Hagia Sophia (562), Patriarch Eutychios (sed. 552–565 und 577–582), systematisch
noch auszuschöpfen. Bespr.: José Declerck in: Byzantion 63. 1993, 460–463; Bernard
Flusin, in: RÉByz 52. 1994, 322f.
Ioannis Malalae Chronographia, recensuit Ioannes Thurn. Berlin [u. a.]: de Gruyter
2000. VIII, 30*, 551 S. (CFHB 35). ISBN 978-3-11-008800-7;
Johannes Malalas, Weltchronik. Übers. von Johannes Thurn (†) – Mischa Meier (Be-
arb.). Einl. u. Kommentar von Mischa Meier [u. a.]. Stuttgart: Hiersemann 2009. VI.
566 S. (BGrL 69). ISBN 978-3-7772-0911-1.
Andreas Külzer, Studien zum Chronicon Bruxellense, in: Byzantion 61. 1991, 413–
447. – Die in Brüssel verwahrte byzantin. Chronik tradiert bisher nicht oder kaum beachtete
Angaben zur Konstantinopler Liturgiegeschichte: Unter Kaiser Justinian (reg. 527–† 565)
„wurde am heiligen Pfingstfest zuerst dieser Psalm οἱ τὰ χερουβὶμ μυστικῶς gespro-
chen. Vorher wurde nämlich nichts derartiges gesagt. Und am heiligen Gründonnerstag
wurde auch dies erstmalig geprochen τοῦ δείπνου σου τοῦ μυστικοῦ“ (Einführung bei-
der Gesänge sonst Kaiser Justin II. [565–578] zugeschrieben). Kaiser Konstantin V.
(741–775) „gab denen in der Kirche die Kommunionverse für die Herrenfeste Theopha-
nie, Karsamstag, Pfingsten und Kreuzerhöhung, nachdem er sie gedichtet (?) hatte“.
„Mit der Seele Augen sah er deines Lichtes Zeichen, Herr“. Hymnen des orthodoxen Kirchen-
jahres von Romanos dem Meloden. Aus dem Griech. übertragen von Johannes Koder. Wien:
Verl. der ÖAW 1996. 215 S. ISBN 3-7001-2548-8;
Romanos Melodos, Die Hymnen. Übers. u. erläutert von Johannes Koder. 1–2. Stutt-
gart: Hiersemann 2005–2006. 1: X, 434 S.; 2: VI, 440 S. (BGrL 62 u. 64). ISBN 978-3-
7772-0500-7; 978-3-7772-0606-6.
Dt. Gesamtübersetzung der 61 echten Kontakia (zu den gottesdienstlichen Schriftle-
sungen) des Romanos († 562?), neu geordnet nach ihrer Verwendung im Liturgischen Jahr:
Weihnachtszeit (hymn. 1–16), Vorfasten- und Bußzeit (hymn. 17–42), Osterzeit (hymn.
43–61). Beigefügt ist der Akathistos-Hymnus.
Die Vita Nicolai Sionitae. Griechischer Text. Übers. u. kommentiert von Hartmut Blum.
Bonn: Habelt 1997. 141 S. ISBN 3-7749-2732-4. – Griech. Text (nach Ihor Ševčenko
– N. Nancy Patterson Ševčenko, The Life of St. Nicholas of Sion. Brookline, Mass.
1984, vgl. ALw 30,315f) und erste dt. Übersetzung der Biographie des Nikolaos von
Tragalassos († 564), Archimandrit des koinobitischen Sionsklosters bei Myra und Bischof
von Pinara im kleinasiatischen Lykien (Patriarchat Konstantinopel). Die wohl noch im 6. Jh.
entstandene Vita enthält eine Fülle liturgiegeschichtlich wertvoller Angaben (die in Blums
Kommentar jedoch keine Beachtung finden): Cheirotonie (!) zum Anagnostes ohne σύνο-
λον (d. h. Geldzahlung; § 5); Auswendiglernen des Buches, „das die göttliche Liturgie und
die übrigen Orationen enthielt“ (6, frühe, wenn nicht erste Erwähnung des byzantin. Eu-
chologions, und zwar als Codex); Priesterweihe mit 19 Jahren (7); stundenlanges kniendes
Gebet (16.30); Prozessionen mit Evangeliar (μεγαλεῖον) und mehreren Kreuzen
(21.23.55); Gebete an Christus (29), eines mit auffälliger Epiklese: ἐξαπόστειλον τὸν
λόγον σου καὶ τὸ πνεῦμα τὸ ἁγιόν σου ἐπὶ … (24); Heilsalbungen mit Lampenöl
ALw 57 / p. 133 / 7.11.
La Vita di San Nicola di Sion. Trad., note e commentario di Vincenzo Ruggieri. Roma:
Ed. Orientalia Christiana – Valore Italiano Lilamé 2013. 256 S., 40 Abb. ISBN 978-88-
97789-25-3. – Besonders interessant: Ausführungen, Pläne und Photographien zu den
wichtigsten archäologisch greifbaren Orten der Vita: Asarcik, Alacahisar (beide in der For-
schung für das Nikolaos-Kloster in Anspruch genommen) und die Bischofsstadt Pinara,
ferner der Abschnitt L’orizzonte teologico e la liturgia (131–146).
Vincenzo Ruggieri, Vita Nicolai Sionitae: Tracce eucologiche e ambiguità teologiche, in:
ByZ 104. 2011, 705–718. – Demonstration des euchologiegeschichtlichen Nutzens einer
Auswertung hagiographischer Quellen. Kap. 6 bietet für das 6. Jh. einen Gebetstext zur
Initiatio monastica, der sonst erst in Rezensionen späterer Euchologien und Schematolo-
gien belegt ist und für den Vf. palästin. Herkunft vermutet (Anm. 19). Die gelegentlich in
Nikolaos’ Orationen zu beobachtende „confusione o elasticità terminologica fra Dio e
Cristo“ (706) bringt er mit dem sog. Neuchalcedonismus in Verbindung.
Maximi confessoris Mystagogia una cum latina interpretatione Anastasii bibliothecarii. Ed. a
Christian Boudignon. Turnhout: Brepols 2011. CLXXXVII, 97 S. (CChr.SG 69).
ISBN 978-2-503-40691-6. – Philologische Ausgabe. Dem Maximos-Text ist die lat.
Übersetzung durch Anastasius Bibliothecarius (819–879) beigegeben; dazu vgl. Réka
Forrai, Anastasius Bibliotecarius [sic] and his textual dossiers, in: L’antiquité tardive dans
les collections médíévales. Études réunies par Stéphane Gioanni [u. a.]. Rome 2008 (CEFR
405) 319–337, bes. 328–330.
Hans Urs von Balthasar, Kosmische Liturgie. Das Weltbild Maximus’ des Bekenners.
[3. Aufl.] Einsiedeln [u. a.]: Johannes 1988. 691 S. – Mit einer dt. Übersetzung der My-
stagogie (366–407). Bespr. ALw 31,464f.
ALw 57 / p. 135 / 7.11.
Robert Taft, Is the Liturgy Described in the Mystagogia of Maximus Confessor Byzantine,
Palestinian or Neither?, in: BBGG 3. Ser. 8. 2011, 223–270 [ersetzt den fehlerhaften
Erstdruck ebd. 7. 2010, 247–296]. – Auseinandersetzung mit der von Joseph Patrich
vorgetragenen Hypothese, Maximos, seiner syr. Vita zufolge 580 bei Tiberias (Galiläa)
geborener Sohn eines zum Christentum bekehrten samaritanisch-persischen Ehepaares,
deute nicht den konstantinopolitan. Gottesdienst, sondern die palästin. Jakobos-Liturgie
(The Transfer of Gifts in the Early Churches of Palestine, in: Pèlerinages et lieux saints dans
l’Antiquité et le Moyen Âge. Éd. par Béatrice Caseau [u. a.]. Paris 2006, 341–393, bes.
347–350). Tafts sorgfältige liturgievergleichende Untersuchung führt zu dem Ergebnis,
dass Maximos’ Mystagogie, mit noch besserer Begründung denn bisher, als Zeugnis der in
Konstantinopel geprägten Liturgie zu sehen und auszuwerten ist.
Deux martyrs de l’Église indivise. Saint Maxime le Confesseur et le pape saint Martin. Le
récit de leurs procès et de leur mort par des témoins oculaires. Introd., trad. et notes de Jean-
Miguel Garrigues. Paris: Cerf 2011. 168 S. (Sagesses Chrétiennes). ISBN 978-2-204-
09396-5.
ALw 57 / p. 136 / 7.11.
Jeremy Williams, Use of Sources in the Canons of the Council in Trullo, in: Byzantion 66.
1996, 470–488. – Neunzehn der 102 Kanones des Quinisextums sind ohne deutliche
Vorgeschichte in älteren Synoden. Sie bezwecken überwiegend Vorschrift oder Abwehr
gottesdienstlicher Bräuche sowie die rechte Behandlung von vasa sacra.
ALw 57 / p. 137 / 7.11.
Thomas Bremer, „Verehrt wird Er in seinem Bilde …“. Quellenbuch zur Geschichte der
Ikonentheologie. Trier: Paulinus 2014. 322 S. (Sophia 37). ISBN 978-3-7902-1461-1. –
Arbeitsbuch für Interessierte „ohne die entsprechenden Sprachkenntnisse“, auch „in der
Hochschule“ (14). Den ersten Teil (21–111) bilden anmerkungslose Darstellungen zur
Geschichte von Bilderverehrung und -streit, zur sich daraus ergebenden theologischen De-
batte und zu „Ikonen als Zugang zur orthodoxen Theologie“. Ungenau und nicht gedeckt
von der im Band dokumentierten Ikonentheologie der Väter sind Aussagen wie: Im „Chris-
tusbild ist Christus gegenwärtig“ (104), und in der Orthodoxie hätten „die Bilder eine
analoge Funktion wie die im Tabernakel aufbewahrten konsekrierten Hostien in der rö-
misch-katholischen Kirche“ (105). Selbst Aleksandr Semenov-Tjan-Šanskij (1890–1979),
spät in Paris zu Theologie und Priestertum gelangter (Titular-)Bischof russ. Tradition,
spricht in seinem Erwachsenenkatechismus (bibliographische Angaben zur benutzten Aus-
gabe fehlen) laut Bremers Übersetzung nur von einer „gnadenhaften Anwesenheit des Dar-
gestellten“ (303), nicht von Realpräsenz, und führt die Gnadengegenwart auf die Weihe der
Ikone zurück, welche die Konstantinopler Tradition und Bildertheologie gerade nicht
voraussetzen (s. unten). In der jüngsten franz. Ausgabe seines Katechismus wird „une force
de grâce“ den Bildern Mariens zuerkannt, ansonsten heißt es schlicht: „L’icône n’est pas
seulement une image, elle manifeste réellement la présence de Celui qui est représenté“
(A. Semenoff-Tian-Chansky, Catéchisme orthodoxe. 3e éd. Paris 1984, 133*; im Netz:
http://www.pagesorthodoxes.net/pages-choisies/semenoff-tian-chansky-vie-spirituelle.htm
[§ 37,6]). Die Bilder veranschaulichen, dass Christus seiner Kirche immerdar gegenwärtig
ist, die Communio sanctorum und die Mitfeier der Engel. Sie schaffen eine Verbindung
zum Dargestellten (Person oder Ereignis) durch den Namen, der ihnen unbedingt auf-
zuschreiben ist (Concilium Nicaenum II; Patriarch Nikephoros), und dürfen wegen dieser
Verbindung als vom Heiligen Geist überschattet geglaubt werden. Selbst in der Volksfröm-
migkeit lässt sich ein deutlicher Kontrast beobachten zwischen der Verehrung der Bilder
und jener, die die Gläubigen der konsekrierten Eucharistie entgegenbringen, beobachtet
man auch nur einmal deren Übertragung zum Altar bei der byzantin. Präsantifikatenlitur-
gie. – Der Quellenteil (115–306) dokumentiert in Auszügen Väter- und Synodentexte von
Germanos I. bis Nikephoros und Theodoros Stoudites, recht ausführlich auch die karolin-
gische Reaktion auf das Nicaenum II, ferner drei liturgische Quellen (Nr. 15–17), am Ende
(Nr. 18–22) russ. Werke aus dem 16. und dem 20. Jh., schließlich einen gekürzten Lexi-
konartikel des Münsteraner Kollegen Anastasios Kallis (* 1934). Zu genannten drei Litur-
gica liefert dieses Arbeitsbuch kein Werkzeug. Vom 1. Sonntag der Fastenzeit, seit 843 als
„Sonntag/Triumph der Orthodoxie“ begangen, sind unter Nr. 15 Hymnen aus der Großen
Vesper (das abgedruckte Tropar ist aber das Apolytikion der Kleinen) und dem Orthros
ausgewählt. Ergänze: Der am Morgen gesungene Kanon wird traditionell Theophanes
Graptos († 845) zugeschrieben. Als „Synodikon der Orthodoxie“ ist ein dt. Text aus dem
Internet mit Kürzungen wiedergegeben (gedruckt in: Die Grossen Feste. Homilien der Hl.
Väter und andere Texte. Chania 2011, 169–193). Der bei Benutzung „in der Hochschule“
nötige Hinweis auf die wissenschaftliche Ausgabe (Jean Gouillard, Le synodikon de l’Or-
thodoxie. Édition et commentaire, in: TMCB 2. 1967, 1–316) fehlt. Unter Nr. 16 finden
ALw 57 / p. 138 / 7.11.
sich Gebete zur Ikonenweihe, vier aus russ. Tradition, eines das „in den [sic] griechischen
liturgischen Büchern“ zu finden sei. Zu ergänzen: Die Russen imitieren lat. Bräuche, die
eine bekannte griech. Oration (mit kopt. Parallele) stammt aus Zypern oder nahöstlicher
Nachbarschaft, wohingegen die genuin Konstantinopler Tradition die Weihe von Bildern
durch Gebet und Salbung ablehnt; vgl. Paulos Menebisoglou, ῾H εὐχὴ „ἐπὶ ἱστο-
ρηϑεῖσαν καινὴν εἰκόνα“ τοῦ M. Eὐχολογίου καὶ ἡ χρῖσις τῶν νέων εἰκόνων δι’
ἁγίου Mύρου, in: Kleronomia 25. 1993, 17–31; ders., Μελετήματα περὶ ἁγίου Μύ-
ρου. Athena 1999, 227–244. Da zum Programm des Buches die westliche Reaktion ge-
hört, wäre auch ein Hinweis auf das nach dem Vaticanum II erneuerte röm. Benediktionale
von Nutzen gewesen, das ausdrücklich die Bildertheologie des Nicaenum II rezipiert, doch
mit dem Tridentinum mahnt: „non quod credatur inesse aliqua in iis [sc. den Bildern]
divinitas vel virtus“ (Rituale Romanum. De benedictionibus. Ed. typica. Vaticano 1984,
cap. 29). – Beigegeben: kurzes Glossar, Zeittafel und Literaturhinweise.
Byzantine Defenders of Images. Eight saints’ Lives in English Translation. Ed. by Alice-
Mary Talbot. Washington, D.C.: Dumbarton Oaks Research Library and Collection
1998 [Paperback 2006]. XLII, 404 S. (Byzantine Saints’ Lives in Translation 2). ISBN
978-0-88402-259-6. – Vorgelegt werden vorwiegend erstmalige Übersetzungen in eine
westliche Sprache, jeweils mit Einleitung, Anmerkungen und Bibliographie. Die vier hagio-
graphischen Notizen zur ersten Periode des Bilderstreits (725/6–787) sind sämtlich dem
Synaxarion der Großen Kirche entnommen und betreffen die legendäre Theodosia von
Konstantinopel (dazu jetzt Sofia Kotzabassi, Das hagiographische Dossier der heiligen Theo-
dosia von Konstantinopel. Berlin [u. a.] 2009 [ByA 21]), Stephanos den Jüngeren, dem
Stephanos Diakonos eine große Biographie widmete, die Äbtissin Anthousa des Doppel-
klosters Mantineon in Paphlagonien mit Theotokoskirche auf einer Insel für die Nonnen
und Apostelkirche für die Mönche am Seeufer, sowie Anthousa, Tochter des ikonoklasti-
schen Kaisers Konstantinos V. (reg. 741–† 775). Aus der zweiten Periode (815–853)
finden sich: die Vita des Ökumenischen Patriarchen Nikephoros (BHG 1335) von Ignatios
Diakonos, Skeuophylax der Hagia Sophia; die Acta der Brüder David, Symeon und Georg
von Lesbos (BHG 494); das Leben des Asketen Ioannikios (BHG 936) und schließlich
das Enkomion auf die Kaiserin Theodora, Gattin des bilderfeindlichen Kaisers Theophilos
(BHG 1731). Index of people and places, kein Sachregister. Liturgiegeschichtliche Einzel-
heiten begegnen vor allem in den Texten zu Patriarch Nikephoros I. (63f: Patriarchenweihe
mit voraufgehendem Glaubensbekenntnis des Electus; 73: Kaiserkrönung; 75: Bußexkom-
munikation) und zu den Heiligen von Lesbos (159 u. 162: Presbyterordination mit an-
schließend zweiwöchiger Unterweisung des Neoordinatus; 178: Eindringen eines Schweins
in den Altarraum als böses Omen; analoge Beispiele in Anm. 183).
Die ikonoklastische Synode von Hiereia 754. Einleitung, Text, Übersetzung und Kommen-
tar ihres Horos. Besorgt von Torsten Krannich [u. a.]. Nebst einem Beitrag zur Epistula ad
Constantiam des Eusebius von Cäsarea von Annette von Stockhausen. Tübingen: Mohr
Siebeck 2002. VIII, 133 S. (STAC 15). ISBN 3-16-147931-9. – Studienausgabe der am
8. 8. 754 in der Blachernenkirche beschlossenen Glaubensbestimmung der 338 Väter, des
bei weitem ausführlichsten theologischen Textes der byzantin. Bildergegner, mit dt. Über-
setzung. Da der fromme Umgang mit bildlichen Darstellungen Christi und der Heiligen die
gottesdienstlichen Feiern zunächst sehr begrenzt betraf, kommt Liturgisches im Horos des
Konzils von Hiereia (heute: Fehnerbahçe) kaum vor. Die Verwerfung von Bildern im Kir-
chenraum (von Haus aus nicht „Kultbilder“) durch die Ikonoklasten gilt speziell solchen, die
in der gewöhnlichen kirchlichen Verehrungsrichtung „nach vorn“, d. h. in Altarrichtung,
ALw 57 / p. 139 / 7.11.
platziert waren, also jenen beim Altar oder in der Apsis, aber auch auf sakralen Gefäßen,
Altartüchern und -vorhängen. Sie zu zerstören, unbrauchbar zu machen oder ohne Erlaub-
nis höchster Autoritäten zu verändern, verbietet dieses Konzil ausdrücklich (58f). Bekannt-
lich suchten die Bilderkritiker die rituelle Verehrung der Gläubigen (Aspasmos, Proskyne-
sis) auf das nicht von Menschen geschaffene und nicht menschengestaltige Wahre Bild des
Gottmenschen Christus in der Eucharistie zu fokussieren (nicht deren Feier, sondern die
species, besonders das geheiligte Brot). Die Rede von „Bild“ und „Typos“ impliziert dabei
keine Minderung des Glaubens an die Realpräsenz. Freilich lässt sich nicht mit Sebastian
Schurig einfachhin sagen, das Brot werde in der Eucharistie „mittels des Priesters durch
den heiligen Geist“ (18) zum göttlichen Leib. Die Wandlung vom Gemeinen zum Heiligen
wird vielmehr allein vom Heiligen Geist auf liturgisches Gebetshandeln hin vorgenommen
(44f; ἀναφορά ist mehr als „Gabe“). Dem geschaffenen Bild hingegen ist kein „heiliges
Gebet“ (εὐχὴ ἱερά) eigen, das es von einem gemeinen zu einem heiligen wandelte und
damit verehrungswürdig machte (46f).
Concilium Universale Nicaenum Secundum. Ed. Erich Lamberz. 1–3. Berlin [u. a.]: de
Gruyter (ACO ser. II 3);
1: Concilii Actiones I–III. 2008 [Nachdr. 2012]. LXXIV, 281 S. ISBN 978-3-1101-
9002-1;
2: Concilii Actiones IV–V. 2012. XXXV, 318 S. ISBN 978-3-11-027274-1.
Johannes Bernhard Uphus, Der Horos des Zweiten Konzils von Nikaia 787. Interpretati-
on und Kommentar auf der Grundlage der Konzilsakten mit besonderer Berücksichtigung der
Bilderfrage. Paderborn: Schöningh 2004. XXV, 453 S. (Konziliengeschichte B 10). ISBN
3-506-74729-0.
Hans-Joachim Schulz, Das VII. Ökumenische Konzil: Erneuerungsimpuls für eine Litur-
gie, die zum „Schauen“ des Mysteriums befähigt, in: Cath(M) 42. 1988, 138–155.
Marie-France Auzépy, La Vie d’Étienne le Jeune par Étienne le Diacre. Introd., éd. et
trad. Aldershot: Variorum 1997. X, 357 S. (Birmingham Byzantine and Ottoman Mono-
graphs 3). ISBN 0-86078-637-4;
Vincenzo Ruggieri, Note su schemi simbolici e letterari della Vita S. Stephani Junioris, in:
Byzantion 63. 1993, 198–212.
Vita, Passio und Miracula (BHG 1666) des 765 unter Kaiser Konstantin V. († 775) in
Konstantinopel getöteten Reklusen Stephanos vom Auxentios-Berg (Kayişdağ; südöstlich
von Chalkedon), geschrieben 809 im Auftrag des Epiphanios, eines Nachfolgers jenes
Stephanos, durch Stephanos, Diakon der Hagia Sophia unter Patriarch Nikephoros (sed.
806–815; † 828). Das Werk enthält manche gottesdienstlichen Angaben, von Auzépy
jeweils sorgfältig notiert und wenigstens ansatzweise erläutert, u. a. zu Initiatio Christiana
(§ 6f [8. u. 40. Tag]. 21 [Pate]), Ordination und/oder Inthronisation eines Patriarchen
(§ 5.25), Gedächtnis des Kaisers (§ 32), monastische Riten (§ 12.38.40), Totenglocke
(§ 12).
Leontios Presbyteros von Rom, Das Leben des heiligen Gregorios von Agrigent. Krit.
Ausg., Übers. u. Kommentar von Albrecht Berger. Berlin: Akad. Verl. 1994. 425 S. (BBA
60). ISBN 3-05-002753-3. – Die romanhafte Gregorios-Vita (BHG 707) des Priester-
mönchs Leontios aus dem griech. Sabas-Kloster in Rom, vermutlich um die Wende vom 8.
zum 9. Jh. für private Lektüre verfasst (23.47), doch auch im Gottesdienst verlesen und zur
ALw 57 / p. 140 / 7.11.
Lydia Carras, The Life of St Athanasia of Aegina, in: Maistor. Classical, Byzantine and
Renaissance Studies for Robert Browning. Ed. by Ann Moffatt. Canberra 1984 (Byzantina
Australiensia 5) 199–224. – Die von einem Zeitgenossen in der 1. Hälfte des 9. Jh. ge-
schriebene Vita BHG 180, überliefert im April-Menologion Vat. gr. 1660 (v. J. 916, Stou-
diou-Kloster), informiert u. a. über Fastendisziplin und Totengedächtnistage (40. Tag, Jah-
restag).
Lennart Rydén, The Life of St Philaretos the Merciful, Written by his Grandson Niketas.
A Critical Ed. with Introd., Transl., Notes, and Indices. Uppsala: AUU 2002, 143 S.
(SByU 8). ISBN 91-554-5200-0. – Der Laie Philaretos († 780), Bedürftigen gegenüber
bis zu heiliger Narrheit großherzig, war Großvater der Kaiserin Maria von Amnia, 795
verstoßener erster Gattin Kaiser Konstantins VI. (reg. 780–797). Die Vita, in den 820er-
Jahren auf der Peloponnes vom Enkel und zugleich Patenkind („geistlicher Sohn“) Niketas
geschrieben, ist vornehmlich wegen der Schilderung der als Schönheitskonkurrenz gestal-
teten kaiserlichen Brautschau bekannt. Doch finden sich auch manche liturgiehistorische
Kleinigkeiten zu Initiation, Sterbe- und Begräbnisliturgie, darunter zweimal das seltene
νεόφωτος als Bezeichnung für einen Täufling.
The Chronicle of Theophanes Confessor. Byzantine and Near Eastern History AD 284 –
813. Transl. with Introd. and Commentary by Cyril Mango – Roger Scott with the
assistance of Goeffrey Greatrex. Oxford: Clarendon 1997. C, 744 S. ISBN 0-19-
822568-7. – Das Geschichtswerk des Theophanes Homologetes (um 760–818), eine
unverzichtbare Quelle zur Geschichte der griech. Liturgien, in erster vollständiger Über-
setzung in eine moderne westliche Sprache. Beizuziehen: Studies in Theophanes. Ed. by
Marek Jankowiak – Federico Montinaro. Paris 2015 (TMCB 19).
Alexis Chryssostalis, La reconstitution d’un vaste traité iconophile écrit par Nicéphore de
Constantinople (758–828), in: Semitica et Classica 2. 2009, 203–215;
ders., Recherches sur la tradition manuscrite du Contra Eusebium de Nicéphore de Constan-
tinople. Paris: CNRS 2012. 330 S. (CNRS Alpha). ISBN 978-2-272-07336-5.
Die fünf großen theologischen Texte des Nikephoros: Antirrhetici I–III, Contra Eusebi-
ALw 57 / p. 141 / 7.11.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 141
um und Adversus Epiphanidem, gehören zu einem und demselben Traktat, mit dem Patri-
arch Nikephoros 814–828 die ikonoklastische Theologie der ersten Phase des Bilderstreits
zu widerlegen suchte.
Heinz Gauer, Texte zum byzantinischen Bilderstreit. Der Synodalbrief der drei Patriar-
chen des Ostens von 836 und seine Verwandlung in sieben Jahrhunderten. Frankfurt/M. [u. a.]:
Lang 1994. LXXXIV, 198 S., 12 Abb. (Stud. u. Texte zur Byzantinistik 1). ISBN 3-631-
46757-5. – Edition, ganz überwiegend mit annotierter Übersetzung, des im Zuge der
Überlieferung mehrfach verwandelten, selbst allenfalls noch verstümmelt erhaltenen Syno-
dalbriefs der drei nahöstlichen Patriarchen Christophoros von Alexandrien (da gelähmt,
möglicherweise vertreten durch den Verweser Petros), Job von Antiochien, Basileios von
Jerusalem an den bilderfeindlichen Kaiser Theophilos (reg. 829–† 842), verabschiedet auf
der (nach anderen: angeblich) 836 „in der hl. Anastasis“ zu Jerusalem gefeierten Synode
(Gauer S. LXII u. LXXVII zufolge möglicherweise im Umfeld des Klosters Mar Saba
erarbeitet). Der Brief verbindet eine theologische Apologie der Bilderverehrung „in Sprache
und Stil des Joannes Damaskenos“ (S. LV) mit beglaubigenden Erzählungen von Bilder-
wundern aus dem östlichen Mittelmeerraum. Dem Text vorangestellt war ein Bild der
Theotokos Hypselotera, der frontal thronenden Gottesmutter. Jenseits des originalen Sy-
nodalbriefes (vermutetes Rudiment: Cod. Tiran. gr. 25; 9. Jh.) und einigen Zwischen- und
Nebenformen sind zwei Hauptfassungen überliefert, beide nach Abschluss des Bilderstreits
abgefasst: 1. eine augmentierte Version (hier Epistula synodica [patriarcharum orientalium]
benannt, Ende 9./Anf. 10. Jh. [S. LV u. LXXIX], Konstantinopel? [vgl. S. LXXXf]), gele-
gentlich im Gottesdienst am Sonntag der Orthodoxie verlesen (S. XXXVIII; vgl. S. LI
Anm. 2 a.E.; 2 im Apparat), und 2. ein unter dem Namen des Johannes von Damaskos
(† vor 754) gehender Brief an Kaiser Theophilos (Pseudo-Joh. Damascenus, Epistula ad
Theophilum Imp., „Urfassung“ 12. Jh., Konstantinopel [S. LXXXI]; das Erhaltene deutlich
jünger). Die Texte verteidigen die Verehrung von Bildern und verdammen ihre Gegner (zu
denen Theophilos nicht mehr gerechnet wird). Grundsätzliches findet sich geäußert zum
Verhältnis des Priester- und Kaisertums (Ep. syn. Kap. VI) sowie der Christen unter dem
Islam zu christl. Reich und Kaiser, dessen auch die, die wider Willen nicht zu seiner Herr-
schaft gehören, in Fürbitten und Diptychen gedenken (ebd. V par. slav. Version § 11).
Gottesdienstliche Feiern erscheinen nicht als Gelegenheiten der Bilderverehrung, wohl aber
Erwähnungen von Liturgischem (z. T. durch mangelhafte Übersetzung verundeutlicht) in
den Kulissen geschilderter Episoden und Visionen, so Einrichtungen der Konstantinopler
Hagia Sophia wie Heiliger Brunnen, kaiserliches Metatorion, Altarziborium und Ambon
(Ep. syn. Kap. XV), ein Diskos, offenbar aus der dortigen Apostelkirche, mit Enkaustik-
Darstellung des Abendmahls Christi und der Zwölf (ebd. XIII), Diptychen mit regelmäßi-
ger Erwähnung des Kaisers (ebd. V). Das auf Lemnos angesiedelte Strafwunder ebd. IX
§ 15 impliziert die Bereitung (nicht: Läuterung) der ἄρτοι τῆς προϑέσεως (Prosphoren,
nicht „Schaubrote“ [53]) mit einer „Lanze“ (λόγχη, kleines Messer, geformt und gedeutet
nach der Longinos-Lanze) offenbar am Altar durch einen Presbyter. Zu erfahren ist auch,
dass im zeitgenössischen Konstantinopel ein erwählter Bischof vor der χειροτονία (Ordi-
nation, nicht „Ernennung“) ein Glaubensbekenntnis als ἰδιόχειρον zu präsentieren hatte
(Kap. XIII); aus der Parallelstelle bei Pseudo-Damascenus (Kap. XXIf) geht hervor, dass
nicht der Text mit eigener Hand zu schreiben, sondern das „Libellum der Rechtgläubigkeit“
mit eigenhändigen Kreuzen zu unterzeichnen war (110.112). Liste der üblichen Darstel-
lungen Ep. syn. Kap. VIII, der Charakteristika einer Abbildung Christi ebd. IX. Weiterfüh-
rend bespr. von Bernard Flusin, in: RÉByz 53. 1995, 361–363. – Zur Verfügung steht
inzwischen eine weitere Ausgabe, hier mit engl. Übers.: The Letter of the Three Patriarchs to
ALw 57 / p. 142 / 7.11.
Emperor Theophilos and Related Texts. Ed. by Joseph A. Munitiz [u. a.]. Camberley 1997;
dazu vgl. Dimitri Afinogenov, Rez. in: Σύμμεικτα 16. 2003/04, 9–33.
Dimitri Afinogenov, Mnogoložnyj Svitov. The Slavonic Letter of the Three Patriarchs to
Emperor Theophilos. Paris: ACHCByz 2014. 240 S. (Centre de Recherches d’Histoire et
Civilisation de Byzance, Monogr. 41). ISBN 978-2-916716-47-3. – Die soeben erstmals
im Westen erschienene slav. Version (14. Jh.) soll dem originalen Brief der drei vorderori-
ental. Patriarchen von Ostern 836 am nächsten stehen. Sie nennt zwei weitere termini ante
quem: 837 und 838, sowie den Redaktor des Schreibens: Basileios Monachos, möglicher-
weise identisch mit Basileios aus Emesa, Autor einer Vita des Theodoros Sabaites, Bischofs
von Edessa. § 8 erwähnt vielfache Fürbitten für Herrschaft und Sieg des Kaisers, nicht aber
ausdrücklich seine Nennung in den Diptychen. Die oben gebuchten konstantinopolitan.
liturgischen Nachrichten fehlen.
Juan Signes Codoñer, The Emperor Theophilos and the East, 829–842. Aldershot:
Ashgate 2014. ISBN 978-0-7546-6489-5. – Im Kapitel The Letter of the Three Melkites
Patriarchs of Theophilos (367–409) erklärt Vf. den umstrittenen Synodalbrief als Fälschung
durch einen in Konstantinopel tätigen Flüchtling aus dem Nahen Osten.
Stephanos Efthymiadis, The Life of the Patriarch Tarasios by Ignatios the Deacon (BHG
1698). Introd., text, transl. and commentary. Aldershot: Variorum 1998. XVII, 309 S.
(Birmingham Byzantine and Ottoman Monographs 4). ISBN 0-86078-681-1. – Kom-
mentierte Neuausgabe mit engl. Übersetzung der unter Patriarch Methodios (sed. 843–
847), nach Ende des Bilderstreits, entstandenen Biographie des Tarasios (sed. 784–806),
Beispiel der byzantin. „hagiography in high style“. An der Rolle dieses Patriarchen im
Moichianischen Streit (795–797 und 808–811) um die Krönung (§ 46) der Zweitehe
des Kaisers Konstantin VI. durch Joseph von Kathara („ὁ μοιχοζεύκτης“) sowie an der
milden Bestrafung (§ 31) im Bilderstreit belasteter (Welt-)Kleriker nach dem Nicaenum II
(787) nahmen namentlich die Studiten Anstoß und mit der Weigerung, den Patriarchen
liturgisch zu kommemorieren, ihre Exkommunikation als Schismatiker auf sich. Ignatios
Diakonos hingegen schildert Tarasios als „a staunch defender of canonical orthodoxy in its
ALw 57 / p. 143 / 7.11.
all kinds“ (34), einen eifrigen Liturgen, im Alter zelebrierend mit einer Stützvorrichtung
am Altar (§ 59), und, in dieser Epoche eher selten, fleißigen Prediger (vom „Heiligen Am-
bon“ aus [§ 33 mit „Tisch“-Metapher]). Konstantin VI., obschon Kaiser, untersagt er das
Betreten des Altarraums (§ 44). Anders als der Aaron des AT trägt Tarasios als Liturge nur
ein bescheidenes Gewand, und der „Geist der Armut“ macht seinen Dienst strahlender und
heiliger denn frühere Pracht (§ 58). Die Eucharistie wird den Gläubigen noch in die Hand
gegeben (§ 58). Zu den postumen Wundern des Heiligen zählen auch hier Krankenhei-
lungen durch Öl aus der Lampe, die über seinem Sarg brennt (§ 66).
Ignatios Diakonos und die Vita des Hl. Gregorios Dekapolites. Ed. u. Kommentar von
Georgios Makris mit einer Übers. von Michael Chronz. Leipzig: Teubner 1997. 170 S.
(ByA 17). ISBN 3-8154-7740-9. – Die um 855 entstandene Vita (BHG 711) enthält
keine bemerkenswerten Angaben zu gottesdienstlichen Feiern. Unter den Opera des Igna-
tios listet Makris über 30 liturgische Hymnen auf, für die ignatianische Autorschaft be-
ansprucht wird.
[Ignatios Diakonos,] The Life of St. George of Amastris. Transl. by David Jenkins [u. a.].
Univ. of Notre Dame, Indiana 2001. 20 S. e-Veröff.: https://library.nd.edu/byzantine_stu-
dies/documents/Amastris.pdf. – Die Vita BHG 668 des Bischofs von der Schwarzmeer-
küste (griech. Original in: Труды В. Г. Васильевского. 3. Petrograd 1915, 1–71) bezeugt,
dass in Konstantinopler Kirchen die Kantoren jeweils nach Schluss des Nachtgottesdienstes
entlohnt wurden (§ 18). In Trapezunt feiert Georgios von Amastris (Amasra) die Göttliche
Liturgie auf Bitten einer Dame in deren Privatkapelle (§ 31). Heidnische Eindringlinge aus
der Rus’ erfahren, dass Christen dem Einen Gott gefallen mit dem Opfer (ϑυσία) von Öl
und Wachskerzen (ἔλαιον καὶ κηρούς; §§ 43–46).
Jean Darrouzès, Le patriarche Méthode contre les iconoclastes et les stoudites, in: RÉByz
45. 1987, 15–57;
Kirill Maksimovič, Patriarch Methodios I. (843–847) und das studitische Schisma.
Quellenkritische Bemerkungen, in: Byzantion 70. 2000, 422–446.
Zwei Reden und mehrere Fragmente von Texten des Patriarchen Methodios (sed. 843–
847), seine Bemühungen zur Bewältigung der Folgen des Bilderstreits betreffend: Säube-
rung des ikonoklastischen Klerus und Befriedung der gegen das Patriarchat rebellierenden
Akribisten, diese angeführt von Streitschriften, auch ihres Gründers, verbreitenden Studi-
ten. Die Edition mit Erläuterungen und für Methodios’ Reden mit franz. Übersetzung
besorgt Darrouzès, einige Korrekturen und langatmig aufbereitete Beobachtungen bietet
Maksimovič. Die betroffenen Vorgänge haben auch liturgische Seiten: Die ins Schisma
getretenen rigoristischen Studitenäbte Naukratios (von Stoudiou), Athanasios (von Sak-
koudion) und ihre Anhänger belegt Methodios 845/46 nicht nur mit Hausarrest in den
Klöstern, sondern auch mit Zelebrationsverbot, um Gehorsam gegenüber dem Patriarchat
zu erzwingen, insbesondere die Distanzierung von Pamphleten gegen Tarasios (784–806)
und Nikephoros (806–815), da die Beurteilung von Hierarchen Mönchen nicht zustehe.
Aus dem Methodios’ Testament entnommenen Fragm. 7 (Darrouzès 56) ist zu erfahren,
dass er die ikonoklastischen Kleriker, nach dem für Arianer etablierten Muster, mit Myron-
salbung und Katechese rekonziliierte und auf Dauer im Laienstand verbleiben ließ. Mit
bekehrten Schismatikern verfährt er, strengeren Beratern nachgebend, analog. Bischöfen
unter ihnen verbleibt ihr Titel (plus gewisse Einkünfte), doch nicht Sitz und Jurisdiktion.
Im Patriarchen, nicht in allen Bischöfen, sieht Methodios, unter Berufung auf Dionysios
Pseudo-Areiopagites, die Nachfolger der Apostel. Die Vorstellung findet Maksimovič
ALw 57 / p. 144 / 7.11.
443f ausgerechnet bei Theodoros Stoudites vorformuliert, dort ausdrücklich auf die alt-
kirchliche Pentarchie angewandt.
Roman Cholij, Theodore the Stoudite. The Ordering of Holiness. Oxford: Oxford Univ.
Press 2002. XVI, 275 S. (OTM). ISBN 978-0-19-924846-9 [paperback with an up-
dated bibliography 2009; ISBN 978-0-19-956697-6]. – Eine Einführung annehmbaren
Umfangs in Leben und Denken Theodors, gegliedert in drei ausgewogene Teile: Biography,
Principles of Order (in Kloster, Kirche und Staat) und, recht neuartig, Principles of Holiness.
Unter dieser Überschrift werden die im weiteren Sinn sakramententheologischen Vorstel-
lungen Theodors gründlich abgehandelt, in der Sonderheit die Gültigkeit der Spendung
durch Häretiker (Ikonoklasten); beiwege ist auch auf Feierformen hingewiesen (im An-
schluss an Miguel Arranz’ einschlägige Arbeiten, vgl. ALw 53,183), wobei sich einige
Unsicherheiten zeigen, so wenn für den Taufritus der Hagia Sophia auf dortige „Eucholo-
gia“ des 9. Jh. verwiesen wird (183), die es, erst recht im Plural, nicht gibt (Codex antiquis-
simus: Paris. Coislin. 213 v. J. 1027), und für das „Euchologion of Theodor’s day“ auf einen
Ritus zur Aufnahme von Häretikern „from the Patriarchal euchologion“ (165f), der in
dieser Form nur im erheblich jüngeren Crypt. Γ.β.I (13. Jh.) auftritt. Ansonsten: ein lehr-
reiches Lesevergnügen (mit für manchen lupenpflichtigen Fußnoten), aus Sicht unseres
Faches derzeit ohne ernsthaften Rivalen, freilich überraschend blind für die monastische
Feier der Stunden und ihre Bedeutung.
Julien Leroy (†), Études sur les Grandes Catéchèses de S. Théodore Studite. Éd. par Oli-
vier Delouis avec la participation de Sever J. Voicu. Vaticano: Biblioteca Apostolica Vati-
cana 2008. 360 S. (StT 456). ISBN 978-88-210-0852-8. – Postume Veröffentlichung
der Einleitung zu der von Julien Leroy OSB († 1987) nicht mehr realisierten Ausgabe der
Großen Katechesen des Abtes von Stoudiou (* 759 in Konstantinopel, † 826 auf Prinkipos
[Büyükada]). Der Band, „une œuvre longuement mûrie et mise au point“ (Paul Canart
[9]), behandelt in der Hauptsache die handschriftliche Überlieferung der sog. Großen Ka-
techesen (erhalten etwa 260 Texte, ungleich verteilt auf die Bücher I–III), urspünglich wohl
sämtlich vorgetragen bei den wöchentlich dreimal gehaltenen Ansprachen Theodors am
Ende des Orthros. Der Band sammelt nicht nur Spezialwissen, sondern kann mit Kap. 1:
La catéchèse dans le monachisme studite (25–37), auch breitere Interessen befriedigen.
Théodore Stoudite, Les grandes catéchèses (Livre I). Les épigrammes (I–XXIX). Précédées
d’une étude de Julien Leroy sur le monachisme stoudite. Présentation, trad. et notes par
Florence de Montleau. Bégrolles-en Mauges: Abbaye de Bellefontaine 2002. 636 S.
(SpOr 79). ISBN 978-2-85589-379-2. – Die 87 Katechesen von Buch I der Großen
Katechesen sowie die 29 Epigramme in franz.Übersetzung mit allen nötigen Registern. Un-
ter dem Titel Le monachisme stoudite (39–116) vorangestellt ist das zuvor unveröffentlichte
ALw 57 / p. 145 / 7.11.
franz. Original von Julien Leroy, Studitisches Mönchtum. Spiritualität und Lebensform.
Graz [u. a.] 1969 (Geist u. Leben der Ostkirche 4). – Bespr.: Olivier Delouis, Le Stoudite,
le Bénédictin et les Grandes Catéchèses. Autour de la traduction française d’un texte grec
inédit, in: RÉByz 61. 2003, 215–228: „traduction d’une source inédite“, doch „générale-
ment sûre“ (221), „ouvrage … désormais indispensable“ (227).
Théodore Stoudite, Petites Catéchèses. Trad. d’Anne-Marie Mohr. Introd., notes, biblio-
graphie, guide thématique et glossaire par Marie-Hélène Congourdeau. Paris: Migne
[u. a.] 1993. 315 S. (CPF 52). ISBN 2-908587-12-2. – 134 Katechesen aus den Jahren
821–826, zusammengestellt unter Theodors Nachfolger Naukratios († 848). Griech. Ori-
ginaltext: Sancti patris nostri et confessoris Theodori Studitis praepositi Parva Catechesis. Ed.
Emmanuel Auvray. Paris 1891.
Theodori Studitae epistulae. Recensuit Georgios Fatouros. Berolini [u. a.]: de Gruyter
1992 (CFHB 31,1–2). ISBN 3-11-008808-8.
1: Prolegomena et textum epp. 1–70 continens. X, 496 S., zahlr. Abb. (187 S.);
2: Textum epp. 71–564 et indices continens. S. 190–1006.
Die 560 erhaltenen Briefe Theodors aus den Jahren 796–826, auch liturgiegeschicht-
lich reich an Informationen.
Olivier Delouis, Le Testament de Théodore Stoudite est-il de Théodore?, in: RÉByz 66.
2008, 173–190;
ders., Le Testament de Théodore Stoudite: édition critique et traduction, ebd. 67. 2009,
77–109.
Theodors (letztes) Testament (BMFD Nr. 3 [1,67–83]), eine Regel für die Mönche von
Stoudiou, wurde nach seinem Tod, wohl durch seinen Nachfolger Naukratios († 848), aus
vorliegenden Textstücken komponiert.
Gary Wayne Alfred Thorne, The Ascending Prayer in Christ: Theodore Stoudite’s defence
of the Christ-εἰκών against inconoclasm. Diss. theol. Durham 2003. 365 S. Im Netz: http://
etheses.dur.ac.uk/3158/.
3600], Constantinople surpassed all other Christian cities“ (vgl. auch Michel Kaplan, De
la dépouille à la relique: formation du culte des saints à Byzance du V e au XII e siècle, in: Edina
Bozóky – Anne-Marie Helvétius, Les reliques. Objets, cultes, symboles. Turnhout 1999
[Hagiologia 1] 19–38; Sophia Mergiali-Sahas, Byzantine Emperors and Holy Relics. Use,
and Misuse, of Sanctity and Authority, in: JÖB 51. 2001, 41–60). In ihrem auch für das
Prozessionswesen interessanten Beitrag macht Annemary Weyl Carr, Court Culture and
Cult Icons in Middle Byzantine Constantinople (81–99), auf die, mit der einen Ausnahme
der Hodegetria (aus dem Hodegôn-Kloster), geringe Rolle der Ikonen im byzantin. Hofze-
remoniell aufmerksam. Henry Maguire, The Heavenly Court (247–258), stellt abschlie-
ßend die gegenseitige Durchdringung der Vorstellung von himmlischem und irdisch-kai-
serlichem Hof dar.
Vlada Stanković, Living Icon of Christ: Photios’ Characterization of the Patriarch in the
Introduction of the Eisagoge and its Significance, in: Σύμμεικτα. Зборник радова пово-
дом четрдесет година Института за историју уметности Филозофског факултета
Универзитета у Београду. Collection of Papers Dedicated to the 40th Anniversary of the
Institute for Art History, Faculty of Philosophy, University of Belgrade. Ed. by Ivan Ste-
vović. Beograd 2012, 39–43. – Die anspruchsvolle juristische Definition der von Photios
geprägten Εἰσαγωγή: „Der Patriarch ist ein lebendiges, beseeltes Bild Christi, das durch
Werke und Worte die Wahrheit darstellt“ (πατριάρχης ἐστὶν εἰκών ζῶσα Χριστοῦ καὶ
ἔμψυχος …, umfassend, nicht speziell liturgisch gemeint) – ohne Vorbild und Nachfolge
in der byzantin. Rechtsliteratur – begegnet gegenwärtig vornehmlich als Phrase klerikaler
Rhetorik. Sie war und ist keineswegs gleichbedeutend mit: Patriarch = „a Christ on Earth“
(42), und findet sich auch nicht, wie im Aufsatztitel gesagt, in „the Introduction of the
Eisagoge“, sondern im Corpus des Werkes selbst (tit. III cap. 1). Photios’ Prooimion grie-
chisch-deutsch: Andreas Schminck, Studien zu mittelalterlichen Rechtsbüchern. Frankfurt/
M. 1986 (FBRG 13) 4–11.
ALw 57 / p. 147 / 7.11.
Peter Plank, Des Patriarchen Photios vierter Bittkanon an die Gottesgebärerin. Textedition,
Übersetzung und kommentierende Bemerkungen, in: EkTh 10. 1991, 311–328. – In der
Einleitung ein Überblick über Photios’ hymnographisches Œuvre. Nur Weniges erlangte
dauerhaft Eingang in die byzantin. Liturgie.
Spyros N. Troianos, Die kirchenrechtlichen Novellen Leons VI. und ihre Quellen, in:
Subseciva Groningana 4. 1990, 233–247;
ders., Die Kanones des Trullanum in den Novellen Leons VI. des Weisen, in: Δίπτυχα 6.
1994/95, 399–409.
Mehr als ein Drittel der 113 Novellen des Kaisers Leon VI. (reg. 886–912) betreffen
kirchliche Fragen, darunter mancherlei liturgische: Ordinationsalter und -hindernisse (20
Jahre für Subdiakone), Ungültigkeit der Tonsur und der Ordination von Sklaven, Liturgien
und Taufen in Privathäusern (Verbot aufgehoben), sonntägliches Arbeitsverbot (auch für
Bauern), Einsegnungsalter bei der seit dem Trullanum der Ehe gleich bindenden Verlobung
(15 bzw. 13 Jahre für den Mann bzw. die Frau), Anzahl der Feiertage (um sieben Heiligen-
memorien erhöht), Grabschutz. Eine breitere Würdigung des Kaisers unternimmt Shaun
Tougher, The Reign of Leo VI (886–912). Politics and People. Leiden 1997.
Spyros N. Troianos,῾H Nεαρὰ 54 Λέοντος τοῦ Σοφοῦ γιὰ τὴν ἀργία τῆς Kυρια-
κῆς καὶ οἱ πηγές της, in: Tομός τιμητικός K. N. Tριανταφύλλου. Patra 1990, 119–
127. – In Novella 54, die die Pflicht zur Sonntagsruhe selbst auf die Bauern ausdehnt,
stützt sich Kaiser Leon VI. indirekt auch auf die von Byzanz an sich verworfenen Apostoli-
schen Konstitutionen.
The Life of Michael the Synkellos. Text, Transl. and Commentary by Mary B. Cunning-
ham. Belfast: Belfast Byzantine Enterprises 1991. XVI, 204 S. (BBTT 1). ISBN 0-
85389-369-1;
Claudia Sode, Jerusalem – Konstantinopel – Rom. Die Viten des Michael Synkellos und
der Brüder Theodoros und Theophanes Graptoi. Stuttgart: Steiner 2001. 316 S. (Altertums-
wiss. Kolloquium 4). ISBN 3-515-07711-1.
Neuausgabe mit engl. Übersetzung und Kommentar der, nach üblicher Datierung, vor
867 (Sode 258: „am ehesten“ in den 880/90er-Jahren) in Konstantinopel von einem An-
onymus, vermutlich im Umkreis des Choraklosters (Sode 210), verfassten hagiographi-
schen Biographie (BHG 1296) des Mönchs von Mar Saba und Klerikers der Jerusalemer
Anastasis Michael (ca. 761–845), der, nach Rom und Konstantinopel gesandt, während
der 2. Phase des Ikonoklasmus (815–843) in Konstantinopel als bilderfreundlicher Beken-
ner wirkte und schließlich als Abt des Choraklosters und Synkellos des Ökumenischen
Patriarchen Methodios (sed. 843–847) gestorben sei. Der Unterscheidung zwischen His-
torischem und Romanhaftem widmet sich die Monographie der Kölner Byzantinistin
C. Sode (bes. 145–258; ebd. 256: „Die Vita ist nur bedingt glaubwürdig“). An liturgischen
Details fallen auf: Gottesanrede ᾽Αδωναῒ Κύριε᾽Ελωῒ Σαβαώϑ im Privatgebet (§ 1),
Stoßgebete (§ 21), Aufnahme in den Klerus durch Haarschur im Alter von erst drei Jahren
ALw 57 / p. 148 / 7.11.
Michel van Esbroeck, La Vie de Saint Jean higoumène de Saint-Serge par Joseph le
Skevophylax, in: OrChr 80. 1996, 153–166. – Franz. Übersetzung der nur in georg.
Übertragung erhaltenen Vita des Hegumenos Johannes, Vorstehers des Sergios und Bak-
chos-Klosters in Konstantinopel († um 877), verfasst von Joseph dem Hymnographen,
Skeuophylax der Hagia Sophia († 886). Als in der Tat merkwürdig habe ich notiert: Offen-
bar tägliche Kommunion des vierjährigen Knaben in der Fastenzeit (§ 3), privates Gebet
der Sext (§ 11), Wasserweihe an Epiphanie in Abwesenheit des Priesters (§ 12), Heil-
salbung mit Öl (§ 20).
Nicetas David, The Life of Patriarch Ignatius. Text and transl. by Andrew Smithies with
notes by John M. Duffy. Washington, D.C.: Dumbarton Oaks 2013. XXXVII, 194 S.
(CFHB 51). ISBN 978-0-88402-381-4. – Die Biographie des 858–867 von Photios
verdrängten Patriarchen Ignatios I. (847–858 und 867–† 877), sicher von einem Verehrer,
wahrscheinlich um 910–920 (S. XII), verfasst. Als Schwäche seines Helden erkennt er die
unterlassene strikte Anwendung des Rechtes gegenüber Gegnern, die er auch Patriarch
Tarasios und dem Nicaenum II vorhält (§ 64). Liturgiegeschichtlich fallen eine Reihe von
Informationen ab: Topographisches zur Hagia Sophia (§ 49.65), Dialog vor dem Hoch-
gebet (§ 59), Elternkatechese vor der Kindertaufe (§ 13); Zeremoniell der Deposition eines
Patriarchen (§ 33): Abnahme der einzelnen Amtsgewänder unter allgemeinem ἀνάξιος-
Rufen; angeblich erwogen: persönliche Verlesung eines (gefälschten) Schuldbekenntnisses
und Selbstexkommunikation vom Ambon der Apostelkirche (§ 36); Begräbnis eines Öku-
menischen Patriarchen (§ 75f).
