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Ingenieurholzbaus
Von Professor Dr.-lng. Helmuth Neuhaus,
Fachhochschule Münster
extras.springer.com
Neuhaus. Helmuth:
Lehrbuch des Ingenieurholzbaus I von Helmuth Neu haus.
Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des
Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt besonders für Vervielfältigungen, Über-
setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektroni-
schen Systemen.
© Springer Fachmedien Wiesbaden 1994
Ursprünglich erschienen bei B. G. Teubner Stuttgart 1994
Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1994
Gesamtherstellung: Passavia Druckerei GmbH Passau
Einbandgestaltung: Peter Pfitz,
Vorwort
Formelzeichen ................................................ 9
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2 Holzwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
2.1 Aufbau und Herstellung von Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.2 Anisotropie von Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.3 Rohdichte von Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.4 Quellen und Schwinden, Wärmedehnung, Wärmeleitfähigkeit und
Wasserdampfdiffusion von Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
2.5 Elastizität von Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2.6 Kriechen von Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
2.7 Festigkeiten von Holzwerkstoffen ........................... : . 64
2.8 Klassen, Anwendungsbereich und Plattentypen von Holzwerkstoffen . . . 68
Inhalt 5
3 Bauholz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3.1 Vollholz (VH) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3.2 Sortiermerkmale und -klassen (Güteklassen) für Nadelschnittholz . . . . . 74
3.3 Brettschichtholz (BSH) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
3.4 Vollwandträger mit I- oder Kastenquerschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
5 Holzschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
5.1 Baulicher (konstruktiver) Holzschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
5.2 Chemischer Holzschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
5.3 Oberflächenbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
5.4 Bekämpfungsmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
6 Leimverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ............ . . . . . . . . . . . . 99
6.1 Herstellen tragender Leimverbindungen im Holzleimbau . . . . . . . . . . . . 100
6.2 Schäftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ............ . . . . . . . . . . . . 102
6.3 Keilzinkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ............ . . . . . . . . . . . . 103
18 Fachwerkkonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343
18.1 Konstruktive Ausbildung von Fachwerkträgern und -rahmen . . . . . . . 343
18.2 Bemessung von Fachwerkträgern und -rahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
18.3 Durchbiegung und Überhöhung von Fachwerkträgern und -rahmen . . 350
8 Inhalt
20 Verformungsberechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360
20.1 Arbeitsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360
20.2 Federsteifigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360
20.3 Verschiebungsmoduln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
21 Scheiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366
21.1 Scheibengleichung für rhombisch-anisotropen Werkstoff .......... 366
21.2 Kenngrößen der Elastizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 478
Formelzeichen
Griechische Zeichen
a Quellmaß, Winkel ). 6 Kippschlankheitsgrad
Quell- und Schwindmaße 11 Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl
Wärmedehnzahl Querdehnungsfaktor, Querkontraktions-
Festigkeit (Biegung, Druck, Lochleibung, zahl, Sicherheitsbeiwert, Verschwä-
Scher, Torsion, Zug) Knicklängenbei- chungsgrad (Keilzinkungen)
wert, Schwindmaß, Winkel rr mathematische Konstante
y Abminderungsbeiwert, Gleitung, Last- e Rohdichte
erhöhungsbeiwert, Sicherheitsbeiwert, a Spannung (Biegung, Druck, Lochlei-
Wichte bung, Zug)
Verformung, Verschiebung, Winkel Spannung (Abscheren, Querkraft, Tor-
Ausmittigkeitsgrad, Dehnung, Einbinde- sion)
grad (Nagelplatten) '• Scherfestigkeit
Yf Abminderungsfaktor, Faktor, Vorkrüm- 'I' Kriechzahl, relative Luftfeuchtigkeit,
mungsbeiwert Winkel
Beiwert, Schubverteilungszahl 1f1 ungewollte Schrägstellung
"'}. Schlankheit, Wärmeleitfähigkeit, Wär- w Knickzahl
meleitzahl
Lateinische Zeichen
a Abbrandtiefe, Abmessung, Abstand, BST Bau-Stabsperrholz, Brettschichtträger
Aussteifungsabstand, Dicke, Hebelarm, BSTAE Bau-Stäbchensperrheiz
Höhe (Ausklinkungen), Vorkrümmungs- BU Buche
beiwert, Schweißnahtdicke · B1 schwerentflammbare Baustoffe
A Ästigkeit, Auflagerfläche, Auflagerkraft, B2 normalentflammbare Baustoffe
Querschnittsfläche B3 leichtentflammbare Baustoffe
A Bescheinigung (Leimgenehmigung), Dü- c Abmessung, Abstand, Faktor (Rahmen-
beltyp (Dübel besonderer Bauart), nicht- und Gitterstäbe), Randstreifen (Nagel-
brennbarer Baustoff, Schnittbezeich- platten)
nung cm Zentimeter
Afl Aufrißfläche Cp aerodymanischer Druckbeiwert
AFZ Afzelia c Auflagerkraft, Bescheinigung (Leimge-
AGO Angelique (Basralocus) nehmigung), Celsius, Dübeltyp (Dübel
A• Kernquerschnitt besonderer Bauart), Schnittbezeich-
An nutzbare Querschnittsfläche (Nettoquer- nung, Verschiebungsmodul
schnitt), wirksame Plattenanschlußflä- Drehfederkonstante
che (Nagelplatte) Abmessung, Abstand, Dicke
Quellungsanisotropie Bolzendurchmesser
wirksame Plattenanschlußfläche (Sche- Außendurchmesser (Dübel besonderer
ren) Bauart), Seitenlänge (Dübel besonderer
Azobe (Bongossi) Bauart)
Festwerte (Gewindestangen) Einbindetiefe (Nagelplatten)
Dübelfehlfläche (Dübel besonderer Bau- Nenndurchmesser (Außendurchmesser,
art) Gewindestangen aus Stahl)
b Abmessung, Abstand, Breite Nageldurchmesser (glattschaftiger Teil)
b/2 Abstand vom Holzrand (Dübel besonde- Holzschraubendurchmesser
rer Bauart) Stabdübei-(Paßbolzen-)durchmesser
8 Auflagerkraft, Bescheinigung (Leimgeneh- Auflagerkraft, Bescheinigung (Leimge-
migung), Breite, brennbare Baustoffe, nehmigung), Diagonalkraft, Druckkraft,
Dübeltyp (Dübel besonderer Bauart), Dübelbelastung (Abscheren), Dübeltyp
Festwert (Bolzen, Klammern, Nägel, Paß- (Dübel besonderer Bauart)
bolzen, Stabdübel), Schnittbezeichnung Dfl Dachfläche
BFU Bau-Furniersperrheiz DGA Douglasie
BFU-BU Bau-Furniersperrheiz aus Buche DIN Deutsche Industrie-Norm
BPH Bitumen-Holzfaserplatte e Abstand, Ausmitte, Faserabweichung,
BSH Brettschichtholz Hebelarm
10 Formelzeichen
'"
Dübelabstände Nagellänge
wirksam (effektiv) lv Vorholzlänge (Versätze)
lichter Abstand (Verbindungsmittel) Iw lichte Weite
erforderlich L Stützweite
Auflagerkraft, Dübeltyp (Dübel bes. Bau- LA Lärche
art), Elastizitätsmodul (Biegung, Druck, LF Lastfall
Zug), moderfäulewidrig (Holzschutz) LH Laubholz
EL Einlaßdübel m Anzahl, Masse, Meter, Potenzexponent,
EL-EP Einlaß-Einpreßdübel Scherfläche (Schnitte)
EI Eiche max maximal
EP Einpreßdübel min minimal, Mindest
E1 Emissionsklasse (Spanplatten) mm Millimeter
f Bogenstich, Durchbiegung, Faktor rn,- konstante Torsionsbeanspruchung
(Querzugnachweis), Verformung M Moment (Biegemoment), Gewinde (me-
Zugfestigkeit (Stahlbau) trisch), Schubmittelpunkt
Kraft, Feuerwiderstandsklasse (30, 60, MEB Merbau
90, 120, 180) MN Meganewton
Fo Druckbeanspruchung (Nagelplatten) MS Sortierklasse (maschinelle Sortierung)
Fl Fichte MT Torsionsmoment
FP Flachpreßplatte (Spanplatten) n Anzahl, Potenzexponent
Fs Scherbeanspruchung (Nagelplatten) N Dübelbelastung (Abscheren), Holzschrau-
FTrag Traglast benbelastung (Abscheren), Newton,
Fz Zugbeanspruchung (Nagelplatten) Normalkraft (Druck oder Zug)
g ständige Last (Eigengewicht), Gramm Nä Nägel
G Eigengewicht, Gelenkkraft, geschützt Nb Bolzenbelastung (Abscheren)
(Holzwerkstoffe), Schubmodul NH Nadelholz
Gfl Grundfläche N., Paßbolzenbelastung (Abscheren), Stab-
Gk Güteklasse dübelbelastung (Abscheren)
GRE Greenhaart Holzschraubenbelastung
G,- Torsionsmodul (Herausziehen), Klammerbelastung (Her-
h Höhe, Stunde ausziehen), Nagelbelastung (Herauszie-
hd Höhe (Dübel besonderer Bauart) hen)
H Hauptlast, Höhe, Horizontalkraft, Normal- N, Klammerbelastung (Abscheren), Nagel-
kraft belastung (Abscheren)
HEM Western Hemlock 0 Obergurtkraft
HFD poröse Holzfaserplatte p Verkehrslast
HFH harte Holzfaserplatte p pilzwidrig (Holzschutz)
HFM mittelharte Holzfaserplatte PE Plattenebene
HZ Haupt- und Zusatzlast P; Körperpunkt
Anzahl, Tragheitsradius q differentielle Quellung, Gesamtlast, Li-
Flächenmoment 2. Grades nienlast, prozentuales Quellmaß und
insektenvorbeugend (Holzschutz) Schwindmaß, Staudruck
Beiwert, Breite (Baumkante), Faktor, q. Seitenlast (Aussteifung)
Kernweite, Tafelwert Q Querkraft
Abminderungsfaktor (Ausklinkung) r radial, Radius
Kippbeiwert red reduziert
Beiwert (Spannungskombination) r, Biegeradius des Einzelstabes (Brett-
Faktor (Querdruckspannung) schichtholz)
Kilogramm 5 Bogenlänge, Dicke (Dübel), Einschlag-
Kilometer tiefe (Nägel), Netzlinienlänge (Fach-
Hilfsgröße (Durchbiegung) werk), Schneelast, Stablänge, Zinken-
Kilonewton spiel
Abminderungsfaktor (Schneelast) Einschraubtiefe (Holzschrauben)
Hilfsgröße (Durchbiegung) Elastizitätszahlen
Beiwert (Spannungskombination) Knicklänge
Stützeinzellast wirksame Einschlagtiefe (Nägel)
Kiefer Flächenmoment 1. Grades, Schwer-
Längskraft (Seiten last q.) punkt, Sortierklasse (visuelle Sortie-
Länge, Stützweite, Zinkenlänge rung), Strebenkraft (Druckkraft)
Auflagerlänge SR Röhrenplatte (Strangpreßplatte)
Einleimlänge (Gewindestangen) St Stahl
Länge profilierter Schaftteil (Nägel) SV Vollplatte (Strangpreßplatte)
Formelzeichen 11
Holz gehört neben Stein und Boden zu den ältesten Baustoffen des Menschen. Bereits
aus der Antike wird von großen Holzbauwerken berichtet. die Vorläufer und Vorbild der
späteren Bauwerke aus Stein waren. Mit den stabförmigen Bauteilen aus Vollholz, das
aus dem Baumstamm geschnitten nur in begrenzten Abmessungen zur Verfügung
stand (und steht), errichteten der "alte" Zimmermann und Baumeister architektonisch
bemerkenswerte Sakral- und Nutzbauten, Fachwerkhäuser und Brücken in den Teilen
der Erde, in denen Holz zur Verfügung stand; dies bezeugen viele Jahrhunderte alte,
noch heute genutzte Holzbauwerke in verschiedenen Kulturkreisen, die große hand-
werkliche Erfahrungen, fundiertes technologisches Wissen und zum Teil kunstvolle Ge-
staltung mit dem Baustoff Holz aufzeigen.
Die Mitte des 19.Jahrhunderts entwickelten Berechnungsmethoden lassen allmählich
den Ingenieurholzbau entstehen, der aufbauend auf das empirische Wissen und Kön-
nen des Zimmermanns die Spannungs- und Verformungszustände von Holzbauteilen
aufgrund vorgegebener Lasten berechnen und standsichere Holzbauwerke errichten
kann. Die Entwicklung neuer mechanischer Verbindungsmittel wie Nägel, Dübel beson-
derer Bauart, Stabdübel, Nagelplatten, Stahlblechformteile geben dem Holzbau- nach
vorübergehendem Abschwung am Anfang des 20.Jahrhunderts - wesentliche neue
Impulse. Die weitere Entwicklung wasserfester Kunstharzleime und die Verwendung
der einfachen, aber genialen Keilzinkung als Längsstoßverbindung ermöglichen den
bemerkenswerten Aufschwung des Holzleimbaus, dessen künstlich hergestellte, ver-
leimte Bauteile im allgemeinen größere Abmessungen haben als das natürliche Aus-
gangsprodukt Holz, wie zum Beispiel "lange" stabförmige Brettschichtholz-Bauteile für
große bis sehr große Spannweiten oder flächenhafte Holzwerkstoffplatten.
Bauholz besitzt günstige physikalische und technologische Eigenschaften, hohe Festig-
keiten, geringes Eigengewicht, gute Verarbeitbarkeit, ein günstiges Brand- und neutra-
les Löschverhalten, ist überwiegend resistent gegen viele chemische Einwirkungen und
befindet sich im allgemeinen im chemischen Gleichgewicht mit seiner Umwelt (im Ge-
gensatz zu vielen künstlichen Stoffen). Bei fachgerechtem Einsatz von Holz und Holz-
werkstoffen als tragende/aussteifende Bauteile hinsichtlich Gestaltung, Holzauswahl,
Statik, Konstruktion, Holzschutz, Transport und Montage ist eine hohe Lebensdauer in
Bauwerken unter Dach oder der Witterung ausgesetzt (bei meist geringfügiger War-
tung) zu erwarten.
Holz ist ein wichtiger, nachwachsender Rohstoff, der neben vielen anderen Nutzungen
auch künftig mit Erfolg als Baustoff eingesetzt wird, wenn mindestens ein ausgegliche-
nes Verhältnis zwischen Nachwachsen und Entnahme langfristig sichergestellt ist. Dies
wird jedoch derzeit nur in wenigen Regionen der Erde vorbildlich gewährleistet; ein
großflächiger Raubbau -wie in weiten Teilen der Erde gegenwärtig vorgenommen -
führt mittelfristig zu irreparablen Umweltveränderungen und -schäden sowie zur Holz-
knappheit.
Eine maßvolle Forstwirtschaft als Garant der Rohstoff-Holzproduktion, die Weitergabe
der Holztechnologie und der Holzbautechnik an die nachfolgende Generation durch
qualifizierte Ausbildung, praxiserfahrene, geschulte Fachleute in leistungsfähigen Holz-
baubetrieben mit hochtechnischer Ausrüstung und (zunehmend) rechnergestützten
Herstellungsmethoden, ein ständiger Erfahrungsaustausch zwischen "Theorie" und
"Praxis", umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, eine erfolgreiche Um-
setzung neuer technischer Erkenntnisse in Normen bis hin zur Entwicklung neuer "Be-
messungsphilosophien" im europäischen Rahmen (Eurocode) sind Voraussetzung für
die Vielfalt heutiger und künftiger Holzbauwerke, die dem Ingenieurholzbau ein über
die Grenzen erweitertes Tätigkeitsfeld in Konkurrenz zu anderen Baustoffen sichern.
1 Der Baustoff "Holz"
Holz ist ein natürlicher, gewachsener Stoff. Als Holz bezeichnet man im allgemeinen
die entrindeten Stämme, Wurzeln und Äste der Bäume und Sträucher. Bauholz wird
aus den Baumstämmen bestimmter Nadel- und Laubhölzer gewonnen, die wirtschaft-
lich genutzt werden können. Der lebende Baumstamm hat die Aufgaben, die Baum-
krone zu tragen, Nährstoffe zu transportieren und zu speichern .
Splintholz
Markstrahl
Kemholz
1.1
Teil-Querschnitt eines Nadel·
holzbaumstammes (Schema)
Tafel 1.1 Chemischer Aufbau des Holzes nach Kalimann [175]. Fenge/1 Grosser [67] und Wesehe [353]
Harze, Fette, Wachse, Gerb- und Farbstoffe die Artenvielfalt und Holzeigenschaften wie
Geruch, Farbe, Festigkeit, lmprägnierbarkeit, Widerstandsfähigkeit und dergleichen
mehr. Diese Inhaltsstoffe sind in Hölzern mit einem Anteil von ca. 2 bis 8 M.-% an der
gesamten Holzsubstanz vorhanden. Die Zellwandsubstanz (Holz) besteht im wesent-
lichen aus einem Verbundsystem von tragenden (Zellulose) und verbindenden (Hemi-
zellulose, Lignin) Teilen.
Holz ist vergleichbar mit einer Röhrenstruktur, dessen Röhrenbündel stammparallel (in
Längsrichtung) verlaufen. ln Längsrichtung liegen wesentlich andere Eigenschaften vor
als in Ouerrichtung; beispielsweise läßt sich ein Röhrenbündel nach Bild 1.2 in Quer-
richtung leicht zusammendrücken oder
auseinanderziehen, während in Längs-
richtung eine hohe Zugfestigkeit und eine
dazu geringere Druckfestigkeit vorliegt.
Stoffe, die solch richtungsabhängiges Ver-
halten zeigen, werden anisotrop genannt.
Über den weiteren Aufbau des Holzes s.
Basshard[16], Kalimann [175], Kalimannt
C6te [176], LIGNUM [210], Mähler [247], 1.2 Röhrenbündel unter verschiedenen Bean-
Naack/ Schwab [285], Wesehe [353]. spruchungen längs und quer zur Faser
Holz ist ein anisotroper und inhomogener Stoff. Besonders bei den Holzeigenschaften
tritt die ausgeprägte Anisotropie hervor. Nachstehende Begriffe verdeutlichen die Zu-
sammenhänge:
anisotrop
Ein Stoff ist anisotrop, wenn seine Eigenschaften richtungsabhängig (vektoriell) sind,
das heißt er besitzt in der einen Richtung andere Eigenschaften als in einer anderen
Richtung, zum Beispiel bei den Festigkeiten.
Typische Vertreter anisotroper Baustoffe sind Holz und faserverstärkter Kunststoff.
isotrop
Ein Stoff ist isotrop, wenn seine Eigenschaften richtungsunabhängig sind, das heißt er
besitzt in allen Richtungen gleiche Eigenschaften, zum Beispiel bei der Festigkeit.
Typischer Vertreter isotroper Baustoffe ist Stahl.
inhomogen
Ein Stoff ist inhomogen, wenn seine Eigenschaften sich längs der verschiedenen Rich-
tungen verändern, daß heißt er ist nicht stetig mit demselben Material durchsetzt.
16 1.3 Rohdichte des Holzes
homogen
Ein Stoff ist homogen, wenn seine Eigenschaften sich längs der verschiedenen Rich-
tungen nicht verändern, das heißt er ist stetig mit demselben Material durchsetzt.
Die Holzeigenschaften sind stark von den anatomischen Richtungen im Baumstamm
abhängig. Nach Bild 1.3 und 1.4 werden drei anatomische Hauptrichtungen im Baum-
stamm unterschieden; diesen lassen sich in guter Näherung drei Hauptachsen zuord-
nen, die rechtwinklig aufeinanderstehen und unterschiedliche Maßeinheiten besitzen:
- die y-Achse in Faserrichtung des Holzes (längs zur Faser),
- die x-Achse in Tangentialrichtung des Holzes (quer zur Faser und parallel zu den
Jahrringen),
- die z-Achse in Radialrichtung des Holzes (quer zur Faser und senkrecht zu den Jahr-
ringen).
(Über das in der Statik der Stabtragwerke übliche Koordinatensystem s. Tafel 1.16.)
Himfläch<?
r - - -- Quersdlnitt
~"..,...,"'"="'~=-:>!
llltiH+tif- X
/z Radialfläche
Rittschnitt
'--- -- - -Tangentialfläche
Fladerschnitt
1.3 Holzwürfel mit rhombischer Symmetrie 1.4 Ursprungslage des Holzwürfels im Baum·
stamm
wird mit QN, bezogen auf den absolut trockenen (darrtrockenen) Zustand mit Qo be-
zeichnet.
Die Dichte der reinen Zellwandsubstanz ist nach Kollmann [175) für alle Holzarten mit
=
!? 1,5 g/cm 3 etwa gleich groß. Der Rohdichte-Unterschied zwischen den einzelnen
Holzarten liegt im unterschiedlichen Anteil von Zellwandsubstanz und Porenraum
(Hohlraum) im betrachteten Holzvolumen. Nach Bild 1.5 besteht ein Buchenholzkörper
aus etwa 44% Zellwandsubstanz und etwa 56% Porenraum (Hohlraum).
Die leichtesten Hölzer besitzen eine Rohdichte Q =
0,1 g/cm 3 (Balsaholz) . Der geringe
Anteil der Zellwandsubstanz von ca. 7% am betrachteten, gedarrten Holzvolumen bei
Balsaholz kann als mechanische Grenze angesehen werden, die für die Standsicherheit
im Naturzustand notwenig ist.
100.----.,-----,- - - . ----, 20000
N/mml
0 16000
o/o
14000 ...,
25
t"' 12000
"5
"0
~
"':::>
...~
E
~
50 <=
e
~
10000 ~.,
iij
"'
"'
"0 8000
15 '!
.'i 6000
Die in Tafel 1.2 angegebenen Rohdichten sind Mittelwerte; die Rohdichten schwanken
je Holzart aufgrund obengenannter Abhängigkeiten jedoch in weiten Grenzen . Die Roh-
dichten weiterer Hölzer können Grosser [108], [109) und Seil [329) entnommen werden.
18 1.5 Holzfeuchtigkeit
Tafel 1.2 Rohdichten !IN (Mittelwerte) von Bauhölzern nach DIN 68364, Kollmann [175] und Noack/
Schwab [285]
1.4 Jahrringbreite
Die Jahrringbreite beeinflußt die Rohdichte von Holz und damit auch andere Eigen-
schaften. Nach Kalimann [175] steigt bei Nadelhölzern die Rohdichte im allgemeinen
mit abnehmender Jahrringbreite wie bei Fichte. Bei ringporigen Laubhölzern wie Eiche
nimmt die Rohdichte im allgemeinen mit der Jahrringbreite zu; bei zerstreutporigen
Laubhölzern wie Buche ist der Einfluß der Jahrringbreite auf die Rohdichte unregel-
mäßig.
Die Jahrringbreite ist abhängig von der Lage im Stamm, vom Klima, Boden, Standort,
Alter des Baumes, von Maßnahmen der Forstwirtschaft und dergleichen mehr. Sie
schwankt zwischen etwa einem und zehn Millimetern. Bei Bauhölzern liegen die Jahr-
ringbreiten etwa zwischen einem und sechs Millimetern. Allgemein besitzen langsam
wachsende Hölzer enge und schnell wachsende Hölzer weitere Jahrringe. Engringiges
europäisches Nadelholz weist in der Regel höhere Rohdichten und Festigkeiten auf als
weitringiges; maßgebend hierfür ist jedoch der SpätholzanteiL
1.5 Holzfeuchtigkeit
- GN - GT . 100 .ln
u- 0/
/0 (1.2)
GT
mit GN als Naßgewicht und GT als Trocken- oder Darrgewicht
demnach das Gewicht des Wassers, das im Holz enthalten ist. bezogen auf das Gewicht
des absolut trockenen Holzes (Darrmethode), s. DIN 52183.
Die Holzfeuchtigkeit kann nach Kalimann [175] in zwei Bereiche unterteilt werden:
Kapillarer Bereich (oberhalb der Fasersättigung)
Das Wasser befindet sich frei tropfbar in den Zellhohlräumen. Die Holzfasern sind ge-
sättigt, sie unterliegen keiner Volumenänderung. Die meisten Holzeigenschaften sind
unabhängig von der Holzfeuchtigkeit, zum Beispiel Holz im waldfrischen Zustand.
Hygroskopischer Bereich (unterhalb der Fasersättigung)
Das Wasser befindet sich gebunden in den Zellwänden und als Dampf in den größeren
Zellhohlräumen; kein frei tropfbares Wasser in den Zellhohlräumen. Die Holzfasern
sind nicht gesättigt, sie unterliegen einer Volumenänderung, wenn sich die Holzfeuch-
1.5 Holzfeuchtigkeit 19
tigkeit ändert. Die meisten Holzeigenschaften sind abhängig von der Holzfeuchtigkeit,
z. B. Holz im Gebrauchszustand der Bautechnik.
Bei Fasersättigung sind die Holzfasern gesättigt, in den Zellhohlräumen befindet sich
kein frei tropfbares Wasser. Sie ist die im hygroskopischen Bereich maximal auftre-
tende Holzfeuchtigkeit, bei der Gleichgewicht zwischen Wassergehalt und wasser-
dampfgesättigter Atmosphäre vorliegt. Die Fasersättigung liegt für die Holzarten ver-
schieden zwischen ca. 22% und 35% Holzfeuchtigkeit, im Mittel bei ca . 30%.
Der hygroskopische Bereich (im Mittel 40
~=~==l::l::~=~
u< 30%) ist überwiegend von bauprakti-
schem Interesse. ln diesem Bereich strebt % - Faser-
~Higung
Holz stets einen Gleichgewichtszustand
zwischen der Holzfeuchtigkeit und dem
I
25
Umgebungsklima an; je nach Änderung
des Klimas wird Feuchtigkeit aufgenom-
men oder abgegeben . Über längere Zeit
stellt sich im Holz allmählich eine be-
I
stimmte Holzfeuchtigkeit ein, die mit dem
Umgebungsklima im Gleichgewicht steht. V
Diese Holzfeuchtigkeit wird Gleichge- V
wichtsholzfeuchtigkeit genannt, sie ist /
/
vom Gebrauchszustand des Holzes ab-
hängig. Für Fichtenholz kann sie Bild 1.7
entnommen werden. Weitere charakteri- 0
20 40 (JJ %
stische Werte der Gleichgewichtsholz- relative Luftfeuchte 'P---
feuchtigkeit sind in Tafel 1.3 zusammen-
gestellt. 1.7 Gleichgewichtsholzfeuchtigkeit und relative
Luftfeuchte bei 20 °C für Fichtenholz nach
Noack/Schwab [2851
Holzfeuchtigkeit u Benennung
15% (± 3%) Gleichgewichtsfeuchte bei überdeckten, offenen Bauwerken (DIN 1052 T1)
18% (± 6%) Gleichgewichtsfeuchte bei Konstruktionen , die der Witterung allseitig ausgesetzt
sind (DIN 1052 T1)
~ 20% "trocken" als Bezeichnung des Bauholzes (DIN 4074, mittlere Holzfeuchte)
20% < u ~ 30% "halbtrocken" als Bezeichnung des Bauholzes für Querschnittsflächen bis
200 cm 2 (DIN 4074, mittlere Holzfeuchte)
20% < u ~ 35% "halbtrocken" als Bezeichnung des Bauholzes für Querschnittsflächen über
200 cm 2 (DIN 4074, mittlere Holzfeuchte)
Holzfeuchtigkeit u Benennung
etwa 22% bis 35% Fasersättigung (Fasersättigungsfeuchtigkeit oder -punkt), verschieden für die
Holzarten
>30% "frisch" als Bezeichnung des Bauholzes für Querschnittsflächen bis 200 cm 2
(DIN 4074, mittlere Holzfeuchte)
>35% "frisch" als Bezeichnung des Bauholzes für Querschnittsflächen über 200 cm 2
(DIN 4074, mittlere Holzfeuchte)
Auf der Grundlage von Krabbe [186]. Krabbe/Güldenpfennig [187] und Neuhaus [279]
wird unterschieden:
Die gleichmäßige Feuchtigkeitsverteilung: Der betrachtete Körper besitzt in allen Kör-
perpunkten P; die gleiche Feuchtigkeit uk %,
Die ungleichmäßige Feuchtigkeitsverteilung: Der betrachtete Körper besitzt im Körper-
punkt P; die Feuchtigkeit uk %, im Nachbarpunkt P; + 1 die Feuchtigkeit uk +l %, es gilt:
uk%* uk +,%,
Die gleichmäßige Feuchtigkeitsänderung: Im Ausgangszustand besitzt der Körper eine
gleichmäßige Feuchtigkeitsverteilung uk %. Die Änderung der Feuchtigkeit in allen Kör-
perpunkten P; ergebe zu jedem Zeitpunkt eine gleichmäßige Feuchtigkeitsverteilung
uk +,%,
Holzfeuchtigkeit u
(% ]
30
Holz~uchtigkeit u
(%]
12
11
• MiHelwerl aus
Darrprot>en - .--511. Tag
J
::: ,
o MiHelwertaus
elektrischer Holz -
~~ • Meßwert aus
elektriS(her Holz-
~uchtigkeitsmessung
I
I
~I
w ~uchtigkei ts
messung
~-----~1
6 4 2 0 2 4 6 8 x(cm(
Probenbreite 15 cm b/2
Egner [43] und Sonnleithner [330] ermitteln bei der Trocknung von Fichtenstäben un-
gleichmäßige, parabelförmige Holzfeuchtigkeitsverteilungen; Krabbe/Neuhaus [195],
MeierhaferI Se// [216] und Mähler/ Steck [276] weisen ebensolche Holzfeuchtigkeitsver-
teilungen in klimabeanspruchten Brettschichtträgern nach, s. Bild 1.8 und 1.9.
Zur praktischen Beurteilung des Quell- und Schwindverhaltens von Holz unterscheidet
DIN 52184 unter anderem folgende Kenngrößen:
Quellung vom darrtrockenen Zustand auf den nassen Zustand (maximaler Quellzu-
stand)
- Lw-Lo
Umax - - - ·
100 .ln 0/
/O (1.4)
Lo
Iw Maße des Holzes im nassen Zustand (Lage- Ia Maße des Holzes im darrtrockenen Zustand.
rung im Wasserbad über mehrere Wochen).
Das max. Quellmaß hat für die praktische Holzverwendung untergeordnete Bedeutung,
es dient mehr der holzphysikalischen Beurteilung. Maximale Quellmaße einiger Bau-
hölzer können aus Tafel 1.4 entnommen werden.
Trocknungs-Schwindmaß ßN
Schwinden vom nassen Zustand auf den normalklimatisierten Zustand (Lagerung im
Normalklima bei T= 20°C, IP = 65%),
ßN- -Lw-LN
--·
ot
100 .lnto (1.5)
Lw
IN Maße des Holzes im Normalklima Iw Maße des Holzes im nassen Zustand,
nach DIN 50014-20/65 s. GI. (1.4)
Kenngröße zur praktischen Beurteilung: dieses Schwinden ßN liegt vor, wenn frisches
Holz auf etwa uN = 12% Holzfeuchtigkeit trocknet. Trocknungs-Schwindmaße einiger
Bauhölzer können aus Tafel 1.4 entnommen werden.
Differentielle Quellung q
Prozentuales Quellmaß in einer bestimmten anatomischen Hauptrichtung des Holzes
je 1% Holzfeuchtigkeitsänderung in dem für die Praxis wichtigen Bereich der relativen
= = =
Luftfeuchte von tp 35% bis tp 85% (etwa u 5% bis u 20% Holzfeuchtigkeit): =
- LF-LT 0/ JOI
q- . 100 .lnt0/0 (1.6)
La (uF-uT)
IF Maße des Holzes im Feuchtklima: uF Feuchtigkeitsgehalt des Holzes im Feuchtklima
T=20°C, 80%;::;;q~F;::;;go% nach Erreichen des Gleichgewichtszustandes
IT Maße des Holzes im Trockenklima: uT Feuchtigkeitsgehalt des Holzes im Trockenklima
T=20°C, 30%;::;;q~T;::;;40% nach Erreichen des Gleichgewichtszustandes
24 1.5 Holzfeuchtigkeit
Kenngröße zur praktischen Beurteilung: sie ermöglicht die Berechnung von Dehnun-
gen und Längenänderungen für unbehindertes Quellen und Schwinden im bauprak-
tisch wichtigen (Gebrauchs-)Holzfeuchtigkeitsbereich u<30%. Die differentiele Quel-
lung einiger Bauhölzer kann aus Tafel 1.4 entnommen werden.
Quellungsanisotropie Aq
Quotient aus differentieller Quellung in tangentialer und radialer Richtung:
Aq = qtfq, (1.7)
Kenngröße zur praktischen Beurteilung: sie dient der Abschätzung möglicher Quer-
schnittsverformungen. Hölzer mit großer Quellungsanisotropie neigen eher zu Verfor-
mungen infolge Holzfeuchtigkeitsänderungen als Hölzer mit kleiner Quellungsanisotro-
pie. Diese kann für einige Bauhölzer aus Tafel 1.4 entnommen werden.
Tafel1.4 Kenngrößen des Quell- und Schwindverhaltens von Bauhölzern, ermittelt an kleinen, fehler-
freien Proben, nach Keylwerth [164], Kalimann [175] und Noack/Schwab [285]
Nadelhölzer
Fichte 0.47 8,5 3,7 0,2 bis 0,4 4,0 2,0 0,36 0,19 1,9
Tanne 0,47 8,5 3,7 0,2 bis 0.4 4,0 2,0 0,36 0,19 1,9
Kiefer 0,52 8,3 4,2 0,2 bis 0.4 4,5 3,0 0,36 0,19 1,9
1 Lärche 0,59 8,5 3,4 0,1 bis 0,3 4,5 3,0 0,30 0,14 2,1
Western Hemlock 0,49 8,5 5,0 0,2 bis 0,4 4.4 2,0 0,30 0,15 2,0
DouglasielOregon Pine 0,54 8,0 5,0 0,1 bis 0,3 4,0 2,5 0,27 0,15 1,8
Southern Pine 0,55 8,0 5,0 0,2 bis 0,4 4,0 2,6 0,34 0,26 1,3
Laubhölzer
Eiche 0,67 10,9 4,6 0,3 bis 0,6 5,8 2.4 0,34 0,18 1,9
Buche 0,69 13,4 6,2 0,2 bis 0,6 8,0 4,0 0.41 0,20 2,1
Teak 0,69 4,8 2,7 0,2 bis 0,3 2,5 1,5 0,26 0,16 1,6
2 Angelique/Basralocus 0,76 9,8 5,8 0,1 bis 0,3 4,7 2,5 0,36 0,26 1,4
Afzelia/Doussie 0,79 4,5 3,0 0,2 bis 0.4 1,5 1,0 0,22 0,11 2,0
Greenhaart 1,00 8,8 7,0 0,1 bis 0,2 5,0 3.4 0,35 0,29 1,2
Azobe/Bongossi 1,06 11.4 7,7 0,2 bis 0,3 6,1 3,7 0,40 0,31 1,3
Angaben über Kenngrößen des Quell- und Schwindverhaltens weiterer Hölzer s. Grosser [109], Seil [3291
und Wesehe [353].
Mit s =M/lläßt sich die Längenänderung Al eines Holzbauteils bezogen auf den Aus-
gangszustand nach GI. (1.9) berechnen.
Mo,s=q-!lu·l (1.9)
Für praktische Berechnungen sind in GI. (1 .8) und (1.9) nicht die Werte der differentiel-
len Quellung qt, nach Tafel 1.4 einzusetzen, sondern die Rechenwerte der Quell- und
Schwindmaße ~ach DIN 1052 T1, s. Abschn. 8.2.3.
Bei behindertem Quellen und Schwinden dürfen die halben Quell- und Schwindmaße
benutzt werden, da durch rheologisches Verhalten des Holzes ein Teil der Verformun-
gen plastisch abgebaut wird, s. Keylwerth [164).
Quellen und Schwinden sind wichtige technologische Größen. Sie sind stets genauso
sorgfältig zu beachten wie Dehnungen infolge Temperaturänderungen beim Baustoff
Stahl. Hingegen sind temperaturbedingte Dehnungen bei Holz im allgemeinen ver-
nachlässigbar, s. Abschn. 1.6.
Verformungen
ln der Regel ist nach dem Einbau von Bauholz (Vollholz) mit einem Nachtrocknen zu
rechnen, das heißt Bauholz schwindet in den meisten baupraktischen Fällen. Wird Holz
in zu feuchtem Zustand gesägt oder eingebaut, können die in den Bildern 1.11 und
1.12 angeführten Verformungen auftreten, da das Schwinden tangential größer ist als
radial zu den Jahrringen, s. Abschn . 1.5.3, und das Schwinden des im Baumstamm
außenliegenden Splintholzes größer ist als das des innenliegenden Kernholzes.
: :::
unbedenklich schlecht richtig falsch
~L[
bei Deckenbalken Kernseite nach oben
1.11 Verformungserscheinungen (nach US Forests 1.12 Verformungen infolge Schwinden bei Kant-
Products Laboratory, Madison) hölzern
Rißbildungen treten in Hölzern auf, wenn im Holz auftretende Spannungen die Festig-
keiten des Holzes überschreiten . Ursache sind im allgemeinen Holzfeuchtigkeitsän-
derungen, die "zu schnell" vorsichgehen und eine "große" ungleichmäßige Holzfeuch-
26 1.5 Holzfeuchtigkeit
~ ~~ ~ wenig
f1lmJ
~ ~~
Rißbildungen
Nach Mähler [2511 sollten Vollhölzer aus markfreien (herzfreien) Querschnitten beste-
hen, wenn eine rasche Austrocknung zu erwarten ist oder Schwindrisse als unschön
empfunden werden, zum Beispiel in meist gehobelten, sichtbaren Holzbauteilen (zum
Beispiel Deckenbalken, Innen-, Außenstützen).
Schwindrisse kleinerer Art lassen sich bei Vollhölzern kaum vermeiden und können
bis zu angegebenen Grenztiefen aus statischer Sicht als unbedenklich angesehen wer-
den, ohne daß eine Gefährdung der Standsicherheit oder Gebrauchstauglichkeit vor-
liegt. Hierüber s. Abschn. 1.5.7. Brettschichtholz ist gegenüber Vollholz in der Regel
weitgehend rissefrei, da es bei niedrigen Holzfeuchtigkeiten verleimt wird und die Holz-
feuchtigkeitsdifferenz gegenüber der Gebrauchsholzfeuchtigkeit im allgemeinen gering
ausfällt. Sollten bei Brettschichtholz zum Beispiel im Freien Schwindrisse kleinerer Art
auftreten, so sind auch diese bis zu angegebenen Grenztiefen aus statischer Sicht un-
bedenklich, s. Abschn. 1.5.7.
Besondere Aufmerksamkeit verdient der Witterungsschutz von Voll- und Brettschicht-
holz bei Transport Lagerung und Montage, um eine zusätzl iche Feuchtigkeitsaufnahme
zu verhindern. Dazu sind die Hölzer mit geeigneten Planen oder Folien bei Transport
und Lagerung abzudecken, eine zügige Montage und Dacheindeckung ist sicherzustel-
len, s. auch Abschn. 1.5.8.
'~
q
al
I' II'
~
I
~
I bl I
1.14 Rißbildungen bei Vollholzquerschnitten; Minderung der Tragfähigkeit in Abhängigkeit von der Riß-
lage bei senkrechter Belastung
a) keine Minderung der Tragfähigkeit, b) Minderung der Tragfähigkeit
Tafel1.5 ln statischer Hinsicht unbedenkliche Rißtiefen infolge Schwind- oder Trockenrisse bei Voll- und
Brettschichtholzbauteilen
90 Spannungs- Ri ßneigung
r+:
l:
~ 1:l: ./
l rn
rn
·~
art
-1 117
0
Schub a, 1 H oobis 45° 45° bis 90°
1
0,308 I 0,308
l:
1:1
"'
c
~ /
/
~
Biege- 0,60 8 0,80 8
5, 45 spannung bis bis
·a;
c
30
Schub7
/ 0,80 8 0,80 H
I
~
~ :;:; B1eg\
0::
fsieg~g Schub- 0.45 8 0,65 8
:o
... l rn
0~
15
I
spannung bis
0,65 8
bis
0,65 H
00 20 40 ~ %8 100
8
Gesamtrißtiefe t -
beiseitige Risse in Abhängigkeit Einzelrisse t1 , t2 oder Summe t = t, + t2
von der Lage im Querschnitt in Abhängigkeit von der Rißneigung a
einseitige Risse, ei nachsige Beanspruchung seitliche Risse,
einachsige Beanspruchung
z~~ssigeJ Bjch
::t: c
--~N-i--
I c
2 ~ I ."
c.
---
d
-~ -
I
y -- ::t: ::t: D"'::> 0,3
I C> .s::. I
I «>
o· .>;
j_+ 10 I
I I
0,458 1
I 0,0 0
0,608 I I 20 40 ~ %8 100
: Summe der RiOtiefen (t, •tll--
8 8
in Abhängigkeit von der vorhan·
einseitige Ei nzelrisse einseitige Einzelrisse denen Sch ubspann ung r 0
11 fü r die Biegespann ung angegebenen Ri ßtiefen-Grenzwerte gelten auch für die Beanspruchungen Zug,
Druck und Biegung mit Normalkraft
2 1 g leichzeitig auftretende lastabhängige Querzugspannungen sind auszusch ließen
1.5.8 Einbaufeuchtigkeit und Trocknung von Holz 29
Wärmedehnung
Die Dehnung eT infolge Temperaturänderung des Holzes verläuft im Gebrauchszustand
etwa linear. Sie kann nach GI. (1 .10) berechnet werden
eT=aT·~T (1.10)
"'T Wärmedehnzahl für eine Temperaturänderung L\ T Temperaturdifferenz zwischen Zustand 1 und
von 1 oc nach Tafel 1.6 2 in oc
Die Längenänderung Al eines Bauteils läßt sich mit e=M!L aus GI. (1 .11) ermitteln .
~IT=ar~T - 1 (1 .11)
Tafel1 .6 Lineare Wärmedehnzahlen "'T von Bau-Die Wärmedehnung ist neben der Holzart
hölzern nach Christoph /Brettel [281.
auch von der Rohdichte und der Faser-
Richtwerte
richtung abhängig; mit wachsender Roh-
Faserrichtung Wärmedehnzahlen "'T · 1o- 6rC dichte steigen die Wärmedehnzahlen, in
den drei anatomischen Hauptrichtungen
tangential "'T.t = 45 bis 60
sind sie unterschiedlich groß, s. Tafel 1.6.
radial "'T.• = 25 bis 45 Die Wärmedehnung von Holz darf im
in (parallel) "'T. II = 2,5 bis 5,0 Bauwesen innerhalb des Gebrauchstem-
peraturbereiches im allgemeinen ver-
nachlässigt werden, da sie von kleiner
Größenordnung ist und die bei Tempe-
raturänderungen gleichzeitig auftretenden Holzfeuchtigkeitsänderungen entgegenge-
setzt verlaufende Quell- oder Schwindverformungen bewirken. Nur bei besonderen
Verhältnissen und sehr hohen Anforderungen an die Holzkonstruktion kann die Wär-
medehnung von Holz Berücksichtigung
0,40 finden . Dabei sind die Wärmedehnzahlen
V I
Bei Verbundkonstruktionen Holz-Metall
oder Holz-Beton ist jedoch nach den Er-
0,30
I
läuterungen zu DIN 1052 T1 der Einfluß
H ängs I von Temperaturänderungen in besonde-
0.25 J ren Fällen zu überprüfen. Außenliegende
~
·o;
1/ / Metallteile großer Abmessungen nehmen
~ 0,20 schneller als Holz die Lufttemperatur an
,,..:.c.
:t:
~ 0,15
I
I V
/
/ oder werden durch Sonnenstrahlen rasch
aufgeheizt
Metallteilen
Die Wärmedehnung in den
kann Zwängungskräfte her-
E
~ 0,10 / vorrufen, die möglicherweise rechnerisch
L_
0,05
~quer zu berücksichtigen sind . Dabei sind als
Wärmedehnzahlen von Stahl und Beton
1/' aT= 12 · 10- 6 /°C und von Aluminium aT=
24. 10- 6f0C anzusetzen.
200 400 600 600 1000 kg/m 3 1400
Rohdirhte p--- Wärmeleitfähigkeit von Holz
Holz besitzt eine geringe Wärmeleitfähig-
1.15 Wärmeleitfähigkeit von Hölzern längs und
quer zur Faserrichtung in Abhängigkeit von keit im Vergleich zu anderen Baustoffen
der Rohdichte bei einer Holzfeuchtigkeit wie Stahl, Beton, Aluminium, oder gute
u = 10% nach Kollmann / Malmquist [178] wärmedämmende Eigenschaften. Die
1.6 Wärmedehnung , Wärmeleitfähigkeit und Wasserdampfdiffusion von Holz 31
\
einstellt, s. Tafel 1.3, beträgt 11 = 40. Die- ~ 160
ser wWert ist als Richtwert der Wasser-
dampf-Diffusionswiderstandszahl beim c:
~
Nachweis der Tauwasserbildung nach -~ 120
DIN 4108 T3 (klimabedingter Feuchte- :;:
0
I
1\
Ficht~, qu ~r zur Fas~r
schutz) anzusetzen, s. Tafel 1.8, er gilt un-
\
} 80
abhängig von der Holzfeuchtigkeit. "' 'E
:! 40
~
Tafel1 .8 Richtwert der Wasserdampf-Diffusion s-
widerstandszahl J1 von Holz quer zur Fa -
0
I'-
ser nach DIN 4108 T4 0 4 8 1216 2024% 3Z
Holzart Holzf~uchtigkO?tt u-
1.16 Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl J1 in
Fichte, Kiefer, Tanne
Abhängigkeit von der Holzfeuchtigkeit nach
40
Buche, Eiche Cammerer [26]. Egner [42] und Voigt/ Kri-
scher/ Schauss!346]
32 1.7 Resistenz und Widerstandsfähigkeit gegenüber Chemikalien
Resistenz
Als Resistenz wird die .,natürliche Widerstandsfähigkeit" von Holz gegenüber Einwir-
kungen verschiedener Schadenseinflüsse bezeichnet. Sie ist bei den einzelnen Holzar-
ten verschieden hoch ausgeprägt. Nach Willeitner [360] ist die Resistenz unabhängig
von der Dichte des Holzes, sie stützt sich auf das Vorhandensein bestimmter (pilz- und/
oder insektenwidriger) lnhaltsstoffe, die nur im Kernholz vorkommen. Aus diesem
Grunde ist Splintholz stets anfällig, Kernholz je nach Holzart unterschiedlich resistent.
Die einzelnen Holzarten werden nach DIN 68364 in fünf Resistenzklassen eingeteilt, s.
Tafel 1.9; dabei wird nach dem Grad der Resistenz des ungeschützten Kernholzes ge-
gen Befall durch holzzerstörende Pilze bei lange dauernder Holzfeuchtigkeit u> 20%
oder bei Erdkontakt unterschieden. Ungeschütztes Kernholz gilt bei diesen dauernd
hohen Holzfeuchtigkeiten als sehr resistent (Klasse 1), wenn es innerhalb von 20 bis 25
Jahren nicht durch Pilze abgebaut wird; es gilt als nicht resistent (Klasse 5), wenn es
innerhalb von 5 Jahren zerstört wird. Ungeschütztes Splintholz aller Holzarten ist den
Klassen 4 (wenig resistent) und 5 (nicht resistent) zuzuordnen. Nach Tafel 1.9 sind von
den Bauhölzern nur die tropischen Hölzer sehr resistent, wenn Kernholz verwandt wird.
