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Der Kruzifixbeschluß
1995
Hintergründe
Schriftsätze
ein Mysteriendrama
der
Neuzeit
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Inhalt
4 Vorwort
6 Einleitung
12 Das Drama beginnt 1985
17 „Urbrief“ an Schulamt 20.07.1987
23 Brief an Kultusministerium 17.05.1988
25 Brief vom Kultusministerium 21.06.1988
29 An das Kultusministerium 25.07.1988
32 Schreiben vom Schulamt 19.09.1988
34 Schreiben vom Ministerialrat 30.09.1988
44 Schreiben des Regierungspräsidenten 14.12.1988
46 „...das ganze Haus ist voller Polizisten“
53 Gerichtsbeschluß Zwangseinweisung 20.01.1994
55 Schreiben Bezirkskrankenhaus an LRA 19.12.1988
56 Auszug aus Ferngutachten 23.06.1994
58 „Wir wissen, daß Sie krank sind“
90 „Hellsehen in der Gegenwart“ – enth. Text von R. Steiner
148 Brief vom Anwalt an Schulamt 16.08.1990
152 Auszug aus Schweizer Kruzifixurteil von 1990
155 Elterlicher Brief an das BVerfG 07.08.1991
161 Schreiben Anwalt an Kultusministerium 11.12.1992
164 Eltern an Schulleitung 10.10.1993
165 An das Bezirkskrankenhaus 20.12.1993
168 R. Steiner warnt vor Psychiatrie, die Christus zum Idioten...
173 Weiterer Anwalt – Schreiben an Amtsgericht 02.02.1994
wegen behördlichem Betreuungsversuch
175 Weiteres Schreiben vom Anwalt an AG 28.02.1994
177 Schreiben an Justizministerium 23.02.1994
178 Fiktive Ansichten der Gegenseite
180 Ernst Seler an Bundeskanzler Kohl 14.02.1994
182 Anfrage an das Amtsgericht 24.07.1994
198 Ein Anruf eines hohen Polizisten aus Bonn im Jahre 1989
199 Richter erbittet ergänzendes Ferngutachten 05.07.1994
202 Richter an weiteren Anwalt 18.10.1994
205 Landesanwalt an Landesgericht 29.11.1994
207 Verfassungsbeschwerde wegen Ferngutachten 30.10.1994
217 August 1995 – der Kruzifixbeschluß
231 Alexis de Tocqueville „Über die Demokratie in Amerika“
238 Danksagung
239 Nachtrag
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Vorwort
„Die weltanschauliche Neutralität des Staates ist ein Erbe der eu-
ropäischen Aufklärung, das in modernen, multireligiösen Gesell-
schaften unverzichtbar ist. Das Urteil liegt auf der gleichen Linie
wie der berühmte Kruzifix-Beschluss des Bundesverfassungsge-
richts von 1995. Auch damals tat die katholische Kirche so, als
stünde der Untergang des Abendlandes unmittelbar bevor.“
Der Direktor, Herr Gerd-Heinz V., brachte vor einer katholischen Veranstal-
tung, auch ein Vertreter der Katholischen Kirche wirkte mit, sowie ein
Rechtsanwalt, seine Verwunderung zum Ausdruck, in der Begründung des
Kruzifxbeschlusses würden sich häufig ganze Sätze des Antragsstellers
wiederfinden.
Die zitierte Äußerung des Schulrates zeigt, auf der mittleren Ebe-
ne der Behörden war es den Verantwortlichen von Anfang an be-
wußt, unser Begehren als Eltern, die Kinder frei von der Prägung
durch ein Kruzifix im Klassenzimer zu halten, beinhaltete im
Kerne eine geschichtliche Tragweite.
Ernst Seler
Seit Gründung der Familie hatten wir einige Jahre in der Groß-
stadt verbracht. Zum Glück konnte täglich ein Park in der Nähe
der Wohnung aufgesucht werden. Im Winter jedoch drückten an
manchen Tagen die Rauchschwaden der Schornsteine schwer auf
das Gemüt, beeinträchtigten die Gesundheit von uns allen. Die
Kinderärztin meinte, erst ab dreißig bis vierzig Kilometer von der
Stadt entfernt sei das Klima günstiger. Es war schon schrecklich,
die Benzinabgase in den Häuserschluchten einzuatmen. Wenn
wir den Kinderwagen zwischen dem Verkehrsgewühl dahin scho-
ben, stellte sich das beklemmende Gefühl ein, was wohl die Klei-
nen wieder an vergifteter Luft einatmen mußten. So waren wir
froh, aufgrund persönlicher Lebensumstände einen Umzug auf
das Land ins Auge fassen zu können.
Dankbar nahmen wir das Angebot, ein kleines Häuschen mit ei-
nem großen Garten mieten zu können, an. Das Klima der neuen
Heimat zeigte sich etwas rauher. Nach dem Umzug stellten wir
mit Schrecken fest, ganz in der Nähe war der Bau einer atomaren
Wiederaufbereitungsanlage geplant. Sorge bereitete die Aussicht,
in ein paar Jahren wird diese Fabrik fertiggestellt sein, die Pro-
duktion von Strahlenmaterial beginnen. Wiederholt las und hörte
man/frau von gehäuften Leukämieerkrankungen im Umkreis von
Atomkraftanlagen. Vielleicht mußten wir wieder umziehen? Doch
für die nächsten Jahre sollte die neue Wohnung ein gutes Heim
für die Familie sein. Bald gesellte sich eine junge Katze zu unse-
rem Familienkreis. Die Katzendame beschloß, ihr Leben mit uns
zu teilen. Sie schenkte später drei Katzenbabys, für jedes unse-
rer Kinder eines.
Eines Tages begann eine Geschichte, welche sich von einem un-
scheinbaren örtlichen Ereignis hin zu einem bundesweiten Ge-
schehen entwickeln sollte. Am Ende sprachen Dritte sogar von
einer drohenden Verfassungskrise der Bundesrepublik Deutsch-
land.
Es geht die Bitte an die "Gegner", lassen Sie Vorurteile, lassen Sie
eventuellen "Haß" hinter sich. 1995 ergingen eine ganze Reihe
von schriftlichen und mündlichen Morddrohungen, teilweise aus-
führlich geschildert, was man den "Kruzifixklägern", den Kindern
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„Diejenigen Menschen, die das an der Seite des Christus mitgemacht ha-
ben, werden, wenn sie aus der Erdenentwickelung hinausgehen und zu ei-
ner höheren Entwickelung aufsteigen, sich um den Christus scharen kön-
nen, und der Christus Jesus wird noch einmal rufen können, das Ende der
Erdenvervollkommnung erblickend, die Worte, die Er damals am Kreuze ge-
rufen hat: «Eli, Eli, lama sabachthani!» «Mein Gott, mein Gott, wie hast du
das Ich in der Menschheit verherrlicht, vergeistigt.» Das bedeuten diese Wor-
te. Es gibt auch eine spätere, falsche Übersetzung, die sich anlehnen wollte
an die Psalmworte, aber die wahrhafte Übersetzung der Worte ist die, wel-
che Sie jetzt kennen. Das sind die Worte, die das Mysterium zu Golgatha
ausdrücken: Mein Gott, mein Gott, wie stark, wie sehr hast du mich ver-
herrlicht, vergeistigt.“
Die Tragik des römischen Christentums hat hier eine ihrer Wur-
zeln. Die Menschen identifizierten sich mit einem falschen Chri-
stusbild, wenn sie sich mit der Frage des Todes auseinander setz-
ten. Nur die östlichen Kirchen bewahrten in ihren bildnerischen
Darstellungen einen Abglanz des kosmischen Christus am Kreuz
bis in die Gegenwart. Dieser bildhaft auferstandene Christus
durchlichtet den Betrachter. Der ständige Anblick des Gekreuzig-
ten, zusammen mit der verheerenden Vorstellung, auch Christus
habe Angst vor dem Tode gehabt, lähmt die Seelenkräfte der
Menschen.
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Das Drama beginnt
Im Herbst 1985 begann für unser ältestes Kind der sog. Ernst des
Lebens. Mit Schultüte und Schultasche bepackt gingen Tochter
und Mutter zu ihrem ersten Schultag. In den darauffolgenden Ta-
gen fiel auf, unsere Tochter kam immer so ernst nach Hause.
Nachfragen erschien in dieser neuen Situation fehl am Platze. Ein
eventueller Trennungsschmerz würde sich sonst vertiefen. Als der
erste Elternabend angekündigt wurde, beschloß ich, diesen zu
besuchen, um einmal zu erleben, wie die neue Lebenswelt unse-
res Sprößlings aussah. Auch wäre ein Gespräch mit der Lehrerin
möglicherweise hilfreich, den Grund für das so ernste Benehmen
des Kindes zu erfahren. Bei der ersten Inaugenscheinnahme der
Schule war es Winter gewesen, die Bäume kahl. Jetzt zu Beginn
des Herbstes, standen sie voller bunter Blätter. Man/frau konnte
sich keinen schöneren Platz für eine Schule wünschen. Das Ge-
bäude stand am Rande eines kleinen, mit Sträuchern bewachse-
nen Abhanges. Mächtig thronten die Kronen der Laubbäume im
Blau des Himmels. Der weitläufige Rasen auf der anderen Seite
des Gebäudes lud die Kinder zu kurzweiligen Pausenaufenthalten
ein. Mit schnellem Schritt ging es in den ersten Stock des Schul-
hauses. Das Klassenzimmer war leicht ausfindig gemacht. Der
Raum war bereits mit Eltern gefüllt. Auf jedem Tisch befanden
sich kleine Namenskärtchen. Der einzige freie Stuhl in der ersten
Reihe entpuppte sich als der Sitzplatz unserer Tochter. Ließ mich
auf dem Kindersitz nieder. Wir Eltern befanden uns in einer
merkwürdigen Stimmung. Die Sprößlinge wurden in diesem
Raum unterrichtet und nun während des gemeinsamen Wartens
auf den Beginn des Elternabends, erinnerten wir uns automa-
tisch der eigenen Schulzeit.
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Als sich der Blick zur Tafel wendet, eine monströse Jesusgestalt
auf einem Kreuz. Wahrnehmung und Erkenntnis gehen blitz-
schnell ineinander über.
Da war also des "Pudels Kern". Deswegen kam unsere Tochter je-
den Tag so ernst nach Hause. Kein Wunder, wenn nur drei Meter
von ihr entfernt, fast direkt in Kopfhöhe so ein großes Kreuz mit
der Darstellung eines nackten toten Mannes hängt, den sie bis
zum Schulbesuch nie so unmittelbar wahrnehmen mußte.
Warum trägt er keine Kleider? Warum ist er festgenagelt? Warum
muß ich jeden Tag in der Schule vor diesem Manne sitzen? Das
gesenkte Haupt, der gebrochene Blick, der hoffnungslose Aus-
druck. Das Kruzifix, fast so groß wie die Schulkinder.
Auf der einen Seite regten sie sich, berechtigt natürlich, wegen
der Brutalität in den Medien auf, aber auf der anderen Seite hin-
ge da eine riesengroße Leiche. Plastisch noch dazu, grausam hin-
gerichtet, festgenagelt auf einem Kreuz, ein Mordopfer, fast nackt,
einfach nur brutal für kleine Kinder.
Zuhause kamen wir Eltern überein, auf jeden Fall müsse das
große Kruzifix entfernt werden. Es käme nur ein kleines helles
Kreuz in Frage, welches seitwärts an der Wand des Klassenzim-
mers aufgehängt werden könne.
Der Priester hörte sich mein Begehren an. Schilderte, das rießige
Kruzifix könne sich negativ auf eine Kindesseele auswirken.
Schließlich waren wir keine Katholiken, unseren Kindern waren
katholische Gepflogenheiten unbekannt. Schon während dieses
damaligen Gespräches wurde darauf verwiesen, Schule könne
kein Recht haben, den Anblick von Kruzifixen oder Kreuzen den
Kindern zwingend vorzuschreiben. Wir wollten aber dem Gefühl
der Ortsansässigen entgegenkommen. Schlug vor, er solle als
Mann der Kirche ein kleines helles Kreuz an die Seite des Klas-
senraumes hängen.
Der Herbst verstrich, der Winter kam. Während die Osterzeit nah-
te, besuchte uns, wie es in dieser Gegend der Brauch ist, der
Priester. Mit Schmerz in der Stimme erzählte der Gottesmann,
wie er von dem zuständigen Schulrat einbestellt worden sei und
wegen des Kreuzes einen "Anpfiff " erhalten habe. Er hätte das
Kreuz niemals austauschen und umhängen dürfen. Auch würde
man sich in den Wartezimmern der umliegenden Arztpraxen über
ihn lustig machen, weil er als Priester ein Kreuz abgehängt habe.
Es war uns damals unbekannt, daß es für einen Katholiken quasi
eine Todsünde bedeutet, wenn er ein geweihtes Kreuz entfernt.
Ganzen waren wir mit den Lehrkräften zufrieden. Wie erhofft, war
an einer solch kleinen Schule, weit weg von den Einflüssen einer
Großstadt, die Welt noch in Ordnung, wie man so sagt. Daß dies
keineswegs so bleiben sollte, jedoch aus ganz anderen Gründen,
ergab sich bei der Einschulung unseres Sohnes.
Bitte teilen Sie uns mit, welche pädagogischen Gesichtspunkte die Schule,
bzw. das Schulamt daran festhalten lassen, weshalb der Corpus des Chri-
stus auf dem Kreuz und warum er über der Tafel hängen soll.
Der Schulleiter von F., Herr X, hat abgelehnt, bei der Schuleinschreibung
unseres zweiten Kindes, das Kreuz abzuhängen und es gegen ein kleineres,
welches an der Seite hängen sollte, umzutauschen, so wie wir es mit Herrn
Pfarrer Y für unser erstes Schulkind vereinbart hatten.
Leider erfuhren wir erst jetzt, daß bereits der Schulrat eingeschaltet war
(schließlich mußte sich Herr Y /Pfarrer/ - zu Unrecht - eine Rüge vom Schul-
rat einholen!).
Wird bei der Aufhängung des Corpuskreuzes über der Tafel berücksichtigt,
daß die Seele des Kindes während der Aufnahme des Unterrichtsstoffes
ständig unbewußt das Kreuzigungsmotiv...... aufnimmt.
Können Sie uns die dadurch entstehenden Folgen für die seelisch-geistige
Entwicklung des Kindes darlegen?
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Es mag bisher aus der Tradition heraus einfach die Christusdarstellung von
der Kirche in die Schule hineingetragen worden sein; solange die Schule die
Wirkung des Kreuzes mit dem Corpus auf die Seele des Kindes nicht päda-
gogisch begründen kann, hat sie gegenwärtig kein Recht mehr, zu unter-
richten.
Es darf nicht einfach aus jahrzehnter- oder jahrhundertelanger Tradition
etwas so Bedeutsames und gewichtig Wirksames, wie der ständige unfrei-
willige Zwang auf das Kind, das nicht katholisch ist, weiterbestehen.
Um den Unterricht aufzunehmen, muß das Kind zur Tafel blicken und je-
desmal fällt das Kreuz in den Blickwinkel des Kindes und prägt somit sein
Unterbewußtsein.
Wir sind bemühende Christen aus der Erneuerung der Anthroposophie und
können in einer allgemein öffentlichen Schule so etwas nicht dulden.
Durch die Geistesforschung Rudolf Steiners sind uns viele Hintergründe der
Geschichte der Katholischen Kirche bewußt.
So wie Galilei im Mittelalter das Weltbild veränderte, doch zuerst von der
katholischen Kirche fast verbrannt wurde, so mag auch unser Verlangen
den bisher gewohnten Weltzusammenhang sprengen und die Gemüter in
Aufruhr versetzen.
Sollte es aber wirklich einen Paragraphen geben, der Platz, Größe und Ort,
sowie das Vorhandensein eines Corpus vorschreibt, so verstößt dies gegen
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das Grundgesetz, denn das Kind kann sich nicht wehren und kann einen
jahrelangen, ständigen Anblick des Kreuzes und des Corpus nicht aus sei-
ner Seele tilgen.
17.Mai 1988
Sehr geehrte Damen und Herren!
Da wir unsere Kinder in die Schule schicken müssen (staatl. Schulzwang)
erwarteten wir seitens des Schulleiters oder des Schulamtes auf Fragen
wegen pädagogischer Maßnahmen, wie des Schulkreuzes Antworten zu er-
halten. Da dies bis jetzt nicht geschah, wenden wir uns an das Kultusmini-
sterium. Den Brief an das Schulamt legen wir als Kopie bei.
Durch die positive Begegnung mit einem höheren Beamten, der nicht im
Schuldienst ist, aber wegen der Kreuzesangelegenheit Kontakt mit uns auf-
nahm, hoffen wir, daß es in den oberen Beamtenhierarchien noch Menschen
gibt, die auf die Belange und Fragen der Bürger eingehen, sie ernst neh-
men.
Bemerkt sei, in Europa sind die Schulgesetze sehr verschieden, etwa in
Österreich nur Unterrichtspflicht, in Italien bis zur fünften Klasse keine No-
ten, in einem Staate nicht einmal Unterrichtspflicht... .
Dies steht im Widerspruch zu einem sich einigendem Europa.
Wie aber soll eine für alle Schulkinder gültige Schulmaßnahme gefunden
werden?
Doch nur aus des Menschen Urbild selbst.
Zu einer wahren Anschauung des Wesens des Schulkindes kommen wir
aber nur durch gelebte Geisteswissenschaft. Wir werden durch sie auch die
richtigen Ideen für eine religiöse Erziehung finden.
Die Waldorfpädagogik, welche die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners als
ihre Grundlage hat, gestaltet ihre pädagogischen Maßnahmen aus der Er-
kenntnis des ewigen Wesenskernes des Menschen. Das schließt vorirdi-
sches Leben, sowie ein bewußtes Erfassen des nachtodlichen Seinszustan-
des der menschlichen Seele mit ein.
Da unser Bundeskanzler Kohl seine zwei Söhne (damalige Fehlinformation
durch Dritte; tatsächlich nur ein Sohn, wie ein Mitarbeiter des Teams von
Herrn Biolek (ARD) im Bundeskanzleramt nachforschte) auf der Waldorf-
schule hatte, so unser Regierungsoberhaupt sich in den "Genuß" der Gei-
stesforschung Rudolf Steiners brachte, so möchten wir in diesem Schreiben
auf die Anthroposophie verweisen, da dies wahrer Pädagogik dienlich ist.
.............
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Das Kreuzproblem!
Als wir unsere Tochter einschulen ließen, bemerkten wir den schädlichen
Einfluß eines 80 cm großen Kreuzes mit 60 cm großen Corpus. Es hing nur
ein paar Meter vor ihr neben der Tafel. Der Ortspfarrer fand sich damals be-
reit, das Kreuz gegen ein Kleineres umzutauschen und an die Seite zu hän-
gen.
Als unsere Tochter in die dritte Klasse zu Herrn B. -Schulleiter- kam, weiger-
te sich dieser unsere Bedenken wegen des großen Kreuzes über seiner Tafel
entgegen zu nehmen. Das Schlimme ist die totale pädagogische Verlogenheit
des Schulleiters, die Unwilligkeit auf unsere Fragen einzugehen. Dieser
Vorwurf gilt gleichermaßen den Herren im Schulamt. Jedoch mußte die nun
eingeschaltete Schulbehörde unserem Begehren, das Kreuz gegen ein Klei-
neres, ohne Korpus umzutauschen, stattgeben, ohne jedoch auf unsere Fra-
gen in irgendeiner Weise einzugehen.
Es ist fast wie im Mittelalter, als Fürsten den Glauben der Untertanen be-
stimmten; so auch jetzt mit dem Kreuz. Solange wir keine Antwort auf unse-
re Fragen erhalten, wirkt die Schulbehörde unglaubwürdig.
.....
Uns wurde bereits angedeutet, unsere Fragen könnten "hochpolitisch bri-
sant" werden und auch die Presse würde sich der Sache wohl annehmen.
Uns lag von Anfang an daran, nicht zu viel Wirbel zu verursachen. Aber wir
können bei einem solchen Verhalten, wie es der Schulleiter und das Schul-
amt an den Tag legten, nicht anders als nun genau nach der Rechtsgrund-
lage des Staates fragen.
Wer hat das Recht auf Beeinflussung der Kindesseele mit Hilfe eines religi-
ösen Symbols?
Die Eltern oder die Schule?
Falls vom Gesetzgeber dieses Recht auf Prägung der Kindesseele mittels
Symbol der Schule, dem Staat übertragen wurde, wird das ureigenste Recht
der Eltern verletzt!
(So wie im Mittelalter die Untertanen den "Glauben" ihres Herrschers an-
nehmen mußten)
Bitte teilen sie uns den entsprechenden Paragraphen mit.
Wahrscheinlich ist jedoch dieses Problem vom Gesetzgeber bis jetzt nicht
genügend erkannt oder geklärt worden.
Einige Begegnungen mit Justizfachleuten haben uns Einblick in die "hohe
Kunst" der Justiz gewähren lassen. Dies ist ernst gemeint.
Hoffen wir, daß nicht wie im Dritten Reich die Justiz sich mißbrauchen läßt.
..............
E. Seler
R. Seler“
Sah mich als Vater zum Äußersten gezwungen, kündigte ein un-
befristetes Fasten an, weil es den Behörden offensichtlich egal
war, ob unsere Tochter zur Schule ging. Denn nur die Bestäti-
gung der Bearbeitung unseres Briefes hätte den Schulstreik be-
endet.
Etwa zwei Wochen später kam überraschend die Antwort auf un-
sere Fragen. So konnte das politische Fasten abgebrochen wer-
den. Das Schreiben:
21.Juni 1988
Ihr Schreiben vom 19.05.1988 ist beim Staatsministerium für Unterricht und
Kultus eingegangen.
Wie Sie darlegen wurde Ihrem Anliegen, das Kreuz in Klassenzimmer Ihres
Kindes an andere Stelle zu hängen bereits Rechnung getragen.
Ihre grundsätzlichen Fragen zur religiösen Erziehung der Kinder und zum
Schulkreuz werden wie folgt beantwortet:
wenn Sie mit den dort vermittelten religiösen Lehren nicht einverstanden
sind. Über den Religionsunterricht hinaus wird in der Schule keiner spezifi-
schen religiösen Lehre einer bestimmten Konfession unterrichtet. Das
Staatsministerium stimmt Ihrer (in Ihrem Schreiben an das Staatliche
Schulamt Schwandorf vom 20.07.1987 vertretenen) Auffassung zu, daß die
Schule außerhalb des Religionsunterrichts nicht religionsprägend sein darf,
wenn Sie damit spezifische religiöse Lehren einer einseitigen Richtung mei-
nen.