The Life of St Andrew the Fool. Ed. by Lennart Rydén. 1–2. Uppsala: Almquist 1995.
304 u. 437 S. (SByU 4,1–2). ISBN 91-554-3651-X. – Neuausgabe mit engl. Übers. und
Kommentar der angeblich zeitgenössischen Vita eines in Konstantinopel angesiedelten fik-
ALw 57 / p. 149 / 7.11.
tiven Narren in Christo des 5. Jh. mit Erotapokriseis (Zeilen 2893–3452), Apokalypse
(3805–4131), Jenseitsvisionen und -träumen (176–217.500–689.1687–1776.2323–
2380), tatsächlich wohl Mitte des 10. Jh. verfasst von einem der zahlreichen Presbyter der
Hagia Sophia, vielleicht wirklich des Namens Nikephoros. Autor und byzantin. Leserschaft
blicken angestrengt auf Zukunft und Jenseits, insbesondere darauf, was jene an Strafen zu
gewärtigen haben, die sich von Satan oder Dämonen („Äthiopen“) verführen lassen, bevor-
zugt zu allerlei Unzucht. Im Zuge dieser alltagsnahen Pastoral wird auch seltener dokumen-
tiertes gottesdienstliches Verhalten beschrieben, vorbildliches wie verwerfliches, so Gebets-
gewohnheiten (kniendes Gebet [4336.e35f], privates Mitternachtsgebet [34–37.132],
Mitfeier von Orthros [ἑωϑινὸς ὕμνος: 1678 =? κανών: 1146.1778.1783; bei den Stu-
diten κανών = μεσονύκτιον+ὄρϑρος geblockt], Hesperinos [ἑσπερινὸς ὕμνος: 3653
mit voraufgehendem Simantronschlag, ebenso vor der Non: 935f] und Pannychis [2922.
d212.a124]), Entheiligung des Sonntags durch ehelichen Verkehr (2869–2871), vorzeiti-
ges Verlassen der liturgischen Versammlung (941f.1661f), Einnicken bei der Lesung
(1667–1669), besonders eingehend Pflichten und Versäumnisse in der mit Palmsonntag
endenden Fastenzeit (a1–159; vgl. 2648–2651), wobei ein Vollfasten der ersten Woche
als vorbildlich gilt (925–928). Sündenreinheit von Diakonen und Priestern beim Altar-
dienst ist streng gefordert; ihr Fehlen beraube alle Versammelten der Gnade (2836–
2838.2862–2868). In den Kulissen der erbaulichen Erzählungen treten termini technici,
Einrichtungen der Kirchengebäude („Kaisertüre“ [3738], Ambon [1313.2655.3715.
3742], Sitze für Laien [1650]) in Erscheinung sowie, im Positiven wie Negativen, Details
einzelner Feiern: Ganzkörpersalbung eines Besessenen mit Öl (1472), Begräbnisprozes-
sion (1498–1523, mit Travestie eines zugehörigen Troparions: 1517f), Vestitio bei der
Patriarchenweihe (1610–1620), Taufe (2617–2625), Dankopfer in Gestalt von Prospho-
ren und Kerzen (3703), liturgischer Einzug in die Blachernenkirche (3732–3755), Riten
der Gläubigen beim Betreten einer Kirche: Verneigung bis in Kniehöhe, Bekreuzigung der
Stirn, Ikonenkuss (3525–3531). Gebetstexte: 704f.3656–3666.4338–4364.
Denis F. Sullivan – Alice Mary Talbot – Stamatina McGrath, The Life of Saint
Basil the Younger. Critical Ed. and Annotated Transl. of the Moscow Version. Washington,
D.C.: Dumbarton Oaks 2014. XI, 829 S. (DOS 45). ISBN 978-0-88402-397-5. – Das
Konstantinopler Heiligenleben, für das ein Hagiograph Gregorios verantwortlich zeichnet,
ist aufs Ganze gesehen wohl nur wenige Jahre jünger als die in Anlage und Zielsetzung
verwandte Andreas-Vita. Ausgabe und Übersetzung basieren auf der umfänglichsten Ver-
sion im Cod. Mosqu. GIM Synod. gr. 249 (16. Jh.). Ins Kirchenslavische wurde die Vita
bereits im 11. Jh. übersetzt. Offen bleibt die Frage, ob der Held der Geschichte reine
literarische Erfindung ist oder eine historische Person zum Vorbild hat. Er fehlt jedenfalls
im Synaxarium Constantinopolitanum und genoss einen möglicherweise auf untere Gesell-
schaftsschichten begrenzten Kult (einziges Echo um 1200 bei Dobrynja Jadrejkovič; s. u.
3.2.6.5.). Der aus der Fremde gekommene asketische Einzelgänger und Wundertäter Basi-
leios der Jüngere ist liturgiegeschichtlich vor allem als Kontrastfigur interessant: „He is not
reported to have attended the liturgy of the local churches, and seems to have disassociated
himself from the Constantinopolitan clerical hierarchy and monasteries, performing his
prayers privately“ (15). Ausführlich berichtete Visionen belehren den Hagiographen und
seine Leser über die vierzigtägige postmortale Seelenreise (cap. II), die Auferstehung aller
Toten (cap. IV) und das Endgericht (cap. V). Am Ende der Zeiten wird in einer himm-
lischen, den irdischen Bauten ähnelnden Kirche Gottesdienst gefeiert, bei der Christus
und die Zwölf die Eucharistie konzelebrieren (V,119–126). Die Wägung von guten und
bösen Taten eines Verstorbenen prüft, ob er zum Gebet in die Kirche gegangen, Öl für die
ALw 57 / p. 150 / 7.11.
Lampen mitgebracht und die Bilder verehrt hat (II,9). Wer beim Gottesdienst unaufmerk-
sam ist und schwätzt, bald nach dem Evangelium aus der Kirche drängt und nicht bis zum
Ende der Liturgie bleibt, wird am Ende der Zeiten keinen Lohn empfangen (V,143). Ewi-
gen Lohn aber darf der erwarten, der an den Festen der Heiligen Öl, Kerzen und Weihrauch
stiftet und sich um die Armen sorgt (VI,24.27). Eigens thematisiert werden das Problem
des Schicksals ungetauft verstorbener Kinder (V,78) und, besonders ausführlich, weil of-
fensichtlich drängend, die Frage nach Gottes (negativem) Urteil über die Juden nachapos-
tolischer Zeit und der Gegenwart (IV,1–5.27.30; V,21.100–108; ebd. 103: Improperien).
Reiche Register.
Andreas Schminck, Zur Einzelgesetzgebung der „makedonischen“ Kaiser, in: Fontes Mi-
nores 11. Hg. von Ludwig Burgmann. Frankfurt/M. 2005 (FBRG 26) 269–323. – Das
Typikon (sog. τράγος) des Kaisers Johannes I. Tzimiskes für das Laurakloster auf dem
Athos von 970/72 (BMFD Nr. 12 [1,232–244]) dürfte „kaum auschließlich“ ein Werk
des Euthymios Stoudites sein, vielmehr habe wohl „der Magistros und Logothetes Symeon
– als damaliger ‚Justizminister‘ – zumindest Formulierungshilfe“ (298) geleistet, d. i. Syme-
on Metaphrastes. Der Cod. Hieros. s. sepulchr. 24 wurde vermutlich für Basileios Lakape-
nos († um 985/986) hergestellt. Ausgegeben als Werk dessen Namenspatrons Basileios’
d. Gr., enthält er den Text des λόγος προσφωνητικὸς τῶν βαπτισμάτων/κατηχουμέ-
νων (301, in Anm. 214 ergänze: griech. Text bei Heinzgerd Brakmann, in: OCP 52.
1986, 211–213; ALw 30,364f).
Barbara Crostini, The Emperor Basil II’s Cultural Life, in: Byzantion 96. 1996, 54–
80;
Lorenzo Riccardi, „Un altro cielo“. L’imperatore Basilio II e le arti, in: Rivista dell’Isti-
tuto Nazionale di Archeologia e Storia dell’Arte 60. 2005 (2011), 257–300.
Der ungewöhnlich lange herrschende byzantin. Kaiser (976[985]–1025), Zeitgenosse
Heinrichs II., des röm.-dt. Kaisers, den er 1002 mit Reliquien beschenkte, hat sich in die
Liturgiegeschichte eingetragen durch die langwierige und kostenintensive Reparatur der
Hagia Sophia nach dem Erdbeben von 989 sowie zwei mit ihrer exquisiten Buchmalerei
eines Kaisers würdige liturgische Handschriften: das Synaxarion („Menologion“) Vat. gr.
1613, vielleicht zur Benutzung in einer Palastkirche bestimmt, und der Psalter in Venedig
(Marc. gr. Z. 17; um 1018), dessen persönlichen Gebrauch Vf. Basileios II. zutraut und
nach dessen Vorbild Konstantin IX., Zoe und Theodora 1042/50 den gleichfalls illumi-
nierten Cod. Sinait. gr. 364 anfertigen ließen.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 151
hayeSEC], der Rubrikenrahmen derselben Codizes unter „Typikon“). Die vom Patmiac.
266 („P“; 10./11. Jh.; „Typikon“: DmitrievskijOLR 1,1–152; vgl. JLw 6,98–111)
vertretene Synaxarion-Rezension („protosynaxaire“) entstand noch vor Kaiser Konstanti-
nos VII. Porphyrogennetos, vermutlich um oder wenig vor 900. Der Cod. Hieros. s. Crucis
40 („H“; „Typikon“: MateosTGÉ) überliefert (anonym) ein erstes Vorwort, als dessen
Verfasser die arab. Übersetzung den Diakon und Bibliothekar Euaristos identifiziert. Er
behauptet, sein Werk im Auftrag des Porphyrogennetos erstellt zu haben. Genannter Pro-
log (Übers.: Flusin 44f) gilt dieser nach 945 entstandenen Rezension, nicht dem liturgi-
schen Synaxarion insgesamt. Analog zu anderen von Konstantinos VII. veranlassten Kom-
pilationen bildet es „une sorte d’encyclopédie de la sainteté, appelée à se diffuser dans le
publique“ (ebd. 47). Zur Quellenproblematik vgl. Marina Detoraki, Un parent pauvre de
la réécriture hagiographique: L’abrégé, in: Remanier, métaphraser. Fonctions et techniques da la
réécriture dans le monde byzantin. Éd. par Smilja Marjanović – Bernard Flusin. Belgrade
2011, 71–83; Andrea Luzzi, Il Patmiacus 266: un testimone dell’utilizzo liturgico delle
epitomi premetafrastiche, in: RSBN N.S. 49. 2012, 239–261.
Chronographiae quae Theophanis Continuati nomine fertur liber quo Vita Basilii Imperato-
ris amplectitur. Recensuit Anglice vertit indicibus instruxit Ihor Ševčenko. Berlin [u. a.]: de
Gruyter 2011. XII, 570 S. (CFHB 42). ISBN 979-3-11-018477-8. – Die von Konstan-
tinos VII. Porphyrogennetos († 969) oder einem literarischen „Neger“ verfasste Biographie
des Kaisers Basileios I. (867–† 886) rühmt neben dessen militärischen Erfolgen seine leb-
hafte Bautätigkeit mit Kirchenneubauten im Großen Kaiserpalast sowie an anderen Orten
in und um Konstantinopel. Den Kontrast bilden Beschreibungen sakrilegischer Parodien
gottesdienstlicher Vorgänge (§ 21–23) durch Basileios’ 867 ermordeten Vorgänger Mi-
chael III. und dessen Saufkumpane. Eine dt. Übersetzung durch Leopold Beyer erschien
unter dem Titel Vom Bauernhof auf den Kaiserthron. Das Leben des Kaisers Basileios I., des
Begründers der Makedonischen Dynastie, beschrieben von seinem Enkel dem Kaiser Konstanti-
nos VII. Porphyrogennetos. Graz [u. a.] 1981.
Claudia Sode, Sammeln und Exzerpieren in der Zeit Konstantins VII. Porphyrogennetos.
Zu den Fragmenten des Petros Patrikios im sogenannten Zeremonienbuch, in: Encyclopedic
Trends in Byzantium? Proceedings of the International Conference held in Leuven, 6–8 May
2009. Ed. by Peter van Deun – Caroline Macé. Leuven [u. a.] 2011 (OLA 212) 161–
176. – Zu Charakter, Überlieferungszustand und redaktioneller Verwertung einer spätanti-
ken Quelle (Mitte 6. Jh.) des „Zeremonienbuches“.
Michael Feathersone, The Great Palace as Ref lected in the De Cerimoniis, in: Visuali-
sierungen von Herrschaft. Frühmittelalterliche Residenzen – Gestalt und Zeremoniell. Hg. von
Franz Alto Bauer. Istanbul 2006 (Byzas 5) 47–61;
ders., Der Große Palast von Konstantinopel: Tradition oder Erfindung?, in: ByZ 106.
2013, 19–38;
ders., Space and Ceremony in the Great Palace of Constantinople under the Macedonian
Dynasty, in: SSAM 62. 2015, 587–610.
Der auf die Spätantike zurückgehende Große Palast neben dem Konstantinopler Hip-
podrom wurde im 10. Jh. nur noch selten benutzt. Das alltägliche Palastzeremoniell spielte
ALw 57 / p. 153 / 7.11.
sich in jüngeren Bauten der unteren Ebene um den Chrysotriklinos (Thronhalle) ab, auch
Schauplatz von Promotionen zu hohen Staatsämtern, auf die eine Prozession zur Patriar-
chalkathedrale Hagia Sophia folgte, wo der Promotus die Kommunion (Praesanctificata)
und den Segen des Patriarchen empfing. Die höfischen Gottesdienste, auch an Festen,
wurden in einer der vom kaiserlichen Klerus betreuten Palastkirchen (Theotokos am Pharos
[wohl 8. Jh.] u. a.) begangen oder in der von Konstantins VII. Großvater Basileios I. im
Lausiakos eingerichteten kaiserlichen Privatkapelle (mit silbernem Fußboden). Insgesamt
zählte der Palast mindestens elf Kirchen und Kapellen; vgl. Claudia Barsanti, Le chiese del
Grande Palazzo di Costantinopoli, in: Medioevo. La chiesa e il palazzo. Cur. Arturo Carlo
Quintavalle. Milano 2007, 87–100; Alexei Lidov, A Byzantine Jerusalem. The Imperial
Pharos Chapel as the Holy Sepulchre, in: Jerusalem as Narrative Space. Ed. by Annette Hoff-
mann – Gerhard Wolf. Leiden 2012, 63–103. Nur zu den höchsten kirchlichen Festen
(etwa Transfiguratio) begab sich der Kaiser in die Hagia Sophia, auf dem Hinweg in präch-
tigem Zug (προέλευσις alias πρόκενσος; aus lat. processus) mit allerlei Paraphernalia, so
dem Konstantinischen Kreuz, dem Mose-Stab, Szepter u. a. (De cerim. II 15,5); die Rück-
kehr in den Palast verlief häufig eher diskret (μυστικῶς).
Zoe A. Woodrow, Imperial ideology in middle Byzantine court culture. The evidence of
Constantine Porphyrogenitus’s de ceremoniis. Diss. Durham 2001. 263 S. Im Netz: http://
etheses.dur.ac.uk/3969/.
Andrea Luzzi, L’„ideologia costantiniana“ nella liturgia dell’età di Costantino VII Porfi-
rogenito, in: RSBN N.S. 28. 1991, 113–124.
Hans Georg Thümmel, Kreuz, Reliquien und Bilder im Zeremonienbuch des Konstantin
Porphyrogennetos, in: ByF 18. 1992, 119–126.
Guido Fauro, Le vesti nel „De cerimoniis aulae byzantinae“ di Costantino VII Porfiroge-
nito, in: Arte profana e arte sacra a Bizanzio. Cur. Antonio Iacobini – Enrico Zanini.
Roma 1995 (Milion 3) 485–523 mit 9 Abb.;
Paolo Odorico, Habiller le prince. Vêtements et couleurs à la cour de Byzance, in: SSAM
52. 2004 (2005), 1013–1058;
Bernard Flusin, Les tenues impériales pour les cérémonies religieuses d’après le De Cerimo-
niis, in: Νέα ῾Ρώμη 9. 2012, 9–80.
keit, anfangs nur benutzt bei hochzeremoniellen Besuchungen der Hagia Sophia, später
auch anderer Kirchen.
J. Michael Featherstone, All Saints and the Holy Apostles: De Cerimoniis II,6–7, in:
Νέα ῾Ρώμη 6. 2009, 325–248. – Text und annotierte Übersetzung genannter Kapitel
(entstanden 945–959, nur im Lipsiensis erhalten). – De cerim. II 6 behandelt den Gedenk-
tag Konstantins d. Gr. (21. Mai) mit Prozessionen zunächst zur Apostelkirche, zeremoniel-
ler Besuchung des dortigen – ebd. II 6,533 als Hagios Konstantinos bezeichneten – kon-
stantinischen Mausoleums (mit kaiserlicher Inzensation von Altarraum und bestimmten
Gräbern, darunter dem der Theophano) sodann zu den am selben Tag gefeierten Enkainia
(= Weihegedächtnis, nicht „[re-]consecration“: 245 Anm. 45f) einer Kirche/Kapelle, deren
Identifizierung Schwierigkeiten bereitet. Sie wird bezeichnet als „seine“ [d. h. für Konstan-
tin] von Kaiserin Theophano († 897) gestiftete Kirche „in/bei (ἐν) der Bonos-Zisterne“,
wie das Synaxarion-Typikon das Gotteshaus bezeichnet (MateosTGÉ 1,296 Z. 11f; De-
lehayeSEC 700 Z. 34; Cod. Mc v.l.: „Zisternenkloster“ [ebd. Z. 54] = die heutige Eski
Imaret Camii?; Neslihan Asutay-Effenberger – Arne Effenberger, Eski İmaret Camii,
Bonoszisterne und Konstantinsmauer, in: JÖB 58. 2008, 13–44; Albrecht Berger, Vom
Pantokratorkloster zur Bonoszisterne: Einige topographische Überlegungen, in: Byzantina Me-
diterranea. Festschrift für Johannes Koder zum 65. Geburtstag. Hg. von Klaus Belke [u. a.].
Wien [u. a.] 2007, 43–56). Genanntes Weihgedächtnis wird begangen mit zeremonieller
Türöffnung und Göttlicher Liturgie (zu den einschlägigen griech. Ordines vgl. jetzt Gre-
gorios A. Ioannides, Il rito della dedicazione di una chiesa negli eucologi ciprioti, in:
BBGG 3. Ser. 5. 2008, 145–177, bes. 162 Anm. 80f). Die Kapitelüberschrift des sog.
Zeremonienbuches nennt neben dem Konstantin-Gedächtnis im Mausoleum als Zweites
die „Enkainia der ehrwürdigen Kreuze“ im Neuen Bonos-Palast, jenes m. E. eine Bezeich-
nung dieser Palastkirche, da am Vorabend die Pannychis (praefestive Vigil der Kathedral-
tradition) „in (εἰς) den ehrwürdigen und heiligen Kreuzen“ (241: „before [sic] the venerable
and holy crosses“), und zwar οἰκειακῶς, gefeiert wird und mithin die im Kapiteltext be-
schriebenen Enkainia der Palastkirche gelten. Diese besaß nach De cerim. II 6,534 zwei
Altarräume, einen für Konstantin (darin das „silberne Kiborion des hl. Konstantin“) und
einen für Helena, ferner „das große Kreuz des hl. Konstantin“ (offenbar ein bestimmtes,
aber welches?, dorthin vorübergehend oder dauerhaft transferiert? Zwei Konstantinkreuze
erwähnt ebd. II 40,640). Am Festtag selbst bewegen sich die Kaiser (Konstantin VII. sowie
Sohn und Mitkaiser Romanos) auf eigenen Wegen, beteiligen sich nicht an der „kirchlichen
Prozession“ (ἐκκλησιαστικὴ λιτή: ebd. II 6,534) und verlassen zudem die vom Patriar-
chen gefeierten beiden Gottesdienste vorzeitig, zum einen die Apostelkirche beim Fest-
troparion (ἀπολυτίκιον) „Der am Himmel das Bild Deines Kreuzes sah …“ (hier nur
ALw 57 / p. 155 / 7.11.
Gerda Wolfram, Das Zeremonienbuch Konstantinos VII. und das liturgische Typikon der
Hagia Sophia als Quellen der Hymnographie, in: Wiener Byzantinistik und Neogräzistik.
Beiträge zum Symposion Vierzig Jahre Institut für Byzantinistik und Neogräzität der Uni-
versität Wien im Gedenken an Herbert Hunger (Wien, 4.–7. Dezember 2002). Hg. von
Wolfram Hörandner [u. a.]. Wien 2004 (Byzantina et Neograeca Vindobonensia 24)
487–496. – Konstantin VII. und sein Vater Leon VI. nahmen intensiv Anteil an den litur-
gischen Kompositionen ihrer Zeit. Zwischen weltlicher und sakraler Musik lässt sich für
das damalige Konstantinopel eine klare Unterscheidung nur schwer treffen. In den Texten
findet sich völlige Übereinstimmung zwischen Konstantins „Zeremonienbuch“ einer- und
dem Synaxar-Typikon der Großen Kirche anderseits nur bei den rein kirchlichen Gesängen.
Bis auf wenige Ausnahmen gibt es zwischen dem Synaxar-Typikon der Hagia Sophia und
dem Repertoire der Klöster keine gemeinsame Hymnologie. Den Cod. Patmiac. 266 (Syn-
axar-Typikon der Hagia Sophia) hält Vfn. für „wahrscheinlich im Sabas-Kloster bei Jerusa-
lem verfaßt“, da „zum Teil Einschübe aus dem monastischen palästinischen Ritus“ aufwei-
send (was die Hypothese nicht zwingend belegt), und zwar „um die Wende vom 9. zum
10. Jahrhundert“ (487 mit Anm. 3).
ALw 57 / p. 157 / 7.11.
Gerhard Podskalsky, Religion und religiöses Leben im Byzanz des 11. Jahrhunderts, in:
OCP 57. 1991, 371–397;
Константин К. Aкентьев [Konstantin Akent’ev], Типикон Великой Церви Cod.
Dresde A 104. Реконструкция текста по материалам архива A. A. Дмитриевского.
St. Petersburg: Византинороссика 2009. 160 S. [e-Veröff., erreichbar über http://byzan-
tinorossica.org.ru/dmitrievskii.html].
Die Liturgie des 11. Jh. ist bei Podskalsky an sich nicht bedacht. Hinsichtlich ihres
kirchen- und theologiegeschichtlichen Hintergrunds ist der Beitrag jedoch nützlich wegen
der reichen Literaturangaben, auch zu den Kloster-Typika dieser Epoche (379–382).
Akent’ev bietet eine verdienstvolle Teilrekonstruktion des derzeit amtlich als zerstört einge-
stuften Synaxar-Typikons im Cod. Dresd. A 104 auf Grundlage der von Aleksej A. Dmi-
trievskij in diverser Form hinterlassenen Materialien. Eine Buchveröffentlichung mit Über-
setzung wenigstens der russ. Partien in eine westliche Sprache erscheint dringend. Für ein
ebenfalls der Hagia Sophia des 11. Jh. entstammendes Euchologion s. u. 3.2.12.1.2. (Józef
M. Maj). Bisher hingegen kaum wahrgenommen: konstantinopolitan. Gebete und Ordnun-
gen derselben Zeit überliefert in georg. Übersetzung durch Giorgi Mt’ac’mideli (Georgios
Athonites, † 1065) der Cod. Sinait. iber. 73/O (Hinweis Tinatin Chronz).
John Skylitzes, A Synopsis of Byzantine History, 811–1057. Introd., text and notes
transl. by John Wortley. Cambridge [u. a.]: Cambridge Univ. Press 2010. ISBN 978-0-
521-76705-7 [Paperback: 2011; ISBN 978-1-107-40474-8]. – Aktualisierte engl. Ver-
sion von Jean Skylitzès, Empereurs de Constantinople. Texte trad. par Bernard Flusin et
annoté par Jean-Claude Cheynet. Paris 2003. – Mit zahlreichen liturgiegeschichtlich
wertvollen Angaben, auch zu den faktischen Zeiten einzelner gottesdienstlicher Feiern.
ALw 57 / p. 158 / 7.11.
The Life of Lazaros of Mt. Galesion. An Eleventh-Century Pillar Saint. Transl., together
with an introductory study and notes by Richard Greenfield. Washington, D.C.: Dum-
barton Oaks 2000. 423 S. (Dumbarton Oaks Byzantine Saints’ Lives in Translation 3).
ISBN 0-88402-272-2;
Richard Greenfield, Drawn to the Blazing Beacon: Visitors and Pilgrims to the Living
Holy Man and the Case of Lazaros of Mount Galesion, in: DOP 56. 2002, 213–241.
Lange hagiographische Biographie des Styliten und Klostergründers Lazaros († 1053),
griech. Text (ActaSS Nov. 3,508–588) bald nach Lazaros’ Tod geschrieben von Gregorios
dem Cellerar aus Konstantinopel.
Igor Čičurov, Ein antilateinischer Traktat des Kiever Metropoliten Ephraim, in: Fontes
minores. 10. Hg. von Ludwig Burgmann. Frankfurt/M. 1998 (FBRG 22) 319–356. –
Auf etwa 1054 zu datierende griech. Liste des aus Konstantinopel in die Rus’ gesandten
Metropoliten (sed. 1054/5–1065) mit 28 Anklagepunkten gegen die Lateiner. Neben
dem Üblichen begegnet der Sondervorwurf (§ 18): Sie „geben den Täuflingen nicht den
Namen der Heiligen, sondern von Tieren, wie etwa Löwe oder Bär …“, sowie ein früher
Beleg des Tadels der Lateiner wegen Verweigerung der Volkssprachen im Gottesdienst
(§ 23). Von Ephraim abhängig ist das fälschlich Photios zugeschriebene Opusculum contra
Francos (griech.: Josef Hergenröther, Monumenta Graeca ad Photium ejusque historiam
pertinentia. Ratisbonae 1869, 62–71).
Valerio Polidori, La Lettera Patriarcale a Paolo di Gallipoli, in: BBGG 3. Ser. 9. 2012,
191–220. – Kritische Ausgabe (erstmals auf der Basis aller sechs bis dato bekannten
Handschriften) und ital. Übersetzung des zu einer Diataxis (lat.: ordo) umgestalteten Brie-
fes, mit dem ein Ökumenischer Patriarch unbekannten Namens den erwählten griech.
Bischof Paulos von Kallipolis (Gallipoli am Golf von Tarent) über den Konstantinopler
Vollzug von Prothesis-Ritus sowie Fractio und Gebrauch der Reserva eucharistica (ἡ προ-
ALw 57 / p. 159 / 7.11.
ηγιασμένη) unterrichtet. Der Hg. verwirft André Jacobs Neudatierung des Schreibens in
das Jahr 1174 (vgl. ALw 30,325) und kehrt zum älteren Zeitansatz 1081 zurück. Autor
wäre dann nicht Patriarch Michael III. von Anchialos (1170–1178), sondern Kosmas I.
(1075–1081) oder, falls man ihm einen Text dieser Art zutraut, Eustratios Garidas
(1081–1084).
Saulo Delle Donne, Un nuovo testimone e una nuova redazione dell’Epistola a Paolo
vescovo di Gallipoli: il cod. greco Corpus Christi College nr. 486, in: Circolazione di testi e
scambi culturali in Terra d’Otranto tra tardoantico e medioevo. Cur. Alessandro Capone.
Vaticano: Biblioteca Apostolica Vaticana 2015 (StT 489) 169–198, 9 Taf. – Editio
princeps mit ital. Übersetzung einer umfänglicheren Fassung (leider „con un’ampia lacuna
centrale“) der Antworten aus der, wie vom anonymen Konstantinopler Patriarchen behaup-
tet, in allem, auch in liturgicis hervorragenden Βασιλεύουσα auf die Anfragen des Electus
(ὑποψήφιος) von Kallipolis im belehrungsbedürftigen byzantin Westen (§ 1, z. T. neu). In
Passagen steht die vorliegende Rezension anscheinend näher beim Original als die zuvor
allein bekannte liturgische Bearbeitung; doch stellenweise begegnen auch Kürzungen und,
möglicherweise gezielte, Streichungen. Das Eigengut erweist sich als historisch wertvoll. So
vervollständigt die bisher fehlende Partie § 5,7–17 (187) die Aussagen zu den Zwecken
der eucharistischen Aufbewahrung (§ 4f: Kommunion von Eremiten, Sterbenden, an Fas-
tentagen und vor einer [frühmorgendlichen] Hinrichtung) sowie zur Behandlung des auf-
bewahrten Gutes, sobald nicht mehr benötigt. Bei täglicher Messfeier über Nacht verwahrt,
wird die „heilige Reserve“ morgens von einem reinen und nüchternen Knaben verzehrt oder
in einem Sacrarium (ἐν τόπῳ ἁγίῳ) beigesetzt. Für letzteren und analoge Vorgänge ver-
weist noch die jüngere Fachliteratur gewöhnlich allein auf lat. Kritiker (Otto Nussbaum,
Die Auf bewahrung der Eucharistie. Bonn 1979 [Theophaneia 29] 31, im Anschluss an
Peter Browe, Wann fing man an, die Kommunion außerhalb der Messe auszuteilen? [1931],
in: ders., Die Eucharistie im Mittelalter. Münster 2003 [Vergessene Theologen 1] 383f;
beide schreiben Hugo Etherianus zu, was dem Contra Graecos eines Anonymus des Kon-
stantinopler OP-Konvents gehört). Westlichem Tadel der Ehrfurchtslosigkeit lässt sich jetzt
eine autorisierte Beschreibung der byzantin. Realia gegenüberstellen: Dem unbenannten
Patriarchen zufolge besitzen alle stattlichen Kirchengebäude, auch die von Klöstern, zur
Beisetzung der Reliqua sacramenti im Skeuophylakion eine kreisrunde Vorrichtung aus
Marmor mit einer ebensolchen Abdeckung oder einer aus Gold und Silber, gegebenenfalls
geschmückt mit edlen Steinen; in bescheideneren Kirchengebäuden benutzt man ein ent-
sprechend gestaltetes „Grab“ (τάφος) unterhalb der Mensa sacra. – Von Valerio Polidoris
Einwänden gegen die Datierung des Briefes durch André Jacob zeigt sich Vf. nicht über-
zeugt. Der von ihm in die Liturgiewissenschaft eingeführte Cod. Cambridge CCC 486
(Anfang 13. Jh.) enthält unter den Inedita weitere uns interessierende Materialien zu Fas-
tenzeiten, Praesanctificata, auch zwei Texte Nikons vom Schwarzen Berge (Saulo Delle
Donne, Il codice greco Corpus Christi College 486 di Cambridge: contento, organizzazione
testuale e legami con l’Italia Meridionale, in: RHT N.S. 9. 2014, 375–393).
roreites (* um 1025 bei Konstantinopel, † um 1100 in Syrien), verschafft Vf. die verdiente
liturgiewissenschaftliche Beachtung, angesichts des deplorablen Editionsstandes von Ni-
kons Œuvre einstweilen nur bedingt zu realisieren. Der zum Mönchtum bekehrte Militär,
dann Nikon geheißen, wirkte am Schwarzen Berg zeitweise als Klostervorsteher und zuletzt
im Auftrag des antiochen. Patriarchats als Inspektor der Klöster sowie kirchen- wie litur-
gierechtlicher Ratgeber, in der für den reichskirchlichen Einfluss günstigen Periode von
byzantin. Eroberung (969) und lat. Herrschaft (ab 1098). Nikons Werke: Pandektai (Ori-
ginaltitel: Ἑρμηνεῖαι τῶν ἐντολῶν τοῦ Κυρίου, alias Μέγα βιβλίον), Kleines Buch
(Μικρὸν βιβλίον) und Taktikon, enthalten „an array of unfamiliar elements relevant to
the study of liturgy“ (279). Ihr byzantin. Autor erweist sich als weder charismatische Ge-
stalt noch selbstbewusster Kanonist, doch als gediegener Kenner der synodalen und patris-
tischen Kanones, für ihn die höchsten Autoritäten, sowie der zu damaliger Zeit bekannten
klösterlichen Gewohnheiten und liturgischen Typika. Die Widersprüche zwischen dem
einen und dem anderen sorgen ihn, die Uneinheitlichkeit letzterer, selbst zwischen einzel-
nen Abschriften, ärgert ihn. In der Auslegung bevorzugt er die norma patrum, holt sorg-
fältig überdies vor Veröffentlichungen das Nihil obstat der Patriarchie von Antiochien ein.
Als Beispiele führt Vf. eingehender die Behandlung zeitgenössischer Probleme vor: Fasten-
fragen (Gründonnerstag, im August), Zeitpunkt der Osterfeier (vom Sonnenuntergang bis
zur 4. Nachtstunde), Wasserweihe an Epiphanie (nur einmal, am Vorabend), Kommunion
von Wöchnerinnen und mit Muslimen verheirateten Frauen (nur in articulo mortis), Taufe
islamischer Kinder (untersagt) und Kommunionort ausgeschiedener Priester (außerhalb des
Altarraums). Allgemeine Rezeption des Aufsatzes erschweren lange griech. Zitate ohne
Übersetzung und wiederholt auch ohne inhaltliches Resümee.
35(35,17&23<
Die Pandekten des Nikon vom Schwarzen Berge (Nikon Černogorec) in der ältesten slavi-
schen Übersetzung. Edition von Rumjana Pavlova – Săbka Bogdanova. Mit einem Auf-
satz von Rumjana Pavlova, aus dem Bulgarischen von Renate Belentschikow. 1–2.
Frankfurt/M. [u. a.]: Lang 2000. 427 u. 410 S., zahlr. Abb. (Vergleichende Stud. zu den
slav. Sprachen u. Literaturen 6). ISBN 3-631-36026-6;
Aнатолий Турилов [Anatolij Turilov], Пандекты Никона Черногорца в Синай-
ском сборнике-палимпсесте XIII в. [„Die Pandekten des Nikon vom Schwarzen Berge in
einer Sinai-Palimpsest-Sammlung des 13. Jh.“], in: Лингвистическое источниковедение
и история русского языка 2006–2009. Сборник статей. Москва 2010, 100–104;
Пандекты Никона Черногорца в ркп. РНБ, Греч. 70. Подготовка текста Т. И.
Aфанасьевой и Ж. Л. Левшиной [„Die Pandekten des Nikon vom Schwarzen Berge im
Kodex RNB gr. 70“. Hg. von Tatjana Afanas’eva – Zhanna Levshina], ebd. 105–157.
Im Vorwort des von ihr betreuten Buches lokalisiert R. Belentschikow (Univ. Magde-
burg) Nikon arg grob „im Kloster ‚Schwarzer Berg‘ in Kleinasien“ (1,7). Der von ihr über-
setzte „Aufsatz“ ist nichts anderes als die bei Werkausgaben dieser Art übliche Einführung
(1,11–76). Der in deren dt. Version gepflegte Umgang mit Eigennamen befremdet; Fehler
sind zu korrigieren (u. a. B. de Monfacon [recte: Montfaucon]; J. A. Fabricins [Fabricius]),
z. T. verweigerte dt. Übersetzungen nachzutragen (u. a. für Ioan Lestvičnik [Johannes Kli-
makos], Grigorij Dvoeslov [Gregor d. Gr.], Grigorij Niski [von Nyssa], Simeon Čudovorec
[Simeon Stylites d. J.], Ioan Milostivi [Johannes der Barmherzige], Lavsaik [Historia Lau-
siaca des Palladios]). Den Haupttext der vorgelegten Edition der slav. Pandektai (Ἑρμη-
νεῖαι; 1,77–427) liefert kein Codex antiquissimus, sondern der serb. Cod. Atho. Chi-
land. 175 (Ende 13. Jh.). Er repräsentiert die – gleich dem griech. Original, jedoch in
verknappter Form – 63 Kapitel (λόγοι) umfassende älteste Übersetzung (Ende 11./An-
fang 12. Jh.; 1,31f) der insgesamt drei slav. Versionen des Nikon’schen Opus, dies aller-
dings in dem vom Chiland. 175 gegebenen Teiltext (nur Kap. 2–32) abermals sekundär
gekürzt, sprachlich freilich ohne Russismen und damit von erheblichem Gewicht für den
mit dieser Veröffentlichung zuvorderst angestrebten Beweis der südslav. Herkunft jener
ältesten Fassung (2,55). Dieses Ziel kostet einen hohen Preis. Die 105 Auslassungen des
Chiland. 175 trägt ein umfänglicher Anhang (2,7–216) nach, drei ostslav. Abschriften
entnommen, darunter dem ältesten überhaupt bekannten Zeugen: Jaroslavl’ 15583 (Ende
12. Jh., 36 Kap.). Auch mit diesem leserunfreundlichen Verfahren liegt keine Gesamtaus-
gabe der Pandektai vor. Im Chilandarensis und, vom Titelblatt verschleiert, in vorliegender
Ausgabe fehlt der 2. Teil der ältesten slav. Übersetzung. Er ist früh in Stücken, zur Gänze
im Cod. Petropol. RNB Ф. 310 Nr. 37 (16. Jh., 63 Kap.) nachgewiesen (1,24 mit 1,17
Anm. 20). In diesem Buch findet der Leser mithin eine unvollständige slav. Version in
sekundärer Redaktion, keine Übersetzung, keine Beigabe eines griech. Textes (von kriti-
scher Edition zu schweigen), ein Gewinn also für wenige derer, die sich „mit theologischen
Fragen beschäftigen“ (1,8). Der Druck „wurde durch die großzügige Unterstützung seitens
der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht“ (1,8). – Ein früher, bei der bespr.
Ausgabe bekannter (1,19), doch nicht beigezogener Codex Sinaiticus, teils auf Papier, teils
auf Pergamentblättern geschrieben und gemischten Inhalts, beinhaltet dieselbe slav. Pan-
dektai-Version. Aus diesem Sinait. slav. 34 gelangten Palimpseste durch Konstantin von
Tischendorf nach Sankt-Petersburg: RNB gr. 70 (fol. 54–98 jetzt ediert durch Afa-
nas’eva – Levshina), Q. p. I. 63 und Q. p. I. 64; eine ganze Lage des Muttercodex wurde
unter den sog. Neuen Funden 1975 auf dem Sinai wiederentdeckt: Sinait. slav. 18/N, so
dass jetzt Kap. 29 bis 40 der Pandektai zur Verfügung stehen, außerdem weitere zum
selben Codex gehörende slav. Texte. Das Manuskript selbst, paläographisch für die Ober-
schrift spätestens Mitte des 13. Jh. zu datieren, ist liturgiegeschichtlich doppelt interessant:
ALw 57 / p. 162 / 7.11.
Es gilt zum einen als eine der seltenen ostslav. Handschriften, die nicht in der heimatlichen
Rus’, sondern vor Ort, auf dem Sinai oder in Palaestina, geschrieben wurden. Daraus er-
geben sich mögliche Rückschlüsse für die Lokalisierung der enthaltenen Liturgica, Einklei-
dung und Begräbnis eines Mönches. Zum anderen enthalten die benutzten Palimpseste
griech., glagolitische und kyrillische Untertexte des 11./12. Jh., z. T. gottesdienstlichen
Charakters. H. B. – T. Ch.
Michael Grünbart, The Letter of Nikon of the Black Mountain to the Founder George;
Appendix zu: Tassos Papacostas, The History and Architecture of the Monastery of Saint
John Chrysostomos at Koutsovendis, Cyprus, in: DOP 61. 2007, 25–156, hier 149–156. –
Logos 9 im Taktikon Nikons (1,310–316 Hannick). Zu Geschichte und gottesdienst-
licher Ordnung des Johannes-Chrysostomos-Klosters bei Kyrenia jetzt mehr bei Georgios
Andreou, Ιστορική και λειτουργική συνέχεια της μονής του αγίου Ιωάννου του
Χρυσοστόμου του Κουτζουβέντη της Κύπρου, in: BBGG 3. Ser. 9. 2012, 7–16.
Liturgische Typika: Paris. gr. 402 (DmitrievskijOLR 3,121–127) u. Vat. gr. 2314. Laut
Yiangou, From the „Untestified“ (wie oben S. 159) 284, wäre der Parisinus „in fact“ das
gottesdienstliche Typikon der Enkleistra des Neophytos bei Paphos.
Das Taktikon des Nikon vom Schwarzen Berge. Griechischer Text und kirchenslavische
Übersetzung des 14. Jh. ed. von Christian Hannick in Zusammenarb. mit Peter Plank
[u. a.]. 1–2. Freiburg/Br.: Weiher 2014. LXXIV, 1276 S. (MLSDV 62). ISBN 978-3-
921940-58-7. – Nikons Spätwerk (um 1100) in dem allein vom Cod. Sinait. gr. 441
(Anfang 12. Jh.) komplett, wenn auch mit einigen Lücken überlieferten griech. Text sowie
mit seiner südslav. Übertragung. Eingangs präsentiert der Hg. Leben und Werke Nikons
(1,S. XXV–LIV). Im Corpus des Werkes finden sich, eingerahmt von zwei Typika (Logos
Aʹ [„Κανονάριον“] u. Bʹ [Typikon des Rhoidiou-Klosters]; engl.: BMFD Nr. 20f [1,377–
439]), mehrere Dutzend Briefe Nikons und seine Bestellungsurkunde. Der liturgie-
geschichtliche Informationsgehalt ist so reichhaltig, dass man aus dem Notizenmachen
kaum herauskommt. Eine dt. Übersetzung ist nicht beigegeben, doch ausführliche Reges-
ten, die noch Peter Plank († 2009) erstellte (2,1009–1196).
Willem J. Aerts, Nikon of the Black Mountain, Witness to the first Crusade? Some re-
marks on his person, his use of language and his work, named „Taktikon“, esp. Logos 31, in: East
and West in the Medieval Eastern Mediterranean. 1: Antioch from the Byzantine reconquest
until the end of the Crusader principality. Ed. by Krijnie Ciggaar – Michael Metcalf.
Leuven [u. a.] 2006 (OLA 147) 125–139.
ALw 57 / p. 163 / 7.11.
Jean Darrouzès, L’éloge de Nicolas III par Nicolas Mouzalon, in: RÉByz 46. 1988, 5–
53;
Paul Magdalino, The Reform Edict of 1107, in: Alexios I Komnenos. 1: Papers. Ed.
Margaret Mullett – Dion Smythe. Belfast 1996 (BBTT 4,1) 199–218;
Gioacchino Strano, Nicola Muzalone e l’elogio per il patriarca Nicola III Grammatico.
Note cronologiche, in: Bizantinistica 8. 2006, 183–197;
Élisabeth Malamut, Les hérésies à Byzance sous le règne d’Alexis I (1081–1118), in:
Politique, religion et laïcité. Sous la dir. de Christine Peyrard. Aix-en-Provence 2009 (Le
temps de l’histoire) 27–42.
Der Text des Mouzalon, seinerseits als abgedankter Erzbischof von Zypern (ca. 1107–
1110) unter dem Namen Nikolaos IV. 1147–1151 († 1152) Patriarch von Konstantino-
pel, seltenes Beispiel der Lobrede auf einen amtierenden Patriarchen, preist unter den Maß-
nahmen des Patriarchen Nikolaos III. Grammatikos (1084–1111) dessen Verbote des
unziemlichen Geredes im Altarraum und willkürlicher Veränderungen der hl. Texte (§ 28),
der seit längerem eingerissenen Gewohnheit mehrerer Messfeiern am Tag durch gewinn-
süchtige Priester (§ 29), von Tänzen und weltlichen Liedern bei Hochzeiten (§ 30). Die
Editio princeps durch Darrouzès begleitet eine Übersetzung in das Französische. Nikolaos’
Bezeichnung als Theocheirotonetos oder Theoprobletos rührt daher, dass er als einer der
ersten Ökumenischen Patriarchen durch Ziehung von Losen gewählt wurde – gezogen
beim Morgengebet, nachdem jene, göttlicher Einwirkung wegen, über die Nacht auf dem
Altar gelegen hatten (§ 23f; Näheres Darrouzès 15 mit Anm. 30). G. Strano zufolge
datiert Mouzalons Rede nicht vom Beginn der Amtszeit Nikolaos’ III., sondern entstand
um 1106/07 in zeitlicher Nähe zu der durch Kaiser Alexios I. Komnenos (reg. 1081–
1118) per Gesetz vom Juni 1107 angeordneten reichsweiten Reform des höheren Klerus
(Ausg. und franz. Übers.: Paul Gautier, L’édit d’Alexis Ier Comnène sur la réforme du clergé,
in: RÉByz 31. 1973, 165–201). Das, wie der Kaiser befand, in gefahrvoller Lage der
Kirche und Gläubigen an Patriarch Nikolaos III. und Synode gerichtete Edikt erwartete
die nötige Rettung von eifriger Predigt und Katechese durch Rekrutierung in Sitte und
Bildung ausgezeichneten Personals für Hauptstadtkirchen, die zu üppig mit unentlohnten
Klerikern ausgestattete Hagia Sophia vorweg, bis zu den Pfarrkirchen der Dörfer. P. Mag-
dalino präsentiert Indizien dafür, dass die Bemühungen zu ihrer Zeit nicht leere Absicht
geblieben sind. Sie stützten sich auf auch mit Kontrollaufgaben betreute Didaskaloi aus
dem Mönchs- und Laienstand, die im Rang unmittelbar auf die Archonten folgten.
Jean Darrouzès, Les réponses de Nicolas III à l’évêque de Zètounion, in: Καϑηγήτρια.
Essays presented to Joan Hussey for her 80th birthday. Ed. by Julian Chrysostomides. Cam-
berley 1988, 327–343;
Eleutheria Papagianne – Spyros Troianos, Die kanonischen Antworten des Niko-
laos III. Grammatikos an den Bischof von Zetunion, in: ByZ 82. 1989, 234–250.
Doppelte Erstveröffentlichung der Antworten des Ökumenischen Patriarchen Niko-
laos III. († 19. 5. 1111) auf die liturgierechtlichen Anfragen eines ungenannten Bischofs
ALw 57 / p. 164 / 7.11.
des wenig bedeutenden Lamia (Zetounion) in Thessalien, wohl in Nikolaos’ Auftrag durch
einen anonymen Kleriker verfasst. Responsio Nr. 1, früh auch separat überliefert und in
Euchologien aufgenommen, betrifft den Termin der Kindertaufe (z. Zt. der „Väter“ im
3. Lebensjahr, nunmehr gewöhnlich am 40. Tag nach der Geburt). Eine gebotene Nottaufe
darf schon am 8. Tag erfolgen, selbst, entgegen mancher Meinung, schon früher, notfalls
bereits nach (!) dem ersten Bad des Säuglings (Taufe mit reduziertem Zeremoniell, das nach
Elias von Kreta [1. Hälfte des 12. Jh.], auf den Darrouzès verweist, nachträglich nicht zu
vervollständigen war). Vgl. das Zögern des Bischofs Fidus in Cypr. ep. 64,4, dessen ästhe-
tische statt kultische Erklärung durch Klaus Thraede, Kuss, in: RAC 22. 2008, 566, nicht
mehr zwingend scheint. Antworten Nr. 5–6 legen die Aussegnung und Wiederzulassung
zur Kommunion von Wöchnerinnen auf den 40. Tag nach der Geburt (= Versiegen der
Lochien), ausgenommen bei Todesgefahr der Mutter, doch auch geltend bei Geburt in der
Fastenzeit, also einschließlich Verwehrung der Osterkommunion. Die liturgische „Rei-
nigung“ der Wöchnerinnen, Hebammen und menstruierenden Frauen darf in Privathäu-
sern vorgenommen werden. Erhellendes zu diesen Bestimmungen bei Marie-Hélène Con-
gourdeau, Regards sur l’enfant nouveau-né à Byzance, in: RÉByz 51. 1993, 161–176.
Nikolaos’ Responsio Nr. 2 schreibt für den Karsamstag strenges Osterfasten vor (ohne Eier
und Käse), Nr. 3 erläutert die fünfjährige Exkommunikationsbuße nach Eingehen einer
dritten Ehe und die danach allenfalls beschränkte Kommunionzulassung: fünf Jahre Kom-
munion- und auch Darbringungsverbot, danach – je nach Lebensalter und Vaterschaft bzw.
Kinderlosigkeit – dauerhafte Kommunionverweigerung, Zulassung zur jährlichen Oster-
kommunion bzw. an den drei Festen Ostern, Dormitio Mariae und Weihnachten. Der den
Tetragamiestreit beendende Tomus unionis von 920 (ed. Leendert G. Westerink, Nicholas
I Patriarch of Constantinople, Misc. Writings. Washington 1981, 58–68), von Nikolaos III.
als grundlegend angeführt, wurde jährlich am 2. Julisonntag (= κυριακὴ τῆς ἑνώσεως,
„Sonntag der Union“) vom Ambon der Kirchen verlesen. Nr. 9 bestimmt, die Beichte sei
in erster Linie bei Bischöfen abzulegen, mit deren Zustimmung auch bei erfahrenen Pres-
bytern oder Mönchen. Nr. 10 missbilligt Schauspiele bei Hochzeitsfeiern. Beide Ausgaben
der Erotapokriseis unterscheiden sich vor allem durch den Kommentar. Begnügt sich
J. Darrouzès mit einer knappen Auslegung und Hinweisen auf Stellungnahmen anderer
byzantin. Kanonisten, bieten die beiden Athener Gelehrten eine ausführliche rechts-
geschichtliche Kommentierung unter Einbeziehung der liturgischen Quellen, so zum Segen
über die Hebamme (245f Anm. 54), und berücksichtigen auch die Nebenüberlieferung des
Patriarchalschreibens.
Bram Roosen, The Works of Nicetas Heracleensis (ὁ) τοῦ Σερρῶν, in: Byzantion 69.
1999, 119–144. – Die vorgelegte Clavis der Werke des Konstantinopler Didaskalos und
späteren Metropoliten von Herakleia († nach 1117) verzeichnet nur wenig Liturgisches:
einige Hymnen, Kommentare, u. a. zu den im Gottesdienst verlesenen Homilien des Gre-
gor von Nazianz, eherechtliche Responsa.
Anselm von Havelberg, Anticemon. „Über die eine Kirche von Abel bis zum letzten Er-
wählten und von Ost bis West“. Eingel., übers. u. kommentiert von Hermann Josef Sieben.
Münster: Aschendorff 2010. 219 S. (Archa Verbi Subs. 7). ISBN 978-3-402-10218-3. –
Zum ersten Mal in dt. Sprache: Die Dialogi des Prämonstratensers, Kirchenpolitikers und
„Bischofs der Havelberger Kirche“ († 1158 als Erzbischof von Ravenna) mit einem griech.
Erzbischof Nechites (Niketas) von Nikomedien, angesiedelt 1136 in Konstantinopel, teil-
weise angeblich in der Apsis der Hagia Sophia, doch erst 1149/50 zu Papier gebracht in
einer Gestalt, die „von einer globalen Nichthistorizität auszugehen“ (31) empfiehlt. Be-
ALw 57 / p. 165 / 7.11.
obachtungen gottesdienstlicher Bräuche der Griechen finden sich nur vermerkt, soweit sie
der Einheit der Kirche und ihrer Wiederherstellung abträglich gelten oder scheinen. Dabei
gestaltet Anselm die Rolle seines griech. Widerparts durchgängig sympathisch, nimmt von
ihm Belehrungen entgegen, lässt ihn Kompromisse weisen und teilt mit ihm am Ende die
Hoffnung auf ein künftiges allgemeines Konzil, bei dem die reichen Qualitäten, die der
Prämonstratenser dem Griechen zuerkennt „im Angesicht der gesamten Kirche zum Heil
und zur Belehrung aller aufleuchten“ (Anticemon 3,22). Unter den rituellen Problemen
nimmt den ersten Rang unübersehbar die engstens mit dem Primatsanspruch des röm.