Diese werden in der Praxis als .,witterungsfest" bezeichnet. Alle Hölzer können durch
einen chemischen Holzschutz nach DIN 68800 T3 dauerhaft gegen holzzerstörende
Pilze geschützt werden, s. Abschn. 5.2.
Tafel1.9 Resistenz des ungeschützten Kernholzes von Bauhölzern bei langanhaltender hoher Holzfeuch-
tigkeit (u> 20%) oder bei Erdkontakt nach DIN 68364
Bei vorübergehend durchfeuchtetarn Holz ist für die Beurteilung der Resistenz neben
den Angaben der Tafel 1.9 auch die Fähigkeit zur Feuchtigkeitsaufnahme von großer
Bedeutung. Fichtensplintholz besitzt beispielsweise ein schlechteres Eindringvermö-
gen für Wasser als das besonders kapillare Kiefernsplintholz. Deshalb ist Kiefernsplint-
holz weitaus pilzgefährdeter, weil es schnell durchfeuchtet werden kann, als Fichten-
splintholz, das Holzfeuchtigkeiten u> 20% langsamer erreicht.
Die Resistenz weiterer Holzarten kann unter anderem Bellmann [9], Seil [329] und Wil-
/eitner [360] entnommen werden.
Widerstandsfähigkeit von Holz gegenüber Chemikalien
Einige Holzarten besitzen gegenüber der Einwirkung vieler Chemikalien eine hohe bis
ausreichende Widerstandsfähigkeit, wie aus den Tafeln 1.10 und 1.11 am Beispiel von
Bauhölzern zu entnehmen ist.
1.7 Resistenz und Widerstandsfähigkeit gegenüber Chemikalien 33
2 I I I I I I
Essigsäure 5 I I I I I I
10 I I I I II I
2 I I I I I I
Milchsäure 5 I I I I I I
10 I I I I I I
2 I I I I II II
Salpetersäure 5 I II II I II II
10 I II I I 111 II
2 I I I I I I
Salzsäure 5 II II II II
10 II II 111 IV
2 I I I I
Schwefelsäure 5 I I I I
10 II II 111 111
2 I I II II
Ammoniak 5 I I IV 111
10 II II IV IV
2 I I II II
Natriumhydroxid 5 II II II II IV 111
Tafel1 .11 Widerstandsfähigkeit von Bauhölzern gegenüber Salzen und und anderen Chemikalien nach
Besold/Fengel [11] und Kalimann [175]
Salze
Ein Körper wird als elastisch bezeichnet, wenn seine Verformungen reversibel sind,
das heißt unter Belastung verliert er seine Ursprungsform, bei Entlastung geht er voll-
ständig in seine Ursprungsform zurück.
Holz verhält sich im Kurzzeitversuch bis zu einer bestimmten Beanspruchungshöhe fast
vollkommen elastisch, s. Bild 1.17 am Beispiel des Nadelholzes bei Beanspruchung in
Faserrichtung . Während die Spannungsdehnungslinie für Zug bis zur Zugfestigkeit ßz
nahezu linear verläuft, liegt die Proportionalitätsgrenze ßop für Druck nach Mähler [247)
105 bei etwa 65 bis 85% der Druckfestigkeit
ß0 . Oberhalb der Proportionalitätsgrenzen
~z nehmen die Dehnungen stärker zu als die
-1
Nimm1 - ßzp
-- --- Spannungen, es treten zusätzlich zu den
elastischen auch plastische Verformun-
1
75 gen auf, letztere sind bei Druckbeanspru-
/ -zug chung ausgeprägter als bei Zugbeanspru-
g 60 chung .
..
c I ~D
Holz besitzt ein viskoelastisch-plastisches
IY
Cl
c
45 Formänderungsverhalten. ln diesem kom-
c" i'-oruck -....., plex aufgebauten Körper treten unter Bela-
c ßo p
"' 30 stung teilweise irreversible Fließvorgän-
I
0.
V1
ge auf, die die oben angeführten plasti-
15 schen (bleibenden) Verformungen be-
36 Elastizitätszahlen S;k· Hierüber s. Heimeshoff [1221. Leipholz [209]. Love [2131. Voigt
[344]. [345].
Unter der Voraussetzung der Existenz eines elastischen Potentials reduziert sich die
Anzahl der Elastizitätszahlen, die von Null verschieden sind, auf 21, es gilt die Symme-
triebedingung nach GI. (1.13)
(1.13)
Der reziproke Wert der s;k entspricht (in bestimmten Fällen, s. unten) dem Begriff .,Mo-
dul" im lngenieurwesen.
Elastizitätsgesetz eines rhombisch-anisotropen Körpers
Existieren drei aufeinander senkrecht stehende Achsen mit unterschiedlichen Maßein-
heiten, liegt rhombische Anisotropie im Sinne der Voigtschen Kristallphysik vor. Die
Anzahl der Elastizitätszahlen beträgt zwölf, davon sind neun numerisch verschieden.
Es gilt die Symmetriebedingung GI. (1.13). Das Elastizitätsgesetz für rhombische Aniso-
tropie lautet (räumliche, dreiachsige Betrachtung):
Gx = S11 ax + S12ay+ S13az
Gy =s21ax+S22ay+s23a,
Gz = S31 (Jx + S32ay + S:33az
Yyz = S44 !yz (1.14)
Yzx = Sss !zx
Yxy = Ses !xy
Der erste Index bezeichnet die Richtung der Verformung, der zweite die Richtung der
Spannung. Die Zahlen 1, 2, 3 sind den Richtungen der Koordinaten x, y, z zugeordnet,
s. Bilder 1.3 und 1.4.
Die Elastizitätszahlen
S;; = 1, 2, 3 werden als Dehnungszahlen, die
S;; = 4, 5, 6 als Gleitzahlen und die (1.15)
S;k i, k = 1, 2, 3 als Querdehnungszahlen
i oH
bezeichnet, Dimension [mm 2/N].
Das elastische Verhalten von Holz läßt sich in guter Näherung mit dem rhombisch-
anisotropen Elastizitätsgesetz nach GI. (1.14) beschreiben. Hierüber s. Heimeshoff
36 1.8 Elastizität des Holzes
[122], Heimeshoff!Gios [138], Hörig [153], [154], Keylwerth [163], Kalimann [175],
Krabbe [182], Lischke [211], Neuhaus [279], [280], Noack/Geissen [283], Scharr [308],
Wommelsdorff [361] und Abschn. 21.2.
Das elastische Verhalten von Holz ist von verschiedenen Einflußgrößen abhängig, zum
Beispiel von der Holzart, Rohdichte, Holzfeuchtigkeit Holztemperatur und dergleichen
mehr, hierüber s. unter anderem Kalimann [175]. Die Abhängigkeit der Elastizitätszah-
len sik von der Holzfeuchtigkeit kann für Fichtenholz Tafel 1.12 entnommen werden.
Die Elastizitätszahlen sik finden im allgemeinen Anwendung bei theoretischen Untersu-
chungen wie ebenen und räumlichen Problemen (zum Beispiel Scheiben, Platten und
dergleichen mehr), bei denen die rhombische Anisotropie des Holzes berücksichtigt
wird, hierüber s. Abschn. 21.
Tafel1.12 Elastizitätszahlen S;k von Fichtenholz bei verschiedenen Holzfeuchtigkeiten nach Neuhaus [279],
ermittelt an kleinen fehlerfreien Proben 1 ) 2 )
Holz· s,, S2z 533 s,, s,, sss -s,2 -s21 -s,3 -s3, -s23 -s,, Holz·
feuch- feuch-
tig- tig
keit u ·10 3 -1o-3 ·10- 3 .1Q-3 -1o-3 .1Q·3 -10 "3 ·10" 3 ·10 3 -10 3 ·10- 3 -1o-3 keit u
in in in in in in in in in in in in in in
% mm 2 /N mm 2/N mm 2/N mm 2/N mm 2/N mm 2/N mm 2/N mm 2/N mm 2/N mm 2/N mm 2/N mm 2/N %
4 1,960 0,079 1,010 1,306 17,69 1,153 0,017 0,057 0,368 0,385 0,051 0,019 4
8 2,092 0,080 1,083 1,403 20,03 1,222 0,026 0,071 0,503 0,528 0,058 0,025 8
12 2,383 0,083 1,223 1,604 23,60 1,345 0,046 0,084 0,733 0,740 0,068 0,034 12
16 2,790 0,087 1,414 1,859 28,33 1,520 0,070 0,096 0,977 0,984 0,078 0,045 16
20 3,272 0,091 1,636 2,120 34,16 1,743 0,093 0,107 1,234 1,219 0,087 0,053 20
24 3,786 0,095 1,874 2,338 41,00 2,010 0,110 0,116 1,383 1,410 0,092 0,056 24
1) mittlere Rohdichte l2o = 0,42 g/cm 3
2) für die Querdehnungszahlen s 12 , s 21 , s 23 , s 32 ist die Forderung S;k = sk; nach den Ergebnissen von Neu-
haus [279] im allgemeinen nicht erfüllt
Die Elastizitätszahlen nach Tafel 1.12 können nicht unmittelbar auf Bauholz übertragen
werden. Für die Standsicherheitsnachweise tragender Bauteile dürfen nur die Mate-
rialkennwerte nach DIN 1052 T 1, s. Tafel 8.11, verwandt werden.
Elastizitätsgesetz eines isotropen Körpers
Ein isotroper Körper besitzt in allen Richtungen gleiche elastische Eigenschaften, das
heißt er ist unabhängig vom Koordinatensystem, s. Abschn. 1.2. Für einen linear-elasti-
schen, isotropen Körper gibt das Hookesche Gesetz den eindeutig umkehrbaren Zu-
sammenhang zwischen Spannungen CJ und Dehnungen e wieder, in GI. (1.16) für den
Fall einachsiger Längsbeanspruchung.
CJ=E·e E Elastizitätsmodul (1.16)
Entsprechendes gilt für die Schubbeanspruchung aus Querkräften nach GI. ( 1.17),
r= G- )' G Schubmodul (1.17)
in der der Zusammenhang zwischen Schubspannungen r und Winkelverformungen y
(Gleitwinkel) dargestellt wird.
Der isotrope Körper wird durch drei Materialkennwerte beschrieben: den Elastizitäts-
modul E, den Schubmodul G und die Querkontraktionszahl v; zwei davon sind vonein-
ander unabhängig, die dritte Größe ist stets abhängig, s. GI. (1.18):
1.8.2 Elastizitäts-, Schub- und Torsionsmoduln von Hölzern 37
E
G=--- r Querkontraktionszahl ( =- ~) (1.18)
2 (1 + v)
Die Querdehnungszahlen s;k aus GI. (1.12), (1.14), (1.15) sind nicht identisch mit der
Querkontraktionszahl v aus GI. ( 1.18), letztere stellt das Verhältnis zwei er Dehnungen
dar und ist dimensionslos.
Bei Torsionsbeanspruchung eines isotropen Körpers besteht zwischen der Verdrehung
q; und dem Torsionsmoment MT die Beziehung nach GI. (1.19), die Torsionsspannung
rT läßt sich nach GI. (1.20) berechnen.
MT GT Torsionsmodul
q;=-- (1.19)
Gr /T h Torsionsflächenmoment 2. Grades
WT Torsionswiderstandsmoment
rT=MT/WT (1.20)
ln der Ingenieurpraxis werden nicht die Elastizitätszahlen S;k nach GI. ( 1.14), ( 1.15), son-
dern ihre Kehrwerte, die Elastizitäts- und Schubmoduln verwandt. Es bestehen fol-
gende Beziehungen, s. Bild 1.3:
(L für längs, T für tangential, R für radial):
Elastizitäts- und Schubmoduln von Bauhölzern können aus Tafel1.13 entnommen wer-
den.
Die Elastizitäts- und Schubmoduln nach Tafel 1.13 können ebenfalls nicht auf Bauholz
unmittelbar übertragen werden; für tragende Bauteile aus Voll- und Brettschichtholz
dürfen nur die Rechenwerte dieser Moduln nach DIN 1052 T1, s. Tafel 8.11, verwandt
werden.
Setzt man die Module ins Verhältnis, s. Tafel1.14, so zeigt sich der anisotrope Charak-
ter der Hölzer, gekennzeichnet durch die unterschiedlichen Maßeinheiten in den anato-
mischen Hauptachsen.
Für die Ingenieurpraxis ist die Anzahl von sechs verschiedenen Moduln unhandlich,
sie würde zeitaufwendige Berechnungen nachsichziehen. Eine gesonderte Betrachtung
der beiden x- und z-Richtungen ist darüber hinaus technisch nicht sinnvoll, da in Bau-
hölzern die Jahrringe in den seltensten Fällen kantenparallel verlaufen und deshalb
eine Orientierung dieser beiden Hauptachsen nach Bild 1.3 in Bauhölzern fast immer
38 1.8 Elastizität des Holzes
Tafel1.13 Elastizitäts- und Schubmoduln sowie Querdehnungszahlen von Bauhölzern nach DIN 68384,
Keylwerth [163]. Noack/Schwab [285] und Seil [329]; Mittelwerte, bestimmt an kleinen, fehler-
freien Proben bei einer Holzfeuchtigkeit u "" 12% 1 )
Nadelhölzer
Fichte 0,47 450 10000 800 600 40 650 0,033 0,60 0,027
Western
Hemlock
0,49 - ~11 000 - - - - - - -
Douglasie/ 0,022
0,54 700 12000 900 800 80 900 0,038 0,45
Oregon Pine
Southern - -
0,55 - 11100 - - - - -
Pine
Laubhölzer
Buche 0,69 1160 14000 2280 1640 470 1080 0,037 0,31 0,032
Angelique/
2
Basralocus
0,76 - 14000 - - - - - - -
Afzelia/
0,79 1450 13500 1840 1330 420 980 0,033 - 0,023
Doussie
Azobe/
Bongossi
1,06 2060 17000 3230 - - - - - -
Tafel1.14 Verhältnisse von Moduln nach Tafel1.13 für Fichte und Eiche
Materialkennwerte
nicht vorhanden G= - E -
2 (1 + v)
--
Die Elastizitäts- und Schubmoduln sind
entsprechend den Elastizitätszahlen von 12000
der Holzart, Rohdichte, Holzfeuchtigkeit, ........._
Holztemperatur und dergleichen mehr :--
abhängig . Sie können auch bei gleicher 8000
Holzart innerhalb weiter Grenzen
schwanken. Die Abhängigkeit des Elasti- Eu 6000
zitätsmoduls Eu von der Holzfeuchtig- 4000
keit kann für Nadelholz Bild 1.18 ent-
2000
nommen werden . Danach nimmt der
Elastizitätsmodul Eu im hygroskopischen 0
Bereich mit steigender Holzfeuchtigkeit 0 10 20 30 % so
u ab, während er im kapillaren Bereich Holzfeuchtigkeit u -
konstant bleibt. Entsprechende, jedoch 1.18 Elastizitätsmodul Eu von Nadelholz in Abhän-
im hygroskopischen Bereich größere gigkeit von der Holzfeuchtigkeit u nach Mähler
Abhängigkeiten von der Holzfeuchtig- [247]
40 1.9 Kriec hen von Holz
keit liegen für die f 1.- und G-Moduln vor. ln der praktischen Berechnung werden diese
Abhängigkeiten durch Abminderung der Moduln bei großer und dauernder Durch-
feuchtung von Holzbauteilen berücksichtigt, s. Tafel 8.12. Die Abhängigkeit des Elastizi-
tätsmoduls f 11 von der Rohdichte Qo ist in Bild 1.6 dargestellt.
Bei Beanspruchungen, die von der Faserlängsrichtung abweichen, nimmt der Elastizi-
tätsmodul f 11 mit steigendem Winkel a (Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung) ab
und erreicht bei a = 90° den Wert von f 1. . Diese Abhängigkeit kann mit hinreichender
Genauigkeit nach GI. (1 .21) berechnet oder Bild 1.19 für Nadel- und Laubholz entnom-
men werden. Über diese und weitere Abhängigkeiten der Moduln s. Beldie [8]. Glas
[87). [88]. Kalimann [175]. Kollmann/Krech [177). Kufner [200]. LIGNUM [2101. Mähler/
Steck [276]. Noack/Geissen [283]. Schwab/Polaczek [328]. Wesehe [353].
12500 /1
N/mnr
10000
1/" 1\
"""' \\
~l.a~bholz
t 7500
E 5000 \ \N~elholz
""\
-
2500 ~
~~ E, 1.19
Elastizitätsmodul E von Nadel- und Laub-
30 90 holz (Bu che/Eichel in Abhängigkeit vom
Winkel a zl<ischen Kraft- und Faserlichtung Winkel a zwi schen Kraft- und Faserrichtung
Die vorbenannten Abhängigkeiten sind bei der Festlegung der Rechenwerte der Elasti-
zitäts-, Schub- und Torsionsmoduln von Voll - und Brettschichtholz nach DIN 1052 T 1
berücksichtigt worden; diese Rechenwerte der Moduln sind in Tafel 8.11 zusammenge-
stellt und bei der Berechnung tragender Holzbauteile zu verwenden.
22 r------,----- - . - - - - - - - , ------,
1.a
-..?
;;::..
~
.!!!
.&;
ll: 1,4
·;:
""
Zug II zur Faser
2000 4000 h 6000 2000 4000 6000 h 8000
Z~it t nach Erstbelastung- Zeitt-
1.20 Kriechfaktor von Fichtenholz in Abhän- 1.21 Kriechfaktor von Fichtenholz infolge Biegebean-
gigkeit von der Belastungsart, Klima : spruchung in Abhängigkeit vom Belastungsgrad
T= 20 °C, q>=55%, Belastungsgrad : 20 bei einem Klima: T= 20 °C, q> = 55% nach Gresse/
bis 30%, nach Gresse/ [107] [107]
Bei in der Praxis üblichem Belastungsgrad ~zulässige Belastung, wie in Bild 1.20 dar-
gestellt, ist für Fichtenholz das Zug-Kriechen parallel zur Faser geringer als das Biege-
Kriechen und Druck-Kriechen parallel zur Faser, die etwa gleich groß sind; Torsions-
Kriechen ist am stärksten ausgeprägt und erreicht nach Gressel [107] etwa das Zwei-
bis Dreifache des Biege-Kriechens; das Kriechen bei Ouerzug- und Querdruckbeanspru-
chung ist danach stärker als bei Biegung und Druck parallel zur Faser.
Der Einfluß des Belastungsgrades auf das Kriechverhalten von Vollholz kann Bild 1.21
am Beispiel des Biegekriechens von Fichtenholz entnommen werden. Danach prägt
der Belastungsgrad das Kriechverhalten von Vollholz entscheidend.
Bei Belastungsgraden ~zulässige Belastung streben die Kriechverformungen nach be-
stimmter Zeit einem Grenzwert zu, wie aus Bild 1.22 am Beispiel der Kriechkurven
von Vollholz-Biegebalken zu entnehmen ist. Mit steigendem Belastungsgrad nimmt das
Kriechen zunächst proportional, oberhalb der Kriechgrenze überproportional zu und
führt nach bestimmter Belastungszeit zum Bruch des Stabes. Als Kriechgrenze wird die
Grenzspannung bezeichnet, bei der keine weitere zeitabhängige Verformungszunahme
auftritt und die Kriechverformung einen Grenzwert erreicht. Nach Mähler [247] liegt
die Kriechgrenze für fehlerfreies Vollholz infolge Biegebeanspruchung bei ca . 50 bis
60% der statischen Kurzzeitfestigkeit (bei normalem lnnenklima).
3,0r--------r--- - - , - -- - - - r - - ---,
Bruch
1.22
Kriechkurven von Biegebalken aus Vollholz in
Abhängigkeit vom Belastungsgrad nach Möh· 0 d 480
/er [247] Zeit f (Tage)
42 1.10 Festigkeit von Holz
---
2v Kriechfaktor von Buche in Abhängigkeit
~
~
..
-5
2
b ~ ~ v-- vom Umgebungsklima, Belastungsgrad:
33% nach Gressel [107]
f-..---
~
"I:
1 natürliches Außenklima unter Dach
"" 2 Wechselklima: T = 20 °C, rp = 95% und
1 T = 20 °C, rp = 25%
10 100 1000 h 10000 3 konstantes Feuchtklima: T= 20 °C,
Z~it t nach Erstbl1lastung- rp =95%
Der Begriff "Festigkeit" kann unter anderem wie folgt definiert werden:
- die Festigkeit ß ist die bis zum Bruch der Probe auftretende größte rechnerische
Spannung (Biegefestigkeit nach DIN 52186) oder
- die Festigkeit ß ist die auf den AnfangsquerschnittAder Probe bezogene Höchstkraft
Fmax bei Beanspruchung (Zugfestigkeit nach DIN 52188).
Koordinatensysteme
/
. . _ l_ _ _ _ __ Yq
~
x (Stabachse)
'--------~'""'' '"' '""'
übliche Festlegung in statischen Berechnungen nur für technologische Betrachtungen 2 )
Beanspruchungsarten
Zug
2 ~E--- ~---J~
(Längs-)Zug Querzug
F----L-r--+
( II zur Faser) ( 1. zu r Faser) JF
3 F ., .1 __-~~~---~-~~~~. .,__F
(Längs-)Druck ( II zur Faser)
$ ~~::~•lloo
Querdruck ( 1. zur Faser)
(vollflächiger
Querdruck)
Biegung
4
rrrrrr
i ---- -"--,.--- - l
Biegedruckkräfte "oben",
Biegezugkräfte "unten",
Schubkräfte s. Zeile 5,
r !F r ~i' F
Schub aus Querkraft 4 ) Abscheren (Abschieben)
r r------ F
i.
F F
5
-- -~ ~....__,
·I """""--,.
I· 1"---,.
I
bei einem Biegeträger versuchen Schubkräfte, längs (II ) zur Faser quer, ( 1. ) zur Faser F
die einzelnen Ebenen in Trägerlängsrichtung in einer Ebene
zu verschieben (Zug- oder Druckscheren)
Torsion
6
gegenseitiges Verdrehen eines Stabes
um die Längsachse
- Belastungsdauer,
- Form und Größe der Proben und dergleichen mehr.
Die Festigkeiten von Holz werden im allgemeinen an kleinen, fehlerfreien Proben bei ei-
=
ner Holzfeuchtigkeit von u 12% (Lagerung im Normalklima T= 20°C, ffJ = 65% rel. Luft-
feuchtigkeit) im Kurzzeitversuch bestimmt; unterschieden werden die, s. auch Tafel1.16:
- Zug-, Druck-, Biege-, Schub-, Scher- und Torsionsfestigkeit.
ln Tafel 1.17 sind mittlere Festigkeiten von Bauhölzern zusammengestellt. Die Festig-
keitswerte liegen je Holzart in einem großen Streubereich, bei der Zugfestigkeit
schwanken sie besonders innerhalb weiter Grenzen. Aus den mittleren Festigkeiten
nach Tafel 1.17 können etwa folgende Größenordnungen bezogen auf die Zugfestigkeit
ßzu in Faserrichtung der Hölzer entnommen werden:
=
- Druckfestigkeit: ßo 11 0,5 · ßz 11
=
- Biegefestigkeit: ßs 0,8 · ßz 11
=
- Scherfestigkeit: Ta 0,1 · ßz 11
Die Festigkeiten der Tafel 1.17 dürfen nicht unmittelbar zur Festlegung zulässiger Werte
(zulässiger Spannungen) für die Bemessung tragender Holzbauteile nach DIN 1052 T1
verwandt werden, da die Festigkeiten nicht-fehlerfreier Holzbauteile (Bauholz) weitaus
geringer sind als die Festigkeitswerte, die an fehlerfreien Proben ermittelt werden.
Tafel1.17 Mittlere Festigkeiten von Bauhölzern') nach DIN 68364, Grosser [109], Kalimann [1751, Noack/
Schwab [285] und Se// [329], bestimmt an kleinen, fehlerfreien Proben bei einer Holzfeuchtig-
=
keit u 12%
Nadelhölzer
Fichte 80 40 68 7,5
Tanne 80 40 68 7,5
Kiefer 100 45 80 10
1 Lärche 105 48 93 9
Laubhölzer
Der Winkel a zwischen Kraft- und Faserrichtung ist aufgrund der großen Anisotropie
des Holzes von entscheidender Bedeutung für die Festigkeiten, wie aus Bild 1.24 zu
entnehmen ist. Danach ist die Zugfestigkeit ßz besonders stark von diesem Winkel
=
abhängig: bereits bei a 15° Faserabweichung von der Kraftrichtung sinkt ßz auf etwa
die Hälfte ab. Die Zugfestigkeit quer zur Faser ßz.l (a = 90 °) beträgt bei Nadelhölzern
nur noch ca. 2 bis 4% von ßzll (a = 0°) und bei Laubhölzern ca. 4 bis 5% von ßzll, ermittelt
an kleinen fehlerfreien Proben. ln größeren Holzquerschnitten (Bauholz) wird ßz.l (auch
Querzugfestigkeit genannt) wegen auftretender Schäl- und Trockenrisse und anderer
Holzfehler noch geringer und geht oft gegen Null. Deshalb sind Querzugbeanspruchun-
gen in Holzbauteilen, s. Tafel1.16, möglichst zu vermeiden oder durch besondere kon-
struktive Maßnahmen aufzunehmen. Andernfalls sind die zulässigen Querzugspannun-
gen sehr gering angesetzt, s. Tafel 8.1.
-~
F · ' KraftF
1.24
Festigkeiten von Holz in Abhängigkeit vom Winkel
a zwischen Kraft- und Faserrichtung nach Baumann
Winkel o: zwischen Kraft- und Faserrichtung [51 und Ghelmeziu [851
Die Druckfestigkeit Po von Hölzern ist nach Bild 1.24 nicht so stark vom Winkel a zwi-
schen Kraft- und Faserrichtung abhängig wie die Zugfestigkeit ßz, jedoch bei a 40° =
Faserabweichung von der Kraftrichtung fällt ßo auch auf etwa die Hälfte ab.
Eine Druckfestigkeit quer zur Faser ßo.l (a = 90°, s. Tafel1.16, auch Querdruckfestigkeit
genannt) kann oft nicht bestimmt werden, da sich viele Holzarten unter Querdruckbe-
anspruchung verdichten lassen; eine definierte Bruchlast ist dann nicht erkennbar. Da-
bei treten im Vergleich zur Längsdruckbeanspruchung wesentlich größere Verformun-
gen auf. Bei zu großen Verformungen infolge Querdruck würde die Gebrauchstauglich-
keit (Gebrauchsfähigkeit) von Holzbauteilen/Holzkonstruktionen beeinträchtigt, deshalb
werden die auftretenden Verformungen quer zur Faser durch niedrige zulässige Quer-
druckspannungen hinreichend klein gehalten, s. Tafel 8.1.
Die Querdruckverformung ist auch davon abhängig, ob vollflächiger Querdruck ohne
Überstand II zur Faser oder Schwellendruck mit beidseitigem Überstand II zur Faser
vorliegt, s. Tafel 1.16. Der Schwellendruck verhält sich günstiger, da die in Faserrich-
tung beidseitig überstehenden Balkenteile zur Kraftübertragung mit herangezogen wer-
den, hierüber s. Graf[104). Aus diesen Gründen schreibt DIN 1052 T 1 bestimmte Über-
stände in Faserrichtung bei Druckflächen .1 zur Faserrichtung vor; können diese Über-
stände nicht eingehalten werden, sind die zulässigen Querdruckspannungen abzumin-
dern, s. Tafel 8.4 und 8.5.
Bei schrägem Druckangriff (unter Winkel a zwischen Kraft- und Faserrichtung) können
die zulässigen Querdruckspannungen nach GI. (8.1) berechnet werden.
46 1.10 Festigkeit von Holz
Die Biegefestigkeit von Hölzern ist ebenso vom Winkel a zwischen Kraft- und Faserrich-
tung abhängig, s. Bild 1.24, sie liegt zwischen der Zug- und Druckfestigkeit.
Bei Bauhölzern ist demnach darauf zu achten, daß der Winkel a zwischen Kraft- und
Faserrichtung hinreichend klein bleibt. Dies wird bei der Sortierung (Sortierklasse) von
Bauholz geregelt, s. Abschn. 3.2.
Holzfeuchtigkeit
Die Holzfestigkeiten nehmen im hygroskopischen Bereich mit zunehmender Holzfeuch-
tigkeit ab; im kapillaren Bereich (oberhalb der Fasersättigung) ist der Einfluß der Holz-
feuchtigkeit gering, die Festigkeitswerte bleiben hier nahezu konstant, wie aus Bild 1.25
am Beispiel der Druckfestigkeit von Fichtenholz zu entnehmen ist. Im Holzfeuchtigkeits-
= =
bereich zwischen u 8% und u 18% kann in ausreichender Näherung eine lineare
Festigkeitsabnahme nach Tafel 1.18 je 1% Holzfeuchtigkeitszunahme angenommen
werden. Danach ist festzustellen, daß die Druckfestigkeit mehr von der Holzfeuchtigkeit
beeinflußt wird als die Zugfestigkeit.
80 Tafel1 .18
Festigkeitsabnahme bei Holz-
Nimrnl ...........
feuchtigkeitszunahme nach US.
60 ""-'\ For. Prod. Lab. [343]
50 Dru ckfestigkeit ~ 6%
5 10 15 20 25 30 35 4/j %
Holzfeuchtigkert u--- Biegefestigkeit ~ 4%
Ästigkeit
Äste gehören zu den Holzfehlern, sie schwächen den Querschnitt, beeinflussen den
normalen Faserverlauf und damit die Festigkeiten. Äste stören den Kraftfluß im bela-
steten Bauholz besonders. Druckbeanspruchungen können durch Äste besser übertra-
gen werden als Biege- und Zugbeanspruchungen . Besonders die Zugfestigkeiten wer-
den mit zunehmender Ästigkeit stark vermindert; die Druckfestigkeiten hingegen weit-
aus wen iger, wie aus Tafel1.19 am Beispiel des Kiefernholzes zu entnehmen ist. Hier-
aus wird ersichtlich , daß Nadelholz mit hoher Ästigkeit (entspricht etwa Sortierklasse
1.10.3 Einfluß der Belastungsdauer auf die Festigkeiten (Dauerfestigkeit) 47
S7 bzw. Güteklasse 111) keine Zug- und (Torsions-)beanspruchungen, jedoch Druck- (und
Biege-)beanspruchungen in tragenden Bauteilen nach DIN 1052 T 1 übertragen kann,
s. Tafel 8.1 . Zugbeanspruchtes Bauholz ist deshalb besonders sorgfältig auszuwählen.
Tafel1.19 Einfluß von Ästen auf die Zug- und Dru ckfestigkeit von Kiefernholz nach Graf[104]
astfrei 0,50 78 - 40 -
wenig ästig 0,53 38 51 % 36 10%
Rohdichte
Mit zunehmender Rohdichte steigen die Festigkeiten von Hölzern etwa linear an, wie in
Bild 1.6 am Beispiel des Fichtenholzes dargestellt ist. Bei gleichen Probenabmessungen
steigt der Anteil der Holzfasern mit zunehmender Rohdichte, der Anteil des Porenvolu-
mens sinkt entsprechend . Demnach steigen die Festigkeiten etwa mit wachsendem
"Nettoquerschnitt" der Holzfasern. Hierüber s. auch Bernhart [10], Glas [871, Kalimann
[175], Kallmann/Cöte [176] und Wesehe [353].
Weitere Abhängigkeiten der Festigkeiten vom Früh- und Spätholz, der Jahrringbreite
und dergleichen mehr können der oben angegebenen Literatur entnommen werden.
Als Dauerfestigkeit wird die Festigkeit bezeichnet, bei der in einem Bauteil für eine
unendlich lange Belastungsdauer gerade kein Bruch auftritt, auch Ermüdungsfestigkeit
genannt; bei unendlich langer statischer (ruhender) Beanspruchung wird sie als Dauer-
standfestigkeit bezeichnet, bei unendlich langer dynamischer (schwingender) Bean-
spruchung als Dauerschwingfestigkeit, hierüber s. auch Wesehe [352] .
Bei Dauerbeanspruchung nehmen die Festigkeiten von Holz ab, wie Bild 1.26 am Bei-
spiel der Biegestandfestigkeit von fehlerfreiem Nadelholz zeigt. Einen Überblick über
Dauerfestigkeiten, die im allgemeinen auf
die Kurzzeitfestigkeiten bezogen werden,
gibt Tafel 1.20. Bei vielen Holzarten fallen 100
Dauerstandfestigkeit und Kriechgrenze %
zusammen , s. Abschn. 1.9; für fehlerfreies 80
1\
Holz liegen sie bei ca . 50 bis 60% der Kurz-
10
\
zeitfestigkeit (in normalem lnnenklima). "-......
\.. ßaao: O,S6·ßa
Tragende Holzbauteile unterliegen im all-
gemeinen einer Dauerstandbeanspru-
chung durch überwiegend ruhende, stän-
dige Lasten; dies wird bei der Festlegung
zulässiger Spannungen für Bauholz be-
rücksichtigt. Holzbauteile unter dynami-
scher Beanspruchung sind bisher wenig
untersucht. Nach Ehlbeek [49] wird eine so 100 d 150
Reduzierung der Betriebsspannungen un- Zeitt bis zum Bruch in Tagen-
ter die statisch zulässigen Spannungen in 1.26 Verlauf der Biege·Zeitstandfestigkeit von feh -
dynamisch beanspruchten Holzbauteilen/ lerfreiem Nadelholz bezogen auf die Kurzzeit-
-bauwerken empfohlen. festigkeit nach Mähler [247]
48 1.10 Festigkeit von Holz
Tafel1 .20 Dauerfestigkeiten von fehlerfreien Nadelhölzern nach einem Überblick von Eh/beck [49) und
nach Mähler [247)
1.10.4 Einfluß der Holztemperatur und der Probengröße auf die Festigkeiten
Holztemperatur
Die Holzfestigkeiten nehmen mit steigender Temperatur fast linear ab, wie in Bild 1.27
am Beispiel der Druckfestigkeit von Buchen- und Fichtenholz aufgezeigt wird . Nach
neueren Untersuchungen von Glos/Henrici [92] nimmt die Festigkeit ß0 11 von Fichten-
bauholz im Temperaturbereich über 100 °C mehr ab als im Bereich darunter; die Abhän-
gigkeit von der Holzfeuchtigkeit ist dabei ausgeprägt.
Die Festigkeitsabnahmen von fehlerfre iem, europä ischem Nadelholz bei steigender
Holztemperatur können aus Tafel 1.21 entnommen werden .
Im Gebrauchstemperaturbereich sind die Festigkeiten von Bauhölzern weniger von der
Temperatur abhängig; eine Abminderung der zulässigen Spannungen bei erhöhten Ge-
brauchstemperaturen ist deshalb nach DIN 1052 T 1 nicht notwendig.
Tafel 1.21
Festigkeitsabnahme von fehler-
freiem, europäischem Nadel-
holz bei steigender Holztempe-
ratur nach Glos [88)
Probengröße
Bei Festigkeitsuntersuchungen an kleinen, fehlerfreien Holzproben werden höhere
Werte erzielt als bei größeren, fehlerbehafteten Proben aus Bauholz, in denen Ver-
1.10.5 Festlegen zulässiger Spannungen, Sicherheitskonzept 49
Tafel1.22 Zugfestigkeiten ßzll von Nadelholz bei Tafel1 .23 Mittlere Biegefestigkeiten von Fichten-
verschiedenen Probengrößen Bauholz nach Graf[101 ]
Probe Zugfestigkeit Pzll Sortierklasse Biegefestigkeit Pa
in N/ mm 2 (Güteklasse) in N/mm 2
nach DIN 4074 T1
einzelne Holzfaser ~ 400
s 13 (I) 50
kleine, fehlerfreie Holzprobe 80 bis 100
S10 (II) 43
Bauholz (Kantholz) 40 bis 60
bei normaler Ästigkeit s 7 (1 11 ) 26
Darüber hinaus ist bei Bauholzproben der Einfluß der Sortierklasse (Güteklasse) groß,
s. Abschn. 3.2, wie aus Tafel 1.23 am Beispiel der Biegefestigkeit von Fichten-Bauholz
zu entnehmen ist.
Die Probenform, Kerben und dergleichen mehr beeinflussen ebenso die Festigkeiten
von Bauhölzern, hierüber siehe unter anderem Kollmann [175].
Haufigkeit
Mitrelwert
1.28
Häufigkeitsverteilung von Fe-
stigkeiten und Festlegen zulässi- Festigkeiteo ß I N/mm21
ger Spannungen (Schema)
1.10.6 Reißlänge
Die Reißlänge nach Reu/eaux [2971 ist ein "theoretischer" Vergleichswert für die Zug-
festigkeiten von Baustoffen; sie stellt das Verhältnis von Zugfestigkeit und Wichte eines
Baustoffes dar oder anschaulich: die Reißlänge gibt die Länge eines frei aufgehängten
Stabes an, bei der dieser Stab bricht, wenn er nur durch sein Eigengewicht belastet
wird, s. Bild 1.29 (wenn für diese Betrachtung angenommen wird, daß der Bruch bei
der Festigkeit eintritt). Die im Stab vorhandene Zugspannung errechnet sich nach GI.
(1.23), sie wird mit wachsender Stablänge L' größer und erreicht bei der Festigkeit
az= G/A ~ ßz Bezeichnungen s. Bild 1.29 (1.23)
L=ßzly (1.24)
ihren Höchstwert. Die Stablänge bei diesem Höchstwert (nur unter Stab-Eigenlast) wird
als Reißlänge L bezeichnet, s. GI. (1.24). Sie kann für Nadelholz und Baustahl Tafel1.24
1.10.6 Reißlänge 51
entnommen werden. Danach besitzt Holz ein günstiges Verhältnis ,.Festigkeit in Faser-
richtung zur Wichte" bei einem Vergleich mit BaustahlSt 37 . Weitaus ungünstiger wird
die Reißlänge für Holzfestigkeiten 1_ zur Faser, hier wird der anisotrope Charakter des
Holzes besonders deutlich.
Sperrholz
besteht aus mindestens drei Holzlagen, die aufeinandergeleimt und deren Faserrich-
tungen gegeneinander versetzt sind; die Lagen können aus Furnieren, Holzstäben oder
Holzstäbchen hergestellt werden,
Spanplatten
bestehen aus kleinen Holzspänen und/oder anderen holzartigen Faserstoffen sowie bei-
gemischten Bindemitteln wie meist Kunstharzen, aber auch Zement und Gips, die unter
Preßdruck zusammengefügt werden,
Holzfaserplatten
bestehen aus Holzfasern oder Holzfaserbündeln, die ohne oder mit Bindemitteln zu
Platten geformt werden,
Holzwolle-Leichtbauplatten
bestehen aus Holzwolle und mineralischen Bindemitteln wie Zement, Magnesit, die
unter leichtem Preßdruck hergestellt werden.
Sperrholz 1 )
Spanplatten
Flachpreßplatten 68763 X X X
bep la nkte Strangpreß-
platten 4 ) 68764 Tl X
beplankte Strangpreß- 68764 T2 X X
platten 4 )
Holzfaserplatten
Holzwolle-
Leichtbauplatten 11 01 X
seeische Holzarten geeignet. Furniere für technische Zwecke werden meist geschält,
für dekorative Zwecke überwiegend gemessert. Die Furniere werden maschinell, meist
mit Kunstharzen, beleimt und bei hohen Temperaturen zu einer Platte verpreßt Die An-
zahl der einzelnen Furnierlagen ist meist ungerade; die Deckfurniere haben gleichgerich-
teten Faserverlauf; die Furnierdicken können unterschiedlich sein, sind jedoch symme-
trisch zur Mittellage (Mittelfurnier) angeordnet. Die Platteneigenschaften werden durch
Anzahl, Dicke und Anordnung der Furniere sowie durch die Furnierholzart beeinflußt.
Furniersperrholz kann auch symmetrisch durch verschiedene Holzarten aufgebaut sein.
Bau-Stabsperrholz (früher: Tischlerplatte)
Bau-Stabsperrholz nach Bild 2.2 besteht aus einer Lage (Mittellage) Vollholzleisten mit
ca. 24 mm Breite und beidseitigen Deckfurnieren (3 Lagen) oder beidseitig je einem
Deckfurnier und Unterfurnier, die sich jeweils kreuzen (5 Lagen). Als Holzart eignen
sich viele europäische und überseeische Hölzer. Die einzelnen Lagen werden beleimt
und zu einer Platte verpreßt
Deckfurnier
Holzstäbe
'"""'""'
2.2 Bau-Stabsperrholz nach Dl N 68 705 T 4, Auf- 2.3 Bau-Stäbchensperrholz nach DIN 68705 T 4,
bau einer dreilagigen Platte Aufbau einer dreilagigen Platte
Beplankung
Holzfaserplatten
Holzfaserplatten bestehen aus verholzten Fasern mit oder ohne Bindemitteln, auch un-
ter Beigabe von Füllstoffen. Holz unterschiedlicher Qualität wird zerkleinert und unter
Dampfeinwirkung mechanisch zerfasert (Faserbrei). Fasern von Restholz und anderer
pflanzlicher Faserstoffe wie Stroh, Jute und dergleichen mehr werden beigemischt.
Faserplatten werden oft in mehreren Schichten aus unterschiedlichen Fasern herge-
stellt (verschiedene Mahlgrade, Holzarten, Zusätze), dadurch lassen sich Oberfläche,
Farbgebung und bestimmte mechanische Eigenschaften beeinflussen.
Beim Naßverfahren wird der Faserbrei nach Zugabe von Bindemittel und Chemikalien
(je nach gewünschter Platteneigenschaft) auf einer Entwässerungsstrecke dosiert und
zu Platten geformt. Je nach weiterer Behandlung werden poröse Faserplatten herge-
stellt, die nach der Entwässerung nur vorverdichtet und getrocknet werden, oder här-
tere Faserplatten, die bei hohen Temperaturen und Drücken gepreßt werden.
Beim Trockenverfahren werden die Fasern getrocknet, das Faservlies vorgepreßt und
anschließend bei etwas höheren Temperaturen und Drücken als im Naßverfahren zu
harten Platten gepreßt. Beim Naßverfahren bewirkt die natürliche Faserbindung über-
wiegend den Zusammenhalt der Fasern, während beim Trockenverfahren Bindemittel
(meist Kunstharze) verwandt werden . Harte Holzfaserplatten erfahren im allgemeinen
eine Nachhärtung durch eine Hitzebehandlung oder in einem Ölbad.
Holzfaserplatten werden nach der Rohdichte und Oberflächenbeschaffenheit unter-
schieden, hierüber s. Tafel 2.1 und 2.2.
Holzwolle-Leichtbauplatten nach DIN 1101
Holzwolle-Leichtbauplatten bestehen aus langfaseriger Holzwolle und einem minerali-
schen Bindemittel wie Zement oder Magnesit, die unter geringerem Druck zu groß-
porösen Platten verpreßt werden, s. auch Tafel 2.1.
Weitere Holzwerkstoffe
Weitere Holzwerkstoffe können im Bauwesen eingesetzt werden, wenn sie eine ent-
sprechende allgemeine oder bauaufsichtliche Zulassung besitzen. Als Beispiel hierfür:
Furnierschichtholz mit bauaufsichtlicher Zulassung besteht aus mehreren miteinander
verleimten Furnierlagen, die vorwiegend faserparallel geschichtet sind; im Aufbau ist
es vom Prinzip her vergleichbar mit Brettschichtholz, s. Abschn. 3.3, jedoch mit gerin-
geren Breiten und Längen .
56 2.3 Rohdichte von Holzwerkstoffen
Bei Flachpreßplatten liegen größere Unterschiede nur zwischen den Richtungen in und
rechtwinklig zur Plattenebene vor. ln Plattenebene treten zwar in Herstellungsrichtung,
s. Abschn. 2.1, zum Beispiel etwas höhere Festigkeiten auf als rechtwinklig zu dieser Rich-
tung, trotzdem brauchen diese unterschiedlichen Eigenschaften bei der praktischen An-
wendung nicht berücksichtigt zu werden, da bei tragenden und aussteifenden Flachpreß-
platten in beiden Richtungen der Plattenebene z. B. gleiche Mindest-Biegefestigkeiten
einzuhalten sind. Deshalb müssen bei Flachpreßplatten keine Richtungsunterscheidun-
gen in Plattenebene im Gegensatz zum oben angegebenen Sperrholz vorgenommen
werden.
Bei Strangpreßplatten sind nicht-beplankte (Rohplatten) und beplankte Platten zu un-
terscheiden . Nicht-beplankte Strangpreßplatten besitzen aufgrund der herstellungsbe-
dingten Spanorientierung, s. Abschn . 2.1, in Plattenebene zum Beispiel geringere Fe-
stigkeiten als senkrecht zur Plattenebene. Durch beidseitige Beplankung lassen sich
Platteneigenschaften wie die Festigkeiten verbessern; durch beidseitige Beplankung
mit Furnieren wird eine wesentliche Erhöhung nur in Faserrichtung der Furniere, durch
entsprechende Beplankung mit harten Holzfaserplatten eine wesentliche Erhöhung in
beiden Richtungen der Plattenebene erzielt.
Bei harten und mittelharten Holzfaserplatten liegen ähnlich wie bei Flachpreßplatten
etwa gleiche Eigenschaften in beiden Richtungen der Plattenebene vor, es wird nur
zwischen den Richtungen in und senkrecht zur Plattenebene unterschieden.
1100
kg/m 3
J.l"
900
0..
.2!
800
700
~'- I\ /r
-5
..:; I
~ p / I
I
·,
.s:;
600
Ii v• I
.- .
I
I
500 -. ~-_.~
400 ~ -- ~ --
~
8 4 0 4 8
2.6 Plattenoberseite Plattenunterseite
Rohdichteprofil einer Spanplatte
nach Noack/Schwab [286] f--- - - -P_ta_ttendicke : 22-'-,4_5_m_m_ _ _~-i
zu entnehmen ist. ln den Deckschichten liegen höhere Rohdichten vor als in der Mittel-
schicht. Da die Masse der Deckschichten .annähernd gleich bleibt, vermindern sich die
mittleren Rohdichten {j von Flachpreßplatten mit zunehmender Plattendicke und damit
zum Beispiel auch elastomechanische Eigenschaften.
Die unterschiedlichen Rohdichten bei anderen Holzwerkstoffen werden durch Herstel-
lungsart, Spangut Holzart, Dicke und Anzahl von Schichten, Bindemittel und derglei-
chen mehr beeinflußt. Tafel2.2 gibt einen Überblick über Rohdichten von Holzwerkstof-
fen im Bauwesen.
