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aukonstrukttionen
n
2 Studie
2. enbrief
Baaugrubenv verbau
Wandtyppen
Statissche Systteme und
d
Belastungsa ansätze
Statiscche Berechnungen
V
Verankeruungen
INHALTSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS .....................................................................................................III
4 ALLGEMEINES ..........................................................................................................1
8 VERANKERUNGEN .................................................................................................47
8.1 Herstellung von Verpressankern ..............................................................................47
8.2 Bemessung von Verpressankern ..............................................................................48
8.2.1 Äußere Tragfähigkeit............................................................................................49
8.2.2 Innere Tragfähigkeit .............................................................................................52
8.2.3 Überprüfung der Mindestüberdeckung des Verpresskörpers ..............................52
8.2.4 Standsicherheit des Gesamtsystems – Nachweis der tiefen
Gleitfuge ...............................................................................................................52
LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................................................55
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Leibniz Universität Hannover, Institut für Geotechnik (IGtH) II
WBBau Grundbaukonstruktionen – 2. Studienbrief
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 4-1 Ausführungsmöglichkeiten von Baugruben mit
Wasserhaltungsmaßnahmen .................................................................................1
Abbildung 5-1 Baugrubenwand mit Biegelinien je nach Art der Stützung
(gestrichelte Linie = ungestützt, im Boden starr eingespannt;
durchgezogene Linie = einfach gestützt, im Boden starr
eingespannt.) .........................................................................................................3
Abbildung 5-2 Verbauwandtypen ..................................................................................................3
Abbildung 5-3 Beispiele einer Trägerbohlwand (Berliner Verbau) ................................................4
Abbildung 5-4 Beispiele einer Spundwand....................................................................................6
Abbildung 5-5 Darstellung der Spundwand-Schlösser. (Schmidt, 1996) ......................................6
Abbildung 5-6 Rammbarkeit von Spundbohlen in Abhängigkeit von der
Bodenart.................................................................................................................7
Abbildung 5-7 Eignung einer Spundwand zum Einvibrieren oder Einpressen in
Abhängigkeit von der Bodenart. .............................................................................7
Abbildung 5-8 Schlitzwand neben bestehendem Bauwerk, vertikaler Schnitt
(Schmidt 1996) .......................................................................................................8
Abbildung 5-9 Herstellung des Schlitzwandverbaus .....................................................................9
Abbildung 5-10 Nachweis der Standsicherheit des suspensionsgefüllten
Schlitzes ...............................................................................................................10
Abbildung 5-11 Bohrpfahlwand: a) überschnittene Bohrpfahlwand b)
tangierende Bohrpfahlwand c) aufgelöste Bohrpfahlwand
(Schmidt 1996) .....................................................................................................11
Abbildung 5-12 Beispiel einer Bohrpfahlwand.............................................................................11
Abbildung 6-1 mögliche Bauzustände eines Baugrubenverbaus ................................................12
Abbildung 6-2 Kräfte an einer Baugrubenverbauwand ...............................................................13
Abbildung 6-3 Zur Bemessung einer Stützwand erforderliche Größen .......................................14
Abbildung 6-4 Tragverhalten der freistehenden Wand................................................................15
Abbildung 6-5 Tragverhalten der einfach verankerten, im Boden frei
gelagerten Wand ..................................................................................................15
Abbildung 6-6 Tragverhalten der einfach verankerten, im Boden
eingespannten Wand ...........................................................................................16
Abbildung 6-7 Am Kopf eingespannte Wand ..............................................................................17
Abbildung 6-8 Mehrfach gestützte Wand ....................................................................................17
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Leibniz Universität Hannover, Institut für Geotechnik (IGtH) III
WBBau Grundbaukonstruktionen – 2. Studienbrief
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Leibniz Universität Hannover, Institut für Geotechnik (IGtH) V
WBBau Grundbaukonstruktionen – 2. Studienbrief
Tabellenverzeichnis
Tabelle 6-1 Anhaltswerte für die Berücksichtigung der Lasten aus Baggern
und Hebezeugen (EB 57).....................................................................................28
Tabelle 6-2 Teilsicherheitsbeiwerte für den hydraulischen Grundbruch nach
DIN 1054 ..............................................................................................................37
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Leibniz Universität Hannover, Institut für Geotechnik (IGtH) VI
WBBau Grundbaukonstruktionen – 2. Studienbrief
4 Allgemeines
Die Gründungssohle aller Hochbauten liegt mehr oder weniger tief unterhalb der Ausführung von
Geländeoberkante. Für die Herstellung muss daher zunächst ein Bodenaushub Baugruben
erfolgen und damit eine Baugrube hergestellt werden. Bei geringer Aushubtiefe oder
ausreichend Platz um das Baufeld können die Baugrubenwände ggfs. geböscht
werden. Insbesondere bei beengten Platzverhältnissen in innerstädtischen
Bereichen muss dagegen eine vertikale Verbauwand hergestellt werden.
Sofern es die Verhältnisse zulassen, ist die geböschte Ausführung der
Baugrubenwand natürlich eine sehr kostengünstige Lösung. Die DIN 4124 enthält
neben Ausführungshinweisen auch zulässige Böschungsneigungen, die bei
Vorliegen bestimmter Voraussetzungen ohne rechnerischen Nachweis hergestellt
werden dürfen. Nicht bindige Böden dürfen demnach mit 45° geböscht werden,
mindestens steife bindige Böden sogar mit bis zu 60°. Dies gilt allerdings unter
anderem nur, wenn die Baugrube maximal 5 m tief ist und die Böschung weder
durch außergewöhnliche Lasten noch durch Wasserdruck beansprucht ist.
Liegt die geplante Gründungs- bzw. Aushubsohle unterhalb des während der Wasserhaltung
Bauzeit zu erwartenden höchsten Grundwasserspiegels, so muss eine wasserdichte
Baugrube geplant oder aber die Baugrubenherstellung durch eine
Grundwasserhaltung begleitet werden. Dabei gilt, dass eine wasserdichte Baugrube
aufwendig herzustellen ist, insbesondere wenn als Sohlabdichtung keine natürlich
anstehende bindige Schicht ansteht und deshalb eine künstliche Dichtsohle
hergestellt werden muss. Eine Grundwasserabsenkung hat dagegen den Nachteil,
dass nicht nur das Wasser in der Baufläche, sondern auch in deren Umgebung um
ein gewisses Maß (abhängig von der Absenktiefe, der Durchlässigkeit des Bodens
und dem Abstand von der Baufläche) abgesenkt wird. Hierdurch kann es zu
Setzungen benachbarter Bauwerke kommen, Holzpfahlgründungen können
„trockenfallen“ und dadurch geschädigt werden oder vorhandene Vegetation kann
beeinträchtigt werden. Diese Effekte sind bei der Planung zu berücksichtigen. In
vielen Städten werden großflächige Grundwasserabsenkungen aus den genannten
Gründen gar nicht mehr genehmigt. Zu bedenken ist auch, dass bei großen zu
fördernden Wassermengen und relativ langer Betriebszeit einer
Wasserhaltungsanlage die Kosten für die Ableitung des geförderten Wassers
erheblich werden können, sodass Kostenvorteile gegenüber einer wasserdichten
Baugrube aufgezehrt werden.