Eine andere Frage ist es jedoch, inwieweit das Kind in der Schule auch au-
ßerhalb des Religionsunterrichts mit allgemeinen religiösen Inhalten an-
gesprochen werden darf. In diesen Zusammenhang gehört die von Ihnen
zum Problem erklärte Anbringung eines Schulkreuzes.
Das Kreuz ist ein Symbol christlichen Glaubens, nicht einer spezifischen
Konfession. Die Anbringung von Kreuzen in Klassenzimmern stützt sich
rechtlich auf ' 13 Abs. 1 Volkschulordnung. Dort heißt es: " Die Schule un-
terstützt die Erziehungsberechtigten bei der religiösen Erziehung der Kinder.
Schulgebet, Schulgottesdienst und Schulandacht sind Möglichkeiten dieser
Unterstützung. In jedem Klassenzimmer ist ein Kreuz anzubringen. Lehrer
und Schüler sind verpflichtet, die religiösen Empfindungen aller zu achten."
Auf die Anbringung eines Kreuzes wird aus Toleranzgründen verzichtet,
wenn ein Klassenzimmer ausschließlich von Schülern benutzt wird, die kei-
nem christlichen Bekenntnis angehören.
Die genannte Vorschrift der Volkschulordnung basiert auf einem Bildungs-
ziel, das in Art. 131 Abs. 2 der Bayerischen Verfassung genannt wird: der
Ehrfurcht vor Gott. Dieses Bildungsziel ist mit der vom Staat gebotenen
Neutralität und der Gewährleistung eines weltanschaulichen Pluralismus
durchaus vereinbar. Wenn der Staat die Religions- und Gewissenfreiheit
seiner Bürger achten und schützen muß, so bedeutet das nicht, daß er sich
auf die Rolle eines Schiedsgerichts von Gruppen- und Verteilungskämpfen
zu beschränken hat. Gerade die Erfahrungen in der Zeit des Dritten Reichs
haben die Notwendigkeit eines ethisch begründeten Fundaments, das auf
der gemeinsamen Grundüberzeugung der Bürger beruht, allen vor Augen
geführt. Das Kreuz als konfessionsunabhängiges Symbol des Christentums
ist in dieser Weise besonders geeignet die überpositivistische Dimension der
staatlichen Bildungsziele in Erinnerung zu bringen. Gerade in der Zeit des
Dritten Reichs, auf die Sie sich hinsichtlich Ihres Mißtrauens gegen die Ju-
stiz beziehen, wurden die Kreuze aus den Klassenzimmern entfernt.
Da mit der Anbringung von Schulkreuzen keine spezifische konfessionsge-
fundene Lehre in den allgemeinen Unterricht getragen wird, sind Ihre Ein-
wendungen aus der Sicht des Ministeriums unberechtigt.
Mit dem überkonfessionellen Schulgebet, dessen Abhaltung (ebenfalls au-
ßerhalb des Religionsunterrichts) der Anbringung von Schulkreuzen in Be-
deutung und Sinngehalt etwa entspricht, war auch das Bundesverfas-
sungsgericht befaßt. In seiner Entscheidung vom 16.10.1987 (BverfGE 52,
223) hat es die Verfassungsbeschwerden von Eltern gegen das Schulgebet
zurückgewiesen. Dabei brachte das Gericht folgendes zum Ausdruck: Die
Eltern haben das Recht und die Pflicht, für die Pflege und Erziehung ihrer
Kinder nach ihren eigenen Vorstellungen - vorbehaltlich des Art. 7 GG - mit
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Vorrang vor anderen Erziehungsträgern Sorge zu tragen. Der Staat hat ei-
nen verfassungsrechtlichen Erziehungsauftrag hinsichtlich der Schul-
erziehung. Deshalb kann der Staat in der Schule grundsätzlich unabhängig
von den Eltern eigene Erziehungsziele verfolgen. Sein Erziehungsauftrag ist
eigenständig und den der Eltern gleich geordnet.
Dabei darf der Staat - auch außerhalb des Religionsunterrichts - allgemei-
nes konfessionsunabhängiges christliches Gedankengut zum Unterrichtsge-
genstand machen.
In diesem Zusammenhang legt in Art. 135 der Bayerischen Verfassung fest:
"Die öffentlichen Volksschulen sind gemeinsame Schulen für alle
volksschulpflichtigen Kinder. In ihnen werden die Schüler nach den Grund-
sätzen der christlichen Bekenntnisse unterrichtet und erzogen". Zur Konkre-
tisierung dieses Verfassungsartikels bestimmt Art. 6 Abs. 2 des Bayeri-
schen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen. " In den
Volksschulen werden die Schüler nach den gemeinsamen Grundsätzen der
christlichen Bekenntnisse unterrichtet und erzogen. In Klassen mit Schülern
gleichen Bekenntnisses wird darüber hinaus den besonderen Grundsätzen
dieses Bekenntnisses Rechnung getragen."
Mit der Anbringung eines Schulkreuzes erzieht die Schule nach eben diesen
gemeinsamen Grundsätzen der christlichen Bekenntnisse, ohne hierbei in
theologische Fragen einzugreifen. Davon, daß das Schulkreuz eine einseiti-
ge religiöse Lehre verkörpert, (etwa, daß - wie Sie behaupten - der "tote"
Christus verkündigt wird) kann keine Rede sein. Das Zeichen des Kreuzes
steht nicht für spezifische Bekenntnisse, sondern für ein Christentum, das
von allen Konfessionen mitgetragen wird. Die Eltern haben die Anbringung
eines Schulkreuzes zu dulden; ihr Erziehungsrecht ist in keiner Weise ver-
letzt.
Was die Gestaltung und Größe des Schulkreuzes betrifft, kommt den zu-
ständigen Behörden (Schulleiter und Schulamt) pädagogisches Ermessen
zu. Es spricht nichts dafür, daß die seelische Entwicklung eines Kindes
durch ein 80 cm großes Kreuz mit Corpus in irgendeiner Art beeinträchtigt
wird.
er bereits vorher geprägt worden, soll also mit Hilfe des christ-
lichen Symbols bei der „Stange“ gehalten werden. Inwieweit der
Kreuzestod und die Auferstehung des Herrn Jesus Christus keine
„spezifische konfessionsgefundene Lehre“ darstellt, bleibt ohne
Erklärung. Nach welchen pädagogischen Maßgaben Schulleiter
und Schulamt "Gestaltung und Größe des Schulkreuzes" be-
stimmen dürfen, entzieht sich elterlicher Einsicht. Das Kultusmi-
nisterium gibt unumwunden zu, das Schulkreuz stellt eine päda-
gogische Maßnahme dar. Wenn weiter die Verfassung als religiö-
ser Auftrag für den Staat dient, die Schulkinder in "Ehrfurcht
vor Gott" zu erziehen, erhebt sich die Frage, ob die Landes-
verfassung mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutsch-
land vereinbar ist. Eine Erziehung hin zur "Ehrfurcht" vor Gott
zeigt uns eine fundamentale Widersprüchlichkeit der christlichen
Weltanschauung, so wie sie durch die Amtskirche gelehrt wird.
Ehre und Furcht widersprechen sich. Es ist der alttesta-
mentarische Gott der gepredigt wird, der Furcht und Schrecken
verbreitet, dessen Zorn wir Menschlein zu fürchten haben. Wer je
mit der Philosophie und der Gottesvorstellung der indischen Reli-
gionswelt, etwa der göttlichen Wesenheit Sri Krishna in Berüh-
rung gekommen ist, kann erahnen, es gibt der christlichen Vor-
stellungswelt entgegengesetzte Gottesvorstellungen. Ein Gott der
stets liebt, der für seine Eingeweihten ohne Furcht erlebt wird.
Sogar das Schreckliche, das Böse der Welt wird in der Bhagavat-
Gita zu einem "Spiel", einer "rasa-lila" Gottes selbst.
Niemand meldete sich bei uns. Die Behörden spielten auf Zeit. Sie
dachten wohl, wir würden sowieso bald den Schulstreik aufgeben.
In den Ferien begannen wir, unsere Kinder selbst zu unterrich-
ten, teilten dies den Behörden mit. Gleichzeitig schrieben wir ei-
nen Brief an das Kultusministerium:
ren und als kommenden Erlöser erwarten, das Kreuz als Symbol ab.
Sie schreiben, das Kreuz soll den Schüler an die christlichen Ideale erin-
nern.
Hier befinden Sie sich vollkommen im Irrtum, da ein siebenjähriges Kind,
welches zum ersten Mal stundenlang ein 80 cm großes Kreuz mit 60 cm
großem Korpus anblicken muß (weil es unmittelbar vor ihm neben der Tafel
hängt) die Kreuzesform und den Leichnam niemals verstehen kann. Wenn
Eltern ihr Kind bis zum Schulgang bewußt, aus christlicher Verantwortung,
nicht das Leichnamssymbol gezeigt haben, so sieht die Kindesseele zum
ersten Mal stundenlang (gezwungenermaßen) das Kreuz, das Kind kann
sich also an nichts erinnern. Das Kind muß schon katholisch sein, um den
Kreuzeskult des Elternhauses im Klassenzimmer wiederzufinden, um sich
so an irgendetwas erinnern zu können.
Ein 7-jähriges Kind wird also mit dem Kreuz erst geprägt, es kann sich an
nichts erinnern, wenn es vor dem Schulgang noch nie etwas über das Kreuz
erfahren hat.
Sie schreiben, „da mit der Anbringung von Schulkreuzen keine spezifische
konfessionsgefundene Lehre in den allgemeinen Unterricht getragen wird,
sind Ihre Einwendungen aus der Sicht des Ministeriums unberechtigt.“
Nur eine allgemein-gültige Sicht kann uns weiterhelfen. Weder unsere eige-
ne, noch die des Ministeriums.
Da eben, wie etwa die Mormonen zeigen, das Kreuz durchaus konfessions-
gebunden ist, bricht das Kultusministerium elterliche religiöse Erziehungs-
rechte. Der Staat muß berücksichtigen, daß Christen nicht das Kreuz als
Erinnerungssymbol oder als Anbetungsobjekt verwenden. Auch wird beim
Schulgebet das Kreuz direkt angebetet, so ist dies auf jeden Fall götzen-
dienerisch und nicht nur ein Erinnerungsvorgang.
Wir wollen unserem Kinde eben nicht das Kreuz als Erinnerung einprägen
lassen. Dies geschieht aber, wenn das Kreuz im Schulraum hängt, vor al-
lem, wenn es über oder neben der Tafel hängt.... ... . Wie kann ein pädago-
gisches Hilfsmittel, wie das Kreuz für alle Zeiten in einem Gesetz, Verfas-
sung, festgeschrieben werden. Pädagogik ist immer in Entwickelung. So ist
das Festschreiben des Kreuzes Beweis für die dogmatisch machtausübende
Pädagogik des ...... Staates, welche sich auch durch das Beharren auf No-
tenzwang ausdrückt. Das Volk soll den Erziehungsvorstellungen einiger
weniger Staatsbeamter, bzw. Staatsgründer blindlings folgen.
Wenn der Staat, wie behauptet, als Bildungsziel die Verehrung von Gott be-
ansprucht, so muß er sich auch auf eine Diskussion einlassen, ansonsten
wirkt der Staat eben wie der Papst, der beansprucht, der oberste richtungs-
weisende Richter über Glaubensfragen zu sein.
Der Staat wird zur Farce und zum Abbild der hierarchischen Ordnung der
Katholischen Kirche. Äußere Geschichtsforschung zeigt, die christliche Ur-
kirche hatte in den ersten Jahrhunderten andere Symbole im Gebrauch, wie
etwa die Sonne oder die Fische. Erst die Katholische Kirche rückte im Laufe
des sich geistig verfinsternden Mittelalters den Kreuzeskult in den Mittel-
punkt ihres Wirkens.
Es ist mit normaler Geschichtsforschung nachweisbar, erst um das erste
Jahrtausend begann sich langsam ausbreitend, der Brauch, die Leidens-
wege Christi abzuschreiten in der Katholischen Kirche Eingang zu finden.
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somit vom Staate mißbraucht, indem er, der Staat, seine Vorstellungen einer
religiösen Erziehung dem Kinde gegen den Willen der Eltern aufzwingt. ..... .
Wir Christen müssen Christus in uns lebendig machen und haben kein
Recht, anderen Menschen unsere christlichen Ideale aufzuzwingen. Auch
der Staat hat nicht das Recht dazu..... .
Wir betonen, wir waren sehr tolerant gegenüber unseren Mitmenschen, in-
dem wir sogar ein Kreuz mit Korpus zwei Jahre lang in Klassenzimmern
hängen ließen. Der Ortspfarrer hatte uns darum gebeten.
Indem aber Schulleiter und nun das Kultusministerium unsere pädagogi-
schen Bedenken wegen des 80 cm großen Kreuzes und 60 cm großen
Leichnams abschmetterten, sehen wir uns nicht in der Lage, weiterhin Tole-
ranz zu üben und fordern unser Recht.
Weil auch Sie als oberste (sich selbst angemaßte) pädagogische Entschei-
dungsbehörde ebenfalls unsere Bedenken verneinten, erblicken wir in dem
Kreuzeskult der Schule eine Macht, welche geistig hinter Ihnen wirkend,
unsere religiöse Freiheit und Bildung beschneiden will.
Wir sind dem Kampfe gut gerüstet und nur vordergründig geht es hier um
Paragraphen.. .
Wenn der Staat uns das Kreuz als Erinnerungsmittel, wie Sie es nennen,
uns Christen vorschreibt, so werden wir religiös entmündigt. So wie die Ka-
tholische Kirche immer noch glaubt und ein Gespräch mit dem Ortspfarrer
zeigte dies, die alleinige wirkliche Kirche Christi zu sein, so spielt sich der
Staat uns gegenüber als bestimmende Kirchengewalt auf.
Wir wollen kein Kreuz für unsere Kinder.
E. Seler
R. Seler“
„19.9.1988
Seit Beginn des neuen Schuljahres haben Ihre drei Kinder die Schule in F...
nicht besucht. Wir machen Sie darauf aufmerksam, daß es sich dabei um
eine bewußte Verletzung der Art.1,3 und 4 des Schulpflichtgesetzes handelt
und daß weder Schulleitung noch Schulamt gewillt sind, diesen gezielten
und provozierenden Verstoß auf Dauer hinzunehmen. Wir werden alle recht-
lichen Mittel ausschöpfen, das Recht Ihrer Kinder auf Schulbesuch durchzu-
setzen, das Sie als Eltern ihnen vorzuenthalten suchen.
Wir fordern Sie, bevor wir uns zu weiteren rechtlichen Schritten veranlaßt
sehen, nochmals auf, Ihrer Fürsorgepflicht als Eltern gerecht zu werden und
Ihre Kinder unverzüglich zur Schule zu schicken.
Schulleitung, Schulamt, Landratsamt, Regierung und Kultusministerium
33
Schulrat“
30.September 1988
Nr. II/8 -4/96877
Schulkreuz in Klassenzimmer der Volkschule
Sehr geehrte Frau Seler,
sehr geehrter Herr Seler,
Nach diesem kurzen zeitlichen Vorgriff auf eine ganz andere Di-
mension der Auseinandersetzungen zurück zu den Behörden.
Besuchte die Familie zwei Wochen nach Schulantritt. Fuhr die ca.
100 km mit dem Fahrrad. Es war dies kurz nach dem Ableben
des Ministerpräsidenten. Alle Dörfer und Städte, durch die der
Weg führte, verströmten eine Stimmung der Beklemmung, der
Unwirklichkeit. Sogar Angst war spürbar.
Eine kleine Begebenheit aus jenen Tagen zeigt, wie schon damals
geplant war, den vermeintlichen Urheber des Schulkreuzstreites
für immer aus dem Verkehr zu ziehen. Hätten wir geahnt, zu wel-
chen Rechtsbrüchen die politisch Verantwortlichen ihre abhängig
Untergebenen trieben, wäre mit geeigneten Vorkehrungen höchst-
wahrscheinlich der spätere gemeine staatliche Übergriff auf un-
sere Familie abzuwehren gewesen.
41
Nun wird dem Leser auch klar, aha, die Behörden haben natür-
lich ihre Informanten und wußten, höchstwahrscheinlich müssen
die Kinder wieder die Waldorfschule verlassen, weil die finanzielle
Frage bezüglich der Umzugskosten, höherer Miete und Schulgeld
ungelöst blieb.
Wenn wir Herrn Seler dazu überreden, sich einen §-en "schen-
ken" (ironisch!) zu lassen, dann kann er in der Zukunft, falls die
Kinder wieder auf die staatliche Schule gehen müssen, von den
Behörden ignoriert werden. Rechtlich sind dann alle seine
Schreiben bedeutungslos, er hat ja den Paragraphen.
Das Regierungsschreiben:
Wie jedes Jahr feierten wir das Weihnachtsfest. Der Januar 1989
kam. Der „Grundstein“ für das „Kruzifixurteil“ wurde von den Be-
hörden des Staates selbst gelegt.
Die Post brachte ein kleines Paket. Darin befand sich ein bestell-
tes Mikrophon. Es war verlockend die technische Qualität gleich
auszuprobieren. Beschloß nach einigem Überlegen, wie geplant
in die Stadt zu fahren, um einige Einkäufe zu tätigen. Die Kinder
waren noch klein, es konnte sich immer nur ein Elternteil um die
Besorgungen kümmern. Meist war es deshalb die Aufgabe des
Vaters, die Lebensmittel zu besorgen. So auch an diesem Tage.
In der Cafeteria eines Kaufhauses wärmte eine Tasse Kaffee. Die
über 12 km weite Fahrt mit dem Fahrrad durch den winterlichen
Wald, bei Minustemperaturen von manchmal 15 Grad, verlangte
nach einer wärmenden Pause zwischen den verschiedenen Besor-
gungen.
Las die Ortsnachrichten einer Zeitung. Ein vorgetäuschtes Atten-
tat auf einen Strommasten in der Nähe unseres Dorfes, sowie ein
46
Die Kinder wurden von den Polizisten befragt, wo der Vater sei.
Eine eindeutige rechtswidrige Handlung des verantwortlichen Po-
lizisten. Die Ehefrau wurde als "Lügnerin" beschimpft, als sie
mehrmals versicherte, ihr Ehemann wäre außer Hause, sei in die
Stadt zum Einkaufen gefahren. Man habe vorher im Dorf nach-
gefragt, „ihr Mann muß im Hause sein, sie lügen“, so der Beamte.
Als die Frage von meiner Ehefrau gestellt wurde, warum die Poli-
zei es versäumte, sich vorher telephonisch anzumelden, kam die
pampige Antwort, „Sie haben ja kein Telephon“. Der Beamte wur-
de gebeten sich doch umzudrehen, er stand direkt vor dem Appa-
rat.
War nun 38 Jahre alt. Hatte bis auf die Jüdische alle großen
Weltreligionen kennengelernt. Zuerst aus Büchern, dann in per-
sönlichen Begegnungen. Es wurden viele spirituelle Gesetzmä-
ßigkeiten persönlich nahegebracht.
Die Vorstellung von wiederholten Erdenleben, die zuerst durch
Begegnung mit östlichen Religionen und bald auch eingehend
durch die Anthroposophie Rudolf Steiners bekannt wurde, war
durch die Jahre zu einem sicheren Bewußtseinskleid geworden.
Auf einer bestimmten Ebene ist das "Ich bin" nur Zeuge aller
Ereignisse. Die Nachricht des Polizeiüberfalles war irrational, ein
schlechter Traum, ein Witz des Lebens, ein Rätsel, aber auch eine
lohnende Herausforderung, die Gelegenheit Neues zu erfahren.
Natürlich ahnte dieses "Ich bin", eine sehr schwere Prüfung steht
bevor. Was aber noch mehr bewegte, war die Gewißheit, du
lernst nun die Machenschaften kennen, die durch Abertausende
von Jahren eine bestimmende Kraft im Leben der Menschheit ist.
Durch alle Kulturen wehte der Hauch des Niedergangs, machte
sich Niedertracht und Gemeinheit an sein zerstörerisches Werk.
Die Aufgabe, der Sinn des Bösen, der nach Hinweisen Rudolf
Steiners in einigen Jahrhunderten erst der Menschheit offenbart
wird, darf nur erahnt sein. Friedrich Nietzsche zerbrach an dem
Rätsel des Bösen, weil sein Lehrer zu früh darüber sprach. Sol-
che Gedanken durchwanderten das Bewußtsein. Es stellte sich
ein meditativer Zustand ein, aus dem heraus alle zukünftigen Ak-
tivitäten begleitet wurden. Viele werden das kennen, im Beginn
einer Tat liegt bereits das Ergebnis begründet. Natürlich ist man
mit ganzem Herzen bei seinem Ideal, bei seiner Mission.
Rief einst bei einem direkten Schüler von Rudolf Steiner an, der
zwei Jahre dauernde Kompromiß mit dem Ortspfarrer war wegen
des Eingreifens der Schulbehörde in Gefahr. Erzählte, müsse
gleich hinauf zur Schule, um mit dem Schulleiter wegen des
Kruzifixes zu verhandeln. Da kam vom anderen Ende der Leitung
nur ein tiefes, bedeutungsschweres "Ah". Dieses "Ah" wies auf al-
les Kommende, das Bitterböse der Offiziellen Vertreter der Katho-
lischen Kirche, das Üble der staatlichen Vertreter. Das "Ah"
enthielt auch das Erkennen des Geisteskampfes, eine schier
übermenschliche Aufgabe, das Infragestellen des Machtan-
spruches der Katholischen Kirche über das Individuum. In einem
seiner Vorträge verweist Rudolf Steiner darauf, wenn die Katholi-
sche Kirche bis zum Jahre 2000 keine Änderung vollzieht, wür-
den während der "Wandlung" vom Altar negative Kräfte in die
Gemeinde fließen. Eine schöne Aussicht.
Die spätere Heilige hatte sich vor ihrem Erzeuger in einer Höhle
versteckt. Der Vater wollte seine Tochter ob ihres körperlichen
Makels töten. Die Höhle befindet sich unterhalb des "Goethea-
num", dem Sitz der Hochschule für Geisteswissenschaft in Dor-
nach/Schweiz, dem äußeren Zentrum der "Anthroposophen". Es
darf vermerkt werden, der Bischof Erhard würde in unseren Ta-
gen als „Schizophrener“ sein Leben in einem Bezirkskrankenhaus
fristen. "Visionen" sind im Sinne der Schulmedizin krankhafte
Vorgänge, die auch bei einem Bischof von unserer so her-
vorragenden wissenschaftlich/materialistischen Psychiatrie mit
Hilfe chemischer Präparate geheilt werden müssen. Sicherlich
würden auch alle Propheten und Seher des Alten Testamentes in
den Nervenheilanstalten landen, lebten und wirkten sie in der
Gegenwart. Ein Jesus Christus hätte heutzutage keine Chance,
seine Mission anzutreten. Man würde ihn spätestens nach seiner
Aktion im Tempel, als er dem Treiben der Händler Einhalt gebot,
die Tische und Stühle umwarf und so den öffentlichen Frieden
störte, ins Irrenhaus stecken. Er würde als ausgewiesener Queru-
lant und Störenfried unter amtliche Betreuung gestellt werden.