Holzfaserplatten
Poröse Holzfaserplatten 68750 HFO 230 bis 350
Bitumen -Holzfaserplatten 68752 BPH 230 bis 400
mittelharte Holzfaserplatten 68754 HFM 350 bis 800
harte Holzfaserplatten 68754 HFH > 800
Tafel2.3 Quell- und Schwindmaße von Holzwerkstoffplatten in % für Änderung der Holzfeuchtigkeit um
1% unterhalb des Fasersättigungsbereiches (Mittelwerte) nach Gresse/ [105) 1 )
Holzwerkstoffe Quell - und Schwindmaße
in Plattenebene quer zur Plattenebene
(in beiden Ric ht ungen)
V 100
0.020 0,45
V 100 G
Die geringen Quell- und Schwindmaße in Plattenebene sind besonders bei großflächi-
gen Holzwerkstoffplatten in feuchtebeanspruchten Bereichen zu beachten, während die
großen Quell- und Schwindmaße quer zur Plattenebene bei den üblichen kleinen Plat-
tend icken vernachlässigbar und im allgemeinen bei Konstruktionen nicht nachteilig
sind. Bei direkter Feuchte- oder Witterungsbeanspruchung muß ein dauerhaft wirksa-
mer Schutz oder Witterungsschutz auf die Holzwerkstoffplatten aufgebracht werden,
um die Gefahr des Verwerfensund Ausbeulens bei zu starker Dickenquellung zu verhin-
dern, s. hierüber auch Abschn. 2.8.
Wärmedehnung von Holzwerkstoffen
Die Dehnung eT infolge Temperaturänderungen von Holzwerkstoffen und daraus resul-
t ierende Längenänderungen von Bauteilen lassen sich mit den Gleichungen nach
Abschn . 1.6 errechnen. Die Wärmedehnzahlen zeigen bei den verschiedenen Holzwerk-
stoffplatten nicht allzu große Unterschiede auf. Bei Flachpreßplatten darf nach den
Erläuterungen zu DIN 1052 T1 mit einer Wärmedehnzahl a T= 10 bis 15 · 10- 6/°C ge-
rechnet werden . Wie bei Holz darf im Bau-
wesen die temperaturabhängige Deh-
nung von Holzwerkstoffplatten im allge-
meinen vernachlässigt werden, da sie
von geringer Größenordnung ist und die
t 0,25
bei Temperaturänderungen gleichzeitig
auftretenden Holzfeuchtigkeitsänderun-
-.: 0,20 1--J--c:--+--+--+--7'<-t--+.-+-1 gen entgegengesetzt verlaufende Quell-
oder Schwindverformungen bewirken .
Wärmeleitfähigkeit von Holzwerkstoffen
Die Wärmeleitfähigkeit A. von Holzwerk-
stoffen ist nach Kollmann/Ma/mquist
[1781 im wesentlichen wie beim Holz nach
Abschn . 1.6 von der Rohdichte, der Holz-
feuchtigkeit und der Faserrichtung abhän-
gig.
0 200 400 600 800 1000 kgfm3 1400
Mit zunehmender Rohdichte steigt die
Rohdichtep-
Wärmeleitfähigkeit von Holzwerkstoffen
2.7 Wärmeleitfähigkeit von Holzspan- und Holzfa-
an, s. Bild 2.7 am Beispiel der Wärmeleit-
serplatten quer zur Plattenebene in Abhängig-
keit von der Rohdichte bei einer Holzfeuchtig- fähigke it quer zur Plattenebene. Bei nied-
keit u = 10%; im Vergleich Vollholz quer zur Fa- rigen Rohdichten sind die Wärmeleitfä-
ser; nach Kol/mann/Malmquist 1178) higkeiten unterschiedlich, sie nähern ein-
2.5 Elastizität von Holzwerkstoffen 59
ander bei höheren Rohdichten. Die Wärmeleitfähigkeit wird unter anderem von der
Orientierung der Fasern beeinflußt. ln Plattenebene ist die Wärmeleitfähigkeit mehr als
doppelt so groß wie quer zur Plattenebene, mit der Ausnahme von Strangpreßplatten,
die herstellungsbedingt eine andere Spanorientierung besitzen als Flachpreßplatten,
s. Abschn. 2.1.
Beim rechnerischen Nachweis des Wärmeschutzes nach DIN 4108 sind die Rechen-
werte der Wärmeleitfähigkeit nach Tafel 2.4 anzusetzen, bei deren Festlegung die oben
genannten Abhängigkeiten berücksichtigt wurden.
parallel zur
Faserrichtung
der Deckfurniere
rechtwinklig zur
Faserrichtung
der Deckfurniere
Das elastische Verhalten von Holzwerkstoffen ist wie bei Vollhol z richtungsabhängig
(anisotrop), jedoch werden durch den mehr orthotropen Plattenaufbau die Unter-
schiede in den einzelnen Richtungen vermindert, hierüber s. Abschn. 2.2.
Bei Bau-Furniersperrholz beeinflussen Aufbau, Dicke und Anordnung der Furniere so-
wie die Holzart das elastische Verhalten weitgehend; in den verschiedenen Richtungen
parallel und rechtwinklig zur Faserrichtung der Deckfurniere nach Tafel 2.5 liegen unter-
schiedliche Elastizitätsmoduln vor. Beispielsweise sinkt der Elastizitätsmodul parallel
zur Faserrichtung der Deckfurniere bei Biegung rechtwinklig zur Plattenebene mit stei-
gender Lagenanzahl, während der Elastizitätsmodul rechtwinklig zur Faserrichtung der
Deckfurniere mit wachsender Lagenanzahl steigt.
Tafel 2.6 gibt einen Überblick über Elastizitäts- und Schubmoduln von Bau-Furnier-
sperrholz. Für die praktische Berechnung tragender/aussteifender Bau-Furniersperr-
holzplatten dürfen nur die Rechenwerte nach DIN 1052 T 1 eingesetzt werden, s. Tafel
8.13.
Um die Vielfalt der notwendigen Einzelangaben bei größerer Lagenanzahl zu vermei-
den, unterscheidet DIN 1052 T 1 nur dreilagige und fünf-/mehrlagige Bau-Furniersperr-
holzplatten und setzt hierfür Mindestwerte fest; größere E- und G-Moduln sind nur bei
Tafel 2.6 Elastizitäts- und Schubmoduln von Bau-Furniersperrholz bei einer Feuchtigkeit u ~ 12% nach
Möhler [247] 1 )
Beanspruchungs-
art
Lagen-
anzahl
Platten·
dicke
Elastizitätsmodul E
parallel II
I Schubmodul G
I rechtwinklig .l para llel II I rechtwinklig .l
zur Faserrichtung der Deckfurniere
in mm in N/mm 2 in N/mm 2 in N/mm 2 1 in N/mm 2
"''
V /
/
abhängig, wie Bild 2.8 am Beispiel des
Biege-Elastizitätsmoduls von einschichti-
"'
.!!>
CO
2000
/ V
gen Holzspanplatten zeigt. Da mehr-
schichtige Flachpreßplatten nach Bild 2.6 1000
/, /
ein ausgeprägtes Rohdichteprofil besit- 400 500 600 100 kglm 1 900
zen, sinkt die mittlere Rohdichte mit Rohdichtep
wachsender Plattendicke, demnach neh- 2.8 Biege-Elastizitätsmodul einschichtiger Holz-
men E- und G-Moduln mit wachsender spanplatten in Abhängigkeit von der Roh-
Plattendicke ab. dichte nach Kalimann [1751
Tafel 2.7 gibt einen Überblick über Elastizitäts- und Schubmoduln von Flachpreß-
platten. Für die praktische Berechnung tragender/aussteifender Flachpreßplatten dür-
fen nur die Rechenwerte nach DIN 1052 T 1 verwandt werden, s. Tafel 8.14. Höhere
Werte für die Moduln können benutzt werden, wenn ein entsprechender Nachweis in
einem Prüfzeugnis vorliegt.
Tafel 2.7 Elastizitäts- und Schubmoduln von Flachpreßplatten nach DIN 68763 bei einer Feuchtigkeit
u ;;;; 12% nach Mähler [247) 1 )
Moduln Plattendicken in mm
E-Modul 3200 bis 2800 bis 2400 bis 2000 bis 1600 bis 1200 bis
4500 4000 3500 3000 2500 2000
--- in N/mm 2
G-Modul 150 bis 150 bis 150 bis 100 bis 100 bis 100 bis
250 250 250 200 200 200
Biegung in Plattenebene
E-Modul 2200 bis 1900 bis 1600 bis 1300 bis 1000 bis 800 bis
3200 2800 2400 2000 1600 1200
--- in N/mm 2
G-Modul 1100 bis 1000 bis 850 bis 700 bis 550 bis 450 bis
1200 1200 1200 1000 1000 1000
1) beim rechnerischen Nachweis sind die Rechenwerte der DIN 1052 T1 zu verwenden, s. Tafel8.14
Holzwerkstoffe kriechen im allgemeinen stärker als Vollholz, das in Abschn . 1.9 näher
mit notwendigen Begriffsbestimmungen beschrieben ist. Die Abhängigkeit des Biege-
kriechens von Holzwerkstoffen kann Bild 2.10 am Beispiel von Spanplatten entnommen
ahn~ Anstrich
:::-- f---"
4
v-V
V;
r-
1-" -
,......
1----V
Ka~tenanstrich
v- ./- V
~
2.10
,.... '---- Kriechfaktor von 25 mm dicken phe-
AI1S n~ nolharzverleimten Spanplatten, flach-
~ '---- V
ausemg~r
liegend, in Abhängigkeit vom Ober-
V/ -.....;::: Vergteich1 Voltholz flächenschutz infolge Biegebeanspru-
y
jxot
:
chung bei 7tägigen Beanspruchungs-
mit 10 ~/mmll- zyklen (Beanspruchung : zul a8 und
zu I as/2) in einem seitlich offenen Ver-
o 4 a u ~ 20 a ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
suchsraum nach Möh/er/Ehlbeck
Versuchsdauer t in Wochl!ll [256]. zum Vergleich: Vollholz
2.6 Kriechen von Holzwerkstoffen 63
werden . Danach liegen die Kriechfaktoren frlfo zwischen 1,6 und 4,2 je nach Oberflä-
chenschutz bei praxisnahen Versuchen für Dachplatten. Die Abhängigkeit des Krie-
chens vom Belastungsgrad ist in Bild 2.11 am Beispiel des Biegekriechens von Holz-
faserplatten dargestellt.
Ebenso wie bei Vollholz streben die Kriechverformungen von Holzwerkstoffen bei Be-
lastungsgraden ;;; zulässige Belastung einem Grenzwert zu. Bei höheren Belastungs-
graden nehmen die Kriechverformungen oberhalb der Kriechgrenze überproportional
zu; dies führt nach bestimmter Belastungszeit zum Bruch der Platten .
2.2 , - - - - - , -- - - - , - - - - - . - - - - ,
~ 1,8 1--cf---y'f-----±=>--==;;__-=--+--~---l
..:-
E
.>:
..
.:"
-5
~ 1,4 lff-T-- - + - - - - + - - - - t - - - - - 1
2.11
Kriechfaktor von harten Holzfaserplat-
ten HFH infolge Biegebeanspruchung
in Abhängigkeit vom Belastungsgrad
bei Normalklima: T= 20 °C, I'= 65%
nach Gressel [1071 Zeit f na'h Erstbelastung
Der Einfluß der Feuchtigkeit auf die Kriechverformungen von Holzwerkstoffen ist nach
Gresse/ [1071 im trockenen Innenklima nur etwas größer als bei Vollholz . Bei konstanter
Biegebeanspruchung im konstanten Normalklima T= 20 °C, rp = 65%, erreichen die
=
Kriechfaktoren bei Sperrholz im Mittel fr/f0 2,0, bei Flachpreßplatten etwa 2,5, bei
Holzfaserplatten sind derzeit noch keine gesicherten Angaben möglich. Im natürlichen
Außenklima unter Dach sind die Kriechverformungen von Holzwerkstoffen dagegen
wesentlich größer als bei Vollholz, sie unterliegen dazu auch noch breiten Schwankun-
gen. Nach mehrjähriger Biegebeanspruchung lagen die Kriechfaktoren bei Furnier-
=
sperrholz zwischen frlfo 2,5 und 7,5, bei Flachpreßplatten zwischen etwa 2,5 und
10,0.
Darüber hinaus beeinflußt die Art der Feuchtebeanspruchung das Kriechen von Holz-
werkstoffen unterschiedlich. Ähnlich wie Vollholz nach Bild 1.23 kriecht Bau-Furnier-
sperrholz unter hoher, konstanter Feuchte weniger als im Wechselklima . Bei Spanplat-
ten liegen nach Gressel [107) umgekehrte Verhältnisse vor: Unter langandauernder ho-
her, konstanter Feuchte kriechen Spanplatten stärker als im Wechselklima .
ln der Praxis werden die Kriechverformungen bei auf Biegung beanspruchten Heiz-
werkstoffplatten rechnerisch berücksichtigt, wenn die Durchbiegungen und notwendi-
gen Überhöhungen nach DIN 1052 T 1 nachzuweisen sind . Dabei wird das gleiche Re-
chenverfahren wie bei Voll- und Brettschichtholz angewandt, hierüber s. Abschn . 1.9
und 8.2.4. Da Flachpreßplatten bei erhöhter Feuchtigkeit wesentlich stärker kriechen
als Vollholz und Bau-Furnierplatten, sind für Flachpreßplatten die doppelten Werte der
Kriechzahlen bei Feuchtigkeiten u~ 15% rechnerisch anzusetzen. Andere Kriechverfor-
mungen als diejenigen infolge Biegung sind bei Holzwerkstoffplatten im allgemeinen
nicht zu berücksichtigen .
64 2.7 Festigkeiten von Holzwerkstoffen
Die Festigkeiten von Holzwerkstoffen sind wie bei Vollholz nach Abschn. 1.10 richtungs-
abhängig (anisotrop). Bau-Furniersperrheiz besitzt etwa die gleichen Festigkeiten wie
das Ausgangsprodukt Holz, Spanplatten und Holzfaserplatten erreichen jedoch durch
das Zerkeinern des Holzes in Späne und Fasern mit abnehmender Verbundlänge gerin-
gere Festigkeiten. Die Festigkeiten von Holzwerkstoffen werden stets auf den Platten-
vollquerschnitt bezogen, obwohl die Querschnitte oft aus Schichten mit unterschiedli-
chen Festigkeits- und Verformungsverhalten bestehen.
--F
2.12
Dehnungs- und Spannungsverteilung
in einer fünflagigen Bau-Furniersperr-
holzplatte bei Biege- und Zugbean-
spruchung in Faserrichtung der Deck-
furniere nach Erläuterung zu DIN 1052
T1
a) Plattenaufbau, b) Dehnungsdia-
a) b) c) gramm, c) Spannungsdiagramm
Die Anzahl der Furnierlagen beeinflußt die Festigkeiten: mit wachsender Lagenanzahl
sinkt im allgemeinen die Biegefestigkeit parallel zur Faserrichtung der Deckfurniere bei
Biegung rechtwinklig zur Plattenebene, dagegen steigt die Biegefestigkeit rechtwinklig
zur Faserrichtung der Deckfurniere bei wachsender LagenanzahL Der Einfluß des Plat-
tenaufbaus auf die Festigkeiten wird besonders deutlich bei Bau-Furniersperrheiz aus
Buche, deren Werte für die Biegung und Längskraft je nach Anordnung der Furniere
nach dem Berechnungsverfahren des Beiblattes zur DIN 68705 T5 ermittelt werden
können.
Tafel2.9 gibt einen Überblick über Festigkeiten von Bau-Furniersperrholz. Da die Festig-
keiten für jeden möglichen Plattenaufbau und für die verwendbaren Holzarten wie
oben angeführt sehr verschieden sind und ausreichendes Versuchsmaterial fehlt, set-
zen DIN 68705 T3 und T5 Mindestwerte für bestimmte Festigkeiten bei Bau-Furnier-
platten fest, die bei der Gütekontrolle überwacht werden. Dadurch wird die Vielzahl
von Einzelangaben auf eine übersichtliche Anzahl von Festigkeitswerten reduziert.
Für praktische Berechnungen dürfen nicht die Festigkeitswerte der Tafel 2.9, sondern
nur die zulässigen Spannungen nach DIN 1052 T1 verwandt werden, s. Tafel 8.6 und
8.8.
2.7 Festigkeiten von Holzwerkstoffen 65
Tafel2.9 Festigkeiten von Bau-Furniersperrholz in N/mm 2 bei einer Feuchtigkeit u ;:;:; 12% nach Mähler
[247] 1 )
Lagenanzahl 3 5 ~7
Biegefestigkeit 2 ), ßa1 6; 27
Biegung in Plattenebene
ßa J. ~ 18
Scherfestigkeit rg
3 bis 5
in Plattenebene
1) beim rechnerischen Nachweis sind die zulässigen Spannungen der DIN 1052 T1 zu verwenden,
s. Tafel8.6
2) II und .l : parallel und rechtwinklig zur Faserrichtung der Deckfurniere
Die Festigkeiten von Bau-Furniersperrholz sind weiterhin abhängig vom Winkel zwi-
schen Kraft- und Faserrichtung, wie aus Bild 2.13 am Beispiel der Zugfestigkeit von
drei- und fünflagigen Furnierplatten ersichtlich wird. Danach sind die Zugfestigkeiten in
Plattenebene parallel zur Faserrichtung der Deckfurniere (a = 0°) im allgemeinen etwas
höher als senkrecht zur Faserrichtung der Deckfurniere (a = 90°); beim Kraft-Faserwin-
kel a = 45° liegen niedrigere Festigkeiten vor. Ähnliches gilt für die Druckfestigkeiten in
Plattenebene. Vollholz besitzt im Vergleich dazu höhere Festigkeiten parallel zur Faser,
jedoch bereits bei kleinen Winkeln a zwischen Kraft- und Faserrichtung wesentlich
niedrigere Werte und bei Beanspruchungen quer zur Holzfaser (a = 90°) sehr geringe
Festigkeiten, s. auch Abschn . 1.10.1.
140
I
I
Nlmm 1
I
100 \ Furnierplatte
I
fünflagig
~ (1 :1.6 :1:1,6:1)
<:!: 80
~
-"'
.Q'
60
\\ I Furnierplatte
dn>ilagig (1:1:1)
]
r<l""
~I ,\__, VV
f\_
40
V
20
2.13
''
--- -- --
Vollholz
Zugfestigkeit von drei- und fünflagi- _,-- !Einzelfurnieri
. .L.
gen Furnierplatten in Abhängigkeit
00 15 30 45 60 90
vom Winkel zwischen Kraft- und Fa-
serrichtung; zum Vergleich : Vollholz; Winkel"' zwischen Kraft- und Faserrichtung
nach Kraemer [198] !der Deckfurnien>) ---
66 2.7 Festigkeiten von Holzwerkstoffen
Hieraus wird deutlich, daß durch den gerichteten, künstlichen Plattenaufbau die Aniso-
tropie bei Furnierplatten geringer wird als beim natürlichen Ausgangsprodukt Holz;
besonders bei Winkeln zwischen Kraft- und Faserrichtung liegen bei Furnierplatten
weitaus höhere Festigkeiten vor als bei Vollholz; über zulässige Spannungen bei schrä-
gem Kraftangriff s. auch Tafel 8.8.
Festigkeiten von Flachpreßplatten
Die Festigkeiten von Flachpreßplatten sind vorwiegend von der Rohdichte und damitvon
der Plattendicke abhängig. Da mehrschichtige Flachpreßplatten nach Bild 2.6 ein ausge-
prägtes Rohdichteprofil zeigen, nehmen die Festigkeiten mit wachsender Plattendicke
ab, s. auch Abschn. 2.5. ln beiden Richtungen der Plattenebene ist das Festigkeitsver-
halten annähernd gleich, s. Abschn. 2.2, deshalb brauchen im Gegensatz zum Sperrholz
nur die Beanspruchungen in und rechtwinklig zur Plattenebene unterschieden werden.
Tafel 2.10 gibt einen Überblick über Festigkeiten von Flachpreßplatten. Ebenso wie bei
Bau-Furniersperrheiz sind auch bei Flachpreßplatten Mindestwerte bestimmter Festig-
keiten nach DIN 68763 einzuhalten, die bei der Gütekontrolle überwacht werden; da-
nach sind die einzuhaltenden Biegefestigkeiten in beiden Richtungen der Plattenebene
gleich groß.
Für praktische Berechnungen dürfen nicht die Festigkeitswerte der Tafel 2.10, sondern
nur die zulässigen Spannungen nach DIN 1052 T 1 verwandt werden, s. Tafel 8.6.
Tafel2.10 Festigkeiten von Flachpreßplatten nach DIN 68763 in N/mm 2 bei einer Feuchtigkeit u ~ 12%
nach Möhler [247] 1 )
Beanspruchungs-
art >40 bis 50
Zugfestigkeit in Plattenebene
ßz 5 bis 8
Druckfestigkeit in Plattenebene
ßa 7 bis 11
ßs 8 bis 13
Biegefestigkeit in Plattenebene
ßs 5 bis 7
Scherfestigkeit in Plattenebene
Festigkeitswerte nach Tafel 2.11, sondern nur die zulässigen Spannungen nach
DIN 1052 T3 verwandt werden (gelten nur für mittragende und aussteifende Beplan-
kungen von Holztafeln bei Holzhäusern in Tafelbauart) .
Poröse und Bitumen-Holzfaserplatten besitzen geringe Festigkeiten und dürfen nicht
für tragende/aussteifende Zwecke nach DIN 1052 verwandt werden.
Tafel2.11 Festigkeiten von harten und mittelharten Holzfaserplatten nach DIN 68754 in N/mm 2 bei einer
Feuchtigkeit u ~ 12% nach Mähler [247] 1 )
Einfluß der Feuchtigkeit und Temperatur auf die Festigkeiten von Holzwerkstoffen
Das Festigkeitsverhalten von Holzwerkstoffen ist neben den oben angeführten Einflüs-
sen wie das des Vollholzes nach Abschn. 1.10 von der Feuchtigkeit, Temperatur, Bela-
stungsdauer, Probengröße und dergleichen mehr abhängig.
Die Festigkeiten von Holzwerkstoffen neh-
men ähnlich wie die Moduln nach Ab- 160
sehn . 2.5 mit zunehmender Feuchtigkeit
im hygroskopischen Bereich ab, wie aus %
Bild 2.14 am Beispiel der Biegefestigkei-
ten von Spanplatten zu entnehmen ist. Im
/
-.........,!'\.
120
kapillaren Bereich sind die Festigkeiten
wie bei Vollholz nahezu konstant. Für die ] 100 \
praktische Berechnung werden die Ab-
hängigkeiten der Festigkeiten von der
Feuchtigkeit bei der Festlegung zulässiger
f2-
ä5
80
1\ '\
"""'
Spannungen berücksichtigt, oder diese
60
sind abzumindern; hierüber s. Abschn . 2.8
und Tafel 8.9. = I
Die Festigkeiten von Holzwerkstoffen neh- 4 8 12 % 20
men mit steigender Temperatur ab; ähnli- Feuchtigkeit u
ches gilt für Vollholz, s. Abschn . 1.10.4. Im 2.14 Biegefestigkeit von Spanplatten in Abhängig-
Gebrauchszustand kann dieser Einfluß keit von der Feuchtigkeit, bezogen auf Werte
vernachlässigt werden. bei u == 12%, nach Halligan /Schniewind [116]
dener Dicken und Holzarten. Danach liegen die Dauerstandfestigkeiten von Furnierplat-
ten wie bei Vollholz bei ca. 50% bis 60% der statischen Kurzzeitfestigkeit Mit zuneh-
mender Feuchtigkeit werden diese Werte unterschritten. Nach Gressel [107] kann bei
einer stark hygroskopischen Spanplatte im verschärften Wechselklima die Dauerstand-
festigkeit nur ca. 20% der statischen Kurzzeitfestigkeit betragen.
100
%
-~~
-- --.::----
Lirn"/;q]if.-;:.
80
r-.... rnrn --- ~,.._
·- ....._ r- ..._
-~
~--·.: :::::::: ~e- 16 rnm
70
"'~
~jOr!f a:;"
·--....._ ..._--....._.....~E'J6 J
ßarlßa
60
·s:.._m",
50
8Te?mf 2.15
Verhältnis der Zeitstand-Biege-
festigkeit ßaT zur statischen
40 c: Kurzzeit-Biegefestigkeit ßa von
0
.<:. E ro Furnierplatten verschiedener Dik-
"' ~
ci ken und Holzarten nach Mähler/
Zeit in logarithmischem Maßstab Ehlbeck [256]
Die Dauerschwingfestigkeiten von Holzwerkstoffen sind nach Eh/beck [ 49] derzeit noch
wenig untersucht. Furniersperrholz verhält sich danach etwa ähnlich wie Vollholz nach
Abschn. 1.10.3, während Span- und Faserplatten Dauerschwingfestigkeiten von nur ca.
20% der statischen Kurzzeitfestigkeiten besitzen, so daß Span- und Faserplatten nach
derzeitigem Wissensstand f ür dynamische Beanspruchungen ungeeignet erscheinen.
Festlegen zulässiger Spannungen
Bei der Festlegung zulässiger Spannungen von Holzwerkstoffen wird in gleicher Weise
wie bei Vollholz nach Abschn. 1.10.5 vorgegangen. Danach betragen die Sicherheits-
beiwerte gegenüber der unteren 5%-Fraktile der statischen Kurzzeitfestigkeit bei Bau-
Furniersperrholzplatten im allgemeinen ca. v = 3,0 und bei Flachpreßplatten ca. v = 4,0.
Bei Holzfaserplatten liegen derzeit wenig gesicherte Versuchsergebnisse vor, deshalb
wird hier ein Sicherheitsbeiwert von ca. v = 5,0 eingehalten.
Tafel2.12 Klassen, Höchstwerte der Feuchte und Verleimungsarten von Holzwerkstoffen für tragende und
aussteifende Zwecke im Bauwesen
Holzwerkstoffklasse Höchstwert der Feuchte im Verleimungsart von
nach DIN 68800 T2 Gebrauchszustand, bezogen Ba u-F u rn iersperrh olz Spanplatten
auf das Darrgewicht, nach DIN 68705 T3 (Flachpreßplatten)
nach DIN 68800 T2 Umax (%) und T5 nach DIN 68763
gemeinen mit Phenol- oder Resorcinharzen vorgenommen. Darüber hinaus gibt es Zu-
lassungen für Melaminharze, Isocyanate und andere (z. B. mineralische) Bindemittel.
Die Formaldehyd-Emission einiger Spanplattenleime wird durch die Gefahrstoffverord-
nung (1986) auf einen geringen Wert~0,1 ppm (früher: Emissionsklasse E 1) begrenzt,
um mögliche Gesundheitsschäden zu vermeiden; Spanplatten, die frei von Formalde-
hyd-Emissionen sind, werden unter Verwendung entsprechender Leime hergestellt.
Anwendungsbereich und Plattentypen von Holzwerkstoffen
Tafel 2.13 zeigt die erforderlichen Holzwerkstoffklassen für die häufigsten Anwen-
dungsfälle in der Praxis auf. Tafel 2.14 gibt einen Überblick über die Zuordnung der
einzelnen Plattentypen zu den drei Holzwerkstoffklassen.
Sind Holzwerkstoffe der Witterung ständig ausgesetzt, so bedürfen sie eines dauerhaft
wirksamen Wetterschutzes, zum Beispiel geeignete Beschichtung, Bekleidung, Vorsatz-
schale. Dies gilt auch für Holzwerkstoffplatten mit "wetterbeständiger" Verleimung, da
hierbei nur die Verleimung und nicht die gesamte Platte gemeint ist. Bei direkter Feuch-
tebeanspruchung (z. B. Spritzwasser in Duschen) oder ständig hoher relativer Luft-
feuchte ist ebenso ein dauerhaft wirksamer Oberflächenschutz erforderlich.
Die Feuchtebeanspruchung von Holzwerkstoffplatten ist bei der Bemessung nach
DIN 1052 unterschiedlich zu berücksichtigen: die Moduln und zulässigen Spannungen
bei Holzwerkstoffen der Klassen 20 und 100 nach Tafel 2.12 sind nicht abzumindern, da
bei diesen Klassen im Gebrauchszustand die Höchstwerte der Feuchtigkeit Umax = 15%
beziehungsweise Umax = 18% einzuhalten sind und diese Feuchtigkeiten bei den zulässi-
gen Werten bereits berücksichtigt sind, während bei der Klasse 100G die Moduln und
zulässigen Spannungen für Feuchtigkeiten u> 18% (über mehrere Wochen) abgemin-
dert werden müssen, s. Abschn. 8.2.2; bei der Klasse 100G ist in jedem Fall der Höchst-
wert Umax = 21% einzuhalten. Die Ermäßigungen (Abminderungen) der Moduln und zu-
lässigen Spannungen bei hoher, langandauernder Feuchtigkeit sind bei Holzwerkstof-
fen größer als bei Voll- und Brettschichtholz, da Holzwerkstoffe eine niedrigere Feuch-
tigkeit bei der Herstellung besitzen und die zur Gebrauchsfeuchtigkeit (u> 18%)
entstehende größere Feuchtedifferenz einen höheren Einfluß bewirkt.
Neben obengenannter gebräuchlichen Plattentypen gibt es weitere Holzwerkstoffe für
das Bauwesen, die eine bauaufsichtliche Zulassung besitzen und die die Anforderun-
gen der einzelnen Holzwerkstoffklassen erfüllen. Hierüber s. lrmschler [159] mit meist
jährlich aktueller Übersicht.
70 2.8 Klassen, Anwendungsbereich und Plattentypen von Holzwerkstoffen
Tafel 2.14 Zuordnung der Bauplatten-Typen zu den Holzwerkstoffklassen nach DIN 68800 T2
Sperrholz
Bau-Furniersperrholz DIN 68705 T3 BFU 20 BFU 100 BFU 100 G
Bau-Furniersperrholzaus Buche DIN 68705 T5 - BFU-BU 100 BFU-BU 100 G
Bau-Stabsperrholz DIN 68705 T4 BST20 BST 100 BST 100 G
Bau-Stäbchensperrholz DIN 68705 T4 BSTAE 20 BSTAE 100 BSTAE 100 G
Spanplatten
Flachpreßplatten
für das Bauwesen DIN 68763 V20 V 100 V 100 G
Beplankte Strangpreßplatten
für das Bauwesen DIN 68764 T1 SV 1, SR 1 SV2, SR 2 2 ) -
Beplankte Strangpreßplatten
für die Tafelbauart DIN 68764 T2 TSV 1 TSV2 2 ) -
Holzfaserplatten
Harte Holzfaserplatten
für das Bauwesen DIN 68754 T1 HFH 20 - -
Mittelharte Holzfaserplatten
für das Bauwesen DIN 68754 T1 HFM 20 - -
Aus der Vielzahl der Holzarten, die auf der Erde existieren, werden nur wenige für
Bauzwecke genutzt. Für tragende Holzbauteile nach DIN 1052 T1 können nur be-
stimmte Holzarten eingesetzt werden, s. Tafel 3.1.
ln Mitteleuropa werden vorwiegend europäische Nadelhölzer (Fichte, Tanne, Kiefer,
Lärche, europäische Douglasie) als Bauholz verwandt, da sie gute Festigkeitseigen-
schaften bei geringem Eigengewicht und geringe Quell- und Schwindmaße aufweisen,
darüber hinaus sind sie leicht bearbeitbar.
Die europäischen Laubhölzer (Eiche, Buche) werden im allgemeinen nur bei speziellen
Bauteilen wie Auflagerplatten, Dübel, Schwellen und dergleichen mehr eingesetzt,
Eiche wegen seiner guten Dauerhaftigkeit und Resistenz, s. Tafel 1.9, auch bei Bautei-
len, die stark der Witterung ausgesetzt sind, wie zum Beispiel im Brücken- und Wasser-
bau. Europäische Laubhölzer besitzen ein höheres Eigengewicht, höhere Quell- und
Schwindmaße und sind wegen ihrer höheren Rohdichte schwerer bearbeitbar und dar-
über hinaus teurer als europäische Nadelhölzer.
Nordamerikanische Nadelhölzer (Western Hemlock, Douglasie, Southern Pine) sind für
Bauzwecke nach DIN 1052 T1 allgemein zugelassen und in die Sortierklassen (Güte-
klassen) des europäischen Nadelholzes eingestuft worden; sie besitzen oft günstigere
Wuchseigenschaften und sind geradliniger als europäische Nadelhölzer.
Überseeische Laubhölzer (Teak, Keruing, Afzelia, Merbau, Angelique, Azobe, Green-
heart) sind ebenso für Bauzwecke nach DIN 1052 T 1 allgemein zugelassen, sie besitzen
gleiche oder höhere Festigkeiten als europäische Laubhölzer und sind bis auf Ausnah-
men sehr resistent, s. auch Tafel 1.9. Sie werden im allgemeinen nur bei besonderen
Anforderungen an tragendes Bauholz wie Dauerhaftigkeit eingesetzt, zum Beispiel im
Brücken- und Wasserbau. Herkunftsgebiete dieser Laubhölzer sind die tropischen Re-
genwälder Afrikas, Südamerikas und Südostasiens.
Vollholz sind entrindete Rundhölzer und Bauschnitthölzer aus Nadel- und Laubholz.
Rundhölzer sind entrindete (und entästete) Stämme, die im allgemeinen ohne weitere
Bearbeitung vorwiegend bei Gerüsten, im landwirtschaftlichen Bauwesen, im Behelfs-
brückenbau und als Rammpfähle eingesetzt werden, Halbrundhölzer auch als Verstre-
bungen und Holme im Gerüstbau.
Schnitthölzer sind nach DIN 407 4 T 1 Holzerzeugnisse mit quadratischem oder rechtek-
kigem Querschnitt von mindestens 6 mm Dicke, die durch Sägen oder Spanen von
entrindeten Stämmen (Rundholz) parallel zur Stammachse hergestellt werden. Die Ein-
teilung des Schnittholzes aus Nadelholz (NH) in Latte, Brett, Bohle, Kantholz, Balken
und Kreuzholz kann aus Tafel 3.2 entnommen werden. Schnittholz aus Laubholz (LH)
wird in DIN 68367, 68369 und 68370 beschrieben. Schnitthölzer können scharfkantig
sein oder auch Baumkanten besitzen.
Tafel3.1 Merkmale von Bauhölzern der DIN 1052 T1 nach Grosser [108], Kalimann [175], Noack/Schwab [285] und Seil [329] -...J
r-v
Benennung Kurz- weitere wichtigstes Farbe 1 ) Jahr- Festig- Bearbeit- Stehver- weitere Hinweise
zeichen Handels- Herkunfts- ring- keit barkeil mögen
namen gebiet struktur/
Zuwachs-
Splintholz Kernholz zonen
I
Nadelhölzer 4 )
Fichte Fl Rotfichte, Europa weiß mit gelblich-rötlichem deutlich mäßig gut befriedi- Reifholzbau m, der
"Rot- Ton, Splint und Kern nicht hoch gend Tanne sehr ähnlich,
tanne" 2 ) zu unterscheiden schwer zu imprägnieren
Tanne TA Weißtanne, Mittel-, gelblichweiß bis rötlichweiß, deutlich mäßig gut befriedi- Reifholzbau m, der Fichte
Edeltanne Südeuropa Splint und Kern nicht zu hoch gend sehr ähnlich, schwer zu
unterscheiden imprägnieren
Kiefer Kl Föhre Europa, gelblichweiß, gelblichrot deutlich mäßig gut gut Kernholzbaum, Splint-
Nordwest- breit bis braun hoch holzgut zu imprägnie-
asien ren
Lärche, LA Mittel- gelblichweiß, rötlichbraun sehr mäßig gut gut Kernholzbaum, Splint-
euro- europa schmal bis rotbraun deutlich hoch holzgut zu imprägnie-
päische ren
Western HEM Hemlock Nord- bräunlichgrau, gelegentlich weniger mäßig gut gut gerader Faserverlauf,
Hemlock amerika helle Streifen, Splint und Kern deutlich hoch astfrei, schlecht zu im-
nicht zu unterscheiden prägnieren
Douglasie 3 ) DGA Oregon Nord- gelblichweiß, gelblich- deutlich mäßig gut gut Kernholzbaum, weit-
pine, Dou- amerika schmal rotbraun hoch gehend astfrei, Splint-
glas fir holz mittelmäßig zu im-
prägnieren ~
~
Southern amerik. Südliches gelblichweiß, gelblich deutlich mäßig gut gut Splintholz gut zu imprä- '§
Pine Südkiefer u. südöstli- breit braun hoch gnieren :::T
ches Nord- 0
N"
amerika
--·- --- <
I
Fortsetzung und Fußnoten s. nächste Seite
Laubhölzer
!--'
~
Eiche EI Weißeiche Europa grauweiß, gelblichbraun deutlich hoch meist befriedi- Kernbaumholz, nasses
schmal bis braun gut gend Holz neigt in Verbindung
mit Eisen zu Verfärbun- ~
:;:
gen, gut zu imprägnieren 0
N"
Buche BU Rotbuche Europa hellgrau bis blaßgelb, Splint mäßig hoch gut mäßig Reifholzbaum, <
und Kern kaum zu unterschei- deutlich gut zu imprägnieren .:5
den
Teak TEK Südost- hellgrau, hellbraun bis deutlich hoch gut sehr gut Imprägnieren nicht erfor-
asien schmal braun derlieh
Keruing YAN Yang Südost- grau, hell- rosabraun, undeut- hoch er- mäßig hoher Harzgehalt, Name
asien braun, schmal braun lieh schwert für eine Holzartengruppe
Afzelia AFZ Deussie Afrika grau, schmal hellbraun bis deutlich sehr gut sehr gut Nagelungen verbohren,
rotbraun hoch Oberflächenbehandlung
schwierig
Merbau MEB Kwila Südost- grau, schmal gelblich braun erkenn- sehr gut sehr gut Nagelungen verbohren,
asien bis rotbraun bar hoch Afzelia sehr ähnlich,
jedoch mit wasserlös-
Iichen Inhaltsstoffen
Angelique AGQ Basralocus nördliches grau, schmal braun bis erkenn- sehr sauber befriedi- stark werkzeug-
Südamerika violettbraun bar hoch gend stumpfend
Azobe AZO Bongossi Afrika hellrotbraun, tiefrotbraun, undeut- außer- schwierig schlecht Nagelungen verbohren,
schmal violette lieh ordent- feuchtes Holz verfärbt
Tönung lieh sich in Verbindung mit
hoch Eisen, nicht imprägnier-
bar
Greenhaart GRE nördl- Süd- grüngelb, grünlichbraun nicht außer- wenig mäßig stark rißgefährdet stark
amerika schmal sichtbar ordent- gut werkzeugstumpfend,
lieh Nagelungen verbohren
hoch
1) Die Farben werden auch vom Bauholzalter (Zeit nach dem Anschnitt) und dem Umgebungsklima (Sonnenlicht, Bewitterung) beeinflußt, z. B... Nachdunkeln"
mit der Zeit oder .. Vergrauen" der Holzoberfläche bei Bewitterung
2) Die Bezeichnung .. Rottanne" ist falsch, da Fichte und Tanne unterschiedlichen botanischen Gattungen .angehören
3) Die Eigenschaften des auch in Europa vermehrt angebauten Douglasieholzes unterscheiden sich von denen des nordamerikanischen lmportholzes, euro-
päische Douglasie gehört jedoch zu den Bauhölzern der DIN 1052 T 1 -..J
4) Die zugehörigen botanischen Namen der Nadelhölzer sind in DIN 1052 T1 angeführt w
74 3.2 Sortiermerkmale und -klassen (Güteklassen) für Nadelschnittholz
Tafel3.2 Begriffe für Nadelvollholz (Rund- und Schnittholz) nach DIN 4074 T1 und T2 5 )
Rundholz, Schnittholz
Halbrundholz Latte 2 ) Brett') Bohle') Kantholz Balken 3 ) Kreuzholz 4 )
(Rahmen)
~ I·
~~
/~ifm\
\,mtm)
___ ,
.....
Stämme:
d > 14 cm b < Bcm b ~ 8cm b > 3d b > 4cm
1) Vorwiegend hochkant biegebeanspruchte Bretter und Bohlen sind wie Kantholz zu sortieren,
2) Für Dachlatten gilt nach DIN 4070 Tl: A :::;; 32 cm 2 und Seitenverhältnis :::;; 1/2
3) Für Balken gilt nach DIN 68252 T1: Kantholz, dessen größere Querschnittseite ~ 20 cm ist
4) Nach DIN 68252 Tl gilt
Kreuzholz: 4 Stück (A > 32 cm 2 ) müssen kerngerecht aus einem Rundholzabschnitt sein,
Rahmen: 4 Stück (A > 32 cm 2 ) müssen aus einem Rundholzabschnitt sein,
5) Die Definitionen in DIN 68252 Tl und DIN 68365 sind nicht einheitlich, mit Abweichungen zu DIN 4074
Tl
Schnittholzlängen über 8 beziehungsweise 10m sind oft schwer herzustellen und wer-
den mit Preiszuschlägen gehandelt; aus den kegelstumpfartigen Rundholzstämmen
(Abholzigkeit) können meist nur kleinere Längen gesägt werden, da der maximal ein-
schneidbare quadratische oder rechteckige Holzquerschnitt vom Zopfende (kleinster
Stammdurchmesser) bestimmt wird. Querschnittsabmessungen über 26 cm sollten bei
Schnittholz die Ausnahme bleiben, über 30 cm im allgemeinen nicht herstell- und lie-
ferbar.
Bauschnitthölzer werden vielfältig als tragende Bauteile eingesetzt, z. B. als Dach Iatten,
Lattungen, Konterlattungen, als Bretter für Fußböden, Dachschalungen, Gerüste, als
Kanthölzer oder Balken für Sparren, Pfetten, Streben, Stützen, Träger oder als andere
zug-, druck- und biegebeanspruchte Bauteile in Bauwerken sowie als Fachwerkstäbe.
dieser Sortiermerkmale und -klassen ist deshalb für jedes tragende Bauholzteil von
großer Bedeutung.
DIN 407 4 T 1 unterscheidet eine visuelle und maschinelle Sortierung. Die maschinelle
Sortierung darf nur mit geeigneten und geprüften Sortiermaschinen vorgenommen
werden, während die visuelle Sortierung erfahrene Fachleute durchführen können .
Sortiermerkmale und -klassen für Nadelschnittholz sind in Tafel 3.3 und 3.4 zusammen-
gestellt. Die Sortierklasse MS 17 für Schnittholz mit besonders hoher Tragfähigkeit wird
für maschinell sortiertes Holz zusätzlich eingeführt.
Weitere Anforderungen an Nadelschnittholz nach DIN 407 4 T 1 sind:
- Maßhaltigkeit bei visueller Sortierung (Sortierklassen S): Abweichungen von den
vorgesehenen Querschnittsmaßen nach unten sind, bezogen auf eine mittlere Holz-
feuchte von 30%, zulässig bis 3% bei 10% der Menge (bei maschineller Sortierung
gelten zum Teil geringere zulässige Abweichungen),
- Toleranzen. Bei nachträglicher Inspektion einer Lieferung sortierten Holzes sind un-
günstige Abweichungen von den geforderten Grenzwerten zulässig bis 10% bei 10%
der Menge,
-Kennzeichnung. Schnitthölzer der Sortierklassen S 13, MS7, MS 10, MS 13, MS 17
sind dauerhaft, eindeutig und deutlich mit vorgeschriebenem Text zu kennzeichnen .
Tafel3.3 Sortierkriterien für Kanthölzer aus Nadelholz bei visueller Sortierung nach DIN 4074 T1 1)
Sortiermerkmale Sortierklassen 2 )
57 510 5 13
Baumkante
k Breite der Baumkante c > O, K;;; 'fo K;;; 1/a
K = k/h, bezogen auf die alle vier Seiten je Querschnitts- je Querschnitts-
größere Querschnitts- müssen durch- seite: seite:
seite gehend von
c verbleibende Sägekante Schneidwerk- c/h und c/b ~ 1 h c/h und c/ b ;;i 2/ 3
b! h rechnerischer Quer- zeugen gestreift
schnitt sein
Äste oder Astlöcher (einschließlich Astrinde)
d kleinste sichtbare A -;;;; 3 / 5 A ;ii 1/s
Durchmesser der ;ii 50mm
Äste
A Ästigkeit,
maßgebend ist
der größte Ast
A =~ oder A =~ oder
b h
A =~ oder A =~
b h
Jahrringbreite (als mittlere Jahrringbreite nach DIN 52181)
- gemessen in allgemein: allgemein:
radialer Richtung, ;ii 6mm ;ii 4mm
- bei Querschnitten bei Douglasie: bei Douglasie:
mit Mark bleibt ein ;ii 8mm ;;; 6mm
Bereich von 25 mm,
ausgehend von der
Markröhre, außer
Betracht
Sortiermerkmale Sortierklassen 2 )
57 510 513
Faserneigung
Krümmung 5 )
Verdrehung:
Druckholz
- wird im lebenden Baum als Reaktion auf bis zu 3 / 5 des bis zu 2 / 5 des bis zu 1/ 5 des
äußere Beanspruchung gebildet, Querschnitts Querschnitts Querschnitts
- ist durch eine Struktur gekennzeichnet, die oder der Ober- oder der Ober- oder der Ober-
vom üblichen Holz verschieden ist, fläche zulässig fläche zulässig fläche zulässig
- kann erhebliche Krümmung des Schnittholzes
verursachen
Sortiermerkmale Sortierklassen 2 )
57 510 513
braune und rote Streifen entstehen durch Pilz- bis zu% des bis zu 2/ 5 des bis zu 1/ 5 des
befall, keine Festigkeitsminderung, solange sie Querschnitts Querschnitts Querschnitts
nagelfest sind (Härte) oder der Ober- oder der Ober- oder der Ober-
fläche zulässig fläche zulässig fläche zulässig
Rot- und Weißfäule entstehen durch holzzerstö- nicht zulässig nicht zulässig nicht zulässig
rende Pilze, erkennbar durch fleckige Verfärbung
und reduzierte Oberflächenhärte
Insektenfraß
- stehende Bäume und frisches Rundholz können Fraßgänge bis 2 mm Durchmesser von Frischholz-
von Frischholzinsekten befallen werden, insekten zulässig
- Befall ist an den Fraßgängen (Bohrlöchern) auf
der Holzoberfläche erkennbar
Mistelbefall
1) Sortierkriterien für Bohlen, Bretter und Latten sowie zusätzliche Sortierkriterien bei maschineller Sortie-
rungs. DIN 4074 T1
2) Die Sortierklassen 57, S 10, S 13 entsprechen den früheren und in DIN 1052 angeführten Güteklassen
111, II, I
3) Blitz- und Frostrisse entstehen am stehenden Baum, sie sind an einer Nachdunkelung des angrenzenden
Holzes und Frostrisse zusätzlich an einer örtlichen Krümmung der Jahrringe zu erkennen
4) Übliche Schwindrisse (Trocken risse) beeinträchtigen die Tragfähigkeit nicht, s. Abschn. 1.5.7
5) Krümmung ist vorwiegend von der Holzfeuchte abhängig, bei frischem Schnittholz im allgemeinen nicht
zu erkennen, größtes Ausmaß bei getrocknetem Holz
Tafel3.4 Sortierklassen bei visueller und maschineller Sortierung von Nadelschnittholz nach DIN 4074 T1
s 7 MS 7 gering 111
Die Sollquerschnitte beziehen sich auf eine mittlere Holzfeuchte von u = 30%, zur Be-
rechnung von Schwindverformungen sind die mittleren Quell- und Schwindmaße nach
Tafel8.16 zu verwenden. Bei Bauholz kann eine mittlere Holzfeuchte von u = 20% kurz-
fristig nur durch technische Kammertrocknung, langfristig durch natürliche, gedeckte
Trocknung erreicht werden . Eine mittlere Holzfeuchte u < 15% ist im allgemeinen nur
durch technische Kammertrocknung möglich, hierüber s. auch Abschn . 1.5.5. Die Be-
griffe "frisch", "halbtrocken" und "trocken" bezogen auf die mittlere Holzfeuchte sind
in Tafel 1.3 näher erläutert.
