Sie sind auf Seite 1von 11

Kapitel 1: Eine Reise um die Welt

1.1 Ein Blick auf die makroökonomischen Daten


(1) In der Makroökonomie geht es darum: - Gesamtwirtschaftliche Entwicklungen zu beschreiben (Empirie)
- Gesamtwirtschaftliche Beziehungen zu erklären (Theorie)
- Vorschläge zur Problemlösung zu geben (Politik)

(2) Dieses Kapitel: Beschreibung wichtiger gesamtwirtschaftlicher Phänomene


genauer: internationaler Vergleich -> kann Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeiten

Produktion
Die Wirtschaftsleistung der gesamten Volkswirtschaft und die Wachstumsrate der Produktion
• Rezession: wenn Produktion einer Volkswirtschaft zwei Quartale in Folge im Vergleich zum Vorjahr schrumpft

Arbeitslosenquote bzw. Erwerbslosenquote


Der Anteil der Arbeitnehmer in der Volkswirtschaft, der in keinem Beschäftigungsverhältnis steht, der aber auf der Suche nach Beschäftigung ist.

Inflationsrate
Die Rate, mit der in der betrachteten Volkswirtschaft das durchschnittliche Preisniveau aller Güter im Zeitverlauf zunimmt.

• Eine negative Inflationsrate ist Anlass zur Sorge: kommt es zu einer Deflationsspirale (einem länger anhaltenden Rückgang des Preisniveaus), so
erhöht dies die Schuldenlast von Schuldnern; Insolvenzen nehmen zu; die Wirtschaft gerät aus dem Tritt.
• Die Zentralbank reagiert auf Deflation mit expansiver Geldpolitik. Gelingt es ihr damit jedoch nicht die Deflation zu beenden, kann die Volks-
wirtschaft in eine Liquiditätsfalle geraten, in der Geldpolitik wirkungslos wird.

1.3 Makroökonomische Herausforderungen


Geldpolitik:
1.Senkung des Leitzinses: Ziel: Geldbeschaffung der Geschäftsbanken bei der Zentralbank verbilligen

2.Bereitstellung von sehr viel Geld wie: Kredite gegen Sicherheiten; dauerhafter Ankauf von Staatspapieren
Ziele: Geschäftsbanken vor Zahlungsunfähigkeit bewahren → Stabilisierung des Finanzsystems
Weitere Ziele: Stimulierung der Güternachfrage → der Produktion → des Einkommens und der Beschäftigung

Probleme niedriger Zinsen:


- FI verdienen weniger (Mittelsmann zwischen Nachfrage und Angebot der Wirtschaftssubjekte)
- zu viele schlechte/riskante Investitionsprojekte werden finanziert
- Zins kann nur geringfügig unter Null gesenkt werden (zu weit unter Null würde das Finanzsystem gefährden)

Fiskalpolitik:
Änderung der Staatseinnahmen und –ausgaben mit dem Ziel, gesamtwirtschaftliche Größen wie Produktion, Inflation und Beschäftigung zu steuern.
In Rezession: Erhöhung der staatlichen Güternachfrage bzw. der Staatsausgaben, Senkung der Steuern; Problem: Staatsverschuldung steigt

Ziel: Fiskalpolitik dient also dazu, konjunkturelle Schwankungen auszugleichen und damit ein stabiles Wirtschaftswachstum zu erzeugen

Probleme: - Staatsverschuldung steigt; direkte Konsequenzen: - Erwartung von Steuererhöhungen morgen


- Risiko Staatsbankrott → Zinsen steigen (Risikoprämie)
- private Güternachfrage sinkt: Konsumente sparen für morgige Steuererhöhung, Unternehmen senken Investitionen wegen hoher Zinsen

Konsequenzen einheitlicher Währung (im Euroraum)


Vorteile:
- geringere Informationskosten: mehr Preistransparenz, keine Unsicherheit über zukünftige Wechselkurse innerhalb des Eurogebiets
- geringere Transaktionskosten: keine Absicherung gegen Wechselkursänderungen, kein Geldwechsel
- mehr Wettbewerb über Grenzen hinweg

Nachteile:
- Keine nationale Geldpolitik mehr möglich: EZB legt einen für alle am Euro beteiligten Länder einheitlichen Zinssatz fest.
- keine Änderung des Wechselkurses gegenüber Euro-Partnern mehr möglich
- also: Probleme der Produktion/Beschäftigung und des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts anders als durch Geld- und Wechselkurspolitik angehen!
- aber: Problembekämpfung mittels nationaler Fiskalpolitik ebenfalls begrenzt, weil Maastricht-Vertrag Staatsverschuldung begrenzt;
Gründe:- Druck auf EZB zur Finanzierung von bankrotten Staaten vermeiden; - Druck auf Partnerländer zu bail-out vermeiden

Arbeitslosenquote in Europa (Fall: Graph verharrt auf „neuem Niveau“: Eurosklerose/Hysteresis)


- Konjunkturelle Arbeitslosigkeit als Folge mangelnder Nachfrage in Rezession (kurze Frist)
→ bekämpfen durch vorübergehende (!) Maßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik

- Strukturelle Arbeitslosigkeit als Folge von Rigiditäten am Arbeitsmarkt (mittlere Frist):


• Verwerfungen zwischen Arbeitsangebot und –nachfrage → Arbeitskräfte und –plätze müssen sich anpassen; aber: sind inflexibel („rigide“)

Wie lässt sich die Arbeitslosigkeit in Europa verringern?


