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3. April 2018
Bachelorarbeit vorgelegt am
Institut für Strömungslehre und Wärmeübertragung TU Graz
bei Ao.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Helfried Steiner
1
Inhaltsverzeichnis
Symbolverzeichnis 3
Einführung und Problemerläuterung 4
I Theoretische Grundlagen 4
1 Grundgleichungen und Vereinfachungen 4
2 Herleitung der Oberächenintegrale 6
3 Numerische Implementation 11
4 Geschwindigkeitsverteilung 18
5 Druck, Kräfte und Momente 20
6 Validierung der Panel-Methode gegen Analytische Lösungen
der Potentialströmung 21
2
Symbolverzeichnis
Lateinisch
A, S Fläche, Oberäche [m2 ]
C Kurve [m]
c, cA , cN , cW Beiwert, Auftriebsbeiwert, Nickmomentbeiwert, Widerstandsbeiwert
F Kraft [N ]
r, r allgemeiner Vektor, Länge des Vektors
1 / Radius [m]
M, MN Moment, Nickmoment [N m]
N Panelanzahl
V Volumen [m3 ]
Griechisch
α Anstellwinkel, Winkel zwischen Anströmung und Horizont [Grad]
β, χ, θ Winkel, Polarwinkel, Umfangswinkel [Grad]
Gleitzahl
kg
ρ Dichte [m3]
σ Quellenstärke
2
φ, Φ allgemeines Potential, Geschwindigkeitspotential [ ms ]
ψ, Ψ allgemeine Testfunktion, Fundamentallösung der Laplacegleichung
Ω Raumwinkel [sr]
Indizes
∞ Bezogen auf einen Punkt weit entfernt vom umströmten Körper
i, j, k Laundex
R Referenz
1 Als Konvention wird festgelegt, dass Vektoren fett geschrieben werden. Bezieht sich ein nicht fett geschriebenes Symbol
auf einen Vektor, ist damit dessen Länge gemeint.
3
Einführung und Problemerläuterung
Gleitschirme stellen eine der simpelsten Arten von Fluggeräten dar. Gleitschirme bestehen aus einem
Flügel, dessen Form durch aufgeblasene Zellen zustande kommt. Auf den Flügel wirken Kräfte, welche
in den Leinen gebündelt werden und Verformungen am Flügel hervorrufen. Das Gesamtsystem wird
durch das Zusammenspiel zwischen aerodynamischen Kräften und elastischen Verformungen geprägt.
Deshalb sind Kenntnisse über aerodynamische Eigenschaften wichtig.
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Potentialströmung um Gleitschirme. Diese dient dazu die Kräfte-
verhältnisse an Gleitschirmen zu simulieren und kann als Grundlage für den aerodynamischen Entwurf
von Gleitschirmen herangezogen werden.
Als Zielsetzung dieser Arbeit soll ein Computerprogramm entstehen, das eine bekannte Panel-Methode
implementiert. Dieses Programm soll auf Gleitschirmprobleme angewendet werden und exemplarisch
das dynamische Verhalten des Gleitschirmes bei Änderungen des Anstellwinkels analysieren. In weite-
rer Folge soll versucht werden eine optimale Form des Gleitschirmes zu nden, bei der ein Minimum
an induziertem Widerstand auftritt.
Die Arbeit gliedert sich in einen ersten Teil, in dem die mathematische Formulierung für die Panel-
Methode erarbeitet wird. Im zweiten Teil soll diese an den oben genannten Gleitschirmproblemen zur
Anwendung kommen.
Teil I
Theoretische Grundlagen
1 Grundgleichungen und Vereinfachungen
Ausgangsbasis für die Berechnung Newtonscher Fluide stellen die Navier-Stokes-Gleichungen dar. Um
diese zu vereinfachen, sollen zunächst die Kenngröÿen des Strömungsproblems abgeschätzt werden. Die
Geschwindigkeit von Gleitschirmen ist abhängig von der Auslegung des Schirms (Schirmäche, Stre-
ckung, Auftriebsbeiwert...), kann aber auch während des Fluges durch diverse Steuerleinen (Bremsen
und Beschleuniger) verändert werden. Diese kann durch ein oberes Maximum von ca. umax = 20 ms ab-
u 20
geschätzt werden, welche in etwa einer Machzahl von M a = √ max ≈ √ ≈ 0.06 entspricht.
κRs T 1.4·287·293.15
Aufgrund der geringen Machzahl darf inkompressibel gerechnet werden [1, S.16 ].
Da zunächst nur der stationäre Flug von Interesse ist, sollen auch alle Zeitableitungen vernachlässigt
werden. Weiters sollen auch die Volumenkräfte vernachlässigt werden. Die Kontinuitätsgleichung und
die Impulserhaltung lassen sich dadurch in der folgenden Form angeben.
∇·u=0 (1)
4
1.1 Drehungsfreies Geschwindigkeitsfeld und Geschwindigkeitspotential
Für hohe Reynoldszahlen kann gezeigt werden, dass sich die viskosen Eekte auf die direkte Umgebung
der Wand eines umströmten Körpers und den Nachlauf beschränken. Im restlichen Strömungsfeld kann
man von reibungsfreier Strömung ausgehen. Für reibungsfreie Strömung kann mit Hilfe des Croccoschen
Wirbelsatzes [2, S. 48] unter Vorraussetzung von homenergetischer und homentroper Strömung die
Drehungsfreiheit wie folgt gezeigt werden:
∇H = 0, ∇s = 0
T ∇s = ∇H − 2u × ω = 2u × ω = 0
1
ω = ∇×u=∇×u=0
2
Desweiteren muss die Kontinuitätsgleichung erfüllt sein. Für das betrachtete Problem wird diese durch
∇·u = 0 beschrieben. Durch Einführung eines skalaren Potentials Φ können die beiden Vektorglei-
chungen zusammengefasst werden. Der Gradient des Potentials ist deniert durch ∇ (Φ) = u.
Das Einsetzen in die oben genannten Gleichungen liefert:
∇ × (∇Φ) ≡ 0
∇ · (∇Φ) = ∆Φ = 0
Die Rotation des Gradienten ist immer Null, daher durch die Wahl von Φ erfüllt. Die Kontinuitäts-
gleichung führt unter Einführung von Φ auf die Laplace-Gleichung ∆Φ = 0. Diese stellt die Grundlage
zur Beschreibung der Potentialströmung dar.