~' ~~-·
I
iJ
l I I ,__!?__
025·a
bis0,2
max. Länge I== 40,0 m,
abhängig von den
Transportmöglichkeiten
sen alle Einzelteile in der Zugzone der Güteklasse (Sortierklasse) entsprechen, deren
zulässige Spannung ausgenutzt wird, für Brettschichtholz-Bauteile gilt dies mindestens
für die beiden äußeren Brettlagen in der Zugzone.
Bei Brettschichtholz-Bauteilen der Güteklasse I, die auf Biegung oder Biegung mit Nor-
malkraft beansprucht werden, sollten alle Einzelteile im Zugbereich mit nicht ausge-
nutzter zulässiger Zugspannung mindestens der Güteklasse II (Sortierklasse S 10) be-
stehen, während bei Brettschichtholz-Bauteilen der Güteklasse II alle im Zugbereich
liegenden Einzelteile mindestens der Güteklasse II (Sortierklasse S 10) entsprechen
müssen; im Druckbereich können Einzelteile mindestens der Güteklasse 111 (Sortier-
klasse S7) liegen, s. Erläuterungen zu DIN 1052 Tl .
Mittig belastete Brettschichtholz-Druckstäbe der Güteklasse I können vollständig aus
Einzelteilen mindestens der Güteklasse II (Sortierklasse S 10), derartige Druckstäbe der
Güteklasse II aus Einzelteilen mindestens der Güteklasse 111 (Sortierklasse S7) beste-
hen.
Zugstäbe aus Brettschichtholz der Güteklasse I müssen dagegen ganz aus Einzelteilen
der Güteklasse I (Sortierklasse S 13), Zugstäbe der Güteklasse II aus Einzelteilen minde-
stens der Güteklasse II (Sortierklasse S 10) hergestellt werden (Entsprechendes gilt für
die Zuordnung der Sortierklasse MS).
ln der Praxis werden diese Festlegungen der DIN 1052 Tl auch angewandt, bei Biege-
trägern werden im Bereich der neutralen Faser Einzelbretter geringerer Sortierklasse
eingesetzt, während in hochbeanspruchten äußeren Zonen nur hochwertige Einzelbret-
ter verwandt werden .
Beim Aufbau des Brettschichtholzes ist der Verlauf der
,, rechte'' Seite Jahrringe in den Einzelbrettern besonders zu beachten.
Es sollten stets "rechte" und "linke" Seiten der Einzel-
bretter nach Bild 3.1 miteinander verleimt werden, an
den Oberseiten stehen nur "rechte" Seiten an. Diese
f7-o'::f.-':...e~L--.. rechte" Seite Anordnung hält Querzugspannungen hinreichend klein,
die beim nachträglichen Schwinden der Einzelbretter
.. linke" Seite auftreten .
Über die Herstellung von Brettschichtholz s. auch Ab-
sehn . 6.1 .
.• rechte" Seile Brettschichtholz nach DIN 1052 Tl darf nur aus Nadel-
3.1. Jahrringlage der Einzelbretter
holz hergestellt werden; im Mitteleuropa wird überwie-
bei Brettschichtholz gend Fichtenholz verwandt, das wegen seiner besseren
Holzqualität im allgemeinen aus Nordeuropa stammt.
Die physikalischen Eigenschaften des Brettschichtholzes entsprechen überwiegend de-
nen des verwandten Vollholzes der Einzelbretter; hingegen werden die mechanischen
Eigenschaften durch die Lamellierung gegenüber dem Ausgangsmaterial verbessert.
Diese Holzvergütung gegenüber den Eigenschaften des Vollholzes wird durch die erfor-
derliche Trocknung und Sortierung der Einzelbretter (weitgehende Rissefreiheit, Be-
grenzung von Wuchsfehlern, Ästigkeit und dergleichen mehr, s. Abschn . 3.2) vor der
Verleimung erreicht. Aus diesem Grunde können einige zulässige Spannungen von
Brettschichtholz, zum Beispiel die Biegespannungen um ca. 10%, die Torsionsspannun-
gen um 60% und der Elastizitätsmodul E11 um 10% gegenüber den entsprechenden
Werten des Nadelvollholzes erhöht werden, s. Tafel 8.1 und 8.11.
Brettschichtholz kann in Bauteii-Längsrichtung vielfältig geformt werden . Die gute Be-
arbeitbarkeit des Holzes läßt gerade und gekrümmte Bauteilkanten oder Mischformen
von beiden zu. Durch Auslaufen der Einzelbretter an den Bauteilrändern entstehen ver-
änderliche Trägerhöhen, s. Tafel3.7. Der Anschnittswinkel sollte bei veränderlichen Trä-
gerhöhen hinreichend "klein" bleiben wegen der im Randbereich auftretenden Span-
3.4 Vollwandträger mit I- oder Kastenquerschnitt 81
gerade Trägerkanten
Parallelträger Pultdachträger
gekrümmte Trägerkanten
Bogen
I DI D
Quer-
schnitt []]~[II
I=
~ [lllll~
i=
"""
~
I=
~ F'
~
rn §~tm tiiiJJ F=
Verbindung verleimt verleimt, verleimt, verleimt verleimt verleimt genagelt
Gurt/Steg verdübelt Verbund-
quer-
schnitt
Fertigung hand-
überwiegend industriell
werklieh
b)
1
Faserrichtung
der D~>ckfu rniere
Holz ist ein brennbarer Stoff. Beim Brand werden die Holzsubstanzen Zellulose und
Lignin chemisch zersetzt, dabei bilden sich Holzkohle und brennbare Gase. Holz besitzt
aus der Sicht des Bauwesens ein günstiges Brandverhalten .
Die Entzündungstemperatur von Holz und Holzwerkstoffen ist nach Kordina [1791 be-
sonders von der Erwärmungsdauer abhängig. Kleine, feinzergliederte Holzproben ent-
zünden sich spontan bei Temperaturen von ca. T;;; 350 °C. Dauert die Erwärmung viele
Stunden, kann eine Entzündung bei bedeutend niedrigen Temperaturen stattfinden, bei
T= 150 °C und darunter.
Die Entzündungstemperatur ist weiter abhängig von der/dem
- Rohdichte: eine hohe Rohdichte verzögert die Entzündung,
- Holzfeuchtigkeit: eine hohe Holzfeuchtigkeit verzögert die Entzündung, jedoch wird
bei einer üblichen Gebrauchsholzfeuchtigkeit u ~ 20% ("trocken") keine nennens-
werte Schutzwirkung erzielt,
- geometrischem Verhältnis: OberflächeNolumen: je größer das Verhältnis, desto
leichter entzündet sich Holz.
Baustoffe werden nach ihrem Brandverhalten in Baustoffklassen nach Tafel 4.1 einge-
teilt.
Holz und Holzwerkstoffe gehören als Tafel 4.1 Baustoffklassen nach DIN 4102 T1
brennbare Baustoffe im allgemeinen der Baustoffklasse Bauaufsichtliche Benennung
Baustoffklasse B2, normalentflammbar,
nach DIN 4102 T1 an mit Anforderungen
an Rohdichte und Dicken gemäß Tafel 4.2. A nichtbrennbare Baustoffe
Danach dürfen Holz und Holzwerkstoffe A1
allgemein für Bauzwecke verwandt wer- A2
den.
B brennbare Baustoffe
Holz und Holzwerkstoffe können die Bau-
stoffklasse B1, schwerentflammbar, er- B1 schwerentflammbar
B2 normalentflammbar
reichen, wenn eine geeignete Brand-
B3 leichtentflammbar
schutzausrüstung vorgesehen ist.
Tafel 4.2 Anforderungen an Holz und Holzwerkstoffe der Baustoffklasse B 2, normalentflammbar, nach
DIN4102T4
Baustoff Anforderungen
F30-B feuerhemmend
F30-AB feuerhemmend und in den wesentlichen Teilen 1 ) aus nichtbrenn-
baren Baustoffen
F30-A feuerhemmend und aus nichtbrennbaren Baustoffen
1) Zu den wesentlichen Teilen gehören u.a.: alle tragenden und aussteifenden Teile, bei nichttragenden
Bauteilen auch die Bauteile, die deren Standsicherheit bewirken
Holz und Holzwerkstoffe erfüllen als brennbare Baustoffe nicht die baurechtliche Forde-
rung nach "feuerbeständigen" Bauteilen, die neben der Feuerwiderstandsklasse F90
(oder höher) die Verwendung nicht-brennbarer Baustoffe verlangt.
Eine wesentliche Anforderung an die Feuerwiderstandsdauer eines Bauteils ist die "Si-
cherstellung der Tragfähigkeit während der Prüfdauer (Brandversuch)". Bei Bauholz
wird diese Tragfähigkeit durch den verbleibenden, nicht verkohlten Restquerschnitt
übernommen, da die Holzkohle keine nennenswerte Festigkeit besitzt. Die Feuerwider-
standsdauer eines Bauteils ist um so größer, je weniger die zulässigen Spannungen
ausgenutzt sind, da das Bauteil dadurch vor der Brandbeanspruchung eine "über-
schüssige" Tragfähigkeit besitzt. Die Abhängigkeit der Feuerwiderstandsdauer von der
4.3 Holzbauteile der Feuerwiderstandsklassen F30-B und F60-B 87
120 120
Nb=!~ hlb=J?:; ~5 :J.. ..-2
-
I= -<:: 6/"" ;.....-
- --·
- 5 1
I= '--
-
min min
'b
-- - - - -- - -
::;..--
r:-: t=:~::~ -~ !::::: ~~
I
-
~
60 1 60
~, ;;,::
~ ~ --
6;;;;;: ~
-
~ ;::::::: 1---
:;; 30
ii!
~ 0
rr-f cr8 =14N/mm 1 ~ cr8 =7 Nlmm 1
--
-~ 1 ~
·ii! 60
u..
-~ ~ ~
::::: 30 ~
~ ~
30
0
~ - cr8 =11 Nlmml
0
cr8 = 3N/mm 2
6 10 11. 18 22 26 cm 34 6 10 14 18 Z2 26 cm 31.
Trägerbreit e b - Trägerbreit e b -
4.2 Feuerwiderstandsdauer von dreiseitig brandbeanspruchten Brettschichtträger in Abhängigkeit von
der aufgebrachten Biegespannung, der Trägerbreite b und dem Querschnittsverhältnis h/b nach Kor-
dina/Meyer-Ottens [180]
den einzelnen Holzbauteilen von gleicher Bedeutung wie die Anforderungen an die
Holzbauteile. Erst wenn alle Anforderungen an Holzbauteile und VerbindungenNerbin-
dungsmittel eingehalten werden, kann die geforderte Feuerwiderstandsklasse der Ge-
samtkonstruktion erreicht werden . Wertvolle Hilfen für die brandschutztechnische Be-
messung geben Kordina/Meyer-Ottens [180), [181), Meyer-Ottens [218) und Scheer/
Schatz [316).
Mindestabmessungen ausgewählter Balken, Stützen, Zugglieder und Verbindungen/
Verbindungsmittel nach DIN 4102 T 4 sind in Tafel 4.5 bis 4.9 dargestellt.
Tafel4.5 Mindestbreite und -höhe unbekleideter Biegebalken F30-B und F60-B nach DIN 4102 T4
F30-B
JI
3seitig 1 ) ;;;,; 13 150/260 i:,; 14 180 140 130 120
~
= 10 130/240 = 11 200 120 110 100
= 7 110/200 = 7 150 90
;:;;; 3 90/180 ;:;;; 3 110 80
F60-B
JI
3seitig 1 ) i:,; 13 300/520 ;;;,; 14 360 280 260 220
~
= 10 260/480 = 11 400 240 220 200
1) 3seitig, wenn Oberseite durch Betonteile, Beplankungen mit Mindestdicke aus Holz/Holzwerkstoff ab-
gedeckt, 4seitig, wenn Oberseite frei oder z. B. mit Stahl, Kunststoff und Holz/Holzwerkstoffen < Min-
destdicke nach DIN 4102 T 4 abgedeckt ist
4.3 Holzbauteile der Feuerwiderstandsklassen F 30-B und F 60-B 89
Tafel4.6 Mindestdicke unbekleideter Stützen F30-B und F60-B nach DIN 4102 T 4 1 1
F30-B
"t)
:;;; 11 160 168 184 200 150 154 162 170
"
..Q
= 8,5 145 151 163 175 140 143 149 155
_g__ ;:;: 5 120 124 132 140 120 122 126 130
..Q
= 8,5 130 136 148 160 130 133 139 145
;:;: 5 120 122 126 130 115 116 118 120
F60·B
"t)
:;;; 11 240 260 300 340 230 240 260 280
"
..Q
= 8,5 215 231 263 295 210 218 234 250
_g__ ;:;: 5 180 190 210 230 180 186 198 210
..~.
..Q
= 8,5 200 214 242 270 195 202 216 230
Tafel 4.7 M indestdicke unbekleideter Zugglieder Tafel 4.8 Mindestholzüberdeckungen von mit
F30-B und F60-B aus Voll- und Brett- Stabdübeln verdübelten , unbekleideten
schichtholz') nach DIN 4102 T4 Balken nach DIN 4102T4
!d
F30 F60
30mm F30-B
Mindestholzüberdeckungen
50 mm 100 mm
50mm F60-B e1 und e2
~·
1) Gilt auch für Zugstäbe von Fachwerkbindern
-
lt:lte
r--·- ~ol~scheiben
b d _..!!..._
Anschluß mit Dübeln und Bolzen nach DIN 1052 Te il 2 d 160 240 220 -
f- ·-[-eil
f-'- 1D!!n_ b
1.. E _d_
['oübel und Bolzen e. 45 60 80 -
b ~eh OIN1052 T2
t 20 20 40 -
Einteilige Stützen - Zugankerverbindung mit Balken a 150 - - -
*·
Hirnholz-Dübelanschluß 3 )
e, 50 - - -
e2 70 - - -
3
"' 'II Ii--_".- --:
%Im:
~
~
.,t
e3 45 - - -
~ ~ t 20 - - -
~/ ~ Anker
! lt>40 t lfl..l +
~ H12 / hso
eingeleimte
.;; Holzschei ben
t .;;
~ ·
4.3 Holzbauteile der Feuerwiderstandsklassen F30-B und F60-B 91
e3 25 25 40 40
e. 55 70 110 140
1) Die anzuschließenden Balken, Stützen und dgl. sind nach statischen und brandschutztechnischen Erfor-
dernissen zu bemessen, s. auch Tafel 4.5 und 4.6
2) - : brandschutztechnische Bemessung wegen fehlender Prüfergebnisse nicht möglich
3) s. auch Abschn . 7 .3.3
5 Holzschutz
Holz und Holzwerkstoffe sind wie andere Baustoffe gegen bestimmte Schadeinflüsse
zu schützen, um eine dauerhafte Nutzung von Holzbauteilen/-werken sicherzustellen.
Bei sachgemäßem Einsatz hat sich Holz seit Jahrhunderten als Baustoff bewährt.
Schadeinflüsse auf Holz und Holzwerkstoffe können hervorgerufen werden durch Pilze,
Insekten, Feuer, Witterung, chemische und mechanische Beanspruchungen. Der Holz-
schutz im engeren Sinne beinhaltet nur Schutzmaßnahmen gegenüber der zerstören-
den Wirkung durch Pilze und Insekten und wird in DIN 68800 beschrieben, der Schutz
gegen Feuer (Brandschutz) ist in DIN 4102 geregelt, s. Abschn. 4. Schadeinflüsse in-
folge Witterungseinfluß, chemischer und mechanischer Beanspruchungen gehören
nicht zum Holzschutz nach DIN 68800.
Chemische Beanspruchungen werden in Abschn. 1.7 erläutert; mechanische Beanspru-
chungen wie zum Beispiel Abnutzung, statische oder dynamische Überbeanspruchun-
gen sind nicht Gegenstand von Holzschutzmaßnahmen. Unmittelbarer Witterungsein-
fluß führt nach Willeitner [360] zu Verfärbungen der Holzoberfläche und zu Quell- und
Schwindvorgängen infolge Feuchtigkeitseinwirkungen, eine Zerstörerische Wirkung
auf Holz und damit verbundene Festigkeitsminderungen liegen nicht vor. Dagegen be-
wirken langandauernde, hohe Durchfeuchtungen des Holzes infolge Witterung oder
anderer Einflüsse im allgemeinen das Wachstum holzzerstörender Pilze und damit als
Folgeerscheinung die Holzzerstörung, wenn (bis auf Ausnahmen) ein wirksamer Holz-
schutz fehlt.
Die wichtigsten Bauholzschädlinge mit Hinweisen auf ihre Lebensbedingungen sind in
Tafel 5.1 zusammengestellt. Pilze als pflanzliche Holzschädlinge befallen nur Holz mit
Feuchtigkeiten von u > ca. 20%, trockenes oder wassergesättigtes Holz werden nicht
befallen mit der einzigen Ausnahme des echten Hausschwammes, der auf trockenem
Holz weiterwächst Von den Insekten als tierische Holzschädlinge sind für den Holzbau
die Bauholzinsekten von besonderer Bedeutung, da sie vorwiegend lufttrockenes Holz
befallen.
Ein wirksamer Holzschutz besteht im allgemeinen aus vorbeugenden Maßnahmen,
die bei Gestaltung, Planung und Herstellung von Holzbauwerken/-teilen berücksichtigt
werden müssen; neben der Auswahl geeigneter Holzarten sind dies bauliche (kon-
struktive) und chemische Schutzmaßnahmen sowie gegebenenfalls Oberflächenbe-
handlungen. Durch diese vorbeugenden Maßnahmen können Holz- und Holzwerkstoffe
wirkungsvoll und dauerhaft gegen die Zerstörerische Wirkung von Pilzen und Insekten
geschützt werden; Witterungseinflüsse, hohe oder oft wechselnde Durchfeuchtung so-
wie deren Folgeerscheinungen (Quellen, Schwinden, Trockenrisse und dergleichen
mehr) werden auf ein vertretbares Maß reduziert, so daß die Standsicherheit und Ge-
brauchstauglichkeit von Holzbauwerken/-teilen stets gewährleistet ist.
Der bauliche Holzschutz nach DIN 68800 T2 beinhaltet vorbeugende konstruktive Maß-
nahmen gegen holzzerstörende Pilze mit dem Ziel, Feuchtigkeit von Holz und Holzwerk-
stoffen fernzuhalten. Bauliche Schutzmaßnahmen gegen holzzerstörende Insekten sind
im allgemeinen nicht möglich mit der Ausnahme allseits geschlossener, geeigneter
Bekleidungen von Holzbauteilen. Schutzmaßnahmen gegen Feuer werden durch geeig-
nete Querschnittsformate (zum Beispiel Vergrößerung des statisch erforderlichen Quer-
5.1 Baulicher (konstruktiver) Holzschutz 93
Tafel5.1 Überblick über wichtige pflanzliche und tierische Bauholzschädlinge nach Willeitner [3601
holzverfärbende Pilze (leben von Nährstoffen, greifen die Zellwände nicht an, keine Festigkeitsminderung
des Holzes, Aussehen oft nachteilig; Anstrichschäden)
Bläuepilze nur auf Splint von Nadel- und Laubholz
s20%
Schimmelpilze
holzzerstörende Pilze (bauen Zellwände ab, Entstehen von Fäulnis, Zerstören des Holzes)
Braunfäule (würfelförmig zerstörtes, braunverfärbtes Holz, Zelluloseabbau)
echter Hausschwamm Entstehung wächst auf trockenem Holz weiter (einzige Ausnahme).
s 20% deshalb gefährlicher Vertreter; typisch in Altbauten
Weiterwachsen
<20%
Kellerschwamm
Naßfäulepilze; typisch in Neubauten
Porenhausschwamm s20%
Weißfäule (helleres, leichteres, .,schwammiges", aber nicht brüchiges Holz, Lignin- und Zelluloseabbau)
Schmetterlingsporling s20% typisch an Laubholz
Moderfäule (Erweichung der Holzoberfläche, wirkt feucht .,schmierig", trocken .,fein rissig")
bestimmte .. a-Pilze" >30% typisch in Kühltürmen
Frischholzinsekten (befallen nur frisches, noch nicht abgetrocknetes Holz, nicht jedoch einmal abge-
trocknetes Holz; beachtliche Schäden an frisch gefälltem Holz im Wald und auf Lagern
Borkenkäfer Borkenkäfer legt im Splintholz schwarz erscheinende
Brutgänge an;
s30%
Holzwespen Larven der Holzwespen legen Fraßgänge an und stop-
fen das Bohrmehl in Gängen fest; mit kreisrunden
Ausfluglöchern 3 bis 5 mm Durchmesser
schnitts) oder durch Bekleidungen von Holz und Holzwerkstoffen erreicht, um die
Feuerwiderstandsdauer zu erhöhen, s. Abschn. 4.
Da Pilze im allgemeinen nur bei Holzfeuchtigkeiten u > ca. 20% wachsen können, ist
das Eindringen von Feuchte, besonders in tropfbarer Form (Niederschlag, Tauwasser)
sowie stehende Feuchte in/auf Holzbauteilen möglichst zu verhindern, ein schnelles
Abfließen von Wasser und ungehinderte Luftzufuhr sicherzustellen.
Bauliche Schutzmaßnahmen gegen Niederschlags- und Tauwasser zur Vermeidung er-
höhter Feuchtebeanspruchung in Holzbauteilen können Abdeckungen, Anordnung von
Wassernasen, große Dachüberstände, Verhindern von Wasseransammlungen auf Flä-
chen, Kehlen, Nuten, Vermeiden von Spritzwasserbeanspruchungen, Abdichtungen
von Fugen und gegen aufsteigende Feuchtigkeit, stets in Verbindung mit ungehinderter
Luftzufuhr sein; Beispiele hierzu s. Tafel 5.2.
Zusätzlich sind meist ein chemischer Holzschutz und gegebenenfalls Oberflächenbe-
handlungen des Holzes erforderlich, bei wetterbeanspruchten Holzbauteilen kann auch
natürlich resistentes Holz nach Abschn. 1.7 gewählt werden, soweit dies für erforder-
lich gehalten wird. Für Holzwerkstoffe werden zusätzlich zu baulichen Schutzmaßnah-
men erforderliche Holzwerkstoffklassen in Abhängigkeit vom Anwendungsbereich
nach DIN 68800 T2 festgelegt, hierüber s. Abschn. 2.8.
Weitere bauliche Schutzmaßnahmen können Brüninghoff/Heimeshoff/Rampf/Samuel/
Sengier [20), Herzog/Natterer/Volz [150), Krabbe/ Neuhaus [194), Möhler [247), Schulze
[325), Wemer/Steck [350) entnommen werden.
Tafel 5.2 Beispiele baulich (konstruktiven) Holzschutzes zur Vermeidung erhöhter Feuchtebeanspru-
chung 1 )
Konstruktion Bemerkungen
Hirnholzflächen (witterungsbeanspruchtl
il l
- abgeschrägt: mit porenfüllendem
~(z.B. Holz.MilmletalU I ~Abdeckl.fl9
2 mehrmaligen Anstrich
L I.JJftschicht abge-
schrägt m_etngeleimte
~ .....,_Dreikantleiste
Stützen- oder Pfahlkopf Dachbinder
Stützenfüße (witterungsbeanspruchtl
-weitgehend spritzwassergeschützt.
Holzstütze
I - keine aufsteigende Feuchte,
Stahlteil Grundplatte - Stahlteile und Verbindungsmittel in
3
das Holz einlassen und mit einge-
~ Betonfundament leimten Holzpfropfen abdecken
aufgeständerte Holzstütze
Gefährdungs- I 0 2 3 4
klasse
a) Gefährdungsklassen
Bean- Innen verbautes Holz, Holz, das weder Holz der Witte- Holz in dauern-
spruchungen ständig trocken dem Erdkontakt rung oder Kon- dem Erdkon-
noch direkt der densation aus- taktoder ständi-
Witterung oder gesetzt, aber ger starker Be-
Auswaschung nicht in Erd- feuchtung
ausgesetzt ist, kontakt ausgesetzt 2 )
vorübergehen-
de Befeuch-
tung möglich
Gefährdung
durch Insekten nein 3 ) ja ja ja ja
Außenbauteile
ohne unmittel-
bare Wetterbe-
anspruchung
c) Anforderungen an Holzschutzmittel, Prüfprädikate
Die Wirksamkeit chemischer Holzschutzmaßnahmen ist von der Wahl eines geeigne-
ten Holzschutzmittels und Einbringverfahrens ebenso abhängig wie von der Holzart,
Holzfeuchtigkeit und auch Oberflächenbeschaffenheit
Holzschutzmittel enthalten biozideWirkstoffezum Schutz des Holzes gegen holzzerstö-
rende Pilze und Insekten, das heißt die meisten Schutzmittel sind in geringerem oder
größerem Umfang giftig für Menschen und Nutztiere. Gebrauchsanweisungen und be-
sondere Bestimmungen, beispielsweise über Anwendbarkeit in Aufenthaltsräumen,
sind streng zu beachten; es dürfen nur Holzschutzmittel mit Prüfzeichen (Prüfprädikate
nach Tafel5.3) eingesetzt werden, da vor Erteilen des Prüfzeichens die Wirksamkeit und
gesundheitliche Unbedenklichkeit bei Einhaltung der Gebrauchsanweisung überprüft
worden ist. Überwiegend werden wasserlösliche und ölige Holzschutzmittel sowie (sel-
tener) Sonderpräparate und schaumschichtbildende Feuerschutzmittel eingesetzt.
Über Holzschutzmittel, deren Nebenwirkungen und dergleichen mehr s. Willeitner
[360]. Zugelassene Holzschutzmittel sind jährlich aktualisiert in [157] veröffentlicht.
Als Einbringverfahren stehen unter anderem Streichen, Spritzen, Tauchen, Trogträn-
kung (handwerklich) oder Kessel druck- und Vakuumtränkung (meist industriell) zur Ver-
fügung. Die Eindringtiefe der Holzschutzmittel ist unter anderem vom Einbringverfah-
ren und von der Holzart abhängig; beim Randschutz beträgt sie wenige Millimeter
(< 10 mm), beim Tiefschutz mehrere Zentimeter(> 10 mm). Rand- oder Tiefschutz wer-
den je nach Gefährdung des Holzes gefordert.
Die Tränkbarkeit (oder Imprägnierung) ist sehr unterschiedlich: Laubholz ist oft aufnah-
mefähiger als Nadelholz, Splintholz tränkbarer als Kernholz, Fichte und Douglasie sind
schwer tränkbar; ölige Holzschutzmittel sind im allgemeinen nur bei trockenem Holz
(u ~ 20%) einsetzbar, wasserlösliche dagegen auch bei halbtrockenem Holz. Perforatio-
nen (mechanische Vorbehandlung durch radiale Bohrungen oder Einstiche, t= 3 bis
5 mm) vergrößern die Schutzmittelaufnahme und Eindringtiefe zum Beispiel bei
schwer tränkbaren Holzarten.
Die Verträglichkeit von Holzschutzmitteln untereinander bei Mehrfachschutz sowie mit
Holzleimen, mit nachträglichen Anstrichen und gegebenenfalls Feuerschutzmitteln ist
zu beachten und nachzuweisen (Hersteller).
Der chemische Holzschutz erfolgt im allgemeinen nach der letzten Bearbeitung, d. h.
nach dem Abbund, Verleimen, Bearbeiten. Verleimte Holzbauteile zum Beispiel aus
Brettschichtholz, die der Witterung ausgesetzt sind und mit den Einbringverfahren
Streichen, Sprühtunnel, Tauchen geschützt werden, müssen im Bereich von nachträg-
lich aufgetretenen Trockenrissen (Schwindrissen) einen Nachschutz im ersten Spät-
98 5.4 Bekämpfungsmaßnahmen
5.3 Oberflächenbehandlung
5.4 Bekämpfungsmaßnahmen
Tragende Leimverbindungen dürfen nach DIN 1052 T 1 nur bei bestimmten Anforderun-
gen an Holz, Leim und Hersteller ausgeführt werden.
Die Holzfeuchtigkeiten der zu verleimenden Bauteile sollten nach Kalb [169] und Mäh-
ler [247] etwa der mittleren Gebrauchsholzfeuchtigkeit (Gieichgewichtsholzfeuchte) im
späteren Einbauort entsprechen, s. Tafel 1.3. Die Verleimungsfeuchten liegen im allge-
meinen bei u=8% bis u= 12%; dazu ist eine künstliche Holztrocknung (Kammertrock-
nung) erforderlich; Holzfeuchtigkeiten u > 15% sind nach DIN 1052 T1 unzulässig, um
Fehlleimungen bei höheren Holzfeuchtigkeiten und größere Schwindspannungen bei
nachträglicher Trocknung auszuschließen. Die Feuchteunterschiede der zu verleimen-
den Einzelbauteile sind auf tlu2 4% zu beschränken.
Die zu verleimenden Hölzer werden bei Nadelholz nach der Holztrocknung und vor
der Weiterverarbeitung nach den Anforderungen der DIN 407 4 T 1 in Sortierklassen
(Güteklassen) sortiert, s. Abschn. 3.2. Die Gütesortierung kann visuell durch eine erfah-
rene Fachkraft oder maschinell durch geeignete, zugelassene Geräte erfolgen.
Die Leimflächen der Hölzer werden durch Hobeln bearbeitet, um eine genaue Paßfähig-
keit zu erzielen. Dabei werden im allgemeinen Hobelmaschinen mit Absaugeinrichtun-
gen für Staub und Späne eingesetzt. Erfolgt die Verleimung möglichst unmittelbar nach
dieser Bearbeitung, werden weitere Verschmutzungen oder nachträgliche Quell-
Schwind-Verformungen in der Regel vermieden.
Bauholzleime sind Mehrkomponentenleime (Leim, Härter, eventuell Füllmittel), die vor-
wiegend in automatischen Dosier- und Mischanlagen zum gebrauchsfertigen Leim "ge-
rührt" werden, bis die "Leimflotte" knollenfrei ist. Der Leimauftrag kann bei kleinen
Leimflächen mit Pinsel, Spachtel oder Handwalze vorgenommen werden; im Holzleim-
bau stehen Leimauftragsmaschinen (Walzen, Gießen) zur Verfügung, die ein- oder zwei-
seitiges Beleimen der Hölzer ermöglichen. Der Leimauftrag sollte je Leimfläche (Leim-
fuge) gleichmäßig erfolgen, je nach Leimart sind ca. 300 bis 600 g/m 2 Leim pro Leim-
fuge erforderlich, s. Kalb [169]. Die Verarbeitungsdauer der gebrauchsfertigen Leimmi-
schung (Tropfzeit) liegt im Normalklima ( T = 20 °C, IP = 65%) bei ca. 1 bis 2 Stunden, sie
verringert sich bei höheren Temperaturen und kleinerer relativen Luftfeuchtigkeit.
Diebeleimten Holzeinzelteile werden mit ihren Leimflächen zusammengefügt und wäh-
rend des größeren Teils der Aushärtezeit des Leimes unter Preßdruck gehalten. Preß-
druck und Preßzeit können Tafel 6.1 entnommen werden. Mit dem erforderlichen Preß-
druck wird eine gegenseitige Fixierung der Einzelteile bis zum Aushärten des Leimes
und eine gleichmäßig verteilte, dünne Leimfuge erreicht. Dazu werden geeignete Preß-
Tafel6.1 Preßdrücke und Preßzeiten für Bauholz-
leime bei Nadelholz im Normalklima
(20 °C/65%) nach Erläuterungen zu DIN
1052 T1
1) Die große Spanne bei den Mindestpreßzeiten ist 6.1 Verpressen mehrerer, übereinanderliegender
auf verschiedene Leim-Härter-Kombinationen Brettschichtträger mit Winkelbock und Spin-
zurückzuführen delpressen, Prinzipskizze (Querschnitt)
6.1 Herstellen tragender Leimverbindungen im Holzleimbau 101
Die Mindesttemperatur der Leime und der zu verleimenden Hölzer mußT= 18 °C betra-
gen; Verleimungen unter T= 18 °C müssen vermieden werden, da sonst die Gefahr von
Fehlleimungen auftritt. Die Aushärtetemperatur über den gesamten Preßvorgang sollte
mindestens T = 20 °C betragen; nach weiterer dreitägiger Lagerung im warmen Raum
können verleimte Bauteile voll belastet werden .
Brettschichtträger größerer Abmessungen werden im allgemeinen als Einzelanferti-
=
gungen mit Kaltleimungen ( T < 30 °C) bei T 20 oc verleimt; über temperierte Leimun-
gen ( T = 30° bis 50 °C) oder die bei Serienproduktionen häufig eingesetzten Warmlei-
mungen (T= 50° bis 80 °C) und Heißleimungen (T> 80 °C) s. Kolb [169) .
Bei Serien- oder Massenproduktionen wird auch das Hochfrequenzverfahren verwandt,
das in einem hochfrequenten Kondensatorfeld die Leimfugen unter gleichzeitigem
Preßdruck erwärmt und aushärtet, bei längeren Bauteilen im Takt- oder Durchlaufver-
fahren. Das Hochfrequenzverfahren wird zum Beispiel auch bei der Herstellung von
Schalungsträgern, Vollwandträgern mit I -Querschnitt und bei der Herstellung von
Brettschichtholz-Bauteilen mit kleineren Abmessungen als Lager- oder Listenware ein-
gesetzt; dagegen werden Keilzinkenverbindungen nach 68140, s. Abschn. 6.3, derzeit
überwiegend durch Kaltleimungen mit Aushärtezeiten (rv 12 h) im klimatisierten Raum
hergestellt, das Hochfrequenzverfahren kommt weniger zum Einsatz.
Alle Betriebe, die verleimte tragende Holzbauteile nach DIN 1052 T 1 herstellen, müssen
den Nachweis der Eignung zum Leimen (..Leimgenehmigung") vorlegen . Die Beschei-
nigung wird von autorisierten Prüfsteilen für jeweils widerruflich fünf Jahre bei Verlän-
102 6.2 Schäftung
6.2 Schäftung
Die Schäftung oder Schäftverbindung ist eine Leimverbindung nach DIN 1052 T 1 zur
Herstellung von tragenden Längsstößen. Sie wird überwiegend nur bei dünnen Höl-
zern und bei Holzwerkstoffen verwandt, da sie schwieriger auszuführen ist als die Keil-
zinkenverbindung, s. Abschn. 6.3. Bei der Schäftung werden die zu verbindenden Höl-
zer unter einem .,flachen" Winkel nach Bild 6.3 angeschnitten und miteinander ver-
leimt; die Leimflächenneigung darf 1/ 10 nicht überschreiten.
Die .,flache" Ausführung der Schäftung wird gewählt, um hinreichend kleine Längs-
und Schubspannungen in der Leimfläche zu erzielen. Dazu wird eine Schäftung unter
einer Zugbelastung F nach Bild 6.3 betrachtet. Die unter dem Neigungswinkel a in der
·na
Als~ F ·sintr
F~- ~~ ?? ~
4: ~ - e ~-t--F
imfläc·h- F- F
A ·costr
. I b I· ------=--~----~-1 =f..
= 1r -
O'n
Ansicht A Teilstück
6.3 Schäftung als verleimter, tragender Längsstoß von Hölzern
6.3 Keilzinkung 103
100
Leimfläche auftretenden Längs- und I
V
Schubspannungen können nach GI. (6.1) % ~11 3i ~ : EEO'I /
und (6.2) berechnet, ihre Verläufe für eine 80
/
aufgebrachte Zugspannung a 11 Bild 6.4 Jr<----0'.
10
entnommen werden . Daraus wird ersicht-
I
....
b=
lich, daß nur bei kleinem Neigungswinkel 'S 60
a die auftretenden Spannungen in der I
""
c:
50
Leimfläche (Leimfuge) von geringer Grö-
ße sind. Bei der maximaler zulässigen .."'
0
N
.c 40
r• --.. V [7
V I '\
Leimflächenneigung von 1/ 10 (a= 5.7°) ,.!'
.j 30
beträgt die auftretende Längsspannung
= 20
I \
a" 0,01 · a 11 (Spannung normal zur Leim-
fuge, hier: Ouerzug) und die Schubspan- 10
I 7 ~
=
nung '" 0,1 · a 11 (Abscheren). Da eine l[. / \
Leimfuge auf Abscheren beansprucht und 0 o 10 20 ~ 40 50 60 10 ° 90
diese Beanspruchung möglichst von klei- Neigungswinkel a
ner Größe sein soll, kann eine standsi-
chere Kraftübertragung nur unter kleinem 6.4 Verlauf der Längs- und Schubspannungen a ..
und r., in der Leimfläche einer Schäftung in
Winkel a erfolgen; die auftretenden Ouer- Abhängigkeit von Neigungswinkel a bezogen
(zug-)spannungen werden hierdurch hin- auf eine aufgebrachte Zugspannung a 11 ; Anga-
reichend klein gehalten. ben in%
O'a
. /(A/ Slna
= F · Slna . ) =A
F ·Sln
. 2 a=a 11 •
. 2
Sln a (6.1)
6.3 Keilzinkung
Die Keilzinkung ist eine Leimverbindung nach DIN 1052 T1 zur Herstellung von tragen-
den Längsstößen, s. Bild 6.5. Sie wird im Holzleimbau oft verwandt, derzeit fast aus-
schließlich bei Nadelvollholz, Kreuzlagenholz und Brettschichtholz, s. Abschn . 3.3. Die
Keilzinkung ist mit geeigneten Maschinen einfacher auszuführen als die Schäftung, s.
Abschn. 6.2.
Nach DIN 68140 werden zwei Beanspruchungsgruppen unterschieden:
- Beanspruchungsgruppe 1: Keilzinkenverbindungen an Bauteilen, die nach DIN 1052
berechnet werden müssen, sowie sonstiger hoher Beanspruchungen,
- Beanspruchungsgruppe II: alle übrigen Keilzinkenverbindungen, die nicht der
Gruppe I angehören, wie Leisten, Fensterhölzer, Fußbodenbretter und dergleichen
mehr.
Die Anforderungen an die Abmessungen der Keilzinkenprofile kann Tafel 6.3 entnom-
men werden. Tafel 6.4 zeigt Keilzinkungen, die bevorzugt benutzt werden.
Bei den Einzelbrettern für Brettschichtholz und bei kleineren Holzteilen werden derzeit
meist Zinkenlängen von 20 mm eingesetzt. Der Flankenwinkel a ist etwa gleich groß
wie der entsprechende Neigungswinkel bei der Schäftung, so daß die Leimfuge bei der
Keilzinkung auch überwiegend auf Abscheren beansprucht wird, s. auch Abschn . 6.2
und Bild 6.3.
104 6.3 Keilzinkung
Beanspru- l t b V
chungs- in in in
gruppe mm mm mm
Mechanische Verbindungen nach DIN 1052 T2 sind tragende Verbindungen von Nadel-
hölzern, Laubhölzern und Holzwerkstoffen untereinander und mit Stahl. Die zur Verbin-
dung der einzelnen Teile benötigten Verbindungsmittel werden als mechanische Ver-
bindungsmittel bezeichnet. Die miteinander verbundenen Teile erfahren infolge Scher-
belastung lastabhängige Verschiebungen. Diese Verschiebungen resultieren aus Loch-
leibungsverformungen in den einzelnen Teilen und aus zusätzlichen Verformungen der
VerbindungsmitteL Im Vergleich zu den starren "flächenfesten" Leimverbindungen des
Ingenieurholzbaus (s. Abschn. 6) sind mechanische Verbindungen nachgiebigere,
"punktweise" Verbindungen .
Als mechanische Verbindungsmittel werden nach DIN 1052 T2 unterschieden:
Dübel, Dübel besonderer Bauart, Stabdübel, Paßbolzen, Bolzen, Nägel, Sondernägel,
Holzschrauben, Nagelplatten, Klammern und Bauklammern.
Mechanische Verbindungsmittel werden im allgemeinen auf Abscheren beansprucht.
Bolzen, Paßbolzen, Nägel, Klammern und Holzschrauben können auch planmäßig in
Richtung ihrer Längsachse (zum Beispiel auf Herausziehen) belastet werden .
Das Trag- und Verformungsverhalten von Verbindungen mit mechanischen Verbin-
dungsmitteln unter Scherbelastung (Abscheren) kann Bild 7.1 am Beispiel einiger Kraft-
Verschiebungs-Diagramme entnommen werden . Bei Bolzenverbindungen treten zu-
sätzlich auch lastunabhängige Verschiebungen (Schlupf) auf.
Versätze als "alte" zimmermannsmäßige
Holz-Verbindungen bedürfen keiner me- Kraft F (kNl
chanischen Verbindungsmittel zur Kraft-
übertragung (nur Druck), sie werden den-
noch in diesem Abschnitt behandelt.
Über Festlegen zulässiger Spannungen bei Holz und Holzwerkstoffen s. Abschn . 1.10.5.
Einen Überblick über Ingenieurholzverbindungen mit mechanischen Verbindungsmit-
teln geben Ehlbeck/Hättich [58]. Untersuchungen zum probabilistischen Sicherheits-
konzept bei Verbindungsmitteln führt unter anderem Blaß [141 durch .
Symmetrische Anordnung
Mechanische Verbindungsmittel sollten möglichst symmetrisch zur Stabachse ange-
ordnet werden. Unsymmetrische Anordnungen nach Bild 7.2 sind zu vermeiden, da
durch den ausmittigen Anschluß zusätzliche Beanspruchungen auftreten .
-Lt--E+-+-+-e~
a)
7.2 Symmetrische und unsymmetrische Anordnung von Verbindungsmitteln beim Stoß eines einteiligen
Zugstabes mit beidseitigen Laschen (Beispiel)
a) symmetrisch, b) unsymmetrisch, vermeiden;
zusätzliche Momentenbeanspruchung M = F · e
Mindestabstände
Bei mechanischen Verbindungsmitteln sind Mindestabstände untereinander in und
senkrecht zur Faserrichtung des Holzes, vom Holzrand und (bei einigen) in Abhängig-
keit vom Winkel a zwischen Kraft- und Faserrichtung erforderlich, um notwendige
Krafteinleitungsbereiche sicherzustellen und die Spaltgefahr des Holzes auszuschlie-
ßen .
Versetzte Anordnung
Nägel, Holzschrauben, Stabdübel und Paßbolzen sind wegen der Spaltgefahr des Hol-
zes im allgemeinen in Faserrichtung um die Hälfte ihres Durchmessers gegenüber den
Rißlinien versetzt anzuordnen. Bild 7.3 stellt Beispiele richtiger und falscher Anordnung
dieser Verbindungsmittel dar.
7.3
Versetzen der Nägel, Holz-
schrauben, Stabdübel und Paß·
bolzen in Faserrichtung um d/2
gegenüber der Rißlinie in An·
schlüssen und Stößen bei An-
wendung der Mindestabstände
nach Erläuterungen zu DIN 1052
"'---.,. Faserrichtung T2
7.2 Zul. Erhöhungen und erf. Ermäßigungen der zul. Belastungen mechanischer Verbindungsmittel 107
Nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2 darf auf die versetzte Anordnung verzichtet wer-
den bei:
- Nagelung außenliegender Bleche,
- Stabdübel und Paßbolzen mit größeren Abständen in Faserrichtung: e ~ 8d51 ,
- vorgebohrten Nägeln und Holzschrauben, wenn die Abstände dieser Verbindungs-
mittel in Faserrichtung ca. 50% über den Mindestabständen liegen .
Nägel ohne Vorbohrung sind immer zu versetzen mit Ausnahme der Nagelung außen-
liegender Bleche.
Mechanische Verbindungsmittel in Hirnholz
Verbindungsmittel in Hirnholz dürfen nicht als tragend in Rechnung gestellt werden.
Ausnahmen hiervon sind Hirnholzanschlüsse bei Brettschichtholz mit Einlaßdübeln
Typ A nach Abschn. 7.3.3 und Hirnholzanschlüsse mit eingeleimten Gewindestangen
nach Abschn. 7.12.
Wirksame Anzahl von hintereinanderliegenden mechanischen Verbindungsmitteln
ln Anschlüssen und Stößen liegen oft mehrere Verbindungsmittel in Kraftrichtung hin-
tereinander. Nach Steck [331] verteilt sich die zu übertragende Kraft ungleichmäßig auf
die einzelnen Verbindungsmittel, s. Bild 7.4. Mit steigender Anzahl von Verbindungs-
mitteln nimmt die übertragbare Kraft ab. Deshalb wird ab einer bestimmten Anzahl
von hintereinanderliegenden Verbindungsmitteln rechnerisch von einer reduzierten,
wirksamen Anzahl ausgegangen, um örtliche Überbeanspruchungen zu vermeiden;
ebenso ist eine maximale Anzahl von hintereinanderliegenden Verbindungsmitteln
nach DIN 1052 T2 festgelegt, die zur Kraftübertragung in Rechnung gestellt werden
kann . Aus diesen Gründen sind Anschlüsse und Stöße möglichst kurz auszuführen; der
Abstand der in Kraftrichtung hintereinanderliegenden Verbindungsmittel sollte nach
Erläuterungen zu DIN 1052 T2 den etwa doppelten Mindestabstand nicht überschrei-
ten .
N-_f_
~ -r · n l~~
1 WlilililJ ~
F- il-----.-td++llt+-flll-++ l -----'i- F
11++-~1111-'---
7.4
Kraftverteilung auf die Verbindungsmittel F-~
~ --~!_:_
:: _::_:_::_:_
:: ~
1~~--F
in einem Zugstoß nach Steck [331 J r=2
Einen Überblick über zulässige Erhöhungen und erforderliche Ermäßigungen von zu-
lässigen Belastungen (bezogen auf den Lastfall H) gibt Tafel 7 .1.
Die zulässigen Erhöhungen betragen bei den Lastfällen Transport und Montage nur
25% mit Rücksicht auf zu große bleibende Verformungen der Verbindungen , die bei
noch höheren Belastungen entstehen würden. Mit zunehmender Holzfeuchtigkeit neh-
men nach Erläuterungen zu DIN 1052 besonders die Lochleibungsfestigkeit des Holzes
und der Holzwerkstoffe und damit die übertragbare Belastung einer mechanischen Ver-
bindung unter Scherbelastung (Abscheren) ab. Dies führt zu den erforderlichen Ermä-
ßigungen der zulässigen Belastungen der Verbindungsmittel bei höheren Holzfeuchtig-
keiten .
