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3D-Potentialströmung für Gleitschirmprobleme

Lechner Lorenz 0931308

3. April 2018

Bachelorarbeit vorgelegt am
Institut für Strömungslehre und Wärmeübertragung TU Graz
bei Ao.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Helfried Steiner

1
Inhaltsverzeichnis
Symbolverzeichnis 3
Einführung und Problemerläuterung 4

I Theoretische Grundlagen 4
1 Grundgleichungen und Vereinfachungen 4
2 Herleitung der Oberächenintegrale 6
3 Numerische Implementation 11
4 Geschwindigkeitsverteilung 18
5 Druck, Kräfte und Momente 20
6 Validierung der Panel-Methode gegen Analytische Lösungen
der Potentialströmung 21

II Praktischer Einsatz der Methode für Gleitschirme 29


7 Referenzobjekt 29
8 Auswirkung von Anstellwinkeländerungen auf Gleitschirmsysteme 30
9 Optimale Form für einen Gleitschirm 31
Zusammenfassung und Ausblick 34
Literatur 35

2
Symbolverzeichnis
Lateinisch
A, S Fläche, Oberäche [m2 ]
C Kurve [m]
c, cA , cN , cW Beiwert, Auftriebsbeiwert, Nickmomentbeiwert, Widerstandsbeiwert

F Kraft [N ]
r, r allgemeiner Vektor, Länge des Vektors
1 / Radius [m]
M, MN Moment, Nickmoment [N m]
N Panelanzahl

n Normale auf eine Oberäche bzw. auf eine Kurve [m]


p dynamischer Druck [P a]
u allgemeiner Geschwindigkeitsvektor [m
s ]

V Volumen [m3 ]
Griechisch
α Anstellwinkel, Winkel zwischen Anströmung und Horizont [Grad]
β, χ, θ Winkel, Polarwinkel, Umfangswinkel [Grad]
 Gleitzahl

µ Dipolstärke, dynamische Viskosität

kg
ρ Dichte [m3]

σ Quellenstärke
2
φ, Φ allgemeines Potential, Geschwindigkeitspotential [ ms ]
ψ, Ψ allgemeine Testfunktion, Fundamentallösung der Laplacegleichung

Ω Raumwinkel [sr]
Indizes
∞ Bezogen auf einen Punkt weit entfernt vom umströmten Körper

E, I Bezogen auf das Äuÿere/ Innere des umströmten Körpers

i, j, k Laundex

K Bezogen auf Kontur, Kugel, Kreis

P Bezogen auf ein Panel / Punkt

R Referenz

W Bezogen auf den Nachlauf

1 Als Konvention wird festgelegt, dass Vektoren fett geschrieben werden. Bezieht sich ein nicht fett geschriebenes Symbol
auf einen Vektor, ist damit dessen Länge gemeint.

3
Einführung und Problemerläuterung
Gleitschirme stellen eine der simpelsten Arten von Fluggeräten dar. Gleitschirme bestehen aus einem
Flügel, dessen Form durch aufgeblasene Zellen zustande kommt. Auf den Flügel wirken Kräfte, welche
in den Leinen gebündelt werden und Verformungen am Flügel hervorrufen. Das Gesamtsystem wird
durch das Zusammenspiel zwischen aerodynamischen Kräften und elastischen Verformungen geprägt.
Deshalb sind Kenntnisse über aerodynamische Eigenschaften wichtig.
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Potentialströmung um Gleitschirme. Diese dient dazu die Kräfte-
verhältnisse an Gleitschirmen zu simulieren und kann als Grundlage für den aerodynamischen Entwurf
von Gleitschirmen herangezogen werden.
Als Zielsetzung dieser Arbeit soll ein Computerprogramm entstehen, das eine bekannte Panel-Methode
implementiert. Dieses Programm soll auf Gleitschirmprobleme angewendet werden und exemplarisch
das dynamische Verhalten des Gleitschirmes bei Änderungen des Anstellwinkels analysieren. In weite-
rer Folge soll versucht werden eine optimale Form des Gleitschirmes zu nden, bei der ein Minimum
an induziertem Widerstand auftritt.
Die Arbeit gliedert sich in einen ersten Teil, in dem die mathematische Formulierung für die Panel-
Methode erarbeitet wird. Im zweiten Teil soll diese an den oben genannten Gleitschirmproblemen zur
Anwendung kommen.

Teil I
Theoretische Grundlagen
1 Grundgleichungen und Vereinfachungen
Ausgangsbasis für die Berechnung Newtonscher Fluide stellen die Navier-Stokes-Gleichungen dar. Um
diese zu vereinfachen, sollen zunächst die Kenngröÿen des Strömungsproblems abgeschätzt werden. Die
Geschwindigkeit von Gleitschirmen ist abhängig von der Auslegung des Schirms (Schirmäche, Stre-
ckung, Auftriebsbeiwert...), kann aber auch während des Fluges durch diverse Steuerleinen (Bremsen
und Beschleuniger) verändert werden. Diese kann durch ein oberes Maximum von ca. umax = 20 ms ab-
u 20
geschätzt werden, welche in etwa einer Machzahl von M a = √ max ≈ √ ≈ 0.06 entspricht.
κRs T 1.4·287·293.15
Aufgrund der geringen Machzahl darf inkompressibel gerechnet werden [1, S.16 ].
Da zunächst nur der stationäre Flug von Interesse ist, sollen auch alle Zeitableitungen vernachlässigt
werden. Weiters sollen auch die Volumenkräfte vernachlässigt werden. Die Kontinuitätsgleichung und
die Impulserhaltung lassen sich dadurch in der folgenden Form angeben.

∇·u=0 (1)

ρ (u · ∇) u = −∇p + µ∆u (2)

4
1.1 Drehungsfreies Geschwindigkeitsfeld und Geschwindigkeitspotential
Für hohe Reynoldszahlen kann gezeigt werden, dass sich die viskosen Eekte auf die direkte Umgebung
der Wand eines umströmten Körpers und den Nachlauf beschränken. Im restlichen Strömungsfeld kann
man von reibungsfreier Strömung ausgehen. Für reibungsfreie Strömung kann mit Hilfe des Croccoschen
Wirbelsatzes [2, S. 48] unter Vorraussetzung von homenergetischer und homentroper Strömung die
Drehungsfreiheit wie folgt gezeigt werden:

∇H = 0, ∇s = 0
T ∇s = ∇H − 2u × ω = 2u × ω = 0
1
ω = ∇×u=∇×u=0
2

Desweiteren muss die Kontinuitätsgleichung erfüllt sein. Für das betrachtete Problem wird diese durch
∇·u = 0 beschrieben. Durch Einführung eines skalaren Potentials Φ können die beiden Vektorglei-
chungen zusammengefasst werden. Der Gradient des Potentials ist deniert durch ∇ (Φ) = u.
Das Einsetzen in die oben genannten Gleichungen liefert:

∇ × (∇Φ) ≡ 0
∇ · (∇Φ) = ∆Φ = 0

Die Rotation des Gradienten ist immer Null, daher durch die Wahl von Φ erfüllt. Die Kontinuitäts-
gleichung führt unter Einführung von Φ auf die Laplace-Gleichung ∆Φ = 0. Diese stellt die Grundlage
zur Beschreibung der Potentialströmung dar.
Grundsätzlich sind mehrere Methoden zur Lösung der Laplace-Gleichung anwendbar. Für einfache
Geometrien (bsw. Zylinder, Kugel) kann die Lösung analytisch bestimmt werden. Ebenfalls analytisch
berechenbar sind Geometrien, die durch konforme Abbildungen von den einfachen Geometrien abge-
leitet werden können. Diese sollen zur Validierung, des im Rahmen dieser Arbeit verwendeten nume-
rischen Verfahrens, Anwendung nden. Auÿerdem gelangt man durch Überlagern von Einzellösungen
(z.B: Quellen, Dipole, Wirbel, Parallelströmung ...) zu Lösungen für allgemeine Geometrien. Werden
diese Einzellösungen auf der Kontur des umströmten Körpers platziert, ist dieser Zugang ähnlich der
Behandlung der Gleichung mittels der Randelement-Methode (BEM). Die Randelement-Methode ein-
gesetzt für Strömungsprobleme, die durch Potentialstömung beschrieben werden, wird gewöhnlich als
Panel-Methode bezeichnet.
Weitere numerische Möglichkeiten zur Berechnung sind die nite Dierenzen-, nite Elemente- und
nite Volumen-Methode, bei denen aber das gesamte Strömungsfeld diskretisiert werden muss. Diese
sollen im Weiteren nicht näher behandelt werden.

5
2 Herleitung der Oberächenintegrale
2.1 Problemstellung
Ausgangsbasis für die Panel-Methode ist die Laplace-Gleichung. Die Geschwindigkeit senkrecht auf die
Oberäche des umströmten Körpers und die ungestörte Anströmung im Unendlichen sind die Rand-
bedingungen, die dabei erfüllt sein müssen.