Grundsätzlich sind mehrere Methoden zur Lösung der Laplace-Gleichung anwendbar. Für einfache
Geometrien (bsw. Zylinder, Kugel) kann die Lösung analytisch bestimmt werden. Ebenfalls analytisch
berechenbar sind Geometrien, die durch konforme Abbildungen von den einfachen Geometrien abge-
leitet werden können. Diese sollen zur Validierung, des im Rahmen dieser Arbeit verwendeten nume-
rischen Verfahrens, Anwendung nden. Auÿerdem gelangt man durch Überlagern von Einzellösungen
(z.B: Quellen, Dipole, Wirbel, Parallelströmung ...) zu Lösungen für allgemeine Geometrien. Werden
diese Einzellösungen auf der Kontur des umströmten Körpers platziert, ist dieser Zugang ähnlich der
Behandlung der Gleichung mittels der Randelement-Methode (BEM). Die Randelement-Methode ein-
gesetzt für Strömungsprobleme, die durch Potentialstömung beschrieben werden, wird gewöhnlich als
Panel-Methode bezeichnet.
Weitere numerische Möglichkeiten zur Berechnung sind die nite Dierenzen-, nite Elemente- und
nite Volumen-Methode, bei denen aber das gesamte Strömungsfeld diskretisiert werden muss. Diese
sollen im Weiteren nicht näher behandelt werden.
5
2 Herleitung der Oberächenintegrale
2.1 Problemstellung
Ausgangsbasis für die Panel-Methode ist die Laplace-Gleichung. Die Geschwindigkeit senkrecht auf die
Oberäche des umströmten Körpers und die ungestörte Anströmung im Unendlichen sind die Rand-
bedingungen, die dabei erfüllt sein müssen.
∆Φ =0 (3)
Randbedingungen:
∂Φ
(SK ) =0 (4)
∂nE
∇Φ (r → ∞) =u∞ (5)
Abbildung 1: Randbedingungen
ˆ ˆ ˆ ˆ
∂ψ
φ dA = (φ ∇ψ) · ~n dA = ∇ · (φ ∇ψ) dV = (φ∇2 ψ + ∇φ · ∇ψ) dV (6)
∂n
S S V V
ˆ ˆ ˆ
∂ψ
(φ∆ψ)dV = φ dA − (∇φ · ∇ψ) dV (7)
∂n
V S V
Für die zweite Greensche Identität werden ψ und φ in der obigen Formulierung vertauscht. Hier wird
von φ zwei mal stetige Dierenzierbarkeit gefordert.
ˆ ˆ ˆ ˆ
∂φ
ψ dA = (ψ ∇φ) · ~n dA = ∇ · (ψ ∇φ) dV = (ψ∇2 φ + ∇ψ · ∇φ) dV (8)
∂n
S S V V
ˆ ˆ ˆ
∂φ
(ψ∆φ)dV = ψ dA − (∇φ · ∇ψ) dV (9)
∂n
V S V
Durch Subtraktion von (9) - (7) erhält man die zweite Greensche Identität.
ˆ ˆ
∂φ ∂ψ
(ψ∆φ − φ∆ψ)dV = ψ −φ dA (10)
∂n ∂n
V S
6
Fordert man weiter, dass die Testfunktion selbst die Laplace-Gleichung erfüllt, folgt:
∆ψ = 0 (11)
ˆ ˆ
∂ψ ∂φ
(ψ∆φ)dV = φ −ψ dA = 0 (12)
∂n ∂n
V S
1 ∂ 2 ∂
∆Ψ = (r Ψ) = 0 (13)
r2 ∂r ∂r
∂
r2 Ψ = C1 (14)
∂r
C1
Ψ0 (r) = 2 (15)
r
−C1
Ψ(r) = + C2 (16)
r
Da Ψ keine Randbedingungen erfüllen muss, kann die zweite Konstante im Grunde frei gewählt werden.
Da aber eine möglichst einfache Testfunktion gesucht wird, sollC2 = 0 gewählt werden.
Des Weiteren soll aus physikalischer Sicht eine eingebrachte Störung am Rand keinen Einuss auf
Punkte weit entfernt dieser Störung haben.
Ψ(r → ∞) = 0 → C2 = 0 (17)
Gefordert wird weiters, dass der Einuss der unmittelbaren Umgebung auf einen Punkt genau dem
Potential des Punktes entspricht. Dazu wird eine Kugel mit dem Radius r= und →0 um einen
Punkt mit dem Potential Φ gelegt und der Einuss der Kugeläche auf den Punkt mittels der Randin-
tegralgleichung (10) ermittelt. Der Normalvektor auf die Oberäche der Kugel zeigt dabei nach innen
∂ ∂
∂r = − ∂n . Das zweite Integral verschwindet aufgrund der Kontinuitätsgleichung (19). Es folgt für
den ersten Term die Konstante für die Testfunktion.
ˆ ˆ
∂Ψ ∂Φ
Φ dA − Ψ dA = Φ (18)
∂n ∂n
S S
ˆ ˆ ˆ
∂Φ ∂Φ
Ψ dA = Ψ dA = Ψ u · ndA = 0 (19)
∂n ∂n
S S S
ˆ ˆ
∂Ψ ∂Ψ
Φ dA = −Φp dA = Φ , aus (10) (20)
∂n ∂r
S S
ˆ ˆ
∂Ψ ∂Ψ
−1 = dA = dA = C1 4π (21)
∂r ∂r
S S
1 1
C1 = − → Ψ= (22)
4π 4πr
Durch diese Überlegung wurde die Testfunktion gleich der Fundamentallösung der Laplace-Gleichung
gewählt. Es ist auch möglich, die Konstanten anders zu wählen.
7
2.4 Aufteilung des Oberächenintegrals
Das Integral (12) wird auf die strömungsbeeinussenden Flächen aufgeteilt. Die Normale zeigt dabei
immer weg von dem betrachteten Gebiet [1, S. 44]. Es ist darauf zu achten, diese Konvention stets
einzuhalten. Es werden folgende Teilgebiete betrachtet:
1. eine Kugel mit Radius , die das Potential Φ in einem beliebigen Punkt im Strömungsfeld
darstellt
Abbildung 2: Strömungsgebiet
ˆ ˆ ˆ
∂Ψ ∂Φ∞ ∂Ψ ∂Φ∞
Φ∞ −Ψ dA = Φ∞ dA − Ψ dA (23)
∂n ∂n ∂n ∂n
S∞ S∞ S∞
Aufgrund der Kontinuitätsgleichung muss der aufsummierte Fluss über die Oberäche eines Kontroll-
volumens verschwinden.
8
ˆ ˆ
∂Φ∞
Ψ (u∞ · n) dA = Ψ dA = 0 (24)
∂n
S∞ S∞
Das Potential einer parallelen Anströmung kann durch ein Potential Φ̃∞ im Mittelpunkt der Kugel
und ein variables Potential(u∞ · n) r dargestellt werden, wobei der zweite Term wieder aus den oben
genannten Gründen (24) herausfällt.
ˆ ˆ
∂Ψ ∂Ψ ∂Ψ
Φ∞ ds = Φ̃∞ + (u∞ · n) r ds = Φ̃∞ 4πr2 = −Φ̃∞ (25)
∂n ∂n ∂r
S∞ S∞
Für das weitere Vorgehen soll der Einuss des Potentials der Anströmung Φ̃∞ wieder mit Φ∞ bezeichnet
werden.