108 7.3 Dübelverbindungen
Werden Nägel, Holzschrauben und Klammern auf Herausziehen beansprucht, ist die
Haftkraft maßgebend. Diese Haftkraft ist bei Verzahnung mit dem Holz (Gewinde, Ril-
len) vor allem von der Festigkeit des umgebenden Holzes abhängig, die mit wachsen-
der Holzfeuchte abnimmt. Bei glatten Schatten ist die Haftkraft von der Haftreibung
abhängig, die mit abnehmender Holzfeuchtigkeit (Schwinden) sinkt. Deshalb gelten
teilweise andere Festlegungen für diese auf Herausziehen beanspruchten Verbindungs-
mittel bei erhöhten Feuchteeinwirkungen als bei auf Abscheren beanspruchten Verbin-
dungsmitteL
Tafel7.1 Zulässige Erhöhungen und erforderliche Ermäßigungen von zulässigen Belastungen der mecha·
nischenVerbindungsmittel nach DIN 1052 T2 (bezogen auf den Lastfall H)
zul. Belastung
im LF H um
Erhöhungen
1 Lastfall HZ 25% 1 )
2 Transportzustand 25%
3 Montagezustand 25%
4 waagerechte Stoßlasten nach DIN 1055 T3 100%
5 Erdbebenlasten nach DIN 4149 T1 100%
6 Windsogspitzen nach DIN 1055 T 4 80% 2 )
Ermäßigungen
7 bei Bauteilen aus Voll- und Brettschichtholz, die der Witterung allseitig ausge-
setzt sind oder bei denen mit einer Gleichgewichtsfeuchte > 18% zu rechnen
ist, nicht bei Gerüsten 1/63) 4)
8 bei Bauteilen aus Voll- und Brettschichtholz, die dauernd im Wasser stehen,
bei Gerüsten aus Hölzern, die zum Zeitpunkt der Belastung noch nicht halb·
trocken sind (DIN 4074) 1/33)4)
9 bei folgenden Platten, in denen eine Feuchte > 18% über mehrere Wochen
zu erwarten ist:
- Bau-Furniersperrholzplatten BFU 100 G 1/4
- Flachpreßplatten V 100 G 1/3
1) gilt nicht für auf Herausziehen beanspruchte Klammern
2) in Zusammenhang mit dem Nachweis gegen Abheben nach Abschn. 9.4
3) gilt nicht für Laubholz, Gruppe C nach Tafel 8.1 und nicht für fliegende Bauten mit Schutzanstrich, der
in Abständen von höchstens zwei Jahren zu erneuern ist
4) für Nägel, Holzschrauben und Klammern, die auf Herausziehen beansprucht werden, gelten hiervon
abweichende Ermäßigungen, s. entsprechende Abschnitte
7.3 Dübelverbindungen
Dübel sind vorwiegend auf Druck und Abscheren beanspruchte VerbindungsmitteL Un-
terschieden werden:
- Einlaßdübel: sie werden in vorbereitete Vertiefungen des Holzes eingelegt,
- Einpreßdübel: sie werden in das Holz eingepreßt,
- Einlaß-Einpreßdübel: sie werden teils eingelassen und teils eingepreßt.
Dübel dürfen nur in Verbindungen von Voll- und Brettschichtholz aus Nadelholz min-
destens der Sortierklasse S 10 verwandt werden, Einlaßdübel auch für die Verbindung
7.3 Dübelverbindungen 109
von Laubhölzern. Bei entsprechender Bauart können Dübel auch zur Verbindung von
Voll- und Brettschichtholz mit Stahlteilen oder Stahllaschen herangezogen werden. Stab-
dübel gehören nicht zu den Dübeln dieses Abschnitts, hierüber s. Abschn. 7.4.
7.5
Beanspruchungen eines Rechl-
eckdübels in einem zweiteili-
gen, verdübelten Balken, Ab-
messungen des Dübels:
Länge l d• Breite bd = bH, Höhe
2. td
sene Rechteckdübel verhindert die gegenseitige Verschiebung dieser Hölzer und kann
eine bestimmte Belastung von einem Holz in das andere übertragen. Aus Bild 7.5 las-
sen sich folgende Beanspruchungen ableiten:
Leibungsspannungen in den Dübei-Stirnflächen
Durch den ausmittigen Anschluß von F entsteht ein Kippmoment F · td, diesem wirkt
das Moment V· 2/ 3 . [ d entgegen (Gleichgewicht):
(7.6)
Daraus läßt sich die rechtwinklig zur Längsfuge wirkende Kraft V ermitteln, sie wird
durch die Schraubbolzen aufgenommen:
V= ~ (7.7)
% .[ d
Die rechnerische Querdruckspannung nach Bild 7.5, die gleichzeitig auftritt, errechnet
sich zu:
F · td
O"o .i = bd .[~/6 ~ ZUIO"o .i
(7.8)
F . . F
---!-- -
I ~
edll edll e II Klemmoolzen (bei Dübel-
durd1 messem bzw.
rl- ~m-t:}i~ -h
7.6
Anordnung von Schraub- und
Klemmbolzen bei Dübelver-
bindungen nach DIN 1052 T2
eingedrückt werden (ca. 1 mm); nach dem Schwinden des Holzes sind sie wiederholt
nachzuziehen, s. auch Abschn . 7.3.2. Die Dübelsicherung kann auch bei bestimmten
Dübeln durch Holzschrauben oder Sondernägel vorgenommen werden, s. Abschn.
7.3.2.
Bei Dübeldurchmessern bzw. -seitenlängen s 130 mm sind zusätzliche Klemmbolzen
(Schraubbolzen) nach Bild 7.6 anzuordnen, um ein Abheben der Laschen oder Stab-
enden zu verhindern.
Über erste Versuche mit verdübelten Holzbalken Ende des 19.Jahrhunderts berichtet
Trysna [342]; Graf[103] und Stoy/Miynek [335] führen weitere Untersuchungen durch.
Krabbe [183] ermittelt den Spannungsverlauf in Rechteckdübeln . Die derzeit im Inge-
nieurholzbau eingesetzten Dübel wurden aus den .. alten" Hartholzdübeln des Zimmer-
manns entwickelt.
Nadel- Laub- Nadel- Laub- Tafel 7.3 Scheibenmaße für Dübel - und tragende
höl - höl - höl- höl- Bolzenverbindungen in mm nach DIN
zer 1 ) zer 1 ) zer 1 ) zer 1 ) 1052 T2
Scheibenaußen-0 58 68 80 105
3 ;;i / d/td< 5 4,0 5,0 3,5 4,5
Seitenlänge bei qua-
50 60 70 95
dratischer Scheibe
1) Hölzer nach Tafel 8.1
7.3.2 Dübel besonderer Bauart 111
nung gestellt werden mit der Ausnahme von verdübelten Balken mit kontinuierlicher
Verbindung der Einzelquerschnitte. Nachziehbare Schraubbolzen nach Abschn . 7.3
sind zur Aufnahme des Kippmomentes erforderlich, s. Tafel 7.3.
Rechteckige Dübel nach Bild 7.7 müssen stets ein Seitenverhältnis Ld!td ~ 3 besitzen,
da bei Unterschreiten dieses Seitenverhältnisses schmale und .. hohe" Dübel nach Bild
7.8 entstehen, die besonders kippgefährdet sind .
I ,d,td!3
Neben T-förmigen Dübeln nach Bild 7.9 können auch Flachstahldübel, die auf durchge-
hende Stahlbleche (t ~ 10 mm) oder Stahlprofile (U- oder T-Profile) geschweißt werden
(nur Flankenkehlnähte zulässig) zur Kraftübertragung herangezogen werden, s. Bild
7.10. Die Verwendung ausreichend dicker Stahlbleche oder Stahlprofile gewährleistet
nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2 die notwendige Biegesteifigkeit zur Aufnahme des
Kippmomentes; zusätzlich ist die Dübelverbindung je Flachstahldübel durch minde-
stens einen Schraubbolzen M 12 zu sichern . Werden Dübelbreiten > 180 mm eingesetzt,
sind mindestens zwei Schraubbolzen M 12 (nebeneinander) anzuordnen. Bei Flach-
stahldübeln dürfen die zulässigen leibungsspannungen nach Tafel 7.2, Zeile 1, auch
für Seitenverhältnisse ld/td < 5 verwandt werden . Die Flankenkehlnähte sind nach
DIN 18800 T1 zu berechnen.
~U- Stahlprofil
,..... Schraubbolzen
U-Stahlprofil
Schnitt A- A
7.10
Zugstabstoß durch zwei
U-Stahlprofile und auf-
geschweißte Flachstahl-
dübel nach Erläuterungen Flachstahldübel
zu DIN 1052 T2 Draufsicht
Tafel 7.4 Bezeichnungen, Werkstoffe und Anwendungsbereiche von Dübeln bes. Bauart in Verbindungen
von Nadel- und Brettschichtholz, mindestens S 10, und Laubholz, mittl. Güte, nach DIN 1052 T2
Tafel 7.5 Wirksame Anzahl ef n von in Kraftrichtung hintereinanderliegender Dübel (n> 2) nach GI. (7.9)
Wirksame Dübelanzahl efn 2,85 3,6 4,25 4,8 5,25 5,6 5,85 6,0
7 .3.2 Dübel beso nderer Bauart 113
d·~
$$
zweiseitiger runder
Einpreßdübel Typ C
einseitiger runder
Ein,preßaübel Typ c.
einseit~er runder
Einpre dübel Typ C,
zweiseirner ~uadratischer
Einpreß übe Typ C
dd= 75mm dd =95 bzw. 117 mm
~ •
...
"
"' "' "' ... "'
-.D
d
zweiseit~er
Einpreß übel
einseit~er
Einpre dübel
$ $
zweiseitiger
Einlaß-E1npreßdübel
einseiti~er
Einlaß- ·npreßdübel
Typ D Typ D TypE TypE
7.11 Dübel besonderer Bauart, Formen der DübeltypenAbis E nach DIN 1052 T2
114 7.3 Dübelverbindungen
Tafel 7.6 Mindestanforderungen und zulässige Belastungen im Lastfall H bei n;;;i2 in Kraftrichtung
hintereinanderliegender Dübel besonderer Bauart nach DIN 1052 T2
1 2 3 4 5 6 7 8
Dübelform Abmessungen der Verbolzung
System Dübel- Sechs- Vier-
Außen-0 Höhe Dicke runde
bzw. Fehl- kant- Scheiben kant-
Seiten- fläche schrau- Durch- schei-
länge ben nach messer/ ben
DIN 601 Dicke Seiten-
BI. 1 länge/
Dicke
dd hd s AA db d.
in mm in cm 2 in mm
9 10 11 12 13 14 15
Mindestabmessungen der Mindest- Mindest- zul. Belastung eines Dübels
Hölzer bei einer Dübelreihe dübel- dübel- im Lastfall H bei Neigung
und Neigung der Kraft- zur abstand abstand der Kraft- zur Faserrichtung
Faserrichtung (bei beid- u. -vorholz- zweier be-
0 bis 30° >30 >60
seitiger Dübelanordnung länge bei nachbarter
bis 60° bis 90°
Mindestholzdicke a;;;6 cm) einer Dübel- Dübelreihen
reihe Anzahl der in der Kraftrichtung
0 bis 30° >30 bis 90° hintereinander liegenden Dübel
b!a bla edll ed_!_ = dd + td 1 oder 2 1 oder 2 1 oder 2
in cm in cm in cm in kN
10/4 oder 9/6 10/4 oder 9/6 13 8,2 11,0 9,0 9,0
13/6 16/6 20 12,0 18,0 15,5 13,5
10/4 oder 8/6 10/4 oder 9/6 12 6,2 8,0 7,5 7,0
10/4 oder 9/6 11/4 oder 10/6 14 7,7 11,5 11,0 10,0
11/5 13/5 17 9,7 17,0 16,0 14,5
12/6 14/6 20 10,7 21,0 19,5 17,5
14/6 17/6 23 12,7 27,0 24,5 21,5
10/4 oder 8/6 10/4 oder 9/6 12 6,2 8,0 7,5 7,0
10/4 oder 9/6 11/4 oder 10/6 14 7,7 11,5 11,0 10,0
11/5 13/5 17 9,7 17,0 16,0 14,5
12/6 14/6 20 10,7 21,0 19,5 17,5
14/6 17/6 23 12,7 27,0 24,5 21,5
10/4 oder 8/6 10/4 oder 9/6 12 6,7 10,0 9,5 9,0
11/5 12/5 15 9,4 15,0 13,5 12,0
10/4 oder 8/6 10/4 oder 9/6 12 6,7 10,0 3 ) 9,5 3 ) 9,0 3 )
11/5 12/5 15 9,4 15,0 4 ) 13,5 4 ) 12,0 4 )
Querschnittsschwächungen, Dübelfehlflächen
Die Querschnittsschwächungen, die durch die Dübel besonderer Bauart in den Hölzern
entstehen, werden in Tafel 7.6 als Dübelfehlflächen öA angegeben. Diese Rechenwerte
von öA sind in jedem Einzelholz zu berücksichtigen; zuzüglich treten Querschnitts-
schwächungen durch die Bohrlöcher der Schraubbolzen auf. Diese Gesamt-Ouer-
schnittsschwächung ist im allgemeinen bei der Bemessung von Zugstäben und von
biegebeanspruchten Bauteilen in der Zugzone zu berücksichtigen, s. Abschn. 9.6.
Dübelabstände
Die erforderlichen Dübelabstände und Vorholzlängen von Dübeln besonderer Bauart
können Tafel 7.7 entnommen werden. Bei mehreren in Kraftrichtung hintereinanderlie-
genden Dübeln sollten nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2 die etwa doppelten Min-
destdübelabstände edll nicht überschritten werden, s. auch Abschn. 7.1 und Bild 7.4.
Tafel7.7 Mindestabstände von Dübeln besonderer Bauart nach DIN 1052 T2
edll, ed .L, b,
dd sind Werte aus
Tafel 7.6;
tdaus Bild7.11 und
Tafel 7.6
Mindestabstand
ed .L zwischen benach-
ed .L = (dd + td) ed .L dd 0,5 · ed .L
barten Dübelreihen
a) ~
7.12 Mindestabstände von Dübeln besonderer Bauart bei schrägem Stabende nach Erläuterungen zu
DIN 1052 T2
a) belasteter Rand, b) unbelastet er Rand
7.3.2 Dübel besonderer Bauart 117
Queranschlüsse
Bei Queranschlüssen nach Bild 7.13 gel- 7.13 Mindestabständevon Dübeln besonderer Bau-
ten die gleichen Mindestdübelabstände artbei Queranschlüssen nach DIN 1052 T2
aus Tafel 7.6. Für den rechtwinklig zur
Faserrichtung beanspruchten Stab ist im allgemeinen ein Querzugnachweis nach Ab-
sehn . 7.13 zu führen, um ein Aufreißen dieses Stabes zu vermeiden . Der Querzugnach-
weis wird meist dann erforderlich, wenn die Verbindungsmittel mehr dem belasteten
Rand zugeordnet sind . Dieser Nachweis kann nach DIN 1052 T2 entfallen, wenn der
rechtwinklig zur Faserrichtung beanspruchte (querbeanspruchte) Holzstab eine Höhe
h~ 30 cm besitzt und der Anschlußschwerpunkt S aller Dübel nach Bild 7.13 in der
Stabachse oder darüber liegt.
Tafel 7.8 Zulässige Zugkraft je Schraubbolzen der DIN 601 mit Unterlegscheiben der Tafel7.3 nach Erläu-
terungen zu DIN 1052 T2 1 )
Bolzen- bzw. Schraubengröße M24
Zulässige Zugkraft im Spannungsquerschnitt der Schraube in kN
Schrauben ohne Werksbescheinigung
8,4 15,7 24,5 35,3
(zula, = 100 N/mm 2 )
Schrauben der Festigkeitsklasse 4.6
9,3 17,3 27,0 38,8
(zula,= 110 N/mm 2 )
Zulässige Kraft zwischen Scheibe 2 ) und Holz (Druck .l Faserrichtung) in kN
Nadelholz nach Tafel 8.1, 8,0 10,4 13,7 22,3
Sortierklasse S 10 und S 13 (7,8) (10,6) (13,8) (23,9)
Brettschichtholz nach Tafel 8.1, 9,5 12,4 16,4 26,8
Sortierklasse S 10 und S 13 (9,3) (12,7) (16,5) (28,7)
1) Für zusätzlich planmäßig auf Zug beanspruchte Schraubenbolzen zur Sicherung von Dübeln besonderer
Bauart sind die Zahlenwerte der zulässigen Zugkräfte um ein Viertel der vorhandenen Dübelbelastung
(Bolzenzugkräfte aus dem Kippmoment der Dübel) abzumindern
2) Obere Zeile für runde Scheiben, untere Zeile (Kiammerwerte) für quadratische Scheiben
tigen, runden Einpreßdübel Typ C mit dd ~ 95 mm aufgrund der Versuche von Mähler/
Herröder [269) durch eine Sechskant-Holzschraube gleichen Durchmessers oder durch
mindestens vier Sondernägel ersetzt werden . Die Anordnung der vier Sondernägel der
Tragfähigkeitsklasse II oder 111 nach Tafel 7.29 ist in Bild 7.14 dargestellt. Die Nägel
müssen einen Schaftdurchmesser von dn:;; 5 mm und eine wirksame Einschlag-
40 120 40
ISO) (120) 160!
7.14 Anordnung von Sondernägeln als Schraubboizen-Ersatz beim Anschluß von Voll- und Brettschicht-
holzbauteilen an Brettschichtholz nach Mäh/er/Herröder [269) und Erläuterungen zu DIN 1052 T2;
Maßangaben für dd ~ 65 mm, in Klammern für 65 mm < dd ~ 95 mm
Stahlteil
Stahlteil Unterlegscheibe
7.16 Verbindungen zwischen Holz- und Stahlbauteilen mit einseitigen Dübeln, Schraubbolzen und Unter-
legscheiben; Schema
a) einseitiger Dübel mit Nabe, Dübeltyp A
b) einseitiger Dübel ohne Nabe, Dübeltyp D
Tafel 7.9 Mindestdicken von außenliegenden Tafel 7.10 Mindestdicken von außenliegenden
Stahllaschen bei einseitigen Einlaß- Stahllaschen bei einseitigen Einpreß-
dübeln Typ A nach DIN 1052 T2 1 ) dübeln Typ C, D sowie Einlaß-Einpreß-
düblen Typ E nach Erläuterungen zu
DIN 1052 T2 1 )
über 12 bis 21 8
128 10
über 21 bis 30 10
160, 190 12 über 30 12
tragung, s. oben, müssen im Stahlteil nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2 vom vollen
Schraubenschaft (ohne Gewinde) bei Dübelbelastungen bis zu 21 kN mindestens
4 mm, bei Dübelbelastungen größer 21 kN mindestens 6 mm vorhanden sein. Werden
in Ausnahmen bei einseitigen Dübeln Typ C und D Gewindeteile zur Kraftübertragung
genutzt, so sollten wegen der Nachgiebigkeit dieser Anschlüsse die zulässigen Dübel-
belastungen auf die Hälfte reduziert werden.
Bei einseitigen Dübeln Typ A und E dürfen die Gewindeteile der Schraubbolzen dage-
gen ohne Beschränkung in die Dübelverbindung hineinragen, da diese Schraubbolzen
nur zur Aufnahme des Kippmomentes (Zugbelastung) herangezogen werden .
Holz-Holz-Verbindungen mit einseitigen
Einpreßdübeln
Einseitige Einpreßdübel Typ C und D
p. _
dürfen nach DIN 1052 T2 auch in kraft-
schlüssigen Verbindungen zwischen
Holzbauteilen eingesetzt werden; Dübel-
Draufsicht verbindungen nach Bild 7.17 bieten in
7.17 Holz-Holz-Verbindung mit vier einseitigen
einigen Fällen Montageerleichterungen
Einpreßdübeln Typ C oder D, Einpreßdübel und sind demontierbar.
paarweise angeordnet (Rücken an Rücken)
Dübel TypA
~
7.18 Aufbau und Einzelteile einer Hirnholz-Dübelverbindung bei Brettschichtholz nach Möhler/Hemmer
1264]
7.3.3 Hirnholz-Dübelverbindungen bei Brettschichtholz 121
Die zulässigen Belastungen der Tafel 7.11 Tafel 7.11 Zulässige Belastungen für Einlaßdübel
können auch in Hirnholzanschlüssen bei Typ A 1 ) in rechtwinklig oder schräg
(q> ~ 45°) zur Faserrichtung liegenden
geneigten Brettschichtholzbauteilen nach Hirnholzflächen von Brettschichtholz
Bild 7.20 in Rechnung gestellt werden, im Lastfall H nach DIN 1052 T2
wenn der Anschlußwinkel zwischen Dü-
belachse und Faserrichtung des Neben- Außen - Mindest- Mindest- zu I. Be lastung
trägers 15° nicht überschreitet, s. Erläute- 0 breite rand- eines Dübels bei
des Trä- abstand
rungen zu DIN 1052 T2. gers 2 1 oder 3, 4 oder
nach 2 Dübeln 5 Dübe ln
Bi ld 7.19 hinter- hi nter-
b vd eina nder ei nander
in mm in cm in cm in kN in kN
a)
bl
7.19 Ausbildung eines Hirnholzanschlusses bei 7.20 Hirnholz-Dübelverbindungen bei geneigten
Brettschichtholz nach DIN 1052 T2 Brettschichtholzbauteilen nach Erläuterun-
gen zu DIN 1052 T2
a) Trägeranschluß
b) Firstpunkt
Querzugnachweis
Ein Ouerzugnachweis, s. Abschn. 7.13, ist im allgemeinen für den Träger 1 in Bild 7.19,
der die Last aufnimmt, zu führen . Der Nachweis kann entfallen, wenn der querbean-
spruchte Träger 1 eine Höhe h ~ 30 cm besitzt und der Anschlußschwerpunkt S aller
Dübel im Hirnholz in der Schwerachse des Trägers 1 oder darüber liegt.
122 7.4 Stabdübel-, Paßbolzen-und Bolzenverbindungen
Stabdübel, Paßbolzen und Bolzen nach DIN 1052 T2 sind Verbindungsmittel aus zylin-
drischen Stahlstiften, die rechtwinklig zu ihrer Längsachse überwiegend auf Biegung
beansprucht werden und im Holz vornehmlich Lochleibungsspannungen bewirken; in
Holzverbindungen übertragen sie Scherkräfte (Abscheren), Paßbolzen und Bolzen zu-
sätzlich auch Zugkräfte in Richtung ihrer Längsachse.
Stabdübel nach Bild 7.21 sind nicht profilierte (glatte) zylindrische Stäbe ohne Kopf
und Mutter mindestens aus Stahl St37-2. Sie werden in vorgebohrte Löcher mit dem
Nenndurchmesser des Stabdübels eingetrieben. An ihren Enden sind sie leicht ange-
faßt, um das Eintreiben zu erleichtern und ein Aufsplittern des Holzes zu vermeiden .
Der gute Paßsitz der Stabdübel im Holz garantiert eine ausreichende Klemmwirkung
der Verbindung bei vorwiegend ruhender Belastung. Stabdübelverbindungen dürfen
in allen Holzbauwerken und -bauteilen verwandt werden .
Draufsicht
a)
7.21 Stabdübel- und Bolzenverbindung
al Stabdübelverbindung, b) Bolzenverbindung
Paßbolzen sind Stabdübel mit Kopf und Mutter oder mit beidseitigen Muttern ein-
schließlich zugehöriger Unterlegscheiben. Sie können zusätzlich Zugkräfte in Richtung
der Paßboizen-Längsachse übertragen, dienen zur Sicherung außenliegender Stahl-
teile oder zur Verbesserung der Klemmwirkung in Holz-Holz-Verbindungen. Sind in
Stabdübelverbindungen mit mehr als sechs Stabdübeln keine zusätzlichen Klemmbol-
zen vorgesehen, empfehlen Erläuterungen zu DIN 1052 T2, etwa jeden sechsten sta-
tisch erforderlichen Stabdübel als Paßbolzen auszuführen, um die Klemmwirkung zu
erhöhen. Paßbolzen und Stabdübel dürfen in einem Anschluß gleichzeitig verwandt
werden, da sie etwa gleiches Tragverhalten besitzen.
Bolzen nach Bild 7.21 sind zylindrische Stäbe mit Kopf und Mutter einschließlich zuge-
höriger Unterlegscheiben mindestens aus Stahl der Festigkeitsklasse 3.6 oder 4.8 nach
DIN ISO 898 T 1. Sie werden mit geringem Spiel in vorgebohrte Bolzenlöcher (Bolzen-
durchmesser + 1 mm) eingebaut und anschließend festangezogen. Als Bolzen werden
im allgemeinen Schraubbolzen (Sechskantschrauben mit Schaft nach DIN 601) oder
Bolzen ähnlicher Bauart verwandt. Rohrbolzen sollten nur nach durchgeführten Eig-
nungsversuchen zur Kraftübertragung herangezogen werden, da bisher nur wenige
Versuche vorliegen.
Tragende Bolzen sind nach DIN 1052 T2 nur in untergeordneten Bauteilen, in einfachen
Bauten des landwirtschaftlichen Bauwesens sowie bei Gerüsten und Fliegenden Bau-
ten nach DIN 4112 zur Kraftübertragung (Beanspruchung auf Abscheren) zu verwen-
den. Sie sind für die meisten Dauerbauten, bei denen es auf Steifigkeit und Formbe-
ständigkeit ankommt, nicht geeignet, da größere Verschiebungen in Bolzenverbindun-
gen auftreten. Diese werden durch das vorhandene Spiel im Bolzenloch und durch die
7.4 Stabdübel -, Paßbolzen- und Bolzenverbindungen 123
fehlende Klemmwirkung hervorgerufen, die nach dem Schwinden des Holzes bei nicht
nachgespannten Bolzen auftritt. Bolzen dürfen jedoch zur Kraftübertragung in Dauer-
bauten herangezogen werden, wenn durch besondere Maßnahmen das Eintreten eines
Schlupfes verhindert wird, zum Beispiel durch Paßbohrungen, nachträgliches Verfüllen
des Lochspiels durch zum Beispiel Epoxidharz oder durch Einbau trockener Hölzer,
s. Erläuterungen zu DIN 1052 T2. ln Brettschichtholz-Bauteilen dürfen tragende Bolzen
eingesetzt werden, da Brettschichtholz stets trocken hergestellt wird .
Tragende Bolzenverbindungen müssen im allgemeinen nach dem Schwinden des Hol-
zes nachgezogen werden, falls erforderlich mehrmals. Dies gilt besonders für Vollholz
mit einer Einbaufeuchte u> 18%; hierüber s. auch Abschn . 7.3 und 7.3.2.
Tragende Bolzenverbindungen sind aufgrund der größeren Bolzenlochdurchmesser
montagetechnisch leichter auszuführen als vergleichbare Stabdübel- oder Paßbolzen-
verbindungen; letztere sollten im allgemeinen bevorzugt eingesetzt werden, da sie
weitaus größeres Tragverhalten und höhere Steifigkeit besitzen.
Heftbolzen werden nur zur Lagesicherung von Bauteilen benutzt, sie übertragen plan-
mäßig keine Beanspruchungen.
Über das Tragverhalten von Stabdübel-, Paßbolzen- und Bolzenverbindungen berich-
ten unter anderem Egner [46], Eh/beck/Werner [64], Gehri [78], Gehri/Fontana [79] und
Kolb/Radovic [172].
Zulässige Belastungen eines Stabdübels, Paßbolzens oder tragenden Bolzens
Die zulässigen Belastungen eines Stabdübels, Paßbolzens oder tragenden Bolzens kön-
nen im Lastfall H für Kraftrichtung in Faserrichtung nach GI. (7 .10) und (7.11) unab-
hängig von der Sortierklasse des Holzes berechnet werden .
zu I N s t , b = zula1 • a · d s t , b (7.10)
höchstens jedoch
zu I N s t ,b = B · d~t,b (7 .11)
zuiNinN a Holzdicke in mm
zu I a1 zulässige mittlere Lochleibungsspannung des d st,b Durchmesser des Stabdübels, Paßbolzens
Holzes in N/mm 2 nach Tafel7.12 bzw. des Holz- und Bolzens in mm
werkstoffes in N/mm 2 nach Tafel7.20 und 7.21 B Festwert nach Tafel 7.12
Tafel 7.12 Werte für zul a1 und Bin N/mm 2 nach GI. (7 .10) und (7.11) zur Berechnung der zulässigen
Belastung von Stabdübel-, Paßbolzen - und Bolzenverbindungen nach DIN 1052 T2
tt
LH Laubholz
l
der ..nln. ......_
+-
I I~
-t;o -+
Gruppe
A, B, C
nach
~b l
II
,.,
II
1.:
~ I '!
Tafel8.1
BSH Brettschicht-
hol z
~
Mittelholz Seitenholz
NH, NH, NH,
BSH LH A LH B LH C BSH LH A LH B LH C BSH LH A LH B LH C
Bolzen zul a1 4,0 5,0 6,1 9,4 8,5 10,0 13,0 20,0 5,5 6,5 8,4 13,0
B 17,0 20,0 24,0 30,0 38,0 45,0 52,0 65,0 26,0 30,0 34,0 42,0
Stabdübel , zu I a1 4,0 5,0 6,1 9,4 8,5 10,0 13,0 20,0 5,5 6,5 8,4 13,0
Paßbolzen
B 23,0 27,0 30,0 36,0 51 ,0 60,0 65,0 80,0 33,0 39,0 42,0 52,0
124 7.4 Stabdübel-, Paßbolzen-und Bolzenverbindungen
Die zulässigen Belastungen nach GI. (7.10) und (7.11) sind bei Kraftangriff rechtwinklig
oder schräg zur Faserrichtung des Holzes mit dem Faktor Y/ nach GI. (7.12) abzumin-
dern.
Tafel 7.13 Zulässige Durchmesser, Anzahl und Scherflächen von Stabdübeln, Paßbolzen und Bolzen in
tragenden Verbindungen nach DIN 1052 T2
Die Anzahl der Stabdübel und Paßbolzen, die in Anschlüssen und Stößen in Kraftrich-
tung hintereinanderliegen, sollte aufgrund der ungleichmäßigen Kraftverteilung auf
sechs beschränkt bleiben; hierüber s. auch Abschn. 7.1 und Bild 7.4. Bei mehr als sechs
hintereinanderliegenden Stabdübeln oder Paßbolzen ist die rechnerisch wirksame
Anzahl nach GI. (7.13) zu ermitteln oder Tafel 7.14 zu entnehmen. Anschlüsse und
Stöße sind deshalb möglichst .,kurz" auszubilden, der Abstand der in Kraftrichtung
Mehr als zwölf Stabdübel oder Paßbolzen hintereinander sind nicht in Rechnung zu
stellen.
Tafel 7.14 Rechnerisch wirksame Anzahl von in Kraftrichtung hintereinanderliegenden Stabdübel oder
Paßbolzen bei Anschlüssen und Stößen nach GI. (7.13)
6d>t~ecm
H
H
H= Hirnholzende H=Hirnholzende
7.22 Mindestabstände von Stabdübeln und Paß- 7.23 Mindestabstände von tragenden Bolzen nach
bolzen nach DIN 1052 T2 DIN 1052 T2
Queranschlüsse
Für rechtwinklig zur Faserrichtung beanspruchte Stäbe z. B. nach Bild 7.22 und 7.23 ist
im allgemeinen ein Querzugnachweis nach Abschn . 7.13 zu führen, um ein Aufreißen
dieser Stäbe zu verhindern . Für Queranschlüsse mit Stabdübel, Paßbolzen und tragen-
den Bolzen gelten die Angaben des Abschn . 7.3.2 sinngemäß.
Unterlegscheiben und Gewinde von Paßbolzen, tragenden Bolzen und Heftbolzen
Die Unterlegscheiben von tragenden Bolzen sind nach Tafel 7.3 zu wählen, s. auch
Abschn . 7.3.2. Bei Paßbolzen und Heftbolzen sind dagegen auch kleinere Unterleg-
scheiben nach Tafel7 .17 zulässig. Nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2 werden bei Paß-
bolzen kleinere Gewindedurchmesser als Nenndurchmesser empfohlen, s. Tafel 7.18,
um das Eintreiben zu erleichtern und Holzbeschädigungen zu vermeiden . Die Gewinde-
länge von tragenden Bolzen sollte ausreichend gewählt werden, um die Verbindung
nach dem Schwinden des Holzes nachziehen zu können, hierüber s. auch Abschn . 7.3.2.
Tafel 7.17 Maß der Unterlegscheiben für Paß- Tafel 7.18 Mindestabstände für unmittelbar ne-
bolzen und Heftbolzen nach Erläute- beneinander angeordnete Paßbolzen
rungen zu DIN 1052 T2 in Abhängigkeit von der Gewinde- und
Unterlegscheibengröße nach Erläute-
Bolzendurchmesser M12 M16 M20 M24 M30 rungen zu DIN 1052 T2
Tafel 7.19 Zulässige Lochleibungsspannungen 0' 1 für Stahlteile in Holz-Stahl-Verbindungen mit Stab-
dübeln, Paßbolzen und tragenden Bolzen (aus DIN 18800 T1) sowie zulässige übertragbare
Kräfte je Verbindungsmittel bei 10 mm dicken Stahllaschen im Lastfall H nach Erläuterungen
zu DIN 1052 T2
in N/mm 2 in kN in kN in kN in kN in kN in kN in kN
Tafel 7.20 Zulässige Lochleibungsspannungen 0' 1 für Holzwerkstoffe bei ein- oder mehrschnittigen Stab-
dübel-, Paßbolzen-und tragenden Bolzenverbindungen im Lastfall H nach DIN 1052 T1 und T2
sowie Erläuterungen zu DIN 1052 T2
Bau-Furniersperrholz Flachpreßplatten
- nach DIN 68705 T3 (beliebige Lagenanzahl) nach
- nach DIN 68705 T5 (dreilagig) DIN 68763
Winkel a zwischen
Kraft- und Faser- 0 10 20 22,5 30 40 45 50 60 67,5 70 80 90 beliebig
richtung 1 ) in Grad
ZUI 0'[
in N/mm 2 8,0 7,55 7,11 7,0 6,66 6,22 6,0 5,77 5,33 5,0 4,88 4,44 4,0 6,0
1) der Deckfurniere (bei Bau-Furniersperrholz)
128 7.5 Nagelverbindungen
Bei mindestens fünflagigem Bau-Furniersperrheiz aus Buche nach DIN 68705 T5 dür-
fen die zulässigen Lochleibungsspannungen ebenfalls linear interpoliert werden, je-
doch sind nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2 bei diesem Bau-Furniersperrheiz auch
die Werte der Tafel 7.21 nach Dröge/Kramer [38) zulässig, die wesentlich vom Durch-
messer des Rundstahls abhängig sind und nicht vom Winkel a zwischen Kraft- und
Faserrichtung.
Tafel 7.21 Zulässige Lochleibungsspannungen a1 für Bau-Furniersperrheiz aus Buche der DIN 68705 T5
aus mindestens fünf Lagen nach Dröge/Kramer 138] und Erläuterungen zu DIN 1052 T2 sowie
zulässige übertragbare Kräfte je Verbindungsmittel bei 10 mm Bau-Furniersperrheiz-Dicke und
beliebigem Winkel a zwischen Kraft- und Faserrichtung im Lastfall H
8 10 12 16 20 24 30
Bau-Furniersperrheiz aus zu I a 1 in N/mm 2 21,3 19,9 18,9 17,4 16,4 15,7 14,8
Buche nach DIN 68705 T5
aus mindestens fünf Lagen zu1N1 in kN 1,7 1,99 2,27 2,78 3,28 3,77 4,44
7.5 Nagelverbindungen
Nägel in tragenden Nagelverbindungen nach DIN 1025 T2 werden vorwiegend auf Ab-
scheren (rechtwinklig zur Nagellängsachse). aber auch auf Herausziehen (in Richtung
der Nagellängsachsel auf Dauer und kurzfristig je nach Eignung beansprucht. Sie wer-
den im allgemeinen flächenhaft (in Gruppen) angeordnet. Von der Vielzahl der auf dem
Markt befindlichen Nageltypen dürfen nur die in Bild 7.24 angeführten Typen für tra-
gende Nagelverbindungen verwandt werden . Nägel werden mit Schlagwerkzeugen
(zum Beispiel Hämmern) oder mit Nageleintriebgeräten (Nagelmaschinen) in das Holz
eingetrieben.
~2dn
t---1---Jr
runde Drahtstifte, runde Maschinenstifte Rillennägel Schraubnägel
Form B nach DIN 1151 nach DIN 1143 T1 mit Eignungsnachweis mit Eignungsnachweis
Runde Drahtstifte sind glattschattige Nägel, die seit Jahrzehnten als das Verbindungs-
mittel .. Nagel" bekannt sind . Sie sind die überwiegend in Nagelverbindungen einge-
setzten Nägel und werden im allgemeinen auf Abscheren beansprucht. Runde Draht-
stifte dürfen beharzt sein.
Runde Maschinenstifte sind glattschattige Nägel und werden in automatischen Nagel-
eintriebgeräten eingesetzt. Neben den runden Drahtstiften werden sie oft in Nagelver-
bindungen verwandt und im allgemeinen auf Abscheren belastet. Runde Maschinen-
stifte dürfen beharzt sein . Beim .,Einschießen" der Stifte in das Holz entsteht Reibungs-
7.5 Nagelverbindungen 129
wärme, die das Harz verflüssigt. Das flüssige Harz wirkt wie ein Gleitmittel, das den
Eintriebswiderstand vermindert.
Rillennägel sind profilierte Nägel mit Rillen, sie werden auch als Sondernägel bezeich-
net und bedürfen eines Eignungsnachweises. Sie besitzen eine hohe Haftkraft im Holz,
die durch die Verzahnung zwischen Holz und Profilierung entsteht. Deshalb werden sie
meist dann eingesetzt, wenn planmäßige Dauerlasten auf Herausziehen (in Richtung
der Nagellängsachsel zu übertragen sind. Sie dürfen auch kombiniert. das heißt auf
Abscheren und auf Herausziehen dauernd beansprucht werden.
Schraubnägel sind profilierte Nägel mit Gewinde, bei denen die Gewindesteigung a, s.
Bild 7.24, die Tragfähigkeit der Nägel auf Herausziehen beeinflußt. Im weiteren gelten
die vorbezeichneten Angaben über Rillennägel auch für SchraubnägeL
Die derzeit im Ingenieurholzbau verwandten Nägel sind eine Weiterentwicklung der
Nägel aus Eisen, Kupfer und Bronze, die der Zimmermann in den vergangenen Jahr-
hunderten und bereits im Altertum benutzte und deren Tragfähigkeit nur aus Erfahrung
bekannt war. Genauere Kenntnisse über das Trag- und Verformungsverhalten von Na-
gelverbindungen liegen erst im zwanzigsten Jahrhundert vor. Stoy [333). [3341 führte
die ersten wesentlichen Untersuchungen in Deutschland durch.
Trag- und Verformungsverhalten von Nagelverbindungen
Das Trag- und Verformungsverhalten bei Beanspruchung auf Abscheren kann am Bei-
spiel einer einschnittigen Nagelverbindung Bild 7.25 entnommen werden. Die Tragfä-
higkeit ist nach Dröge/Stoy [39] und Ehlbeck/Hättich [58] neben der Anschlußgeome-
trie wesentlich von der Biegesteifigkeit des Nagels und der Lochleibungsfestigkeit der
Hölzer abhängig, wenn der geringe Einfluß der sich einstellenden Seilwirkung vernach-
lässigt wird. Ist die Schlankheit (das Verhältnis Holzdicke zu Nageldurchmesser) klein,
wird vorwiegend die Lochleibungsfestigkeit maßgebend, s. Bild 7.25a und b (bei biege-
steifen Nägeln). Bei großen Schlankheiten, wie in Bild 7.25c und d, versagen zusätzlich
die Nägel und bilden ein oder zwei Fließgelenke in den Holzteilen aus; große Schlank-
heiten liegen bei üblichen Nagelverbindungen nach DIN 1052 T2 vor.
V r V
rl I
a)
7.25
~F b) ~F
fJ
d) ~F
Mögliche Bruchbilder einer einschnittigen Nagelverbindung bei Beanspruchung auf Abscheren nach
Dröge/Stoy 139]
a) und b) Überschreiten der Lochleibungsfestigkeit im Holz II bzw. im Holz I und II bei kleiner Schlank-
heit,
c) und d) Überschreiten der Lochleibungsfestigkeit im Holz I und II sowie Ausbildung von einem
bzw. zwei Fließgelenken im Nagel bei großer Schlankheit
9
Kratt F
kN
r\
~------~~~~~~~~~~--
I
', ~
I I \
_,.'-( ~--.
!/
6 /
Wendepunkt 1
\~illen- \
der Kurve i ~gel \Schraubnagel
I
~ 4,5
jl \
I
I
:!! ~'-·,
I
I
I "' 3
",
{'--
"
I
I ..::::_runder Drahtstift '\.
t-..
1,5
"---:: -
.......
2 4 6 8 mm 12
1!5 mm Ver&hiebung 6
Ausziehweg v---
7.26 Kraft-Verschiebungs-Diagramm einer Nagelverbin- 7.27 Kraft-Ausziehweg-Diagramme von
dung bei Beanspruchung auf Abscheren (schemati- Nägeln mit gleichem Schaftdurch-
sche Darstellung) nach Ehlbeck/Hättich [58] messer und gleicher Einschlagtiefe
bei Beanspruchung auf Herauszie-
hen nach Erläuterungen zu
DIN 1052 T2
Schaft nur kleine Haftkräfte, während profilierte Nägel wie Rillen- und Schraubnägel
große Haftkräfte aufweisen, s. auch Abschn . 7 .2.
Die Tragfähigkeit von Nägeln auf Abscheren und Herausziehen ist weiter abhängig von
der Einschlagtiefe in das Holz, der Holzfeuchtigkeit Belastungsdauer und dergleichen
mehr; hierüber s. unter anderem Dröge/Stoy [391. Ehlbeck/Hättich [58], Kuipers/van
der Put [203], Meyer [217], Mähler [234]. [240]. Über Untersuchungen des Last-Ver-
schiebungsverhaltens in Nagelverbindungen hinsichtlich des probabilistischen
Sicherheitskonzeptes s. Blaß [14] .
Zulässige Belastung eines Nagels auf Abscheren (runde Draht- und Maschinenstifte
sowie Rillen- und Schraubnägel)
Die zulässige Belastung eines Nagels im Lastfall H ist für Nadelvoll- und Brettschicht-
holz unabhängig von der Sortierk!asse bei Beanspruchung senkrecht zur Nagellängs-
achse ohne Rücksicht auf den Faserverlauf des Holzes für eine Scherfläche nach GI.
(7 .14) zu berechnen, s. auch Tafel 7 .23.
dn Nageldurchmesser in mm,
zu! N = 500 · d~ in N bei Sondernägeln: Nagelnenndurch- (7 .14)
1
10 + dn messer (Durchmesser des glatt-
schattigen Teils)
Bei vorgebohrten Nagellöchern dürfen die zulässigen Nagelbelastungen nach GI. (7 .14)
um 25% erhöht werden . Die Nagellöcher sind mit etwa 0,9 dn auf die erforderliche
Nagellänge vorzubohren. Durch das Vorbohren wird die Spaltgefahr der Hölzer stark
verkleinert; die Steifigkeit und Traglast vorgebohrter Nagelverbindungen erhöhen sich,
da die Verschiebungen geringer sind als bei vergleichbaren, nicht vorgebohrten Nagel-
verbindungen. Die Einschlagtiefe vorgebohrter Nägel, auch einschnittiger Sondernä-
gel, muß ss 12 dn betragen, um eine ausreichende Klemmwirkung der Verbindung zu
erzielen.
7.5.1 Beanspruchung rechtwinklig zur Nagellängsachse (Abscheren) 131
Tafel 7.22 Erhöhungen der zulässigen Nagelbelastung nach GI. (7.14) für wichtige Materialkombinatio-
nen1) bei Nagelverbindungen im Lastfall H
nicht vorgebohrt 1,0 1,0 1,0 1,2 1,0 - 1,0 - 1,0 1,0 1,0
vorgebohrt 1,25 1,25 1,25 1,5 1,25 1,5 1,25 1,5 1,25 1,25 1,25
1) Abkürzungen s. Formelzeichenliste
2) Die Nagelspitze muß mindestens 2 dn in Nadelholz, Brettschichtholz, Laubholz oder Bau-Furniersperr-
heiz eindringen
Tafel 7.23 Holzdicken, Einschlagtiefen und zulässige Belastungen je Nagel und Scherfläche (Abscheren)
im Lastfall H für runde Drahtstifte nach DIN 1151 in Nagelverbindungen von Nadelholz, Brett-
schichtholz und Laubholz nach DIN 1052 T2
~agel
~~=! L4:~
·
a) Scherfläche b)
Scherflache
7.28 Ein- und zweischnittige Nagelverbindungen, Schema; s Einschlagtiefe
a) einschnittig, b) zweischnittig
7 .5.1 Beanspruchung rechtwinklig zur Nagellängsachse (Abscheren) 133
zum Beispiel auf Bindern und Rähmen sowie von Querriegeln an Rahmenhölzern . Dies
sind nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2 Verbindungen, bei denen nachweislich die
anstehenden Lasten von den Verbindungsmitteln in den Nachbaranschlüssen über-
nommen werden können, wenn eine Einzelverbindung versagt oder, die überwiegend
auf Herausziehen beansprucht werden.
Ein-, zwei- und mehrschnittige Nagelverbindungen
Die zulässige Belastung ein-, zwei- oder mehrschnittiger Nagelverbindungen auf Ab-
scheren im Lastfall H kann nach GI. (7 .15) berechnet werden; hierbei darf eine Scher-
fläche als voll wirksam angesehen werden, wenn die in Tafel 7.24 angegebenen Ein-
schlagtiefen von s ~ 12 dn bzw. s~ 8 dn (Solltiefen) eingehalten werden. Sind die Ein-
schlagtiefen geringer als die Solltiefen, müssen die zulässigen Nagelbelastungen ent-
sprechend den Angaben in Tafel7.24 abgemindert oder dürfen bei zu kleiner Einschlag-
tiefe nicht in Rechnung gestellt werden, beziehungsweise bei mehrschnittigen Nagel-
verbindungen darf die der Nagelspitze nächstliegende Scherfläche nicht berücksichtigt
werden .
m Anzahl der Schnitte
zu IN, zulässige Nagelbelastung für
zul Nm= m · zul N 1 eine Scherfläche (einschnittig) (7 .15)
nach GI. (7 .14) oder Tafel7.23
s < 6dn 0
Sondernägel zuiN,
II und 111 2 )
s < 4dn 0
t t
mehr- Drahtstifte, m-zuiN1
schnittig Maschinenstifte, N/2 N/2
Sondernägel [(m - 1) + Sw/8 d 0 ) · zul N,
- r- ·
I, II und 111 2 )
s < 4dn (m - 1) · zuiN 1
Mindestholzdicken
Bei Nagelverbindungen ohne und mit Vorbohrungen sind die in Tafel 7.25 angegebe-
nen Mindestholzdicken für Nadel-, Laub- und Brettschichtholz sowie Holzwerkstoffe
einzuhalten. Sie können für runde Draht- und Maschinenstifte in Nadel-, Laub- und
Brettschichtholzverbindungen auch Tafel 7.23 entnommen werden.
Mindestholzdicken sind erforderlich, da das Trag- und Verformungsverhalten von Na-
gelverbindungen auch von der Holzdicke der zu verbindenden Hölzer abhängt. Die Min-
destholzdicke verkleinert bei nicht vorgebohrten Nägeln die Spaltgefahr beim Nageln
und bei auftretender nachträglicher Holztrocknung. Bei vorgebohrten Nägeln (im allge-
meinen ohne Spaltgefahr) regeln die auftretenden Lochleibungsspannungen (Grenz-
schlankheit) die Mindestholzdicken. Über Lochleibungsfestigkeiten von Holzwerkstof-
fen s. Dröge/Jäger [37] und Möhler/Budianto/Ehlbeck [255].
