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Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung

Wie der Weihnachtsmann beinahe das


Weihnachtsfest verpasste - Teil 2
Eine Geschichte von Wolfram Hänel mit Illustrationen von Susanne Göhlich,
erschienen im cbj Verlag.
Hier kommt der zweite Teil der Geschichte
„Mach die Augen wieder auf! Nicht schlafen!“

Aber es war schon zu spät, der Weihnachtsmann hörte den kleinen Hasen

schon nicht mehr.

Ganz langsam rutschte er an dem Stamm nach unten, bis er auf dem Hintern

saß und der Schnee ihn zudeckte.

Der Hase versuchte noch mal, den Weihnachtsmann zu kitzeln.

Und kaute mit seinen beiden Vorderzähnen ein bisschen auf dem langen,

weißen Bart herum.

Dann stupste er ihn mit dem weichen Maul an.

Aber der Weihnachtsmann rührte sich nicht mehr.

Er hatte die Augen fest geschlossen und schlief.

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Nur sein Atem hing wie ein kleine Wolke vor seinem Mund.

Der Hase kletterte aus dem Mantel heraus und zog dem Weihnachtsmann die

Mütze tief ins Gesicht.

Dann sprang er in den Schnee und hoppelte mit großen Sätzen davon.

Der Weihnachtsmann fror nicht mehr.

Er hatte auch keinen Hunger mehr.

Er träumte von früher, wie er als Junge im Sommer durch den Wald gerannt

war.

Barfuß, nur mit einer kurzen Hose!

Und wie er den wilden Bienen ihren Honig klauen wollte!

Und die Bienen ihn summend und brummend verfolgt hatten, bis er in den

Waldsee sprang und untertauchte, um ihnen zu entkommen.

Ein anderes Mal hatte er einen Ziegenbock geärgert.

Nur so aus Spaß.

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Aber dann war der Ziegenbock hinter ihm hergerannt und hatte ihn mit seinen

Hörnern in den Hintern gestoßen.

Die beiden Abdrücke sah man heute noch, und manchmal juckten sie ein

bisschen.

Eigentlich hatte er später ja mal Feuerwehrmann werden wollen, aber dann

war er doch auf die Weihnachtsmann-Schule gekommen.

Und hatte gelernt, wie man Plätzchen backte und mit tiefer Stimme sprach

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und sich lange Haare und einen Bart wachsen ließ.

Der Weihnachtsmann träumte immer weiter.

Wie er dann in der Schule im Strickunterricht seine Frau kennengelernt hatte,

die die schönsten Socken von allen stricken konnte.

Dann träumte er auch noch, wie er in seinem warmen Bett lag – und träumte.

Und wie seine Frau in der Küche das Mittagessen kochte.

Kartoffelsuppe mit gebratenen Pfifferlingen und frischer Petersilie.

Und wie es so gut duftete, dass er einfach die Augen aufschlagen musste.

Es duftete immer noch nach Kartoffelsuppe.

Und es war schön warm, dicht neben seinem Bett prasselte ein Feuer.

Und er hörte ein dünnes Stimmchen, das sagte: „Es wurde aber auch langsam

Zeit, dass du aufwachst.“

Im ersten Moment dachte der Weihnachtsmann, er würde immer noch

träumen.

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Aber er war wach!

Und dicht vor seiner Nase dampfte eine Schüssel mit Kartoffelsuppe, und

jemand hielt ihm einen Löffel hin, damit er probieren konnte.

Der Weihnachtsmann blickte sich um.

Das war nicht seine Frau, die ihm den Löffel hinhielt.

Das war ein komischer kleiner Kerl mit einer Knollennase und einer roten

Zipfelmütze auf dem Kopf!

Und hinter dem kleinen Kerl standen noch andere um sein Bett herum.

Sie tuschelten und zeigten mit den Fingern auf ihn und lachten und klopften

ihm auf die Knie und auf die Schultern.

Als wollten sie probieren, ob er wirklich lebendig wäre!

„W...w...wo bin ich?", stotterte der Weihnachtsmann verblüfft. „Wer seid ihr?

Wie bin ich hierhergekommen? Was ist passiert?"

„Das ist eine lange Geschichte", antwortete das Kerlchen mit dem Löffel.

„Erinnerst du dich, dass du dich im Wald verlaufen hast? Mitten im

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Schneesturm! Aber du hast Glück gehabt, der Hase hat Hilfe geholt, sonst

wärst du wahrscheinlich erfroren."