ˆ
∂Ψ
µ − σΨ dA (26)
∂n
SK
ˆ ˆ
∂Ψ ∂Ψ
µ − σΨ dA = µW dA (27)
∂n ∂n
SW SW
Der gesamte Einuss auf einen Punkt im Strömungsfeld ergibt sich somit zu:
ˆ ˆ
∂Ψ ∂Ψ
− µ − σΨ dA − µW dA + Φ∞ = Φp (28)
∂n ∂n
SK SW
9
2.5 Randbedingungen
Normal auf die Oberäche eines umströmten Körpers ohne Transpiration muss die Geschwindigkeit
verschwinden. Diese Randbedingung kann auf zwei Arten in die Randintegral-Formulierung eingebracht
werden.
2. Da die Änderung des Potentials über die Oberäche Null und die Kontur des Körpers geschlossen
ist, kann die Randbedingung auch durch ein konstantes Potential ΦI = const im Inneren des
umströmten Körpers erfüllt werden. Diese wird als Dirichlet-Randbedingung bezeichnet.
Die einfachste Möglichkeit besteht darin, ΦI gleich Null zu setzen.
Die Dirichlet-Randbedingung kann auch durch ein konstantes Potential Φ̃I = Φ̃∞ = 0 für eine
raumfeste Betrachtung erfüllt werden. Für eine mitbewegte Betrachtung bedeutet dies, dass man
das innere Potential dem Potential der Anströmung gleich setzt ΦI = Φ∞ [1].
Die in dieser Arbeit zur Problemlösung verwendeten Verfahren bauen auf der Dirichlet-Randbedingung
auf.
ΦI = 0
∂Φa
σ= =0
ˆ ˆ ∂n
∂Ψ ∂Ψ
µ dA + µ dA = Φ∞ (29)
∂n ∂n
SK SW
ΦI = Φ∞
∂ΦE ∂Φ∞ ∂Φ∞
σ=− − = = u∞ ·n
∂n ∂n ∂n
ˆ ˆ
∂Ψ ∂Ψ
− µ − (u∞ ·n) Ψ dA − µ dA + Φ∞ = Φ∞
∂n ∂n
SK SW
ˆ ˆ ˆ
∂Ψ ∂Ψ
µ dA + µ dA = (u∞ ·n) · ΨdA (30)
∂n ∂n
SK SW SK
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, das Potential im Inneren vorzugeben. Diese haben aber keine
nennenswerten Vereinfachungen zur Folge und sollen deshalb hier nicht weiter behandelt werden.
2 Die
Punkte, wo die Gleichungen aufgestellt werden, liegen unter der Oberäche. Der Abstand zur Oberäche ist jedoch
unendlich klein.
10
3 Numerische Implementation
3.2 Randintegralgleichung
Es wird gefordert, dass die Randintegralgleichung nur in jedem Panel-Mittelpunkt erfüllt wird.
An allen anderen Punkten des Panels wird die Erfüllung der Gleichung nicht erzwungen, und es
kann zu Fehlern kommen. Dies wird vor allem bei der reinen Dipol-Methode (ΦI = 0) ersichtlich,
da sich eine konstante Dipolverteilung eines planaren Panels equivalent zu einem Wirbelring ver-
hält [1, S. 248, 249, Abb. 10.15]. Dadurch kommt es an den Kanten zu groÿen Geschwindigkeiten,
die auch eine Normalkomponente enthalten.
11
ˆ ˆ
N NW
X ∂Ψj X ∂Ψ k
µj dA + µk dA = −Φ∞ (31)
j=1
∂n ∂n
Pj k=1 Pk
Um dieses Verfahren stabiler zu machen, wird der Potentialsprung µj , der dem lokalen Potential
Φj entspricht, in ein Potential der Anströmung Φj∞ und ein unbekanntes Φ̃j aufgespalten.
ˆ ˆ ˆ
N NW N
X ∂Ψj X ∂Ψk X ∂Ψj
Φ̃j dA + µk dA = −Φ∞i − Φ∞j dA (32)
j=1
∂n ∂n j=1
∂n
Pj k=1 Pk Pj
Die Gleichung kann um eine Quellenverteilung erweitert werden, um die Dipolstärke des Panels
klein zu halten. Das erreicht man durch ein inneres Potential ΦI = Φ∞ (vgl. Unterkapitel 2.5).
Daraus resultiert eine Randintegralgleichung der folgenden Form:
ˆ ˆ ˆ
N NW N
X ∂Ψj X ∂Ψk X
µj dA + µk dA = (u∞ · nj ) Ψj dA (33)
j=1
∂n ∂n j=1
Pj k=1 Pk Pj
12
∂Ψ ∂Ψ ∂r
|n=0 = |n=0 (34)
∂n ∂r ∂n
∂r n·r rn
= =
∂n n=0
|r| r
ˆ ˆ ˆ
∂Ψ rn rn 1
Φ dA = −ΦP dA = − ΦP dA (35)
∂n 4πr3 4π r3
P P P
Methode 1
Das Gebiet kann in Dreiecke aufgeteilt werden, sodass jeweils eine Seite des Panels mit dem auf die
Ebene projizierten Punkt verbunden wird. Je nach dem in welchem Umlauf das Panel durchlaufen
wird, wird es positiv oder negativ gezählt.
ˆ NC ˆa ˆl·c2 !
1 X 1
rn dA = rn 3 dm dl
r3
p
P i=1 l=0 m=l·c1
m2 + l2 + rn2
ˆ ˆ ˆ
NC
rn 1 rn X 1 1 1
−ΦP dA = −ΦP · dA − dA
4π r3 4π i=1 2 r3 r3
P S+ S−
Die Lösung für dieses Integral ist im Theorie-Dokument zum Programm VSAERO [3] angegeben.
13
Abbildung 6: Aufsummieren der parallelen Streifen
Methode 3 [4]
Das betrachtete Dipol-Integral kann so umgeformt werden, dass es mittels des Integralsatzes von Gauÿ
rn
auf ein Linienintegral gebracht wird. Hierfür wird der Integrand
r 3 einer Funktion W , auf die der
Laplaceoperator in Panelebene angewendet wird, gleichgesetzt. Hier entspricht nC der Richtung, die
in Panelebene liegt und normal auf die Seitenkante steht.
