THÉÂTRE VIDY
LAUSANNE, SCHWEIZ
Architekt:
YVES WEINAND
Konzeption und Berechnung: VALENTIN KIESEL
IBOIS - Labor für Holzkonstruktion CARLA ZIPP
Auf der Titeleite keine Bildunterschrift und die Größe 185,5 x 185,5 bitte beibehalten.
ARCHITEKT
Yves Weinand ist Architekt und Bauinge- Yves Weinand wurde im Jahr 2001 als Di-
nieur. 1963 geboren in Belgien schloss er rektor des Instituts für Strukturen an der Uni-
1987 sein Architekturstudium am Institut Su- versität Graz berufen. 2004 wechselte er als
périeur d‘Architecture de Saint Luc (B) sowie Direktor an das Laboratorium für Holzbau
1994 sein Studium des Bauingeniuerswe- (IBOIS) der Ecole Polytechnique Fédérale
sens an der EPFL ab. 1998 erhielt er seine de Lausanne.
Doktorwürde im Fach Tragwerksplanung an
der RWTH Aachen. Parallel zu seiner aka-
demischen Laufbahn gründete er 1995 sein IBOIS
Büro „bureau d’Etudes Weinand, ingénierie
architectur“. Das IBOIS stellt das Holzbaulabor der École
polytechnique fédérale de Lausanne dar. Im
Mittelpunkt der Forschung steht die grund-
legenden Verknüpfungen zwischen Kunst
und Wissenschaft im Holzbau. Es wird die
Integration von Struktur, Form und Materi-
al innerhalb des Entwurfs hervorgehoben.
Forschungsarbeiten liegen auf dem Gebiet
der Holzrippenschalen, gefalteten Holzplat-
tenstrukturen, gewebten Holzstrukturen,
integralen mechanischen Holz-Holz-Verbin-
dungen und robotergefertigten Holzstruktu-
ren. Als Forschungsvehikel dienen Program-
miersprachen und Entwurfsprogramme wie
Phython, Rhino oder Grashopper. Daher
besteht das Team des IBOIS aus Forschern
verschiedener Disziplinen wie Architektur,
Ingenieurswesen, Mathematik und Informa-
Abb.2: Yves Weinand tik.
FACHGEBIET TRAGKONSTRUKTIONEN
PROF. DIPL.-ING. MATTHIAS PFEIFER
KONTEXT
Abb.3: Außenansicht
BESTAND
Abb.6: Lageplan
FACHGEBIET TRAGKONSTRUKTIONEN
PROF. DIPL.-ING. MATTHIAS PFEIFER
Abb.7: Innenraum
GRUNDRISS
Der Saal bietet Platz für für 250 Zuschauer. Abb.8: Grundriss
Im Innenraum ist das Holz grau lasiert, um
die Reflektion von Licht zu verhindern.
HISTORISCHE BEISPIELE
GEOMETRISCHE BETRACHTUNG
WIRKUNG FALTWERK
Fügungen von Platten sind in integral ver- Faltwerke tragen die Lasten aus einer Kom-
bundenen Holzkonstruktionen nur zwischen bination aus Dehnung und Biegung ab (Abb.
50° und 130° sinnvoll. Ideal sind 90°, je 13). Deren Verhältnis hängt von der Gesamt-
stumpfer der Winkel, desto mehr nimmt die form, der Steifigkeit der Verbindungen, den
Starrheit des Systems ab. Bei dem oben Auflagerbedingungen und der Lastverteilung
abgebildeten Facettenfaltwerk, welchem ab.
Sechsecke als Polygone zugrunde liegen,
sind die Winkel zwischen den Platten jedoch Die Querlasten werden durch die geneigte
(unter Einhaltung von wirtschaftlichen und Platte somit in zwei Mechanismen aufge-
pragmatischen Gesichtspunkten) so stumpf, nommen.