Pontifex verknüpfte Azymenfrage ein (3,2–19), gipfelnd in der Forderung der lat. Seite:
„Die gewaltige Autorität der römischen Kirche sollte dir endlich genügen, den Ritus des
gesäuerten Brotes abzulegen und ungesäuertes Brot beim Opfer des Altares zu verwenden
und dich als einen frommen und seiner Mutter gehorsamen Sohn sowohl in diesem als auch
in den anderen Sakramenten mit der heiligen und unversehrten römischen Kirche gleich-
förmig zu machen“ (ebd. 3,12). Seinen griech. Gegenpart lässt Anselm antworten: „Die
leichtfertigen, bösen und ungerechten Urteile, durch die wir uns gegenseitig zerfleischen,
dürften eine größere Sünde sein als die Verschiedenheit der Sakramente selber; denn dieses
kann man … so oder so machen, jenes aber, ich meine die leichtfertigen Vorurteile, auf-
grund derer wir auf beiden Seiten böswillig in Zwietracht leben, sind einem Christen
niemals erlaubt“ (ebd. 3,19). Weitere, jetzt offenbar selbst gewählte Themen sind die Bei-
fügung heißen Wassers (ϑερμόν, ζέον) vor der Kommunion (ebd. 3,20), woraus Anselm
auf die Konsekration unvermischten Weines schließt (vgl. aber ALw 30,339f), sowie die
Ganzkörpersalbung einer zur Orthodoxie wechselnden lat. Braut, die Anselm als „eine Art
Wiedertaufe“ und damit als häretische Entwertung der lat. Taufe verdächtigt (Anticemon
3,21). Der Nikomedier erklärt sie als Übertrittsrituale für Ausländer, Männer wie Frauen,
„weil wir nicht wissen, ob sie das Sakrament der Salbung vorher schon empfangen haben“.
Die erneute Taufe bereits gültig Getaufter, aber auch die Salbung solcher, die „durch die
Auflegung der Hände mit Chrisam-Salbung geheiligt und in den christl. Glauben schon
vollständig eingeführt sind“, sei hingegen bei den Griechen verpönt und unüblich (zur
heutigen Praxis vgl. Stefanos Alexopoulos, Accepting Converts in the Orthodox Church:
Theory and Practice, in: Liturgies in East and West. Ed. by Hans-Jürgen Feulner. Wien
2013 [ÖSLS 6] 19–32, bes. 27–32, mit weiteren Hinweisen ebd. 27 Anm. 45). Nicht
völlig unerwähnt (20.30) lässt der Hg. ein zweites Religionsgespräch Anselms, das dieser
1154 in Thessalonike mit dem dortigen Erzbischof Basileios aus Achrida († 1169) führte
und uns in diesem Fall als Bericht des griech. Dialogpartners vorliegt: Josef Schmidt, Des
Basilius aus Achrida, Erzbischofs von Thessalonich, bisher unedierte Dialoge. München 1901
(VKHSM 7). Darin werden liturgische Fragen, zum Teil erneut, von Anselm angespro-
chen, von Basileios vor eigenem Publikum erklärt und, in seiner Darstellung, erfolgreich
verteidigt: das Termon/Zeon (ergänzt Robert F. Taft, The Precommunion Rites. Roma
2000 [OCA 261] Kap. 9), die östliche Sitte, mehrere Kelche auf den Altartisch zu stellen,
sowie die Frage Anselms, warum οἱ παῤ ὑμῶν βαπτιζόμενοι, also die Täuflinge bei den
Griechen, bald nach der Taufe gesalbt würden, die Basileios mit einem Hinweis auf die
„apostolische“ Erklärung der postbaptismalen Myronsalbung durch „den Großen“ Diony-
sios Pseud-Areiopagites (eccl. hier. 11,2,7; 11,3,6) beantwortet. Sachlich dürfte es sich in
Thessalonike um dasselbe Problem wie zuvor im Konstantinopler Dialog gehandelt haben,
hier aber von Basileios missverstanden oder ins Allgemeine umgedeutet.
Anselm of Havelberg, Anticimenon: on the unity of the faith and the controversies with the
Greeks. Transl. by Ambrose Criste – Carol Neel. Collegeville: Liturgical Press 2010. X,
223 S. (CistSS 232). ISBN 978-0-87907-106-6.
ALw 57 / p. 166 / 7.11.
Michele Bacci, La Vergine OIKOKYPA, Signora del Grande Palazzo. Lettura di un passo
di Leone Tusco sulle cattive usanze dei Greci, in: ASNSP.L 4. Ser. 3,1–2. 1998, 261–279. –
Breit gerahmte Darstellung eines liturgischen Brauches der Fastenzeit in der Pharos-Kirche
des Kaiserpalasts zu Konstantinopel: Von Fastenbeginn bis Karsamstag wurden die im
Altarraum hängenden Reliquiare von Mandylion (von Edessa) und Keramidion (von Hiera-
polis) mit Tüchern verhüllt sowie die Ikone der Theotokos οἰκοκυρά in einen Nebenraum
versetzt und dort eingeschlossen. Die Notiz über den Brauch ist in einer selten gelesenen
Abhandlung De haeresibus et praevaricationibus Graecorum von 1177/81 enthalten (PG
140,544–550), und zwar als westliches Entlastungsargument gegen den antilat. Vorwurf
von Byzantinern: „in sancta Quadragesima velant sindonibus“. Autor der lat. Abhandlung
ist der am byzantin. Hof als Übersetzer tätige Pisaner Leo Tuscus, von dem uns auch eine
gottesdienstgeschichtlich wertvolle lat. Übertragung der Chrysostomos-Liturgie vorliegt
(v. J. 1173/78; ALw 17/18,427). Leos Streitschrift enthält eine ganze Reihe bemerkens-
werter Nachrichten eines Augenzeugen über sonstige Details des gottesdienstlichen Le-
bens im Konstantinopel seiner Zeit, so Taufe von Kleinkindern nach Ganzkörpersalbung
und in angewärmtem Wasser; Ehefrauen von Priestern, die ihren Gatten als Quasi-Diakone
helfen. – Zum Wirken Leos und seines Bruders Hugo Eterianus vgl. jetzt auch Hugh
Eteriano, Contra Patarenos. Ed. and transl. with a commentary by Janet Hamilton, with a
description of the manuscripts by Sarah Hamilton and an historical introd. by Bernard
Hamilton. Leiden [u. a.] 2004 (Medieval Mediterranean 55) 109–142.
Marina Loukaki, Grégoire Antiochos. Éloge du Patriarche Basile Kamatèros. Texte, tra-
duction, commentaire suivis d’une analyse des œuvres de Grégoire Antiochos. Paris: Publ. de la
Sorbonne 1996. XXV, 170 S. (Byzantina Sorbonensia 13). ISBN 978-2-85944-299-6.
– Die Lobrede von 1184 auf Patriarch Basileios II. Kamateros von Konstantinopel (sed.
1183–1186) bietet wenig an liturgischen Themen: Predigttätigkeit, Ordination verstanden
als Vermählung (§ 22f; ebenfalls Thema der Ansprache Kaiser Leons VI. bei der Patriar-
chenweihe seines 16-jährigen Bruders Stephanos I. [ed. José Grosdidier de Matons, in:
TMCB 5. 1973, 201–207]), schwerlich mit ritueller Salbung, wie Vfn. unterstellt (105;
zum Problem s. auch Patricia Karlin-Hayter, in: ByF 56. 1995, 178 mit Anm. 31),
Deutung der vielen Kreuze auf der liturgischen Gewandung („Polystaurion“) als Zeichen
der Auferstehung Christi (§ 33). Weiterhin sind 500 Kleriker an der Hagia Sophia tätig
(Z. 573–575 mit Kommentar S. 107).
Basiles Katsaros, ᾽Iωάννης Kασταμονίτης. Συμβολὴ στὴ μελήτη τοῦ βίου, τοῦ
ἔργου καὶ τῆς ἐποχης τοῦ. Thessalonike: Kentro Byz. Ereunon 1988. 450 S. 7, Taf.
(Bυζαντινὰ Kείμενα καὶ Mελέται 22). Ohne ISBN. – Johannes Kastamonites (flor.
1155–1204), unter Patriarch Basileios II. Kamateros tätig und zum Metropoliten von
Chalkedon erhoben, wirkte als Theologe, Prediger (Hauptwerk: Διδασκαλίες) und Kano-
nist. Die Studie bestätigt die Vermutung, dass Johannes die populäre Version der Responsa
an Patriarch Markos von Alexandrien v. J. 1195 verantwortet. Johannes’ Werk war anschei-
nend breiter als bisher angenommen. Manche unter den Namen des Johannes von Kitros
und des Demetrios Chomatianos umlaufende kirchen- und liturgierechtlichen Entschei-
dungen dürften in Wahrheit auf ihn zurückgehen.
ler Nachahmung des Jerusalemer Brauches nicht ganz ausgeschlossen sein muss. (Ein Ar-
tophorion identifiziert auf gewissen bildlichen Darstellungen des Großen Einzugs auch
Roland Betancourt, The Thessaloniki Epitaphios: Notes on Use and Context, in: GRBS
55. 2015, 489–535, hier 514f.) – Der Pilger aus Novgorod rechnet mit sagenhaften
40 000 Priestern zwischen dem griech. und dem russ. Meer, für die Hagia Sophia allein
mit 3000, darunter 500 entlohnten, der Rest „Ehrenamtler“, die auf freiwerdende Plan-
stellen hofften (Ehrhard, Le Livre 64f). Die an der Hagia Sophia tätigen „Myrrhophoren“
wären Garzaniti, Le Livre 38 zufolge nicht den weiblichen Diakonen gleichzusetzen,
sondern eine Genossenschaft frommer Frauen analog zu der für die Anastasis im Jerusalem
bezeugten. Zu den zahlreichen „miracles journalières ou cycliques, en tout cas program-
més“, also schwerlich stets übernatürlichen Erscheinungen, die man in den damaligen kon-
stantinopolitan. Kirchen, sogar in der Kathedrale Hagia Sophia, erleben konnte, vgl. Da-
gron 290f.
1903, 163). Lateinernähe beschleunigt offenbar die Verbreitung: 1644 erhält der als
Exarch des Ökumenischen Patriarchen in Venedig amtierende Metropolit von Philadelp-
heia das Vorrecht einer liturgischen Mitra. Ab 1666 verleiht der russ. Zar sogar Archiman-
driten dieses Recht, in der Folgezeit auch auf Protopresbyter ausgedehnt (beides bei den
Griechen nicht üblich geworden, doch von Katholiken, selbst dt. Biritualisten, noch heute
gepflegt). Ende des 18. Jh. entwickelte sich eine Mitrenform, die Bischöfe und Metropoli-
ten auch in Anwesenheit des Patriarchen benutzen durften. Ab Patriarch Gerasimos III.
(1794–1797) wird es zur allgemeinen Übung, dass Bischöfe die kronenförmige Mitra
verwenden, sogar bei Konzelebration miteinander. Heute verzichten allein noch die Bischö-
fe des Ökumenischen Patriarchats auf die Mitra, wenn sie mit dem Ökumenischen Patriar-
chen konzelebrieren. Dennoch bleibt ein Hauptunterschied gegenüber der einstigen byzan-
tin. Kaiserkrone (und der röm. Tiara): Orthod. Bischöfe legen ihre Krone just zu dem
Moment ab, da die Kaiser sie einst wieder aufsetzten, nämlich nach dem Ende der Liturgie.
Unter den Päpsten benutzte nur Johannes XXIII. 1961 ein einziges Mal die Tiara inner-
halb der Messfeier, einer nach byzantin. Ritus (vgl. Stefano Parenti, La commemorazione
del papa di Roma nella „Divina liturgia“ bizantina, in: ders., A Oriente e occidente di Costan-
tinopoli. Vaticano 2010 [MSIL 54] 237–269, hier 257–259 mit Taf. 15).
David Jacoby, The Greeks of Constantinople under Latin Rule 1204 –1261, in: The
Fourth Crusade. Event, Aftermath, and Perceptions. Ed. by Thomas F. Madden. Aldershot
[u. a.] 2008, 53–73. – Im lateinisch beherrschten Konstantinopel, ganz überwiegend wei-
terhin von Griechen bewohnt (59f.66), blieben trotz der Enteignung bedeutender Kirchen
und Klöster die byzantin. Liturgie und das orthod. Klosterleben durchgängig, wenn auch
personell wie wirtschaftlich geschwächt, erhalten, so im 1206 Montecassino übereigneten
ALw 57 / p. 171 / 7.11.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 171
Enrico Morini, Le due anime dell’„uniatismo“. Due modelli di unità ecclesiale nella Ro-
mánia franca del XIII secolo, in: SROC 14. 1991, 379–417. – Vor wie nach 1261 bestan-
den griech. Gemeinden unter Herrschaft lat. Machthaber, politischer wie kirchlicher. Der
Aufsatz geht der Frage nach, ob und wie unter diesen Umständen, die gewöhnlich eine
wenigstens formelle Union mit Rom einschlossen, das östliche Kirchenwesen intakt be-
wahrt blieb, das heißt: nicht allein ein gewisses gottesdienstliches Brauchtum, sondern ein
eigener Episkopat und mit diesem verbundene bischöfliche Ordinationstätigkeit. Vf. unter-
scheidet in der Geschichte zwei Verfahren: „episcopi latini ordinati, episcopi graeci tolerati“,
auf Zypern realisiert durch einen griech. (Vikar-)Bischof innerhalb jeder lat. Diözese (De-
tails zur Gestaltung ihrer Bischofsweihe 383 Anm. 41; einen fehlenden dritten Bischof
vertrat gegebenenfalls ein griech. Klostervorsteher [ebenso gehandhabt noch 1919 in
Rom bei der Ordination des Giovanni Mele für die italo-albanische Eparchie Lungro]),
hingegen auf Kreta auf die Dauer unter einem nichtbischöflichen Protopapas, in Festland-
griechenland unter Rom ergebenen griech. Bischöfen, die ihre Ordination durch Lateiner
auf deren Weise empfingen (ohne eigenen Rituswechsel) oder, falls bereits ordiniert, we-
nigstens nachträglich die Bischofssalbung, die byzantin. Liturgie nicht eigen ist, Lateinern
aber wesentlich schien (vgl. den Fall des Metropoliten Gregor von Moldavien [Rom 1436];
Dan Ioan Mureşan, in: Bulgaria Mediaevalis 2. 2011, 723.731 m.w.N.). Das zweite Mo-
dell: „episcopi graeci … pari cum latinis“ (Anerkennung des päpstlichen Primats voraus-
gesetzt) – also entgegen kanonistischer Tradition zwei ordentliche Bischöfe an ein und
demselben Ort –, wurde im Mittelalter nur vorübergehend geduldet oder erwogen.
Ruth Juliana Macrides, Bad Historian or Good Lawyer? Demetrios Chomatenos and
Novel 131, in: DOP 46. 1992, 187–196;
ALw 57 / p. 172 / 7.11.
Demetrii Chomateni Ponemata diaphora. Recensuit Günter Prinzing. Berlin [u. a.]: de
Gruyter 2002. 386*, 534 S., 1 Kt., 3 Abb. (CFHB 38). ISBN 3-11-015612-1. – Akten-
corpus des quasi-patriarchalen Ohrider Erzbischofs Demetrios Chomatenos mit ausführ-
lichen Prolegomena. Die rund 150 Schriftstücke betreffen inhaltlich ganz überwiegend
Ehe-, Erbschafts-, Eigentums- und Bußangelegenheiten, daneben die Behandlung der unter
den besiegten Bulgaren ordinierten orthod. Presbyter und Diakone, als heidnisch geltende
Feste, das Problem eines ohne Taufe dem Arzt unter den Händen gestorbenen Dreijährigen.
Überregionale Bedeutung besitzen die Auseinandersetzungen mit Nikaia über die Salbung
des Kaisers (nicht mit Myron, sondern mit Öl wie bei der Taufe) und um die Einsetzung des
Sava (Prinz Rastko) zum ersten Erzbischof von Serbien (sed. 1220–† 1236). Nicht zum
Corpus gehören die breiter unser Fach betreffenden Antworten des Demetrios auf vierzehn
gottesdienstliche Zweifelsfragen des serb. Königs Stephan Radoslav (reg. 1228–1232/34):
Филарет Граниħ [Filaret Granić], Одговори охридског архиепископа Димитриjа
Хоматиjана на питања српског краѕа Стефака Радослава, in: Светосавски зборник
2: Извори. Belgrad 1939, 147–189. Manches verrät eine Enge, die westlicher Besorgtheit
nicht nachsteht.
Охрид. Ohrid 1961, 163–243) weisen mit slav. Beischriften auf eine gewisse Zweispra-
chigkeit hin. Ob darüber hinaus besondere gottesdienstliche Formen erhalten blieben oder
entwickelt wurden, wird erst eine liturgiewissenschaftliche Untersuchung jener Quellen
sowie der aus Epeiros verstreuten Stücke erweisen, um deren Erfassung sich Vfn. in dem
angezeigten Beitrag sowie weiteren Arbeiten im angeführten Sammelband bemüht: Mano-
scritti epiroti a Londra (British Library), ed a Oxford (Magdalen College) (443–521; 22
Taf.); Greek Manuscripts from the Meteora Monasteries in the Burdett-Coutts Collection
(585–613; 12 Taf.); Bindings of the 16th century from the Monastery of St Nicholas Ana-
pausa in the Meteora (615–641; 6 Taf.).
Nicaea: A Byzantine Capital and Its Praises. With the Speeches of Theodore Laskaris In
Praise of the Great City of Nicaea and Theodore Metochites Nicene Oration. By Clive Foss
with the collab. of Jacob Tulchin. Brookline: Hellenic College Press 1996 [Paperback
2005, Nachdr. 2013]. 224 S., Abb. (Archbishop Iakovos Library of Ecclesiastical and
Historical Sources 21). ISBN 978-0-917653-48-3;
Laurence Delobette, Oublier Constantinople? L’Éloge de Nicée par Théodore II Lasca-
ris, in: Actes des congrès de la Société des historiens médiévistes de l’enseignement supé-
rieur public 36. 2005, 349–372.
Ihre „Babylonische Gefangenschaft“ in der Stadt Nikaia (heute: İznik), einer hellenisti-
schen Gründung und im 13. Jh. byzantin. Exilhauptstadt, bedeutet für die Kathedralliturgie
Konstantinopels eine Wende: Sie kehrt 1261 anders in die hauptstädtische Hagia Sophia
zurück, als sie 1204 aus ihr vertrieben wurde. Der von C. Foss besorgte Band gibt mit engl.
Übersetzung zwei zeitgenössische griech. Lobreden auf das „zweite Sion“ (wegen der nizä-
nischen Konzilien von 325 und 787) zu lesen: jene des späteren Kaisers Theodoros II.
Doukas Laskaris vor seinem baufreudigen kaiserlichen Vater Johannes Vatatzes († 1254)
und die des debütierenden Theodoros Metochites vor Kaiser Andronikos II. (1290). Die
innen- und kirchenpolitischen Dimensionen der Ausführungen des für eine neue, im nizä-
nischen Kleinasien beheimatete Generation stehenden Theodoros II. hebt Laurence Delo-
bette hervor (ungedruckt: dies., Théodore II Lascaris, éloge de Nicée, Éloge de Jean Vatatzès.
Éd., trad. et commentaire. Diss. Paris-IV [Sorbonne] 1997; vgl. Sophia Georgiopoulou,
Theodore II Dukas Laskaris (1222–1258) as an author and an intellectual of the thirteenth
century. Diss. Harvard Univ. 1990, deren griech. Textedition Foss bereits benutzt). Für
unser Fach ist aus beiden Reden kaum Honig zu saugen, wohl aber aus der umfangreichen
stadtgeschichtlichen Einleitung des Buches (Foss 1–131), besonders zu kirchlicher Land-
schaft und geistigem Leben in der Zeit der Laskariden (darunter Nikephoros Blemmydes,
„the greatest scholar of his age“ [68], auch Verfasser eines Typikons, vgl. ALw 30,326). In
und außerhalb der in ihrem vielfach gepriesenen Mauerring locker bebauten Stadtlage von
den Exilkaisern errichtete oder erweiterte Kirchen und Klöstern, vor allem das innerstädti-
sche Kloster des hl. Hyakinthos mit seinem Katholikon, der Koimesis-Kirche, durchgängig
ALw 57 / p. 174 / 7.11.
George Akropolites, The History. Introd., transl. and commentary Ruth Macrides. Ox-
ford: Oxford Univ. Press 2007. XXI, 440 S. (Oxford Studies in Byzantium). ISBN 978-
0-19-921067-1. – Das Χρονικὴ συγγραφή betitelte Geschichtswerk, das der Chef der
kaiserlichen Gesandtschaft zum Konzil von Lyon 1274 der Nachwelt hinterließ, ist Haupt-
quelle und einzige zeitgenössische Darstellung für die Jahre 1203–1261, in denen die
politische Einheit der byzantin. Welt definitiv zerbrach und der Ökumenische Patriarch
deren einigende Figur wurde (dt. Übers. durch Wilhelm Blum: Georgios Akropolites. Die
Chronik. Stuttgart 1989 [BGrL 28]; franz.: Georges Acropolitès, Chronique du XIII e
siècle. L’Empire grec de Nicée. Texte trad. et présenté par Jean Dayantis. Paris 2012). Inhalt-
lich geht es fast nur um Kriegszüge und Diplomatie, nur nebenbei fallen ein paar Auskünfte
zum Gottesdienst ab (§ 17: strengste Verpflichtung der Griechen in Konstantinopel zur
Kommemoration von Papst und lat. Patriarchen; § 52: triumphale Palmsonntagsprozession
mit Beteiligung des nikänischen Kaisers). Eine Ausnahme bildet der Schluss der Chronik
mit Beschreibung des Einzugs Michaels VIII. in die befreite Hauptstadt am 15. 8. 1261
und der Inthronisation des verzögert angekommenen Patriarchen Arsenios im folgenden
Herbst. Für seinen Einzug ließ Michael durch Georgios Akropolites 13 Gebete (εὐχαί,
hier wohl Fürbitten) formulieren (Intentionen aufgezählt bei Manuel-Maximos Holobolos,
logos 2 [Manuelis Holobi orationes 2. Ed. Maximilianus Treu. Progr. Postdam 1907, 73),
die ein Bischof von einem Turm des Goldenen Tores herab Kaiser und versammelter Menge
vortrug und von ihnen, wie eigens beschrieben, mit einem (nicht ganz ungewöhnlichen)
Wechsel von Knien und Stehen ähnlich den lat. orationes solemnes am Karfreitag sowie
jeweils 100 Kyrie eleison mitvollzogen wurden (§ 87f). In Konstantinopel sorgte Georgios
Akropolites für den Wiederaufbau des zwischenzeitlich latinisierten Anastasis-Klosters,
das später sein Sohn Konstantinos Akropolites († 1324) um eine Lazaros-Kapelle erwei-
terte und mit einem Typikon ausstattete, in dem die Sorge um Synchronisierung der Got-
tesdienste an beiden Orten, Katholikon und Eukterion, auffällt (BMFD Nr. 46 [4,1374–
1382]). – Unter Michaels Sohn und Nachfolger Andronikos II. schrieb der betagte Theo-
ALw 57 / p. 175 / 7.11.
doros Skoutariotes, 1277–1283 Metropolit von Kyzikos, des Akropolites Χρονικὴ συγ-
γραφή zu seiner eigenen Weltchronik Σύνοψις χρονική um (Μεσαιωνική Βιβλιοϑή-
κη. Ἐπιστασίᾳ Κ. Ν. Σάϑα [Konstantinos Sathas]. 7. Benetia [u. a.] 1894, 177–555;
Neued. CFHB 46 in Vorb.). Dabei schönte er das in der Vorlage stark negativ gezeichnete
Bild des mit Michael VIII. zerstrittenen Patriarchen Arsenios, streute aber liturgische
Nachrichten nicht breiter aus.
Elisabeth Schiffer, Bemerkungen zu Homilien des Patriarchen Germanos II., in: Byzan-
tinische Sprachkunst (Fs. Wolfram Hörandner). Hg. von Martin Hinterberger [u. a.].
Berlin 2007 (ByA 20) 296–307. – Zu den „drei Homilien über die Disziplin der Gläubi-
gen während der Liturgie“ (= or. 2–4 Lagopates) des Patriarchen Germanos II. von Kon-
stantinopel in Nikaia (1223–1240). Als schlechte Gewohnheit werden Geschwätz sowie
Hin- und Hergehen getadelt, statt dessen erwartet, und dies für eine Weile anscheinend
erfolgreich, Ruhe und Aufmerksamkeit der Gläubigen.
Alice-Marie Talbot, The Restoration of Constantinople under Michael VIII, in: DOP 47.
1993, 243–261;
Vassilios Kidonopoulos, Bauten in Konstantinopel, 1204 –1328. Verfall und Zerstö-
rung, Restaurierung, Umbau und Neubau von Profan- und Sakralbauten. Wiesbaden: Har-
rassowitz 1994. XVII, 291 S., 4 Karten (Mainzer Veröff. zur Byzantinistik 1). ISBN 978-
3-447-03621-4;
Vincent Puech, La refondation religieuse de Constantinople par Michel VIII Paléologue: un
acte politique, in: Religion et société urbaine au Moyen Âge. Études offertes à Jean-Louis Biget.
Réunies par Patrick Boucheron. Paris 2000, 351–362;
Renaud Rochette, Reconstruire l’Empire. Les projets de Michel VIII Paléologue, in: Hy-
pothèses 2004. Travaux de l’École doctorale d’histoire de l’Université de Paris-I. Paris 2005,
61–70.
Die Ankunft des (Mit-)Kaisers Michael VIII. Doukas Angelos Komnenos Palaiologos in
Konstantinopel mit Ende der Lateinerherrschaft (1204–1261) eröffnet die letzte liturgie-
geschichtliche Periode der christlich beherrschten βασιλεύουσα. Nach den Stadtbränden
von 1203/04 und den latinisierenden Veränderungen – auch Zerstörung, Verfall und Raub
– griech. Einrichtungen stand vorne auf der Tagesordnung die materielle Restaurierung
repräsentativer Baulichkeiten, nicht zuletzt von Kirchen und ihrer Ausstattung (z. B. Bema,
Solea und Ambon der Hagia Sophia: Pachymeres, Historia 3,2 [CFHB 24,1,233]), fort-
geführt von und unter Michaels Sohn Andronikos II. Palaiologos (reg. 1282–1328,
† 1332). Die parallele refondation religieuse durch den (außer in Briefen an den röm. Papst)
ALw 57 / p. 176 / 7.11.
unter dem Titel „Neuer Konstantin“ auftretenden Michael VIII. († 1282, wegen der ge-
scheiterten Union von Lyon 1274 von beiden Seiten exkommuniziert) erfolgte unter an-
derem durch seinen bedacht mehr fromm denn herrscherlich gestalteten triumphalen Ein-
zug in die Stadt, am Marienfest des 15. 8. 1261 und angeführt von der Hodegetria-Ikone,
sowie einige Wochen später mit Michaels (Zweit-)Krönung durch Patriarch Arsenios Auto-
reianos (sed. 1255–1259 und 1261–1267) in der hauptstädtischen Hagia Sophia (mit
baldiger Blendung des letzten Laskariden, des Knaben Johannes IV. [* 1250; † nach 1290
in Haft], Anlass des folgenden sechzigjährigen Arsenitenschismas). Die marianische Fär-
bung des Triumphs über die Lateiner wird perpetuiert im spätbyzantin. Hofzeremoniell
und durch Umwandlung des gesamten August jeden Jahres in einen Marienmonat Ende
des 13. Jh. durch Kaiser Andronikos II. Für den größeren Zusammenhang vgl. Christine
Angelidi – Titos Papamastorakis, Picturing the spiritual protector: from Blachernitissa to
Hodegetria, in: Images of the Mother of God. Perceptions of the Theotokos in Byzantium. Ed. by
Maria Vassilaki. Aldershot [u. a.] 2005, 209–224. – Die nötige Untersuchung über die
Restauration und Gestaltung byzantin. Gottesdienstes in Konstantinopel und dessen Hin-
terland in der spätbyzantin. Epoche steht noch aus. Sie bildet die historische Brücke zur
Liturgie der Türkenzeit und der Moderne.
zung), seine Erneuerungen im April 1277 durch Michael VIII. (Nr. 20) und den Mitkaiser
Andronikos II. (Nr. 21, einziges griech. Original der Lyoner Ὁμολογία, einige Corrigen-
da zu dieser Ausgabe bei Albert Failler, in: RÉByz 66. 2008, 294) und schließlich die
patriarchale Adaptation jenes Bekenntnisses durch Johannes XI. Bekkos (April 1277;
griech. Text: Pieralli 418–425). An den vorkonziliaren lat. Entwürfen nimmt Kaiser
Michaels Text von 1274 (Nr. 12) zwei gewichtige Veränderungen vor: Den beanspruchten
päpstlichen Jurisdiktionsprimat sucht er durch eine kurze Texttilgung zu begrenzen (in
Nr. 20 v. J. 1277 wiedereingefügt, doch im Griechischen bei Andronikos und Bekkos feh-
lend); ein längerer Zusatz fordert vom Papst Garantien für die Beibehaltung aller weder
Bibel noch Vätern und Konzilien widersprechenden liturgischen Bräuche der Griechen,
einschließlich der Rezitation des Symbolons ohne filioque-Zusatz (Nr. 12 Z. 233–249;
Nr. 21 [S. 333f], vgl. Pieralli 16f.235f). – Auf Seiten der Kirche verkörpert die griech.
Bereitschaft zur Communio mit Rom, aber zugleich das baldige Scheitern der unzureichen-
den Lyoner Union der auf Empfehlung des sich ihr verweigernden Joseph I. (sed. 1266–
1275 und 1282–† 1283) einstimmig zum Patriarchen erhobene Johannes XI. Bekkos
(1275–1282 im Amt; 1285–† 1297 in Festungshaft). Die von Dorothea Wendebourg
betreute Tübinger Dissertation Riebes durchstößt das Feindbild von Bekkos enttäuschter
Lateiner und seiner einheimischen Gegner (neben den zelotischen Arseniten namentlich
Georg von Zypern, als Gregorios II. 1283–1289 Ökumenischer Patriarch), legt aus Bek-
kos’ Schriften dessen theologisch reflektierten Weg vom anfänglich offenen Gegner zum
standhaften Befürworter der Union frei und zeichnet sein Verständnis von einer Gemein-
schaft beider Kirchen bei bleibender Verschiedenheit nach. Insofern schließlich auch das im
Westen eigenmächtig in das Nicaeno-Constantinopolitanum eingeschobene filioque, so-
fern in patristischen Bahnen gedeutet, nicht als häretisch zu gelten hat, ist für Bekkos die
zur Zeit der Väter gepflegte Communio wieder möglich, die Neu-Rom jetzt erneut dem
Westen gewährt (mithin das Gegenteil von reductio Graecorum, „Rückführung der Grie-
chen“), unter Anerkennung der Heiligkeit und Wirksamkeit der westlichen Sakramente
trotz der Unterschiede im Vollzug (Riebe 211–213): „Weil die genannte heilige Kirche
Roms alle diese Dinge so verkündet und lehrt, glauben und sagen wir, dass die heilige
Kirche Roms diese Dinge fromm, rechtgläubig und wahr lehrt und verkündet, aber ebenso
müssen wir unverändert bei den Bräuchen bleiben, die von Anfang an in unserer Kirche
Geltung besaßen“ (Übers. ebd. 213). Wenn mit Riebe gelten darf: „Bekkos ist kein Lati-
nophron, kein Katholik in Konstantinopel“ (317), so gilt freilich ebenso: In diplomatischen
Adressen an Rom kommt er dessen unablässigem Drängen nach Anerkennung des päpst-
lichen Jurisdiktionsprimats, „notgedrungen“ (208), weit entgegen. „Seine Haltung nach
‚innen‘ unterscheidet sich in der Frage des Papstprimats sichtbar von seiner Haltung nach
‚außen‘ (207), in Riebes Augen kein „Mangel an Aufrichtigkeit“ (208), sondern „stellver-
tretendes Entgegenkommen“ (207). Liturgisch jedenfalls hat Patriarch Johannes XI. Bek-
kos keinerlei Angleichung an Rom durchgeführt oder eine solche vorgesehen. Die von ihm
vorgenommene Erweiterung der einschlägigen Passage von Nr. 12 erläutert die dort vor-
formulierte Übereinstimmung in der Auffassung von den sieben Sakramenten durch die
ausdrückliche Erwähnung abweichender Vollzugsformen der Byzantiner (424f) und die
Betonung des Wirkens des Heiligen Geistes bei der Wesensverwandlung gleichermaßen
von gesäuertem wie von ungesäuertem Brot. Die Letzte Ölung (ἔσχατον χρίσμα) der
Lateiner setzt er mit der in Byzanz gebräuchlichen Krankensalbung gleich und nennt diese
bei ihrem volkstümlichen Namen ἑπταπάπαδον (etwa: das, was von sieben Priestern voll-
zogen wird; vgl. Tinatin Chronz, Die Feier des Heiligen Öles nach Jerusalemer Ordnung.
Münster 2012 [JThF 18] 314 Anm. 10). Im Gottesdienst erfolgte unter Bekkos allein
(und – im Unterschied zum Florentinum [1439] – wohl noch im herkömmlichen Rahmen)
ALw 57 / p. 178 / 7.11.
die Wiederherstellung der Nennung des amtierenden röm. Papstes in den liturgischen Dip-
tychen (1281 wieder beendet durch Michael VIII.), ein Brauch, für den der Westen offen-
bar kein Pendant besaß (Robert Taft, A History of the Liturgy of St. John Chrysostom. 4.
The Diptychs. Roma 1991 [OCA 238] 187f) und ein solches einzurichten auch nicht für
nötig erachtete, weil ihm der Sensus für dessen Bedeutung abging (ebd. 128; Gegenseitig-
keit der commemoratio in sacris unterstellt freilich nach dem Florentinum Patriarch Grego-
rios III. Melissenos im Brief vom 26. 6. 1447 an Fürst Alexander von Kiev: „papae nomen
commemoratur apud nos in sacra liturgia, illique commemorant nos“ [CF 11,148
Krajcar]). Riebe übergeht nicht die damaligen Feiern zur Wiedererlangung der Kirchen-
einheit (ein Thema, das bei Gelegenheit breiter zu behandeln wäre; für zukunftsbezogene
Überlegungen vgl. Shenouda Maher Ishak, Liturgical and Ritual Issues and Proposals Con-
cerning the Restoration of Communion, in: Κληρονομία 26. 1994, 201–271): In Lyon
feierte am 29. 6. 1271 (Peter und Paul), noch vor der Unionsvereinbarung, Gregor X. eine
missa papalis, mit den kurz zuvor eingetroffenen Gesandten des Kaisers aus Byzanz neben
dem Altar. Wie in den Papstmessen üblich, wurden die Schriftlesungen auch in griech.
Sprache vorgetragen. Das Credo sang man in Latein und Griechisch, jeweils unter dreima-
ligem Vortrag der filioque-Klausel, vor der Entlassung sodann griech. Laudes papales, wohl
in Gestalt des Polychronions (Riebe 45–47). Am 6. Juli, nunmehr nach Eidesleistung der
griech. Seite, wurden Tedeum und Credo in beiden Sprachen gesungen, erneut mit Wieder-
holung des filioque. Die anwesenden griech. Bischöfe, Ex-Patriarch Germanos III. und
Metropolit Theophanes von Nikaia, wohnten dieser Zeremonie im Kirchenschiff bei; Kon-
zelebration und gemeinsame Kommunion unterblieben. Fazit: „Die Kirchenunion wurde
erklärt, nicht eigentlich liturgisch vollzogen“ (Riebe 47). Die analoge Feier in Konstanti-
nopel am 16. 1. 1275 (Petrusfest nach griech. Kalender; dazu vgl. Vera von Falkenhau-
sen, Petri Kettenfeier in Byzanz, in: Fest und Alltag in Byzanz. Hg. von Günter Prinzing –
Dieter Simon. München 1990, 129–144.204–210) fand nicht in der Hagia Sophia, der
Kathedrale, statt, sondern in der kaiserlichen Blachernenkirche, sede vacante geleitet durch
Nikolaos von Chalkedon (PLP Nr. 20490). Die Perikopen des Tages wurden in beiden
Sprachen, Griechisch und Latein, vorgetragen, so auch sonst gelegentlich in Konstantinopel
geübt. Das Symbolon blieb unverändert. An der dafür üblichen Stelle (κατὰ τόπον οἰ-
κεῖον), möglicherweise bei den Diptychen der Lebenden während des Hochgebetes, pro-
klamierte jetzt aber der Diakon auch den Namen des röm. Papstes Gregor X. (87f), laut
Georgios Pachymeres mit der Titulatur: ὁ Γρηγόριος ἄκρος ἀρχιερεὺς τῆς ἀποστολι-
κῆς ἐκκλησίας καὶ οἰκουμενικὸς [!] πάπας (Historia 5,22 [CFHB 24,2,5111]; His-
torisches zum Titel „Ökumenischer Papst“ bei Georg Hoffmann, Die Anreden griechischer
Patriarchenbriefe im Mittelalter und in der Neuzeit, in: OCP 9. 1943, 307–329, hier 312f;
laut Nikephoros Gregoras, Hist. byz. 5,2 [CSHB 19,1,125] wurde der Römer zusammen
mit den vier übrigen Patriarchen der Pentarchie genannt; zu einer möglichen Form vgl.
Taft, History [wie oben] 149). Unmittelbar zeitgenössisches Konstantinopler liturgisches
Vergleichsmaterial für „Interecclesial Commemorations between Patriarchates“ fehlt an-
scheinend (ebd. 121–130). Unter der Lateinerherrschaft sahen Konstantinopler Griechen,
die 1215 bei Innozenz III. vergeblich um Erlaubnis zur Wahl eines eigenen Patriarchen
nachsuchten, vor, des Papstes mit der Formel Ἰνοκεντίου δεσπότου πάππα τῆς πρε-
σβυτέρας ῾Ρώμης πολλὰ τὰ ἔτη zu gedenken, und zwar μετὰ τὴν τελευταίαν εὐχὴν
τῶν συνάξεων, also nicht im Hochgebet (PG 140,297C; für das 14. Jh. vgl. das Poly-
chronion im Synodikon von Zypern: τοῦ ἁγϊωτάτου καὶ μακαριωτάτου πατριάρχου
[!] τῆς πρεσβυτέρας ῾Ρώμης: Matoula Couroupou – Paul Géhin, in: RÉByz 59. 2001,
150; ALw 53,207). Auch nach der Union von Florenz (1439) benutzte man eine relativ
schlichte Formel: Εὐγενίου τοῦ μακαριωτάτου πάπα ῾Ρώμης (CFl 9,564; 3,3,50),
ALw 57 / p. 179 / 7.11.
allerdings zumindest auf Kreta, abweichend von älterem byzantin. Brauch, in jeglicher
Messfeier zu rezitieren. Ebensolche namentliche Nennung des röm. Bischofs verlangte
1451 in seinem Schreiben an Kaiser Konstantin IX. Papst Nikolaus VI. von der „ganzen
Kirche der Griechen“ (PG 160,1210 B [lat.] u. D [griech.]). Die 1275 in Konstantinopel
bei der Unionsfeier verwendete Titulatur des röm. Bischofs riecht streng lateinisch; doch
finden sich ihre Bestandteile schon früher weithin wörtlich in offiziellen griech. Dokumen-
ten „nach ‚außen‘“ (Belege: Riebe 202–206). Kaiser Michael schreibt 1273 Gregor X.,
„pape veteris Romae ac universalis Ecclesie summo pontifici et sedis apostolice successori“
(Pieralli Nr. 11,1f). Die Übertragung der Konstantinopler Patriarchaltitulatur οἰκουμε-
νικὸς auf den röm. Papst begegnet auch in Kaiserbriefen Michaels ab 1274 sowie dann
auch beim Mitkaiser Andronikos, der ab 1283 die Union abzulehnen gezwungen war
(Pieralli 45f.50.328 mit Anm. 11). Wie weit und in welcher Form die päpstliche Na-
mensnennung bis 1281 im byzantin. Reich, innerhalb oder außerhalb Konstantinopels,
praktiziert wurde, bleibt unklar. Nach unserem Kenntnisstand byzantin. Bräuche nicht wie
in der Röm. Liturgie bei jeder Messfeier, sondern allenfalls im Kathedralgottesdienst an
hohen Festen, damit zwar „nach ‚innen‘“, aber doch zeitlich wie örtlich eng begrenzt (vgl.
Taft, History 4,144 u. 158; zur abweichenden byzantin.-kath. Praxis s. Stefano Parenti,
A Oriente e Occidente di Costantinopoli. Vaticano 2010, 249–257). Infolgedessen muss
man die Nachricht, dass ein neu installierter Bischof von Prusa (heute: Bursa) wegen dort
erfolgter Kommemoration des röm. Papstes seiner Gemeinde Bußübungen auferlegte (Pa-
chymeres, Historia 1,34 [CFHB 24,3,101]), nicht unbedingt als Beleg breitflächiger
Übung werten, sondern könnte sie mit dem vorübergehenden Aufenthalt des aus Konstan-
tinopel verbannten Bekkos in Prusa verbinden. Dessen Testament von 1294, jetzt durch
Kotzabassi erstmals vollständig ediert, belegt, dass Bekkos († 1297) an seinen theologi-
schen Positionen bis zum Lebensende festhielt. Zu seinem bescheidenen Nachlass gehörten
ca. 20 Bücher, darunter Liturgica wie Psalter, Oktoëchos, Typikon und zwei Halbjahres-
menaia (fehlt: Euchologion), ferner ein Enkolpion und ein Epitrachelion (kein Omophori-
on, wohl weil Demissionär). – Zu einer eucharistischen Konzelebration mit den Lateinern
kam es weder am 16. 1. 1275 noch sonst, eine Lücke, die die Griechen feststellten (beifällig:
Nikephoros Gregoras, Hist. byz. 5,2 [CSHB 19,1,130]), die Lateiner hingegen wohl kaum
schmerzte, weil bei ihnen Konzelebration als sakramentlicher Ausdruck interekklesialer
Communio in dieser Epoche nicht mehr gepflegt wurde. Im ALw darf angemerkt werden,
dass bekanntlich einerseits mit Lothar von Segni (später Innozenz III., † 1216) die scho-
lastische Debatte um die Erlaubtheit der Konzelebration einsetzt, und zwar anknüpfend an
die auslaufende Gewohnheit „verbaler Konzelebration“ stadtröm. Presbyter bei Pontifikal-
ämtern (De missarum misteriis 4,25), anderseits aber um 1272 in Konstantinopel der dort
gebürtige lat. Priester Johannes Parastron OFM (PLP Nr. 21 910), ungehindert im Altar-
raum neben dem zelebrierenden griech. Bischof stehend, ohne Scheu und ungetadelt dessen
Messgebete mitlas (τὰς μυστικὰς συναναγινώσκειν εὐχὰς: Pachymeres, Historia 5,11
[CFHB 24,2,475–477], zu Parastos vgl. Gualberto Matteucci, La missione francescana
di Costantinopoli. 1. Florenz 1971, 111–136). Weitere Beispiele gottesdienstlicher Ge-
meinschaft von Griechen und Lateinern in Konstantinopel, sogar noch unter den Gegnern
und Nachfolgern des Johannes Bekkos, den Patriarchen Gregorios II. Kyprios und Athana-
sios I. Ganoites, notiert ein anonymer Arsenit jener Zeit in Randbemerkungen des Vindob.
Hist. gr. 70 (Jean Darrouzès, Des notes marginales du Vindobonensis historicus graecus 70,
in: RÉByz 45. 1987, 59–75, hier 73.75).
Albert Failler, La déposition de l’épiscopat unioniste après la mort de Michel VIII Palaio-
logos (mai 1283), in: RÉByz 71. 2013, 173–186.
ALw 57 / p. 180 / 7.11.
Tia Kolbaba, Meletios Homologetes On the Customs of the Italians, in: RÉByz 55.
1997, 137–168. – Der Mönch Meletios Galesiotes († 1286), volkstümlicher Held und
Heiliger des Widerstands gegen die ephemere Lyoner Union mit Rom, listet in Gedicht-
form alle erdenklichen dogmatischen, liturgischen und sonstigen Irrtümer der Lateiner auf:
eines jener Dokumente beider Seiten, deren Nachwirkungen die zwischenkirchlichen Bezie-
hungen zum Teil bis heute belasten. Weiteres bei Tia M. Kolbaba, The Byzantine Lists.
Errors of the Latin. Urbana – Chicago 2000; dies., Byzantine Perceptions of Latin Religious
„Errors“: Themes and Changes from 850 to 1350, in: The Crusades from the Perspective of
Byzantium and the Muslim World. Ed. by Angeliki E. Laiou – Roy Parviz Mottahedeh.
Washington, D.C. 2001, 117–143; Vasilios N. Makrides – Dirk Uffelmann, Studying
Eastern Orthodox Anti-Westernism. The Need for a Comparative Research Agenda, in: Ortho-
dox Christianity and Contemporary Europe. Ed. by Jonathan Sutton – Wil van den Ber-
cken. Leuven 2003, 87–120.
Georgij Avvakumov, Die Entstehung des Unionsgedankens. Die lateinische Theologie des
Hochmittelalters in der Auseinandersetzung mit dem Ritus der Ostkirche. Berlin: Akademie-
Verl. 2002. 433 S. (VGI 47). ISBN 978-3-05-003715-8. – Die Münchener Dissertation
von 2001, deren Autor sich als „einen gebürtigen Russen, der seine Ausbildung in russisch-
orthodoxer Theologie und in klassischer Philologie in Rußland erwarb“ (5), bekannt macht,
seine persönliche Union mit der röm. Kirche hingegen nur erraten lässt, versteht sich als
„streng theologiegeschichtliche Studie“ (15) über früheste „Versuche des westlichen Den-
kens“ (13), sich mit der „Eigenart der Ostkirche“, näherhin mit „Fragen des Ritenvollzugs
der Sakramente“ (15), d. h. des Zeremoniells, auseinanderzusetzen. In diesen Bericht gehört
der Band nur bedingt; denn er betreibt Liturgiewissenschaft allenfalls am Rande und zielt
nicht darauf, einen Zugang zu ostkirchlichem Denken zu eröffnen. Die Arbeit konzentriert
sich, jedoch das spätere Florentinum immer vor Augen, auf die früheste Phase, die Zeit
zwischen 1053/54 und 1300, in der die abendländischen Lösungsmodelle entwickelt wur-
den, auf denen spätere röm. Unionsbemühungen basierten (14f), deren globales Scheitern
zu den veränderten Ansätzen des Vaticanum II führt (von Vf. nicht erwähnt). Der „Unions-
gedanke“, der hier untersucht und gefeiert wird, ist einseitig jener, der auf eine „unio eccle-
siarum“ gemäß mittelalterlichen Vorstellungen und Forderungen Roms abzielt und in der
Existenz mit dem röm. Stuhl „unierter Kirchen“ andauernde Gestalt annimmt, die heute,
wie gerne vergessen, Millionen von Gläubigen zählen, wenn auch, hier nicht in den Blick
genommen, nach Regionen und Riten äußerst ungleichgewichtig verteilt. Zu Unrecht frei-
lich sieht der Autor im heute als Versöhnungsmethode in West wie Ost verworfenen „Unia-
tismus“ nur ein Pejorativum der „heiligen Einigung“ (ἁγία ἕνωσις, unio sancta) der ge-
spaltenen Una sancta, um die sich das Mittelalter bemühte; denn im Unterschied zu dieser
nahm die neuzeitliche Unionspolitik bewusst in Kauf, dass zugunsten einer Teilunion mit
der röm. Papstkirche die Einheit der östlichen Mutterkirchen zerstört wurde. Den Begriff
„Ostkirche“ verwendet der Autor unter Amputation, begreift darunter ausschließlich das
Christentum byzantin. Tradition (13f) und lässt die „altorientalischen Nationalkirchen“
(14) außer Betracht, mit einer begrenzten Ausnahme für die Armenier, „deren rituelle
Eigenart eine gewisse Rolle für die lateinische Diskussion einiger griechischer Bräuche
spielte“ (14). Tatsächlich aber besteht historisch ein Dreiecksverhältnis: Die byzantin. Pole-
mik gegen die Armenier greift sekundär auf analoge Erscheinungen bei den Lateinern über.
Die westlichen Unionsbemühungen wiederum gelten parallel den Griechen wie den Arme-
niern und befassen sich daher zwangsläufig mit den rituellen Eigenarten der einen wie der
anderen. Die Union von Florenz, „Höhepunkt aller mittelalterlichen Unionsbemühungen“
(15), wird schließlich beides umfassen: Die Union Roms mit der Kirche von Konstantino-
ALw 57 / p. 181 / 7.11.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 181
pel und die mit dem Katholikat der Armenier – freilich zu äußerst unterschiedlichen Be-
dingungen (den Armeniern wird im „Decretum pro Armenis“ vom 22. 11. 1439 die Über-
nahme der gesamten lat. Sakramententheologie auferlegt). Eine kirchenhistorisch befriedi-
gende Abhandlung der mittelalterlich westlichen „Auseinandersetzung mit dem Ritus der
Ostkirche“ ist somit ohne den hier fehlenden Einschluss der theologisch-rituellen Debatte
mit den Armeniern und deren römisch-kurialen Behandlung schwerlich denkbar. – Im Zen-
trum der Auseinandersetzung der Lateiner mit den Byzantinern über rituelle Fragen stehen
in der vom Vf. behandelten Epoche drei liturgische Bräuche (von denen die beiden ersten
seit alters auch den armen. Ritus betreffen): 1) die Eucharistie der Griechen mit gesäuertem
Brot unter Ablehnung der bei den Lateinern (ab etwa dem 8. Jh.) benutzten Azyma (strittig
seit Mitte 11. Jh., hier behandelt 29–159), 2) die den Griechen angelastete Nichtbei-
mischung von Wasser zum Wein (ab Mitte 12. Jh.; hier 161–197; vgl. ALw 30,339f),
3) die von lat. (plus alexandrinischer!) Übung divergierende Taufformel der Byzantiner (ab
1231; 199–217). Im ersten Teil der Arbeit wird unter der Überschrift Die ostkirchliche
Herausforderung (29–217) für den untersuchten Zeitraum der historische Ablauf der drei
Kontroversen mit jeweiligen Argumentationen beider Seiten dargestellt. Der zweite Teil
(221–371) behandelt die Bewältigung der Problematik in Kirchenpolitik und „eigentlicher
Theologie“ der Lateiner. Dabei ist von Anfang an zu Recht hervorgehoben: „im Westen
betrachtete man die Ritenproblematik vor allem durch die Brille der Ekklesiologie“ (308),
genauer: unter dem Blickwinkel des Vorrangs der röm. Kirche und ihres Papstes, der „wie
ein Schatten alle übrigen Konflikte und Streitigkeiten“ (15) begleitet. Aus westlicher Sicht
ist die Fehlerfreiheit der eigenen Bräuche unbestreitbar gegeben und daher von der Gegen-
seite uneingeschränkt anzuerkennen (Mindestausdruck: Erwähnung des röm. Bischofs in
den kirchlichen Diptychen): Entweder vertrete Rom unmittelbar apostolische Übung oder
es gehorche päpstlichen Anweisungen, d. h. solchen der höchsten kirchlichen Autorität. Von
der Praxis der Kirche Roms abweichende Bräuche sind demzufolge entweder generell oder
in Einzelheiten aufzugeben oder lassen sich, gegebenenfalls nach Korrektur, als genehmigte
Sonderbräuche bis auf Weiteres dulden. In der Handhabung erkennt Vf. drei Modelle:
Missbilligung, Duldung, Anerkennung. Sein Buch erlaubt es, einen hochspannenden Pro-
zess innerhalb der Westkirche zu beobachten: Äußert im 11. Jh. der päpstliche Legat Hum-
bert von Silva Candida in Konstantinopel: „Wir kümmern uns nicht darum, den Ritus
euerer Messe zu erlernen, weil wir wissen, dass ihm die geringste Sorgfalt und die größte
Schlamperei innewohnt“ (339), und stellt Papst Gregor VII. den Grundsatz auf, niemand
sei für rechtgläubig zu halten, der nicht mit der röm. Kirche übereinstimme (310), so
finden sich in der Folgezeit weitherzigere Überlegungen. In den anderthalb Jahrhunderten
bis zum Florentinum 1439 – nicht mehr Gegenstand des vorliegenden Werkes – verwan-
deln sich, „nach schwierigen und schmerzlichen Geburtswehen“ (376), die Azymenfrage
und die Problematik der Taufformel in Adiaphora, die, sofern nur der Papstprimat an-
erkannt wird, der „heiligen Einigung“ unter Duldung der griech. Riten nicht mehr im Wege
stehen. Unerwähnt lässt Vf. freilich die Forderung der Lateiner in Florenz nach griech.