„Wir haben dich auf einen Schlitten gepackt und dich in dicke Decken

gewickelt und hierher gezogen", erzählte ein anderes Kerlchen weiter.

„Aber du warst ganz schön schwer, wir brauchten sieben Mann, um den

Schlitten zu ziehen!"

„Aber jetzt ist ja alles wieder gut“, sagte der Kleine mit dem Löffel.

„Jetzt bist du bei uns in der Zwergenhöhle und wir kümmern uns um dich.

Also los, mach den Mund auf! Einen Löffel für mich, und einen Löffel für dich

... und, schmeckt’s? Merkst du, wie dir die gute Suppe den Bauch wärmt?“

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Nachdem der Weihnachtsmann die gute Suppe bis auf den letzten Tropfen

ausgelöffelt hatte, war er so müde, dass er wieder einschlief.

Und als er aufwachte, hatten die Zwerge schon wieder neue Suppe gekocht.

Und zum Nachtisch gab es frisches Apfelmus!

So ging es ein paar Tage lang.

Die Zwerge kochten eine Suppe nach der anderen.

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Zum Frühstück schleppten sie Spiegeleier und Rühreier ans Bett und frische

Brötchen mit Erdbeermarmelade.

Außerdem brachten sie dem Weihnachtsmann heißen Kakao ans Bett, und

wenn er gerade mal nicht aß oder schlief, dann erzählten sie ihm lange

Geschichten.

Oder sie machten Musik für ihn und sangen lustige Zwergenlieder.

Dem Weihnachtsmann kam es fast so vor, als hätte er Ferien.

Und es hätte nicht viel gefehlt und er hätte fast vergessen, dass er ja gar nicht

irgendwo im Urlaub war, sondern jede Menge zu tun hatte!

Er schlug die Bettdecke zurück und stand auf.

Er fühlte sich noch ein wenig wacklig auf den Beinen, aber als er erst mal

seine Stiefel angezogen hatte, ging es gleich viel besser.

„Ich muss los", sagte er zu den Zwergen. „Ich hab keine Zeit mehr."

Er bückte sich und zog seinen Sack unter dem Bett hervor.

Erst als er den Sack hochhob, fiel ihm wieder ein, dass er ja gar nicht mehr

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genug Geschenke hatte.

„Was mache ich denn jetzt bloß?", rief er verzweifelt und raufte sich den Bart.

Die Zwerge lachten, als sie ihn da in seinen langen Unterhosen und mit den

Stiefeln an den Füßen stehen sahen.

Aber dann fassten sie ihn an den Händen und zogen ihn mit sich. „Komm mit,

wir wollen dir was zeigen!“

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Die Zwerge führten den Weihnachtsmann durch einen langen Gang.

Rechts und links gab es jede Menge Türen, die alle offen standen.

Das waren die Zimmer der Zwerge, und in jedem Zimmer prasselte ein Feuer.

Dann kamen sie an den Zwergenklos vorbei.

Und an einem Waschraum, in dem mindestens zwanzig Badewannen in einer

langen Reihe hintereinander standen.

Und alle Badewannen hatten goldene Löwenfüße!

Sie zeigten dem Weihnachtsmann auch die Abstellkammer, in der alles

mögliche Zeug bis unter die Decke hinauf gestapelt war.

Kisten und Kartons mit Weihnachtsbaumschmuck und Karnevalskostümen

und bunt bemalte Ostereier.

Der Weihnachtsmann entdeckte sogar einen Staubsauger, der so groß war,

dass man darauf sitzen konnte!

Zumindest wenn man ein Zwerg war.

Aber das Beste kam erst noch!!

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Als der Gang zu Ende war, standen sie plötzlich in einer Küche.

Mit einem riesigen Herd, auf dem in allen Töpfen leckere Sachen brodelten.

Heiße Schokolade und bester Bienenhonig und Erdbeermarmelade.

Dann sah der Weihnachtsmann auch den Backofen ganz hinten an der Wand.

Der war ungefähr so groß, wie die ganze Küche noch mal.

Und so ungefähr zehn oder zwölf Zwerge waren gerade dabei, ein großes

Blech mit Weihnachtskeksen aus dem Backofen zu ziehen.

„Probier mal, ob die gut sind!", forderten sie den Weihnachtsmann auf. „Aber

pass auf, sie sind noch heiß!"

