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Nelson Caballero-Arzápalo
Doktor-Ingenieurs
genehmigten Dissertation.
5 Hypothesen ........................................................................96
5.1 Reaktoren im Kleinmaßstab ......................................................................... 96
5.2 Reaktoren im Großmaßstab ........................................................................ 97
10 Zusammenfassung ..........................................................200
11 Summary ..........................................................................205
12 Anhänge ...........................................................................209
12.1 Anhang A: Stand der Produktion von Zitrusfrüchten, Banane und
Papaya in Mexiko....................................................................................... 209
12.2 Anhang B: Ergebnisse der Versuche im Mittelmaßstab ............................. 210
12.3 Anhang C: Weitere Ergebnisse der Versuche im Kleinmaßstab ................ 212
12.3.1 Allgemeine Ergebnisse .............................................................................. 212
12.3.2 Weitere Ergebnisse der Versuche mit Papayaabfällen als Substrat .......... 215
12.3.3 Weitere Ergebnisse der Versuche mit Bananenabfällen als Substrat ........ 216
12.3.4 Ergebnisse der Versuche mit Zitrusmischungsabfällen (Grapefruit,
Orangen, Mandarinen, Limonen) als Substrat ........................................... 217
12.3.5 Ergebnisse der Versuche mit Geflügelbrutabfällen als Substrat ................ 224
12.3.6 Ergebnisse der Versuche mit Hühnermist als Substrat .............................. 231
12.3.7 Ergebnisse der Versuche mit Geflügelschlachtabwasser als Substrat ...... 238
12.3.8 Ergebnisse der Versuche mit Abwasser aus der Geflügelverpackungs-
anlage als Substrat .................................................................................... 242
12.4 Anhang D: Weitere Ergebnisse der Versuche im Großmaßstab ................ 247
12.4.1 Weitere Ergebnisse der Versuche mit Papayas als Substrat ..................... 247
12.4.2 Weitere Ergebnisse der Versuche mit Bananen als Substrat .................... 248
12.4.3 Ergebnisse der Versuche mit Zitrusmischungsabfällen als Substrat.......... 250
12.4.4 Ergebnisse der Versuche mit Abwasser aus der Geflügelverpackungs-
anlage als Substrat .................................................................................... 253
13 Literaturverzeichnis ........................................................256
14 Abbildungsverzeichnis ...................................................273
15 Tabellenverzeichnis ........................................................277
16 Veröffentlichungen und Kongressbeiträge ...................283
17 Danksagung .....................................................................285
Einführung und Problemstellung 8
Steinkohle (6). Aufgrund geringer eigener Reserven befinden sich die meisten
Länder in einer energetischen Abhängigkeit von einigen wenigen ressourcenreichen
Ländern.
Die Verwendung und Verwertung von organischen Abfällen als Energieträger würde
einen doppelten Beitrag dazu leisten. Sowohl zur Reduzierung der Kontaminationen
und ihrer Folgen als auch zur Sicherung der zukünftigen Energieversorgung.
Die anaerobe Fermentation wird als eine vielversprechende Alternative zur Nutzung
organischer Stoffe gesehen, bevor sie verbrannt oder kompostiert werden (7), (8).
Der wesentliche Vorteil dieses Prozesses besteht in der Herstellung von Biogas, das
durch Verbrennung zur Wärmeerzeugung und vor allem zur effektiven
Stromerzeugung genutzt werden kann (9), (10), (11). Die anaerobe Fermentation
kann bei unterschiedlichen Temperaturen gefahren werden. Ein Vorteil des Betriebes
bei thermophilen Temperaturen ist die verstärkte Zerstörung von pathogenen
Organismen (12).
Der anaerobe Abbauprozess erfordert aber noch weitere interdisziplinäre
Grundlagenforschung sowie substratspezifische und anwendungsorientierte
Forschung. Denn verschiedene Prozessabläufe sind noch nicht exakt untersucht
worden und beinhalten daher mögliche Verbesserungspotentiale.
Die anaerobe Fermentation von Obst- und Gemüseabfällen und die Vorteile der
thermophilen Temperaturen zur Zerstörung von Krankheitserregern sind bislang
hauptsächlich getrennt untersucht worden. Beide Aspekte wurden bisher noch nicht
in Kombination untersucht, auch kam selten ein anderers Inokulumsmedium als
Einführung und Problemstellung 10
Faulschlamm zum Einsatz. Zudem beziehen sich viele Fermentationsstudien nur auf
das Verhältnis Biogas- oder Methanausbeute zu der im anaeroben Reaktor
zugegebenen Menge an Trockensubstanz (TS) oder organischer Trockensubstanz
(oTS). Sehr wenige Arbeiten berücksichtigen, in wie weit eine bestimmte
Raumbelastung (kg oTS/(m3 • d)) noch Biogas produzieren kann. Außerdem werden
meist nur Raumbelastungen zwischen 1 bis 5 kg oTS/(m3 • d) betrachtet. Die
Raumbelastung variiert jedoch auch in Abhängigkeit des zu vergärenden Substrats.
Darum ist es wichtig, je nach Substratart die maximal zu verwendende oder
zulässige organische Raumbelastung zu kennen, um Reaktorüberlastungen zu
vermeiden sowie Fütterungsfrequenzen zu definieren, um die erzeugte Biogasmenge
und -qualität zu optimieren.
In der vorliegenden Dissertation wurden mit der genannten Zielsetzung
wissenschaftliche Untersuchungen zum thermophilen anaeroben Abbauprozess
ausgewählter organischer Abfälle aus der Obst-, und Geflügelindustrie in zwei
verschiedenen Maßstäben und unter Verwendung von verschiedenen
Raumbelastungen mit Hilfe spezieller Mikroorganismen und Enzyme als Bioadditive
durchgeführt und analysiert.
Stand von Wissenschaft und Technik 11
Biogas besteht im Wesentlichen aus Methan CH4 und Kohlendioxid CO2. Der
Energiegehalt des Gases wird hauptsächlich durch den Methananteil bestimmt. Das
Gas wird in der Regel zur Wärme- und/oder Stromerzeugung genutzt. Die Gärreste
des anaeroben Abbaus sind noch nährstoffreich und können anderen Organismen
als Nahrungsquelle dienen (z. B. als Pflanzendünger in der Landwirtschaft) (2).
Wie Abb. 2.1 zeigt, läuft der Prozess nach heutigen wissenschaftlichen
Erkenntnissen in vier aufeinanderfolgenden Abbauphasen ab (14), bei denen das
abbaubare Ausgangsmaterial (Polymere: Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette)
fortlaufend zu kleineren Einheiten von jeweils verschiedenen Gruppen von
Mikroorganismen umgewandelt wird. Diese Organismen verwerten jeweils die
Produkte der vorangegangenen Schritte (13). Daher sind prinzipiell die Organismen,
die weiter hinten in der Abbaukette der anaeroben Biozönose liegen, von dem
Eingangssubstrat unabhängig (15).
Bakterien der ersten und zweiten Phase in großer Zahl mit eingebracht. Die
Organismen der dritten und vierten Phase (wie bei der anaeroben Behandlung
organischer Abfälle) fehlen dagegen und müssen bei der Inbetriebnahme durch
„Animpfen“ mit anaerob behandeltem Substrat eingemischt werden (15).
Hydrolyse
Hydrolytische
Bakterien Enzyme
Monomere
Acidogenese (Versäuerung)
Acidogene Bakterien
Flüchtige Fettsäure,
H2, C1
Alkohole
Acetogenese
Acetogene und
Syntrophe Bakterien
Homoacetogene
Methanogenese
Methanogene Archaea
Acetotrophe Hydrogenotrophe
1. Phase: Hydrolyse
Tab. 2.1: Stoffumsetzungen in der Hydrolyse und Beispiele beteiligter Mikroorganismen (18), (14)
Beispiele
Substrate Produkte
Mikroorganismen
Kohlenhydrate Clostridium sp. Monosacharide
Proteine Bacillus sp. Aminosäuren
Fette Pseudomonas sp. Kurzkettige Peptide
Langkettige Fettsäuren
Glyzerin
Allerdings verläuft der Prozess nur dann optimal, wenn die Abbaugeschwindigkeiten
in allen Stufen gleich groß sind. Würde sich die Hydrolyse verlangsamen, so würde
das Nährstoffangebot für die weiteren Phasen durch das Angebot der
Stand von Wissenschaft und Technik 14
Tab. 2.2: Stoffumsetzungen in der Acidogenese und Beispiele beteiligter Bakterien (18), (19), (20)
Beispiele
Substrate Produkte
Mikroorganismen
Monosaccharide Clostridium sp. Niedermolekulare flüchtige,
Aminosäuren Bacteroides sp. Fettsäuren (Acetat, Propionat,
Kurzkettige Peptide Butyrivibrio sp. Butyrat),
Langkettige Fettsäuren Aldehyde, Alkohole,
Glyzerin Ketone, Ammoniak,
Kohlendioxid, Wasserstoff
Die Versäuerung (wie die Hydrolyse) wird von einer großen Gruppe verschiedener
fakultativer Anaerobier durchgeführt. Diese Phasen weisen daher große Toleranz
gegenüber Milieuschwankungen (Temperatur, pH, toxische Stoffe) auf (15).
3. Phase: Acetogenese
Um möglichst viel Methan zu gewinnen, müssen die in der zweiten Phase gebildeten
niedermolekularen organischen Säuren und Alkohole vor allem in Essigsäure bzw. in
deren gelöstes Salz (Acetat) sowie in Wasserstoff und Kohlendioxid umgewandelt
werden (siehe Tab. 2.3).
Es handelt sich bei dieser Stufe, welche von den acetogenen Bakterien (obligat
Protonen reduzierende Bakterien) ausgeführt wird, um den thermodynamisch
aufwändigsten Schritt des Gesamtabbaus.
Stand von Wissenschaft und Technik 15
Tab. 2.3: Stoffumsetzungen der Acetogenese und Beispiele beteiligter Mikroorganismen (18), (21), (22)
Beispiele
Substrate Produkte
Mikroorganismen
flüchtige Fettsäuren (Propionat, Butyrat) Clostridium sp. Essigsäure, Acetat,
Aldehyde Eubacterium sp. Kohlendioxid,
Alkohole Wasserstoff
Ketone
4. Phase: Methanogenese
In der letzten Phase des anaeroben Abbaus werden durch die methanogenen
Bakterien Essigsäure und Acetat zu CH4 und CO2 umgewandelt (ca. 70 Vol.-% der
Methanogenese). Es ist bisher nur eine geringe Anzahl acetatverwertender
Methanbakterien bekannt (z. B. Methanosarcina barkeri, Methanobakterium
söhngenii, Methanobakterium thermoautotrophicum). Sie wachsen auf Acetat mit
einer Generationszeit von mindestens 100 Stunden sehr langsam, wobei sich CO 2
als essentiell für das Wachstum erwiesen hat. Wenn ein energiereicheres Substrat
von Methanosarcina barkeri verwertet werden kann, wie z. B. Methanol oder
Methylamine, liegt die Generationszeit niedriger (40 h) (15).
Zusätzlich (ca. 27-30 Mass.-% der Methanogenese) werden das CO2 und H2, die in
der Acidogenese gebildet worden sind, zu Methan und Wasser (CO2 + 4H2 -> CH4 +
2H2O) durch hydrogenotrophe Mikroorganismen - wie z. B. Methanobacterium
Stand von Wissenschaft und Technik 16
bryantii, (19) - umgewandelt (siehe Tab. 2.4). Diese Umwandlung wird als reduktive
energetisch efektivere Methanbildung bezeichnet (15).
Tab. 2.4: Stoffumsetzungen in der Methanogenese und Beispiele beteiligter Mikroorganismen (17), (22)
Beispiele
Substrate Produkte
Mikroorganismen
Acetat Methanosarcina sp. Methan
Wasserstoff Methanosaeta sp. Kohlendioxid
Kohlendioxid Methanobacterium sp.
Der größte Teil der Boden- und Wasserbakterien ist mesophil. Thermophile Bakterien
finden erst oberhalb von 45 ⁰C ihre optimale Temperatur vor, während die
psychrophilen Bakterien Temperaturen von unterhalb 20 ⁰C bevorzugen.
Die Methangärung findet in allen drei o. g. Temperaturbereichen statt, wobei
wiederum der Großteil aller bekannten Methanbakterien ihr Temperaturoptimum im
mesophilen Bereicht hat (16).
Der Einfluss der Temperatur auf die Aktivität der versäuernden Bakterien wurde
bisher wenig untersucht. Praktische Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass diese
Bakterien unempfindlich und flexibel auf die Umgebungstemperatur reagieren. Bei
einem zweistufigen Versuch zeigten sie in der Versäuerungsstufe zwei ausgeprägte
Temperaturoptima, zum einen im mesophilen Bereich bei 35 ⁰C und zum anderen im
thermophilen Bereich bei 48-55 ⁰C (26). Für den Betrieb zweistufiger Anlagen mit der
Hydrolyse und Versäuerung vorwiegend in der ersten Stufe sind jedoch weitere
Untersuchungen bezüglich der Temperaturoptima der versäuernden Bakterien
notwendig (24).
Nach van Velsen (1981) ist der Cellulose- und Hemicelluloseabbau bei thermophilen
Temperaturen höher als bei mesophilen und psychrophilen Temperaturen. Nach
Schluz (1996) sind bei höheren Temperaturen die Abbaugeschwindigkeit und die
Gasproduktion höher, und die erforderliche Abbauzeit im Reaktor ist kürzer, wodurch
sich kleinere Reaktoren realisieren lassen. Allerdings ist der Methangehalt im Biogas
etwas niedriger. Nach Baserga (1984) sinkt der Methangehalt des Biogases mit
zunehmender Gärtemperatur aufgrund der sich verändernden CO 2-Löslichkeit im
Substrat. In seinen Versuchen wurde z. B. bei 24 ⁰C ein um 5-8 Vol.-% höherer
Methangehalt gemessen als bei 36 ⁰C.
Tab. 2.5: Vergleich zwischen dem anaeroben Abbau im mesophilen und thermophilen
Temperaturbereich (2), (16), (21), (23), (28)
Nachteile:
- geringerer Stoffumsatz - verminderte Prozessstabilität (höhere
Empfindlichkeit gegenüber Temperatur- und
- höhere Verweilzeit des Substrats im Fermenter (20-
Belastungsschwankungen, erhöhte Gefahr einer
25 Tage)
Ammoniakhemmung)
- größere Reaktorvolumina
- vermehrter Aufwand zur Anlagenüberwachung
- geringere Gasproduktion
- höherer Prozessenergiebedarf zur
- Bedenklichkeit der Hygiene des vergorenen Substrats Substraterwärmung (Nettoenergieproduktion kann
trotz des Vorteils der Volumenreduktion des
- kostenintensive und aufwändige Pasteurisierung des
Reaktors ungenügend sein und somit keine
vergorenen Substrats bei geplanter
wirtschaftlichen Vorteile bringen)
landwirtschaftlicher Nutzung
- kleinere Vielfalt an methanbildenden Bakterienarten
- geringere Stabilisierung des Substrats
- geringerer Methangehalt im Biogas
- geringere Sterilisation von Pflanzensamen
Stand von Wissenschaft und Technik 21
Für die Biogasproduktion ist die Zusammensetzung des Substrats die maßgebende
Ausgangsgröße, da diese einerseits die Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen und
andererseits den Aufbau neuer Zellsubstanz der Organismen (Entwicklung der
Biozönose) beeinflusst.
Die wesentlichen organischen Substratinhaltstoffe, die die Organismen brauchen,
lassen sich in Kohlenhydrate, Fette und Proteine unterteilen. Sie sind in erster Linie
als Ausgangsstoffe für die Gasproduktion anzusehen (24).
Neben den organischen Stoffen ist auch eine Vielzahl anorganischer Substanzen
(Stickstoff, Phosphor, Calcium, Natrium, Kalium) für die Lebewesen erforderlich.
Darüberhinaus ist noch ein ausgewogenes Angebot an Spurenelementen von
Bedeutung (24), (siehe Seite 21).
Der Bedarf an Nährstoffen für die anaeroben Mikroorganismen ist deutlich geringer
als bei den aeroben Bakterien, da sehr viel weniger Biomasse (bezogen auf die
abgebaute organische Substanz) beim anaeroben Prozess gebildet wird. Die
Wachstumsgeschwindigkeit der anaeroben Bakterien ist ebenso gering (14), (15).