∆Φ =0 (3)

Randbedingungen:

∂Φ
(SK ) =0 (4)
∂nE
∇Φ (r → ∞) =u∞ (5)

Abbildung 1: Randbedingungen

2.2 Greensche Identität


Die erste Greensche Identität folgt aus der Anwendung des Gauÿschen Integralsatzes auf das Randin-
´
tegral φ ∂ψ
∂n dA. Hier wird vorausgesetzt, dass die Funktion ψ zwei mal stetig dierenzierbar ist.
S

ˆ ˆ ˆ ˆ
∂ψ
φ dA = (φ ∇ψ) · ~n dA = ∇ · (φ ∇ψ) dV = (φ∇2 ψ + ∇φ · ∇ψ) dV (6)
∂n
S S V V
ˆ ˆ ˆ
∂ψ
(φ∆ψ)dV = φ dA − (∇φ · ∇ψ) dV (7)
∂n
V S V

Für die zweite Greensche Identität werden ψ und φ in der obigen Formulierung vertauscht. Hier wird
von φ zwei mal stetige Dierenzierbarkeit gefordert.

ˆ ˆ ˆ ˆ
∂φ
ψ dA = (ψ ∇φ) · ~n dA = ∇ · (ψ ∇φ) dV = (ψ∇2 φ + ∇ψ · ∇φ) dV (8)
∂n
S S V V
ˆ ˆ ˆ
∂φ
(ψ∆φ)dV = ψ dA − (∇φ · ∇ψ) dV (9)
∂n
V S V

Durch Subtraktion von (9) - (7) erhält man die zweite Greensche Identität.

ˆ ˆ  
∂φ ∂ψ
(ψ∆φ − φ∆ψ)dV = ψ −φ dA (10)
∂n ∂n
V S

6
Fordert man weiter, dass die Testfunktion selbst die Laplace-Gleichung erfüllt, folgt:

∆ψ = 0 (11)
ˆ ˆ  
∂ψ ∂φ
(ψ∆φ)dV = φ −ψ dA = 0 (12)
∂n ∂n
V S

2.3 Radialsymmetrische Lösung für die Testfunktion


Gesucht ist eine zwei mal stetig dierenzierbare Testfunktion, die die Laplace-Gleichung erfüllt. Hierzu
wird die Dierentialgleichung in Kugelkoordinaten betrachtet und die Lösung für ein radialsymmetri-
sches Problem gesucht.

1 ∂ 2 ∂
∆Ψ = (r Ψ) = 0 (13)
r2 ∂r ∂r

r2 Ψ = C1 (14)
∂r
C1
Ψ0 (r) = 2 (15)
r
−C1
Ψ(r) = + C2 (16)
r
Da Ψ keine Randbedingungen erfüllen muss, kann die zweite Konstante im Grunde frei gewählt werden.
Da aber eine möglichst einfache Testfunktion gesucht wird, sollC2 = 0 gewählt werden.
Des Weiteren soll aus physikalischer Sicht eine eingebrachte Störung am Rand keinen Einuss auf
Punkte weit entfernt dieser Störung haben.

Ψ(r → ∞) = 0 → C2 = 0 (17)

Gefordert wird weiters, dass der Einuss der unmittelbaren Umgebung auf einen Punkt genau dem
Potential des Punktes entspricht. Dazu wird eine Kugel mit dem Radius r= und →0 um einen
Punkt mit dem Potential Φ gelegt und der Einuss der Kugeläche auf den Punkt mittels der Randin-
tegralgleichung (10) ermittelt. Der Normalvektor auf die Oberäche der Kugel zeigt dabei nach innen
∂ ∂

∂r = − ∂n . Das zweite Integral verschwindet aufgrund der Kontinuitätsgleichung (19). Es folgt für
den ersten Term die Konstante für die Testfunktion.
ˆ ˆ
∂Ψ ∂Φ
Φ dA − Ψ dA = Φ (18)
∂n ∂n
S S
ˆ ˆ ˆ
∂Φ ∂Φ
Ψ dA = Ψ dA = Ψ u · ndA = 0 (19)
∂n ∂n
S S S
ˆ ˆ
∂Ψ ∂Ψ
Φ dA = −Φp dA = Φ , aus (10) (20)
∂n ∂r
S S
ˆ ˆ
∂Ψ ∂Ψ
−1 = dA = dA = C1 4π (21)
∂r ∂r
S S
1 1
C1 = − → Ψ= (22)
4π 4πr

Durch diese Überlegung wurde die Testfunktion gleich der Fundamentallösung der Laplace-Gleichung
gewählt. Es ist auch möglich, die Konstanten anders zu wählen.

7
2.4 Aufteilung des Oberächenintegrals
Das Integral (12) wird auf die strömungsbeeinussenden Flächen aufgeteilt. Die Normale zeigt dabei
immer weg von dem betrachteten Gebiet [1, S. 44]. Es ist darauf zu achten, diese Konvention stets
einzuhalten. Es werden folgende Teilgebiete betrachtet:

1. eine Kugel mit Radius , die das Potential Φ in einem beliebigen Punkt im Strömungsfeld
darstellt

2. eine Kugel mit Radius r∞ und Oberäche S∞

3. die Kontur des Körpers SK


4. der Nachlauf, der durch die Fläche SW modelliert wird.

Abbildung 2: Strömungsgebiet

Einuss eines Punktes auf sich selbst


Die Testfunktion Ψ wurde gemäÿ (18) gewählt, damit der Einuss einer Kugeloberäche um einen
Punkt mit dem Radius r= und →0 genau dem Potential im Inneren entspricht.

Einuss der Strömung weit entfernt vom Körper


Weit entfernt vom umströmten Körper herrschen Anströmbedingungen, die nicht vom umströmten
Körper beeinusst werden. Im einfachsten Fall ist dies eine konstante Geschwindigkeit U∞ .
Die Fundamentallösung Ψ ist eine radialsymmetrische Funktion. Wird von einer Kugeloberäche mit
∂Ψ
unendlicher Ausdehnung ausgegangen, so kannΨ und
∂n vor das Integral gestellt werden.

ˆ   ˆ ˆ
∂Ψ ∂Φ∞ ∂Ψ ∂Φ∞
Φ∞ −Ψ dA = Φ∞ dA − Ψ dA (23)
∂n ∂n ∂n ∂n
S∞ S∞ S∞

Aufgrund der Kontinuitätsgleichung muss der aufsummierte Fluss über die Oberäche eines Kontroll-
volumens verschwinden.

8
ˆ ˆ
∂Φ∞
Ψ (u∞ · n) dA = Ψ dA = 0 (24)
∂n
S∞ S∞

Das Potential einer parallelen Anströmung kann durch ein Potential Φ̃∞ im Mittelpunkt der Kugel
und ein variables Potential(u∞ · n) r dargestellt werden, wobei der zweite Term wieder aus den oben
genannten Gründen (24) herausfällt.

ˆ ˆ 
∂Ψ ∂Ψ  ∂Ψ
Φ∞ ds = Φ̃∞ + (u∞ · n) r ds = Φ̃∞ 4πr2 = −Φ̃∞ (25)
∂n ∂n ∂r
S∞ S∞

Für das weitere Vorgehen soll der Einuss des Potentials der Anströmung Φ̃∞ wieder mit Φ∞ bezeichnet
werden.

Einuss des umströmten Körpers


Die Oberäche des umströmten Körpers wird durch eine nach auÿen orientierte Fläche mit dem Po-
tential ΦE und einer nach innen gerichteten Fläche mit dem Potential ΦI beschrieben. Es ergibt sich
mit −µ = ΦE − ΦI und −σ = ∂Φ ∂ΦI
∂n − ∂n mit Normalenvektor nach innen gerichtet:
E

ˆ  
∂Ψ
µ − σΨ dA (26)
∂n
SK

Einuss des Nachlaufs auf die Strömung


Da die Potentialströmung drehungsfrei ist, kann sie auch keinen Auftrieb erzeugen [1, S66 3.112]. Für
diesen wäre das Vorhandensein einer Grenzschicht notwendig. Um trotzdem rechnerisch einen Auftrieb
zu erhalten, muss eine Abströmbedingung in die Gleichung eingebaut werden. Dies kann durch ein
Modell des Nachlaufs geschehen.
Der Nachlauf soll den Stomlinien folgen, deshalb darf keine Strömung normal zum Nachlauf vorhanden
∂ΦW
sein. Es muss
∂n = σW = 0 auf der Unter- und Oberseite gelten. Weiters darf dieser keine Kräfte
∂µ
aufnehmen. Daher muss
∂t = 0 sein. Das bedeutet, dass der Potentialsprung des Nachlaufs entlang
einer Stromlinie konstant sein muss. Der Wert des Potentialsprungs entspricht dabei genau dem Sprung
des Potentials an der Hinterkante µw = µl − µu . Der Nachlauf verhindert somit das Umströmen der
Hinterkante. Die Gleichung vereinfacht sich wie folgt:

ˆ   ˆ  
∂Ψ ∂Ψ
µ − σΨ dA = µW dA (27)
∂n ∂n
SW SW

Der gesamte Einuss auf einen Punkt im Strömungsfeld ergibt sich somit zu:

ˆ   ˆ  
∂Ψ ∂Ψ
− µ − σΨ dA − µW dA + Φ∞ = Φp (28)
∂n ∂n
SK SW

9
2.5 Randbedingungen
Normal auf die Oberäche eines umströmten Körpers ohne Transpiration muss die Geschwindigkeit
verschwinden. Diese Randbedingung kann auf zwei Arten in die Randintegral-Formulierung eingebracht
werden.