Anerkennung ihrer Lehre über die forma sacramenti der Eucharistie unter Kraftloserklä-
rung des Hochgebetes, insbesondere der Epiklese. Allein ein Verfahrenstrick der unions-
willigen Führungsgruppe der Griechen, eine nachträgliche mündliche Erklärung Bessari-
ons, rettete die „Union von Florenz“ vor dem Sterben noch in den Geburtswehen, nicht
aber vor der massiv beanspruchten Richtlinienkompetenz lateinisch-scholastischer Sakra-
mententheologie (aufgegeben mit dem Vaticanum II). Die fehlende Wasserbeimischung
wird in Florenz allein noch den Armeniern vorgeworfen (376). Die „Anerkennung“ besitzt
also Grenzen, bemisst sich nach Stärke und Schwäche der Parteien. Man kann mit Avvaku-
mov in diesem Wandel eine beachtliche Leistung der frühscholastischen Theologen erken-
ALw 57 / p. 182 / 7.11.
nen, sollte aber nicht verkennen, dass in Ferrara–Florenz nichttheologische Bedürfnisse der
Duldungsbereitschaft der Theologen auf die Sprünge halfen. Was im Buch folgt, ist ge-
schwächt durch Unkenntnis oder Ausblendung byzantin. Kirchen-, Theologie- und Litur-
giegeschichte. Das Vaticanum II wird nicht erwähnt, seinem kath. Ökumenismus still-
schweigend die Behauptung bleibender Gültigkeit der Unionsgedanken des Florentinums
entgegengestellt.
Franz Tinnefeld, Das Schisma zwischen Anhängern und Gegnern des Patriarchen Arse-
nios in der orthodoxen Kirche von Byzanz (1265–1310), in: ByZ 105. 2012, 143–166;
Marie Theres Fögen, Kaiser unter Kirchenbann im östlichen und westlichen Mittelalter, in:
Rechtshist. Journal 16. 1997, 527–549;
Paris Gounaris, La Canonisation du Patriarche Joseph, in: Βυζαντινά Σύμμεικτα 17.
2005–2007, 239–253.
Die Lyoner Unionsfrage hat gehörigen, doch nicht exklusiven Anteil an den erheblichen
internen Spaltungen, denen sich die Kirche im wiedereroberten Konstantinopel ausgesetzt
sah. Zu den schmerzlichsten gehört das in diesen Beiträgen behandelte Schisma, das mit
Vor- und Nachlauf (einsam fortgeführt durch den Antiarseniten Theoleptos von Philadel-
pheia, † 1326) gut sechs Jahrzehnte währte. Veranlasst durch die Blendung des Thronerben
Johannes IV. Laskaris durch Kaiser Michael VIII. Palaiologos und dessen anschließende
Exkommunikation (ἀφορισμός) 1262 durch Patriarch Arsenios Aurelianos (sed. 1255/
59 u. 1261/65; abgesetzt und durch Patriarch Germanos III. [sed. 1265/66] exkommuni-
ziert) entwickelte sich eine Art nicht nur bei Mönchen populärer Sonderkirche. Die Arse-
niten lehnten die Union von Lyon ab, verweigerten Michael die Vergebung, bestritten die
Rechtmäßigkeit der Nachfolger des Arsenios, erkannten die unter diesen vollzogenen Or-
dinationen nicht an und hielten von ihren Gegnern benutzte Kirchengebäude für kultisch
unrein. Mit Streit und mühsamer Aussöhnung der Parteien ist eine Reihe liturgischer Fra-
gen und Feiern verbunden, die im Einzelnen mehr Aufmerksamkeit verdienen, als ihnen
Tinnefelds sorgfältig dokumentierter Gesamtüberblick zuwenden kann (weiterhin nützlich:
Vitalien Laurent, Les grandes crises religieuses à Byzance. La fin du schisme arsénite, in:
BSHAR 26. 1945, 225–313). Immerhin: Gewöhnlich gut über Gottesdienstliches infor-
miert die inzwischen abgeschlossene griech.-franz. Ausgabe der Hauptquelle: Georges Pa-
chymérès [1242–ca. 1310], Relations historiques. Éd. Albert Failler. 1–5. Paris 1984–
2000 (CFHB 24,1–5), ein an der Hagia Sophia entstandenes opus magnum, dessen litur-
giegeschichtliche Auskünfte noch systematisch auszuwerten bleiben. Arsenios’ unerhörte
Exkommunikation eines in Gottes Namen von ihm selbst zweifach gekrönten Kaisers
trennte, schon für Zeitgenossen verwirrend, Person und Funktion (Tinnefeld, Schisma
147: „nur eine innerkirchliche Maßnahme“): Der Patriarch duldete weiterhin Gesänge zu
des Kaisers Ehren und kommemorierte Michael ostentativ bei seinen eigenen Messfeiern
(Pachymeres, Historia 3,14 [CFHB 24,1,269]). Er weigerte sich jedoch, an Gottesdiensten
gemeinsam mit dem Exkommunizierten teilzunehmen, dem ansonsten die Mitfeier, selbst
der Messe, nicht verwehrt blieb. Letzteres veranschaulicht die Schilderung von Michaels
vergeblichem Versuch, sich Gottesdienstgemeinschaft und damit die Versöhnung mit Ar-
senios durch einen Trick zu erschleichen. Dabei ging es nicht um einen „gemeinsamen
feierlichen Einzug zur Feier der Liturgie in die Hagia Sophia“ (Tinnefeld, Schisma 149;
vgl. Laurent, Les grandes crises 233: „en pleine Sainte Sophie“), sondern um einen über-
fallartigen Start des Gottesdienstes beim gemeinsamem Überschreiten der Türschwelle zur
kaiserlichen Palastkirche durch augenblicklich einsetzende Rezitation der den öffentlichen
Teil der byzantin. Messliturgie eröffnenden kleinen Formeln von Diakon und zelebrieren-
dem Priester (Εὐλόγησον δέσποτα – Εὐλογημένη … : BrightmanLEW 1,36,23–
ALw 57 / p. 183 / 7.11.
25). Der Patriarch entfloh auf der Stelle, und der Kaiser musste der begonnenen Sonntags-
messe alleine beiwohnen (Pachymeres, Historia 4,5 [CFHB 24,2,343]). Liturgisches wurde
direkt in den Streit einbezogen durch den Libellus eines Patriarchatsklerikers, der Arsenios
beschuldigte, er habe am Beginn des Orthros den Psalm 20 für den Kaiser gestrichen und
angeordnet, mit dem Trishagion unter Namensnennung des Kaisers zu beginnen; ferner
habe er Izzedin Kaikaus II., Sultan von Konya, an der feierlichen Prozession nach dem
Osterorthros teilnehmen und seinen (und einer byzantin. Prinzessin) Söhnen, trotz vor-
gebrachter Zweifel an deren Taufe, die Kommunion reichen lassen (ebd. 4,3 [337]). Arse-
nios’ Antwort verweist einerseits auf das Taufzeugnis des Metropoliten Makarios von Pisi-
dien und macht anderseits geltend, erst er selbst habe Psalm und Trishagion vor dem
Orthros in der (Großen) Kirche eingeführt, und zwar, von Tinnefeld nicht referiert, gemäß
bestehendem Brauch von Mönchen (ebd. 4,3 [337–339]; die Sache richtig bestimmt, doch
ohne Quellen bei Failler, Pachymérès 2,336 Anm. 2; nicht einschlägig: ders., Prières du
patriarche pour l’empereur, in: Actes du XIV e Congrès international des Études byzantines. 2.
Bucarest 1975, 87–89). Als Brauch eines kaiserlichen Klosters findet sich die gemeinte
Βασιλικὴ ἀκολουϑία („Royal Office“) detailliert beschrieben im Typikon des Konstanti-
nopler Pantokrator-Klosters von 1136 (Paul Gautier, Le Typikon du Christ Sauveur Pan-
tocrator, in: RÉByz 32. 1974, 33–35; vgl. Vassa Larin, The Origins of the Royal Office at
the Beginning of Matins, in: BBGG 3. Ser. 5. 2008, 199–218 [dt. Version in: Liturgies in
East and West. Ed. by Hans-Jürgen Feulner. Zürich [u. a.] 2013 (ÖSLS 6) 225–242],
wo Arsenios’ Eingriff in den Ordo fehlt). Ein Polychronion auf den Kaiser jeweils am Ende
von Hesperinos, Orthros und Liturgie erwähnt die spätbyzantin. Taxis der Hagia Sophia in
einer heute verschollenen Handschrift der russ. Andreas-Skete auf dem Athos (Dmi-
trievskijOLR 1,165.167.172). Die Aufhebung seiner Exkommunikation erlangte Mi-
chael VIII. erst 1267, als sie Patriarch Joseph I. Galesiotes (1267–1275 und 1282–
1283), Vorgänger und zugleich Nachfolger des Johannes Bekkos, in der Hagia Sophia am
Hypapante-Fest (2.2.) nach einem theatralischen Bußakt des Kaisers vollzog (4,17 [CFHB
24,2,397–399]), von Fögen naheliegend mit Canossa verglichen. Die Jahrfeier seiner
Absolution ließ Michael VIII. in der Folge festlich begehen (ebd. 4,12 [573]), doch wurde
seine Lossprechung von Arsenios und dessen Anhängern nicht anerkannt. Zum größeren
Teil verharrten sie bei ihren sedisvakantistischen Ansichten, auch noch, als Michaels nach-
giebiger Sohn und Nachfolger, der von Joseph I. gekrönte Andronikos II., 1282 die Union
offiziell verwarf, den Namen seines Vaters aus dem Synodikon der Orthodoxie verbannte
(ebd. 7,11 [CFHB 24,3,46]), den Arseniten ein eigenes Kirchengebäude sowie die Reli-
quien des Johannes Damaskinos übereignete, sowie schließlich mit der Wahl des Patriar-
chen Gregors II. von Zypern (1283–1289) und den Umständen seiner „reinen“ Weihe
(u. a. Auswahl nach arsenitischer Ansicht unbelasteter Konsekratoren, rituelle Reinigung
der von Unionsanhängern und Josephiten beschmutzten Ältäre von Irenen- und Sophien-
kirche) sowie mit der Rehabilitierung oder Bestellung proarsenitischer Prälaten die Forde-
rungen der Anhänger des Arsenios befriedigt zu haben hoffte. Doch verblieb als wesentli-
cher Streitpunkt die Bewertung von Person und Wirken Josephs I., für die Seinen ein
Heiliger, für seine Gegner ein angeblich von Arsenios persönlich exkommunizierter Usur-
pator. Auf den Misserfolg der Synode von Atrammytion 1284 (mit unentschieden aus-
gegangenem Gottesurteil) folgten ein erneuter Bruch und Gounaridis zufolge die formel-
le Heiligsprechung Josephs. Somit verlängerte sich der Arsenitenstreit noch über die
Patriarchate des Athanasios I. (1289/93 und 1303/09) und Johannes XII. Kosmas
(1294–1303) hinweg, bis 1310 nach weiteren kaiserlichen Konzessionen die Wiederver-
einigung gefeiert werden konnte, wobei „um der Eintracht der Kirche willen“ die – aller-
dings mit einer ausführlichen Ehrenerklärung verbundene – Löschung Josephs I. aus der
ALw 57 / p. 184 / 7.11.
Liste der Patriarchenkommemorationen erfolgte (vgl. Chrysobull Andronikos’ II., ed. Lau-
rent, Les grandes crises [s. in dieser Rez. oben] 295–302, hier 299f): Bei den Feiern zum
Kreuzfest am 14. 9. 1310 fand in der Hagia Sophia, unter Konzelebration von Bischöfen
beider Parteien, ein großartig-makabrer Versöhnungsakt statt, der mit umgekehrten Vor-
zeichen die röm. Synodus horrenda von 897 nachbildet: Der mit liturgischen Gewändern
bekleidete Leichnam des Arsenios († 1267) wurde auf den Thron der Hagia Sophia gesetzt
und ihm das Absolutionsdokument in die Hand gegeben; sozusagen als sein Mund ver-
kündete sodann vom Ambon aus der von den Arseniten akzeptierte Patriarch Nephon I.
(sed. 1310–1314) die Lossprechung von allen Exkommunikationen und Meineiden, die
Anhänger der Union mit Rom stillschweigend ausgenommen (Beschreibung des Zeremo-
niells in Nephons Enzyklika: Laurent, Les grandes crises 305–311, bes. 308f). Bei Tinne-
feld unerwähnt bleibt das für Arsenios eingerichtete Heiligenoffizium, überliefert als Nach-
trag in einem Menäenband, den ausgerechnet Joseph I. der Hagia Sophia gestiftet hatte
(Ausgabe angezeigt ALw 30,392). Das Synodikon der Orthodoxie kommemoriert beide,
Arsenios Aurelianos wie Joseph Galesiotes (Jean Gouillard, Le synodikon de l’Orthodoxie.
Édition et commentaire, in: TMCB 2. 1967, 1–316, hier 103–105).
στοῦ (alias Athanasios- und [nach der Lage] Xerolophos-Kloster) gegründeten Doppel-
kloster für Männer und Frauen (1383 rechtlich getrennt) in Xerolophos im westlichen Teil
der Stadt, jedoch erst Jahrzehnte später (1368) von der Synode gebilligt und durch das
Synaxarion der Hagia Sophia Cod. Athen. EBE 2434+2435 kodifiziert (Handschriften-
beschreibung und Ausgabe des Eintrags: Linos Polites, Kατάλογος χειρογράφων τῆς
᾽Eϑνικῆς Bιβλιοϑήκης τῆς ῾Eλλάδος, ἀρ. 1857–2500. Athenai 1991, 437f). Alles
liturgische Textmaterial der Athanasios I. geltenden Feiern versammelt der wohl mit jenem
Kloster zu verbindende Cod. Istanbul, Patr. Bibliotheke, Hag. Trias 64 (Mitte 14. Jh.;
Inhaltsverzeichnis: Alice-Mary M. Talbot, Faith healing in late Byzantium: The posthumous
miracles of the Patriarch Athanasios I of Constantinople by Theoktistos the Stoudite. Brookline,
MA. 1983 [Archbishop Iakovos Library of Ecclesiastical and Historical Sources 8] 38–
42), darunter die von Afentoulidou-Leitgeb erstveröffentlichten Hymnen, elf gottesdienst-
liche Kanones, des Theoktistos auf Athanasios. Seine rhetorisch hochfliegende Lobrede
BHG 194a-b, Fusco zufolge wohl entstanden anlässlich der Erhebung und Translation
der Gebeine des zunächst bescheiden bestatteten Ex-Patriarchen in die Klosterkirche, verrät
kein Interesse für eigentlich Biographisches, vielleicht, weil aus derselben Feder schon in der
Vita BHG 194 dargestellt, deren literarische Quellen Talbot ermittelt. Immerhin lässt der
Studitenmönch den gottesdienstlichen Eifer des akribischen Asketen auf dem Patriarchen-
thron und sein Einschreiten gegen nachlässige Liturgen durchscheinen (Kap. 6 u. 8). Auf
eigene Weise Kultförderung betreibt der zur Verlesung am Jahrtag der Reliquienbeisetzung
bestimmte Theoktistos-Logos BHG 194f mit Schilderung der postumen (Heil-)Wunder
des Athanasios (ed. u. übers. Talbot, Faith healing [wie oben]). In einer Zeit, da byzantin.
Euchologien bereits die aufwendige, weil mehrere konzelebrierende Priester erfordernde
Feierform des Krankenöls (ἑπταπάπαδον) verzeichnen und Athanasios selbst sie den
Gläubigen in einer noch zu edierenden Enzyklika eindringlich anempfiehlt (RAPC IV
1777 [S. 554]), propagiert diese monastische Rede Krankenheilung weiterhin durch ande-
re Mittel, auf die Theoktistos zufolge sogar einzelne Priester zurückgriffen: Salbung mit Öl
aus der beständig über dem Heiligengrab leuchtenden Lampe (§ 34f.38.43f.53.57), Kuss
des Reliquienkastens (§ 51), Trinken durch die Gebeine begnadeten Wassers (§ 33.57)
sowie, m. W. eher ausgefallen, Inhalation des Rauchs verbrannter Reliquienstoffe (§ 32.63).
– Bald nach Konstantinopels Fall wurden Athanasios’ Reliquien 1455 nach Venedig ent-
führt und dort, für den gleichnamigen Alexandriner des 4. Jh. gehalten, zunächst in S. Cro-
ce, seit 1806 in S. Zaccaria verehrt, ab dem 17. Jh. auch durch Venedigs Griechengemein-
de, mit deren Hilfe man seine Gebeine à la byzantine (plus unpassendem Bischofsring) neu
einkleidete. (Genannter Reliquienraub fehlt in der sonst detaillierten Bestandsaufnahme bei
Holger A. Klein, Die Heiltümer von Venedig – die „byzantinischen“ Reliquien der Stadt, in:
Quarta crociata. Venezia – Bisanzio – Impero Latino. Cur. Gherardo Ortalli [u. a.]. 2.
Venezia 2005, 789–824.) Im 20. Jh., so unter Patriarch Angelo Giuseppe Roncalli (später
Johannes XXIII.), verband sich die Verehrung der Athanasios-Reliquien mit der Welt-
gebetswoche für die Einheit der Christen. Näheres bei Daniel Stiernon, Le quartier du
Xérolophoros à Constantinople et les reliques vénitiennes de saint Athanase, in: RÉByz 19.
1961, 165–188. Auf Bitten der Kopten wurden 1973 Reliquien des vermeintlichen alex-
andrinischen Kirchenvaters nach Kairo transferiert. D’Antiga veröffentlicht jetzt erstmals
den Originaltext der Erzählung (1455) über die Translation nach Venedig und erste dorti-
ge Wunder (lat. Teilübersetzung: ActaSS Maii 1,252–257) und berichtet, dass 2009 wei-
tere Athanasios-Reliquien dem Ökumenischen Patriarchat übergeben wurden und die in
Venedig verbliebenen Reste heutzutage Besuchern historisch korrekt als byzantinisch prä-
sentiert werden.
ALw 57 / p. 187 / 7.11.
Ekaterini Mitsiou, Das Leben der Kirche von Konstantinopel im Spiegel des Patriarchats-
registers: Zwischen Ideal und Devianz – Mönche, Kleriker, Laien, Konvertiten, Häretiker und
Zauberer, in: OS 58. 2009, 208–225. – Eingehend dokumentierte Demonstration der
kirchengeschichtlichen Bedeutung der durch die Codices Vind. hist. gr. 47 u. 48 überlie-
ferten Sammlung von Entscheidungen der hauptstädtischen Ständigen Synode (ἐνδημοῦ-
σα σύνοδος) während der Jahre 1315 bis 1404. Den Stoff der ca. 800 Aktenstücke bilden
nicht selten Streit und Strafe. Zur Verherrlichung der kirchlichen Verhältnisse bieten sie
mithin keinen Anlass, ebensowenig jedoch, da einseitiger Ausschnitt, zur Verallgemeine-
rung; „das innere administrative und liturgische Leben bleiben größten Teils im Dunkeln“
(209).
Leser präsentierte Urkundenformular ist „aus den Texten des Patriarchatsregisters erschlos-
sen, es ist aber keine kanonische oder synodale Anordnung über die Form der Konversion
der Lateiner erhalten“ (238: erst ab 1484). Die Lateiner galten gewiss „als Anhänger einer
Irrlehre“ (235), doch wurde nicht generell eine „Verwerfung der Praktiken und Gebräuche
der Lateiner als unvereinbar mit der apostolischen und patristischen Überlieferung und
Gesetzgebung“ (237) gefordert, sondern nur insofern nach griech. Befund gewisse lat.
Bräuche gesunder Tradition nicht entsprachen. „Ein Hinweis auf eine Wiederholung der
Taufe nach orthodoxem Brauch findet sich in den Dokumenten des Patriarchatsregisters
nicht“ (235 Anm. 0).
Christian Gastgeber, Der Umgang des Patriarchats von Konstantinopel mit der lateini-
schen Kirche im 14. Jahrhundert. Opposition im Patriarchat(sregister) von Konstantinopel, in:
Byzanz und das Abendland. Begegnungen zwischen Ost und West. Hg. von Erika Juhász.
Budapest 2013 (Antiquitas – Byzantium – Renascentia 5) 131–160.
Das Register des Patriarchats von Konstantinopel. 3: Edition und Übersetzung der Urkun-
den aus den Jahren 1350–1363. Hg. von Johannes Koder – Martin Hinterberger –
Otto Kresten. Wien: Verl. der ÖAW 2001. 609 S., 8 Abb. (CFHB 19,3). ISBN 3-
7001-2884-3. – An die hundert Urkunden (Nr. 176–271) aus dem in Wien erhaltenen
Teil des Registers des Ökumenischen Patriarchats (PRK), ediert und ins Deutsche über-
setzt. Die Originale wurden ausgefertigt in den beiden Amtszeiten des Patriarchen Kal-
listos I. (1350–1353 und 1355–1363) und der ersten des Philotheos Kokkinos (sed.
1353–1354 und 1364–1376). Deren Verdrängungen aus dem Amt veranlassten par-
teiische Manipulationen am PRK. Die traktierten Gegenstände müssen, da Patriarch und
Synode vorgelegt, Zeitgenossen wichtig erschienen sein, sind es als Quellen noch heute,
obschon nicht immer erbaulich, gelegentlich gar unappetitlich. Das gemeine und das litur-
gische Leben bleiben in diesem Kontext größten Teils unbeleuchtet. Probleme an den geo-
graphischen Rändern des Patriarchats begegnen in diesem Band mit der Affäre des Metro-
politen Symeon von Alania und der Bestellung der „Metropoliten von Kiev und der Ganzen
Rus’“. In Konstantinopel selbst nimmt der Versuch des Kallistos, moralische Missstände in
der Bevölkerung zu beheben, den Klerus zu disziplinieren und unkanonische Eheschließun-
gen zu verhindern, einen gehörigen Platz ein. Kallistos setzte in den einzelnen Stadtvierteln
Konstantinopels ausgewählte Priester als Exarchen, patriarchale Aufsichtsorgane, ein, die
dort für die Beobachtung der Kanones, der liturgischen Ordnungen (Nr. 186) und einen
geziemenden priesterlichen Lebenswandel (u. a. ohne Wirtshausbesuche) zu sorgen hatten.
In Versammlungen der ihnen unterstellten Priester ließen die Exarchen jene eine Erklärung
unterzeichnen (klerikales Äquivalent des Eides), mit der sie die Beschlüsse des Patriarchen
anerkannten. Solche Unterschriftenlisten mit insgesamt weit über 300 Unterfertigungen
sind im Cod. Vind. hist. 47 enthalten (Nr. 222f u. ö.). Ein weiteres Problem der Zeit war
die Versorgung von Bischöfen, die sich an ihren Sitzen nicht halten konnten, mit Ersatz-
benefizien, im Fall von Epidosis unter Gewährung aller ortsbischöflichen Rechte, bei Me-
tropoliten aber „mit Ausnahme der Einsetzung ins heilige Synthronon“, d. h. der Ordinati-
on/Inthronisation von Suffraganen (Nr. 188 u. ö.). Im engeren Sinn Liturgisches kommt
nur gelegentlich zur Sprache: Kleidung, Ehrenzeichen (vier Brustkreuze des Bischofs von
Novgorod: Nr. 194), Diptychen/Hierarchen-Kommemorationen (Nr. 201.206), Taufe.
Nachlässige oder unmoralische Beichtväter sollen „weder eines Begräbnisses noch eines
Totengottesdienstes für würdig erachtet werden“ (Nr. 183). Besonders bemerkenswerte
Aktenstücke: Amtsverzicht des Fra Nikolaos OP auf das Lateinerbistum Himara und Ko-
zile mit Übertritt in die Große Kirche von Konstantinopel unter Verwerfung des filioque
ALw 57 / p. 189 / 7.11.
und der Azymen (Nr. 252f); Antwort des Patriarchen Kallistos an bulgar. Mönche bezüg-
lich der Pflicht des Patriarchen von Tărnovo zur Kommemoration des Ökumenischen und
der drei nahöstlichen Patriarchen sowie über als Missbräuche geltende Übungen bulgar.
Priester bei der Taufe: statt des dreifachen nur einmaliges Eintauchen oder gar nur Bespren-
gung mit Wasser, Verwendung von Reliquienöl statt des Hl. Myrons, das – offenbar in
dieser späten Epoche noch alle Jahre, nicht im folgezeitlichen Abstand von Jahrzehnten
bereitet – in der vorösterlichen Zeit von der Großen Kirche in Konstantinopel zu beziehen
war (Nr. 264).
Christof Kraus, Der Fall des Priesters Konstantinos Kabasilas. Historische Bemerkungen
zu einem Urkundenkomplex im Patriarchatsregister von Konstantinopel aus den Jahren 1383–
1385, in: Wiener Byzantinistik und Neogräzistik. Beiträge zum Symposion Vierzig Jahre
Institut für Byzantinistik und Neogräzität der Universität Wien im Gedenken an Herbert
Hunger (Wien, 4.–7. Dezember 2002). Hg. von Wolfram Hörandner [u. a.]. Wien 2004
(Byzantina et Neograeca Vindobonensia 24) 248–263. – Beiträge zur Sozialgeschichte der
Liturgie offenbaren auch die weniger erbaulichen Seiten. 1383 wird Konstantinos Kabasi-
las, leitender Priester (Protopapas) der Blachernenkirche und des kaiserlichen Klerus (zu-
ständig für die Apostelkirche und die Paläste) wegen wiederholter zotiger Reden bei der
Feier von Eucharistie und Taufe amtsenthoben. Auffällig ist der hohe Rang des Übeltäters,
der Nebenmotive seines Sturzes nicht ausschließt und die folgenden mehrjährigen Rehabi-
litierungsversuche erklärte. Parodierung von liturgischen Formeln und Zeremonien, unflä-
tige Äußerungen und Rempeleien im Gottesdienst kamen im 14. Jh. auch sonst vor, wur-
den von Synode und Patriarchen normalerweise verfolgt und geahndet (258f). Zu dieser
und der nachfolgenden Causa vgl. auch Constantinos G. Pitsakis, Les affaires pénales des
révérends pères: Constantin Kabasilas et Andronic Basilikos, in: The Register of the Patriarchate
of Constantinople. An Essential Source to the History and Church of Late Byzantium. Ed. by
Christian Gastgeber [u. a.]. Wien 2013 (DÖAW.PH 457) 207–223.
Clemens VII., schließlich glanzvoller Auftritt am franz. Königshof. Seine Übeltaten als „La-
teiner“ ab 1380 erwähnt Paulos’ „Generalbeichte“ nicht eigens, auch nicht, dass er sich mit
einem letzten Betrug an den Mönchen von Saint-Denis aus dem Abendland verabschiedete.
Das gegenständige Dokument offenbart, „was in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
innerhalb der orthodoxen Kirche möglich war“ (193), und wirft „ein Licht auf die eigen-
artige Struktur der Kirche zur Zeit ihres schweren Abwehrkampfes gegen die Osmanen“
(217), in der sich klerikaler Machtzuwachs im Innern und eine in die Augen springende
Strukturschwäche verbinden. Liturgiegeschichtlich durchaus bemerkenswert ist die von Pau-
los als nachvollziehbar gedachte Entschuldigung seiner Missetaten: die Schwäche für den
Ornat. Im Osten verführt ihn der Nachlass eines griech. Metropoliten, in Rom „prächtige,
mit Edelsteinen und Perlen geschmückte Gewänder“, deren Reiz noch heute selbst manche
Intellektuellen verführt. Das erkennbare Bußverfahren setzt ein öffentliches Sündenbe-
kenntnis von Poenitenten dieses Kalibers voraus und endet in einem Glaubensbekenntnis.
Verfehlt ist Hungers Vergleich mit einer Bußandacht des modernen Katholizismus.
Christof Rudolf Kraus, Ikonen und Ikonenverehrung im Patriarchatsregister, in: The Re-
gister of the Patriarchate of Constantinople. An Essential Source to the History and Church of
Late Byzantium. Ed. by Christian Gastgeber [u. a.]. Wien 2013 (DÖAW.PH 457) 91–
108. – Auseinandersetzungen um das Eigentum an verehrten Bildern, damit erzielte Ein-
künfte und fallweise frevelhaften Umgang.
Brigitte Mondrain, L’ancien empereur Jean VI Cantacuzène et ses copistes, in: Gregorio
Palamas e oltre. Studi e documenti sulle controversie teologiche del XIV secolo bizantino. Cur.
Antonio Rigo. Firenze 2004 (Orientalia Venetiana 16) 249–296 u. 8 Taf. – Der kaiser-
liche Mönch Joasaph († 1383), bis 1354 Kaiser Johannes VI. Kantakouzenos (unterworfen
durch Johannes V. Palaiologos), stiftete großzügig Luxushandschriften (s. ALw 53,257–
259), verfügte daneben, wie hier im Detail aufgewiesen, über Handschriften für den eige-
nen Bedarf, so für Abfassung und Verbreitung seines vierbändigen Geschichtswerkes.
Nicht erwähnt sind Johannes’ VI. liturgische Bücher: die Hymnen-Handschrift mit Aka-
thistos-Offizium Mosqu. GIM Synod. gr. 429 und das „Taktikon“ (Euchologion) Mosqu.
GIM Synod. gr. 279. Vgl. ALw 30,317 und jetzt Immaculada Pérez Martín, The Escorial
Akathistos: The Last Manuscript Illuminated in Constantinople, in: IMU 52. 2011, 227–
261, bes. 235–251: Mosqu. GIM Synod. gr. 429 (durch Joasaph [2] von Hodegoi 1375
fertiggestellt), kein Geschenk des Patriarchen Philotheos Kokkinos an den Kaiser, sondern
im Auftrag Johannes’ VI. kopiert für die Liturgie im Hodegôn-Kloster, „not to adorn the
library of Kantakouzenos“ (244), noch 1419 in Hodegoi anzutreffen, in der 2. Hälfte des
15. Jh. in Italien durch Johannes Rhosos (ALw 53,188.260) restauriert.
Paul Hetherington, Byzantine and Russian enamels in the treasury of Hagia Sophia, in:
ByZ 93. 2000, 133–137;
ders., The perception of icons in the late Byzantine world: some evidence in a treasury
inventory of Hagia Sophia, ebd. 102. 2009, 95–101.
Beobachtungen zu dem auch liturgiewissenschaftlich wenig beachteten Schatzverzeich-
nis der Konstantinopler Kathedrale vom Oktober 1396, amtlich aufgenommen von drei
Senatoren (Text: ADGMA 2,566–570 Miklosich – Müller), mit stattlichen 108 Ein-
trägen: gottesdienstliche Gewänder und Geräte, darunter ein silberner ἠϑμός (Weinsieb;
später Beleg, vgl. Sophrone Pétridès, in: ÉOr 12. 1901, 77), Kreuze für die Litê (Pro-
zession) und ein spezieller Diskos für das Antidoron; ein rundes Dutzend Reliquien, nur
vier Ikonen, vermutlich Prozessionsikonen, da doppelseitig bemalte Tafeln; manches jünge-
ALw 57 / p. 191 / 7.11.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 191
re Stiftungen, so der Patriarchen Neilos Kerameus (1380/88) und Antonios IV. (1389/90
und 1391/97) sowie der Kyra Hypomone (Helena Kantakouzene, † 1396); liturgische
Bücher, darunter Rotuli und „Taktika“ (wohl: Euchologien). Bei einigen Schätzen ist ver-
merkt: „in der Kirche“, was nach solchen fragen lässt, die in gewöhnlichem Gebrauch waren,
hier aber wegen geringeren Wertes nicht aufgeführt sein mögen.
Sofia Kotzabassi, Eine Akoluthie zu Ehren des Philotheos Kokkinos, in: JÖB 46. 1996,
299–310.
Alexander Rentel, The 14th Century Patriarchal Liturgical Diataxis of Dimitrios Ge-
mistos Edition and Commentary. Excerpta ex Dissertatione ad Doctoratum. Romae: Pont.
Ist. Orientale 2004. 84 S.;
ders., The Origins of the 14th Century Patriarchal Liturgical Diataxis of Dimitrios Gemis-
tos, in: OCP 71. 2005, 363–385.
Der Diakon Demetrios Gemistos († um 1397), 1368 Notar der Patriarchalkanzlei un-
ter Philotheos Kokkinos, schrieb 1386, inzwischen Protonotar der Großen Kirche unter
Patriarch Neilos Kerameos (1379–1388), eine detaillierte Zelebrationsanleitung für die
Feier der Patriarchalliturgie und der Ordinationen in der Hagia Sophia. Älteste datierte
Manuskripte sind die Codices Atho. Vatop. 135 v. J. 1389 und Patmiac. 49 v. J. 1391
(Diataxis plus Basileios-Liturgie; der Patmiac. 49 nennt im Kolophon als erwähnenswertes
Tagesereignis die Abreise des sonst kaum bekannten Metropoliten Nathanaël in sein Bis-
tum Pentapolis [Ägypten]; zur Person vgl. jetzt Antonio Rigo, Il metropolita di Pentapolis
Natanaele a Costantinopoli [fine del XIV secolo], in: Γαληνοτάτη. Τιμή στη Χρύσα
Μαλτέζου. Athena 2013, 697–707, der die Reise m. E. fälschlich als Rückkehr, nicht
Anreise zu Dienstbeginn versteht). Überliefert ist das Werk in vier Rezensionen: a) die
originale patriarchale Langfassung, vertreten u. a. durch Alexandr. Patr. 392 (vormals
Cairens. 371) v. J. 1407; b) eine verkürzte Archivfassung (ohne Euchologion- und Dia-
konentexte), z. B. Paris. gr. 1362, 15. Jh.; c) eine Adaptation an diözesanbischöfliche Ge-
wohnheiten, so Atho. Lavr. 536 E 74 v. J. 1541; Athen. EBE 754, 16. Jh.; d) eine auf die
Göttliche Liturgie beschränkte Version, Hieros. s. Sabbae 362 (607). Seit dem 17. Jh.
wurde die Diataxis mehrfach in unterschiedlichen Fassungen gedruckt, bisher jedoch nicht
in ihrer Originalform, deren Ausgabe erst Rentel in seiner Doktorarbeit vorlegt und im
Druck zu veröffentlichen verspricht. Der Teildruck und der Begleitaufsatz stellen Deme-
trios Gemistos und seine Diataxis vor und gehen vor allem zwei Problemen nach: 1) dem
Verhältnis der Konstantinopler Patriarchaldiataxis zur Diataxis einer Presbyteralliturgie,
ALw 57 / p. 193 / 7.11.
die, wie man annimmt, Philotheos Kokkinos noch als Abt der Großen Laura auf dem Athos
schuf; 2) der Frage, warum bei Gemistos – ebenso wie in der slav. Übersetzung der Kok-
kinos-Diataxis durch Evtimij von Tărnovo (1375–1393) – im (nichtöffentlichen) Prothe-
sis-Ritus die Kommemoration des Kaisers unterbleibt, der hingegen im öffentlichen Teil der
Liturgie sehr wohl genannt wird. Vermutlich, so Rentel, sollte eine sakramentale Gemein-
schaft mit Kaiser Johannes V. Palaiologos (reg. 1341–† 1391) vermieden werden, nachdem
dieser 1369 in Rom ein kath. Glaubensbekenntnis abgelegt hatte (vorausgesetzt, des Kai-
sers röm.-kath. Episode war um 1386 noch nicht beendet).
Ruth Macrides, „The reason is not known“. Remembering and recording the past. Pseudo-
Kodinos as a historian, in: L’écriture de la mémoire. La littérarité de l’historiographie. Actes du
IIIe colloque international philologique. Nicosie, 6–7–8 mai 2004. Ed. par Paolo Odorico –
Panagiotis A. Agapitos – Martin Hinterberger. Paris 2006 (Dossiers Byzantines 6)
317–330;
dies., Ceremonies and the City. The Court in Fourteenth-Century Constantinople, in: Royal
Courts in Dynastic States and Empires. Ed. by Jeroen Duindam [u. a.]. Leiden [u. a.] 2011,
217–235.
Pseudo-Kodinos and the Constantinopolitan Court: Offices and Ceremonies. Ed. by Ruth
Macrides – Joe A. Munitiz – Dimiter Angelov. Farnham [u. a.]: Ashgate 2013. 578 S.,
Abb. (Birmingham Byzantine and Ottoman Studies 15). ISBN 978-0-7546-6752-0.
Michael Jeffreys, The Comnenian Prokypsis, in: Parergon N.S. 5. 1987, 38–53.
3.2.7.5. Trapezunt
Jan Olof Rosenqvist, Local Worshipers, Imperial Patrons: Pilgrimage to St. Eugenios of
Trebizond, in: DOP 56. 2002, 193–212.
ALw 57 / p. 194 / 7.11.
Verena Fugger – Rudolf Stefec, Das illuminierte Typikon des Eugenios-Klosters in Tra-
pezunt, in: JÖB 64. 2014, 41–65. – Codex Vatop. 1199 v. J. 1346, rares Beispiel eines
bebilderten liturgischen Typikons.
3.2.7.6. Thessalonike
Ελένη Καλτσογιάννη – Σοφία Κοτζαμπάση – Ηλιάνα Παρασκευοπούλου
[Eleni Kaltsogianni – Sofia Kotzabassi – Iliana Paraskevopoulou], Η Θεσσαλονί-
κη στη Βυζαντινή λογοτεχνία – Ρητορικά και αγιολογικά κείμενα [Parallelsacht.:
Thessaloniki in the byzantine literature. Rhetorical and hagiographical texts]. Thessalonike:
Κέντρο Βυζαντινών Ερευνών 2002. 224 S. (Βυζαντινά Κείμενα και Μελέται 32).
ISBN 960-7856-09-0.
Eugenia Russell, Literature and culture in late Byzantine Thessalonica. London [u. a.]:
Bloomsbury Acad. 2013. XXIX, 201 S. ISBN 978-1-4411-6177-2. – Behandelt, neben
Hymnen auf den Stadtpatron Demetrios, eigens Symeon of Thessalonica and the Sung
Thessalonian Rite (61–84) im Hinblick auf das Verhältnis von Enkomia und Hymnen zu
Heiligen.
Marcus L. Rautman, Patrons and Buildings in Late Byzantine Thessaloniki, in: JÖB 39.
1989, 295–315;
ders., Ignatius of Smolensk and the Late Byzantine Monasteries of Thessaloniki, in: RÉByz
49. 1991, 143–169.
Ignatios beschreibt die Situation um 1405, nach Ende der ersten osman. Besatzung
(1387–1403) und Rückgabe der Stadt an Kaiser Manuel II. Für die liturgischen Bräuche
bestimmter Klöster ist auf den Cod. Hieros. s. Sabbae 309, 14. Jh. (DmitrievskijOLR
3,199–203) zu verweisen.
Nicolas Cabasilas. La Vie en Christ. Livres I–IV. Introd., texte critique, trad. et annota-
tions par Marie-Hélène Congourdeau. Paris: Cerf 1989 (Nachdr. 2009). 360 S. (SChr
355). ISBN 978-2-204-09095-7;
Livres V–VII. Introd., texte critique, trad., annotations et index par Marie-Hélène Con-
gourdeau. Paris: Cerf 1990 (Nachdr. 2009). 245 S. (SChr 361). ISBN 978-2-204-
09096-4.
ALw 57 / p. 195 / 7.11.
Les Zélotes. Une révolte urbaine à Thessalonique au 14e siècle. Le dossier des sources. Sous la
dir. de Marie-Hélène Congourdeau. Paris: Beauchesne 2013. 199 S. ISBN 978-2-
7010-2001-3.
Pekka Juhani Metso, Divine Presence in the Eucharistic Theology of Nicholas Cabasilas.
Joensuu: University of Eastern Finland 2010. 230 S. (Publications of the University of
Eastern Finland. Dissertations in Education, Humanities, and Theology 2). ISBN 978-
952-61-0080-7.
Ioannis Polemis, Nikolaos Kabasilas’s De vita in Christo and its context, in: ByZ 106.
2013, 101–131. – Sieht Nikolaos näher bei Gregorios Akindynos als bei Gregorios Pala-
mas.
Michael Kunzler, Gnadenquellen. Symeon von Thessaloniki († 1429) als Beispiel für die
Einf lußnahme des Palamismus auf die orthodoxe Sakramententheologie und Liturgik. Trier:
Paulinus 1989. XXIX, 464 S. (TThSt 47). ISBN 3-7902-1275-X. – Die Tübinger Ha-
bilitationsschrift ist im Kern ein Durchgang durch Symeons literarisches Œuvre. Sie pflegt
„die jeden Forscher beglückende unmittelbare Begegnung mit den primären Quellen“ (Karl
Baus), ohne sich groß um vorhandene Forschungsliteratur zu bekümmern. Doch wird sich
mancher vom Autor gerne an die Hand nehmen lassen, um Symeon zu entdecken.
ALw 57 / p. 196 / 7.11.
Maria Pia Pagani, Simeone di Tessalonica, lo spettatore scettico, in: Ricerche di storia
sociale e religiosa N.S. 63. 2003, 39–62.
Alexander Lingas, How Musical was the „Sung Office“ ? Some Observations on the Ethos
of the Late Byzantine Cathedral Rite, in: The Traditions of Orthodox Music. Proceedings of the
First International Conference on Orthodox Church Music. University of Joensuu, Finland,
13–19 June 2005. Ed. Ivan Moody – Maria Takala-Roszczenko. Joensuu 2007 (Publ.
of the Internat. Society for Orthodox Church Music 1) 217–234. – In seiner Bischofsstadt
Thessalonike bemühte sich Symeon nicht um einfache Bewahrung des in Konstantinopel
nach dem lat. Interregnum 1204–1261 nahezu komplett außer Gebrauch gekommenen
Kathedraloffiziums der Großen Kirche (ἀσματικὴ ἀκολουϑία, „gesungenes Officium“,
genauer: ἀκολουϑία τοῦ ἐκκλησιαστοῦ / ὁ ἐκκλησιαστής), sondern suchte das ge-
schätzte Erbe anziehender zu gestalten durch Übernahmen von Hymnen aus dem zeitge-
nössischen monastischen Repertoire, vor allem des Kanôns. Dies räumt er selbst ein (vgl.
Symeon. Thess. dial. 302 [PG 155,556B]) und veranschaulicht jetzt Lingas’ Vergleich des
unreformierten Repertoires in den Codices Athen. EBE 2061 und 2062 (Kosmas I.
Georgiou, ῾H ἑβδομαδιαία ἀντιφωνικὴ κατανομὴ τῶν ψαλμῶν καὶ τῶν ᾠδων,
εἰς τὰς ᾀσματικὰς ἀκολουϑίας ἑσπερινοῦ καὶ ὄρϑρου. Ἑλληνικοὶ Μουσικοὶ
Κώδικες 2061–2062 Ἐϑνικὴς Βιβλιοϑήκης Ἁϑηνῶν. Diss. [masch.] Pont. Ist. Ori-
entale, Roma 1976) mit dem von Symeon reformierten Typikon der Thessalonicher Hagia
Sophia (Athen. EBE 2047; dazu s. o. Andreou, Το χειρόγαφο). Während „the major
offices of the cathedral rite were textually and (especial on lesser feasts) musical archaic
relics of the cathedral worship in Late Antiquity“ (224), zeigt sich nunmehr eine „importa-
tion of vast quantities of the musical material from the ubiquitious Neo-sabaïtic offices“
(228).
St. Symeon of Thessalonika, The Liturgical Commentaries. Ed. and transl. by Steven
Hawkes-Teeples. Toronto: Pont. Inst. of Mediaeval Studies 2011 (STPIMS 168). 301 S.
ISBN 978-0-88844-168-3. – Neuausgabe mit engl. Übersetzung nicht der gottesdienst-
ALw 57 / p. 197 / 7.11.
lichen Kommentare Symeons insgesamt, doch seiner beiden Erläuterungen der bischöfli-
chen Göttlichen Liturgie: Ἑρμηνεία περὶ τοῦ ϑείου ναοῦ („E“), auf Bitten Orthodoxer
auf Kreta, damals venezianische Kolonie, entstanden, und Περὶ τῆς ἱερᾶς λειτουργίας
(„L“), ein Abschnitt aus Symeons großem dogmatisch-liturgischen Dialogus contra haereses.
Damit liegen die dringlichst benötigten Schriften Symeons in einer Form vor, die heutigen
Ansprüchen und Bedürfnissen genügt, solange man nicht die ausführliche Kommentierung
eines in Edition vorgelegten Textes für verbindlich hält. Arbeitsgrundlage bildet der von
David Balfour entdeckte Cod. 23 der Δημόσια βιβλιοϑήκη in Zagora (Thessalien), ein
zeitgenössisches Manuskript mit Korrekturen und Ergänzungen, wie es scheint, von Syme-
ons eigener Hand. Die vorgelegte Übersetzung bezweckt und erreicht „a readable English
translation which conveys the meaning of Symeon’s text without improving Symeon’s style
… or making more clear passages where Symeon himself is obscure“ (63). Unnötig und
eher nachteilig ist des Übersetzers Entscheidung, gewisse terminologische Unterscheidun-
gen Symeons nicht nachzuvollziehen. So sollen, weil vermeintlich in der Zielsprache ohne
geläufige Alternative, ἀρχιερεύς („Hoherpriester“), ἱεράρχης („Hierarch“) und ἐπίσκο-
πος unterschiedslos mit „bishop“ übersetzt werden (65), was zum einen nicht durchgehal-
ten wird und zum anderen den engl. Text stellenweise mehr verdunkelt denn erhellt. Glei-
ches ergibt sich, wenn man mit „sanctuary“ sowohl βήμα (das auch Diakonikon und
Prothesisraum umfasst) als auch ϑυσιαστήριον übersetzt, das den Altar bald als Raum,
bald als Tisch meint. Dafür ist die Übersetzung „altar“ angemessen, dies aber nicht die beste
Wahl für ἁγία τράπεζα; selbst das Lateinische scheut „mensa“ als Altarbezeichnung nicht
(vgl. IGMR 2002 Nr. 73 u. 296). Das ausführliche Foreword (1–14) von Robert F. Taft
und die Introduction (15–67) des Autors gewähren gemeinsam dem Leser alle erforderli-
chen Auskünfte über Literaturgattung und vorliegende Werke. Den Hg. sorgt, die Schwä-
chen seines Autors möchten verborgen bleiben: Symeon war „not a particularly creative
theologian“ (31). Seine kleinteiligen Interpretationen vernachlässigen nicht selten den Zu-
sammenhang; die Handlung ist aufgelöst in lauter Einzelbilder mit je eigener Erzählung.
Manche Verallgemeinerungen lassen Symeon Unrecht widerfahren. So leugnet dieser kei-
neswegs „any evolution in the liturgy“ (33). Ihr Ausmaß konnte er zu seiner Zeit freilich
ebenso wenig erkennen wie etwa noch die liturgiegeschichtlich unterinformierten Väter des
Tridentinums; beide blendeten die Schriften des Dionysios Pseudo-Areiopagites, die spät-
patristische Gottesdienstformen als solche der zweiten apostolischen Generation präsentie-
ren (E § 12). Von Symeons Argumenten gegen die Lateiner darf man mit dem Vf. manche
für „foolish“ halten, bei Geschmack auch mehrmals (dreimal: 41.55), solange man nicht
vergisst, dass die gegenläufigen Äußerungen aus dem Westen nicht unbedingt hochwerti-
ger waren. Zweifellos übersteigert ist das Urteil, Symeon betrachte „only Byzantine Ortho-
dox worship as valid“ (43) und „a total Byzantinization of the Western Church“ sei ins
Auge gefasst (43). Unbestreitbar sieht Symeon den orthod. Gottesdienst von apostolischer
Tradition gedeckt und verurteilt heftig jene Bräuche des Westens, die er als unzulässige
Neuerungen bewertet. Das aber besagt weder, dass er die Liturgie eines Ambrosius, Gregor
d. Gr. und Martin von Rom (E § 13; L § 75) als nicht rechtgläubig angesehen hätte, noch
dass er die byzantin. Liturgie dem Westen überstülpen wollte. – Symeon gibt an, dass sich
die Jakobos-Liturgie „an vielen Orten“ finde (L § 70f). Das mitgelieferte knappe Zitat,
ihrem Einsetzungsbericht entnommen, lässt sich in den bekannten Ausgaben nicht verifi-
zieren (208–211). Jene Fassung kannte aber der in Jerusalem tätige Johannes von Damas-
kus (BrightmanLEW 1,483,11f). – Kommentierende Beiträge des Editors wird dieser
Bericht in ihrem thematischen Zusammenhang besprechen.
Steven Hawkes-Teeples, The ‚Descent to the West‘ in the Liturgical Commentaries of
Symeon of Thessalonica, in: Inquiries into Eastern Christian Worship. Selected Papers of the
ALw 57 / p. 198 / 7.11.
Second International Congress of the Society of Oriental Liturgy, Rome, 17–21 September
2008. Ed. by Bert Groen [u. a.]. Leuven 2012 (Eastern Christian Studies 12) 311–318;
ders., Analysis of the Byzantine Divine Liturgy in the Commentaries of St. Symeon of
Thessalonika in the History of the Byzantine Liturgy, in: BBGG 3. Ser. 9. 2012, 73–151;
ders., The Prothesis of the Byzantine Divine Liturgy: What Has Been Done and What
Remains, in: Rites and Rituals of the Christian East. Proceedings of the Fourth International
Congress of the Society of Oriental Liturgy, Lebanon, 10–15 July 2012. Ed. by Bert
Groen [u. a.]. Leuven [u. a.] 2014 (Eastern Christian Studies 22) 317–328.
Sébastien Garnier, L’explication touchant le temple divin, les ornements sacrés et la divine
Mystagogie de Syméon de Thessalonique (1429): édition, traduction, commentaire. Diss. Univ.
Aix–Marseille 2011. 352 S. [http://www.theses.fr/2011AIX10108].
George D. Dragas, On the Priesthood and the Holy Eucharist According to St. Symeon of
Thessalonica, Patriarch Kallinikos of Constantinople, and St. Mark Eugenikos of Ephesus. Rol-
linsford, N. H.: Orthodox Research Institute 2004. XIII, 92 S. ISBN 0-9745618-2-7.
Sébastien Garnier, L’édition Dositheé (1683) des Opera omnia de Syméon de Thessalo-
nique, in: AEPHE.R 123.2014/15,215–228. Aufbereitung von Symeons Œuvre für
theologische Auseinandersetzungen in West wie Ost.
chologium patriarchale (= Crypt. Γ.β.I [gr. 89]) bei den konziliaren Beratungen. Der Eini-
gung von Florenz war bekanntlich kein dauerhafter Erfolg beschieden; vgl. Charalambos
Dendrinos, Ref lections on the failure of the Union of Florence, in: AHC 39. 2007, 131–
148.
Enrico Morini, La Chiesa greca ed i rapporti „in sacris“ con i Latini al tempo del Concilio
di Ferrara–Firenze, in: SROC 13. 1990, 67–77. – Der schaurig unelegant gedruckte Text
unterrichtet erhellend und mit allen liturgiewissenschaftlich wünschbaren Details über das
gottesdienstliche Verhalten von Lateinern und Griechen zur Zeit des Florentinums. Be-
suche lat. Kirchen und Assistenz bei Feiern der Lateiner erregten Anstoß bei akribisch
denkenden Griechen. Ein erbetenes Kirchengebäude wurde ihnen nicht zur Verfügung
gestellt. So feierten sie in den „Häusern“, d. h. den Residenzen des Patriarchen und in
Florenz auch des Kaisers.
Théocharis Detorakis – Justin Mossay, Un office inédit de Manuel Sabios pour la fête de
l’unité, in: Byzantion 66. 1996, 489–511. – Formular für den festiven Orthros (ohne
hagiographisches Synaxarion), komponiert von Manuel Sabios (flor. 1408–1449), kath.
Protopsaltes der Griechen von Candia (Kreta). Im Unterschied zum Canon in octavam
synodum Florentiae habitam des Joseph Plousiadenos von Methone (s. u. 3.2.7.9.) geprägt
von purer Freude über die erreichte Einheit.
ALw 57 / p. 200 / 7.11.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 201
und sodann an der militärischen Verteidigung der Stadt der gebürtige Thessalonicher Isi-
doros, Metropolit von Kiev (mit Sitz in Moskau), teil, der für die heilige Henosis wörtlich
μέχρις αἵματος, „bis aufs Blut“, eintrat (Cardinalis Ruthenus; 1459–† 1463 griech.-kath.
[Gegen-]Patriarch von Konstantinopel). Die Nachwehen der in Florenz von allen griech.
Konzilsvätern mit alleiniger Ausnahme des Markos Eugenikos unterzeichneten, seither im
Osten trotz verbreiteter Reserve vielfach in Gottesdiensten realisierten und formell erst
durch die Panorthod. Synode von Konstantinopel 1483/84 aufgekündigten Kirchenunion
belasteten das von Scholarios und seinen Nachfolgern reorganisierte Patriarchat im osman.