- Wachstum der Arbeitsproduktivität! (Arbeitsproduktivität: Produktion pro Beschäftigter)
- Steigerung durch mehr Einsatz von Sachkapital und durch Innovation
Kapitel 2: Eine Reise durch das Buch
2.1 Produktion und Wirtschaftswachstum: BIP
Das BIP ist ein Maß für die gesamtwirtschaftliche Produktion in einem bestimmten Zeitraum.

Es gibt drei Wege zur Bestimmung des BIP:


• Entstehungsseite: Die Summe aller Mehrwerte bzw. die gesamte Wertschöpfung aller Waren und Dienstleistungen für den Endverbrauch
• Verteilungsseite: Die Summe aller in einem bestimmten Zeitraum erzielten Einkommen
o Arbeitseinkommen + Kapitaleinkommen + indirekte Steuern + Abschreibungen
• Verwendungsseite: Der Wert aller Ausgaben für Endprodukte (gesamtwirtschaftliche Nachfrage)
o Verallgemeinerung: In einer geschlossenen Volkswirtschaft muss die Summe aller Einkommen von Arbeitnehmern und Unternehmern
genau dem entsprechen, was für Endprodukte (Konsum und Investition) ausgegeben wird

Zusammenfassung: Y = C + G + I à inländische Verwendung


Y – I + IM = C + I + G + X à gesamtwirtschaftliches Angebot = gesamtwirtschaftliche Endnachfrage

Formel BIP: Y = C + G + I +/- Vorratsveränderungen + (X-IM)


BIP: inländische Produktion à Konzept des
+ Private Konsumausgaben C Produktionsorts, sog. Inlandskonzept, Frage: wo ist
+ Konsumausgaben des Staates G etwas entstanden
+ Bruttoinvestitionen I
+/- Vorratsveränderungen und Nettozugang-/abgang an Wertsachen
= Inländische Verwendung von Gütern BNE: Einkommen aller Inländer à Konzept des
+ Außenbeitrag (Exporte minus Importe) X-IM Wohnsitzes, sog. Inländerkonzept, Frage: wo hat
= Bruttoinlandsprodukt BIP Y der Empfänger des Einkommens seinen Wohnsitz?

Formel BNE: BIP


BNE übersteigt das BIP, falls inländische
+ Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt
Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital höhere
= Bruttonationaleinkommen (Bruttosozialprodukt) BNE
Auslandseinkommen erzielen als Ausländer im
Inland
Formel NNE: BNE
- Abschreibungen
NNE: Entspricht den verfügbaren Umgekehrt (BIP > BNE), falls ein hoher Anteil des
= Netto-Nationaleinkommen
Ressourcen aller Inländer (inkl. inländischen Produktionswerts an Ausländer fließt.
Staat)

Primäreinkommen: Einkommen der sog. primären Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital -> Arbeits- und Kapitaleinkommen
Sekundäreinkommen: (laufende Transfers, Übertragungseinkommen): Einkommen ohne direkte Gegenleistung (Bsp. Bafög, Subventionen)

Nominales BIP Reales BIP

Summe aller im Inland erstellten Endprodukte, bewertet zu laufenden Preisen, Summe aller im Inland erstellten Endprodukte, bewertet zu
d.h. zu den Preisen der gerade betrachteten Periode konstanten Preisen, d.h. zu Preisen einer Basisperiode (t = 0)
à Preis * Absatz

Reales BIP: nominales BIP korrigiert um die Inflationsrate

Problem nominales BIP:


- Nominale BIP kann sich aus zwei Gründen ändern: Änderungen der Mengen und Änderungen der Preise
- Nur Mengenänderungen sind Indikator für gesamtwirts. Wohlfahrtsänderungen
- Bei Inflation: Unterscheide zwischen nominalen und realen Größen! Extremfall Hyperinflation: Hohe nominale Wachstumsraten ohne reale Basis
- Also: BIP berechnen, das nur Mengenänderungen ausweist!

Wachstumsraten

Preisänderungsrate (= Inflationsrate):

Wachstumsrate des realen BIP:

Nominales BIP Wachstum:


2.2 Die Inflationsrate
Inflation = fortlaufender Anstieg des allgemeinen Preisniveaus.
Deflation = fortlaufender Rückgang des allgemeinen Preisniveaus
Inflations- bzw. Deflationsrate = %-Änderung des allg. Preisniveaus - Fazit: Basis der Infl.-/Defl.- Messung ist das allg. Preisniveau

Messung des allgemeinen Preisniveaus:

(1) BIP Deflator:


Interpretation: Indexzahl – sie wird in der Regel für ein Basisjahr (in D momentan 2015) gleich 100 gesetzt
Wachstumsrate entspricht der Inflationsrate à (Pt – P t-1) / P t-1
misst Preisentwicklung aller im Inland erzeugten Endprodukte

(2) Verbraucherpreisindex VPI: misst Preisentwicklung aller Konsumgüter


Unterschied zum BIP Deflator: Preise von Investitionsgütern NICHT erfasst und Preise ALLER Konsumgüter erfasst, nicht nur der im Inland produzierten