Der Weihnachtsmann probierte.

„Lecker!", sagte er. „Vielleicht noch eine Prise Salz, dann stimmt alles.“

Der Weihnachtsmann staunte und wunderte sich, was die Zwerge hier

eigentlich machten.

Und vor allem kapierte er nicht, warum sie die Kekse in kleine Kartons

verpackten und in buntes Weihnachtspapier einwickelten.

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Aber dann hatte er plötzlich eine Idee.

„Nur mal so eine Frage", sagte er und kratzte sich am Bart.

„Ihr habt ja reichlich viele Kekse hier. Könnt ihr mir vielleicht ein paar davon

abgeben, bis mein Sack wieder voll ist?"

Die Zwerge stießen sich kichernd an.

„Mensch, Weihnachtsmann!“, riefen sie lachend. „Wirst du langsam alt oder

was? Die Kekse sind doch sowieso alle für dich!“

„W...w...was?", stammelte der Weihnachtsmann. „Ist das wahr?“

„Natürlich", antworteten die Zwerge.

„Der Hase hat uns ja erzählt, dass du deine Kekse den Tieren im Wald

gegeben hast. Also brauchst du neue Kekse, ist doch klar!“

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Der Weihnachtsmann konnte sich gar nicht genug bedanken.

Aufgeregt lief er von einem Zwerg zum nächsten und schüttelte jedem die

Hand.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er fertig war.

Und vor allem musste er ja hier und da schnell noch einen Keks naschen!

Aber dann fiel ihm plötzlich etwas ein.

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Er raufte sich wieder den Bart und rief: „Das ist ja total nett von euch! Aber

das schaffe ich doch nie. Das sind viel zu viele Kekse für meinen Sack. Wie

soll ich die alle bis in die Stadt kriegen?“

Wieder stießen sich die Zwerge kichernd an.

Aber gleich darauf verzogen sie plötzlich alle die Gesichter und fingen an zu

schniefen.

„Na, na", sagte der Weihnachtsmann beruhigend.

„So schlimm ist das ja nun auch wieder nicht. Dann müsst ihr eben bis zum

nächsten Sommer die ganze Zeit Kekse essen."

Der Weihnachtsmann war sich nicht ganz sicher, aber er hatte das Gefühl,

dass mit den Zwergen irgendwas nicht stimmte.

Sie kicherten nämlich schon wieder. .

Als ob sie ihm gerade einen gewaltigen Streich spielen würden!

„Stimmt, dann essen wir eben bis zum Sommer nur Kekse", kicherte der eine.

„Und damit wir nicht zu dick werden, ziehen wir zwischendurch die kleinen

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Holzpferdchen durch den Wald“, kicherte der andere.

„Vergesst nicht die bunten Bauklötze!“, rief der Dritte.

„Stimmt, die Bauklötze!", riefen sie jetzt alle.

„Damit bauen wir uns eine Burg, so groß wie ein ganzes Haus. Und auf der

Mauer lassen wir die Holzeisenbahn fahren!"

„Wovon redet ihr die ganze Zeit?", fragte der Weihnachtsmann. „Ich kapiere

überhaupt nichts mehr."

„Das sehen wir!", kicherten die Zwerge. „Komm mit, wir müssen dir noch was

zeigen!“

Wieder führten die Zwerge den Weihnachtsmann durch einen langen Gang.

Bald roch es nach frischer Farbe.

Von irgendwoher kam lautes Klopfen, wie von kleinen Hämmern.

Gleichzeitig meinte der Weihnachtsmann, plötzlich ganz deutlich noch eine

Säge zu hören ...

Die Zwerge zogen und schoben ihn durch eine große Tür.

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Und schon stand er mitten in einer Werkstatt.

Überall um ihn herum wurde gehämmert und geklopft und gesägt,

geschmirgelt und gefeilt.

Und der Sägestaub flimmerte im Licht der Lampen.

Der Weihnachtsmann ging staunend von einem Arbeitsplatz zum nächsten.

Jetzt kapierte er auch, wovon die Zwerge vorhin geredet hatten!

Es gab wirklich kleine Tiere aus Holz, die fast aussahen wie echt, und

hölzerne Wagen mit Rädern, eine Eisenbahn und bunte Bauklötze - und sogar

echte Skier!

Und alles war von Hand gearbeitet.