Tafel 7.25 Mindestholzdicken a für Nagelverbindungen bei Holz und Holzwerkstoffen nach DIN 1052 T2 5 )
dn allgemein Laubholz Bau-Furnier- Flach preß- harte
Nagel- und sperrholz nach platten nach Holzfaser-
durch- Laubholz DIN 68705 T3 DIN 68763, platten
messer mit BFU- und T5 mittelharte nach
in mm BU 1 ) Holzfaserplatten DIN 68754
tt
1 1
i i
I I
a a a
• Nageh~rderseite
a) o Nagelrückseite b)
7.29 Mindest-Nagelabstände nicht vorgebohrter Nägel in Holz-Holz-Verbindungen nach DIN 1052 T2
a) einschnittige Nagelung b) zweischnittige Nagelung
1) bei a< 30°: 5dn bzw. 1dn 1) bei a < 30°: 5dn bzw. 7 dn
Kraftrichtung Krattrichtung
beanspruchter
tN ~N
Rand .l zur
Faserrichtung
--1-:±+.:!- unbeanspruchter
Rand .l zur
Faserrichtung
untereinander
"---? Faserrichtung .l zur Faserrichtung
- beanspruchter Rand
- unbeanspruchter Rand
a) b)
7.30 Erläuterung von Bezeichnungen bei Mindest-Nagelabständen nach Tafel7.26 am Beispiel eines Zug-
und Druckslab-Anschlusses
a) Zugstab-Anschluß, b) Druckstab-Anschluß
Lage Nagelabstände
zur parallel der
Faser- Kraftrichtung
rich- nicht 2 ) 3 ) vorge-
tung vorgebohrt bohrt
II 10dn(12dn)
untereinander 5dn
.l 5dn
Die Nägel sind im allgemeinen gegenüber der Rißlinie versetzt anzuordnen, s. Bild
7.29, über Ausnahmen hierzu s. Abschn. 7.1. Das Versetzen der Nägel in Faserrichtung
verhindert in der Regel das Eintreiben benachbarter Nägel in dieselbe Faser und ver-
mindert die Spaltgefahr, die mit geringer werdender Holzdicke beziehungsweise wach-
sendem Nageldurchmesser zunimmt.
Bei Douglasie muß abweichend vom Text der DIN 1052 T2 gemäß Einführungserlassen
bei allen Nageldurchmessern vorgebohrt werden, da erhöhte Spaltgefahr vorliegt, s.
Ehlbeck/Siebert [63] und Möhler/Beyersdorfer [252]. Stets vorzubohren sind Laubholz-
Nagelverbindungen.
Da Nägel mit kleinerem Durchmesser dn ~ 4,2 mm geringerer Mindestabstände bedür-
fen als dickere Nägel, übertragen viele dünne Nägel je cm 2 Anschlußfläche größere
Kräfte als wenige dicke Nägel. Vorgebohrte Nägel werden wegen des größeren Arbeits-
aufwandes weniger eingesetzt, obwohl sie aufgrund geringerer Mindestabstände und
höherer zulässiger Belastungen pro cm 2 Anschlußfläche größere Kräfte übertragen
können als vergleichbare nicht vorgebohrte Nägel.
Mindest-Nagelabstände in Holzwerkstoff-Verbindungen
ln Holz-Holzwerkstoff-Verbindungen und in Verbindungen zwischen Bau-Furniersperr-
holz dürfen die Mindestnagelabstände nach Tafel 7.27 angenommen werden, soweit
nicht die Nagelabstände für Nadel-, Laub- und Brettschichtholz maßgebend werden.
Diese gegenüber Holz geringeren Mindest-Nagelabstände bei Holzwerkstoffen ergeben
sich aus der verminderten Spaltgefahr.
Tafel7.27 Mindest-Nagelabstände 1 ) bei Holzwerk- Tafel 7.28 Maximale Nagelabstände für tragende
stoffplatten nach DIN 1052 T2 Nägel und Heftnägel in nicht vorge-
bohrten und vorgebohrten Nagelver-
unter- vom vom bindungen nach DIN 1052 T2
ein- bean- unbean-
an der spruchten spruchten Lage zur Nagelabstände bei
Rand Rand Faser-
richtung Holz Holzwerk-
Bau-Furnier-
4dn 2,5dn stoffplatten
Sperrholz
Flachpreßplatten
II 40dn 40dn 1 )
5dn 1dn
mittelharte unter-
Holzfaserplatten einander
.l
3dn
harte 20dn 40dn 1 )
7,5dn
Holzfaserplatten
Nagels mindestens 8 dn von der Scherfläche des anderen Nagels, darf die Verbindung
nach Bild 7.31 a ausgeführt werden. Bei Holzdicken am kleiner oder höchstens gleich
der Einschlagtiefe s, sind die Mindestabstände in Faserrichtung von 10 d n bzw. 12 d n
nach Bild 7.31 b maßgebend. Liegt die Holzdicke am zwischen den beiden Grenzwerten
s und (s + 8 dn), sind die Mindestabstände in Faserrichtung von 5 d n nach Bild 7.31 c
einzuhalten.
Bei übergreifenden Nägeln ohne ausreichenden Abstand besteht erhöhte Spaltgefahr.
Deshalb sind bei vollständigem Übergreifen nach Bild 7.31 b größere Mindestabstände
erforderlich als bei teilweise übergreifenden Nägeln nach Bild 7.31 c, während bei gerin-
gem Übergreifen nach Bild 7.31 a Mindestabstände in Faserrichtung entbehrlich sind .
a. <1m a.
-t
s Bdn
"'
c
~
~
~
""
al Schnitt A- A
N
j
N
.1:> r-·-·-
$2 Cl
-'-. 1-' c
2
~
E: • Nagelkopf
._ o-P- ;t: • Nagelspitze
l'!
I- . I - . ""
b)
Sdn5dnSdnSdn
"'
c Schnitt B- B
2
-5
~
1.'!
""
c)
7.31 Abstände bei übergreifenden Nägeln 7.32 Mindestnagelabstände nicht vorgebohrter Nägel
(nicht vorgebohrt) nach DIN 1052 T2 bei biegebea nspruchten Stö ßen nach Erläuterun-
a) am ~ ( s + 8d0 ), b ) am ~ S, gen zu DIN 1052 T 2; Werte in ( ) f ür d0 > 4,2 m m
c) s < am < (s + 8d0 ) a) biegesteifer Stoß, b) Stoßdeckung von Koppel-
t rägern
Tafel 7.29 Beanspruchungsart, Einschlagtiefen und Werte Bz für Nagelbeanspruchung auf Herausziehen
nach DIN 1052 T2
Sondernägel 1 )
1,/) 2,5
Tragfähigkeitsklasse II
kurzfristig
Bdn
Sondernägel 1 ) und ständig
3,2
Tragfähigkeitsklasse 111
Runde Draht- und Maschinenstifte dürfen im Anschluß von Koppelpfetten ständig auf
Herausziehen beansprucht werden, wenn diese Beanspruchung infolge der Dach-
neigung auftritt und die Dachneigung y = 30° nicht überschreitet. Für diesen Fall ist in
GI. (7.17) der Wert Bz = 0,8 N/mm 2 zu setzen.
Bei gleichzeitiger Beanspruchung eines Nagels auf Abscheren und Herausziehen ist
der Interaktionsnachweis nach GI. (7.18) zu führen.
N1 Nagelbeanspruchung auf Abscheren
Holzbauteile aus Nadel-, Laub- und Brettschichtholz dürfen nach DIN 1052 T2 mit Stahl-
teilen und Stahlblechen durch Nagelung verbunden werden. Stahlteile sind Stahlpro-
file wie L-, C:::-, T-, 1.-, I- und Hohlprofile sowie kaltverformte, räumliche Stahlblech-
formteile, die im allgemeinen außenliegend durch einschnittige Nagelung an die Holz-
teile angeschlossen werden. Stahlbleche sind ebene Bleche, die innen- und außenlie-
gend in Holzquerschnitten ein-, zwei- oder mehrschnittig ausgeführt werden können.
Stahlblechformteile und ebene Stahlbleche müssen Mindest-Biechdicken von t= 2 mm
besitzen, s. Tafel 7.31. Als Verbindungsmittel dürfen runde Draht- und Maschinenstifte
sowie Sondernägel nach Abschn. 7.5 benutzt werden. Sondernägel müssen bei Stahl-
blechformteilen eingesetzt werden, wenn die Nägel auch planmäßig auf Herausziehen
beansprucht werden.
Die Stahlteile und Stahlbleche sind mit dem erforderlichen Lochdurchmesser vorzu-
bohren oder zu stanzen. Das Vorbohren der Nagellöcher im Holz ist bei einschnittigen
Verbindungen im allgemeinen nicht erforderlich, andernfalls ist ein Bohrlochdurchmes-
ser von höchstens 0,9 dn zu verwenden, s. Tafel 7 .31.
Stahlblechformteile, ebene Stahlbleche und Stahlprofile bedürfen eines ausreichenden
Korrosionsschutzes, s. Abschn. 7.16 und 8.1.3.
Tafel 7.31 Erforderliche Blechdicken, Nägel und Bohrungen für Nagelverbindungen mit Stahlteilen und
Stahlblechen nach DIN 1052 T2
Stahlblech-
formteile 2 mm;;; t;;; 4 mm - runde Draht· 1 ) - dn für runde -
(einschnittig) und Draht· und
Maschinenstifte 1 ) Maschinenstifte
Stahlprofile - - dn für Draht· und
- Sondernägel -nach Ein·
Maschinenstifte
mit stufungsschein
Eignungsnach· der Sondernägel - nach Einstufungs·
weis schein Sondernägel
b)
blechformteile lassen sich auf der Baustelle gut ausnageln, da die erforderlichen Nägel
in bereits vorhandene Lochungen der Stahlbleche eingeschlagen werden .
Nagelverbindungen mit Stahlprofilen
Stahlprofile oder zusammengesetzte, geschweißte Stahlquerschnitte werden bei gro-
ßen Anschlußkräften, besonders im Holzleimbau, eingesetzt. Als Verbindungsmittel
kommen überwiegend Stabdübel, Paßbolzen, Bolzen, Dübel besonderer Bauart und
Holzschrauben, in einigen Fällen auch Nägel zur Anwendung . Die Stahlprofile sind un-
ter Berücksichtigung der Querschnittsschwächungen nachzuweisen; Nägel und zuge-
hörige Bohrungen sind nach Tafel 7.31 auszubilden. Nagelabstände in Stahlteilen kön-
nen nach DIN 18800 T 1 entsprechend den Schraubenverbindungen gewählt werden,
Nagelabstände in Holzteilen sind Abschn. 7 .5.1 zu entnehmen.
Die zulässigen Nagelbelastungen auf Abscheren nach GI. (7 .14) dürfen um 25% erhöht
werden.
Nagelverbindungen mit ebenen Stahlblechen, t~2 mm
Ebene Stahlbleche können außen- und innenliegend, zwischen Holzteilen oder in Holz-
schlitzen ein- oder mehrschnittig nach Bild 7.35 ausgeführt werden . Die erforderlichen
Blechdicken und Nägel sind in Tafel 7.31 angegeben.
t t
s s
i1
b)
7.35 Holzdicken und Einschlagtiefen bei Nagelverbindungen mit ebenen Stahlblechen (Stahlblech-Holz-
Verbindungen) nach DIN 1052 T2
a) einschnittig, b) zweischnittig, c) vierschnittig, d) sechsschnittig
t t
durehrnasser
dn
in mm E
t t r-
E
~-1 ~-1 t
't:i" ~
~- 4 .
• v\t
-ti'
~·
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~ ~~ ..!. ~
~ ~ ~~~ ~ ~
~
-~
a!.
rtili- ~~w. 3s
~ ~ ~ J ~ J ~
Mindestabstände
Holzdicke a Holzdicke a Holzdicke a Holzdicke a
in Faserrichtung
a i;;; s
dn ;;; 4,2 a ;;;; 2 · s - a < 2s e ui;;; 10dn
i;;; 10dn
a i;;; 1,5 · s
dn > 4,2 - ai;;;3s a< 3s e 11 ;;;; 12dn
i;;; 15dn
1) gilt abweichend vom Text der DIN 1052 T2 nicht für Douglasie gemäß Einführungserlassen
7.7 Nagelplattenverbindungen 143
Die zulässigen Nagelbelastungen auf Abscheren nach GI. (7 .14) dürfen um 25% erhöht
werden .
Beim einschnittigen Anschluß nach Bild 7.35a ist ein Vorbohren des Holzes in der Regel
nicht erforderlich, bei mehrschnittigen Anschlüssen nach Bild 7.35b, c, d sind die Na-
gellöcher im allgemeinen gleichzeitig in Holz- und Stahlblechteilen mit dem notwendi-
gen Bohrlochdurchmesser vorzubohren. Bei außenliegenden Stahlblechen darf auf
eine versetzte Anordnung der Nägel nach Bild 7.3 oder 7.29 verzichtet werden, wenn
die Anforderungen der Tafel 7.32 eingehalten werden . Demnach können bei dünneren
Nägeln auch geringere Holzdicken eingesetzt werden als bei dickeren Nägeln. Die
Stahlbleche sind in jedem Fall zu stanzen oder vorzubohren . Der Abstand der Nägel
vom Blechrand muß mindestens 2,5 dn, bei nicht versetzter Anordnung mindestens
2 dn betragen.
Bei druckbeanspruchten Nagelverbindungen besteht die Gefahr des Ausbeulens der
ebenen Stahlbleche; hier ist auf einen guten Kontakt der verbundenen Hölzer zu ach-
ten; gegebenenfalls werden zusätzliche Maßnahmen für eine ausreichende Beulsicher-
heit erforderlich. Bei zugbeanspruchten Nagelverbindungen ist ein rechnerischer
Nachweis der Stahlbleche unter Berücksichtigung der Querschnittsschwächungen
durch die Nagellöcher zu führen. Über Untersuchungen zur Nagelung ebener Stahlble-
che s. Ehlbeck/Görlacher [52) und Mähler [235).
Zug- und Druckstöße sowie Fachwerkknoten werden unter anderem mit ebenen Stahl-
blechen ausgeführt. Mehrere Stahlbleche hintereinander erhöhen die Schnittigkeit der
Nägel und damit die Kraft, die auf .. kleiner" Anschlußfläche übertragen werden kann.
Als Verbindungsmittel werden auch Stabdübel oder Paßbolzen eingesetzt, s. Abschn.
18.
Sonderbauweisen bei Nagelverbindungen mit ebenen Stahlblechen
Nagelverbindungen mit Blechdicken t< 2 mm unterliegen nach Erläuterungen zu
DIN 1052 T2 bauaufsichtliehen Zulassungen . Diese als Sonderbauweisen bezeichneten
Stahlblech-Holzverbindungen sind zum Beispiel "Greimbau", s. Abschn . 18, und "VB-
Bauweise". ln weiterer, neuerer Sonderbauweise mit bauaufsichtlicher Zulassung kön-
nen abweichend von DIN 1052 T2 auch ebene Stahlbleche mit Dicken 2,0 mm ~ t
~ 3,0 mm ohne Vorbohren in Stahlblech-Holzverbindungen eingesetzt werden. Herstel-
lung, Konstruktion und zulässige Belastungen dieser Sonderbauweisen sind in den Zu-
lassungen geregelt, hierüber s. lrmschler [159) mit meist jährlich aktuellem Stand.
Sonderbauweisen bei Balkenanschlüssen
Bei Balkenanschlüssen können die in Abschn . 22.6 angeführten Sonderbauweisen mit
.. innen liegenden" Stahlauflagen eingesetzt werden, sie ermöglichen verdeckt liegende
Anschlüsse.
7. 7 Nagelplattenverbindungen
dungen dürfen nur bei Holzbauteilen aus Nadelholz nach DIN 1052 T1 eingesetzt wer-
den, die vorwiegend ruhend belastet sind . Nagelplatten müssen eine bauaufsichtliche
Zulassung besitzen, in der Form, Materialkennwerte, Korrosionsschutz, Abmessungen,
zulässige Belastungen und dergleichen mehr festgelegt sind.
Nagelplatten werden als Knotenplatten für industriell gefertigte Holzfachwerke einge-
setzt wie Dachbinder in Dreieck-, Pult- oder Parallelform, stehende oder liegende Aus-
steifungsverbände, Zwei- und Dreigelenkrahmen kleinerer und mittlerer Spannweite,
Lehrgerüste und dergleichen mehr.
Nagelplattenkonstruktionen werden stets aus einteiligen Stabquerschnitten glei-
cher Dicke hergestellt; die Nagelplatten werden beidseitig außen und symmetrisch an-
geordnet und mit hydraulischen Pressen in einem Arbeitsgang in die zu verbindenden
Hölzer eingedrückt. Bei Fachwerkknoten werden im allgemeinen alle Gurt- und Füll-
stäbe mit einem Nagelplattenpaar angeschlossen, s. Bild 7.37.
7.37
Anschluß eines Fachwerkknotens
Ansicht Schnitt A-A mit einem Nagelplattenpaar
Die Einbindetiefe dE muß größer 50 mm sein . Die Hölzer müssen trocken sein
(u~ 20%), bei Holzdicken über 4 cm darf die Holzfeuchtigkeit im lnnern bis zu 25% be-
tragen .
vorh Fn ~ 1
(7.19)
zuiFn
Die Nagelbelastung Fn ist die Belastung, die bei der Übertragung der Kräfte vom Holz
in die Platte entsteht; sie ist abhängig vom Winkel a zwischen Kraft- und Plattenlängs-
richtung sowie vom Winkel ß zwischen Kraft- und Faserrichtung des Holzes, s. Bild
7.38. Die Nagelbelastung Fn kann für verschiedene Anschlüsse und Stöße Tafel 7.33
entnommen werden .
7.7 Nagelplattenverbindungen 145
al
7.38 Nagelplattenverbindung eines Fachwerkkno- Nagelplatte
tens nach DIN 1052 T2, Berechnungsgrößen
dE Einbindetiefe in die Gurthölzer,
dE ~ 50 mm
c Randstreifen
a Winkel zwischen Kraft- und
Plattenlängsrichtung
ß Winkel zwischen Kraft- und
Faserrichtung des Holzes
Schnittlänge bl
-
Plattenlängsrichtung
7.39 Nagelplattenverbindung eines Fachwerkkno-
tens nach DIN 1052 T2
Holzfaserrichtung
a) wirksame Plattenanschlußfläche As auf
Scheren,
wirksame Plattenanschlußfläche b) Plattenbelastung Fs auf Scheren
Die Nagelbelastung wird auf die wirksame Plattenanschlußfläche bezogen, s. Bild 7.38.
Die wirksame Plattenanschlußfläche ist die Bruttoberührungsfläche zwischen Nagel-
platte und Holzstab, von der ein Randstreifen c (c mindestens 10 mm) an den Berüh-
rungsfugen und an den freien Rändern der Hölzer abgezogen wird. Der Randstreifenab-
zug wird erforderlich, da die in der Nähe der Holzränder eingepreßten Nägel keine oder
kaum eine Kraftübertragung übernehmen können .
Bei Scherbeanspruchung tragen nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2 nur Nägel, die in
der Nähe der Scherfläche liegen. Die Breite der wirksamen Plattenanschlußfläche darf
deshalb höchstens mit 0,55 ·le in Rechnung gestellt werden, s. Bild 7.39.
Als maximal wirksame Plattenfläche bei Scherbeanspruchung kann deshalb nur die
Plattenfläche nach GI. (7 .20) in Rechnung gestellt werden.
Die zulässigen Nagelbelastungen sind bei Traufknoten von Dreiecksbindern nach GI.
(7.21) je nach vorhandenem Dachneigungswinkel y0 abzumindern. Diese Abminderung
- bei gleichzeitiger Übertragung von Zug oder Druck sowie Abscheren in einem
Schnitt:
a) b) L- 7 Plattenlängsrichtung
7.40 Zug- und Druckscheren bei Nagelplatten nach DIN 1052 T2
a) Zugscheren (a < 90°). b) Drucksc heren (90°< a < 180°)
Die Plattenbelastungen Fz.D und Fs können für verschiedene Anschlüsse und Stöße
der Tafel 7.33 entnommen werden .
Bei Druckstößen und rechtwinkligen Druckanschlüssen kann die gesamte zu übertra-
gende Kraft wie bei der Nagelbelastung, s. oben, auch durch Kontakt (Fiächenpres-
sung) übertragen werden . Als Lagesicherung sind beidseitige Nagelplatten anzuord-
nen, die für die Hälfte der zu übertragenden Kraft auszulegen sind .
7.8 Holzschraubenverbindungen 147
Querzugspannungsnachweis
Bei bestimmten Nagelplattenanschlüssen sind die im Holz auftretenden Querzugspan-
nungen rechnerisch nachzuweisen, hierüber s. Abschn. 7.13. ln diesen Anschlüssen
besteht die Gefahr des Aufreißens des Holzes quer zur Faser, bevor die Tragfähigkeit
der Nägel oder der Platte erreicht ist. Deshalb müssen Nagelplatten bei Gurthölzern
mindestens eine Einbindetiefe von dE =50 mm besitzen, s. Bild 7.37, 7.38 und 7.39; bei
reinen Querzuganschlüssen sind diese Einbindetiefen möglichst groß zu wählen.
Tafel 7.33 Nagel- und Plattenbelastungen bei Nagelplatten nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2
Kombinierter Beanspruchung
5 Fn= J(2 ·ZAJ + (2 ·SAJ
aus Zug und Scheren
r
Kombinierter Beanspruchung
F0 = 0,5 · 0/(2 · s)
aus Druck und Scheren; zusätz-
6
lieh ist nachzuweisen, daß die
gesamte Druckkraftkomponente 0 Fn = J(!!!3_)\ (~
2·An 2-A.
F5 = S/(2 · s) 3 )
durch Kontakt der Hölzer über-
tragen werden kann
7.8 Holzschraubenverbindungen
rg
a
7.41
g
b) r-----'1',------t
Holzschrauben in tragenden Verbindungen nach DIN 1052 T2 mit s9 ;;;: 0,6 ·ls
a) Halbrund-Holzschrauben mit Schlitz nach DIN 96 1 )
b) Senk-Holzschrauben mit Schlitz nach DIN 97 1 )
c) Sechskant-Holzschrauben nach DIN 571
1) Halbrund-Holzschrauben mit Kreuzschlitz nach DIN 7996 und Senk-Holzschrauben mit Kreuzschlitz nach
DIN 7997 mit d. = 4,5 und 6 mm dürfen nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2 ebenfalls eingesetzt werden
auf Herausziehen stark herabgesetzt. ln diesem Fall dürfen die zulässigen Belastungen
nicht in Rechnung gestellt werden.
Zulässige Belastung rechtwinklig zur Schraubenachse (Abscheren)
Die zulässige Belastung im Lastfall H ist für Nadel-, Laub- und Brettschichtholz sowie
für Bau-Furniersperrholz nach DIN 68705 T3 und T5 aus GI. (7 .241 für Kraftangriff in
Faserrichtung des Holzes zu errechnen.
zu IN= 4 · a1 · ds in N a, Holz- bzw. Bau-Furniersperrholzdicke (7.24)
in mm des anzuschließenden Teiles,
~ 17 d~ s. Bild 7.42
d5 Nenndurchmesser der Holzschraube
in mm, s. Bild 7.42
Die zulässige Belastung nach GI. (7 .24) gilt auch für Flachpreßplatten und mittelharte
Holzfaserplatten mit einer Dicke a~6 mm und harte Holzfaserplatten mit a ~ 4 mm,
wenn sie auf Holz aufgeschraubt werden . Dabei muß die Länge des glatten Schaftes
mindestens der Plattendicke a entsprechen.
Die zulässigen Belastungen von Holzschraubenverbindungen können in Tafelform un-
ter anderem auch Milbrandt [2231. Scheer/Bauer [312] und Erläuterungen zu DIN 1052
T2 entnommen werden.
Über zulässige Erhöhungen und erforderliche Ermäßigungen der zulässigen Belastun-
gen s. Tafel 7 .1.
Mindestdurchmesser, Scherflächen, Abstände, Vorbohren, Einschraubtiefen
von tragenden Holzschrauben
ln Tafel 7.34 sind weitere Festlegungen für tragende Holzschraubenverbindungen ent-
halten. Die Einschraubtiefen s müssen mindestens 8 d s betragen, s. Bild 7.42; andern-
falls ist die zulässige Belastung nach Tafel 7.34 abzumindern oder darf nicht in Rech-
nung gestellt werden. Die zu verbindenden Teile sind stets auf die Tiefe des glatten
Schaftes mit ds und auf die Länge des Gewindeteils mit 0,7 ds vorzubohren. Die Min-
destabstände der Holzschrauben sind wie bei vorgebohrten Nägeln nach Tafel 7.26
einzuhalten.
7.8 Holzschraubenverbindungen 149
7.42
Holzdicken und Einschraubtiefen
bei Holzschrauben nach DIN 1052
T2 s >Sg
Holzschraubenverbindungen auf Abscheren verhalten sich nach Mähler [238) bei klei -
nen Durchmessern (d5 < 10 mm) etwa wie Nagelverbindungen, bei großen Durchmes-
sern (d5 ?:; 10 mm) wie Stabdübelverbindungen . Daraus erklären sich die oben angege-
benen unterschiedlichen Festlegungen bei kleinen und großen Holzschraubendurch-
messern .
150 7.9 Klammerverbindungen
( vorh N) 2
+ (vorh Nz) 2
~1 zu IN nach GI. (7.24)
(7.30)
zu I Nz
zu I Nz nach GI. (7.29)
zu IN
Der fachgerechte Einbau von Holzschrauben nach DIN 1052 T2 ist arbeitsaufwendig,
da die zu verbindenden Teile mit zwei unterschiedlichen Bohrlochdurchmessern vorge-
bohrt und die Holzschrauben eingedreht werden müssen. Der Einsatz von Spezialboh-
rern, die die Bohrlöcher in einem Arbeitsgang herstellen, kann den Arbeitsaufwand
mindern. Holzschrauben werden unter anderem in Verbindungen eingesetzt, in denen
Beanspruchungen in und rechtwinklig zur Schraubenachse übertragen oder die zu ei-
nem späteren Zeitpunkt ohne größeren Aufwand gelöst werden müssen.
7.9 Klammerverbindungen
Tragende Klammern nach DIN 1052 T2 dürfen nur bei Verbindungen von Holzbauteilen
aus Nadelholz (Voll- und Brettschichtholz) untereinander und bei Verbindungen von
Holzwerkstoffplatten an Nadelholzbauteile eingesetzt werden. Tragende Klammern
müssen bestimmte Abmessungen besitzen, s. Bild 7.43. Der Klammerquerschnitt ist
kreisrund bis tonnenförmig; die Klammerschenkel sind mindestens auf die Länge LH
7.9 Klammerverbindungen 151
zu beharzen, dadurch wird das Eintreiben und der Ausziehwiderstand der Klammer
verbessert, s. Abschn . 7.5 "Beharzte" Nägel.
Die Tragfähigkeit einer Klammer entspricht etwa der von zwei Nägeln. Klammern wer-
den mit Eintriebgeräten verarbeitet (maschinelle Nagelung). Sie bedürfen eines Eig-
nungsnachweises (Prüfbescheinigung) . Tragende Klammerverbindungen werden über-
wiegend in der Holztafelbauweise (Holzwerkstoffplatten an Vollholzrippen). aber auch
bei Schalungen und Lattungen eingesetzt.
Drahtdurchmesser:
1,5 mm dn 2,0 mm A-A
,
~ ~
~ (vergrößert)
Rückenbreite der Klammer:
bR ~ 6dn Al .!A
~ 15mm
- ~
Schaftlänge:
..: n
Ln~ 50 dn
beharzter Klammerteil:
/H ~ 0,5/n 7.43 Tragende Klammern nach DIN 1052 T2
Die Holzwerkstoffplatten und das Nadelholz müssen Mindestdicken, die Klammern be-
stimmte Einschlagtiefen nach Tafel 7.35 aufweisen. Die Klammerrücken müssen min-
destens bündig mit der Holz- oder Plattenoberfläche eingetrieben werden, ein Versen-
ken des Klammerrückens um mehr als 2 mm ist unzulässig, s. Tafel 7.35. Die Mindest-
klammerabstände können Bild 7.44 entnommen werden . Sie entsprechen denen von
Nägeln nach Abschn . 7 .5.1.
Tafel 7.35 Mindestdicken, Lage des Klammerrückens, Einschlagtiefen und zulässige Belastung auf Ab-
scheren im Lastfall H für tragende Klammern nach DIN 1052 T2
bündig = zulässig
Tr
versenkt = zulässig
24 8 6 6 ~ 12dn zuiN 1 ~ 8dn 2 · zuiN 1
Tf
E
E
nicht zulässig
1f
E
E
- - - - - - - -
TITI
nicht zulässig
- - - - - - - -
Tafel 7.36 Beanspruchungsart, Einschlagtiefen und Werte Bz für Klammerbeanspruchung auf Heraus-
ziehen nach DIN 1052 T2
Die Dicken von Holzwerkstoffplatten müssen a;:;; 12 mm betragen, wenn die zulässigen
Belastungen auf Herausziehen nach GI. (7.32) angesetzt werden. Liegen die Plattendik-
ken a< 12 mm, ist wegen der Kopfdurchziehgefahr wie bei Nägeln auch bei Klammern
die zulässige Belastung auf Herausziehen auf zul Nz"2i 150 N je Klammer zu begrenzen.
Zulässige Erhöhungen und erforderliche Ermäßigungen der zulässigen Belastungen
können Tafel 7.1 entnommen werden (ausgenommen die Erhöhung im Lastfall HZ bei
Klammerbeanspruchung auf Herausziehen, s. oben).
Kombinierte Klammerbeanspruchung
Bei gleichzeitiger Beanspruchung auf Abscheren und Herausziehen ist der Interaktions-
nachweis nach GI. (7.33) zu führen.
7.10 Bauklammerverbindungen
Bauklammern nach DIN 1052 T2 dürfen in Dauerbauten nur für untergeordnete Zwecke
eingesetzt werden, zum Beispiel als zusätzliche Sicherung von Sparren und Pfetten
gegen Abheben. ln temporären Bauten, zum Beispiel bei Gerüsten, dürfen sie jedoch
bestimmte, geringe Kräfte übertragen. Bau- beziehungsweise Gerüstklammern sind
nach DIN 7961 aus Rund-, Vierkant- oder Flachstahl, im allgemeinen Stahlgüte St37-2,
herzustellen, s. Bild 7.45.
tJtl
t2 t2
$ "300 "300
_,
.j
-"·- -·
' '\
~
'
~
~
I
II
II
V_
al
7.45
-
--
Bauklammern nach DIN 7961; Beispiele
~ 6 b) --~i--
a) Form A m it ru ndem Querschnitt, b) Form B mit quadratischem Querschnitt
Bauklammern werden seit altersher als Verbindungsmittel im Gerüst- und Dach bau, bei
der Montage und zusätzlichen Sicherung von Holzkonstruktionen eingesetzt. Derzeit
verdrängen Gerüste aus Metall beziehungsweise Leichtmetall und neuartige Verbin-
dungstechniken die Bauklammern aus ihren Einsatzgebieten.
Tafel 7.37 Zulässige Belastung 1 ) 2 ) vo n Bau- bzw. Gerüstklammern bei Bea nspruchung auf Zug parallel
zum Klammerrücken nach Fonroben [69]
Baukla m m er Gerüstklammer
voll ein-
2,0 4,5 4,5
zulässige g eschlagen
Belastung
in kN
halb ein· - 2,0 3,5
geschlagen
Ausfuttern
des Luftspalts
mit Holzstück Streichstange
erhöht die
Tragfähigkeit
Gerüststange
Bauklammerrücken
voll halb
eingeschlagen
7.46 Zugstoß von Kanthölzern mit Bauklammern, 7.47 Bau- bzw. Gerüstklammern als Auflager bei
nur bei temporären Bauten (z. B. Gerüsten) Gerüsten
verwenden
Tafel 7.38 Zulässige Belastung für eine Gerüst-
klammer aus Rundstahl 0 16 mm, I =
Die Tragfähigkeit von Bau- bzw. Gerüst- 300 mm, bei Ausbildung als Auflager
klammern ist wegen der großen Verfor- entsprechend Bild 7.47 nach Fonrobert
[69] und Erläuterungen zu DIN 1052 T2
mungen unter Last gering, deshalb ist das
Einsatzgebiet stark eingeschränkt wie Einschlagtiefe s in mm 33 45 55
oben angeführt. Über das Tragverhalten
zuiF in kN 3,0 5,0 7,5
von Bauklammern s. Fonrobert [68) .
7.11 Versätze
7.48
Stirnversatz; Kraftübertragung durch
voll anliegende Stirn- und Rückenflä-
che, idealisierte Annahme
Durch Schwinden des Holzes senkrecht zur Faser, durch unvermeidbare Ungenauigkei-
ten bei der Herstellung und auch durch geringes Verdrehen der Stäbe können sich die
Versatzflächen öffnen ; besonders in der Rückenfläche entsteht eine größere klaffende
Fuge, so daß die Kraftübertragung nach Bild 7.48 als idealisierte Annahme angesehen
werden muß.
Die Druckkraft S wird deshalb im Regelfall rechnerisch nur in der Stirnfläche nach Bild
7.49 durch die Normalkraft N und die Schubkraft T übertragen; dadurch vergrößert
sich der ausmittige Anschluß von S gegenüber dem Anschluß nach Bild 7.48. Bei der
Bemessung wird nur die Normalkraft N in Rechnung gestellt. Die Schubkraft T wird
durch Reibung in der Stirnfläche übertragen (Reibkraft über kurze Fläche) oder in ei-
nem anderen Rechenmodell über den vorderen Teil der Rückenfläche; sie braucht rech-
nerisch im allgemeinen nicht nachgewiesen zu werden, da die zur Kraftübertragung
zur Verfügung stehende Teil-Rückenfläche meist ausreichend groß ist.
J
~ 7.49
.__f-----r'----.,1--- -- + - - - - - - l --L Stirnversatz; Kraftübertragung
nur in der Stirnfläche
Die günstigste Neigung der Stirnfläche liegt bei Halbierung des stumpfen Anschluß-
winkels ß vor, s. Bild 7.49; dies führt zum kleinsten Wert für den Winkel a/2 zwischen
Kraft- und Faserrichtung, damit zur größten zulässigen Druckspannung zu I O"o 1: nach
GI. (8.1) und zur geringsten Einschnittiefe tv 1 bzw. zur geringsten Querschnittsschwä-
chung des Gurtstabes.
Die aufnehmbare Druckspannung in der Stirnfläche nach Bild 7.49 errechnet sich nach
GI. (7 .34); mit GI. (7 .35) und (7.36) wird sie auf die Druckkraft Sund auf die für die
Herstellung notwendige Einschnittiefe fv 1 bezogen:
7.11 Versätze 157
N S · cos 2 (a/ 2)
aDa/2 = - - (7 .34) aDa/2= (7.37)
a -b mit Bezeichnungen
N= S · cos(a/2) (7 .35) nach Bild 7.49
8 = tv,/COS (a/2) (7 .36) (7 .38)
Die Ausmitte, mit der S im Druckstab über die Stirnfläche angeschlossen wird, errech-
net sich aus GI. (7 .38).
7.50
Schubspannungsverteilung
(Abscheren) in der Vorholzfläche eines
lvt
Stirnversatzes nach Troche [339]
Der Gurtstab wird in der Scherfläche nach Bild 7.49 auf Abscheren beansprucht. Die
Schubspannungen in dieser Vorholzfläche (Scherfläche) sind nach Bild 7.50 ungleich-
mäßig verteilt; ihr größter Wert liegt im Bereich der Stirnfläche und geht mit zuneh-
mender Vorholzlänge gegen Null. Für praktische Berechnungen kann jedoch eine
gleichmäßige Verteilung der Schubspannungen nach GI. (7 .39) angenommen werden,
da die Überschreitung von rm bei der Festlegung der zulässigen Schubspannungen
berücksichtigt wurde und die rechnerisch erforderliche Vorholzlänge einen maximalen
Wert nicht überschreiten sollte, s. unten.
H
r =r= - - (7 .39) H = S · cosa (7.40)
m lvl · b
Mit GI. (7 .40) errechnet sich die erforderliche Vorholzlänge lv1 nach GI. (7 .41 ). Nach
Heimeshoff [135) sollte die Vorholzlänge mit 20 cm 2i lv 1 2i 8 tv 1 in Rechnung gestellt
werden . Eine Mindestvorholzlänge von 20 cm ist wegen eventuell auftretender
Schwind-(Trocken-)risse und der Spaltgefahr des Holzes zu wählen .
Einschnittiefen und Vorholzlängen von Versätzen
Bei Versätzen werden oft keine zulässigen Belastungen angegeben, sondern aus prakti-
schen Erwägungen die erforderlichen Einschnittiefen tv und Vorholzlängen lv, die bei
der Herstellung der Versätze benötigt werden; sie können entsprechend der Herleitung
für den Stirnversatz auch für andere Versätze bestimmt werden . Neben diesen genaue-
ren Berechnungen lassen sich auch Näherungsformeln für die Einschnittiefen ableiten,
=
die für praktische Berechnungen bei den üblichen Winkeln a 30° bis 60° hinreichend
genau sind und zügige Berechnungsergebnisse ermöglichen.
Einschnittiefen, Vorholzlängen, Ausmitten und Näherungsberechnungen derzeit übli-
cher Versätze sind in Tafel 7.39 angegeben ebenso wie die zulässigen Einschnittiefen,
die bei einseitigen Versätzen vom Anschlußwinkel a und der Höhe des eingeschnitte-
nen Holzes abhängig sind .
Stirn- und Brustversatz besitzen eine höhere Tragfähigkeit als der Fersenversatz, der Stirn-
Fersenversatz als doppelter Versatz überträgt die Kräfte der beiden einzelnen Versätze.
158 7.11 Versätze
{I
a) b
I
--+--·--·--'-
hl
" J, I
Stahlplatte
c)
7.51 Lagesicherung von Versätzen am Beispiel des 7.52 Versatzkonstruktionen in besonderen An-
Stirnversatzes schlüssen; Beispiele
a) Heftbolzen a) beidseitig angedübelte Laschen
b) beidseitig aufgenagelte Laschen b) Aufdübeln eines Vorholzes
c) Schraub- oder Rillennägel (Sondernägel) c) Anordnen eines Stahlschuhs mit einseiti-
gen Dübeln besonderer Bauart
7.11 Versätze 159
5 1 · cos 2 (a/ 2) 5,
=0,7 . b
2)
~
t vl = tvl
b · zu I ao <: a t 2
5 1 · cosa 3)
lvl =
b · zulra
e = 0,5(ho - tv,l
b
Brustversatz
5 1 · cos 2 (a/2)
lvl =
b · zulao <: at 2
5 1 · cosa 3)
2 l v1 =
b · zulra
e=O
Fersenversatz
5 2 · cosa
tv2 = -"-"----:...::..C-"--
b · zulao<:a
3 5 2 · cosa 3)
/ v2 = --"---
b ·zu I ra
0,250 0,242 0,233 0,225 0,217 0,209 0,200 0,192 0,184 0,175 0,167
zu I tv h h h h h h h h h h h
a Anschlußwinkel
5 h Höhe des eingeschnittenen Holzes, entspricht in den Zeilen 1
bis 4 der Höhe hG
tv Einschnittiefe
1) Ausmitten nach Heimeshoff[135]
2) S in kN ; tv• bin cm
3) Vorholzlängen lv: 20 cm ~ lv ~ 8 · tv, Empfehlung nach
Heimeshoff [ 135] unabhängig vom
4 ) s. Zeile 1 bzw. 3 (Stirn- bzw. Fersenversatz) Anschlußwinkel
160 7.12 Eingeleimte Gewindestangen
ln besonderen Anschlüssen können die Konstruktionen nach Bild 7.52 Bedeutung fin-
den. Die Tragfähigkeit eines Versatzes läßt sich beispielsweise durch beidseitig angedü-
belte Laschen erhöhen, s. Bild 7.52 a. Wenn der Gurtquerschnitt durch den Einschnitt
tv nicht geschwächt werden soll, kann ein Vorholz nach Bild 7.52 b aufgedübelt werden.
Dazu ist eine große Vorholzlänge erforderlich. Durch einen Stahlschuh nach Bild 7.52c
läßt sich die Vorholzlänge .,zurückverlegen".
Bemessungshilfen üblicher Versätze können Heimeshoff [1351. Milbrandt [2231. Neu-
haus [282). Scheer/ Bauer [312] und Werner [349] entnommen werden.
Über Berechnung und Konstruktion von Versätzen s. auch Dröge/Stoy [39]. Fonrobert
[69]. Lehmann/Stolze [208]. Troche [339] und Wemer/Steck [350]. Krabbe [184] ermittelt
den Spannungszustand in einem Versatz.
~
~
a) b) c) d)
7.53 Anwendungsbeispiele für eingeleimte Gewindestangen aus Stahl nach Möhler/ Hemmer[265]
a) Firstbereich von Satteldachträgern, b) Ausklinkung, c) eingespannte Stütze, d) Biegestoß
Gewindestangen
Die Gewindestangen bestehen aus Stahl St37 und St 52 mit einem Mindestdurchmes-
ser von 8 mm (Nenndurchmesser M8). Die Gewindestangen müssen mindestens auf
der vorgesehenen Einleimlänge eine rechteckige Längsnut von ca. 3,5 mm Breite und
ca. 7 mm 2 Querschnitt besitzen, durch die der überschüssige Leim beim Eindrehen der
Gewindestange austritt, s. Bild 7.54. Die Haftfestigkeit der Gewindestangen beruht auf
der Verbindung des Leimes, der in den Rillen eingelagert ist, mit dem Holz sowie zu-
sätzlich auf mechanischer Verbindung durch das Eingreifen der halben Gewindegänge
in das Holz, das durch den eingedrungenen Leim verfestigt wird.
Bohrlöcher im Brettschichtholz
Die Bohrlöcher sind mit einem Bohrlochdurchmesser d 8 nach GI. (7.42) auszuführen.
Die Bohrlochtiefe soll etwa 1 cm größer sein als die erforderliche Einleimlänge.
7.12 Eingeleimte Gewindestangen 161
Längsnut
mit AL:1 mm2
-;; j_'
g' .
:!!! Breltsch1chlt1olz
E •
l
I]!
.....
-~
.._"lc"'
~ Faserrichtung
7.54 Gewindestange aus Stahl; Durchmesser, 7.55 Parallel zur Faserrichtung eingeleimte Gewin-
Bohrlochtiefe und Einleimlänge destangen, Belastung in Axialrichtung nach
Möhler/Hemmer 1265]
Durchmesser der
;§; 24 27 30
Gewindestange dG s in mm
~ Faserrichtung
zul ru
7.56 Rechtwinklig zur Faserrichtung eingeleimte 1,2 1,0 0,8
in N/mm 2
Gewindestangen, Belastung in Ax ialrichtung
nach Möhler/Hemmerl265]
Durchmesser
der Gewinde-
8 10 12 16 20 22 24 27 30
stange
dGs in mm
Tafel7.42 Zulässige Axial- und Querbelastung von in Brettsch ichtholz eingeleimten Gewindestangen aus
Stahl St37 und St52 nach Möhler/Hemmer [265], Auswertung der GI. (7 .43) bis (7 .49) 7 )
1 Nenndurchmesser dGs inmm M8 M10 M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30
3 m in. Einleimlänge min/E = 10dGs in mm 80 100 120 160 200 220 240 270 300
4 max. Einleimlänge max/E = 20 dGs2 ) in mm 160 200 240 320 400 440 480 540 600
5 Bohrloch-0 da im Holz nach GI. (7 .42) inmm 7,0 9,0 11,0 14,5 18,5 20,5 22,0 25,0 28,0
•
für zuluz.o= 100 N/mm 2 in kN 2,8 4,6 7,6 14.4 22,5 28,2 32.4 42,7 45,2
(DIN 1052)
rechnerische Ei nleimlä nge inmm 93 122 168 239 298 340 358 503 600
für zul uz = 110 N/ mm 2 in kN 3,1 5,1 8,4 15,8 24,8 31,0 35 ,6 45,8 45,2
Jii
(St 37)
rechnerische Ei nleimlänge in mm 103 135 186 262 329 374 394 540 600
6 für zulu0 = 140 N/ mm 2 in kN 3,9 6,4 10,6 19,3 30,2 36,5 43,4 45,8 45,2
(St 37)
rechne rische Ei nleimlä nge inmm 129 170 234 320 400 440 480 540 600
für zuluz= 150 N/mm 2 in kN 4,2 6,9 10,9 19,3 30,2 36,5 43,4 45,8 45,2
$
(St 52)
rechnerische Einleimlänge in mm 139 183 240 320 400 440 480 540 600
für zul u 0 = 210 N/mm 2 in kN 4,8 7,5 10,9 19,3 30,2 36.5 43.4 45,8 45,2
(St52)
rechne rische Einleimlänge in m m 160 200 240 320 400 440 480 540 600
$
für min/E 2 ) 4) in kN 1,2 1,9 2,7 4,8 7,5 9,1 10,9 11,5 11,3
7
für maxi E2 ) 4) in kN 2.4 3,8 5.4 9,7 15,1 18,2 21,7 22,9 22,6
8
JjJ (E inleimlänge ;;; min/ E) in kN 0,64 1,0 1.4 2,6 3,8 4,4 5,1 6,1 7,2
zulässige Querbelastung zu I F~ 5 ) 6 )
~
für a = oo(Einleimlänge
in kN 0,9 1.4 2,0 3,6 5,6 6,8 8,1 10,2 12,6
;;; min/E)
~
für a = 90° (Einleimlänge
in kN 0,7 1,1 1,5 2,7 4,2 5,1 6,1 7,7 9,5
;;; min/E)
10 Nenndurchmesser dGs in mm MB M10 M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30
a) b)
7.58 Rechtwinklig zur Faserrichtung eingeleimte Gewindestangen, Querbelastung (senkrecht zur Axial-
richtung) nach Möh/er/Hemmer)265)
a) Kraftangriff in Faserrichtung, a= 0°, b) Kraftangriff rechtwinklig zur Faserrichtung, a = 90°
Tafel 7.43 Mindestabstände von in Brettschichtholz eingeleimten Gewindestangen aus Stahl St37 und
St52 nach Möhler/Hemmer [265] 1 )
II Faser
1 Axialbelastung 3dGs - -
.l Faser
4dGs
II Faser 3dGs
2 Querbelastung - 3dGs
1. Faser 5dGs
Nach Möhler/Hemmer [265] sind die Gewindestangen bei axialer Zugbelastung minde-
stens bis zur halben Querschnittshöhe einzuleimen, um der Gefahr zu hoher Querzug-
spannungen im Holz zu begegnen. Die zulässigen Belastungen in Axialrichtung werden
bis zum Vorliegen genügender Erfahrungswerte mit einer v = 4fachen Sicherheit festge-
legt. Bei Querbelastungen verhalten sich eingeleimte Gewindestangen wie einschnittig
beanspruchte Stabdübel; die zulässigen Querbelastungen unterliegen einer v = 2,75-
fachen Sicherheit.
Weitere Untersuchungen mit eingeleimten Gewindestangen/eingeleimten anderen
Stangen führen unter anderem Be/chior-Gaspard/Colling/Siebert [7], Ehlbeck/Gerold
[57], Ehlbeck!Siebert[61], Krabbe/Neuhausl192], Moers[229] und Riberholt[301] durch.
Über Bemessungen eingeleimter Gewindestangen s. auch Milbrandt [2221 und Werner/
Steck [350].