1. Direkte Forderung von


∂Φ
∂n = 0. Diese wird als Neumann-Randbedingung bezeichnet.

2. Da die Änderung des Potentials über die Oberäche Null und die Kontur des Körpers geschlossen
ist, kann die Randbedingung auch durch ein konstantes Potential ΦI = const im Inneren des
umströmten Körpers erfüllt werden. Diese wird als Dirichlet-Randbedingung bezeichnet.
Die einfachste Möglichkeit besteht darin, ΦI gleich Null zu setzen.
 
Die Dirichlet-Randbedingung kann auch durch ein konstantes Potential Φ̃I = Φ̃∞ = 0 für eine
raumfeste Betrachtung erfüllt werden. Für eine mitbewegte Betrachtung bedeutet dies, dass man
das innere Potential dem Potential der Anströmung gleich setzt ΦI = Φ∞ [1].

Die in dieser Arbeit zur Problemlösung verwendeten Verfahren bauen auf der Dirichlet-Randbedingung
auf.

2.6 Wahl des Potentials im Inneren (Dirichlet-Randbedingung)


Durch die Wahl des Potentials im Inneren kann für jeden Punkt unter der Oberäche
2 des umströmten
Körpers eine Gleichung aufgestellt werden, die erfüllt sein muss, um die Randbedingung zusammen
mit der Dierentialgleichung zu erfüllen. Formuliert man diese Gleichung an allen Punkten, so erhält
man ein Gleichungssystem für alle unbekannten µi an der Oberäche. Sind diese bekannt, kann die
Strömung im gesamten Gebiet ermittelt werden. Die Wahl soll wie im Unterkapitel 2.5 unter Punkt 2
beschrieben auf zwei Arten geschehen:

ˆ ΦI = 0
∂Φa
σ= =0
ˆ ˆ ∂n
∂Ψ ∂Ψ
µ dA + µ dA = Φ∞ (29)
∂n ∂n
SK SW

ˆ ΦI = Φ∞
 
∂ΦE ∂Φ∞ ∂Φ∞
σ=− − = = u∞ ·n
∂n ∂n ∂n
ˆ   ˆ
∂Ψ ∂Ψ
− µ − (u∞ ·n) Ψ dA − µ dA + Φ∞ = Φ∞
∂n ∂n
SK SW
ˆ   ˆ   ˆ
∂Ψ ∂Ψ
µ dA + µ dA = (u∞ ·n) · ΨdA (30)
∂n ∂n
SK SW SK

ˆ Es gibt noch weitere Möglichkeiten, das Potential im Inneren vorzugeben. Diese haben aber keine
nennenswerten Vereinfachungen zur Folge und sollen deshalb hier nicht weiter behandelt werden.
2 Die
Punkte, wo die Gleichungen aufgestellt werden, liegen unter der Oberäche. Der Abstand zur Oberäche ist jedoch
unendlich klein.

10
3 Numerische Implementation

Abbildung 3: Diskretisierung der umströmten Geometrie und des Nachlaufs

3.1 Erstellen der Panels


Zunächst werden die Oberächen in N Teilächen, sogenannte Panels, unterteilt. Für die Berechnung
der Einussfaktoren wird von ebenen Panels ausgegangen, deshalb sollten diese möglichst planar sein.
Die Gestalt der Flächen ist jedoch beliebig. Es gibt keine Einschränkung bezüglich Eckpunkteanzahl
und Winkel der Panels, jedoch ist es durch die Wahl des Potentials (konstant auf jedem Panel) sinnvoll,
die Seitenverhältnisse möglichst ausgeglichen zu halten. Dies spielt vor allem für die spätere Gradien-
teninterpolation eine Rolle.
Die Umlaufrichtung der Panelpunkte muss so erfolgen, dass mittels der Rechten-Hand-Regel eine
Normale aus dem Schirm erzeugt wird. Intern wird jedoch, wie in Abbildung 2 zu sehen ist, mit einer
Normalen, die aus dem Strömungsgebiet zeigt, gerechnet.
Um einen glatten Abuss an der Hinterkante zu erzwingen (Kutta-Bedingung), wird ein Nachlauf aus-
gehend von der Endkante des Tragügels gebildet. Richtung, Gröÿe und Länge der Nachlaufpanels
kann vorgegeben werden. Standardmäÿig folgt der Nachlauf aber der Anströmung und hat eine ge-
wisse Länge, die groÿ gegenüber der Erstreckung des Flügels in Anströmrichtung ist. Die Anzahl der
Nachlaufpanels wird mit NW bezeichnet.

3.2 Randintegralgleichung
ˆ Es wird gefordert, dass die Randintegralgleichung nur in jedem Panel-Mittelpunkt erfüllt wird.
An allen anderen Punkten des Panels wird die Erfüllung der Gleichung nicht erzwungen, und es
kann zu Fehlern kommen. Dies wird vor allem bei der reinen Dipol-Methode (ΦI = 0) ersichtlich,
da sich eine konstante Dipolverteilung eines planaren Panels equivalent zu einem Wirbelring ver-
hält [1, S. 248, 249, Abb. 10.15]. Dadurch kommt es an den Kanten zu groÿen Geschwindigkeiten,
die auch eine Normalkomponente enthalten.

11
 
ˆ ˆ
 
N NW
X ∂Ψj  X ∂Ψ k
µj dA + µk dA = −Φ∞ (31)

j=1
∂n ∂n
Pj k=1 Pk

Um dieses Verfahren stabiler zu machen, wird der Potentialsprung µj , der dem lokalen Potential
Φj entspricht, in ein Potential der Anströmung Φj∞ und ein unbekanntes Φ̃j aufgespalten.

   
ˆ ˆ ˆ
 
N NW N
X ∂Ψj  X ∂Ψk  X ∂Ψj 
Φ̃j dA + µk dA = −Φ∞i − Φ∞j dA (32)
 
j=1
∂n ∂n j=1
∂n
Pj k=1 Pk Pj

ˆ Die Gleichung kann um eine Quellenverteilung erweitert werden, um die Dipolstärke des Panels
klein zu halten. Das erreicht man durch ein inneres Potential ΦI = Φ∞ (vgl. Unterkapitel 2.5).
Daraus resultiert eine Randintegralgleichung der folgenden Form:

   
ˆ ˆ ˆ
 
N NW N
X ∂Ψj  X ∂Ψk  X
µj dA + µk dA = (u∞ · nj ) Ψj dA (33)
  
j=1
∂n ∂n j=1
Pj k=1 Pk Pj

3.3 Panel mit konstanter Dipolstärke


Um die numerische Implementation einfach zu halten, wird der Einuss der Panels durch konstante
Dipol bzw. Quellächen beschrieben, wobei sich die Konstanz auf die Quell- bzw Dipolstärken µ, σ
bezieht. Durch diese Vereinfachung können diese Terme vor das Integral gestellt werden und es muss
∂Ψ
nur noch das Integral über Ψ bzw.
∂n gelöst werden.
Anm.: Es werden einige Möglichkeiten für die Berechnung eines konstanten Dipolpanels erläutert. Das
Quellenpanel soll dabei aber nicht genauer untersucht werden, da es in der anfänglichen Aufgaben-
stellung nicht vorgekommen ist. Es wird auf die Quellen verwiesen, die eine Lösung zur Verfügung
stellen.

Abbildung 4: Geometrie eines Panels

12
∂Ψ ∂Ψ ∂r
|n=0 = |n=0 (34)
∂n ∂r ∂n
∂r n·r rn
= =
∂n n=0
|r| r
ˆ   ˆ  ˆ
∂Ψ rn  rn 1
Φ dA = −ΦP dA = − ΦP dA (35)
∂n 4πr3 4π r3
P P P

Methode 1
Das Gebiet kann in Dreiecke aufgeteilt werden, sodass jeweils eine Seite des Panels mit dem auf die
Ebene projizierten Punkt verbunden wird. Je nach dem in welchem Umlauf das Panel durchlaufen
wird, wird es positiv oder negativ gezählt.

