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Manche waren neugierig, ein paar blickten skeptisch drein, einige gähnten,
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Wer sich jetzt wundert, dass die Tiere ihre Gehege verließen, der muss
Damit aber kein Zoobesucher erschrak, blieben alle Tiere während der
Nur die Spatzen und ähnliches Wildvolk brauchte sich nicht an diese
Abmachung zu halten.
Für ein eigenes Gehege hätten sie es zwar gewiss getan, aber Herr Plewka
„Ich kann die Sause kaum erwarten! Das wird der größte Spaß, den
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Sämtliche Mitglieder der Familie Plewka waren von einer Sekunde auf die
andere hellwach.
Ein gewaltiger Schlager-Rhythmus hämmerte durch den Zoo und ein wildes
zur Weihnachtszeit gegeben hat. Elke auf dem Rücken der ersten
Schlafzimmer.
Paulea, Paule, Pawel und die Eltern Plewka sprangen wie auf ein Kommando
aus den Betten an die Fenster und rieben sich ungläubig die Augen.
Der Morgen lag noch im Dunkeln, aber an sämtlichen Gehegen hingen bunt
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Auf dem zentralen Platz befand sich ein DJ-Pult und dahinter wackelte das
Robert trug ein Baseballcap mit nach hinten gedrehtem Schirm, und er hatte
herzuckeln.
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bemüht hintereinanderher, stets mit den Vorderbeinen auf dem Rücken des
vorangehenden Zickleins.
Sie warfen Konfetti und Luftschlangen, und ganz vorne marschierte König
Sein Löwenmaul war weiß geschminkt, und ganz oben auf der grün gefärbten
Mähne saß ein winziges, spitz zulaufendes, hellblaues Hütchen mit Bommel.
Die Tiere drehten eine Runde ums Direktorenhaus und winkten den Plewkas
fröhlich zu.
Paulea, Paule und Pawel lachten und winkten zurück und auch ihre Mutter
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Herr Plewka fand den Auftritt seiner Zootiere allerdings gar nicht lustig.
„Na, was wohl?!" Der Esel Fritz wackelte schelmisch mit seinen langen Ohren.
„Weihnachten feiern natürlich!", krächzte der Waldkauz Elke und pustete eine
Bevor sie feucht zerplatzte, setzte sie sich einen Moment lang auf Herrn
Plewkas Nase.
„Hört sofort auf und trollt euch in die Käfige!", verlangte der Zoodirektor.
„Ein Karnevalsumzug hat in der Adventszeit nichts verloren! Schon gar nicht
Malte zwinkerte Herrn Plewka zu. „Mich kannst du nicht täuschen, Direktor!
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Süßigkeiten.
Paulea, Paule und Pawel rannten sofort in ihren Schlafanzügen nach draußen
Hinter dem DJ-Pult patschte das Stachelschwein Robert seine Pfoten über
„Hier liegen gleich die Löcher aus dem Käse! Denn jetzt geht sie los, unsere
Polonaise! Vom Löwenkäfig zum Direktorenhaaauuus! Jetzt gehn wir los mit
Hufen und auf Pfoten, Frohsinn ist erlaubt und Griesgram ist verboten! So ist
das im Adveeent!
„Du bestimmt nicht", versetzte der Zoodirektor grimmig. „Du bist nur ein
dummer August!"
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Herr Plewka lief zum zentralen Sicherungskasten und schaltete den Strom
aus.
verschwanden.
Plötzlich lag der Zoo wieder in der Ruhe eines dunklen Dezembermorgens
mitten im Advent.
Vom zentralen Platz kam kleinlaut die Stimme des DJs: „Tut mir leid, Leute.
„Wo ist das bunte Licht hin?", fragte eine zaghafte Zwergziegenstimme.
„Jetzt hört mal gut zu, Leute", sagte Herr Plewka und seine Stimme duldete
keinen Widerspruch.
„Wenn irgendein Mensch mitbekommt, was hier los ist, kann ich den Zoo
zumachen! Alle Tiere gehen sofort in ihre Gehege zurück! Die Party ist vorbei.“
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schweigend davon.
Das Hängebauchschwein Leonie riss dem Strauß John vor Schreck eine
Feder aus.
John krächzte „Aua!" und die Blecheimerstimme von Esel Fritz klang
Das gibt mächtig Ärger, dachte er zufrieden und trabte zu seinem Schlafplatz
zurück.