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WBBau Grundbaukonstruktionen – 2. Studienbrief
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5 Baugrubenverbau - Wandtypen
Unter Baugrubenwänden versteht man die auf Biegung zu bemessenden, Wandtypen
schlanken Tragwerke.
Abbildung 5-1 Baugrubenwand mit Biegelinien je nach Art der Stützung (gestrichelte Linie =
ungestützt, im Boden starr eingespannt; durchgezogene Linie = einfach gestützt,
im Boden starr eingespannt.)
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WBBau Grundbaukonstruktionen – 2. Studienbrief
5.1 Trägerbohlwand
Die Trägerbohlwand, auch Berliner Verbau genannt, besteht aus Doppel-T-Trägern Trägerbohlwand
oder zusammengesetzten U-Profilen, die in Abständen zwischen rd. 2 und 3 m in
den Baugrund eingebracht werden. Früher wurden sie oft eingerammt, heute fast
nur noch in vorgebohrte Löcher auf Betonfundamente eingestellt. Mit fortlaufendem
Aushub werden dann Holzbohlen oder auch Kanaldielen zwischen die Träger
eingezogen. Der Trägerbohlwandverbau erfordert relativ viel Handarbeit, ist aber
dennoch, vor allem auch wegen der Wiederverwendbarkeit der Verbaumittel, sehr
kostengünstig. Neben der Kostengünstigkeit, sind weitere Vorteile der
Trägerbohlwand die Anpassungsfähigkeit an andere Verbauarten sowie an
Hindernisse im Baugrund. Aus diesem Grund wird die Trägerbohlwand als
Baugrubenverbau sehr häufig eingesetzt. Allerdings ist sie wasserdurchlässig und
kommt daher als wasserdichte Verbauwand nicht in Frage. Außerdem ist sie relativ
weich bzw. nachgiebig und daher bei hohen Anforderungen an die Verformungen
der Wand nicht geeignet.
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WBBau Grundbaukonstruktionen – 2. Studienbrief
vorzubohren, in die die Träger eingestellt werden. Dabei können bei den Trägern
zur Erhöhung der Verformungssteifigkeit auch Betonfüße zur Anwendung kommen.
Danach beginnt der Baugrubenaushub, bei steifen und bindigen Böden bis auf eine
Tiefe von zirka 1,25 m. Bei ungünstigen Bodenverhältnissen kann es erforderlich
sein, dass der Voraushub nur eine Bohlenbreite beträgt. Anschließend werden
Kanthölzer oder Holzbohlen zwischen die freigelegten Flansche der Stahlträger
eingebracht und mit Keilen gegen den Boden gepresst. Alternativ zur Verwendung
von Holz kann die Ausfachung auch mit Spritzbeton, Stahlbeton, Stahlbeton-
Fertigteilen oder Stahlelementen (Kanaldielen) durchgeführt werden.
Abhängig von den Baugrundkennwerten und unter Berücksichtigung der Verkehrs-
und Bauwerkslasten wird meistens bereits ab einer Baugrubentiefe von 2 bis 3 m
eine Rückverankerung der Trägerbohlwand mittels Verpressankern oder
Aussteifung zur gegenüberliegenden Verbauwand notwendig. Bei tiefen Baugruben
wird die Trägerbohlwand auf mehreren Ebenen verankert oder ausgesteift.
In vielen Fällen wird die Trägerbohlwand nach Abschluss der Bauarbeiten
rückgebaut. Dabei werden schrittweise die Ausfachungen ausgebaut und die
Baugrube verfüllt. Die Träger selbst können zum Schluss gezogen werden. Eine
Wiederverwendung ist möglich. Eine Rückverankerung verbleibt in der Regel im
Baugrund.
5.2 Spundwand
Spundwände bestehen aus Stahlprofilen, die durch Schlösser miteinander Spundwand
verbunden sind. Stahlspundwände sind ebenso wie Trägerbohlwände meist
kostengünstig, weil auch hier die Spundbohlen nach Verfüllung der Baugrube
gezogen und damit wiederverwendet werden können.
Eine Spundwand kann sowohl aus U-, als auch aus Z-Profilen hergestellt werden.
Bei U–Profilen (z.B. LARSSEN) liegt das Schloss in der Schwerachse. Das ist
·
rammtechnisch günstig, statisch jedoch ungünstig, da die Schubspannung in
·
der Schwerachse maximal ist. U-Profile werden in der Regel als Doppelbohle mit
verschweißtem Schloss eingebracht. Z–Profile (z.B. HOESCH) sind wegen der
Schlosslage statisch günstiger als U-Profile.
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Spundwände gelten ebenso wie die Trägerbohlwand als weicher Verbau. Bei
Anordnung steifer Abstützungen in relativ engen Abständen kann aber größeren
Verschiebungen entgegengewirkt werden, so dass Spundwände auch unmittelbar
vor Bauwerken eingesetzt werden können. Ein nachteiliger Aspekt ist allerdings oft
das Einbringverfahren für die Spundbohlen. Besonders wirtschaftlich werden
Spundbohlen als Doppelbohlen (d.h. zwei werksseitig verbundene Einzelbohlen)
eingerammt oder einvibriert, dies ist aber im Bereich bestehender Bauwerke wegen
der Lärm- und insbesondere der Erschütterungsentwicklung nicht empfehlenswert.
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WBBau Grundbaukonstruktionen – 2. Studienbrief
Beim statischen Einpressen treten kaum Lärm und Erschütterungen auf, es können
aber in der Regel nur Einzelbohlen bis in begrenzte Tiefen eingebracht werden und
gewisse Setzungen durch „mit heruntergezogenen“ Boden können ebenfalls kaum
vermieden werden.
Abbildung 5-7 Eignung einer Spundwand zum Einvibrieren oder Einpressen in Abhängigkeit
von der Bodenart.
5.3 Ortbetonwände
Bei hohen Anforderungen an die Verbausteifigkeit, z. B. bei unmittelbar vor Ortbetonwände
setzungsempfindlicher Bebauung angeordneten Wänden, kommen in der Regel
Ortbetonwände zum Einsatz. Durch ihre hohe, durch Wanddicken von rd. 40 bis zu
120 cm bedingte Steifigkeit bleibt die Biegeverformung solcher Wände gering, was
sich günstig auf die hinter der Wand auftretenden Setzungen auswirkt. Auf Grund
dieser geringeren Verschiebungen muss ein erhöhter Erddruck angesetzt werden,
welcher aus dem Mittelwert zwischen aktivem Erddruck und Erddruhedruck
berechnet wird. Im Vergleich zu den vorhergehend beschriebenen Verbauarten
können Ortbetonmauern nicht zurück gebaut werden und sind infolgedessen sehr
kostspielig. Sie werden daher nur eingesetzt, wenn besonders biegesteife Wände
unmittelbar neben bestehenden Bauwerken erforderlich sind und/oder wenn die
Baugrubenwand ebenfalls als spätere Bauwerkswand genutzt werden kann bzw.
soll. Die Wände sind in der Regel praktisch wasserundurchlässig. Sonderformen
von wasserdurchlässigen Bohrpfahlwänden sind die tangierende bzw. die
aufgelöste Bohrpfahlwand.