HT Hauptträger
NT Nebenträger
al b) c)
7.59 Queranschlüsse und angehängte Last bei Holzträgern; Beispiele
a) Hirnholz-Dübelverbindung bei Brettschichtholz, b) Balkenschuh-Anschluß (Stahlblechformteil),
c) angehängte Last
166 7.13 Querzugnachweis bei Anschlüssen
reißen und damit ein Versagen der Tragfähigkeit der Stäbe bewirken . Die Gefahr des
Queraufreißens wird um so größer, je mehr die Verbindungsmittel zum belasteten
Rand hin angeordnet werden .
Deshalb ist bei Queranschlüssen und bei angehängten Lasten nach Bild 7.59 sowie bei
querzuggefährdeten Nagelplattenanschlüssen ein Querzugnachweis für den Stab zu
führen, der die Last aufnimmt. Darüber hinaus sind die erforderlichen Verbindungsmit-
tel des Anschlusses nachzuweisen.
Nach DIN 1052 T2 kann der Querzugnachweis für Queranschlüsse und angehängte La-
sten nach Bild 7.59 entfallen, wenn der querzugbeanspruchte Holzstab eine Höhe
h ~ 30 cm besitzt und der AnschlußschwerpunktS aller Verbindungsmittel in der Stab-
achse oder darüber liegt. s. auch Bild 7.13, 7.22, 7.23.
Querzugnachweis für Anschlüsse mit mechanischen Verbindungsmitteln an Bauteile aus
Voll- und Brettschichtholz (Querzugnachweis für Anschlüsse m it Nagelplatten s. unten)
Für den Querzugnachweis bei Anschlüssen werden in DIN 1052 T2 keine Angaben ge-
macht. Der Querzugnachweis kann nach Empfehlung von Ehlbeck/Görlacher/Werner
[56) einheitlich für Anschlüsse mit mechanischen Verbindungsmitteln der DIN 1052 T2
hinreichend genau geführt werden, er wird im folgenden näher erläutert.
Die zulässige Querzuglast eines Queranschlusses an Bauteile aus Voll- und Brett-
schichtholz m it mechanischen Verbindungsm itteln der DIN 1052 T2 kann nach GI.
(7 .52) berechnet werden, erforderliche Bezeichnungen und Größen s. Bild 7.60 und
Tafel 7.44. Dieser Querzugnachweis wird im allgemeinen für a/H > 0,7 nicht maßge-
bend, Anschlüsse mit a/H < 0,2 sollten nach den oben angegebenen Empfehlungen
nicht ausgeführt werden . Die zulässige Querzuglast zul Fz1. wird mit wachsendem Ver-
hältnis a/H größer, das heißt Queranschlüsse sollten einen möglichst großen Ab-
stand a vom beanspruchten Rand aufweisen.
zu I Fz 1. = zulcrZJ. · ef A · f1 (a/H) · f2 (h 1 / h;) · f3 ( Wml a) · f4 (VM) in N (7 .52)
mit Bezeichnungen nach Bild 7.60 und Tafel 7.44
Die bisher zur Verfügung stehenden Querzugnachweise von Möhler!Siebert [273) (Dü-
bel, Stabdübel, Nägel). Ehlbeck!Görlacher [53) (Stahlblechformteile) sind durch den
vorbezeichneten Querzugnachweis .. vereinheitl icht" worden . Der Querzugnachweis
kann auch vereinfachend mit Hilfstabellen nach Milbrandt [224) geführt werden.
Querzugnachweis für Anschlüsse mit Nagelplatten
Der Querzugnachweis bei Nagelplattenanschlüssen w ird in DIN 1052 T2 nicht näher
geregelt. Der Querzugnachweis kann nach Empfehlungen von Ehlbeck/Görlacher [54)
geführt werden , er wird im folgenden erläutert.
7.13 Querzugnachweis bei Anschlüssen 167
Tafel 7.44 Berechnungsgrößen für die zulässige Querzuglast zu I Fz~ der GI. (7.52) nach Ehlbeck!Gör-
/acher/Werner(56], s. Bild 7.60 1 ) 2) 3)
I efA=efW· efb
wirksame Anschlußbreite ef W (ideelle Ausdehnung der querzugbeanspr. Fläche in Trägerlängsrichtung)
Faktor f1 (a/ H), berücksichtigt die Lage der am stärksten querzuggefährdeten Fuge bez. der Trägerhöhe
5 I f,(a/H)= 1-3·(a/H~2+2(a/Hl3
Faktor f2 (h1 I h;), berücksichtigt den Einfluß mehrerer Verbindungsmittelreihen
f2(h 1 /h;) = i n n
6 I i=1
~ (h,/h;)2
Faktor f 3 1Wm/ a), berücksichtigt den Einfluß einer weiteren benachbarten Verbindungsmittelgruppe
Wm
7 f31Wm/a) = 1 + - - - z. B. die beiden Schenkel eines Balkenschuhanschlusses
Wm+a
Faktor f 4 (VM), berücksichtigt den Einfluß des Verbindungsmitteltyps
8 f4 (VM) = 1,0 für stiftförmige Verbindungsmittel = 1,1 für Dübel besonderer Bauart
Die zulässige Querzugkraft ist nach GI. (7.53) zu berechnen. Die Berechnungsgrößen
können auch Bild 7.37 entnommen werden. Bei indirekter Lasteinleitung ist zusätzlich
ein Schubspannungsnachweis im querzugbeanspruchten Stab zu führen.
1
zu I Fzl. =- · a·W·b in N (7.53)
3
a Anschlußfaktor für Einbindegrad der Nagelplatte
Tafel 7.45 Rechenwerte für Verschiebungsmoduln C in N/mm sowie für die Verschiebungen v in mm bei
zu IN von Verbindungsmitteln in Anschlüssen und Stößen nach DIN 1052 T2
1) Für zu IN ist die zulässige Belastung in N im Lastfall H einzusetzen. Dabei sind alle maßgebenden Abmin-
derungen und Erhöhungen zu berücksichtigen, z. B. sind gegebenenfalls Feuchteeinwirkungen und der
Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung zu beachten, ebenso die Abminderung bei mehreren ln Kraft-
richtung hintereinanderliegenden Verbindungsmitteln, die Erhöhung bei Vorbohren der Nagellöcher
und dergleichen
2) Die Werte dieser Zeile gelten auch, wenn die Nagel- oder Klammerverbindungen bei einer Holzfeuchte
von mehr als 20% (halbtrocken oder frisch) hergestellt werden und die Gleichgewichtsfeuchte im Ge-
brauchszustand höchstens 18% beträgt. Ist eine höhere Gleichgewichtsfeuchte zu erwarten, so ist bei
. zuiN
Nagelverbindungen C= 10 ·--und v= 0,10 · dn anzusetzen
dn
+4 i -1t
Leim Nägel Dübel Botzen
~~
~~4-r-:mr*+
~ 4-l ,
· i1--y' , 1 !I
*~~~
F/2~ FiF , -r>--r:---~* ~~~
::f--.1.-t
~ F/2~
FinN FinN finN F inN
1r Bruchlast F6
,.-zulF=falv
Kraft erfolgen, s. unten. Bei Versätzen oder Kontakt-Druckanschlüssen ist ein genauerer
Nachweis unter Berücksichtigung der Nachgiebigkeit jedoch nicht möglich, da die
Kraft-Verschiebungslinien hierfür nicht vorliegen. Deshalb ist eine Erhöhung der anteili-
gen Kraft beim Zusammenwirken von Verbindungsmitteln mit Versätzen vorzunehmen,
s. auch Abschn. 7.14 und 18.
Werden bei Versätzen oder bei Kontakt-
Druckanschlüssen Stabverbreiterungen
mit aufgeleimten Beihölzern nach Bild
7.62 ausgeführt, um die anstehende Kraft
zu übertragen, darf ohne Erhöhung der
anteiligen Kraft bemessen werden. Hier
wird der Holzstab durch die starr ange-
leimten Beihölzer ohne Steifigkeitsverlust
vergrößert, eine Nachgiebigkeit des Kon-
taktanschlusses liegt nicht vor. Bei Nadel-
vollholz sind die Beschränkungen bezüg-
lich der Dicken der Beihölzer und des Sta-
bes nach Bild 7.62 einzuhalten, um ein
Aufreißen der Leimfugen infolge unter-
7.62 Kontakt-Druckanschluß mit aufgeleimten Bei- schiedlicher Schwindspannungen zu ver-
hölzern nach Erläuterungen zu DIN 1052 T2; meiden. Bei Brettschichtholz bestehen
bei Nadelvollholz mit der Einschränkung: keine Beschränkungen der Dicken.
a ~ 60 mm,c/2 ~ 40 mm
. F
(7.57) (7.58) 15 =- (7.59)
c
errechnen sich die anteiligen Kräfte wie folgt:
Fa Fb
(5 = ba = (jb = - = - (7.60)
Ca cb
c. c. (7.61)
F. =Fb· Cb = (F- Fal Cb
Fa= F· - -
c. (7.62) und entsprechend (7.63)
c.+ cb
Ein Verbindungsmittel mit großem Verschiebungsmodul C überträgt in einer derartigen
Verbindung auch den größeren Teil der Gesamtkraft, s. GI. (7.62) und (7.63). Bei einer
starren Verbindung wie z. B. Leim (C-> oo) überträgt das zweite nachgiebigere Verbin-
dungsmittel rechnerisch keine Kraft. Ein Zusammenwirken verschiedener Verbindungs-
mittel in einer Verbindung kann deshalb nur bei etwa gleich großer Nachgiebigkeit
erwartet werden, s. oben angeführte Festlegungen der DIN 1052 T2.
7.16 Korrosionsschutz mechanischer Verbindungsmittel 173
Dübel
Bolzen
Korrosionsschutz
Stabdübel 400 6 )
nicht erforderlich 4 ) 5 )
Nägel
Holzschrauben
Tafel8.1 Zulässige Spannungen für Voll- und Brettschichtholz in N/mm 2 , Lastfall H nach DIN 1052 T 1 1 ) 2 ) 6 )
1 Biegung zu lu6 7 10 13 11 14 11 17 25
6 Abscheren zu I r. 0,9
0,9 1 1,4
7 Schub/Querkraft zu I r 0 0,9 1,2 2
Tafel8.2 Zulässige Druckspannungen 1) 4 ) in N/mm 2 bei schrägem Kraftangriff für ausgewählte Holzarten
im Lastfall H nach DIN 1052 T1, Auswertung der GI. (8.1)
Nadelholz, S 10 8,5 7.4 6,3 5,2 4,3 3,5 2,9 2,4 2,1 2,0
Brettschichtholz, S 10 8,5 7,5 6,4 5,5 4,6 3,9 3,3 2,9 2,6 2,5
Brettschichtholz, S 13 11 9,5 8,1 6,8 5,5 4,5 3,6 3,0 2,6 2,5
Laubholz, Gruppe A 10 8,8 7,6 6,5 5,5 4,6 3,9 3,4 3,1 3,0
1) Zwischenwerte dürfen geradlinig interpoliert werden
2) Holzarten nach Tafel 8.1
3) Über die Zuordnung der Sortierklassen zu den Güteklassen der DIN 1052 T1 s. Tafel3.4
4) zul. Erhöhungen und erf. Ermäßigungen s. Tafel 8.3
Tafel8.3 Zulässige Erhöhungen und erforderliche Ermäßigungen der zulässigen Spannungen von Voll-
und Brettschichtholz nach DIN 1052 T1 (bezogen auf den Lastfall H), s. Tafel 8.1 und 8.2
Beanspruchungen/Bauteile zul. Spannungen von Voll- und BSH
in Tafel 8.1 und 8.2
Erhöhungen Erhöhung um Spannungsart
1 Lastfall HZ 25% alle
2 Transportzustand 50% alle
Bei der Auswahl der Bauteile aus Voll- und Brettschichtholz ist besonders auf die Ein-
haltung der Sortierkriterien zu achten, s. Abschn . 3.2, um die zulässigen Spannungen
der gewählten Sortierklasse (Güteklasse) des Bauteils bei der Bemessung in Rechnung
stellen zu können . Aufgrund der geringen Festigkeiten können mit Nadelvollholz der
Sortierklasse S7 keine Zug-, Querzug- und Torsionsbeanspruchungen übertragen wer-
den, s. Tafel 8.1 und 1.19. Über die Festlegung zulässiger Spannungen s. Abschn.
1.10.5.
Bei Sparren, Pfetten und Deckenbalken aus Kanthölzern und Bohlen (Vollholz) dürfen
nach DIN 1052 T 1 im allgemeinen die zulässigen Spannungen der Sortierklasse 13 (Gü-
teklasse I) nach Tafel 8.1 nicht in Rechnung gestellt werden, da bei üblichen Holzbauten
die Einhaltung der Sortierkriterien für die Sortierklasse 13 (Güteklasse I) oft nicht ge-
währleistet werden kann; deshalb sind die zulässigen Spannungen der Sortierklasse
S 10 in der Regel rechnerisch anzusetzen. Bei einzelnen Bauteilen mit sorgfältiger Holz-
auswahl ist jedoch nach Erläuterungen zu DIN 1052 T 1 eine Bemessung mit den zuläs-
sigen Spannungen der Sortierklasse S 13 möglich .
Zulässige Erhöhungen und erforderliche Ermäßigungen der zulässigen Spannungen
für Voll- und Brettschichtholz
Die zulässigen Erhöhungen und erforderlichen Ermäßigungen der zulässigen Spannun-
gen für Voll- und Brettschichtholz sind in Tafel 8.3 zusammengestellt.
Zulässige Druckspannungen bei Druckflächen senkrecht zur Faserrichtung
Bei Druckflächen senkrecht zur Faserrichtung müssen Träger und Schwellen bestimmte
Überstände und Abstände nach Tafel 8.4 besitzen, um die zulässigen Querdruckspan-
nungen nach Tafel 8.1, Zeile 5, in Rechnung stellen zu können . Bei kleineren Überstän-
den sind die zulässigen Querdruckspannungen um 20% abzumindern .
Tafel 8.4 Zulässige Druckspannungen bei Druckflächen senkrecht zur Faserrichtung sowie Überstände
und Abstände bei Trägern und Schwellen nach DIN 1052 Tl
ü I a I
ü~ 75 h ~ 60
Beträgt die Druckflächenlänge I in Faserrichtung I < 150 mm, darf die zulässige Ouer-
druckspannung nach Tafel 8.1 (ohne [ )) mit dem Faktor ko J. nach GI. (8.2) erhöht wer-
den, s. auch Tafel 8.4. Die Erhöhung mit ko J. gilt nur bei Einhaltung der Überstände
nach
Tafel 8.4. Über den Schwellendruck s. auch Abschn. 1.10.1 . Beispiele für Überstände ü
und zulässige Auflagerkräfte bei Trägern und Schwellen sind in Tafel 8.5 zusammenge-
stellt.
Tafel8.5 Überstände und Auflagerkräfte bei Trägern und Schwellen nach DIN 1052 T1; Beispiele 1 )
hT, hs > 60 mm
Üs ii; 100 mm
für~ ~ 150 mm:
3
As = ~ · bs · zu l ao ,, s
Zulässige Querzugspannungen
Besondere Beachtung gilt querzugbeanspruchten Holzbauteilen, da die Querzugfestig-
keit von Holz gering ist, s. Abschn. 1.10.1. Die sehr niedrigen zulässigen Querzugspan-
nungen von Vollholz nach Tafel 8.1 berücksichtigen neben der geringen Querzugfestig-
keit die lastunabhängigen Schwind- oder Trockenrisse, die oft erst nach dem Einbau des
Vollholzes auftreten und einen großen mindernden Einfluß besitzen, so daß planmäßige,
lastabhängige Querzugbeanspruchunge n bei Vollholz möglichst vermieden werden soll-
ten oder oft nur durch konstruktive Maßnahmen aufgenommen werden können.
Bei Brettschichtholz mit höheren zulässigen Querzugspannungen können sich trotz
trockener Herstellung und trockenem Einbau Schwindspannungen einstellen, die durch
spätere größere Änderungen des Umgebungsklimas verursacht werden und sich den
lastabhängigen Querzugspannungen überlagern; in querzuggefährdeten Bereichen
von Brettschichtholzbauteilen wie gekrümmten Trägern, Satteldachträgern, ausgeklink-
ten Auflagern und dergleichen mehr werden deshalb oft zusätzliche Sicherungsmaß-
nahmen gegen Queraufreißen vorgenommen wie eingeleimte Gewindestangen, s. Ab-
sehn. 7 .12, oder andere geeignete Verstärkungen. Hierüber s. Frech [73], Mähler [2461,
Mähler/Mistler [267], Mähler/Rathfelder [270], Mähler!Siebert [27 41. Mähler/Steck
[276] sowie Abschn. 13.9 und 13.12.
Die zulässigen Spannungen für Bau-Furniersperrholz nach DIN 68705 T3 und T5 BFU
bzw. BFU-BU sowie für Flachpreßplatten nach DIN 68763 können Tafel 8.6 entnommen
Tafel 8.6 Zulässige Spannungen von Bau-Furniersperrheiz BFU und Bau-Furniersperrheiz aus Buche BFU-
BU sowie Flachpreßplatten in N/mm 2 , Lastfall H 1 ) nach DIN 1052 T1
5 Druck _!_ PE zu I <roz 3 [4,5] 3 [4,5] 2,5 2,5 . 2,5 2,0 1,5
7 Abscheren 5 ) _!_ PE zul <yx 1,8 [3]1 3 [4] 1,8 [3]1 3 [4] 1,8 1,2
parallel
zur Faser-
richtung
der
Deckfurniere
rechtwinklig
zur Faser-
2 richtung
der
Deckfurniere
werden. Für BFU-BU dürfen auch die höheren zulässigen Spannungen verwandt wer-
den, die sich nach DIN 1052 T 1 aus den Mindestfestigkeiten der DIN 68705 T5 mit
Sicherheitsbeiwert 3 errechnen lassen; diese höheren Werte können Steck [3321 ent-
nommen werden . Die Beanspruchungsarten von Bau-Furniersperrholzsind in Tafel 8.7
dargestellt.
Die zulässigen Spannungen bei Holzwerkstoffen sind stets auf den Vollquerschnitt zu
beziehen ohne Rücksicht auf unterschiedliche Festigkeiten in den einzelnen Schichten,
s. Abschn . 2.
Die zulässigen Zug- und Druckspannungen in Plattenebene bei schrägem Kraftangriff
für Bau-Furniersperrholz BFU nach DIN 68705 T3 können Tafel8.8 entnommen werden .
Für Bau-Furniersperrholzaus Buche BFU-BU nach DIN 68705 T5 sind höhere zulässige
Werte sinngemäß zu ermitteln, hierüber s. Erläuterungen zu DIN 1052 T1, Dröge/
Damm [36) und Steck [332).
Tafel 8.8 Zulässige Zug- und Druckspannungen in Plattenebene bei schrägem Kraftangriff für Bau-Furnier-
sperrholz BFU nach DIN 68705 T3 in N/mm 2 , Lastfall H 1 ) 2 ) nach DIN 1052 T 1
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
zu I az. 0 8,0 6,0 4,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,7 3,3 4,0
Die zulässigen Spannungen für Flachpreßplatten nach Tafel 8.6 sind in Abhängigkeit
von der Plattendicke angegeben, sie gelten in Plattenebene für jede Kraftrichtung; hier-
über s. auch Abschn. 2.
Zulässige Erhöhungen und erforderliche Ermäßigungen der zulässigen Spannungen
für Holzwerkstoffe
Die zulässigen Erhöhungen und erforderlichen Ermäßigungen der zulässigen Spannun-
gen für Holzwerkstoffe sind in Tafel 8.9 zusammengestellt. Die Ermäßigungen gelten
für Platten der Klasse 100G bei Holzfeuchten u>18% über mehrere Wochen; Platten
der Klassen 20 und 100 dürfen im Gebrauchszustand nicht mehr als u= 15% bzw. u=
18% Holzfeuchte besitzen, s. Abschn. 2.8.
Tafel8.9 Zulässige Erhöhungen und erforderliche Ermäßigungen der zulässigen Spannungen von Holz-
werkstoffen nach DIN 1052 T 1 (bezogen auf den Lastfall H), s. Tafel 8.6 und 8.8
Tafel8.10 Zulässige Spannungen von Stahlteilen in N/mm 2 nach DIN 18800 T1 .,alt" (3.81)
Werkstoff Last- Druck und Zug und Schub Ab- Loch- Berüh-
fall Biegedruck Biegezug, scheren leibungs- rungs-
für Stabili- Druck und druck druck
tätsnach- Biegedruck nach
weis Hertz
zu I u 0 zu I" zu I r zul Ta zu I u 1 zu I O"HE
Bauteile
H 140 160 92
2 St37
HZ 160 180 104
Verbindungsmittel
Ankerschraube H 100 2 ) 3 )
6 ohne Güte-
nachweis HZ 100 2 ) 3 )
Ankerschraube H 110 2 )
7 nach DIN 7990
4.6 HZ 125 2 )
Ankerschraube H 150 2 )
8 nach DIN 7990
5.6 HZ 170 2 )
Materialkennwerte sind Elastizitäts-, Schub- und Torsionsmoduln, die für die Berech-
nung elastischer Formänderungen notwendig sind, sowie Quell- und Schwindmaße,
die zur Ermittlung von Formänderungen bei Feuchteeinwirkungen erforderlich werden;
ebenso Kriechzahlen, die beim Nachweis zeitabhängiger Verformungen anzusetzen
sind; weiterhin Wärmedehnzahlen, die nur in Sonderfällen zu berücksichtigen sind.
Die Elastizitäts-, Schub- und Torsionsmoduln von Vollholz aus Nadel- und Laubholz
sowie von Brettschichtholz nach DIN 1052 T 1 können Tafel 8.11 entnommen werden.
Bei "schrägem" Kraftangriff unter dem Winkel a zwischen Kraft- und Faserrichtung
dürfen die E-Moduln nach Erläuterung zu DIN 1052 T1 näherungsweise mit GI. (1.21)
berechnet werden. E-Moduln unter dem Winkel a werden für Verformungsberechnun-
gen z. B. bei Fachwerkkonstruktionen notwendig.
Tafel8.11 Rechenwerte für Elastizitäts-, Schub- und Torsionsmoduln in N/mm 2 für Voll- und Brettschicht-
holz (Holzfeuchte u ~20%) nach DIN 1052 T1 1 )
Gruppe A:
3 12500 600 1000 667
Eiche, Buche, Teak, Keruing (Yang)
Gruppe B:
4 13000 800 1000 667
Atzelia, Merbau, Angelique (Basralocus)
Gruppe C:
5 17000 5 ) 1200 5 ) 1000 5 ) 667 5 )
Azobe (Bongossi), Greenhaart
Wuchsfehler weniger ausgeprägt ist als bei kleinen, fehlerfreien Proben, s. Abschn.
1.8.2, und so die Elastizitätstheorie isotroper Werkstoffe für praktische Zwecke ausrei-
chend und vereinfachend angewendet werden darf, hierüber s. Möhler/Hemmer [2621
und Abschn. 15.
Erforderliche Ermäßigungen der Elastizitäts-, Schub- und Torsionsmoduln von Voll-
und Brettschichtholz
Die erforderlichen Ermäßigungen sind in Tafel 8.12 zusammengestellt. Die Abminde-
rungen der Moduln sind notwendig, da bei höheren, langandauernden Holzfeuchten
die Moduln kleiner werden; s. Abschn. 1.8.2, und dies bei Verformungsberechnungen
berücksichtigt werden muß.
Tafel8.12 Erforderliche Ermäßigungen von Elastizitäts-, Schub- und Torsionsmoduln von Voll- und Brett-
schichtholz nach DIN 1052 T1
Beanspruchungen Voll- und Brettschichtholz nach Tafel 8.11
Ermäßigung um Materialkennwert
Die Elastizitäts- und Schubmoduln von Bau-Furniersperrholz nach DIN 68705 T3 und
T5 BFU bzw. BFU-BU können Tafel 8.13, von Flachpreßplatten nach DIN 68763 Tafel
8.14 entnommen werden. Für BFU-BU dürfen auch die Elastizitäts- und Schubmoduln
nach Beiblatt 1 zu DIN 68705 T5 verwandt werden; diese Werte können Steck [332]
entnommen werden.
Der Torsionsmodul Gr von Bau-Furniersperrheiz aus Buche BFU-BU kann nach Steck
[332] näherungsweise mit GT~ 400 N/mm 2 angenommen werden. Über das elastische
Verhalten von Holzwerkstoffen s. auch Abschn. 2.5.
Tafel 8.13 Rechenwerte für Elastizitäts- und Schubmoduln von Bau-Furniersperrheiz BFU und BFU-BU
nach DIN 68705 T3 und T5 aus DIN 1052 T1 in N/mm 2 1 ) 4 ) 5 )
parallel II I
rechtwinklig .l II I .l
zur Faserrichtung der Deckfurniere
Langenanzahl Langenanzahl Langenanzahl
3 1 ~5 3 ~5 ~3
Biegung .l PE 8000
I 5500 400 1500 250 [400]
Tafel8.14 Rechenwerte für Elastizitäts- und Schubmoduln von Flachpreßplatten nach DIN 68763 aus
DIN 1052 T1 in N/mm 2 1)3)
Plattennenndicke in mm Plattennenndicke in mm
Tafel8.15 Erforderliche Ermäßigung von Elastizitäts- und Schubmoduln von Holzwerkstoffen nach DIN
1052 T1
Ermäßigung um Materialkennwert
Quell- und Schwindmaße für Voll- und Brettschichtholz sowie für Holzwerkstoffe sind
in Tafel 8.16 zusammengestellt. Für Voll- und Brettschichtholz sind für auj_ Mittelwerte
aus den Werten tangential und radial angegeben, s. Abschn. 1.5.4, da die Jahrringe in
Bauhölzern im allgemeinen nicht kantenparallel verlaufen und so etwa ein Mittelwert
aus tangentialem und radialem Quellen oder Schwinden zu erwarten ist.
Die Quell- und Schwindmaße gelten im gesamten hygroskopischen Bereich (bis u=
30% Holzfeuchtigkeit, unterhalb des Fasersättigungsbereiches), s. Bild 8.2. Dies kann
für praktische Zwecke vereinfachend und hinreichend genau angenommen werden,
obwohl ein linearer Verlauf der Quellungskurven nur etwa zwischen u=5% und u=
20% Holzfeuchtigkeit auftritt, s. Abschn. 1.5.3 und 1.5.4.
186 8.2 Materialkennwerte von Voll- und Brettschichtholz sowie Holzwerkstoffen
Tafel8.16 Rechenwerte der Quell- und Schwindmaße in o/o nach DIN 1052 T1 4 )
,..
4 Azobe (Bongossi) 0,36
Holzwerkstoffplatten
au in PE 2 )
,..
/
"'" ' PE 3 )
~
5 Bau-Furniersperrheiz
Flachpreßplatten
- phenolharzverleimt
0,020 0,30
0.45
,-- ;;:--;p[
/ auin PE
6 0,035
- harnstoffharzverleimt 0,70 PE Plattenebene
1) Mittel aus den Werten tangential und radial zum Jahrring bzw. zur Zuwachszone
2) nur in Sonderfällen berücksichtigen
3) im allgemeinen vernachlässigbar, Werte nach Erläuterungen zu DIN 1052 T1
4) halbe Werte bei behindertem Quellen und Schwinden
hygroskopisther Bereid1
•;. rethfwinktig
zur Faserrichtung
t:.hn.
in Faserrichtung
t:.hn.
30 % 50
Hatzfeuchtigkeit u ---
8.3 Rechnerische Querschnittsänderung
8.2 Rechnerische Quellungskurven für Nadelholz (NH, infolge Schwindans bei einem Rechl-
BSH) und für Eiche (EI) und Buche (BU) nach Er- eckquerschnitt aus Voll- oder Brett-
läuterungen zu DIN 1052 T 1 schichtholz (idealisierte Annahme)
weise nach GI. (8.3) bis (8.5) errechnet werden; Entsprechendes gilt für Holzwerkstoff-
platten. Für den Standsicherheitsnachweis darf jedoch der gewählte Querschnitt ver-
wandt werden, zum Beispiel Querschnitt b!h nach Bild 8.3.
rechtwinklig zur Faserrichtung:
<>u Rechenwert der Quell- und
/1" h = CXu j_ • /1" U · h Schwindmaße nach Tafel 8.16 in % (8.3)
llu Holzfeuchtigkeitsdifferenz zwischen
/l"b=au l_ · /l"u · b Zustand 1 und Zustand 2 in % (8.4)
h, b Querschnittsmaße des Bauteils
in Faserrichtung (nur in Sonderfällen): I Länge des Bauteils
e- ~
~
r.:;
e-- r::-:== :---:
f:::=_
a) b) C) d)
8.4 Querschnittsänderung von Holzrechteckquerschnitten beim Schwinden
a) Holzquerschnitt mit nicht kantenparallelem Verlauf der Jahrringe (verbreitet bei Bauholz), b) Holz-
querschnitt a) nach Beendigung des Schwindens, c) Holzquerschnitt mit kantenparallelem Verlauf der
Jahrringe (selten bei Bauholz). d) Holzquerschnitt c) nach Beendigung des Schwindans
Das Quellen und Schwinden von Voll- und Brettschichtholz in Faserrichtung kann im
allgemeinen vernachlässigt werden, da das Quell- und Schwindmaß au 11 nach Tafel8.16
"klein" ist. Bei großen Bauteillängen und großen Holzfeuchtigkeitsänderungen treten
jedoch in Faserrichtung Längenänderungen auf, die oft nicht mehr zu vernachlässigen
sind . Die Anordnung beweglicher Lager, Gleitlager und dergleichen mehr bei zum Bei-
spiel "langen" Brettschichtträgern schafft notwendigen Bewegungsraum und verhin-
dert Schäden.
Die Quell- und Schwindmaße von Holzwerkstoffen in Plattenebene sind etwa um den
Faktor zehn kleiner als diejenigen von Voll- und Brettschichtholz, s. Tafel 8.16; trotzdem
sollten große Feuchtigkeitsänderungen bei Holzwerkstoffplatten wegen ihrer oft gro-
ßen Abmessungen in beiden Plattenebenen berücksichtigt werden . Senkrecht zur Plat-
tenebene darf das Quellen und Schwinden im allgemeinen vernachlässigt werden, da
trotz der großen Quell- und Schwindmaße senkrecht zur Plattenebene die auftreten-
den Verformungen senkrecht zur Plattenebene wegen der "kleinen" Plattendicken ge-
ring bleiben und diese kleinen Verformungen im allgemeinen bei Holzkonstruktionen
188 8.2 Materialkennwerte von Voll- und Brettschichtholz sowie Holzwerkstoffen
Tafel8.17 Rechenwerte der Quell- und Schwindmaße in % für Voll- und Brettschichtholz bei Quer-
schnitten mit kantenparallel verlaufenden Jahrringen nach Erläuterungen zu DIN 1052 T1 1 ) 2 ) 3 )
0,25 0,15
au.rf
3 Teak, Afzelia, Merbau
nicht zu Mängeln oder Schäden führen, hierüber s. Abschn. 2.4 und Erläuterungen
zu DIN 1052 T1. Über die Wahl von Holzwerkstoffplatten in Abhängigkeit von der zu
erwartenden Feuchtebeanspruchung s. Abschn. 2.8.
Bei behindertem Quellen oder Schwinden dürfen die halben Werte der Tafel 8.16 und
8.17 angesetzt werden, s. auch Abschn. 1.5.5. Holzbauteile unterliegen behindertem
Quellen oder Schwinden, wenn ihre Quell- und Schwindverformungen durch andere
Bauteile aus Holz, Holzwerkstoffen, Metall und dergleichen mehr behindert werden;
zum Beispiel wenn Bauteile direkt an anderen anliegen oder kraftschlüssig miteinander
verbunden sind.
Behindertes Schwinden ist nach Erläuterungen zu DIN 1052 T 1 oft bei Konstruktionen
Stahl/Holz zu beobachten, wenn Stahlbleche quer zur Faser des Holzes mit stabförmi-
gen Verbindungsmitteln wie Stabdübel oder Paßbolzen angeschlossen sind und eine
größere Holzfeuchtigkeitsabnahme zum Queraufreißen des Holzes führen kann.
Behindertes Quellen infolge fehlender Fugen bei Fußbodenbrettern oder Dachschalun-
gen kann bei Holzfeuchtigkeitszunahme größere Verformungen nach sich ziehen.
Gleichgewichtsfeuchtigkeit
Die Gleichgewichtsfeuchtigkeit ist die Feuchtigkeit in Voll- und Brettschichtholz sowie
in Holzwerkstoffen, die sich nach bestimmter Zeit je nach vorhandenem Umgebungs-
klima im Gebrauchszustand im Mittel einstellt, s. Abschn. 1.5. Die Gleichgewichtsfeuch-
tigkeit, die sich nach DIN 1052 T 1 in Holzbauwerken und -konstruktionen einstellt, kann
Tafel 1.3 entnommen werden.
Die Einbaufeuchte von Voll- und Brettschichtholz sollte etwa der zu erwartenden
Gleichgewichtsfeuchte im Gebrauchszustand entsprechen, um nachteilige Verformun-
gen der Konstruktionen möglichst " klein" zu halten, s. Abschn. 1.5.5. Da bei Vollholz-
bauteilen die Einbaufeuchte oft u > 25% beträgt und bei solchen Holzkonstruktionen im
allgemeinen ein Nachtrocknen zu erwarten ist, sind die auftretenden Schwindverfor-
mungen bei Planung und Herstellung bereits zu berücksichtigen; oft kann ein mehrma-
liges Überprüfen solcher Holzkonstruktionen in Zeitabständen erforderlich werden .
8.2.4 Kriechzahl 189
8.2.4 Kriechzahl
Für Flachpreßplatten, deren Gleichgewichtsfeuchte ständig u< 15% beträgt, sind die
gleichen Kriechzahlen rp wie bei Vollholz und Bau-Furniersperrholzfür u~ 18% nach GI.
(8.6) und (8.7) anzusetzen. Liegt die Holzfeuchtigkeit bei Flachpreßplatten nicht ständig
unter u= 15%, sind für ffJ die zweifachen Werte nach GI. (8.6) anzunehmen. Diese Rege-
lung berücksichtigt das starke Kriechen von Flachpreßplatten bei höherer Holzfeuchtig-
keit; hierüber s. Abschn. 2.6.
Für andere Tragsysteme (die vom Einfeldträger abweichen) und nicht gleichmäßig ver-
teilter Last darf die Kriechzahl nach GI. (8.6) näherungsweise mit dem Verhältnis vor-
handene Biegespannung infolge ständiger Last vorh a9 zur zulässigen Biegespannung
zul a 8 anstelle des Verhältnisses g/q berechnet werden, s. Erläuterungen zu DIN 1052
T1.
Bei Dächern wird die Schneelast für die Kriechverformungsberechnung als kurzfristig
wirkend angenommen, wenn als Regelschneelast nach DIN 1055 T5 S0 = 0,75 kN/m 2
rechnerisch anzusetzen ist; wird jedoch die Regelschneelast s0 > 0,75 kN/m 2 , ist ein
ständig wirkender Schneelastanteil nach GI. (8.9) bei der Berechnung der Kriechzahl rp
zu berücksichtigen.
Bei Wohnhausdächern, ausgenommen Flachdächern bis ~·=5o Dachneigung, dürfen
Kriechverformungen für den Durchbiegungsnachweis vernachlässigt werden, da ihr
Anteil an der Gesamtverformung im allgemeinen "klein" ist.
s, S0 Schneelast bzw. Regelschneelast
s' = 0,5 (S0 - 0,75) · S/S0 nach DIN 1055 T5 in kN/m 2 (8.9)
190 8.2 Materialkennwerte von Voll- und Brettschichtholz sowie Holzwerkstoffen
c
FürNadelvoll-und Brettschichtholz:
c
~g
diger Last
bzw. MTs Torsionsmoment aus Schnee-
last
4 MTs ) für u
1'/k =5 2- max MT ~ 18% maxMT maximales Torsionsmoment (8.11)
Die ausreichende Bemessung aller tragenden Einzelbauteile und die räumliche Ausstei-
fung der Gesamtkonstruktion sind für die Standsicherheit eines Bauwerkes gleicherma-
ßen von großer Wichtigkeit. Bei Versagen oder Ausfall eines Bauteils ist die Standsi-
cherheit der Gesamtkonstruktion weiter zu gewährleisten; die daraus entstehenden Fol-
gen sind durch geeignete Maßnahmen möglichst einzugrenzen, zum Beispiel Vermei-
den einer kinematischen Kette bei Gerbergelenkträgern durch richtige Anordnung der
Gelenke.
Zusatzlasten Windlasten
Bremskräfte
waagerechte Seitenkräfte (z. 8. von Kranen)
Zwängungen aus Temperatur- und Feuchteänderungen
Seitenlasten 1 ) auf Aussteifungskonstruktionen, soweit sie aus Zusatzlasten entstehen
1) s. Abschn. 16
Den Hauptlasten werden alle ständig oder über lange Zeit wirkenden Lasten zugeord-
net: dies sind im allgemeinen die Eigenlasten (Eigengewichte) von Einzelbauteilen bzw.
Bauteilschichten (ständige Lasten), die Verkehrslasten einschließlich der länger auftre-
tenden Schneelasten, die Seitenlasten (Stabilisierungslasten) aus diesen Hauptlasten
sowie freie Massenkräfte von Maschinen.
Den Zusatzlasten werden alle kurzfristig wirkenden Lasten wie Windlasten, Brems-
kräfte und waagerechte Seitenkräfte (zum Beispiel von Kranen) sowie Seitenlasten
(Stabilisierungslasten) aus diesen Zusatzlasten zugeordnet. Zwängungen aus Tempera-
tur- und Feuchteänderungen gehören ebenfalls den Zusatzlasten an; sie sind jedoch,
besonders die Zwängungen aus Temperaturänderung, bei Holzbauwerken oft von un-
tergeordneter Bedeutung.
Den Sonderlasten werden kurzfristig und selten wirkende stoßartige Lasten wie Erd-
bebenlasten und waagerechte Stoßlasten zugeordnet.
Lastfälle
Nach DIN 1052 T 1 werden folgende Lastfälle für den Standsicherheitsnachweis unter-
schieden:
192 9.2 Lastannahmen für Holzbauwerke (ständige Last)
Tafel9.2 Rechenwerte der Eigenlasten (Eigengewichte) von Holz und Holzwerkstoffen nach DIN 1055 Tl
Baustoff Rechenwerte 1 ) 2 ) 3 )
in kN/m 3
Voll- und Brettschichtholz
Nadelholz, allgemein 4,0 oder 6,0
Brettschichtholz im Holzleimbau 4,0 oder 5,0
Laubholz 6,0 oder 8,0
Hölzer aus Übersee Nachweis erforderlich
Holzwerkstoffe
Spanplatten nach DIN 68761 und DIN 68763 5,0 oder 7,5
Bau-Furniersperrheiz BFU 4 ) nach DIN 68705 T3 4,5 oder 8,0
Bau-Stabsperrheiz (Tischlerplatten) nach DIN 68705 T 4 4,5 oder 6,5
2
Hartfaserplatten HFH nach DIN 68754 T 1 9,0 oder 11,0
Mittelharte Faserplatten HFM nach DIN 68754 Tl 6,0 oder 8,5
Poröse Holzfaserplatten (Dämmplatten) nach DIN 68750 2,5 oder 4,0
1) obere und untere Grenzwerte; der ungünstigste ist jeweils zu verwenden, zum Beispiel der obere Grenz-
wert für die Bemessung der Tragwerke, der untere für den Nachweis gegen Abheben durch Windsog
2) Zuschläge für kleine Stahlteile (zum Beispiel Nägel, Bolzen, Dübel, Stabdübel, Paßbolzen), Anstriche
oder Tränkung sind in diesen Berechnungsgewichten enthalten. Die Gewichte für stählerne Zugglieder,
Knotenbleche, Laschen und dergleichen mehr sind besonders zu berücksichtigen
3) gegen Witterungs- und Feuchtigkeitseinflüsse geschützt
4) für Bau-Furniersperrheiz aus Buche BFU-BU nach DIN 68705 T5 empfiehlt Steck [332] Rechenwerte von
6,0 oder 8,0 kN/m 3
1 ) Rechenwerte gelten für 1 m 2 Dachfläche ohne Sparren, Pfetten und Dachbinder; Dfl. ~ Dachfläche
2) Die Rechenwerte gelten, soweit nicht angegeben, ohne Vermörtelung, aber einschließlich Latten; bei
Vermörtelung sind 0,1 kN/m 2 zuzuschlagen
3 ) Dachabdichtungen und Wärmedämmungen s. Tafel 9.4 und 9.5
194 9.2 Lastannahmen für Holzbauwerke (ständige Last)
Dachdeckung Rechenwerte 1 )
in kN/m 2 Dachfläche
Dämmstoffe
Dachabdichtungen. Sperrschichten 3 )
Oberflächenschutz
Kiesschüttung einschließlich Deckaufstrich, d=5cm 1,0
Mehrgewicht für jeden weiteren cm 0,19
Bekiesung (Kiespressung) einschließlich Kieseinbettmasse je Schicht 0,20
Besplittung einschließlich Deckenaufstrich je Schicht 0,05
1) Die Rechenwerte gelten für 1 m 2 Dachfläche ohne Sparren, Pfetten und Dachbinder; Dfl. ~ Dachfläche
2) aus Rechenwerten der Tafel 9.2
3) aus bituminösen Dachbahnen und Kunststoffbahnen
1) Die Rechenwerte gelten für 1 m 2 Deckenfläche ohne Lattungen, Aufhängungen und dergleichen mehr
2) bei Hölzern aus Übersee ist ein Nachweis erforderlich
Zur Abschätzung der Eigengewichte von tragenden Holzbauteilen wie Sparren, Pfet-
ten, Verbänden, Vollwand- und Fachwerkbindern sind in Tafel 9.6 Näherungswerte an-
gegeben. Sie gelten für gebräuchliche Dachdeckungen und für übliche Abstände, die
Tafel 9.7 entnommen werden können. Diese am Anfang einer Bemessung geschätzten
Eigengewichte sollten stets an deren Ende mit den tatsächlich vorhandenen Eigen-
gewichten verglichen und gegebenenfalls korrigiert werden.
9.3 Lastaufstellung bei Dachflächen 195
Tafel9.6 Näherungswerte für Eigengewichte von tragenden Holzbauteilen in Flach- und Steildächern bei
gebräuchlichen Stützweiten und Abständen 1 ) 2 )
1- 15 I in m
0,15 0,25 bis 0.45 3 ) 0,10 bis 0,40 0,15 bis 0,60 g = 0,15 + - -
200 g in kN/m 2 Gfl.
Tafel 9.7 Gebräuchliche Abstände e tragender Holzbauteile bei Haus- und Hallendächern
Hausdächer - Sparrenabstand e
untereinander:
~ 0.7 m ;;; e ;;; 1,0 m
Hallendächer - Binderabstand e1 1 )
untereinander:
~ 5.0 m ;;; e, ;;; s,o m
- Sparrenpfetten-Abstand e2
untereinander:
Sparrenpfette
Hallenlängsrichlung-
e2 =1,0 m
Bei den Lastannahmen für Dachflächen werden die einzelnen Lasten nach DIN 1055 auf
verschiedene Bezugsflächen bezogen:
- das Eigengewicht g auf 1 m 2 Dachfläche, g wirkt in Richtung des Erdmittelpunktes,
- der Winddruck w auf 1 m 2 Dachfläche, w wirkt senkrecht zur Dachfläche,
- die Schneelast sauf 1 m 2 Grundrißfläche, s wirkt in Richtung des Erdmittelpunktes.
196 9.3 Lastaufstellung bei Dachflächen
Geneigte Dachflächen
Bei geneigten Dachflächen ist die Aufteilung der Lasten in Teillasten notwendig, wenn
Bauteile dieser geneigten Dachflächen zu bemessen sind. Eine Übersicht über Lastver-
teilungen gibt Tafel 9.8. Beim Winddruck w nach DIN 1055 T 4 ist zu beachten, daß der
Winddruck w bezogen auf 1 m 2 Dachfläche gleich ist dem Winddruck bezogen auf 1 m 2
Grundrißfläche und gleich ist dem Winddruck bezogen auf 1 m 2 Aufrißfläche. Der
Nachweis kann GI. (9.1) und (9.2) entnommen werden, s. auch Tafel 9.8.
Lastart Teillast
Eigengewicht g
Grundrinfläche
W· cos a
WG= =w (9.1)
1,0 · cos a
W·Sina
wA= =w (9.2)
1,0 · sina
Tafel9.9 Lastaufstellung für Bauteile geneigter Dachflächen bei gleichmäßig verteilten Dachlasten 1 ) 2 )
b, h in m
9,5, w in kN/m 2
Waagerechte Dachflächen
Bei waagerechten Dachflächen vereinfachen sich die Lastaufstellungen, da der Dach-
neigungswinkel a = 0° ist; Eigengewicht, Schnee- und Windlast wirken in senkrechter
Richtung auf die gleiche Bezugsfläche und können vorzeichengerecht überlagert wer-
den.
198 9.5 Mindestquerschnitte für Voll- und Brettschichtholz sowie Holzwerkstoffe
Werden beim Nachweis gegen Abheben von Einzelbauteilen die Windsogspitzen nach
DIN 1055 T 4 (erhöhte Sogbeiwerte cpl berücksichtigt, so darf der Nachweis nach GI.
(9.3) geführt werden. Die Bemessung mit diesem Nachweis ergibt eine ausreichende
Sicherheit.
FTrag Traglast des Verbindungsmittels, SG oach Auflagerkraftanteil aus der Eigenlast des
=1,8-zuiN, trockenen Daches; hierbei ist der untere
zul N zulässige Belastung des Verbindungsmit- Rechenwert nach Tafel 9.2 einzusetzen;
tels im Lastfall H nach Abschn. 7 falls ein unterer Rechenwert bei Eigen-
5509 Auflagerkraftanteil aus Wind unter Berück- lasten nicht vorhanden ist, darf mit dem
sichtigung der Windsogspitzen 0,8fachen Rechenwert gerechnet werden
Günstig wirkende Verkehrslasten, günstig wirkende Windlasten und Lasten, die nicht
fest mit dem Dach verbunden sind, zum Beispiel lose Kiesschüttungen, dürfen rechne-
risch nicht angesetzt werden.
Tragende einteilige Einzelquerschnitte aus Vollholz und tragende Platten aus Holzwerk-
stoffen müssen nach DIN 1052 T 1 Mindestdicken und Mindest-Querschnittsflächen be-
sitzen, soweit nicht vorhandene Verbindungsmittel größere Mindestmaße erfordern.
Die Mindestdicken und Mindest-Querschnittsflächen sind in Tafel 9.10 zusammenge-
stellt. Die Festlegung von Mindestquerschnitten ist notwendig, da bei kleinen Quer-
schnitten sich Fehlstellen, Verkrümmungen, Holzfeuchtigkeitsänderungen (Schwinden)
und dergleichen mehr stärker auswirken als bei größeren Querschnitten.
Nach Erläuterungen zu DIN 1052 T1 sollten für tragende einteilige Holzbauteile wie
Sparren, Pfetten, Deckenhölzer, Stützen und dergleichen mehr Mindestdicken d?; 4 bis
6 cm verwandt werden. Diese Mindestdicken sind erforderlich, um andere Bauteile wie
Dachlatten, Schalungen und dergleichen mehr auf der Schmalseite dieser Holzbauteile
unter Baustellenbedingungen sicher befestigen zu können, zum Beispiel durch Nage-
lung. Bei kleineren als den empfohlenen Mindestdicken verwinden sich Holzquer-
schnitte leicht (besonders bei Querschnittsverhältnissen h/b?; 2). Darüber hinaus sind
bei dünnen, schmalen Einzelquerschnitten die Sortierkriterien wie Ästigkeit, Faserab-
weichung nur erschwert einzuhalten.