Die drei ungezogenen Menschen-Welpen werden Krach mit Herrn und Frau
Plewka bekommen, und die zu groß geratene Katze hat sich vor allen
Zoobewohnern blamiert.
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Und sie werden so weitergehen, dafür wird ein gewisser Köngspudel sorgen.
Anschließend wird der alte König abgesetzt, und stattdessen wird ein
Schon am nächsten Tag zeigte sich, dass Padres Plan tatsächlich aufging:
Die Karnevalsfeier zur falschen Zeit sorgte bei sämtlichen Tieren und
Paulea, Paule und Pawel versicherten tagelang hoch und heilig, dass sie
Malte die Bräuche des Weihnachtsfests genau richtig erklärt und dass sie mit
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„Wenn das so ist, warum habe ich in den Gehegen bis jetzt noch keinen
„Wir haben Malte schon oft an all das erinnert", beteuerte Paulea.
„Aber er sagt immer nur: Jaja, alles klar, danke für den tollen Rat.“
„Dabei guckt er uns immer merkwürdig an", ergänzte Paule. „So, als würden
„Er benimmt sich echt seltsam", sagte Pawel. „Er ist anders als sonst."
„Was ist eigentlich mit dem Krippenspiel?", erkundigte sich Frau Plewka. „Ihr
habt Malte doch vorgeschlagen, mit den Tieren eins aufzuführen. Oder etwa
nicht?"
„Ich habe aber noch keine einzige Probe bemerkt", sagte Herr Plewka.
„Und immer, wenn ich eins unserer Tiere danach frage, weiß niemand etwas
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„Wenn unsere Tiere bis Heiligabend noch etwas zustande bringen wollen,
„Schimpft lieber mit Malte als mit uns!" Paulea verschränkte trotzig die Arme,
„Keine Bange, den knöpfe ich mir vor, und zwar jetzt sofort.“ Der Zoodirektor
„Eins ist jedenfalls klar: Entweder unsere Tiere feiern ordentlich Weihnachten
Herr Plewka eilte zum Löwengehege und hielt Malte einen strengen Vortrag.
Der Direktor war dabei so überzeugend direktorenhaft, dass der Löwe sich
unwillkürlich duckte.
Dreimal versuchte er Herrn Plewka mit der Frage „Wer ist hier der König?!" zu
stoppen, und als das nichts brachte, griff Malte zu seiner gefährlichsten
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„Wenn du Weihnachten nicht so feiern kannst, wie es sich gehört, wird gar
„Weihnachten hat bestimmte Abläufe, und daran ändert auch ein König der
„Ich bin der King und der King ist der Chef", erwiderte Malte, aber er klang
„Und ich bin der Direx und der Direx ist der Chef-Chef!", knurrte Herr Plewka
„Die besten Teile der Weihnachtsfeierei behaltet ihr Menschen schön allein
für euch. Und wenn wir Tiere sie trotzdem rauskriegen und fröhlich feiern, tut
Dann nickte er grimmig. „Haben die Kinder dir also doch Quatsch erzählt. Ich
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„Mit Quatsch meinst du, dass sie das Beste einfach weggelassen haben,
stimmts?!! Aber ich habs trotzdem rausbekommen! Wer König ist, hat seine
Quellen."
„Musst du auch nicht", brummte Malte. „Ansonsten keine Sorge: Wir feiern,
„Damit bin ich einverstanden, Malte", lenkte der Direktor gutmütig ein.
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„Familie Plewka ist richtig sauer auf uns", seufzte das Lama Ricarda.
Das Stachelschwein Robert grunzte verdrießlich. „Der Direx hat sogar gedroht,
die Gehege abzuschließen, falls noch mal jemand heimlich die Musikanlage
„Eins ist jedenfalls sicher." Die Stimme des Esels Fritz klang wie eine
verrostete Gießkanne. „Weihnachten geht anders als Karneval, und ein König
Die Zwergziegen kapierten wie immer nichts und meckerten lauthals: „Juhu!
Nicht lange nach seiner Unterredung mit Herrn Plewka bekam Malte Besuch
„Mama und Papa glauben uns nicht, dass wir mit euerm Karnevalsauftritt
„Und weil sie meinen, dass wir auch noch die ganze Ausrüstung besorgt
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haben, mussten wir zur Strafe die Zoo-Werkstatt aufräumen!", rief Pawel
vorwurfsvoll.