5.3.1 Schlitzwand
Es gibt verschiedene Arten von Schlitzwänden. Unterschieden werden zwei Typen – Schlitzwand
die Ein-Phasen- und die Zwei-Phasen-Wand. Die Schlitzwand im Sinne der
Ortbetonwand ist eine Zwei-Phasen-Wand. Die Ein-Phasen-Wände werden eher im
Deponiebau als Dichtwände eingesetzt. Im Rahmen dieses Kurses soll aber
lediglich auf die Schlitzwand als Verbauart eingegangen werden. Schlitzwände
entstehen durch die abschnittsweise Herstellung einzelner, meist zwischen rd. 3,5
und 7 m breiter Wandlamellen. Der Aushub des Schlitzes einer Lamelle erfolgt
mittels Greifer oder bei großen Tiefen auch mittels einer Fräse im Schutze einer
Stützsuspension aus Wasser und Bentonit (1. Phase). Für die Herstellung ist eine
Leitwand (Abbildung 5-8) erforderlich.
Abbildung 5-8 Schlitzwand neben bestehendem Bauwerk, vertikaler Schnitt (Schmidt 1996)
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Sie dient der Stabilität des oberen Schlitzbereiches und der Führung des Baggers
bzw. der Fräse. Nach Erreichen der Endtiefe wird ein Bewehrungskorb eingestellt
und der Schlitz von unten nach oben mit dem Kontraktorverfahren unter
Verdrängung der Suspension betoniert (2. Phase) (vgl. Abbildung 5-9). Die
verdrängte Stützflüssigkeit wird gesammelt und für den weiteren Gebrauch
aufbereitet. Solche Wände sind sehr gering wasserdurchlässig, da Schwachstellen
nur an den Lamellenübergängen vorliegen.
Die Bemessung erfolgt hier wie bei der Spund- und der Bohrpfahlwand. Allerdings Innere
ist bei einer Schlitzwand für den Bauzustand die innere Standsicherheit, bzw. die Standsicherheit
einer Schlitzwand
Standsicherheit des suspensionsgefüllten Schlitzes nachzuweisen (vgl. Abbildung
5-10). Der Nachweis ergibt sich aus dem Vergleich des räumlichen Erddruckes mit
der Stützkraft der Suspensionsflüssigkeit abgemindert durch die Wasserkraft.
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Eine Kombination aus Schlitzwand und Spundwand, die Schlitzwand mit Variationen der
eingestellter Spundwand, hat sich für Baugrubenwände mit hohen Anforderungen Schlitzwand
an die Wasserdurchlässigkeit als sehr wirtschaftlich erwiesen. Der Stützsuspension
wird hierbei Zement beigemischt, sodass sie nach dem Abbinden eine geringe
Festigkeit aufweist. Nach Erreichen der Endtiefe wird die Spundwand als statisch
tragendes Element in den Schlitz eingestellt. Die Suspension verbleibt als
dichtendes Element im Schlitz (Ein-Phasen-Wand), sodass die bei allen
Verbautypen zu berücksichtigenden Restwassermengen sehr gering ausfallen.
Nachteile der Schlitzwand sind, dass wegen des Aufbereitens und Vorhaltens der
Stützsuspension relativ große Baustelleneinrichtungsflächen nötig sind und dass
sich unmittelbar vor hochbelasteten Einzelfundamenten die Herstellung eines
Schlitzes ggfs. verbietet.
5.3.2 Bohrpfahlwand
Bohrpfahlwände sind wegen der das Bohrloch stützenden Verrohrung auch in Bohrpfahlwand
Fällen mit extremen Belastungen einsetzbar. Für annähernd wasserdichte Wände
werden überschnittene Bohrpfähle ausgeführt, wobei zunächst unbewehrte
Primärpfähle und anschließend in den Zwischenräumen bewehrte Sekundärpfähle
hergestellt werden (vgl. Abbildung 5-11). Bohrpfahlwände kommen als steifer
Verbau unmittelbar vor Nachbargebäuden in Frage. Bei der Herstellung ist aber
größte Sorgfalt angezeigt, da bei unvorsichtigem Bohren ein Bodenentzug und
damit eine Auflockerung des Bodens hinter der Wand auftreten kann.
Wie bereits erwähnt, gibt es bei der Bohrpfahlwand einige Sonderformen, welche in Sonderformen der
Abbildung 5-11 dargestellt sind. Bei einer erforderlichen Rückverankerung des Bohrpfahlwand
Baugrubenverbaus ist zu berücksichtigen, dass die Ankerlöcher meist durch
unbewehrte Pfähle gebohrt werden.
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Häufig wird der oberhalb des maximalen Grundwasserstands liegende Bereich einer Steckträgerverbau
wasserdichten Ortbetonwand durch einen sogenannten Steckträgerverbau ersetzt.
Die Träger werden in die Wand einbetoniert und der Zwischenraum mit Holzbohlen
verbaut. Dies hat die Vorteile, dass diese Elemente einfach rückgebaut werden
können und dass oberflächennah liegende Versorgungsleitungen einfacher umbaut
werden können.
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An einer Baugrubenwand können im Allgemeinen folgende Kräfte wirken (vgl. Wirkende Kräfte
Abbildung 6-2):
Belastende Kräfte: Bauwerkslasten PH, PV
Erddruck Ea
Wasserdruck Wü
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PH
Ea
Wü
Ep
Hierbei wird zwischen ständigen und veränderlichen Lasten unterschieden. Somit ist
in einem ersten Bemessungsschritt die Wandbelastung für ständige und
veränderliche Lasten gesondert zu ermitteln, wobei eine Auflast von 10 kN/m² als
ständig angesetzt werden darf. Zuvor ist allerdings das statische System zu
bestimmen.
weshalb eine statische Berechnung als ebenes Problem (Querschnitt durch das
Bauwerk) behandelt werden kann. Die statischen Berechnungsmethoden für
Stützwandbauwerke wurden anhand der ältesten Bauweise, der Stahlspundwand,
entwickelt. Als Ergebnis einer statischen Berechnung werden zur Bemessung der
Bauteile und zum Nachweis der Standsicherheit des Gesamtbauwerks folgende
Größen benötigt:
a) die erforderliche Einbindetiefe t der Wand in den Baugrund
b) die maximalen Schnittgrößen M, Q, N der Wand
c) die Ankerkräfte A
A1
A2
M, Q
Grundsätzlich unterscheidet sich die „Spundwandstatik“ von der statischen Unterschied zum
Berechnung üblicher Hochbaukonstruktionen in zwei Punkten: Hochbau
1. Form und Größe der Belastung sind abhängig von der Konstruktionsform
(Art der Stützung) und den elastischen Eigenschaften bzw. der Steifigkeit
der Wand.
2. Die Systemlänge der Wand ist unbekannt und ergibt sich aus den
Gleichgewichts- und Verformungsbedingungen.
Für die Ermittlung der maximalen Schnittgrößen ist zunächst ein geeignetes Mögliche
statisches System zu wählen. Die möglichen statischen Systeme unterscheiden sich Bodenauflagerung
im Wesentlichen durch die Anzahl der Stützkräfte infolge der geplanten Anker oder
Steifen und durch die angesetzte Bodenauflagerung – frei aufgelagert oder
eingespannt. Dabei ist die Auflagerung im Boden von der Einbindetiefe der zu
bemessenden Wand abhängig. Statisch bestimmte Systeme bilden hier die
unverankerte und im Boden eingespannte Wand und die im Boden frei aufgelagerte
einfach verankerte Wand.