„Da drüben auf dem langen Tisch wird jedes Spielzeug, das fertig ist, noch

angemalt“, erklärten die Zwerge dem Weihnachtsmann.

„Siehst du die Farbtöpfe? Wir haben alle Farben, die es gibt. Wie bei einem

Regenbogen."

„Sehe ich", sagte der Weihnachtsmann und strich sich über den Bart.

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„Toll! Das ist ja fast noch besser als Kekse! Wieso bin ich nur nie selber auf

die Idee gekommen, Spielzeug aus Holz zu machen?"

„Vielleicht, weil du gar keine Zeit hattest, dir mal was Neues einfallen zu

lassen", antworteten die Zwerge.

„Du musstest ja das ganze Jahr vor deinem Backofen stehen!"

„Das wird’s sein", sagte der Weihnachtsmann.

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„Aber jetzt wird alles anders!", riefen die Zwerge.

„Jetzt gibt’s Kekse UND Spielzeug. Und fang bloß nicht wieder an

rumzujammern, dass du unmöglich alles schleppen kannst."

„Aber es ist doch so“, sagte der Weihnachtsmann traurig.

„Ich hab ja nur meinen Sack, den ich ganz alleine durch den Wald tragen

muss. Und der Sack ist viel zu klein, und einen zweiten Sack schaffe ich

nicht."

„Und wenn wir dir alle helfen?", riefen die Zwerge. „Wir sind viele! Und wir sind

stark!"

Der Weihnachtsmann schüttelte den Kopf. „Aber nicht stark genug. Und eure

Beinchen sind viel zu kurz für den weiten Weg."

Die Zwerge kicherten wieder.

„Was ist? Was habt ihr?", fragte der Weihnachtsmann.

„Das wirst du gleich sehen", antworteten die Zwerge.

„Los, zieh deinen Mantel an und setz die Mütze auf. Jetzt geht es nämlich

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los.“

Die Zwerge führten den Weihnachtsmann nach draußen vor die Höhle.

Und da standen in einer langen Reihe die Schlitten hintereinander.

Genau solche Schlitten wie der, von dem der Weihnachtsmann immer

geträumt hatte.

Ein paar Zwerge liefen noch eifrig hin und her, um die letzten Geschenke auf

die Schlitten zu laden.

Und vor jedem Schlitten stand ein Rentier und kratzte ungeduldig mit den

Hufen, als wollte es jeden Moment losrennen.

Nur vor dem ersten Schlitten warteten zwei Rentiere!

„Das ist deiner!“, riefen die Zwerge.

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„Wir haben extra zwei Rentiere für dich eingespannt, weil du ja auch ... äh ...

ein bisschen dicker bist als wir. Du brauchst nur aufzusteigen und ‚hüh! zu

rufen, und schon geht es los."

„Und ihr?", fragte der Weihnachtsmann. „Was ist mit euch?"

„Wir kommen natürlich alle mit, ist doch klar! Schließlich brauchst du ja auch

noch jede Menge Hilfe, um die Geschenke in die Häuser zu bringen. Und wir

sind so klein, dass uns keiner sieht!"

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„Klingt logisch", sagt der Weihnachtsmann, zog sich die Mütze zurecht und

kletterte auf den Schlitten mit den zwei Rentieren.

Aber gerade als er nach den Zügeln greifen wollte, kam plötzlich der Hase

durch den Schnee gehoppelt.

„Was machst du denn hier?", rief der Weihnachtsmann verblüfft.

„Ich zeig euch den Weg!“, antwortete der Hase.

„Ich bin nämlich der Einzige hier, der genau weiß, wo es langgeht. Ihr müsst

nur immer hinter mir her, mehr nicht. Aber pass in den Kurven auf, dass der

Schlitten nicht umfällt!“

Der Hase hoppelte los.

Der Weihnachtsmann rief: „Hüh!" und schon sauste der Schlitten los.

Hinter dem Weihnachtsmann kamen die anderen Schlitten mit den Zwergen,

und an allen Zügeln waren kleine Glöckchen, die lustig bimmelten.

Die Schlitten sausten durch den verschneiten Wald, und die Rentiere rannten

so schnell, dass der Schnee unter ihren Hufen hochflog.

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Es dauerte gar nicht lange, da sah der Weihnachtsmann schon die ersten

Häuser.

In allen Fenstern brannte Licht und vom Kirchturm her läuteten die Glocken.