Die anaeroben Bakterien benötigen z. B. wesentlich weniger Kohlenstoff als die
aeroben Bakterien. Beim anaeroben Abbau werden nur 1-5 Mass.-% des
Kohlenstoffes für den Aufbau von Biomasse, aber 90-95 Mass.-% zu Biogas
umgesetzt. Etwa 5 Mass.-%. verbleiben im ausgefaulten Substrat (29).
Die Substratzusammensetzung ist unmittelbar mit der Zusammensetzung der
entstehenden Stoffwechselprodukte verknüpft (24). So werden z. B. die
Mengenanteile der Hauptstoffwechselprodukte des vollständigen anaeroben
Umsatzes (CH4, CO2) vom Ausgangssubstrat maßgeblich beeinflusst. Die Bildung
von Biogas lässt sich rein theoretisch mit folgender Formel für beliebige organische
Stoffe berechnen (30):
Für die wesentlichen organischen Stoffgruppen ergeben sich demnach die in Tab.
2.6 dargestellten Biogaszusammensetzungen.
Stand von Wissenschaft und Technik 22
Fette weisen den höchsten und Eiweiße den niedrigsten Methananteil auf. Eiweiße
bilden zudem die Quelle für die Produktion der Biogasbestandteile Stickstoff und
Schwefelwasserstoff, der dem Biogas den fauligen Geruch und die korrosive
Wirkung gibt.
Bezogen auf die Masse der Ausgangssubstanz und unter Standardbedingungen von
Druck und Temperatur liefern Fette das höchste spezifische Biogasvolumen (1200-
1250 l/kg), während Kohlenhydrate 790-800 l/kg und Eiweiße etwa 700 l/kg
spezifisches Gasvolumen produzieren (24), (21).
Stickstoffgehalt
Phosphorgehalt
Phosphor ist ein Schlüsselelement für lebende Organismen. In der Natur kommt
Phosphor ausschließlich in gebundener Form als Phosphat (PO43−) vor. Die
Bakterien im Reaktor benötigen Phosphat für den Stoffwechsel des anaeroben
Abbaus. In der Praxis muss bei zu geringem Phosphorgehalt eine Zudosierung von
Phosphor in Form von z. B. verdünnter Phosphorsäure erfolgen, um optimale
Milieubedingungen für die anaeroben Mikroorganismen einzustellen (24).
Nach Weiland (2001) zit. nach Aschmann (2007) sollte das C:N:P:S-Verhältnis bei
600:15:5:1 (d. h. 120:3:1:0,2) liegen, um die Bakterien ausreichend mit Nährstoffen
zu versorgen.
Schwefel ist für den Aufbau der Bakterienzellen ebenfalls ein essentieller
Mineralstoff. Nach Mudrack und Kunst (1991) sollte der Schwefelbedarf dem des
Phosphors entsprechen. Schwefelquellen können proteinhaltige Substrate,
Schwefelsäure aus der Reinigung von Edelstahlbehältern und Sulfate, z. B. aus der
Schwefelung von Kartoffeln vor der Verarbeitung, sein.
Stand von Wissenschaft und Technik 24
Spurenelemente
Spurenelemente sind Nährstoffe, die in Spuren wirken und für den normalen Ablauf
von Lebensvorgängen unentbehrlich sind. Zu den wichstigsten Spurenelementen
zählen Chrom, Mangan, Eisen, Kobalt, Kupfer, Zink, Selen, Molybdän, Jod, Nickel,
Arsen und Fluor (24).
Nach Mudrack und Kunst (1991) sind als essentielle Elemente sowohl für
methanbildende Mischbiozönosen als auch für hydrolytische, acidogene und
acetogene Bakterien Nickel, Kobalt, Molybdän, Eisen, Selen und Wolfram
nachgewiesen worden. Bei einzelnen Gattungen der acetogenen Bakterien sind
darüberhinaus Zink, Kupfer und Mangan notwendig. Während Nickel für das
Wachstum anderer Bakterien allgemein nicht erforderlich ist, ist es ein essentieller
Bestandteil aller Methanbakterien, da es für die Synthese der Zellkomponenten Co-
Faktor F430 und der Enzyme Hydrogenase und Kohlenmonoxid-Hydrogenase einen
notwendigen Baustein darstellt (1 g Zellsubstanz enthält durchschnittlich 10 μg
Nickel) (15). In der Praxis ist es häufig ein Mangelfaktor, so dass die Dosierung von
Nickel zu einer Verbesseung der Methanogenese führt. Das Wachstum von
Methanbakterien ist weiterhin von Kobalt, Molybdän und Wolfram abhängig. Für
Methanosarcina barkeri wurde z. B. ein optimales Wachstum bei 0,06 mg/l Kobalt
und 0,05 mg/l Molybdän ermittelt (15). Wolfram sowie Selen sind jedoch nur für
wenige Methanbakteriengattungen als essentiell nachgewiesen worden. Für Eisen
wurde eine stimulierende Wirkung bei den Methanbakterien beobachtet (15).
Stand von Wissenschaft und Technik 25
Feststoffgehalt
Die hydraulische Verweilzeit ist als die mittlere Aufenthaltszeit des Substrats im
Fermenter definiert. Sie ergibt sich aus dem Fermentervolumen V (m3) und der
Substratzulaufrate Vs (m3/d) durch die Beziehung (16):
Die optimale Verweilzeit hängt stark von der Temperatur ab. Für mesophile Bakterien
(30 ⁰C) beträgt die optimale Verweilzeit 20 bis 25 Tage, während thermophile
Bakterien eine geringere Verweilzeit von nur 3 bis 10 Tagen benötigen (21).
Die Substratkonzentration (TS oder oTS) und die Verweilzeit des Substrats im
Fermenter sind neben der Substratzusammensetzung und der Temperatur die
beiden weiteren wesentlichen Prozessgrößen, welche die Gasproduktion und damit
die Wirtschaftlichkeit einer Anlage beeinflussen: Hohe Substratkonzentrationen
erhöhen die Ausbeute an nutzbarem Gas. Zudem reduziert sich das erforderliche
Reaktorvolumen (16).
Als Raumbelastung bezeichnet man die pro Volumeneinheit des Fermenters täglich
zugeführte Substratmenge. Sie berechnet sich nach folgender Formel (16):
Vs S S 3
Raumbelastung = (kg/m d) S = TS oder oTS in kg/m3
V Z
Wie aus dieser Formel ersichtlich ist, wird die Raumbelastung einerseits durch die TS
oder oTS und andererseits durch die Verweilzeit bestimmt. Eine Belastungserhöhung
findet also nicht nur statt, wenn das Substrat konzentrierter anfällt (höherer TS-
Gehalt), sondern auch dann, wenn die Verweilzeit verkürzt wird. In beiden Fällen
wird dem Fermenter bzw. den Bakterien mehr Substrat pro Zeiteinheit zugeführt.
Allerdings kann die Raumbelastung nicht beliebig erhöht werden, da mit
zunehmender Konzentration des Substrats die Toxizitätsgrenze verschiedener
Hemmstoffe erreicht und dadurch das Wachstum der Bakterien erheblich gestört
werden kann.
Die kinetischen Prozessgrößen eines Biogasfermenters wie spezifische Gasmenge,
Raumbelastung und Verweilzeit sind gekoppelt. Mit zunehmender TS oder oTS
nimmt die Raumbelastung zu, wobei bei der spezifischen Gasmenge eine
Ertragseinbuße festzustellen ist (16).
Um eine Optimierung des Faulprozesses im Hinblick auf eine möglichst hohe Netto-
energieausbeute durchführen zu können, ist es demzufolge notwendig zu wissen,
wie sich die Substratkonzentration und die Verweilzeit auf den Prozess auswirken
und wo ihre unteren und oberen Grenzen liegen (16).
Stand von Wissenschaft und Technik 28
Für das optimale Wachstum von Mikroorganismen ist ein für sie spezifischer pH-Wert
notwendig.
Während für die meisten säurebildenden Bakterien (hydrolytische, fermentative und
acetogene Bakterien) das Optimum im schwach sauren Bereich liegt, zeigt der
größte Teil der methanogenen Bakterien ein Aktivitätsoptimum bei pH-Werten
zwischen 6,5 und 8,0 (16). Der Acetatabbau wird bei pH-Werten unter 6,5 deutlich
gehemmt. Bei pH-Werten über 8,0 werden die Methanbakterien geschädigt (33).
Laut Stadlbauer (1982) sind pH-Werte unter 6,2 toxisch für Methanbakterien.
Nach Mudrack & Kunst (1991) sollte für die Methanbakterien ein engerer Bereich von
pH-Werten zwischen 6,8 und 7,2 eingehalten werden, wenn eine ungehemmte
Methanbildung erfolgen soll. Für die versäuernden Bakterien ist hingegen eher ein
saurer pH-Wert günstig. Bei bestimmten Substraten (z. B. Gelatine) ist sogar ein pH-
Stand von Wissenschaft und Technik 29
Wert von 5,3 bis 6,3 nötig, da ab einem pH-Wert von 7,0 die Versäuerung gehemmt
wird.
Nach Schulz (1996) und Aschmann et al. (2007) sollte der pH-Wert des
Gärprozesses im schwach alkalischen Bereich um 7,5 liegen, während nach
Kleemann & Meliß (1993) eine optimale Gasausbeute in einem pH-Bereich von 6,5
bis 7,2 erreicht wird.
Bedingt durch die hohe Pufferkapazität des Substrats kann der pH-Wert allerdings
erst spät auf Störungen reagieren. Die Pufferkapazität ist ein Mass für die Menge
Saüre oder Base, die ein Puffer abfangen kann, so dass der pH-Wert auch bei
Zugabe oder durch die Produktion saurer oder basich reagierender Stoffe über einen
weiten Bereich stabil bleibt. In einem gepufferten System werden die bei der Zugabe
von Säuren oder Basen entstehenden Hydronium(H3O+)- oder Hydroxid(OH-)-Ionen
abgefangen und neutralisiert, so dass keine wesentlichen pH-Verschiebungen
entstehen. Daher ist der pH-Wert ein ungeeigneter Parameter für die Kontrolle bzw.
für das frühzeitige Erkennen von Störungen des anaeroben Prozesses (16).
Die bei einer Überlastung oder sonstigen Störung des Prozesses auftretende
Zunahme der flüchtigen Fettsäuren wirkt sich erst bei sehr hohen Konzentrationen
auf den pH-Wert aus, da das Puffersystem die sauer reagierenden Fettsäuren (bzw.
H3O+-Ionen) abfängt. Die Pufferkapazität (auch Säurekapazität) wird beim
Faulwasser hauptsächlich durch den Gehalt an Ammoniumionen und die mol-gleiche
Menge Hydrogencarbonationen bestimmt (33).
Nach Aschmann et al. (2007) soll die Alkalinität als Maß für die Pufferkapazität
zwischen 1500 und 5000 mg CaCO3 liegen.
Nach Roediger et al. (1990) ist der pH-Wert als Beurteilungskriterium für den Prozess
ungeeignet, sofern er zwischen 6,9 bis 7,5 liegt. Dann ist er im Wesentlichen nur ein
Maß für die Ammoniumkonzentration.
Bei zu geringer Durchmischung kann das produzierte Faulgas eine Gashülle um die
Zelle bilden und damit deren weitere Substrataufnahme verhindern. Man spricht
dann von der sog. Diffusionslimitierung (24). Doch auch eine zu starke
Durchmischung wirkt negativ auf den Abbauprozess. Die Symbiose der
wasserstoffbildenden acetogenen Bakterien und der wasserstoffverbrauchenden
methanogenen Organismen sollte nicht gestört werden. Eine zu intensive
Durchmischung stört die Bakteriensymbiose (die Organismen werden getrennt), was
zu einer Abnahme der Methanbildung führt (15). Daher muss zwischen dem Maß der
notwendigen Durchmischungsenergie und dem Durchmischungssystem ein
Kompromiss gefunden werden, der den Anforderungen der anaeroben Biozönose
weitestgehend gerecht wird (14).
Tab. 2.8: Gegensätzlichkeiten bezüglich der Durchmischung von Anaerobreaktoren (34), (23)
Nachteile:
- hohe Scherkraftbelastung der Methanbakterien - Gefahr der Bildung von Schwimm- und Sinkschichten
- hoher Energiebedarf (insbesondere bei Abwässern aus
Massentierhaltungen)
- hohe Trockenmassekonzentration im Reaktorablauf,
Belastung der externen Trenneinrichtung - Gefahr von Kurzschlussströmungen und Totzonen
- Stofftransport ist nicht optimal
auch der pH-Wert und die Temperatur im Prozess beeinflussen die negativen
Auswirkungen (24).
Hierfür empfindlich sind vor allem methanogene Bakterien, die jedoch die
wichtigsten Organismen im anaeroben Prozess sind. Ihr geringes Wachstum, die
hohe Substratspezifität und die relativ hohe Anfälligkeit gegen Umweltstress machen
häufig die Methanogenese zur prozesskritischen Phase. Daher sind Kenntnisse über
die Wirkung von hemmenden Substanzen, besonders bei Methanbakterien, von
entscheidender Bedeutung für einen optimalen Verlauf der anaeroben Gärung (35).
Eine Festlegung strikter Grenzwerte ist schwierig, da sowohl chemische Prozesse
toxische Stoffe binden können als auch eine gewisse Adaptation der
Mikroorganismen an die Milieubedingungen möglich ist (28).
Sauerstoff
Schwefel
Wie oben beschrieben ist Schwefel für den Aufbau der Bakterienbiomasse
lebensnotwendig, kann aber zur Hemmung der Fermentation bei höheren
Konzentrationen führen. Der Schwefelgehalt im anaeroben Prozess sollte ungefähr
dem des Phosphors entsprechen. Da die Methanbakterien den Schwefel nur in
reduzierter Form aufnehmen, ergibt sich eine optimale Konzentration von ca. 10 mg/l
gelöster Schwefelwasserstoff (H2S) im Substrat (15). Höhere Konzentrationen
können im Prozess hemmend oder toxisch wirken.
Schwefelwasserstoff entsteht bei der Vergärung auf zwei verschiedene Arten.
Erstens durch den Abbau eiweißhaltiger Stoffe, d. h. der schwefelhaltigen
Aminosäuren Cystein und Methionin, und zweitens durch Reduktion anorganischer
Schwefelverbindungen (16).
Bei der Reduktion konkurrieren infolge erhöhter Sulfatkonzentrationen
sulfatreduzierende Bakterien (Desulfurikanten) mit Methanbakterien. Tritt anstelle
eines Methanbakteriums ein anderer H2-verbrauchender Partnerorganismus in die
Symbiose aus acetogenen und methanogenen Bakterien ein, stehen den
Methanbakterien weniger Nahrungsstoffe zur Verfügung, was mit einem Rückgang
der Methanbildung verbunden ist. Desulfurikanten sind zudem gegenüber den
Methanbakterien energetisch begünstigt, so dass die Desulfurikation bevorzugt vor
der Methanisierung erfolgt (24). Die Reduktion hat einen Doppeleffekt: Einerseits
bewirkt der Nährstoffentzug durch Desulfurikanten eine Verminderung der
Methanbildung. Andererseits wirkt gleichzeitig eine erhöhte Konzentration an
entstandenem H2S toxisch auf die Methanbakterien.
Das entstehende H2S wird zum Teil mit dem entstehenden Biogas frei. Es kann auch
wasserlöslich (undissoziiert und toxisch) in der Flüssigkeit verbleiben oder dissoziiert
als schwache Säure zerfallen, wobei Hydrogensulfid und Sulfidionen entstehen (2).
Die Toxizität wird auch durch die undissoziierte Form des H2S bestimmt, da mit
ansteigendem undissoziierten Anteil die Giftigkeit zunimmt (24). Das chemische
Gleichgewicht zwischen der undissoziierten und der dissoziierten Form
H2S ← → HS- + H+
Stand von Wissenschaft und Technik 33
ist vom pH-Wert abhängig. Bei einem pH-Wert von 6,0 liegen über 90 Mass.-% des
Gesamtsulfides als H2S vor (weniger als 10 Mass.-% als HS-), bei pH 7,0 ca. 50
Mass.-% (ca. 50 Mass.-% als HS-) und bei pH 8,0 weniger als 10 Mass.-% als H2S
(über 90 Mass.-% als HS-) (24).
Oganische Säuren
Organische Säuren gelangen entweder mit dem Substrat in den Anaerobreaktor oder
werden durch die Abbauprozesse im Reaktor gebildet. Im Stoffwechsel der
Methangärung treten die kurzkettigen Fettsäuren (C1 bis C6: Ameisen-, Essig-
Propion-, Butter, Valerian- und Capronsäure) als wichtige Stoffwechselprodukte auf
(16). Die Konzentrationen und Arten der Fettsäuren wurden als Indikatoren von
Stabilität und Aktivität bereits weitgehend untersucht (40).
