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Phosphor ist in der Landwirtschaft unverzichtbar.

Ein Tüftler will den


Dünger jetzt aus Kefir-Körnern gewinnen.

Er gilt als der Daniel Düsentrieb von Bayern. Bruno Gruber hat schon so


manche pfiffige Erfindung auf den Markt gebracht, von einem antibakteriellen
und duftenden Kugelschreiber, über eine Pfanne mit Spritzschutz bis hin zu
einem Sonnenschirm, der gleichzeitig als Regensammler funktionieren kann.
Alle diese Entwicklungen entstehen in seiner großen Werkstatt, die er sich in
seiner Doppelhaushälfte eingerichtet hat. Für fast alle Erfindungen hält der
selbstständige Tüftler bereits Patente.
Besonders vielversprechend könnte nun seine neueste Entdeckung sein.
Gruber hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Phosphor zum Beispiel aus
Abwässern und Gülle zurückgewinnen lassen kann. Warum das so wichtig ist?

Wissenschaftler auf der ganzen Welt arbeiten an einer solchen Lösung. Denn
Phosphor ist einer der wichtigsten Stoffe zum Leben. Ob Mensch, Tier oder
Pflanze – ohne Phosphor würde kein Organismus funktionieren. Doch die
Reserven in der Natur sind begrenzt. Manche Wissenschaftler gehen davon
aus, dass der Stoff vielleicht schon in 50 Jahren nicht mehr wirtschaftlich
abbaubar sein könnte. Andere sprechen von 130 oder 380 Jahren. Trotz
unterschiedlicher Zahlen, die Botschaft ist die gleiche: Phosphor wird einmal
so rar sein wie Öl – nur dass es für Öl bereits Ersatzstoffe gibt, für Phosphor
dagegen nicht.

Das ist vor allem für die Landwirtschaft ein Problem. Phosphor wird als Dünger
auf den Feldern ausgebracht, damit die Pflanzen einen möglichst großen
Ertrag bringen. Nur so lässt sich derzeit die weltweite Nachfrage nach
Lebensmitteln decken. Und je mehr Menschen auf der Erde leben, desto
wichtiger werden Lösungen für eine solche industrielle Massenproduktion. Ein
Ziel ist es daher, den Phosphor wieder zurückzugewinnen – zum Beispiel aus
Abwässern und Gülle.

Wie Kefir-Körner Phosphor speichernHier setzt Bruno Grubers Idee an.


Er hat herausgefunden, dass Kefir-Körner, wie man sie für die
Herstellung von Kefirwassergetränken benutzt, die Nährstoffe aus den
Flüssigkeiten aufnehmen, in denen man sie einweicht. Auch nach dem
Trocknen funktioniert dieser Speicher noch. Erst wenn man die Körner
wieder nass macht, können die Nährstoffe entweichen. Dieses Prinzip
lässt sich laut Gruber auch auf Phosphor anwenden.
In der landwirtschaftlichen Praxis könne das so aussehen: Getrocknete Kefir-
Körner werden in die Gülle geschüttet, saugen sich voll und werden dann bei
bis zu 40 Grad Celsius getrocknet. Das entstandene Granulat sei geruchlos
und beliebig lange haltbar, sagt er. Erst wenn es auf dem Feld ausgebracht
wird können bei Regen die Inhaltsstoffe wieder entweichen.

Fünf Jahre lang hat Bruno Gruber an dieser Technik getüftelt. Nun wartet er
darauf, dass das gesamte Verfahren patentiert wird. Einige
Düngemittelhersteller haben sich seiner Idee bereits angenommen und testen
im eigenen Labor, ob sie sich für die industrielle Massenproduktion eignet.
Aber Gruber ist guter Dinge. Immerhin sei die Herstellung von Kefir-Körnern
sehr einfach, weil sie sich sehr schnell vermehrten. Außerdem seien gerade
verschiedene Brauereien dabei, neue Kefirgetränke auf den Markt zu bringen.
Dabei würden sicher viele Körner als Abfallprodukte entstehen.

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