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Ea
F Ep *
Ep
A
Anker
Ea
Ep
Abbildung 6-5 Tragverhalten der einfach verankerten, im Boden frei gelagerten Wand
Wie die Verformungsfigur zeigt, wird hier im Gegensatz zur eingespannten Wand
hinter der Wand am Wandfuß kein Erdwiderstand geweckt.
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A
Anker
Ea
Ep Ep*
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A1
A2
A3 Ea
Ep
6.3 Belastungsansätze
6.3.1 Allgemeines
Grundsätzlich wirken neben etwaigen Bauwerkslasten Erddruckspannungen aus
aktivem und passivem Erddruck auf eine Baugrubenwand.
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Abbildung 6-11 Genauere Abhängigkeit der Größe des aktiven Erddruckes von der
Wandbewegung [DIN 4085 Beiblatt]
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A A
ea
ep
ep
ea
ea
ep
ea ep
Abbildung 6-13 Qualitative Darstellung der wirklichen Erddruckverhältnisse an einer
freistehenden (eingespannten) Wand
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klassischen Erddrucktheorie ermittelt werden darf, ist dies bei der Ermittlung der
Verteilung des aktiven Erddruckes anders.
Bei nicht gestützten im Boden eingespannten Baugrubenwänden stellt sich eine
Drehung um einen tiefgelegenen Punkt ein und somit kann hier von einer
Fußpunktdrehung ausgegangen werden. Dementsprechend ist in diesen Fällen mit
der klassischen Erddruckverteilung zu rechnen, d.h. lineare Zunahme des
Erddruckes infolge Eigengewicht mit der Tiefe z. Dies gilt näherungsweise auch bei
geschichtetem Baugrund.
Bei gestützten Baugrubenwänden treten im Zuge des Baufortschrittes
Drehbewegungen der Wand um höhergelegene, wechselnde Drehpunkte auf,
verbunden mit Parallelverschiebung und Durchbiegung. Abweichend von der
klassischen Erddruckverteilung konzentriert sich der Erddruck bei gestützten
Baugrubenwänden im Allgemeinen auf die Stützungen der Wand. Die Bereiche
zwischen den Stützpunkten hingegen werden entlastet. Es entsteht eine
Erddruckumlagerung.
Wegen der Vielzahl der Einflüsse auf die Erddruckverteilung kann die tatsächlich Wirklichkeitsnahe
auftretende Erddruckverteilung nur näherungsweise festgelegt werden. Der Lastfiguren
Ermittlung der Schnittgrößen ist daher eine möglichst einfache Lastfigur zugrunde
zu legen, die abschnittsweise durch einen linearen Verlauf beschrieben werden
kann. In der EAB sind solche wirklichkeitsnahen Lastfiguren in Abhängigkeit von der
Verbauart und der Stützung angegeben. Beispielhaft sollen hier die
wirklichkeitsnahen Lastfiguren für gestützte Trägerbohlwände aufgeführt werden
(Abbildung 6-14).
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Bei stark kohäsiven Böden können sich durch die Berücksichtigung der Kohäsion
zur Verminderung des aktiven Erddrucks bei der Addition von Erddruck- und
Kohäsionsanteil rein rechnerisch auch „Zugspannungen“ zwischen Wand und
Erdreich ergeben (s. Abb. 3.5). Diese „Zugspannungen“ dürfen in die statische
Berechnung nicht eingeführt werden, da sie in Wirklichkeit nicht auftreten können.
Sie zeigen lediglich die freie Standhöhe des Erdreichs an.
Da nicht sicherzustellen ist, ob die Kohäsion an jeder Stelle in der angenommenen
Größenordnung wirkt (z. B. durch Risse oder Klüfte im Boden) und es darüber
hinaus zu prüfen ist, ob die für die volle Aktivierung der Kohäsion erforderlichen
Verschiebungswege erreicht werden, wird in den EAB empfohlen, einen
Mindesterddruck in die statische Berechnung einzuführen. Bei durchgehend
bindigen Böden oder bei bindigen Bodenschichten ist dabei zu prüfen, ob der
Bemessungserddruck mit kah = 0,2 größere Biegemomente ergibt, als dies mit den
Scherfestigkeiten cal ϕ´und cal c´ für diese Böden der Fall wäre. Wenn ja, ist der
Bemessungserddruck maßgebend (EB 4). Rechnerische Zugspannungen, die
infolge des Einflusses der Kohäsion c´ im Bereich bindiger Schichten auftreten,
dürfen bei gestützten Baugrubenwänden voll berücksichtigt werden, sofern auf
Grund der Gegebenheiten eine Umlagerung des Erddruckes erwartet werden kann.
Bei nicht gestützten Baugrubenwänden hingegen bleiben sie außer Ansatz.
Bei der Addition der einzelnen Belastungskomponenten Erddruck, Kohäsion und
Wasserüberdruck ist besonders darauf zu achten, dass nicht etwa
Wasserüberdruckspannungen rechnerisch durch Kohäsionsanteile vermindert
werden.
+
_ +
_
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6.3.5 Wandreibungswinkel
Bei der statischen Berechnung einer Spundwand wird im Allgemeinen das
Gleichgewicht in horizontaler Richtung und in vertikaler Richtung entkoppelt
untersucht. Zuerst wird zur Bestimmung der Einbindetiefe das Gleichgewicht der
Horizontalkräfte und der Biegemomente bestimmt. Dazu müssen die
Wandreibungswinkel für den aktiven und für den passiven Erddruck geschätzt
werden, wobei im Allgemeinen δa = + 2/3 ϕ’ (bzw. zul. Maximalwert) gesetzt und nur
δp variiert wird, bis auch das Gleichgewicht in vertikaler Richtung erfüllt ist.
Größe und Vorzeichen des Wandreibungswinkels sind im Wesentlichen abhängig
von
- der Scherfestigkeit des Bodens
- der Rauhigkeit der Wand
- der Art der Einbringung der Wand
- der auftretenden Relativbewegung zwischen Wand und
Boden.
2
δa = + ⋅ ϕ' bei Spundwänden, Ortbetonwänden und Trägerbohlwänden
3
1
δa = ⋅ ϕ' bei Schlitzwänden
2
Passiver Erddruck:
2
δ p = − ⋅ϕ' bei Annahme ebener Gleitflächen (Normalfall)
3
δ p = −ϕ ' bei Annahme gekrümmter Gleitflächen (z. B. nach CAQUOT –
KERISEL)
Für Schlitzwände sind diese Werte entsprechend zu reduzieren.
2 2
Der Ansatz von δ a = + ⋅ ϕ ' und δ p = − ⋅ ϕ ' (für ebene Gleitflächen) stellt den
3 3
günstigsten zulässigen Fall dar, denn für diese Werte ist Ea minimal und Ep
maximal. Es muss daher überprüft werden, ob
- entsprechende Relativbewegungen zwischen Wand und Boden auftreten
können und
- ob das Gleichgewicht der Kräfte in vertikaler Richtung gewährleistet ist.