Probleme der Inflationsmessung allgemein: Erfassung von Qualitätsänderungen, Gewichtung der vielen Einzelgüter

2.3 Erwerbs- bzw. Arbeitslosenquote


Definition: Erwerbspersonen = Beschäftigte + Erwerbslose à L = N + U
Arbeitslosen-/Erwerbslosenquote: u = U/L

zu Arbeitslosenquote: U = arbeitslose Personen, die arbeitslos registriert sind (Arbeitsfähig, arbeitssuchend und für eine Vermittlung verfügbar)
Problem: Arbeitslosmeldung Voraussetzung für verschiedene Sozialleistungen

zu Erwerbslosenquote: U = Erwerbslose = Personen, die sich bei Haushaltsbefragungen (monatlich) als erwerbslos bezeichnen (d.h. nicht arbeitend, seit
mind. 4 Wochen suchend, innerhalb von 2 Wochen eine Stelle antreten können)

Unterschiede: Erwerbslosenquote höher, weil auch Personen registriert, die nicht arbeiten wollen/bis zu 15h arbeiten;
Arbeitslosenquote niedriger, weil nicht gemeldete Erwerbslose nicht gezählt

2.4 Arbeitslosigkeit, Inflation und Wirtschaftswachstum (SPÄTER MEHR!)


(1) Gesetz von Okun = Beziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Wirtschaftswachstum
à Hohe Wachstumsraten des BIP gehen im Normalfall mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote einher, niedrige Wachstumsraten mit einem Anstieg
der Arbeitslosenquote.

(2) Phillipskurve = Beziehung zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit


à Ist die Arbeitslosenquote niedrig, besteht eine Tendenz für ansteigende Inflation. In Zeiten hoher Arbeitslosenquoten geht die Inflationsrate tendenziell
zurück.

2.5 Was bestimmt das gesamtwirtschaftliche Produktionsniveau?


Kurze Frist: Gesamtwirtschaftliche Nachfrage – Kapitel 3-6

Mittlere Frist: Gesamtwirtschaftliches Angebot (Arbeitsmarkt; Produktionspotential, strukturelle Rahmenbedingungen) – Kapitel 7-9

Lange Frist: Sparrate, technisches Wissen, Bildungssystem, Rolle von Institutionen – Kapitel 10-13

Kapitel 3: Der Gütermarkt


3.2 Die Güternachfrage
Nachfrage von Endprodukten, die im Inland hergestellt, d. h. Nachfrage nach den im BIP enthaltenen Komponenten à IM abziehen
à Z º C + I + G + X – IM

Der Konsum
(1) Konsumfunktion (Verhaltensgleichung);
hier: Konsum nimmt zu, wenn das verfügbare Einkommen Y v der privaten Haushalte zunimmt C = C (Y v)
(2) Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte
Y v º Y – T (wobei T = empfangene minus geleistete Transfer, d.h. Sozialabgaben, Steuern etc.)
3.3 Die Bestimmung der Produktion in Gleichgewicht
Fragestellung: welche Menge wird produziert?
Antwort: diejenige Menge, welche mit der nachgefragten übereinstimmt, d.h. Produktion Y = Nachfrage Z, d.h. Gleichgwicht, wobei Z = C + I + G
- Dabei Interdependenz zwischen Produktion und Nachfrage, weil
- Nachfrage Produktion bestimmt
- Produktion zugleich Einkommen in gleicher Höhe erzeugt
- Einkommen Nachfrage beeinflusst

à Bsp. c1 = 0,8 (immer ZWISCHEN 0 und 1)


à 1/1-0,8 = 1/0,2 = 5
à pro 1€ autonome Ausgaben kommt es zu einer Produktion von 5€
à und: wenn autonome Ausgaben um 1 € steigen (fallen), steigt (fällt) Produktion um 5€
Multiplikator: Summe sukzessiver Anstiege der Produktion, die aus einem Anstieg der Nachfrage resultieren

Gleichung interpretieren:
Linke Seite: Angebot bzw. Produktion
Rechte Seite: Nachfrage
Gesamt: Gleichgewichtsbedingung

Grafische Analysen:
(1) Gleichgewicht (2) Multiplikatoreffekt

Wie lange dauert es, bis der Anpassungsprozess abgeschlossen ist?


- Nach einem Anstieg der Konsumausgaben wird nicht sofort das neue Gleichgewicht erreicht. Es findet vielmehr ein allmählicher Prozess der Anpassung
statt. Die Geschwindigkeit hängt davon ab, wie schnell die Firmen auf die neue Situation mit Produktionsanpassungen reagieren.
Die formale Beschreibung dieser Anpassung der Produktion über die Zeit wird als Dynamik der Anpassung bezeichnet.