Paulea schaute Malte eindringlich in die Augen. „Woher kam die Idee mit dem
„Ein guter König ist immer richtig informiert", erwiderte der Löwe und richtete
seinen Blick möglichst majestätisch über das Mädchen hinweg in die Ferne.
unterschlagen.“
„Wir haben nichts weggelassen. Aber du hast nichts von dem getan, was wir
„Was solls, Malte?" Paulea zwinkerte dem Löwen freundlich zu und begann
seine Mähne zu kraulen. „Ab jetzt wird alles richtig gemacht, oder?“
„Also noch einmal von vorn", sagte Paule. „Erstens: Adventskranz besorgen.
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„Geht klar", schnurrte Malte. „Ihr werdet staunen, wie toll alles wird.“
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In der folgenden Nacht bekam der Löwe wieder Besuch von Padre.
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Der Königspudel erinnerte Malte noch einmal daran, dass den Worten von
Menschen nun einmal nicht zu trauen war, und erklärte ihm auf seine Weise
„Das ist ja viel toller, als die Kinder erzählt haben", staunte Malte.
nicht verraten!"
In der ersten Schneenacht des Jahres bauten die Zootiere auf dem zentralen
Mit viel Lamaspucke formten sie aus getrocknetem Dung vier große Spezial-
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Kerzen.
aus, und die verschiedenen Tierspuren drum herum ergaben ein interessantes
Muster.
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Sie stand nicht nur am zentralen Platz, sondern leuchtete nachts sowieso
immer.
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Die Laterne war ein wunderbarer Weihnachtsbaum. Alle waren stolz darauf.
Sie benutzten Stroh und Heu, Papier, Karton, Stifte, Scheren und altes Laub
dafür, und um für die großen Tiere Kalender herzustellen, kamen Holzpaletten
zum Einsatz.
Paulea, Paule und Pawel stellten für die kleineren Kalender Klebestreifen und
Klebestifte zur Verfügung, die großen wurden mit Schrauben und Nägeln aus
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Das Basteln machte allen Zootieren Spaß, und beim Befüllen der Fächer
Die Gaben waren jeweils für einen guten Freund oder eine liebe Freundin
gedacht, und die Tiere wussten, dass diese Freunde sich ihrerseits ebenso
Die Adventszeit war nun schon weit fortgeschritten und auf die Zootiere
Hinter jedem verbarg sich eine Leckerei: Die Spatzen hatten zum Beispiel für
besorgt.
Das Lama Ricarda hielt für den Esel Fritz seine Lieblingsspeise bereit:
verschiedene Apfelsorten, und Fritz hatte vor, sich mit Karotten und Fenchel
zu revanchieren.
Nur einer ging leer aus: An den Königspudel Padre hatte niemand gedacht.
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Die anderen Tiere schauten zunächst wie erstarrt zu und ihre Gesichter
wurden desto länger, je mehr all die kleinen Köstlichkeiten ratzeputz in Maltes
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Der Löwe bemerkte davon nichts und schmatzte so laut, dass er ein anderes
Ein wild gemischter Tierstimmen-Chor grollte zuerst wie ein ferner Donner
Erst als der Lärm schon dem Pfeifen eines Wirbelsturmes glich, begann Malte
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„Schmeckt dir die schöne Pastete, die ich für Leonie besorgt habe?!", grunzte
„War die Tofu-Frikadelle, mit der ich Fritz eine Freude machen wollte, gut?!“,
keifte Ricarda, und die Spatzenbande krakeelte: „Von den in feinem Sand
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Die Zootiere schimpften insgesamt so laut, dass Paulea, Paule und Pawel
aufmerksam wurden.
Herr und Frau Plewka dagegen bekamen von dem Ärger nichts mit.
In solchen Fällen waren die Kinder es gewohnt, nach dem Rechten zu sehen.
Aus seinem Maul hing noch ein Stück Pfannkuchen, den Leonie für das
Robert stand mit verschränkten Vorderpfoten neben dem Löwen und starrte
bestaunen.
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„Beruhigt euch", bat Paule, aber als das nichts half, pfiff Pawel durchdringend
Er war nicht nur der Mutigste, sondern konnte auch am lautesten pfeifen.
Das Geschrei schwoll ab, und Paulea fragte: „Was ist das Problem?!"
