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1
• Bestreben, der lateinischen Literatursprache eine italienische entgegenzustellen (= lingua
illustre)
• der unmittelbare Einfluss des De vulgari eloquentia blieb gering
1 Normdiskussion in Italien zunächst unabhängig von Dante
Æ Trissino: 1529 Übersetzung
1 eine der theoretischen Grundlagen der questione della lingua
La teoria cortigiana
• Informationsquellen hauptsächlich Schriften der Gegner
• „fantasma“: Schwierigkeit, zum Wesentlichen und zu einer eindeutigen und kohärenten
Formulierung zu gelangen
• Hintergrund des höfischen sprachlichen Ideals: Koine-Literatur der Höfe im ’400 Anfang
’500
• konzeptionelle Schriftlichkeit ’400/Anfang ’500: Modell der lingua cortigiana wird
Ausbau in extensiver Hinsicht zugetraut
Æ lingua cortigiana ist aber weder einzelsprachlich noch diskurstraditionell einheitlich:
- einzelsprachlich: schwankender Anteil an Latinismus, an (v.a. padanischen)
Regionalismus und an Florentinismus (i.S. des Tre-Corone-Modells)
- diskurstraditionell:neben die Domäne der Kanzlersprache tritt die höfische Konversation
(wichtig sind Höfe von Ferrara, Mantua, Urbino und Rom).
• literarische Praxis: Tendenz zum lingua cortigiana-Modell seit Ende des ’400 (Bojardo,
Ariosto)
Baldassar Castiglione
• Il Cortegiano (1528)
• Sprachideal der lingua cortigiana als Bestandteil einer umfassenden höfischen
Kalokagathie (=Verbindung von Schönem und Gutem als Bildungsideal):
Vielseitigkeit höfischer Fähigkeiten (gesellschaftlicher Umgang, Künste, Tanz, Spiele,
Sport, Waffengebrauch etc.) ohne jede Spezialisierung und „affettazione“
• Recht auf eine Sprache, die nicht strikt toskanisch ist
= lingua comune basierend auf lexikalischer Wahl, fern von jeder archaischen
Affektiertheit und die nicht nur auf Imitation von Petrarca und Boccaccio reduziert wird
• legt sich weder auf archaisches Toskanisch noch auf „heutiges“ fest
1. Phase:
• „Krise“ des Volgare bis zur Mitte des Quattrocentro: das aktuelle Florentinisch bleibt nur
auf lokal rezipierte Texte beschränkt
2. Phase:
• erstmals Aufnahme von Elementen des aktuellen Florentinisch auch in streng schriftlich
konzipierten Werken
• Der Schwerpunkt dieser Phase liegt im Bereich der Poesie
¬ gepflegt von Lorenzo il Magnifico und seinem Kreis (Pulci, Poliziano u.a.)
3
- Ende der „mediceischen Blüte“ eines aktuell-florentinischen Modells nach dem Tode
Lorenzos 1492 und nach der Vertreibung der Medici im Jahre 1494
- die Realisierung des aktuell-florentinischen-Modells in der Prosa leistet Niccolò
Machiavelli (1469 – 1527)
3. Phase:
• setzt etwa ab 2. Viertel des Cinquecento ein
• Schwerpunkt: Komödie – mit:
Gelli, Grazzini und Doni
¬ sie sind der lebendigen Umgangssprache verbunden
¬ dialektale Elemente werden von ihnen im Sinne einer charakteristischen Redeweise
eingesetzt
• Sprachbewusstsein reift heran:
- Gelli verwendet in den akademischen Reden ein gemildertes Florentinisch
- Grazzini ebenso in den Prologen zu seinen Komödien
- Doni verwendet Sprachvarianten im italienischen, toskanischen und Volgare-Stil
Æ innerhalb der eigentlichen konzeptionellen Schriftlichkeit kann sich das aktuelle
Florentinisch neben den anderen beiden Volgare-Modellen nicht halten
• Discorso:
- Dreiteilung der Sprachthesen:
(1) die Sprache als Mischung von den verschiedenen Dialekten Italiens hieße ’Italienisch’
(2) die Sprache, welche aus der Toskana käme solle ’Toskanisch’ heißen
(3) für Machiavelli aber war es offensichtlich, dass diese Sprache aus Florenz kam, und
sollte daher ’Florentinisch’ heißen
4
- Machiavelli sieht die Notwendigkeit, neue Kriterien des Sprachvergleichs zu schaffen und
anzuwenden
- er war sicher, dass Schriftsprache florentinischer Herkunft war, dies galt aber noch zu
beweisen
- Ziel des Discorso: Argumente Dantes in seinem De vulgari eloquentia zurückweisen, vor
allem das, dass Dante ausschließlich lingua curiale geschrieben hat
- Machiavelli hat den Discorso anhand Trissinos Übersetzung von Dantes Werk
geschrieben
• Dialogo = künstlicher Dialog zwischen Dante Alighieri und Niccolò Machiavelli
• Schlussfolgerung:
- selbst lange nach seinem Tode gelang es Machiavelli indirekt mit seinem Dokument die
große Diskussion der Questione della lingua wieder anzuregen
5
• die von der “Accademia Fiorentina” in Auftrag gegebene Grammatik kommt nie zustande
• Werk von Giambullari (1551 / 1552) „De la lingua che si parla e scrive in Firenze“ zeigt
die grammatikalischen Merkmale des aktuell-florentinischen-Modells im Cinquecento auf
• Benedetto Varchi (Ercolano, 1565), Mitglied der Akademie, will Kompromiss zwischen
dem aktuell-florentinischen und dem Tre Corone-Modell
6
Beispiel zur Kodifizierung des Italienischen
¾ bestimmter maskuliner Artikel
• Divina Comedia (Dante): Singular Æ „il“+„lo“+„’l“ vor jedem Konsonant
Plural Æ „gli“+“li“+“i“ vor jedem Konsonant
vor Konsonant il i, li
Bembo (1525)
vor Vokal l’ gli
vor s + Konsonant lo gli
Trissino (1529) lo li
(il) i
SINGULAR PLURAL
vor Konsonanten il i
vor Vokalen l’ gli
vor s + Konsonanten lo gli
Schlussfolgerung
• archaisch-toskanische Normsetzung ist entscheidend für die Ausbildung des
Artikelgebrauchs in der modernen italienischen Sprache Æ Bembo wird zum eminenten
Einfluss für die italienische Schriftsprache
• Rudimente für eine auctoritas bezogenen Normkonzeption wurden bereits 1516 von
Fortunio gelegt Æ von Bembo systematisch begründet
• Sprachentwicklung hin zum modernen Italienisch durch Bembos hergeleiteter
sprachlicher Normen aus klassischer Kunstprosa (Boccaccio) und Dichtung (Petrarca)
1
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7
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8
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Francesco Bruni. Bologna: Società editrice il Mulino.