Man spricht von einem stabil verlaufenden Prozess, wenn sich Säureangebot und
-abbau im Gleichgewicht befinden. Die Stabilität wird durch die Aktivität der
Methanbakterien eingestellt (24). Bei einem Überangebot an Säuren geht daher
automatisch die Methanbildung zurück, da die Abbaukapazität der Methanbakterien
überschritten wird. Dadurch steigt die Konzentration der flüchtigen organischen
Säuren, was wiederum hemmend auf den Stoffwechsel der Essigsäure abbauenden
Methanbakterien wirkt (39).
Der undissoziierte Anteil der Säuren (d. h. ihre Carboxygruppe –COOH) wirkt
vornehmlich hemmend oder toxisch. Der prozentuelle Anteil der undissoziierten
Säuren an den Gesamtsäuren ist vom pH-Wert abhängig. Je niedriger der pH-Wert
ist, desto höher ist der prozentuelle Anteil der undissoziierten Säuren (39). Nach
Roediger et al. (1990) ist aber nicht zu unterscheiden, ob bei niedrigem pH-Wert die
Protonenkonzentration oder die Konzentration der undissoziierten organischen
Säuren die Methanbakterien beeinträchtigt. Nach Kroiss (1986) liegen bei
mesophilen Temperaturen und pH-Werten von über 7,0 im Substrat über 99 Vol.-%
der organischen Säuren dissoziiert und unter 1 Vol.-% undissoziiert vor.
Ein niedriger Gehalt der Säuren bedeutet, dass der Abbau der Säuren durch die
Methanbakterien gut Schritt mit deren Erzeugung hält (33).
Nach Roediger et al. (1990) kann man als Schwellenwert eine Konzentration der
Säuren im Gärrest von kleiner 500 mg HAcäq/l (gemessen als Essigsäureäquivalent)
ansehen, der bei einem gut intensivierten Prozess üblicherweise bereits bei
Verweilzeiten von 10 Tagen und mesophilen Temperaturen unterschritten wird. Man
muss aber berücksichtigen, dass bei höheren Feststoffgehalten im Substrat auch
etwas höhere Säuregehalte vorkommen können, ohne dass dies eine schlechtere
Vergärung bedeutet.
Stand von Wissenschaft und Technik 35
Nach Aschmann et al. (2007) soll die Konzentration einzelner flüchtiger Fettsäuren
im Bereich von 600-1500 mg/l liegen. Welliger et al. (1991) berichteten, dass im
oberen Bereich der Belastbarkeit sich die Säurewerte im Fermenter denen der
Frischgülle angleichen, wobei die Konzentration der flüchtigen Säuren rund 3000 bis
10000 mg/l beträgt. Sie berichteten ebenso, dass bei einem stabilen anaeroben
Prozess die Säuren praktisch vollständig umgesetzt werden, so dass ihre Summe im
ausgegorenen Material weniger als 1000 mg/l beträgt. Nach Scholwin et al. (2009)
können verzweigte Fettsäuren schon ab 50 mg/l (Iso-Buttersäure) hemmend wirken.
Bei längerkettigen Fettsäuren (C12 bzw. C18) wurde eine hemmende Wirkung bereits
ab 1,2 mM beobachtet.
Das plötzliche Absinken der Gasproduktion und der Anstieg der Säurekonzentration
(vor allem Propionat bzw. Propionsäure) sind früh ansprechende Indikatoren, welche
den Beginn eines instabilen Gärverlaufes anzeigen. Kritisch wird die Gärung, sobald
sich Propionsäure anhäuft. Parallel dazu ist in den meisten Fällen bereits ein
Rückgang der Gasproduktion zu beobachten. Zudem kann infolge der vermehrten
Produktion oberflächenaktiver Fettsäuren eine zum Teil intensive
Schaumentwicklung auftreten (16). Wellinger et al. (1991) haben ebenso berichtet,
dass der Zusammenbruch des Prozesses durch einen hohen Säuregehalt (ab etwa
15.000 mg/l) gekennzeichnet und mit einem steigenden CO 2-Anteil im Biogas bei
sinkender Gasproduktion und fallendem pH-Wert verbunden ist.
Obwohl weitere Studien (40), (41) zeigen, dass Essigsaüre mit mehr als 73 Vol.-%
des produzierten Methans die Hauptquelle der Methanproduktion ist und damit sie
eine wesentliche Leistung hat, kann sie nach Zhou et al. (2011) bei hohen
Konzentrationen einen Inhibitor der Methanproduktion darstellen. Sie fanden ebenso,
dass der Hemmefekt bei sinkendem Inokulum/Substrat-Verhältnis zunimmt und die
Erhöhung der Essigsäurekonzentration dabei auf den Kohlenhydratgehalt des
Substrates zurückgeführt werden kann. Zusätzlich behaupteten Mizuno et al. (1981)
zit. nach Zhou et al. (2011), dass eine steigende Kohlenhydratkonzentration deutlich
die produzierte Menge an Wasserstoff und Acetat erhöht.
Mawson et al. (1991) zit. nach Zhou et al. (2011) stellten fest, dass höhere Mengen
von 17 mM (1020,88 mg/l) Essigsäure die Methanproduktion inhibieren.
Stand von Wissenschaft und Technik 36
Ammoniumion (NH4+) (auch als Ammonium bezeichnet) und freies Ammoniak (NH3)
sind die zwei Hauptformen von anorganischen Ammoniak-Stickstoff in wässriger
Lösung (42). Der Ammonium-Stickstoff (NH4+-N) ist ein sehr häufiges metabolisches
Endprodukt der anaeroben Vergärung von proteinhaltigen Substraten (wie z. B.
Gülle, angesiedelter Klärschlamm, Abwasser aus der Kartoffelstärkeindustrie, usw.)
und besitzt eine relativ hohe potentielle Toxizität für methanogene Bakterien (35). Er
wird entweder in g NH4+-N/l oder in mM (1 g NH4+-N/l = 71,4 mM NH4+-N) gemessen.
Das freie Ammoniak wird durch den Abbau stickstoffhaltiger Verbindungen, vor allem
von Proteinen und Harnstoff, freigesetzt und dient den Bakterien als Stickstoffquelle
(16). Bei der Analyse wird üblicherweise die Summe, NH4+ plus NH3, als
Gesamtammonium oder Gesamtammonium-Sticktoff (auch als Gesamtammoniak
oder Gesamtammoniak-Stickstoff bezeichnet) in g N/l or mmol N/l (auch in mM N)
bestimmt (43), (44), (45).
NH4+ ← → NH3 + H+
ist (wie beim H2S und bei den organischen Säuren) stark vom pH-Wert abhängig
(24). Eine Erhöhung von pH-Wert und/oder Temperatur verschiebt das Gleichgewicht
zugunsten des freien Ammoniaks (16).
Da mit zunehmender Ammoniumkonzentration der pH-Wert steigt, wirkt sich dies
zunächst stabilisierend auf den Anaerobprozess aus. Bei einem weiteren Anstieg der
Ammoniumkonzentration nimmt, in Verbindung mit der daran gekoppelten pH-Wert-
Anhebung, die Toxizitätsgefahr von Ammoniak durch den absoluten und den
prozentualen NH3-Anstieg verstärkt zu. Die Folge ist eine Hemmung der Essigsäure
abbauenden Methanbakterien und eine Zunahme der Säurekonzentration. Nach
einer ersten Erhöhung aufgrund der Ammoniumzunahme sinkt dann der pH-Wert
wieder. Das NH4+/NH3-Verhältnis verändert sich zugunsten des dissoziierten NH4+-N
Stand von Wissenschaft und Technik 38
Anteils. Das bedeutet, dass eine kurzfristige Toxizität des Ammoniaks durch
selbständige Regulation wieder normalisiert wird (24).
Nach Koster (1986) kann ein hoher pH-Wert, der toxische Konzentrationen des un-
ionisierten freien Ammoniaks während des Anpassungszeitraums der Bakterien
verursacht, zu einer verringerten maximalen spezifischen methanogenen Aktivität der
adaptierten Biomasse führen, was eine Anhäufung von Fettsäuren und eine
Absenkung des pH-Wertes verursachen kann (pH-Wert < 6 ist fatal für die
Methanbakterien). Ein niedriger pH-Wert während des Anpassungszeitraums führt
auch zu einem verzögerten Abbau von Propionsäure, wahrscheinlich aufgrund der
Hemmung der Wasserstoff verbrauchenden methanogenen Bakterien durch
undissoziierte flüchtige Fettsäuren, aber dieser führt nicht zu einer verminderten
maximalen spezifischen methanogenen Aktivität in adaptierter Biomasse.
Die Wechselwirkung zwischen freiem NH3, Fettsäuren und pH-Wert kann zu einem
"inhibited steady state" führen, einem Zustand, in dem der Prozess stabil ist, aber mit
einer geringeren Methanausbeute (47), (53).
3,0 g N/l eintreten. Nach Hashimoto (1986) begann eine Hemmung bei einer
Gesamtammoniak-Stickstoffkonzentration von etwa 2,5 g N/l für thermophile und
mesophile Fermentationen, die nicht an hohen Gesamtammoniakkonzentrationen
zuvor adaptiert worden waren und bei etwa 4 g N/l für thermophile Fermentationen,
die an Gesamtammoniakkonzentrationen zwischen 1,4 und 3,3 g N/l zuvor
angepasst worden waren. Beginnend bei einer Gesamtammoniakonzentration von
ungefähr 700 mg N/l verringerte sich nach Koster und Lettinga (1984) die maximale
spezifische Aktivität von Methanbakterien bei zunehmender
Ammoniakkonzentrationen. Nach diesen Autoren und nach Van Velsen (1981) hört
die Methanogenese bei nicht adaptiertem methanogenen Bakterienschlamm auf,
wenn die Gesamtammoniak-Konzentration auf etwa 1,7-2,0 mg N/l angehoben
wurde. In weiteren Vergärungsversuchen mit Kartoffelsaft mit granulärem Schlamm
beobachteten Koster und Lettinga (1988), dass die adaptierte Methanogenese noch
bei 11,8-16 g Gesamtammoniak-Stickstoff pro Liter laufen konnte. Ab 16 g/l wurde
dann die Methanogenese Null. Beim Rückgang der Konzentration des
Gesamtammoniaks konnten diese Autoren aufgrund eines guten Verhältnisses
zwischen der Gesamtammoniakkonzentration und der methanogenen Aktivität noch
bestätigen, dass die Toxizität des Gesamtammoniaks reversibel ist.
Bei abnehmendem Inokulum/Substrat-Verhältnis wurden von Zhou et al. (2011)
höhere Gesamtammoniakkonzentrationen festgestellt. Diese Tatsache war
vorhersehbar, da es allgemein bekannt ist, dass einige organische
Stickstoffverbindungen (hauptsächlich Eiweiß und Harnstoff) zu Gesamtammoniak
bei der anaeroben Vergärung umgewandelt werden.
Nach Kroiss (1986) sowie Koster und Lettinga (1983), beide Referenze zit. nach
Dauber (1993), wurden zulässige NH4+-N-Konzentrationen in Abhängigkeit von pH-
Wert und Temperatur festgestellt. Bei konstanter Temperatur und abnehmendem pH-
Wert sowie bei konstantem pH-Wert und abnehmender Temperatur nehmen die
Grenzen der kritischen NH4+-N-Konzentrationen im anaeroben Prozess zu. Bei einer
Temperatur von 38 ⁰C liegt z. B. die untere Konzentrationsgrenze ohne Hemmung
bei ca. 0,5 g NH4+-N /l, wenn der pH-Wert 8,0 beträgt, und die obere Grenze bei ca. 4
g NH4+-N/l, wenn der pH-Wert 7,0 beträgt. Bei einer niedrigen Temperatur (30 ⁰C)
liegt aber die untere Grenze ohne Hemmung bei ca. 1 g NH4+-N/l, wenn der pH-Wert
Stand von Wissenschaft und Technik 40
8,0 beträgt, und die obere Grenze bei ca. 6 g NH4+-N/l, wenn der pH-Wert 7,0
beträgt.
Durch einen Versuch bei 30±1 ⁰C mit methanogenem Schlamm hat Koster (1986)
beobachtet, dass bei zunehmendem Ammonium-Stickstoff die Methanogenese bei
1,9-2 g NH4+-N/l fast auf Nulll abgefallen war und nach der Adaptation der
Methanbakterien die Methanstufe erneut und sogar bei noch höheren NH 4+-N-
Konzentrationen aktiv war. Eine kinetische Analyse der Methanproduktion während
des Anpassungsprozesses der Methanbakterien zeigte, dass die Anpassung das
Ergebnis einer metabolischen Veränderung der bereits vorhandenen methanogenen
Bakterien anstatt des Wachstums neuer Bakterien war.
Nach Scholwin et al. (2009) sind NH4+-N-Konzentrationen zwischen 2,7 und 10,0 g/l
hemmend. Adaptierte Methanogene können aber bei relativ niedrigem pH-Wert bis
zu 30 g/l ertragen.
Nach den Versuchen von Hendriksen und Ahring (1991) begann eine Hemmung von
verschiedenen thermophilen H2-verbrauchenden Methanbakterien ab 3,0-4,0 g
NH4+-N/l (214-286 mM), und die Methanogenese sank bei 6,0 g NH4+-N/l (428 mM)
auf 50 %. Des Weiteren waren bei fast 9,0 g NH4+-N/l (643 mM) alle verwendeten H2-
verbrauchenden Methanbakterien sehr instabil oder ganz gehemmt.
Kroeker et al. (1979) und De Baere et al. (1984) beobachteten, dass freies
Ammoniak (anstatt des Ammoniumions) die Hauptursache für die Hemmung der
Methanogenese zu sein scheint, da es frei membran-permeabel ist. Das hydrophobe
Ammoniakmolekül kann passiv in die Zelle diffundieren und dadurch Protonen-
Unausgeglichenheit und/oder Kaliummangel verursachen. Van Velsen (1981) sowie
Stevens und Schulte (1979) zit. nach Hashimoto (1983) haben ebenso die niedrigere
Gasproduktion auf die Hemmung durch freien Ammoniak zurückgeführt. Koster und
Koomen (1988) haben danach bestätigt, dass NH3 ein stärkerer Inhibitor als NH4+ ist.
Da die freie Ammoniakkonzentration zunimmt, wenn Temperatur und pH-Wert
zunehmen, wird dann erwartet, dass mehr freies Ammoniak bei höheren
Temperaturen vorliegen würde. Van Velsen (1981) hat bei einer
Gesamtammoniakkonzentration von 3,5 g N/l und einem pH-Wert von 8 eine freie
Ammoniakkonzentration von 0,97 g N/l (28 Mass.-%) bei 55 ⁰C im Vergleich zu
Stand von Wissenschaft und Technik 41
0,26 g N/l (7,43 Mass.-%) bei 35 ⁰C beobachtet. Daher ist er zu der Aussage
gekommen, dass die Hemmwirkung von Gesamtammoniak-Stickstoff erheblich
größer unter thermophilen als unter mesophilen Temperaturen ist.
Nach Angelidaki und Ahring (1994) führt eine erhöhte Prozesstemperatur im
Allgemeinen zu einem positiven Effekt auf die Stoffwechselrate der Bakterien, aber
andererseits zu einer höheren Konzentration an freiem Ammoniak, was bei hohen
Gesamtammoniakkonzentrationen einen negativen Effekt auf den Prozess haben
kann. Aus der Erhöhung der Ammoniak-Hemmung mit der Temperatur würden in der
Regel höhere Fettsäurenkonzentrationen bei thermophilen als bei mesophilen
Vergärungstemperaturen folgen. Zeeman et al. (1985) hatten ebenso höhere
Fettsäurenkonzentrationen bei thermophilen Vergärungstemperaturen im Vergleich
zu den mesophilen beobachtet. Bei ihren Versuchen beobachteten sie, dass höhere
Gesamtammoniakkonzentrationen eine Reduktion der maximalen tolerierbaren
Temperatur zur Folge hatten. Niedrige Prozessleistung wurde beobachtet, wenn aus
der Kombination Temperatur-Gesamtammoniak eine berechnete Konzentration von
ionisiertem freien Ammoniak höher als ca. 0,7 g N/l bei einer Verweilzeit von 15
Tagen erfolgte. Wenn die Gesamtammoniakbelastung noch hoch war, führte eine
Absenkung der Temperatur unter 55 ⁰C zu einer Zunahme der Biogasausbeute und
einer besseren Prozessstabilität, welche durch eine Absenkung der Konzentration
von flüchtigen Fettsäuren im Abfluss gekennzeichnet wurde.