Konstantinopel durch interne Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich des Umgangs mit
jenen, die nicht dank der Gnade später Ordination frei vom Geruch der Latinophronie
gelieben waren, wobei mit zeitlichem Abstand vom Anlass, insbesondere ab 1466, die
Strenge radikaler Kräfte Oberhand gewann (für zwei Fälle später Bestrafung von „Lati-
nophronoi“ trotz ihrer frühen Distanzierung vom Florentinum vgl. Marie-Hélène
Blanchet, L’union de Florence après la chute de Constantinople: la profession de foi de Léon
le Nomophylax et de Macaire de Nicomédie [1462/1464], in: RÉByz 67. 2009, 59–75).
Die in dieser Epoche ausgebildete Gottesdienstordnung zur Aufnahme von Lateinern in
die, wie es jetzt heißt, καϑολικὴ ἐκκλησία τῶν Γραικῶν (Ausgabe: Georgios A.
Rallēs – Michaēl Potlēs, Σύνταγμα τῶν Θείων καὶ Ἱερών κανόνων. 5. Athen 1855,
143–147; engl. Übers. durch George D. Dragas in: GOTR 44. 1999, 238–241) wäre
Blanchet zufolge (234.241f) in erster Linie nicht originären Westchristen, sondern aus der
Union revertierenden Orthodoxen zugedacht gewesen. In seiner kurzen Amtszeit als Öku-
menischer Patriarch oder, wie er sich stattdessen, freilich mit verstärkt theokratischem
Amtsverständnis, zu nennen pflegte, πατριάρχης τῶν τοῦ Χριστοῦ πενήτων, „Patri-
arch der Armen Christi“ (116), sah sich Gennadios II. nicht allein mit der Reorganisation
der durch Streit und Krieg zusammengebrochenen Kirchenverwaltung und eines bis in den
Episkopat hinein aus Not oder Neigung simonistischen Klerus konfrontiert, sondern mit
dem drängenden Problem der Islamisierung der christl. Bevölkerung infolge von Zwang,
Knabenlese (Devşirme), Eheproblemen der unterschiedlichsten Art, auch verbotener For-
men der christl. Zweitehe. Angesichts der Not vertrat Scholarios, keineswegs unter all-
gemeinem Beifall, die großzügige Anwendung der Oikonomia durch Erleichterung der
Ehescheidung und, unter Verweis auf die Verleugnung des Petrus (174), durch nachsichtige
„Entlatinifizierung“ reuiger Unionsanhänger (136–176.234–247; zum Prinzip vgl. Ger-
hard Richter, Oikonomia. Berlin 2005 [AKG 90]). In liturgischen Fragen wandte er sich
1455 gegen jede λεπτολογία („Kleingeisterei“) in Briefen an Maximos Sophianos, Johan-
nes und andere Mönche auf dem Sinai, unter anderem mit dem bemerkenswerten Argu-
ment, die liturgischen Formen von Priestertum, Opfern, Stundengottesdiensten, Festen
und Mönchtum verdankten sich nicht den Anfängen des Christentums, sondern zu einem
beträchtlichen Teil dem „konstantinischen Christentum“, in der Gegenwart aber habe die
Kirche zu leben wie vor Konstantin d. Gr. (163–168; Texte: Œuvres complètes de Gennade
Scholarios. Éd. Louis Petit [u. a.]. Paris 1935, 4,198–207, bes. 203; Neuausgabe: Mache
Paize-Apostolopoulou – D. G. Apostolopoulos, Επίσημα κείμενα του Πα-
τριαρχείου Κωνσταντινουπόλεως. Τα σωζόμενα από την περίοδο 1454–1498.
Athen 2011, 55–67; vgl. Ioannes Phountoules, Ἡ οἰκονομία σὲ λειτουργικά
ϑέματα κατὰ τὸν Πατριάρχη Γεννάδιο Σχολάριο. Ποιμαντικὲς ἀνάγκες τῆς
Τουρκοκρατίας, in: Χριστιανική Θεσσαλονίκη. ᾽Οϑωμανικὴ περίοδος, 1453–
1912. 1. Thessalonike 1993, 175–202). Bei rechter Vorbereitung wird häufige Kommuni-
on empfohlen (in manchen Handschriften getilgt). Darüberhinaus bieten diese unserem
Fach weitgehend entgangenen Schreiben (Inhaltsangabe: Martin Jugie, Les œuvres pastora-
les de Gennade Scholarios, in: ÉOr 34. 1935, 151–159, bes. 153–155) einzelne aufschluss-
ALw 57 / p. 202 / 7.11.
reiche Auskünfte (Œuvres complètes 4,199), so zur Frage, wann ein Bischof ohne Diakon
zelebrieren dürfe (Antwort: nicht in der Öffentlichkeit), zu Lage und Namen der Privat-
kapelle der Patriarchen (bis 1453: in den Katechumenien [Emporen] der Hagia Sophia;
wertvolle Ergänzung zu Raymond Janin, Les églises et les monastères [de la ville de Con-
stantinople]. 2e éd. Paris 1969, 246 s. v. Θεοφύλακτος). Eucharistische Konzelebration
mit Latinophronen, hier Anhängern des Exilpatriarchen in Rom, bleibt untersagt (Œuvres
complètes 4,172), bevor sich jene nicht einem Rekonziliationsverfahren mit schriftlichem
Glaubensbekenntnis unterzogen haben (173–176). Einen persönlichen Beitrag zur griech.
Euchologie lieferte Scholarios 1454 mit einem von Ps 43 LXX inspirierten Gebet, das er,
noch in der bald zur Moschee umgewandelten Apostelkirche, dem Volk nach einer Mess-
feier vorgelesen habe (124–128; Gebetstext: Œuvres complètes 4,352–355). Zur Ge-
schichte der lat. Liturgie gehört die von Blanchet referierte Erzählung vom Besuch Sultan
Mehmets II., des Eroberers Konstantinopels, in der Kirche von Pera jenseits des Goldenen
Horns, um dort der Lateiner Weise des Gottesdienstes zu beobachten (101). Bei der ihm
vorgeführten Messfeier sollen die Dominikaner eingedenk Mt 7,6 eine unkonsekrierte
Hostie zur Elevation benutzt haben (Georgius de Hungaria, Traktat über die Sitten, die
Lebensverhältnisse und die Arglist der Türken. Nach der Erstausgabe von 1481 hg., übers.
und eingel. von Reinhard Klockow. Köln [u. a.] 1993, Kap. 9; vgl. ders. in: Südost-For-
schungen 61/62. 2002/2003, 77–81: den Berichterstatter erwähnt Johannes Burckard
unter dem Namen Georgius Alemanus, † 1502 [Johannis Burchardi Diarium. 3. Ed Louis
Thuasne Paris 1885, 210f]).
Peć nach Smederovo (dt. Semendria). Die engl. Version der Fragantworten zum Gottes-
dienst, John Davis geschuldet (116), ist für liturgiewissenschaftliche Zwecke unbrauchbar.
Christian Gastgeber, Ein Bericht zur Eroberung Konstantinopels und Trapezunts. Das
Schreiben des Patriarchen Sophronios I. Syropulos von Konstantinopel vom August 1464 auf
dem Weg nach Buda, in: Church Union and Crusading in the 14th and 16th Centuries. Ed. by
Christian Gastgeber. Cluj-Napoca 2009, 317–338. – Verbessert edierte Authentik des
Sophronios (sed. 1462–1464) für ein zeitweilig – gleich, so des Patriarchen Klage, zahl-
reichen weiteren kirchlichen Zimelien – in muslimische Hände geratenes, im gegebenen Fall
bald freigekauftes Prunkkreuz mit Kreuznagel-Reliquie aus dem Besitz des letzten trape-
zuntinischen Kaisers David II. Komnenos (hingerichtet 1463; ALw 53,213). Zu Vor-
geschichte, Umständen und Personen vgl. Thierry Ganchou, La fraterna societas des crétois
Nikolaos et Géôrgios Polos (Polo), entre Constantinople et Moncastro, in: Thesaurismata 39/
40. 2009/10, 111–228.
sen orthod. Konfession sein. Für Ordinationen darf der Ordinator kein Geld verlangen,
allenfalls bescheidene Zuwendungen im ersten Dienstjahr des Neoordinatus. Erneut unter-
sagt findet sich die ἀδελφοποίησις (Feier der Annahme an Bruders Statt; vgl. Christos
Panagou, The Rite of Adelfopoiia. A Fresh Look at the Evidence, in: Studies on the Liturgies
of the Christian East. Ed. by Steven Hawkes-Teeples [u. a.]. Leuven [u. a.] 2013 [Eastern
Christian Studies 18] 203–212, in Auseinandersetzung mit John Boswell, Same-Sex
Unions in Premodern Europe. New York 1994; für 2016 angekündigt: Claudia Rapp,
Brother-Making in Late Antiquity and Byzantium: Monks, Laymen, and Christian Ritual.
Oxford [Onassis Series in Hellenic Culture] mit Analyse der 66 handschriftlichen Zeugen
der Feier und engl. Übersetzung der 16 Gebete).
Antonio Rigo, Bessarione tra Costantinopoli e Roma, in: Bessarione di Nica, Orazione
dogmatica sull’Unione dei Greci e dei Latini. Introd., trad. e note di Gianfrancesco Lusini.
Napoli 2001, 19–68. – Einführung zu Person und Werk als Beigabe einer ital. Überset-
zung der florentinischen Rede Bessarions vom 13./14. 4. 1439 vor der griech. Delegation
unter Patriarch Joseph II. (1416–† 1439) mit Rechtfertigung des filioque.
„Inter graecos latinissimus, inter latinos graecissimus“. Bessarion zwischen den Kulturen. Hg.
von Claudia Märtl [u. a.]. Berlin [u. a.]: de Gruyter 2013. XX, 477 S. (Pluralisierung &
Autorität 39). ISBN 978-3-11028265-8. – Nicht gestellt ist die Frage nach Bessarions
Position „zwischen den Liturgien“. Bessarions persönliches griech. Stundenbuch (Horolo-
gion plus mehrere Anhänge) ist mit Cod. Venet. Marc. gr. Z. 14 v. J. 1425 erhalten; auf
Lateinisches hat Concetta Bianca, Un messale „ritrovato“ del Cardinale Bessarione, in: dies.,
Da Bisanzio a Roma. Studi sul cardinale Bessarione. Roma 1999, 151–157 (zuerst: RSCI
44. 1990, 488–493), hingewiesen. Im Testament von 1464 (PG 161,LXXVII–LXXXI)
spricht Bessarion von „paramenta … et missale unum, quibus utor domi“ und erwähnt
ALw 57 / p. 205 / 7.11.
ferner ein „missale magnum“ und ein „breviarium magnum“, die ihm aus dem Nachlass des
Isidor von Kiev („Patriarcha Constantinopolitanus“ 1458–† 1463) zugefallen waren, der
demnach ebenfalls offenbar die lat. Liturgie benutzte. Die Bessarion anvertrauten Kinder
des byzantin. Thronprätendenten Thomas Palaiologos († 1465): Andreas (* 1453;
1465–† 1502 kath. „Imperator Constantinopolitanus“ in Rom), Manuel (ab 1476 in os-
man. Diensten) und Zoë (ab 1472 Sofija, orthod. Gattin des Großfürsten Ivan III. von
Moskau), ließ der Kardinal Griechisch lernen, aber hinsichtlich des Gottesdienstes latei-
nisch sozialisieren (Anweisungen v. J. 1465 an ihren Erzieher: Spyridon Lampros, Τρεῖς
ἐπιστολαὶ τοῦ καρδιναλίου Βησσαρίωνος, in: Νέος Ἑλληνομνήμων 5. 1908, 19–
39, hier 20–28; PG 161,677–686).
Hans Kilb, Translation des Andreas-Hauptes vs. Katabasis des Aeneas. Zur Aeneis-Rezep-
tion im VII. und VIII. Buch der Kommentarien von Pius II. Piccolomini, in: Neulat. Jb. 16.
2014, 91–117.
OFM Conv. (1472–† 1474), nach ihm Girolamo Lando, Erzbischof von Candida auf
Kreta (1458–1493/4) und zugleich patriarcha Constantinopolitanus (1474–† 1497).
Lando steht für den päpstlichen Versuch, in Konkurrenz zu dem nach 1453 im osman.
Istanbul neu organisierten orthodoxen ein griech.-kath. Konstantinopler Patriarchat im Exil
zu etablieren, das nach einem Dokument von 1476 Jurisdiktion besaß oder ausüben sollte
in den damals noch ausgedehnten griech. Gebieten Venedigs, ferner „in Polonia, Russia et
Valachia“ und „ubi rito greco fides colitur christiana“ (Documente privitóre Istoria Români-
lor. Culese de Eudoxiu de Hurmuzaki. 8. Bucureşti 1894, 11). Die Fiktion eines Rom
unterstehenden patriarcha Constantinopolitanus, inzwischen komplett relatinisiert und
zum Titel röm. Prälaten abgesunken, wird erst Papst Paul VI. entsorgen. Mureşans weit
ausgreifende Studie lässt als Nebenfiguren zwei liturgiegeschichtlich bemerkenswerte späte
kath. Griechenbischöfe auftreten: Johannes (Joseph) Plousiadenos aus Kreta (ca.
1429–† 1500), Herausgeber der sog. Acta graeca des Florentinums, ab 1492 episcopus
graecus von Methone (auch: Modon, auf der südwestl. Peloponnes, ab 1500 osmanisch)
und mit dem Kollegen im östlich benachbarten Korone konkurrierender Ordinator für das
(seit 1204) eines residierenden griech. Episkopats beraubte venezianische Kreta. Die Insel
zählte 1461 nur zwölf Presbyter, die in der Union verharrten und (gleich lat. Priestern) die
„commemorationem Summi Pontificis“ pflegten (Vlad. Lamansky, Secrets d’État de Venise.
St. Pétersbourg 1884, 046f). Neben theologischen Traktaten verfasste der auch als Kir-
chenmusiker hervorgetretene Plousiadenos liturgische Dichtungen, einen Kanôn auf das 8.
(!) Ökumenische Konzil von Ferrara–Florenz mit Synaxarion (PG 159,1095–1106) und
einen Kanôn auf den Aquinaten (ed. Raffaele Cantarella, Canone greco inedito di Giusep-
pe vescovo di Methone [Giovanni Plusiadeno: sec. XV] in onore di San Tommaso d’Aquino, in:
AFP 4. 1934, 145–185; zum kirchenmusikalischen Schaffen vgl. Bjarne Schartau, A
checklist of the settings of George and John Plousiadenos in the Kalophonic Sticherarion Sinai
gr. 1234, in: Cahiers de l’Institut du Moyen-Âge Grec et Latin 63. 1993, 297–308).
Einmalig 1498 sang er in Rom das griech. Weihnachtsevangelium in der Papstmesse
(Louis Thuasne [ed.], Johannis Burchardi Diarium. 2. Paris 1884, 503). Weniger berühmt
ist Joachim (Ioacheim), zunächst Mönch im Kloster Johannes Prodromos τής Пέτρας (vgl.
unten 3.2.9.4.), ab 1433 in Konstantinopel ordinierter und dort (ersatz-)inthronisierter
Bischof von Agathopolis (heute: Ahtopol, Bulgarien), ab 1447 Metropolit von Suceava in
Moldavien, von dort 1454 durch Unionsgegner vertrieben. Mureşan macht wahrscheinlich,
dass Joachim 1455 als Kokonsekrator des Metropoliten Neilos von Rhodos (bis 1523
lateinisch beherrscht) fungierte, gefeiert vom Ökumenischen Patriarchen Gregorios III.
Mamas (Melissenos) unter den Augen lat. Bischöfe in der Andreasrotunde (S. Maria de
Febribus) an St. Peter in Rom (184.189–191; Weiheurkunde: Πανδώρα 18. 1867/68,
452–454, zu Ort und Ordinatoren ebd. 453; 1458 weihte Mamas an selber Stelle den
Konstantinopler Abt Gregorios [Grigorij, † 1472] zum Metropoliten von Kiev, 1467 als
solcher durch den orthod. Konstantinopler Patriarchen Dionysios anerkannt; Antoni Pro-
chaska, Miscellanea archiwalne, in: Ateneum Wileńskie 1. 1923, 58–74, bes. 71f). Un-
erwähnt bleibt, dass mit Cod. Atho. Laur. Ω 31 (1841 Eustrat.) Joachims bischöfliches
Euchologion (mit Diataxis des Demetrios Gemistos; dazu s. 3.2.7.4.2.) erhalten ist, wohl
das letzte Exemplar eines solchen Buches, dessen Kopie noch auf das christl. Konstantino-
pel zurückgeht (DmitrievskijOLR 2,626–631; Spyridion Lavriotes, Ἁγιορειτικὰ
ἀνάλεκτα, in: GregPa 2. 1918, 78–81). Der patriarcha Constantinopolitanus Girolamo
Lando spielt in der Liturgiegeschichte eine sehr bescheidene, doch nachhaltige Rolle: Wie
Agostini Patrizi Piccolomini in seinem Caeremoniale notiert, verlieh ihm Sixtus IV. 1474
gegen alle Regel eigenhändig das patriarchale Pallium (Marc Dykmans, L’œuvre de Patrizi
Piccolomini 1. Vaticano 1980 [StT 293] 176f). Hinsichtlich der ostkirchlichen Patriarchen
ALw 57 / p. 207 / 7.11.
änderte Innozenz VIII. (1484–1492) das Protokoll: bisher „inter episcopos cardinales“
eingeordnet, wurden sie nunmehr – Lando, dem der Kardinalat verwehrt blieb, eingeschlos-
sen – „post cardinales“ gesetzt (Dykmans, L’œuvre 88.218.461), eine Regelung, die
schließlich auf dem Vaticanum II einigen Ärger hervorrief und erst zum 14. 10. 1963 ihre
Korrektur erfuhr (L’église grecque melkite au Concile. Discours et notes du patriarche Maximos
IV et des prélats de son Église au Concile œcuménique Vatican II. Beyrouth 1967, 155–174;
Néophytos Edelby, Souvenirs du Concile Vatican II. Raboueh 2003, 55.191f.195.198).
Jonathan Harris, Greeks at the Papal Curia in the Fifteenth Century: the Case of George
Vranas, Bishop of Dromore and Elphin, in: Greeks, Latins, and Intellectual History 1204 –
1500. Ed. by Martin Hinterberger – Chris Schabel. Leuven [u. a.] 2011 (Bibliotheca
11) 423–438. – Der gebürtige Athener, vom röm. Papst, nicht als einziger Grieche, mit
einem Indulgenzbrief ausgestattet, um Angehörige aus osman. Haft loszukaufen, gelangte
damit gleich anderen Landsleuten bis Irland, wurde 1482 in Dublin lat. Kanoniker, 1483
in Rom Bischof von Dromore (Nordirland), wirkte aber wie üblich in der Fremde als Weih-
bischof, nicht zuletzt als Ablasshändler für die „Confraternitas sancti spiritus de urbe“, die
sich zu dieser Zeit um von Türken gefangene Christen bemühte. Ab 1499 nominell Bi-
schof von Elphin, wurde er de facto in Edinburgh tätig, wo er 1529 starb. Das Beispiel
zeigt, wie leicht damals der Wechsel zum röm. Ritus möglich war und für geschickte Grie-
chen, sich vollständig in die abendländische Kirchenwelt zu integrieren.
ALw 57 / p. 208 / 7.11.
Hans Dernschwam’s Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien (1553/55).
Hg. von Franz Babinger. Ins Neuhochdt. übers. von Jörg Riecke. Berlin: Duncker u.
Humblot 2014. XXXVI, 300 S., Abb. ISBN 978-3-428-13768-8. – Die Lektüre his-
torischer Reiseberichte gehört zu leichteren Übungen oriental. Liturgiewissenschaft. Sie
entspannt und unterhält, beschert dann und wann fachlich nützliche Auskünfte, die sich
in Einzelfällen als wertvolle Unikate erweisen. Vorliegender Band wandelt unmittelbar in
den Spuren von Hans Dernschwam’s Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien
(1553/55) nach der Urschrift im Fugger-Archiv. Hg. u. erl. von Franz Babinger. Neudr.
der 1. Aufl. 1923 mit einem Nachwort von Roman Schnur. Berlin 1986. Mit diesem
Werk teilt die jetzige Veröffentlichung Babingers Vorwort und Einführung zu Dern-
schwams Leben und dessen Reisetagebuch aus dem 1923er-Druck (hier S. XV–XXXVII)
sowie Schnurs Nachwort von 1986 (287–290). Der frühneuhochdt. Originaltext ist durch
Rieckes Übertragung ins Neuhochdt. ersetzt. Babingers hilfreiche Erläuterungen fehlen ver-
tretungslos (S. XI: „eine kritische Sachkommentierung muß einer Neuedition vorbehalten
bleiben“), auch ein Register. Auf solche Weise tritt der Band in Konkurrenz zu Ein Fugger-
Kaufmann im Osmanischen Reich. Bericht von einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien
1553–1555 von Hans Derschwam. Hg. von Hans Hattenbauer – Uwe Bake. Frankfurt/
M. [u. a.] 2012 (mit umfangreicher Annotierung in 751 Fußnoten sowie einem von Patrick
Breternitz u. Werner Eck erstellten epigraphischen Anhang [ebd. 379–411]; kein Re-
gister). Der dezidiert, nicht selten grob antipäpstliche Hans Dernschwam (1494–1568),
eher bibelgläubiger Konziliarist denn entschiedener Protestant (81–83), begleitete als Pri-
vatmann die ab 1555 von Ogier Ghislain de Busbecq († 1592) geleitete kaiserliche Ge-
sandtschaft zum Sultan nach Konstantinopel und von dort, auf langem Weg, nach Amasya
im Pontischen Gebirge. Das Tagebuch, „eine mentalitätsgeschichtlich ungemein aufschluss-
reiche Quelle für den Kulturkontakt frühneuzeitlicher Reisender mit dem Osmanischen
ALw 57 / p. 209 / 7.11.
Reich“ (Regina Dauser, in: Sehepunkte 13. 2013, Nr. 6), belegt die humanistischen Inte-
ressen des Autors (Besitzer einer der größten Privatbibliotheken der Zeit, heute in der
ÖNB, Wien) und notiert eine schier endlose Fülle von Beobachtungen diversester Art,
vom Edlen, etwa dem Gebet des Sultans in der „Kirche Sancta Sophia“ (74) oder der
Konstantinssäule, angeblich mit den verborgenen Körben von Joh 6,13 (34), bis zum Nied-
rigsten (26: „sieben Abtritte nebeneinander“, mit Details anschließender Körperreinigung
[41.72f]). Muslim. und jüd. Bräuche und Riten interessieren Dernschwam ungemein mehr
als – zu unserer Enttäuschung – die der einheimischen Christen, deren Nöte ihm freilich
alles andere als gleichgültig bleiben. Er berichtet von der sog. Knabenlese, der Zwangs-
rekrutierung und -islamisierung christl. Jugendlicher (62f u. ö.), von der Hinrichtung eines
ungenannten griech. Neomartyrers, von Zwangskonversion und strenger Bestrafung von
Revertiten (71.75f.113 u. ö.). Bei seinem ungeplant langen, streng überwachten (124) Auf-
enthalt in Konstantinopel besucht er die 1453 zur Moschee umgewandelte Hagia Sophia
(53f: einst „schön und kunstvoll …, es ist nicht möglich, das mit Worten genauer zu be-
schreiben“; vgl. 146) und den damaligen Sitz des Ökumenischen Patriarchen (145f), bis
1587 im Kloster Panagia Pammakaristos, und zählt die Reliquien „in der kleinen Kirche des
Patriarchen“ („bey dem Patriarchen in dem kirchle“) auf, darunter den „Leib des Apostels
St. Andreas“ (s. o. 3.2.4.), worüber er spöttelt: „Es ist aber wohl zu bezweifeln, daß der
Heilige so lange bei den Türken aushalten konnte“ (146), über die er durch die Bank wenig
Gutes zu erzählen weiß. Er vermerkt die fast komplette Islamisierung stattlicher Kirchen-
gebäude und notiert für seine Zeit, man finde „in elenden Spelunken griechische Kapellen
und kleine Kirchen, bei denen sich wohl ein Priester, manchmal auch Mönche, ärmlich
durchschlagen wie Einsiedler“ (146). In Nikaia besucht er auf Hin- und Rückweg die Koi-
mesis-Kirche mit ihrer kleinen Gemeinde (162.243) und besichtigt in der Gegend von
Ankara und Amasya bescheidene Kirchen der Armenier (220: „Den Chor halten sie ver-
schlossen, nur wenn sie Messe feiern, sperren sie ihn auf“), auch ein ärmliches armen.
Kloster mit vier oder fünf Mönchen, „unter ihnen auch ein Abt“ (233; ebenso, kaum Zufall,
Hattenbauer – Bake 295; im Original aber „bischoff“). Derschwam lobt den Griechen-
patriarchen; denn er kümmere „sich, wie ich gehört und gesehen habe, treuer als alle rö-
mischen Bischöfe um seine griechische Kirche und müht sich, sie in ihrem christlichen
Glauben zu erhalten“ (81). Zufrieden meldet er, dass die Griechen die Eucharistie unter
beiden Gestalten empfangen, „wie ursprünglich die ganze Christenheit und wie es auch
außerhalb der griechischen Kirche noch bei vielen Völkern in Asien und Europa der Fall
ist“ (81; für die röm. Absonderung sei Thomas von Aquin verantwortlich). Anderseits
findet er es „kein Wunder, dass die Christenheit in den türkischen Ländern untergegangen
ist. Man erkennt das allein schon daran, wie die Griechen mit der Messe umgehen, und auch
sonst wenig von dem Wort Gottes wissen, denn man predigt dem einfachen Volk nicht und
erklärt ihnen auch das Wort Gottes nicht“ (146f). Hinsichtlich des Alters der Nachricht
bemerkenswert: Bei der Yedikule-Festung in Istanbul trifft Derschwam sog. Karamanen.
„Sie sind Christen und folgen dem griechischen Glauben. Ihre Messe halten sie auf Grie-
chisch, verstehen aber die griechische Sprache nicht. Ihre Sprache ist Türkisch“ (54; vgl. u.
3.2.8.2.).
Daniel Benga, David Chytraeus (1530–1600) als Erforscher und Wiederentdecker der
Ostkirchen. Seine Beziehungen zu orthodoxen Theologen, seine Erforschungen der Ostkirchen
und seine ostkirchlichen Kenntnisse. Diss. theol. Erlangen 2001. 318 S. URN: urn:nbn:de:
bvb:29-opus-865. – David Kochhafe (nach griech. χύτρα, „Kochtopf“, zu Chytraeus lati-
nisiert, † 1600 in Rostock) lieferte die erste Beschreibung des liturgischen Lebens der
byzantin. Kirche durch einen Reformator. Seine Informationen erlangte er auf Österreich-
ALw 57 / p. 210 / 7.11.
reisen und durch persönliche Korrespondenzen mit griech. Theologen. Er gilt als Vorläufer
der protestant. Ostkirchenkunde.
Enrico Morini, Vescovo ortodosso in terra latina. Profilo istituzionale di Gabriele Seviros
nell’intreccio di relazione tra Costantinopoli, Venezia e Roma, in: Gavriil Seviros, arcivescovo
di Filadelfia a Venezia, e la sua epoca. Atti della Giornata di studio dedicata alla memoria di
Manussos Manussacas (Venezia, 26 settembre 2003). Cur. Demetres G. Apostolopoulos.
Venezia 2004 (Ist. ellenico di studi bizantini e postbizantini di Venezia, Convegni 9) 21–
44. – Zu den liturgischen Schriften des Gabriel Severos (1577–1616) vgl. ALw 53,151.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 211
Anna Ballian, Argana on the Tigris and Vank on the Euphrates: Pontic Mining Expansion
and Church Silver from Argyroupolis-Gümüşhane, in: Θυμίαμα στὴ μνήμη τῆς Λασκα-
ρίνας Mπούρα. Επιμέλ. Λούση Μπρατζιωτη. Athena 1994, 15–22 Abb. II u. 7f. –
Gibt Einblick in das kirchliche Leben der Griechen und der chalcedonensischen (!) Arme-
nier (mit byzantin. Ritus in armen. Sprache) im Ostanatolien des 17./18. Jh. sowie deren
liturgiebezogenes Kunsthandwerk (Evangeliareinbände, kupfernes Taufbecken, Mitra des
Metropoliten Agathangelos von Amida [heute Diyarbakır]).
Lorenzo Lorusso, L’attività legislativa di Benedetto XIV a favore degli orientali: solo
latinizzazione?, in: Nicolaus 35. 2008, 105–155. – Eine Art Hagiographie in kanonisti-
schem Gewande. Tatsächlich stoppte der Lambertini-Papst die hemmungslose Latinisie-
rung der kath. Orientalen, förderte selbst aber deren schleichende, alles zu einem hohen
Preis: der Lehre von der praestantia ritus latini, verkündet in Benedikts Konstitution „Etsi
pastoralis“ (1742), unter anderem mit dem Ergebnis, dass Lateiner bei kath. (!) Orientalen
die Kommunion nicht empfangen durften und bei einer Mischehe der lat. Partner, gleich ob
Mann oder Frau, über die Rituszugehörigkeit der Kinder entschied (vgl. ALw 30,320).
Keine Hermeneutik der Kontinuität kann verbergen, dass das Vaticanum II hiermit einen
deutlichen Bruch vollzog. Seither gilt, wie Leonardo Card. Sandri, Präfekt der Kongregati-
on für die Ostkirchen, am 18. 4. 2013 unter Berufung auf OE 5 in Erinnerung rief: „Chie-
se orientali e Chiesa latina formano l’unica Chiesa cattolica e perciò sono uguali in dignità e
godono della parità di diritti e doveri“ (http://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollet-
tino/pubblico/2013/04/20/0237/00541.html; 5. 10. 2014).
Basilio Petrà, Il monte Athos e la vita religiosa greca della seconda metà del’700, in:
Unitas(R) 42. 1987, 7–41.
Enrico Morini, Il movimento dei „kollyvádhes“. Rilettura dei contesti più significativi in
ordine alle rinascita spirituale greco-ortodossa dei secoli XVIII–XIX, in: Amore del Bello. Studi
sulla Filocalia. Atti del „Simposio internazionale sulla Filocalia“, Pontificio Collegio greco,
Roma, novembre 1989. Magnano (VC) 1991, 135–177.
Patrick Viscuso, A Quest for Reform of the Orthodox Church. The 1923 Pan-Orthodox
Congress. An Analysis and Translation of its Acts and Decisions. Berkeley: InterOrthodox
Press 2006. LIX, 205 S. – Dokumentation der unter Patriarch Meletios IV. Metaxakis
(1921–1923, † 1935) in Konstantinopel gefeierten Quasi-Synode (ohne Beteiligung der
Patriarchate Antiochien, Jerusalem, Alexandrien und Moskau), nicht zuletzt Kalenderfra-
gen gewidmet, damit Anlass der heute innerhalb der Orthodoxie differierenden Kalender.
Engl. Übers. der Akten. Griech. Original: Πρακτικὰ καὶ ἀποφάσεις τοῦ ἐν Κωνσταν-
τινουπόλει πανορϑοδόξου συνεδρίου. 10 Μαΰου – 8 Ιουνίου 1923. Κωνσταντι-
νούπολις 1923. 224 S. (Nachdr. Athen 1982).
3.2.8.2. Karamanen
Robert Anhegger, Das Temaşa-l Dünya des Evangelinos Misailidis (1871/72) als Quel-
le zur karamanischen Sprach- und Kulturgeschichte, in: Türkische Sprachen und Literaturen.
Materialien der Ersten Deutschen Turkologen-Konferenz, Bamberg, 3.–6. Juli 1987. Hg.
von Ingeborg Baldauf. Wiesbaden 1991 (Veröff. der Societas Uralo-Altaica 29) 1–38;
Michael Knüppel, Die Türkisch-Orthodoxe Kirche. Ein Beitrag zur türkischen Religions-
politik. Göttingen: Pontus 1996. 189 S. (Materialia Turcica Beih. 9). ISBN 3-9805178-
0-2;
ders., Die Karamanen im Spiegel europäischer Reisebeschreibungen des XV.–XIX. Jahrhun-
derts, in: Materialia Turcica 18. 1997, 81–132;
ALw 57 / p. 213 / 7.11.
Evangelia Balta, Périodisation et typologie de la production des livres karamanli, in: Revue
des Mondes Musulmans et de la Méditerranée 87/88. 1999, 251–275;
dies., Beyond the language frontier. Studies on the Karamanlis and the Karamanlidika prin-
ting. Istanbul: Isis Press 2010. 108 S. (Analecta Isisiana 110). ISBN 978-975-428-400-3;
Cries and Whispers in Karamanlidika Books. Proceedings of the First International Confe-
rence on Karamanlidika Studies (Nicosia, 11th–13th September 2008). Ed. by Evangelia
Balta – Matthias Kappler. Wiesbaden: Harrassowitz 2010. 292 S. ISBN 978-3-447-
06185-8.
Türkischsprachige Bücher in griech. Schrift, genannt karamanlidika, bilden eine anschau-
liche Antwort auf die seit dem 16. Jh. zunehmende, schließlich vollkommene Turkisation
des Alltagslebens breiter rûm(„griechisch-“)-orthod. Bevölkerungsteile, die Priesterschaft
nicht ausgeschlossen, im osman. Anatolien (Kleinasien), vorweg in Kappadokien (Yozgat
– Niǧde – Kayseri – Konya), mit migrationsbedingten größeren Karamanen-Niederlassun-
gen in Konstantinopel/İstanbul und anderen städtischen Zentren. Damit entstand eine ganz
ähnliche Situation, wie sie im „lateinischen“ Europa, etwa im deutschsprachigen oder west-
slav. Raum, schon länger gegeben war: Zwischen der Sprache des Kirchenvolkes und jener
der Liturgie tat sich ein breiter Graben auf. Von 1718 bis 1935 (noch nach erlittenem
„Exodos“), schwergewichtig Ende 19./Anfang 20. Jh., nach „Entdeckung“ der turkophonen
Orthodoxen Kleinasiens durch westliche Bibelgesellschaften und nationalgriechisch gesinn-
te Kreise Konstantinopels und Athens, erschienen ca. 600 karamanische Titel, häufig
Mehrfachauflagen, vielfach verlegt von Ausländern und Armeniern, als Antwort darauf
manches auch vom Ökumenischen Patriarchat. Religiöse Literatur, gewöhnlich Überset-
zungen, steht im Vordergrund: Psalterien, katechetische, erbauliche und Wallfahrtsliteratur,
aber auch Sachbücher, türk. Volksbücher, Romane (u. a. „Robinson Krusos“) und Zeitun-
gen, darunter 1851–1922 das von Evangelinos Misailidis (1820–1890) gegründete Jour-
nal „Anatoli“. Die von Evangelia Balta angeführten „livres liturgiques“ sind solches nicht im
engeren Sinn, sondern Bibel- und Psaltertexte, auch ein Gebetbuch (16 Auflagen 1836–
1921) zum Privatgebrauch, wenngleich nicht ohne Verbindung zu kirchlicher Liturgie, wie
das in Baltas Introduction zu den Kongressakten geschilderte Verhalten ihrer Großmutter
Lisafet belegt: Beim Klang der Vesperglocke schlug sie, inzwischen mit etwa 60.000 Kara-
manli nach Griechenland zwangsumgesiedelt, ihr zerlesenes Ιπαδετναμέ (İbadetname,
Προσευχητάριον) zum Gebet auf, bekreuzigte sich und küsste es, bevor sie es zum
nächsten Gebrauch zurücklegte. Auch Ikonenbeischriften in türk. Sprache in ihren Kirchen
belegen die innere Beheimatung der anadolu rumları („anatolische Rhomäer“) in der Turko-
phonie. Der Druck von karamanlidika konnte die letztgültige Antwort darauf nicht geben.
R. Anhegger (1911–2001) erinnert an die Demonstration turkophoner Gläubigen 1870
in İstanbul, die „lauthals Gottesdienst in türkischer Sprache und die Entsendung eines
türkischsprechenden Metropoliten nach Kayseri verlangten“ (21). Ausgerechnet der neue
Metropolit, Efstathios Kleovoulos († 1876), offenbarte in seiner Amtsführung in Kappa-
dokien ab 1871 die bevorzugte Antwort herrschender Kreise: Gräzisierung. Die „ungebil-
deten“ christl. Anatolier, denen Athen und das Pantheon herzlich gleichgültig waren, sollten
„die nationale Sprache ihrer Ahnen“ lernen und sich als Glieder einer auch kulturell betont
„griechischen Kirche“ begreifen. Der gleichzeitigen Forderung bulgarisch sprechender An-
gehöriger des Osmanenreiches nach Bischöfen und Pontifikalgottesdiensten der eigenen
Sprache wird von der griech. Patriarchie der Vorwurf des Phyletismos (Stammesdünkel,
religiös verbrämter Nationalismus, 1872 synodal als Häresie verurteilt) entgegengestellt,
nicht aber erkannt, dass sich die „kulturelle Reinigung“ innerhalb der osman. „griechischen“
Orthodoxie in ganz ähnlichem Fahrwasser bewegt. Führt die eine Bewegung zum „Bulgar.
Schisma“ (1945 beendet), so trägt die andere zur „ethnischen Säuberung“ Kleinasiens bei.
ALw 57 / p. 214 / 7.11.
Peter Hatlie, The monks and monasteries of Constantinople, ca. 350–850. Cambridge
[u. a.]: Cambridge Univ. Press 2007 [Nachdr. 2011]. XVI, 549 S. ISBN 978-0-521-
20889-5.
Rosa Benoit-Meggenis, L’empereur et le moine. Recherches sur les relations entre le pou-
voir impérial et les monastères à Byzance, du IXe siècle à 1204. Diss. (masch.) Univ. Lyon-2
2010. 653 S. Im Netz: http://theses.univ-lyon2.fr/documents/lyon2/2010/benoit-megge-
nis_r#p=0&a=top.
Ekaterini Mitsiou, Late Byzantine Female Monasticism from the point of view of the
Register of the Patriarchate of Constantinople, in: The Register of the Patriarchate of Constan-
tinople. An Essential Source to the History and Church of Late Byzantium. Ed. by Christian
Gastgeber [u. a.]. Wien 2013 (DÖAW.PH 457) 161–173. – Im Wiener Patriarchats-
register (14. Jh.; vgl. 3.2.7.4.1.) findet sich nichts „about the liturgical life inside the nun-
neries“ (171).
3.2.9.1. Akoimeten
Les moines acémètes. Vies des saints Alexandre, Marcel et Jean Calbite. Présentation, trad.
et notes par Jean-Marie Baguenard. Bégrolles-en-Mauges: Abbaye de Bellefontaine 1988.
260 S. (SpOr 47). ISBN 978-2-85589-047-0. – Eine in ihrer Weise singuläre Vorstel-
lung des frühen Konstantinopler Mönchtums mit drei eingelegten Biographien führender
„Schlafloser“ (wegen der von ihnen gepflegten laus perennis). In franz. Übersetzung gebo-
ten werden die spätantiken Viten, erstens des Alexander Akoimetos († um 430), des ange-
feindeten Gründers der ersten hauptstadtnahen Akoimeten-Niederlassungen (engl. Übers.:
Daniel Caner, Wandering, Begging Monks. Berkeley 2002, 249–280), zweitens des Mar-
kellos aus Apameia († vor 484), zweiten Abts der Μονὴ τῶν Ἁκοιμήτων in Eirenaion am
anatolischen Bosporos-Ufer, unter dem 463 das Tochterkloster Stoudiou, spätere Namens-
geberin der (monastisch andersartigen) Studiten, entstand, sowie drittens des Johannes
Kalybites, dessen Grabkapelle nahe des Odunkapısı genannten Tores der Mauer am Gol-
denen Horn sich vom Metochion zum Hauptkloster intra muros entwickelt zu haben
ALw 57 / p. 215 / 7.11.
scheint. Eingefügt ist eine Darstellung von Abstammung und erster Entwicklung des für
die Akoimeten typischen bei Tag und Nacht ununterbrochenen Gotteslobs, getragen von
einzelnen Gruppen, anfangs verschiedener Sprache, später nur Griechen (Baguenard
43f.59–64.138 u. ö.). Das akoimetische Mönchtum hatte länger Bestand als gewöhnlich
vermutet (ebd. 238–240; besser belegt bei Raymond Janin, Les églises et les monastères des
grands centres byzantins. Paris 1975, 13–15). Im J. 1187 erwähnt Kaiser Isaak II. Angelos
Immobilien des Akoimetenklosters bei venezianischen Besitzungen in Konstantinopel
(Karl Eduard Zachariae von Lingenthal, Ius graeco-romanum 3. Lipsiae 1857, 527).
Der ca. 1200 verfasste Reisebericht des späteren Erzbischofs Antonij von Novgorod no-
tiert die spezielle Form ihres anscheinend nur von älteren Mönchen gefeierten Gotteslobes
(„Mme B.“ [d. i. Sofiya] de Khitrowo, Itinéraires russes en Orient. 1,1. Genève 1889, 97).
Letzter namentlich bekannter Abt des Konstantinopler Akoimetenklosters ist der 1216 für
wenige Monate als Ökumenischer Patriarch in Nikaia amtierende Maximos II., zuvor mit
weitreichenden Vollmachten ausgestatteter Beichtvater des Kaisers Theodoros I. Laskaris
(Nikephoros Xanthopoulos, Patriarchenliste, in: PG 147,465B; Nicolas Oikonomides,
Cinq actes inédits du patriarche Michel Autôreinos, in: RÉByz 25. 1967, 113–145, bes.
129f). Für Fortdauer akoimetischer Gottesdienstpraxis bis ins 12./13. Jh. tritt ein: Ioan-
nes M. Phountoules, Ἡ εἰκοσιτετράωρος ἀκοίμητος δοξολογία. Athen 1963; li-
turgische Texte: ders., Εἰκοσιτετράωρον ὡρολόγιον. Thessalonike 1977 (Κείμενα
λειτουργικῆς 16); franz.: Horologe des Veilleurs. Les 24 heures des Acémètes. Trad. Denis
Guillaume. Roma: Diaconie Apostolique 1990.
3.2.9.2. Studiten
Julien Leroy, Études sur le monachisme byzantin. Textes rassemblés et présentés par
Olivier Delouis. Bégrolles-en-Mauges: Abbaye de Bellefontaine 2007. 477 S. (SpOr 85).
ISBN 2-85589-385-3. – Wiederveröffentlichung von 17 gehaltvollen Aufsätzen des Be-
nediktiners (1916–1987) von En Calcat mit Notice biographique (11–16) und Bibliogra-
phie (17–22) seiner Schriften. Ganz überwiegend behandeln sie Theodoros Stoudites (vgl.
oben 3.2.5.2.4.), die Studiten und Athanasios Athonites († 1000), der das Koinobitentum
auf dem Athos begründete. Bequem sind damit greifbar: La réforme studite (155–192,
zuerst: OCA 153. Roma 1958, 181–214); L’inf luence de saint Basile sur la réforme studite
d’après les Catéchèses (403–418, zuerst: Irénikon 52. 1979, 491–506); Le cursus canonique
chez saint Théodore Studite (81–99, zuerst: EL 68. 1954, 5–199; La vie quotidienne du
moine studite (47–79, zuerst: Irénikon 27. 1954, 21–50); La conversion de saint Athanase
l’Athonite à l’idéal cénobitique et l’inf luence studite (247–270, zuerst: Le millénaire du Mont
Athos. 1. Chevetogne 1963, 101–120). Hauptquelle zur Liturgie in Stoudiou ist die bald
nach Theodoros’ Tod abgefasste Hypotyposis (zu dieser und ihren bekannten Redaktionen
vgl. Leroy, Études 185). Dem Herausgeber O. Delouis sind die nützlichen Indices codi-
cum und nominum zu verdanken (den „Veronensis Bibl. Capitul. 132“ [188 Anm. 230;
452] führt Arnesano, Gli Epitimia [s. u. 3.4.2.2.] als Veron. 133 an).
Julien Leroy † – Olivier Delouis, Quelques inédits attribués à Antoine III Stoudite, in:
RÉByz 62. 2004, 5–81. – Vier erstmals edierte und übersetzte Katechesen eines Oberen
ALw 57 / p. 216 / 7.11.
von Stoudiou, der sich, unter weiterer Aufhellung seiner Biographie, als der spätere Patri-
arch Antonios III. Stoudites (973–978, † 980) identifizieren lässt. Der Abt beklagt
schwere Mängel des klösterlichen Lebens, hinsichtlich des Gottesdienstes verbreiteten Ab-
sentismus bei Tagzeitenliturgie und Eucharistie, hochmütige Missachtung der Rangord-
nung in der Kirche, vorzeitiges Verlassen der Feiern, aber auch Vernachlässigung der täg-
lichen Beichte (ἐξαγόρευσις), der mitbrüderlichen Begrüßung (τῆς κοινῆς μετανοίας),
des Abschiedzeremoniells für Sterbende (τὸν τελευταῖον ἀσπασμόν), des Geleits zum
und der Gebete am Grab. Patriarch Antonios III. zugeschrieben wird die rubrizistische
Regelung des in Fastenzeit oder Große Woche einfallenden Festes Verkündigung des
Herrn (24 mit Anm. 101).
Dirk Krausmüller, The Vitae B, C and A of Theodore the Stoudite: their Interrelation,
Dates, Authors and Significance for the History of the Stoudios Monastery in the Tenth Cen-
tury, in: AB 131. 2013, 280–298.
Thomas Pott, Réforme monastique et évolution liturgique. La réforme stoudite, in: Cross-
road of Cultures (Fs. Gabriele Winkler). Ed. by Hans-Jürgen Feulner [u. a.]. Roma 2000
(OCA 260) 557–589;
ders., La réforme liturgique byzantine. Étude du phénomène de l’évolution non spontanée de
la liturgie byzantine, in: Irénikon 72. 1999, 142–157;
ders., La réforme liturgique byzantine. Étude du phénomène de l’évolution non spontanée de
la liturgie byzantine. Roma: CLV – Ed. Liturgiche 2000 (BEL.S 104). ISBN 88-86655-
60-X;
ders., Byzantine Liturgical Reform: A Study of Liturgical Change in the Byzantine Tradi-
tion. Transl. by Paul Meyendorff. Crestwood, NY: St. Vladimir’s Seminary Press 2010.
293 S. (Orthodox Liturgy Series 2). ISBN 978-0-88141-343-4;
ders., Inf lussi orientali sulla liturgia di Costantinopoli: il caso della riforma liturgica studita,
in: Liturgie e culture tra l’età di Gregorio Magno e il pontificato di Leone III. Aspetti rituali,
ecclesiologici e istituzionali. Cur. Renata Salvarani. Roma 2011 (MSIL 64) 57–68.
Georgios Andreou, New Evidences Relating to the Studite Rite, in: BBGG 3. Ser. 5.
2008, 27–40. – Gestützt auf die Apostellektionare Paris. gr. 382 (10. Jh.) und Marc. gr. II
115 (coll. 1058) (11./12. Jh.) verficht der Vf. seine These, dass „in order to define the
historical context and to understand the Studite liturgical tradition, we must rather study
lectionaries than the so called Studite Typika“ (27).
ALw 57 / p. 217 / 7.11.
3.2.9.3. Euergetidos
Barbara Crostini Lappin, Structure and dating of codex Atheniensis Graecus 788.
Typikon of the monastery of the Theotokos Evergetis (founded in 1049), in: Scriptorium 52.
1998, 330–349 mit 5 Abb. – Aus dem einiges vor den Mauern Konstantinopels gelegenen
Koinobion der wohltätigen Gottesgebärerin (Θεοτόκου τῆς Εὐεργετίδος, nicht zu ver-
wechseln mit dem innerstädtischen Kloster Χριστοῦ τοῦ Εὐεργέτου), gegründet im
11. Jh., haben sich zwar keine seine genaue Lage bestimmenden baulichen Reste erhalten,
doch eine bedeutende Reihe dort beheimateter Werke: Hypotyposis (Stiftertypikon), Syn-
axarion (liturgisches Typikon), Katechetikon (Homiliar) und Synagoge („Εὐεργετινός“,
spirituelles Florilegium). Der hier beschriebene Cod. Athen. EBE 788 tradiert die beiden
Typika.
lich des Mamas-Klosters kaum mehr als die Katechesen Symeons des Neuen Theologen zur
Verfügung stehen. John Philip Thomas legt Documentary evidence from the Byzantine mo-
nastic typika for the history of the Evergetine Reform Movement (246–273) vor. Robert
Jordan (215–245) berichtet über die „Kinder und Enkel“ von Euergetidos, nämlich Über-
nahmen seiner Typika durch andere Klöster. Zwei liturgiewissenschaftliche Beiträge wen-
den sich an ein fachlich nicht beschlagenes Auditorium: Robert Taft, The Synaxarion of
Evergetis in the history of Byzantine liturgy (274–293), bietet eine Art Schnelldurchgang
durch The Byzantine Rite. A Short History. Collegeville 1992 (s. oben 3.2.1.). John Klen-
tos unterrichtet über The typology of the typikon as liturgical document (294–305). Unter
den Beiträge zum „Εὐεργετινός“ interessiert hier näher Kallistos Ware, Prayer and the
sacraments in the Synagoge (325–347).
Work and Worship at the Theotokos Evergetis 1050–1200. Ed. by Margaret Mullet
and Anthony Kirby. Belfast: Belfast Byzantine Enterprises 1997. XXI. 484 S. (BBTT
6,2). ISBN 0-85389-712-3. – Akten des 4. Belfast Byzantine Colloquium, 14.–17. Sept.
1995. Einige Beiträge sind im ALw herauszustellen: John Klentos, The Synaxarion of
Evergetis: algebra, geology and Byzantine monasticism (329–355), weiter ausgeführt durch
John E. Klentos, Byzantine Liturgy in Twelfth-Century Constantinople. An Analysis of the
Synaxarion of the Monastery of the Theotokos Evergetis (codex Athens Ethnike Bibliotheke
788). Thesis (Ph.D.), University of Notre Dame 1995. VII, 313 S.; Jørgen Raasted †,
The Evergetis Synaxarion as a chant source: what and how did they sing in a Greek monastery
around AD 1050? (356–366); Gregory Myers, Slavonic witnesses to Evergetine liturgy
and music: the order of the Washing of Feet on Great and Holy Thursday (367–385); dazu
auch ders., The Music and the Ritual of the Holy Thursday Pedilavium in Late Russian
Liturgical Practice. Byzantine and Slavonic Antecedents, in: OCP 68. 2002, 389–433.
The Synaxarion of the Monastery of the Theotokos Evergetis. Text and transl. by Robert H.
Jordan. Belfast: Belfast Byzantine Enterprises (BBTT 6,5–6);
September – February. 2000. 583 S. ISBN 085-389-785-9;
March to August. The Movable Cycle. 2005. 768 S. ISBN 085-389-786-7;
Indexes for The Synaxarion of the Monastery of the Theotokos Evergetis. Compiled by
Robert H. Jordan. Belfast: Belfast Byzantine Enterprises 2007. 308 S. (BBTT 6,7).
ISBN 085-389-787-5.
Die Neuausgabe des liturgischen Typikons von Euergetidos ersetzt seine Editio princeps
DmitrievskijOLR 1,256–614.
Barbara Crostini Lappin, The Katechetikon of Paul, Founder of the Monastery of the
Theotokos Evergetis, in Relation to the Foundational Documents, in: OCP 64. 1998, 123–
141;
dies., Liturgical Form and Content in an Eleventh-Century Byzantine Homiliary: The
Evergetis Katechetikon, in: Acts of the International Congress Comparative Liturgy Fifty Years
after Anton Baumstark (1872–1948), Rome, 25–29 September 1998. Ed. by Robert F.
Taft – Gabriele Winkler. Roma 2001 (OCA 265) 705–737;
Barbara Crostini, Le fonti dell’omeliario liturgico di Paolo Evergetino († 1054): sintesi di
spiritualità per un monachesimo rinnovato, in: SicGym N.S. 57. 2004, 179–199.
Paroles et exemples des anciens: recueil ascétique de Paul surnommé Evergetinos. Trad. par
Nicolas Molinier. 1–4. Saint-Laurent-en-Royans: Monastère Saint-Antoine-le-Grand
2009–2010. 1: 432 S.; 2: 367 S; 3: 380 S.; 4: 416 S. ISBN 978-2-9527598-4-7, -5-
4, -6-1, -7-8.