3.4 Investition gleich Ersparnis: alternativer Ansatz für Gleichgewicht auf Gütermarkt
Bsp. (1) private Ersparnis steigt (S steigt) (2) Senkung des Staatsdefizits

Kritik zu (2): Investitionen bleiben nicht unverändert. Grund: Erhöhung der Ersparnis lässt Zinsen sinken, was dann Investitionen stimuliert. Es kommt
deshalb eher nicht zu einem Rückgang der Güternachfrage und damit der Produktion

3.5 Ist die Regierung allmächtig? Eine Warnung


Probleme bei der Umsetzung direkter Nachfragesteuerung:
• Staatsausgaben oder Steuern rasch zu ändern ist nahezu unmöglich.
• Aufgrund komplexer Prozesse sind die Auswirkungen auf Konsum, Investitionen, Importe usw. nur mit großer Unsicherheit zu prognostizieren.
• Erwartungen spielen eine große Rolle.
• Die Ziel, ein bestimmtes Produktionsniveau zu erreichen, kann unerwünschte Nebenwirkungen nach sich ziehen.
• Ein hohes Budgetdefizit und hohe Staatsverschuldung können langfristig schädliche Effekte auslösen.
Kapitel 4: Finanzmärkte I
Bestandsgrößen: wird zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen (Vermögen (Finanz-/Sachvermögen), Geld, Staatsschuld)
Stromgrößen: wird pro Zeiteinheit gemessen (Einkommen, Ersparnis, Neuverschuldung)

4.1 Die Geldnachfrage


Ausgangspunkt: Geld (als Wertaufbewahrungsmittel) in Konkurrenz zu anderen Anlagen, hier: festverzinsliche Wertpapiere
-> Bei Auswahl zwischen Geld und Wertpapieren deren Vor- und Nachteile beachten!

Vorteile Nachteile
Geld Kann jederzeit für Transaktionen verwendet Bringt keine Zinsen à Geldhaltung verursacht
werden à hat den höchsten Liquiditätsgrad Opportunitätskosten in Form entgangener Zinsen
(Geld ist Liquidität!)
Festverzinsliche Wertpapiere Bringen Zins (Rendite, Effektivzins i) à je höher Können nicht direkt zu Zahlungen verwendet werden (sondern
der Zins, desto höher die Wertpapiernachfrage müssen erst in Geld getauscht werden, was Kosten verursacht:
und desto geringer die Geldnachfrage Transaktionskosten)

Gesamtwirtschaftliche Geldnachfragefunktion

(a) Nominaleinkommen PY: Indikator für Wert der Transaktionen, die mit Geld getätigt werden
à je höher PY, desto höher Geldnachfrage Md (d=demand)
(b) Liquiditätspräferenz L(i): Indikator für die Bevorzugung von Geld gegenüber Wertpapieren
à hängt negativ vom Zinssatz i ab

4.2 Die Bestimmung von Geldangebot und Zinssatz I


Gleichgewicht auf Geldmarkt, wenn Ms = Md , also Geldangebot gleich Geldnachfrage

- Geldangebot Ms: Wird von Zentralbanken (in Form von Bargeld und Reserven für Geschäftsbanken) und von Geschäftsbanken (in Form von
Sichteinlagen) bereitgestellt
- Geldangebot Md: P * Y * L (i)

Eigenschaften des Gleichgewichts abhängig davon, ob Zentralbank Geldmenge oder Zins als Steuerungsinstrument verwendet:
Geldmengen- versus Zinssteuerung.

(1) Geldmengensteuerung
Bei einer Geldmengensteuerung wird der Zinssatz durch das variieren der angebotenen Geldmenge M (=Geldangebot Ms) der Zentralbank gesteuert.
Ms = M = PYL(i) =Md, i muss sich so verändern dass Ms= PYL(i)=Md und Geldangebot somit gleich Geldnachfrage ist.

Anstieg Nominaleinkommen PY Anstieg des Geldangebots:

Bei erhöhtem PY erhöht bzw verschiebt sich die Geldnachfragekurve


nach rechts. Die Geldnachfrage wäre also nicht mehr gleich Wenn das Geldangebot Ms bzw die Geldmenge M erhöht wird, sinkt
Geldangebot. der Gleichgewichtszins.
Der Zins muss also steigen und sich anpassen, damit die Geldnachfrage
und das Geldangebot im Gleichgewicht sind.
(2) Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte
Offenmarktgeschäfte: Kauf und Verkauf von Wertpapieren durch Zentralbank gegen Geld
• Wirkungen auf die Geldmenge:
o expansive Geldpolitik: Erhöhung der Geldmenge durch Kauf von Wertpapieren, Wertpapiernachfrage steigt, Kurs steigt, Rendite sinkt
à Bilanzverlängerung
o kontraktive Geldpolitik: Senkung der Geldmenge durch Verkauf von Wertpapieren, Wertpapiernachfr. sinkt, Kurs sinkt, Rendite steigt
à Bilanzverkürzung
• Wirkungen auf Wertpapierzins
o Rendite als Funktion des Kurses: i = Ertrag/Kaufkurs = 100- Tageskurs P B / P B = % à Rendite umso niedriger, he höher Kaufkurs
o umgestellt: Kaufkurs bzw. Tageskurs P B = 100/1+i = Zahl à Kurs umso niedriger, je höher Rendite

(3) Zinssteuerung
Bei einer Zinssteuerung stellt die Zentralbank zum festgelegten Zins i0 so viel Geld M zur Verfügung, wie zu diesem Zinssatz jeweils nachgefragt wird:
Md(i0). Das Geldangebot bestimmt sich endogen.