McCarty und McKinney (1961) berichteten, dass eine Gesamtammoniaktoxizität bei
freiem Ammoniakkonzentration von 150 mg/l auftritt. Nach Van Velsen (1981) muss
ab einer NH3/NH4+ Gesamtkonzentration von ca. 3000 mg/l mit einer beginnenden
Hemmung gerechnet werden. Durch gute Adaptation ist es jedoch möglich, eine
Bakterienflora zu erhalten, die selbst bei Ammoniakkonzentrationen von 5000 mg/l
zufriedenstellend arbeitet. Allerdings wird es nach Liu und Sung (2002) zit. nach
Chen (2008) allgemein angenommen, dass Ammoniak-Konzentrationen unter 200
mg/l positiv für den anaeroben Prozess sind, da Stickstoff ein wichtiger Nährstoff für
die anaeroben Mikroorganismen ist. Nach Scholwin et al. (2009) ist auch Ammoniak
ab150 mg/l hemmend.
Nach Wellinger et al. (1991) kommen als Gegenmaßnahmen bei einer Hemmung
eine Verdünnung des Substrats sowie eine Senkung von Temperatur und pH-Wert in
Frage.
Stand von Wissenschaft und Technik 42
McCarty und McKinney (1961) sowie weitere Autoren (55), (43) haben bestätigt,
dass bestimmte Ionen wie Ca2+, Na+ und Mg2+ sich antagonistisch zur
Gesamtammoniakhemmung erwiesen haben. Das ist ein Phänomen, bei dem die
Toxizität eines Ions durch die Gegenwart von anderem(n) Ion(en) verringert wird.
Nach Krylova et al. (1997) kann das Kaliumion K+ auch antagonistisch zur
Gesammoniakhemmung wirken. Bei ihren Versuchen haben sie auch beobachtet,
dass die Hemmung mit mehr als 50 g/l NH4+Cl (13 g NH4+-N) irreversibel war, da
diese mit weiterer Zugabe von Phosphorit (darin K+, Ca2+ und Mg2+) nicht eliminiert
werden konnte (59). Andere Autoren (62) haben Zeolith (darin verschiedene
Mineralien) gegen die Ammoniakhemmung verwendet. Der Zeolith wirkte in
gewissem Maße der hemmenden Wirkung von Ammoniak entgegen. Nach Scholwin
et al. (2009) kann Ammonium je nach Organismen eine Wechselwirkung mit Ca 2+
oder Na+ haben.
Schwermetalle
Ausgangssubstrat Cadmium (Cd) Chrom (Cr) Kupfer (Cu) Quecksilber (Hg) Nickel (Ni) Blei (Pb) Zink (Zn)
Landwirtschaftliche
Einsatzsubstrate
Rindergülle 0,3-0,5 8 38 6 7 230
1)
Rindergülle (n = 35) 0,1-0,4 3-8 25-80 0,005-0,005 3-8 8-16 139-608
1)
Schweinegülle (n = 25) 0,1-0,5 5-18 136-766 0,005-0,01 6-17 13-22 497-1.802
2)
Schweinegülle Mast (n = 132) 0,4 (0,2- 0,6) 12 (4-27) 337 (156- 709) 0,03 (0,01-0,05) 13 (7-22) 3,3 (2-6) 1124 (486-2000)
2)
Schweinegülle Zucht (n = 115) 0,4 (0,2-0,7) 12 (4-23) 517 (84-1178) 0,03 (0.01-0,06) 12 (5-24) 4,7 (2-9) 1390 (313-2543)
Hühnergülle 0,2-0,3 <1-7,7 48-78 7-9 6-8,4 330-450
Rindermist 0,4 20 39 10 7 213
Schweinemist 0,4 11 740 13 - 1,2
Hühnermist +) 1,6 26,9 992,0 0,2 38,1 11,1 1.756,3
Kartoffelkraut - - 11,5 - - 78
Rübenblatt 0,2 <1 10 5 0,5 28
Getreidestroh 0,2 - 4-8 - 18 20-80
Maisstroh 0,1-0,4 - 7-22 - 6-33 30-70
Reststoffe aus der Industrie
Apfeltrester 0,3 1,6 7,8 - - 3,4 6,7
Obsttrester 0,11 0,06,12 7,8-30 0,06 3-21 0,7-3 25-30
Rebentrester 0,03-0,5 5 150 0,01 2,5 - 58-75
Biertreber 0,2 0,5 34,2 0,04 2,5 0,4 88
Traubenkernmehl 0,03 6,3 52,2 - 3,4 1,8 16,9
Filtrationskieselgur (Bier) 0,3-0,5 7,4-16 2,8-4,9 0,02 5-16,4 0,1-3,4 27-28
Gemüseabfälle 0,3-0,8 1-18,5 4,4-15 0,007 2,2-7,8 1,0-4,3 17-41
Ölsaatenschrot 0,1-0,3 0,5-2 5,-44 0,005 0,8-6 0,3-1 42-99
Rapsschrot 0,09 0,6 5,3 - 5,0 0,9 65,7
Rizinusschrot 0,05-0,2 1,1-2,5 15-26 0,02 1,3-5,5 1-1,5 48-116
Vinasse 0,3 1,22 2,4 0,02 5,5 2,2 22
Einsatzstoffe nach der
Nebenprodukte-VO
Blutmehl 0,1 4 28,3 - 0,2 2,5 36
Panseninhalt (unbehandelt) 2 33 5-99 - 20 20 71-321
Panseninhalt (n = 2) <0,2 2,0-3,2 14 0,02-0,03 1,5-1,6 <1-1,2 83
Speisereste, Großküchen (n = 10) 0,04-0,1 0,5-19 3,7-23 0,03 0,4-7,8 1,2-2,6 27-120
Speiseabfälle (n = 2) <0,2 1,7-2,5 8,7-9,8 0,02-0,09 <1-1,2 <1,3-2,6 47-48
Kommunale und gewerbliche
Reststoffe
Bioabfall 0,3-0,6 7-25 14-21 - 5,5-10 - 88-105
Bioabfall (n = 10) <1-0,4 10-36 16-92 0,7-0,12 6-17 13-91 81-269
Grünschnitt 0,7-2,1 4-9 10-20 - 1-9 70 8
Grünguthäcksel 0,2 (0,1-0,3) 8 (3-18) 10 (16-18) 0,03 (0,01-0,07) 4 (1-10) 9,6 (3,5-27) 54 (36-92)
Flotatschlamm - 39-80 - - - - 281-380
Fettabscheiderinhalt 0,03-0,5 2,3-30 4,8-70 0,02-0,6 0,7-40,5 1,5-27,8 26-155
1
) Untersuchungen BDF-Programm, 1999 Bayer. Landesanstalt für Landwirtschaft (5 %, 95 % Fraktilen) (Müller, 2005)
2
) Untersuchungen Güllemonitoring Forschungsprojekt LfL – TUM LS Tierhygiene „Überprüfung und Neubewertung von Wirtschaftsdüngern“
(Daten in „( )“ 5 %, 95 % Fraktilen) (Müller, 2006)
+
) Ergebnisse bezogen auf 30 % oTS
Bezogen auf die chemische Form können die Schwermetalle aufgrund der
Komplexität der anaeroben Vergärung in viele chemisch-physikalische Prozesse
Stand von Wissenschaft und Technik 44
einbezogen werden, wie z. B. die Fällung als Sulfid (außer Cr), als Carbonat oder als
Hydroxide (63); Sorption an festen Fraktionen (entweder an der Biomasse oder an
einem inerten Partikelmaterial) (64) und Bildung von Komplexen in einer Lösung mit
Zwischenprodukten oder mit aus der Fermentation anderen produzierten
Verbindungen (65), (66), (67), (68).
In der Fachliteratur sind sehr unterschiedliche Angaben über die schädlichen
Konzentrationen von Schwermetallen auf den anaeroben Abbauprozess zu finden. In
Tab. 2.10 sind Angaben verschiedener Autoren zusammengefasst.
Konzentrationen in mg/l
1 1
Schwermetall Hemmung Toxizität Hemmung2 Toxizität2 Hemmung3 Toxizität3
Kupfer (Cu) 150-250 300 40-250 170-300 40-250 170-300
Cadmium (Cd) - - 150-600 - - 20-600
Zink (Zn) ca. 150 250 250-400 250-600 150-400 250-600
Nickel (Ni) 100-300 500 10-300 130-500 10-300 30-1000
Blei (Pb) - - 340 340 300-340 340
Chrom III (Cr) 100-300 500 120-300 260-500 120-300 200-500
Chrom VI (Cr) ca. 100 200 100-110 200-220 100-110 200-420
1 2 3
Nach Köhler (1966), Nach Scherber und Steiner (1982), Nach Konzeli-Katsiri (1986); alle Referenzen zit. nach Dauber (1993)
Die Schwermetalle können eine synergistische bzw. antagonistische Wirkung auf die
anaerobe Gärung haben. Nach Lin (1992, 1993) bilden viele Schwermetalle
synergistiche Mischungen wie Cr-Cd, Cr-Pb, Cr-Cd-Pb und Zn-Cu-Ni, während nur
wenige eine antagonistische Wirkung haben. Nach Babich und Stotzky (1983) wirkt
Ni synergistisch in den Mischungen Ni-Cu, Ni-Mo-Co und Ni-Hg und antagonistisch in
Ni-Cd, Ni-Zn. Ahring und Westermann (1985) bestätigten, dass Ni die Toxizität von
Cd und Cu verringert.
Owen et al. (1979) erstellten die erste Beschreibung einer solchen Prüfmethode auf
Basis früherer Methoden zur Gasmessung in Inkubationsflaschen.
Die Messung der Überschussgasmenge (CH4 + CO2) nach der Zugabe einer
Prüfsubstanz zum anaeroben Inokulum, das in gasdichten Flaschen inkubiert wurde,
lag der Methode zugrunde.
Das Gasvolumen wird durch die Verschiebung des Kolbens einer Glasspritze, deren
Nadel in die Flasche eingelegt wurde, gemessen. Anschließend wurde diese
Methode verbessert mit dem Ziel, ein einfaches Protokoll zu erstellen, so dass sie
von der „American Society for Testing Materials (ASTM)“ als Standardmethode
etabliert werden konnte. Die Verwendung eines Druckwandlers, um den Gasdruck zu
messen, wurde später eingeführt. 50 mg Kohlenstoff pro Liter als chemische
Testkonzentration und 10 Vol.-% Faulschlamm als Inokulum wurden ebenso
empfohlen (81).
In der zweiten Phase der vorliegenden Forschungsarbeit wurde die von Owen et al.
(1979) eingeführte Standardmethode zur Evaluierung des anaeroben Abbaus und
des Biogaspotentials der verwendeten organischen Stoffe eingesetzt (mit
Durchstechflaschen von 125 ml).
Bisher isolierte und identifizierte Enzyme enthalten meistens Protein (84). Enzyme
sind ihrem chemischen Aufbau nach Proteine und ihrer Funktion nach spezifische
biochemische Katalysatoren. Sie haben eine dreidimensionale Struktur, welche mit
ihrer katalytischen Wirkung unmittelbar verknüpft ist (14).
Die Substanz, an der ein Enzym arbeitet, ist ein Substrat, und das Ergebnis dieser
Reaktion ist das Produkt. Die Enzymgeschwindigkeit ist von den
Lösungseigenschaften und der Substratkonzentration abhängig. Versuche haben
gezeigt, dass die Geschwindigkeit einer enzymatischen Reaktion direkt proportional
zu der Konzentration der Enzyme ist. Mit anderen Worten, je höher das
Enzymmolekül/Substratsmolekül-Verhältnis ist, umso höher ist die
Wahrscheinlichkeit eines Kontaktes zwischen den beiden Molekülen (84).
Bei konstanter Enzymmenge steigt die Reaktionsgeschwindigkeit direkt proportional
zur Substratkonzentration, bis sie sich bei einer Maximalgeschwindigkeit stabilisiert.
Bei diesem Wert verläuft die Kombination zwischen den Enzym- und
Substratmolekülen in kürzest möglicher Zeit (84).
Auch nimmt die Geschwindigkeit einer Reaktion mit steigender Temperatur zu.
Allerdings führt bei enzymatischen Reaktionen eine Temperaturerhöhung über ein
spezifisches Maximum hinaus zu einer Abnahme der Reaktionsgeschwindigkeit
Stand von Wissenschaft und Technik 50
wegen thermischer Denaturierung der Enzyme. Jedes Enzym hat einen spezifischen
optimalen Temperaturbereich (84).
Wie bei der Temperatur hat die Reaktionsgeschwindigkeit ein Maximum bei einem
optimalen pH-Wert. Nimmt der pH-Wert im Vergleich zum Optimum zu oder ab, sinkt
die Geschwindigkeit (84).
Die katalytische Wirkung von Enzymen besteht aus zwei Vorgängen, zum einen die
Fixierung am Substrat und zum anderen die Aktivierung des Substratabbaus (84).
Obwohl die Stoffwechselprozesse energielieferende, exergone (Freisetzung von
Energie nicht in Form von Wärme oder Licht, sondern in Form von Arbeit) Prozesse
sind, laufen sie bei Zimmertemperatur nicht spontan ab. Bevor die Reaktion startet,
muss den Reaktionspartnern eine bestimmte Energie als Impuls zugeführt werden
(14). Diese so genannte Aktivierungsenergie kann durch einen katalytischen Agent
oder ein Enzym zugeführt werden (84). Diese Energie wird durch Enzyme
herabgesetzt (siehe Abb. 2.3), so dass die Reaktionen dann schon bei Temperaturen
um 20 ⁰C ablaufen können, obwohl, von den chemischen Gegebenheiten her
betrachtet, die Reaktionstemperaturen erheblich höher liegen müssten.
Dadurch treten in der lebenden Zelle keine unverträglichen Temperaturen auf (14).
Die Enzyme verbinden sich mit den Substraten und bilden einen Komplex. Damit
werden die Substrate schneller aufgespalten als ohne Enzym (84).
Stand von Wissenschaft und Technik 51
Die Abb. 2.4 zeigt die schematische Darstellung einer enzymatischen Reaktion. Das
Substrat S wird am aktiven Zentrum des Enzyms gebunden und geht eine lockere
Verbindung mit dem Enzym ein, den sogenannten Enzym-Substrat-Komplex. Dieser
Komplex zerfällt während der weiteren Reaktion in die Produkte und das Enzym.
Abb. 2.4: Schematischer Aufbau und Funktion eines substratspezifischen Enzyms (E = Enzym,
S = Substrat ) (14).
Nach diesem Modell sind die Aminosäurereste eines zu spaltenden Substrats als P1,
P2, P3, P4... Pn in der Richtung des N-Terminals von der Spaltstelle und als P1', P2',
P3', P4'... Pm in der Richtung des C-Terminals bezeichnet.
Stand von Wissenschaft und Technik 52
Reaktion zwischen Enzym und Substrat ermöglichen (87). Sie sind mit den Enzymen
mehr oder weniger fest verbunden und dienen zur Aufnahme und Weitergabe von
Bruchstücken der Substrate, z. B. von Wasserstoff, Carboxyl- und Aminogruppen
(14). Coenzyme sind stabil gegenüber höherer Temperatur. Sie können aber vom
Apoenzym durch thermische Trennung abgespaltet werden (84). Coenzyme können
von vielen Organismen nicht synthetisiert werden, sie müssen mit der Nahrung in
Form von Vitaminen aufgenommen werden (14).
Induzierbare Enzyme: Enzyme, deren Synthese durch die Anwesenheit einer
Substanz (Induktor) gestartet wird.
Multifunktionelle Enzyme: Enzyme, die verschiedene Reaktionen katalysieren
können.
Holoenzyme: Enzyme, die alle ihre Bestandteile, einschließlich der Coenzyme und
alle seine Untereinheiten besitzen.
Allosterische Enzyme: Enzyme, die zwei Bindungsstellen besitzen, eine (aktives
Zentrum) für das Substrat, die andere (allosterisches Zentrum) für Moleküle
(Effektoren: Aktivatoren und Inhibitoren). Sie ändern ihre Struktur bei der Bindung
eines allosterischen Effektors (siehe Abb. 2.6).