Besuchte vor Jahren die Höhle der Odilie. Durfte dann im Jahre
1985 während einer nächtlichen Traumvision in die spirituelle
Linie der Bischöfe von Regensburg eintauchen. Unter anderem
zeigte sich in der Schau, wie angehende Priester in ihrer Ausbil-
dungsstätte leben, wie dieser Ort durch Generationen von Zög-
lingen eine besondere Schwingung ausstrahlt.
In einem anderen Seelenbild zog ich hin zum Dom. Wußte, der
Bischof wird des Weges kommen. Die Menschenmenge versperrte
die Sicht zum Eingangsportal des Kirchenbaues. Eine Welle
durchwogte die Reihen, der Bischof nahte. Der Kirchenmann
blieb meinem suchenden Blick verborgen. Plötzlich hielt die Be-
wegung an, der Bischof fragte das Kirchenvolk, wo Herr Seler sei.
Da teilte sich die Menge, der Bischof saß auf einem Pferd. Wir be-
fanden uns direkt gegenüber. Der Bischof rief mir zu:
"freue Dich"
Rief am zweiten Tag von unterwegs bei der örtlichen Polizei an.
Die hatten keine Ahnung. Auf die Frage, ob die Polizei zusichern
würde, mich bis Montag früh in Ruhe zu lassen, antwortete der
Beamte, für ihre Station könne dies zugesichert werden. Da war
es klar, eine Spezialeinheit ist am Werke, denn normalerweise ist
die örtliche Polizei für eine Festnahme zuständig.
Gründe
Die Unterbringung war gemäß Art. 17.Abs.1 Nr. 1 Unterbringungsgesetz
(...) anzuordnen, da dringende Gründe für die Annahme vorhanden sind,
daß die Voraussetzungen für die Unterbringung des Betroffenen nach Art. 1
Abs. 1 Unterbringungsgesetz vorliegen. Nach dem Gutachten des Bezirks-
krankenhauses R. vom 19.12.1988 bestehen hinreichende Anhaltspunkte
dafür, daß der Betroffene an einer paranoiden Psychose erkrankt ist. Para-
noide Psychosen sind unter anderem davon gekennzeichnet, daß hiervon
betroffene Menschen in ihrem Verhalten nicht mehr vorhersehbar und kal-
kulierbar sind. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß E. Seler in
ebensolcher unvorhersehbarer Weise reagiert, wenn seine Kinder zwangs-
weise zum Schulbesuch vom Landratsamt abgeholt werden. Eine Gefähr-
dung der Kinder und des Betroffenen sind ernsthaft zu befürchten.
Weniger einschneidende Mittel stehen nicht zur Verfügung, um die Gefähr-
dung anderer auszuschließen.
Aus gleichen Gründen wurde auch von der Anhörung des Betroffenen ge-
mäß Art. 11Abs. 3 Unterbringungsgesetz abgesehen. Anstelle des Betrof-
fenen wurde der ihm für das Unterbringungsverfahren beigeordnete
Rechtsanwalt J.H. gehört.
S.
Direktor des Amtsgerichts“
Das sog. Gutachten wurde von einem Arzt erstellt, der an dem
Krankenhaus angestellt ist, das später den Zwangsaufenthalt
durchführt. Es liegt ein Interessenskonflikt vor.
19.12.1988
„Bezirkskrankenhaus R.
An das Landratsamt.....
Ein weiteres Indiz ist die äußere graphische Gestaltung der Briefe, die in
dieser Art häufig bei Menschen vorgefunden wird, die an paranoiden Psy-
chosen erkrankt sind.
Paranoide Psychosen sind unter anderem davon gekennzeichnet, daß hier-
von betroffene Menschen in ihrem Verhalten nicht mehr vorhersehbar, kal-
kulierbar sind, ihre Reaktionen sind vielmehr plötzlich, unvorhersehbar und
uneinfühlbar.
Unter den gegebenen Umständen kann daher nicht ausgeschlossen werden,
daß der Verfasser dieser Briefe, sobald seine Kinder durch das Landrats-
amt zwangsweise zum Schulbesuch abgeholt werden, in ebensolcher un-
vorhersehbarer Weise reagiert, wobei dann nicht ausgeschlossen werden
kann, daß eine akute Gefährdung sowohl für die Kinder wie auch für den
Betroffenen selbst entstehen würde.
Unter den gegebenen Umständen erscheint es daher als dringend ange-
bracht, daß der Verfasser dieser Briefe einer ausführlichen und gründlichen
nervenärztlichen Untersuchung zugeführt wird, mit dem Ziel, bei Bestäti-
gung der oben genannten Diagnose eine entsprechende Behandlung einzu-
leiten. Ein solches Vorgehen hat aber nur Sinn unter stationären Kautelen,
da man nicht davon ausgehen kann, daß der Betroffene eine Krankheits-
einsicht zeigt, was für ein ambulantes Vorgehen die Voraussetzung wäre.
Dr. W.“
Bevor auf den Inhalt des Briefes eingegangen wird, sei ein Absatz
aus einem erneuten geheimen psychiatrischen Gutachten ange-
führt, das 1994 von einem Direktor eines anderen Bezirkskran-
kenhauses aus demselben Regierungsbezirk im Rahmen eines im
Geheimen eröffneten Betreuungsverfahrens erstellt worden ist.
56
23.Juni 1994:
"In noch höherem Maße verteidigt Herr. S. (wiederum unter seinem bürger-
lichen Namen) seine "Hellsichtigkeit", die er im Sinne Steiners durchaus sub-
jektiv folgerichtig darlegt.
Die beiden letztgenannten Schreiben erscheinen in der Darstellung der An-
liegen in sich - und vor allen Dingen subjektiv, worauf es letztlich ankommt -
folgerichtig und auch für den Gutachter einfühlbar begründet. Zweifelsohne
vorhandene psychopathologische Auffälligkeiten ließen - ohne Kenntnis der
Vorgeschichte - nicht ohne weiteres auf das Vorhandensein einer Psychose
schließen. ...... . Die jetzt als Beurteilungsgrundlage zur Verfügung stehen-
den schriftlichen Zeugnisse des Herrn S. weisen in hohem Maße psychopa-
thologische Auffälligkeiten auf. Unverkennbar ist jedoch, daß der formale
Gedankengang in diesen Schriftstücken geordnet erscheint, daß Hinweise
eindeutiger Art für das Vorhandensein von Wahngewißheiten, Wahnstim-
mungen vorhanden sind, daß sich diese am ehesten als sogenannte über-
wertige Ideen zu benennenden Auffälligkeiten nicht von im Rahmen anthro-
posophischer Gedankengänge stehenden quasi religiösen Überzeugungen
trennen lassen.“
Was auffällt, der erste sog. Gutachter stellt fest, paranoide Psy-
chosen seien davon gekennzeichnet, daß davon betroffene Men-
schen u.a. "uneinfühlbar" sind.
Was bedeutet das für uns alle? Wir brauchen nur religiöse Ge-
danken zu haben, mit Ihnen unsere Grundrechte begründen, so-
fort stehen wir bei bestimmten staatlichen Psychiatern im Ver-
dacht, psychisch erkrankt zu sein. Schlimmer wird es noch für
den, der ein "Sendungsbewußtsein" hat. Tragisch wird es für
den, der für seine Ideen sogar das Märtyrerschicksal ins Auge
faßt. Solche Menschen erklärt die Psychiatrie für krank. Ja der
erste Gutachter empfiehlt sofort die zwangsweise Therapie solcher
Menschen, sollte die Diagnose gestellt werden, die er quasi vor-
gibt. Welche Chance hat ein Mensch, wenn er zwangsweise in
ein Krankenhaus eingeliefert wird, aus dem heraus eine Anre-
gung zu einer Zwangsbehandlung kommt, obwohl bis dahin noch
kein Arzt oder Facharzt den "Beschuldigten" gesehen hat?
Muß also mit den drei Uniformierten gehen. Erfahre während der
Fahrt, die zuerst zu der örtlichen Polizeistation geht, vom Dienst-
stellenleiter, in dem Dorf sei noch ein zweites Dienstfahrzeug mit
vier Mann stationiert. Es war wohl die Spezialeinheit, die zuvor so
kläglich bei ihrem "Touristenspiel" versagte.
Der leitende Polizist bittet nach dieser Angelegenheit, mich per-
sönlich kennenlernen zu dürfen. Diese Bitte enthält eine ver-
steckte Entschuldigung für das, was er unserer Familie antut.
Ihm fehlte eben das Rückgrat, den an ihn ergangenen unrecht-
mäßigen Befehl der Festnahme zu verweigern.
Kurz nach dem Dorf steht noch ein drittes Polizeifahrzeug, ein
kleiner Bus. Welch ein Aufwand, um einen meditierenden Bürger
festzunehmen. Wir fahren zuerst zur örtlichen Polizeistation, wo
der leitende Polizist sich höflich verabschiedet.
Nach einer Weile setzt er sich an einen kleinen Tisch, spannt ei-
nen Bogen Papier in eine Schreibmaschine. Er blickt mich dabei
finster an, fragt nach persönlichen Daten, wie Geburtsort, -datum
usw.. Da ist klar, es wird ein stationärer Aufenthalt vorbereitet.
Bisher hat der Weißkittel weder den Grund der polizeilichen Vor-
führung, noch sonst eine Erklärung für sein Verhalten mitgeteilt,
so daß ich mich vollkommen im Ungewissen der Umstände dieser
obskuren Situation befinde. Verweigere deshalb auch jede per-
sönliche Auskunft.
Nach weiteren Minuten vergeblichen Wartens läuft mein Gegen-
über rot an, stürmt mit wutverzerrtem Gesicht aus dem Raume,
ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Es dauert eine Weile, bis ein anderer "Weißkittel" den Raum be-
tritt. Er setzt sich sofort, ohne sich vorzustellen, hinter den
Schreibtisch, beginnt dieselbe Prozedur wie sein Vorgänger.
Sie - wieviel Ärzte meint er eigentlich - wüßten, ich sei sehr
krank, wobei er mich mit großen Augen erwartungsvoll anschaut.
Das war wohl eine abgesprochene Vorgehensweise um mich ein-
zuschüchtern.
Schwieg.
Meine jetzige Existenz wäre sinnlos, würde ich in den kalten, ab-
weisenden Mauern der staatlichen Psychiatrie eingekerkert wei-
terleben müssen, egal wie viele gefälschte Dokumente vorbereitet
worden waren, damit das Personal auch brav mitspielt, niemand
meine Worte ernst nimmt.
Zuerst über einen Hof, sehe zum letzten Male Gras, den blauen
Himmel. Ein Drahtzaun, mit Stacheldraht bewehrt, ein Tor wird
hinter uns verschlossen. Als wir so weiter durch das Gelände
dahin schreiten, meine Person eingekeilt zwischen Arzt und Pfle-
gerin, werden wir durch eine junge Frau aufgehalten, die den
Weißkittel anstrahlt. Mit schnellem Schritt eilt sie auf ihn zu,
64
streckt ihm ihr Gesicht entgegen. Sie reiben ihre Wangen anei-
nander, wie bei einem Ritual. Die junge Frau lächelt, geht fröh-
lich ihres Weges. Während wir weiter schreiten, erzählt der junge
Mann der Pflegerin einiges von der Frau.
Es ist schon staunenswert, als Gefangener der staatlichen Psy-
chiatrie eingeklemmt zwischen den beiden Fachkräften und diese
unterhalten sich über eine Patientin, ihre Krankheit, die Hinter-
gründe. Höre diskret irgendwie weg. Offensichtlich gilt der In-
sasse einer Psychiatrie von vornherein als unzurechnungsfähig,
nicht aufnahmefähig, man kann vor ihm die ärztliche Schweige-
pflicht ruhig verletzen.
„Es ist schon schlecht, wenn man sich nicht mehr erinnern
kann“.
Also besitzen sie auch diesen Brief. Er war an den neuen Mini-
sterpräsidenten gerichtet. Fast will Ohnmacht mich ergreifen.
Keine Chance. Wenn der leitende Pfleger ebenfalls behauptet,
Herr Seler sei schon früher in der Psychiatrie gewesen, dann gibt
es keine Aussicht mehr, aus der geschlossenen Station heraus-
zukommen. Es sind tatsächlich gefälschte Dokumente im Um-
lauf, die das Personal gezielt täuschen.
65
Wieder im Flur, befiehlt ein Pfleger, mich vor die Wand hinzustel-
len. Er holt eine Polaridkamera hervor, knipst ein Bild. Es wird
im Pflegezimmer an die Pinnwand geheftet, darunter der Name.
Auch dies erfolgt ohne Erklärung. Man läßt mich wieder einfach
stehen.
Nach einer kurzen Weile faßt sich der junge Mann, läßt sich im
Schneidersitz auf den Flurboden nieder, holt einen Walkman aus
der Tasche, setzt den Ohrhörer auf und versinkt in seine Musik-
welt. Dabei setzt er ein Grinsen auf, das zwischen Ironie und Hilf-
losigkeit hin und her pendelt. Er ist wieder bei sich, in seiner ge-
liebten Welt und die Station ist ihm jetzt einfach egal. Sicherlich
ein "Drehtürpatient", der weiß, was ihn erwartet, der sich auch
67
Da sind weiter zwei schwankende Gestalten, die den Flur auf und
ab schreiten, die sich gegenseitig stützen, mich irgendwie wissend
angrinsen, den Neuankömmling. Durchaus freundlich, ver-
schmitzt und leider auch mit einer Portion Blödheit, die aber
mehr von den Medikamenten zu kommen scheint, als aus den
Personen selber. Staune doch, als die Friedlichen urplötzlich auf-
einander einschlagen, sich wüst beschimpfen. Mehrere Pfleger
kommen angerannt, trennen die um sich Schlagenden. Nach ei-
ner Viertelstunde schlurfen sie wieder eng umschlungen den Flur
auf und ab, als hätte es keinen Vorfall gegeben.
Farbdrucke von Van Gogh sind an den Wänden der Gänge aufge-
hängt. Sie schenken ein Gefühl der Sicherheit, der Größe des
Schicksals. Auch wenn krassestes Unrecht geschieht, begleiten
Werke jenes Mannes, der in der Jugend so viel Seelennahrung
schenkte. Es war das seelische Ringen dieses Malers, nach dem
Wesen der Farbe, welches den eigenen Weg hin zur Kunst mit
formte. Reiste mit 21 Jahren nach Südfrankreich, um dort Mal-
studien zu betreiben. Damals vor 18 Jahren führte der "Pilger-
pfad" auch nach St. Rémy, der Irrenanstalt, in der sich Van Gogh
aufhielt. Betrat mit tiefen Empfindungen das Zimmer des her-
ausragenden Malers, dessen Reproduktionen mich nun in dieser
Irrenanstalt empfangen. Welch großartige Kunst des Schicksals,
welcher Schicksalskünstler war am Werke?!
Solche Gedanken lebten auf, neben der Frage nach dem weiteren
Schicksal. Als Erdenbürger die berechtigte Empörung gegen die
bewußten Rechtsbrüche, -beugungen, welche von gleich mehre-
ren Berufsständen in fast krimineller Vereinigung (wohl tatsäch-
lich) begangen wurden. Aber ich wußte auch "ER/SIE" ließ mich
auf der geschlossenen Station sein, damit die geschundenen
Menschenseelen meinen Lebensweg kreuzten.
Ein weites Gefühl des Mitleids keimte auf. Dachte an all die
Jahrhunderte, an die Menschen, die als Gefangene der Herr-
schenden leben mußten. Sie begingen keine kriminellen Straf-
taten, nein, sie wagten es, gegen die politischen Verhältnisse, ge-
gen die Staatsgewalt, gegen die Macht der Kirche aufzubegehren,
für Menschenrechte einzutreten. All die Freiheitskämpfer der
Menschheit, all die Märtyrer tauchten in Gedanken auf. Wie ein
roter Faden, wie eine Perle auf einer Perlenschnur, so schien die-
se Gefangenschaft in dem Bezirkskrankenhaus. Wie eine Ein-
weihung in den verborgenen Sinn des sog. Bösen, welches die
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der Politik versteht, wie sich dies im Dritten Reich mit scheuß-
lichsten Verbrechen an Menschen erwies:
Zeit und Raum treten in den Hintergrund. Hellwach ist das Be-
wußtsein. Erahne all die Schicksale der Frauen und Männer, die
wegen ihrer Gedanken von der Katholischen Kirche gedemütigt,
gefoltert, verbannt und verbrannt wurden. Wie fühlten jene Men-
schen, denen Kirche und Staat ihre ureigenste Gedankenwelt
nehmen wollte, weil die Herrscher Angst um ihre Macht über
Menschen hatten. Ein Jan Hus wurde nur wegen seiner Gedan-
ken und Ideen von der Katholischen Kirche verraten, zum Tode
verurteilt und auf dem Scheiterhaufen demonstrativ verbrannt.
Fühle mich eingebunden in die Menge der unzähligen Opfer der
Kirche. In mir schreit geballter Zorn, nie ist dies der Wille Gottes.
Der Weltenplan sieht nie vor, der Eine bestimmt, was und wie der
Andere zu denken hat. Nein, nie werde ich akzeptieren, daß Staat
und Kirche mein persönliches Denken vorschreiben.
Würde der Arzt sagen, Sie sind erkrankt, Sie könnten sich selbst
oder gar andere Menschen gefährden, deshalb will ich Sie medi-
kamentieren, könnte man/frau ja noch versuchen hier nach-
zuhaken. Nein, der Seelendoktor will "nur" mein persönliches
"Denken" ändern.
Daß wir in einer Zeit leben, in der die Macht der Kirche im Bre-
chen ist, die Aufklärung die religiös umnebelten Hirne der Mas-
sen dem Dunstkreis der weihrauchgeschwängerten Luft der Altä-
re entzieht, ist den Opfertaten der Humanisten und vieler, vieler
Freiheitskämpfer zu verdanken, die ihr Leben für die Freiheit des
Individuums einsetzten. Besonders hervorzuheben sind die sog.
"Suffragetten", deren Mut erst zu einer Änderung des weiblichen
Menschenbildes führte. Die Bevormundung der Gesellschaft
durch männliche Priester, deren Denken sich in vielen politischen
Parteien fortsetzt, muß endlich von dem individuellen Menschen
aufgebrochen werden. Auch ein Goethe wandte sich gegen die
Dominanz des christlichen Kreuzes.
solche Person. Jesus Christus will mit dem Gleichnis auf die
Weiße Magie der Zukunft hinweisen, die nur aus der Lauterkeit
der Person erwächst. Die Priester und Theologen haben dem
"Volk" jahrhundertelang Falsches gepredigt. Duckmäuserisch soll
der Christ sich schlagen lassen, er solle sein "Kreuz" auf sich
nehmen. Nur so kommt er in den "Himmel", erlangt Erlösung.
Durch den meditativen Umgang mit dem Lebenswerk Rudolf
Steiners war Geistesgegenwart gereift, in der unmittelbaren Be-
gegnung des "Bösen" das eigene Ich zu bewahren.
Der Mann wird etwas unsicher, behauptet aber gleich frech, "ich
habe die schriftliche Erlaubnis des Richters, Sie gegen Ihren Wil-
len zu medikamentieren". Fordere ihn sofort auf, doch dieses
Dokument vorzulegen.
Denke, welches Spiel treibt dieser Mann nur. Kann er ein solch
übler Handlanger der Regierenden sein, daß er völlig seinen ärzt-
lichen Eid verrät? Niemals würde ein wahrer Psychiater einen
wildfremden Bürger so begrüßt haben, wie dieser Mann es tat.
Kein Arzt würde ohne Beleg behaupten, er habe die schriftliche
Erlaubnis für eine Zwangsbehandlung. Auch ein Arzt weiß, gegen
eine richterliche Entscheidung können stets Rechtsmittel einge-
legt werden, bis hin zum Bundesverfassungsgericht. Bevor ein
Richter eine Zwangsbehandlung anordnen kann, benötigt er erst
ein Gutachten, welches an der Person erstellt worden ist. Vor al-
lem muß er den betroffenen Bürger erst selbst zu Gesicht be-
kommen haben, ihm rechtliches Gehör gewähren, bevor er eine
Zwangsbehandlung beschließt. Natürlich ist dies auch nur bei
nachgewiesener akuter Selbstgefährdung oder Fremdgefährdung
möglich. Last not least kann ein richtiger Arzt eine Diagnose erst
nach eingehender persönlicher Untersuchung stellen. Für die
Psychiatrie gilt, erst nach wiederholten Gesprächen, bei denen
grundsätzlich ein Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt
gegeben sein muß, darf eine Diagnose ins Auge gefaßt werden.
Diese ist aufgrund der Natur der Dinge stets subjektiv, kann
durch nichts überprüft werden, wenn sie Krankheiten aus dem
Formenkreis der sog. Schizophrenie berührt. Es gibt keine meß-
baren Vergleichsdaten (s. Fachliteratur, die eingehend die Diag-
nosevoraussetzungen darstellt). Die Wissenschaft bemüht sich
neuerdings zwar krampfhaft, auch "Schizophrenie" im Blut nach-
zuweisen, doch schon streiten sich Wissenschaftler, ob dies mög-
lich ist. Vor allem gibt es bisher keine genaue fachärztliche Defi-
nition, was unter dieser sog. Krankheit zu verstehen sei.
Lehne dieses Ansinnen strikt ab. Er habe kein Recht dazu, Hand
an meinen Körper zu legen, so meine Abwehr.
Ein paarmal während dieser Begegnung stöhnte der Mann wie-
derholt auf, das Gesicht verzerrt sich vor Schmerz, die Hand
greift an das Knie. Von Anfang an lieferte der Herr ein makaberes
Bild, weil er seinen Fuß nachschleppte. Ob ein Unfall oder eine
Krankheit die Schmerzen hervorrief, war unklar. Wollte zuerst
Mitgefühl, Anteilnahme zeigen, mein Bedauern ausdrücken, doch
ich unterließ dies. Wer weiß, ob Menschlichkeit als versuchte
Einschmeichelei gewertet worden wäre. Bei staatlichen Psychia-
tern ist man/frau ja nie sicher, was in ihren Gehirnen gerade vor
sich geht, um in deren Menschenbild zu verbleiben.
Verlange von dem Arzt die Zusage für ein Telephonat. Zuvor war
von den Pflegern der Station wiederholt ein Anruf an die Ehefrau
verwehrt worden. Retten konnte nur Öffentlichkeit. Völlig ent-
nervt schickt mich der Arzt zurück auf die geschlossene Station,
nachdem er zusicherte, die Erlaubnis für einen Anruf zu erteilen.