Anstieg Nominaleinkommen Bei dem festgelegten expansive Geldpolitik durch Zinssenkung


Zinssatz i1 wird so viel M
(M) zur Verfügung gestellt, Eine Zinssenkung von i1 auf i2
wie Md suggeriert. erhöht die Geldnachfrage von
Wenn das M1 auf M2. Bei einer
Nominaleinkommen steigt, Zinssteuerung steigt damit auch
verschiebt sich die das Geldangebot auf M2 (Punkt
Geldnachfragekurve nach A2). Das Geldangebot wird
rechts, und suggeriert, dass engogen bestimmt.
mehr Geld gefordert wird ->
es muss mehr Geld (M2) zur
Verfügung gestellt werden,
damit das Gleichgewicht A“
erhalten bleibt.

Zusammenfassung
• Die Zentralbank kann Geldangebot oder Leitzins steuern
• Bei einer Geldmengensteuerung setzt die Zentralbank das Geldangebot mittels Offenmarktgeschäften fest;
der Zinssatz bestimmt sich endogen so, dass die Geldnachfrage dem Geldangebot entspricht.
• Bei einer Zinssteuerung setzt die Zentralbank den Leitzins fest;
das Geldangebot bestimmt sich endogen so, dass die Geldnachfrage dem Geldangebot entspricht.
• Bei einer expansiven Geldpolitik erhöht die Zentralbank das Geldangebot bzw. senkt den Zinssatz.
• Im Zug einer expansiven Geldpolitik kauft die Zentralbank Wertpapiere vom privaten Sektor; die Bilanz der Zentralbank weitet sich aus.

4.3.1 Das Verhalten der Geschäftsbanken


(1) Geschäftsbanken als Finanzintermediäre
Finanzintermediäre = Unternehmen, deren Haupttätigkeit darin besteht, Verbindlichkeiten einzugehen und Forderungen zu erwerben

(3) Reservehaltung der Geschäftsbanken – Reservehaltung = Einlagen bei Zentralbank


Gründe: 1. Um die gesetzlichen Mindestreserveverpflichtungen zur erfüllen und 2. Überschussreserve

4.3.2 Angebot und Nachfrage nach Zentralbankgeld


(1) Nachfrage nach Zentralbankgeld
• Nachfrage nach Zentralbankgeld ergibt sich aus Reserven der Geschäftsbanken
• Nichtbanken nehmen indirekt Einfluss auf diese Nachfrage der Geschäftsbanken nach Zentralbankgeld
• Reservehaltung der Geschäftsbanken hängt von Sichteinlagen der Nichtbanken ab: Hd = θ · Sichteinlagen , θ = Reservesatz
• die Sichteinlagen stimmen mit gesamter Geldnachfrage der Nichtbanken überein, also Sichteinlagen = Md = P Y L (i)
-> es ergibt sich s.o.: Hd = θ P Y L(i)

(2) Gleichgewicht auf Markt für Zentralbankgeld


- Angebot an Zentralbankgeld = Hs : wird durch Kauf und Verkauf von Wertpapieren geändert - Gleichgewicht: Hs = θ · P · Y · L(i) = Hd

- Bei Geldmengensteuerung bewirkt ein Anstieg von H sinkende Zinsen; ein Rückgang von H steigende Zinsen

- Bei Zinssteuerung bewirkt ein Anstieg des Zinssatzes einen Rückgang der Nachfrage nach Sichteinlagen und
damit auch der Geldbasis; mit sinkendem Zins steigen Nachfrage nach Sichteinlagen und Geldbasis an.
(3) Zentralbankgeldzinsen und Tagesgeldsatz
Geschäftsbanken leihen und verleihen untereinander Reserven bei der Zentralbank für einen Tag à es bildet sich im Gleichgewicht ein Satz für Tagesgeld.
EONIA (Euro Overnight Index Average): durchschnittlicher Tagesgeldsatz im Eurogebiet

Der Zins am Interbankenmarkt (Tagesgeld) bewegt sich zwischen Einlagen- und Spitzenrefinanzierungssatz. In der Finanzkrise ist er auf den Einlagensatz
gesunken.

4.4 Die Liquiditätsfalle


- Definition: Situation, in welcher Zins nicht weiter fällt
- Grund: Wirtschaftssubjekte fragen keine zusätzlichen Wertpapiere mehr nach → Kurs (PB ) steigt nicht mehr → Rendite (i) sinkt nicht mehr

Wirkungslosigkeit konventioneller expansiver Geldpolitik


- konventionell: Geldpolitik kauft Wertpapiere -> erhöht
Kurs -> senkt Zins
- jetzt: weitere Erhöhung von Ms senkt Zins nicht weiter

Kapitel 5: Güter- und Finanzmärkte – das IS/LM-Modell


5.1 Der Gütermarkt und die IS-Gleichung

5.1.2 Bestimmung der Produktion bei gegebenem Zinssatz


Y = C (Y – T) + I (Y, i) + G = Z (Nachfrage)

ZZ-Kurve: Einfluss von Y auf Z (bei gegebenen Werten von i, G, T)


à Die Güternachfrage nimmt mit steigendem Einkommen zu. Im Gleichgewicht muss die Nachfrage dem Einkommen entsprechen.