Abbildung 5: Summierung und Skizze des Integrals

ˆ   NC ˆa ˆl·c2 !
1 X 1
rn dA = rn 3 dm dl
r3
p
P i=1 l=0 m=l·c1
m2 + l2 + rn2

Methode 2 [3, S. 34, 35]


Das Integral über das Panel kann durch parallel begrenzte Streifen ( Abbildung 6 ), die alle in der
Panelebene liegen, dargestellt werden. Dadurch ergibt sich ein unendlich langer Streifen, der durch
1 1
die Vorgabe der Funktion
2r 3 oberhalb und − 2r 3 unterhalb der Seitenkante aufsummiert über alle
Panelkanten, nur im Bereich des Panels Werte ungleich Null liefert.
Dadurch kann man das Integral für jeden Streifen einzeln betrachten und es folgt:

ˆ  ˆ   ˆ  
 
 NC
rn 1 rn X 1  1 1
−ΦP dA = −ΦP · dA − dA
4π r3 4π i=1 2 r3 r3
P S+ S−

Die Lösung für dieses Integral ist im Theorie-Dokument zum Programm VSAERO [3] angegeben.

13
Abbildung 6: Aufsummieren der parallelen Streifen

Methode 3 [4]
Das betrachtete Dipol-Integral kann so umgeformt werden, dass es mittels des Integralsatzes von Gauÿ
rn
auf ein Linienintegral gebracht wird. Hierfür wird der Integrand
r 3 einer Funktion W , auf die der
Laplaceoperator in Panelebene angewendet wird, gleichgesetzt. Hier entspricht nC der Richtung, die
in Panelebene liegt und normal auf die Seitenkante steht.

ˆ   ˆ ˆ ˆ
rn ∂W ∂W ∂s
dA = ∆W dA = dl = dl
r3 ∂nC ∂s ∂nC
P P C C
  ˆ
1 ∂ ∂W rn ∂W 1 rn rn
s =p 3 , = 3 = p
s ∂s ∂s ∂s s s s2 + rn2
p
s2 + rn2 s2 + rn2
ˆ ˆ
∂s s · nc sn ∂W ∂s r s
= = dl = pn n dl =
∂n s s ∂s ∂n s s2 + rn2
2
C C
ˆx2
−1 rn x x2
 
rn sn
= p = tan

(s2n + x2 ) s2n + x2 + rn2 sn r x1
x1

14
Methode 4 [5, S. 115]
Da sich der Einuss der Dipolstärke eines Panels genau gleich verhält, wie die Änderung des Einusses
einer Quelle auf das Panel in Normalenrichtung, und auÿerdem der Fluss der Quelle über einen Raum-
winkel konstant ist, kann das Panel auf eine Einheitskugel projiziert werden. Es ergeben sich folgende
Vereinfachungen.

ˆ ˆ ˆ ˆ
∂Ψ ∂ΨK ∂ΨK ∂ΨK
dA = dA = sign (nr ) dA = sign (nr ) dA
∂nP ∂nP ∂nK ∂r r=1
SP SP SK SK

Abbildung 7: Raumwinkel

Das verbleibende Integral stellt die Fläche des projizierten Panels dar und kann auch als Raumwinkel
interpretiert werden. Um diesen zu berechnen, kann man für jede Seite ein Dreieck mit einem Refe-
renzpunkt aufspannen und für dieses den Raumwinkel berechnen. Je nach Lage des Referenzpunktes
wird die Fläche positiv bzw. negativ gezählt. Der Raumwinkel Ω Abbildung 7, einer durch drei Strahlen
aufgespannten Pyramide, lässt sich mit einem Ergebnis von Oostrom und Strackee wie folgt berechnen:

u1 × u2 · u3
Ω = 2 tan−1 (36)
1 + u2 · u3 + u3 · u1 + u1 · u2
Hierbei stellt u einen normierten Strahl dar.

Somit ergibt sich der gesamte Dipoleinuss eines Panels zu:

NC
sign (nr ) X
ΦP = − ±Ω (37)
4π i=1

15
3.4 Panel mit konstanter Quellenstärke
Zur Bestimmung des Einusses eines Panels mit konstanter Quellenstärke auf einen Punkt muss das
folgende Integral gelöst werden.
ˆ ˆ
1 1
Ψds = dA
4π r
SP SP

Dieses Integral kann auch als Integral des Dipoleinusses geschrieben werden [5, 119].

ˆ ˆ∞ ˆ  
∂Ψ
ΨdA = dA dn
∂n
SP n=rn SP

Durch Anwendung von partieller Integration erhält man [5, (3.2)]:

ˆ ˆ∞ ˆ  ˆ
 

∂Ψ ∂Ψ
ΨdA = n · d dA + rn · dA
∂n ∂n n=r
SP n=rn SP SP

Der zweite Term kann direkt aus dem Dipoleinuss bestimmt werden. Der erste Term wird in einer der
herangezogenen Quellen [5] behandelt. Für die um die Quellenterme erweiterte Panel-Methode wird
die in VSAERO [3, S. 40] beschriebene Lösung für das Integral verwendet.

3.5 Paneleinuss im Fernfeld


Der Einuss von Singularitäten auf Punkte, die weit entfernt von einem Panel sind, ist sehr gering.
Dieser kann durch eine numerische Integration über das Panel oder durch eine Multipolentwicklung
[5, Gleichung 6.1] vereinfacht werden. Im Programm wird der Einuss eines Panels auf Punkte im
Fernfeld bestimmt, indem die zu integrierende Funktion im Mittelpunkt des Panels ausgewertet und
mit der Paneläche multipliziert wird.

Die Berechnung des Einusses mittels Näherungslösung soll mit der exakten Lösung verglichen werden.
Dazu werden für ein Einheitspanel die Einussfunktionen entlang einer Geraden ausgewertet und
abhängig von der Laufvariablen x dargestellt. Abbildung 8 zeigt die Position und Lage der Geraden.

Abbildung 8: Veranschaulichung der Geraden, an welcher der Einuss des Panels ausgewertet wird

Die Näherungslösung wird für ein Dipolpanel in Abbildung 9 und für ein Quellenpanel in Abbildung
10 gezeigt. Man sieht, dass die Näherungslösungen im Fernfeld gut mit den exakten Lösungen über-
einstimmen. Daher kann die Näherungslösung im Fernfeld verwendet werden, wodurch die Rechenzeit
für das Aufstellen der Einussfaktoren reduziert werden kann.

16
Abbildung 9: Vergleich Einussberechnung für ein Dipolpanel

Abbildung 10: Vergleich Einussberechnung für ein Quellenpanel

Im Programm wird der Übergang von Nahbereich zum Fernfeld über einen Fernfeldfaktor berücksich-
tigt. Dieser Faktor beschreibt zusammen mit der Gröÿe des Panels den Radius einer Kugel, innerhalb
derer sich alle Panels benden, deren Einüsse mit der Nahfeldberechnung ermittelt werden.

Mit dieser Zerlegung in Nahbereich und Fernfeld können auch noch weitere numerische Verbesserungen
erreicht werden. Eine Möglichkeit ist es, die Panels zu Clustern zusammenzufassen. Dadurch können

17
die Einussfaktoren von weit entfernten Panels durch Einussfaktoren der Cluster ausgedrückt werden.
Die Gesamtanzahl an einussnehmenden Panels / Clustern pro Gleichung reduziert sich dadurch, was
den Aufwand der Panel-Methode wesentlich verringert. Eine eziente Umsetzung dieser Idee ndet
man in sogenannten Multipolmethoden. Durch diese wird es möglich mit einer höheren Anzahl an
Panels zu rechnen, da das Gleichungssystem nicht mehr voll besetzt ist.

4 Geschwindigkeitsverteilung
4.1 Berechnung der Geschwindigkeit auf der Oberäche
Die Geschwindigkeit auf der Oberäche kann direkt aus dem Gradienten des Potentials ermittelt wer-
den. Im Weiteren wird eine Möglichkeit verwendet, die neben viereckigen auch andere Panels zulässt.
Dazu wird eine Ebene so aufgespannt, dass sie das Potential des betrachteten Panels und seiner Nach-
barpanels
3 bestmöglich interpoliert. Die Geschwindigkeit im Mittelpunkt des Panels ergibt sich aus
dem Gradienten der ermittelten Ebene.

Die Abbildung 11 zeigt die Vorgehensweise. Nachbarpanels werden in die Panel-Ebene geklappt und
das Potential wird mittels Linearer Ausgleichsrechnung (Least-Square Methode) durch eine lineare
bzw. quadratische Funktion interpoliert. Der Gradient wird anschlieÿend im Punkt m=0 und l=0
ermittelt.

∂Φ ∂Φ ∂Φ
ul = , um = , un = =0 (38)
  ∂l  ∂m ∂n
ul lx mx nx
ulokal =  um  , uglobal =  ly my ny  · ulokal (39)
un lz mz nz

Abbildung 11: Veranschaulichung der Gradientenberechnung

4.2 Berechnung der Geschwindigkeit im Strömungsfeld


Die Geschwindigkeit um den umströmten Körper kann durch direkte Bildung des Gradienten der
Einussfunktionen der Randelemente erlangt werden. Hierzu wird der Geschwindigkeitseinuss jedes
Panels j auf einen Punkt im Feld aufsummiert. Exemplarisch wird hier der Geschwindigkeitseinuss
eines Dipol-Panels ermittelt.