Allosteric
inhibitor
Allosteric
binding site
Aktivatoren
Im Prinzip kann ein Enzym mit spezifischen Ionen arbeiten, in Sonderfällen können
jedoch einige Ionen, ohne Störung der enzymatischen Tätigkeit, durch andere ersetzt
werden (84).
k1 k3
E+S ← → ES → E + P
k2
Die Geschwindigkeit der Gesamtreaktion (k3) wird demnach durch die Konzentration
des ES-Komplexes bestimmt. Da der erste Schritt dem Massenwirkungsgesetz folgt,
(E)•(S)/(ES) = Km
ist die Konzentration des (ES)-Komplexes bei konstanter Enzymkonzentration (E)
von der Substratkonzentration (S) direkt abhängig. Daraus leitet sich die Michaelis-
Menten-Beziehung
v = vmax (S/(Km + S))
direkt ab, wobei die Konstante Km die drei Reaktionsgeschwindigkeiten k1, k2 und k3
zusammenfasst. Km ist keine absolute Konstante, sondern von pH, Temperatur u. ä.
abhängig. Misst man die Geschwindigkeit einer enzymatischen Reaktion und trägt
diese gegen die Substratkonzentration auf, so ergibt sich die in Abb. 2.7 dargestellte
Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit von der Substratkonzentration.
Stand von Wissenschaft und Technik 55
Man erhält eine Kurve, die sich asymptotisch einer Parallelen zur x-Achse, nämlich
der maximalen Reaktionsgeschwindigkeit (vmax) nähert. Die Substratkonzentration
bei halbmaximaler Reaktionsgeschwindigkeit (1/2 vmax) wurde als Maß für die
Enzymaktivität definiert. Der Km-Wert (Michaelis-Menten-Konstante) gibt jene
Substratkonzentration S (in mol/l) an, bei der die Reaktionsgeschwindigkeit 1/2 vmax
ist oder bei der 50 % der aktiven Zentren des Enzyms vom Substrat belegt sind (89).
Ein kleiner Wert der Michaelis-Menten-Konstante bedeutet, dass bereits bei geringer
Substratkonzentration eine hohe Aktivität erreicht wird. Hohe Km-Werte weisen auf
geringe Enzymaktivitäten hin.
- EC 1 Oxidoreduktasen
- EC 2 Transferasen
- EC 3 Hydrolasen
- EC 4 Lyasen
- EC 5 Isomerasen
- EC 6 Ligasen.
Stand von Wissenschaft und Technik 56
Da diese Enzyme die wichtigsten bei der Hydrolyse eines anaeroben Prozesses
sind, werden diese im Folgenden eingehender betrachtet:
Nach dem „Enzym Commission Number“ (1992) können Hydrolasen, basierend auf
den chemischen Bindungen, an denen sie angreifen, weiter in verschiedenen
Unterklassen unterteilt werden:
Ligasen (EC 6) bewirken eine kovalente Verbindung zweier Moleküle mit Hilfe der in
Form von Triphosphatnukleosiden gespeicherten Energie, z. B. von ATP (14), (91).
Kohlenhydrate sind organische Moleküle, die meist aus Kohlenstoff, Wasserstoff und
weniger aus Sauerstoff über kovalente Bindungen verknüpft sind. Der Name stammt
aus der chemischen Nomenklatur des neunzehnten Jahrhunderts, als die ersten
isolierten Substanzen der empirischen Formel Cn(H2O)n, (n ≥ 3) entsprachen. Das
H:O Atomverhältnis ist 2:1 wie bei Wasser. Obwohl später bemerkt wurde, dass
andere Substanzen mit gleichen chemischen Eigenschaften (Polysaccharide ohne
Wasser) nicht mit dieser Formel übereinstimmten, wurde dieser Name beibehalten.
sind über sogenannte Glykosidbindung verknüpft, die ebenso kovalent sind. Die
Bindung erfolgt zwischen den Hydroxylgruppen (OH) zweier Moleküle unter
Wasserabspaltung (Dehydratation). Dabei handelt es sich um den Verlust von einem
Wasserstoffatom des einen und einer Hydroxylgruppe des anderen Moleküls mit der
daraus folgenden Bildung von einem Molekül H2O (siehe Abb. 2.8). Diese Bindungen
können sich zwischen allen Hydroxylgruppen zweier Monosacchride ausbilden.
Die hier katalytisch aktiven Enzyme sind die Glykosidasen (auch als Glykosiden oder
Glykosidhydrolasen bezeichnet). Sie sind eine Untergruppe der
Hydrolasen/Glykosylasen. In der Regel spalten sie glykosidische O- und S-
Stand von Wissenschaft und Technik 60
Eine weitere Untergruppe der Glykosidasen sind die Glucosidasen, die die
Abspaltung von einzelnen Glucosylresten aus verschiedenen Glycokonjugaten
einschließlich α- oder ß-vernetzter Polymere von Glucose katalysieren. α-
Glucosidasen sind Enzyme für den Abbau von komplexen Kohlenhydraten wie
Stärke und Glycogen (95). Diese Enzyme sind unter der EC Nummer 3.2.1
gegliedert. Verschiedene Quellen schließen unterschiedliche Mitglieder in diese
Klasse ein (siehe Tab. 2.12).
Name EC Description
α-Amylase EC 3.2.1.1 is a digestive enzyme in mammals
ß-Amylase EC 3.2.1.2 is a plant enzyme to break down starch
γ-Amylase EC 3.2.1.3 is a digestive enzyme
Cellulase # EC 3.2.1.4 breaks down cellulose from plant material
Sucrase-isomaltase EC 3.2.1.10 -
Acid α-glucosidase # EC 3.2.1.20 is associated with Glycogen storage disease type II
Beta-glucosidase # EC 3.2.1.21 - is associated with gaucher's disease
Lactase EC 3.2.1.23 one member of the ß-galactosidase family, breaks down milk sugars,
and its absence in Adulthood causes lactose intolerance
Debranching enzyme # EC 3.2.1.33 -
Pullulanase EC 3.2.1.41 has been used as a detergent
Members marked with a "#" are considered by MeSH to be glucosidases
Proteine sind Peptide aus 100 bis 1000 Aminosäuren, die miteinander über die
sogenannten Peptidbindungen verknüpft sind. Die Ausbildung einer Peptidbindung
erfolgt enzymkatalytisch zwischen einer Carboxylgruppe und einer Aminogruppe aus
zwei Aminosäuren unter Wasserabspaltung (siehe Abb. 2.10).
Die Spaltung der Peptidbindung und damit der Abbau des Proteins erfolgt durch
Hydrolyse unter Wassereinlagerung. Die diese Reaktion katalysierenden Enzyme
werden als Proteasen oder Peptidasen bezeichnet. Man unterscheidet zwischen
Exopeptidasen, die endständige Aminosäuren von der Polypeptidkette entfernen,
und Endopeptidasen, die in der Lage sind, Peptidbindungen auch inmitten der
Polypeptidkette zu hydrolysieren.
Die hydrolytische Spaltung der Proteine durch Proteasen können nur wenige
Bakterien. Die so gebildeten kurzkettigen Peptide und Aminosäuren werden durch
Permeasen der Zelle verfügbar gemacht (24).
Jede Art von Protein wird um seine konstituierenden Aminosäuren in verschiedenen
Geschwindigkeiten abgebaut. Niedrige Temperaturen senken die
Stand von Wissenschaft und Technik 62
Reaktionsgeschwindigkeit auf ein Minimum ab, da sie die Aktivität der Proteasen
vermindern (91).
Enzyme mit ähnlichen Funktionen haben oft sehr unterschiedliche Strukturen. Eine
wichtige Ähnlichkeit liegt in ihren aktiven Zentren. Proteasen benutzen
unterschiedliche Aminosäurereste (Serin, Cystein, Aspartyl usw.) als Nucleophil in
ihrem aktiven Zentrum, so entstehen die Serin-Proteasen (z. B. Chymotrypsyn,
Trypsin oder Subtilisin), Cystein-Proteasen (z. B. Papain) und Aspartyl-Proteasen
(z. B. Pepsin) (89).
sein. Die Reaktion kann in Gegenwart einer starken Säure als Katalysator (meist
konzentrierte Schwefelsäure) stattfinden. Dabei kommt es zu einer Additionsreaktion
mit anschließender Eliminierungsreaktion (100). Die Reaktionsgleichung der
Veresterung einer Carbonsäure kann so wie in Abb. 2.11 dargestellt werden.
Die Esterbindungen der Lipide lassen sich durch Säuren, alkalische Reagenzien
oder Enzyme hydrolysieren. Diese Rückreaktion wird als Esterhydrolyse bezeichnet.
Dadurch werden das Glyzerin und die Fettsäuren freigesetzt (84).
Die alkalische Esterhydrolyse hat einen anderen Reaktionsmechanismus. Aus
historischen Gründen wird sie als Verseifung bezeichnet, da sie zu Seifebildung
Stand von Wissenschaft und Technik 65
Papain ist ein Enzym, das natürlich in relativ hoher Konzentration im Milchsaft der
noch grünlichen Schalen und den Kernen der Papaya (Carica papaya) vorkommt und
daraus gewonnen wird. Es ist unentbehrlich für die Pflanze bei der Abwehr von
Schädlingen (108). Das Enzym wird auch als Papaya Proteinase-I bezeichnet und
kann auch in der „Mountain Papaya“ (Vasconcellea cundinamarcensis, Synomyme:
Carica candamarcensis, Carica cestriflora, pubescens) gefunden werden (109). Der
Milchsaft einer grünen Papaya-Frucht beinhaltet eine Mischung aus Cystein-
Stand von Wissenschaft und Technik 66
Papain hat eine breite eiweißspaltende Wirkung (109) und wird daher als Protease
bezeichnet. Es katalysiert die Hydrolyse von Proteinen mit breiter Spezifität für die
Peptidbindungen. Diese können sich auch inmitten einer Polypeptidkette befinden.
Darum wird dieses Enzym als Endopeptidase bezeichnet. Das hat aber Präferenz für
Aminosäuren mit einer großen hydrophoben Seitenkette an der Position P2 und für
Arginin sowie Lysin an der Position P1 des Positionierungsmodells eines Substrats
(siehe Tab. 2.13). Es akzeptiert nicht Valin an der Position P1´ (111) und bevorzugt
Bindungen mit dem Carbonyl-Ende von α-NH2-substituiertem Arginin und Lysin, und
in geringerem Maße, Histidin, Glycin, Glutamin und Tyrosin (112).
Papain wirkt auch als Esterase, Thioesterase, Transesterase und Transamidase.
Raffiniertes Papain ist fast vollständig in Wasser löslich, aber unlöslich in den
meisten organischen Lösemitteln. Je nach Beschaffenheit des Substrats zeigt
raffiniertes Papain eine maximale Aktivität bei pH-Werten von 4,0 bis 7,0. Papain ist
unter sauren Bedingungen instabil. Bei pH-Werten unter 2,8 erfolgt eine rasche und
irreversible Inaktivierung auch bei Raumtemperatur (112). Papain ist ein relativ
hitzebeständiges Enzym mit einem optimalen Temperaturbereich zwischen 60 und
70 °C (109).
--Textilindustrie (als Hilfsmittel bei der Herstellung von Wolle und Seide zur
Verhinderung des Verfilzens und Schrumpfens)
--Biotechnologie (häufig verwendet in Zellisolationsverfahren und in der
Zellserologie).
In seinem aktiven Zentrum hat Papain unter anderem Aminosäurereste von Cystein
als Nucleophil und wird daher in die Gruppe der Cystein-Proteasen (EC 3.4.22)
eingegliedert. Papain wurde in großem Umfang seit mehr als 130 Jahren von
verschiedenen Autoren untersucht (115), (116), (110), (117).
Es ist die bekannteste Cystein-Protease, die 1879 aus der Papaya-Frucht isoliert
wurde. Es war auch die erste Protease, für die eine kristallographische Struktur
nachgewissen wurde (117).
Die Moleküle des Papains bestehen aus einer Polypeptidkette aus 212 Aminosäuren
mit drei internen Disulfidbrücken und einer Sulfhydryl(Thiol-)gruppe im aktiven
Zentrum. Darum wird es auch als Sulfhydryl- oder Thiolprotease bezeichnet (118).
Papain hat eine Molekularmasse von 23,4 kDa und ist ein relativ basisches Protein
mit einem isoelektrischen Punkt (IEP oder pI) von 8,75 (117). Darunter versteht man
den pH-Wert, bei dem das Protein gleich negativ wie positiv geladen ist.
Papain hat eine dreidimensionale Struktur (siehe Abb. 2.14), welche durch die o. g.
Disulfidbrücken gefaltet ist. Dadurch werden zwei Domänen gleicher Größe mit dem
aktiven Zentrum in dem Spalt zwischen den Domänen gebildet (118), (119).
Die enzymatische Aktivität von Papain wird durch die sich im aktiven Zentrum
befindende katalytische Dyade durchgeführt, die aus Amisäurenresten aus Cystein
an der Position 25 (Cys25) und Histidin an der Position 159 (His159) gebildet wird
(117). Obwohl diese Aminosäurenreste in der Kette weit auseinander liegen,
Stand von Wissenschaft und Technik 68
kommen sie durch die Faltstruktur und die Brücken in gegenseitige Nähe. Die
gemeinsame Arbeit der Aminosäuren im aktiven Zentrum ermöglicht die einzigartigen
Funktionen des Papains (119).
Abb. 2.15 zeigt den Mechanismus, durch den Papain Peptidbindungen aufbricht.
Dieser kann in vier Schritte unterteilt werden: Substratbindung, S-Acylation,
Hydrolyse und Deacylation. Eine Deprotonierung von Cys25 durch His159 findet dabei
statt (109). Diese Aminosäurenreste bilden im pH-Bereich von 3,5 bis 8,0 ein
Ionenpaar (117), (119). Asparaginreste an der Position 175 (Asn175) helfen der
Orientierung des Imidazoliumrings (Salz des Imidazols) der His159 im katalytischen
Spalt (117), dass damit die o. g. Deprotonierung erfolgt.
R´NH2
Abb. 2.15: Enzymatischer Mechanismus der Protein-Hydrolyse durch eine Cystein-Protease (117)
Die aktive Thiolgruppe (-SH) des Papains muss in reduzierter Form zur katalischen
Wirkung vorliegen. Die Bildung eines kovalenten Zwischenfragments (die Hälfte
eines Enzyms S-Acyl) stellt einen grundlegenden Schritt bei der Hydrolyse der
Peptidspaltung dar. Dieses Zwischenfragment wird über einen nucleophilen Angriff
der Thiolgruppe der Cys25 auf die Carbonylgruppe (-CO) der hydrolysierten Amid-
(Ester-)bindung gebildet. Dadurch wird das Fragment C-Terminal der Peptide frei und
das Zwischenfragment gebildet. Im nächsten Schritt reagiert dann ein
Wassermolekül mit dem Zwischenfragment. Dadurch wird das Fragment N-Terminal
Stand von Wissenschaft und Technik 69
der Peptide frei. Das regenerierte, freie Cysteinprotease-Molekül kann dann einen
neuen Katalysezyklus beginnen (121).
Abb. 2.16: Hemmung eines substratspezifischen Enzyms durch einen Inhibitor (E = Enzym,
S = Substrat, I = Inhibitor) (14).
Neben diesen Arten der Hemmung durch einen Inhibitor kann das Enzym an sich
funktionsunfähig werden:
- Denaturierung: Zerstörung der gesamten Enzymstruktur mit einem völlig
irreversiblen Verlust der Enzymaktivität, z. B. durch hohe Temperaturen (Kochen)
oder starke pH-Wert-Schwankungen.
- Ausflockung: Hemmung eines Enzyms, wenn es nur teilweise z. B. durch
geringere pH-Wert-Änderungen ausgeflockt wird.
- Carbonylreagentien
- Alkylierungsmittel.
Antipain wurde in mehreren Actinomycetenstämmen entdeckt und isoliert (123). Viele
Arten der Actinomyceten kommen im Boden vor und sind unschädlich für Tiere und
Pflanzen, während einige wichtige Pathogene und viele andere Quellen von
Antibiotika sind (124). Actinomyceten sind Gram-positive Bakterien. Die meisten
wachsen aerob, jedoch sind einige in der Lage, auch anaerob und unter
thermophilen Bedingungen zu wachsen. Außerdem gehen Actinomyceten teilweise
symbiotische Lebensgemeinschaften mit Pflanzen ein und sind ein Teil der
Bodenmikroflora. Einige von ihnen verursachen den typisch "muffigen" Erdgeruch.
Sie gehören zu den „Zersetzern“ vieler organischer Verbindungen, z. B. Cellulose,
Lignin und Chitin (125).