3.2.9.4. Prodromos-Petra
Gianluca Turco, La diatheke del fondatore del monastero di S. Giovanni Prodromo in
Petra e l’Ambr. E 9 sup., in: Aevum 75. 2001, 327–380, 1 Taf.;
Élisabeth Malamut, Le monastère Saint-Jean-Prodrome de Pétra de Constantinople, in:
Le sacré et son inscription dans l’espace a Byzance et en Occident. Études comparées. Sous la dir.
de Michel Kaplan. Paris 2001 (Byzantina Sorbonensia 18) 219–233;
Giuseppe De Gregorio, Una lista di commemorazioni di defunti dalla Costantinopoli
della prima età paleologa. Note storiche e prosopografiche sul Vat. Ross. 169, in: RSBN N.S. 38.
2001, 103–194, 4 Taf.;
Neslihan Asutay-Effenberger, Das Kloster des Ioannes Prodromos τής Пέτρας in
Konstantinopel und seine Beziehung zur Odalar und Kasim Ağa Camii, in: Millennium-Jb.
6. 2008, 299–326;
ALw 57 / p. 220 / 7.11.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 221
mit Anna von Ungarn, Andronikos’ erster Ehefrau († 1281). Gleich dessen Vater, Michael
VIII., verfiel Anna, weil 1281 vor Widerruf der Union von Lyon verstorben, unter dem
Druck Patriarch Gregors II. 1283 amtlicher damnatio memoriae durch Nichterwähnung im
jährlich am Sonntag der Orthodoxie proklamierten Synodikon (Pachymeres, Historia 8,5
[CFHB 24,3,139]). Vorliegender Eintrag würde mithin besagen, dass Andronikos II. ihrer
später – gleich seiner zweiten Gattin Eirene/Yolande von Montferrat († 1317; Eintrag
Nr. 176) – immerhin in minder öffentlicher Form gottesdienstlich gedenken ließ. Ähnlich
verbannte er seinen Vater Michael VIII. zwar aus dem Synodikon der Orthodoxie, gewährte
ihm aber alle Ehrenbezeugungen bei seiner Beglaubigung des thessalischen Chartulars
Taurin. gr. 237 Pasini (B.VI.1 [b VI.17]): Giuseppe De Gregorio, Epigrammi e documenti,
in: Sylloge Diplomatico-Palaeographica. 1. Hg. von Christian Gastgeber – Otto Kresten.
Wien 2010 (DÖAW.PH 392) 9–134, hier 84–93 u. Taf. 2, Abb. 1. – Mit einer langen
kloster- und bibliotheksgeschichtlichen Einleitung (108–118) präsentiert A. Cataldi Palau
den November- und den Februarband einer ehedem vollständigen Menäenedition aus dem
reichen Buchbesitz des Konvents: Paris. gr. 1570 (v. J. 1127; Kopist: Theoktistos 2 [wie
November-Menaion Venet. Marc. gr. Z. 584]) und Mosqu. Synod. gr. 153 (2. Viertel
12. Jh.; Kopist Arsenios [Spastrikos]?). Ihren, allerdings bescheideneren, Dekor rückt die
Paläographin in die Nähe der hochluxuriösen Kokkinobaphos-Handschriften (zu diesen
vgl. Kallirroe Linardou, The Kokkinobaphos manuscripts revisited: the internal evidence of
the books, in: Scriptorium 61,2. 2007, 384–407). Über gottesdienstliche Inhalte erfährt
man, wie bei Abhandlungen dieser Art leider üblich, nichts Genaueres. In unerwartetem
Zusammenhang, bei Brigitte Mondrain, Jean Argyropoulos professeur à Constantinople et
ses auditeurs médecins, d’Andronic Eparque à Démétrios Angelos, in: Πολύπλευρος νοῦς (Fs.
Peter Schreiner). Leipzig 2000, 223–250, bes. 239f, lernt man eine liturgische Papier-
handschrift aus Prodromos-Petra kennen, deren Datierung aufmerken läßt: Ohrid, Naroden
Muzej, cod. 24 (45 Mošin), Triodion (Rest) und Pentekostarion, geschrieben im Xenon
des Krals (ἐν τῶ ξενῶνι τοῦ κράλη) vom Diakon und Arzt Demetrios Angelos († 1476/
79) i. J. 1447, wenige Ostern vor der Eroberung Konstantinopels 1453 (für ein Triodion-
Pentekostarion von 1451/52 vgl. ALw 53,212). Über einen Slaven namens Ratko gelangte
das Buch 1465 in den Besitz des Erzbischofs Dorotheos von Achrida (Ohrid).
3.2.9.5. Pantokrator
The Pantokrator Monastery in Constantinople. Ed. by Sofia Kotzabassi. Berlin [u. a.]: de
Gruyter 2013. X, 264 S., 4 Taf. (ByA 27). ISBN 978-1-61451-599-9. – Beiträge zur
Geschichte und Vorgeschichte (1–32) der vom Kaiserpaar Johannes II. Komnenos (1118–
1143) und Eirene (Piroska von Ungarn; † 1134) gegründeten Großanlage, „the most am-
bitious imperial foundation – architectonically and ideologically – outside the Great Palace
and the old center of Constantinople after the time of the emperor Justinian“ (3), sowie im
2. Teil eine reiche Sammlung zugehöriger Texte, wobei in vorliegendem Band das erhaltene
Stiftertypikon mit detaillierten liturgischen Angaben (bes. Z. 45–291.728–903.1007–
1034) nur nach Bedarf angeführt oder in Auszügen wiedergegeben ist (Paul Gautier, Le
Typikon du Christ Sauveur Pantocrator, in: RÉByz 32. 1974, 1–147; BMFD Nr. 28
[2,725–781]). Der Liturgiewissenschaftler kommt jedoch nicht umhin, die Quelle direkt
und unverkürzt zu studieren, um ihren Reichtum auszuschöpfen. Gründung und Entwick-
lung des komnenischen Gebäudekomplexes bis zu dessen Islamisierung noch im 15. Jh.
(heute: Molla Zeyrek Camii) behandeln Paul Magdalino, The Foundation of the Pantokra-
tor Monastery in its Urban Setting (33–55), und Sofia Kotzabassi, The Monastery of
ALw 57 / p. 222 / 7.11.
Pantokrator between 1204 and 1453 (57–69). Außer Krankenhaus und Altersheim wur-
den drei Kultbauten errichtet: die Pantokratorkirche, das Katholikon (Südkirche) eines
Klosters mit 80 Mönchen, davon 30 dienenden Brüdern (im 15. Jh. zählte man nur noch
sechs Mönche); die der Theotokos Eleousa gewidmete (Nord-)Kirche einer Art Säkularka-
nonikerstift mit 50 Bediensteten, darunter acht Priestern und zehn Diakonen, und, zwi-
schen den beiden genannten und mit ihnen verbunden, die Michaelskapelle als „Heroon“
der dort zu bestattenden Mitglieder des Kaiserhauses, zuletzt 1448 Kaiser Johannes VIII.
Palaiologos und 1450 Helena Dragaš, Gattin Kaiser Manuels II. Das Kloster, „an imperial
monastery in the fullest possible sense“ (41) mit Wohnräumen für lebende und liturgi-
schem Memorialprogramm für verstorbene Angehörige der Kaiserfamilie, ist in seiner Ord-
nung beeinflusst vom Reformmönchtum des 11. Jh. (Selbstverwaltung, strikt koinobi-
tisch), doch nicht vom Euergetidos-Kloster (39). Die Kleriker der Theotokoskirche sollten
nach dem Vorbild der Großen Palastkirche das hagiopolitische Offizium pflegen, also pa-
lästin. Ordnung befolgen (43). Eine systematische Darstellung des gottesdienstlichen Le-
bens in den drei Kultstätten der Anlage enthält der Band nicht. Mit festlichen Feiern befasst
sich Sofia Kotzabassi, Feasts at the Monastery of Pantokrator (153–189). Das Typikon
erwähnt in der Hauptsache mit Angaben zur Beleuchtung: Metamorphosis (Verklärung
Christi), gefeiert im Katholikon (wie Ostern), Mariens Entschlafung (wie Verkündigung)
in der Theotokoskirche (mit Agrypnia durch Mönche und Kleriker im Heroon, dann und
bei der anschließenden Göttlichen Liturgie in Anwesenheit der vom Hodegôn-Kloster
hierher transferierten Ikone der Hodegetria [unter den Venezianern beständig in Pantokra-
tor verwahrt]). Ferner wurden betont gefeiert die beiden Kirchweihfeste des Katholikons
und der Theotokoskirche, der Gedenktag der Gründerin Eirene Komnene († 1134) und
die Jahrestage der Ankunft der Demetrios-Ikone aus Thessalonike (1149) sowie der Re-
liquien von Floros und Lauros. Von höchstem Rang im Reliquienbestand waren die Kana-
Krüge (gottesdienstlich gebraucht für das Epiphaniewasser; 84) und der rotmarmorne
Salbungsstein des gekreuzigten Christus, 1169 aus Ephesus übertragen durch Kaiser Ma-
nuel I. Komnenos. Eine Editio correctior der für diesen Anlass und sein Jahrgedächtnis
komponierten Akolouthie legt Theodora Antonopoulou, George Skylitzes’ Office on the
Translation of the Holy Stone: A Study and Critical Edition (109–141, Taf. 1), vor. Für
weitere Feste haben sich die an ihnen jährlich im Gottesdienst vorgetragenen hagiographi-
schen Synaxaria erhalten. Hier neu ediert sind die Texte für den Gedenktag der Eirene
(griech.: Kotzabassi, Feasts 60–175; engl.: Magdalino, The Foundation 53–55) und
der Demetrios-Ikone (Kotzabassi, Feasts 175–189) sowie das 1134–1143 von einem
Anonymus gedichtete Synaxarion zum Jahrtag der Kirchweihe des Katholikons (Ioannis
Vassis, Das Pantokratorkloster von Konstantinopel in der byzantinischen Dichtung [203–
250, hier 203–220]; engl. Übers.: Magdalino, The Foundation 49–52; dt.: Wolfram
Hörandner, Zur Beschreibung von Kunstwerken in der byzantinischen Dichtung – am Bei-
spiel des Gedichts auf das Pantokratorkloster in Konstantinopel, in: Die poetische Ekphrasis von
Kunstwerken. Eine literarische Tradition der Großdichtung in Antike, Mittelalter und früher
Neuzeit. Hg. von Christine Ratkowitsch. Wien 2006 [SÖAW.PH 735] 203–220, bes.
208–217).
3.2.9.6. Athos
Robert F. Taft, Mount Athos: A Late Chapter in the History of the Byzantine Rite, in:
DOP 42. 1988, 179–194;
ders., Berg Athos: ein neues Kapitel in der Geschichte des Byzantinischen Ritus, in: Hagio-
ritikon. Gemeinschaft der Freunde des Agion Oros 1. 1993, 14–67.
„Hagiorite liturgy is not an overworked field“ (179), daher und wegen seiner heraus-
ragenden Qualität besitzt dieser Beitrag besonderen Wert. Vgl. auch schon Ene Branişte,
Rolul Athosului în istoria Cultului Ortodox, in: Ortodoxia 5. 1953, 220–237, dort auch
Postbyzantinisches. Die Zeitschrift der dt. Übersetzung (mit den originalsprachigen An-
merkungen) ist über den „Karlsruher Virtuellen Katalog“ und die Zeitschriftendatenbank
nicht zu ermitteln.
Mount Athos and Byzantine Monasticism: Papers From the Twenty-Eighth Spring Sympo-
sium of Byzantine Studies, Birmingham, March 1994. Ed. by Anthony Bryer – Mary
Cunningham. Aldershot: Variorum 1996. 352 S., Abb. (Society for the Promotion of
Byzantine Studies 4). ISBN 978-0-7044-0748-0. – Thematisch breit aufgestellt. Dirk
Krausmüller, The Athonite monastic tradition during the eleventh and early twelfth centuries
(57–65), betrachtet insbesondere die Entwicklung der Fastendisziplin von der Hypotyposis
des Athanasios Athonites über die Eidesis des Johannes Tarchnaniotes bis zum Fastenge-
dicht des Patriarchen Nikolaos III. Grammatikos. Aus der Grundregel „either feast or fast“
entwickelt sich eine Hierarchie von Festen mit stufenweiser Beschränkung der erlaubten
Speisen von Käse und Eiern zu Fisch und dann Öl. Ferner hier zu erwähnen Robert W.
Allison, The libraries of Mt Athos: the case of Philotheou (135–154; vgl. ders., Method for
Full Description of Akolouthies. e-Veröff.: http://abacus.bates.edu/~rallison/AkolMethod.
html [05. 11. 2015]), und Alexander Lingas, Hesychasm and psalmody im 14. Jh. (155–
168).
Το Ἁγιον Ὀρος στον 15ο και 16ο αιώνα. ΣΤ῾ Διεϑνές Επιστημονικό Συνέ-
δριο. Πρακτικά συνεδρίου, Θεσσαλονίκη 25–27 Νοεμβρίου 2011. Hg. von Niko-
laos G. Tutos. Thessalonike: Agioreitike Hestia 2012. 607 S. ISBN 978-960-98312-5-
3.
Simonopetra – Mount Athos. Ed. by Stelios Papadopoulos. Athen: The Hellenic Indus-
trial Development Bank (ETBA) 1991. 395 S., 286 Abb. ISBN 960-244-018-X. – Exakt
100 Jahre nach dem verheerenden Brand, der Handschriften und Drucke vernichtete (Aus-
nahme Evangeliar v. J. 1629 aus dem Skriptorium des Lukas von Buzău; vgl. ALw
53,260f), erscheint dieser verschwenderisch ausgestattete Bildband zu Geschichte und
Gegenwart des Klosters, seinen Bauten und Schätzen (Geräte, Paramente, Ikonen).
Ritualbuch des Heiligen Berges. Athos-Typikon. Bodenwerder: Verl. des Klosters Buch-
hagen 2005. 252 S., zahlr. Abb. ISBN 3-926236-12-4.
ALw 57 / p. 224 / 7.11.
Vera von Falkenhausen, Gregor von Burtscheid und das griechische Mönchtum in Ka-
labrien, in: RQ 93. 1998, 215–250. – Zum ostkirchlichen Hintergrund des griech. Grün-
derabts († 999) der Benediktinerabtei Burtscheid (Aachen).
3.2.10.1.1. Süditalien
Gaia Zaccagni, Il Bios di san Bartolemeo da Simeri (BHG 235), in: RSBN N.S. 33.
1996, 191–274;
Stefano Caruso, Il santo, il re, la curia, l’impero, sul processo per eresia contro Bartolomeo
da Simeri (XI–XII sec.), in: Bizantinistica 2. Ser. 1. 1999, 51–72.305–349;
Gaia Zaccagni, Considerazioni sulla paternitá del Bios di san Bartolomeo da Simeri, in:
Liturgia e agiografia tra Roma e Costantinopoli. Atti del I e II seminario di studio, Roma,
Grottaferrata 2000–2001. Cur. Krassmir Stantchev – Stefano Parenti. Grottaferrata
2007, 33–44.
Zu Leben und Vita des Bartholomaios von Simeri († 1130). Er erneuerte das Kloster
S. Maria Hodegetria (Νέα Ὁδηγήτρια, Patìr, Patirion) bei Rossano. Auf Wunsch
Rogers II. bereitete er ab 1121/22 die Gründung des Erlöser-Klosters (Santissimo Sal-
vatore del Faro) zu Messina vor, die unter seinem Schüler und Nachfolger Lukas zum
Abschluss gebracht wurde. Beiden Klöstern fällt in der byzantin. Liturgiegeschichte Süd-
italiens eine prägende Stellung zu.
Oronzo Mazzotta, Monaci e libri nel Salento medievale. Novoli (Lecce): Bibl. Minima
1989. XVI, 126 S., zahlr. Abb., 2 Kt. (Scriptorivm 2). ISBN 978-88-85204-07-2;
Daniele Arnesano, Il repertorio dei codici greci salentini di Oronzo Mazzotta. Aggior-
namenti e integrazioni, in: Tracce di storia (Fs. Oronzo Mazzotta). Cur. Mario Spedicato.
Galatina 2005 (Quaderni de L’Idomeneo 1) 25–80.
Einführung in Geschichte und Erbe des griech. Christentums der Terra d’Otranto
(Apulien), einem einheimischen Publikum zugedacht, doch zweckdienlich auch für uns
Ultramontane. Teil 1 behandelt das Mönchtum auf der salentinischen Halbinsel: Anfänge,
Lage unter byzantin. Herrschaft (8. Jh.–1071), Förderung durch die Normannen, Nieder-
gang nach deren Machtverlust. Von einst etwa 30 griech. Klöstern, darunter vier Groß-
konventen, ist eingehender nur Hagios Nikolaos bei Casole, südlich von Otranto, bekannt,
gegründet von Abt Joseph (sed. 1099–† 1124), 1480 beim osman. Otranto-Feldzug ver-
mutlich zerstört, jedenfalls auf den Tod geschwächt. Sein Typikon ist im Cod. Taurin. C.
III.17 v. J. 1173 sowie durch frühe (Vat. Barb. gr. 350 v. J. 1205) und moderne Kopien
überliefert. Kopist des Taurinensis ist des Klosters dritter Abt, der berühmte Nikolaos-
Nektarios von Otranto († 1235); er übersetzte auf Bitten des Erzbischofs von Otranto
ALw 57 / p. 225 / 7.11.
Daniele Arnesano, La minuscola „barocca“. Scritture e libri in Terra d’Otranto nei secoli
XIII e XIV. Galatina: M. Congedo 2008. 227 S. [mit 50 Taf.]. (Univ. Salento, Diparti-
mento dei Beni delle Arti e della Storia. Fonti medievali e moderne 12). ISBN 978-88-
8086-797-5. – Paläographische Spezialstudie mit „Corpus“ der rund 180 untersuchten
ALw 57 / p. 226 / 7.11.
Manuskripte (73–122) und Verzeichnis der etwa 160 häufig anonym bleibenden Schrei-
ber (123–128).
Cesare Daquino, Bizantini in Terra d’Otranto. San Nicola di Casole. Lecce: Capone
2000 (Nachdr. 2011). 168 S. ISBN 978-88-8349-017-0. – Klostergeschichte, Codici
Casolani, gli Abati, La scuola poetica di Casole, Scriptorium-Biblioteca, Bibliografia. Zum
liturgischen Typikon von Casole vgl. unten 3.4.2.2.
Kerstin Hajdú – Peter Schreiner, Nikolaos von Otranto und ein angeblicher Plagiator im
Cod. graec. 262 der Bayerischen Staatsbibliothek. Mit einem Anhang zur Provenienz der
griechischen Handschriften aus der Sammlung Johann Albrecht Widmannstetters, in: Codices
Manuscripti et Impressi 87/88. 2013, 25–52 [mit 6 Abb.]. – Die Handschrift (Fragment
aus dem Joh.-Kommentar des Theophylaktos von Ochrid und 38 Stücke aus dem sog.
Xiphilinos-Homiliar) stammt, wie eigenhändige Zusätze belegen, aus dem Besitz des Ni-
kolaos von Otranto und seines Klosters Casole. Zwei Listen erfassen die Autographen des
Nikolaos (36f) sowie die durch Johann Albrecht Widmanstetter (vgl. ALw 53,267) nach
München gelangten Graeca, darunter keine Liturgica.
André Jacob, Épidémies et liturgie en Terre d’Otranto dans la seconde moitié du XIV e siècle,
in: Helikon 31–32. 1991/92, 93–126.
Santo Lucà, Rossano, il Patir e lo stilo rossanese. Note per uno studio codicologico-paleogra-
fico e storico-culturale, in: RSBN N.S. 22/23. 1985/86, 93–170, 24 Taf. – Im Hodigitria-
Kloster (alias Patirion/Patìr) bei Rossano (Apulien) entstand unter seinem Gründer Bar-
tholomaios von Simeri († 1130) in den ersten drei Jahrzehnten des 12. Jh. ein Skriptorium
„con un linguaggio grafico sui generis“, dem sog. Rossano-Stil. Der Beitrag erfasst und
ordnet ca. 80 Manuskripte.
Lidia Perria, Modelli grafici nalle produzione libraria della Calabria bizantina: il caso del
Vat. Gr. 2084, in: Chiesa e società nel mezzogiorno. Studi in onore di Maria Mariotti. Cur.
Pietor Borzomati 1. Soveria Mannelli 1998, 15–31.
Daniele Arnesano, San Nicola di Casole e la cultura greca in Terra d’Otranto nel Quat-
trocento, in: La conquista turca di Otranto (1480) tra storia e mito. Atti del Convegno inter-
nazionale di studio Otranto – Muro Leccese, 28–31 marzo 2007. Cur. Hubert Houben. 1.
Galatina 2008 (Saggi e testi 41) 107–140. – Im 15. Jh. ist an Griechischem noch „una
ALw 57 / p. 227 / 7.11.
modesta presenza di libri liturgici“ (138) zu beobachten; bedeutender ist die Verbindung
der Salentiner Griechen mit dem beginnenden Humanismus.
Giuseppi Lisi, La fine del rito greco in Terra d’Otranto. Brindisi: Ed. Amici della „A. De
Leo“ 1988. 234 S. (Chiesa e Società 3). Ohne ISBN.
Emanuele Polito, Del rito e delle chiese greche a Mesagne, in: Studi Salentini 70. 1993,
88–132, 6 Taf. – Mesagne in der Provinz Brindisi, Region Apulien.
Maria Bianca Foti, Il monastero del S.mo Salvatore in lingua phari. Proposte scrittorie e
coscienze culturale. Messina 1989. 151 S., 112 Taf. – Geschichte des Erlöser-Klosters von
Messina (Sizilien), Bedeutung seines Skriptoriums, Darstellung der Bibliothek. Bespr. von
Filippo D’Oria, in: Italoellenika 3. 1990, 289–293. Zum Typikon von Messina vgl. unten
3.2.11.2.2.
Mario Re, Nota su Nicola d’Oria, in: BBGG N.S. 43. 1989 (1992) 53–60, 3 Taf.;
André Jacob, De Messine à Rossano. Les déplacements du copiste salentin Nicolas d’Oria en
Italie méridionale à la fin du XIIIe siècle, in: BBG N.S. 44. 1990 (1992) 26–31, 2 Taf.
Nikolaos aus Oria (Apulien) schrieb für das Erlöser-Kloster (Santissimo Salvatore del
Faro) in Messina das Panegyrikon Cod. Venet. Marc. gr. 362 v. J. 1278/78 und einen
Anhang zum Juli-August-Menaion Messan. gr. 140 (12. Jh.). Später wirkte er in Rossano
(Kalabrien).
Attilio Vaccaro, Rif lessi di cultura religiosa bizantine nel Mezzogiorno d’Italia: il caso
degli albanesi (secoli XV–XVI), in: Archivio storico per la Calabria e la Lucania 72. 2005,
83–137. – Der lang geratene Aufsatz korrigiert die Vorstellung, die Katholiken des byzan-
tin. Ritus in Süditalien und Sizilien seien Nachfahren der in diesen Regionen bis ins Früh-
und Hochmittelalter heimischen Griechen. Die schon 1941 erfolgte amtliche Umbenen-
nung der Eparchie Piana „dei Greci“ in „degli Albanesi“ unterstreicht den ethnisch wie
gottesdienstgeschichtlich anderen Charakter der italo-alban. Kirche. Ihr die Territorialabtei
Santa Maria di Grottaferrata zuzurechnen, ist liturgiewissenschaftlich unzutreffend. Vgl.
Stefano Parenti, Il monastero esarchico di Grottaferrata e la Chiesa italo-albanese, in: Apol-
linaris 73. 2000, 629–662.
Cirillo Korolevskij, L’eparchia di Lungro nel 1921. Relazione e note di viaggio. Studio
introduttivo e edizione con appendice di documenti editi e inediti a cura di Stefano Paren-
ti. Rende: Univ. della Calabria, Dipartimento di Lingustica, Sez. di Albanologia 2011.
287 S. (Albanologia 16).
Gaetano Passarelli, Proposte di abbreviazione della Messa e delle ufficiature per i Basi-
liani d’Italia, in: Eὐλόγημα. Studies in Honor of Robert F. Taft, S.J. Cur. Ephrem Carr
[u. a.]. Roma 1993, 319–337.
3.2.10.1.2. Grottaferrata
Antonio Rocchi, Storia e vicende del Monastero di S. Maria di Grottaferrata. Cur. Basi-
lio Intrieri. Grottaferrata: Monastero Esarchico di S. Maria di Grottaferrata 1998. IX,
617 S., [4] Bl. Ohne ISBN. – Ital. Übersetzung von De coenobio Cryptoferratensi eiusque
bibliotheca et codicibus praesertim graecis commentarii. Tusculi 1893.
Nicola Cuccia, Il rito liturgico, in: San Nilo: monastero italo-bizantino di Grottaferrata:
1004 –2004: mille anni di storia, spiritualità e cultura. Cur. Emiliano Fabbricatore [u. a.].
Roma 2005, 221–233. – Resümee der Liturgiegeschichte der italogriech. Abtei vor den
Toren Roms, zu rascher Kenntnisnahme aktueller Forschungsresultate gut geeignet. Beson-
ders interessieren die beiden neuzeitlichen Bemühungen um die Verbesserung des hybri-
disierten klösterlichen Gottesdienstes, einerseits die stark kirchenpolitisch geprägte, litur-
giewissenschaftlich unzureichend abgesicherte Reform zwischen 1881 und 1950 sowie
anderseits die seit 1994 im Zusammenwirken von Fachleuten und Mönchen im Geist des
2. Vatik. Konzils betriebene Instauratio.
Santa Maria di Grottaferrata e il Cardinale Bessarione. Fonti e studi sulla prima commenda.
Cur. Maria Teresa Caciorgna. Roma: Ist. Nazionale di Studi Romani 2005. IX, 453 S.
(La Regione Romana 3). ISBN 88-7311-501-2. – Zu wirtschaftlicher Situation und
Grundbesitz, liturgiewissenschaftlich so gut wie unerheblich.
Elena Velkovska, Michele Minichelli, copista criptense del XVI secolo, in: I Manoscritti
greci tra rif lessione et dibattito. Atti del V Colloquio Internazionale di Paleografia greca (Cre-
mona, 4 –10 ottobre 1998). Cur. Giancarlo Prato. 1. Firenze 2000 (Papyrologica Floren-
tina 31) 427–432.
Stefano Parenti, Qualche osservazione sui codici greci del Collegio di S. Adriano trasferiti
a Grottaferrata, in: Eparchia di Lungro, Storia, Religione e Società tra Oriente e Occidente
(secoli IX–XIX). Cur. Attilio Vaccaro. Lecce 2013, 103–112. – Zu acht griech., sämtlich
liturgischen Codices (14.–17. Jh.), die 1940/41 von Amts wegen aus San Demetrio Co-
rone (Kalabrien) in die Biblioteca Statale del Monumento Nazionale di Grottaferrata trans-
feriert wurden.
ALw 57 / p. 229 / 7.11.
Daniel Galadza, Sources for the Study of Liturgy in Post-Byzantine Jerusalem (638–
1187 CE), in: DOP 67. 2013, 75–94.
Relations entre les peuples de l’Europe Orientale et les chrétiens arabes au XVII e siècle:
Macaire III Ibn al-Zaim et Paul d’Alep. Actes du 1er Colloque international, le 16 septembre
2011, Bucarest. Textes réunis et présentés par Ioana Feodorov. Bucureşti: Editura Acade-
miei Române 2012. 193 S. ISBN 978-973-27-2205-3. – Der Bericht über die Reise
1652–1659 des rûm-orthod. Patriarchen von Antiochien Makarios III. (1647–1672, zu-
vor 1635–1647 Erzbischof Meletios von Aleppo) durch Kleinasien, Konstantinopel, Do-
naufürstentümer und Russland, geschrieben von seinem Sohn, Sekretär und Begleiter, dem
Archidiakon Paul von Aleppo († 1669 in Tbilisi), zählt zu den breitest informierenden
Quellen der byzantin. Liturgie des 17. Jh. nebst ihren regionalen Unterschieden, an denen
sich die russ. Vereinheitlichungsbemühungen damaliger Zeit (Patriarch Nikon, Zar Alek-
sej I.) entzündeten. Da als langweilig beurteilt, ließ Francis C. Belfour, The Travels of
Macarius. 1–2. London 1829–1836 (auch Teilnachdrucke), die Gottesdienstbeschreibun-
gen („unmeaning and superstitious ceremonial“) kurzerhand aus. Die PO-Ausgabe (22,1;
24,4; 36,5) blieb unvollendet. Vorliegender Band präsentiert mit sieben Beiträgen der be-
teiligten rumän., russ. und ukrain. Mitarbeiter das Projekt einer ersten umfassenden Aus-
gabe des Werkes mit annotierter engl. Übersetzung, Karten und Indizes (Näheres bei Ioana
Feodorov, Paul d’Alep, Récit du voyage du Patriarche Macaire Ibn al-Zaim. Héritage et
évolutions récentes du projet d’édition, hier 9–30).
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 231
Kiev nach Moskau. Zu den von seinem Sohn und Diakon Paul in Murkos’ Kap. 4 beschrie-
benen „Besonderheiten der russischen Frömmigkeit“ zählt ein Polychronion, d. i. ein
hochfeierlicher Bittgesang der Priester und Sänger auf den Zaren, seine Familie und den
Patriarchen, vorzutragen am Ende jedes Gottesdienstes: „Viele Jahre möge Herr Gott ge-
währen dem Kaiser, dem sänftigsten, bekränzten, gottbewahrten, größten aller Kaiser, dem
großen Fürsten, der die Schlüssel des Moskauer Landes und des gesamten russischen
Landes hält, Herrn Kyr Kyr Aleksij Michajlovič, und der herrlichen Kaiserin Herrin Au-
gusta Maria und deren glückseligem Kind Aleksej Aleksievič; dem überaus heiligen seligen
Patriarchen der von Gott bewahrten großen Stadt Moskau, Herrn Herrn Kyr Nikon. Der
Herr bewahre sie alle!“ Auch bei jeder Ektenie (Litanei) wird des Moskauer Patriarchen und
des russ. Zaren in analoger Weise gedacht (232). In der Ektenie nach dem Evangelium folgt
bei der Erwähnung des Kaisers das „Kyrie eleison“ zwölfmal, bei der des Patriarchen drei-
mal, genauso bei der Erwähnung der Kaiserin, des Sohnes Aleksej, der drei Schwestern des
Kaisers und seiner drei Töchter, insgesamt rund hundertmal (235). Paul beobachtet eine
intensive Frömmigkeit der Russen: Die Kirchen sind täglich zur Eucharistie gefüllt; diese
endet zur dritten Stunde. Bis dahin wird gefastet. Falsch sei das Gerücht, es gebe Kirchen,
in denen man für die Reisenden die Eucharistie zur Mitternacht und im Morgengrauen
feierte. Denn alle Wege und Straßen seien mit Kirchen übersät, so dass, wohin auch jemand
fahre, er in einer nächstgelegenen Kirche an der Eucharistie teilnehmen könne (232f). In
Russland wird, verglichen mit nahöstlicher Praxis, sehr viel geläutet; die großen Glocken
erklingen nicht nur an Herrentagen, sondern auch an den hohen und sehr zahlreichen Fest-
tagen (232). Ungeachtet des gesellschaftlichen Standes der Gläubigen werden die Vor-
schriften des Typikons verschärft durch unablässige Gottesdienstbesuche (233), durch täg-
liches Fasten bis zur neunten Stunde (nicht nur, wie es die Regel ist, mittwochs und
freitags), durch Große Metanien (Prostrationen), auch an Samstagen und Sonntagen, ob-
wohl es dann eigentlich verboten ist. Diakon Paul beobachtet keinen Unterschied zwischen
klösterlichen und kathedralen Kirchenordnungen; hierzulande befolgte man generell den
monastischen Ordo (233). Orthros und Eucharistiefeier sind eingehender beschrieben
(233–236). In Russland wird beim Gottesdienst nichts auswendig rezitiert, alle Texte
abgelesen. Täglich fallen zwei bis drei Apostolos- und Evangelienlesungen an (des Tages,
des Festes, des Heiligen). Alle drei Bücher: Evangelion, Apostolos und Psalter, sind von
gleicher Größe und meist mit Silberbeschlag versehen, da sie alle gleich wertgeschätzt
werden (234). Φῶς ἱλαρόν, Καταξίωσον Κύριε, Glaubensbekenntnis, Vaterunser usw.
werden von Priestern und Kantoren an den beiden Pulten gesungen (234). Weder ein
Euchologion noch priesterliche Gewänder legt man auf den Altartisch, nichts außer dem
Evangelienbuch und einem Kreuz (235). Alle Gläubigen stehen in der Kirche „wie Steine“,
mit bloßen Häuptern. Sie machen große Kreuzzeichen; die Ikonenverehrung durch Berüh-
rung findet nur am Sonntag der Orthodoxie statt (236). In der Moskauer Uspenskij-Ka-
thedrale wird der Patriarch Nikon im „Narthex“ auf einer drei Stufen hohen großen Bühne
feierlich eingekleidet. Auf dieser vierteiligen Konstruktion liegt ein großer Teppich, der von
oben bis zum Ende des „Narthex“ reicht (299f). Nach Rückkehr in die syr. Heimat vollzieht
der Patriarch 1660 in Damaskus, seiner Residenzstadt, zum ersten Mal seit Generationen,
die Myronzubereitung und -weihe; die verschiedenen Vorgänge und dabei verwendeten
Spezereien sind detailliert angeführt (657–660; eigens behandelt von Sophrone Pétridès
[d. i. Léon Rabois-Bousquet], Consécration du Saint Chrême à Damas en 1660, in: ÉOr 5,2.
1901, 77–81). Mit den auf den Reisen gesammelten Geldern lässt Paul die Kathedrale
restaurieren. Der alte Altartisch wird durch einen neuen ersetzt, dafür eine große Marmor-
platte aus Beirut herbeigeschafft und als Tischaltar durch Säulen gestützt, im Jahr darauf ein
Ciborium darüber errichtet (660). Bemerkenswert ist der Neubau eines Ambons mit vier
ALw 57 / p. 232 / 7.11.
vergoldeten Säulen und einer Kuppel darüber. Auf ihm wurde als erstes das Osterevangeli-
um verlesen (660). Mithin diente er nicht nur wie moderne Ambon-Kanzeln als Ort der
Predigt, sondern in erster Linie der Verkündigung des Wortes Gottes. In seinen liturgie-
geschichtlichen Ausführungen bringt Murkos ein Leitourgikon (Služebnik) von 1612 im
Vatopedi-Kloster auf dem Athos mit dem späteren Patriarchen Makarios III. in Verbin-
dung, das dieser als Erzbischof Meletios von Aleppo geschrieben habe (О служебнике
антіохійскаго патриарха Макария, находящемся на Aфоне [„Über das Leiturgikon
des Patriarchen Makarios, das sich auf dem Athos befindet“], in: Древности восточныя.
Труды восточной коммиссіи Императорскаго Московскаго археологическаго Об-
щества 2. 1896, 113–118), eine Fehlinformation, die im Neudruck nicht einmal anmer-
kungsweise korrigiert wird. Festgestellt wurde der Fehler bereits durch Aleksej A. Dmi-
trievskij, Aнтиохийский патриарх Макарий и его мнимые литургические труды
[„Patriarch Makarios von Antiochien und seine angeblichen liturgischen Werke“], in: Со-
общения Императорскаго Православнаго Палестинскаго Общества 21. 1910, 3–
17: Der Meletios der Vatopedi-Handschrift ist nicht der spätere Patriarch Makarios III.,
sondern Meletios Karma, 1612–1634 Erzbischof von Aleppo, unter dem Namen Euthy-
mios II. 1634–† 1635 Patriarch von Antiochien. In den von Murkos seiner Damaszener
Handschrift entnommenen Zusatzmaterialien „zur Geschichte der Patriarchen von Antio-
chien“ (673–688, identisch mit dem bei Georg Graf, Geschichte der christlichen arabischen
Literatur. 3. Vaticano 1949, 94 unter Nr. 6 genannten Werk?) wird über diesen Euthymios
u. a. berichtet, dass sich, als er schwer erkrankte, die Priester und Kleriker um ihn versam-
melten, um für ihn, als eine Art Letzter Ölung, die Krankensalbung zu feiern, und von ihm,
wie hier herrschende Übung, zu erfragen, wer sein Nachfolger werden solle (686). Zu
Euthymios’ einflussreichen Bemühungen um liturgische Bücher in arab. Sprache vgl. Han-
na Ghoneim, Der byzantinische Bischofsweiheritus in der melkitischen Kirche. Diss. theol.
(masch.) Wien 2010. H. B. – T. Ch.
Paul din Alep, Jurnal de călătorie în Moldova şi Valahia. Studiu introd., ed. manuscrisului
arab, trad. în limba românâ, note şi indici de Ioana Feodorov. Bucureşti: Editura Academiei
Române – Brăila: Editura Istros 2014. 617 S. ISBN 978-973-27-2429-3; 978-606-
654-097-1.
Vera Tchentsova, Les documents grecs du XVII e siècle. Pièces authentiques et pièces faus-
ses. 4: Le patriarche d’Antioche Athanase IV Dabbās et Moscou: en quête de subventions pour
l’imprimerie arabe d’Alep, in: OCP 79. 2013, 173–195. – Zu den ersten Drucken arab.
liturgischer Bücher in Syrien unter Patriarch Athanasios IV. Dabbās († 1724): Leitourgi-
kon und Horologion (beides ein erstes Mal schon 1701/02 in Rumänien mit Antim Ivi-
reanul), Psalter (1706), Tetraevangelion (1706, 1708), Evangeliar (1706). Vgl. ALw
53,265 u. Ioana Feodorov, The Romanian Contribution to Arabic Printing, in: Impact de
l’imprimerie et rayonnement intellectuel des Pays Roumains. Bucureşti 2009 (Bibliothèque
des Études et Recherches Sud-Est Européennes 1) 41–61.
Marcello Garzaniti, Die altslavische Version der Evangelien. Köln [u. a.]: Böhlau 2001.
795 S. (Bausteine zur Slav. Philologie u. Kulturgesch. N.F. A 33). ISBN 3-412-17500-5;
ders., Die slavische Bibel. Von der Vielfältigkeit der liturgischen Bücher zum einzigen Buch,
in: OKS 60. 2011, 38–47.
Unumgängliches Grundlagenwerk zu Haupttexten gottesdienstlichen Feierns des slav.
Christentums. Eingangs werden die liturgische Funktion und die Struktur des Evangelien-
buchs (-lektionars) behandelt (13–47), nach zwei forschungsgeschichtlichen Teilen die
kyrillo-methodianische Übersetzung, das Lektionar und seine Struktur sowie die Textüber-
lieferung der Evangelien (173–301) mit nachfolgendem Überblick der ältesten handschrift-
lichen Zeugen und der Redaktionen der kirchenslav. Evangelien. Im Anhang perikopen-
kundlich-heortologische Analyse des als „Ostromir-Evangelium“ bekannten illuminierten
Samstag-/Sonntagslektionars Petropol. RNB F.п.I.5 von 1056/1057 (481–508; ausführ-
licher: ders., La struttura di un aprakos breve. L’Ostromirovo evangelie, in: Ricerche slavi-
stiche 39/40. 1992/93, 171–207).
Axinia Džurova – Krassimir Stantchev, Catalogo dei paleotipi slavi nella Biblioteca
ambrosiana, in: Slavica Ambrosiana 1. 2010, 197–258. – 25 Drucke, in der Minderheit
solche der byzantin. Liturgie.
3.2.10.3.1. Glagolitisches
Heinz Miklas, Mount Sinai and the Cyrillo-Methodian Heritage, in: Σπαράγματα
Βυζαντινοσλαβικής κληρονομιάς (Fs. Ioannes Chr. Tarnanides). Ed. Konstantinos G.
Nichorites. Thessalonike 2011, 35–53. – Die Sinai-Handschriften liturgischen Charak-
ters in glagolitischer, nicht kyrillischer Schrift, etwa ein halbes Dutzend, z. T. mit einem
Schreiber Demetrios (vor 12. Jh.) zu verbinden, wurden laut Vf. nicht von auswärts impor-
tiert, sondern vor Ort gefertigt. Alle Liturgica zeigen westlichen Einfluss, gehören „to a
special group, adhering to the Cyrillo-Methodian tradition“ (42), gebildet von kirchenpoli-
tischen Emigranten (44). Ihre Tätigkeit beginnt im 10. Jh. und währt mehrere Generatio-
nen (44).
Miguel Arranz, La liturgie de l’Euchologe slave du Sinai, in: Christianity Among the
Slavs. The Heritage of Saints Cyril and Methodius. Acts of the International Congress held on
the 11th Centenary of the Death of St. Methodius, Rome, October 8–11, 1985. Ed. by
Edward G. Farrugia [u. a.]. Roma 1988 (OCA 231) 15–74.
Michael Bakker, The New Testament Lections in the Euchologium Sinaiticum, in: Полата
кънигописьная 25/26. 1994, 155–212.
Stefano Parenti, Il ciclo delle „Letture quotidiane“ nell’eucologio slavo del Sinai, in:
BBGG 3. Ser. 6. 2009, 313–316.
Elena Velkovska, Fonti greche delle preghiere della tavola dell’Eucologio slavo del Sinai, in:
AION. Slavistica 3. 1995, 35–42;
ALw 57 / p. 235 / 7.11.
dies., Nuovi paralleli greci dell’Eucologio slavo del Sinai. Roma: Università di Roma „La
Sapienza“, Seminario del Dipartimento di Studi Slavi dell’Europa centro-Orientale 1996.
54 S. (Filologia Slava 1). Ohne ISBN;
dies., A Pseudo-Dionysian Text in the Glagolitic Euchology of Sinai, in: The Holy Land and
the manuscript legacy of the Slavs. Ed. by Wolf Moskovich [u. a.]. Jerusalem [u. a.] 2008
(Jews and Slavs 20) 290–300.
Zu den vom ESS aufgeworfenen Forschungsaufgaben gehört auf einem vorderen Rang
die Feststellung von Korrespondenzen der slav. Formulare in der griech. Gebetsliteratur,
dort vielfach erst in jüngeren Handschriften als jenem glagolitischen Codex belegt. Zum
ersten Mal seit der durch Jan Frček (1896–1942) besorgten Ausgabe des noch nicht
durch Sinait. slav. 1/N vervollständigten ESS (PO 24,5; 25,3 [1933–1939], Rez.: JLw
13,336; ALw 3,383) werden hier in größerem Umfang neue Identifikationen griech. Pa-
ralleltexte vorgelegt. Der erste Beitrag des röm. Büchleins: Fonti greche delle preghiere della
tavola dell’Eucologio slavo del Sinai (7–16), findet für die bisher nicht bestimmten Nr. 2–4
der fünf vom ESS gebotenen Tischgebete die griech. Entsprechungen, die hier auf Nutzung
in klösterlicher Umgebung hinweisen, insgesamt ein lehrreicher Beitrag zu einem selten
verhandelten Thema. Artikel 2: Un passo della „mystica theologia“ dello Pseudo-Dionigi Are-
opagita nell’Eucologio Slavo del Sinai (17–30), behandelt aus der pars nova des ESS (Sinait.
slav. 1/N) den hier erstmals identifizierten und rekonstruierten „Prolog“ der Großen Was-
serweihe an Epiphanie. Er ist zu unterscheiden von dem im textus receptus der Feier Pa-
triarch Sophronios von Jerusalem zugeschriebenen Formular Τριὰς ὑπερούσιε, ὑπερ-
άγαϑε, ὑπέρϑεε, das seinerseits zwei ältere Prologoi verknüpft: Τριὰς ὑπερούσιε,
ὑπεράγαϑε und Δοξάζωμέν σε, Δέσποτα. Der Text des ESS erweist sich als Entleh-
nung aus PsDionysius Areopagita, theol. myst. (BGrL 40,141f Ritter), für welche sich ein
griech. Beispiel im Crypt. Γ.β.VI aufspüren ließ: Τριὰς ὑπερούσιε καὶ ὑπέρϑεε καὶ
ὑπεράγαϑε. Die Verwertung pseudo-dionysischen Materials lässt an eine ursprüngliche
Redaktion im Nahen Osten (Jerusalem?) denken. In lockerem Verbund steht Abschn. 3
(31–54): Il rito della Teofania in uno schematologion slavo del XIV secolo. Der edierte Text
gehört zum zuvor deutlich jünger eingeschätzten Cod. Hieros. slav. 12 („XIV sec. in.“), von
mehreren verschiedenen Händen auf ital. Papier wahrscheinlich in Mönchskreisen Palaesti-
nas geschrieben. Seine Texte umfassen klösterliche Aufnahmefeiern (daher die Buch-
bezeichnung „Schematologion“), Mönchsbegräbnis, Gebete zur Krankensalbung, Anabath-
moi und die Große Wasserweihe an Epiphanie, der hier besondere Aufmerksamkeit gilt.
Elena Velkovska, Una preghiera dell’incenso nell’Eucologio Slavo del Sinai, in: EL 110.
1995, 257–261;
dies., Una preghiera romana nell’Eucologio slavo del Sinai, in: Palaeoslovenica 10. 2002,
323–329.
Tomáš Mrňávek, Two Prayers for the Sick from the Euchology of Sinai, in: E-Theologos
1. 2010, 177–191. – Hier behandelt Vf. nur zwei der rund 50 Krankengebete des ESS, die
darin für Mönche bestimmten slav. Versionen von Πάτερ ἅγιε ἰαρτρὲ καὶ σωμάτων
κτλ. und Κύριε τῶν δυνάμενων κτλ. Für mehr sieht man sich verwiesen auf: Tomáš
Mrňávek, Le Preghiere terapeutiche dell’Euchologium Sinaiticum. Diss. (masch.) Pont. Ist.
Orientale, Roma 2004, bzw. auf das gedruckte Excerptum mit Ausgabe von 21 Formula-
ren (Roma 2004; 82 S.), beides uns bisher nicht zugänglich.
ALw 57 / p. 236 / 7.11.
Elena Velkovska, La preghiera „per i fratelli che si fanno visita“ dell’euchologio slavo del
Sinai e i suoi paralleli greci, in: BBGG 3. Ser. 9. 2012, 277–285. – Identifikation der slav.
Version der εὐχὴ ἐπὶ ἀδελφνῶ παρουσίᾳ mit Neu- bzw. Erstausgabe des Formulars Ὁ
(Θεὸς ὁ) ἐπισκεψάμενος τὸν προπάτορα ἡμῶν Ἁβραὰμ κτλ. nach den Euchologien
Crypt. Γ.β.VII (11. Jh., Süditalien) und Sinait. gr. ΝΕ/ΜΓ 53 (9. Jh., Palaestina). Die
besondere Nähe der slav. Fassung zur sinaitischen Gestalt derselben Oration spricht gegen
eine Aufnahme italogriech. Texte in den ostkirchlichen Grundbestand des ESS und zu-
gunsten des Wirkens der slav. Bearbeiter auf der Sinai-Halbinsel.
Stefano Parenti, Inf lussi italo-greci nei testi eucaristici bizantini dei „Fogli Slavi“ del
Sinai (XI sec.), in: OCP 57. 1991, 145–177, 3 Taf.;
ALw 57 / p. 237 / 7.11.
3.2.10.3.2. Balkan
Gerhard Podskalsky, Klostertypen und andere Besonderheiten des mittelalterlichen
Mönchtums in Bulgarien und Serbien (9.–15. Jh.), in: OCP 62. 1996, 393–406.
Nina Glibetić, The Early Liturgical History of the Serbs, in: BBGG 3. Ser. 7. 2010, 87–
101. – Annahme des byzantin. Ritus bei den Serben.
ALw 57 / p. 239 / 7.11.
Nina Glibetić, Liturgical Renewal Movement in Contemporary Serbia, in: Inquiries into
Eastern Christian Worship. Selected Papers of the Second International Congress of the Society
of Oriental Liturgy, Rome, 17–21 September 2008. Ed. by Bert Groen [u. a.]. Leuven
[u. a.] 2012, 393–414.
3.2.10.3.3. Rus’
3.2.10.3.3.1. Mittelalter
Auf Gottes Geheiß sollen wir einander Briefe schreiben. Altrussische Epistolographie. Über-
setzungen, Kommentare und eine einführende Studie von Dietrich Freydank [u. a.]. Wies-
baden: Harrassowitz 1999. 658 S. (Opera Slavica N.F. 34). ISBN 3-447-04178-1. – Die
an die hundert Briefe des 11. bis 17. Jh. berühren viele kirchliche und manche gottesdienst-
liche Themen, darunter mehrfach die gewohnten Vorwürfe gegen die Lateiner, auch das
monastische Schema (Nr. 9; 12. Jh.), Mönchsregeln auf dem Athos (Nr. 20; Ende 14. Jh.),
Kritik am Wallfahren und an, insbesondere sonntäglichem, Nichtkommunizieren aus Träg-
heit (Nr. 21; 14. Jh.), das zwei- oder dreimalige Halleluja (Nr. 33 v. J. 1488/89), die Sub-
diakone („dumme Jungen“) und Ausbildung von Liturgen (Nr. 35 v. J. 1504), Abschieds-
brief eines Narren in Christo mit Zitaten aus dem Begräbnisritus (Nr. 63; Mitte 17. Jh.). In
Nr. 43, zwischen 1510 und 1550 einem Zaren geschrieben, wird die Theorie von Moskau
als Drittem Rom erstmals wirkmächtig formuliert: „… zwei Rom sind gefallen, aber das
dritte besteht, und ein viertes wird es nicht geben“.
Christian Hannick, Liturgische Merkmale einer Bestimmung der kirchlichen Einf lüsse in
der Kiever Rus’, in: The Legacy of Saints Cyril and Methodius to Kiev and Moscow. Proceedings
of the International Congress on the Millenium of the Conversion of Rus’ to Christianity.
Thessalonike 26–28 November 1988. Ed. by Anthony-Emil N. Tachiaos. Thessalonike
1992, 305–319. – Direkten Einfluss übte Konstantinopel aus. Berührung mit pontischen
Griechen ist zu erkennen. Rege Beziehungen bestanden zwischen Kiev und Bulgarien: Bib-
lische, liturgische und patristische Handschriften ab dem 11. Jh. gehen mehrheitlich auf
altbulgar. Vorlagen zurück.
Simon Franklin, Greek in Kievan Rus’, in: DOP 46. 1992, 69–81. – Es gab verschie-
dene Arten Griechisch, je nach Umständen und Zeiten. „Greek as a language was generally
perceived to be remote and incomprehensible, associated with distant wonders and mira-
cles“ (81).
Nowgorod. Das goldene Zeitalter der Ikonen. Eine Ausstellung des Bucerius-Kunst-Forums,
13. Februar bis 16. Mai 2005 und des Walters Art Museum, Baltimore, 22. Oktober 2005
bis 1. Januar 2006. Ausstellung u. Katalog von Ewgenia Petrowa [u. a.]. München: Hir-
mer 2005. 223 S., überwiegend Abb. (Publ. des Bucerius-Kunst-Forums 8). ISBN 3-
7774-2595-8. – Die amerikan. Ausgabe führt den gleichermaßen „glänzenden“, doch
treffenderen Titel: Sacred Arts and City Life: The Glory of Medieval Novgorod. Baltimore
[u. a.] 2005. Neben der reichlich vertretenen Ikonenmalerei gelangen Geschichte und Ar-
chäologie, Architektur, Monumentalmalerei, Kunsthandwerk und Schriftkultur im nächst
der Metropolie ranghöchsten Bistum der Rus’ zur Darstellung. Nicht ausgestellt, aber
durch Abbildungen vertreten sind selten erhaltene liturgische Geräte: das Kleine und das
Große „Zion“ (Kleintabernakel?, 12. Jh.; 162 Abb. 1f) und der hölzerne „Ambon“ der
Sophienkathedrale v. J. 1533 (216 Abb. 1).
Michael C. Paul, Episcopal Election in Novgorod Russia 1156–1478, in: ChH 72,2.
2003. 251–275;
ders., Secular Power and the Archbishops of Novgorod before the Muscovite Conquest, in:
Kritika. Explorations in Russian and Eurasian History 8. 2007, 231–270;
ders., Continuity and Change in the Novgorodian Archiepiscopal Office, 1478–1589, in:
OCP 75. 2009, 273–317.
Elke Wimmer, Novgorod – ein Tor zum Westen? Die Übersetzungstätigkeit am Hofe des
Novgoroder Erzbischofs Gennadij in ihrem historischen Kontext (um 1500). Hamburg: Kovač
2005. 232 S. (Hamburger Beitr. zur Gesch. des östl. Europa 13). ISBN 978-3-8300-
1994-7;
„Rationale Divinorum officiorum“ Wilgelmi Durandi в русском переводе конца XV в.
Hg. von Anastasija A. Romanova [u. a.]. Moskva [u. a.]: Indrik 2012. 264 S. ISBN 978-
5-91674-219-0.