ˆ ˆ ˆ ˆ
rn ∂W ∂W ∂s
dA = ∆W dA = dl = dl
r3 ∂nC ∂s ∂nC
P P C C
ˆ
1 ∂ ∂W rn ∂W 1 rn rn
s =p 3 , = 3 = p
s ∂s ∂s ∂s s s s2 + rn2
p
s2 + rn2 s2 + rn2
ˆ ˆ
∂s s · nc sn ∂W ∂s r s
= = dl = pn n dl =
∂n s s ∂s ∂n s s2 + rn2
2
C C
ˆx2
−1 rn x x2
rn sn
= p = tan
(s2n + x2 ) s2n + x2 + rn2 sn r x1
x1
14
Methode 4 [5, S. 115]
Da sich der Einuss der Dipolstärke eines Panels genau gleich verhält, wie die Änderung des Einusses
einer Quelle auf das Panel in Normalenrichtung, und auÿerdem der Fluss der Quelle über einen Raum-
winkel konstant ist, kann das Panel auf eine Einheitskugel projiziert werden. Es ergeben sich folgende
Vereinfachungen.
ˆ ˆ ˆ ˆ
∂Ψ ∂ΨK ∂ΨK ∂ΨK
dA = dA = sign (nr ) dA = sign (nr ) dA
∂nP ∂nP ∂nK ∂r r=1
SP SP SK SK
Abbildung 7: Raumwinkel
Das verbleibende Integral stellt die Fläche des projizierten Panels dar und kann auch als Raumwinkel
interpretiert werden. Um diesen zu berechnen, kann man für jede Seite ein Dreieck mit einem Refe-
renzpunkt aufspannen und für dieses den Raumwinkel berechnen. Je nach Lage des Referenzpunktes
wird die Fläche positiv bzw. negativ gezählt. Der Raumwinkel Ω Abbildung 7, einer durch drei Strahlen
aufgespannten Pyramide, lässt sich mit einem Ergebnis von Oostrom und Strackee wie folgt berechnen:
u1 × u2 · u3
Ω = 2 tan−1 (36)
1 + u2 · u3 + u3 · u1 + u1 · u2
Hierbei stellt u einen normierten Strahl dar.
NC
sign (nr ) X
ΦP = − ±Ω (37)
4π i=1
15
3.4 Panel mit konstanter Quellenstärke
Zur Bestimmung des Einusses eines Panels mit konstanter Quellenstärke auf einen Punkt muss das
folgende Integral gelöst werden.
ˆ ˆ
1 1
Ψds = dA
4π r
SP SP
Dieses Integral kann auch als Integral des Dipoleinusses geschrieben werden [5, 119].
ˆ ˆ∞ ˆ
∂Ψ
ΨdA = dA dn
∂n
SP n=rn SP
ˆ ˆ∞ ˆ ˆ
∂Ψ ∂Ψ
ΨdA = n · d dA + rn · dA
∂n ∂n n=r
SP n=rn SP SP
Der zweite Term kann direkt aus dem Dipoleinuss bestimmt werden. Der erste Term wird in einer der
herangezogenen Quellen [5] behandelt. Für die um die Quellenterme erweiterte Panel-Methode wird
die in VSAERO [3, S. 40] beschriebene Lösung für das Integral verwendet.
Die Berechnung des Einusses mittels Näherungslösung soll mit der exakten Lösung verglichen werden.
Dazu werden für ein Einheitspanel die Einussfunktionen entlang einer Geraden ausgewertet und
abhängig von der Laufvariablen x dargestellt. Abbildung 8 zeigt die Position und Lage der Geraden.
Abbildung 8: Veranschaulichung der Geraden, an welcher der Einuss des Panels ausgewertet wird
Die Näherungslösung wird für ein Dipolpanel in Abbildung 9 und für ein Quellenpanel in Abbildung
10 gezeigt. Man sieht, dass die Näherungslösungen im Fernfeld gut mit den exakten Lösungen über-
einstimmen. Daher kann die Näherungslösung im Fernfeld verwendet werden, wodurch die Rechenzeit
für das Aufstellen der Einussfaktoren reduziert werden kann.
16
Abbildung 9: Vergleich Einussberechnung für ein Dipolpanel
Im Programm wird der Übergang von Nahbereich zum Fernfeld über einen Fernfeldfaktor berücksich-
tigt. Dieser Faktor beschreibt zusammen mit der Gröÿe des Panels den Radius einer Kugel, innerhalb
derer sich alle Panels benden, deren Einüsse mit der Nahfeldberechnung ermittelt werden.
Mit dieser Zerlegung in Nahbereich und Fernfeld können auch noch weitere numerische Verbesserungen
erreicht werden. Eine Möglichkeit ist es, die Panels zu Clustern zusammenzufassen. Dadurch können
17
die Einussfaktoren von weit entfernten Panels durch Einussfaktoren der Cluster ausgedrückt werden.
Die Gesamtanzahl an einussnehmenden Panels / Clustern pro Gleichung reduziert sich dadurch, was
den Aufwand der Panel-Methode wesentlich verringert. Eine eziente Umsetzung dieser Idee ndet
man in sogenannten Multipolmethoden. Durch diese wird es möglich mit einer höheren Anzahl an
Panels zu rechnen, da das Gleichungssystem nicht mehr voll besetzt ist.
4 Geschwindigkeitsverteilung
4.1 Berechnung der Geschwindigkeit auf der Oberäche
Die Geschwindigkeit auf der Oberäche kann direkt aus dem Gradienten des Potentials ermittelt wer-
den. Im Weiteren wird eine Möglichkeit verwendet, die neben viereckigen auch andere Panels zulässt.
Dazu wird eine Ebene so aufgespannt, dass sie das Potential des betrachteten Panels und seiner Nach-
barpanels
3 bestmöglich interpoliert. Die Geschwindigkeit im Mittelpunkt des Panels ergibt sich aus
dem Gradienten der ermittelten Ebene.
Die Abbildung 11 zeigt die Vorgehensweise. Nachbarpanels werden in die Panel-Ebene geklappt und
das Potential wird mittels Linearer Ausgleichsrechnung (Least-Square Methode) durch eine lineare
bzw. quadratische Funktion interpoliert. Der Gradient wird anschlieÿend im Punkt m=0 und l=0
ermittelt.
∂Φ ∂Φ ∂Φ
ul = , um = , un = =0 (38)
∂l ∂m ∂n
ul lx mx nx
ulokal = um , uglobal = ly my ny · ulokal (39)
un lz mz nz
ˆ
∂Ψ
uµ = ∇ µ dA (40)
∂n
S
3 Nachbarpanels sind all jene Panels, die über Kanten mit dem betrachteten Panel verbunden sind.
18
N ˆ ˆ
X ∂Ψi
uµ = µi ∇ dA = µi ∇ (n · ∇Ψi ) dA
i=1
∂ni
SP SP
ˆ
uµ,i = µi (∇ × ni ) × ∇Ψi dA (41)
SP
Diese Formulierung kann mittels des Satzes von Stokes auf ein Linienintegral gebracht werden. Das
Ergebnis ist equivalent zu einem geschlossenem Wirbelring [1, S. 248f., Abb. 10.15]. Die Gleichungen
wurden aus VSAERO [3, S. 41f.] entnommen und um Zwischenschritte erweitert. Die verwendeten
Symbole sind in Abbildung 12 dargestellt. Das gezeigte Panel wird durch NC Linien begrenzt und es
wird eine Summe (42) über alle Seiten Cj gebildet.