-zumeckern.
So laut wie zuvor wurde es aber nicht mehr, und nach einigem Hin und Her
„Klarer Fall von Türchenklau", stellte Paule fest und warf dem Löwen einen
Pawel sagte streng: „Schäm dich, Malte", und Paulea schimpfte: „Ich weiß
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Nun waren also nicht nur die anderen Tiere böse auf ihn, sondern es drohte
„Adventskalender sind nicht nur für eine Person da“, erklärte Paulea.
„Jeder Mensch hat einen für sich ganz allein, und das gilt in unserem Zoo ab
Malte schaute nun so unglücklich drein, dass Paulea ihm doch kurz über die
Mähne strich.
„Es geht beim Weihnachtsfest nicht nur darum, von anderen Leuten
beschenkt zu werden", erklärte sie dem Löwen. „Mehr noch geht es darum, zu
Paule.
„Eltern zum Beispiel reicht das vollkommen, wenn einem ihrer Kinder einfach
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„Und noch besser ist LIEBE!", fügte Pawel hinzu und betonte das Wort extra
stark.
„Darum gehts nämlich am allermeisten. Weihnachten ist das Fest der Liebe.
Und man beschenkt sich gegenseitig, weil man sich lieb hat."
Paulea hob bedeutsam beide Hände: „Und dann gibts noch das
Erde beim Krippenspiel! Da kommt es nämlich zur Welt und genau das wird in
„So siehts aus!" Paule und Pawel nickten. „Jetzt wisst ihr Bescheid."
Eine Pause entstand und die Kinder schauten Malte und die anderen Tiere der
Die Zootiere fanden die Rede der Kinder so ergreifend, dass sie begeistert
Beifall klatschten.
Der Waldkauz Elke und der Esel Fritz hatten dabei sogar vor Rührung Tränen
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in den Augen.
ungewöhnlich kleinlaut.
Er lag auf dem Rücken, streckte alle vier Pfoten in die Höhe und seufzte.
Das Seufzen eines Löwen hört sich an, als wenn jemand falsch auf einem
Kontrabass herumkratzt.
Die meisten Löwen seufzen nämlich nicht, weil sie die Adventskalender ihrer
Die Tiere im Zoo von Luckenwalde wussten freilich, dass sie sich keine
Malte hätte niemals eines von ihnen mit einem Imbiss verwechselt.
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Erstens aus allgemeinem Respekt, und zweitens, weil sie Malte die
Malte wusste, dass die anderen Tiere nicht gut auf ihn zu sprechen waren,
Außerdem seufzte er, weil er zum ersten Mal in seiner Regierungszeit ein
Paule und Pawel fanden, dass es nicht schaden konnte, wenn Malte sich
einmal ein bisschen mickriger fühlte als sonst, und der Königspudel Padre
Pauleas Herz aber rührte das Seufzen, und so besuchte sie Malte sogleich
Paulea kraulte seine Mähne. „Das war nicht die feine Art", meinte sie. „Aber
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„Keiner will mehr etwas von mir wissen", jammerte der Löwe. „Obwohl ich
Paulea.
„Das bringt die leckeren Sachen diesmal natürlich nicht zurück, aber beim
Malte spürte, wie er hungrig grummelte, und erkundigte sich: „Gibt es in der
Adventskalender und noch mehr feines Essen als Chicken-Nuggets mit Chili-,
„Viele Menschen backen extra zur Weihnachtszeit passendes Gebäck, und die
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Paulea lachte. „Die sehen nur aus wie Steine", erklärte sie.
und …“
„Das ist eine Art Lebkuchen", erklärte Paulea. „Die schmecken sehr gut!“
„Paule, Pawel und du, ihr macht natürlich mit! Schließlich seid ihr Kinder!"
„Ist das ein königlicher Befehl?", fragte Paulea und zwinkerte dem Löwen zu.
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Teigsterne aus.
Das Lama Ricarda und der Esel Fritz verzierten sie mit Schokostreuseln.
Der Waldkauz Elke und Strauß John kümmerten sich um heugefüllte Kipferl.
Die Spatzen achteten auf die richtige Backofenhitze, und Malte buk eine
Sogar Padre machte ein bisschen mit, und am Ende gab es so viel
werden konnten.