Klar war die Verweigerung, meine Ehefrau oder einen Anwalt zu
informieren, eine Verletzung einschlägiger Gesetze. Selbstver-
ständlich handelten Pfleger und Ärzte im Auftrag des ärztlichen
Direktors, der alleine für meinen Zwangsaufenthalt rechtlich zu-
ständig ist. Mittlerweile änderte der Gesetzesgeber die Rechts-
position. Nun muß jedem Zwangseingewiesenen sofort nach Ein-
lieferung ein Anruf zur Außenwelt zugestanden werden.
Weder hat der Arzt einen medizinischen Grund für den Zwangs-
aufenthalt genannt, noch wurde der richterliche Beschluß des
80
In diesen Stunden des Wartens auf Hilfe, der vom Gericht bei-
geordnete Anwalt, dessen Existenz verborgen ist, hätte eigentlich
auftauchen müssen, übe ich unauffällig von einem Yogi gelehrte
Tantraübungen. Es ist verblüffend. In der Meditation ver-
schwindet jegliche Bedrängnis.
Was mag geschehen sein, bis der junge Mann in der Station lan-
dete. Es schien sich eine karmische Situation aus einer vergan-
genen Inkarnation auszuleben. Die feine Seele der Mutter erzähl-
te fast unberührt, eine kühle Wärme schwang in ihrer Stimme.
Hatte sie wieder ihr kleines Kind zurück? Das Wickeln besorgten
zwar Pfleger, aber sie konnte ihn zu den Besuchszeiten mit Lek-
kerbissen füttern. Ihr Sohn benahm sich wie ein braves kleines
Kind, das willig seiner Mutter gehorchte. Lag da ein Seelenkon-
flikt vor, der nie mit Psychopharmaka hätte behandelt werden
dürfen? Als der Junge mich nach dem Buche frug und er mit
tiefstem Schmerz, schmerzvoller als die geschnitzten Christusse
am Kruzifix, reagierte, wußte ich intuitiv, durfte geschundene
Brüder erleben. Der Sinn des Geschehens verbarg sich.
84
möge sich doch bitte schön auf das Bett legen, so ein Pfleger.
Ist es die demonstrative Übermacht der Weißkittel, die den muti-
gen Sangeskünstler dazu bewegt, sich entgegen seiner lauthalsen
Ankündigung auf das weiße Laken zu legen. Er protestiert im-
merhin, sagt, jeder körperliche Widerstand sei aussichtslos.
Die Pfleger stehen die ganze Zeit grinsend da. Haben sie ihre
Freude daran, wieder einmal Gewalt auszuüben? Oder ist es
grinsende Hilflosigkeit. Wollen sie eigentlich vermeiden, was sie
tun müssen, war das Schauabspritzen vom Arzt befohlen?
Ist es Angst, der Neue könne die Station aus dem gewohnten
Trott bringen, welche den Stationsarzt bewog, das klassische
"Abspritzen" anzuordnen? Nichts deutete auf irgendeine psychi-
sche Erkrankung. Tatsächlich war der junge Mann eingeliefert
worden, weil er gedroht hatte, einen Weihnachtsbaum mit der Axt
zu zerkleinern. Nun, wir hatten den 23. Januar, vielleicht war es
wirklich angebracht, den Baum der natürlichen Verwertung zuzu-
führen. Vielleicht war es unklug das Schmuckstück der Schwie-
gereltern für die körperliche Ertüchtigung auszusuchen. Erfuhr
dies Monate später, durch Zufall.
Reinste Menschenverachtung, die da am Werke ist. Wären Ge-
spräche in einer solch angespannten zwischenmenschlichen Si-
tuation sinnvoller als Psychopharmaka, falls überhaupt staat-
liches Handeln angezeigt ist. Dieser Mann wurde später ein sog.
"Drehtürpatient". Denn einmal in der Klapse wird der Bürger bei
jeder neuen Kleinigkeit wieder eingeliefert. Die Herren Doktoren
brauchen Material, die Stationsärzte wollen bedient sein, der gan-
ze Hofstaat der Pfleger und Schwestern bedarf des Anscheines der
Existenzberechtigung.
Als Jahre später die Bezirke beschlossen, wohl mehr aus Kosten-
gründen, als an die seelischen Bedürfnisse der Menschen zu
denken, die großen Schlafsäle der Psychiatrien, auch in der Lan-
deshauptstadt aufzulösen, regte sich Protest. Ärzte und Pfleger
klagten gegenüber der Presse, sie würden ihren Arbeitsplatz ver-
lieren, wenn alle Patienten in die Freiheit entlassen werden. Es
war geplant, die Eingesperrten wieder an ein eigenverantwortetes
Leben, im Rahmen der individuellen Möglichkeiten, zu gewöhnen.
So wurden die Erfahrungen, Gedanken, später durch Pfleger und
Ärzte selbst bestätigt. Ärzte benötigen Patienten, um existieren zu
können, also werden sie gemacht. Dies mag in gewisser Weise
auch für unser ganzes Gesundheitssystem gelten. Der freie
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selbstbewußte Kranke, der sich selbst heilt, den Arzt nur als
Partner wünscht, wird immer noch als störend empfunden. Zum
Glück beginnt auch in der Ärzteschaft ein Umdenken.
Langsam schiebt sich die dünne Spitze der Nadel unter die Haut,
findet die Blutbahn. Der Kolben drückt den Inhalt in den Körper
des Gefesselten. Breite Lederbänder umschließen Arme und Bei-
ne des jungen Mannes. Wie zum Trotz hebt er noch einmal den
Kopf, doch in den Augen schimmert bereits das lähmende Gift.
Noch einen halben Tag später liegt eine gekrümmte Gestalt bewe-
gungslos unter der Bettdecke. Keine Fesseln müssen mehr ge-
schnallt werden. Die Chemie hat den Menschen fest im Griff.
Das "öffentliche Abspritzen" verletzte auf jeden Fall die Würde des
Patienten, sollte aufgrund der Inszenierung bewußt Angst auf der
Station verbreiten. Die Macht der Psychiater, der Pfleger wurde
demonstrativ in Szene gesetzt.
Am nächsten Morgen höre ich durch Zufall, wie ein Besucher
dem Manne rät, sich ganz dem Willen der Ärzte zu fügen, es wäre
das Beste für ihn, um bald wieder das Krankenhaus zu verlassen.
Dem Aussehen und der Sprache nach war der Rat gebende An-
walt.
Keine Chance.
Nun ist es klar, höchste staatliche Stellen des Bundeslandes sind
im Hintergrund am Werke, wenn man(n) sich sogar die Mühe ge-
macht hatte, Dokumente zu fälschen, damit die Pfleger auch ja
mitspielen. Wer weiß, was in den Dokumenten an Unwahrheiten
steht.
Die Anspannung der letzten Tage fällt vollkommen ab. Zweifle nie
daran, werde bald wieder frei kommen, wie dies ein spiritueller
Meister in der Nacht vor der Gefangennahme prophezeite. In der
Bibel finden wir Texte, die auf diesen "Nachtbereich" der Seele
verweisen. Es wird geschildert, wie Jesus Christus Menschen des
Nachts besucht. Es ist wird kein physischer Besuch geschildert,
sondern die seelische Begegnung in der Astralischen Welt, wäh-
rend der Körper im Bett liegt. Rudolf Steiner beschreibt verständ-
lich das spirituelle Wirken des Weltenretters. Viele Ungereimthei-
ten der Bibel werden durch seine Worte gelöst. Besonders über-
zeugt der Hinweis, die Worte von Christus am Kreuz seien ver-
stümmelt wiedergegeben. Der Urtext wurde falsch übersetzt. Ob
der Bedeutung, nochmals wiederholt: Christus nach kirchlicher
Überlieferung "Herr, warum hast Du mich verlassen". Aus über-
lieferten Originaltexten ergibt sich:
"Herr, wie hast Du mich erhöhet".
Dieser Irrtum des Christentums begründet die fundamentale Tra-
gik des sog. Christlichen Abendlandes. Durch Jahrhunderte
stellten die Menschen sich einen Christus vor, der im Angesicht
des Todes an sich zu zweifeln beginnt. Der jammernde Christus,
der seinen Gott verloren hat, von den Priestern als "menschlich"
verkauft wird: seht her, der da am Kreuz hat angesichts des To-
des ebenfalls Angst verspürt, wie ihr alle.
Warum nur sollen wir auf das Kreuz starren, die künstliche
Jammergestalt eines sterbenden Mannes, der angesichts des To-
des verkrümmt. Dies ist der römische Christus am Kreuz, das
typische Kruzifix.
Wie anders dagegen etwa die russisch-orthodoxe Kirche, die meist
einen siegreichen Christus auf dem Kreuz darstellt. Man schaue
sich nur die Gesichtszüge an. Die Auferstehung beginnt, vollzieht
sich unmittelbar im Tode selbst:
"Herr, wie hast Du mich erhöhet."
So spricht nur einer, dem der Tod nichts anhaben kann, weil er
den Tod durchschaut. Wir Menschen haben Angst vor dem Tod,
weil wir von dem Wissen abgeschnitten sind, was danach kommt.
Das alte Wissen der Tibeter, der Ägypter, der Atlantier ging uns
verloren. Wie aufrüttelnd, wenn ein tibetischer Lama dem Ster-
benden, die Stationen der kommenden Reise ins Ohr flüstert,
Ermahnungen erteilt, damit die Fallstricke der astralen Welt er-
kannt werden. Das Christliche Abendland hat es dahin gebracht,
die Sterbenden in den Kliniken in Besenkammern abzuschieben,
ihnen vielleicht eine Spritze zu geben, damit sie ins Jenseits hin-
überdämmern. Allein, einsam, voller Angst und Schrecken, den
sie durch die christliche Erziehung, den bilderreichen Vorstellun-
gen von Himmel und Hölle, in sich aufgenommen haben.
Seit vielen Jahren war uns bekannt, das christliche Kreuz ist
mein Schicksal. Langsam erst formte sich der Kreis, der notwen-
dig war, um den vorgeburtlichen Geistesimpuls zu erden.
Bereits während des funktionierenden Kompromisses mit dem
Ortspfarrer, der nach menschlichem Ermessen, vor allem men-
schlicher Vernunft, durchaus hätte für das weitere Schulleben
für beide Seiten tragfähig bleiben können, "wußte" ich, eines Ta-
90
Rudolf Steiner:
Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt.
Sechszehn Vorträge, gehalten zwischen dem 25.Januar und 15.Mai 1910 in
verschiedenen Städten) ISBN N 3-7274-7040-2
Seite 193,
"1989 war das Kali Yuga abge- an, es hätte nie die Anthroposo-
laufen. Neue Kräfte bereiten sich phie gegeben, die da sagt, daß
im Menschen vor, doch nicht nur sie so etwas erklären könne.
solche, die, wie es in der "Ge- Dann würden die Menschen sa-
heimwissenschaft" geschrieben gen: Solche, die so etwas sehen,
steht, in der okkulten Schulung sind irrsinnig - und würden sie in
gewonnen werden können. Es Irrenhäuser stecken. Oder aber
wird in den nächsten Jahrzehn- die Anthroposophie hat Glück
ten so kommen, daß einige Men- und findet Eingang in die Herzen
schen sagen werden, sie sehen der Menschen. So haben wir
die Menschen ja ganz anders. wieder zwei Entwickelungsströ-
Die Wissenschaft wird ihnen mungen. Diese eben beschriebe-
nicht mehr genügen. Den Äther- nen Fähigkeiten entwickeln sich
leib werden die Menschen all- in der äußeren Menschheitströ-
mählich sehen. Vorausahnen, mung; unsere Individualität aber
voraussagen werden einige Men- muß in diese Fähigkeiten hin-
schen dieses und jenes, Zusam- einwachsen. Verstehen lernen
menhänge und so weiter. Das müssen die Menschen-Iche, was
tritt allmählich auf. Zweierlei das eigentlich ist, was sich da
kann nun eintreten. Nehmen wir entwickelt."
Ich werde vom ......Staat, seinen Behörden in meiner Religion, meiner Welt-
anschauung mit "Entichung" bedroht. Die .... Staatsführung will eine Fami-
lie zerstören, eine Ehe auslöschen, ganz der christlichen Tradition, die An-
dersdenkende immer verfolgt, vernichtet hat!!! Es ist unwahrscheinlich, daß
die "Oberärztin" von sich aus die "Diagnose" gestellt hat, wenn mein Brief
92
Bin nach dem erfrischenden Bade allein auf der Station des
Krankenhauses. Der Freiraum ist etwas größer. Die zwei Stahl-
türen am Eingang wurden offengelassen. Man kann im Treppen-
haus, drei Stockwerke, auf und ab steigen. Erst der verschlossene
Hauseingang versperrt den Weg in die Freiheit. Inspiziere die
neue Umgebung. Zur Mittagspause kommen die sog. Patienten
aus den Kellerräumen, wo sie ihre Arbeitstherapie zu erledigen
hatten. Vermeide bewußt mich in den Tagesablauf der sog. Pa-
tienten einzureihen. Es gibt keinen Grund hierzu.
Frage als Erstes, ob er die Autorität, das Recht hat, mich freizu-
lassen. Der Richter verneint dies. Auf die Frage, warum ich fest-
gehalten werde, kommt nur die Antwort:
Während der ersten Begegnung mit dem Arzt hatte dieser unver-
mittelt gesagt, „nach sechs Monaten entscheide nicht ich, ob sie
wieder frei kommen, sondern der Richter“. Was wollte er damit
eigentlich sagen. Wollte er andeuten, Sie bleiben auf jeden Fall 6
Monate ..... ? Erlebte dies als psychische Nötigung, um mich ge-
fügig zu machen.
Im Verlaufe der Gefangenschaft besuchte mich ein Mitglied der
Anthroposophischen Gesellschaft, der Geschäftsführer des Wal-
dorfkindergartens dieser Stadt. Er war erstaunt, wie wenig be-
94
drückt er den „Insassen“ vorfand. Seine Sorge war, ich würde mit
Medikamenten behandelt, die mich erst zu einem Kranken wer-
den ließen. Er wußte von Mitteln, die bleibende Symptome von
Geisteskrankheiten hervorriefen, so daß ein Richter, dem man
vorgeführt wird, annehmen muß, der Betroffene sei tatsächlich
krank. Mit Müh und Not konnten die massiven Bedenken des
Besuchers zerstreut werden, verwies auf die "Schau", das Wissen,
die Freiheit werde bald die Gefangenschaft ablösen.
Es war der dritte oder vierte Tag in der Psychiatrie, hatte gerade
im Stationszimmer etwas zu trinken gekauft, wir wurden gezwun-
gen das Getränk in Pappbechern abzufüllen, wir waren ja alle die
gefährlichsten Typen, die andere oder sich selbst aufschlitzen
würden, als ein neuer Pfleger den Raum betrat. Welch Erstau-
nen, kannte den jungen Mann.
Als sich der Blick hebt, steigen sofort Erinnerungen an den Aus-
gangspunkt der Streitigkeiten auf: ein Kruzifix - es war Eltern-
abend, hatte mich gerade auf den Stuhl unserer Tochter gesetzt.
Diesmal hängt das Kreuz zwar einige Meter weiter entfernt, doch
ebenfalls direkt vor mir. Das Kreuz muß also ins Auge fallen.
Hinterlist der Pfleger? Sicherlich eine Anordnung des Arztes,
Herrn Seler der Bildhaftigkeit des Kruzifixes auszusetzen. Es soll
die Reaktion getestet werden. Vielleicht denken die Hintermän-
ner, Herr Seler sei eine Art Dämon, verkappter Vampir. Schließ-
lich war ich als höchst gemeingefährlich eingeliefert worden. Das
Kruzifix wird den wahren Kern aufspüren.
Hofften sie, der Schulkreuzgegner würde zu toben anfangen? Der
ärztliche Direktor bekäme endlich einen Anlaß, die hervorragen-
den chemischen Präparate anzuwenden.
Seler würde dann tagelang mit hängenden Schultern dasitzen,
den Mund halboffen, der Speichel tropft herab, der Blick geht ins
Leere. Auch die Ehefrau würde keinen Gesprächskontakt mehr
aufnehmen können. Er gehört ganz uns Psychiatern. Endlich
könnten wir sein Denken wie geplant ändern.
Gehirnwäsche mit Hilfe von Psychopharmaka.
Der Wagen mit den Medikamenten wurde stets hinter den Patien-
ten geparkt. Die Schwester nahm den entsprechenden Becher
oder das Schüsselchen. Die fremde Hand streckte die Medizin an
den Mund des Betroffenen. Es schien wie ein hinterhältiger Ang-
riff. Das halbe Dutzend PflegerInnen beobachten das Geschehen,
es gab kein Entrinnen.
98
Welche Macht haben Pfleger, die den Ärzten doch ihre Einschät-
zung mitteilen und so die Länge des "Strafmaßes" und Art der
Therapie wesentlich mitbestimmen.
He Doc, da ist einer auf der Station, der bringt den Laden durchei-
nander. Wir haben keine Lust uns irgend welche Volkslieder vor-
singen zu lassen. Das wäre ja noch schöner, wenn einer meint,
sich in der Psychiatrie wie zu Hause fühlen zu können, der sogar
ankündigt, sich gegen Medikamente zur Wehr zu setzen. Dem
müssen wir eine verpassen, damit er gleich kuscht, sich der Haus-
ordnung fügt. Der leistet höchstens einmal Widerstand, dann wird
die Angst vor der Spritze ihn „vernünftig“ sein lassen.
„He Doc, eine Spritze“.
Setzte nach dieser erlebten Gewaltszene keinen Fuß mehr auf die
Schwelle des Essensraums, verköstigte mich mit den Lebensmit-
telpaketen der Verwandten. Kein Arzt, kein Pfleger erwähnte die
Hausordnung, welche ich laut späterem Studium einschlägiger
Gesetze hätte befolgen müssen. Erfolgt eine Zwangseinweisung,
so hat sich der Bürger der Hausordnung unterzuordnen, muß sie
100
kleidete Polizisten tun. Herr Seler hätte als Erstes ein Strafverfah-
ren wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt am Halse gehabt
und wir Ärzte hätten anschließend nachgewiesen, Herr Seler ist
gemeingefährlich. Er schlug doch bei seiner Ergreifung mit Händen
und Füßen um sich? Die speziellen Polizisten klingelten scheinhei-
lig als "Touristen" an der Haustüre. Herr Seler sollte den Weg auf
einer Landkarte zeigen. In gebückter Haltung hätte ein Griff an
Hals und Arm Herrn Seler vornüber auf den Boden geworfen. Un-
sere Leute waren darauf vorbereitet, der Dramatik geschickt nach-
zuhelfen, um die Gefährlichkeit des Mannes zu unterstreichen. In
Handschellen wäre der Kruzifixfeind zu uns gebracht worden, am
Besten fest in einer Zwangsjacke verschnürt, aber schreiend. Zu
seinem eigenen Schutze hätten wir ihn abspritzen dürfen. Seine
Gefährlichkeit wäre durch den inszenierten Vorfall erwiesen wor-
den. Wie konnte der schöne Plan nur mißlingen?
So mußten wir drei Tage warten, bis Herr Seler arglos die Polizei zu
sich ins Haus einlud. Er war vorgewarnt, deshalb versuchten wir,
ihm einen seelischen Schock zu verpassen. Jeder, aber auch jeder
halbwegs normale Bürger wäre in Verzweiflung geraten, wenn er
"Dokumente" vorgelegt bekommt, die belegen, er habe bereits frü-
her stationär in einer Nervenheilanstalt gesessen, obwohl dies den
Tatsachen widerspricht. Wir haben diese Papiere extra "anferti-
gen" lassen, damit das Pflegepersonal des Bezirkskrankenhauses
mitspielt. Unsere Untergebenen haben sich auch prompt wie vorge-
sehen verhalten. Aber Herr Seler reagierte wiederum entgegenge-
setzt unseren Vorstellungen, alle vehementen Versuche sein seeli-
sches Gleichgewicht zu zerstören, versagten kläglich. Sogar als
wir ankündigten, wir würden ihn gegen seinen Willen medikamen-
tieren, verwies er bloß auf mögliche Komplikationen aufgrund sei-
ner Yogaübungen. Was ist das bloß für ein Mensch, bei dem jeder
ausgetüftelte Plan ohne Wirkung bleibt. Wahrscheinlich ist er mit
dem Teufel verbunden. Jemand der gegen Kreuze ist, gehört si-
cherlich irgendeiner Geheimgesellschaft an. Gerade die Anthropo-
sophen machen uns Psychiatern das Leben schwer. Psychiater
dieser Weltanschauung behaupten, Psychopharmaka dürfe nur
kurzfristig in außerordentlichen Lebenssituationen verabreicht
werden. Auf keinen Fall sollen chemische Präparate als langzeitige
Therapie eingesetzt werden. Wie konnte der "Hellseher", der den
Zusammenbruch des Ministerpräsidenten vorausgesehen haben
will, unseren Angriffen nur standhalten. Ist vielleicht doch etwas
dran an den Fähigkeiten des Mannes? Falls es stimmt, er habe
seine Schau damals mit einem Einschreiben abgesandt, könnte der
104
Fremde auch Ärztin, die Assistenz. Der Arzt setzt sich auf den
leeren Stuhl neben ihr.
Kein Gedanke. Bin nur Wahrnehmung. Bleibe ruhig, stumm.
Kein Wort fällt. Minuten vergehen.
Die zwei Gestalten sitzen steif, kein Glied rührt sich. Die Augen
der Beiden sind weit geöffnet. Zwei Augenpaare sind starr auf
mich gerichtet, versuchen, meinen Blick festzuhalten, zu hypno-
tisieren. Kein Muskel bewegt sich in den Gesichtern. Das Ganze
wirkt irrational.
Sie starren, als käme ich von einem anderen Stern. Will ihnen
das sagen, doch lasse dies sein. Wie leicht könnte es dann hei-
ßen, der "Patient" habe gesagt, er käme von einem anderen Stern.
Hatte ja erlebt, es wird einem jedes Wort im Munde verdreht.
Bleibe weiter stumm. Die Augen der Ärztin quellen fast aus den
Augenhöhlen. Die Spannung wächst. Was soll ich tun? Die
Weißkittel bleiben weiter unbeweglich. Warum sitzen sie mitten
im Raum, nebeneinander? Warum muß ich direkt vor Ihnen Platz
nehmen? Was wollen sie, warum starren sie mich an? Soll die
Nötigung mit den Blicken mich aus dem seelischen Gleichgewicht
bringen?
Ein Ende der Situation steht in den Sternen. Zäh verrinnen die
Minuten dahin. Noch nie habe ich derartig Bedrohliches erlebt.