5.1.3 IS-Kurve Y = C (Y-T) + I (Y,i) + G = C + I + G


geometrischer Ort aller Kombinationen von i und Y , bei denen Gleichgewicht am Gütermarkt herrscht.

Verschiebungen kommen zustande durch die Änderung von Variablen Staatsausgaben G und Steuern T
• Erhöhung von G -> IS-Kurve verschiebt sich nach rechts, Einkommen erhöht sich.
• Minderung von G -> IS Kurve verschiebt sich nach rechts, Einkommen sinkt.
• Erhöhung von T -> IS-Kurve verschiebt sich nach links, Einkommen sinkt.
• Minderung von T -> IS-Kurve verschiebt sich nach rechts, Einkommen erhöht sich.
5.2 Gleichgewicht auf den Finanzmärkten: Die LM-Gleichung i = i0
LM Kurve = geometrischer Ort aller Kombinationen von i und Y, bei denen der Geldmarkt im Gleichgewicht ist.
• Bei der Geldmengensteuerung ist die LM-Kurve steigend mit dem Einkommen.
• Bei Zinssteuerung = i ist i konstant und kann sich somit nicht anpassen, um das Gleichgewicht herzustellen. Die Zentralbank passt das
Geldangebot Ms an.

Finanzmärkte sind im Gleichgewicht, wenn M=P*Y*L(i) ↔ M/P= Y*L(i)

5.3 IS/LM – Das Zusammenspiel

5.3.1 Fiskalpolitik
Fiskalpolitik: Änderungen der Staatsausgaben (G) und/oder der Steuern (T)
-kontraktive Fiskalpolitik: o.g. Änderunken senken Z:
• Abbau des Budgetdefizits: G-T gesenkt durch Erhöhen von T oder Reduktion von G
• Gleichmäßige Senkung von G und T -> Z wird reduziert, obwohl G-T unverändert bleibt
-expansive Fiskalpolitik: o.g. Änderungen erhöhen Z:
• Erhöhung des Budgetdefizits: G-T angehoben durch Erhöhung von G oder Reduktion von T
• Gleichmäßige Erhöhung von G und T: stimuliert Z, obwohl G-T unverändert bleibt ➔ Fiskalpolitische Maßnahmen beeinflussen die IS-Kurve,
NICHT die LM-Kurve

5.3.2 Zinspolitik/ Geldpolitik


- Kontraktive Zinspolitik: Erhöhung des Zinssatzes -> LM-Kurve nach oben
- Expansive Zinspolitik: Senkung des Zinssatzes -> LM-Kurve nach unten
à Zinspolitik wirkt sich lediglich auf LM Kurve aus, NICHT auf IS Kurve.

5.4 Die Kombination von Geld- und Fiskalpolitik


- durch Kombination von Geld(Zins) und Fiskalpolitik können mehrere Ziele gleichzeitig verwirklicht werden
- Nachteil einer isolierten expansiven Fiskalpolitik: erhöht i. A. Budgetdefizit des Staates → Staatsverschuldung steigt
- Nachteil einer isolierten expansiven Geldpolitik: unwirksam an Zinsuntergrenze
- Unsicherheit über Stärke, Dauer und Verzögerungen der Wirkungen der Politiken → besser, beide Politiken gleichzeitig einsetzen

Fokus: Die Rezessionen von 2001 à ein Vergleich zwischen USA und Europa
Als deutlich wurde, dass die Wirtschaft in eine Rezession geriet, wurden in den USA sowohl Geld- als auch Fiskalpolitik aggressiv eingesetzt, um möglichst
rasch einen erneuten Aufschwung herbeizuführen.

Geldpolitik: Senkung des Leitzins


Fiskalpolitik: Anstieg des Primärdefizits

Im Euroraum hat die EZB weniger aggressiv reagiert; angesichts hoher Gesamtverschuldung kamen auch von der Fiskalpolitik nur schwache Impulse.

5.5 Wie gut bildet das IS-LM-Modell die Fakten ab? – Nachteile IS-IM Modell
Das IS/LM-Modell thematisiert nur die kurzfristigen Zusammenhänge zwischen Stromgrößen einer geschlossenen Volkswirtschaft, soweit diese
Zusammenhänge nachfragegetrieben sind und sich auf aggregierte Größen beziehen

Kapitel 6: Finanzmärkte II – das erweiterte IS/LM-Modell


6.1 Nominalzins vs. Realzins
Nominalzins
• prozentuale Änderung eines Geldbetrags innerhalb eines Jahres
• Beispiel 5%=0,05: t0: 100€ à t1:105€ =100€+5€=100(1+0,05)€

Realzins
• prozentuale Änderung einer Gütermenge innerhalb eines Jahres
• Beispiel 3 % = 0,03: t0 : 100 Mengeneinheiten (ME) eines Warenkorbs à t1 :103ME =100ME+3ME=100(1+0,05)ME