Erzbischof Gennadij von Novgorod und Pskov (sed. 1484–1504), vormals Abt des
Moskauer Čudov-Klosters, ließ erstmals eine größere Anzahl lat. und dt. Texte in das Alt-
russische übersetzen, darunter 1495 das 8. Buch (De computo et calendario) von Durandus’
Rationale.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 241
oder, wie es angeblich die Lateiner tun, in Gegenrichtung gehen (192f)? Schon etwas
früher setzte der „Halleluja-Streit von Pskov“ (193–197) ein, nämlich über die Zwei- oder
Dreizahl dieser Akklamation, genauer: ob das ihr folgende „Ehre sei dir, o Gott“ als Über-
setzung des hebr. Wortes gelten und damit das dritte Halleluja ersetzen darf. Beide Pro-
bleme werden im 16./17. Jh. erneut befeuert, wobei Patriarch Nikon von Moskau für die
Sonnen-Gegenrichtung und das dreifache Halleluja Partei ergreifen wird, während die „Alt-
gläubigen“ bei der Alternative verharren.
Religion und Integration im Moskauer Russland. Konzepte und Praktiken, Potentiale und
Grenzen. 14.–17. Jahrhundert. Hg. von Ludwig Steindorff. Wiesbaden: Harrassowitz
2010. 528 S. (Forsch. zur osteurop. Gesch. 76). ISBN 978-3-447-06116-2.
tige postmortale Heilungswunder. Metropolit Petros von Kiev († 1326) residierte umstän-
debedingt nicht an seinem nominellen Sitz, sondern in Vladimir (östlich von Moskau),
wurde jedoch nicht dort begraben, sondern im damaligen Vorort der Metropolie, Moskau.
Er ist der erste russ. Hierarch, der Verehrung als Heiliger erlangte (220f). Alle genannten
liturgischen Besonderheiten verweisen auf jenes Kloster, das 1365 Metropolit Aleksej
(† 1378) in Moskau gründete und dem Fest des Wunders des Erzengels Michael von
Chonai widmete, daher später Čudov-Kloster genannt (von чудо, „Wunder“). Auf Aleksejs
Gedenken mit Feier einer Agrypnie weist eine Randnotiz unter dem 12. 2. ausdrücklich hin
(223). Von dieser „Čudov-Redaktion“ des sabaïtischen Typikons sind weitere Handschrif-
ten bekannt: Mosqu. GIM Synod. 328 (vollständig) sowie, beschränkt auf Synaxarion
(nach dem feststehenden Kalender) und Triodion: Mosqu. RGADA Ф. 381 (Typogra-
phie-Sammlung) No. 45 (mit beigegebenem Horologion Jerusalemer Typs) und Vologda,
Regionalmuseum, Cod. 4378. Dieser Übersetzung des sabaïtischen Typikons steht jene der
Diataxis des Philotheos Kokkinos (1353/54 u. 1364–1376 Ökumenischer Patriarch) im
Cod. Vat. slav. 14 nahe, einem Konvolut aus einem Služebnik (Leitourgikon) und genann-
ter Diataxis, Vf. zufolge von verschiedenen Kopisten geschrieben und nachträglich zusam-
mengefügt. Bei dieser Diataxis handelt es sich gleichfalls um eine Übersetzung, die von
jener südslavischen des bulgar. Patriarchen Evtimij von Tărnovo (1375–1393) abweicht
und unabhängig von dieser geschaffen worden sein soll. Auch in diesem Fall finden sich
Hinzufügungen; so wird mehrmals auf die Unterschiede zwischen einer im Kloster oder
außerhalb eines solchen gefeierten Liturgie hingewiesen sowie zwischen einer unter bi-
schöflicher oder unter presbyteraler Leitung, Besonderheiten, die spätere Redaktionen
nicht erwähnen. Hinzugefügt sind auch Hinweise auf die gottesdienstlichen Gewohnheiten
der Konstantinopler Hagia Sophia (228f). Diese und andere Addenda lassen von einer
besonderen Rezension (und nicht nur von einer Übersetzung) sprechen, und zwar von
einer, die für die Uspenskij-Kathedrale und das mit ihr verbundene Čudov-Kloster in Mos-
kau bestimmt war. Es handelt sich somit offensichtlich um eine Schöpfung des Metropoli-
ten Aleksej, des Stifters des Čudov-Klosters (230), in dem er 1378 beigesetzt wurde.
1353–1365 weilte er zweimal für längere Zeit in Konstantinopel, wo er im Juni 1354
durch den Patriarchen Philotheos Kokkinos zum Metropoliten von Kiev und der Ganzen
Rus’ erhoben wurde. In Konstantinopel besaß er die Möglichkeit, die dortige gottesdienst-
liche Praxis zu erleben und zu erlernen. So äußert er zur Verehrung des Altartisches nach
dem Großen Einzug: „… wie es auch in der Großen Kirche Hagia Sophia vollzogen wird,
wo wir es lernten, nachdem wir es gesehen hatten“ (230). Somit dürfte diese älteste slav.
Redaktion der Philotheos-Diataxis, erhalten im Vat. slav. 14, zwischen 1365 und 1378
geschaffen worden sein. In ihr sind die einzelnen Gebete nur mit ihren Initia angegeben.
Eine zweite Redaktion entstand durch das Zusammenfügen der Diataxis mit dem vollen
Text der Liturgie (bezeugt durch mehrere Handschriften Ende 14./1. Hälfte 15. Jh., vor
allem das sog. Kiprian-Služebnik Mosqu. GIM Synod. 601). Neben dieser „Kiprian-Re-
daktion“ (benannt nach dem Kolophon von GIM Synod. 601) finden sich weitere Über-
setzungen der Diataxis, die auf eine südslav. Vorlage (Übersetzung des Evtimij) zurück-
gehen; deren Zurückführung auf Kiprian (in den Codices Synod. 268 und 326) ist
jedoch unzutreffend. In dieser Redaktion fehlen die russ. Besonderheiten (232f). Weder
die erste russ. Redaktion des sabaïtischen Typikons (des Čudov-Klosters) noch die erste
russ. Redaktion der Philotheos-Diataxis genossen große Verbreitung in der Rus’. Eine Dia-
taxis mit eingearbeiteten Volltexten der Gebete fand Eingang in die russ. Služebniki und
wurde bis in das 17. Jh. benutzt. Ende des 14. Jh. entstand eine neue Übersetzung des
sabaïtischen Typikons, die in der Rus’ zusammen mit dazu passenden liturgischen Büchern
verbreitet und ebenfalls bis zum 17. Jh. ohne große Änderungen benutzt wurde (235). Eine
ALw 57 / p. 243 / 7.11.
der Besonderheiten dieses neuen Typikons besteht darin, dass mehrere Kapitel der Mönchs-
regeln aus dem Taktikon des Nikon vom Schwarzen Berge eingefügt sind (235). Diese neue
Redaktion des Typikons von Mar Saba geht Vf. zufolge auf Kiprian zurück. T. Ch.
der Konstantinopler Hagia Sophia in ihrem „goldenen Zeitalter“ (843–1204). Eine slav.
Übersetzung von Materialien aus dem Euchologion der Großen Kirche ist in zwei russ.
Codices erhalten: Mosqu. GIM Synod. 675 und 900 (14./15. Jh.). Ihrem inhaltlichen
Bestand nach sind beide identisch, lediglich ist Synod. 675 heute unvollständig (erste sie-
ben Lagen fehlen). Trotz ihrer hohen Bedeutung sind diese Handschriften zur Gänze
bisher nie ausreichend gewürdigt worden. Die Arbeiten der russ. Gelehrten vor der Okto-
berrevolution berücksichtigen sie entweder gar nicht (Odinzov, Golubinskij) oder nur be-
grenzt (Dmitrievskij, Krasnosel’cev, Barsov, Skaballanovič, Lisicyn). Arranz wies als erster
neuerlich auf die Bedeutung dieser slav. Quellen hin, vertrat jedoch die irrige Meinung
(wohl gestützt auf Mansvetov), sie seien das Werk des Metropoliten Kiprian († 1406).
Aufgrund sprachwissenschaftlicher Untersuchung lässt sich sagen, dass die Übertragung
aus dem Griechischen ohne Umwege – etwa Athos oder Balkan – direkt in Moskau ange-
fertigt wurde. Zwar entspricht die Übersetzung der Norm der Zeit des Metropoliten Ki-
prian und des Patriarchen Evtimij von Tărnovo (1375–1393), aber dem Inhalt nach han-
delt es sich um Vertreter der kathedralen Tradition der Kapitale (243f). Angenommen wird,
dass die Übersetzung unter dem Nachfolger Kiprians, Metropolit Photios/Fotij von Kiev
(sed. 1408–1431), der in Moskau residierte, entstanden ist. Der aus Monembasia stam-
mende Grieche Photios war von Konstantinopel in die Rus’ entsandt worden, beschäftigte
sich intensiv mit gottesdienstlichen und kirchenrechtlichen Fragen. Er wandte sich gegen
Abweichungen vom koinobitischen Typikon, gegen die Verwendung des lat. Chrisams bei
der Myronsalbung. Auf seine Vermittlung fand um 1414 die Vermählung der Moskauer
Fürstentochter Anna († 1417) mit Johannes, dem Sohn (und Nachfolger) des Kaisers Ma-
nuel II. Palaiologos, statt. Vermutlich brachte eine solche dynastische Verbindung auch
Interesse an der Praxis der Großen Kirche mit sich, so dass sich die Consuetudines der
Hagia Sophia in Moskau festigen konnten (243f). T. Ch.
ders., Il Concilio di Ferrara–Firenze e l’idea della „santa Russia“, in: Giorgio La Pira e la
Russia. Cur. Marcello Garzaniti – Lucia Tonini. Firenze 2005, 223–239.
Reisebericht eines namenlos bleibenden Mitglieds der russ. Gesandtschaft, u. a. der
Länge nach durch Deutschland, zum Konzil von Basel–Ferrara–Florenz, auf dem in des
Russen Wahrnehmung die Lateiner „die Vergebung der Griechen“ erlangten (192). Durch
des Autors Augen blickt man staunend auf Städte, Einrichtungen und Gottesdienste der
westlichen Christenheit, auch ihm unvertraute Kleider wie Mitren der Bischöfe und weiße
Gewänder von Nonnen (dt. Übers.: Günther Stökl, Reisebericht eines unbekannten Russen
[1437–1440], in: Europa im XV. Jahrhundert von Byzantinern gesehen. Graz [u. a.] 1954
[Byzantin. Geschichtsschreiber 2] 149–189). Die Proklamation der Union von Florenz
durch den als röm. Kardinal auftretenden griech. Metropoliten Isidor von Kiev und der
Ganzen Rus’ an seinem Sitz in Moskau – mit erstem liturgischen Memento des Papstes
am 19. 3. 1441 – führte zu seiner vorübergehenden Inhaftierung und sodann mit der Be-
stellung des russischstämmigen Metropoliten Iona von Rjazan’ (sed. 1448–† 1461) zur
faktischen Autokephalie der Kirche im Großfürstentum Moskau unter Distanzierung von
Konstantinopel. Im Reich der litauischen Jagiellonen hingegen erlangte der in Rom durch
Gregorios III. Melissenos konsekrierte griech. Isidor-Nachfolger Gregorios (Grigorij, sed.
1458–† 1472) die Würde eines Metropoliten von Kiev, einer Teilkirche, die im Patriarchat
Konstantinopel verbleibt, sich westlicher Theologie öffnet und zu einem Teil 1596 mit der
Union von Brest die Florentiner Communio mit dem röm. Papst – nunmehr dauerhaft –
wieder aufnimmt. Das heute in der Biblioteca Laurenziana aufbewahrte trilinguische Exem-
plar des Unionsdekrets enthält auch dessen slav. Version, nicht aber Unterschriften der russ.
Delegation (vgl. Helmut Keipert, Der Weg des Russischen zur Weltsprache. Das slavische
Alternat der Konzilsbulle von Ferrara–Florenz vom 6. Juli 1439, in: Slavistische Linguistik
1986. Hg. von Gerd Freidhof. München 1987, 233–276).
Sophia Senyk, Preaching in the Ruthenian Orthodox Church before 1800, in: OCP 74.
2008, 283–320. – Benutzt wurden zunächst Homiliare, z. T. Übersetzungen aus dem Grie-
chischen. Ab dem 16. Jh. wird viva voce gepredigt, normalerweise am Ende der Liturgie.
3.2.10.3.3.2. Neuzeit
Francine–Dominique Lichtenhan, Les trois christianismes et la Russie. Les voyageurs
occidentaux face à l’Église orthodoxe russe (XVI e – XVIII e siècle). Paris: CNRS Ed. 2002.
208 S. (Mondes Russes. États, Sociétés, Nations). ISBN 2-271-06018-4.
Borys A. Gudziak, Crisis and Reform. The Kyivan Metropolitanate, the Patriarchate of
Constantinople, and the Genesis of the Union of Brest. New ed. Harvard Univ. Press 2001.
512 S. (Harvard Series in Ukrainian Studies). ISBN 0-916458-92-X.
Kloster das Martyrium und feierte mit den Lateinern Gottesdienst. Doch just, als der
Diakon den Namen des Papstes erwähnte, setzte ein Erdbeben ein und begrub Kirche,
Kloster, Mönche und Eindringlinge (129f), eine selten drastische literarische Verdeut-
lichung des liturgischen Mementos der kirchlichen Oberen („Diptychen“) als Schibboleth
von Kircheneinheit.
Isabel Trueb, Studien zum frühen russischen Buchdruck. Zürich: Pano 2008. 299 S.
(Basler Stud. zur Kulturgesch. Osteuropas 16). ISBN 978-3-290-22000-6. – Anfänge
seit den 1490er-Jahren in Venedig sowie im west- und südslav. Raum (erste datierte orthod.
liturgische Drucke 1491 in Krakau). In den ostslav. Ländern führen zunächst die weißruss.
Pressen; erst nach Beginn des 17. Jh. übernimmt Moskau die Führung (erste Druckerei um
1553 [Evangelien, Triodia, anonym]; 1564 Ivan Fedorovs typographisch glänzender Apos-
tolos, gedruckt in etwa 1000 Exemplaren). Der hier gepflegte Zweifarbendruck in einmali-
gem Durchlauf begegnet ansonsten äußerst selten. Bis 1805 erscheinen insgesamt ca.
4000 Titel, bei langer Parallelexistenz mit praktisch genutzten Handschriften, die erst mit
ausgehendem 18. Jh. an Wertschätzung einbüßen. Patriarch Nikon besaß 1658 1297 Bü-
cher, darunter 986 Drucke. Der Buchdruck seiner Zeit und dessen Stellung in der von Zar
Aleksej I. Michajlovič (1629–1676) durchgesetzten Liturgiereform sind nicht mehr Ge-
genstand dieser Studien.
Francis J. Thomson, Peter Mogila’s Ecclesiastical Reforms and the Ukrainian Contributi-
on to Russian Culture. A Critique of Georges Florovsky’s Theory of the Pseudomorphosis of
Orthodoxy, in: Slavica Gandensia 20. 1993, 67–119. – Die Bewertung der Kirchen- und
Liturgiereform des Petro Mohyla, 1633–1647 orthod. Metropolit von Kiev, Galizien und
Ganz Rußland (Patriarchat Konstantinopel), durch Georgij V. Florovskij (1893–1979) als
„Pseudomorphose der Orthodoxie“ wird vom Vf. entschieden abgelehnt, „not merely as
doing an injustice to Peter Mogila, an outstanding ecclesiastical statesman and reformer,
but also a false criterion for measuring history“; vgl. ALw 30,320 (Paul Meyendorff).
Marek Melnyk, Piotr Mohyła (1596–1647) – sein religiöses Schaffen, in: Studia War-
mińskie 46. 2009, 119–151. – Verzeichnis der Werke, für die Petro Mohyla als Autor oder
Mitwirkender Verantwortung trägt. Eingehender vorgestellt werden Katechismus und
Trebnik (s. unten 3.5.2.).
Paul Mihail – Zamfira Mihail, L’œuvre de Pierre Movilă en langue roumaine. Témoi-
gnages inédits du XVIII e – XIX e siècle, in: Gabriel Ştrempel la 80 de ani: … o viaţă închinată
cărţii. Red. Anca Bogdan. Satu Mare 2006, 460–478.
Roger Comtet, Le latin des lumières en Russie, in: Slavica Occitania 15. 2002, 225–
274.
Wolfram von Scheliha, Rußland und die orthodoxe Universalkirche in der Patriarchats-
periode, 1589–1721. Wiesbaden: Harrassowitz 2004. 545 S. (FOEG 62). ISBN 978-3-
447-05006-7.
logie, Kirche und Kultur“ (18). Die sog. Zweite Byzantinisierung Russlands (ab Errichtung
des Moskauer Patriarchats 1589) wird behandelt bis zur Niederlage der „griech. Partei“,
angeführt von den Gebrüdern Lichudis (Leichoudes).
Olga B. Strakhov, The Byzantine Culture in Muscovite Rus’. The Case of Evfimii Chu-
dovskii (1620–1705). Köln [u. a.]: Böhlau 1998. 349 S. (Bausteine zur slav. Philologie u.
Kulturgesch. N.F. A 26). ISBN 3-412-06898-5. – Der der gräkophilen Partei des russ.
Klerus angehörende Evfimij Čudovskij (d. h. aus dem Čudov-Kloster im Kreml) beteiligte
sich als Übersetzer und Korrektor am Druck nach griech. Vorlagen korrigierter liturgischer
Bücher in Moskau (Trebnik 1658, Činovnik 1667) und an der Vermittlung liturgieerklä-
render Texte patristischer, byzantin. und postbyzantin. Zeit an die russ. Orthodoxie: Kyril-
los von Jerusalem, Apostolische Konstitutionen, Dionysios Pseudo-Areiopagites, Germanos
von Konstantinopel, Symeon von Thessalonike, Gabriel Severos (1600), Nikolaos Boulga-
ris (1681). Aus dem „unvergleichlichen Griechisch“ übertrug Evfimij als Beitrag zum russ.
Herrscherzeremoniell die byzantin. Ordnung der Kaiserkrönung. Bemerkenswert sind auch
seine Teilübersetzung von J. Goar, Εὐχολόγιον sive Ritvale Graecorvm. Lutetia Pariso-
rum 1647, und zumindest die Mitwirkung an einer Übersetzung des lat. Ordo Missae. Mit
Eigenem nahm Evfimij († 28. 4. 1705) an der Kontroverse um den Zeitpunkt der Verwand-
lung der eucharistischen Gaben teil.
Paul Meyendorff, Russia, Ritual, and Reform. The Liturgical Reforms of Nikon in the
17th Century. Crestwood, NY: St. Vladimir’s Seminary Press 1991. 235 S. ISBN 0-
88141-090-X. – Druckfassung der ALw 30,320f besprochenen Doktorarbeit.
persönlich nicht nur die Ergebnisse bezüglich der Basileios-Liturgie, sondern auch des slav.
Euchologions allgemein und der Probleme der Nikon’schen Reform veröffentlichte. Das
Vorwort schließt mit klaren Publikationsprinzipien und der verwendeten Bibliographie
(20–24). – Der Hauptteil umfasst Dmitrievskijs Manuskript „Zur Bücherkorrektur unter
Patriarch Nikon und den folgenden Patriarchen“. Der Text wurde durch den Herausgeber in
28 Kapitel eingeteilt und damit übersichtlicher und verständlicher eingerichtet. Dmitrievs-
kij setzt beim gegebenen Forschungsstand an und geht somit davon aus, dass erstens die
Korrektur der liturgischen Bücher auf dem Moskauer Druckereihof stattfand, und zweitens
aufgrund von venezianisch-griech. und -slav. (serb.) bzw. südruss. Drucken und nicht, wie
im 17. Jh. behauptet, auf der Basis von Handschriften. Im Hinblick auf den reformierten
Moskauer Erstdruck des Služebniks, also des Euchologions (erschienen am 31. 8. 1655),
kamen die von Arsenij Suchanov im Februar 1655 vom Athos mitgebrachten 498 Codices
– darunter nur drei Euchologia – zu spät an (26f). Aus dem Vorwort des besagten Erst-
druckes wird das Ziel der Reform klar: das orthod. Russland solle mit dem Ökumenischen
Patriarchat übereinstimmen, denn die russ. Ordines unterschieden sich von denen der Gro-
ßen Kirche. Also habe man den Služebnik in allem nach alten griech. und slav. Büchern (sic)
korrigiert (27). Nach Dmitrievskij (29–31) ist eine der benutzten Quellen ein bestimmtes
Exemplar des Venediger griech. Euchologions von 1602 (Mosqu. RGADA BMST/Inv.
132 [3092]). Die aufgeführten zahlreichen Unterschiede zwischen dem slav. Služebnik
von 1655 und dem griech. Euchologion (33–39) lassen auch andere Quellen erkennen,
nämlich die älteren slav. Euchologion-(Služebnik-)Drucke des Bischofs von L’vov Gedeon
Balaban (Strjatino 1604) und zwei Kiever Drucke, den von 1620 und den des Petrus
Mogila von 1629. Dmitrievskij gelingt es, den Korrekturvorgang genauer zu rekonstruie-
ren mit Hilfe der von ihm entdeckten Vorlage für den Služebnik 1655, nämlich das Kor-
rekturexemplar des Strjatino-Euchologions von 1604 (Mosqu. RGADA BMST/SPK
1470) mit vielen handschriftlichen Verbesserungen und Randbemerkungen der Ni-
kon’schen Korrektoren (43–52). Der Druck des Euchologions von 1655 erfolgte gleich
vier Mal mit derselben Jahresangabe, demselben Vorwort und derselben Paginierung, je-
doch jeweils mit zahlreichen Korrekturen und Ergänzungen, was dazu führte, dass manche
Seiten doppelt erschienen, andere wiederum ganz ohne Seitenzahlen blieben oder Blatt-
statt Seitenzählung vorgenommen wurde (65f). Die intensive Korrekturtätigkeit am Dru-
ckereihof belegt die hohe Frequenz der Euchologiondrucke in der Folgezeit: 1658 erschien
die sechste korrigierte Fassung, die letzte unter Nikon. Im Weiteren folgt bei Dmitrievskij
eine Vorstellung der Moskauer Euchologion-Drucke bis 1817 (77–101). Der Anhang
bietet Materialien zu Geschichte und Quellen der Bücherreform in Russland aus der oben
bibliographierten Rezension Dmitrievskijs (102–148), ein Namensregister (149–154)
und ein leider unvollständiges Verzeichnis der slav. und griech. liturgischen Drucke des
16. bis 19. Jh. (154–158). – Bespr. von Mihail Zheltov, in: Вестник ПСТГУ Ser. I:
Богословие и философия, 14. 2005, 191–195. T. Ch.
Ihor Ševčenko, A New Greek Source concerning the Nikon Affair: Sixty-One Answers by
Paisios Ligarides given to Tsar Aleksej Mixajlovič , in: Gennadios: k 70-letiju akademika Gen-
nadij G. Litavrina. Otv. red. Boris N. Florja. Moskva 1999, 237–263. Nachveröffent-
lichung unter quasi identischem Titel, in: Palaeoslavica 7. 1999, 65–83. – Der westeuro-
päisch gebildete Metropolit Paisios Ligarides († 1678 in Kiev), vormals Katholik (vgl. ALw
53,152), diente ab 1662 in Moskau Zar Aleksej I. Michajlovič (1629–1676) als Peritus
bei der Fortführung seiner Liturgiereform und der Auseinandersetzung mit dem in Ungna-
de gefallenen Patriarchen Nikon (sed. 1652–1658 [endgültig verurteilt 1666], † 1681).
Im Kontext dessen beantwortete oder formulierte Ligarides – des Russischen unkundig,
ALw 57 / p. 251 / 7.11.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 251
daher auf Griechisch – mehrere Reihen von Fragen, so die 30 Fragen des Bojaren Sime-
on L. Strešnev von 1662 (ed. Chrysostomos Papadopoulos, in: Νέα Σιών 4. 1907, 9–
31) und die 25 Fragen des Zaren an die vier östlichen Patriarchen von 1663/64. Der
Sinait. gr. 1915 überliefert fol. 29v–60r (kopiert 1666/69) 61 griech. Fragen des Zaren
an Ligarides wohl von Ende 1662, inhaltlich Ševčenko zufolge weithin ohne Parallelen in
den übrigen Reihen. Den Gegenstand bilden zum einen die mit Nikon verbundenen Pro-
bleme, so Gerichtsbarkeit über Bischöfe, Zuverlässigkeit der reformierten liturgischen Bü-
cher und revidierten Texte, Anzahl der Halleluja, die Form des Kreuzzeichens, Anordnung
der Prosphoren, zum anderen minder bekannte, offenbar aktuelle Zweifelsfragen, so Kirch-
weihe durch Presbyter, Umgang mit verfallenen Holzkirchen, Zelebrationsverzicht der
Priester nach dem Tod der Ehefrau, Wiederverheiratung eines verwitweten Psaltes, Kom-
munion hinzurichtender Verbrecher, Nottaufe durch Laien, ein- oder zweimalige Wasser-
weihe an Epiphanie, Zeitpunkt der Nennung des Zaren in Liturgie und Stunden, Bedeu-
tung der roten Farbe der Ostereier, von Dikirion und Trikirion, des „Amen“. Geboten wird
leider nicht der volle Text des Ligarides („reserved for another occasion“: 241), sondern,
von einigen Zitaten abgesehen, nur die Fragen des Zaren in engl. Übersetzung. Ein Groß-
teil erweist sich als identisch mit den 58 Fragen Aleksejs I., die Demetrios A. Petrakakos,
Ὁ Γάζης Παΰσιος ὡς κανονολόγος. Προβλήματα διάφορα τοῦ ϑεοσέπτου βασι-
λέως κυρίου Ἁλεξίου Mιχαηλοβίτζη μονοήμερα, in: Θεολογία 15. 1937, 289–
322, veröffentlichte, dort mit Ligarides’ Antworten.
Lorenzo Amberg, Kirche, Liturgie und Frömmigkeit im Schaffen von N. V. Gogol’. Bern
[u. a.]: Lang 1986. 260 S. (Slavica Helvetica 24). ISBN 3-261-03656-7. – Bespr. von
Frank Göbler, in: Welt der Slaven 34. 1989, 194–196.
Renate Weber, Die russische Orthodoxie im Auf bruch. Kirche, Gesellschaft und Staat im
Spiegel der geistlichen Zeitschriften (1860–1905). München: Hieronymus 1993. 403 S.
(Veröff. des Inst. für Gesch. Osteuropas u. Südosteuropas der Univ. München 15). ISBN
3-928286-08-0.
Vera Shevzov, Russian Orthodoxy on the Eve of Revolution. Oxford [u. a.]: Oxford Univ.
Press 2004. XIV, 358 S. ISBN 978-0-19-533547-7.
Paul Meyendorff, Ref lections on Russian Liturgy. A Retrospective on the Occasion of the
Millenium, in: SVTQ 33. 1989, 21–34. – Skizzenartige Liturgiegeschichte der russ. Or-
thodoxie, „always more conservative than the Greeks in matters of liturgy“. Durch „splendid
rites, performed with … love and care“ sollen die Menschen im postkommunistischen
Russland Christi Gegenwart in der Kirche erfahren.
Job Getcha, Les études liturgiques russes au XIX e–XX e siècles et leur impact sur la
pratique, in: Les mouvements liturgiques. Corrélations entre pratiques et recherches. Éd. par
Carlo Braga [u. a.]. Roma 2004 (BEL.S 129) 279–290.
Marcello Garzaniti, L’eredità culturale e letteraria della Rus’ e il rinnovamento degli studi
della tradizione manoscritta biblica e liturgica nella Russia contemporanea, in: I testi cristiani
nella storia e nella cultura. Prospettive di ricerca tra Russia e Italia. Cur. Sofia Boesch
Gajano [u. a.]. Roma 2013 (OCA 294) 53–66.
Marcel Mojzeš, Il movimento liturgico nelle Chiese bizantine. Analisi di alcune tendenze di
riforma nel XX secolo. Roma: CLV – Ed. Liturgiche 2005. 275 S. (BEL.S 132). ISBN 88-
7367-042-3.
ALw 57 / p. 253 / 7.11.
Paul Meyendorff, The Liturgical Path of Orthodoxy in America in the 20th Century:
Past, Present, and Future, in: SVTQ 40. 1996, 43–64.
Nicholas E. Denysenko, Liturgical reform after Vatican II: the impact on Eastern ortho-
doxy. Minneapolis: Fortress Press 2015. XVII, 446 S. ISBN 978-1-4514-8615-5.
3.2.10.3.4. Rumänen
Arcadie M. Bodale, Actul de ctitorire şi cartea liturgică în Ţările Române, in: Xenopolia-
na 12. 2004, 55–89. – Stiftungen im Spiegel gottesdienstlicher Bücher, in Fülle dokumen-
tiert.
Agnes Erich – Niculina Vârgolici, Controverse privind tipărirea primei cărţi în spaţiul
românesc. Liturghierul (1508), in: Studii de Biblioteconomie şi Ştiinţa Informării 13.
2009, 140–157;
Lucian Petroaia, O sărbătoare a culturii româneşti – 500 de ani de la tipărirea primei
cărţi pe teritoriul ţării noastre: Liturghierul lui Macarie Ieromonahul (1508–2008), in:
Danubius 25. Galaţi 2007, 253–260.
Deutlich vor den ersten griech. Drucken (Liturgien 1526; s. ALw 53,264) und inner-
halb von nur vier Jahren veröffentlichte der Priestermönch Makarios in Kirchenslavisch ein
Leitourgikon (1508), eine Oktoëchos (1510) und ein Tetraevangelion (1512). Über den
genauen Standort seiner Druckerei wird noch gestritten (daher: „în spaţiul românesc“). In
den folgenden Jahrhunderten wird das seit etwa dem 12. Jh. gottesdienstlich gebrauchte
Kirchenslavisch in den Donaufürstentümern schrittweise durch das von der Bevölkerung
mehrheitlich gesprochene Rumänisch ergänzt und schließlich abgelöst.
Catalina Velculescu – Ileana Stanculescu – Ovidiu Olar, Des missels grecs et sla-
vons aux traductions en roumain (XVII e siècle), manuscrit roum. BAR 1790 Bucarest et
manuscrit roum. BAR 1216 Cluj-Napoca, in: RESEE 49. 2011, 33–52. – Zwei Archiera-
tika, das eine Mitte des 17. Jh. gefertigt für den Metropoliten Ştefan der Ungrowalachei
(sed. 1648–1653 u. 1655–1668), das zweite aus dem Besitz des berühmten griech.-kath.
Priesters und Philologen Timotei Cipariu (1805–1887). In beiden sind die Gebete in slav.,
die Rubriken hingegen in rumän. Sprache wiedergegeben, einiges zusätzlich in Griechisch;
vgl. ALw 53,228.
Ovidiu Olar, Ecoul reformei liturgice a patriarhului Nikon al Moscovei în Ţările Române
(un manuscris de la începutul secolului al XVIII-lea), in: Vecinătăţi şi ziduri – români şi ruşi
(secolele XVI–XXI). [Ed.] Florin Anghel – Mioara Anton. Târgovişte 2013, 245–251.
– Widerhall der Reformen des Moskauer Patriarchen Nikon in der Walachei.
Sofian Boghiu, Sfântul Antim Ivireanul şi Mănăstirea Tuturor Sfinţilor. Bucureşti: ed.
Bizantină 2005. 171 S. ISBN 973-9492-46-0. – Mit Text des Kloster-Typikons (157–
175).
Heinzgerd Brakmann, Metrophanes von Nyssa und die Ordnungen der byzantinisch-grie-
chischen Bischofsweihe, in: Hairesis (Fs. Karl Hoheisel). Münster 2002 (JAC.E34) 303–
326. – Metrophanes, Titularbischof von Nyssa und in Antims Nachfolge 1716–† 1719
Metropolit der Walachei, publizierte 1714 in Venedig in griech. Sprache ein Hieratikon
und den Erstdruck des Archierartikons. (Selbstanzeige)
Dokumente der Siebenbürger Kirchenunion. Übersetzt von Klaus u. Michaela Zelzer mit
Erl. von Ernst Chr. Suttner, in: OKS 57. 2008, 222–267;
Ernst Chr. Suttner, Die Siebenbürger Kirchenunion an der Wende zum 18. Jahrhun-
dert, in: Annales Universitatis Apulensis, Series Historica 12,1. 2008, 7–41.
Joannicius Bazilovits, Explicatio Sacrae Liturgiae Novae Legis veri Incruenti Sacrificii.
Ed. Svorad Zavarský – Peter Žeňuch. Bratislava – Roma: Slavistický ústav Jána Stanislava
SAV 2009. LXII, 548 S. (Monumenta Byzantina-Slavica et Latinae Slovaciae 3). ISBN
ALw 57 / p. 256 / 7.11.
978-80-969992-7-9. – Erstausgabe des zu seiner Zeit nicht zum Druck gelangten zwei-
sprachigen (slavisch-lateinisch) liturgischen Handbuchs des bei Uschhorod unter den Ru-
thenen tätigen Joannikij J. Bazilovič (1742–1821). Es folgt, nicht selten wörtlich, den
Werken von Jacques Goar, Pierre Le Brun und Ladislav Tompa.
Peter Galadza, The Theology and Liturgical Work of Andrei Sheptytsky (1865–1944).
Roma [u. a.]: Pont. Ist. Orientale 2004. 524 S. (OCA 272). ISBN 88-7210-335-2. –
Gesamtkirchlich gesehen eine kurze Phase byzantin. Liturgiegeschichte eines speziellen
Diözesanverbandes an der Verwerfungslinie zwischen dem Osten und dem Westen. Hin-
sichtlich der Kath. Ostkirchen ein belehrendes und spannend geschriebenes Werk über jene
Epoche, die der umfassenden Anerkennung der Ostkirchenrechte auf dem Vaticanum II
vorangeht. Der Band zerpflückt, stets verständnis- und respektvoll, den verbreiteten My-
thos, Andrej A. Scheptyzkyj, 1900–† 1944 Erzbischof von Lemberg und Metropolit der
Ukrainischen Griech.-Kath. Kirche, in der Folge auch Administrator von Kiev und der
Ganzen Rus’ (301), sei ein bis ins Mark von ostkirchlicher Theologie und Frömmigkeit
durchdrungener Hierarch gewesen, der sich aus tiefer Einsicht als Gesetzgeber der Beseiti-
gung lat. Überfremdungen von Gewand und Seele der Liturgie seiner mit Rom unierten
Kirche gewidmet habe. Tatsächlich war Scheptyzkyj von seine Ausbildung her ein Vertreter
der zu seiner Zeit im gesamten Katholizismus üblichen Theologie, geprägt von Tridenti-
num und Vaticanum I, pflegte selbst die in jenem päpstlich empfohlenen Andachtsübungen
(ausgenommen den marianischen Rosenkranz) und gottesdienstliche Rubrizistik. Schep-
tyzkyjs Bemühungen um Reinigung und Restauration des byzantin. Ritus in authentischen
Formen innerhalb seiner Kirche finden ihr Motiv wesentlich in unionistischen Zielen, die
die angestrebte Bekehrung der ganzen Slavia orthodoxa zur Communio mit Rom nicht
durch zu offensichtliche Nichtpflege des ostkirchlichen Erbes und zu bereitwillige Kapitu-
lation vor westlichen Wünschen behindert sehen wollte. Die bei der Union von Brest 1596
mitgebrachte byzantin.-slav. Liturgie hatte sich inzwischen zu äußerlich hybrider, innerlich
quasi gehirngewaschener Gestalt entwickelt, die selbst innerhalb des unierten Episkopates
sich zur Vorstellung eines eigenen kath. Ritus steigerte, der von dem der orthod. Schwes-
terkirchen verschieden sei und bleiben müsse. Bemerkenswert ist der Umstand, dass die
Enzyklika „Orientalium dignitas“ Leos XIII. in Österreich-Ungarn, einschließlich Gali-
ziens, keine Geltung erlangte und damit nicht für rund zwei Drittel aller mit Rom unierten
Slaven (252). Scheptyzkyj veranstaltete Neuausgaben liturgischer Bücher (Leitourgikon
1905 [noch nach Art eines lat. Plenarmissales], Trebnik 1925/26 [vgl. Hlib Lonchyna,
Il „Trebnik“ del metropolita Andrea Szeptytskyj [Lviv, 1925–26]. Tentativo di rinnovo li-
turgico. Diss. Roma 2001); Leitourgikon 1929, 1930) und veröffentliche Hirtenschreiben
über die Liturgie und deren notwendige Erneuerung (1931, 1934, 1941, 1942), und dies
in einer Situation tiefgreifender politischer und gesellschaftlicher Veränderungen, Grenz-
verschiebungen eingeschlossen, bei der in der eigenen Kirche Russophile und Ukrainophile,
Latinizers und Easternizers („Byzantinisten“) einander kämpferisch gegenüberstanden. So-
weit Scheptyzkyj Erfolg hatte, ist dies der Unterstützung durch die Liturgische Bewegung,
namentlich Lambert Beauduin, vor allem aber dem Wandel der vatik. Ost- und Ostkirchen-
politik ab den 1930er-Jahren zu verdanken, von Galadza als „Rome’s new ideology, camou-
f laged Uniatism“ (375) charakterisiert, womit er das Kampfwort „uniatisme“ gegen seinen
Urheber kehrt (Cyrille Korolevskij, L’Uniatisme, in: Irénikon 2. 1927, 1–64). Nach einer
für Scheptyzkyj positiven vatik. Visitation 1934 und einem entschiedenen Votum Koro-
levskijs 1936 wurde in Rom unter Kardinal Tisserant 1938 eine Kommission zu Erstel-
lung päpstlich approbierter liturgischer Bücher für den byzantin.-slav. Ritus mit zwei Re-
zensionen eingesetzt, innerhalb derer Korolevskij seine Vorstellungen durchsetzen konnte,
ALw 57 / p. 257 / 7.11.
einschließlich des von ihm selbst betriebenen „one glaring Latinism“ (415): die vom Epis-
kopat separierte Kommemoration des röm. Papstes (weil ohne diese der Konfessionsunter-
schied Besuchern nicht mehr auffalle). Aber auch diese Recensio Ruthena stieß auf Op-
position; zwei Bischöfe verboten ihre Benutzung. 1944 wurde sie für die inzwischen wieder
sowjet. Ukraine suspendiert. Für das Studium solcher neuzeitlicher Regionalgeschichten
ostkirchlichen Gottesdienstes wird nicht jeder Zeit finden, doch lohnt allemal die Lektüre
des Epilogs dieses Buches (445–447). Galadza unterbreitet darin (s)eine „alternate vision“,
wie nämlich Scheptyzkyjs Liturgiereform hätte aussehen können, „had it been buttressed by
theological impulses emanating from the Byzantine tradition“. Vgl. ferner Peter Galadza,
Restoring of Icon. Ref lections on the Reform of Byzantine Worship, in: Worship 65. 1991,
238–255.
Johannes Madey, Die Göttliche Liturgie in der ukrainischen Kirche. Ist eine Reform heute
möglich?, in: OKS 39. 1990, 300–318.
Oleksandr Petrynko, Auf dem Weg zu einer Liturgiereform in der ukrainischen grie-
chisch-katholischen Kirche. Begründung und heutiger Stand, in: LJ 60. 2010, 94–115.
Marcel Mojzeš, Tre approcci alle riforma liturgica nella Chiesa greco-cattolica ucraina nel
XX o secolo: C. Korolevskij, A. Šeptytskyj, P. Galadza, in: E-Theologos 1. 2010, 205–222.
David M. Petras, The Liturgical Life of the Byzantine-Ruthenian Church: Its Past and
Future, in: Diakonia [New York] 25,1. 1992, 61–96.
ders., A Survey of the Liturgical Translations of the Byzantine Catholic Metropolia, in:
Logos 39,2–4. 1998, 241–260.
Die von der Ukrainischen Griech.-Kath. Kirche zu unterscheidende Ruthenische
Griech.-Kath. Kirche besitzt heute vier Diözesen in den USA (organisiert als ecclesia sui
iuris, „eigenberechtigte“ = autonome Kirche: Ruthenian Byzantine Catholic Metropolitana-
te in the United States, Kurzname: Metropolia) und mehrere Bistümer in Europa: in der
Ukraine die Eparchie Mukatschewe (Sitz: Uschhorod), in der Slowakei die Erzeparchie
Prešov mit zwei Suffraganen (ecclesia sui iuris) sowie das Apostolische Exarchat Tsche-
chien, direkt dem Röm. Stuhl unterstellt. Die liturgische Situation auf den beiden Kon-
tinenten differiert nur zu offensichtlich.
Šimon Marinčák, Notes on Some Recent Liturgical Developments in Slovakia, in: BBGG
3. Ser. 5. 2008, 239–253.
Tamás Véghseö [u. a.], „… you have foreseen all of my paths …“: Byzantine Rite Catho-
lics in Hungary. Strasbourg: Éd. du Signe 2012. 224 S. ISBN 978-2-7468-2775-2;
ALw 57 / p. 258 / 7.11.
ders., Katholiken des byzantinischen Ritus in Ungarn. 1: Von den Anfängen bis 1920, in:
OS 62. 2013, 281–309;
ders., Nikolaus Nilles e la questione della liturgia greco-cattolica in lingua ungherese, in:
Symbolae. Wege der Erforschung des griechisch-katholischen Erbes. Akten der Konferenz zum
Andenken an den 100. Todestag von Nikolaus Nilles SJ. Nyíregyháza, 23.–24. November
2007. Hg. von Tamás Véghseő. Nyíregyháza 2010 (Collectanea Athanasiana 1,3) 81–
89;
ders., L’introduzione della lingua ungherese nella liturgia greco-cattolica nei secoli XIX–XX
e le sue conseguenze, in: Reformy liturgii a powrót do źródeł. Red. Janusz Mieczkowski –
Przemysław Nowakowski. Kraków 2014 (Ad Fontes Liturgicos 4) 275–282.
Robert F. Taft, La liturgia nella storia del Pontificio Collegio „Russicum“, in: Studi
sull’Oriente Cristiano 14,1. 2010, 133–142.
Constantin Simon, Pro Russia. The Russicum and Catholic Work for Russia. Roma: Pont.
Ist. Orientale 2010. 903 S. (OCA 283). ISBN 978-88-7210-365-7. – Liturgiegeschich-
te einer russ. „Kleinen Welt“ am Rande der röm. Weltkirche.
Nicolas Antiba, Liturgical Renewal in the Greek Melkite Catholic Church, in: Euntes
Docete 46. 1993, 19–32.
John Klentos, The typology of the typikon as liturgical document, in: The Theotokos Ever-
getis and Eleventh-century Monasticism. Ed. by Margaret Mullet – Anthony Kirby. Belfast
1994 (BBTT 6,1) 294–305. – Neben die von den Stiftern erlassenen Klosterregeln im
engeren Sinn (κτητορικὰ τυπικά, im Einzelnen unter verschiedensten Bezeichnungen
auftretend), die in mehr oder minder großem Umfang auch Liturgisches – einschließlich
zugehörigen Fastens – anordnen (insofern auch unsereins unmittelbar betreffen), treten
ebenfalls eigens abgefasste (z. B. für das Euergetidos-Kloster) oder von auswärts (besonders
Mar Saba) übernommene „liturgische Typika“ (Synaxarien, ordines), die vor allem die Fei-
ern im Rhythmus der Zeit behandeln. Im Singular kann τυπικόν die lokale, regionale oder
gesamtkirchliche Ordnung bedeuten (vgl. lat. „ritus“). Verbessere 299 Anm. 21 zu: A.
Дмитриевский [Aleksej Dmitrevskij], Rez. Церковный устав (типик), его образова-
ние и судьба в греческой и русской церкви. Сочинение профессора И. Мансвето-
ва. Москва 1885 год, in: Христианское чтение 1888, 9/10, 480–576.
Guglielmo Cavallo, Gli usi della cultura scritta nelle comunità monastiche a Bisanzio nel
rif lesso dei typika di fondazione, in: Βυζάντιο: κράτος και κοινωνία. Mνήμη Νίκου
Οικονομίδη. Eπιμ. Aννα Αβραμέα [Anna Abramea] [u. a.]. Athena 2003, 125–136;
ders., I typika ktetorika tra documento e libro. L’universo visibile e l’universo invisibile, in:
Proceedings of the 22nd International Congress of Byzantine Studies Sofia, 22–27 August
2011. 1. Ed. by Iliya Iliev. Sofia 2011, 505–526.
Morphologie, materielle Struktur und Entwicklung der einschlägigen Dokumente. Be-
handelt wird mithin ihre äußere Gestalt, insofern interessant und lehrreich.
Rosemary Dubowchik, Singing with the Angels: Foundation Documents as Evidence for
Musical Life in Monasteries of the Byzantine Empire, in: DOP 56. 2002, 277–296.
3.2.11.1. Sammelveröffentlichungen
Byzantine Monastic Foundation Documents. A Complete Translation of the Surviving
Founder’s Typika and Testaments. Ed. by John Thomas – Angela Constantinides Hero
with the assistance of Giles Constable. 1–5. Washington: Dumbarton Oaks Research
Library and Collection 2000 (DOS 35,1–5). 1: XLIX, 1–439 S.; 2: XXXIX, S.
S. 441–858; 3: XIII S., S. 859–1294; 4: XIII, S. 1295–1678; 5: XIII S., S. 1679–
2021. ISBN 0-88402-289-7 [im Netz: http://www.doaks.org/resources/publications/do-
aks-online-publications/byzantine-monastic-foundation-documents]. – Ein nach arbeitsrei-
chen Jahren erfolgreich abgeschlossenes Riesenunternehmen kaum zu unterschätzender
Bedeutung: In engl. Übersetzung, jeweils mit Einführung und Anmerkungen, werden zwar
nicht alle einschlägigen, doch immerhin 61 Dokumente des 7. bis 14. Jh. vorgelegt. Etab-
lierte Abkürzung: BMFD.
Vincent Desprez, Saint Théodore Stoudite. Testament et typikon, in: Lettre de Ligugé
310. 2004, 4–36;
ALw 57 / p. 260 / 7.11.
ders., Saint Athanase l’Athonite: la fondation de Lavra et les débuts du Mont Athos. Intro-
duction au Typikon de Lavra, ebd. 318. 2006, 3–22;
ders., Typikon de Christodule pour le monastère Saint-Jean le théologien de Patmos, ebd.
322. 2007, 6–39;
ders., Trois typika: Paul du Latros en Asie Mineure, Jean Xénos pour Myroképhalos en
Crète, Saint-Sabas près de Jérusalem, ebd. 326. 2008, 3–32.
Giuseppe De Gregorio, Epigrammi e documenti. Poesia come fonte per la storia di chiese e
monasteri bizantini, in: Sylloge Diplomatico-Palaeographica. 1: Studien zur byzantinischen
Diplomatik und Paläographie. Hg. von Christian Gastgeber – Otto Kresten. Wien 2010
(DÖAW.PH 392) 9–134. – Poetisches an Monastica, häufig Typika, jeweils mit ausführ-
lichem klostergeschichtlichem Kommentar.
David M. Petras, The Typicon of the Patriarch Alexis the Studite: Novgorod-St. Sophia
1136. Pont. Inst. Orientale. Facultas Scientiarum Ecclesiasticarum Orientalium. Excerpta
ex Dissertatione ad Doctoratum. Cleveland: Star Printing Co. 1991. II, 156 S. – Teildruck
der ALw 30,324 gebuchten Dissertation über die nur noch in slav. Übertragung (11. Jh.)
erhaltene reformierte Studitenregel (1034) des Konstantinopler Patriarchen Alexios Stou-
dites (sed. 1025–1043) für das von ihm gegründete Kloster der Entschlafung (Koimesis)
der Gottesmutter am Bosporos, hier herausgegeben nach einer Handschrift aus der Kathe-
drale von Novgorod.
ALw 57 / p. 261 / 7.11.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 261
Adalberto Piovano, La vie quotidienne au monastère des Grottes de Kiev, in: Irénikon 62.
1989, 486–530. – Zur Rezeption des Typikons des Patriarchen Alexios Stoudites in der
Kiever Rus’ vom 11. bis zum 13. Jh.
Claire Farrimond, Founders and refounders: the application of the Typikon of Alexis the
Stoudite at the Kievan Caves monastery, in: Founders and refounders of Byzantine monasteries.
Ed. by Margaret Mullett. Belfast 2007 (BBTT 6,3) 273–314. – Untersucht die von
Patriarch Alexios vorgesehene Speiseordnung bei den gemeinsamen Mahlzeiten in der Tra-
peza des Koinobions und ihre Anpassung an die Kiever Verhältnisse. Ausnahmeregelungen
sieht Alexios für den Tisch des Abtes vor, an den jeweils auch der offizierende Priester zu
laden ist.
Andrea E. Müller, Das „Typikon des Monomachos“ unter Verdacht? Zum Asterisk bei
(Dölger-) Wirth, Regesten 876a, in: JÖB 51. 2001, 169–175. – Die Echtheit des seit
1096 in Abschriften überlieferten Typikons von 1045 für den Heiligen Berg Athos
(BMFD Nr. 15 [1,281–293]) steht außer Frage. Kaiser Konstantinos IX. Monomachos
brachte als Zeichen seiner Billigung unter dem Dokument sein Siegel an und sicherte die
Urkunde gegen verfälschende Manipulationen durch rote Klebevermerke.
Dirk Krausmüller, Saints’ lives and typika: The Constantinopolitan monastery of Pana-
giou in the eleventh century. Diss. phil. (masch.) Queen’s University of Belfast 2001. 160 S.;
ders., On contents and structure of the Panagios Typikon: a contribution to the early history
of „extended“ monastic rules, in: ByZ 106. 2013, 39–64.
Athanasios Athonites († 996/1001) ist ungewollt zum Stammvater zweier Koinobien
geworden: der Großen Laura auf dem Athos, für die er sein Typikon, die „Diatyposis“,
verfasste, und des Klosters τοῦ Παναγίου (monasterium Panagiotum) in Konstantinopel,
das Athanasios’ verhinderter Nachfolger Antonios begründete. Dessen „Panagios-Typikon“
wurde zum Vorbild der Ordnung des 1083 gegründeten Georgierklosters von Petrizos
(heute Bačkovo in Bulgarien); vgl. Julien Leroy, Les deux Vies de saint Athanase l’Athonite,
in: AnBoll 82. 1964, 409–429 = ders., Études (wie oben 3.2.9.2.) Nr. 11. – Der Chronist
dankt Vf. für eine Kopie der leider ungedruckten Dissertation.
soteira im heutigen Pherrai (griech. Thrakien), dieses Mal nach der auf Kephalonia wieder-
entdeckten ältesten erhaltenen Handschrift (16. Jh.). Das Koinobion (anfangs 50 Mönche
mit Chorpflicht und 24 Brüder, deren Handarbeit vom Stifter als Hymnengesang gewertet
wird) folgt bemerkenswert getreu, d. h. ohne Anforderungssteigerungen, dem Typikon und
der Gottesdienstordnung des Euergetidos-Klosters in Konstantinopel (vgl. oben 3.2.9.3.).
Vorgesehen sind tägliche Beichte und Kommunionempfang nach dem Urteil des Oberen,
gewährleistet professionelle Krankenpflege, ohne ausdrückliche Erwähnung der Kranken-
salbung. Engl. Übersetzung: BMFD Nr. 29 (2,782–856). Zur Kirchenanlage des 12. Jh. s.
auch Stefan Sinos, Die Klosterkirche der Kosmosoteira in Bera (Vira). München 1985.
Irmgard Hutter, Die Geschichte des Lincoln College Typikons, in: JÖB 45. 1995, 79–
114, 10 Taf. – Der exquisit illuminierte Cod. Oxford, Lincoln College, gr. 35 überliefert
das Typikon des Konstantinopler Frauenklosters der Theotokos Bebaía Elpís (Gebäude
restlos untergegangen), gestiftet ca. 1285/86 (zur Ausgabe s. ALw 24,402; BMFD Nr. 57
[4,1512–1578]). Als „entscheidende neue Erkenntnis“ ihrer kodikologischen Unter-
suchung gilt der Autorin, dass die Hauptstifterin, Theodora Palaiologina († um 1332),
Nichte des Kaisers Michael VIII. Palaiologos (in Konstantinopel 1261–1282), ihr Typikon
in zwei deutlich voneinander unterschiedenen Phasen verfasste: Grundfassung um 1300,
Überarbeitung um 1330. Das Zusatztypikon der Euphrosyne Palaiologina, Theodoras äl-
tester Tochter, stammt von 1332/35. Der Oxforder Band (kopiert 1397–1402) habe als
Archivexemplar des Klosters gedient, in dem zunächst 30, später 50 Nonnen wirkten.