4
b
r(x)
y
a
l
x2
x
x1
ˆ ˛ ˛
1 1
(∇ × n) × ∇ (Ψ) dA = ∇ (Ψ) × dl = ∇ × dl =
4π r
SP C C
˛ NC ˆ
1 r×l X 1 r×l 1
= dl = dx (42)
4π r3 l j=1
4π l r3
C Cj
ˆ ˆx2 x
r×l 1 r×l 1 r × l x 2
dx = 3 dx = y 2 l r (x)
l r3 l
p
2
x +y 2 x1
Cj x1
|a×b|
l=a−b y =
l
a·l b·l
x1 = x2 =
l l
r×l a×b l2 l (a × b) l (a × b) l (a × b)
2
= − 2
=− 2
=− 2 =− (43)
y l l |a×b| |a×b| 2 2
a b − (a·b) (ab + a·b) (ab − a·b)
x x2
= b·l − a·l = l · b − a = b−a · b − a = b+a ab − a · b
(44)
r (x) bl al l b a l b a l ab
x1
NC NC
µi X (a × b) b a µi X (a × b) (a + b)
(41, 42, 43, 44): uµ,i = − 2
l · − = − (45)
4π j=1 | a × b | b a 4π j=1 (ab + a·b) (ab)
4 Wegen der Übersichtlichkeit wurde in den Gleichungen 42 bis 45 bei der Aufsummierung über die Seitenlinien auf die
Indizes verzichtet.
19
5 Druck, Kräfte und Momente
5.1 Druckbeiwert
Ist die Geschwindigkeit bekannt, kann aus der Bernoulli-Gleichung der Druck auf jedes Panel berechnet
(u2∞ −u·u)·ρ
werden. Es ergibt sich der Druck zu p= 2 + p∞ und der Druckbeiwert lautet:
2·(p−p∞ ) u·u
cP = 2
ρ·U∞ =1− u2∞
Eine andere Möglichkeit stellt die Berechnung der Kräfte über die Tretz-Ebene dar. Hierbei
wird eine Box um den umströmten Körper gelegt und der Impulssatz für diese aufgestellt. Durch
einige Vereinfachungen kann die Berechnung ausschlieÿlich an der Schnittlinie von Nachlauf und
der Box erfolgen [1, S. 201 ] ( Abbildung 13 ).
Für eine korrekte Implementierung müsste der Nachlauf aufgerollt werden, sodass er die in
Unterkapitel 2.4 im Abschnitt Einuss des Nachlaufs auf die Strömung eingeführte Bedingung,
Parallelität zur Stromlinie, erfüllt. Im erstellten Programm wird aber mit einem unverformten
Nachlauf gerechnet.
Abbildung 14 zeigt einige Möglichkeiten den Nachlauf zu modellieren. Die Auftriebs- und Widerstands-
kräfte wurden durch Aufsummieren des Drucks am Körper ermittelt.
20
5.3 Momente
Die Momente werden aus der Druckkraft auf ein Panel und dem Abstand zu einem Referenzpunkt
gebildet. Die Summe liefert das resultierende Moment, welches in die drei Komponenten Nickmoment
MN in y-Richtung, Giermoment in z-Richtung und Rollmoment in x-Richtung aufgeteilt werden kann
(vgl. Koordinatensystem in Abbildung 13 ).
Mit diesen Referenzdaten ergeben sich die folgenden für die Aufgabenstellung relevanten Beiwerte.
FW
Widerstandsbeiwert: cW = ρ 2 (46)
2 ∞ AR
u
FA
Auftriebsbeiwert: cA = ρ 2 (47)
2 u∞ AR
MN
Nickmomentbeiwert: cN = ρ 2 (48)
2 U ∞ AR L
21
6.1 Konforme Abbildungen
Joukowsky Abbildung
Die Joukowsky Abbildung ist eine konforme Abbildung, die einen Kreis auf ein Tragügelprol abbildet.
Das Prol wird durch zwei Parameter, die den Mittelpunkt des Kreises beschreiben, variiert. Die
Imaginär-Komponente des Mittelpunktes verändert die Wölbung und der Realteil die Dicke.
1
Die verwendete Abbildungsfunktion lautet: ζ = f (z) = z + z.
Abbildung 15: Darstellung eines Kreises in der z-Ebene und seiner konformen Abbildung in der ζ -Ebene
Geschwindigkeit
Das komplexe Geschwindigkeitspotential für den Zylinder erhält man durch Überlagern eines Dipols,
einer Parallelströmung und eines Wirbels [1, S. 60 .]. Die Dipolstärke wird so gewählt, dass die Normal-
Komponente der Geschwindigkeit auf der Kreiskontur verschwindet. Das Geschwindigkeitspotential [1,
S. 129, (6.25)] ergibt sich zu:
2
rK Γ
W (z) = u∞ e−iα z + u∞ eiα + i ln (z − m) (49)
z−m 2π
2
dW r Γ 1
= u∞ e−iα − u∞ eiα K
2 + i 2π z − m (50)
dz (z − m)
Die Geschwindigkeit in der ζ -Ebene erhält man durch Ableiten des komplexen Geschwindigkeitspo-
tentials W nach ζ.
dW dW dz
= (51)
dζ dz dζ
dz 1 1 z2
= dζ = z2 −1 = 2 (52)
dζ dz z2
z −1
!
dW z2 −iα iα
2
rK Γ 1
= 2 u∞ e − u∞ e 2 + i 2π z − m (53)
dζ z −1 (z − m)
Kutta Bedingung
Die Auftriebskraft wird über die Erfüllung der Kutta-Bedingung errechnet. Diese Bedingung fordert
einen glatten Abuss der Strömung an der Hinterkante, damit die Geschwindigkeit an der Hinterkante
22
dW
nicht unendlich wird. Daher fordert man
dz |z−m=rK e−iβ = 0.
dW 1 Γ 1
= u∞ e−iα − u∞ eiα −2iβ + i =0 (54)
dz z−m=rK ·e−iβ e 2π rK e−iβ
2πrK 2πrK
Γ= u∞ −e−iα e−iβ + eiα eiβ = u∞ −e−i(α+β) + ei(α+β) =
i i
2πrK
= u∞ (cos (α + β) + i sin (α + β) − cos (α + β) + i sin (α + β))
i
Γ = 4πrK u∞ sin (α + β) (55)
!