Wird die zweite Forderung nicht erfüllt, so ist zumindest der Wandreibungswinkel δp
entsprechend kleiner anzusetzen, was zu einer nennenswerten Verringerung des
Erdwiderstandes führt. Der Einfluss von δa auf den aktiven Erddruck ist dagegen
relativ gering (s. Abbildung 6-16).
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Ga
Ea
Gp
δa+ ϕ´
Qa
Ep ( δp =- 2 ϕ´ )
Qp δp- 3
Ep
ϕ´ Ea
a) Systemskizze Ep ( δp = 0 )
2
Eah Gp Ep ( δp =+ ϕ´ )
3
Ea ( δa =- 2 ϕ ) Qp
3
Ea ( δa = 0 )
2
Ea ( δa =+ ϕ )
3 Ga
Qa Eph
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WBBau Grundbaukonstruktionen – 2. Studienbrief
Weiterhin wird in EB 3 Absatz 5 auf die Umwandlung von begrenzten Flächenlasten Umwandlung von
in Streifenlasten eingegangen. Zur Ermittlung des Erddruckes darf eine Einzellast begrenzten
Flächenlasten in
bzw. eine begrenzte Flächenlast in eine Ersatzstreifenlast umgewandelt und dabei Streifenlasten nach
die Ausstrahlung der Last in der Waagerechten näherungsweise mit 45° EB 3
angenommen werden (Abbildung 6-18). Überschneiden sich die Wirkungen
benachbarter Lasten, so darf vereinfachend von einer gemeinsamen
Aufstandsfläche der beiden Lasten ausgegangen werden.
Im Folgenden soll auf die Abschätzung der Größenordnung der Nutzlasten Nutzlasten aus
eingegangen werden. Nutzlasten aus Straßen und Schienenverkehr sind in EB 55 Straßen- und
Schienenverkehr
aufgeführt. nach EB 55
Hierin heißt es, dass als Ersatzlast eine unbegrenzte Flächenlast von p = 10 kN/m²
zugrunde gelegt werden darf (Abbildung 6-19 a), sofern
a) Einzelachslasten von 110 kN, Doppelachslasten von 160 kN und
Dreifachachslasten von 210 kN nicht überschritten werden,
b) die Fahrbahndecke einschließlich zugehöriger Tragschicht aus bituminösen
Schichten, Beton oder in festem Verband liegenden Steinpflaster besteht
und
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Abbildung 6-19 Ansatz für Nutzlasten a) Ersatzlast für Straßenverkehr bei a < 1,00 m, b)
Ersatzlast für Bagger und Hebezeuge
In EB 56 werden die Nutzlasten aus Baustellenverkehr und Baubetrieb geregelt. Die Nutzlasten aus
üblicherweise auf Baustellen offen oder in Baubaracken gelagerten Baumaterialien Baustellenverkehr
und Baubetrieb
sind im Allgemeinen durch eine unbegrenzte Flächenlast p = 10 kN/m2 erfasst nach EB 56
(Abbildung 6-19 b).
Lasten aus Baggern und Hebezeugen sind in der EB 57 geregelt. Auch hierbei Nutzlasten aus
können näherungsweise die Einzellasten von Baggern und Hebezeugen durch eine Baggern und
Hebezeugen nach
unbegrenzte Flächenlast von p = 10 kN/m2 und eine zusätzliche Streifenlast p´ EB 57
ersetzt werden, die nach Abbildung 6-19 b) unmittelbar an der Baugrubenwand
beginnt und die ganze, vom Gerät befahrene Länge erfasst. Für die Größe der
Lastordinate gilt dabei:
Geräte- Zusätzliche Streifenlast p’ Breite p’ = 0, falls
Abstand >
Gewicht kein Abstand Abst. >0.6m der Last
Tabelle 6-1 Anhaltswerte für die Berücksichtigung der Lasten aus Baggern und Hebezeugen
(EB 57)
Abbildung 6-20 Ansatz des Erddruckes aus Nutzlasten bei nicht gestützten Wänden
Abbildung 6-21 Ansatz des Erddruckes aus Nutzlasten bei gestützten Wänden
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Der Wasserdruck wird im Allgemeinen nach einem der drei folgenden Ansätze Ansätze zur
unterschiedlicher Genauigkeit berücksichtigt: Berücksichtigung
des Wasserdruckes
a) Ansatz eines hydrostatischen Wasserdruckes beidseitig der Wand ohne
Berücksichtigung einer Wasserströmung
b) Berücksichtigung des Einflusses der Wasserströmung durch eine
linearisierte Theorie
c) Berücksichtigung des Einflusses der Wasserströmung durch Auswertung
eines Grundwasserströmungsnetzes.
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γw zl γw zr
wü
pw Gl. 6-4
H =z+
γw
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bezogen auf eine beliebige geodätische Höhe z = 0, lassen sich die beiden
Energiehöhen H1 (rechts) und H3 (links) in folgender Form beschrieben:
H1 = w + h + t Gl. 6-5
H3 = t Gl. 6-6
Wsp
w
∆H 1
h x H1
Wsp
3
kürzeste
Stromlinie
H3 t
z
2
pw2 pw2
hydrostatisch
lineare Theorie
linear resultierend
tatsächlich resultierend
Abbildung 6-23 Wasserüberdruckspannungen nach der linearisierten Theorie
∆H = H1 − H3 Gl. 6-7
∆H = w + h
Wird längs der kürzesten denkbaren Stromlinie (entlang der Spundwand) ein
linearer Energiehöhenverlauf angenommen und außerdem längs dieser Stromlinie
eine Laufkoordinate x (0 < x < (h + 2t)) eingeführt, lässt sich das hydraulische
Gefälle
dH w +h Gl. 6-8
i= schreiben als i = = const .
dx h + 2t
Damit ergibt sich für eine beliebige Stelle x die Energiehöhe
dH Gl. 6-9
H ( x ) = H1 − ⋅x bzw.
dx
H ( x ) = H1 − i ⋅ x Gl. 6-10
Gl. 6-12
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H2 = H3 − i ⋅ t
pw 2 = γ w ⋅ (H 2 − z2 ) Gl. 6-13
⎛ w +h ⎞ Gl. 6-14
pw 2 = γ w ⋅ ⎜ w + h + t − ⋅ (h + t )⎟
⎝ h + 2t ⎠
Passive Seite:
∆H Gl. 6-18
pw 2 = γ w ⋅ hr mit : hr =
h + 2t
1+ 3 +1
t
(Bezeichnungen siehe Abbildung 6-24)
Der wirkliche Verlauf der Energiehöhenkurve entlang der kürzesten Stromlinie
entspricht im Allgemeinen qualitativ dem in Abbildung 6-24 dargestellten. Der zum
Vergleich eingetragene lineare Ansatz weicht davon nicht maßgebend ab.