Das Schwarz in den Augen der jungen Frau strahlt Abneigung,
weiblichen Vernichtungswillen. Sehe den einzigen Ausweg darin-
nen, aufzustehen, die beiden regungslosen Gestalten zu umgehen
und mich im Hintergrund auf ein Sofa einer Sitzgruppe zu setzen.
Sofort kommt Bewegung in die Beiden.
Die Ärztin hat mich noch nie gesehen, nie gesprochen und be-
gegnet doch schon mit einem umfassenden Urteil. Warum wirkt
meine Person wie ein Kind. Ist es die Unschuld der Kinder, die
noch an den lieben Gott wirklich glauben, die noch so dumm und
einfältig sind, sich mit Engeln einzulassen, welche die Fachärztin
zu dem Urteil kommen läßt. Kinder glauben noch in ihrer "arg-
losen Dummheit" (so die Psychiatrie) an das Wirken von Engeln,
fühlen noch den Hauch der Ewigkeit in ihrer Seele. Kinder sind
unschuldig, man verabreicht ihnen noch keine Medikamente,
wenn sie von Begegnungen mit Engeln erzählen. Erwachsene,
welche von solchen Erfahrungen erzählen, sind nach Maßgabe
der materialistisch-staatl. Psychiatrie schizophren, müssen zwin-
gend mit Psychopharmaka behandelt werden. Ihr „Kindsein“, wel-
ches Christus anmahnte, wird zur Gefahr für die materialistische
Weltanschauung, für die materialistische Psychiatrie.
wahren will, der das Intrigenspiel von Politik und Macht durch-
schaut, kann in den Augen der Seelendoktoren entweder nur ein
Narr oder ein Kind sein. Das Wort Kind aus dem Munde der Ärz-
tin war als Schimpfwort, als Provokation, als Erniedrigung ge-
dacht. Doch ihre schamlose Provokation schlägt auf sie selbst zu-
rück. Die Psychiaterin sinkt in sich zusammen, wirkt plötzlich
ohne jeglichen Saft, das ganze Gegenteil des anfänglich aggressi-
ven Benehmens mit ihren dunklen Augen, die mich schier zu er-
dolchen trachteten.
Wende mich ihr zu, sage einige esoterische Dinge, welche durch
Dritte mitgeteilt worden waren, Einzelheiten meines zukünftigen
Lebens. Erzähle auch von der Katastrophe, die ein Vorstands-
mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft für die Welt pro-
phezeite. Meine eigene Lebensaufgabe werde sich erst in der Zu-
kunft bilden. Östliche und Westliche Esoteriker hätten konkrete
Hinweise gemacht. Der Arzt unterbricht seine Kollegin, welche in
ein Gespräch kommen will, schickt mich zurück auf die geschlos-
sene Abteilung.
Was wird der Arzt wohl als Nächstes planen, um zu versuchen,
mich aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen?
Dem Kirchenmann, der in seiner Art arglos und eine "gute Haut"
war, verschlägt es die Sprache. Offensichtlich erfuhr er Dinge,
die ihn vollkommen überraschten. Er rutscht innerlich und äu-
ßerlich unruhig auf dem Stuhl umher. Wir sitzen im Treppenauf-
gang, an einem kleinen Tisch. "Schade" sagt er plötzlich, steht
auf, verläßt ohne ein weiteres Wort die Station. Er schleicht rich-
tig die Treppe hinab. Rufe ihm nach, verdanke der Katholischen
Kirche, daß ich hier gefangen gehalten werde.
In der Nacht vor der polizeilichen Festnahme hatte ich ein spiri-
tuelles Testament auf Tonband gesprochen. Wußte, am nächsten
Morgen wird mein Schicksal eine wesentliche Änderung erfahren,
nur die Umstände blieben im Dunkeln. Ahnte jedoch, Politiker im
Hintergrund werden versuchen, die Familie zu zerschlagen.
Das Wissen entstammte einer Schau, die sich noch während des
funktionierenden Kompromisses mit dem Ortspfarrer einstellte:
Das "wie" verbarg sich noch im Schleier der Zukunft. Weit nach
Mitternacht fand die wunde Seele endlich etwas Schlaf. Treffe in
der astralischen Welt einen bis dahin unbekannten Meister. In
dramatischen Bildern veranschaulicht er meine Gefangennahme
durch den Staat. Unendliche Weisheit und Güte strahlt dieser
Mensch aus. Er vermittelt, die Gefangenschaft werde nur von
kurzer Dauer sein. An einem Zeichen wird zu erkennen sein,
wenn die Freiheit unmittelbar bevorsteht. Es tauchte etwa drei
Tage vor der Entlassung vor dem inneren Auge plötzlich auf, lag
gerade entspannt auf dem Bett.
Ein Ton von Bitterkeit schwingt mit, aber auch Aggressivität ist
vernehmbar. Wegen meiner Person muß er irgendwelche Ausein-
andersetzungen durchstehen, muß "die Suppe auslöffeln". Wird
er bedrängt, hat er sich nach dem ersten Mißlingen, mich abzu-
spritzen, geweigert, den Wünschen der Politiker Folge zu leisten?
Als meine Ehefrau ihren ersten Termin mit dem Arzt wahrnahm,
wollte es das Schicksal, daß Sie Zeuge eines hinreichenden Indi-
zes wurde, höchste politische Stellen sind in die Psychiatrisierung
involviert.
Man fand vor Ort keine Lösung, der Stationsarzt wurde schnell in
die Hauptstadt mitgenommen. Spätere Erkundigungen ergaben,
nur Ministerfahrzeuge werden von zwei Polizeiautos begleitet.
Schickte der zuständige Innenminister sein Dienstfahrzeug, da-
mit örtliche Behörden direkt ausgeschaltet wurden, warum aber
dann der Aufwand mit drei Fahrzeugen?
Sollte ihm der letzte Funken von Anstand von den Parteioberen,
den Regierenden genommen werden. Lockte oder drohte man(n)
dem Arzt? Dieser verließ übrigens zwei oder drei Jahre nach die-
sen Vorfällen seinen leitenden Posten, machte eine eigene Praxis
auf.
raum. Direkt über dem Bett war wie von Geisterhand ein zirka
fünfzig cm großes Kruzifix an der Wand aufgehängt worden.
Wahrnehmen und Handeln gehen ineinander über. Das unerbe-
tene Kreuz landet im Schrank, ganz unten. Schloß umgedreht.
Erst Wochen später wird klar, das Kruzifix war mehr als morsch.
Arme und Beine waren offensichtlich mit Absicht lose angefügt.
Jederzeit konnte behauptet werden, Herr Seler habe das Kruzifix
zerstört, er sei gefährlich. Die Planer rechneten ja damit, Herr
Seler werde das Aufhängen des Kreuzes mit dem Leichnam über
seinem Bette wohl kaum begrüßen.
Dies ereignete sich in den ersten Nächten. Befand mich auf der
besseren geschlossenen Station. Hatte eine elektrische Schreib-
maschine mitbringen lassen. Im Treppenaufgang wurde eine
115
Schlafsaal mit einem Dutzend sog. Patienten. Die eine Seite des
Raumes hin zum Flur bestand aus lauter großen Glasfenstern,
der Flur war ständig erleuchtet. Inmitten dieser vielen Schicksa-
le, welche den astralen Raum mehr als füllten, war es unmöglich,
ein Auge zu schließen. Hatte während der drei Tage Flucht vor
der Polizei fast keinen Schlaf bekommen. Befürchtete vielleicht
durch Schlafentzug überzureagieren und so den Ärzten einen An-
laß zu geben, mich gegen meinen Willen zu behandeln. Beschloß
deshalb zu dem Nachtpfleger zu gehen, um eine Schlaftablette zu
bitten. Er wühlte in den von Schachteln und Flaschen überquel-
lenden Hängeschrank, drückte mir zwei grünliche Pillen in die
Hand. Sage ihm, möchte nur eine Pille nehmen. Der Pfleger be-
fiehlt mir beide zu schlucken. Lasse heimlich eine Pille in den
Ausguß rollen, als ich mit einem Glas Wasser nachspüle. Muß
innerlich schmunzeln, da ich nun genau das mache, was als Kli-
schee über die Psychiatrie in Umlauf ist: die sog. Patienten ver-
suchen mit allerlei Tricks die Verabreichung von Medikamenten
zu umgehen.
Konnte einschlafen.
Der Pfleger berichtet auch von der Übermacht der Ärzte. Sie hät-
ten es sehr schwer in ihrem Beruf. Erzähle, es gibt wissenschaft-
liche Untersuchungen, bei denen Erstaunliches herauskam. Mit
dem jeweiligen Wechsel des ärztlichen Direktors, änderten sich
auch stets die Quoten der verschiedenen psychiatrischen Diagno-
sen. Man stellte fest, in den Jahren da ein bestimmter Arzt Di-
rektor war, wurde von allen Ärzten der Klinik in überdurch-
schnittlicher Weise die Diagnose "Schizophrenie" gestellt. Weder
zuvor, noch danach wurde diese Quote je erreicht. Dieses Phä-
nomen fand man an den verschiedensten Kliniken in der Bundes-
republik Deutschland. Es ist erwiesen, die Art der psychiatri-
schen Diagnose hing im Wesentlichen davon ab, welche "wissen-
schaftliche Schule" der Direktor vertritt. Ein sauberes Gewerbe.
Es gab eine Zeit, in der rein aus der Intuition heraus sich Karma
mit Anthroposophen offenbarte.
Erst viel später ergab sich die eigentliche Bedeutung dieser, wie
nebensächlich, hingeworfenen Schlußbemerkung. Auch Jesus
Christus besuchte Menschen des "nachts". In einem Vortrag von
Rudolf Steiner wird dieser Hinweis des Neuen Testamentes einge-
hend erklärt. Die Geisteswissenschaft enträtselt scheinbar sich
widersprechende Aussagen. Aber auch objektive gravierende Feh-
ler der Bibel, von interessierten Kreisen geschickt hinein ge-
strickt, waren endlich durch den Geistesforscher richtiggestellt
128
Zugang zu Christus war erst erwachsen, als einige Zeit vor dem
zwanzigsten Lebensjahr durch Schicksalskunst das Buch die
"Autobiographie eines Yogi" von Paramahansa Yogananda auf-
tauchte. Die Worte dieses Yogi schufen den ersten Zugang, sich
mit Christus innerlich auseinanderzusetzen. Erinnerung an das
Christusbild der Jugend, welches die Evangelische Kirche prägte,
war stets begleitet von dem damals unerklärlichen Gefühl der
Unvernunft. Es seien Worte eines deutschen Kardinals eingefügt,
der im Jahre 1998 während einer Predigt aussprach: "die Bot-
schaft Jesu Christi endet am Kreuz".
Zornig glühende Augen springen mir fast ins Gesicht, als der
Mann plötzlich mit schnellen Schritten auf meine Person zueilt,
sich drohend aufbaut. Der Mund schnappt auf und zu, verzerrt
sich, Schimpfwort auf Schimpfwort werden mir entgegen ge-
schleudert, ohne Sinn, zusammenhanglos. Das Geschehen ist
irrational, wechsle sofort in einen meditativen Bewußtseinszu-
stand über. Kein Gedanke, keine Angst, nur Beobachtung des
Irrationalen. Natürlich formt sich im Hintergrund ein Erstaunen,
eine Erwartungshaltung. Kein Wort kommt über die Lippen.
Fühle mich in meinem Körper geborgen, unverletzlich. Das äuße-
re Geschehen gleitet ab. Die Aggressivität verpufft, schlägt auf
den Angreifer zurück, reizt ihn noch mehr.
Sehe, wie der rechte Arm des Arztes sich langsam hebt, während
erneut pausenlos böse Worte hernieder prasseln. Obwohl die ge-
samte Situation nur kurze Zeit dauert, vergeht eine Ewigkeit.
Eine Einweihung, keine Prüfung.
Die Hand zuckt drohend zum Schlag.
Plötzlich wird die zweite Tür des Arztzimmers, die zum Stations-
zimmer der Pflegermannschaft führt, mit schneller Wucht aufge-
rissen. Der bullige Pfleger Herr Hi. stürmt herein und schreit den
Arzt mit lauten Worten von hinten an: "Herr Dr. V. kommen Sie
ganz schnell auf die Station, Sie werden dort dringend ge-
braucht."
Die zum Schlag erhobene Hand hält abrupt inne, die Augen des
Psychiaters erwachen wie aus einem Bann. Der Blick fällt in sich
zusammen. Mit giftigen Worten schickt mich der Mann hinaus,
solle zurück auf die Station. Sicherlich kann das Behandlungs-
zimmer von außen überwacht werden, um dem Arzt in einer
brenzligen Situation beizustehen. Unbemerkt könnte ansonsten
ein "Patient" während eines "Anfalles" dem Psychiater den Hals
zudrücken.
dem Schlag auf die Wange, würde man auch die andere Backe
ruhig hinhalten, soll doch der Feind tun was er will, so wird der
erste Schlag ausbleiben.
Das Aufreißen der Türe, als der Arzt von dem Pfleger in seiner
Wahnsinnstat gestoppt wurde, entsprang einer höheren Regie.
Das Leben ist ein Tr-AUM. Ein Priester der Christengemeinschaft,
deren Kultus von Rudolf Steiner am Anfang des letzten Jahrhun-
derts begründet worden war, sprach eines Tages nach einem Ge-
spräch, welches der Priester rituell beschließen wollte, die Worte,
ungefähr, "alles Leben ist ein Traum Gottes". Während er dies
aussprach, zeichnete er mit dem Daumen ein Kreuzeszeichen auf
die Stirne. Dies fand lange vor dem ersten Schulbesuch unserer
Kinder statt. Kurz nach Verkündigung des sog. Kruzifixurteiles
schrieb dieser Mann einen Brief. Während eines Urlaubes am
Meer sei ihm zufällig der Karlsruher Richterspruch durch eine
Zeitung bekannt geworden. Vor Lachen habe er sich auf dem Bo-
den wälzen müssen. Das Urteil sei vollkommen in Ordnung.
Während der ganzen Zeit seelisch tragend die Prophetie des un-
bekannten Meisters, die Gefangenschaft werde bald vorüber sein.
Ob der inszenierte körperliche Angriff zur Standardausbildung
der Psychiater gehört, um vermeintliche Kranke der Gemeinge-
fährlichkeit zu überführen, wenn sie sich wehren, zurückschla-
gen, wäre zu hinterfragen.
In all den Tagen bildete das Telephon eine wertvolle Hilfe. Konnte
mit meiner Ehefrau die Lage besprechen. Erfuhr von ihren Be-
mühungen, die Medien auf unsere Situation aufmerksam zu ma-
chen.
Es ist sonnenklar, ohne Beistand der Presse wäre ich eiskalt ab-
gespritzt worden. Neben dem ersten großen Zeitungsartikel gleich
nach der Gefangennahme, schützte wohl die Livenachricht im
Fernsehen, als die Ehefrau mit den Kindern von den skandalösen
Ereignissen berichtete.
131
Einige Tage später flippte ein sog. Patient aus, als er während der
Besuchszeit meine Ehefrau aus der Sendung erkannte. Er wollte
sich nicht beruhigen: “Ich habe die Frau doch am Bildschirm ge-
sehen“, rief er eins um andere Mal, starrte mich mit großen Au-
gen an. Er konnte die „Bilder“ nicht zuordnen.
Zeichen ein. Nun wußte ich, die Freiheit ist nahe. Der gegenüber
dem Richter mündlich ausgesprochene Widerspruch gegen die
Zwangseinweisung führte etwa 10 Tage nach der Festnahme
durch die Polizei zu einem Gerichtstermin der nächsten Instanz.
Das gerichtliche Verfahren wurde im Bezirkskrankenhaus abge-
halten. Es war die reinste Farce.
Wohl aus Angst, ich könnte während der Anhörung dem Richter
von den Vorkommnissen berichten, lud der Stationsarzt mich
kurz zuvor erneut zu sich. Er war wie ausgewechselt, faselte
menschliche Worte. Wohl aus taktischen Gründen fand dies im
Pflegerzimmer statt, wo üblicherweise die "Wachmannschaft" in
gemütlicher Runde das zweite Frühstück einnahm. Da duftete
echter Bohnenkaffee, während wir Insassen ein undefinierbares
Gebräu vorgesetzt bekamen. Sicherlich befanden sich irgendwel-
che Chemikalien darinnen. Auf jeden Fall wurden früher alle
männlichen Patienten mit Hilfe des Kaffees in ihrer Drüsentätig-
keit manipuliert, das ist Fakt. Trank nur einmal von dem Gesöff.
Sollte ich noch einmal geprüft werden?
Die Ärztin begann sofort mit weinerlicher Stimme, sie sei hilflos,
kein Medikament schlage bei einem Patienten mehr an. Der Na-
me wurde genannt. Der Arzt schaute immer wieder zu mir, wäh-
rend er begütigend auf seine Kollegin einredete. Mir wurde das
Ganze zu bunt. In meiner Gegenwart die Krankengeschichte eines
Patienten auszudiskutieren, schien unpassend. Stand auf, ent-
fernte mich einige Meter von den Beiden. Der Arzt musterte mich
seltsam, während er ein bestimmtes Medikament vorschlägt.
Die Augen blitzten verdächtig boshaft. Es blieb unklar, genierte
sich der Arzt, daß ich seine Kollegin so erlebte, oder war dies eine
inszenierte Falle, damit ich mich einmischte. Die Ärztin antwor-
tete weinerlich, aber wir haben doch von dem Medikament zu
wenig da, worauf er ein anderes nennt. Ein Schnupftuch wird
von der Ärztin hervorgeholt. Ist das Weinen, Greinen echt? Hüte
mich, auch nur ein Wort über den „Saftladen“ zu äußern. Wenn
tatsächlich ein Medikament zur Neige ging, deshalb keine An-
133
Der Pfleger sagt gelassen, sie solle doch selbst beim Gericht an-
rufen, dieses habe gerade die sofortige Freilassung telephonisch
verfügt. Geschäftig ruft die Ärztin beim Landgericht an.
Wortlos unterschreibt sie den Entlassungsschein. Reiche der selt-
samen Frau versöhnend die Hand. Kälte ist spürbar, als sie wi-
derwillig einschlägt. Mir wird später ein verschlossener Brief an
den Hausarzt mitgegeben, der nie ankommt, mir jedoch interes-
sante Einzelheiten liefert.
Das ganze Leid des Berufsstandes der Psychiater schlägt mir ent-
gegen, das Unglück, letztlich die Seele eines Menschen lediglich
als Anziehung und Abstoßung von Molekülen im Gehirn erklären
zu können, dem Menschen nur noch abstrakt seelische Qualitä-
ten zuzusprechen. Der Mensch als Zusammenspiel von Körper,
Seele und Geist wird geleugnet. Der Geist, der Kern des Men-
schen wird nie krank, entzieht sich dem Zugriff der Psychiater.
Abertausende Menschen wurden im Dritten Reich von Psychia-
tern im Stich gelassen, vielfach mißbraucht. Einige wenige junge
Ärzte haben dieser Tage den Mut, die grausige Vergangenheit der
staatlichen Psychiatrie offenzulegen. Es ist dies aber eine Min-
derheit. Die schrecklichen Bilder die sie veröffentlichen, die Men-
schenversuche, all dies belastet die gesamte Psychiatrie. Die Ka-
tholische Amtskirche, welche den Diktator anfangs in den Him-
mel hob, ihn als Gesandten Gottes dem Kirchenvolk präsentierte,
trug wesentlich zu dem nationalen und internationalen Unglück
bei. Der kirchenamtliche Wahlaufruf -auch mit Plakaten- für Hit-
ler sein „Kreuz“ zu machen, begründete das sich etablierende Un-
recht, ermöglichte das Unheil. Sicherlich verstrickte sich auch
das Bezirkskrankenhaus, in welchem ich gefangen gehalten wur-
de, mit Untaten in der Vergangenheit.
135
ihm ein, am Morgen war ein Patient getürmt, ein Bett war frei. Es
war dies in dem viel zu kleinen Zimmer außerhalb der beengten
Station. Ursprünglich diente es wohl dem diensthabenden Arzt
während der Nachtschicht zum ausruhen.
Mußte also umziehen.
doch keine Chance. Wir sehen, die erste Anregung den Schul-
kreuzstreit gerichtlich regeln zu lassen, kam von einem mit der
Angelegenheit befaßten Beamten.
Eines Tages sei Jemand zu ihm in das Büro gekommen und habe
gesagt, der Fall Seler sei eine Unterbringungssache. Daraufhin
hätten drei Beamte, auch er, ein Dokument unterschrieben, auf-
grund welches der Richter die Zwangseinweisung einleitete. Spä-
tere Akteneinsicht wird zeigen, das belastende Schreiben ist we-
der in den Gerichtsakten, noch in den Akten des Landratsamtes
zu finden.
Gehe davon aus, die Beamten unterschrieben zu dritt, Herr Seler
stelle eine Gefahr für die Öffentlichkeit dar.
Der Bekannte hatte sich nach der Festnahme angeboten, persön-
liche Dinge von meiner Ehefrau entgegenzunehmen und sie in
das Bezirkskrankenhaus zu fahren. Hierbei habe er den leitenden
Stationsarzt gesprochen. Dieser habe ihm versichert, er werde auf
jeden Fall die drei Monate des Richters in der Einstweiligen Ver-
fügung zeitlich voll ausschöpfen. Im Verlaufe ihres Gespräches
habe sich herausgestellt, auch der Arzt habe das Buch von Para-
mahansa Yogananda, die "Autobiographie eines Yogi" gelesen. Sie
hätten sich über den Inhalt unterhalten.
Er sei ihm schleierhaft, daß ich wieder in Freiheit sei, hätte wohl
einen besonders guten Stern, so der "private" Beamte. Diesen
Worten kann entnommen werden, daß ausschließlich politische
139
Der von den Behörden angeregte und von uns durchgeführte Ver-
such eines Schulwechsels, war von umfassenderen Schicksals-
kräften unterbunden worden. Durch spirituelle Erlebnisse war
der Weg gewiesen. Die Gabe der Prophetie war einer schweren
Prüfung unterzogen worden, hatte sich zum wiederholten Male
als tragend erwiesen. In jenen Monaten nach der Psychiatrie gab
es eine innere Wahrnehmung: eines Tages werden mehrere Fern-
sehteams vor unserem Hause stehen, wegen des Schulkreuzes.
Auch wird die Öffentlichkeit Einzelheiten über die skandalösen
Vorkommnisse in der staatlichen Psychiatrie erfahren.
141
sich dagegen aussprechen und zur Wehr setzen, die Kinder. Die-
ser Plan war sogar vom Ministerpräsidenten abgesegnet worden.
Da wird kein Richter in diesem Bundeslande es wagen, dem
christlichen „Landesvater“ zu widersprechen.