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Er schnarchte laut bis weit in den Morgen und als er aufwachte, war er immer
Von Zeit zu Zeit hielt er inne, setzte sich auf die Hinterpfoten und schaute so
eindrucksvoll über sein Reich, wie das nur ein echter Herrscher kann.
Ich bin nicht einfach nur ein toller König, dachte er.
Ich veranstalte sogar eine Weihnachtsbäckerei und sorge dafür, dass alle
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Er machte ein Geräusch, das sich anhörte, als trüge er einen Kleiderschrank
Möbel zu tragen.
ebenfalls.
„Stimmt etwas nicht, Majestät?", erkundigte sich ein Spatz und hüpfte in den
Löwenkäfig.
„Ich habs!!", rief Malte, und sein von der stattlichen Mähne umrahmtes
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„Das freut mich, Majestät!", tschilpte der Spatz. „Was hattest du denn
verloren?“
Der kleine Vogel pickte so schnell wie möglich den Wurststernkrümel auf und
flatterte davon.
Das Krippenspiel!, dachte Malte. Genau, das ist es! Wie gut, dass er darauf
gekommen war.
Das Problem war nur: Malte hatte keine Ahnung, wie man ein Krippenspiel
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Als spätabends alle Lichter im Direktorenhaus gelöscht waren, rief Malte die
„Allerhöchste Zeit fürs Training, Leute! Bis Heiligabend ist es nicht mehr weit
und wir werden das berühmte Krippenspiel aufführen! Wie jeder weiß, ist eine
Krippe ein altes Wort für Boxring, denn das Christkind wurde damals in so
Der Löwe ließ einen stolzen Blick über seine Untertanen schweifen und
„Los gehts!", rief er munter. »Es ist nicht schwer! Ich bin der große Champion
und ihr seid die anderen! Natürlich hau ich euch nicht wirklich k. o. Ihr seid
schließlich meine liebsten Untertanen. Ich tu nur so. Das ist ja ein Spiel!“
Der Löwe fasste den Esel Fritz bei seinen langen Ohren und schubste ihn.
„I-a-autsch!", jammerte Fritz, und Malte rief: „Das macht voll Spaß!"
Alle anderen Tiere sahen allerdings nicht so aus, als wenn sie Spaß hätten,
und als Malte rief: „Wer kommt als Nächstes?!", lautete die strenge Antwort:
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„Ich!", ertönte die hochmütige Stimme des Königspudels und Padre trat aus
„Es ist nur zu deinem Besten. Wenn du das Krippenspiel auf diese alberne
Weise veranstalten willst, wird der Heilige Abend dein letzter Tag als König
sein. Herr Plewka wird dich nicht nur sofort absetzen, sondern auf
Der Löwe machte „Oh“ und die anderen Tiere nickten energisch.
„War doch nur so ein Vorschlag“, meinte Malte und lächelte schief.
„Es gibt hier nur einen, der wirklich weiß, wie ein Krippenspiel abläuft“, erklärte
„Richtig. Aber da mein König mich bei seinen Vorbereitungen nicht braucht,
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„Ich nehme an, du befiehlst weiterhin, dass ich nun den wahren Ablauf eines
Lässig trat der Königspudel neben den Löwen und ergriff das Wort.
Der vierundzwanzigste Dezember wird endgültig Maltes letzter Tag als König
Und zugleich ein gutes Datum für die Krönung eines Königspudels.
Frohes Fest
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Während der Öffnungszeiten freuten sich die Zoobesucher über die schöne
aufzuhängen.
Außerhalb der Öffnungszeiten freuten sich alle Tiere über die kleinen schönen
Es gab im Zoo jetzt nur noch einen einzigen Bewohner ohne eigenen
Wenn ich erst König bin, werde ich von jedem Tier täglich drei
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Tagsüber rollte der Pudel sich in seinem Korb zusammen und tat so, als sei
Die Plewkas waren von ihrem Königspudel Stolz gewohnt, aber dass er sogar
„Alles in Ordnung", erwiderte Padre kühl. „Alles ist, wie es immer schon war.
Kalendertürchen entfernt.
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Er versicherte allen, dass die Aufführung ein ganz besonderes Geschenk aller
Und wenn sie sich nur ordentlich Mühe geben würden, dürften sie bestimmt
Jedes Mal, wenn einer der Plewkas sich nach den Fortschritten der
„Ich muss nicht betonen, dass eine schöne Überraschung und erst recht ein
tolles Geschenk keins mehr wäre, wenn es vorher schon bekannt wird, oder?