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Energiehöhendifferenz
tatsä
c hlich
e r Ver
lauf
line
are
rA
ns
atz
0
kürzeste Stromlinie
mit:
0,7 ∆H ( vertikal nach unten gerichtete Strömung,
∆γ´= + γw
h+ h t i.a. Erddruckseite )
0,7 ∆H
∆γ´= γw ( vertikal nach oben gerichtete Strömung,
t+ h t i.a. Erdwiderstandsseite )
∆H = Wasserspiegel- Höhenunterschied
h = durchströmte Bodenhöhe auf der
Landseite der Spundwand bis zum
Spundwandfußpunkt
t = Rammtiefe
γ´ = Wichte des Bodens unter Auftrieb
γw = Wichte des Wassers
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6.4.2.4 Beispielrechnung
Durch numerische Berechnungen können Äquipotentiallinien bestimmt werden. Dies Äquipotentiallinien
sei für das hier aufgeführte Beispiel bereits geschehen und ist vereinfacht in
Abbildung 6-25 dargestellt. Mit Hilfe dieser Potentiallinien ist es möglich die
Veränderungen des Erd- und Wasserdruckes infolge der Umströmung zu
berechnen.
In dem hier aufgeführten Beispiel liegt der Wasserspiegel auf der rechten Seite der
Baugrubenwand (außerhalb der Baugrube) bei +20 m und weist eine Energiehöhe
von h0 = 20 m auf. Linksseitig der Baugrubenwand liegt der Wasserspiegel bei
z = +15 m mit entsprechender Energiehöhe. Das Wasser fließt demnach von außen
nach innen, bzw. von rechts nach links. Die Äquipotentiallinien sind im Abstand von
1 m Energiehöhendifferenz aufgeführt.
Die Umströmung der Wand führt zu einer Reduktion des Wasserdruckes auf der Reduktion des
rechten Seite, wohingegen sich der Wasserdruck auf der linken Seite erhöht. Wasserdruckes auf
der Außenseite
Zunächst wird der Wasserdruck unter hydrostatischem Gesichtspunkt ermittelt
(Abbildung 6-26; gestrichelte Linie). Anschließend wird vom Wandfußpunkt aus eine
Gerade im Winkel (rechts), bzw. (links) eingetragen. Die Höhen der
Schnittpunkte dieser Geraden mit den Potentiallinien werden auf den
Wasserdruckverlauf projiziert.
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Der aktive Erddruck wird um einen Term ∆ vergrößert, welcher sich aus dem
Produkt der Wasserdruckdifferenz ∆ und dem Erddruckbeiwert ergibt. Die
Reduzierung des Erdwiderstandes erfolgt analog über das Produkt aus der
Wasserdruckdifferenz ∆ und dem Erddruckbeiwert .
Zusätzlich ist der Nachweis des hydraulischen Grundbruchs zu führen. Hierzu wird Hydraulischer
ein Bodenkörper mit einer Breite t/2, die der Hälfte der Einbindetiefe t entspricht, Grundbruch
betrachtet. Bei hydraulischem Grundbruch handelt es sich um einen Nachweis der
Lagesicherheit und somit im Grenzzustand 1A.
· · , Gl. 6-21
Die Teilsicherheitsbeiwerte sind in Abhängigkeit des Lastfalles der Tabelle 6-2 zu
entnehmen.
LF 1 2 3
bei günstigem Untergrund 1,35 1,3 1,2
Tabelle 6-2 Teilsicherheitsbeiwerte für den hydraulischen Grundbruch nach DIN 1054
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Bei einer Einbindetiefe von t = 5 m ergibt sich das Eigengewicht des Bodenkörpers
zu:
Gl. 6-22
· 10 · 5 · 2,5 125 /
2
Die Strömungskraft, die diesem Eigengewicht entgegen wirkt, ergibt sich aus der
mittleren Energiehöhendifferenz multipliziert mit der Wichte des Wassers und der
Breite des Bodenkörpers.
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• Innere Standsicherheit
• Äußere Standsicherheit
Die innere Standsicherheit beschreibt die Aufnahme der zulässigen Spannungen Innere und Äußere
durch das Material. Hingegen behandelt die äußere Standsicherheit den Standsicherheit
geotechnischen Aspekt, die ausreichende Ausbildung der Auflager im Boden und
die damit einhergehende Lastübertragung in den Untergrund. Im Rahmen dieses
Kurses soll hauptsächlich die äußere Standsicherheit betrachtet werden.
Verbauwände werden hauptsächlich durch den Erd- und Wasserdruck hinter der Belastungen auf die
Wand belastet. Wand
Der Erddruck – je nach Verbauart aktiver Erddruck oder erhöhter Erddruck - wird
zunächst in klassischer Verteilung bis zum Wandfuß ermittelt. Da die
Erddruckverteilung jedoch von der Wandbewegung und damit von den
Stützungsbedingungen abhängt, ist anschließend für gestützte oder verankerte
Wände eine Erddruckumlagerung vorzunehmen. Nach EAB wird in der Regel der
Erddruck aus Eigengewicht, Kohäsion und ständigen, großflächigen Auflasten
abhängig von der Anzahl und der Lage der Stützungen bis zur Baugrubensohle
umgelagert. Geeignete wirklichkeitsnahe Lastfiguren enthält die EAB. Der Erddruck
aus konzentrierten Flächenlasten wird dagegen nicht umverteilt.
Bei Trägerbohlwänden wird im Unterschied zu Spund- und Ortbetonwänden der
Erddruck unterhalb der Baugrubensohle nicht auf die Verbauwand angesetzt, da er
lediglich den Boden auf der Baugrubenseite belastet. Ergänzend ist deshalb
allerdings für Trägerbohlwände ein Nachweis der Aufnahme der Horizontalkräfte
unter der Baugrubensohle zu führen, s. Kapitel 7.3.
Bei unterschiedlichen Wasserständen vor und hinter der Wand kann im Regelfall
der in Abbildung 7-1 dargestellte hydrostatische Lastansatz verwendet werden, d. h.
der Einfluss einer möglichen Umströmung der Wand kann vernachlässigt werden.
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pQ (veränderliche Last)
pG (ständige Last)
Schicht 1
eQ Erddruck aus
veränderlichen Lasten
Umlagerung
nach EAB
eG wü
Erddruck aus Eigengewicht, Wasserüberdruck
Kohäsion und großflächiger Last (hydrostat. Ansatz)
Bei den statischen Systemen ist zu unterscheiden zwischen der freien Auflagerung Auflagerung im
und der vollen Einspannung im Boden (Abbildung 7-2). Für letztere ist eine größere Boden
Einbindetiefe der Wand erforderlich, dafür sind aber die Wandbiegemomente kleiner
und die Wandverformungen geringer als bei freier Auflagerung. Alternativ zu den in
Abbildung 7-2 angegebenen Systemen darf die Bodenreaktion unterhalb der
Baugrubensohle auch mit dem Bettungsmodulverfahren berücksichtigt werden (s.
hierzu EAB).
Aus der Berechnung der statischen Systeme unter Belastung einmal durch ständige
Lasten und einmal durch veränderliche Lasten ergeben sich die ständigen und
veränderlichen Auflagerkräfte, Biegemomente und Querkräfte, die in die zu
führenden Nachweise als charakteristische Einwirkungen eingehen. Für die
Berechnung der Schnittgrößen sollte die Einzelkraft B in eine entsprechend der
Erdwiderstandsverteilung flächenhaft über die Einbindetiefe verteilte Last
umgewandelt werden.