dass dieses System in der Analyse nicht wei- Die Kraft teilt sich auf in eine in der selben
ter betrachtet wird. Ebene auf die Platte wirkende Kraft und eine
Die weiteren Faltungen, also Fischgräten- darauf senkrecht wirkende Kraft. Erstere
faltung, Rautenfaltung und deren Trapez- wird in der Funktion der Platte als Träger mit
variante, sind so ausgeführt, dass sich die entsprechenden Zug- und Druckkräften auf-
Platten gegenseitig stärker stützen. An den genommen. Bei der senkrecht einwirkenden
Gelenken ist die Statische Höhe (in Analo- Kraft wirkt die Platte als Scheibe und nimmt
gie zu einem normalen Träger) höher als die die Kräfte durch entsprechende Biege- und
Plattendicke [vgl 13]. Torsionsmomente auf. Dieser zweite Wirk-
mechanismus bildet den elastischen Anteil
des Tragverhaltens der Gesamtstruktur.
Normalkräfte auf die Scheibe werden durch
Biegung an die Kanten geleitet. Dort werden
sie in Komponenten aufgeteilt, die in Ebene
der angrenzenden Platte wirken. Da diese
nicht im Gleichgewicht sind, wird die resul-
tierende Kraft in Form von Scherkräften an
die Stützplatten weitergeleitet.
Abb.13: Aufnahme der Kräfte
KONSTRUKTION
FERTIGUNG HOLZSCHUTZ
Für die Fertigung wurde das Volumen in elf Eine dritte Holzschale schützt die eigentliche
Segmente unterteilt. Ein Rahmen besteht Tragstruktur vor äußeren Einflüssen. Sie ist
aus jeweils vier Flächen für die Wandteile mit einem gewissen Abstand zur Tragstruk-
und 20 Flächen für das Dach. Insgesamt tur befestigt, um eine Hinterlüftung zu garan-
wurden ca. 400 unterschiedliche Platten tieren. Außerdem ist diese Holzverkleidung
verbaut. Aus Transportgründen wurde die behandelt worden, um ein Nachgrauen des
Elementbreite auf ca. 2,60m begrenzt, um Holzes vorwegzunehmen und den Anblick
die Elemente fertig zusammengebaut an die von außen auch nach längerer Standzeit
Baustelle liefern zu können. [4] beizubehalten.
Ursprünglich war eine Montagezeit von nur Auf dem Dach wurde für den Holzschutz
21 Tagen vorgesehen. Aufgrund eines Groß- eine Bitumenabdichtung aufgebracht. [10]
brands in einer Sägerei wurden jedoch eini- Der Pavillon ist vom Erdreich abgehoben
ge vorproduzierte Elemente Zerstört. Dies und steht auf einem niedrigen Sockel.
führte zu einer Verzögerung, insgesamt be- Die asymmetrische Dachform sorgt dafür,
trug die Bauzeit 12 Monate. [1] dass das Regenwasser abfließen kann.
ANHANG
Abb.10: IBA 1976 in Berlin, Abb. 20: Querschnitt der sich durchdringenden
W. Kofent Platten
LITERATURANGABEN BILDQUELLENVERZEICHNIS
LITERATURANGABEN BILDQUELLENVERZEICHNIS
[16] Doktorarbeit „Semi-Rigid Moment-Resis- Abb. 12: siehe Quelle Abb. 11, S. 34
ting Behavior of Multiple Tab-and-Slot Joint
for Freeform Timber Plate Structures“, Abb. 13: siehe Quelle Abb. 11, S. 33
Stéphane ROCHE, 2017, EPFL,
Abb. 14: siehe Quelle Abb. 11, S. 36
(https://infoscience.epfl.ch/
record/233607?ln=en) Abb. 15: Artikel „Théâtre Vidy Lausanne –
A double-layerd timber folded plate
structure“, Journal of the Internatio-
[17] Artikel „Théâtre Vidy Lausanne – A doub- nal Association for shell and spati-
le-layerd timber folded plate structure“, Jour- al structures, Vol. 58 (2017) No. 4,
nal of the International Association for shell ISSN: 1028-365X, S. 299
and spatial structures, Vol. 58 (2017) No. 4,
ISSN: 1028-365X, S. 298 Abb. 16: Doktorarbeit „Integrally attached
timber foldes surface structures:
Geometrical, experimantal and
numerical study“, Andrea ŠTITIĆ,
2017, EPFL, S. 74
(https://infoscience.epfl.ch/
record/231716?ln=en)