Wegen der mäßigen Qualität der Handschrift hält sie für den praktischen Gebrauch be-
stimmt Guglielmo Cavallo, I typika ktetorika tra documento e libro, in: Proceedings of the
22nd International Congress of Byzantine Studies.1. Sofia 2011, 520f.
Cecily Hennessy, The Lincoln College Typikon: Inf luences of Church and Family in an
Illuminated Foundation Document for a Palaiologan Convent in Constantinople, in: Under the
inf luence: the concept of inf luence and the study of illuminated manuscripts. Ed. by John
Lowden – Alixe Bovey. Turnhout 2007, 97–109.214f.
Christian Gastgeber, Das Typikon Lincoln College gr. 35 und das Patriarchat von Kon-
stantinopel, in: Scripta. An international journal of codicology and palaeography 7. 2014,
95–110. – Ergänzungen zur Dokumentation jüngerer Schenkungen und Totengedenken
ließ das Kloster am Ende des Typikons durch Schreiber der Patriarchatskanzlei eintragen,
darunter der Diakon und Megas Skeuophylax Demetrios Balsamon (flor. 1386–1400).
Zur Thematik „Lesen und Schreiben bei Nonnen“ erhebt Vf. eine bemerkenswerte Vor-
schrift des Typikons: Bei der täglichen Feier der Stunden sollen diejenigen, die lesen kön-
nen, „mit Herz und Mund“ das Gotteslob singen, die übrigen Nonnen rezitieren „kurz-
silbige“ Worte von gewaltiger Wirkung (βραχυσύλλαβα μεγαλοδύναμα ῥήματα), die
Gott eher mehr denn minder schätze (96), das Jesusgebet?
Nancy P. Ševčenko, The liturgical typikon of Symeon of Sinai, in: Metaphrastes, or, gai-
ned in translation. Essays and translations in honour of Robert H. Jordan. Ed. by Margaret
Mullett. Belfast 2004 (BBTT 9) 274–286. – Für das zu seiner Zeit noch nach der
Theotokos, nicht der alexandrinischen Aikatherine, benannte Kloster auf dem Sinai ließ
dessen Erzbischof Symeon 1214 das liturgische Typikon von Mar Saba adaptieren: Sinait.
gr. 1097 (jüngere Kopien: gr. 1101 u. 1103), bisher nur in Auszügen ediert (Dmitrievs-
kijOLR 3,394–419), diese hier übersetzt, soweit für Klostergeschichte und -anlage von
Belang. Die knappe Kommentierung überweist alles Liturgische an andere, vermerkt nur
die in der Tat ungewöhnliche Anweisung zur Lesung der Apokalypse (ebd. 402). Zu no-
tieren ist jedoch u. a. auch der Gebrauch der Jakobos-Liturgie am Festtag des Apostels (ebd.
415). Sie bestätigt die etwa gleichaltrige Nachricht des Theodoros Balsamon († um 1195/
1200), dass man zu seiner Zeit dieses Eucharistieformular in Jerusalem und Palaestina nur
an gewissen Festtagen benutze (PG 137,621), im Sinaikloster noch belegt durch die Co-
dices Sinait. gr. 1239 (priesterlich) und 1240 (Diakonale).
The Monastic Rule of Iosif Volotsky. Ed., transl., and introd. by David M. Goldfrank.
Rev. ed. Kalamazoo, MI: Cistercian Publications 2000. 396 S. (CistSS 36). ISBN 0-
87907-836-7;
Das Speisungsbuch von Volokolamsk. Кормовая книга Иосифо-Волоколамского мо-
настыря. Eine Quelle zur Sozialgeschichte russischer Klöster im 16. Jahrhundert. Hg. u.
übers. von Ludwig Steindorff [u. a.]. Köln [u. a.]: Böhlau 1998. LX, 388 S. (Bausteine
zur Slav. Philologie u. Kulturgesch. Reihe B: Editionen, N.F. 12). ISBN 3-412-09597-4.
Typikon des Iosif Volotsky (Joseph von Volokolamsk, 1439/40–1515) für das 1479
gegründete Kloster der Entschlafung Marien alias Iosif-Kloster bei Volokolamsk (Oblast
Moskau). Separat erscheint das umfängliche sechste Kapitel des „Buchs über den Alltag“ in
photographischer Wiedergabe, wortgetreuer Textreproduktion und dt. Übersetzung. Die je
nach Wert der vom Kloster empfangenen Stiftungen in drei Klassen eingeteilten Speisun-
gen zum Jahresgedenken der jeweiligen Wohltäter unterliegen den Regeln der Feiern und
Fasten, benennen diese teils ausdrücklich und umständlich, so dass hier auch eine Quelle
zur Liturgiegeschichte byzantinischer, speziell russ. Klöster zur Verfügung steht.
3.2.11.2.2. In Italien
Daniele Arnesano, Gli Epitimia di Teodoro Studita. Due fogli ritrovati del Dossier di
Casole, in: Byzantion 80. 2010, 9–37;
ders., La penitenza dei monaci a S. Maria del Patir e a S. Nicola de Casole, in: RÉByz 72.
2014, 249–273.
Der (beim Bibliotheksbrand von 1904 schwerstens beschädigte) Cod. Taur. C.III.17 v. J.
1173 umfasst nicht allein das Stifter- sowie das liturgische Typikon des Klosters S. Nicolas
di Casole (Apostolos Apostolidis, Il Typikon de S. Nicolas di Casole secondo il codice Taur.
Gr. C III 17 [Introduzione, Testo critico, Indici]. Tesi di dottorato, Pont. Univ. di S. Tom-
maso d’Aquino in Roma, Facoltà di Teologia, Sezione ecumenico-patristica greco-bizantina
„S. Nicola“ Bari, Anno Accademico 1983. CIII, 334 S.; im Netz: http://thesis.ekt.gr/the-
ALw 57 / p. 264 / 7.11.
Domna Iordanidou, Tὸ τυπικὸ τῆς μονῆς „Tοῦ Πατρός“. ῞H ζωὴ σὲ μιὰ μονὴ
τῆς Kαλαβρίας κατὰ τὸν 13° αἰ., in: Bυζαντινὸς Δόμος 7. Athen 1993/94, 105–118.
– Der Cod. Jenensis G. B. q. 6a enthält sowohl das liturgische Typikon (= Synaxarion,
fol. 1r–160v) als auch das disziplinäre Stiftertypikon (beide unveröffentlicht) des 1101/
02 gegründeten Klosters Νέα Ὁδηγήτρια bei Rossano, bekannter als Patirion/Patìr (Πα-
τήριον von τοῦ Πατρός, „des Vaters“, d. h. des Klostergründers Bartholomaios von Síme-
ri, † 1130). Vfn. beschreibt den über Wolfgang Maximilian von Goethe (1820–1883)
nach Jena gelangten Codex, datiert ihn auf 1254/74, analysiert das auch gottesdienstliche
Angaben enthaltende Stiftertypikon (fol. 161r–189v) und erhebt dessen Nachrichten über
das Leben der Mönche. Für eine detaillierte Beschreibung der Handschrift durch Annette
von Stockhausen s. ALw 53,220.
Mario Re, Il copista, la datazione et la genesi del Messan. gr. 115 (Typikon di Messina), in:
BBGG N.S. 44. 1990 (1992) 145–156, 5 Taf.;
ders., Considerazioni sullo stile di Reggio, in: Νέα ῾Ρώμη 2. 2005, 303–311:
Der Messan. gr. 115, Tradent des liturgischen Typikons des Erlöserklosters „in lingua
phari“ von Messina, Haupt eines Klosterverbandes von 41 Niederlassungen in Sizilien und
Kalabrien, wurde in den vergangenen Jahren bald als Autograph des Klostergründers, des
hl. Lukas († 1149), bald als Kopie erst des 13. Jh. vorgestellt (s. ALw 16,578; 17/18,427).
Re erkennt jetzt in einem der beiden am Werk beteiligten Kopisten den für 1150/51 und
1164/65 bezeugten Schreiber Bartholomaios (zu unterscheiden von Lukas’ Lehrer Bar-
tholomaios von Simeri) und betrachtet den Codex als Abschrift einer stellenweise unvoll-
endeten Vorlage, die wohl Lukas’ Aufzeichnungen „in bella“ wiedergeben sollte. Das Stifter-
typikon des Klosters ist verloren, von ihm abhängig die in ital. Übersetzung erhaltene
Ordnung für S. Bartolomeo di Trigona.
ALw 57 / p. 265 / 7.11.
Mario Re, Il Typikon del S. Salvatore de Lingua Phari come fonte per la storia della
biblioteca del monastero, in: Byzantino-Sicula III. Miscellanea di scritti in memoria di Bruno
Lavagnini. Palermo 2000 (Ist. Siciliano di Studi Bizantini e Neoellenici. Quaderni 14)
249–278. – Von den Codices, denen dem Typikon („Synaxarion“) des Salvatorklosters
zufolge gottesdienstliche Lesungen zu entnehmen waren, lassen sich manche noch heute,
überwiegend in Messina selbst, auffinden. In anderen Fällen sind dank dieser Studie we-
nigstens die Namen besser zu verstehen, unter denen sie im Typikon auftreten (βιβλίον
τῶν δρόσων [Messan. gr. 15, Ende 11. Jh., vielleicht aus S. Nicola di Drosi, Kalabrien],
μέγα μηναῖον τοῦ ἐπισκόπου, βιβλίον τῶν ἁγίων Φιλαδέλφων). Eine Anzahl von
Manuskripten aus dem sizilian. Kloster ist anscheinend in das Sinai-Kloster gewandert,
vielleicht über dessen Metochion in Messina (264–266). Die Studie erinnert daran, dass
M. Arranz’ bekannte Ausgabe des liturgischen Typikons (s. ALw 16,578) das wichtige
Vorwort („Diegesis“) des Gründerabtes Lukas nicht zum Abdruck bringt (Joseph Cozza-
Luzi, Nova patrum bibliotheca 10,2. Roma 1905, 117–137; engl. Übersetzung: BMFD
Nr. 26 [2,637–648]).
Natale Loda, Il nuovo Typikòn del Monastero esarchico di S. Maria di Grottaferrata, in:
Commentarium pro religiosis et missionariis 83. 2002, 44–66.
Antonio Trupo, Typikà locali parrocchiali nella Chiesa arbëreshe, in: Besa – Fede 192.
2007, 2–4. – Zwei Ordnungen für Albaner-Gemeinden: Rubriche greche. o. O. o. J., wohl
vor 1789, und Breve notizia de Riti Reci secondo l’usanza degl’Italo Greci commoranti nel
regni di Napoli, datiert auf 1816, geschrieben von Domenico Roseti, dem letzten verhei-
rateten Priester der Pfarrei Santa Maria Aussanta in Frascineto.
André Jacob, De Florence à Rome : le dernier voyage de l’Euchologe Barberini, in: Νέα
῾Ρώμη 11. 2014, 445–454. – Von Niccolò Niccoli († 1437) erworben und der Bibliothek
an San Marco hinterlassen, beim Florentiner Konzil 1439 nur der Legende nach benutzt,
gelangte das Manuskript 1639 nach Rom zu Kardinal Francesco Barberini, um beim (ge-
scheiterten) Projekt eines Euchologion-Drucks posttridentinischen Charakters verwertet zu
werden.
ALw 57 / p. 267 / 7.11.
Christos Kanavas, L’eucologio MG 53 (sec. IX) del Monastero di S. Caterina del Sinai.
Roma: Pontificium Inst. Orientale. Facultas Scientiarum Ecclesiasticarum Orientalium.
Sectio Liturgica, Dissertatio ad Doctoratum 2013. – Ausgabe des altersmäßig unter den
byzantin. Euchologien allein vom Vat. Barb. gr. 336 überbotenen Sinait. gr. NE/ΜΓ 53,
Teil der „Neuen Funde“ von 1975, „importantissimo ... per la storia della liturgia delle ore“.
Non vidi. Buchhandelsausgabe laut Auskunft des Autors in Bälde zu erwarten.
Gabriel Radle, Uncovering the Alexandrian Greek Rite of Marriage: The Liturgical Evi-
dence of Sinai NF/MG 67 (9th/10th c.), in: EO 28. 2011, 49–73;
ders., Sinai Greek NE/ΜΓ 22: Late 9th/Early 10th Century Euchology Testimony of the
Liturgy of St John Chrysostom and the Liturgy of the Presanctified Gifts in the Byzantine
Tradition, in: BBGG 3. Ser. 8. 2011, 169–221.
Die Euchologion-Bruchstücke Sinait. gr. NE/ΜΓ 22 und NE/ΜΓ 67 stammen von
derselben Hand oder sogar aus demselben Band; vgl. ALw 54,11.
Stephan Josef Koster, Das Euchologion Sevastianov 474 (X. Jhdt.) der Staatsbibliothek
in Moskau. Excerpta ex Dissertatione ad Doctoratum. Roma: Pont. Inst. Orientale 1996.
119 S. – Codex RGB Ф. 270-Ia Nr. 15 (olim 474; Mosqu. gr. 27), ein „‚presbyterales‘
ALw 57 / p. 268 / 7.11.
Euchologion“ (24) mit heute 255 Folien, gelangte aus dem Orient über Pëtr I. Sevastianov
(† 1867) und das Rumjancev-Museum 1925 in die Russ. Staatsbibliothek, Moskau. Der
Stammteil wurde sekundär, offenbar in einem Kloster, ergänzt und erweitert. Einer Datie-
rung der ersten Hand in das 10. Jh. und der zweiten in das 12. Jh. steht Vf. zufolge „nichts
entgegen“ (13). Er hält die Handschrift für „ein stark archaisierendes Euchologion“ (37),
die „orientalische Kopie des byzantin. Euchologions, höchst wahrscheinlich in Palästina
geschrieben“ (39). Palästinisches ist „nur in den Riten einiger Hochfeste“ (39) erhalten,
weniger als in dem als Manuskript etwa zeitgleichen „Typikon der Anastasis“ Hieros. s.
Crucis 43 v. J. 1122, dessen unmittelbar gottesdienstliche Zweckbestimmung freilich
mehrheitlich ausgeschlossen wird. Zum Druck gelangen zunächst die Einführung und die
Edition der Folien 3r–46v (Pinax, die drei Liturgien, Epiphaniewasserweihe). – Neuerdings
wird der Codex aufgrund von Schrift und Dekor mit Konstantinopel in Verbindung ge-
bracht: Инна П. Мокрецова [Inna P. Mokrecova] [u. a.], Материалы и техника визан-
тийской рукописной книги [Nebentitel: Materials and techniques of Byzantine manu-
scripts]. Moskva 2003, 107–109.262f.
Józef M. Maj, Coislin 213. Eucologio della Grande Chiesa, Manoscritto greco della Biblio-
teca Nazionale di Parigi (ff. 101–211). Excerpta ex Dissertatione ad Doctoratum. Pont.
Inst. Orientale. Facultas Scientarium Ecclesiasticarum Orientalium. Romae 1995, 81 S. –
ALw 57 / p. 269 / 7.11.
Nachdem James Duncan bereits fol. 1–100 des Paris. Coislin. 213 ediert hatte (ALw
30,322), blieb für Majs Ausgabe (nach Microfiches der BNF) die zweite Hälfte des 1027
für Strategios, Priester der Konstantinopler Hagia Sophia und Patriarchenkapellen, kopier-
ten „Halb-Euchologions“ übrig (ein von Strategios erwähnter zweiter Band ist verschollen).
Leider ist davon mehr als ein Teildruck nicht erschienen und für die nähere Zukunft auch
nicht zu erwarten (Auskunft des Vf., 24. 3. 2015).
Miguel Arranz, L’eucologio costantinopolitano agli inizi del secolo XI. Hagiasmatarion e
Archieratikon (Rituale & Pontificale) con l’aggiunta del Leiturgikon (Messale). Roma: Ed.
Pont. Univ. Gregoriana 1996. 586 S. ISBN 88-7652-696-X;
ders. [Мигель Aрранц], Избранные сочинения по литургике. 3. Евхологий Кон-
стантинополя в начале ХI века и песенное последование по требнику митрополи-
та Киприана. Rim–Moskva: Институт философии, теологии и истории св. Фомы
2003. 680 S. (Bibliotheca Ignatiana). ISBN 978-5-94242-005-5.
Ziel vorgelegter Ausgabe ist „una visione d’insieme dell’Eucologio di Costantinopoli
all’inizio del secondo millenio“ (14), wobei zu präzisieren wäre, dass darunter speziell das
vom Klerus im Umfeld des Patriarchen gebrauchte Euchologion („Patriarchaleuchologion“)
zu verstehen und für die klösterlichen sowie kaiserlichen Kirchen Konstantinopels mit Ab-
weichungen zu rechnen ist (vgl. 21: „coesistenza di differenti tradizioni nella metropoli“).
Unklar ist auch, in welcher einen oder vielfältigen Gestalt jenes Euchologion auftrat, ins-
ALw 57 / p. 270 / 7.11.
besondere das Verhältnis von Codices und Rotuli. Gilt Arranz’ Vermutung, jene resultier-
ten aus einer sekundären Vereinigung dieser? Oder sind die Buchrollen (tendenziell eher
luxuriöse) Auszüge aus vorliegenden inhaltlich breiteren Bänden? Oder ist seit jeher mit
der Parallelexistenz von Libelli, Codices und Rotuli am selben Ort zu rechnen? Für seine
Edition, die sich als Studienbehelf versteht (9), stützt sich Vf. auf drei verwandte, doch
nicht gleich umfängliche Codices: in erster Linie auf das „Bessarion-Euchologion“ Crypt.
Γ.β.I (Alter der Hs. umstritten [11.–14. Jh.], laut Vf. vom Anfang 11. Jh.), verglichen „pa-
rola per parola“ (9) mit dem (einen von ursprünglich zwei Bände umfassenden) „Strategios-
Euchologion“ Paris. Coislin. 213 v. J. 1027, sowie, soweit dasselbe Material enthaltend,
unter Beiziehung des nach 1261 entstandenen Athen. EBE 662 (noch 13. Jh.?). In dem
einen Zeugen fehlende Texte werden für den Druck aus den anderen ersetzt. Doch für die
19 Kapitel ungedruckten Eigenguts des Coislinianus sieht man sich auf die Editionen von
J. Duncan (ALw 30,322) und J. M. Maj (s. o.) verwiesen (53). Nur die Handschrift heute
in Paris entstand in Konstantinopel selbst, die beiden anderen wurden auswärts geschrieben
(und verändert?). Nicht berücksichtigt sind weitere auswärtige Kopien mit euchologischen
Texten zu Konstantinopler Patriarchalfunktionen, so der Bodl. Auct. E.5.13 (Messina, bald
nach 1132; vgl. ALw 24,378). Für die ital. Ausgabe nicht beigezogen, aber schon als
wichtiger Zeuge des „Eucologio di Costantinopoli“ erkannt, ist das Vf. verspätet zugänglich
gewordene kirchenslav. (Teil-)Euchologion Mosqu. GIM Synod. 675, das ein hier ge-
wünschtes „studio approfondito“ (9) erst neuerlich erfährt. Unediert bleibt eine dem Cryp-
tensis, wohl in monastischem Milieu, von späterer Hand hinzugefügte Feier der Bekleidung
mit dem Großen (Mönchs-)Schema (51.434). Der Edizione dell’Eucologio (55–434), in
der Textabfolge des Crypt. Γ.β.I mit eingeschobenem, z. T. umfänglichen Sondergut des
Coislin. 213 (und Vermeldung seiner Lücken), ist ein Contenuto degli Eucologi überschrie-
bener Teil (16–53) vorangestellt. In ihm werden auch die Feiern jeweils kurz beschrieben.
Drei Indices (435–454) erschließen den Inhalt des „Bessarion-Euchologions“, darunter ein
Verzeichnis der Gebetsinitien (443–454). Das Supplemento (455–585) veröffentlicht die
drei eucharistischen Formulare, „praticamente“ den Text des „Sevastianov-Euchologions“
(Mosqu. gr. 27, s. o. 3.2.12.1.1.) unter Beiziehung des Sinait. gr. 959, des Athen. EBE 662
sowie eines Rotulus (13./14. Jh.) der Basileios-Liturgie im Istanbuler Topkapi Sarayi Mü-
zesi Kütüphanesi, den Vf. dank des „angelo del Signore“ (459) in die Hand bekam (Cod.
G-i 51; vorher bekannt durch Adolf Deissmann, Forschungen und Funde im Serai. Berlin
[u. a.] 1933, 86 Nr. 51 [olim 8neu]: „Der Text ist noch nicht verglichen“). – Die russifi-
zierte Version des röm. Werkes ist angereichert mit Auszügen zur Feier der Stunden aus
dem hier wohl fälschlich dem Metropoliten Kiprian zugeschriebenen slav. Cod. Mosqu.
GIM Synod. 675 (Katalog Nr. 371; 14. Jh.).
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 271
Christian Worship. Selected Papers of the Second International Congress of the Society of
Oriental Liturgy, Rome, 17–21 September 2008. Ed. by Bert Groen [u. a.]. Leuven 2012
(Eastern Christian Studies 12) 279–291.
nisation des Herrschers, Gebet des Patriarchen im Palast [Herrscher das eine Mal als „Zar“,
das andere als „Fürst“ bezeichnet]) oder in unzutreffender Reihenfolge (Taufe am Samstag-
abend, also in der Feier der Osternacht, eingeordnet vor Apotage, Syntage und Katechese
des Karfreitags). Der slav. Übersetzer verfährt nicht sklavisch. Er streicht alle auf Konstan-
tinopler Örtlichkeiten bezogenen topographischen Angaben der griech. Rubriken (z. B. ἐν
Βλαχέρναις; ἐν τῷ μεγάλῳ σεκρέτῳ). Weil Moskovitern unverständlich oder zum
Zweck vereinfachter Umsetzung bei Feiern mit den übersetzten Texten in der Fremde?
Für den bei Übersetzung aufgenommenen Rest ergibt die Synopse weitgehende Überein-
stimmung mit den drei griech. Pendants, besonders mit dem 1027 an der Hagia Sophia zu
Konstantinopel entstandenen Coislinianus (174f.178f.189f). Dies gilt weithin, wenn auch
nicht vollständig, für das Repertoire an Orationen. Jenseits der oben erwähnten kompletten
Auslassungen sind Verkürzungen im Bestand zu beobachten: In der Anzahl der berück-
sichtigten städtischen Prozessionen (174–176; vgl. 3.2.2.) fehlen namentlich jene zum
„byzantin. Neujahr“ 1. Sept. (Indiktionsbeginn; vgl. ALw 30,392) und zum 11. Mai
(Stadtgeburtstag; vgl. Anatole Frolow, La dédicace de Constantinople dans la tradition by-
zantine, in: RHR 127. 1944, 61–127). Hinsichtlich der staatlichen Ämter sind alle Bestel-
lungen unterhalb der Kaiserkrönung ausgelassen. Unter den Ordines für die Aufnahme von
Häretikern und Nichtchristen findet sich die Rekonziliation bzw. (Zweit-)Taufe der alt-
kirchlichen Abweichler nicht. Feststellen lassen sich auch liturgiegeschichtlich quasi moder-
ne Änderungen: Die Feier der Stunden ist „rearranged“, vielleicht schon im griech. Prototyp
(174; vgl. Athen. EBE 662). Einen Gewinn des Slavischen bildet die im Griechischen
verdorbene ausführliche Rubrik zur Fußwaschung am Gründonnerstag (179: „of seminal
importance“). Für die Adoption eines Kindes ist nicht allein eine Oration vorgesehen, son-
dern eine komplette τάξις γινομένη εἰς τεκνοποίησιν (mit Kommunion und Postcom-
munio-Gebet) wie im Cod. Athen. EBE 662, fol. 203r–205v (abweichende Form im Si-
nait. gr. 982 [13. Jh.]; DmitrievskijOLR 2,238). Monastisches begegnet nur in Auswahl:
Die oben erwähnte Bestellung eines Hegoumenos, Aufnahme eines Novizen (vgl. Athen.
EBE 662, fol. 206r), ein Gebet bei Einschließung eines Reklusen (fehlt in allen drei griech.
Zeugen, anderes Formular in Sinait. gr. 957 u. 982 [noch zu vergleichen: Crypt. Γ.β.XI,
12. Jh.; vgl. ALw 30,322]). Den terminus post quem nicht nur der slav. Version, sondern
des übersetzten griech. Euchologions insgesamt erkennt Vfn. in der Patriarch Philotheos
Kokkinos zugeschriebenen Oration bei Beginn der Indiktion (fol. 190r; Ausgabe des
griech. Gebetstextes nicht angegeben). Dieselbe Oration, vielleicht 1362 geschaffen, been-
det passend die außerhalb des Kirchengebäudes stattfindende Feier am 1. September
(295r). Damit ist erwiesen, dass im Slavischen überliefertes Material in der 2. Hälfte des
14. Jh. im Konstantinopler Kathedralgottesdienst gebraucht wurde. Falls sich damit der
ganze griech. Textbestand datieren lässt, der Mosqu. GIM Synod. 675 und 900 zugrunde
liegt, dürfte man eine Entwicklungslinie ziehen zwischen dem Coislin. 213 v. J. 1027 und
dem griech. Prototyp (2. Hälfte 14. Jh.) der in Moskau gegebenen Euchologionteile und
um diese Linie die keineswegs fehlenden griech. Euchologien gruppieren, die Konstanti-
nopler liturgisches Material dieser Epoche bis zum Verlust der Hagia Sophia und der
Apostelkirche tradieren. – Die im Aufsatz angeführte Liturgie „on the creation of the
world“ (179), von manchen heute gewünscht, gehört den byzantin Gründonnerstagsfeiern
nicht an, sondern resultiert aus der verführerischen Nähe von russ. мира, „Welt“, und
миро, „Myron“, betrifft mithin tatsächlich dessen Weihe in ihrer konstantinopolitan. Ge-
stalt. – Russ. Fassung: Т. И. Aфанасьева, Славянская версия Евхология Великой
церкви и ее греческий оригинал, in: Труды института Русского языка им. В. В.
Виноградова. Лингвистическое источниковедение и история русского языка
2014–2015, Москва 2015, 5, 9–43.
ALw 57 / p. 273 / 7.11.
von der Kirchweihe erhalten, die anscheinend die alte Ordnung des Vat. Barb. gr. 336 (s.
ALw 30,375) um neueres Gut ergänzte. Das S. 107 edierte Gebet für die Apolysis durch
Häretikerbenutzung beeinträchtigter Kirchen Δ. Κ. Ἰ. Χ. … ὁ τὴν παλαιὰν σκηνὴν
κατασκευάσας κτλ. ist sonst nicht bekannt und möglicherweise palästinisch. Die Ordi-
nationen (vgl. ALw 17/18,428) sind gemäß jüngerer Sitte in aufsteigender Reihe angeord-
net und bieten das sonst nicht dokumentierte Entwicklungsstadium des 10. Jh. zwischen
Vat. Barb. gr. 336 (8. Jh.) einer- und Paris. Coislin. 213 v. J. 1027 anderseits. Vollständig
erhalten sind die Formulare für die Bestellung von Diakonin und Bischof, mit einem Rest
außerdem die besondere Form der Weihe des Archidiakons der Konstantinopler Hagia
Sophia zum Presbyter. Auch das monastische Material der Handschrift ist im wesentlichen
konstantinopolitanisch. Ein Index der zitierten Handschriften schließt den ungemein ge-
haltvollen Beitrag ab.
Konstantin Korza, L’Eucologio di Santa Maria del Patirion di Rossano (Codice Vaticano
greco 1970). Excerpta ex Dissertatione ad Doctoratum. Roma: Pont. Ist. Orientale 1998.
68 S. – Eine jener bei Miguel Arranz († 2008) gefertigten Doktorarbeiten, die der Wis-
senschaft leider nicht gehörig in Vollform zur Verfügung stehen, eine Verschwendung der
von jungen Gelehrten investierten Zeit und Arbeit, die sich unter den modernen Publikati-
onsbedingungen kaum rechtfertigen lässt. Das Original (CXXI, 554 S.) behandelt Ge-
schichte und Datierung des Manuskripts, die Struktur und den Inhalt, ediert sodann den
Text von Vat. gr. fol. 1r–242v und bietet abschließend die nötigen Indices. Einiges aus dem
Einleitungsteil ist in den Auszug übernommen, aus der Edition nur die Petros-Liturgie. –
Für einen analogen euchologischen Thesaurus in arab. Sprache siehe ALw 30. 1988, 313f.
Nigel G. Wilson, Archimedes: The Palimpsest and the Tradition, in: ByZ 92. 1999, 89–
101 u. Taf. IV–IX;
Reviel Netz – William Noel, The Archimedes Codex: Revealing the secrets of the world’s
greatest palimpsest. London: Weidenfeld & Nicolson 2007. ISBN 978-0-297-64547-4;
Giuseppe Ucciardello, Hyperides in the Archimedes Palimpsest: Palaeography and
Textual Transmission, in: Bulletin of the Institute of Classical Studies 52. 2009, 229–252.
Hier nicht wegen des Untertextes, u. a. Schriften von Archimedes und Hyperides, ge-
bucht, der einem ungenannten Amerikaner („Mr B“) mehr als 2 Millionen Dollar wert war,
sondern als verbesserte kodikologische Beschreibung dessen, was die Handschrift für uns
ist: ein byzantin. Euchologion des 12./13. Jh. (olim Hieros. Metoch. 355+Cambr. Univ.
Libr. Add. 1879.23, eine Tischendorf-Erwerbung). „It looks like a prayer book, it feels like
ALw 57 / p. 275 / 7.11.
a prayer book, it even smells like a prayer book, and it is prayer that you see on its folios“
(Netz – Noel 15), laut Kolophon vollendet am 14. 4. 1229 von einem Schreiber Johannes
Myronas (= Mylonas?). Die in der Walters Art Gallery, Baltimore, aufbewahrte Hand-
schrift besitzt ihre eigene website: http://www.digitalpalimpsest.org/ (11. 11. 2014).
Stefano Parenti, The Liturgical Tradition of the Euchologion „of Archimedes“, in: BBGG 3.
Ser. 2. 2005, 69–87; revidierter Nachdruck in: ders., A Oriente e Occidente di Costantinopoli.
Vaticano 2010 (MSIL 54) 129–145. – Bestimmt die liturgische Tradition und das Milieu,
in denen das „Archimedes-Euchologion“ entstand. Besonders nahe steht ihm das gleichfalls
palästin. „Auxentios-Euchologion“ Sinait. gr. 973+Petropol. gr. 418 v. J. 1152/53.
Santo Lucà, On the Dating and Provenance of the Euchologion of the Archimedes Palimp-
sest, in: Journal of the Walters Art Museum 66–67. 2008/09 (2011), 59–72. – Mit einer
detaillierten paläographischen Beschreibung verbundene Retractatio des eigenen früheren
Urteils, das „Archimedes-Euchologion“ sei im Ausland durch einen im Salento ausgebilde-
ten Schreiber gefertigt. Als wahrscheinlich wird nunmehr vorgetragen, der im Kolophon
genannte Johannes Myronas habe als Kopist und Priester nicht in Mar Saba, sondern in
Jerusalem selbst gewirkt, „probably at one of the numerous churches belonging to the
patriarchate“ (63), „in circles not devoid of economic resources“ (68 Anm. 69). Ebendort
seien zwischen dem 15. und 17. Jh. auch die Papierblätter (fol. I–VII, nach fol. 28) einge-
fügt worden. Anna Sirinian steuert erste Informationen zu den armen. Notizen im paralle-
len Sinait. gr. 973 bei (68 Anm. 63).
Stefano Parenti, The Paper Restoration of the „Archimedes-Euchology“, in: Alethes Philia
(Fs. Giancarlo Prato). Cur. Marco D’Agostino – Paola Degni. Spoleto 2010, 541–547.
Gabriel Radle, The Rite of Marriage in the Archimedes Euchology & Sinai gr. 973 (a.
1152/3), in: Scripta & e-Scripta 12. 2013, 187–199. – Teil breiterer Untersuchungen
des Autors zur Feier der Eheschließung, in diesem Kontext zu besprechen.
tiges Zeugnis für die Geschichte der Großen Synapte (Catholica), hier schon vor der 1. An-
tiphon angesetzt und ein frühes Zeugnis dieser Vorverlagerung.
Valerio Polidori, L’eucologio Criptense Ζ.δ.II, in: BBGG 3. Ser. 7. 2010, 173–206, 5
Taf. – Crypt. Ζ.δ.II (gr. 243, olim Ζ.γ.III), kopiert 1090 von einem Mönch Kosmas „in una
area sicuramente a nord del milieu rossanese“ (176), erhalten mit mäßigem Blattverlust,
tradiert im ersten Teil hymno- und hagiographische Texte, im zweiten Teil ein Euchologion,
darin: Taxis der Rekonziliation (186: „un rito di tipo presbiterale“); Chrysostomos-Liturgie
(187: aus „una fase ancora relativemente alta“); diverse Orationen, so zur Verbrüderung
(ἀδελφοποίησις), zur Darbringung von Tieren, zum Ostersegen für Eier, Käse und
Fleisch; Ambongebete; Hesperinos und Orthros. Edition (192–206) unter Reduktion
der geläufigen Formulare auf Rubrik und Initium.
Valerio Polidori, L’eucologio Criptense Γ.β.XV, in: BBGG 3. Ser. 6. 2009, 215–239, 5
Taf. – Der heutige Cod. Crypt. Γ.β.XV (gr. 397; Gregory–Aland Nr. l 497) vereint
sechs Faszikel „indipendenti fra loro per datazione, copista e contenuto“ (215): Chrysosto-
mos- und Basilios-Liturgie (Reihenfolge!), Segensgebet über Brot und Wasser, Texte zu
Ostern und Dormitio (mit Perikopen), diverse Orationen, darunter εἰς ἐνυπνιασμόν (mit
ἅλλη), zur Segnung der Palmen (mit ἄλλη), von Käse und Eiern, von Fleisch und Läm-
mern am Ostertag, Texte und ein Ambongebet für Weihnachten (vier weitere am Ende der
Chrysostomos-Liturgie). Die unterschiedlichen Hände wirkten zwischen der 1. Hälfte des
12. und dem 13. Jh. In den Liturgien ist fol. 14r über Rasur eine Fürbitte für König Ro-
ger II. (reg. 1130–1154) eingefügt. Die lange Heiligenliste im Hochgebet scheint abhän-
gig von der Jakobos-Liturgie des Messan. gr. 177 (nach 1005). Noch erhalten ist die heute
unübliche präanaphorale Händewaschung des zelebrierenden Presbyters. Unedierte oder
größere Varianten aufweisende Orationen sind ediert (234–237).
Mario Re, Precisazioni sulla datazione del Vat. gr. 1863, in: Biblos 45,1. 1996, 45–47,
2 Taf. – Zwei Randnotizen des Euchologions im Reggio-Stil nennen einen Γουλιέλμος
ῥήξ: Wilhelm I. (1154–1166) oder, wahrscheinlicher, Wilhelm II. (1166–1189) von Si-
zilien.
Valerio Polidori, La liturgia bizantina nel Salento del XII secolo. Excerpta ex Disserta-
tione ad Doctoratum. Roma: Pont. Ist. Orientale 2013. – Die Teilveröffentlichung der
2012 angenommenen Doktorarbeit im Netz (www.academia.edu) umfasst eine Anzahl
von Kapiteln ohne kontinuierliche Gesamtpaginierung. Vom Ganzen fehlen zum einen die
(seit Längerem zuvor von André Jacob angekündigte) Edition des Euchologions der Gro-
ßen Kirche von Otranto, Ottob. gr. 344 v. J. 1177, und zum anderen das Patriarchalschrei-
ben an Paulos von Gallipoli (doch vgl. Valerio Polidori, La Lettera Patriarcale a Paolo di
Gallipoli, in: BBGG 3. Ser. 9. 2012, 191–220). Eingangs der Vollfassung wird man infor-
miert über die kirchliche Lage im Salento des 12. Jh. nach Ablösung der Byzantiner durch
die Normannen. Es folgt eine übersichtliche Auflistung der Charakteristika der byzantin.
Liturgie des Salento bei Eucharistie, Symbolon, Verlobung und Trauung sowie anderen
ALw 57 / p. 277 / 7.11.
Feiern, ferner die Vorstellung in der Region beheimateter Euchologien (Galaton. 1; Esc. X.
IV.13; Vat. gr. 2383, 1273 u. 1912; Vallic. C972; Vat. Barb. gr. 443; Sinait. gr. 966 u. a.).
Danach wird der Ottoboni gr. 344, i. J. 1177 kopiert vom Galaktion, Presbyter der Kathe-
drale von Otranto unter König Wilhelm II. von Sizilien (reg. 1171–† 1189), vorgestellt,
paläographisch, kodikologisch und sprachwissenschaftlich beschrieben. Auf die detaillierte
Inhaltsangabe folgen liturgiewissenschaftliche Beobachtungen an den drei Eucharistiefor-
mularen, zu Begräbnisriten, Πρεσβεία (siehe unten), Rekonziliationsordo und Orationes
diversae. Bibliographie, euchologisches und Namens-Register runden den Band ab.
Stefano Parenti, Dal Salento al North Carolina: ritrovato l’eucologio di Galàtone (Dur-
ham, Duke University Library, Ms. Gr. 19 e 20), in: Segno e Testo 12. 2014, 327–332 u.
Tav. 1f. – Das ALw 19,195 verschollen gemeldete italogriech. Euchologion Galaton. 1
(12. Jh.) ist wiederentdeckt (Duke Greek MS. 19+20).
André Jacob, Une date précise pour l’Euchologe de Carbone: 1194 –1195, in: Archivio
Storico per la Calabria e la Lucania 62. 1995, 97–114, 4 Taf.;
Stefano Parenti, Una descrizione dell’eucologio di Carbone (Vaticano gr. 2005), in: EO
18. 2001, 397–417.
Der nicht gerade elegante, jedoch als Zeuge nahöstlicher wie lat. Einflüsse bemerkens-
werte Vat. gr. 2005, jetzt genauer datiert, war nach Jacob das authentische, über Jahrhunderte
gebrauchte Euchologion des Anastasios (scil. Perses)- und Elias-Klosters (10. Jh.–† 1809)
bei Carbone (im Nationalpark Pollino, Basilicata). Für Näheres zu Kloster und Bibliothek
vgl. ALw 19,195 u. 53,200. Parenti liefert, nicht ohne Rache-ist-süß, diverse Verbesserun-
gen an Jacobs „description sommaire du contenu“ (110–114). Dabei lernt man, dass die
italogriech. Πρεσβεία (τῆς Θεοτόκου) der gemeingriech. Παράκλησις und dem slav.
„Moleben“ entspricht, die ital. Griechenklöster das Oblateninstitut kannten und in der frü-
hen Neuzeit auch die „Gregorianischen Messen“. Im Schlussteil veröffentlicht Parenti aus
dem Visitationsbericht 1580 des ersten Generalabts des 1579 nach dem Tridentinum ge-
gründeten Basilianerordens, Colantonio Ruffo, die Liste des Bücherbestandes in der Sakris-
tei von Casole, in der unser Band als Nr. 21 erscheint (414–417). Die heute in Grottafer-
rata verwahrten Liturgica aus Casole dürften 1737 dorthin gelangt sein (417). Von den
durch Parenti beigezogenen Drucken des italogriech. Horologions (Rom 1667 u. 1782,
Grottaferrata 1950) weist der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) keinen in West- und
Mitteleuropa nach, die beiden älteren immerhin in London oder Oxford. Abhilfe gegen diese
Forschungshindernisse kann wohl nur eine virtuelle Zentralbibliothek ostkirchlicher liturgi-
scher Handschriften und Drucke schaffen.
Stefano Parenti, Le correzioni curiali alle anafore bizantine in Italia meridionale nel XIV
secolo. Il caso dell’eucologio di Carbone (Vaticano gr. 2005), in: EO 32. 2015, 101–131.
Stefano Parenti, Un eucologio poco noto del Salento. El Escorial X.IV.13, in: Studi
sull’Oriente Cristiano 15. 2011, 157–197, 4 Taf. – Das über den Humanisten Juan Páez
de Castro SJ († 1570) in den Escorial gelangte salentinische Euchologion Esc. gr. 408,1
(Parenti zufolge frühestens 1174), heute fehlgebunden und mit Lagen- und Seitenverlust,
erfährt hier eine liturgiewissenschaftliche Analyse und Einordnung seines Inhalts („note
marginali“ umständebedingt noch nicht ausgewertet). Vollständig oder in Teilen erhalten
sind: Präsanktifikatenliturgie, Pfingstvesper (Gonyklisia), Epiphaniewasserweihe, Initiatio
Christiana (mit Spuren des Pontifikalgottesdienstes), Verbrüderung (ἀδελφοποίησις),
Adoption, Verlobung, Trauung (hier mit Kommunion plus Gemeinsamem Kelch, vgl. Peter
ALw 57 / p. 278 / 7.11.
Plank, Die orthodoxe Trauung, in: OrthFor 17. 2003, 47–65), Orthros, Rekonziliation,
Orationes diversae, Gebete zu Prozessionen, Krankengebete, Exorzismen. Nicht zuletzt
bemerkenswert sind die eingearbeiteten Texte nahöstlicher Provenienz (170–173).
Elena Velkovska, Un eucologio del monastero di Grottaferrata: il Vaticano gr. 2111 (XIII
sec. ex.), in: BBGG N.S. 46. 1992 (1994), 347–390 mit 2 Taf. – Das fragmentierte
Euchologion wurde in Grottaferrata vom Kopisten des Kloster-Typikons Crypt. Γ.α.Ι (v. J.
1299/1300) geschrieben, vielleicht nach Kalabreser Vorlage und als Bestandteil der Bemü-
hungen des Grottaferrata-Abtes Blasios II. (1282–1103) um liturgische Bücher. Der Band
enthält Lesungen; Kampanismos (vgl. André Jacob, Le rite du καμπανισμός dans les eu-
chologes italo-grecs, in: Mélanges liturgiques (Fs. Bernard Botte). Louvain 1972, 223–244);
Rekonziliation (mit deprekativer Lossprechungsformel); Gebete für Palmweihe, für Oster-
lamm und Wasser. Vfn. ordnet das Euchologion in die italogriech. Euchologiegeschichte ein
und bietet eine vollständige Ausgabe, „la prima edizione integrale di un eucologio bizanti-
no“. – Zweitauflage in: Stefano Parenti – Elena Velkovska, Mille anni di „rito greco“ alle
porte di Roma. Grottaferrata 2004 (Ἀνάλεκτα Κρυπτοφέῤῥης 4) 73–104.
Ewald Kislinger, Una testimonianza per la grecità nel territorio di San Marco d’Alunzio:
il codice Vaticanus graecus 2032 (s. XVI), in: Miscellanea Nebroidea. Contributi alla conos-
cenza del territorio dei Nebrodi. 3. Sant’Agata di Militello: Edizioni del Rotary Club S. Aga-
ta di Mitello 1999, 115–120. – Ein Euchologion von 1549, Torrenova bei San Marco
d’Alunzio, im Gebiet der Monti Nebrodi.
3.2.12.1.6. Sonstiges
Franco Mosino, Testimonianze della liturgia greca in Calabria. Note marginali in volgare
su un Eucologio a stampa del 1578 della Biblioteca comunale di Reggio Calabria, in: BBGG
N.S. 45. 1991 (1992) 123–127, 3 Taf.
Boris Hološnjaj, Zajkovski Trebnik N. 960 der Nationalbibliothek „Hl. Kirill und Me-
thodij“ in Sofia (Bulgarien). Dissertatio ad doctoratum. Roma: Pont. Ist. Orientale 1995.
252 S.;
Марияна Цибранска-Костова – Елка Мирчева [Marijana Cibranska-Kostova –
Elka P. Mirceva], Зайковски требник от XIV век. Изследване и текст. Sofija: Traja-
nov 2012. 384 S. ISBN 978-954-9928-61-7.
Kritische Edition eines slav. Euchologions (Sofia, NBKM slav. 960) der mittelbulgar.
Epoche, heute ohne Anfang und Ende und mit Verlust weiterer Blätter, in der Forschung zu
beachten als früher Zeuge der Praxis slav. Byzantiner, passagenweise auch als Stellvertreter
verlorener griech. Texte. Der Band „enthält eine relativ kleine Auswahl von Riten, praktisch
nur diejenigen, welche die markantesten Momente des Lebens eines Christen in einer
säkularen Gemeinde von seiner Geburt bis zum Tod begleiten“ (Hološnjaj 49): Initiatio
Christiana (ohne klassische Taufformel und Myronsalbung) mit Tonsur; Verbrüderung
(ἀδελφοποίησις, mit Kommunion); Verlobung; Trauung „für Kaiser und andere“; Epipha-
ALw 57 / p. 280 / 7.11.
35(35,17&23<
Der Gottesdienst der östlichen Kirchen 281
entfernten Teile eines vor 1342 kopierten russ. Euchologion-Codex. Inhaltlich steht er dem
Cod. Mosqu. RNB Sof. 518 des ausgehenden 13. Jh. nahe. Enthalten sind: Chrysostomos-
Liturgie, Gebet über dem Käse an Ostern (fälschlich überschrieben mit „Ambongebet über
dem Käse am hl. Ostern“), Präsanktifikaten-Liturgie, Hesperinos (7 Vesper-Gebete, Bitt-
litanei, Entlassungsoration, Hauptneigungsgebet), Pannychis (3 Orationen), Orthros (5
Orationen). T. Ch.
Robert F. Taft, The „prayerbook of Great prince Volodymyr“ in NY Public Library Codex
Slav. 1: A Manuscript and its Legend, in: Studi sull’Oriente Cristiano 9,2. 2005, 93–124.
Энгелина С. Смирнова [Engelina S. Smirnova], Русский лицевой Служебник
XIV в. в Нью-Йорке, in: Хризограф 2. 2005, 54–73.
Illuminiertes ostslav. Hieratikon („Vladimir-Služebnik“) mit bewegter Geschichte, ko-
piert Mitte oder 2. Hälfte des 14. Jh. für den Gebrauch eines Presbyters (auch bei eucha-
ristischer Konzelebration: Taft 113), im 20. Jh. durch Ioann Teodorovyč (1887–1971),
Bischof der Ukrain. Autokephalen Orthod. Kirche, in die USA und durch Namensgebung
in direkte Verbindung mit Großfürst Vladimir d. Gr. († 1015) gebracht. Faksimile-Aus-
gabe: Pantelejmon K. Kovaliv, Молитовник-служебник. Памятка XIV столiття [Ne-
bentitel: Prayer Book. A monument of the XIV Century]. New York 1960. Die liturgiewis-
senschaftliche Untersuchung des Inhalts kommt zu keiner anderen Altersbestimmung.
Damit entfällt die zeitweilig gehegte Hoffnung, es handle sich um die Kopie einer Hand-
schrift des 10. Jh. Für eine detaillierte kodikologisch-paläographische Beschreibung durch
Georgi R. Parpulov vgl. ALw 53,228.
Ivan Shemet, L’Eucologio Kieviano della Biblioteca Apostolica Vaticana, N.15 del fondo
Borgio-Illirico. Parte I (ff. 1–134). Diss. (masch.) Pont. Ist. Orientale, Roma 2002. 421 S.
[Bestandsnachweis: DE-F42: Ct V 339]; Teildruck: Roma 2002. 99 S.;
Oleksandr Tovt, Киевский Евхологион Ватиканской апостольской Библиотеки,
No 15 фонда Борджо-Иллирико. Часть III (лл. 234об-356) [„Das Kiever Euchologion
der Bibliotheca Apostolica Vaticana, Nr. 15 des Fonds Borgiani illirici. Teil III (fol. 234v–
356)“]. Diss. (masch.) Pont. Ist. Orientale, Roma 2005. Uzhgorod: Selbstverl. 2006. 253
S., 8 Taf. Ohne ISBN;
Petro Sabat, L’Eucologio Kieviano della Biblioteca Apostolica Vaticana, N.15 del fondo
Borgio-Illirico. Parte IV (ff. 356– 453). Diss. (masch.) Pont. Ist. Orientale, Roma 2004/
05. 440 u. 268 S.; Teildruck: Roma 2009. 88 S.
Das inhaltlich reichhaltige slav. Große Euchologion Vat. Borg. ill. 15 (etwa Mitte des
16. Jh.), zu dessen Edition die drei von Miguel Arranz SJ († 2008) betreuten Doktor-
arbeiten beitragen sollen, geht der Epoche des liturgischen Buchdrucks nur wenig voraus,
anderseits jedoch auch der Kirchenunion von Brest 1596 und dem Wirken des orthod.
Metropoliten Petro Mohyla von Kiev (sed. 1633–1647), beide mit latinisierenden Folgen
ALw 57 / p. 282 / 7.11.
für den Gottesdienst. Eingerichtet für die Benutzung in der Metropolie Kiev des Ökume-
nischen Patriarchats, bildet das Euchologion einen wertvollen Zeugen für die spätbyzantin.
Gestaltung der Gottesdienste in Großer Kirche wie slav. Peripherie. Der Vergleich mit
zwei slav. Euchologien – dem Potrebnik des Patriarchen Filaret Romanov, Moskau 1623/
25, und dem Mohyla-Euchologion, Kiev 1646 – offenbart die Nähe des Borg. ill. 15 zum
Moskauer Buch aus der Zeit vor den modernisierenden Nikon’schen Reformen. Das auf-
fällige Fehlen der Myron-Weihe deutet darauf hin, dass der Borg. ill. 15 in einer Zeit
kopiert und benutzt wurde, als Kiev das Heilige Myron noch aus Konstantinopel erbat
und bekam. In diesem Kontext ist der Bericht des griech.-kath. Zeitzeugen Petrus Arcudi-
us (zwischen 1591 und 1609 im Osten tätig) beachtlich, dass die Ukrainer bis zu seiner
Zeit keine anerkannte liturgische Ordnung für die Weihe des Myron besaßen und eine
solche erst mit seiner Hilfe aus dem Griechischen übersetzten (De concordia Ecclesiae
occidentalis et orientalis in sacramentorum administratione, benutzte Ausgabe: Lut. Paris.
1679, hier 90f). Warum in dieser Serie von Dissertationen der zweite Teil der Handschrift
(Liturgien und Ordinationen) fehlt (nicht vergeben oder nicht abgeschlossen?), bleibt un-
klar. Von ihm handelt Miroslav Marusyn, Чини Святительских Служб в Києвському
Евхологіоні з початку XVI ст. [Nebentitel: Ordinum pontificalium in Euchologio Kio-
viensi saec. XVI expositio]. Romae 1966 (Праці Греко-Католицькоє Богословськоє
академіє 27). H. B. – T. Ch.
Ἀρχιερατικὸν. Περιέχον τὰς ϑείας καὶ ἱερὰς Λειτουργίας Ἰωάννου τοῦ Χρυ-
σοστόμου, Βασιλείου τοῦ Μεγάλου καὶ τὴν τῶν Προηγιασμένων, ἔτι δὲ καὶ τὰς
Τάξεις πασῶν τῶν χειροτονιῶν, τὰς Ἀκολουϑίας τοῦ ἀρραβῶνος καὶ τοῦ γάμου,
τῆς κηδείας καὶ τοῦ μνημόσυνου καὶ ἑτέρων τινῶν εὐχῶν διάταξεις. Ἐπιμέλειᾳ
Μητροπολίτου Σερβίων και Κοζάνης Διονυσίου [= Διονύσιος Λ. Ψαριανός,
1912–1997]. 3. Aufl. Athena: ῎Εκδοσις τῆς Ἀποστολικῆς Διακονίας τῆς Ἐκκλη-
σίας τῆς Ἑλλάδος 1994. 141 S. ISBN 978-960-315-151-7. – Ausgabe der Kirche von
Hellas, Erstauflage 1971. Eine 1999 von Νικόδημος Βαλληνδρᾶς (1915–2008;
1974–2005 Μητροπολίτης Πατρῶν) besorgte Neubearbeitung (ISBN 978-960-
315-367-2) liegt hier nicht vor (ein Exemplar in Graz: http://permalink.obvsg.at/
AC05054591). Im Mai 2014 erschien in Athen eine „neue überarbeitete Version“ (270
S.; ISBN 978-960-990-302-4). Ihr beigegeben sind Ausführungen von Παναγιώτης Ι.
Σκαλτσής, Ἑπίμετρον τῶν ἐπιμελητῶν τῆς ἐκδόσεως (251–263).
der Kirche von Hellas durch Konstantinos Papagiannis (1929–2014) mit Erläuterungen
durch den Bearbeiter (336–350).
The Liturgikon. The Book of Divine Services for the Priest and Deacon. Third Edition.
Engelwood: Antakya Press 2010. X, 517 S. ISBN 0-9624190-0-1. – Presbyterales Gro-
ALw 57 / p. 285 / 7.11.
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