S1(A1h) S1(A1h)
S2(A2h) S2(A2h)
Q : eQ Q : eQ
G : eG + wü
Abbildung 7-2 Statische Systeme: Freie Auflagerung (links) und volle Einspannung im Boden
(rechts)
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Die statische Berechnung eines Baugrubenverbaus lässt sich in der Regel auf ein Ebenes Problem
ebenes Problem der Stabstatik reduzieren, sie unterscheidet sich aber dennoch von der Stabstatik
der Behandlungsweise üblicher Probleme der Stabstatik in zwei Punkten:
a) Die im Allgemeinen auftretenden Belastungsfiguren sind sehr
unregelmäßig und lassen eine geschlossene Lösung des Problems nur in
Ausnahmefällen zu.
Zusätzlich sind in jüngerer Zeit Verfahren entwickelt worden, die mit modifizierten
Erddruckansätzen oder nach der Traglasttheorie arbeiten. Auf diese Verfahren soll
im Rahmen dieses Kurses nicht weiter eingegangen werden. BLUM hat diese
Ansätze in seiner Dissertation ausführlich behandelt.
Nach der EAB wird der Erdwiderstand nach der klassischen Erddrucktheorie für den
maßgebenden Fall (2D oder 3D) ermittelt.
E ph Gl. 7-1
γ G Bh ,G + γ Q Bh ,Q ≤
γ Ep
Die Teilsicherheitsbeiwerte sind der DIN 1054 zu entnehmen (s. 1. Studienbrief). Da Teilsicherheits-
Baugrubenwände in der Regel nur temporäre Hilfsmaßnahmen sind, ist der Lastfall beiwerte
2 maßgebend.
Bei voll eingespannten Wänden ist die theoretische Einbindetiefe d um den
Rammtiefenzuschlag ∆d zu erhöhen. Hierdurch wird berücksichtigt, dass die
Fußauflagerkraft C zum Teil (Annahme: zu rd. 50%) durch den unterhalb des
gewählten Auflagerpunkts wirkenden Erdwiderstand entsteht. Für Baugrubenwände
mit nicht zu hoher Wasserdruckbelastung kann ∆d ≈ 0,2 d gesetzt werden, für einen
genaueren Nachweis kann die folgende, in Abbildung 7-3 erläuterte Gleichung, die
auf den Ansatz von Lackner zurückgeht, verwendet werden:
Gl. 7-2
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WBBau Grundbaukonstruktionen – 2. Studienbrief
γ G C h ,G + γ Q C h ,Q
∆d =
1
σ ' v ( H + d ) k ph ,C
γ Ep
H
Ch = 2∆d σv(H+d) kph,C
Bh fiktiv d
eph = γ(H + d) + p kph,C
2∆d
∆d = σv(H+d) kph,C
Ch (zu rd. 50% fiktiv)
Bei Trägerbohlwänden wird die Auflagerkraft B nur über die Flansche der Anzusetzender
Stahlträger in den Baugrund abgetragen. Die Erdwiderstandskraft Eph ist hier als Erdwiderstand bei
Trägerbohlwänden
Minimum des auf den Trägerabstand a bezogenen räumlichen Erdwiderstands
Eph,3D und eines ideellen ebenen Erdwiderstands Eph,id anzusetzen:
⎛1 ⎞1 Gl. 7-4
mit E ph ,3 D = ⎜ γ d 3ω R + 2 c' red d 2ω K ⎟
⎝2 ⎠a
und
1
2
(
δ <0 δ =0
) δ <0
( δ =0
E ph ,id = γ d 2 b0 k php + ( a − b0 )k php + c' d b0 k pchp + ( a − b0 )k pchp ) Gl. 7-5
Hierin sind b0 die Flanschbreite des Bohlträgers und a der Abstand zweier
δ <0
Bohlträger. Die Beiwerte ωR und ωK sowie der anzusetzende Erddruckbeiwert k ph
p
sind in Abbildung 7-4 angegeben. Beim räumlichen Erdwiderstand sollte c’red = 0,5
c’k gesetzt werden.
Um die Fußverschiebungen einer Trägerbohlwand zu begrenzen, sollte beim
Nachweis der Einbindetiefe der Bemessungswert des Erdwiderstands nur mit
0,80 Eph/γEp angesetzt werden. Näheres hierzu siehe EAB.
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Beiwerte ωR und ωk
10 10
° ° 42,5°
5°
,5 40 5° 40°
°
37,
45
42
=4
8 8 37,5°
35°
=
35°
ϕ´
ϕ´
b0 °
6 32,5 6 32,5°
ωR
ωK
30°
a-b0 a 30°
4 4
2 2
b0
0 0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7
b b
a0 = 0 a0 = 0
d d
b0 δ p<0
Erdwiderstandsbeiwerte kph für normierte Wandreibungswinkel
d ϕ´° 45 42,5 40 37,5 35 32,5 30 27,5 25 22,5 20 17,5 15
δp ° -27,5 -27,5 -27,5 -27,5 -27,5 -27,5 -27,5 -25 -22,5 -20 -17,5 -15 -12,5
δ <0
p
kph 13,6 11,4 9,64 8,27 7,12 6,15 5,46 4,51 3,81 3,23 2,77 2,38 2,11
Es ist zum einen nachzuweisen, dass der Wandreibungswinkel δp nicht Verifikation des
betragsmäßig zu groß und damit die Vertikalkomponente der Erdauflagerkraft Wandreibungs-
winkels
größer angesetzt wurde, als es das Gleichgewicht der Vertikalkräfte erlaubt. Die
Nachweisgleichung (mit charakteristischen Kräften) lautet (s. Abbildung 7-5 links):
Die zweitgenannte, genauere Gleichung berücksichtigt, dass beim gewählten Ansatz der
Lastansatz für volle Einspannung rd. 50% der Auflagerkraft C zu beiden Seiten der Auflagerkraft C bei
eingespannten
Wand als fiktive Last enthalten ist, vgl. Abbildung 7-3 links. Bei freier Auflagerung Wänden
gilt Cv = Ch = 0.
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Av Av1
Av2
G Eav G
Eav
Bv d
Cv (δp,C < 1 ϕ´) 1
bzw. 3 C (δ < 1 ϕ´)
2 v p,C
(Bh - 1 Ch) tan δP bzw. 1 Cv
3
2
2
(Bh - 1 Ch) tan δP Rs
2
Rb
In einem zweiten Schritt ist nachzuweisen, dass die nach unten gerichteten
Vertikalkräfte mit ausreichender Sicherheit durch die Erdauflagerkraft Bv sowie
gegebenenfalls zusätzlich durch Spitzendruck und Mantelreibung aufgenommen
werden. Die Nachweisgleichung (Grenzzustand GZ 1B) lautet (vgl. Abbildung 7-5
rechts):
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ergänzende
Belastungsfläche
1 ~ 1
Eph ~
= C Eph =
2
C
2
~ E + E´
C= ∆x
1 ph ph
~
E´ph = C
2
a) linearisierte Verteilung b) durch fiktive Belastung c) Kräfteansatz
der Belastung ergänzte Belastungsfunktion nach BLUM
Eph,k kann hierbei als ebener Erdwiderstand unter Ansatz gekrümmter Gleitflächen
mit δp = −ϕ’ ermittelt werden. Bei voll eingespannten Wänden darf Bh gegebenenfalls
um 0,5 Ch verringert angesetzt werden.