„Den Rest müsst ihr alleine machen", sagte der Hase. „Ich hab noch was

Wichtiges zu tun, aber das schafft ihr schon.“

Und bevor der Weihnachtsmann etwas antworten konnte, war der Hase schon

wieder davongehoppelt und im Wald verschwunden.

Die Zwerge hatten eine lange Liste geschrieben, auf der genau stand, in

welches Haus welche Geschenke kamen.

Und der Weihnachtsmann musste nichts weiter tun, als auf die Liste zu

gucken und zu sagen: „Haus Nummer drei. Kekse mit Zuckerstreuseln und ein

Holzpferdchen."

Oder: „Haus Nummer zweiundzwanzig. Kekse mit Mandelsplittern und

Marmeladenfüllung und selbst gestrickte Wollsocken."

Und immer so weiter.

Und jedes Mal rannten die Zwerge los, flutschten unter den Türen hindurch,

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ohne dass jemand sie sah, und brachten die Geschenke ins Haus.

Schließlich war nur noch ein einziges Geschenk übrig.

Die knallroten Skier, die der Weihnachtsmann schon in der Werkstatt gesehen

hatte.

Aber die Skier standen nicht auf der Liste.

Und es half auch nichts, als der Weihnachtsmann seine Brille aus der Tasche

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holte und noch mal genau hinsah.

„Dann haben wir uns wohl geirrt und müssen die Skier wieder mit nach Hause

nehmen“, sagten die Zwerge.

Aber der Weihnachtsmann hätte wetten können, dass er gesehen hatte, wie

sie sich dabei heimlich zuzwinkerten.

Als sie aus dem Dorf heraus waren und gerade in den Wald abbiegen wollten,

hielten die Zwerge plötzlich an.

Und luden die Skier vom Schlitten und legten sie in den Schnee.

„Stell dich einfach drauf", riefen sie dem Weihnachtsmann zu.

„Du wirst sehen, Skilaufen macht Spaß!“

Die Zwerge warfen dem Weihnachtsmann ein Seil zu.

Dann riefen sie „Hüh!“, und schon rannten die Rentiere los – und zogen den

Weihnachtsmann auf den Skiern hinter dem Schlitten her!

Der Weihnachtsmann musste ganz schön aufpassen, dass er nicht umfiel.

Vor allem in den Kurven!

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Und der Schnee stiebte, die Skier knirschten in der Fahrspur und sein Bart

flatterte lustig im Fahrtwind.

„Das ist klasse!", rief der Weihnachtsmann. „Das mache ich jetzt immer so!"

Er war fast ein bisschen traurig, als sie wieder an der Zwergenhöhle ankamen.

Aber gleich darauf wollte er kaum seinen Augen trauen ... Da stand ja seine

Frau!

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Genau vor der Höhle.

Und drückte ihm einen Kuss auf seine Wangen und sagte: „Jetzt aber schnell

ins Warme. Und Händewaschen nicht vergessen! Beeil dich, das Essen steht

auf dem Tisch.“

Der Hase hatte die Frau vom Weihnachtsmann geholt und zur Höhle

gebracht.

Und mitten im großen Wohnzimmer stand ein richtiger Weihnachtsbaum mit

Kerzen und silbernen Kugeln.

Da saßen sie dann lange zusammen an dem langen Tisch, ließen es sich

schmecken und feierten Weihnachten.

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Als sie so satt waren, dass ihnen schon die Bäuche über den Gürtel hingen,

liefen sie nach draußen, um sich den Mond und die Sterne anzusehen.

Und da standen die Tiere des Waldes im Schnee und hatten frisches Heu von

den Zwergen bekommen und Eicheln und Kastanien und so viele Nüsse, dass

es für alle reichte.

Der Weihnachtsmann und seine Frau und die Zwerge fassten sich an den

Händen, sangen ein Weihnachtslied und tanzten im Schnee.

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Und ganz zum Schluss bauten sie noch alle zusammen einen Schneemann,

der fast ein bisschen aussah wie der Weihnachtsmann selber ...

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Wie der Weihnachtsmann beinahe das


Weihnachtsfest verpasste - Teil 2
Geschichte aus: Wie der Weihnachtsmann beinahe das
Weihnachtsfest verpasste
Autor: Wolfram Hänel
Illustration: Susanne Göhlich
Verlag: cbj Verlag
Alterseinstufung: ab 5 Jahren
ISBN: 978-3-570-17667-2

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