Rief nach der Information durch den Journalisten sofort beim
Landratsamt an. Tatsächlich hatte der Beamte auf dem Tisch ei-
nen Antrag auf Amtshilfe liegen, der am nächsten Tag an das
Amtsgericht abgesendet werden sollte. Auch hatte die Behörde bei
den Großeltern vorgesprochen und deren Einverständnis abge-
preßt, daß diese die Kinder aufnehmen und erziehen würden, wie
wir später erfuhren.
Da hing doch glatt wieder das rießige Kruzifix mitten über der Ta-
fel. Demonstrativ wurde der gesamte Unterricht der Kinder mit
dem Abbild des Toten am Kreuz überstrahlt.
Fast zu gleicher Zeit weigerte sich in der Schweiz ein Lehrer, un-
ter einem Kruzifix zu unterrichten. Diese Angelegenheit war in-
zwischen gerichtsmassig, eine Entscheidung des höchsten
schweizerischen Gerichtes stand an. Ein öffentlicher Hinweis auf
den Rechtsstreit in der Schweiz, wäre den Landesbehörden si-
cherlich schwer aufgestoßen. Eine "staatliche Kindsentführung"
145
Nun, wir durften von der Erfahrung mit unserer Tochter ausge-
hen, die drei Wochen lang unmittelbar vor dem großen fremden
Korpuskreuz sitzen mußte. Ohne Änderung der Situation wäre
möglicherweise eine Gewöhnung eingetreten. Wer kennt jedoch
die seelischen Folgen einer ständigen unbewußten Indoktrinie-
rung mit einem religiösen Symbol? Schließlich gibt es ernstzu-
nehmende Wissenschaftler, welche durchaus das Kruzifix für
kleine Kinder ablehnen. Einige ältere Frauen nahmen nach den
ersten Presseveröffentlichungen Kontakt mit uns auf. Sie erzähl-
ten aus ihrer Vergangenheit. Eine Dame berichtete, wie sie sich
als junges Mädchen während der Besuche bei der Großmutter
fürchtete. Sie mußte in deren Schlafzimmer übernachten. Das
große Kruzifix auf der Kommode flößte dem kleinen Mädchen
Angst und Schrecken ein. Der Tote am Kreuz war unheimlich,
egal was die "Großen" ihr auch erzählten. Das Blut an Händen
und Füßen, der wunde Kopf, all das war grausam, ihr unbegreif-
lich, so die Briefschreiberin. Im Laufe der Jahre erhielten wir eine
stattliche Anzahl solcher Schreiben, aber auch in Telephonan-
rufen stärkten uns Mitbürger, machten Mut, weil sie als Kinder
selbst unter dem Kruzifix gelitten hatten. Damals wagte noch
niemand, sich öffentlich gegen eine solch grausame Erziehung zu
wenden. Christen haben durch Jahrhunderte zu keiner Zeit da-
nach gefragt, wie Kinder auf das Korpuskreuz reagieren.
Der Zuspruch aus der Bevölkerung stärkte nachträglich die elter-
liche Einsicht, kein Korpuskreuz den Kindern aufzwingen zu las-
sen.
Das Schreiben.
„An das
Staatliche Schulamt
Postfach 1840 16.August 1990
ich zeige an, daß mich Frau R. Und Herr. E. Seler, ........., mit der Wahrneh-
mung ihrer Interessen anwaltlich beauftragt haben.
Mit dem neuen Schuljahr wird die Tochter meiner Mandanten, X. Seler, auf
die Volksschule N. wechseln. Bereits vor mehreren Monaten brachten meine
Mandanten dem zuständigen Schulrat, Herrn K., fernmündlich ihren
Wunsch zur Kenntnis, daß in keinem der von ihrer Tochter besuchten Schul-
räume über oder neben der Tafel ein Kreuz mit Korpus hängen dürfe, da
dieses mit ihrer anthroposophischen Weltanschauung, nach deren Grund-
sätzen sie ihre Tochter erziehen, in unvereinbarem Widerspruch steht. Nach
den mir vorliegenden Unterlagen erfolgte hierauf seitens der Schulbehörde
über Monate hinweg keinerlei Reaktion. Meine Mandanten wiederholten
daraufhin ihre Forderung durch Schreiben an das Schulamt S. vom 30.6.90.
Sie brachten in diesem Schreiben sogar ihre Bereitschaft zum Ausdruck,
auch für die Volksschule N.... der bereits seit vier Jahren an der Grundschu-
le Fischbach geltenden Regelung zuzustimmen und ein kleines helles Kreuz
ohne Korpus an der Seite des Klassenzimmers zu akzeptieren. Durch
Schreiben vom 5.7.90 teilte das Schulamt meinen Mandanten u.a. mit, es
sei nicht seine Sache, den Schulen Anweisungen über Größe, Form, Farbe
und Anbringungsort der Schulkreuze zu geben. Meine Mandanten wandten
sich daher an den Schulleiter der Volksschule N.... mit Schreiben vom
9.7.90, in welchem sie ebenfalls ihre Bereitschaft zu einer einvernehmlichen
Regelung mitteilten. Das Antwortschreiben des Schulleiters an meine Man-
danten vom 19.7.90 erschöpfte sich in dem Satz, daß an der Volksschule N.
das in X geltende Schulrecht angewendet werde. Auf das erneute Schreiben
meiner Mandanten vom gleichen Tage hin teilte der Schulleiter mit Schreiben
vom 23.7.90 ohne jede Stellungnahme lediglich mit, die Schule werde ihrem
Anliegen "in angemessener Weise Rechnung tragen".
Ich muß zunächst darauf hinweisen, daß diese Handhabung des Verwal-
tungsverfahrens durch die Schulbehörde eine gravierende Verletzung des in
X. geltenden Verwaltungsverfahrensrechtes darstellt. Nach Art. 10 S2, 24
Abs.3, 28 Abs.1 und 39 Abs.1 B.... ist die Behörde verpflichtet, die in ihren
Zuständigkeitsbereich fallenden Erklärungen und Anträge des Bürgers ent-
gegenzunehmen, das Verwaltungsverfahren einfach und zweckmäßig - d.h.
insbesondere in zügiger und fairer Weise (vgl. Kopp, VWVfG, '10, Rnr.3 ff) -
durchzuführen und nach Gewährung rechtlichen Gehörs eine begründete
sachliche Entscheidung zu treffen. Diese verfahrensrechtlichen Pflichten
sind durch die Schulbehörden umso strikter zu beachten, als ihnen bekannt
149
"Vielmehr kann insoweit auch von ihnen Toleranz und Achtung der religiö-
sen Überzeugungen anderer erwartet werden, wenn sie deren Religions-
ausübung in der Schule begegnen.
Etwas anderes folgt auch nicht aus Art. 9.EMRK, denn unter Berücksichti-
gung der weitgehenden Schrankenregelung in ihrem Absatz 2 bietet die
Vorschrift jedenfalls keinen weitergehenden Schutz der Glaubens- und Be-
kenntnisfreiheit als das Grundgesetz (vgl. von Mangoldt/Klein/Starck,
3.Aufl., Art.4GG Rd.Nr.9). Deshalb kann hier offenbleiben, ob es sich bei
dieser Vorschrift überhaupt um deutsches innerstaatliches Recht handelt.. ."
Es fällt auf, die Richter geben zu, der Kreuzeskult in der Schule
beinhaltet Religionsaussübung, die Andersdenkende gefälligst zu
tolerieren haben.
tikel des "stern" von 1989 über unseren Schulstreik auch inner-
halb der Schweiz unter Richtern zu einem Aufhorchen führte,
bliebe zu erforschen.
"....Der Staat als Garant der von Art. 27 Abs. 3 BV bestätigten konfessionel-
len Neutralität der Schule kann sich jedoch nicht die Befugnis herausneh-
men, die eigene Verbundenheit mit einer Konfession in jedem Fall deutlich
zu zeigen. Er muß es vermeiden, sich mit einer Mehrheits- oder Minderheits-
religion zu identifizieren und so die Überzeugungen der Bürger anderer Be-
kenntnisse zu beurteilen. Es ist deshalb begreiflich, dass jemand, der die
öffentliche Schule besucht, in der Zurschaustellung eines solchen Symbols
den Willen sieht, die Auffassungen der Christlichen Religion im Unterrichts-
stoff zu verwenden oder den Unterricht unter den Einfluß dieser Religion zu
stellen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass einige Personen sich in ihren
religiösen Überzeugungen verletzt fühlen, wenn in der Schule dauernd ein
Symbol einer Religion gegenwärtig ist, der sie nicht angehören. Das kann
nicht unbedeutende Auswirkungen haben, vor allem auf die geistige Ent-
wicklung der Schüler und auf ihre religiösen Überzeugungen - die diejenigen
der Eltern sind und zu denen sie anderseits zur gleichen Zeit in der Schule
erzogen werden, Folgen, die Art. 27 Abs. 3 BV gerade vermeiden will. Ab-
schließend ist festzuhalten, dass diese Erwägungen praktisch mit jenen zu-
sammenfallen, die den Supreme Court der Vereinigten Staaten von Amerika
dazu geführt haben, das Anbringen der Zehn Gebote in den Schulzimmern
als Widerspruch zur Glaubensfreiheit, die im I Amendment der Verfassung
ist, zu erklären..... ."
Statt dessen rührte sich Mutter Erde. Es war schon ein Kurio-
sum, daß im Fraktionsraum der CDU/CSU in Bonn die Decke im
Angesicht des dort aufgehängten dominierenden Kreuzes herab-
fiel. In einer überregionalen Boulevardzeitung war ein Kirchturm
der Bundeshauptstadt abgebildet, dessen Kreuz aufgrund des
Erdbebens sich aus der Verankerung löste und schräg von der
Turmspitze herabzufallen drohte. Eine Warnung, ein Zeichen der
Natur? Mahnung an die Richter des Bundesverfassungsgerichtes
eine Entscheidung zügig anzugehen? !
Auf den folgenden Seiten werden Worte Rudolf Steiners zitiert, welche die
Seelenhaltung der Eltern im Konflikt um das Schulkreuz verständlich ma-
chen wollen.
"Und jene, die sich heute Anthroposophen nennen, sind dazu berufen, das
ihrige zu tun, daß die Wahrheit von Reinkarnation und Karma sich bis in
das Kindergemüt hinein ergießt".
Indem wir uns als Eltern gegen eine "charakterliche Prägung durch das
Schulkreuz" (Definition des Kultusministeriums) wenden, vor allem gegen
eine Prägung mit einer Darstellung der Christusleiche, tragen wir als Min-
derheit nicht Anthroposophie in die staatlichen Schulen. Wir wollen aus dem
Verständnis der Anthroposophie eine Prägung unserer Kinder mit Hilfe ei-
nes staatlich verordneten religiösen Symbols vermeiden. Eine charakterliche
Prägung eines Christentums, wie sie durch den Ehrendoktor der Theologie
unseres Ministerpräsidenten Str. zum Ausdruck kommt:
An anderer Stelle desselben Buches ein Hinweis, welche Ziele die rö-
misch-katholische Kirche mit der Seelenentwickelung der Menschen vor hat.
Zum besseren Verständnis des Buchausschnittes: die Geistesforschung
(Anthroposophie) vermittelt uns sieben nachatlantische (Arche Noah) Kultur-
perioden, angefangen bei der urindischen...bis zur vierten Kulturperiode, die
bis zum Jahre 1413 dauerte. In der vierten Kulturperiode war es die Auf-
gabe die Verstandes- und Gemütsseele des Menschen zu entwickeln. Die
Aufgabe unserer Kulturperiode, welche bis zum Jahre 3573 dauern wird, ist
die Entwickelung der Bewußtseinsseele. In der sechsten K-Periode beginnt
die Entwickelung des Geistselbstes des Menschen. Sie wird getragen durch
das russische Volk, welches das Christusvolk ist. Europa-West verkörpert
den von Rom ausgehenden toten Kirchenstaat. - wir haben von indischen
Yogis eine ähnliche Darstellung der Kulturentwickelung erhalten (pers. Kon-
takt). U.a. wird die siebte K-Periode eine Spiegelung der urindischen Kultur
sein.
vierte Kulturperiode Entwickelung der Verstandes- und Gemütsseele
fünfte " " der Bewußtseinsseele (gegenwärtig)
schen. Instinktiv fühlte man: Der Mensch verliert seinen alten Standpunkt,
Schwerpunkt, er soll einen neuen suchen. - Aber auf der anderen Seite sag-
te man sich auch: Wenn man gar nichts tut, was sind dann die Möglichkei-
ten des Geschehens? - Die eine Möglichkeit besteht darinnen, daß man ein-
fach den Menschen hinausfahren läßt auf das offene Meer des Suchens
nach der Bewußtseinsseele, ihn gewissermaßen freigibt (vom Schulkreuz)
dem, was in den freien Impulsen des Fortschritts liegt. Die andere Möglich-
keit, wenn der Mensch so hinaus segelt, ist die, daß Rom dann eine große
Bedeutung gewinnt, eine große Wirkung üben kann, wenn es ihm gelingt,
abzudämpfen (mit dem Schulkreuz) das Streben nach der Bewußtseins-
seele, daß der Mensch nicht zum Geistselbst (in der nächsten Kulturperiode)
kommt, daß der Mensch seine zukünftige Entwickelung verliert."
....................
07.8.91
"Da das Bundesverfassungsgericht der Auffassung ist, die Klageschrift
enthalte nicht Gründe für eine Einstweilige Anordnung, im Folgenden einige
Gründe, die so nur unmittelbar von den betroffenen Eltern -gemeinsam-
formuliert werden können. Mögen die Richter diesmal nicht so "blind" lesen
wie in der Klageschrift und diese bitte nochmals genau studieren und sich
an ihrer Gedankenklarheit im eigenen Urteil ausrichten (Wer richtet das
Bundesverfassungsgericht?!!!).
Wenn auf dieser Erde bereits höchste Richter zu der Auffassung gekommen
sind, daß Kreuze die ureigensten Rechte der Kinder verletzen, so kann die-
se Entscheidung nicht ohne Auswirkung auf die Rechtsprechung anderer
Länder bleiben. Diese Rechte, welche auch von der Europäischen Men-
schenrechtskonvention beschlossen wurden, welche auch von der Bundes-
republik Deutschland unterzeichnet wurden und welche ein wichtiger Grund
für die Schweizer Bundesrichter waren, müssen auch in Bayern gelten.
Alleine das Schweizer Urteil rechtfertigt nun eine Einstweilige Anordnung,
da höchste europäische Richter sich genauestens mit genau demselben
Schulkreuz eingehendst befaßt haben, ein über sechs Jahre dauernder
159
Rechtsstreit für das Kind und gegen das Schulkreuz entschieden wurde.
Es müßte das Bundesverfassungsgericht aufhorchen lassen, wenn Richter
des VWG Regensburg in ihrem Urteil die Menschenrechte als womöglich
nicht innerstaatlich wirksam bezeichnen.
Jeder klar denkende Mensch wird erkennen, daß die Darstellung eines
tot-sterbenden männlichen Körpers eine Zumutung für eine reifende Kindes-
seele ist.
Erst ein Glaubensakt verwandelt diesen "Toten" in die Figur des Erlösers.
„An das
Staatsministerium für Unterricht,
Kultus, Wissenschaft und Kunst
hiermit zeige ich an, daß mich Frau R. Seler und Herr E. Seler...... ...im eige-
nem Namen sowie im Namen ihrer Tochter ..... ...mit der Wahrnehmung ihrer
Interessen anwaltlich beauftragt haben.
....Seler besucht seit Mitte September 1992 die .....Schule in ..... .Bereits mit
Schreiben vom 7.Mai 1992 an die Realschule in .... teilten meine Mandanten
im Hinblick auf den bevorstehenden Wechsel von .... an diese Schule mit,
daß in keinem der von .... besuchten Schulräume ein Kruzifix hängen dürfe,
da dies mit ihrer anthroposophischen Weltanschauung in unvereinbaren
Widerspruch steht.
Mit Schreiben vom 18.5.1992 ließ der Realschulrektor erkennen, ohne aller-
dings auf das Anliegen meiner Mandanten konkret einzugehen, daß er die-
sem nicht entsprechen werde. Meine Mandanten wandten sich daher erneut
an den Realschulrektor und baten mit Schreiben vom 20.5.1992 um Mittei-
lung von Art und Ort der in den Schulräumen der Realschule aufgehängten
Kreuze. Mit Schreiben vom 23.5.1992 erklärten sie sogar ausdrücklich ihre
Bereitschaft, kleine, helle Kreuze ohne Corpus seitwärts, d. h. außerhalb
des Gesichtsfelds der Schüler, zu dulden, um der Schulgemeinschaft Auf-
162
regung und Ärger - vor allem aber auch .... eine zusätzliche seelische Bela-
stung - zu ersparen.
Hierauf erfolgte seitens der Schulleitung über Monate hinweg keinerlei
Reaktion. Meine Mandanten wandten sich mit Schreiben vom 15.9.1992
nochmals an die Realschule und beantragten die Entfernung aller Kreuze
(mit oder ohne Corpus) aus den von...... besuchten Schulräumen.
Mit Schreiben vom 12.10.1992 erklärte der Realschulrektor dann unter Be-
rufung auf eine angebliche Stellungnahme des Bayerischen Staatsministe-
riums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst, daß eine Beeinträch-
tigung der Rechte meiner Mandanten in "unzumutbarer Weise" nicht vorlie-
ge.
In einem weiteren Schreiben vom 26.10.1992 an die Realschule.... erklärten
meine Mandanten nochmals ausdrücklich ihre Bereitschaft zu einer einver-
nehmlichen Regelung. Dieses Schreiben wurde nicht einmal beantwortet.
In den von... besuchten Schulräumen - Klassenzimmer, Biologieraum (Phy-
sik und Chemie), Musikraum, Maschinenschreibraum, Handarbeitsraum
sowie den Schulraum für Kochen - sind entgegen den mehrfach ausdrück-
lich erklärten Willen meiner Mandanten Kreuze angebracht; in dem Biologie-
raum sogar mit einem Corpus.
Der Rechtsanspruch meiner Mandanten auf Entfernung der Kreuze aus
sämtlichen von..... in der ...Realschule in ... besuchten Schulräumen ergibt
sich aus Art. 'Abs. ! und Abs. 2 und Art. 6 Abs. 2 GG, Art. 9 Abs.1 EMRK
sowie Art. 107 und Art. 136 Abs. 1 BV.
Die Verletzung meiner Mandanten in ihren Grundrechten ist - wie jede
Grundrechtsverletzung - selbstverständlich unzumutbar. Daß ein Grund-
recht nicht in "zumutbarer Weise" verletzt werden kann, sollte insbesondere
im Hinblick auf Art. 1 Abs. 3 GG auch einem Realschulrektor bekannt sein.
Vorliegend ist die Grundrechtsverletzung meiner Mandanten vor allem auch
deshalb besonders schwerwiegend, da... bereits - wie dem Staatsministe-
rium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst bekannt ist - in der
Volksschule... tagtäglich einem Kreuz ausgesetzt gewesen ist. Es ist ferner
bekannt, daß vor dem.... Verwaltungsgerichtshof ein Verfahren wegen Ent-
fernung der Kruzifixe aus den von u.a. ......Seler im Rahmen ihres Schulbe-
suchs aufgesuchten und noch aufzusuchenden Räumen in öffentlichen
Schulen sowie diesbezüglich auch beim Bundesverfassungsgericht eine Ver-
fassungsbeschwerde anhängig ist.
In seinem Beschluß vom 17.7.1973 hat das Bundesverfassungsgericht ex-
plizit klargestellt, daß der einzelne Bürger durch den für ihn unausweich-
lichen Zwang, entgegen eigenen religiösen oder weltanschaulichen Über-
zeugungen ein Kruzifix in staatlichen Amtsräumen tolerieren zu müssen, in
seinem Grundrecht der Glaubens- und Bekenntnisfreiheit aus Art. 4 GG ver-
letzt wird (BverfG NJW 1973, 2196, 2198). Die Verbindlichkeit dieser Fest-
stellung auch und gerade im schulischen Bereich hat das Bundesverfas-
sungsgericht in einer weiteren Entscheidung unter ausdrücklicher Bezug-
nahme auf den Beschluß vom 17.7.1973 hervorgehoben (BVerfGE 41, 29,
47 f).
Diese Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts binden die Schulbe-
hörden (' 31 Abs. 1 BVerfGG).
Im übrigen sei auf die in Anlage beigefügte Verfassungsbeschwerde meiner
163
"Es handelt sich bei den Korpussen um die Zurschaustellung eines nackten
männlichen Körpers, in leidender, sterbender Pose; ein Mordopfer – ent-
sprechend brutalen Videos, welche Kinderseelen verändern, manipulieren
(nur dem "Gläubigen verwandelt" sich der Leichnam in den "Erlöser").
Wir Eltern sind strikt gegen die bewußte oder unbewußte Prägung unserer
Kinder mit Hilfe von "Leichnamsdarstellungen".
Die Evangelische Kirche hat sich unserer Argumentation nicht verschlossen.
Auf dem Wege einer Rechtsfindung durch das Bundesverfassungsgericht
erhielten die beiden christlichen Großkirchen eine Kopie unseres Schreibens
"zum besseren Verständnis des Schulkreuzkonfliktes", in welchem wir aus
anthroposophischer Sicht unsere ablehnende Haltung gegen ein staatlich
verordnetes Kreuz erläutern.
In ihrer Stellungnahme an das Bundesverfassungsgericht anerkennt die
Evangelische Kirche die Verfassungswidrigkeit von Korpuskreuzen; sie
anerkennt auch, daß Kreuze nicht über oder neben der Tafel hängen dürfen.
Es handelt sich nun bei Ihren Schulkreuzen um rein katholische Korpusse
(=Leichnamsdarstellungen).
Auch das Bundesverfassungsgericht hat bereits unsere massiven Bedenken
gegen eine zwangshafte Begegnung Kind-Leichnam aufgegriffen und schrift-
lich betont, daß die Ablehnung unseres Antrages auf einstweilige Anord-
nung u.a. deshalb erfolgte, weil die Korpuskreuze bis zu einem Entscheid in
der Hauptverhandlung gegen einfache Kreuze seitwärts ausgetauscht wur-
den.
So ist die Begegnung der "christlichen" Art (Leichnam-Kind), eine rein katho-
lisch-staatliche Zwangshandlung, sollten Sie nicht einsichtig sein.
Wir werden unseren Sohn leider von der Schule nehmen müssen, wenn er
nach Ablauf von sieben Tagen den Korpusdarstellungen während seines
staatlich verordneten Schulunterrichtes begegnen muß (Streik).
In Anbetracht der Tatsache, daß die Obersten Richter der Schweiz (mittler-
weile, Herbst 90) ein staatliches Schulkreuz in Schulräumen für verfas-
sungwidrig erklärten und außerdem herausfanden, daß die Europäischen
Menschenrechte verletzt wurden, werden Sie wohl hoffentlich nicht an einer
Eskalation interessiert sein, die dadurch entstehen könnte, daß Sie die Kor-
puskreuze hängen lassen. (Schweizer Verfassung hier textgleich mit der
deutschen, Menschenrechte auch in Deutschland rechtswirksam)."