ˆ
∂Ψ
uµ = ∇ µ dA (40)
∂n
S
3 Nachbarpanels sind all jene Panels, die über Kanten mit dem betrachteten Panel verbunden sind.

18
N ˆ   ˆ
X ∂Ψi
uµ = µi ∇ dA = µi ∇ (n · ∇Ψi ) dA
i=1
∂ni
SP SP
ˆ
uµ,i = µi (∇ × ni ) × ∇Ψi dA (41)

SP

Diese Formulierung kann mittels des Satzes von Stokes auf ein Linienintegral gebracht werden. Das
Ergebnis ist equivalent zu einem geschlossenem Wirbelring [1, S. 248f., Abb. 10.15]. Die Gleichungen
wurden aus VSAERO [3, S. 41f.] entnommen und um Zwischenschritte erweitert. Die verwendeten
Symbole sind in Abbildung 12 dargestellt. Das gezeigte Panel wird durch NC Linien begrenzt und es
wird eine Summe (42) über alle Seiten Cj gebildet.
4

b
r(x)
y
a
l
x2
x
x1

Abbildung 12: Notation für Variablenbenennung

ˆ ˛ ˛  
1 1
(∇ × n) × ∇ (Ψ) dA = ∇ (Ψ) × dl = ∇ × dl =
4π r
SP C C
˛ NC ˆ
1 r×l X 1 r×l 1
= dl = dx (42)
4π r3 l j=1
4π l r3
C Cj
ˆ ˆx2 x
r×l 1 r×l 1 r × l x 2
dx = 3 dx = y 2 l r (x)
l r3 l
p
2
x +y 2 x1
Cj x1

|a×b|
l=a−b y =
l
a·l b·l
x1 = x2 =
l l

r×l a×b l2 l (a × b) l (a × b) l (a × b)
2
= − 2
=− 2
=− 2 =− (43)
y l l |a×b| |a×b| 2 2
a b − (a·b) (ab + a·b) (ab − a·b)
x x2
      
= b·l − a·l = l · b − a = b−a · b − a = b+a ab − a · b
(44)
r (x) bl al l b a l b a l ab
x1
NC    NC
µi X (a × b) b a µi X (a × b) (a + b)
(41, 42, 43, 44): uµ,i = − 2
l · − = − (45)
4π j=1 | a × b | b a 4π j=1 (ab + a·b) (ab)
4 Wegen der Übersichtlichkeit wurde in den Gleichungen 42 bis 45 bei der Aufsummierung über die Seitenlinien auf die
Indizes verzichtet.

19
5 Druck, Kräfte und Momente
5.1 Druckbeiwert
Ist die Geschwindigkeit bekannt, kann aus der Bernoulli-Gleichung der Druck auf jedes Panel berechnet
(u2∞ −u·u)·ρ
werden. Es ergibt sich der Druck zu p= 2 + p∞ und der Druckbeiwert lautet:
2·(p−p∞ ) u·u
cP = 2
ρ·U∞ =1− u2∞

5.2 Auftriebskraft und induzierter Widerstand


ˆ Aufsummieren der Drücke über das Panel liefert die resultierende Kraft, die in Auftrieb FA und
induzierten Widerstand FW i aufgeteilt werden kann.
Diese Methode hat leider einige Schwierigkeiten den induzierten Widerstand zu bestimmen. Dies
ist hauptsächlich durch die Geschwindigkeitsberechnung mittels der Gradientenmethode zu be-
gründen.

ˆ Eine andere Möglichkeit stellt die Berechnung der Kräfte über die Tretz-Ebene dar. Hierbei
wird eine Box um den umströmten Körper gelegt und der Impulssatz für diese aufgestellt. Durch
einige Vereinfachungen kann die Berechnung ausschlieÿlich an der Schnittlinie von Nachlauf und
der Box erfolgen [1, S. 201 ] ( Abbildung 13 ).
Für eine korrekte Implementierung müsste der Nachlauf aufgerollt werden, sodass er die in
Unterkapitel 2.4 im Abschnitt Einuss des Nachlaufs auf die Strömung eingeführte Bedingung,
Parallelität zur Stromlinie, erfüllt. Im erstellten Programm wird aber mit einem unverformten
Nachlauf gerechnet.

Abbildung 13: Tretz-Ebene

Abbildung 14 zeigt einige Möglichkeiten den Nachlauf zu modellieren. Die Auftriebs- und Widerstands-
kräfte wurden durch Aufsummieren des Drucks am Körper ermittelt.

FA [N ] = 995.13 FA [N ] = 974.28 FA [N ] = 970.85


FW i [N ] = 61.95 FW i [N ] = 63.28 FW i [N ] = 62.61

Abbildung 14: Verschiedene Modelle für den Nachlauf

20
5.3 Momente
Die Momente werden aus der Druckkraft auf ein Panel und dem Abstand zu einem Referenzpunkt
gebildet. Die Summe liefert das resultierende Moment, welches in die drei Komponenten Nickmoment
MN in y-Richtung, Giermoment in z-Richtung und Rollmoment in x-Richtung aufgeteilt werden kann
(vgl. Koordinatensystem in Abbildung 13 ).

5.4 Dimensionslose Beiwerte


Um die Ergebnisse besser vergleichen zu können, werden die Kräfte und Momente dimensionslos ge-
macht. Die Referenzgröÿen sind die Anströmgeschwindigkeit U∞ , der Druck weit entfernt vom Körper
p∞ , und eine Referenzäche AR , die zumeist die projizierte Fläche eines Flügels ist. Momente werden
zusätzlich noch auf eine charakteristische Länge L bezogen.
5

Mit diesen Referenzdaten ergeben sich die folgenden für die Aufgabenstellung relevanten Beiwerte.

FW
Widerstandsbeiwert: cW = ρ 2 (46)
2 ∞ AR
u
FA
Auftriebsbeiwert: cA = ρ 2 (47)
2 u∞ AR
MN
Nickmomentbeiwert: cN = ρ 2 (48)
2 U ∞ AR L

6 Validierung der Panel-Methode gegen Analytische Lösungen


der Potentialströmung
In den vorangegangenen Abschnitten wurde eine Panel-Methode theoretisch hergeleitet. Es wurde von
einer Laplace-Gleichung ausgegangen, die mittels der Greenschen Identität in eine Integralgleichung
über die Oberäche umgewandelt wurde. Dieses Integral wurde auf die strömungsbeeinussenden Ober-
ächen mittels Panels aufgeteilt. Die dadurch erhaltene Formulierung enthält Dipol- und Quellenterme,
die für die Implementierung als konstant über das Panel angenommen wurden.
Durch Einführung der Randbedingungen kann ein Gleichungssystem erstellt werden, welches als Lö-
sung das unbekannte Potential auf jedem Panel liefert. Durch Bilden des Gradienten an der Oberäche
werden die Geschwindigkeiten berechnet. Aus der Bernoulli-Gleichung kann schlieÿlich der Druck be-
stimmt werden.
Diese theoretischen Grundlagen wurden in einem Programm umgesetzt, welches die Potentialströ-
mung um auftriebsbehaftete dreidimensionale geschlossene Konturen approximiert. Es stehen zwei
Möglichkeiten zur Verfügung, um die Dirichlet-Randbedingung in die Gleichung einzubringen (siehe
Unterkapitel 2.5). Zusätzlich wurden auch ebene Problemstellungen, die im theoretischen Teil dieser
Arbeit nicht behandelt wurden, in das Programm eingebaut.
Mit dem erstellten Programm lassen sich Geschwindigkeits- und Druckverteilung an der Oberäche,
wie auch in der Umgebung eines umströmten Körpers berechnen. Weiters können Auftrieb, Momente
und der induzierte Widerstand ermittelt werden. Damit steht ein Werkzeug zur schnellen Ermittlung
von wichtigen Parametern für den Entwurf von Gleitschirmen zur Verfügung. Dieses soll im zweiten
Teil an einem Referenzgleitschirm zur Anwendung kommen. Zur Sicherstellung der Zuverlässigkeit wird
zunächst das erstellte Programm mittels bekannter Lösungen für Potentialströmung validiert.

5 In dieser Arbeit werden Momente mit einer Länge L = 1 normiert.

21
6.1 Konforme Abbildungen
Joukowsky Abbildung
Die Joukowsky Abbildung ist eine konforme Abbildung, die einen Kreis auf ein Tragügelprol abbildet.
Das Prol wird durch zwei Parameter, die den Mittelpunkt des Kreises beschreiben, variiert. Die
Imaginär-Komponente des Mittelpunktes verändert die Wölbung und der Realteil die Dicke.
1
Die verwendete Abbildungsfunktion lautet: ζ = f (z) = z + z.