Malte hob mahnend eine seiner riesigen Pranken und setzte höflich hinzu:
„Ich freue mich aber, euch mitteilen zu können, dass alles wunderbar
vorangeht."
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Herr und Frau Plewka gaben sich mit dieser Auskunft zufrieden, aber die
„Ob Malte wirklich verstanden hat, wie ein Krippenspiel abläuft?“, fragte
Paulea.
„Bei einem Krippenspiel gibt es nur eine Handlung, und die muss einfach
stimmen. Ihr wisst schon: Maria und Josef, Stall, Geburt, Ochs und Esel,
Hirten auf dem Felde, Drei Weise aus dem Morgenland und so weiter."
„Malte hat sich schon einigen Unsinn ausgedacht und er ist sowieso nicht der
„Noch eine Pleite sollte er sich jedenfalls nicht leisten", meinte Pawel.
„Und die lautet: Wir besuchen heute Nacht heimlich die Krippenspiel-Probe."
„Aber das möchte Malte bestimmt nicht. Es soll doch eine Überraschung
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beiseite.
„Falsche Frage, Kleiner!", entgegnete Paulea spitz. „Hier gehts nicht um Mut,
„Vor der Dunkelheit zum Beispiel?“, grinste Paule und rieb sich im nächsten
Er war gerade so stark, dass er ein bisschen wehtat und vielleicht einen
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Handgemenge.
„Hört sofort auf! Wir haben Wichtigeres zu tun, als uns zu streiten."
„Wir müssen sofort einen Plan entwerfen. Es gibt einiges zu überlegen: Wann
starten wir? Welchen Schleichweg nehmen wir? Welches Versteck ist gut?"
„Und falls Eingreifen nötig ist, müssen wir dafür ein gutes Zeichen
„Zum Beispiel: Mission X!" Er hob die Hände hoch und kreuzte die Zeigefinger.
„Nach dem Mission-X-Zeichen stürmen wir voll los, entern die Bühne, geben
„Jetzt kriegt euch mal wieder ein, Jungs", unterbrach Paulea ihn.
„Wir sind kein Überfallkommando. Wir checken einfach nur, ob alles o. k. ist.
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Falls ja, wissen wir, dass sich niemand um das Gelingen des ersten
bleiben im Versteck, bis die Probe zu Ende ist, und schleichen zurück! Und
falls nein, reden wir vernünftig mit Malte und den anderen, die beim
Krippenspiel mitmachen."
Paule und Pawel zögerten noch ein wenig, aber sie sahen ein, dass ihre
Als Zeichen ihres Einverständnisses sagten sie: „Jou, Sister!", und klatschten
einander ab.
„Und nicht vergessen: im Fall der Fälle – Mission X“, erinnerte Paule und
An diesem Abend gingen Paulea, Paule und Pawel früh ins Bett und standen
Pawel war ein Meister darin, Türen geräuschlos zu öffnen und zu schließen.
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Sie huschten von einem Gebüsch zum nächsten, robbten über einen
verkauft wurde.
Es bot gute Aussicht auf das Geschehen, das auf dem Festplatz im
Er hockte ganz unten. Seine Schwester direkt über ihm zwickte ihn leicht.
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„Na, super", sagte Paule und Paulea seufzte: „Das ist ja eine schöne
Bescherung!“
Besucherbänke.
Die oberste zierte eine Decke aus dunkelrotem Samt, und die Sitzhocker, die
zum Thron.
Der Waldkauz Elke hockte verdrießlich auf der Rückenlehne und trug einen
Auf jedem Hocker lag bäuchlings eine Zwergziege und diente als Teppich.
hinter dem Thron, hielten Fächer aus Reisig in den Klauen und mühten sich
um Gleichgewicht.
Ein paar Meter neben dem Bauwerk stand ein kleiner Klappstuhl.
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in einem fort mit den Vorderpfoten und gab strenge Anweisungen: „Elke, so
doof guckt kein Zepter aus der Wäsche! Du bist das Zepter des Heilands!
Schau positiv!"
Im nächsten Moment rief er: „Der Heiland kommt!! Wo bleibt die Lobpreisung,
Teppichfliesen … äh Teppichziegen?!"