Weiter wird mitgeteilt, ein Arzt oder eine Ärztin des Gesundheits-
amtes werde sich demnächst melden und er als Richter rege an,
die Untersuchung solle doch bei mir zu Hause stattfinden.
Selbstverständlich ist kein Rechtsbehelf dem Schreiben beigefügt.
Etwa der Hinweis, als Betroffener des Betreuungsverfahrens kann
jeder Bürger dem Richter oder Arzt die Türe weisen, braucht nie-
manden hereinlassen, niemand hat das Recht, eine Untersu-
chung vorzunehmen. Das Betreuungsgesetz sieht extra vor, daß
diese Grundrechte dem Betroffenen vorenthalten werden können.
Ein fürsorglicher Gesetzgeber. Der Bürger soll auf keinen Fall
über seine Rechte in Kenntnis gesetzt werden.
Dem Brief war ein Formular beigefügt, welches innerhalb einiger
Tage ausgefüllt zurückgesandt werden sollte. Natürlich wiederum
ohne Rechtsbehelf.
Kein Richter hat das Recht, persönliche Daten vom Bürger abzu-
fragen, wenn eine Begründung für die Eröffnung eines gericht-
lichen Verfahrens fehlt. Es muß eindeutig öffentliches Interesse
vorliegen, etwa Selbstgefährdung oder Gemeingefährlichkeit. Der
Richter müßte in einem Vorverfahren erst prüfen, ob Verdächti-
gungen durch Dritte auch stichhaltig, nachprüfbar und beweis-
kräftig sind. Alle diese Voraussetzungen fehlten in dem geheim
eröffneten Gerichtsverfahren.
Wußte nach dem Lesen, warum während der Meditation am Vor-
abend leise die Stimme meines ohne physischen Körper existie-
renden Zwillingsbruders zu vernehmen war (als Schwingung, kein
physisches Hören). Er teilte mit, alles was nun folgen würde, ge-
höre zu meiner "Ausbildung".
167
Steiner:
Und nun ein kleiner, aber feiner örtlicher Blizzard. Es gibt Berich-
te von Medizinmännern, die aufgrund ihrer Ausbildung Blizzards
entstehen lassen und lenken können. In einem Buche wird ge-
schildert, wie ein Medizinmann einen unschuldigen Indianer aus
einem Gefängnis der Weißen befreite, indem er mit einem Wirbel-
wind die Mauern zerstörte. Niemand kam ums Leben, oder wurde
verletzt.
Und jenes Telephonat kam mir dann 1994 wohl zugute. Das Ge-
sundheitsamt ignorierte einfach das Schreiben des Richters. Letz-
terer mußte schriftlich nachfragen. Erst hierauf reagierte der
Amtsarzt mit der schriftlichen Bemerkung, es sei kein Psychiater
am Gesundheitsamt angestellt und es könne deshalb kein Sach-
verständigengutachten angefertigt werden.
Zunächst erlauben wir uns unter Vorlage einer Vollmacht im Original anzu-
zeigen, daß wir Herrn E. Seler........ in dieser Angelegenheit vertreten.
Zu Ihrem Schreiben vom 10.01.94 teilen wir Ihnen nach Rücksprache mit
unserem Mandanten mit, daß beim besten Willen nicht ersichtlich ist, wes-
halb unser Mandant zur Besorgung seiner Angelegenheit nicht selbst in der
Lage sein soll.
Es wäre interessant zu erfahren, aufgrund welcher Anregung das Verfahren
offensichtlich von Amts wegen eingeleitet worden ist.
Mangels eines anderen Anhaltspunktes muß davon ausgegangen werden,
daß der einzige Grund für das nunmehrige Verfahren die bekannte Einstel-
lung unseres Mandanten gegenüber Schulkreuzen ist.
Angesichts der Tatsache, daß das Grundgesetz den Staat zu weltanschau-
licher Neutralität verpflichtet und auch im Hinblick auf die Rechtsprechung
des Bundesverfassungsgerichtes, so z.B. auf die Schulgebetsentscheidung,
lassen sich überzeugende verfassungsrechtliche Argumente gegen das Auf-
hängen von Kreuzen in Klassenzimmern, noch dazu in der von unserem
Mandanten kritisierten Form, vorbringen.
Wenn dies zum Anlaß genommen wird, ein Betreuungsverfahren in Gang zu
setzen, bei dem sogar das Aufenthaltsbestimmungsrecht sowie das Recht
zur Entgegennahme und zum Öffnen der Post entzogen werden soll, dann
ist dies mehr als erstaunlich.
Solange keine überzeugenden Gründe vorgetragen werden, wird sich unser
Mandant einer amtsärztlichen Untersuchung nicht unterziehen, da er nicht
verpflichtet ist, zu beweisen, daß eine Betreuung überflüssig ist.
Das Gesetz kennt auch nicht die Möglichkeit der Einleitung eines prophylak-
tischen Betreuungsverfahrens, ansonsten könnte jedem, der sich in der
Bundesrepublik aufhält, ein Schreiben wie das vom 10.1.94 zugesandt
werden mit der Aufforderung, sich amtsärztlich untersuchen zu lassen.
174
Richter am Amtsgericht.“
Es macht sich doch recht gut, wenn der Richter darauf verweisen
kann, der Anwalt werde dem Betroffenen anraten, sich einem
Sachverständigengutachten zu unterziehen.
Jeder der die Akte liest, die nächste Instanz, sogar das Bundes-
verfassungsgericht, wird denken, ja wenn der Anwalt sogar die
Seite wechselt und dem Ansinnen des Richters beipflichtet, dann
ist der Mandant, der sich gegen das Betreuungsverfahren wehrt,
alleine durch sein Verhalten, verdächtig, "verrückt" zu sein. Ein
Querulant. Und wirklich listet das schöne neue Betreuungsgesetz
"Querulantentum" für sich als Grund für eine staatliche Zwangs-
betreuung auf.
Der Anwalt fiel dann doch aus den Wolken, als er erfuhr, seit
Jahren fehlt ein regelmäßiger Kontakt zu dem Hausarzt. Es kön-
ne also auf keinen Fall ein Facharzt mich kennen. Sicherlich
komme die Anregung aus dem Bezirkskrankenhaus.
Der Anwalt schrieb am 28.2.94 an das Amtsgericht, nachdem er
Kopien meiner/unserer Briefe erhielt, aufgrund derer laut richter-
licher Aussage gegenüber dem Anwalt, eine Ärztin angeblich ein
Betreuungsverfahren angeregt habe:
Hörte nichts mehr von dem Richter, von meinem Anwalt. Die An-
gelegenheit schien erledigt.
Etwa vier Wochen später stand ein launischer Artikel in der ört-
lichen Zeitung, "auch Richter müssen beweglich sein". "Mein"
Richter wurde auf eine Außenstelle versetzt.
Herr Seler stört unsere Kreise. Er fordert Grundrechte ein, die mit unserer
Landesverfassung unvereinbar sind. Wir wollen alle Kinder in der Ehrfurcht
vor Gott erziehen. Hierzu benutzen wir das Kruzifix, weil es mit seiner Dar-
stellung den Kinderseelen ihre Urschuld gegenüber dem Christus einimpft.
Wenn die Kinder während ihrer Schulzeit ständig den Gekreuzigten in sich
aufnehmen, so prägen wir auf Dauer ihr Unterbewußtsein. Sie werden Gott
fürchten, wegen der Schuld, die ihnen ständig vor Augen gehalten wird. Wir
lähmen mit dem Kruzifix auch das Selbstbewußtsein der heranwachsenden
Staatsbürger, die Staatsführung braucht keine Freidenker. Es reicht voll-
kommen, wenn die Bürger wissen, wie und wo sie ihr "Kreuz" bei der Wahl
machen sollen, alles andere erledigen wir im Auftrage und Absprache mit
179
-offener Brief-
Herr Bundeskanzler,
obwohl die Evangelische Kirche Deutschlands sich in ihrer Stellungnahme
an das Bundesverfassungsgericht gegen KorpusKreuze-Kruzifixe aus-
spricht, nur einfache Kreuze, nicht im Tafelbereich befürwortet und auch
das Bundesverfassungsgericht unsere Bedenken gegen eine Zwangsbegeg-
nung Korpus-Kind aufgegriffen hat (in der einstweiligen Verfügung), haben
sich zwei bayerische Schulen geweigert, die Korpusse zu entfernen, so daß
diese Schulen immer wieder auf den Kompromiß, wie er an der Grund-
schule F. erzielt wurde, hingewiesen werden mußten.
Es sind dies die........ .
Bereits im Jahre 1989 wurde ohne mein Wissen ein Gutachten über meine
Briefe erstellt, wobei die "künstlerischen" Umrahmungen (der Gutachter hat-
te nur "Schwarzweißkopien"!!) als Zeichen einer Geisteskrankheit gewertet
wurden. Dieser "Verdacht" wurde mit einem weiteren Verdacht erweitert,
nämlich, es könne sein, der Schreiber sei höchst gemeingefährlich. Ja so ge-
fährlich, daß nicht einmal der Richter ihn anhören könne, obwohl dies ge-
setzlich vorgeschrieben wird - es lag ja keine akute Situation vor, keine
Entmündigung..... .
Nun hat das Bezirkskrankenhaus einen, oder mehrere Briefe "diagnosti-
ziert". Die Presse erhielt vorab Informationen, die mir vorenthalten wurden.
So daß ich aus der Presse erfuhr, "ärztlicher Hinweis" wäre der Grund für
ein "Betreuerverfahren". Anbei die Kopie des richterlichen Schreibens.
Lesen Sie auch meinen "Widerspruch", in dem der Hintergrund des Verfah-
rens geschildert wird, wie er sich nun als wahr offenbart. Eine Ärztin er-
stellte eine "Ferndiagnose", die Pressestelle der Justiz verbreitet "unter der
Hand" "akute schizophrene Schübe", die der Schreiber habe. Nun ist offen-
181
bar, der Brief an die Schule .... ist der Grund für das erneute rechtswidrige
Eingreifen des ..... Staates.
......
Es muß betont werden, wir haben einen neuerlichen "Streik" angekündigt,
da der Schulleiter X, der Hauptschule nicht bereit ist, die Begegnung Kind-
(Christus)Leichnam auszuschließen, sondern meint, unser Sohn solle sich
anders setzen.
Der Leichnam verwandelt sich ja nur für den Gläubigen in den Auferstan-
denen. Dieser Glaubensvorgang kann keinem Staatsbürger aufgezwungen
werden. Besonders nicht Minderjährigen, die ja- wie die Schweizer Verfas-
sungsrichter betonten- besonders empfindlich sind, sich nicht wehren kön-
nen.
Sollte das rechtswidrige Verfahren nicht bald begründet eingestellt werden,
die Beschwerden der Verwandten nicht ernst genommen werden, so wird
das Ausland von den skandalösen deutschen Rechtsverletzungen in Kennt-
nis gesetzt.
.......
Anbei eine kleine Hilfestellung "Hellsehen in der Gegenwart" (Text von Ru-
dolf Steiner)
- wie im Dritten Reich, die Beamten, Angestellten etc. vollführen blind die
"Befehle" von "Oben". Werden wieder Andersdenkende, in diesem Fall ein
Anthroposoph und Künstler vom Deutschen Staat verfolgt... .... ausgelöscht.
....
Die "materialistische Staatspsychiatrie" versucht unsere Familie zu zer-
stören, in wessen Auftrag???!
Mit freundlichen Grüßen
Ernst Seler“
möglicherweise der Grund für die Aktion Ihres Hauses sind. Zukunftsaus-
sagen, welche "jetzt" unser Handeln erfordern. Doch statt dessen gibt es
das Gefasel der "alten Werte", die ja letztlich auch die "Werte" des Richter-
tums darstellen. Bestimmt brauchen wir auch eine Reform des Richterwe-
sens, des Gefängniswesens.... ..
Wenn meine Schriften (Briefe) in den "Wunden" des Staates brennen...., weil
ich wahre "Religionsfreiheit" einfordere, weil das Bundesland nicht die Ent-
scheidung des Verfassungsgerichtes achtet, welches den Kompromiß, die
korpusfreien Kreuze bis zur Hauptentscheidung festschrieb.... ....
....so ist der erneute Psychiatrisierungsversuch gleichzusetzen mit den Ver-
folgungen des Mittelalters. Nur kann man nicht wie damals den "Ketzer" auf
dem Scheiterhaufen verbrennen.
Jetzt hat man nur die Möglichkeit, entweder ihn (durch Geheimdienste -ob
staatlich oder kirchlich-) umbringen zu lassen -schon 1986/7 wurden solche
"Gedanken" gedacht, es wäre eine Möglichkeit das "Kreuzproblem" zu lösen,
wenn man.... - es hat auch Vorteile Hellseher zu sein, man kann die Gedan-
ken/Ideen der "Feinde" erkennen, so besser reagieren - oder ihn mit der
"chemischen Keule" zu behandeln..... ..
Mein Hausarzt: "man wollte sie durchdrehen lassen, doch jetzt haben sie ihr
Pulver verschossen"
.....
Daß auf den letzten Brief meines Anwaltes nicht reagiert wurde.............. .
Sie hätten meinem Anwalt schon schreiben müssen, wenn das Verfahren
nicht eingestellt worden wäre.
....... .“
Als angeblich freier und mündiger Bürger hat der unmittelbar Be-
troffene in dem Gerichtsverfahren keinerlei effektiven Rechte. Ei-
ne arrogante überhebliche Justiz. Das Schlimme, sie entzieht sich
geschickt jeglicher Kontrolle. Zu beachten ist, es waren die Ab-
geordneten, die wissentlich oder unwissentlich der Justiz diese
menschenverachtenden Gesetze gaben. Einige Wenige halten in
diesem Lande die Macht in Händen. "Fraktionszwang" heißt das
Zauberwort, welches der sog. Demokratie den letzten Anschein
freier Gewissensentscheidung der Parlamentarier beraubt.
Das Parlament ist in seiner jetzigen Erscheinung letzten Endes
eine Täuschung der Bevölkerung, da die Entscheidungen an ei-
nem anderen Orte fallen, lange zuvor in kleinen Kreisen von den
Parteioberen gefällt worden sind. Mittlerweile werden ja alle wich-
tigen Entscheidungen beim Bundesverfassungsgericht getroffen.
185
Dem sog. Volke wird ein politisches Theater vorgeführt, damit die,
welche mit ihrem Kreuz bei der Wahl ihre Macht an einige Wenige
abgegeben haben, glauben, es finde ein "demokratischer" Wett-
streit zum Wohle der Wähler statt. Das "Volk" hat sich durch die
"Freßwelle", "Wohnwelle", "Urlaubswelle", "Sexwelle" und später
durch die "Medienwelle" willig entmündigen lassen. Nur so konn-
ten letztlich die Betreuungsgesetze entstehen, die "zum Wohle"
jedes Bürgers willkürlich angewandt werden können, wie dies
mein Anwalt gegenüber dem Amtsgericht wiederholt schriftlich
zum Ausdruck brachte.
von mir erhalten habe. Weiter sei der Inhalt ihrer Meinung nach
mit Denkstörungen behaftet. Auch sei der Schreiber bereits ein-
mal in ihrem Krankenhaus in Behandlung gewesen und man ha-
be damals die Diagnose "schizophrene Psychose" gestellt. Auch
habe der Verfasser der Briefe möglicherweise zwei Kinder, sie wol-
le deshalb das Gericht informieren.
Die Diagnose aus dem Jahre 1989 wird selbst nach den Normen
der materialistischen Psychiatrie als Willkürakt entlarvt.
Bei einer „Fehldiagnose“ werden zuvor auf jeden Fall die Diagno-
sevoraussetzungen eingehalten. Fehlen diese, kann es nur be-
wußt falsche Diagnosen geben. Jeder Laie kann in entsprechen-
den Fachbüchern die genauen Diagnosevoraussetzungen für die
Festsstellung einer psychiatrischen Erkrankung nachlesen. Er
wird wahrscheinlich erstaunt sein, daß es für die Diagnose der
"Schizophrenie" keine nachprüfbaren wissenschaftlichen Kriterien
gibt. Eine solche Diagnose ist laut Fachliteratur immer nur die
187
Für jeden Dritten einsehbar, auf jeden Fall müssen einige Ge-
spräche zwischen Arzt und Bürger stattfinden. Ein Arzt, der ohne
Gespräche eine so schicksalsschwere Diagnose stellt, wie die
vermaledeite "Schizophrenie", ist außer medizinischer Stümper,
vor allem williger Handlanger Dritter.
„1899 war das Kali Yuga abgelaufen. Neue Kräfte bereiten sich im Men-
schen vor, doch nicht nur solche, die, wie es in der "Geheimwissenschaft"
geschrieben steht, in der okkulten Schulung gewonnen werden können. Es
wird in den nächsten Jahrzehnten so kommen, daß einige Menschen sagen
werden, sie sehen die Menschen ja ganz anders. Die Wissenschaft wird ih-
nen nicht mehr genügen. Den Ätherleib werden die Menschen allmählich
sehen. Vorausahnen, voraussagen werden einige Menschen dieses und je-
nes, Zusammenhänge und so weiter. Das tritt allmählich auf.
Zweierlei kann nun eintreten. Nehmen wir an, es hätte nie eine Anthroposo-
phie gegeben, die da sagt, daß sie so etwas erklären könne. Dann würden
die Menschen sagen solche, die so etwas sehen, sind irrsinnig - und wür-
den sie in Irrenhäuser stecken. Oder aber die Anthroposophie hat Glück und
findet Eingang in die Herzen der Menschen. So haben wir wieder zwei Ent-
wickelungsströmungen. Diese eben beschriebenen Fähigkeiten entwickeln
sich in der äußeren Menschheitsströmung; unsere Individualität aber muß
in diese Fähigkeiten hineinwachsen. Verstehen lernen müssen die Men-
schen-Iche, was das eigentlich ist, was sich da entwickelt."
(Rudolf Steiner)
An dieser Stelle passen Worte von Frau Buchela5, der sog. "Sehe-
rin von Bonn":
„Eure Richter sind verrottet. Sie geben Schuld nicht mehr nach dem Sagen
und dem Gesetz, sondern um sich selbst im Amte zu halten. Sie brauchen
sie. Die für Getanes hart, und viele, die für Ungetanes überhaupt büßen
müssen. Sie wollen und werden bald die größte Macht über euch und euer
Leben haben. Sie werden es mit Willkür durch Ungerechtigkeit zerstören... .“
5 Aus "Buchela -Ich aber sage euch- Vermächtnis der großen Seherin“, S.258
194
Jeder Idealist, ja ein Jesus Christus dürfte nach den Normen der
staatlichen Psychiatrie mit seinen Ideen als "überwertig" beurteilt
werden. Kann es überwertige Ideale, Ideen geben? Welche Ver-
höhnung. Die Menschheit verdankt gerade den von der materiali-
stischen Psychiatrie als Spinner bewerteten Menschen ihren
Fortschritt. Was wären wir ohne die "überwertigen Ideen" eines
Moses, Buddhas, Sokrates oder eines Mahatma Gandhi. Ein
Schulrat sagt ganz am Anfang der Auseinandersetzungen um das
Schulkreuz zu einem Beamten des Landratsamtes: "vielleicht ist
Herr Seler seiner Zeit voraus".
"In noch höherem Maße verteidigt Herr S. (wiederum unter seinem bürger-
lichen Namen) seine "Hellsichtigkeit", die er im Sinne Steiners durchaus sub-
jektiv folgerichtig darlegt."
Bin dem Schicksal dankbar, daß der Polizeioffizier aus Bonn mich
über die Zusammenarbeit von Staat und Kirche unterrichtete. Es
wäre interessant, zu erfahren, wie es den ehemaligen Priestern
geht. Starben sie in den damals üblichen riesigen Gemeinschafts-
sälen, den Katakomben der Psychiatrie? Wurden sie als ungefähr-
liche seelische Krüppel entlassen, unfähig der Welt mitzuteilen,
warum sie ihr Priesteramt aufgaben, was sie in der staatlichen
Psychiatrie erlebten?
"Amtsgericht S.
Vormundschaftsgericht
05.07.1994
Verfügung
Es soll ein Satz aus dem Gutachten erwähnt werden, der die gan-
ze Erbärmlichkeit der staatlich materialistischen Psychiatrie of-
fenbart:
„Die psychische Krankheit bei Herrn S. ist charakterisiert - soweit sich dies
aus dem Schriftverkehr entnehmen läßt - vor allem durch Störungen, die
sich auf das Geistige Erleben des Herrn S. Beziehen. Im weiteren läßt sich
entnehmen, daß die -anzunehmende- Erkrankung aus dem Formenkreis der
schizophrenen Erkrankungen erst nach dem 30. Lebensjahr manifest ge-
worden ist, und daß sich im weiteren ergeben dürfte, daß diese Erkrankung
201
Wie ist dies mit dem ersten Gutachten desselben Mannes zu ver-
einbaren, als er feststellt:
-Seite 77 der Betreuungsakte-
Als ich diese Zeilen in Händen hielt, lief es mir eiskalt über den
Rücken. Durch einschlägige Literatur war bekannt, der genannte
§ 68 beinhaltet die zwangsweise Vorführung des Bürgers zu ei-
nem Arzt, ja es wird sogar vom Richter eine mögliche stationäre
Zwangsuntersuchung (§ 68 b IV FGG) angedroht. Ohne gegen-
über dem Anwalt auch nur vage die richterliche Prüfung von
Zwangsmaßnahmen zu begründen, mißbraucht der Richter, al-
leine in dem er droht, seine sog. richterliche Unabhängigkeit.
Keine Dienstaufsicht, keine Strafanzeige, keine Verfassungsbe-
schwerde, wie wir sehen werden, kann den Richter stoppen. Die
Drohung der stationären Zwangseinweisung wird von Herbst
1994 bis zum März 1997 aufrecht gehalten werden.
„29.11.94
Verwaltungsstreitsache E. Seler
....
Der Verwaltungsrechtsweg ist nicht gegeben. Wir teilen die Bedenken des
Amtsgerichts -Vormundschaftsgericht- S. in anliegender Stellungnahme.
Bei den bisher getroffenen Maßnahmen nach dem Betreuungsgesetz bzw.