Auch die Mikroorganismen aus der Familie der Trypanosomen (T. cruzi) haben
Cysteinproteaseinhibitoren (126). Hierbei handelt es sich um parasitäre Organismen,
die über Insekten als Zwischenwirte auch Wirbeltiere befallen können (127) und
somit eventuell in Hühnerabfall und Hühnermist vorhanden sein könnten.
Da der Einfluss spezieller Bacillus Spezies auf den anaeroben Abbauprozess einer
der Hauptgegenstände der vorliegenden Doktorarbeit ist, wird im Folgenden dieses
Thema ausführlicher behandelt:
Das Genus Bacillus besteht aus Gram-positiv obligat aeroben oder fakultativ
anaeroben Bakterien. Sie sind in der Natur allgegenwärtig, meist vorkommend in
Böden, Seen und Flüssen. Sie reagieren positiv auf den Enzym-Katalase-Test (128)
und können frei lebende oder pathogene Spezies sein. Unter stressigen
Milieubedingungen gehen sie in eine Überdauerungsform (sogenannte Endosporen)
über und können so ruhend einen längeren Zeitraum überleben. Diese
Eigenschaften definierten ursprünglich diese Gattung. Allerdings sind viele davon in
andere Gattungen untergegliedert worden (129).
Bacillus Spezies können in acidophilen, alkaliphilen, halophilen, psychrophilen,
mesophilen und thermophilen Milieubedingungen leben. Das bedeutet, dass ihr
Wachstum und ihr Stoffwechsel in einem breiten Spektrum von pH-Werten und
Stand von Wissenschaft und Technik 72
Temperaturen stattfinden können. Einige Arten sind in der Lage, eine Vielzahl von
Kohlenstoffquellen wie Methanol, Cellulose und Chitin abzubauen (130). Sie sind
Chemoorganotrophe mit einem respiratorischen oder fermentativen Stoffwechsel
(131). Viele Bacillus Spezies sind in der Lage, große Mengen an Enzymen zu
sekretieren.
Bacillus subtilis (auch „Gras bacillus oder Heubazillus“) ist ein Gram-positives und
Katalase-positives stabförmiges, begeißeltes Bakterium und eines der am besten
verstandenen Prokaryonten in der Molekular- und Zellbiologie. Es hat die Fähigkeit,
eine robuste schützende Endospore zu bilden, so dass der Organismus extreme
Umgebungsbedingungen toleriert. Abb. 2.17 zeigt B. subtilis in der Gramfärbung. Die
ovalen nicht gefärbten Strukturen sind die Sporen. Es ist aufgrund seiner
hervorragenden genetischen Struktur und Größe in allen möglichen Aspekten
untersucht worden und ist ein Modell zur Differenzierung der Gen/Protein-Regulation
und des Zellzyklus in Bakterien (132).
B. subtilis ist ubiquitär verbreitet und kann aus Böden (insbesondere Komposterde),
Wasser und Luft isoliert werden. Seine natürlichen Standorte sind aber die oberen
Schichten des Bodens. Dort ist es aufgrund häufig wechselnder
Umgebungsbedingungen fast ständig Stress- und Hungersituationen ausgesetzt, an
die es sich entsprechend anpassen muss. Die Generationszeit beträgt bei optimalem
Nährstoffangebot, optimaler Sauerstoffversorgung und einer optimalen
Wachstumstemperatur von 40 ⁰C ca. 26 Minuten. B. subtilis war historisch als obligat
Stand von Wissenschaft und Technik 73
aerob klassifiziert worden. Weitere Forschung hat gezeigt, dass es unter anaeroben
Bedingungen wachsen kann (134).
B. subtilis ernährt sich chemoorganoheterotroph, d. h. es nutzt von anderen
Lebewesen erzeugte Nährstoffe, um Energie und körpereigene Substanz zu
generieren. Es besitzt ein großes Arsenal an Glukan- (polymer verkettete Zucker)
und Protein-abbauenden Enzymen, die bei Bedarf aus der Zelle exportiert werden.
Forschungsergebnisse zeigten, dass das Bakterium Polysaccharide (z. B. komplexe
Kohlenhydrate wie Arabinogalactan aus Pflanzen) und unverdauliche
Oligosaccharide (z. B. Stachyose und Raffinose aus Gemüse und Getreide) abbauen
kann (135). Es kann auch durch extrazelluläre Amylasen Stärke hydrolysieren (136).
Aufgrund der hohen Hitzeresistenz der B. subtilis-Sporen werden diese auch als
Indikator bei thermischen Sterilisationsprozessen in Pharmazie, Medizin und
Lebensmittelindustrie eingesetzt.
In der Landwirtschaft dient der B. subtilis Stamm QST713 als biologisches Fungizid
für Samen von z. B. Baumwolle, Gemüse, Erdnüssen und Sojabohnen. Es besiedelt
während der Keimung das Wurzelsystem und beugt so Verpilzungen durch
Konkurrenz vor. Des Weiteren produzieren die Bakterien einige flüchtige organische
Verbindungen (VOC), welche fungizid wirken. Besonders unter Glucoseanwesenheit
ist die Produktion der fungiziden VOC sehr hoch. Aufgrund seiner Fähigkeit zur
Sekretion extrazellulärer Enzyme wird B. subtilis insbesondere für die Herstellung
von Waschmittelenzymen (z. B. Subtilisin), außerdem auch für die Synthese von
Riboflavin (Vitamin B2) und des Antibiotikums Bacitracin biotechnologisch genutzt.
Bacillus licheniformis (siehe Abb. 2.18 a) ist ein Bakterium, das im Allgemeinen im
Boden und auf den Vogelfedern zu finden ist. Es ist ein Gram-positives, thermophiles
Bakterium. Sein optimales Wachstum (max. 109 Zellen/ml) liegt bei etwa 50 ⁰C und
geschieht innerhalb von 5 Tagen (137). Allerdings kann es bei viel höheren
Temperaturen überleben. Die optimale Temperatur für die Enzym-Sekretion beträgt
37 ⁰C. Es kann entweder in Form von Sporen vorliegen, um rauen Milieubedingungen
zu widerstehen, oder in einem vegetativen Zustand, wenn die Bedingungen gut sind.
a) b)
Bacillus polymyxa (siehe Abb. 2.18 b) ist als Gram-positives fakultativ anaerobes
chemoorganotrophes Bakterium weitgehend im Boden vorhanden (142). Es eine der
ältesten Spezies der Gattung Bacillus und ein landwirtschaftlich, industriell und
medizinisch wichtiger Organismus (143). Z. B. Bredermann (1909), Grau und Wilson,
(1962) und Kalisninskaya, (1968) (zitiert nach Nakamura, 1987) haben
nachgewissen, dass B. polymyxa ein Stickstoff fixierendes Bakterium ist. B.
polymyxa fixiert Stickstoff langsam und assimiliert Ammonium in Glutaminsäure
hauptsächlich durch den Glutamat-Dehydrogenase-Weg ohne Energieaufwand
(144). Es ist in Böden, Wasser, Milch, Kot und verwesendem Gemüse zu finden
(145). Es kann durch die Fermentation von Glucose, Lactose und Glycerin Gas
erzeugen (136), (143). Nach Nakamura (1987) synthetisieren Stämme von B.
pollymyxa Polymyxin-Antibiotikum, β-Amylase und 2,3-Butandiol und sind als Gas
bildende Organismen wichtig für den Rotteprozess von Jute.
aus. Die Temperatur im (lebendem) Pansen liegt im Bereich von 39-41 ⁰C und der
pH-Wert zwischen 5,5 und 7,0, was sehr nah am Optimum vieler Enzymsysteme
ist (78).
Mineralien werden von den Mikroben aufgenommen und sind für das
Mikrobenwachstum notwendig. Mikroben synthetisieren viele Vitamine (wie
Cyanocobalamin) oft in großen Mengen, so dass sie evtl. Vitaminmangel in der
Nahrung des Wiederkäuers ausgleichen können.
Im Pansen sind etwa 1010 bis 1011 Bakterien/ml vorhanden, die überwiegend an den
Oberflächen der Nahrungspartikel und des Pansenepithels anhaften. Sie bestehen
aus ca. 250 verschiedenen Arten (78), unter anderem Ruminococcus ssp.,
Lactobacillus ssp., Clostridium ssp. und Bacteroides ssp. In Tab. 2.14 sind die im
Rumensaft vorkommenden Bakterien, gegliedert nach abzubauender Substratart,
gesondert gekennzeichnet. Eine Auflistung der beteiligten Ruminococcus Spezies
zeigt die Tab. 2.14. Ruminococcus flavefaciens und Ruminococcus albus, sowie das
(gattungsfremde) Gram-negative Bakterium Fibrobacter (Bacteroides) succinogenes
sind die wichtigsten Bakterien für die Auflösung von Cellulose. Dazu wird das von
Mikroorganismen produzierte Enzym Cellulase verwendet. Die Cellulase des
Fibrobacters ist ein periplasmatisches Enzym, das heißt, es sitzt im Periplasma
zwischen den beiden äußeren Zellmembranen. Das Fibrobacter ist somit
gezwungen, sich an die Celullosefibrillen zu heften.
R. albus R. hydrogenotrophicus
R. bromii R. lactaris
R. callidus R. luti
R. flavefaciens R. obeum
R. gauvreauii R. productus
R. gnavus R. schinkii
R. hansenii R. torques
Die Protozoen bilden etwa die Hälfte der Biomasse der Pansenflora und setzen sich
vor allem aus Wimpertierchen (105 bis 108 Organismen/ml, vor allem Vertreter der
Isotrichidae und Ophryoscolecidae) und in geringerem Maß aus Geißeltierchen (103
bis 104 Organismen/ml) zusammen. Einige davon sind Bakteriophagen
(Bakterienfresser). Obwohl Protozoen für die Pansenfunktion nicht unerlässlich sind,
hat ihre Präsenz Einfluss auf die stattfindenden Prozesse. Sie sind in geringem
Umfang (ca. 10 Mass.-%) am Kohlenhydratabbau (besonders Stärke und Zucker)
und Eiweißabbau beteiligt. Sie können die leicht abbaubaren Kohlenhydrate
aufnehmen und verhindern so deren zu schnellen Abbau und damit eine
Pansenazidose infolge zu hoher Konzentrationen an organischen Säuren. Außerdem
Stand von Wissenschaft und Technik 79
Pilze machen nur 5-10 Mass.-% der Mikroben im Pansen aus und fehlen bei
Fütterungen, die arm an Fasern sind. Ihr Vorkommen gilt ebenfalls als nicht
zwingend erforderlich. Trotz ihrer geringen Zahl besetzen die Pilze eine wichtige
Nische, weil sie einige Esterbindungen zwischen Lignin und Hemicellulosen oder
Cellulose hydrolysieren und somit helfen, Nahrungsbestandteile aufzubrechen. Sie
verwerten in geringem Ausmaß lösliche Kohlenhydrate und Proteine und sind auch
zur Bildung langkettiger Fettsäuren fähig.
Viren sind in unbekannter Anzahl vorhanden und tragen zu keiner Gärung- oder
Atmungsaktivität bei. Allerdings lysieren sie Mikroben, und die so freigesetzen
Inhaltsstoffe werden wiederum von anderen Mikroben (sog. mikrobielles Recycling)
assimiliert oder vergoren. Jedoch ist das Recycling durch die Bakterien räuberischen
Aktivitäten der Protozoen quantitativ wichtiger.
Cellulose
Cellulosen durch Cellulase, die nicht in allen Organismen (auch nicht beim
Menschen) gebildet werden kann, abgebaut werden. Daher sind sie für den
Menschen unverdaulich, aber ein Futtermittel für pflanzenfressende Wiederkäuer
(z. B. Kühe, Pferde etc.), da diese das Futter lange genug für die Verdauung durch
cellulasebildende Mikroorganismen im Verdauungstrakt behalten (148). Nach Slavin
et al. (1981) und Joshi und Agte (1995) können Celullosen hingegen bis zu einem
gewissenen Grad vom Menschen verdaut werden.
Cellulosen bestehen aus einer linearen Kette von mehreren hundert bis mehr als
10000 β-D-Glucose-Molekülen (β-1,4-O-glykosidische Bindung) bzw. Cellobiose-
Einheiten (zwei Glucosen). Die Cellulosemoleküle lagern sich zu höheren Strukturen
zusammen, die als reißfeste Fasern in Pflanzen häufig eine Festigkeitsfunktion
haben. Cellulosen sind in üblichen Lösungsmitteln unlöslich und zeigen deutliche
Eigenschaften der Absorption. Mit konzentrierten Säuren (z. B. Phosphorsäure,
Schwefelsäure oder anderen Mineralsäuren) können die Cellulosen bei erhöhter
Temperatur (100-120 ⁰C (150) bzw. 170-240 ⁰C (151)) zu Glucose abgebaut werden,
indem die glykosidischen Bindungen aufgespaltet werden. Da Cellulosen eine große
Anzahl von Hydroxylgruppen enthalten, reagieren sie mit Säuren zu Estern und mit
Alkoholen zu Ethern (152).
Hemicellulose
Lignin
Lignin ist ein komplexes, phenolisches Makromolekül und ein festes, hoch
verzweigtes, zur Gruppe der Phenylpropanoide gehörendes Polymer (kein
Polysaccharid), das durch eine irreversible Entfernung von Wasser aus Zuckern
gebildet wird. Es wird in die pflanzliche Zellwand eingelagert, bewirkt dort eine
Verholzung der Zelle und steigert so die Festigkeit der Zellwand, was einen
verbesserten Schutz gegen Angriffe von Mikroorganismen bietet. Nach den
Cellulosen ist es die häufigste in Pflanzen vorkommende organische Verbindung
(156).
Etwa 20 bis 30 Mass.-% der Trockenmasse verholzter Pflanzen bestehen aus Lignin.
In Früchten findet es sich meist in den Kernen und Samen. Lignin hat als
Stützmaterial und verhärtetes Polymer eine Reihe von wichtigen Aufgaben für die
Pflanze. Es ist wesentlich für die Festigkeit von pflanzlichem Gewebe, wobei es vor
allem für die Druckfestigkeit von zentraler Bedeutung ist, während die eingelagerten
Cellulosefasern die Zugfestigkeit gewährleisten. Es handelt sich also um eine
Durchdringung von reißfesten, biegsamen Fasern (Cellulosen) mit einem dichten und
starren Polymer als Füllmaterial (Lignin) (157).
Aufgrund seiner wenigen polaren Gruppen ist Lignin hydrophob und somit unlöslich
in Säuren, aber löslich in starken Alkalien wie Natriumhydroxid. Abgesehen von
wenigen Tieren, wie Wiederkäuern, kann Lignin weder verdaut, noch im
Verdaungssystem absorbiert bzw. durch die Darmflora angegriffen werden (156).
Die exakte Struktur von Lignin ist nicht bekannt, da es schwer aus den Pflanzen zu
extrahieren ist und an Cellulosen und anderen Polysacchariden der Zellwand
kovalent gebunden ist. Im Gegensatz zu Cellulosen, Stärke oder Gummi, scheinen
jedoch die Lignineinheiten nicht in Serien verknüpft zu sein (156).
Pektin
Pektin ist eine komplexe Mischung aus sauren und neutralen, hoch verzweigten
Polymeren (ein Polysaccharid). Nach Sriamornsak (2003) ist die Zusammensetzung
und Struktur von Pektin noch nicht vollständig verstanden. Es ist im Wesentlichen ein
Stand von Wissenschaft und Technik 83
lineares Polysaccharid und enthält zwischen einigen hundert bis etwa 1000
Saccharideinheiten in einer kettenartigen Konfiguration.
Es wird angenommen, dass es hauptsächlich aus D-Galacturonsäure-Einheiten ( ≥
65 Mass.-%) besteht (158), (159) und die Ketten mittels α-1,4 glykosidischer
Bindungen verknüpft sind. In Gegenwart von Wasser und in Abhängigkeit von
Molekulargröße und Veresterungsgrad bildet Pektin Gele.
Pektin kommt in allen höheren Landpflanzen vor. Es findet sich in allen festeren
Bestandteilen, z. B. in den Stängeln, Blüten, Blättern etc. (160). Es ist in den
Zellmittelllamellen (siehe Abb. 2.19) und den primären Zellwänden enthalten. Dort
bestimmt es die Porosität der Zellwände und übernimmt eine festigende und Wasser
regulierende Funktion.
Pektin ist im Pflanzenreich als Begleitstoff der Cellulosen weit verbreitet (161). Die
Pektinzusammensetzung ist nicht nur von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich,
sondern hängt ebenso von Typ und Alter des Pflanzengewebes ab. Besonders
pektinreich sind Pflanzenteile mit relativ zähen/harten Bestandteilen, wie z. B.