9.6 Querschnittsschwächungen
Querschnittsschwächungen sind Schwächungen eines Stabquerschnittes oder Quer-
schnittsteils durch notwendige Bohrungen, Einfräsungen infolge Verbindungsmittel,
Einschnitte durch Versätze und dergleichen mehr. Querschnittsschwächungen durch
Verbindungsmittel und Keilzinkungen sind in Tafel 9.11 zusammengestellt.
Tafel9.11 Querschnittsschwächungen durch Verbindungsmittel und Keilzinkungen nach DIN 1052 T 11 )
Erläute-
~!tJ ~m
rungen
nicht
versetzt
n= 3
2 versetzt e0 > 15 cm : n = 2
e0 lichter Abstand
Stabdübel 2 ), Paßbolzen 2 ), Bolzen, Nägel 2 )3), Holzschrauben 2 )
nicht
3
versetzt
n= 3
~ erf. Mindestabstände
4 versetzt
e0 lichter Abstand
d Durchmesser des
; erf. Mindestabstände Verbindungsmittels
1) weitere Fehlflächen über die Querschnittsbreite sind entsprechend zu berücksichtigen wie zum Beispiel
bei mehrteiligen Anschlüssen mit Dübeln besonderer Bauart
2) die in einem Schnitt rechtwinklig zur Kraftrichtung vorhandenen Fehlflächen sind auch zu berücksich-
tigen, wenn sie gegenüber der Rißlinie versetzt angeordnet sind
3) gilt für nicht-vorgebohrte Nägel mit dn > 4,2 mm sowie für vorgebohrte Nägel aller dn und stets bei Bau-
Furniersperrholz
Bei Keilzinkungen nach DIN 68140, S. Abschn . 6.3, ist die Schwächung durch den Zin-
kengrund nur einmal in Rechnung zu stellen, auch wenn der lichte Abstand der Schwä-
chungen durch den Zinkengrund versetzt zur Faserrichtung wesentlich kleiner ist als
9.7 Mittig und ausmittig beanspruchte Stäbe 201
~ t~
a) b)
9.1 Ausmittige Anschlüsse bei Stäben mit Nagelverbindungen sowie Verbindungen mit Nagel- oder Kno-
tenplatten nach DIN 1052 T 1
a) genagelte Brett- und Bohlenbinder, b) Binder mit Nagel- oder Knotenplatten
größer als die halbe Gurthöhe h 9 /2 sind. Ist jedoch eine Ausmittigkeit e 1 > h 9 /2 nach
Bild 9.2 erforderlich, um zum Beispiel eine größere Anzahl von Nägeln anzuschließen,
so ist nach Erläuterungen zu DIN 1052 Tl der Gurt für eine Zusatzbeanspruchung nach
GI. (9.4) zu bemessen, für Nagel- oder Knotenplatten gilt GI. (9.5). Bei gleichen Gurtfeld-
weiten verteilt sich das Moment flG · e je zur Hälfte auf die Gurtstäbe, da infolge der
Nachgiebigkeit der Nägel die Stabanschlüsse als gelenkige Anschlüsse angesehen wer-
den können. Über Nebenspannungen bei Fachwerkbindern s. HabelfZacher [ 111].
M=0,5 · 0 1 · sina 1 • e 1 =0,5 · 0 2 • sina 2 • e 1 (9.4)
M = 0,5 (G2 - G1 ) · e2 = 0,5 · fl G · e2 (9.5)
mit Bezeichnungen nach Bild 9.2
9.8 Ausmittige Anschlüsse 203
----~
0 -- 9.3 Rechnerische Schubspan-
-~ ~-Uni• nungsverteilung im Schnitt
fürden Gu-t I-I eines ausmittigen Stab-
9.2 Momentenverlauf im Untergurt bei ausmittigem Staban- anschlusses bei Nagelbin-
schluß, Annahme nach Erläuterungen zu DIN 1055 T1 für dern nach Erläuterungen zu
Nagelverbindungen sowie Nagel- und Knotenplatten DIN 1052 T1
Kra~irkullgs
lillie
9.4 Ausmittiger Anschluß beim Stirnversatz m it 9.5 Ausm ittiger Anschluß beim Stirnversatz mit
konstantem Biegemoment M = F · e über die gegenläufigen Biegemomenten M = F · e an
Druckstablänge nach Erläuterungen zu den Stabenden des Druckstabes nach Erläute-
DIN 1052 T1 rungen zu DIN 1052 T 1
204 9.9 Wechselbeanspruchte Bauteile
Beim Anschluß nach Bild 9.4 bleibt das Biegemoment über der Stabachse konstant;
dadurch wird die Knicklast herabgesetzt, der Stab muß auf ausmittigen Druck (Druck
und Biegung) bemessen werden. Beim Anschluß nach Bild 9.5 treten an den Stabenden
gegenläufige Biegemomente auf, die die Knicklast nicht beeinflussen. Der Stab ist auf
mittigen Druck nachzuweisen, das Biegemoment ist jedoch beim gewöhnlichen Span-
nungsnachweis (Druck und Biegung) nach Abschn . 11 .2 zu berücksichtigen, der bemes-
sungsbestimmend werden kann .
Beim Stirn- und Fersenversatz werden die Druckkräfte ausmittig angeschlossen, wäh-
rend beim Brust- und Stirn-Fersenversatz nach Abschn. 7.11 praktisch keine Ausmitten
auftreten; bei Wahl dieser beiden Versatzarten lassen sich Ausmitten nach Bild 9.4 und
9.5 vermeiden .
Ausmittige Anschlüsse bei Auflagerkonstruktionen
Bei Auflagerkonstruktionen nach Bild 9.6 ist das Biegemoment im Schnitt I-I nach GI.
(9.7) in Rechnung zu stellen, s. Erläuterungen zu DIN 1052 T1 . Die Ausmitte nach Bild
9.6 ist wegen der notwendigen Vorholzlänge bei Versätzen nicht zu vermeiden. Der
Gurtstab wird im Auflagerbereich zusätzlich durch Schub aus Querkraft beansprucht.
Bei anderen Ausmittigkeilen von Auflagern ist sinngemäß zu verfahren.
M = A- e 1 - H · 0,5 (h- tvl Bezeichnungen nach Bild 9.6 (9 .7)
= A · e1 - 0 · cos a · 0, 5 ( h - tvl
I
II I I -~ ..
II I ,-, --t-- F
I
\_Fü llst ab
Gurtstab
- '------ -
9.6 Ausmittiger Stabanschluß durch Versatz bei einem 9.7 Ausmittiger Stabanschluß (Füllstab) mit
Auflager nach Erläuterungen zu DIN 1052 T 1 zusätzlichem Biegemoment M = F · e
nach Erläuterungen zu DIN 1052 T 1
Wechselbeanspruchte Bauteile sind tragende Bauteile, bei denen über die Zeit ein Vor-
zeichenwachsei infolge unterschiedlicher Beanspruchungen auftritt, zum Beispiel in
einem normalkraftbeanspruchten Stab ein Wechsel von Zug und Druck.
9.9 Wechselbeanspruchte Bauteile 205
Wechselbeanspruchte Bauteile nach DIN 1052 T 1 sind Bauteile, bei denen der Vorzei-
chenwechsel der Beanspruchung nicht allein aus Wind- und Schneelast erfolgt, sie sind
für eine abgeminderte Spannung nach GI. (9.8) und (9.9) zu bemessen. Demnach liegen
wechselbeanspruchte Bauteile nur vor, wenn die Beanspruchungswechsel z. B. durch
bewegliche Verkehrslasten aus Kran-, Fahrzeug- und Gabelstaplerlasten hervorgerufen
werden; Beanspruchungswechsel aus Wind- und Schneelasten allein ergeben keine
wechselbeanspruchte Bauteile.
zu I a' = kw ·zu I a minI a I Spannung mit dem kleinsten Absolutbetrag (9.8)
im Bauteil,
k =1-025minlal maxI a I Spannung mit dem größten Absolutbetrag ( 9.91
im Bauteil,
w ' maxlal
zu I a zulässige Spannung
Der Abminderungswert kw aus GI. (9.1 0) errechnet sich nach GI. (9.11) und (9.12)
für Zug- und Druckstäbe:
kw = 1 - 0,25 minI NI miniNI,miniMI Beanspruchung mit dem klein- (9.11)
maxi NI sten Absolutbetrag,
maxiNI,maxiMI Beanspruchung mit dem größ-
für biegebeanspruchte Bauteile: ten Absolutbetrag,
zul N zulässige Belastung des Verbin-
k = 1-0 25 minI MI dungsmittels (9.12)
w ' maxi MI
Bei Schwallbelastungen sind nach Erläuterungen zu DIN 1052 T1 keine Abminderun-
gen vorzusehen. Über Wechsel- und Schwellfestigkeiten sowie Schwingfestigkeiten s.
auch Abschn. 1.1 0.3.
10 Bemessungsregeln für Zugstäbe
NIAn ~ 1 (10.1)
zul a2 11
größte Zugkraft zu I a2 11 zulässige Zugspannungen nach Tafel 8.1
nutzbare Querschnittsfläche oder Netto- (Voll- und Brettschichtholz) bzw. Tafel 8.6
querschnitt unter Berücksichtigung der und 8.8 (Holzwerkstoffe) mit zulässigen
Querschnittsschwächungen nach Abschn . Erhöhungen und erforderlichen Ermäßi-
9.6 gungen nach Tafel 8.3 bzw. 8.9
Verbindungsmittel Querschnittsschwächung
!iA bezogen auf den
Bruttoquerschnitt A
Der Spannungsnachweis für Zugstäbe nach GI. (10.1) setzt planmäßig mittige Zugbe-
anspruchungen voraus, das heißt es liegt unter idealen Voraussetzungen eine gleich-
mäßige Spannungsverteilung über den Stabquerschnitt vor, s. Bild 10.1.
Über Abweichungen von diesen idealen Voraussetzungen in der Praxis durch nicht
planmäßige Nebenbeanspruchungen oder Imperfektionen der Stäbe s. Abschn . 9.7.
N
- - ..r::
!-·-·------------ - N
~Uzn
Spannungsverteilung
10.1 Planmäßig mittig beanspruchter Zugstab mit Rechteckquerschnitt; Kraftangriff mittig in der Stab-
achse (Schwer- und Symmetrieachse); gleichmäßige Spannungsverteilung a2 11
10.2 Ausmittiger Zug (Zug und Biegung) 207
Da die Zugfestigkeit von Vollholz besonders von der Ästigkeit abhängt, s. Abschn .
1.10.2, ist bei Zugstäben stets eine sorgfältige Holzauswahl sicherzustellen, um bei der
Bemessung die zulässigen Spannungen der gewählten Sortierklasse in Rechnung stel-
len zu können.
Nadelvollhölzer der Sortierklasse S 7 dürfen wegen der hohen zugelassenen Ästigkeit
nicht für die Übertragung von Zugkrähen herangezogen werden .
Für Zugstäbe, die planmäßig ausmittig oder zusätzlich quer zur Stabachse beansprucht
werden, ist der Spannungsnachweis nach DIN 1052 T1 wie folgt zu führen :
Für den Spannungsnachweis ausmittig belasteter Zugstäbe ist neben der nutzbaren
Querschnittsfläche An das nutzbare Widerstandsmoment Wn erforderlich, das heißt
das Widerstandsmoment das auf die nutzbare Querschnittsfläche in einem Zugstab
bezogen ist unter Berücksichtigung aller an der betreffenden Stabstelle auftretenden
Querschnittsschwächungen nach Abschn . 9.6.
Ausmittig belastete Zugstäbe liegen vor, wenn zum Beispiel die Zugkraft planmäßig
ausmittig angreift, s. Bild 10.2a, oder eine Belastung quer zur Stabachse zusätzlich zur
Zugkraft nach Bild 10.2 b angreift, hierüber s. auch Abschn. 9.7.
q
t t t ttittiiitt t tt i it1 l
N
--+-t·-·-------K--N ·- r --------i---N . I
a) b)
10.2 Planmäßig ausmittig belastete Zugstäbe (Zug und Biegung); Beispiele
a) planmäßig ausmittig belasteter Zugstab; Kraftangriff ausmittig zur Stabachse; Beanspruchung
durch die Zugkraft N und durch das Moment M = N · e;
b) quer zur Stabachse zusätzlich durch eine Linienlast q belasteter Zugstab; Beanspruchung durch
die Zugkraft N und durch das Moment max M = q · 1'18 (sowie in diesem Beispiel: durch die Quer-
kraft Q)
Die Spannungsverteilung in einem Zugstab mit ausmittigem Zug (Zug und Biegung)
kann Bild 10.3 entnommen werden . Durch Überlagerung der Spannungsanteile aus
den Einzelbeanspruchungen Zug und Biegung kann die vorhandene Spannungsvertei-
lung in einem Stabquerschnitt gefunden werden . Die Spannungsverteilung nach Bild
208 10.3 Anschlüsse und Stöße bei Zugstäben
cr6 Biegedruck
;- t~--·-----------~ ---;--
H H ITz 11
(-)
(+)
b Zug Biegezug O's
10.3 Planmäßig ausmittig belasteter Zugstab (Zug und Biegung) mit Rechteckquerschnitt; Spannungs-
verteilung der Einzelbeanspruchungen Zug und Biegung
10.3 liegt unter idealen Voraussetzungen vor; über Abweichungen von diesen idealen
Voraussetzungen in der Praxis durch nicht planmäßige Nebenbeanspruchungen oder
Imperfektionen der Stäbe s. Abschn . 9.7.
Ausmittige Kraftwirkungen in Zugstäben durch Querschnittsschwächungen
Entstehen durch Querschnittsschwächungen, s. Abschn . 9.6, wesentliche ausmittige
Kraftwirkungen, so sind diese bei den Spannungsnachweisen zu berücksichtigen. Liegt
zum Beispiel in einem Zugstab eine einseitige Querschnittsschwächung nach Bild 10.4
vor, so tritt im geschwächten Stabteil die zusätzliche Momentenbeanspruchung M=
N · e auf. Dieser Zugstab ist ausmittig belastet; im geschwächten Stabteil ist der Span-
nungsnachweis nach GI. (10.2) zu führen . Bereits bei kleinen Querschnittsschwächun-
gen t erhöht sich die vorhandene Spannung im geschwächten Stabteil erheblich und
kann meist rechnerisch nicht mehr vernachlässigt werden .
A
!
.Lf-·---·-=l
-= =~·N ---+-~
Lf-----1~ I
I ~ .
A
10.4 Einseitige Querschnittsschwächung in einem Zugstab; zusätzliche Momentenbeanspruchung
M = N · e im geschwächten Stabteil
Anschlüsse und Stöße sind nach DIN 1052 T1 in der Regel symmetrisch zu der bzw.
den Stabachsen auszubilden. Stöße sollten möglichst an Stellen geringer Beanspru-
chung gelegt werden . Stoßausbildungen erfolgen oft mit Laschen und mechanischen
Verbindungsmitteln, werden aber auch durch Keilzinkungen (s. Abschn . 6.3) und Schäf-
tung (seltener, s. Abschn. 6.2) ausgeführt.
Einseitig beanspruchte Holzteile sind dabei wegen der zusätzlichen Biegebeanspru-
chung für die 1,5fache anteilige Zugkraft zu bemessen, s. hierüber die Beispiele der
Bilder 10.5 bis 10.7. Die Verbindungsmittel sind in jeder Fuge für die anteilige Zugkraft
auszulegen . Dabei ist stets anzustreben, daß in allen Fugen die gleiche Art und Anzahl
der Verbindungsmittel liegen. Hierdurch wird sichergestellt, daß der Verschiebungswi-
derstand aller Fugen gleich groß ist und in jeder Fuge die gleiche anteilige Zugkraft
übertragen werden kann . Unsymmetrische Anschlüsse und Stöße sollten nur in Aus-
nahmefällen vorgesehen werden .
10.3 Anschlüsse und Stöße bei Zugstäben 209
Draufsicht
10.5
A
•
Schnitt A-A
Symmetrischer Stoß eines einteiligen Zugstabes mit zwei außenliegenden Laschen; Bemessung der
außenliegenden Laschen für 1,5 · N/2, des Stabes für 1,0 · N
Werden die Laschen aus Blechen oder Holzwerkstoffen erstellt, kann nach Erläuterun-
gen zu DIN 1052 T1 auf die Bemessung für die 1,5fache anteilige Zugkraft verzichtet
werden, da bei diesen dünnen Laschen die zusätzliche Biegebeanspruchung nur ge-
ringe ungleichförmige Spannungsverteilungen verursacht.
ln genagelten Zuganschlüssen oder -stößen sind die zulässigen Zugspannungen nach
Tafel 8.1 um 20% in denjenigen Anschluß- und Stoßteilen zu ermäßigen, die nicht für
die 1,5fachen anteiligen Kräfte ausgelegt worden sind, s. auch Abschn. 7 .5.1.
Über die Ausbildung von Zugstößen mit eingeleimten Gewindestangen s. Abschn.
7.12.
A
• r
:=t-+00 j ::,fJ+-- r=: N
~r~iMIUg« Zr•b
Lasche
{RJ
::r=_
Schnitt A- A
Draufsicht A
10.6 Symmetrischer Stoß eines zweiteiligen Zugstabes mit innenliegender Lasche; Bemessung der in-
nenliegenden Lasche für 1,0 · N, der Stäbe für 1,5. N/2
N/2 N/2
10.7
Symmetrischer Anschluß eines
zweiteiligen Zugstabes an einen
Gurt, Bemessung der Stäbe für
1,5. N/2 A Ansicht Schnitt A-A
Einseitig beanspruchte Holzteile
Außenliegende Holzteile werden ausmittig (einseitig) beansprucht, wie aus Bild 10.8
am Beispiel eines einteiligen Zugstoßes zu entnehmen ist. Das zusätzlich zur Zugkraft
N/2 in den außenliegenden Laschen auftretende Biegemoment M = N/2 · e kann ein
.,Abheben" der Laschenenden verursachen; dabei beeinflußt die .,Tiefenwirkung" der
210 10.3 Anschlüsse und Stöße bei Zugstäben
10.8
Symmetrischer Stoß eines
_ N/2 -~l.lsche einteiligen Zugstabes mit
N ! ~ r-;r.~·'""'"''"~'"
N/2 I N/2 .-1- N
außenliegenden Laschen;
mögliche Verformung der
-~---:f- »fft;~:.zi}2- -----~---
CTJ tT±3(
Laschen durch ausmittigen
1 I Anschluß der anteiligen
Zugkraft (M = N/2 · e) ist ge-
N/2 Lasche strichelt dargestellt
Für Druckstäbe, die planmäßig gerade sind und eine mittige Krafteinleitung besitzen,
ist bei einteiligen Stäben ein Knick-(sicherheits-)nachweis nach Abschn. 11.1.1 und bei
mehrteiligen Stäben ein Knick-(sicherheits-)nachweis nach Abschn. 11.1.3 zu führen. ln
bestimmten Fällen wird neben dem Knicksicherheitsnachweis auch der gewöhnliche
Spannungsnachweis nach Abschn . 11.1.2 erforderlich. Über mittig beanspruchte Stäbe
s. auch Abschn. 9.7.
Für einteilige, planmäßig gerade, mittig gedrückte Stäbe ist nach DIN 1052 T 1 der
Knicknachweis gemäß GI. (11.1) zu führen. Die zulässige Knickspannung ist nach GI.
(11.2) zu berechnen. Der Knicknachweis ist im allgemeinen auf den ungeschwächten
Stabquerschnitt zu beziehen, da kleinere Ouerschnittsschwächungen, solange sie au-
ßerhalb des mittleren Drittels der Knicklänge liegen, in der Regel nur einen geringen
Einfluß auf die Knickstabilität haben. Über die Berücksichtigung von Querschnitts-
schwächungen s. Abschn. 11.1.2 und 11.2.
I Flächenmoment 2. Grades
A Querschnittsfläche
N
~o-----------------------o~
N
Y-J<
I
z
11.1 Planmäßig mittig gedrückter Stab mit beidseitig gelenkiger Lagerung und Rechteckquerschnitt;
Knicklängen dieses Stabes für das Ausknicken um die y-Achse und um die z-Achse jeweils sK = 1,0 ·I
(Pendelstab oder Pendelstütze, s. Abschn . 11.4)
Schnitt A-A
11.2 Druckstab mit Rechteckquerschnitt; An- 11.3 Druckstab mit !-Querschnitt; Anschluß des
schluß des Stabes mit reduzierter Quer- Stabes nur über die Gurte; gewöhnlicher
schnittsfläche; gewöhnlicher Spannungs- Spannungsnachweis im Schnitt !-I erforder-
nachweis im Schnitt I-I erforderlich lieh
11.1.3 Knicknachweis für mehrteilige Stäbe (mittiger Druck) 213
,
_:_
Tafel 11.2 Querschnittstypen nicht gespreizter, zusammengesetzter Druckstäbe mit kontinuierlicher Ver-
bindung nach DIN 1052 Tl
'
J:
Typ 1 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Typ 5
I l
A,
z
y~ 1
z
A2
z Al
A2
Neben den beiden Verbundarten ist das Knickverhalten mehrteiliger Druckstäbe auch
vom unterschiedlichen Ausknicken um die jeweiligen Schwerachsen (oder rechtwinklig
zu den jeweiligen Schwerachsen) abhängig.
Mehrteilige Druckstäbe mit den Querschnittstypen 1, 4 und 5 nach Tafel11.2 verhalten
sich beim Ausknicken um die z-Achse wie ein einteiliger Stab, unabhängig vom ge-
wählten Verbund der Anschlußfugen. Die z-Achse dieser Querschnittstypen wird als
Stoffachse bezeichnet, da sie auch eine Schwerachse aller Einzelteile (Einzelhölzer) ist.
Verschieben sich die Einzelhölzer in den Anschlußfugen beim Ausknicken gegeneinan-
der, muß die Nachgiebigkeit der Verbindungsmittel berücksichtigt werden. Dies ist der
Fall bei allen fünf Querschnittstypen der Tafel11.2 für das Ausknicken um die y-Achse
und bei den Querschnittstypen 2 und 3 auch für das Ausknicken um die z-Achse.
Die Nachgiebigkeit der Verbindungsmittel wird beim Knicknachweis dadurch berück-
sichtigt, daß ein wirksames Flächenmoment 2. Grades ef I berechnet wird, das kleiner
ist als der entsprechende Wert eines starren Verbundes; hierüber s. auch Abschn. 13.13.
Knicknachweis nicht gespreizter, zusammengesetzter, verleimter Stäbe
(mittiger Druck)
Mehrteilige verleimte Stäbe verhalten sich beim Ausknicken um beide Schwerachsen
wie einteilige Stäbe mit gleichem Querschnitt. Bei verleimten Stäben mit Querschnitts-
typen nach Tafel 11.2 oder Tafel 11.3 bzw. 11.4 darf das Flächenmoment 2.Grades I=
Istarr mit Y; = 1 und dem Schlankheitsgrad A. = Astarr berechnet werden. Der Knicknach-
weis erfolgt sinngemäß nach Tafel 11.3 bzw. 11.4. Werden bei den Einzelteilen unter-
schiedliche Holzbaustoffe eingesetzt, so sind die verschiedenen Elastizitätsmoduln bei
der Berechnung zu berücksichtigen.
Knicknachweis nicht gespreizter, zusammengesetzter Stäbe mit kontinuierlicher,
nachgiebiger Verbindung (mittiger Druck)
Der Knicknachweis und zugehörige Berechnungen für mehrteilige Stäbe mit nachgiebi-
ger Verbindung können in allgemeiner Form dargestellt am Beispiel des einfach-sym-
metrischen Querschnittstypen 5 der Tafel 11.3 entnommen werden, s. auch Tafel 11.2.
Für mehrteilige Stäbe mit doppelt-symmetrischem Querschnittstyp 1, 2 und 3 sowie
für den Querschnittstyp 4 lassen sich die allgemeinen Gleichungen der Tafel 11.3 in
Teilen vereinfachen; sie sind in der Tafel 11.4 zusammengestellt.
Die Knicknachweise für mehrteilige Stäbe sind wie bei einteiligen Stäben im allgemei-
nen auf den ungeschwächten Stabquerschnitt zu beziehen; s. auch Abschn. 11.1.1. Bei
unterschiedlichen Holzbaustoffen ist im allgemeinen die jeweils größte Knickzahl zu
verwenden.
Querschnittsschwächungen sind nach Abschn. 11.2 zu berücksichtigen. ln bestimmten
Fällen wird neben dem Knicknachweis auch der gewöhnliche Spannungsnachweis er-
forderlich; s. Abschn. 11.1.2.
Das wirksame Flächenmoment 2.Grades ef I nach Tafel 11.3 und 11.4 wird für das
Ausknicken um die Achsen erforderlich, für die je nach Querschnittstyp die Verbin-
dungsmittel in den Anschlußfugen wirksam werden; für das Ausknicken um die Ach-
sen, für die die Verbindungsmittel nicht wirksam werden, ist der mehrteilige Stab wie
ein einteiliger Stab zu berechnen, dessen Flächenmoment 2. Grades gleich der Summe
der Flächenmomente 2. Grades der Einzelteile (Einzelhölzer) ist.
Der mittlere Abstand e' der Verbindungsmittel (meist Nägel, Dübel besonderer Bauart,
Stabdübel, Paßbolzen) ist zunächst zu wählen und später mit den erforderlichen Ab-
ständen erf e' zu vergleichen. Als mittlere Abstände e' sind die Abstände der Verbin-
dungsmittel zu errechnen, die ideell entstehen, wenn bei mehrreihiger Anordnung der
Verbindungsmittel alle Verbindungsmittel in eine Reihe geschoben werden, s. Bild 11.4.
11.1.3 Knicknachweis für mehrteilige Stäbe (mittiger Druck) 215
3
z- z I, = ~ 1, ;
i= 1
Abstand a2
Abminderungswerte
3
k _ n2 · E, ,3 · A, ,3 · e;_3
1' 3 - s~ . c, ,3
1) Hierin bedeuten :
I; Flächenmomente 2. Grades der unge- e~ .3 mittlere Abstände der in eine Reihe ge-
schwächten Querschnittsteile U; = b; · h ff schobenen Verbindungsm ittel, mit denen
12) die Gurte an den Steg angeschlossen
efi wirksames Flächenmoment 2. Grades des sind, s. Bild 11.4
ungeschwächten Querschnitts c,.3 Verschiebungsmoduln der Verbindungs-
Flächenmoment 2. Grades des Einzelsta- mittel, mit denen die Gurte an den Steg
bes, bezogen auf die Schwerachse z - z angeschlossen sind, nach Tafel 13.25
der Querschnittsfläche maßg. Knicklänge nach Abschn. 11.4
A; Querschnittsflächen der ungeschwächten die dem wirksamen Schlankheitsgrad ef i.
Querschnittsteile (A; = b; · h;) zugehörige Knickzahl nach Tafel 11 .12
b;, h; Querschnittsbreiten, Dicken beziehungs- ef i wirksamer Trägheitsradius
weise Höhen der einzelnen Querschnitts- N Druckkraft des Stabes
teile zu I aK zulässige Knickspannung nach GI. (11 .2)
Abminderungswerte zur Berechnung von zul N 1 . 3 zulässige Belastungen der verwendeten
ef I Verbindungsmittel
Abstände der Schwerachsen der unge- Flächenmomente 1. Grades der Gurte, be-
schwächten Querschnittsflächen von der zogen auf die maßgebende Schwerachse
maßgebenden Schwerachse y - y, es wird y - y (5, .3 = b,.3 · h, .3 · a, .3)
a2 ~ 0 und ~ h 2 /2 vorausgesetzt 52 Flächenmoment 1. Grades der oberhalb
E; Elastizitätsmoduln der einzelnen Quer- der maßgebenden Schwerachse y - y lie-
schnittsteile genden Stegfläche, bezogen auf die
beliebiger Vergleichs-Elastizitätsmodul Schwerachse y - y (52 = b 2 • (h2 /2 - a2 ) 2/2)
= EJEv
11 .4 Maßgebender Abstand e\.3 bei mehrreihiger Anordnung der Verbindungsmittel nach DIN 1052 T1;
bei einer Reihe gilt: e\ .3 = e1 . 3
a) zwei Reihen, b) drei Reihen, c) rn-Reihen
Die Schubspannungen in den Stegen der I- und Kastenquerschnitte nach Tafel 11.3
und 11.4 können nach GI. (11.4) berechnet werden und sind mit den zulässigen Schub-
Q. 2
maxr= - - ' - ·
b 2 • ef I i = ,
L
y; · n; ·S;
Erläuterungen zu GI. (11.4) s. Fußnote
zu Tafel 11.3
(11.4)
spannungen nach Tafel 8.1 (Voll- und Brettschichtholz) beziehungsweise Tafel 8.6 und
8.8 (Holzwerkstoffe) zu vergleichen. Die Schubspannungen in den Stegen sind meist
nicht bemessungsbestimmend.
Werden bei mehrteiligen, zusammengesetzten Stäben Holzwerkstoffe eingesetzt, so
sind nach Erläuterungen zu DIN 1052 T 1 folgende Elastizitätsmoduln zu berücksich-
tigen beim:
Tafel 11.4 Knicknachweis und dazugehörige Berechnungen für nicht gespreizte, zusammengesetzte
Druckstäbe mit kontinuierlicher, nachgiebiger Verbindung und doppelt-symmetrischen sowie
zweiteiligen Querschnitten nach DIN 1052 T1, vereinfachte Gleichungen') 2 ), mittiger Druck
..,: . .~
ltürAdlse
1
Y-:1'1
lfiirAchse 2 2
z r -zl
z
wirksames Flächenmoment 2.Grades 3) des ungeschwächten Querschnitts
y- y ef Iv = 2 n 1 • I 1 + n2 · I2 + 2 y · n 1 · A, · a~ ef Iv = n, · /1 + n2 · 12
a2 = 0 + y . n 1 · A 1 · af
1 + n2 · A2 · a~
2 2
z- z l z= L I zi ef I,= 2 n, · I 1 + n 2 · I2 + 2 )' · n, · A1 · at 1 Iz= ~ l zi
i= 1
I i= 1
Abstände a,, a2 für die Achse y- y (Entsprechendes gilt für die Achse z- z)
Abminderungswerte
k = n 2 • E, · A1 • e'
s~ · C
7 I ef t = -0; · y · n 1 · 5 1
ef I
,
e rf e = - -1
ef t
zul N
a)
11.5 Bauarten und Querschnittsformen mehrteiliger gespreizter Druckstäbe (Rahmen· und Gitterstäbe);
Beispiele
a) zw eiteiliger Rahmenstab, Zwischenholz, b) dreiteiliger Rahmenstab, Bindehölzer, c) vierteiliger
Rahmenstab, Bindehölzer, d) vierteiliger Gitterstab
stäbe bevorzugt, obwohl eine bessere Materialausnutzung und höhere Steifigkeit mit
mehrteiligen gespreizten Druckstäben zu erzielen ist.
Knicknachweis für gespreizte Stäbe (mittiger Druck) (Rahmen- und Gitterstäbe)
Der Knicknachweis und zugehörige Berechnungen für zweiteilige Rahmen- und Gitter-
stäbe können Tafel 11.5 entnommen werden; bei drei- und vierteiligen Rahmenstäben
nach Bild 11.5 b und c ist sinngemäß zu verfahren. Der Knicknachweis für Rahmen- und
Gitterstäbe ist im allgemeinen auf den ungeschwächten Stabquerschnitt zu beziehen;
zur Berücksichtigung von Querschnittsschwächungen s. Abschn. 11.1.2 und 11.2.
Für das Ausknicken um die y-Achse ist nach Tafel 11.5 das volle Flächenmoment
2. Grades Iv des Gesamtquerschnitts zu ermitteln (Fiächenmomente 2. Grades der Ein-
zelstäbe und Steiner-Anteile). Das Ausknicken des Gesamtstabes und des Einzelstabes
wird in der Gleichung für den wirksamen Schlankheitsgrad ef ..1.v berücksichtigt. Bei
Rahmenstäben sind mindestens drei (oder mehr) Felder bzw. mindestens zwei (oder
mehr) Querverbindungen anzuordnen, da eine Querverbindung in der Mitte des Ge-
samtstabes keine Wirkung zeigt. Die Nachgiebigkeiten der Binde- und Zwischenhölzer
sowie der gewählten Verbindungsmittel werden mit dem Faktor c nach Tafel11.6 nähe-
rungsweise berücksichtigt.
Für das Ausknicken um diez-Achseist der mehrteilige Rahmen- und Gitterstab wie ein
einteiliger Stab zu berechnen, dessen Flächenmoment 2. Grades Iz nach Tafel 11.5
gleich der Summe der Flächenmomente 2. Grades der Einzelstäbe ist.
Die Spreizungen bei Rahmenstäben mit Zwischenhölzern betragen im allgemeinen
a/h 1 ~ 3 und bei Rahmenstäben mit Bindehölzern im allgemeinen 3 < a/h 1 ~ 6. Liegen
in Sonderfällen Spreizungen a/h 1 > 10 vor, so sollte nach Erläuterungen zu DIN 1052
T 1 ein genauerer Nachweis nach Mähler [2331 geführt werden. Rahmenstäbe mit
Spreizungen a/h 1 < 1 sind besser als mehrteilige Druckstäbe mit kontinuierlicher Ver-
bindung zu berechnen und herzustellen, s. oben.
Rahmenstäbe mit verleimten Querverbindungen sollten nach Erläuterungen zu
DIN 1052 T 1 Einzelstabdicken h 1 ~ 4 cm besitzen, bei verleimten Zwischenhölzern soll-
ten die Spreizungen a/h 1 ~ 2 betragen.
Werden vierteilige Gitterstäbe nach Bild 11.5 d ausgebildet, so sind für beide Stabach-
sen wirksame Schlankheitsgrade ef }.v und ef Az je nach Vergitterungsart zu bestimmen
mit m = 2 als Anzahl der Einzelstäbe je Gleichung.
Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen Rahmenstäbe vereinfacht auch nach Ehl-
beck/Köster/Schelling [60] berechnet werden, s. Erläuterungen zu DIN 1052 T1.
ln der Praxis werden von den ausgeführten gespreizten Druckstäben meist zweiteilige
Rahmenstäbe mit gedübelten Zwischenhölzern, aber auch mit genagelten Zwischen-
hölzern oder genagelten Bindehölzern hergestellt.
Bauliche Ausbildung gespreizter Druckstäbe (mittiger Druck)
Rahmenstäbe
Der rechnerische Nachweis der Querverbindungen von Rahmenstäben unter mittigem
Druck kann Tafel 11.7 entnommen werden, dabei sind die üblichen Spreizungen nach
Tafel 11.5, Zeile 2, einzuhalten. Die Schubkraft T muß von den Verbindungsmitteln je
Anschlußfuge des Binde- oder Zwischenholzes mit dem Einzelstab übertragen werden.
Die Schubspannungen in den Querverbindungen sind oft nicht bemessungsbestim-
mend. Die Aufnahme des Biegemomentes aus der Schubkraft Tbraucht bei Zwischen-
hölzern für Spreizungen a/h 1 ~ 2 nicht nachgewiesen zu werden; zur Aufnahme des
Biegemomentes bei Spreizungen a/h 1 >2 s. Tafel11.8.
Bei verleimten Zwischenhölzern soll die Länge des Zwischenholzes lzw mindestens
doppelt so groß sein wie der lichte Abstand a der Einzelstäbe.
220 11.1 Mittiger Druck
Tafel 11.5 Knicknachweis und dazugehörige Berechnungen für gespreizte Druckstäbe (Rahmen- und
Gitterstäbe) nach DIN 1052 T 11 ), mittiger Druck
Rahmenstäbe Gitterstäbe
..:,·:
.j
..
·r··
J
~ Faserrichtung der Bindehölzer
y r. y~ y
z -<0
~
a) Zwischen- b) Binde- c) Zwischen- d) Binde- e) Zwischen- g) Gitterstab
hölzer hölzer hölzer hölzer hölzer
verleimt verleimt genagelt genagelt gedübelt
übliche Spreizungen a/ h,
2
I ;;i 2 3 bis 6 ;;i 3 3 bis 6 ;;i 3 ;;; 10 ;;; 10
Flächenmoment 2. Grades I
2
y- y Iv = L Uv, + a~ · A;)
i= 1
a, = 0,5 · (a + h 1 )
3
z- z
5 ef J. = }.~ + ~-
41t 2 EA 1
2 a, n 0 C0 sin 2a
ef J.= ~ 2 + ~ - 41t 2 -EA 1 ( - 1 - + sin 2
·v 2 a, · sin 2a n 0 • C0 np · Cp
a)
Knicknachweis
2
N!A zu I a 0 11
y- y - - ;;i 1 A = LA; zu I aK = - -
zu I aK i= 1 efwy
6
2
N/A zu I a 011
z- z - - ;;i 1 A = LA; zu I aK = - -
zulaK i= 1 w,
1) Hierin bedeuten:
Iy;, I,, Flächenmoment 2. Grades des Einzelsta- }. 1 = s 1 /i1 Schlankheitsgrad des Einzelstabes für die
bes, bezogen auf die Schwerachsen v- v zur Schwerachse v- v parallele Schwer-
bzw. z- z des Einzelstabes achse, J.. 1 ;;,; 60
lv, I, Flächenmomente 2. Grades des Gesamt- s, Knicklänge des Einzelstabes als Mittenab-
querschnitts, bezogen auf die Schwer- stand der Querverbindungen, s1 ;;,; sKy/3;
achsen v- v bzw. z- z des Gesamtquer- für Achsabstände der Querverbindungen
schnitts s1 <30 · i 1 ist in Zeile 4 -'. 1 = 30 einzusetzen
ef J..v wirksamer Schlankheitsgrad des Gesamt- Knicklängen des Gesamtquerschnitts, be-
querschnitts bezogen auf das Ausknicken zogen auf die jeweiligen Schwerachsen
um die Schwerachse v- v Querschnitt des Einzelstabes
}.v rechnerischer Schlankheitsgrad des Ge- Verschiebungsmodul der für den An-
samtquerschnitts, bezogen auf die schluß der Streben bzw. Pfosten verwen-
Schwerachse v- V deten Verbindungsmittel nach Tafel 13.25
iv Trägheitsradius des vollen Flächenmo- Gesamtanzahl der Verbindungsmittel, mit
mentes 2. Grades Iv des Gesamtquer- denen die Gesamtstabkraft der Streben
schnitts, bezogen auf die Schwerachse bzw. Pfosten angeschlossen ist
v- v Strebenneigungswinkel
m Anzahl der Einzelstäbe "'N Druckkraft des Gesamtstabes
c Faktor nach Tafel 11.6, je nach Art der zu I "K zulässige Knickspannung nach GI. (11.2)
Querverbindung
Art der Quer- Verbindungsmittel Faktor Art der Quer- Verbindungsmittel Faktor
verbindung c verbindung c
Zwischenhölzer Leim 1.0 Bindehölzer
Leim 3,0
Dübel 2.5
Gitterstäbe
Die Berechnung des Querverbandes (fachwerkartiges Gitter) von Gitterstäben unter
mittigem Druck sowie dessen Anschlüsse an die Einzelstäbe ist nach GI. ( 11 .5) und
( 11 .6) vorzunehmen, s. auch Tafel 11.5 f und g.
Tafel 11 .7 Bauliche Ausbildung und Berechnung der Querverbindungen von mehrteiligen Rahmenstäben
nach DIN 1052 T1 1 ), s. auch Tafel 11 .5
angenommene Querkraft Cl;
I. Q.' = ef w60· N
Angriffspunkte der Quer- und Schubkräfte (Annahmen, am Beispiel von Bindehölzern I
I
!
2
!
1
*,.-~ a1 aI
Qc
3
2a1
a,
;~IP"JidJ
.l
a,
2a 1
y
/:J
"-t-~;-
A,
Y. A, -4,• __ x;~ ~· ~ -~~ + -..-·
/
z z Z )-· )-· '-Z z f-- H-· 1-- z
-- -l- --
y
h, a h, h, a a a h,
4
T
-- ~ 1
zul N
vorh r
61 vorh r :1,5 bT/ -- ~ 1
zul Ta
1)Hierin bedeuten:
0; Querkraft zur Bemessung aller Binde- und b, I Breite, Länge eines Binde- oder Zwischen-
Zwischenhölzer, sowie deren Anschlüsse holzes
an die Einzelhölzer zul N zulässige Belastung der verwendeten Ver-
N Druckkraft des Gesamtstabes bindungsmittel
T Schubkraft zur Bemessung einer Querver- zu I r. zulässige Spannung auf Abscheren für den
bindung verwendeten Holzbaustoff des Binde- oder
weitere Bezeichnungen s. Fußnote 1 ) zu Tafel 11.5 Zwischenholzes
2) gilt nur bei Einhaltung der üblichen Spreizungen nach Tafel 11.5, Zeile 2
3) nach Erläuterungen zu DIN 1052 T 1
11 .2 Ausmittiger Druck (Druck und Biegung) 223
Tafel 11.8 Aufnahme des Biegemomentes bei gedübelten Zwischenhölzern von Rahmenstäben mit
Spreizungen a/h1 > 2 nach Erläuterungen zu DIN 1052 T1 1 ). s. auch Tafel11 .7
zu übertragende Druckkraft D und angenommene Spannungsverteilung in der Fuge zwischen Einzelstab
und Zwischenholz
h, h, Ansicht
$3 Querschnitt
Druckrandspannung a0 J
2 I 6 ·-
vorh a 0 J = - T · -a
2
b · lzw
vorh a 0 ~
- - - :::> 1
zul a 0 L
zu übertragende Zugkraft Zb in jedem Bolzen
vorh Zb = 0/2 ; für Bemessung jedoch 2 ) 3): vorh .Zb = 1,5 . 0/2
3 vorh .Zb
- - - :S 1
zu I zb -
1) Hierin bedeuten :
0 in der Fuge zwischen Einzelstab und zulässige Druckspannung senkrecht zur
Zwischenholz zu übertragende Druck- Faser nach Tafel 8.1
kraft AKern Kernquerschnitt des Bolzens
z Hebelarm der inneren Kräfte zul az.b zulässige Zugspannung des verwende-
lzw, b Länge bzw. Breite des Zwischenholzes ten Bolzenstahls nach Tafel 8.10
vorh a 0 L Druckrandspannung nach angenomme- Weitere Bezeichnungen s. Fußnoten zu Tafel 11.5
ner Spannungsverteilung und 11.7
2 ) Erhöhen der vorhandenen Bolzenzugkraft um 50%, um eine ausreichende Reserve beim Anziehen der
Bolzen zu erlangen
3 ) Werden Unterlegscheiben für die Bolzen nach Tafel7.3 verwandt, kann auf den Nachweis der Holzdruck-
Planmäßig ausmittig gedrückte Stäbe werden neben der Druckkraft zusätzlich auf Bie-
gung beansprucht, hierüber s. auch Abschn. 9.7. Für diese Druckstäbe ist nach
DIN 1052 T 1 zunächst ein gewöhnlicher Spannungsnachweis auf Druck und Biegung
nach GI. (11.7)
N!An M!Wn
--- + --- ~ 1 (11.7)
zula 0 11 zula 8
ohne Berücksichtigung des Einflusses der Ausbiegung und danach ein Stabilitätsnach-
weis nach GI. ( 11.8) zu führen. Für w ist stets der größte Wert ohne Rücksicht auf die
224 11 .2 Ausmittiger Druck (Druck und Biegung)
Richtung der Ausbiegung einzusetzen, das heißt der größere Wert, der sich aus den
Schlankheitsgraden A.v oder A., für das Ausknicken um die beiden Stabachsen ergibt.
Das Einsetzen des größten w-Wertes beim Stabilitätsnachweis stellt eine Sicherheit ge-
gen Ausknicken rechtwinklig zur Momentenebene dar, um die geringe Torsionssteifig-
keit und die zulässigen Vorverformungen von Holzstäben zu berücksichtigen (Gefahr
des Biegedrillknickens, s. unten).
Das Knicken eines Druckstabes mit einachsiger Biegung ist grundsätzlich in zwei Rich-
tungen zu untersuchen, da das Ausknicken des Stabes um beide Stabachsen erfolgen
kann, demnach um die momentenfreie Achse und um die Achse, um die das Moment
M wirkt, wie am Beispiel eines Druckstabes mit Ouerbelastung, beidseitig gelenkiger
Lagerung und Rechteckquerschnitt aus Bild 11.6 zu entnehmen ist.
t <-J
t tt mn1tt um tt mt t m• t m
,~,
~:·
N
lz
11.6 Planmäßig ausmittig gedrückter Stab mit beidseitiger gelenkiger Lagerung und Rechteckquerschnitt;
Querbelastung durch Linienlast q,. die ein Biegemoment Mv erzeugt; Knicklängen dieses Stabes um
beide Achsen jeweils sK = 1,0 · I (Pendelstab oder -stütze); Stabilitätsnachweis grundsätzlich für die
momentenfreie z-Achse und die .. Momenten-beanspruchte" y-Achse erforderlich
Anschlüsse und Stöße von planmäßig mittig beanspruchten Druckstäben sollten in der
Regel symmetrisch zu der bzw. den Stabachsen ausgebildet werden. Anschlüsse und
Stöße erfolgen oft mit Laschen und mechanischen Verbindungsmitteln, Stöße werden
bei Brettschichtholz oder Nadelvollholz auch durch Keilzinkungen, s. Abschn. 6.3, her-
gestellt.
Tafel 11 .9 Planmäßig ausmittig belastete Druckstäbe bei kleinen Querschnittsschwächungen nach Er-
läuterungen zu DIN 1052 T1 1) 2)3)
ausmittig gedrückter Stab mit Ouerschnittsschwächung, Schwächung nicht ausgefüllt, Biegung aus plan-
mäßigem Hebelarm
gewöhnlicher Spannungsnachweis
Stabilitätsnachweis
N!An + M! Wn < 1
zul crK k8 · 1,1 · zul cr 8
e = t/2 An =b·(h - t)
An, Wn auf geschwächten Querschnitt bezie-
M = N ·e Wn = b · (h- t) 2/6
hen (Querschnittstragfähigkeit
= N · t/2
},, k8 auf ungeschwächten Querschnitt be-
ziehen (Systemtragfähigkeit)
gewöhnlicher Spannungsnachweis
Jt4 ~
z N!A + M/W ~ 1
-<:: zu I cr 0 11 zu I cr8
übertragen. Maßgebend für die Bemessung ist im allgemeinen die zulässige Flächen-
pressung (zulässige Querdruckspannung) des kraftaufnehmenden Stabes; der Nach-
weis kann nach GI. (11.12) geführt werden unter besonderer Berücksichtigung der
Überstände und Abstände bei Druckflächen .L zur Faserrichtung nach Abschn . 8.1.1,
Tafel 8.4 und 8.5.
NIAn ~ 1 (11 .12)
zula 0 .L b/2
Stoßdeckung kann nach Erläuterungen zu DIN 1052 T1 mit GI. (11 .15) erfolgen. Die
Verbindungsmittel sind für die ganze zu übertragende Druckkraft auszulegen .
11.4 Knicklängen