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∆Eah Bh + ∆Eah
Bh
Eph
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8 Verankerungen
Zur Rückverankerung von Verbauwänden kommen verschiedene Ankersysteme in
Frage. Zum einen die Ankerwände und zum anderen Ankerpfähle oder
Verpressanker.
Bei Ankerwänden wird die Stützwand an eine im Erdreich liegende Wand verankert.
Sie sind insbesondere für Uferschutzwände im Hafenbau gebräuchlich. Im Bereich
des Baugrubenverbaus werden vorwiegend Verpressanker eingesetzt, weshalb im
Rahmen dieses Kurses ausschließlich auf die Herstellung und Bemessung von
Verpressankern eingegangen werden soll.
Sie bestehen aus drei Teilen, dem Zugglied aus Baustahl oder Spannstahl, dem Bestandteile
Ankerkopf und dem Verpresskörper zur erdseitigen Verankerung. Zwischen dem Verpressanker
Verpresskörper und dem Ankerkopf liegt die sog. freie Ankerlänge, die dazu dient,
dass die Lasteinleitung nur in den dazu bestimmten Tiefen und Bodenschichten
erfolgt. Die Herstellung, Bemessung und Prüfung von Ankern ist seit 2005 in der
DIN 1054 genormt.
In einem zweiten Arbeitsschritt wird das Innengestänge gezogen und das Bohrloch
wird zur Stabilisierung mit Zementsuspension aufgefüllt. Anschließend erfolgen der
Einbau des Zuggliedes und die Verpressung mit Zementsuspension, wobei
gleichzeitig der Rückbau der Verrohrung stattfindet.
Die freie Ankerlänge wird im Weiteren freigespült und ggf. mit Bentonit-Zement-
Suspension aufgefüllt. Abschließend erfolgen nach der Erhärtung des
Verpresskörpers eine Zugprüfung und das Vorspannen des Ankers.
Der Aufbau des Ankerkopfes und somit die Verbindung zur Verbauwand erfolgt erst
danach. Hierbei ist eine Ergänzung des Korrosionsschutzes des Ankerkopfes nicht
zu vernachlässigen.
Alternativ werden bei unverrohrt gebohrten Ankern die Krafteinleitungsstrecken
zunächst nur mit Zementsuspension aufgefüllt und später ein- oder mehrfach
nachverpresst. Die konstruktive Ausbildung und der Korrosionsschutz der
Verpressanker sind abhängig vom Einsatzzweck.
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lw
τrm
ϑa
Die Ermittlung von lw erfolgt in der Regel über einen Mantelreibungsansatz: die
Oberfläche des Krafteinleitungsbereichs (Verpresskörpers) multipliziert mit einer
Mantelreibungsspannung τrm ergibt die mögliche Ankerkraft.
Über ein kompliziertes Spann- und Prüfsystem kann die jeweilige Krafteinbringung
kontrolliert werden. Das Verfahren ist mittlerweile in Deutschland in der DIN 1054
technisch genormt und besitzt eine Allgemeine Bauaufsichtliche Zulassung. Die
Kraftübertragung erfolgt über den Mantel des Verpresskörpers in den Baugrund und
ist auf die Verspannung des Verpresskörpers im Baugrund zurückzuführen.
Erste Anhaltswerte für die Grenzmantelreibung und somit zur Bemessung der Anker
liefert das Grundbautaschenbuch. Sie sind in Abbildung 8-3 und Abbildung 8-4
dargestellt.
Der Nachweis ergibt sich aus:
Gl. 8-1
· ·
Mit
, · · · Gl. 8-2
Löst man diese Gleichung nach lv auf, so erhält man die Mindestlänge des
Verpresskörpers.
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Abbildung 8-4 Grenzwerte für die mittlere Mantelreibung bei Ankern in bindigen Böden, a) mit
Nachverpressung, b) ohne Nachverpressung (Grundbautaschenbuch, Teil2)
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Trotz dieser Anhaltswerte sind Probebelastungen, bzw. Abnahmeprüfungen jeder Notwendigkeit der
Verankerung zwingend erforderlich, um die erste Vorbemessung zu verifizieren. Probebelastungen
Abhängigkeit von
der Ankerneigung
8.2.2 Innere Tragfähigkeit
Die innere Tragfähigkeit beschreibt eine Bemessung des Stahlzuggliedes nach Bemessung des
DIN 1054. Die auftretenden Ankerkräfte AG und AQ, welche aus der Bemessung der Stahlzuggliedes
Verbauwand bekannt sind (vgl. Kapitel 7), werden mit den aufnehmbaren Kräften
des Stahlzuggliedes verglichen. Hierbei ist zu beachten, dass die Statik der
Verbauwand als ebenes Problem betrachtet wurde und daher die Ankerabstände
noch nicht einbezogen sind. Der Nachweis ergibt sich aus:
Gl. 8-3
Mit
· , , , Gl. 8-4
Und
· · Gl. 8-5
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Die Länge des Ankers und seine Anordnung (Tiefe der Ankerwand bzw.
Ankerneigung) werden durch den rechnerischen Nachweis der Standsicherheit des
Gesamtsystems bestehend aus Stützwand, Erdkörper und Anker bestimmt.
Als Wandfußpunkt ist bei frei aufgelagerten Wänden der Fußpunkt selbst und bei im
Boden eingespannten Wänden der Querkraftnullpunkt (= Maximum der
Biegemomentenlinie im Einspannbereich) zu verwenden. Als Anfangspunkt der
tiefen Gleitfuge ist bei Ankerpfählen und Verpressankern der Schwerpunkt der
rechnerisch notwendigen Einbindelänge einzusetzen. Bei Ankerwänden würde
hingegen der tatsächliche Fußpunkt als Anfangspunkt der tiefen Gleitfuge angesetzt
werden.
rechnerische
Ersatzankerwand
lw
wirksame
Verankerungslänge
rechnerische Gleitfuge
tatsächliche Gleitfuge
a) Ankerwand b) Verpreßanker
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mögl. A h (bc)
a e d h g E1
A1
E1 A1
A2 G1 c G1 Q1
Ea
ϕ
Ea
b ϑ1 Q1
mögl. A h (bf)
a h g E2
A1 (A1 +A2 )
A2 G2 E2 G2 Q2
Ea
b ϑ2 ϕ
Ea
Q2
A Krafteck
E1 Amögl
G E1
mi Q
nl G
fs
Ea
lv
lv / C
2
Ea
C = c´k Lc
Q ϕ´k
ϑa
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Literaturverzeichnis
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DIN 1055-2. (2007). Einwirkungen auf Tragwerke - Teil 2: Bodenkenngrößen.
DIN 4085. (2007). Baugrund - Berechnung des Erddrucks.
DIN 4124. (2002). Baugruben und Gräben; Böschungen, Verbau,
Arbeitsraumbreiten.
DIN 4126. (2004). Nachweis der Standsicherheit von Schlitzwänden.
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Sohn.
EAU. (2004). Empfehlungen des Arbeitskreises Ufereinfassungen Häfen und
Wasserstraßen, 10. Auflage. Ernst & Sohn.
Smoltczyk, U. (2001). Grundbautaschenbuch Teil 1 - 3; 6. Auflage. Berlin: Ernst &
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Ziegler, M. (2004). geotechnische Nachweise nach DIN 1054 - Einführung mit
Beispielen 2. Auflage. Ernst und Sohn.
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