Problem: wegen der Untergrenze des Nominalzinses von Null kann der Realzins nicht niedriger sein als der negative Wert der Inflationserwartung.
Nominalzins kann nicht negativ werden, weil Wirtschaftssubjekte sonst zur Bargeldhaltung übergehen, d. h. kein Geld mehr verleihen (z. B. an Banken in
Form von Einlagen)
6.3 Die Rolle der Finanzintermediäre
(1) Einführung
• Finanzintermediation = Vermittlung zwischen Mittelgebern und – nehmern
• Mittelgeber = Überschusseinheiten: Einnahmen einer Periode (E) im Einkommens- und Güterkreislauf übersteigen Ausgaben (A) à positiver
Finanzierungssaldo: FS = E – A > 0 à vereinfacht: Sparer
• Mittelnehmer = Defiziteinheiten: Einnahmen einer Periode (E) im Einkommens- und Güterkreislauf kleiner als Ausgaben (A)
à negativer Finanzierungssaldo: FS = E – A < 0 vereinfacht: Sachinvestoren

(2) Bilanz einer Geschäftsbank


Linke Seite: Aktiva (Vermögensteile)
• (Buch-)Kredite
• Wertpapiere anderer Emittenten: Aktien, Schuldverschreibungen usw. von Staat, Produktionsunternehmen, Finanzintermediären
• Reserven bei Zentralbank
• andere Aktiva
• Summe der Aktiva: Bilanzsumme
Rechte Seite: Passiva
• Fremdkapital (Schuldenteile): Einlagen, ausgegebene Schuldverschreibungen
• Eigenkapital = Bilanzsumme minus Fremdkapital
à Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Bilanzsumme; hier: 20/100 = 0,20 = 20 %

(3) Leverage
Definition: Bilanzsumme / Eigenkapital à inverse EKQ hier: 100 / 20 = 5 / 1 = 5
Interpretation: pro 1 Euro Eigenkapital 5 Euro Aktiva

(b) Chance einer höheren Leverage: höherer Gewinn und höhere Rendite
Beispiel: Aktiva rentieren zu 5 %, Einlagen kosten 4 %
• Ausagangssituation: Aktiva 100, Einlagen 80 à EK 20 à Leverage 5
Gewinn: 100*0,05– 80 * 0,04 = 5 – 3,2 = 1,8
Rendite des Eigenkapitals: 1,8 / 20 = 0,09 = 9 %
• dann: Erhöhung der Leverage auf 100 / 10 = 10, indem EK durch Fremdkapital ersetzt (Einlagen steigen auf 90, Eigenkapital sinkt auf 10)
Gewinn: 100*0,05 -90*0,04= 5 – 3,6 = 1,4
Rendite des Eigenkapitals: 1,4 / 10 = 0,14 = 14 %
• Fazit: alles in Ordnung, solange Rendite der Aktiva höher als Rendite der Schulden und Aktiva nicht notleidend werden

(c) Gefahr einer höheren Leverage: Insolvenz


Beispiel: Aktiva rentieren weiter zu 5 %, Einlagen kosten weiter 4 %; Aktiva sinken auf 90 wegen „fauler Kredite“ in Höhe von 10

(d) Aktionen der Bank, um Gefahr einer Insolvenz zu vermeiden: Eigenkapital- quote erhöhen, d. h. Leverage senken
Erinnerung: Leverage = Bilanzsumme / Eigenkapital = 1 / Eigenkapitalquote
- entweder: Eigenkapital erhöhen durch Ausgabe neuer Aktien oder Einbehalt von Gewinnen à unrealistisch bei „faulen Krediten“
- oder: Bilanzsumme senken, indem gleichzeitig Kreditvergabe (Aktiva) und Einlagen (Passiva) reduziert

Kapitel 7: Der Arbeitsmarkt


7.1 Überblick
- Arbeitskräftepotenzial: alle Personen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren stehen grundsätzlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung
- Erwerbspersonen = Erwerbstätige plus Arbeitslose
- Jugendarbeitslosigkeit: Arbeitslose als Anteil der Erwerbspersonen, jeweils für die Bevölkerung unter 25 Jahren

Bewegungen am Arbeitsmarkt
• aktiver Arbeitsmarkt: laufend Zu-/ und Abgänge aus Arbeitslosigkeit
-> kein Problem, da die Arbeitslosenquote nur Momentaufnahme ist von Arbeitslosen die bald wieder arbeiten werden.

• „sklerotischer“ Arbeitsmarkt: wenige Zu-/ und Abgänge


-> Problem , da die Arbeitlosenquote Personen anzeigt die dauerhaft Arbeitslos sind!

7.2 Entwicklung der Arbeitslosenquote


Die Bewegung der Arbeitslosenquote beeinflusst die Wohlfahrt der individuellen Beschäftigten und die Löhne