dW z2 −iα iα
2
rK 2 · rK sin (α + β)
= u∞ 2 e −e 2 +i (56)
dζ z −1 (z − m) z−m
dW
= u∞ e−iα − eiα e−2iχ + 2 i sin (α + β) e−iχ =
dz z=m+rK eiχ
= u∞ e−iχ e−i(α−χ) − ei(α−χ) + 2 i sin (α + β) =
= u∞ e−iχ (2 i sin (α − χ) + 2 i sin (α + β)) =
= 2 i u∞ e−iχ (−sin (α − χ) + sin (α + β)) (57)
2
m + rK eiχ
dW dz −iχ
= 2 i u∞ e (−sin (α − χ) + sin (α + β)) 2 (58)
dz dζ z=m+r·eiχ (m + rK eiχ ) − 1
Die Geschwindigkeit an der Hinterkante kann mit der Regel von L'Hospital ermittelt werden [1, S 130].
dW dz d2 W d2 ζ
lim= lim / 2 (59)
z→1 dz dζ z→1 dz2 dz
!
d2 W 2 eiα rK
2
2 rK sin (α + β) 2 u∞ i(α+β)
2
= u∞ 3 −i 2 = −2iβ
e − i sin (α + β)
dz z=1
(rK e−iβ ) (rK e) rK e
d2 ζ
2
= =2
dz2 z=1 z3 z=1
dW dz 1 1
lim = u∞ · e2iβ ei(α+β) − i · sin(α + β) = u∞ · e2iβ · cos (α + β) (60)
z→1 dz dζ rK rK
Die Abbildung 16 zeigt die berechnete Geschwindigkeitsverteilung für ein Joukowsky Prol unter einem
Anstellwinkel von 10°. Die Methode mit Dirichlet-Randbedingung und konstanten Dipolpanels weist
eine deutliche Abweichung von der analytischen Lösung auf.
23
Abbildung 16: Vergleich analytische Lösung mit div. Panel-Methoden
An der ebenen Geschwindigkeitsverteilung Abbildung 17 wird ersichtlich, wie diese Abweichung zustan-
de kommt. Durch die dünne Endkante an den Joukowsky-Prolen beeinussen sich die dort platzierten
Wirbel. Zwar wird im Mittelpunkt jedes Panels die Randbedingung erfüllt, dazwischen sieht man aber
starke Abweichungen, welche eine Abströmung nicht parallel zur Hinterkante zur Folge haben. Dadurch
kommt es zu einem erhöhten Auftrieb, wie in Abbildung 16 zu sehen ist. Dieser Fehler kann verringert
werden, indem man die horizontale Position der Panelendpunkte an Ober- und Unterseite gleich wählt.
Die Methode mit zusätzlichen Quellen-Panels zeigt ein besseres Verhalten, was durch geringere Wir-
belstärken begründet ist.
24
6.2 Analytische Lösung für die Umströmung einer Kugel
Durch Überlagern mehrerer Einzellösungen der Laplace-Gleichung kann ein Strömungsfeld um eine
Kugel analytisch berechnet werden. Gesucht wird dabei eine Geschwindigkeitsverteilung, gemäÿ derer
die Stromlinien genau der Kugeloberäche folgen und weit entfernt von der Kugel eine
Parallelströmung vorliegt, das heiÿt:
∆Φ = 0
p
r= x2 + y 2 + z 2
∂Φ ∂Φ ∂Φ ∂Φ
= u∞ =0 =0 |r=rK = 0 (61)
∂x r→∞ ∂y r→∞ ∂z r→∞ ∂r
Die Lösung kann aus einer Parallelströmung und einem Dipol zusammengesetzt werden. Beide sind
sie Lösungen der Laplace-Gleichung.
µ cosθ
Φ = u∞ cosθ r + (62)
4πr
Die Dipolstärke lässt sich über die Randbedingung errechnen:
∂Φ µ cosθ
= u∞ cos (θ) − =
∂r r=rK 2πr3 r=rK
µ
= u∞ cos (θ) − 3 cosθ = 0
2πrK
3
µ = 2 u∞ rK π (63)
3
rK
Φ = u∞ cosθ(r + ) (64)
2r2
25
Lösung mittels Trennung der Veränderlichen
Die Laplace-Gleichung in Kugelkoordinaten lautet:
∂2Φ
1 ∂ ∂Φ 1 ∂ ∂Φ 1
∆Φ = r2 + 2 sinχ + 2 2 =0 (65)
r2 ∂r ∂r r sinχ ∂χ ∂χ r sin χ ∂θ2
∂Φ
Gesucht wird eine axialsymmetrische Lösung
∂θ =0 .
∂ 2 ∂Φ 1 ∂ ∂Φ
∆Φ = r + sinχ =0 (66)
∂r ∂r sinχ ∂χ ∂χ
∂2Φ ∂2Φ
∂Φ 1 ∂Φ
2r + r2 2 + cosχ + sinχ 2 = 0 (67)
∂r ∂r sinχ ∂χ ∂χ
Durch den Ansatz Φ = P (r) F (χ) kann man die Gleichung in zwei Terme aufspalten, die jeweils nur
von einer Variablen abhängen.
F (χ) ist somit bestimmt als cosχ und kann in den Ansatz (68) eingesetzt werden.
Diese gewöhnliche Dierentialgleichung kann durch den Ansatz P (r) = rc · C1 gelöst werden.
P (r) = rc · C1 (72)
0 c−1
P (r) = c · r · C1 (73)
00 2
c−2
P (r) = c − c · r · C1 (74)
C2
P (r) = r C1 + (75)
r2
Mit (69) folgt:
P (r → ∞) = r C1 = r → C1 = 1 (76)
26
Weiters soll die Normalgeschwindigkeit am Körper verschwinden:
3
2C2 rK
P 0 (r = rs ) = 1 − = 0 → C2 = (77)
r3 2
Dies führt zum selben Ergebnis, das durch Überlagerung von Dipol und Parallelströmung (65) berech-
net wurde:
3
rK
Φ = P (r) F (χ) = u∞ cosχ(r + ) (78)
2r2
rK 3rK
Φ = u∞ cosχ(rK + ) = u∞ cosχ
r=rK 2 2
1 ∂Φ 3
uχ = = − u∞ sinχ (79)
r ∂χ
r=rK 2
Nun kann der Druckbeiwert aus der Bernoulli-Gleichung ermittelt werden.
u (χ) 2 · ρ u2 · ρ
p (χ) + = p∞ + ∞ (80)
2 2
(u2∞ − u (χ) 2 ) · ρ
p (χ) − p∞ = (81)
2
2 · (p (χ) − p∞ ) u (χ) 2
cP = 2
=1− (82)
ρ · u∞ u2∞
9
· u2 sin2 χ 9
cp = 1 − 4 ∞2 = 1 − sin2 χ (83)
u∞ 4
Um dieses Ergebnis mit der Panel-Methode vergleichen zu können, wird zunächst die Geometrie der
Kugel durch Dreiecke approximiert. Diese Vernetzung besteht aus 320 Panels und ist in Abbildung 19
ersichtlich. Die Lösung wird mittels der reinen Dipolmethode (konstantes µ auf jedem Panel) berechnet.
Abbildung 20 zeigt das numerische Ergebnis verglichen mit der analytischen Lösung. Die Ursache für
den Fehler ist einerseits die Abweichung von der Kugelgeometrie aufgrund der Zerlegung in Panels.