FGG handelt es sich um sog. unselbständige Verfahrenshandlungen. Diese
sind nicht selbständig anfechtbar. Dies ergibt sich nicht allein aus der Tat-
sache, daß der zuständige Richter des Vormundschaftsgerichts von Amts
wegen tätig wird und es sich um Maßnahmen der Amtsermittlung des Ge-
richts i. S. von § 12 FGG handelt, vergleichbar der Beweiserhebung des
Verwaltungsgerichts, die nicht selbständig anfechtbar ist. Dies gilt um so
mehr als die vom Gericht vorgenommen Verfahrenshandlungen durch das
Gesetz zwingend vorgesehen sind. Das Gesetz unterstellt als selbstver-
ständlich, daß die bisherigen Verfahrensschritte nicht einer isolierten An-
fechtungsmöglichkeit unterliegen. Dies belegt u.a. ein Blick auf § 68 b FGG,
wonach sogar die Anordnung unmittelbaren Zwangs (Vorführung zur Unter-
suchung) nicht anfechtbar ist. Um so weniger sollen sog. Verfahrenshand-
lungen gesondert anfechtbar sein. Eine Überprüfung der abschließenden
Entscheidung und des zugrundliegenden Verfahrens hat ex post im Wege
des Rechtsmittels zu geschehen und zwar nach FGG in einem Verfahren
durch die ordentliche Gerichtsbarkeit.
Aus dem Gesagten ergibt sich bereits, daß nach dem Willen des Gesetzge-
bers die eigentliche Entscheidung nach dem Betreuungsgesetz aber auch
gerichtliche Anordnungen, die mehr als nur einfache Verfahrenshandlungen
darstellen, erst recht aber letztere nicht der Verwaltungsgerichtsbarkeit un-
terworfen sind, wenn gleich sie "hoheitlich" getroffen bzw. durchgeführt
bzw. angeordnet werden. Rechtsmittel welcher Art auch immer sollen allein
im Zivilrechtsweg ergriffen werden können.
Die Landesanwaltschaft R. regt daher an, die Sache an die Zivilgerichtsbar-
keit zu verweisen. Dabei kommt nur eine Verweisung an das Landgericht in
Betracht, da eine Überprüfung des Handelns des Vormundschaftsgerichts
gem. § 19 FGG durch das Instanzgericht zu erfolgen hat. Dieses Verfahren
ist sachgerecht und ermöglicht dem Kläger bzw. Antragsteller effektiven
Rechtsschutz im Rahmen der Gesetze.
L.
Leitender Oberlandesanwalt.“
30.Oktober 1994
„Zur Vorgeschichte:
.....
Das Amtsgericht S. führt seit Januar 1994 Ermittlungen zur Einleitung einer
Betreuung... ...mit der eventuellen Folge, daß eine Zwangsuntersuchung
durchgeführt wird und mir dann (aufgrund des bisherigen Verfahrens an-
zunehmen) meine grundgesetzlich garantierten Bürgerrechte genommen
werden. Die im Verfahren genannten Maßnahmen:
Gesundheitsfürsorge
Bestimmung des Aufenthalts
Vermögenssorge
Empfangen und Öffnen der Post
"In noch höherem Maße verteidigt Herr S. (wiederum unter seinem bürger-
lichen Namen) seine "Hellsichtigkeit", die er im Sinne Steiners durchaus
subjektiv folgerichtig darlegt."
"Der Betroffene hat ein völlig unberechenbares Verhalten an den Tag ge-
legt, wie den vorgelegten Briefen zu entnehmen ist. So führte er etwa aus,
daß er seine Kinder mit seinem geistigen Schwert unbarmherzig verteidi-
gen werde". (Beschluß in der Unterbringungssache 1989)
Kurze Zeit nachdem der Erste Senat sich die Gerichtsakte vom
Amtsgericht überstellen ließ, wurde das sog. "Kruzifixurteil" be-
schlossen.
Welch ein Irrtum. Wie mag der Mann bedauert haben, weil er die
Lage falsch einschätzte, meine Bedingungen ignorierte. Er wäre
der erste Journalist gewesen, der ein umfassendes Interview mit
uns Eltern hätte aufzeichnen können.
Meine Ehefrau erbarmte sich, erklärte sich bereit, ein kleines Sta-
tement zu geben. Sie verwies erstmals öffentlich darauf, wie die
ständige bewußte und unbewußte charakterliche Prägung der
Schulkinder mit Hilfe eines "Leichnams" die elterlichen Erzie-
hungsrechte verletzt.
nahm dieses Szenario auf. Radio Vatikan malte das Wirken des
Antichristen an die Wand. Es war deshalb nicht verwunderlich,
als aus der ganzen Welt Fernsehteams sich des Themas an-
nahmen. Hierbei kamen amerikanische, französische, italienische
und sogar japanische Fernsehleute in unser Heim. Auch aus
England kam ein Team. Als besonderes Medienschmankerl trat
die staatlich-kirchliche "Kruzifixdemonstration" in München her-
vor. Wir alle sahen am Fernsehbildschirm zigtausende Menschen
mit Kreuzen, vor allem mit Kruzifixen in den Händen, zu jenem
Platz strömen, da einst ein Hitler mit Hakenkreuzen Menschen
anstachelte, dieses religiöse Symbol für politische Zwecke miß-
brauchte. Das ganze Kabinett war versammelt, als ein Kardinal
das Bundesverfassungsgericht nicht nur in die Nähe der Macht-
haber des Dritten Reiches rückte. Der Ministerpräsident sprach
ein Grußwort. Nicht Toleranz wurde verkündet, sondern religiöser
Haß wurde absichtlich oder unabsichtlich gesät, geschürt.
Grundrechte von Andersgläubigen oder gar Nichtgläubigen wer-
den in diesem Lande nicht geduldet, sie haben sich dem Kruzifix
unterzuordnen. Deswegen werde er, der Ministerpräsident, ein
neues Gesetz vom Landesparlament verabschieden lassen, wel-
ches für alle Volkschulen, aber auch für Realschulen und Gym-
nasien ein Kreuz im Klassenzimmer vorschreibt. Erstmals wurde
eine Demonstration in Gänze live vom Sender des Bundeslandes
übertragen. ARD schaltete ebenfalls live zu den Vorkommnissen
im Süden und ließ das merkwürdige Geschehen von einem sehr
profunden Rechtswissenschaftler kommentieren. Die Burschen-
schaften in voller Montur, fahnentragend, die Säbel gegürtet, viele
kirchliche Vereinigungen mit ihren Fahnen und Standarten.
Flugs wurde das Kruzifix von der Politik "konfisziert", als nationa-
les, kulturelles Symbol des Landes erklärt, als bloßes kulturelles
Objekt definiert. Eltern, die sich gegen ein Schulkreuz aus-
sprechen sollten, hätten ihre Haltung gegenüber dem Schulleiter
zu begründen. Dieser müsse laut geplantem Gesetz den Willen
der Mehrheit in seiner Konfliktlösung berücksichtigen. Wenn das
Wort Schizophrenie eine Existenzberechtigung hat, dann an die-
ser Gedankenkonstruktion der Landesregierung.
221
Im Herbst 1997 fragte die Ehefrau beim BVerfG nach dem Stand
ihrer Verfassungsbeschwerde von März 1996 nach. Sie erhielt die
schriftliche Antwort, eine Entscheidung werde noch länger auf
sich warten lassen. Ein vollkommen widersprüchliches Verhalten.
Möglicherweise wegen des weiteren ungewissen Schicksals der
gesamten Familie erlitt eine nahe Verwandte einen Schlaganfall.
Schrieb einen sehr erbosten Brief an das Oberste Gericht, da im
Anschluß der Zwangseinweisung in die Psychiatrie 1989 diese
Verwandte bereits einen Herzinfarkt erlitten hatte. Sicherlich ha-
ben die ungewöhnlichen Umstände der staatlichen Aktionen, die
jahrelange Ungewißheit über das weitere Schicksal, gesundheit-
liche Spuren auch bei Angehörigen hinterlassen.
„Bundesverfassungsgericht
-1 BvR 2483/94
- 1 BvR 814/96
Gründe:
Wenn wir bedenken, über viele Monate war die Frage nach den
Gutachten alleiniger Inhalt einer Verfassungsbeschwerde , welche
nach Jahren die Obersten Richter anerkennen, jedoch unbeant-
wortet lassen, so kann und muß ein eklatantes bewußtes Ver-
sagen der drei beteiligten Verfassungsrichter konstatiert werden.
„Das persönliche Auftreten des Herrn Seler in letzter Zeit im Fernsehen ge-
genüber zahlreichen Medienvertretern (nicht zuletzt in den letzten Tagen bei
einer Pressekonferenz in Regensburg) sowie seine dabei bekannt geworde-
nen Schriftstücke aus letzter Zeit sprechen dagegen, daß sich sein psychi-
scher Gesundheitszustand über den Januar 1989 oder den Dezember 1993
verschlechtert hat. Hier erscheint das Gegenteil der Fall zu sein.“
228
Von Sept. 1995 bis März 1997 dauerte das Gerichtsverfahren wei-
ter an. Begonnen hatte es Januar 1994!
Nehmen wir die Sagen und Mythen der Menschheit ernst, so ist
der Gedanke des Schicksalswirkens Höherer Mächte nachvoll-
ziehbar. Letztlich lassen sich auch in der Bibel Beispiele für das
Eingreifen Geistiger Welten finden.
Die erste nächtliche Begegnung mit dem Gründer war nach dem
Lesen des Buches "Geheimwissenschaft im Umriß" eingetreten.
Das Erlebnis war einschneidend, formte das weitere Leben.
Zwei Jahre später konnte mit einem direkten Schüler von Rudolf
Steiner, die Begegnung war von der damaligen Besitzerin der
Weltfirma Staedler, Frau Clara Kreutzer, arrangiert worden, der
Tr-AUM besprochen werden. Gleichzeitig wurde erklärt, wie das
231
Um von der Irdischen Seite aus die tiefere Bedeutung des Ge-
schehens zu beleuchten, helfen hier einige warnende Worte von
Alexis de Tocqueville, entnommen seinem Buche
„Ich sage lediglich, daß in einem Staat, in dem die Juristen unangefochten
die gehobene Stellung einnehmen, die ihnen von Natur zukommt, ihre Gei-
steshaltung höchst konservativ sein wird und sich als antidemokratisch
ausweisen wird. ...
Heutzutage hat ein Bürger, den man unterdrückt, daher nur ein Verteidi-
gungsmittel; er muß an die gesamte Nation appellieren, und, wenn die ihn
nicht hört, an die Menschheit; dazu gibt es nur ein Mittel, die Presse. ...
Die Presse ist recht eigentlich das demokratische Mittel der Freiheit. ...
Gerade in den demokratischen Zeiten, in denen wir leben, müssen sich die
wahren Freunde der Freiheit und der menschlichen Größe immer standhaft
und bereit zeigen, zu verhindern, daß die staatliche Gewalt der allgemeinen
Durchführung ihrer Pläne die persönlichen Rechte einiger Individuen leicht-
fertig zum Opfer bringt. In diesen Zeiten ist kein Bürger so unbedeutend,
daß man ihn gefahrlos unterdrücken, ist kein individuelles Recht so unwich-
tig, daß man es ungestraft der Willkür ausliefern dürfte. ...
Es scheint, als werde der Despotismus, sollte er bei den heutigen demokra-
tischen Nationen sein Lager aufschlagen, andere Züge tragen: er dürfte
ausgedehnter und milder sein und die Menschen erniedrigen, ohne sie zu
quälen.
Ich hege keinen Zweifel, daß es den Herrschern in Zeiten der Aufklärung
und der Gleichheit - wie den unsrigen - viel leichter fallen wird, die gesamte
öffentliche Gewalt in ihrer Hand zu vereinigen und beständiger und tiefer in
den Kreis der privaten Interessen einzudringen, als irgendein Herrscher der
Antike das jemals vermochte. ...
Über diesen Bürgern erhebt sich eine gewaltige Vormundschaftsgewalt, die
es allein übernimmt, ihr Behagen sicherzustellen und über ihr Schicksal zu
wachen. ...“
232
Weil Anwälte, Ärzte als Gutachter und andere Dritte an den ver-
meintlich schwachen Alten recht gut verdienen, wenn sie bei den
Betreuungsverfahren in ihrer jetzigen Gestalt mitarbeiten, bedarf
es eines energischen Aufbegehrens von Betroffenen, die sich in
Interessengruppen zusammenfinden müssen. Zwei Petitionen
1994 und 1998 (von mir) zur Änderung der Betreuungsgesetze
waren vom Bundesparlament eiskalt abgeschmettert worden. Un-
sere parlamentarische Demokratie entpuppt sich leider als Toten-
gräber der Würde des Menschen. Die hohen Renten der Alten, die
unter Mühen das zerstörte Deutschland aufbauten, verschwinden
als Kostgeld bei caritativen Einrichtungen. Ein örtlicher Journa-
list sagte mir, es gehe um sehr hohe Geldsummen, deswegen
traue sich niemand an das Thema der Betreuungsgesetze heran.
Das „christliche Abendland“ läßt grüßen!
Werken selbst nachlesen. Aber auch die Warnungen der sog. Hei-
den, der Indianer, der Hopis werden sich erfüllen. Die Natur wird
uns Lehren.
Ziel und Aufgabe der Menschheit, des Menschen ergibt sich we-
der aus diktatorischen noch aus demokratischen Staatsgefügen.
In beiden Staatsformen dient zur Zeit der Mensch dem System,
anstatt daß das System dem Menschen hilft, seine Ziele zu ver-
wirklichen. Auch in der Demokratie herrschen oftmals diktatori-
sche Wirtschaftsverhältnisse, die den Arbeitern die Bedingungen
aufzwingen. Nachdem der Kommunismus in der von Rudolf Stei-
ner prophezeiten Zeit zusammenbrach, fallen in der Gegenwart
die "demokratischen" Masken vieler Politiker.
235
Als Trost, Hoffnung, Stärkung ein paar Worte aus dem Buche
"Brücke über den Strom", erschienen im Novalis-Verlag.
„Keine äußeren Wunder wird er vollbringen, aber desto stärker wirkt Er, da
alles, was mit dem leiblichen Ich geschah, dieses Mal fortfällt und die Hilfe
sich ganz auf das Innerliche einstellt.
Die Wende hat sich vollzogen.
Die ganz große Wende menschlicher Begriffe (Erkenntnis). Der Deutsche
Raum steht im Mittelpunkt, von ihm aus strahlen diese Lichtkegel bis an die
Grenzen des Erdballs und darüber hinaus in den Kosmos unserer Sphären.
.....aufgefangen wurden und eingeschmolzen in die von Christus sehnsüch-
tig erwartete Licht- und Kraftquelle, die "Er" für seine Verkörperung im Äthe-
rischen benötigt.“
Eine junge Mutter schrieb uns, sie wolle das Urteil des Bundes-
verfassungsgerichtes auch für ihre kleinen Kinder anwenden,
wenn sie später auf die Schule gehen müssen.
Der Einsatz unserer Familie, der am Anfang von Außen nur von
unserem Anwalt rechtlich gestützt wurde, führte letztlich dazu, es
können ohne Probleme in Zukunft Kruzifixe gegen einfache Kreu-
ze ausgetauscht, aus dem Tafelbereich entfernt werden. Aber
auch die Bürger, welche ein religiöses Symbol gänzlich im Schul-
236
Erst wenn Geburt und Tod in ganz neuer Frage und Antwort den
Menschen neu befruchten, werden wir auch die sozialen Prob-
leme lösen, welche von den traditionellen Kirchen und Religionen
in ihrer gegenwärtigen Verfassung nicht gelöst werden können.
237
Ich-Bin
Das Zeitalter der religiösen Führer und Priester findet sein Ende,
im Menschen erwachen neue Fähigkeiten, das soziale Leben ge-
staltet sich neu..... .
238
Danksagung
Besonderer Dank gilt meiner Ehefrau, die von Anfang an den gei-
stigen Impuls gegen ein bevormundendes religiöses Symbol mit-
trug. Dank gilt auch unseren Kindern.
Zu danken habe ich all den geistigen Lehrern, wobei hier nur
stellvertretend einige genannt werden, in zeitlicher Folge:
Paramahansa Yogananda
Rudolf Steiner
Sri Aurobindo
Srila Prabhupada
Pir Vilayath Inayath Khan
Dr. Stylianos Atteshlis, gen. Daskalos
Don Juan Matus
Gedankt sei auch der Natur, den Tieren, welche oftmals in tiefster
innerer Not wieder Kraft schenkten, durchzuhalten.
Nachtrag
Dokumentarisch werden auf der Bühne Beispiele aus der Geschichte Irlands
aufgeführt.
Für uns Eltern, die wir uns gegen die seelische Vergewaltigung mit Hilfe ei-
nes Kruzifixes zur Wehr setzten, ist dieser Satz aus dem Bühnenstück eine
nachträgliche Bestätigung, sich gegen das Zusammenwirken von Staat und
Kirche einzusetzen:
„Eine Nonne, so berichtet eine Frau, habe sie immer gern mit dem
Kruzifix verprügelt: Da wird auf groteske Art sinnfällig, wie die
christliche Botschaft ins Gegenteil verkehrt wird.“
Die Journalistin und Filmemacherin Mary Raftery hatte mit ihrem Doku-
mentarfilm 1999, also vier Jahre nach dem sog. Kruzifix-Urteil, „States of
Fear“ („Angstzustände“) den Opfern Stimme gegeben. Sie wurde in Berlin für
ihren Film ausgezeichnet. Nicht der Staat hat sich für die Opfer eingesetzt.
In dem Zeitungsartikel steht der Satz:
240
„Mary Raftery ordnet ihr Material geschickt. Obwohl sie nur Doku-
mente sprechen lässt, entsteht durch die Gegenüberstellung von
oben und unten eine immer stärkere dramatische Dynamik: erst die
Anklage gegen die Gewalt, dann die gegen sexuelle Übergriffe und
schließlich gegen das Zusammenwirken von kirchlicher und staat-
licher Obrigkeit.“
„Sie“ als Leser werden nun vielleicht doch geneigt sein, die Hintergründe der
Entstehung des Kruzifix-Beschlußes von 1995 nicht als Phantasie abzutun.
Das „Opfer“ hat keine Zeugen für die Vorfälle in der Psychiatrie, auch wenn
der Einweisungsbescheid den Gesetzesbruch des Richters beweist, da er
eben einen Bürger nur bis zu 6 Wochen zur Erstellung eines Gutachtens
einweisen darf und nur bei Bedarf nochmals 6 Wochen Verlängerung verfügt
werden dürfen. Wenn also sofort drei Monate Zwangsaufenthalt verfügt wur-
den, hat der Richter erwiesenermaßen das Gesetz gebrochen. Diese Straftat
wird nicht durch „richterliche Unabhängigkeit“ geschützt.
Am Ende des Buches sollen Worte4 des Geistesforschers Rudolf Steiner ste-
hen, welche verdeutlichen, warum die Vertreter der christlichen Religion im
Zusammenwirken staatlicher Stellen den „Urheber“ des Schulkreuzkon-
fliktes verfolgten. Steiner, der so viele Rätsel der Bibel erklärte, scheinbare
Widersprüche erklärend behandelt, er wird auch mit seinen Hinweisen zur
Katholischen Kirche die Wahrheit gesprochen haben. Jahre nach den Vorfäl-
len, welche in diesem Buche aufgezeigt wurden, ließ die Kenntnis der Worte
Steiners erahnen, warum die Verfolgung sich so massiv gestaltete, denn ich
hatte den Behörden ja noch während des Kompromisses mit dem Schul-
kreuz geschrieben, als Seher ist mir bewußt, die Gerichte werden versuchen,
unsere Famile zu zerstören, um das Schulkruzifix zu „retten“:
„......das Bild des Christus Jesus als des Gekreuzigten, Leidenden, als des Schmerzenmannes, als-
desjenigen, der in Schmerzen vergeht unter dem Eindrucke des unsäglichen Leides, das ihm zuge-
fügt worden ist. Damit war ein Bruch gekommen in die ganze Anschauung der christlichenWelt;
denn dieses Bild, welches fortan durch die Jahrhunderte gegangen ist, der am Kreuze hängende,
schmerzdurchtränkte Christus, welcher nicht mehr in seiner geistigen Wesenheit aufgefaßt werden
kann, sondern allein in seiner leiblichkörperhaften Wesenheit. Und je mehr die Schmerzensmerk
male dem menschlichen Leibe aufgeprägt wurden, je mehr es die Kunst in ihrer großen Voll-
kommenheit zu verschiedenen Epochen zustande gebracht hat, dem am Kreuze hängenden Erlöser
die Schmerzensmerkmale aufzudrücken, um so mehr wurden Keime materialistisch-christlichen
Empfindens gelegt. Der Kruzifixus ist der Ausdruck für den Übergang zum christlichen Materia-
lismus. Dem widerspricht nicht, daß in einer großen gewaltigen Weise gerade das, was als
Schmerz des Erlösers durch die Kunst verkörpert worden ist, in seiner vollen Tiefe und Bedeu-
tung anerkannt werde. Trotzdem bleibt es wahr, daß mit diesem Bilde des Erlösers, der am Kreu-
ze unter Schmerzen vergeht, von einer eigentlich geistigen Auffassung des Christentums der Ab-
schied genommen worden ist. ( .... ) Geistige Erkenntnis muß an dem Auferstehungsgedanken den
ersten großen Halt finden, muß auch im Menschen anerkennen das Unberührtsein des Geistig-
Ewigen von dem, was leiblich-physisch ist, muß sehen in dem paulinischen Wort: > Und ist der
Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube tot< eine Bekräftigung - die in der neueren Zeit nur
auf andere, bewußtere Weise errungen werden muß-, eine Bekräftigung dessen, was im Grunde
genommen die eigentliche Wesenheit des Christus ausmacht. In dieser Art müssen wir uns heute
wiederum an den Ostergedanken erinnern. In dieser Art muß uns die Zeit, in der wir uns an den
Ostergedanken erinnern können, wiederum ein innerliches Fest werden, ein Fest, an dem wir uns
selber den Sieg des Geistes über die Leiblichkeit feiern. Uns muß, weil wir ja nicht unhistorisch
sein dürfen, vor Augen stehen der schmerzgeplagte Jesus am Kreuze, der Schmerzensmann; uns
muß aber über dem Kreuze erscheinen der Triumphator, der unberührt bleibt sowohl von der Ge-
burt wie vom Tode, und der allein unseren Blick hinaufwenden kann zu den ewigen Gefilden des
geistigen Lebens. Erst dadurch werden wir uns der wahren Wesenheit des Christus wiederum
nähern.“ Rudolf Steiner, GA 203. S.280 und 284
2
Verständnis für die geistige Entwicklung im Nachtbereich liefert dieses Buch:
Rudolf Steiner
Studienmaterial
aus dem Gesamtwerk
Über den Traum
Und seine Entwicklung
Zum bewussten
Höheren Wahrnehmen
- Verlag Die Pforte ( ISBN 3-85636-120-0 )
3
Alle Inkarnationen Steiners finden sich in dem Buch „Über die Rettung der Seele“
von Bernard Lievegoed
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Gesamtwerk Buch 344 - Seite 221