7.3 Wie Löhne bestimmt werden


- Löhne = Lohnsätze, d.h. Preis einer Arbeitseinheit (z.B. pro Stunde, Stundenlohn) Die unmittelbare Festsetzung von Löhnen ist sichtbar. Sie ergibt sich
durch:
• Kollektive Lohnverhandlungen zwischen Tarifparteien -> führt zu Lohnsätzen für alle durch Tarifparteien direkt vertretene Firmen und
Beschäftigten (oder sogar für alle Firmen und Beschäftigten einer Branche)
• Vorgabe durch Arbeitgeber
• Verhandlung zwischen individuellem Beschäftigten und Firma
-Kräfte, welche die Lohnhöhe beeinflussen:
• Untergrenze: Reservationslohn = Lohn, bei dem Erwerbspersonen indifferent zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit sind
• Lage am Arbeitsmarkt: je niedriger die Arbeitslosenquote, desto höher die Löhne (da die Beschäftigten auch wo anders eine Stelle bekommen
könnten, Arbeitgeber jedoch werden es schwer haben Arbeitnehmer zu finden)
7.3.1 Lohnverhandlungen
Faktoren der Verhandlungsmacht von Arbeitnehmern einen Lohn oberhalb des Reservationslohns auszuhandeln:
-Kosten der Firma, einen Beschäftigten zu ersetzen:
• Je höher diese Kosten, umso höher die Verhandlungsmacht – umso höher der Lohn
• Kosten abhängig von Anforderungen des Arbeitsplatzes, Verfügbarkeit brauchbarer Mitarbeiter am Arbeitsmarkt -> je höher ALQ, desto
einfacher kann Firma geeigneten Ersatz finden
-Kosten für Beschäftigte, andere Stelle zu finden
• Je höher ALQ, desto höher diese Kosten, desto niedriger der Lohn
• Gründe: bei höherer ALQ muss Arbeitnehmer länger suchen, in weiter entfernte Regionen umziehen, niedrigeren Lohn akzeptieren

7.3.2 Effizienzlöhne
Lohn oberhalb des Reservationslohns (und sogar oberhalb des Gleichgewichtslohns am Arbeitsmarkt: s. u.) für Firma vorteilhaft, weil das die gesamten
Lohnkosten pro Stück senkt
Im Detail: höherer Lohn à höhere Zufriedenheit der Beschäftigten und damit höhere Arbeitsleistung und weniger Kündigungen durch Mitarbeiter

7.5 Die natürliche Arbeitslosenquote

(1) Preissetzungsgleichung P = W * (1+ μ ) à W = Indikator für Lohnkosten pro Stück und μ = Indikator für Marktmacht
am Gütermarkt. μ stellt einen Aufschlag auf die Kosten dar, der die Marktmacht der Unternehmen repräsentiert.
Würde auf den Gütermärkten vollkommener Wettbewerb herrschen, dann wäre μ gleich Null; der Preis entspräche
dem Lohnsatz W. Je mehr die Unternehmen über Marktmacht verfügen, umso stärker liegt ihr Preis über dem Preis
bei vollkommenem Wettbewerb, desto höher ist also μ. Der Preis P liegt um den Faktor (1+μ) über dem Lohnsatz W.

(2) Lohnsetzungsgleichung W = P * F (u, z) à Je höher u, desto niedriger W à Begründung:1. Arbeitnehmer finden


schwerer andere Stelle und halten sich mit Lohnforderungen zurück ODER 2. Arbeitgeber finden leichter neue
Mitarbeiter und müssen keinen hohen Lohnsatz zahlen

(3) Reallohn und Arbeitslosenquote im Gleichgewicht


à Lohnsetzungsfunktion und Preissetzungsfunktion gleichsetzen à F (u n, z) = 1/1+ μ

- Die natürliche Arbeitslosenquote uN ist die Arbeitslosenquote, die sich ergibt, wenn der im Rahmen der
Lohnsetzung gewählte Reallohn dem durch die Preissetzung implizierten Reallohn entspricht.

- Eine Erhöhung der Arbeitslosenunterstützung (ein Anstieg von z) führt zu einem Anstieg der natürlichen Arbeitslosenquote.
- Eine Erhöhung des Gewinnaufschlages senkt den Reallohn und führt zu einer Erhöhung der natürlichen Arbeitslosenquote.

Die strukturelle Arbeitslosenquote


• Die Höhe des Arbeitslosengeldes oder die Wettbewerbsgesetzgebung können sicherlich nicht als naturgegeben bezeichnet werden. Sie
charakterisieren strukturelle Rahmenbedingungen einer Volkswirtschaft.
• Aus diesem Grund ist es passender, die natürliche Arbeitslosenquote als strukturelle Arbeitslosenquote zu bezeichnen.

Mittelfristiges Gleichgewicht
Wichtig: Eine niedrige Gleichgewichtsbeschäftigung NN bedeutet ein strukturell niedriges Produktionspotenzial YN

Zusammenfassung des Kapitels


• Der Reallohn ist eine abnehmende Funktion der Arbeitslosenquote.
• Auch die Preissetzung impliziert einen bestimmten Reallohn: Dieser ist bei konstantem
Grenzprodukt der Arbeit konstant.
• Ein Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt stellt sich dann ein, wenn der Reallohn, der im Rahmen
der Lohnsetzung festgelegt wird, dem Reallohn entspricht, der durch die Preissetzung impliziert
wird.
• Die gleichgewichtige Arbeitslosenquote bezeichnet man als natürliche Arbeitslosenquote.
• Der natürlichen Arbeitslosenquote entspricht ein natürliches Beschäftigungsniveau und ein
natürliches Produktionsniveau (das Produktionspotential).
Kapitel 8: Phillipskurve, natürliche Arbeitslosenquote und Inflation
Kapitel 8 untersucht den Fall, dass das tatsächliche Preisniveau vom erwarteten Preisniveau abweicht.
à Phillipskurve: negative Beziehung zwischen Inflationsrate (p t) und Arbeitslosenquote (u t)

8.1

Das könnte Ihnen auch gefallen