Abbildung 15: Darstellung eines Kreises in der z-Ebene und seiner konformen Abbildung in der ζ -Ebene

Geschwindigkeit
Das komplexe Geschwindigkeitspotential für den Zylinder erhält man durch Überlagern eines Dipols,
einer Parallelströmung und eines Wirbels [1, S. 60 .]. Die Dipolstärke wird so gewählt, dass die Normal-
Komponente der Geschwindigkeit auf der Kreiskontur verschwindet. Das Geschwindigkeitspotential [1,
S. 129, (6.25)] ergibt sich zu:

2
rK Γ
W (z) = u∞ e−iα z + u∞ eiα + i ln (z − m) (49)
z−m 2π
2
dW r Γ 1
= u∞ e−iα − u∞ eiα K
2 + i 2π z − m (50)
dz (z − m)

Die Geschwindigkeit in der ζ -Ebene erhält man durch Ableiten des komplexen Geschwindigkeitspo-
tentials W nach ζ.
dW dW dz
= (51)
dζ dz dζ
dz 1 1 z2
= dζ = z2 −1 = 2 (52)
dζ dz z2
z −1
!
dW z2 −iα iα
2
rK Γ 1
= 2 u∞ e − u∞ e 2 + i 2π z − m (53)
dζ z −1 (z − m)

Kutta Bedingung
Die Auftriebskraft wird über die Erfüllung der Kutta-Bedingung errechnet. Diese Bedingung fordert
einen glatten Abuss der Strömung an der Hinterkante, damit die Geschwindigkeit an der Hinterkante

22
dW
nicht unendlich wird. Daher fordert man
dz |z−m=rK e−iβ = 0.

dW 1 Γ 1
= u∞ e−iα − u∞ eiα −2iβ + i =0 (54)
dz z−m=rK ·e−iβ e 2π rK e−iβ
2πrK  2πrK  
Γ= u∞ −e−iα e−iβ + eiα eiβ = u∞ −e−i(α+β) + ei(α+β) =
i i
2πrK
= u∞ (cos (α + β) + i sin (α + β) − cos (α + β) + i sin (α + β))
i
Γ = 4πrK u∞ sin (α + β) (55)

Die Geschwindigkeitsverteilung in der ζ -Ebene ist nun gegeben durch:

!
dW z2 −iα iα
2
rK 2 · rK sin (α + β)
= u∞ 2 e −e 2 +i (56)
dζ z −1 (z − m) z−m

Die Geschwindigkeit auf der Kreiskontur z − m = rK eiχ ergibt sich zu:


dW
= u∞ e−iα − eiα e−2iχ + 2 i sin (α + β) e−iχ =

dz z=m+rK eiχ

 
= u∞ e−iχ e−i(α−χ) − ei(α−χ) + 2 i sin (α + β) =
= u∞ e−iχ (2 i sin (α − χ) + 2 i sin (α + β)) =
= 2 i u∞ e−iχ (−sin (α − χ) + sin (α + β)) (57)

Die Geschwindigkeit für die Joukowsky Abbildung lautet damit:

2
m + rK eiχ

dW dz −iχ
= 2 i u∞ e (−sin (α − χ) + sin (α + β)) 2 (58)
dz dζ z=m+r·eiχ (m + rK eiχ ) − 1

Die Geschwindigkeit an der Hinterkante kann mit der Regel von L'Hospital ermittelt werden [1, S 130].

dW dz d2 W d2 ζ
lim= lim / 2 (59)
z→1 dz dζ z→1 dz2 dz
!
d2 W 2 eiα rK
2

2 rK sin (α + β) 2 u∞  i(α+β) 
2
= u∞ 3 −i 2 = −2iβ
e − i sin (α + β)
dz z=1

(rK e−iβ ) (rK e) rK e
d2 ζ

2
= =2
dz2 z=1 z3 z=1
dW dz   1 1
lim = u∞ · e2iβ ei(α+β) − i · sin(α + β) = u∞ · e2iβ · cos (α + β) (60)
z→1 dz dζ rK rK

Die Abbildung 16 zeigt die berechnete Geschwindigkeitsverteilung für ein Joukowsky Prol unter einem
Anstellwinkel von 10°. Die Methode mit Dirichlet-Randbedingung und konstanten Dipolpanels weist
eine deutliche Abweichung von der analytischen Lösung auf.

23
Abbildung 16: Vergleich analytische Lösung mit div. Panel-Methoden

Abbildung 17: Fehler durch eine schmale Hinterkante

An der ebenen Geschwindigkeitsverteilung Abbildung 17 wird ersichtlich, wie diese Abweichung zustan-
de kommt. Durch die dünne Endkante an den Joukowsky-Prolen beeinussen sich die dort platzierten
Wirbel. Zwar wird im Mittelpunkt jedes Panels die Randbedingung erfüllt, dazwischen sieht man aber
starke Abweichungen, welche eine Abströmung nicht parallel zur Hinterkante zur Folge haben. Dadurch
kommt es zu einem erhöhten Auftrieb, wie in Abbildung 16 zu sehen ist. Dieser Fehler kann verringert
werden, indem man die horizontale Position der Panelendpunkte an Ober- und Unterseite gleich wählt.
Die Methode mit zusätzlichen Quellen-Panels zeigt ein besseres Verhalten, was durch geringere Wir-
belstärken begründet ist.

24
6.2 Analytische Lösung für die Umströmung einer Kugel

Abbildung 18: Umströmung einer Kugel

Überlagerung von Einzelströmungen

Durch Überlagern mehrerer Einzellösungen der Laplace-Gleichung kann ein Strömungsfeld um eine
Kugel analytisch berechnet werden. Gesucht wird dabei eine Geschwindigkeitsverteilung, gemäÿ derer
die Stromlinien genau der Kugeloberäche folgen und weit entfernt von der Kugel eine
Parallelströmung vorliegt, das heiÿt:

∆Φ = 0
p
r= x2 + y 2 + z 2

∂Φ ∂Φ ∂Φ ∂Φ
= u∞ =0 =0 |r=rK = 0 (61)
∂x r→∞ ∂y r→∞ ∂z r→∞ ∂r

Die Lösung kann aus einer Parallelströmung und einem Dipol zusammengesetzt werden. Beide sind
sie Lösungen der Laplace-Gleichung.

µ cosθ
Φ = u∞ cosθ r + (62)
4πr
Die Dipolstärke lässt sich über die Randbedingung errechnen:

∂Φ µ cosθ
= u∞ cos (θ) − =
∂r r=rK 2πr3 r=rK
µ
= u∞ cos (θ) − 3 cosθ = 0
2πrK
3
µ = 2 u∞ rK π (63)

Das Potential ist somit gegeben durch:

3
rK
Φ = u∞ cosθ(r + ) (64)
2r2

25
Lösung mittels Trennung der Veränderlichen
Die Laplace-Gleichung in Kugelkoordinaten lautet:

∂2Φ
   
1 ∂ ∂Φ 1 ∂ ∂Φ 1
∆Φ = r2 + 2 sinχ + 2 2 =0 (65)
r2 ∂r ∂r r sinχ ∂χ ∂χ r sin χ ∂θ2
∂Φ
Gesucht wird eine axialsymmetrische Lösung
∂θ =0 .

   
∂ 2 ∂Φ 1 ∂ ∂Φ
∆Φ = r + sinχ =0 (66)
∂r ∂r sinχ ∂χ ∂χ
∂2Φ ∂2Φ
 
∂Φ 1 ∂Φ
2r + r2 2 + cosχ + sinχ 2 = 0 (67)
∂r ∂r sinχ ∂χ ∂χ
Durch den Ansatz Φ = P (r) F (χ) kann man die Gleichung in zwei Terme aufspalten, die jeweils nur
von einer Variablen abhängen.

2rP 0 (r) + r2 P 00 (r) cosχ F 0 (χ) + sinχ F 00 (χ)


+ =0 (68)
P (r) sinθ F (χ)
Die Randbedingung weit entfernt vom umströmten Körper Φr→∞ = r u∞ cosχ muss von Φ und somit
von dem Produkt P (r → ∞) F (χ) erfüllt werden. Ein Vergleich der beiden Seiten liefert:

P (r → ∞) = r, F (χ) = u∞ cosχ (69)

F (χ) ist somit bestimmt als cosχ und kann in den Ansatz (68) eingesetzt werden.

cosχF 0 (χ) + sinχF 00 (χ)


= −2 (70)
sinχF (χ)
Damit bleibt nur noch der erste Teil der Dierentialgleichung zu lösen.

2r · P 0 (r) + r2 P 00 (r) − 2P (r) = 0 (71)

Diese gewöhnliche Dierentialgleichung kann durch den Ansatz P (r) = rc · C1 gelöst werden.