Zitrusfrüchte oder Fruchtstände von Sonnenblumen. Pektinarm hingegen sind
weiche Früchte, z. B. Erdbeeren.
Die Herstellung von effizienten Enzymmischungen mit Hilfe von Pilzen wurde von
Hölker (2007) untersucht. Pilze passen ihre extrazellularen Enzyme an das zur
Stand von Wissenschaft und Technik 84
Verfügung stehende Substrat an und produzieren so genau die Enzyme, die sie z. B.
zum Abbau von langen Zuckerketten benötigen. Geeignete Pilze werden mit dem zu
vergärenden Substrat in Kontakt gebracht und nach ausreichender Anpassungszeit
(etwa 24 h) mit dem Substrat in den Fermenter gegeben. Dort spalten die Enzyme
die organische Masse und machen diese für die Methanbakterien leichter verfügbar.
Im Labor konnte damit die Biogasausbeute um 30-50 % gesteigert werden.
Feste Abfälle aus Obst- und Gemüse sind organische Stoffe und daher stellen eine
potenzielle Energiequelle dar, wenn sie in Methan umgewandelt werden. Sie sind
eine erneuerbare Energiequelle mit einer ausgeglichenen CO2-Bilanz (162). Sie
bestehen üblicherweise aus 8-18 Mass.-% Gesamtfeststoffgehalt, wovon 86-92
Mass.-% organische Trockensubstanz sind, d. h. 6,9-16,6 Mass.-% organische
Trockensubstanz des Gesamtgewichtes. Die organische Fraktion enthält 75 Mass.-%
biologisch leicht abbaubarer Stoffe (Zucker und Hemicellulosen), 9 Mass.-%
Cellulose und 5 Mass.-% Lignin (163). Die Obst- und Gemüsseabfälle werden seit
mehreren Jahren in der anaeroben Fermentation als Substrat oder Co-Substrat unter
verschiedenen Betriebsbedingungen mit verschiedenen Bioreaktortypen untersucht
(77), (10), (7), (162).
Die Umwandlungsrate der organischen Substanzen in Biogas liegt derzeit bei etwa
70-95 Mass.-%. Mit einem zweistufigen System, das aus einem
Verflüssigungsreaktor bei thermophilen Temperaturen und einem anaeroben Filter
bei mesophilen Temperaturen bestand, wurden z. B. über 95 Mass.-% der
organischen Trockensubstanz in Biogas bei einer volumetrischen Rate von 5,65 g
oTS/(l • d) umgewandelt. Dabei wurde eine durchschnittliche Methanausbeute von
etwa 420 l/kg oTS erreicht (163).
Die anaerobe Fermentation von Bananenabfällen ist vielfach unter verschiedenen
Bedingungen untersucht worden (164), (162), (165), (166), (167), (168). So wurde in
Batchfermenentationsversuchen mit Bananenabfällen und Kokosfasermark eine
Reduktion sowohl der TS als auch der oTS bei Bananenabfällen um 25,3 Mass.-%
bzw. 39,6 Mass.-% und bei Kokosfasermark um 13,6 Mass.-% bzw. 21,6 Mass.-%
erreicht. Die erzeugte Biogasmenge war sehr gering und lag bei 9,22 bzw.
1,69 ml/g TS und der durchschnittliche Methangehalt bei 72 Vol.-% bzw. 80 Vol.-%
(166). Eine andere Fermentation von Bananenschalen aus verschiedenen
Stand von Wissenschaft und Technik 85
Die Rückstände der Nahrungsmittelindustrie eignen sich zum Teil sehr gut für eine
Biogaserzeugung. Dazu gehören unter anderem auch Schlachthofabfälle (21).
Allerdings muss bei einem Umgang mit organischen Abfällen sehr auf die Hygiene
geachtet werden. Popova und Bolotina (1962) zit. nach Buhr und Andrews (1977)
behaupteten, dass die Hygienequalität des Faulschlamms der wesentlichste Vorteil
des thermophilen Verfahrens ist. Buhr und Andrews (1977) ihrerseits berichteten,
dass die erhöhte Abtötungsrate von pathogenen Organismen ein Vorteil der
anaeroben Vergärung bei thermophilen Temperaturen ist und was von besonderer
Bedeutung im Hinblick auf die Landentsorgung des Faulschlamms ist.
Nach Liu et al. (2009) ist die Inokulumsgröße in der Fermentationsmischung ein
wichtiger Faktor, der direkt die Menge an produziertem Methan beeinflusst. Sind die
im Inokulum vorhandenen Mikroorganismen höher oder geringer als die benötigten
Mengen, kann die Methanproduktion verringert oder sogar gestoppt werden. In der
Literatur sind Inokulumsgrößen von 2% (170) bis 67 % (171) des
Fermenterfüllvolumens eingesetzt worden.
Nach Raposo et al. (2006) sind unter den Faktoren, die ebenfalls die
Reproduzierbarkeit eines zur Bestimmung der anaeroben Biodegradabilität
durchzuführenden Tests verletzen können, die Berechnung des Inokulums als
Prozentsatz des Fermenterfüllvolumens (ohne Betrachtung der methanogenen
Stand von Wissenschaft und Technik 86
Silva Lopes et al. (2004) verwendeten Rumensaft als Inokulum mit massen-
bezogenen Inokulum/Substrat-Verhältnissen von 0,17, 0,11 und 0,05, um die
Fermentation der organischen Fraktion des Hausmülls bei mesophilen Temperaturen
(30 ⁰C) zu studieren. Die gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass die verwendete
Menge an Inokulum die Leistung des Prozesses wesentlich beeinflußte, d. h. die
Biogasausbeute erhöhte sich mit ansteigendem Inokulum/Substrat-Verhältnis. Die
maximalen Methanausbeuten lagen bei jeweils 550, 510 und 230 ml/g oTS.
Verhältnis von 0,32 in ca. 30-50 Vol.-% niedriger als die von ihren homologen bei
thermophilen Temperaturen.
Zhou et al. (2011) beobachteten bei der Vergärung von Abfällen aus der
Soyabohnenverarbeitung bei mesophilen Temperaturen (36 ⁰C) mit anaerobem
Faulschlamm einer kommulalen Kläranlage, dass die Biogas- und Methanausbeute
mit zunehmendem oTS-bezogenem Inokulum/Substrat-Verhältnis bis auf ein
Maximum am sechsten Tag bei einem Verhältnis von 1,67 anstiegen und danach bei
den Verhältnissen 2,0, 2,5, 3,3, 5,0 und 10,0 ein abnehmendes Verhalten aufwiesen.
Die maximalen Methanausbeuten bewegten sich zwischen 478 bis 495 ml/g oTS.
Außerdem stellte er fest, dass Verhältnisse kleiner als 1,0 eine starke Reduktion der
Biogas- und Methanausbeuten und der Produktionsraten sowie der oTS-Abbaugrade
(< 28 %) verursachen.
Anlass der Forschung 90
Neben dem wirtschaftlichen Verlust geht mit der Entsorgung des organischen
Materials eine potentielle Energiequelle verloren.
Außerdem treten durch die Zersetzung der beschädigten Früchte Sickerwässer,
Gerüche und Insekten auf, welche die Umwelt (Boden, Grundwasser und Luft)
belasten und auf die Gesundheit des Menschen negative Auswirkungen haben
können.
Die direkte Verwendung dieser Abfälle als Dünger in der Landwirtschaft bzw. zur
Fütterung von Tieren (z. B. Schweinen) kann zu verschiedenen Problemen, wie z. B.
Überdüngung der Landflächen, Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten bzw.
Übertragung von patogenen Mikroorganismen (wie Salmonella bei Papayas) führen.
Ähnlich sieht es bei Abfällen aus den verschiedenen Phasen der Geflügelproduktion
aus. Diese fallen über das Jahr hinweg relativ konstant an und nehmen jährlich durch
den steigenden Geflügelkonsum noch zu. Allein werden in der Verpackungsanlage
einer Geflügelverarbeitungsfirma (Bachoco, S. A., 2014) z. B. derzeit ca. 500 m 3/Jahr
fettiges und zum Teil dickeres Abwasser aus der Schwimmschicht der Kläranlage
entfernt und zum großen Teil ohne weitere Behandlung entsorgt.
Alle diese organischen Abfälle verursachen, wie bereits erwähnt, Kontaminationen.
Um neben dem Problem der Entsorgung organischer Abfälle auch das der in Kap. 1
erwähnten Energieversorgung aktiv angehen zu können, muss nach kombinierten
Verfahren gesucht werden, die sowohl den Umweltschutz berücksichtigen als auch
wirtschaftlichen wie energetischen Nutzen bieten. Denn fehlende finanzielle
Anlass der Forschung 92
Die vorliegende Dissertation zielt darauf ab, einen Beitrag bei der Suche nach einer
nachhaltigen Lösung für das mit mehrfachen Auswirkungen gebundene Problem der
o. g. Abfälle durch ihre Verwertung als Rohstoff zur Biogaserzeugung sowie dadurch
für das Problem der Energieversorgung mittels einer erneubaren Energiequelle zu
leisten. Darüber hinaus soll damit die Arbeit dazu beitragen, natürliche Kreisläufe
wieder zu schließen.
Soziale Relevanz
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit liefern keine absolute Lösung für dieses
Problem. Wie oben erwähnt, wird es angsetrebt, einen Beitrag in dieser Hinsicht zu
leisten. Ähnliche Verhältnisse, insbesondere bezüglich der Wetter-, Substrat- und
Konsumbedingungen, können auch in andereren Regionen der Welt gefunden
werden. Daher könnte die soziale Projektierung der in Mexiko aktuell und zukünftig
gewonnenen Ergebnisse im diesen Bereich auch in die anderen Regionen verbreitet
werden.
Theoretischer Wert
Mehrere Studien wurden bereits über die anaerobe Vergärung von organischen
Abfällen aus der Landwirtschaft und Geflügelproduktion durchgeführt (178), (164),
(162), (165).
Dabei sind überwiegend mesophile Temperaturbedingungen zugrunde gelegt.
Ebenso sind einige Hefen und Pilze im anaeroben Prozess zur Beschleunigung der
Hydrolyse eingesetzt worden.
Allerdings ist noch nicht bekannt, in wie weit sich weitere organische Stoffe, die noch
nicht zur Biogaserzeugung eingesetzt wurden (wie z. B. die Abfälle aus
Papayafrüchten und einer Mischung von Zitrusfrüchten), vergären lassen. Auch im
Hinblick auf die Optimierung sind bis heute die mikrobiologischen Prozesse des
anaeroben Abbaus in Biogasreaktoren und vor allem der Einfluss von katalytischen
Substanzen noch nicht ausreichend erforscht und dokumentiert worden.
Bei der Ausnutzung der Vorteile der thermophilen Temperatur (Keimelimination) im
anaeroben Prozess gibt es noch offene Fragen, z. B. wie die evtl. mit Keimen
kontaminierten organischen Abfälle aus Papaya, Bananen, Zitrusfrüchten und aus
der Gefügelproduktion abgebaut und in Biogas umgewandelt werden und wie gut die
Protease Papain und eine Mischung von Mikroorganismen aus drei Bacillus Spezien
im Prozess reagieren. Im Rahmen der vorliegenden Forschungsarbeit wurden daher
diese Einflüsse auf den Abbauprozess und die Biogasausbeute untersucht.
Anlass der Forschung 94
Eine der Variablen in der anaeroben Fermentation ist die organische Raumbelastung
gemessen als kg oTS/(m3 • d) oder kg CSB/(m3 • d). Die Verwendung einer höheren
Raumbelastung bedeutet nicht unbedingt eine höhere Biogasqualität und –quantität.
Die optimale organische Raumbelastung hängt hauptsächlich von den
Substrateigenschaften ab und entspricht nicht zwangsläufig der maximalen bzw.
minimalen Raumbelastung, die eingesetzt werden kann.
Bei einer Vielzahl von Substraten, die in der Praxis oder in anderen
Forschungsarbeiten eingesetzt wurden, sollte man das Verhalten der abhängigen
Variable Biogasproduktion unter verschiedenen Betriebsbedingungen kennen.
Ebenso bei einer bestimmten Betriebsbedingung sollte man wissen, welche
Eigenschaften der unabhängigen Variablen (z. B. die organische Raumbelastung)
die Ergebnisse der abhängigen Variable maximieren (Biogasproduktion). Diese
Erkenntnisse bilden die Basis für die in den entsprechenden Kapiteln dargestellten
Empfehlungen zu weiteren Studien in dem Bereich.
Methodologische Verwendbarkeit
Im Rahmen dieser Arbeit wurden die in den zwei Maßstäben eingesetzten Reaktoren
entworfen und gebaut. Obwohl sich die Reaktoren in manchen Aspekten nicht als
optimal erwiesen haben, können sie als Basis für Empfehlungen zukünftiger
Instrumente für weitere Studien zu diesem Thema dienen.
Ebenso soll diese Forschung einen Beitrag leisten zu einer Idee oder einer Option
zur Fermentation neuer Substrate bzw. zur Optimierung des Prozesses.
Aufgabenstellung und Zielsetzung 95
Ziel dieser Arbeit ist es, den anaeroben Abbauprozess ausgewählter Abfallsubstrate
aus der Landwirtschaft und der Geflügelindustrie mit Hilfe spezieller
Mikroorganismen und Enzyme bei thermophilen Temperaturen zu evaluieren.
5 Hypothesen
5.1 Reaktoren im Kleinmaßstab
Raumbelastung
Bioadditiv
Biogasmenge
Die Variable Raumbelastung bezieht sich auf die drei verwendeten organischen
Raumbelastung (3, 6 und 9 g oTS/l).
Zur Vereinfachung der statistischen Auswertung werden unter der Variable Bioadditiv
sowohl die Mischproben mit Einzelverwendung (P, B, R) und mit
Kombiniertverwendung (PB, PR und PBR) der Bioadditive als auch die Mischprobe
ohne Bioadditiv (KTL) verstanden.
Die Variable Biogasmenge bezieht sich auf die mittlere erzeugte Biogasmenge der
drei Ansätze jeder ergebende Mischprobe.
Den Hypothesen liegen zwei statistische Modelle zugrunde. Ein erstes Modell zum
Vergleich der mittleren erzeugten Biogasmengen aller Mischproben (bei jedem
Abfallsubstrat) und ein zweites Modell zum Vergleich der mittleren erzeugten
Biogasmengen aller Mischproben (bei jeder Raumbelastung). Daraus und nach der
statistischen Theorie sind die folgenden Hypothesen entstanden, wobei jeweils H 0
die Hypothese „null“ und H1 die Hyphothese „alternativ“ ist und die Indizes a, b, c, d
die Hypothesen unterscheiden:
H0-c : Die Biogasmenge ist bei allen Interaktionen (die wechselseitige Beeinflussung
von jedem Bioadditiv mit jeder Raumbelastung) gleich
H1-c : Die Biogasmenge ist bei mindestens einer Interaktion verschieden
Den Hypothesen liegt dadurch nur ein statistisches Modell zum Vergleich der
erzeugten Biogasmengen bei den verschiedenen verwendeten Raumbelastungen
jedes Abfallsubstrats zugrunde. Daraus sind die folgenden Hypothesen entstanden:
Wie bereits erwähnt, zielt diese Forschungsarbeit darauf ab, einen Beitrag bei der
Suche nach einer Lösung für die Probleme der Entsorgung organischer Abfälle und
dessen Folgen sowie damit für die Probleme der jetzigen und zukünftigen
Energieversorgung zu leisten.
Die Arbeit soll das mögliche Potential bisher wenig beachteter Abfallsubstrate zur
Biogasherstellung verdeutlichen. Dabei sind insbesonderere Fruchtabfälle aus
Pflanzen, die in tropischen, subtropischen oder trockenheißen Gebieten gedeihen
und angebaut werden, von Interesse.
Abb. 7.1 zeigt die Versuchsplanung. Diese bezieht sich auf drei Versuchsphasen in
drei verschiedenen Maßstäben: Klein-, Mittel- und Großmaßstab im Verhältnis
1:100:200. In der ersten Phase wurden zu Test- und Abschätzungszwecken die
Gärversuche im Mittelmaßstab in Plexiglasreaktoren durchgeführt. In der zweiten
Phase wurden die Versuche im Kleinmaßstab in Durchstechflaschen zur Evaluierung
der anaeroben Abbaubarkeit der organischen Abfälle angesetzt. In der dritten Phase
wurden Edelstahlreaktoren im Großmaßstab zur Untersuchung der anaeroben
Fermentation ausgewählter Abfälle verwendet.