Er wurde dreispännig gezogen, und die Zugtiere waren der Esel Fritz, das
Im Karren fläzte der Löwe Malte, blinzelte zufrieden vor sich hin und winkte
Die Spatzen zischten durch die Luft und warfen goldglitzerndes Konfetti.
„Er heißt Malte, ist ein König, und das ist nicht gerade wenig! Da kommt er
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Malte erhob sich und legte in einer Pose der Bescheidenheit die dicken
Vorderpfoten zusammen.
„Richtig, genau der bin ich, euer König und Heiland, der immer für euch da ist!
Und vergesst nicht, mir oben auf meinem Thron gleich wieder ordentliche
Vorfreudig schleckte er sich über sein großes Löwenmaul und trampelte über
Die drei Kinder sprangen zugleich hinter dem Kiosk hervor, und ihr Ruf klang
wie ein Signal zum Angriff durch die Nacht: „Schluss mit dem Quatsch!"
„Huch!", japste der Löwe, verlor das Gleichgewicht und polterte die Treppe
hinunter.
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Dann stürzte es krachend zusammen und begrub den Löwen unter Bänken,
„Was zur Hölle macht ihr hier?!“ Er zog die Lefzen hoch.
Sie leuchteten weiß und scharf, und aus Padres Maul drang ein fürchterliches
Knurren.
„Weg mit euch, dumme Menschen-Welpen!" Paulea, Paule und Pawel starrten
Das war nicht ihr Familienhund. Dieses Wesen war eine unbekannte,
furchterregende Kreatur.
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„Paulea, sag du es. Auf dich hört er am besten. Du musst es sagen! Befiehl es
Denn es war genau dieser Befehl, den sie in der Hundeschule mit Padre so oft
Diesen Befehl hatte sie in der Hundeschule mit Padre so oft geübt, bis er
Padre zuckte und wand sich, doch dann folgte er der Anweisung.
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Padre war ein stolzer Königspudel mit wilden Umsturzideen, aber er war eben
„Bleib!", forderte Paulea grimmig. „Keine Pfote rührt sich! So ist gut. Und jetzt
Er winselte und jaulte erbärmlich und beichtete alles – angefangen von all
„Das falsche Krippenspiel hätte das Fass zum Überlaufen gebracht", schniefte
Padre.
„Euer Vater hätte niemals akzeptiert, dass Malte sich als Heiland feiern lässt.
Ich wäre an seiner Stelle König der Tiere geworden. Schließlich bin ich ein
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Allerschlimmste ist …“
hat.“
in die Nacht.
Paulea warf Paule und Pawel einen vielsagenden Blick zu und die schauten
erst vielsagend zurück und senkten dann die Blicke zu Boden, als gäbe es
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Auch Malte und die Jubelziegen, die Spatzen, der Esel, das Lama, der Strauß,
Hätte dort das allerwinzigste Ding der Welt gelegen, es wäre mit Sicherheit
Der Königspudel war zwar gewiss ein mieser Hund, aber das war nicht in
Ordnung.
„Was meint ihr, Leute?“, fragte König Malte nach einer Weile zaghaft, aber
Robert.
Nach und nach stimmten alle Tiere ein, und die Zwergziegen führten den Chor
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Der Kalender war wunderbar mit Bildern von Knochen und Lockenwicklern
bemalt und unglaublich lecker gefüllt und Padre konnte gleich über zwanzig
Die restliche Zeit bis Heiligabend verging schnell und langsam zugleich.
Und doch zogen sie sich seltsam hin, denn sämtliche Zoobewohner konnten
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Der Löwe Malte, der Pudel Padre und der Strauß John waren die Weisen aus
dem Morgenland.
Das Lama Ricarda und der Esel Fritz traten als Ochs und Esel auf.
Die Spatzen flitzten als Engel herum, und der Waldkauz Elke durfte das
Anschließend feierte Familie Plewka mitsamt König Malte, ihrem Pudel Padre
und allen anderen Tieren im Zoo von Luckenwalde gemeinsam zum ersten
Es gab leckeres Essen und herrliches Futter und viele schöne Geschenke und
Padre bekam elf mit festlichen Schleifen versehene Knochen und vierzehn
Am Ende beschlossen alle, von nun an jedes Jahr zu feiern, und so machen
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Und wenn ihr das nächste Mal Weihnachten feiert, vergesst doch auch bitte
eure Hamster und Kanarienvögel und all die anderen Tiere nicht.
Frohes Fest!
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