P (r) = rc · C1 (72)
0 c−1
P (r) = c · r · C1 (73)
00 2
 c−2
P (r) = c − c · r · C1 (74)

Dieser Ansatz führt zu der Gleichung c2 − c + 2c − 2 = 0, deren Lösung c1 = 1 c2 = −2 zu folgendem


Ergebnis führt:

C2
P (r) = r C1 + (75)
r2
Mit (69) folgt:

P (r → ∞) = r C1 = r → C1 = 1 (76)

26
Weiters soll die Normalgeschwindigkeit am Körper verschwinden:

3
2C2 rK
P 0 (r = rs ) = 1 − = 0 → C2 = (77)
r3 2
Dies führt zum selben Ergebnis, das durch Überlagerung von Dipol und Parallelströmung (65) berech-
net wurde:

3
rK
Φ = P (r) F (χ) = u∞ cosχ(r + ) (78)
2r2

Geschwindigkeit und Druck auf der Oberäche


Ausgehend vom Potential auf der Oberäche wird die Geschwindigkeit in Tangentialrichtung berechnet.


rK 3rK
Φ = u∞ cosχ(rK + ) = u∞ cosχ
r=rK 2 2

1 ∂Φ 3
uχ = = − u∞ sinχ (79)
r ∂χ
r=rK 2
Nun kann der Druckbeiwert aus der Bernoulli-Gleichung ermittelt werden.

u (χ) 2 · ρ u2 · ρ
p (χ) + = p∞ + ∞ (80)
2 2
(u2∞ − u (χ) 2 ) · ρ
p (χ) − p∞ = (81)
2
2 · (p (χ) − p∞ ) u (χ) 2
cP = 2
=1− (82)
ρ · u∞ u2∞
9
· u2 sin2 χ 9
cp = 1 − 4 ∞2 = 1 − sin2 χ (83)
u∞ 4
Um dieses Ergebnis mit der Panel-Methode vergleichen zu können, wird zunächst die Geometrie der
Kugel durch Dreiecke approximiert. Diese Vernetzung besteht aus 320 Panels und ist in Abbildung 19
ersichtlich. Die Lösung wird mittels der reinen Dipolmethode (konstantes µ auf jedem Panel) berechnet.
Abbildung 20 zeigt das numerische Ergebnis verglichen mit der analytischen Lösung. Die Ursache für
den Fehler ist einerseits die Abweichung von der Kugelgeometrie aufgrund der Zerlegung in Panels.
Auÿerdem kommt es auch durch die Gradientenberechnung zu Abweichungen von der analytischen
Lösung.

Abbildung 19: Geometrie und berechnete Geschwindigkeitsverteilung für eine mittels Dreiecken appro-
ximierte Kugeloberäche

27
Abbildung 20: Vergleich der Panel-Methode mit der analytischen Lösung für eine Kugel

28
Teil II
Praktischer Einsatz der Methode für
Gleitschirme
Im zweiten Teil dieser Arbeit soll das erarbeitete Programm zur Berechnung der Umströmung von
Gleitschirmen verwendet werden. Hierfür wird ein gewähltes Referenzobjekt erstellt und mithilfe des
Programmes auf zwei Kriterien untersucht. Es wird das dynamische Verhalten des Schirms bei Anstell-
winkelveränderungen analysiert. Auÿerdem wird die Minimierung des induzierten Widerstands durch
Variation der Geometrie betrachtet.

7 Referenzobjekt
7.1 Basisdaten
Zunächst soll ein Referenzobjekt deniert werden. Es wird ein Gleitschirm mit geringer Streckung
6 und
geringer Zellenzahl gewählt. Die folgenden Daten werden als gegeben angenommen. Sie entsprechen
den Anforderungen an einen Gleitschirm, der als möglichst leichter und sicherer Schirm für Bergtouren
Anwendung nden könnte.

ˆ Masse gesamt: m = 100kg


ˆ Basisgeschwindigkeit: u∞ = 11 m
s

ˆ Fläche des ach ausgebreiteten Schirms A = 23m2

ˆ Streckung Λ=5
ˆ Zellenanzahl: nZ = 35
ˆ Ziel Gleitzahl
7 =8

Die Wirkung der Leinen und des Piloten wird nicht berücksichtigt.

Abbildung 21: Modell des Referenzobjektes

6 Die Streckung ist eine Kenngröÿe, die die Schlankheit eines Tragügels angibt. Sie wird durch das Verhältnis von
Spannweite zum Quadrat zur Fläche gebildet.
7 Die Gleitzahl entspricht dem Verhältnis von horizontaler und vertikaler Geschwindigkeit.

29
8 Auswirkung von Anstellwinkeländerungen auf Gleitschirm-
systeme
Eine Änderung des Anstellwinkels hat eine Änderung der wirkenden Kräfte und Momente zur Folge.
Für den Gleitschirm ist unter anderem das Verhalten des Nickmoments interessant. Das Nickmoment
bezeichnet das resultierende Moment aller am Schirm wirkenden Kräfte um die Querachse In . Abbildung
22 erkennt man die Richtung des Nickmomentes und die Position des Referenzpunktes. Dieser wird
unterhalb des Schirms auf Einhänghöhe des Piloten gesetzt.

Abbildung 22: Referenzpunkt und Nickmomentrichtung

Im nächsten Schritt wird der Nickmomentverlauf exemplarisch für das Referenzmodell analysiert. Die
in Abbildung 23 gezeigten Ergebnisse sind mit Hilfe der erarbeiteten Panel-Methode berechnet. Die
Kurven bilden daher nicht den Einuss von Reibungswiderständen auf das Flugverhalten ab.

Abbildung 23: Beiwerte bei variiertem Anstellwinkel für das Referenzmodell

Die grüne Kurve zeigt den Nickmomentbeiwert in Abhängigkeit vom Anstellwinkel. Die Werte sind
auf die ausgelegte Fläche des Schirms A und 1m Länge bezogen. Der Referenzpunkt bendet sich ca.
6m unterhalb des Schirms. Ausgehend vom Auslegungspunkt, der bei ca. cA = 0.6 (84) liegt, hat eine
Erhöhung des Anstellwinkels eine negative Änderung des Nickmomentes zur Folge. Dies wird als sta-
biles Verhalten bezeichnet. Bei einer Anstellwinkelverringerung erhöht sich zunächst das Nickmoment,
was ebenfalls stabilisierend wirkt. Ab einem gewissen Auftriebsbeiwert (cA ≈ 0.05) ändert sich dieses
Verhalten und eine weitere Verringerung des Anstellwinkels hat wieder eine negative Änderung des
Moments zur Folge. Es würde im Realfall zum Einklappen des Schirms kommen.

30
9 Optimale Form für einen Gleitschirm
Um eine hohe Gleitleistung erreichen zu können, muss die Summe aller Widerstände möglichst klein
gehalten werden. Zu diesen gehört auch der induzierte Widerstand, der mittels der Panel-Methode
berechnet werden kann. Wird dieser reduziert, kann die Gleitleistung verbessert werden. Um die Be-
deutung einer Minimierung des induzierten Widerstands zu zeigen, soll das Verhältnis des induzierten
Widerstands zum Gesamtwiderstand abgeschäzt werden.

9.1 Abschätzung des induzierten Widerstands am Gleitschirm


Für einen zeitgemäÿen Gleitschirm mit einer mittleren Sicherheitseinstufung ist eine Gleitzahl von =8
bei einer Basisgeschwindigkeit von 11 m
s üblich. Für den Referenzschirm ergibt sich ein Auftriebsbeiwert
bezogen auf die ausgelegte Fläche von:

FA 100 9.81
cA = ρ 2 ≈ 1.2 2
≈ 0.6 (84)
2 u∞ AR 2 11 23

Der geringste induzierte Widerstand soll mit der elliptischen Zirkulationsverteilung abgeschätzt werden
c2A 8
und ergibt sich mit cW i = Λπ [1, S. 175, 8.37] zu cW i ≈ 0.023.
Der Gesamtwiderstand kann über die angenommene Gleitzahl und den Auftriebsbeiwert berechnet
cA cW i
werden. cW ges = = 0.076. Der Anteil des induzierten Widerstands ergibt sich damit zu cW ges ≈
32%. Dies zeigt die Bedeutung des induzierten Widerstands für Gleitschirme mit moderater Streckung.
Der induzierte Widerstand kann durch eine Erhöhung der Streckung λ oder durch Optimierung der
Zirkulationsverteilung über den Schirm verbessert werden. Da eine Erhöhung der Streckung zumeist
eine Verschlechterung des Extremugverhaltens zur Folge hat, soll im Weiteren nur die Optimierung
durch Variierung der Zirkulationsverteilung über die Tiefenverteilung am Schirm behandelt werden.

9.2 Parametrisierung der Tiefenverteilung


Die Parametrisierung der Tiefenverteilung erfolgt durch Bezierkurven. Diese werden durch symmetri-
sche Kontrollpunkte erzeugt. Insgesamt wird die Kurve durch vier dieser Kontrollpunkte bestimmt
( Abbildung 24 ).