Auÿerdem kommt es auch durch die Gradientenberechnung zu Abweichungen von der analytischen
Lösung.
Abbildung 19: Geometrie und berechnete Geschwindigkeitsverteilung für eine mittels Dreiecken appro-
ximierte Kugeloberäche
27
Abbildung 20: Vergleich der Panel-Methode mit der analytischen Lösung für eine Kugel
28
Teil II
Praktischer Einsatz der Methode für
Gleitschirme
Im zweiten Teil dieser Arbeit soll das erarbeitete Programm zur Berechnung der Umströmung von
Gleitschirmen verwendet werden. Hierfür wird ein gewähltes Referenzobjekt erstellt und mithilfe des
Programmes auf zwei Kriterien untersucht. Es wird das dynamische Verhalten des Schirms bei Anstell-
winkelveränderungen analysiert. Auÿerdem wird die Minimierung des induzierten Widerstands durch
Variation der Geometrie betrachtet.
7 Referenzobjekt
7.1 Basisdaten
Zunächst soll ein Referenzobjekt deniert werden. Es wird ein Gleitschirm mit geringer Streckung
6 und
geringer Zellenzahl gewählt. Die folgenden Daten werden als gegeben angenommen. Sie entsprechen
den Anforderungen an einen Gleitschirm, der als möglichst leichter und sicherer Schirm für Bergtouren
Anwendung nden könnte.
Streckung Λ=5
Zellenanzahl: nZ = 35
Ziel Gleitzahl
7 =8
Die Wirkung der Leinen und des Piloten wird nicht berücksichtigt.
6 Die Streckung ist eine Kenngröÿe, die die Schlankheit eines Tragügels angibt. Sie wird durch das Verhältnis von
Spannweite zum Quadrat zur Fläche gebildet.
7 Die Gleitzahl entspricht dem Verhältnis von horizontaler und vertikaler Geschwindigkeit.
29
8 Auswirkung von Anstellwinkeländerungen auf Gleitschirm-
systeme
Eine Änderung des Anstellwinkels hat eine Änderung der wirkenden Kräfte und Momente zur Folge.
Für den Gleitschirm ist unter anderem das Verhalten des Nickmoments interessant. Das Nickmoment
bezeichnet das resultierende Moment aller am Schirm wirkenden Kräfte um die Querachse In . Abbildung
22 erkennt man die Richtung des Nickmomentes und die Position des Referenzpunktes. Dieser wird
unterhalb des Schirms auf Einhänghöhe des Piloten gesetzt.
Im nächsten Schritt wird der Nickmomentverlauf exemplarisch für das Referenzmodell analysiert. Die
in Abbildung 23 gezeigten Ergebnisse sind mit Hilfe der erarbeiteten Panel-Methode berechnet. Die
Kurven bilden daher nicht den Einuss von Reibungswiderständen auf das Flugverhalten ab.
Die grüne Kurve zeigt den Nickmomentbeiwert in Abhängigkeit vom Anstellwinkel. Die Werte sind
auf die ausgelegte Fläche des Schirms A und 1m Länge bezogen. Der Referenzpunkt bendet sich ca.
6m unterhalb des Schirms. Ausgehend vom Auslegungspunkt, der bei ca. cA = 0.6 (84) liegt, hat eine
Erhöhung des Anstellwinkels eine negative Änderung des Nickmomentes zur Folge. Dies wird als sta-
biles Verhalten bezeichnet. Bei einer Anstellwinkelverringerung erhöht sich zunächst das Nickmoment,
was ebenfalls stabilisierend wirkt. Ab einem gewissen Auftriebsbeiwert (cA ≈ 0.05) ändert sich dieses
Verhalten und eine weitere Verringerung des Anstellwinkels hat wieder eine negative Änderung des
Moments zur Folge. Es würde im Realfall zum Einklappen des Schirms kommen.
30
9 Optimale Form für einen Gleitschirm
Um eine hohe Gleitleistung erreichen zu können, muss die Summe aller Widerstände möglichst klein
gehalten werden. Zu diesen gehört auch der induzierte Widerstand, der mittels der Panel-Methode
berechnet werden kann. Wird dieser reduziert, kann die Gleitleistung verbessert werden. Um die Be-
deutung einer Minimierung des induzierten Widerstands zu zeigen, soll das Verhältnis des induzierten
Widerstands zum Gesamtwiderstand abgeschäzt werden.
FA 100 9.81
cA = ρ 2 ≈ 1.2 2
≈ 0.6 (84)
2 u∞ AR 2 11 23
Der geringste induzierte Widerstand soll mit der elliptischen Zirkulationsverteilung abgeschätzt werden
c2A 8
und ergibt sich mit cW i = Λπ [1, S. 175, 8.37] zu cW i ≈ 0.023.
Der Gesamtwiderstand kann über die angenommene Gleitzahl und den Auftriebsbeiwert berechnet
cA cW i
werden. cW ges = = 0.076. Der Anteil des induzierten Widerstands ergibt sich damit zu cW ges ≈
32%. Dies zeigt die Bedeutung des induzierten Widerstands für Gleitschirme mit moderater Streckung.
Der induzierte Widerstand kann durch eine Erhöhung der Streckung λ oder durch Optimierung der
Zirkulationsverteilung über den Schirm verbessert werden. Da eine Erhöhung der Streckung zumeist
eine Verschlechterung des Extremugverhaltens zur Folge hat, soll im Weiteren nur die Optimierung
durch Variierung der Zirkulationsverteilung über die Tiefenverteilung am Schirm behandelt werden.
8 Hier wird angenommen, dass der Eekt des induzierten Widerstands bei gekrümmten Flügeln geringer ist. Daher wird
nicht mit der projezierten Streckung gerechnet. Die Abschätzung liegt jedoch um einiges unterhalb der später mit der
Panel-Methode berechneten Werte.
31
9.3 Zielfunktion
Das Ziel der Optimierung ist die Minimierung des induzierten Widerstands bei konstantem Auftriebs-
beiwert und konstanter Streckung. Dazu werden für jede Variation der Kontrollpunkte die Beiwerte
für verschiedene Anströmrichtungen ermittelt. Anschlieÿend wird durch Interpolation der induzierte
Widerstand für den Auslegungsauftrieb berechnet. Die Variation der Zielfunktion wird durch Verän-
derung der horizontalen Position der inneren Kontrollpunkte (Abbildung 24) erreicht. Die Fläche und
Streckung des Schirms werden dabei möglichst konstant gehalten.