Die erste Versuchsphase fand im Umweltlabor des Lehrstuhls für Energie- und
Umwelttechnik der Lebensmittelindustrie der TU München statt, während die zweite
und dritte Phase an der Facultad de Ingeniería (FI) der Autonomen Universität
Yucatán (UADY) in Mérida, Mexiko, durchgeführt wurden.
Während jeder Versuchsphase wurden Mischproben, die aus zwei oder mehr
Materialien erstellt wurden, vergoren. Als Hauptmaterialien wurden verschiedene
Substrate unterschiedlicher Herkunft verwendet. Die Substrate wurden entweder
durch Stichproben an den jeweiligen Entstehungsorten beschafft oder als Mischung
aus den bei einer Anlage gleichzeitig entstehenden Abfällen in einem definierten
Mischungsverhältnis erstellt. Die jeweiligen Trockensubstanzgehalte der zu
vergärenden Mischproben wurden mit destilliertem Wasser eingestellt.
Abb. 7.1 stellt ebenso die verschiedenen Analysen und Messungen dar, die vor,
während und nach den Versuchen durchgeführt wurden.
Da die erste Phase nur zu Test- und Abschätzungszwecken diente, werden die
Daten im Anhang behandelt. Im Folgenden werden nur die Materialien und
Methoden der zweiten und dritten Versuchsphase beschrieben.
Verwendete Materialien und Methoden 100
Substrate:
1) Papayaabfälle
Charakterisierung von Einzelsubstraten 2) Bananenabfälle
durch physikalisch-chemische Analysen 3) Zitrusmischung (Grapefruit, Orangen, Mandarinen, Limonen)
(TS, oTS, CSB, N, P) und einige
bromatologische Analysen
4) Geflügelbrutabfälle
5) Hühnermist
6) Geflügelschlachtabwasser
7) Abwasser aus Geflügelverpackungen
2. Phase: Batchversuche im
Kleinmaßstab in Durchstechflaschen Reaktorentwurf und -herstellung
von 125 ml
Physikalisch-chemische Analyse (TS, oTS, CSB, N, P)
und mikrobiologische Analyse von gemischten Proben
Substrate:
1) Papayaabfälle
2) Bananenabfälle
3) Zitrusmischung (Grapefruit, Orangen, Mandarinen, Limonen)
4) Abwasser aus Geflügelverpackungen
1) Papayas
2) Zitrusmischung (Grapefruit, Orangen, Mandarinen, Limonen)
3) Bananen
4) Geflügelbrutabfälle
5) Hühnermist
6) Geflügelschlachtabwasser (mit geringen Anteilen von Federn und Hühnermist)
7) Abwasser aus einer Geflügelverpackungsanlage
Mit Ausnahme der Substrate 4 bis 6, die nur in den Versuchen im Kleinmaßstab
(zweite Phase) verwendet wurden, wurden alle weiteren Substrate sowohl in den
Versuchen im Kleinmaßstab (zweite Phase) als auch in den im Großmaßstab (dritte
Phase) eingesetzt. Die Stichproben der verwendeten Früchtsorten (Substrate 1 bis 3)
wurden nach Bedarf in einem Großmarkt für Obst und Gemüse (Central de abastos
de Mérida) besorgt. Der Zustand schwankte von reif bis überreif. Die Früchte wurden
mit den Schalen in Stücke von 2 bis 5 mm zerkleinert und bei 4 oC für wenige Tage
bis zu ihrer Verwendung gelagert. Bei Zitrusfrüchten (Substrat 2) wurde eine
Mischung aus Grapefruit, Orangen, Mandarinen, Limonen zubereitet. Die Menge
jeder Frucht wurde nach gleichem oTS-Gehalt berechnet.
TS- und oTS-Gehalt) des Abwassers und der Rückstände wurden die zu
untersuchenden oTS-Konzentrationen der Geflügelbrutabfälle mit bestimmten
Abwassermengen eingestellt.
Bei den Fruchtsubstraten zeigt Papaya die niedrigsten Werte von TS, oTS und CSB,
während Bananen und Grapefruit bei allen Parametern und Mandarinen nur beim
Gesamtstickstoff die höchsten Werte aufweisen.
CSB und Gesamtstickstoff auf. Wie in Kap. 2.4 beschrieben, enthalten Feder hohe
Mengen an Proteinen (137), welche aus Aminosäuren (dabei Stickstoff haltige
Aminogruppen) aufgebaut sind. Das kann der Grund für den hohen Stickstoffgehalt
sein. Bei der Charakterisierung konnten dazu auch einige Eigenschaften des Bio-
Additivs Rumensaft mit ermittelt werden. Der TS- und oTS-Gehalt des puren
Rumensaftes liegt jeweils bei 5,10 und 4,14 Mass.-%. Nach der Siebung verringerte
der TS-Gehalt um 47,25 % auf 2,7 Mass.-% und oTS-Gehalt um 57,25 % auf 1,77
Mass.-%.
Bezüglich der Nährstoffgehalte ist nach dem „National Nutrient Database for
Standard Reference of the United States Department of Agriculture (USDA)“, (2011)
die Nährstoffzusammensetzung der verwendeten Früchte in Tab. 7.2
zusammengestellt.
Substrate*
Papaya Bananen Grapefruit Orangen Mandarinen Limonen Zitrusmischung
Carica Musa Citrus Citrus Citrus
Citrus paradisi
Papaya acuminata sinensis reticulata limon
Nährstoff (in 100 g) Einheit Refuse 38 Refuse 50 %
Refuse 26 %
% (Schale Refuse 36 % (Schale, Hülse, Refuse 1 % Refuse 2 %
(Schale und (Durchschnitt)
und (Schale) Samen und (Samen) (Samen)
Samen)
Samen) Membran)
Hauptbestandteile
Wasser g 88,06 74,91 90,89 82,30 85,17 85,59 85,99
Energie kcal 43,00 89,00 32,00 63,00 53,00 37,28 46,32
Energie kJ 179,00 371,00 134,00 262,00 223,00 155,96 193,74
Proteine g 0,47 1,09 0,63 1,30 0,81 1,28 1,01
Fette g 0,26 0,33 0,10 0,30 0,31 0,30 0,25
Kohlenhydrate g 10,82 22,84 8,08 15,50 13,34 12,39 12,33
Ballaststoffe g 1,70 2,60 1,10 4,50 1,80 6,39 3,45
Gesamtsucker g 7,82 12,23 6,98 10,58 3,27 5,21
Saccharose g 0,00 2,39 6,05
Glucose (Dextrose) g 4,09 4,98 2,13
Fruktose g 3,73 4,85 2,40
Laktose g 0,00 0,00 0,00
Maltose g 0,00 0,01 0,00
Galaktose g 0,00 0,00 0,00
Stärke g 0,00 5,38 0,00
Asche g 0,39 0,82 0,31 0,60 0,38 0,44 0,43
Mineralien
Kalzium, Ca mg 20,00 5,00 12,00 70,00 37,00 74,08 48,27
Eisen, Fe mg 0,25 0,26 0,09 0,80 0,15 0,68 0,43
Magnesium, Mg mg 21,00 27,00 8,00 14,00 12,00 10,99 11,25
Phosphor, P mg 10,00 22,00 8,00 22,00 20,00 13,88 15,97
Kalium, K mg 182,00 358,00 139,00 196,00 166,00 145,14 161,54
Natrium, Na mg 8,00 1,00 0,00 2,00 2,00 3,76 1,94
Zink, Zn mg 0,08 0,15 0,07 0,11 0,07 0,14 0,10
Kupfer, Cu mg 0,05 0,08 0,05 0,06 0,04 0,06 0,05
Mangan, Mn mg 0,04 0,27 0,01 0,04 0,02 0,02
Selen, Se µg 0,60 1,00 0,30 0,70 0,10 0,53 0,41
Fluorid, F µg 2,20 1,00
*Nährwerte und Gewichte sind von essbaren Anteilen
Verwendete Materialien und Methoden 105
Bei allen Früchten liegt der Proteingehalt im Bereich von 0,47 bis 1,30 Mass.-%.
Fette machen mit Werten zwischen 0,1 und 0,33 Mass.-% den geringsten Anteil aus,
während der Kohlenhydratgehalt im Bereich von ca. 8 bis 23 Mass.-% liegt. Wie
Marlett (1992) nachgewiesen hat, liegt der Ballaststoffgehalt der essbaren Fraktion
frischer Früchte zwischen 1 und 3 Mass.-%.
Die genannten Standardwerte der Nährstoffzusammensetzung sollen hier aber der
Orientierung dienen, da sie sich meistens auf Früchte ohne Schale bzw. Samen
beziehen und bei den in dieser Arbeit durchgeführten Gärversuchen alle Fruchtteile
vergärt wurden.
Wie in Tab. 7.2 bei Orangen und Limonen gezeigt wird, erhöhen Schalen und Samen
hauptsächlich den Gehalt an Ballaststoffen. Sie bestehen aus organischen
Verbindungen (Polysaccharide, Oligosaccharide, Lignin und ähnliche Substanzen),
welche im Wasser entweder löslich (wie Pektin, Inulin, Gummi und
Fructoligosaccharide) (147) oder unlöslich (wie Cellulose, Hemicellulose, Lignin und
resistente Stärke) sind. Nach Marlett (1992) beträgt die lösliche Faserfraktion von
Früchten im Durchschnitt 13 bis 20 Mass.-% der Ballaststoffe. Der Cellulosegehalt
liegt in etwa bei ≤ 33 Mass.-% der Ballaststoffe, während der von Hemicellulosen bei
25 bis 35 Mass.-% und der von Pektin zwischen 15 und 30 Mass.-% des
Ballaststoffgehalts liegt.
Gemäß USDA (2011) beträgt der Gehalt an Ballaststoffen in frischen Orangen mit
Schale ca. 4,5 Mass.-% (siehe Tab. 7.2) und ohne Schale 2,4 Mass.-%. In Orangen-
und Limonenschalen aber beträgt der Ballaststoffgehalt etwa 10,6 Mass.-%.
Nach Ross et al. (1985) ist der Pektingehalt in Orangen höher als in anderen
Früchten (Apfel, Pfirsich und Erdbeere). Nach Eisenbrand und Schreier (2006)
beträgt der Pektingehalt in frischen Orangen zwischen 0,5 und 3,5 Mass.-% und in
Zitrusschalen (aus Orangen und Zitronen) 30 Mass.-%. Nach May (1990) liegt der
Pektingehalt in Zitrusschalen etwa 20-30 Mass.- %.
In der industriellen Produktion wird Pektin hauptsächlich aus Zitrusfrüchten, in erster
Linie aus Zitronenschalen unter sauren Bedingungen bei pH-Werten zwischen 1,3
bis 3,0 und einer erhöhten Temperatur von 60-100 ⁰C extrahiert (160), (180).
Im Hinblick auf den Gehalt an Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten wurden einige
spezifische verwendete Substrate mittels der in Tab. 7.7 aufgeführten Laboranalyse
charakterisiert. Die Ergebnisse sind in Tab. 7.3 dargestellt. Bei Zitrusmischung
Verwendete Materialien und Methoden 106
ähneln Proteine und Fette die jeweiligen durchschnittlichen theoretischen Werte von
USDA (2011), während der Kohlenhydratgehalt sich vom jeweiligen
durchschnittlichen theoretischen USDA-Wert unterscheidet (siehe Tab. 7.2). Dies
kann auf die gegenseitigen Einflüsse der verschiedenen Inhaltsstoffen der
gemischten Zitrusfrüchte zurückgeführt werden.
Rumensaft
Abwasser aus der
Nährstoff (%) Zitrusmischung (gedruckt aus
Geflügelverpackungsanlage
Panseninhalt)
Proteine 1,02 3,67 0,38
Fette 0,68 27,15 0,09
Kohlenhydrate 3,86 Nicht gefunden Nicht gefunden
Wie im Kap. 7.2.1 erwähnt, handelte es sich bei dem Abwasser aus der
Geflügelverpackungsanlage um ein fetthaltiges Material aus der schwimmenden
Schaumschicht der Kläranlage der Geflügelverarbeitungsfirma. Durch die
Laboranalyse konnte der hohe Gehalt an Fett in diesem Substrat bestätigt werden,
während Kohlenhydrate wie beim Rumensaft, nicht gefunden wurden. Dieser
Rumensaft war das Bioadditiv, das in den Reaktoren im Großmaßstab verwendet
wurde. Wie in Kap. 7.2.3 beschrieben wird, wurde der Rumensaft aufgrund des
größeren benötigten Volumens aus den Panseninhalten mehrerer, frisch
geschlachteter Rinder durch manuelles Auspressen und Sieben gewonnen, was die
faserigen Anteile zurückhielte. Die Abwesenheit von Kohlenhydraten in diesem
Substrat kann in der Zurückhaltung dieser Anteile liegen.
Des Weiteren befinden sich auf dem Deckelblech jeweils ein verschließbarer
Einfüllstutzen (Durchmesser 5 cm) zur Substratbeschickung, ein Gasauslassstutzen
und ein Rührwerksmotor mit Propellergestänge und zwei Flügeln im Innenraum des
Reaktors (siehe Abb. 7.4 a).
Kuferrohr für
Heißwasserleitung
Schlammauslasshahn
a)
a) b)b)
Abb. 7.4: a) Schematischer Aufbau des Reaktors, b) Foto des gebauten Reaktors
Um die elektrischen Installationen auf dem Deckelblech jedes Reaktors gegen die
Witterung, d. h. Regenfälle und Morgentau, zu schützen, wurden Zinkblechwannen
als leicht abnehmbare „Deckel“ auf die Reaktoren aufgesetzt (siehe Abb. 7.9).
b)
a) c)
Abb. 7.5: a) Gaszähler und -beutel, b) Reaktor mit Gaszählerbox, c) Gaszähler im Gaszählerbox
Verwendete Materialien und Methoden 113
Kohlenhydrate Zucker
Kohlensäure
und Alkohole
Wasserstoff Methan
Proteine Aminosäuren Essigsäure und Kohlendioxid
Wasserstoff Kohlendioxid
Kohlendioxid
und Ammonium
Fette Fettsäuren
Enzym (Papain)
Mikroorganismen (Bacillus Spezies)
7.3.1.1 Versuchsanordnung
Eine Übersicht der Anordnung der Gärversuche der zweiten Phase stellt Abb. 7.7
dar. Es handelte sich um Batchversuche in o. g. Durchstechflaschen von 125 ml bei
thermophilen Temperaturen (55 ⁰C). Es wurden drei Ansätze pro Mischprobe
gefahren, um den experimentellen Fehler zu reduzieren, die Zuverlässigkeit zu
erhöhen und repräsentative Ergebnisse zu erhalten.
In jeder Flasche wurden 100 ml für das zu vergärende Substrat und 25 ml als
„Headspace“ für das Biogas vorgesehen. Es wurden drei verschiedene
Raumbelastungen (3, 6 und 9 g oTS/l) in den Flaschen untersucht.
Verwendete Materialien und Methoden 114
2. Phase: 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2
Batchversuche im
3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
3 g oTS/l
Kleinmaßstab in
4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4
Durchstechflaschen von
125 ml bei thermophilen 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Temperaturen (55 ⁰ C) 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6
in Dreifachbestimmung 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7
8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2
3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
Legende 6 g oTS/l 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4
1= Blindprobe (Kontrolle) = KTL 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6
2= S + Papain = P
7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7
3= S + Bacillus Spezies = B 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8
4= S + Rumensaft = R
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
5= S + P + B = PB
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2
6= S + P + R = PR 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
9 g oTS/l
7= S + B + R = BR 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
8= S + P + B + R = PBR
6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6
7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7
8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8
Substrate (S): Papaya- Bananen- Zitrusmischung Geflügel- Hühnermist Geflügel- Abwasser aus
abfälle abfälle brutabfälle schlacht- Geflügel-
abwasser verpackungen
Bei der in Kap. 7.2.2 erwähnten Charakterisierung wurde der oTS-Gehalt jedes
Substrats ermittelt. Die eingesetzten Frischsubstratmengen, die zur Einstellung der in
100 ml Füllvolumen untersuchten Raumbelastungen verwendet wurden, wurden
anhand der oTS-Gehalte der Substrate errechnet und werden in Tab. 7.5 dargestellt.
Die Erstellung der Mischproben erfolgte, wie Tab. 7.6 zeigt. Die
Frischsubstratmengen wurden in die Flaschen gefüllt und mit destilliertem Wasser
zuerst auf 80 ml verdünnt. Die übrigen 20 ml wurden für die e