Abbildung 24: Parametrisierung der ausgelegten Form

8 Hier wird angenommen, dass der Eekt des induzierten Widerstands bei gekrümmten Flügeln geringer ist. Daher wird
nicht mit der projezierten Streckung gerechnet. Die Abschätzung liegt jedoch um einiges unterhalb der später mit der
Panel-Methode berechneten Werte.

31
9.3 Zielfunktion
Das Ziel der Optimierung ist die Minimierung des induzierten Widerstands bei konstantem Auftriebs-
beiwert und konstanter Streckung. Dazu werden für jede Variation der Kontrollpunkte die Beiwerte
für verschiedene Anströmrichtungen ermittelt. Anschlieÿend wird durch Interpolation der induzierte
Widerstand für den Auslegungsauftrieb berechnet. Die Variation der Zielfunktion wird durch Verän-
derung der horizontalen Position der inneren Kontrollpunkte (Abbildung 24) erreicht. Die Fläche und
Streckung des Schirms werden dabei möglichst konstant gehalten.

Abbildung 25: induzierter Widerstand für verschiedene Tiefenverteilungen

9.4 Ergebnisse
Der Verlauf des induzierten Widerstandes unter Variation der Kontrollpunkte ist in Abbildung 25 dar-
gestellt. Man kann deutlich einen optimalen Punkt feststellen. Die daraus resultierende Verbesserung
der Gleitleistung ist aber so gering
9 , dass sie im Flug kaum spürbar sein wird. Daraus kann gefolgert
werden, dass eine geringe Abweichung von der optimalen Zirkulationsverteilung keinen gravierenden
Einuss auf die Gleitleistung hat. In Abbildung 26 ist die resultierende Form zu sehen. Das Optimum
zeigt sich bei einer typischen Gleitschirmform.

Das Ergebnis ist stark von den anderen Geometrieparametern wie Anstellwinkelverteilung und Prol-
form abhängig. Auch diese Parameter können zur Optimierung verwendet werden.

Abbildung 26: Resultierende Form durch Variation der Kontrollpunkte

9 Diemaximale Dierenz des induzierten Widerstands bezogen auf den Gesamtwiderstand für die hier dargestellten
Tiefenverteilungen liegt im Bereich von ∼ 0.4%.

32
Die Ermittlung einer optimalen Zirkulationverteilung lässt sich auch über das Traglinienverfahren
erreichen. Hierbei wird der Flügel durch eine Wirbellinie modelliert. Da sich die Wirbelstärke über
die Spannweite ändert und ein Wirbel im Raum nicht enden darf, müssen nach hinten abgehende
Wirbellinien, equivalent zum Nachlauf, zum Modell hinzugefügt werden. Durch dieses vereinfachte
Modell kann die optimale Zirkulationsverteilung direkt aus einem linearen Ausgleichsproblem ermittelt
werden (vgl. [6]).

Ist diese optimale Zirkulationverteilung bekannt, so kann eine Geometrie durch mehrere Iterations-
schritte so angepasst werden, dass die Ergebnisse für die Zirkulationsverteilung aus der Panel-Methode
mit der optimalen Zirkulationsverteilung möglichst gut übereinstimmen.

In Abbildung 27 wurde die Zirkulationsverteilung, des mittels der Panel-Methode, optimierten Schirms
mit dem Ergebnis des Traglinienverfahrens verglichen. Die blaue Kurve stellt die Hinterkante des
Schirms aus Sicht in Flugrichtung dar. Die Zirkulationsverteilungen sind qualitativ normal zur Hinter-
kante aufgetragen. Man erkennt, dass die zwei zur Optimierung verwendeten Verfahren nahezu gleiche
Ergebnisse liefern. Allerdings zeigt sich, dass die optimale Zirkulationsverteilung von der elliptischen
Verteilung für den ausgelegten Flügel abweicht. Dies kann dadurch begründet werden, dass die an den
Flügelenden wirkenden Druckkräfte trotz etwa gleichem Einuss auf den induzierten Widerstand einen
kleineren Beitrag zum Gesamtauftrieb leisten.

Abbildung 27: Zirkulationverteilung

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Zusammenfassung und Ausblick
In der vorliegenden Arbeit wurden einige Methoden behandelt, die zur Berechnung der Potentialströ-
mung um ebene und dreidimensionale Konturen dienen. Diese wurden mittels der Programmiersprache
C++ in ein Computerprogramm implementiert. Für die Erstellung des Programms wird das Vektor
und Matrix Modul Eigen3
10 benötigt.

Die Interpretersprache Python wird mit dem C++ Module PyBind11


11 angebunden. Dies vereint die
Vorteile von Python und C++. In Python können die Eingaben einfach und übersichtlich formuliert
werden und C++ ermöglicht eine schnelle Ausführung.

Um das Tutorial im Anhang ausführen zu können, werden die Module Openglider


12 , Matplotlib
13 , Numpy 14 und Paraview 15 benötigt.

Die vorgestellte Panel-Methode ist gut geeignet zur Berechnung der Umströmung von typischen Flü-
gelstrukturen bei hohen Reynoldszahlen und kleinen Machzahlen. Insbesondere für Gleitschirme stellt
dieses Verfahren eine Möglichkeit dar, um möglichst schnell Aussagen über aerodynamische Eigen-
schaften treen zu können. Speziell können mit der Methode der induzierte Widerstand, der Auftrieb
und die daraus resultierenden Momente berechnet werden. Diese Ergebnisse werden für die Auslegung
(Position des Aufhängepunktes, Leinenkräfte, Leistungsabschätzung) benötigt. Allerdings bleiben Rei-
bungswiderstände vernachlässigt. Um diese zu berücksichtigen, kann die Methode mit einer Grenz-
schichtbetrachtung [7] erweitert werden.
Wie im Abschnitt Paneleinuss im Fernfeld (3.5) beschrieben, kann durch die Aufteilung in Nahbe-
reich und Fernfeld eine Zeitreduktion bei der Aufstellung des Gleichungssystems erreicht werden. Wie
dort angedeutet, kann auch eine Multipolmethode zum Lösen der Randintegralgleichung eingesetzt
werden.
Die am Panel als konstant angenommenen Quellen- und Dipolstärken können auf lineare oder qua-
dratische Funktionen erweitert werden. Die Berechnung der Einussfunktionen erschwert sich dadurch
[5], allerdings verschwinden die konkreten Wirbellinien für eine quadratische Verteilungen der Dipol-
stärken. Ein weiterer Vorteil wäre die direkte Berechnung der Geschwindigkeit am Panel ohne dabei
die Nachbarpanels betrachten zu müssen.
Die Arbeit zeigt, dass die Optimierung der Gleitleistung eines Gleitschirms durch Variation der Form
mittels einer Panel-Methode möglich ist. Da aber weitere geometrische Eigenschaften wie Prolformen,
Wölbung der Zellen, Verwindungsverteilung Einuss auf die Zirkulationsverteilung, den Auftrieb und
den induzierten Widerstand haben, sind die Ergebnisse nur als Optimum bezüglich eines Parameters
zu sehen. Für ein globales Optimum wäre die Variation aller einussnehmenden Parameter notwendig.
Weiters müssen für das Optimierungsverfahren die Ergebnisse im Hinblick auf reales Flugverhalten
bewertet werden. Dies zeigt die Komplexität der Optimierung und verdeutlicht die Wichtigkeit von
realen Prototypen für die Entwicklung eines neuen Gleitschirms.

10 http://eigen.tuxfamily.org
11 https://pybind11.readthedocs.org
12 https://github.com/hiaselhans/OpenGlider
13 http://matplotlib.org/,
14 http://www.numpy.org/
15 http://www.paraview.org/

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Literatur
[1] J. Katz A. Plotkin. Low-Speed Aerodynamics. Cambridge University Press, 2001.

[2] Ao.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. H. Steiner. Höhere Strömungslehre und Wärmeuebertragung


Vorlesungsskript. Institut fuür Strömungslehre und Wärmeübertragung TU Graz, 2014/2015.

[3] B. Maskew. Programm vsaero theory document. NASA Contractor Report 4023, 1987.
[4] J. D'Elia M. Storti S. Idelsohn. A closed form for low-order panel methodes. Advanced Engineering
Software 31, pages 347353, 2000.
[5] J.N. Newman. Distributions of sources and normal dipoles over a quadrilateral panel. Journal of
Engineering Mathematics 20, pages 113126, 1985.
[6] L. Demasi A. Dipace G. Monegato R. Cavallaro. An invariant formulation for the minimum induced
drag conditions of non-planar wing systems. AIAA, 2014.
[7] S. Müller. Modellierung, Stabilitäet und Dynamik von Gleitschirmsystemen. Lehrstuhl für Flug-
mechanik und Flugregelung Technische Universität München, 2001.

[8] Dipl.-Ing. Dr.techn. W. Meile. Aerodynamik LV Skriptum, 3. Auage. Institut für Strömungslehre
und Wärmeübertragung TU Graz, 2014/2015.

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