9.4 Ergebnisse
Der Verlauf des induzierten Widerstandes unter Variation der Kontrollpunkte ist in Abbildung 25 dar-
gestellt. Man kann deutlich einen optimalen Punkt feststellen. Die daraus resultierende Verbesserung
der Gleitleistung ist aber so gering
9 , dass sie im Flug kaum spürbar sein wird. Daraus kann gefolgert
werden, dass eine geringe Abweichung von der optimalen Zirkulationsverteilung keinen gravierenden
Einuss auf die Gleitleistung hat. In Abbildung 26 ist die resultierende Form zu sehen. Das Optimum
zeigt sich bei einer typischen Gleitschirmform.
Das Ergebnis ist stark von den anderen Geometrieparametern wie Anstellwinkelverteilung und Prol-
form abhängig. Auch diese Parameter können zur Optimierung verwendet werden.
9 Diemaximale Dierenz des induzierten Widerstands bezogen auf den Gesamtwiderstand für die hier dargestellten
Tiefenverteilungen liegt im Bereich von ∼ 0.4%.
32
Die Ermittlung einer optimalen Zirkulationverteilung lässt sich auch über das Traglinienverfahren
erreichen. Hierbei wird der Flügel durch eine Wirbellinie modelliert. Da sich die Wirbelstärke über
die Spannweite ändert und ein Wirbel im Raum nicht enden darf, müssen nach hinten abgehende
Wirbellinien, equivalent zum Nachlauf, zum Modell hinzugefügt werden. Durch dieses vereinfachte
Modell kann die optimale Zirkulationsverteilung direkt aus einem linearen Ausgleichsproblem ermittelt
werden (vgl. [6]).
Ist diese optimale Zirkulationverteilung bekannt, so kann eine Geometrie durch mehrere Iterations-
schritte so angepasst werden, dass die Ergebnisse für die Zirkulationsverteilung aus der Panel-Methode
mit der optimalen Zirkulationsverteilung möglichst gut übereinstimmen.
In Abbildung 27 wurde die Zirkulationsverteilung, des mittels der Panel-Methode, optimierten Schirms
mit dem Ergebnis des Traglinienverfahrens verglichen. Die blaue Kurve stellt die Hinterkante des
Schirms aus Sicht in Flugrichtung dar. Die Zirkulationsverteilungen sind qualitativ normal zur Hinter-
kante aufgetragen. Man erkennt, dass die zwei zur Optimierung verwendeten Verfahren nahezu gleiche
Ergebnisse liefern. Allerdings zeigt sich, dass die optimale Zirkulationsverteilung von der elliptischen
Verteilung für den ausgelegten Flügel abweicht. Dies kann dadurch begründet werden, dass die an den
Flügelenden wirkenden Druckkräfte trotz etwa gleichem Einuss auf den induzierten Widerstand einen
kleineren Beitrag zum Gesamtauftrieb leisten.
33
Zusammenfassung und Ausblick
In der vorliegenden Arbeit wurden einige Methoden behandelt, die zur Berechnung der Potentialströ-
mung um ebene und dreidimensionale Konturen dienen. Diese wurden mittels der Programmiersprache
C++ in ein Computerprogramm implementiert. Für die Erstellung des Programms wird das Vektor
und Matrix Modul Eigen3
10 benötigt.
Die vorgestellte Panel-Methode ist gut geeignet zur Berechnung der Umströmung von typischen Flü-
gelstrukturen bei hohen Reynoldszahlen und kleinen Machzahlen. Insbesondere für Gleitschirme stellt
dieses Verfahren eine Möglichkeit dar, um möglichst schnell Aussagen über aerodynamische Eigen-
schaften treen zu können. Speziell können mit der Methode der induzierte Widerstand, der Auftrieb
und die daraus resultierenden Momente berechnet werden. Diese Ergebnisse werden für die Auslegung
(Position des Aufhängepunktes, Leinenkräfte, Leistungsabschätzung) benötigt. Allerdings bleiben Rei-
bungswiderstände vernachlässigt. Um diese zu berücksichtigen, kann die Methode mit einer Grenz-
schichtbetrachtung [7] erweitert werden.
Wie im Abschnitt Paneleinuss im Fernfeld (3.5) beschrieben, kann durch die Aufteilung in Nahbe-
reich und Fernfeld eine Zeitreduktion bei der Aufstellung des Gleichungssystems erreicht werden. Wie
dort angedeutet, kann auch eine Multipolmethode zum Lösen der Randintegralgleichung eingesetzt
werden.
Die am Panel als konstant angenommenen Quellen- und Dipolstärken können auf lineare oder qua-
dratische Funktionen erweitert werden. Die Berechnung der Einussfunktionen erschwert sich dadurch
[5], allerdings verschwinden die konkreten Wirbellinien für eine quadratische Verteilungen der Dipol-
stärken. Ein weiterer Vorteil wäre die direkte Berechnung der Geschwindigkeit am Panel ohne dabei
die Nachbarpanels betrachten zu müssen.
Die Arbeit zeigt, dass die Optimierung der Gleitleistung eines Gleitschirms durch Variation der Form
mittels einer Panel-Methode möglich ist. Da aber weitere geometrische Eigenschaften wie Prolformen,
Wölbung der Zellen, Verwindungsverteilung Einuss auf die Zirkulationsverteilung, den Auftrieb und
den induzierten Widerstand haben, sind die Ergebnisse nur als Optimum bezüglich eines Parameters
zu sehen. Für ein globales Optimum wäre die Variation aller einussnehmenden Parameter notwendig.
Weiters müssen für das Optimierungsverfahren die Ergebnisse im Hinblick auf reales Flugverhalten
bewertet werden. Dies zeigt die Komplexität der Optimierung und verdeutlicht die Wichtigkeit von
realen Prototypen für die Entwicklung eines neuen Gleitschirms.
10 http://eigen.tuxfamily.org
11 https://pybind11.readthedocs.org
12 https://github.com/hiaselhans/OpenGlider
13 http://matplotlib.org/,
14 http://www.numpy.org/
15 http://www.paraview.org/
34
Literatur
[1] J. Katz A. Plotkin. Low-Speed Aerodynamics. Cambridge University Press, 2001.
[3] B. Maskew. Programm vsaero theory document. NASA Contractor Report 4023, 1987.
[4] J. D'Elia M. Storti S. Idelsohn. A closed form for low-order panel methodes. Advanced Engineering
Software 31, pages 347353, 2000.
[5] J.N. Newman. Distributions of sources and normal dipoles over a quadrilateral panel. Journal of
Engineering Mathematics 20, pages 113126, 1985.
[6] L. Demasi A. Dipace G. Monegato R. Cavallaro. An invariant formulation for the minimum induced
drag conditions of non-planar wing systems. AIAA, 2014.
[7] S. Müller. Modellierung, Stabilitäet und Dynamik von Gleitschirmsystemen. Lehrstuhl für Flug-
mechanik und Flugregelung Technische Universität München, 2001.
[8] Dipl.-Ing. Dr.techn. W. Meile. Aerodynamik LV Skriptum, 3. Auage. Institut für Strömungslehre
und Wärmeübertragung TU Graz, 2014/2015.
35